Hamburgs schöne neue Zukunft
Die MS Astor vor der blau illuminierten Elbphilharmonie, die wie eine Galionsfi gur vor der Hafencity und über dem Kreuzfahrtschiff-Spektakel Cruise Days thront. Im nächsten Jahr kommen die Ozean-Kolosse vom 17. bis 19. August 2012 und tuten vor dem auch dann noch im Bau befi ndlichen Hamburger Jahrhundertbauwerk TEXT DAVID POHLE Gute 40 Jahre lebe ich nun in einer hanseatischen Beziehung, der eigentlich nichts fehlte und die nur hier und da etwas alltäglich geworden war. Trotzdem stellte ich sie mit beiläufi gem Stolz in der Stimme vor, freute mich auf norddeutsche Art, also so, dass andere es nur erahnen konnten, wenn Dritt e ihre offensichtlichen Reize preisten. Und dann – anfangs fast unbemerkt – veränderte sich was. Sie hatt e eine Vision und einen Masterplan. Für das größte innerstädtische Bauprojekt in Wasserlage unter allen Waterfront-Projekten. Weltweit. Dem Plan folgten Taten, die schmucke Hanseatin lässt sich nicht beirren und belohnt sich mit ihrem Mut selbst, denn es entsteht etwas Neues, etwas Großes. Und das macht sie wieder richtig att raktiv. So geht es mir mit Hamburg und der Hafencity. Doch obwohl die Beziehung mehr als innig ist und mich mit Stolz erfüllt, muss ich auch gönnen können. Denn der vermeintlich kühlen Elbschönheit verfallen immer mehr. Allein in den letzten zehn Jahren sind die Zahlen in Hamburg auf fast fünf Millionen Übernachtungsgäste explodiert. Im Jahr. Eine bald hundertprozentige Steigerung. Das liegt natürlich nicht nur an der Hafencity, aber an ihr wird es liegen, wenn dieser Trend sich künft ig noch verstärkt. Sie wird die in die Jahre gekommene Hamburger Innenstadt fast um die Hälft e (!) vergrößern, den alten, nahezu vergessenen Vierteln zwischen Alster und Speicherstadt neues, buntes Leben ein hauchen und aus Hamburg eine europäische Metropole machen, die ein Musterbeispiel dafür sein wird, wie man seine Identität als maritime Stadt mit historisch gewachsenen Strukturen bewahrt und TOPTHEMA HAMBURG | 7 HAMBURG HÜBSCHT SICH AUF FÜR DIE ZUKUNFT. BIS ZUM JAHR 2025 SOLL DIE HAFENCITY, DAS GRÖSSTE INNERSTÄDTISCHE PROJEKT IN WASSERLAGE, FERTIGGE- STELLT SEIN UND DER SCHÖNEN HANSEATIN ZU WELTWEITEM RUHM VERHELFEN gleichzeitig ein Vorzeigemodell für europäische Stadtentwicklung des 21. Jahrhunderts ist. Im Jahr 2000 wurde der Masterplan verabschiedet, der feinkörnige Nutzungsmischung auf 157 Hektar vorsieht. Das entspricht knapp 400 Fußballfeldern oder der Fläche der Außenalster. 2025 soll alles fertig sein. So der Plan. Die besagte Mischung beschreibt den Mix aus Wohnen, Arbeiten, Gastronomie und Einzelhandel, der auf diesem vergleichbar engen Raum bereits entstanden ist und noch weiter entsteht. Und ich bin mitt endrin. Harald Baum auch. Der erfolgreiche Regatt asegler, dem manche eine Ähnlichkeit mit Robert Redford bescheinigen, ist Hamburger mit Leib und Seele und in der Hafencity ein Mann der ersten Stunde. Er hat den schönsten Arbeitsweg der Stadt. Täglich fährt er mit der kleinen Courtage auf der Elbe von Blankenese bis in den Traditionsschiffh afen an den Magellan-Terrassen, wo sein Büro ist. Heute nimmt er mich mit. Vorher gibt es noch Tee und einen lockeren Schnack. Baum wechselt ins Hamburger Sie, das heißt, mal duzt er, mal siezt er, oft mixt er. Gute 70 Jahre soll er alt sein, auch ein Vorzeigemodell, denn leichtfüßig springt er an Bord. Das muss die gute Seeluft sein. Baum wirft die Leinen los, startet den Motor, grüßt die Wasserpolizei jovial von der falschen Fahrwasserseite und fährt mit 15 Knoten in die Hafencity. Wie nahezu jeden Tag, seit über zehn Jahren. Soweit ihm bekannt ist – und er kennt alle, die auf der Elbe unterwegs sind –, ist er der Einzige. „Ich könnte Bücher schreiben, nur über das, was ich mit der Courtage auf der Elbe erlebt habe“, grinst Baum. Seit 40 Jahren ist er alleiniger Inhaber der Pantaenius SD 3/11 | WWW.<strong>SEHNSUCHT</strong><strong>DEUTSCHLAND</strong>.COM