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Frühling/ Sommer 1998 - Filmblatt

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dies" Ansätzen (die seiner Meinung nach „willkürlich ausgewählte Teilaspekteder Produktionsgeschichte<br />

oder des Filrtunhalts benutzen, um kompliziert blumige Theorie<br />

Konstrukte von häufig zweifelhafterNatur zu untermauern") verzichtet der Autor da<br />

bei auf jeglichen, die Sachverhalte mystifizierendenJargon<br />

Das in vier Abschnitte übersichtlich gegliedertekleine Buch beschäftigt sich zu¬<br />

nächst mit der Produktionsgeschichte und der Autorenfrage Robinson teilt die mzwi<br />

sehen weithin akzeptierte Beobachtung, das Original Drehbuchvon Hans Janowitz und<br />

Cart Mayer sei konventionell und keineswegs (wie Kracauer meint) revolutionär, die für<br />

Mayers spatere Arbeiten charakteristischenMerkmaleseien ebenfalls nur in Ansätzen<br />

vorhanden<br />

Bei der Frage nach dem Urheber des expressionistischenStils des Films bezieht Ro<br />

bmson sich auf Hermann Warms Äußerungen aus den sechzigerJahren Seme Interpre¬<br />

tation der relevanten Passagen kommt zu dem Schluß, daß (nachdem Warm die Not<br />

wendigkeit emer neuartigen Dekoration erkannt hatte) Walter Reimann die (nur für<br />

den Film, nicht aber für das zeitgenossischePublikum1) ungewöhnliche Ausstattung<br />

angeregt und Produzent Rudolf Memert sie gegenüber dem Decla-Managementdurchge<br />

setzt hat<br />

Im zweiten Kapitel vergleicht Robinson Film und Szenarium, beleuchtet die Diskus¬<br />

sionen um die Rahmenhandlung und untersucht den Film im Kontext der Kunstnch<br />

tung des Expressionismus Unter anderem fuhrt er die Veränderungen zwischen Dreh<br />

buch und Film auf praktische, dramaturgische und sich aus der stilisierten Dekoration<br />

ergebende Überlegungen zurück Besonders wichtig ist ihm, den Beitrag des seiner Mei<br />

nung nach zu Unrecht in den Hintergrund gedrängten Regisseurs Robert Wiene zu wur<br />

digen und ins rechte Licht zu rucken Kapitel drei stellt Das Cabmet des Dr Cahgan im<br />

Kontext der deutschen Filmindustrievon 1920 dar (laut Robinson handelt es sich um<br />

eme „strategisch bewußt im kommerziellen Strom der Zeit schwimmende Produktion,<br />

der das ,Kunstelement als zusatzlich positive, wenn auch spekulative Kassenattraktion<br />

beigemischt wurde') und beleuchtet seine (fast ausschließlich)positive Rezeption m<br />

Berlin, New York und Paris Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit den Einflüssen und<br />

Auswirkungen<br />

- Aus heutiger Sicht ist Cadgan für Robinson ein Stummfilm unter vielen allerdings<br />

einer der attraktiveren, dessen innere Reize und historischer Status seine Restaurie¬<br />

rung und Wiederaufführung rechtfertigten Visuell sei der Film ein unschätzbares Do<br />

kument des expressionistischenInszemerungsstils im Theater seiner Zeit<br />

Seine herausragende Bedeutungliege in den von Krauß und Veidt kreierten, ikom<br />

sehen Figuren, die nachhaltig ihre Spuren in der Mythologie des 20 Jahrhunderts hin¬<br />

terlassen hatten Komplettiert wird das Buch durch einen Anhang mit einem detaillier<br />

tem Vergleichvon Film und Drehbuch<br />

Robinson hat mit kritischem Sachverstand auf engem Raum alles zusammengetragen,<br />

was man über Cahgan wissen sollte ehe man sich inhaltlich oder stilistisch mit dem<br />

Film auseinandersetzt Im Verlauf der Lektüre stellen sich da automatisch Fragen und<br />

Wunsche ein Lohnt es sich wirkbeh (so spannend und interessantdas für den Recher¬<br />

chierenden sein mag), weiter zu spekulieren,wer von den Beteiligtenwas zum Film<br />

beigetragen hat7 Ware es nicht an der Zeit, Hans Janowitz's (nicht nur für Cahgan<br />

sondern auch für die Debatten um Kracauer anscheinend wichtiges) bislang nur in Aus-<br />

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