Schloss-Bote Schloss-Bote - Schlossverein Werdringen
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<strong>Schloss</strong>verein <strong>Werdringen</strong><br />
Es spukt im Ennepe-Ruhr-Kreis<br />
Wenn die Tage wieder kürzer werden und<br />
die Dämmerung immer früher einbricht,<br />
dann ist ihre Zeit gekommen: Hexen,<br />
Gespenster und sonstige Spukgestalten feiern<br />
fröhliche Urstände, neuerdings vereint<br />
unter dem Begriff „Halloween“, ein Fest,<br />
das über den Umweg über Amerika aus<br />
Irland zu uns gekommen ist.<br />
Doch lange bevor Halloween in Europa<br />
Fuß fassen konnte, gab es sie schon: weiße<br />
Frauen, Grubenmännchen, Mühlenhexen,<br />
Zwergenkönige, Speichenhexen und andere<br />
trieben ihr Unwesen im Ennepe-Ruhr-<br />
Kreis.<br />
Zum Beispiel der unheimliche Bettler von<br />
Volmarstein, der dem Ritter Diedrich, der<br />
vor etwa 600 Jahren auf der Burg Volmestein<br />
lebte, sein Unwesen trieb.<br />
Diedrich war ein rauflustiger Kerl, der oft<br />
Krieg führte, zum Beispiel gegen die Stadt<br />
Dortmund. Auch gegen seine Mitmenschen<br />
war er böse und ungerecht. Zumal<br />
Bettler hatten unter dem schlimmen Ritter<br />
zu leiden. Kamen sie an seine Burg um ein<br />
Almosen zu erbetteln, ließ er ihnen von seinem<br />
Rentmeister eine glühend heiße<br />
Münze in die Hand drücken.<br />
Als Diedrich eines Tages mit seinem<br />
Knecht auf die Jagd ritt, stand plötzlich ein<br />
Bauer in abgetragenenen Kleidern und<br />
ohne Schuhe. Seltsam blass war sein<br />
Gesicht und seine Augen schienen zu brennen.<br />
Bittend hielt er seine Hand hin.<br />
„Hol’ dich der Teufel!“, ruft der Volmesteiner<br />
ärgerlich; aber er zerrt ein Geldstück<br />
aus der Jacke und wirft es dem Mann verächtlich<br />
in die Hand. „Damit du weißt, dass<br />
du einem Ritter begegnet bist.“ Doch wie<br />
erschrickt da der Knecht! Er sieht, wie die<br />
Münze durch die magere Hand hindurch<br />
auf den Waldboden fällt. Im Gesicht des<br />
Bettlers steht ein merkwürdiges Lächeln –<br />
und schon ist die Gestalt verschwunden,<br />
ohne Laut, ohne einen Zweig zu rühren.<br />
„Herr“, flüstert der Knecht heiser, „der war<br />
nicht geheuer.“<br />
Der Bettler begegnet Diederich noch zwei<br />
Male: Beim ersten Mal nimmt der Ritter<br />
die Peitsche und schlägt auf den Bettler ein<br />
– „aber der Peitschenhieb geht leicht und<br />
luftig durch den Mann hindurch. Der Bettler<br />
lächelt. Den Knecht fröstelts.“<br />
Bei der nächsten Begegnung stößt Diederich<br />
dem Bettler sein Schwert mitten ins<br />
Herz – mitten ins Nichts.Nichts ist da,wo er<br />
stand. Nur zwischen den Bäumen ein<br />
Nebelschweif und ein Lachen, langsam und<br />
hohl, wie aus tiefem Brunnen.<br />
Da packt den Volmesteiner das Entsetzen.<br />
Die Zügel gleiten aus den Händen, das<br />
Pferd bäumt sich auf, rennt quer durchs<br />
Gebüsch; die Zweige brechen, der Ritter<br />
hält sich mit Mühe. Das Grausen sitzt ihm<br />
im Nacken. Der Knecht schaut nicht lange,<br />
dreht um und flieht, reitet zurück, zurück<br />
zur Burg, in den Schutz der Mauern.<br />
Als sich die Knechte auf die Suche nach<br />
dem Burgherrn machen, finden sie ihn, mit<br />
dem Kopf in einer Astgabel gefangen, tot.<br />
„Die Bauern und einfachen Leute in der<br />
Umgebung atmeten auf, als sie von Diedrichs<br />
Tod hörten. Die Furcht vor dem<br />
schlimmen Herrn hatte ein Ende.“<br />
Die Geschichte hat einen wahren Kern:<br />
Diedrich von Volmarstein hat wirklich<br />
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