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Salutogenetische und Empowerment-Konzepte in der Arbeit mit ...

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4.1 Diagnose e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, „family life“ <strong>und</strong> die<br />

ersten Jahre: Die Familienperspektive<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Situation von Familien liegen zwei aufschlussreiche Übersichtsarbeiten<br />

Ende <strong>der</strong> 90er Jahre von Scorgie et al. (1998) <strong>und</strong> Yau <strong>und</strong> Li-Tsang<br />

(1999) vor, die e<strong>in</strong>e Metaanalyse aller englischsprachigen <strong>Arbeit</strong>en zur Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsbewältigung<br />

über e<strong>in</strong>en Zeitraum von ca. 20 Jahren vorgenommen<br />

haben, um relevante Faktoren des Cop<strong>in</strong>gprozesses von Familien <strong>mit</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n herauszuarbeiten. In <strong>der</strong> Zusammenschau <strong>der</strong> beiden<br />

Studien können im Wesentlichen drei Gruppen von Variablen benannt werden,<br />

die sich als bedeutsam erweisen.<br />

� E<strong>in</strong>mal s<strong>in</strong>d es Faktoren, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>ologie von Bronfenbrenner<br />

(1981) <strong>der</strong> Exo- bzw. Makroebene sozialer Strukturen <strong>und</strong> Prozesse zuzurechnen<br />

s<strong>in</strong>d: Familien <strong>mit</strong> besseren sozioökonomischen Voraussetzungen<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em höheren Bildungsstatus haben größere Handlungsspielräume,<br />

die es ihnen wesentlich erleichtern, den Erfor<strong>der</strong>nissen im Leben <strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>em beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>d gerecht zu werden. Zusätzlich erleichternd erweist<br />

es sich für Familien, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region wohnen, wo die Menschen Offenheit<br />

<strong>und</strong> Akzeptanz beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen gegenüber zeigen <strong>und</strong> weniger<br />

Stigmatisierung vorzuf<strong>in</strong>den ist.<br />

� Zum an<strong>der</strong>en verfügen Familien <strong>mit</strong> gel<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsverarbeitung<br />

auf Mikro- bzw. Mesoebene über relativ differenzierte soziale Unterstützungssysteme,<br />

sei es, was die Aktivierung <strong>in</strong>nerfamiliärer Ressourcen<br />

angeht (v.a. <strong>der</strong> Stellenwert <strong>der</strong> Partnerbeziehung), sei es, was die Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Inanspruchnahme außerfamiliärer Ressourcen (z.B. Fachleute,<br />

Selbsthilfegruppen, etc.) betrifft: „Informal social support recieved from<br />

spouses, friends, relatives and parents of other children with disability is<br />

seen as a particularly powerful mediator of stress ...“ (Yau & Li-Tsang<br />

1999, S. 44). Diese Familien sche<strong>in</strong>en auch <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage zu se<strong>in</strong>, solche Hilfsquellen für sich zu akquirieren.<br />

� Schließlich haben Familien <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em positiven Cop<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> vergleichsweise<br />

großes Reservoir an <strong>in</strong>nerpsychischen Kräften. Das heißt u.a., dass sie über<br />

e<strong>in</strong>e stabile Persönlichkeit verfügen, e<strong>in</strong>e optimistische Sicht <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

aber auch realistische Erwartungshaltung an ihr K<strong>in</strong>d entwickelt<br />

haben, weniger gefangen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> negativen Vorstellungen <strong>und</strong> mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage s<strong>in</strong>d, den Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Erziehung e<strong>in</strong>es beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

K<strong>in</strong>des kreativ zu begegnen. Zudem verfügen sie über bessere Problemlösungsfähigkeiten<br />

<strong>und</strong> –strategien. Sie fühlen sich durch die Erziehung<br />

ihres beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>des zwar wie alle an<strong>der</strong>en Eltern <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise herausgefor<strong>der</strong>t, sehen sich aber auch<br />

<strong>in</strong> ihren Bemühungen <strong>in</strong> hohem Maße durch das K<strong>in</strong>d belohnt, d.h. sie<br />

H<strong>in</strong>termair: <strong>Salutogenetische</strong> <strong>und</strong> <strong>Empowerment</strong>-<strong>Konzepte</strong> 175

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