interkulturelle kommunikation interkulturelles management
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VON NATUR AUS<br />
SIND DIE MENSCHEN GLEICH,<br />
DURCH IHRE GEWOHNHEITEN<br />
WERDEN SIE VERSCHIEDEN.<br />
KONFUZIUS, LUNYÜ 17.2<br />
INTERKULTURELLE KOMMUNIKATION<br />
INTERKULTURELLES MANAGEMENT<br />
2010<br />
Referentin: Dr. Theresia Tauber
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis ...........................................................................................................................2<br />
1 Kultur und Business: generelle Einführung..............................................................................5<br />
2 Übung: Was ist schon normal??? ..........................................................................................16<br />
3 Übung: Wo wird's interkulturell?.............................................................................................17<br />
4 10 Thesen: Wo wirken kulturelle Unterschiede sich im Geschäftsleben aus? .................18<br />
5 Kulturelle Katastrophen beim internationalen Marketing .................................................19<br />
6 Blunders in International Business .........................................................................................20<br />
6.2 Fragen zur Bearbeitung von "Blunders in International Business" ............................23<br />
7 Die Textildruckerei ..................................................................................................................24<br />
7.1 Franzosen ............................................................................................................................25<br />
7.2 Deutsche.............................................................................................................................25<br />
7.3 Briten ....................................................................................................................................25<br />
8 Kulturkategorien......................................................................................................................26<br />
8.1 Beobachtungsaufgabe Kulturkategorien : Statements im Meeting......................33<br />
9 Wer passt sich an? ..................................................................................................................34<br />
9.1 Übung: Interkulturelle Statements ..................................................................................34<br />
9.2 Adaptions- und Akkulturationsprozesse ........................................................................36<br />
10 Fazit...........................................................................................................................................38<br />
11 Kommunikationsstrategien ....................................................................................................39<br />
11.1 Übung: (In-)direkte Ausdrucksformen............................................................................44<br />
11.2 Übersetzungsübung rückwärts: Indirekt zu direkt: ......................................................45<br />
11.3 Übung (angelsächsische Kulturen): Übersetzung von indirekt zu direkt .................46<br />
11.4 Übung (angelsächsischer Raum): Übersetzung von direkt zu indirekt...................47<br />
12 „Gesicht“..................................................................................................................................48<br />
Kultur Regionenspezifisch - Asien - romanische Länder - angelsächsische Länder -<br />
Osteuropa - islamischer Kulturraum .....................................................................................49<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 2
13 Asiatische Kulturräume...........................................................................................................50<br />
13.1 Verhandlungen (österreichische Version) ....................................................................50<br />
13.2 Verhandlungen (asiatische Version) .............................................................................50<br />
13.3 Taktik bei Verhandlungen in Asien – einige wichtige Punkte ..................................51<br />
13.4 Stellenwert von Verträgen im Westen und in Asien....................................................52<br />
13.5 Netzwerke, Beziehungen .................................................................................................52<br />
13.6 Hintergründe und Ursachen der asiatischen Position.................................................53<br />
13.7 Beziehungsorientierte Maßnahmen zur Sicherung Ihrer Interessen .........................53<br />
14 Romanische Kulturen..............................................................................................................54<br />
14.1 Pünktlichkeit und Umgang mit Zeit ................................................................................54<br />
14.2 Romanische Länder: Der Chef (oder die Chefin)......................................................55<br />
14.3 Romanische Länder: Meetings......................................................................................56<br />
14.4 Lateinamerika ....................................................................................................................57<br />
14.5 Frankreich............................................................................................................................60<br />
14.6 Italien....................................................................................................................................62<br />
14.7 Spanien................................................................................................................................65<br />
15 Angelsächsische Kulturen:.....................................................................................................68<br />
15.1 Umgang mit Zeit ................................................................................................................68<br />
15.2 Angelsächsischer Raum: Übung Small Talk Lines Which are okay, which are not?<br />
69<br />
15.3 Angelsächsische Kulturen: Sozialverhalten/ Höflichkeit/ Small Talk........................70<br />
15.4 Angelsächsische Kulturen: Selbstdarstellung und Präsentationen .........................71<br />
15.5 Angelsächsische Kulturen: Meetings .............................................................................72<br />
15.6 Wie Angelsachsen die Projektzusammenarbeit mit deutschsprachigen Kulturen<br />
empfinden ..................................................................................................................................73<br />
15.7 Angelsächsische Kulturen: Geschäftsverhandlungen ..............................................74<br />
15.8 GB / USA: Unterschiede....................................................................................................75<br />
16 Osteuropäische Kulturen........................................................................................................77<br />
16.1 Ost-/ West-Europa Einige Gegenüberstellungen ........................................................77<br />
16.2 Russland: Ausgewählte Kulturstandards .......................................................................78<br />
16.3 Ossi-Wessi-Syndrom in Osteuropa ..................................................................................79<br />
16.4 Osteuropäer erwarten von westlichen Partnern.........................................................79<br />
16.5 Personalführung: deutsche Führung und russische Mitarbeitererwartungen........80<br />
17 Islamische Kulturen.................................................................................................................81<br />
17.1 Statistiken.............................................................................................................................81<br />
17.2 Wirtschaftskraft...................................................................................................................82<br />
17.3 Religion und Religionszugehörigkeit ..............................................................................82<br />
17.4 Eheschließungen und Ehescheidungen .......................................................................83<br />
17.5 Umgang mit dem Tod ......................................................................................................83<br />
17.6 Familien/ Clan-Zusammenhalt........................................................................................84<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 3
17.7 Freunde ...............................................................................................................................84<br />
17.8 Gastfreundschaft...............................................................................................................84<br />
17.9 Fundamentalistische Strömungen und ihre Geschichte ..........................................85<br />
17.10 Alphabetisierungsrate ....................................................................................................85<br />
17.11 Ziel der Bildung.................................................................................................................85<br />
17.12 Emotion versus Fakten ....................................................................................................86<br />
17.13 Schamkultur ......................................................................................................................86<br />
17.14 Worte und Versprechen.................................................................................................86<br />
17.15 Geschäftliche Kommunikation .....................................................................................86<br />
18 Literaturverzeichnis .................................................................................................................88<br />
18.1 Zeitschriften.........................................................................................................................88<br />
18.2 Theoretische <strong>interkulturelle</strong> Literatur ..............................................................................89<br />
18.3 Business International........................................................................................................90<br />
18.4 Praktische <strong>interkulturelle</strong> Serien und Reihen / Reisehandbücher.............................91<br />
18.5 Asiatische Länder, Einzelwerke .......................................................................................92<br />
18.6 Ostasien China (inkl. Taiwan und Hang Kong), Japan, Korea .................................92<br />
18.7 Asien allgemein .................................................................................................................92<br />
18.8 "Westliche" Länder - Einzelwerke ....................................................................................93<br />
18.9 Schweiz................................................................................................................................93<br />
18.10 Deutschland .....................................................................................................................93<br />
18.11 Frankreich..........................................................................................................................93<br />
18.12 Grobritannien ...................................................................................................................93<br />
18.13 Italien .................................................................................................................................94<br />
18.14 Spanien..............................................................................................................................94<br />
18.15 Osteuropa.........................................................................................................................94<br />
18.16 Rest Europa.......................................................................................................................95<br />
18.17 USA .....................................................................................................................................95<br />
18.18 Australien...........................................................................................................................95<br />
18.19 Afrika ..................................................................................................................................95<br />
18.20 Islam - Einzelwerke...........................................................................................................96<br />
Interkulturelles Management: Critical incidents .....................................................................97<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 4
1 Kultur und Business:<br />
generelle Einführung<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 5
1. Übersichtsplan<br />
Mittwoch, 16.6.10, 10:00 bis 18:00<br />
INTERKULTURELLE KOMMUNIKATION<br />
INTERKULTURELLES MANAGEMENT<br />
� Themenüberblick, Einführung<br />
� Wo wird's interkulturell? (Übungen zu Marketing u.a.)<br />
� Kulturkategorien, Teil 1 (Hofstede, Übungen)<br />
Do<br />
nnerstag, 17.6.10, 10:15 bis 19:00<br />
� Kommunikationsstrategien, Präsentationsstile<br />
� Umgang mit Konflikten<br />
� Verhandlungen und Meetings (in Asien)<br />
Freitag, 18.6.10, 08:15 bis 18:00<br />
� Unterschiede innerhalb Europas<br />
� Romanische Kulturkreise: polychrone versus monochrone Strategien<br />
Rolle von Hierarchie, Personenfokus, Flexibilität und Eleganz<br />
� Angelsächsische Kulturen: Small Talk und Höflichkeit<br />
Selbstdarstellung, Präsentationstechnik, Meeting und Verhandlung<br />
Samstag, 19.5.10, 08:15 bis 14:00<br />
� Einige Bemerkungen zu Osteuropa<br />
� Rahmendaten zu islamischen Kulturräumen<br />
� Umgang mit den Unterschieden<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 6
Kultur und Geschäft:<br />
Einflüsse<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Drei Faktoren beeinflussen reale<br />
<strong>interkulturelle</strong>n Situationen<br />
Situation<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 7<br />
Seite 1<br />
Seite 8<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Warum <strong>interkulturelle</strong>s Coaching immer noch<br />
vielfach vernachlässigt wird:<br />
� Entscheider in der Wirtschaft wissen und verstehen<br />
nicht, wieviel Verluste<br />
<strong>interkulturelle</strong> Beratung ihnen ersparen könnte.<br />
� Interkulturelle Anbieter bescheidenen Niveaus:<br />
„Do-and-Tabu“- Ausrichtung bietet<br />
keinen Mehrwert für den Kunden.<br />
� Auch erfahrene „Interkulturalisten“verstehen häufig<br />
zu wenig von den strukturellen<br />
Rahmenbedingungen des Geschäftes<br />
- in ihrem eigenen Land<br />
wie in der Zielkultur.<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Die tatsächlichen Anwendungsmöglichkeiten<br />
<strong>interkulturelle</strong>n Coachingssind vielfältig:<br />
� Weiterbildung: Interkulturelle Schulungen für Expatriates<br />
und für alle Mitarbeiter mit Auslandskontakten<br />
� Teamentwicklung: Begleitung multikultureller Teams<br />
� Personalentwicklung: Gezielte Auswahl von Mitarbeitern für<br />
internationale Jobs (<strong>interkulturelle</strong>s Assessment)<br />
� Geschäfts- und Organisationsentwicklung: Beratung von Strategen,<br />
Geschäfts- und Projektverantwortlichen: Verzahnen von<br />
betriebswirtschaftlichen, politischen und kulturellen Erkenntnissen<br />
für jede Unternehmensfunktion, von Leitung, Strategie,<br />
Projektplanung über Einkauf, Vertrieb und Marketing bis zu<br />
Revision usw.<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 8<br />
Seite 9<br />
Seite 10<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Individuelles Versagen im Ausland<br />
hat oft <strong>interkulturelle</strong> Ursachen<br />
9 0<br />
8 0<br />
7 0<br />
6 0<br />
5 0<br />
4 0<br />
3 0<br />
2 0<br />
1 0<br />
0<br />
Versetzter<br />
kann sich<br />
der Kultur<br />
nicht<br />
anpassen<br />
8 1<br />
7 0<br />
Versetzter<br />
kann die<br />
Aufgabe nicht<br />
bewätigen<br />
6 9<br />
Familie<br />
kann sich<br />
der Kultur<br />
nicht<br />
anpassen<br />
3 7<br />
mangelnde<br />
Unterstützung vom<br />
Stammhaus<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
HARVARD UNIVERSITY<br />
Amrop International, 1995<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 9<br />
Seite 11<br />
Fehlschläge internationaler Joint Ventures<br />
haben of <strong>interkulturelle</strong> Gründe<br />
30% lassen sich den<br />
„harten Faktoren“<br />
zuordnen, wie etwa:<br />
Finanzierung,<br />
Marktforschung,<br />
juristische Fehler...<br />
70% lassen sich den „weichen Faktoren“ zuordnen,<br />
z.B. Kommunikation, kulturelle Reibungsverluste...<br />
Daten aus: E. Razvigorova/ G.Wolf-Landon; Joint ventures' New<br />
Practices in East West Relations 1987 gleiche Ergebnisse bei:<br />
Plasonig/ Buchleitner 1990<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Seite 14<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Monokulturelle Teams haben eine<br />
normale Leistungsverteilung<br />
Verringerte<br />
Leistung<br />
Monokulturelle Teams<br />
Verbesserte<br />
Leistung<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Multikulturelle Teams haben eine<br />
umgekehrt-normale Leistungsverteilung<br />
Verringerte<br />
Leistung<br />
Multikulturelle Teams<br />
Verbesserte<br />
Leistung<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 10<br />
Seite 12<br />
Seite 13<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
„Jeder Mensch ist in gewisser Hinsicht wie<br />
jeder/ mancher/ mancher kein anderer Mensch“*<br />
wie keiner:<br />
Persönlichkeit:<br />
wie manche:<br />
(Sub-) Kultur,<br />
angelernt<br />
...<br />
Intelligenz<br />
Talente, Charme<br />
Werte, Symbole, Helden, Rituale<br />
Sprache, Kommunikationsform, Etikette<br />
Speisen und Eßgewohnheiten, Erziehung, Bräuche<br />
Kleidung, Architektur, Regeln für die Familiengründung<br />
Arten, die Wirtschaft, Gesellschaft, Technik, Politik zu ordnen<br />
wie alle:<br />
Instinkte, Sinne, Gefühle, Überlebenswille, Spieltrieb, Sexualität<br />
Natur,<br />
Hunger, Durst, will Liebe und Hoffnung, wird geboren, ist sozial..<br />
angeboren<br />
*nach Kluckhohn<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Kultur ist erlernt<br />
und daher in jeder Gesellschaft anders<br />
Alle Kulturtheorien sind sich in folgenden Punkten einig<br />
� Soziales Verhalten ist ganz oder teilweise erlernt,<br />
und zwar von Bezugspersonen und von dem sozialen<br />
Umfeld (Gesellschaft) allgemein.<br />
� Die Inhalte dienen dem Überleben und dem möglichst<br />
reibungslosen Zusammenleben in dieser Gesellschaft.<br />
� Diese Inhalte sind je nach natürlichem und politischem<br />
Umfeld, historischem Werdegang usw. verschieden und<br />
bilden zusammen die Kultur dieser Gesellschaft.<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 11<br />
Seite 15<br />
Seite 16<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Kulturkategorien sind ein Werkzeug,<br />
Kulturen zu analysieren<br />
In jeder Kultur oder Subkultur<br />
werden andere, dort angemessene Verhaltensweisen, Sitten,<br />
Stile, Normen, Werte usw. gelehrt.<br />
Man kann die <strong>interkulturelle</strong>n Unterschiede in Form von<br />
Kulturkategorien fassen.<br />
Kulturkategorien haben einen gewissen Erklärungswert, wenn<br />
nicht gar Vorhersagewert für das Verhalten von Menschen<br />
aus einer jeweiligen (Sub) - Kultur.<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 12<br />
Seite 17<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Die Arbeit mit Kulturkategorien hat<br />
zwei wesentliche Nachteile...<br />
� In der Praxis kann die Festlegung von Kulturkategorien<br />
leicht zur Verfestigung von Stereotypen führen. (Grund:<br />
blinde Flecken bzw. mangelnde Kontextkenntnis.)<br />
� Fokussierung auf Kulturunterschiede verdeckt andere<br />
Faktoren wie Besonderheiten der Personen oder Strukturen.<br />
... und drei Vorteile<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
� „Tür-Öffner“-Themen in bikulturellen Arbeitssituationen<br />
� Groborientierung, Fokussierung, Strukturierung<br />
- von Nutzen, wenn gepaart mit genauer Beobachtung<br />
� Alternative Attribuierung von Verhaltensweisen<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 13<br />
Seite 18<br />
Seite 19<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Die „Kontakthypothese“ist falsch<br />
� Die „Kontakthypothese“besagt, dass Fremde einander<br />
verstehen werden, wenn sie nur lange genug miteinander in<br />
Kontakt sind.<br />
� Sie ist längst vielfach widerlegt.<br />
Kontakt ist NICHT gleich funktionierender Kommunikation.<br />
� Grund: die Selbstwahrnehmung wie die Fremdwahrnehmung<br />
bedürfen einiger Übung.<br />
Die Fremdwahrnehmung benötigt Zusatzinformation, die<br />
nicht aus der Beobachtung kommen kann.<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Weltweit antwortet man unterschiedlich<br />
auf Management-Fragen<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Schweden<br />
Niederlande<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 14<br />
Seite 21<br />
0<br />
Zustimmung zu der Aussage (gestestet durch AndréLaurent)<br />
„Es ist wichtig, dass ein Manager sofort präzise Antworten auf die Fachfragen seiner MA hat“<br />
USA<br />
Dänemark<br />
UK<br />
Schweiz<br />
Belgien<br />
Deutschland<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
Indonesien<br />
Japan<br />
Seite 22<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Franzosen und US-Amerikaner<br />
unterscheiden sich hier deutlich:<br />
Zustimmung zu dem Statement<br />
(erhoben durch AndréLaurent in den USA und in Frankreich)<br />
„It is important for a manager<br />
to have at hand precise answers to most of the questions<br />
that his subordinates may raise about their work.“<br />
USA<br />
France<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Nach 6 Jahren französisch-amerikanischer<br />
Kooperation gab es eine Überraschung:<br />
USA (alt)<br />
France<br />
(alt)<br />
Tragen Sie hier bitte die erfolgte Veränderung in den Umfragewerten ein<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 15<br />
Seite 23<br />
„It is important for a manager to have at hand precise answers to most of the questions<br />
that his subordinates may raise about their work.“<br />
Seite 24<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
2 Übung: Was ist schon normal???<br />
2.1.1 Was ist sauber, was ist schmutzig?<br />
� Europäer finden es unsauber, das Gesäß mit Hand und Wasser zu reinigen.<br />
� Inder finden es aber unsauber, für diesen Zweck Toilettenpapier zu verwenden.<br />
� US Amerikaner finden jeden unsauber, der nicht 2 Mal täglich duscht.<br />
� Österreicher???<br />
2.1.2 Was ist gesund, was macht krank?<br />
� Viele Europäer finden Sport treiben sehr gesund.<br />
� Chinesen halten da mehr vom Ausruhen.<br />
� US Amerikaner halten vollsynthetischen Brotaufstrich für gesünder als Butter.<br />
� Österreicher???<br />
2.1.3 Was ist schön, was ist hässlich?<br />
� Nena schockierte die USA, weil sie sich auch mit unrasierten Achseln schön fand.<br />
� In ganz Asien lieben die Damen "kitschige" Applikationen auf ihren Pullis.<br />
� US-Amerikaner finden sich in Shorts schön - auch noch bei 100 kg Gewicht.<br />
� Österreicher???<br />
2.1.4 Was ist gut, was ist böse - was ist ein Verbrechen?<br />
� Als Mann einer Kollegin eine Hand auf die Schulter zu legen, ist in Europa keine Sünde.<br />
� Waffen zu tragen ist in den USA ein heiliges Bürgerrecht.<br />
� Prügelstrafe ist in Singapur okay.<br />
� In Österreich???<br />
2.1.5 Was ist privat, was ist öffentlich?<br />
� Vielen Chinesen macht es nichts aus, keine Tür vor der Toilette zu haben.<br />
� US-Amerikaner machen mit Besuchern stets eine komplette "Tour of the House".<br />
� Holländer haben keine Gardinen vor den Fenstern.<br />
� Deutsche erzählen Fremden im Zug detailliert ihre Krankheiten<br />
� Österreicher???<br />
2.1.6 Was ist interessant, was ist langweilig?<br />
� US-Amerikaner und Nordeuropäer ziehen "pittoreske" Ecken vor.<br />
� Chinesen schauen sich lieber die Autobahn an als einen Dom oder ein Museum.<br />
� Viele Europäer gehen in die Natur, je einsamer, desto besser.<br />
� Asiaten gehen ins Gewühl der Straßen, je mehr Leute, desto besser.<br />
� Österreicher???<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 16
3 Übung: Wo wird's interkulturell?<br />
Interkulturelle Begegnungen spielen sich inzwischen in allen gesellschaftlichen und beruflichen<br />
Bereichen ab. Bitte skizzieren Sie für folgende Personen oder Personengruppen kurz<br />
einige Beispiele, inwiefern sie sich bei der Arbeit mit Angehörigen anderer Länder oder<br />
Kulturen auf Unterschiede einstellen müssen:<br />
1. eine international tätige Werbeagentur<br />
2. ein katholischer Priester, der in einer kath. Gemeinde im Ausland arbeitet<br />
3. ein Arzt mit internationalen Patienten<br />
4. ein Monteur auf Montage in einem großen Projekt im Ausland<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 17
4 10 Thesen: Wo wirken kulturelle Unterschiede<br />
sich im Geschäftsleben aus?<br />
1. Immer mehr Unternehmen können nicht anders, als international agieren.<br />
2. International agierende Firmen benötigen Mitarbeiter mit Fremdsprachen-<br />
und mit <strong>interkulturelle</strong>n Kenntnissen.<br />
3. Für die betroffenen Firmen führt das Fehlen von <strong>interkulturelle</strong>n Kenntnissen<br />
und Fähigkeiten zu Nachteilen wie: Misserfolg beim Export, Scheitern von strategischen<br />
Allianzen, Joint Ventures oder Firmenkäufen im Ausland.<br />
4. Nach allgemeiner Schätzung scheitern ca. 80% aller internationaler Joint Ventures.<br />
Laut mehrfacher Untersuchungen liegen die Gründe des Scheiterns in<br />
ca. 2/3 der Fälle an den so genannten weichen Faktoren, also an <strong>interkulturelle</strong>n<br />
Missverständnissen und Ähnlichem.<br />
5. Für betroffene Teams führt das Fehlen von <strong>interkulturelle</strong>n Kenntnissen und<br />
Fähigkeiten zu Nachteilen vor allem in der Leistung des Teams, natürlich<br />
ebenso zu geringerem Spaß an der Arbeit usw. Bemerkenswert: Nach Untersuchungen<br />
von Nancy Adler bietet kaum ein multikulturelles Team "normale",<br />
"durchschnittliche" Leistung. Entweder sind sie weit besser als ein vergleichbares<br />
monokulturelles Team oder aber weit schlechter.<br />
6. Für betroffene Einzelpersonen, die als Manager oder Angestellte ins Ausland<br />
entsandt werden, bedeutet das Fehlen von <strong>interkulturelle</strong>n Kenntnissen und<br />
Fähigkeiten, dass sie im Zielland scheitern können. Dies trifft weltweit ca. 15-<br />
40% der Entsandten.<br />
7. Als Hauptgrund für ihren Fehlschlag empfinden die meisten dieser Entsandten<br />
selbst (wenn nachträglich befragt) <strong>interkulturelle</strong> Probleme.<br />
8. Auslandsentsandte, die in ihre Heimat zurückkehren, werden dort von ihren<br />
Kollegen und Vorgesetzten als deutlich kompetenter wahrgenommen als vor<br />
ihrem Auslandseinsatz. Auch sie selbst sehen sich entsprechend. Ihr Gehalt<br />
steigt.<br />
9. Internationale Zusammenarbeit allein führt noch nicht automatisch zu gegenseitiger<br />
Anpassung oder gar zu Synergieeffekten, nicht einmal zu gesteigertem<br />
gegenseitigem Verständnis der Betroffenen.<br />
10. Zumindest teilweise können <strong>interkulturelle</strong> Kenntnisse und Fähigkeiten gelernt<br />
werden.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 18
5 Kulturelle Katastrophen<br />
beim internationalen Marketing<br />
5.1.1 Es lassen sich 4 Quellen für internationale Unverträglichkeiten<br />
ausmachen:<br />
1. Unerwünschte Bedeutung des Produktnamens im Zielgebiet<br />
2. Abweichende Bedeutung verwendeter Symbole / Werbeträger im Zielgebiet<br />
3. Unterschiedliche Konventionen bei der Informationsaufnahme<br />
4. Unverträglichkeit des Produktes mit faktischen Gegebenheiten des Umfeldes<br />
5.1.2 Das erste Problem betrifft den Klang:<br />
1. Mitsubishi MR2 klingt auf Französisch wie "merde".<br />
2. Ford Pinto heißt in brasilianischen Ohren "Ford Zwergenpimmel"<br />
3. Das Münchener "Haarstudio Driss" heißt für Rheinländer "Haarstudio Scheiße".<br />
4. Der Bacardi Drink "Pavane" sollte nach französischem Chic klingen, ließ deutsche<br />
potentielle Kunden kalt, weil sie keinen Pavian-Drink haben mochten.<br />
5.1.3 Das zweite Problem betrifft die Optik:<br />
5. Das Logo der Wise Corp. ist eine weise Eule. In Indien ist das ein Unglücksbote.<br />
6. Der Marlboro Mann galt in Hong Kong erst als Looser. Man mußte ihn mit eigener<br />
Ranch und viel Land versehen, um ihn werbewirksam zu machen.<br />
5.1.4 Das dritte Problem taucht gerne bei Werbung in Printmedien auf<br />
7. Die funktionieren beispielsweise in arabischen Ländern nur dann, wenn man<br />
die Fotoreihenfolge umdreht, weil dort nämlich von rechts nach links gelesen<br />
wird. Belässt man die Fotos in der europäischen Reihenfolge, so verwirrt den<br />
Araber eine Botschaft, wonach man durch die Einnahme einer Kopfschmerztablette<br />
ganz offenbar eben genau das bekommt: Kopfschmerzen, oder wo<br />
Wäsche durch die Einwirkung des Superweiß-Waschkraft-Produktes ungeheuer<br />
schmutzig wird...<br />
5.1.5 Das vierte Problem ist nicht psychologisch, sondern praktisch:<br />
8. Durchlauferhitzer mit dicken Abluftrohren gehen in China nicht, weil die<br />
Klempner dort nur mit kleinen Bohrern ausgerüstet sind.<br />
9. Restaurants können nur dort mit Abhol- oder Lieferservice werben, wo auch<br />
genügend Leute ein Telefon besitzen, also nicht in Island z.B., wo die Leute jedoch<br />
Autos besitzen. Dort tat sich Domino Pizza erfolgreich mit einer Autokino<br />
Kette zusammen.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 19
6 Blunders in International Business<br />
Auszüge aus dem gleichnamigen Buch von David A. Ricks, 1999<br />
"Buyers, influenced by local economic constraints<br />
and by local values, attitudes and tastes,<br />
differ in<br />
what they buy, why they buy, how they buy, when they buy and where they buy." (p.4)<br />
6.1.1.1 section 1)<br />
Americans [during negotiations] wanted the Greeks to first agree to principle and then<br />
allow their subordinates to work out all necessary details. The Greeks viewed this as a deceptive<br />
strategy; they preferred to directly handle all arrangements regardless of the<br />
time involved. (p.6) [an example taken by Ricks from Hall; The Silent Language]<br />
A Chicago company was bidding on a public works project in Thailand and was waiting<br />
for the Thai contingent to arrive at their Chicago offices for the meeting. After hours of<br />
waiting, the Chicago company found out that the Thai group was still waiting to be<br />
picked up at the airport. They rescheduled the meeting for the next day, only to find out<br />
that the same communication problem existed. (p.6)<br />
[McDonalds selected a French partner] Because French firms place less emphasis on<br />
cleanliness than U.S. firms do, local references of the French partner did not expose this as<br />
a troublesome issue. As business in France grew, however, McDonalds soon observed<br />
hygiene habits it considered unacceptable in its US outlets. These habits, though, were<br />
not viewed as negatively by the French partner or most of the French customers, for that<br />
matter. The real problem? Many of the outlets' customers were U:S: tourists expecting U.S.<br />
standards. The French outlets, therefore, negatively impacted McDonalds global image<br />
and threatened its "clean" reputation at home. (p.6/7)<br />
Colgate Palmolive has been able to promote its toothpaste effectively within the Hispanic<br />
community [in the U.S.] through ads that place less emphasis on health and more<br />
emphasis on appearance. (p.69)<br />
6.1.1.2 Section2)<br />
Muslims usually consider dogs to be either signs of bad luck or symbols of uncleanliness.<br />
Neither interpretation helped sales of a cologne [in whose ad a man and a dog were<br />
pictured] (p.49)<br />
Arabic script as decoration is dangerous. More often than not considered sacrilegious,<br />
because chances are high that the designer unwittingly copies a religious word. In at<br />
least one case, this mistake led to riots with wounded and dead people. (cases p.57 ff)<br />
To use national flags is often dangerous Mexico: McDonald's place mat with the Mexican<br />
flag was confiscated by Mexican authorities: please no sauce or grease stains on<br />
sacred national symbol. Quebec, Kanada: an American beer used the Canadian flag in<br />
its promotion campaign, Canadians hated that profane use of their treasured symbol.<br />
The image of Buddha is not welcome in advertisements in Thailand.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 20
6.1.1.3 Section 3)<br />
[Tengelmann initially flopped in the U.S.: Tengelmann followed its European policy of offering<br />
a limited line of low cost (attractively priced) store brand groceries, the U.S. customers<br />
wanted a fuller range of products.] (p.122)<br />
[One U.S. cosmetics manufacturer experienced difficulties when it tried to sell its products<br />
in France solely through a chain store. Reason: to hold down marketing costs while having<br />
maximum market exposure. They did not know about the existence and importance<br />
of French "parfumeries" and that people would buy serious cosmetics only there - or at<br />
least would only buy stuff that they could find in a parfumerie, too.] (p.125)<br />
6.1.1.4 section 4)<br />
One U.S. food processor built a pineapple cannery at the delta of a river in Mexico. Since<br />
the pineapple plantation was located upstream, the company planned to float the ripe<br />
fruit down to the cannery on barges. To its dismay, however, the firm soon discovered<br />
that at harvest time the river current was far too strong for barge traffic. Since no other<br />
feasible alternative method of transportation existed, the plant was closed. (p.20)<br />
Proctor & Gamble encountered problems with the Japanes diaper market. After years of<br />
research, the company uncovered the problem: Japanese parents change diapers far<br />
more frequently than Americans but do not usually have the storage space of US homes.<br />
Thus, larger boxes of disposable diapers posed a storage problem for the average Japanese<br />
family. Once Proctor & Gamble began producing thinner diapers sold in a smaller<br />
box, the popularity of the new diapers, Ultra Pampers, spread and now it is the leading<br />
brand in Japan. (p.22)<br />
Polaroid planned to introduce a slide copier as a central piece of its 1989 product line for<br />
both U.S. and European markets. Unfortunately, the engineers failed to realize that standard<br />
paper sizes vary. Therefore, the copier would not work using standard European<br />
paper. Hasty modifications were made, but not without extra costs. (p.25)<br />
Marketing its liquid detergents in Europe proved to be a challenge for Proctor & Gamble<br />
as European washing machines dispense powdered detergents. (...) They eventually<br />
came up with the solution: a plastic ball was supplied with each bottle of detergent. The<br />
"dosing ball" could be filled with detergent and placed in each load of laundry. Proctor &<br />
Gamble now holds 50% of the liquid detergent market in Europe. (p.25)<br />
Proctor & Gamble's original Japanese promotion of Cheer laundry detergent boasted<br />
that the detergent was effective at "all water temperatures". (...) However, the Japanese<br />
wash most clothes in cold water so the promotion was meaningless to them. Proctor &<br />
Gamble changed its approach and ran ads touting Cheer's superior cleaning in cold<br />
water. Now Cheer sells much better in Japan. (p.50)<br />
General Mills tried to introduce cake mixes to the Japanese. They found out that most<br />
Japanese households did not have an oven (...). Market research revealed that almost<br />
every household did have a rice cooker so General Mills developed a product called<br />
Cakeron, a cake mix to be cooked in the rice cooker. (...) But rice was often left over and<br />
saved in the rice cooker, so baking cakes was inconvenient. (...) In addition the cake<br />
mixes often left an aftertaste in the rice cooker. - no market. (p.61/62)<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 21
6.1.1.5 Section 5)<br />
A U.S. firm selling feminine sanitary napkins in South America suddenly experienced a major<br />
surge in sales. (...) The sales boost was prompted by local farmers buying the napkins<br />
to use as dusk masks. (p.3)<br />
Guiness stout had somehow achieved a reputation in Hong Kong as being an excellent<br />
drink for women during pregnancy [whereas in Britain, it is meant for virile men] (p.68)<br />
The company Gervais Danone, finding that the Mexicans had little interest in its products,<br />
decided to alter its promotional strategy. It found that it was eventually able to interest<br />
the adults in using its cheeses for butter and its Petit Swisse, a creamy whipped cheese, as<br />
a good snack for children. (p.68)<br />
[A Japanese company bought the exclusive rights for manufacturing and sales of a<br />
product for 20 years. Being of a new, attractive material, the product might well have<br />
replaced the conventional Japanese products. But the Japanese company never manufactured<br />
or sold it. It was just for that reason that they obtained the exclusive rights at the<br />
product: to keep it out of Japan, where they continued making the conventional product]<br />
(p.112)<br />
6.1.1.6 section 6)<br />
United Airlines [...in 1982] tried to show customers the company's new route [to Japan].<br />
Unfortunately, the map they used failed to include a major Japanese island. (p.55)<br />
Time magazine ran a Spanish language ad in its Brazilian edition. (p.56)<br />
AT&T has had such little on-the -scene oversea's experience, that as late as 1989, when<br />
an emergency meeting was called in Italy, several of its U.S. based "international" managers<br />
had to reveal that they did not even own passports. (p.133)<br />
6.1.1.7 section 7)<br />
ROTO - Olympia's photocopier in Chile. In Spanish, it means "broken" (p.39)<br />
Kinki Nippon Tourist Company - Japanese agency in English speaking markets, began<br />
receiving requests for unusual sex tours. (p.39)<br />
Mist-Stick - a mist producing hair curling iron by Sunbeam Corporation, failed in Germany<br />
(p.40)<br />
Koff beer and Siff beer - Finnish products that flopped in the U.S. (p.42)<br />
Super Piss - a Finnish product for unfreezing car doors flopped in the U.S. (p.42)<br />
Maxipuke playing cards - Chinese Poker (pu-ke) cards that flopped in the U.S. (p.42)<br />
Black Nikka - unsuccessfully named Japanes whiskey sold in the U.S. (p.44)<br />
EMU - Airline that wanted success in Australia (Emu can't fly) (p.45)<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 22
6.2 Fragen zur Bearbeitung von<br />
"Blunders in International Business"<br />
� Häufig werden im internationalen Geschäft Anekdoten von spektakulären Fehlschlägen<br />
erzählt. Diese Geschichten dienen oft vornehmlich der Erheiterung des mit schadenfrohen<br />
Tendenzen ausgestatteten Publikums.<br />
� Was bei den meisten Darstellungen leider zu kurz kommt, ist eine systematische Ursachenanalyse<br />
dieser Fehlschläge. So kann man aber aus ihnen auch nicht lernen. Denn<br />
dass sich für einen selbst einmal die haargenau gleiche Situation ergibt wie in den<br />
Anekdoten, ist eher unwahrscheinlich.<br />
� Daher ist es wichtig, die Grundmuster hinter dem anekdotisch dargestellten Problem<br />
zu erkennen und dazu grundsätzliche Strategien zu entwickeln.<br />
Dazu nun die Bearbeitungsfrage:<br />
� Welche der folgend gelisteten "Blunders" beruhen auf echten <strong>interkulturelle</strong>n Unterschieden<br />
(weiche Faktoren), und welche auf "harten Faktoren", die unabhängig von<br />
den jeweiligen Kulturen wirksam waren?<br />
� Hinweise:<br />
� In den nicht wirklich interkulturell bedingten Fällen kann man einer Seite ein definitives<br />
Versäumnis oder Fehlverhalten nachweisen (z.B. dass sie eine falsche Landessprache<br />
angenommen haben und deswegen Unterlagen in der falschen Sprache schickten).<br />
Oder aber es handelt sich um Planungsfehler, wie sie einem auch im Inland unterlaufen<br />
könnten (z. B. die Infrastruktur/ Transportwege/ Arbeitskräfte-/ Abnehmermarkt im<br />
Zielland nicht ausreichend berücksichtigt.) Im Inland unterlaufen diese Fehler seltener,<br />
weil die Informationslage besser ist, dennoch ist ein derartiger Fehler kein <strong>interkulturelle</strong>r<br />
Fehler, sondern bloß ein Mangel an faktischen Informationen.<br />
� ein echter <strong>interkulturelle</strong>r Unterschied liegt vor, wenn man nicht sagen kann, dass sich<br />
eine der beiden Seiten grundsätzlich "falsch" verhalten hätte, wenn aber die Interaktion<br />
beider Seiten trotzdem nicht funktioniert.<br />
� Ein echter <strong>interkulturelle</strong>r Unterschied produziert nicht nur einen Misserfolg, sondern<br />
leicht eine ganze Serie von Misserfolgen, denn derselbe Unterschied liegt ja als Wertvorstellung<br />
oder Verhaltensnorm einer ganzen Reihe von Verhaltensweisen und Aktivitäten<br />
zu Grunde. Daher wird er sich in immer neuen Situationen immer wieder fatal<br />
auswirken. Wer diesen Unterschied erkennt und das entsprechende Missverständnis<br />
auflöst, kann also damit mehr als nur ein punktuelles Problem lösen.<br />
Dies ist als Analyse-Übung gedacht und verfolgt noch nicht das Ziel, dass Sie jetzt schon<br />
sämtliche Grundmuster kennen und erkennen. Im Laufe des <strong>interkulturelle</strong>n Seminars<br />
werden Ihnen weitere Hintergrundinformationen und Analyseinstrumente zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 23
7 Die Textildruckerei<br />
Bitte lesen Sie den unten stehenden Text, welcher einen Konflikt in einem Unternehmen<br />
umreißt. Finden Sie dann in Gruppenarbeit Antworten auf die 4 Fragen am Ende des Textes.<br />
Irgendwo in Westeuropa kämpft eine mittelgroße Textildruckerei ums Überleben. Importstoffe<br />
aus asiatischen Ländern werden nach den Wünschen der Kunden (Modefirmen,<br />
die für den lokalen Markt produzieren) bunt bedruckt. Geführt wird das Unternehmen von<br />
einem General Manager und drei Lininemanagern: einem für Design und Vertrieb, einem<br />
für Produktion und einem für Finanzen und Personal. Die Belegschaft beträgt zusammen<br />
ca. 250 Personen.<br />
Das Arbeitsklima ist oft durch Konflikte zwischen Vertrieb und Produktion getrübt. Der Produktionschef<br />
ist interessiert an einem rationalen Druckvorgang mit möglichst wenig Störungen.<br />
Wo immer möglich, sammelt er Kundenaufträge und sortiert sie in Farbkategorien.<br />
Ein Wechsel von Farbe und/ oder Design bedeutet immer ein Umrüsten und Säubern<br />
der Druckmaschinen. Das kostet Zeit und verschwendet teure Farbe. Am schlimmsten ist<br />
es, wenn man von einer dunklen auf eine helle Farbe wechseln muss, denn jedes etwaige<br />
Restchen dunkler Farbe ist dann auf dem hell bedruckten Stoff zu sehen und ruiniert<br />
dessen Qualität. Die Planer in der Produktion bemühen sich daher, den Druck möglichst<br />
mit einer Serie von Aufträgen mit hellen Farben zu beginnen und dann nach und nach<br />
die immer dunkleren Aufträge zu bearbeiten. Auf diese Weise können sie die unvermeidliche<br />
penible Gesamtreinigung der Maschinen möglichst lange hinausschieben.<br />
Der Design- und Vertriebschef seinerseits versucht natürlich, die Kunden zufrieden zu stellen,<br />
und das in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld. Seine Kunden, die Modefirmen,<br />
sind berüchtigt für kurzfristige Planänderungen. Als ihr Lieferant bekommt die Textildruckerei<br />
häufig Eilaufträge. Und selbst, wenn diese Aufträge nur klein und vermutlich<br />
nicht profitabel sind, will der Vertriebsmanager dennoch nicht ablehnen. Schließlich<br />
könnte der Kunde zur Konkurrenz gehen und der nächste große Auftrag, der nach Überzeugung<br />
des Vertriebsmanagers sicher kommen wird, gleich dazu.<br />
Die Eilaufträge allerdings bringen die ganzen Pläne der Produktion durcheinander, weil<br />
sie sie häufig dazu zwingt, kurze Laufzeiten mit dunklen Farben auf sauberen Maschinen<br />
durchzuziehen, dann alles anzuhalten und erst mal stundenlang die Maschinen zu säubern,<br />
bevor die normalen Aufträge weiter gedruckt werden können.<br />
Zwischen beiden Managern kommt es vielfach zum Streit, ob der jeweilige Eilauftrag nun<br />
gedruckt werden soll oder nicht. Zudem umfasst der Konflikt auch beide Abteilungen.<br />
Leute aus der Produktion melden öffentlich Zweifel an den Fähigkeiten der Vertriebskollegen<br />
an und umgekehrt. In der Kantine sitzen Produktion und Vertrieb nie am selben<br />
Tisch, auch nicht Leute, die sich schon Jahre kennen.<br />
1. Was ist der Kern des Problems?<br />
2. Wer kann eine Entscheidung treffen?<br />
3. Was sollte entschieden werden?<br />
4. Was sollte getan werden, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 24
Dieser Fall wurde Studenten bei einer Prüfung an der französischen Business Schule IN-<br />
SEAD vorgelegt. Die Business Studenten waren teils Franzosen, teils Deutsche, teils Briten.<br />
Und sie wurden nach ihrer Diagnose des vorliegenden Falles befragt, ebenso nach einer<br />
Lösung. Im Folgenden finden Sie eine Analyse wiederum der Antworten der drei Studentengruppen:<br />
7.1 Franzosen<br />
Die Mehrheit der französischen Studenten diagnostizierte das Problem als Vernachlässigung<br />
durch den General Manager, dem die zwei Abteilungschefs unterstanden. Die Lösung,<br />
welche die Franzosen bevorzugten, sah so aus, dass die beiden Gegner mit ihrem<br />
Streit zu ihrem gemeinsamen Vorgesetzten gehen sollten und dass dieser durch klare Order<br />
solche Zweifelsfälle in Zukunft eliminieren sollte.<br />
Die französische Analyse ist typisch für ein bestimmtes, in ihren Gedanken implizites, Organisationsmodell.<br />
Danach gibt es ein "Menschenpyramide", mit dem General Manager<br />
an der Spitze und allen anderen Leuten auf ihren angemessenen Plätzen darunter.<br />
7.2 Deutsche<br />
Die Mehrheit der deutschen Studenten sah in diesem Problem einen Fall von mangelnder<br />
Struktur. Die jeweiligen Kompetenzen der beiden Abteilungsleiter waren offenbar nie explizit<br />
festgelegt worden. Die deutschen Studenten tendierten zu der Lösung, dass feste<br />
Strukturen und Vorgehensweisen nun verbindlich festgelegt werden sollten. Zu diesem<br />
Zweck konnte man nach ihrer Meinung entweder einen externen Berater ins Haus holen,<br />
oder eine interne Task Force bilden oder aber den General Manager um die Festlegung<br />
einer solchen Struktur bitten.<br />
Die deutsche Lösung geht implizit von dem Organisationsmodell einer "gut geölten Maschine"<br />
aus, worin die Intervention durch das Management auf wenige Ausnahmefälle<br />
beschränkt ist, weil sich mittels Regeln und Vorschriften alle Alltagsprobleme schon erledigen<br />
lassen.<br />
7.3 Briten<br />
Die Britischen Studenten sahen hier ein typisches Problem von mangelnder Sozialkompetenz.<br />
Die zwei Abteilungsleiter waren ganz offenbar im Debattieren äußerst miserabel.<br />
Ihre diesbezüglichen Fähigkeiten sollten dadurch verbessert werden, dass man beide auf<br />
ein Management Seminar schickte, am besten gemeinsam.<br />
Das implizite Organisationsmodell, das hinter der britischen Lösung steht, ist der "Dorfmarkt",<br />
wo weder Hierarchie noch Vorschriften bestimmen, was geschieht, sondern vielmehr<br />
die Erfordernisse der Situation, zusammen mit der Flexibilität der Beteiligten, insbesondere<br />
mit ihren Fähigkeiten, etwas auszuhandeln.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 25
8 Kulturkategorien<br />
„Individualismus-Kollektivismus“<br />
beschreibt das Gewicht der Bezugsgruppe*<br />
�Pers. Ansichten werden geäußert.<br />
Wer dies nicht tut, gilt als schwach.<br />
�Risiko für Teamarbeit:<br />
Einzelkämpfertum<br />
�Pflichten gegenüber sich selbst und<br />
der Allgemeinheit<br />
* nach Gert Hofstede<br />
Ist da keiner<br />
dabei, der selber<br />
denkt?<br />
Kontakt unmöglich.<br />
Das ist eine viel zu<br />
hermetische<br />
Cliquenwirtschaft.<br />
�Geäußert werden Gruppenansichten,<br />
wer offen abweicht, gilt als destruktiv.<br />
�Risiko für Teamarbeit:<br />
Bindung an andere Gruppe<br />
�Pflichten innerhalb von Beziehungen<br />
gestaffelt<br />
Der ist nicht<br />
vertrauenswürdig:<br />
streitet mit seinen<br />
eigenen Leuten<br />
So ein arroganter<br />
Schnösel! Denkt<br />
wohl, er kann alles<br />
alleine!<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
„Hierarchie“beschreibt die Rollenverteilung<br />
zwischen „unten“und „oben“.*<br />
�Bedürfnis Selbständigkeit<br />
�Idealchef: ideenreicher Demokrat<br />
�Man kann Vorgesetzten<br />
widersprechen<br />
�Dezentralisation/ Evolution<br />
Wie unselbständig die sind<br />
Die brauchen<br />
einen Babysitter<br />
als Boss<br />
* nach Gert Hofstede<br />
Arme Kollegen!<br />
Müssen immer erst<br />
den Chef fragen!<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 26<br />
Seite 33<br />
�Bedürfnis Anlehnen/ Abhängigkeit<br />
�Idealchef: gütiger Autokrat<br />
�Man kann Vorgesetzten nicht<br />
widersprechen<br />
�Zentralisation/ Revolution<br />
Armer Boss! Muß<br />
immer erst die<br />
Mitarbeiter fragen<br />
Die sind chaotisch<br />
und unflexibel<br />
Seite 34<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
„Unsicherheitsvermeidung“<br />
beschreibt das Maß der Risikofreude.*<br />
�Bedürfnis nach wenig Regeln<br />
�Motivatoren sind Leistungsanreize<br />
wie flexible Lohnanteile<br />
�Ungewißheit gilt als normal,<br />
Präzision und Pünktlichkeit als<br />
überflüssig.<br />
* nach Gert Hofstede<br />
Ach je, was sind die<br />
rigide und unflexibel!<br />
Wie ein Klotz am<br />
Bein. Wenn ich mit<br />
denen zusammen<br />
bin, werden mir alle<br />
Chancen durch die<br />
Lappen gehen<br />
�Bedürfnis nach Regeln und Checklisten<br />
�Motivator für Mitarbeiter ist Sicherheit,<br />
Fixlohn, Betriebsrente<br />
�Man bekämpft Ungewißheit u.a. durch<br />
Präzision und Pünktlichkeit<br />
Meine Güte, so ein<br />
Chaos. Die machen ja<br />
alles ohne System!<br />
Wenn ich denen nicht<br />
rasch Spielregeln<br />
beibringe, geht alles<br />
schief<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
„Maskulinität“beschreibt das Maß des<br />
ungebremsten Ehrgeizes.*<br />
�Männer sollen ehrgeizig, stark und<br />
durchsetzungsfähig sein, Frauen<br />
sanft und fürsorglich.<br />
�Wohlstand und Fortschritt<br />
�Man lebt für die Arbeit. Dort<br />
herrschen Wettstreit und<br />
Leistungsdruck.<br />
* nach Gert Hofstede<br />
Was für Schlaffis!<br />
So kommen die<br />
nie auf einen<br />
grünen Zweig.<br />
Leichte Beute<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 27<br />
Seite 35<br />
�Männer und Frauen sollen bescheiden<br />
auftreten. Beide dürfen sanft und<br />
fürsorglich sein.<br />
�Sorge für Mensch, Tier, Umwelt<br />
�Man arbeitet, um zu leben, betont<br />
Solidarität unter Kollegen.<br />
Was für hartherzige<br />
Spinner. Wann<br />
werden sie merken,<br />
daß man Geld nicht<br />
essen kann?!<br />
Seite 36<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Menschen gehen Aufgaben entweder<br />
Sach- oder Personen-orientiert an<br />
Sachfokus Personenfokus<br />
�kaum Small Talk<br />
�Interesse wecken durch:<br />
Sachinformation, Logik...<br />
�Kunden bleiben beim Produkt,<br />
unabhängig vom Vertriebsmann<br />
�Resultate > gute Stimmung<br />
�Dienst ist Dienst,<br />
Schnaps ist Schnaps<br />
�Smalltalk dringend nötig<br />
�Interesse wecken durch:<br />
Beziehungen, Referenzen...<br />
�Kunden bleiben beim Vertriebsmann<br />
unabhängig vom Produkt<br />
�Resultate nur durch gute Stimmung<br />
�Dienst ist Schnaps,<br />
Schnaps ist Dienst<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Sachorientierte und personenorientierte<br />
Menschen haben es schwer miteinander...<br />
Unmöglicher Kerl!<br />
Kann sich nicht<br />
auf die Arbeit<br />
konzentrieren!<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 28<br />
Seite 37<br />
Unmöglicher Kerl!<br />
Ignoriert seine<br />
Kollegen!<br />
Seite 38<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Menschen takten ihre Arbeiten<br />
entweder monochron oder polychron*<br />
� Macht detaillierte Pläne,<br />
Erstellte Pläne sind dann<br />
verbindlich<br />
� Erledigt eins nach dem andern.<br />
Konzentriert sich auf eine Aufgabe<br />
(analytisch)<br />
� Hasst Unterbrechungen<br />
� Kümmert sich vornehmlich um<br />
eigene Angelegenheiten<br />
� Gut bei wohl geplanten Aktionen,<br />
bewertet Sicherheitsfaktoren<br />
hoch<br />
* nach Edward Hall<br />
monochron polychron<br />
� Plant eine Art Grundgerüst<br />
Pläne können ad hoc geändert<br />
werden<br />
� Arbeitet an allem gleichzeitig<br />
Projekte beeinflussen einander<br />
(synthetisch)<br />
� Unterbrechungen stören nicht<br />
� Kümmert sich um Angelegenheiten<br />
seiner Mitmenschen<br />
� Gut im Improvisieren,<br />
Tendenziell risikofreudig<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Polychrone und monochrone Menschen<br />
haben es schwer miteinander...<br />
Sie scheint<br />
Konzentrationsschwierigkeiten<br />
zu haben. Bei jeder Kleinigkeit<br />
verliert sie den Faden.<br />
Sie ist so rigide,<br />
sie könnte nie ein<br />
komplexes Projekt<br />
durchführen.<br />
Sie hat keine<br />
Ahnung, was um<br />
sie herum passiert.<br />
Sie ist eine Sklavin der<br />
Uhr.<br />
Er kann<br />
keinen Zeitplan halten.<br />
.<br />
Er ist so chaotisch, er<br />
ist sicherlich ineffektiv.<br />
Er hat<br />
keine Ahnung,<br />
wie man ein<br />
Projekt führt.<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 29<br />
Seite 39<br />
Er unterbricht mich<br />
ständig. Ich werde nie mit<br />
meiner Arbeit fertig.<br />
Seite 40<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Menschen informieren einander<br />
mittels unterschiedlich viel Kontext*<br />
Niedriger Kontext Hoher Kontext<br />
� Info ist Bringschuld:<br />
Auskunftssysteme, die bei<br />
spezifischem Bedarf zur Verfügung<br />
stehen<br />
� Information kommt selten, gezielt<br />
und korrekt. (Memos) Verbal und<br />
in expliziter Form<br />
� Man tendiert - besonders in<br />
Kleinigkeiten - dazu, Auskünfte für<br />
bare Münze zu nehmen<br />
* nach Edward Hall<br />
� Info ist Holschuld: Neugierpflicht<br />
Ausgedehnte Informationsnetze<br />
� Informationen sind reichlich,<br />
ungezielt und nicht immer<br />
verlässlich. (Gerüchte) Können implizit<br />
und nonverbal sein<br />
� Man nimmt jede Auskunft erst<br />
einmal zur Grundlage weiterer<br />
Nachforschungen<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Menschen aus niedrigen/ hohen Kontexten<br />
haben es schwer miteinander...<br />
Warum gibt es<br />
keinen<br />
Busfahrplan an<br />
dieser<br />
Haltestelle?<br />
Warum haben die hier<br />
keinen Org-Plan?.<br />
Jetzt habe ich schon<br />
zum dritten Mal eine<br />
Fehlauskunft erhalten!!!<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 30<br />
Seite 42<br />
Wie soll ich aus diesen<br />
Listen und Zetteln schlau<br />
werden?.<br />
Warum redet<br />
keiner mit<br />
mir?<br />
Seite 43<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Beim Sortieren nach Individualismus und Hierarchie*<br />
ähneln sich asiatische und romanische Kulturen<br />
Hierarchisierungsgrad<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
USA<br />
GB<br />
Italy<br />
Switzerland<br />
Germany<br />
Australia<br />
France<br />
Austria<br />
Malaysia<br />
Mexico<br />
China<br />
Singapore Venezuela<br />
Brazil Hong<br />
Kong<br />
Indonesia<br />
Spain<br />
Japa<br />
n<br />
Chile<br />
Uruguay<br />
Columbia<br />
Korea<br />
Argentina<br />
Taiwan<br />
0<br />
0 50 100<br />
* nach Gert Hofstede<br />
Individualismus - Gruppenorientierung<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Beim Sortieren nach Individualismus*<br />
und Personenorientierung ebenfalls<br />
Personenorientierung<br />
Australia<br />
USA<br />
GB<br />
* nach Gert Hofstede<br />
Italy<br />
France<br />
Germany<br />
Switzerland<br />
Malaysia<br />
Venezuela<br />
Columbia<br />
Brazil MexicoChileIndonesia<br />
China<br />
SpainArgentina<br />
Uruguay<br />
Taiwan<br />
Korea<br />
Hong Kong<br />
Singapore<br />
Austria<br />
Japan<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
Individualismus - Gruppenorientierung<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 31<br />
Seite 44<br />
Seite 45<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
neutral - affektiv<br />
Beim Sortieren nach Individualismus und neutral/ affektiv*<br />
gibt es deutliche Unterschiede zwischen Asien und<br />
Lateinamerika<br />
USA<br />
Australia<br />
GB<br />
Italy<br />
France<br />
Germany<br />
Switzerland<br />
Spain<br />
Austria<br />
Argentina<br />
Brazil Columbia<br />
Uruguay<br />
Chile<br />
Venezuela<br />
Mexico<br />
Malaysia<br />
Indonesia<br />
Korea<br />
Hong Kong Taiwan<br />
SingaporeChina<br />
Japan<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />
Individualismus - Gruppenorientierung<br />
* nach Gert Hofstede und Fons Trompenaars<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 32<br />
Seite 46<br />
Islamische Kulturen unterscheiden sind von<br />
abendländischen bei der Machtdistanz*<br />
- aber auch untereinander differieren sie in dem Punkt stark!<br />
Maskulinität<br />
* nach Gert Hofstede<br />
4<br />
1 Individualismus<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
3<br />
Individualismus<br />
Unsicherheitsvermeidung<br />
Machtdistanz<br />
2<br />
"arabische Region"<br />
Saudi Arabien<br />
Iran<br />
Ägypten<br />
Türkei<br />
Malaysia<br />
Indonesien<br />
Pakistan<br />
Österreich<br />
Deutschland<br />
Seite 47<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
8.1 Beobachtungsaufgabe Kulturkategorien :<br />
Statements im Meeting<br />
Sie kennen Kulturkategorien, mit denen man Kulturen grob einteilen kann.<br />
Sie wissen aber auch, dass dies lediglich grobe Anhaltspunkte sind. Neben der "Landeskultur"<br />
gibt es Subkulturen, die für bestimmte Alters- oder Berufsgruppen usw. gelten. Außerdem<br />
hat jeder Partner seine eigene, unverwechselbare Persönlichkeit.<br />
Dennoch können Sie die Kulturkategorien nutzen und zwar als Instrumente, um schon mit<br />
wenigen Beobachtungen die Präferenzen eines Partners systematisch einzuschätzen.<br />
Denn wenn Sie bei einem Partner ein "Symptom" für z.B. stark hierarchisches Vorgehen<br />
beobachten, so sind die Chancen hoch, dass derjenige auch die anderen hierarchischen<br />
Symptome aufweisen wird.<br />
Schauen Sie sich bitte nun die folgenden Statements an und erschließen Sie, welch Geistes<br />
(bzw. welcher Kulturkategorie) Kind die Sprecher vermutlich sind.<br />
1. Unser Chef kann heute leider nicht kommen - wer von euch möchte das<br />
Meeting leiten?<br />
2. Halt, eins nach dem anderen! Bevor wir jetzt an verschiedenen Einzelheiten<br />
feilen, sollten wir uns doch erst einmal über den Gesamtrahmen einigen.<br />
3. Schön, dass alle da sind. Wir haben diesen Besprechungsraum für 2 Stunden<br />
gebucht. In dieser Zeit müssen wir die genauen Profile von 5 unserer bestehenden<br />
Produktgruppen formulieren. Wir sollten daher für jedes Produkt 20<br />
Min. Zeit nehmen. In den verbleibenden 20 Minuten können wir dann noch<br />
die Schnittstellen besprechen. Wer macht den Timekeeper?<br />
4. An dieser Stelle möchte ich die Verhandlungen unterbrechen und einige Telefonate<br />
mit meinen Kollegen daheim führen. Morgen können wir dann weitermachen.<br />
5. Was halten Sie davon, wenn wir jetzt erst einmal gemeinsam essen gehen?<br />
Wir können dabei ja unseren Gedankenaustausch fortsetzen.<br />
6. Ich habe hier einmal die wichtigsten 3 Thesen zu unserem heutigen Thema.<br />
Vielleicht kann jetzt reih'um jeder einmal sagen, was er von diesen 3 Thesen<br />
hält.<br />
7. Ich kann Ihnen dazu leider heute kein verbindliches Angebot unterbreiten, da<br />
ich meinen Chef den ganzen Tag nicht erreichen konnte.<br />
8. Jaja, so Rentabilitätstabellen kennt man ja. Aber ich bin noch nicht überzeugt.<br />
Was sagte denn unser Mann in der Bank zu diesem Investitionsmodell?<br />
9. Tut mir leid, Kollege M., aber wenn Sie abends um 18:30 regelmäßig das Büro<br />
verlassen, dann sollten Sie sich nicht auch noch beschweren, dass Sie nicht in<br />
allen Punkten auf dem Laufenden sind, darauf können wir nun wirklich keine<br />
Rücksicht nehmen.<br />
10. Haben Sie denn meine E-Mail nicht geöffnet? Da stand alles ganz genau drin.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 33
9 Wer passt sich an?<br />
9.1 Übung: Interkulturelle Statements<br />
Die folgenden Statements bekommt man auf <strong>interkulturelle</strong>m Gebiet oft zu hören. Die<br />
meisten oder alle tragen etwas Wahrheit in sich, haben aber auch ihre problematischen<br />
Aspekte. Bitte diskutieren Sie die Statements und erarbeiten Sie Ihre eigenen Position.<br />
1. Der Kunde hat immer Recht. Da muss man als Anbieter manchmal Kreide<br />
fressen.<br />
2. Ich habe mal einen Japaner gesehen, der wollte seinem westlichen Kollegen<br />
die Hand schütteln, aber der hat das nicht gesehen, weil er sich gerade verbeugt<br />
hat.<br />
3. Das mit den Kulturstandards stimmt nicht. Finnen sind zum Beispiel nicht<br />
schweigsam. Ich habe mal in Wien ein finnisches Pärchen getroffen, die haben<br />
den ganzen Abend ohne Pause gequasselt. Und dass die Thailänder höflich<br />
sein sollen, stimmt auch nicht. Das sind die auch nur, wenn sie was von einem<br />
wollen. Ein Freund von mir hatte bei der Ankunft in Bangkok am Flughafen<br />
sein Gepäck nicht mehr. Den haben die dort sogar ausgelacht.<br />
4. Das Wichtigste ist ein gesunder Menschenverstand, dann kommt man überall<br />
auf der Welt durch. Immerhin wollen alle Geschäftspartner dasselbe, nämlich<br />
reich werden.<br />
5. Das Wichtigste ist, dass man sich selbst treu bleibt und es mit seinen Geschäftspartnern<br />
ehrlich meint. Die spüren das, ob man anständig ist und sie<br />
schätzt, oder ob nicht. Das ganze Theater mit angelernten Benimmregeln<br />
kaufen die einem sowieso nicht ab.<br />
6. Ich bin viel zu international unterwegs. In so viele fremde Kulturen kann ich<br />
mich gar nicht hineinversetzen. Das Beste sind diese kleinen Hefte mit Kniggetips<br />
für einzelne Länder. So kann man die gefährlichsten Fettnäpfchen vermeiden.<br />
7. So, ein <strong>interkulturelle</strong>s Training machst Du am Wochenende? ... Naja, wenn<br />
damit die österreichische Wirtschaft gestärkt wird, weil ihr da lernt, wie ihr's<br />
den asiatischen und amerikanischen Schlitzohren zeigen könnt, dann ist das ja<br />
keine schlechte Sache.<br />
8. Ich freue mich schon so auf mein Jahr in Brasilien! Ich war noch nie da, aber<br />
ich höre so gerne diese lateinamerikanische Musik. Und man hört ja immer,<br />
wie locker die sind, der Karneval, die Lebensfreude, da können wir wahrscheinlich<br />
unheimlich viel lernen, viele wertvolle Erfahrungen sammeln, weit<br />
über's Berufliche hinaus.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 34
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Vom Ethnozentriker zum Global Player<br />
sind 6 Schritte zu gehen<br />
(1) (2) (3)<br />
Leugnen --->Abwehren --->Minimieren -><br />
daß überhaupt<br />
Unterschiede existieren<br />
von allem, was fremd und<br />
unterschiedlich ist<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 35<br />
Seite 54<br />
von Kontakt mit Fremdem.<br />
Herunterspielen der<br />
Fremdartigkeit<br />
(4) (5) (6)<br />
-> Akzeptieren -->Neubewerten --> Adaptieren<br />
daß Unterschiede<br />
existieren<br />
der unterschiedlichen<br />
Gegebenheiten und Werte<br />
an die fremde Welt<br />
Seite 55<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
9.2 Adaptions- und Akkulturationsprozesse<br />
Für das Ergebnis einer <strong>interkulturelle</strong>n Begegnung spielen die ursprünglichen "kulturellen<br />
Standards" der interagierenden Kulturen eine, aber nicht die einzige Rolle. In der Begegnung<br />
selbst liegt eine Dynamik, die je nach Konstellation höchst unterschiedliche Adaptionsprozesse<br />
auslöst. Die gemeinsame Mikrokultur, welche Art und Erfolg der Interaktion<br />
bestimmt, ist von den Adaptionsprozessen innerhalb dieser Begegnung ebenso geprägt<br />
wie von den ursprünglichen Kulturstandards beider Seiten.<br />
Noch weiter gehend könnte man sogar die Frage stellen, ob es so etwas wie reine Kulturstandards<br />
tatsächlich gibt. Ein Amerikaner wird die Österreicher stets anders darstellen als<br />
ein Japaner dies tun würde. In jedem Fall kann man Kulturstandards jeweils nur relativ in<br />
Bezug auf die Standards anderer Kulturen bestimmen.<br />
5 Faktoren bestimmen die Dynamik des Adaptionsprozesses in der Begegnung:<br />
1. Mehrheitsverhältnisse:<br />
die Minderheit gleicht sich in ihrem Verhalten dem der Mehrzahl der Interaktionspartner<br />
an. In einer Reisegruppe, die aus 10 Amerikanern und 2 Franzosen besteht, wird<br />
die Sprache am Mittagstisch höchstwahrscheinlich Englisch sein.<br />
2. Heimvorteil (ist oft gepaart mit Mehrheitsverhältnissen):<br />
"do in Rome as the Romans do", die Hinzugekommenen passen sich den Anwesenden,<br />
die dort zuhause sind, an. In einer deutschen Firma, die nur einen einzigen Italiener<br />
beschäftigt, wird dieser ebenfalls deutsch sprechen, nicht die ganze Firma italienisch.<br />
Umgekehrt wird ein deutscher Autofahrer in Rom nicht auf deutschen Verkehrsregeln<br />
bestehen (und falls doch, kommt er damit nicht durch).<br />
3. Machtverhältnisse:<br />
die Schwächeren passen sich an die Mächtigeren an: wenn der amerikanische Chef<br />
im malaysischen Tochterunternehmen die Besprechungen weit in den Mittag hinein<br />
ausdehnt, weil er ein Arbeitstier ist, Essen unwichtig findet oder später in ein Restaurant<br />
geht, werden auch die malaysischen Mitarbeiter in der Regel von ihrer starken<br />
Präferenz, spätestens um 12 Uhr zu essen, Abstand nehmen.<br />
� Spezialfall von Machtverhältnissen: Kunde - Anbieter - Verhältnis:<br />
Ein österreichischer Vertriebsmann wird auf den Verhandlungsrhythmus der arabischen<br />
Kunden eingehen und nicht auf seinem knapperen Zeitplan bestehen.<br />
4. Aus der Situation erwachsende Notwendigkeiten:<br />
Manche Situationen legen Verhaltensstandards nahe. Auf einer Wildsafari hält man<br />
sich an die Verhaltenstipps der Tourleiter (meistens). Beim Umgang mit einer Maschine<br />
hört man auf den technischen Experten (meistens).<br />
5. Psychische und soziale Fähigkeit zur Anpassung:<br />
Grundvoraussetzung für alle Adaption ist, dass man überhaupt in der Lage ist,<br />
a) Verhaltensunterschiede wahrzunehmen und b) seinen Verhaltensstil entsprechend<br />
zu ändern. Diese Voraussetzung ist nicht gegeben, wenn eine Person oder gar ihr gesamtes<br />
Umfeld stark abgeschirmt von Fremdeinflüssen lebt (ethnozentrisch). Solche<br />
Personen kennen zunächst nicht einmal die theoretische Möglichkeit der Andersartigkeit,<br />
später werden sie es vielleicht für unmöglich (unerwünscht, unnötig) halten,<br />
selbst andere Verhaltensweisen zu erlernen. Auch die Einsicht in die Bedeutsamkeit<br />
gegenseitiger Anpassung ist Erfahrungs bedingt. Fehlt die Erfahrung mit Fremdheit, so<br />
ist kaum Bereitschaft zur Anpassung da.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 36
Diese 5 Faktoren treten in der Regel nicht isoliert, sondern in wechselnden Kombinationen<br />
auf und ergeben so eine große Palette von Möglichkeiten bezüglich der Frage, welche<br />
Kulturstandards sich in welcher Begegnung zwischen zwei Kulturen wie stark durchsetzen,<br />
wer sich wie weit an wen anpasst usw. So ist in der Regel das Leben von Auslandsstudenten<br />
von starker Anpassung an das Gastland geprägt, der Heimvorteil und die Mehrheitsverhältnisse<br />
sind die ausschlaggebenden Faktoren. Für Entsandte aus Firmen sieht das<br />
Leben im selben Land dagegen völlig anders aus, weil in ihrer Interaktion mit den Einheimischen<br />
zusätzlich Machtverhältnisse aller Art zum Tragen kommen.<br />
Im Übrigen ist nicht in allen Fällen irgendeine Anpassung notwendig.<br />
Es ist zum Beispiel - wenn auch in ständig sinkendem Maße - möglich, mit einer bestimmten<br />
Kultur den Kontakt zu vermeiden. Im Geschäftsleben wird dieses Prinzip z.B. angewendet,<br />
indem man vielfach Frauen nicht in solche Kulturen schickt, wo Frauen keine<br />
anerkannten Mitglieder der Geschäftswelt sind. In krassen Fällen gibt es auch das Phänomen<br />
des Boykottes, wenn die Wertvorstellungen eines Landes von denen eines anderen<br />
(oder vieler anderer) zu krass abweichen. Problematisch ist diese Option dann, wenn<br />
Personen, die schon als Vertreter ihres Unternehmens im Ausland wohnen, entdecken,<br />
dass sie mit den dort lebenden Menschen am Liebsten überhaupt keinen Kontakt haben<br />
möchten. Diese Variante endet fast immer mit materiellem und immateriellem Schaden<br />
für alle Betroffenen, inklusive den Arbeitgeber.<br />
Weiterhin ist es möglich, dass beide Seiten bestimmte Verhaltensmuster beibehalten, sich<br />
aber dessen bewusst sind und so Missverständnisse auf ein Minimum reduzieren. Es macht<br />
den meisten halbwegs international erfahrenen Geschäftspartnern nichts aus, welche<br />
Form der Begrüßung jemand wählt, welche Essbestecke, Kleidung oder Fortbewegungsmittel<br />
er verwendet, auf dieser Ebene ist Vielfalt kein Hindernis. Auf anderen Ebenen kann<br />
man sich zuweilen helfen, indem man sich in gemeinsamem Gespräch der Verschiedenartigkeit<br />
bewusst wird und sie dann stehen lässt. In einem thailändisch-deutschen Joint<br />
Venture etwa kam man schließlich überein, dass die Thais weiterhin ihr Grundlächeln tragen<br />
durften, die Deutschen dies aber nicht in dem gleichen Maße tun mussten, nachdem<br />
beide Seiten begriffen hatten, welchen emotionalen Stellenwert das Lächeln für ihre<br />
jeweiligen Partner hatte. Bei den Deutschen wich daraufhin die Verunsicherung, die vorher<br />
angesichts des vielen unerklärlichen "Gelächels" existiert hatte, und die Thais hatten<br />
keine Sorge mehr, die Deutschen könnten etwas gegen sie haben, obwohl sie nur so selten<br />
lächelten.<br />
In jedem Einzelfall ist es zudem legitim, sich zu fragen, ob man willens und in der Lage ist,<br />
sich anzupassen: will und kann man die erforderlichen Mengen an Wodka für einen Geschäftsabschluss<br />
trinken? Will und kann man sich dem obligatorischen Bordellbesuch in<br />
manchen ostasiatischen Ländern anschließen? Will frau sich verschleiern? Will und kann<br />
man Seegurken, Hühnerfüße oder gar Affenhirn essen?<br />
Es gibt keine feste Regel, nach der entschieden werden kann. Maximal gibt es Anhaltspunkte<br />
dafür, wie viel oder wenig Anpassung in einem bestimmten Fall für einen möglichen<br />
Geschäftserfolg notwendig ist. Andererseits kann man nicht sagen, der mögliche<br />
Geschäftserfolg sei wiederum das Maß aller Dinge!<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 37
10 Fazit<br />
Nachdem es - je nach Untersuchungsmethode - ein bis zwei Handvoll von wesentlichen<br />
Faktoren gibt, nach denen sich Kulturen voneinander unterscheiden, lassen sich nur wenige<br />
Gruppierungen vornehmen. In einem gemischten Team werden je nach Aufgabenstellung<br />
oder Phase der Teamarbeit immer wieder andere Allianzen von Personen entstehen,<br />
die sich nahe oder aber fremd fühlen<br />
So sind die Franzosen zum Beispiel im Schnitt genau so hierarchisch geprägt wie Hong<br />
Kong Chinesen oder manch andere Asiaten. Dennoch würde niemand beide kulturell<br />
gleichsetzen, weil die Franzosen ausgesprochene Individualisten sind, die Asiaten hingegen<br />
gruppenorientiert.<br />
Briten und Deutsche haben gleich niedrige Hierarchiewerte, dennoch kommen völlig<br />
andere Betriebsklimata dabei heraus, weil in Deutschland Regeln und Vorschriften eine<br />
größere Rolle spielen, in Großbritannien die Kommunikation, das Aushandeln.<br />
Lateinamerika und Asien hat in vielen Bereichen sehr ähnliche Werte (Hierarchie, Indirektheit,<br />
Verpflichtung gegenüber der Gruppe, Personenbezug statt Sachbezug) Dennoch<br />
würde es niemandem im Traum einfallen, Mitglieder beider Kulturen zu verwechseln,<br />
weil in Lateinamerika der deutliche Ausdruck seiner Emotionen eine große Rolle<br />
spielt, die aber in Asien möglichst unterdrückt und verborgen werden sollen.<br />
Eine umfassende und übersichtliche "Kulturen-Checkliste" gibt es daher nicht. Zudem<br />
muss man ja selbst innerhalb einer einzigen Kultur wieder unterscheiden: Männer-Frauen,<br />
Jugend-Erwachsene-Alte, Land-Stadtbevölkerung, arm-reich, berufstätig-nicht berufstätig,<br />
Schulbildung usw.<br />
1. Das wichtigste Ergebnis aus einem übergreifenden <strong>interkulturelle</strong>n Lernangebot ist<br />
dies: begriffen zu haben, dass hinter dem Verhalten fremder Menschen sehr viel<br />
mehr steckt als man aus seiner eigenen kulturellen Position heraus zunächst beurteilen<br />
kann. Offenheit ist notwendig, um die wahren Motive seines Gegenübers herauszufinden.<br />
2. Vor einem intensiveren Kontakt mit einer bestimmten Zielkultur ist ein Spezialtraining<br />
für genau diese Kultur notwendig (am Besten nicht nur auf die Landeskultur abgestimmt,<br />
sondern gleich auf die Kultur der Art von Menschen, mit denen man es in<br />
dem Land zu tun haben wird.<br />
3. Neugier und Beobachtung muss hinzu kommen, denn kein Training kann die eigene<br />
Beobachtungsgabe ersetzen, es kann ihr nur eine Richtung geben.<br />
4. Und Vorsicht: alle <strong>interkulturelle</strong>n Forschungsergebnisse spiegeln auch die kulturelle<br />
Bestimmtheit der Forscher wieder, wie man an den Russell-Ratten sieht:<br />
"Die Ratten haben sich an die nationalen Eigenschaften ihrer Beobachter angepasst. Die<br />
amerikanischen Ratten sind mit unglaublichem Schwung und Elan hin und her gelaufen,<br />
bis sie per Zufall das gewünschte Ergebnis erreicht hatten. Die deutschen Tiere saßen ruhig<br />
da und überlegten, horchten in sich hinein, bis sie aus ihrem innersten Bewusstsein die<br />
Lösung entwickelt hatten."<br />
Bertrand Russell; Unpopular Essays, Constable Publishing London, S.66<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 38
11 Kommunikationsstrategien<br />
Je nach Kulturkreis ziehen dessen Mitglieder entweder eine mehr direkte oder eine mehr<br />
verschlüsselte Kommunikationsform vor. Als besonders direkt gelten Deutsche, je nach<br />
Situation auch US-Amerikaner oder auch Italiener und Österreicher. Als besonders verschlüsselungsfreudig<br />
empfinden Außenstehende fast alle Asiaten, aber auch Briten, in<br />
abgeschwächter Form auch gut erzogene Lateinamerikaner, viele Osteuropäer… .<br />
Kommunikation besteht aus einem Sender, einer Botschaft und einem Empfänger.<br />
Wer verschlüsseln will, kann daher an allen drei Stellen ansetzen:<br />
1. Sender verschlüsseln.<br />
Der Empfänger der Botschaft wird nicht direkt mit dem Sender konfrontiert, sondern<br />
hört die Botschaft zufällig, wie von ungefähr, irgendwie. In der Regel wird man als<br />
Sender die Botschaft dann einem Bekannten des angepeilten Empfängers zukommen<br />
lassen im Wissen, dass es den Gemeinten dann auch erreicht. Dies wird in indirekten<br />
Kulturen gern mit Kritik so gehandhabt. Alle Betroffenen empfinden diese Vorgehensweise<br />
als weniger peinlich.<br />
2. Empfänger verschlüsseln:<br />
klar die Fakten der Botschaft aussprechen, aber nicht klar sagen, an wen dies gerichtet<br />
ist. Das kann man vor einer großen Gruppe machen, so nach dem Motto "und ich<br />
will dabei niemand Bestimmtes ansehen...". Man kann es auch im Einzelgespräch<br />
machen, indem man vage von "man sollte" oder "unsere Mitarbeiter sollten" oder "bei<br />
uns sollte es generell so sein, dass..." spricht, wenn man "Sie müssen" meint.<br />
3. Botschaft verschlüsseln.<br />
Wie das geht, entnehmen Sie bitte der folgenden Tabelle.<br />
Abfedern<br />
Auslassen<br />
Anteilnahme<br />
Was immer Sie erbitten, fordern, ablehnen oder kritisieren wollen -<br />
beginnen und beenden Sie Ihre Rede mit etwas Positivem.<br />
Lob, Dank, Komplimente, um Rat ersuchen, um Hilfe bitten...<br />
Sprechen Sie alles an außer dem kritischen Punkt, so dass er hervortritt:<br />
übertrieben könnte auf die Frage "Wie hat es Ihnen geschmeckt?"<br />
ein säuerliches "Die Teller waren hübsch" kommen<br />
Seriös ist dagegen, einen Mitarbeiter aufrichtig wenigstens für die Schnelligkeit<br />
bei der Erledigung einer Aufgabe zu loben, wenn die Qualität der Erledigung<br />
noch zu wünschen übrig ließ.<br />
Versetzen Sie sich in die Lage des Gegenübers.<br />
z.B. "Sie haben morgen einen harten Tag" (= ich bin auch müde! Lassen Sie<br />
uns für heute Schluss machen)<br />
Drei "A": Formeln für das Verschlüsseln von Botschaften<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 39
Die größte Falle der Kommunikation...<br />
� ...befindet sich dort, wo beide Seiten mit Signalen arbeiten,<br />
die dem Gegenüber vertraut sind,<br />
für ihn aber etwas völlig Anderes bedeuten:<br />
�ein Brite sagt „If you find the time, you might want to...“.<br />
�ein Thai lacht, wenn er mir die Tür ins Gesicht fallen lässt.<br />
�ein Deutscher Manager lässt seiner chinesischen<br />
Führungskraft weitgehend freie Hand .<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 40<br />
Seite 25<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Kommunikation lässt sich an 3 Stellen<br />
verschlüsseln:<br />
1. Beim Sender<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Der Sender<br />
lässt seine Botschaft<br />
durch Dritte weitergeben<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 41<br />
Seite 26<br />
Seite 27<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
2. Beim Empfänger<br />
Der Sender<br />
spricht allgemein von<br />
„man sollte mal darauf achten....“,<br />
ohne jemanden Bestimmten anzusehen<br />
3. Bei der Botschaft selbst<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Sender und Empfänger kommunizieren<br />
durch indirekte Aussagen<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 42<br />
Seite 28<br />
Seite 29<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
Die Botschaft selbst lässt sich auf<br />
dreierlei Art verschlüsseln<br />
1. Abfedern:<br />
���� ���� ���� ���� ����<br />
2. Auslassen:<br />
���� ���� {.!.} ���� ����<br />
3. Anteilnahme,<br />
selbes Boot:<br />
Erhöhe das Prestige Deines Partners<br />
(Lob, Dank, Bitten um Rat)<br />
Lasse unangenehme<br />
Aussagen einfach weg<br />
Denk Dich in Deinen Partner hinein<br />
und argumentiere wie durch seine<br />
Sicht<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Zusammenfassung „Kommunikation“<br />
� Kontakt ≠ Kommunikation.<br />
� Von entscheidender Bedeutung für die Kommunikation:<br />
Wahrnehmung.<br />
©WBW · Titel der Prasentation<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 43<br />
Seite 30<br />
� Größte Fehler daher nicht bei völlig unverständlichen, sondern<br />
bei scheinbar selbstverständlichen Signalen.<br />
� Nach Aufnahme der Kommunikation verschiedene Muster<br />
von Adaption und Assimilation der beiden Seiten möglich.<br />
Seite 31<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />
Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften
11.1 Übung: (In-)direkte Ausdrucksformen<br />
� Wie kann man folgende Aussagen indirekt verpacken?<br />
� Geben Sie in einem zweiten Schritt an, unter welchen konkreten Bedingungen<br />
Sie sich für eine direkte/ indirekte Ausdrucksweise entscheiden würden.<br />
� Achtung: Widerstehen Sie der Versuchung, albern oder zynisch zu werden!<br />
11.1.1.1 Bitten/ fordern:<br />
1. (Am Ticketschalter am Flughafen) "Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst! Sie wollen mir doch<br />
nicht im Ernst sagen, daß Sie nicht in der Lage sind, diesen Anschlußflug umzubuchen!!<br />
Schließlich war es ja Ihre Airline, die Verspätung hatte. Ich möchte jetzt, daß<br />
Sie mir sofort eine Alternative zu dem verpaßten Flug nach Hong Kong anbieten!! Ich<br />
habe dort ein unaufschiebbares Meeting!"<br />
2. (Zum Vertreter des Ministeriums, das an den Verhandlungen über Ihre Investition teilnimmt,<br />
mitten in der Verhandlung) "Herr Zhang, ich hoffe Sie können uns garantieren,<br />
daß eine Entscheidung über die Steuererleichterungen noch in diesem Quartal fallen<br />
wird."<br />
11.1.1.2 Kritisieren:<br />
3. (Zu einem noch relativ neuen, alles in allem wohl tüchtigen asiatischen Mitarbeiter<br />
Ihrer Firma, mitten im Großraumbüro) "So, und ab heute wünsche ich, daß Sie verdammt<br />
noch mal fragen, bevor Sie Werbeunterlagen an Anrufer verschicken. Ist das<br />
klar???!!! Schauen Sie sich an, was Sie da gemacht haben! Jetzt hat unsere Konkurrenz<br />
ein haarkleines Bild von unseren Fähigkeiten. Wenn Sie das noch mal machen,<br />
dann können wir unseren Laden hier gleich dicht machen."<br />
4. /Zum Vertreter einer Werbeagentur, mit der Ihr Unternehmen einen Rahmenvertrag<br />
hat und auch mittelfristig weitere Zusammenarbeit wünscht. Man hat Ihnen gerade<br />
den Entwurf einer farbigen Anzeige gezeigt.) Bei dieser Anzeige sind ja alle Farben total<br />
verwischt, das können wir so auf keinen Fall freigeben!! Die Anordnung der Schriftblöcke<br />
und das Motiv kann man lassen, aber das muß alles sauberer aussehen, wir<br />
machen uns ja lächerlich."<br />
11.1.1.3 Ablehnen:<br />
5. (Zu einem Kunden, der Ihre Weltklasse-Snowboards bestellt hat) "Ich bin Ihnen schon<br />
weit entgegengekommen, indem ich Ihnen die Bestellung dieses unüblich kleinen Volumens<br />
zugestehe, was normalerweise bei uns gar nicht möglich ist. Aber da kann ich<br />
das unmöglich auch noch in drei Lieferungen aufteilen. Bei dieser geringen Menge<br />
sollte es bei einer einzigen Lieferung bleiben."<br />
6. (Zu einem Geschäftspartner, mit dem Sie hart, aber ganz gut verhandelt haben, auch<br />
wenn es noch einige massive schwierige Punkte gibt. Der Mann hat Sie eingeladen,<br />
mit ihm abends aus zu gehen - Sie rechnen mit Essen, Trinken, eventuell Bordell - Sie<br />
sind männlich) "Tut mir leid, ich kann heute Abend nicht. Da in der Verhandlung sind<br />
so viele Einzelfragen aufgetaucht, daß ich mich erst mal im Hotel hinsetzen und alles<br />
durchkalkulieren muß. Und mit Österreich muß ich dann auch noch telefonieren. Wir<br />
wollen doch morgen eine gute Basis haben, um die noch strittigen Fragen zu klären,<br />
nicht wahr?"<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 44
11.2 Übersetzungsübung rückwärts:<br />
Indirekt zu direkt:<br />
� Bitte übersetzen Sie die folgenden Sätze in den nackten Sachgehalt.<br />
� Vermeiden Sie Übertreibungen, machen Sie es so nüchtern wie möglich.<br />
� Schildern Sie auch, welche Vermutung Sie bezüglich des Hintergrunds haben.<br />
Warum wird die Aussage so gemacht und nicht anders?<br />
1. Sie haben einem asiatischen Kollegen, einem leitenden Angestellten in der Produktion,<br />
gegenüber erwähnt, daß die Qualität sich steigern muß, wenn Sie auf den Weltmarkt<br />
exportieren wollen wie geplant. Und Sie haben einen 8-Punkte-Plan vorgelegt,<br />
den er im Betrieb umsetzen soll. Sie fragen ihn, was er davon hält und er sagt "Das ist<br />
ein ganz ausgezeichneter Plan. Genau so kommen wir auf Weltklasse-Standard. Ich<br />
werde mein Bestes tun, um ihn hier den Mitarbeitern schmackhaft zu machen..."<br />
2. Sie sind eine Frau. Ihre Kollegin hat eine empfindliche Haut, die beim Anwenden von<br />
Kosmetika leicht zu brennen oder jucken anfängt. Daher haben Sie ihr Ihre Lieblingskosmetika<br />
zum Ausprobieren gegeben, die bei Ihnen keinerlei solche Probleme hervorrufen.<br />
Am nächsten Morgen gibt die Kollegin verabredungsgemäß die Kosmetika<br />
zurück und sagt: "Diese Serie hat wirklich einen wunderbar frischen Duft."<br />
3. Sie haben den Einkauf Ihres Tochterunternehmens in Kanton übernommen und treffen<br />
nun der Reihe nach die Regionalleiter Einkauf, alles Chinesen. Beim ersten Gespräch<br />
kommt der Mann (oder die Frau) gar nicht auf fachliche Punkte zu sprechen, sondern<br />
erzählt lang und breit seinen Werdegang, wie er sich von einem Dorf durch beste<br />
schulische Leistungen bis in die Stadt vorgearbeitet hat, eine Aufenthaltsgenehmigung<br />
bekam, eine Kantonesin (einen Kantonesen) kennenlernte, heiratete, und wie<br />
gut es ihm in Kanton gefällt. - Was will der Ihnen sagen???<br />
4. Sie fragen als neuer Chef in Malaysia Ihren malaysischen Stellvertreter: "Können Sie mir<br />
sagen, ob Ihrer Erfahrung nach unsere Aufteilung in Regionen paßt? Sind sie zu groß<br />
oder zu klein? Braucht man mehr Leute?" - Antwort: "Hm, Anfangs war es leicht,<br />
Geschäfte zu machen. Jetzt ist es härter. Es gibt ausländische und inländische Konkurrenz.<br />
Man muß kämpfen. Kuala Lumpur hat es bisher noch nicht so hart getroffen.<br />
Man merkt allerdings, daß es schwerer wird - gut, daß Sie gekommen sind und uns<br />
helfen, ich bin wirklich sehr froh."<br />
5. Sie fragen weiter: "Schön, daß es in Kuala Lumpur noch ganz gut läuft. Wie sieht es<br />
denn in den anderen Regionen aus?" - Antwort: "Ja, also, wie ich sagte, bei uns hier<br />
geht es soweit noch ganz gut."<br />
6. Sie haben vorgeschlagen, in zwei Wochen wieder zusammenzukommen, die Antwort<br />
klingt leicht dahin gesagt: "Hm, yes, sure we can do that. It is just a little bit inconvenient."<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 45
11.3 Übung (angelsächsische Kulturen):<br />
Übersetzung von indirekt zu direkt<br />
Bitte übersetzen Sie die folgenden Sätze ins Deutsche. Dies ist jedoch im doppelten Sinn<br />
zu verstehen, denn eine wörtliche Übersetzung würde den genauen Sinn nicht wiedergeben,<br />
da die Aussagen alle in typisch britischer oder amerikanischer Höflichkeit abgefaßt<br />
sind. In der deutschsprachigen Version sollen sie daher zudem auch im direkten Klartext<br />
erscheinen. Selbstverständlich gibt es mehrere richtige Lösungen.<br />
1. "Great to see you again! How have you been doing all the time?"<br />
"Oh I'm doing okay, thanks. And you?"<br />
2. "You might want to check if the weight of the table couldn't be reduced if you try<br />
another design for its drawers."<br />
3. "Let's sell the old chair that we found in the basement."<br />
"You're kidding!"<br />
4. "Let's stay in touch."<br />
5. "You've got a point here, but have you ever considered using the xyz-device instead?"<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 46
11.4 Übung (angelsächsischer Raum):<br />
Übersetzung von direkt zu indirekt<br />
Bitte übersetzen Sie folgende deutschsprachige Sätze. Wenn ein Satz für britische oder<br />
amerikanische Ohren zu direkt und undiplomatisch sein sollte, formulieren Sie dabei auch<br />
so um, daß aus dem Satz ein indirekter, diplomatischer wird. Möglicherweise sind auch<br />
Sätze dabei, die man britischen oder amerikanischen Geschäftspartnern gegenüber besser<br />
überhaupt nicht äußert. Streichen Sie diese Sätze einfach durch. (Andere kann man<br />
vielleicht genau so lassen) Machen Sie, wo nötig, auch einen Unterschied, ob es sich um<br />
USA oder GB handelt.<br />
1. Nee, ich habe jetzt keine Lust auf einen Spaziergang.<br />
2. Ist es eigentlich wahr, daß in London jährlich alte Leute in ihren Wohnungen erfrieren,<br />
weil sie nicht genug Rente haben, um sich Kohle zu kaufen?<br />
3. (Zu amerikanischer Kollegin): Toller Pulli. Wie viel hast Du dafür bezahlt?<br />
4. Die Broschüre aus der Marketingabteilung können wir so nicht rauslassen! Da kann ja<br />
kein Kunde erkennen, was die eigentlichen technischen Vorteile unserer Neuentwicklung<br />
sind!<br />
5. Aber bereiten Sie sich diesmal ganz besonders gut vor: die neue Einkaufschefin ist<br />
eine Frau...<br />
6. Na, wie geht's?<br />
Nicht so toll. Meine Frau hat gestern Abend von daheim angerufen, die Kinder sind<br />
krank, am Liebsten hätte ich diese Geschäftsreise schon hinter mir.<br />
7. Frau zu ihrer Arbeitskollegin, mit der sie quasi befreundet ist: "Tut mir leid, ich kann heute<br />
nicht mit Schwimmen kommen, ich habe meine Tage.<br />
8. Wir haben zwei Behinderte in der Klasse, für die ist es immer ganz schwierig, in das alte<br />
Schulgebäude zu kommen, weil die Eingänge nicht rollstuhlgerecht sind. Da muß<br />
dringend mal was gemacht werden.<br />
9. Himmelherrgottsakrament! Jetzt laß doch mal den verdammten Drucker in Ruhe!<br />
10. Hey, schön Dich zu sehen, wir müssen uns bald mal wieder auf ein Bier treffen<br />
Oh, super Idee, wie wär's mit heute Abend?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 47
12 „Gesicht“<br />
12.1.1 Drei Grundregeln<br />
1. Wer anderen Gesicht gibt, gewinnt damit zugleich auch Gesicht.<br />
Wer einem anderen das Gesicht nimmt, hat damit seines auch verloren:<br />
Er beherrscht ganz offenbar weder sich selbst noch die Etikette.<br />
2. Wem das Gesicht genommen wird, der hat noch eine Chance:<br />
Sofern er die Sache würdevoll durchsteht, entsteht für ihn selbst kein großer Schaden.<br />
3. Gesicht gebend sind alle Höflichkeiten, jede Selbstbeherrschung und jede Ehrerweisung,<br />
die man sich denken kann. Einem anderen das Gesicht nehmen ist dasselbe,<br />
wie ihn in eine peinliche oder beschämende Situation bringen. Wer das tut, gilt selbst<br />
als ungeschickt oder grob und verliert deshalb ebenfalls Gesicht.<br />
Nicht jeder Asiate versucht immer, jedem gegenüber das Gesicht zu wahren:<br />
Es gibt Beziehungen, innerhalb derer Gesicht eine Rolle spielt.<br />
Außerhalb dieses Rahmens ist das Thema irrelevant.<br />
„Gesicht“ ist nicht nur in Asien ein Thema, sondern z.B. auch in vielen Ländern Lateinamerikas<br />
oder Osteuropas<br />
12.1.2 Direkte Strategie bei der Problemlösung<br />
1. Problem ansprechen, analysieren, klären.<br />
2. Sachliche Lösungs- oder Kompromissvorschläge einbringen<br />
- oder dramatisieren, konfrontieren, einschüchtern.<br />
3. Neutrale Instanz einschalten (Hausordnung, Vorschrift, Gesetz, Anwalt, Gericht)<br />
- oder unverhohlen attackieren.<br />
Stellen Sie sich diese Schritte bei einem ganz speziellen Problem vor: Auf einer Party bei<br />
Ihrem Chef zuhause haben Ihnen die Drinks ungewohnt heftig zugesetzt. Seit Sie wieder<br />
nüchtern sind, erinnern Sie sich mit Grausen, gestern Abend die Frisur der Gattin Ihres<br />
Chefs unter Kicherkrämpfen ein "Vogelnest" genannt zu haben...Gehen Sie da auch wie<br />
oben skizziert vor? Ansprechen und analysieren: "Sie, Chef, das tut mir furchtbar leid, dass<br />
ich gestern die Frisur Ihrer Frau ein Vogelnest nannte. Sicher hat das Ihre Frau schwer getroffen.<br />
Das muss an Ihren Drinks gelegen haben, ich bin sonst nicht so, zu Ihrer Frisur habe<br />
ich ja zum Beispiel auch noch nie was gesagt..." - Sachlicher Kompromissvorschlag: "Ganz<br />
ehrlich wirkte es ja auch nur wie ein ganz kleines Vogelnest, ein richtig reizendes Vogelnest,..."<br />
- und neutrale Instanz: Sie nehmen einen Ornithologen zum Haus Ihres Chefs, klingeln,<br />
die Frau macht auf und Sie sagen: "Nun sagen Sie es uns beiden - sieht so nun ein<br />
echtes Vogelnest aus oder nicht?" ..... sinnvoll?<br />
12.1.3 Diplomatische Strategie bei der Konfliktlösung<br />
1. Signale, Gesten und Symbole weisen auf Problem hin, nonverbal.<br />
(nachher können alle so tun, als sei nichts gewesen)<br />
2. Beziehung wird intensiviert, gemeinsame Anliegen und Ziele hervorgehoben<br />
- und/ oder strittiger Punkt wird herabgespielt, banalisiert, tabuisiert, geleugnet.<br />
3. Beiden Seiten gewogene Instanz wird eingeschaltet (Chef, Freund, Bekannter)<br />
- oder der Störenfried wird möglichst vollständig isoliert.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 48
Kultur<br />
Regionenspezifisch<br />
- Asien<br />
- romanische Länder<br />
- angelsächsische Länder<br />
- Osteuropa<br />
- islamischer Kulturraum<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 49
13 Asiatische Kulturräume<br />
13.1 Verhandlungen (österreichische Version)<br />
� Man verhandelt, weil man erwägt, gemeinsam ins Geschäft zu kommen. Dazu müssen<br />
viele Sachfragen geklärt werden. Dies geschieht in den Verhandlungsgesprächen.<br />
� An den Verhandlungsgesprächen nimmt ein(e) Verhandlungsführer(in) teil, sowie<br />
nach Bedarf weitere Sachexperten oder Vertreter beteiligter Gruppierungen.<br />
� Verhandlungsführer haben die Aufgabe, zu verhandeln und möglichst ein bindendes<br />
Ergebnis zu erzielen. Sie haben genug Entscheidungsbefugnis, diese Aufgabe wahrnehmen<br />
zu können.<br />
� Der Rest des Teams soll einspringen, wo dies erforderlich ist. (Technisches, juristisches,<br />
kaufmännisches u.a. Spezial-Know-how, je nach Kernkompetenz des Verhandlungsführers.)<br />
� Vielfach beginnt man mit den „Knackpunkten“: Sollte sich eine Einigung in grundlegenden<br />
Fragen als unmöglich erweisen, braucht man keine Zeit mehr mit Gesprächen<br />
vergeuden, die ja doch zu nichts führen.<br />
� Die einzelnen Verhandlungsrunden können bei komplexen Geschäften unterschiedliche<br />
Ziele haben. Z.B. Sondierung, Ausarbeitung von technischen, betriebswirtschaftlichen<br />
oder juristischen Details. In jedem Fall ist es das Ziel der letzten Runde, zwei Unterschriften<br />
unter einen Vertrag zu produzieren.<br />
� Dieser Vertrag ist dann bindend und definitiv.<br />
13.2 Verhandlungen (asiatische Version)<br />
� Man verhandelt, weil man erwägt, gemeinsam ins Geschäft zu kommen. Dazu muß<br />
man einander gut kennenlernen. Dies geschieht in den Verhandlungsgesprächen.<br />
� An den Verhandlungsgesprächen nehmen Vertreter vieler beteiligter Gruppierungen<br />
teil, es gibt komplizierte hierarchische Strukturen.<br />
� Verhandlungsführer haben die Aufgabe, Sprach- und Hörrohr der dahinter stehenden<br />
Institutionen oder Unternehmen zu sein. Ihr Entscheidungsspielraum ist eng.<br />
� Der Rest des Teams soll den Leiter unterstützen, wo dies erforderlich ist, allerdings nur<br />
selten durch offene Wortmeldung vor dem Gegenüber. Außerdem wahren sie Interessen<br />
anderer beteiligter Gruppen.<br />
� Man beginnt niemals mit den „Knackpunkten“: Das zerstört zuviel Motivation.<br />
� Die einzelnen Verhandlungsrunden können bei komplexen Geschäften unterschiedliche<br />
Ziele haben. Z.B. Sondierung, Vorschläge sammeln für technische, betriebswirtschaftliche<br />
oder juristische Details, genaueres Kennenlernen, Zeit gewinnen.... Entscheidungen<br />
fallen jedoch nicht während den Verhandlungsrunden, sondern dazwischen.<br />
� Verträge können jederzeit geändert werden – zumindest von der asiatischen Seite!<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 50
13.3 Taktik bei Verhandlungen in Asien<br />
– einige wichtige Punkte<br />
� Ort: daheim ist es zunächst mal billiger wegen entfallender Reisekosten etc.,<br />
beim Kunden/ Lieferanten vor Ort geht es jedoch schneller, da alle Beteiligten auf<br />
asiatischer Seite erreichbar sind und nicht durch touristische Ambitionen abgelenkt.<br />
� Zeit: die bevorstehende Abreise kann vom Abreisenden wie vom Besuchten als<br />
Druckmittel eingesetzt werden. In China kommen Verhandlungspartner gegen 11:30<br />
und 17:30 unter Druck, weil sie dann essen wollen bzw. müssen. Islamische Partner (Indonesien,<br />
Malaysia) kommen im Ramadan (islamische Fastenzeit, etwas vor der<br />
christlichen) bei Sonnenuntergang unter Druck, weil sie dann endlich essen dürfen.<br />
� Hierarchien: auf jeder Ebene sind neue Zugeständnisse nötig, damit die jeweiligen<br />
Positionsinhaber auf beiden Seiten ihr Gesicht behalten. Großer Chef = großes „Geschenk“.<br />
Bei harten Forderungen kann man behaupten, erst den Chef daheim um<br />
Zustimmung fragen zu müssen (Asiaten müssen das definitiv), so gewinnt man Zeit und<br />
zeigt die Schmerzgrenze an. Wichtig dabei: selbst noch weiterhin kompetent erscheinen.<br />
Achtung: die Gegenseite ist oft wirklich unter Druck.<br />
� Grauzonen: Kunden werden oft versuchen, durch Gestaltung des Vertrages an Subventionen,<br />
Steuererleichterungen etc. zu kommen.<br />
� Bedürfnisse jeglicher Art: sind generell eine Schwäche, die gegen ihren Besitzer verwendet<br />
werden können, z.B. der Drang, diesmal unbedingt mit einem unterschriebenen<br />
Vertrag heimzukehren, Geltungsdrang, Bedürfnis nach Sicherheit, nach Ansehen,<br />
finanziellen Vorteilen, das Bedürfnis, als fairer Mensch zu gelten, usw. usw.<br />
� Eitelkeit: kann man ausnutzen durch Sätze wie „Was haben Sie gegen Verzugszinsen,<br />
Sie versichern doch glaubhaft, jederzeit in der Lage zu sein, pünktlich zu zahlen.“<br />
� Zorn: ist manchmal nur vorgetäuscht (z.B. wenn nur einer aus der anderen Delegation<br />
tobt). Man selbst darf auch zornig werden, aber nur vorsichtig dosiert. Keinesfalls sollte<br />
man unbeherrscht oder unkontrolliert wirken.<br />
� Vorwürfe der Gegenseite: entkräften durch detaillierte Kenntnis der Vorgeschichte.<br />
Aktenstudium!! (Oft wird sehr einseitig geschildert, unter Auslassung vieler Fakten.)<br />
� Feilschen: ist ein Sport. Kein Preis wird sofort hingenommen, man vermutet immer eine<br />
Marge. Halten Sie es ebenso. Jede Verhandlung wird erst beendet, wenn der Gegenüber<br />
einige Male zurückweichen musste. Alles andere verletzt den Stolz und<br />
macht auch überhaupt keinen Spaß, Verhandeln ist ein soziales Ereignis.<br />
� Nachgeben: sollte man in ganz einfachen Punkten sofort, das erzeugt positive Stimmung.<br />
Achtung! Dies nicht zu oft tun, denn das wirkt, als sei man ein Trottel oder aber<br />
mit völlig überzogenen Forderungen eingestiegen. Gut ist es, Punkte erst einmal zu<br />
sammeln und dann zu entscheiden, welche davon erfüllt werden können. Nur so<br />
kann man die Salamitaktik abblocken. Man stellt den Gegenüber vor die Entscheidung:<br />
„Wenn wir uns jetzt einigen, gebe ich in a, c, f, g und m nach.“ (In den anderen<br />
Punkten aber sowieso nicht). In einem Patt hilft manchmal ein großes Zugeständnis.<br />
Das sollte man aber nur einmal machen! Ertragen Sie eine verlorene Runde mit einem<br />
Lächeln, sonst merkt sich der Partner nur Ihren Ärger, nicht Ihr Entgegenkommen.<br />
� Nicht nachgeben: kann man auch. Zumindest pro forma sollte man dem Gegenüber<br />
dann aber immer Alternativen anbieten, egal welche, der Fluss des Verhandelns darf<br />
nicht stocken. Dabei herausfinden, was das Motiv, das Ziel der jeweiligen Forderungen<br />
ist, vielleicht gibt es ja einen „seitlichen“ Ausweg aus der Sackgasse. Indirekte<br />
Kanäle nutzen, um das eigentliche Hindernis zu identifizieren.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 51
13.4 Stellenwert von Verträgen im Westen und in Asien<br />
(die folgenden zwei Seiten entstammen dem Buch China – Wirtschaftspartner zwischen<br />
Wunsch und Wirklichkeit von Reisach/ Tauber/ Yuan, Ueberreuter, Wien 1997)<br />
Aus dem westlichen Privat- und Geschäftsleben sind Verträge nicht wegzudenken: Kauf-<br />
und Lieferverträge, Einstellungsverträge, Mietverträge, sogar Eheverträge. Durch den<br />
Vertrag werden gerade für Deutsche alle Aktivitäten in ihren Bahnen gehalten und gelenkt.<br />
Viel Sorgfalt wird darauf verwendet, ihn so zu gestalten, dass er in möglichst neutraler<br />
Form alle Eventualitäten der künftigen Beziehung regelt. Wer bereit ist, einen Vertrag<br />
zu unterzeichnen, zeigt damit Bereitschaft, sich an alle darin befindlichen Bestimmungen<br />
zu halten. Durch seine Unterschrift, ja schon durch sein Angebot, einen Vertrag zu schließen,<br />
erweckt er daher Vertrauen.<br />
Das ist in Asien anders. Der Gründungsvertrag der ASEAN umfasste eine einzige DIN A 4<br />
Seite. Die Anwaltsdichte ist in China oder Japan weit geringer als in Europa oder gar den<br />
USA. Viele asiatische Firmen, besonders die mittelständischen, schließen untereinander,<br />
unabhängig vom Geschäftsumfang, überhaupt keine Verträge. Dasselbe gilt für Vermietungen,<br />
Einstellen von Personal oder Eheschließungen. Wer auf einem Vertrag besteht,<br />
kann sogar Misstrauen erwecken, da er ein böses Ende der Beziehung mit einkalkuliert.<br />
Statt auf Verträge ist in Asien das gesellschaftliche Leben, also auch die Wirtschaft, seit<br />
jeher auf Beziehungen gegründet, die flexibel für alle vernünftigen Bedürfnisse beider<br />
Partner sorgen sollen. Das "Gesetz", an dem alles sich orientiert, ist die gegenseitige persönliche<br />
Verpflichtung, die, wenn sie lange genug währt, in Freundschaft einmündet.<br />
Allerdings wird auch schon am Anfang dieses nicht immer sich vollendenden Prozesses<br />
das Wort "Freundschaft" zur Kennzeichnung der Beziehung verwendet.<br />
Es soll nun nicht dafür plädiert werden, Verträge zu vernachlässigen, das wäre leichtsinnig.<br />
Nur reicht ein Vertrag alleine zur Sicherung der beiderseitigen Interessen keinesfalls<br />
aus. Ohne Beziehungen hilft der beste Vertrag nichts.<br />
13.5 Netzwerke, Beziehungen<br />
Beziehungen entstehen jedoch langsam. Kaum ein Asiate treibt mit einem anderen Geschäfte<br />
größeren Ausmaßes, ohne ihn oder einen verbundenen Beziehungspartner gut zu<br />
kennen. Entweder man ist einander schon über Jahre, besser Jahrzehnte, eng verbunden<br />
und hat das Ausmaß der bilateralen Aktivitäten stetig gesteigert, ist schon durch dick und<br />
dünn gegangen, bevor richtig viel Geld ins Spiel kommt. Oder - besser noch - man steckt<br />
gemeinsam in einer multilateralen Konstruktion: A, B und C sind geschäftlich alle voneinander<br />
abhängig. E benötigt nur Leistungen von B und C, nicht aber von A, A allerdings<br />
benötigt E's Dienste dringend. Falls E es wagen sollte, A deswegen zu übervorteilen, verliert<br />
er nicht nur die für ihn unwichtige Beziehung zu A, sondern ebenfalls die wichtigen<br />
Verbindungen zu B und C. Das bindet mehr als alle Gesetze. Westler haben hier oft den<br />
Nachteil, dass sie im Asiengeschäft lediglich die "A-E" Beziehung aktivieren können. Alles,<br />
was sie im Sinne eines größeren Netzaufbaus tun, kann für sie daher nur von Vorteil sein.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 52
13.6 Hintergründe und Ursachen der asiatischen Position<br />
Der Hauptgrund, warum eine Kultur oder Gesellschaft sich für eine Ordnung ohne sachliche<br />
Gesetze und für flexible, personen- oder beziehungsgebundene Regularien entscheidet,<br />
liegt in der Notwendigkeit, die unbedingte Stabilität der Gruppe zu garantieren.<br />
Diese Stabilität wird in Asien seit Jahrtausenden durch Hierarchie in Harmonie erreicht.<br />
Gesetze dagegen - und die darauf basierenden Verträge - sind als starre Regelwerke zur<br />
Erzielung der gewünschten Stabilität nur ein zweitklassiges Mittel. Denn auch völlig legale<br />
Entscheidungen sorgen häufig für Empörung und böses Blut. Wichtiger als die Rechtspflichten<br />
jedes Einzelnen vor dem zwangsläufig starren Gesetz oder Gewissen sind daher<br />
die elastisch an jede Situation anpassbaren Beziehungspflichten, die die Mitglieder der<br />
Gemeinschaft einander gegenüber haben und die sich ganz und gar auf die Erhaltung<br />
der Hierarchie und Harmonie in den gruppeninternen Beziehungen konzentrieren. In der<br />
Praxis weiß das auch der österreichische Geschäftsmann, der es nur ungern zu einem<br />
Rechtsstreit mit einem guten Kunden kommen läßt, selbst wenn er sich im Recht weiß:<br />
Was hat er von seinem Recht, wenn die Beziehung zu seinem Kunden auf Dauer zerstört<br />
ist?<br />
Diese Überlegung hat in Asien nun viel größere Bedeutung angenommen als in Österreich,<br />
aus dem einfachen Grund, daß dort die Menschen immer weit mehr aufeinander<br />
angewiesen waren als der Geschäftsmann und der Kunde im gerade genannten Beispiel.<br />
Im asiatischen Empfinden von Anstand und Gerechtigkeit ist es also eventuell erlaubt,<br />
gewisse starre Gesetze einmal wie ungültig zu behandeln. Nicht erlaubt ist dagegen<br />
alles, was einem echten Beziehungspartner schadet oder ihn betrübt. Damit hat<br />
man innerhalb einer existierenden Beziehung viel weitreichendere Pflichten, als ein Gesetz<br />
sie je beschreiben könnte. Außerhalb einer bestehenden oder sich anbahnenden<br />
Beziehung allerdings entfallen fast alle Pflichten. Für Außenseiter und Fremde existiert wenig<br />
wirksamer Schutz. Das gilt auch für Geschäftspartner, die nur rein äußerlich eine Beziehung<br />
aufgebaut haben, einander aber nicht wirklich verbunden sind.<br />
13.7 Beziehungsorientierte Maßnahmen zur Sicherung<br />
Ihrer Interessen<br />
� Ganz gleich, wie gut Ihre Verträge sind: steigen Sie klein in ein Geschäft mit Asiaten<br />
ein, testen Sie den Partner wie er Sie. Bauen Sie dann erst den Geschäftskontakt<br />
schrittweise aus.<br />
� Ist dies nicht möglich (Großprojekte, Infrastrukturprojekte), so versuchen Sie, Teil eines<br />
multilateralen Netzes zu werden, auch über europäische Grenzen hinweg. Solange<br />
z.B. China den TGV und den ICE gegeneinander ausspielen kann, wird man das auch<br />
hemmungslos tun.<br />
� Zusätzlich bemühen Sie sich um ausgezeichnete bilaterale Kontaktpflege. Das bedeutet<br />
lange Asienreisen und hochrangige Delegationen.<br />
� Führen Sie konsequent und detailreiche Infodateien betreffend Ihre Partner (Lieblingsgetränke,<br />
Kinderzahl, Beziehungen im Unternehmen, politische Ausrichtung usw.)<br />
Das ist in Asien kein Verstoß gegen den Datenschutz, sondern eine Aufmerksamkeit,<br />
die dazu dient, diesem Menschen näher zu kommen.<br />
� Vergessen Sie nie, daß der Aufbau einer Beziehung Jahre dauert, auch wenn Sie<br />
schon beim zweiten Besuch ein "alter Freund" genannt werden.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 53
14 Romanische Kulturen<br />
14.1 Pünktlichkeit und Umgang mit Zeit<br />
� Bewusstes Zuspätkommen oder Wartenlassen ist nicht ok.<br />
� Im Business sind je nach Land 10-20 Min verzeihlich, danach braucht man eine gute<br />
Entschuldigung. Privat ist mehr Spielraum (in Lateinamerika teilweise bis zu 2 Stunden).<br />
� Dinge geschehen nicht nur später, sondern eventuell auch früher als geplant.<br />
� Wegen Überziehen der Zeit ein Meeting abzubrechen, ist noch unhöflicher, als im<br />
nächsten Meeting zu spät zu kommen.<br />
� Eventuell mischt man die beiden Meetings. Oder geht zusammen essen oder so.<br />
� Wenn der Chef kommt, müssen alle da sein. Deshalb kommt er zu spät.<br />
� Sachen mit Top Priorität sind auch top pünktlich für alle.<br />
Für Franzosen und Norditaliener gelten diese Dinge in abgeschwächtem Maße!<br />
14.1.1.1 Der Hintergrund ist folgender:<br />
Es geht nicht um Zeit, es geht um die Frage: Sachorientierung oder Personenorientierung.<br />
In stark sachorientierten Kulturen steht im Mittelpunkt der Organisation der Arbeit die Frage,<br />
welche Sachaufgaben es zu bewältigen gilt, welche Teilarbeitsschritte diese Aufgaben<br />
beinhalten und auf welche Personen nun die Bewältigung der Aufgabe verteilt wird.<br />
Jeder arbeitet in dem Bewusstsein: "Wenn ich meinen Teil nicht in der entsprechenden<br />
Zeit liefere, dann kommen die anderen auch nicht weiter." Oder in der Sorge "Wenn die<br />
anderen ihren Teil nicht rechtzeitig fertig gemacht haben, dann fehlen mir Daten oder<br />
Dinge zur Vollendung meiner eigenen Aufgabe." Das krasseste Beispiel für sachorientiertes<br />
Arbeit im Zeittakt ist das klassische Fließband, an welchem eine Verzögerung an Position<br />
1 oder 2 alle weiteren Arbeiten in Verzug bringt. Doch das Prinzip gilt auch für viele<br />
andere Arbeitsabläufe, hinter denen ein geistiges Fließband steckt. Pünktlichkeit ist dort<br />
eine absolute Notwendigkeit. Wer unpünktlich ist, schadet seinem Partner und dessen<br />
Arbeit, ist also unverfroren.<br />
In stark personenorientierten Kulturen stehen die persönlichen Kontakte im Vordergrund.<br />
Dahinter steckt die Überzeugung, dass sich jede Arbeit schon irgendwie erledigen lasse,<br />
wenn man nur die richtige Atmosphäre und die richtigen Kontakte habe. Daher legt man<br />
von vornherein keine genauen Abläufe für die Erledigung von Aufgaben fest, insbesondere<br />
nicht bei komplexen Aufgaben, von denen man vermutet, dass sie sich noch verändern<br />
werden, wenn weitere Personen ihren Input gegeben haben werden. Ein typisches<br />
Beispiel für solch eine Arbeit wäre die Ausrichtung eines Auftrittes auf einer Messe,<br />
zu dem Ideengeber gebraucht werden, Designer, Drucker, Schreiner, Caterer usw. Wenn<br />
alle Beteiligten dabei engen Kontakt haben, kommt möglicherweise am Ende etwas<br />
ganz anderes heraus als zu Anfang geplant, nur, weil der Schreiner vielleicht das falsche<br />
Holz bestellt hat und daher einige Dekorationen geändert werden mussten, was dann<br />
den Eventmanager auf ganz neue Einfälle brachte... usw. Pünktlichkeit hilft hier nur bedingt<br />
weiter, wichtiger ist der ständige Gedankenaustausch, welcher die Kreativität und<br />
damit die Bewältigung der Aufgabe sichert. Da man aber Gedanken und Kreativität<br />
nicht definitiv zeitlich steuern kann, dauern eben manche Meetings länger, dafür tun die<br />
andern in der Zwischenzeit schon einmal etwas andere<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 54
14.2 Romanische Länder:<br />
Der Chef (oder die Chefin)<br />
� Soll der "gütige Alleinherrscher" sein<br />
� hört viel zu, erwartet, dass man ihm alle<br />
Informationen ungefragt zuträgt.<br />
� sitzt in der Mitte eines Großraumbüros (oder<br />
sonst wie zentral).<br />
� hat persönlichen Kontakt zu seinen Leuten,<br />
kann im spanischen Sprachraum evtl. geduzt<br />
werden, dennoch findet keine Verbrüderung<br />
statt!. Die Tür ist aber immer offen, zumal er<br />
oder sie auch für persönliche Belange zuständig<br />
ist, besonders bei jungen Mitarbeitern.<br />
� soll sympathisch, charismatisch, kreativ, stark<br />
und fürsorglich sein.<br />
� entscheidet, überwacht und kontrolliert die<br />
Durchführung.<br />
Es gibt viel Kontrolle.<br />
� motiviert durch persönliche Ansprache und mündliches Lob. Von<br />
allein tut zumindest im Spanisch sprachigen Raum keiner etwas, auch nicht das, was<br />
der Chef angeordnet hat. Bei einem Erfolg ist oft ein Essen fällig, das der Chef spendiert.<br />
� Ressortleitertitel usw. sind eher nebensächlich, was die Funktion angeht. Weder kann<br />
derjenige unbedingt dieses Fach besonders gut, noch übt er es unbedingt aus, das<br />
machen vielleicht ganz andere. Aber er steht irgendwie anders seinen Mann/ ihre<br />
Frau.<br />
� So lange der Chef ein "guter Chef" ist, ist es den Mitarbeitern lieber, sich seiner Autorität<br />
zu beugen als unpersönlichen, abstrakten Vorschriften und Spielregeln - hier spielt<br />
auch die Personenorientierung eine Rolle.<br />
� Matrixorganisation kann man praktisch vergessen, das würde völlig das System von<br />
eindeutiger Fürsorge und Gehorsam untergraben.<br />
Achtung:<br />
Vor allem bei Frankreich teilweise Abweichungen von diesem Schema,<br />
siehe Frankreichblatt!<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 55
14.3 Romanische Länder:<br />
Meetings<br />
� Ziel des Meetings ist es, Terrain zu<br />
sondieren, Stimmungen zu eruieren,<br />
potentielle Unterstützer zu<br />
identifizieren.<br />
� Sie sind ein Forum zur<br />
Selbstdarstellung, zum Verfestigen<br />
von Hackordnungen, zum<br />
Ausprobieren von Ideen und<br />
Kommentaren.<br />
� Der sachliche Gehalt eines Vorschlag<br />
fällt deutlich weniger ins Gewicht als das<br />
Ansehen der dahinter stehende<br />
Persönlichkeit.<br />
� Man lehnt Vorschläge nicht offen ab, die<br />
Person, die sie äußert, kann das Gesicht wahren. Allerdings bleibt der<br />
Vorschlag dann im negativen Fall eben oft folgenlos, versickert unauffällig. Von dem<br />
Vertreter/ der Vertreterin des Vorschlages erwartet man ein Gesicht wahrendes Einschwenken<br />
auf den angesagten Kurs.<br />
� Ist abzusehen, dass es zu einer echten Auseinandersetzung kommen wird, vertagt<br />
man die Sitzung gerne, anstatt den Streit auszutragen. In der Zwischenzeit wird dann<br />
Diplomatie betrieben.<br />
� Es gibt vergleichsweise wenig feste Strukturen eines Meetings. Auch die Zahl der Teilnehmer<br />
schwankt über den Verlauf eines einzigen Meetings hinweg ganz beträchtlich.<br />
� Es nehmen nicht unbedingt alle an dem Meeting teil, die zu dem Thema etwas Entscheidendes<br />
zu sagen hätten. Diese Personen können dann möglicherweise unabhängig<br />
von den Beschlüssen des Meetings eine andere Entscheidung fällen und auch<br />
durchsetzen.<br />
� Aus alledem ergibt sich automatisch, dass die meisten Meetings bewusst nicht mit<br />
einem Ergebnis enden, das dann für alle verbindlich wäre und ihre weiteren Aktivitäten<br />
bestimmen würde.<br />
� Statt dessen sind Meetings eher ein konstantes Forum der Meinungsbildung und auch<br />
eine Art Informationsbörse.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 56
14.4 Lateinamerika<br />
14.4.1 Wo weicht Lateinamerika vom Bild der romanischen Kulturen ab?<br />
Wie die anderen romanischen Kulturen -Frankreich, Italien und Spanien- ist auch ganz<br />
Mittel- und Südamerika von folgenden Kulturkategorien geprägt:<br />
� Deutlich mehr hierarchisch als gleichberechtigt<br />
� Eher individualistisch, aber mit einem großen Familiensinn,<br />
in Teams eher untereinander rivalisierend und auf den Chef bezogen<br />
� Viel stärker personen- als sachorientiert<br />
� Deutlich mehr gefühlsbetont als neutral<br />
� Motivation kommt über persönlichen Stolz, persönliche Loyalität,<br />
nicht über abstrakten, technischen Ehrgeiz, anonymes Pflichtgefühl.<br />
� Eher interessiert an der Form/ Eleganz einer Sache/ Idee als an ihrer Substanz.<br />
Trotzdem gibt es große Unterschiede, vor allen Dingen auch zwischen den 19 mittel- und<br />
südamerikanischen Ländern (darauf kann hier nicht eingegangen werden).<br />
� In Mexico, Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica, Panama,<br />
Cuba, Republica Dominicana, Venezuela, Colombia, Ecuador, Peru, Bolivia, Chile,<br />
Argentina, Uruguay und Paraguay wird "castellano" (spanisch) gesprochen, in<br />
Brasilien portugiesisch.<br />
� Viel indianische Bevölkerung gibt es noch in den mittelamerikanischen Staaten<br />
Mexico, Guatemala, Honduras, El Salvador, Ecuador, Peru, Bolivia<br />
� Mexico gehört mit den USA und Canada in die Wirtschaftszone NAFTA, während Brasilien,<br />
Paraguay und Argentinien (plus Kandidat Chile) den "Mercosur" formen.<br />
� Die Argentinier gelten als "Briten Lateinamerikas", bei Empfängen, Essen, Kleidung usw.<br />
sind sie sehr förmlich, das Clubleben ist immens wichtig, der Bildungsstand ist hoch,<br />
Argentinien sieht sich in einer Position der Unabhängigkeit von der EU und der relativen<br />
Stärke gegenüber den Nachbarstaaten. In Argentinien ist es auch ein grober<br />
Fehler, zu Verhandlungsbeginn schon Geschenke zu überreichen.<br />
Die vergangene "Eroberung" Lateinamerikas durch die Spanier und Portugiesen wird nicht<br />
so negativ bewertet wie die befürchtete wirtschaftliche Eroberung Lateinamerikas als<br />
"Hinterhof" der USA. Das liegt daran, dass viele Einwohner Lateinamerikas schließlich ganz<br />
oder teilweise von Europäern abstammen. In den Schulen wird den Kindern deshalb<br />
auch nicht von einer Eroberung Lateinamerikas durch die Europäer berichtet, sondern<br />
von einer "Begegnung zweier Welten", die das heutige Lateinamerika schufen. Allerdings<br />
ist man auf die Europäer zuweilen sauer wegen der als protektionistisch empfundenen<br />
EG-Agrarpolitik.<br />
14.4.2 Gute Small-Talk-Themen fürs Warmwerden miteinander<br />
� Die Familie (Fotos mitbringen)<br />
� Die Reise<br />
� Interesse am Land (ohne zu vergleichen)<br />
� Fußball in Kolumbien, Brasilien, Argentinien, Baseball in Venezuela, Peru, Mexico, Chile<br />
� Humor! (mit und ohne Alkohol)<br />
14.4.3 Tabuthemen in den meisten Ländern Lateinamerikas:<br />
� Gehalt, Geld<br />
� Korruption<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 57
� Beschwerden allgemein (was nicht funktioniert, "mañana" usw.)<br />
� Kritik an Regierung oder am Volk oder an etablierten Religionen<br />
� Ethnische Zugehörigkeit<br />
� Rolle der Frau<br />
� Beim Essen nur oder schon zu Anfang übers Geschäft reden<br />
14.4.4 Akademiker - Techniker<br />
� Jeder will Akademiker sein, Uni ist die Ausbildungsstätte<br />
� Techniker ist nichts. Es gibt keine Technikerausbildung und auch keinen Meisterbrief,<br />
meist auch keine Lehre in unserem Sinne.<br />
Aufstiegschancen im Unternehmen gibt es nur begrenzt, meist geschieht der Aufstieg<br />
durch Firmenwechsel, daher ist die Firmentreue besonders in Managerkreisen nicht so<br />
hoch.<br />
14.4.5 Vorstellungen:<br />
geschehen in Lateinamerika selten direkt von Person zu Person. Meist stellt ein Dritter die<br />
beiden einander vor. Dieser Dritte übernimmt damit automatisch auch eine Art moralischer<br />
Bürgschaft für die vorgestellte Person. Infolgedessen hat es durchaus Auswirkungen<br />
auf die eigene Reputation in der Gesellschaft, wen man vorstellt. "Kritische" Kandidaten<br />
wird man tunlichst vermeiden, anderen formal vorzustellen.<br />
14.4.6 Selbstdarstellung<br />
IN DEUTSCHLAND IN LATEINAMERIKA<br />
fachliche Kompetenz, Expertise<br />
leistungsbezogen: akademischer Grad, erreichte Position<br />
Studienfach<br />
fähig, klug, effizient, zielstrebig, kompetent<br />
kollegial<br />
14.4.7 Körperabstand<br />
soziale Kompetenz, Benehmen<br />
ansehenbezogen: Herkunft, Stil<br />
Studienort<br />
Zuvorkommend, kultiviert savoir vivre<br />
anteilnehmend<br />
Lateinamerikaner stehen viel näher beisammen als Mitteleuropäer. Der Körperabstand,<br />
bei dem Mexikaner oder Venezuelaner sich endlich wohl genug fühlen, um offen und<br />
vertrauensvoll miteinander zu sprechen, erzeugt bei Angelsachsen und nördlicheren Bewohnern<br />
Europas in der Regel Gefühle von Bedrängt sein in seiner Intimsphäre oder von<br />
Aggression. Es soll schon mal ein Nordamerikaner in einen Pool gefallen sein, während er<br />
bei einer Gartenparty instinktiv immer weiter rückwärts vor seinem mexikanischen Geschäftsfreund<br />
zurückwich, während dieser ebenso instinktiv immer wieder aufrückte.<br />
14.4.8 Kommunikationswege:<br />
Es gibt eine gewisse Aversion gegen Kommunikation auf dem Papierweg. Papier ist zwar<br />
geduldig, aber nicht sehr persönlich, es gibt keine gute Verbindung ab. Außerdem ist es<br />
wenig flexibel, es wird schwieriger, etwas, das schwarz auf weiß dasteht, später den Gegebenheiten<br />
anzupassen. Oder, schlimmer noch: wer immer das Schriftstück später einmal<br />
in den Händen hält, wenn die ganze Situation längst anders ist, könnte einem einen<br />
Strick daraus drehen, in irgendeiner Form.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 58
14.4.9 Konflikte<br />
Hier erscheinen viele Lateinamerikaner den Deutschen manchmal wie "Dr. Jeckyll und Mr.<br />
Hyde": Mal ist ein Konflikt kaum der Rede wert, spielerisch leicht und großzügig wird das<br />
Problem gelöst. In anderen Fällen reagiert derselbe Partner scheinbar launisch, definitiv<br />
beleidigt, mimosenhaft... Die Erklärung ist einfach: rein sachliche Probleme und Konflikte<br />
lassen sich kreativ, rasch und leicht lösen. Generell spielt man das Problem herunter, verniedlicht<br />
es, wischt es weg. Anders ist es aber bei Konflikten, die das Gesicht oder die<br />
Ehre eines Partners tangieren. Da ist eine Entschuldigung fällig.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 59
14.5 Frankreich<br />
14.5.1 Wo weicht Frankreich vom Bild der romanischen Kulturen ab?<br />
Wie die anderen romanischen Kulturen - Italien, Spanien, Mittel- und Südamerika - ist<br />
auch Frankreich von folgenden Kulturkategorien geprägt:<br />
� Deutlich mehr hierarchisch als gleichberechtigt<br />
� Eher individualistisch, aber mit einem großen Familiensinn,<br />
in Teams eher untereinander rivalisierend und auf den Chef bezogen<br />
� Viel stärker personen- als sachorientiert<br />
� Deutlich mehr gefühlsbetont als neutral<br />
� Motivation kommt über persönlichen Stolz, persönliche Loyalität,<br />
nicht über abstrakten, technischen Ehrgeiz, anonymes Pflichtgefühl.<br />
� Eher interessiert an der Form/ Eleganz einer Sache/ Idee als an ihrer Substanz<br />
Trotzdem gibt es große Unterschiede.<br />
Einer hat mit der französischen Vorliebe für "raison" (Vernunft), "intellect" und auch "esprit"<br />
zu tun. In ganz Frankreich wird auf eine gute und intensive Ausbildung höchsten Wert gelegt,<br />
die vielen großen Eliteschulen belegen das zum Beispiel. Diese Vorliebe für Logik und<br />
Komplexität scheint auch zu bedingen, dass es in Frankreich eine ganze Menge ausgefeilter<br />
Gesetze und Regelwerke gibt, die auch eventuell aufgrund ihrer intellektuellen<br />
Schönheit und Präzision bewundert werden. Das gilt auch für Konzepte und Planungen<br />
innerhalb des Business. Allerdings geht die Bewunderung nicht so weit, dass man sich<br />
dann auch an alle Vorschriften und Details halten würde. Da sind dann die Flexibilität und<br />
der Sinn für Pragmatismus groß genug, die unpraktischsten Auswirkungen der Systeme<br />
einfach zu umgehen. Aber in den anderen romanischen Ländern wird im Zweifelsfall<br />
eben schon von vornherein auf die Systeme und komplexen Pläne verzichtet.<br />
Auf der gleichen Linie liegt die Beobachtung, dass man in Meetings mit Franzosen durchaus<br />
Tagesordnungen finden kann, die auch durchaus auch schon vorweg erarbeitet<br />
wurden, und an die man sich bis zu einem gewissen Grad hält.<br />
Bei mündlicher und schriftlicher Kommunikation kommt es in Frankreich auch sehr auf die<br />
Eleganz und den Esprit der Wortwahl an. Daran erfreuen sich zumindest die etwas Gebildeteren<br />
sehr.<br />
Frankreich ist schon lange ein zentralisierter Staat, nicht ein Königreich oder ein loser<br />
Bund, keine Kolonie und keine Diktatur. Auch das unterscheidet es von vielen romanischen<br />
"Verwandten" und führt zum Beispiel dazu, dass der Staat zumindest aus Sicht der<br />
Wirtschaft, teilweise auch aus Sicht der Einzelpersonen, durchaus respektiert wird und<br />
man vertrauensvoll mit ihm zusammenarbeitet. Das ist in anderen Ländern (Spanien!)<br />
durchaus nicht immer so, selbst wenn es dort eine hohe Staatsquote an der Wirtschaft<br />
gibt. Ebenso ist es spezifisch für Frankreich, dass die Rechenschaftsberichte und Planungen<br />
der Firmen durchaus zuverlässige Zahlen enthalten.<br />
Trotz steiler Hierarchien ist nicht so viel Kontrolle von Arbeitern nötig wie in den anderen<br />
Latino- und romanischen Ländern - höhere Eigenmotivation. Übrigens sind nur knapp 20%<br />
der Arbeiter und Angestellten gewerkschaftlich organisiert, die niedrigste Quote in der<br />
ganzen EU.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 60
14.5.1.1 Bildungssystem / Art zu denken<br />
� Mathematik gilt als Königin der Wissenschaften. Die Top Elite lernt Mathe.<br />
� Junge Franzosen lernen ihre Schulkameraden als "Copains" kennen, sie sind den ganzen<br />
Tag zusammen, es gibt viel Wettstreit, wenig Kooperation.<br />
� Man lernt, unter Druck vorgegebene Ziele rasch zu erreichen. (nicht: selbst gesteckte<br />
Ziele, möglichst Druck vermeiden, um besser denken zu können)<br />
� Man lernt, Info rasch aufzunehmen und darauf zu reagieren (nicht: Info gründlich hinterfragen<br />
und verstehen)<br />
� Man übt sich in Synthese, globalem, Fächer übergreifendem Denken, Generalist<br />
(nicht: Fachmann oder Fachfrau)<br />
� Ziel: zur (unterschiedlich einsetzbaren) Elite gehören (nicht: in Fachbereich anerkannt<br />
sein)<br />
� Allgemeinbildung gilt mehr als spezifische Fachkompetenz. Schon nach der Primärstufe<br />
der Schule, und dann in der Sekundärstufe werden die besseren Schüler zu den<br />
allgemeinbildenden Schulgängen hin gelenkt, der Rest in die fachspezifischen Ausbildungen<br />
gesteckt.<br />
� Franzosen sehen die Synergien mit Deutschen so: "Wir Franzosen sind die Kreativen, die<br />
die guten Ideen liefern. Die Stärke der Deutschen liegt in der Prototypenentwicklung<br />
und in der Entwicklung zur Serienreife und zum marktfähigen Produkt." (Eurocopter)<br />
14.5.2 Frauen<br />
� 1945: Wahlrecht<br />
� 1964: dürfen ohne Erlaubnis des Gatten Konto oder einen Laden eröffnen, sich einen<br />
Paß besorgen<br />
� 1975 und 1979: weitere Gleichstellungen bei Besitz, Scheidung, Recht auf Arbeit<br />
� 1980 Academie Francaise hat erste Frau<br />
� Arbeitsmarkt 2003 hat 39,2% Frauen (GB: 38,6%), (D-West: 36,7%)<br />
14.5.3 Familie<br />
"Die Franzosen unterstützen ihre Kinder, bis die ihnen auf die Bärte treten" (in F. lebender<br />
Amerikaner)<br />
erzieherische Aufgabe der Eltern wird sehr wichtig genommen, man achtet sehr darauf,<br />
dass die Kinder als gut erzogen gelten.<br />
14.5.4 Prioritäten nicht direkt materialistisch<br />
Taxifahrer fährt ewige Umwege, verwickelt in ein philosophisches Gespräch mit seinem<br />
ausländischen Gast. Am Ende will er kein Geld, bedankt sich für die interessante Unterhaltung.<br />
14.5.5 Planung<br />
Kurze Planung, lange Ausführung ("langsame und elastische Umsetzung" Jacques Pateau)<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 61
14.6 Italien<br />
14.6.1 Wo weicht Italien vom Bild der romanischen Kulturen ab?<br />
Wie die anderen romanischen Kulturen - Frankreich, Spanien, Mittel- und Südamerika - ist<br />
auch Italien von folgenden Kulturkategorien geprägt:<br />
� Deutlich mehr hierarchisch als gleichberechtigt<br />
� Eher individualistisch, aber mit einem großen Familiensinn,<br />
in Teams eher untereinander rivalisierend und auf den Chef bezogen<br />
� Viel stärker personen- als sachorientiert<br />
� Deutlich mehr gefühlsbetont als neutral<br />
� Motivation kommt über persönlichen Stolz, persönliche Loyalität,<br />
nicht über abstrakten, technischen Ehrgeiz, anonymes Pflichtgefühl.<br />
� Eher interessiert an der Form/ Eleganz einer Sache/ Idee als an ihrer Substanz<br />
Trotzdem gibt es Unterschiede.<br />
Kein europäisches Volk benutzt derart viele Mobiltelefone wie die Italiener.<br />
Italien ist laut UNESCO im Besitz von 70% der Weltkultur.<br />
Mehr noch als bei den Nachbarn ist es in Italien wichtig, "bella figura" zu machen. Das<br />
betrifft sowohl die Kleidung als auch das Auftreten insgesamt. Kompetenz in Schlabberhosen<br />
ist schlichtweg unvorstellbar. Jeder Chef und jeder, der sein Unternehmen repräsentieren<br />
muss, weiß, dass er die absolute Pflicht hat, in Kleidung, Styling und Auftreten<br />
absolut umwerfend zu erscheinen.<br />
Der größte wirtschaftliche Erfolgsfaktor Italiens ist sein Mittelstand vor allem in den Regionen<br />
von Mailand und Turin. Dort sorgen sehr fähige und fleißige Familienunternehmer<br />
meist technischer Ausrichtung für Innovation, Arbeitsplätze und ansehnliche Exporterfolge.<br />
Die Elite ist - anders als in Frankreich - eben nicht in den großen, staatlich beeinflussten<br />
Unternehmen.<br />
In der Gegend um Mailand ist - ähnlich wie in Nordfrankreich - Pünktlichkeit sehr wohl<br />
üblich, ebenso die Wahrung von Terminen etc.<br />
Die Italiener sind fernsehsüchtig (das haben sie mit den Südamerikanern gemeinsam).<br />
Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass in den 50er Jahren in manchen Regionen<br />
die Hälfte der Leute Analphabeten waren. Mit Hilfe des Fernsehens bildeten sie sich<br />
fort und lernten via Fernsehen in entsprechenden Programmen sogar das Lesen.<br />
14.6.2 Bellezza / bella figura/ Elite<br />
Das Schöne, die Ästhetik, ist keine erfreuliche Ergänzung zu den "ernsten Dingen des Lebens",<br />
sondern selbst ein ernstes Ding im Sinne von Ordnungsprinzip (Christoph Herwig,<br />
Überlegungen zum nationalen Habitus Italiens. Ein Essay zum Thema Soziologische Länderkunde.<br />
Hilden, SSIP-texte, 2/96) Das ist ein Unterschied zu anderen mediterranen Kulturen.<br />
"Schönheit" ist für Italiener so etwas wie "Offenheit" für die Amis oder "Zuverlässigkeit"<br />
für die Deutschen. Es lenkt das Verhalten, macht viele Menschen und Situationen berechenbar,<br />
gibt Orientierung und Sicherheit. Es ist furchtbar wichtig, dass man sich gegenseitig<br />
(oder die Kinder der anderen) als schön bezeichnet, das ist viele wichtiger als etwa<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 62
"sympathisch" oder "klug", letztere würde man für mickrigen Lob-Ersatz für nicht wahrnehmbare<br />
Schönheit empfinden.<br />
Bella figura = Gesicht. Bella figura macht man mit noblem Trinkgeld, schickem Abendkleid<br />
usw.<br />
Brutta figura: falsche Krawatte, roher Gesang im Café, Badezeug im Restaurant., Suff!,<br />
Schlägerei..<br />
Ästhetik bezieht sich z.B. auf: Kleidung, Nahrungsmittel, Auslagen von Geschäften und<br />
Obstständen, Erhaltung historischen Ambientes alter Ortschaften, Kunst, Musik, Film, Theater<br />
etc. Auch die Kommunikation hat etwas von Theater: laut, dramatisch, voller Gesten<br />
und Mimik, die Form wahrend.<br />
Elite orientiert sich an einer bestimmten Bezugsperson, wie z.B. Giovanni Agnelli: alle anderen<br />
versuchen, seine Mode, seinen Habitus etc. zu kopieren und damit, gleich ihm, aus<br />
dem Plebs herauszuragen. "[Deutschland ist ein Land], in dem es keine Bezugspersonen<br />
gibt und keine festen Rahmenrichtlinien, wie man [um in einer bestimmten gesellschaftlichen<br />
Position anerkannt zu sein] sich zu verhalten hat." Auch Wissenschaftler mühen sich<br />
um solchen Glanz, indem sie sehr schnell, nachdem sie irgendwelche Teilergebnisse haben,<br />
im Fernsehen darüber berichten, seien die Ergebnisse auch noch so unvollständig.<br />
Aber man muss sich präsentieren. Alle Leute bewundern die glänzenden Schaumschläger<br />
heimlich.<br />
"Wenn ich die Politiker aus europäischer Sicht betrachte, sind die Italiener die besseren<br />
Politiker. Wenn ich es aus lokaler Perspektive sehe, habe ich keinen Zweifel, dass die Personen,<br />
die Politik in Deutschland machen, bürgernäher, verantwortlicher, ernsthafter und<br />
pragmatischer sind als die italienischen Politiker [aber italienische Politiker] sind Personen<br />
mit einer außerordentlichen Bildung, großer Internationalität und einem intellektuellen<br />
Niveau, das man kaum bei anderen europäischen Politikern findet." (Carlo Batasin in Sietar<br />
D Newsletter 2/99, Autor von "Deutschland von Außen" 1998<br />
14.6.3 Familismus<br />
Staat hat weder Gewalt- noch Steuermonopol so richtig, schon gar nicht im Süden, Staat<br />
wird nicht als Garant der Wahrung der Bürgerinteressen angesehen, sondern als Feind<br />
meiner regionalen oder Familieninteressen.<br />
Zu interessanten Staatsbesuchen kommt schon mal die ganze Familie mit und muss bewirtet<br />
werden.<br />
Man traut sich nicht, was gegen die Familie zu unternehmen. Z.B. in eine andere Stadt<br />
umziehen...<br />
Es gibt wenig Strukturen, die eine Autonomie von Studenten fördern: jobben macht nicht<br />
unabhängig von den Eltern (zu geringes Entgelt), es gibt kaum passende Zimmer zu mieten<br />
etc.<br />
wer selbständig werden will (bes. junge Frau!) muss ins Ausland (GB!) gehen, im Inland<br />
geht es nicht<br />
Freundschaften außerhalb der Familie gehen nicht so leicht in die Tiefe, obwohl ja Freunde<br />
total wichtig sind. Sichtbares Zeichen: Tagsüber verschlossene Fensterläden, wenig<br />
Einladungen in die Häuser usw. Grund: man weiß, jeder ist zunächst seiner Familie verpflichtet,<br />
also auch mein Freund. Also nicht in erster Linie mir. Bleibt ein Rest Misstrauen.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 63
Was Italiener verblüfft: Das man "valet-parking machen kann: einem Fremden Autoschlüssel<br />
geben!<br />
Wenn man allerdings im Ausland oder sonst wie von seiner Familie getrennt ist, dann<br />
sucht man sich so gut es geht eine Ersatzfamilie zusammen, möglichst auch Italiener.<br />
Familie springt für viele Dinge ein, die anderswo in Europa der Staat übernimmt: nicht<br />
medizinische Krankenpflege in Krankenhäusern, Jobbeschaffung, Ausbildung usw.<br />
Extremer Geburtenrückgang liegt gerade an der hohen Bedeutung der Kinder!!! Denn<br />
die Familie muss ihnen all das ermöglichen, was der Staat nicht kann: gute Schule, Ausbildung,<br />
Arbeitsplatz, Wohnung.... Das ist inzwischen nur noch für maximal ein Kind zu leisten.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 64
14.7 Spanien<br />
14.7.1 Wo weicht Spanien vom Bild der romanischen Kulturen ab?<br />
Wie die anderen romanischen Kulturen - Frankreich, Italien, Mittel- und Südamerika - ist<br />
auch Spanien von folgenden Kulturkategorien geprägt:<br />
� Deutlich mehr hierarchisch als gleichberechtigt<br />
� Eher individualistisch, aber mit einem großen Familiensinn,<br />
in Teams eher untereinander rivalisierend und auf den Chef bezogen<br />
� Viel stärker personen- als sachorientiert<br />
� Deutlich mehr gefühlsbetont als neutral<br />
� Motivation kommt über persönlichen Stolz, persönliche Loyalität,<br />
nicht über abstrakten, technischen Ehrgeiz, anonymes Pflichtgefühl.<br />
� Eher interessiert an der Form/ Eleganz einer Sache/ Idee als an ihrer Substanz<br />
Trotzdem gibt es Unterschiede, auch im Wirtschaftsleben:<br />
Spanien ist von den europäischen romanischen Ländern dasjenige mit dem bisher geringsten<br />
wirtschaftlichen Erfolg. (Arbeitslosigkeit gut 20%, 10% Drogenkonsumenten). Eine<br />
Ursache mag in der langen Franco-Diktatur (bis 1975) und dem damit verbundenen Gesellschaftssystem<br />
liegen, das Spanien 30 Jahre lang vom erneuerten Europa abschnitt -<br />
und auch bedingte, dass es nach dem zweiten Weltkrieg für Spanien keine amerikanische<br />
Wirtschaftshilfe gab.<br />
Die Betonung der Chefrolle ist in Spanien vor allem bei der älteren Generation noch weit<br />
ausgeprägter als bei den anderen romanischen "Verwandten" in dem Sinne, dass der<br />
Chef weniger konsultiert und mehr befiehlt.<br />
Frauen sind in der Wirtschaft weniger und in weniger prominenten Positionen vertreten als<br />
bei den Italienern oder Franzosen.<br />
Trotz der Betonung von Mut, Stolz und Ehre unterscheidet die Spanier bei öffentlichen<br />
Auftritten (Wort ergreifen im Meeting, Präsentation darbieten usw.) von ihren Nachbarn,<br />
dass sie auf bescheidenes Auftreten Wert legen, nicht auf flamboyante, geniale Selbstdarstellung.<br />
Und übrigens: Spanien hat ein maurisches Erbe. Praktisch das ganze Land war im Mittelalter<br />
mehrere Jahrhunderte lang islamisch erobert, was für die Wissenschaft, Technik und<br />
Kunst allerdings ein großes Plus bedeutete, da die damaligen muslimischen Herrscher weit<br />
offener waren als die christlichen. Ohne sie wüßten wir heute nichts mehr von den griechischen<br />
Philosophen und Mathematikern, weil sie der Kirche damals als "heidnisch" galten<br />
und verboten waren.<br />
14.7.2 Zum Thema polychrone Planung / gestreute Aufmerksamkeit,:<br />
Es wird wenig geplant, zugleich gibt es auch einen ausgeprägten unternehmerischen<br />
Sinn für das Ergreifen von Chancen. Man konzentriert sich auf kurzfristige Gewinne, macht<br />
bei allen Risiken mit.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 65
Es gilt: kurze Vorbereitungsphase, lange Ausführungsphase (weil ja dauernd nachtariert<br />
werden muss). Falls Probleme auftreten, werden informelle Wege zu deren Lösung gesucht,<br />
oft wird dabei nicht einmal die offizielle Projektplanung geändert. Zusagen, wie<br />
etwa Terminzusagen, sind keine Ergebnisse geplanter Arbeitsprozesse. Sie sind so eine Art<br />
Anhaltspunkt und dürfen nicht wörtlich genommen werden.<br />
Organigramme sind Schrott. Funktionsbeschreibungen sind sehr vage, innerhalb derselben<br />
"Funbktion" kann man leicht eine ungeplante, informelle Jobrotation durchmachen.<br />
Aufmerksamkeit streuen: Am Ende einer für Deutsche oder Briten völlig konfusen Sitzung<br />
mit tausend verschiedenen Beiträgen und scheinbar ohne roten Faden ist zu erleben,<br />
dass ein Spanier das Wichtigste zusammenfasst und dabei wirklich einen kohärenten oder<br />
gut komponierten Gedankenstrang liefert.<br />
14.7.3 Zum Thema Personenbezug/ Familismus/ Eleganz<br />
Kollegen werden nicht in erster Linie aufgrund von Fachkenntnis geschätzt oder bewundert<br />
sondern aufgrund von Originalität, Phantasie, Flexibilität, Allgemeinwissen usw. Je<br />
höher der gesellschaftliche Rang, desto wichtiger, kultiviert, elegant, gebildet aufzutreten.<br />
Man duzt einander vielfach, das ist kein Zeichen von Respektlosigkeit sondern von Integrieren.<br />
Informationen werden um so eher geglaubt, je näher der Informant dem Fragenden<br />
steht, nicht je informierter der Informant ist. Auf sehr nahe Bekannte verläßt man sich<br />
blind.<br />
Wer gefragt wird, ist daher verpflichtet, zu helfen/ Auskunft zu geben. Wenn er nicht weiter<br />
weiß, fragt er seinerseits jemand anderen. Der ursprüngliche Frage muss nun warten,<br />
bis alle Instanzen von zu Fragenden durch sind und die Antwort / Hilfe retour kommt.<br />
Wenn man sagt "ich weiß/ kann das nicht", ist das keine Aussage auf Faktenebene, sondern<br />
auf Beziehungsebene: ich will dir jetzt nicht helfen.<br />
Kodifizierte Regeln zu befolgen ist kein moralischer Wert an sich. Keine internalisierte Kontrollinstanz,<br />
das machen die Personen außerhalb, vor allem die Eltern und Vorgesetzten.<br />
Die Erziehung z.B. sieht nicht so aus, dass den Kindern Gründe geliefert würden, warum<br />
etwas zu tun oder lassen sei... Es wird behauptet, ermuntert, befohlen. Autorität zählt.<br />
Jeder ist in erster Linie seiner Familie verpflichtet. Man hält sich an ihre Normen, macht sie<br />
stark, reich, mächtig.. Kinder leben auch als Erwachsene noch vielfach bei den Eltern<br />
oder haben viel engen Kontakt mit ihnen.<br />
14.7.4 Zum Thema Hierarchie<br />
Gruppierungen grenzen sich scharf voneinander ab. Eltern achten sehr darauf, dass ihre<br />
Kinder standesgemäße Freundschaften schließen. Bildung ist ein Ausweg nach oben.<br />
Chefs sind Generalisten und werden aufgrund ihrer Persönlichkeit, Eleganz, Allgemeinbildung<br />
etc. geschätzt. Sie arbeiten gern mit größeren Visionen, für die konkrete Machbarkeit<br />
sind die Leute unter ihnen zuständig. Ein idealer Chef ist interessiert an seinen Leuten,<br />
"süß und zuckrig", "läßt seine Gnadensonne scheinen"<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 66
Mitarbeiter oder Außenstehende wenden sich mit Anliegen meist direkt an den obersten<br />
Chef (Geschäftsführer, Inhaber), so wird ihr Problem schneller gelöst. Allerdings frustriert<br />
dies das mittlere Management.<br />
Mitarbeiter stellen Anweisungen des Chefs nicht in Frage, führen einfach aus, allerdings<br />
nur, wenn der Chef auch konstant kontrolliert - und nur, wenn sie den Chef achten, andernfalls:<br />
Flohzirkus.<br />
14.7.5 Zum Thema Emotionalität / Spaß:<br />
Man ist lebendig, redet wild durcheinander, lacht viel usw. Es kann sogar sein, dass man<br />
aktiv Dissens provoziert und lustvoll streitet. Das heißt aber keineswegs, dass man seine<br />
Emotionen offen zeigt. Es scheint eher im Gegenteil so, als ob man seinen inneren Kern<br />
gerade durch die scheinbare Offenheit um so wirksamer verbirgt. Es gibt eine noch stärkere<br />
Trennung zwischen Beruf und Privatsphäre als etwa in Deutschland. Engere Bindungen<br />
bewegen sich fast ausschließlich im familiären Rahmen, ganz wenige weitere gute<br />
Freunde. Tolerante Unverbindlichkeit ist angesagt im Umgang mit Kollegen, Bekannten<br />
und "Freunden".<br />
Männer und Frauen flirten viel miteinander, sie vergessen nie, dass sie unterschiedliche<br />
Geschlechter haben. Männer umwerben, Frauen werden umworben. Frauen finden es<br />
sehr wichtig, gut auszusehen. Sie dürfen dabei ruhig beruflich erfolgreich sein, Hauptsache,<br />
das geht Hand in Hand mit Klasse, Eleganz, Chic, Charme.<br />
Arbeit soll Spaß machen, der Lustfaktor ist wichtig. Man arbeitet, um zu leben, nicht umgekehrt.<br />
Mißerfolge werden eher auf die leichte Schulter genommen und dummen Umständen<br />
zugeschrieben. Begeisterung beflügelt, hält aber meist nicht lange an. Verbissenheit<br />
ist unspanisch<br />
14.7.6 Essenszeiten<br />
Mittag: 14:00 - 16:00 Uhr, Abend 21:00 - 23:00 Uhr<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 67
15 Angelsächsische Kulturen:<br />
15.1 Umgang mit Zeit<br />
15.1.1 Pünktlichkeit<br />
ist in den angelsächsischen Kulturen eben so eine Tugend wie im Rest Mittel- und Nordeuropas.<br />
Die Unterschiede zwischen Angelsachsen einerseits und Österreichern und Deutschen<br />
andererseits betreffen eher zwei andere Aspekte des Umgangs mit Zeit: Rhythmus<br />
und Zeitperspektive.<br />
15.1.2 Rhythmus:<br />
Angelsächsische Kulturen empfinden sich als schneller, verglichen mit Österreich und<br />
Deutschland. Zum Beispiel bei Entscheidungsfindungsprozessen (mehr dazu auf der Seite<br />
"Projektmeeting") oder in Verhandlungen oder bei der "Time to market" eines Produktes<br />
15.1.3 Zeitperspektive:<br />
Angelsächsische Kulturen sind stark gegenwartsorientiert. Arbeiter bekommen wöchentlich<br />
ihre Lohntüte (häufig tatsächlich in bar bzw. als Barscheck), Angestellte oft zweiwöchentlich,<br />
Topmanager liefern vierteljährlich ihre Bilanzen ab... Auch die Mieten werden in<br />
Wochenraten angegeben.<br />
15.1.4 USA spezial: Zeit und Freundschaften<br />
Der Umgang mit Zeit hängt mit dem Umgang mit Raum zusammen: Vor allem Amerikaner<br />
leben recht mobil, sie wechseln statistisch alle fünf Jahre Job und oder Wohnort - und<br />
ziehen Hunderte oder über Tausend Meilen weit weg. Schon deshalb müssen sie es schaffen,<br />
rasch neue Freunde zu "machen", wie man auf Englisch so treffend sagt. So muß jedes<br />
Kennenlernen schnell gehen, für den langsamen Aufbau einer Beziehung ist keine<br />
Zeit vorgesehen.<br />
Es gibt ein erprobtes System zur Zeitersparnis: man ist neu und hat einen oder zwei Ansprechpartner<br />
(Büronachbar, Sekretärin usw.). Beim Mittagessen oder irgendeiner Gelegenheit,<br />
wo man zusammen mit dieser Person weiteren Menschen über den Weg läuft,<br />
wird man vorgestellt. Sieht man diese Leute das nächste Mal woanders wieder, rufen sie<br />
begeistert "Hi, Tess, have you met Barbara already? And this is Jack, Dan, Deidre.." Dieses<br />
Schneeballsystem funktioniert, bis man alle schon 'mal begrüßt hat. Jeder betrachtet einen<br />
fortan als Bekannten. Man wird an den Tisch in der Kantine oder zu der Plaudergruppe<br />
beim Kaffeeautomaten gewunken, kann sich dazu setzen oder stellen. Sehr rasch<br />
verschafft man sich so einen Überblick, mit welcher der vielen Personen man eine nähere<br />
Bekanntschaft ins Auge fassen möchte. Nur darf man natürlich angesichts dieser kollektiven<br />
"Herzlichkeit" aller "Bekannten" nicht irrtümlich glauben, man sei mit ihnen befreundet.<br />
Es ist nur ein System, um die richtigen - werdenden - Freunde rascher ausfindig machen zu<br />
können.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 68
15.2 Angelsächsischer Raum: Übung<br />
Small Talk Lines<br />
Which are okay, which are not?<br />
1. What kind of work do you do for a living?<br />
2. When are you thinking of having children?<br />
3. My daughter tells me your dog died! How are you taking it?<br />
4. What lovely weather we're having! It's perfect for a hike, don't you think?<br />
5. Do you happen to know a good real estate office? I think I'll have to find one in<br />
order to get an apartment here in town.<br />
6. Did you see the Redskins game last night? Oh boy, they certainly took a beating!<br />
7. New here, aren't you? Well, if you're in need of a haircut just don't go to Nellie's!<br />
8. You don't look old enough to have two children already! How old are you<br />
really?<br />
9. Excuse me, but I happened to overhear you talking about cameras. There's a<br />
great camera store just around the corner.<br />
10. What does your wife/husband/partner do?<br />
11. To be quite honest, I don't mind working with homosexuals? What about you?<br />
12. How was your weekend?<br />
13. Have you by any chance put on a little extra weight?<br />
14. What do you think about this: if I transfer abroad I'll make $46,000! That's a<br />
$5,000 pay raise.<br />
15. Do you think the Pope is right about abortion?<br />
16. I hear you're looking for a new marketing assistant. I can recommend someone<br />
if you like?<br />
17. Who did you vote for in the last election?<br />
18. Gee, you look different! Did you dye your hair?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 69
15.3 Angelsächsische Kulturen:<br />
Sozialverhalten/ Höflichkeit/ Small Talk<br />
� Höflichkeit hat in angelsächsischen Kulturen einen hohen Stellenwert,<br />
daher gibt es viele Situationen, in denen Aussagen in einer relativ<br />
indirekten Form abgefaßt werden. Als Kontrast dazu gibt es in den<br />
USA aber auch die Möglichkeit, knallhart, direkt und geradezu<br />
sarkastisch zu formulieren, das kann auch die Form von schwarzem<br />
oder grimmigem Humor annehmen. Aus britischer Sicht sind Amerikaner<br />
sehr direkt.<br />
� "Danke" und "Bitte" werden in den USA und in GB sehr viel verwendet.<br />
Nie "Could you do me a favour?", sondern "Could you do me a favour, please?"<br />
� Geduldig Schlange stehen wird in angelsächsischen Kulturen erwartet. Vor Schaltern<br />
gibt es eine Markierung in ca. 1-2 m Abstand, die der zweite in der Schlange nicht<br />
übertreten sollte, so lange der erste noch bedient wird.<br />
� Man unterhält sich auf der Small Talk Ebene (USA viel mehr als in GB), weniger dagegen<br />
zu Themen wie Politik, Gesellschaft usw. Das bleibt einem kleinen Freundeskreis<br />
vorbehalten, weil diese Themen zu Streit führen könnten. Und den will man bei normalen<br />
Bekannten auf jeden Fall vermeiden, er gilt unnötig und unprofessionell, weil man<br />
sich eine Blöße gibt, wenn man seine Meinung sagt. Man wahrt eine gewisse Distanz.<br />
15.3.1 Small Talk<br />
Es geht um eine Art Ping-Pong, die Kommunikation bedient die Beziehungsebene, nicht<br />
so sehr die Informationsebene. Am besten, man gibt kurze Antworten und verknüpft sie<br />
mit einer offenen Gegenfrage. Keine langen Monologe!!!<br />
15.3.2 Gute Small Talk Themen<br />
� Irgend etwas aus der sichtbaren Umgebung, das man kommentieren kann<br />
� Uhrzeit, Wetter, Börse, Geldangelegenheiten allgemein<br />
� Der Job/ die Schule/ das Studium<br />
� Freizeitaktivitäten, Hobbies, jüngste Aktivitäten oder Ausflüge<br />
� Familie, Haustiere, Haus und Garten, Gerätschaften, die man besitzt<br />
� Komplimente<br />
Egal, wie trivial die Themen sind, der Gesprächston dabei sollte freundlich und interessiert<br />
sein, begleitet von Augenkontakt, Lächeln und Kopfnicken.<br />
15.3.3 Tabuthemen (vor allem USA)<br />
� Das Alter oder die Hautfarbe, körperliche Besonderheiten des Gesprächspartners<br />
� Das eigene Einkommen/ Vermögen und das des Gesprächspartners<br />
� Alles, was mit Sex und Tod zu tun hat<br />
� Verunglimpfung der Vereinigten Staaten oder der christlichen Religion (meist)<br />
� Aktuelle Items aus dem Gebiet der "political correctness" beachten! (Immer: Rasse,<br />
Geschlecht, Behinderung,...)<br />
Generell ist es auch "falsch", bei den Antworten betreffend geeigneten Themen ins Detail<br />
zu gehen (s.o. fett Gedrucktes).<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 70
15.4 Angelsächsische Kulturen:<br />
Selbstdarstellung und Präsentationen<br />
Der wichtigste Rat lautet KISS (keep it short&simple)<br />
Die Präsentation wird als eine Art Entertainment, zumindest aber als lebendige Kommunikation<br />
zwischen Präsentierendem und Zuhörerschaft, gesehen. Der Sprecher oder die<br />
Sprecherin soll unterhaltend sein, locker, einprägsam, enthusiastisch (letzteres vor allem in<br />
den USA, wo emotionale Appelle mindestens so wichtig sind wie sachliche Informationen).<br />
Wenn der Sprecher dann auch noch sehr erfahren wirkt, um so besser. Gute Sprecher<br />
halten ständig Augenkontakt mit dem Publikum. Wenn mehr als einer präsentiert,<br />
wird erwartet, daß die Sprecher ein sichtbar gut eingespieltes Team darstellen.<br />
Das wichtigste Argument besteht immer im Nutzen des Produkts oder der Methode<br />
für den angesprochenen Zuhörer. Der will nicht die theoretisch beste, sondern die<br />
für ihn praktischste Lösung.<br />
Allerdings ist es - vor allem in den USA - erforderlich, sachliche Behauptungen zu<br />
quantifizieren, das wirkt irgendwie schlüssig und wasserdicht: Also nicht "unser Motor<br />
ist stärker als das von Ihnen verwendete Modell", sondern "Unser Motor liefert Ihnen 20%<br />
mehr Leistung als das bisher von Ihnen verwendete Modell. Im Unterhalt kostet er dabei<br />
nicht mehr." (zu untermauern mittels einer Graphik, die beide Dieselverbrauchswerte<br />
wiedergibt.)<br />
Das heißt nicht, dass man sich in Details stürzen sollte! Und auch nicht "vom Hölzchen aufs<br />
Stöckchen" kommen. Angelsachsen als Publikum ziehen es vor, nur unmittelbare relevante<br />
Details zu erfahren.<br />
� Witze als Aufmacher (oder sonst etwas, das ein Gefühl lockerer Gemeinsamkeit erzeugt).<br />
Die Konzentration zielt noch mehr auf die Zuhörerschaft als auf das Produkt.<br />
� Keine Infoflut! Die Sätze sollten schlicht und kurz sein, die Information in kleine, verdauliche<br />
Häppchen geschnitten. Pro 10 Minuten Präsentation sind 4-5 Folien maximal erträglich!<br />
� Vorab für die Zuhörer strukturieren (mit Bulletpoints oder dem verbalen Äquivalent dazu).<br />
Gut ist es, zu jedem Punkt eine ungefähre Zeitangabe zu liefern, wie lange der<br />
dauern wird. Im Verlauf der Präsentation sollte man dann auch jeweils deutlich machen,<br />
beim wievielten Punkt man sich gerade befindet. (Pro halber Stunde sind ca. 3-5<br />
Punkte plus Zusammenfassung okay.) Die Schlußsätze sollte man, bevor man sie ausspricht,<br />
als solche kenntlich machen, denn neben dem Anfang der Präsentation erringen<br />
sie die höchste Aufmerksamkeit. Wer gut ist im Präsentieren, hat immer einen zündenden<br />
Schlusssatz parat.<br />
� Abwechslung ist wichtig: mal ein paar ernste Sätze, dann wieder ein paar lustigere,<br />
mal etwas bildhafter, dann wieder nüchterne Fakten, die Stimmlage sollte auch variieren,<br />
alles, was Monotonie vermeidet, ist willkommen.<br />
� Das wichtigste Statement kommt ruhig mehrfach, zumindest aber je einmal in der ersten<br />
und letzten Minute der Präsentation<br />
Zusammenfassend gesagt: für Präsentationen, egal welcher Art, steht bei Angelsachsen<br />
das Modell "Verkaufen" Pate, nicht das Modell "Beweisführung", "Dokumentation" oder<br />
ähnliche.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 71
15.5 Angelsächsische Kulturen: Meetings<br />
Meetings in GB und den USA sind nicht gleich, haben aber gemeinsame Merkmale:<br />
Meetings sind zentraler Bestandteil des angelsächsischen Geschäftslebens. Nach verschiedenen<br />
Untersuchungen (z.B. Heidrich & Struggles 1989 oder Fortune<br />
Magazine 1990) verbringen in den USA Angestellte ein Drittel ihrer<br />
Arbeitszeit damit. Dabei gilt: je höher die Position, desto mehr<br />
Meetings. 4 Wochentage des Managements bestehen aus<br />
Meetings, für den CEO hat ein Arbeitstag 10 Stunden Meetings.<br />
Die Meetings, auch kleinere, haben eine Tagesordnung, die meist auch im Voraus verteilt<br />
wird. Eine "chairperson" wird darauf achten, daß die Punkte einigermaßen der Reihe<br />
nach abgearbeitet werden. Es ist nicht leicht, zusätzliche Punkte in ein laufendes Meeting<br />
einzubringen, das sollte ebenfalls im Voraus geschehen.<br />
Sinn und Zweck eines Meetings kann sehr vielfältig sein. In jedem Fall wünschen sich alle<br />
Teilnehmer am Ende jedoch einen "action plan", der möglichst konkret sein soll. Es müssen<br />
keinesfalls alle Details und Eventualitäten geklärt sein.<br />
Von allen Besprechungsteilnehmern wird in angelsächsischen Kulturen wegen der relativ<br />
flachen Hierarchien aktive Teilnahme erwartet, jeder soll zum Erfolg beitragen. Wer sich<br />
nicht beteiligt, gilt als desinteressiert oder ahnungslos.<br />
Jeder Redner soll sich kurz fassen. Nur so kommt jeder mal zum Zuge. Zu viele Details oder<br />
zu gründliche Hintergrundausleuchtung in den Beiträgen einzelner Personen machen die<br />
anderen wahnsinnig. Deutsche und Österreicher gehören aus angelsächsischer Sicht<br />
meist zu solch wahnsinnig machenden Personen. Es gilt als guter Stil, Ideen "huckepack"<br />
zu nehmen, also an den Beiträgen seiner Vorredner anzuknüpfen. Die chairperson sollte<br />
am Ende noch einmal alles zusammenfassen und das Resultat explizit formulieren. Meist<br />
gibt es dazu ein geschriebenes Protokoll.<br />
Auch wenn Klarheit und Fakten wichtig sind, so ist doch das Klima auch von Bedeutung.<br />
Deswegen ist Small Talk vorgesehen am Anfang des Gespräches, in GB deutlich mehr als<br />
in den USA. Es wird in angelsächsischen Meetings mehr gelächelt als in "germanischen".<br />
Auch Humor spielt eine wichtige Rolle, gerade auch in heiklen Situationen. Außerdem<br />
sind reichlich Signale aktiven Zuhörens üblich, die dem jeweiligen Sprecher Feedback<br />
geben.<br />
Ein wichtiger Unterschied zwischen US und GB Meetings liegt im Auftreten und Kommunikationsverhalten<br />
der Teilnehmer: Teilnehmer eines Meetings in den USA treten sehr offensiv<br />
und selbstbewußt auf, versuchen, ihre Idee zu verkaufen. In GB ist ein weit moderaterer<br />
Ton üblich. In beiden Ländern ist es jedoch verpönt, andere Teilnehmer des Meetings<br />
öffentlich in Verlegenheit zu bringen durch direkte (und sei sie auch konstruktive) Kritik.<br />
In den USA erwecken Meetings bei Neulingen oft den Eindruck, alles sei wunderbar. Dies<br />
hängt mit dem amerikanischen Bedürfnis nach Optimismus und Enthusiasmus zusammen.<br />
Europäische Teilnehmer fragen zuweilen leicht verzweifelt, woran sie um Himmels Willen<br />
erkennen sollen, wann ein amerikanisches Meeting nicht so erfolgreich war.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 72
15.6 Wie Angelsachsen die Projektzusammenarbeit<br />
mit deutschsprachigen Kulturen empfinden<br />
DEUTSCHE U.Ä. KULTUREN ANGELSÄCHSISCHE KULTUREN<br />
Bereiten eine Besprechung vor, sammeln Daten,<br />
Ideen, machen ein Konzept<br />
wieso tun die nichts?<br />
Man fängt pünktlich an und arbeitet ohne<br />
Umschweife die Tagesordnung durch<br />
So eine Trödelei!<br />
Man präsentiert Schritt für Schritt sein differenziertes<br />
Konzept. Bei mehreren Konzepten<br />
werden sie der Reihe nach vorgestellt.<br />
So ein Chaos!<br />
Hier ist ja noch nichts vorbereitet,<br />
am Besten wir vertagen<br />
das Ganze<br />
Man hört erst auf, wenn alle Details und Eventualitäten<br />
analysiert und geklärt sind.<br />
So eine Zeitverschwendung!<br />
Bei so vager Planung hätten wir es ganz bleiben<br />
lassen können. Wegen jedes Details müssen<br />
wir uns jetzt<br />
wieder treffen<br />
Danach geht jeder und arbeitet allein seinen<br />
planmäßigen Teil der Aufgaben ab. Von Zeit<br />
zu Zeit gibt es Projektrevisionen.<br />
Plaudern im Gang und in der Kantine darüber,<br />
fragen sich, wer alles da sein wird<br />
Was machen die da bloß?<br />
Was soll das?<br />
Man trifft sich pünktlich,<br />
beginnt jedoch mit Small Talk.<br />
Na, die scheinen ja nicht<br />
zusammen arbeiten zu wollen<br />
Es geschieht eine Art Brainstorming, wo jeder<br />
zu allem etwas sagt und man oft zwischen<br />
den Themen springt.<br />
Wieso<br />
treffen wir uns eigentlich,<br />
wenn die eh schon alles perfekt<br />
durchgeplant haben?<br />
Man hört auf, sobald eine grobe Zielsetzung<br />
und der erste Schritt feststehen.<br />
So eine Zeitverschwendung!<br />
Diese Details werden nie wichtig werden, weil<br />
die Praxis bis dahin wieder alles ändert.<br />
Da müssen wir uns eh<br />
wieder treffen<br />
Danach gehen alle, fangen zu arbeiten an<br />
und tauschen sich laufend aus, wobei sich<br />
viele Schritte den Umständen anpassen..<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 73
15.7 Angelsächsische Kulturen:<br />
Geschäftsverhandlungen<br />
Hier läßt sich kein gemeinsames Papier für Briten und Amerikaner<br />
verfassen, da die Ansätze untereinander noch mehr abweichen als<br />
von deutschen oder österreichischen Ansätzen.<br />
Einstieg<br />
Auftreten<br />
Umgang mit heiklen Fragen<br />
Zeit<br />
Anwaltsorientierung<br />
USA: GB<br />
Verhandlungspartner treten betont herzlich<br />
auf und demonstrieren damit auch<br />
Selbstsicherheit. (wenn nicht, um so<br />
schlimmer). Sehr rasch kommt der Spruch<br />
"Okay, lassen Sie uns zum Punkt kommen."<br />
Damit ist die Höflichkeitsrunde beendet,<br />
man steigt schnell und hart ein.<br />
Unerschrockenheit und Härte sind besonders<br />
anerkannte Auftretensweisen, dazu<br />
darf Humor oder "Sophistication" kommen.<br />
Wichtig ist es, bis zuletzt als "tough"<br />
anerkannt zu bleiben. Auch härteste<br />
Gegner können allerdings nach Vertragsabschluß<br />
mit gelockertem Schlips lustig<br />
zusammen trinken.<br />
Der Verhandlungspartner hat eine pragmatische<br />
Grundhaltung und ist schnell<br />
bereit, in jedes nötige Verhandlungsthema<br />
einzusteigen, sei es auch heikel. Dabei<br />
wünscht er sich rasche Lösungen, die<br />
durchaus nicht dauerhaft sein müssen.<br />
Aber es frustriert ihn "im Stau" zu stehen,<br />
auf der Stelle zu treten. Dagegen zeigt er<br />
wenig Scheu, kontrovers und hart um<br />
Punkte zu ringen, auch in einem Stadium,<br />
in dem die Gesprächspartner noch wenig<br />
Erfahrung miteinander haben.<br />
Eines der wichtigsten Ziele des Verhandlers<br />
ist es, die Verhandlung innerhalb angemessener<br />
Zeit abzuschließen.<br />
Zwar fallen Briten nicht als großen Plauderer<br />
auf, sondern sind eher reserviert. Aus dem<br />
gleichen Grund begeben sie sich aber bei<br />
Verhandlungen eher vorsichtig immer tiefer<br />
ins Gespräch, die Trennung zwischen Small<br />
Talk und harten Verhandlungen ist verwischt.<br />
Charme, Unbestimmtheit, Humor, Understatement<br />
und Vernünftigkeit sind die anerkanntesten<br />
Auftretensweisen. Dahinter verbirgt<br />
sich bei einem guten Verhandler Härte,<br />
die als solche nicht offen gezeigt wird.<br />
Hinter der lächelnden Verbindlichkeit wird<br />
hart gekämpft.<br />
Britische Verhandlungspartner sind ebenfalls<br />
pragmatisch orientiert, jedoch geduldiger.<br />
Sie sind nicht geschockt, wenn<br />
gleich zu Anfang ein heikles Thema aufkommt,<br />
aber sie werden aus psychologischer<br />
Vorsicht heraus gerne erst einmal die<br />
nicht kontroversen Punkte abarbeiten. So<br />
kommt Dissens erst auf, wenn man sich<br />
schon aneinander gebunden hat und der<br />
Wille zur Einigung höher ist. Zuweilen spürt<br />
man die alte langjährige Erfahrung der<br />
Briten mit Indien und dem mittleren Osten:<br />
Briten sind in der Regel weniger eilig als<br />
Amerikaner, aber eiliger als Österreicher<br />
oder Deutsche.<br />
Sowohl Briten als auch US-Amerikaner verstehen sich gut aufs Verhandeln. Sie haben<br />
ihre Positionen gut im Kopf, die Maximalposition ebenso wie die Rückzugspositionen.<br />
Besonders fit sind sie in Fragen, die mit juristischen Vorgehensweisen, mit Marketing,<br />
Politik und Strategie zu tun haben, weniger gut in "technischen" Fragen. Anwälte sind<br />
im internationalen Vergleich extrem stark vertreten. Mit dem Erhalt der Unterschrift unter<br />
den Vertrag fühlt die amerikanische und auch die britische Seite sich sicher<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 74
15.8 GB / USA: Unterschiede<br />
Alle angelsächsischen Kulturen - England,<br />
Schottland, Irland, Australien/ Neuseeland, die USA<br />
und Teile Kanadas - sind von folgenden<br />
Kulturkategorien geprägt:<br />
� Deutlich mehr egalitär/ gleichberechtigt als hierarchisch (Demokratie)<br />
� Stark <strong>kommunikation</strong>sorientiert: ad hoc Aushandeln löst Probleme<br />
� Sehr deutlich individualistisch: "mind your own business"<br />
� Sachorientiert, aber mit betont "persönlicher" Dekoration (Small Talk, Vornamen)<br />
� Deutlich mehr neutral als gefühlsbetont<br />
� Leistungsorientiert<br />
� Protestantische (Puritanische) Wurzeln der bisher genannten Kulturmerkmale<br />
� Motivation kommt über Bestätigung als Individuum, (performance appraisal), Wettbewerb<br />
und Konkurrenzkampf sind erwünscht (In USA offen, in GB verdeckt)<br />
� Betonung einer Kaufleute (Accountant)-, Banker-, Shareholder- Anwälte-Kultur<br />
� Betonung des Finanziellen (Planung ist in erster Linie finanzielle Planung, Budgetierung,<br />
Erfolgskriterium ist in erster Linie der finanzielle Erfolg)<br />
� Frauen haben vergleichsweise gute Karrierechancen (außer Irland)<br />
15.8.1 Trotzdem gibt es Unterschiede<br />
So antworteten auf eine Umfrage, in welchem europäischen Land sie die wenigsten Anpassungsprobleme<br />
hätten, die meisten US-Amerikaner mit "Deutschland" (und nicht GB!)<br />
In weiten Teilen und in zunehmendem Maße könnte man die USA auch unter dem Stichwort<br />
"Latino-/ romanische Kulturen" behandeln, die Gruppe der Latinos wächst proportional<br />
rasant an und ist in manchen südlichen Staaten bzw. Gebieten schon die zahlenmäßig<br />
dominierende Bevölkerungsgruppe. Amerikaner mit europäischem "Stammbaum"<br />
machen noch rund die Hälfte der Bevölkerung aus (wenn man die Mexikaner und Puerto<br />
Ricaner nicht mitzählt, die ja oft auch europäische Vorfahren haben). Schwarze Amerikaner<br />
stellen ca. 12% der Bevölkerung der USA. Dazu kommt, daß die europäischen Vorfahren<br />
der US Amerikaner ja auch nur zu einem kleinen Teil Briten waren, daneben viele<br />
Skandinavier, Slaven, Deutsche, Österreicher, Italiener, usw. Schon aus dem Grund können<br />
sich US Amerikaner und Briten unmöglich stark gleichen. Das größte Gemeinsame ist<br />
die Sprache (und auch die ist ja in beiden Ländern unterschiedlich). Doch an der Sprache<br />
hängt auch ein Denkstil. Und schließlich waren zwar nicht alle europäischen Vorfahren<br />
Briten, wohl aber stellten die Briten einen Großteil der einflußreichsten Gründerväter<br />
der USA. Außerdem ist GB teilweise wegen des Commonwealth auch sehr multiethnisch<br />
(Inder, Karibikleute, Chinesen, Zyprioten, Griechen...<br />
Indirektheit spielt für Briten eine weit umfassendere Rolle als für US Amerikaner. Folgendes<br />
Beispiel ist durch eine Kollegin der Autorin persönlich bezeugt: Der Start der British Airways<br />
in Los Angeles verzögert sich. Ein paar Männer in Arbeitsanzügen gehen noch einmal zur<br />
Maschine. Der britische Flugkapitän sagt höflich und förmlich einige Male Dinge wie: "Due<br />
to some inconveniences our departure will be delayed for a few minutes. We apologize...."<br />
Schließlich rennt ein Amerikaner mit Funkgerät in die Maschine, greift sich ein Bordmikrofon<br />
und brüllt "Get the fuck out of here! There's a bomb on board!"<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 75
GB USA<br />
"Lord" Variante des Individualismus: Vermutlich<br />
gibt es in GB auch nicht mehr Exzentriker<br />
als anderswo, der Unterschied ist, daß sie von<br />
ihren Mitmenschen sehr positiv beurteilt werden.<br />
Sei es Eddie the Eagle, der ebenso ambitionierte<br />
wie erfolglose adlige Skispringer, der<br />
sich zum Üben in Skiern auf dem Dach seines<br />
Chauffeur-gelenkten Rolls herumfahren lässt,<br />
sei es Eric Abbott, der seltsame Segler, der<br />
zum Navigieren ausschließlich Straßenkarten<br />
verwendet. Obwohl er schon 10 Mal SOS funken<br />
musste und die Küstenwache schon fast<br />
50.000 € kostete, verbietet niemand ihm das<br />
Segeln.<br />
Neben dem puritanischen Ideal des fleißigen<br />
aber solidarischen Menschen gibt es das<br />
Ideal des "Gentleman". Dieser ist reich, kultiviert<br />
und der weniger bemittelten Allgemeinheit<br />
verpflichtet. Außerdem ist er kultiviert,<br />
subtil, vertrauenswürdig usw. Beide Ideale sind<br />
während der Thatcher-Zeit teilweise abgebaut<br />
und mit Idealtypen von mehr "amerikanischer"<br />
Härte ergänzt worden.<br />
65% der Briten sagen, daß sie an Gott glauben.<br />
Insgesamt spielt Religion eher eine Rolle<br />
im Privatleben<br />
Angestrebtes Image eines typischen Geschäftsmenschen:<br />
kultiviert, lässig, humorvoll,<br />
seriös, mit Understatement, alles läuft wie am<br />
Schnürchen, absolut willens zu konkurrieren,<br />
aber mit einem Lächeln, fair<br />
Indirektheit ist stets ein Zeichen von Bildung,<br />
ebenso eine kultivierte Bescheidenheit<br />
Reserviertheit ist eine Tugend. Man will sich<br />
gegenseitig nicht auf die Nerven gehen.<br />
"mind your own business". Wenn man miteinander<br />
umgeht, sollte es allerdings höflich und<br />
kultiviert geschehen.<br />
"Pionier" Variante des Individualismus: jeder<br />
sorgt für sich selbst. Interessen einer "Allgemeinheit"<br />
wiegen wenig. Dazu gehört die<br />
amerikanische Überzeugung, daß jeder Waffen<br />
besitzen dürfe und daß jeder Religionsgemeinschaften<br />
und Sekten seiner Wahl angehören<br />
dürfe, auch denen, die der Gesellschaft<br />
gefährlich werden können. Außerdem<br />
bedeutet Individualismus auch, daß jeder sich<br />
aggressiv hocharbeiten darf, ohne falsche<br />
Skrupel. Ein beliebtes Sprichwort sagt "The<br />
squeaky wheel gets the grease", frei übersetzbar<br />
als "Mach energisch auf dich aufmerksam,<br />
wenn Du was haben willst!"<br />
Das Ideal vom Selfmademan oder "vom Tellerwäscher<br />
zum Millionär" beinhaltet den Willen<br />
zur Chancengleichheit für alle, aber auch<br />
eine gute Portion Ellenbogenmentalität.<br />
Die soziale Schere klafft in den USA viel weiter<br />
auseinander als in Europa. Der Anteil der<br />
Haushalte, die unterhalb der Armutsgrenze<br />
leben (< 50% des Durchschnittseinkommens),<br />
beträgt 17% (vgl. in D: 9,4%).<br />
90% der US-Amerikaner glauben an Gott. Es ist<br />
Der Glaube, geht mit Patriotismus und kulturellem<br />
Sendungsbewusstsein Hand in Hand.<br />
Angestrebtes Image eines typischen Geschäftsmenschen:<br />
tough, enthusiastisch, 150%<br />
Identifikation mit Vision und Mission des Unternehmens,<br />
jugendlich, fit, aggressiv, witzig,<br />
mitreißend<br />
Es gibt Indirektheit, aber auch Aggressivität,<br />
Härte, offensive Unbescheidenheit<br />
Freundlich und offen zu wirken, ist wichtig,<br />
Denn man will das Gefühl haben, beliebt zu<br />
sein. Leute, die sich begegnen, nicken sich<br />
daher in jedem Fall zu oder sagen ein paar<br />
Worte (im Flugzeug, im Wartezimmer usw.)<br />
Schweigen ist kein Problem Schweigen macht nervös<br />
Augenkontakt ist okay, aber nicht essentiell Augenkontakt ist wichtig<br />
Europaweit die meisten weiblichen Chefs Aber hier auch männliche Sekretäre<br />
"sexual harassment" macht Anwälte reich<br />
Mehr hire and fire als sonst meist in EU<br />
dennoch vergleichsweise ortsgebunden<br />
GB / USA: Unterschiede<br />
Noch mehr hire and fire, höchste Mobilität<br />
(im Schnitt alle 5 Jahre Umzug)<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 76
16 Osteuropäische Kulturen<br />
16.1 Ost-/ West-Europa Einige Gegenüberstellungen<br />
Deutschland, Österreich Osteuropa<br />
Freizeit getrennt von Arbeit<br />
Identifikation mit Arbeit<br />
Loyalität zur Firma<br />
Festgelegte Termine bleiben fixiert<br />
Direkte Kommunikation<br />
Meinung des Einzelnen wird geäußert<br />
Konstruktive Kritik ist okay<br />
Information für alle zugänglich<br />
Kleine Verhandlungsteams<br />
nach Besprechungen gibt es "Minutes" für<br />
alle oder jeder schreibt für sich mit<br />
Freizeit nicht getrennt von der Arbeit<br />
Identifikation mit Menschen und Ideen<br />
Loyalität zu Menschen/ Job Hopping<br />
Festgelegte Termine werden oft geändert<br />
Indirekte Kommunikation<br />
Meinung der Gruppe wird geäußert<br />
Kritik ist Grund für Verweigerungshaltung<br />
Information für manche zugänglich<br />
Große Verhandlungsteams<br />
nach Besprechungen gibt es nicht unbedingt<br />
"Minutes", oft wird von niemandem<br />
mitgeschrieben. Die Leute merken sich alles<br />
im Kontext<br />
Mitarbeiter handeln aktiv MA warten, was der Chef sagt<br />
Der Chef:<br />
� braucht Kompetenz<br />
� ist fachlich informiert<br />
� überträgt Verantwortung<br />
entscheidet mit dem Team<br />
� kontrolliert wenig<br />
� Soll wenig Statussymbole zeigen<br />
� Soll demokratisch sein<br />
Der Chef:<br />
� braucht Charisma<br />
� Ist stets informiert über alle Befindlichkeiten<br />
im Hause<br />
� behält Verantwortung<br />
entscheidet allein<br />
� kontrolliert viel/ macht selbst<br />
� soll Statussymbole zeigen<br />
� soll fürsorglicher Vater sein<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 77
16.2 Russland: Ausgewählte Kulturstandards<br />
Normen und Werte Österreich Russland<br />
Regeln hoher Grad an verbindlichen<br />
Regeln<br />
Individualismus versus Kollektivismus<br />
Dominanz des Individuums,<br />
„ICH“-Begriff<br />
niedriger Grad an verbindlichen<br />
Regeln<br />
Dominanz des Kollektivs<br />
Verhalten stärker rational stärker emotional<br />
Status definiert durch Fähigkeit, Leistung, Bildung Alter, Position, Bildung<br />
Prestige, Erfolg individuell, materiell gruppengebunden<br />
Umgang mit der Zeit monochron,<br />
Pünktlichkeit ein Wert<br />
Konflikte sind Chance zur Veränderung<br />
Entscheidungen und Entscheidungsfindung<br />
Macht wird hinterfragt, muss sich<br />
legitimieren, geringere Abhängigkeiten<br />
Produkte entsprechen hohen Qualitätsstandards<br />
nach ITMO, Dr. Hannelore Schmidt, Dresden und Moskau<br />
polychron, Pünktlichkeit ist<br />
relativer Wert<br />
sind zu vermeiden<br />
durch Konsensbildung nach Majoritäts- oder Senioritätsprinzip<br />
wird nahezu bedingungslos<br />
akzeptiert, dominiert, hohe<br />
Abhängigkeiten<br />
müssen funktionsfähig und<br />
robust sein<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 78
16.3 Ossi-Wessi-Syndrom in Osteuropa<br />
Die neuen postsozialistischen Empfindlichkeiten bilden regelmäßig eine Quelle von Spannungen:<br />
Ob in Personalentscheidungen, Verhandlungen oder Planungsprozeduren - die<br />
westliche Seite ist sich in der Regel des Konfliktpotentials der West-Ost-Dichotomie nicht<br />
bewusst und ignoriert meist unbewusst die nach Anerkennung und Respektierung ihres<br />
Wissens und kultureller Eigenart strebende bulgarische oder andere osteuropäische Seite.<br />
Die Entsandten werden dabei scharf ins Visier genommen, taxiert und eingestuft, wie die<br />
Aussage eines bulgarischen Managers belegt: "Oft sind es junge Leute oder nicht sehr<br />
hochgestellte Kräfte, die zu uns kommen. Viele sind hoch motiviert, unterschätzen aber in<br />
ihrem Enthusiasmus, dass ihre bulgarischen Partner eine höhere Ausbildung genossen<br />
haben und innerhalb unserer Gesellschaft eine bessere soziale Position für sich beanspruchen,<br />
auch wenn sie gegenwärtig schlecht bezahlt werden. Ihre Tätigkeit sehen sie in<br />
erster Linie als günstige Gelegenheit für einen schnellen Karrieresprung innerhalb der Firma.<br />
So sind sie meist nicht interessiert, sich auf das hiesige Umfeld einzulassen, finden vieles<br />
lästig und mühsam. Da fliegt man am Wochenende schon mal lieber nach Hause".<br />
Vermutlich ahnen die westlichen Fachkräfte nicht, dass sie so scharf beobachtet werden.<br />
Da reichen bereits ganz banale Reaktionen aus, die Kluft des West-Ost-Gegensatzes neu<br />
aufzureißen, etwa wenn Angebote zur Besichtigung von historischen Stätten oder Ausflüge<br />
aus "Zeitmangel" abgelehnt werden. Die häufige Wiederholung solcher Kommunikationsmuster<br />
hat bereits eine eigene Dynamik erzeugt und Erwartungen kultiviert, die als sich<br />
selbst erfüllende Prophezeiungen funktionieren: "Die Ausländer wollen uns nicht kennen<br />
lernen, wie wollen sie dann mit uns arbeiten" ist eine sehr verbreitete Überzeugung. Die<br />
Erfahrungen der mittlerweile fünfzehnjährigen Öffnung der bulgarischen Wirtschaft und<br />
Politik zeigen, dass die Brisanz des West-Ost-Gegensatzes kaum abnimmt und dieser auch<br />
zu einem heiklen Thema im innergesellschaftlichen Diskurs geworden ist.<br />
Quelle: Dr. Juliana Roth, München<br />
16.4 Osteuropäer erwarten von westlichen Partnern<br />
� Hilfe und Zuwendung<br />
� Unterstützung ohne Bevormundung<br />
� Verständnis für die schwere wirtschaftliche und politische Lage<br />
� Verständnis für die gesellschaftliche Krise des Landes<br />
� Anerkennung und Schätzung ihrer Kompetenz<br />
� Anerkennung ihrer Fähigkeit, sich auf wechselnde Bedingungen rasch einzustellen<br />
� Respekt für ihr Land<br />
Quelle: Dr. Juliana Roth, München<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 79
16.5 Personalführung: deutsche Führung und russische<br />
Mitarbeitererwartungen<br />
Führungsstile Führungstechniken Führungsmittel<br />
autoritärer Stil:<br />
wird in Russland traditionell<br />
erwartet und praktiziert, Ausnahme:<br />
jüngere Generation;<br />
in Deutschland kein offiziell<br />
angestrebter Stil bzw. kein<br />
positiv bewerteter Stil<br />
kooperativer Stil:<br />
wenig üblich und auch wenig<br />
erwartet, wird in Russland oft<br />
als Schwäche gesehen, kann<br />
darum deutsche Führungskräfte,<br />
die ihn anwenden, in<br />
Konfliktsituationen bringen; ist<br />
in Deutschland angestrebter<br />
Stil<br />
bürokratischer Stil:<br />
oft als Ergänzung zum autoritären<br />
Stil, speziell in administrativen<br />
Bereichen; wird auch<br />
durch Gesetzgebung unterstützt<br />
(z. B. Rolle des Generaldirektors<br />
im OOO-<br />
Gesetz/GmbH-Gesetz)<br />
patriarchalischer Stil:<br />
typisch russischer Stil, schließt<br />
auch intensive persönliche<br />
Fürsorge ein; vergleichbar mit<br />
Stil, der in Deutschland überwiegend<br />
in mittelständischen<br />
Betrieben praktiziert wird (geschäftsführenderGesellschafter)<br />
Kontrollieren<br />
ist unverzichtbar und wird erwartet;<br />
von Deutschen als<br />
aufwendig angesehen, weil<br />
Eigeninitiative und Eigenverantwortung<br />
wie in Deutschland<br />
erwartet werden<br />
Delegieren<br />
in Deutschland üblich, wird<br />
traditionell in Russland als Abtreten<br />
von Macht angesehen;<br />
Mitarbeiter sind Übernahme<br />
von Befugnissen und Verantwortung<br />
zu wenig gewohnt,<br />
wollen es oft auch nicht (Verhaltensunsicherheit)<br />
Zielvorgaben<br />
in Deutschland typisch, in Russland<br />
sind langfristige<br />
Zielstellungen und daraus resultierende<br />
langfristige Honorierungen<br />
und Bonussysteme<br />
für Mitarbeiter schwer zu akzeptieren<br />
(mangelnde Vertrauenskultur)<br />
Führen durch Charisma:<br />
Autorität durch Persönlichkeit<br />
und fachliche Kompetenz; die<br />
Mitarbeiter erwarten Charisma<br />
und häufig auch detaillierte<br />
Kenntnisse des Arbeitsprozesses,<br />
korrespondiert mit patriarchalischem<br />
Stil, Führungskraft<br />
als „Vaterfigur/ Identifikationsfigur“<br />
Quelle: ITMO, Dr. Hannelore Schmidt, Dresden und Moskau<br />
Gespräche:<br />
gutes Mittel, um Mitarbeitern<br />
Feedback zu geben, verringert<br />
Verhaltensunsicherheit, in direkter<br />
Form oft schwierig (z. B.<br />
auch wegen sprachlicher Verständigung)<br />
Besprechungen:<br />
Zweckmäßig für Informationsfluss<br />
und Darstellung von Aufgaben,<br />
Klärung von Fragen;<br />
Problemdiskussionen führen,<br />
auch bei Zurückhaltung der<br />
Mitarbeiter; Regelmäßigkeit ist<br />
wichtig<br />
Anerkennung/Lob:<br />
gut geeignet, wird wesentlich<br />
mehr als in Deutschland erwartet,<br />
vermeidet Verhaltensunsicherheit,<br />
fällt deutschen Führungskräften<br />
schwer, weil sie<br />
nach dem Prinzip „Wenn nicht<br />
getadelt wird, ist das schon ein<br />
Lob“ arbeiten<br />
Tadel/Kritik:<br />
soll nur durch Führungskraft<br />
erfolgen; wird durch die stärkere<br />
Emotionalität der Kultur<br />
persönlich genommen, unbedingt<br />
nur unter vier Augen<br />
anwenden, kann von Mitarbeitern<br />
untereinander kaum erwartet<br />
werden.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 80
17 Islamische Kulturen<br />
17.1 Statistiken<br />
Der islamischen Weltkonferenz gehören 56 Staaten mit insgesamt 1,2 Mrd. Muslimen an,<br />
Tendenz steigend. Der Anteil der Muslime an der Weltbevölkerung hat sich in den letzen<br />
30 Jahren von 15% auf 20% erhöht. Rein zahlenmäßig leben die meisten Muslime nicht in<br />
den arabischen Staaten, sondern auf dem indischen Subkontinent und in Südostasien:<br />
Und alleine in China leben fast so viele Muslime wie im Irak, auch wenn sie dort weniger<br />
als 0,002% der chinesischen Bevölkerung ausmachen<br />
185.000.000 in Indonesien (87% der Bevölkerung),<br />
134.000.000 in Pakistan (97% der Bevölkerung)<br />
112.000.000 in Bangala Desh (87% der Bevölkerung),<br />
110.000.000 in Indien (11% der Bevölkerung).<br />
66.400.000 in der Türkei (99,8% der Bevölkerung)<br />
65.300.000 im Iran (99% der Bevölkerung)<br />
65.300.000 in Ägypten (94% der Bevölkerung)<br />
31.700.000 in Algerien (99% der Bevölkerung)<br />
30.300.000 in Marokko (99% der Bevölkerung)<br />
22.500.000 in Saudi Arabien (100% der Bevölkerung)<br />
22.300.000 im Irak (97% der Bevölkerung)<br />
15.000.000 in Syrien (90% der Bevölkerung)<br />
13.200.000 in Malaysia (ca.60% der Bevölkerung)<br />
zum Vergleich:<br />
1.400.000 in Deutschland = 1,7% der Bevölkerung, 38% ev., 34% kath., 26.3% nix<br />
1.000.000 in Österreich, damit 12% der Bevölkerung, 78% kath., 5% ev., 5% nix<br />
Trotzdem kann man eine enge Verbindung zwischen arabischer und islamischer Kultur<br />
ziehen: Der Koran, das heilige Buch mit den Offenbarungen Gottes an Mohammed, wird<br />
weltweit nur in arabischer Sprache als echter Koran betrachtet. Alle Übersetzungen fallen<br />
unter die Rubrik "Korankommentare". Der Überlieferung gemäß hat Gott den Text in arabischer<br />
Sprache kundgetan. Überall wo Muslime leben, gibt es auch heute noch viele<br />
Personen, die den Koran in arabischer Sprache auswendig können, darunter auch solche,<br />
die den Text auch dann aufsagen können, wenn sie kein Wort Arabisch verstehen.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 81
17.2 Wirtschaftskraft<br />
Der Anteil der islamischen Staaten an der Weltwirtschaftsleistung beläuft sich auf nur 4%.<br />
Das Pro-Kopf-Einkommen liegt weit unter dem in den westlichen Industrieländern. Meist ist<br />
die Industrialisierung des Landes gering. Malaysia und die Türkei gehören zu den 50 attraktivsten<br />
Investitionsstandorten weltweit, in den anderen Staaten wird extrem wenig ausländisches<br />
Kapital investiert. Maschinen und Fahrzeuge werden in den islamischen Staaten<br />
vorwiegend importiert, nicht selbst gefertigt. Mit Abstand größter Handelspartner ist<br />
die EU (Ausnahme: islamische Staaten in Südostasien, die stärker von China und Japan<br />
beliefert werden). Untereinander treiben die islamischen Staaten relativ wenig Handel,<br />
da nur wenige von ihnen Güter herstellen, die in den anderen Ländern nicht gefertigt,<br />
aber benötigt werden.<br />
17.3 Religion und Religionszugehörigkeit<br />
Obwohl (oder weil) der Islam 20% der Weltbevölkerung umfasst, ist diese Religion vergleichsweise<br />
wenig durchorganisiert. Es gibt kein dem Papsttum vergleichbares Amt (ursprünglich<br />
nicht einmal ein Priestertum) und auch keine Organisation wie innerhalb der<br />
protestantischen Kirchen. Wegen der Verbindung weltlicher und religiöser Orientierung<br />
sind in einzelnen islamischen Ländern durchaus mächtige Männer auch mit hohen geistlichen<br />
Funktionen betraut, jedoch speist sich ihre religiöse Macht aus der Anerkennung<br />
seitens ihrer Gefolgschaft.<br />
Die religiösen Auffassungen sind im Detail eben so verschieden wie die politischen Strukturen.<br />
Vereinheitlichungstendenzen zeichnen sich allerdings in zweierlei Hinsicht ab: Muslime<br />
in westlichen Ländern schließen sich allmählich um der Stärke ihrer Lobby-Arbeit Willen<br />
zu Verbänden zusammen. Daneben entsteht eine Vereinheitlichung des Islam über<br />
das Internet. Hier treffen sich junge Muslime weltweit in Chatrooms und diskutieren Fragen<br />
des religiös geprägten Alltags. Dieser Diskurs geht komplett an den traditionellen Religionsgelehrten<br />
des Islam vorbei.<br />
Muslim wird man entweder automatisch dadurch, dass der eigenen Vater Muslim ist<br />
(Mutter reicht nicht), oder durch das bewusste, ernsthafte Aussprechen des islamischen<br />
Glaubensbekenntnisses, wonach es nur einen Gott gebe und Mohammed sein Prophet<br />
sei. Die Formel wird normalerweise auf Arabisch gesprochen, gilt aber auch, wenn sie in<br />
der eigenen Sprache geäußert wird. Rechtlich gesehen ist man dann ein Muslim.<br />
Dieses Glaubensbekenntnis ist eine der "5 Säulen des Islam" Die anderen 4 sind:<br />
Regelmäßige Gebete fünf Mal täglich zu festgelegten Zeiten auf rituell reinem Boden<br />
(Gebetsteppich, zur Not auch ein Stück Pappe). Während die meisten Gebete alleine<br />
durchgeführt werden, findet das freitägliche Mittagsgebet in der Moschee mit den<br />
Glaubensbrüdern gemeinsam statt. Eine Moschee muss übrigens kein Haus sein, ein abgetrenntes<br />
Stück Boden reicht schon als Moschee, so lange dieser Boden rituell rein ist. In<br />
einer Moschee wird auch nicht nur gebetet. Auch Schule wird dort abgehalten und Obdachlose<br />
können dort je nachdem schlafen.<br />
Das Fastengebot verbietet während des ganzen Monats Ramadan, zu essen, zu trinken<br />
und zu rauchen, und zwar von morgens früh - "sobald man einen weißen von einem<br />
schwarzen Faden unterscheiden kann" - bis zum Sonnenuntergang. Das Leben verlagert<br />
sich teilweise in die Nacht, tagsüber sind die meisten Fastenden ziemlich erschöpft. Das<br />
gilt besonders dann, wenn der Ramadan in den Sommer fällt (er verschiebt sich jährlich<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 82
um 10 Tage und wandert so einmal durch das ganze westliche Jahr), weil sich dann das<br />
Trinkverbot drastisch bemerkbar macht. Für die meisten Muslime ist es in einer islamisch<br />
geprägten Umgebung eine feierliche und schöne Angelegenheit zu fasten, alle machen<br />
mit, alle motivieren sich gegenseitig und sind stolz darauf. Unter Christen und Nichtgläubigen<br />
ist der Fastenmonat hingegen schwerer durchzustehen. Am Ende des Fastenmonats<br />
steht das Fest des Fastenbrechens (in der Türkei "Zuckerfest" genannt), eins der zwei<br />
Hauptfeste im Islam.<br />
Almosen zu geben ist die vierte Pflicht. Auch wenn diese Almosen normalerweise nicht<br />
durch Organisationen eingesammelt werden, so halten sich doch die meisten Muslime<br />
an diese Pflicht, die verlangt, dass man mindestens 2,5% des Nettovermögens an Bedürftige<br />
spenden muss, oft auch deutlich mehr. Die Almosen werden vielfach an dem Spender<br />
wohl bekannte Bedürftige (Bettler) gegeben. Bleibt die Spende einmal aus, so kann<br />
der Bettler den Spender sogar durchaus selbst höflich auffordern, das Versäumte nachzuholen.<br />
Die fünfte Pflicht lautet, nach Möglichkeit mindestens einmal im Leben nach Mekka zu<br />
pilgern (Hadj). Dies ist nur ein mal jährlich möglich, anlässlich des Opferfestes am Ende<br />
des islamischen Jahres. Die Pilgerfahrt beinhaltet verschiedene rituelle Pflichten, deren<br />
Vollzug mehrere Tage dauert. Vielfach berührt das Erlebnis die Pilger so stark, dass es sie<br />
in tiefe Erschütterung versetzt und auch ihrem Leben eine neue Prägung gibt. Wer die<br />
Pilgerfahrt gemacht hat, wird danach mit dem Ehrentitel Hadji angesprochen. Auch ohne<br />
Pilgerfahrt ist übrigens das Opferfest eines der beiden islamischen Hauptfeste (das<br />
andere ist das Fest zum Abschluss des Ramadan).<br />
17.4 Eheschließungen und Ehescheidungen<br />
Der Islam kennt eine Art Pflicht zur Eheschließung. Es gibt kein Mönchstum. Heirat und das<br />
Zeugen von Kindern sind unwidersprochene, selbstverständliche Pflichten. Die Aussage<br />
mancher Westler, sie wollten keine Kinder haben, klingt in islamischen (arabischen) Ohren<br />
absurd und idiotisch, man tröstet und gibt Ratschläge bis hin zu dem Rat an den Mann,<br />
sich scheiden zu lassen, um die Zeugung von Kindern mit einer anderen Gemahlin zu versuchen.<br />
Islamische Frauen heiraten in der Regel sehr jung, die Männer eher auch. Hintergrund<br />
ist insbesondere bei den Frauen der Gedanke, dass sie nur "genommen" werden,<br />
so lange sie noch einen tadellosen Ruf als Jungfrau haben. Unverheiratete Frauen leben<br />
vielfach bei ihren Eltern, sollten sie unverheiratet bleiben, ziehen sie nach dem Tod der<br />
Eltern vielfach zu Brüdern oder anderen Verwandten, wo sie als "5. Rad am Wagen" einen<br />
schweren Stand haben. Ein Mann darf maximal vier Frauen heiraten und muss allen den<br />
gleichen Standard bieten, in jeder Hinsicht.<br />
Scheidungen sind für den Mann relativ einfach: vor Zeugen muss er dreimal sagen: "Ich<br />
verstoße Dich." Falls ihm das nachträglich leid tut, kann er seine Frau dennoch nicht wieder<br />
zurücknehmen, außer sie heiratet in der Zwischenzeit einen Anderen, der sie ebenfalls<br />
verstoßen muss. Wenn eine Frau sich scheiden lassen will, geht dies nur gerichtlich und nur<br />
in bestimmten Extremsituationen (unerträgliche Misshandlungen, Impotenz des Ehemannes,<br />
keinen Unterhalt gezahlt)<br />
17.5 Umgang mit dem Tod<br />
Das islamische Ritual sieht vor, einen Verstorbenen noch am selben Tag zu beerdigen. Er<br />
sollte in ein Leichentuch gewickelt sein, nicht in einem Sarg liegen und so beerdigt werden,<br />
dass er nach Mekka schaut. Koransuren werden für das Seelenheil des Verstorbenen<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 83
gebetet, manchmal auch der ganze Koran mehrmals von einem Vorbeter, der dies gegen<br />
Honorar tut. In einem nicht islamischen Land entstehen für gläubige Muslime, da sie<br />
den Toten entweder (beim Transport in ein islamisches Land) nicht am selben Tag bestatten<br />
können oder aber (bei Bestattung in einem westlichen Land) einen Sarg nehmen<br />
müssen. Abhilfe schaffen spezielle islamische Bestattungsfirmen, die für einen raschen<br />
Transport des Leichnams oder für eine Umbettung in ein islamisches Land sorgen.<br />
17.6 Familien/ Clan-Zusammenhalt<br />
Ein arabisches Sprichwort sagt: "Unterstütze Deinen Bruder, ganz gleich, ob er der Tyrann<br />
ist oder selber tyrannisiert", ein anderes "Das Messer von einem aus der Familie ist nicht<br />
scharf" (was besagen soll, dass man Verletzungen, die einem von Verwandten zugefügt<br />
werden, ignorieren soll).<br />
17.7 Freunde<br />
Wie in anderen Schamkulturen auch, werden Freunde und Fremde stark unterschiedlich<br />
behandelt. Das zeigt sich z.B. in den Verhandlungsspielräumen, die für beide Gruppen je<br />
ganz andere Limits haben. Allerdings gilt auch: wer mit einem wilden Autofahrer Augenkontakt<br />
aufnimmt, dem gewährt der in der Regel ganz freundlich den nötigen Spielraum.<br />
Wer in einer Schlange mit den anderen Wartenden plaudert, der wird nicht weggeschubst,<br />
wenn es Ernst wird. Schon der kurze menschliche Kontakt (noch nicht Freundschaft)<br />
macht den Unterschied.<br />
Umgekehrt ist "Privatsphäre" kein arabisches Wort, es wird übersetzt mit "Einsamkeit". Wer<br />
sich auch nur kurz aus dem Kreis der Freunde zurückzieht, um mal allein zu sein, wird möglicherweise<br />
besorgt gefragt, auf wen er denn sauer sei. Freunde treffen sich mehrmals<br />
jede Woche.<br />
Freundschaft beinhaltet unbedingt absolute Hilfsbereitschaft/ Pflicht zu Gefälligkeiten.<br />
Doch ohne echte Sympathie werden auch Zweckfreundschaften nicht aufrecht erhalten.<br />
17.8 Gastfreundschaft<br />
Gastfreundschaft ist in der islamischen Welt einer der höchsten Werte überhaupt, vor allem<br />
im arabischen Raum. Jedem Besucher wird definitiv etwas zu trinken oder zu essen<br />
angeboten, mindestens Kaffe oder Tee. Und der Besucher hat die Pflicht, das Getränk<br />
auch anzunehmen, ganz gleich, wie viele Tassen er anderswo schon getrunken haben<br />
mag.<br />
Gastfreundschaft ist auch so stark, dass Muslime während des Fastenmonats Ramadan<br />
bereit sind, nicht muslimischen Gästen etwas Gutes zu essen vorzusetzen, während sie<br />
fastend daneben sitzen und nicht mal einen Schluck Wasser trinken dürfen.<br />
Im Büro gibt es davon noch Auswirkungen: wer dort etwas zu essen zu sich nimmt, wird<br />
allen anderen auch davon anbieten.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 84
17.9 Fundamentalistische Strömungen<br />
und ihre Geschichte<br />
Die fundamentalistischen Strömungen, die vielen im Westen Sorge bereiten, sind noch<br />
nicht so alt, sie stammen aus den 80er Jahren. Davor waren Verschleierung der Frauen,<br />
lange Ärmel, lange Gewänder, religiöse Inhalte in Massenmedien lange Zeit eher wenig<br />
üblich. Der Fundamentalismus ist wohl eine Gegenreaktion auf die rasche Verwestlichung<br />
davor.<br />
Die Staaten Nordafrikas und der arabischen Halbinsel wurden größtenteils erst nach dem<br />
2. Weltkrieg unabhängig (von Briten / Franzosen, Lybien von den Italienern), manche erst<br />
zwischen 1960 und 1971. Danach schufen sie sich Verfassungen und unternahmen weitreichende<br />
Anstrengungen in der Verbesserung der Lebensbedingungen ihrer Völker, insbesondere<br />
Bildung und Hygiene/ medizinische Versorgung. Die Analphabetenquote fiel<br />
von ca. 90 auf 30-50%, die Lebenserwartung stieg um bis zu 35 Jahre (in Marokko verdoppelte<br />
sie sich von 34 auf 68 Jahre), und all dies in nur ein oder zwei Jahrzehnten. Zur<br />
Erreichung dieser Ziele wurde viel westliche Technik und Know-how, aber auch westliches<br />
Gedankengut in die Länder eingebracht.<br />
17.10 Alphabetisierungsrate<br />
Legt man die Zahl der über 15-Jährigen zu Grunde, die lesen und schreiben können, so ist<br />
das in den genannten islamisch geprägten Staaten in der Regel ca. die Hälfte der Frauen<br />
und zwei Drittel bis drei Viertel der Männer, manchmal auch weniger. Allerdings gibt es<br />
Unterschiede in der genannten Ländergruppe: höher als eingangs genannt ist die Alphabetisierungsrate<br />
in der Türkei und in den südostasiatischen Staaten Malaysia und Indonesien,<br />
allerdings auch im Iran, danach kommen die Länder des Nahen Ostens, wohingegen<br />
der indische Subkontinent noch geringere Alphabetisierungsraten aufweist,<br />
teilweise weniger als 50% der Bevölkerung.<br />
In den arabischen Staaten lag die Analphabetenrate noch Ende der 60er Jahre bei ca.<br />
90%. Vor diesem Hintergrund ist die Senkung der Analphabetenrate in nur zwei Jahrzehnten<br />
auf 50-70% zu betrachten.<br />
Die Alphabetisierungsrate ist weiters nicht zu verwechseln mit Bildung oder gar mit Intelligenz.<br />
Bildung und Intelligenz können beide unabhängig von Lese- und Schreibfähigkeiten<br />
existieren. Allerdings ist die Alphabetisierung entscheidend für das Vermögen, sich als<br />
Einzelner über Vorgänge in fremden Umfeldern zu informieren oder sich mit Personen aus<br />
fremden Kreisen auszutauschen. Lesen und Schreiben bedeutet Unabhängigkeit von den<br />
persönlich bekannten Lehrern und Verwandten beim Sammeln von Informationen.<br />
17.11 Ziel der Bildung<br />
Zitat von der Abschlussverlautbarung der 1. Weltkonferenz islamischer Erziehung:<br />
"Islam does not think that the pursuit of knowledge by itself without reference to the spirtual<br />
goal that man must try to attain can do humanity much good. Knowledge divorced<br />
from faith is not only partial knowledge, it can even be described as a kind of new ignorance."<br />
(Husain, S.S./ Ashraf, S.A. (hrsg); Crisis in Muslim Education, S.37-38)<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 85
17.12 Emotion versus Fakten<br />
Ein westlicher Politikwissenschaftler beschwerte sich über ägyptische Zeitungen: "Meine<br />
Güte, diese Zeitungen sind ja bloß voll von Emotionen, keine Daten oder Fakten drin zu<br />
finden!" woraufhin seine westlich gebildete ägyptische Gesprächspartnerin nur trocken<br />
zurückfragte: "Wie kommen Sie darauf, dass Daten und Fakten drin stehen sollten?" Objektivität<br />
ist kein Wert an sich, Anstand und positive Emotionen dagegen schon.<br />
17.13 Schamkultur<br />
Ein arabisches Sprichwort sagt: "Eine versteckte Sünde ist zu zwei Dritteln vergeben"<br />
Kinder werden - ähnlich wie in Asien und wohl aus ähnlichen Gründen, nämlich dem des<br />
Zusammenhaltes in Familie oder Dorfgemeinschaft - dazu erzogen, sich eher von Scham<br />
als von Schuldgefühlen auf den "rechten Weg" leiten zu lassen. Mit anderen Faktoren<br />
zusammen ergibt sich insgesamt ein gegenüber Asien verändertes Bild. An der Stelle der<br />
asiatischen Version von "Gesicht" sind in arabischen Ländern Ehre und Stolz von großer<br />
Bedeutung.<br />
Eine Haushilfe in Tunesien, die Kleidung ihrer Dienstherrin gestohlen hatte, bestritt diesen<br />
Umstand z.B. auch dann noch vehement, als man die Kleider längst in ihrer Wohnung<br />
gefunden hatte, verdrängte einfach, dass sie schon längst ertappt war.<br />
17.14 Worte und Versprechen<br />
"In the Arab culture, an oral promise has its own value as a response. If an action does<br />
not follow, the other person cannot be held entirely responsible for a failure" (Margret<br />
Nydell; Understanding the Arabs, S.20)<br />
Bitten um Gefälligkeiten dürfen nie offen abgelehnt werden. Statt dessen verspricht man,<br />
es zu versuchen, deutet an, es könne schwierig werden. Später entschuldigt man sich, es<br />
habe leider nicht geklappt, und stellt andere Gefälligkeiten in Aussicht. Bei einer solchen<br />
Entschuldigung wird ein Araber nicht nachhaken oder nach Gründen, warum es nicht<br />
geklappt hat, fragen. Diese Art, mit Bitten umzugehen, wird von Arabern sowohl praktiziert<br />
als auch erwartet. "Objektive" Gründe und Sachzwänge gelten nicht viel.<br />
Z.B. war ein Student unendlich gekränkt, als der ausländische Professor ihm nicht bei der<br />
Bewerbung für eine amerikanische Uni behilflich sein wollte. Dass er nicht annähernd den<br />
passenden Notendurchschnitt hatte, war kein Grund.<br />
17.15 Geschäftliche Kommunikation<br />
17.15.1 Sich vorstellen<br />
Wichtig ist es, zu zeigen, dass man aus einer guten und reichen und glücklichen Familie<br />
mit vielen Beziehungen kommt. Man darf sich dabei sogar selbst loben und von seinen<br />
Beziehungen schwärmen (bitte nicht ausprobieren, bevor Sie nicht das im jeweiligen<br />
Land akzeptierte Maß kennen!!!)<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 86
17.15.2 Small Talk<br />
Kann, muss aber nicht bei geschäftlichen Besuchen stattfinden. Bestimmt wird dies jeweils<br />
durch den Besuchten, das gilt auch für den Moment, in dem von Small Talk zu Business<br />
gewechselt wird.<br />
Fragen nach dem Einkommen oder nach Gründen der bisherigen Kinderlosigkeit können<br />
von (arabischen) Muslimen durchaus gestellt werden, tabu sind eher alle Fragen nach<br />
weiblichen Verwandten des Gesprächspartners: Gattin, Schwester, erwachsene Tochter...<br />
17.15.3 Vermittler<br />
Aus der Schamkultur stammt auch die Institution des Vermittlers. Angestellte bedienen<br />
sich beispielsweise eines Vermittlers, wenn sie eine Bitte oder Ähnliches an ihren Chef haben.<br />
Ausländische Firmen haben fest angestellte "Vermittler", die bei Behörden oder<br />
Scheichs Erlaubnisse besorgen. Allerdings muss so ein Vermittler ein dem Besuchten angemessenes<br />
eigenes Standing haben.<br />
17.15.4 Verhandlungen<br />
Bei großen und kleinen Verhandlungen werden Eloquenz und Charme geschätzt. Zu den<br />
normalen Taktiken gehören Redegewandtheit, persönliche Appelle und persönlicher<br />
Druck, Charme, vorgetäuschte Zornesausbrüche und dergleichen. Dieser Prozess dauert<br />
in der Regel lang. Emotional zu verhandeln wird gleichgesetzt damit, ernsthaft interessiert<br />
zu verhandeln.<br />
Ein britischer Geschäftsmann in einem arabischen Land wollte mit seiner Frau ein Ticket<br />
heim kaufen. Dabei beleidigte er aber den Verkäufer mit einer unbedachten Äußerung<br />
so sehr, dass der sich weigerte, auch nur einen einzigen Finger zu rühren. Dass es im Flugzeug<br />
noch jede Menge freier Plätze gab, tat nichts zur Sache. Als jedoch der Verkäufer<br />
bemerkte, wie die Frau des Geschäftsmannes zu weinen anfing, war er gleich wieder<br />
kooperationsbereit und verkaufte die Tickets dann doch.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 87
18 Literaturverzeichnis<br />
☺ www.oecd.org (hat viele Statistiken und Hintergrundberichte zu Wirtschaft, Politik,<br />
Soziales etc. in den Mitgliedsländern, allerdings kosten die manchmal etwas)<br />
☺ www.Cia.gov, darin das World Factbook (z.B.<br />
cia.gov/cia/publications/factbook/geos/au.html für Daten bezüglich Österreich) Jedes<br />
Land der Welt, pro Land ca. 9 Seiten mit Landkarte, Flagge, Kenndaten aller Art<br />
☺ www.auswaertiges-amt.de/ , weiterklicken zu "Länder- und Reiseinformationen", dort<br />
aktuelle Länderinfo inklusive Gefahrenhinweise (D)<br />
☺ www.bfai.com Homepage der Bundesanstalt für Auslandsinformationen (D) hauptsächlich<br />
gut für seine kostenpflichtige Datenbank zur Marktanalyse im Ausland.<br />
☺ www.cnn.com Homepage des US amerikanischen Nachrichtensenders, hat viele<br />
interessante Rubriken, z.B. ASIANOW und darunter wahlweise asiaweek oder<br />
time/asiabuzz<br />
☺ www.culture-source.de Bibliographie betreffend <strong>interkulturelle</strong> Literatur und Materialien<br />
☺ www.interculturalpress.com Homepage des auf <strong>interkulturelle</strong> Literatur und Videos<br />
spezialisierten Verlages gleichen Namens.<br />
☺ www.Lonelyplanet.com Homepage des Verlags, der die Reisehandbücher namens<br />
"(Ländername) travel survival kit" herausgibt. Dort sind Teile der Bücher online zu lesen,<br />
zudem gibt es Eine Seite mit aktuellen Reiseberichten und Beobachtungen der<br />
Leserschaft usw. Besonders nützlich: Der Button Subwwway, der zu lauter weblinks<br />
führt, sortiert nach Ländern und nach anderen Kriterien. Ein Klick darunter ist you<br />
heard it first und hat z.B. links zu vielen Zeitungen und anderen Medien mit Reiseinfo.<br />
☺ www.sietar-europa.org Homepage der europäischen Organisation von Sietar, einer<br />
weltweiten Gesellschaft, in der <strong>interkulturelle</strong> Forscher und Praktiker aller Art zusammengeschlossen<br />
sind<br />
☺ sietar@wu-wien.ac.at Adresse, unter der man Informationen zu Veranstaltungen von<br />
Sietar Österreich bekommen kann<br />
☺ www.sietar.de Homepage der deutschen Organisation von Sietar, einer weltweiten<br />
Gesellschaft, in der <strong>interkulturelle</strong> Forscher und Praktiker aller Art zusammengeschlossen<br />
sind<br />
☺ www.dialogin.com Homepage der DELTA Intercultural Academy, einem <strong>interkulturelle</strong>n<br />
Forum im Internanet. Kostenfrei, aber anmeldepflichtig<br />
18.1 Zeitschriften<br />
☺ Journal of International Business Studies<br />
☺ Journal of Marketing<br />
☺ Zeitschrift für Kulturaustausch (ifa, Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart)<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 88
18.2 Theoretische <strong>interkulturelle</strong> Literatur<br />
☺ Adler, Nancy; International Dimensions of Organizational Behavior; Cincinatti 1997, ITP<br />
☺ Bennett, Milton (ed.); Basic Concepts of Intercultural Communication (Juni 1998),<br />
gute Einführung, enthält grundlegende Artikel klassischer und neuerer interk. Vordenker<br />
☺ Flanagan, J.C. The Critical Incident Technique in: Psycological Bulletin 51/7 S.327-358,<br />
1954<br />
☺ Gibson, Robert; Intercultural Business Communication; Berlin: Cornelsen & Oxford University<br />
Press 2000, in pragmatisch-angelsächsischer Weise die Grundzüge der <strong>interkulturelle</strong>n<br />
Theorie und Praxis klar und deutlich und mit anschaulichen Beispielen dargestellt<br />
(auf Englisch)<br />
☺ Gudykunst William B., Young Yun Kim (Editors), Theories in Intercultural Communication<br />
(International and Intercultural Communication Annual, Vol 12). Auch so ein Klassiker.<br />
☺ Hall, Edward T.;<br />
The silent language; New York, Doubleday 1990 (1. Ausgabe 1959)<br />
beschreibt, wie kulturelle Faktoren die Wahrnehmung, die nonverbale Kommunikation,<br />
das Lernen, die Denkmuster usw. bestimmen. Grundlegend, philosophisch.<br />
ders..; The hidden dimension; New York, Doubleday 1990 (1. Ausg. 1966)<br />
beschreibt aus kultursoziologischer Sicht alles zum Thema "Raum": Machtfaktor Territorium,<br />
Abstände, usw. Grundlegend, philosophisch.<br />
ders.; The dance of life; New York, Doubleday 1989 (1. Ausg. 1983)<br />
beschreibt aus kultursoziologischer Sicht alles zum Thema "Zeit": Rhythmus von Arbeits-<br />
und Lebensvorgängen, Planung, Termintreue, Zeit<strong>management</strong>, usw. Grundlegend,<br />
philosophisch.<br />
☺ Hofstede, Geert; Culture's Consequences, London 1980.<br />
Das grundlegende Buch für alle Interkulturalisten, basierend auf einer empirischen<br />
Studie unter Angestellten und Managern in über 80 Ländern, bei der sich vier Faktoren<br />
als verantwortlich für die meisten <strong>interkulturelle</strong>n Unterschiede herausstellten: Machtdistanz,<br />
Individualismus, Maskulinität, Unsicherheitsvermeidung und ihre jeweiligen<br />
Gegenstücke.<br />
ders.; Cultures and Organizations, London, 1991, Paperback 1998 untersucht die Auswirkungen<br />
der im ersten Buch entdeckten 4 Dimensionen in Bezug auf daraus resultierende<br />
Organisationsformen (Firmenstrukturen, Entscheidungsstrukturen u.v.a.) deutsche<br />
Übersetzung: Interkulturelle Zusammenarbeit, Kulturen - Organisationen - Management,<br />
Wiesbaden 1993<br />
☺ Laurent, André; The Cultural Diversity of Western Management Conception. In: International<br />
Studies of Management and Organization, 13, 1983, S. 75-96.<br />
☺ Storti, Craig; Cross-Cultural Dialogues: 74 Brief Encounters With Cultural Difference,<br />
unterhaltsam.<br />
☺ Thomas, Alexander; Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kooperation, Göttingen<br />
(2002?) Band 1 Grundlagen und Praxisfelder, Band 2 Länder, Kulturen und <strong>interkulturelle</strong><br />
Berufstätigkeit.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 89
☺ Trompenaars, Fons; Handbuch globales managen; Düsseldorf 1993<br />
(Übersetzung seines Werkes: Riding the Waves of Culture), untersucht diverse kulturelle<br />
Orientierungen im internationalen Querschnitt, wie etwa: universalistisch versus partikularistisch,<br />
Gruppe und Einzelner, affektiv versus neutral, Leistung oder Prestige, Zeitkonzepte,<br />
Bezug zur Natur.<br />
18.3 Business International<br />
☺ Bennett, John/ Claes, Marie-Therese/ Forsberg,J./ Flynn, N./ Obenaus, W./ Smith, T.<br />
Doing Effective Presentations in an Intercultural Setting, Wien 1998 (Ueberreuter)<br />
☺ Brake, T./ Walker, D. / Walker,T.; Doing Business Internationally, N.Y. 1995, Irwin<br />
☺ Casse, Pierre/ Deol, Surinder; Managing intercultural negotiations; Washington 1985,<br />
SIETAR International<br />
☺ Dülfer, Eberhard; Internationales Management in unterschiedlichen Kulturbereichen/<br />
International Management in Diverse Cultural Areas (zweisprachig), München, Wien<br />
1999 (Oldenbourg Vlg.).<br />
Dieses Buch enthält eine Fülle wertvoller Daten und Fakten und hebt sich so von vielen<br />
allzu "soften" Betrachtungen des Themas ab.<br />
☺ Hagen, Stephen; Communicating Across Business Cultures: Trade Secrets of Successful<br />
European Companies, a Viedeo training pack, supported by the Leonardo da Vinci<br />
programme, distributed by InterActInternational<br />
(Interactinternational@compuserve.com)<br />
☺ Laurent, André; "The Cultural Diversity of Western Conceptions of Management" in:<br />
International Studies of Management and Organization, vol XIII, no 1-2, Spring-Summer<br />
1983, S. 75-96<br />
☺ Lewis, Richard D.; When Cultures Collide. Managing successfully across cultures, London<br />
1996, Nicholas Brealey Publishing Ltd.<br />
Mr. Lewis ist in Großbritannien einer der führenden "Interkulturalisten".<br />
☺ Moran, Robert/ Braaten, David/ Walsh, David; International business case studies for<br />
the multicultural marketplace, Houston 1994, Gulf<br />
☺ Rothlauf, Jürgen; Interkulturelles Management. WiSo Lehr- und Handbücher, 1999,<br />
Oldenbourg. Theoretische Grundlagen und Beispiele aus Unternehmenskulturen und<br />
Prozessen in Vietnam, Rußland, China, Saudi-Arabien und Japan<br />
☺ Sackmann, Sonja (Hrsg.); Cultural Complexity in Organizations. Thousand Oaks, California/<br />
London / New Delhi 1997. Darstellung der Bedeutung von Unternehmenskultur<br />
und Subkultur anhand konkreter Beispiele.<br />
☺ Usunier, Jean-Claude; International marketing: a cultural approach, Hemel Hempstead<br />
1993, Prentice Hall<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 90
18.4 Praktische <strong>interkulturelle</strong> Serien und Reihen / Reisehandbücher<br />
☺ Die Reihe "Reisegast in...(China, Malaysia, Frankreich, Türkei, Ägypten usw) " vom Reiseverlag<br />
Iwanowski, Dormagen (DM 29,-)<br />
ist identisch mit einer älteren, meist ausverkauften Reihe "Kulturknigge", Hayit-Vlg, Edition<br />
Simon & Magiera ( vor 1989 Verlag Simon & Magiera). Praxisnahe Berichte aus Alltag<br />
und auch Geschäftsleben, verfaßt meist von bikulturellen Paaren. Versehen mit<br />
Hintergrundinfo zum Warum der jeweiligen Sitten und Mentalitäten. Listen von Tu und<br />
Tabu. Ein Muß!!!<br />
☺ Sympathie Magazine, z.B. "Mexico verstehen", "Griechenland verstehen", "Israel verstehen",<br />
"Islam verstehen". Hrsg. vom Studienkreis für Tourismus, Starnberg.Tel.: +49<br />
(0)8151-774-13 oder -23.<br />
☺ Statistisches Bundesamt (Wiesbaden)<br />
Reihe "Länderbericht/ Statistik des Auslandes/" zwischen DM 9,- und 25,-<br />
Kein neuer Bericht jedes Jahr für jedes Land, aber eine nützliche Datensammlung zu<br />
Gebiet, Bevölkerung, Gesundheits- und Bildungswesen, Erwerbstätigkeit, Wirtschaftszweige,<br />
Infrastrukturdaten, Löhne, Gehälter, Preise, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen,<br />
Zahlungsbilanz, Entwicklungsplanung.<br />
☺ Bundesverwaltungsamt, Informationsstelle für Auslandtätige und Auswanderer<br />
(München Tel 591516, Köln Tel 0221 7780-0, Fax 0221 7582768)<br />
Merkblätter für Auslandstätige und Auswanderer, je ca. DM 5,-<br />
☺ Verlag Lonely Planet, Reihe "Travel Survival Kit", ca. DM 30,- bis 60,-<br />
Reiseführer in englischer Sprache mit längerem historischem und allgemein informierendem<br />
Teil. Bei Rucksacktouristen ebenso beliebt wie bei Managern. Praktische Information<br />
zu Sightseeing, Unterkunft (von low budget bis international standard), Essen,<br />
Verkehrsverbindungen usw. Hat viele brauchbare Stadtpläne.<br />
☺ Zu vielen dieser Länder auch: Phrasebooks und einzelne City-guides<br />
☺ Reihe "Passport..." (z.B. Passport France, Philippines, Argentinia usw)., verfaßt meistvon<br />
US-Amerikanern, beschreibt Sitten, Gebräuche, Etikette, Verhaltensweisen, Wertvorstellungen<br />
usw. in dem jeweiligen Land, div. Autoren, meist publiziert in den 90ern.<br />
☺ Reihe "Business..." (z.B. Business Korea), ähnlich wie die Passport-Reihe, aber stark businessbezogen,<br />
diverse Autoren, meist publiziert in den 90ern<br />
☺ Peter Rump Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH, Reihe "Kulturschock", je ca. DM<br />
25.-<br />
Informationen über Denk- und Lebensweisen, Eßgewohnheiten etc.<br />
z.B.: Rainer Krack: Kulturschock Thailand<br />
☺ Peter Rump Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH, Reihe "Kauderwelsch", je ca. DM<br />
15.-<br />
Mini-Sprachbuch für Globetrotter, zum Teil auch mit Sprachkassetten.<br />
☺ Langenscheidts Sprachführer<br />
Mini-Sprachbuch für Globetrotter , zum Teil auch mit Sprachkassetten.<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 91
18.5 Asiatische Länder, Einzelwerke<br />
Bitte beachten Sie auch die einzelnen Bände in den oben gelisteten Buchserien.<br />
18.6 Ostasien China (inkl. Taiwan und Hang Kong), Japan,<br />
Korea<br />
☺ Bond, Michael; Beyond the Chinese Face. Hong Kong, Oxford, New York 1991, Oxford<br />
University Press,<br />
Prägnante Darstellung des "Chinesischen" aus psychologischer Sicht. Gut verständlich,<br />
dabei wissenschaftlich korrekt und spannend.<br />
☺ Kenna, Peggy und Lacy, Sondra; Business Korea : A Practical Guide to Understanding<br />
South Korean Business Culture, Paperback (August 1994)<br />
☺ Tauber, Theresia - Reisach, Ulrike - Yuan, Xueli; China - Wirtschaftspartner zwischen<br />
Wunsch und Wirklichkeit, Wien 3. völlig neu bearbeitete Auflage 2003<br />
kombiniert eine Analyse der chinesischen Wirtschaftspolitik mit grundlegenden <strong>interkulturelle</strong>n<br />
Hintergründen und praktischen Beispielen aus dem westlich-chinesischen<br />
Wirtschaftsalltag.<br />
☺ Wei, Jiang; Chinese Business Strategies, Singapore, Asiapac Books, 1995, ISBN 981-<br />
3029-48-X (in Form von Comics!)<br />
☺ Südostasien<br />
☺ Aarau, Alice/ Cooper, Robert& Nanthapa; Reisegast in Thailand, Dormagen Reisebuch-Verlag<br />
Iwanowski, 1994 (ISBN 3-923979-70-8)<br />
Praxisnahe Berichte aus Alltag und auch Geschäftsleben, versehen mit Hintergrundinfo<br />
zum Warum der jeweiligen Sitten und Mentalitäten. Listen von Tu und Tabu.<br />
☺ Asma Abdullah ed; Understanding the Malaysian Workforce. Kuala Lumpur: 1992,<br />
Malaysian Institute of Management<br />
Mentalität im Arbeitsleben, im sozialen/ geschäftlichen Umgang mit Malaysiern<br />
☺ Asma Abdullah; Going Glocal. Cultural Dimensions in Malaysian Management, Kuala<br />
Lumpur , Malaysian Institute of Management, 1996 (ISBN 983-9065-04-1)<br />
☺ Cooper, Robert;Thais Mean Business. Singpore, Kuala Lumpur: 1991, Times Book<br />
Mentalität im Arbeitsleben, Chancen, Risiken im sozialen/ geschäftlichen Umgang mit<br />
Thais<br />
☺ Ellis, Claire; Culture shock Vietnam, a guide to customs and etiquette, Times Books Intl<br />
☺ Hall, Denise; Business Prospects in Thailand. Prentice Hall, 1996<br />
☺ Kessel, Angela (hrsg.); (Handbuch) Business Training Südostasien, Kulturdeterminanten,<br />
Wirtschaft und Gesellschaft, Geschäftlicher Umgang, Berlin 2000 (Mitautorin Dr. Th.<br />
Tauber)<br />
☺ Vente, Rolf: 11mal Singapur. München<br />
erzählt in elf kurzen Geschichten Geschichte, Kultur und Bevölkerung Singapurs.<br />
18.7 Asien allgemein<br />
☺ Chen, Min; Asian Management Systems. Chinese, Japanese and Korean Styles of<br />
Business, New York, Routledge 1995<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 92
☺ Dunung, Sanjyoz; Doing Business in Asia. The Complete Guide, New York, Lexington,<br />
1995<br />
☺ Weggel, Oskar; Die Asiaten, München 1990,<br />
grundlegende und verständliche Informationen über Asiaten "an und für sich".<br />
18.8 "Westliche" Länder - Einzelwerke<br />
18.9 Schweiz<br />
☺ Bichsel, Peter; Die Totaldemokraten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1998..<br />
☺ Bilton; Paul Xenophobe’s Guide to the Swiss, v., Ravette Publishing, Horsham 1996.<br />
☺ Kamber, Peter; Ach, die Schweiz ... Über einen Kleinstaat in Erklärungsnöten, Die Arche,<br />
Hamburg 1998.<br />
☺ Küng, Thomas; Gebrauchsansweisung für die Schweiz, Piper, München 1996.<br />
☺ Wörterbuch Schweizerdeutsch-Deutsch. Anleitung zur Überwindung von Kommunikationspannen,<br />
Haffmanns Verlag, Zürich 1999.<br />
18.10 Deutschland<br />
☺ Nees, Greg; Germany - Unraveling an Enigma. Yarmouth, Maine, 2000<br />
(aus amerikanischer Sicht)<br />
☺ Schroll-Machl, Sylvia: Die Deutschen – Wir Deutsche; Göttingen 2002<br />
eine versierte <strong>interkulturelle</strong> Trainerin fasst zusammen, wie Angehörige verschiedenster<br />
anderer Nationalitäten die Deutschen erleben und erklärt diese Phänomene unter<br />
Zuhilfenahme von Erkenntnissen der <strong>interkulturelle</strong>n Psychologie. Das Buch gibt es<br />
auch in englischer Sprache, es heißt dann "Doing Business with Germans"<br />
☺ Wenner, Dorothee; Unser Ausland! Was ausländischen Mitbürgern in Deutschland<br />
auffällt, Berlin 1998 (Serie aus der "ZEIT" in Buchfassung)<br />
18.11 Frankreich<br />
☺ Asselin, Giles/ Mastron, Ruth; Au Contraire! Figuring out the French, Yarmouth Maine,<br />
2000<br />
über die Franzosen aus Sicht eines US-amerikanisch-französischen Autorenpaars<br />
☺ Jentjens, Sabine; Führungskräfteentwickulng in Großbanken, ein deutsch-französischer<br />
Vergleich, München, 1997<br />
☺ Passet, Eveline; Reisegast in Frankreich, Dormagen ca. 1993, Reisebuchverlag Iwanowski<br />
☺ Pateau, Jacques; Die seltsame Alchimie in der Zusammenarbeit von Deutschen und<br />
Franzosen; 1999, Campusvlg.<br />
18.12 Grobritannien<br />
☺ Tan, Terry; Culture Shock Britain, London 1992, Vorwort Richard D. Lewis;<br />
Zielgruppe sind Ausländer, besonders Asiaten, die für einige Zeit in London leben wol-<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 93
len. Alles wird ausführlich erklärt - von Sitten, Pubbesuchen übers Fernsehprogramm<br />
bis zuMentalitätsfragen, allerdings aus Sicht einer Singapureanerin.<br />
☺ Stewart, Rosemary/ Barsoux, Jean-Louis/ Ganter, Hans-Dieter/ Walgenbach, Peter;<br />
Managing in Britain and Germany, Houndmills 1994, Macmillan<br />
☺ Harper,Timothy; Passport United Kingdom - Your Pocket Guide to Business, Customs &<br />
Etiquette (USA) 1996 (läßt sich im Flugzeug lesen, kurz, lustig.)<br />
☺ Schmid, Stefan/ Thomas, Alexander; Beruflich in Großbritannien; Göttingen 2003<br />
mit der "Regensburger Methode" von critcal incidents und contrast culture erarbeitete<br />
Studie<br />
18.13 Italien<br />
☺ Flower, Raymond/ Falassi, Allessandro; Culture Shock! Italy, Singapore Times Books<br />
International, 1995<br />
☺ Gioseffi, Claudia; Passport Italy - Your Pocket Guide to Italian Business, Customs & Etiquette<br />
(USA) 1997 (läßt sich im Flugzeug lesen, kurz, lustig.)<br />
18.14 Spanien<br />
☺ Wattley-Ames, Helen; Spain is different. Yarmouth Maine, Intercultural Press, 1999 (aus<br />
Sicht einer Amerikanerin)<br />
18.15 Osteuropa<br />
☺ Engelbrecht, Elena und Ralf: Bulgarien-Handbuch. Bielefeld: Rump<br />
☺ Holtbrügge, D.: Personal<strong>management</strong> multinationaler Unternehmungen in Osteuropa<br />
Wiesbaden 1995<br />
☺ Hösch, Edgar: Geschichte der Balkanländer. München 1999<br />
☺ Kaplan, Robert D.: Balkan Ghosts. A journey through history. New York: St. Martin's<br />
Press 1993<br />
☺ Kappeler, A.: Russland als VielvölkerreichMünchen 2001<br />
☺ Knaus, Gerald: Bulgarien. München: Beck 1997<br />
☺ Mitchell, Charles; Passport Russia - Your Pocket Guide to Russian Business, Customs &<br />
Etiquette (USA) 1998 (läßt sich im Flugzeug lesen, kurz, lustig.)<br />
☺ Pieper, R.: Managementtraining in Osteuropa Wiesbaden 1992<br />
☺ Richmand, Yale; From Da to Yes- Understanding the East Europeans. Yarmouth Maine,<br />
Intercultural Press, 1995 (aus Sicht eines Amerikaners, der viel in den Ostvlockländern<br />
gelebt hat)<br />
☺ Richmand, Yale; From Nyet to Da - Understanding the Russians. Yarmouth Maine, Intercultural<br />
Press, 1996 (aus Sicht eines Amerikaners, der viel in den Ostvlockländern gelebt<br />
hat)<br />
☺ Schroll-Machl, Sylvia/ Novy, Ivan; Beruflich in Tschechien, Göttingen 2003,<br />
mit Hilfe von Critical Incidents und Contrast Culture entwickelt<br />
☺ Steinle, C. (Hg.); Management in Mittel- und Osteuropa Frankfurt/Main 1996<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 94
☺ Zeitschriften: OstWestContact<br />
18.16 Rest Europa<br />
☺ Hampden-Turner, Charles/ Trompenaars, Fons; The seven cultures of capitalism; N.Y.<br />
1993<br />
☺ Hill, Richard; We Europeans, Europublications, Brussels 1995<br />
☺ Hill Richard; EuroManagers & Martians. The Business Cultures of Europe’s Trading Nations,<br />
by, Europublications, Brussels.<br />
☺ Hill, Richard; Have You Heard This One? An Anthology of European Jokes Europublications,<br />
Brussels 1995<br />
☺ Mole, John; Mind your Manners, London 1998,<br />
untersucht und vergleicht 15 Länder der Europäischen Union, erwähnt dazu auch die<br />
US-Amerikaner, Japaner und Russen, Fragestellungen sind z.B. auf nationaler Ebene<br />
(Regionalismus, Verhältnis Staat-Wirtschaft...), auf Firmenebene (Führung, Kontrolle,<br />
Meetings und Teams...), gesellschaftlicher Ebene (Humor, Einladungen, Pünktlichkeit,<br />
Konverastion, Rolle der Frau....)<br />
18.17 USA<br />
Die meisten englischsprachigen Werke über andere Länder lassen sich spiegelbildlich<br />
auch als Werke über die USA lesen, da sie meist von amerikanischen Interkulturalisten<br />
verfaßt wurden. Wie man andere Länder beschreibt, das sagt auch viel über einen selbst<br />
aus.<br />
☺ Engel, Dean W./ Peterson, Larry (Hrsg.); Passport USA - Your Pocket Guide to American<br />
Business, Customs & Etiquette (USA) 1996<br />
☺ Hall, E.T. und Hall, M.R.; Understanding Cultural Differences: Germans, French and<br />
Amerincans, Yarmouth, Maine, Intercultural Press 1989<br />
☺ Palazzo, Bettina; Interkulturelle Unternehmensethik - Deutsche und Amerikanische<br />
Modelle im Vergleich. 2000<br />
☺ Stahl, Günter/ Langeloh, Claudia/ Kühlmann, Torste; Geschäftlich in den USA: ein <strong>interkulturelle</strong>s<br />
Trainingsbuch, Wien , Ueberreuter, 1999<br />
☺ Stewart, Edward/ Bennet, Milton; American Cultural Patterns - A Cross-Cultural Perspective,<br />
Yarmouth, Maine Intercultural Press 1991 (etwas philosophischer und<br />
tiefgründiger)<br />
18.18 Australien<br />
☺ Sharp, Ilsa; Culture Shock - Australia, London 1994<br />
18.19 Afrika<br />
☺ Richmand, Yale/ Gestrin, Phyllis; Into Africa. Yarmouth, Maine Intercultural Press, 1998<br />
☺ Mayer, C-H/ Boness, C./ Thomas, A.; Beruflich in Kenia und Tansania, Göttingen 2003<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 95
18.20 Islam - Einzelwerke<br />
☺ Adel, Theodor Khoury/ Heine, Peter u.a; Islam-Lexikon A-Z. Geschichte - Ideen - Gestalten.<br />
Freiburg, Herder, 1999<br />
sehr übersichtlich, voll gepackt mit interessanten Informationen<br />
☺ Almaney/ Alwan; Communicating with the Arabs. Prospect Heights IL, 1982<br />
☺ Heine, Peter; Kulturknigge für Nichtmuslime - ein Ratgeber für den Alltag. Freiburg,<br />
Herder 2001<br />
dieses Buch hat trotz seiner leichten Lesbarkeit deutlich mehr Substanz, als der Titel<br />
vermuten läßt. Der Autor ist Professor an der Humboldt Universität in Berlin<br />
☺ Kursat-Ahlers, Elcin; Türkei und Europa - Facetten einer Beziehung in Vergangenheit<br />
und Gegenwart. Frankfurt 2001<br />
☺ Lewis, Bernard; A Middle East Mosaic - Fragments of Life, Letters, and History, (USA)<br />
2001<br />
der Autor ist Professor und geht die Thematik historisch an. Auch die nah- und mittelöstliche<br />
Sichtweise auf Europa wird beleuchtet<br />
☺ Lewis, Bernard; The Shaping of the Modern Middle East<br />
behandelt die historische, wirtschaftliche und politische Entwicklung in den letzten 300<br />
Jahren bis heute, vor allem in der Begegnung und Auseinadersetzung mit dem Westen,<br />
USA 1993<br />
☺ Lewis, Bernard; What Went Wrong? Western Impact and Middle East Response, (USA)<br />
2001<br />
☺ Mac Dowall, David; Europe and the Arabs - Discord or Synthesis? London 1992<br />
☺ Nydell, Margaret; Understanding Arabs - A Guide für Westerners, Yarmouth, Intercultural<br />
Press, 1997<br />
☺ Stahr, Volker; Südoastasien und der Islam, Kuzlturraum zwischen Kommerz und Koran,<br />
Darmstadt, Wissenschaftl. Buchgesellschaft, 1997<br />
☺ Sympathie Magazin: "Islam verstehen". Hrsg. vom Studienkreis für Tourismus, Starnberg.Tel.:<br />
+49 (0)8151-774-13 oder -23<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 96
Interkulturelles Management:<br />
Critical incidents<br />
Interkulturelles Management: Critical incidents 97<br />
1 Verzinkt 98<br />
2 Der Lack 99<br />
3 Lizenzverhandlungen 100<br />
4 Reklamationserfolg 101<br />
5 Spielerwechsel 102<br />
6 Auspacken 103<br />
7 Kundenkontakt 105<br />
8 Das Team-Treffen 106<br />
9 Der gemeinsame Messeauftritt 107<br />
10 Wo geht's zur Vernissage? 108<br />
11 Das Dilemma 109<br />
12 Telefonterror? 110<br />
13 Loben 111<br />
14 Die Liste für den Einkauf 112<br />
15 Zwei Arbeitanweisungen 113<br />
16 280 Ampere 114<br />
17 Südländische Loyalität 115<br />
18 Telefongeheimnis 116<br />
19 Im Pub 117<br />
20 Urlaubsplanung 118<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 97
1 Verzinkt<br />
Ein österreichischer Unternehmer interessiert sich für Vorprodukte einer<br />
thailändischen Firma, die er auf einer Messe flüchtig kennen gelernt hatte.<br />
Für seine eigene Fertigung benötigt er große Mengen kleiner, cadmierter<br />
Metallteile. Daher sendet er ein Fax an die thailändische Firma in der Hoffnung,<br />
daß sie ihn beliefern könne, und mit der Bitte, ihm eine Liste ihrer<br />
cadmierten Produkte und Optionen zu faxen.<br />
Die Antwort, die er ca. zwölf Stunden später erhält, lautet so: "Sehr geehrter<br />
Herr Franzen, wir bedanken uns für Ihr Interesse an unseren Produkten.<br />
Ihre Firma ist uns von der letzten Messe her in herzlicher Erinnerung geblieben.<br />
Es wird uns eine Ehre sein, Sie zuverlässig und pünktlich zu beliefern.<br />
Anbei finden Sie die verlangte Liste unserer Produkte." Auf den vielen folgenden<br />
Seiten jedoch sind ausschließlich verzinkte Metallteile gelistet und<br />
abgebildet.<br />
Kopfschüttelnd schiebt Herr Franzen ein zweites Fax ein, in welchem er<br />
deutlich macht, daß er für verzinktes Metall keine Verwendung habe, nur<br />
für cadmiertes, und daß er um die entsprechende Liste bitte. - Aber wieder<br />
kommt nur die Liste der verzinkten Teile zurück.<br />
Wie soll Herr Franzen diese Faxe verstehen?<br />
Mit Hilfe welcher Kulturdimensionen können Sie diesen Fall erläutern?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 98
2 Der Lack<br />
Chris Benner ist ein junger Ingenieur, der für seine Firma in deren taiwanesischem Jointventure<br />
einen Teil des Know-how-Transfers durchzuführen hat. Seine Firma stellt Autolacke<br />
her. Er selbst soll heute den Chinesen zeigen, wie man mit Kompositlacken arbeitet: 86<br />
Teile Lack, 10 Teile Härter und 3 bis 4,5 Teile Beschleuniger sind die Standardmischung, die<br />
in die Lackiergeräte eingefüllt wird.<br />
Chris findet, daß seine taiwanesischen Trainees selbst erfahren sollen, wie mehr Härter den<br />
Lack zum innerlichen “Verbrennen“ bringt und zuviel Beschleuniger ihn so aufweicht, daß<br />
er nie mehr härtet. Denn Chris weiß, wie unerfahrene Benutzer von Kompositlacken das<br />
oft übersehen.<br />
Chris gibt jedem kleine Übungsbleche, Pinsel, Lack, Härter, Beschleuniger, Mischbecher<br />
usw. Zuerst stellt er die Standardmischung genau vor und läßt alle eine solche mischen.<br />
Der Erfolg ist gut, alle arbeiten sehr sorgfältig. Chris kündigt an, daß die Bleche in drei<br />
Stunden trocken sein werden. Als nächstes wiederholt er, daß die Höchst- und Mindestmengen<br />
keinesfalls mißachtet werden dürfen, weil mehr Härter den Lack zum innerlichen<br />
“Verbrennen“ bringt und zuviel Beschleuniger ihn so aufweicht, daß er nie mehr härtet.<br />
Nun kommt der entscheidende Schritt, der den Leuten ein für allemal einbleuen soll, sich<br />
exakt an alle Mengen zu halten. Chris führt sie also ein bißchen aufs Glatteis und sagt:<br />
“Dieser Lack mit 3 Teilen Beschleuniger trocknet in drei Stunden. Wenn ihr 4,5 Teile Beschleuniger<br />
nehmt, dann dauert es nur so um die zwei Stunden. Das wollen wir jetzt ausprobieren.“<br />
- Blick auf die Uhr, schelmisches Grinsen: “Oh, es ist schon so spät. Na dann<br />
macht es eben so, daß der Lack in einer Stunde aushärtet, wenn ihr könnt.“<br />
Nach einer Stunde ist natürlich keiner der Lacke trocken und ausgehärtet. Aber acht Bleche<br />
sind korrekt und auf dem besten Wege, in der folgenden zweiten Stunde fertig zu<br />
werden, wohingegen vier hoffnungslos sind, weil die Männer zwischen 7 und 10 Teilen<br />
Beschleuniger zugegeben haben.<br />
Eigentlich ist Chris sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Zwei Drittel der Leute hatten das Prinzip<br />
so gut begriffen, daß sie sich nicht haben irre machen lassen. Die anderen werden<br />
diese Lehre jetzt auch bestimmt nicht vergessen. Nur reagieren die Chinesen - und zwar<br />
alle - sehr grantig. Außerdem erklären sie einstimmig, daß dieser Lack ein Mist sei, wenn<br />
der noch nicht einmal ein oder zwei Teilchen Härter oder Beschleuniger mehr oder weniger<br />
vertrage. Kurz und gut, weder die Technologie noch der Lehrer stoßen bei ihnen auf<br />
Sympathie. Das ist hart für Chris, denn natürlich gibt es zu dem Lack keine Alternative.<br />
Und auch er selbst sollte noch häufiger nach Taiwan reisen und weiteres Know-how vermitteln.<br />
Wie kann er beim nächsten Mal ein ähnliches Unglück vermeiden?<br />
Gibt es für ihn ein "nächstes Mal"?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 99
3 Lizenzverhandlungen<br />
Herr Auers ist als Vertriebsbeauftragter bei einer kleinen österreichischen<br />
Firma beschäftigt, die führend ist in der Herstellung innovativer, umweltfreundlicher<br />
und energiesparender Klimaanlagen. Er hat Glück. Durch die<br />
Hilfe alter Geschäftspartner ist er an eine japanische Firma vermittelt worden,<br />
die dieses System kennenlernen und vielleicht in Lizenz bauen möchte.<br />
Sein Geschäftsfreund hatte ihm versichert, die Japaner seien an seinem<br />
Produkt extrem interessiert, doch nun, nach zwei Tagen der ersten Verhandlung,<br />
erscheint Herrn Auers dies ganz und gar nicht der Fall zu sein.<br />
Auf den extensiven Small-talk vor den eigentlichen Verhandlungen war er<br />
ja noch gefaßt gewesen. Was ihm jetzt jedoch zu schaffen macht, daß ist<br />
das Chaos in der Verhandlung.<br />
Er kann kaum fünf Sätze mit seinen Partnern wechseln, ohne daß jemand<br />
aufsteht und den Raum verläßt. Geht gerade keiner, so kommt vielleicht<br />
jemand anderes herein, tuschelt kurz mit ein oder zwei der Anwesenden<br />
auf Japanisch, wirft einen Blick auf Herrn Auers und verschwindet wieder,<br />
oder aber er setzt sich hin und nimmt an der Besprechung hinfort teil - bis<br />
auch er wieder verschwindet. Auch wenn Herr Auers die japanischen Gesichter<br />
noch nicht ganz genau unterscheiden kann, so ist er sich doch sicher,<br />
daß er an einem Vormittag mindestens ein Dutzend Personen hat<br />
kommen, bleiben oder gehen sehen.<br />
Nach dem Mittagessen fühlt er sich zunehmend frustriert und nicht ernst<br />
genommen. Er wird unkonzentriert und etwas brüsk. Auch am nächsten<br />
Tag wird es nicht besser. Nach einer Woche verlaufen die Verhandlungen<br />
völlig im Sand, und Herr Auers bucht den Heimflug, den er dann unverrichteter<br />
Dinge enttäuscht antritt.<br />
Hätte er ein anderes Ergebnis herbeiführen können?<br />
Wie sah der Verhandlungsverlauf aus Sicht der Japaner vermutlich aus?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite100
4 Reklamationserfolg<br />
Herr Feingaß wurde beliefert von zwei Abteilungen einer größeren singapureanischen<br />
Firma. Mit der einen, A, hatte er seit Jahren ein gutes Verhältnis.<br />
Die Zusammenarbeit klappte reibungslos zum beiderseitigen Nutzen.<br />
Das konnte man von Abteilung B, leider nicht sagen. Der dort zuständige<br />
Sachbearbeiter samt seinem Abteilungsleiter schlampten zuweilen und<br />
wollten dann nicht für die Folgen geradestehen...<br />
Wie kommt Herr Feingaß in dem Konflikt weiter?<br />
Wer löst den Konflikt?<br />
Wie wird dieser Konfliktlöser ins Spiel gebracht?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite101
5 Spielerwechsel<br />
Herr Freudenreich ist ein alter Hase in Südostasien. Diesmal hat er auf seine<br />
Verhandlungsreise nach Malaysia den jungen Herrn Wund mitgenommen,<br />
der in die Materie eingearbeitet werden und die Partner kennenlernen soll.<br />
Trotz Jet-lag sind beide anfangs recht zufrieden. Die Verhandlungen in KL<br />
laufen wie am Schnürchen und auch in Melaka geht alles glatt.<br />
In Kuching/ Sarawak allerdings treffen sie auf eine festgefahrene Situation.<br />
Ihre dortigen Lizenznehmer haben mehrfach teure Anlagen, die eigentlich<br />
Herrn Freudenreichs Firma gehören, schwerwiegend beschädigt. Meist geschah<br />
dies durch unsachgemäße Bedienung, hin und wieder waren auch<br />
unkontrollierte Schwankungen des Stromnetzes die Ursache. Es gehört zum<br />
Auftrag der Herren Freudenreich und Wund, gemeinsam mit den Lizenznehmern<br />
Lösungen dieses Problems zu erarbeiten und dafür zu sorgen,<br />
daß nicht weiterhin so oft teure Ersatzteile und Techniker nach Kuching geflogen<br />
werden müssen. Herr Wund hat vor Reiseantritt die bisherigen<br />
Schadenskosten einmal durchgerechnet und das kalte Grausen bekommen...<br />
Deshalb reagiert er auch äußerst unfroh, als Mrs. Rozina, Ingenieurin bei<br />
den Lizenznehmern in Kuching, die entstandenen Schäden herunterspielt.<br />
Nach kaum fünfzehn Minuten sind Mrs. Rozina und Herr Wund in einen erbitterten<br />
verbalen Kampf verbissen. Noch einige Minuten später legt der<br />
Gesprächsleiter der malaysischen Seite eine Auszeit ein.<br />
Wie nutzen Sie als Herr Freudenreich diese Auszeit zur Konfliktlösung?<br />
Wie gehen Sie in die Fortsetzung der Runde?<br />
Wie werden es die Malaysier tun, wenn sie die Gespräche nicht gefährden<br />
möchten?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite102
6 Auspacken<br />
Jochen Janning ist Produktionsleiter in einem größeren Unternehmen in Mexico. Sein bester<br />
Vorarbeiter heißt Miguel. Die beiden arbeiten seit einem halben Jahr zusammen.<br />
Es ist eine große Lieferung von Spezialmaschinenteilen gekommen, die dringend benötigt<br />
werden. Leider kamen sie einen Tag zu spät. So ist jetzt Herr Janning in großem Zeitdruck.<br />
Denn die Maschinenteile müssen rasch auf- und eingebaut werden, damit der aus Österreich<br />
eingeflogene Spezialist sie nach ihrem Zusammenbau testen kann. Selbstverständlich<br />
hat der Spezialist auch nicht mehr viel Zeit, denn sein Flugplan war ja darauf ausgelegt,<br />
dass die Teile schon gestern eingetroffen wären.<br />
Wenn der Spezialist abfliegt, ohne die aufgebaute Spezialmaschine zu testen, dann kann<br />
man nicht mit der Produktion beginnen. Nicht auszudenken!, denn es warten schon einige<br />
Kunden auf die Produkte, die mit Hilfe der Spezialmaschinen gefertigt werden sollen.<br />
Die Liefertermine sind noch gerade realistisch, aber recht knapp.<br />
Folgendes Gespräch findet zwischen Herrn Janning und Miguel statt<br />
1. Janning:<br />
Miguel, wie lange werdet ihr brauchen,<br />
wenn ihr euch beeilt? Schafft ihr es, diese<br />
Sachen bis heute Abend fünf Uhr auszupacken<br />
und zusammenzubauen<br />
2. Miguel:<br />
Keine Sorge, das schaffen wir locker<br />
Was im Kopf der Personen vorgeht<br />
Um fünf Uhr kommt Herr Janning zurück und sieht, dass die Aufgabe noch keineswegs<br />
erledigt wurde, es fehlt sicher noch ein Viertel oder mehr.<br />
3. Janning:<br />
Was ist hier los? Wieso sind die Maschinen<br />
noch nicht zusammengebaut? Du hast es<br />
mir versprochen, dass ihr es bis jetzt machen<br />
würdet!<br />
4. Miguel: (indem er zur Seite blickt)<br />
Tut mir leid, wir haben getan, was wir<br />
konnten<br />
5. Janning:<br />
??!!<br />
Bitte ergänzen Sie, was Ihrer Meinung nach im Kopf der beiden Sprecher vorgeht. Was<br />
meinen, hoffen, unterstellen sie? Warum sagen sie, was sie sagen?<br />
Welche Optionen hat Herr Janning, um während seiner weiteren Tätigkeit in Mexico seine<br />
Aufgabe erfolgreicher zu bewältigen?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite103
6.1 Gedanken von Jochen Janning und Miguel<br />
1. Janning Er mussfertig werden, es ist wichtig!<br />
(Janning ist ganz in dem System von vernetzten engen Terminplänen: der Experte,<br />
der abfliegt, Kunden, die Strafzahlungen verlangen werden, wenn der<br />
Liefertermin sich verzögert, eins greift ins andere, wenn ein Termin sich verschiebt,<br />
dann werden auch alle anderen gefährdet.)<br />
2. Miguel Wir haben heute vielleicht nicht genug Leute, um mit so einer Eilaufgabe fertig<br />
zu werden, der Geschickteste fehlt. Na ich hoffe, wir kriegen es irgendwie hin,<br />
auf ans Werk und in die Hände gespuckt.<br />
(Allerdings beeilt Miguel sich nicht wegen abstrakter Termine, deren Wichtigkeit<br />
ihm eher illusorisch erscheint und die in seiner bisherigen Arbeitserfahrung auch<br />
immer relativ gewesen sind. Termine haben seine mexikanischen Chefs immer<br />
nach den allseitigen Gegebenheiten und Bedürfnissen hinbiegen können. Miguel<br />
beeilt sich vielmehr, um seinen Chef zu beeindrucken und von ihm gelobt<br />
zu werden. Aus einem ähnlichen Grund teilt Miguel ihm seine Bedenken hinsichtlich<br />
der Realisierbarkeit der Aufgabe in so kurzer Zeit auch nicht mit. Er<br />
fürchtet, von seinem Chef angesichts negativer Antwort gescholten zu werden.<br />
Ein Nein ist auch eine Art Zeichen von Respektlosigkeit seinem Chef gegenüber<br />
3. Janning Miguel hat mich schwer enttäuscht. Entweder ist er unfähig, was ich bisher nicht<br />
von ihm dachte, oder er hat mir einfach was vorgemacht, mich angelogen<br />
(Er kommt gar nicht auf die Idee, dass es außer Unfähigkeit oder Lüge noch<br />
eine dritte Erklärung für Miguels falsche positive Antwort geben könnte: nämlich<br />
mexikanisch verstandener Respekt vor seiner Autorität, Rücksichtnahme, der<br />
Wunsch, ihm nur positive Dinge mitteilen zu können)<br />
4. Miguel Wieso schimpft der Chef so? Ich habe versucht, was ich konnte: zuerst habe ich<br />
ihm vorzeitige Sorgen erspart - vielleicht hätten wir es mit ein bisschen Glück ja<br />
doch geschafft, wenn es etwas leichter gewesen wäre. Und dann habe ich<br />
mich und alle Jungs mit aller Kraft ins Zeug gelegt. Was will er denn noch???!!!<br />
Mit dem Wegschauen zeigt er, dass es ihm leid tut, den Wunsch seines Chefs<br />
leider nicht erfüllt haben zu können. Mit vielen Worten verteidigt er sich aber<br />
nicht. Das fände er anmaßend. Es würde auch die Gefahr bergen, dass es zu<br />
einem offenen Streit käme. Außerdem geht Miguel davon aus, dass ein guter<br />
Chef selber beurteilen kann, dass hier alle ihr Bestes gegeben haben und dass<br />
nur einfach die Zeit nicht reichen konnte. Es ist aus seiner Sicht nicht seine Aufgabe<br />
als Untergebener, dem Chef zu sagen, was machbar ist und was vermutlich<br />
nicht. Ihm ist nicht klar, dass er seinen Chef dadurch keineswegs erfreut,<br />
sondern sehr ärgert.<br />
5. Janning Miguel ist unaufrichtig. Wieso schaut er mich nicht an?<br />
(Er hätte Miguels Worte eher akzeptiert, wenn der ihn angeschaut hätte und<br />
sich klipp und klar verteidigt hätte. Dass beides wegen des Respekts vor einer<br />
Autorität für einen "anständigen" Vorarbeiter schwierig bis unmöglich ist, weiß er<br />
nicht.)<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite104
7 Kundenkontakt<br />
Frau Ransammer arbeitet als technische Unterstützung im Vertrieb einer<br />
größeren österreichischen Firma. In Frankreich wurde kürzlich eine kleine<br />
französische Firma mit Kunden in Frankreich und im Nahen Osten aufgekauft.<br />
Da hierbei auch moderne Technologie in das neue Tochterunternehmen<br />
floss, benötigte man in manchen Bereichen für einige Zeit österreichische<br />
Experten zur Unterstützung.<br />
Frau Ransammer, die recht gut Französisch sprach, erklärte sich bereit, für<br />
die Technik in den französischen Vertrieb zu gehen. Ihr französischer Kollege,<br />
Monsieur Fouré, welcher bis dahin die Kunden betreut hatten, machte<br />
Deutschkurse und andere Schulungen in Österreich.<br />
Zu ihrem großen Verdruss musste Frau Ransammer feststellen, dass jedoch<br />
alle Kunden nach Monsieur Fouré frugen, die nordafrikanischen wie die<br />
französischen. Also alles Machos?<br />
Noch größer wurde ihre Verwunderung jedoch, als sie über ihr Problem mit<br />
Herrn Fuhrmann, dem deutschen Kollegen ihrer Nachbarabteilung sprach.<br />
Dessen französischer Vorgänger hatte beim Besitzerwechsel nämlich die<br />
Firma verlassen und war zur Konkurrenz gegangen. Empört erzählte Herr<br />
Fuhrmann, dass seither ein großer Teil seiner Kunden ebenfalls bei der Konkurrenz<br />
einkaufe. Und das, wo doch die Konkurrenz im Prinzip eine britische<br />
Firma sei!<br />
Frau Ransammer und Herr Fuhrmann waren beide stinksauer auf die Franzosen.<br />
Ganz offenbar hassten die Franzosen ganz einfach Ausländer.<br />
Gibt es andere Erklärungsmöglichkeiten für das Verhalten der französischen<br />
Kunden?<br />
Mit welchem Unterschied zwischen der österreichischen und der französischen<br />
Kultur hängt das zusammen?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite105
8 Das Team-Treffen<br />
Gabi Saidler arbeitet als Designerin in einer österreichisch-französischen<br />
Firma in Marseille. Gerade wird ein Teamtreffen beendet, ohne dass man<br />
sich auf ein Ergebnis geeinigt hätte und ohne dass die aus einem etwaigen<br />
Ergebnis resultierenden Aufgaben auf die einzelnen Personen verteilt<br />
worden wären. Gabi ist lediglich immer deutlicher geworden, welche Arten<br />
von weiterem Vorgehen verschiedene Personen, darunter auch ihr<br />
Chef, jeweils favorisieren, doch auch das ist nicht bei allen ganz klar. Sie<br />
selbst ist mit ihren Vorschlägen irgendwie immer nicht ganz durchgedrungen,<br />
vielleicht hat man sie nicht verstanden.<br />
Trotz der Ergebnislosigkeit beendet der Chef das Treffen schließlich.<br />
Auf dem Weg zurück ins Büro fragt Gabi ihren Büronachbarn, Eric Morel<br />
ratlos, was denn er von dem Treffen halte. "Nun", erwidert der, "das Übliche.<br />
Aber wie auch immer, entschieden ist entschieden, da müssen wir<br />
jetzt wohl ran und die Beschlüsse umsetzen." Mit diesen Worten und mit<br />
gerunzelter Stirn verschwindet er an seinen Schreibtisch.<br />
Diese Antwort setzt Gabis nachmittäglicher Verwirrung die Krone auf. Sie<br />
zweifelt an ihren Französischkenntnissen. Hat sie die ganze Zeit auf ihren<br />
Ohren gesessen? Haben sich die Franzosen in einer Geheimsprache abgestimmt?<br />
Soll Gabi nicht erfahren, was hier gespielt wird?<br />
Gibt es noch eine andere mögliche Erklärung für diese Situation?<br />
Welche kulturell bedingten Muster sind in dem Teamtreffen wirksam geworden<br />
und haben verhindert, dass die Österreicherin und die Franzosen<br />
einander verstanden haben?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite106
9 Der gemeinsame Messeauftritt<br />
Christiane Köhler arbeitet in einem kleinen Joint Venture in Argentinien als<br />
Produktionsleiterin. Häufig hat sie Kontakt mit Ernesto Roldán, dem Produktionsleiter<br />
einer befreundeten argentinischen Firma. Die beiden Unternehmen<br />
haben zwar unterschiedliche Produkte, aber häufig die gleichen<br />
Kunden, denen sie zuliefern. Beide Unternehmen sind noch recht jung und<br />
daher nicht besonders bekannt.<br />
Da hört Frau Köhler von einer Messe, die für beide Firmen geradezu ideal<br />
zu sein scheint. Zwar sind die Standgebühren nicht gerade billig, aber dafür<br />
ist diese Messe normalerweise recht gut besucht, gerade auch von<br />
Leuten aus ihrer potentiellen Kundengruppe.<br />
Sie bespricht die Sache kurz mit ihrem Vorgesetzten und mit dem Marketingleiter.<br />
Beide finden die Idee sehr gut. Beide sind auch positiv gegenüber<br />
dem Vorschlag eingestellt, mit dem anderen Unternehmen gemeinsam<br />
einen Stand zu erstellen, denn das würde die schmerzhaft teuren<br />
Standkosten deutlich senken. Da Frau Köhler den besten Kontakt zu dem<br />
anderen Unternehmen hat, soll sie Señor Ramirez anrufen, Señor Roldáns<br />
Marketing-Kollegen.<br />
Señor Ramirez reagiert sehr positiv auf den Vorschlag, findet ihn sehr gut,<br />
bittet sich aber aus, zunächst noch mit dem Firmenchef zu sprechen und<br />
dessen Zustimmung einzuholen. Trotz wiederholter Nachfragen bleibt der<br />
Vorgang an dieser Stelle stecken. Offenbar hat Señor Ramirez eine Woche<br />
lang keinen Erfolg mit dem Versuch, seinen Chef zu sprechen. Als Frau<br />
Köhler dann noch einmal anruft, ist auch Señor Ramirez für einige Tage auf<br />
Dienstreise. Die Zeit drängt, bald wäre eine Anmeldung bei der Messegesellschaft<br />
fällig.<br />
In dieser Situation veranlasst Frau Köhler ihren Chef, einmal beim Firmenchef<br />
des anderen Unternehmens selbst anzurufen. Als der von dem Vorschlag<br />
hört, ist er sofort sehr angetan und äußert sich sehr positiv, allerdings<br />
wolle er doch erst noch einmal mit seinem Marketingmann reden,<br />
ob dessen Abteilung in der Lage sei, neben ihren sonstigen Arbeiten die<br />
Vorbereitungen für den Messeauftritt in der gebotenen Schnelligkeit hinzubekommen...<br />
Wie schätzen Sie die Lage ein?<br />
Wie wird das Thema Messeauftritt der beiden Firmen laufen?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite107
10 Wo geht's zur Vernissage?<br />
Frau Mailocke ist für ein paar Wochen in Brasilien. Auf einem Fest hat sie<br />
einen sympathischen jungen brasilianischen Künstler kennen gelernt. Orestes<br />
Vilató (der Künstler) lud sie dabei auf seine Vernissage ein, die ein<br />
paar Tage später in einer Galerie ganz in der Nähe ihres Hotels stattfinden<br />
sollte. Vergnügt und neugierig tritt Frau Mailocke am entsprechenden Tag<br />
auf die Straße, muss aber feststellen, dass sie Orestes' Wegbeschreibung<br />
doch nicht so ganz verstanden hatte, die verflixte Sprachbarriere!<br />
So fragt sie also einen vorbeigehenden Brasilianer nach dem Weg zur Galerie<br />
Abraxas. Der Mann sagt: "Immer geradeaus und nach der großen<br />
Bank links." Sie geht lange geradeaus, bei einer Bank links und dann weiter<br />
geradeaus, vorbei an zwei kleinen Parks und noch einer Bank, bis ihr die<br />
Sache verdächtig vorkommt, dann fragt sie noch einmal nach. Tatsächlich<br />
schickt der nun gefragte Brasilianer sie wieder stracks zurück. Erst nach<br />
fast einer Stunde findet Frau Mailocke endlich die Galerie, der Sekt ist<br />
schon ausgegangen....<br />
Womit hängt es zusammen, dass Frau Mailocke keine für sie verwertbare<br />
Auskunft bekommt?<br />
Was hätte ein Brasilianer getan, der die Galerie sucht?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite108
11 Das Dilemma<br />
Maria und Theresia sind Freundinnen. Maria stammt aus Venezuela, Theresia<br />
aus Österreich, beide leben in Deutschland, wo sie sich im Kindbett<br />
kennen gelernt haben. Sie gründen zusammen eine Krabbelgruppe und<br />
diskutieren viel über Kindererziehung, Werte, Sinn des Lebens usw. Außerdem<br />
haben sie viel Spaß zusammen.<br />
Eines Tages kommen die beiden auf folgendes Dilemma zu sprechen:<br />
Angenommen, Du sitzt neben einem Freund im Auto. Ihr fahrt<br />
durch eine Tempo 30 Zone, aber Dein Bekannter fährt mindestens<br />
60, das siehst Du nach einem kurzen Blick auf den Tacho.<br />
Plötzlich springt ein Kind auf die Straße, Dein Bekannter kann<br />
nicht mehr bremsen und überfährt das Kind, verletzt es schwer.<br />
Er ist furchtbar erschrocken, von heftigen Schuldgefühlen gequält.<br />
Dazu kommt bei Deinem Bekannten gleich darauf auch<br />
die Angst vor der gesetzlichen Strafe. Da er zu schnell gefahren<br />
ist, könnte die Anklage auf fahrlässige Tötung oder Totschlag<br />
lauten. Euch fällt ein, dass eigentlich niemand (außer dem Kind<br />
selbst) gesehen hat, wie schnell er fuhr. Und verwertbare Bremsstreifen<br />
gibt es irgendwie auch nicht. Du bist die Einzige, die<br />
weiß, wie es war.<br />
Die Polizei kommt hinzu, misstraut der Darstellung Deines Bekannten,<br />
dass er nur 30 gefahren sei, und macht Dich darauf aufmerksam,<br />
dass Du Deine Aussage vor Gericht beeiden musst.<br />
Meineid, Verschleierung einer Straftat, das sind alles Straftaten,<br />
derer Du Dich schuldig machst, falls Du lügst. Also noch 'mal die<br />
Frage: Welchen Anspruch hat Dein Bekannter, dass Du für ihn<br />
lügst?<br />
1. Wie würden Sie selbst entscheiden, wenn Sie mit diesem Dilemma konfrontiert<br />
wären? Warum?<br />
2. Wie hat Theresia, wie Maria vermutlich entschieden? Warum?<br />
3. Können Sie sich vorstellen, welchen weiteren Verlauf das Gespräch der<br />
beiden vermutlich genommen hat?<br />
4. Welche Schlüsse oder Lehren ziehen Sie daraus für die vermutliche<br />
Entwicklung Ihrer möglichen Geschäftsbeziehungen mit Lateinamerikanern?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite109
12 Telefonterror?<br />
Andrea hat einen tollen Uni-Abschluss hingelegt und arbeitet in ihrem ersten<br />
Job als Assistentin der Geschäftsleitung, wo sie weitere Erfahrungen<br />
sammeln soll.<br />
Nach ein paar Monaten bekommt sie eines montags gegen 9:00 Uhr vormittags<br />
eine Mail aus der Zweigniederlassung in der Türkei. Die dortige<br />
Chefsekretärin schreibt in gutem Englisch, dass ihr Chef einen Termin bei<br />
Andreas Chef wünsche. In dieser Mail schlägt die türkische Kollegin auch<br />
gleich drei mögliche Termine zur Auswahl vor und bittet, einen hiervon zu<br />
bestätigen.<br />
Andrea überfliegt die Mail. Sie hat Zugriff auf den Outlook - Terminkalender<br />
ihres Chefs. Alle drei Termine sehen nicht gut aus. Eienr ginge vielleicht,<br />
wenn der Chef das, was da eingetragen ist, verschieben mag. Aber sie<br />
kann ihn nicht fragen. Ihr Chef ist auf Dienstreise und vor Mittwoch nicht<br />
zurück. Außerdem arbeitet sie gerade an einer eiligen Sache, die ein<br />
Teamkollege für eine Kundenpräsentation braucht. Also beantwortet sie<br />
die Mail nicht sofort.<br />
Um 9:30 klingelt Andreas Telefon. Die türkische Kollegin – Nilüfer – ist dran.<br />
Sie fragt, welchen der Termine sie ihrem Chef buchen kann. Andrea zögert.<br />
Sagt, was sie weiß. Nilüfer gibt sich damit zufrieden, am Mittwoch die<br />
Antwort zu bekommen.<br />
Am Mittwoch klingelt um 08:02 Andreas Telefon. Nilüfer ist dran und will die<br />
Antwort wissen. Andreas Chef ist zwar gerade ins Haus gekommen, jedoch<br />
war noch keine Zeit, diese Dinges zu besprechen. Das sagt Andrea Nilüfer.<br />
Beide legen auf.<br />
Um 08:30 klingelt wieder das Telefon. Andrea sieht eine türkische Nummer<br />
im Display....<br />
Welche Möglichkeiten zu handeln hat Andea?<br />
Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite110
13 Loben<br />
Andy ist für 4 Wochen in Ungarn, wo eine Maschine seiner Firma aufgestellt<br />
und eingerichtet wird. In den ersten beiden Wochen hat Andy viele schlaflose<br />
Nächte, weil nichts klappt. Werkzeuge fehlen, die Leute, die ihm vom<br />
ungarischen Werk zugeteilt wurden, verstehen scheinbar nicht, was sie tun<br />
sollen, es geht etwas kaputt, das nur schwer zu ersetzen ist, und der Abnahmetermin<br />
scheint unmöglich einzuhalten zu sein. Doch gegen Ende<br />
der dritten Woche produzieren die Ungarn ein kleines Wunder. Sie haben<br />
ein paar Dinge aufgetrieben, die ihnen helfen werden, alles noch rechtzeitig<br />
in Ordnung zu bringen. Als Andy sieht, dass die Gruppe wieder im<br />
Zeitplan ist, strahlt er zum ersten Mal seit seiner Ankunft. Er steht vor der Maschine,<br />
schaut in die Runde und sagt: „Alle Achtung Jungs. Was ihr da geschafft<br />
habt, ist echt nicht übel!“ Dann macht er sich an seine Tagesarbeit.<br />
In der Mittagspause nimmt ihn der alte Ferenc, der Deutsch kann, beiseite<br />
und sagt ihm ernst, aber nicht unfreundlich: „Andy, wenn Du so weitermachst,<br />
arbeitet bald keiner mehr für Dich. Wie behandelst Du denn die<br />
Leute? Das geht so nicht.“<br />
Welche Möglichkeiten zu handeln hat Andy?<br />
Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite111
14 Die Liste für den Einkauf<br />
Dieter Hochvogel ist Leiter in einem Teil der Fertigung. Nächsten Mittwoch<br />
hat er ein Gespräch mit den Leuten vom Einkauf. Bei diesem Treffen<br />
braucht er eine Liste mit den Erfahrungen seiner Mitarbeiter: Welche Gebindegrößen<br />
haben sich warum bewährt? Wie empfinden sie die Unterschiede<br />
bei Produkten, die derzeit zur Probe von unterschiedlichen Lieferanten<br />
geordert werden? Wie hilfreich waren Vertreter der verschiedenen<br />
Lieferanten, wenn die Mitarbeiter einmal direkten Kontakt mit ihnen hatten<br />
und so weiter.<br />
Dieter denkt, dass es eine gute Aufgabe für Sascha aus Kasachstan wäre,<br />
diese Informationen zu sammeln. Sascha ist noch nicht so lange dabei<br />
und hat daher noch wenig Erfahrung, aber Dieter weiß, dass Sascha gar<br />
nicht dumm ist. Wenn Sascha also diese Informationen sammelt, lernt er<br />
erstens dabei alle Kollegen besser kennen, gleichzeitig gewinnt er einen<br />
Überblick über das, was in der Fertigung so läuft. Außerdem hat Sascha<br />
noch keine eigene Aufgabe, sondern hilft bisher mal diesem, mal jenem<br />
Kollegen.<br />
Am Montag erklärt Dieter Sascha seinen Auftrag. Sascha sagt zu, es zu erledigen.<br />
Dienstagabend fragt Dieter nach der Liste. Sascha sagt, sie ist<br />
noch nicht fertig. Am Mittwoch hat Dieter lediglich zwei oder drei Aussagen<br />
in der Hand, viel zu dürftig für seine Besprechung mit dem Einkauf.<br />
Welche Möglichkeiten zu handeln hat Dieter?<br />
Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite112
15 Zwei Arbeitanweisungen<br />
Ein bulgarischer Kollege, ein Schlosser, ist neu im Werk. Aus seinem Zeugnis<br />
erfährt man, dass er gut ist. Sein deutscher Chef zeigt ihm am ersten Tag<br />
seine Sachen und seinen Arbeitsplatz. Anschließend gibt er ihm die ersten<br />
Aufgaben für den Tag: Ein bestimmtes Werkstück soll er nach einer Zeichnung<br />
fertig machen. Danach soll er sich beim Kollegen Paul melden und<br />
ihm bei einer weiteren Sache helfen. Zwei Stunden später kommt der Chef<br />
wieder vorbei und sieht den neuen bulgarischen Kollegen still neben dem<br />
fertigen Werkstück sitzen. Bei Paul war er nie.<br />
Welche Möglichkeiten zu handeln hat der Chef?<br />
Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite113
16 280 Ampere<br />
Hakan Saban ist Gruppenleiter bei den Schweißern. Seine Eltern sind Türken,<br />
aber er hat sein ganzes Leben – und vor allem seine ganze Ausbildung<br />
und Arbeitszeit – in Deutschland verbracht. Diese Woche soll er ein<br />
paar jungen Leuten aus China das Aluschweißen zeigen. Am ersten Tag<br />
stellt er das Schweißgerät auf 240 Ampere und zieht vor den Augen seiner<br />
Trainees schön langsam eine gerade Schweißnaht. Die chinesischen Trainees<br />
fragen durch ihren Dolmetscher viel und schreiben alles auf: in welchem<br />
Winkel die Flamme zum Material stehen muss, wie viel Zentimeter<br />
pro Sekunde man das Schweißgerät über die Nahtstelle ziehen darf, wie<br />
nahe man den Kopf hält, einfach alles. Dann üben sie.<br />
Am nächsten Tag gibt es bei den Trainees Probleme mit einer schwierigen<br />
Stelle. Hakan springt ein. Rasch stellt er auf 280 Ampere um, geht ans Werk<br />
und ist mit wenigen, sicheren raschen Bewegungen fertig. Ein Tumult bricht<br />
aus in der Gruppe, aber keiner will Hakan verraten, worum es geht. Zuletzt<br />
sagt der Dolmetscher, jetzt verstehen sie gar nichts mehr. Sie wollen wissen,<br />
was die richtige Geschwindigkeit ist, gestern hätte er es viel langsamer<br />
gezeigt.<br />
Welche Möglichkeiten zu handeln hat Hakan?<br />
Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite114
17 Südländische Loyalität<br />
Anfangs war Frank Schauer von Romano und Pascal begeistert: Die beiden<br />
neuen Mitarbeiter aus Italien und Frankreich hatten nicht nur ständig<br />
gute Laune. Sie fügten sich auch rasch in das Team in der Fertigung ein.<br />
Ganz besonders gefiel Frank aber, wie sie ihn als ihre Führungskraft, behandelten.<br />
Sie waren ausgesprochen respektvoll. Und nie hörte er von ihnen<br />
den Lieblingsspruch seiner deutschen Mitarbeiter: „Aber Chef, wie soll<br />
ich das denn machen? Das kann doch gar nicht funktionieren.“<br />
Nach wenigen Wochen änderte Franks Meinung sich allerdings. Heute<br />
sagt er: „Romano und Pascal sind unloyal. Neulich bat ich sie, eine Sache<br />
noch am selben Tag zu erledigen und an die Kollegen aus der Nachbarhalle<br />
zu übergeben, selbst wenn das eine oder zwei Überstunden bedeuten<br />
würde. Die anderen Kollegen brauchten es früh am andern Tag. Romano<br />
und Pascal versprachen mir hoch und heilig, das zu tun. An dem<br />
Tag hatte ich ab mittags einen Arzttermin und war dann zwei Tage krank<br />
geschrieben. Bei meiner Rückkehr kamen gleich die Kollegen aus der<br />
Nachbarhalle und beklagten sich, dass Romano und Pascal die Sache<br />
eben nicht wie versprochen am selben Tag erledigt hatten. Stattdessen<br />
haben sie einfach bei Dienstschluss alles fallen gelassen und sind heim gegangen.<br />
Vor meinem Kollegen aus der Nachbarhalle haben sie mich richtig<br />
blöd dastehen lassen. Ich schätze mal, der ganze scheinbare Respekt<br />
ist pure Heuchelei. Und vor allem kann man so natürlich nicht arbeiten,<br />
man kann sich ja auf nichts verlassen bei dieser Art.“<br />
Welche Möglichkeiten zu handeln hat Frank?<br />
Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite115
18 Telefongeheimnis<br />
Maria aus Portugal arbeitet als internationale Werkstudentin in der Fertigung<br />
eines deutschen Unternehmens. Zwar versteht sie fast kein Wort<br />
Deutsch, aber sie ist ein echter Sonnenschein: freundlich, hilfsbereit, ständig<br />
versucht sie, mit ihren paar Vokabeln irgendetwas zu erzählen und gute<br />
Stimmung zu machen. Und technisch ist sie absolut fit, da kann man eigentlich<br />
gar nichts sagen. Richtig lästig ist nur, dass sie immer ans Telefon<br />
geht, wenn es klingelt und gerade niemand anderes da ist. Das ist jetzt<br />
schon ein paar Mal vorgekommen. Dabei versteht sie nie etwas.<br />
Jedes Mal danach berichtet sie dem nächsten Kollegen, der in den Raum<br />
kommt, strahlend: „War Anruf da gerade.“ Der Kollege fragt: „Wer war es<br />
denn?“ In Marias strahlendes Lächeln schleicht sich Verlegenheit. Ihre Augen<br />
suchen das ganze Zimmer ab: „Ich nicht ganz gut verstehe. Muhmi,<br />
kann sein?“ Selbstverständlich kennt der Kollege niemanden mit Namen<br />
Muhmi. Also fragt er nach: „Was wollte er denn?“ „Sie sage ….. sie sage<br />
…. etwas mit eine Maschine, kann sein???“ Noch immer strahlt Maria<br />
trotz ihrer Verlegenheit den Kollegen an, sichtlich stolz auf ihre Hilfsbereitschaft.<br />
Welche Möglichkeiten zu handeln hat der Kollege?<br />
Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite116
19 Im Pub<br />
Großbritannien: Gerd Hoffmann, ein Service-Experte im Anlagenbau, arbeitet<br />
für zwei Monate beim Kunden in Großbritannien. Er soll dort eine<br />
Schwachstellenanalyse erstellen, denn es kommt bei der Nutzung der Anlage<br />
immer wieder zu unliebsamen Zwischenfällen. Gerd hat das Gefühl,<br />
von seinen britischen Fachkollegen nicht alles zu erfahren. Er beginnt zu<br />
denken, dass sie ihn vielleicht nicht leiden können. Er selbst bekommt auch<br />
eine immer schlechtere Meinung: Die britischen Kollegen – vor allem solche<br />
mit ein wenig Verantwortung - sind zwar lange im Werk anzutreffen,<br />
jedoch scheinen sie nicht immer wirklich zu arbeiten. Jedes fachliche Gespräch,<br />
vor allem zwischen Personen, die sich nicht täglich sehen, scheint<br />
in einen kleinen Small Talk einzumünden. Heute hat er Robert direkt nach<br />
einigen Unstimmigkeiten in den technischen Daten befragt, die man ihm<br />
zur Verfügung gestellt hatte. Robert sagt: „I understand you, but I am<br />
afraid I cannot help you right now. Why don’t you relax a bit about it? And<br />
how do you feel about going to the pub with us tonight. The boys are having<br />
a dart competition. Maybe we’ll have some time to chat about our<br />
little problem then, too.”<br />
Welche Möglichkeiten zu handeln hat Gerd?<br />
Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite117
20 Urlaubsplanung<br />
Max ist Fertigungsleiter in einem kleineren Unternehmen. Unter seinen Arbeitern,<br />
vor allem den Schweißern, sind vorwiegend Türken, daneben gibt<br />
es jedoch auch Österreicher und eine breite Palette anderer europäischer<br />
Nationalitäten.<br />
10 Monate des Jahres ist die Welt in Maxens Fertigung völlig in Ordnung.<br />
Schwierig wird es nur im Juli und August. Dann wollen nämlich alle Türken<br />
in Urlaub fahren. Und zwar nicht nur drei Wochen, sondern am liebsten die<br />
ganzen Schulferien lang.<br />
Natürlich geht das nicht.<br />
Und natürlich wollen seine Leute es eben doch.<br />
Zehn Monate im Jahr sind sie und Max die besten Freunde. Außerdem sind<br />
die türkischen Schweißer die Besten.<br />
Daher graut ihm immer schon vor dem Sommer.<br />
Er kann und darf nicht zulassen, dass die Belegschaft in dieser Zeit zu stark<br />
minimiert ist.<br />
Welche Möglichkeiten zu handeln hat Max?<br />
Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />
Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite118