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Antrag 3 - Goetheanum

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Jahrestagung 2011<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft<br />

Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft<br />

<strong>Goetheanum</strong>


Öffnungszeiten<br />

Infotisch in der Wandelhalle<br />

Fr 15.4. 18.00 – 20.00 Uhr<br />

Sa 16.4. 08.00 – 09.00 Uhr<br />

10.30 – 11.15 Uhr<br />

14.00 – 15.00 Uhr<br />

16.30 – 17.15 Uhr<br />

19.30 – 20.00 Uhr<br />

So 17.4. 08.30 – 09.00 Uhr<br />

10.15 – 11.00 Uhr<br />

Mitgliedersekretariat in der 1. Etage<br />

Sa 16.4. 8.00 – 9.00 / 14.00 – 15.00 Uhr<br />

So 17.4. 8.15 – 9.00 Uhr<br />

Empfang<br />

Sa 16.4. 8.00 – 22.00 Uhr<br />

So 17.4. 8.00 – 18.00 Uhr<br />

Caféteria<br />

Sa 16.4. 8.00 – 20.00 Uhr<br />

So 17.4. 8.00 – 17.00 Uhr<br />

Vital Speisehaus<br />

Sa 16.4. 12.00 – 20.00 Uhr<br />

So 17.4. 12.00 – 17.00 Uhr<br />

Vital-Laden<br />

Sa 16.4. / So 17.4. 8.00 – 16.00 Uhr<br />

Ausstellung im Terassensaal<br />

„Im Schwingungszustand des Lebens – Der Mensch zwischen Luzifer und Ahriman“<br />

Di – So 14.00 – 18.00 Uhr<br />

Ausstellung „Wirkungszeit Carina Schmid“ (Foyer und Vorstandsetage)<br />

Rückblick auf die Wirkungszeit von Carina Schmid 1999 – 2011<br />

Täglich 8.00 – 22.00 Uhr<br />

Ausstellungsraum<br />

Sa 16.4./So 17.4. 10.00 – 12.00 / 14.00 – 16.00 Uhr<br />

Rudolf Steiner Atelier<br />

Sa 16.4./So 17.4. 13.30 – 14.30 Uhr<br />

Grosser Saal<br />

Täglich 13.30 – 14.30 Uhr<br />

Rudolf Steiner Archiv im Haus Duldeck<br />

Sa 16.4. 10.00 – 16.00 Uhr


16. April 2011<br />

1 Einladung zur Jahrestagung<br />

2 Jahresthema<br />

4 Einladung zur ordentlichen<br />

Generalversammlung 2011<br />

4 Hinweise bei Anträgen<br />

5 Geschäftsordnungsanträge<br />

6 Anträge<br />

16 Stellungnahme IMKA<br />

21 Anmerkungen des Vorstandes<br />

25 Stellungnahme der Sektionsleiter<br />

26 Stellungnahme Weleda<br />

29 Finanzbericht<br />

33 Bericht der Revisionsstelle<br />

38 Interview mit Paul Mackay<br />

Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft Jahrestagung 2011<br />

Ordentliche<br />

Generalversammlung 2011<br />

ó Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft<br />

Einladung zur Jahrestagung<br />

von 16. bis 17. April 2011 am <strong>Goetheanum</strong><br />

Anthroposophie – das Rosenkreuzertum unserer Zeit<br />

Liebe Mitglieder<br />

Hiermit laden wir Sie ganz herzlich zur Jahrestagung 2011 der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft vom 16. bis 17. April 2011 am <strong>Goetheanum</strong>,<br />

Dornach (CH), ein. Die diesjährige Jahrestagung steht unter dem<br />

Gesamtthema ‹Anthroposophie – das Rosenkreuzertum unserer Zeit›, das<br />

gleichzeitig Jahresthema 2011/2012 ist.<br />

Am 16. April 2011 findet die ordentliche Generalversammlung der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft statt. Am Sonntag möchten wir<br />

uns dem Jahresthema 2011/2012 widmen. Nach einer Einleitung werden wir<br />

in Gesprächsgruppen arbeiten. Außerdem werden sich Menschen verabschieden<br />

und sich neue Sektionsleiter vorstellen.<br />

Samstag, 16. April 2011<br />

9 – 10.30 Uhr Ordentliche Generalversammlung der<br />

Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft<br />

10.30 – 11.15 Uhr Pause<br />

11.15 – 12.30 Uhr Fortsetzung der Generalversammlung<br />

12.30 – 15 Uhr Mittagspause<br />

15 – 16.15 Uhr Fortsetzung der Generalversammlung<br />

16.15 – 17.00 Uhr Pause<br />

17.00 – 18.30 Uhr Fortsetzung der Generalversammlung<br />

18.30 – 20 Uhr Abendpause<br />

20 Uhr Totengedenken mit Beiträgen von<br />

Cornelius Pietzner und Michaela Glöckler<br />

Sonntag, 17. April 2011<br />

9 – 9.30 Uhr Einleitung zum Jahresthema:<br />

‹Anthroposophie – das Rosenkreuzertum<br />

unserer Zeit› – Sergej Prokofieff<br />

9.30 – 10.15 Uhr Gesprächsgruppen zum Jahresthema<br />

10.15 – 11 Uhr Pause<br />

11 – 12 Uhr Beiträge Elizabeth Wirsching, Florian Osswald,<br />

Claus-Peter Röh, Ueli Hurter, Jean-Michel Florin<br />

12.10 – 12.30 Uhr Eurythmischer Abschluss<br />

Es wird eine Simultanübersetzung in englischer und französischer Sprache angeboten. Wir möchten darauf hinweisen,<br />

dass die Jahrestagung nur für Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft unter Vorweisen der rosa<br />

Mitgliedskarte zugänglich ist.<br />

Wir würden uns freuen, Sie an dieser Jahrestagung begrüssen zu dürfen. | Vorstand und Hochschulkollegium am <strong>Goetheanum</strong>:<br />

Oliver Conradt, Jean-Michel Florin, Michaela Glöckler, Ueli Hurter, Johannes Kühl, Paul Mackay, Florian Osswald,<br />

Cornelius Pietzner, Bodo v. Plato, Sergej Prokofieff, Claus-Peter Röh, Martina Maria Sam, Virginia Sease, Margrethe Solstad,<br />

Elizabeth Wirsching und Seija Zimmermann


2 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Jahrestheama 2010/11<br />

Anthroposophie –<br />

das Rosenkreuzertum unserer Zeit<br />

Das Jahresthema 2011/12 der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft<br />

greift mit Christian Rosenkreutz einen der großen esoterischen Lehrer des<br />

Abendlandes auf. Sergej Prokofieff zeichnet die Bedeutung von Christian Rosenkreutz<br />

mit Blick auf das Wirkenkönnen des ätherischen Christus und in seiner<br />

Beziehung zu Rudolf Steiner nach.<br />

Nachdem Rudolf Steiner 1910 mit<br />

der Verkündigung der Wiederkunft<br />

des Christus im Ätherischen begonnen<br />

und diese dann in seinem ersten<br />

Mysteriendrama ‹Die Pforte der<br />

Einweihung› (GA 14), das den Untertitel<br />

‹Ein Rosenkreuzermysterium›<br />

trägt, auch in künstlerischer Form zur<br />

Bühnendarstellung gebracht hatte,<br />

setzte er das Thema im darauf folgenden<br />

Jahr mit der Enthüllung des Geheimnisses<br />

von Christian Rosenkreutz,<br />

dem Begründer des Rosenkreuzertums<br />

und großen Diener des<br />

ätherischen Christus, fort.<br />

Christian Rosenkreutz und die ätherische<br />

Wiederkunft<br />

In den beiden Vorträgen, die Rudolf<br />

Steiner zur Michaeli-Zeit 1911 anlässlich<br />

der festlichen Eröffnung des Christian-<br />

Rosenkreutz-Zweiges in Neu châtel<br />

hielt, stellte er zum ersten Mal die esoterischen<br />

Wurzeln dieser geistigen Strömung<br />

dar, die in der einmaligen Einweihung<br />

ihres Begründers um das Jahr 1250<br />

liegen. Bis heute ist diese Darstellung<br />

für jeden Menschen, der eine nähere Beziehung<br />

zu Christian Rosenkreutz sucht,<br />

von unverzichtbarer Bedeutung.<br />

In denselben Vorträgen spricht Rudolf<br />

Steiner auch davon, wie der durch<br />

diese Einweihung entstandene mächtige<br />

Ätherleib des Christian Rosenkreutz,<br />

noch weiter durch die jahrhundertelange<br />

innere Arbeit aller wahren<br />

Rosenkreuzer gestärkt, von unserer<br />

Zeit an eine entscheidende Rolle für<br />

die zunehmende Fähigkeit der Menschen<br />

spielt, den ätherischen Christus<br />

wahrzunehmen. Diejenigen Menschen,<br />

die von diesem Ätherleib überleuchtet<br />

werden, gelangen nämlich<br />

zu diesem höheren Schauen. Denn:<br />

«Die Arbeit der Rosenkreuzer ist es, die<br />

es möglich macht, die Äther-Erscheinung<br />

des Christus zu haben.» 1<br />

Zu den wichtigsten Forschungsresultaten<br />

der modernen Rosenkreuzer,<br />

die weiterhin im Verborgenen mit<br />

Christian Rosenkreutz zusammenarbeiten,<br />

gehört auch die Entdeckung –<br />

welche jedoch von Rudolf Steiner neu<br />

geprüft und untersucht wurde – der<br />

Strömung des ätherischen Christus-<br />

Blutes, die seit dem Mysterium von<br />

Golgatha in jedem Menschen vom<br />

Herzen zum Kopf fließt und die<br />

Grundlage für das Wahrnehmen des<br />

ätherischen Christus in der heutigen<br />

Zeit bildet. 2 Diese Tatsache bezeugt<br />

die gegenwärtige Orientierung des<br />

wahren Rosenkreuzertums auf die<br />

ätherische Wiederkunft als das geistige<br />

Zentralereignis unserer Zeit.<br />

Die Rosenkreuzer-Stiftung<br />

Auch spricht Rudolf Steiner vom<br />

heute durch die Welt gehenden esoterischen<br />

Ruf von Christian Rosenkreutz,<br />

der seine Schüler im Augenblick<br />

einer größten biografischen Krise<br />

wie zu einem neuen Leben erweckt<br />

und damit ihre Beziehung zu ihm besiegelt.<br />

Auf dieser Grundlage ist eine<br />

direkte innere Schülerschaft bei Christian<br />

Rosenkreutz möglich. «So wählt<br />

er seine Gemeinde», sagt dazu Rudolf<br />

Steiner.<br />

In diesem Zusammenhang stand<br />

auch der Versuch aus dem Jahr 1911,<br />

eine esoterische Gruppe mit dem vorläufigen<br />

Namen ‹Gesellschaft für<br />

theosophische Art und Kunst› zu bilden.<br />

Wäre diese ‹Stiftung› gelungen,<br />

so hätte die Gruppe für ihre weitere<br />

Entwicklung später der direkten esoterischen<br />

Führung («Protektorat»)<br />

von Christian Rosenkreutz selbst unterstellt<br />

werden sollen. 3 Dabei war in<br />

ihr als wesentlich Neues das esoterische<br />

Prinzip des «Interpretierens» vorgesehen.<br />

4 Dieses berücksichtigt die<br />

volle menschliche Freiheit und die<br />

Entfaltung der reinsten Kräfte der<br />

Selbstlosigkeit, die in der wahren Esoterik<br />

«auf der Ausschließung alles, alles<br />

Persönlichen» beruhen. 5 Denn da-<br />

rin liegt die wichtigste Bedingung für<br />

die geistige Zusammenarbeit mit<br />

Christian Rosenkreutz. Hierüber äußert<br />

sich Rudolf Steiner am Ende des<br />

ersten Neuchâteler Vortrags: «Wenn<br />

Sie ein Werkzeug des Christian Rosenkreutz<br />

werden sein können, dann können<br />

Sie versichert sein, dass Ihre<br />

kleinste Seelenarbeit für die Ewigkeit<br />

da sein wird.»<br />

Die Verbindung des Geistes<br />

mit dem praktischen Tun<br />

Im selben Jahr trug Rudolf Steiner<br />

seine Botschaft über den ätherischen<br />

Christus durch die Publikation des Buches<br />

‹Die geistige Führung des Menschen<br />

und der Menschheit› auch in<br />

die volle Öffentlichkeit. Hierin verbin-<br />

Zum Studium empfohlene Literatur<br />

Rudolf Steiner:<br />

– Das esoterische Christentum und die geistige<br />

Führung der Menschheit (GA 130), Vorträge:<br />

‹Das Rosenkreuzerische Christentum›,<br />

Neuchâtel, 27./28. September 1911,<br />

und ‹Die Ätherisation des Blutes. Das Eingreifen<br />

des ätherischen Christus in die Erdenentwickelung›,<br />

Basel, 1. Oktober 1911.<br />

– Die geistige Führung des Menschen und<br />

der Menschheit (GA 15).<br />

– ‹Ein esoterisch-sozialer Zukunftsimpuls.<br />

Versuch zur ‘Stiftung’ einer Gesellschaft<br />

für theosophische Art und Kunst›,<br />

Ansprache vom 15. Dezember 1911, in: Rudolf<br />

Steiner: Zur Geschichte und aus den<br />

Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen<br />

Schule 1904 bis 1914 (GA 264).<br />

– ‹In welchem Sinne sind wir Theosophen<br />

und in welchem Sinne sind wir Rosenkreuzer?›,<br />

Vortrag vom 16. Oktober 1911,<br />

in: Rudolf Steiner: Bilder okkulter Siegel<br />

und Säulen (GA 284).<br />

Andere Autoren:<br />

– Hella Krause-Zimmer: Christian Rosenkreutz.<br />

Sich kreuzende Lebenswege, Dornach<br />

2009.<br />

– Sergej O. Prokofieff: Die Grundsteinmeditation.<br />

Ein Schlüssel zu den neuen christlichen<br />

Mysterien, vor allem Kapitel 6: ‹Die<br />

Vereinigung der rosenkreuzerischen und<br />

der michaelischen Strömung in der<br />

Grundsteinmeditation› und Kapitel 11:<br />

‹Die Vorbereitung der geistigen Kommunion<br />

in der Rosenkreuzerströmung und<br />

in der Gralsströmung›, Dornach 2003.<br />

– Virginia Sease: ‹Das esoterische Rosenkreuzertum<br />

als kulturbildende Kraft›, in:<br />

Anthroposophie und Kunst: Der Münchener<br />

Kongress 1907 und die Gegenwart,<br />

München 2008.<br />

– Virginia Sease: ‹Karmische Biographie<br />

Christian Rosenkreutz: Durchchristung<br />

des Menschen›, in: ‹Das <strong>Goetheanum</strong>› Nr.<br />

46/2007, Dornach.<br />

– Peter Selg: Rudolf Steiner und Christian<br />

Rosenkreutz, Arlesheim 2010.


ó Jahrestheama 2010/11<br />

det er dieses Ereignis mit dem gegenwärtigen<br />

Wirken der «neuen Esoterik»,<br />

die ihren Ursprung in der Einweihung<br />

von Christian Rosenkreutz hat und<br />

heute in Form der Anthroposophie<br />

oder Geisteswissenschaft die Kraft besitzt,<br />

«neue Inspirationen» aus der<br />

geistigen Welt zu empfangen. 6 Diese<br />

können nicht nur die Erkenntniskräfte<br />

des Menschen durchdringen und spiritualisieren,<br />

sondern auch die praktischen<br />

Lebensfelder ergreifen und verwandeln.<br />

Rudolf Steiner berichtet<br />

diesbezüglich: «Rosenkreuzer-Weisheit<br />

muss nicht nur in den Kopf gehen,<br />

auch nicht bloß in das Herz, sondern in<br />

die Hand, in unsere manuellen Fähigkeiten,<br />

in das, was der Mensch täglich<br />

tut.» 7<br />

Auf diesem Weg sind aus der Anthroposophie<br />

heraus ihre vielen Tätigkeitsfelder<br />

entstanden, in denen verschiedene<br />

Gebiete des praktischen Lebens<br />

aus dem Geiste heraus befruchtet<br />

werden sollen. Damit erweist sie<br />

sich als die moderne Vertreterin des<br />

wahren Rosenkreuzertums, an welches<br />

sie nicht bloß geschichtlich anknüpft,<br />

sondern das sie fortsetzt und<br />

weiterführt aus den erst heute der<br />

Menschheit zugänglich gewordenen<br />

neuen spirituellen Quellen der geistigen<br />

Welt, die aus der Sphäre des gegenwärtigen<br />

Zeitgeistes Michael in<br />

die Menschheit fließen. «Denn Rosenkreuzertum<br />

heißt nicht, bestimmte<br />

Wahrheiten durch alle Jahrhunderte<br />

forttragen, sondern es heißt, den Sinn<br />

entwickeln für das, was eine jede Zeit<br />

aus der geistigen Welt heraus dem<br />

Menschen geben kann.» 8<br />

Eine neue Beziehung zum geistigen<br />

Lehrer<br />

So können wir die Anthroposophie<br />

als moderne michaelische Form des<br />

Rosenkreuzertums bezeichnen, welche<br />

über alle alten Traditionen hinaus<br />

für unsere Zeit eine neue, zukünftige<br />

Perspektive für diese okkulte Strömung<br />

eröffnet. Daher konnte Rudolf<br />

Steiner in seinem Vortrag ‹In welchem<br />

Sinne sind wir Theosophen und in welchem<br />

Sinne sind wir Rosenkreuzer?›<br />

mit vollem Recht von den Anthroposophen<br />

sagen: «Wir sind Rosenkreuzer<br />

des 20. Jahrhunderts!» 9<br />

Was dieses Wort in unserer Zeit bedeutet,<br />

zeigt sich unter anderem an der<br />

ganz neuen Beziehung zwischen einem<br />

geistigen Lehrer und seinen Schülern,<br />

der seitdem zum Freund und Berater<br />

des sich weiter entwickelnden<br />

Menschen wird. Und das betrifft auch<br />

unsere heutige Beziehung zu Christian<br />

Rosenkreutz selbst: «Je weniger Autoritätsglauben,<br />

desto mehr Verständnis<br />

für Christian Rosenkreutz.» 10<br />

Durch die Anthroposophie erhält<br />

das wahre Rosenkreuzertum eine<br />

neue Kraft und ein schöpferisches Potenzial,<br />

die es weit über das 20. Jahrhundert<br />

hinaus wirksam und fruchtbar<br />

sein lassen.<br />

Christian Rosenkreutz<br />

und Rudolf Steiner<br />

Zum Schluss sei noch im Zusammenhang<br />

mit dem 150. Geburtstag Rudolf<br />

Steiners in diesem Jahr auf dessen<br />

enges geistiges Zusammenwirken mit<br />

dem großen esoterischen Lehrer des<br />

Abendlandes hingewiesen, die einen<br />

wesentlichen Bestandteil der esoterischen<br />

Biografie Rudolf Steiners ausmacht.<br />

Das äußerte sich nicht nur in<br />

den direkten Botschaften von Christian<br />

Rosenkreutz, die Rudolf Steiner in<br />

seine esoterischen Stunden einfließen<br />

ließ, 11 sondern vor allem in der Stiftung<br />

der Gesellschaft für theosophische Art<br />

und Kunst, die, wie bereits erwähnt,<br />

später unter das direkte Protektorat<br />

von Christian Rosenkreutz gestellt<br />

werden sollte.<br />

Auch die Tatsache, dass das erste<br />

und zweite Mysteriendrama von ihm<br />

bezeichnet wurden als «durch Rudolf<br />

Steiner» geschrieben, spricht von der<br />

direkten Zusammenarbeit dieser beiden<br />

Individualitäten.<br />

Ein Jahr nach den bahnbrechenden<br />

Neuchâteler Vorträgen äußerte sich Rudolf<br />

Steiner in demselben Zweig über<br />

diesen großen Meister und seine eigene<br />

Beziehung zu ihm: «Und derjenige, der<br />

Christian Rosenkreutz nahestehen darf,<br />

blickt voll bewundernder Ehrfurcht darauf<br />

hin, wie folgerichtig Christian Rosenkreutz<br />

selber die große, ihm auferlegte<br />

Mission erfüllt hat, die für unsere<br />

Zeit als die rosenkreuzerisch-christliche<br />

ihm zugewiesen worden ist.» 12<br />

Und bei der Erfüllung dieser hohen<br />

Mission stand im 20. Jahrhundert<br />

Christian Rosenkreutz sein geistiger<br />

Bruder und Mitstreiter – Rudolf Steiner<br />

– zur Seite. | Sergej O. Prokofieff<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 3<br />

1 Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum<br />

und die geistige Führung der<br />

Menschheit (GA 130), Vortrag vom 28. September<br />

1911.<br />

2 a. a. O., Vortrag vom 1. Oktober 1911.<br />

3 Rudolf Steiner: Zur Geschichte und aus<br />

den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen<br />

Schule 1904 bis 1914 (GA 264),<br />

Ansprache vom 15. Dezember 1911.<br />

4 ebd.<br />

5 ebd.<br />

6 Rudolf Steiner: Die geistige Führung<br />

des Menschen und der Menschheit (GA 15),<br />

Kapitel III.<br />

7 Rudolf Steiner: Die Theosophie des Rosenkreuzers<br />

(GA 99), Vortrag 22. Mai 1907.<br />

8 Rudolf Steiner: Bilder okkulter Siegel<br />

und Säulen (GA 284), Vortrag 16. Okt. 1911.<br />

9 ebd.<br />

10 Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum<br />

und die geist ige Führung der<br />

Menschheit (GA 130), Vortrag vom 28. September<br />

1911.<br />

11 siehe Rudolf Steiner: Aus den Inhalten<br />

der esoterischen Stunden (GA 266/1),<br />

Stunde vom 1. Juni 1907, Aufzeichnung A.<br />

12 Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum<br />

und die geistige Führung der<br />

Menschheit (GA 130), Vortrag vom 18. Dezember<br />

1912.<br />

Tagungen am <strong>Goetheanum</strong><br />

Die Rosenkreuzer-Mysterien werden am<br />

<strong>Goetheanum</strong> thematisiert:<br />

– zum 150. Geburtstag Rudolf Steiners:<br />

‹Rudolf Steiner in der Geistesgeschichte<br />

der Menschheit›, von 25. bis 27. Februar<br />

– in der Ostertagung ‹Gehoben ist der<br />

Stein...›, von 21. bis 24. April<br />

– in der Weihnachtstagung 2011<br />

In diesem Zusammenhang stehen auch<br />

die Aufführungen aller vier Mysteriendramen<br />

Rudolf Steiners am <strong>Goetheanum</strong>:<br />

12. – 15. Mai, 19. – 23. Juli und 3. – 7. August.


4 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

Einladung<br />

zur ordentlichen<br />

Generalversammlung<br />

2011 am 16. April 2011<br />

am <strong>Goetheanum</strong><br />

Liebe Mitglieder<br />

Hiermit laden wir Sie ganz herzlich<br />

zur ordentlichen Generalversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft mit Sitz in<br />

Dornach (CH), ein. Die Versammlung<br />

wird nach Art. 7, Abs. 1, der Statuten<br />

einberufen. Diese Einladung erfolgt<br />

an alle Mitglieder im Gesellschaftsorgan,<br />

wie in Art. 14 der Statuten bestimmt.<br />

Die Versammlung wird am 16. April<br />

2011 im <strong>Goetheanum</strong>, Dornach, von 9<br />

bis spätestens 18.30 Uhr abgehalten.<br />

Die Vormittagspause ist von 10.30 bis<br />

11.15 Uhr, die Mittagspause von 12.30<br />

bis 15 Uhr und die Nachmittagspause<br />

von 16.15 bis 17 Uhr vorgesehen. Die Tagesordnung<br />

ist wie folgt festgelegt:<br />

1. Begrüßung und Eröffnung der Versammlung<br />

2. Bericht des Vorstandes und Aussprache<br />

3. Behandlung der Anträge 1 bis 11 und<br />

des Anliegens 1 (siehe Seiten 6 bis 20)<br />

4. Vorlage der Jahresrechnung 2010<br />

und Aussprache<br />

– Befund der Revisionsstelle<br />

– Genehmigung der Jahres<br />

rechnung 2010<br />

5. Entlastung des Vorstandes<br />

6. Rücktritt von Cornelius Pietzner<br />

7. Abschluss der Versammlung<br />

Der Zutritt zur Generalversammlung<br />

ist nur mit der rosa Mitgliedskarte<br />

möglich.<br />

Es wird eine Simultanübersetzung<br />

in englischer und französischer Sprache<br />

angeboten.<br />

Wir würden uns freuen, Sie an dieser<br />

ordentlichen Generalversammlung<br />

begrüssen zu dürfen. | Der Vorstand<br />

am <strong>Goetheanum</strong>: Virginia Sease,<br />

Paul Mackay, Bodo von Plato, Sergej<br />

Prokofieff, Cornelius Pietzner, Seija<br />

Zimmermann<br />

Hinweise bei<br />

Anträgen und Voten<br />

Damit Anträge und Voten im Rahmen<br />

der Generalversammlung ordentlich<br />

behandelt werden können, folgen hier<br />

einige Hinweise. Wir bitten die Mitglieder,<br />

die nachstehenden Regeln zu<br />

beachten und einzuhalten. Es ist Aufgabe<br />

des Versammlungsleiters, darauf<br />

zu achten, dass diese Regeln respektiert<br />

werden.<br />

Die fristgerecht (nach Art. 7, Abs. 3,<br />

Satz 1 der Statuten) eingetroffenen<br />

Anträge von Mitgliedern, die bei Punkt<br />

3 der Tagesordnung behandelt werden,<br />

finden Sie ab Seite 6.<br />

Bitte beachten Sie:<br />

Ein Votum sollte in der Regel nicht länger<br />

als 3 Minuten dauern.<br />

Gruppen, die gemeinsam einen <strong>Antrag</strong><br />

oder ein Votum vorbereitet haben,<br />

bitten wir, eine Persönlichkeit mit<br />

dem Vorbringen ihrer Anliegen zu beauftragen.<br />

Wir bitten möglichst um schriftliche<br />

Anmeldung der Voten. Sie können hierfür<br />

das Formular benutzen.<br />

Bitte geben Sie an, für welchen<br />

Tagesordnungspunkt resp. <strong>Antrag</strong> Sie<br />

eine mündliche Stellungnahme abgeben<br />

möchten. Eine Anmeldung gibt<br />

nicht das Recht auf einen Redebeitrag,<br />

sondern soll es dem Versammlungsleiter<br />

erlauben, eine möglichst repräsentative<br />

Auswahl des Meinungsspektrums<br />

zu gewährleisten.<br />

Vorgehen<br />

bei Abstimmungen<br />

Die Generalversammlung vom 23.<br />

März 2002 hat sich auf folgendes Vorgehen<br />

bei Abstimmungen geeinigt:<br />

1. Es gilt das einfache Mehr. Das<br />

heisst, dass ein Beschluss dann zustande<br />

kommt, wenn er mehr Jaals<br />

Nein-Stimmen auf sich vereinigt.<br />

2. Die Stimmen werden nur ausgezählt,<br />

wenn die Mehrheitsverhältnisse<br />

nicht eindeutig sind.<br />

3. Stimmenthaltungen werden nicht<br />

gezählt.<br />

Begründung<br />

In vergangenen Jahren bestand<br />

eine zunehmende Unsicherheit in bezug<br />

auf die Durchführung der Abstimmungen<br />

bei unseren Generalversammlungen.<br />

Wir meinen, daß das<br />

Verfahren wesentlich vereinfacht und<br />

damit Zeit für Wichtigeres gewonnen<br />

werden kann. Das setzt einzig voraus,<br />

daß wir gemeinsam die Regeln für die<br />

Abstimmungen vereinbaren. Die vorgeschlagenen<br />

Vereinbarungen entsprechen<br />

alle der üblichen Praxis in<br />

Vereinen und anderen Zusammenhängen<br />

und sind vom schweizerischen<br />

Gesetz her zulässig. Zu den einzelnen<br />

Punkten noch folgendes:<br />

1. In allen Versammlungen bis zum Jahr<br />

2000 hatte das einfache Mehr gegolten;<br />

erst 2001 kam durch Unsicherheiten<br />

im Umgang mit den Abstimmungen<br />

das absolute Mehr zur Anwendung,<br />

das heißt, es mußte die Mehrheit<br />

der anwesenden Mitglieder eine<br />

Vorlage gutheißen, nicht nur die Mehrheit<br />

der abstimmenden Mitglieder.<br />

Das bedeutet, daß die Stimmenthaltungen<br />

gleich wie Nein-Stimmen behandelt<br />

werden, was von vielen als stoßend<br />

erlebt wurde. Das absolute Mehr<br />

ist in Versammlungen nur dann nötig,<br />

wenn es in den Statuten ausdrücklich<br />

verlangt wird, was bei uns nicht der Fall<br />

ist.<br />

2. Ein einfaches Überblicken der aufgestreckten<br />

Hände genügt in der<br />

Regel zur Beurteilung, ob eine Vorlage<br />

angenommen oder abgelehnt<br />

wurde. Es kommt dabei nicht darauf<br />

an, wie die genauen Zahlenverhältnisse<br />

sind.<br />

3. Daß Stimmenthaltungen nicht gezählt<br />

werden, ergibt sich aus dem<br />

ersten Punkt, daß nämlich nur das<br />

einfache Mehr maßgeblich ist.<br />

Dieses Vorgehen gilt seitdem bei Abstimmungen<br />

in Generalversammlungen,<br />

so auch bei Abstimmungen in<br />

dieser Versammlung.


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

Geschäftsordnungsantrag<br />

an die Generalversammlung<br />

Hiermit stellen wir den folgenden<br />

Geschäftsordnungsantrag:<br />

Für alle Anträge, die Änderungen<br />

an den Statuten berühren (Anträge 1.1,<br />

1.2, 6, 7, 8, 9, 11), wird ein Moratorium<br />

von einem Jahr eingeführt. Dies gilt<br />

ebenso für die Anträge, in denen dem<br />

Vorstand das Misstrauen ausgesprochen<br />

werden soll (Anträge 2.1 und 2.2).<br />

Begründung<br />

Die vielen kontroversen Anträge<br />

zur Generalversammlung erleben wir<br />

als Symptome für die schwierige Lage,<br />

in der sich die Anthroposophische Gesellschaft<br />

befindet. Sie stellen unseres<br />

Erachtens eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

von Vorstand und Mitgliedern<br />

in Frage, die nicht durch Abstimmungen<br />

wieder zu erlangen ist.<br />

Aufgrund des begrenzten Zeitraumes,<br />

der für die Behandlung der Anträge<br />

zur Verfügung steht, wird es<br />

nicht möglich sein, alle Anträge mit<br />

der gebotenen Ausführlichkeit zu behandeln.<br />

In dieser Situation, bevor die<br />

Sachlage gründlich beraten und geklärt<br />

ist, Abstimmungen vorzunehmen,<br />

halten wir für falsch. Vielmehr<br />

sollten wir versuchen, miteinander ins<br />

Gespräch zu kommen und gemeinsam<br />

(Vorstand und Mitglieder) nach<br />

Wegen aus der Krise suchen. Diese Generalversammlung<br />

könnte dann dazu<br />

genutzt werden, konkrete Schritte für<br />

ein gemeinsames Vorgehen einzuleiten.<br />

Falls dieser <strong>Antrag</strong> nicht angenommen<br />

werden sollte, beantragen wir<br />

zusätzlich: Änderung in der Reihenfolge<br />

der Behandlung der Anträge: <strong>Antrag</strong><br />

2 ist zuerst zu behandeln.<br />

Begündung<br />

<strong>Antrag</strong> 2 ist der umfassendste und<br />

stellt zudem die Vertrauensfrage für<br />

den gesamten Vorstand. Somit hat er<br />

Einfluss auf alle weiteren Anträge. |<br />

Dr. Ingo Hackel, Klaus Landmark,<br />

Christa Quellmalz<br />

Anträge an die General -<br />

versamm lung am 16. April 2011<br />

zu den Traktaten bezüglich der<br />

Anträge 1.1, 1.2, 2.1<br />

Hiermit stelle ich bzgl. der Erörterung<br />

des <strong>Antrag</strong>s 1.1 den folgenden <strong>Antrag</strong><br />

zur Abstimmung:<br />

Die Abstimmung über die Beschränkung<br />

der Ernennung des Vorstandsvorsitzenden<br />

und die Ergänzung<br />

des Vorstands auf die Dauer von<br />

sieben Jahren wird bis zur nächsten<br />

ordentlichen Generalversammlung<br />

vertagt. Es wird stattdessen ein Moratorium<br />

für die Dauer eines Jahres vereinbart.<br />

Der <strong>Antrag</strong> 1.1 wird zur vertiefenden<br />

geisteswissenschaftlichen Betrachtung<br />

und Erforschung an die allgemeine<br />

Mitgliedschaft, deren Gruppen<br />

und Vertreter, sowie an die Freie<br />

Hochschule für Geisteswissenschaft<br />

weitergeleitet. Die Freie Hochschule<br />

für Geisteswissenschaft wird mit der<br />

Ausfertigung eines Gutachtens über<br />

die Folgen dieser Statutenänderung<br />

beauftragt. Die Ergebnisse dieses Gutachtens<br />

werden der allgemeinen Mitgliedschaft<br />

spätestens 12 Wochen vor<br />

der nächsten regulären Generalversammlung<br />

bekannt gemacht.<br />

Begründung<br />

Die Frage, ob ein Vorstandsvorsitzender<br />

und die Ergänzung des Vorstandes<br />

auf zeitlich begrenzte Dauer<br />

ernannt werden soll, wird so sie positiv<br />

entschieden wird, einen erheblichen<br />

Eingriff in den Gestaltbildeprozess<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft darstellen, dessen<br />

Folgen zu allererst einer gründlichen<br />

geisteswissenschaftlichen Erforschung<br />

bedürfen, bevor hierüber abgestimmt<br />

werden kann. Ein anderes Vorgehen<br />

ist einer geisteswissenschaftlich ausgerichteten<br />

Gesellschaft unwürdig.<br />

Hiermit stelle ich bzgl. der Erörterung<br />

des <strong>Antrag</strong>s 1.2 den folgenden <strong>Antrag</strong><br />

zur Abstimmung<br />

Eine Anwendung der Statutenänderung<br />

It. <strong>Antrag</strong> 1.1 auf die derzeitigen<br />

Mitglieder, mit der Folge, dass<br />

hier über bei der Generalversammlung<br />

2011 abgestimmt wird, muss<br />

bzgl. der vereinsrechtlichen Zulässig-<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 5<br />

keit erst eingehend geprüft und erörtert<br />

werden. Hierzu muss Rechtsicherheit<br />

herrschen, gerade auch um teueren<br />

Rechtsauseinandersetzungen vorzubeugen.<br />

Eine Abstimmung über<br />

diesen <strong>Antrag</strong> wird daher zur Zeit abgelehnt.<br />

Es wird stattdessen ein Moratorium<br />

für die Dauer eines Jahres vereinbart.<br />

Der <strong>Antrag</strong> 1.2 wird zur Beibringung<br />

einer Auskunft über dessen<br />

rechtliche Zulässigkeit an den Vorstand<br />

zurückverwiesen.<br />

Begründung<br />

Der <strong>Antrag</strong> 1.2 kann nach Sicht<br />

Rechtskundiger unzulässig sein, da<br />

gerade beschlossene Satzungsänderungen<br />

erst nach Eintragung in das<br />

Handelsregister Gültigkeit erlangen.<br />

Hiermit stelle ich bzgl. der Erörterung<br />

des <strong>Antrag</strong>s 2.1 den folgenden <strong>Antrag</strong><br />

zur Abstimmung<br />

Der <strong>Antrag</strong> einer Vertrauensfrage<br />

in den Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft wird<br />

abgelehnt. Es wird stattdessen ein<br />

Moratorium für die Dauer eines Jahres<br />

vereinbart. Der <strong>Antrag</strong> 2.1 wird zur<br />

vertiefenden geisteswissenschaftlichen<br />

Betrachtung und Erforschung<br />

seiner Ursachen und Konsequenzen<br />

an die allgemeine Mitgliedschaft, deren<br />

Gruppen und Vertreter, sowie an<br />

die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft<br />

weitergeleitet. Die Freie<br />

Hochschule für Geisteswissenschaft<br />

wird mit der Ausfertigung eines Gutachtens<br />

über die Ursachen und Folgen<br />

einer solchen <strong>Antrag</strong>sstellung für die<br />

Allg. Anthroposophische Gesellschaft<br />

beauftragt. Die Ergebnisse dieses Gutachtens<br />

werden der allgemeinen Mitgliedschaft<br />

spätestens 12 Wochen vor<br />

der nächsten regulären Generalversammlung<br />

bekannt gemacht.<br />

Begründung<br />

Für die Existenz der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft ist<br />

es von entscheidender Bedeutung, ob<br />

und wie die Pflege des seelischen Lebens<br />

innerhalb dieser Gesellschaft<br />

und auf welcher Grundlage sie erfolgt.<br />

Lt. § 1 der Prinzipien, ehemals<br />

Statuten, soll sie auf der Grundlage<br />

wahrhafter Geisterkenntnis erfolgen.<br />

Der <strong>Antrag</strong>steller ist der Meinung,<br />

dass eine Vertrauensfrage in den Vor


6 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

stand, den Intentionen des §1 der Prinzipien,<br />

ehemals Statuten widerspricht.<br />

Auch die von uns geforderte<br />

Brüderlichkeit verlangt ein anderes<br />

Vorgehen der Konfliktbereinigung.<br />

Für die wahre Geisterkenntnis steht<br />

die von Rudolf Steiner vorrangig gestaltete<br />

Plastik des Menschheitsrepräsentanten.<br />

Sie ist gewissermaßen<br />

ein Abbild des hierfür notwendigen<br />

Handlungsvollzuges. Der gestellte<br />

<strong>Antrag</strong> widerspricht nach Sicht des<br />

<strong>Antrag</strong>stellers diesem Handlungsvollzug<br />

und damit dem Hauptanliegen<br />

der Anthroposophie. | Walter Kasanmascheff<br />

Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft: Generalversammlung<br />

Dokumentation der Anträge<br />

Liebe Mitglieder<br />

Beigefügt erhalten Sie elf Anträge<br />

und ein Anliegen an die ordentliche<br />

Generalversammlung am 16. April<br />

2011.<br />

Den ersten <strong>Antrag</strong> an die Generalversammlung,<br />

der die Tätigkeitsdauer<br />

von Vorstandsmitgliedern betrifft,<br />

stellen wir selbst. Laut Statuten und<br />

Vereinbarung der Leitungsgremien<br />

schlägt der Vorstand nach Abstimmung<br />

mit dem Hochschulkollegium<br />

und der Konferenz der Generalsekretäre<br />

neue Vorstandsmitglieder der<br />

Generalversammlung zur Bestätigung<br />

vor (Kooptationsprinzip). Bisher<br />

erfolgt diese Bestätigung ohne zeitliche<br />

Begrenzung. Seit September 2007<br />

haben wir eine Zäsur eingeführt. Alle<br />

sieben bis neun Jahre wird im Vorstand,<br />

im Hochschulkollegium und in<br />

der Konferenz der Generalsekretäre<br />

besprochen, ob und wenn ja mit welchen<br />

Perspektiven eine Fortsetzung<br />

der Tätigkeit eines Vorstandsmitglieds<br />

gesehen wird; anschließend<br />

wird in der Generalversammlung davon<br />

berichtet.<br />

Wir möchten diese Regelung nun<br />

erweitern und statuarisch festhalten,<br />

dass die Tätigkeit eines Vorstandsmitglieds<br />

nach jeweils sieben Jahren der<br />

Neubestätigung durch die Generalversammlung<br />

bedarf.<br />

Die Verantwortung des Vorstands<br />

für die Entwicklung der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft und des <strong>Goetheanum</strong><br />

sowie die gewandelten Verhältnisse<br />

der heutigen Zeit veranlassen<br />

uns dazu. Dies wurde besonders<br />

im vergangenen Jahr deutlich, als wir<br />

schwierige Entscheidungen zu treffen<br />

hatten. Wir sehen einige der folgenden<br />

Anträge als eine Reaktion darauf.<br />

Vor diesem Hintergrund halten wir es<br />

für erforderlich, dass nicht nur die Leitungsgremien<br />

von Gesellschaft und<br />

Hochschule, sondern auch die Mitglieder<br />

verstärkt in die Verantwortung<br />

einbezogen werden.<br />

<strong>Antrag</strong> 1.1<br />

Der Vorstand beantragt, Artikel 12,<br />

Absatz 1, der Statuten der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

wie folgt zu ergänzen:<br />

«Die Gesellschaft wird von einem<br />

Initiativvorstand geleitet. Er besteht<br />

aus mindestens drei Mitgliedern. Die<br />

Ernennung des Vorsitzenden und die<br />

Ergänzung des Vorstandes geschehen<br />

auf Vorschlag des Vorstandes durch<br />

Zustimmung der Generalversammlung<br />

auf eine Dauer von sieben Jahren.<br />

Verlängerungen um jeweils sieben<br />

Jahre sind möglich.»<br />

<strong>Antrag</strong> 1.2<br />

Der Vorstand beantragt, diese Statutenänderung<br />

so auf die derzeitigen<br />

Mitglieder anzuwenden, dass<br />

an der Generalversammlung 2011<br />

über eine mögliche Verlängerung um<br />

je sieben Jahre der Vorstandsmitglieder<br />

Paul Mackay (im Vorstand seit<br />

1996), Bodo von Plato (seit 2001) und<br />

Sergej Prokofieff (seit 2001) einzeln<br />

abgestimmt wird.<br />

Auf eine Abstimmung für Dr. Virginia<br />

Sease (seit 1984) soll verzichtet<br />

werden, da sie innerhalb der nächsten<br />

Jahre zurücktreten möchte.<br />

Die neue Statutenbestimmung<br />

kommt, wenn sie gutgeheißen wird,<br />

auf Dr. Seija Zimmermann (seit 2006)<br />

erstmals an der Generalversammlung<br />

2013 zur Anwendung.<br />

Cornelius Pietzner möchte an der<br />

Generalversammlung 2011 zurücktreten.<br />

Zu den Anträgen 2 bis 11 und dem<br />

Anliegen 1 hat der Vorstand aus Zeitgründen<br />

noch nicht die Möglichkeit<br />

gehabt, Stellung zu nehmen. Wir werden<br />

dies gern nachholen. Zu <strong>Antrag</strong> 4<br />

haben wir die Internationale Medizinische<br />

Koordination Arzneimittel<br />

(IMKA) gebeten Stellung zu nehmen<br />

(siehe Seite 16) | Der Vorstand am<br />

<strong>Goetheanum</strong>: Dr. Virginia Sease, Paul<br />

Mackay, Bodo von Plato, Sergej Prokofieff,<br />

Cornelius Pietzner, Dr. Seija Zimmermann


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

<strong>Antrag</strong> 2.1<br />

Durch die Mitteilungen und Veröffentlichungen<br />

des Vorstandes<br />

und das Verfolgen der konkreten Entwicklungen<br />

am <strong>Goetheanum</strong> zeigt<br />

sich eine erstzunehmende Krise der<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

und des <strong>Goetheanum</strong>, die auch in die<br />

Arbeit der Hochschule hineinwirkt.<br />

Zahlreiche Gespräche mit engagierten<br />

Mitgliedern machen deutlich,<br />

dass dies nah und fern mit großer Besorgnis<br />

wahrgenommen wird.<br />

Der Vorstand der Gesellschaft hat<br />

diese Entwicklung, die mit deutlichen<br />

Veränderungen in verschiedensten<br />

Bereichen einhergeht, durch seine Entscheidungen,<br />

sein Führungsverhalten<br />

und sein Selbstverständnis, nicht zuletzt<br />

durch seinen Umgang mit den Finanzen,<br />

wesentlich geprägt. Die Generalversammlung<br />

gibt die Gelegenheit<br />

einer Rückmeldung an den Vorstand,<br />

wie die Mitgliedschaft zu ihm, seinen<br />

Taten und deren Folgen steht.<br />

Für die Mitglieder stellt sich dort<br />

die Frage, ob es angesichts der entstandenen<br />

Problematiken (die weiter<br />

unten angeführt werden) verantwortbar<br />

und der Anthroposophie<br />

dienlich ist, diesem Vorstand weiterhin<br />

das Vertrauen zu geben. Ist dieses<br />

Vertrauen nicht mehr ausreichend<br />

vorhanden, ist es Sache des Vorstandes,<br />

selbst den notwendigen Schritt<br />

zu tun.<br />

Im Falle seines Rücktritts kann die<br />

Gesellschaftsleitung von dem Gremium<br />

übernommen werden, das für diese<br />

Verantwortung – als Repräsentanz<br />

der Anthroposophie – ohnehin qualifiziert<br />

ist: der Leitung der Hochschule,<br />

dem Kollegium der Sektionsleiterinnen<br />

und Sektionsleiter. Durch diese<br />

wird der neue Vorstand gebildet und<br />

zur Bestätigung vorgeschlagen. (Näheres<br />

dazu siehe Vorschlag unten.)<br />

In diesem Sinne stellen die Unterzeichnerinnen<br />

und Unterzeichner folgenden<br />

<strong>Antrag</strong>:<br />

Es sei für die Generalversammlung<br />

am 16. April 2011 folgender Punkt auf<br />

die Tagesordnung zu setzen: «Vertrauensfrage<br />

in den Vorstand»<br />

Außerdem werden folgende Ordnungsanträge<br />

gestellt:<br />

1. Der Tagesordnungspunkt ‹Ver-<br />

trauensfrage in den Vorstand› ist vor<br />

dem Tagesordnungspunkt ‹Entlastung<br />

des Vorstandes› zu behandeln.<br />

2. Die Abstimmung über den Tagesordnungspunkt<br />

‹Vertrauensfrage in<br />

den Vorstand› ist geheim durchzuführen.<br />

Der Vorstand wird gebeten, die für<br />

eine geheime Abstimmung notwendigen<br />

Vorbereitungen zu treffen.<br />

In der geheimen Abstimmung sollen<br />

den Mitgliedern folgende drei Möglichkeiten<br />

zur Wahl gestellt werden:<br />

– Ich spreche dem Vorstand das Vertrauen<br />

aus für eine Weiterarbeit.<br />

– Ich enthalte mich der Stimme.<br />

– Der Vorstand hat mein Vertrauen nicht.<br />

Sollte er wegen mangelnder Vertrauens-erteilung<br />

zurücktreten, befürworte<br />

ich die Beauftragung der<br />

Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter<br />

mit der Bildung eines neuen Vorstandes<br />

und der interimistischen Ausübung<br />

der Vorstandsgeschäfte, bis<br />

der neue Vorstand bestätigt ist, gemäß<br />

Vorschlag.<br />

Vorschlag für den Fall eines Rücktritts<br />

des gegenwärtigen Vorstandes<br />

aufgrund mangelnder Vertrauenserteilung<br />

durch die Mitgliedschaft<br />

Mit der Findung eines neuen Vorstandes<br />

werden beauftragt:<br />

1. alle gegenwärtigen Sektionsleiterinnen<br />

und Sektionsleiter (mit Ausnahme<br />

der derzeitigen Vorstandsmitglieder),<br />

ergänzt durch<br />

2. alle ehemaligen Sektionsleiterinnen<br />

und Sektionsleiter, (mit Ausnahme<br />

ehemaliger Vorstandsmitglieder),<br />

welche sich dafür bereiterklären.<br />

Diese sollen nach Möglichkeit Persönlichkeiten<br />

aus ihrem eigenen Kreis<br />

vorschlagen, gegebenenfalls ergänzt<br />

durch andere von ihnen auszuwählende<br />

geeignete Persönlichkeiten –<br />

auch der nochmalige Vorschlag eines<br />

Mitgliedes des gegenwärtigen Vorstandes<br />

muss möglich sein.<br />

Diese Findungsgruppe soll ihren<br />

Vorschlag binnen einer angemessenen<br />

Frist (etwa drei bis sechs Monate)<br />

vorlegen. Er soll auf einer außerordentlichen<br />

Generalversammlung, die<br />

dazu einberufen werden soll, zur Abstimmung<br />

vorgelegt werden. Bis der<br />

neue Vorstand von der Generalversammlung<br />

bestätigt ist, soll die Findungsgruppe<br />

interimistisch die Aufgaben<br />

des Vorstands übernehmen.<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 7<br />

Begründungen<br />

1. Begründung des <strong>Antrag</strong>es<br />

Die Anthroposophische Gesellschaft<br />

befindet sich in vielen ihrer Lebensbereiche<br />

in einer schwierigen Situation,<br />

in die sie im Laufe der letzten<br />

Jahre unter der Leitung ihres Vorstandes<br />

zusehends geraten ist.<br />

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner,<br />

welche die oben genannte<br />

Vertrauensabstimmung beantragen,<br />

haben individuell zum Teil ganz<br />

verschiedene Gründe dafür, die aber<br />

alle eine Rücknahme des dem Vorstand<br />

bisher ausgesprochenen Vertrauens<br />

nahelegen. Eine Auswahl dieser<br />

Gründe wird im Folgenden nach<br />

Themen geordnet genannt. Dies soll<br />

den Mitgliedern eine fundiertere Entscheidungsfindung<br />

ermöglichen, da<br />

viele der angeführten Vorgänge und<br />

Tatsachen in weiten Kreisen der Mitgliedschaft<br />

gar nicht oder nur teilweise<br />

bekannt sind.<br />

1. Ausrichtung<br />

1. Seit gut zehn Jahren wird von vielen<br />

Mitgliedern eine zunehmende<br />

Veräußerlichung des Wirkens bemerkt,<br />

ein überwiegendes Sich-Orientieren<br />

an erhoffter Anerkennung<br />

durch die nichtanthroposophische<br />

‹Außenwelt›.<br />

2. Das <strong>Goetheanum</strong>, in dem die Allgemeine<br />

Anthroposophische Gesellschaft<br />

«ihren Mittelpunkt haben will»<br />

(GA 260, 24. Dezember 1923), wird nur<br />

mehr als «Ort einer spirituellen<br />

Dienstleistung» (siehe zum Beispiel<br />

<strong>Goetheanum</strong>-Flyer 2006) aufgefasst.<br />

Diese Intention besagt, dass man nur<br />

noch aufnehmen möchte, was von außen<br />

herangetragen wird, dass aber<br />

keine originären Impulse mehr erarbeitet<br />

werden, um in die Welt auszustrahlen.<br />

Statt lebendiger Repräsentanz<br />

der Anthroposophie bleibt allein<br />

noch die Verwaltung derselben (siehe<br />

auch 1.6.).<br />

3. Anthroposophische Kernanliegen<br />

und -aufgaben werden aufgrund<br />

fehlender Vorrangigkeit und mangelnder<br />

Unterstützung seitens der<br />

Gesellschaftsleitung immer mehr an<br />

den Rand gedrängt, teilweise ganz zurückgestellt.<br />

4. Das zeigt sich zum Beispiel darin,<br />

dass seit Herbst 2010 ganze Sektionen


8 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

wegen personeller Entlassungen nur<br />

noch in stark eingeschränkter Weise<br />

arbeiten können beziehungsweise<br />

ganz stillgelegt wurden (siehe 1.5.),<br />

obwohl die Förderung der Forschung<br />

in den Sektionen eine Hauptaufgabe<br />

der Gesellschaft ist. In der Sektionsarbeit<br />

pulsiert ein lebendiger Strom von<br />

der Peripherie zum <strong>Goetheanum</strong> und<br />

umgekehrt, den man dadurch stark<br />

reduziert bis abbricht.<br />

5. Die Einschnitte im Bereich der<br />

anthroposophischen Kunstimpulse,<br />

die in den letzten Jahren vorgenommen<br />

wurden, sind für viele Mitglieder<br />

sehr schmerzlich. Dies betrifft in besonderer<br />

Weise die Sprachgestaltung<br />

und Bühnenkunst, wo das bestehende<br />

Ensemble mit seiner Möglichkeit kontinuierlicher<br />

Entwicklung und dadurch<br />

sich steigernder Qualität zugunsten<br />

kurzfristiger, projektbezogener<br />

Anstellungen gekündigt wurde.<br />

Im Bereich der Bildenden Künste wurde<br />

die ganze Sektion mit Ende 2010<br />

stillgelegt. Rudolf Steiner hat auf die<br />

Unverzichtbarkeit und zentrale Bedeutung<br />

der Kunst für die Anthroposophie<br />

an vielen Orten eindringlich<br />

hingewiesen.<br />

6. Der Verwaltungsapparat ist proportional<br />

zu groß und oft ohne die nötige<br />

Anbindung an die konkreten Lebensaufgeben.<br />

So besteht zum Beispiel<br />

heute bereits die Situation, dass<br />

von sechs Vorstandsmitgliedern nur<br />

mehr einer – Paul Mackay mit den Sozialwissenschaften<br />

– eine Sektion leitet.<br />

Und dessen Intention geht dahin,<br />

die Sektion umzuwandeln in eine<br />

«Plattform, die vor allem von der Peripherie<br />

her Gestaltung erfahren wird»<br />

(Nachrichtenblatt 10/2010). Die Sektionsverantwortung<br />

wird somit nicht<br />

mehr in der Forschung und Repräsentanz<br />

für ein Lebensfeld aktiv ergriffen,<br />

sondern an die Peripherie abgegeben.<br />

Anstelle dessen beansprucht der Vorstand<br />

die Leitung der Allgemeinen<br />

Sektion für sich (siehe unten 2.3.).<br />

7. Die Wochenschrift ‹Das <strong>Goetheanum</strong>›<br />

wird seit Beginn 2011 unter der<br />

neuen Leitung durch Bodo von Plato<br />

einschneidend verändert. Ohne einen<br />

dafür notwendigen Beschluss der Generalversammlung<br />

für die dazu erforderliche<br />

Statutenänderung (§ 14) hat<br />

dieser das Nachrichtenblatt für die<br />

Mitglieder als eigene Beilage einge-<br />

stellt und in den allgemeinen Teil integriert.<br />

Diese interne und persönlichere<br />

Informations- und Austauschmöglichkeit<br />

für die Mitglieder ist offensichtlich<br />

nicht mehr gewünscht.<br />

8. Viele Mitglieder haben sich bereits<br />

von der Gesellschaft und dem<br />

<strong>Goetheanum</strong> abgewendet und ihre<br />

Unterstützung zurückgezogen, weil<br />

sie das Vertrauen in die Absichten und<br />

das Handeln der derzeitigen Leitung<br />

verloren haben. Die hohe Zahl der<br />

Austritte und der Rückgang des Spendenflusses<br />

weisen deutlich darauf<br />

hin.<br />

2. Entscheidungsbefugnis<br />

In den letzten Jahren verschob und<br />

konzentrierte sich die Entscheidungsbefugnis<br />

in mehreren Bereichen wesentlich,<br />

teilweise kam es bis zu einer<br />

Umkehrung der Verhältnisse.<br />

1. Obwohl die Hochschule für Geisteswissenschaft<br />

mit ihren Sektionen<br />

vom Wesen her der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft ‹übergeordnet› ist,<br />

da in ihr die Forschung geschieht, welche<br />

die Gesellschaft fördern soll, interpretiert<br />

sich der Vorstand der Gesellschaft<br />

als Vorgesetzter und Arbeitgeber<br />

der Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter,<br />

der diese anstellt und bei Bedarf<br />

auch wieder entlassen kann. Das<br />

erzeugt ungeeignete Verhältnisse:<br />

statt eine Basis zu schaffen für freie<br />

Forschung und freies Geistesleben,<br />

entstehen existenzielle Abhängigkeiten.<br />

2. So greift der Vorstand zum Beispiel<br />

in die freie Entscheidungsfindung<br />

der Sektionsleiterinnen und<br />

Sektionsleiter ein, wen diese für Vorträge<br />

innerhalb ihrer eigenen Sektion<br />

einladen dürfen und wen nicht.<br />

3. Der Vorstand nimmt für sich in<br />

Anspruch und hat sich dazu ernennen<br />

lassen, der alleinige Leiter der Allgemeinen<br />

Sektion der Hochschule zu<br />

sein. Dies, obwohl in ihr das «allgemein-menschliche<br />

Bedürfnis die<br />

Wege der Seele zur geistigen Welt hin<br />

zu finden» (GA 260a, Nachrichtenblatt<br />

vom 3. Februar 1924) das Thema<br />

ist. Dafür sind selbstverständlich die<br />

Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter<br />

in derselben Weise gefragt und<br />

kompetent wie der Vorstand und sollten<br />

gleichberechtigt miteinbezogen<br />

werden. (Dies gilt für den Fall, dass<br />

eine gemeinschaftliche Leitung gewollt<br />

ist. Die Berufung einer geeigneten<br />

Einzelperson wäre ebenfalls möglich.)<br />

4. Im Sommer 2010 wurden die Zuständigkeiten<br />

des Hochschulkollegiums<br />

gravierend eingeschränkt (Nachrichtenblatt<br />

vom 2. Juli 2010, Seite 3).<br />

Über sämtliche Belange, die das <strong>Goetheanum</strong><br />

mit seinen Aufgaben und<br />

Bereichen betreffen, über alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sowie die<br />

allgemeine Ausrichtung der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft entscheidet<br />

nunmehr allein der Vorstand. Die<br />

Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter<br />

haben nur mehr innerhalb der Bereiche<br />

ihrer Fachsektionen Entscheidungen<br />

zu treffen. Dadurch wurde<br />

das gut eineinhalb Jahrzehnte dauernde<br />

Ringen um eine gleichberechtigte<br />

Miteinbeziehung des Hochschulleitungskollegiums<br />

vom Vorstand<br />

einseitig abgebrochen.<br />

5. Auf der anderen Seite greift der<br />

Vorstand in die Zuständigkeitsgebiete<br />

der Sektionen ein, indem er Vorstandsmitglieder<br />

als «Bereichsverantwortliche»<br />

ernennt für Belange, die zu den<br />

Arbeitsfeldern und Kompetenzen der<br />

Sektionen gehören. Hierzu haben diese<br />

nicht unbedingt die fachliche Qualifikation,<br />

bei Uneinigkeiten aber die<br />

letztgültige Entscheidungsgewalt. Sie<br />

sind also auch in deren ureigenen Zuständigkeitsgebieten<br />

den Sektionsleiterinnen<br />

und Sektionsleitern übergeordnet,<br />

ohne als solches je offiziell ernannt<br />

oder auch nur genannt zu werden.<br />

So entscheidet zum Beispiel Bodo<br />

von Plato über Gestaltungsfragen im<br />

und um das <strong>Goetheanum</strong>, obwohl in<br />

der Sektion für Bildende Künste erfahrene<br />

und engagierte Künstlerinnen<br />

und Künstler sich seit vielen Jahren<br />

kompetent mit diesen Fragen beschäftigen.<br />

6. Innerhalb des Vorstandes selbst<br />

kam es im Lauf der letzten Jahre zu einer<br />

Konzentrierung der Entscheidungsbefugnis<br />

auf einzelne wenige<br />

Persönlichkeiten (Paul Mackay, Bodo<br />

von Plato). Sie fungieren wie ein ‹Vorstand<br />

im Vorstand› und greifen mit ihren<br />

Vorstellungen und Entscheidungen<br />

in nahezu alle Bereiche ein.<br />

7. Es ist geplant, dass ab Ostern 2011<br />

die beiden zentralen betrieblichen<br />

Schlüsselpositionen Personalleitung


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

und Schatzmeister allein Paul Mackay<br />

innehaben soll, was allgemein in Betrieben<br />

als problematische Kombination<br />

und Ansammlung von Ämtern<br />

angesehen wird.<br />

3. Finanzen<br />

Am Zustand der Finanzen offenbart<br />

sich der Ernst der gegenwärtigen<br />

Situation am offenkundigsten. Folgende<br />

Signaturen sind zu beobachten:<br />

1. Die Finanzen werden in derselben<br />

Art gehandhabt wie sonst in der Welt.<br />

Eine Behandlung oder gar Strukturierung<br />

der Geldströme und Geldprozesse<br />

nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

im Sinne der Anregungen<br />

Rudolf Steiners ist nicht wahrnehmbar.<br />

2. Mehrere leitende Mitarbeiter des<br />

Finanzwesens am <strong>Goetheanum</strong>, die<br />

Verantwortlichen für den operativen<br />

Finanzbereich – also den laufenden<br />

<strong>Goetheanum</strong>haushalt – haben in den<br />

letzten Jahren ihre dortige Tätigkeit<br />

beendet, da sie aufgrund unklarer<br />

Strukturen und Entscheidungsmodalitäten<br />

die Möglichkeit einer sinnvollen<br />

und konstruktiven Weiterarbeit<br />

nicht als gegeben erachteten.<br />

3. Es existieren nach wie vor zwei<br />

«dem <strong>Goetheanum</strong> nahestehende»<br />

Dotationsvereine, über die gewisse<br />

Geldströme laufen (siehe zum Beispiel<br />

Stiftungskapital für Cornelius<br />

Pietzners <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung, siehe<br />

unten), ohne dass je darüber Rechenschaft<br />

abgelegt wird.<br />

4. Eine Reihe von Entscheiden der<br />

letzten Jahre haben das Vertrauen in<br />

den Vorstand auch in finanzieller Hinsicht<br />

stark erschüttert. Ein spürbarer<br />

Rückgang der Spendenbereitschaft war<br />

die Folge, da die Mitglieder unter anderem<br />

nicht mehr sicher sein können, dass<br />

ihre Gelder auch in bestimmungsgemäßer<br />

Weise verwendet werden.<br />

Beispiele hierfür sind:<br />

5. Die Konstitutionsdebatte mit<br />

enormen Folgekosten.<br />

6. Der Verkauf der Weleda-Partizipationsscheine<br />

2007 in einer undurchsichtigen,<br />

äußerst umstrittenen<br />

Art und Weise. Bis heute sind dazu<br />

wichtige Grundsatzfragen nicht beantwortet.<br />

7. Die zuletzt geschehene Gründung<br />

einer ‹Stiftung› durch Cornelius<br />

Pietzner, der der Name ‹<strong>Goetheanum</strong>-<br />

Stiftung› gegeben wurde, obwohl sie<br />

in keinem wirklichen Zusammenhang<br />

mit dem <strong>Goetheanum</strong> steht (Nachrichtenblatt<br />

vom 2. Juli 2010, Seite 2).<br />

Sie ist der Gesellschaft weder Rechenschaft<br />

schuldig, noch hat diese einen<br />

Einfluss auf die personelle Zusammensetzung<br />

oder die Ziele und Tätigkeiten<br />

dieser Stiftung, die völlig<br />

selbstständig nach eigenem Gutdünken<br />

handeln und entscheiden kann.<br />

Auch die allfällige Besetzung durch<br />

ein oder mehrere Vorstandsmitglieder<br />

ändert an dieser Problematik nichts.<br />

Ziel dieser Stiftung und des daran angeschlossenen<br />

Fonds ist Investmentbanking,<br />

um Erträge aus Finanzinvestitionen<br />

abzuschöpfen, von deren<br />

Überschuss dann ein Teil, nach eigenem<br />

Gutdünken, dem <strong>Goetheanum</strong><br />

zur Verfügung gestellt werden kann.<br />

Bei unglücklichem Ausgang dieser geplanten<br />

Geschäfte, aber auch bei «erwünschtem,<br />

glücklichem» Ausgang<br />

bleibt der <strong>Goetheanum</strong>-Name mit<br />

Geschäften dieser Art verknüpft, mit<br />

unabsehbaren Folgen, ohne dass dazu<br />

eine Notwendigkeit besteht.<br />

Anmerkung: Nach neuesten Berichten<br />

wird der Fonds auf vielfachen<br />

Mitgliederprotest hin von der Stiftung<br />

inzwischen wieder abgekoppelt (‹Anthroposophie<br />

weltweit› Nr. 1–2/2011,<br />

Seite 7).<br />

8. Bereits bei der Generalversammlung<br />

2010 wurde dem Vorstand ein<br />

Teil seiner Kompetenzen entzogen –<br />

was einem definitiven Misstrauensvotum<br />

gleichkommt –, in der Art, dass<br />

ihm in Bezug auf die Stimmrechte und<br />

Aktien der Weleda ein Handeln (Verfügung)<br />

ohne Zustimmung der Generalversammlung<br />

für die Zukunft untersagt<br />

wurde. Das Vertrauen der Mitglieder<br />

in Hinblick auf die Urteilssicherheit<br />

des Vorstandes bezüglich Finanzgeschäfte<br />

war bereits damals<br />

nicht mehr gegeben. Die Gründung<br />

der <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung mit angeschlossenem<br />

Fonds ist ein weiterer<br />

derartiger, umstrittener Schritt – wiederum<br />

ohne Einbeziehung der Mitgliedschaft<br />

–, dessen Unbedenklichkeit<br />

aber damit argumentiert wird,<br />

dass die Stiftung «vom Vorstand am<br />

<strong>Goetheanum</strong> ‹kontrolliert›» werde<br />

(‹Anthroposophie weltweit› Nr. 1–2/<br />

2011, Seite 7).<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 9<br />

9. Die gegenwärtige Finanzmisere<br />

der Gesellschaft ist wesentlich mit<br />

eine Folge der bisher angeführten<br />

Gründe. Sie wird vom Vorstand aber<br />

jetzt als Begründung benützt, um die<br />

Dynamiken weiter voranzutreiben,<br />

die am Zustandekommen der Krise<br />

entscheidend beteiligt waren.<br />

Die angeführten Beispiele können<br />

gewiss individuell verschieden beurteilt<br />

und noch durch manch weiteres<br />

ergänzt werden. Sie zeigen aber bereits<br />

deutlich, dass eine Änderung in<br />

vielen Bereichen dringend erforderlich<br />

ist. Etliche der angeführten Missstände<br />

bestehen bereits so lange, dass<br />

sie für viele schon zur nicht anders gekannten<br />

Gewohnheit wurden. Dennoch<br />

bedürfen sie einer Behebung,<br />

um eine Gesundung des Gesamtorganismus<br />

zu ermöglichen.<br />

Viele Mitglieder verstärken angesichts<br />

der Krise ihre Anstrengungen,<br />

sowohl in ihrer eigenen persönlichen<br />

Arbeit als auch in der Zusammenarbeit<br />

in Zweigen und Gruppen. Aus den<br />

angeführten Gründen sehen die Unterzeichnerinnen<br />

und Unterzeichner<br />

ergänzend dazu jedoch die Notwendigkeit,<br />

die Frage zu stellen, ob die<br />

Mitglieder es verantworten wollen,<br />

diesem Vorstand das Vertrauen für<br />

eine Weiterarbeit zu geben.<br />

2. Begründung des Vorschlages für<br />

den Fall eines Rücktritts des gegenwärtigen<br />

Vorstandes aufgrund mangelnder<br />

Vertrauenserteilung durch<br />

die Mitgliedschaft<br />

Die für die allfällige Findung eines<br />

neuen Vorstandes vorgeschlagenen<br />

Persönlichkeiten sind mit dem <strong>Goetheanum</strong><br />

und seinen Besonderheiten<br />

bestens vertraut. Durch sie ist die notwendige<br />

Kontinuität in der Arbeit gewährleistet.<br />

Durch ihre Tätigkeit als<br />

Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter<br />

kennen sie aus ihren jeweiligen Lebensfeldern<br />

die engagierten Menschen,<br />

die über ausreichend Erfahrung<br />

verfügen, ein substanzielles Anliegen<br />

am <strong>Goetheanum</strong> haben und für die in<br />

Rede stehende Aufgabe geeignet sein<br />

könnten, falls sich Bedarf an Ergänzung<br />

durch weitere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zeigen sollte.<br />

3. Begründung des Ordnungsantrages<br />

für eine geheime Abstimmung


10 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

Sie ist erforderlich, um eine freie<br />

Meinungsäußerung für alle zu gewährleisten<br />

und eventuelle nachteilige<br />

Folgen für Einzelne auszuschließen.<br />

Dieser <strong>Antrag</strong> wird gestellt von |<br />

Gottfried Caspar, Ingrid Cas par, John<br />

C. Ermel, Pfeffingen und Dornach (CH)<br />

Folgende Personen unterstützen diesen <strong>Antrag</strong><br />

(sie tun dies als Individuum und nicht<br />

als Vertreter irgendeiner Gruppe oder Institution):<br />

David Adams, Penn Valley (US), Helga<br />

Bay-Müller, Renan (CH), Marion Briggs, East<br />

Grinstead (GB), Elisabeth Brons–Zweifel,<br />

Küsnacht (CH), Michael Brons, Küsnacht<br />

(CH), Silvia Brouttier, Wabern/BE (CH), Marie-<br />

Madeleine Bucher, Büren zum Hof/BE (CH),<br />

Tony Cooper, Minchinhampton (GB), Karin<br />

Croll, Dornach (CH), Christian Döll, Bern (CH),<br />

Karin Ebert, Dornach (CH), Anna Eisenhut,<br />

Beinwil (CH), Hans Ueli Eisenhut, Beinwil<br />

(CH), Hans-Otto Farfsing, Kaiserslautern<br />

(DE), Hildegard Farfsing, Kaiserslautern (DE),<br />

Dr. Reinhart Faul, Owingen (DE), Peter<br />

Fausch, Berlin (DE), Jan Fontein, Dornach<br />

(CH), Dr. Wolfgang Garvelmann, Gaienhofen-<br />

Horn (DE), Christian Grözinger, Karlsruhe<br />

(DE), Elisabeth Grünwidl-Tobler, Fernitz (AT),<br />

Dr. David Heaf, Cricieth (GB), Dr. Astrid Hitsch,<br />

Salzburg (AT), Dr. Eckart Hitsch, Salzburg (AT),<br />

Dr. Armin Husemann, Ostfildern (DE), Emmi<br />

Husemann, Ostfildern (DE), Kristin Kaufmann-Gundlach,<br />

Dornach (CH), Elisabeth<br />

Kagermeier, Fernitz (AT), Stefan Kagermeier,<br />

Fernitz (AT), Friedgard Kniebe, Stuttgart (DE),<br />

Elrieke Koopmans Fontein, Dornach (CH),<br />

Edeltraud Kritzinger, Salzburg (AT), Rainer<br />

Kroll, Karlsruhe (DE), Ida-Maria Ledergerber,<br />

Bolligen (CH), Florian Leiber, Basel (CH), Friederike<br />

Lögters, Dornach (CH), Esther Lohézic,<br />

Arlesheim (CH), Gea Lubberink, Zutphen<br />

(NL), Dr. Georg Maier, Dornach (CH), Mees<br />

Meeussen, Den Haag (NL), Bettina Müller,<br />

Nunningen (CH), Dr. Georg Müller, Zürich<br />

(CH), Andres Näher, Arlesheim (CH), Heinz<br />

Naldi, Arlesheim (CH), Erna Niggli, Münsingen<br />

(CH), Martin Niggli, Münsingen (CH),<br />

Thomas Pittracher, Arlesheim (CH), Dr. Robert<br />

Powell, California (US), Ursula Ruse, Forest<br />

Row (GB), Reiner Salzer, Seewen (CH),<br />

Ariane Scheer, Asperg (DE), Andrej Schindler,<br />

Basel (CH), Franz Sykora, Dresden (DE), Christian<br />

F. Thal-Jantzen, Forest Row (GB), Dr. Florian<br />

Theilmann, Berlin (DE), Marie-Louise Thomet,<br />

Wabern/BE (CH), Henriette van Egeraat-<br />

Vester, Bosch en Duin (NL), Dietrich von Bonin,<br />

Worb/BE (CH), Katharina Weber, Hinterkappelen<br />

(CH), Prof. Götz W. Werner, Karlsruhe<br />

(DE), Dr. Peter A. Wolf, Essen (DE), Regine<br />

Wolf, Essen (DE), Winfried-Johannes Zastrow,<br />

Heidenheim (DE)<br />

<strong>Antrag</strong> 2.2<br />

Es sei für die Generalversammlung<br />

am 16. April 2011 folgender Punkt<br />

auf die Tagesordnung zu setzen:<br />

«Delegation der Kompetenz zur<br />

Einberufung einer Außerordentlichen<br />

Generalversammlung an die ‹Fin-<br />

dungsgruppe aus Sektionsleiterinnen<br />

und Sektionsleitern zur Bildung eines<br />

neuen Vorstandes›, die im Zuge der<br />

‹Vertrauensfrage in den Vorstand› gegebenenfalls<br />

gebildet wurde, oder gegebenenfalls<br />

an bestimmte, vor der<br />

Abstimmung namentlich zu benennende<br />

Sektionsleiterinnen und/oder<br />

Sektionsleiter gemeinsam.<br />

Bei diesem Tagesordnungspunkt<br />

möge die Generalversammlung beschließen,<br />

dass der ‹Findungsgruppe<br />

aus Sektionsleiterinnen und Sektionsleitern<br />

zur Bildung eines neuen Vorstandes›<br />

oder gegebenenfalls bestimmten<br />

namentlich zu benennenden Sektionsleiterinnen<br />

und/oder Sektionsleitern<br />

die Kompetenz zur Einberufung einer<br />

Außerordentlichen Generalversammlung<br />

delegiert wird. Damit wird diese<br />

Gruppe / werden diese Persönlichkeiten<br />

bevollmächtigt, rechtsgültig eine Außerordentliche<br />

Generalversammlung<br />

zur Bestätigung des neuen Vorstandes<br />

einberufen zu können.<br />

Dieser <strong>Antrag</strong> ergänzt jenen auf die<br />

«Vertrauensfrage in den Vorstand».<br />

Begründung<br />

Im Falle, dass der Vorstand wegen<br />

mangelnder Vertrauenserteilung<br />

durch die Mitgliedschaft zurücktritt<br />

und eine Findungsgruppe aus Sektionsleiterinnen<br />

und Sektionsleitern<br />

mit der Bildung eines neuen Vorstandes<br />

– gemäß Vorschlag – beauftragt<br />

wird, oder im Falle, dass ein solcher<br />

Rücktritt allenfalls bevorsteht und die<br />

Findungsgruppe noch nicht gebildet<br />

wurde, ist eine solche Delegation der<br />

Einberufungskompetenz (Bevollmächtigung)<br />

erforderlich, damit die<br />

Einberufung einer Außerordentlichen<br />

Generalversammlung durch die genannte<br />

‹Findungsgruppe› / die genannten<br />

Persönlichkeiten rechtsgültig<br />

getätigt werden kann. | Gottfried<br />

Caspar, Ingrid Caspar, John C. Ermel,<br />

Pfeffingen und Dornach (CH)<br />

Anmerkung: Sollte es zu keinem Rücktritt<br />

des Vorstandes (aufgrund mangelnder<br />

Vertrauenserteilung durch die<br />

Mitgliedschaft) mit Einsetzung der<br />

‹Findungsgruppe› kommen und ein<br />

derartiger Schritt auch nicht in Aussicht<br />

stehen, werden die <strong>Antrag</strong>stellenden<br />

den <strong>Antrag</strong> gegebenenfalls als<br />

gegenstandslos wieder zurückziehen.<br />

<strong>Antrag</strong> 3<br />

Die Mitgliederversammlung am 16.<br />

April 2011 möge beschließen:<br />

3.1 Die Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft ist rechtlich und spirituell<br />

Eigentümerin des Namens<br />

‹<strong>Goetheanum</strong>› (Art. 5 MSchG und Art.<br />

2 und 3e UWG). Die Übertragung des<br />

<strong>Goetheanum</strong>-Namens oder jede<br />

sonstige Art der Zustimmung zur Namensnutzung<br />

des <strong>Goetheanum</strong>-Namens<br />

für die von Herrn Cornelius<br />

Pietzner über den Arlesheimer Dotationsverein<br />

am 22. September 2010 begründete<br />

und von ihm geführte <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung<br />

(bei Notar David<br />

Glauser in Reinach) wird von der Versammlung<br />

als Eingriff in die spirituelle<br />

wie vermögensrechtliche Substanz<br />

der Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft verstanden und abgelehnt.<br />

3.2 Demgemäß wird der Vorstand<br />

von der Versammlung beauftragt, unverzüglich<br />

alles in seiner rechtlichen<br />

und sonstigen Macht Stehende zu<br />

tun, um die Übertragung und Nutzung<br />

des <strong>Goetheanum</strong>-Namens<br />

durch die <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung, die<br />

ohne die erforderliche Einwilligung<br />

der Mitgliederversammlung (Art. 29<br />

ZGB) erfolgte, unverzüglich zurückzunehmen<br />

und das Namensrecht zurückzufordern.<br />

3.3 Zu allen mit dem <strong>Goetheanum</strong>-<br />

Namen zusammenhängenden Maßnahmen<br />

– Vergabe des Namensrechtes<br />

wie Nutzungsduldung – bedarf<br />

der Vorstand der Zustimmung der<br />

Mitgliederversammlung; er wird gebeten<br />

und beauftragt, der Mitgliedschaft<br />

und dieser Versammlung aktuell<br />

und vorauslaufend von allen Vorhaben<br />

und Maßnahmen auf diesem Felde<br />

über das Nachrichtenblatt detailliert<br />

zu berichten.<br />

Begründung<br />

1. Der Name ‹<strong>Goetheanum</strong>› bezeichnet<br />

im Verständnis der Mitglieder<br />

und des gesellschaftlichen Umfeldes<br />

die von Rudolf Steiner eingerichtete<br />

Hochschule als Zentrum der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft.<br />

Er wird innerhalb und außerhalb<br />

der Anthroposophischen Gesellschaft<br />

so verstanden und ge


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

braucht. Mit ‹Vorstand am <strong>Goetheanum</strong>›<br />

wird zugleich die Leitung der<br />

Hochschule, mit ‹<strong>Goetheanum</strong>› die Institution<br />

der Hochschule und im Weiteren<br />

alle mit ihr verbundenen Dornacher<br />

Aktivitäten der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft bezeichnet. Was in<br />

der <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung und dem<br />

mit ihr intentionsmäßig verbundenen<br />

weiteren Bereich – zum Beispiel einer<br />

Alterra AG – geschieht oder geschehen<br />

soll, muss deshalb an den damit<br />

angesprochenen Maßstäben gemessen<br />

werden.<br />

2. Mit der neuen <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung<br />

ist jedoch nach Darstellungen<br />

des Vorstandes und des Nachrichtenblattes<br />

eine von der Hochschule, dem<br />

‹<strong>Goetheanum</strong>›, rechtlich unabhängige,<br />

mit der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft und deren<br />

Hochschule nur lose durch nichtkonstitutive<br />

(lediglich durch rasch änderbare<br />

personelle Verknüpfungen) verbundene<br />

Einrichtung geschaffen worden.<br />

Diese Stiftung ist auch nicht vom<br />

‹<strong>Goetheanum</strong>›, wie man aufgrund<br />

des Namens annimmt, gegründet<br />

worden, sondern von Herrn Pietzner<br />

zusammen mit einem weiteren Vorstandsmitglied<br />

des Vereins als Vorstand<br />

im Namen eines Arlesheimer<br />

Dotationsvereines. Sie soll – nach dessen<br />

Worten – auch als völlig selbstständige<br />

juristische Person ‹funktionieren›.<br />

Von dem Arlesheimer Dotationsverein<br />

als faktischer Hilfsinstitution<br />

des <strong>Goetheanum</strong> und seiner Lage<br />

wird jedoch der Mitgliederversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft nicht berichtet. Es<br />

gibt formal auch keine rechtliche Verpflichtung<br />

dazu. Diesem Verein stehen<br />

aber aufgrund der wohl nicht zufällig<br />

vollzogenen Gründungsvorgänge<br />

der <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung die fortwirkenden<br />

Stifterrechte an dieser zu<br />

(zum Beispiel eine Zweckänderung<br />

der Stiftung). Wir haben es insoweit<br />

mit einer Dauerbeziehung zu tun. Zur<br />

Zeit ist zwar Herr Pietzner noch (bis<br />

Ostern 2011) Vorstandsmitglied der<br />

Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft, bleibt aber Stiftungsrat<br />

der neuen Stiftung wie Vorstand des<br />

Dotationsvereines; darin liegt jedoch<br />

keine verpflichtende Bindung des Vereins<br />

an das <strong>Goetheanum</strong> beziehungsweise<br />

die Allgemeine Anthroposophi-<br />

sche Gesellschaft. Die Stellung des<br />

Vereins zum <strong>Goetheanum</strong> und seine<br />

Verbindung zur neugründeten Stiftung<br />

ist erst jetzt deutlich geworden.<br />

3. Die Aufgabe der neuen Stiftung<br />

soll in der Beschaffung von Finanzmitteln<br />

für das <strong>Goetheanum</strong> und für andere<br />

gemeinnützige Zwecke bestehen.<br />

Sie soll im Sammeln von Spendenmitteln<br />

für das <strong>Goetheanum</strong> (direkte<br />

Spenden an die Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft wären<br />

einfacher und zugleich berichtspflichtig)<br />

oder für andere gemeinnützige<br />

Zwecke und vor allem durch die Aktivitäten<br />

einer mit der Stiftung intentionsmäßig<br />

verbundenen ‹privaten<br />

Equity-Institution› Alterra AG (mit gewerblichem<br />

Charakter) entfaltet werden.<br />

Diese soll im Bereich des anthroposophisch-sozial<br />

wie gesellschaftlich<br />

zweifelhaft gewordenen Investmentbankings<br />

oder ähnlichen Equitygeschäften<br />

operieren und einen Kapitalstock<br />

von 30 bis 50 Millionen Franken<br />

(mit Langfristkreditcharakter)<br />

und mit Hilfe des Namens wie des Ansehens<br />

des <strong>Goetheanum</strong> einwerben.<br />

Dabei sollen niedrigverzinslich oder<br />

sonst ‹günstig› eingeworbene Mittel<br />

höher erträglich wieder angelegt werden.<br />

So könnten Differenzgewinne generiert<br />

werden. Solche ‹Abschöpfungs-Ergebnisse›<br />

stammen allerdings<br />

aus den Lebens- und Arbeitsleistungen<br />

zumeist nicht mit den Zielen<br />

des <strong>Goetheanum</strong> und der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft verbundener<br />

Menschen. Sie werden ohne deren<br />

Kenntnis oder Einverständnis auf diese<br />

Weise für die anthroposophischen<br />

Ziele des <strong>Goetheanum</strong> verfügbar gemacht.<br />

Das dürfte anthroposophischsozialwissenschaftlich<br />

wie menschlich<br />

zweifelhaft sein. Ähnliches ist<br />

aber bereits 2007 praktiziert worden.*<br />

4. Die Gründung der <strong>Goetheanum</strong>-<br />

Stiftung hätte wegen der Vergabe des<br />

Namensrechtes bereits der Zustimmung<br />

der Mitgliederversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft bedurft. Es handelt<br />

sich ja bei den gegebenen Intentionen<br />

nicht um eine spirituelle Hochschulaufgabe,<br />

sondern um eine wirtschaftlich-finanzielle,schatzmeisterähnliche<br />

Aufgabe und betrifft die Vermögens-<br />

wie Haftungslage der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesell-<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 11<br />

schaft. Solche Rechtsgeschäfte unterliegen<br />

wegen der möglichen Haftungsfolgen<br />

der Beschlusskompetenz<br />

der Mitgliederversammlung. Die<br />

Übertragung des <strong>Goetheanum</strong>-Namens<br />

an die Stiftung oder die ausdrücklich<br />

angestrebte werbliche Nutzung<br />

dieses Namens (vergleiche die<br />

verschiedenen Darstellungen im<br />

‹<strong>Goetheanum</strong>› und dem Nachrichtenblatt)<br />

bedurfte insoweit der Zustimmung<br />

durch die Mitgliedschaft. Denn<br />

die Aktivitäten der Stiftung lösen<br />

nicht nur Erträge, sondern in gleicher<br />

Weise sowohl moralisch-ansehensmäßige<br />

wie rechtlich-finanzielle Haftungen<br />

für Schäden aus unglücklichen<br />

Verläufen solcher Geschäfte aus.<br />

Damit wirken sie auf die finanziellen<br />

Belange der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft (negativ) zurück.<br />

Diese Haftung muss, wenn sie zu<br />

Lasten der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft eingegangen<br />

wird, der Mitgliedschaft bewusst sein.<br />

Die damit angesprochene Problematik<br />

ist aktuell an der eingetretenen<br />

Rufschädigung des Schweizer Parapletiker-Zentrums<br />

in Nottwil anschaubar<br />

geworden.<br />

5. Dieser <strong>Antrag</strong> wird gestellt von |<br />

Wolfgang Gutberlet, Fulda (DE), Dr.<br />

Benediktus Hardorp, Mannheim (DE),<br />

Prof. Dr. Götz Rehn, Bickenbach (DE),<br />

und Prof. Götz Werner, Stuttgart (DE)<br />

Der <strong>Antrag</strong> wird unterstützt von:<br />

Dr. Werner Achtschin, Elisabeth Achtschin,<br />

Urs Baeger, Michel Barkhoff, Gisela Barth, Elisabeth<br />

Bessau, Magdalena Book, Ramon<br />

Brüll, Michael Bubenzer, Walter Burkart, Moritz<br />

Christoph, Erich Colsmann, Kasem Compani,<br />

Hilmar Dahlem, Michael Dahrendorf,<br />

Jean-Marc Decressonnière, Peter Dellbrügger,<br />

Mechtild Denet, Dr. Karl-Martin Dietz,<br />

Claus Dittmer, Bernadette Duncan, Rolf Eicken,<br />

John C. Ermel, Dietrich Esterl, Friedwart<br />

Fahlbusch, Patricia Fahlbusch, Helga Fallet,<br />

Sonja Ferger-Glaser, D. Firiss, Prof. Dr. Hellmut<br />

Fischmeister, Maria-Elisabeth Förster, Dieter<br />

W. Frei, Ria Freiermuth, Angelika Funk, Michael<br />

Funk, Monika Funk, Reinhard Funk, Angelina<br />

Gazquez, Helga Geyer, Dr. Florian Göbel,<br />

Herbert Greif, Herbert Grentz-Leszau, Irene<br />

Groh, Heinz Grönlund, Ernst Harmening,<br />

Hartmut Haupt, Henrike Heinkel, Udo Heinkel,<br />

Angela Helfrich, Dietmar Herold, Steffen<br />

Hilbig, Gabriele Hirte-Herrmann, Joseph<br />

Hörtreiter, Hansjörg Hofrichter, Günter Holakovsky,<br />

Dr. Roman Huber, Ingrid Hüther, Jochen<br />

Jahn, Rolf Karges, Hans-Georg Kaune,<br />

Hedwig Kaune, Wolfgang Kilthau, Alfons<br />

Klaas, Birgit Kohlhase, Dr. Manfred Kohlhase,<br />

Dr. Johannes König, Gisela Köster, G. Krämer,<br />

Rainer Kral, Hans-Georg Krauch, Edeltraud


12 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

Kritzinger, Dr. Erhard Kröner, Dr. Petra Kühne,<br />

Dr. Susanne Kunz, Dr. Volker David Lambertz,<br />

Klaus Landmark, Karin Löffler, Frank Loewer,<br />

Johannes Lueg, Ursula Maas, Daniel Maeder,<br />

Maria Marg, Martin Marg, M. Matthes, Renate<br />

Maurer, Phillip Melville, Barbara Mex,<br />

Christian Michaelis-Braun, Uli Molsen, Joseph<br />

Morel, Dr. Georg Müller, Gabriele Müller,<br />

Peter Nantke, Ursula Nantke, Erika Nickol,<br />

Wilhelm Nickol, Gabriele Niemann, Marianne<br />

Nies, Klaus Niessner, Prof. Dr. Heide Nixdorf,<br />

Doris Nixdorf, Alexander Overhage,<br />

Horst Pentzek, Reglinde Pentzek, Renate Petry,<br />

Georg Peukert, Anna (Schaab-)Peukert,<br />

Heike Piel, Uwe Piel, Thomas Pittracher, Adrian<br />

Plevan, Martina Plevan, Norbert Poeplau,<br />

Thomas Radetzki, Felicia Ratschow, Hans-Alfred<br />

Ratschow, Hartmut Rembges, Clarissa<br />

Repp, Ludwig Repp, Maria Repp, Ulrike Richter,<br />

Wolfgang Ritter, Christel Rode, Dr. Irene<br />

Rüdig, Dr. Mona Ruef, Antje-Käthe Rügge, Dr.<br />

Ursula Schad, Günther Schell, Volker Schlickum,<br />

Gerd Schmäche, Dr. Albert Schmelzer,<br />

Enno Schmidt, Dr. Martina Schmidt, R.<br />

Schmidt, Walther Schmidt, Angelika Schmucker,<br />

Hannes Schneider, Linde Schnitzler, Rolf<br />

Schnitzler, Uwe Schoef, Christiane Schröder,<br />

Jörg H. Schröder, Dr. Michael J. Seefried, Erika<br />

Siethoff, Hellmuth J. ten Siethoff, Ch. Staebel,<br />

Bernhard Steiner, Dr. Johannes Stellmann,<br />

Christian Storch, Gunhild Storch, Heinrich<br />

Stracke, Gunhild Sträßner, Hans-Joachim<br />

Sträßner, Dorothea Strasburger, Brigitte<br />

Streller, Uwe Streller, Eva Tanson-Hollwege,<br />

Gisela Thriemer, Peter Tradowksy, Lioba Uhlenhoff,<br />

Dr. Wilhelm Uhlenhoff, Rahel Uhlenhoff,<br />

Mathieu van den Hoogenband, Hildegard<br />

Vielmetter, Johannes Voegele, Silvia Vögele,<br />

Wolfgang von der Linden, Carl-August<br />

von Halle, Judith von Halle, Dr. Broder von<br />

Laue, Elke von Laue, Claus-Peter Wagner, Ulf<br />

D. Waltz, Aribert Wandersleben, Roswitha<br />

Wendt-Funk, Günter Wetter, Günter Wich,<br />

Maria Wich, Michael Wickenhäuser, Gisela<br />

Wienecke, Dr. Peter Wolf, Regine Wolf, Gisela<br />

Zimmermann, Helgo Zücker<br />

Weitere Namensnennungen sind zu erwarten<br />

| Benediktus Hardorp<br />

* Vgl. ‹Anthroposophie› Nr. 3/2009, S. 276 ff.<br />

<strong>Antrag</strong> 4.1<br />

Die Generalversammlung der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen<br />

Gesellschaft beauftragt den Vorstand,<br />

eine außerordentliche Generalversammlung<br />

einzuberufen. Diese soll<br />

sich ausschließlich mit der Eigentümerverantwortung<br />

der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft an<br />

der Weleda AG und den damit verbundenen<br />

materiellen und immateriellen<br />

Vermögensanteilen befassen, im Hin-<br />

blick auf die Sicherung der in ihrem<br />

Fortbestand gefährdeten anthroposophischen<br />

Heilmittel. Diese Versammlung<br />

soll gemäß § 10 der Prinzipien<br />

und § 7, Abs. 2, der Statuten einberufen<br />

werden und vor dem 30. Juni<br />

2011 stattfinden.<br />

Begründung<br />

Die aktuelle Entwicklung der bisher<br />

durch die Weleda AG hergestellten<br />

Heilmittel stellt einen gravierenden<br />

und grundlegenden Wechsel in<br />

der Ausrichtung und Geschäftstätigkeit<br />

der Weleda AG dar. Das <strong>Goetheanum</strong><br />

und seine tragende Allgemeine<br />

Anthroposophische Gesellschaft als<br />

verantwortliche Sachwalter des medizinischen<br />

Impulses Rudolf Steiners<br />

und seiner ärztlichen Mitarbeiterin Ita<br />

Wegman sind Haupteigentümer der<br />

Weleda AG und müssen diese Entwicklung<br />

mit verantworten. Der Vorstand<br />

kann die Verantwortung in dieser<br />

zentralen Angelegenheit nicht allein<br />

tragen und bedarf des ausdrücklichen<br />

Rückhaltes durch die Mitgliedschaft.<br />

Da das Vermögen der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft betroffen<br />

ist, liegt sinngemäß der §§ 8<br />

und 16 ihrer Statuten diese Verantwortung<br />

bei der Mitgliedschaft, was<br />

entsprechende Unterrichtung und<br />

rechtsgültige Beschlüsse einer Generalversammlung<br />

erfordert.<br />

Die Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft bedürfen<br />

in der gegenwärtigen ernsten,<br />

für die Zukunft der Weleda AG und somit<br />

für die weitere Existenz der Heilmittel<br />

entscheidenden Situation umfassender,<br />

rückhaltloser und transparenter<br />

Aufklärung über die Lage der<br />

Heilmittel, die angestrebte Ausrichtung<br />

und Entwicklung des Unternehmens<br />

sowie die Absichten der Verantwortlichen.<br />

Sie müssen Gelegenheit erhalten,<br />

sich ein eigenes Urteil zu bilden und<br />

statutengemäß per Beschlussfassung<br />

die Verantwortung für die weitere<br />

Entwicklung des Vermögens der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

zu übernehmen.<br />

Die zeitlich und inhaltlich sehr eingeschränkte<br />

Behandlung dieser für<br />

das <strong>Goetheanum</strong> und die gesamte anthroposophische<br />

Bewegung äußerst<br />

wichtigen Angelegenheiten an zurückliegendenGeneralversammlungen<br />

mit ihrer Fülle anderer Traktanden<br />

hat sich als nicht ausreichend erwiesen.<br />

Deshalb ist die dringliche Einberufung<br />

einer außerordentlichen Generalversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft erforderlich,<br />

die sich ausschließlich mit diesem<br />

Thema befaßt.<br />

Zur Erläuterung: Die Heilmittel der<br />

anthroposophischen Therapierichtung<br />

sind in ihrer Existenz bedroht,<br />

und mit ihnen das «medizinische System<br />

der Anthroposophie» und das<br />

«anthroposophische System der Medizin».<br />

1 Die existenzielle Gefährdung<br />

geht von verschiedenen Faktoren aus.<br />

Die bedrohlichsten sind:<br />

1. Verschärfung regulatorischer<br />

Normen: Im Heilmittelbereich besteht<br />

ein starker politischer Wille und<br />

administrativer Druck zur Verschärfung<br />

und Vereinheitlichung von Vorschriften<br />

und regulatorischen Bestimmungen<br />

auf europäischer wie nationaler<br />

Ebene. Dies betrifft besonders<br />

die Komplementärmedizin (KM) und<br />

mit ihr die durch Anthroposophie erweiterte<br />

Heilkunst. Sie muss sich noch<br />

immer des Vorwurfes angeblich mangelnder<br />

wissenschaftlicher Evidenz<br />

für Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit,<br />

ja sogar der «Sektenmedizin»<br />

erwehren, welcher man auf<br />

nationalen wie internationen Ebenen<br />

mit rigiden Vorschriften beikommen<br />

will. Diese Anforderungen bedeuten<br />

für die Heilmittelhersteller einen gewaltigen<br />

menschlichen und finanziellen<br />

Aufwand, für den nicht die notwendigen<br />

Ressourcen vorhanden<br />

sind.<br />

2. Wirtschaftliche Probleme: In der<br />

Schweiz, dem Mutterland der Anthroposophischen<br />

Medizin (AM) und einzigem<br />

Land der Welt, in welchem die KM<br />

und somit auch die AM Verfassungsrang<br />

besitzt, hat Anfang Januar 2011<br />

der Bundesrat zwar entgegen der<br />

Empfehlung der Eidgenössischen Leistungskommission<br />

entschieden, KM<br />

und somit die AM nochmals in den<br />

Leistungskatalog der Grundversicherung<br />

aufzunehmen, aber lediglich befristet<br />

für sechs Jahre. In dieser Zeit<br />

müssen Wirksamkeit, Zweckmäßig


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

keit und Wirtschaftlichkeit erneut und<br />

wissenschaftlich belegt werden, was<br />

ebenfalls mit enormem Aufwand und<br />

fraglichem Erfolg verbunden ist. In der<br />

Schweiz werden die Preise für die kassenzulässigen<br />

Heilmittel der Spezialitätenliste<br />

behördlich festgelegt. In vielen<br />

anderen Ländern müssen Patienten<br />

die Heilmittel noch immer vollständig<br />

aus eigener Tasche bezahlen.<br />

Daher können die Preise nicht dem<br />

Wert der Heilmittel entsprechend<br />

festgelegt werden und die Kosten für<br />

Herstellung und Vertrieb übersteigen<br />

den Erlös der Heilmittel bei Weitem.<br />

Das große und bewährte Spektrum<br />

der insbesondere durch die Weleda AG<br />

bislang produzierten Heilmittel kann<br />

auch in absehbarer Zeit nicht kostendeckend<br />

hergestellt werden.<br />

3. Abschaffung anthroposophischer<br />

Heilmittel: Die Heilmittelsparte<br />

des ersten und einzigen weltweit präsenten<br />

Herstellers anthroposophischer<br />

Heilmittel, der Weleda AG, 2 wird<br />

von der gegenwärtigen Unternehmensleitung<br />

infolge fehlender Rentabilität<br />

als ‹sanierungsbedürftig› bezeichnet<br />

und muss – erstmalig seit<br />

der Gründung vor 90 Jahren – bis 2014<br />

den ‹turnaround› erreichen, also<br />

schwarze Zahlen schreiben. Die eingeleiteten<br />

‹Sanierungsmaßnahmen›<br />

sind konventionell und realitätsfern:<br />

Der Heilmittelschatz wird zunächst<br />

radikal reduziert, die Herstellung des<br />

Restes ‹rationalisiert› und weitgehend<br />

in Schwäbisch Gmünd konzentriert,<br />

die Verantwortung für die<br />

Schweizer Heilmittel und ihren Vertrieb<br />

soll künftig ebenfalls von dort<br />

aus ferngesteuert werden – weitab<br />

von den realen Bedürfnissen der Patienten<br />

und ihrer Ärzte sowie der spezifischen<br />

Besonderheiten des Schweizer<br />

Heilmittelmarktes. Das verbleibende<br />

Heilmittelsortiment der Weleda<br />

soll künftig größtenteils nicht<br />

mehr wie bisher industriell hergestellt<br />

werden, sondern nur noch als<br />

Apothekenpräparate erhältlich sein,<br />

mit erheblichen Einschränkungen für<br />

weltweite Verbreitung und Vertrieb.<br />

Jedes Heilmittel, das nicht mehr<br />

hergestellt wird, verliert binnen zwei<br />

Jahren seine Zulassung. Angesichts<br />

der enormen politischen und rechtlichen<br />

Hürden, welche jeder Neu- oder<br />

Wiederzulassung entgegenstehen,<br />

sind diese Verluste auf unabsehbare<br />

Zeiten irreversibel, was einer definitiven<br />

Abschaffung gleichkommt.<br />

Bereits seit etlichen Jahren sind<br />

wichtige Heilmittel über lange Zeiträume<br />

nicht lieferbar. Dies wird sich infolge<br />

der Zentralisierung voraussichtlich<br />

verschärfen, bringt Patienten in<br />

verzweifelte Situationen und veranlasst<br />

ihre Ärzte, die Weleda als unzuverlässigen<br />

Partner möglichst zu meiden<br />

– was in Deutschland bereits der<br />

resignierten Stimmung vieler Ärzte<br />

entspricht und den Absatz noch lieferbarer<br />

Heilmittel nicht gerade steigert.<br />

Im Sprachgebrauch konventionellen<br />

Managements bedeuten ‹Sanieren›,<br />

‹Ausgliedern› und ‹Umstrukturieren›<br />

Stufen eines Abwicklungsprozesses,<br />

an dessen Ende infolge unerreichbarer<br />

Sanierungsziele meist die<br />

Liquidation der betroffenen Betriebsteile<br />

und zwangsläufig die gewinnbringende<br />

Veräußerung rentabler<br />

Reste steht.<br />

Wird das gesteckte Sanierungsziel<br />

nicht erreicht, werden voraussichtlich<br />

entsprechende Maßnahmen folgen<br />

und das Ende der Heilmittelherstellung<br />

durch die Weleda AG absehbar.<br />

Wer trägt die Verantwortung für<br />

diese Entwicklung? Im Gegensatz zu<br />

den ersten beiden Faktoren ist für den<br />

dritten Faktor die Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft mit verantwortlich<br />

und somit letztlich ihre Mitglieder.<br />

Als eine der beiden Haupteigentümerinnen<br />

hält die Allgemeine<br />

Anthroposophische Gesellschaft<br />

etwa 22 Prozent des Kapitals und etwa<br />

39 Prozent der Stimmrechte an der<br />

Weleda AG und bestimmt über den<br />

Verwaltungsrat der Weleda AG Zweck<br />

und Ausrichtung des Unternehmens,<br />

gemeinsam mit der Ita- Wegman-Klinik<br />

AG (etwa 12 Prozent Kapital-, etwa<br />

40 Prozent Stimmrechtsanteil).<br />

Die erwähnten ‹Sanierungsmaßnahmen›<br />

werden bereits rigoros umgesetzt:<br />

Die gesamte Heilmittelsparte<br />

wurde unternehmerisch und organisatorisch<br />

in eine vollständig von der<br />

Körperpflegesparte getrennte ‹business<br />

unit› (Geschäftseinheit) ausgegliedert<br />

und das gesamte Unternehmen<br />

umstrukturiert. Die Heilmittelherstellung<br />

und -entwicklung am<br />

Schweizer Mutterstandort Arlesheim<br />

wird bis auf die Salbenherstellung ab-<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 13<br />

gewickelt und nach Schwäbisch<br />

Gmünd verlagert. Dies bedeutet nicht<br />

nur den Abbau qualifizierter Arbeitsplätze<br />

und den Verlust der anthroposophisch-pharmazeutischenKompetenz<br />

langjähriger erfahrener Mitarbeiter,<br />

sondern auch die Abschaffung<br />

von Heilmitteln, deren besondere Herstellungsart<br />

und Wirksamkeit bei gleicher<br />

Bezeichnung nicht wenige deutsche<br />

Ärzte schätzten und diese dazu<br />

veranlasste, diese Heilmittel für ihre<br />

deutschen Patienten in der Schweiz<br />

zu besorgen.<br />

Hintergrund der sogenannten ‹Sanierungsstrategie›<br />

ist der seit etwa<br />

zehn Jahren forcierte Umbau der Weleda,<br />

weg vom führenden, weltweit<br />

präsenten Hersteller anthroposophischer<br />

Heilmittel, Diätetika und Körperpflegeprodukte<br />

hin zur Markt-Positionierung<br />

als ‹Naturkosmetik›-Hersteller<br />

mit dem erklärten Ziel, gegenüber<br />

den auf diesen lukrativen Nischenmarkt<br />

drängenden globalen<br />

Kosmetikunternehmen konkurrenzfähig<br />

zu sein. Das zu diesem Zweck angestrebte<br />

Wachstum erfordert zwingend<br />

den Einsatz großer finanzieller<br />

Ressourcen, welche daher nicht mehr<br />

in die Querfinanzierung der Heilmittel<br />

fließen dürfen. 3<br />

Die Streichung vieler wichtiger,<br />

wenngleich teilweise selten benötigter<br />

Heilmittel bedeutet nicht nur eine<br />

unter Umständen gefährliche Beeinträchtigung<br />

für die betroffenen Patienten,<br />

sondern bedroht auch die<br />

Existenz der Anthroposophischen Medizin:<br />

Viele therapeutische Konzepte<br />

sind nicht mehr oder nur unvollständig<br />

zu verwirklichen. Dadurch werden<br />

die den Anwendern bekannte und vertraute<br />

spezifisch-individuelle Wirksamkeit<br />

der Anthroposophischen Medizin<br />

und ihre Verbreitung massiv beeinträchtigt.<br />

Die Weleda-Aktien der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft wurden von<br />

vielen ihrer Mitglieder zu Lebzeiten<br />

Rudolf Steiners (und auch in den folgenden<br />

Jahrzehnten) dem <strong>Goetheanum</strong><br />

geschenkt – dieses Opfer war die<br />

Voraussetzung für Rudolf Steiner, als<br />

Verwaltungsratspräsident der Internationalen<br />

Laboratorien AG (ILAG,<br />

später umbenannt in Weleda AG) anlässlich<br />

der Neubegründung der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Ge


14 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

sellschaft an Weihnachten 1923/24<br />

dieses Unternehmen aus den illiquiden<br />

Unternehmensverbünden Futurum<br />

AG und Der Kommende Tag herauszulösen<br />

und es sowie die mit der<br />

ILAG verbundene Klinik auf diese Weise<br />

vor der drohenden Liquidation zu<br />

retten. 4 Anschließend übergab er das<br />

Verwaltungsratspräsidium an andere,<br />

bildete aber gemeinsam mit Ita Wegman<br />

die sogenannte Kontrollstelle,<br />

welche eine enge Verbindung zwischen<br />

der rein geistigen Richtung des<br />

<strong>Goetheanum</strong> und der kommerziellen<br />

Richtung der ILAG gewährleisten sollte.<br />

5 Er verknüpfte auf vielfältige Weise<br />

das Schicksal dieser beiden Unternehmungen<br />

– unter anderem sollte aus<br />

den Gewinnen (!) der Heilmittel Wiederaufbau<br />

und Forschungstätigkeit<br />

des <strong>Goetheanum</strong> finanziert werden.<br />

Zudem forderte er bereits 1924, dass<br />

«der gesamte Heilmittelverkauf in der<br />

Welt nicht auf ein Kapital gestellt<br />

werde, das aus Anthroposophentaschen<br />

herrührt» 6 – eine bis heute<br />

nicht einmal ansatzweise angegangene<br />

Aufgabe!<br />

Die erwähnte Kontrollstelle ist seit<br />

dem Tod Ita Wegmans vakant, ihre aktienrechtliche<br />

Funktion seit Jahren an<br />

eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

delegiert. Der Vorstand der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

hat in den vergangenen Jahrzehnten<br />

in wechselnder Besetzung<br />

versucht, die Verantwortung wahrzunehmen,<br />

meist in Abstimmung mit<br />

der Leitung der Ita-Wegman-Klinik.<br />

Dabei bewies er nicht immer eine<br />

glückliche Hand, auch die umfassende<br />

Information und Beteiligung der<br />

Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft gelang<br />

nicht immer reibungslos.<br />

Schicksal und Entwicklung der<br />

Heilmittel, der Weleda AG und der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

sind auf vielfältigste Weise<br />

und auf das Innigste verknüpft. 7 In der<br />

gegenwärtigen Situation bedarf es einer<br />

klaren und eindeutigen sowie in<br />

der Mitgliedschaft breit abgestützten<br />

Haltung der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft als einem der<br />

beiden Haupteigentümer der Weleda<br />

AG gegenüber den übrigen Miteigentümern.<br />

Die erforderliche außerordentliche<br />

Generalversammlung ist ein wichtiger<br />

Schritt hin zu einer eindeutigen<br />

und transparenten Eigentümerstrategie,<br />

welche dem geistig-wirtschaftlichen<br />

Unternehmen Weleda AG eine<br />

nachhaltige und menschengemäße<br />

Entwicklung ermöglicht, entsprechend<br />

Auftrag und Ziel des <strong>Goetheanum</strong>.<br />

| Dr. med. Andreas M. Worel,<br />

Selzach und Arlesheim (CH), Dipl. Ing.<br />

Markus Baechi, Dornach (CH), Gerhard<br />

Florschütz, Hildenborough (GB), Jan<br />

Fontein, Dornach (CH), Alfred Frischknecht,<br />

Arlesheim (CH), med. pract.<br />

Walter Frischknecht, Worb (CH), Dr.<br />

med. Mona Hasna, Arlesheim (CH),<br />

Herbert Holliger, Arlesheim (CH), Dr.<br />

med. Jenny Josephson, Forest Row<br />

(GB), med. pract. Christiane Karenovics,<br />

Dr. med. Thomas Karenovics, Dornach<br />

(CH), Dr. med. Joost Laceulle,<br />

Haarlem (NL), Dr. med Björn Riggenbach,<br />

Neuchâtel (CH), Dr. med. Peer<br />

Schleyerbach und Dr. med. Bettina<br />

Schleyerbach, Arlesheim (CH), Dr. med.<br />

Michael Seefried, Zürich (CH), Dr. med.<br />

Martin-Günther Sterner, Lauchhammer<br />

(DE), Dr. med. Luc Vandecasteele,<br />

Gent (BE), und weitere Mitglieder der<br />

Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft<br />

1 Rudolf Steiner am 24.12.1923, in: Rudolf<br />

Steiner: Die Weihnachtstagung zur Begründung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft 1923/24 (GA 260),<br />

Dornach 1963, S. 51.<br />

2 Die Weleda AG ist eine Aktiengesellschaft<br />

nach schweizerischem Recht mit<br />

Hauptsitz in Arlesheim und einer unselbstständigen<br />

Tochter in Schwäbisch<br />

Gmünd (DE). Daneben besteht die Weleda-Gruppe<br />

mit weltweit 17 Mehrheitsbeteiligungen.<br />

Insgesamt ist die Weleda in<br />

rund 50 Ländern vertreten.<br />

3 Interview mit Weleda-Verantwortlichen<br />

im ‹<strong>Goetheanum</strong>› Nr. 27/2010, S. 6f.<br />

4 Rudolf Steiners Schreiben an die Futurum-Aktionäre<br />

vom 25. Februar 1924, in:<br />

Rudolf Steiner: Die Konstitution der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft<br />

(GA 260a), Dornach 1966, S.<br />

441f.<br />

5. a. a. O.: Versammlungsprotokolle Futurum<br />

AG, ILAG, S 473ff.<br />

6 a. a. O., S. 527f.<br />

7 Peter Selg: Dr. Oskar Schmiedel – Der<br />

erste anthroposophische Pharmazeut und<br />

Weleda-Direktor. Eine Dokumentation, Arlesheim<br />

2010; Rudolf Steiner und die<br />

Gründung der Weleda, Beiträge zur Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe<br />

Nr. 118/119,<br />

Dornach 1997.<br />

<strong>Antrag</strong> 4.2<br />

Die Generalversammlung stellt<br />

fest: Die Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft als Trägerin der<br />

Freien Hochschule für Geisteswissenschaft,<br />

<strong>Goetheanum</strong>, ist gemeinsam<br />

mit dem Klinisch- Therapeutischen Institut<br />

(heute: Ita-Wegman-Klinik AG)<br />

verantwortlich für die geistigen und<br />

materiellen Grundlagen der Heilmittel<br />

und ihrer Herstellung. Als Hauptaktionär<br />

des ‹geistig-wirtschaftlichen›<br />

Unternehmens Weleda AG ist<br />

die Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft (mit etwa 22 Prozent Kapital-<br />

und 39 Prozent Stimmrechtsanteil),<br />

vertreten durch ihren Vorstand,<br />

gemeinsam mit dem Klinisch-Therapeutischen<br />

Institut (mit etwa 12,5 Prozent<br />

Kapital- und 40 Prozent Stimmrechtsanteil)<br />

desgleichen verantwortlich<br />

für die unternehmerische Ausrichtung<br />

der Weleda AG. Die Generalversammlung<br />

will den Vorstand der<br />

Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft unterstützen und bestärken,<br />

diese Verantwortung aktiv wahrzunehmen.<br />

Die Generalversammlung<br />

beschließt folgende Anträge und beauftragt<br />

den Vorstand, ihren Inhalt als<br />

Initiativen in die Aktionärsgemeinschaft<br />

der Weleda AG einzubringen.<br />

<strong>Antrag</strong> 4.3<br />

Definition des Unternehmenszwecks:<br />

Die Generalversammlung<br />

beschließt, dass die Allgemeine<br />

Anthroposophische Gesellschaft den<br />

übrigen Aktionären der Weleda AG<br />

folgende Formulierung zur Urteilsbildung<br />

und Entscheidung vorlegt:<br />

Einzige Zwecke des Unternehmens<br />

sind:<br />

a. Die Herstellung und der Vertrieb<br />

von Heilmitteln und diätetischen Präparaten<br />

nach den Gesichtspunkten<br />

und Methoden des durch Dr. Rudolf<br />

Steiner und Dr. med. Ita Wegman begründeten<br />

medizinischen Systems<br />

der Anthroposophie sowie von darauf<br />

basierenden Produkten zur Körperpflege.<br />

b. Die Erzielung von Überschüssen<br />

nach Maßgabe der unternehmerischen<br />

Möglichkeiten zugunsten der<br />

Freien Hochschule für Geisteswissenschaft,<br />

<strong>Goetheanum</strong>, und der mit ihr


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

verbundenen medizinischpharmazeutischen<br />

Forschung und Entwicklung.<br />

Begründung<br />

Der Unternehmenszweck wurde<br />

seit Gründung des Unternehmens<br />

mehrfach umformuliert, belegbar auf<br />

Begehren der Geschäftsleitung und<br />

des Verwaltungsrates. Die Folge waren<br />

in der Vergangenheit große Fehlinvestitionen,<br />

Verluste und Verunsicherung<br />

bei Patienten, Ärzten und<br />

Kunden. Üblicherweise bestimmen<br />

die Eigentümer eines Unternehmens<br />

den Unternehmenszweck, welchem<br />

der Verwaltungsrat und die von ihm<br />

eingesetzte Geschäftsleitung verpflichtet<br />

ist. Eine klare und verbindliche<br />

Formulierung gibt allen für das<br />

Unternehmen Tätigen das Fundament<br />

und den erforderlichen Rahmen<br />

für ihre Tätigkeit.<br />

<strong>Antrag</strong> 4.4<br />

Einrichtung einer Verbindungsstelle:<br />

Die Generalversammlung beschließt<br />

die Einrichtung einer Verbindungsstelle<br />

zwischen Verwaltungsrat<br />

der Weleda AG und <strong>Goetheanum</strong>. Ihre<br />

Aufgabe ist eine enge und kontinuierliche<br />

Zusammenarbeit zwischen beiden<br />

zur Erfüllung des Unternehmenszweckes.<br />

Der hierzu nötige Kontakt<br />

zwischen der geistigen Richtung des<br />

<strong>Goetheanum</strong> und der kommerziellen<br />

Ausrichtung des Unternehmens wird<br />

durch diese Verbindungsstelle gewährleistet.<br />

Sie besteht aus drei Angehörigen<br />

der Freien Hochschule für<br />

Geisteswissenschaft, die mit dem medizinischen<br />

System der Anthroposophie<br />

und der Situation der Heilmittel<br />

auch in rechtlichen und wirtschaftlichen<br />

Beziehungen vertraut sind. Die<br />

Mitglieder der Verbindungsstelle können<br />

aus der Mitgliedschaft der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

sowie vom Vorstand der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

und dem Verwaltungsrat der<br />

Ita-Wegman-Klinik AG vorgeschlagen<br />

werden. Sie werden durch die Generalversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft berufen<br />

und sind gegenüber der Generalversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft und<br />

der Ita-Wegman-Klinik AG rechenschaftspflichtig.<br />

Ihre Tätigkeit ist ehrenamtlich,<br />

aus ihrer Tätigkeit entstehende<br />

Sachkosten werden aus einem<br />

von der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft und der Ita-Wegman-Klinik<br />

AG einzurichtenden Fonds<br />

übernommen.<br />

Begründung<br />

Die Verbindungsstelle entspricht<br />

der ursprünglich von Rudolf Steiner<br />

gemeinsam mit Ita Wegman besetzten<br />

‹Kontrollstelle›, welche eine enge<br />

Verbindung zwischen der rein geistigen<br />

Richtung des <strong>Goetheanum</strong> und<br />

der kommerziellen Richtung der Weleda<br />

gewährleisten sollte.* Seit dem<br />

Tod Ita Wegmans ist diese Wächterfunktion<br />

vakant, ihre aktienrechtliche<br />

Funktion (Revisionsstelle) ist seit Langem<br />

an eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

delegiert. Mit dieser Verbindungsstelle<br />

soll die geistig-praktische<br />

Verbindung zwischen <strong>Goetheanum</strong><br />

und Weleda im Hinblick auf ihre soziale<br />

und spirituelle Verantwortung für<br />

Mitarbeiter und Kunden vorausschauend<br />

im Sinne einer ethischen und<br />

nachhaltigen Entwicklung gewährleistet<br />

werden.<br />

* Versammlungsprotokolle Futurum<br />

AG, ILAG in: Rudolf Steiner: Die Konstitution<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft und der Freien Hochschule für<br />

Geisteswissenschaft (GA 260a), Dornach<br />

1966, S 473ff.<br />

<strong>Antrag</strong> 4.5<br />

Besetzung des Verwaltungsrates<br />

der Weleda AG: Die Generalversammlung<br />

beschließt: Der Verwaltungsrat<br />

der Weleda AG ist verantwortlich<br />

für die Realisierung des Unternehmenszwecks.<br />

Die Generalversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft benennt<br />

den Präsidenten, das Klinisch-Therapeutische<br />

Institut den Vizepräsidenten.<br />

Die übrigen Aktionäre, die Internationale<br />

Vereinigung anthroposophischer<br />

Ärztegesellschaften (IVAA)<br />

sowie die Mitarbeiterschaft in Arlesheim,<br />

Huningue und Schwäbisch<br />

Gmünd benennen je ein weiteres<br />

Mitglied des Verwaltungsrats. Der<br />

Verwaltungsrat gibt sich und veröf-<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 15<br />

fentlicht eine Geschäftsordnung. Die<br />

Mitglieder der Verbindungsstelle<br />

können an allen Verwaltungsratssitzungen<br />

ohne Stimmrecht teilnehmen.<br />

Die Honorar- und Spesenbezüge<br />

der Verwaltungsratsmitglieder sowie<br />

die Beschlüsse des Verwaltungsrats<br />

sind zu veröffentlichen.<br />

Begründung<br />

Die Mitglieder des Verwaltungsrats<br />

sollen die nachhaltige Entwicklung<br />

des Unternehmens im Sinne des<br />

Unternehmenszwecks in enger Zusammenarbeit<br />

mit den von ihnen berufenen<br />

Geschäftsleitern leiten. Sie<br />

sollen dabei die verschiedenen Gesichtspunkte<br />

der sie entsendenden<br />

Kreise berücksichtigen und in Einklang<br />

bringen. Durch die Veröffentlichung<br />

der Beschlüsse soll ein Prozess<br />

der Transparenz und Nachvollziehbarkeit<br />

ermöglicht werden, als wichtiges<br />

Element einer zu entwickelnden<br />

sozialen Unternehmenskultur.<br />

<strong>Antrag</strong> 4.6<br />

Entwicklung einer angemessenen<br />

Rechtsform: Die Generalversammlung<br />

beschließt die Bildung einer Weleda-Kommission.<br />

Diese erhält den<br />

Auftrag, eine zeitgemäße Rechtsform<br />

für die Vermögensanteile an der Weleda<br />

AG, zumindest für den Kapital- und<br />

Stimmrechtsanteil der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft, zu<br />

entwickeln. Die Kommission arbeitet<br />

unter Berücksichtigung der finanziellen<br />

Situation des <strong>Goetheanum</strong> und<br />

des Unternehmens mit den anderen<br />

Aktionären der Weleda AG beziehungsweise<br />

deren Vertretern und mit<br />

dem Verwaltungsrat der Weleda AG<br />

zusammen.<br />

Die zu entwickelnde Rechtsform<br />

soll<br />

– dem Gründungszweck des Unternehmens<br />

gerecht werden und auch in<br />

Zukunft die gesicherte Entwicklung,<br />

Herstellung und den Vertrieb der Heilmittel<br />

für die nach Anthroposophischer<br />

Medizin fragenden Patienten<br />

gewährleisten, im Zusammenhang<br />

mit den sachkundigen Mitgliedern<br />

der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft;<br />

– eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung<br />

der Weleda AG als einem


16 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

weltweit tätigen Unternehmen auf<br />

der Grundlage des von Dr. Rudolf Steiner<br />

beschriebenen Sozialen Hauptgesetzes<br />

ermöglichen;<br />

– finanzielle Transparenz und öffentlich<br />

nachvollziehbare Entscheidungsstrukturen<br />

aufweisen sowie<br />

Kunden und Patienten in geeigneter<br />

Form am Wirtschaftskapital der Weleda<br />

AG beteiligen;<br />

– die Aktienanteile der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

und die Weleda AG insgesamt dauerhaft<br />

vor finanziellen Spekulationen<br />

und unternehmensfremden Interessen<br />

schützen.<br />

Die Entscheidung über diese<br />

Rechtsform obliegt der Generalversammlung,<br />

soweit sie die Anteile der<br />

Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft betrifft. Bezüglich der<br />

übrigen Anteile entscheidet die Aktionärsversammlung<br />

der Weleda AG.<br />

Die Kommission besteht aus mindestens<br />

7, höchstens 13 unternehmerisch-finanzpraktisch,juristisch-politisch<br />

und medizinisch-pharmazeutisch<br />

sachkundigen Mitgliedern der<br />

Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft, welche mit den Belangen<br />

der Weleda AG, der Situation der<br />

Anthroposophischen Heilmittel und<br />

den Bedürfnissen der Kunden vertraut<br />

sein sollen.<br />

Die Mitglieder der Kommission<br />

werden durch die Mitglieder der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

bis zum 30. Juli 2011 gewählt,<br />

eventuell in einer gesonderten<br />

außerordentlichen Generalversammlung<br />

oder mittels einer durch das Mitgliedersekretariat<br />

der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft zu<br />

organisierenden schriftlichen Abstim -<br />

mung/ Brief wahl. Vorschlagsrecht haben<br />

gleichermaßen alle Mitglieder<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft.<br />

Die Kommission gibt sich eine Geschäftsordnung<br />

und diese den Mitgliedern<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft bekannt.<br />

Die Kommission soll ihren Auftrag<br />

möglichst bis zum 12. Februar 2012 erfüllen,<br />

indem sie einen entsprechenden<br />

Vorschlag zuhanden der Mitgliedschaft<br />

vorlegt, über den die ordentliche<br />

Generalversammlung am 31. März<br />

2012 beschließen kann.<br />

Begründung<br />

Die Weleda AG bedarf einer entwicklungsfähigen,<br />

breiten Kapitalbasis,<br />

um für die kommenden Herausforderungen<br />

im Heilmittel- und im Körperpflegebereich<br />

gleichermaßen gewappnet<br />

zu sein. Da beide Haupteigentümer<br />

nicht imstande sind, den<br />

Kapitalbedarf zu decken, müssen<br />

neue Finanzierungsformen entwickelt<br />

werden, die zugleich die Weleda<br />

stärker mit ihren Kunden und ihren<br />

Mitarbeitern verbinden, ohne die<br />

geistig-wirtschaftliche Orientierung<br />

zu verlieren. Eine Fremdübernahme<br />

muss langfristig ausgeschlossen werden,<br />

sei es durch Aktienverkauf oder<br />

Liquidation eines der Haupteigentümer.<br />

Die von der Kommission zu erarbeitende<br />

Eigentumsform betrifft zunächst<br />

nur die der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft gehörenden<br />

Anteile, kann aber durch die<br />

anderen Aktionäre übernommen werden.<br />

Als Mitglieder der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

können sie zudem in den entsprechenden<br />

Beratungen und Erkenntnisprozessen<br />

mitwirken. | Unterzeichner<br />

der Anträge 4.2 bis 4.6: Dr. med.<br />

Andreas M. Worel, Selzach und Arlesheim<br />

(CH), Dipl. Ing. Markus Baechi,<br />

Dornach (CH), Gerhard Florschütz, Hildenborough<br />

(GB), Jan Fontein, Dornach<br />

(CH), Alfred Frischknecht, Arlesheim<br />

(CH), med. pract. Walter Frischknecht,<br />

Worb (CH), Dr. med. Mona Hasna,<br />

Arlesheim (CH), Herbert Holliger,<br />

Arlesheim (CH), Dr. med. Jenny Josephson,<br />

Forest Row (GB), med. pract. Christiane<br />

Karenovics, Dr. med. Thomas Karenovics,<br />

Dornach (CH), Dr. med. Joost<br />

Laceulle, Haarlem (NL), Dr. med Björn<br />

Riggenbach, Neuchâtel (CH), Dr. med.<br />

Peer Schleyerbach und Dr. med. Bettina<br />

Schleyerbach, Arlesheim (CH), Dr.<br />

med. Michael Seefried, Zürich (CH), Dr.<br />

med. Martin-Günther Sterner, Lauchhammer<br />

(DE), Dr. med. Luc Vandecasteele,<br />

Gent (BE) und weitere Mitglieder<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft<br />

Stellungnahme der<br />

Internationalen Medizinischen<br />

Koordination Arzneimittel (IMKA)<br />

Für die Erhaltung der Weleda-Arzneimittel<br />

hat sich in den letzten<br />

Jahren eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen der anthroposophischen<br />

Ärzteschaft und der Weleda-Geschäftsleitung<br />

entwickelt.<br />

In den vergangenen Jahren war<br />

die Lieferbarkeit der von Weleda hergestellten<br />

Arzneimittel aus verschiedenen<br />

Gründen wiederholt Gegenstand<br />

von Diskussionen und Kontroversen.<br />

In diesem Beitrag soll der Prozess,<br />

in dem die anthroposophische<br />

Ärzteschaft im Dialog mit dem Arzneimittelhersteller<br />

Weleda steht,<br />

dargestellt und erläutert werden. Die<br />

Vertretung der Ärzte erfolgt durch<br />

die Internationale medizinische Koordination<br />

Arzneimittel (IMKA), welche<br />

von den Vorständen der Anthroposophischen<br />

Ärztegesellschaften<br />

mandatiert ist, die Anliegen der Ärzteschaft<br />

auf internationaler Ebene<br />

mit den Herstellern in regelmäßigen<br />

Treffen zu besprechen.<br />

Bis zum Ende der 90er-Jahre hat die<br />

Weleda die von den Ärzten gebrauchten<br />

anthroposophischen Arzneimittel<br />

praktisch uneingeschränkt hergestellt<br />

und geliefert. Dann hat sich ein<br />

Paradigmenwechsel eingestellt, der<br />

durch die zunehmend strengeren Auflagen<br />

der Behörden erforderlich wurde.<br />

Die Erfüllung dieser Behördenauflagen<br />

hatte einen zunehmenden finanziellen<br />

Aufwand zur Folge, der geleistet<br />

werden musste, damit die Arzneimittel<br />

auf dem Markt bleiben<br />

konnten. Da einige Arzneimittel kaum<br />

verwendet wurden und die Kosten für<br />

die Registrierung dieser Präparate<br />

weiter stiegen, hat sich die Weleda<br />

entschlossen, das damals sehr breite,<br />

historisch gewachsene Sortiment zu<br />

überarbeiten und zu kürzen. Diese<br />

Sortimentskürzung hat 2003 unter<br />

Mitarbeit der Ärzte stattgefunden,<br />

was sicherstellen konnte, dass für die<br />

Anthroposophische Medizin wichtige,<br />

aber selten gebrauchte und damit absatzschwache<br />

Arzneimittel nicht nur<br />

aus ökonomischen Gesichtspunkten<br />

beurteilt wurden. Beim Durcharbeiten<br />

des Sortiments sind Arzneimittel<br />

aufgefallen, deren Indikation unklar<br />

war oder die extrem selten verwendet<br />

wurden. Darunter waren auch solche,<br />

die noch von Rudolf Steiner angeregt<br />

worden sind.<br />

Es haben damals Anstrengungen<br />

von Ärzteseite stattgefunden, solche<br />

Mittel aufzuarbeiten, um ihre Ratio


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

auch für die praktizierenden Kollegen<br />

wieder verständlich zu machen. Es<br />

wurde jedoch bald klar, dass die während<br />

Jahrzehnten nicht geleistete<br />

Aufarbeitung unmöglich in wenigen<br />

Jahren nachgeholt werden konnte.<br />

Das Bestreben, die Erfahrungen<br />

anthroposophischer Ärzte mit anthroposophischen<br />

Arzneimitteln<br />

weltweit zu erfassen und so die Indikationen<br />

dieser Mittel der heutigen<br />

Ärzteschaft zugänglich zu machen,<br />

ist die zentrale Intention des ‹Vademecums<br />

Anthroposophischer Arzneimittel›.<br />

Dieses aufwändige Projekt<br />

wurde von der anthroposophischen<br />

Ärzteschaft, darunter den Verfassern,<br />

2005 begründet: In deutscher Sprache<br />

sind 2008 und 2010 bereits zwei<br />

Auflagen erschienen, in englischer<br />

Sprache 2009, in italienischer Sprache<br />

2010, und die Übersetzungen ins<br />

Französische und Spanische sind in<br />

Arbeit. Alle anthroposophischen Ärzte<br />

sind aufgerufen, durch Erfahrungsberichte<br />

daran mitzuarbeiten<br />

(siehe unter www.merkurstab.de/index.<br />

php5?page=122). Damit tragen<br />

die Ärzte entscheidend zum weiteren<br />

Gebrauch und Erhalt dieser Arzneimittel<br />

bei.<br />

2005 hat der Verwaltungsrat der<br />

Weleda beschlossen, die bisher von<br />

den Gewinnen der Kosmetika quersubventionierte<br />

Arzneimittelsparte<br />

bis 2015 finanziell unabhängig zu machen,<br />

um das Unternehmen Weleda<br />

insgesamt nicht zu gefährden. Aufgrund<br />

dieses Beschlusses wurden von<br />

Weleda einschneidende Maßnahmen<br />

bezüglich des Arzneimittelsortiments<br />

wie weitere Sortimentskürzungen,<br />

Auslagerung in Apotheken und dergleichen<br />

geplant. Als diese Vorgänge<br />

publik wurden, hat die anthroposophische<br />

Ärzteschaft im Rahmen der<br />

IMKA diesen Beschluss deutlich kritisiert<br />

und gegenüber der Weleda dargelegt,<br />

dass es für die Existenz der Anthroposophischen<br />

Medizin essenziell<br />

ist, dass eine hinreichend breite Arzneimittelpalette<br />

zur Verfügung steht.<br />

Es wurde auseinandergesetzt, dass<br />

vor allem diejenigen Arzneimittel verfügbar<br />

bleiben müssen, die für die<br />

Ausübung der Anthroposophischen<br />

Medizin zum Beispiel in der Inneren<br />

Medizin, der Frauen- und Kinderheilkunde,<br />

aber auch in Spezialdisziplinen<br />

wie der Augenheilkunde unentbehrlich<br />

sind und die zum größten Teil nur<br />

von Weleda hergestellt werden. Denn<br />

ohne ein Arzneimittelsortiment, das<br />

diese erforderliche Breite aufweist,<br />

verliert die Anthroposophische Medizin<br />

ihren Anspruch, eine eigenständige<br />

Therapierichtung zu sein. Dieser<br />

Anspruch aber ist nicht verhandelbar.<br />

Insbesondere hat sich die Ärzteschaft<br />

dafür eingesetzt, dass weiterhin<br />

eine industrielle Herstellung in<br />

genügendem Maße erhalten bleibt<br />

und nicht der größte Teil des Sortiments<br />

als Magistralpräparate in Apotheken<br />

abwandert. Denn im öffentlichen<br />

Bewusstsein existieren die auf<br />

individuelle Verordnung des Arztes<br />

verschriebenen und von einer Apotheke<br />

hergestellten Rezepturpräparate<br />

nicht. Sie bilden keine Grundlage für<br />

die Vertretung der Anthroposophischen<br />

Medizin in der politischen Öffentlichkeit.<br />

Die rechtliche Sicherung<br />

der Arzneimittel, welche für die politische<br />

Verankerung der Anthroposophischen<br />

Medizin in Zukunft zentral ist,<br />

kann durch die Rezepturpräparate<br />

nicht geleistet werden.<br />

Ebenso wenig kann die Lehre und<br />

Forschung der Anthroposophischen<br />

Medizin zum Beispiel im universitären<br />

Rahmen auf Rezepturpräparaten<br />

aufbauen. Sie sind damit ungeeignet,<br />

Bewusstsein dafür zu schaffen, dass<br />

die Anthroposophische Medizin einen<br />

entsprechenden Arzneimittelschatz<br />

zur Verfügung hat.<br />

Vor diesem Hintergrund konnte<br />

von der Ärzteschaft in Zusammenarbeit<br />

mit Weleda erreicht werden, dass<br />

das Sortiment insgesamt und insbesondere<br />

die am schwierigsten zu registrierenden<br />

Ampullen weit weniger<br />

als geplant reduziert wurden. Gleichzeitig<br />

hat sie gegenüber Weleda auch<br />

ihre Ansicht kommuniziert, dass nach<br />

der erneuten Sortimentskürzung nur<br />

noch ein Minimalsortiment an anthroposophischen<br />

Arzneimitteln vorhanden<br />

ist, das sich an der unteren<br />

Grenze dessen bewegt, mit dem Anthroposophische<br />

Medizin gerade<br />

noch ausgeübt werden kann. Im Mai<br />

2010 konnte mit Weleda die einvernehmliche<br />

Vereinbarung, die auch in<br />

schriftlicher Form vorliegt, getroffen<br />

werden, dass für die nächsten Jahre<br />

das Sortiment in direkter Zusammen-<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 17<br />

arbeit mit den Ärzten in einem zweijährigen<br />

Rhythmus überprüft wird,<br />

um diejenigen Arzneimittel, die wenig<br />

verkauft werden zu identifizieren<br />

und Maßnahmen zur Förderung solcher<br />

wenig verwendeter Arzneimittel<br />

zu besprechen und umzusetzen. Dabei<br />

kann auch die Optimierung der<br />

Darreichungsform (Verreibung, Tablette,<br />

Tropfen, Globuli, Zäpfchen und<br />

dergleichen) einbezogen werden.<br />

In diesem Sinne wird die Ärzteschaft<br />

sich dafür einsetzen, dass in enger<br />

Zusammenarbeit mit Weleda die<br />

Zukunft der Anthroposophischen Medizin<br />

durch ein stabil verfügbares Arzneimittel-Basissortiment<br />

gesichert<br />

wird und auch für unsere Nachfolgegeneration<br />

erhalten bleibt. | Für<br />

IMKA: Dr. med. Andreas Arendt, Dr.<br />

med. Markus Karutz, Georg Soldner<br />

<strong>Antrag</strong> 5.1<br />

Mitglieder des Vorstandes arbeiten<br />

ehrenamtlich. Die Regelung<br />

tritt per 1. Januar 2012 in Kraft. Spesen<br />

sind möglich, diese sind limitiert auf<br />

maximal 8000 Franken pro Monat für<br />

den gesamten Vorstand, sie werden<br />

indexiert. Weitere Vergütungen sind<br />

ausgeschlossen.<br />

Begründung<br />

In Anbetracht der finanziellen Lage<br />

der Gesellschaft ist diese Regelung<br />

eine Notwendigkeit. Auch in vergangenen<br />

Jahren war diese Regelung<br />

durchaus üblich.<br />

<strong>Antrag</strong> 5.2<br />

Die dadurch frei werdenden Gelder<br />

fließen den Sektionen zu. Die Sektionen<br />

handeln künftig, spätestens ab<br />

1. Januar 2012, autonom. Der Vorstand<br />

hat keine Hoheit über sie.<br />

Begründung<br />

Die Sektionen sind das Organ, Anthroposophie<br />

aktiv in die Welt zu tragen.<br />

Ausreichend finanzielle Mittel<br />

sind eine Grundvoraussetzung. Die<br />

wissenschaftliche und künstlerische<br />

Ausübung obliegt ihnen in Eigenverantwortung.


18 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

<strong>Antrag</strong> 5.3<br />

Ab 1. Juli 2011 ist aktiv daran zu arbeiten,<br />

die Eurythmieausbildung<br />

an das <strong>Goetheanum</strong> zurückzuholen.<br />

Das Bühnenensemble rekrutiert sich<br />

aus dieser Schule, aus Dozentinnen,<br />

Dozenten und fähigen Studentinnen<br />

und Studenten.<br />

Begründung<br />

Die Eurythmie ist Zentrum der Anthroposophie.<br />

Sie zu eliminieren heißt,<br />

die Gesellschaft zu eliminieren. Zudem<br />

muss die Ausbildung der Eurythmie einen<br />

zentralen Punkt haben. Dieser<br />

kann nur im <strong>Goetheanum</strong> sein. Das<br />

Zentrum ausgliedern heißt, dass niemand<br />

mehr zuständig und kompetent<br />

ist, die Angaben Rudolf Steiners zu<br />

pflegen und zu üben. Es ist nur eine Frage<br />

der Zeit, bis die Angaben zur Eurythmie<br />

verwässert werden und jeder<br />

macht, was er will. Das <strong>Goetheanum</strong><br />

ist Kompetenzzentrum.<br />

<strong>Antrag</strong> 5.4<br />

Ebenso ist mit den übrigen Künsten,<br />

mit Sprachgestaltung, Schauspiel,<br />

Plastizieren, Malen und so weiter, zu<br />

verfahren.<br />

Begründung<br />

Das Leben ist eine Frage der Vielfalt.<br />

Es kann und darf nicht sein, dass<br />

das <strong>Goetheanum</strong> ein rein administratives<br />

Unternehmen wird, welches lediglich<br />

Tagungen, Kongresse und<br />

künstlerische Aufführungen organisiert.<br />

<strong>Antrag</strong> 5.5<br />

Über das Instrument einer Stiftung<br />

<strong>Goetheanum</strong> befinden die Mitglieder<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft nach Information<br />

und Diskussion im Plenum. Über<br />

die Einführung einer solchen Stiftung<br />

stimmen die Mitglieder ab.<br />

Begründung<br />

Es kann nicht sein, dass die Mitglieder<br />

zu dieser Art von Geldbeschaffung<br />

kein Gehör und ihre Meinung und Ansichten<br />

nicht einbringen können. Es<br />

kommt dies einer Bevormundung<br />

gleich und geschieht in etwa in der<br />

gleichen Weise wie der Transfer der<br />

Weleda-Aktien – man wird einfach vor<br />

fertige Tatsachen gestellt. Der Name<br />

‹<strong>Goetheanum</strong>› darf mit derartigen Finanzgeschäften<br />

nicht in Verbindung<br />

gebracht werden. Zudem stellt sich<br />

die Frage, was eine solche Stiftung<br />

dem <strong>Goetheanum</strong> wirklich bringt.<br />

Allgemeine Begründung<br />

Die Ausgliederung der Schulen und<br />

künstlerischen Einrichtungen (der<br />

Prozess begann vor Jahren) führte zur<br />

heutigen finanziellen Lage. Die Sektionen<br />

wurden und werden noch immer<br />

zunehmend finanziell stranguliert,<br />

ein Aktivwerden in der Öffentlichkeit<br />

ist kaum mehr möglich, ein<br />

endgültiger Kollaps unvermeidlich. Es<br />

ist traurig zu sehen, wie das <strong>Goetheanum</strong><br />

von Jahr zu Jahr abmagert, und<br />

es wird, wenn nicht neue Impulse ergriffen<br />

werden, nicht mehr lange dauern,<br />

bis nur noch die Betonhülle, das<br />

Skelett, übrigbleibt. Das darf nicht<br />

sein, erst recht nicht im 150. Geburtsjahr<br />

Rudolf Steiners. Man stelle sich<br />

einmal die Tragik vor, in welcher wir<br />

sind. Es ist unfassbar. | Eduard Willareth,<br />

Dornach (CH)<br />

<strong>Antrag</strong> 6<br />

Die Mitgliederversammlung am 16.<br />

April 2011 möge beschließen: Die<br />

Satzung ist in § 9 wie folgt zu ergänzen:<br />

– Der erste Satz: «In der ordentlichen<br />

Generalversammlung berichtet<br />

der Vorstand über die Arbeit und legt<br />

die Rechnung des vergangenen Jahres<br />

vor.» bleibt unverändert.<br />

– Es wird ein neuer zweiter Satz<br />

eingefügt: «Die Rechnung für das jeweils<br />

vorangegangene Jahr ist sechs<br />

Wochen vor Beginn der ordentlichen<br />

Generalversammlung im Nachrichtenblatt<br />

zu veröffentlichen.»<br />

– Der bisherige zweite Satz: «Der<br />

Befund der Rechnungsrevisoren ist<br />

der Generalversammlung mitzuteilen.»<br />

wird zum dritten Satz.<br />

Begründung<br />

1. Allen Mitgliedern der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesell-<br />

schaft muss die Möglichkeit gegeben<br />

werden, die Jahresrechnung in Ruhe<br />

studieren zu können. Dies ist zum Beispiel<br />

in der Anthroposophischen Gesellschaft<br />

in Deutschland seit vielen<br />

Jahren selbstverständlich.<br />

2. Nur so ist es möglich, sich ein<br />

sachgemäßes Urteil über die Finanzen<br />

zu bilden und nur auf dieser<br />

Grundlage kann dann auch sachgerecht<br />

über die Entlastung des Vorstandes<br />

abgestimmt werden.<br />

3. Die bisherige Praxis – obwohl<br />

dies wie in Deutschland möglich, insbesondere<br />

aber gegenüber den abstimmenden<br />

Mitgliedern fair und verantwortlich<br />

wäre – beachtet diese eigentlich<br />

selbstverständliche Handhabe<br />

jedoch nicht. | Klaus Landmark,<br />

Bremen (DE)<br />

Dieser <strong>Antrag</strong> wird unterstützt von: Jochen<br />

Baltzer, München (DE), Dr. Ingo Hackei, Spardorf<br />

(DE), Christa Quellmalz, Kuddewörde<br />

(DE), Heidrun Scholze, Unterföhring (DE),<br />

Hans-Joachim Sträßner, Bonn (DE), Jochim<br />

von Wiek, Berlin (DE), Moritz Christoph,<br />

Darmstadt (DE), Georg Peukert, Maintal (DE),<br />

Anna Schaab-Peukert, Maintal (DE), Gunhild<br />

Sträßner, Bonn (DE), Johannes Voegele, Essen<br />

(DE)<br />

<strong>Antrag</strong> 7<br />

Hiermit beantrage ich mit Bezug<br />

auf das schweizerische Obligationenrecht<br />

Art. 319ff. folgende Ergänzung<br />

der Statuten.<br />

Neu: § 12, Abs. 3:<br />

«Soweit die Vorstandsarbeit entschädigt<br />

wird und dadurch Arbeitsverhältnisse<br />

begründet werden, ist sie<br />

durch schriftliche Arbeitsverträge<br />

zwischen Gesellschaft und Vorstandsmitgliedern<br />

zu regeln. Jeder Arbeitsvertrag<br />

ist der Generalversammlung<br />

zur Genehmigung zu unterbreiten.<br />

Dies gilt auch für alle Änderungen<br />

und Ergänzungen.»<br />

Außerdem möchte ich Ihnen empfehlen,<br />

den Art. 11 dem neuen Revisionsgesetz<br />

(ZGB Art. 69b) anzupassen.<br />

Es würde dann heißen:<br />

«Der Verein lässt seine Buchführung<br />

durch eine Revisionsstelle ordentlich<br />

prüfen, die von der Generalversammlung<br />

gewählt wird.»<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen<br />

in dieser Angelegenheit. Den An


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

trag und meine Empfehlung werde<br />

ich an der Generalversammlung begründen.<br />

Eine schriftliche Begründung<br />

in Ihrem Nachrichtenblatt wird<br />

sich dadurch erübrigen. | Georg Müller,<br />

Zürich (CH)<br />

<strong>Antrag</strong> 8<br />

Hiermit möchte ich beantragen,<br />

dem § 12 der Statuten folgenden<br />

Zusatz anzufügen:<br />

«Das Vertrauen der Mitglieder, die<br />

jeden einzelnen von uns Vorstandsmitgliedern<br />

wählen, wird in gleicher<br />

Weise durch uns sichtbar werden können<br />

in der Arbeit von Mensch zu<br />

Mensch (Rudolf Steiner). Das heißt: Es<br />

werden wichtige Entscheidungen mit<br />

den Mitgliedern getroffen. Damit<br />

kann der Ursprungs-Impuls von<br />

1923/24 Leben gewinnen und der Boden<br />

geschaffen werden für die Statuten<br />

der Weihnachtstagung.»<br />

Begründung<br />

Eine Neugestaltung der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft tut Not. |<br />

Dr. Elisabeth Krauß, Maulbronn (DE)<br />

<strong>Antrag</strong> 9<br />

Die Generalversammlung vom 16.<br />

April 2011 möge die folgende Statutenänderung<br />

beschließen:<br />

Ungeändert lautet der Paragraph<br />

12 wie folgt:<br />

«Die Gesellschaft wird von einem<br />

Initiativvorstand geleitet. Er besteht<br />

aus mindestens drei Mitgliedern. Die<br />

Ernennung des Vorsitzenden und die<br />

Ergänzung des Vorstandes erfolgen<br />

auf Vorschlag des Vorstandes durch<br />

Zustimmung der Generalversammlung.<br />

Die Verteilung der Aufgaben innerhalb<br />

des Vorstandes und seine Geschäftsführung<br />

sind durch ihn selbst<br />

zu regeln.»<br />

Paragraph 12 soll in Zukunft wie<br />

folgt lauten:<br />

«Die Gesellschaft wird geleitet<br />

durch einen Vorstandsvorsitzenden<br />

und die Vorstandsmitglieder. Der Vorstand<br />

besteht insgesamt aus sechs<br />

Mitgliedern, die sich in allen grund-<br />

sätzlichen Fragen untereinander ins<br />

Benehmen setzen müssen.<br />

Bei Stimmengleichheit in Vorstandssitzungen<br />

ist die Stimme des<br />

Vorsitzenden ausschlaggebend. Bloße<br />

Stimmenthaltungen sind ausgeschlossen.<br />

Der Vorstandsvorsitzende und die<br />

weiteren Vorstandsmitglieder werden<br />

einzeln durch die Generalversammlung<br />

für eine Amtsdauer von<br />

fünf Jahren in schriftlicher Abstimmung<br />

auf der Generalversammlung<br />

gewählt. Entscheidend ist die einfache<br />

Mehrheit. Mindestens zwei Kandidaten<br />

sind pro offenem Arbeitsgebiet<br />

vom Vorstand vorzuschlagen.<br />

Sollte kein Kandidat die einfache<br />

Mehrheit erreichen, so ist in einem<br />

zweiten Wahlgang die bloße Mehrheit<br />

der Stimmen entscheidend.<br />

Gewählt wird nach mündlicher<br />

und schriftlicher Vorstellung aller<br />

Kandidaten. Der Kandidat ist gewählt,<br />

auf den die meisten Stimmen entfallen.<br />

Höchstens eine Wiederwahl ist<br />

möglich.<br />

Die Arbeitsgebiete der Vorstandsmitglieder<br />

sind wie folgt gegliedert,<br />

wobei die Verantwortlichkeit des Vorstands<br />

in seiner Gesamtheit hiervon<br />

nicht berührt wird:<br />

Ein Mitglied als Ansprechpartner in<br />

Sachen der Finanzen.<br />

Ein Mitglied als Ansprechpartner in<br />

Sekretariats-Sachen.<br />

Ein Mitglied als Ansprechpartner in<br />

Sachen der Mitglieder.<br />

Ein Mitglied als Ansprechpartner in<br />

Sachen des <strong>Goetheanum</strong>-Baues.<br />

Ein Mitglied als Ansprechpartner in<br />

Sachen der Organisationen in Dornach<br />

und der Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Ein Mitglied als geistiger Brückenbauer<br />

in Sachen der Hochschule (Anthroposophische<br />

Gesellschaft).<br />

Im übrigen gelten Art. 64, 65, 67, 75<br />

des Schweizer ZGBs.»<br />

Begründung<br />

Vorbemerkung: Das zwingende Gebot<br />

der Stunde ist, sofort konkret anzufangen.<br />

Dieser <strong>Antrag</strong> ist ein erster bescheidener<br />

Ausdruck dieser Notwendigkeit.<br />

Das geht nur in anthroposophischer<br />

Gemeinschaftsbildung.<br />

Der Statutenvorschlag berücksichtigt,<br />

dass oberstes Organ (Wahlorgan)<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 19<br />

die Generalversammlung ist. Bisher<br />

ist de facto oberstes Organ der Vorstand,<br />

wie sich aus Satz 3 des jetzigen<br />

Artikels 12 ergibt.<br />

Die wichtige Funktion des Vorstands<br />

als tätiges Organ bleibt aber<br />

dennoch gewahrt. Deutlich kommt<br />

dies darin zum Ausdruck, dass er das<br />

Vorschlagsrecht hat.<br />

Damit die Gesellschaft lebensfähig<br />

bleibt, muss eine Pattsituation auf jeden<br />

Fall vermieden werden. Deshalb<br />

ist bei Abstimmungen die starke Stellung<br />

des Vorstandsvorsitzenden betont<br />

worden.<br />

Es wird bewusst auf die wichtigsten<br />

Regelungen des Schweizer Vereinsrechts<br />

verwiesen. Danach haben<br />

die Mitglieder erhebliche Eingriffsund<br />

Mitwirkungsrechte. | Heidrun<br />

Scholze, Unterföhring (DE), Hansjochim<br />

von Wick, Berlin (DE)<br />

Dieser <strong>Antrag</strong> wird unterstützt von: Anton<br />

Dembinsky, Augsburg (DE), Laurenz Kistler,<br />

Basel (CH), Guy Leonard, Arlesheim (CH), Dr.<br />

Christoph Rosenbruch, München (DE)<br />

<strong>Antrag</strong> 10<br />

Wir beantragen, das Statut in Artikel<br />

14 (betreffs Beilage: ‹Nachrichtenblatt<br />

nur für Mitglieder›) einzuhalten<br />

sowie ‹Anthroposophie<br />

weltweit› weiterzuführen. Der Vorstand<br />

möge bestätigen, dass er das<br />

Statut jetzt und in Zukunft beachten<br />

wird.<br />

Begründung<br />

Mangels einer entsprechenden Statuten-änderung<br />

besteht Artikel 14<br />

selbstverständlich weiter in seiner jetzigen<br />

Fassung. Wer sich nicht danach<br />

richtet, begeht einen Verstoß gegen<br />

die Statuten und dies muss als Rechtsbruch<br />

bezeichnet werden und ist eine<br />

Missachtung der Mitgliederrechte.<br />

Grundsatzerklärung zum <strong>Antrag</strong>:<br />

Ohne Abstimmung in der Generalversammlung<br />

will der Vorstand wegfallen<br />

lassen: das gesonderte Nachrichtenblatt<br />

mit Vereinsinterna beziehungsweise<br />

voraussetzungsreichen<br />

esoterischen Ausführungen und dem<br />

Austausch der Mitglieder. Die Mitglieder<br />

haben ein wesentliches Interesse


20 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

an der statutengemäßen Fortentwicklung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft und fordern<br />

dies auch mit ihrem geldlichen Beitrag.<br />

Das Statut ist das ‹Grundgesetz› jedes<br />

Vereins und somit für alle verbindlich.<br />

Dies bedeutet, dass alle Mitglieder<br />

und alle Organe auf Grund dieser<br />

gemeinschaftlichen Basis handeln<br />

müssen. Dies bedeutet gleichzeitig,<br />

dass nur die Gemeinschaft in ihrer Gesamtheit<br />

(Generalversammlung) einzelne<br />

Bestimmungen des Statuts<br />

ändern kann. Weiterhin besteht von<br />

der genannten Voraussetzung her die<br />

Verpflichtung, das Statut klar, wahr<br />

und möglichst Streit vermeidend zu<br />

gestalten.<br />

Die Missachtung hat dazu geführt,<br />

dass viele Mitglieder und selbst die<br />

Organe das Statut als bloßes unverbindliches<br />

Diskussionspapier ansehen.<br />

Der deutlichste Ausdruck ist die<br />

Tatsache, dass gegen Artikel 14 offenbar<br />

ohne jede Gewissensbisse verstoßen<br />

werden soll: Das ‹Nachrichtenblatt<br />

für Mitglieder› soll schlichtweg<br />

wegfallen ohne entsprechende Abstimmung<br />

in der Generalversammlung.<br />

Im Übrigen müssten die <strong>Antrag</strong>steller<br />

den <strong>Antrag</strong> auch dann stellen,<br />

wenn sie der Überzeugung wären, das<br />

‹Nachrichtenblatt für Mitglieder› sei<br />

unnötig. | Heidrun Scholze, Unterföhring<br />

(DE), Jochim von Wick, Berlin<br />

(DE), Horst Peters, Steinen (DE)<br />

Der <strong>Antrag</strong> wird unterstützt von: Jochen<br />

Baltzer, München (DE), Christine Cologna,<br />

Thalgau (AT), Anton Dembinsky, Augsburg<br />

(DE), Ute Golth, Salzburg (AT), Ulrich Hölder,<br />

Stuttgart (DE), Barbara Janka, Freiburg (DE),<br />

Laurenz Kistler, Basel (CH), Dr. med. Elisabeth<br />

Krauß, Maulbronn (DE), Guy Leonard, Arlesheim<br />

(CH), Mees Meeussen, Den Haag (NL),<br />

Christoph Rosenbruch, München (DE), Gerlinde<br />

Schulz, Friedrichsdorf (DE)<br />

<strong>Antrag</strong> 11<br />

Die Mitgliederversammlung möge<br />

beschließen: Der Vorstand und<br />

das Hochschulkollegium werden aufgefordert,<br />

die 2001 und 2002 von den<br />

Mitgliedern gutgeheißenen Beschlüsse<br />

über die rechtliche und soziale Rea-<br />

lisierung der Prinzipien (Statuten der<br />

Weihnachtstagung) in einer heute<br />

rechtlich möglichen Form als Statutenwerk<br />

umzusetzen.<br />

Bei Annahme dieses <strong>Antrag</strong>s wird<br />

unter Leitung eines von den Vorständen<br />

und Sektionsleitern akzeptierten<br />

Mediators eine Arbeitsgruppe aus<br />

dem Kreis des Hochschulkollegiums<br />

gebildet, die die Beschlüsse und Ausführungsbestimmungen<br />

von 2001 bis<br />

2004 sichtet, das weitere Vorgehen<br />

für die Umsetzung festlegt und für<br />

deren Realisierung binnen Jahresfrist<br />

Sorge trägt.<br />

Begründung<br />

Die beschlossenen Statuten, Prinzipien<br />

und Ausführungsbestimmungen<br />

können bei ihrer konsequenten Anwendung<br />

der Gesellschaft soziale,<br />

tragfähige und neue Impulse verleihen.<br />

Da auf der Generalversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft im Jahre 2008 in<br />

gleicher Angelegenheit der eingereichte<br />

<strong>Antrag</strong> in ein Anliegen umgewandelt<br />

wurde, der Vorstand die Zustimmung<br />

gab, zu gegebener Zeit zu<br />

handeln, und bis heute nichts geschah,<br />

wird der <strong>Antrag</strong> jetzt erneut gestellt.<br />

Warum jetzt? Weil im Nachrichtenblatt<br />

vom 2. Juli 2010 unter dem Titel<br />

‹Prioritätensetzung› Bodo von Plato<br />

schrieb: «In Kürze: der Vorstand, bestätigt<br />

von den Mitgliedern, ist für die<br />

Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft<br />

als Trägerin von Hochschule<br />

und <strong>Goetheanum</strong> verantwortlich.»<br />

Das heißt, dass das Hochschulkollegium<br />

in seinen Aufgaben, Initiativmöglichkeiten<br />

eingeschränkt wird<br />

und in der Mitverantwortung, in den<br />

Leitungsaufgaben ausgeschlossen<br />

wird. Mit anderen Worten: Der Vorstand<br />

erklärt, in der alleinigen Verantwortung<br />

für die Anthroposophische<br />

Gesellschaft, die Hochschule und das<br />

<strong>Goetheanum</strong> sowie in der Leitungsverantwortung<br />

der Fachsektionen zu<br />

stehen (Ausnahme: Sektion für Sozialwissenschaften).<br />

Dies steht im Widerspruch zu den<br />

Beschlüssen von 2001 und 2002, die<br />

von den Mitgliedern, dem Vorstand<br />

und den Sektionsleitern gutgeheißen<br />

wurden und mit denen der Vorstand<br />

die Prinzipien und Statuten selber<br />

sanktioniert hat.<br />

Wir stehen heute vor vollendeten<br />

Tatsachen, die einer gründlichen Aussprache<br />

bedürfen, das heißt Mut, den<br />

Ursachen auf den Grund zu gehen,<br />

ohne zu verurteilen. Die Mitgliederrechte<br />

fordern, dass die Beschlüsse<br />

nicht ohne Weiteres aufgehoben werden<br />

können.<br />

Haben wir Mut, Lösungsansätze zu<br />

suchen, zur Gesundung des sozialen<br />

Organismus unserer Gesellschaft. Sie<br />

ist das Lebensblut unserer Bewegung.<br />

Es wird ein Ordnungsantrag gestellt:<br />

Dass der obige <strong>Antrag</strong> in einer<br />

geheimen Abstimmung stattfinden<br />

soll, um so die Unbefangenheit zu gewährleisten.<br />

| Alexander Overhage,<br />

Reinach (CH)<br />

Anliegen 1<br />

Die Generalversammlung möge<br />

die Einrichtung eines Zukunfts-<br />

Forums beschließen, welches aus der<br />

Mitgliedschaft weltweit Ideen und<br />

Anliegen zur Gestaltung der Gesellschaft<br />

sammelt. Diese Ideen und Anliegen<br />

werden vom ZukunftsForum<br />

aufbereitet und zusammengestellt<br />

sowie in den Gesprächsprozess der<br />

Mitgliedschaft zurückgegeben.<br />

Aufgabe: Das ZukunftsForum soll<br />

Ideen und Konzepte zur zukünftigen<br />

Arbeitsweise und Gestaltung der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen<br />

Gesellschaft sammeln und aufarbeiten.<br />

Die Ausgangsfrage dieser Arbeit<br />

ist, wie sich die Gesellschaft mit<br />

einem wirksamen anthroposophischen<br />

Strom in die Welt stellen kann,<br />

sodass ihr Auftreten<br />

– der Anthroposophie dienlich,<br />

– zeit- und zukunftsgemäß sowie<br />

– langfristig finanzierbar ist.<br />

Zu diesem Thema sollen die Ideen<br />

und Konzepte in ihren Abhängigkeiten<br />

und Konsequenzen sowie mit<br />

möglichen Umsetzungswegen aufbereitet<br />

und zusammengestellt werden.<br />

Die Zusammenstellung wird interessierten<br />

Mitgliedern und der Mitgliedschaft<br />

übergeben, welche über<br />

den weiteren Umgang mit der<br />

Zusammenstellung entscheiden<br />

kann.


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

Die Arbeit des Forums erstreckt<br />

sich auf einen Zeitraum von zwei<br />

Jahren – mit einem Zwischenbericht<br />

in 2012.<br />

Zusammensetzung: Mitglied des<br />

Forums kann werden, wer<br />

– für diese Arbeit sich verpflichtet,<br />

seinen Einsatz in den Dienst der<br />

Anthroposophie und der gesamten<br />

Mitgliedschaft zu stellen, jenseits<br />

persönlicher Vorlieben, 1<br />

– die Bereitschaft zu einem zweijährigen<br />

Engagement hat,<br />

– den Wille zu einer konstruktiven<br />

Zusammenarbeit 2 mitbringt und<br />

– sich selbstständige um eine Finanzierung<br />

seiner Arbeit für das Forum<br />

kümmert. 3<br />

Arbeitsweise: Seine Arbeitsweise<br />

wird das neugebildete Forum gemeinsam<br />

fest legen. Grundsätzlich gilt dabei:<br />

– die Einbeziehung der gesamten<br />

Mitgliedschaft<br />

– das Ernstnehmen aller Ideen und<br />

Vorschläge<br />

– das Zugehen auf Mitglieder, die ein<br />

Gespräch suchen oder bereits in<br />

Fragen der Gesellschaftsgestaltung<br />

aufgetreten sind<br />

– das Aufbauen einer netzwerkartigen<br />

Zusammenarbeit, gegebenenfalls<br />

mit abgestimmter Aufgabenverteilung<br />

– eine transparente Arbeitsweise mit<br />

gemeinsam abgestimmter und regelmäßiger<br />

Information der Mitgliedschaft<br />

(unter anderem Aufbau<br />

eines Verteilers von Mitgliedern,<br />

die intensiver an der Arbeit<br />

teilhaben wollen)<br />

Warum dieser Weg? Kerngedanke:<br />

«Heilsam ist nur, wenn in der Menschenseele<br />

sich spiegelt die ganze Gemeinschaft<br />

und in der Gemeinschaft<br />

lebet der Einzelseele Kraft.» Jedes Mitglied<br />

kann sich nach seinen Interessen<br />

und Fähigkeiten zu diesem Arbeitsvorhaben<br />

in eine Beziehung setzen.<br />

Der Individualitäts raum des Einzelnen<br />

bleibt gewahrt – unter Berücksichtigung<br />

einer sozialer Verantwortung,<br />

wenn er handelnd für die Gemeinschaft<br />

auftritt beziehungsweise<br />

Mitglied des Forums wird. | Moritz<br />

Christoph, Darmstadt (DE)<br />

Liebe Mitglieder,<br />

Im Folgenden schildern wir Ihnen unsere<br />

Gesichtspunkte zu den Anträgen,<br />

die an die kommende Generalversammlung<br />

gestellt wurden. Es gehört<br />

zu unseren Aufgaben als Vorstand,<br />

Ihnen als Mitgliedern im Vorfeld<br />

der Versammlung unsere Haltung<br />

zu den Anträgen mitzuteilen,<br />

was sich hier leider nicht kürzer darstellen<br />

ließ. Damit soll die Versammlung<br />

gut vorbereitet werden, denn die<br />

Zeit zur Behandlung der Anträge ist<br />

begrenzt, aber wir halten sie dennoch<br />

für angemessen.<br />

<strong>Antrag</strong> 2 formuliert ein Misstrauensvotum<br />

gegenüber unserer Vorstandstätigkeit.<br />

Wir konzentrieren<br />

uns darauf, unsere Überzeugungen<br />

und Handlungen deutlich zu machen,<br />

die wir in der <strong>Antrag</strong>sbegründung unzutreffend<br />

dargestellt finden. Es ist<br />

hier nicht der Ort, der Tatsache Ausdruck<br />

zu verleihen, dass wir selbst die<br />

gegenwärtige Lage der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft für ernst halten<br />

und manche ungenügend behandelte<br />

Aufgabe sehen – unsere Stellungnahme<br />

möchte also nicht als Zurückweisung<br />

von Kritik oder Sorgen missverstanden<br />

werden. Wir werden in unserem<br />

Rechenschaftsbericht die wesentlichen<br />

Fragen aufgreifen und zur<br />

Aussprache bringen.<br />

Unser eigener, hier nicht nochmals<br />

begründeter <strong>Antrag</strong> (<strong>Antrag</strong> 1) soll<br />

deutlich machen, dass wir ohne Ihr<br />

Vertrauen unsere Aufgabe weder erfüllen<br />

können noch wollen, und dass<br />

Paul Mackay, Bodo von Plato und Sergej<br />

Prokofieff aus eigenem Bedürfnis<br />

ihre weitere Vorstandstätigkeit zur<br />

Disposition stellen. Unser <strong>Antrag</strong> soll<br />

nicht dazu dienen, angesprochene<br />

Probleme zu verdrängen – im Gegenteil.<br />

Zu <strong>Antrag</strong> 2, Misstrauensvotum gegenüber<br />

dem Vorstand (Gottfried u.<br />

Ingrid Caspar, John Ermel)<br />

Dieser <strong>Antrag</strong> ging bereits seit längerer<br />

Zeit in unterschiedlichen Fassungen<br />

Mitgliedern und Mitglieder-<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 21<br />

Anmerkungen des Vorstands zu den Anträgen<br />

und dem Anliegen an die Generalversammlung<br />

gruppen in mehreren Ländern mit der<br />

Bitte um Kommentare und Mitunterzeichnung<br />

zu. Was die <strong>Antrag</strong>steller<br />

zu diesem Misstrauen führt, begründen<br />

sie ausführlich. Wir nehmen unter<br />

den im <strong>Antrag</strong> angeführten drei Überschriften<br />

dazu Stellung.<br />

1. Ausrichtung<br />

Anthroposophie und ihre möglichen<br />

Beiträge zur Spiritualisierung<br />

der persönlichen Lebensgestaltung<br />

und der Gegenwartskultur leben in einer<br />

engen Korrespondenz mit dem allgemeinen<br />

Zeitgeschehen. Es gehört<br />

zu den Aufgaben des Vorstands, dieses<br />

Verhältnis zwischen dem eigentlichen,<br />

von zeitbedingten Wandlungen<br />

unabhängigen Wesen der Anthroposophie<br />

und seinen gegenwärtigen<br />

Wirkungsmöglichkeiten ernst zu nehmen<br />

und in seinen Initiativen zu berücksichtigen.<br />

Bei dieser Suche leiten<br />

uns weder Abgrenzungsbedürfnis<br />

oder Berührungsängste noch Anbiederung<br />

oder Hoffnung auf Anerkennung<br />

durch die Öffentlichkeit. Innerhalb<br />

der gegenwärtigen Vorstandskonstellation<br />

sind im Hinblick auf diese<br />

Vergegenwärtigung der Anthroposophie<br />

bekanntlich recht unterschiedliche<br />

Orientierungen vertreten – das<br />

ist gewollt und gut so, denn diese unterschiedlichen<br />

Orientierungen leben<br />

auch in der Anthroposophie selbst<br />

und in der vielgestaltigen Mitgliedschaft<br />

unserer weltweiten Gesellschaft.<br />

Außerdem haben wir einen gemeinsamen<br />

Leitstern: unsere Verbundenheit<br />

mit Rudolf Steiner sowie unsere<br />

Überzeugung und Erfahrung von<br />

der lebendigen Kraft der Anthroposophie.<br />

Wir fühlen uns darin bestärkt<br />

durch das Gespräch mit den vielen<br />

Menschen, Gruppen und Kreisen hier<br />

und überall auf der Welt, mit denen<br />

wir durch unsere Aufgaben zusammenkommen,<br />

von denen wir Rat und<br />

Kritik empfangen.<br />

Öffentlichkeit und Esoterik, Weltlichkeit<br />

und Innerlichkeit sind in der<br />

Anthroposophie untrennbar verbunden.<br />

Sie wollen einander durchdringend<br />

in der Anthroposophischen Ge


22 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

sellschaft leben. Wir sollten sie nicht<br />

gegeneinander ausspielen. Uns liegt<br />

die ernst gemeinte öffentliche Auseinandersetzung<br />

mit Rudolf Steiners<br />

Werk genauso am Herzen wie das<br />

geistige Gut, das er der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft oder der Hochschule<br />

übergeben hat. Das umfasst in<br />

der täglichen Arbeit eine große<br />

Spannweite – die Doppel-Ausstellung,<br />

die gegenwärtig in Stuttgart zu<br />

sehen ist, die zunehmende Historisierung<br />

Rudolf Steiners oder die Sorge<br />

um die spirituelle Substanz in anthroposophischen<br />

Einrichtungen, die<br />

Neuinszenierung der Mysteriendramen<br />

oder das Studium der Anthroposophie<br />

am <strong>Goetheanum</strong> und überall<br />

in der Welt, die Förderung anthroposophischer<br />

Übungs- und Meditationspraxis,<br />

der Umgang mit der mantrischen<br />

Substanz der Ersten Klasse der<br />

Hochschule oder ein Verständnis der<br />

anthroposophischen Christologie bezeichnen<br />

einige konkrete Beispiele<br />

unseres Einsatzes in der letzten Zeit.<br />

Die Vorstands-Tätigkeit in ihrer<br />

esoterisch-exoterischen Natur kommt<br />

auch in unseren Verwaltungsaufgaben<br />

zum Tragen. Das <strong>Goetheanum</strong> ist<br />

Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft, also der Weltgesellschaft,<br />

und es ist der Ort, wo die<br />

Freie Hochschule für Geisteswissenschaft<br />

im Dezember 1923 von Rudolf<br />

Steiner gestiftet wurde. Diese beiden<br />

Aspekte, Gesellschaft und Hochschule,<br />

geben dem <strong>Goetheanum</strong> die Ausrichtung.<br />

Es war im Laufe der bald einhundertjährigen<br />

Geschichte des <strong>Goetheanum</strong><br />

noch nie einfach, die Freiheit<br />

und Unverwechselbarkeit der anthroposophischen<br />

Arbeit in Gesellschaft<br />

und Hochschule auch finanziell zu gewährleisten.<br />

Immer gab es – und das<br />

ist doch ein gutes Zeichen – mehr Initiative,<br />

als sich wirtschaftlich verwirklichen<br />

lässt.<br />

Wird das Ungleichgewicht zwischen<br />

Aktivität und finanziellen Möglichkeiten<br />

aber zu groß oder dauert es<br />

zu lange an, muss der Haushalt den<br />

Gegebenheiten angepasst werden.<br />

Vor drei Jahren haben wir begonnen<br />

uns vorzubereiten, ein seit vielen Jahren<br />

bestehendes strukturelles Defizit<br />

zu korrigieren. Wir entschlossen uns<br />

im vergangenen Jahr, das Budget für<br />

das Jubiläumsjahr 2011 mit einem ge-<br />

sunden Gleichgewicht zwischen Einnahmen<br />

und Ausgaben zu verabschieden.<br />

Damit stand ein schwerer Gang<br />

bevor. In allen Bereichen des <strong>Goetheanum</strong><br />

haben wir zum Teil erhebliche<br />

Einsparungen vornehmen müssen,<br />

wir haben Bereiche neu gestaltet oder<br />

neu aufeinander abgestimmt. Zwischen<br />

September und Dezember 2010<br />

mussten wir 22 Kündigungen (und<br />

sieben Änderungskündigungen) aussprechen.<br />

Das <strong>Goetheanum</strong> hat jetzt<br />

160 Voll- oder Teilzeit-Mitarbeitende.<br />

Mit diesen Einschnitten haben wir<br />

Verhältnisse geschaffen, von denen<br />

wir hoffen, dass sie eine gesunde Ausgangslage<br />

bilden, um angestammte<br />

und neue Aufgaben angehen zu können.<br />

Wir sind den vielen Menschen<br />

dankbar, die uns dabei kritisch und<br />

vertrauensvoll unterstützten – nicht<br />

zuletzt den Mitarbeitenden, die sich<br />

nun anderen Aufgaben zuwenden<br />

mussten.<br />

Dass diese Entscheidungen nicht<br />

von jedem gutgeheißen werden, ist<br />

verständlich.<br />

Die Abberufung Ursula Grubers<br />

von der Leitung der Sektion für Bildende<br />

Künste im September 2010 ist nicht<br />

in Zusammenhang mit den Einsparungen<br />

zu sehen. Das Hochschulkollegium<br />

hatte vielmehr die Frage zu beantworten,<br />

ob Ursula Grubers Möglichkeiten<br />

im Einklang mit den heutigen<br />

Anforderungen der Leitung dieser<br />

Sektion stehen, wie sie das Hochschulkollegium<br />

versteht. Die Entscheidung<br />

traf das Hochschulkollegium<br />

nach vielen Gesprächen mit Ursula<br />

Gruber, einem langen Prozess der<br />

Beratung und Urteilsbildung einstimmig<br />

bei einer Enthaltung. Damit gab<br />

das Hochschulkollegium nicht etwa<br />

einer Geringschätzung der bildenden<br />

Kunst Ausdruck, sondern öffnete den<br />

Weg zu einem Neugriff der Sektionsaufgaben<br />

und beauftragte Seija Zimmermann<br />

und Christof Wiechert, diesen<br />

Prozess als Ansprechpartner zu<br />

begleiten. Als Folge dieser Entscheidung<br />

und im Rahmen der Budgetkürzungen<br />

sind die Auflösungen der Arbeitsverträge<br />

mit den beiden Mitarbeitenden<br />

dieser Sektion zum Ende<br />

des vergangenen Jahres zu sehen.<br />

2. Entscheidungsbefugnis<br />

Die Hochschule ist – anders als in<br />

der Begründung der <strong>Antrag</strong>steller beschrieben<br />

– der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft weder über- noch untergeordnet.<br />

Sie ist Seele und Mittelpunkt<br />

der Gesellschaft. So ist auch das<br />

Hochschulkollegium dem Vorstand<br />

weder unter- noch übergeordnet.<br />

Es geht seit dem Jahre 2000, als der<br />

Vorstand dem Hochschulkollegium<br />

die Leitung der Hochschule übertrug,<br />

um die Suche nach einem Verhältnis<br />

der Zusammenarbeit auf Augenhöhe<br />

im Rahmen klar geordneter Zuständigkeiten.<br />

Auch im Haus geht es um<br />

eine aufeinander zugehende Abstimmung<br />

der Sektions- und Vorstandszuständigkeiten.<br />

2002 haben wir im<br />

Hochschulkollegium besprochen,<br />

dass dem Hochschulkollegium die Leitung<br />

der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft<br />

obliegt und der Vorstand<br />

für die Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft und das <strong>Goetheanum</strong><br />

als Haus zuständig ist. Diese<br />

Arbeitsteilung ist in Übereinstimmung<br />

mit den Weihnachtstagungs-<br />

Statuten sowie mit den heute rechtsgültigen<br />

Vereinsstatuten. Ein regelmäßig<br />

aktualisiertes Papier über die<br />

Gremien und Leitungsaufgaben am<br />

<strong>Goetheanum</strong> dokumentiert diese Arbeitsweise,<br />

die wir als funktionale,<br />

nicht aber als von oben nach unten<br />

eingerichtete Hierarchie verstehen.<br />

Die Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter<br />

haben Prokura, also rechtlich<br />

relevante Entscheidungsbefugnis im<br />

Rahmen ihrer Sektionstätigkeit, die<br />

Vorstände haben die Endverantwortung<br />

für die Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft, die die Hochschule<br />

und das <strong>Goetheanum</strong> trägt.<br />

Es bestehen trotz dieser Verabredungen<br />

unterschiedliche Auffassungen<br />

zur konstitutionellen Gestalt von<br />

Hochschule und Gesellschaft bei einigen<br />

Sektionsleiterinnen, Sektionsleitern<br />

und Vorständen, die in den vergangenen<br />

zehn Jahren immer wieder<br />

zu Entscheidungsschwierigkeiten in<br />

Einzelfragen führten.<br />

Angesichts der anstehenden budgetären<br />

und damit auch personellen<br />

Entscheidungen brachten wir im Juni<br />

2010 im Hochschulkollegium zum<br />

Ausdruck, dass wir entsprechend der<br />

verabredeten Arbeitsweise im Vorstand<br />

Entscheidungen treffen werden,<br />

die das Ganze betreffen, Ent


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

scheidungen, die im größeren Kreis<br />

des Hochschulkollegiums nicht zustande<br />

kommen konnten. Das haben<br />

wir im Klausurbericht aus dem Hochschulkollegium<br />

veröffentlicht (‹Anthroposophie<br />

weltweit›, 2. Juli 2010,<br />

Nr. 6/2010).<br />

Es ging und geht also nicht um eine<br />

neue Führungsstruktur, schon gar nicht<br />

um die Einschränkung der Kompetenzen<br />

des Hochschulkollegiums oder der<br />

Sektionsleitungen, sondern um die Bekräftigung<br />

einer verantwortungsorientierten<br />

Arbeitsteilung. Wir hoffen, dass<br />

sie zugleich den nötigen Freiraum für<br />

das Hochschulkollegium gewährleistet,<br />

die Aufgabe als Leitung der Hochschule<br />

verwirklichen zu können.<br />

Im Vorstand haben wir in diesem<br />

Zusammenhang die Zuständigkeiten<br />

für die Verwaltungsaufgaben im Haus<br />

neu zugesprochen. Seit dem 1. Januar<br />

2011 ist Seija Zimmermann für die Bereiche<br />

Bühne, Empfang und Veranstaltungsorganisation<br />

zuständig, Bodo<br />

von Plato für die Bereiche Kommunikation<br />

und Dokumentation und Paul<br />

Mackay für die Bereiche Bauadministration<br />

und unterstützende Dienstleistungen<br />

(Finanzen, elektronische Datenverarbeitung<br />

und Personalwesen).<br />

3. Finanzen<br />

Seit vielen Jahren bestand ein Ungleichgewicht<br />

zwischen Einnahmen<br />

und Ausgaben im <strong>Goetheanum</strong>-<br />

Haushalt (‹Anthroposophie weltweit›,<br />

3. Dezember 2010, Nr. 10/2010, S.<br />

1ff.). Dieses Ungleichgewicht entstand<br />

nicht erst – wie der <strong>Antrag</strong> glauben<br />

macht – in den letzten Jahren. Nachdem<br />

eine nachhaltige Einnahmensteigerung<br />

nicht erreicht werden<br />

konnte und wir die Rückgriffe auf die<br />

Substanz nicht länger verantworten<br />

konnten, entschlossen wir uns zu einer<br />

tiefer greifenden Sanierung.<br />

Wir möchten festhalten, dass entgegen<br />

öfters wiederholter Behauptungen<br />

oder Befürchtungen im Laufe<br />

der letzten zehn Jahre faktisch weder<br />

ein Mitgliederrückgang noch ein<br />

Spenden- oder Beitragsrückgang zu<br />

verzeichnen ist. Die Mitgliederzahlen<br />

steigen wie seit Jahrzehnten geringfügig<br />

und stetig. Durchschnittlich stehen<br />

jährlich 1250 Eintritte etwa 600<br />

Austritten gegenüber, die Zahl der<br />

neuen Mitglieder ist immer ein wenig<br />

größer als die Zahl der austretenden<br />

und verstorbenen Mitglieder zusammen.<br />

Die absolute Zahl der Mitglieder<br />

sank, da sich die Aktualisierung der<br />

Mitgliederdaten in fast allen Ländern<br />

über mehrere Jahre erstreckt und auch<br />

heute noch nicht abgeschlossen ist.<br />

Der Spendenfluss schwankt je nach<br />

Jahr, ist aber im Ganzen und trotz der<br />

Finanzkrise 2008 und den ungünstigen<br />

Wechselkursen konstant auf einem<br />

hohem Niveau. Der Spendenaufruf<br />

im Jahre 2010 war der erfolgreichste<br />

im Laufe dieser letzten zehn Jahre<br />

(Näheres entnehmen Sie bitte dem<br />

Jahresbericht in dieser Ausgabe).<br />

Dennoch: Die finanzielle Lage erforderte<br />

wegen des anhaltenden<br />

strukturellen Defizits eine grundlegende<br />

Korrektur.<br />

Cornelius Pietzner hat mit seinen<br />

Mitarbeitern im Finanzwesen und einem<br />

Wirtschaftsprüfer ein Transparenzprojekt<br />

ausgearbeitet, das in den<br />

letzten drei Jahren an der Generalversammlung<br />

dargestellt und erläutert<br />

wurde. Daraus wird deutlich, dass die<br />

Mitglieder mit ihren Beiträgen und<br />

Spenden, wie es statutarisch gewollt<br />

ist, im Wesentlichen die Hochschule<br />

unterstützen. Die Dokumentation der<br />

finanziellen Operationen ist trotz ihrer<br />

wachsenden Komplexität transparent<br />

und einsehbar dargestellt<br />

(www.goetheanum.org, Anthroposophische<br />

Gesellschaft, Finanzwesen).<br />

Cornelius Pietzner wird auf eigenen<br />

Wunsch an der Generalversammlung<br />

vom 16. April 2011 als Schatzmeister<br />

zurücktreten. Vorerst wird Paul<br />

Mackay diese Aufgabe übernehmen.<br />

Dann werden Fragen nach den Dotationsvereinen<br />

gestellt. In den<br />

1980er Jahren hat der damalige Vorstand<br />

den Verein ‹Gemeinnütziger<br />

Dotationsverein in Baselland› (1980)<br />

und den Verein ‹Gemeinnütziger Dotationsverein<br />

<strong>Goetheanum</strong>› im Kanton<br />

Solothurn (1986) begründet, die<br />

die Gemeinnützigkeit zugesprochen<br />

bekamen. Diese Gründungen waren<br />

nötig, um die steuerliche Abzugsfähigkeit<br />

von Spenden an das <strong>Goetheanum</strong><br />

zu gewährleisten. Diese Vereine,<br />

die nie über ein großes Eigenkapital<br />

verfügten, hatten neben dieser Funktion<br />

auch einen Studentenfonds für<br />

Studierende am <strong>Goetheanum</strong> und einige<br />

Nachlässe zu verwalten. Als im<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 23<br />

Jahre 1995 die Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft die Gemeinnützigkeit<br />

erlangte, wurden diese Vereine<br />

nicht aufgelöst, weil noch testierte<br />

Legate zu erwarten sind. Die Bilanzsumme<br />

des Dotationsvereins in Baselland<br />

beträgt per 31.12.2010 CHF<br />

506000; die des Dotationsvereins in<br />

Solothurn CHF 1083000.<br />

Nicht nur ein lange bestehendes<br />

strukturelles Defizit, das nicht durch<br />

Mehreinnahmen ausgeglichen werden<br />

konnte, belastete die Anthroposophische<br />

Gesellschaft, sondern auch<br />

einzelne unglücklich verlaufende Entwicklungen<br />

trübten das Vertrauen. An<br />

erster Stelle stehen die gerichtlichen<br />

Auseinandersetzungen zur Konstitutionsfrage,<br />

nachdem die außerordentliche<br />

Mitgliederversammlung 2002<br />

ein klares Votum für die vom Vorstand<br />

eingeschlagene Richtung abgegeben<br />

hatte. Die Kosten des Konstitutionsverfahrens<br />

wurden dargestellt (Nachrichtenblatt<br />

Nr. 15 vom 7. April 2006).<br />

Auch dafür gab es dankenswerter<br />

Weise zweckgebundene Spenden,<br />

selbst wenn dadurch nicht alle Kosten<br />

gedeckt werden konnten.<br />

Ein zweites Ereignis war die Veräußerung<br />

der Weleda-Partizipationsscheine<br />

2007. Damit wurde kein neuer<br />

Kurs nach allgemeinen wirtschaftsund<br />

finanzpolitischen Usancen eingeschlagen,<br />

wohl aber verlief die Kommunikation<br />

unter den Handelnden<br />

und in Richtung der Mitgliedschaft so<br />

ungenügend, dass Unsicherheiten<br />

und Vertrauensverlust entstanden.<br />

Zu <strong>Antrag</strong> 3, <strong>Goetheanum</strong> Stiftung<br />

(Benediktus Hardorp, Götz Rehn,<br />

Götz Werner, Wolfgang Gutberlet)<br />

Durch die Entscheidungen, die Cornelius<br />

Pietzner angesichts der Diskussionen<br />

in den letzten Monaten getroffen<br />

hat, haben sich die Gegebenheiten<br />

im Hinblick auf die <strong>Goetheanum</strong><br />

Stiftung grundlegend verändert. Folgende<br />

Entwicklung ist zu skizzieren:<br />

Als Cornelius Pietzner im Herbst<br />

2009 in Anbetracht der finanziellen<br />

Situation die Idee hatte, eine Stiftung<br />

für das <strong>Goetheanum</strong> zu gründen, die<br />

gleichzeitig mit einem ‹Social Impact<br />

Fund› verbunden sein sollte, haben<br />

wir dies erst einmal zur Kenntnis genommen<br />

und ihn gebeten, diesen Vorschlag<br />

weiter auszuarbeiten. Im April


24 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

2010 war er zu der Auffassung gekommen,<br />

dass er seine Initiative nicht mit<br />

seiner Aufgabe als Finanzvorstand der<br />

Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft verbinden könne, und<br />

entschloss sich, von seinem Amt als<br />

Schatzmeister an der Generalversammlung<br />

2011 zurückzutreten.<br />

Daraufhin haben wir seine Initiative<br />

im Kreis der Europäischen Generalsekretäre<br />

besprochen und im Nachrichtenblatt<br />

veröffentlicht (‹Anthroposophie<br />

weltweit›, 2. Juli 2010, Nr.<br />

6/2010). Besprechungen mit dem Vorstand<br />

der schweizerischen und deutschen<br />

Landesgesellschaft folgten.<br />

Diese Beratungen und das Echo auf<br />

die Veröffentlichung ergaben, dass die<br />

Verknüpfung einer Stiftung zur Förderung<br />

des <strong>Goetheanum</strong> mit einem ‹Social<br />

Impact Fund› nicht überzeugte,<br />

zumal wenn die Stiftung den Namen<br />

‹<strong>Goetheanum</strong> Stiftung› tragen würde.<br />

Eine klare Trennung von Stiftung<br />

und ‹Social Impact Fund› war das Ergebnis<br />

(‹Anthroposophie weltweit›, 4.<br />

Februar 2011, Nr. 1–2/2011).<br />

Nach weiteren Gesprächen ist Cornelius<br />

Pietzner zu der Auffassung gelangt,<br />

dass die Stiftung nicht den Namen<br />

‹<strong>Goetheanum</strong> Stiftung› tragen<br />

soll und der Stiftungsrat entsprechend<br />

auch nicht durch den Vorstand<br />

am <strong>Goetheanum</strong> zu ernennen und abzuberufen<br />

sei. Damit bleibt der Zweck<br />

der Stiftung nach wie vor die Unterstützung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft und des <strong>Goetheanum</strong>,<br />

sie tut dies aber nicht unter<br />

dem Namen ‹<strong>Goetheanum</strong> Stiftung›<br />

und ohne eine rechtlich konstitutive<br />

Verbindung mit dem <strong>Goetheanum</strong>,<br />

also ohne Mitwirkung oder Verantwortlichkeit<br />

des Vorstands am <strong>Goetheanum</strong>.<br />

Der Stiftungsrat der ‹<strong>Goetheanum</strong><br />

Stiftung› hat eine Namensund<br />

Statutenänderung im beschriebenen<br />

Sinne in die Wege geleitet.<br />

Damit sind die Voraussetzungen,<br />

die die <strong>Antrag</strong>steller zu den Punkten<br />

3.1 und 3.2 motivierten, nicht mehr gegeben.<br />

Ob der Name des <strong>Goetheanum</strong>, der<br />

seit einigen Jahren weltweit als eine<br />

Marke im Eigentum der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft registriert<br />

und rechtlich geschützt ist,<br />

durch den Vorstand, durch die Generalversammlung<br />

oder durch ein ande-<br />

res Organ zur Benutzung lizenziert<br />

werden darf, ist eine Frage, die sich allgemein<br />

stellt, auch unabhängig von<br />

einer ‹<strong>Goetheanum</strong> Stiftung›.<br />

Wir möchten darauf hinweisen,<br />

dass die Anthroposophische Gesellschaft<br />

in der Schweiz im Jahr 2004 in<br />

Absprache und Einverständnis mit<br />

uns die Bezeichnung ‹Fonds <strong>Goetheanum</strong>›<br />

für eine Initiative gewählt hat,<br />

die das <strong>Goetheanum</strong> als Hochschule<br />

verstärkt in die Öffentlichkeit stellt<br />

und auch finanziell unterstützt. Außerdem<br />

bestehen seit 1986 der Verein<br />

‹Gemeinnütziger Dotationsverein<br />

<strong>Goetheanum</strong>› und seit 1995 die Vereine<br />

‹Verlag am <strong>Goetheanum</strong>› und<br />

‹Buchhandlung am <strong>Goetheanum</strong>›.<br />

Wir betrachten es nach wie vor als<br />

sachgemäße Vorstandsaufgabe, die<br />

Vergabe und Nutzung des <strong>Goetheanum</strong>-Namens<br />

zu verantworten.<br />

Zu <strong>Antrag</strong> 4, Weleda<br />

(Andreas Worel und andere)<br />

Zu diesem <strong>Antrag</strong> finden Sie eine<br />

Stellungnahme des Verwaltungsratspräsidenten<br />

der Weleda in der Wochenzeitung<br />

‹Das <strong>Goetheanum</strong>› vom<br />

8. April 2011.<br />

Zu <strong>Antrag</strong> 5, Ehrenamtlichkeit der Vor -<br />

standstätigkeit u. a. (Eduard Willareth)<br />

Der von Rudolf Steiner angelegte<br />

Aufgabenumfang und der Anspruch<br />

an die Vorstandstätigkeit sind schon<br />

seit der Gesellschaftsgründung nicht<br />

ehrenamtlich (nebenberuflich) erfüllbar.<br />

Bei der Eurythmie und den anderen<br />

künstlerischen Fächern ist zwischen<br />

Aus- und Fortbildung zu unterscheiden.<br />

Es ist der zukünftigen Leiterin des<br />

Eurythmie-Ensembles am <strong>Goetheanum</strong>,<br />

Margrethe Solstad, ein Anliegen,<br />

die Fortbildung im Rahmen der Studienlandschaft<br />

am <strong>Goetheanum</strong> zu gestalten;<br />

auch andere Weiterbildungen<br />

am <strong>Goetheanum</strong> werden in diesem<br />

Rahmen integriert. Die berufsqualifizierenden<br />

Ausbildungen werden weiterhin<br />

in dafür begründeten Schulen<br />

stattfinden, da wir nach wie vor keine<br />

Bevorzugung einer mit Mitgliederbeiträgen<br />

im Rahmen des <strong>Goetheanum</strong><br />

finanzierten Schule erwägen – dies<br />

war in den 1990er Jahren der wesentliche<br />

Grund zur Verselbständigung<br />

der berufsbildenden Schulen.<br />

Zu den anderen Punkten in diesem<br />

<strong>Antrag</strong> haben wir bereits Stellung genommen.<br />

Zu <strong>Antrag</strong> 6, Zeitpunkt der Vorlage<br />

der Jahresrechung (Klaus Landmark)<br />

Wir haben natürlich Verständnis<br />

für diesen <strong>Antrag</strong>, er bringt ein sachgerechtes<br />

Bedürfnis zum Ausdruck.<br />

Dennoch möchten wir uns aus folgenden<br />

Gründen gegen eine statutarische<br />

Fixierung der Veröffentlichung<br />

der Jahresrechnung sechs Wochen vor<br />

der Jahresversammlung aussprechen:<br />

Schon seit vielen Jahrzehnten findet<br />

die ordentliche Generalversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft am Samstag vor<br />

Palmsonntag statt. Wenn wir an diesem<br />

Zeitpunkt festhalten wollen, ist<br />

der Termin, an dem die Generalversammlung<br />

statt findet, abhängig vom<br />

jeweiligen Zeitpunkt des Osterfestes.<br />

Auch wenn das Osterfest, wie in diesem<br />

Jahr, relativ spät liegt, ist es eine<br />

große Anstrengung, nach Ablauf des<br />

Jahres die Jahresrechnung einer Weltgesellschaft<br />

zeitnah zu erstellen.<br />

Selbstverständlich ist es uns ein Anliegen,<br />

die Jahresrechnung so früh wie<br />

möglich im Nachrichtenblatt zu veröffentlichen.<br />

Eine statutarische Festlegung<br />

der Veröffentlichung auf sechs<br />

Wochen vor der Mitgliederversammlung<br />

würde allerdings zwin gend eine<br />

Verlegung des Zeitpunktes der ordentlichen<br />

Generalversammlung im<br />

Jahreslauf bedeuten. Davon möchten<br />

wir absehen.<br />

Zu <strong>Antrag</strong> 7, Arbeitsverträge der Vorstandsmitglieder<br />

u. a. (Georg Müller)<br />

Den <strong>Antrag</strong> zur Ergänzung des Artikels<br />

12 im Hinblick auf eine Genehmigung<br />

von Arbeitsverträgen für Vorstandsmitglieder<br />

durch die Generalversammlung<br />

halten wir für unangemessen.<br />

Seit dem 1. Januar 2006 gilt eine<br />

Einkommensordnung für alle Mitarbeitenden<br />

am <strong>Goetheanum</strong>, auch für<br />

Vorstandsmitglieder. Das Einkommen<br />

jedes Mitarbeitenden hat drei Komponenten:<br />

1. Grundeinkommen, 2. Sozialanteil,<br />

bestehend aus einem Familienbeitrag<br />

und Ausbildungsbeitrag, und<br />

3. Funktionsanteil. Das Grundeinkommen<br />

beträgt seit 1. Januar 2010 CHF<br />

3130. Die Differenz zwischen dem


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

nach der Einkommensordnung<br />

höchst möglichen und niedrigstmöglichen<br />

Einkommen ist der Faktor 2,76.<br />

Damit ist eine sachgemäße Transparenz<br />

für die Bezüge der Vorstandsmitglieder<br />

gegeben.<br />

Die Empfehlung, Artikel 11 dem Revisionsgesetz<br />

(ZGB Art. 69b) anzupassen,<br />

haben wir bereits in der Generalversammlung<br />

am 15. März 2008 vollzogen.<br />

Da wurde beschlossen, die Artikel<br />

6, 9 und 11 entsprechend zu ändern.<br />

Zu <strong>Antrag</strong> 8, Vorstandsbestätigung<br />

(Elisabeth Krauss)<br />

Wir haben diesen <strong>Antrag</strong> so verstanden,<br />

dass die Mitglieder verstärkt<br />

in die Verantwortung einbezogen<br />

werden sollen, ohne die Eigenverantwortlichkeit<br />

des Vorstandes zu beeinträchtigen.<br />

Mit unserem <strong>Antrag</strong> 1 wollen<br />

wir diesem Bedürfnis nachkommen.<br />

Zu <strong>Antrag</strong> 9, statutarische Festlegung<br />

der Aufgabenverteilung im Vorstand<br />

(Heidrun Scholze, Hansjochim von<br />

Wick)<br />

Die Verteilung der Aufgaben innerhalb<br />

des Vorstandes und seiner Geschäftsführung<br />

sollen unseres Erachtens<br />

auch weiterhin durch ihn selbst<br />

zu regeln sein. Die in diesem <strong>Antrag</strong><br />

formulierten und statutarisch zu fixierenden<br />

Aufgabenfelder bedeuten<br />

eine zu weitgehende Festlegung und<br />

damit eine Einschränkung und Behinderung<br />

in Zeiten einer immer rascheren<br />

Entwicklung und Veränderung<br />

von Aufgaben. Wir empfehlen, die in<br />

Artikel 12 unserer Statuten gegebene<br />

offene Formulierung der Aufgabenverteilung<br />

beizubehalten.<br />

Zu <strong>Antrag</strong> 10, Wochenschrift und<br />

Nachrichtenblatt (Heidrun Scholze,<br />

Hansjochim von Wick, Horst Peters)<br />

Herausgeber der Wochenschrift<br />

‹Das <strong>Goetheanum</strong>› und der ‹Nachrichten<br />

für die Mitglieder› ist die Allgemeine<br />

Anthroposophische Gesellschaft.<br />

Zu Beginn dieses Jahres haben<br />

wir Bodo von Plato gebeten, die Vertretung<br />

des Herausgebers von Paul<br />

Mackay zu übernehmen. Im Zusammenhang<br />

der Umstrukturierungen<br />

und Einsparungen integrierte er die<br />

Wochenschrift in den neuen Bereich<br />

Kommunikation und Dokumentation<br />

am <strong>Goetheanum</strong> und führt einen bereits<br />

vor einigen Jahren begonnenen<br />

Prozess weiter, der die Wochenschrift<br />

den heutigen Möglichkeiten und Bedürfnissenentsprechend<br />

umwandeln<br />

soll.<br />

Folgende Motive leiten ihn dabei:<br />

Der Herausgebervertreter hat darauf<br />

zu achten, dass die Wochenschrift und<br />

die ‹Nachrichten für die Mitglieder›<br />

den Gesellschaftszielen dienen, insbesondere<br />

dem Anliegen, dass Esoterik<br />

und Exoterik, Gesellschaft und Bewegung<br />

zusammenklingen. Es ist sein<br />

Anliegen, dem Abonnentenrückgang<br />

und der Fremde zwischen Anthroposophischer<br />

Gesellschaft und anthroposophischen<br />

Einrichtungen entgegenzuwirken.<br />

Er setzt sich dafür ein,<br />

dass ‹Das <strong>Goetheanum</strong>› zu einem Organ<br />

der anthroposophischen Bewegung<br />

und Gesellschaft wird, das jeder<br />

Interessierte lesen kann und in dem<br />

sich die Mitglieder aussprechen können.<br />

Einer der ersten Schritte dieser Veränderungen<br />

war die Eingliederung<br />

des Nachrichtenblattes für die Mitglieder.<br />

Das Statut in Artikel 14 bezüglich<br />

der Beilage zur Wochenschrift<br />

wird dem Sinn nach voll respektiert<br />

und beibehalten. Auch ‹Anthroposophie<br />

weltweit› wird weitergeführt.<br />

Zu <strong>Antrag</strong> 11, Konstitutionsfragen<br />

(Alexander Ov.erhage)<br />

Der Begründung zu <strong>Antrag</strong> 11<br />

möchten wir widersprechen. Wie bereits<br />

bei der Stellungnahme zu <strong>Antrag</strong><br />

2 dargelegt, haben Vorstand und<br />

Hochschulkollegium kein Verhältnis<br />

der Über- oder Unterordnung zueinander.<br />

Wir haben im Juni 2010 zum<br />

Ausdruck gebracht, dass wir als Vorstand<br />

unsere Arbeit auf Grundlage<br />

der Verabredung leisten, die im Jahr<br />

2002 im Hochschulkollegium getroffen<br />

wurde: Das Hochschulkollegium<br />

leitet die Hochschule, der Vorstand ist<br />

für die Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft und das <strong>Goetheanum</strong><br />

verantwortlich. Diese Arbeitsteilung<br />

ist in Übereinstimmung mit den<br />

Weihnachtstagungs-Statuten sowie<br />

mit den heute rechtsgültigen Vereinsstatuten.<br />

Das schließt nicht aus, dass zu gegebener<br />

Zeit die Verfassung der An-<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 25<br />

throposophischen Gesellschaft neu<br />

zu betrachten und gestalten wäre. Wir<br />

meinen aber, dass das nicht auf Grund<br />

der Generalversammlungs-Beschlüsse<br />

von 2001 und 2002 geschehen<br />

kann, denn die damals gültige Ausgangslage<br />

war eine völlig andere als<br />

heute: Wir sind damals davon ausgegangen,<br />

dass die Rechtskörperschaft,<br />

die am 28. Dezember 1923 gegründet<br />

wurde, noch existenzfähig war. Das<br />

Obergericht des Kantons Solothurn<br />

hat dies am 12. Januar 2005 verneint.<br />

Deswegen können und dürfen wir<br />

heute nicht mehr von den Beschlüssen<br />

von 2001 und 2002 ausgehen.<br />

Zu Anliegen 1, Forum zur Gesellschaftsgestaltung<br />

(Moritz Christoph)<br />

Selbstverständlich halten wir es für<br />

wichtig, dass Mitgliedergruppen in<br />

frei an der Aufgabenstellung und Gestaltung<br />

der Anthroposophischen Gesellschaft<br />

arbeiten und ihre Vorschläge<br />

einbringen. Das in dem Anliegen<br />

beschriebene ZukunftsForum sehen<br />

wir als eine Möglichkeit dazu.<br />

Liebe Mitglieder, so weit unsere Bemerkungen<br />

zu den Anträgen und dem<br />

Anliegen. Wir bedauern, dass wir für<br />

die sich immer weiter über die Welt<br />

ausbreitende Mitgliedschaft der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft noch<br />

kein Verfahren eingerichtet haben,<br />

dass eine Beteiligung an den Entscheidungen<br />

der Generalversammlung<br />

aus der Ferne ermöglicht. Wir<br />

werden aber daran arbeiten und freuen<br />

uns auf die Mitglieder, die wir hier<br />

an der kommenden Generalversammlung<br />

begrüßen können. | Virginia<br />

Sease, Paul Mackay, Bodo von Plato,<br />

Sergej Prokofieff, Cornelius Pietzner,<br />

Seija Zimmermann<br />

Sektionsleiter<br />

Stellungnahme<br />

Stellungnahme der gegenwärtig am<br />

<strong>Goetheanum</strong> tätigen Sektionsleiter<br />

zum <strong>Antrag</strong> 2 (Ermel, Caspar) zur Generalversammlung<br />

2011.<br />

Der <strong>Antrag</strong> 2 verknüpft die Frage<br />

nach dem Vertrauen in den Vorstand<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft mit der Leitung


26 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft,<br />

indem beantragt wird, die<br />

gegenwärtig am <strong>Goetheanum</strong> tätigen<br />

und nicht dem Vorstand angehörenden<br />

Sektionsleiter und ehemaligen<br />

Sektionsleiter sollten eine Findungskommission<br />

für einen neuen Vorstand<br />

bilden.<br />

Wir möchten dazu Folgendes bemerken:<br />

Keiner von uns war im Vorfeld<br />

mit diesem <strong>Antrag</strong> befasst oder in seine<br />

Intentionen oder seine Abfassung<br />

involviert.<br />

Wir entnehmen dem <strong>Antrag</strong> das<br />

Bestreben, dass die Anthroposophische<br />

Gesellschaft sich ähnlich positiv<br />

entwickeln möge wie die Lebensfelder,<br />

die durch die Sektionen repräsentiert<br />

werden. Das ist unser aller<br />

Wunsch. Wir haben aber gegenüber<br />

dem <strong>Antrag</strong> ein tiefes Unbehagen:<br />

Dies gründet in dem Gedanken, gegenüber<br />

den Vorständen als eine Art<br />

Opposition instrumentalisiert zu werden.<br />

Die im <strong>Antrag</strong> intendierte Situation<br />

streben wir nicht an.<br />

Wer die Berichte der Klausuren des<br />

Hochschulkollegiums in den vergangenen<br />

Jahren verfolgt hat, wird bemerkt<br />

haben, dass es hier auch unterschiedliche<br />

Auffassungen gibt, insbesondere<br />

bezüglich der Verantwortungsbereiche<br />

dieses Gremiums. Diese<br />

wurden im letzten Sommer in dem<br />

Klausurbericht in Anthroposophie<br />

weltweit 6/2010, S. 3 angesprochen (in<br />

der Begründung des <strong>Antrag</strong>s unter<br />

«Entscheidungsbefugnis», Punkt 4 genannt).<br />

Wir halten es aber für sachgemäß,<br />

dass diese offenen Fragen unter<br />

uns im Hochschulkollegium bearbeitet<br />

werden – wir würden dies gerne in<br />

der jetzt vorhandenen Menschenkonstellation<br />

tun. | Oliver Conradt, Jean-<br />

Michel Florin, Michaela Glöckler, Ueli<br />

Hurter, Johannes Kühl, Thomas Lüthi,<br />

Florian Osswald, Claus-Peter Röh, Margrethe<br />

Sol stad, Elizabeth Wirsching,<br />

Christof Wiechert<br />

Weleda-Gruppenleitung<br />

Stellungnahme zu<br />

den Anträgen 4<br />

Es ist uns ein Anliegen, die Mitglieder<br />

der Allgemeinen Anthroposo-<br />

phischen Gesellschaft über unsere<br />

Haltung zu einigen Sorgen und Fragestellungen<br />

zu informieren, die im <strong>Antrag</strong><br />

von Andreas Worel ausgeführt<br />

worden sind.<br />

Weleda ist ein Unternehmen, dessen<br />

fast 2000 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in zwei Geschäftsfeldern<br />

aktiv sind: zum einen in der Entwicklung,<br />

der Herstellung und dem Vertrieb<br />

von Arzneimitteln der Anthroposophischen<br />

Medizin, zum anderen in<br />

der Entwicklung, Herstellung und im<br />

Vertrieb von hochwertiger Naturkosmetik.<br />

Um auch in Zukunft in beiden<br />

Geschäftsfeldern erfolgreich zu sein,<br />

sind jedoch unterschiedliche Strategien<br />

notwendig, denn Arzneimittel<br />

und Naturkosmetik sind trotz gemeinsamer<br />

anthroposophischer Basis<br />

weder bei der Entwicklung und Herstellung<br />

noch in der Vermarktung den<br />

gleichen gesetzlichen, finanziellen<br />

oder Vertriebsregeln unterworfen.<br />

Strategische Leitlinien<br />

Alle Mitarbeitenden kennen die<br />

drei Weleda-internen grundlegenden<br />

Leitlinien:<br />

1. Leistung eines wesentlichen<br />

Beitrages zur Erhaltung und Weiterentwicklung<br />

der Anthroposophischen<br />

Medizin und den dazugehörigen Prozessen.<br />

2. Weiterentwicklung und Ausbau<br />

der Position als weltweit führendes<br />

Unternehmen in der hochwertigen<br />

Naturkosmetik.<br />

3. Sicherung der langfristigen Unabhängigkeit<br />

und Selbstständigkeit<br />

durch die Erwirtschaftung angemessener<br />

Gewinne.<br />

Dabei ist und bleibt das wichtigste<br />

Anliegen der Weleda die Leitlinie 1. Wir<br />

setzen diese mit aller Kraft und nach<br />

modernsten pharmazeutischen wie<br />

auch betriebswirtschaftlichen Methoden<br />

um, immer im Bewusstsein<br />

der Verantwortung der Therapierichtung<br />

gegenüber, welche wir als das<br />

von Ita Wegman, Rudolf Steiner und<br />

anderen anthroposophischen Ärzten<br />

und Pharmazeuten gegründete Unternehmen,<br />

das dieser Identität in den<br />

zurückliegenden 90 Jahren stets treu<br />

geblieben ist, tragen.<br />

Die gute Position von Weleda im<br />

Markt der Naturkosmetik ist hierfür<br />

zwar ein gewisser Garant. Jedoch<br />

wäre eine allzu große Abhängigkeit<br />

von den Gewinnen der Naturkosmetik,<br />

wie dies heute der Fall ist, auf Dauer<br />

zu risikoreich. Denn würde Weleda<br />

zum Beispiel zwei bis drei Jahre hintereinander<br />

kein Wachstum in der Naturkosmetik<br />

generieren, so wäre der<br />

Betrieb insgesamt bereits in der Verlustzone,<br />

da das Geschäft mit Arzneimitteln<br />

in der Sortimentsbreite und -<br />

tiefe, wie es von der Weleda angeboten<br />

wird, große finanzielle Verluste<br />

generiert.<br />

Nun zu den konkreten Kommentaren<br />

in den Anträgen von Herrn Worel:<br />

Verschärfung<br />

der regulatorischen Normen<br />

Es ist wahr, dass in den letzten Jahren<br />

regulatorische Normen und Gesetze<br />

in der Entwicklung, Herstellung<br />

und Vermarktung von Arzneimitteln<br />

enorme zusätzliche zeitliche Hingabe,<br />

zusätzliche Mitarbeitende sowie finanzielle<br />

Investitionen nach sich zogen<br />

und dies auch in Zukunft tun werden.<br />

Gerade darum dürfen wir nicht<br />

stehen bleiben. Es kann in Zukunft<br />

nicht mehr sein, dass die gleichen Produkte<br />

in den drei Fabriken von Schwäbisch<br />

Gmünd, Huningue und Arlesheim<br />

in identischer oder nur leicht abweichender<br />

Zusammensetzung jeweils<br />

parallel hergestellt werden.<br />

Es ist notwendig, den Schritt zu einer<br />

Spezialisierung der Herstellstandorte<br />

auf gewisse Produkte und Herstellverfahren<br />

zu vollziehen. Selbstverständlich<br />

werden auch in Zukunft<br />

an allen drei Standorten anthroposophische<br />

Arzneimittel hergestellt, jedoch<br />

nicht nur für das eigene Land,<br />

sondern auch für die Menschen und<br />

Patienten im Nachbarland. Dass dadurch<br />

den Bedürfnissen der Schweizer<br />

Ärzte und Patienten weniger gedient<br />

ist als den deutschen Kollegen,<br />

ist ein Trugschluss und kurzfristig gedacht.<br />

Gleiches gilt für die Marktbearbeitung<br />

in diesen Ländern. Hier geht<br />

es darum, Ressourcen und Kompetenzen<br />

gemeinsam zu nutzen sowie länderübergreifend<br />

vom Wissen und der<br />

Erfahrung der jeweiligen Weleda-Länderorganisation<br />

zu profitieren. Die Berücksichtigung<br />

der spezifischen Notwendigkeiten<br />

und Bedürfnisse der<br />

Länder ist dabei sichergestellt.


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

Abschaffung<br />

anthroposophischer Arzneimittel<br />

Davon kann keine Rede sein. Das<br />

Gegenteil ist der Fall. Wie in der Stellungnahme<br />

der Internationalen Medizinischen<br />

Koordination Arzneimittel<br />

(IMKA), veröffentlicht in ‹Anthroposophie<br />

weltweit› Nr. 3/11, dargelegt, ist<br />

Weleda im kontinuierlichen Dialog<br />

mit den verschiedenen Ärztegesellschaften,<br />

arbeitet in voller Transparenz<br />

mit den Ärzten und auch der Medizinischen<br />

Sektion am <strong>Goetheanum</strong><br />

zusammen, um die Arzneimittel langfristig<br />

auf sicherere organisatorische,<br />

rechtliche und auch finanzielle Fundamente<br />

zu stellen. Weleda beschäftigt<br />

über 200 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in den Bereichen, welche<br />

ausschließlich mit dem Erhalt und der<br />

Zulassung unserer Medikamente beschäftigt<br />

sind. Tagtäglich stellen diese<br />

in mühsamer Kleinstarbeit unsere natürlichen<br />

Rohstoffe, Halbfabrikate<br />

und Fertigarzneimittel hinsichtlich<br />

Qualität, Stabilität und gesetzlicher<br />

Konformität sicher. Weleda investiert<br />

pro Jahr über zehn Millionen Franken<br />

für die Erforschung neuer und den Erhalt<br />

existierender Arzneimittel. Zusätzlich<br />

und in dieser Summe nicht<br />

eingeschlossen sind die eigentlichen<br />

Herstell- und Vermarktungsaktivitäten,<br />

an denen allein für Arzneimittel<br />

mehrere Hundert Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter beteiligt sind.<br />

Weleda ist inzwischen ein gut<br />

strukturiertes Unternehmen, welches<br />

gerade in letzter Zeit einige Präparate<br />

aus dem Arzneimittelschatz entwickeln<br />

konnte, um sie erfolgreich am<br />

Markt zu positionieren. Davon zeugen<br />

die Beispiele Neurodoron (ein Mittel<br />

gegen Stress und Erschöpfung) in<br />

Deutschland sowie die Euphrasia Augentropfen<br />

in der Schweiz. Die damit<br />

verbundenen Erfolge tragen derzeit<br />

wirtschaftlich das gesamte Arzneimittelsortiment<br />

der Weleda wesentlich<br />

mit.<br />

Insgesamt steigen die Arzneimittelumsätze<br />

gegenwärtig wieder an, und<br />

das Minimieren des mit den Arzneimittelaktivitäten<br />

verbundenen Verlustes<br />

wird auch dadurch jährlich ein wenig<br />

einfacher. Auf diesem Wege wollen wir<br />

weiterschreiten. Wir sind darauf vorbereitet,<br />

weitere Arzneimittel in dieser<br />

Weise bekannt zu machen und für den<br />

Arzneimittelmarkt zu bearbeiten und<br />

so auch die Anthroposophische Medizin<br />

insgesamt zu stützen.<br />

Dies geht aber nur mit der Hilfe unserer<br />

Partner, der Ärzte. So wie es in<br />

der oben erwähnten Stellungnahme<br />

der IMKA in einem dringenden Appell<br />

an alle ärztlichen Kollegen formuliert<br />

wurde, sind wir davon abhängig, dass<br />

die Ärzte unsere Medikamente verschreiben<br />

beziehungsweise dass die<br />

Patienten sie kaufen. So gesehen tragen<br />

alle Beteiligten eine gewisse Mitverantwortung<br />

für den Bestand und<br />

die Zukunft der Weleda-Arzneimittel. |<br />

Patrick Sirdey, Vorsitzender der Weleda-Gruppenleitung;<br />

Peter Braun, Leiter<br />

Business Unit Arzneimittel, Mitglied<br />

der Weleda- Gruppenleitung<br />

Verwaltungsrat Weleda<br />

Vertrauen<br />

Die diversen zur Behandlung an der<br />

kommenden Generalversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft (AAG) gestellten<br />

Anträge, zum Teil auch die Weleda betreffend,<br />

bringen eine Unzufriedenheit<br />

mit der Führung der AAG bei einzelnen<br />

Mitgliedern und Mitgliedergruppierungen<br />

zum Ausdruck. Eine<br />

möglichst breite Vertrauensbasis zwischen<br />

den Mitgliedern und dem Vorstand<br />

ist selbstredend auch für das<br />

Unternehmen Weleda relevant. Die<br />

Pflege und gegebenenfalls Wiederherstellung<br />

dieses Vertrauens betrachten<br />

wir grundsätzlich als AAG-interne<br />

Angelegenheit. Insofern möchte<br />

ich mich dazu nicht als Präsident<br />

des Verwaltungsrates der Weleda äußern.<br />

Verbindliche Eignerstrategie<br />

Bezüglich der die Weleda betreffenden<br />

Anträge 4.1 bis 4.6 möchte ich<br />

lediglich ein paar an sich öffentlich<br />

bekannte, aber gleichwohl oft negierte<br />

Sachverhalte in Erinnerung rufen:<br />

Sowohl die Eignerstrategie der beiden<br />

Hauptaktionäre als auch die vom<br />

Verwaltungsrat und der Weleda-<br />

Gruppenleitung festgelegte Unternehmensstrategie<br />

basieren auf den<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 27<br />

beiden Geschäftsfeldern Arzneimittel<br />

und Naturkosmetik. Die Arzneimittel<br />

– und der damit geleistete weltweite<br />

Beitrag der Weleda an die anthroposophische<br />

Therapierichtung –<br />

werden von allen Verantwortlichen<br />

als identitätsstiftender, nicht zur Disposition<br />

stehender Teil der Weleda betrachtet.<br />

Die Unverkäuflichkeit der von AAG<br />

und der Ita-Wegman-Klinik (IWK) gehaltenen<br />

Stimmrechtsaktien ist durch<br />

die verbindliche Eignerstrategie festgeschrieben<br />

und bei der AAG zusätzlich<br />

durch den entsprechenden Beschluss<br />

der Generalversammlung im<br />

Jahr 2010 sichergestellt.<br />

Eine signifikante Reduktion der Defizite<br />

innerhalb der Sparte Arzneimittel<br />

und eine weiterhin überdurchschnittlich<br />

erfolgreiche Entwicklung<br />

der Sparte Naturkosmetik sind in den<br />

kommenden Jahren unbedingte Voraussetzungen<br />

für die Sicherung unserer<br />

Weleda als Ganzes.<br />

Sorge um gesunde Verhältnisse<br />

Anders als immer wieder behauptet<br />

waren die Heilmittel der Weleda<br />

seit deren Gründung bis in die späten<br />

80er-Jahre der Hauptumsatzträger,<br />

aus welchem – von einzelnen Ausnahmejahren<br />

abgesehen – auch das<br />

Wachstum der Weleda selbst finanziert<br />

werden konnte. Erst ab den 90er-<br />

Jahren hat sich dieser positive Beitrag<br />

in ein stets zunehmendes Defizit der<br />

Sparte gewandelt, das glücklicherweise<br />

durch die gleichzeitig stark wachsende<br />

Sparte Naturkosmetik in den<br />

meisten Jahren insgesamt jeweils<br />

knapp gedeckt werden konnte. Eine<br />

Finanzierung der nötigen Investitionen<br />

aus selbst erwirtschafteten Mitteln<br />

war aber in den vergangenen Jahren<br />

nicht mehr gegeben, was zu einer<br />

Erhöhung der Fremdverschuldung<br />

führte und auch die Kapitalerhöhung<br />

von 2007 nötig machte.<br />

Beide Hauptaktionäre sowie die<br />

meisten Kleinaktionäre, alle Mitglieder<br />

des Verwaltungsrates und das Management<br />

sind sich darin einig, dass<br />

eine Fortführung und weitere Akzentuierung<br />

der geschilderten problematischen<br />

finanziellen Entwicklung mit<br />

einer nicht hinterfragten Quersubventionierung<br />

der Heilmittel im bisherigen<br />

Ausmass nicht zu verantwor


28 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

ten wäre, da dadurch die Weleda als<br />

Ganzes gefährdet würde.<br />

In diesem Zusammenhang darf<br />

auch an die Stellungnahme von Rudolf<br />

Steiner zum Thema der Preise<br />

und der Kostenwahrheit bei Medikamenten<br />

der Weleda erinnert werden:<br />

«Sehen Sie, es wurde gesprochen<br />

über die angebliche Teuerheit der<br />

Heilmittel. Ja, die Sache liegt so, dass<br />

die Heilmittel eben gerade so viel kosten<br />

müssen, als notwendig ist, um die<br />

Kosten der Herstellung und der Versendung<br />

und so weiter zu decken. Das<br />

ist immerhin gesünder – man muss ja<br />

auch bei der Medizin an die soziale<br />

und an die finanzielle Gesundheit<br />

denken, sonst ist man inkonsequent –,<br />

es ist viel gesünder, die Heilmittel so<br />

zu bezahlen, wie sie schon einmal kosten<br />

müssen nach den Herstellungskosten<br />

und so weiter, als sie geringer<br />

zu bezahlen und ein Defizit zu haben;<br />

das müssten Sie ja doch wieder bezahlen,<br />

wenn es nicht vom Monde herunter<br />

bezahlt werden soll. Das wären<br />

keine gesunden Verhältnisse. Diese<br />

Dinge müssen schon gerade bei uns<br />

berücksichtigt werden, dass man für<br />

solche Fälle, dass dem einen oder anderen<br />

die Heilmittel zu teuer sind, einen<br />

Fonds gründet oder dergleichen,<br />

von dem aus dann diese Heilmittel bezahlt<br />

werden. Auch da müssen wir<br />

schon eine Art Vertrauen entwickeln,<br />

müssen dieses Vertrauen der Einsicht<br />

derjenigen entgegenbringen, die für<br />

diese Heilmittel arbeiten müssen»<br />

(aus: ‹Rudolf Steiner und die Gründung<br />

der Weleda›, ‹Beiträge zur Rudolf<br />

Steiner Gesamtausgabe› Nr.<br />

118/119, Seiten 181f.).<br />

Interessierte können die Eignerstrategie<br />

für die Weleda bei der Weleda<br />

bestellen. Der Geschäftsbericht<br />

2010 der Weleda erscheint planmäßig<br />

Ende April und wird den Aktionären<br />

und Partizipanten per Post zugestellt.<br />

Andere Interessierte können ihn ab<br />

dem 30. Mai bei der Weleda bestellen.<br />

Weleda pflegt eine aktive Kommunikation<br />

mit allen relevanten Anspruchsgruppen.<br />

Die Durchführung<br />

einer speziellen Großveranstaltung<br />

noch vor der Jahresmitte halten wir allerdings<br />

für wenig realistisch.<br />

Unternehmenszweckartikel der Statuten<br />

Bezüglich des Unternehmens-<br />

zweckartikels in den Statuten orientieren<br />

wir gerne, dass dieser seit 1930<br />

unverändert wie unten stehend lautet.<br />

Lediglich der letzte Passus betreffend<br />

Förderzweck wurde 1996 aufgenommen,<br />

um eine langjährige Praxis<br />

sichtbar zu machen. Seit 1965 werden<br />

zudem die Diätetika explizit erwähnt.<br />

Ǥ2<br />

Zweck der Gesellschaft ist die Fabrikation<br />

und der Vertrieb von pharmazeutischen,<br />

diätetischen und kosmetischen<br />

Präparaten auf Grundlage<br />

der Anthroposophie Dr. Rudolf Steiners<br />

sowie die Betätigung auf verwandten<br />

Arbeitsgebieten einschließlich<br />

von Heilapparaten.<br />

Die Gesellschaft kann durch Beschluss<br />

des Verwaltungsrates Zweigniederlassungen<br />

im In- und Ausland errichten<br />

und ist auch zum Betriebe anderer<br />

gleichartiger Unternehmungen<br />

und zur Beteiligung an solchen befugt.<br />

Die Gesellschaft kann außerdem anthroposophische<br />

Institutionen durch<br />

Spenden und in anderer Form fördern.»<br />

Der Zweckartikel beschreibt zutreffend<br />

Tätigkeit und Ausrichtung der<br />

Weleda. Aus Sicht des Verwaltungsrates<br />

besteht keine Absicht und auch<br />

keine Veranlassung, daran etwas zu<br />

ändern.<br />

Einzuhaltene Rechtsräume<br />

Die übrigen organisatorischen Vorschläge<br />

verletzen entweder die Statuten<br />

(Ernennung von Präsident und Vizepräsident<br />

des Verwaltungsrates direkt<br />

durch die AAG und die IWK), das<br />

geltende Aktienrecht (Verbindungsstelle<br />

mit Einfluss, aber ohne verantwortliche<br />

Rechenschaftspflicht gegenüber<br />

der Generalversammlung),<br />

den Schutz der Unternehmensinteressen<br />

(Veröffentlichung der Protokolle<br />

der Verwaltungsratssitzungen)<br />

oder sind insgesamt in Anbetracht der<br />

tatsächlichen unternehmerischen<br />

Herausforderungen ziemlich irrelevant<br />

und wenig hilfreich.<br />

Für die Revisionsstelle gelten zwingend<br />

die gesetzlichen Anforderungen<br />

an die Zulassung gemäss Revisionsaufsichtsgesetz<br />

(RAG) und die Unabhängigkeit<br />

(Art. 728 OR).<br />

Im Interesse der Weleda hoffe ich,<br />

dass die AAG-interne Debatte zu den<br />

gestellten Anträgen so geführt wird,<br />

dass die hohe Motivation der Mitar-<br />

beiter unserer Weleda und das Bild<br />

der Weleda in der Öffentlichkeit dadurch<br />

keinen Schaden nehmen. | Arlesheim,<br />

25. März 2011, Georg Fankhauser,<br />

Präsident des Verwaltungsrates<br />

der Weleda AG


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

Finanzbericht<br />

Schwierige Schritte<br />

zu gesunden Finanzverhältnissen<br />

Das Jahr 2010 brachte dem Goethe -<br />

anum Höhen, aber auch besondere<br />

Herausforderungen. Ein solcher Höhepunkt<br />

war zweifellos die Inszenierung<br />

der Mysteriendramen Rudolf<br />

Steiners. Um dieses große Kunstwerk<br />

auf die Bühne bringen zu können,<br />

mussten von 2008 bis 2010 erhebliche<br />

Mittel aufgewendet werden. Durch<br />

die großzügige Unterstützung der<br />

Mitglieder und Freunde wurde es<br />

möglich, die Inszenierung dieses zentralen<br />

Kunstwerks zustande zu bringen.<br />

Ausverkaufte Aufführungen und<br />

bei den übrigen Aufführungen durchschnittlich<br />

600 Zuschauer übertrafen<br />

unsere Prognosen. Im Juni 2010 entschlossen<br />

sich deshalb Vorstand und<br />

Hochschulkollegium als Antwort auf<br />

diese erfreuliche Entwicklung, die<br />

Dramen bis 2013 weiter aufzuführen.<br />

Die Bruttokosten für die dreijährige<br />

Entwicklungszeit der Dramen betrug<br />

fast 5,4 Millionen CHF und erforderte<br />

ein großes Maß an freien Spenden,<br />

wobei es gelang 230 TCHF unter dem<br />

Projektbudget zu bleiben! (Siehe Ta-<br />

belle) Insgesamt wurden 1,7 Mio. CHF<br />

für die Dramen gespendet zuzüglich<br />

eines Geschenkversprechens in Höhe<br />

von etwa 750 TCHF, das noch aussteht.<br />

Beginnend mit dem Jahr 2011 sollen<br />

sich die Aufführungen vollständig<br />

durch die Einnahmen finanzieren.<br />

Der Schwerpunkt auf die Dramen,<br />

sowie unsere Konzentration auf die<br />

Neustrukturierung des Haushalts für<br />

2011, machte es notwendig, die drin-<br />

genden Bauvorhaben und Renovationen,<br />

wie beispielsweise das Schieferdach<br />

des <strong>Goetheanum</strong>, die Sanierung<br />

der Betonfassade (Süden und Norden)<br />

und die Außenterrasse, zu verschieben.<br />

Diese Projekte sind mit 4 Mio.<br />

CHF veranschlagt. Wir wollen sie 2012<br />

in Angriff nehmen, sofern es gelingt,<br />

65 % der erforderlichen Mittel im Jahr<br />

2011 zusammen zu bekommen.<br />

Das Budget 2010 um fast 8 % reduzieren,<br />

war nur möglich, indem wir 1,7<br />

Mio. CHF als ‹Außerordentlicher Ertrag›<br />

für die Mysteriendramen und die<br />

große Eurythmieaufführung (Apokalypse)<br />

damals zu budgetieren. Die<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 29<br />

schwache globale Wirtschaftslage sowie<br />

der hohe Kurs des Schweizer Franken<br />

machten es sehr schwer, diese außerordentlichen<br />

Mittel für die Bühnenprojekte<br />

zu sammeln.<br />

Unsere Betriebskosten für das Jahr<br />

lagen mit 21,922 Mio. CHF rund 830<br />

TCHF über dem Budget von 21,090<br />

Mio. CHF. Weil ca. 75 % der Einnahmen<br />

das <strong>Goetheanum</strong> in Fremdwährungen<br />

erreichen, ‹verloren› wir insgesamt<br />

ca. 850 TCHF aufgrund der<br />

schwachen Wechselkurse. Anfang Januar<br />

2010 notierte z. B. der Euro bei<br />

1,45 CHF, während er Ende Dezember<br />

2010 bei 1,24 CHF lag, was einen Rückgang<br />

um 15 % bedeutet.<br />

Obwohl die Mitgliederlisten in vielen<br />

Ländern von passiven oder ver-<br />

10 Jahre Entwicklung der Spenden (freie und zweckgebundene) und Institutionsbeiträge<br />

Durchschnitt<br />

2001 - 2010 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001<br />

1) Freie Spenden<br />

1'910 1'932 1'833 1'460 1'567 2'328 1'773 3'192 1'776 2'132 1'108<br />

2) Zweckgebundene Spenden 3'625 2'807 3'851 4'251 3'298 4'187 3'861 3'849 4'046 3'494 2'607<br />

3) Freie Institutionsbeiträge 2'083 2'211 2'451 1'990 2'409 1'991 1'754 2'233 1'904 1'961 1'926<br />

Zusammenfassung Mysteriendramen 2008-2010<br />

IST<br />

Aufwand<br />

2008 2009 2010 Gesamt<br />

Budget<br />

Gesamt<br />

Mitarbeitereinkommen 375'114 2'011'911 1'357'830 3'744'855 4'043'390<br />

Kostüme und Schneiderei 45'864 90'169 48'605 184'638 173'000<br />

Techn. Bühne, Bühnenbild, Bel. 249'448 176'352 94'540 520'340 775'000<br />

Workshops und Marketing 62'306 101'461 246'315 410'082 233'000<br />

Musik 4'176 7'001 252'975 264'153 137'500<br />

Aufwand Total<br />

Ertrag<br />

736'909 2'386'893 2'000'266 0 5'124'068 5'361'890<br />

Einnahmen aus Aufführungen 17'867 256'013 1'267'677 1'541'557 1'063'000<br />

Eigenmittel 348'273 1'153'919 364'441 1'866'633 1'270'000<br />

Einnahmen aus Spenden 370'769 976'961 368'148 1'715'879 3'028'890<br />

Ertrag Total 736'909 2'386'893 2'000'266 0 5'124'068 5'361'890<br />

schollenen Mitgliedern befreit wurden,<br />

blieb die Zahl in den letzten drei<br />

Jahren mit 47000 Mitgliedern stabil.<br />

Wir erhielten insgesamt 4,2 Mio. CHF<br />

an Mitgliederbeiträgen – fast 300000<br />

CHF weniger als 2009, was wiederum<br />

hauptsächlich auf den Wechselkurs<br />

zurückzuführen ist, wie auch die um<br />

250000 CHF auf 2,2 Mio CHF gesunkenen<br />

institutionellen Beiträge. Aller<br />

Voraussicht nach werden diese Währungsverluste<br />

2011 anhalten. Die Höhe<br />

der Mitgliedsbeiträge ist nach wie vor<br />

eine wichtige Frage, da einzelne Landesgesellschaften<br />

kurzfristig in die<br />

Lage kommen werden, die volle Zahlung<br />

nicht leisten zu können. Seit der<br />

Festlegung des Jahresbeitrags pro<br />

Mitglied von 125 CHF in der Generalversammlung<br />

von 1991 ist bis heute<br />

nur von der Schweiz und Deutschland<br />

erreicht wurden.<br />

Trotz des Währungsverlustes fiel<br />

die Reaktion auf den Weihnachts-<br />

Spenden-Aufruf mit 1,060 Mio. CHF<br />

etwa 275 TCHF höher als im Jahr 2009<br />

aus. Auch die freien Spenden mit 1,932<br />

TCHF stiegen um 100 TCHF. Entgegen<br />

des allgemeinen Trends der letzten<br />

Jahre sanken die zweckgebundenen<br />

Zuwendungen.


30 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

Trotz der schwierigen Wirtschaftslage<br />

blieb die Höhe der freien Spenden<br />

innerhalb der vergangenen zehn<br />

Jahre stabil (siehe Grafik). Für diese<br />

anhaltende Unterstützung, das kontinuierliche<br />

Band<br />

finanzieller Unterstützung, sind wir<br />

zutiefst dankbar. Im Jahr 2010 erhielten<br />

wir 643 TCHF aus Erbschaften, was<br />

den budgetierten Betrag von 500<br />

TCHF überstieg.<br />

In den letzten Jahren haben wir<br />

kontinuierlich weniger Mittel aus Erbschaften<br />

budgetiert, denn diese<br />

Schenkungen sollten für außerordentliche<br />

Projekte in Forschung und<br />

Bilanz<br />

31.12.10 31.12.09<br />

Alle Angaben in Tausend CHF Aktiva Passiva Aktiva Passiva<br />

Kasse, Bank, Postkonto 1'257 1'929<br />

Forderungen 1'442 752<br />

Aktive Rechnungsabgrenzungen 110 849<br />

Umlaufvermögen 2'809 3'529<br />

Verbindlichkeiten 1'679 1'391<br />

Rückstellungen 561 533<br />

Passive Rechnungsabgrenzung 891 562<br />

Kurzfristige Verbindlichkeiten<br />

Wertschriften, Guthaben<br />

3'131 2'486<br />

mit RR 1), Darlehen 3'214 3'381<br />

Beteiligungen 2) 3'738 3'738<br />

Finanzielle Anlagen 6'952 7'119<br />

Liegenschaften 3) 5'612 5'721<br />

<strong>Goetheanum</strong>-Gebäude 1'977 2'113<br />

Sachanlagen 7'589 7'834<br />

Darlehen und Hypotheken 4) 5'054 5'512<br />

Rentenverpflichtungen 313 354<br />

Schenkungen mit RR 5) 7'610 7'581<br />

Langfristige Verbindlichkeiten 12'978 13'447<br />

Fonds 6) 881 2'004<br />

Freie Eigenmittel 546 613<br />

Verlust 2010/2009 186 67<br />

Total 17'350 17'350 18'482 18'482<br />

Anmerkungen:<br />

1) Es handelt sich hier um Guthaben mit Rückfallrecht, die unter bestimmten<br />

Umständen zurückgefordert werden können. Die Gegenposition<br />

erscheint bei den Passiva innerhalb der ‹Schenkungen mit Rückfallrecht›.<br />

2) Bei den Beteiligungen macht der Aktien- und Partizipationsanteil<br />

bei der Weleda AG den Hauptteil aus. Daneben besteht eine Minderheitsbeteiligung<br />

an der Vital Restaurant AG.<br />

3) Es handelt sich um Häuser und Eigentumswohnungen für Mitarbeitende<br />

auf dem Platz Dornach/Arlesheim.<br />

4) Dies sind teilweise verzinsliche Darlehen von Privaten/Institutionen<br />

und verzinsliche Hypotheken von Banken.<br />

5) Es handelt sich bei den Schenkungen mit Rückfallrecht um solche, die<br />

unter bestimmten Umständen zurückgefordert werden können. Die<br />

Rückrufquote ist jedoch gering.<br />

6) Dies sind interne zweckbestimmte Fonds (Rückstellungen) für Tätigkeiten<br />

(Projekte) der Gesellschaft und Hochschule.<br />

Kunst und Gebäudesanierung eingesetzt<br />

werden. Für 2011 Jahr haben wir<br />

erstmals keine solchen freien Mittel<br />

für den laufenden Haushalt budgetiert.<br />

Der tatsächliche Betriebsverlust<br />

für 2010 (Siehe Grafik) betrug 3,5 Mio.<br />

CHF, ähnlich hoch wie in den vorangehenden<br />

Jahren. Ausgeglichen wurde<br />

dieses strukturelle Defizit mit dem<br />

Verkauf von zwei Wohnungen an unsere<br />

Pensionskasse, durch Auflösung<br />

von internen Fonds und Rückstellungen<br />

sowie durch Liegenschaftserträge.<br />

Diese Form des Finanzausgleiches,<br />

durch Deckung des Betriebsverlustes<br />

Erfolgsrechnung<br />

aus den stillen Reserven, kann auf<br />

Dauer nicht gut gehen, da diese Reserven<br />

endlich sind. Dem wollen wir ein<br />

Ende setzen .<br />

Durch die Schritte zu einem ausgeglichenen<br />

Haushalt schlossen wir das<br />

Jahr 2010 mit einem überschaubaren<br />

Verlust von 185 TCHF ab, wobei sich<br />

das Eigenkapital von 546 auf 360<br />

TCHF verringerte.<br />

Bilanz<br />

Wir schlossen 2010 mit einem<br />

Rückgang der Bilanz um 1,132 TCHF auf<br />

17,350 TCHF. Auf der Aktivseite reduzierten<br />

sich die liquiden Mittel um<br />

AUFWAND<br />

Alle Angaben in Tausend CHF<br />

2010 2009 Abw.<br />

EINKOMMEN MITARBEITENDE 12'935 12'851 84<br />

Wissenschaftliche Mitarbeitende 194 0 194<br />

Ausstellungsaufwand 22 0 22<br />

Verwaltungskosten 809 936 -127<br />

Reise- und Fahrzeugkosten 522 345 176<br />

Information und Werbung 191 386 -195<br />

Material und Herstellungskosten 744 782 -38<br />

Unterhalt Gebäude, Gelände, Mobiliar 572 853 -281<br />

Energie und Raumkosten 526 708 -182<br />

Zuwendungen und Abgaben 599 167 432<br />

Sachversicherungen und Beratung 220 649 -429<br />

Abschreibungen, Wertberichtigungen 12 190 -178<br />

Zuführung in Fonds und Rückstellungen 154 392 -238<br />

BETRIEBSAUFWAND 4'564 5'408 -844<br />

VERANSTALTUNGSKOSTEN 2'767 3'118 -351<br />

INVESTITIONEN 224 88 136<br />

Zinsen und andere Aufwendungen 795 794 2<br />

Mitarbeiterwohnungen 592 856 -264<br />

a.o. Aufwand 67 104 -37<br />

NEBENKOSTEN 1'454 1'754 -300<br />

TOTAL AUFWAND 21'944 23'219 -1'275<br />

ERTRAG 2010 2009 Abw.<br />

Beiträge von Mitgliedern 4'217 4'490 -273<br />

Beiträge von Institutionen 2'211 2'451 -240<br />

Spenden 1'932 1'833 99<br />

Legate 643 1'791 -1'148<br />

Wochenschrift „Das <strong>Goetheanum</strong>“ 1'329 1'378 -49<br />

Auflösung von Fonds und Rückstellungen 2'255 461 1'794<br />

GESELLSCHAFT EINNAHMEN 12'588 12'405 183<br />

Tagungen, Kurse, Veranstaltungen 1'472 1'362 109<br />

Publikationen und Broschüren 25 48 -24<br />

Studium und Weiterbildung 336 397 -61<br />

Labor und Institute 72 102<br />

HOCHSCHUL EINNAHMEN 1'905 1'909 25<br />

Künstlerische Darbietungen 1'469 772 697<br />

Bauführungen und Ausstellungen 59 52 8<br />

Dienstleistungen 617 654 -37<br />

Garten und Park 267 292<br />

GOETHEANUM KULTURHAUS EINNAHMEN 2'413 1'770 668<br />

Zweckgebundene Spenden 2'807 3'851 -1'043<br />

PROJEKTSPENDEN GANZES HAUS 2'807 3'851 -1'043<br />

Zinsen und andere Erträge 364 827 -464<br />

Mitarbeiterwohnungen 1'651 2'246 -594<br />

Übriger Ertrag 9 145 -136<br />

NEBENERTRÄGE 2'023 3'218 -1'195<br />

Verlust 2010/09 186 67 119<br />

TOTAL ERTRAG 21'922 23'219 -1'297


ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

Aufwand<br />

Sokelbeitrag an Hochschule<br />

insgesamt 670 TCHF. Das Umlaufvermögen<br />

reduzierte sich um 720 TCHF<br />

auf 2,809 TCHF.<br />

Die Finanzanlagen reduzierten sich<br />

nur leicht um 167 TCHF auf 6,952 TCHF,<br />

wobei die Beteiligungen gleich blieben.<br />

Einige vergebene Darlehen wurden<br />

zurückgezahlt, und wir reduzierten<br />

unser Wertpapierportfolio. Außer<br />

der normalen Abschreibung auf Gebäude<br />

und den Großen Saal gab es<br />

keine wesentlichen Veränderungen in<br />

den Sachanlagen.<br />

Auf der Passivseite stiegen die<br />

kurzfristigen Verbindlichkeiten um<br />

645 TCHF auf 3,131 TCHF, da wir bereits<br />

2010 Erträge für das Jahr 2011 fakturiert<br />

haben (Wochenschrift ‹Das <strong>Goetheanum</strong>›),<br />

die in der Bilanz entsprechend<br />

abgegrenzt wurden. Gleichwohl<br />

konnten wir Passivdarlehen um<br />

458 TCHF auf 5,054 TCHF reduzieren.<br />

Wir erhöhten die Position Spenden<br />

mit Rückfallrecht in geringem Maße.<br />

Diese Spenden werden als langfristige<br />

Verbindlichkeiten gebucht.<br />

Wir lösten interne Fonds und Einzelwertberichtigungen<br />

auf. Diese erscheinen<br />

als Erträge in Höhe von insgesamt<br />

Infrastrukturkosten<br />

Transparenzreport AAG<br />

Ertrag<br />

Gutschrift Sockelbeitrag an Hochschule<br />

Gutschrift Infrastruktur<br />

Netto<br />

Aufwand<br />

2,2 Mio CHF in der Gewinn- und Verlustrechnung,<br />

bedeuten aber keine zusätzliche<br />

Liquidität für das <strong>Goetheanum</strong>.<br />

Dies alles war notwendig, um<br />

den operativen Verlust von 2010 zu reduzieren.<br />

Die meisten der übrigen<br />

Fonds (880 TCHF) sind von außen<br />

zweckbestimmt und können daher<br />

nicht aufgelöst werden.<br />

Die Mysteriendramen, die ungünstige<br />

Entwicklung der Wechselkurse sowie<br />

mehrere unerwartete größere<br />

Spenden spielen eine wichtige Rolle<br />

beim Ergebnis des Jahres 2010. Die Gewissheit,<br />

dass weitere schwere Beschlüsse<br />

für eine Sanierung der Finanzen<br />

erforderlich sein werden, prägte die<br />

Gespräche und Entscheidungen im ersten<br />

Halbjahr 2010. Es zeigte sich, dass<br />

der Entschluss, Erbschaften nicht für<br />

den laufenden Haushalt zu verwenden,<br />

um so unabhängiger von diesen ungewissen<br />

und schwer zu kalkulierenden<br />

Einnahme zu werden, deutliche Kürzungen<br />

notwendig machte.<br />

Ausblick und Haushaltsplan 2011<br />

Der Haushalt 2011 zeigt die Einsparung<br />

in Höhe von ca. 20 % auf fast al-<br />

Sokelbeitrag an Hochschule<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 31<br />

IST 2010 Budget 2010<br />

Hochschule<br />

Allgemeine Anthroposophische Sektion 821 1'486 567 220 1'486 -33 777 1'521 557 220 1'521 0<br />

Pädagogische Sektion 400 184 403 34 184 37 456 215 422 34 215 0<br />

Naturwissenschaftliche Sektion 908 513 546 306 513 -57 778 488 472 306 488 0<br />

Sektion für Landwirtschaft 427 277 292 144 277 9 405 286 262 144 286 0<br />

Mathematisch-Astronomische Sektion 173 114 28 147 114 2 169 121 22 147 121 0<br />

Medizinische Sektion 1'683 757 1'533 150 757 -0 1'699 808 1'549 150 808 0<br />

Sektion für Sozialwissenschaften 205 101 78 124 101 -2 193 103 69 124 103 0<br />

Sektion Schöne Wissenschaften 281 145 93 188 145 0 308 166 120 188 166 0<br />

Sektion Redende und Musizierende Künste 276 142 132 189 142 45 289 159 100 189 159 0<br />

Sektion Bildende Künste 174 131 33 193 131 52 250 170 57 193 170 0<br />

Jugendsektion 329 190 145 198 190 15 377 205 178 198 205 0<br />

Hochschule Gesamt 5'677 0 4'040 3'850 1'894 4'040 67 5'700 0 4'242 3'806 1'894 4'242 0<br />

<strong>Goetheanum</strong> Kulturhaus Gesamt 8'969 0 -2'946 2'532 0 0 -3'491 9'397 0 -3'216 2'523 0 0 -3'657<br />

Gesellschaft Gesamt 7'276 1'894 2'946 15'354 0 0 3'238 0 5'993 1'894 3'216 0 14'760 0 0 3'657<br />

Interne Verrechnungen 1'894 4'040 1'894 4'040 1'894 4'242 1'894 4'242<br />

AAG Gesamt bereinigt 21'922 21'736 -186 21'090 21'090 0<br />

Infrastrukturkosten<br />

Ertrag<br />

Gutschrift Sockelbeitrag an Hochschule<br />

Gutschrift Infrastruktur<br />

Netto inkl Infrastruktur<br />

len Arbeitsfeldern des <strong>Goetheanum</strong>.<br />

Das Budget sinkt deshalb von 21,09<br />

Mio CHF im Jahr 2010 auf 16,676 Mio.<br />

CHF. Ein Teil dieser Reduktion entspricht<br />

den erwarteten reduzierten<br />

Erträgen in Höhe von 2,870 TCHF (Verzicht<br />

im Budget auf 1,710 Mio. in ‹Außerordentlicher<br />

Ertrag› und 500 TCHF<br />

Legate). Weiterhin rechnen wir im<br />

Budget 2011 mit rund 250 TCHF weniger<br />

an Spenden, 100 TCHF weniger Zuwendungen<br />

aus der Mitgliedschaft<br />

sowie 250 TCHF weniger an institutionellen<br />

Beiträgen. Diese Zahlen beruhen<br />

auf der Analyse der letzten Jahre<br />

und der erwarteten Entwicklungen.<br />

Diesen Mindereinnahmen entsprechend<br />

senken wir den Aufwand um<br />

netto 2,877 TCHF. Ein wichtiger, aber<br />

überaus schmerzlicher Einschnitt betrifft<br />

die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft<br />

mit 742 TCH und die<br />

Bühne mit 1,216 TCHF, den Bereich<br />

Empfang mit 376 TCHF und 260 TCHF<br />

in der Bauadministration. Brutto verändert<br />

sich so die Aufwands- und Ertragsseite<br />

um 4,4 Mio CHF.<br />

Diese Einsparungen waren möglich,<br />

indem Aktivitäten zurückgefah


32 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />

ren wurde und zugleich Synergien innerhalb<br />

der bestehenden Abteilungen<br />

gesucht wurden. 22 Mitarbeitende<br />

mussten ihre Arbeit beenden – ein<br />

schmerzlicher Schnitt für die Arbeitsgemeinschaft<br />

des <strong>Goetheanum</strong>. Aus<br />

finanzieller Sicht stellen diese Entscheidungen<br />

zugleich einen entscheidenden<br />

Schritt dar, das <strong>Goetheanum</strong><br />

in eine finanzielle Gesundheit zu führen.<br />

Nach neun Jahren Verantwortung<br />

für die Finanzen des <strong>Goetheanum</strong><br />

habe ich beschlossen, von der Vorstandstätigkeit<br />

als Schatzmeister an<br />

der Generalversammlung im April<br />

2011 zurückzutreten und neue Initiativen<br />

zu ergreifen. So schließe ich diesen<br />

Finanzbericht mit einem herzlichen<br />

Dank für die positive Zusammenarbeit<br />

und an die vielen Mitglieder,<br />

Freunde, Stiftungen und anderen<br />

Organisationen, die so verlässlich das<br />

<strong>Goetheanum</strong> unterstützt haben. Es ist<br />

diese tiefe Verpflichtung und der persönliche<br />

Sinn für Verantwortung, der<br />

das Werk in die Zukunft tragen wird.<br />

Die vielfältigen Erfahrungen in diesen<br />

Jahren haben mich enorm bereichert,<br />

und es ist mir ein Privileg gewesen,<br />

den Aufgaben und Zielen der Allgemeinen<br />

Anthroposophischen Gesellschaft<br />

in diesen Jahren dienen zu dürfen.<br />

| Cornelius Pietzner, Finanzvorstand,<br />

9. März 2011<br />

Budget 2011<br />

Alle Angaben in TCHF<br />

BETRIEBSKOSTEN Aufwand Ertrag Netto<br />

Allg. Anthroposophische Gesellschaft<br />

Vorstand und Sekretariate 1'280 -1'280<br />

Kommunikation und Dokumentation 1'675 1'123 -552<br />

darin Öffentlichkeit 124 2 -122<br />

darin Dokumentation 321 11 -310<br />

darin Wochenschrift 1'230 1'110 -120<br />

Tagungen Gesellschaft 361 415 54<br />

Finanzen, Fundraising und Controlling 340 -340<br />

Personalwesen 634 73 -561<br />

IT und EDV 304 -304<br />

Liegenschaften 640 1'311 671<br />

Mitgliederbeiträge 4'575 4'575<br />

Beiträge v. Institutionen 1'900 1'900<br />

Spenden 2'050 2'050<br />

Sonstiger Aufwand 43 -43<br />

Total Gesellschaft 5'277 11'447 6'170<br />

Freie Hochschule für Geisteswissenschaft<br />

Allgemeine Anthroposophische Sektion 654 546 -108<br />

(darin Studium und Weiterbildung) 448 316 -132<br />

Pädagogische Sektion 526 477 -49<br />

Naturwissenschaftliche Sektion 732 496 -236<br />

Sektion für Landwirtschaft 461 322 -139<br />

Mathematisch-Astronomische Sektion 120 27 -93<br />

Medizinische Sektion 1'340 1'265 -75<br />

Sektion für Sozialwissenschaften 10 -10<br />

Sektion für Schöne Wissenschaften 285 147 -138<br />

Sektion für Redende und Musiz. Künste 563 409 -154<br />

Sektion für Bildende Künste 10 -10<br />

Jugendsektion 233 95 -138<br />

Total Hochschule 4'935 3'784 -1'151<br />

<strong>Goetheanum</strong> Kulturhaus<br />

<strong>Goetheanum</strong>-Bühne 2'630 540 -2'090<br />

(darin Bühnenbetrieb) 2'100 -2'100<br />

(darin Mysteriendramen 2011 inkl Mitarbeitende) 530 540 10<br />

Empfang/Veranstaltungen inkl. Verpfl. 869 48 -821<br />

<strong>Goetheanum</strong>bau 2'965 857 -2'108<br />

Total <strong>Goetheanum</strong> Kulturhaus 6'464 1'445 -5'019<br />

TOTAL BETRIEBSAUFWAND 16'676 16'676 0


ó Bericht der Revisionsstelle<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 33


34 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Bericht der Revisionsstelle


ó Bericht der Revisionsstelle<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 35


36 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Bericht der Revisionsstelle


ó Bericht der Revisionsstelle<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 37


38 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Interviw<br />

Paul Mackay über einige der Vorwürfe | Thomas Stöckli, Wolfgang Held<br />

«Konfliktfähigkeit entwickeln»<br />

Der Waldorfpädagoge Thomas Stöckli ist seit etwa 30 Jahren mit dem <strong>Goetheanum</strong><br />

frei verbunden. Ihn interessierte vor dem Hintergrund der aktuellen Konfliktthemen,<br />

wie der Vorstand seine Aufgabe versteht, wie sich die Leitungsgremien<br />

der Anthroposophischen Gesellschaft und der Hochschule für Geisteswissenschaft<br />

zueinander verhalten sowie wie die Arbeitsteilung in geschäftsführenden<br />

Aufgaben einzuschätzen ist. Auf seine Initiative fand ein Gespräch mit<br />

Vorstandsmitglied Paul Mackay zu diesen Fragen statt.<br />

Das schon länger geplante Gespräch<br />

findet unter zugespitzten<br />

Vorzeichen statt. Denn<br />

kurz zuvor wurden die Anträge von<br />

Mitgliedern zur diesjährigen Generalversammlung<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft in<br />

‹Anthroposophie weltweit› Nr.<br />

3/2011 veröffentlicht.<br />

Beim Gespräch im Büro von Paul<br />

Mackay ergänzt Wolfgang Held zu Beginn<br />

noch zwei weitere Gesichtspunkte:<br />

Souveränität und Selbstbeherrschung,<br />

Diskretion und<br />

Konsequenz – diese Qualitäten sind<br />

Voraussetzungen für die Erfüllung<br />

von Vorstandsaufgaben, sie werfen<br />

aber oft einen kühlen Schatten. Das<br />

mache Anteilnahme, Gemütsnähe<br />

und Unmittelbarkeit schwieriger.<br />

Und: Was sind die wesentlichen Motive<br />

oder Wunden der Anträge jenseits<br />

eines politischen und interessegeleiteten<br />

Auftritts?<br />

Thomas Stöckli: Ich sehe als eine<br />

Kardinalaufgabe, die schon zu Rudolf<br />

Steiners Lebzeiten gestellt war, wie<br />

sich am <strong>Goetheanum</strong> eine Sozialkompetenz<br />

und eine Konfliktfähigkeit erarbeiten<br />

lässt. Mich interessiert nicht<br />

primär, ob jemand recht hat, sondern<br />

wie man bei aller Unterschiedlichkeit<br />

der Ansätze und Ansichten einen gemeinsamen<br />

Weg suchen kann und<br />

immer wieder neu den direkten Dialog<br />

sucht. Wie sehen Sie das?<br />

Menschen aus verschiedenen Richtungen<br />

begegnen sich in der Anthroposophie.<br />

Die Allgemeine Anthroposophische<br />

Gesellschaft bietet die einmalige<br />

Gelegenheit, Dialog- und Konfliktfähigkeit<br />

zu entwickeln. Am<br />

Fremden erkennt man ja nicht zuletzt<br />

das Eigene – an der Arbeit in und mit<br />

Konflikten nicht zuletzt die eigenen<br />

Grenzen.<br />

Kultur des Respekts<br />

Wolfgang Held: Manche Lebensfelder<br />

der Anthroposophie sind mitten in der<br />

Welt, werden gefragt, andere nicht.<br />

Die Schere öffnet sich, denn beide<br />

entwickeln unterschiedliche Formen<br />

des anthroposophischen Selbstbewusstseins.<br />

Wie können Sie das als<br />

Vorstand integrieren?<br />

Für mich als Vorstandsmitglied ist<br />

eine Kultur des Anstandes und des<br />

Respekts wichtig. Wie nun in dem<br />

von Ihnen erwähnten Spektrum<br />

diese Kultur gelebt werden kann, ist<br />

eine ständige große Herausforderung<br />

– sonst wäre es auch keine Kultur.<br />

Das schließt mit ein, dass die Anthroposophische<br />

Gesellschaft nicht<br />

dafür benutzt wird, um – salopp gesagt<br />

– eigene Schwierigkeiten einfach<br />

nur ‹abzuladen›. Und selbst dabei gilt,<br />

was Wilhelm Ernst Barkhoff einmal<br />

gesagt hat: «Der Satz ‹Ich mag dich<br />

leiden› beinhaltet auch: Ich leide unter<br />

dir, aber – ich mag dich leiden!»<br />

Die Fragen sind: Können wir uns aushalten?<br />

Und besprechen wir das<br />

nicht nur in Arbeitsgruppen, sondern<br />

üben wir das auch?<br />

Und glücklicherweise sind viele<br />

Menschen aus den unterschiedlichsten<br />

Berufsgebieten in der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft engagiert,<br />

sodass sich diese unterschiedlichen<br />

anthroposophischen Selbstverständnisse<br />

harmonisieren.<br />

Stöckli: Mir geht es nicht um ein Harmonisieren.<br />

Doch versteht man von<br />

außen – um ein Beispiel zu nennen –<br />

solch einen Schlagabtausch wie zwischen<br />

Judith von Halle und Sergej<br />

Prokofieff nicht. Man fragt sich: Warum<br />

ist es nicht möglich, dass beide<br />

zusammen sprechen? Und wenn beide<br />

nicht über den eigenen Schatten<br />

springen können: Warum übernimmt<br />

das nicht jemand anderes aus dem<br />

Vorstandskollegium?<br />

Dabei sollten Sie unterscheiden<br />

zwischen dem, was zu hören ist, und<br />

dem, was geschehen ist. Es gab ja Gesprächsangebote<br />

von Sergej Prokofieff.<br />

Ich habe ein gewisses Verständnis<br />

für ihn, wenn er vor dem<br />

Hintergrund seiner Erfahrungen zurückhaltend<br />

reagiert. Ein anderer hat<br />

vielleicht andere Erfahrungen gemacht<br />

und würde anders reagieren.<br />

Transparenz und Verschwiegenheit<br />

Stöckli: Warum werden diese Probleme<br />

nicht offen benannt und kommuniziert?<br />

Das haben Sergej Prokofieff und<br />

Judith von Halle in ihren Publikationen<br />

getan. Was im ‹<strong>Goetheanum</strong>› zu<br />

lesen ist, ist ja nur ein Schatten davon.<br />

Es wird ja nun das Gespräch<br />

auch stattfinden.<br />

Stöckli: Davon direkt zu erfahren, ist<br />

wichtig, weil sich sonst ‹Gespenster›<br />

bilden. Eines davon ist der Satz: Die<br />

gehen im Vorstand nicht darauf ein.<br />

Darunter leidet dann auch der Vorstand.<br />

Eine Konfliktkultur gehört dazu.<br />

Ja, das sehe ich auch so. Eine Kultur,<br />

in der sich Dialog- und Konfliktfähigkeit<br />

entwickeln kann, setzt aber<br />

auch ein gewisses Maß an Fairness<br />

voraus, und zwar bei allen Beteiligten.<br />

Stöckli: Aber es weiß doch niemand,<br />

ob in Vorstandssitzungen auch –<br />

wenn nötig – offen Konflikte behandelt<br />

werden.<br />

Das ist aber der Fall. Zur Transparenz<br />

gehört allerdings auch Verschwiegenheit.<br />

Ich erlebe es als positiv,<br />

dass der Vorstand ein Gremium<br />

ist, in dem man sich offen mit Kollegen<br />

austauschen kann, ohne jedes<br />

Wort auf die Goldwaage legen zu<br />

müssen. Nur so lässt sich etwas entwickeln,<br />

kann jeder offen seine Überlegungen<br />

aussprechen und sich mit<br />

Kollegen auseinandersetzen – und<br />

dann zu Entscheidungen stehen, die<br />

er oder sie allein so nicht getroffen<br />

hätte.<br />

Held: Das verstehe ich. In der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft sind Streit


ó Interviw<br />

fragen immer gleich Wahrheitsfragen.<br />

Deshalb werden sie leidenschaftlich<br />

geführt oder verschwiegen. In beiden<br />

Fällen ist das keine gute Voraussetzung<br />

für Kommunikation. Wenn der<br />

Vorstand Vorbild würde für eine<br />

Streit- oder besser Diskussionskultur<br />

in der Anthroposophischen Gesellschaft,<br />

dann müsste der Prozess des<br />

Streitens und Sicheinigens sichtbarer<br />

werden.<br />

Ja, und da brauchen wir Ihre Hilfe:<br />

durch offene Fragen an uns.<br />

Stöckli: Durch Verschwiegenheit entstehen<br />

– wie ich es in Schulgremien<br />

erlebe – leicht Gerüchte. Daher ist die<br />

aktive Kommunikation gleich im Anschluss<br />

an eine Gremiumssitzung<br />

wichtig.<br />

Dem wird wohl jeder zustimmen,<br />

aber die Erfahrung zeigt auch, dass<br />

das einfacher gesagt als getan ist. Wir<br />

berichten aus den Vorstandsbesprechungen<br />

auch wöchentlich im Hochschulkollegium.<br />

Aber wie viel ist aus<br />

einem komplexen Prozess, der noch<br />

nicht am Ende ist, berichtbar? Die<br />

aktive Kommunikation mit den Mitgliedern<br />

ist aber verbesserungsfähig.<br />

Bitte der Anthroposophie um<br />

Weiterentwicklung<br />

Stöckli: Ein Vorwurf gegenüber dem<br />

Vorstand am <strong>Goetheanum</strong> ist, dass<br />

die esoterische Seite seiner Arbeit zu<br />

wenig erlebt wird. Wie versteht sich<br />

der Vorstand am <strong>Goetheanum</strong>?<br />

«Das Esoterische besteht darinnen,<br />

dass man gerade sich in der energischsten<br />

Weise mit dem Leben und<br />

seinen Tiefen auseinandersetzen<br />

kann», so Rudolf Steiner. Mein Verständnis<br />

vom Vorstand ist nach wie<br />

vor das von einem Initiativvorstand.<br />

Wir versuchen im Vorstand so gut<br />

wie möglich, die Anthroposophie als<br />

geistige Wirklichkeit zu nehmen –<br />

und diese ist ja in Entwicklung. So,<br />

wie Anthroposophie von Rudolf Steiner<br />

gegeben worden ist, ist sie eine<br />

Unvollendete, die darum bittet, weiterentwickelt<br />

zu werden.<br />

Stöckli: Was heißt das konkret?<br />

Für mich ist die Vorstandstätigkeit<br />

nicht denkbar, ohne mich als in der<br />

Hochschule tätig zu sehen. Das gilt<br />

natürlich auch für jedes Hochschul-<br />

mitglied. Wie diese Tätigkeit aussieht,<br />

ist verschieden: Bodo von Plato beispielsweise<br />

lebt sie mehr als eine Kulturaufgabe,<br />

bei Seija Zimmermann<br />

gibt es den medizinischen Hintergrund.<br />

Bei mir selbst ist es unter anderem<br />

die Tätigkeit innerhalb der<br />

Sektion für Sozialwissenschaften. In<br />

dieser Verschiedenheit lebt das Geistesleben.<br />

Stöckli: Dabei sucht der Vorstand, so<br />

der Vorwurf, zu stark die Anbindung<br />

an die Außenwelt, statt die eigenen<br />

Künste (Sprachgestaltung und Eurythmie)<br />

zu fördern.<br />

Anthroposophie war von Anfang<br />

an eine Weltangelegenheit. Rudolf<br />

Steiner hat im Zusammenhang der<br />

Gründung der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft in den Niederlanden gesagt:<br />

Werde weltmännisch, werde<br />

weltfraulich. Und zum Auftrag der<br />

Weihnachtstagung 1923/24 gehört,<br />

tiefste Esoterik mit größtmöglicher<br />

Öffentlichkeit zu verbinden.<br />

Es ist der Versuch, Anthroposophie<br />

authentisch zu leben, auch in den<br />

‹eigenen› Künsten – und von Anbiederung<br />

kann meines Erachtens nicht<br />

und bei niemandem im Vorstand die<br />

Rede sein.<br />

Soziale Konstellationen entscheiden<br />

über die Wirksamkeit<br />

Stöckli: Zum Verhältnis von Vorstand<br />

und Hochschulkollegium am <strong>Goetheanum</strong><br />

gibt es den Vorwurf der<br />

‹Machtpolitik›.<br />

Wir haben im Juni 2010 die Entscheidung<br />

von 2002 bestätigt: Das<br />

Hochschulkollegium hat die Leitungsaufgabe<br />

für die Hochschule, der<br />

Vorstand für die Gesellschaft und das<br />

Haus. Wir befanden uns vor dem<br />

Sommer 2010 in einer Notlage, denn<br />

wir hatten die Höhe der notwendigen<br />

Einsparungen nicht erreicht. Wir<br />

konnten uns aber nicht mehr erlauben,<br />

weiter von der Substanz zu leben.<br />

Es geht nicht um eine Machtfrage,<br />

sondern um Verantwortung.<br />

Held: Welche Rolle spielten dabei die<br />

Interessen jeder Sektion?<br />

Sie spielten mit hinein. Was sich<br />

für das <strong>Goetheanum</strong> als Ganzes erreichen<br />

lässt, hängt auch davon ab, ob<br />

diese Interessen verstärkt aufeinan-<br />

Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 39<br />

der abgestimmt werden können.<br />

Stöckli: Gibt es ein Gremium, das die<br />

Arbeit im Vorstand spiegelt?<br />

Ja, es gibt sogar zwei. Die beiden<br />

Gremien sind das Hochschulkollegium<br />

und die Konferenz der Generalsekretäre.<br />

Für den Vorstand haben<br />

wir 2007 die Zäsur, den Rück- und<br />

Vorblick auf die Tätigkeit eines Vorstandsmitglieds,<br />

eingeführt. Zur diesjährigen<br />

Generalversammlung haben<br />

wir mit <strong>Antrag</strong> 1.1 eine Tätigkeitsdauer<br />

von sieben Jahren und mit <strong>Antrag</strong><br />

1.2 die Wiederbestätigung von<br />

dreien der Vorstandsmitglieder vorgeschlagen.<br />

Stöckli: Gibt es aber eine externe Spiegelungsgruppe?<br />

Die beiden genannten Gremien<br />

haben diesen ‹externen› Blick und<br />

sind doch vertraut genug mit den<br />

Verhältnissen, um spiegeln zu können.<br />

In den Gremien sind viele Menschen,<br />

die sich offen und konstruktiv<br />

kritisch äußern. Ohne sie wäre unsere<br />

Arbeit nicht zu leisten.<br />

Held: Auch Gremien haben Schatten,<br />

haben Doppelgänger. Ein solcher<br />

wirkt vermutlich, wenn sich Persönliches<br />

hinter Idealen und geistigen Gesichtspunkten<br />

verbirgt.<br />

Wenn das der Fall ist, müsste man<br />

es ansprechen. Das braucht allerdings<br />

viel Kraft und Takt.<br />

Ich habe gelernt, dass Entwicklungen<br />

in der Anthroposophischen Gesellschaft<br />

Zeit brauchen. Als ich Vorsitzender<br />

der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft in den Niederlanden<br />

war, haben mir die Mitglieder gespiegelt:<br />

Sie müssen uns mitnehmen.<br />

Jetzt haben wir am <strong>Goetheanum</strong> eine<br />

Notsituation: Wir müssen uns bewegen<br />

– und dennoch ist es mir wichtig,<br />

dass die Mitglieder es mitvollziehen<br />

können.<br />

Mit dem <strong>Antrag</strong> 1.2 fragen wir die<br />

Mitglieder, ob sie unter anderem<br />

meine Weiterarbeit als Vorstandsmitglied<br />

wollen oder nicht. Wenn ich<br />

wieder bestätigt werde, möchte ich –<br />

wie auch jetzt schon – gern tätig sein,<br />

so wie ich es im Blick auf das Ganze<br />

verantworten kann, auch wenn das<br />

gelegentlich Schmerzen bereitet.


40 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />

ó Interviw<br />

Beziehung zu den Generalsekretären<br />

Stöckli: Stimmt der Eindruck, dass<br />

auf den Vorstand am <strong>Goetheanum</strong><br />

viele divergierende Kräfte einwirken?<br />

Das ist so, und das ist auch gut so.<br />

Es geht auch hier um Fairness. Ich<br />

fasse Vorstandstätigkeit am <strong>Goetheanum</strong><br />

so auf: Ich muss, wie schon gesagt,<br />

mitverantwortlich für die Hochschule<br />

sein können, sonst bin ich nur<br />

Verwalter, und das möchte ich nicht.<br />

Und ich bin Mitglied des Vorstands<br />

der Allgemeinen Anthroposophischen<br />

Gesellschaft als Weltgesellschaft.<br />

Sobald ich das Goethenaum<br />

verlasse, begebe ich mich in das Gebiet<br />

einer Landesgesellschaft.<br />

Wir können als Vorstand ja alles<br />

machen, aber wir bleiben isoliert,<br />

wenn wir nicht die Beziehung zu den<br />

anthroposophischen Landesgesellschaften<br />

pflegen. Diese Art von Zusammenarbeit<br />

ist mir wichtig.<br />

Held: Das Verhältnis zwischen Generalsekretären<br />

und Vorstand wirkt<br />

herzlicher als das zwischen Vorstand<br />

und Hochschulkollegium – täuscht<br />

der Eindruck?<br />

Nun, wenn man sich häufiger<br />

sieht, sehen Beziehungen immer anders<br />

aus, als wenn man sich seltener<br />

begegnet. Ich sehe keinen grundsätzlichen<br />

Konflikt zwischen Vorstand<br />

und Hochschulkollegium. Mit einzelnen<br />

Mitgliedern kann es aber zu<br />

Spannungen kommen. Das muss an<br />

und für sich nicht schlecht sein,<br />

wenn eine gewisse Konfliktfähigkeit<br />

gepflegt wird. Da haben wir noch<br />

nicht ‹ausgelernt›.<br />

Stöckli: Gibt es denn offene Kommunikationswege<br />

wie etwa ein Hearing<br />

oder ein offenes Forum?<br />

Wir haben wöchentlich die Mitarbeitendenversammlung<br />

am <strong>Goetheanum</strong>.<br />

So etwas könnte man grundsätzlich<br />

auch für einen größeren Umkreis<br />

machen – wir sprechen über<br />

diese Möglichkeit im Vorstand und<br />

haben die Mitglieder ja auch vor zwei<br />

Monaten, am 31. Dezember 2010, zu<br />

einem Gespräch eingeladen – aber<br />

danke, eine gute Anregung, das mehr<br />

aufzugreifen.<br />

Stöckli: Wie sieht es mit Fragen der<br />

Geschäftsführung aus?<br />

Am <strong>Goetheanum</strong> tragen auch<br />

Menschen, die nicht im Vorstand<br />

sind, Verantwortung. Das findet beispielsweise<br />

in den Bereichen beziehungsweise<br />

durch deren Leiterinnen<br />

und Leiter statt. Sie besprechen sich<br />

auch in einem eigenen Kreis.<br />

Eine andere Frage sind die Zuständigkeiten<br />

im Vorstand. Auch hier gibt<br />

es hin und wieder Veränderungen.<br />

Zuletzt haben wir die Zuständigkeiten<br />

für die einzelnen Bereiche im <strong>Goetheanum</strong><br />

verändert. So ist Seija Zimmermann<br />

seit 1. Januar 2011 für die<br />

Bereiche Empfang und Bühne, Bodo<br />

von Plato für den Bereich Dokumentation<br />

und Kommunikation und ich<br />

für die Bau-Administration und für<br />

unterstützende Dienstleistungen (Finanzen,<br />

IT, Personalwesen) zuständig.<br />

Suche nach Sicherheit<br />

Held: Im Vorfeld von Entscheidungen<br />

findet am <strong>Goetheanum</strong> häufig eine<br />

breite kollegiale Beratung statt. Dieses<br />

Gespräch aller auf Augenhöhe ist<br />

sicher wertvoll für die Entwicklung<br />

des <strong>Goetheanum</strong>. Am Schluss irritiert<br />

manchmal, wenn die Entscheidungshoheit<br />

des Vorstandes betont wird.<br />

Mir geht es darum, dass Entscheidungen<br />

im Kontext der gemachten<br />

Verabredungen getroffen werden. In<br />

Hochschulangelegenheiten liegen die<br />

Entscheidungen beim Hochschulkollegium,<br />

in Gesellschafts- und Hausangelegenheiten<br />

beim Vorstand.<br />

Als ich gebeten wurde, die Verantwortung<br />

für das Budget 2011 zu übernehmen,<br />

war mir klar, dass ich damit<br />

auch die Mitverantwortung für Entscheidungen<br />

in diesem Zusammenhang<br />

übernehme, darunter die Kündigungen<br />

– und das waren<br />

schmerz volle Entscheidungen.<br />

Stöckli: Was oft mitspielt, ist das Instrumentalisieren<br />

eines geistigen<br />

Überbaus (zum Beispiel der Hochschule<br />

für Geisteswissenschaft) für<br />

allzu Persönliches. Spiritualität ist<br />

doch aber, wie Sie anführten, das Leben<br />

des Satzes ‹Ich mag dich leiden›,<br />

der ehrliche direkte Dialog; das wirkt<br />

esoterisch ohne große Steiner-Worte.<br />

Dennoch habe ich ein gewisses<br />

Verständnis dafür. Rudolf Steiner hat<br />

so viel gegeben. Wenn man sich auf<br />

Anthroposophie einlässt, fühlt man<br />

sich anfangs (und immer wieder) unsicher,<br />

weil man neue Erfahrungen<br />

macht. Man sucht Sicherheit. Wo?<br />

Bei Rudolf Steiner.<br />

Stöckli: Ich verstehe es nicht mehr,<br />

wenn man heute immer noch die Sicherheit<br />

nur in Büchern sucht. Die anthroposophische<br />

Menschenkunde beispielsweise<br />

steckt doch nicht in einem<br />

Buch. Für die Menschenkunde muss<br />

ich den realen Menschen begegnen.<br />

Ja, das ist wichtig. Aber um das zu<br />

tun, braucht man ein entsprechendes<br />

Menschenbild. Und dazu verhilft das<br />

Studium der Anthroposophie, das dann<br />

zur Lebenspraxis werden kann. ó


Bewachte Garderobe (Westeingang/Ruheraum)<br />

Sa 16.4. 8.00 – ca. 22.30 Uhr<br />

So 17.4. 8.00 – ca. 18.00 Uhr<br />

Empfänger für Simultanübersetzung<br />

(erhältlich am Infotisch)<br />

Kanal<br />

0 – Originalton/original<br />

1 – englisch/English<br />

2 – französisch/Français<br />

5 – italienisch/italiano<br />

· Keine Taschen und Rucksäcke im Grossen Saal!<br />

· Gemeinschaftsverpflegung in der Schreinerei<br />

· Bitte ROSA Mitgliedskarte vorweisen

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