09.01.2013 Aufrufe

PDF zur Sendung vom 23. April 2012 - WDR.de

PDF zur Sendung vom 23. April 2012 - WDR.de

PDF zur Sendung vom 23. April 2012 - WDR.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Servicezeit <strong>vom</strong> <strong>23.</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />

Redaktion Christoph Teves<br />

Die Themen <strong>de</strong>r <strong>Sendung</strong>:<br />

Nu<strong>de</strong>lsalat mit Thunfisch und Kräutermayonnaise von Björn Freitag Seite 1<br />

Wie Telefonkun<strong>de</strong>n reingelegt wer<strong>de</strong>n Seite 3<br />

Fragwürdige Rabatte Seite 5<br />

Was kostet die Welt? Seite 6<br />

Pfeffergewürze: Vielfalt im Trend Seite 6<br />

URL: http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/<strong>2012</strong>/kw17/0423/uebersicht.jsp<br />

Nu<strong>de</strong>lsalat mit Thunfisch und Kräutermayonnaise von Björn<br />

Freitag<br />

Von Katja Kreutzer<br />

Thunfisch enthält reichlich gesun<strong>de</strong>s Fischöl und zählt zu <strong>de</strong>n Lieblingsfischen von Sternekoch<br />

Björn Freitag. Für sein Rezept greift <strong>de</strong>r Profikoch nicht <strong>zur</strong> Konserve, son<strong>de</strong>rn kauft frisches<br />

Filet und dünstet dieses bei geringer Temperatur. Der Fisch behält so von außen die Struktur<br />

eines Dosen-Thunfischs, ist aber innen noch rosa und glasig. Dazu reicht <strong>de</strong>r Spitzenkoch<br />

einen Nu<strong>de</strong>lsalat mit selbst gemachter Kräutermayonnaise.<br />

Bei Thunfisch auf die Bezeichnung „pole“ achten<br />

Fisch ist gesund und lecker, aber viele Bestän<strong>de</strong> sind gefähr<strong>de</strong>t, und Berichte über leer<br />

gefischte Meere ver<strong>de</strong>rben <strong>de</strong>m verantwortungsvollen Verbraucher fast schon <strong>de</strong>n Appetit.<br />

Dabei gibt es Alternativen – Fisch, <strong>de</strong>n man mit gutem Gewissen genießen kann, da die<br />

Fangmetho<strong>de</strong>n nicht <strong>zur</strong> Überfischung beitragen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs Tunfisch wird unter an<strong>de</strong>rem im Bio-han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>m Wort „pole“ (<strong>vom</strong> englischen<br />

Begriff. „fishing pole“ – Angelrute) gekennzeichnet. Das be<strong>de</strong>utet: Dieser Fisch wur<strong>de</strong> geangelt<br />

und nicht mit umstrittenen Ringwa<strong>de</strong>nnetzen gefangen. Solche Netze wer<strong>de</strong>n ringförmig um<br />

einen Fischschwarm ausgelegt, um diesen dann komplett mit Saugpumpen an Bord <strong>de</strong>s<br />

Fischtrawlers zu beför<strong>de</strong>rn. Diese Fangmetho<strong>de</strong> ist nicht nachhaltig.<br />

Die Rückkehr <strong>zur</strong> Angel wird von Umweltschutzverbän<strong>de</strong>n befürwortet und ist eine schonen<strong>de</strong><br />

Metho<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>r viele Fische eines Schwarms im Meer <strong>zur</strong>ückbleiben und sich weiter<br />

vermehren können. Es ist also möglich, bei frischem sowie bei Dosen-Thunfisch nachhaltige<br />

Fangmetho<strong>de</strong>n zu unterstützen.<br />

Siegel bescheinigen nachhaltigen Fang<br />

Grundsätzlich gibt es viele verschie<strong>de</strong>ne Kennzeichen, die auf eine nachhaltige Fischerei<br />

hinweisen, darunter Siegel <strong>de</strong>r Europäische Union und von Bio- und Landwirtschaftsverbän<strong>de</strong>n<br />

– wie zum Beispiel Naturland – sowie <strong>de</strong>utsche und regionale Siegel, etwa das Followship-<br />

Siegel. Am bekanntesten in Bezug auf Fisch ist das MSC-Siegel („Marine Stewardship<br />

Council“), das 1997 <strong>vom</strong> Unilever-Konzern gemeinsam mit <strong>de</strong>m WWF gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>,<br />

inzwischen aber unabhängig ist. Ziel <strong>de</strong>r Organisation ist es, die weltweite Überfischung <strong>de</strong>r<br />

Meere zu verringern. Es gibt allerdings Kritik, dass die Kriterien zu schwach seien. Neben <strong>de</strong>m<br />

MSC-Siegel gibt es für Wildfisch auch <strong>de</strong>n Verband FOTS ( „Friends of the sea“).<br />

Das ASC-Siegel („Aquaculture Stewardship Council“) und das Siegel <strong>de</strong>r Organisation<br />

GLOBALG.A.P gelten für Fisch aus ökologisch weitestgehend unproblematischen Aquakulturen.<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 1 von 10


Laut Greenpeace ist keines <strong>de</strong>r Siegel uneingeschränkt zu empfehlen, sie stellen aber „einen<br />

Schritt in die richtige Richtung“ dar. Je mehr Verbraucher sich für nachhaltig gefangenen Fisch<br />

interessieren, <strong>de</strong>sto mehr Angebote wird es geben.<br />

Björn Freitag legt Wert auf die Herkunft seiner Zutaten und kauft <strong>de</strong>n frischen Thunfisch in<br />

Bonn beim mobilen Stand von Fisch Bornschein. Als erstes Fischfachgeschäft in <strong>de</strong>r Region<br />

Bonn wur<strong>de</strong> das Unternehmen MSC-zertifiziert. Der hier erhältliche Thunfisch wur<strong>de</strong> geangelt.<br />

Rezept „Nu<strong>de</strong>lsalat mit Thunfisch und Kräutermayonnaise“<br />

Zutaten für zwei Personen:<br />

250 g kleine Muschel-Nu<strong>de</strong>ln<br />

Salz<br />

100 ml Wasser<br />

50 ml Sojasoße<br />

50 ml dunkler Balsamicoessig<br />

circa 300 g frisches Thunfischfilet<br />

2 Eier (Zimmertemperatur)<br />

2 TL Senf<br />

200 ml Öl<br />

2 volle Hän<strong>de</strong> frische, gewaschene Kräuter nach Geschmack (z. B. Kerbel, Petersilie und<br />

Thaibasilikum)<br />

1 TL grobes Meersalz<br />

1 Knoblauchzehe<br />

Pfeffer<br />

1 Bund Frühlingszwiebeln<br />

1 mittelgroße Zwiebel<br />

½ Bund Radieschen<br />

2 Mini-Römersalatköpfe<br />

circa 5 EL weißer Balsamicoessig<br />

Zubereitung<br />

Nu<strong>de</strong>ln in reichlich gesalzenem Wasser bissfest garen, abgießen und noch im Sieb in kaltes<br />

Wasser stellen. 100 Milliliter Wasser, Sojasoße und dunklen Balsamicoessig in eine Pfanne<br />

geben und auf kleinster Stufe auf circa 50 Grad Celsius erhitzen.<br />

Das Thunfischfilet in gleich große, mundgerechte Würfel schnei<strong>de</strong>n und in <strong>de</strong>n Sud legen. Die<br />

Fischstücke immer wie<strong>de</strong>r umdrehen, damit diese gleichmäßig gegart wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die Mayonnaise die Eier aufschlagen und in einen hohen Mixbecher geben, anschließend<br />

<strong>de</strong>n Senf. Öl hinzufügen, <strong>de</strong>n Pürierstab betätigen und langsam hochziehen. Die Mayonnaise<br />

ist fertig, wenn sie die typische Konsistenz hat.<br />

Dann die Kräuter in einen Mörser geben und gemeinsam mit <strong>de</strong>m grobkörnigen Salz und einer<br />

klein geschnittenen Knoblauchzehe zu einem Brei verarbeiten. Den Kräuterbrei unter die<br />

Mayonnaise mischen, mit Salz und gegebenenfalls Pfeffer abschmecken.<br />

Und nicht vergessen, <strong>de</strong>n Thunfisch zwischendurch umzudrehen!<br />

Frühlingszwiebeln putzen, waschen und in dünne Scheiben schnei<strong>de</strong>n. Zwiebel schälen,<br />

halbieren und bei<strong>de</strong> Hälften in dünne Scheiben schnei<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong>s in eine große Glasschüssel<br />

füllen. Radieschen waschen, putzen, vierteln und ebenfalls in die Schüssel geben. Anschließend<br />

<strong>de</strong>n Römersalat grob waschen, trocken schleu<strong>de</strong>rn, putzen, in Streifen schnei<strong>de</strong>n und zu <strong>de</strong>m<br />

Gemüse geben.<br />

Salat mit <strong>de</strong>m weißen Essig anmachen, dann Kräutermayonnaise sowie die Nu<strong>de</strong>ln zufügen<br />

und alles gut vermischen. Zuletzt mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

Den Nu<strong>de</strong>lsalat in großen, tiefen Tellern anrichten, die Thunfischstücke darauf verteilen und<br />

sofort servieren.<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 2 von 10


Buchtipps:<br />

• Björn Freitag<br />

Kleine Zaubereien<br />

Verführerische Snacks aus <strong>de</strong>r Sterneküche<br />

Südwest, 2009<br />

ISBN 9783517085876<br />

Preis: 16,95 Euro<br />

• Björn Freitag<br />

Freitag in Deutschland<br />

10 wun<strong>de</strong>rbare Menüs von Sternekoch Björn Freitag<br />

Becker Joest Volk, 2008<br />

ISBN 9783938100462<br />

Preis: 39,90 Euro<br />

Weitere Rezepte <strong>de</strong>r Woche in <strong>de</strong>r Servicezeit:<br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/<strong>zur</strong>sendung/rubriken/rezept_<strong>de</strong>r_woche.jsp<br />

Rezepte <strong>de</strong>r Woche<br />

Weiterführen<strong>de</strong> Informationen und Links:<br />

• http://www.greenpeace.<strong>de</strong>/themen/meere/fischerei/artikel/zertifizierungen_gl<br />

aubwuerdige_standards_fuer_die_nachhaltigkeit_von_fischprodukten/<br />

Zertifizierungen: Wie glaubwürdig sind die Gütesiegel von Fischprodukten?<br />

Informationen <strong>de</strong>r Umweltschutzorganisation Greenpeace<br />

• http://www.verbraucherservice-bayern.<strong>de</strong>/news<strong>de</strong>tails/article/Fisch-am-<br />

Besten-mit-Umwelt-<br />

Siegel/?no_cache=1&cHash=1a9ddb017b9b88b50618576ece860c2f<br />

Fisch – am besten mit Umweltsiegel<br />

Informationen <strong>vom</strong> Verbraucherservice Bayern<br />

• http://www.test.<strong>de</strong>/Ratgeber-Fischkauf-Arten-schuetzen-Qualitaet-erkennen-<br />

1746195-4155667/<br />

Ratgeber Fischkauf: Fischratgeber von WWF und Greenpeace<br />

Bericht <strong>de</strong>r Stiftung Warentest<br />

• http://www.wwf.<strong>de</strong>/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/ueberfischung/<br />

Umweltstiftung WWF Deutschland zum Thema Fischerei<br />

• http://www.fao.org/docrep/013/i1820e/i1820e00.htm<br />

„The State of World Fisheries and Aquaculture”<br />

Weltfischereibericht <strong>de</strong>r Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation <strong>de</strong>r Vereinten<br />

Nationen (auf Englisch)<br />

• http://www.fischinfo.<strong>de</strong><br />

Webseite <strong>de</strong>s Fisch-Informationszentrums e. V. (FIZ)<br />

• http://www.msc.org/<strong>de</strong><br />

Webseite <strong>de</strong>s Marine Stewardship Council<br />

Wie Telefonkun<strong>de</strong>n reingelegt wer<strong>de</strong>n<br />

Von Matthias Fuchs<br />

In einem <strong>de</strong>r Bürotürme in Frankfurt am Main war noch bis vor Kurzem eine Firma gemel<strong>de</strong>t,<br />

die über Jahre hinweg min<strong>de</strong>stens 100.000 Telefonkun<strong>de</strong>n betrogen haben soll, die meisten<br />

davon Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Telekom. Hier wur<strong>de</strong>n mit kleinen Beträgen Millionen gemacht.<br />

Doris Müller-Scheu von <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Frankfurt über die Ermittlungen: „Wir gehen<br />

von ban<strong>de</strong>nmäßigem und gewerbsmäßigem Betrug aus, weil es sich hier um ein ganzes<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 3 von 10


Firmennetz han<strong>de</strong>lt.“ Auch Gertraud K. geriet in das Visier dieses Firmennetzes. Ständig<br />

bekam die Rentnerin unerwünschte Anrufe. Als ihr aber vor einiger Zeit jemand am Telefon<br />

mitteilte, sie habe einen Gutschein gewonnen, nahm die Frau das Angebot an.<br />

Kurz darauf erhielt sie ihre Telefonrechnung und sah, dass ihr daraufhin von einer Firma mit<br />

<strong>de</strong>m Namen „Telomax“ 33,28 Euro netto zusätzlich in Rechnung gestellt wur<strong>de</strong>n. Wofür dieser<br />

Betrag erhoben wur<strong>de</strong>, wusste die Telekom-Kundin nicht und ließ ihn sofort <strong>zur</strong>ückbuchen.<br />

Gewinnspielabo bei einer Briefkastenfirma<br />

Auch an<strong>de</strong>ren Kun<strong>de</strong>n erging es so. Verbraucher, die sich in Frankfurt beschwerten, bekamen<br />

zu hören, Telomax wür<strong>de</strong> nur Geld für an<strong>de</strong>re Firmen eintreiben, bei <strong>de</strong>nen die Kun<strong>de</strong>n ein<br />

Gewinnspielabo abgeschlossen hätten. Eine davon ist die Firma Winfin<strong>de</strong>r. Dabei han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um einen Gewinnspielanbieter, <strong>de</strong>r die britischen Jungferninseln als Adresse angibt – eine<br />

Inselgruppe weit weg in <strong>de</strong>r Karibik. Doch am Sitz <strong>de</strong>s Unternehmens existiert we<strong>de</strong>r ein Büro<br />

noch ein Firmenschild. Winfin<strong>de</strong>r ist eine Briefkastenfirma und Teil eines Betruges, in <strong>de</strong>n nach<br />

Ansicht <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft auch Telomax verwickelt ist: „Wir gehen davon aus, dass die<br />

Beteiligten – zum Beispiel auch in <strong>de</strong>r Firma Telomax – gewusst haben, worum es dabei geht,<br />

und dass die For<strong>de</strong>rungen keine reale Grundlage hatten“, so Doris Müller-Scheu.<br />

Wegen <strong>de</strong>s Verdachts <strong>de</strong>s Betruges ließ die Staatsanwaltschaft Anfang Februar acht Personen<br />

aus <strong>de</strong>m Umfeld <strong>de</strong>r Firma festnehmen und auch die Büroräume in Frankfurt durchsuchen.<br />

Telomax konnte so erst einmal gestoppt wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>re Firmen bedienen sich jedoch weiter<br />

ganz ähnlicher Metho<strong>de</strong>n.<br />

Gewinnspielabo statt Tankgutschein<br />

En<strong>de</strong> letzten Jahres fiel Rita N. aus Haberschlacht bei Heilbronn auf, dass ihre Telefonrechnung<br />

ungewöhnlich hoch war. Stutzig machte sie vor allem ein Posten: eine Firma Next ID<br />

Technologies hat bei ihr 8,32 Euro netto abbuchen lassen. Auch Rita N. war nicht klar, wofür<br />

dieser Betrag eingezogen wur<strong>de</strong>.<br />

Sie hatte kurz zuvor einen Werbeanruf erhalten. Sie sollte angeblich einen Tankgutschein<br />

gewonnen haben. Um <strong>de</strong>n zu aktivieren, sollte sie bei einer kostenlosen Hotline anrufen und<br />

eine bestimmte Tastenkombination drücken. Doch mit <strong>de</strong>m Tastendruck habe sie ein<br />

Abonnement bestellt, so Next ID später. Dabei han<strong>de</strong>lte es sich um ein Gewinnspielabo bei<br />

einer weiteren Firma, <strong>de</strong>ren Name ungenannt bleibt.<br />

Aber wie kommen solche For<strong>de</strong>rungen überhaupt auf die Telefonrechnung? Wir fragen bei <strong>de</strong>r<br />

Telekom nach – <strong>de</strong>m Marktführer im Festnetz. Ein Interview will man uns nicht geben. Dafür<br />

teilt <strong>de</strong>r Konzern aber schriftlich mit: „Die Telekom ist vertraglich verpflichtet, Leistungen<br />

Dritter über ihre Telefonrechnung ab<strong>zur</strong>echnen.“<br />

Das heißt also: Die Telekom muss For<strong>de</strong>rungen Dritter ungeprüft eintreiben. Die Firma Next ID<br />

wie<strong>de</strong>rum sagt, auch sie leite nur Rechnungsdaten weiter. Und zwar für ein weiteres<br />

Unternehmen, einen so genannten Drittanbieter. So entsteht eine Kette, die offenbar zu<br />

Missbrauch einlädt.<br />

Drittanbieter sperren lassen<br />

Wenn man auf <strong>de</strong>r Telekom-Rechnung unter „Beträge an<strong>de</strong>rer Anbieter“ einen ungewöhnlichen<br />

Posten bemerkt, sollte man Einspruch gegen die Rechnung einlegen. Dies muss man an zwei<br />

Stellen machen: Zunächst legt man Einspruch gegen die Telefonrechnung bei <strong>de</strong>m<br />

Rechnungssteller, also <strong>de</strong>r Telekom ein und informiert die Telekom über die strittigen Posten.<br />

Dann legt man bei <strong>de</strong>m Drittanbieter Einspruch ein. Die Adresse fin<strong>de</strong>t man auf <strong>de</strong>r<br />

Telekomrechnung. Dies macht man in schriftlicher Form, am besten per Einschreiben. Wichtig<br />

ist es, <strong>de</strong>n Einspruch genau zu begrün<strong>de</strong>n. Der Anbieter steht in <strong>de</strong>r Beweispflicht, dass er eine<br />

ordnungsgemäße Rechnung erstellt hat. Diese muss er min<strong>de</strong>stens durch einen<br />

Einzelentgeltnachweis sowie durch die Angabe exakter Verbindungsdaten belegen. Einspruch<br />

sollte auf je<strong>de</strong>n Fall so schnell wie möglich erhoben wer<strong>de</strong>n. Dabei sollte man <strong>de</strong>m Adressaten<br />

eine Frist für eine schriftliche Antwort setzen. Die Bun<strong>de</strong>snetzagentur empfiehlt einen Zeitraum<br />

von drei Wochen. Dann zieht man <strong>de</strong>n strittigen Rechnungsbetrag <strong>de</strong>s Drittanbieters von <strong>de</strong>r<br />

Gesamtrechnung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Mehrwertsteuer ab und überweist <strong>de</strong>n Restbetrag<br />

an die Telekom. So umgeht man Ärger mit <strong>de</strong>r Telekom, o<strong>de</strong>r gar eine Anschlusssperrung.<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 4 von 10


In einem nächsten Schritt kann man diesen Drittanbietern für die Zukunft sperren lassen.<br />

Sollte man <strong>de</strong>n Verdacht haben, das es sich um eine betrügerische Masche han<strong>de</strong>lt, kann man<br />

zusätzlich die Bun<strong>de</strong>snetzagentur informieren. Die ist als Aufsichtsbehör<strong>de</strong> zuständig und<br />

könnte, falls sich ein solcher Verdacht bestätigt, die Telekom von <strong>de</strong>r „Pflicht“ befreien, für <strong>de</strong>n<br />

Anbieter Rechnungsbeträge einzufor<strong>de</strong>rn.<br />

Darauf hat jetzt auch die Politik reagiert. Anfang Februar hat <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srat <strong>de</strong>m neuen<br />

Telekommunikationsgesetz zugestimmt, das noch <strong>vom</strong> Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten unterschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Mehr Transparenz auf <strong>de</strong>r Telefonrechnung<br />

Verbraucherschützer wie Michael Bobrowski for<strong>de</strong>rn schon seit Längerem mehr Transparenz<br />

bei <strong>de</strong>n Abrechnungen sogenannter Drittanbieter. Bisher haben die Telefonkun<strong>de</strong>n oft nicht<br />

einmal erfahren, wofür sie eigentlich bezahlen sollen. Eine verschärfte Prüfpflicht gibt es aber<br />

nach wie vor nicht. Verbraucherschützer sehen hier vor allem die großen<br />

Telekommunikationsunternehmen in <strong>de</strong>r Pflicht: „Ich erwarte, dass sie in <strong>de</strong>r Tat auch in ihren<br />

Verträgen, die sie untereinan<strong>de</strong>r abschließen, viel stärker solche Verpflichtungen<br />

hineinschreiben, dass sie gewisse Dinge auch entsprechend überprüfen müssen. Zumin<strong>de</strong>st,<br />

wenn sie Kenntnis haben, dass da irgend etwas faul ist. Dass sie genauer hinschauen, was<br />

wird da eigentlich bei mir an Daten abgeliefert und wofür ist das, wenn ich das schon<br />

abrechnen soll“, so Michael Bobrowski von <strong>de</strong>r Verbraucherzentrale Bun<strong>de</strong>sverband.<br />

Genau hinzuschauen, das empfiehlt sich auch für Verbraucher. Denn es sind meist kleine,<br />

leicht übersehbare Beträge, mit <strong>de</strong>nen unseriöse Anbieter Kasse machen.<br />

Fragwürdige Rabatte<br />

Von W. Domke-Schulz und M. Toying<br />

Auf <strong>de</strong>r Suche nach einer Kaffeemaschine stieß Ursula S. im Katalog <strong>de</strong>s Otto-Versands auf ein<br />

verlocken<strong>de</strong>s Angebot. Der Kaffeevollautomat von DeLonghi sollte dort nur noch 555 statt<br />

ursprünglich 999 Euro kosten. Weil dieser gewaltige Rabatt von 444 Euro Frau S. skeptisch<br />

machte, prüfte sie das Angebot. Als sie dazu in abgelaufenen Katalogen <strong>de</strong>n Ursprungspreis<br />

<strong>de</strong>s Geräts heraussuchen wollte, stellte sie fest, dass dieses Mo<strong>de</strong>ll bislang gar nicht angeboten<br />

wur<strong>de</strong>. Nun fragte Ursula S. schriftlich bei <strong>de</strong>m Versandhaus nach, auf welchen Ursprungspreis<br />

sich <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Händler beziehe.<br />

Vom Händler auf <strong>de</strong>n Arm genommen<br />

In <strong>de</strong>r Antwort ging das Versandhaus gar nicht auf die konkrete Fragestellung <strong>de</strong>r Kundin ein.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen erklärte man ungefragt, keine Rabatte zu geben. Frau S. fragte erneut nach, wie<br />

die angebliche Ersparnis von 444 Euro zustan<strong>de</strong> kämen. Jetzt hieß es in <strong>de</strong>r Antwort: „Ich habe<br />

mich für Sie schlau gemacht. Sofort hakte ich bei unseren Spezialisten aus <strong>de</strong>m Einkauf für Sie<br />

nach. Die Ersparnis von 444 Euro ergibt sich aus <strong>de</strong>r Differenz von 999 zu 555 Euro.“ Ursula S.<br />

fühlte sich sprichwörtlich auf <strong>de</strong>n Arm genommen. In <strong>de</strong>m Brief heißt es weiter: „Der alte Preis<br />

von 999 Euro ist keine unverbindliche Preisempfehlung <strong>de</strong>s Herstellers, son<strong>de</strong>rn ein<br />

tatsächlicher alter Otto-Preis.“ Doch <strong>de</strong>n „alten Otto-Preis“ konnte die Kundin in keinem<br />

Katalog fin<strong>de</strong>n. Deshalb vermutete sie, Otto möchte sie als Kundin mit einem Fantasiepreis<br />

zum Kauf verlocken. Sie schrieb daraufhin <strong>zur</strong>ück: „Es bleibt uns einfach unverständlich. Wir<br />

wer<strong>de</strong>n uns an die Öffentlichkeit wen<strong>de</strong>n.“ Eine Kopie <strong>de</strong>s Briefes sandte sie an die Redaktion.<br />

Recherche legt Wi<strong>de</strong>rsprüche offen<br />

Wir wen<strong>de</strong>n uns zunächst an einen Otto-Shop und fragen, woher <strong>de</strong>r angebliche frühere Preis<br />

von 999 Euro kommt. Der Verkäufer fragt in <strong>de</strong>r Otto-Zentrale nach und erklärt: „Dieser Preis,<br />

die 999 Euro, die beziehen sich auf <strong>de</strong>n Hersteller. Das ist <strong>de</strong>r Herstellerpreis. Der wur<strong>de</strong><br />

reduziert auf die 555 Euro.“ In Bezug auf <strong>de</strong>n Herstellerpreis wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kundin Ursula S.<br />

jedoch genau das Gegenteil erzählt. Zu<strong>de</strong>m ergibt die Preisrecherche beim Hersteller, dass die<br />

unverbindliche Preisempfehlung nur 699 Euro beträgt. Mit diesen wi<strong>de</strong>rsprüchlichen<br />

Informationen fragen wir offiziell in <strong>de</strong>r Otto-Zentrale nach. Dort heißt es nun, dass <strong>de</strong>r Artikel<br />

bislang nur im Online-Shop zum Preis von 999 Euro angeboten wor<strong>de</strong>n sei. Doch das kann<br />

keiner nachprüfen. Für die Kundin ist diese Erklärung nicht plausibel. Sie fragt sich, wie<br />

wahrscheinlich es ist, dass Otto online einen Artikel zu einem Preis verkauft, <strong>de</strong>r mehrere<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 5 von 10


Hun<strong>de</strong>rt Euro über <strong>de</strong>m empfohlenen Herstellerpreis liegt? Damit erhärtet sich <strong>de</strong>r Verdacht,<br />

dass Otto hier mit einem „Mondpreis“ geworben hat.<br />

Gesetz: Werbung mit Mondpreisen verboten<br />

Mit <strong>de</strong>m Einsatz von Mondpreisen wollen Händler <strong>de</strong>n beworbenen Rabatt beson<strong>de</strong>rs groß<br />

erscheinen lassen. Juraprofessor Tim Drygala von <strong>de</strong>r Universität Leipzig kennt die Rechtslage<br />

für solches Werben: „Der Gesetzgeber hat bei <strong>de</strong>r Reform <strong>de</strong>s Gesetzes gegen <strong>de</strong>n unlauteren<br />

Wettbewerb extra eine Vorschrift eingefügt, die das bekämpfen soll. Es ist verboten, weil es in<br />

die Entscheidungsfreiheit <strong>de</strong>s Verbrauchers eingreift. Der soll ja geschützt wer<strong>de</strong>n. Es soll<br />

natürlich jemand, <strong>de</strong>r sich etwas zu einem ja auch nicht ganz unerheblichen Preis kauft, über<br />

die Fakten klar sein.“<br />

Was kostet die Welt?<br />

Von Matthias Fuchs<br />

Eine Schachtel Zigaretten für 1,47 Euro, ein Big Mac für 1,60 Euro, ein Liter Benzin für 40<br />

Cent. Wo es das gibt? Lei<strong>de</strong>r nur im Ausland. Wo genau, das kann jetzt je<strong>de</strong>r im Internet in<br />

Erfahrung bringen.<br />

Link:<br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/markt/sendungsbeitraege/<strong>2012</strong>/0402/07_ear<strong>de</strong>x.jsp<br />

Einkaufen: Was kostet die Welt?<br />

(markt <strong>vom</strong> 2. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>)<br />

Pfeffervielfalt: neuer Küchentrend<br />

Von Georg Lembeck<br />

Sie schmecken fruchtig-scharf, rauchig-erdig o<strong>de</strong>r herb-zitronig, vielleicht mit einem leicht<br />

blumigen Nachgeschmack. Die Re<strong>de</strong> ist nicht von edlen Weinen, son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>n lange<br />

unterschätzten Früchten <strong>de</strong>s Pfefferstrauchs. Längst vorbei sind die Zeiten, in <strong>de</strong>nen sich die<br />

übliche Pfefferauswahl auf je eine Sorte schwarz und weiß beschränkte und das Gewürz als<br />

graues, trockenes Pulver im Streuer auf <strong>de</strong>n Tisch kam. Heute haben lei<strong>de</strong>nschaftliche Köche<br />

und Feinschmecker oft ein halbes Dutzend ausgefallene, aromatische Pfeffersorten in Gebrauch<br />

und verfeinern damit ihre kulinarischen Kreationen von <strong>de</strong>r Vorspeise bis zum Dessert.<br />

Die Drei aus <strong>de</strong>m Pfeffergeschäft<br />

Gera<strong>de</strong>zu euphorisch beschreiben Martin Gompelmann, Bastian Stollwerk und Sebastian<br />

Brimmers die Aromen und Geschmacksnoten <strong>de</strong>r kleinen weißen, schwarzen und roten Körner.<br />

Die drei jungen Kölner sind erst seit Kurzem Pfefferhändler. Bei einer Kambodscha-Reise hatte<br />

Sebastian eine kleine Pfefferplantage ent<strong>de</strong>ckt – in <strong>de</strong>m Land, in welchem nach <strong>de</strong>r<br />

Schreckensherrschaft <strong>de</strong>s Pol-Pot-Regimes nun wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r berühmte Kampot-Pfeffer angebaut<br />

wird. Die Pol-Pot-Anhänger hatten in <strong>de</strong>n 70er-Jahren riesige Kampot-Pfefferplantagen<br />

zerstört. „Reis statt Pfeffer“, hatte es bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Diktatur geheißen. Danach dauerte es<br />

lange, bis auf <strong>de</strong>n optimalen Bo<strong>de</strong>nverhältnissen wie<strong>de</strong>r die bis zu vier Meter hohen<br />

Pfeffersträucher kultiviert und Früchte geerntet wer<strong>de</strong>n konnten. Früchte, <strong>de</strong>ren Geschmack<br />

Sebastian Brimmers gefangen nahm. Auf <strong>de</strong>r Rückreise nach Deutschland ließ er alle Kleidung<br />

<strong>zur</strong>ück – nur um <strong>de</strong>n Koffer mit 20 Kilogramm schwarzer, weißer und roter Pfefferkörner zu<br />

füllen.<br />

Den Moment, als sie <strong>de</strong>n Koffer öffneten, beschreibt sein Freund Bastian Stollwerk wie ein<br />

Erweckungserlebnis: „Als wir dann <strong>de</strong>n ersten Sack aufgerissen haben, da kam uns ein<br />

unglaubliches Aroma entgegen, was wir so noch nie erfahren haben. Und da war uns direkt<br />

klar – nach<strong>de</strong>m wir auch mit Experten gesprochen haben, die absolut begeistert davon<br />

waren –, dass wir da ein Geschäft draus machen können.“ Seit einem halben Jahr betreiben sie<br />

<strong>de</strong>shalb einen kleinen La<strong>de</strong>n nebst Internetversand in Köln. Das Schöne beim Pfeffer sei, dass<br />

man von <strong>de</strong>rselben Pflanze drei verschie<strong>de</strong>ne Sorten ernte und je<strong>de</strong> Sorte im Geschmack ganz<br />

unterschiedlich sei.<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 6 von 10


Vielfalt <strong>de</strong>r Aromen<br />

Schwarzer Pfeffer wird als erster geerntet, knapp vor <strong>de</strong>r Reife. Durch Trocknung und<br />

Fermentierung in <strong>de</strong>r Sonne bekommt er seine tiefdunkle Farbe. „Schwarzer Pfeffer“, so Martin<br />

Gompelmann, „hat sehr erdige Aromen, nach Kräutern, Thymian, Eukalyptus, Minze. Er<br />

schmeckt halt sehr kernig in <strong>de</strong>r Charakteristik und ist <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Klassiker zu Fleisch.“<br />

Weißer Pfeffer wird vollreif geerntet. Durch das anschließen<strong>de</strong> Wässern und Schälen erhält er<br />

seine helle Farbe. „Weißer Pfeffer hat frische, zitronige und klare Aromen – nach Zitronengras,<br />

frischem Gras o<strong>de</strong>r Zitrone eben“, erklärt Gompelmann und gibt einen Tipp fürs Würzen: „Wie<br />

man immer beim Wein sagt: ,Heller Wein zu hellen Speisen’, so passt <strong>de</strong>r weiße Pfeffer auch<br />

sehr gut zu Fisch o<strong>de</strong>r hellen Soßen.“<br />

Roter Pfeffer ist eine Rarität. Beson<strong>de</strong>rs stolz sind die drei Geschäftspartner auf <strong>de</strong>n seltenen<br />

roten Kampot-Pfeffer in ihrem Angebot. „Der rote Pfeffer hat sehr fruchtige Aromen, er ist die<br />

Spätlese <strong>de</strong>s Pfeffers, <strong>de</strong>r reift noch mal fünf, sechs Wochen länger als <strong>de</strong>r schwarze und ist<br />

<strong>de</strong>swegen eine überreife Frucht“, erläutert <strong>de</strong>r junge Gewürzhändler. Am liebsten reicht er<br />

diesen Pfeffer zu Früchten, zu Mangos etwa. Und tatsächlich, während er frisch gemahlenen<br />

roten Pfeffer auf ein paar Mangospalten rieseln lässt, verbreitet sich ein fruchtig-würziges<br />

Aroma. Auf <strong>de</strong>r Zunge ergänzt sich – das leichte Beerenaroma <strong>de</strong>s Pfeffers wun<strong>de</strong>rvoll mit <strong>de</strong>m<br />

frischen Geschmack <strong>de</strong>r Mango, gleichzeitig entwickelt sich eine warme, angenehme Schärfe.<br />

Über <strong>de</strong>n Pfeffer, wie er oft im herkömmlichen Einzelhan<strong>de</strong>l verkauft wird – vorgemahlen und<br />

preiswert –, hat Martin Gompelmann nur ein vernichten<strong>de</strong>s Urteil: „Da ist einfach dieses<br />

trockene, staubige Gefühl auf <strong>de</strong>r Zunge, gar kein Aroma, was man schmeckt. Man kann gar<br />

nicht sagen, ‚<strong>de</strong>r schmeckt jetzt nach Frucht o<strong>de</strong>r Kräutern’, son<strong>de</strong>rn er ist einfach nur scharf.“<br />

Edle Sorten und hintergründige Schärfe<br />

„Pfeffer kann auch schlecht schmecken. Wenn er falsch behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r wenn es billige<br />

Ware ist“, bestätigt auch Arnt von Bo<strong>de</strong>lschwingh. Der nebenberufliche Pfefferhändler aus<br />

Berlin hat vor ein paar Jahren mit einer Freundin <strong>de</strong>n Internetversand „Pfefferkontor“<br />

gegrün<strong>de</strong>t – mit ausgesuchten, teilweise exklusiven Pfeffersorten. Wie seine Kölner Kollegen<br />

pflegt er die persönlichen Beziehungen zu kleinen Bauern und Produzenten im fernen Osten.<br />

Bergland- und Urwaldpfeffer aus Indien und Sri Lanka, Langpfeffer aus Indonesien o<strong>de</strong>r<br />

Tasmanischer Pfeffer sind die Sorten, die zum Teil bislang ungekannte Aroma-Erlebnisse<br />

ermöglichen. Auch sogenannten unechten Pfeffer hat er im Angebot, etwa Szechuan-Pfeffer,<br />

ein Gewürz, das einen leicht prickeln<strong>de</strong>n Effekt auf <strong>de</strong>r Zunge verursacht.<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>m Küchenchef Olaf Baumeister hat <strong>de</strong>r Gewürzhändler Gerichte entwickelt,<br />

wie „Grüner Szechuan Pfeffer auf pochiertem Forellenfilet mit einem Püree aus<br />

Radieschenblättern“. Wer es probiert, <strong>de</strong>m fällt zuerst das prickelnd-betäuben<strong>de</strong> Gefühl auf,<br />

als ob <strong>de</strong>r Pfeffer die Geschmacksnerven reinige. Alle an<strong>de</strong>ren Aroma-Nuancen <strong>de</strong>s Gerichts<br />

sind danach plötzlich viel intensiver zu schmecken – erst dann kommt die etwas hinterhältige<br />

Schärfe <strong>de</strong>r grünlichen Pfefferfrüchte.<br />

Zum Pfefferhändler wur<strong>de</strong> Arnt von Bo<strong>de</strong>lschwingh übrigens aus Zufall, weil seine Pfeffermühle<br />

zu Hause leer war und er als Vielverbraucher im Einzelhan<strong>de</strong>l keine guten Qualitäten zu einem<br />

vernünftigen Preis bekommen konnte. Dass er bei einem Entwicklungsprojekt in Indien Pfeffer<br />

ent<strong>de</strong>ckte, <strong>de</strong>r nach Biorichtlinien im Urwald angepflanzt und mit <strong>de</strong>r Hand geerntet wird, ließ<br />

ihn zum Händler wer<strong>de</strong>n. Seinen kleinbäuerlichen Produzenten zahlt er 50 Prozent über <strong>de</strong>n<br />

Weltmarktpreisen – und verlangt für seine Sorten dann auch ab circa acht Euro pro<br />

100 Gramm. Dass dies auch für einen Vielverbraucher nicht zu viel ist, hält er für sicher. Denn:<br />

„Gutes Essen fängt mit Salz und Pfeffer an. Und wenn man an <strong>de</strong>r Stelle spart, dann ist es<br />

eigentlich scha<strong>de</strong> um die Mühe, die danach kommt. O<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs gesagt: Wenn man an <strong>de</strong>r<br />

Stelle einfach ein kleines bisschen an Qualität mehr investiert, dann hat man wirklich auch ein<br />

<strong>de</strong>utliches Mehr an Qualität im En<strong>de</strong>rgebnis“, erklärt von Bo<strong>de</strong>lschwingh seine Pfeffer-<br />

Philosophie.<br />

Kein Aroma ohne Mühle<br />

Damit <strong>de</strong>r Pfeffer als Gewürz voll <strong>zur</strong> Geltung kommt, muss er natürlich immer frisch gemahlen<br />

(o<strong>de</strong>r im Mörser frisch zerstoßen) wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn die ätherischen Öle, die Träger <strong>de</strong>r so<br />

vielfältigen Aromen, verfliegen nach rund zehn Minuten. Das heißt, im Allgemeinen sollte so<br />

spät wie möglich gepfeffert wer<strong>de</strong>n. Kurz vor <strong>de</strong>m Servieren empfiehlt es sich dann, ein je<strong>de</strong>s<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 7 von 10


Gericht noch mal kurz nachzupfeffern – mit frisch gemahlenen schwarzen, weißen o<strong>de</strong>r roten<br />

Körnern.<br />

Drei Pfefferrezepte von Olaf Baumeister<br />

Püreesuppe aus Radieschenblättern<br />

Zutaten für zwei Personen:<br />

2 Bund Radieschen<br />

2 Schalotten<br />

100 g Butter<br />

300 ml Brühe<br />

Salz, Pfeffer und Muskatnuss<br />

1 TL Speisestärke<br />

Zubereitung:<br />

Die Blätter von <strong>de</strong>n Radieschen abschnei<strong>de</strong>n, waschen und in kochen<strong>de</strong>m Salzwasser fünf<br />

Sekun<strong>de</strong>n erhitzen. Anschließend das Grün in Eiswasser abkühlen und trocken tupfen.<br />

Die Schalotten schälen, fein würfeln und mit etwas Butter in einem Topf glasig andünsten. Die<br />

restliche Butter und die Brühe dazugeben, aufkochen und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss<br />

abschmecken.<br />

Die Stärke mit wenig Wasser glattrühren und <strong>de</strong>n Fond damit leicht bin<strong>de</strong>n. Die<br />

Radieschenblätter in die kochen<strong>de</strong> Flüssigkeit geben und mit <strong>de</strong>m Mixer fein pürieren.<br />

Sauerlän<strong>de</strong>r Forelle im Szechuanpfeffer-Sud<br />

Zutaten für zwei Personen:<br />

¼ Vanillestange<br />

2 EL Zucker<br />

¼ Stück Zimtrin<strong>de</strong><br />

1 kleines Stück Sternanis im Ganzen<br />

50 ml Weißwein<br />

50 ml Brühe<br />

Saft einer halben Limone<br />

1 Msp geriebene Orangenschale<br />

1 Msp geriebene Limonenschale<br />

Salz<br />

1 TL Speisestärke zum Bin<strong>de</strong>n<br />

1 EL Szechuanpfeffer<br />

200 g Forellenfilet (entgrätet)<br />

Olivenöl<br />

Zubereitung:<br />

Die Vanillestange halbieren, das Mark herauskratzen und zusammen mit <strong>de</strong>m Zucker, <strong>de</strong>r<br />

Zimtrin<strong>de</strong> und <strong>de</strong>m Sternanis in einem Topf goldgelb karamellisieren lassen, mit <strong>de</strong>m Weißwein<br />

ablöschen.<br />

Die Brühe, <strong>de</strong>n Limonensaft, die Orangen- und Limonenschale dazugeben, alles einmal<br />

aufkochen und zehn Minuten ziehen lassen. Anschließend mit Salz vorsichtig abschmecken.<br />

Die Speisestärke mit etwas Wasser anrühren, <strong>de</strong>n Sud damit leicht bin<strong>de</strong>n und durch ein feines<br />

Sieb geben. Den Szechuanpfeffer dazugeben, noch einmal aufkochen und erneut zehn Minuten<br />

ziehen lassen. Das Forellenfilet in vier kleine Stücke teilen, auf <strong>de</strong>r Hautseite in etwas Olivenöl<br />

anbraten, dann mit <strong>de</strong>m Sud übergießen.<br />

Die zuvor zubereitete Radieschenblättersuppe (siehe Rezept „Püreesuppe aus<br />

Radieschenblättern“) portionsweise anrichten. Je zwei Forellenstücke mit Sud in ein kleines<br />

Schälchen füllen und als separate Einlage dazu servieren.<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 8 von 10


Rib-Eye-Steak mit Schwarzwurzelchips und rotem Pfeffer<br />

Zutaten für zwei Personen:<br />

400 g Schwarzwurzeln<br />

Öl zum Ausbacken<br />

Salz<br />

2 l Wasser<br />

1 TL Weißweinessig<br />

1 TL Mehl<br />

50 g Butter<br />

schwarzer Pfeffer, Muskatnuss<br />

Pflanzenöl zum Braten<br />

2 Rip-Eye-Steaks (je 220 g)<br />

echter roter Pfeffer aus <strong>de</strong>r Mühle<br />

„Fleur <strong>de</strong> Sel“ o<strong>de</strong>r „Maldon Sea“-Salt-Flakes<br />

Zubereitung:<br />

Die Schwarzwurzeln kalt abwaschen und dabei mit einem groben Tuch kräftig abreiben. Zwei<br />

<strong>de</strong>r gereinigten Wurzeln auf <strong>de</strong>r Aufschnittmaschine hauchdünn schnei<strong>de</strong>n und sofort in circa<br />

160 Grad Celsius heißem Fett goldbraun frittieren. Die fertigen Schwarzwurzelchips mit<br />

Küchenpapier trocken tupfen, vorsichtig salzen und beiseite stellen.<br />

Zwei Liter Wasser in ein flaches Gefäß geben und mit Essig und Mehl mischen. Die restlichen<br />

Schwarzwurzeln mit <strong>de</strong>m Sparschäler schälen und in das Mehlwasser geben. Die fertig<br />

geschälten Wurzeln in kochen<strong>de</strong>m Salzwasser bissfest garen, danach in einen Topf mit etwas<br />

Butter geben. Anschließend mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss vorsichtig abschmecken. Eine<br />

schwere Bratpfanne kräftig erhitzen, die Steaks in wenig Pflanzenöl anbraten, wen<strong>de</strong>n und mit<br />

<strong>de</strong>r Pfanne in <strong>de</strong>n auf 120 Grad Celsius vorgeheizten Backofen geben.<br />

Nach vier Minuten die Pfanne aus <strong>de</strong>m Ofen nehmen, etwas Butter auf die Steaks geben und<br />

mit Alufolie ab<strong>de</strong>cken. Dann zwei Minuten ruhen lassen, von bei<strong>de</strong>n Seiten mit Fleur <strong>de</strong> Sel<br />

und frisch gemahlenem rotem Pfeffer kräftig würzen. Dann mit <strong>de</strong>n Schwarzwurzeln und <strong>de</strong>n<br />

Chips anrichten. Die geschmolzene Butter in <strong>de</strong>r Pfanne mit etwas rotem Pfeffer und Salz<br />

vorsichtig abschmecken, über die Steaks geben und sofort servieren.<br />

Buchtipp:<br />

• Nathalie Pernstich-Amend, Konrad Pernstich<br />

Pfeffer<br />

Rezepte und Geschichten um Macht, Gier und Lust<br />

Man<strong>de</strong>lbaum, 2011<br />

ISBN 9783854763758<br />

Preis: 24,90 Euro<br />

Links:<br />

• http://www.planetwissen.<strong>de</strong>/alltag_gesundheit/essen/gewuerze/gewuerztheke.jsp<br />

Kleiner Ausflug ins Gewürzregal<br />

Wissenswertes zu Pfeffer (und an<strong>de</strong>ren Gewürzen) von Planet Wissen<br />

• http://www.br.<strong>de</strong>/themen/ratgeber/inhalt/ernaehrung/pfeffergewuerze100.html<br />

Pfeffer Allroundtalent mit Kultcharakter<br />

BR Ratgeber<br />

• http://www.was-wiressen.<strong>de</strong>/forum/in<strong>de</strong>x.php/forum/showExpMessage/id/37795/page1/1/search<br />

string/+/forumId/3<br />

„Was ist eigentlich <strong>de</strong>r Unterschied zwischen Pfeffer und Cayennepfeffer?“<br />

Verbraucher fragen – aid-Experten antworten, aid-Infodienst<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 9 von 10


• http://www.oeko-fair.<strong>de</strong>/clever-konsumieren/essentrinken/gewuerze/tropische-gewuerze/pfeffer-und-pfefferarten/herkunftanbau-und-verarbeitung/herkunft-anbau-und-verarbeitung4<br />

Pfeffer: Herkunft, Anbau und Verarbeitung<br />

Information auf <strong>de</strong>m Portal öko-fair<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong><br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 10 von 10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!