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COURIER Schwarzarbeiter, Schwarzseher, Schwarzfahrer und jetzt – noch mehr Schwarzbrenner. Denunzianten haben Hochkonjunktur: EIN RISIKOLOSES GESCHÄFT Bank-Daten auf CD werden angeboten wie der Hering auf dem Fischmarkt. Folgt nun eine Bank-Daten-Inflation? Tja, wer Steuern hinterzieht, ist ein Krimineller. Wer bei Penny ein Senf-Glas klaut, ist es auch. Wer seinemArbeitgeber ein belegtes Brötchen vom Buffet stibitzt, ist es irgendwie nicht, aber es reicht für eine fristlose Entlassung.Also doch: gemeingefährlich. Wer sich eine CD mit sensiblen Daten greift, wird ebenso straffällig. Eigentlich, aber nur theoretisch und ein bißchen. Siehe Telekom oder Lidl. Es sei denn, ja, es sei denn – die CD der diebischen CD- Elster erklärt dem Bundesfinanzminister, wer Millionen am Fiskus vorbei bei welcher Bank vermummt hat. Solche Gauner kommen nicht in den Knast. Im Gegenteil: sie kassieren Millionen – steuerfrei, versteht sich. Ist das etwa absurd? Kein Gedanke. Das ist toll, sogar obertoll, richtig geil ist das. 2,5 Millionen Euro in bar Vier Steuerfahnder aus Wuppertal eilten also im Februar nach Frankreich. Nicht, weil sie auf Kosten des Steuerzahlers einen „Kalbsbraten mit Senf“ für 56 Euro verzehren oder eine „Bouillabaisse“ für 29 Euro schlürfen, dazu Spitzenreben aus Bordeaux oder dem Bergerac genießen wollten – nein, der CD-Anbieter hatte halt Angst, bei einer CD-Übergabe in Deutschland in Deutsch- land verhaftet zu werden. Dazu wäre es in der Tat gekommen. Statt dessen: im sicheren Ausland hier die CD, dort – im Koffer 2,5 Millionen Euro in bar. Abschließend schüttelten sich Steuerfahnder und der CD-Halunke die Hände, ganz so, wie es zuvor wohl jene Deutschen getan haben, die sich bei Schweizer Banken weiland für deren listenreiche Unterstützung bei der Steuerflucht bedankt hatten. Ein Einzelfall? Mitnichten. Erinnern Sie sich noch an die Liechtenstein-Affäre? Anfang 2008? Da hatte unser Bundesnachrichtendienst (BND), das ist ein ganz geheimes Amt, eines, das niemand kennen darf – dieser BND hatte für eine Steuersünder-CD aus Liechtenstein satte 4,2 Millionen Euro gezahlt. Dumm, das auf dieser CD ausgerechnet jemand auftauchte, dessen Gattin eine Bedienstete des BND war. Heiner Wegesin, Chef der BND-Abteilung V (Terrorabwehr), fädelte das Geschäft damals mit einem liechtensteinischen Staatsbürger ein. Ein Dutzend Beamte des Zentralen Observationskommandos (ZOK) schirmte das Treffen ab. Sein Gesprächspartner sollte ihm brisante Erkenntnisse liefern: ein untersetzter 42jähriger mit schütterem Haar und Brille. Der Informant hatte als Mitarbeiter der Bank Liechtenstein Global Trust Tausen- 14 de von Seiten geheimer Bankunterlagen gescannt und auf eine CD gebrannt. Für seinen Datendiebstahl ließ er sich aus der deutschen Staatskasse fürstlich entlohnen – mit 4,2 Millionen Euro. Damit war er ausgelöst, der größte Steuerskandal der Bundesrepublik. Der BND-Partner tauchte ab. Mit seinen Millionen und – zwei falschen Pässen des Geheimdienstes. Dann der Schock, der eigentliche Skandal: Auf der CD tauchte der Name des bayerischen Datenschutzbeauftragten auf. Der hieß Karl Michael Betzl. Pikant: Betzls Gattin gehörte, unter dem Decknamen Melanie Rengstorf, zum BND. Auch pikant: die Dame war mit der verdeckten Ausforschung des Verteidigers von Khaled El-Masri beschäftigt. Überhaupt pikant: Frau Rengstorf ließ über bundesdeutsche Journalisten Dossiers anlegen, einschließlich ihrer Sex- Gewohnheiten. Dabei ging es dem Ehemann gar nicht schlecht: immerhin war der Jurist Betzl Ministerialdirigent, Besoldungsgruppe B 6, 7422,71 Euro Gehalt. Aber er war eben gierig, gierig, gierig, gierig. Betzl hatte geerbt. Immobilien in bester bayerischer Lage. Ein bayerischer Staatsdiener wurde das Opfer eines Denunzianten. Das Denunziantentum hat, staatlich
Denuzianten-Opfer: NS-Widerständler Goerdeler, die Geschwister Scholl und der Datenschutzbeauftragte Betzl legitimiert, in Deutschland Tradition. Für die Raub-Kopie-„Verstaatlichung“ gilt, was Hoffmann von Fallersleben einstmals reimte: „Der größte Lump im ganzen Land ist immer noch der Denunziant.“ Staatliche Steckbriefe samt Belohnung – im Dritten Reich und der DDR Selbstläufer. Und nun auch in der Berliner Republik. Denunziation war das Schmiermittel zwischen Terrorapparat und der nationalsozialistischen deutschen Volksgemeinschaft. Wer allerdings Gestapo und MfS in einen Topf wirft, verkennt nicht nur die heute schwer nachvollziehbare kriminelle Energie des NS-Staates, der übersieht, daß die Gestapo, im Unterschied zu Erich Honeckers MfS, kaum Spitzel anwerben mußte. Denn die Gefolgschaft Adolf Hitlers machte freiwillig mit. Sie denunzierte TÄGLICH VON 8 BIS 14 UHR Wir möchten, daß Sie gut in den Tag starten! Deshalb bieten wir eine große Auswahl an Frühstücks-Variationen. Bereits fertig zusammengestellt oder als Einzelnes, das Sie sich nach ihrem Geschmack aussuchen können. Mit im Hause gebackenen Brötchen, immer knusprig-frisch Und dann noch: Kaffee satt nach dem ersten Becher vom Montag bis zum Sonnabend bis um 11.30 15 COURIER in ihrem Verfolgungseifer Juden, Kommunisten, Andersartige, Meckerer, Deserteure, Hörer ausländischer Rundfunksender zuhauf. Traurige Beispiele: Belohnung: eine Million Reichsmark Die Buchhalterin Helene Schwärzel verriet 1944 den deutschen Widerstandskämpfer Carl Friedrich Goerdeler an die Gestapo, der sich nach dem Attentat am
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