Antrag 3 - Goetheanum
Antrag 3 - Goetheanum
Antrag 3 - Goetheanum
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Jahrestagung 2011<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft<br />
Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft<br />
<strong>Goetheanum</strong>
Öffnungszeiten<br />
Infotisch in der Wandelhalle<br />
Fr 15.4. 18.00 – 20.00 Uhr<br />
Sa 16.4. 08.00 – 09.00 Uhr<br />
10.30 – 11.15 Uhr<br />
14.00 – 15.00 Uhr<br />
16.30 – 17.15 Uhr<br />
19.30 – 20.00 Uhr<br />
So 17.4. 08.30 – 09.00 Uhr<br />
10.15 – 11.00 Uhr<br />
Mitgliedersekretariat in der 1. Etage<br />
Sa 16.4. 8.00 – 9.00 / 14.00 – 15.00 Uhr<br />
So 17.4. 8.15 – 9.00 Uhr<br />
Empfang<br />
Sa 16.4. 8.00 – 22.00 Uhr<br />
So 17.4. 8.00 – 18.00 Uhr<br />
Caféteria<br />
Sa 16.4. 8.00 – 20.00 Uhr<br />
So 17.4. 8.00 – 17.00 Uhr<br />
Vital Speisehaus<br />
Sa 16.4. 12.00 – 20.00 Uhr<br />
So 17.4. 12.00 – 17.00 Uhr<br />
Vital-Laden<br />
Sa 16.4. / So 17.4. 8.00 – 16.00 Uhr<br />
Ausstellung im Terassensaal<br />
„Im Schwingungszustand des Lebens – Der Mensch zwischen Luzifer und Ahriman“<br />
Di – So 14.00 – 18.00 Uhr<br />
Ausstellung „Wirkungszeit Carina Schmid“ (Foyer und Vorstandsetage)<br />
Rückblick auf die Wirkungszeit von Carina Schmid 1999 – 2011<br />
Täglich 8.00 – 22.00 Uhr<br />
Ausstellungsraum<br />
Sa 16.4./So 17.4. 10.00 – 12.00 / 14.00 – 16.00 Uhr<br />
Rudolf Steiner Atelier<br />
Sa 16.4./So 17.4. 13.30 – 14.30 Uhr<br />
Grosser Saal<br />
Täglich 13.30 – 14.30 Uhr<br />
Rudolf Steiner Archiv im Haus Duldeck<br />
Sa 16.4. 10.00 – 16.00 Uhr
16. April 2011<br />
1 Einladung zur Jahrestagung<br />
2 Jahresthema<br />
4 Einladung zur ordentlichen<br />
Generalversammlung 2011<br />
4 Hinweise bei Anträgen<br />
5 Geschäftsordnungsanträge<br />
6 Anträge<br />
16 Stellungnahme IMKA<br />
21 Anmerkungen des Vorstandes<br />
25 Stellungnahme der Sektionsleiter<br />
26 Stellungnahme Weleda<br />
29 Finanzbericht<br />
33 Bericht der Revisionsstelle<br />
38 Interview mit Paul Mackay<br />
Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft Jahrestagung 2011<br />
Ordentliche<br />
Generalversammlung 2011<br />
ó Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft<br />
Einladung zur Jahrestagung<br />
von 16. bis 17. April 2011 am <strong>Goetheanum</strong><br />
Anthroposophie – das Rosenkreuzertum unserer Zeit<br />
Liebe Mitglieder<br />
Hiermit laden wir Sie ganz herzlich zur Jahrestagung 2011 der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft vom 16. bis 17. April 2011 am <strong>Goetheanum</strong>,<br />
Dornach (CH), ein. Die diesjährige Jahrestagung steht unter dem<br />
Gesamtthema ‹Anthroposophie – das Rosenkreuzertum unserer Zeit›, das<br />
gleichzeitig Jahresthema 2011/2012 ist.<br />
Am 16. April 2011 findet die ordentliche Generalversammlung der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft statt. Am Sonntag möchten wir<br />
uns dem Jahresthema 2011/2012 widmen. Nach einer Einleitung werden wir<br />
in Gesprächsgruppen arbeiten. Außerdem werden sich Menschen verabschieden<br />
und sich neue Sektionsleiter vorstellen.<br />
Samstag, 16. April 2011<br />
9 – 10.30 Uhr Ordentliche Generalversammlung der<br />
Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft<br />
10.30 – 11.15 Uhr Pause<br />
11.15 – 12.30 Uhr Fortsetzung der Generalversammlung<br />
12.30 – 15 Uhr Mittagspause<br />
15 – 16.15 Uhr Fortsetzung der Generalversammlung<br />
16.15 – 17.00 Uhr Pause<br />
17.00 – 18.30 Uhr Fortsetzung der Generalversammlung<br />
18.30 – 20 Uhr Abendpause<br />
20 Uhr Totengedenken mit Beiträgen von<br />
Cornelius Pietzner und Michaela Glöckler<br />
Sonntag, 17. April 2011<br />
9 – 9.30 Uhr Einleitung zum Jahresthema:<br />
‹Anthroposophie – das Rosenkreuzertum<br />
unserer Zeit› – Sergej Prokofieff<br />
9.30 – 10.15 Uhr Gesprächsgruppen zum Jahresthema<br />
10.15 – 11 Uhr Pause<br />
11 – 12 Uhr Beiträge Elizabeth Wirsching, Florian Osswald,<br />
Claus-Peter Röh, Ueli Hurter, Jean-Michel Florin<br />
12.10 – 12.30 Uhr Eurythmischer Abschluss<br />
Es wird eine Simultanübersetzung in englischer und französischer Sprache angeboten. Wir möchten darauf hinweisen,<br />
dass die Jahrestagung nur für Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft unter Vorweisen der rosa<br />
Mitgliedskarte zugänglich ist.<br />
Wir würden uns freuen, Sie an dieser Jahrestagung begrüssen zu dürfen. | Vorstand und Hochschulkollegium am <strong>Goetheanum</strong>:<br />
Oliver Conradt, Jean-Michel Florin, Michaela Glöckler, Ueli Hurter, Johannes Kühl, Paul Mackay, Florian Osswald,<br />
Cornelius Pietzner, Bodo v. Plato, Sergej Prokofieff, Claus-Peter Röh, Martina Maria Sam, Virginia Sease, Margrethe Solstad,<br />
Elizabeth Wirsching und Seija Zimmermann
2 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Jahrestheama 2010/11<br />
Anthroposophie –<br />
das Rosenkreuzertum unserer Zeit<br />
Das Jahresthema 2011/12 der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft<br />
greift mit Christian Rosenkreutz einen der großen esoterischen Lehrer des<br />
Abendlandes auf. Sergej Prokofieff zeichnet die Bedeutung von Christian Rosenkreutz<br />
mit Blick auf das Wirkenkönnen des ätherischen Christus und in seiner<br />
Beziehung zu Rudolf Steiner nach.<br />
Nachdem Rudolf Steiner 1910 mit<br />
der Verkündigung der Wiederkunft<br />
des Christus im Ätherischen begonnen<br />
und diese dann in seinem ersten<br />
Mysteriendrama ‹Die Pforte der<br />
Einweihung› (GA 14), das den Untertitel<br />
‹Ein Rosenkreuzermysterium›<br />
trägt, auch in künstlerischer Form zur<br />
Bühnendarstellung gebracht hatte,<br />
setzte er das Thema im darauf folgenden<br />
Jahr mit der Enthüllung des Geheimnisses<br />
von Christian Rosenkreutz,<br />
dem Begründer des Rosenkreuzertums<br />
und großen Diener des<br />
ätherischen Christus, fort.<br />
Christian Rosenkreutz und die ätherische<br />
Wiederkunft<br />
In den beiden Vorträgen, die Rudolf<br />
Steiner zur Michaeli-Zeit 1911 anlässlich<br />
der festlichen Eröffnung des Christian-<br />
Rosenkreutz-Zweiges in Neu châtel<br />
hielt, stellte er zum ersten Mal die esoterischen<br />
Wurzeln dieser geistigen Strömung<br />
dar, die in der einmaligen Einweihung<br />
ihres Begründers um das Jahr 1250<br />
liegen. Bis heute ist diese Darstellung<br />
für jeden Menschen, der eine nähere Beziehung<br />
zu Christian Rosenkreutz sucht,<br />
von unverzichtbarer Bedeutung.<br />
In denselben Vorträgen spricht Rudolf<br />
Steiner auch davon, wie der durch<br />
diese Einweihung entstandene mächtige<br />
Ätherleib des Christian Rosenkreutz,<br />
noch weiter durch die jahrhundertelange<br />
innere Arbeit aller wahren<br />
Rosenkreuzer gestärkt, von unserer<br />
Zeit an eine entscheidende Rolle für<br />
die zunehmende Fähigkeit der Menschen<br />
spielt, den ätherischen Christus<br />
wahrzunehmen. Diejenigen Menschen,<br />
die von diesem Ätherleib überleuchtet<br />
werden, gelangen nämlich<br />
zu diesem höheren Schauen. Denn:<br />
«Die Arbeit der Rosenkreuzer ist es, die<br />
es möglich macht, die Äther-Erscheinung<br />
des Christus zu haben.» 1<br />
Zu den wichtigsten Forschungsresultaten<br />
der modernen Rosenkreuzer,<br />
die weiterhin im Verborgenen mit<br />
Christian Rosenkreutz zusammenarbeiten,<br />
gehört auch die Entdeckung –<br />
welche jedoch von Rudolf Steiner neu<br />
geprüft und untersucht wurde – der<br />
Strömung des ätherischen Christus-<br />
Blutes, die seit dem Mysterium von<br />
Golgatha in jedem Menschen vom<br />
Herzen zum Kopf fließt und die<br />
Grundlage für das Wahrnehmen des<br />
ätherischen Christus in der heutigen<br />
Zeit bildet. 2 Diese Tatsache bezeugt<br />
die gegenwärtige Orientierung des<br />
wahren Rosenkreuzertums auf die<br />
ätherische Wiederkunft als das geistige<br />
Zentralereignis unserer Zeit.<br />
Die Rosenkreuzer-Stiftung<br />
Auch spricht Rudolf Steiner vom<br />
heute durch die Welt gehenden esoterischen<br />
Ruf von Christian Rosenkreutz,<br />
der seine Schüler im Augenblick<br />
einer größten biografischen Krise<br />
wie zu einem neuen Leben erweckt<br />
und damit ihre Beziehung zu ihm besiegelt.<br />
Auf dieser Grundlage ist eine<br />
direkte innere Schülerschaft bei Christian<br />
Rosenkreutz möglich. «So wählt<br />
er seine Gemeinde», sagt dazu Rudolf<br />
Steiner.<br />
In diesem Zusammenhang stand<br />
auch der Versuch aus dem Jahr 1911,<br />
eine esoterische Gruppe mit dem vorläufigen<br />
Namen ‹Gesellschaft für<br />
theosophische Art und Kunst› zu bilden.<br />
Wäre diese ‹Stiftung› gelungen,<br />
so hätte die Gruppe für ihre weitere<br />
Entwicklung später der direkten esoterischen<br />
Führung («Protektorat»)<br />
von Christian Rosenkreutz selbst unterstellt<br />
werden sollen. 3 Dabei war in<br />
ihr als wesentlich Neues das esoterische<br />
Prinzip des «Interpretierens» vorgesehen.<br />
4 Dieses berücksichtigt die<br />
volle menschliche Freiheit und die<br />
Entfaltung der reinsten Kräfte der<br />
Selbstlosigkeit, die in der wahren Esoterik<br />
«auf der Ausschließung alles, alles<br />
Persönlichen» beruhen. 5 Denn da-<br />
rin liegt die wichtigste Bedingung für<br />
die geistige Zusammenarbeit mit<br />
Christian Rosenkreutz. Hierüber äußert<br />
sich Rudolf Steiner am Ende des<br />
ersten Neuchâteler Vortrags: «Wenn<br />
Sie ein Werkzeug des Christian Rosenkreutz<br />
werden sein können, dann können<br />
Sie versichert sein, dass Ihre<br />
kleinste Seelenarbeit für die Ewigkeit<br />
da sein wird.»<br />
Die Verbindung des Geistes<br />
mit dem praktischen Tun<br />
Im selben Jahr trug Rudolf Steiner<br />
seine Botschaft über den ätherischen<br />
Christus durch die Publikation des Buches<br />
‹Die geistige Führung des Menschen<br />
und der Menschheit› auch in<br />
die volle Öffentlichkeit. Hierin verbin-<br />
Zum Studium empfohlene Literatur<br />
Rudolf Steiner:<br />
– Das esoterische Christentum und die geistige<br />
Führung der Menschheit (GA 130), Vorträge:<br />
‹Das Rosenkreuzerische Christentum›,<br />
Neuchâtel, 27./28. September 1911,<br />
und ‹Die Ätherisation des Blutes. Das Eingreifen<br />
des ätherischen Christus in die Erdenentwickelung›,<br />
Basel, 1. Oktober 1911.<br />
– Die geistige Führung des Menschen und<br />
der Menschheit (GA 15).<br />
– ‹Ein esoterisch-sozialer Zukunftsimpuls.<br />
Versuch zur ‘Stiftung’ einer Gesellschaft<br />
für theosophische Art und Kunst›,<br />
Ansprache vom 15. Dezember 1911, in: Rudolf<br />
Steiner: Zur Geschichte und aus den<br />
Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen<br />
Schule 1904 bis 1914 (GA 264).<br />
– ‹In welchem Sinne sind wir Theosophen<br />
und in welchem Sinne sind wir Rosenkreuzer?›,<br />
Vortrag vom 16. Oktober 1911,<br />
in: Rudolf Steiner: Bilder okkulter Siegel<br />
und Säulen (GA 284).<br />
Andere Autoren:<br />
– Hella Krause-Zimmer: Christian Rosenkreutz.<br />
Sich kreuzende Lebenswege, Dornach<br />
2009.<br />
– Sergej O. Prokofieff: Die Grundsteinmeditation.<br />
Ein Schlüssel zu den neuen christlichen<br />
Mysterien, vor allem Kapitel 6: ‹Die<br />
Vereinigung der rosenkreuzerischen und<br />
der michaelischen Strömung in der<br />
Grundsteinmeditation› und Kapitel 11:<br />
‹Die Vorbereitung der geistigen Kommunion<br />
in der Rosenkreuzerströmung und<br />
in der Gralsströmung›, Dornach 2003.<br />
– Virginia Sease: ‹Das esoterische Rosenkreuzertum<br />
als kulturbildende Kraft›, in:<br />
Anthroposophie und Kunst: Der Münchener<br />
Kongress 1907 und die Gegenwart,<br />
München 2008.<br />
– Virginia Sease: ‹Karmische Biographie<br />
Christian Rosenkreutz: Durchchristung<br />
des Menschen›, in: ‹Das <strong>Goetheanum</strong>› Nr.<br />
46/2007, Dornach.<br />
– Peter Selg: Rudolf Steiner und Christian<br />
Rosenkreutz, Arlesheim 2010.
ó Jahrestheama 2010/11<br />
det er dieses Ereignis mit dem gegenwärtigen<br />
Wirken der «neuen Esoterik»,<br />
die ihren Ursprung in der Einweihung<br />
von Christian Rosenkreutz hat und<br />
heute in Form der Anthroposophie<br />
oder Geisteswissenschaft die Kraft besitzt,<br />
«neue Inspirationen» aus der<br />
geistigen Welt zu empfangen. 6 Diese<br />
können nicht nur die Erkenntniskräfte<br />
des Menschen durchdringen und spiritualisieren,<br />
sondern auch die praktischen<br />
Lebensfelder ergreifen und verwandeln.<br />
Rudolf Steiner berichtet<br />
diesbezüglich: «Rosenkreuzer-Weisheit<br />
muss nicht nur in den Kopf gehen,<br />
auch nicht bloß in das Herz, sondern in<br />
die Hand, in unsere manuellen Fähigkeiten,<br />
in das, was der Mensch täglich<br />
tut.» 7<br />
Auf diesem Weg sind aus der Anthroposophie<br />
heraus ihre vielen Tätigkeitsfelder<br />
entstanden, in denen verschiedene<br />
Gebiete des praktischen Lebens<br />
aus dem Geiste heraus befruchtet<br />
werden sollen. Damit erweist sie<br />
sich als die moderne Vertreterin des<br />
wahren Rosenkreuzertums, an welches<br />
sie nicht bloß geschichtlich anknüpft,<br />
sondern das sie fortsetzt und<br />
weiterführt aus den erst heute der<br />
Menschheit zugänglich gewordenen<br />
neuen spirituellen Quellen der geistigen<br />
Welt, die aus der Sphäre des gegenwärtigen<br />
Zeitgeistes Michael in<br />
die Menschheit fließen. «Denn Rosenkreuzertum<br />
heißt nicht, bestimmte<br />
Wahrheiten durch alle Jahrhunderte<br />
forttragen, sondern es heißt, den Sinn<br />
entwickeln für das, was eine jede Zeit<br />
aus der geistigen Welt heraus dem<br />
Menschen geben kann.» 8<br />
Eine neue Beziehung zum geistigen<br />
Lehrer<br />
So können wir die Anthroposophie<br />
als moderne michaelische Form des<br />
Rosenkreuzertums bezeichnen, welche<br />
über alle alten Traditionen hinaus<br />
für unsere Zeit eine neue, zukünftige<br />
Perspektive für diese okkulte Strömung<br />
eröffnet. Daher konnte Rudolf<br />
Steiner in seinem Vortrag ‹In welchem<br />
Sinne sind wir Theosophen und in welchem<br />
Sinne sind wir Rosenkreuzer?›<br />
mit vollem Recht von den Anthroposophen<br />
sagen: «Wir sind Rosenkreuzer<br />
des 20. Jahrhunderts!» 9<br />
Was dieses Wort in unserer Zeit bedeutet,<br />
zeigt sich unter anderem an der<br />
ganz neuen Beziehung zwischen einem<br />
geistigen Lehrer und seinen Schülern,<br />
der seitdem zum Freund und Berater<br />
des sich weiter entwickelnden<br />
Menschen wird. Und das betrifft auch<br />
unsere heutige Beziehung zu Christian<br />
Rosenkreutz selbst: «Je weniger Autoritätsglauben,<br />
desto mehr Verständnis<br />
für Christian Rosenkreutz.» 10<br />
Durch die Anthroposophie erhält<br />
das wahre Rosenkreuzertum eine<br />
neue Kraft und ein schöpferisches Potenzial,<br />
die es weit über das 20. Jahrhundert<br />
hinaus wirksam und fruchtbar<br />
sein lassen.<br />
Christian Rosenkreutz<br />
und Rudolf Steiner<br />
Zum Schluss sei noch im Zusammenhang<br />
mit dem 150. Geburtstag Rudolf<br />
Steiners in diesem Jahr auf dessen<br />
enges geistiges Zusammenwirken mit<br />
dem großen esoterischen Lehrer des<br />
Abendlandes hingewiesen, die einen<br />
wesentlichen Bestandteil der esoterischen<br />
Biografie Rudolf Steiners ausmacht.<br />
Das äußerte sich nicht nur in<br />
den direkten Botschaften von Christian<br />
Rosenkreutz, die Rudolf Steiner in<br />
seine esoterischen Stunden einfließen<br />
ließ, 11 sondern vor allem in der Stiftung<br />
der Gesellschaft für theosophische Art<br />
und Kunst, die, wie bereits erwähnt,<br />
später unter das direkte Protektorat<br />
von Christian Rosenkreutz gestellt<br />
werden sollte.<br />
Auch die Tatsache, dass das erste<br />
und zweite Mysteriendrama von ihm<br />
bezeichnet wurden als «durch Rudolf<br />
Steiner» geschrieben, spricht von der<br />
direkten Zusammenarbeit dieser beiden<br />
Individualitäten.<br />
Ein Jahr nach den bahnbrechenden<br />
Neuchâteler Vorträgen äußerte sich Rudolf<br />
Steiner in demselben Zweig über<br />
diesen großen Meister und seine eigene<br />
Beziehung zu ihm: «Und derjenige, der<br />
Christian Rosenkreutz nahestehen darf,<br />
blickt voll bewundernder Ehrfurcht darauf<br />
hin, wie folgerichtig Christian Rosenkreutz<br />
selber die große, ihm auferlegte<br />
Mission erfüllt hat, die für unsere<br />
Zeit als die rosenkreuzerisch-christliche<br />
ihm zugewiesen worden ist.» 12<br />
Und bei der Erfüllung dieser hohen<br />
Mission stand im 20. Jahrhundert<br />
Christian Rosenkreutz sein geistiger<br />
Bruder und Mitstreiter – Rudolf Steiner<br />
– zur Seite. | Sergej O. Prokofieff<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 3<br />
1 Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum<br />
und die geistige Führung der<br />
Menschheit (GA 130), Vortrag vom 28. September<br />
1911.<br />
2 a. a. O., Vortrag vom 1. Oktober 1911.<br />
3 Rudolf Steiner: Zur Geschichte und aus<br />
den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen<br />
Schule 1904 bis 1914 (GA 264),<br />
Ansprache vom 15. Dezember 1911.<br />
4 ebd.<br />
5 ebd.<br />
6 Rudolf Steiner: Die geistige Führung<br />
des Menschen und der Menschheit (GA 15),<br />
Kapitel III.<br />
7 Rudolf Steiner: Die Theosophie des Rosenkreuzers<br />
(GA 99), Vortrag 22. Mai 1907.<br />
8 Rudolf Steiner: Bilder okkulter Siegel<br />
und Säulen (GA 284), Vortrag 16. Okt. 1911.<br />
9 ebd.<br />
10 Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum<br />
und die geist ige Führung der<br />
Menschheit (GA 130), Vortrag vom 28. September<br />
1911.<br />
11 siehe Rudolf Steiner: Aus den Inhalten<br />
der esoterischen Stunden (GA 266/1),<br />
Stunde vom 1. Juni 1907, Aufzeichnung A.<br />
12 Rudolf Steiner: Das esoterische Christentum<br />
und die geistige Führung der<br />
Menschheit (GA 130), Vortrag vom 18. Dezember<br />
1912.<br />
Tagungen am <strong>Goetheanum</strong><br />
Die Rosenkreuzer-Mysterien werden am<br />
<strong>Goetheanum</strong> thematisiert:<br />
– zum 150. Geburtstag Rudolf Steiners:<br />
‹Rudolf Steiner in der Geistesgeschichte<br />
der Menschheit›, von 25. bis 27. Februar<br />
– in der Ostertagung ‹Gehoben ist der<br />
Stein...›, von 21. bis 24. April<br />
– in der Weihnachtstagung 2011<br />
In diesem Zusammenhang stehen auch<br />
die Aufführungen aller vier Mysteriendramen<br />
Rudolf Steiners am <strong>Goetheanum</strong>:<br />
12. – 15. Mai, 19. – 23. Juli und 3. – 7. August.
4 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
Einladung<br />
zur ordentlichen<br />
Generalversammlung<br />
2011 am 16. April 2011<br />
am <strong>Goetheanum</strong><br />
Liebe Mitglieder<br />
Hiermit laden wir Sie ganz herzlich<br />
zur ordentlichen Generalversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft mit Sitz in<br />
Dornach (CH), ein. Die Versammlung<br />
wird nach Art. 7, Abs. 1, der Statuten<br />
einberufen. Diese Einladung erfolgt<br />
an alle Mitglieder im Gesellschaftsorgan,<br />
wie in Art. 14 der Statuten bestimmt.<br />
Die Versammlung wird am 16. April<br />
2011 im <strong>Goetheanum</strong>, Dornach, von 9<br />
bis spätestens 18.30 Uhr abgehalten.<br />
Die Vormittagspause ist von 10.30 bis<br />
11.15 Uhr, die Mittagspause von 12.30<br />
bis 15 Uhr und die Nachmittagspause<br />
von 16.15 bis 17 Uhr vorgesehen. Die Tagesordnung<br />
ist wie folgt festgelegt:<br />
1. Begrüßung und Eröffnung der Versammlung<br />
2. Bericht des Vorstandes und Aussprache<br />
3. Behandlung der Anträge 1 bis 11 und<br />
des Anliegens 1 (siehe Seiten 6 bis 20)<br />
4. Vorlage der Jahresrechnung 2010<br />
und Aussprache<br />
– Befund der Revisionsstelle<br />
– Genehmigung der Jahres<br />
rechnung 2010<br />
5. Entlastung des Vorstandes<br />
6. Rücktritt von Cornelius Pietzner<br />
7. Abschluss der Versammlung<br />
Der Zutritt zur Generalversammlung<br />
ist nur mit der rosa Mitgliedskarte<br />
möglich.<br />
Es wird eine Simultanübersetzung<br />
in englischer und französischer Sprache<br />
angeboten.<br />
Wir würden uns freuen, Sie an dieser<br />
ordentlichen Generalversammlung<br />
begrüssen zu dürfen. | Der Vorstand<br />
am <strong>Goetheanum</strong>: Virginia Sease,<br />
Paul Mackay, Bodo von Plato, Sergej<br />
Prokofieff, Cornelius Pietzner, Seija<br />
Zimmermann<br />
Hinweise bei<br />
Anträgen und Voten<br />
Damit Anträge und Voten im Rahmen<br />
der Generalversammlung ordentlich<br />
behandelt werden können, folgen hier<br />
einige Hinweise. Wir bitten die Mitglieder,<br />
die nachstehenden Regeln zu<br />
beachten und einzuhalten. Es ist Aufgabe<br />
des Versammlungsleiters, darauf<br />
zu achten, dass diese Regeln respektiert<br />
werden.<br />
Die fristgerecht (nach Art. 7, Abs. 3,<br />
Satz 1 der Statuten) eingetroffenen<br />
Anträge von Mitgliedern, die bei Punkt<br />
3 der Tagesordnung behandelt werden,<br />
finden Sie ab Seite 6.<br />
Bitte beachten Sie:<br />
Ein Votum sollte in der Regel nicht länger<br />
als 3 Minuten dauern.<br />
Gruppen, die gemeinsam einen <strong>Antrag</strong><br />
oder ein Votum vorbereitet haben,<br />
bitten wir, eine Persönlichkeit mit<br />
dem Vorbringen ihrer Anliegen zu beauftragen.<br />
Wir bitten möglichst um schriftliche<br />
Anmeldung der Voten. Sie können hierfür<br />
das Formular benutzen.<br />
Bitte geben Sie an, für welchen<br />
Tagesordnungspunkt resp. <strong>Antrag</strong> Sie<br />
eine mündliche Stellungnahme abgeben<br />
möchten. Eine Anmeldung gibt<br />
nicht das Recht auf einen Redebeitrag,<br />
sondern soll es dem Versammlungsleiter<br />
erlauben, eine möglichst repräsentative<br />
Auswahl des Meinungsspektrums<br />
zu gewährleisten.<br />
Vorgehen<br />
bei Abstimmungen<br />
Die Generalversammlung vom 23.<br />
März 2002 hat sich auf folgendes Vorgehen<br />
bei Abstimmungen geeinigt:<br />
1. Es gilt das einfache Mehr. Das<br />
heisst, dass ein Beschluss dann zustande<br />
kommt, wenn er mehr Jaals<br />
Nein-Stimmen auf sich vereinigt.<br />
2. Die Stimmen werden nur ausgezählt,<br />
wenn die Mehrheitsverhältnisse<br />
nicht eindeutig sind.<br />
3. Stimmenthaltungen werden nicht<br />
gezählt.<br />
Begründung<br />
In vergangenen Jahren bestand<br />
eine zunehmende Unsicherheit in bezug<br />
auf die Durchführung der Abstimmungen<br />
bei unseren Generalversammlungen.<br />
Wir meinen, daß das<br />
Verfahren wesentlich vereinfacht und<br />
damit Zeit für Wichtigeres gewonnen<br />
werden kann. Das setzt einzig voraus,<br />
daß wir gemeinsam die Regeln für die<br />
Abstimmungen vereinbaren. Die vorgeschlagenen<br />
Vereinbarungen entsprechen<br />
alle der üblichen Praxis in<br />
Vereinen und anderen Zusammenhängen<br />
und sind vom schweizerischen<br />
Gesetz her zulässig. Zu den einzelnen<br />
Punkten noch folgendes:<br />
1. In allen Versammlungen bis zum Jahr<br />
2000 hatte das einfache Mehr gegolten;<br />
erst 2001 kam durch Unsicherheiten<br />
im Umgang mit den Abstimmungen<br />
das absolute Mehr zur Anwendung,<br />
das heißt, es mußte die Mehrheit<br />
der anwesenden Mitglieder eine<br />
Vorlage gutheißen, nicht nur die Mehrheit<br />
der abstimmenden Mitglieder.<br />
Das bedeutet, daß die Stimmenthaltungen<br />
gleich wie Nein-Stimmen behandelt<br />
werden, was von vielen als stoßend<br />
erlebt wurde. Das absolute Mehr<br />
ist in Versammlungen nur dann nötig,<br />
wenn es in den Statuten ausdrücklich<br />
verlangt wird, was bei uns nicht der Fall<br />
ist.<br />
2. Ein einfaches Überblicken der aufgestreckten<br />
Hände genügt in der<br />
Regel zur Beurteilung, ob eine Vorlage<br />
angenommen oder abgelehnt<br />
wurde. Es kommt dabei nicht darauf<br />
an, wie die genauen Zahlenverhältnisse<br />
sind.<br />
3. Daß Stimmenthaltungen nicht gezählt<br />
werden, ergibt sich aus dem<br />
ersten Punkt, daß nämlich nur das<br />
einfache Mehr maßgeblich ist.<br />
Dieses Vorgehen gilt seitdem bei Abstimmungen<br />
in Generalversammlungen,<br />
so auch bei Abstimmungen in<br />
dieser Versammlung.
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
Geschäftsordnungsantrag<br />
an die Generalversammlung<br />
Hiermit stellen wir den folgenden<br />
Geschäftsordnungsantrag:<br />
Für alle Anträge, die Änderungen<br />
an den Statuten berühren (Anträge 1.1,<br />
1.2, 6, 7, 8, 9, 11), wird ein Moratorium<br />
von einem Jahr eingeführt. Dies gilt<br />
ebenso für die Anträge, in denen dem<br />
Vorstand das Misstrauen ausgesprochen<br />
werden soll (Anträge 2.1 und 2.2).<br />
Begründung<br />
Die vielen kontroversen Anträge<br />
zur Generalversammlung erleben wir<br />
als Symptome für die schwierige Lage,<br />
in der sich die Anthroposophische Gesellschaft<br />
befindet. Sie stellen unseres<br />
Erachtens eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
von Vorstand und Mitgliedern<br />
in Frage, die nicht durch Abstimmungen<br />
wieder zu erlangen ist.<br />
Aufgrund des begrenzten Zeitraumes,<br />
der für die Behandlung der Anträge<br />
zur Verfügung steht, wird es<br />
nicht möglich sein, alle Anträge mit<br />
der gebotenen Ausführlichkeit zu behandeln.<br />
In dieser Situation, bevor die<br />
Sachlage gründlich beraten und geklärt<br />
ist, Abstimmungen vorzunehmen,<br />
halten wir für falsch. Vielmehr<br />
sollten wir versuchen, miteinander ins<br />
Gespräch zu kommen und gemeinsam<br />
(Vorstand und Mitglieder) nach<br />
Wegen aus der Krise suchen. Diese Generalversammlung<br />
könnte dann dazu<br />
genutzt werden, konkrete Schritte für<br />
ein gemeinsames Vorgehen einzuleiten.<br />
Falls dieser <strong>Antrag</strong> nicht angenommen<br />
werden sollte, beantragen wir<br />
zusätzlich: Änderung in der Reihenfolge<br />
der Behandlung der Anträge: <strong>Antrag</strong><br />
2 ist zuerst zu behandeln.<br />
Begündung<br />
<strong>Antrag</strong> 2 ist der umfassendste und<br />
stellt zudem die Vertrauensfrage für<br />
den gesamten Vorstand. Somit hat er<br />
Einfluss auf alle weiteren Anträge. |<br />
Dr. Ingo Hackel, Klaus Landmark,<br />
Christa Quellmalz<br />
Anträge an die General -<br />
versamm lung am 16. April 2011<br />
zu den Traktaten bezüglich der<br />
Anträge 1.1, 1.2, 2.1<br />
Hiermit stelle ich bzgl. der Erörterung<br />
des <strong>Antrag</strong>s 1.1 den folgenden <strong>Antrag</strong><br />
zur Abstimmung:<br />
Die Abstimmung über die Beschränkung<br />
der Ernennung des Vorstandsvorsitzenden<br />
und die Ergänzung<br />
des Vorstands auf die Dauer von<br />
sieben Jahren wird bis zur nächsten<br />
ordentlichen Generalversammlung<br />
vertagt. Es wird stattdessen ein Moratorium<br />
für die Dauer eines Jahres vereinbart.<br />
Der <strong>Antrag</strong> 1.1 wird zur vertiefenden<br />
geisteswissenschaftlichen Betrachtung<br />
und Erforschung an die allgemeine<br />
Mitgliedschaft, deren Gruppen<br />
und Vertreter, sowie an die Freie<br />
Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
weitergeleitet. Die Freie Hochschule<br />
für Geisteswissenschaft wird mit der<br />
Ausfertigung eines Gutachtens über<br />
die Folgen dieser Statutenänderung<br />
beauftragt. Die Ergebnisse dieses Gutachtens<br />
werden der allgemeinen Mitgliedschaft<br />
spätestens 12 Wochen vor<br />
der nächsten regulären Generalversammlung<br />
bekannt gemacht.<br />
Begründung<br />
Die Frage, ob ein Vorstandsvorsitzender<br />
und die Ergänzung des Vorstandes<br />
auf zeitlich begrenzte Dauer<br />
ernannt werden soll, wird so sie positiv<br />
entschieden wird, einen erheblichen<br />
Eingriff in den Gestaltbildeprozess<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft darstellen, dessen<br />
Folgen zu allererst einer gründlichen<br />
geisteswissenschaftlichen Erforschung<br />
bedürfen, bevor hierüber abgestimmt<br />
werden kann. Ein anderes Vorgehen<br />
ist einer geisteswissenschaftlich ausgerichteten<br />
Gesellschaft unwürdig.<br />
Hiermit stelle ich bzgl. der Erörterung<br />
des <strong>Antrag</strong>s 1.2 den folgenden <strong>Antrag</strong><br />
zur Abstimmung<br />
Eine Anwendung der Statutenänderung<br />
It. <strong>Antrag</strong> 1.1 auf die derzeitigen<br />
Mitglieder, mit der Folge, dass<br />
hier über bei der Generalversammlung<br />
2011 abgestimmt wird, muss<br />
bzgl. der vereinsrechtlichen Zulässig-<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 5<br />
keit erst eingehend geprüft und erörtert<br />
werden. Hierzu muss Rechtsicherheit<br />
herrschen, gerade auch um teueren<br />
Rechtsauseinandersetzungen vorzubeugen.<br />
Eine Abstimmung über<br />
diesen <strong>Antrag</strong> wird daher zur Zeit abgelehnt.<br />
Es wird stattdessen ein Moratorium<br />
für die Dauer eines Jahres vereinbart.<br />
Der <strong>Antrag</strong> 1.2 wird zur Beibringung<br />
einer Auskunft über dessen<br />
rechtliche Zulässigkeit an den Vorstand<br />
zurückverwiesen.<br />
Begründung<br />
Der <strong>Antrag</strong> 1.2 kann nach Sicht<br />
Rechtskundiger unzulässig sein, da<br />
gerade beschlossene Satzungsänderungen<br />
erst nach Eintragung in das<br />
Handelsregister Gültigkeit erlangen.<br />
Hiermit stelle ich bzgl. der Erörterung<br />
des <strong>Antrag</strong>s 2.1 den folgenden <strong>Antrag</strong><br />
zur Abstimmung<br />
Der <strong>Antrag</strong> einer Vertrauensfrage<br />
in den Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft wird<br />
abgelehnt. Es wird stattdessen ein<br />
Moratorium für die Dauer eines Jahres<br />
vereinbart. Der <strong>Antrag</strong> 2.1 wird zur<br />
vertiefenden geisteswissenschaftlichen<br />
Betrachtung und Erforschung<br />
seiner Ursachen und Konsequenzen<br />
an die allgemeine Mitgliedschaft, deren<br />
Gruppen und Vertreter, sowie an<br />
die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
weitergeleitet. Die Freie<br />
Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
wird mit der Ausfertigung eines Gutachtens<br />
über die Ursachen und Folgen<br />
einer solchen <strong>Antrag</strong>sstellung für die<br />
Allg. Anthroposophische Gesellschaft<br />
beauftragt. Die Ergebnisse dieses Gutachtens<br />
werden der allgemeinen Mitgliedschaft<br />
spätestens 12 Wochen vor<br />
der nächsten regulären Generalversammlung<br />
bekannt gemacht.<br />
Begründung<br />
Für die Existenz der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft ist<br />
es von entscheidender Bedeutung, ob<br />
und wie die Pflege des seelischen Lebens<br />
innerhalb dieser Gesellschaft<br />
und auf welcher Grundlage sie erfolgt.<br />
Lt. § 1 der Prinzipien, ehemals<br />
Statuten, soll sie auf der Grundlage<br />
wahrhafter Geisterkenntnis erfolgen.<br />
Der <strong>Antrag</strong>steller ist der Meinung,<br />
dass eine Vertrauensfrage in den Vor
6 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
stand, den Intentionen des §1 der Prinzipien,<br />
ehemals Statuten widerspricht.<br />
Auch die von uns geforderte<br />
Brüderlichkeit verlangt ein anderes<br />
Vorgehen der Konfliktbereinigung.<br />
Für die wahre Geisterkenntnis steht<br />
die von Rudolf Steiner vorrangig gestaltete<br />
Plastik des Menschheitsrepräsentanten.<br />
Sie ist gewissermaßen<br />
ein Abbild des hierfür notwendigen<br />
Handlungsvollzuges. Der gestellte<br />
<strong>Antrag</strong> widerspricht nach Sicht des<br />
<strong>Antrag</strong>stellers diesem Handlungsvollzug<br />
und damit dem Hauptanliegen<br />
der Anthroposophie. | Walter Kasanmascheff<br />
Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft: Generalversammlung<br />
Dokumentation der Anträge<br />
Liebe Mitglieder<br />
Beigefügt erhalten Sie elf Anträge<br />
und ein Anliegen an die ordentliche<br />
Generalversammlung am 16. April<br />
2011.<br />
Den ersten <strong>Antrag</strong> an die Generalversammlung,<br />
der die Tätigkeitsdauer<br />
von Vorstandsmitgliedern betrifft,<br />
stellen wir selbst. Laut Statuten und<br />
Vereinbarung der Leitungsgremien<br />
schlägt der Vorstand nach Abstimmung<br />
mit dem Hochschulkollegium<br />
und der Konferenz der Generalsekretäre<br />
neue Vorstandsmitglieder der<br />
Generalversammlung zur Bestätigung<br />
vor (Kooptationsprinzip). Bisher<br />
erfolgt diese Bestätigung ohne zeitliche<br />
Begrenzung. Seit September 2007<br />
haben wir eine Zäsur eingeführt. Alle<br />
sieben bis neun Jahre wird im Vorstand,<br />
im Hochschulkollegium und in<br />
der Konferenz der Generalsekretäre<br />
besprochen, ob und wenn ja mit welchen<br />
Perspektiven eine Fortsetzung<br />
der Tätigkeit eines Vorstandsmitglieds<br />
gesehen wird; anschließend<br />
wird in der Generalversammlung davon<br />
berichtet.<br />
Wir möchten diese Regelung nun<br />
erweitern und statuarisch festhalten,<br />
dass die Tätigkeit eines Vorstandsmitglieds<br />
nach jeweils sieben Jahren der<br />
Neubestätigung durch die Generalversammlung<br />
bedarf.<br />
Die Verantwortung des Vorstands<br />
für die Entwicklung der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft und des <strong>Goetheanum</strong><br />
sowie die gewandelten Verhältnisse<br />
der heutigen Zeit veranlassen<br />
uns dazu. Dies wurde besonders<br />
im vergangenen Jahr deutlich, als wir<br />
schwierige Entscheidungen zu treffen<br />
hatten. Wir sehen einige der folgenden<br />
Anträge als eine Reaktion darauf.<br />
Vor diesem Hintergrund halten wir es<br />
für erforderlich, dass nicht nur die Leitungsgremien<br />
von Gesellschaft und<br />
Hochschule, sondern auch die Mitglieder<br />
verstärkt in die Verantwortung<br />
einbezogen werden.<br />
<strong>Antrag</strong> 1.1<br />
Der Vorstand beantragt, Artikel 12,<br />
Absatz 1, der Statuten der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
wie folgt zu ergänzen:<br />
«Die Gesellschaft wird von einem<br />
Initiativvorstand geleitet. Er besteht<br />
aus mindestens drei Mitgliedern. Die<br />
Ernennung des Vorsitzenden und die<br />
Ergänzung des Vorstandes geschehen<br />
auf Vorschlag des Vorstandes durch<br />
Zustimmung der Generalversammlung<br />
auf eine Dauer von sieben Jahren.<br />
Verlängerungen um jeweils sieben<br />
Jahre sind möglich.»<br />
<strong>Antrag</strong> 1.2<br />
Der Vorstand beantragt, diese Statutenänderung<br />
so auf die derzeitigen<br />
Mitglieder anzuwenden, dass<br />
an der Generalversammlung 2011<br />
über eine mögliche Verlängerung um<br />
je sieben Jahre der Vorstandsmitglieder<br />
Paul Mackay (im Vorstand seit<br />
1996), Bodo von Plato (seit 2001) und<br />
Sergej Prokofieff (seit 2001) einzeln<br />
abgestimmt wird.<br />
Auf eine Abstimmung für Dr. Virginia<br />
Sease (seit 1984) soll verzichtet<br />
werden, da sie innerhalb der nächsten<br />
Jahre zurücktreten möchte.<br />
Die neue Statutenbestimmung<br />
kommt, wenn sie gutgeheißen wird,<br />
auf Dr. Seija Zimmermann (seit 2006)<br />
erstmals an der Generalversammlung<br />
2013 zur Anwendung.<br />
Cornelius Pietzner möchte an der<br />
Generalversammlung 2011 zurücktreten.<br />
Zu den Anträgen 2 bis 11 und dem<br />
Anliegen 1 hat der Vorstand aus Zeitgründen<br />
noch nicht die Möglichkeit<br />
gehabt, Stellung zu nehmen. Wir werden<br />
dies gern nachholen. Zu <strong>Antrag</strong> 4<br />
haben wir die Internationale Medizinische<br />
Koordination Arzneimittel<br />
(IMKA) gebeten Stellung zu nehmen<br />
(siehe Seite 16) | Der Vorstand am<br />
<strong>Goetheanum</strong>: Dr. Virginia Sease, Paul<br />
Mackay, Bodo von Plato, Sergej Prokofieff,<br />
Cornelius Pietzner, Dr. Seija Zimmermann
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
<strong>Antrag</strong> 2.1<br />
Durch die Mitteilungen und Veröffentlichungen<br />
des Vorstandes<br />
und das Verfolgen der konkreten Entwicklungen<br />
am <strong>Goetheanum</strong> zeigt<br />
sich eine erstzunehmende Krise der<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
und des <strong>Goetheanum</strong>, die auch in die<br />
Arbeit der Hochschule hineinwirkt.<br />
Zahlreiche Gespräche mit engagierten<br />
Mitgliedern machen deutlich,<br />
dass dies nah und fern mit großer Besorgnis<br />
wahrgenommen wird.<br />
Der Vorstand der Gesellschaft hat<br />
diese Entwicklung, die mit deutlichen<br />
Veränderungen in verschiedensten<br />
Bereichen einhergeht, durch seine Entscheidungen,<br />
sein Führungsverhalten<br />
und sein Selbstverständnis, nicht zuletzt<br />
durch seinen Umgang mit den Finanzen,<br />
wesentlich geprägt. Die Generalversammlung<br />
gibt die Gelegenheit<br />
einer Rückmeldung an den Vorstand,<br />
wie die Mitgliedschaft zu ihm, seinen<br />
Taten und deren Folgen steht.<br />
Für die Mitglieder stellt sich dort<br />
die Frage, ob es angesichts der entstandenen<br />
Problematiken (die weiter<br />
unten angeführt werden) verantwortbar<br />
und der Anthroposophie<br />
dienlich ist, diesem Vorstand weiterhin<br />
das Vertrauen zu geben. Ist dieses<br />
Vertrauen nicht mehr ausreichend<br />
vorhanden, ist es Sache des Vorstandes,<br />
selbst den notwendigen Schritt<br />
zu tun.<br />
Im Falle seines Rücktritts kann die<br />
Gesellschaftsleitung von dem Gremium<br />
übernommen werden, das für diese<br />
Verantwortung – als Repräsentanz<br />
der Anthroposophie – ohnehin qualifiziert<br />
ist: der Leitung der Hochschule,<br />
dem Kollegium der Sektionsleiterinnen<br />
und Sektionsleiter. Durch diese<br />
wird der neue Vorstand gebildet und<br />
zur Bestätigung vorgeschlagen. (Näheres<br />
dazu siehe Vorschlag unten.)<br />
In diesem Sinne stellen die Unterzeichnerinnen<br />
und Unterzeichner folgenden<br />
<strong>Antrag</strong>:<br />
Es sei für die Generalversammlung<br />
am 16. April 2011 folgender Punkt auf<br />
die Tagesordnung zu setzen: «Vertrauensfrage<br />
in den Vorstand»<br />
Außerdem werden folgende Ordnungsanträge<br />
gestellt:<br />
1. Der Tagesordnungspunkt ‹Ver-<br />
trauensfrage in den Vorstand› ist vor<br />
dem Tagesordnungspunkt ‹Entlastung<br />
des Vorstandes› zu behandeln.<br />
2. Die Abstimmung über den Tagesordnungspunkt<br />
‹Vertrauensfrage in<br />
den Vorstand› ist geheim durchzuführen.<br />
Der Vorstand wird gebeten, die für<br />
eine geheime Abstimmung notwendigen<br />
Vorbereitungen zu treffen.<br />
In der geheimen Abstimmung sollen<br />
den Mitgliedern folgende drei Möglichkeiten<br />
zur Wahl gestellt werden:<br />
– Ich spreche dem Vorstand das Vertrauen<br />
aus für eine Weiterarbeit.<br />
– Ich enthalte mich der Stimme.<br />
– Der Vorstand hat mein Vertrauen nicht.<br />
Sollte er wegen mangelnder Vertrauens-erteilung<br />
zurücktreten, befürworte<br />
ich die Beauftragung der<br />
Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter<br />
mit der Bildung eines neuen Vorstandes<br />
und der interimistischen Ausübung<br />
der Vorstandsgeschäfte, bis<br />
der neue Vorstand bestätigt ist, gemäß<br />
Vorschlag.<br />
Vorschlag für den Fall eines Rücktritts<br />
des gegenwärtigen Vorstandes<br />
aufgrund mangelnder Vertrauenserteilung<br />
durch die Mitgliedschaft<br />
Mit der Findung eines neuen Vorstandes<br />
werden beauftragt:<br />
1. alle gegenwärtigen Sektionsleiterinnen<br />
und Sektionsleiter (mit Ausnahme<br />
der derzeitigen Vorstandsmitglieder),<br />
ergänzt durch<br />
2. alle ehemaligen Sektionsleiterinnen<br />
und Sektionsleiter, (mit Ausnahme<br />
ehemaliger Vorstandsmitglieder),<br />
welche sich dafür bereiterklären.<br />
Diese sollen nach Möglichkeit Persönlichkeiten<br />
aus ihrem eigenen Kreis<br />
vorschlagen, gegebenenfalls ergänzt<br />
durch andere von ihnen auszuwählende<br />
geeignete Persönlichkeiten –<br />
auch der nochmalige Vorschlag eines<br />
Mitgliedes des gegenwärtigen Vorstandes<br />
muss möglich sein.<br />
Diese Findungsgruppe soll ihren<br />
Vorschlag binnen einer angemessenen<br />
Frist (etwa drei bis sechs Monate)<br />
vorlegen. Er soll auf einer außerordentlichen<br />
Generalversammlung, die<br />
dazu einberufen werden soll, zur Abstimmung<br />
vorgelegt werden. Bis der<br />
neue Vorstand von der Generalversammlung<br />
bestätigt ist, soll die Findungsgruppe<br />
interimistisch die Aufgaben<br />
des Vorstands übernehmen.<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 7<br />
Begründungen<br />
1. Begründung des <strong>Antrag</strong>es<br />
Die Anthroposophische Gesellschaft<br />
befindet sich in vielen ihrer Lebensbereiche<br />
in einer schwierigen Situation,<br />
in die sie im Laufe der letzten<br />
Jahre unter der Leitung ihres Vorstandes<br />
zusehends geraten ist.<br />
Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner,<br />
welche die oben genannte<br />
Vertrauensabstimmung beantragen,<br />
haben individuell zum Teil ganz<br />
verschiedene Gründe dafür, die aber<br />
alle eine Rücknahme des dem Vorstand<br />
bisher ausgesprochenen Vertrauens<br />
nahelegen. Eine Auswahl dieser<br />
Gründe wird im Folgenden nach<br />
Themen geordnet genannt. Dies soll<br />
den Mitgliedern eine fundiertere Entscheidungsfindung<br />
ermöglichen, da<br />
viele der angeführten Vorgänge und<br />
Tatsachen in weiten Kreisen der Mitgliedschaft<br />
gar nicht oder nur teilweise<br />
bekannt sind.<br />
1. Ausrichtung<br />
1. Seit gut zehn Jahren wird von vielen<br />
Mitgliedern eine zunehmende<br />
Veräußerlichung des Wirkens bemerkt,<br />
ein überwiegendes Sich-Orientieren<br />
an erhoffter Anerkennung<br />
durch die nichtanthroposophische<br />
‹Außenwelt›.<br />
2. Das <strong>Goetheanum</strong>, in dem die Allgemeine<br />
Anthroposophische Gesellschaft<br />
«ihren Mittelpunkt haben will»<br />
(GA 260, 24. Dezember 1923), wird nur<br />
mehr als «Ort einer spirituellen<br />
Dienstleistung» (siehe zum Beispiel<br />
<strong>Goetheanum</strong>-Flyer 2006) aufgefasst.<br />
Diese Intention besagt, dass man nur<br />
noch aufnehmen möchte, was von außen<br />
herangetragen wird, dass aber<br />
keine originären Impulse mehr erarbeitet<br />
werden, um in die Welt auszustrahlen.<br />
Statt lebendiger Repräsentanz<br />
der Anthroposophie bleibt allein<br />
noch die Verwaltung derselben (siehe<br />
auch 1.6.).<br />
3. Anthroposophische Kernanliegen<br />
und -aufgaben werden aufgrund<br />
fehlender Vorrangigkeit und mangelnder<br />
Unterstützung seitens der<br />
Gesellschaftsleitung immer mehr an<br />
den Rand gedrängt, teilweise ganz zurückgestellt.<br />
4. Das zeigt sich zum Beispiel darin,<br />
dass seit Herbst 2010 ganze Sektionen
8 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
wegen personeller Entlassungen nur<br />
noch in stark eingeschränkter Weise<br />
arbeiten können beziehungsweise<br />
ganz stillgelegt wurden (siehe 1.5.),<br />
obwohl die Förderung der Forschung<br />
in den Sektionen eine Hauptaufgabe<br />
der Gesellschaft ist. In der Sektionsarbeit<br />
pulsiert ein lebendiger Strom von<br />
der Peripherie zum <strong>Goetheanum</strong> und<br />
umgekehrt, den man dadurch stark<br />
reduziert bis abbricht.<br />
5. Die Einschnitte im Bereich der<br />
anthroposophischen Kunstimpulse,<br />
die in den letzten Jahren vorgenommen<br />
wurden, sind für viele Mitglieder<br />
sehr schmerzlich. Dies betrifft in besonderer<br />
Weise die Sprachgestaltung<br />
und Bühnenkunst, wo das bestehende<br />
Ensemble mit seiner Möglichkeit kontinuierlicher<br />
Entwicklung und dadurch<br />
sich steigernder Qualität zugunsten<br />
kurzfristiger, projektbezogener<br />
Anstellungen gekündigt wurde.<br />
Im Bereich der Bildenden Künste wurde<br />
die ganze Sektion mit Ende 2010<br />
stillgelegt. Rudolf Steiner hat auf die<br />
Unverzichtbarkeit und zentrale Bedeutung<br />
der Kunst für die Anthroposophie<br />
an vielen Orten eindringlich<br />
hingewiesen.<br />
6. Der Verwaltungsapparat ist proportional<br />
zu groß und oft ohne die nötige<br />
Anbindung an die konkreten Lebensaufgeben.<br />
So besteht zum Beispiel<br />
heute bereits die Situation, dass<br />
von sechs Vorstandsmitgliedern nur<br />
mehr einer – Paul Mackay mit den Sozialwissenschaften<br />
– eine Sektion leitet.<br />
Und dessen Intention geht dahin,<br />
die Sektion umzuwandeln in eine<br />
«Plattform, die vor allem von der Peripherie<br />
her Gestaltung erfahren wird»<br />
(Nachrichtenblatt 10/2010). Die Sektionsverantwortung<br />
wird somit nicht<br />
mehr in der Forschung und Repräsentanz<br />
für ein Lebensfeld aktiv ergriffen,<br />
sondern an die Peripherie abgegeben.<br />
Anstelle dessen beansprucht der Vorstand<br />
die Leitung der Allgemeinen<br />
Sektion für sich (siehe unten 2.3.).<br />
7. Die Wochenschrift ‹Das <strong>Goetheanum</strong>›<br />
wird seit Beginn 2011 unter der<br />
neuen Leitung durch Bodo von Plato<br />
einschneidend verändert. Ohne einen<br />
dafür notwendigen Beschluss der Generalversammlung<br />
für die dazu erforderliche<br />
Statutenänderung (§ 14) hat<br />
dieser das Nachrichtenblatt für die<br />
Mitglieder als eigene Beilage einge-<br />
stellt und in den allgemeinen Teil integriert.<br />
Diese interne und persönlichere<br />
Informations- und Austauschmöglichkeit<br />
für die Mitglieder ist offensichtlich<br />
nicht mehr gewünscht.<br />
8. Viele Mitglieder haben sich bereits<br />
von der Gesellschaft und dem<br />
<strong>Goetheanum</strong> abgewendet und ihre<br />
Unterstützung zurückgezogen, weil<br />
sie das Vertrauen in die Absichten und<br />
das Handeln der derzeitigen Leitung<br />
verloren haben. Die hohe Zahl der<br />
Austritte und der Rückgang des Spendenflusses<br />
weisen deutlich darauf<br />
hin.<br />
2. Entscheidungsbefugnis<br />
In den letzten Jahren verschob und<br />
konzentrierte sich die Entscheidungsbefugnis<br />
in mehreren Bereichen wesentlich,<br />
teilweise kam es bis zu einer<br />
Umkehrung der Verhältnisse.<br />
1. Obwohl die Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
mit ihren Sektionen<br />
vom Wesen her der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft ‹übergeordnet› ist,<br />
da in ihr die Forschung geschieht, welche<br />
die Gesellschaft fördern soll, interpretiert<br />
sich der Vorstand der Gesellschaft<br />
als Vorgesetzter und Arbeitgeber<br />
der Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter,<br />
der diese anstellt und bei Bedarf<br />
auch wieder entlassen kann. Das<br />
erzeugt ungeeignete Verhältnisse:<br />
statt eine Basis zu schaffen für freie<br />
Forschung und freies Geistesleben,<br />
entstehen existenzielle Abhängigkeiten.<br />
2. So greift der Vorstand zum Beispiel<br />
in die freie Entscheidungsfindung<br />
der Sektionsleiterinnen und<br />
Sektionsleiter ein, wen diese für Vorträge<br />
innerhalb ihrer eigenen Sektion<br />
einladen dürfen und wen nicht.<br />
3. Der Vorstand nimmt für sich in<br />
Anspruch und hat sich dazu ernennen<br />
lassen, der alleinige Leiter der Allgemeinen<br />
Sektion der Hochschule zu<br />
sein. Dies, obwohl in ihr das «allgemein-menschliche<br />
Bedürfnis die<br />
Wege der Seele zur geistigen Welt hin<br />
zu finden» (GA 260a, Nachrichtenblatt<br />
vom 3. Februar 1924) das Thema<br />
ist. Dafür sind selbstverständlich die<br />
Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter<br />
in derselben Weise gefragt und<br />
kompetent wie der Vorstand und sollten<br />
gleichberechtigt miteinbezogen<br />
werden. (Dies gilt für den Fall, dass<br />
eine gemeinschaftliche Leitung gewollt<br />
ist. Die Berufung einer geeigneten<br />
Einzelperson wäre ebenfalls möglich.)<br />
4. Im Sommer 2010 wurden die Zuständigkeiten<br />
des Hochschulkollegiums<br />
gravierend eingeschränkt (Nachrichtenblatt<br />
vom 2. Juli 2010, Seite 3).<br />
Über sämtliche Belange, die das <strong>Goetheanum</strong><br />
mit seinen Aufgaben und<br />
Bereichen betreffen, über alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sowie die<br />
allgemeine Ausrichtung der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft entscheidet<br />
nunmehr allein der Vorstand. Die<br />
Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter<br />
haben nur mehr innerhalb der Bereiche<br />
ihrer Fachsektionen Entscheidungen<br />
zu treffen. Dadurch wurde<br />
das gut eineinhalb Jahrzehnte dauernde<br />
Ringen um eine gleichberechtigte<br />
Miteinbeziehung des Hochschulleitungskollegiums<br />
vom Vorstand<br />
einseitig abgebrochen.<br />
5. Auf der anderen Seite greift der<br />
Vorstand in die Zuständigkeitsgebiete<br />
der Sektionen ein, indem er Vorstandsmitglieder<br />
als «Bereichsverantwortliche»<br />
ernennt für Belange, die zu den<br />
Arbeitsfeldern und Kompetenzen der<br />
Sektionen gehören. Hierzu haben diese<br />
nicht unbedingt die fachliche Qualifikation,<br />
bei Uneinigkeiten aber die<br />
letztgültige Entscheidungsgewalt. Sie<br />
sind also auch in deren ureigenen Zuständigkeitsgebieten<br />
den Sektionsleiterinnen<br />
und Sektionsleitern übergeordnet,<br />
ohne als solches je offiziell ernannt<br />
oder auch nur genannt zu werden.<br />
So entscheidet zum Beispiel Bodo<br />
von Plato über Gestaltungsfragen im<br />
und um das <strong>Goetheanum</strong>, obwohl in<br />
der Sektion für Bildende Künste erfahrene<br />
und engagierte Künstlerinnen<br />
und Künstler sich seit vielen Jahren<br />
kompetent mit diesen Fragen beschäftigen.<br />
6. Innerhalb des Vorstandes selbst<br />
kam es im Lauf der letzten Jahre zu einer<br />
Konzentrierung der Entscheidungsbefugnis<br />
auf einzelne wenige<br />
Persönlichkeiten (Paul Mackay, Bodo<br />
von Plato). Sie fungieren wie ein ‹Vorstand<br />
im Vorstand› und greifen mit ihren<br />
Vorstellungen und Entscheidungen<br />
in nahezu alle Bereiche ein.<br />
7. Es ist geplant, dass ab Ostern 2011<br />
die beiden zentralen betrieblichen<br />
Schlüsselpositionen Personalleitung
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
und Schatzmeister allein Paul Mackay<br />
innehaben soll, was allgemein in Betrieben<br />
als problematische Kombination<br />
und Ansammlung von Ämtern<br />
angesehen wird.<br />
3. Finanzen<br />
Am Zustand der Finanzen offenbart<br />
sich der Ernst der gegenwärtigen<br />
Situation am offenkundigsten. Folgende<br />
Signaturen sind zu beobachten:<br />
1. Die Finanzen werden in derselben<br />
Art gehandhabt wie sonst in der Welt.<br />
Eine Behandlung oder gar Strukturierung<br />
der Geldströme und Geldprozesse<br />
nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
im Sinne der Anregungen<br />
Rudolf Steiners ist nicht wahrnehmbar.<br />
2. Mehrere leitende Mitarbeiter des<br />
Finanzwesens am <strong>Goetheanum</strong>, die<br />
Verantwortlichen für den operativen<br />
Finanzbereich – also den laufenden<br />
<strong>Goetheanum</strong>haushalt – haben in den<br />
letzten Jahren ihre dortige Tätigkeit<br />
beendet, da sie aufgrund unklarer<br />
Strukturen und Entscheidungsmodalitäten<br />
die Möglichkeit einer sinnvollen<br />
und konstruktiven Weiterarbeit<br />
nicht als gegeben erachteten.<br />
3. Es existieren nach wie vor zwei<br />
«dem <strong>Goetheanum</strong> nahestehende»<br />
Dotationsvereine, über die gewisse<br />
Geldströme laufen (siehe zum Beispiel<br />
Stiftungskapital für Cornelius<br />
Pietzners <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung, siehe<br />
unten), ohne dass je darüber Rechenschaft<br />
abgelegt wird.<br />
4. Eine Reihe von Entscheiden der<br />
letzten Jahre haben das Vertrauen in<br />
den Vorstand auch in finanzieller Hinsicht<br />
stark erschüttert. Ein spürbarer<br />
Rückgang der Spendenbereitschaft war<br />
die Folge, da die Mitglieder unter anderem<br />
nicht mehr sicher sein können, dass<br />
ihre Gelder auch in bestimmungsgemäßer<br />
Weise verwendet werden.<br />
Beispiele hierfür sind:<br />
5. Die Konstitutionsdebatte mit<br />
enormen Folgekosten.<br />
6. Der Verkauf der Weleda-Partizipationsscheine<br />
2007 in einer undurchsichtigen,<br />
äußerst umstrittenen<br />
Art und Weise. Bis heute sind dazu<br />
wichtige Grundsatzfragen nicht beantwortet.<br />
7. Die zuletzt geschehene Gründung<br />
einer ‹Stiftung› durch Cornelius<br />
Pietzner, der der Name ‹<strong>Goetheanum</strong>-<br />
Stiftung› gegeben wurde, obwohl sie<br />
in keinem wirklichen Zusammenhang<br />
mit dem <strong>Goetheanum</strong> steht (Nachrichtenblatt<br />
vom 2. Juli 2010, Seite 2).<br />
Sie ist der Gesellschaft weder Rechenschaft<br />
schuldig, noch hat diese einen<br />
Einfluss auf die personelle Zusammensetzung<br />
oder die Ziele und Tätigkeiten<br />
dieser Stiftung, die völlig<br />
selbstständig nach eigenem Gutdünken<br />
handeln und entscheiden kann.<br />
Auch die allfällige Besetzung durch<br />
ein oder mehrere Vorstandsmitglieder<br />
ändert an dieser Problematik nichts.<br />
Ziel dieser Stiftung und des daran angeschlossenen<br />
Fonds ist Investmentbanking,<br />
um Erträge aus Finanzinvestitionen<br />
abzuschöpfen, von deren<br />
Überschuss dann ein Teil, nach eigenem<br />
Gutdünken, dem <strong>Goetheanum</strong><br />
zur Verfügung gestellt werden kann.<br />
Bei unglücklichem Ausgang dieser geplanten<br />
Geschäfte, aber auch bei «erwünschtem,<br />
glücklichem» Ausgang<br />
bleibt der <strong>Goetheanum</strong>-Name mit<br />
Geschäften dieser Art verknüpft, mit<br />
unabsehbaren Folgen, ohne dass dazu<br />
eine Notwendigkeit besteht.<br />
Anmerkung: Nach neuesten Berichten<br />
wird der Fonds auf vielfachen<br />
Mitgliederprotest hin von der Stiftung<br />
inzwischen wieder abgekoppelt (‹Anthroposophie<br />
weltweit› Nr. 1–2/2011,<br />
Seite 7).<br />
8. Bereits bei der Generalversammlung<br />
2010 wurde dem Vorstand ein<br />
Teil seiner Kompetenzen entzogen –<br />
was einem definitiven Misstrauensvotum<br />
gleichkommt –, in der Art, dass<br />
ihm in Bezug auf die Stimmrechte und<br />
Aktien der Weleda ein Handeln (Verfügung)<br />
ohne Zustimmung der Generalversammlung<br />
für die Zukunft untersagt<br />
wurde. Das Vertrauen der Mitglieder<br />
in Hinblick auf die Urteilssicherheit<br />
des Vorstandes bezüglich Finanzgeschäfte<br />
war bereits damals<br />
nicht mehr gegeben. Die Gründung<br />
der <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung mit angeschlossenem<br />
Fonds ist ein weiterer<br />
derartiger, umstrittener Schritt – wiederum<br />
ohne Einbeziehung der Mitgliedschaft<br />
–, dessen Unbedenklichkeit<br />
aber damit argumentiert wird,<br />
dass die Stiftung «vom Vorstand am<br />
<strong>Goetheanum</strong> ‹kontrolliert›» werde<br />
(‹Anthroposophie weltweit› Nr. 1–2/<br />
2011, Seite 7).<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 9<br />
9. Die gegenwärtige Finanzmisere<br />
der Gesellschaft ist wesentlich mit<br />
eine Folge der bisher angeführten<br />
Gründe. Sie wird vom Vorstand aber<br />
jetzt als Begründung benützt, um die<br />
Dynamiken weiter voranzutreiben,<br />
die am Zustandekommen der Krise<br />
entscheidend beteiligt waren.<br />
Die angeführten Beispiele können<br />
gewiss individuell verschieden beurteilt<br />
und noch durch manch weiteres<br />
ergänzt werden. Sie zeigen aber bereits<br />
deutlich, dass eine Änderung in<br />
vielen Bereichen dringend erforderlich<br />
ist. Etliche der angeführten Missstände<br />
bestehen bereits so lange, dass<br />
sie für viele schon zur nicht anders gekannten<br />
Gewohnheit wurden. Dennoch<br />
bedürfen sie einer Behebung,<br />
um eine Gesundung des Gesamtorganismus<br />
zu ermöglichen.<br />
Viele Mitglieder verstärken angesichts<br />
der Krise ihre Anstrengungen,<br />
sowohl in ihrer eigenen persönlichen<br />
Arbeit als auch in der Zusammenarbeit<br />
in Zweigen und Gruppen. Aus den<br />
angeführten Gründen sehen die Unterzeichnerinnen<br />
und Unterzeichner<br />
ergänzend dazu jedoch die Notwendigkeit,<br />
die Frage zu stellen, ob die<br />
Mitglieder es verantworten wollen,<br />
diesem Vorstand das Vertrauen für<br />
eine Weiterarbeit zu geben.<br />
2. Begründung des Vorschlages für<br />
den Fall eines Rücktritts des gegenwärtigen<br />
Vorstandes aufgrund mangelnder<br />
Vertrauenserteilung durch<br />
die Mitgliedschaft<br />
Die für die allfällige Findung eines<br />
neuen Vorstandes vorgeschlagenen<br />
Persönlichkeiten sind mit dem <strong>Goetheanum</strong><br />
und seinen Besonderheiten<br />
bestens vertraut. Durch sie ist die notwendige<br />
Kontinuität in der Arbeit gewährleistet.<br />
Durch ihre Tätigkeit als<br />
Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter<br />
kennen sie aus ihren jeweiligen Lebensfeldern<br />
die engagierten Menschen,<br />
die über ausreichend Erfahrung<br />
verfügen, ein substanzielles Anliegen<br />
am <strong>Goetheanum</strong> haben und für die in<br />
Rede stehende Aufgabe geeignet sein<br />
könnten, falls sich Bedarf an Ergänzung<br />
durch weitere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter zeigen sollte.<br />
3. Begründung des Ordnungsantrages<br />
für eine geheime Abstimmung
10 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
Sie ist erforderlich, um eine freie<br />
Meinungsäußerung für alle zu gewährleisten<br />
und eventuelle nachteilige<br />
Folgen für Einzelne auszuschließen.<br />
Dieser <strong>Antrag</strong> wird gestellt von |<br />
Gottfried Caspar, Ingrid Cas par, John<br />
C. Ermel, Pfeffingen und Dornach (CH)<br />
Folgende Personen unterstützen diesen <strong>Antrag</strong><br />
(sie tun dies als Individuum und nicht<br />
als Vertreter irgendeiner Gruppe oder Institution):<br />
David Adams, Penn Valley (US), Helga<br />
Bay-Müller, Renan (CH), Marion Briggs, East<br />
Grinstead (GB), Elisabeth Brons–Zweifel,<br />
Küsnacht (CH), Michael Brons, Küsnacht<br />
(CH), Silvia Brouttier, Wabern/BE (CH), Marie-<br />
Madeleine Bucher, Büren zum Hof/BE (CH),<br />
Tony Cooper, Minchinhampton (GB), Karin<br />
Croll, Dornach (CH), Christian Döll, Bern (CH),<br />
Karin Ebert, Dornach (CH), Anna Eisenhut,<br />
Beinwil (CH), Hans Ueli Eisenhut, Beinwil<br />
(CH), Hans-Otto Farfsing, Kaiserslautern<br />
(DE), Hildegard Farfsing, Kaiserslautern (DE),<br />
Dr. Reinhart Faul, Owingen (DE), Peter<br />
Fausch, Berlin (DE), Jan Fontein, Dornach<br />
(CH), Dr. Wolfgang Garvelmann, Gaienhofen-<br />
Horn (DE), Christian Grözinger, Karlsruhe<br />
(DE), Elisabeth Grünwidl-Tobler, Fernitz (AT),<br />
Dr. David Heaf, Cricieth (GB), Dr. Astrid Hitsch,<br />
Salzburg (AT), Dr. Eckart Hitsch, Salzburg (AT),<br />
Dr. Armin Husemann, Ostfildern (DE), Emmi<br />
Husemann, Ostfildern (DE), Kristin Kaufmann-Gundlach,<br />
Dornach (CH), Elisabeth<br />
Kagermeier, Fernitz (AT), Stefan Kagermeier,<br />
Fernitz (AT), Friedgard Kniebe, Stuttgart (DE),<br />
Elrieke Koopmans Fontein, Dornach (CH),<br />
Edeltraud Kritzinger, Salzburg (AT), Rainer<br />
Kroll, Karlsruhe (DE), Ida-Maria Ledergerber,<br />
Bolligen (CH), Florian Leiber, Basel (CH), Friederike<br />
Lögters, Dornach (CH), Esther Lohézic,<br />
Arlesheim (CH), Gea Lubberink, Zutphen<br />
(NL), Dr. Georg Maier, Dornach (CH), Mees<br />
Meeussen, Den Haag (NL), Bettina Müller,<br />
Nunningen (CH), Dr. Georg Müller, Zürich<br />
(CH), Andres Näher, Arlesheim (CH), Heinz<br />
Naldi, Arlesheim (CH), Erna Niggli, Münsingen<br />
(CH), Martin Niggli, Münsingen (CH),<br />
Thomas Pittracher, Arlesheim (CH), Dr. Robert<br />
Powell, California (US), Ursula Ruse, Forest<br />
Row (GB), Reiner Salzer, Seewen (CH),<br />
Ariane Scheer, Asperg (DE), Andrej Schindler,<br />
Basel (CH), Franz Sykora, Dresden (DE), Christian<br />
F. Thal-Jantzen, Forest Row (GB), Dr. Florian<br />
Theilmann, Berlin (DE), Marie-Louise Thomet,<br />
Wabern/BE (CH), Henriette van Egeraat-<br />
Vester, Bosch en Duin (NL), Dietrich von Bonin,<br />
Worb/BE (CH), Katharina Weber, Hinterkappelen<br />
(CH), Prof. Götz W. Werner, Karlsruhe<br />
(DE), Dr. Peter A. Wolf, Essen (DE), Regine<br />
Wolf, Essen (DE), Winfried-Johannes Zastrow,<br />
Heidenheim (DE)<br />
<strong>Antrag</strong> 2.2<br />
Es sei für die Generalversammlung<br />
am 16. April 2011 folgender Punkt<br />
auf die Tagesordnung zu setzen:<br />
«Delegation der Kompetenz zur<br />
Einberufung einer Außerordentlichen<br />
Generalversammlung an die ‹Fin-<br />
dungsgruppe aus Sektionsleiterinnen<br />
und Sektionsleitern zur Bildung eines<br />
neuen Vorstandes›, die im Zuge der<br />
‹Vertrauensfrage in den Vorstand› gegebenenfalls<br />
gebildet wurde, oder gegebenenfalls<br />
an bestimmte, vor der<br />
Abstimmung namentlich zu benennende<br />
Sektionsleiterinnen und/oder<br />
Sektionsleiter gemeinsam.<br />
Bei diesem Tagesordnungspunkt<br />
möge die Generalversammlung beschließen,<br />
dass der ‹Findungsgruppe<br />
aus Sektionsleiterinnen und Sektionsleitern<br />
zur Bildung eines neuen Vorstandes›<br />
oder gegebenenfalls bestimmten<br />
namentlich zu benennenden Sektionsleiterinnen<br />
und/oder Sektionsleitern<br />
die Kompetenz zur Einberufung einer<br />
Außerordentlichen Generalversammlung<br />
delegiert wird. Damit wird diese<br />
Gruppe / werden diese Persönlichkeiten<br />
bevollmächtigt, rechtsgültig eine Außerordentliche<br />
Generalversammlung<br />
zur Bestätigung des neuen Vorstandes<br />
einberufen zu können.<br />
Dieser <strong>Antrag</strong> ergänzt jenen auf die<br />
«Vertrauensfrage in den Vorstand».<br />
Begründung<br />
Im Falle, dass der Vorstand wegen<br />
mangelnder Vertrauenserteilung<br />
durch die Mitgliedschaft zurücktritt<br />
und eine Findungsgruppe aus Sektionsleiterinnen<br />
und Sektionsleitern<br />
mit der Bildung eines neuen Vorstandes<br />
– gemäß Vorschlag – beauftragt<br />
wird, oder im Falle, dass ein solcher<br />
Rücktritt allenfalls bevorsteht und die<br />
Findungsgruppe noch nicht gebildet<br />
wurde, ist eine solche Delegation der<br />
Einberufungskompetenz (Bevollmächtigung)<br />
erforderlich, damit die<br />
Einberufung einer Außerordentlichen<br />
Generalversammlung durch die genannte<br />
‹Findungsgruppe› / die genannten<br />
Persönlichkeiten rechtsgültig<br />
getätigt werden kann. | Gottfried<br />
Caspar, Ingrid Caspar, John C. Ermel,<br />
Pfeffingen und Dornach (CH)<br />
Anmerkung: Sollte es zu keinem Rücktritt<br />
des Vorstandes (aufgrund mangelnder<br />
Vertrauenserteilung durch die<br />
Mitgliedschaft) mit Einsetzung der<br />
‹Findungsgruppe› kommen und ein<br />
derartiger Schritt auch nicht in Aussicht<br />
stehen, werden die <strong>Antrag</strong>stellenden<br />
den <strong>Antrag</strong> gegebenenfalls als<br />
gegenstandslos wieder zurückziehen.<br />
<strong>Antrag</strong> 3<br />
Die Mitgliederversammlung am 16.<br />
April 2011 möge beschließen:<br />
3.1 Die Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft ist rechtlich und spirituell<br />
Eigentümerin des Namens<br />
‹<strong>Goetheanum</strong>› (Art. 5 MSchG und Art.<br />
2 und 3e UWG). Die Übertragung des<br />
<strong>Goetheanum</strong>-Namens oder jede<br />
sonstige Art der Zustimmung zur Namensnutzung<br />
des <strong>Goetheanum</strong>-Namens<br />
für die von Herrn Cornelius<br />
Pietzner über den Arlesheimer Dotationsverein<br />
am 22. September 2010 begründete<br />
und von ihm geführte <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung<br />
(bei Notar David<br />
Glauser in Reinach) wird von der Versammlung<br />
als Eingriff in die spirituelle<br />
wie vermögensrechtliche Substanz<br />
der Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft verstanden und abgelehnt.<br />
3.2 Demgemäß wird der Vorstand<br />
von der Versammlung beauftragt, unverzüglich<br />
alles in seiner rechtlichen<br />
und sonstigen Macht Stehende zu<br />
tun, um die Übertragung und Nutzung<br />
des <strong>Goetheanum</strong>-Namens<br />
durch die <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung, die<br />
ohne die erforderliche Einwilligung<br />
der Mitgliederversammlung (Art. 29<br />
ZGB) erfolgte, unverzüglich zurückzunehmen<br />
und das Namensrecht zurückzufordern.<br />
3.3 Zu allen mit dem <strong>Goetheanum</strong>-<br />
Namen zusammenhängenden Maßnahmen<br />
– Vergabe des Namensrechtes<br />
wie Nutzungsduldung – bedarf<br />
der Vorstand der Zustimmung der<br />
Mitgliederversammlung; er wird gebeten<br />
und beauftragt, der Mitgliedschaft<br />
und dieser Versammlung aktuell<br />
und vorauslaufend von allen Vorhaben<br />
und Maßnahmen auf diesem Felde<br />
über das Nachrichtenblatt detailliert<br />
zu berichten.<br />
Begründung<br />
1. Der Name ‹<strong>Goetheanum</strong>› bezeichnet<br />
im Verständnis der Mitglieder<br />
und des gesellschaftlichen Umfeldes<br />
die von Rudolf Steiner eingerichtete<br />
Hochschule als Zentrum der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft.<br />
Er wird innerhalb und außerhalb<br />
der Anthroposophischen Gesellschaft<br />
so verstanden und ge
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
braucht. Mit ‹Vorstand am <strong>Goetheanum</strong>›<br />
wird zugleich die Leitung der<br />
Hochschule, mit ‹<strong>Goetheanum</strong>› die Institution<br />
der Hochschule und im Weiteren<br />
alle mit ihr verbundenen Dornacher<br />
Aktivitäten der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft bezeichnet. Was in<br />
der <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung und dem<br />
mit ihr intentionsmäßig verbundenen<br />
weiteren Bereich – zum Beispiel einer<br />
Alterra AG – geschieht oder geschehen<br />
soll, muss deshalb an den damit<br />
angesprochenen Maßstäben gemessen<br />
werden.<br />
2. Mit der neuen <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung<br />
ist jedoch nach Darstellungen<br />
des Vorstandes und des Nachrichtenblattes<br />
eine von der Hochschule, dem<br />
‹<strong>Goetheanum</strong>›, rechtlich unabhängige,<br />
mit der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft und deren<br />
Hochschule nur lose durch nichtkonstitutive<br />
(lediglich durch rasch änderbare<br />
personelle Verknüpfungen) verbundene<br />
Einrichtung geschaffen worden.<br />
Diese Stiftung ist auch nicht vom<br />
‹<strong>Goetheanum</strong>›, wie man aufgrund<br />
des Namens annimmt, gegründet<br />
worden, sondern von Herrn Pietzner<br />
zusammen mit einem weiteren Vorstandsmitglied<br />
des Vereins als Vorstand<br />
im Namen eines Arlesheimer<br />
Dotationsvereines. Sie soll – nach dessen<br />
Worten – auch als völlig selbstständige<br />
juristische Person ‹funktionieren›.<br />
Von dem Arlesheimer Dotationsverein<br />
als faktischer Hilfsinstitution<br />
des <strong>Goetheanum</strong> und seiner Lage<br />
wird jedoch der Mitgliederversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft nicht berichtet. Es<br />
gibt formal auch keine rechtliche Verpflichtung<br />
dazu. Diesem Verein stehen<br />
aber aufgrund der wohl nicht zufällig<br />
vollzogenen Gründungsvorgänge<br />
der <strong>Goetheanum</strong>-Stiftung die fortwirkenden<br />
Stifterrechte an dieser zu<br />
(zum Beispiel eine Zweckänderung<br />
der Stiftung). Wir haben es insoweit<br />
mit einer Dauerbeziehung zu tun. Zur<br />
Zeit ist zwar Herr Pietzner noch (bis<br />
Ostern 2011) Vorstandsmitglied der<br />
Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft, bleibt aber Stiftungsrat<br />
der neuen Stiftung wie Vorstand des<br />
Dotationsvereines; darin liegt jedoch<br />
keine verpflichtende Bindung des Vereins<br />
an das <strong>Goetheanum</strong> beziehungsweise<br />
die Allgemeine Anthroposophi-<br />
sche Gesellschaft. Die Stellung des<br />
Vereins zum <strong>Goetheanum</strong> und seine<br />
Verbindung zur neugründeten Stiftung<br />
ist erst jetzt deutlich geworden.<br />
3. Die Aufgabe der neuen Stiftung<br />
soll in der Beschaffung von Finanzmitteln<br />
für das <strong>Goetheanum</strong> und für andere<br />
gemeinnützige Zwecke bestehen.<br />
Sie soll im Sammeln von Spendenmitteln<br />
für das <strong>Goetheanum</strong> (direkte<br />
Spenden an die Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft wären<br />
einfacher und zugleich berichtspflichtig)<br />
oder für andere gemeinnützige<br />
Zwecke und vor allem durch die Aktivitäten<br />
einer mit der Stiftung intentionsmäßig<br />
verbundenen ‹privaten<br />
Equity-Institution› Alterra AG (mit gewerblichem<br />
Charakter) entfaltet werden.<br />
Diese soll im Bereich des anthroposophisch-sozial<br />
wie gesellschaftlich<br />
zweifelhaft gewordenen Investmentbankings<br />
oder ähnlichen Equitygeschäften<br />
operieren und einen Kapitalstock<br />
von 30 bis 50 Millionen Franken<br />
(mit Langfristkreditcharakter)<br />
und mit Hilfe des Namens wie des Ansehens<br />
des <strong>Goetheanum</strong> einwerben.<br />
Dabei sollen niedrigverzinslich oder<br />
sonst ‹günstig› eingeworbene Mittel<br />
höher erträglich wieder angelegt werden.<br />
So könnten Differenzgewinne generiert<br />
werden. Solche ‹Abschöpfungs-Ergebnisse›<br />
stammen allerdings<br />
aus den Lebens- und Arbeitsleistungen<br />
zumeist nicht mit den Zielen<br />
des <strong>Goetheanum</strong> und der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft verbundener<br />
Menschen. Sie werden ohne deren<br />
Kenntnis oder Einverständnis auf diese<br />
Weise für die anthroposophischen<br />
Ziele des <strong>Goetheanum</strong> verfügbar gemacht.<br />
Das dürfte anthroposophischsozialwissenschaftlich<br />
wie menschlich<br />
zweifelhaft sein. Ähnliches ist<br />
aber bereits 2007 praktiziert worden.*<br />
4. Die Gründung der <strong>Goetheanum</strong>-<br />
Stiftung hätte wegen der Vergabe des<br />
Namensrechtes bereits der Zustimmung<br />
der Mitgliederversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft bedurft. Es handelt<br />
sich ja bei den gegebenen Intentionen<br />
nicht um eine spirituelle Hochschulaufgabe,<br />
sondern um eine wirtschaftlich-finanzielle,schatzmeisterähnliche<br />
Aufgabe und betrifft die Vermögens-<br />
wie Haftungslage der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesell-<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 11<br />
schaft. Solche Rechtsgeschäfte unterliegen<br />
wegen der möglichen Haftungsfolgen<br />
der Beschlusskompetenz<br />
der Mitgliederversammlung. Die<br />
Übertragung des <strong>Goetheanum</strong>-Namens<br />
an die Stiftung oder die ausdrücklich<br />
angestrebte werbliche Nutzung<br />
dieses Namens (vergleiche die<br />
verschiedenen Darstellungen im<br />
‹<strong>Goetheanum</strong>› und dem Nachrichtenblatt)<br />
bedurfte insoweit der Zustimmung<br />
durch die Mitgliedschaft. Denn<br />
die Aktivitäten der Stiftung lösen<br />
nicht nur Erträge, sondern in gleicher<br />
Weise sowohl moralisch-ansehensmäßige<br />
wie rechtlich-finanzielle Haftungen<br />
für Schäden aus unglücklichen<br />
Verläufen solcher Geschäfte aus.<br />
Damit wirken sie auf die finanziellen<br />
Belange der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft (negativ) zurück.<br />
Diese Haftung muss, wenn sie zu<br />
Lasten der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft eingegangen<br />
wird, der Mitgliedschaft bewusst sein.<br />
Die damit angesprochene Problematik<br />
ist aktuell an der eingetretenen<br />
Rufschädigung des Schweizer Parapletiker-Zentrums<br />
in Nottwil anschaubar<br />
geworden.<br />
5. Dieser <strong>Antrag</strong> wird gestellt von |<br />
Wolfgang Gutberlet, Fulda (DE), Dr.<br />
Benediktus Hardorp, Mannheim (DE),<br />
Prof. Dr. Götz Rehn, Bickenbach (DE),<br />
und Prof. Götz Werner, Stuttgart (DE)<br />
Der <strong>Antrag</strong> wird unterstützt von:<br />
Dr. Werner Achtschin, Elisabeth Achtschin,<br />
Urs Baeger, Michel Barkhoff, Gisela Barth, Elisabeth<br />
Bessau, Magdalena Book, Ramon<br />
Brüll, Michael Bubenzer, Walter Burkart, Moritz<br />
Christoph, Erich Colsmann, Kasem Compani,<br />
Hilmar Dahlem, Michael Dahrendorf,<br />
Jean-Marc Decressonnière, Peter Dellbrügger,<br />
Mechtild Denet, Dr. Karl-Martin Dietz,<br />
Claus Dittmer, Bernadette Duncan, Rolf Eicken,<br />
John C. Ermel, Dietrich Esterl, Friedwart<br />
Fahlbusch, Patricia Fahlbusch, Helga Fallet,<br />
Sonja Ferger-Glaser, D. Firiss, Prof. Dr. Hellmut<br />
Fischmeister, Maria-Elisabeth Förster, Dieter<br />
W. Frei, Ria Freiermuth, Angelika Funk, Michael<br />
Funk, Monika Funk, Reinhard Funk, Angelina<br />
Gazquez, Helga Geyer, Dr. Florian Göbel,<br />
Herbert Greif, Herbert Grentz-Leszau, Irene<br />
Groh, Heinz Grönlund, Ernst Harmening,<br />
Hartmut Haupt, Henrike Heinkel, Udo Heinkel,<br />
Angela Helfrich, Dietmar Herold, Steffen<br />
Hilbig, Gabriele Hirte-Herrmann, Joseph<br />
Hörtreiter, Hansjörg Hofrichter, Günter Holakovsky,<br />
Dr. Roman Huber, Ingrid Hüther, Jochen<br />
Jahn, Rolf Karges, Hans-Georg Kaune,<br />
Hedwig Kaune, Wolfgang Kilthau, Alfons<br />
Klaas, Birgit Kohlhase, Dr. Manfred Kohlhase,<br />
Dr. Johannes König, Gisela Köster, G. Krämer,<br />
Rainer Kral, Hans-Georg Krauch, Edeltraud
12 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
Kritzinger, Dr. Erhard Kröner, Dr. Petra Kühne,<br />
Dr. Susanne Kunz, Dr. Volker David Lambertz,<br />
Klaus Landmark, Karin Löffler, Frank Loewer,<br />
Johannes Lueg, Ursula Maas, Daniel Maeder,<br />
Maria Marg, Martin Marg, M. Matthes, Renate<br />
Maurer, Phillip Melville, Barbara Mex,<br />
Christian Michaelis-Braun, Uli Molsen, Joseph<br />
Morel, Dr. Georg Müller, Gabriele Müller,<br />
Peter Nantke, Ursula Nantke, Erika Nickol,<br />
Wilhelm Nickol, Gabriele Niemann, Marianne<br />
Nies, Klaus Niessner, Prof. Dr. Heide Nixdorf,<br />
Doris Nixdorf, Alexander Overhage,<br />
Horst Pentzek, Reglinde Pentzek, Renate Petry,<br />
Georg Peukert, Anna (Schaab-)Peukert,<br />
Heike Piel, Uwe Piel, Thomas Pittracher, Adrian<br />
Plevan, Martina Plevan, Norbert Poeplau,<br />
Thomas Radetzki, Felicia Ratschow, Hans-Alfred<br />
Ratschow, Hartmut Rembges, Clarissa<br />
Repp, Ludwig Repp, Maria Repp, Ulrike Richter,<br />
Wolfgang Ritter, Christel Rode, Dr. Irene<br />
Rüdig, Dr. Mona Ruef, Antje-Käthe Rügge, Dr.<br />
Ursula Schad, Günther Schell, Volker Schlickum,<br />
Gerd Schmäche, Dr. Albert Schmelzer,<br />
Enno Schmidt, Dr. Martina Schmidt, R.<br />
Schmidt, Walther Schmidt, Angelika Schmucker,<br />
Hannes Schneider, Linde Schnitzler, Rolf<br />
Schnitzler, Uwe Schoef, Christiane Schröder,<br />
Jörg H. Schröder, Dr. Michael J. Seefried, Erika<br />
Siethoff, Hellmuth J. ten Siethoff, Ch. Staebel,<br />
Bernhard Steiner, Dr. Johannes Stellmann,<br />
Christian Storch, Gunhild Storch, Heinrich<br />
Stracke, Gunhild Sträßner, Hans-Joachim<br />
Sträßner, Dorothea Strasburger, Brigitte<br />
Streller, Uwe Streller, Eva Tanson-Hollwege,<br />
Gisela Thriemer, Peter Tradowksy, Lioba Uhlenhoff,<br />
Dr. Wilhelm Uhlenhoff, Rahel Uhlenhoff,<br />
Mathieu van den Hoogenband, Hildegard<br />
Vielmetter, Johannes Voegele, Silvia Vögele,<br />
Wolfgang von der Linden, Carl-August<br />
von Halle, Judith von Halle, Dr. Broder von<br />
Laue, Elke von Laue, Claus-Peter Wagner, Ulf<br />
D. Waltz, Aribert Wandersleben, Roswitha<br />
Wendt-Funk, Günter Wetter, Günter Wich,<br />
Maria Wich, Michael Wickenhäuser, Gisela<br />
Wienecke, Dr. Peter Wolf, Regine Wolf, Gisela<br />
Zimmermann, Helgo Zücker<br />
Weitere Namensnennungen sind zu erwarten<br />
| Benediktus Hardorp<br />
* Vgl. ‹Anthroposophie› Nr. 3/2009, S. 276 ff.<br />
<strong>Antrag</strong> 4.1<br />
Die Generalversammlung der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen<br />
Gesellschaft beauftragt den Vorstand,<br />
eine außerordentliche Generalversammlung<br />
einzuberufen. Diese soll<br />
sich ausschließlich mit der Eigentümerverantwortung<br />
der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft an<br />
der Weleda AG und den damit verbundenen<br />
materiellen und immateriellen<br />
Vermögensanteilen befassen, im Hin-<br />
blick auf die Sicherung der in ihrem<br />
Fortbestand gefährdeten anthroposophischen<br />
Heilmittel. Diese Versammlung<br />
soll gemäß § 10 der Prinzipien<br />
und § 7, Abs. 2, der Statuten einberufen<br />
werden und vor dem 30. Juni<br />
2011 stattfinden.<br />
Begründung<br />
Die aktuelle Entwicklung der bisher<br />
durch die Weleda AG hergestellten<br />
Heilmittel stellt einen gravierenden<br />
und grundlegenden Wechsel in<br />
der Ausrichtung und Geschäftstätigkeit<br />
der Weleda AG dar. Das <strong>Goetheanum</strong><br />
und seine tragende Allgemeine<br />
Anthroposophische Gesellschaft als<br />
verantwortliche Sachwalter des medizinischen<br />
Impulses Rudolf Steiners<br />
und seiner ärztlichen Mitarbeiterin Ita<br />
Wegman sind Haupteigentümer der<br />
Weleda AG und müssen diese Entwicklung<br />
mit verantworten. Der Vorstand<br />
kann die Verantwortung in dieser<br />
zentralen Angelegenheit nicht allein<br />
tragen und bedarf des ausdrücklichen<br />
Rückhaltes durch die Mitgliedschaft.<br />
Da das Vermögen der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft betroffen<br />
ist, liegt sinngemäß der §§ 8<br />
und 16 ihrer Statuten diese Verantwortung<br />
bei der Mitgliedschaft, was<br />
entsprechende Unterrichtung und<br />
rechtsgültige Beschlüsse einer Generalversammlung<br />
erfordert.<br />
Die Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft bedürfen<br />
in der gegenwärtigen ernsten,<br />
für die Zukunft der Weleda AG und somit<br />
für die weitere Existenz der Heilmittel<br />
entscheidenden Situation umfassender,<br />
rückhaltloser und transparenter<br />
Aufklärung über die Lage der<br />
Heilmittel, die angestrebte Ausrichtung<br />
und Entwicklung des Unternehmens<br />
sowie die Absichten der Verantwortlichen.<br />
Sie müssen Gelegenheit erhalten,<br />
sich ein eigenes Urteil zu bilden und<br />
statutengemäß per Beschlussfassung<br />
die Verantwortung für die weitere<br />
Entwicklung des Vermögens der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
zu übernehmen.<br />
Die zeitlich und inhaltlich sehr eingeschränkte<br />
Behandlung dieser für<br />
das <strong>Goetheanum</strong> und die gesamte anthroposophische<br />
Bewegung äußerst<br />
wichtigen Angelegenheiten an zurückliegendenGeneralversammlungen<br />
mit ihrer Fülle anderer Traktanden<br />
hat sich als nicht ausreichend erwiesen.<br />
Deshalb ist die dringliche Einberufung<br />
einer außerordentlichen Generalversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft erforderlich,<br />
die sich ausschließlich mit diesem<br />
Thema befaßt.<br />
Zur Erläuterung: Die Heilmittel der<br />
anthroposophischen Therapierichtung<br />
sind in ihrer Existenz bedroht,<br />
und mit ihnen das «medizinische System<br />
der Anthroposophie» und das<br />
«anthroposophische System der Medizin».<br />
1 Die existenzielle Gefährdung<br />
geht von verschiedenen Faktoren aus.<br />
Die bedrohlichsten sind:<br />
1. Verschärfung regulatorischer<br />
Normen: Im Heilmittelbereich besteht<br />
ein starker politischer Wille und<br />
administrativer Druck zur Verschärfung<br />
und Vereinheitlichung von Vorschriften<br />
und regulatorischen Bestimmungen<br />
auf europäischer wie nationaler<br />
Ebene. Dies betrifft besonders<br />
die Komplementärmedizin (KM) und<br />
mit ihr die durch Anthroposophie erweiterte<br />
Heilkunst. Sie muss sich noch<br />
immer des Vorwurfes angeblich mangelnder<br />
wissenschaftlicher Evidenz<br />
für Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit,<br />
ja sogar der «Sektenmedizin»<br />
erwehren, welcher man auf<br />
nationalen wie internationen Ebenen<br />
mit rigiden Vorschriften beikommen<br />
will. Diese Anforderungen bedeuten<br />
für die Heilmittelhersteller einen gewaltigen<br />
menschlichen und finanziellen<br />
Aufwand, für den nicht die notwendigen<br />
Ressourcen vorhanden<br />
sind.<br />
2. Wirtschaftliche Probleme: In der<br />
Schweiz, dem Mutterland der Anthroposophischen<br />
Medizin (AM) und einzigem<br />
Land der Welt, in welchem die KM<br />
und somit auch die AM Verfassungsrang<br />
besitzt, hat Anfang Januar 2011<br />
der Bundesrat zwar entgegen der<br />
Empfehlung der Eidgenössischen Leistungskommission<br />
entschieden, KM<br />
und somit die AM nochmals in den<br />
Leistungskatalog der Grundversicherung<br />
aufzunehmen, aber lediglich befristet<br />
für sechs Jahre. In dieser Zeit<br />
müssen Wirksamkeit, Zweckmäßig
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
keit und Wirtschaftlichkeit erneut und<br />
wissenschaftlich belegt werden, was<br />
ebenfalls mit enormem Aufwand und<br />
fraglichem Erfolg verbunden ist. In der<br />
Schweiz werden die Preise für die kassenzulässigen<br />
Heilmittel der Spezialitätenliste<br />
behördlich festgelegt. In vielen<br />
anderen Ländern müssen Patienten<br />
die Heilmittel noch immer vollständig<br />
aus eigener Tasche bezahlen.<br />
Daher können die Preise nicht dem<br />
Wert der Heilmittel entsprechend<br />
festgelegt werden und die Kosten für<br />
Herstellung und Vertrieb übersteigen<br />
den Erlös der Heilmittel bei Weitem.<br />
Das große und bewährte Spektrum<br />
der insbesondere durch die Weleda AG<br />
bislang produzierten Heilmittel kann<br />
auch in absehbarer Zeit nicht kostendeckend<br />
hergestellt werden.<br />
3. Abschaffung anthroposophischer<br />
Heilmittel: Die Heilmittelsparte<br />
des ersten und einzigen weltweit präsenten<br />
Herstellers anthroposophischer<br />
Heilmittel, der Weleda AG, 2 wird<br />
von der gegenwärtigen Unternehmensleitung<br />
infolge fehlender Rentabilität<br />
als ‹sanierungsbedürftig› bezeichnet<br />
und muss – erstmalig seit<br />
der Gründung vor 90 Jahren – bis 2014<br />
den ‹turnaround› erreichen, also<br />
schwarze Zahlen schreiben. Die eingeleiteten<br />
‹Sanierungsmaßnahmen›<br />
sind konventionell und realitätsfern:<br />
Der Heilmittelschatz wird zunächst<br />
radikal reduziert, die Herstellung des<br />
Restes ‹rationalisiert› und weitgehend<br />
in Schwäbisch Gmünd konzentriert,<br />
die Verantwortung für die<br />
Schweizer Heilmittel und ihren Vertrieb<br />
soll künftig ebenfalls von dort<br />
aus ferngesteuert werden – weitab<br />
von den realen Bedürfnissen der Patienten<br />
und ihrer Ärzte sowie der spezifischen<br />
Besonderheiten des Schweizer<br />
Heilmittelmarktes. Das verbleibende<br />
Heilmittelsortiment der Weleda<br />
soll künftig größtenteils nicht<br />
mehr wie bisher industriell hergestellt<br />
werden, sondern nur noch als<br />
Apothekenpräparate erhältlich sein,<br />
mit erheblichen Einschränkungen für<br />
weltweite Verbreitung und Vertrieb.<br />
Jedes Heilmittel, das nicht mehr<br />
hergestellt wird, verliert binnen zwei<br />
Jahren seine Zulassung. Angesichts<br />
der enormen politischen und rechtlichen<br />
Hürden, welche jeder Neu- oder<br />
Wiederzulassung entgegenstehen,<br />
sind diese Verluste auf unabsehbare<br />
Zeiten irreversibel, was einer definitiven<br />
Abschaffung gleichkommt.<br />
Bereits seit etlichen Jahren sind<br />
wichtige Heilmittel über lange Zeiträume<br />
nicht lieferbar. Dies wird sich infolge<br />
der Zentralisierung voraussichtlich<br />
verschärfen, bringt Patienten in<br />
verzweifelte Situationen und veranlasst<br />
ihre Ärzte, die Weleda als unzuverlässigen<br />
Partner möglichst zu meiden<br />
– was in Deutschland bereits der<br />
resignierten Stimmung vieler Ärzte<br />
entspricht und den Absatz noch lieferbarer<br />
Heilmittel nicht gerade steigert.<br />
Im Sprachgebrauch konventionellen<br />
Managements bedeuten ‹Sanieren›,<br />
‹Ausgliedern› und ‹Umstrukturieren›<br />
Stufen eines Abwicklungsprozesses,<br />
an dessen Ende infolge unerreichbarer<br />
Sanierungsziele meist die<br />
Liquidation der betroffenen Betriebsteile<br />
und zwangsläufig die gewinnbringende<br />
Veräußerung rentabler<br />
Reste steht.<br />
Wird das gesteckte Sanierungsziel<br />
nicht erreicht, werden voraussichtlich<br />
entsprechende Maßnahmen folgen<br />
und das Ende der Heilmittelherstellung<br />
durch die Weleda AG absehbar.<br />
Wer trägt die Verantwortung für<br />
diese Entwicklung? Im Gegensatz zu<br />
den ersten beiden Faktoren ist für den<br />
dritten Faktor die Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft mit verantwortlich<br />
und somit letztlich ihre Mitglieder.<br />
Als eine der beiden Haupteigentümerinnen<br />
hält die Allgemeine<br />
Anthroposophische Gesellschaft<br />
etwa 22 Prozent des Kapitals und etwa<br />
39 Prozent der Stimmrechte an der<br />
Weleda AG und bestimmt über den<br />
Verwaltungsrat der Weleda AG Zweck<br />
und Ausrichtung des Unternehmens,<br />
gemeinsam mit der Ita- Wegman-Klinik<br />
AG (etwa 12 Prozent Kapital-, etwa<br />
40 Prozent Stimmrechtsanteil).<br />
Die erwähnten ‹Sanierungsmaßnahmen›<br />
werden bereits rigoros umgesetzt:<br />
Die gesamte Heilmittelsparte<br />
wurde unternehmerisch und organisatorisch<br />
in eine vollständig von der<br />
Körperpflegesparte getrennte ‹business<br />
unit› (Geschäftseinheit) ausgegliedert<br />
und das gesamte Unternehmen<br />
umstrukturiert. Die Heilmittelherstellung<br />
und -entwicklung am<br />
Schweizer Mutterstandort Arlesheim<br />
wird bis auf die Salbenherstellung ab-<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 13<br />
gewickelt und nach Schwäbisch<br />
Gmünd verlagert. Dies bedeutet nicht<br />
nur den Abbau qualifizierter Arbeitsplätze<br />
und den Verlust der anthroposophisch-pharmazeutischenKompetenz<br />
langjähriger erfahrener Mitarbeiter,<br />
sondern auch die Abschaffung<br />
von Heilmitteln, deren besondere Herstellungsart<br />
und Wirksamkeit bei gleicher<br />
Bezeichnung nicht wenige deutsche<br />
Ärzte schätzten und diese dazu<br />
veranlasste, diese Heilmittel für ihre<br />
deutschen Patienten in der Schweiz<br />
zu besorgen.<br />
Hintergrund der sogenannten ‹Sanierungsstrategie›<br />
ist der seit etwa<br />
zehn Jahren forcierte Umbau der Weleda,<br />
weg vom führenden, weltweit<br />
präsenten Hersteller anthroposophischer<br />
Heilmittel, Diätetika und Körperpflegeprodukte<br />
hin zur Markt-Positionierung<br />
als ‹Naturkosmetik›-Hersteller<br />
mit dem erklärten Ziel, gegenüber<br />
den auf diesen lukrativen Nischenmarkt<br />
drängenden globalen<br />
Kosmetikunternehmen konkurrenzfähig<br />
zu sein. Das zu diesem Zweck angestrebte<br />
Wachstum erfordert zwingend<br />
den Einsatz großer finanzieller<br />
Ressourcen, welche daher nicht mehr<br />
in die Querfinanzierung der Heilmittel<br />
fließen dürfen. 3<br />
Die Streichung vieler wichtiger,<br />
wenngleich teilweise selten benötigter<br />
Heilmittel bedeutet nicht nur eine<br />
unter Umständen gefährliche Beeinträchtigung<br />
für die betroffenen Patienten,<br />
sondern bedroht auch die<br />
Existenz der Anthroposophischen Medizin:<br />
Viele therapeutische Konzepte<br />
sind nicht mehr oder nur unvollständig<br />
zu verwirklichen. Dadurch werden<br />
die den Anwendern bekannte und vertraute<br />
spezifisch-individuelle Wirksamkeit<br />
der Anthroposophischen Medizin<br />
und ihre Verbreitung massiv beeinträchtigt.<br />
Die Weleda-Aktien der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft wurden von<br />
vielen ihrer Mitglieder zu Lebzeiten<br />
Rudolf Steiners (und auch in den folgenden<br />
Jahrzehnten) dem <strong>Goetheanum</strong><br />
geschenkt – dieses Opfer war die<br />
Voraussetzung für Rudolf Steiner, als<br />
Verwaltungsratspräsident der Internationalen<br />
Laboratorien AG (ILAG,<br />
später umbenannt in Weleda AG) anlässlich<br />
der Neubegründung der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Ge
14 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
sellschaft an Weihnachten 1923/24<br />
dieses Unternehmen aus den illiquiden<br />
Unternehmensverbünden Futurum<br />
AG und Der Kommende Tag herauszulösen<br />
und es sowie die mit der<br />
ILAG verbundene Klinik auf diese Weise<br />
vor der drohenden Liquidation zu<br />
retten. 4 Anschließend übergab er das<br />
Verwaltungsratspräsidium an andere,<br />
bildete aber gemeinsam mit Ita Wegman<br />
die sogenannte Kontrollstelle,<br />
welche eine enge Verbindung zwischen<br />
der rein geistigen Richtung des<br />
<strong>Goetheanum</strong> und der kommerziellen<br />
Richtung der ILAG gewährleisten sollte.<br />
5 Er verknüpfte auf vielfältige Weise<br />
das Schicksal dieser beiden Unternehmungen<br />
– unter anderem sollte aus<br />
den Gewinnen (!) der Heilmittel Wiederaufbau<br />
und Forschungstätigkeit<br />
des <strong>Goetheanum</strong> finanziert werden.<br />
Zudem forderte er bereits 1924, dass<br />
«der gesamte Heilmittelverkauf in der<br />
Welt nicht auf ein Kapital gestellt<br />
werde, das aus Anthroposophentaschen<br />
herrührt» 6 – eine bis heute<br />
nicht einmal ansatzweise angegangene<br />
Aufgabe!<br />
Die erwähnte Kontrollstelle ist seit<br />
dem Tod Ita Wegmans vakant, ihre aktienrechtliche<br />
Funktion seit Jahren an<br />
eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
delegiert. Der Vorstand der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
hat in den vergangenen Jahrzehnten<br />
in wechselnder Besetzung<br />
versucht, die Verantwortung wahrzunehmen,<br />
meist in Abstimmung mit<br />
der Leitung der Ita-Wegman-Klinik.<br />
Dabei bewies er nicht immer eine<br />
glückliche Hand, auch die umfassende<br />
Information und Beteiligung der<br />
Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft gelang<br />
nicht immer reibungslos.<br />
Schicksal und Entwicklung der<br />
Heilmittel, der Weleda AG und der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
sind auf vielfältigste Weise<br />
und auf das Innigste verknüpft. 7 In der<br />
gegenwärtigen Situation bedarf es einer<br />
klaren und eindeutigen sowie in<br />
der Mitgliedschaft breit abgestützten<br />
Haltung der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft als einem der<br />
beiden Haupteigentümer der Weleda<br />
AG gegenüber den übrigen Miteigentümern.<br />
Die erforderliche außerordentliche<br />
Generalversammlung ist ein wichtiger<br />
Schritt hin zu einer eindeutigen<br />
und transparenten Eigentümerstrategie,<br />
welche dem geistig-wirtschaftlichen<br />
Unternehmen Weleda AG eine<br />
nachhaltige und menschengemäße<br />
Entwicklung ermöglicht, entsprechend<br />
Auftrag und Ziel des <strong>Goetheanum</strong>.<br />
| Dr. med. Andreas M. Worel,<br />
Selzach und Arlesheim (CH), Dipl. Ing.<br />
Markus Baechi, Dornach (CH), Gerhard<br />
Florschütz, Hildenborough (GB), Jan<br />
Fontein, Dornach (CH), Alfred Frischknecht,<br />
Arlesheim (CH), med. pract.<br />
Walter Frischknecht, Worb (CH), Dr.<br />
med. Mona Hasna, Arlesheim (CH),<br />
Herbert Holliger, Arlesheim (CH), Dr.<br />
med. Jenny Josephson, Forest Row<br />
(GB), med. pract. Christiane Karenovics,<br />
Dr. med. Thomas Karenovics, Dornach<br />
(CH), Dr. med. Joost Laceulle,<br />
Haarlem (NL), Dr. med Björn Riggenbach,<br />
Neuchâtel (CH), Dr. med. Peer<br />
Schleyerbach und Dr. med. Bettina<br />
Schleyerbach, Arlesheim (CH), Dr. med.<br />
Michael Seefried, Zürich (CH), Dr. med.<br />
Martin-Günther Sterner, Lauchhammer<br />
(DE), Dr. med. Luc Vandecasteele,<br />
Gent (BE), und weitere Mitglieder der<br />
Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft<br />
1 Rudolf Steiner am 24.12.1923, in: Rudolf<br />
Steiner: Die Weihnachtstagung zur Begründung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft 1923/24 (GA 260),<br />
Dornach 1963, S. 51.<br />
2 Die Weleda AG ist eine Aktiengesellschaft<br />
nach schweizerischem Recht mit<br />
Hauptsitz in Arlesheim und einer unselbstständigen<br />
Tochter in Schwäbisch<br />
Gmünd (DE). Daneben besteht die Weleda-Gruppe<br />
mit weltweit 17 Mehrheitsbeteiligungen.<br />
Insgesamt ist die Weleda in<br />
rund 50 Ländern vertreten.<br />
3 Interview mit Weleda-Verantwortlichen<br />
im ‹<strong>Goetheanum</strong>› Nr. 27/2010, S. 6f.<br />
4 Rudolf Steiners Schreiben an die Futurum-Aktionäre<br />
vom 25. Februar 1924, in:<br />
Rudolf Steiner: Die Konstitution der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
(GA 260a), Dornach 1966, S.<br />
441f.<br />
5. a. a. O.: Versammlungsprotokolle Futurum<br />
AG, ILAG, S 473ff.<br />
6 a. a. O., S. 527f.<br />
7 Peter Selg: Dr. Oskar Schmiedel – Der<br />
erste anthroposophische Pharmazeut und<br />
Weleda-Direktor. Eine Dokumentation, Arlesheim<br />
2010; Rudolf Steiner und die<br />
Gründung der Weleda, Beiträge zur Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe<br />
Nr. 118/119,<br />
Dornach 1997.<br />
<strong>Antrag</strong> 4.2<br />
Die Generalversammlung stellt<br />
fest: Die Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft als Trägerin der<br />
Freien Hochschule für Geisteswissenschaft,<br />
<strong>Goetheanum</strong>, ist gemeinsam<br />
mit dem Klinisch- Therapeutischen Institut<br />
(heute: Ita-Wegman-Klinik AG)<br />
verantwortlich für die geistigen und<br />
materiellen Grundlagen der Heilmittel<br />
und ihrer Herstellung. Als Hauptaktionär<br />
des ‹geistig-wirtschaftlichen›<br />
Unternehmens Weleda AG ist<br />
die Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft (mit etwa 22 Prozent Kapital-<br />
und 39 Prozent Stimmrechtsanteil),<br />
vertreten durch ihren Vorstand,<br />
gemeinsam mit dem Klinisch-Therapeutischen<br />
Institut (mit etwa 12,5 Prozent<br />
Kapital- und 40 Prozent Stimmrechtsanteil)<br />
desgleichen verantwortlich<br />
für die unternehmerische Ausrichtung<br />
der Weleda AG. Die Generalversammlung<br />
will den Vorstand der<br />
Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft unterstützen und bestärken,<br />
diese Verantwortung aktiv wahrzunehmen.<br />
Die Generalversammlung<br />
beschließt folgende Anträge und beauftragt<br />
den Vorstand, ihren Inhalt als<br />
Initiativen in die Aktionärsgemeinschaft<br />
der Weleda AG einzubringen.<br />
<strong>Antrag</strong> 4.3<br />
Definition des Unternehmenszwecks:<br />
Die Generalversammlung<br />
beschließt, dass die Allgemeine<br />
Anthroposophische Gesellschaft den<br />
übrigen Aktionären der Weleda AG<br />
folgende Formulierung zur Urteilsbildung<br />
und Entscheidung vorlegt:<br />
Einzige Zwecke des Unternehmens<br />
sind:<br />
a. Die Herstellung und der Vertrieb<br />
von Heilmitteln und diätetischen Präparaten<br />
nach den Gesichtspunkten<br />
und Methoden des durch Dr. Rudolf<br />
Steiner und Dr. med. Ita Wegman begründeten<br />
medizinischen Systems<br />
der Anthroposophie sowie von darauf<br />
basierenden Produkten zur Körperpflege.<br />
b. Die Erzielung von Überschüssen<br />
nach Maßgabe der unternehmerischen<br />
Möglichkeiten zugunsten der<br />
Freien Hochschule für Geisteswissenschaft,<br />
<strong>Goetheanum</strong>, und der mit ihr
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
verbundenen medizinischpharmazeutischen<br />
Forschung und Entwicklung.<br />
Begründung<br />
Der Unternehmenszweck wurde<br />
seit Gründung des Unternehmens<br />
mehrfach umformuliert, belegbar auf<br />
Begehren der Geschäftsleitung und<br />
des Verwaltungsrates. Die Folge waren<br />
in der Vergangenheit große Fehlinvestitionen,<br />
Verluste und Verunsicherung<br />
bei Patienten, Ärzten und<br />
Kunden. Üblicherweise bestimmen<br />
die Eigentümer eines Unternehmens<br />
den Unternehmenszweck, welchem<br />
der Verwaltungsrat und die von ihm<br />
eingesetzte Geschäftsleitung verpflichtet<br />
ist. Eine klare und verbindliche<br />
Formulierung gibt allen für das<br />
Unternehmen Tätigen das Fundament<br />
und den erforderlichen Rahmen<br />
für ihre Tätigkeit.<br />
<strong>Antrag</strong> 4.4<br />
Einrichtung einer Verbindungsstelle:<br />
Die Generalversammlung beschließt<br />
die Einrichtung einer Verbindungsstelle<br />
zwischen Verwaltungsrat<br />
der Weleda AG und <strong>Goetheanum</strong>. Ihre<br />
Aufgabe ist eine enge und kontinuierliche<br />
Zusammenarbeit zwischen beiden<br />
zur Erfüllung des Unternehmenszweckes.<br />
Der hierzu nötige Kontakt<br />
zwischen der geistigen Richtung des<br />
<strong>Goetheanum</strong> und der kommerziellen<br />
Ausrichtung des Unternehmens wird<br />
durch diese Verbindungsstelle gewährleistet.<br />
Sie besteht aus drei Angehörigen<br />
der Freien Hochschule für<br />
Geisteswissenschaft, die mit dem medizinischen<br />
System der Anthroposophie<br />
und der Situation der Heilmittel<br />
auch in rechtlichen und wirtschaftlichen<br />
Beziehungen vertraut sind. Die<br />
Mitglieder der Verbindungsstelle können<br />
aus der Mitgliedschaft der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
sowie vom Vorstand der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
und dem Verwaltungsrat der<br />
Ita-Wegman-Klinik AG vorgeschlagen<br />
werden. Sie werden durch die Generalversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft berufen<br />
und sind gegenüber der Generalversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft und<br />
der Ita-Wegman-Klinik AG rechenschaftspflichtig.<br />
Ihre Tätigkeit ist ehrenamtlich,<br />
aus ihrer Tätigkeit entstehende<br />
Sachkosten werden aus einem<br />
von der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft und der Ita-Wegman-Klinik<br />
AG einzurichtenden Fonds<br />
übernommen.<br />
Begründung<br />
Die Verbindungsstelle entspricht<br />
der ursprünglich von Rudolf Steiner<br />
gemeinsam mit Ita Wegman besetzten<br />
‹Kontrollstelle›, welche eine enge<br />
Verbindung zwischen der rein geistigen<br />
Richtung des <strong>Goetheanum</strong> und<br />
der kommerziellen Richtung der Weleda<br />
gewährleisten sollte.* Seit dem<br />
Tod Ita Wegmans ist diese Wächterfunktion<br />
vakant, ihre aktienrechtliche<br />
Funktion (Revisionsstelle) ist seit Langem<br />
an eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
delegiert. Mit dieser Verbindungsstelle<br />
soll die geistig-praktische<br />
Verbindung zwischen <strong>Goetheanum</strong><br />
und Weleda im Hinblick auf ihre soziale<br />
und spirituelle Verantwortung für<br />
Mitarbeiter und Kunden vorausschauend<br />
im Sinne einer ethischen und<br />
nachhaltigen Entwicklung gewährleistet<br />
werden.<br />
* Versammlungsprotokolle Futurum<br />
AG, ILAG in: Rudolf Steiner: Die Konstitution<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft und der Freien Hochschule für<br />
Geisteswissenschaft (GA 260a), Dornach<br />
1966, S 473ff.<br />
<strong>Antrag</strong> 4.5<br />
Besetzung des Verwaltungsrates<br />
der Weleda AG: Die Generalversammlung<br />
beschließt: Der Verwaltungsrat<br />
der Weleda AG ist verantwortlich<br />
für die Realisierung des Unternehmenszwecks.<br />
Die Generalversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft benennt<br />
den Präsidenten, das Klinisch-Therapeutische<br />
Institut den Vizepräsidenten.<br />
Die übrigen Aktionäre, die Internationale<br />
Vereinigung anthroposophischer<br />
Ärztegesellschaften (IVAA)<br />
sowie die Mitarbeiterschaft in Arlesheim,<br />
Huningue und Schwäbisch<br />
Gmünd benennen je ein weiteres<br />
Mitglied des Verwaltungsrats. Der<br />
Verwaltungsrat gibt sich und veröf-<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 15<br />
fentlicht eine Geschäftsordnung. Die<br />
Mitglieder der Verbindungsstelle<br />
können an allen Verwaltungsratssitzungen<br />
ohne Stimmrecht teilnehmen.<br />
Die Honorar- und Spesenbezüge<br />
der Verwaltungsratsmitglieder sowie<br />
die Beschlüsse des Verwaltungsrats<br />
sind zu veröffentlichen.<br />
Begründung<br />
Die Mitglieder des Verwaltungsrats<br />
sollen die nachhaltige Entwicklung<br />
des Unternehmens im Sinne des<br />
Unternehmenszwecks in enger Zusammenarbeit<br />
mit den von ihnen berufenen<br />
Geschäftsleitern leiten. Sie<br />
sollen dabei die verschiedenen Gesichtspunkte<br />
der sie entsendenden<br />
Kreise berücksichtigen und in Einklang<br />
bringen. Durch die Veröffentlichung<br />
der Beschlüsse soll ein Prozess<br />
der Transparenz und Nachvollziehbarkeit<br />
ermöglicht werden, als wichtiges<br />
Element einer zu entwickelnden<br />
sozialen Unternehmenskultur.<br />
<strong>Antrag</strong> 4.6<br />
Entwicklung einer angemessenen<br />
Rechtsform: Die Generalversammlung<br />
beschließt die Bildung einer Weleda-Kommission.<br />
Diese erhält den<br />
Auftrag, eine zeitgemäße Rechtsform<br />
für die Vermögensanteile an der Weleda<br />
AG, zumindest für den Kapital- und<br />
Stimmrechtsanteil der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft, zu<br />
entwickeln. Die Kommission arbeitet<br />
unter Berücksichtigung der finanziellen<br />
Situation des <strong>Goetheanum</strong> und<br />
des Unternehmens mit den anderen<br />
Aktionären der Weleda AG beziehungsweise<br />
deren Vertretern und mit<br />
dem Verwaltungsrat der Weleda AG<br />
zusammen.<br />
Die zu entwickelnde Rechtsform<br />
soll<br />
– dem Gründungszweck des Unternehmens<br />
gerecht werden und auch in<br />
Zukunft die gesicherte Entwicklung,<br />
Herstellung und den Vertrieb der Heilmittel<br />
für die nach Anthroposophischer<br />
Medizin fragenden Patienten<br />
gewährleisten, im Zusammenhang<br />
mit den sachkundigen Mitgliedern<br />
der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft;<br />
– eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung<br />
der Weleda AG als einem
16 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
weltweit tätigen Unternehmen auf<br />
der Grundlage des von Dr. Rudolf Steiner<br />
beschriebenen Sozialen Hauptgesetzes<br />
ermöglichen;<br />
– finanzielle Transparenz und öffentlich<br />
nachvollziehbare Entscheidungsstrukturen<br />
aufweisen sowie<br />
Kunden und Patienten in geeigneter<br />
Form am Wirtschaftskapital der Weleda<br />
AG beteiligen;<br />
– die Aktienanteile der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
und die Weleda AG insgesamt dauerhaft<br />
vor finanziellen Spekulationen<br />
und unternehmensfremden Interessen<br />
schützen.<br />
Die Entscheidung über diese<br />
Rechtsform obliegt der Generalversammlung,<br />
soweit sie die Anteile der<br />
Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft betrifft. Bezüglich der<br />
übrigen Anteile entscheidet die Aktionärsversammlung<br />
der Weleda AG.<br />
Die Kommission besteht aus mindestens<br />
7, höchstens 13 unternehmerisch-finanzpraktisch,juristisch-politisch<br />
und medizinisch-pharmazeutisch<br />
sachkundigen Mitgliedern der<br />
Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft, welche mit den Belangen<br />
der Weleda AG, der Situation der<br />
Anthroposophischen Heilmittel und<br />
den Bedürfnissen der Kunden vertraut<br />
sein sollen.<br />
Die Mitglieder der Kommission<br />
werden durch die Mitglieder der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
bis zum 30. Juli 2011 gewählt,<br />
eventuell in einer gesonderten<br />
außerordentlichen Generalversammlung<br />
oder mittels einer durch das Mitgliedersekretariat<br />
der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft zu<br />
organisierenden schriftlichen Abstim -<br />
mung/ Brief wahl. Vorschlagsrecht haben<br />
gleichermaßen alle Mitglieder<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft.<br />
Die Kommission gibt sich eine Geschäftsordnung<br />
und diese den Mitgliedern<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft bekannt.<br />
Die Kommission soll ihren Auftrag<br />
möglichst bis zum 12. Februar 2012 erfüllen,<br />
indem sie einen entsprechenden<br />
Vorschlag zuhanden der Mitgliedschaft<br />
vorlegt, über den die ordentliche<br />
Generalversammlung am 31. März<br />
2012 beschließen kann.<br />
Begründung<br />
Die Weleda AG bedarf einer entwicklungsfähigen,<br />
breiten Kapitalbasis,<br />
um für die kommenden Herausforderungen<br />
im Heilmittel- und im Körperpflegebereich<br />
gleichermaßen gewappnet<br />
zu sein. Da beide Haupteigentümer<br />
nicht imstande sind, den<br />
Kapitalbedarf zu decken, müssen<br />
neue Finanzierungsformen entwickelt<br />
werden, die zugleich die Weleda<br />
stärker mit ihren Kunden und ihren<br />
Mitarbeitern verbinden, ohne die<br />
geistig-wirtschaftliche Orientierung<br />
zu verlieren. Eine Fremdübernahme<br />
muss langfristig ausgeschlossen werden,<br />
sei es durch Aktienverkauf oder<br />
Liquidation eines der Haupteigentümer.<br />
Die von der Kommission zu erarbeitende<br />
Eigentumsform betrifft zunächst<br />
nur die der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft gehörenden<br />
Anteile, kann aber durch die<br />
anderen Aktionäre übernommen werden.<br />
Als Mitglieder der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
können sie zudem in den entsprechenden<br />
Beratungen und Erkenntnisprozessen<br />
mitwirken. | Unterzeichner<br />
der Anträge 4.2 bis 4.6: Dr. med.<br />
Andreas M. Worel, Selzach und Arlesheim<br />
(CH), Dipl. Ing. Markus Baechi,<br />
Dornach (CH), Gerhard Florschütz, Hildenborough<br />
(GB), Jan Fontein, Dornach<br />
(CH), Alfred Frischknecht, Arlesheim<br />
(CH), med. pract. Walter Frischknecht,<br />
Worb (CH), Dr. med. Mona Hasna,<br />
Arlesheim (CH), Herbert Holliger,<br />
Arlesheim (CH), Dr. med. Jenny Josephson,<br />
Forest Row (GB), med. pract. Christiane<br />
Karenovics, Dr. med. Thomas Karenovics,<br />
Dornach (CH), Dr. med. Joost<br />
Laceulle, Haarlem (NL), Dr. med Björn<br />
Riggenbach, Neuchâtel (CH), Dr. med.<br />
Peer Schleyerbach und Dr. med. Bettina<br />
Schleyerbach, Arlesheim (CH), Dr.<br />
med. Michael Seefried, Zürich (CH), Dr.<br />
med. Martin-Günther Sterner, Lauchhammer<br />
(DE), Dr. med. Luc Vandecasteele,<br />
Gent (BE) und weitere Mitglieder<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft<br />
Stellungnahme der<br />
Internationalen Medizinischen<br />
Koordination Arzneimittel (IMKA)<br />
Für die Erhaltung der Weleda-Arzneimittel<br />
hat sich in den letzten<br />
Jahren eine enge Zusammenarbeit<br />
zwischen der anthroposophischen<br />
Ärzteschaft und der Weleda-Geschäftsleitung<br />
entwickelt.<br />
In den vergangenen Jahren war<br />
die Lieferbarkeit der von Weleda hergestellten<br />
Arzneimittel aus verschiedenen<br />
Gründen wiederholt Gegenstand<br />
von Diskussionen und Kontroversen.<br />
In diesem Beitrag soll der Prozess,<br />
in dem die anthroposophische<br />
Ärzteschaft im Dialog mit dem Arzneimittelhersteller<br />
Weleda steht,<br />
dargestellt und erläutert werden. Die<br />
Vertretung der Ärzte erfolgt durch<br />
die Internationale medizinische Koordination<br />
Arzneimittel (IMKA), welche<br />
von den Vorständen der Anthroposophischen<br />
Ärztegesellschaften<br />
mandatiert ist, die Anliegen der Ärzteschaft<br />
auf internationaler Ebene<br />
mit den Herstellern in regelmäßigen<br />
Treffen zu besprechen.<br />
Bis zum Ende der 90er-Jahre hat die<br />
Weleda die von den Ärzten gebrauchten<br />
anthroposophischen Arzneimittel<br />
praktisch uneingeschränkt hergestellt<br />
und geliefert. Dann hat sich ein<br />
Paradigmenwechsel eingestellt, der<br />
durch die zunehmend strengeren Auflagen<br />
der Behörden erforderlich wurde.<br />
Die Erfüllung dieser Behördenauflagen<br />
hatte einen zunehmenden finanziellen<br />
Aufwand zur Folge, der geleistet<br />
werden musste, damit die Arzneimittel<br />
auf dem Markt bleiben<br />
konnten. Da einige Arzneimittel kaum<br />
verwendet wurden und die Kosten für<br />
die Registrierung dieser Präparate<br />
weiter stiegen, hat sich die Weleda<br />
entschlossen, das damals sehr breite,<br />
historisch gewachsene Sortiment zu<br />
überarbeiten und zu kürzen. Diese<br />
Sortimentskürzung hat 2003 unter<br />
Mitarbeit der Ärzte stattgefunden,<br />
was sicherstellen konnte, dass für die<br />
Anthroposophische Medizin wichtige,<br />
aber selten gebrauchte und damit absatzschwache<br />
Arzneimittel nicht nur<br />
aus ökonomischen Gesichtspunkten<br />
beurteilt wurden. Beim Durcharbeiten<br />
des Sortiments sind Arzneimittel<br />
aufgefallen, deren Indikation unklar<br />
war oder die extrem selten verwendet<br />
wurden. Darunter waren auch solche,<br />
die noch von Rudolf Steiner angeregt<br />
worden sind.<br />
Es haben damals Anstrengungen<br />
von Ärzteseite stattgefunden, solche<br />
Mittel aufzuarbeiten, um ihre Ratio
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
auch für die praktizierenden Kollegen<br />
wieder verständlich zu machen. Es<br />
wurde jedoch bald klar, dass die während<br />
Jahrzehnten nicht geleistete<br />
Aufarbeitung unmöglich in wenigen<br />
Jahren nachgeholt werden konnte.<br />
Das Bestreben, die Erfahrungen<br />
anthroposophischer Ärzte mit anthroposophischen<br />
Arzneimitteln<br />
weltweit zu erfassen und so die Indikationen<br />
dieser Mittel der heutigen<br />
Ärzteschaft zugänglich zu machen,<br />
ist die zentrale Intention des ‹Vademecums<br />
Anthroposophischer Arzneimittel›.<br />
Dieses aufwändige Projekt<br />
wurde von der anthroposophischen<br />
Ärzteschaft, darunter den Verfassern,<br />
2005 begründet: In deutscher Sprache<br />
sind 2008 und 2010 bereits zwei<br />
Auflagen erschienen, in englischer<br />
Sprache 2009, in italienischer Sprache<br />
2010, und die Übersetzungen ins<br />
Französische und Spanische sind in<br />
Arbeit. Alle anthroposophischen Ärzte<br />
sind aufgerufen, durch Erfahrungsberichte<br />
daran mitzuarbeiten<br />
(siehe unter www.merkurstab.de/index.<br />
php5?page=122). Damit tragen<br />
die Ärzte entscheidend zum weiteren<br />
Gebrauch und Erhalt dieser Arzneimittel<br />
bei.<br />
2005 hat der Verwaltungsrat der<br />
Weleda beschlossen, die bisher von<br />
den Gewinnen der Kosmetika quersubventionierte<br />
Arzneimittelsparte<br />
bis 2015 finanziell unabhängig zu machen,<br />
um das Unternehmen Weleda<br />
insgesamt nicht zu gefährden. Aufgrund<br />
dieses Beschlusses wurden von<br />
Weleda einschneidende Maßnahmen<br />
bezüglich des Arzneimittelsortiments<br />
wie weitere Sortimentskürzungen,<br />
Auslagerung in Apotheken und dergleichen<br />
geplant. Als diese Vorgänge<br />
publik wurden, hat die anthroposophische<br />
Ärzteschaft im Rahmen der<br />
IMKA diesen Beschluss deutlich kritisiert<br />
und gegenüber der Weleda dargelegt,<br />
dass es für die Existenz der Anthroposophischen<br />
Medizin essenziell<br />
ist, dass eine hinreichend breite Arzneimittelpalette<br />
zur Verfügung steht.<br />
Es wurde auseinandergesetzt, dass<br />
vor allem diejenigen Arzneimittel verfügbar<br />
bleiben müssen, die für die<br />
Ausübung der Anthroposophischen<br />
Medizin zum Beispiel in der Inneren<br />
Medizin, der Frauen- und Kinderheilkunde,<br />
aber auch in Spezialdisziplinen<br />
wie der Augenheilkunde unentbehrlich<br />
sind und die zum größten Teil nur<br />
von Weleda hergestellt werden. Denn<br />
ohne ein Arzneimittelsortiment, das<br />
diese erforderliche Breite aufweist,<br />
verliert die Anthroposophische Medizin<br />
ihren Anspruch, eine eigenständige<br />
Therapierichtung zu sein. Dieser<br />
Anspruch aber ist nicht verhandelbar.<br />
Insbesondere hat sich die Ärzteschaft<br />
dafür eingesetzt, dass weiterhin<br />
eine industrielle Herstellung in<br />
genügendem Maße erhalten bleibt<br />
und nicht der größte Teil des Sortiments<br />
als Magistralpräparate in Apotheken<br />
abwandert. Denn im öffentlichen<br />
Bewusstsein existieren die auf<br />
individuelle Verordnung des Arztes<br />
verschriebenen und von einer Apotheke<br />
hergestellten Rezepturpräparate<br />
nicht. Sie bilden keine Grundlage für<br />
die Vertretung der Anthroposophischen<br />
Medizin in der politischen Öffentlichkeit.<br />
Die rechtliche Sicherung<br />
der Arzneimittel, welche für die politische<br />
Verankerung der Anthroposophischen<br />
Medizin in Zukunft zentral ist,<br />
kann durch die Rezepturpräparate<br />
nicht geleistet werden.<br />
Ebenso wenig kann die Lehre und<br />
Forschung der Anthroposophischen<br />
Medizin zum Beispiel im universitären<br />
Rahmen auf Rezepturpräparaten<br />
aufbauen. Sie sind damit ungeeignet,<br />
Bewusstsein dafür zu schaffen, dass<br />
die Anthroposophische Medizin einen<br />
entsprechenden Arzneimittelschatz<br />
zur Verfügung hat.<br />
Vor diesem Hintergrund konnte<br />
von der Ärzteschaft in Zusammenarbeit<br />
mit Weleda erreicht werden, dass<br />
das Sortiment insgesamt und insbesondere<br />
die am schwierigsten zu registrierenden<br />
Ampullen weit weniger<br />
als geplant reduziert wurden. Gleichzeitig<br />
hat sie gegenüber Weleda auch<br />
ihre Ansicht kommuniziert, dass nach<br />
der erneuten Sortimentskürzung nur<br />
noch ein Minimalsortiment an anthroposophischen<br />
Arzneimitteln vorhanden<br />
ist, das sich an der unteren<br />
Grenze dessen bewegt, mit dem Anthroposophische<br />
Medizin gerade<br />
noch ausgeübt werden kann. Im Mai<br />
2010 konnte mit Weleda die einvernehmliche<br />
Vereinbarung, die auch in<br />
schriftlicher Form vorliegt, getroffen<br />
werden, dass für die nächsten Jahre<br />
das Sortiment in direkter Zusammen-<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 17<br />
arbeit mit den Ärzten in einem zweijährigen<br />
Rhythmus überprüft wird,<br />
um diejenigen Arzneimittel, die wenig<br />
verkauft werden zu identifizieren<br />
und Maßnahmen zur Förderung solcher<br />
wenig verwendeter Arzneimittel<br />
zu besprechen und umzusetzen. Dabei<br />
kann auch die Optimierung der<br />
Darreichungsform (Verreibung, Tablette,<br />
Tropfen, Globuli, Zäpfchen und<br />
dergleichen) einbezogen werden.<br />
In diesem Sinne wird die Ärzteschaft<br />
sich dafür einsetzen, dass in enger<br />
Zusammenarbeit mit Weleda die<br />
Zukunft der Anthroposophischen Medizin<br />
durch ein stabil verfügbares Arzneimittel-Basissortiment<br />
gesichert<br />
wird und auch für unsere Nachfolgegeneration<br />
erhalten bleibt. | Für<br />
IMKA: Dr. med. Andreas Arendt, Dr.<br />
med. Markus Karutz, Georg Soldner<br />
<strong>Antrag</strong> 5.1<br />
Mitglieder des Vorstandes arbeiten<br />
ehrenamtlich. Die Regelung<br />
tritt per 1. Januar 2012 in Kraft. Spesen<br />
sind möglich, diese sind limitiert auf<br />
maximal 8000 Franken pro Monat für<br />
den gesamten Vorstand, sie werden<br />
indexiert. Weitere Vergütungen sind<br />
ausgeschlossen.<br />
Begründung<br />
In Anbetracht der finanziellen Lage<br />
der Gesellschaft ist diese Regelung<br />
eine Notwendigkeit. Auch in vergangenen<br />
Jahren war diese Regelung<br />
durchaus üblich.<br />
<strong>Antrag</strong> 5.2<br />
Die dadurch frei werdenden Gelder<br />
fließen den Sektionen zu. Die Sektionen<br />
handeln künftig, spätestens ab<br />
1. Januar 2012, autonom. Der Vorstand<br />
hat keine Hoheit über sie.<br />
Begründung<br />
Die Sektionen sind das Organ, Anthroposophie<br />
aktiv in die Welt zu tragen.<br />
Ausreichend finanzielle Mittel<br />
sind eine Grundvoraussetzung. Die<br />
wissenschaftliche und künstlerische<br />
Ausübung obliegt ihnen in Eigenverantwortung.
18 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
<strong>Antrag</strong> 5.3<br />
Ab 1. Juli 2011 ist aktiv daran zu arbeiten,<br />
die Eurythmieausbildung<br />
an das <strong>Goetheanum</strong> zurückzuholen.<br />
Das Bühnenensemble rekrutiert sich<br />
aus dieser Schule, aus Dozentinnen,<br />
Dozenten und fähigen Studentinnen<br />
und Studenten.<br />
Begründung<br />
Die Eurythmie ist Zentrum der Anthroposophie.<br />
Sie zu eliminieren heißt,<br />
die Gesellschaft zu eliminieren. Zudem<br />
muss die Ausbildung der Eurythmie einen<br />
zentralen Punkt haben. Dieser<br />
kann nur im <strong>Goetheanum</strong> sein. Das<br />
Zentrum ausgliedern heißt, dass niemand<br />
mehr zuständig und kompetent<br />
ist, die Angaben Rudolf Steiners zu<br />
pflegen und zu üben. Es ist nur eine Frage<br />
der Zeit, bis die Angaben zur Eurythmie<br />
verwässert werden und jeder<br />
macht, was er will. Das <strong>Goetheanum</strong><br />
ist Kompetenzzentrum.<br />
<strong>Antrag</strong> 5.4<br />
Ebenso ist mit den übrigen Künsten,<br />
mit Sprachgestaltung, Schauspiel,<br />
Plastizieren, Malen und so weiter, zu<br />
verfahren.<br />
Begründung<br />
Das Leben ist eine Frage der Vielfalt.<br />
Es kann und darf nicht sein, dass<br />
das <strong>Goetheanum</strong> ein rein administratives<br />
Unternehmen wird, welches lediglich<br />
Tagungen, Kongresse und<br />
künstlerische Aufführungen organisiert.<br />
<strong>Antrag</strong> 5.5<br />
Über das Instrument einer Stiftung<br />
<strong>Goetheanum</strong> befinden die Mitglieder<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft nach Information<br />
und Diskussion im Plenum. Über<br />
die Einführung einer solchen Stiftung<br />
stimmen die Mitglieder ab.<br />
Begründung<br />
Es kann nicht sein, dass die Mitglieder<br />
zu dieser Art von Geldbeschaffung<br />
kein Gehör und ihre Meinung und Ansichten<br />
nicht einbringen können. Es<br />
kommt dies einer Bevormundung<br />
gleich und geschieht in etwa in der<br />
gleichen Weise wie der Transfer der<br />
Weleda-Aktien – man wird einfach vor<br />
fertige Tatsachen gestellt. Der Name<br />
‹<strong>Goetheanum</strong>› darf mit derartigen Finanzgeschäften<br />
nicht in Verbindung<br />
gebracht werden. Zudem stellt sich<br />
die Frage, was eine solche Stiftung<br />
dem <strong>Goetheanum</strong> wirklich bringt.<br />
Allgemeine Begründung<br />
Die Ausgliederung der Schulen und<br />
künstlerischen Einrichtungen (der<br />
Prozess begann vor Jahren) führte zur<br />
heutigen finanziellen Lage. Die Sektionen<br />
wurden und werden noch immer<br />
zunehmend finanziell stranguliert,<br />
ein Aktivwerden in der Öffentlichkeit<br />
ist kaum mehr möglich, ein<br />
endgültiger Kollaps unvermeidlich. Es<br />
ist traurig zu sehen, wie das <strong>Goetheanum</strong><br />
von Jahr zu Jahr abmagert, und<br />
es wird, wenn nicht neue Impulse ergriffen<br />
werden, nicht mehr lange dauern,<br />
bis nur noch die Betonhülle, das<br />
Skelett, übrigbleibt. Das darf nicht<br />
sein, erst recht nicht im 150. Geburtsjahr<br />
Rudolf Steiners. Man stelle sich<br />
einmal die Tragik vor, in welcher wir<br />
sind. Es ist unfassbar. | Eduard Willareth,<br />
Dornach (CH)<br />
<strong>Antrag</strong> 6<br />
Die Mitgliederversammlung am 16.<br />
April 2011 möge beschließen: Die<br />
Satzung ist in § 9 wie folgt zu ergänzen:<br />
– Der erste Satz: «In der ordentlichen<br />
Generalversammlung berichtet<br />
der Vorstand über die Arbeit und legt<br />
die Rechnung des vergangenen Jahres<br />
vor.» bleibt unverändert.<br />
– Es wird ein neuer zweiter Satz<br />
eingefügt: «Die Rechnung für das jeweils<br />
vorangegangene Jahr ist sechs<br />
Wochen vor Beginn der ordentlichen<br />
Generalversammlung im Nachrichtenblatt<br />
zu veröffentlichen.»<br />
– Der bisherige zweite Satz: «Der<br />
Befund der Rechnungsrevisoren ist<br />
der Generalversammlung mitzuteilen.»<br />
wird zum dritten Satz.<br />
Begründung<br />
1. Allen Mitgliedern der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesell-<br />
schaft muss die Möglichkeit gegeben<br />
werden, die Jahresrechnung in Ruhe<br />
studieren zu können. Dies ist zum Beispiel<br />
in der Anthroposophischen Gesellschaft<br />
in Deutschland seit vielen<br />
Jahren selbstverständlich.<br />
2. Nur so ist es möglich, sich ein<br />
sachgemäßes Urteil über die Finanzen<br />
zu bilden und nur auf dieser<br />
Grundlage kann dann auch sachgerecht<br />
über die Entlastung des Vorstandes<br />
abgestimmt werden.<br />
3. Die bisherige Praxis – obwohl<br />
dies wie in Deutschland möglich, insbesondere<br />
aber gegenüber den abstimmenden<br />
Mitgliedern fair und verantwortlich<br />
wäre – beachtet diese eigentlich<br />
selbstverständliche Handhabe<br />
jedoch nicht. | Klaus Landmark,<br />
Bremen (DE)<br />
Dieser <strong>Antrag</strong> wird unterstützt von: Jochen<br />
Baltzer, München (DE), Dr. Ingo Hackei, Spardorf<br />
(DE), Christa Quellmalz, Kuddewörde<br />
(DE), Heidrun Scholze, Unterföhring (DE),<br />
Hans-Joachim Sträßner, Bonn (DE), Jochim<br />
von Wiek, Berlin (DE), Moritz Christoph,<br />
Darmstadt (DE), Georg Peukert, Maintal (DE),<br />
Anna Schaab-Peukert, Maintal (DE), Gunhild<br />
Sträßner, Bonn (DE), Johannes Voegele, Essen<br />
(DE)<br />
<strong>Antrag</strong> 7<br />
Hiermit beantrage ich mit Bezug<br />
auf das schweizerische Obligationenrecht<br />
Art. 319ff. folgende Ergänzung<br />
der Statuten.<br />
Neu: § 12, Abs. 3:<br />
«Soweit die Vorstandsarbeit entschädigt<br />
wird und dadurch Arbeitsverhältnisse<br />
begründet werden, ist sie<br />
durch schriftliche Arbeitsverträge<br />
zwischen Gesellschaft und Vorstandsmitgliedern<br />
zu regeln. Jeder Arbeitsvertrag<br />
ist der Generalversammlung<br />
zur Genehmigung zu unterbreiten.<br />
Dies gilt auch für alle Änderungen<br />
und Ergänzungen.»<br />
Außerdem möchte ich Ihnen empfehlen,<br />
den Art. 11 dem neuen Revisionsgesetz<br />
(ZGB Art. 69b) anzupassen.<br />
Es würde dann heißen:<br />
«Der Verein lässt seine Buchführung<br />
durch eine Revisionsstelle ordentlich<br />
prüfen, die von der Generalversammlung<br />
gewählt wird.»<br />
Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen<br />
in dieser Angelegenheit. Den An
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
trag und meine Empfehlung werde<br />
ich an der Generalversammlung begründen.<br />
Eine schriftliche Begründung<br />
in Ihrem Nachrichtenblatt wird<br />
sich dadurch erübrigen. | Georg Müller,<br />
Zürich (CH)<br />
<strong>Antrag</strong> 8<br />
Hiermit möchte ich beantragen,<br />
dem § 12 der Statuten folgenden<br />
Zusatz anzufügen:<br />
«Das Vertrauen der Mitglieder, die<br />
jeden einzelnen von uns Vorstandsmitgliedern<br />
wählen, wird in gleicher<br />
Weise durch uns sichtbar werden können<br />
in der Arbeit von Mensch zu<br />
Mensch (Rudolf Steiner). Das heißt: Es<br />
werden wichtige Entscheidungen mit<br />
den Mitgliedern getroffen. Damit<br />
kann der Ursprungs-Impuls von<br />
1923/24 Leben gewinnen und der Boden<br />
geschaffen werden für die Statuten<br />
der Weihnachtstagung.»<br />
Begründung<br />
Eine Neugestaltung der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft tut Not. |<br />
Dr. Elisabeth Krauß, Maulbronn (DE)<br />
<strong>Antrag</strong> 9<br />
Die Generalversammlung vom 16.<br />
April 2011 möge die folgende Statutenänderung<br />
beschließen:<br />
Ungeändert lautet der Paragraph<br />
12 wie folgt:<br />
«Die Gesellschaft wird von einem<br />
Initiativvorstand geleitet. Er besteht<br />
aus mindestens drei Mitgliedern. Die<br />
Ernennung des Vorsitzenden und die<br />
Ergänzung des Vorstandes erfolgen<br />
auf Vorschlag des Vorstandes durch<br />
Zustimmung der Generalversammlung.<br />
Die Verteilung der Aufgaben innerhalb<br />
des Vorstandes und seine Geschäftsführung<br />
sind durch ihn selbst<br />
zu regeln.»<br />
Paragraph 12 soll in Zukunft wie<br />
folgt lauten:<br />
«Die Gesellschaft wird geleitet<br />
durch einen Vorstandsvorsitzenden<br />
und die Vorstandsmitglieder. Der Vorstand<br />
besteht insgesamt aus sechs<br />
Mitgliedern, die sich in allen grund-<br />
sätzlichen Fragen untereinander ins<br />
Benehmen setzen müssen.<br />
Bei Stimmengleichheit in Vorstandssitzungen<br />
ist die Stimme des<br />
Vorsitzenden ausschlaggebend. Bloße<br />
Stimmenthaltungen sind ausgeschlossen.<br />
Der Vorstandsvorsitzende und die<br />
weiteren Vorstandsmitglieder werden<br />
einzeln durch die Generalversammlung<br />
für eine Amtsdauer von<br />
fünf Jahren in schriftlicher Abstimmung<br />
auf der Generalversammlung<br />
gewählt. Entscheidend ist die einfache<br />
Mehrheit. Mindestens zwei Kandidaten<br />
sind pro offenem Arbeitsgebiet<br />
vom Vorstand vorzuschlagen.<br />
Sollte kein Kandidat die einfache<br />
Mehrheit erreichen, so ist in einem<br />
zweiten Wahlgang die bloße Mehrheit<br />
der Stimmen entscheidend.<br />
Gewählt wird nach mündlicher<br />
und schriftlicher Vorstellung aller<br />
Kandidaten. Der Kandidat ist gewählt,<br />
auf den die meisten Stimmen entfallen.<br />
Höchstens eine Wiederwahl ist<br />
möglich.<br />
Die Arbeitsgebiete der Vorstandsmitglieder<br />
sind wie folgt gegliedert,<br />
wobei die Verantwortlichkeit des Vorstands<br />
in seiner Gesamtheit hiervon<br />
nicht berührt wird:<br />
Ein Mitglied als Ansprechpartner in<br />
Sachen der Finanzen.<br />
Ein Mitglied als Ansprechpartner in<br />
Sekretariats-Sachen.<br />
Ein Mitglied als Ansprechpartner in<br />
Sachen der Mitglieder.<br />
Ein Mitglied als Ansprechpartner in<br />
Sachen des <strong>Goetheanum</strong>-Baues.<br />
Ein Mitglied als Ansprechpartner in<br />
Sachen der Organisationen in Dornach<br />
und der Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Ein Mitglied als geistiger Brückenbauer<br />
in Sachen der Hochschule (Anthroposophische<br />
Gesellschaft).<br />
Im übrigen gelten Art. 64, 65, 67, 75<br />
des Schweizer ZGBs.»<br />
Begründung<br />
Vorbemerkung: Das zwingende Gebot<br />
der Stunde ist, sofort konkret anzufangen.<br />
Dieser <strong>Antrag</strong> ist ein erster bescheidener<br />
Ausdruck dieser Notwendigkeit.<br />
Das geht nur in anthroposophischer<br />
Gemeinschaftsbildung.<br />
Der Statutenvorschlag berücksichtigt,<br />
dass oberstes Organ (Wahlorgan)<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 19<br />
die Generalversammlung ist. Bisher<br />
ist de facto oberstes Organ der Vorstand,<br />
wie sich aus Satz 3 des jetzigen<br />
Artikels 12 ergibt.<br />
Die wichtige Funktion des Vorstands<br />
als tätiges Organ bleibt aber<br />
dennoch gewahrt. Deutlich kommt<br />
dies darin zum Ausdruck, dass er das<br />
Vorschlagsrecht hat.<br />
Damit die Gesellschaft lebensfähig<br />
bleibt, muss eine Pattsituation auf jeden<br />
Fall vermieden werden. Deshalb<br />
ist bei Abstimmungen die starke Stellung<br />
des Vorstandsvorsitzenden betont<br />
worden.<br />
Es wird bewusst auf die wichtigsten<br />
Regelungen des Schweizer Vereinsrechts<br />
verwiesen. Danach haben<br />
die Mitglieder erhebliche Eingriffsund<br />
Mitwirkungsrechte. | Heidrun<br />
Scholze, Unterföhring (DE), Hansjochim<br />
von Wick, Berlin (DE)<br />
Dieser <strong>Antrag</strong> wird unterstützt von: Anton<br />
Dembinsky, Augsburg (DE), Laurenz Kistler,<br />
Basel (CH), Guy Leonard, Arlesheim (CH), Dr.<br />
Christoph Rosenbruch, München (DE)<br />
<strong>Antrag</strong> 10<br />
Wir beantragen, das Statut in Artikel<br />
14 (betreffs Beilage: ‹Nachrichtenblatt<br />
nur für Mitglieder›) einzuhalten<br />
sowie ‹Anthroposophie<br />
weltweit› weiterzuführen. Der Vorstand<br />
möge bestätigen, dass er das<br />
Statut jetzt und in Zukunft beachten<br />
wird.<br />
Begründung<br />
Mangels einer entsprechenden Statuten-änderung<br />
besteht Artikel 14<br />
selbstverständlich weiter in seiner jetzigen<br />
Fassung. Wer sich nicht danach<br />
richtet, begeht einen Verstoß gegen<br />
die Statuten und dies muss als Rechtsbruch<br />
bezeichnet werden und ist eine<br />
Missachtung der Mitgliederrechte.<br />
Grundsatzerklärung zum <strong>Antrag</strong>:<br />
Ohne Abstimmung in der Generalversammlung<br />
will der Vorstand wegfallen<br />
lassen: das gesonderte Nachrichtenblatt<br />
mit Vereinsinterna beziehungsweise<br />
voraussetzungsreichen<br />
esoterischen Ausführungen und dem<br />
Austausch der Mitglieder. Die Mitglieder<br />
haben ein wesentliches Interesse
20 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
an der statutengemäßen Fortentwicklung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft und fordern<br />
dies auch mit ihrem geldlichen Beitrag.<br />
Das Statut ist das ‹Grundgesetz› jedes<br />
Vereins und somit für alle verbindlich.<br />
Dies bedeutet, dass alle Mitglieder<br />
und alle Organe auf Grund dieser<br />
gemeinschaftlichen Basis handeln<br />
müssen. Dies bedeutet gleichzeitig,<br />
dass nur die Gemeinschaft in ihrer Gesamtheit<br />
(Generalversammlung) einzelne<br />
Bestimmungen des Statuts<br />
ändern kann. Weiterhin besteht von<br />
der genannten Voraussetzung her die<br />
Verpflichtung, das Statut klar, wahr<br />
und möglichst Streit vermeidend zu<br />
gestalten.<br />
Die Missachtung hat dazu geführt,<br />
dass viele Mitglieder und selbst die<br />
Organe das Statut als bloßes unverbindliches<br />
Diskussionspapier ansehen.<br />
Der deutlichste Ausdruck ist die<br />
Tatsache, dass gegen Artikel 14 offenbar<br />
ohne jede Gewissensbisse verstoßen<br />
werden soll: Das ‹Nachrichtenblatt<br />
für Mitglieder› soll schlichtweg<br />
wegfallen ohne entsprechende Abstimmung<br />
in der Generalversammlung.<br />
Im Übrigen müssten die <strong>Antrag</strong>steller<br />
den <strong>Antrag</strong> auch dann stellen,<br />
wenn sie der Überzeugung wären, das<br />
‹Nachrichtenblatt für Mitglieder› sei<br />
unnötig. | Heidrun Scholze, Unterföhring<br />
(DE), Jochim von Wick, Berlin<br />
(DE), Horst Peters, Steinen (DE)<br />
Der <strong>Antrag</strong> wird unterstützt von: Jochen<br />
Baltzer, München (DE), Christine Cologna,<br />
Thalgau (AT), Anton Dembinsky, Augsburg<br />
(DE), Ute Golth, Salzburg (AT), Ulrich Hölder,<br />
Stuttgart (DE), Barbara Janka, Freiburg (DE),<br />
Laurenz Kistler, Basel (CH), Dr. med. Elisabeth<br />
Krauß, Maulbronn (DE), Guy Leonard, Arlesheim<br />
(CH), Mees Meeussen, Den Haag (NL),<br />
Christoph Rosenbruch, München (DE), Gerlinde<br />
Schulz, Friedrichsdorf (DE)<br />
<strong>Antrag</strong> 11<br />
Die Mitgliederversammlung möge<br />
beschließen: Der Vorstand und<br />
das Hochschulkollegium werden aufgefordert,<br />
die 2001 und 2002 von den<br />
Mitgliedern gutgeheißenen Beschlüsse<br />
über die rechtliche und soziale Rea-<br />
lisierung der Prinzipien (Statuten der<br />
Weihnachtstagung) in einer heute<br />
rechtlich möglichen Form als Statutenwerk<br />
umzusetzen.<br />
Bei Annahme dieses <strong>Antrag</strong>s wird<br />
unter Leitung eines von den Vorständen<br />
und Sektionsleitern akzeptierten<br />
Mediators eine Arbeitsgruppe aus<br />
dem Kreis des Hochschulkollegiums<br />
gebildet, die die Beschlüsse und Ausführungsbestimmungen<br />
von 2001 bis<br />
2004 sichtet, das weitere Vorgehen<br />
für die Umsetzung festlegt und für<br />
deren Realisierung binnen Jahresfrist<br />
Sorge trägt.<br />
Begründung<br />
Die beschlossenen Statuten, Prinzipien<br />
und Ausführungsbestimmungen<br />
können bei ihrer konsequenten Anwendung<br />
der Gesellschaft soziale,<br />
tragfähige und neue Impulse verleihen.<br />
Da auf der Generalversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft im Jahre 2008 in<br />
gleicher Angelegenheit der eingereichte<br />
<strong>Antrag</strong> in ein Anliegen umgewandelt<br />
wurde, der Vorstand die Zustimmung<br />
gab, zu gegebener Zeit zu<br />
handeln, und bis heute nichts geschah,<br />
wird der <strong>Antrag</strong> jetzt erneut gestellt.<br />
Warum jetzt? Weil im Nachrichtenblatt<br />
vom 2. Juli 2010 unter dem Titel<br />
‹Prioritätensetzung› Bodo von Plato<br />
schrieb: «In Kürze: der Vorstand, bestätigt<br />
von den Mitgliedern, ist für die<br />
Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft<br />
als Trägerin von Hochschule<br />
und <strong>Goetheanum</strong> verantwortlich.»<br />
Das heißt, dass das Hochschulkollegium<br />
in seinen Aufgaben, Initiativmöglichkeiten<br />
eingeschränkt wird<br />
und in der Mitverantwortung, in den<br />
Leitungsaufgaben ausgeschlossen<br />
wird. Mit anderen Worten: Der Vorstand<br />
erklärt, in der alleinigen Verantwortung<br />
für die Anthroposophische<br />
Gesellschaft, die Hochschule und das<br />
<strong>Goetheanum</strong> sowie in der Leitungsverantwortung<br />
der Fachsektionen zu<br />
stehen (Ausnahme: Sektion für Sozialwissenschaften).<br />
Dies steht im Widerspruch zu den<br />
Beschlüssen von 2001 und 2002, die<br />
von den Mitgliedern, dem Vorstand<br />
und den Sektionsleitern gutgeheißen<br />
wurden und mit denen der Vorstand<br />
die Prinzipien und Statuten selber<br />
sanktioniert hat.<br />
Wir stehen heute vor vollendeten<br />
Tatsachen, die einer gründlichen Aussprache<br />
bedürfen, das heißt Mut, den<br />
Ursachen auf den Grund zu gehen,<br />
ohne zu verurteilen. Die Mitgliederrechte<br />
fordern, dass die Beschlüsse<br />
nicht ohne Weiteres aufgehoben werden<br />
können.<br />
Haben wir Mut, Lösungsansätze zu<br />
suchen, zur Gesundung des sozialen<br />
Organismus unserer Gesellschaft. Sie<br />
ist das Lebensblut unserer Bewegung.<br />
Es wird ein Ordnungsantrag gestellt:<br />
Dass der obige <strong>Antrag</strong> in einer<br />
geheimen Abstimmung stattfinden<br />
soll, um so die Unbefangenheit zu gewährleisten.<br />
| Alexander Overhage,<br />
Reinach (CH)<br />
Anliegen 1<br />
Die Generalversammlung möge<br />
die Einrichtung eines Zukunfts-<br />
Forums beschließen, welches aus der<br />
Mitgliedschaft weltweit Ideen und<br />
Anliegen zur Gestaltung der Gesellschaft<br />
sammelt. Diese Ideen und Anliegen<br />
werden vom ZukunftsForum<br />
aufbereitet und zusammengestellt<br />
sowie in den Gesprächsprozess der<br />
Mitgliedschaft zurückgegeben.<br />
Aufgabe: Das ZukunftsForum soll<br />
Ideen und Konzepte zur zukünftigen<br />
Arbeitsweise und Gestaltung der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen<br />
Gesellschaft sammeln und aufarbeiten.<br />
Die Ausgangsfrage dieser Arbeit<br />
ist, wie sich die Gesellschaft mit<br />
einem wirksamen anthroposophischen<br />
Strom in die Welt stellen kann,<br />
sodass ihr Auftreten<br />
– der Anthroposophie dienlich,<br />
– zeit- und zukunftsgemäß sowie<br />
– langfristig finanzierbar ist.<br />
Zu diesem Thema sollen die Ideen<br />
und Konzepte in ihren Abhängigkeiten<br />
und Konsequenzen sowie mit<br />
möglichen Umsetzungswegen aufbereitet<br />
und zusammengestellt werden.<br />
Die Zusammenstellung wird interessierten<br />
Mitgliedern und der Mitgliedschaft<br />
übergeben, welche über<br />
den weiteren Umgang mit der<br />
Zusammenstellung entscheiden<br />
kann.
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
Die Arbeit des Forums erstreckt<br />
sich auf einen Zeitraum von zwei<br />
Jahren – mit einem Zwischenbericht<br />
in 2012.<br />
Zusammensetzung: Mitglied des<br />
Forums kann werden, wer<br />
– für diese Arbeit sich verpflichtet,<br />
seinen Einsatz in den Dienst der<br />
Anthroposophie und der gesamten<br />
Mitgliedschaft zu stellen, jenseits<br />
persönlicher Vorlieben, 1<br />
– die Bereitschaft zu einem zweijährigen<br />
Engagement hat,<br />
– den Wille zu einer konstruktiven<br />
Zusammenarbeit 2 mitbringt und<br />
– sich selbstständige um eine Finanzierung<br />
seiner Arbeit für das Forum<br />
kümmert. 3<br />
Arbeitsweise: Seine Arbeitsweise<br />
wird das neugebildete Forum gemeinsam<br />
fest legen. Grundsätzlich gilt dabei:<br />
– die Einbeziehung der gesamten<br />
Mitgliedschaft<br />
– das Ernstnehmen aller Ideen und<br />
Vorschläge<br />
– das Zugehen auf Mitglieder, die ein<br />
Gespräch suchen oder bereits in<br />
Fragen der Gesellschaftsgestaltung<br />
aufgetreten sind<br />
– das Aufbauen einer netzwerkartigen<br />
Zusammenarbeit, gegebenenfalls<br />
mit abgestimmter Aufgabenverteilung<br />
– eine transparente Arbeitsweise mit<br />
gemeinsam abgestimmter und regelmäßiger<br />
Information der Mitgliedschaft<br />
(unter anderem Aufbau<br />
eines Verteilers von Mitgliedern,<br />
die intensiver an der Arbeit<br />
teilhaben wollen)<br />
Warum dieser Weg? Kerngedanke:<br />
«Heilsam ist nur, wenn in der Menschenseele<br />
sich spiegelt die ganze Gemeinschaft<br />
und in der Gemeinschaft<br />
lebet der Einzelseele Kraft.» Jedes Mitglied<br />
kann sich nach seinen Interessen<br />
und Fähigkeiten zu diesem Arbeitsvorhaben<br />
in eine Beziehung setzen.<br />
Der Individualitäts raum des Einzelnen<br />
bleibt gewahrt – unter Berücksichtigung<br />
einer sozialer Verantwortung,<br />
wenn er handelnd für die Gemeinschaft<br />
auftritt beziehungsweise<br />
Mitglied des Forums wird. | Moritz<br />
Christoph, Darmstadt (DE)<br />
Liebe Mitglieder,<br />
Im Folgenden schildern wir Ihnen unsere<br />
Gesichtspunkte zu den Anträgen,<br />
die an die kommende Generalversammlung<br />
gestellt wurden. Es gehört<br />
zu unseren Aufgaben als Vorstand,<br />
Ihnen als Mitgliedern im Vorfeld<br />
der Versammlung unsere Haltung<br />
zu den Anträgen mitzuteilen,<br />
was sich hier leider nicht kürzer darstellen<br />
ließ. Damit soll die Versammlung<br />
gut vorbereitet werden, denn die<br />
Zeit zur Behandlung der Anträge ist<br />
begrenzt, aber wir halten sie dennoch<br />
für angemessen.<br />
<strong>Antrag</strong> 2 formuliert ein Misstrauensvotum<br />
gegenüber unserer Vorstandstätigkeit.<br />
Wir konzentrieren<br />
uns darauf, unsere Überzeugungen<br />
und Handlungen deutlich zu machen,<br />
die wir in der <strong>Antrag</strong>sbegründung unzutreffend<br />
dargestellt finden. Es ist<br />
hier nicht der Ort, der Tatsache Ausdruck<br />
zu verleihen, dass wir selbst die<br />
gegenwärtige Lage der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft für ernst halten<br />
und manche ungenügend behandelte<br />
Aufgabe sehen – unsere Stellungnahme<br />
möchte also nicht als Zurückweisung<br />
von Kritik oder Sorgen missverstanden<br />
werden. Wir werden in unserem<br />
Rechenschaftsbericht die wesentlichen<br />
Fragen aufgreifen und zur<br />
Aussprache bringen.<br />
Unser eigener, hier nicht nochmals<br />
begründeter <strong>Antrag</strong> (<strong>Antrag</strong> 1) soll<br />
deutlich machen, dass wir ohne Ihr<br />
Vertrauen unsere Aufgabe weder erfüllen<br />
können noch wollen, und dass<br />
Paul Mackay, Bodo von Plato und Sergej<br />
Prokofieff aus eigenem Bedürfnis<br />
ihre weitere Vorstandstätigkeit zur<br />
Disposition stellen. Unser <strong>Antrag</strong> soll<br />
nicht dazu dienen, angesprochene<br />
Probleme zu verdrängen – im Gegenteil.<br />
Zu <strong>Antrag</strong> 2, Misstrauensvotum gegenüber<br />
dem Vorstand (Gottfried u.<br />
Ingrid Caspar, John Ermel)<br />
Dieser <strong>Antrag</strong> ging bereits seit längerer<br />
Zeit in unterschiedlichen Fassungen<br />
Mitgliedern und Mitglieder-<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 21<br />
Anmerkungen des Vorstands zu den Anträgen<br />
und dem Anliegen an die Generalversammlung<br />
gruppen in mehreren Ländern mit der<br />
Bitte um Kommentare und Mitunterzeichnung<br />
zu. Was die <strong>Antrag</strong>steller<br />
zu diesem Misstrauen führt, begründen<br />
sie ausführlich. Wir nehmen unter<br />
den im <strong>Antrag</strong> angeführten drei Überschriften<br />
dazu Stellung.<br />
1. Ausrichtung<br />
Anthroposophie und ihre möglichen<br />
Beiträge zur Spiritualisierung<br />
der persönlichen Lebensgestaltung<br />
und der Gegenwartskultur leben in einer<br />
engen Korrespondenz mit dem allgemeinen<br />
Zeitgeschehen. Es gehört<br />
zu den Aufgaben des Vorstands, dieses<br />
Verhältnis zwischen dem eigentlichen,<br />
von zeitbedingten Wandlungen<br />
unabhängigen Wesen der Anthroposophie<br />
und seinen gegenwärtigen<br />
Wirkungsmöglichkeiten ernst zu nehmen<br />
und in seinen Initiativen zu berücksichtigen.<br />
Bei dieser Suche leiten<br />
uns weder Abgrenzungsbedürfnis<br />
oder Berührungsängste noch Anbiederung<br />
oder Hoffnung auf Anerkennung<br />
durch die Öffentlichkeit. Innerhalb<br />
der gegenwärtigen Vorstandskonstellation<br />
sind im Hinblick auf diese<br />
Vergegenwärtigung der Anthroposophie<br />
bekanntlich recht unterschiedliche<br />
Orientierungen vertreten – das<br />
ist gewollt und gut so, denn diese unterschiedlichen<br />
Orientierungen leben<br />
auch in der Anthroposophie selbst<br />
und in der vielgestaltigen Mitgliedschaft<br />
unserer weltweiten Gesellschaft.<br />
Außerdem haben wir einen gemeinsamen<br />
Leitstern: unsere Verbundenheit<br />
mit Rudolf Steiner sowie unsere<br />
Überzeugung und Erfahrung von<br />
der lebendigen Kraft der Anthroposophie.<br />
Wir fühlen uns darin bestärkt<br />
durch das Gespräch mit den vielen<br />
Menschen, Gruppen und Kreisen hier<br />
und überall auf der Welt, mit denen<br />
wir durch unsere Aufgaben zusammenkommen,<br />
von denen wir Rat und<br />
Kritik empfangen.<br />
Öffentlichkeit und Esoterik, Weltlichkeit<br />
und Innerlichkeit sind in der<br />
Anthroposophie untrennbar verbunden.<br />
Sie wollen einander durchdringend<br />
in der Anthroposophischen Ge
22 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
sellschaft leben. Wir sollten sie nicht<br />
gegeneinander ausspielen. Uns liegt<br />
die ernst gemeinte öffentliche Auseinandersetzung<br />
mit Rudolf Steiners<br />
Werk genauso am Herzen wie das<br />
geistige Gut, das er der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft oder der Hochschule<br />
übergeben hat. Das umfasst in<br />
der täglichen Arbeit eine große<br />
Spannweite – die Doppel-Ausstellung,<br />
die gegenwärtig in Stuttgart zu<br />
sehen ist, die zunehmende Historisierung<br />
Rudolf Steiners oder die Sorge<br />
um die spirituelle Substanz in anthroposophischen<br />
Einrichtungen, die<br />
Neuinszenierung der Mysteriendramen<br />
oder das Studium der Anthroposophie<br />
am <strong>Goetheanum</strong> und überall<br />
in der Welt, die Förderung anthroposophischer<br />
Übungs- und Meditationspraxis,<br />
der Umgang mit der mantrischen<br />
Substanz der Ersten Klasse der<br />
Hochschule oder ein Verständnis der<br />
anthroposophischen Christologie bezeichnen<br />
einige konkrete Beispiele<br />
unseres Einsatzes in der letzten Zeit.<br />
Die Vorstands-Tätigkeit in ihrer<br />
esoterisch-exoterischen Natur kommt<br />
auch in unseren Verwaltungsaufgaben<br />
zum Tragen. Das <strong>Goetheanum</strong> ist<br />
Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft, also der Weltgesellschaft,<br />
und es ist der Ort, wo die<br />
Freie Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
im Dezember 1923 von Rudolf<br />
Steiner gestiftet wurde. Diese beiden<br />
Aspekte, Gesellschaft und Hochschule,<br />
geben dem <strong>Goetheanum</strong> die Ausrichtung.<br />
Es war im Laufe der bald einhundertjährigen<br />
Geschichte des <strong>Goetheanum</strong><br />
noch nie einfach, die Freiheit<br />
und Unverwechselbarkeit der anthroposophischen<br />
Arbeit in Gesellschaft<br />
und Hochschule auch finanziell zu gewährleisten.<br />
Immer gab es – und das<br />
ist doch ein gutes Zeichen – mehr Initiative,<br />
als sich wirtschaftlich verwirklichen<br />
lässt.<br />
Wird das Ungleichgewicht zwischen<br />
Aktivität und finanziellen Möglichkeiten<br />
aber zu groß oder dauert es<br />
zu lange an, muss der Haushalt den<br />
Gegebenheiten angepasst werden.<br />
Vor drei Jahren haben wir begonnen<br />
uns vorzubereiten, ein seit vielen Jahren<br />
bestehendes strukturelles Defizit<br />
zu korrigieren. Wir entschlossen uns<br />
im vergangenen Jahr, das Budget für<br />
das Jubiläumsjahr 2011 mit einem ge-<br />
sunden Gleichgewicht zwischen Einnahmen<br />
und Ausgaben zu verabschieden.<br />
Damit stand ein schwerer Gang<br />
bevor. In allen Bereichen des <strong>Goetheanum</strong><br />
haben wir zum Teil erhebliche<br />
Einsparungen vornehmen müssen,<br />
wir haben Bereiche neu gestaltet oder<br />
neu aufeinander abgestimmt. Zwischen<br />
September und Dezember 2010<br />
mussten wir 22 Kündigungen (und<br />
sieben Änderungskündigungen) aussprechen.<br />
Das <strong>Goetheanum</strong> hat jetzt<br />
160 Voll- oder Teilzeit-Mitarbeitende.<br />
Mit diesen Einschnitten haben wir<br />
Verhältnisse geschaffen, von denen<br />
wir hoffen, dass sie eine gesunde Ausgangslage<br />
bilden, um angestammte<br />
und neue Aufgaben angehen zu können.<br />
Wir sind den vielen Menschen<br />
dankbar, die uns dabei kritisch und<br />
vertrauensvoll unterstützten – nicht<br />
zuletzt den Mitarbeitenden, die sich<br />
nun anderen Aufgaben zuwenden<br />
mussten.<br />
Dass diese Entscheidungen nicht<br />
von jedem gutgeheißen werden, ist<br />
verständlich.<br />
Die Abberufung Ursula Grubers<br />
von der Leitung der Sektion für Bildende<br />
Künste im September 2010 ist nicht<br />
in Zusammenhang mit den Einsparungen<br />
zu sehen. Das Hochschulkollegium<br />
hatte vielmehr die Frage zu beantworten,<br />
ob Ursula Grubers Möglichkeiten<br />
im Einklang mit den heutigen<br />
Anforderungen der Leitung dieser<br />
Sektion stehen, wie sie das Hochschulkollegium<br />
versteht. Die Entscheidung<br />
traf das Hochschulkollegium<br />
nach vielen Gesprächen mit Ursula<br />
Gruber, einem langen Prozess der<br />
Beratung und Urteilsbildung einstimmig<br />
bei einer Enthaltung. Damit gab<br />
das Hochschulkollegium nicht etwa<br />
einer Geringschätzung der bildenden<br />
Kunst Ausdruck, sondern öffnete den<br />
Weg zu einem Neugriff der Sektionsaufgaben<br />
und beauftragte Seija Zimmermann<br />
und Christof Wiechert, diesen<br />
Prozess als Ansprechpartner zu<br />
begleiten. Als Folge dieser Entscheidung<br />
und im Rahmen der Budgetkürzungen<br />
sind die Auflösungen der Arbeitsverträge<br />
mit den beiden Mitarbeitenden<br />
dieser Sektion zum Ende<br />
des vergangenen Jahres zu sehen.<br />
2. Entscheidungsbefugnis<br />
Die Hochschule ist – anders als in<br />
der Begründung der <strong>Antrag</strong>steller beschrieben<br />
– der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft weder über- noch untergeordnet.<br />
Sie ist Seele und Mittelpunkt<br />
der Gesellschaft. So ist auch das<br />
Hochschulkollegium dem Vorstand<br />
weder unter- noch übergeordnet.<br />
Es geht seit dem Jahre 2000, als der<br />
Vorstand dem Hochschulkollegium<br />
die Leitung der Hochschule übertrug,<br />
um die Suche nach einem Verhältnis<br />
der Zusammenarbeit auf Augenhöhe<br />
im Rahmen klar geordneter Zuständigkeiten.<br />
Auch im Haus geht es um<br />
eine aufeinander zugehende Abstimmung<br />
der Sektions- und Vorstandszuständigkeiten.<br />
2002 haben wir im<br />
Hochschulkollegium besprochen,<br />
dass dem Hochschulkollegium die Leitung<br />
der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
obliegt und der Vorstand<br />
für die Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft und das <strong>Goetheanum</strong><br />
als Haus zuständig ist. Diese<br />
Arbeitsteilung ist in Übereinstimmung<br />
mit den Weihnachtstagungs-<br />
Statuten sowie mit den heute rechtsgültigen<br />
Vereinsstatuten. Ein regelmäßig<br />
aktualisiertes Papier über die<br />
Gremien und Leitungsaufgaben am<br />
<strong>Goetheanum</strong> dokumentiert diese Arbeitsweise,<br />
die wir als funktionale,<br />
nicht aber als von oben nach unten<br />
eingerichtete Hierarchie verstehen.<br />
Die Sektionsleiterinnen und Sektionsleiter<br />
haben Prokura, also rechtlich<br />
relevante Entscheidungsbefugnis im<br />
Rahmen ihrer Sektionstätigkeit, die<br />
Vorstände haben die Endverantwortung<br />
für die Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft, die die Hochschule<br />
und das <strong>Goetheanum</strong> trägt.<br />
Es bestehen trotz dieser Verabredungen<br />
unterschiedliche Auffassungen<br />
zur konstitutionellen Gestalt von<br />
Hochschule und Gesellschaft bei einigen<br />
Sektionsleiterinnen, Sektionsleitern<br />
und Vorständen, die in den vergangenen<br />
zehn Jahren immer wieder<br />
zu Entscheidungsschwierigkeiten in<br />
Einzelfragen führten.<br />
Angesichts der anstehenden budgetären<br />
und damit auch personellen<br />
Entscheidungen brachten wir im Juni<br />
2010 im Hochschulkollegium zum<br />
Ausdruck, dass wir entsprechend der<br />
verabredeten Arbeitsweise im Vorstand<br />
Entscheidungen treffen werden,<br />
die das Ganze betreffen, Ent
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
scheidungen, die im größeren Kreis<br />
des Hochschulkollegiums nicht zustande<br />
kommen konnten. Das haben<br />
wir im Klausurbericht aus dem Hochschulkollegium<br />
veröffentlicht (‹Anthroposophie<br />
weltweit›, 2. Juli 2010,<br />
Nr. 6/2010).<br />
Es ging und geht also nicht um eine<br />
neue Führungsstruktur, schon gar nicht<br />
um die Einschränkung der Kompetenzen<br />
des Hochschulkollegiums oder der<br />
Sektionsleitungen, sondern um die Bekräftigung<br />
einer verantwortungsorientierten<br />
Arbeitsteilung. Wir hoffen, dass<br />
sie zugleich den nötigen Freiraum für<br />
das Hochschulkollegium gewährleistet,<br />
die Aufgabe als Leitung der Hochschule<br />
verwirklichen zu können.<br />
Im Vorstand haben wir in diesem<br />
Zusammenhang die Zuständigkeiten<br />
für die Verwaltungsaufgaben im Haus<br />
neu zugesprochen. Seit dem 1. Januar<br />
2011 ist Seija Zimmermann für die Bereiche<br />
Bühne, Empfang und Veranstaltungsorganisation<br />
zuständig, Bodo<br />
von Plato für die Bereiche Kommunikation<br />
und Dokumentation und Paul<br />
Mackay für die Bereiche Bauadministration<br />
und unterstützende Dienstleistungen<br />
(Finanzen, elektronische Datenverarbeitung<br />
und Personalwesen).<br />
3. Finanzen<br />
Seit vielen Jahren bestand ein Ungleichgewicht<br />
zwischen Einnahmen<br />
und Ausgaben im <strong>Goetheanum</strong>-<br />
Haushalt (‹Anthroposophie weltweit›,<br />
3. Dezember 2010, Nr. 10/2010, S.<br />
1ff.). Dieses Ungleichgewicht entstand<br />
nicht erst – wie der <strong>Antrag</strong> glauben<br />
macht – in den letzten Jahren. Nachdem<br />
eine nachhaltige Einnahmensteigerung<br />
nicht erreicht werden<br />
konnte und wir die Rückgriffe auf die<br />
Substanz nicht länger verantworten<br />
konnten, entschlossen wir uns zu einer<br />
tiefer greifenden Sanierung.<br />
Wir möchten festhalten, dass entgegen<br />
öfters wiederholter Behauptungen<br />
oder Befürchtungen im Laufe<br />
der letzten zehn Jahre faktisch weder<br />
ein Mitgliederrückgang noch ein<br />
Spenden- oder Beitragsrückgang zu<br />
verzeichnen ist. Die Mitgliederzahlen<br />
steigen wie seit Jahrzehnten geringfügig<br />
und stetig. Durchschnittlich stehen<br />
jährlich 1250 Eintritte etwa 600<br />
Austritten gegenüber, die Zahl der<br />
neuen Mitglieder ist immer ein wenig<br />
größer als die Zahl der austretenden<br />
und verstorbenen Mitglieder zusammen.<br />
Die absolute Zahl der Mitglieder<br />
sank, da sich die Aktualisierung der<br />
Mitgliederdaten in fast allen Ländern<br />
über mehrere Jahre erstreckt und auch<br />
heute noch nicht abgeschlossen ist.<br />
Der Spendenfluss schwankt je nach<br />
Jahr, ist aber im Ganzen und trotz der<br />
Finanzkrise 2008 und den ungünstigen<br />
Wechselkursen konstant auf einem<br />
hohem Niveau. Der Spendenaufruf<br />
im Jahre 2010 war der erfolgreichste<br />
im Laufe dieser letzten zehn Jahre<br />
(Näheres entnehmen Sie bitte dem<br />
Jahresbericht in dieser Ausgabe).<br />
Dennoch: Die finanzielle Lage erforderte<br />
wegen des anhaltenden<br />
strukturellen Defizits eine grundlegende<br />
Korrektur.<br />
Cornelius Pietzner hat mit seinen<br />
Mitarbeitern im Finanzwesen und einem<br />
Wirtschaftsprüfer ein Transparenzprojekt<br />
ausgearbeitet, das in den<br />
letzten drei Jahren an der Generalversammlung<br />
dargestellt und erläutert<br />
wurde. Daraus wird deutlich, dass die<br />
Mitglieder mit ihren Beiträgen und<br />
Spenden, wie es statutarisch gewollt<br />
ist, im Wesentlichen die Hochschule<br />
unterstützen. Die Dokumentation der<br />
finanziellen Operationen ist trotz ihrer<br />
wachsenden Komplexität transparent<br />
und einsehbar dargestellt<br />
(www.goetheanum.org, Anthroposophische<br />
Gesellschaft, Finanzwesen).<br />
Cornelius Pietzner wird auf eigenen<br />
Wunsch an der Generalversammlung<br />
vom 16. April 2011 als Schatzmeister<br />
zurücktreten. Vorerst wird Paul<br />
Mackay diese Aufgabe übernehmen.<br />
Dann werden Fragen nach den Dotationsvereinen<br />
gestellt. In den<br />
1980er Jahren hat der damalige Vorstand<br />
den Verein ‹Gemeinnütziger<br />
Dotationsverein in Baselland› (1980)<br />
und den Verein ‹Gemeinnütziger Dotationsverein<br />
<strong>Goetheanum</strong>› im Kanton<br />
Solothurn (1986) begründet, die<br />
die Gemeinnützigkeit zugesprochen<br />
bekamen. Diese Gründungen waren<br />
nötig, um die steuerliche Abzugsfähigkeit<br />
von Spenden an das <strong>Goetheanum</strong><br />
zu gewährleisten. Diese Vereine,<br />
die nie über ein großes Eigenkapital<br />
verfügten, hatten neben dieser Funktion<br />
auch einen Studentenfonds für<br />
Studierende am <strong>Goetheanum</strong> und einige<br />
Nachlässe zu verwalten. Als im<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 23<br />
Jahre 1995 die Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft die Gemeinnützigkeit<br />
erlangte, wurden diese Vereine<br />
nicht aufgelöst, weil noch testierte<br />
Legate zu erwarten sind. Die Bilanzsumme<br />
des Dotationsvereins in Baselland<br />
beträgt per 31.12.2010 CHF<br />
506000; die des Dotationsvereins in<br />
Solothurn CHF 1083000.<br />
Nicht nur ein lange bestehendes<br />
strukturelles Defizit, das nicht durch<br />
Mehreinnahmen ausgeglichen werden<br />
konnte, belastete die Anthroposophische<br />
Gesellschaft, sondern auch<br />
einzelne unglücklich verlaufende Entwicklungen<br />
trübten das Vertrauen. An<br />
erster Stelle stehen die gerichtlichen<br />
Auseinandersetzungen zur Konstitutionsfrage,<br />
nachdem die außerordentliche<br />
Mitgliederversammlung 2002<br />
ein klares Votum für die vom Vorstand<br />
eingeschlagene Richtung abgegeben<br />
hatte. Die Kosten des Konstitutionsverfahrens<br />
wurden dargestellt (Nachrichtenblatt<br />
Nr. 15 vom 7. April 2006).<br />
Auch dafür gab es dankenswerter<br />
Weise zweckgebundene Spenden,<br />
selbst wenn dadurch nicht alle Kosten<br />
gedeckt werden konnten.<br />
Ein zweites Ereignis war die Veräußerung<br />
der Weleda-Partizipationsscheine<br />
2007. Damit wurde kein neuer<br />
Kurs nach allgemeinen wirtschaftsund<br />
finanzpolitischen Usancen eingeschlagen,<br />
wohl aber verlief die Kommunikation<br />
unter den Handelnden<br />
und in Richtung der Mitgliedschaft so<br />
ungenügend, dass Unsicherheiten<br />
und Vertrauensverlust entstanden.<br />
Zu <strong>Antrag</strong> 3, <strong>Goetheanum</strong> Stiftung<br />
(Benediktus Hardorp, Götz Rehn,<br />
Götz Werner, Wolfgang Gutberlet)<br />
Durch die Entscheidungen, die Cornelius<br />
Pietzner angesichts der Diskussionen<br />
in den letzten Monaten getroffen<br />
hat, haben sich die Gegebenheiten<br />
im Hinblick auf die <strong>Goetheanum</strong><br />
Stiftung grundlegend verändert. Folgende<br />
Entwicklung ist zu skizzieren:<br />
Als Cornelius Pietzner im Herbst<br />
2009 in Anbetracht der finanziellen<br />
Situation die Idee hatte, eine Stiftung<br />
für das <strong>Goetheanum</strong> zu gründen, die<br />
gleichzeitig mit einem ‹Social Impact<br />
Fund› verbunden sein sollte, haben<br />
wir dies erst einmal zur Kenntnis genommen<br />
und ihn gebeten, diesen Vorschlag<br />
weiter auszuarbeiten. Im April
24 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
2010 war er zu der Auffassung gekommen,<br />
dass er seine Initiative nicht mit<br />
seiner Aufgabe als Finanzvorstand der<br />
Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft verbinden könne, und<br />
entschloss sich, von seinem Amt als<br />
Schatzmeister an der Generalversammlung<br />
2011 zurückzutreten.<br />
Daraufhin haben wir seine Initiative<br />
im Kreis der Europäischen Generalsekretäre<br />
besprochen und im Nachrichtenblatt<br />
veröffentlicht (‹Anthroposophie<br />
weltweit›, 2. Juli 2010, Nr.<br />
6/2010). Besprechungen mit dem Vorstand<br />
der schweizerischen und deutschen<br />
Landesgesellschaft folgten.<br />
Diese Beratungen und das Echo auf<br />
die Veröffentlichung ergaben, dass die<br />
Verknüpfung einer Stiftung zur Förderung<br />
des <strong>Goetheanum</strong> mit einem ‹Social<br />
Impact Fund› nicht überzeugte,<br />
zumal wenn die Stiftung den Namen<br />
‹<strong>Goetheanum</strong> Stiftung› tragen würde.<br />
Eine klare Trennung von Stiftung<br />
und ‹Social Impact Fund› war das Ergebnis<br />
(‹Anthroposophie weltweit›, 4.<br />
Februar 2011, Nr. 1–2/2011).<br />
Nach weiteren Gesprächen ist Cornelius<br />
Pietzner zu der Auffassung gelangt,<br />
dass die Stiftung nicht den Namen<br />
‹<strong>Goetheanum</strong> Stiftung› tragen<br />
soll und der Stiftungsrat entsprechend<br />
auch nicht durch den Vorstand<br />
am <strong>Goetheanum</strong> zu ernennen und abzuberufen<br />
sei. Damit bleibt der Zweck<br />
der Stiftung nach wie vor die Unterstützung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft und des <strong>Goetheanum</strong>,<br />
sie tut dies aber nicht unter<br />
dem Namen ‹<strong>Goetheanum</strong> Stiftung›<br />
und ohne eine rechtlich konstitutive<br />
Verbindung mit dem <strong>Goetheanum</strong>,<br />
also ohne Mitwirkung oder Verantwortlichkeit<br />
des Vorstands am <strong>Goetheanum</strong>.<br />
Der Stiftungsrat der ‹<strong>Goetheanum</strong><br />
Stiftung› hat eine Namensund<br />
Statutenänderung im beschriebenen<br />
Sinne in die Wege geleitet.<br />
Damit sind die Voraussetzungen,<br />
die die <strong>Antrag</strong>steller zu den Punkten<br />
3.1 und 3.2 motivierten, nicht mehr gegeben.<br />
Ob der Name des <strong>Goetheanum</strong>, der<br />
seit einigen Jahren weltweit als eine<br />
Marke im Eigentum der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft registriert<br />
und rechtlich geschützt ist,<br />
durch den Vorstand, durch die Generalversammlung<br />
oder durch ein ande-<br />
res Organ zur Benutzung lizenziert<br />
werden darf, ist eine Frage, die sich allgemein<br />
stellt, auch unabhängig von<br />
einer ‹<strong>Goetheanum</strong> Stiftung›.<br />
Wir möchten darauf hinweisen,<br />
dass die Anthroposophische Gesellschaft<br />
in der Schweiz im Jahr 2004 in<br />
Absprache und Einverständnis mit<br />
uns die Bezeichnung ‹Fonds <strong>Goetheanum</strong>›<br />
für eine Initiative gewählt hat,<br />
die das <strong>Goetheanum</strong> als Hochschule<br />
verstärkt in die Öffentlichkeit stellt<br />
und auch finanziell unterstützt. Außerdem<br />
bestehen seit 1986 der Verein<br />
‹Gemeinnütziger Dotationsverein<br />
<strong>Goetheanum</strong>› und seit 1995 die Vereine<br />
‹Verlag am <strong>Goetheanum</strong>› und<br />
‹Buchhandlung am <strong>Goetheanum</strong>›.<br />
Wir betrachten es nach wie vor als<br />
sachgemäße Vorstandsaufgabe, die<br />
Vergabe und Nutzung des <strong>Goetheanum</strong>-Namens<br />
zu verantworten.<br />
Zu <strong>Antrag</strong> 4, Weleda<br />
(Andreas Worel und andere)<br />
Zu diesem <strong>Antrag</strong> finden Sie eine<br />
Stellungnahme des Verwaltungsratspräsidenten<br />
der Weleda in der Wochenzeitung<br />
‹Das <strong>Goetheanum</strong>› vom<br />
8. April 2011.<br />
Zu <strong>Antrag</strong> 5, Ehrenamtlichkeit der Vor -<br />
standstätigkeit u. a. (Eduard Willareth)<br />
Der von Rudolf Steiner angelegte<br />
Aufgabenumfang und der Anspruch<br />
an die Vorstandstätigkeit sind schon<br />
seit der Gesellschaftsgründung nicht<br />
ehrenamtlich (nebenberuflich) erfüllbar.<br />
Bei der Eurythmie und den anderen<br />
künstlerischen Fächern ist zwischen<br />
Aus- und Fortbildung zu unterscheiden.<br />
Es ist der zukünftigen Leiterin des<br />
Eurythmie-Ensembles am <strong>Goetheanum</strong>,<br />
Margrethe Solstad, ein Anliegen,<br />
die Fortbildung im Rahmen der Studienlandschaft<br />
am <strong>Goetheanum</strong> zu gestalten;<br />
auch andere Weiterbildungen<br />
am <strong>Goetheanum</strong> werden in diesem<br />
Rahmen integriert. Die berufsqualifizierenden<br />
Ausbildungen werden weiterhin<br />
in dafür begründeten Schulen<br />
stattfinden, da wir nach wie vor keine<br />
Bevorzugung einer mit Mitgliederbeiträgen<br />
im Rahmen des <strong>Goetheanum</strong><br />
finanzierten Schule erwägen – dies<br />
war in den 1990er Jahren der wesentliche<br />
Grund zur Verselbständigung<br />
der berufsbildenden Schulen.<br />
Zu den anderen Punkten in diesem<br />
<strong>Antrag</strong> haben wir bereits Stellung genommen.<br />
Zu <strong>Antrag</strong> 6, Zeitpunkt der Vorlage<br />
der Jahresrechung (Klaus Landmark)<br />
Wir haben natürlich Verständnis<br />
für diesen <strong>Antrag</strong>, er bringt ein sachgerechtes<br />
Bedürfnis zum Ausdruck.<br />
Dennoch möchten wir uns aus folgenden<br />
Gründen gegen eine statutarische<br />
Fixierung der Veröffentlichung<br />
der Jahresrechnung sechs Wochen vor<br />
der Jahresversammlung aussprechen:<br />
Schon seit vielen Jahrzehnten findet<br />
die ordentliche Generalversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft am Samstag vor<br />
Palmsonntag statt. Wenn wir an diesem<br />
Zeitpunkt festhalten wollen, ist<br />
der Termin, an dem die Generalversammlung<br />
statt findet, abhängig vom<br />
jeweiligen Zeitpunkt des Osterfestes.<br />
Auch wenn das Osterfest, wie in diesem<br />
Jahr, relativ spät liegt, ist es eine<br />
große Anstrengung, nach Ablauf des<br />
Jahres die Jahresrechnung einer Weltgesellschaft<br />
zeitnah zu erstellen.<br />
Selbstverständlich ist es uns ein Anliegen,<br />
die Jahresrechnung so früh wie<br />
möglich im Nachrichtenblatt zu veröffentlichen.<br />
Eine statutarische Festlegung<br />
der Veröffentlichung auf sechs<br />
Wochen vor der Mitgliederversammlung<br />
würde allerdings zwin gend eine<br />
Verlegung des Zeitpunktes der ordentlichen<br />
Generalversammlung im<br />
Jahreslauf bedeuten. Davon möchten<br />
wir absehen.<br />
Zu <strong>Antrag</strong> 7, Arbeitsverträge der Vorstandsmitglieder<br />
u. a. (Georg Müller)<br />
Den <strong>Antrag</strong> zur Ergänzung des Artikels<br />
12 im Hinblick auf eine Genehmigung<br />
von Arbeitsverträgen für Vorstandsmitglieder<br />
durch die Generalversammlung<br />
halten wir für unangemessen.<br />
Seit dem 1. Januar 2006 gilt eine<br />
Einkommensordnung für alle Mitarbeitenden<br />
am <strong>Goetheanum</strong>, auch für<br />
Vorstandsmitglieder. Das Einkommen<br />
jedes Mitarbeitenden hat drei Komponenten:<br />
1. Grundeinkommen, 2. Sozialanteil,<br />
bestehend aus einem Familienbeitrag<br />
und Ausbildungsbeitrag, und<br />
3. Funktionsanteil. Das Grundeinkommen<br />
beträgt seit 1. Januar 2010 CHF<br />
3130. Die Differenz zwischen dem
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
nach der Einkommensordnung<br />
höchst möglichen und niedrigstmöglichen<br />
Einkommen ist der Faktor 2,76.<br />
Damit ist eine sachgemäße Transparenz<br />
für die Bezüge der Vorstandsmitglieder<br />
gegeben.<br />
Die Empfehlung, Artikel 11 dem Revisionsgesetz<br />
(ZGB Art. 69b) anzupassen,<br />
haben wir bereits in der Generalversammlung<br />
am 15. März 2008 vollzogen.<br />
Da wurde beschlossen, die Artikel<br />
6, 9 und 11 entsprechend zu ändern.<br />
Zu <strong>Antrag</strong> 8, Vorstandsbestätigung<br />
(Elisabeth Krauss)<br />
Wir haben diesen <strong>Antrag</strong> so verstanden,<br />
dass die Mitglieder verstärkt<br />
in die Verantwortung einbezogen<br />
werden sollen, ohne die Eigenverantwortlichkeit<br />
des Vorstandes zu beeinträchtigen.<br />
Mit unserem <strong>Antrag</strong> 1 wollen<br />
wir diesem Bedürfnis nachkommen.<br />
Zu <strong>Antrag</strong> 9, statutarische Festlegung<br />
der Aufgabenverteilung im Vorstand<br />
(Heidrun Scholze, Hansjochim von<br />
Wick)<br />
Die Verteilung der Aufgaben innerhalb<br />
des Vorstandes und seiner Geschäftsführung<br />
sollen unseres Erachtens<br />
auch weiterhin durch ihn selbst<br />
zu regeln sein. Die in diesem <strong>Antrag</strong><br />
formulierten und statutarisch zu fixierenden<br />
Aufgabenfelder bedeuten<br />
eine zu weitgehende Festlegung und<br />
damit eine Einschränkung und Behinderung<br />
in Zeiten einer immer rascheren<br />
Entwicklung und Veränderung<br />
von Aufgaben. Wir empfehlen, die in<br />
Artikel 12 unserer Statuten gegebene<br />
offene Formulierung der Aufgabenverteilung<br />
beizubehalten.<br />
Zu <strong>Antrag</strong> 10, Wochenschrift und<br />
Nachrichtenblatt (Heidrun Scholze,<br />
Hansjochim von Wick, Horst Peters)<br />
Herausgeber der Wochenschrift<br />
‹Das <strong>Goetheanum</strong>› und der ‹Nachrichten<br />
für die Mitglieder› ist die Allgemeine<br />
Anthroposophische Gesellschaft.<br />
Zu Beginn dieses Jahres haben<br />
wir Bodo von Plato gebeten, die Vertretung<br />
des Herausgebers von Paul<br />
Mackay zu übernehmen. Im Zusammenhang<br />
der Umstrukturierungen<br />
und Einsparungen integrierte er die<br />
Wochenschrift in den neuen Bereich<br />
Kommunikation und Dokumentation<br />
am <strong>Goetheanum</strong> und führt einen bereits<br />
vor einigen Jahren begonnenen<br />
Prozess weiter, der die Wochenschrift<br />
den heutigen Möglichkeiten und Bedürfnissenentsprechend<br />
umwandeln<br />
soll.<br />
Folgende Motive leiten ihn dabei:<br />
Der Herausgebervertreter hat darauf<br />
zu achten, dass die Wochenschrift und<br />
die ‹Nachrichten für die Mitglieder›<br />
den Gesellschaftszielen dienen, insbesondere<br />
dem Anliegen, dass Esoterik<br />
und Exoterik, Gesellschaft und Bewegung<br />
zusammenklingen. Es ist sein<br />
Anliegen, dem Abonnentenrückgang<br />
und der Fremde zwischen Anthroposophischer<br />
Gesellschaft und anthroposophischen<br />
Einrichtungen entgegenzuwirken.<br />
Er setzt sich dafür ein,<br />
dass ‹Das <strong>Goetheanum</strong>› zu einem Organ<br />
der anthroposophischen Bewegung<br />
und Gesellschaft wird, das jeder<br />
Interessierte lesen kann und in dem<br />
sich die Mitglieder aussprechen können.<br />
Einer der ersten Schritte dieser Veränderungen<br />
war die Eingliederung<br />
des Nachrichtenblattes für die Mitglieder.<br />
Das Statut in Artikel 14 bezüglich<br />
der Beilage zur Wochenschrift<br />
wird dem Sinn nach voll respektiert<br />
und beibehalten. Auch ‹Anthroposophie<br />
weltweit› wird weitergeführt.<br />
Zu <strong>Antrag</strong> 11, Konstitutionsfragen<br />
(Alexander Ov.erhage)<br />
Der Begründung zu <strong>Antrag</strong> 11<br />
möchten wir widersprechen. Wie bereits<br />
bei der Stellungnahme zu <strong>Antrag</strong><br />
2 dargelegt, haben Vorstand und<br />
Hochschulkollegium kein Verhältnis<br />
der Über- oder Unterordnung zueinander.<br />
Wir haben im Juni 2010 zum<br />
Ausdruck gebracht, dass wir als Vorstand<br />
unsere Arbeit auf Grundlage<br />
der Verabredung leisten, die im Jahr<br />
2002 im Hochschulkollegium getroffen<br />
wurde: Das Hochschulkollegium<br />
leitet die Hochschule, der Vorstand ist<br />
für die Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft und das <strong>Goetheanum</strong><br />
verantwortlich. Diese Arbeitsteilung<br />
ist in Übereinstimmung mit den<br />
Weihnachtstagungs-Statuten sowie<br />
mit den heute rechtsgültigen Vereinsstatuten.<br />
Das schließt nicht aus, dass zu gegebener<br />
Zeit die Verfassung der An-<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 25<br />
throposophischen Gesellschaft neu<br />
zu betrachten und gestalten wäre. Wir<br />
meinen aber, dass das nicht auf Grund<br />
der Generalversammlungs-Beschlüsse<br />
von 2001 und 2002 geschehen<br />
kann, denn die damals gültige Ausgangslage<br />
war eine völlig andere als<br />
heute: Wir sind damals davon ausgegangen,<br />
dass die Rechtskörperschaft,<br />
die am 28. Dezember 1923 gegründet<br />
wurde, noch existenzfähig war. Das<br />
Obergericht des Kantons Solothurn<br />
hat dies am 12. Januar 2005 verneint.<br />
Deswegen können und dürfen wir<br />
heute nicht mehr von den Beschlüssen<br />
von 2001 und 2002 ausgehen.<br />
Zu Anliegen 1, Forum zur Gesellschaftsgestaltung<br />
(Moritz Christoph)<br />
Selbstverständlich halten wir es für<br />
wichtig, dass Mitgliedergruppen in<br />
frei an der Aufgabenstellung und Gestaltung<br />
der Anthroposophischen Gesellschaft<br />
arbeiten und ihre Vorschläge<br />
einbringen. Das in dem Anliegen<br />
beschriebene ZukunftsForum sehen<br />
wir als eine Möglichkeit dazu.<br />
Liebe Mitglieder, so weit unsere Bemerkungen<br />
zu den Anträgen und dem<br />
Anliegen. Wir bedauern, dass wir für<br />
die sich immer weiter über die Welt<br />
ausbreitende Mitgliedschaft der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft noch<br />
kein Verfahren eingerichtet haben,<br />
dass eine Beteiligung an den Entscheidungen<br />
der Generalversammlung<br />
aus der Ferne ermöglicht. Wir<br />
werden aber daran arbeiten und freuen<br />
uns auf die Mitglieder, die wir hier<br />
an der kommenden Generalversammlung<br />
begrüßen können. | Virginia<br />
Sease, Paul Mackay, Bodo von Plato,<br />
Sergej Prokofieff, Cornelius Pietzner,<br />
Seija Zimmermann<br />
Sektionsleiter<br />
Stellungnahme<br />
Stellungnahme der gegenwärtig am<br />
<strong>Goetheanum</strong> tätigen Sektionsleiter<br />
zum <strong>Antrag</strong> 2 (Ermel, Caspar) zur Generalversammlung<br />
2011.<br />
Der <strong>Antrag</strong> 2 verknüpft die Frage<br />
nach dem Vertrauen in den Vorstand<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft mit der Leitung
26 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft,<br />
indem beantragt wird, die<br />
gegenwärtig am <strong>Goetheanum</strong> tätigen<br />
und nicht dem Vorstand angehörenden<br />
Sektionsleiter und ehemaligen<br />
Sektionsleiter sollten eine Findungskommission<br />
für einen neuen Vorstand<br />
bilden.<br />
Wir möchten dazu Folgendes bemerken:<br />
Keiner von uns war im Vorfeld<br />
mit diesem <strong>Antrag</strong> befasst oder in seine<br />
Intentionen oder seine Abfassung<br />
involviert.<br />
Wir entnehmen dem <strong>Antrag</strong> das<br />
Bestreben, dass die Anthroposophische<br />
Gesellschaft sich ähnlich positiv<br />
entwickeln möge wie die Lebensfelder,<br />
die durch die Sektionen repräsentiert<br />
werden. Das ist unser aller<br />
Wunsch. Wir haben aber gegenüber<br />
dem <strong>Antrag</strong> ein tiefes Unbehagen:<br />
Dies gründet in dem Gedanken, gegenüber<br />
den Vorständen als eine Art<br />
Opposition instrumentalisiert zu werden.<br />
Die im <strong>Antrag</strong> intendierte Situation<br />
streben wir nicht an.<br />
Wer die Berichte der Klausuren des<br />
Hochschulkollegiums in den vergangenen<br />
Jahren verfolgt hat, wird bemerkt<br />
haben, dass es hier auch unterschiedliche<br />
Auffassungen gibt, insbesondere<br />
bezüglich der Verantwortungsbereiche<br />
dieses Gremiums. Diese<br />
wurden im letzten Sommer in dem<br />
Klausurbericht in Anthroposophie<br />
weltweit 6/2010, S. 3 angesprochen (in<br />
der Begründung des <strong>Antrag</strong>s unter<br />
«Entscheidungsbefugnis», Punkt 4 genannt).<br />
Wir halten es aber für sachgemäß,<br />
dass diese offenen Fragen unter<br />
uns im Hochschulkollegium bearbeitet<br />
werden – wir würden dies gerne in<br />
der jetzt vorhandenen Menschenkonstellation<br />
tun. | Oliver Conradt, Jean-<br />
Michel Florin, Michaela Glöckler, Ueli<br />
Hurter, Johannes Kühl, Thomas Lüthi,<br />
Florian Osswald, Claus-Peter Röh, Margrethe<br />
Sol stad, Elizabeth Wirsching,<br />
Christof Wiechert<br />
Weleda-Gruppenleitung<br />
Stellungnahme zu<br />
den Anträgen 4<br />
Es ist uns ein Anliegen, die Mitglieder<br />
der Allgemeinen Anthroposo-<br />
phischen Gesellschaft über unsere<br />
Haltung zu einigen Sorgen und Fragestellungen<br />
zu informieren, die im <strong>Antrag</strong><br />
von Andreas Worel ausgeführt<br />
worden sind.<br />
Weleda ist ein Unternehmen, dessen<br />
fast 2000 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in zwei Geschäftsfeldern<br />
aktiv sind: zum einen in der Entwicklung,<br />
der Herstellung und dem Vertrieb<br />
von Arzneimitteln der Anthroposophischen<br />
Medizin, zum anderen in<br />
der Entwicklung, Herstellung und im<br />
Vertrieb von hochwertiger Naturkosmetik.<br />
Um auch in Zukunft in beiden<br />
Geschäftsfeldern erfolgreich zu sein,<br />
sind jedoch unterschiedliche Strategien<br />
notwendig, denn Arzneimittel<br />
und Naturkosmetik sind trotz gemeinsamer<br />
anthroposophischer Basis<br />
weder bei der Entwicklung und Herstellung<br />
noch in der Vermarktung den<br />
gleichen gesetzlichen, finanziellen<br />
oder Vertriebsregeln unterworfen.<br />
Strategische Leitlinien<br />
Alle Mitarbeitenden kennen die<br />
drei Weleda-internen grundlegenden<br />
Leitlinien:<br />
1. Leistung eines wesentlichen<br />
Beitrages zur Erhaltung und Weiterentwicklung<br />
der Anthroposophischen<br />
Medizin und den dazugehörigen Prozessen.<br />
2. Weiterentwicklung und Ausbau<br />
der Position als weltweit führendes<br />
Unternehmen in der hochwertigen<br />
Naturkosmetik.<br />
3. Sicherung der langfristigen Unabhängigkeit<br />
und Selbstständigkeit<br />
durch die Erwirtschaftung angemessener<br />
Gewinne.<br />
Dabei ist und bleibt das wichtigste<br />
Anliegen der Weleda die Leitlinie 1. Wir<br />
setzen diese mit aller Kraft und nach<br />
modernsten pharmazeutischen wie<br />
auch betriebswirtschaftlichen Methoden<br />
um, immer im Bewusstsein<br />
der Verantwortung der Therapierichtung<br />
gegenüber, welche wir als das<br />
von Ita Wegman, Rudolf Steiner und<br />
anderen anthroposophischen Ärzten<br />
und Pharmazeuten gegründete Unternehmen,<br />
das dieser Identität in den<br />
zurückliegenden 90 Jahren stets treu<br />
geblieben ist, tragen.<br />
Die gute Position von Weleda im<br />
Markt der Naturkosmetik ist hierfür<br />
zwar ein gewisser Garant. Jedoch<br />
wäre eine allzu große Abhängigkeit<br />
von den Gewinnen der Naturkosmetik,<br />
wie dies heute der Fall ist, auf Dauer<br />
zu risikoreich. Denn würde Weleda<br />
zum Beispiel zwei bis drei Jahre hintereinander<br />
kein Wachstum in der Naturkosmetik<br />
generieren, so wäre der<br />
Betrieb insgesamt bereits in der Verlustzone,<br />
da das Geschäft mit Arzneimitteln<br />
in der Sortimentsbreite und -<br />
tiefe, wie es von der Weleda angeboten<br />
wird, große finanzielle Verluste<br />
generiert.<br />
Nun zu den konkreten Kommentaren<br />
in den Anträgen von Herrn Worel:<br />
Verschärfung<br />
der regulatorischen Normen<br />
Es ist wahr, dass in den letzten Jahren<br />
regulatorische Normen und Gesetze<br />
in der Entwicklung, Herstellung<br />
und Vermarktung von Arzneimitteln<br />
enorme zusätzliche zeitliche Hingabe,<br />
zusätzliche Mitarbeitende sowie finanzielle<br />
Investitionen nach sich zogen<br />
und dies auch in Zukunft tun werden.<br />
Gerade darum dürfen wir nicht<br />
stehen bleiben. Es kann in Zukunft<br />
nicht mehr sein, dass die gleichen Produkte<br />
in den drei Fabriken von Schwäbisch<br />
Gmünd, Huningue und Arlesheim<br />
in identischer oder nur leicht abweichender<br />
Zusammensetzung jeweils<br />
parallel hergestellt werden.<br />
Es ist notwendig, den Schritt zu einer<br />
Spezialisierung der Herstellstandorte<br />
auf gewisse Produkte und Herstellverfahren<br />
zu vollziehen. Selbstverständlich<br />
werden auch in Zukunft<br />
an allen drei Standorten anthroposophische<br />
Arzneimittel hergestellt, jedoch<br />
nicht nur für das eigene Land,<br />
sondern auch für die Menschen und<br />
Patienten im Nachbarland. Dass dadurch<br />
den Bedürfnissen der Schweizer<br />
Ärzte und Patienten weniger gedient<br />
ist als den deutschen Kollegen,<br />
ist ein Trugschluss und kurzfristig gedacht.<br />
Gleiches gilt für die Marktbearbeitung<br />
in diesen Ländern. Hier geht<br />
es darum, Ressourcen und Kompetenzen<br />
gemeinsam zu nutzen sowie länderübergreifend<br />
vom Wissen und der<br />
Erfahrung der jeweiligen Weleda-Länderorganisation<br />
zu profitieren. Die Berücksichtigung<br />
der spezifischen Notwendigkeiten<br />
und Bedürfnisse der<br />
Länder ist dabei sichergestellt.
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
Abschaffung<br />
anthroposophischer Arzneimittel<br />
Davon kann keine Rede sein. Das<br />
Gegenteil ist der Fall. Wie in der Stellungnahme<br />
der Internationalen Medizinischen<br />
Koordination Arzneimittel<br />
(IMKA), veröffentlicht in ‹Anthroposophie<br />
weltweit› Nr. 3/11, dargelegt, ist<br />
Weleda im kontinuierlichen Dialog<br />
mit den verschiedenen Ärztegesellschaften,<br />
arbeitet in voller Transparenz<br />
mit den Ärzten und auch der Medizinischen<br />
Sektion am <strong>Goetheanum</strong><br />
zusammen, um die Arzneimittel langfristig<br />
auf sicherere organisatorische,<br />
rechtliche und auch finanzielle Fundamente<br />
zu stellen. Weleda beschäftigt<br />
über 200 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in den Bereichen, welche<br />
ausschließlich mit dem Erhalt und der<br />
Zulassung unserer Medikamente beschäftigt<br />
sind. Tagtäglich stellen diese<br />
in mühsamer Kleinstarbeit unsere natürlichen<br />
Rohstoffe, Halbfabrikate<br />
und Fertigarzneimittel hinsichtlich<br />
Qualität, Stabilität und gesetzlicher<br />
Konformität sicher. Weleda investiert<br />
pro Jahr über zehn Millionen Franken<br />
für die Erforschung neuer und den Erhalt<br />
existierender Arzneimittel. Zusätzlich<br />
und in dieser Summe nicht<br />
eingeschlossen sind die eigentlichen<br />
Herstell- und Vermarktungsaktivitäten,<br />
an denen allein für Arzneimittel<br />
mehrere Hundert Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter beteiligt sind.<br />
Weleda ist inzwischen ein gut<br />
strukturiertes Unternehmen, welches<br />
gerade in letzter Zeit einige Präparate<br />
aus dem Arzneimittelschatz entwickeln<br />
konnte, um sie erfolgreich am<br />
Markt zu positionieren. Davon zeugen<br />
die Beispiele Neurodoron (ein Mittel<br />
gegen Stress und Erschöpfung) in<br />
Deutschland sowie die Euphrasia Augentropfen<br />
in der Schweiz. Die damit<br />
verbundenen Erfolge tragen derzeit<br />
wirtschaftlich das gesamte Arzneimittelsortiment<br />
der Weleda wesentlich<br />
mit.<br />
Insgesamt steigen die Arzneimittelumsätze<br />
gegenwärtig wieder an, und<br />
das Minimieren des mit den Arzneimittelaktivitäten<br />
verbundenen Verlustes<br />
wird auch dadurch jährlich ein wenig<br />
einfacher. Auf diesem Wege wollen wir<br />
weiterschreiten. Wir sind darauf vorbereitet,<br />
weitere Arzneimittel in dieser<br />
Weise bekannt zu machen und für den<br />
Arzneimittelmarkt zu bearbeiten und<br />
so auch die Anthroposophische Medizin<br />
insgesamt zu stützen.<br />
Dies geht aber nur mit der Hilfe unserer<br />
Partner, der Ärzte. So wie es in<br />
der oben erwähnten Stellungnahme<br />
der IMKA in einem dringenden Appell<br />
an alle ärztlichen Kollegen formuliert<br />
wurde, sind wir davon abhängig, dass<br />
die Ärzte unsere Medikamente verschreiben<br />
beziehungsweise dass die<br />
Patienten sie kaufen. So gesehen tragen<br />
alle Beteiligten eine gewisse Mitverantwortung<br />
für den Bestand und<br />
die Zukunft der Weleda-Arzneimittel. |<br />
Patrick Sirdey, Vorsitzender der Weleda-Gruppenleitung;<br />
Peter Braun, Leiter<br />
Business Unit Arzneimittel, Mitglied<br />
der Weleda- Gruppenleitung<br />
Verwaltungsrat Weleda<br />
Vertrauen<br />
Die diversen zur Behandlung an der<br />
kommenden Generalversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft (AAG) gestellten<br />
Anträge, zum Teil auch die Weleda betreffend,<br />
bringen eine Unzufriedenheit<br />
mit der Führung der AAG bei einzelnen<br />
Mitgliedern und Mitgliedergruppierungen<br />
zum Ausdruck. Eine<br />
möglichst breite Vertrauensbasis zwischen<br />
den Mitgliedern und dem Vorstand<br />
ist selbstredend auch für das<br />
Unternehmen Weleda relevant. Die<br />
Pflege und gegebenenfalls Wiederherstellung<br />
dieses Vertrauens betrachten<br />
wir grundsätzlich als AAG-interne<br />
Angelegenheit. Insofern möchte<br />
ich mich dazu nicht als Präsident<br />
des Verwaltungsrates der Weleda äußern.<br />
Verbindliche Eignerstrategie<br />
Bezüglich der die Weleda betreffenden<br />
Anträge 4.1 bis 4.6 möchte ich<br />
lediglich ein paar an sich öffentlich<br />
bekannte, aber gleichwohl oft negierte<br />
Sachverhalte in Erinnerung rufen:<br />
Sowohl die Eignerstrategie der beiden<br />
Hauptaktionäre als auch die vom<br />
Verwaltungsrat und der Weleda-<br />
Gruppenleitung festgelegte Unternehmensstrategie<br />
basieren auf den<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 27<br />
beiden Geschäftsfeldern Arzneimittel<br />
und Naturkosmetik. Die Arzneimittel<br />
– und der damit geleistete weltweite<br />
Beitrag der Weleda an die anthroposophische<br />
Therapierichtung –<br />
werden von allen Verantwortlichen<br />
als identitätsstiftender, nicht zur Disposition<br />
stehender Teil der Weleda betrachtet.<br />
Die Unverkäuflichkeit der von AAG<br />
und der Ita-Wegman-Klinik (IWK) gehaltenen<br />
Stimmrechtsaktien ist durch<br />
die verbindliche Eignerstrategie festgeschrieben<br />
und bei der AAG zusätzlich<br />
durch den entsprechenden Beschluss<br />
der Generalversammlung im<br />
Jahr 2010 sichergestellt.<br />
Eine signifikante Reduktion der Defizite<br />
innerhalb der Sparte Arzneimittel<br />
und eine weiterhin überdurchschnittlich<br />
erfolgreiche Entwicklung<br />
der Sparte Naturkosmetik sind in den<br />
kommenden Jahren unbedingte Voraussetzungen<br />
für die Sicherung unserer<br />
Weleda als Ganzes.<br />
Sorge um gesunde Verhältnisse<br />
Anders als immer wieder behauptet<br />
waren die Heilmittel der Weleda<br />
seit deren Gründung bis in die späten<br />
80er-Jahre der Hauptumsatzträger,<br />
aus welchem – von einzelnen Ausnahmejahren<br />
abgesehen – auch das<br />
Wachstum der Weleda selbst finanziert<br />
werden konnte. Erst ab den 90er-<br />
Jahren hat sich dieser positive Beitrag<br />
in ein stets zunehmendes Defizit der<br />
Sparte gewandelt, das glücklicherweise<br />
durch die gleichzeitig stark wachsende<br />
Sparte Naturkosmetik in den<br />
meisten Jahren insgesamt jeweils<br />
knapp gedeckt werden konnte. Eine<br />
Finanzierung der nötigen Investitionen<br />
aus selbst erwirtschafteten Mitteln<br />
war aber in den vergangenen Jahren<br />
nicht mehr gegeben, was zu einer<br />
Erhöhung der Fremdverschuldung<br />
führte und auch die Kapitalerhöhung<br />
von 2007 nötig machte.<br />
Beide Hauptaktionäre sowie die<br />
meisten Kleinaktionäre, alle Mitglieder<br />
des Verwaltungsrates und das Management<br />
sind sich darin einig, dass<br />
eine Fortführung und weitere Akzentuierung<br />
der geschilderten problematischen<br />
finanziellen Entwicklung mit<br />
einer nicht hinterfragten Quersubventionierung<br />
der Heilmittel im bisherigen<br />
Ausmass nicht zu verantwor
28 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
ten wäre, da dadurch die Weleda als<br />
Ganzes gefährdet würde.<br />
In diesem Zusammenhang darf<br />
auch an die Stellungnahme von Rudolf<br />
Steiner zum Thema der Preise<br />
und der Kostenwahrheit bei Medikamenten<br />
der Weleda erinnert werden:<br />
«Sehen Sie, es wurde gesprochen<br />
über die angebliche Teuerheit der<br />
Heilmittel. Ja, die Sache liegt so, dass<br />
die Heilmittel eben gerade so viel kosten<br />
müssen, als notwendig ist, um die<br />
Kosten der Herstellung und der Versendung<br />
und so weiter zu decken. Das<br />
ist immerhin gesünder – man muss ja<br />
auch bei der Medizin an die soziale<br />
und an die finanzielle Gesundheit<br />
denken, sonst ist man inkonsequent –,<br />
es ist viel gesünder, die Heilmittel so<br />
zu bezahlen, wie sie schon einmal kosten<br />
müssen nach den Herstellungskosten<br />
und so weiter, als sie geringer<br />
zu bezahlen und ein Defizit zu haben;<br />
das müssten Sie ja doch wieder bezahlen,<br />
wenn es nicht vom Monde herunter<br />
bezahlt werden soll. Das wären<br />
keine gesunden Verhältnisse. Diese<br />
Dinge müssen schon gerade bei uns<br />
berücksichtigt werden, dass man für<br />
solche Fälle, dass dem einen oder anderen<br />
die Heilmittel zu teuer sind, einen<br />
Fonds gründet oder dergleichen,<br />
von dem aus dann diese Heilmittel bezahlt<br />
werden. Auch da müssen wir<br />
schon eine Art Vertrauen entwickeln,<br />
müssen dieses Vertrauen der Einsicht<br />
derjenigen entgegenbringen, die für<br />
diese Heilmittel arbeiten müssen»<br />
(aus: ‹Rudolf Steiner und die Gründung<br />
der Weleda›, ‹Beiträge zur Rudolf<br />
Steiner Gesamtausgabe› Nr.<br />
118/119, Seiten 181f.).<br />
Interessierte können die Eignerstrategie<br />
für die Weleda bei der Weleda<br />
bestellen. Der Geschäftsbericht<br />
2010 der Weleda erscheint planmäßig<br />
Ende April und wird den Aktionären<br />
und Partizipanten per Post zugestellt.<br />
Andere Interessierte können ihn ab<br />
dem 30. Mai bei der Weleda bestellen.<br />
Weleda pflegt eine aktive Kommunikation<br />
mit allen relevanten Anspruchsgruppen.<br />
Die Durchführung<br />
einer speziellen Großveranstaltung<br />
noch vor der Jahresmitte halten wir allerdings<br />
für wenig realistisch.<br />
Unternehmenszweckartikel der Statuten<br />
Bezüglich des Unternehmens-<br />
zweckartikels in den Statuten orientieren<br />
wir gerne, dass dieser seit 1930<br />
unverändert wie unten stehend lautet.<br />
Lediglich der letzte Passus betreffend<br />
Förderzweck wurde 1996 aufgenommen,<br />
um eine langjährige Praxis<br />
sichtbar zu machen. Seit 1965 werden<br />
zudem die Diätetika explizit erwähnt.<br />
Ǥ2<br />
Zweck der Gesellschaft ist die Fabrikation<br />
und der Vertrieb von pharmazeutischen,<br />
diätetischen und kosmetischen<br />
Präparaten auf Grundlage<br />
der Anthroposophie Dr. Rudolf Steiners<br />
sowie die Betätigung auf verwandten<br />
Arbeitsgebieten einschließlich<br />
von Heilapparaten.<br />
Die Gesellschaft kann durch Beschluss<br />
des Verwaltungsrates Zweigniederlassungen<br />
im In- und Ausland errichten<br />
und ist auch zum Betriebe anderer<br />
gleichartiger Unternehmungen<br />
und zur Beteiligung an solchen befugt.<br />
Die Gesellschaft kann außerdem anthroposophische<br />
Institutionen durch<br />
Spenden und in anderer Form fördern.»<br />
Der Zweckartikel beschreibt zutreffend<br />
Tätigkeit und Ausrichtung der<br />
Weleda. Aus Sicht des Verwaltungsrates<br />
besteht keine Absicht und auch<br />
keine Veranlassung, daran etwas zu<br />
ändern.<br />
Einzuhaltene Rechtsräume<br />
Die übrigen organisatorischen Vorschläge<br />
verletzen entweder die Statuten<br />
(Ernennung von Präsident und Vizepräsident<br />
des Verwaltungsrates direkt<br />
durch die AAG und die IWK), das<br />
geltende Aktienrecht (Verbindungsstelle<br />
mit Einfluss, aber ohne verantwortliche<br />
Rechenschaftspflicht gegenüber<br />
der Generalversammlung),<br />
den Schutz der Unternehmensinteressen<br />
(Veröffentlichung der Protokolle<br />
der Verwaltungsratssitzungen)<br />
oder sind insgesamt in Anbetracht der<br />
tatsächlichen unternehmerischen<br />
Herausforderungen ziemlich irrelevant<br />
und wenig hilfreich.<br />
Für die Revisionsstelle gelten zwingend<br />
die gesetzlichen Anforderungen<br />
an die Zulassung gemäss Revisionsaufsichtsgesetz<br />
(RAG) und die Unabhängigkeit<br />
(Art. 728 OR).<br />
Im Interesse der Weleda hoffe ich,<br />
dass die AAG-interne Debatte zu den<br />
gestellten Anträgen so geführt wird,<br />
dass die hohe Motivation der Mitar-<br />
beiter unserer Weleda und das Bild<br />
der Weleda in der Öffentlichkeit dadurch<br />
keinen Schaden nehmen. | Arlesheim,<br />
25. März 2011, Georg Fankhauser,<br />
Präsident des Verwaltungsrates<br />
der Weleda AG
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
Finanzbericht<br />
Schwierige Schritte<br />
zu gesunden Finanzverhältnissen<br />
Das Jahr 2010 brachte dem Goethe -<br />
anum Höhen, aber auch besondere<br />
Herausforderungen. Ein solcher Höhepunkt<br />
war zweifellos die Inszenierung<br />
der Mysteriendramen Rudolf<br />
Steiners. Um dieses große Kunstwerk<br />
auf die Bühne bringen zu können,<br />
mussten von 2008 bis 2010 erhebliche<br />
Mittel aufgewendet werden. Durch<br />
die großzügige Unterstützung der<br />
Mitglieder und Freunde wurde es<br />
möglich, die Inszenierung dieses zentralen<br />
Kunstwerks zustande zu bringen.<br />
Ausverkaufte Aufführungen und<br />
bei den übrigen Aufführungen durchschnittlich<br />
600 Zuschauer übertrafen<br />
unsere Prognosen. Im Juni 2010 entschlossen<br />
sich deshalb Vorstand und<br />
Hochschulkollegium als Antwort auf<br />
diese erfreuliche Entwicklung, die<br />
Dramen bis 2013 weiter aufzuführen.<br />
Die Bruttokosten für die dreijährige<br />
Entwicklungszeit der Dramen betrug<br />
fast 5,4 Millionen CHF und erforderte<br />
ein großes Maß an freien Spenden,<br />
wobei es gelang 230 TCHF unter dem<br />
Projektbudget zu bleiben! (Siehe Ta-<br />
belle) Insgesamt wurden 1,7 Mio. CHF<br />
für die Dramen gespendet zuzüglich<br />
eines Geschenkversprechens in Höhe<br />
von etwa 750 TCHF, das noch aussteht.<br />
Beginnend mit dem Jahr 2011 sollen<br />
sich die Aufführungen vollständig<br />
durch die Einnahmen finanzieren.<br />
Der Schwerpunkt auf die Dramen,<br />
sowie unsere Konzentration auf die<br />
Neustrukturierung des Haushalts für<br />
2011, machte es notwendig, die drin-<br />
genden Bauvorhaben und Renovationen,<br />
wie beispielsweise das Schieferdach<br />
des <strong>Goetheanum</strong>, die Sanierung<br />
der Betonfassade (Süden und Norden)<br />
und die Außenterrasse, zu verschieben.<br />
Diese Projekte sind mit 4 Mio.<br />
CHF veranschlagt. Wir wollen sie 2012<br />
in Angriff nehmen, sofern es gelingt,<br />
65 % der erforderlichen Mittel im Jahr<br />
2011 zusammen zu bekommen.<br />
Das Budget 2010 um fast 8 % reduzieren,<br />
war nur möglich, indem wir 1,7<br />
Mio. CHF als ‹Außerordentlicher Ertrag›<br />
für die Mysteriendramen und die<br />
große Eurythmieaufführung (Apokalypse)<br />
damals zu budgetieren. Die<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 29<br />
schwache globale Wirtschaftslage sowie<br />
der hohe Kurs des Schweizer Franken<br />
machten es sehr schwer, diese außerordentlichen<br />
Mittel für die Bühnenprojekte<br />
zu sammeln.<br />
Unsere Betriebskosten für das Jahr<br />
lagen mit 21,922 Mio. CHF rund 830<br />
TCHF über dem Budget von 21,090<br />
Mio. CHF. Weil ca. 75 % der Einnahmen<br />
das <strong>Goetheanum</strong> in Fremdwährungen<br />
erreichen, ‹verloren› wir insgesamt<br />
ca. 850 TCHF aufgrund der<br />
schwachen Wechselkurse. Anfang Januar<br />
2010 notierte z. B. der Euro bei<br />
1,45 CHF, während er Ende Dezember<br />
2010 bei 1,24 CHF lag, was einen Rückgang<br />
um 15 % bedeutet.<br />
Obwohl die Mitgliederlisten in vielen<br />
Ländern von passiven oder ver-<br />
10 Jahre Entwicklung der Spenden (freie und zweckgebundene) und Institutionsbeiträge<br />
Durchschnitt<br />
2001 - 2010 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001<br />
1) Freie Spenden<br />
1'910 1'932 1'833 1'460 1'567 2'328 1'773 3'192 1'776 2'132 1'108<br />
2) Zweckgebundene Spenden 3'625 2'807 3'851 4'251 3'298 4'187 3'861 3'849 4'046 3'494 2'607<br />
3) Freie Institutionsbeiträge 2'083 2'211 2'451 1'990 2'409 1'991 1'754 2'233 1'904 1'961 1'926<br />
Zusammenfassung Mysteriendramen 2008-2010<br />
IST<br />
Aufwand<br />
2008 2009 2010 Gesamt<br />
Budget<br />
Gesamt<br />
Mitarbeitereinkommen 375'114 2'011'911 1'357'830 3'744'855 4'043'390<br />
Kostüme und Schneiderei 45'864 90'169 48'605 184'638 173'000<br />
Techn. Bühne, Bühnenbild, Bel. 249'448 176'352 94'540 520'340 775'000<br />
Workshops und Marketing 62'306 101'461 246'315 410'082 233'000<br />
Musik 4'176 7'001 252'975 264'153 137'500<br />
Aufwand Total<br />
Ertrag<br />
736'909 2'386'893 2'000'266 0 5'124'068 5'361'890<br />
Einnahmen aus Aufführungen 17'867 256'013 1'267'677 1'541'557 1'063'000<br />
Eigenmittel 348'273 1'153'919 364'441 1'866'633 1'270'000<br />
Einnahmen aus Spenden 370'769 976'961 368'148 1'715'879 3'028'890<br />
Ertrag Total 736'909 2'386'893 2'000'266 0 5'124'068 5'361'890<br />
schollenen Mitgliedern befreit wurden,<br />
blieb die Zahl in den letzten drei<br />
Jahren mit 47000 Mitgliedern stabil.<br />
Wir erhielten insgesamt 4,2 Mio. CHF<br />
an Mitgliederbeiträgen – fast 300000<br />
CHF weniger als 2009, was wiederum<br />
hauptsächlich auf den Wechselkurs<br />
zurückzuführen ist, wie auch die um<br />
250000 CHF auf 2,2 Mio CHF gesunkenen<br />
institutionellen Beiträge. Aller<br />
Voraussicht nach werden diese Währungsverluste<br />
2011 anhalten. Die Höhe<br />
der Mitgliedsbeiträge ist nach wie vor<br />
eine wichtige Frage, da einzelne Landesgesellschaften<br />
kurzfristig in die<br />
Lage kommen werden, die volle Zahlung<br />
nicht leisten zu können. Seit der<br />
Festlegung des Jahresbeitrags pro<br />
Mitglied von 125 CHF in der Generalversammlung<br />
von 1991 ist bis heute<br />
nur von der Schweiz und Deutschland<br />
erreicht wurden.<br />
Trotz des Währungsverlustes fiel<br />
die Reaktion auf den Weihnachts-<br />
Spenden-Aufruf mit 1,060 Mio. CHF<br />
etwa 275 TCHF höher als im Jahr 2009<br />
aus. Auch die freien Spenden mit 1,932<br />
TCHF stiegen um 100 TCHF. Entgegen<br />
des allgemeinen Trends der letzten<br />
Jahre sanken die zweckgebundenen<br />
Zuwendungen.
30 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
Trotz der schwierigen Wirtschaftslage<br />
blieb die Höhe der freien Spenden<br />
innerhalb der vergangenen zehn<br />
Jahre stabil (siehe Grafik). Für diese<br />
anhaltende Unterstützung, das kontinuierliche<br />
Band<br />
finanzieller Unterstützung, sind wir<br />
zutiefst dankbar. Im Jahr 2010 erhielten<br />
wir 643 TCHF aus Erbschaften, was<br />
den budgetierten Betrag von 500<br />
TCHF überstieg.<br />
In den letzten Jahren haben wir<br />
kontinuierlich weniger Mittel aus Erbschaften<br />
budgetiert, denn diese<br />
Schenkungen sollten für außerordentliche<br />
Projekte in Forschung und<br />
Bilanz<br />
31.12.10 31.12.09<br />
Alle Angaben in Tausend CHF Aktiva Passiva Aktiva Passiva<br />
Kasse, Bank, Postkonto 1'257 1'929<br />
Forderungen 1'442 752<br />
Aktive Rechnungsabgrenzungen 110 849<br />
Umlaufvermögen 2'809 3'529<br />
Verbindlichkeiten 1'679 1'391<br />
Rückstellungen 561 533<br />
Passive Rechnungsabgrenzung 891 562<br />
Kurzfristige Verbindlichkeiten<br />
Wertschriften, Guthaben<br />
3'131 2'486<br />
mit RR 1), Darlehen 3'214 3'381<br />
Beteiligungen 2) 3'738 3'738<br />
Finanzielle Anlagen 6'952 7'119<br />
Liegenschaften 3) 5'612 5'721<br />
<strong>Goetheanum</strong>-Gebäude 1'977 2'113<br />
Sachanlagen 7'589 7'834<br />
Darlehen und Hypotheken 4) 5'054 5'512<br />
Rentenverpflichtungen 313 354<br />
Schenkungen mit RR 5) 7'610 7'581<br />
Langfristige Verbindlichkeiten 12'978 13'447<br />
Fonds 6) 881 2'004<br />
Freie Eigenmittel 546 613<br />
Verlust 2010/2009 186 67<br />
Total 17'350 17'350 18'482 18'482<br />
Anmerkungen:<br />
1) Es handelt sich hier um Guthaben mit Rückfallrecht, die unter bestimmten<br />
Umständen zurückgefordert werden können. Die Gegenposition<br />
erscheint bei den Passiva innerhalb der ‹Schenkungen mit Rückfallrecht›.<br />
2) Bei den Beteiligungen macht der Aktien- und Partizipationsanteil<br />
bei der Weleda AG den Hauptteil aus. Daneben besteht eine Minderheitsbeteiligung<br />
an der Vital Restaurant AG.<br />
3) Es handelt sich um Häuser und Eigentumswohnungen für Mitarbeitende<br />
auf dem Platz Dornach/Arlesheim.<br />
4) Dies sind teilweise verzinsliche Darlehen von Privaten/Institutionen<br />
und verzinsliche Hypotheken von Banken.<br />
5) Es handelt sich bei den Schenkungen mit Rückfallrecht um solche, die<br />
unter bestimmten Umständen zurückgefordert werden können. Die<br />
Rückrufquote ist jedoch gering.<br />
6) Dies sind interne zweckbestimmte Fonds (Rückstellungen) für Tätigkeiten<br />
(Projekte) der Gesellschaft und Hochschule.<br />
Kunst und Gebäudesanierung eingesetzt<br />
werden. Für 2011 Jahr haben wir<br />
erstmals keine solchen freien Mittel<br />
für den laufenden Haushalt budgetiert.<br />
Der tatsächliche Betriebsverlust<br />
für 2010 (Siehe Grafik) betrug 3,5 Mio.<br />
CHF, ähnlich hoch wie in den vorangehenden<br />
Jahren. Ausgeglichen wurde<br />
dieses strukturelle Defizit mit dem<br />
Verkauf von zwei Wohnungen an unsere<br />
Pensionskasse, durch Auflösung<br />
von internen Fonds und Rückstellungen<br />
sowie durch Liegenschaftserträge.<br />
Diese Form des Finanzausgleiches,<br />
durch Deckung des Betriebsverlustes<br />
Erfolgsrechnung<br />
aus den stillen Reserven, kann auf<br />
Dauer nicht gut gehen, da diese Reserven<br />
endlich sind. Dem wollen wir ein<br />
Ende setzen .<br />
Durch die Schritte zu einem ausgeglichenen<br />
Haushalt schlossen wir das<br />
Jahr 2010 mit einem überschaubaren<br />
Verlust von 185 TCHF ab, wobei sich<br />
das Eigenkapital von 546 auf 360<br />
TCHF verringerte.<br />
Bilanz<br />
Wir schlossen 2010 mit einem<br />
Rückgang der Bilanz um 1,132 TCHF auf<br />
17,350 TCHF. Auf der Aktivseite reduzierten<br />
sich die liquiden Mittel um<br />
AUFWAND<br />
Alle Angaben in Tausend CHF<br />
2010 2009 Abw.<br />
EINKOMMEN MITARBEITENDE 12'935 12'851 84<br />
Wissenschaftliche Mitarbeitende 194 0 194<br />
Ausstellungsaufwand 22 0 22<br />
Verwaltungskosten 809 936 -127<br />
Reise- und Fahrzeugkosten 522 345 176<br />
Information und Werbung 191 386 -195<br />
Material und Herstellungskosten 744 782 -38<br />
Unterhalt Gebäude, Gelände, Mobiliar 572 853 -281<br />
Energie und Raumkosten 526 708 -182<br />
Zuwendungen und Abgaben 599 167 432<br />
Sachversicherungen und Beratung 220 649 -429<br />
Abschreibungen, Wertberichtigungen 12 190 -178<br />
Zuführung in Fonds und Rückstellungen 154 392 -238<br />
BETRIEBSAUFWAND 4'564 5'408 -844<br />
VERANSTALTUNGSKOSTEN 2'767 3'118 -351<br />
INVESTITIONEN 224 88 136<br />
Zinsen und andere Aufwendungen 795 794 2<br />
Mitarbeiterwohnungen 592 856 -264<br />
a.o. Aufwand 67 104 -37<br />
NEBENKOSTEN 1'454 1'754 -300<br />
TOTAL AUFWAND 21'944 23'219 -1'275<br />
ERTRAG 2010 2009 Abw.<br />
Beiträge von Mitgliedern 4'217 4'490 -273<br />
Beiträge von Institutionen 2'211 2'451 -240<br />
Spenden 1'932 1'833 99<br />
Legate 643 1'791 -1'148<br />
Wochenschrift „Das <strong>Goetheanum</strong>“ 1'329 1'378 -49<br />
Auflösung von Fonds und Rückstellungen 2'255 461 1'794<br />
GESELLSCHAFT EINNAHMEN 12'588 12'405 183<br />
Tagungen, Kurse, Veranstaltungen 1'472 1'362 109<br />
Publikationen und Broschüren 25 48 -24<br />
Studium und Weiterbildung 336 397 -61<br />
Labor und Institute 72 102<br />
HOCHSCHUL EINNAHMEN 1'905 1'909 25<br />
Künstlerische Darbietungen 1'469 772 697<br />
Bauführungen und Ausstellungen 59 52 8<br />
Dienstleistungen 617 654 -37<br />
Garten und Park 267 292<br />
GOETHEANUM KULTURHAUS EINNAHMEN 2'413 1'770 668<br />
Zweckgebundene Spenden 2'807 3'851 -1'043<br />
PROJEKTSPENDEN GANZES HAUS 2'807 3'851 -1'043<br />
Zinsen und andere Erträge 364 827 -464<br />
Mitarbeiterwohnungen 1'651 2'246 -594<br />
Übriger Ertrag 9 145 -136<br />
NEBENERTRÄGE 2'023 3'218 -1'195<br />
Verlust 2010/09 186 67 119<br />
TOTAL ERTRAG 21'922 23'219 -1'297
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
Aufwand<br />
Sokelbeitrag an Hochschule<br />
insgesamt 670 TCHF. Das Umlaufvermögen<br />
reduzierte sich um 720 TCHF<br />
auf 2,809 TCHF.<br />
Die Finanzanlagen reduzierten sich<br />
nur leicht um 167 TCHF auf 6,952 TCHF,<br />
wobei die Beteiligungen gleich blieben.<br />
Einige vergebene Darlehen wurden<br />
zurückgezahlt, und wir reduzierten<br />
unser Wertpapierportfolio. Außer<br />
der normalen Abschreibung auf Gebäude<br />
und den Großen Saal gab es<br />
keine wesentlichen Veränderungen in<br />
den Sachanlagen.<br />
Auf der Passivseite stiegen die<br />
kurzfristigen Verbindlichkeiten um<br />
645 TCHF auf 3,131 TCHF, da wir bereits<br />
2010 Erträge für das Jahr 2011 fakturiert<br />
haben (Wochenschrift ‹Das <strong>Goetheanum</strong>›),<br />
die in der Bilanz entsprechend<br />
abgegrenzt wurden. Gleichwohl<br />
konnten wir Passivdarlehen um<br />
458 TCHF auf 5,054 TCHF reduzieren.<br />
Wir erhöhten die Position Spenden<br />
mit Rückfallrecht in geringem Maße.<br />
Diese Spenden werden als langfristige<br />
Verbindlichkeiten gebucht.<br />
Wir lösten interne Fonds und Einzelwertberichtigungen<br />
auf. Diese erscheinen<br />
als Erträge in Höhe von insgesamt<br />
Infrastrukturkosten<br />
Transparenzreport AAG<br />
Ertrag<br />
Gutschrift Sockelbeitrag an Hochschule<br />
Gutschrift Infrastruktur<br />
Netto<br />
Aufwand<br />
2,2 Mio CHF in der Gewinn- und Verlustrechnung,<br />
bedeuten aber keine zusätzliche<br />
Liquidität für das <strong>Goetheanum</strong>.<br />
Dies alles war notwendig, um<br />
den operativen Verlust von 2010 zu reduzieren.<br />
Die meisten der übrigen<br />
Fonds (880 TCHF) sind von außen<br />
zweckbestimmt und können daher<br />
nicht aufgelöst werden.<br />
Die Mysteriendramen, die ungünstige<br />
Entwicklung der Wechselkurse sowie<br />
mehrere unerwartete größere<br />
Spenden spielen eine wichtige Rolle<br />
beim Ergebnis des Jahres 2010. Die Gewissheit,<br />
dass weitere schwere Beschlüsse<br />
für eine Sanierung der Finanzen<br />
erforderlich sein werden, prägte die<br />
Gespräche und Entscheidungen im ersten<br />
Halbjahr 2010. Es zeigte sich, dass<br />
der Entschluss, Erbschaften nicht für<br />
den laufenden Haushalt zu verwenden,<br />
um so unabhängiger von diesen ungewissen<br />
und schwer zu kalkulierenden<br />
Einnahme zu werden, deutliche Kürzungen<br />
notwendig machte.<br />
Ausblick und Haushaltsplan 2011<br />
Der Haushalt 2011 zeigt die Einsparung<br />
in Höhe von ca. 20 % auf fast al-<br />
Sokelbeitrag an Hochschule<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 31<br />
IST 2010 Budget 2010<br />
Hochschule<br />
Allgemeine Anthroposophische Sektion 821 1'486 567 220 1'486 -33 777 1'521 557 220 1'521 0<br />
Pädagogische Sektion 400 184 403 34 184 37 456 215 422 34 215 0<br />
Naturwissenschaftliche Sektion 908 513 546 306 513 -57 778 488 472 306 488 0<br />
Sektion für Landwirtschaft 427 277 292 144 277 9 405 286 262 144 286 0<br />
Mathematisch-Astronomische Sektion 173 114 28 147 114 2 169 121 22 147 121 0<br />
Medizinische Sektion 1'683 757 1'533 150 757 -0 1'699 808 1'549 150 808 0<br />
Sektion für Sozialwissenschaften 205 101 78 124 101 -2 193 103 69 124 103 0<br />
Sektion Schöne Wissenschaften 281 145 93 188 145 0 308 166 120 188 166 0<br />
Sektion Redende und Musizierende Künste 276 142 132 189 142 45 289 159 100 189 159 0<br />
Sektion Bildende Künste 174 131 33 193 131 52 250 170 57 193 170 0<br />
Jugendsektion 329 190 145 198 190 15 377 205 178 198 205 0<br />
Hochschule Gesamt 5'677 0 4'040 3'850 1'894 4'040 67 5'700 0 4'242 3'806 1'894 4'242 0<br />
<strong>Goetheanum</strong> Kulturhaus Gesamt 8'969 0 -2'946 2'532 0 0 -3'491 9'397 0 -3'216 2'523 0 0 -3'657<br />
Gesellschaft Gesamt 7'276 1'894 2'946 15'354 0 0 3'238 0 5'993 1'894 3'216 0 14'760 0 0 3'657<br />
Interne Verrechnungen 1'894 4'040 1'894 4'040 1'894 4'242 1'894 4'242<br />
AAG Gesamt bereinigt 21'922 21'736 -186 21'090 21'090 0<br />
Infrastrukturkosten<br />
Ertrag<br />
Gutschrift Sockelbeitrag an Hochschule<br />
Gutschrift Infrastruktur<br />
Netto inkl Infrastruktur<br />
len Arbeitsfeldern des <strong>Goetheanum</strong>.<br />
Das Budget sinkt deshalb von 21,09<br />
Mio CHF im Jahr 2010 auf 16,676 Mio.<br />
CHF. Ein Teil dieser Reduktion entspricht<br />
den erwarteten reduzierten<br />
Erträgen in Höhe von 2,870 TCHF (Verzicht<br />
im Budget auf 1,710 Mio. in ‹Außerordentlicher<br />
Ertrag› und 500 TCHF<br />
Legate). Weiterhin rechnen wir im<br />
Budget 2011 mit rund 250 TCHF weniger<br />
an Spenden, 100 TCHF weniger Zuwendungen<br />
aus der Mitgliedschaft<br />
sowie 250 TCHF weniger an institutionellen<br />
Beiträgen. Diese Zahlen beruhen<br />
auf der Analyse der letzten Jahre<br />
und der erwarteten Entwicklungen.<br />
Diesen Mindereinnahmen entsprechend<br />
senken wir den Aufwand um<br />
netto 2,877 TCHF. Ein wichtiger, aber<br />
überaus schmerzlicher Einschnitt betrifft<br />
die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
mit 742 TCH und die<br />
Bühne mit 1,216 TCHF, den Bereich<br />
Empfang mit 376 TCHF und 260 TCHF<br />
in der Bauadministration. Brutto verändert<br />
sich so die Aufwands- und Ertragsseite<br />
um 4,4 Mio CHF.<br />
Diese Einsparungen waren möglich,<br />
indem Aktivitäten zurückgefah
32 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Ordentliche Generalversammlung 2011<br />
ren wurde und zugleich Synergien innerhalb<br />
der bestehenden Abteilungen<br />
gesucht wurden. 22 Mitarbeitende<br />
mussten ihre Arbeit beenden – ein<br />
schmerzlicher Schnitt für die Arbeitsgemeinschaft<br />
des <strong>Goetheanum</strong>. Aus<br />
finanzieller Sicht stellen diese Entscheidungen<br />
zugleich einen entscheidenden<br />
Schritt dar, das <strong>Goetheanum</strong><br />
in eine finanzielle Gesundheit zu führen.<br />
Nach neun Jahren Verantwortung<br />
für die Finanzen des <strong>Goetheanum</strong><br />
habe ich beschlossen, von der Vorstandstätigkeit<br />
als Schatzmeister an<br />
der Generalversammlung im April<br />
2011 zurückzutreten und neue Initiativen<br />
zu ergreifen. So schließe ich diesen<br />
Finanzbericht mit einem herzlichen<br />
Dank für die positive Zusammenarbeit<br />
und an die vielen Mitglieder,<br />
Freunde, Stiftungen und anderen<br />
Organisationen, die so verlässlich das<br />
<strong>Goetheanum</strong> unterstützt haben. Es ist<br />
diese tiefe Verpflichtung und der persönliche<br />
Sinn für Verantwortung, der<br />
das Werk in die Zukunft tragen wird.<br />
Die vielfältigen Erfahrungen in diesen<br />
Jahren haben mich enorm bereichert,<br />
und es ist mir ein Privileg gewesen,<br />
den Aufgaben und Zielen der Allgemeinen<br />
Anthroposophischen Gesellschaft<br />
in diesen Jahren dienen zu dürfen.<br />
| Cornelius Pietzner, Finanzvorstand,<br />
9. März 2011<br />
Budget 2011<br />
Alle Angaben in TCHF<br />
BETRIEBSKOSTEN Aufwand Ertrag Netto<br />
Allg. Anthroposophische Gesellschaft<br />
Vorstand und Sekretariate 1'280 -1'280<br />
Kommunikation und Dokumentation 1'675 1'123 -552<br />
darin Öffentlichkeit 124 2 -122<br />
darin Dokumentation 321 11 -310<br />
darin Wochenschrift 1'230 1'110 -120<br />
Tagungen Gesellschaft 361 415 54<br />
Finanzen, Fundraising und Controlling 340 -340<br />
Personalwesen 634 73 -561<br />
IT und EDV 304 -304<br />
Liegenschaften 640 1'311 671<br />
Mitgliederbeiträge 4'575 4'575<br />
Beiträge v. Institutionen 1'900 1'900<br />
Spenden 2'050 2'050<br />
Sonstiger Aufwand 43 -43<br />
Total Gesellschaft 5'277 11'447 6'170<br />
Freie Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
Allgemeine Anthroposophische Sektion 654 546 -108<br />
(darin Studium und Weiterbildung) 448 316 -132<br />
Pädagogische Sektion 526 477 -49<br />
Naturwissenschaftliche Sektion 732 496 -236<br />
Sektion für Landwirtschaft 461 322 -139<br />
Mathematisch-Astronomische Sektion 120 27 -93<br />
Medizinische Sektion 1'340 1'265 -75<br />
Sektion für Sozialwissenschaften 10 -10<br />
Sektion für Schöne Wissenschaften 285 147 -138<br />
Sektion für Redende und Musiz. Künste 563 409 -154<br />
Sektion für Bildende Künste 10 -10<br />
Jugendsektion 233 95 -138<br />
Total Hochschule 4'935 3'784 -1'151<br />
<strong>Goetheanum</strong> Kulturhaus<br />
<strong>Goetheanum</strong>-Bühne 2'630 540 -2'090<br />
(darin Bühnenbetrieb) 2'100 -2'100<br />
(darin Mysteriendramen 2011 inkl Mitarbeitende) 530 540 10<br />
Empfang/Veranstaltungen inkl. Verpfl. 869 48 -821<br />
<strong>Goetheanum</strong>bau 2'965 857 -2'108<br />
Total <strong>Goetheanum</strong> Kulturhaus 6'464 1'445 -5'019<br />
TOTAL BETRIEBSAUFWAND 16'676 16'676 0
ó Bericht der Revisionsstelle<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 33
34 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Bericht der Revisionsstelle
ó Bericht der Revisionsstelle<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 35
36 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Bericht der Revisionsstelle
ó Bericht der Revisionsstelle<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 37
38 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Interviw<br />
Paul Mackay über einige der Vorwürfe | Thomas Stöckli, Wolfgang Held<br />
«Konfliktfähigkeit entwickeln»<br />
Der Waldorfpädagoge Thomas Stöckli ist seit etwa 30 Jahren mit dem <strong>Goetheanum</strong><br />
frei verbunden. Ihn interessierte vor dem Hintergrund der aktuellen Konfliktthemen,<br />
wie der Vorstand seine Aufgabe versteht, wie sich die Leitungsgremien<br />
der Anthroposophischen Gesellschaft und der Hochschule für Geisteswissenschaft<br />
zueinander verhalten sowie wie die Arbeitsteilung in geschäftsführenden<br />
Aufgaben einzuschätzen ist. Auf seine Initiative fand ein Gespräch mit<br />
Vorstandsmitglied Paul Mackay zu diesen Fragen statt.<br />
Das schon länger geplante Gespräch<br />
findet unter zugespitzten<br />
Vorzeichen statt. Denn<br />
kurz zuvor wurden die Anträge von<br />
Mitgliedern zur diesjährigen Generalversammlung<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft in<br />
‹Anthroposophie weltweit› Nr.<br />
3/2011 veröffentlicht.<br />
Beim Gespräch im Büro von Paul<br />
Mackay ergänzt Wolfgang Held zu Beginn<br />
noch zwei weitere Gesichtspunkte:<br />
Souveränität und Selbstbeherrschung,<br />
Diskretion und<br />
Konsequenz – diese Qualitäten sind<br />
Voraussetzungen für die Erfüllung<br />
von Vorstandsaufgaben, sie werfen<br />
aber oft einen kühlen Schatten. Das<br />
mache Anteilnahme, Gemütsnähe<br />
und Unmittelbarkeit schwieriger.<br />
Und: Was sind die wesentlichen Motive<br />
oder Wunden der Anträge jenseits<br />
eines politischen und interessegeleiteten<br />
Auftritts?<br />
Thomas Stöckli: Ich sehe als eine<br />
Kardinalaufgabe, die schon zu Rudolf<br />
Steiners Lebzeiten gestellt war, wie<br />
sich am <strong>Goetheanum</strong> eine Sozialkompetenz<br />
und eine Konfliktfähigkeit erarbeiten<br />
lässt. Mich interessiert nicht<br />
primär, ob jemand recht hat, sondern<br />
wie man bei aller Unterschiedlichkeit<br />
der Ansätze und Ansichten einen gemeinsamen<br />
Weg suchen kann und<br />
immer wieder neu den direkten Dialog<br />
sucht. Wie sehen Sie das?<br />
Menschen aus verschiedenen Richtungen<br />
begegnen sich in der Anthroposophie.<br />
Die Allgemeine Anthroposophische<br />
Gesellschaft bietet die einmalige<br />
Gelegenheit, Dialog- und Konfliktfähigkeit<br />
zu entwickeln. Am<br />
Fremden erkennt man ja nicht zuletzt<br />
das Eigene – an der Arbeit in und mit<br />
Konflikten nicht zuletzt die eigenen<br />
Grenzen.<br />
Kultur des Respekts<br />
Wolfgang Held: Manche Lebensfelder<br />
der Anthroposophie sind mitten in der<br />
Welt, werden gefragt, andere nicht.<br />
Die Schere öffnet sich, denn beide<br />
entwickeln unterschiedliche Formen<br />
des anthroposophischen Selbstbewusstseins.<br />
Wie können Sie das als<br />
Vorstand integrieren?<br />
Für mich als Vorstandsmitglied ist<br />
eine Kultur des Anstandes und des<br />
Respekts wichtig. Wie nun in dem<br />
von Ihnen erwähnten Spektrum<br />
diese Kultur gelebt werden kann, ist<br />
eine ständige große Herausforderung<br />
– sonst wäre es auch keine Kultur.<br />
Das schließt mit ein, dass die Anthroposophische<br />
Gesellschaft nicht<br />
dafür benutzt wird, um – salopp gesagt<br />
– eigene Schwierigkeiten einfach<br />
nur ‹abzuladen›. Und selbst dabei gilt,<br />
was Wilhelm Ernst Barkhoff einmal<br />
gesagt hat: «Der Satz ‹Ich mag dich<br />
leiden› beinhaltet auch: Ich leide unter<br />
dir, aber – ich mag dich leiden!»<br />
Die Fragen sind: Können wir uns aushalten?<br />
Und besprechen wir das<br />
nicht nur in Arbeitsgruppen, sondern<br />
üben wir das auch?<br />
Und glücklicherweise sind viele<br />
Menschen aus den unterschiedlichsten<br />
Berufsgebieten in der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft engagiert,<br />
sodass sich diese unterschiedlichen<br />
anthroposophischen Selbstverständnisse<br />
harmonisieren.<br />
Stöckli: Mir geht es nicht um ein Harmonisieren.<br />
Doch versteht man von<br />
außen – um ein Beispiel zu nennen –<br />
solch einen Schlagabtausch wie zwischen<br />
Judith von Halle und Sergej<br />
Prokofieff nicht. Man fragt sich: Warum<br />
ist es nicht möglich, dass beide<br />
zusammen sprechen? Und wenn beide<br />
nicht über den eigenen Schatten<br />
springen können: Warum übernimmt<br />
das nicht jemand anderes aus dem<br />
Vorstandskollegium?<br />
Dabei sollten Sie unterscheiden<br />
zwischen dem, was zu hören ist, und<br />
dem, was geschehen ist. Es gab ja Gesprächsangebote<br />
von Sergej Prokofieff.<br />
Ich habe ein gewisses Verständnis<br />
für ihn, wenn er vor dem<br />
Hintergrund seiner Erfahrungen zurückhaltend<br />
reagiert. Ein anderer hat<br />
vielleicht andere Erfahrungen gemacht<br />
und würde anders reagieren.<br />
Transparenz und Verschwiegenheit<br />
Stöckli: Warum werden diese Probleme<br />
nicht offen benannt und kommuniziert?<br />
Das haben Sergej Prokofieff und<br />
Judith von Halle in ihren Publikationen<br />
getan. Was im ‹<strong>Goetheanum</strong>› zu<br />
lesen ist, ist ja nur ein Schatten davon.<br />
Es wird ja nun das Gespräch<br />
auch stattfinden.<br />
Stöckli: Davon direkt zu erfahren, ist<br />
wichtig, weil sich sonst ‹Gespenster›<br />
bilden. Eines davon ist der Satz: Die<br />
gehen im Vorstand nicht darauf ein.<br />
Darunter leidet dann auch der Vorstand.<br />
Eine Konfliktkultur gehört dazu.<br />
Ja, das sehe ich auch so. Eine Kultur,<br />
in der sich Dialog- und Konfliktfähigkeit<br />
entwickeln kann, setzt aber<br />
auch ein gewisses Maß an Fairness<br />
voraus, und zwar bei allen Beteiligten.<br />
Stöckli: Aber es weiß doch niemand,<br />
ob in Vorstandssitzungen auch –<br />
wenn nötig – offen Konflikte behandelt<br />
werden.<br />
Das ist aber der Fall. Zur Transparenz<br />
gehört allerdings auch Verschwiegenheit.<br />
Ich erlebe es als positiv,<br />
dass der Vorstand ein Gremium<br />
ist, in dem man sich offen mit Kollegen<br />
austauschen kann, ohne jedes<br />
Wort auf die Goldwaage legen zu<br />
müssen. Nur so lässt sich etwas entwickeln,<br />
kann jeder offen seine Überlegungen<br />
aussprechen und sich mit<br />
Kollegen auseinandersetzen – und<br />
dann zu Entscheidungen stehen, die<br />
er oder sie allein so nicht getroffen<br />
hätte.<br />
Held: Das verstehe ich. In der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft sind Streit
ó Interviw<br />
fragen immer gleich Wahrheitsfragen.<br />
Deshalb werden sie leidenschaftlich<br />
geführt oder verschwiegen. In beiden<br />
Fällen ist das keine gute Voraussetzung<br />
für Kommunikation. Wenn der<br />
Vorstand Vorbild würde für eine<br />
Streit- oder besser Diskussionskultur<br />
in der Anthroposophischen Gesellschaft,<br />
dann müsste der Prozess des<br />
Streitens und Sicheinigens sichtbarer<br />
werden.<br />
Ja, und da brauchen wir Ihre Hilfe:<br />
durch offene Fragen an uns.<br />
Stöckli: Durch Verschwiegenheit entstehen<br />
– wie ich es in Schulgremien<br />
erlebe – leicht Gerüchte. Daher ist die<br />
aktive Kommunikation gleich im Anschluss<br />
an eine Gremiumssitzung<br />
wichtig.<br />
Dem wird wohl jeder zustimmen,<br />
aber die Erfahrung zeigt auch, dass<br />
das einfacher gesagt als getan ist. Wir<br />
berichten aus den Vorstandsbesprechungen<br />
auch wöchentlich im Hochschulkollegium.<br />
Aber wie viel ist aus<br />
einem komplexen Prozess, der noch<br />
nicht am Ende ist, berichtbar? Die<br />
aktive Kommunikation mit den Mitgliedern<br />
ist aber verbesserungsfähig.<br />
Bitte der Anthroposophie um<br />
Weiterentwicklung<br />
Stöckli: Ein Vorwurf gegenüber dem<br />
Vorstand am <strong>Goetheanum</strong> ist, dass<br />
die esoterische Seite seiner Arbeit zu<br />
wenig erlebt wird. Wie versteht sich<br />
der Vorstand am <strong>Goetheanum</strong>?<br />
«Das Esoterische besteht darinnen,<br />
dass man gerade sich in der energischsten<br />
Weise mit dem Leben und<br />
seinen Tiefen auseinandersetzen<br />
kann», so Rudolf Steiner. Mein Verständnis<br />
vom Vorstand ist nach wie<br />
vor das von einem Initiativvorstand.<br />
Wir versuchen im Vorstand so gut<br />
wie möglich, die Anthroposophie als<br />
geistige Wirklichkeit zu nehmen –<br />
und diese ist ja in Entwicklung. So,<br />
wie Anthroposophie von Rudolf Steiner<br />
gegeben worden ist, ist sie eine<br />
Unvollendete, die darum bittet, weiterentwickelt<br />
zu werden.<br />
Stöckli: Was heißt das konkret?<br />
Für mich ist die Vorstandstätigkeit<br />
nicht denkbar, ohne mich als in der<br />
Hochschule tätig zu sehen. Das gilt<br />
natürlich auch für jedes Hochschul-<br />
mitglied. Wie diese Tätigkeit aussieht,<br />
ist verschieden: Bodo von Plato beispielsweise<br />
lebt sie mehr als eine Kulturaufgabe,<br />
bei Seija Zimmermann<br />
gibt es den medizinischen Hintergrund.<br />
Bei mir selbst ist es unter anderem<br />
die Tätigkeit innerhalb der<br />
Sektion für Sozialwissenschaften. In<br />
dieser Verschiedenheit lebt das Geistesleben.<br />
Stöckli: Dabei sucht der Vorstand, so<br />
der Vorwurf, zu stark die Anbindung<br />
an die Außenwelt, statt die eigenen<br />
Künste (Sprachgestaltung und Eurythmie)<br />
zu fördern.<br />
Anthroposophie war von Anfang<br />
an eine Weltangelegenheit. Rudolf<br />
Steiner hat im Zusammenhang der<br />
Gründung der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft in den Niederlanden gesagt:<br />
Werde weltmännisch, werde<br />
weltfraulich. Und zum Auftrag der<br />
Weihnachtstagung 1923/24 gehört,<br />
tiefste Esoterik mit größtmöglicher<br />
Öffentlichkeit zu verbinden.<br />
Es ist der Versuch, Anthroposophie<br />
authentisch zu leben, auch in den<br />
‹eigenen› Künsten – und von Anbiederung<br />
kann meines Erachtens nicht<br />
und bei niemandem im Vorstand die<br />
Rede sein.<br />
Soziale Konstellationen entscheiden<br />
über die Wirksamkeit<br />
Stöckli: Zum Verhältnis von Vorstand<br />
und Hochschulkollegium am <strong>Goetheanum</strong><br />
gibt es den Vorwurf der<br />
‹Machtpolitik›.<br />
Wir haben im Juni 2010 die Entscheidung<br />
von 2002 bestätigt: Das<br />
Hochschulkollegium hat die Leitungsaufgabe<br />
für die Hochschule, der<br />
Vorstand für die Gesellschaft und das<br />
Haus. Wir befanden uns vor dem<br />
Sommer 2010 in einer Notlage, denn<br />
wir hatten die Höhe der notwendigen<br />
Einsparungen nicht erreicht. Wir<br />
konnten uns aber nicht mehr erlauben,<br />
weiter von der Substanz zu leben.<br />
Es geht nicht um eine Machtfrage,<br />
sondern um Verantwortung.<br />
Held: Welche Rolle spielten dabei die<br />
Interessen jeder Sektion?<br />
Sie spielten mit hinein. Was sich<br />
für das <strong>Goetheanum</strong> als Ganzes erreichen<br />
lässt, hängt auch davon ab, ob<br />
diese Interessen verstärkt aufeinan-<br />
Jahrestagung und Generalversammlung 2011 | 39<br />
der abgestimmt werden können.<br />
Stöckli: Gibt es ein Gremium, das die<br />
Arbeit im Vorstand spiegelt?<br />
Ja, es gibt sogar zwei. Die beiden<br />
Gremien sind das Hochschulkollegium<br />
und die Konferenz der Generalsekretäre.<br />
Für den Vorstand haben<br />
wir 2007 die Zäsur, den Rück- und<br />
Vorblick auf die Tätigkeit eines Vorstandsmitglieds,<br />
eingeführt. Zur diesjährigen<br />
Generalversammlung haben<br />
wir mit <strong>Antrag</strong> 1.1 eine Tätigkeitsdauer<br />
von sieben Jahren und mit <strong>Antrag</strong><br />
1.2 die Wiederbestätigung von<br />
dreien der Vorstandsmitglieder vorgeschlagen.<br />
Stöckli: Gibt es aber eine externe Spiegelungsgruppe?<br />
Die beiden genannten Gremien<br />
haben diesen ‹externen› Blick und<br />
sind doch vertraut genug mit den<br />
Verhältnissen, um spiegeln zu können.<br />
In den Gremien sind viele Menschen,<br />
die sich offen und konstruktiv<br />
kritisch äußern. Ohne sie wäre unsere<br />
Arbeit nicht zu leisten.<br />
Held: Auch Gremien haben Schatten,<br />
haben Doppelgänger. Ein solcher<br />
wirkt vermutlich, wenn sich Persönliches<br />
hinter Idealen und geistigen Gesichtspunkten<br />
verbirgt.<br />
Wenn das der Fall ist, müsste man<br />
es ansprechen. Das braucht allerdings<br />
viel Kraft und Takt.<br />
Ich habe gelernt, dass Entwicklungen<br />
in der Anthroposophischen Gesellschaft<br />
Zeit brauchen. Als ich Vorsitzender<br />
der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft in den Niederlanden<br />
war, haben mir die Mitglieder gespiegelt:<br />
Sie müssen uns mitnehmen.<br />
Jetzt haben wir am <strong>Goetheanum</strong> eine<br />
Notsituation: Wir müssen uns bewegen<br />
– und dennoch ist es mir wichtig,<br />
dass die Mitglieder es mitvollziehen<br />
können.<br />
Mit dem <strong>Antrag</strong> 1.2 fragen wir die<br />
Mitglieder, ob sie unter anderem<br />
meine Weiterarbeit als Vorstandsmitglied<br />
wollen oder nicht. Wenn ich<br />
wieder bestätigt werde, möchte ich –<br />
wie auch jetzt schon – gern tätig sein,<br />
so wie ich es im Blick auf das Ganze<br />
verantworten kann, auch wenn das<br />
gelegentlich Schmerzen bereitet.
40 | Jahrestagung und Generalversammlung 2011<br />
ó Interviw<br />
Beziehung zu den Generalsekretären<br />
Stöckli: Stimmt der Eindruck, dass<br />
auf den Vorstand am <strong>Goetheanum</strong><br />
viele divergierende Kräfte einwirken?<br />
Das ist so, und das ist auch gut so.<br />
Es geht auch hier um Fairness. Ich<br />
fasse Vorstandstätigkeit am <strong>Goetheanum</strong><br />
so auf: Ich muss, wie schon gesagt,<br />
mitverantwortlich für die Hochschule<br />
sein können, sonst bin ich nur<br />
Verwalter, und das möchte ich nicht.<br />
Und ich bin Mitglied des Vorstands<br />
der Allgemeinen Anthroposophischen<br />
Gesellschaft als Weltgesellschaft.<br />
Sobald ich das Goethenaum<br />
verlasse, begebe ich mich in das Gebiet<br />
einer Landesgesellschaft.<br />
Wir können als Vorstand ja alles<br />
machen, aber wir bleiben isoliert,<br />
wenn wir nicht die Beziehung zu den<br />
anthroposophischen Landesgesellschaften<br />
pflegen. Diese Art von Zusammenarbeit<br />
ist mir wichtig.<br />
Held: Das Verhältnis zwischen Generalsekretären<br />
und Vorstand wirkt<br />
herzlicher als das zwischen Vorstand<br />
und Hochschulkollegium – täuscht<br />
der Eindruck?<br />
Nun, wenn man sich häufiger<br />
sieht, sehen Beziehungen immer anders<br />
aus, als wenn man sich seltener<br />
begegnet. Ich sehe keinen grundsätzlichen<br />
Konflikt zwischen Vorstand<br />
und Hochschulkollegium. Mit einzelnen<br />
Mitgliedern kann es aber zu<br />
Spannungen kommen. Das muss an<br />
und für sich nicht schlecht sein,<br />
wenn eine gewisse Konfliktfähigkeit<br />
gepflegt wird. Da haben wir noch<br />
nicht ‹ausgelernt›.<br />
Stöckli: Gibt es denn offene Kommunikationswege<br />
wie etwa ein Hearing<br />
oder ein offenes Forum?<br />
Wir haben wöchentlich die Mitarbeitendenversammlung<br />
am <strong>Goetheanum</strong>.<br />
So etwas könnte man grundsätzlich<br />
auch für einen größeren Umkreis<br />
machen – wir sprechen über<br />
diese Möglichkeit im Vorstand und<br />
haben die Mitglieder ja auch vor zwei<br />
Monaten, am 31. Dezember 2010, zu<br />
einem Gespräch eingeladen – aber<br />
danke, eine gute Anregung, das mehr<br />
aufzugreifen.<br />
Stöckli: Wie sieht es mit Fragen der<br />
Geschäftsführung aus?<br />
Am <strong>Goetheanum</strong> tragen auch<br />
Menschen, die nicht im Vorstand<br />
sind, Verantwortung. Das findet beispielsweise<br />
in den Bereichen beziehungsweise<br />
durch deren Leiterinnen<br />
und Leiter statt. Sie besprechen sich<br />
auch in einem eigenen Kreis.<br />
Eine andere Frage sind die Zuständigkeiten<br />
im Vorstand. Auch hier gibt<br />
es hin und wieder Veränderungen.<br />
Zuletzt haben wir die Zuständigkeiten<br />
für die einzelnen Bereiche im <strong>Goetheanum</strong><br />
verändert. So ist Seija Zimmermann<br />
seit 1. Januar 2011 für die<br />
Bereiche Empfang und Bühne, Bodo<br />
von Plato für den Bereich Dokumentation<br />
und Kommunikation und ich<br />
für die Bau-Administration und für<br />
unterstützende Dienstleistungen (Finanzen,<br />
IT, Personalwesen) zuständig.<br />
Suche nach Sicherheit<br />
Held: Im Vorfeld von Entscheidungen<br />
findet am <strong>Goetheanum</strong> häufig eine<br />
breite kollegiale Beratung statt. Dieses<br />
Gespräch aller auf Augenhöhe ist<br />
sicher wertvoll für die Entwicklung<br />
des <strong>Goetheanum</strong>. Am Schluss irritiert<br />
manchmal, wenn die Entscheidungshoheit<br />
des Vorstandes betont wird.<br />
Mir geht es darum, dass Entscheidungen<br />
im Kontext der gemachten<br />
Verabredungen getroffen werden. In<br />
Hochschulangelegenheiten liegen die<br />
Entscheidungen beim Hochschulkollegium,<br />
in Gesellschafts- und Hausangelegenheiten<br />
beim Vorstand.<br />
Als ich gebeten wurde, die Verantwortung<br />
für das Budget 2011 zu übernehmen,<br />
war mir klar, dass ich damit<br />
auch die Mitverantwortung für Entscheidungen<br />
in diesem Zusammenhang<br />
übernehme, darunter die Kündigungen<br />
– und das waren<br />
schmerz volle Entscheidungen.<br />
Stöckli: Was oft mitspielt, ist das Instrumentalisieren<br />
eines geistigen<br />
Überbaus (zum Beispiel der Hochschule<br />
für Geisteswissenschaft) für<br />
allzu Persönliches. Spiritualität ist<br />
doch aber, wie Sie anführten, das Leben<br />
des Satzes ‹Ich mag dich leiden›,<br />
der ehrliche direkte Dialog; das wirkt<br />
esoterisch ohne große Steiner-Worte.<br />
Dennoch habe ich ein gewisses<br />
Verständnis dafür. Rudolf Steiner hat<br />
so viel gegeben. Wenn man sich auf<br />
Anthroposophie einlässt, fühlt man<br />
sich anfangs (und immer wieder) unsicher,<br />
weil man neue Erfahrungen<br />
macht. Man sucht Sicherheit. Wo?<br />
Bei Rudolf Steiner.<br />
Stöckli: Ich verstehe es nicht mehr,<br />
wenn man heute immer noch die Sicherheit<br />
nur in Büchern sucht. Die anthroposophische<br />
Menschenkunde beispielsweise<br />
steckt doch nicht in einem<br />
Buch. Für die Menschenkunde muss<br />
ich den realen Menschen begegnen.<br />
Ja, das ist wichtig. Aber um das zu<br />
tun, braucht man ein entsprechendes<br />
Menschenbild. Und dazu verhilft das<br />
Studium der Anthroposophie, das dann<br />
zur Lebenspraxis werden kann. ó
Bewachte Garderobe (Westeingang/Ruheraum)<br />
Sa 16.4. 8.00 – ca. 22.30 Uhr<br />
So 17.4. 8.00 – ca. 18.00 Uhr<br />
Empfänger für Simultanübersetzung<br />
(erhältlich am Infotisch)<br />
Kanal<br />
0 – Originalton/original<br />
1 – englisch/English<br />
2 – französisch/Français<br />
5 – italienisch/italiano<br />
· Keine Taschen und Rucksäcke im Grossen Saal!<br />
· Gemeinschaftsverpflegung in der Schreinerei<br />
· Bitte ROSA Mitgliedskarte vorweisen