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interkulturelle kommunikation interkulturelles management

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VON NATUR AUS<br />

SIND DIE MENSCHEN GLEICH,<br />

DURCH IHRE GEWOHNHEITEN<br />

WERDEN SIE VERSCHIEDEN.<br />

KONFUZIUS, LUNYÜ 17.2<br />

INTERKULTURELLE KOMMUNIKATION<br />

INTERKULTURELLES MANAGEMENT<br />

2010<br />

Referentin: Dr. Theresia Tauber


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ...........................................................................................................................2<br />

1 Kultur und Business: generelle Einführung..............................................................................5<br />

2 Übung: Was ist schon normal??? ..........................................................................................16<br />

3 Übung: Wo wird's interkulturell?.............................................................................................17<br />

4 10 Thesen: Wo wirken kulturelle Unterschiede sich im Geschäftsleben aus? .................18<br />

5 Kulturelle Katastrophen beim internationalen Marketing .................................................19<br />

6 Blunders in International Business .........................................................................................20<br />

6.2 Fragen zur Bearbeitung von "Blunders in International Business" ............................23<br />

7 Die Textildruckerei ..................................................................................................................24<br />

7.1 Franzosen ............................................................................................................................25<br />

7.2 Deutsche.............................................................................................................................25<br />

7.3 Briten ....................................................................................................................................25<br />

8 Kulturkategorien......................................................................................................................26<br />

8.1 Beobachtungsaufgabe Kulturkategorien : Statements im Meeting......................33<br />

9 Wer passt sich an? ..................................................................................................................34<br />

9.1 Übung: Interkulturelle Statements ..................................................................................34<br />

9.2 Adaptions- und Akkulturationsprozesse ........................................................................36<br />

10 Fazit...........................................................................................................................................38<br />

11 Kommunikationsstrategien ....................................................................................................39<br />

11.1 Übung: (In-)direkte Ausdrucksformen............................................................................44<br />

11.2 Übersetzungsübung rückwärts: Indirekt zu direkt: ......................................................45<br />

11.3 Übung (angelsächsische Kulturen): Übersetzung von indirekt zu direkt .................46<br />

11.4 Übung (angelsächsischer Raum): Übersetzung von direkt zu indirekt...................47<br />

12 „Gesicht“..................................................................................................................................48<br />

Kultur Regionenspezifisch - Asien - romanische Länder - angelsächsische Länder -<br />

Osteuropa - islamischer Kulturraum .....................................................................................49<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 2


13 Asiatische Kulturräume...........................................................................................................50<br />

13.1 Verhandlungen (österreichische Version) ....................................................................50<br />

13.2 Verhandlungen (asiatische Version) .............................................................................50<br />

13.3 Taktik bei Verhandlungen in Asien – einige wichtige Punkte ..................................51<br />

13.4 Stellenwert von Verträgen im Westen und in Asien....................................................52<br />

13.5 Netzwerke, Beziehungen .................................................................................................52<br />

13.6 Hintergründe und Ursachen der asiatischen Position.................................................53<br />

13.7 Beziehungsorientierte Maßnahmen zur Sicherung Ihrer Interessen .........................53<br />

14 Romanische Kulturen..............................................................................................................54<br />

14.1 Pünktlichkeit und Umgang mit Zeit ................................................................................54<br />

14.2 Romanische Länder: Der Chef (oder die Chefin)......................................................55<br />

14.3 Romanische Länder: Meetings......................................................................................56<br />

14.4 Lateinamerika ....................................................................................................................57<br />

14.5 Frankreich............................................................................................................................60<br />

14.6 Italien....................................................................................................................................62<br />

14.7 Spanien................................................................................................................................65<br />

15 Angelsächsische Kulturen:.....................................................................................................68<br />

15.1 Umgang mit Zeit ................................................................................................................68<br />

15.2 Angelsächsischer Raum: Übung Small Talk Lines Which are okay, which are not?<br />

69<br />

15.3 Angelsächsische Kulturen: Sozialverhalten/ Höflichkeit/ Small Talk........................70<br />

15.4 Angelsächsische Kulturen: Selbstdarstellung und Präsentationen .........................71<br />

15.5 Angelsächsische Kulturen: Meetings .............................................................................72<br />

15.6 Wie Angelsachsen die Projektzusammenarbeit mit deutschsprachigen Kulturen<br />

empfinden ..................................................................................................................................73<br />

15.7 Angelsächsische Kulturen: Geschäftsverhandlungen ..............................................74<br />

15.8 GB / USA: Unterschiede....................................................................................................75<br />

16 Osteuropäische Kulturen........................................................................................................77<br />

16.1 Ost-/ West-Europa Einige Gegenüberstellungen ........................................................77<br />

16.2 Russland: Ausgewählte Kulturstandards .......................................................................78<br />

16.3 Ossi-Wessi-Syndrom in Osteuropa ..................................................................................79<br />

16.4 Osteuropäer erwarten von westlichen Partnern.........................................................79<br />

16.5 Personalführung: deutsche Führung und russische Mitarbeitererwartungen........80<br />

17 Islamische Kulturen.................................................................................................................81<br />

17.1 Statistiken.............................................................................................................................81<br />

17.2 Wirtschaftskraft...................................................................................................................82<br />

17.3 Religion und Religionszugehörigkeit ..............................................................................82<br />

17.4 Eheschließungen und Ehescheidungen .......................................................................83<br />

17.5 Umgang mit dem Tod ......................................................................................................83<br />

17.6 Familien/ Clan-Zusammenhalt........................................................................................84<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 3


17.7 Freunde ...............................................................................................................................84<br />

17.8 Gastfreundschaft...............................................................................................................84<br />

17.9 Fundamentalistische Strömungen und ihre Geschichte ..........................................85<br />

17.10 Alphabetisierungsrate ....................................................................................................85<br />

17.11 Ziel der Bildung.................................................................................................................85<br />

17.12 Emotion versus Fakten ....................................................................................................86<br />

17.13 Schamkultur ......................................................................................................................86<br />

17.14 Worte und Versprechen.................................................................................................86<br />

17.15 Geschäftliche Kommunikation .....................................................................................86<br />

18 Literaturverzeichnis .................................................................................................................88<br />

18.1 Zeitschriften.........................................................................................................................88<br />

18.2 Theoretische <strong>interkulturelle</strong> Literatur ..............................................................................89<br />

18.3 Business International........................................................................................................90<br />

18.4 Praktische <strong>interkulturelle</strong> Serien und Reihen / Reisehandbücher.............................91<br />

18.5 Asiatische Länder, Einzelwerke .......................................................................................92<br />

18.6 Ostasien China (inkl. Taiwan und Hang Kong), Japan, Korea .................................92<br />

18.7 Asien allgemein .................................................................................................................92<br />

18.8 "Westliche" Länder - Einzelwerke ....................................................................................93<br />

18.9 Schweiz................................................................................................................................93<br />

18.10 Deutschland .....................................................................................................................93<br />

18.11 Frankreich..........................................................................................................................93<br />

18.12 Grobritannien ...................................................................................................................93<br />

18.13 Italien .................................................................................................................................94<br />

18.14 Spanien..............................................................................................................................94<br />

18.15 Osteuropa.........................................................................................................................94<br />

18.16 Rest Europa.......................................................................................................................95<br />

18.17 USA .....................................................................................................................................95<br />

18.18 Australien...........................................................................................................................95<br />

18.19 Afrika ..................................................................................................................................95<br />

18.20 Islam - Einzelwerke...........................................................................................................96<br />

Interkulturelles Management: Critical incidents .....................................................................97<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 4


1 Kultur und Business:<br />

generelle Einführung<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 5


1. Übersichtsplan<br />

Mittwoch, 16.6.10, 10:00 bis 18:00<br />

INTERKULTURELLE KOMMUNIKATION<br />

INTERKULTURELLES MANAGEMENT<br />

� Themenüberblick, Einführung<br />

� Wo wird's interkulturell? (Übungen zu Marketing u.a.)<br />

� Kulturkategorien, Teil 1 (Hofstede, Übungen)<br />

Do<br />

nnerstag, 17.6.10, 10:15 bis 19:00<br />

� Kommunikationsstrategien, Präsentationsstile<br />

� Umgang mit Konflikten<br />

� Verhandlungen und Meetings (in Asien)<br />

Freitag, 18.6.10, 08:15 bis 18:00<br />

� Unterschiede innerhalb Europas<br />

� Romanische Kulturkreise: polychrone versus monochrone Strategien<br />

Rolle von Hierarchie, Personenfokus, Flexibilität und Eleganz<br />

� Angelsächsische Kulturen: Small Talk und Höflichkeit<br />

Selbstdarstellung, Präsentationstechnik, Meeting und Verhandlung<br />

Samstag, 19.5.10, 08:15 bis 14:00<br />

� Einige Bemerkungen zu Osteuropa<br />

� Rahmendaten zu islamischen Kulturräumen<br />

� Umgang mit den Unterschieden<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 6


Kultur und Geschäft:<br />

Einflüsse<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Drei Faktoren beeinflussen reale<br />

<strong>interkulturelle</strong>n Situationen<br />

Situation<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 7<br />

Seite 1<br />

Seite 8<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Warum <strong>interkulturelle</strong>s Coaching immer noch<br />

vielfach vernachlässigt wird:<br />

� Entscheider in der Wirtschaft wissen und verstehen<br />

nicht, wieviel Verluste<br />

<strong>interkulturelle</strong> Beratung ihnen ersparen könnte.<br />

� Interkulturelle Anbieter bescheidenen Niveaus:<br />

„Do-and-Tabu“- Ausrichtung bietet<br />

keinen Mehrwert für den Kunden.<br />

� Auch erfahrene „Interkulturalisten“verstehen häufig<br />

zu wenig von den strukturellen<br />

Rahmenbedingungen des Geschäftes<br />

- in ihrem eigenen Land<br />

wie in der Zielkultur.<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Die tatsächlichen Anwendungsmöglichkeiten<br />

<strong>interkulturelle</strong>n Coachingssind vielfältig:<br />

� Weiterbildung: Interkulturelle Schulungen für Expatriates<br />

und für alle Mitarbeiter mit Auslandskontakten<br />

� Teamentwicklung: Begleitung multikultureller Teams<br />

� Personalentwicklung: Gezielte Auswahl von Mitarbeitern für<br />

internationale Jobs (<strong>interkulturelle</strong>s Assessment)<br />

� Geschäfts- und Organisationsentwicklung: Beratung von Strategen,<br />

Geschäfts- und Projektverantwortlichen: Verzahnen von<br />

betriebswirtschaftlichen, politischen und kulturellen Erkenntnissen<br />

für jede Unternehmensfunktion, von Leitung, Strategie,<br />

Projektplanung über Einkauf, Vertrieb und Marketing bis zu<br />

Revision usw.<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 8<br />

Seite 9<br />

Seite 10<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Individuelles Versagen im Ausland<br />

hat oft <strong>interkulturelle</strong> Ursachen<br />

9 0<br />

8 0<br />

7 0<br />

6 0<br />

5 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2 0<br />

1 0<br />

0<br />

Versetzter<br />

kann sich<br />

der Kultur<br />

nicht<br />

anpassen<br />

8 1<br />

7 0<br />

Versetzter<br />

kann die<br />

Aufgabe nicht<br />

bewätigen<br />

6 9<br />

Familie<br />

kann sich<br />

der Kultur<br />

nicht<br />

anpassen<br />

3 7<br />

mangelnde<br />

Unterstützung vom<br />

Stammhaus<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

HARVARD UNIVERSITY<br />

Amrop International, 1995<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 9<br />

Seite 11<br />

Fehlschläge internationaler Joint Ventures<br />

haben of <strong>interkulturelle</strong> Gründe<br />

30% lassen sich den<br />

„harten Faktoren“<br />

zuordnen, wie etwa:<br />

Finanzierung,<br />

Marktforschung,<br />

juristische Fehler...<br />

70% lassen sich den „weichen Faktoren“ zuordnen,<br />

z.B. Kommunikation, kulturelle Reibungsverluste...<br />

Daten aus: E. Razvigorova/ G.Wolf-Landon; Joint ventures' New<br />

Practices in East West Relations 1987 gleiche Ergebnisse bei:<br />

Plasonig/ Buchleitner 1990<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Seite 14<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Monokulturelle Teams haben eine<br />

normale Leistungsverteilung<br />

Verringerte<br />

Leistung<br />

Monokulturelle Teams<br />

Verbesserte<br />

Leistung<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Multikulturelle Teams haben eine<br />

umgekehrt-normale Leistungsverteilung<br />

Verringerte<br />

Leistung<br />

Multikulturelle Teams<br />

Verbesserte<br />

Leistung<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 10<br />

Seite 12<br />

Seite 13<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


„Jeder Mensch ist in gewisser Hinsicht wie<br />

jeder/ mancher/ mancher kein anderer Mensch“*<br />

wie keiner:<br />

Persönlichkeit:<br />

wie manche:<br />

(Sub-) Kultur,<br />

angelernt<br />

...<br />

Intelligenz<br />

Talente, Charme<br />

Werte, Symbole, Helden, Rituale<br />

Sprache, Kommunikationsform, Etikette<br />

Speisen und Eßgewohnheiten, Erziehung, Bräuche<br />

Kleidung, Architektur, Regeln für die Familiengründung<br />

Arten, die Wirtschaft, Gesellschaft, Technik, Politik zu ordnen<br />

wie alle:<br />

Instinkte, Sinne, Gefühle, Überlebenswille, Spieltrieb, Sexualität<br />

Natur,<br />

Hunger, Durst, will Liebe und Hoffnung, wird geboren, ist sozial..<br />

angeboren<br />

*nach Kluckhohn<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Kultur ist erlernt<br />

und daher in jeder Gesellschaft anders<br />

Alle Kulturtheorien sind sich in folgenden Punkten einig<br />

� Soziales Verhalten ist ganz oder teilweise erlernt,<br />

und zwar von Bezugspersonen und von dem sozialen<br />

Umfeld (Gesellschaft) allgemein.<br />

� Die Inhalte dienen dem Überleben und dem möglichst<br />

reibungslosen Zusammenleben in dieser Gesellschaft.<br />

� Diese Inhalte sind je nach natürlichem und politischem<br />

Umfeld, historischem Werdegang usw. verschieden und<br />

bilden zusammen die Kultur dieser Gesellschaft.<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 11<br />

Seite 15<br />

Seite 16<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Kulturkategorien sind ein Werkzeug,<br />

Kulturen zu analysieren<br />

In jeder Kultur oder Subkultur<br />

werden andere, dort angemessene Verhaltensweisen, Sitten,<br />

Stile, Normen, Werte usw. gelehrt.<br />

Man kann die <strong>interkulturelle</strong>n Unterschiede in Form von<br />

Kulturkategorien fassen.<br />

Kulturkategorien haben einen gewissen Erklärungswert, wenn<br />

nicht gar Vorhersagewert für das Verhalten von Menschen<br />

aus einer jeweiligen (Sub) - Kultur.<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 12<br />

Seite 17<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Die Arbeit mit Kulturkategorien hat<br />

zwei wesentliche Nachteile...<br />

� In der Praxis kann die Festlegung von Kulturkategorien<br />

leicht zur Verfestigung von Stereotypen führen. (Grund:<br />

blinde Flecken bzw. mangelnde Kontextkenntnis.)<br />

� Fokussierung auf Kulturunterschiede verdeckt andere<br />

Faktoren wie Besonderheiten der Personen oder Strukturen.<br />

... und drei Vorteile<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

� „Tür-Öffner“-Themen in bikulturellen Arbeitssituationen<br />

� Groborientierung, Fokussierung, Strukturierung<br />

- von Nutzen, wenn gepaart mit genauer Beobachtung<br />

� Alternative Attribuierung von Verhaltensweisen<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 13<br />

Seite 18<br />

Seite 19<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Die „Kontakthypothese“ist falsch<br />

� Die „Kontakthypothese“besagt, dass Fremde einander<br />

verstehen werden, wenn sie nur lange genug miteinander in<br />

Kontakt sind.<br />

� Sie ist längst vielfach widerlegt.<br />

Kontakt ist NICHT gleich funktionierender Kommunikation.<br />

� Grund: die Selbstwahrnehmung wie die Fremdwahrnehmung<br />

bedürfen einiger Übung.<br />

Die Fremdwahrnehmung benötigt Zusatzinformation, die<br />

nicht aus der Beobachtung kommen kann.<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Weltweit antwortet man unterschiedlich<br />

auf Management-Fragen<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Schweden<br />

Niederlande<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 14<br />

Seite 21<br />

0<br />

Zustimmung zu der Aussage (gestestet durch AndréLaurent)<br />

„Es ist wichtig, dass ein Manager sofort präzise Antworten auf die Fachfragen seiner MA hat“<br />

USA<br />

Dänemark<br />

UK<br />

Schweiz<br />

Belgien<br />

Deutschland<br />

Frankreich<br />

Italien<br />

Indonesien<br />

Japan<br />

Seite 22<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Franzosen und US-Amerikaner<br />

unterscheiden sich hier deutlich:<br />

Zustimmung zu dem Statement<br />

(erhoben durch AndréLaurent in den USA und in Frankreich)<br />

„It is important for a manager<br />

to have at hand precise answers to most of the questions<br />

that his subordinates may raise about their work.“<br />

USA<br />

France<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Nach 6 Jahren französisch-amerikanischer<br />

Kooperation gab es eine Überraschung:<br />

USA (alt)<br />

France<br />

(alt)<br />

Tragen Sie hier bitte die erfolgte Veränderung in den Umfragewerten ein<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 15<br />

Seite 23<br />

„It is important for a manager to have at hand precise answers to most of the questions<br />

that his subordinates may raise about their work.“<br />

Seite 24<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


2 Übung: Was ist schon normal???<br />

2.1.1 Was ist sauber, was ist schmutzig?<br />

� Europäer finden es unsauber, das Gesäß mit Hand und Wasser zu reinigen.<br />

� Inder finden es aber unsauber, für diesen Zweck Toilettenpapier zu verwenden.<br />

� US Amerikaner finden jeden unsauber, der nicht 2 Mal täglich duscht.<br />

� Österreicher???<br />

2.1.2 Was ist gesund, was macht krank?<br />

� Viele Europäer finden Sport treiben sehr gesund.<br />

� Chinesen halten da mehr vom Ausruhen.<br />

� US Amerikaner halten vollsynthetischen Brotaufstrich für gesünder als Butter.<br />

� Österreicher???<br />

2.1.3 Was ist schön, was ist hässlich?<br />

� Nena schockierte die USA, weil sie sich auch mit unrasierten Achseln schön fand.<br />

� In ganz Asien lieben die Damen "kitschige" Applikationen auf ihren Pullis.<br />

� US-Amerikaner finden sich in Shorts schön - auch noch bei 100 kg Gewicht.<br />

� Österreicher???<br />

2.1.4 Was ist gut, was ist böse - was ist ein Verbrechen?<br />

� Als Mann einer Kollegin eine Hand auf die Schulter zu legen, ist in Europa keine Sünde.<br />

� Waffen zu tragen ist in den USA ein heiliges Bürgerrecht.<br />

� Prügelstrafe ist in Singapur okay.<br />

� In Österreich???<br />

2.1.5 Was ist privat, was ist öffentlich?<br />

� Vielen Chinesen macht es nichts aus, keine Tür vor der Toilette zu haben.<br />

� US-Amerikaner machen mit Besuchern stets eine komplette "Tour of the House".<br />

� Holländer haben keine Gardinen vor den Fenstern.<br />

� Deutsche erzählen Fremden im Zug detailliert ihre Krankheiten<br />

� Österreicher???<br />

2.1.6 Was ist interessant, was ist langweilig?<br />

� US-Amerikaner und Nordeuropäer ziehen "pittoreske" Ecken vor.<br />

� Chinesen schauen sich lieber die Autobahn an als einen Dom oder ein Museum.<br />

� Viele Europäer gehen in die Natur, je einsamer, desto besser.<br />

� Asiaten gehen ins Gewühl der Straßen, je mehr Leute, desto besser.<br />

� Österreicher???<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 16


3 Übung: Wo wird's interkulturell?<br />

Interkulturelle Begegnungen spielen sich inzwischen in allen gesellschaftlichen und beruflichen<br />

Bereichen ab. Bitte skizzieren Sie für folgende Personen oder Personengruppen kurz<br />

einige Beispiele, inwiefern sie sich bei der Arbeit mit Angehörigen anderer Länder oder<br />

Kulturen auf Unterschiede einstellen müssen:<br />

1. eine international tätige Werbeagentur<br />

2. ein katholischer Priester, der in einer kath. Gemeinde im Ausland arbeitet<br />

3. ein Arzt mit internationalen Patienten<br />

4. ein Monteur auf Montage in einem großen Projekt im Ausland<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 17


4 10 Thesen: Wo wirken kulturelle Unterschiede<br />

sich im Geschäftsleben aus?<br />

1. Immer mehr Unternehmen können nicht anders, als international agieren.<br />

2. International agierende Firmen benötigen Mitarbeiter mit Fremdsprachen-<br />

und mit <strong>interkulturelle</strong>n Kenntnissen.<br />

3. Für die betroffenen Firmen führt das Fehlen von <strong>interkulturelle</strong>n Kenntnissen<br />

und Fähigkeiten zu Nachteilen wie: Misserfolg beim Export, Scheitern von strategischen<br />

Allianzen, Joint Ventures oder Firmenkäufen im Ausland.<br />

4. Nach allgemeiner Schätzung scheitern ca. 80% aller internationaler Joint Ventures.<br />

Laut mehrfacher Untersuchungen liegen die Gründe des Scheiterns in<br />

ca. 2/3 der Fälle an den so genannten weichen Faktoren, also an <strong>interkulturelle</strong>n<br />

Missverständnissen und Ähnlichem.<br />

5. Für betroffene Teams führt das Fehlen von <strong>interkulturelle</strong>n Kenntnissen und<br />

Fähigkeiten zu Nachteilen vor allem in der Leistung des Teams, natürlich<br />

ebenso zu geringerem Spaß an der Arbeit usw. Bemerkenswert: Nach Untersuchungen<br />

von Nancy Adler bietet kaum ein multikulturelles Team "normale",<br />

"durchschnittliche" Leistung. Entweder sind sie weit besser als ein vergleichbares<br />

monokulturelles Team oder aber weit schlechter.<br />

6. Für betroffene Einzelpersonen, die als Manager oder Angestellte ins Ausland<br />

entsandt werden, bedeutet das Fehlen von <strong>interkulturelle</strong>n Kenntnissen und<br />

Fähigkeiten, dass sie im Zielland scheitern können. Dies trifft weltweit ca. 15-<br />

40% der Entsandten.<br />

7. Als Hauptgrund für ihren Fehlschlag empfinden die meisten dieser Entsandten<br />

selbst (wenn nachträglich befragt) <strong>interkulturelle</strong> Probleme.<br />

8. Auslandsentsandte, die in ihre Heimat zurückkehren, werden dort von ihren<br />

Kollegen und Vorgesetzten als deutlich kompetenter wahrgenommen als vor<br />

ihrem Auslandseinsatz. Auch sie selbst sehen sich entsprechend. Ihr Gehalt<br />

steigt.<br />

9. Internationale Zusammenarbeit allein führt noch nicht automatisch zu gegenseitiger<br />

Anpassung oder gar zu Synergieeffekten, nicht einmal zu gesteigertem<br />

gegenseitigem Verständnis der Betroffenen.<br />

10. Zumindest teilweise können <strong>interkulturelle</strong> Kenntnisse und Fähigkeiten gelernt<br />

werden.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 18


5 Kulturelle Katastrophen<br />

beim internationalen Marketing<br />

5.1.1 Es lassen sich 4 Quellen für internationale Unverträglichkeiten<br />

ausmachen:<br />

1. Unerwünschte Bedeutung des Produktnamens im Zielgebiet<br />

2. Abweichende Bedeutung verwendeter Symbole / Werbeträger im Zielgebiet<br />

3. Unterschiedliche Konventionen bei der Informationsaufnahme<br />

4. Unverträglichkeit des Produktes mit faktischen Gegebenheiten des Umfeldes<br />

5.1.2 Das erste Problem betrifft den Klang:<br />

1. Mitsubishi MR2 klingt auf Französisch wie "merde".<br />

2. Ford Pinto heißt in brasilianischen Ohren "Ford Zwergenpimmel"<br />

3. Das Münchener "Haarstudio Driss" heißt für Rheinländer "Haarstudio Scheiße".<br />

4. Der Bacardi Drink "Pavane" sollte nach französischem Chic klingen, ließ deutsche<br />

potentielle Kunden kalt, weil sie keinen Pavian-Drink haben mochten.<br />

5.1.3 Das zweite Problem betrifft die Optik:<br />

5. Das Logo der Wise Corp. ist eine weise Eule. In Indien ist das ein Unglücksbote.<br />

6. Der Marlboro Mann galt in Hong Kong erst als Looser. Man mußte ihn mit eigener<br />

Ranch und viel Land versehen, um ihn werbewirksam zu machen.<br />

5.1.4 Das dritte Problem taucht gerne bei Werbung in Printmedien auf<br />

7. Die funktionieren beispielsweise in arabischen Ländern nur dann, wenn man<br />

die Fotoreihenfolge umdreht, weil dort nämlich von rechts nach links gelesen<br />

wird. Belässt man die Fotos in der europäischen Reihenfolge, so verwirrt den<br />

Araber eine Botschaft, wonach man durch die Einnahme einer Kopfschmerztablette<br />

ganz offenbar eben genau das bekommt: Kopfschmerzen, oder wo<br />

Wäsche durch die Einwirkung des Superweiß-Waschkraft-Produktes ungeheuer<br />

schmutzig wird...<br />

5.1.5 Das vierte Problem ist nicht psychologisch, sondern praktisch:<br />

8. Durchlauferhitzer mit dicken Abluftrohren gehen in China nicht, weil die<br />

Klempner dort nur mit kleinen Bohrern ausgerüstet sind.<br />

9. Restaurants können nur dort mit Abhol- oder Lieferservice werben, wo auch<br />

genügend Leute ein Telefon besitzen, also nicht in Island z.B., wo die Leute jedoch<br />

Autos besitzen. Dort tat sich Domino Pizza erfolgreich mit einer Autokino<br />

Kette zusammen.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 19


6 Blunders in International Business<br />

Auszüge aus dem gleichnamigen Buch von David A. Ricks, 1999<br />

"Buyers, influenced by local economic constraints<br />

and by local values, attitudes and tastes,<br />

differ in<br />

what they buy, why they buy, how they buy, when they buy and where they buy." (p.4)<br />

6.1.1.1 section 1)<br />

Americans [during negotiations] wanted the Greeks to first agree to principle and then<br />

allow their subordinates to work out all necessary details. The Greeks viewed this as a deceptive<br />

strategy; they preferred to directly handle all arrangements regardless of the<br />

time involved. (p.6) [an example taken by Ricks from Hall; The Silent Language]<br />

A Chicago company was bidding on a public works project in Thailand and was waiting<br />

for the Thai contingent to arrive at their Chicago offices for the meeting. After hours of<br />

waiting, the Chicago company found out that the Thai group was still waiting to be<br />

picked up at the airport. They rescheduled the meeting for the next day, only to find out<br />

that the same communication problem existed. (p.6)<br />

[McDonalds selected a French partner] Because French firms place less emphasis on<br />

cleanliness than U.S. firms do, local references of the French partner did not expose this as<br />

a troublesome issue. As business in France grew, however, McDonalds soon observed<br />

hygiene habits it considered unacceptable in its US outlets. These habits, though, were<br />

not viewed as negatively by the French partner or most of the French customers, for that<br />

matter. The real problem? Many of the outlets' customers were U:S: tourists expecting U.S.<br />

standards. The French outlets, therefore, negatively impacted McDonalds global image<br />

and threatened its "clean" reputation at home. (p.6/7)<br />

Colgate Palmolive has been able to promote its toothpaste effectively within the Hispanic<br />

community [in the U.S.] through ads that place less emphasis on health and more<br />

emphasis on appearance. (p.69)<br />

6.1.1.2 Section2)<br />

Muslims usually consider dogs to be either signs of bad luck or symbols of uncleanliness.<br />

Neither interpretation helped sales of a cologne [in whose ad a man and a dog were<br />

pictured] (p.49)<br />

Arabic script as decoration is dangerous. More often than not considered sacrilegious,<br />

because chances are high that the designer unwittingly copies a religious word. In at<br />

least one case, this mistake led to riots with wounded and dead people. (cases p.57 ff)<br />

To use national flags is often dangerous Mexico: McDonald's place mat with the Mexican<br />

flag was confiscated by Mexican authorities: please no sauce or grease stains on<br />

sacred national symbol. Quebec, Kanada: an American beer used the Canadian flag in<br />

its promotion campaign, Canadians hated that profane use of their treasured symbol.<br />

The image of Buddha is not welcome in advertisements in Thailand.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 20


6.1.1.3 Section 3)<br />

[Tengelmann initially flopped in the U.S.: Tengelmann followed its European policy of offering<br />

a limited line of low cost (attractively priced) store brand groceries, the U.S. customers<br />

wanted a fuller range of products.] (p.122)<br />

[One U.S. cosmetics manufacturer experienced difficulties when it tried to sell its products<br />

in France solely through a chain store. Reason: to hold down marketing costs while having<br />

maximum market exposure. They did not know about the existence and importance<br />

of French "parfumeries" and that people would buy serious cosmetics only there - or at<br />

least would only buy stuff that they could find in a parfumerie, too.] (p.125)<br />

6.1.1.4 section 4)<br />

One U.S. food processor built a pineapple cannery at the delta of a river in Mexico. Since<br />

the pineapple plantation was located upstream, the company planned to float the ripe<br />

fruit down to the cannery on barges. To its dismay, however, the firm soon discovered<br />

that at harvest time the river current was far too strong for barge traffic. Since no other<br />

feasible alternative method of transportation existed, the plant was closed. (p.20)<br />

Proctor & Gamble encountered problems with the Japanes diaper market. After years of<br />

research, the company uncovered the problem: Japanese parents change diapers far<br />

more frequently than Americans but do not usually have the storage space of US homes.<br />

Thus, larger boxes of disposable diapers posed a storage problem for the average Japanese<br />

family. Once Proctor & Gamble began producing thinner diapers sold in a smaller<br />

box, the popularity of the new diapers, Ultra Pampers, spread and now it is the leading<br />

brand in Japan. (p.22)<br />

Polaroid planned to introduce a slide copier as a central piece of its 1989 product line for<br />

both U.S. and European markets. Unfortunately, the engineers failed to realize that standard<br />

paper sizes vary. Therefore, the copier would not work using standard European<br />

paper. Hasty modifications were made, but not without extra costs. (p.25)<br />

Marketing its liquid detergents in Europe proved to be a challenge for Proctor & Gamble<br />

as European washing machines dispense powdered detergents. (...) They eventually<br />

came up with the solution: a plastic ball was supplied with each bottle of detergent. The<br />

"dosing ball" could be filled with detergent and placed in each load of laundry. Proctor &<br />

Gamble now holds 50% of the liquid detergent market in Europe. (p.25)<br />

Proctor & Gamble's original Japanese promotion of Cheer laundry detergent boasted<br />

that the detergent was effective at "all water temperatures". (...) However, the Japanese<br />

wash most clothes in cold water so the promotion was meaningless to them. Proctor &<br />

Gamble changed its approach and ran ads touting Cheer's superior cleaning in cold<br />

water. Now Cheer sells much better in Japan. (p.50)<br />

General Mills tried to introduce cake mixes to the Japanese. They found out that most<br />

Japanese households did not have an oven (...). Market research revealed that almost<br />

every household did have a rice cooker so General Mills developed a product called<br />

Cakeron, a cake mix to be cooked in the rice cooker. (...) But rice was often left over and<br />

saved in the rice cooker, so baking cakes was inconvenient. (...) In addition the cake<br />

mixes often left an aftertaste in the rice cooker. - no market. (p.61/62)<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 21


6.1.1.5 Section 5)<br />

A U.S. firm selling feminine sanitary napkins in South America suddenly experienced a major<br />

surge in sales. (...) The sales boost was prompted by local farmers buying the napkins<br />

to use as dusk masks. (p.3)<br />

Guiness stout had somehow achieved a reputation in Hong Kong as being an excellent<br />

drink for women during pregnancy [whereas in Britain, it is meant for virile men] (p.68)<br />

The company Gervais Danone, finding that the Mexicans had little interest in its products,<br />

decided to alter its promotional strategy. It found that it was eventually able to interest<br />

the adults in using its cheeses for butter and its Petit Swisse, a creamy whipped cheese, as<br />

a good snack for children. (p.68)<br />

[A Japanese company bought the exclusive rights for manufacturing and sales of a<br />

product for 20 years. Being of a new, attractive material, the product might well have<br />

replaced the conventional Japanese products. But the Japanese company never manufactured<br />

or sold it. It was just for that reason that they obtained the exclusive rights at the<br />

product: to keep it out of Japan, where they continued making the conventional product]<br />

(p.112)<br />

6.1.1.6 section 6)<br />

United Airlines [...in 1982] tried to show customers the company's new route [to Japan].<br />

Unfortunately, the map they used failed to include a major Japanese island. (p.55)<br />

Time magazine ran a Spanish language ad in its Brazilian edition. (p.56)<br />

AT&T has had such little on-the -scene oversea's experience, that as late as 1989, when<br />

an emergency meeting was called in Italy, several of its U.S. based "international" managers<br />

had to reveal that they did not even own passports. (p.133)<br />

6.1.1.7 section 7)<br />

ROTO - Olympia's photocopier in Chile. In Spanish, it means "broken" (p.39)<br />

Kinki Nippon Tourist Company - Japanese agency in English speaking markets, began<br />

receiving requests for unusual sex tours. (p.39)<br />

Mist-Stick - a mist producing hair curling iron by Sunbeam Corporation, failed in Germany<br />

(p.40)<br />

Koff beer and Siff beer - Finnish products that flopped in the U.S. (p.42)<br />

Super Piss - a Finnish product for unfreezing car doors flopped in the U.S. (p.42)<br />

Maxipuke playing cards - Chinese Poker (pu-ke) cards that flopped in the U.S. (p.42)<br />

Black Nikka - unsuccessfully named Japanes whiskey sold in the U.S. (p.44)<br />

EMU - Airline that wanted success in Australia (Emu can't fly) (p.45)<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 22


6.2 Fragen zur Bearbeitung von<br />

"Blunders in International Business"<br />

� Häufig werden im internationalen Geschäft Anekdoten von spektakulären Fehlschlägen<br />

erzählt. Diese Geschichten dienen oft vornehmlich der Erheiterung des mit schadenfrohen<br />

Tendenzen ausgestatteten Publikums.<br />

� Was bei den meisten Darstellungen leider zu kurz kommt, ist eine systematische Ursachenanalyse<br />

dieser Fehlschläge. So kann man aber aus ihnen auch nicht lernen. Denn<br />

dass sich für einen selbst einmal die haargenau gleiche Situation ergibt wie in den<br />

Anekdoten, ist eher unwahrscheinlich.<br />

� Daher ist es wichtig, die Grundmuster hinter dem anekdotisch dargestellten Problem<br />

zu erkennen und dazu grundsätzliche Strategien zu entwickeln.<br />

Dazu nun die Bearbeitungsfrage:<br />

� Welche der folgend gelisteten "Blunders" beruhen auf echten <strong>interkulturelle</strong>n Unterschieden<br />

(weiche Faktoren), und welche auf "harten Faktoren", die unabhängig von<br />

den jeweiligen Kulturen wirksam waren?<br />

� Hinweise:<br />

� In den nicht wirklich interkulturell bedingten Fällen kann man einer Seite ein definitives<br />

Versäumnis oder Fehlverhalten nachweisen (z.B. dass sie eine falsche Landessprache<br />

angenommen haben und deswegen Unterlagen in der falschen Sprache schickten).<br />

Oder aber es handelt sich um Planungsfehler, wie sie einem auch im Inland unterlaufen<br />

könnten (z. B. die Infrastruktur/ Transportwege/ Arbeitskräfte-/ Abnehmermarkt im<br />

Zielland nicht ausreichend berücksichtigt.) Im Inland unterlaufen diese Fehler seltener,<br />

weil die Informationslage besser ist, dennoch ist ein derartiger Fehler kein <strong>interkulturelle</strong>r<br />

Fehler, sondern bloß ein Mangel an faktischen Informationen.<br />

� ein echter <strong>interkulturelle</strong>r Unterschied liegt vor, wenn man nicht sagen kann, dass sich<br />

eine der beiden Seiten grundsätzlich "falsch" verhalten hätte, wenn aber die Interaktion<br />

beider Seiten trotzdem nicht funktioniert.<br />

� Ein echter <strong>interkulturelle</strong>r Unterschied produziert nicht nur einen Misserfolg, sondern<br />

leicht eine ganze Serie von Misserfolgen, denn derselbe Unterschied liegt ja als Wertvorstellung<br />

oder Verhaltensnorm einer ganzen Reihe von Verhaltensweisen und Aktivitäten<br />

zu Grunde. Daher wird er sich in immer neuen Situationen immer wieder fatal<br />

auswirken. Wer diesen Unterschied erkennt und das entsprechende Missverständnis<br />

auflöst, kann also damit mehr als nur ein punktuelles Problem lösen.<br />

Dies ist als Analyse-Übung gedacht und verfolgt noch nicht das Ziel, dass Sie jetzt schon<br />

sämtliche Grundmuster kennen und erkennen. Im Laufe des <strong>interkulturelle</strong>n Seminars<br />

werden Ihnen weitere Hintergrundinformationen und Analyseinstrumente zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 23


7 Die Textildruckerei<br />

Bitte lesen Sie den unten stehenden Text, welcher einen Konflikt in einem Unternehmen<br />

umreißt. Finden Sie dann in Gruppenarbeit Antworten auf die 4 Fragen am Ende des Textes.<br />

Irgendwo in Westeuropa kämpft eine mittelgroße Textildruckerei ums Überleben. Importstoffe<br />

aus asiatischen Ländern werden nach den Wünschen der Kunden (Modefirmen,<br />

die für den lokalen Markt produzieren) bunt bedruckt. Geführt wird das Unternehmen von<br />

einem General Manager und drei Lininemanagern: einem für Design und Vertrieb, einem<br />

für Produktion und einem für Finanzen und Personal. Die Belegschaft beträgt zusammen<br />

ca. 250 Personen.<br />

Das Arbeitsklima ist oft durch Konflikte zwischen Vertrieb und Produktion getrübt. Der Produktionschef<br />

ist interessiert an einem rationalen Druckvorgang mit möglichst wenig Störungen.<br />

Wo immer möglich, sammelt er Kundenaufträge und sortiert sie in Farbkategorien.<br />

Ein Wechsel von Farbe und/ oder Design bedeutet immer ein Umrüsten und Säubern<br />

der Druckmaschinen. Das kostet Zeit und verschwendet teure Farbe. Am schlimmsten ist<br />

es, wenn man von einer dunklen auf eine helle Farbe wechseln muss, denn jedes etwaige<br />

Restchen dunkler Farbe ist dann auf dem hell bedruckten Stoff zu sehen und ruiniert<br />

dessen Qualität. Die Planer in der Produktion bemühen sich daher, den Druck möglichst<br />

mit einer Serie von Aufträgen mit hellen Farben zu beginnen und dann nach und nach<br />

die immer dunkleren Aufträge zu bearbeiten. Auf diese Weise können sie die unvermeidliche<br />

penible Gesamtreinigung der Maschinen möglichst lange hinausschieben.<br />

Der Design- und Vertriebschef seinerseits versucht natürlich, die Kunden zufrieden zu stellen,<br />

und das in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld. Seine Kunden, die Modefirmen,<br />

sind berüchtigt für kurzfristige Planänderungen. Als ihr Lieferant bekommt die Textildruckerei<br />

häufig Eilaufträge. Und selbst, wenn diese Aufträge nur klein und vermutlich<br />

nicht profitabel sind, will der Vertriebsmanager dennoch nicht ablehnen. Schließlich<br />

könnte der Kunde zur Konkurrenz gehen und der nächste große Auftrag, der nach Überzeugung<br />

des Vertriebsmanagers sicher kommen wird, gleich dazu.<br />

Die Eilaufträge allerdings bringen die ganzen Pläne der Produktion durcheinander, weil<br />

sie sie häufig dazu zwingt, kurze Laufzeiten mit dunklen Farben auf sauberen Maschinen<br />

durchzuziehen, dann alles anzuhalten und erst mal stundenlang die Maschinen zu säubern,<br />

bevor die normalen Aufträge weiter gedruckt werden können.<br />

Zwischen beiden Managern kommt es vielfach zum Streit, ob der jeweilige Eilauftrag nun<br />

gedruckt werden soll oder nicht. Zudem umfasst der Konflikt auch beide Abteilungen.<br />

Leute aus der Produktion melden öffentlich Zweifel an den Fähigkeiten der Vertriebskollegen<br />

an und umgekehrt. In der Kantine sitzen Produktion und Vertrieb nie am selben<br />

Tisch, auch nicht Leute, die sich schon Jahre kennen.<br />

1. Was ist der Kern des Problems?<br />

2. Wer kann eine Entscheidung treffen?<br />

3. Was sollte entschieden werden?<br />

4. Was sollte getan werden, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 24


Dieser Fall wurde Studenten bei einer Prüfung an der französischen Business Schule IN-<br />

SEAD vorgelegt. Die Business Studenten waren teils Franzosen, teils Deutsche, teils Briten.<br />

Und sie wurden nach ihrer Diagnose des vorliegenden Falles befragt, ebenso nach einer<br />

Lösung. Im Folgenden finden Sie eine Analyse wiederum der Antworten der drei Studentengruppen:<br />

7.1 Franzosen<br />

Die Mehrheit der französischen Studenten diagnostizierte das Problem als Vernachlässigung<br />

durch den General Manager, dem die zwei Abteilungschefs unterstanden. Die Lösung,<br />

welche die Franzosen bevorzugten, sah so aus, dass die beiden Gegner mit ihrem<br />

Streit zu ihrem gemeinsamen Vorgesetzten gehen sollten und dass dieser durch klare Order<br />

solche Zweifelsfälle in Zukunft eliminieren sollte.<br />

Die französische Analyse ist typisch für ein bestimmtes, in ihren Gedanken implizites, Organisationsmodell.<br />

Danach gibt es ein "Menschenpyramide", mit dem General Manager<br />

an der Spitze und allen anderen Leuten auf ihren angemessenen Plätzen darunter.<br />

7.2 Deutsche<br />

Die Mehrheit der deutschen Studenten sah in diesem Problem einen Fall von mangelnder<br />

Struktur. Die jeweiligen Kompetenzen der beiden Abteilungsleiter waren offenbar nie explizit<br />

festgelegt worden. Die deutschen Studenten tendierten zu der Lösung, dass feste<br />

Strukturen und Vorgehensweisen nun verbindlich festgelegt werden sollten. Zu diesem<br />

Zweck konnte man nach ihrer Meinung entweder einen externen Berater ins Haus holen,<br />

oder eine interne Task Force bilden oder aber den General Manager um die Festlegung<br />

einer solchen Struktur bitten.<br />

Die deutsche Lösung geht implizit von dem Organisationsmodell einer "gut geölten Maschine"<br />

aus, worin die Intervention durch das Management auf wenige Ausnahmefälle<br />

beschränkt ist, weil sich mittels Regeln und Vorschriften alle Alltagsprobleme schon erledigen<br />

lassen.<br />

7.3 Briten<br />

Die Britischen Studenten sahen hier ein typisches Problem von mangelnder Sozialkompetenz.<br />

Die zwei Abteilungsleiter waren ganz offenbar im Debattieren äußerst miserabel.<br />

Ihre diesbezüglichen Fähigkeiten sollten dadurch verbessert werden, dass man beide auf<br />

ein Management Seminar schickte, am besten gemeinsam.<br />

Das implizite Organisationsmodell, das hinter der britischen Lösung steht, ist der "Dorfmarkt",<br />

wo weder Hierarchie noch Vorschriften bestimmen, was geschieht, sondern vielmehr<br />

die Erfordernisse der Situation, zusammen mit der Flexibilität der Beteiligten, insbesondere<br />

mit ihren Fähigkeiten, etwas auszuhandeln.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 25


8 Kulturkategorien<br />

„Individualismus-Kollektivismus“<br />

beschreibt das Gewicht der Bezugsgruppe*<br />

�Pers. Ansichten werden geäußert.<br />

Wer dies nicht tut, gilt als schwach.<br />

�Risiko für Teamarbeit:<br />

Einzelkämpfertum<br />

�Pflichten gegenüber sich selbst und<br />

der Allgemeinheit<br />

* nach Gert Hofstede<br />

Ist da keiner<br />

dabei, der selber<br />

denkt?<br />

Kontakt unmöglich.<br />

Das ist eine viel zu<br />

hermetische<br />

Cliquenwirtschaft.<br />

�Geäußert werden Gruppenansichten,<br />

wer offen abweicht, gilt als destruktiv.<br />

�Risiko für Teamarbeit:<br />

Bindung an andere Gruppe<br />

�Pflichten innerhalb von Beziehungen<br />

gestaffelt<br />

Der ist nicht<br />

vertrauenswürdig:<br />

streitet mit seinen<br />

eigenen Leuten<br />

So ein arroganter<br />

Schnösel! Denkt<br />

wohl, er kann alles<br />

alleine!<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

„Hierarchie“beschreibt die Rollenverteilung<br />

zwischen „unten“und „oben“.*<br />

�Bedürfnis Selbständigkeit<br />

�Idealchef: ideenreicher Demokrat<br />

�Man kann Vorgesetzten<br />

widersprechen<br />

�Dezentralisation/ Evolution<br />

Wie unselbständig die sind<br />

Die brauchen<br />

einen Babysitter<br />

als Boss<br />

* nach Gert Hofstede<br />

Arme Kollegen!<br />

Müssen immer erst<br />

den Chef fragen!<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 26<br />

Seite 33<br />

�Bedürfnis Anlehnen/ Abhängigkeit<br />

�Idealchef: gütiger Autokrat<br />

�Man kann Vorgesetzten nicht<br />

widersprechen<br />

�Zentralisation/ Revolution<br />

Armer Boss! Muß<br />

immer erst die<br />

Mitarbeiter fragen<br />

Die sind chaotisch<br />

und unflexibel<br />

Seite 34<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


„Unsicherheitsvermeidung“<br />

beschreibt das Maß der Risikofreude.*<br />

�Bedürfnis nach wenig Regeln<br />

�Motivatoren sind Leistungsanreize<br />

wie flexible Lohnanteile<br />

�Ungewißheit gilt als normal,<br />

Präzision und Pünktlichkeit als<br />

überflüssig.<br />

* nach Gert Hofstede<br />

Ach je, was sind die<br />

rigide und unflexibel!<br />

Wie ein Klotz am<br />

Bein. Wenn ich mit<br />

denen zusammen<br />

bin, werden mir alle<br />

Chancen durch die<br />

Lappen gehen<br />

�Bedürfnis nach Regeln und Checklisten<br />

�Motivator für Mitarbeiter ist Sicherheit,<br />

Fixlohn, Betriebsrente<br />

�Man bekämpft Ungewißheit u.a. durch<br />

Präzision und Pünktlichkeit<br />

Meine Güte, so ein<br />

Chaos. Die machen ja<br />

alles ohne System!<br />

Wenn ich denen nicht<br />

rasch Spielregeln<br />

beibringe, geht alles<br />

schief<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

„Maskulinität“beschreibt das Maß des<br />

ungebremsten Ehrgeizes.*<br />

�Männer sollen ehrgeizig, stark und<br />

durchsetzungsfähig sein, Frauen<br />

sanft und fürsorglich.<br />

�Wohlstand und Fortschritt<br />

�Man lebt für die Arbeit. Dort<br />

herrschen Wettstreit und<br />

Leistungsdruck.<br />

* nach Gert Hofstede<br />

Was für Schlaffis!<br />

So kommen die<br />

nie auf einen<br />

grünen Zweig.<br />

Leichte Beute<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 27<br />

Seite 35<br />

�Männer und Frauen sollen bescheiden<br />

auftreten. Beide dürfen sanft und<br />

fürsorglich sein.<br />

�Sorge für Mensch, Tier, Umwelt<br />

�Man arbeitet, um zu leben, betont<br />

Solidarität unter Kollegen.<br />

Was für hartherzige<br />

Spinner. Wann<br />

werden sie merken,<br />

daß man Geld nicht<br />

essen kann?!<br />

Seite 36<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Menschen gehen Aufgaben entweder<br />

Sach- oder Personen-orientiert an<br />

Sachfokus Personenfokus<br />

�kaum Small Talk<br />

�Interesse wecken durch:<br />

Sachinformation, Logik...<br />

�Kunden bleiben beim Produkt,<br />

unabhängig vom Vertriebsmann<br />

�Resultate > gute Stimmung<br />

�Dienst ist Dienst,<br />

Schnaps ist Schnaps<br />

�Smalltalk dringend nötig<br />

�Interesse wecken durch:<br />

Beziehungen, Referenzen...<br />

�Kunden bleiben beim Vertriebsmann<br />

unabhängig vom Produkt<br />

�Resultate nur durch gute Stimmung<br />

�Dienst ist Schnaps,<br />

Schnaps ist Dienst<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Sachorientierte und personenorientierte<br />

Menschen haben es schwer miteinander...<br />

Unmöglicher Kerl!<br />

Kann sich nicht<br />

auf die Arbeit<br />

konzentrieren!<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 28<br />

Seite 37<br />

Unmöglicher Kerl!<br />

Ignoriert seine<br />

Kollegen!<br />

Seite 38<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Menschen takten ihre Arbeiten<br />

entweder monochron oder polychron*<br />

� Macht detaillierte Pläne,<br />

Erstellte Pläne sind dann<br />

verbindlich<br />

� Erledigt eins nach dem andern.<br />

Konzentriert sich auf eine Aufgabe<br />

(analytisch)<br />

� Hasst Unterbrechungen<br />

� Kümmert sich vornehmlich um<br />

eigene Angelegenheiten<br />

� Gut bei wohl geplanten Aktionen,<br />

bewertet Sicherheitsfaktoren<br />

hoch<br />

* nach Edward Hall<br />

monochron polychron<br />

� Plant eine Art Grundgerüst<br />

Pläne können ad hoc geändert<br />

werden<br />

� Arbeitet an allem gleichzeitig<br />

Projekte beeinflussen einander<br />

(synthetisch)<br />

� Unterbrechungen stören nicht<br />

� Kümmert sich um Angelegenheiten<br />

seiner Mitmenschen<br />

� Gut im Improvisieren,<br />

Tendenziell risikofreudig<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Polychrone und monochrone Menschen<br />

haben es schwer miteinander...<br />

Sie scheint<br />

Konzentrationsschwierigkeiten<br />

zu haben. Bei jeder Kleinigkeit<br />

verliert sie den Faden.<br />

Sie ist so rigide,<br />

sie könnte nie ein<br />

komplexes Projekt<br />

durchführen.<br />

Sie hat keine<br />

Ahnung, was um<br />

sie herum passiert.<br />

Sie ist eine Sklavin der<br />

Uhr.<br />

Er kann<br />

keinen Zeitplan halten.<br />

.<br />

Er ist so chaotisch, er<br />

ist sicherlich ineffektiv.<br />

Er hat<br />

keine Ahnung,<br />

wie man ein<br />

Projekt führt.<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 29<br />

Seite 39<br />

Er unterbricht mich<br />

ständig. Ich werde nie mit<br />

meiner Arbeit fertig.<br />

Seite 40<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Menschen informieren einander<br />

mittels unterschiedlich viel Kontext*<br />

Niedriger Kontext Hoher Kontext<br />

� Info ist Bringschuld:<br />

Auskunftssysteme, die bei<br />

spezifischem Bedarf zur Verfügung<br />

stehen<br />

� Information kommt selten, gezielt<br />

und korrekt. (Memos) Verbal und<br />

in expliziter Form<br />

� Man tendiert - besonders in<br />

Kleinigkeiten - dazu, Auskünfte für<br />

bare Münze zu nehmen<br />

* nach Edward Hall<br />

� Info ist Holschuld: Neugierpflicht<br />

Ausgedehnte Informationsnetze<br />

� Informationen sind reichlich,<br />

ungezielt und nicht immer<br />

verlässlich. (Gerüchte) Können implizit<br />

und nonverbal sein<br />

� Man nimmt jede Auskunft erst<br />

einmal zur Grundlage weiterer<br />

Nachforschungen<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Menschen aus niedrigen/ hohen Kontexten<br />

haben es schwer miteinander...<br />

Warum gibt es<br />

keinen<br />

Busfahrplan an<br />

dieser<br />

Haltestelle?<br />

Warum haben die hier<br />

keinen Org-Plan?.<br />

Jetzt habe ich schon<br />

zum dritten Mal eine<br />

Fehlauskunft erhalten!!!<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 30<br />

Seite 42<br />

Wie soll ich aus diesen<br />

Listen und Zetteln schlau<br />

werden?.<br />

Warum redet<br />

keiner mit<br />

mir?<br />

Seite 43<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Beim Sortieren nach Individualismus und Hierarchie*<br />

ähneln sich asiatische und romanische Kulturen<br />

Hierarchisierungsgrad<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

USA<br />

GB<br />

Italy<br />

Switzerland<br />

Germany<br />

Australia<br />

France<br />

Austria<br />

Malaysia<br />

Mexico<br />

China<br />

Singapore Venezuela<br />

Brazil Hong<br />

Kong<br />

Indonesia<br />

Spain<br />

Japa<br />

n<br />

Chile<br />

Uruguay<br />

Columbia<br />

Korea<br />

Argentina<br />

Taiwan<br />

0<br />

0 50 100<br />

* nach Gert Hofstede<br />

Individualismus - Gruppenorientierung<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Beim Sortieren nach Individualismus*<br />

und Personenorientierung ebenfalls<br />

Personenorientierung<br />

Australia<br />

USA<br />

GB<br />

* nach Gert Hofstede<br />

Italy<br />

France<br />

Germany<br />

Switzerland<br />

Malaysia<br />

Venezuela<br />

Columbia<br />

Brazil MexicoChileIndonesia<br />

China<br />

SpainArgentina<br />

Uruguay<br />

Taiwan<br />

Korea<br />

Hong Kong<br />

Singapore<br />

Austria<br />

Japan<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Individualismus - Gruppenorientierung<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 31<br />

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Seite 45<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


neutral - affektiv<br />

Beim Sortieren nach Individualismus und neutral/ affektiv*<br />

gibt es deutliche Unterschiede zwischen Asien und<br />

Lateinamerika<br />

USA<br />

Australia<br />

GB<br />

Italy<br />

France<br />

Germany<br />

Switzerland<br />

Spain<br />

Austria<br />

Argentina<br />

Brazil Columbia<br />

Uruguay<br />

Chile<br />

Venezuela<br />

Mexico<br />

Malaysia<br />

Indonesia<br />

Korea<br />

Hong Kong Taiwan<br />

SingaporeChina<br />

Japan<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Individualismus - Gruppenorientierung<br />

* nach Gert Hofstede und Fons Trompenaars<br />

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Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 32<br />

Seite 46<br />

Islamische Kulturen unterscheiden sind von<br />

abendländischen bei der Machtdistanz*<br />

- aber auch untereinander differieren sie in dem Punkt stark!<br />

Maskulinität<br />

* nach Gert Hofstede<br />

4<br />

1 Individualismus<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

3<br />

Individualismus<br />

Unsicherheitsvermeidung<br />

Machtdistanz<br />

2<br />

"arabische Region"<br />

Saudi Arabien<br />

Iran<br />

Ägypten<br />

Türkei<br />

Malaysia<br />

Indonesien<br />

Pakistan<br />

Österreich<br />

Deutschland<br />

Seite 47<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


8.1 Beobachtungsaufgabe Kulturkategorien :<br />

Statements im Meeting<br />

Sie kennen Kulturkategorien, mit denen man Kulturen grob einteilen kann.<br />

Sie wissen aber auch, dass dies lediglich grobe Anhaltspunkte sind. Neben der "Landeskultur"<br />

gibt es Subkulturen, die für bestimmte Alters- oder Berufsgruppen usw. gelten. Außerdem<br />

hat jeder Partner seine eigene, unverwechselbare Persönlichkeit.<br />

Dennoch können Sie die Kulturkategorien nutzen und zwar als Instrumente, um schon mit<br />

wenigen Beobachtungen die Präferenzen eines Partners systematisch einzuschätzen.<br />

Denn wenn Sie bei einem Partner ein "Symptom" für z.B. stark hierarchisches Vorgehen<br />

beobachten, so sind die Chancen hoch, dass derjenige auch die anderen hierarchischen<br />

Symptome aufweisen wird.<br />

Schauen Sie sich bitte nun die folgenden Statements an und erschließen Sie, welch Geistes<br />

(bzw. welcher Kulturkategorie) Kind die Sprecher vermutlich sind.<br />

1. Unser Chef kann heute leider nicht kommen - wer von euch möchte das<br />

Meeting leiten?<br />

2. Halt, eins nach dem anderen! Bevor wir jetzt an verschiedenen Einzelheiten<br />

feilen, sollten wir uns doch erst einmal über den Gesamtrahmen einigen.<br />

3. Schön, dass alle da sind. Wir haben diesen Besprechungsraum für 2 Stunden<br />

gebucht. In dieser Zeit müssen wir die genauen Profile von 5 unserer bestehenden<br />

Produktgruppen formulieren. Wir sollten daher für jedes Produkt 20<br />

Min. Zeit nehmen. In den verbleibenden 20 Minuten können wir dann noch<br />

die Schnittstellen besprechen. Wer macht den Timekeeper?<br />

4. An dieser Stelle möchte ich die Verhandlungen unterbrechen und einige Telefonate<br />

mit meinen Kollegen daheim führen. Morgen können wir dann weitermachen.<br />

5. Was halten Sie davon, wenn wir jetzt erst einmal gemeinsam essen gehen?<br />

Wir können dabei ja unseren Gedankenaustausch fortsetzen.<br />

6. Ich habe hier einmal die wichtigsten 3 Thesen zu unserem heutigen Thema.<br />

Vielleicht kann jetzt reih'um jeder einmal sagen, was er von diesen 3 Thesen<br />

hält.<br />

7. Ich kann Ihnen dazu leider heute kein verbindliches Angebot unterbreiten, da<br />

ich meinen Chef den ganzen Tag nicht erreichen konnte.<br />

8. Jaja, so Rentabilitätstabellen kennt man ja. Aber ich bin noch nicht überzeugt.<br />

Was sagte denn unser Mann in der Bank zu diesem Investitionsmodell?<br />

9. Tut mir leid, Kollege M., aber wenn Sie abends um 18:30 regelmäßig das Büro<br />

verlassen, dann sollten Sie sich nicht auch noch beschweren, dass Sie nicht in<br />

allen Punkten auf dem Laufenden sind, darauf können wir nun wirklich keine<br />

Rücksicht nehmen.<br />

10. Haben Sie denn meine E-Mail nicht geöffnet? Da stand alles ganz genau drin.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 33


9 Wer passt sich an?<br />

9.1 Übung: Interkulturelle Statements<br />

Die folgenden Statements bekommt man auf <strong>interkulturelle</strong>m Gebiet oft zu hören. Die<br />

meisten oder alle tragen etwas Wahrheit in sich, haben aber auch ihre problematischen<br />

Aspekte. Bitte diskutieren Sie die Statements und erarbeiten Sie Ihre eigenen Position.<br />

1. Der Kunde hat immer Recht. Da muss man als Anbieter manchmal Kreide<br />

fressen.<br />

2. Ich habe mal einen Japaner gesehen, der wollte seinem westlichen Kollegen<br />

die Hand schütteln, aber der hat das nicht gesehen, weil er sich gerade verbeugt<br />

hat.<br />

3. Das mit den Kulturstandards stimmt nicht. Finnen sind zum Beispiel nicht<br />

schweigsam. Ich habe mal in Wien ein finnisches Pärchen getroffen, die haben<br />

den ganzen Abend ohne Pause gequasselt. Und dass die Thailänder höflich<br />

sein sollen, stimmt auch nicht. Das sind die auch nur, wenn sie was von einem<br />

wollen. Ein Freund von mir hatte bei der Ankunft in Bangkok am Flughafen<br />

sein Gepäck nicht mehr. Den haben die dort sogar ausgelacht.<br />

4. Das Wichtigste ist ein gesunder Menschenverstand, dann kommt man überall<br />

auf der Welt durch. Immerhin wollen alle Geschäftspartner dasselbe, nämlich<br />

reich werden.<br />

5. Das Wichtigste ist, dass man sich selbst treu bleibt und es mit seinen Geschäftspartnern<br />

ehrlich meint. Die spüren das, ob man anständig ist und sie<br />

schätzt, oder ob nicht. Das ganze Theater mit angelernten Benimmregeln<br />

kaufen die einem sowieso nicht ab.<br />

6. Ich bin viel zu international unterwegs. In so viele fremde Kulturen kann ich<br />

mich gar nicht hineinversetzen. Das Beste sind diese kleinen Hefte mit Kniggetips<br />

für einzelne Länder. So kann man die gefährlichsten Fettnäpfchen vermeiden.<br />

7. So, ein <strong>interkulturelle</strong>s Training machst Du am Wochenende? ... Naja, wenn<br />

damit die österreichische Wirtschaft gestärkt wird, weil ihr da lernt, wie ihr's<br />

den asiatischen und amerikanischen Schlitzohren zeigen könnt, dann ist das ja<br />

keine schlechte Sache.<br />

8. Ich freue mich schon so auf mein Jahr in Brasilien! Ich war noch nie da, aber<br />

ich höre so gerne diese lateinamerikanische Musik. Und man hört ja immer,<br />

wie locker die sind, der Karneval, die Lebensfreude, da können wir wahrscheinlich<br />

unheimlich viel lernen, viele wertvolle Erfahrungen sammeln, weit<br />

über's Berufliche hinaus.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 34


©WBW · Titel der Prasentation<br />

Vom Ethnozentriker zum Global Player<br />

sind 6 Schritte zu gehen<br />

(1) (2) (3)<br />

Leugnen --->Abwehren --->Minimieren -><br />

daß überhaupt<br />

Unterschiede existieren<br />

von allem, was fremd und<br />

unterschiedlich ist<br />

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Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 35<br />

Seite 54<br />

von Kontakt mit Fremdem.<br />

Herunterspielen der<br />

Fremdartigkeit<br />

(4) (5) (6)<br />

-> Akzeptieren -->Neubewerten --> Adaptieren<br />

daß Unterschiede<br />

existieren<br />

der unterschiedlichen<br />

Gegebenheiten und Werte<br />

an die fremde Welt<br />

Seite 55<br />

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Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


9.2 Adaptions- und Akkulturationsprozesse<br />

Für das Ergebnis einer <strong>interkulturelle</strong>n Begegnung spielen die ursprünglichen "kulturellen<br />

Standards" der interagierenden Kulturen eine, aber nicht die einzige Rolle. In der Begegnung<br />

selbst liegt eine Dynamik, die je nach Konstellation höchst unterschiedliche Adaptionsprozesse<br />

auslöst. Die gemeinsame Mikrokultur, welche Art und Erfolg der Interaktion<br />

bestimmt, ist von den Adaptionsprozessen innerhalb dieser Begegnung ebenso geprägt<br />

wie von den ursprünglichen Kulturstandards beider Seiten.<br />

Noch weiter gehend könnte man sogar die Frage stellen, ob es so etwas wie reine Kulturstandards<br />

tatsächlich gibt. Ein Amerikaner wird die Österreicher stets anders darstellen als<br />

ein Japaner dies tun würde. In jedem Fall kann man Kulturstandards jeweils nur relativ in<br />

Bezug auf die Standards anderer Kulturen bestimmen.<br />

5 Faktoren bestimmen die Dynamik des Adaptionsprozesses in der Begegnung:<br />

1. Mehrheitsverhältnisse:<br />

die Minderheit gleicht sich in ihrem Verhalten dem der Mehrzahl der Interaktionspartner<br />

an. In einer Reisegruppe, die aus 10 Amerikanern und 2 Franzosen besteht, wird<br />

die Sprache am Mittagstisch höchstwahrscheinlich Englisch sein.<br />

2. Heimvorteil (ist oft gepaart mit Mehrheitsverhältnissen):<br />

"do in Rome as the Romans do", die Hinzugekommenen passen sich den Anwesenden,<br />

die dort zuhause sind, an. In einer deutschen Firma, die nur einen einzigen Italiener<br />

beschäftigt, wird dieser ebenfalls deutsch sprechen, nicht die ganze Firma italienisch.<br />

Umgekehrt wird ein deutscher Autofahrer in Rom nicht auf deutschen Verkehrsregeln<br />

bestehen (und falls doch, kommt er damit nicht durch).<br />

3. Machtverhältnisse:<br />

die Schwächeren passen sich an die Mächtigeren an: wenn der amerikanische Chef<br />

im malaysischen Tochterunternehmen die Besprechungen weit in den Mittag hinein<br />

ausdehnt, weil er ein Arbeitstier ist, Essen unwichtig findet oder später in ein Restaurant<br />

geht, werden auch die malaysischen Mitarbeiter in der Regel von ihrer starken<br />

Präferenz, spätestens um 12 Uhr zu essen, Abstand nehmen.<br />

� Spezialfall von Machtverhältnissen: Kunde - Anbieter - Verhältnis:<br />

Ein österreichischer Vertriebsmann wird auf den Verhandlungsrhythmus der arabischen<br />

Kunden eingehen und nicht auf seinem knapperen Zeitplan bestehen.<br />

4. Aus der Situation erwachsende Notwendigkeiten:<br />

Manche Situationen legen Verhaltensstandards nahe. Auf einer Wildsafari hält man<br />

sich an die Verhaltenstipps der Tourleiter (meistens). Beim Umgang mit einer Maschine<br />

hört man auf den technischen Experten (meistens).<br />

5. Psychische und soziale Fähigkeit zur Anpassung:<br />

Grundvoraussetzung für alle Adaption ist, dass man überhaupt in der Lage ist,<br />

a) Verhaltensunterschiede wahrzunehmen und b) seinen Verhaltensstil entsprechend<br />

zu ändern. Diese Voraussetzung ist nicht gegeben, wenn eine Person oder gar ihr gesamtes<br />

Umfeld stark abgeschirmt von Fremdeinflüssen lebt (ethnozentrisch). Solche<br />

Personen kennen zunächst nicht einmal die theoretische Möglichkeit der Andersartigkeit,<br />

später werden sie es vielleicht für unmöglich (unerwünscht, unnötig) halten,<br />

selbst andere Verhaltensweisen zu erlernen. Auch die Einsicht in die Bedeutsamkeit<br />

gegenseitiger Anpassung ist Erfahrungs bedingt. Fehlt die Erfahrung mit Fremdheit, so<br />

ist kaum Bereitschaft zur Anpassung da.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 36


Diese 5 Faktoren treten in der Regel nicht isoliert, sondern in wechselnden Kombinationen<br />

auf und ergeben so eine große Palette von Möglichkeiten bezüglich der Frage, welche<br />

Kulturstandards sich in welcher Begegnung zwischen zwei Kulturen wie stark durchsetzen,<br />

wer sich wie weit an wen anpasst usw. So ist in der Regel das Leben von Auslandsstudenten<br />

von starker Anpassung an das Gastland geprägt, der Heimvorteil und die Mehrheitsverhältnisse<br />

sind die ausschlaggebenden Faktoren. Für Entsandte aus Firmen sieht das<br />

Leben im selben Land dagegen völlig anders aus, weil in ihrer Interaktion mit den Einheimischen<br />

zusätzlich Machtverhältnisse aller Art zum Tragen kommen.<br />

Im Übrigen ist nicht in allen Fällen irgendeine Anpassung notwendig.<br />

Es ist zum Beispiel - wenn auch in ständig sinkendem Maße - möglich, mit einer bestimmten<br />

Kultur den Kontakt zu vermeiden. Im Geschäftsleben wird dieses Prinzip z.B. angewendet,<br />

indem man vielfach Frauen nicht in solche Kulturen schickt, wo Frauen keine<br />

anerkannten Mitglieder der Geschäftswelt sind. In krassen Fällen gibt es auch das Phänomen<br />

des Boykottes, wenn die Wertvorstellungen eines Landes von denen eines anderen<br />

(oder vieler anderer) zu krass abweichen. Problematisch ist diese Option dann, wenn<br />

Personen, die schon als Vertreter ihres Unternehmens im Ausland wohnen, entdecken,<br />

dass sie mit den dort lebenden Menschen am Liebsten überhaupt keinen Kontakt haben<br />

möchten. Diese Variante endet fast immer mit materiellem und immateriellem Schaden<br />

für alle Betroffenen, inklusive den Arbeitgeber.<br />

Weiterhin ist es möglich, dass beide Seiten bestimmte Verhaltensmuster beibehalten, sich<br />

aber dessen bewusst sind und so Missverständnisse auf ein Minimum reduzieren. Es macht<br />

den meisten halbwegs international erfahrenen Geschäftspartnern nichts aus, welche<br />

Form der Begrüßung jemand wählt, welche Essbestecke, Kleidung oder Fortbewegungsmittel<br />

er verwendet, auf dieser Ebene ist Vielfalt kein Hindernis. Auf anderen Ebenen kann<br />

man sich zuweilen helfen, indem man sich in gemeinsamem Gespräch der Verschiedenartigkeit<br />

bewusst wird und sie dann stehen lässt. In einem thailändisch-deutschen Joint<br />

Venture etwa kam man schließlich überein, dass die Thais weiterhin ihr Grundlächeln tragen<br />

durften, die Deutschen dies aber nicht in dem gleichen Maße tun mussten, nachdem<br />

beide Seiten begriffen hatten, welchen emotionalen Stellenwert das Lächeln für ihre<br />

jeweiligen Partner hatte. Bei den Deutschen wich daraufhin die Verunsicherung, die vorher<br />

angesichts des vielen unerklärlichen "Gelächels" existiert hatte, und die Thais hatten<br />

keine Sorge mehr, die Deutschen könnten etwas gegen sie haben, obwohl sie nur so selten<br />

lächelten.<br />

In jedem Einzelfall ist es zudem legitim, sich zu fragen, ob man willens und in der Lage ist,<br />

sich anzupassen: will und kann man die erforderlichen Mengen an Wodka für einen Geschäftsabschluss<br />

trinken? Will und kann man sich dem obligatorischen Bordellbesuch in<br />

manchen ostasiatischen Ländern anschließen? Will frau sich verschleiern? Will und kann<br />

man Seegurken, Hühnerfüße oder gar Affenhirn essen?<br />

Es gibt keine feste Regel, nach der entschieden werden kann. Maximal gibt es Anhaltspunkte<br />

dafür, wie viel oder wenig Anpassung in einem bestimmten Fall für einen möglichen<br />

Geschäftserfolg notwendig ist. Andererseits kann man nicht sagen, der mögliche<br />

Geschäftserfolg sei wiederum das Maß aller Dinge!<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 37


10 Fazit<br />

Nachdem es - je nach Untersuchungsmethode - ein bis zwei Handvoll von wesentlichen<br />

Faktoren gibt, nach denen sich Kulturen voneinander unterscheiden, lassen sich nur wenige<br />

Gruppierungen vornehmen. In einem gemischten Team werden je nach Aufgabenstellung<br />

oder Phase der Teamarbeit immer wieder andere Allianzen von Personen entstehen,<br />

die sich nahe oder aber fremd fühlen<br />

So sind die Franzosen zum Beispiel im Schnitt genau so hierarchisch geprägt wie Hong<br />

Kong Chinesen oder manch andere Asiaten. Dennoch würde niemand beide kulturell<br />

gleichsetzen, weil die Franzosen ausgesprochene Individualisten sind, die Asiaten hingegen<br />

gruppenorientiert.<br />

Briten und Deutsche haben gleich niedrige Hierarchiewerte, dennoch kommen völlig<br />

andere Betriebsklimata dabei heraus, weil in Deutschland Regeln und Vorschriften eine<br />

größere Rolle spielen, in Großbritannien die Kommunikation, das Aushandeln.<br />

Lateinamerika und Asien hat in vielen Bereichen sehr ähnliche Werte (Hierarchie, Indirektheit,<br />

Verpflichtung gegenüber der Gruppe, Personenbezug statt Sachbezug) Dennoch<br />

würde es niemandem im Traum einfallen, Mitglieder beider Kulturen zu verwechseln,<br />

weil in Lateinamerika der deutliche Ausdruck seiner Emotionen eine große Rolle<br />

spielt, die aber in Asien möglichst unterdrückt und verborgen werden sollen.<br />

Eine umfassende und übersichtliche "Kulturen-Checkliste" gibt es daher nicht. Zudem<br />

muss man ja selbst innerhalb einer einzigen Kultur wieder unterscheiden: Männer-Frauen,<br />

Jugend-Erwachsene-Alte, Land-Stadtbevölkerung, arm-reich, berufstätig-nicht berufstätig,<br />

Schulbildung usw.<br />

1. Das wichtigste Ergebnis aus einem übergreifenden <strong>interkulturelle</strong>n Lernangebot ist<br />

dies: begriffen zu haben, dass hinter dem Verhalten fremder Menschen sehr viel<br />

mehr steckt als man aus seiner eigenen kulturellen Position heraus zunächst beurteilen<br />

kann. Offenheit ist notwendig, um die wahren Motive seines Gegenübers herauszufinden.<br />

2. Vor einem intensiveren Kontakt mit einer bestimmten Zielkultur ist ein Spezialtraining<br />

für genau diese Kultur notwendig (am Besten nicht nur auf die Landeskultur abgestimmt,<br />

sondern gleich auf die Kultur der Art von Menschen, mit denen man es in<br />

dem Land zu tun haben wird.<br />

3. Neugier und Beobachtung muss hinzu kommen, denn kein Training kann die eigene<br />

Beobachtungsgabe ersetzen, es kann ihr nur eine Richtung geben.<br />

4. Und Vorsicht: alle <strong>interkulturelle</strong>n Forschungsergebnisse spiegeln auch die kulturelle<br />

Bestimmtheit der Forscher wieder, wie man an den Russell-Ratten sieht:<br />

"Die Ratten haben sich an die nationalen Eigenschaften ihrer Beobachter angepasst. Die<br />

amerikanischen Ratten sind mit unglaublichem Schwung und Elan hin und her gelaufen,<br />

bis sie per Zufall das gewünschte Ergebnis erreicht hatten. Die deutschen Tiere saßen ruhig<br />

da und überlegten, horchten in sich hinein, bis sie aus ihrem innersten Bewusstsein die<br />

Lösung entwickelt hatten."<br />

Bertrand Russell; Unpopular Essays, Constable Publishing London, S.66<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 38


11 Kommunikationsstrategien<br />

Je nach Kulturkreis ziehen dessen Mitglieder entweder eine mehr direkte oder eine mehr<br />

verschlüsselte Kommunikationsform vor. Als besonders direkt gelten Deutsche, je nach<br />

Situation auch US-Amerikaner oder auch Italiener und Österreicher. Als besonders verschlüsselungsfreudig<br />

empfinden Außenstehende fast alle Asiaten, aber auch Briten, in<br />

abgeschwächter Form auch gut erzogene Lateinamerikaner, viele Osteuropäer… .<br />

Kommunikation besteht aus einem Sender, einer Botschaft und einem Empfänger.<br />

Wer verschlüsseln will, kann daher an allen drei Stellen ansetzen:<br />

1. Sender verschlüsseln.<br />

Der Empfänger der Botschaft wird nicht direkt mit dem Sender konfrontiert, sondern<br />

hört die Botschaft zufällig, wie von ungefähr, irgendwie. In der Regel wird man als<br />

Sender die Botschaft dann einem Bekannten des angepeilten Empfängers zukommen<br />

lassen im Wissen, dass es den Gemeinten dann auch erreicht. Dies wird in indirekten<br />

Kulturen gern mit Kritik so gehandhabt. Alle Betroffenen empfinden diese Vorgehensweise<br />

als weniger peinlich.<br />

2. Empfänger verschlüsseln:<br />

klar die Fakten der Botschaft aussprechen, aber nicht klar sagen, an wen dies gerichtet<br />

ist. Das kann man vor einer großen Gruppe machen, so nach dem Motto "und ich<br />

will dabei niemand Bestimmtes ansehen...". Man kann es auch im Einzelgespräch<br />

machen, indem man vage von "man sollte" oder "unsere Mitarbeiter sollten" oder "bei<br />

uns sollte es generell so sein, dass..." spricht, wenn man "Sie müssen" meint.<br />

3. Botschaft verschlüsseln.<br />

Wie das geht, entnehmen Sie bitte der folgenden Tabelle.<br />

Abfedern<br />

Auslassen<br />

Anteilnahme<br />

Was immer Sie erbitten, fordern, ablehnen oder kritisieren wollen -<br />

beginnen und beenden Sie Ihre Rede mit etwas Positivem.<br />

Lob, Dank, Komplimente, um Rat ersuchen, um Hilfe bitten...<br />

Sprechen Sie alles an außer dem kritischen Punkt, so dass er hervortritt:<br />

übertrieben könnte auf die Frage "Wie hat es Ihnen geschmeckt?"<br />

ein säuerliches "Die Teller waren hübsch" kommen<br />

Seriös ist dagegen, einen Mitarbeiter aufrichtig wenigstens für die Schnelligkeit<br />

bei der Erledigung einer Aufgabe zu loben, wenn die Qualität der Erledigung<br />

noch zu wünschen übrig ließ.<br />

Versetzen Sie sich in die Lage des Gegenübers.<br />

z.B. "Sie haben morgen einen harten Tag" (= ich bin auch müde! Lassen Sie<br />

uns für heute Schluss machen)<br />

Drei "A": Formeln für das Verschlüsseln von Botschaften<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 39


Die größte Falle der Kommunikation...<br />

� ...befindet sich dort, wo beide Seiten mit Signalen arbeiten,<br />

die dem Gegenüber vertraut sind,<br />

für ihn aber etwas völlig Anderes bedeuten:<br />

�ein Brite sagt „If you find the time, you might want to...“.<br />

�ein Thai lacht, wenn er mir die Tür ins Gesicht fallen lässt.<br />

�ein Deutscher Manager lässt seiner chinesischen<br />

Führungskraft weitgehend freie Hand .<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 40<br />

Seite 25<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


Kommunikation lässt sich an 3 Stellen<br />

verschlüsseln:<br />

1. Beim Sender<br />

©WBW · Titel der Prasentation<br />

Der Sender<br />

lässt seine Botschaft<br />

durch Dritte weitergeben<br />

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Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 41<br />

Seite 26<br />

Seite 27<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


2. Beim Empfänger<br />

Der Sender<br />

spricht allgemein von<br />

„man sollte mal darauf achten....“,<br />

ohne jemanden Bestimmten anzusehen<br />

3. Bei der Botschaft selbst<br />

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Sender und Empfänger kommunizieren<br />

durch indirekte Aussagen<br />

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Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 42<br />

Seite 28<br />

Seite 29<br />

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Die Botschaft selbst lässt sich auf<br />

dreierlei Art verschlüsseln<br />

1. Abfedern:<br />

���� ���� ���� ���� ����<br />

2. Auslassen:<br />

���� ���� {.!.} ���� ����<br />

3. Anteilnahme,<br />

selbes Boot:<br />

Erhöhe das Prestige Deines Partners<br />

(Lob, Dank, Bitten um Rat)<br />

Lasse unangenehme<br />

Aussagen einfach weg<br />

Denk Dich in Deinen Partner hinein<br />

und argumentiere wie durch seine<br />

Sicht<br />

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Zusammenfassung „Kommunikation“<br />

� Kontakt ≠ Kommunikation.<br />

� Von entscheidender Bedeutung für die Kommunikation:<br />

Wahrnehmung.<br />

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Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 43<br />

Seite 30<br />

� Größte Fehler daher nicht bei völlig unverständlichen, sondern<br />

bei scheinbar selbstverständlichen Signalen.<br />

� Nach Aufnahme der Kommunikation verschiedene Muster<br />

von Adaption und Assimilation der beiden Seiten möglich.<br />

Seite 31<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften<br />

Department Wirtschafts- und Betriebswissenschaften


11.1 Übung: (In-)direkte Ausdrucksformen<br />

� Wie kann man folgende Aussagen indirekt verpacken?<br />

� Geben Sie in einem zweiten Schritt an, unter welchen konkreten Bedingungen<br />

Sie sich für eine direkte/ indirekte Ausdrucksweise entscheiden würden.<br />

� Achtung: Widerstehen Sie der Versuchung, albern oder zynisch zu werden!<br />

11.1.1.1 Bitten/ fordern:<br />

1. (Am Ticketschalter am Flughafen) "Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst! Sie wollen mir doch<br />

nicht im Ernst sagen, daß Sie nicht in der Lage sind, diesen Anschlußflug umzubuchen!!<br />

Schließlich war es ja Ihre Airline, die Verspätung hatte. Ich möchte jetzt, daß<br />

Sie mir sofort eine Alternative zu dem verpaßten Flug nach Hong Kong anbieten!! Ich<br />

habe dort ein unaufschiebbares Meeting!"<br />

2. (Zum Vertreter des Ministeriums, das an den Verhandlungen über Ihre Investition teilnimmt,<br />

mitten in der Verhandlung) "Herr Zhang, ich hoffe Sie können uns garantieren,<br />

daß eine Entscheidung über die Steuererleichterungen noch in diesem Quartal fallen<br />

wird."<br />

11.1.1.2 Kritisieren:<br />

3. (Zu einem noch relativ neuen, alles in allem wohl tüchtigen asiatischen Mitarbeiter<br />

Ihrer Firma, mitten im Großraumbüro) "So, und ab heute wünsche ich, daß Sie verdammt<br />

noch mal fragen, bevor Sie Werbeunterlagen an Anrufer verschicken. Ist das<br />

klar???!!! Schauen Sie sich an, was Sie da gemacht haben! Jetzt hat unsere Konkurrenz<br />

ein haarkleines Bild von unseren Fähigkeiten. Wenn Sie das noch mal machen,<br />

dann können wir unseren Laden hier gleich dicht machen."<br />

4. /Zum Vertreter einer Werbeagentur, mit der Ihr Unternehmen einen Rahmenvertrag<br />

hat und auch mittelfristig weitere Zusammenarbeit wünscht. Man hat Ihnen gerade<br />

den Entwurf einer farbigen Anzeige gezeigt.) Bei dieser Anzeige sind ja alle Farben total<br />

verwischt, das können wir so auf keinen Fall freigeben!! Die Anordnung der Schriftblöcke<br />

und das Motiv kann man lassen, aber das muß alles sauberer aussehen, wir<br />

machen uns ja lächerlich."<br />

11.1.1.3 Ablehnen:<br />

5. (Zu einem Kunden, der Ihre Weltklasse-Snowboards bestellt hat) "Ich bin Ihnen schon<br />

weit entgegengekommen, indem ich Ihnen die Bestellung dieses unüblich kleinen Volumens<br />

zugestehe, was normalerweise bei uns gar nicht möglich ist. Aber da kann ich<br />

das unmöglich auch noch in drei Lieferungen aufteilen. Bei dieser geringen Menge<br />

sollte es bei einer einzigen Lieferung bleiben."<br />

6. (Zu einem Geschäftspartner, mit dem Sie hart, aber ganz gut verhandelt haben, auch<br />

wenn es noch einige massive schwierige Punkte gibt. Der Mann hat Sie eingeladen,<br />

mit ihm abends aus zu gehen - Sie rechnen mit Essen, Trinken, eventuell Bordell - Sie<br />

sind männlich) "Tut mir leid, ich kann heute Abend nicht. Da in der Verhandlung sind<br />

so viele Einzelfragen aufgetaucht, daß ich mich erst mal im Hotel hinsetzen und alles<br />

durchkalkulieren muß. Und mit Österreich muß ich dann auch noch telefonieren. Wir<br />

wollen doch morgen eine gute Basis haben, um die noch strittigen Fragen zu klären,<br />

nicht wahr?"<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 44


11.2 Übersetzungsübung rückwärts:<br />

Indirekt zu direkt:<br />

� Bitte übersetzen Sie die folgenden Sätze in den nackten Sachgehalt.<br />

� Vermeiden Sie Übertreibungen, machen Sie es so nüchtern wie möglich.<br />

� Schildern Sie auch, welche Vermutung Sie bezüglich des Hintergrunds haben.<br />

Warum wird die Aussage so gemacht und nicht anders?<br />

1. Sie haben einem asiatischen Kollegen, einem leitenden Angestellten in der Produktion,<br />

gegenüber erwähnt, daß die Qualität sich steigern muß, wenn Sie auf den Weltmarkt<br />

exportieren wollen wie geplant. Und Sie haben einen 8-Punkte-Plan vorgelegt,<br />

den er im Betrieb umsetzen soll. Sie fragen ihn, was er davon hält und er sagt "Das ist<br />

ein ganz ausgezeichneter Plan. Genau so kommen wir auf Weltklasse-Standard. Ich<br />

werde mein Bestes tun, um ihn hier den Mitarbeitern schmackhaft zu machen..."<br />

2. Sie sind eine Frau. Ihre Kollegin hat eine empfindliche Haut, die beim Anwenden von<br />

Kosmetika leicht zu brennen oder jucken anfängt. Daher haben Sie ihr Ihre Lieblingskosmetika<br />

zum Ausprobieren gegeben, die bei Ihnen keinerlei solche Probleme hervorrufen.<br />

Am nächsten Morgen gibt die Kollegin verabredungsgemäß die Kosmetika<br />

zurück und sagt: "Diese Serie hat wirklich einen wunderbar frischen Duft."<br />

3. Sie haben den Einkauf Ihres Tochterunternehmens in Kanton übernommen und treffen<br />

nun der Reihe nach die Regionalleiter Einkauf, alles Chinesen. Beim ersten Gespräch<br />

kommt der Mann (oder die Frau) gar nicht auf fachliche Punkte zu sprechen, sondern<br />

erzählt lang und breit seinen Werdegang, wie er sich von einem Dorf durch beste<br />

schulische Leistungen bis in die Stadt vorgearbeitet hat, eine Aufenthaltsgenehmigung<br />

bekam, eine Kantonesin (einen Kantonesen) kennenlernte, heiratete, und wie<br />

gut es ihm in Kanton gefällt. - Was will der Ihnen sagen???<br />

4. Sie fragen als neuer Chef in Malaysia Ihren malaysischen Stellvertreter: "Können Sie mir<br />

sagen, ob Ihrer Erfahrung nach unsere Aufteilung in Regionen paßt? Sind sie zu groß<br />

oder zu klein? Braucht man mehr Leute?" - Antwort: "Hm, Anfangs war es leicht,<br />

Geschäfte zu machen. Jetzt ist es härter. Es gibt ausländische und inländische Konkurrenz.<br />

Man muß kämpfen. Kuala Lumpur hat es bisher noch nicht so hart getroffen.<br />

Man merkt allerdings, daß es schwerer wird - gut, daß Sie gekommen sind und uns<br />

helfen, ich bin wirklich sehr froh."<br />

5. Sie fragen weiter: "Schön, daß es in Kuala Lumpur noch ganz gut läuft. Wie sieht es<br />

denn in den anderen Regionen aus?" - Antwort: "Ja, also, wie ich sagte, bei uns hier<br />

geht es soweit noch ganz gut."<br />

6. Sie haben vorgeschlagen, in zwei Wochen wieder zusammenzukommen, die Antwort<br />

klingt leicht dahin gesagt: "Hm, yes, sure we can do that. It is just a little bit inconvenient."<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 45


11.3 Übung (angelsächsische Kulturen):<br />

Übersetzung von indirekt zu direkt<br />

Bitte übersetzen Sie die folgenden Sätze ins Deutsche. Dies ist jedoch im doppelten Sinn<br />

zu verstehen, denn eine wörtliche Übersetzung würde den genauen Sinn nicht wiedergeben,<br />

da die Aussagen alle in typisch britischer oder amerikanischer Höflichkeit abgefaßt<br />

sind. In der deutschsprachigen Version sollen sie daher zudem auch im direkten Klartext<br />

erscheinen. Selbstverständlich gibt es mehrere richtige Lösungen.<br />

1. "Great to see you again! How have you been doing all the time?"<br />

"Oh I'm doing okay, thanks. And you?"<br />

2. "You might want to check if the weight of the table couldn't be reduced if you try<br />

another design for its drawers."<br />

3. "Let's sell the old chair that we found in the basement."<br />

"You're kidding!"<br />

4. "Let's stay in touch."<br />

5. "You've got a point here, but have you ever considered using the xyz-device instead?"<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 46


11.4 Übung (angelsächsischer Raum):<br />

Übersetzung von direkt zu indirekt<br />

Bitte übersetzen Sie folgende deutschsprachige Sätze. Wenn ein Satz für britische oder<br />

amerikanische Ohren zu direkt und undiplomatisch sein sollte, formulieren Sie dabei auch<br />

so um, daß aus dem Satz ein indirekter, diplomatischer wird. Möglicherweise sind auch<br />

Sätze dabei, die man britischen oder amerikanischen Geschäftspartnern gegenüber besser<br />

überhaupt nicht äußert. Streichen Sie diese Sätze einfach durch. (Andere kann man<br />

vielleicht genau so lassen) Machen Sie, wo nötig, auch einen Unterschied, ob es sich um<br />

USA oder GB handelt.<br />

1. Nee, ich habe jetzt keine Lust auf einen Spaziergang.<br />

2. Ist es eigentlich wahr, daß in London jährlich alte Leute in ihren Wohnungen erfrieren,<br />

weil sie nicht genug Rente haben, um sich Kohle zu kaufen?<br />

3. (Zu amerikanischer Kollegin): Toller Pulli. Wie viel hast Du dafür bezahlt?<br />

4. Die Broschüre aus der Marketingabteilung können wir so nicht rauslassen! Da kann ja<br />

kein Kunde erkennen, was die eigentlichen technischen Vorteile unserer Neuentwicklung<br />

sind!<br />

5. Aber bereiten Sie sich diesmal ganz besonders gut vor: die neue Einkaufschefin ist<br />

eine Frau...<br />

6. Na, wie geht's?<br />

Nicht so toll. Meine Frau hat gestern Abend von daheim angerufen, die Kinder sind<br />

krank, am Liebsten hätte ich diese Geschäftsreise schon hinter mir.<br />

7. Frau zu ihrer Arbeitskollegin, mit der sie quasi befreundet ist: "Tut mir leid, ich kann heute<br />

nicht mit Schwimmen kommen, ich habe meine Tage.<br />

8. Wir haben zwei Behinderte in der Klasse, für die ist es immer ganz schwierig, in das alte<br />

Schulgebäude zu kommen, weil die Eingänge nicht rollstuhlgerecht sind. Da muß<br />

dringend mal was gemacht werden.<br />

9. Himmelherrgottsakrament! Jetzt laß doch mal den verdammten Drucker in Ruhe!<br />

10. Hey, schön Dich zu sehen, wir müssen uns bald mal wieder auf ein Bier treffen<br />

Oh, super Idee, wie wär's mit heute Abend?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 47


12 „Gesicht“<br />

12.1.1 Drei Grundregeln<br />

1. Wer anderen Gesicht gibt, gewinnt damit zugleich auch Gesicht.<br />

Wer einem anderen das Gesicht nimmt, hat damit seines auch verloren:<br />

Er beherrscht ganz offenbar weder sich selbst noch die Etikette.<br />

2. Wem das Gesicht genommen wird, der hat noch eine Chance:<br />

Sofern er die Sache würdevoll durchsteht, entsteht für ihn selbst kein großer Schaden.<br />

3. Gesicht gebend sind alle Höflichkeiten, jede Selbstbeherrschung und jede Ehrerweisung,<br />

die man sich denken kann. Einem anderen das Gesicht nehmen ist dasselbe,<br />

wie ihn in eine peinliche oder beschämende Situation bringen. Wer das tut, gilt selbst<br />

als ungeschickt oder grob und verliert deshalb ebenfalls Gesicht.<br />

Nicht jeder Asiate versucht immer, jedem gegenüber das Gesicht zu wahren:<br />

Es gibt Beziehungen, innerhalb derer Gesicht eine Rolle spielt.<br />

Außerhalb dieses Rahmens ist das Thema irrelevant.<br />

„Gesicht“ ist nicht nur in Asien ein Thema, sondern z.B. auch in vielen Ländern Lateinamerikas<br />

oder Osteuropas<br />

12.1.2 Direkte Strategie bei der Problemlösung<br />

1. Problem ansprechen, analysieren, klären.<br />

2. Sachliche Lösungs- oder Kompromissvorschläge einbringen<br />

- oder dramatisieren, konfrontieren, einschüchtern.<br />

3. Neutrale Instanz einschalten (Hausordnung, Vorschrift, Gesetz, Anwalt, Gericht)<br />

- oder unverhohlen attackieren.<br />

Stellen Sie sich diese Schritte bei einem ganz speziellen Problem vor: Auf einer Party bei<br />

Ihrem Chef zuhause haben Ihnen die Drinks ungewohnt heftig zugesetzt. Seit Sie wieder<br />

nüchtern sind, erinnern Sie sich mit Grausen, gestern Abend die Frisur der Gattin Ihres<br />

Chefs unter Kicherkrämpfen ein "Vogelnest" genannt zu haben...Gehen Sie da auch wie<br />

oben skizziert vor? Ansprechen und analysieren: "Sie, Chef, das tut mir furchtbar leid, dass<br />

ich gestern die Frisur Ihrer Frau ein Vogelnest nannte. Sicher hat das Ihre Frau schwer getroffen.<br />

Das muss an Ihren Drinks gelegen haben, ich bin sonst nicht so, zu Ihrer Frisur habe<br />

ich ja zum Beispiel auch noch nie was gesagt..." - Sachlicher Kompromissvorschlag: "Ganz<br />

ehrlich wirkte es ja auch nur wie ein ganz kleines Vogelnest, ein richtig reizendes Vogelnest,..."<br />

- und neutrale Instanz: Sie nehmen einen Ornithologen zum Haus Ihres Chefs, klingeln,<br />

die Frau macht auf und Sie sagen: "Nun sagen Sie es uns beiden - sieht so nun ein<br />

echtes Vogelnest aus oder nicht?" ..... sinnvoll?<br />

12.1.3 Diplomatische Strategie bei der Konfliktlösung<br />

1. Signale, Gesten und Symbole weisen auf Problem hin, nonverbal.<br />

(nachher können alle so tun, als sei nichts gewesen)<br />

2. Beziehung wird intensiviert, gemeinsame Anliegen und Ziele hervorgehoben<br />

- und/ oder strittiger Punkt wird herabgespielt, banalisiert, tabuisiert, geleugnet.<br />

3. Beiden Seiten gewogene Instanz wird eingeschaltet (Chef, Freund, Bekannter)<br />

- oder der Störenfried wird möglichst vollständig isoliert.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 48


Kultur<br />

Regionenspezifisch<br />

- Asien<br />

- romanische Länder<br />

- angelsächsische Länder<br />

- Osteuropa<br />

- islamischer Kulturraum<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 49


13 Asiatische Kulturräume<br />

13.1 Verhandlungen (österreichische Version)<br />

� Man verhandelt, weil man erwägt, gemeinsam ins Geschäft zu kommen. Dazu müssen<br />

viele Sachfragen geklärt werden. Dies geschieht in den Verhandlungsgesprächen.<br />

� An den Verhandlungsgesprächen nimmt ein(e) Verhandlungsführer(in) teil, sowie<br />

nach Bedarf weitere Sachexperten oder Vertreter beteiligter Gruppierungen.<br />

� Verhandlungsführer haben die Aufgabe, zu verhandeln und möglichst ein bindendes<br />

Ergebnis zu erzielen. Sie haben genug Entscheidungsbefugnis, diese Aufgabe wahrnehmen<br />

zu können.<br />

� Der Rest des Teams soll einspringen, wo dies erforderlich ist. (Technisches, juristisches,<br />

kaufmännisches u.a. Spezial-Know-how, je nach Kernkompetenz des Verhandlungsführers.)<br />

� Vielfach beginnt man mit den „Knackpunkten“: Sollte sich eine Einigung in grundlegenden<br />

Fragen als unmöglich erweisen, braucht man keine Zeit mehr mit Gesprächen<br />

vergeuden, die ja doch zu nichts führen.<br />

� Die einzelnen Verhandlungsrunden können bei komplexen Geschäften unterschiedliche<br />

Ziele haben. Z.B. Sondierung, Ausarbeitung von technischen, betriebswirtschaftlichen<br />

oder juristischen Details. In jedem Fall ist es das Ziel der letzten Runde, zwei Unterschriften<br />

unter einen Vertrag zu produzieren.<br />

� Dieser Vertrag ist dann bindend und definitiv.<br />

13.2 Verhandlungen (asiatische Version)<br />

� Man verhandelt, weil man erwägt, gemeinsam ins Geschäft zu kommen. Dazu muß<br />

man einander gut kennenlernen. Dies geschieht in den Verhandlungsgesprächen.<br />

� An den Verhandlungsgesprächen nehmen Vertreter vieler beteiligter Gruppierungen<br />

teil, es gibt komplizierte hierarchische Strukturen.<br />

� Verhandlungsführer haben die Aufgabe, Sprach- und Hörrohr der dahinter stehenden<br />

Institutionen oder Unternehmen zu sein. Ihr Entscheidungsspielraum ist eng.<br />

� Der Rest des Teams soll den Leiter unterstützen, wo dies erforderlich ist, allerdings nur<br />

selten durch offene Wortmeldung vor dem Gegenüber. Außerdem wahren sie Interessen<br />

anderer beteiligter Gruppen.<br />

� Man beginnt niemals mit den „Knackpunkten“: Das zerstört zuviel Motivation.<br />

� Die einzelnen Verhandlungsrunden können bei komplexen Geschäften unterschiedliche<br />

Ziele haben. Z.B. Sondierung, Vorschläge sammeln für technische, betriebswirtschaftliche<br />

oder juristische Details, genaueres Kennenlernen, Zeit gewinnen.... Entscheidungen<br />

fallen jedoch nicht während den Verhandlungsrunden, sondern dazwischen.<br />

� Verträge können jederzeit geändert werden – zumindest von der asiatischen Seite!<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 50


13.3 Taktik bei Verhandlungen in Asien<br />

– einige wichtige Punkte<br />

� Ort: daheim ist es zunächst mal billiger wegen entfallender Reisekosten etc.,<br />

beim Kunden/ Lieferanten vor Ort geht es jedoch schneller, da alle Beteiligten auf<br />

asiatischer Seite erreichbar sind und nicht durch touristische Ambitionen abgelenkt.<br />

� Zeit: die bevorstehende Abreise kann vom Abreisenden wie vom Besuchten als<br />

Druckmittel eingesetzt werden. In China kommen Verhandlungspartner gegen 11:30<br />

und 17:30 unter Druck, weil sie dann essen wollen bzw. müssen. Islamische Partner (Indonesien,<br />

Malaysia) kommen im Ramadan (islamische Fastenzeit, etwas vor der<br />

christlichen) bei Sonnenuntergang unter Druck, weil sie dann endlich essen dürfen.<br />

� Hierarchien: auf jeder Ebene sind neue Zugeständnisse nötig, damit die jeweiligen<br />

Positionsinhaber auf beiden Seiten ihr Gesicht behalten. Großer Chef = großes „Geschenk“.<br />

Bei harten Forderungen kann man behaupten, erst den Chef daheim um<br />

Zustimmung fragen zu müssen (Asiaten müssen das definitiv), so gewinnt man Zeit und<br />

zeigt die Schmerzgrenze an. Wichtig dabei: selbst noch weiterhin kompetent erscheinen.<br />

Achtung: die Gegenseite ist oft wirklich unter Druck.<br />

� Grauzonen: Kunden werden oft versuchen, durch Gestaltung des Vertrages an Subventionen,<br />

Steuererleichterungen etc. zu kommen.<br />

� Bedürfnisse jeglicher Art: sind generell eine Schwäche, die gegen ihren Besitzer verwendet<br />

werden können, z.B. der Drang, diesmal unbedingt mit einem unterschriebenen<br />

Vertrag heimzukehren, Geltungsdrang, Bedürfnis nach Sicherheit, nach Ansehen,<br />

finanziellen Vorteilen, das Bedürfnis, als fairer Mensch zu gelten, usw. usw.<br />

� Eitelkeit: kann man ausnutzen durch Sätze wie „Was haben Sie gegen Verzugszinsen,<br />

Sie versichern doch glaubhaft, jederzeit in der Lage zu sein, pünktlich zu zahlen.“<br />

� Zorn: ist manchmal nur vorgetäuscht (z.B. wenn nur einer aus der anderen Delegation<br />

tobt). Man selbst darf auch zornig werden, aber nur vorsichtig dosiert. Keinesfalls sollte<br />

man unbeherrscht oder unkontrolliert wirken.<br />

� Vorwürfe der Gegenseite: entkräften durch detaillierte Kenntnis der Vorgeschichte.<br />

Aktenstudium!! (Oft wird sehr einseitig geschildert, unter Auslassung vieler Fakten.)<br />

� Feilschen: ist ein Sport. Kein Preis wird sofort hingenommen, man vermutet immer eine<br />

Marge. Halten Sie es ebenso. Jede Verhandlung wird erst beendet, wenn der Gegenüber<br />

einige Male zurückweichen musste. Alles andere verletzt den Stolz und<br />

macht auch überhaupt keinen Spaß, Verhandeln ist ein soziales Ereignis.<br />

� Nachgeben: sollte man in ganz einfachen Punkten sofort, das erzeugt positive Stimmung.<br />

Achtung! Dies nicht zu oft tun, denn das wirkt, als sei man ein Trottel oder aber<br />

mit völlig überzogenen Forderungen eingestiegen. Gut ist es, Punkte erst einmal zu<br />

sammeln und dann zu entscheiden, welche davon erfüllt werden können. Nur so<br />

kann man die Salamitaktik abblocken. Man stellt den Gegenüber vor die Entscheidung:<br />

„Wenn wir uns jetzt einigen, gebe ich in a, c, f, g und m nach.“ (In den anderen<br />

Punkten aber sowieso nicht). In einem Patt hilft manchmal ein großes Zugeständnis.<br />

Das sollte man aber nur einmal machen! Ertragen Sie eine verlorene Runde mit einem<br />

Lächeln, sonst merkt sich der Partner nur Ihren Ärger, nicht Ihr Entgegenkommen.<br />

� Nicht nachgeben: kann man auch. Zumindest pro forma sollte man dem Gegenüber<br />

dann aber immer Alternativen anbieten, egal welche, der Fluss des Verhandelns darf<br />

nicht stocken. Dabei herausfinden, was das Motiv, das Ziel der jeweiligen Forderungen<br />

ist, vielleicht gibt es ja einen „seitlichen“ Ausweg aus der Sackgasse. Indirekte<br />

Kanäle nutzen, um das eigentliche Hindernis zu identifizieren.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 51


13.4 Stellenwert von Verträgen im Westen und in Asien<br />

(die folgenden zwei Seiten entstammen dem Buch China – Wirtschaftspartner zwischen<br />

Wunsch und Wirklichkeit von Reisach/ Tauber/ Yuan, Ueberreuter, Wien 1997)<br />

Aus dem westlichen Privat- und Geschäftsleben sind Verträge nicht wegzudenken: Kauf-<br />

und Lieferverträge, Einstellungsverträge, Mietverträge, sogar Eheverträge. Durch den<br />

Vertrag werden gerade für Deutsche alle Aktivitäten in ihren Bahnen gehalten und gelenkt.<br />

Viel Sorgfalt wird darauf verwendet, ihn so zu gestalten, dass er in möglichst neutraler<br />

Form alle Eventualitäten der künftigen Beziehung regelt. Wer bereit ist, einen Vertrag<br />

zu unterzeichnen, zeigt damit Bereitschaft, sich an alle darin befindlichen Bestimmungen<br />

zu halten. Durch seine Unterschrift, ja schon durch sein Angebot, einen Vertrag zu schließen,<br />

erweckt er daher Vertrauen.<br />

Das ist in Asien anders. Der Gründungsvertrag der ASEAN umfasste eine einzige DIN A 4<br />

Seite. Die Anwaltsdichte ist in China oder Japan weit geringer als in Europa oder gar den<br />

USA. Viele asiatische Firmen, besonders die mittelständischen, schließen untereinander,<br />

unabhängig vom Geschäftsumfang, überhaupt keine Verträge. Dasselbe gilt für Vermietungen,<br />

Einstellen von Personal oder Eheschließungen. Wer auf einem Vertrag besteht,<br />

kann sogar Misstrauen erwecken, da er ein böses Ende der Beziehung mit einkalkuliert.<br />

Statt auf Verträge ist in Asien das gesellschaftliche Leben, also auch die Wirtschaft, seit<br />

jeher auf Beziehungen gegründet, die flexibel für alle vernünftigen Bedürfnisse beider<br />

Partner sorgen sollen. Das "Gesetz", an dem alles sich orientiert, ist die gegenseitige persönliche<br />

Verpflichtung, die, wenn sie lange genug währt, in Freundschaft einmündet.<br />

Allerdings wird auch schon am Anfang dieses nicht immer sich vollendenden Prozesses<br />

das Wort "Freundschaft" zur Kennzeichnung der Beziehung verwendet.<br />

Es soll nun nicht dafür plädiert werden, Verträge zu vernachlässigen, das wäre leichtsinnig.<br />

Nur reicht ein Vertrag alleine zur Sicherung der beiderseitigen Interessen keinesfalls<br />

aus. Ohne Beziehungen hilft der beste Vertrag nichts.<br />

13.5 Netzwerke, Beziehungen<br />

Beziehungen entstehen jedoch langsam. Kaum ein Asiate treibt mit einem anderen Geschäfte<br />

größeren Ausmaßes, ohne ihn oder einen verbundenen Beziehungspartner gut zu<br />

kennen. Entweder man ist einander schon über Jahre, besser Jahrzehnte, eng verbunden<br />

und hat das Ausmaß der bilateralen Aktivitäten stetig gesteigert, ist schon durch dick und<br />

dünn gegangen, bevor richtig viel Geld ins Spiel kommt. Oder - besser noch - man steckt<br />

gemeinsam in einer multilateralen Konstruktion: A, B und C sind geschäftlich alle voneinander<br />

abhängig. E benötigt nur Leistungen von B und C, nicht aber von A, A allerdings<br />

benötigt E's Dienste dringend. Falls E es wagen sollte, A deswegen zu übervorteilen, verliert<br />

er nicht nur die für ihn unwichtige Beziehung zu A, sondern ebenfalls die wichtigen<br />

Verbindungen zu B und C. Das bindet mehr als alle Gesetze. Westler haben hier oft den<br />

Nachteil, dass sie im Asiengeschäft lediglich die "A-E" Beziehung aktivieren können. Alles,<br />

was sie im Sinne eines größeren Netzaufbaus tun, kann für sie daher nur von Vorteil sein.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 52


13.6 Hintergründe und Ursachen der asiatischen Position<br />

Der Hauptgrund, warum eine Kultur oder Gesellschaft sich für eine Ordnung ohne sachliche<br />

Gesetze und für flexible, personen- oder beziehungsgebundene Regularien entscheidet,<br />

liegt in der Notwendigkeit, die unbedingte Stabilität der Gruppe zu garantieren.<br />

Diese Stabilität wird in Asien seit Jahrtausenden durch Hierarchie in Harmonie erreicht.<br />

Gesetze dagegen - und die darauf basierenden Verträge - sind als starre Regelwerke zur<br />

Erzielung der gewünschten Stabilität nur ein zweitklassiges Mittel. Denn auch völlig legale<br />

Entscheidungen sorgen häufig für Empörung und böses Blut. Wichtiger als die Rechtspflichten<br />

jedes Einzelnen vor dem zwangsläufig starren Gesetz oder Gewissen sind daher<br />

die elastisch an jede Situation anpassbaren Beziehungspflichten, die die Mitglieder der<br />

Gemeinschaft einander gegenüber haben und die sich ganz und gar auf die Erhaltung<br />

der Hierarchie und Harmonie in den gruppeninternen Beziehungen konzentrieren. In der<br />

Praxis weiß das auch der österreichische Geschäftsmann, der es nur ungern zu einem<br />

Rechtsstreit mit einem guten Kunden kommen läßt, selbst wenn er sich im Recht weiß:<br />

Was hat er von seinem Recht, wenn die Beziehung zu seinem Kunden auf Dauer zerstört<br />

ist?<br />

Diese Überlegung hat in Asien nun viel größere Bedeutung angenommen als in Österreich,<br />

aus dem einfachen Grund, daß dort die Menschen immer weit mehr aufeinander<br />

angewiesen waren als der Geschäftsmann und der Kunde im gerade genannten Beispiel.<br />

Im asiatischen Empfinden von Anstand und Gerechtigkeit ist es also eventuell erlaubt,<br />

gewisse starre Gesetze einmal wie ungültig zu behandeln. Nicht erlaubt ist dagegen<br />

alles, was einem echten Beziehungspartner schadet oder ihn betrübt. Damit hat<br />

man innerhalb einer existierenden Beziehung viel weitreichendere Pflichten, als ein Gesetz<br />

sie je beschreiben könnte. Außerhalb einer bestehenden oder sich anbahnenden<br />

Beziehung allerdings entfallen fast alle Pflichten. Für Außenseiter und Fremde existiert wenig<br />

wirksamer Schutz. Das gilt auch für Geschäftspartner, die nur rein äußerlich eine Beziehung<br />

aufgebaut haben, einander aber nicht wirklich verbunden sind.<br />

13.7 Beziehungsorientierte Maßnahmen zur Sicherung<br />

Ihrer Interessen<br />

� Ganz gleich, wie gut Ihre Verträge sind: steigen Sie klein in ein Geschäft mit Asiaten<br />

ein, testen Sie den Partner wie er Sie. Bauen Sie dann erst den Geschäftskontakt<br />

schrittweise aus.<br />

� Ist dies nicht möglich (Großprojekte, Infrastrukturprojekte), so versuchen Sie, Teil eines<br />

multilateralen Netzes zu werden, auch über europäische Grenzen hinweg. Solange<br />

z.B. China den TGV und den ICE gegeneinander ausspielen kann, wird man das auch<br />

hemmungslos tun.<br />

� Zusätzlich bemühen Sie sich um ausgezeichnete bilaterale Kontaktpflege. Das bedeutet<br />

lange Asienreisen und hochrangige Delegationen.<br />

� Führen Sie konsequent und detailreiche Infodateien betreffend Ihre Partner (Lieblingsgetränke,<br />

Kinderzahl, Beziehungen im Unternehmen, politische Ausrichtung usw.)<br />

Das ist in Asien kein Verstoß gegen den Datenschutz, sondern eine Aufmerksamkeit,<br />

die dazu dient, diesem Menschen näher zu kommen.<br />

� Vergessen Sie nie, daß der Aufbau einer Beziehung Jahre dauert, auch wenn Sie<br />

schon beim zweiten Besuch ein "alter Freund" genannt werden.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 53


14 Romanische Kulturen<br />

14.1 Pünktlichkeit und Umgang mit Zeit<br />

� Bewusstes Zuspätkommen oder Wartenlassen ist nicht ok.<br />

� Im Business sind je nach Land 10-20 Min verzeihlich, danach braucht man eine gute<br />

Entschuldigung. Privat ist mehr Spielraum (in Lateinamerika teilweise bis zu 2 Stunden).<br />

� Dinge geschehen nicht nur später, sondern eventuell auch früher als geplant.<br />

� Wegen Überziehen der Zeit ein Meeting abzubrechen, ist noch unhöflicher, als im<br />

nächsten Meeting zu spät zu kommen.<br />

� Eventuell mischt man die beiden Meetings. Oder geht zusammen essen oder so.<br />

� Wenn der Chef kommt, müssen alle da sein. Deshalb kommt er zu spät.<br />

� Sachen mit Top Priorität sind auch top pünktlich für alle.<br />

Für Franzosen und Norditaliener gelten diese Dinge in abgeschwächtem Maße!<br />

14.1.1.1 Der Hintergrund ist folgender:<br />

Es geht nicht um Zeit, es geht um die Frage: Sachorientierung oder Personenorientierung.<br />

In stark sachorientierten Kulturen steht im Mittelpunkt der Organisation der Arbeit die Frage,<br />

welche Sachaufgaben es zu bewältigen gilt, welche Teilarbeitsschritte diese Aufgaben<br />

beinhalten und auf welche Personen nun die Bewältigung der Aufgabe verteilt wird.<br />

Jeder arbeitet in dem Bewusstsein: "Wenn ich meinen Teil nicht in der entsprechenden<br />

Zeit liefere, dann kommen die anderen auch nicht weiter." Oder in der Sorge "Wenn die<br />

anderen ihren Teil nicht rechtzeitig fertig gemacht haben, dann fehlen mir Daten oder<br />

Dinge zur Vollendung meiner eigenen Aufgabe." Das krasseste Beispiel für sachorientiertes<br />

Arbeit im Zeittakt ist das klassische Fließband, an welchem eine Verzögerung an Position<br />

1 oder 2 alle weiteren Arbeiten in Verzug bringt. Doch das Prinzip gilt auch für viele<br />

andere Arbeitsabläufe, hinter denen ein geistiges Fließband steckt. Pünktlichkeit ist dort<br />

eine absolute Notwendigkeit. Wer unpünktlich ist, schadet seinem Partner und dessen<br />

Arbeit, ist also unverfroren.<br />

In stark personenorientierten Kulturen stehen die persönlichen Kontakte im Vordergrund.<br />

Dahinter steckt die Überzeugung, dass sich jede Arbeit schon irgendwie erledigen lasse,<br />

wenn man nur die richtige Atmosphäre und die richtigen Kontakte habe. Daher legt man<br />

von vornherein keine genauen Abläufe für die Erledigung von Aufgaben fest, insbesondere<br />

nicht bei komplexen Aufgaben, von denen man vermutet, dass sie sich noch verändern<br />

werden, wenn weitere Personen ihren Input gegeben haben werden. Ein typisches<br />

Beispiel für solch eine Arbeit wäre die Ausrichtung eines Auftrittes auf einer Messe,<br />

zu dem Ideengeber gebraucht werden, Designer, Drucker, Schreiner, Caterer usw. Wenn<br />

alle Beteiligten dabei engen Kontakt haben, kommt möglicherweise am Ende etwas<br />

ganz anderes heraus als zu Anfang geplant, nur, weil der Schreiner vielleicht das falsche<br />

Holz bestellt hat und daher einige Dekorationen geändert werden mussten, was dann<br />

den Eventmanager auf ganz neue Einfälle brachte... usw. Pünktlichkeit hilft hier nur bedingt<br />

weiter, wichtiger ist der ständige Gedankenaustausch, welcher die Kreativität und<br />

damit die Bewältigung der Aufgabe sichert. Da man aber Gedanken und Kreativität<br />

nicht definitiv zeitlich steuern kann, dauern eben manche Meetings länger, dafür tun die<br />

andern in der Zwischenzeit schon einmal etwas andere<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 54


14.2 Romanische Länder:<br />

Der Chef (oder die Chefin)<br />

� Soll der "gütige Alleinherrscher" sein<br />

� hört viel zu, erwartet, dass man ihm alle<br />

Informationen ungefragt zuträgt.<br />

� sitzt in der Mitte eines Großraumbüros (oder<br />

sonst wie zentral).<br />

� hat persönlichen Kontakt zu seinen Leuten,<br />

kann im spanischen Sprachraum evtl. geduzt<br />

werden, dennoch findet keine Verbrüderung<br />

statt!. Die Tür ist aber immer offen, zumal er<br />

oder sie auch für persönliche Belange zuständig<br />

ist, besonders bei jungen Mitarbeitern.<br />

� soll sympathisch, charismatisch, kreativ, stark<br />

und fürsorglich sein.<br />

� entscheidet, überwacht und kontrolliert die<br />

Durchführung.<br />

Es gibt viel Kontrolle.<br />

� motiviert durch persönliche Ansprache und mündliches Lob. Von<br />

allein tut zumindest im Spanisch sprachigen Raum keiner etwas, auch nicht das, was<br />

der Chef angeordnet hat. Bei einem Erfolg ist oft ein Essen fällig, das der Chef spendiert.<br />

� Ressortleitertitel usw. sind eher nebensächlich, was die Funktion angeht. Weder kann<br />

derjenige unbedingt dieses Fach besonders gut, noch übt er es unbedingt aus, das<br />

machen vielleicht ganz andere. Aber er steht irgendwie anders seinen Mann/ ihre<br />

Frau.<br />

� So lange der Chef ein "guter Chef" ist, ist es den Mitarbeitern lieber, sich seiner Autorität<br />

zu beugen als unpersönlichen, abstrakten Vorschriften und Spielregeln - hier spielt<br />

auch die Personenorientierung eine Rolle.<br />

� Matrixorganisation kann man praktisch vergessen, das würde völlig das System von<br />

eindeutiger Fürsorge und Gehorsam untergraben.<br />

Achtung:<br />

Vor allem bei Frankreich teilweise Abweichungen von diesem Schema,<br />

siehe Frankreichblatt!<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 55


14.3 Romanische Länder:<br />

Meetings<br />

� Ziel des Meetings ist es, Terrain zu<br />

sondieren, Stimmungen zu eruieren,<br />

potentielle Unterstützer zu<br />

identifizieren.<br />

� Sie sind ein Forum zur<br />

Selbstdarstellung, zum Verfestigen<br />

von Hackordnungen, zum<br />

Ausprobieren von Ideen und<br />

Kommentaren.<br />

� Der sachliche Gehalt eines Vorschlag<br />

fällt deutlich weniger ins Gewicht als das<br />

Ansehen der dahinter stehende<br />

Persönlichkeit.<br />

� Man lehnt Vorschläge nicht offen ab, die<br />

Person, die sie äußert, kann das Gesicht wahren. Allerdings bleibt der<br />

Vorschlag dann im negativen Fall eben oft folgenlos, versickert unauffällig. Von dem<br />

Vertreter/ der Vertreterin des Vorschlages erwartet man ein Gesicht wahrendes Einschwenken<br />

auf den angesagten Kurs.<br />

� Ist abzusehen, dass es zu einer echten Auseinandersetzung kommen wird, vertagt<br />

man die Sitzung gerne, anstatt den Streit auszutragen. In der Zwischenzeit wird dann<br />

Diplomatie betrieben.<br />

� Es gibt vergleichsweise wenig feste Strukturen eines Meetings. Auch die Zahl der Teilnehmer<br />

schwankt über den Verlauf eines einzigen Meetings hinweg ganz beträchtlich.<br />

� Es nehmen nicht unbedingt alle an dem Meeting teil, die zu dem Thema etwas Entscheidendes<br />

zu sagen hätten. Diese Personen können dann möglicherweise unabhängig<br />

von den Beschlüssen des Meetings eine andere Entscheidung fällen und auch<br />

durchsetzen.<br />

� Aus alledem ergibt sich automatisch, dass die meisten Meetings bewusst nicht mit<br />

einem Ergebnis enden, das dann für alle verbindlich wäre und ihre weiteren Aktivitäten<br />

bestimmen würde.<br />

� Statt dessen sind Meetings eher ein konstantes Forum der Meinungsbildung und auch<br />

eine Art Informationsbörse.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 56


14.4 Lateinamerika<br />

14.4.1 Wo weicht Lateinamerika vom Bild der romanischen Kulturen ab?<br />

Wie die anderen romanischen Kulturen -Frankreich, Italien und Spanien- ist auch ganz<br />

Mittel- und Südamerika von folgenden Kulturkategorien geprägt:<br />

� Deutlich mehr hierarchisch als gleichberechtigt<br />

� Eher individualistisch, aber mit einem großen Familiensinn,<br />

in Teams eher untereinander rivalisierend und auf den Chef bezogen<br />

� Viel stärker personen- als sachorientiert<br />

� Deutlich mehr gefühlsbetont als neutral<br />

� Motivation kommt über persönlichen Stolz, persönliche Loyalität,<br />

nicht über abstrakten, technischen Ehrgeiz, anonymes Pflichtgefühl.<br />

� Eher interessiert an der Form/ Eleganz einer Sache/ Idee als an ihrer Substanz.<br />

Trotzdem gibt es große Unterschiede, vor allen Dingen auch zwischen den 19 mittel- und<br />

südamerikanischen Ländern (darauf kann hier nicht eingegangen werden).<br />

� In Mexico, Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica, Panama,<br />

Cuba, Republica Dominicana, Venezuela, Colombia, Ecuador, Peru, Bolivia, Chile,<br />

Argentina, Uruguay und Paraguay wird "castellano" (spanisch) gesprochen, in<br />

Brasilien portugiesisch.<br />

� Viel indianische Bevölkerung gibt es noch in den mittelamerikanischen Staaten<br />

Mexico, Guatemala, Honduras, El Salvador, Ecuador, Peru, Bolivia<br />

� Mexico gehört mit den USA und Canada in die Wirtschaftszone NAFTA, während Brasilien,<br />

Paraguay und Argentinien (plus Kandidat Chile) den "Mercosur" formen.<br />

� Die Argentinier gelten als "Briten Lateinamerikas", bei Empfängen, Essen, Kleidung usw.<br />

sind sie sehr förmlich, das Clubleben ist immens wichtig, der Bildungsstand ist hoch,<br />

Argentinien sieht sich in einer Position der Unabhängigkeit von der EU und der relativen<br />

Stärke gegenüber den Nachbarstaaten. In Argentinien ist es auch ein grober<br />

Fehler, zu Verhandlungsbeginn schon Geschenke zu überreichen.<br />

Die vergangene "Eroberung" Lateinamerikas durch die Spanier und Portugiesen wird nicht<br />

so negativ bewertet wie die befürchtete wirtschaftliche Eroberung Lateinamerikas als<br />

"Hinterhof" der USA. Das liegt daran, dass viele Einwohner Lateinamerikas schließlich ganz<br />

oder teilweise von Europäern abstammen. In den Schulen wird den Kindern deshalb<br />

auch nicht von einer Eroberung Lateinamerikas durch die Europäer berichtet, sondern<br />

von einer "Begegnung zweier Welten", die das heutige Lateinamerika schufen. Allerdings<br />

ist man auf die Europäer zuweilen sauer wegen der als protektionistisch empfundenen<br />

EG-Agrarpolitik.<br />

14.4.2 Gute Small-Talk-Themen fürs Warmwerden miteinander<br />

� Die Familie (Fotos mitbringen)<br />

� Die Reise<br />

� Interesse am Land (ohne zu vergleichen)<br />

� Fußball in Kolumbien, Brasilien, Argentinien, Baseball in Venezuela, Peru, Mexico, Chile<br />

� Humor! (mit und ohne Alkohol)<br />

14.4.3 Tabuthemen in den meisten Ländern Lateinamerikas:<br />

� Gehalt, Geld<br />

� Korruption<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 57


� Beschwerden allgemein (was nicht funktioniert, "mañana" usw.)<br />

� Kritik an Regierung oder am Volk oder an etablierten Religionen<br />

� Ethnische Zugehörigkeit<br />

� Rolle der Frau<br />

� Beim Essen nur oder schon zu Anfang übers Geschäft reden<br />

14.4.4 Akademiker - Techniker<br />

� Jeder will Akademiker sein, Uni ist die Ausbildungsstätte<br />

� Techniker ist nichts. Es gibt keine Technikerausbildung und auch keinen Meisterbrief,<br />

meist auch keine Lehre in unserem Sinne.<br />

Aufstiegschancen im Unternehmen gibt es nur begrenzt, meist geschieht der Aufstieg<br />

durch Firmenwechsel, daher ist die Firmentreue besonders in Managerkreisen nicht so<br />

hoch.<br />

14.4.5 Vorstellungen:<br />

geschehen in Lateinamerika selten direkt von Person zu Person. Meist stellt ein Dritter die<br />

beiden einander vor. Dieser Dritte übernimmt damit automatisch auch eine Art moralischer<br />

Bürgschaft für die vorgestellte Person. Infolgedessen hat es durchaus Auswirkungen<br />

auf die eigene Reputation in der Gesellschaft, wen man vorstellt. "Kritische" Kandidaten<br />

wird man tunlichst vermeiden, anderen formal vorzustellen.<br />

14.4.6 Selbstdarstellung<br />

IN DEUTSCHLAND IN LATEINAMERIKA<br />

fachliche Kompetenz, Expertise<br />

leistungsbezogen: akademischer Grad, erreichte Position<br />

Studienfach<br />

fähig, klug, effizient, zielstrebig, kompetent<br />

kollegial<br />

14.4.7 Körperabstand<br />

soziale Kompetenz, Benehmen<br />

ansehenbezogen: Herkunft, Stil<br />

Studienort<br />

Zuvorkommend, kultiviert savoir vivre<br />

anteilnehmend<br />

Lateinamerikaner stehen viel näher beisammen als Mitteleuropäer. Der Körperabstand,<br />

bei dem Mexikaner oder Venezuelaner sich endlich wohl genug fühlen, um offen und<br />

vertrauensvoll miteinander zu sprechen, erzeugt bei Angelsachsen und nördlicheren Bewohnern<br />

Europas in der Regel Gefühle von Bedrängt sein in seiner Intimsphäre oder von<br />

Aggression. Es soll schon mal ein Nordamerikaner in einen Pool gefallen sein, während er<br />

bei einer Gartenparty instinktiv immer weiter rückwärts vor seinem mexikanischen Geschäftsfreund<br />

zurückwich, während dieser ebenso instinktiv immer wieder aufrückte.<br />

14.4.8 Kommunikationswege:<br />

Es gibt eine gewisse Aversion gegen Kommunikation auf dem Papierweg. Papier ist zwar<br />

geduldig, aber nicht sehr persönlich, es gibt keine gute Verbindung ab. Außerdem ist es<br />

wenig flexibel, es wird schwieriger, etwas, das schwarz auf weiß dasteht, später den Gegebenheiten<br />

anzupassen. Oder, schlimmer noch: wer immer das Schriftstück später einmal<br />

in den Händen hält, wenn die ganze Situation längst anders ist, könnte einem einen<br />

Strick daraus drehen, in irgendeiner Form.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 58


14.4.9 Konflikte<br />

Hier erscheinen viele Lateinamerikaner den Deutschen manchmal wie "Dr. Jeckyll und Mr.<br />

Hyde": Mal ist ein Konflikt kaum der Rede wert, spielerisch leicht und großzügig wird das<br />

Problem gelöst. In anderen Fällen reagiert derselbe Partner scheinbar launisch, definitiv<br />

beleidigt, mimosenhaft... Die Erklärung ist einfach: rein sachliche Probleme und Konflikte<br />

lassen sich kreativ, rasch und leicht lösen. Generell spielt man das Problem herunter, verniedlicht<br />

es, wischt es weg. Anders ist es aber bei Konflikten, die das Gesicht oder die<br />

Ehre eines Partners tangieren. Da ist eine Entschuldigung fällig.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 59


14.5 Frankreich<br />

14.5.1 Wo weicht Frankreich vom Bild der romanischen Kulturen ab?<br />

Wie die anderen romanischen Kulturen - Italien, Spanien, Mittel- und Südamerika - ist<br />

auch Frankreich von folgenden Kulturkategorien geprägt:<br />

� Deutlich mehr hierarchisch als gleichberechtigt<br />

� Eher individualistisch, aber mit einem großen Familiensinn,<br />

in Teams eher untereinander rivalisierend und auf den Chef bezogen<br />

� Viel stärker personen- als sachorientiert<br />

� Deutlich mehr gefühlsbetont als neutral<br />

� Motivation kommt über persönlichen Stolz, persönliche Loyalität,<br />

nicht über abstrakten, technischen Ehrgeiz, anonymes Pflichtgefühl.<br />

� Eher interessiert an der Form/ Eleganz einer Sache/ Idee als an ihrer Substanz<br />

Trotzdem gibt es große Unterschiede.<br />

Einer hat mit der französischen Vorliebe für "raison" (Vernunft), "intellect" und auch "esprit"<br />

zu tun. In ganz Frankreich wird auf eine gute und intensive Ausbildung höchsten Wert gelegt,<br />

die vielen großen Eliteschulen belegen das zum Beispiel. Diese Vorliebe für Logik und<br />

Komplexität scheint auch zu bedingen, dass es in Frankreich eine ganze Menge ausgefeilter<br />

Gesetze und Regelwerke gibt, die auch eventuell aufgrund ihrer intellektuellen<br />

Schönheit und Präzision bewundert werden. Das gilt auch für Konzepte und Planungen<br />

innerhalb des Business. Allerdings geht die Bewunderung nicht so weit, dass man sich<br />

dann auch an alle Vorschriften und Details halten würde. Da sind dann die Flexibilität und<br />

der Sinn für Pragmatismus groß genug, die unpraktischsten Auswirkungen der Systeme<br />

einfach zu umgehen. Aber in den anderen romanischen Ländern wird im Zweifelsfall<br />

eben schon von vornherein auf die Systeme und komplexen Pläne verzichtet.<br />

Auf der gleichen Linie liegt die Beobachtung, dass man in Meetings mit Franzosen durchaus<br />

Tagesordnungen finden kann, die auch durchaus auch schon vorweg erarbeitet<br />

wurden, und an die man sich bis zu einem gewissen Grad hält.<br />

Bei mündlicher und schriftlicher Kommunikation kommt es in Frankreich auch sehr auf die<br />

Eleganz und den Esprit der Wortwahl an. Daran erfreuen sich zumindest die etwas Gebildeteren<br />

sehr.<br />

Frankreich ist schon lange ein zentralisierter Staat, nicht ein Königreich oder ein loser<br />

Bund, keine Kolonie und keine Diktatur. Auch das unterscheidet es von vielen romanischen<br />

"Verwandten" und führt zum Beispiel dazu, dass der Staat zumindest aus Sicht der<br />

Wirtschaft, teilweise auch aus Sicht der Einzelpersonen, durchaus respektiert wird und<br />

man vertrauensvoll mit ihm zusammenarbeitet. Das ist in anderen Ländern (Spanien!)<br />

durchaus nicht immer so, selbst wenn es dort eine hohe Staatsquote an der Wirtschaft<br />

gibt. Ebenso ist es spezifisch für Frankreich, dass die Rechenschaftsberichte und Planungen<br />

der Firmen durchaus zuverlässige Zahlen enthalten.<br />

Trotz steiler Hierarchien ist nicht so viel Kontrolle von Arbeitern nötig wie in den anderen<br />

Latino- und romanischen Ländern - höhere Eigenmotivation. Übrigens sind nur knapp 20%<br />

der Arbeiter und Angestellten gewerkschaftlich organisiert, die niedrigste Quote in der<br />

ganzen EU.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 60


14.5.1.1 Bildungssystem / Art zu denken<br />

� Mathematik gilt als Königin der Wissenschaften. Die Top Elite lernt Mathe.<br />

� Junge Franzosen lernen ihre Schulkameraden als "Copains" kennen, sie sind den ganzen<br />

Tag zusammen, es gibt viel Wettstreit, wenig Kooperation.<br />

� Man lernt, unter Druck vorgegebene Ziele rasch zu erreichen. (nicht: selbst gesteckte<br />

Ziele, möglichst Druck vermeiden, um besser denken zu können)<br />

� Man lernt, Info rasch aufzunehmen und darauf zu reagieren (nicht: Info gründlich hinterfragen<br />

und verstehen)<br />

� Man übt sich in Synthese, globalem, Fächer übergreifendem Denken, Generalist<br />

(nicht: Fachmann oder Fachfrau)<br />

� Ziel: zur (unterschiedlich einsetzbaren) Elite gehören (nicht: in Fachbereich anerkannt<br />

sein)<br />

� Allgemeinbildung gilt mehr als spezifische Fachkompetenz. Schon nach der Primärstufe<br />

der Schule, und dann in der Sekundärstufe werden die besseren Schüler zu den<br />

allgemeinbildenden Schulgängen hin gelenkt, der Rest in die fachspezifischen Ausbildungen<br />

gesteckt.<br />

� Franzosen sehen die Synergien mit Deutschen so: "Wir Franzosen sind die Kreativen, die<br />

die guten Ideen liefern. Die Stärke der Deutschen liegt in der Prototypenentwicklung<br />

und in der Entwicklung zur Serienreife und zum marktfähigen Produkt." (Eurocopter)<br />

14.5.2 Frauen<br />

� 1945: Wahlrecht<br />

� 1964: dürfen ohne Erlaubnis des Gatten Konto oder einen Laden eröffnen, sich einen<br />

Paß besorgen<br />

� 1975 und 1979: weitere Gleichstellungen bei Besitz, Scheidung, Recht auf Arbeit<br />

� 1980 Academie Francaise hat erste Frau<br />

� Arbeitsmarkt 2003 hat 39,2% Frauen (GB: 38,6%), (D-West: 36,7%)<br />

14.5.3 Familie<br />

"Die Franzosen unterstützen ihre Kinder, bis die ihnen auf die Bärte treten" (in F. lebender<br />

Amerikaner)<br />

erzieherische Aufgabe der Eltern wird sehr wichtig genommen, man achtet sehr darauf,<br />

dass die Kinder als gut erzogen gelten.<br />

14.5.4 Prioritäten nicht direkt materialistisch<br />

Taxifahrer fährt ewige Umwege, verwickelt in ein philosophisches Gespräch mit seinem<br />

ausländischen Gast. Am Ende will er kein Geld, bedankt sich für die interessante Unterhaltung.<br />

14.5.5 Planung<br />

Kurze Planung, lange Ausführung ("langsame und elastische Umsetzung" Jacques Pateau)<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 61


14.6 Italien<br />

14.6.1 Wo weicht Italien vom Bild der romanischen Kulturen ab?<br />

Wie die anderen romanischen Kulturen - Frankreich, Spanien, Mittel- und Südamerika - ist<br />

auch Italien von folgenden Kulturkategorien geprägt:<br />

� Deutlich mehr hierarchisch als gleichberechtigt<br />

� Eher individualistisch, aber mit einem großen Familiensinn,<br />

in Teams eher untereinander rivalisierend und auf den Chef bezogen<br />

� Viel stärker personen- als sachorientiert<br />

� Deutlich mehr gefühlsbetont als neutral<br />

� Motivation kommt über persönlichen Stolz, persönliche Loyalität,<br />

nicht über abstrakten, technischen Ehrgeiz, anonymes Pflichtgefühl.<br />

� Eher interessiert an der Form/ Eleganz einer Sache/ Idee als an ihrer Substanz<br />

Trotzdem gibt es Unterschiede.<br />

Kein europäisches Volk benutzt derart viele Mobiltelefone wie die Italiener.<br />

Italien ist laut UNESCO im Besitz von 70% der Weltkultur.<br />

Mehr noch als bei den Nachbarn ist es in Italien wichtig, "bella figura" zu machen. Das<br />

betrifft sowohl die Kleidung als auch das Auftreten insgesamt. Kompetenz in Schlabberhosen<br />

ist schlichtweg unvorstellbar. Jeder Chef und jeder, der sein Unternehmen repräsentieren<br />

muss, weiß, dass er die absolute Pflicht hat, in Kleidung, Styling und Auftreten<br />

absolut umwerfend zu erscheinen.<br />

Der größte wirtschaftliche Erfolgsfaktor Italiens ist sein Mittelstand vor allem in den Regionen<br />

von Mailand und Turin. Dort sorgen sehr fähige und fleißige Familienunternehmer<br />

meist technischer Ausrichtung für Innovation, Arbeitsplätze und ansehnliche Exporterfolge.<br />

Die Elite ist - anders als in Frankreich - eben nicht in den großen, staatlich beeinflussten<br />

Unternehmen.<br />

In der Gegend um Mailand ist - ähnlich wie in Nordfrankreich - Pünktlichkeit sehr wohl<br />

üblich, ebenso die Wahrung von Terminen etc.<br />

Die Italiener sind fernsehsüchtig (das haben sie mit den Südamerikanern gemeinsam).<br />

Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass in den 50er Jahren in manchen Regionen<br />

die Hälfte der Leute Analphabeten waren. Mit Hilfe des Fernsehens bildeten sie sich<br />

fort und lernten via Fernsehen in entsprechenden Programmen sogar das Lesen.<br />

14.6.2 Bellezza / bella figura/ Elite<br />

Das Schöne, die Ästhetik, ist keine erfreuliche Ergänzung zu den "ernsten Dingen des Lebens",<br />

sondern selbst ein ernstes Ding im Sinne von Ordnungsprinzip (Christoph Herwig,<br />

Überlegungen zum nationalen Habitus Italiens. Ein Essay zum Thema Soziologische Länderkunde.<br />

Hilden, SSIP-texte, 2/96) Das ist ein Unterschied zu anderen mediterranen Kulturen.<br />

"Schönheit" ist für Italiener so etwas wie "Offenheit" für die Amis oder "Zuverlässigkeit"<br />

für die Deutschen. Es lenkt das Verhalten, macht viele Menschen und Situationen berechenbar,<br />

gibt Orientierung und Sicherheit. Es ist furchtbar wichtig, dass man sich gegenseitig<br />

(oder die Kinder der anderen) als schön bezeichnet, das ist viele wichtiger als etwa<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 62


"sympathisch" oder "klug", letztere würde man für mickrigen Lob-Ersatz für nicht wahrnehmbare<br />

Schönheit empfinden.<br />

Bella figura = Gesicht. Bella figura macht man mit noblem Trinkgeld, schickem Abendkleid<br />

usw.<br />

Brutta figura: falsche Krawatte, roher Gesang im Café, Badezeug im Restaurant., Suff!,<br />

Schlägerei..<br />

Ästhetik bezieht sich z.B. auf: Kleidung, Nahrungsmittel, Auslagen von Geschäften und<br />

Obstständen, Erhaltung historischen Ambientes alter Ortschaften, Kunst, Musik, Film, Theater<br />

etc. Auch die Kommunikation hat etwas von Theater: laut, dramatisch, voller Gesten<br />

und Mimik, die Form wahrend.<br />

Elite orientiert sich an einer bestimmten Bezugsperson, wie z.B. Giovanni Agnelli: alle anderen<br />

versuchen, seine Mode, seinen Habitus etc. zu kopieren und damit, gleich ihm, aus<br />

dem Plebs herauszuragen. "[Deutschland ist ein Land], in dem es keine Bezugspersonen<br />

gibt und keine festen Rahmenrichtlinien, wie man [um in einer bestimmten gesellschaftlichen<br />

Position anerkannt zu sein] sich zu verhalten hat." Auch Wissenschaftler mühen sich<br />

um solchen Glanz, indem sie sehr schnell, nachdem sie irgendwelche Teilergebnisse haben,<br />

im Fernsehen darüber berichten, seien die Ergebnisse auch noch so unvollständig.<br />

Aber man muss sich präsentieren. Alle Leute bewundern die glänzenden Schaumschläger<br />

heimlich.<br />

"Wenn ich die Politiker aus europäischer Sicht betrachte, sind die Italiener die besseren<br />

Politiker. Wenn ich es aus lokaler Perspektive sehe, habe ich keinen Zweifel, dass die Personen,<br />

die Politik in Deutschland machen, bürgernäher, verantwortlicher, ernsthafter und<br />

pragmatischer sind als die italienischen Politiker [aber italienische Politiker] sind Personen<br />

mit einer außerordentlichen Bildung, großer Internationalität und einem intellektuellen<br />

Niveau, das man kaum bei anderen europäischen Politikern findet." (Carlo Batasin in Sietar<br />

D Newsletter 2/99, Autor von "Deutschland von Außen" 1998<br />

14.6.3 Familismus<br />

Staat hat weder Gewalt- noch Steuermonopol so richtig, schon gar nicht im Süden, Staat<br />

wird nicht als Garant der Wahrung der Bürgerinteressen angesehen, sondern als Feind<br />

meiner regionalen oder Familieninteressen.<br />

Zu interessanten Staatsbesuchen kommt schon mal die ganze Familie mit und muss bewirtet<br />

werden.<br />

Man traut sich nicht, was gegen die Familie zu unternehmen. Z.B. in eine andere Stadt<br />

umziehen...<br />

Es gibt wenig Strukturen, die eine Autonomie von Studenten fördern: jobben macht nicht<br />

unabhängig von den Eltern (zu geringes Entgelt), es gibt kaum passende Zimmer zu mieten<br />

etc.<br />

wer selbständig werden will (bes. junge Frau!) muss ins Ausland (GB!) gehen, im Inland<br />

geht es nicht<br />

Freundschaften außerhalb der Familie gehen nicht so leicht in die Tiefe, obwohl ja Freunde<br />

total wichtig sind. Sichtbares Zeichen: Tagsüber verschlossene Fensterläden, wenig<br />

Einladungen in die Häuser usw. Grund: man weiß, jeder ist zunächst seiner Familie verpflichtet,<br />

also auch mein Freund. Also nicht in erster Linie mir. Bleibt ein Rest Misstrauen.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 63


Was Italiener verblüfft: Das man "valet-parking machen kann: einem Fremden Autoschlüssel<br />

geben!<br />

Wenn man allerdings im Ausland oder sonst wie von seiner Familie getrennt ist, dann<br />

sucht man sich so gut es geht eine Ersatzfamilie zusammen, möglichst auch Italiener.<br />

Familie springt für viele Dinge ein, die anderswo in Europa der Staat übernimmt: nicht<br />

medizinische Krankenpflege in Krankenhäusern, Jobbeschaffung, Ausbildung usw.<br />

Extremer Geburtenrückgang liegt gerade an der hohen Bedeutung der Kinder!!! Denn<br />

die Familie muss ihnen all das ermöglichen, was der Staat nicht kann: gute Schule, Ausbildung,<br />

Arbeitsplatz, Wohnung.... Das ist inzwischen nur noch für maximal ein Kind zu leisten.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 64


14.7 Spanien<br />

14.7.1 Wo weicht Spanien vom Bild der romanischen Kulturen ab?<br />

Wie die anderen romanischen Kulturen - Frankreich, Italien, Mittel- und Südamerika - ist<br />

auch Spanien von folgenden Kulturkategorien geprägt:<br />

� Deutlich mehr hierarchisch als gleichberechtigt<br />

� Eher individualistisch, aber mit einem großen Familiensinn,<br />

in Teams eher untereinander rivalisierend und auf den Chef bezogen<br />

� Viel stärker personen- als sachorientiert<br />

� Deutlich mehr gefühlsbetont als neutral<br />

� Motivation kommt über persönlichen Stolz, persönliche Loyalität,<br />

nicht über abstrakten, technischen Ehrgeiz, anonymes Pflichtgefühl.<br />

� Eher interessiert an der Form/ Eleganz einer Sache/ Idee als an ihrer Substanz<br />

Trotzdem gibt es Unterschiede, auch im Wirtschaftsleben:<br />

Spanien ist von den europäischen romanischen Ländern dasjenige mit dem bisher geringsten<br />

wirtschaftlichen Erfolg. (Arbeitslosigkeit gut 20%, 10% Drogenkonsumenten). Eine<br />

Ursache mag in der langen Franco-Diktatur (bis 1975) und dem damit verbundenen Gesellschaftssystem<br />

liegen, das Spanien 30 Jahre lang vom erneuerten Europa abschnitt -<br />

und auch bedingte, dass es nach dem zweiten Weltkrieg für Spanien keine amerikanische<br />

Wirtschaftshilfe gab.<br />

Die Betonung der Chefrolle ist in Spanien vor allem bei der älteren Generation noch weit<br />

ausgeprägter als bei den anderen romanischen "Verwandten" in dem Sinne, dass der<br />

Chef weniger konsultiert und mehr befiehlt.<br />

Frauen sind in der Wirtschaft weniger und in weniger prominenten Positionen vertreten als<br />

bei den Italienern oder Franzosen.<br />

Trotz der Betonung von Mut, Stolz und Ehre unterscheidet die Spanier bei öffentlichen<br />

Auftritten (Wort ergreifen im Meeting, Präsentation darbieten usw.) von ihren Nachbarn,<br />

dass sie auf bescheidenes Auftreten Wert legen, nicht auf flamboyante, geniale Selbstdarstellung.<br />

Und übrigens: Spanien hat ein maurisches Erbe. Praktisch das ganze Land war im Mittelalter<br />

mehrere Jahrhunderte lang islamisch erobert, was für die Wissenschaft, Technik und<br />

Kunst allerdings ein großes Plus bedeutete, da die damaligen muslimischen Herrscher weit<br />

offener waren als die christlichen. Ohne sie wüßten wir heute nichts mehr von den griechischen<br />

Philosophen und Mathematikern, weil sie der Kirche damals als "heidnisch" galten<br />

und verboten waren.<br />

14.7.2 Zum Thema polychrone Planung / gestreute Aufmerksamkeit,:<br />

Es wird wenig geplant, zugleich gibt es auch einen ausgeprägten unternehmerischen<br />

Sinn für das Ergreifen von Chancen. Man konzentriert sich auf kurzfristige Gewinne, macht<br />

bei allen Risiken mit.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 65


Es gilt: kurze Vorbereitungsphase, lange Ausführungsphase (weil ja dauernd nachtariert<br />

werden muss). Falls Probleme auftreten, werden informelle Wege zu deren Lösung gesucht,<br />

oft wird dabei nicht einmal die offizielle Projektplanung geändert. Zusagen, wie<br />

etwa Terminzusagen, sind keine Ergebnisse geplanter Arbeitsprozesse. Sie sind so eine Art<br />

Anhaltspunkt und dürfen nicht wörtlich genommen werden.<br />

Organigramme sind Schrott. Funktionsbeschreibungen sind sehr vage, innerhalb derselben<br />

"Funbktion" kann man leicht eine ungeplante, informelle Jobrotation durchmachen.<br />

Aufmerksamkeit streuen: Am Ende einer für Deutsche oder Briten völlig konfusen Sitzung<br />

mit tausend verschiedenen Beiträgen und scheinbar ohne roten Faden ist zu erleben,<br />

dass ein Spanier das Wichtigste zusammenfasst und dabei wirklich einen kohärenten oder<br />

gut komponierten Gedankenstrang liefert.<br />

14.7.3 Zum Thema Personenbezug/ Familismus/ Eleganz<br />

Kollegen werden nicht in erster Linie aufgrund von Fachkenntnis geschätzt oder bewundert<br />

sondern aufgrund von Originalität, Phantasie, Flexibilität, Allgemeinwissen usw. Je<br />

höher der gesellschaftliche Rang, desto wichtiger, kultiviert, elegant, gebildet aufzutreten.<br />

Man duzt einander vielfach, das ist kein Zeichen von Respektlosigkeit sondern von Integrieren.<br />

Informationen werden um so eher geglaubt, je näher der Informant dem Fragenden<br />

steht, nicht je informierter der Informant ist. Auf sehr nahe Bekannte verläßt man sich<br />

blind.<br />

Wer gefragt wird, ist daher verpflichtet, zu helfen/ Auskunft zu geben. Wenn er nicht weiter<br />

weiß, fragt er seinerseits jemand anderen. Der ursprüngliche Frage muss nun warten,<br />

bis alle Instanzen von zu Fragenden durch sind und die Antwort / Hilfe retour kommt.<br />

Wenn man sagt "ich weiß/ kann das nicht", ist das keine Aussage auf Faktenebene, sondern<br />

auf Beziehungsebene: ich will dir jetzt nicht helfen.<br />

Kodifizierte Regeln zu befolgen ist kein moralischer Wert an sich. Keine internalisierte Kontrollinstanz,<br />

das machen die Personen außerhalb, vor allem die Eltern und Vorgesetzten.<br />

Die Erziehung z.B. sieht nicht so aus, dass den Kindern Gründe geliefert würden, warum<br />

etwas zu tun oder lassen sei... Es wird behauptet, ermuntert, befohlen. Autorität zählt.<br />

Jeder ist in erster Linie seiner Familie verpflichtet. Man hält sich an ihre Normen, macht sie<br />

stark, reich, mächtig.. Kinder leben auch als Erwachsene noch vielfach bei den Eltern<br />

oder haben viel engen Kontakt mit ihnen.<br />

14.7.4 Zum Thema Hierarchie<br />

Gruppierungen grenzen sich scharf voneinander ab. Eltern achten sehr darauf, dass ihre<br />

Kinder standesgemäße Freundschaften schließen. Bildung ist ein Ausweg nach oben.<br />

Chefs sind Generalisten und werden aufgrund ihrer Persönlichkeit, Eleganz, Allgemeinbildung<br />

etc. geschätzt. Sie arbeiten gern mit größeren Visionen, für die konkrete Machbarkeit<br />

sind die Leute unter ihnen zuständig. Ein idealer Chef ist interessiert an seinen Leuten,<br />

"süß und zuckrig", "läßt seine Gnadensonne scheinen"<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 66


Mitarbeiter oder Außenstehende wenden sich mit Anliegen meist direkt an den obersten<br />

Chef (Geschäftsführer, Inhaber), so wird ihr Problem schneller gelöst. Allerdings frustriert<br />

dies das mittlere Management.<br />

Mitarbeiter stellen Anweisungen des Chefs nicht in Frage, führen einfach aus, allerdings<br />

nur, wenn der Chef auch konstant kontrolliert - und nur, wenn sie den Chef achten, andernfalls:<br />

Flohzirkus.<br />

14.7.5 Zum Thema Emotionalität / Spaß:<br />

Man ist lebendig, redet wild durcheinander, lacht viel usw. Es kann sogar sein, dass man<br />

aktiv Dissens provoziert und lustvoll streitet. Das heißt aber keineswegs, dass man seine<br />

Emotionen offen zeigt. Es scheint eher im Gegenteil so, als ob man seinen inneren Kern<br />

gerade durch die scheinbare Offenheit um so wirksamer verbirgt. Es gibt eine noch stärkere<br />

Trennung zwischen Beruf und Privatsphäre als etwa in Deutschland. Engere Bindungen<br />

bewegen sich fast ausschließlich im familiären Rahmen, ganz wenige weitere gute<br />

Freunde. Tolerante Unverbindlichkeit ist angesagt im Umgang mit Kollegen, Bekannten<br />

und "Freunden".<br />

Männer und Frauen flirten viel miteinander, sie vergessen nie, dass sie unterschiedliche<br />

Geschlechter haben. Männer umwerben, Frauen werden umworben. Frauen finden es<br />

sehr wichtig, gut auszusehen. Sie dürfen dabei ruhig beruflich erfolgreich sein, Hauptsache,<br />

das geht Hand in Hand mit Klasse, Eleganz, Chic, Charme.<br />

Arbeit soll Spaß machen, der Lustfaktor ist wichtig. Man arbeitet, um zu leben, nicht umgekehrt.<br />

Mißerfolge werden eher auf die leichte Schulter genommen und dummen Umständen<br />

zugeschrieben. Begeisterung beflügelt, hält aber meist nicht lange an. Verbissenheit<br />

ist unspanisch<br />

14.7.6 Essenszeiten<br />

Mittag: 14:00 - 16:00 Uhr, Abend 21:00 - 23:00 Uhr<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 67


15 Angelsächsische Kulturen:<br />

15.1 Umgang mit Zeit<br />

15.1.1 Pünktlichkeit<br />

ist in den angelsächsischen Kulturen eben so eine Tugend wie im Rest Mittel- und Nordeuropas.<br />

Die Unterschiede zwischen Angelsachsen einerseits und Österreichern und Deutschen<br />

andererseits betreffen eher zwei andere Aspekte des Umgangs mit Zeit: Rhythmus<br />

und Zeitperspektive.<br />

15.1.2 Rhythmus:<br />

Angelsächsische Kulturen empfinden sich als schneller, verglichen mit Österreich und<br />

Deutschland. Zum Beispiel bei Entscheidungsfindungsprozessen (mehr dazu auf der Seite<br />

"Projektmeeting") oder in Verhandlungen oder bei der "Time to market" eines Produktes<br />

15.1.3 Zeitperspektive:<br />

Angelsächsische Kulturen sind stark gegenwartsorientiert. Arbeiter bekommen wöchentlich<br />

ihre Lohntüte (häufig tatsächlich in bar bzw. als Barscheck), Angestellte oft zweiwöchentlich,<br />

Topmanager liefern vierteljährlich ihre Bilanzen ab... Auch die Mieten werden in<br />

Wochenraten angegeben.<br />

15.1.4 USA spezial: Zeit und Freundschaften<br />

Der Umgang mit Zeit hängt mit dem Umgang mit Raum zusammen: Vor allem Amerikaner<br />

leben recht mobil, sie wechseln statistisch alle fünf Jahre Job und oder Wohnort - und<br />

ziehen Hunderte oder über Tausend Meilen weit weg. Schon deshalb müssen sie es schaffen,<br />

rasch neue Freunde zu "machen", wie man auf Englisch so treffend sagt. So muß jedes<br />

Kennenlernen schnell gehen, für den langsamen Aufbau einer Beziehung ist keine<br />

Zeit vorgesehen.<br />

Es gibt ein erprobtes System zur Zeitersparnis: man ist neu und hat einen oder zwei Ansprechpartner<br />

(Büronachbar, Sekretärin usw.). Beim Mittagessen oder irgendeiner Gelegenheit,<br />

wo man zusammen mit dieser Person weiteren Menschen über den Weg läuft,<br />

wird man vorgestellt. Sieht man diese Leute das nächste Mal woanders wieder, rufen sie<br />

begeistert "Hi, Tess, have you met Barbara already? And this is Jack, Dan, Deidre.." Dieses<br />

Schneeballsystem funktioniert, bis man alle schon 'mal begrüßt hat. Jeder betrachtet einen<br />

fortan als Bekannten. Man wird an den Tisch in der Kantine oder zu der Plaudergruppe<br />

beim Kaffeeautomaten gewunken, kann sich dazu setzen oder stellen. Sehr rasch<br />

verschafft man sich so einen Überblick, mit welcher der vielen Personen man eine nähere<br />

Bekanntschaft ins Auge fassen möchte. Nur darf man natürlich angesichts dieser kollektiven<br />

"Herzlichkeit" aller "Bekannten" nicht irrtümlich glauben, man sei mit ihnen befreundet.<br />

Es ist nur ein System, um die richtigen - werdenden - Freunde rascher ausfindig machen zu<br />

können.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 68


15.2 Angelsächsischer Raum: Übung<br />

Small Talk Lines<br />

Which are okay, which are not?<br />

1. What kind of work do you do for a living?<br />

2. When are you thinking of having children?<br />

3. My daughter tells me your dog died! How are you taking it?<br />

4. What lovely weather we're having! It's perfect for a hike, don't you think?<br />

5. Do you happen to know a good real estate office? I think I'll have to find one in<br />

order to get an apartment here in town.<br />

6. Did you see the Redskins game last night? Oh boy, they certainly took a beating!<br />

7. New here, aren't you? Well, if you're in need of a haircut just don't go to Nellie's!<br />

8. You don't look old enough to have two children already! How old are you<br />

really?<br />

9. Excuse me, but I happened to overhear you talking about cameras. There's a<br />

great camera store just around the corner.<br />

10. What does your wife/husband/partner do?<br />

11. To be quite honest, I don't mind working with homosexuals? What about you?<br />

12. How was your weekend?<br />

13. Have you by any chance put on a little extra weight?<br />

14. What do you think about this: if I transfer abroad I'll make $46,000! That's a<br />

$5,000 pay raise.<br />

15. Do you think the Pope is right about abortion?<br />

16. I hear you're looking for a new marketing assistant. I can recommend someone<br />

if you like?<br />

17. Who did you vote for in the last election?<br />

18. Gee, you look different! Did you dye your hair?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 69


15.3 Angelsächsische Kulturen:<br />

Sozialverhalten/ Höflichkeit/ Small Talk<br />

� Höflichkeit hat in angelsächsischen Kulturen einen hohen Stellenwert,<br />

daher gibt es viele Situationen, in denen Aussagen in einer relativ<br />

indirekten Form abgefaßt werden. Als Kontrast dazu gibt es in den<br />

USA aber auch die Möglichkeit, knallhart, direkt und geradezu<br />

sarkastisch zu formulieren, das kann auch die Form von schwarzem<br />

oder grimmigem Humor annehmen. Aus britischer Sicht sind Amerikaner<br />

sehr direkt.<br />

� "Danke" und "Bitte" werden in den USA und in GB sehr viel verwendet.<br />

Nie "Could you do me a favour?", sondern "Could you do me a favour, please?"<br />

� Geduldig Schlange stehen wird in angelsächsischen Kulturen erwartet. Vor Schaltern<br />

gibt es eine Markierung in ca. 1-2 m Abstand, die der zweite in der Schlange nicht<br />

übertreten sollte, so lange der erste noch bedient wird.<br />

� Man unterhält sich auf der Small Talk Ebene (USA viel mehr als in GB), weniger dagegen<br />

zu Themen wie Politik, Gesellschaft usw. Das bleibt einem kleinen Freundeskreis<br />

vorbehalten, weil diese Themen zu Streit führen könnten. Und den will man bei normalen<br />

Bekannten auf jeden Fall vermeiden, er gilt unnötig und unprofessionell, weil man<br />

sich eine Blöße gibt, wenn man seine Meinung sagt. Man wahrt eine gewisse Distanz.<br />

15.3.1 Small Talk<br />

Es geht um eine Art Ping-Pong, die Kommunikation bedient die Beziehungsebene, nicht<br />

so sehr die Informationsebene. Am besten, man gibt kurze Antworten und verknüpft sie<br />

mit einer offenen Gegenfrage. Keine langen Monologe!!!<br />

15.3.2 Gute Small Talk Themen<br />

� Irgend etwas aus der sichtbaren Umgebung, das man kommentieren kann<br />

� Uhrzeit, Wetter, Börse, Geldangelegenheiten allgemein<br />

� Der Job/ die Schule/ das Studium<br />

� Freizeitaktivitäten, Hobbies, jüngste Aktivitäten oder Ausflüge<br />

� Familie, Haustiere, Haus und Garten, Gerätschaften, die man besitzt<br />

� Komplimente<br />

Egal, wie trivial die Themen sind, der Gesprächston dabei sollte freundlich und interessiert<br />

sein, begleitet von Augenkontakt, Lächeln und Kopfnicken.<br />

15.3.3 Tabuthemen (vor allem USA)<br />

� Das Alter oder die Hautfarbe, körperliche Besonderheiten des Gesprächspartners<br />

� Das eigene Einkommen/ Vermögen und das des Gesprächspartners<br />

� Alles, was mit Sex und Tod zu tun hat<br />

� Verunglimpfung der Vereinigten Staaten oder der christlichen Religion (meist)<br />

� Aktuelle Items aus dem Gebiet der "political correctness" beachten! (Immer: Rasse,<br />

Geschlecht, Behinderung,...)<br />

Generell ist es auch "falsch", bei den Antworten betreffend geeigneten Themen ins Detail<br />

zu gehen (s.o. fett Gedrucktes).<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 70


15.4 Angelsächsische Kulturen:<br />

Selbstdarstellung und Präsentationen<br />

Der wichtigste Rat lautet KISS (keep it short&simple)<br />

Die Präsentation wird als eine Art Entertainment, zumindest aber als lebendige Kommunikation<br />

zwischen Präsentierendem und Zuhörerschaft, gesehen. Der Sprecher oder die<br />

Sprecherin soll unterhaltend sein, locker, einprägsam, enthusiastisch (letzteres vor allem in<br />

den USA, wo emotionale Appelle mindestens so wichtig sind wie sachliche Informationen).<br />

Wenn der Sprecher dann auch noch sehr erfahren wirkt, um so besser. Gute Sprecher<br />

halten ständig Augenkontakt mit dem Publikum. Wenn mehr als einer präsentiert,<br />

wird erwartet, daß die Sprecher ein sichtbar gut eingespieltes Team darstellen.<br />

Das wichtigste Argument besteht immer im Nutzen des Produkts oder der Methode<br />

für den angesprochenen Zuhörer. Der will nicht die theoretisch beste, sondern die<br />

für ihn praktischste Lösung.<br />

Allerdings ist es - vor allem in den USA - erforderlich, sachliche Behauptungen zu<br />

quantifizieren, das wirkt irgendwie schlüssig und wasserdicht: Also nicht "unser Motor<br />

ist stärker als das von Ihnen verwendete Modell", sondern "Unser Motor liefert Ihnen 20%<br />

mehr Leistung als das bisher von Ihnen verwendete Modell. Im Unterhalt kostet er dabei<br />

nicht mehr." (zu untermauern mittels einer Graphik, die beide Dieselverbrauchswerte<br />

wiedergibt.)<br />

Das heißt nicht, dass man sich in Details stürzen sollte! Und auch nicht "vom Hölzchen aufs<br />

Stöckchen" kommen. Angelsachsen als Publikum ziehen es vor, nur unmittelbare relevante<br />

Details zu erfahren.<br />

� Witze als Aufmacher (oder sonst etwas, das ein Gefühl lockerer Gemeinsamkeit erzeugt).<br />

Die Konzentration zielt noch mehr auf die Zuhörerschaft als auf das Produkt.<br />

� Keine Infoflut! Die Sätze sollten schlicht und kurz sein, die Information in kleine, verdauliche<br />

Häppchen geschnitten. Pro 10 Minuten Präsentation sind 4-5 Folien maximal erträglich!<br />

� Vorab für die Zuhörer strukturieren (mit Bulletpoints oder dem verbalen Äquivalent dazu).<br />

Gut ist es, zu jedem Punkt eine ungefähre Zeitangabe zu liefern, wie lange der<br />

dauern wird. Im Verlauf der Präsentation sollte man dann auch jeweils deutlich machen,<br />

beim wievielten Punkt man sich gerade befindet. (Pro halber Stunde sind ca. 3-5<br />

Punkte plus Zusammenfassung okay.) Die Schlußsätze sollte man, bevor man sie ausspricht,<br />

als solche kenntlich machen, denn neben dem Anfang der Präsentation erringen<br />

sie die höchste Aufmerksamkeit. Wer gut ist im Präsentieren, hat immer einen zündenden<br />

Schlusssatz parat.<br />

� Abwechslung ist wichtig: mal ein paar ernste Sätze, dann wieder ein paar lustigere,<br />

mal etwas bildhafter, dann wieder nüchterne Fakten, die Stimmlage sollte auch variieren,<br />

alles, was Monotonie vermeidet, ist willkommen.<br />

� Das wichtigste Statement kommt ruhig mehrfach, zumindest aber je einmal in der ersten<br />

und letzten Minute der Präsentation<br />

Zusammenfassend gesagt: für Präsentationen, egal welcher Art, steht bei Angelsachsen<br />

das Modell "Verkaufen" Pate, nicht das Modell "Beweisführung", "Dokumentation" oder<br />

ähnliche.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 71


15.5 Angelsächsische Kulturen: Meetings<br />

Meetings in GB und den USA sind nicht gleich, haben aber gemeinsame Merkmale:<br />

Meetings sind zentraler Bestandteil des angelsächsischen Geschäftslebens. Nach verschiedenen<br />

Untersuchungen (z.B. Heidrich & Struggles 1989 oder Fortune<br />

Magazine 1990) verbringen in den USA Angestellte ein Drittel ihrer<br />

Arbeitszeit damit. Dabei gilt: je höher die Position, desto mehr<br />

Meetings. 4 Wochentage des Managements bestehen aus<br />

Meetings, für den CEO hat ein Arbeitstag 10 Stunden Meetings.<br />

Die Meetings, auch kleinere, haben eine Tagesordnung, die meist auch im Voraus verteilt<br />

wird. Eine "chairperson" wird darauf achten, daß die Punkte einigermaßen der Reihe<br />

nach abgearbeitet werden. Es ist nicht leicht, zusätzliche Punkte in ein laufendes Meeting<br />

einzubringen, das sollte ebenfalls im Voraus geschehen.<br />

Sinn und Zweck eines Meetings kann sehr vielfältig sein. In jedem Fall wünschen sich alle<br />

Teilnehmer am Ende jedoch einen "action plan", der möglichst konkret sein soll. Es müssen<br />

keinesfalls alle Details und Eventualitäten geklärt sein.<br />

Von allen Besprechungsteilnehmern wird in angelsächsischen Kulturen wegen der relativ<br />

flachen Hierarchien aktive Teilnahme erwartet, jeder soll zum Erfolg beitragen. Wer sich<br />

nicht beteiligt, gilt als desinteressiert oder ahnungslos.<br />

Jeder Redner soll sich kurz fassen. Nur so kommt jeder mal zum Zuge. Zu viele Details oder<br />

zu gründliche Hintergrundausleuchtung in den Beiträgen einzelner Personen machen die<br />

anderen wahnsinnig. Deutsche und Österreicher gehören aus angelsächsischer Sicht<br />

meist zu solch wahnsinnig machenden Personen. Es gilt als guter Stil, Ideen "huckepack"<br />

zu nehmen, also an den Beiträgen seiner Vorredner anzuknüpfen. Die chairperson sollte<br />

am Ende noch einmal alles zusammenfassen und das Resultat explizit formulieren. Meist<br />

gibt es dazu ein geschriebenes Protokoll.<br />

Auch wenn Klarheit und Fakten wichtig sind, so ist doch das Klima auch von Bedeutung.<br />

Deswegen ist Small Talk vorgesehen am Anfang des Gespräches, in GB deutlich mehr als<br />

in den USA. Es wird in angelsächsischen Meetings mehr gelächelt als in "germanischen".<br />

Auch Humor spielt eine wichtige Rolle, gerade auch in heiklen Situationen. Außerdem<br />

sind reichlich Signale aktiven Zuhörens üblich, die dem jeweiligen Sprecher Feedback<br />

geben.<br />

Ein wichtiger Unterschied zwischen US und GB Meetings liegt im Auftreten und Kommunikationsverhalten<br />

der Teilnehmer: Teilnehmer eines Meetings in den USA treten sehr offensiv<br />

und selbstbewußt auf, versuchen, ihre Idee zu verkaufen. In GB ist ein weit moderaterer<br />

Ton üblich. In beiden Ländern ist es jedoch verpönt, andere Teilnehmer des Meetings<br />

öffentlich in Verlegenheit zu bringen durch direkte (und sei sie auch konstruktive) Kritik.<br />

In den USA erwecken Meetings bei Neulingen oft den Eindruck, alles sei wunderbar. Dies<br />

hängt mit dem amerikanischen Bedürfnis nach Optimismus und Enthusiasmus zusammen.<br />

Europäische Teilnehmer fragen zuweilen leicht verzweifelt, woran sie um Himmels Willen<br />

erkennen sollen, wann ein amerikanisches Meeting nicht so erfolgreich war.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 72


15.6 Wie Angelsachsen die Projektzusammenarbeit<br />

mit deutschsprachigen Kulturen empfinden<br />

DEUTSCHE U.Ä. KULTUREN ANGELSÄCHSISCHE KULTUREN<br />

Bereiten eine Besprechung vor, sammeln Daten,<br />

Ideen, machen ein Konzept<br />

wieso tun die nichts?<br />

Man fängt pünktlich an und arbeitet ohne<br />

Umschweife die Tagesordnung durch<br />

So eine Trödelei!<br />

Man präsentiert Schritt für Schritt sein differenziertes<br />

Konzept. Bei mehreren Konzepten<br />

werden sie der Reihe nach vorgestellt.<br />

So ein Chaos!<br />

Hier ist ja noch nichts vorbereitet,<br />

am Besten wir vertagen<br />

das Ganze<br />

Man hört erst auf, wenn alle Details und Eventualitäten<br />

analysiert und geklärt sind.<br />

So eine Zeitverschwendung!<br />

Bei so vager Planung hätten wir es ganz bleiben<br />

lassen können. Wegen jedes Details müssen<br />

wir uns jetzt<br />

wieder treffen<br />

Danach geht jeder und arbeitet allein seinen<br />

planmäßigen Teil der Aufgaben ab. Von Zeit<br />

zu Zeit gibt es Projektrevisionen.<br />

Plaudern im Gang und in der Kantine darüber,<br />

fragen sich, wer alles da sein wird<br />

Was machen die da bloß?<br />

Was soll das?<br />

Man trifft sich pünktlich,<br />

beginnt jedoch mit Small Talk.<br />

Na, die scheinen ja nicht<br />

zusammen arbeiten zu wollen<br />

Es geschieht eine Art Brainstorming, wo jeder<br />

zu allem etwas sagt und man oft zwischen<br />

den Themen springt.<br />

Wieso<br />

treffen wir uns eigentlich,<br />

wenn die eh schon alles perfekt<br />

durchgeplant haben?<br />

Man hört auf, sobald eine grobe Zielsetzung<br />

und der erste Schritt feststehen.<br />

So eine Zeitverschwendung!<br />

Diese Details werden nie wichtig werden, weil<br />

die Praxis bis dahin wieder alles ändert.<br />

Da müssen wir uns eh<br />

wieder treffen<br />

Danach gehen alle, fangen zu arbeiten an<br />

und tauschen sich laufend aus, wobei sich<br />

viele Schritte den Umständen anpassen..<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 73


15.7 Angelsächsische Kulturen:<br />

Geschäftsverhandlungen<br />

Hier läßt sich kein gemeinsames Papier für Briten und Amerikaner<br />

verfassen, da die Ansätze untereinander noch mehr abweichen als<br />

von deutschen oder österreichischen Ansätzen.<br />

Einstieg<br />

Auftreten<br />

Umgang mit heiklen Fragen<br />

Zeit<br />

Anwaltsorientierung<br />

USA: GB<br />

Verhandlungspartner treten betont herzlich<br />

auf und demonstrieren damit auch<br />

Selbstsicherheit. (wenn nicht, um so<br />

schlimmer). Sehr rasch kommt der Spruch<br />

"Okay, lassen Sie uns zum Punkt kommen."<br />

Damit ist die Höflichkeitsrunde beendet,<br />

man steigt schnell und hart ein.<br />

Unerschrockenheit und Härte sind besonders<br />

anerkannte Auftretensweisen, dazu<br />

darf Humor oder "Sophistication" kommen.<br />

Wichtig ist es, bis zuletzt als "tough"<br />

anerkannt zu bleiben. Auch härteste<br />

Gegner können allerdings nach Vertragsabschluß<br />

mit gelockertem Schlips lustig<br />

zusammen trinken.<br />

Der Verhandlungspartner hat eine pragmatische<br />

Grundhaltung und ist schnell<br />

bereit, in jedes nötige Verhandlungsthema<br />

einzusteigen, sei es auch heikel. Dabei<br />

wünscht er sich rasche Lösungen, die<br />

durchaus nicht dauerhaft sein müssen.<br />

Aber es frustriert ihn "im Stau" zu stehen,<br />

auf der Stelle zu treten. Dagegen zeigt er<br />

wenig Scheu, kontrovers und hart um<br />

Punkte zu ringen, auch in einem Stadium,<br />

in dem die Gesprächspartner noch wenig<br />

Erfahrung miteinander haben.<br />

Eines der wichtigsten Ziele des Verhandlers<br />

ist es, die Verhandlung innerhalb angemessener<br />

Zeit abzuschließen.<br />

Zwar fallen Briten nicht als großen Plauderer<br />

auf, sondern sind eher reserviert. Aus dem<br />

gleichen Grund begeben sie sich aber bei<br />

Verhandlungen eher vorsichtig immer tiefer<br />

ins Gespräch, die Trennung zwischen Small<br />

Talk und harten Verhandlungen ist verwischt.<br />

Charme, Unbestimmtheit, Humor, Understatement<br />

und Vernünftigkeit sind die anerkanntesten<br />

Auftretensweisen. Dahinter verbirgt<br />

sich bei einem guten Verhandler Härte,<br />

die als solche nicht offen gezeigt wird.<br />

Hinter der lächelnden Verbindlichkeit wird<br />

hart gekämpft.<br />

Britische Verhandlungspartner sind ebenfalls<br />

pragmatisch orientiert, jedoch geduldiger.<br />

Sie sind nicht geschockt, wenn<br />

gleich zu Anfang ein heikles Thema aufkommt,<br />

aber sie werden aus psychologischer<br />

Vorsicht heraus gerne erst einmal die<br />

nicht kontroversen Punkte abarbeiten. So<br />

kommt Dissens erst auf, wenn man sich<br />

schon aneinander gebunden hat und der<br />

Wille zur Einigung höher ist. Zuweilen spürt<br />

man die alte langjährige Erfahrung der<br />

Briten mit Indien und dem mittleren Osten:<br />

Briten sind in der Regel weniger eilig als<br />

Amerikaner, aber eiliger als Österreicher<br />

oder Deutsche.<br />

Sowohl Briten als auch US-Amerikaner verstehen sich gut aufs Verhandeln. Sie haben<br />

ihre Positionen gut im Kopf, die Maximalposition ebenso wie die Rückzugspositionen.<br />

Besonders fit sind sie in Fragen, die mit juristischen Vorgehensweisen, mit Marketing,<br />

Politik und Strategie zu tun haben, weniger gut in "technischen" Fragen. Anwälte sind<br />

im internationalen Vergleich extrem stark vertreten. Mit dem Erhalt der Unterschrift unter<br />

den Vertrag fühlt die amerikanische und auch die britische Seite sich sicher<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 74


15.8 GB / USA: Unterschiede<br />

Alle angelsächsischen Kulturen - England,<br />

Schottland, Irland, Australien/ Neuseeland, die USA<br />

und Teile Kanadas - sind von folgenden<br />

Kulturkategorien geprägt:<br />

� Deutlich mehr egalitär/ gleichberechtigt als hierarchisch (Demokratie)<br />

� Stark <strong>kommunikation</strong>sorientiert: ad hoc Aushandeln löst Probleme<br />

� Sehr deutlich individualistisch: "mind your own business"<br />

� Sachorientiert, aber mit betont "persönlicher" Dekoration (Small Talk, Vornamen)<br />

� Deutlich mehr neutral als gefühlsbetont<br />

� Leistungsorientiert<br />

� Protestantische (Puritanische) Wurzeln der bisher genannten Kulturmerkmale<br />

� Motivation kommt über Bestätigung als Individuum, (performance appraisal), Wettbewerb<br />

und Konkurrenzkampf sind erwünscht (In USA offen, in GB verdeckt)<br />

� Betonung einer Kaufleute (Accountant)-, Banker-, Shareholder- Anwälte-Kultur<br />

� Betonung des Finanziellen (Planung ist in erster Linie finanzielle Planung, Budgetierung,<br />

Erfolgskriterium ist in erster Linie der finanzielle Erfolg)<br />

� Frauen haben vergleichsweise gute Karrierechancen (außer Irland)<br />

15.8.1 Trotzdem gibt es Unterschiede<br />

So antworteten auf eine Umfrage, in welchem europäischen Land sie die wenigsten Anpassungsprobleme<br />

hätten, die meisten US-Amerikaner mit "Deutschland" (und nicht GB!)<br />

In weiten Teilen und in zunehmendem Maße könnte man die USA auch unter dem Stichwort<br />

"Latino-/ romanische Kulturen" behandeln, die Gruppe der Latinos wächst proportional<br />

rasant an und ist in manchen südlichen Staaten bzw. Gebieten schon die zahlenmäßig<br />

dominierende Bevölkerungsgruppe. Amerikaner mit europäischem "Stammbaum"<br />

machen noch rund die Hälfte der Bevölkerung aus (wenn man die Mexikaner und Puerto<br />

Ricaner nicht mitzählt, die ja oft auch europäische Vorfahren haben). Schwarze Amerikaner<br />

stellen ca. 12% der Bevölkerung der USA. Dazu kommt, daß die europäischen Vorfahren<br />

der US Amerikaner ja auch nur zu einem kleinen Teil Briten waren, daneben viele<br />

Skandinavier, Slaven, Deutsche, Österreicher, Italiener, usw. Schon aus dem Grund können<br />

sich US Amerikaner und Briten unmöglich stark gleichen. Das größte Gemeinsame ist<br />

die Sprache (und auch die ist ja in beiden Ländern unterschiedlich). Doch an der Sprache<br />

hängt auch ein Denkstil. Und schließlich waren zwar nicht alle europäischen Vorfahren<br />

Briten, wohl aber stellten die Briten einen Großteil der einflußreichsten Gründerväter<br />

der USA. Außerdem ist GB teilweise wegen des Commonwealth auch sehr multiethnisch<br />

(Inder, Karibikleute, Chinesen, Zyprioten, Griechen...<br />

Indirektheit spielt für Briten eine weit umfassendere Rolle als für US Amerikaner. Folgendes<br />

Beispiel ist durch eine Kollegin der Autorin persönlich bezeugt: Der Start der British Airways<br />

in Los Angeles verzögert sich. Ein paar Männer in Arbeitsanzügen gehen noch einmal zur<br />

Maschine. Der britische Flugkapitän sagt höflich und förmlich einige Male Dinge wie: "Due<br />

to some inconveniences our departure will be delayed for a few minutes. We apologize...."<br />

Schließlich rennt ein Amerikaner mit Funkgerät in die Maschine, greift sich ein Bordmikrofon<br />

und brüllt "Get the fuck out of here! There's a bomb on board!"<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 75


GB USA<br />

"Lord" Variante des Individualismus: Vermutlich<br />

gibt es in GB auch nicht mehr Exzentriker<br />

als anderswo, der Unterschied ist, daß sie von<br />

ihren Mitmenschen sehr positiv beurteilt werden.<br />

Sei es Eddie the Eagle, der ebenso ambitionierte<br />

wie erfolglose adlige Skispringer, der<br />

sich zum Üben in Skiern auf dem Dach seines<br />

Chauffeur-gelenkten Rolls herumfahren lässt,<br />

sei es Eric Abbott, der seltsame Segler, der<br />

zum Navigieren ausschließlich Straßenkarten<br />

verwendet. Obwohl er schon 10 Mal SOS funken<br />

musste und die Küstenwache schon fast<br />

50.000 € kostete, verbietet niemand ihm das<br />

Segeln.<br />

Neben dem puritanischen Ideal des fleißigen<br />

aber solidarischen Menschen gibt es das<br />

Ideal des "Gentleman". Dieser ist reich, kultiviert<br />

und der weniger bemittelten Allgemeinheit<br />

verpflichtet. Außerdem ist er kultiviert,<br />

subtil, vertrauenswürdig usw. Beide Ideale sind<br />

während der Thatcher-Zeit teilweise abgebaut<br />

und mit Idealtypen von mehr "amerikanischer"<br />

Härte ergänzt worden.<br />

65% der Briten sagen, daß sie an Gott glauben.<br />

Insgesamt spielt Religion eher eine Rolle<br />

im Privatleben<br />

Angestrebtes Image eines typischen Geschäftsmenschen:<br />

kultiviert, lässig, humorvoll,<br />

seriös, mit Understatement, alles läuft wie am<br />

Schnürchen, absolut willens zu konkurrieren,<br />

aber mit einem Lächeln, fair<br />

Indirektheit ist stets ein Zeichen von Bildung,<br />

ebenso eine kultivierte Bescheidenheit<br />

Reserviertheit ist eine Tugend. Man will sich<br />

gegenseitig nicht auf die Nerven gehen.<br />

"mind your own business". Wenn man miteinander<br />

umgeht, sollte es allerdings höflich und<br />

kultiviert geschehen.<br />

"Pionier" Variante des Individualismus: jeder<br />

sorgt für sich selbst. Interessen einer "Allgemeinheit"<br />

wiegen wenig. Dazu gehört die<br />

amerikanische Überzeugung, daß jeder Waffen<br />

besitzen dürfe und daß jeder Religionsgemeinschaften<br />

und Sekten seiner Wahl angehören<br />

dürfe, auch denen, die der Gesellschaft<br />

gefährlich werden können. Außerdem<br />

bedeutet Individualismus auch, daß jeder sich<br />

aggressiv hocharbeiten darf, ohne falsche<br />

Skrupel. Ein beliebtes Sprichwort sagt "The<br />

squeaky wheel gets the grease", frei übersetzbar<br />

als "Mach energisch auf dich aufmerksam,<br />

wenn Du was haben willst!"<br />

Das Ideal vom Selfmademan oder "vom Tellerwäscher<br />

zum Millionär" beinhaltet den Willen<br />

zur Chancengleichheit für alle, aber auch<br />

eine gute Portion Ellenbogenmentalität.<br />

Die soziale Schere klafft in den USA viel weiter<br />

auseinander als in Europa. Der Anteil der<br />

Haushalte, die unterhalb der Armutsgrenze<br />

leben (< 50% des Durchschnittseinkommens),<br />

beträgt 17% (vgl. in D: 9,4%).<br />

90% der US-Amerikaner glauben an Gott. Es ist<br />

Der Glaube, geht mit Patriotismus und kulturellem<br />

Sendungsbewusstsein Hand in Hand.<br />

Angestrebtes Image eines typischen Geschäftsmenschen:<br />

tough, enthusiastisch, 150%<br />

Identifikation mit Vision und Mission des Unternehmens,<br />

jugendlich, fit, aggressiv, witzig,<br />

mitreißend<br />

Es gibt Indirektheit, aber auch Aggressivität,<br />

Härte, offensive Unbescheidenheit<br />

Freundlich und offen zu wirken, ist wichtig,<br />

Denn man will das Gefühl haben, beliebt zu<br />

sein. Leute, die sich begegnen, nicken sich<br />

daher in jedem Fall zu oder sagen ein paar<br />

Worte (im Flugzeug, im Wartezimmer usw.)<br />

Schweigen ist kein Problem Schweigen macht nervös<br />

Augenkontakt ist okay, aber nicht essentiell Augenkontakt ist wichtig<br />

Europaweit die meisten weiblichen Chefs Aber hier auch männliche Sekretäre<br />

"sexual harassment" macht Anwälte reich<br />

Mehr hire and fire als sonst meist in EU<br />

dennoch vergleichsweise ortsgebunden<br />

GB / USA: Unterschiede<br />

Noch mehr hire and fire, höchste Mobilität<br />

(im Schnitt alle 5 Jahre Umzug)<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 76


16 Osteuropäische Kulturen<br />

16.1 Ost-/ West-Europa Einige Gegenüberstellungen<br />

Deutschland, Österreich Osteuropa<br />

Freizeit getrennt von Arbeit<br />

Identifikation mit Arbeit<br />

Loyalität zur Firma<br />

Festgelegte Termine bleiben fixiert<br />

Direkte Kommunikation<br />

Meinung des Einzelnen wird geäußert<br />

Konstruktive Kritik ist okay<br />

Information für alle zugänglich<br />

Kleine Verhandlungsteams<br />

nach Besprechungen gibt es "Minutes" für<br />

alle oder jeder schreibt für sich mit<br />

Freizeit nicht getrennt von der Arbeit<br />

Identifikation mit Menschen und Ideen<br />

Loyalität zu Menschen/ Job Hopping<br />

Festgelegte Termine werden oft geändert<br />

Indirekte Kommunikation<br />

Meinung der Gruppe wird geäußert<br />

Kritik ist Grund für Verweigerungshaltung<br />

Information für manche zugänglich<br />

Große Verhandlungsteams<br />

nach Besprechungen gibt es nicht unbedingt<br />

"Minutes", oft wird von niemandem<br />

mitgeschrieben. Die Leute merken sich alles<br />

im Kontext<br />

Mitarbeiter handeln aktiv MA warten, was der Chef sagt<br />

Der Chef:<br />

� braucht Kompetenz<br />

� ist fachlich informiert<br />

� überträgt Verantwortung<br />

entscheidet mit dem Team<br />

� kontrolliert wenig<br />

� Soll wenig Statussymbole zeigen<br />

� Soll demokratisch sein<br />

Der Chef:<br />

� braucht Charisma<br />

� Ist stets informiert über alle Befindlichkeiten<br />

im Hause<br />

� behält Verantwortung<br />

entscheidet allein<br />

� kontrolliert viel/ macht selbst<br />

� soll Statussymbole zeigen<br />

� soll fürsorglicher Vater sein<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 77


16.2 Russland: Ausgewählte Kulturstandards<br />

Normen und Werte Österreich Russland<br />

Regeln hoher Grad an verbindlichen<br />

Regeln<br />

Individualismus versus Kollektivismus<br />

Dominanz des Individuums,<br />

„ICH“-Begriff<br />

niedriger Grad an verbindlichen<br />

Regeln<br />

Dominanz des Kollektivs<br />

Verhalten stärker rational stärker emotional<br />

Status definiert durch Fähigkeit, Leistung, Bildung Alter, Position, Bildung<br />

Prestige, Erfolg individuell, materiell gruppengebunden<br />

Umgang mit der Zeit monochron,<br />

Pünktlichkeit ein Wert<br />

Konflikte sind Chance zur Veränderung<br />

Entscheidungen und Entscheidungsfindung<br />

Macht wird hinterfragt, muss sich<br />

legitimieren, geringere Abhängigkeiten<br />

Produkte entsprechen hohen Qualitätsstandards<br />

nach ITMO, Dr. Hannelore Schmidt, Dresden und Moskau<br />

polychron, Pünktlichkeit ist<br />

relativer Wert<br />

sind zu vermeiden<br />

durch Konsensbildung nach Majoritäts- oder Senioritätsprinzip<br />

wird nahezu bedingungslos<br />

akzeptiert, dominiert, hohe<br />

Abhängigkeiten<br />

müssen funktionsfähig und<br />

robust sein<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 78


16.3 Ossi-Wessi-Syndrom in Osteuropa<br />

Die neuen postsozialistischen Empfindlichkeiten bilden regelmäßig eine Quelle von Spannungen:<br />

Ob in Personalentscheidungen, Verhandlungen oder Planungsprozeduren - die<br />

westliche Seite ist sich in der Regel des Konfliktpotentials der West-Ost-Dichotomie nicht<br />

bewusst und ignoriert meist unbewusst die nach Anerkennung und Respektierung ihres<br />

Wissens und kultureller Eigenart strebende bulgarische oder andere osteuropäische Seite.<br />

Die Entsandten werden dabei scharf ins Visier genommen, taxiert und eingestuft, wie die<br />

Aussage eines bulgarischen Managers belegt: "Oft sind es junge Leute oder nicht sehr<br />

hochgestellte Kräfte, die zu uns kommen. Viele sind hoch motiviert, unterschätzen aber in<br />

ihrem Enthusiasmus, dass ihre bulgarischen Partner eine höhere Ausbildung genossen<br />

haben und innerhalb unserer Gesellschaft eine bessere soziale Position für sich beanspruchen,<br />

auch wenn sie gegenwärtig schlecht bezahlt werden. Ihre Tätigkeit sehen sie in<br />

erster Linie als günstige Gelegenheit für einen schnellen Karrieresprung innerhalb der Firma.<br />

So sind sie meist nicht interessiert, sich auf das hiesige Umfeld einzulassen, finden vieles<br />

lästig und mühsam. Da fliegt man am Wochenende schon mal lieber nach Hause".<br />

Vermutlich ahnen die westlichen Fachkräfte nicht, dass sie so scharf beobachtet werden.<br />

Da reichen bereits ganz banale Reaktionen aus, die Kluft des West-Ost-Gegensatzes neu<br />

aufzureißen, etwa wenn Angebote zur Besichtigung von historischen Stätten oder Ausflüge<br />

aus "Zeitmangel" abgelehnt werden. Die häufige Wiederholung solcher Kommunikationsmuster<br />

hat bereits eine eigene Dynamik erzeugt und Erwartungen kultiviert, die als sich<br />

selbst erfüllende Prophezeiungen funktionieren: "Die Ausländer wollen uns nicht kennen<br />

lernen, wie wollen sie dann mit uns arbeiten" ist eine sehr verbreitete Überzeugung. Die<br />

Erfahrungen der mittlerweile fünfzehnjährigen Öffnung der bulgarischen Wirtschaft und<br />

Politik zeigen, dass die Brisanz des West-Ost-Gegensatzes kaum abnimmt und dieser auch<br />

zu einem heiklen Thema im innergesellschaftlichen Diskurs geworden ist.<br />

Quelle: Dr. Juliana Roth, München<br />

16.4 Osteuropäer erwarten von westlichen Partnern<br />

� Hilfe und Zuwendung<br />

� Unterstützung ohne Bevormundung<br />

� Verständnis für die schwere wirtschaftliche und politische Lage<br />

� Verständnis für die gesellschaftliche Krise des Landes<br />

� Anerkennung und Schätzung ihrer Kompetenz<br />

� Anerkennung ihrer Fähigkeit, sich auf wechselnde Bedingungen rasch einzustellen<br />

� Respekt für ihr Land<br />

Quelle: Dr. Juliana Roth, München<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 79


16.5 Personalführung: deutsche Führung und russische<br />

Mitarbeitererwartungen<br />

Führungsstile Führungstechniken Führungsmittel<br />

autoritärer Stil:<br />

wird in Russland traditionell<br />

erwartet und praktiziert, Ausnahme:<br />

jüngere Generation;<br />

in Deutschland kein offiziell<br />

angestrebter Stil bzw. kein<br />

positiv bewerteter Stil<br />

kooperativer Stil:<br />

wenig üblich und auch wenig<br />

erwartet, wird in Russland oft<br />

als Schwäche gesehen, kann<br />

darum deutsche Führungskräfte,<br />

die ihn anwenden, in<br />

Konfliktsituationen bringen; ist<br />

in Deutschland angestrebter<br />

Stil<br />

bürokratischer Stil:<br />

oft als Ergänzung zum autoritären<br />

Stil, speziell in administrativen<br />

Bereichen; wird auch<br />

durch Gesetzgebung unterstützt<br />

(z. B. Rolle des Generaldirektors<br />

im OOO-<br />

Gesetz/GmbH-Gesetz)<br />

patriarchalischer Stil:<br />

typisch russischer Stil, schließt<br />

auch intensive persönliche<br />

Fürsorge ein; vergleichbar mit<br />

Stil, der in Deutschland überwiegend<br />

in mittelständischen<br />

Betrieben praktiziert wird (geschäftsführenderGesellschafter)<br />

Kontrollieren<br />

ist unverzichtbar und wird erwartet;<br />

von Deutschen als<br />

aufwendig angesehen, weil<br />

Eigeninitiative und Eigenverantwortung<br />

wie in Deutschland<br />

erwartet werden<br />

Delegieren<br />

in Deutschland üblich, wird<br />

traditionell in Russland als Abtreten<br />

von Macht angesehen;<br />

Mitarbeiter sind Übernahme<br />

von Befugnissen und Verantwortung<br />

zu wenig gewohnt,<br />

wollen es oft auch nicht (Verhaltensunsicherheit)<br />

Zielvorgaben<br />

in Deutschland typisch, in Russland<br />

sind langfristige<br />

Zielstellungen und daraus resultierende<br />

langfristige Honorierungen<br />

und Bonussysteme<br />

für Mitarbeiter schwer zu akzeptieren<br />

(mangelnde Vertrauenskultur)<br />

Führen durch Charisma:<br />

Autorität durch Persönlichkeit<br />

und fachliche Kompetenz; die<br />

Mitarbeiter erwarten Charisma<br />

und häufig auch detaillierte<br />

Kenntnisse des Arbeitsprozesses,<br />

korrespondiert mit patriarchalischem<br />

Stil, Führungskraft<br />

als „Vaterfigur/ Identifikationsfigur“<br />

Quelle: ITMO, Dr. Hannelore Schmidt, Dresden und Moskau<br />

Gespräche:<br />

gutes Mittel, um Mitarbeitern<br />

Feedback zu geben, verringert<br />

Verhaltensunsicherheit, in direkter<br />

Form oft schwierig (z. B.<br />

auch wegen sprachlicher Verständigung)<br />

Besprechungen:<br />

Zweckmäßig für Informationsfluss<br />

und Darstellung von Aufgaben,<br />

Klärung von Fragen;<br />

Problemdiskussionen führen,<br />

auch bei Zurückhaltung der<br />

Mitarbeiter; Regelmäßigkeit ist<br />

wichtig<br />

Anerkennung/Lob:<br />

gut geeignet, wird wesentlich<br />

mehr als in Deutschland erwartet,<br />

vermeidet Verhaltensunsicherheit,<br />

fällt deutschen Führungskräften<br />

schwer, weil sie<br />

nach dem Prinzip „Wenn nicht<br />

getadelt wird, ist das schon ein<br />

Lob“ arbeiten<br />

Tadel/Kritik:<br />

soll nur durch Führungskraft<br />

erfolgen; wird durch die stärkere<br />

Emotionalität der Kultur<br />

persönlich genommen, unbedingt<br />

nur unter vier Augen<br />

anwenden, kann von Mitarbeitern<br />

untereinander kaum erwartet<br />

werden.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 80


17 Islamische Kulturen<br />

17.1 Statistiken<br />

Der islamischen Weltkonferenz gehören 56 Staaten mit insgesamt 1,2 Mrd. Muslimen an,<br />

Tendenz steigend. Der Anteil der Muslime an der Weltbevölkerung hat sich in den letzen<br />

30 Jahren von 15% auf 20% erhöht. Rein zahlenmäßig leben die meisten Muslime nicht in<br />

den arabischen Staaten, sondern auf dem indischen Subkontinent und in Südostasien:<br />

Und alleine in China leben fast so viele Muslime wie im Irak, auch wenn sie dort weniger<br />

als 0,002% der chinesischen Bevölkerung ausmachen<br />

185.000.000 in Indonesien (87% der Bevölkerung),<br />

134.000.000 in Pakistan (97% der Bevölkerung)<br />

112.000.000 in Bangala Desh (87% der Bevölkerung),<br />

110.000.000 in Indien (11% der Bevölkerung).<br />

66.400.000 in der Türkei (99,8% der Bevölkerung)<br />

65.300.000 im Iran (99% der Bevölkerung)<br />

65.300.000 in Ägypten (94% der Bevölkerung)<br />

31.700.000 in Algerien (99% der Bevölkerung)<br />

30.300.000 in Marokko (99% der Bevölkerung)<br />

22.500.000 in Saudi Arabien (100% der Bevölkerung)<br />

22.300.000 im Irak (97% der Bevölkerung)<br />

15.000.000 in Syrien (90% der Bevölkerung)<br />

13.200.000 in Malaysia (ca.60% der Bevölkerung)<br />

zum Vergleich:<br />

1.400.000 in Deutschland = 1,7% der Bevölkerung, 38% ev., 34% kath., 26.3% nix<br />

1.000.000 in Österreich, damit 12% der Bevölkerung, 78% kath., 5% ev., 5% nix<br />

Trotzdem kann man eine enge Verbindung zwischen arabischer und islamischer Kultur<br />

ziehen: Der Koran, das heilige Buch mit den Offenbarungen Gottes an Mohammed, wird<br />

weltweit nur in arabischer Sprache als echter Koran betrachtet. Alle Übersetzungen fallen<br />

unter die Rubrik "Korankommentare". Der Überlieferung gemäß hat Gott den Text in arabischer<br />

Sprache kundgetan. Überall wo Muslime leben, gibt es auch heute noch viele<br />

Personen, die den Koran in arabischer Sprache auswendig können, darunter auch solche,<br />

die den Text auch dann aufsagen können, wenn sie kein Wort Arabisch verstehen.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 81


17.2 Wirtschaftskraft<br />

Der Anteil der islamischen Staaten an der Weltwirtschaftsleistung beläuft sich auf nur 4%.<br />

Das Pro-Kopf-Einkommen liegt weit unter dem in den westlichen Industrieländern. Meist ist<br />

die Industrialisierung des Landes gering. Malaysia und die Türkei gehören zu den 50 attraktivsten<br />

Investitionsstandorten weltweit, in den anderen Staaten wird extrem wenig ausländisches<br />

Kapital investiert. Maschinen und Fahrzeuge werden in den islamischen Staaten<br />

vorwiegend importiert, nicht selbst gefertigt. Mit Abstand größter Handelspartner ist<br />

die EU (Ausnahme: islamische Staaten in Südostasien, die stärker von China und Japan<br />

beliefert werden). Untereinander treiben die islamischen Staaten relativ wenig Handel,<br />

da nur wenige von ihnen Güter herstellen, die in den anderen Ländern nicht gefertigt,<br />

aber benötigt werden.<br />

17.3 Religion und Religionszugehörigkeit<br />

Obwohl (oder weil) der Islam 20% der Weltbevölkerung umfasst, ist diese Religion vergleichsweise<br />

wenig durchorganisiert. Es gibt kein dem Papsttum vergleichbares Amt (ursprünglich<br />

nicht einmal ein Priestertum) und auch keine Organisation wie innerhalb der<br />

protestantischen Kirchen. Wegen der Verbindung weltlicher und religiöser Orientierung<br />

sind in einzelnen islamischen Ländern durchaus mächtige Männer auch mit hohen geistlichen<br />

Funktionen betraut, jedoch speist sich ihre religiöse Macht aus der Anerkennung<br />

seitens ihrer Gefolgschaft.<br />

Die religiösen Auffassungen sind im Detail eben so verschieden wie die politischen Strukturen.<br />

Vereinheitlichungstendenzen zeichnen sich allerdings in zweierlei Hinsicht ab: Muslime<br />

in westlichen Ländern schließen sich allmählich um der Stärke ihrer Lobby-Arbeit Willen<br />

zu Verbänden zusammen. Daneben entsteht eine Vereinheitlichung des Islam über<br />

das Internet. Hier treffen sich junge Muslime weltweit in Chatrooms und diskutieren Fragen<br />

des religiös geprägten Alltags. Dieser Diskurs geht komplett an den traditionellen Religionsgelehrten<br />

des Islam vorbei.<br />

Muslim wird man entweder automatisch dadurch, dass der eigenen Vater Muslim ist<br />

(Mutter reicht nicht), oder durch das bewusste, ernsthafte Aussprechen des islamischen<br />

Glaubensbekenntnisses, wonach es nur einen Gott gebe und Mohammed sein Prophet<br />

sei. Die Formel wird normalerweise auf Arabisch gesprochen, gilt aber auch, wenn sie in<br />

der eigenen Sprache geäußert wird. Rechtlich gesehen ist man dann ein Muslim.<br />

Dieses Glaubensbekenntnis ist eine der "5 Säulen des Islam" Die anderen 4 sind:<br />

Regelmäßige Gebete fünf Mal täglich zu festgelegten Zeiten auf rituell reinem Boden<br />

(Gebetsteppich, zur Not auch ein Stück Pappe). Während die meisten Gebete alleine<br />

durchgeführt werden, findet das freitägliche Mittagsgebet in der Moschee mit den<br />

Glaubensbrüdern gemeinsam statt. Eine Moschee muss übrigens kein Haus sein, ein abgetrenntes<br />

Stück Boden reicht schon als Moschee, so lange dieser Boden rituell rein ist. In<br />

einer Moschee wird auch nicht nur gebetet. Auch Schule wird dort abgehalten und Obdachlose<br />

können dort je nachdem schlafen.<br />

Das Fastengebot verbietet während des ganzen Monats Ramadan, zu essen, zu trinken<br />

und zu rauchen, und zwar von morgens früh - "sobald man einen weißen von einem<br />

schwarzen Faden unterscheiden kann" - bis zum Sonnenuntergang. Das Leben verlagert<br />

sich teilweise in die Nacht, tagsüber sind die meisten Fastenden ziemlich erschöpft. Das<br />

gilt besonders dann, wenn der Ramadan in den Sommer fällt (er verschiebt sich jährlich<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 82


um 10 Tage und wandert so einmal durch das ganze westliche Jahr), weil sich dann das<br />

Trinkverbot drastisch bemerkbar macht. Für die meisten Muslime ist es in einer islamisch<br />

geprägten Umgebung eine feierliche und schöne Angelegenheit zu fasten, alle machen<br />

mit, alle motivieren sich gegenseitig und sind stolz darauf. Unter Christen und Nichtgläubigen<br />

ist der Fastenmonat hingegen schwerer durchzustehen. Am Ende des Fastenmonats<br />

steht das Fest des Fastenbrechens (in der Türkei "Zuckerfest" genannt), eins der zwei<br />

Hauptfeste im Islam.<br />

Almosen zu geben ist die vierte Pflicht. Auch wenn diese Almosen normalerweise nicht<br />

durch Organisationen eingesammelt werden, so halten sich doch die meisten Muslime<br />

an diese Pflicht, die verlangt, dass man mindestens 2,5% des Nettovermögens an Bedürftige<br />

spenden muss, oft auch deutlich mehr. Die Almosen werden vielfach an dem Spender<br />

wohl bekannte Bedürftige (Bettler) gegeben. Bleibt die Spende einmal aus, so kann<br />

der Bettler den Spender sogar durchaus selbst höflich auffordern, das Versäumte nachzuholen.<br />

Die fünfte Pflicht lautet, nach Möglichkeit mindestens einmal im Leben nach Mekka zu<br />

pilgern (Hadj). Dies ist nur ein mal jährlich möglich, anlässlich des Opferfestes am Ende<br />

des islamischen Jahres. Die Pilgerfahrt beinhaltet verschiedene rituelle Pflichten, deren<br />

Vollzug mehrere Tage dauert. Vielfach berührt das Erlebnis die Pilger so stark, dass es sie<br />

in tiefe Erschütterung versetzt und auch ihrem Leben eine neue Prägung gibt. Wer die<br />

Pilgerfahrt gemacht hat, wird danach mit dem Ehrentitel Hadji angesprochen. Auch ohne<br />

Pilgerfahrt ist übrigens das Opferfest eines der beiden islamischen Hauptfeste (das<br />

andere ist das Fest zum Abschluss des Ramadan).<br />

17.4 Eheschließungen und Ehescheidungen<br />

Der Islam kennt eine Art Pflicht zur Eheschließung. Es gibt kein Mönchstum. Heirat und das<br />

Zeugen von Kindern sind unwidersprochene, selbstverständliche Pflichten. Die Aussage<br />

mancher Westler, sie wollten keine Kinder haben, klingt in islamischen (arabischen) Ohren<br />

absurd und idiotisch, man tröstet und gibt Ratschläge bis hin zu dem Rat an den Mann,<br />

sich scheiden zu lassen, um die Zeugung von Kindern mit einer anderen Gemahlin zu versuchen.<br />

Islamische Frauen heiraten in der Regel sehr jung, die Männer eher auch. Hintergrund<br />

ist insbesondere bei den Frauen der Gedanke, dass sie nur "genommen" werden,<br />

so lange sie noch einen tadellosen Ruf als Jungfrau haben. Unverheiratete Frauen leben<br />

vielfach bei ihren Eltern, sollten sie unverheiratet bleiben, ziehen sie nach dem Tod der<br />

Eltern vielfach zu Brüdern oder anderen Verwandten, wo sie als "5. Rad am Wagen" einen<br />

schweren Stand haben. Ein Mann darf maximal vier Frauen heiraten und muss allen den<br />

gleichen Standard bieten, in jeder Hinsicht.<br />

Scheidungen sind für den Mann relativ einfach: vor Zeugen muss er dreimal sagen: "Ich<br />

verstoße Dich." Falls ihm das nachträglich leid tut, kann er seine Frau dennoch nicht wieder<br />

zurücknehmen, außer sie heiratet in der Zwischenzeit einen Anderen, der sie ebenfalls<br />

verstoßen muss. Wenn eine Frau sich scheiden lassen will, geht dies nur gerichtlich und nur<br />

in bestimmten Extremsituationen (unerträgliche Misshandlungen, Impotenz des Ehemannes,<br />

keinen Unterhalt gezahlt)<br />

17.5 Umgang mit dem Tod<br />

Das islamische Ritual sieht vor, einen Verstorbenen noch am selben Tag zu beerdigen. Er<br />

sollte in ein Leichentuch gewickelt sein, nicht in einem Sarg liegen und so beerdigt werden,<br />

dass er nach Mekka schaut. Koransuren werden für das Seelenheil des Verstorbenen<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 83


gebetet, manchmal auch der ganze Koran mehrmals von einem Vorbeter, der dies gegen<br />

Honorar tut. In einem nicht islamischen Land entstehen für gläubige Muslime, da sie<br />

den Toten entweder (beim Transport in ein islamisches Land) nicht am selben Tag bestatten<br />

können oder aber (bei Bestattung in einem westlichen Land) einen Sarg nehmen<br />

müssen. Abhilfe schaffen spezielle islamische Bestattungsfirmen, die für einen raschen<br />

Transport des Leichnams oder für eine Umbettung in ein islamisches Land sorgen.<br />

17.6 Familien/ Clan-Zusammenhalt<br />

Ein arabisches Sprichwort sagt: "Unterstütze Deinen Bruder, ganz gleich, ob er der Tyrann<br />

ist oder selber tyrannisiert", ein anderes "Das Messer von einem aus der Familie ist nicht<br />

scharf" (was besagen soll, dass man Verletzungen, die einem von Verwandten zugefügt<br />

werden, ignorieren soll).<br />

17.7 Freunde<br />

Wie in anderen Schamkulturen auch, werden Freunde und Fremde stark unterschiedlich<br />

behandelt. Das zeigt sich z.B. in den Verhandlungsspielräumen, die für beide Gruppen je<br />

ganz andere Limits haben. Allerdings gilt auch: wer mit einem wilden Autofahrer Augenkontakt<br />

aufnimmt, dem gewährt der in der Regel ganz freundlich den nötigen Spielraum.<br />

Wer in einer Schlange mit den anderen Wartenden plaudert, der wird nicht weggeschubst,<br />

wenn es Ernst wird. Schon der kurze menschliche Kontakt (noch nicht Freundschaft)<br />

macht den Unterschied.<br />

Umgekehrt ist "Privatsphäre" kein arabisches Wort, es wird übersetzt mit "Einsamkeit". Wer<br />

sich auch nur kurz aus dem Kreis der Freunde zurückzieht, um mal allein zu sein, wird möglicherweise<br />

besorgt gefragt, auf wen er denn sauer sei. Freunde treffen sich mehrmals<br />

jede Woche.<br />

Freundschaft beinhaltet unbedingt absolute Hilfsbereitschaft/ Pflicht zu Gefälligkeiten.<br />

Doch ohne echte Sympathie werden auch Zweckfreundschaften nicht aufrecht erhalten.<br />

17.8 Gastfreundschaft<br />

Gastfreundschaft ist in der islamischen Welt einer der höchsten Werte überhaupt, vor allem<br />

im arabischen Raum. Jedem Besucher wird definitiv etwas zu trinken oder zu essen<br />

angeboten, mindestens Kaffe oder Tee. Und der Besucher hat die Pflicht, das Getränk<br />

auch anzunehmen, ganz gleich, wie viele Tassen er anderswo schon getrunken haben<br />

mag.<br />

Gastfreundschaft ist auch so stark, dass Muslime während des Fastenmonats Ramadan<br />

bereit sind, nicht muslimischen Gästen etwas Gutes zu essen vorzusetzen, während sie<br />

fastend daneben sitzen und nicht mal einen Schluck Wasser trinken dürfen.<br />

Im Büro gibt es davon noch Auswirkungen: wer dort etwas zu essen zu sich nimmt, wird<br />

allen anderen auch davon anbieten.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 84


17.9 Fundamentalistische Strömungen<br />

und ihre Geschichte<br />

Die fundamentalistischen Strömungen, die vielen im Westen Sorge bereiten, sind noch<br />

nicht so alt, sie stammen aus den 80er Jahren. Davor waren Verschleierung der Frauen,<br />

lange Ärmel, lange Gewänder, religiöse Inhalte in Massenmedien lange Zeit eher wenig<br />

üblich. Der Fundamentalismus ist wohl eine Gegenreaktion auf die rasche Verwestlichung<br />

davor.<br />

Die Staaten Nordafrikas und der arabischen Halbinsel wurden größtenteils erst nach dem<br />

2. Weltkrieg unabhängig (von Briten / Franzosen, Lybien von den Italienern), manche erst<br />

zwischen 1960 und 1971. Danach schufen sie sich Verfassungen und unternahmen weitreichende<br />

Anstrengungen in der Verbesserung der Lebensbedingungen ihrer Völker, insbesondere<br />

Bildung und Hygiene/ medizinische Versorgung. Die Analphabetenquote fiel<br />

von ca. 90 auf 30-50%, die Lebenserwartung stieg um bis zu 35 Jahre (in Marokko verdoppelte<br />

sie sich von 34 auf 68 Jahre), und all dies in nur ein oder zwei Jahrzehnten. Zur<br />

Erreichung dieser Ziele wurde viel westliche Technik und Know-how, aber auch westliches<br />

Gedankengut in die Länder eingebracht.<br />

17.10 Alphabetisierungsrate<br />

Legt man die Zahl der über 15-Jährigen zu Grunde, die lesen und schreiben können, so ist<br />

das in den genannten islamisch geprägten Staaten in der Regel ca. die Hälfte der Frauen<br />

und zwei Drittel bis drei Viertel der Männer, manchmal auch weniger. Allerdings gibt es<br />

Unterschiede in der genannten Ländergruppe: höher als eingangs genannt ist die Alphabetisierungsrate<br />

in der Türkei und in den südostasiatischen Staaten Malaysia und Indonesien,<br />

allerdings auch im Iran, danach kommen die Länder des Nahen Ostens, wohingegen<br />

der indische Subkontinent noch geringere Alphabetisierungsraten aufweist,<br />

teilweise weniger als 50% der Bevölkerung.<br />

In den arabischen Staaten lag die Analphabetenrate noch Ende der 60er Jahre bei ca.<br />

90%. Vor diesem Hintergrund ist die Senkung der Analphabetenrate in nur zwei Jahrzehnten<br />

auf 50-70% zu betrachten.<br />

Die Alphabetisierungsrate ist weiters nicht zu verwechseln mit Bildung oder gar mit Intelligenz.<br />

Bildung und Intelligenz können beide unabhängig von Lese- und Schreibfähigkeiten<br />

existieren. Allerdings ist die Alphabetisierung entscheidend für das Vermögen, sich als<br />

Einzelner über Vorgänge in fremden Umfeldern zu informieren oder sich mit Personen aus<br />

fremden Kreisen auszutauschen. Lesen und Schreiben bedeutet Unabhängigkeit von den<br />

persönlich bekannten Lehrern und Verwandten beim Sammeln von Informationen.<br />

17.11 Ziel der Bildung<br />

Zitat von der Abschlussverlautbarung der 1. Weltkonferenz islamischer Erziehung:<br />

"Islam does not think that the pursuit of knowledge by itself without reference to the spirtual<br />

goal that man must try to attain can do humanity much good. Knowledge divorced<br />

from faith is not only partial knowledge, it can even be described as a kind of new ignorance."<br />

(Husain, S.S./ Ashraf, S.A. (hrsg); Crisis in Muslim Education, S.37-38)<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 85


17.12 Emotion versus Fakten<br />

Ein westlicher Politikwissenschaftler beschwerte sich über ägyptische Zeitungen: "Meine<br />

Güte, diese Zeitungen sind ja bloß voll von Emotionen, keine Daten oder Fakten drin zu<br />

finden!" woraufhin seine westlich gebildete ägyptische Gesprächspartnerin nur trocken<br />

zurückfragte: "Wie kommen Sie darauf, dass Daten und Fakten drin stehen sollten?" Objektivität<br />

ist kein Wert an sich, Anstand und positive Emotionen dagegen schon.<br />

17.13 Schamkultur<br />

Ein arabisches Sprichwort sagt: "Eine versteckte Sünde ist zu zwei Dritteln vergeben"<br />

Kinder werden - ähnlich wie in Asien und wohl aus ähnlichen Gründen, nämlich dem des<br />

Zusammenhaltes in Familie oder Dorfgemeinschaft - dazu erzogen, sich eher von Scham<br />

als von Schuldgefühlen auf den "rechten Weg" leiten zu lassen. Mit anderen Faktoren<br />

zusammen ergibt sich insgesamt ein gegenüber Asien verändertes Bild. An der Stelle der<br />

asiatischen Version von "Gesicht" sind in arabischen Ländern Ehre und Stolz von großer<br />

Bedeutung.<br />

Eine Haushilfe in Tunesien, die Kleidung ihrer Dienstherrin gestohlen hatte, bestritt diesen<br />

Umstand z.B. auch dann noch vehement, als man die Kleider längst in ihrer Wohnung<br />

gefunden hatte, verdrängte einfach, dass sie schon längst ertappt war.<br />

17.14 Worte und Versprechen<br />

"In the Arab culture, an oral promise has its own value as a response. If an action does<br />

not follow, the other person cannot be held entirely responsible for a failure" (Margret<br />

Nydell; Understanding the Arabs, S.20)<br />

Bitten um Gefälligkeiten dürfen nie offen abgelehnt werden. Statt dessen verspricht man,<br />

es zu versuchen, deutet an, es könne schwierig werden. Später entschuldigt man sich, es<br />

habe leider nicht geklappt, und stellt andere Gefälligkeiten in Aussicht. Bei einer solchen<br />

Entschuldigung wird ein Araber nicht nachhaken oder nach Gründen, warum es nicht<br />

geklappt hat, fragen. Diese Art, mit Bitten umzugehen, wird von Arabern sowohl praktiziert<br />

als auch erwartet. "Objektive" Gründe und Sachzwänge gelten nicht viel.<br />

Z.B. war ein Student unendlich gekränkt, als der ausländische Professor ihm nicht bei der<br />

Bewerbung für eine amerikanische Uni behilflich sein wollte. Dass er nicht annähernd den<br />

passenden Notendurchschnitt hatte, war kein Grund.<br />

17.15 Geschäftliche Kommunikation<br />

17.15.1 Sich vorstellen<br />

Wichtig ist es, zu zeigen, dass man aus einer guten und reichen und glücklichen Familie<br />

mit vielen Beziehungen kommt. Man darf sich dabei sogar selbst loben und von seinen<br />

Beziehungen schwärmen (bitte nicht ausprobieren, bevor Sie nicht das im jeweiligen<br />

Land akzeptierte Maß kennen!!!)<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 86


17.15.2 Small Talk<br />

Kann, muss aber nicht bei geschäftlichen Besuchen stattfinden. Bestimmt wird dies jeweils<br />

durch den Besuchten, das gilt auch für den Moment, in dem von Small Talk zu Business<br />

gewechselt wird.<br />

Fragen nach dem Einkommen oder nach Gründen der bisherigen Kinderlosigkeit können<br />

von (arabischen) Muslimen durchaus gestellt werden, tabu sind eher alle Fragen nach<br />

weiblichen Verwandten des Gesprächspartners: Gattin, Schwester, erwachsene Tochter...<br />

17.15.3 Vermittler<br />

Aus der Schamkultur stammt auch die Institution des Vermittlers. Angestellte bedienen<br />

sich beispielsweise eines Vermittlers, wenn sie eine Bitte oder Ähnliches an ihren Chef haben.<br />

Ausländische Firmen haben fest angestellte "Vermittler", die bei Behörden oder<br />

Scheichs Erlaubnisse besorgen. Allerdings muss so ein Vermittler ein dem Besuchten angemessenes<br />

eigenes Standing haben.<br />

17.15.4 Verhandlungen<br />

Bei großen und kleinen Verhandlungen werden Eloquenz und Charme geschätzt. Zu den<br />

normalen Taktiken gehören Redegewandtheit, persönliche Appelle und persönlicher<br />

Druck, Charme, vorgetäuschte Zornesausbrüche und dergleichen. Dieser Prozess dauert<br />

in der Regel lang. Emotional zu verhandeln wird gleichgesetzt damit, ernsthaft interessiert<br />

zu verhandeln.<br />

Ein britischer Geschäftsmann in einem arabischen Land wollte mit seiner Frau ein Ticket<br />

heim kaufen. Dabei beleidigte er aber den Verkäufer mit einer unbedachten Äußerung<br />

so sehr, dass der sich weigerte, auch nur einen einzigen Finger zu rühren. Dass es im Flugzeug<br />

noch jede Menge freier Plätze gab, tat nichts zur Sache. Als jedoch der Verkäufer<br />

bemerkte, wie die Frau des Geschäftsmannes zu weinen anfing, war er gleich wieder<br />

kooperationsbereit und verkaufte die Tickets dann doch.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 87


18 Literaturverzeichnis<br />

☺ www.oecd.org (hat viele Statistiken und Hintergrundberichte zu Wirtschaft, Politik,<br />

Soziales etc. in den Mitgliedsländern, allerdings kosten die manchmal etwas)<br />

☺ www.Cia.gov, darin das World Factbook (z.B.<br />

cia.gov/cia/publications/factbook/geos/au.html für Daten bezüglich Österreich) Jedes<br />

Land der Welt, pro Land ca. 9 Seiten mit Landkarte, Flagge, Kenndaten aller Art<br />

☺ www.auswaertiges-amt.de/ , weiterklicken zu "Länder- und Reiseinformationen", dort<br />

aktuelle Länderinfo inklusive Gefahrenhinweise (D)<br />

☺ www.bfai.com Homepage der Bundesanstalt für Auslandsinformationen (D) hauptsächlich<br />

gut für seine kostenpflichtige Datenbank zur Marktanalyse im Ausland.<br />

☺ www.cnn.com Homepage des US amerikanischen Nachrichtensenders, hat viele<br />

interessante Rubriken, z.B. ASIANOW und darunter wahlweise asiaweek oder<br />

time/asiabuzz<br />

☺ www.culture-source.de Bibliographie betreffend <strong>interkulturelle</strong> Literatur und Materialien<br />

☺ www.interculturalpress.com Homepage des auf <strong>interkulturelle</strong> Literatur und Videos<br />

spezialisierten Verlages gleichen Namens.<br />

☺ www.Lonelyplanet.com Homepage des Verlags, der die Reisehandbücher namens<br />

"(Ländername) travel survival kit" herausgibt. Dort sind Teile der Bücher online zu lesen,<br />

zudem gibt es Eine Seite mit aktuellen Reiseberichten und Beobachtungen der<br />

Leserschaft usw. Besonders nützlich: Der Button Subwwway, der zu lauter weblinks<br />

führt, sortiert nach Ländern und nach anderen Kriterien. Ein Klick darunter ist you<br />

heard it first und hat z.B. links zu vielen Zeitungen und anderen Medien mit Reiseinfo.<br />

☺ www.sietar-europa.org Homepage der europäischen Organisation von Sietar, einer<br />

weltweiten Gesellschaft, in der <strong>interkulturelle</strong> Forscher und Praktiker aller Art zusammengeschlossen<br />

sind<br />

☺ sietar@wu-wien.ac.at Adresse, unter der man Informationen zu Veranstaltungen von<br />

Sietar Österreich bekommen kann<br />

☺ www.sietar.de Homepage der deutschen Organisation von Sietar, einer weltweiten<br />

Gesellschaft, in der <strong>interkulturelle</strong> Forscher und Praktiker aller Art zusammengeschlossen<br />

sind<br />

☺ www.dialogin.com Homepage der DELTA Intercultural Academy, einem <strong>interkulturelle</strong>n<br />

Forum im Internanet. Kostenfrei, aber anmeldepflichtig<br />

18.1 Zeitschriften<br />

☺ Journal of International Business Studies<br />

☺ Journal of Marketing<br />

☺ Zeitschrift für Kulturaustausch (ifa, Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart)<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 88


18.2 Theoretische <strong>interkulturelle</strong> Literatur<br />

☺ Adler, Nancy; International Dimensions of Organizational Behavior; Cincinatti 1997, ITP<br />

☺ Bennett, Milton (ed.); Basic Concepts of Intercultural Communication (Juni 1998),<br />

gute Einführung, enthält grundlegende Artikel klassischer und neuerer interk. Vordenker<br />

☺ Flanagan, J.C. The Critical Incident Technique in: Psycological Bulletin 51/7 S.327-358,<br />

1954<br />

☺ Gibson, Robert; Intercultural Business Communication; Berlin: Cornelsen & Oxford University<br />

Press 2000, in pragmatisch-angelsächsischer Weise die Grundzüge der <strong>interkulturelle</strong>n<br />

Theorie und Praxis klar und deutlich und mit anschaulichen Beispielen dargestellt<br />

(auf Englisch)<br />

☺ Gudykunst William B., Young Yun Kim (Editors), Theories in Intercultural Communication<br />

(International and Intercultural Communication Annual, Vol 12). Auch so ein Klassiker.<br />

☺ Hall, Edward T.;<br />

The silent language; New York, Doubleday 1990 (1. Ausgabe 1959)<br />

beschreibt, wie kulturelle Faktoren die Wahrnehmung, die nonverbale Kommunikation,<br />

das Lernen, die Denkmuster usw. bestimmen. Grundlegend, philosophisch.<br />

ders..; The hidden dimension; New York, Doubleday 1990 (1. Ausg. 1966)<br />

beschreibt aus kultursoziologischer Sicht alles zum Thema "Raum": Machtfaktor Territorium,<br />

Abstände, usw. Grundlegend, philosophisch.<br />

ders.; The dance of life; New York, Doubleday 1989 (1. Ausg. 1983)<br />

beschreibt aus kultursoziologischer Sicht alles zum Thema "Zeit": Rhythmus von Arbeits-<br />

und Lebensvorgängen, Planung, Termintreue, Zeit<strong>management</strong>, usw. Grundlegend,<br />

philosophisch.<br />

☺ Hofstede, Geert; Culture's Consequences, London 1980.<br />

Das grundlegende Buch für alle Interkulturalisten, basierend auf einer empirischen<br />

Studie unter Angestellten und Managern in über 80 Ländern, bei der sich vier Faktoren<br />

als verantwortlich für die meisten <strong>interkulturelle</strong>n Unterschiede herausstellten: Machtdistanz,<br />

Individualismus, Maskulinität, Unsicherheitsvermeidung und ihre jeweiligen<br />

Gegenstücke.<br />

ders.; Cultures and Organizations, London, 1991, Paperback 1998 untersucht die Auswirkungen<br />

der im ersten Buch entdeckten 4 Dimensionen in Bezug auf daraus resultierende<br />

Organisationsformen (Firmenstrukturen, Entscheidungsstrukturen u.v.a.) deutsche<br />

Übersetzung: Interkulturelle Zusammenarbeit, Kulturen - Organisationen - Management,<br />

Wiesbaden 1993<br />

☺ Laurent, André; The Cultural Diversity of Western Management Conception. In: International<br />

Studies of Management and Organization, 13, 1983, S. 75-96.<br />

☺ Storti, Craig; Cross-Cultural Dialogues: 74 Brief Encounters With Cultural Difference,<br />

unterhaltsam.<br />

☺ Thomas, Alexander; Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kooperation, Göttingen<br />

(2002?) Band 1 Grundlagen und Praxisfelder, Band 2 Länder, Kulturen und <strong>interkulturelle</strong><br />

Berufstätigkeit.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 89


☺ Trompenaars, Fons; Handbuch globales managen; Düsseldorf 1993<br />

(Übersetzung seines Werkes: Riding the Waves of Culture), untersucht diverse kulturelle<br />

Orientierungen im internationalen Querschnitt, wie etwa: universalistisch versus partikularistisch,<br />

Gruppe und Einzelner, affektiv versus neutral, Leistung oder Prestige, Zeitkonzepte,<br />

Bezug zur Natur.<br />

18.3 Business International<br />

☺ Bennett, John/ Claes, Marie-Therese/ Forsberg,J./ Flynn, N./ Obenaus, W./ Smith, T.<br />

Doing Effective Presentations in an Intercultural Setting, Wien 1998 (Ueberreuter)<br />

☺ Brake, T./ Walker, D. / Walker,T.; Doing Business Internationally, N.Y. 1995, Irwin<br />

☺ Casse, Pierre/ Deol, Surinder; Managing intercultural negotiations; Washington 1985,<br />

SIETAR International<br />

☺ Dülfer, Eberhard; Internationales Management in unterschiedlichen Kulturbereichen/<br />

International Management in Diverse Cultural Areas (zweisprachig), München, Wien<br />

1999 (Oldenbourg Vlg.).<br />

Dieses Buch enthält eine Fülle wertvoller Daten und Fakten und hebt sich so von vielen<br />

allzu "soften" Betrachtungen des Themas ab.<br />

☺ Hagen, Stephen; Communicating Across Business Cultures: Trade Secrets of Successful<br />

European Companies, a Viedeo training pack, supported by the Leonardo da Vinci<br />

programme, distributed by InterActInternational<br />

(Interactinternational@compuserve.com)<br />

☺ Laurent, André; "The Cultural Diversity of Western Conceptions of Management" in:<br />

International Studies of Management and Organization, vol XIII, no 1-2, Spring-Summer<br />

1983, S. 75-96<br />

☺ Lewis, Richard D.; When Cultures Collide. Managing successfully across cultures, London<br />

1996, Nicholas Brealey Publishing Ltd.<br />

Mr. Lewis ist in Großbritannien einer der führenden "Interkulturalisten".<br />

☺ Moran, Robert/ Braaten, David/ Walsh, David; International business case studies for<br />

the multicultural marketplace, Houston 1994, Gulf<br />

☺ Rothlauf, Jürgen; Interkulturelles Management. WiSo Lehr- und Handbücher, 1999,<br />

Oldenbourg. Theoretische Grundlagen und Beispiele aus Unternehmenskulturen und<br />

Prozessen in Vietnam, Rußland, China, Saudi-Arabien und Japan<br />

☺ Sackmann, Sonja (Hrsg.); Cultural Complexity in Organizations. Thousand Oaks, California/<br />

London / New Delhi 1997. Darstellung der Bedeutung von Unternehmenskultur<br />

und Subkultur anhand konkreter Beispiele.<br />

☺ Usunier, Jean-Claude; International marketing: a cultural approach, Hemel Hempstead<br />

1993, Prentice Hall<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 90


18.4 Praktische <strong>interkulturelle</strong> Serien und Reihen / Reisehandbücher<br />

☺ Die Reihe "Reisegast in...(China, Malaysia, Frankreich, Türkei, Ägypten usw) " vom Reiseverlag<br />

Iwanowski, Dormagen (DM 29,-)<br />

ist identisch mit einer älteren, meist ausverkauften Reihe "Kulturknigge", Hayit-Vlg, Edition<br />

Simon & Magiera ( vor 1989 Verlag Simon & Magiera). Praxisnahe Berichte aus Alltag<br />

und auch Geschäftsleben, verfaßt meist von bikulturellen Paaren. Versehen mit<br />

Hintergrundinfo zum Warum der jeweiligen Sitten und Mentalitäten. Listen von Tu und<br />

Tabu. Ein Muß!!!<br />

☺ Sympathie Magazine, z.B. "Mexico verstehen", "Griechenland verstehen", "Israel verstehen",<br />

"Islam verstehen". Hrsg. vom Studienkreis für Tourismus, Starnberg.Tel.: +49<br />

(0)8151-774-13 oder -23.<br />

☺ Statistisches Bundesamt (Wiesbaden)<br />

Reihe "Länderbericht/ Statistik des Auslandes/" zwischen DM 9,- und 25,-<br />

Kein neuer Bericht jedes Jahr für jedes Land, aber eine nützliche Datensammlung zu<br />

Gebiet, Bevölkerung, Gesundheits- und Bildungswesen, Erwerbstätigkeit, Wirtschaftszweige,<br />

Infrastrukturdaten, Löhne, Gehälter, Preise, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen,<br />

Zahlungsbilanz, Entwicklungsplanung.<br />

☺ Bundesverwaltungsamt, Informationsstelle für Auslandtätige und Auswanderer<br />

(München Tel 591516, Köln Tel 0221 7780-0, Fax 0221 7582768)<br />

Merkblätter für Auslandstätige und Auswanderer, je ca. DM 5,-<br />

☺ Verlag Lonely Planet, Reihe "Travel Survival Kit", ca. DM 30,- bis 60,-<br />

Reiseführer in englischer Sprache mit längerem historischem und allgemein informierendem<br />

Teil. Bei Rucksacktouristen ebenso beliebt wie bei Managern. Praktische Information<br />

zu Sightseeing, Unterkunft (von low budget bis international standard), Essen,<br />

Verkehrsverbindungen usw. Hat viele brauchbare Stadtpläne.<br />

☺ Zu vielen dieser Länder auch: Phrasebooks und einzelne City-guides<br />

☺ Reihe "Passport..." (z.B. Passport France, Philippines, Argentinia usw)., verfaßt meistvon<br />

US-Amerikanern, beschreibt Sitten, Gebräuche, Etikette, Verhaltensweisen, Wertvorstellungen<br />

usw. in dem jeweiligen Land, div. Autoren, meist publiziert in den 90ern.<br />

☺ Reihe "Business..." (z.B. Business Korea), ähnlich wie die Passport-Reihe, aber stark businessbezogen,<br />

diverse Autoren, meist publiziert in den 90ern<br />

☺ Peter Rump Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH, Reihe "Kulturschock", je ca. DM<br />

25.-<br />

Informationen über Denk- und Lebensweisen, Eßgewohnheiten etc.<br />

z.B.: Rainer Krack: Kulturschock Thailand<br />

☺ Peter Rump Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH, Reihe "Kauderwelsch", je ca. DM<br />

15.-<br />

Mini-Sprachbuch für Globetrotter, zum Teil auch mit Sprachkassetten.<br />

☺ Langenscheidts Sprachführer<br />

Mini-Sprachbuch für Globetrotter , zum Teil auch mit Sprachkassetten.<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 91


18.5 Asiatische Länder, Einzelwerke<br />

Bitte beachten Sie auch die einzelnen Bände in den oben gelisteten Buchserien.<br />

18.6 Ostasien China (inkl. Taiwan und Hang Kong), Japan,<br />

Korea<br />

☺ Bond, Michael; Beyond the Chinese Face. Hong Kong, Oxford, New York 1991, Oxford<br />

University Press,<br />

Prägnante Darstellung des "Chinesischen" aus psychologischer Sicht. Gut verständlich,<br />

dabei wissenschaftlich korrekt und spannend.<br />

☺ Kenna, Peggy und Lacy, Sondra; Business Korea : A Practical Guide to Understanding<br />

South Korean Business Culture, Paperback (August 1994)<br />

☺ Tauber, Theresia - Reisach, Ulrike - Yuan, Xueli; China - Wirtschaftspartner zwischen<br />

Wunsch und Wirklichkeit, Wien 3. völlig neu bearbeitete Auflage 2003<br />

kombiniert eine Analyse der chinesischen Wirtschaftspolitik mit grundlegenden <strong>interkulturelle</strong>n<br />

Hintergründen und praktischen Beispielen aus dem westlich-chinesischen<br />

Wirtschaftsalltag.<br />

☺ Wei, Jiang; Chinese Business Strategies, Singapore, Asiapac Books, 1995, ISBN 981-<br />

3029-48-X (in Form von Comics!)<br />

☺ Südostasien<br />

☺ Aarau, Alice/ Cooper, Robert& Nanthapa; Reisegast in Thailand, Dormagen Reisebuch-Verlag<br />

Iwanowski, 1994 (ISBN 3-923979-70-8)<br />

Praxisnahe Berichte aus Alltag und auch Geschäftsleben, versehen mit Hintergrundinfo<br />

zum Warum der jeweiligen Sitten und Mentalitäten. Listen von Tu und Tabu.<br />

☺ Asma Abdullah ed; Understanding the Malaysian Workforce. Kuala Lumpur: 1992,<br />

Malaysian Institute of Management<br />

Mentalität im Arbeitsleben, im sozialen/ geschäftlichen Umgang mit Malaysiern<br />

☺ Asma Abdullah; Going Glocal. Cultural Dimensions in Malaysian Management, Kuala<br />

Lumpur , Malaysian Institute of Management, 1996 (ISBN 983-9065-04-1)<br />

☺ Cooper, Robert;Thais Mean Business. Singpore, Kuala Lumpur: 1991, Times Book<br />

Mentalität im Arbeitsleben, Chancen, Risiken im sozialen/ geschäftlichen Umgang mit<br />

Thais<br />

☺ Ellis, Claire; Culture shock Vietnam, a guide to customs and etiquette, Times Books Intl<br />

☺ Hall, Denise; Business Prospects in Thailand. Prentice Hall, 1996<br />

☺ Kessel, Angela (hrsg.); (Handbuch) Business Training Südostasien, Kulturdeterminanten,<br />

Wirtschaft und Gesellschaft, Geschäftlicher Umgang, Berlin 2000 (Mitautorin Dr. Th.<br />

Tauber)<br />

☺ Vente, Rolf: 11mal Singapur. München<br />

erzählt in elf kurzen Geschichten Geschichte, Kultur und Bevölkerung Singapurs.<br />

18.7 Asien allgemein<br />

☺ Chen, Min; Asian Management Systems. Chinese, Japanese and Korean Styles of<br />

Business, New York, Routledge 1995<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 92


☺ Dunung, Sanjyoz; Doing Business in Asia. The Complete Guide, New York, Lexington,<br />

1995<br />

☺ Weggel, Oskar; Die Asiaten, München 1990,<br />

grundlegende und verständliche Informationen über Asiaten "an und für sich".<br />

18.8 "Westliche" Länder - Einzelwerke<br />

18.9 Schweiz<br />

☺ Bichsel, Peter; Die Totaldemokraten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1998..<br />

☺ Bilton; Paul Xenophobe’s Guide to the Swiss, v., Ravette Publishing, Horsham 1996.<br />

☺ Kamber, Peter; Ach, die Schweiz ... Über einen Kleinstaat in Erklärungsnöten, Die Arche,<br />

Hamburg 1998.<br />

☺ Küng, Thomas; Gebrauchsansweisung für die Schweiz, Piper, München 1996.<br />

☺ Wörterbuch Schweizerdeutsch-Deutsch. Anleitung zur Überwindung von Kommunikationspannen,<br />

Haffmanns Verlag, Zürich 1999.<br />

18.10 Deutschland<br />

☺ Nees, Greg; Germany - Unraveling an Enigma. Yarmouth, Maine, 2000<br />

(aus amerikanischer Sicht)<br />

☺ Schroll-Machl, Sylvia: Die Deutschen – Wir Deutsche; Göttingen 2002<br />

eine versierte <strong>interkulturelle</strong> Trainerin fasst zusammen, wie Angehörige verschiedenster<br />

anderer Nationalitäten die Deutschen erleben und erklärt diese Phänomene unter<br />

Zuhilfenahme von Erkenntnissen der <strong>interkulturelle</strong>n Psychologie. Das Buch gibt es<br />

auch in englischer Sprache, es heißt dann "Doing Business with Germans"<br />

☺ Wenner, Dorothee; Unser Ausland! Was ausländischen Mitbürgern in Deutschland<br />

auffällt, Berlin 1998 (Serie aus der "ZEIT" in Buchfassung)<br />

18.11 Frankreich<br />

☺ Asselin, Giles/ Mastron, Ruth; Au Contraire! Figuring out the French, Yarmouth Maine,<br />

2000<br />

über die Franzosen aus Sicht eines US-amerikanisch-französischen Autorenpaars<br />

☺ Jentjens, Sabine; Führungskräfteentwickulng in Großbanken, ein deutsch-französischer<br />

Vergleich, München, 1997<br />

☺ Passet, Eveline; Reisegast in Frankreich, Dormagen ca. 1993, Reisebuchverlag Iwanowski<br />

☺ Pateau, Jacques; Die seltsame Alchimie in der Zusammenarbeit von Deutschen und<br />

Franzosen; 1999, Campusvlg.<br />

18.12 Grobritannien<br />

☺ Tan, Terry; Culture Shock Britain, London 1992, Vorwort Richard D. Lewis;<br />

Zielgruppe sind Ausländer, besonders Asiaten, die für einige Zeit in London leben wol-<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 93


len. Alles wird ausführlich erklärt - von Sitten, Pubbesuchen übers Fernsehprogramm<br />

bis zuMentalitätsfragen, allerdings aus Sicht einer Singapureanerin.<br />

☺ Stewart, Rosemary/ Barsoux, Jean-Louis/ Ganter, Hans-Dieter/ Walgenbach, Peter;<br />

Managing in Britain and Germany, Houndmills 1994, Macmillan<br />

☺ Harper,Timothy; Passport United Kingdom - Your Pocket Guide to Business, Customs &<br />

Etiquette (USA) 1996 (läßt sich im Flugzeug lesen, kurz, lustig.)<br />

☺ Schmid, Stefan/ Thomas, Alexander; Beruflich in Großbritannien; Göttingen 2003<br />

mit der "Regensburger Methode" von critcal incidents und contrast culture erarbeitete<br />

Studie<br />

18.13 Italien<br />

☺ Flower, Raymond/ Falassi, Allessandro; Culture Shock! Italy, Singapore Times Books<br />

International, 1995<br />

☺ Gioseffi, Claudia; Passport Italy - Your Pocket Guide to Italian Business, Customs & Etiquette<br />

(USA) 1997 (läßt sich im Flugzeug lesen, kurz, lustig.)<br />

18.14 Spanien<br />

☺ Wattley-Ames, Helen; Spain is different. Yarmouth Maine, Intercultural Press, 1999 (aus<br />

Sicht einer Amerikanerin)<br />

18.15 Osteuropa<br />

☺ Engelbrecht, Elena und Ralf: Bulgarien-Handbuch. Bielefeld: Rump<br />

☺ Holtbrügge, D.: Personal<strong>management</strong> multinationaler Unternehmungen in Osteuropa<br />

Wiesbaden 1995<br />

☺ Hösch, Edgar: Geschichte der Balkanländer. München 1999<br />

☺ Kaplan, Robert D.: Balkan Ghosts. A journey through history. New York: St. Martin's<br />

Press 1993<br />

☺ Kappeler, A.: Russland als VielvölkerreichMünchen 2001<br />

☺ Knaus, Gerald: Bulgarien. München: Beck 1997<br />

☺ Mitchell, Charles; Passport Russia - Your Pocket Guide to Russian Business, Customs &<br />

Etiquette (USA) 1998 (läßt sich im Flugzeug lesen, kurz, lustig.)<br />

☺ Pieper, R.: Managementtraining in Osteuropa Wiesbaden 1992<br />

☺ Richmand, Yale; From Da to Yes- Understanding the East Europeans. Yarmouth Maine,<br />

Intercultural Press, 1995 (aus Sicht eines Amerikaners, der viel in den Ostvlockländern<br />

gelebt hat)<br />

☺ Richmand, Yale; From Nyet to Da - Understanding the Russians. Yarmouth Maine, Intercultural<br />

Press, 1996 (aus Sicht eines Amerikaners, der viel in den Ostvlockländern gelebt<br />

hat)<br />

☺ Schroll-Machl, Sylvia/ Novy, Ivan; Beruflich in Tschechien, Göttingen 2003,<br />

mit Hilfe von Critical Incidents und Contrast Culture entwickelt<br />

☺ Steinle, C. (Hg.); Management in Mittel- und Osteuropa Frankfurt/Main 1996<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 94


☺ Zeitschriften: OstWestContact<br />

18.16 Rest Europa<br />

☺ Hampden-Turner, Charles/ Trompenaars, Fons; The seven cultures of capitalism; N.Y.<br />

1993<br />

☺ Hill, Richard; We Europeans, Europublications, Brussels 1995<br />

☺ Hill Richard; EuroManagers & Martians. The Business Cultures of Europe’s Trading Nations,<br />

by, Europublications, Brussels.<br />

☺ Hill, Richard; Have You Heard This One? An Anthology of European Jokes Europublications,<br />

Brussels 1995<br />

☺ Mole, John; Mind your Manners, London 1998,<br />

untersucht und vergleicht 15 Länder der Europäischen Union, erwähnt dazu auch die<br />

US-Amerikaner, Japaner und Russen, Fragestellungen sind z.B. auf nationaler Ebene<br />

(Regionalismus, Verhältnis Staat-Wirtschaft...), auf Firmenebene (Führung, Kontrolle,<br />

Meetings und Teams...), gesellschaftlicher Ebene (Humor, Einladungen, Pünktlichkeit,<br />

Konverastion, Rolle der Frau....)<br />

18.17 USA<br />

Die meisten englischsprachigen Werke über andere Länder lassen sich spiegelbildlich<br />

auch als Werke über die USA lesen, da sie meist von amerikanischen Interkulturalisten<br />

verfaßt wurden. Wie man andere Länder beschreibt, das sagt auch viel über einen selbst<br />

aus.<br />

☺ Engel, Dean W./ Peterson, Larry (Hrsg.); Passport USA - Your Pocket Guide to American<br />

Business, Customs & Etiquette (USA) 1996<br />

☺ Hall, E.T. und Hall, M.R.; Understanding Cultural Differences: Germans, French and<br />

Amerincans, Yarmouth, Maine, Intercultural Press 1989<br />

☺ Palazzo, Bettina; Interkulturelle Unternehmensethik - Deutsche und Amerikanische<br />

Modelle im Vergleich. 2000<br />

☺ Stahl, Günter/ Langeloh, Claudia/ Kühlmann, Torste; Geschäftlich in den USA: ein <strong>interkulturelle</strong>s<br />

Trainingsbuch, Wien , Ueberreuter, 1999<br />

☺ Stewart, Edward/ Bennet, Milton; American Cultural Patterns - A Cross-Cultural Perspective,<br />

Yarmouth, Maine Intercultural Press 1991 (etwas philosophischer und<br />

tiefgründiger)<br />

18.18 Australien<br />

☺ Sharp, Ilsa; Culture Shock - Australia, London 1994<br />

18.19 Afrika<br />

☺ Richmand, Yale/ Gestrin, Phyllis; Into Africa. Yarmouth, Maine Intercultural Press, 1998<br />

☺ Mayer, C-H/ Boness, C./ Thomas, A.; Beruflich in Kenia und Tansania, Göttingen 2003<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 95


18.20 Islam - Einzelwerke<br />

☺ Adel, Theodor Khoury/ Heine, Peter u.a; Islam-Lexikon A-Z. Geschichte - Ideen - Gestalten.<br />

Freiburg, Herder, 1999<br />

sehr übersichtlich, voll gepackt mit interessanten Informationen<br />

☺ Almaney/ Alwan; Communicating with the Arabs. Prospect Heights IL, 1982<br />

☺ Heine, Peter; Kulturknigge für Nichtmuslime - ein Ratgeber für den Alltag. Freiburg,<br />

Herder 2001<br />

dieses Buch hat trotz seiner leichten Lesbarkeit deutlich mehr Substanz, als der Titel<br />

vermuten läßt. Der Autor ist Professor an der Humboldt Universität in Berlin<br />

☺ Kursat-Ahlers, Elcin; Türkei und Europa - Facetten einer Beziehung in Vergangenheit<br />

und Gegenwart. Frankfurt 2001<br />

☺ Lewis, Bernard; A Middle East Mosaic - Fragments of Life, Letters, and History, (USA)<br />

2001<br />

der Autor ist Professor und geht die Thematik historisch an. Auch die nah- und mittelöstliche<br />

Sichtweise auf Europa wird beleuchtet<br />

☺ Lewis, Bernard; The Shaping of the Modern Middle East<br />

behandelt die historische, wirtschaftliche und politische Entwicklung in den letzten 300<br />

Jahren bis heute, vor allem in der Begegnung und Auseinadersetzung mit dem Westen,<br />

USA 1993<br />

☺ Lewis, Bernard; What Went Wrong? Western Impact and Middle East Response, (USA)<br />

2001<br />

☺ Mac Dowall, David; Europe and the Arabs - Discord or Synthesis? London 1992<br />

☺ Nydell, Margaret; Understanding Arabs - A Guide für Westerners, Yarmouth, Intercultural<br />

Press, 1997<br />

☺ Stahr, Volker; Südoastasien und der Islam, Kuzlturraum zwischen Kommerz und Koran,<br />

Darmstadt, Wissenschaftl. Buchgesellschaft, 1997<br />

☺ Sympathie Magazin: "Islam verstehen". Hrsg. vom Studienkreis für Tourismus, Starnberg.Tel.:<br />

+49 (0)8151-774-13 oder -23<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 96


Interkulturelles Management:<br />

Critical incidents<br />

Interkulturelles Management: Critical incidents 97<br />

1 Verzinkt 98<br />

2 Der Lack 99<br />

3 Lizenzverhandlungen 100<br />

4 Reklamationserfolg 101<br />

5 Spielerwechsel 102<br />

6 Auspacken 103<br />

7 Kundenkontakt 105<br />

8 Das Team-Treffen 106<br />

9 Der gemeinsame Messeauftritt 107<br />

10 Wo geht's zur Vernissage? 108<br />

11 Das Dilemma 109<br />

12 Telefonterror? 110<br />

13 Loben 111<br />

14 Die Liste für den Einkauf 112<br />

15 Zwei Arbeitanweisungen 113<br />

16 280 Ampere 114<br />

17 Südländische Loyalität 115<br />

18 Telefongeheimnis 116<br />

19 Im Pub 117<br />

20 Urlaubsplanung 118<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 97


1 Verzinkt<br />

Ein österreichischer Unternehmer interessiert sich für Vorprodukte einer<br />

thailändischen Firma, die er auf einer Messe flüchtig kennen gelernt hatte.<br />

Für seine eigene Fertigung benötigt er große Mengen kleiner, cadmierter<br />

Metallteile. Daher sendet er ein Fax an die thailändische Firma in der Hoffnung,<br />

daß sie ihn beliefern könne, und mit der Bitte, ihm eine Liste ihrer<br />

cadmierten Produkte und Optionen zu faxen.<br />

Die Antwort, die er ca. zwölf Stunden später erhält, lautet so: "Sehr geehrter<br />

Herr Franzen, wir bedanken uns für Ihr Interesse an unseren Produkten.<br />

Ihre Firma ist uns von der letzten Messe her in herzlicher Erinnerung geblieben.<br />

Es wird uns eine Ehre sein, Sie zuverlässig und pünktlich zu beliefern.<br />

Anbei finden Sie die verlangte Liste unserer Produkte." Auf den vielen folgenden<br />

Seiten jedoch sind ausschließlich verzinkte Metallteile gelistet und<br />

abgebildet.<br />

Kopfschüttelnd schiebt Herr Franzen ein zweites Fax ein, in welchem er<br />

deutlich macht, daß er für verzinktes Metall keine Verwendung habe, nur<br />

für cadmiertes, und daß er um die entsprechende Liste bitte. - Aber wieder<br />

kommt nur die Liste der verzinkten Teile zurück.<br />

Wie soll Herr Franzen diese Faxe verstehen?<br />

Mit Hilfe welcher Kulturdimensionen können Sie diesen Fall erläutern?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 98


2 Der Lack<br />

Chris Benner ist ein junger Ingenieur, der für seine Firma in deren taiwanesischem Jointventure<br />

einen Teil des Know-how-Transfers durchzuführen hat. Seine Firma stellt Autolacke<br />

her. Er selbst soll heute den Chinesen zeigen, wie man mit Kompositlacken arbeitet: 86<br />

Teile Lack, 10 Teile Härter und 3 bis 4,5 Teile Beschleuniger sind die Standardmischung, die<br />

in die Lackiergeräte eingefüllt wird.<br />

Chris findet, daß seine taiwanesischen Trainees selbst erfahren sollen, wie mehr Härter den<br />

Lack zum innerlichen “Verbrennen“ bringt und zuviel Beschleuniger ihn so aufweicht, daß<br />

er nie mehr härtet. Denn Chris weiß, wie unerfahrene Benutzer von Kompositlacken das<br />

oft übersehen.<br />

Chris gibt jedem kleine Übungsbleche, Pinsel, Lack, Härter, Beschleuniger, Mischbecher<br />

usw. Zuerst stellt er die Standardmischung genau vor und läßt alle eine solche mischen.<br />

Der Erfolg ist gut, alle arbeiten sehr sorgfältig. Chris kündigt an, daß die Bleche in drei<br />

Stunden trocken sein werden. Als nächstes wiederholt er, daß die Höchst- und Mindestmengen<br />

keinesfalls mißachtet werden dürfen, weil mehr Härter den Lack zum innerlichen<br />

“Verbrennen“ bringt und zuviel Beschleuniger ihn so aufweicht, daß er nie mehr härtet.<br />

Nun kommt der entscheidende Schritt, der den Leuten ein für allemal einbleuen soll, sich<br />

exakt an alle Mengen zu halten. Chris führt sie also ein bißchen aufs Glatteis und sagt:<br />

“Dieser Lack mit 3 Teilen Beschleuniger trocknet in drei Stunden. Wenn ihr 4,5 Teile Beschleuniger<br />

nehmt, dann dauert es nur so um die zwei Stunden. Das wollen wir jetzt ausprobieren.“<br />

- Blick auf die Uhr, schelmisches Grinsen: “Oh, es ist schon so spät. Na dann<br />

macht es eben so, daß der Lack in einer Stunde aushärtet, wenn ihr könnt.“<br />

Nach einer Stunde ist natürlich keiner der Lacke trocken und ausgehärtet. Aber acht Bleche<br />

sind korrekt und auf dem besten Wege, in der folgenden zweiten Stunde fertig zu<br />

werden, wohingegen vier hoffnungslos sind, weil die Männer zwischen 7 und 10 Teilen<br />

Beschleuniger zugegeben haben.<br />

Eigentlich ist Chris sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Zwei Drittel der Leute hatten das Prinzip<br />

so gut begriffen, daß sie sich nicht haben irre machen lassen. Die anderen werden<br />

diese Lehre jetzt auch bestimmt nicht vergessen. Nur reagieren die Chinesen - und zwar<br />

alle - sehr grantig. Außerdem erklären sie einstimmig, daß dieser Lack ein Mist sei, wenn<br />

der noch nicht einmal ein oder zwei Teilchen Härter oder Beschleuniger mehr oder weniger<br />

vertrage. Kurz und gut, weder die Technologie noch der Lehrer stoßen bei ihnen auf<br />

Sympathie. Das ist hart für Chris, denn natürlich gibt es zu dem Lack keine Alternative.<br />

Und auch er selbst sollte noch häufiger nach Taiwan reisen und weiteres Know-how vermitteln.<br />

Wie kann er beim nächsten Mal ein ähnliches Unglück vermeiden?<br />

Gibt es für ihn ein "nächstes Mal"?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite 99


3 Lizenzverhandlungen<br />

Herr Auers ist als Vertriebsbeauftragter bei einer kleinen österreichischen<br />

Firma beschäftigt, die führend ist in der Herstellung innovativer, umweltfreundlicher<br />

und energiesparender Klimaanlagen. Er hat Glück. Durch die<br />

Hilfe alter Geschäftspartner ist er an eine japanische Firma vermittelt worden,<br />

die dieses System kennenlernen und vielleicht in Lizenz bauen möchte.<br />

Sein Geschäftsfreund hatte ihm versichert, die Japaner seien an seinem<br />

Produkt extrem interessiert, doch nun, nach zwei Tagen der ersten Verhandlung,<br />

erscheint Herrn Auers dies ganz und gar nicht der Fall zu sein.<br />

Auf den extensiven Small-talk vor den eigentlichen Verhandlungen war er<br />

ja noch gefaßt gewesen. Was ihm jetzt jedoch zu schaffen macht, daß ist<br />

das Chaos in der Verhandlung.<br />

Er kann kaum fünf Sätze mit seinen Partnern wechseln, ohne daß jemand<br />

aufsteht und den Raum verläßt. Geht gerade keiner, so kommt vielleicht<br />

jemand anderes herein, tuschelt kurz mit ein oder zwei der Anwesenden<br />

auf Japanisch, wirft einen Blick auf Herrn Auers und verschwindet wieder,<br />

oder aber er setzt sich hin und nimmt an der Besprechung hinfort teil - bis<br />

auch er wieder verschwindet. Auch wenn Herr Auers die japanischen Gesichter<br />

noch nicht ganz genau unterscheiden kann, so ist er sich doch sicher,<br />

daß er an einem Vormittag mindestens ein Dutzend Personen hat<br />

kommen, bleiben oder gehen sehen.<br />

Nach dem Mittagessen fühlt er sich zunehmend frustriert und nicht ernst<br />

genommen. Er wird unkonzentriert und etwas brüsk. Auch am nächsten<br />

Tag wird es nicht besser. Nach einer Woche verlaufen die Verhandlungen<br />

völlig im Sand, und Herr Auers bucht den Heimflug, den er dann unverrichteter<br />

Dinge enttäuscht antritt.<br />

Hätte er ein anderes Ergebnis herbeiführen können?<br />

Wie sah der Verhandlungsverlauf aus Sicht der Japaner vermutlich aus?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite100


4 Reklamationserfolg<br />

Herr Feingaß wurde beliefert von zwei Abteilungen einer größeren singapureanischen<br />

Firma. Mit der einen, A, hatte er seit Jahren ein gutes Verhältnis.<br />

Die Zusammenarbeit klappte reibungslos zum beiderseitigen Nutzen.<br />

Das konnte man von Abteilung B, leider nicht sagen. Der dort zuständige<br />

Sachbearbeiter samt seinem Abteilungsleiter schlampten zuweilen und<br />

wollten dann nicht für die Folgen geradestehen...<br />

Wie kommt Herr Feingaß in dem Konflikt weiter?<br />

Wer löst den Konflikt?<br />

Wie wird dieser Konfliktlöser ins Spiel gebracht?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite101


5 Spielerwechsel<br />

Herr Freudenreich ist ein alter Hase in Südostasien. Diesmal hat er auf seine<br />

Verhandlungsreise nach Malaysia den jungen Herrn Wund mitgenommen,<br />

der in die Materie eingearbeitet werden und die Partner kennenlernen soll.<br />

Trotz Jet-lag sind beide anfangs recht zufrieden. Die Verhandlungen in KL<br />

laufen wie am Schnürchen und auch in Melaka geht alles glatt.<br />

In Kuching/ Sarawak allerdings treffen sie auf eine festgefahrene Situation.<br />

Ihre dortigen Lizenznehmer haben mehrfach teure Anlagen, die eigentlich<br />

Herrn Freudenreichs Firma gehören, schwerwiegend beschädigt. Meist geschah<br />

dies durch unsachgemäße Bedienung, hin und wieder waren auch<br />

unkontrollierte Schwankungen des Stromnetzes die Ursache. Es gehört zum<br />

Auftrag der Herren Freudenreich und Wund, gemeinsam mit den Lizenznehmern<br />

Lösungen dieses Problems zu erarbeiten und dafür zu sorgen,<br />

daß nicht weiterhin so oft teure Ersatzteile und Techniker nach Kuching geflogen<br />

werden müssen. Herr Wund hat vor Reiseantritt die bisherigen<br />

Schadenskosten einmal durchgerechnet und das kalte Grausen bekommen...<br />

Deshalb reagiert er auch äußerst unfroh, als Mrs. Rozina, Ingenieurin bei<br />

den Lizenznehmern in Kuching, die entstandenen Schäden herunterspielt.<br />

Nach kaum fünfzehn Minuten sind Mrs. Rozina und Herr Wund in einen erbitterten<br />

verbalen Kampf verbissen. Noch einige Minuten später legt der<br />

Gesprächsleiter der malaysischen Seite eine Auszeit ein.<br />

Wie nutzen Sie als Herr Freudenreich diese Auszeit zur Konfliktlösung?<br />

Wie gehen Sie in die Fortsetzung der Runde?<br />

Wie werden es die Malaysier tun, wenn sie die Gespräche nicht gefährden<br />

möchten?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite102


6 Auspacken<br />

Jochen Janning ist Produktionsleiter in einem größeren Unternehmen in Mexico. Sein bester<br />

Vorarbeiter heißt Miguel. Die beiden arbeiten seit einem halben Jahr zusammen.<br />

Es ist eine große Lieferung von Spezialmaschinenteilen gekommen, die dringend benötigt<br />

werden. Leider kamen sie einen Tag zu spät. So ist jetzt Herr Janning in großem Zeitdruck.<br />

Denn die Maschinenteile müssen rasch auf- und eingebaut werden, damit der aus Österreich<br />

eingeflogene Spezialist sie nach ihrem Zusammenbau testen kann. Selbstverständlich<br />

hat der Spezialist auch nicht mehr viel Zeit, denn sein Flugplan war ja darauf ausgelegt,<br />

dass die Teile schon gestern eingetroffen wären.<br />

Wenn der Spezialist abfliegt, ohne die aufgebaute Spezialmaschine zu testen, dann kann<br />

man nicht mit der Produktion beginnen. Nicht auszudenken!, denn es warten schon einige<br />

Kunden auf die Produkte, die mit Hilfe der Spezialmaschinen gefertigt werden sollen.<br />

Die Liefertermine sind noch gerade realistisch, aber recht knapp.<br />

Folgendes Gespräch findet zwischen Herrn Janning und Miguel statt<br />

1. Janning:<br />

Miguel, wie lange werdet ihr brauchen,<br />

wenn ihr euch beeilt? Schafft ihr es, diese<br />

Sachen bis heute Abend fünf Uhr auszupacken<br />

und zusammenzubauen<br />

2. Miguel:<br />

Keine Sorge, das schaffen wir locker<br />

Was im Kopf der Personen vorgeht<br />

Um fünf Uhr kommt Herr Janning zurück und sieht, dass die Aufgabe noch keineswegs<br />

erledigt wurde, es fehlt sicher noch ein Viertel oder mehr.<br />

3. Janning:<br />

Was ist hier los? Wieso sind die Maschinen<br />

noch nicht zusammengebaut? Du hast es<br />

mir versprochen, dass ihr es bis jetzt machen<br />

würdet!<br />

4. Miguel: (indem er zur Seite blickt)<br />

Tut mir leid, wir haben getan, was wir<br />

konnten<br />

5. Janning:<br />

??!!<br />

Bitte ergänzen Sie, was Ihrer Meinung nach im Kopf der beiden Sprecher vorgeht. Was<br />

meinen, hoffen, unterstellen sie? Warum sagen sie, was sie sagen?<br />

Welche Optionen hat Herr Janning, um während seiner weiteren Tätigkeit in Mexico seine<br />

Aufgabe erfolgreicher zu bewältigen?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite103


6.1 Gedanken von Jochen Janning und Miguel<br />

1. Janning Er mussfertig werden, es ist wichtig!<br />

(Janning ist ganz in dem System von vernetzten engen Terminplänen: der Experte,<br />

der abfliegt, Kunden, die Strafzahlungen verlangen werden, wenn der<br />

Liefertermin sich verzögert, eins greift ins andere, wenn ein Termin sich verschiebt,<br />

dann werden auch alle anderen gefährdet.)<br />

2. Miguel Wir haben heute vielleicht nicht genug Leute, um mit so einer Eilaufgabe fertig<br />

zu werden, der Geschickteste fehlt. Na ich hoffe, wir kriegen es irgendwie hin,<br />

auf ans Werk und in die Hände gespuckt.<br />

(Allerdings beeilt Miguel sich nicht wegen abstrakter Termine, deren Wichtigkeit<br />

ihm eher illusorisch erscheint und die in seiner bisherigen Arbeitserfahrung auch<br />

immer relativ gewesen sind. Termine haben seine mexikanischen Chefs immer<br />

nach den allseitigen Gegebenheiten und Bedürfnissen hinbiegen können. Miguel<br />

beeilt sich vielmehr, um seinen Chef zu beeindrucken und von ihm gelobt<br />

zu werden. Aus einem ähnlichen Grund teilt Miguel ihm seine Bedenken hinsichtlich<br />

der Realisierbarkeit der Aufgabe in so kurzer Zeit auch nicht mit. Er<br />

fürchtet, von seinem Chef angesichts negativer Antwort gescholten zu werden.<br />

Ein Nein ist auch eine Art Zeichen von Respektlosigkeit seinem Chef gegenüber<br />

3. Janning Miguel hat mich schwer enttäuscht. Entweder ist er unfähig, was ich bisher nicht<br />

von ihm dachte, oder er hat mir einfach was vorgemacht, mich angelogen<br />

(Er kommt gar nicht auf die Idee, dass es außer Unfähigkeit oder Lüge noch<br />

eine dritte Erklärung für Miguels falsche positive Antwort geben könnte: nämlich<br />

mexikanisch verstandener Respekt vor seiner Autorität, Rücksichtnahme, der<br />

Wunsch, ihm nur positive Dinge mitteilen zu können)<br />

4. Miguel Wieso schimpft der Chef so? Ich habe versucht, was ich konnte: zuerst habe ich<br />

ihm vorzeitige Sorgen erspart - vielleicht hätten wir es mit ein bisschen Glück ja<br />

doch geschafft, wenn es etwas leichter gewesen wäre. Und dann habe ich<br />

mich und alle Jungs mit aller Kraft ins Zeug gelegt. Was will er denn noch???!!!<br />

Mit dem Wegschauen zeigt er, dass es ihm leid tut, den Wunsch seines Chefs<br />

leider nicht erfüllt haben zu können. Mit vielen Worten verteidigt er sich aber<br />

nicht. Das fände er anmaßend. Es würde auch die Gefahr bergen, dass es zu<br />

einem offenen Streit käme. Außerdem geht Miguel davon aus, dass ein guter<br />

Chef selber beurteilen kann, dass hier alle ihr Bestes gegeben haben und dass<br />

nur einfach die Zeit nicht reichen konnte. Es ist aus seiner Sicht nicht seine Aufgabe<br />

als Untergebener, dem Chef zu sagen, was machbar ist und was vermutlich<br />

nicht. Ihm ist nicht klar, dass er seinen Chef dadurch keineswegs erfreut,<br />

sondern sehr ärgert.<br />

5. Janning Miguel ist unaufrichtig. Wieso schaut er mich nicht an?<br />

(Er hätte Miguels Worte eher akzeptiert, wenn der ihn angeschaut hätte und<br />

sich klipp und klar verteidigt hätte. Dass beides wegen des Respekts vor einer<br />

Autorität für einen "anständigen" Vorarbeiter schwierig bis unmöglich ist, weiß er<br />

nicht.)<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite104


7 Kundenkontakt<br />

Frau Ransammer arbeitet als technische Unterstützung im Vertrieb einer<br />

größeren österreichischen Firma. In Frankreich wurde kürzlich eine kleine<br />

französische Firma mit Kunden in Frankreich und im Nahen Osten aufgekauft.<br />

Da hierbei auch moderne Technologie in das neue Tochterunternehmen<br />

floss, benötigte man in manchen Bereichen für einige Zeit österreichische<br />

Experten zur Unterstützung.<br />

Frau Ransammer, die recht gut Französisch sprach, erklärte sich bereit, für<br />

die Technik in den französischen Vertrieb zu gehen. Ihr französischer Kollege,<br />

Monsieur Fouré, welcher bis dahin die Kunden betreut hatten, machte<br />

Deutschkurse und andere Schulungen in Österreich.<br />

Zu ihrem großen Verdruss musste Frau Ransammer feststellen, dass jedoch<br />

alle Kunden nach Monsieur Fouré frugen, die nordafrikanischen wie die<br />

französischen. Also alles Machos?<br />

Noch größer wurde ihre Verwunderung jedoch, als sie über ihr Problem mit<br />

Herrn Fuhrmann, dem deutschen Kollegen ihrer Nachbarabteilung sprach.<br />

Dessen französischer Vorgänger hatte beim Besitzerwechsel nämlich die<br />

Firma verlassen und war zur Konkurrenz gegangen. Empört erzählte Herr<br />

Fuhrmann, dass seither ein großer Teil seiner Kunden ebenfalls bei der Konkurrenz<br />

einkaufe. Und das, wo doch die Konkurrenz im Prinzip eine britische<br />

Firma sei!<br />

Frau Ransammer und Herr Fuhrmann waren beide stinksauer auf die Franzosen.<br />

Ganz offenbar hassten die Franzosen ganz einfach Ausländer.<br />

Gibt es andere Erklärungsmöglichkeiten für das Verhalten der französischen<br />

Kunden?<br />

Mit welchem Unterschied zwischen der österreichischen und der französischen<br />

Kultur hängt das zusammen?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite105


8 Das Team-Treffen<br />

Gabi Saidler arbeitet als Designerin in einer österreichisch-französischen<br />

Firma in Marseille. Gerade wird ein Teamtreffen beendet, ohne dass man<br />

sich auf ein Ergebnis geeinigt hätte und ohne dass die aus einem etwaigen<br />

Ergebnis resultierenden Aufgaben auf die einzelnen Personen verteilt<br />

worden wären. Gabi ist lediglich immer deutlicher geworden, welche Arten<br />

von weiterem Vorgehen verschiedene Personen, darunter auch ihr<br />

Chef, jeweils favorisieren, doch auch das ist nicht bei allen ganz klar. Sie<br />

selbst ist mit ihren Vorschlägen irgendwie immer nicht ganz durchgedrungen,<br />

vielleicht hat man sie nicht verstanden.<br />

Trotz der Ergebnislosigkeit beendet der Chef das Treffen schließlich.<br />

Auf dem Weg zurück ins Büro fragt Gabi ihren Büronachbarn, Eric Morel<br />

ratlos, was denn er von dem Treffen halte. "Nun", erwidert der, "das Übliche.<br />

Aber wie auch immer, entschieden ist entschieden, da müssen wir<br />

jetzt wohl ran und die Beschlüsse umsetzen." Mit diesen Worten und mit<br />

gerunzelter Stirn verschwindet er an seinen Schreibtisch.<br />

Diese Antwort setzt Gabis nachmittäglicher Verwirrung die Krone auf. Sie<br />

zweifelt an ihren Französischkenntnissen. Hat sie die ganze Zeit auf ihren<br />

Ohren gesessen? Haben sich die Franzosen in einer Geheimsprache abgestimmt?<br />

Soll Gabi nicht erfahren, was hier gespielt wird?<br />

Gibt es noch eine andere mögliche Erklärung für diese Situation?<br />

Welche kulturell bedingten Muster sind in dem Teamtreffen wirksam geworden<br />

und haben verhindert, dass die Österreicherin und die Franzosen<br />

einander verstanden haben?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite106


9 Der gemeinsame Messeauftritt<br />

Christiane Köhler arbeitet in einem kleinen Joint Venture in Argentinien als<br />

Produktionsleiterin. Häufig hat sie Kontakt mit Ernesto Roldán, dem Produktionsleiter<br />

einer befreundeten argentinischen Firma. Die beiden Unternehmen<br />

haben zwar unterschiedliche Produkte, aber häufig die gleichen<br />

Kunden, denen sie zuliefern. Beide Unternehmen sind noch recht jung und<br />

daher nicht besonders bekannt.<br />

Da hört Frau Köhler von einer Messe, die für beide Firmen geradezu ideal<br />

zu sein scheint. Zwar sind die Standgebühren nicht gerade billig, aber dafür<br />

ist diese Messe normalerweise recht gut besucht, gerade auch von<br />

Leuten aus ihrer potentiellen Kundengruppe.<br />

Sie bespricht die Sache kurz mit ihrem Vorgesetzten und mit dem Marketingleiter.<br />

Beide finden die Idee sehr gut. Beide sind auch positiv gegenüber<br />

dem Vorschlag eingestellt, mit dem anderen Unternehmen gemeinsam<br />

einen Stand zu erstellen, denn das würde die schmerzhaft teuren<br />

Standkosten deutlich senken. Da Frau Köhler den besten Kontakt zu dem<br />

anderen Unternehmen hat, soll sie Señor Ramirez anrufen, Señor Roldáns<br />

Marketing-Kollegen.<br />

Señor Ramirez reagiert sehr positiv auf den Vorschlag, findet ihn sehr gut,<br />

bittet sich aber aus, zunächst noch mit dem Firmenchef zu sprechen und<br />

dessen Zustimmung einzuholen. Trotz wiederholter Nachfragen bleibt der<br />

Vorgang an dieser Stelle stecken. Offenbar hat Señor Ramirez eine Woche<br />

lang keinen Erfolg mit dem Versuch, seinen Chef zu sprechen. Als Frau<br />

Köhler dann noch einmal anruft, ist auch Señor Ramirez für einige Tage auf<br />

Dienstreise. Die Zeit drängt, bald wäre eine Anmeldung bei der Messegesellschaft<br />

fällig.<br />

In dieser Situation veranlasst Frau Köhler ihren Chef, einmal beim Firmenchef<br />

des anderen Unternehmens selbst anzurufen. Als der von dem Vorschlag<br />

hört, ist er sofort sehr angetan und äußert sich sehr positiv, allerdings<br />

wolle er doch erst noch einmal mit seinem Marketingmann reden,<br />

ob dessen Abteilung in der Lage sei, neben ihren sonstigen Arbeiten die<br />

Vorbereitungen für den Messeauftritt in der gebotenen Schnelligkeit hinzubekommen...<br />

Wie schätzen Sie die Lage ein?<br />

Wie wird das Thema Messeauftritt der beiden Firmen laufen?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite107


10 Wo geht's zur Vernissage?<br />

Frau Mailocke ist für ein paar Wochen in Brasilien. Auf einem Fest hat sie<br />

einen sympathischen jungen brasilianischen Künstler kennen gelernt. Orestes<br />

Vilató (der Künstler) lud sie dabei auf seine Vernissage ein, die ein<br />

paar Tage später in einer Galerie ganz in der Nähe ihres Hotels stattfinden<br />

sollte. Vergnügt und neugierig tritt Frau Mailocke am entsprechenden Tag<br />

auf die Straße, muss aber feststellen, dass sie Orestes' Wegbeschreibung<br />

doch nicht so ganz verstanden hatte, die verflixte Sprachbarriere!<br />

So fragt sie also einen vorbeigehenden Brasilianer nach dem Weg zur Galerie<br />

Abraxas. Der Mann sagt: "Immer geradeaus und nach der großen<br />

Bank links." Sie geht lange geradeaus, bei einer Bank links und dann weiter<br />

geradeaus, vorbei an zwei kleinen Parks und noch einer Bank, bis ihr die<br />

Sache verdächtig vorkommt, dann fragt sie noch einmal nach. Tatsächlich<br />

schickt der nun gefragte Brasilianer sie wieder stracks zurück. Erst nach<br />

fast einer Stunde findet Frau Mailocke endlich die Galerie, der Sekt ist<br />

schon ausgegangen....<br />

Womit hängt es zusammen, dass Frau Mailocke keine für sie verwertbare<br />

Auskunft bekommt?<br />

Was hätte ein Brasilianer getan, der die Galerie sucht?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite108


11 Das Dilemma<br />

Maria und Theresia sind Freundinnen. Maria stammt aus Venezuela, Theresia<br />

aus Österreich, beide leben in Deutschland, wo sie sich im Kindbett<br />

kennen gelernt haben. Sie gründen zusammen eine Krabbelgruppe und<br />

diskutieren viel über Kindererziehung, Werte, Sinn des Lebens usw. Außerdem<br />

haben sie viel Spaß zusammen.<br />

Eines Tages kommen die beiden auf folgendes Dilemma zu sprechen:<br />

Angenommen, Du sitzt neben einem Freund im Auto. Ihr fahrt<br />

durch eine Tempo 30 Zone, aber Dein Bekannter fährt mindestens<br />

60, das siehst Du nach einem kurzen Blick auf den Tacho.<br />

Plötzlich springt ein Kind auf die Straße, Dein Bekannter kann<br />

nicht mehr bremsen und überfährt das Kind, verletzt es schwer.<br />

Er ist furchtbar erschrocken, von heftigen Schuldgefühlen gequält.<br />

Dazu kommt bei Deinem Bekannten gleich darauf auch<br />

die Angst vor der gesetzlichen Strafe. Da er zu schnell gefahren<br />

ist, könnte die Anklage auf fahrlässige Tötung oder Totschlag<br />

lauten. Euch fällt ein, dass eigentlich niemand (außer dem Kind<br />

selbst) gesehen hat, wie schnell er fuhr. Und verwertbare Bremsstreifen<br />

gibt es irgendwie auch nicht. Du bist die Einzige, die<br />

weiß, wie es war.<br />

Die Polizei kommt hinzu, misstraut der Darstellung Deines Bekannten,<br />

dass er nur 30 gefahren sei, und macht Dich darauf aufmerksam,<br />

dass Du Deine Aussage vor Gericht beeiden musst.<br />

Meineid, Verschleierung einer Straftat, das sind alles Straftaten,<br />

derer Du Dich schuldig machst, falls Du lügst. Also noch 'mal die<br />

Frage: Welchen Anspruch hat Dein Bekannter, dass Du für ihn<br />

lügst?<br />

1. Wie würden Sie selbst entscheiden, wenn Sie mit diesem Dilemma konfrontiert<br />

wären? Warum?<br />

2. Wie hat Theresia, wie Maria vermutlich entschieden? Warum?<br />

3. Können Sie sich vorstellen, welchen weiteren Verlauf das Gespräch der<br />

beiden vermutlich genommen hat?<br />

4. Welche Schlüsse oder Lehren ziehen Sie daraus für die vermutliche<br />

Entwicklung Ihrer möglichen Geschäftsbeziehungen mit Lateinamerikanern?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite109


12 Telefonterror?<br />

Andrea hat einen tollen Uni-Abschluss hingelegt und arbeitet in ihrem ersten<br />

Job als Assistentin der Geschäftsleitung, wo sie weitere Erfahrungen<br />

sammeln soll.<br />

Nach ein paar Monaten bekommt sie eines montags gegen 9:00 Uhr vormittags<br />

eine Mail aus der Zweigniederlassung in der Türkei. Die dortige<br />

Chefsekretärin schreibt in gutem Englisch, dass ihr Chef einen Termin bei<br />

Andreas Chef wünsche. In dieser Mail schlägt die türkische Kollegin auch<br />

gleich drei mögliche Termine zur Auswahl vor und bittet, einen hiervon zu<br />

bestätigen.<br />

Andrea überfliegt die Mail. Sie hat Zugriff auf den Outlook - Terminkalender<br />

ihres Chefs. Alle drei Termine sehen nicht gut aus. Eienr ginge vielleicht,<br />

wenn der Chef das, was da eingetragen ist, verschieben mag. Aber sie<br />

kann ihn nicht fragen. Ihr Chef ist auf Dienstreise und vor Mittwoch nicht<br />

zurück. Außerdem arbeitet sie gerade an einer eiligen Sache, die ein<br />

Teamkollege für eine Kundenpräsentation braucht. Also beantwortet sie<br />

die Mail nicht sofort.<br />

Um 9:30 klingelt Andreas Telefon. Die türkische Kollegin – Nilüfer – ist dran.<br />

Sie fragt, welchen der Termine sie ihrem Chef buchen kann. Andrea zögert.<br />

Sagt, was sie weiß. Nilüfer gibt sich damit zufrieden, am Mittwoch die<br />

Antwort zu bekommen.<br />

Am Mittwoch klingelt um 08:02 Andreas Telefon. Nilüfer ist dran und will die<br />

Antwort wissen. Andreas Chef ist zwar gerade ins Haus gekommen, jedoch<br />

war noch keine Zeit, diese Dinges zu besprechen. Das sagt Andrea Nilüfer.<br />

Beide legen auf.<br />

Um 08:30 klingelt wieder das Telefon. Andrea sieht eine türkische Nummer<br />

im Display....<br />

Welche Möglichkeiten zu handeln hat Andea?<br />

Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite110


13 Loben<br />

Andy ist für 4 Wochen in Ungarn, wo eine Maschine seiner Firma aufgestellt<br />

und eingerichtet wird. In den ersten beiden Wochen hat Andy viele schlaflose<br />

Nächte, weil nichts klappt. Werkzeuge fehlen, die Leute, die ihm vom<br />

ungarischen Werk zugeteilt wurden, verstehen scheinbar nicht, was sie tun<br />

sollen, es geht etwas kaputt, das nur schwer zu ersetzen ist, und der Abnahmetermin<br />

scheint unmöglich einzuhalten zu sein. Doch gegen Ende<br />

der dritten Woche produzieren die Ungarn ein kleines Wunder. Sie haben<br />

ein paar Dinge aufgetrieben, die ihnen helfen werden, alles noch rechtzeitig<br />

in Ordnung zu bringen. Als Andy sieht, dass die Gruppe wieder im<br />

Zeitplan ist, strahlt er zum ersten Mal seit seiner Ankunft. Er steht vor der Maschine,<br />

schaut in die Runde und sagt: „Alle Achtung Jungs. Was ihr da geschafft<br />

habt, ist echt nicht übel!“ Dann macht er sich an seine Tagesarbeit.<br />

In der Mittagspause nimmt ihn der alte Ferenc, der Deutsch kann, beiseite<br />

und sagt ihm ernst, aber nicht unfreundlich: „Andy, wenn Du so weitermachst,<br />

arbeitet bald keiner mehr für Dich. Wie behandelst Du denn die<br />

Leute? Das geht so nicht.“<br />

Welche Möglichkeiten zu handeln hat Andy?<br />

Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite111


14 Die Liste für den Einkauf<br />

Dieter Hochvogel ist Leiter in einem Teil der Fertigung. Nächsten Mittwoch<br />

hat er ein Gespräch mit den Leuten vom Einkauf. Bei diesem Treffen<br />

braucht er eine Liste mit den Erfahrungen seiner Mitarbeiter: Welche Gebindegrößen<br />

haben sich warum bewährt? Wie empfinden sie die Unterschiede<br />

bei Produkten, die derzeit zur Probe von unterschiedlichen Lieferanten<br />

geordert werden? Wie hilfreich waren Vertreter der verschiedenen<br />

Lieferanten, wenn die Mitarbeiter einmal direkten Kontakt mit ihnen hatten<br />

und so weiter.<br />

Dieter denkt, dass es eine gute Aufgabe für Sascha aus Kasachstan wäre,<br />

diese Informationen zu sammeln. Sascha ist noch nicht so lange dabei<br />

und hat daher noch wenig Erfahrung, aber Dieter weiß, dass Sascha gar<br />

nicht dumm ist. Wenn Sascha also diese Informationen sammelt, lernt er<br />

erstens dabei alle Kollegen besser kennen, gleichzeitig gewinnt er einen<br />

Überblick über das, was in der Fertigung so läuft. Außerdem hat Sascha<br />

noch keine eigene Aufgabe, sondern hilft bisher mal diesem, mal jenem<br />

Kollegen.<br />

Am Montag erklärt Dieter Sascha seinen Auftrag. Sascha sagt zu, es zu erledigen.<br />

Dienstagabend fragt Dieter nach der Liste. Sascha sagt, sie ist<br />

noch nicht fertig. Am Mittwoch hat Dieter lediglich zwei oder drei Aussagen<br />

in der Hand, viel zu dürftig für seine Besprechung mit dem Einkauf.<br />

Welche Möglichkeiten zu handeln hat Dieter?<br />

Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite112


15 Zwei Arbeitanweisungen<br />

Ein bulgarischer Kollege, ein Schlosser, ist neu im Werk. Aus seinem Zeugnis<br />

erfährt man, dass er gut ist. Sein deutscher Chef zeigt ihm am ersten Tag<br />

seine Sachen und seinen Arbeitsplatz. Anschließend gibt er ihm die ersten<br />

Aufgaben für den Tag: Ein bestimmtes Werkstück soll er nach einer Zeichnung<br />

fertig machen. Danach soll er sich beim Kollegen Paul melden und<br />

ihm bei einer weiteren Sache helfen. Zwei Stunden später kommt der Chef<br />

wieder vorbei und sieht den neuen bulgarischen Kollegen still neben dem<br />

fertigen Werkstück sitzen. Bei Paul war er nie.<br />

Welche Möglichkeiten zu handeln hat der Chef?<br />

Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite113


16 280 Ampere<br />

Hakan Saban ist Gruppenleiter bei den Schweißern. Seine Eltern sind Türken,<br />

aber er hat sein ganzes Leben – und vor allem seine ganze Ausbildung<br />

und Arbeitszeit – in Deutschland verbracht. Diese Woche soll er ein<br />

paar jungen Leuten aus China das Aluschweißen zeigen. Am ersten Tag<br />

stellt er das Schweißgerät auf 240 Ampere und zieht vor den Augen seiner<br />

Trainees schön langsam eine gerade Schweißnaht. Die chinesischen Trainees<br />

fragen durch ihren Dolmetscher viel und schreiben alles auf: in welchem<br />

Winkel die Flamme zum Material stehen muss, wie viel Zentimeter<br />

pro Sekunde man das Schweißgerät über die Nahtstelle ziehen darf, wie<br />

nahe man den Kopf hält, einfach alles. Dann üben sie.<br />

Am nächsten Tag gibt es bei den Trainees Probleme mit einer schwierigen<br />

Stelle. Hakan springt ein. Rasch stellt er auf 280 Ampere um, geht ans Werk<br />

und ist mit wenigen, sicheren raschen Bewegungen fertig. Ein Tumult bricht<br />

aus in der Gruppe, aber keiner will Hakan verraten, worum es geht. Zuletzt<br />

sagt der Dolmetscher, jetzt verstehen sie gar nichts mehr. Sie wollen wissen,<br />

was die richtige Geschwindigkeit ist, gestern hätte er es viel langsamer<br />

gezeigt.<br />

Welche Möglichkeiten zu handeln hat Hakan?<br />

Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite114


17 Südländische Loyalität<br />

Anfangs war Frank Schauer von Romano und Pascal begeistert: Die beiden<br />

neuen Mitarbeiter aus Italien und Frankreich hatten nicht nur ständig<br />

gute Laune. Sie fügten sich auch rasch in das Team in der Fertigung ein.<br />

Ganz besonders gefiel Frank aber, wie sie ihn als ihre Führungskraft, behandelten.<br />

Sie waren ausgesprochen respektvoll. Und nie hörte er von ihnen<br />

den Lieblingsspruch seiner deutschen Mitarbeiter: „Aber Chef, wie soll<br />

ich das denn machen? Das kann doch gar nicht funktionieren.“<br />

Nach wenigen Wochen änderte Franks Meinung sich allerdings. Heute<br />

sagt er: „Romano und Pascal sind unloyal. Neulich bat ich sie, eine Sache<br />

noch am selben Tag zu erledigen und an die Kollegen aus der Nachbarhalle<br />

zu übergeben, selbst wenn das eine oder zwei Überstunden bedeuten<br />

würde. Die anderen Kollegen brauchten es früh am andern Tag. Romano<br />

und Pascal versprachen mir hoch und heilig, das zu tun. An dem<br />

Tag hatte ich ab mittags einen Arzttermin und war dann zwei Tage krank<br />

geschrieben. Bei meiner Rückkehr kamen gleich die Kollegen aus der<br />

Nachbarhalle und beklagten sich, dass Romano und Pascal die Sache<br />

eben nicht wie versprochen am selben Tag erledigt hatten. Stattdessen<br />

haben sie einfach bei Dienstschluss alles fallen gelassen und sind heim gegangen.<br />

Vor meinem Kollegen aus der Nachbarhalle haben sie mich richtig<br />

blöd dastehen lassen. Ich schätze mal, der ganze scheinbare Respekt<br />

ist pure Heuchelei. Und vor allem kann man so natürlich nicht arbeiten,<br />

man kann sich ja auf nichts verlassen bei dieser Art.“<br />

Welche Möglichkeiten zu handeln hat Frank?<br />

Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite115


18 Telefongeheimnis<br />

Maria aus Portugal arbeitet als internationale Werkstudentin in der Fertigung<br />

eines deutschen Unternehmens. Zwar versteht sie fast kein Wort<br />

Deutsch, aber sie ist ein echter Sonnenschein: freundlich, hilfsbereit, ständig<br />

versucht sie, mit ihren paar Vokabeln irgendetwas zu erzählen und gute<br />

Stimmung zu machen. Und technisch ist sie absolut fit, da kann man eigentlich<br />

gar nichts sagen. Richtig lästig ist nur, dass sie immer ans Telefon<br />

geht, wenn es klingelt und gerade niemand anderes da ist. Das ist jetzt<br />

schon ein paar Mal vorgekommen. Dabei versteht sie nie etwas.<br />

Jedes Mal danach berichtet sie dem nächsten Kollegen, der in den Raum<br />

kommt, strahlend: „War Anruf da gerade.“ Der Kollege fragt: „Wer war es<br />

denn?“ In Marias strahlendes Lächeln schleicht sich Verlegenheit. Ihre Augen<br />

suchen das ganze Zimmer ab: „Ich nicht ganz gut verstehe. Muhmi,<br />

kann sein?“ Selbstverständlich kennt der Kollege niemanden mit Namen<br />

Muhmi. Also fragt er nach: „Was wollte er denn?“ „Sie sage ….. sie sage<br />

…. etwas mit eine Maschine, kann sein???“ Noch immer strahlt Maria<br />

trotz ihrer Verlegenheit den Kollegen an, sichtlich stolz auf ihre Hilfsbereitschaft.<br />

Welche Möglichkeiten zu handeln hat der Kollege?<br />

Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite116


19 Im Pub<br />

Großbritannien: Gerd Hoffmann, ein Service-Experte im Anlagenbau, arbeitet<br />

für zwei Monate beim Kunden in Großbritannien. Er soll dort eine<br />

Schwachstellenanalyse erstellen, denn es kommt bei der Nutzung der Anlage<br />

immer wieder zu unliebsamen Zwischenfällen. Gerd hat das Gefühl,<br />

von seinen britischen Fachkollegen nicht alles zu erfahren. Er beginnt zu<br />

denken, dass sie ihn vielleicht nicht leiden können. Er selbst bekommt auch<br />

eine immer schlechtere Meinung: Die britischen Kollegen – vor allem solche<br />

mit ein wenig Verantwortung - sind zwar lange im Werk anzutreffen,<br />

jedoch scheinen sie nicht immer wirklich zu arbeiten. Jedes fachliche Gespräch,<br />

vor allem zwischen Personen, die sich nicht täglich sehen, scheint<br />

in einen kleinen Small Talk einzumünden. Heute hat er Robert direkt nach<br />

einigen Unstimmigkeiten in den technischen Daten befragt, die man ihm<br />

zur Verfügung gestellt hatte. Robert sagt: „I understand you, but I am<br />

afraid I cannot help you right now. Why don’t you relax a bit about it? And<br />

how do you feel about going to the pub with us tonight. The boys are having<br />

a dart competition. Maybe we’ll have some time to chat about our<br />

little problem then, too.”<br />

Welche Möglichkeiten zu handeln hat Gerd?<br />

Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite117


20 Urlaubsplanung<br />

Max ist Fertigungsleiter in einem kleineren Unternehmen. Unter seinen Arbeitern,<br />

vor allem den Schweißern, sind vorwiegend Türken, daneben gibt<br />

es jedoch auch Österreicher und eine breite Palette anderer europäischer<br />

Nationalitäten.<br />

10 Monate des Jahres ist die Welt in Maxens Fertigung völlig in Ordnung.<br />

Schwierig wird es nur im Juli und August. Dann wollen nämlich alle Türken<br />

in Urlaub fahren. Und zwar nicht nur drei Wochen, sondern am liebsten die<br />

ganzen Schulferien lang.<br />

Natürlich geht das nicht.<br />

Und natürlich wollen seine Leute es eben doch.<br />

Zehn Monate im Jahr sind sie und Max die besten Freunde. Außerdem sind<br />

die türkischen Schweißer die Besten.<br />

Daher graut ihm immer schon vor dem Sommer.<br />

Er kann und darf nicht zulassen, dass die Belegschaft in dieser Zeit zu stark<br />

minimiert ist.<br />

Welche Möglichkeiten zu handeln hat Max?<br />

Welche dieser Möglichkeiten hat welche Konsequenzen? Und warum?<br />

Dr. Theresia Tauber: Interkulturelle Kommunikation/ Interkulturelles Management Seite118

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