Wie würde Jesusheute leben - idealisten.net
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Nr. 1/2012<br />
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Telefon: 0711 83 88 94 80<br />
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BLZ: 520 604 10
Inhalt<br />
Jesus, der Sündenbock.<br />
copyright: menschjesus.de<br />
Seite 4<br />
Mensch Jesus<br />
Er wusste besser als jeder andere Mensch, warum er lebte. Und er<br />
machte seinen Job bis zum bitteren Ende. <strong>Wie</strong> gut! Markus 10,45<br />
Seite 12<br />
Keine Lügen mehr<br />
Seite 18<br />
<strong>Wie</strong> <strong>würde</strong> Jesus heute <strong>leben</strong>?<br />
Seite 26<br />
Vom Mut, eigene<br />
Entscheidungen zu treffen<br />
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IMPRESSuM<br />
Herausgeber:<br />
idea e.V. · Postfach 18 20 · 35528 Wetzlar<br />
<strong>idealisten</strong>.<strong>net</strong>-Magazin erscheint als<br />
Beilage in ideaSpektrum.<br />
Presserechtlich verantwortlich:<br />
Helmut Matthies<br />
Textredaktion:<br />
Simon Jahn, Bernhard Limberg<br />
Satz & Layout:<br />
zeichensetzen wetzlar GmbH, Jens Weigel<br />
Collagen:<br />
zeichensetzen wetzlar GmbH,<br />
Anna Siebert, Rosa Pegam<br />
1/2012<br />
Lieber Jesus,<br />
Seite 7<br />
Freundebuch<br />
danke! Seite 14<br />
Brief an …<br />
Seite 20<br />
Interview Martin Dreyer<br />
Seite 30<br />
Titus Müller: Die Sehnsucht nach<br />
der göttlichen Liebe<br />
Kostenlos im App-Store erhältlich:<br />
<strong>idealisten</strong>.<strong>net</strong>-App<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
zeichensetzen wetzlar GmbH<br />
Steinbühlstraße 3<br />
35578 Wetzlar<br />
Tel. 06441 915-142 · Fax 06441 915-148<br />
E-Mail: adam@zeichensetzen.de<br />
Agenturleitung:<br />
Astrid Jaehn<br />
Mediaberatung und Koordination:<br />
René Adam<br />
Anzeigengestaltung:<br />
Katja Reimer, Heike Scharmann<br />
Inhalt<br />
Seite 8<br />
Politisch korrekt? Christlich korrekt!<br />
3<br />
Seite 15<br />
Top 5<br />
Seite 24<br />
Warum Zeiten der Stille<br />
so wertvoll sind<br />
Seite 34<br />
Das Kreuz
4 Mensch Jesus<br />
MENSCH JESUS.<br />
Fernglas drehen, bitte!<br />
Jesus von Nazareth, dieser Mann, der vor 2.000 Jahren lebte,<br />
was hat er mit uns heute zu schaffen? Zu seiner Zeit existierten<br />
weder Fernsehen, Computer, Flugzeug noch Waschmaschine,<br />
Autobahn oder Hochhäuser. Dementsprechend<br />
gab es keine Reizüberflutung, Computerviren, Wasserrohrbrüche,<br />
Staus oder streikende Fahrstühle. Er scheint so weit<br />
weg, wie die Welt, die man durch ein falschherum gehaltenes<br />
Fernglas betrachtet.<br />
Doch ist er wirklich so weit weg? Ob man nun Stress hat<br />
mit einem Verkäufer in der Computerabteilung oder mit<br />
den Händlern auf einem arabischen Basar, ob man unter<br />
Jesus, der Sündenbock.<br />
copyright: menschjesus.de<br />
Er wusste besser als jeder andere Mensch, warum er lebte. Und er<br />
machte seinen Job bis zum bitteren Ende. <strong>Wie</strong> gut! Markus 10,45<br />
Jesus, der Kindernarr.<br />
Er knuddelte und herzte sie. Er wusste, was es heißt, Kind zu sein: Auch er buddelte<br />
in der Sandkiste, kämpfte als Teenie gegen Pickel und büchste mal aus. Lukas 2,41-52<br />
copyright: menschjesus.de<br />
römischer Besatzungsmacht leidet oder weltweite Terroranschläge<br />
fürchtet – die menschlichen Gefühle in diesen<br />
Situationen sind in jedem Zeitalter die gleichen. Was wäre,<br />
wenn wir unsere Ferngläser drehten, Jesus mal bis in<br />
unsere heutigen Situationen hineinholten und ihn uns<br />
unter unseren Umständen betrachten <strong>würde</strong>n?<br />
Ich habe 2006 einen Versuch gestartet, das Fernglas umzudrehen:<br />
Ich entwarf einen Online-Adventskalender, der<br />
jeden Tag eine andere Facette von Jesus abbilden sollte.<br />
Schließlich feiern wir am 24. 12. Jesu Geburtstag – ein<br />
guter Grund, ihn einmal etwas genauer unter die Lupe<br />
zu nehmen.<br />
Jesus, der Gefühlsmensch.<br />
Mitanzusehen, wie die Menschheit einfach keinen Fuß auf den Boden<br />
bekommt, ließ ihn nicht kalt. Er weinte bittere, echte Tränen. Lukas 19,41-44<br />
copyright: menschjesus.de<br />
Jesus, der Geduldige.<br />
Er hatte alle Zeit der Welt, um Menschen zuzuhören und zu helfen. Manche<br />
Zeitgenossen unterschätzten seine Koordinationsfähigkeit gewaltig. Lukas 8,40–55<br />
copyright: menschjesus.de<br />
1/2012
Tag für Tag veröffentlichte ich ein interessantes<br />
Detail aus seinem Leben – immer mit dem Verweis<br />
auf eine Bibelstelle zum Nachlesen. Inzwischen<br />
wurden aus den damals 24 Motiven mehr als 70.<br />
Der Alltag Jesu entpuppte sich als sehr facettenreich<br />
und vielseitig: Jesus, der Wassersportler, der<br />
Frauenversteher, Vieltelefonierer, Fahrlehrer … Jesus<br />
selbst wird in der Serie nie abgebildet. Wer weiß<br />
schon, wie er ausgesehen hat. Ich fand es vielmehr<br />
spannend, die Geschichten aus dem alten Orient per<br />
Bild und Text ins Heute zu übersetzen, um damit<br />
Menschen, die keine Vorstellung von damals haben,<br />
eine Idee von Jesu Leben zu vermitteln.<br />
Es gab in der Zwischenzeit zahllose Reaktionen<br />
auf die Serie. Viele freuen sich darüber. Einige<br />
stoßen sich daran. Mir scheint, manchen ist der<br />
weit entfernte Jesus lieber als der Jesus im Hier und<br />
Heute. Der verklärte Blick auf die Vergangenheit<br />
will nicht zulassen, dass Jesus verletzlich, ausgelassen,<br />
aufbrausend, sportlich, humorvoll, unausgeschlafen<br />
und vieles mehr war. Aber Jesus war kein<br />
Übermensch, er kam als Baby und war vollkommen<br />
abhängig. Er musste Laufen und Sprechen lernen<br />
und kennt praktisch alle Situationen, durch die ein<br />
Mensch durch muss – damals wie heute.<br />
Die Tatsache, dass Gott sich nicht zu schade war,<br />
sich dieser Welt mit Haut und Haar auszuliefern,<br />
macht den christlichen Glauben weltweit einmalig.<br />
In jeder anderen Religion versuchen sich<br />
die Menschen Gott zu nähern, um ihrer Erlösung<br />
näher zu kommen. Durch Jesus Christus begeg<strong>net</strong><br />
uns Gott, um uns nahezukommen und seine Liebe<br />
spürbar zu machen. Gott wurde Mensch, um eine<br />
Brücke zu uns zu schlagen, die wir von uns aus nicht<br />
hätten bauen können. In der Betrachtung von Jesus<br />
Christus bekommen wir die einmalige Chance, uns<br />
Gott auf eine ganz persönliche, menschliche Art zu<br />
nähern.<br />
Es wäre aber zu kurz gegriffen, wenn wir Jesus nur<br />
als Menschen betrachten. Sicherlich eine wichtige<br />
Übung. Aber er ist eben auch Gott. Gott in seiner<br />
menschlichsten Form. Die ausgestreckte Hand Gottes<br />
und der <strong>leben</strong>dige Beweis, dass Gott ein uneingeschränktes<br />
Ja zu uns hat.<br />
1/2012<br />
AutorIN<br />
Eva Jung (43) ist Geschäftsführerin<br />
der Kreativschmiede gobasil.com<br />
aus Hamburg und als Designerin,<br />
Art-Directorin und Kreativ-Beraterin<br />
tätig. Sie initiierte und gestaltet<br />
unter anderem die Webseiten<br />
godnews.de, menschjesus.de,<br />
wertvollwort.de und gottspricht.com<br />
und hat für die Neugestaltung der<br />
BasisBibel viele nationale und internationale<br />
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Das bin ich<br />
Autor<br />
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Spitzname<br />
Geburtsort<br />
Wohnort<br />
Lieblingsessen<br />
Lieblingsbuch<br />
Mein Motto<br />
Mein Hauptcharakterzug<br />
1/2012<br />
Mein größtes Vorbild<br />
Mein größtes Unglück<br />
Das ist für mich das<br />
vollkommene Glück<br />
Das mag ich gar nicht<br />
Mit wem ich mich mal<br />
unterhalten möchte<br />
Was mich schier verrückt<br />
macht<br />
Das hätte ich lieber nicht<br />
gemacht, wenn es möglich<br />
gewesen wäre<br />
Jesus von Nazaret, später wurde ich<br />
auch Jesus Christus genannt<br />
Fabian Backhaus (27) ist ein<br />
Jesus Freak und arbeitet als<br />
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Rabbi, Messias, Meister<br />
Betlehem, 8 km südlich von Jerusalem<br />
früher Nazaret, jetzt ewiger Himmel<br />
Ungesäuerte Brote, Passalamm<br />
Die Bibel<br />
Ich sagte nicht, dass es einfach werden<br />
<strong>würde</strong>, ich sagte nur, es <strong>würde</strong> sich lohnen<br />
Liebe<br />
Mein Vater<br />
Wenn Menschen nicht den Weg zu Gott finden<br />
Alle lieben Gott, einander und sich selbst<br />
Den Teufel, die Sünde<br />
Mit Dir<br />
Wenn ich sehe was manche Menschen tun<br />
Ans Kreuz zu gehen, ich hatte<br />
panische Angst<br />
Freundebuch<br />
Bethlehem<br />
Jerusalem<br />
See Genezareth<br />
7
8 Politisch korrekt? Christlich korrekt!<br />
Politisch KorreKt?<br />
christlich KorreKt!<br />
Kirche in der Krise? Steigende Austrittszahlen und<br />
immer weniger Gottesdienstbesucher sprechen<br />
eine deutliche Sprache. Dabei war unser Land<br />
doch nie »christlicher« als heute: Rechtlich sind alle<br />
gleichberechtigt, niemand darf diskriminiert werden.<br />
Aber ist gelebte Nächstenliebe im Sinne Jesu wirklich<br />
»Friede, Freude, Eierkuchen«? Jesus hatte keine Angst<br />
davor, unbequeme Wahrheiten auszusprechen und<br />
damit zu polarisieren oder anzuecken.<br />
Man könnte Jesus aus gutem Grund als »unumstritten«<br />
bezeichnen. Auch heute noch. Nicht, weil etwa jeder an<br />
den Gottessohn glaubt, sondern weil Jesus noch immer<br />
verhältnismäßig »gut wegkommt« – selbst bei notorischen<br />
Kirchenkritikern und Atheisten. Die Kreuzzüge<br />
haben seinem ruf ebenso wenig geschadet wie die<br />
»Deutschen christen«, Dan Brown oder die jüngsten<br />
Missbrauchsfälle. Während die Kirchen sich immer<br />
geringerer Beliebtheit erfreuen und überzeugte christen<br />
zunehmend als Fundamentalisten gebrandmarkt werden,<br />
ist Jesus chic. ein Freak, ein <strong>net</strong>ter sandalenhippie mit<br />
gemütlicher Botschaft von »liebe und Frieden«. Fast<br />
schon ein Wegbereiter der 68er mit seiner lässigen langhaarfrisur.<br />
Mit den Purpurträgern im Vatikan und den<br />
aggressiven Fernsehpredigern in den UsA hat der doch<br />
nichts zu tun – die missbrauchen seinen Namen nur! Und<br />
in Wahrheit war Jesus, wie wir alle wissen, ohnehin der<br />
erste linke.<br />
1/2012<br />
Foto: istockfoto.com/aprott
1/2012<br />
soweit, so falsch: Der Versuch, Jesus christus<br />
zu einem Vordenker linker ideen umzudichten,<br />
ist so alt wie der sozialismus selbst – und doch<br />
aktuell wie nie. Kein evangelischer Kirchentag<br />
und keine Veranstaltung des Zentralkomitees<br />
deutscher Katholiken kommen mittlerweile ohne<br />
eine gehörige Portion linken Weltverbesserertums<br />
aus. Warum auch über den Kreuzestod<br />
christi philosophieren, wenn Klimawandel,<br />
Zwei-Klassen-Gesellschaft und raubtierkapitalismus<br />
viel naheliegender und bedrohlicher scheinen<br />
als das Jüngste Gericht? Das hat doch alles<br />
auch etwas mit Jesus zu tun. Und man muss die<br />
Frohe Botschaft ja in die heutige Zeit übertragen!<br />
Doch Jesus lehrt uns: »es werden viele kommen<br />
in meinem Namen und sagen: ich bin der christus,<br />
und sie werden viele verführen« (Matthäus 24,5).<br />
Nicht von dieser Welt<br />
Man kann freilich darüber streiten, wie sich<br />
die Botschaft Jesu am besten in die sphäre des<br />
Politischen übersetzen lässt – ob Jesus nun besser<br />
zum ersten linken oder zur Galionsfigur des<br />
Konservatismus taugt. Viel entscheidender aber<br />
als die müßige einordnung des christlichen ins<br />
politische links-rechts-schema ist das Problem<br />
der Verweltlichung Jesu. Auf Kirchentagen muss<br />
man sich heutzutage immer wieder selbst daran<br />
erinnern, auf einer religiösen und nicht auf einer<br />
politischen Veranstaltung zu sein. Auch in vielen<br />
Gottesdiensten hat das Weltliche mittlerweile<br />
nicht nur »Kirchenasyl« gefunden, sondern die<br />
religiöse Praxis durchsetzt – und damit auch den<br />
Glauben. Fürbitten für den Klimaschutz, Predigten<br />
über den Arabischen Frühling und »gegendertes«<br />
Politisch korrekt? Christlich korrekt!<br />
•<br />
»Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;<br />
niemand kommt zum Vater denn durch mich.«<br />
Jesus Christus, Johannes 14,6<br />
evangelium. Jesu einwand ist eindeutig: »Mein<br />
reich ist nicht von dieser Welt« (Johannes 18,36).<br />
Natürlich kommen wir nicht umhin, immer<br />
wieder aufs Neue zu versuchen, den christlichen<br />
Gedanken ins hier und Jetzt zu übertragen,<br />
wenn wir den Glauben nicht zur bloßen tradition<br />
verkommen lassen wollen. Jesus selbst sollte dabei<br />
aber nicht auf der strecke bleiben. Wir sollten<br />
die Politik mit christlichem Geist füllen – nicht<br />
den christlichen Glauben mit Politik. Und sei die<br />
Politik dahinter auch noch so bunt, tolerant und<br />
sozial. es ist die Politisierung des Glaubens, die<br />
Jesus zum bloßen charismatiker herabstuft, den<br />
Gottessohn zum gewöhnlichen Gutmenschen<br />
verweltlicht. Nun meinen es die wenigsten böse,<br />
die Jesus in einem Atemzug mit Gandhi, Mandela<br />
oder dem Dalai lama nennen. in eine reihe mit<br />
diesen Persönlichkeiten passt er trotzdem nicht.<br />
seine Botschaft beinhaltet mehr als den Kampf<br />
gegen Apartheid oder Kolonialherrschaft. Jesus<br />
ist mehr, nicht nur, weil er der sohn Gottes mit<br />
einem reich »nicht von dieser Welt« ist.<br />
Profilscharf und radikal<br />
Wer ihn als jedermanns liebling und naiven<br />
<strong>idealisten</strong> darstellt, der verkennt seinen Absolutheitsanspruch:<br />
»ich bin der Weg und die Wahrheit<br />
und das <strong>leben</strong>; niemand kommt zum Vater<br />
denn durch mich« (Johannes 14,6). Die Botschaft<br />
Jesu ist eine profilscharfe, unmissverständliche<br />
Ansage an die Welt. Mit der scheu vor Festlegung<br />
und klaren Bekenntnissen, die unserem Zeitgeist<br />
innewohnt, hat sie nichts gemein.<br />
Jesus trennt klar zwischen Gut und Böse, verliert<br />
9
10 Politisch korrekt? Christlich korrekt!<br />
sich nicht in gleichgültigem relativismus. Die teils schon<br />
bizarre Furcht davor, womöglich jemandem »auf den<br />
schlips zu treten«, gar zu »diskriminieren«, kannte Jesus<br />
nicht. »Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt<br />
mir nach, der ist meiner nicht wert«, ist in Matthäus 10,38<br />
zu lesen, nur einige sätze nach der Aufforderung, Vater und<br />
Mutter, sohn und tochter nicht mehr als ihn zu lieben.<br />
starker tobak!<br />
Vermeintlich sozialistisch, aber nicht minder scharf und<br />
provokativ ist Jesu Gleichnis vom Nadelöhr. »es ist leichter,<br />
dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein<br />
reicher ins reich Gottes komme«, sagt Jesus (Markus 10,25).<br />
<strong>Wie</strong> hat er das bloß gemeint? Ganz und gar nicht »pazifistisch«<br />
erscheint er uns in der Geschichte von der tempelreinigung.<br />
Das Johannes-evangelium berichtet: »Und er<br />
machte eine Geißel aus stricken und trieb sie alle zum<br />
tempel hinaus samt den schafen und rindern und schüttete<br />
den Wechslern das Geld aus und stieß die tische um<br />
und sprach zu denen, die die tauben verkauften: tragt das<br />
weg und macht nicht meines Vaters haus zum Kaufhaus!«<br />
(Johannes 2,15-16). huch – das ist Jesus ?!<br />
Kein Politiker auf Stimmenfang<br />
Noch »polarisierender«, um in der sprache der Politik zu<br />
bleiben, zeigt sich Jesus in der Bergpredigt. »Wer eine Frau<br />
ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die ehe<br />
gebrochen in seinem herzen« (Matthäus 5,28). Das klingt<br />
nicht gerade nach freier liebe. Auch die vielzitierte Nächstenliebe<br />
entpuppt sich als etwas grundlegend anderes als der<br />
gemütliche stuhlkreis, den man nach dem Konfirmandenunterricht<br />
vor Augen hat. sie ist eben nicht nur eine<br />
toleranzfloskel. Unsere Feinde lieben? Für unsere Verfolger<br />
beten? Und auch noch die linke Wange hinhalten, nachdem<br />
wir auf die rechte geschlagen worden sind? »Aber das tut<br />
doch weh«, hört man sich laut denken. tatsächlich verlangt<br />
Jesus hier auch dem Frömmsten einiges ab: Dessen ist er<br />
sich bewusst – und trotzdem rückt er keinen Zentimeter<br />
von seinem Absolutheitsanspruch ab.<br />
er ist eben kein Politiker auf stimmenfang und kein<br />
redner, der der Menge nach dem Mund redet, um bejubelt<br />
zu werden. trotzdem - oder gerade deswegen - folgt ihm<br />
die Menge selbst in entlegenste Winkel oder begrüßt ihn<br />
mit Palmwedeln. Jesus wird im Volk verehrt, aber nicht als<br />
bloßer Volkstribun oder Populist, nicht als einer, der bloß<br />
leere Versprechungen macht. er ist kein revoluzzer um der<br />
revolution, sondern um der göttlichen Wahrheit willen.<br />
Das nehmen ihm die Menschen ab. »Weh euch, schriftgelehrte<br />
und Pharisäer, ihr heuchler«, ruft er den religiösen<br />
eliten zu, »ihr Narren und Blinden!« (Matthäus 23,25+17). er<br />
richtet sich nicht nach momentanen opportunitäten und<br />
dem Zeitgeist, er ist unbequem und riskiert einiges – was istockfoto.com/IBushuev<br />
ihn bekanntlich bis ans Kreuz führte. Denkt man an die Foto:<br />
1/2012
Geschehnisse im Garten Getsemane, wird deutlich, dass<br />
Jesus durchaus auch Zweifel und Ängste plagten. Aber<br />
anstatt die Flucht zu ergreifen, betet er: »Mein Vater, ist‘s<br />
möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht<br />
wie ich will, sondern wie du willst! « (Matthäus 26,39).<br />
Und statt sich seiner Festnahme zu widersetzen, ermahnt<br />
er seine Begleiter, keine Gewalt anzuwenden: »Wer das<br />
schwert nimmt, der soll durchs schwert umkommen«<br />
(Matthäus 26,52).<br />
Authentisch »bis zum bitteren Ende«<br />
Jesu Authentizität durchzieht sein ganzes <strong>leben</strong> bis zu seinem<br />
tod am Kreuz. Was, wenn nicht diese Glaubwürdigkeit,<br />
ist das Geheimnis hinter zwei Jahrtausenden <strong>leben</strong>digen<br />
christentums? Würden wir heute noch zu ihm beten, hätte<br />
er damals nur bequeme Belanglosigkeiten von sich gegeben?<br />
Wohl kaum.<br />
Wollen wir, wie Jesus uns auffordert, ihm nachfolgen,<br />
dann müssen auch wir Mut zeigen und im christlichen<br />
sinne authentisch sein. Wollen wir das salz der erde sein<br />
und nicht »weggeschüttet« und »von den leuten zertreten«<br />
(Matthäus 5,13) werden, dann müssen wir wagen, Farbe<br />
zu bekennen. so gern der christenmensch auch als schäfchen<br />
und herdentier dargestellt wird: in einer zunehmend<br />
unchristlichen herde bedarf es »schwarzer schafe«, die sich<br />
ihres Glaubens nicht schämen, sondern profiliert auftreten.<br />
1/2012<br />
Politisch korrekt? Christlich korrekt!<br />
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Jesu Authentizität durchzieht<br />
sein ganzes Leben bis zu seinem<br />
Tod am Kreuz.<br />
Gerade auch gegenüber den schriftgelehrten und Pharisäern<br />
unserer Zeit mit ihren toleranzwettbewerben. Jesus<br />
ermutigt uns eindringlich dazu, am Glauben festzuhalten:<br />
»Wer aber beharrt bis ans ende, der wird selig werden«<br />
(Matthäus 24,13). Beharren, das klingt störrisch und intolerant:<br />
ein Wahrheitsanspruch aber, der nicht beharrt,<br />
nimmt sich nicht ernst. Das müssen wir christen wieder<br />
lernen. Nicht trotz, sondern wegen unseres Bekenntnisses<br />
zur Nächstenliebe, die eben mehr ist als nur toleranz. es<br />
soll schließlich nicht beim lippenbekenntnis bleiben.<br />
AutoR<br />
Im Rheinland geboren, im<br />
Schwabenland aufgewachsen<br />
und nun zum Studieren in Bayern:<br />
Lukas Lange (19) ist ein Fall für<br />
das Navigationsgerät. Politisch<br />
ist er dagegen ein Freund klarer<br />
Fahrtrichtung - dabei hilft ihm das<br />
Studium der Staatswissenschaften<br />
sowie regelmäßige Artikel auf<br />
<strong>idealisten</strong>.<strong>net</strong>.<br />
11
12 Ab heute keine Lügen mehr<br />
Ab heute keine Lügen mehr<br />
Dass es Gott nicht gefällt, wenn wir lügen, <strong>würde</strong> wohl kein Christ bestreiten. Die Bibel zeigt uns<br />
das an vielen Stellen. Aber mal ganz ehrlich: <strong>Wie</strong> aufrichtig sind wir in unserem Alltag wirklich? <strong>Wie</strong><br />
schnell rutschen uns Unwahrheiten, Ausreden oder Beschönigungen über die Lippen? Jesus hat uns<br />
vorgelebt, dass es auch anders geht. Er hat sich sogar im Angesicht des Todes nicht herausgeredet –<br />
und er war auch ein Mensch! Dieses Jahr will auch ich versuchen, wirklich ehrlich zu sein …<br />
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Dezember<br />
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Januar<br />
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Januar<br />
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Januar<br />
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Januar<br />
Ich bin kein Fan von Neujahrsvorsätzen, aber<br />
dieses Mal hab ich einen: Ich will ehrlich sein –<br />
richtig ehrlich.<br />
Ich habe beschlossen, den Personen, die mich<br />
2011 geprägt haben, eine kurze „Dankesmail“ zu<br />
schreiben. Denn die Wahrheit zu sagen, heißt ja<br />
nicht nur mit den negativen Dingen rauszurücken,<br />
sondern auch die positiven mal loszuwerden.<br />
Das ist eine ganz neue Erfahrung.<br />
Fragen wie: »Findest du, die beiden passen<br />
zusammen?«, »Steht mir das auch wirklich?«,<br />
»Würde dich meine Anwesenheit stören?«, »Aus<br />
welchem Grund hast du geweint?« fordern mich<br />
zum ersten Mal heraus, nicht zu lügen. Aber<br />
unter wahren Freunden fällt es gar nicht so<br />
schwer, ehrlich zu antworten.<br />
Der Automat in der Straßenbahn funktioniert<br />
nicht. Ich habe mein Möglichstes getan, aber<br />
keine Fahrkarte bekommen. Jetzt fahre ich<br />
schwarz, aber nicht absichtlich! Ist das trotzdem<br />
unehrlich?<br />
Ein krasser Fall von (Un)wahrheit : Eine Freun-<br />
din, die zur Zeit bei einer christlichen Hilfs-<br />
organisation im Ausland arbeitet, hat keine<br />
Visumsverlängerung bekommen. Um bei einer<br />
erneuten Beantragung erfolgreich zu sein, raten<br />
ihr Andere, die vor dem gleichen Problem standen,<br />
tatsächlich zu lügen, weil sie das Visum<br />
sonst wohl ganz knicken kann. Das finde ich<br />
ziemlich heftig! Und sie im Übrigen auch!<br />
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Januar<br />
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Januar<br />
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Januar<br />
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Januar<br />
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Januar<br />
Meine Mutter erzählt mir von einem ähnlichen<br />
Wahrheits-Experiment, das mit einem nicht mehr<br />
vorhandenen Freundeskreis und einer Scheidung<br />
endete … Sehr ermutigend!<br />
Bisher ist die Aktion weniger herausfordernd als<br />
gedacht. Aber ich merke, dass mir Lügen einfacher<br />
über die Lippen rutschen als gedacht. Vor allem bin<br />
ich schnell beim Übertreiben. Ein passender Satz,<br />
den ich heute auf einer Konferenz gehört habe:<br />
»Jede Lüge ist ein Kompromiss mit dem Teufel.«<br />
Ich bin Vegetarierin, aber sonst wirklich nicht<br />
mäkelig. Doch wenn ich als vegetarisches Essen<br />
eine grünliche, schleimige Suppe vor mir habe,<br />
sie dann anstandslos esse und froh bin, wenn sie<br />
alle ist – was tue ich dann, wenn der Koch mich<br />
nachher fragt, wie es mir geschmeckt hat? Kann<br />
ich dann meinem natürlichen Reflex, meiner<br />
guten Erziehung und meinem schlechten Gewissen<br />
widerstehen und sagen wie es ist, nämlich:<br />
»Nein, es hat nicht geschmeckt!«? Ich werde es<br />
zumindest heute nicht erfahren, denn der Koch<br />
fragt nicht nach.<br />
Neue Erkenntnis: Zu sich selbst vollkommen aufrichtig<br />
zu sein, ist eigentlich noch anstrengender,<br />
als zu seinen Mitmenschen ehrlich zu sein.<br />
Zwei Wochen und immer noch ist nichts Spekta-<br />
kuläres passiert. Klar ertappe ich mich zwischen-<br />
durch beim Nicht-ganz-ehrlich-sein. Oft wird mir<br />
erst abends im Bett klar, dass ich an dem ein oder<br />
anderen Punkt nicht bei der Wahrheit geblieben<br />
1/2012
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Januar<br />
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Januar<br />
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Januar<br />
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Januar<br />
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Februar<br />
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Februar<br />
1/2012<br />
bin. Beispielsweise ist mir aufgefallen, dass ich<br />
ziemlich kreativ bin im (Er)finden von Ausreden,<br />
um eine Sache nicht tun zu müssen.<br />
Habe heute in meiner 20-köpfigen Wohngemein-<br />
schaft von meiner neuen Wahrheitsliebe erzählt,<br />
in der Hoffnung, dass das Ganze irgendwie spannender<br />
oder herausfordernder wird …<br />
Auf mein »Outing« hin hatte ich ein interessan-<br />
tes Gespräch über Lügen und wurde mit einem<br />
guten Gedankengang konfrontiert: Wenn man in<br />
einer Haltung der Wertschätzung lebt, ist es auch<br />
weniger schlimm, die Wahrheit zu sagen. Auf<br />
mein Vegetarisches-Suppen-Dilemma bezogen<br />
heißt das: Wenn ich dem Koch jeden Tag erzähle,<br />
wie lecker sein Essen war (was auch der Wahrheit<br />
entspricht), ist es für mich nicht so schwer, auch<br />
mal was Negatives zu äußern und für ihn ist es<br />
dann auch kein so großes Problem, meine Kritik<br />
anzunehmen.<br />
Manche Leute nutzen das Wissen, dass ich die<br />
Wahrheit sagen muss, ganz schön aus: Unter<br />
sechs anderen Menschen, die im Raum sind, werde<br />
ich natürlich prompt ausgewählt („Frag Jule,<br />
die muss die Wahrheit sagen“), um unangenehme<br />
Wahrheiten („Ja, du störst!“) an den Mann oder die<br />
Frau zu bringen.<br />
Bei meinem letzten Besuch zu Hause wurde ich<br />
mit einer neuen Zimmerfarbe (Grün mit pinken<br />
Streifen) überrascht. Ich fand das wirklich cool<br />
und bin meinen Freunden echt dankbar für die<br />
Aktion. Selbst wenn mir die Farbe null gefallen<br />
hätte, hätte ich wahrscheinlich das Gegenteil<br />
behauptet. Und das wäre gelogen gewesen.<br />
Sobald man unter Menschen ist und Beziehungen<br />
pflegt, wird es schwieriger, weil man einfach viel<br />
redet (zumindest unter Mädels) – und weil man<br />
bei persönlichen Beziehungen leicht verletzen und<br />
damit viel kaputt machen kann. Aber die viel größere<br />
Angst ist vermutlich, sich selbst verletzlich<br />
zu machen, indem man ehrlich ist.<br />
Der Klassiker: Die Antwort »gut« auf die Frage,<br />
wie es einem geht, ist ziemlich oft unwahr. Doch<br />
manchmal habe ich einfach keine Lust, darüber<br />
zu reden, warum es mir nicht gut geht. Und mit<br />
einem „gut“ lässt sich die Unterhaltung meist<br />
schnell beenden.<br />
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Februar<br />
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Februar<br />
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Februar<br />
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Februar<br />
Ab heute keine Lügen mehr<br />
Ich habe festgestellt, dass ich anderen nicht<br />
wirklich aufrichtig begegnen kann, wenn ich von<br />
Dritten Dinge über sie weiß, ohne dass sie das<br />
wissen, dass ich das weiß … Selbst wenn es sich<br />
um nichts Dramatisches handelt, beeinflusst<br />
es irgendwie die Ehrlichkeit, die ich der Person<br />
gegenüber an den Tag legen kann.<br />
Anrufe wegzudrücken, auf die man – wegen der<br />
Gesprächsthemen – keine Lust hat, ist auch nicht<br />
unbedingt ehrlich, oder?<br />
Eine wahrhaftig eindrückliche Erfahrung: Nach<br />
einer recht banalen Unterhaltung gestern mit<br />
einem Freund kam er heute auf mich zu, um mir<br />
zu sagen, dass nicht alles der Wahrheit entsprochen<br />
hatte. Es war keine große Sache, aber sein<br />
Mut, eine Lüge einzugestehen, hat mein Bild von<br />
ihm ziemlich positiv verändert!<br />
Thema „Ehrlichkeit in Glaubenssachen“: <strong>Wie</strong><br />
schnell sage ich „Ich bete für dich!“ und mache es<br />
dann maximal zwei Mal!? Oder wie oft singe ich<br />
Lobpreislieder und meine gar nicht wirklich, was<br />
ich da singe? Ich denke noch nicht einmal drüber<br />
nach! Da mache ich dann wohl eher Gott als mir<br />
etwas vor.<br />
Mein Zwischenfazit nach zwei Monaten: Ein<br />
wahrhaftiger Lebensstil ist in erster Linie<br />
Übungs- und Wollenssache. Die Herausforderungen<br />
stecken dabei vor allem in den kleinen<br />
Dingen, die man leicht übersieht. Ich habe gelernt:<br />
Ehrlich zu sein heißt nicht, alles sagen zu<br />
müssen. »Darüber möchte ich nicht reden« ist ein<br />
ziemlich ehrlicher Satz …<br />
AUTorIN<br />
13<br />
Julia Bothe (20) hat das letzte halbe<br />
Jahr eine Bibelschule in Bad Liebenzell<br />
besucht. Dort teilte sie mit 20<br />
Leuten das Haus und hat dabei einiges<br />
über menschliches Zusammen<strong>leben</strong><br />
gelernt. Nach dieser prägenden<br />
Zeit geht es für sie im April nach<br />
Mainz, wo sie Geschichte und Politikwissenschaft<br />
studieren wird.
14 Brief an …<br />
Lieber Jesus,<br />
danke!<br />
Danke, dass Du ein Geber bist – und zwar einer vom Feinsten. Du schenkst mir Zeit,<br />
Du hörst mir zu. Wenn ich unsicher bin, hilfst Du mir, die richtige Entscheidung zu<br />
treffen. Du trägst mich sogar. Und Du machst das nur, weil Du mich liebst. Und<br />
alles, was ich dafür tun muss, ist zu Dir umzukehren!<br />
Ein bisschen kann ich nachempfinden, warum Du ein Geber bist. Das bereitet nämlich<br />
Freude. Ich war sogar überrascht, wie viel Spaß es macht, anderen etwas zu<br />
schenken. Es tut gut, die Freude in den Gesichtern zu sehen, die Dankbarkeit, die<br />
Erleichterung.<br />
Wir haben mit jungen Leuten aus unserer Gemeinde älteren Menschen geholfen – for<br />
free. So wie Du es auch machst. Gut, wir haben ihnen keine wegweisenden Entscheidungen<br />
abgenommen, sie nicht durchs Leben begleitet. Aber wir haben Holz geschnitten,<br />
die Straße gekehrt, Möbel transportiert, ihnen Zeit geschenkt und zugehört.<br />
Das mag im Vergleich zu den Dingen, die Du schenkst, kleinlich klingen, aber<br />
darauf kommt es ja gar nicht an.<br />
Ein Erlebnis hat mich besonders geprägt: Wir haben eine ältere Frau besucht und ihr<br />
einfach nur zugehört. Sie hat uns liebevoll Obst und Saft angeboten, uns eine Geschichte<br />
vorgelesen, von ihrem Leben erzählt, ihrer Kindheit und Jugend im Zweiten<br />
Weltkrieg. Es waren erschütternde und traurige Geschichten, die uns sehr bewegt<br />
haben. Und gleichzeitig konnten wir spüren, welche Freude es ihr bereitete, dass wir<br />
bei ihr waren. So ähnlich muss es Dir auch gehen.<br />
Für uns war es weder aufwendig noch anstrengend, ihr Gesellschaft zu leisten – im<br />
Gegenteil, es hat uns selbst wahnsinnig gut getan. Den restlichen Tag war ich super<br />
gelaunt und habe mich daran erfreut, mit welch einfachen Mitteln ich anderen<br />
Menschen Gutes tun kann. Ich war glücklich und habe mir vorgenommen, solche Aktionen<br />
viel öfter zu machen. Das Wissen, damit auch etwas für Dich tun zu können,<br />
hat mich in große Freude versetzt.<br />
Ich habe mir während der Aktion überlegt, wie sich das wohl für Dich anfühlen<br />
mag: Du bist 24 Stunden am Tag für jeden einzelnen Menschen da! Und es gibt<br />
wahrlich viele von uns. Es ist Dir keine Last, unendlich viel Zeit in uns zu investieren.<br />
Das ist schon beeindruckend und übersteigt meine Vorstellungskraft.<br />
Du bist ein perfektes Beispiel. In kleinen und alltäglichen Dingen kann ich von Dir<br />
lernen. Und ich muss mir noch nicht einmal Gedanken über das »wie« machen. Ich<br />
kann einfach darauf schauen, wie Du es vorgelebt hast. Viel zu oft habe ich genau<br />
diesen Aspekt vergessen. Das will ich ändern!<br />
Deine Anne<br />
AutorIN<br />
Anne Klotz (26) hat<br />
gerade ihren Magister in<br />
Fachjournalistik Geschichte<br />
an der universität Gießen<br />
gemacht. Sie gönnt sie sich<br />
hin und wieder Auszeiten<br />
am Fotoapparat, am Klavier<br />
oder beim Genießen<br />
guten Kaffees.<br />
1/2012
➊<br />
➍<br />
➎<br />
Top 5<br />
Lamm Gottes<br />
Nach alttestamentarischer Vorstellung<br />
ist im Blut das Leben. Stellvertretend<br />
für den vor Gott schuldig gewordenen<br />
Menschen konnte ein Tier geopfert<br />
werden. Das Opfer vollzog der Hohepriester<br />
für sich – und stellvertretend<br />
für das jüdische Volk. Für uns Christen<br />
ist Jesus selbst dieses makelloses<br />
Lamm und damit das Opfer, um uns<br />
endgültig mit Gott zu versöhnen.<br />
mensChensohn<br />
Eine Vision des Propheten Daniel<br />
berichtet von einem »wie eines<br />
Menschen Sohn«, der von Gott die<br />
Herrschaft über alle Völker erhält.<br />
In diesem »Menschensohn« sahen<br />
die Juden den Messias. Jesus selbst<br />
spricht mehrmals von sich als dem<br />
Menschensohn und erinnert damit<br />
an zweierlei: an seine eigene Menschlichkeit<br />
und – im Sinne von Daniels<br />
Prophezeiung – an seine Göttlichkeit.<br />
Kyrios<br />
In der jüdischen Tradition darf der<br />
Name Gottes nicht ausgesprochen<br />
werden. Deswegen benutzen die Juden<br />
im Allgemeinen die Anrede »Adonai« –<br />
»Herr«. In der griechischen Übersetzung<br />
bedeutet Herr »Kyrios«. Im Neuen<br />
Testament wird diese Bezeichnung<br />
auch für Jesus verwendet. »Kyrios«<br />
beschreibt den in die völlige göttliche<br />
Machtstellung erhöhten Jesus: Kyrios<br />
Jesus – der Weltenherr ist Jesus!<br />
1/2012<br />
Die Namen Jesu und ihre Bedeutung<br />
➋<br />
sohn Gottes<br />
Nicht nur mit »Vater« sprach Jesus Gott<br />
im Gebet an, sondern sogar mit dem<br />
vertraulichen »Abba« – Papa. Und Gott<br />
selbst bestätigt im Neuen Testament<br />
mehrmals, dass Jesus sein Sohn ist. So<br />
etwa bei Jesu Taufe, als Gott sagte: »Du<br />
bist mein geliebter Sohn, an dir habe<br />
ich Gefallen gefunden.« (Markus 1,11).<br />
➌<br />
Christus<br />
top 5<br />
15<br />
Es ist beinahe schon Jesu Nachname.<br />
Doch Christus bedeutet eigentlich<br />
ganz allgemein »der Gesalbte« – ebenso<br />
wie das hebräische »Messias« – und<br />
galt ursprünglich als Würdetitel für<br />
Könige oder Hohepriester. Jesus ist der<br />
Retter aller Menschen. Er erlöst uns<br />
von unserer Schuld und eb<strong>net</strong> uns den<br />
Weg zu Gott. Der Doppelname Jesus<br />
Christus ist das kürzeste Bekenntnis<br />
der Christenheit: Jesus von Nazareth<br />
ist in seiner Person der verheißene<br />
Christus (Messias).<br />
AutorIN<br />
Anja Reumschüssel (28)<br />
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18 <strong>Wie</strong> <strong>würde</strong> Jesus heute <strong>leben</strong>?<br />
Hallo, ich heiße Jesus, bin zum zweiten Mal auf diese Erde gekommen und bin<br />
ein Öko. Ich trage nur Leinenkleidung, kaufe ausschließlich fair gehandelte<br />
Bio-Produkte und baue den Großteil meines Essens selbst an. Ich bastle die<br />
meisten meiner Möbel selbst. Läden wie Ikea, McDonald’s und Aldi finde ich<br />
schrecklich. Ich kaufe beim Tante-Emma-Laden ein. Veränderung geschieht<br />
durch den Unterschied im Kleinen.<br />
Hallo, ich heiße Jesus, bin zum zweiten Mal auf diese Erde gekommen und<br />
bin ein Politiker. Ich fahre einen dicken Mercedes, trage einen Anzug und<br />
nehme Einfluss auf höchster Ebene. Jeden Tag verbringe ich 12 Stunden<br />
im Büro oder im Flugzeug und gebe mein Bestes, um die Welt zu verändern.<br />
Nur wenn ich Einfluss nehme, kann ich auch wirklich etwas<br />
bewegen.<br />
Hallo, ich heiße Jesus, bin zum zweiten Mal auf diese Erde gekommen<br />
und bin ein Lehrer. Ich stehe jeden Morgen in aller Frühe auf, bereite<br />
den Rest für meinen Unterricht vor und fahre dann in die Schule. Ich<br />
liebe meine Schüler, möchte Werte prägen, bin Vertrauenslehrer. Nur,<br />
wenn wir die kommende Generation lieben und verändern, wird sich<br />
auch unsere Gesellschaft wirklich verändern.<br />
Hallo, ich heiße Jesus, bin zum zweiten Mal auf diese Erde gekommen<br />
und bin ein Idealist. Ich halte nicht viel von Facebook oder Twitter.<br />
Reden kann man auch von Mensch zu Mensch. Ich fördere das Miteinander<br />
verschiedener Kulturen und Völker. Jeder Mensch ist wertvoll.<br />
Wirklich verändern wird sich erst dann etwas, wenn wir lernen, wieder<br />
miteinander zu reden.<br />
<strong>Wie</strong> wäre Jesus wohl? <strong>Wie</strong> <strong>würde</strong> er heute <strong>leben</strong>? <strong>Wie</strong> <strong>würde</strong> er versu-<br />
chen, Einfluss zu nehmen? Indem er sich alternativ verhält? Indem er auf<br />
höchster Ebene arbeitet? Indem er als Lehrer Vertrauen gewinnt? Oder als<br />
Idealist? Vielleicht wäre er eine Mischung aus allem: Ein idealistischer<br />
Politiker, der ein Rapsöl-Auto fährt und sich um die Kinder kümmert. Auf<br />
jeden Fall anders. Jesus wäre anders. Unkonventionell. Das war er schon<br />
immer. Schon als er vor 2000 Jahren auf dieser Welt lebte. Er war nicht<br />
angepasst. Hat die Konventionen und Regeln der Gesellschaft über den<br />
Haufen geworfen. Er wäre anders. Aber wie <strong>würde</strong> er sich unterscheiden?<br />
Vermutlich <strong>würde</strong> er tatsächlich nicht bei McDonald’s oder Ikea kaufen.<br />
Nicht in erster Linie die unterstützen, die sowieso schon alles haben, sondern<br />
in die investieren, die noch alles brauchen. Er <strong>würde</strong> darauf achten,<br />
was er kauft. Besonders darauf, dass die Dinge, die er kauft nicht auf Kosten<br />
anderer Menschen oder Geschöpfe geerntet und produziert wurden. Ein verantwortliches<br />
Leben vor der Natur, den Menschen – und besonders vor Gott.<br />
Was nicht heißt, dass er sich nicht auch wie ein Politiker auf höchster Ebene<br />
engagieren könnte oder sich wie ein Lehrer voller Liebe um die Belange von<br />
<strong>Wie</strong> <strong>würde</strong> Jesu<br />
Autorin<br />
1/2012
s heute <strong>leben</strong>?<br />
Nikita Goseberg (23) liebt es, Jesus an vielen<br />
verschiedenen orten und in vielen verschiedenen<br />
Menschen zu entdecken. Als sie den Artikel verfasst<br />
hat, lebte sie gerade mit 16 Personen gemeinsam in<br />
einem Zimmer in Südafrika. Mehr erfährst Du unter<br />
glaubenskunst.blogspot.com.<br />
1/2012<br />
Kindern und Jugendlichen kümmern <strong>würde</strong>. Im Gegenteil, er hätte genau diese<br />
Menschengruppen im Blick. Politiker und Machthaber, aber auch Kinder und<br />
die, die schnell übersehen oder vergessen werden.<br />
Er <strong>würde</strong> sich mit Sicherheit für die Themen der Politik und Wirtschaft inte-<br />
ressieren. Sich aber nicht darin verlieren, sondern engagieren. Investieren.<br />
Standpunkt beziehen. Klarheit und Wahrheit sprechen. Lügen hat er schon<br />
damals nicht stehen lassen und das <strong>würde</strong> er auch heute nicht. Er <strong>würde</strong><br />
sich einmischen, wenn es nötig ist. Riskieren, dass die Menschen ihn nicht<br />
mögen. Er nimmt lieber Widerstände in Kauf, als dass er seine Fahne in den<br />
Wind hängt oder sich gar auf Korruption einlässt.<br />
<strong>Wie</strong> <strong>würde</strong> Jesus heute <strong>leben</strong>?<br />
Überhaupt gehört es einfach zu seinem Leben, dass ihn nicht jeder mag.<br />
Ablehnung um den Preis der Wahrheit. Denn so wichtig ihm die Liebe ist<br />
– niemals lebt er Liebe und Versöhnung auf Kosten der Wahrheit. Deshalb<br />
eckt er immer wieder an. Menschen stoßen sich an ihm. Weil das, was er<br />
sagt, unbequem ist. Doch er provoziert nicht um der Provokation willen.<br />
Nur wenn es im Namen der Wahrheit oder der Liebe wirklich nötig ist.<br />
Und was die Kinder betrifft: Vermutlich <strong>würde</strong> er mit ihnen durch die<br />
Gegend springen. Sich an ihnen freuen und ihnen Freude bereiten. Fußball<br />
spielen. Leben genießen. Sich an der eigenen Schöpfung erfreuen. Den<br />
Kindern zeigen, dass sie nicht unbedeutend, sondern Vorbilder sind – in<br />
ihrer Kindlichkeit, Selbstverständlichkeit, Abhängigkeit.<br />
Anstatt abzuwarten und zu meckern, wäre er selbst aktiv. In allen Berei-<br />
chen. Statt über Prostituierte zu lächeln, sie auszunutzen oder zu verur-<br />
teilen, schätzt er sie wert. Für ihn sind sie keine Gefahr oder Verführung.<br />
Er muss als Mann keinen Bogen um sie machen. Er geht auf sie zu, hört<br />
sich ihre Nöte an und begeg<strong>net</strong> ihren Sehnsüchten. Und selbst die Zuhälter<br />
schätzt er wert. Sagt ihnen, dass sie damit aufhören müssen – aber in Liebe.<br />
Er sieht die kaputten Seelen.Jesus wäre einfach er selbst. Anders. Unkonventionell.<br />
Nicht in Worte zu fassen. In keine Schublade zu packen. Selbst<br />
wenn ich versuche mir vorzustellen, wie er wäre, bin ich sicherlich noch<br />
weit von der Realität entfernt.<br />
Er <strong>würde</strong> vermutlich alles irgendwie in sich vereinen können. Einfluss, Idealismus,<br />
Liebe, Macht, Konsequenz … Wir können es nicht und deshalb sind<br />
wir alle unterschiedlich geschaffen. Jeder von uns begeg<strong>net</strong> der Gesellschaft<br />
auf einer anderen Ebene, beeinflusst sie anders. Jesus <strong>würde</strong> alles abdecken.<br />
Oder doch nur einen einzelnen Bereich? Er <strong>würde</strong> allen Nöten begegnen. Oder<br />
doch nur einer einzigen? Tja, wie wäre er? Er wäre anders. Er ist Liebe. Er bleibt<br />
Liebe. Er ist Wahrheit. Er bleibt Wahrheit. Und beides <strong>würde</strong> er in Vollkommenheit<br />
auf dieser Erde <strong>leben</strong>. <strong>Wie</strong> gut, dass wir das Neue Testament haben, in dem<br />
wir nachlesen können, wie er ist. Und wie gut, dass wir wissen, dass er am Ende<br />
der Zeit einmal wiederkommen wird!<br />
19
20 Mr. Jesus Freak<br />
Mr. Jesus Freak<br />
Wenn sie das Stichwort »Jesus« hören, denken junge Nichtchristen oft an verstaubte<br />
Kirchenbänke, langweilige Lieder und eine Sprache, die mit ihrer Alltagswelt<br />
wenig zu tun hat. Das erkannte auch Martin Dreyer und gründete Anfang<br />
der 90er Jahre die »Jesus Freaks«. Er wollte diesen Jugendlichen zeigen, dass man<br />
den Glauben an den Messias auch schrill und unkonventionell <strong>leben</strong> kann. Simon<br />
Jahn sprach mit ihm darüber, was es bedeutet, verrückt für Jesus zu sein.<br />
Martin, wir wollen über jemanden reden, den wir noch<br />
nie gesehen haben. Wer ist dieser Jesus überhaupt?<br />
Jesus ist mein Freund: Er versteht mich, weil er selber<br />
Mensch war. Ich kann ihm nichts vormachen. Jesus ist für<br />
mich Hilfe in der Not: Er kann Wunder tun. Und Jesus ist<br />
auch Gott. Er ist jemand, den ich anbete, dem ich sage, wie<br />
cool ich ihn finde und vor dem ich manchmal staunend in<br />
meiner Küche knie, weil mir plötzlich klar wird, was für ein<br />
großer Gott er ist. Er hat den ganzen Kosmos geschaffen!<br />
Aber ist Jesus denn heute noch zeitgemäß?<br />
Jesus ist Gott und die Frage nach Gott wird immer<br />
zeitgemäß bleiben. Menschen sind fortwährend auf der<br />
Suche nach Antworten. Sie stoßen an Grenzen in ihrem<br />
persönlichen Leben – durch Krankheit, Tod, Arbeitslosigkeit,<br />
Depressionen oder kaputte Freundschaften. Und<br />
dann kommt die Frage auf: Wer kann mir helfen? Gibt<br />
es jemanden, der über den Dingen steht? Jemanden, der<br />
Wunder tun kann? Ich glaube, dass jeder Mensch mindestens<br />
einmal im Leben für sich entscheiden muss: Glaube<br />
ich an diesen Gott? Und in den Momenten, in denen man<br />
sich nicht mehr sicher ist, dass es ihn nicht gibt, tritt er<br />
in Erscheinung.<br />
<strong>Wie</strong> ist Gott bei Dir in Erscheinung getreten?<br />
Mit 18 Jahren hatte ich schon alles ausprobiert, was es zu<br />
dieser Zeit an Drogen gab. Ich suchte echtes Leben. Aber weder<br />
in Rauschmitteln, Sport, Freundschaften, Beziehungen noch<br />
auf Parties fand ich es. Es machte für mich keinen Sinn mehr,<br />
weiter zu <strong>leben</strong>. Doch dann wurden in meiner Familie alle<br />
Christen und ich dachte mir: Geh doch einfach mal mit in die<br />
St.-Petri-Kirche. Dort fand jeden Sonntagabend ein charismatischer<br />
Gottesdienst statt, zu dem bis zu 1.000 Leute kamen.<br />
Ich spürte eine Energie, eine Gottesnähe, die ich bis dahin<br />
nicht gekannt hatte. Bei meinem dritten Gottesdienstbesuch<br />
habe ich mich dann entschieden, ein Leben mit diesem Gott<br />
auszuprobieren.<br />
Warum bist Du nicht dort geblieben, sondern hast die Jesus<br />
Freaks gegründet?<br />
Ich merkte, dass viele Leute aus meiner alten Szene und viele<br />
Leute von der Straße, auch diesen Gott brauchten, aber dass<br />
sie nie mit in die Kirche gekommen wären. Nicht, weil sie<br />
nicht auf der Suche nach Gott gewesen wären, sondern aus<br />
kulturellen Gründen. Ein Freund, mit dem ich zuvor viel<br />
Drogen genommen hatte, sagte zu mir: »In die Kirche gehen<br />
doch nur Spießer. Die können mich und meine Lebenssituation<br />
1/2012
Foto: Michael Englert/michael-englert.com<br />
gar nicht verstehen!« Deshalb wollte ich einen Ort schaffen<br />
für Leute, die nicht in eine normale Kirche gehen <strong>würde</strong>n;<br />
einen Ort, an dem die räumliche Hemmschwelle sehr niedrig<br />
war und an dem Musik gespielt wurde, die wir auch sonst<br />
gerne hörten – aber mit jesusmäßigen Texten. Ich wollte, dass<br />
die Predigt in einer Sprache gehalten wird, die die Leute auf<br />
der Straße verstehen.<br />
Ist es sich nicht ein bisschen zu einfach, zu sagen: Ich bleibe<br />
so, wie ich bin und packe mir Jesus da mit rein?<br />
Ich finde es wichtig, Gottesdienstregeln und -formen dem anzupassen,<br />
wie man ist. So bewahrt man sich seine Identität.<br />
Nicht anpassen darf man sich der Welt aber in punkto Sünde.<br />
Mir war immer wichtig, dass die Jesus Freaks nicht bekannt<br />
sind als die Punks, bei denen man auch besoffen in den<br />
Gottesdienst gehen und rauchen darf und trotzdem Christ<br />
sein kann. Meine Sehnsucht war, dass wir bekannt sind als<br />
radikale Christen. Als die, die ihr Leben für Jesus auf den Kopf<br />
stellen und ein Herz für die Verlorenen haben. Gerade in den<br />
ersten Jahren haben wir echt radikal mit Jesus gelebt: Wir<br />
haben vielleicht ausgesehen wie Schläger von der Straße, aber<br />
wir haben täglich stundenlang gebetet, haben nichts anderes<br />
als die Bibel gelesen. Wir waren regelrecht verliebt in Jesus.<br />
1/2012<br />
Mr. Jesus Freak<br />
»Wir beteten<br />
das ›Vater Unser‹<br />
so laut, dass die<br />
Nachbarn mit<br />
den Besen an<br />
die Wände klopften.«<br />
<strong>Wie</strong> fing das denn eigentlich an mit den Jesus Freaks?<br />
Wir haben uns mit zwei Freunden in meiner Wohnung getroffen<br />
und begannen mit Gott so zu reden, wie wir waren –<br />
ohne religiöse Floskeln oder Formeln. Und plötzlich war die<br />
Gegenwart Gottes in diesem Raum so spürbar, dass wir gedacht<br />
haben: »Wow, das müssen wir weitermachen!« Dann<br />
hat einer seine Bekannten aus seiner Szene mitgebracht.<br />
Auch die spürten: »Hier ist Gott! Hier ist Kraft! Hier kann<br />
man wirklich mit ihm reden und er hört unsere Gebete!«<br />
Daraufhin haben sie wiederum ihre Freunde mitgebracht<br />
und so weiter. Bald waren wir 40 Leute und beteten nachts<br />
um eins das »Vater Unser« so laut, dass die Nachbarn mit<br />
den Besen an die Wände klopften. Bald machte das Gerücht<br />
in Hamburg die Runde: »Da gibt es diese Freaks und die<br />
treffen sich wegen Jesus. Das müsst ihr euch mal anschauen!«.<br />
So entstand unser Name.<br />
Ihr habt aufsehenerregende Aktionen durchgeführt.<br />
Gehört es dazu, andere zu provozieren, wenn man<br />
verrückt für Jesus sein möchte?<br />
Ich denke schon. Wenn Jesus sagt: »Geht hin in alle Welt<br />
und bringt das Evangelium allen Völkern« muss ich mir<br />
schon überlegen, zu wem Jesus mich sendet. Für uns war<br />
21<br />
•
22 Mr. Jesus Freak<br />
aber klar: Gott schickt uns zu den Punks, zu den Hippies,<br />
zu den Skatern – vor allem zu den jungen Szene-Leuten.<br />
Und für die braucht es eine laute, schrille Art, um das<br />
Evangelium rüberzubringen. Denn gerade die jungen<br />
Leute sind so zugeballert mit Inter<strong>net</strong>, Fernsehen, Handy<br />
und Computerspielen, dass sie nur schwer zu erreichen<br />
sind. Dazu haben sie das kritische Denken in der Schule<br />
eingeimpft bekommen. Die sagen dann: »Du siehst das<br />
vielleicht so, aber ich sehe das ganz anders.« Sie halten<br />
alles schön weit weg von sich. Und darum hatte ich den<br />
Gedanken, dass wir etwas Schrilles, etwas Provozierendes<br />
machen müssen, um diese Leute aufzurütteln. Darum<br />
sind wir mit einem Sarg über die Reeperbahn gezogen<br />
oder haben die Kreuzigung nachgespielt.<br />
Aber habt ihr damit wirklich Leute für Jesus gewonnen?<br />
Vor ein paar Wochen erst habe ich jemanden getroffen, der<br />
mir erzählt hat: »Ich war damals auf der Reeperbahn, als<br />
ihr den Jesus gekreuzigt habt. Ich wollte eigentlich in einen<br />
Pornoladen gehen. Aber dieses Bild hat mich so verfolgt,<br />
dass ich wieder umgekehrt bin. Zwei Wochen später habe<br />
ich mir einen Pastor gesucht, meine Sünden gebeichtet und<br />
bin Christ geworden.«<br />
Wenn Du Jesus so spürbar erlebt hast, wie konnte es bei<br />
Dir zu einem mehrjährigen Drogenrückfall kommen?<br />
Als die Jesus Freaks immer bekannter wurden, schwappte<br />
eine regelrechte Medienwelle über uns und immer mehr<br />
Gemeinden luden uns ein, bei ihnen Jesus Freaks-Abende<br />
zu machen. Dabei bekehrten sich viele zu Jesus und oft<br />
entstanden neue Jesus Freaks-Gruppen. Auf dem Rückweg<br />
von einem solchen Abend machte ich den Fehler, einen<br />
Jungen ans Steuer zu lassen, der noch wenig Fahrpraxis<br />
hatte. Auf der Autobahn bauten wir einen Unfall. Weil ich<br />
in Panik geschrien hatte: »Wir müssen aussteigen!«<br />
wurde ein Mädchen von einem Auto erfasst und starb vor<br />
unseren Augen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits eine<br />
60-Stunden-Woche. Doch nach dieser tragischen Erfahrung<br />
stürzte ich mich noch mehr in die Arbeit und setzte<br />
mich über mehrere Jahre 120 Stunden die Woche für das<br />
Reich Gottes ein. Das lief eine ganze Zeit gut. Es war eine<br />
fruchtbare Zeit – viele kamen zum Glauben. Aber ich ging<br />
permanent über meine Grenzen. Irgendwann konnte ich<br />
nicht mehr schlafen. Es war wie Folter: Ich lag über Wochen<br />
nachts wach, war völlig ausgebrannt. Um müde zu werden,<br />
fing ich wieder an, Bier zu trinken. Dann machte ich eine<br />
Woche Urlaub in New York und bekam auf einer Techno-<br />
Party eine Ecstasy-Pille geschenkt. Die habe ich unter<br />
einem frommem Vorwand geschluckt: »Du kannst es ja mal<br />
ausprobieren, dann verstehst Du, wie die Leute hier ticken<br />
und kannst sie besser für Gott erreichen«. Von da an ging<br />
es über vier Jahre steil bergab bis ich schließlich mit einer<br />
Überdosis im Krankenhaus landete.<br />
Wo war Jesus in dieser Zeit?<br />
Gott hat mich gebraucht und geseg<strong>net</strong>, wenn ich für ihn<br />
unterwegs war, obwohl mein Leben auf der anderen Seite<br />
abdriftete. Als ich immer mehr abrutschte, war irgendwann<br />
auch der Segen weg. Trotzdem habe ich versucht, an Jesus<br />
festzuhalten. Was viel mehr an meinem Glauben genagt hat<br />
als meine eigenen Fehler, war der Umgang anderer Christen<br />
mit mir. So verschickte beispielsweise der Leitungskreis<br />
der Jesus Freaks-Bewegung einen Brief an alle Gruppen, in<br />
dem sie vor mir warnten. Sie taten das in guter Absicht, um<br />
die Bewegung zu schützen. Mich hat es aber natürlich sehr<br />
verletzt. Und ich musste dann auch feststellen, dass ich<br />
kaum wirkliche Freunde hatte.<br />
Du hattest bei den Jesus Freaks eine große Vorbildfunk- Hünerhoff<br />
tion. Dein Absturz hat sicher viele Leute ins Zweifeln am<br />
Glauben gebracht. <strong>Wie</strong> gehst Du damit um?<br />
Christian<br />
Ich habe immer gesagt: Folgt nicht mir nach, sondern Jesus.<br />
Martin<br />
Ich bin ein Loser und baue auch Mist – genau wie jeder andere<br />
Mensch. Und ich glaube, dass die meisten Jesus Freaks das Fotos:<br />
1/2012
auch so befolgt haben – darum gibt es die Bewegung nach<br />
wie vor. Besonders die Leute im Leitungskreis sind nicht<br />
mir nachgefolgt. Als ich weggebrochen bin, waren sie in<br />
ihrem Glauben reif genug, um die Bewegung auch ohne<br />
mich zu leiten.<br />
<strong>Wie</strong> bist Du aus dem Tief wieder rausgekommen?<br />
Ich habe zwei stationäre und drei ambulante Psychotherapien<br />
gemacht, habe Psychopharmaka genommen –<br />
aber nichts hat geholfen. Irgendwann traf ich mich mit<br />
dem Pastor und Seelsorger Rudi Pinke. Er meinte zu mir:<br />
»Ich wusste, dass wir uns mal über den Weg laufen <strong>würde</strong>n.<br />
Gott hat mir das im Gebet gezeigt. Ich werde mich so lange<br />
mit Dir zum Beten treffen, bis ich sehe, dass Du wieder<br />
in Deiner Berufung lebst.« Für mich war es zu diesem<br />
Zeitpunkt undenkbar, überhaupt wieder etwas für Gott<br />
zu machen. Doch wir haben uns viele Male zusammengesetzt<br />
und haben gebetet. Ich bekannte meine Sünden<br />
vor Gott und tat Buße. Diese Treffen haben mich so positiv<br />
verändert, dass alle Leute in meinem Umfeld ins Staunen<br />
gerieten.<br />
Um begeistert von Jesus zu sein, muss ich ihn erstmal<br />
kennenlernen. <strong>Wie</strong> kann man ihn finden?<br />
Indem man ihn sucht. Das fängt an mit Worten. Gott ist<br />
ein Gegenüber und keine wabbelige Energiemasse. Deshalb<br />
kann man da, wo man ist, anfangen, mit ihm zu reden. Ob<br />
man sich gerade im Park, am Meer, im Hotelzimmer oder<br />
im Auto befindet, ist völlig unerheblich. Oder man schreibt<br />
Gott einen Brief. Aber: Sich auf die Suche zu machen, bedeutet,<br />
das nicht nur einmal zu tun, sondern regelmäßig. Man<br />
muss Zeit und Energie investieren. Warum nicht auch mal<br />
ins Kloster gehen für ein paar Tage. Oder Urlaub nehmen<br />
und dabei nicht Dan Brown, sondern in der Bibel lesen und<br />
beten. Gut ist auch, sich mit Leuten zu unterhalten, die Gott<br />
schon gefunden haben. Jesus hat gesagt: »Suchet so werdet<br />
ihr finden« – und damit meinte er nicht den Autoschlüssel<br />
oder das Handy. Er meinte sich!<br />
1/2012<br />
Autor<br />
Simon Jahn (29) war selbst 12 Jahre<br />
lang bei den Jesus Freaks aktiv. Auf<br />
dem »Freakstock«-Festival hat er<br />
seine Frau kennengelernt, mit der er<br />
inzwischen zwei wundervolle Kinder<br />
hat.<br />
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Mr. Jesus Freak<br />
23
24 Warum Zeiten der Stille so wertvoll sind<br />
Warum Zeiten der Stille so wertvoll sind<br />
Erleichtert schließe ich die Tür hinter mir. In meinem Zimmer ist es ungewohnt leise. Die letzten<br />
Tage waren von Abgabeterminen und Klausuren geprägt. Ich habe Stunden in der Unibibliothek<br />
gesessen, nachgedacht, gelesen, geschrieben. Nun ist das Semester zu Ende. Ich bin plötzlich<br />
alleine und es gibt nichts, was dringend erledigt werden muss …<br />
Während ich mich auf mein Bett fallen lasse, kommen mir<br />
all jene Dinge in den Sinn, für die ich in den letzten Tagen<br />
keine Zeit hatte: Ich sollte meine Mutter anrufen. Die Blumen<br />
könnten gegossen werden. Ich habe meiner Freundin<br />
schon vor Wochen versprochen, mit ihr ins Kino zu gehen.<br />
Ein Friseurbesuch wäre auch wieder fällig. Aber als ich zu<br />
meinem Handy greifen will, wird mir klar, dass ich etwas<br />
anderes brauche. Ich muss den Stress der letzten Tage verdauen.<br />
Anstatt meine Freunde anzurufen, schwinge ich mich auf<br />
mein Fahrrad. Mein Ziel ist der Wald ganz in der Nähe. An<br />
der frischen Luft, zwischen den Bäumen kann ich am besten<br />
Abstand zum Alltagsstress gewinnen. Und somit begreifen,<br />
dass ich Teil einer Welt bin, die Gott für uns geschaffen hat.<br />
Und als er damit fertig war, ruhte auch er sich aus.<br />
1/2012
Meine Freundin kann nicht mehr<br />
Ganz anders ist es meiner Freundin ergangen: Sie ist 20,<br />
studiert mit mir und ist eines jener Mädchen, die immer<br />
glücklich zu sein scheinen. Immer am Lächeln, niemals<br />
launisch, für jeden Spaß zu haben, zu jeder Party bereit.<br />
Und sie ist klug. In der Uni erhält sie nur Bestnoten. Nebenbei<br />
leitet sie die Theatergruppe unseres Campus und<br />
fasziniert selbst als Schauspielerin auf der Bühne ihr<br />
Publikum. Eines Tages erzählte sie mir überraschend, dass<br />
es ihr schlecht gehe. Niemand hatte es gemerkt – auch ich<br />
nicht. Sie weinte. Sie hatte keine Kraft mehr. Keinen<br />
Antrieb. Morgens kam sie nicht mehr aus dem Bett, abends<br />
konnte sie nicht einschlafen. Und das, obwohl nichts<br />
Gravierendes passiert war. Keine Probleme in der Familie,<br />
kein Liebeskummer. Ihr Lebensstil war eine Überforderung.<br />
Die Folge: Sie war ausgebrannt.<br />
Darüber nachdenken, was man tut<br />
Der Begriff Burn-out existiert seit den 70er Jahren. Er<br />
beschreibt ein Gefühl der Niedergeschlagenheit, verbunden<br />
mit Kraftlosigkeit und Antriebsschwäche. Eigentlich<br />
haben wir alle schon mal gehört, dass zu viel Hektik und<br />
Druck nicht gut für uns sind. Unsere Gesellschaft ist<br />
jedoch hochgradig leistungsorientiert. Und weil es wichtig<br />
scheint, erfolgreich zu sein, ignorieren wir oft so lange<br />
wie möglich jegliche Erschöpfungssymptome. Man kann<br />
schließlich auch mit Kopfschmerzen Hausarbeiten schreiben.<br />
Zur Not wirft man ein Mittel dagegen ein. Erst durch<br />
meine Freundin habe ich verstanden, was Alltagsstress mit<br />
uns machen kann. Wir gehen Tag für Tag fast mechanisch<br />
unseren Aufgaben nach. Wir stehen auf, wenn der Wecker<br />
klingelt, fahren zur Uni oder Arbeit, um zu erledigen, was<br />
zu erledigen ist. Sobald eine Aufgabe erledigt ist, nehmen<br />
wir die nächste in Angriff. Und das Erschreckende ist, dass<br />
wir selten dabei nachdenken.<br />
Sicherlich ist es wichtig, etwas zu tun zu haben. Es kann<br />
sehr erfüllend und befriedigend sein, wenn man endlich<br />
die Hausarbeit einreicht, wenn das Badezimmer wieder<br />
glänzt oder wenn am Ende eines Arbeitstages ein zufriedenes<br />
Lächeln auf dem Gesicht des Chefs zu sehen ist.<br />
Unabhängig davon, wonach wir streben, ist es wichtig, immer<br />
wieder auch inne zu halten. Die Kraftreserven nur im<br />
Urlaub aufzufüllen – das reicht nicht. Bei meiner Freundin<br />
kam das Burn-out nicht von einem Tag auf den anderen,<br />
sondern entwickelte sich über Monate.<br />
Wo überfordere ich mich?<br />
Wer ein Ausbrennen vermeiden will, muss sich immer wieder<br />
mit sich selbst und seinem Leben auseinandersetzen.<br />
Wo überfordere ich mich? Mute ich mir zu viel zu? Hinsetzen,<br />
nachdenken, beten, sich auf Gott konzentrieren. Ein<br />
1/2012<br />
Warum Zeiten der Stille so wertvoll sind<br />
Buch nur zur Entspannung und nicht zum Lernen lesen.<br />
Solches Innehalten geht nicht mal eben schnell nebenbei.<br />
Reflektion braucht Zeit und vor allem Stille.<br />
Stille im Kopf<br />
Stille beschreibt nicht bloß das Fehlen jeglichen Lärms.<br />
Stille bedeutet auch Stille im Kopf. Wenn das Leben nur<br />
vorbeifliegt, ist es unmöglich, die Schönheit um sich<br />
herum wahrzunehmen. Es ist nicht verwunderlich, dass<br />
man dann irgendwann morgens nicht mehr aufstehen<br />
möchte. Besser ist es, sich regelmäßig Zeit für sich selbst<br />
zu nehmen. Das kann schon eine Tasse Tee auf dem Sofa<br />
sein. Oder ein Spaziergang allein im Wald. Sich auf einer<br />
Bank niederzulassen und bewusst die Schönheit unserer<br />
Welt wahrzunehmen. Und dabei zu merken, dass es einen<br />
Schöpfer gibt, der für uns sorgt, wenn wir unsere Probleme<br />
in seine Hände legen.<br />
Tipps aus der Bibel<br />
Wer mit wachen Augen durch die Welt geht, begeg<strong>net</strong> Gott<br />
in der Natur, in menschlichen Begegnungen – und in der<br />
Bibel, die man auch als Handbuch für ein gelingendes Leben<br />
lesen kann. Dort liest man, dass auch Jesus um die Bedeutung<br />
der Stille wusste. Sein Dienst war geprägt von einem<br />
Wechsel zwischen öffentlichen Aktionen und Ruhe. Wenn<br />
Jesus es mit »der Menge« zu tun bekam, zog er sich anschließend<br />
in die Stille zurück. Warum wohl? Um Kraft zu<br />
schöpfen. Offenbar ist selbst ihm das nicht immer gelungen.<br />
Als Jesus mit den Jüngern im Boot auf dem See Genezareth<br />
war, schlief er ein vor Erschöpfung, trotz des Sturms,<br />
der rings herum tobte. Er brauchte die Ruhe der Abgeschiedenheit<br />
des Sees. Was kann uns das sagen? Immer unter<br />
Strom zu sein, das geht nicht gut. Wir brauchen die Phasen<br />
der Nicht-Hektik, des Runterkommens, des Abschaltens.<br />
Jesus hat uns vorgelebt: Stille tut uns gut.<br />
AUTorIN<br />
25<br />
Lara Rösler (21) lebt seit fast zwei<br />
Jahren in Hollands größter Unistadt<br />
Utrecht und studiert dort Philosophie<br />
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26 Vom Mut, eigene Entscheidungen zu treffen<br />
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1/2012<br />
Vom Mut, eigene<br />
Entscheidungen zu treffen<br />
Jesu Worte waren nie kompliziert. Er redete stets einfach<br />
und verständlich. Trotzdem gibt es unter Christen ganz<br />
unterschiedliche Ansichten darüber, wie man als Christ<br />
<strong>leben</strong> sollte. Was ist die »richtige« Einstellung zu Fragen wie<br />
Klimawandel, Atomkraft oder Homosexualität? So mancher<br />
meint, da die Antworten zu kennen. Doch kann man eine<br />
eindeutige christliche Ethik wirklich aus der Bibel herauslesen?<br />
27<br />
»Der Teufel kann sich auf die Schrift<br />
berufen«, heißt es in Shakespeares Der<br />
Kaufmann von Venedig. Oft scheint<br />
es, als lasse sich alles und nichts mit<br />
der Bibel, oder konkreter: mit den<br />
Worten Jesu begründen. Mein jüngstes<br />
Erlebnis zu dieser Thematik war eine<br />
Debatte um den gesetzlichen Mindestlohn,<br />
bei dem sich beide Seiten auf das<br />
Gleichnis der Arbeiter im Weinberg beriefen.<br />
Darin zahlt der Eigentümer des<br />
Weinbergs jedem Arbeiter denselben<br />
Lohn, unabhängig davon, wie lange<br />
dieser gearbeitet hatte. Der Befürworter<br />
des Mindestlohns erklärte stolz:<br />
»Da siehst du es, Jesus verkündet eine<br />
gleiche Bezahlung für alle – unabhängig<br />
von der Leistung des Einzelnen!«<br />
Der andere reagierte verwundert: »Im<br />
Gegenteil! Das Gleichnis spricht von<br />
der Vertragsfreiheit des Unternehmers,<br />
der mit seinem Geld tun und lassen<br />
kann, was er will.«<br />
Mal abgesehen davon, dass es in<br />
diesem Gleichnis natürlich weder um<br />
das eine noch um das andere geht,<br />
stellt sich trotzdem die Frage: <strong>Wie</strong><br />
kommt es, dass sich zuweilen extrem<br />
gegensätzliche Positionen scheinbar<br />
auf Jesus berufen können? <strong>Wie</strong> kann<br />
er einmal als Motivator für Pazifismus<br />
dienen, dann wieder als Legitimation<br />
für Krieg? <strong>Wie</strong> einmal als Begründung<br />
für Sozialismus, dann wieder für die<br />
freie Marktwirtschaft?
28 Vom Mut, eigene Entscheidungen zu treffen<br />
Man kann Jesus<br />
ja viel nachsagen, aber<br />
mit Sicherheit nicht, dass er sich kompliziert<br />
ausgedrückt hätte. Manchmal denke ich, er wäre zutiefst<br />
amüsiert über die unzählige wissenschaftliche Literatur,<br />
die zur Analyse seiner Worte verfasst wurde. Hatte er diese<br />
nicht bewusst einfach gehalten, damit sie jeder verstehen<br />
kann? »Eure Rede sei ja, ja, nein, nein« – diesen Satz hat<br />
er sich auch selbst zu Herzen genommen. Jemandem, der<br />
das gesamte Alte Testament in zwei Sätze zusammenfassen<br />
konnte (»Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von<br />
ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt<br />
= Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«), kann<br />
man wohl kaum den Vorwurf machen, er <strong>würde</strong> die Dinge<br />
unnötig verkomplizieren.<br />
Das »wie« entscheidet<br />
Das eigentliche Problem liegt also woanders. Bei ethischen<br />
Entscheidungen geht es selten um das ob, sondern fast<br />
immer um das wie. Vermutlich <strong>würde</strong>n mir die meisten<br />
Menschen zustimmen, wenn ich sage, dass es zur christlichen<br />
Ethik gehört, den Armen zu helfen. Wenn ich aber<br />
fragen <strong>würde</strong>, ob man Bettlern auf der Straße Geld geben<br />
soll, <strong>würde</strong>n die Meinungen womöglich auseinandergehen.<br />
Ebenso <strong>würde</strong> kaum jemand bestreiten, dass es richtig ist,<br />
sich für Frieden auf der Welt einzusetzen. Würde ich aber<br />
fragen, ob zur Sicherung des Friedens auch militärische<br />
Einsätze durchgeführt werden sollen, wäre die Antwort<br />
wohl schon weniger einheitlich. Die Liste solcher Beispiele<br />
ließe sich beliebig fortsetzen, und sie alle verdeutlichen die<br />
Feststellung: Es geht selten darum, ob man etwas tun soll,<br />
sondern wie man es am besten tut.<br />
Dieser Umstand<br />
macht es so schwierig, sich bei<br />
ethischen Entscheidungen auf Jesus zu berufen. Seine<br />
Worte zeugen von einer weltumspannenden Menschenliebe,<br />
sie sprechen uns an in ihrer tiefen und überwältigenden<br />
Schönheit. Unsere alltäglichen ethischen Probleme aber<br />
sind zumeist konkrete Einzelfallentscheidungen und hängen<br />
von unzähligen Faktoren ab, die man allesamt kennen<br />
und erwägen muss, um zu einem angemessenen Urteil zu<br />
gelangen. Kommen wir auf das Beispiel des Mindestlohns<br />
zurück. Natürlich sollen Menschen von ihren Löhnen auch<br />
ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Aber es muss<br />
auch berücksichtigt werden, ob die Einführung eines<br />
gesetzlichen Mindestlohns möglicherweise nicht eher zur<br />
Vernichtung von Arbeitsplätzen führen <strong>würde</strong>. Solche<br />
Faktoren dürfen unter keinen Umständen ausgeblendet<br />
werden, wollen wir ethisch richtige Entscheidungen treffen.<br />
Egal ob es um Mindestlöhne, Atomkraft oder Frauenquoten<br />
geht: Gut gemeint ist nicht selten das Gegenteil von gut.<br />
Ethik heißt Abwägen<br />
Habe den Mut, deine eigenen Entscheidungen zu treffen!<br />
Das ist die vielleicht entscheidende ethische Weisung<br />
Jesu, die sich zwar in dieser Form nicht in seinen Worten<br />
findet, aber aus seinen Taten spricht. Auch Jesus hatte oft<br />
zwischen verschiedenen Faktoren abzuwägen. Als er sich<br />
entschloss, am Sabbat eine Frau zu heilen, brach er bewusst<br />
das jüdische Sabbatgebot. Auch wenn uns heutzutage die<br />
Abwägung zwischen der Heilung eines Menschen und der<br />
Beachtung eines Feiertags als nicht besonders schwierig<br />
erscheinen mag, dürfen wir uns hier nicht täuschen<br />
lassen. Jesus lebte in den jüdischen Traditionen seiner Zeit,<br />
und es wäre verfehlt anzunehmen, dass er keinen Respekt<br />
vor ihnen gehabt hätte. Er war kein rebellischer Trotzkopf,<br />
der es den »Alten« mal richtig zeigen wollte. So hatte er<br />
1/2012
auch Respekt vor der Beachtung des Sabbats, aber trotzdem<br />
stellte er das Gebot der Nächstenliebe über das Sabbatgebot.<br />
Er wird diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen haben,<br />
ebenso wenig wie bei der Vertreibung der Geldwechsler aus<br />
dem Tempel, die eine völlig andere Seite Jesu zeigt. Wer<br />
darin eine ethische Inkonsequenz sehen will, verkennt, dass<br />
auch Jesus Einzelfallentscheidungen traf, bei denen er<br />
abwägen musste. In diesem konkreten Fall stellte er die<br />
Wahrung der Ehre Gottes über Sanftmut und Friedfertigkeit.<br />
Aber noch etwas anderes, vielleicht noch<br />
Wichtigeres können wir aus diesen Erzählungen<br />
ersehen. Die Ethik Jesu ist eine Ethik der<br />
Tat. Darin liegt die Ursache seines Dauerkonflikts<br />
mit den Pharisäern. Deren Ethik ist eine Ethik des<br />
»Nicht-Handelns«: keine verbotenen Speisen essen, keine<br />
unreinen Menschen berühren, keine Arbeit am Sabbat<br />
tun – kurz gesagt, es geht ihnen darum, sich selbst nicht<br />
die Hände schmutzig zu machen. Dieser Haltung setzt<br />
Jesus seine berühmten Worte entgegen: »Es gibt nichts, was<br />
von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein<br />
machen könnte; sondern was aus dem Menschen herauskommt,<br />
das ist‘s, was den Menschen unrein macht.« Frei<br />
übersetzt könnte man auch sagen: Entscheidend ist, was<br />
hinten rauskommt!<br />
Eben diese Ethik der Tat zeigt Jesus in solchen Momenten<br />
wie der Heilung am Sabbat. Noch deutlicher wird diese<br />
Haltung im Gleichnis von den anvertrauten Talenten. Die<br />
ersten beiden Knechte werden gelobt, weil sie das meiste<br />
aus ihren Talenten gemacht haben, der dritte aber wird<br />
hart bestraft, weil er sich nicht getraut hatte, aktiv zu<br />
werden. Jesus wünscht sich Menschen, die nicht in Angst<br />
und Resignation verharren, sondern mutig mit den ihnen<br />
anvertrauten Gaben umgehen, um die Welt zum Besseren<br />
zu verändern.<br />
AuTor<br />
Sebastian Moll (31) arbeitet als<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der<br />
Evangelisch-Theologischen Fakultät<br />
der universität Mainz. Sein jüngst<br />
erschienenes Buch »Jesus war kein<br />
Vegetarier«, in dem er die politisch<br />
korrekte Bibelauslegung aufs Korn<br />
nimmt, hat in theologischen Kreisen<br />
für viel Wirbel gesorgt.<br />
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Vom Mut, eigene Entscheidungen zu treffen<br />
Ron Hall / Denver Moore:<br />
Genauso anders wie ich<br />
29<br />
Zwei Männer erzählen die spektakuläre Geschichte ihrer<br />
verrückten Freundschaft – der Landstreicher, der wie ein<br />
Sklave auf den Baumwollfeldern Louisianas aufwächst<br />
und der Kunsthändler aus der „Upper Class“. Und sie erzählen<br />
von der mutigen Frau, die beide zusammenbringt,<br />
weil sie Gottes Willen erkennt.<br />
Es ist die wahre Geschichte zweier grundverschiedener<br />
Typen – packender, erschütternder, fantastischer als ein<br />
Roman. Sie beginnt in einer brennenden Slum-Hütte und<br />
in einer Villa in Hollywood und sie mündet in ein faszinierendes<br />
Projekt, das Tausenden neue Hoffnung bringt.<br />
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Es ist wirklich eine unglaubliche, faszinierende, bewegend emotionale<br />
Geschichte, die zeigt, welche Wege Gott mit Menschen geht,<br />
wenn sie sich ganz unspektakulär darauf einlassen,<br />
andere „mit Liebe zu infizieren“. Bettina Steeb / IDEA<br />
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30 Die Sehnsucht nach der göttlichen Liebe<br />
Ureus faltete seine Schwingen an den Körper. Er sah Luzifer<br />
an, stand einfach da, aufrecht und prächtig. Jeder andere<br />
Dämon muss te sich vor Luzifer verneigen. Ureus aber war<br />
zu wichtig, um ihn wegen seines Stolzes zu demütigen und<br />
mit einer Strafe seine Loyalität aufs Spiel zu setzen.<br />
Luzifer kniff die Augen zusammen. Etwas stimmte nicht.<br />
Es schien ihm, als sei ein Teil von Ureus’ Schönheit zurückgekehrt.<br />
Hatten sich die Falten geglättet in seinem Gesicht?<br />
Er sah aus, als habe er Kontakt mit dem Tröster gehabt. »Was<br />
willst du?«, herrschte er ihn an.<br />
»Ich habe sie versammelt. Die Legionen stehen bereit, Meister.«<br />
Ureus hatte seinen Platz bei offiziellen Anlässen nahe beim<br />
Thron des Schöpfers gehabt. Er war einer der stärksten Engel<br />
gewesen, betraut mit der Herrschaft über eine Gruppe<br />
fruchtbarer Pla<strong>net</strong>en, auf denen eine intelligente Spezies<br />
lebte. Dass er zur Rebellenseite wechselte, hatte damals<br />
viele Engel zum Nachdenken gebracht. Luzifer musste ihn<br />
halten. Verlor er Ureus, dann verlor er mit ihm Hunderte.<br />
»Spürst du es?«, fragte er.<br />
»Was?«<br />
»Der Schöpfer wird schwächer.« Die ganze Nacht und den darauffolgenden<br />
halben Tag hatte Luzifer sich daran erfreut, viel<br />
mehr als am Tod des Himmelsfürsten an jenem Holzkreuz.<br />
Gottes stetiger Pulsschlag im Universum wurde langsamer.<br />
Die Trauer lähmte ihn. Der Schöpfer hatte sich mit dem Tod<br />
seines Sohnes eine fürchterliche Wunde zugefügt.<br />
Die Sehnsucht nach<br />
der göttlichen Liebe<br />
<strong>Wie</strong> leicht unterläuft es uns Christen, dass wir<br />
philosophisch von Gut und Böse sprechen wie<br />
von abstrakten Größen. <strong>Wie</strong> leicht vergessen<br />
wir, dass unser Pla<strong>net</strong> Schauplatz einer unsichtbaren<br />
Schlacht ist und dass wir es bei Gott<br />
und den Engeln mit klugen, <strong>leben</strong>digen Wesen<br />
zu tun haben, genauso bei Satan und den Dämonen,<br />
wenn sie ihre Klugheit auch zu Tücke<br />
einsetzen. Weil uns eine Geschichte emotional<br />
mitunter besser erreicht als eine sachliche<br />
Argumentation, hat Jesus so viele Geschichten<br />
und Gleichnisse erzählt. Aus demselben Grund<br />
habe ich die folgende Geschichte geschrieben:<br />
in der Hoffnung, dass sie uns wieder bewusst<br />
macht, was zu Ostern geschehen ist.<br />
»Ich spüre es, Meister.«<br />
»Ist dir bewusst, was das bedeutet? Der Schöpfer hat sich den wichtigsten<br />
Teil seiner Persönlichkeit herausgerissen und ihn vernichtet. Er<br />
zerstört sich selbst. Bald wird er sämtliche Kraft verlieren.«<br />
»Sollen wir das Grab stürmen? Was ist Euer Auftrag für die<br />
Legionen?«<br />
Warum lenkte er vom Thema ab? Wollte Ureus vermeiden,<br />
über den Schöpfer zu reden? »Wir sind alte Kampfgefährten. Ich<br />
kann es spüren, dass du mich betrügst, Ureus.« Luzifer gab seiner<br />
Erscheinung ein rotes Leuchten.<br />
»Ich betrüge Euch nicht. Ich habe lediglich … ein Gespräch<br />
geführt.«<br />
»Ein Gespräch mit Gottes Geist. Spiele das nicht herunter!« Er<br />
fletschte die Zähne. Gleichzeitig spürte er, dass es nicht<br />
klug war, dem Dämon zu drohen. Er strengte sich an, seine<br />
Gesichtszüge wieder zu entspannen. »Versucht er noch immer,<br />
dich zurückzurufen?«<br />
Ureus zögerte. »Darf ich Euch etwas fragen, Luzifer?«<br />
»Ich habe dir nie Antworten verweigert.«<br />
»Vermisst Ihr manchmal die Liebe des Schöpfers?«<br />
Es traf ihn wie ein Blitzschlag. So tief war der Zweifel<br />
bereits in Ureus eingedrungen! Der Schöpfer versuchte<br />
offenbar mit aller Macht, ihm den Heerführer streitig zu<br />
machen. Warum verstärkte er seine Bemühungen gerade<br />
jetzt? Was hatte das zu bedeuten?<br />
Natürlich kannte er die Sehnsucht nach der göttlichen<br />
Liebe. Es kostete ihn fortlaufend Kraft, sie niederzukämp-<br />
1/2012
fen. Er musste die Erinnerungen vertreiben an die Zeit des<br />
Friedens und die Freudenfeste in den Himmelssphären,<br />
genauso die Erinnerungen an die Ewigen Gespräche mit<br />
dem Schöpfer. »Nein, Ureus, ich vermisse sie nicht. Und auch du<br />
wirst diese Schwäche bald los sein. Ich habe es dir schon einmal gesagt.<br />
Wenn du lange genug von ihm getrennt bist, schwindet die Sucht nach<br />
seiner Anerkennung.«<br />
»Der Tröster hat gesagt, dass Ihr mich damals angelogen<br />
habt. Ihr habt Missgunst in mich eingepflanzt, als Ihr<br />
behauptet habt, mein Bruderfreund Lihasar sei ungerecht<br />
bestraft worden vom Schöpfer. Durch Tücke habt Ihr mich<br />
für Eure Sache gewonnen.«<br />
»Siehst du, wie verzweifelt er ist? Der Schöpfer weiß, dass er zu weit<br />
gegangen ist mit seinem Versuch, die Welt zu erlösen. Weil seine Kräfte<br />
schwinden, greift er selbst zu den Mitteln, die er mir vorwirft: Er<br />
will dich mit Lügen ins Wanken bringen. Erinnere dich an die Große<br />
Schlacht, Ureus! <strong>Wie</strong> sie uns aus den Himmelssphären verbannt<br />
haben, wie sie uns gedemütigt haben, nur weil wir Beweise für Gottes<br />
Gerechtigkeit wollten! Warum sind wir aus den Weiten des Universums<br />
verstoßen worden? Warum ist uns allein die Erde geblieben als Rückzugsort?<br />
Weil der Schöpfer uns fürchtet! Weil wir im Recht sind und er<br />
uns mundtot machen will. Ich bin enttäuscht von dir, dass du das nicht<br />
durchschaust.«<br />
Er dachte ungern an die Große Schlacht zurück. Sie war<br />
zu früh gekommen. Er hatte zu diesem Zeitpunkt erst ein<br />
Drittel der Engel für sich gewonnen, und so hatten sie verloren,<br />
obwohl mächtige Helden wie Ureus für ihn kämpften.<br />
Ureus litt sicher genauso wie er unter der Niederlage.<br />
Der Dämon hob seine mächtigen Hände. »Der Tröster hat<br />
gesagt, dass Jesus Christus auferstehen wird. Er sagte, dass<br />
sein Tod notwendig war, um für die Schuld der Menschheit<br />
zu bezahlen. Es war geplant und gewollt vom Schöpfer,<br />
behauptet er.«<br />
»Er lügt! Der Himmelsfürst ist tot und bleibt zerstört in alle Ewigkeit.<br />
Und es war mein Plan!« Luzifer brüllte vor Wut. Er stampfte<br />
auf. Das Gebirge, auf dem er sich niedergelassen hatte,<br />
erzitterte. »Ich habe den Schöpfer in die Enge getrieben, indem ich die<br />
Menschheit zur Rebellion gebracht habe. Verstehst du nicht? Er hatte<br />
sich in sie verliebt. Ich habe sofort gesehen, dass ihn das verletzlich<br />
macht. Nach ihren ersten Verstößen gegen das göttliche Gesetz habe<br />
ich sie verklagt und vom Schöpfer gefordert, dass er sie vernichtet. Er<br />
hat es nicht getan. Natürlich nicht. Er hatte so viel mit ihnen vor, wie<br />
sollte er das alles aufgeben? Uns aber will er vernichten. Das ist ungerecht.<br />
Ich habe endlich bewiesen, dass er ungerecht ist!«<br />
Ureus hörte schweigend zu. Die Art, wie er sein Kinn rieb,<br />
verriet, dass die Erklärungen begannen, ihn zu überzeugen.<br />
»Ich habe seine Verzweiflungstat vorhergesehen, Ureus. Ich habe ge-<br />
1/2012<br />
Die Sehnsucht nach der göttlichen Liebe<br />
•<br />
»Der Himmelsfürst ist tot und bleibt zerstört<br />
in alle Ewigkeit. Und es war mein Plan!«<br />
ahnt, dass er so etwas tun <strong>würde</strong>. Seinen eigenen Sohn, den Himmelsfürsten,<br />
in unsere Hände zu geben! Hätte ich das nicht im Vorhinein<br />
gewusst, hätte ich es dann schaffen können, dass Jesus Chris tus so<br />
wenig erreicht auf der Erde? Ich habe die Herzen hart gemacht. Ich<br />
habe Hass geschürt, bevor Gottes Sohn die Massen mobilisieren konnte.<br />
Seine Kreaturen sind nicht zu Königstreuen geworden, wie er gehofft<br />
hatte.«<br />
»Er hat nur wenige Nachfolger gewonnen, das ist wahr.«<br />
Es gelang, den Intellekt des Dämons zu bearbeiten. Darin<br />
war er schon immer gut gewesen: Das Denken anderer<br />
Wesen zu beeinflussen. »Komm mit, ich zeige dir etwas.« Er<br />
erhob sich in die Lüfte. Er verließ das Hermongebirge und<br />
flog nach Jerusalem. Hinter sich hörte er die Flügelschläge<br />
seines Heerführers.<br />
Bald zogen unter ihnen die Dächer Jerusalems dahin. Durch<br />
die Straßen liefen Menschen und Ziegen und Esel. Die<br />
Räder von Ochsenkarren wirbelten Staub auf. Buden an den<br />
Straßenrändern waren mit bunten Tüchern geschmückt.<br />
Luzifer hielt über einem Dach. »Komm!« Er stieß hindurch<br />
und flog in einen stickigen, verdunkelten Raum. Ureus folgte<br />
ihm. Männer hatten sich in diesem Raum eingesperrt.<br />
Sie rauften sich die Haare. Ein Mann namens Johannes<br />
weinte hemmungslos. Bartholomäus starrte stumpf vor<br />
sich hin. Philippus hatte sich in einer Ecke zusammengekrümmt<br />
und schlief.<br />
»Siehst du diese Schwächlinge?« fragte er. »Sie sind Gott höchstpersönlich<br />
begeg<strong>net</strong>, und nicht einmal sie glauben daran, dass er aufersteht.<br />
Sie wissen, es ist vorbei.«<br />
»Was habt Ihr vor?«<br />
Endlich kamen die richtigen Fragen. Ureus begriff, dass<br />
er, Luzifer, die Zügel in der Hand hielt. »Noch können wir den<br />
Schöpfer nicht angreifen. Wir sind zu wenige. Deshalb werde ich das<br />
Menschengeschlecht in mein Heer eingliedern.«<br />
»Ich denke, sie sind Schwächlinge?«<br />
»Wenn du wüsstest, welche Fähigkeiten diese Geschöpfe haben! Sie<br />
ahnen nichts davon. Ich drücke sie zu Boden, und sie selbst helfen mir<br />
dabei.« Er lachte. »Zuerst muss die Liebe ausgelöscht werden.«<br />
»Mag sein, dass sie Gott nicht mehr recht zu lieben wissen.<br />
Aber sie lieben einander, Meister. Ich kann es deutlich spüren.<br />
Überall auf der Welt lieben sich die Menschen.«<br />
»Bald nicht mehr. Sie werden nur noch der eigenen Lust nachgeifern. Sie<br />
werden vergessen, was Schönheit ist. Auch das Mitleid mit Schwächeren<br />
lösche ich aus. Gier wird sie voranpeitschen und jedes Mitgefühl in<br />
ihnen verbrennen.«<br />
»Dann lieben sie immer noch sich selbst.«<br />
»Zum Schluss lösche ich auch diese Form der Liebe aus. Sie werden sich<br />
hassen für das, was sie getan haben. Sie werden sich abscheulich finden.«<br />
31
32 Die Sehnsucht nach der göttlichen Liebe<br />
»Sie sind nicht abscheulich. Sie sind wunderschön, selbst<br />
wenn sie weinen.«<br />
Er stutzte. Was sagte Ureus da? »Sei auf der Hut, Ureus«, zischte<br />
er. »Gottes Geist hat dich schon vergiftet.« Er gab Philippus einen<br />
Tritt. »Sie sind nicht schön. Sie sind unterlegen und dumm.«<br />
Philippus erwachte und verzog vor Schmerzen das Gesicht.<br />
»Erst wenn sie ganz am Boden sind«, sagte er, »biete ich ihnen meine<br />
Hilfe an. Sie werden bereitwillig für mich kämpfen und mit uns in die<br />
Schlacht gegen Gott ziehen.«<br />
»Und wenn Jesus doch aufersteht?«<br />
»Rufe das Heer zusammen, Ureus. Kommt zum Grab.«<br />
Es war wieder Nacht, die zweite seit dem Tod des Gottessohns.<br />
Der Himmel war von Sternen und Galaxien übersät,<br />
zu denen er nicht mehr reisen durfte. Luzifer sog die kühle<br />
Luft ein und blies sie heiß wieder aus seinem Körper aus.<br />
Beim Grab des Himmelsfürsten wachten römische Soldaten.<br />
Um die Menschen herum standen Engel, sie füllten die<br />
ganze Hügelkuppe, Cherubim und Seraphim mit flammenden<br />
Schwertern. Er drehte sich um. Hinter ihm wallte<br />
das Heer der Dämonen in die Dunkelheit. Sie waren in der<br />
Überzahl. Die Dämonen feixten. Die Stimmung im Heer<br />
war gut. Gottes Sohn war tot, das hatte die Moral bedeutend<br />
gebessert.<br />
Neben ihm stand Ureus. Er sah schweigend auf das Engelheer.<br />
»Kannst du Gabriel besiegen?«<br />
Ureus Blick schweifte zum Anführer des Engelheers. »Gabriel<br />
ist stark.«<br />
»Lass ihn uns gemeinsam angreifen. Du und ich, Seite an Seite gegen<br />
ihn. Er wird fallen.«<br />
Luzifer breitete seine Schwingen aus und flog über das Dämonenheer.<br />
Die Dämonen verneigten sich vor ihm, sobald<br />
sie ihn erblickten. Eine Wellenbewegung ging durch das<br />
Feld von Köpfen und Flügelspitzen. Er brüllte: »Der Himmelsfürst<br />
ist tot!«<br />
Sie jubelten. Es war ein schriller Vielklang von gellenden<br />
Stimmen.<br />
»Er ist nicht auferstanden, entgegen Gottes Versprechungen. Ich kenne<br />
den Schöpfer, ich war ihm näher als jeder von euch. Wenn er die Kraft<br />
besäße, seinen Sohn wieder zum Leben zu erwecken, dann hätte er es<br />
bei Sonnenaufgang getan, voll theatralischer Majestät. Aber er kann<br />
es nicht. Spürt ihr, wie schwach er ist? Jesus liegt nun schon die zweite<br />
Nacht dort drin. Der Menschenkörper, den er angenommen hat wie ein<br />
freiwilliges Gefängnis – er verrottet!«<br />
Die Dämonen brachen in hämisches Gelächter aus.<br />
»Seid ihr bereit, den Prozess zu beschleunigen? Seid ihr bereit, diesen<br />
verhassten Körper zu verspeisen und ihn in seine Atome zu zersprengen?«<br />
Die Dämonen tobten vor Kampfeswillen.<br />
Er flog zurück zur Spitze des Heeres und rief: »Gabriel! Sieh<br />
endlich ein, dass die Liebe versagt hat. Unser Schöpfer findet den Untergang!<br />
Es ist schade um ein starkes Wesen wie dich. Schließe dich mir<br />
an, bevor wir dich zermalmen!«<br />
Gabriel breitete seine weißen Flügel aus, als wollte er damit<br />
die hinter ihm stehenden Engel schützen. Der Cherub sagte<br />
mit Donnerstimme: »Ich diene allein Gott dem Schöpfer.<br />
Ihm gilt meine ganze Liebe.«<br />
Der Himmel färbte sich allmählich blau. Ein roter Schimmer<br />
zog über die Hügel. »Dann wirst du diesen Tag nicht mehr<br />
er<strong>leben</strong>«, sagte Luzifer. Er richtete sich zu voller Größe auf,<br />
um mit einem langanhaltenden Brüllen den Befehl zum<br />
Angriff zu geben. Bevor er dazu kam, stockte er. Täuschte er<br />
sich? Beschleunigte sich der Puls des Schöpfers?<br />
Er spürte eine Kraft nahen. Steine knirschten. Rings um<br />
1/2012
ihn öff<strong>net</strong>en sich Gräber. Menschen richteten sich auf, die<br />
längst gestorben gewesen waren, und sahen neugierig<br />
um sich. Sie besaßen frische, gesunde Leiber. Der Schöpfer<br />
spendete diesem Flecken Erde Lebenskraft.<br />
Luzifer begriff sofort. Gott versuchte, seinen Sohn wiederzuerwecken!<br />
Er erschauderte. Er hatte vergessen, wie sich<br />
die Kraft anfühlte, die Pla<strong>net</strong>en und Vegetationen und Lebewesen<br />
erschuf, die Kraft, die wachsen ließ und Saft und<br />
Farben verströmte.<br />
Plötzlich war da eine Stimme. Gottes Stimme. Sie summte<br />
eine Melodie, so durchdringend, dass er sie in seinem<br />
Bauch spüren konnte. Die Töne kamen aber nicht allein<br />
vom Universum. Sie wurden erwidert und ergänzt aus dem<br />
Grab.<br />
Engel rollten den großen Stein beiseite. Die römischen Soldaten<br />
wichen angstvoll zurück. Er spürte eine unermessliche<br />
Liebe aus dem Grab wehen. Wider seinen Willen begann<br />
er zu zittern. Sanftes Licht erhellte den Höhleneingang.<br />
Der Himmelsfürst trat heraus. Das Heer der Engel kniete<br />
nieder. Lächelte Gottes Sohn? Wohin sah er? Er blickte in<br />
Luzifers Richtung, aber Luzifer fühlte sich nicht angeschaut.<br />
Wen lächelte Christus an?<br />
1/2012<br />
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Die Sehnsucht nach der göttlichen Liebe<br />
•<br />
Er spürte eine unermessliche Liebe aus dem Grab<br />
wehen. Der Himmelsfürst trat heraus.<br />
Er wendete den Kopf. Sein Dämonenheer wich mit panischen<br />
Flügelschlägen zurück. Ureus aber blieb an seinem<br />
Platz. Der Heerführer verneigte sich tief, bevor er ebenfalls<br />
auf die Knie niederging, um dem auferstandenen Himmelsfürsten<br />
die Ehre zu erweisen.<br />
AuTOr<br />
33<br />
Titus Müller (35) studierte Literatur,<br />
Mittelalterliche Geschichte, Publizistik<br />
und Kommunikationswissenschaften<br />
in Berlin. Der Bestsellerautor<br />
ist verheiratet und lebt in<br />
München. Er schreibt historische<br />
romane und Sachbücher und wurde<br />
2005 mit dem C.S. Lewis-Preis<br />
ausgezeich<strong>net</strong>. Gerade ist sein Buch<br />
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34 Das Kreuz<br />
Das Kreuz<br />
Es ist radikal und revolutionär zugleich: Das<br />
Kreuz steht für die Versöhnung zwischen<br />
Gott und den Menschen. Geistlich betrachtet<br />
bildet es den Mittelpunkt zwischen Anfang<br />
und Ende. Es ist das Bekenntnissymbol unseres<br />
christlichen Glaubens. Und: Es hat alles<br />
grundlegend verändert.<br />
»Endlich ist Schluss mit dem ganzen Theater«, dachte da- Am Kreuz hat Gott sich in Christus ganz für uns Menschen<br />
mals der Mainstream, als Jesus Christus ans Kreuz geschla- hingegeben. Weil er sich selbst erniedrigte und alle Schuld<br />
gen wurde. Nur wenige Stunden zuvor, als Pilatus die Men- auf sich nahm, können wir mit ihm wieder in Beziehung<br />
ge fragte, was er mit Jesus tun solle, wurde skandiert: »Ans kommen. Nirgendwo sonst als am Kreuz wird Gott per-<br />
Kreuz mit ihm!« (Matthäus 27,22). Damit erfüllte sich, was sönlicher und (an)greifbarer: Durch Jesu Wunden sind wir<br />
Jesus vorausgesagt hatte: Er werde verspottet, gegeißelt, ge- geheilt. In seinem Sterben am Kreuz nimmt Gott konkret<br />
kreuzigt (Matthäus 20,18-19). Das Geschehen auf Golgatha Anteil an jedem Leid der Welt und zeigt uns in seiner Hin-<br />
bedeutete vorerst ein Ende der Aufgeregtheit des jüdischen gabe, dass er nicht fern von uns ist oder nur von »oben« teil-<br />
Establishments um die Person Jesu.<br />
nahmslos zuschaut.<br />
Das Kreuz – den Ungläubigen eine Torheit<br />
Doch Jesu Sterben bedeutete nicht das Ende: Er<br />
ist auferstanden und lebt mitten unter uns! So<br />
ist er am Kreuz, als Zeichen der Hoffnung und<br />
der Versöhnung mit Gott, selbst zu einem Ärgernis<br />
geworden, an dem sich die Geister scheiden.<br />
Feinde des Kreuzes Christi versuchen, die<br />
Freiheit dieses Bekenntnisses einzuschränken,<br />
wenn z. B. Kreuze per Gesetz aus Klassenzimmern<br />
verbannt werden.<br />
Das Kreuz – der Ort der Erkenntnis<br />
Auch die engsten Vertrauten Jesu – die Jünger –<br />
ließen ihn allein und verleug<strong>net</strong>en und verrieten<br />
ihn, bevor der Hahn krähte. Wer, wenn nicht<br />
sie, hätte einen größeren Glauben an Jesus haben<br />
müssen? <strong>Wie</strong> könnten wir, ohne mit Jesus<br />
gelebt zu haben, also treuer sein? Wir können es<br />
nicht. Durch die Sünde, durch das Schlechte im<br />
Herzen trägt jeder Mensch Mitschuld am Verrat<br />
und Tod Christi. Diese Einsicht entzieht jeder<br />
Überheblichkeit und jedem Stolz den Boden.<br />
Sie führt zu einem demütigen Herzen und lädt<br />
zum Leben mit Jesus ein. Denn das Kreuz ist der<br />
einzige Ort im Universum, an dem es niemals<br />
Verurteilung oder Verdammnis gibt. Christus<br />
ruft uns, zum Kreuz zu kommen und das, was<br />
uns unfrei macht, dort abzulegen. Wir dürfen<br />
es eintauschen gegen Freiheit und Versöhnung.<br />
Das Kreuz – unser Hoffnungszeichen<br />
Das Kreuz ist der Anfang vom Ende der Macht<br />
der Sünde und des Todes. Und es ist der Ursprung,<br />
von dem aus Jesus in uns <strong>leben</strong>dig<br />
werden kann. Es befreit uns zu einem Leben<br />
in Hoffnung und gibt uns einen Vorgeschmack<br />
auf den Frieden, der bei Gott herrscht.<br />
1/2012<br />
Foto: istockfoto.com, paphia
1/2012<br />
AuTor<br />
TIPPS<br />
Das Kreuz<br />
35<br />
Tobias Pechmann (28) ist Diplom-<br />
Politologe, arbeitet als Projektleiter<br />
bei einem Verlag, engagiert sich in<br />
der Katholischen Kirche und bereist<br />
gerne Italien.<br />
� Michael Herwig: Komm zum Kreuz.<br />
� John Stott: Das Kreuz – Zentrum des<br />
christlichen Glaubens.
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