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Warum und wie die Nachnamen entstanden. Ahnensucher

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� <strong>Warum</strong> <strong>und</strong> <strong>wie</strong> <strong>die</strong> <strong>Nachnamen</strong> <strong>entstanden</strong>.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage für <strong>die</strong> folgende Aufgabe empfiehlt sich der nächst folgende Text:<br />

<strong>Ahnensucher</strong><br />

Nehmt Euch nun Eure <strong>Nachnamen</strong> in der Klasse vor. Jeder sucht sich einen aus, wobei es<br />

sogar besser ist, wenn es nicht der eigene wäre. Nun überlegt, <strong>wie</strong> der Name klingt, was er für<br />

eine Bedeutung haben könnte, <strong>wie</strong> er möglicherweise zusammengesetzt ist. Deutet der Name<br />

auf einen Ort, eine Tätigkeit, eine Fähigkeit, einen Beruf hin?<br />

Lasst durchaus Eure Phantasie spielen. Es geht in <strong>die</strong>sem Fall nicht darum, dass wahr ist, was<br />

Ihr schreibt, sondern dass der Name so zustande sein könnte.<br />

Verfasst nach <strong>die</strong>sen Vorüberlegungen einen kurzen Text, in dem Ihr erklärt, <strong>wie</strong> <strong>die</strong>ser<br />

Nachname Eurer Meinung nach zustande gekommen ist.<br />

<strong>Warum</strong> <strong>und</strong> <strong>wie</strong> <strong>die</strong> <strong>Nachnamen</strong> <strong>entstanden</strong><br />

Unabhängig von den äußeren Gründen, <strong>die</strong> weiter unten zur Sprache kommen, weist uns das<br />

Aufkommen eines <strong>Nachnamen</strong>s auch auf einen Individualisierungs-Schub des Menschen hin.<br />

Das Bedürfnis nach Unverwechselbarkeit wurde zunehmend stärker. Des Weiteren aber stellt<br />

sich der Menschen bewusster in seinen Erbstrom. Der Vorname wechselt - der Nachname<br />

wird über Generationen weitergegeben. Ahnenlinien werden klar erkennbar. Woher stamme<br />

ich <strong>und</strong> was gebe ich weiter?<br />

Jahrtausende trug man bei den Germanen <strong>und</strong> anderen Völkern nur einen Namen: Wulfila,<br />

Moses, Platon. Die Römer hingegen entwickelten sogar ein Drei-Namen-System: Quintus<br />

Horatius Flaccus (der Fünfte, aus der Sippe der Horatier, der Blonde) = Rufname +<br />

Sippenname + Beiname.<br />

Im 9. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde erstmals in Venedig ein Familienname vererbt. Diese Sitte breitete<br />

sich von dort aus im 10. Jahrh<strong>und</strong>ert nach Norditalien <strong>und</strong> Südfrankreich aus. Im 11.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert gelangte der Gebrauch nach Katalonien <strong>und</strong> Nordfrankreich, im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

nach England <strong>und</strong> in das Gebiet der Schweiz.<br />

Danach wurde der Gebrauch eines festen Familiennamens auch in den west- <strong>und</strong><br />

süddeutschen Städten üblich. Anfang des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts waren Familiennamen überall im<br />

deutschen Sprachraum anzutreffen, aber nicht durchgehend. Er konnte zum Beispiel bei<br />

Wegzug oder aufgr<strong>und</strong> neuer Berufstätigkeit auch noch wechseln. Während der Adel seit der<br />

Erblichkeit der Lehen im Jahr 1037 feste Familiennamen trug, um seine Erbansprüche geltend<br />

machen zu können, folgten erst später <strong>die</strong> Stadtbürger. Bäuerliche Gegenden kamen ohne<br />

einen festen Familiennamen bis zum 17. oder 18. Jahrh<strong>und</strong>ert aus, in Friesland wurde er erst<br />

im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert gesetzlich eingeführt.<br />

Die Zweinamigkeit wurde zur genaueren Kennzeichnung der Individuen nötig.


� In den Städten konzentrierten sich immer mehr Einwohner auf engem Raum; um 1400<br />

haben Lübeck, Hamburg, Frankfurt/M., Nürnberg, Regensburg, Augsburg, Ulm,<br />

Straßburg, Zürich ca. 20.000 Einwohner, Köln 30.000. Dies <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> zunehmende<br />

Mobilität, bes. im Handel, erforderte klare Unterscheidung gleichnamiger Personen.<br />

� Die im Spätmittelalter rapide zunehmende schriftliche Verwaltung mit<br />

Bürgerverzeichnissen, Urk<strong>und</strong>en usw. erforderte exakte Personenidentifizierung: »Es<br />

klager Heiny Heber der pfister ('Bäcker') zum Holder (Hausname) uff Hansen Koffel<br />

genant Beck der Pfister . . . «<br />

� Erbansprüche auf Besitz, Beruf usw, lassen sich durch einen vererbten Namen<br />

ausdrücken. Dies war für den Adel vorrangig, seit 1037 KONRAD II. <strong>die</strong> Erblichkeit<br />

der Lehen zugestanden hatte. So finden sich erste dt. Familiennamen gegen Ende des<br />

10. Jh. beim Adel. Auch bei Bürgern beinhaltete der Familienname soziales Prestige,<br />

indem er <strong>die</strong> Zugehörigkeit zur Schicht der Besitzenden anzeigte <strong>und</strong> sie von<br />

Knechten <strong>und</strong> anderen, <strong>die</strong> nur Rufnamen trugen, abgrenzte.<br />

Der Nachname ver<strong>wie</strong>s zumeist entweder auf den Beruf, den Vornamen eines<br />

Elternteils, eine Eigenschaft oder eine Herkunft hin.<br />

Hierzu einige Beispiele:<br />

Berufe<br />

Unter den 50 häufigsten deutschen Familiennamen stellen <strong>die</strong> Berufsnamen <strong>die</strong> Mehrheit da.<br />

Dazu gehören Müller, Schmidt (Schmied), Schneider, Fischer, Meyer (Verwalter,<br />

Hofvorsteher), Weber, Wagner (Wagenradbauer), Becker (Bäcker), Schäfer <strong>und</strong> Schulz<br />

(Ortsvorsteher, Bürgermeister, Vollstreckungsbeamter). Viele überkommene <strong>Nachnamen</strong><br />

erhalten so Berufe oder Berufsbezeichnungen, <strong>die</strong> es längst nicht mehr gibt.<br />

Einige Berufsnamen sind nicht unmittelbar als solche erkennbar, denn sie waren Übernamen<br />

für <strong>die</strong> eigentlich ausgeübten Berufe. Beispiele hierfür sind Nabholz für einen Wagner,<br />

Stoiber oder Stauber für einen Müller, Hartnagel für einen (Nagel-)Schmied.<br />

Vornamen des Vaters, der Mutter<br />

In einigen Ländern, zum Beispiel in Island, wird der Nachname auch heute noch immer aus<br />

dem Vornamen der Mutter oder des Vaters abgeleitet. Die häufigsten deutschen<br />

Familiennamen <strong>die</strong>ser Art sind Hartmann, Werner, Herrmann, Walter, Friedrich <strong>und</strong> Günther.<br />

Ursprünglich war <strong>die</strong>s in vielen Sprachen weit verbreitet. Besonders ausgeprägt war <strong>die</strong><br />

patronymische Form in Skandinavien <strong>und</strong> Norddeutschland. Durch Anhängen der Endung -<br />

sen oder -son <strong>entstanden</strong> <strong>die</strong> typischen <strong>und</strong> sehr häufigen Familiennamen <strong>wie</strong> Hansen,<br />

Peterson usw.<br />

Eigenschaften<br />

<strong>Nachnamen</strong> sind aus körperlichen, charakterlichen oder biographischen Auffälligkeiten einer<br />

Person gebildet. Namensgebend sind häufig <strong>die</strong> Körpergröße (Klein-Groß, Lang-Kurz), <strong>die</strong><br />

Haarfarbe (Braun, Schwarz, im Rheinland Fuß für fuchsrot) oder <strong>die</strong> Haarform (Krause) <strong>und</strong><br />

andere Körpermerkmale (Links steht für einen Linkshänder), Charaktereigenschaften (Kühn,<br />

Fromm, Gut, Böse, Froböss=jähzornig) <strong>und</strong> besondere Merkmale (Neumann bedeutet der<br />

Neuhinzugezogene). Dagegen deutet Übel oder Uibel nicht auf einen Charaktermangel hin,


sondern auf den Besitzer eines geringwertigen Gr<strong>und</strong>stücks (Übelacker) oder einen<br />

Schwerhörigen (Übelhör).<br />

Herkunft <strong>und</strong> Wohnstätte<br />

Herkunftsnamen geben an, aus welchem Ort <strong>die</strong> Person oder <strong>die</strong> Familie ursprünglich stammt<br />

oder wo sie längere Zeit gewohnt hatte. Diese Namen <strong>entstanden</strong> in einer Zeit, in der <strong>die</strong><br />

Landbevölkerung in <strong>die</strong> auflebenden Städte zog. Zugezogene wurden oft nach ihrer Heimat<br />

benannt (Bsp.: Peter [aus] Mecklenburg, Klaus [aus] Brandenburg). Dabei <strong>entstanden</strong><br />

Herkunftsnamen nach Völkern oder Ländern (Unger[mann], der Ungar'), nach Stämmen<br />

(Bayer), nach Regionen (Bergsträßer), <strong>und</strong> nach Orten (Basler). Die häufigsten<br />

Herkunftsnamen sind: Frank(e) (aus Franken), Böhm(e) (aus Böhmen), Hess(e) (aus Hessen),<br />

Pohl (aus Polen oder Beziehung zu Polen, aber auch Orts- <strong>und</strong> Wohnstättenname); zu den<br />

häufigsten Wohnstättennamen zählen: Becker (am Bach wohnend, auch Berufsbezeichnung),<br />

Berger, Roth, Beck, Stein, Horn, Busch <strong>und</strong> Bergmann (auch Berufsbezeichnung).<br />

Zu den Frühformen der Herkunfts- <strong>und</strong> Wohnstättennamen gehören Bezeichnungen <strong>wie</strong> in<br />

Walther von der Vogelweide, Dietrich von Bern, einem holländischen Anthonis van Dyck<br />

(„am Deich lebend"), dem englischen Anselm of Canterbury oder dem Jörg uff der Flüe in der<br />

Schweiz. Sie entstehen in der ausgehenden Zeit der Einnamigkeit, fixieren sich zu<br />

Familiennamen <strong>und</strong> verlieren später oft das „von". Vor dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert war <strong>die</strong><br />

Präposition selten ein Namenszusatz des Adels, sondern wurde als Angabe der Herkunft zum<br />

Bestandteil vieler Familiennamen, <strong>wie</strong> etwa von Flüe. Auch gr<strong>und</strong>besitzende Familien -<br />

Gr<strong>und</strong>besitz war im Mittelalter ein Privileg des Adels - gaben <strong>die</strong>sen über das Wörtchen<br />

"von" an, z. B. "von Habsburg" für <strong>die</strong> Hausherren ihrer Burg, der Habsburg (Burg). Erst mit<br />

dem allmählichen Verschwinden der Präposition in den Namen des Bürgertums im 17. Jhd.<br />

konnte sich <strong>die</strong> Funktion des Wörtchens "von" als reines Bindewort des Herkunftsnamens<br />

zum Hinweis auf das Adelsprädikat entwickeln. Allerdings existieren bis heute<br />

Herkunftsnamen mit der Präposition "von", ohne dass <strong>die</strong>se auf eine frühere Zugehörigkeit<br />

zur Adelsschicht hinweisen.

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