Frühling/ Sommer 1998 - Filmblatt
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Plastische Psychologie<br />
William Wauer: Dr. Schotte (D 1918)<br />
Wiederentdeckt58, Zeughauskino,28. November 1997<br />
In Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchivund<br />
dem Deutschen Historischen Museum<br />
Einführung: MichaelWedel<br />
William Wauers Dr. Schotte (Greenbaum-Film GmbH, Berlin, 1918) war bisher<br />
irrtümlich unter dem Titel Das Urteil des Arztes (Max Mack, 1914) im Nederlands<br />
Filmmuseum (NFM) geführtworden. Eine Sichtung im <strong>Sommer</strong> 1993 so¬<br />
wie eine Überprüfung anhand von Zensurinformationen und Bildmaterial zu<br />
Macks Film ließenjedoch schnell Zweifel aufkommen. Klärung verschafften<br />
schließlich die Zensurkartesowie zwei Werbe-Postkarten zu Dr. Schotte, an¬<br />
hand derer sich die Identität des Films eindeutigbestimmen ließ.<br />
Dr. Schotte ist der zweite von vier Filmen der Albert Bassermann-Serie<br />
1918/19. Neben Bassermannin der Titelrolle des Chirurgen Rudolf Schotte<br />
spielten Käthe Wittenberg, Joseph Klein und Hella Thornegg, sowie Else Bas¬<br />
- sermann, die unter dem Pseudonym ,Hans Hennings' wie bei allen anderen<br />
- Bassermann-Filmen dieser Serie auch das Drehbuch verantwortete,hier<br />
nach einem Entwurf von Felix Saiten. Die Kamera führte George (,Mutz')<br />
Greenbaum, der Regisseur des Films war mit William Wauer eine der schil¬<br />
lerndstenPersönlichkeitendes damaligen Kulturbetriebs.<br />
Erzählt wird die Geschichte eines gutherzigen Assistenzarztes, der sich der<br />
jungen Charlotte Heyl (Käte Wittenberg) annimmt, die von Otto Torsleff (Jo¬<br />
seph Klein), seinem vorgesetztenChefarzt, bei einem Seitensprung ge¬<br />
schwängert und anschließend für ihr Schweigen ausbezahlt wurde, womit der<br />
verheiratete Torsleff die Sache als erledigt betrachtete. Als Schottes Karriere<br />
durch verschiedene erfolgreiche Behandlungender lokalenAdelsfamilie einen<br />
steilen Aufschwung erfährt und er die Leitung der Universitätsklinik zuge¬<br />
sprochen bekommt, nimmt er die junge Mutter als Kinderschwester in seine<br />
Klinik auf und wenig später zur Frau. Als Bedingung nimmt er Charlotte das<br />
Versprechen ab, daß es sich bei dem Fehltritt mit seinem ehemaligen Vorge¬<br />
setzten um den einzigen gehandelt hat. Einerseits aus emotional, anderer¬<br />
seits aus professionell bedingter Eifersucht betreiben seine ehemalige Ober¬<br />
schwester Johanna (Else Bassermann) und sein ehemaliger Chefarzt jedoch<br />
die Zerstörung der Ehe. Bei einemEmpfang Torsleffs zur Einweihung eines mit<br />
Bedacht bei einem bestimmten Maler bestellten Porträt-Gemäldeskommt<br />
durch den angereistenKünstler das bewegte Vorleben Charlottes ans Licht.<br />
Daraufhin verstößt Schotte Frau und Kind. In der Folge leidet er allerdings so<br />
beträchtlich unter seiner Entscheidung, daß er verschiedeneKunstfehlerbe-