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Politische Information im Ersten - ARD

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Pressefreiheit ist eine Errungenschaft der modernen<br />

Demokratie, ein Privileg, das auch für die Berichterstat-<br />

tung in Hörfunk, Fernsehen und Internet gilt. Trotz ihrer<br />

Bedeutung für die Funktionsfähigkeit demokratischer<br />

Gesellschaften wurde sie <strong>im</strong>mer wieder von geschickten<br />

Politikern trickreich unterwandert. Staatliche Stellen,<br />

Polizei und Gehe<strong>im</strong>dienste sowie Presseabteilungen von<br />

Großkonzernen setzen auch heute noch auf ein restrik-<br />

tives Verhalten gegenüber Journalisten, auf gezielte<br />

Desinformation, auf Razzien in Redaktionen, auf Ein-<br />

schüchterung von Informanten, auf Abhörmaßnahmen<br />

gegen Redakteure und Autoren. Die jüngsten Pläne zur<br />

Neuregelung der Telekommunikationsüberwachung<br />

werden daher von der <strong>ARD</strong> sehr kritisch gesehen, und<br />

ihr Vorsitzender, Fritz Raff, stellte <strong>im</strong> November 2007<br />

fest: » Man kann nicht die Freiheit schützen, indem man<br />

Grundrechte abschafft!« Das Abhören von Journalisten<br />

sei ein Angriff auf die freie Presse.<br />

Pressefreiheit unter Druck<br />

Recherche-Journalismus als Qualitätsanker<br />

Von Thomas Leif<br />

M<br />

an wundert sich. Darüber, dass der<br />

Journalismus in Deutschland offenbar<br />

so gleichgeschaltet ist, dass sich<br />

jeder alles gefallen lässt.« So lautete<br />

der derbe Kommentar von Michael Schmatloch,<br />

Chefredakteur des »Donaukuriers« in<br />

Ingolstadt, zu den insgesamt zurückhaltenden<br />

Reaktionen der Medien auf die Vorratsdatenspeicherung.<br />

Der Protest der bayerischen Regionalzeitung<br />

war unübersehbar. Am 3. 11. 2007<br />

erschien der »Donaukurier« mit einer schwarzen<br />

Titelseite und einem pointierten Leitartikel zur<br />

zunehmenden Gefährdung der Pressefreiheit.<br />

Ingolstadt war eine Ausnahme. Mitte April<br />

2007 beklagte der frühere NRW-Innenminister<br />

und Bundestagsvizepräsident, Burkhard Hirsch<br />

(FDP), das »Schweigen <strong>im</strong> Blätterwalde« (message<br />

2/2008): »Es scheint so, als ob der Berufsstand<br />

in kollektive Schreckstarre verfallen ist.«<br />

Dabei müsste eigentlich allen klar sein, welche<br />

fundamentale Freiheitseinschränkung mit<br />

der Daten-Sammelflut des Staates verbunden<br />

ist. Georg Mascolo, neuer Chefredakteur des<br />

»SPIEGEL«, spricht von einem »Kollateralschaden,<br />

dessen Ausmaß noch unübersehbar<br />

ist«. »Die Vorratsdatenspeicherung bedroht die<br />

Pressefreiheit vermutlich mehr als die allermeisten<br />

Gesetze wie etwa der so heftig umstrittene<br />

Große Lauschangriff.« (message 2/2008)<br />

Die gesetzlich abgesicherte Sammelwut des<br />

Staates sieht eine sechsmonatige Speicherung<br />

aller Telekommunikations-Verbindungsdaten vor.<br />

Nummern, Dauer, Datum und Uhrzeit werden<br />

gespeichert. Bei Mobilfunknutzern wird sogar<br />

der Standort bei Gesprächsbeginn registriert,<br />

aber auch die Identifikationsnummern der Han-<br />

Pressefreiheit unter Druck <strong>ARD</strong>-JAHRBUCH 08 87

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