in memoriam Johannes Schreck - Bingen
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Freitag, 20. April 2012<br />
Immer wieder wurde von den Geme<strong>in</strong>deräten angesprochen, dass<br />
der E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es „durchsichtigeren“ Waldes entsteht. Nach der Bearbeitung<br />
e<strong>in</strong>er Fläche, beispielsweise mit e<strong>in</strong>em Vollernter könnte<br />
man durchaus dieser Me<strong>in</strong>ung se<strong>in</strong>, so der Forstfachmann. Es ist<br />
aber gewollt, dass der Wald an verschiedenen Stellen lichter wird, damit<br />
das Sonnenlicht den Wuchs e<strong>in</strong>zeln ausgewählter Zukunftsbäume<br />
sowie der Naturverjüngung beschleunigt. Ziel ist es, diese Bäume<br />
stabil, werthaltig und ohne Krankheiten groß zu ziehen. Das Problem<br />
älterer Bestände sei oft, dass diese dicht gesetzt s<strong>in</strong>d, was an e<strong>in</strong>em<br />
kargen Bodenbewuchs abzulesen ist. Diese Bestände s<strong>in</strong>d dann<br />
zwar optisch geschlossen, bieten jedoch oft nicht die Stabilität, die<br />
notwendig ist, um Stürme oder ähnliche Ereignisse auszuhalten. Des<br />
weiteren wurden früher Fichten auf Standorte gepflanzt, die für diese<br />
Baumart nicht unbed<strong>in</strong>gt geeignet s<strong>in</strong>d. Die Folge s<strong>in</strong>d wiederum labile<br />
Bestände, die außerdem an Pilzen, wie der Rotfäule leiden. Heute<br />
ist es wichtig, die Art der anzusiedelnden Bäume (Laubholz oder Nadelholz)<br />
eng mit den Bodengegebenheiten abzustimmen. Man sollte<br />
es tunlichst vermeiden, die Natur „gegen den Strich zu bürsten“, da<br />
dies häufig nicht zum gewünschten Erfolg führt und mit erhöhtem Risiko<br />
verbunden ist. Herr D<strong>in</strong>gler konnte die Geme<strong>in</strong>deräte <strong>in</strong>sofern<br />
beruhigen, weil die im Jahr 2010 durchgeführte Wald<strong>in</strong>ventur durch<br />
e<strong>in</strong>en unabhängigen Sachverständigen bewiesen hat, dass der Holzvorrat<br />
der stehenden Bäume <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren sogar leicht<br />
zugenommen hat. Von e<strong>in</strong>er Ausdünnung des Geme<strong>in</strong>dewaldes<br />
kann somit ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>.<br />
Forste<strong>in</strong>richtung beschlossen<br />
In der anschließenden Geme<strong>in</strong>deratssitzung erläuterte Bernhard<br />
D<strong>in</strong>gler nochmals umfassend die Grundlagen und die Planung für die<br />
Forste<strong>in</strong>richtung. Die Forste<strong>in</strong>richtung ist e<strong>in</strong> 10-jähriger Betriebsplan,<br />
welcher die Leitl<strong>in</strong>ien der Waldbewirtschaftung bis zum Jahr<br />
2021 bestimmt. Bereits im Sommer 2011 hat der Geme<strong>in</strong>derat der<br />
Forstverwaltung die Ziele vorgegeben, die mit diesem Forste<strong>in</strong>richtungswerk<br />
verfolgt werden sollen. An diese Ziele hat sich der Forste<strong>in</strong>richter<br />
angelehnt. Insbesondere waren dem Geme<strong>in</strong>derat e<strong>in</strong><br />
nachhaltiger Hiebsatz sowie e<strong>in</strong> stabiler Waldbestand wichtig.<br />
Der Geme<strong>in</strong>dewald B<strong>in</strong>gen verfügt über e<strong>in</strong>e forstliche Betriebsfläche<br />
von 1.183 Hektar, wovon 1.134 Hektar re<strong>in</strong>e Waldfläche ist. Der Rest<br />
s<strong>in</strong>d Waldwege, Waldwiesen etc. Neben den ökonomischen Aspekten<br />
kommt dem Wald auch e<strong>in</strong>e sehr bedeutsame Schutz- und Erholungsfunktion<br />
zu. So bef<strong>in</strong>den sich im Geme<strong>in</strong>dewald rund 35 Hektar<br />
geschützte Waldbiotope und 12 Hektar Schonwald.<br />
E<strong>in</strong>e größere Diskussion entstand bei der Zusammensetzung der<br />
Baumarten. Mit Blick auf die letzten 100 Jahre ist deutlich zu erkennen,<br />
dass nach dem Zweiten Weltkrieg e<strong>in</strong> rigoroser Umbau des Waldes<br />
<strong>in</strong> Richtung Fichte stattgefunden hat. Betrug der Anteil des für die<br />
Baubranche wichtigen Baumes im Jahr 1948 noch 35 %, so wuchs<br />
dieser bis zum Jahr 1982 auf 48 % an. Allerd<strong>in</strong>gs vernachlässigte<br />
man <strong>in</strong> dieser Phase die Betrachtung der Bodengüte, so dass labile<br />
Bestände „gezüchtet“ wurden. Mit der Umstellung auf die naturnahe<br />
Waldbewirtschaftung <strong>in</strong> den 80iger Jahren wurde dieser Trend umgekehrt.<br />
Heute machen die Fichten rund 36 % aus. Der Buchenbestand<br />
stieg von 1982 bis heute von 41 % auf 45 % an. Betrachtet man ausschließlich<br />
die Bodenbeschaffenheit, so müsste der Anteil der Buche<br />
sogar auf 50 % steigen. Die Nadelhölzer lägen dann nur noch bei 30<br />
%. Die angestrebte Baumartenzusammensetzung im Geme<strong>in</strong>dewald<br />
B<strong>in</strong>gen liegt im Bereich zwischen dem heutigen Zustand und des<br />
eben geschilderten Idealtyps. In Zukunft wird man versuchen, die<br />
Fichte durch andere Nadelhölzer wie z.B. die Douglasie zu ersetzen.<br />
Diese ist resistenter gegen die prognostizierte Klimaerwärmung. Herr<br />
Jörg Scham zeigte auf, dass dies e<strong>in</strong>e Empfehlung der Forstverwaltung<br />
sei – sollte sich der Geme<strong>in</strong>derat für e<strong>in</strong>en höheren Fichteanteil<br />
aussprechen, so wird sich die Forstverwaltung diesen Vorgaben beugen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs bestünden hiergegen erhebliche waldbauliche<br />
Bedenken.<br />
E<strong>in</strong>e weitere größere Diskussion nahm das Thema Wildverbiss im<br />
Wald e<strong>in</strong>. Durch exakte Aufnahmen wurde die Verbisssituation vor<br />
zehn Jahren mit der jetzigen verglichen. Bei den Baumarten Fichte<br />
und Buche verdoppelte sich der Anteil der verbissenen Bäume. Besonders<br />
bei den sonstigen Laubhölzern wie Ahorn oder Esche ist das<br />
Verbissniveau sehr hoch. Herr D<strong>in</strong>gler bestätigte, dass die Entwicklung<br />
im ganzen Land nach oben gehe, was sicherlich auch auf die<br />
naturnahe Waldbewirtschaftung zurück zu führen ist. Allerd<strong>in</strong>gs ist<br />
aus se<strong>in</strong>er Sicht als unabhängiger Gutachter der Verbiss <strong>in</strong> manchen<br />
� 3<br />
Jagdbögen unserer Geme<strong>in</strong>de zu hoch. Deshalb werden sich Forstverwaltung<br />
und Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> der nächsten Zeit mit den Jägern zusammensetzen<br />
und die e<strong>in</strong>zelnen Problemzonen ansprechen. Wie<br />
beim Wildmanagement auf den landwirtschaftlichen Flächen muss<br />
auch im Wald durch e<strong>in</strong>e enge Kooperation zwischen Waldbesitzern<br />
und Jägern e<strong>in</strong>e Lösung der Verbisssituation herbeigeführt werden.<br />
In den vergangenen 10 Jahren wurden <strong>in</strong>sgesamt 92.000 Festmeter<br />
Holz geschlagen. Durch wenig äußere E<strong>in</strong>flüsse wie Sturm, Insektenschäden<br />
oder sonstige Katastrophen konnte relativ planmäßig gewirtschaftet<br />
werden. Der Anteil der so genannten zufälligen Nutzungen<br />
lag bei 7 %. In den zehn Jahren davor war der Wert mehr als doppelt<br />
so hoch. Durchschnittlich erlöste die Geme<strong>in</strong>de 127.000 Euro pro<br />
Jahr. Nach Durchsicht jedes e<strong>in</strong>zelnen Bestandes durch den Forste<strong>in</strong>richter<br />
wurde e<strong>in</strong> Zuwachs <strong>in</strong> den nächsten zehn Jahren von<br />
110.000 Festmetern prognostiziert. Das heißt, e<strong>in</strong> nachhaltiger Holze<strong>in</strong>schlag<br />
könnte theoretisch bis zu diesem Wert erfolgen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
empfiehlt der Fachmann, etwa 10 % h<strong>in</strong>ter diesem Wert zurückzubleiben<br />
und <strong>in</strong> den nächsten 10 Jahren 101.000 Festmeter e<strong>in</strong>zuschlagen.<br />
Dies entspräche e<strong>in</strong>er Zunahme des Hiebssatzes von rund 10<br />
%. Aufgrund mehrerer Anfragen bestätigte Herr D<strong>in</strong>gler nochmals,<br />
dass dieser Wert auf sehr genauen Ermittlungsmethoden beruht.<br />
Nach e<strong>in</strong>gehender Diskussion beschloss der Geme<strong>in</strong>derat e<strong>in</strong>stimmig<br />
das Forste<strong>in</strong>richtungswerk für die nächsten 10 Jahre so wie vom<br />
Forste<strong>in</strong>richter vorgeschlagen.<br />
Bürgermeister Jochen Fetzer bedankte sich bei Herrn D<strong>in</strong>gler und<br />
den drei Förstern für die gute Zusammenarbeit. In se<strong>in</strong>en Dank<br />
schloss er auch die vier Forstwirte der Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>en verantwortungsvollen,<br />
harten und gefährlichen Job machen.<br />
Die Präsentation zur Forste<strong>in</strong>richtung kann auf der Homepage<br />
der Geme<strong>in</strong>de unter „Aktuelles“ herunter geladen werden.<br />
Geme<strong>in</strong>dewald mit erfreulichem Vollzug 2011<br />
Zur Abrundung des Themas Wald stellte Forstbezirksleiter Jörg<br />
Scham den Abschluss des Jahres 2011 vor. Der E<strong>in</strong>schlag wurde mit<br />
knapp 9.500 Festmetern um rund 500 Festmeter über dem jährlichen<br />
Hiebsatz abgeschlossen. Durch den höheren E<strong>in</strong>schlag und e<strong>in</strong>en<br />
relativ teuren Seilkran-E<strong>in</strong>satz im Steilhang zwischen Hochberg und<br />
Ver<strong>in</strong>gendorf lagen die Kosten rund 60.000 Euro über dem Plan. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
konnte man durch gute Holzpreise etwa 120.000 Euro mehr<br />
an E<strong>in</strong>nahmen generieren, so dass das Ergebnis um 60.000 Euro gegenüber<br />
dem Plan stieg. Der Re<strong>in</strong>gew<strong>in</strong>n betrug 163.642 Euro (Plan:<br />
103.400 Euro). Der Geme<strong>in</strong>dewald trägt somit mit e<strong>in</strong>er wichtigen<br />
Summe zum Haushalt der Geme<strong>in</strong>de bei, worüber sich der Bürgermeister<br />
sehr freute.<br />
Der Geme<strong>in</strong>derat nahm das Betriebsergebnis 2011 zufrieden zur<br />
Kenntnis.<br />
Geänderter Redaktionsschluss<br />
des Blättles<br />
In der 18. Kalenderwoche (30.04.2012 - 04.05.2012 – 1. Mai ) verschiebt<br />
sich der Redaktionsschluss des Blättles auf<br />
Montag, den 30.04.2012, 10.00 Uhr.<br />
Um Beachtung wird gebeten.<br />
Neue Broschüren<br />
Im Rathaus liegen zahlreiche Merkblätter, Broschüren etc. aus. Ab<br />
sofort ist folgende Neuersche<strong>in</strong>ung erhältlich:<br />
- Musikfestwochen Donau-Oberschwaben Programm 2012