Bertelt Innenteil.indd - Finest Crap
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Schmunzelheimat<br />
Meine<br />
- Rumbeck und um Rumbeck rum -<br />
Verseschmied Fritz <strong>Bertelt</strong> Bildermacher Willi Helle
Texte & Reime<br />
Fritz <strong>Bertelt</strong><br />
Skizzen<br />
Willi Helle<br />
Layout & Gestaltung<br />
Christoph Heß<br />
Verantwortlich:<br />
Fritz <strong>Bertelt</strong><br />
Triftstraße 20<br />
59823 Arnsberg (Rumbeck)<br />
Telefon: 0 29 31 - 1 62 96<br />
Dieses Büchlein steht kostenlos als Download zur Verfügung:<br />
www.fi nestcrap.de
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort ...................................................................................................................... 1<br />
Rumbeck, die Geburt einer Schönheit ..................................................................... 2<br />
Klothilde und der Gartenzwerg ................................................................................. 3<br />
Vorfahren ................................................................................................................... 4<br />
Lange Leute ............................................................................................................... 4<br />
War‘s schlimm?! ........................................................................................................ 5<br />
In Rumbeck ist was los! ............................................................................................. 6<br />
Das Hopfenberglied ................................................................................................... 7<br />
Weißt du nicht wo Rumbeck liegt? ............................................................................ 8<br />
Feine Milde ................................................................................................................. 9<br />
Tipp-Topp! .................................................................................................................. 9<br />
Es war einmal .......................................................................................................... 10<br />
Früher ...................................................................................................................... 11<br />
Rumbecker Dorfschönheiten ................................................................................... 12<br />
Hamstern ................................................................................................................. 13<br />
Der feiner Diener ..................................................................................................... 14<br />
Feuergeschichten ............................................................................................... 15-16<br />
Ein Weihnachtstraum ......................................................................................... 17-18<br />
Rumbecker Rassenhass .......................................................................................... 19<br />
Der Matrosenanzug ................................................................................................. 20<br />
Das Flüchtlingskind ................................................................................................. 21<br />
Die Rumbecker Ecke ................................................................................................ 22<br />
Nellius Strülleken .................................................................................................... 23<br />
Das kleine Wunder ................................................................................................... 23<br />
Die Lot Goners ......................................................................................................... 25<br />
Gasthöfl iches ........................................................................................................... 26<br />
Bei Bausen ............................................................................................................... 27<br />
Gasthof Hoffmann .................................................................................................... 28<br />
Auf Karl‘s Hof ........................................................................................................... 30<br />
Mein Rumbeck ......................................................................................................... 31
Inhaltsverzeichnis<br />
Schrittchen für Schrittchen .................................................................................... 32<br />
Rumbecker Paradiese ............................................................................................. 33<br />
Der Rumbecker Mühlbach ....................................................................................... 35<br />
Eile mit Weile ........................................................................................................... 36<br />
Die Rumbecker Runde ............................................................................................. 37<br />
Pinkel im Winkel ...................................................................................................... 38<br />
Rumbecker Schützenfest ........................................................................................ 40<br />
Heimbringung vom Rumbecker Schützenfest ........................................................ 41<br />
Die Rumbecker Pilgertage ...................................................................................... 42<br />
Frohes Fest .............................................................................................................. 43<br />
Amen! ....................................................................................................................... 4 3<br />
Rumbecker Schochen .............................................................................................. 44<br />
Die Rumbecker Autobahnbrücke ............................................................................. 4 5<br />
Eckenweiber ............................................................................................................. 4 6<br />
Alte Rumbecker ...................................................................................................... 47<br />
Onkel Karl ................................................................................................................ 48<br />
Purzel ....................................................................................................................... 49<br />
Fränzken .................................................................................................................. 50<br />
Angepinnt ................................................................................................................. 51<br />
Unser Opa im Wilden Westen .................................................................................. 52<br />
Meine Oma! .............................................................................................................. 53<br />
Um Rumbeck rum ................................................................................................... 54<br />
Liebes Arnsberg ...................................................................................................... 55<br />
Arnsberg träumt ...................................................................................................... 56<br />
Klugscheißer ............................................................................................................ 5 7<br />
Hohe Sauerländer Tiefe ........................................................................................... 57<br />
Mahlzeit .................................................................................................................... 5 8<br />
Soest ........................................................................................................................ 58<br />
Schulklo 1949 ........................................................................................................... 59<br />
Die Uentroper Geschichte ........................................................................................ 60<br />
Neugliederung 2012 ................................................................................................. 62<br />
Natürlich .................................................................................................................. 63
Inhaltsverzeichnis<br />
Einmal in Wennigloh ................................................................................................ 64<br />
Das Beamten-Kneipenwunder ................................................................................ 65<br />
Dann hat die arme Seele Ruhe ............................................................................... 66<br />
Meine letzte Bitte ..................................................................................................... 67<br />
Dei Dännen singet .............................................................................................. 68-69<br />
Die Arme Seele hat Ruhe ........................................................................................ 71<br />
Quälgeister ............................................................................................................... 7 2<br />
In lieber Erinnerung ............................................................................................... 73<br />
Platt .......................................................................................................................... 74<br />
Bildnachweis ........................................................................................................... 75
Liebe Rumbecker,<br />
liebe Drumrumer!<br />
Ich habe einige Erinnerungen aus meinem siebzigjährigen Rumbecker Leben in<br />
Reime gefasst. Mögen diese zum Innehalten, Träumen oder Schmunzeln dienen.<br />
Vielleicht fi nden sich auch Anregungen, die eigene Vergangenheit in Beschaulichkeit<br />
oder Gesprächen aufl eben zu lassen.<br />
Mit der großen Reimkunst kann ich nicht aufwarten. Ich versuche einfach,<br />
meine Gefühle zu Rumbeck und dessen Umgebung auszudrücken. Das nicht<br />
immer leichte Ringen um augenzwinkernden Humor wird dabei hoffentlich<br />
erkannt. Einen besonderen Erfolg schreibe ich mir zu, sollte bei zukünftigen<br />
Begegnungen vermehrt die Frage: „Weißt du noch...?“ gestellt werden.<br />
Richtig glücklich bin ich, wenn begeistert die alten „Dönekes und Vertellekes“<br />
aus dem Dunkel der Vergangenheit ans Licht kommen.<br />
Willi Helle hat mit viel Gespür zum Detail auf seinen Wanderungen einige<br />
heimatliche Motive im Zeichenblock festgehalten. Sie sind hier abgedruckt.<br />
Christoph Heß hat dem Büchlein das richtige Gesicht gegeben.<br />
Danke Willi, danke Christoph!<br />
Zur Einstimmung schon mal ein kleines Gedichtchen:<br />
Die Schmunzelheimat<br />
Du läufst fröhlich durch die Welt,<br />
die Taschen voller Klimpergeld.<br />
Hast einen wilden Floh im Herzen,<br />
sprühst wie tausend Wunderkerzen!<br />
Dich kann keiner mehr verhunzeln,<br />
bist in Rumbeck und kannst schmunzeln!<br />
Euch wünsche ich nun weiterhin viel Spaß beim Lesen und Betrachten.<br />
Fritz <strong>Bertelt</strong><br />
1
2<br />
Rumbeck, die Geburt<br />
einer Schönheit!
Klothilde und der Gartenzwerg<br />
Ich hörte oft die Leute fragen:<br />
„Gibt’s über Rumbeck keine Sagen?“<br />
Sprach dann vom Riesen, einem Racker<br />
auf Hünenburg und Hasenacker.<br />
„Die vom Langen aus dem Wald,<br />
die kennen wir, ist doch uralt!<br />
Da muß es doch was Neues geben,<br />
richtig spannend aus dem Leben!“<br />
Mir unbekannt, kam leicht in Rage,<br />
so schrieb ich selber diese Sage:<br />
Es geschah vor vielen Jahren,<br />
hab’s von den Alten so erfahren.<br />
Da trat ins Kloster Rumbeck ein<br />
das wunderschöne Mägdelein.<br />
Sie war klein und hieß Klothilde,<br />
von außen süß, doch eine Wilde.<br />
Ihr Bruder hatte sie gezwungen,<br />
drum war den Nonnen sie entsprungen.<br />
Novizin wollte sie nicht sein,<br />
lief in den nahen Wald hinein.<br />
Dort am dunklen Knippenberg<br />
traf sie auf einen Gartenzwerg.<br />
Beide klein, die Liebe groß,<br />
besser ging’s nicht, ganz famos.<br />
Und folgerichtig, sie gebar<br />
nach und nach ne Kinderschar.<br />
Man hörte bald in Deutschen Landen,<br />
das Dörfchen Rumbeck sei entstanden.<br />
Brave Bürger, nett und fein,<br />
doch hin und wieder etwas klein.<br />
Ihr wißt Bescheid, seid voll im Bilde,<br />
das lag am Zwerg und an Klothilde.<br />
Bleibt bei euch die Frage offen,<br />
hätte der Riese sie getroffen.<br />
Die Antwort macht mir keine Not,<br />
denn der war da schon lange tot.<br />
Und außerdem, was soll die Frage,<br />
dies ist doch letztlich meine Sage.<br />
Gefällt sie nicht, hört, was ich meine,<br />
schreibt euch gefälligst selber eine!<br />
3
4<br />
Vorfahren<br />
Sie lebten im Wald in kleinen Katen,<br />
Tagelöhner mit Axt und Spaten.<br />
Alte und Junge, das Mädchen, der Bube<br />
zusammen gepfercht in einer Stube.<br />
So viele Kinder, groß war die Not,<br />
oft reichte es nicht für ein einfaches Brot.<br />
Ihr Bett war die Erde, Bretter und Stroh,<br />
eng beieinander mit Läusen und Floh.<br />
Stanken wie Füchse, dreckig wie Schweine,<br />
Seife war Luxus, das Hemd stand alleine.<br />
Haben gelitten, gehungert, gefroren,<br />
in Massen gestorben, noch mehr geboren.<br />
Wir leben heut‘ weiter mit ihrem Blut<br />
in kleinen Palästen, es geht uns gut.<br />
Vergessen wir nicht, ob jung oder alt,<br />
möglich machten‘s die aus dem Wald.<br />
Lange Leute<br />
Wie nennt man wohl den langen Macker<br />
von Hünenburg und Hasenacker?<br />
Beende schnell die Analyse,<br />
dieser Kerl war der Herr Riese.<br />
Die Reste von den Riesensünden,<br />
kann man im Telefonbuch fi nden.<br />
Auf dessen Eintrag wird verwiesen:<br />
Ganz Arnsberg hat noch fünfzehn Riesen.
War‘s schlimm?!<br />
Alle lebten kunterbunt,<br />
Hühner, Schweine, Kühe, Hund.<br />
Mit uns auf allerkleinstem Raum,<br />
das war bestimmt kein Lebenstraum.<br />
Zum Stall gab’s eine dünne Tür,<br />
die Küche kam, hier lebten wir.<br />
Kinder waren oft sehr krank:<br />
Bazillenrache, weil’s so stank.<br />
Ein altes Plumpsklo stand im Gang,<br />
das war schon ein Neuanfang.<br />
Denn vorher ging es ohne Krise,<br />
ins Haus mit Herzchen auf die Wiese.<br />
Ein Wasserkran im ganzen Haus,<br />
da kam auch oftmals Wasser raus.<br />
Wenn’s nicht kam, ging‘s ans Strülleken<br />
mit Eimer, Kochtopf, Pülleken.<br />
Doch beschränkte sich das Sehnen<br />
nicht ausgesprochen auf Hygienen.<br />
Alle satt und meistens warm,<br />
damit zufrieden, selten arm.<br />
Eng zusammen ohne Fragen,<br />
auch Stallmief kann im Leben tragen.<br />
Man hörte selten einen unken,<br />
alle haben so gestunken.<br />
Fragt ihr, ob’s jetzt besser ist,<br />
heute haben wir anderen Mist.<br />
In Rumbeck war’s, eh ich’s vergesse,<br />
Triftstr. 12, die (Alt) Adresse<br />
5
6<br />
In Rumbeck ist was Los!<br />
Rumbeck liegt im Sauerland<br />
etwas vorne, fast am Rand.<br />
Hinab von seinen Höhen,<br />
kann man die Täler sehen.<br />
Auch die Weihnachtstannen,<br />
Veltinskneipen, volle Kannen.<br />
Weiter ist noch von Interesse<br />
sonntäglich die Heilige Messe.<br />
Wer einmal nach Arnsberg muss,<br />
benutzt den großen Omnibus.<br />
Auch können sich die allermeisten,<br />
bereits ein kleines Fahrrad leisten.<br />
Ich fi nde Rumbeck ganz famos,<br />
da ist doch wirklich mal was los.<br />
Wer anders denkt und gibt es kund,<br />
das ist und bleibt ein Schweinehund!
Das Hopfenberglied<br />
Refrain<br />
Bin vor Rumbecks Hopfenberg geboren,<br />
da wundert’s nicht, zisch gerne mal ein Bier.<br />
Eh’ trocken wir im Knippenberge schmoren,<br />
bleib ich am Hopfenberg und trink mit dir!<br />
Brat mir abends manchmal einen Pümmel,<br />
vom Rind mit Zwiebeln, so ein großer Lümmel.<br />
Der feine Mensch nennt es auch Rinderwurst,<br />
mir ganz egal, krieg davon Riesendurst.<br />
Versuch ein Wasser, ist nicht mein Pläsier,<br />
dann seh’ ich’s vor mir, so ein großes Bier!<br />
Refrain<br />
Spaziere oft durch Rumbecks alte Gassen,<br />
nur immer rauf, es ist doch nicht zu fassen!<br />
Der Schritt wird müde, wirke gar nicht munter,<br />
nach dem Hoch muß ich nun steil hinunter.<br />
Der Schweiß steht dicke auf der Stirne mir,<br />
kann nur noch röcheln: „Brauche jetzt ein Bier!“<br />
Refrain<br />
Ich hoffe sehr, daß ihr alle wißt,<br />
was der Knippenberg in Rumbeck ist.<br />
Hier schaut der Sensenmann dem Pastor ins Brevier,<br />
dann ist es aus mit Schnäpschen und mit Bier.<br />
Drum meißelt es in meinen Grabstein ein:<br />
„Am Hopfenberg möchte ich jetzt gerne sein!“<br />
Refrain<br />
(Melodie: Hab mein Herz in Heidelberg verloren)<br />
7
8<br />
Weißt du nicht wo<br />
Rumbeck liegt?<br />
Weißt du nicht wo Halle liegt,<br />
Halle an der Saale,<br />
weißt du nicht wo Schwerte liegt,<br />
Schwerte liegt im Tale.<br />
Weißt du nicht, wo Rumbeck liegt,<br />
Rumbeck an der Ecke,<br />
/: wo man trinkt die Halben aus,<br />
die so lecker schmecke.<br />
Weißt du nicht wo Berge liegt,<br />
Berge an der Wenne,<br />
weißt du nicht wo Reiste liegt,<br />
Reiste an der Henne.<br />
Weißt du nicht wo Rumbeck liegt,<br />
Rumbeck an der Bache,<br />
/: wo ich immer fröhlich bin,<br />
singe und auch lache.<br />
Weißt du nicht wo Kölle liegt,<br />
Kölle liegt am Rheine,<br />
weißt du nicht wo Hannover liegt,<br />
Hannover an der Leine.<br />
Weißt du nicht wo Rumbeck liegt,<br />
Rumbeck liegt an Bergen,<br />
/: wo man mit Schneewittchen tanzt<br />
und den sieben Zwergen.<br />
Weißt du nicht wo Olpe liegt,<br />
Olpe an der Lenne,<br />
weißt du nicht wo Meinberg liegt,<br />
Meinberg in der Senne.<br />
Weißt du nicht wo Rumbeck liegt,<br />
Rumbeck mit den Hacken.<br />
/: Da sind alle Klos verstopft,<br />
dort gibt‘s dicke Backen.
Feine Milde<br />
Darfst du zwei Superfrauen mischen,<br />
zögere nicht und lass es zischen.<br />
Veredele wie beim besten Wein,<br />
die Frau aus Rumbeck wird es sein.<br />
Jetzt bist bestens du beraten,<br />
hast vom Bittren und vom Zarten.<br />
Genießt das Sanfte und das Wilde,<br />
bei Tschibo wer’s die „Feine Milde!“<br />
Tipp-Topp!<br />
Am Hopfenberg zu Dammbergs Füßen<br />
kann man die Rumbecker begrüßen.<br />
Frauen schön und voller Rasse<br />
Rumbecks Männer Extraklasse.<br />
Zusammen waren sie die Gründer,<br />
für ein Dorf der Superkinder.<br />
Rumbecker sind nicht zu stoppen,<br />
ganz famos, wer will sie toppen?!<br />
9
10<br />
Es war einmal...
Früher<br />
Denke gern an die Familie,<br />
war für mich ein sicherer Hort.<br />
Mit Heimweh kam ich immer wieder,<br />
musste ich doch einmal fort.<br />
In Rumbeck lebten die Verwandten,<br />
kann fast sagen Haus an Haus.<br />
Schenkten mir so manchen Groschen,<br />
fühlte mich im Saus und Braus.<br />
Freundlich lächelnd grüßten Nachbarn,<br />
das Gespräch am Gartenzaun.<br />
Alles war so ungezwungen,<br />
jedem konnte man vertrauen.<br />
Kirche, Schule seh’ ich kritisch,<br />
lasse sie hier einmal raus.<br />
Dank für gütige Momente,<br />
damit endet der Applaus.<br />
Ich hielt’s eher mit den Kneipen,<br />
hatte oft den Mund voll Schaum.<br />
Das Herze hüpft, wenn ich dran denke,<br />
frische Bierchen, welch ein Traum!<br />
Waren’s Freunde, Saufkumpane?<br />
Ganz entscheidend war der Spaß.<br />
Da reichte uns die Thekenmeile,<br />
vor Lachen wurd’ die Hose nass.<br />
Lass erneut den Ruf erschallen,<br />
wenn ich weiter nachgedacht.<br />
Doch bis dahin dank ich allen,<br />
die mit mir gelebt, gelacht!<br />
11
12<br />
Rumbecker Dorfschönheiten<br />
Die schönen Mädchen zum Erbauen<br />
konnt‘ man in Rumbeck sonntags schauen.<br />
Zehn Uhr das Hochamt, hin zur Messe,<br />
beim Jüngling hob sich das Interesse.<br />
Heiße Gedanken, nah den Sünden,<br />
wo konnten Blicke Mädchen fi nden?!<br />
Wenn ich’s heute richtig checke,<br />
vor dem Altar die rechte Ecke.<br />
Hier dienten ihre frommen Leiber,<br />
dem Jungenblick als Zeitvertreiber.<br />
Kam dann mal ein Blick zurück,<br />
ging auf das Herz, begann das Glück.<br />
Erst Jahre nach der ersten Nähe,<br />
kam man in weiß zur tollen Ehe.<br />
Trug nach kurzem Zeitverlaufe,<br />
den kleinen Rumbecker zur Taufe.<br />
Ging auch nach vorne, wo aus Blicken<br />
sich einstmals formte das Entzücken.<br />
Dankte Gott, der voll Verstehen,<br />
die große Liebe ließ geschehen.<br />
Kann’s vom Hören nur berichten<br />
und irgendwie zusammen dichten.<br />
Weil ich doch im Altarraum stand<br />
als keuscher, frommer Ministrant.<br />
Ich trage es als große Last,<br />
das Blickgefecht total verpasst.<br />
Bleibt mir nur noch lautes Fluchen,<br />
muss große Liebe auswärts suchen!
Hamstern<br />
Der schlimme Krieg, dann Schmachtezeit,<br />
Hungerstädte weit und breit.<br />
Reichsmark, Lebensmittelmarken<br />
reichten nicht um zu erstarken.<br />
Zum Hamstern ging es nun aufs Land,<br />
wo sich zunächst auch Hilfe fand.<br />
Sah die Großen Bauern winken,<br />
mit Eiern, Butter, Wurst und Schinken.<br />
Nahmen Teppiche und Uhren,<br />
auch Meissner Porzellanfi guren.<br />
Das war nie Rumbecker Art,<br />
beim Helfen wurde nicht gespart.<br />
„Hunger tut weh,“ es knurrt der Magen,<br />
die blanke Not, verhaltenes Klagen.<br />
Kranke Kinder auf den Armen,<br />
ach es war zum Gotterbarmen!<br />
Der Grund, für mich kaum zu ermessen,<br />
wir hatten ja genug zu essen.<br />
Lebten vom kleinen Feldertrage,<br />
2 Kühe, Schweine, keine Frage.<br />
Halfen gern, ein kleines Glück,<br />
Milch fürs Kind, vom Brot ein Stück.<br />
Kartoffeln, Obst, vom eigenen Baum,<br />
zu mehr da reichte es wohl kaum.<br />
Ein freundlich Wort, die Bank zum Ruhen,<br />
Packsband bei kaputten Schuhen.<br />
Das war überlebenswichtig,<br />
schon vergessen, ist das richtig?!<br />
Politiker in Wohlstandstagen,<br />
diskutieren Armutsfragen.<br />
Ich gehe weg, lasse sie stehen,<br />
die sollen erst mal hamstern gehen!<br />
13
14<br />
Der feine Diener<br />
Früher hieß es, heut zum Lachen:<br />
„Kannst du einen Diener machen?“<br />
Dann senkte Kind, wie beim Schafott,<br />
den Kopf, als ging’s zum Lieben Gott.<br />
War Diener gut, fi el Leuten ein:<br />
„Der Diener, der war aber fein!“<br />
Sie trennten sich und das war stark<br />
auch schon mal von einer Mark.<br />
Kinder sehen das heute cleaner,<br />
machen keinen feinen Diener.<br />
Dies ist für sie ein großer Quark,<br />
vielleicht fehlt nur die Deutsche Mark.<br />
Ich laß mich auch auf Euros ein<br />
und mache jetzt den Diener, fein!
Feuergeschichten<br />
Die schönste Zeit, wenn ich kann wählen,<br />
am Feuer sitzen und erzählen.<br />
So war es schon in Kindertagen,<br />
denk freudig daran mit Behagen.<br />
Unsere Küche ärmlich, klein,<br />
doch wir passten alle rein.<br />
Da war’n die Eltern, der Bruder und ich,<br />
Opa und Oma, erinnere mich.<br />
Außerdem Papas Kumpel,<br />
ein Mann namens Franz,<br />
am Wochenende, jetzt sind wir ganz.<br />
Mama löschte das Licht, es hat nicht gestört,<br />
wir öffneten nun die Klappe vom Herd.<br />
Tausend Farben das Feuer hell und auch warm,<br />
Geborgenheit spüren fast wie im Arm.<br />
Voll innerer Freude, vertraut war die Runde der<br />
langen gemütlichen Dämmerstunde.<br />
Die Männer rauchten die ersten Mutzen,<br />
dies allerdings nach gründlichem Putzen.<br />
Die Frauen mussten sich anders beglücken,<br />
für sie blieb nur eines, das war das Stricken.<br />
Mein Bruder und ich in aller Ruh<br />
möhnten ins Feuer und hörten gut zu.<br />
Was sie erzählten im Scheine der Feuer?<br />
Die Geschichten von gestern, heute nicht neuer.<br />
Über die Arbeit in Wald und Feld,<br />
in der Fabrik für wenig Geld.<br />
Auch von den Festen, die es kaum gab.<br />
Wer heiraten musste oder ins Grab.<br />
15
16<br />
Wir haben früher wenig erlebt,<br />
hat ja nicht täglich die Erde gebebt.<br />
Drum wurden Geschichten oft neu bestückt,<br />
deutlich gesagt: „Mächtig gekrückt!“<br />
Brauchten die Wahrheit nur etwas verbiegen,<br />
für sie hieß es einfach: „Klang dran kriegen!“<br />
Ich hab nicht vermisst Fernsehen und Reisen,<br />
verlogene Gespräche in „Besseren Kreisen.“<br />
Heut wird das Leben sekündlich neuer,<br />
bezahlen mit Stress, das ist mir zu teuer.<br />
Will trotzdem die Welt von heut nicht verfl uchen,<br />
werd’ mir lieber ein Plätzchen am Feuer suchen.
Ein Weihnachstraum<br />
Sitze träumend vorm Kamin,<br />
es ist warm, der Duft von Zimt.<br />
Spür ein fast vergessenes Sehnen,<br />
das mich in die Arme nimmt.<br />
Das Weihnachten der Kindertage,<br />
steigt ganz plötzlich in mir auf.<br />
Versetz mich in die alte Stube,<br />
Vergangenes nimmt seinen Lauf:<br />
Oma, Opa, Eltern Bruder,<br />
mein Vetter Ernst ist auch dabei,<br />
vertraut ist mir die alte Krippe,<br />
ein kleiner Engel spielt Schalmei.<br />
Der Weihnachtsbaum im vollen Glanze,<br />
er strahlt durch das ganze Haus.<br />
Freudig ich durchs Zimmer tanze,<br />
das erste Kerzlein geht schon aus.<br />
Die Geschenke sind bescheiden,<br />
wir befi nden uns im Krieg.<br />
Spielen mit den Gipssoldaten,<br />
glauben an den großen Sieg.<br />
Papa weiß es sicher besser,<br />
er kommt aus dem Feld zurück.<br />
Sehe seine gütigen Augen,<br />
spüre den besorgten Blick.<br />
Der Teddybär ist nur geliehen,<br />
das kleine Kind sehr schnell „verkohlt,“<br />
schon nach ein paar Tagen heißt es:<br />
„Den hat das Christkindchen geholt.“<br />
Was helfen fl ehendliche Blicke,<br />
selbst weinen hat da keinen Zweck,<br />
mit meinem Teddy spielen Andere,<br />
muss schnell lernen, weg ist weg!<br />
Da bleiben noch die bunten Klötze,<br />
die hat der Papa selbst gemacht.<br />
Dazu gibt’s einen kleinen Wagen,<br />
fahre durch die Heilige Nacht.<br />
Das Essen aber ist sehr reichlich,<br />
„geschlachtet“ wird die Mettewurst.<br />
Für die Erwachsenen Selbstgebrannten,<br />
ach was haben die ’en Durst!<br />
Selbst das Vieh wird nicht vergessen,<br />
auch hier gibt’s einen Festtagsschmaus.<br />
Da hat der Opa seine Sorge<br />
für Kühe, Schweine, Hund und Maus.<br />
Natürlich gehen wir zur Kirche,<br />
hört nur wie das Glöcklein klingt.<br />
Da gibt es wirklich keine Stimme,<br />
die nicht vom Jesuskinde singt.<br />
17
18<br />
Kehr nun zurück aus Kindheitsträumen,<br />
sitz allein im alten Haus.<br />
Trinke einen guten Whisky,<br />
lasse auch ein Tränchen raus.<br />
Vergangenheit will auch verklären,<br />
und Romantik macht nicht satt.<br />
Zeiten lassen sich nicht tauschen,<br />
es bleibt was man gerade hat.<br />
Lehne in dem Sorglos-Sessel,<br />
mein Haar ist grau, denn ich bin alt.<br />
Mit dem Leben ganz zufrieden,<br />
auch diese Zeit ist nicht nur kalt.<br />
Nette Nachbarn, liebe Freunde,<br />
die Verwandten nebenan,<br />
dieses Weihnachten soll kommen,<br />
geb’ mich ganz in seinen Bann.<br />
Wünsche allen, die dies lesen,<br />
eine schöne Weihnachtszeit,<br />
feiern wir es miteinander,<br />
macht die Herzen nur bereit!
Rumbecker Rassenhass<br />
Willst du Rumbecker benennen,<br />
gilt es diese scharf zu trennen.<br />
„Pohlbürger“ ist, wer immer da,<br />
in Rumbeck schon geboren war.<br />
Fremd nach Rumbecks Frauen schmachten?<br />
Das Herrenvolk kennt nur Verachten!<br />
Den Mann, der über Grenzen ging,<br />
beschimpfen sie als „Buiterling.“<br />
Doch wird‘s ein richtig Armes Schwein,<br />
zieht er ins Haus der Liebsten ein.<br />
Mutiert zum „Giebelfrigger“ dann,<br />
kein Mensch, kein Tier, ein Hampelmann.<br />
Auf einmal ist der Spuk verschwunden,<br />
Neubürger liebt man unumwunden.<br />
Weil sie die Wies’ zum Bauplatz machen,<br />
lassen schnell das Sparschwein krachen.<br />
Sind für Rumbeck auf den Beinen,<br />
im Ehrenamt, bei den Vereinen.<br />
Nicht wegzudenken, meine Bitte,<br />
stellt sie stets in unsere Mitte.<br />
Hilft nichts, am Ende fällt mir ein,<br />
bin stolz, ein „Pohlbürger“ zu sein!<br />
19
20<br />
Der Matrosenanzug<br />
Das „Kommionkind * “ männlich, klein,<br />
sperrt man in einen Anzug rein.<br />
Den führte früher „Schulten Buxe,“<br />
das Kind gehorsam, kein Gemuckse.<br />
Bei Buxe gab’s von früh bis spät,<br />
Matrosen-Bleyle-Qualität.<br />
War weder schön noch elegant,<br />
doch unkaputtbar wie man fand.<br />
Kind glich einem Leichtmatrosen<br />
mit langer Jacke, kurzen Hosen.<br />
Drauf ging Papas Monatslohn,<br />
half alles nix, war Kommion!<br />
Wehte der Wind noch durch die Sümpfe,<br />
gab’s selbst gehäkelt, lange Strümpfe.<br />
Die fest gehakt wie ein paar Strapse<br />
mit einem Druckknopf oder Klapse.<br />
Das trug Kind noch vier, fünf Jahre,<br />
dann geschah das Wunderbare:<br />
Ein Lehrvertrag, die ersten Kohlen,<br />
konnt‘ endlich neuen Anzug holen.<br />
Gekauft auf etwa achtzehn Raten,<br />
vorbei die Zeit der Missetaten.<br />
Ein Anzug mit zwei langen Beinen,<br />
sah erlöst den Jüngling weinen .<br />
Den Matrosenanzug ließ man liegen,<br />
war einfach nicht kaputt zu kriegen.<br />
Hängt als Beweisstück oft am Ständer,<br />
geht’s im Prozess um Kinderschänder.<br />
*sauerländisch für Kommunion
Das Flüchtlingskind<br />
Eine Handvoll Heimaterde,<br />
trug er aus dem Schlesierland.<br />
Aß das bittere Brot der Fremde,<br />
das gab’s mit widerwilliger Hand.<br />
War erst vier, als sie vertrieben,<br />
fühlte doch schon Angst und Spott.<br />
Konnte dieses nicht verstehen,<br />
hatten doch den gleichen Gott.<br />
Tief im Inneren wuchs die Kränkung,<br />
schleppte sie ein Leben mit.<br />
Verbarg nach außen seine Tränen,<br />
zeigte keinem wie er litt.<br />
Hat sich im Leben schwer geschunden,<br />
der Erfolg kam dann allein.<br />
Das Geld hat ihm nicht viel bedeutet,<br />
wollt von ihnen einer sein!<br />
Heut buhlt man um seine Freundschaft,<br />
gibt ihm Lob und schenkt ihm Ehr.<br />
Auch sein Lächeln ist sehr höfl ich,<br />
doch zu glauben fällt ihm schwer.<br />
Spürt noch immer diesen Hunger,<br />
das Gefühl, ich werd nicht satt.<br />
Er kann heute nicht mehr essen,<br />
was man ihm einst verweigert hat.<br />
Sehe ihn auf altem Schulbild,<br />
dünn und klein, die Haare glatt.<br />
Damals konnt‘ ich nicht verstehen,<br />
dass er so sehr gelitten hat!<br />
21
22<br />
Die Rumbecker Ecke<br />
In Hoffmanns Kurve, vor Babilons Haus<br />
war Treffpunkt der Jäuste, ließ man sie raus.<br />
Zu Hause abhauen, schon gab es Gemecke:<br />
„Willst du schon wieder in die Ecke!“<br />
So standen wir hier, obs warm oder kalt,<br />
die Kurve nach draußen, das Sträßchen zum Wald.<br />
Hier waren zwei Läden, Brause, Klümpkes, Lakritz,<br />
wo gab es das Meiste, schnell hatten wir‘s spitz.<br />
Oft gab’s Klöppe, mit Kraft und voll List,<br />
prüfen, wer wohl der Stärkste ist.<br />
Hörten die ersten schlimmen Witze,<br />
verstanden nur Bahnhof, fanden sie Spitze.<br />
Kehre den Rest nun unter die Decke,<br />
ach, war es schön, in der Rumbecker Ecke!
Nellius Strülleken<br />
Vom Kuhkump fl oß das Strülleken<br />
ganz langsam in ein Pülleken.<br />
War so bei langem heißen Wetter<br />
oft der allerletzte Retter.<br />
Warum fragt ihr, ist doch nicht schwer,<br />
die Wasserleitung einfach leer.<br />
Das kleine Wunder<br />
Ich bin eine Murmelquelle,<br />
werde nie die große Welle.<br />
Stein und Wasser ist mein Kleid,<br />
anziehend die Bescheidenheit.<br />
Bist als Bewunderer mir fern,<br />
willst du Nähe, hab mich gern.<br />
Heut können wir mit Wasser prassen<br />
auf neueste Technik uns verlassen.<br />
Doch was ist, wenn es mal knallt?<br />
Alle stehen dann im Wald.<br />
Suchen nach dem Strülleken,<br />
am Arm das leere Pülleken!<br />
Du darfst sanfte Ruhe trinken,<br />
träumend in die Zeit versinken.<br />
Lass die Welt, sie wird nicht runder,<br />
dann bin ich dein, als kleines Wunder.<br />
23
Die Lot Goners<br />
Nach Vierzehn und Achtzehn, ein schweres Leben,<br />
niemand war da, um Arbeit zu geben.<br />
Zwölf Rumbecker Jäusten ist es gelungen,<br />
sind glücklich und fröhlich durchs Leben gesprungen.<br />
„Lot gon biut goit,“ zogen sie durch die Lande<br />
mit der Feder am Hut, eine Musikerbande.<br />
Auf ihren Lippen ein fröhliches Liedel,<br />
dazu die Gitarren, Triangel und Fidel.<br />
Blonde, Braune und auch die Schwatten,<br />
keine Mark in der Tasche, aber Krawatten.<br />
Die Habe im Bündel, durchlöchert die Schuhe,<br />
in Scheunen fanden sie nachts ihre Ruhe.<br />
Sie spielten zum Tanze für Schnaps und auch Speck,<br />
mal ein paar Eier, war’n dann wieder weg.<br />
Kerls voller Musik, es ist nicht gelogen,<br />
die Herzen der Mädchen sind gefl ogen.<br />
Doch treu waren unsere Ruhr-Zigeuner,<br />
die Rumbecker Bräute auch wohl schoiner.<br />
Dann waren vorbei die Jahre der Not,<br />
sie fanden schnell wieder in Arbeit und Brot.<br />
Fast hundert Jahr her, hab ich grad gedacht,<br />
hätt’ gerne mit ihnen gespielt und gelacht.<br />
25
26<br />
Gasthöfliches
Bei Bausen<br />
Herrliche Sausen<br />
gab’s früher bei Bausen.<br />
Der Ferdi gemütlich,<br />
die Hedwig so fein,<br />
wir taten uns gütlich,<br />
was rein ging ging rein.<br />
Hausmacher Schnittchen,<br />
viel Krombacher Bier,<br />
der Hahn auf der Miste<br />
krähte um vier.<br />
Wir standen am Tresen,<br />
der Tag wurde heller,<br />
alles war lecker<br />
aus Küche und Keller.<br />
Schon wenn ich dran denke,<br />
erfasst mich ein Lüstchen,<br />
sie waren so gut<br />
die „Indischen Krüstchen!“<br />
Erlebten Stunden voller Behagen,<br />
können Hedwig und Ferdi nur Danke sagen!<br />
27
28<br />
Gasthof Hoffmann<br />
Gehe ich zum Gasthof Hoffmann,<br />
ja, dann kehr ich stilvoll ein.<br />
Alle Speisen sind vortreffl ich,<br />
gepfl egt und köstlich Bier und Wein.<br />
Freundlich, nett ist die Bedienung<br />
und ich fühle mich gleich wohl.<br />
Ganz vorweg gibt es ein Schnäpschen<br />
und dann Wurst mit grünem Kohl.<br />
Dieses Haus zählt zu den besten,<br />
ist bekannt im ganzen Land.<br />
Heute möchte ich erzählen,<br />
wie ich’s früher hab gekannt:<br />
Es war nach dem schlimmen Kriege,<br />
pfi ffen aus dem letzten Loch.<br />
Viel war uns ja nicht geblieben,<br />
für ein Bierchen reicht es noch.<br />
Bei Hoffmanns an der großen Theke<br />
ein Gläschen Dünnbier in der Hand.<br />
Doch bald stiegen die Prozente,<br />
waren außer Rand und Band!<br />
Mit dem Knobelbecher kämpften<br />
wir die nächsten Runden aus.<br />
Obwohl er wirklich nicht sehr lang war,<br />
fanden kaum den Weg nach Haus.<br />
War die Kohle einmal alle,<br />
nutzten wir den Automat.<br />
Das war eine böse Falle,<br />
die große Pleite in der Tat.<br />
Wirt Alfons machte dann den Deckel,<br />
er war immer sehr kulant.<br />
Konnte sich auf uns verlassen,<br />
wir kamen wieder angerannt.<br />
Die Biere brachte „ Berens Bubi“<br />
von nebenan aus Oeventrop.<br />
Einen Groschen war es billiger,<br />
gab auch keinen dicken Kopp.<br />
Immer hat es Spaß gegeben,<br />
vor Lachen war die Hose nass.<br />
Wir durften Herrliches erleben,<br />
leerten dabei Fass um Fass.<br />
Traf uns mal der kleine Hunger,<br />
gab es ein gesoltes Ei.<br />
Besonders gut die Frikadellen,<br />
ganz viel Senf war stets dabei.<br />
So vergingen all‘ die Jahre,<br />
Hoffmann wurd‘ zum Restaurant.<br />
Das hat sehr viel Fleiß gekostet,<br />
schaut es euch doch einmal an.<br />
Manchmal spür ich starkes Sehnen,<br />
nach der alten Kneipenzeit.<br />
Doch brauche ich nicht zu erwähnen,<br />
die Jugend liegt unendlich weit.<br />
Genieß die Möglichkeit der Zeit,<br />
hier hilft kein Schimpfen oder Flehen.<br />
Sollten an dem heutigen Abend<br />
mal wieder lecker Essen gehen!
30<br />
Auf Karl‘s Hof<br />
Kirchenschatten, Wiesenmatten,<br />
Ruhe um zu träumen.<br />
In einem alten Backsteinhaus,<br />
nahe großen Bäumen.<br />
Dort zogen Schäfer ein und aus,<br />
trieben ihre Herden.<br />
Dann kam eine neue Zeit,<br />
der Zwang zum Anderswerden.<br />
Heut gibt es Schönes für dein Haus,<br />
die Blume und den Topf.<br />
Liebt wirkliche Besonderheit,<br />
hier sprechen Herz und Kopf.<br />
Hast du dich daran satt gesehen,<br />
die Blume ist gebunden.<br />
Kannst eine Tür nun weiter gehen<br />
zum Raum für frohe Stunden.<br />
Da wirst du charmant bedient,<br />
backen selbst den Kuchen.<br />
Ein Café so heimelich,<br />
es gibt nur eins, besuchen!<br />
Darfst altes Rumbeck klosternah<br />
mit heiterem Sinn genießen.<br />
Das Herz geht auf, der Kaffee dampft,<br />
und die Blumen sprießen.
Mein Rumbeck<br />
Stehe ich auf hohem Berge,<br />
leuchtet es aus stillem Tal.<br />
In Rumbeck wurd‘ ich reingeboren,<br />
nein, man ließ mir keine Wahl.<br />
Konnte nie Rumbecker werden,<br />
sie ließen es mich einfach sein.<br />
In Rumbeck leben selbstverständlich,<br />
klar für mich von jetzt bis klein.<br />
Natürlich hat der Mensch gebunden,<br />
wie Verwandte und der Freund.<br />
Nette Nachbarn, die geholfen,<br />
haben hier das Glück geeint.<br />
Vereine, Feiern, Sitten, Bräuche<br />
zogen mich in ihren Bann.<br />
Schützenhalle, Kirche, Schule<br />
prägten mich vom Kind zum Mann.<br />
Auch drei Kneipen darf ich nennen:<br />
Hoffmann, Bause, Grünewald.<br />
Eine ist davon geblieben,<br />
die Küche bleibt sonst leider kalt.<br />
Möcht noch in Gedanken weilen,<br />
wo Spaß und Frohsinn war vereint.<br />
Schwere Kneipendüfte saugen,<br />
wenn die Säufersonne scheint.<br />
Doch ein Café wurd jetzt gewonnen,<br />
heißt Karl‘s Hof und ist sehr fein.<br />
Da lass ich mich gerne nieder,<br />
trinke mir mein Gläschen Wein.<br />
Ziehe fröhlich durch die Wälder,<br />
Rumbeck ist nun mal Natur.<br />
Die Gesundheit so genießen,<br />
das ganze Leben wird zur Kur.<br />
Will dem Lieben Herrgott danken,<br />
dass er mich hier abgesetzt.<br />
Möchte gern in Rumbeck bleiben,<br />
auch für meinen Lebensrest.<br />
Tritt der Tod vor meine Klause,<br />
lasse ich ihn lachend ein.<br />
Rumbeck bleibt ja mein zu Hause,<br />
bin dann am Knippenberg daheim.<br />
Schaue von dem stillen Orte,<br />
ins Dorf wo neues Leben prallt.<br />
Ach, wie hab’ ich meins genossen,<br />
bei Hoffmann, Bause, Grünewald!<br />
31
32<br />
Schrittchen<br />
für Schrittchen
Rumbecker Paradiese<br />
Rumbeck ist ein Garten Eden,<br />
überquellend, lauter Glück.<br />
Nicht für alle, nicht für jeden,<br />
brauchst dazu den rechten Blick.<br />
Wanderst still durch dunkle Wälder,<br />
genießt das Tal im Sonnenschein,<br />
siehst die reife Frucht der Felder,<br />
rastest an dem nahen Hain.<br />
In dem Beutel wahre Schätze,<br />
Käse, Wurst, ein Kanten Brot.<br />
Vorbei sind Sorgen, Not und Hetze,<br />
der Abend färbt den Himmel rot.<br />
Heitere Ruhe, Glocken klingen,<br />
ein letzter Vogel singt zur Nacht.<br />
Die Freude lässt das Herze springen,<br />
der Herr im hohen Himmel wacht.<br />
Zufrieden lenkst du deine Schritte,<br />
ins kleine Dorf zum stillen Haus.<br />
Zwei Engel bilden deine Mitte,<br />
die Liebste freut der Wiesenstrauß.<br />
So nahe sind die Paradiese,<br />
Rumbeck liegt ja mitten drin.<br />
Öffne das Herz, tanz auf der Wiese,<br />
so einfach ist des Lebens Sinn!<br />
33
Der Rumbecker Mühlbach<br />
Nachdem das Kloster Mühlen baute,<br />
entstand dein Name, der vertraute.<br />
Du gabst dann Rumbeck seinen Namen,<br />
das Dorf am Bach, wohin wir kamen.<br />
Bist mir Heimat, seit ich denke,<br />
mach diese Worte zum Geschenke:<br />
Geboren wirst du waldgeköpft,<br />
ein Quell aus dem dein Leben schöpft.<br />
Stürzt dich hinab als wilder Range,<br />
wirst dann schnell müde oder bange.<br />
Trödelst dann von Stein zu Stein,<br />
schon lädt ein fauler Kump dich ein.<br />
Kannst wo Poeten sich ergießen,<br />
in Ruhe ein Gedicht genießen.<br />
Darfst noch die Vogelstange grüßen<br />
und dann gemächlich weiter fl ießen.<br />
Da wo erste Häuser winken,<br />
warst du früher oft am stinken.<br />
Jetzt gibt es nur echte Frische,<br />
Fischteiche laden dort zu Tische.<br />
Wildromantisch die Allee,<br />
begleitet deiner Ufer Höh.<br />
Hier verführt manch lauschig Plätzchen,<br />
zu einer Rast mit seinem Schätzchen.<br />
Die Kirche, klösterlich Ruinen,<br />
grüßen dich mit ernsten Mienen.<br />
Auf Karl‘s Hof sind muntre Gäste,<br />
machen jeden Tag zum Feste.<br />
Kommst zum Ende, fast ein Jammer,<br />
erreichst gerade Rumbecks Hammer.<br />
Hier verliert sich deine Spur,<br />
versteckst dich einfach in der Ruhr.<br />
Liegst bald im Arm von Vater Rhein,<br />
holländisch lädt das Meer dich ein.<br />
Hier steigst du auf im Sonnenstrahl,<br />
kehrst wolkig heim ins Mühlbachtal.<br />
Nutzt alle Winde, jede Böe,<br />
zurück zur Hellefelder Höhe.<br />
Ein millionenfacher nasser Tropf,<br />
die Quelle faßt schon deinen Schopf.<br />
Und so beginnt auf alte Weise,<br />
die wohlbekannte lange Reise.<br />
Ich liebe dich, bist wunderschön,<br />
freu mich aufs neue Wiedersehen.<br />
Auf weniger verklärten Wegen,<br />
seh’ ich nur Sauerländer Regen<br />
aus rauhem Meer der Käseköpfe:<br />
Dröpche, vor Dröpche, vor Dröpche...<br />
35
36<br />
Eile mit Weile<br />
Wer saust so spät durch Nacht und Wind,<br />
Post-Schumi ist es, er saust geschwind.<br />
Rast durch Rumbeck Meile um Meile<br />
mit Sonderpost ein Brief der Eile.<br />
Hat nur kurz die Anschrift gesehen,<br />
gibt weiter Gas mit bleiernen Zehen.<br />
Wo er ist, da ist auch immer vorn,<br />
macht den Weg frei, hat das Martinshorn.<br />
Beim Kindergarten die Feuerwehr<br />
da stehen die Kumpel, das Herz wird im schwer.<br />
„Komm trink einen mit, mach keinen Scheiß,<br />
hier liegt jede Menge Veltins auf Eis!“<br />
„Ihr Freunde der Schläuche, darf nicht rasten,<br />
hab einen Eilbrief, muss weiter hasten!“<br />
Auch Gasthof Hoffmann will ihn schnappen<br />
mit Sonderpreisen und herrlichen Happen.<br />
Kann dem Schweizer Schnitzel nicht widerstehen,<br />
isst bei der Fahrt aus der Hand, muss weiter gehen!<br />
Als er endlich die Anschrift in Ruhe sichtet,<br />
ist das Briefl ein an ihn selber gerichtet.<br />
In ihm steht auch nur ein einziger Satz:<br />
„Wird später, erhol dich, lieber Schatz!“<br />
Wirklich ist dies nicht geschehen,<br />
fi el mir nur ein, fand es zu schön!
Die Rumbecker Runde<br />
Die Wälder haben heute Pause,<br />
mach ‘ne Feld – und Wiesensause.<br />
Biege links am Sportplatz ein,<br />
der Torwart kriegt grad einen rein.<br />
Verpasst erst eine müde Flanke,<br />
geht dann runter wie ‘ne Schranke.<br />
Erreiche kurz drauf Bausen Scheuer,<br />
denke: „Rumbeck braucht den Neuer!“<br />
Dort wo „Bausen Wäldchen“ war,<br />
geh‘ ich weiter, singt ein Star.<br />
Lass links liegen „Otten Knapp“,<br />
gleich beim Pferdekamp rechts ab.<br />
Ein Pfädchen führt direkt zur Ruhr,<br />
hab alle Zeit, brauch keine Uhr.<br />
Links geht’s nun zum Angelheim,<br />
dort lad ich mich zum Bierchen ein.<br />
Werde schon ein wenig heiter,<br />
die Straße gehe ich nicht weiter.<br />
Werfe einen schönen Blick<br />
auf‘s Wehr, die Ruhr und Uentrops Glück.<br />
Hinterm Heim geht’s nun links rauf,<br />
ein Waldpfad nur, ein bisschen Schnauf.<br />
Erreich‘ die Trift, mein Heimatsträßchen,<br />
gleich trink ich noch ein kleines Gläschen,<br />
Das war eine schöne Runde,<br />
ich glaub, so eine halbe Stunde.<br />
37
38<br />
Pinkel im Winkel<br />
Schnür derbe Schuhe feiner Pinkel,<br />
jetzt geht’s in den Hasenwinkel.<br />
Denn du bist heut eingeladen,<br />
zu einem Gang auf hohen Pfaden.<br />
Noch bietet sich die Morgenröte,<br />
ein Tag erkennbar ohne Nöte.<br />
Nur schöne Blicke von den Höhen,<br />
kannst das Dörfchen Rumbeck sehen.<br />
Geh ein paar Schritte ohne Hast,<br />
schon bist du an der „Löcke Rast.“<br />
Verweile kurz am Murmelquell,<br />
und wasche dir die Augen hell.<br />
Weiter nun im Bergesschatten,<br />
mit Tann und Buchen kein Ermatten.<br />
Bist ganz fern von aller Qual,<br />
erquickt vom Blick ins tiefe Tal.<br />
Folg mir nun ins Tal der Mühlen,<br />
kannst im Nass dein Mütchen kühlen.<br />
Die Mühlen sind heut‘ nicht mehr da,<br />
doch gibt’s ein Bächlein hell und klar.<br />
Sollt es nach Poesien dürsten<br />
hier schwärmen alte Dichterfürsten.<br />
Genieße sie denn ei der Daus,<br />
gleich ist die Geschichte aus.<br />
Die ist vorbei, nun soll’s geschehen,<br />
schwing die Hufe, lass und gehen!
40<br />
Rumbecker Schützenfest<br />
Das kleine Dorf liegt an der Ruhr<br />
mit vielen Köppen steif und stur.<br />
Doch gehen sie im gleichen Schritt,<br />
der Schützenvogel immer mit.<br />
Dann plötzlich steht man einfach still,<br />
weil der Hauptmann das so will.<br />
Rot der Kopf, die Knie weich,<br />
sie nennen es den Zapfenstreich.<br />
Nun der Befehl zu neuem Traben<br />
im besten Rumbeck das wir haben.<br />
Die Musik dröhnt mit lautem Schalle,<br />
schon ist man auf der Schützenhalle.<br />
Beschließt trotz feuerrotem Zinken:<br />
„Komm wir woll’n noch einen trinken!“<br />
Es ist einer von ganz vielen,<br />
geschluckt wird bis die Augen schielen.<br />
Der Schnaps besorgt dann noch den Rest,<br />
das ist Rumbecks Schützenfest!<br />
Doch sage ich in aller Klarheit,<br />
dies ist nur die halbe Wahrheit.<br />
Dort wo grüne Schützen gehen,<br />
ist es oft auch wunderschön.<br />
Drei Tage Zeit, ein Wiedersehn,<br />
fröhlich sich im Tanze drehen.<br />
Lobt der Hausfrau gute Taten,<br />
gelungen ist der Sauerbraten<br />
Miteinander essen, trinken<br />
und den Majestäten winken.<br />
Den Kindern ist es nie zu schnell,<br />
das kleine Kinderkarussell.<br />
Sie klatschen fröhlich mit den Händen<br />
über Opas Eurospenden.<br />
Die beste Zeit sich zu vereinen,<br />
das ganze Dorf ist auf den Beinen.<br />
Geht freundlich aufeinander zu,<br />
grußlos gestern, heut per Du.<br />
Beim Schützenfest zusammen lachen,<br />
zur Weihnacht schon die Hochzeit machen.<br />
Vier Monate, die häng noch dran,<br />
dann kommt ein kleiner Schützenmann.<br />
Ach ist das fein, sie feiern lange,<br />
es lockt auch noch die Vogelstange,<br />
wo Pulverdampf liegt in der Luft,<br />
vermischt mit Bier- und Würstchenduft.<br />
Hurra schreit man im lauten Chor,<br />
der neue König tritt hervor.<br />
Hoch lebe unser Königspaar,<br />
sie freuen sich schon auf nächstes Jahr.<br />
Warum bewerten, schweig jetzt still,<br />
soll‘s jeder sehen wie er will!
Heimbringung vom<br />
Rumbecker Schützenfest<br />
Getanzt, gelacht in Rumbecks Halle,<br />
das Licht erlöscht, jetzt gehen alle.<br />
Wie herrlich ist nun das Gelingen,<br />
ein schönes Kind nach Haus zu bringen.<br />
Die bange Frage: „Darf ich’s wagen?“<br />
Krönt der Erfolg, hört „Ja“ sie sagen.<br />
Mit süßem Lächeln, voller Charme<br />
nimmt den galant gereichten Arm.<br />
Sie hören beide voll Behagen<br />
im Hain die Nachtigallen schlagen.<br />
So dass sich Herz zum Herzen fi ndet<br />
und was sich binden soll auch bindet.<br />
Leises Flüstern, zarte Worte,<br />
ist nun an dem dunklen Orte.<br />
Wo zugelassen nur der Schluss,<br />
dass man sich jetzt auch küssen muss.<br />
Da kommen wie aus einer Wand<br />
die Mädcheneltern angerannt.<br />
Das junge Paar nun ganz verwirrt,<br />
nach Hause geht es jetzt zu Viert.<br />
Am Sonntag darf er sie besuchen<br />
zum ersten Kuss, Kaffee und Kuchen.<br />
41
42<br />
Die Rumbecker Pilgertage<br />
Vom Wickeder Bahnhof um Maria zu preisen,<br />
gingen Rumbecker früher auf Pilgerreisen.<br />
Die Fahne hoch zogen Frauen und Kerle<br />
mit blutigen Zehen zum frommen Werle.<br />
Erbsen im Schuh erhöhten die Peine,<br />
sie waren gekocht zur Schonung der Beine.<br />
Den Rosenkranz hielten verschwitze Hände,<br />
bis zur Pilgerkirche ging‘s durchs Gelände.<br />
Man hat sich am Bilde der Gnaden erbaut,<br />
das haben die Werler den Soestern geklaut.<br />
Vorgetragen dann heimliche Bitten,<br />
oft konnte die Jungfrau die Nöte kitten.<br />
Ging beichten bei den fremden Pastoren,<br />
hat so ganz peinliche Sünden verloren.<br />
Trank einen Kaffee, Bier aus der Flasche,<br />
das Bütterchen kam aus der Reisetasche.<br />
Es gab viel Geschäfte mit Reiseandenken,<br />
wollte die Lieben daheim beschenken.<br />
Befreit von der Sünde und auserwählt,<br />
in Werl wurde Rumbecker Geld gezählt.<br />
Der Poesiepfad lädt zum Pilgern ein,<br />
das Heilige Häuschen mit Kerzenschein.<br />
Die Jungfrau begrüßt uns lieb und mild<br />
vom blumengeschmückten Heiligenbild.<br />
Nach innerer Einkehr und stillem Gedenken<br />
labt sich der Leib, ganz nah liegen Schenken.<br />
Kann sie empfehlen ganz ohne Frage,<br />
die herrlichen Rumbecker Pilgertage.
Frohes Fest<br />
Aus dem Ruhrtal steigen Nebel,<br />
obendrauf das Christkind sitzt.<br />
Rupprecht unten mit den Päckchen<br />
seht nur wie er keucht und schwitzt.<br />
Hundert Engel in Begleitung,<br />
süß und fröhlich singen sie.<br />
Rupprecht aber bricht zusammen,<br />
ist wieder mal das rechte Knie.<br />
Amen!<br />
Wenn das kalte Bierchen zischt,<br />
Grünes sich mit Grünem mischt.<br />
Der König für drei Tage Held,<br />
sucht sich ‘ne Königin mit Geld.<br />
Die ist auch schön und voller Wonne,<br />
der Himmel blau, es strahlt die Sonne.<br />
Es naht ein kleines gelbes Auto,<br />
aus diesem springt der Martin raus.<br />
Beklebt die Päckchen mit ner Marke,<br />
trägt sie dann von Haus zu Haus.<br />
So kann Rumbeck Weihnacht feiern,<br />
jeder bekommt heut was geschenkt.<br />
Nur Knecht Rupprecht ist am schreien,<br />
er wird gerade eingerenkt!<br />
Drei Tage durstig, lustig, froh<br />
mit Grünem Gruß, dem Horrido!<br />
Schauen die Strümpfe durch die Sohle,<br />
nicht drum kümmern, sehr zum Wohle!<br />
Ganz toll ist Rumbecks Schützenfest,<br />
nun zier dich nicht, erzähl den Rest!<br />
43
44<br />
Rumbecker Schochen<br />
Refrain<br />
Rumbecker Schochen sind dick<br />
nach dem Stück, nach dem Stück.<br />
Das man im Festzug marschiert,<br />
doch sonst läuft‘s wie geschmiert.<br />
Die Vogelstange, die ist schnell erreicht,<br />
die Uniform leicht durchgeweicht.<br />
Die Sonne scheint, das ist ein großes Glück,<br />
Rumbecker Schochen sind dick.<br />
Refrain<br />
Die Pause beim König tut gut,<br />
frisches Bier, neuer Mut.<br />
Die Königin ist wieder superschick,<br />
Rumbecker Schochen sind dick.<br />
Refrain<br />
Rumbecker Straßen sind lang,<br />
Musik spielt, Gott sei Dank.<br />
Hab die Schützenhalle schon im Blick,<br />
Rumbecker Schochen sind dick.<br />
Refrain<br />
(Melodie: Kreuzberger Nächte)
Die Rumbecker Autobahnbrücke<br />
Sie stakst auf langen Hacken<br />
stolz durch Wies und Feld.<br />
Hat weit weniger Macken,<br />
wie ich‘s mir vorgestellt.<br />
Gestresstes Volk aus Käseland,<br />
der Kumpel Anton aus dem Pott.<br />
Freuen sich auf das Wiedersehn,<br />
danken dem Lieben Gott.<br />
Ein paar Kilometer noch,<br />
schon sind sie im Schnee.<br />
Auf hohem Berg, im tiefen Loch,<br />
ganz nah bei Fuchs und Reh.<br />
Ich lebe gut mit dieser Bahn,<br />
hab täglich sie im Blick.<br />
Ist lebendig, hat Elan,<br />
verspüre oft den Kick.<br />
Wenn ich in ihrem Schatten lauf,<br />
am Ufer unserer Ruhr;<br />
geht das Herz in Raten auf,<br />
so wird Beton Natur.<br />
Kleine Lärmbelästigung,<br />
nehme ich in kauf.<br />
Das Auto hat hier seinen Platz,<br />
der Hund den freien Lauf.<br />
Mir ist die neue Nachbarin<br />
fast schon lieb geworden.<br />
Ich gehe gerne zu ihr hin,<br />
doch kriegt sie keinen Orden.<br />
45
46<br />
Eckenweiber<br />
Rumbeck unser Heimatdorf<br />
mit vielen schönen Ecken,<br />
kann mit seinem tollen Charme<br />
die Lebensgeister wecken.<br />
Doch der Blick wenn leicht erhöht<br />
sich kess ein Weib im Winde dreht,<br />
ich will es nicht verhehlen,<br />
kann ich auch empfehlen!<br />
Es läuft fetzig wie geschmiert,<br />
wenn man die beiden kombiniert.<br />
Das kesse Weib gedreht im Wind<br />
im Dorf wo schöne Ecken sind.
Alte Rumbecker<br />
47
48<br />
Onkel Karl<br />
Onkel Karl<br />
nur wenig schmal,<br />
dafür ganz kahl,<br />
ein Original.<br />
Stand damals voll in seiner Blüte,<br />
ein Schreinermeister erster Güte.<br />
War Fußballstar stark wie ein Bär<br />
und Hauptmann bei der Feuerwehr.<br />
Für seine Sprüche gab’s Applaus,<br />
ging sehr gern zum Bierchen raus,<br />
man sagt, er trank sie reine aus.<br />
Wollt sich vor Kopleks * Theke bücken,<br />
fi el biergeschwächt auf seinen Rücken.<br />
Stand sofort auf, schon wieder munter:<br />
„Mein Gott, was geht das hier bergrunter!“<br />
Durch diesen Sturz sehr angeregt<br />
hat er getüftelt und gesägt.<br />
Sein Patent -nun viel behänderdie<br />
Kneipentheke mit Geländer.<br />
* Früher eine Rumbecker Kneipe
Purzel<br />
Ich war sieben - er grad‘ geboren<br />
schwarz-weiß gefl eckte Dackelohren.<br />
Säbelbeine das Schwänzchen ganz spitz<br />
hatte wenig vom Hund war eher ein Witz.<br />
Die Rumbecker Rüden, alle war‘n Papi,<br />
das ging auch ohne Super-Schappi.<br />
Meine Eltern sagten: „Den oder keinen!“<br />
Hab ihn genommen, musste laut weinen.<br />
Wusste dem geschenkten Hund,<br />
schaut man nicht in seinen Mund.<br />
Waren Freunde acht lange Jahre,<br />
dann warf ihn ein Auto auf die Bahre.<br />
War mein treuer Kindheitsbegleiter,<br />
denk ich an ihn, werde ich heiter.<br />
Konnte erst später nach Schönheiten schauen,<br />
zunächst kam der Hund, dann kamen die Frauen.<br />
Ich höre in heutiger Zeit vermehrt,<br />
es gibt Männer, da ist es umgekehrt!<br />
49
50<br />
Fränzken<br />
Fränzken<br />
Fränzken well Priumen förn Kauken plücken,<br />
datt well van Dage nit seu glücken.<br />
Do heuge imme Beume sin neu dei besten,<br />
Hei matt sirk wane no orwen questen.<br />
Störtet no unnen, dei Faut terbrorken,<br />
ist an de nirgentig met morschken Knorken.<br />
Fränzken fenget niu wane an te schandalen:<br />
„Fört ganze Lerwen konn irk moi watt halen!“<br />
Fränzchen (Übersetzung)<br />
Fränzchen will Pfl aumen für den Kuchen pfl ücken,<br />
das will ihm heute nicht so glücken.<br />
Da oben im Baum sind noch die besten,<br />
er muss sich sehr nach oben questen.<br />
Fällt nach unten, der Fuß zerbrochen,<br />
ist an die Neunzig mit morschen Knochen.<br />
Fränzchen fängt nun sehr an zu schimpfen:<br />
„Fürs ganze Leben konnt‘ ich mir was holen!“
Angepinnt<br />
Genau wie ich, so ist auch er,<br />
hat’s mit der Technik etwas schwer.<br />
Sag keinen Namen, nenn ihn Vetter,<br />
dazu kam schweres Regenwetter.<br />
Dieses war durchs Dach gedrungen,<br />
alle sind sie gleich gesprungen.<br />
Sein Vater war ein Mann vom Fach,<br />
schrie nur laut: „Hinauf aufs Dach!“<br />
Kurz darauf ein lautes „Hurtz,<br />
unsere Leiter ist zu kurz!“<br />
So knapp vorm Ziel, man war fast oben,<br />
der Vetter wurd’ aufs Dach geschoben.<br />
Lag im Regen und im Hagel,<br />
die Hand fand einen rostigen Nagel.<br />
Schon sind Erinnerungen da,<br />
die Kreuzigung von Golgatha.<br />
Doch er hing an einem Arm,<br />
schrie dabei das „Gott erbarm.“<br />
Der Vater unten und Begleitung,<br />
dachten an Elektroleitung.<br />
Versuchten deshalb mit Befl eißen,<br />
ihn von dieser wegzureißen.<br />
Immer lauter wurd’ sein Greinen,<br />
stärker zog man an den Beinen.<br />
„Hört auf, ich glaube. dass ihr spinnt,<br />
bin doch hier oben angepinnt!“<br />
„Angepinnt!“ klang’s in den Ohren,<br />
schon war „Der Pinnes“ uns geboren.<br />
Wer‘s ist? Jetzt solltet ihr ihn kennen,<br />
wir wollen doch keine Namen nennen!<br />
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52<br />
Unser Opa im Wilden Westen<br />
Opa war ein kleiner Mann,<br />
legt man Zentimeter an.<br />
War kahlgekrönt mit Nasenknick,<br />
trotzdem galt er als superschick.<br />
Trug wie ein Cowboy seinen Hut<br />
mit Federschmuck, das stand ihm gut.<br />
Las sehr gern Wild-West-Romane,<br />
ganz tief im Herzen ein Schamane.<br />
Hat starker Sonne nie misstraut,<br />
war stolz auf seine Lederhaut.<br />
Die Herde hatte nur vier Hörner,<br />
trank Feuerwasser - Doppelkörner.<br />
Nahm ein Stück vom fetten Speck,<br />
trieb dann seine Kühe weck.<br />
Korn und Speck bei ihm so Mode,<br />
das brauchte er, wurd’ sonst marode.<br />
War Teil von seinem Lebenswerk,<br />
leichte Kost ihm viel zu lerk.<br />
Opa fand längst letzte Ruh<br />
am Knippenberg bei Manitou.<br />
Sein Colt bleibt wohl für immer kalt,<br />
hat seine Sporen abgeschnallt.<br />
Die Herde ist längst abgetrabt,<br />
wir haben Opa lieb gehabt!
Meine Oma!<br />
Zwischen Helgoland und Roma<br />
hatte ich die liebste Oma.<br />
Fühlte mich als kleines Schätzchen,<br />
sie backte mir Kartoffelplätzchen.<br />
Ich kreischte beim Alarm der Flieger,<br />
sie trug mich fort, wir blieben Sieger.<br />
Erzählte Märchen und Geschichten,<br />
verwöhnte mich auch mit Gedichten.<br />
Nahm mir ein Versprechen ab:<br />
„Kommst du auch zu meinem Grab?!<br />
Dann nahm sie Abschied, half kein Flehen,<br />
ging in den Himmel, ich war Zehn.<br />
Gern hätte ich in all den Jahren,<br />
sie mehr erlebt, noch mehr erfahren.<br />
Bin Siebzig, bald am ewigen Ort,<br />
wir setzen die Gespräche fort.<br />
Hör wie sie ruft aus voller Lunge:<br />
„Urse Junge, Urse Junge!“<br />
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54<br />
Um Rumbeck rum
Liebes Arnsberg<br />
Arnsberg, ich liebe dich,<br />
lasse dich nie im Stich,<br />
bist mir vertraut,<br />
wie eine Braut!<br />
Arnsberg, ich liebe dich,<br />
fühl‘ dich so inniglich,<br />
hältst mich im Arm,<br />
sicher und warm!<br />
Arnsberg, ich liebe dich,<br />
umsorgst mich königlich,<br />
schlaf wunderbar ein,<br />
träum sanft und fein!<br />
Arnsberg, ich liebe dich<br />
nur an und für sich,<br />
musst dich nicht wundern,<br />
ich ziehe nach Sundern!<br />
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56<br />
Arnsberg träumt<br />
„Ruhe sanft“ singt der Beamtenchor,<br />
Industrie und Wirtschaft kommen selten vor.<br />
Arnsbergs Regierung? War ungewiss,<br />
vermieden ist das große „Tschüss!“<br />
Hier ist nun mal die Stadt der Paragraphen.<br />
Und die Beamten? – Völlig ausgeschlafen!<br />
Doch eines muss der Arnsberger verzeihen,<br />
ein wenig neigt er auch zu Träumereien.<br />
Arnsberg träumt von Grafen und von Fürsten,<br />
der Gast von frischem Pils und leckeren Würsten.<br />
Fällt fast vom Fahrrad, erloschen ist das Licht,<br />
Arnsbergs Kneipen sind schon wieder dicht.<br />
Geschäfte „werben“ mit dem Wörtchen: „Zu“,<br />
doch nur der Friedhof lebt von Ewiger Ruh.<br />
Die Augen auf, so trotzen wir dem Sturm,<br />
träumen darf hier nur der Glockenturm!<br />
Nachsatz (zu dem schon etwas älteren Gedicht):<br />
„Vivat Arnsberg, bekommst einen Orden,<br />
es ist schon bedeutend besser geworden!“
Klugscheißer<br />
Die Neheim-Hüstner wollen wissen,<br />
in Arnsberg wird nur kluggeschissen.<br />
Da bleibt der Arnsberger nicht stumm,<br />
wer nicht klug scheißt, der scheißt dumm!<br />
Warum denn streiten, hört die Bitte,<br />
trefft euch einfach in der Mitte.<br />
Auf Gut Deutsch empfi ehlt der Reimer:<br />
„Scheißt wie die aus Niedereimer!“<br />
Hohe Sauerländer Tiefe<br />
Wenn grüne Männer mit Holzgewehren<br />
im gleichen Schritt durch die Gegend bären,<br />
sich dabei bis zum vollen Lallen<br />
Bier und Schnaps in die Birne knallen.<br />
Das ist, so steht es im Schützenbriefe,<br />
die „Hohe Sauerländer Tiefe.“<br />
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58<br />
Mahlzeit<br />
Ich komme von Rumbeck<br />
nach Arnsberg rein,<br />
sofort riecht es beamtenfein<br />
nach alten Akten,<br />
Paragraphen und Fakten.<br />
Lieblingsgerichte in allen Sparten<br />
darf der Bösewicht erwarten.<br />
Soest<br />
Sie haben dir aufs Maul gehauen,<br />
verlorst dabei so manchen Zahn.<br />
Es rannten an die wilden Horden,<br />
doch letztlich hat’s dir nichts getan.<br />
Du blühst mit deiner alten Schönheit,<br />
die Wälle halten dich recht warm.<br />
In dir wohnen stolze Bürger,<br />
hast sie alle fest im Arm.<br />
Stehe auf anderen Lieblingsgerichten,<br />
gehöre ja nicht zu den Bösewichten.<br />
Nach Braten riecht es<br />
und edlem Wein,<br />
komm ich von Arnsberg<br />
nach Rumbeck rein.<br />
Geh’ durch die geweihten Häuser,<br />
bewundere ihre grüne Pracht.<br />
Sitz in bierdurchschwitzen Kneipen<br />
und genieße diese Nacht.<br />
Gräfte, Gassen führ’n nach Hause,<br />
habe Angst ich kleiner Wicht.<br />
Soest immer gut für eine Sause,<br />
doch ganz sicher sicher nicht!
Schulklo 1949<br />
Laut Schulordnung ist es geboten,<br />
wer mal muss, hebt seine Pfoten.<br />
Die Schüler wissen dann Bescheid,<br />
bei Fritzchen ist es nun soweit.<br />
Doch noch fehlen Fräuleins Worte,<br />
weit der Weg zu dem Aborte.<br />
Erst als das Fräulein ihn bemerkt,<br />
wird er als Bittsteller gestärkt.<br />
Sagt mit stark gesenkter Miene:<br />
„Muss mal dringend zur Latrine!“<br />
Fräuleins Nase wird sehr krause:<br />
„Schaffst du’s denn nicht bis zur Pause?!<br />
Du stehst so schief, fast auf halb acht,<br />
hast du die Hosen vollgemacht?!“<br />
Schon kann man die Wahrheit riechen,<br />
klein Fritzchen möchte sich verkriechen.<br />
Das Fräulein kennt heut keine Gnade:<br />
„Es ist passiert, nun stell dich grade!“<br />
Fritzchen sagt: „Hat keinen Sinn,<br />
weil ich noch gar nicht fertig bin!“<br />
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60<br />
Die Uentroper Geschichte<br />
Kann bequem nach Uentrop gucken,<br />
ein kleines Dörfchen ohne Mucken.<br />
Klebt am Berg und liegt im Tal,<br />
oben waldig, unten kahl.<br />
Voll in der Sonne, wunderbar,<br />
da schmecken Bierchen, allen klar!<br />
Man sieht ab und zu ‘ne Kuh,<br />
der Durst ist groß, die Kneipe zu.<br />
Um nicht gänzlich zu verwelken,<br />
kann man nur die Kühe melken.<br />
Oder um die Ecke gucken<br />
und vereint in Rumbeck schlucken!
62<br />
Neugliederung 2012<br />
Oeventrop und Rumbeck lange verbunden,<br />
trafen sich oft in fröhlichen Runden.<br />
Wurden Freunde fast von allein,<br />
beseelten sich bei Bier und Wein.<br />
Haben das Herz zum Herzen gelassen,<br />
fast grenzenlos, ist kaum zu fassen.<br />
Spreche von „Vier vereinigten Staaten,“<br />
wie diese heißen, ist leicht zu erraten.<br />
Ursprünglich waren es ja nur drei,<br />
Dinschede und Glösingen immer dabei.<br />
Oeventrop gerne der Mittelpunkt,<br />
von den anderen liebevoll verunkt.<br />
Hab Rumbeck nun dazu gedichtet,<br />
passt wunderbar, hab alles gewichtet.<br />
Arnsberg ist ganz einfach zu groß,<br />
dies neue Örtchen wirklich famos.<br />
Wir brechen auf zu ganz neuen Taten,<br />
Freunde aus „Vier vereinigten Staaten!“<br />
Arnsberger Bürger auf dem Papier,<br />
doch unter uns „Die vereinigten Vier!“
Natürlich<br />
Ich liebe leidenschaftlich leise<br />
auf eine ganz subtile Weise.<br />
Es ist nicht leicht mich zu bemerken,<br />
gehaucht sind die Erkennungsstärken.<br />
Lauter<br />
-die Ruhe toter Seelen,<br />
-Diebestritte, nächtiges Stehlen,<br />
-eine Nachtigall am Tage<br />
als meine Liebe, ohne Frage.<br />
Um meine Liebe zu erreichen,<br />
musst du mich zuerst umschleichen.<br />
Beweg dich langsam, bin noch müde,<br />
ein stiller Gruß als Attitüde.<br />
Steig auf die Sauerländer Höhen,<br />
frühmorgens wenn die Hähne krähen.<br />
Im Vogelklang mit Sonnerwachen<br />
darfst jubilieren, mit mir lachen.<br />
Dann können wir uns lieben lernen<br />
im frühen Licht bei letzten Sternen.<br />
Hast mich erkannt, bist auf der Spur,<br />
na klar, ich bin es, die Natur!<br />
63
64<br />
Einmal in Wennigloh<br />
Im Traum die Untertanen reisen<br />
ins schöne Rumbeck ihn zu preisen.<br />
Wird geliebt von ganzem Herzen,<br />
es brennen tausend Wunderkerzen.<br />
Bringen Gold und Myrre dar,<br />
segnet alle, wunderbar!<br />
Neheimer tragen stolz ihr Licht,<br />
Arnsbergs Beamte protzen Pfl icht.<br />
Bruchhausen schenkt, war zu erwarten,<br />
zwei Palm-Beach-Monatskarten.<br />
Der brave Bürger kam aus Hüsten,<br />
bis Oeventroper Zungen küssten.<br />
Auch Herdringen steht seinen Mann,<br />
und schleppt die Freilichtbühne an.<br />
Müschede, Bachum und auch Holzen<br />
zeigen Fußball, bestes Bolzen.<br />
Voßwinkel präsentiert den Park,<br />
Uentrops Milch gibt guten Quark.<br />
Mit Niedereimer naht der März,<br />
aus Breitenbruch gibt’s Doppelherz!<br />
Leider muss er nun erfahren,<br />
dass besetzt die Träume waren.<br />
Besetzt wie auch der stolze Thron,<br />
Hans-Josef Vogel hat ihn schon.<br />
Er denkt nur noch „Scheibenkleister,<br />
mein Gott ja, der Bürgermeister!“<br />
Der Arme fühlt sich jetzt im Traume<br />
wie eine kleine faule Pfl aume.<br />
Als Chef von dem Gemeindeklo,<br />
irgendwo in Wennigloh.<br />
Täglich nahen tausend Backen,<br />
nur ein Ziel sich zu entschlacken.<br />
Singen dann auf ihrem Klo<br />
das Lied vom schönen Wennigloh:<br />
„Einmal in Wennigloh,<br />
auf dem Gemeindeklo,<br />
einmal nur möchte ich dort sein.<br />
Denn hier in Wennigloh,<br />
auf dem Gemeindeklo<br />
bleibt keiner lange allein.<br />
Da gibt’s für Jeden,<br />
immer nur Sonnenschein!“
Das Beamten-Kneipenwunder<br />
War schon als Kind leicht angeschrammt,<br />
sie wussten Rat: „Der kommt aufs Amt!“<br />
Entdeckte bald das Bier in Flaschen,<br />
gehörte hier zu den ganz Raschen.<br />
Lernte mit viel Paragraphen<br />
zusammen im Büro zu schlafen.<br />
Paragraphen die er nie verstand,<br />
muss auch nicht im Sauerland.<br />
Das Urteil fällt gut oder schlecht,<br />
bierdurchtränkt, Spelunkenrecht.<br />
Beamte saufen lächeln müde,<br />
das ist die ganze Plattitüde!<br />
Vergnüglich läuft das Leben heiter<br />
ganz gut mit diesen Kerlen weiter.<br />
Bleib locker, dieser Welt voll Plunder<br />
hilft ein Beamten-Kneipenwunder!<br />
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66<br />
Dann hat die<br />
arme Seele Ruhe
Meine letzte Bitte<br />
Ich wende mich an meine Erben,<br />
komme absehbar zum Sterben.<br />
Ist dies gelaufen, seid so nett,<br />
ersparet mir ein „nasses Bett.“<br />
Dien sonst trotz hohem Friedhofspreise<br />
hungrigem Gewürm zur Speise.<br />
Wünschen tu ich mir stattdessen,<br />
dass mich helle Flammen fressen.<br />
Hygienisch sauber, schnell und fein,<br />
der Sarg soll reine Pappe sein.<br />
Direkt vom Aschenrost ich turne,<br />
bequem und sicher in die Urne.<br />
Die Urne nun, das ist mein Traum,<br />
kommt anonym an einen Baum.<br />
Ist’s billiger mit mir zu streuen,<br />
auch davor braucht ihr nicht zu scheuen.<br />
Den Trauermarsch, bezahlte Messen,<br />
könnt ihr allemal vergessen.<br />
Der Chef kann sich den Nachruf schenken,<br />
zu bürokratisch das Gedenken.<br />
Hoffentlich nimmt’s niemand krumm,<br />
verzichte auch auf Publikum.<br />
Ersparen sich das Zylinderputzen,<br />
können Stunden besser nutzen.<br />
Die Nächsten ja und meinetwegen<br />
der Pfarrer noch mit kleinem Segen.<br />
Sollte jemand nach mir fragen,<br />
bitte liebe Grüße sagen.<br />
Er mag hinauf zum Himmel winken,<br />
an mich denken, einen trinken.<br />
Hat der Tod mich hingerafft,<br />
nur nicht traurig, hab’s geschafft.<br />
Mein es ernst ganz ohne Witz,<br />
seid so freundlich, Onkel Fritz!<br />
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68<br />
Dei Dännen singet<br />
Dei Dännen singet<br />
De Tiufeln sin iut, dei Wiersen megget,<br />
dei Biuer derm Herrgore Danke segget.<br />
Te Hius ist en Pülleken Schnaps im Schapp,<br />
dat dei Frugge neu nit funnen hat.<br />
Seu gängen dei Jore dör de Toit,<br />
dei olle Biuer niu seu woit.<br />
Gäng strackiut an de Hirmelsdör:<br />
„Wört Toit, dat Pülleken ist leer!“<br />
Do sagte Peterus an der Poate,<br />
kurm rin, et is all wane late!<br />
Schnaps und Boier sin nit woit,<br />
jetz un in alle Erwigkeut.<br />
Ganz Rumecke kümmet van Dage riut,<br />
dei Biuer girt dern letzten iut.<br />
Is oppen Knippenberg in Rugge,<br />
legget nerven soiner Frugge.<br />
Amme Knippenberge dei Dännen singet,<br />
von der Kiärke her dat Glöcksken klinget:<br />
dei Biuer kann dürt guat verston:<br />
„Welt hoime goan, welt hoime goan!“
Die Tannen singen (Übersetzung)<br />
Die Kartoffeln sind raus, die Wiese gemäht,<br />
der Bauer dem Herrgott Danke sagt.<br />
Zu Haus ist ein Fläschchen Schnaps im Schrank,<br />
das die Frau noch nicht gefunden hat.<br />
So gingen die Jahre durch die Zeit,<br />
der alte Bauer ist so weit.<br />
Geht geradeaus zu auf die Himmelstür:<br />
„Wird Zeit, das Fläschchen ist leer!“<br />
Da sagt Petrus an der Pforte:<br />
„Komm rein, es ist schon sehr spät!<br />
Schnaps und Bier sind nicht weit,<br />
jetzt und in alle Ewigkeit.“<br />
Ganz Rumbeck kommt heute raus,<br />
der Bauer gibt den Letzten aus.<br />
Ist auf dem Knippenberg (Friedhof) in Ruhe,<br />
liegt neben seiner Frau.<br />
Am Knippenberg die Tannen singen,<br />
von der Kirche her das Glöcklein klingt.<br />
Der Bauer kann dies gut verstehen:<br />
„Wollen heim gehen, wollen heim gehen!“<br />
69
Die arme Seele hat Ruhe<br />
In Rumbeck, eine arme Seele<br />
saß im Fegefeuer fest.<br />
Nicht wegen einer schweren Sünde,<br />
sie verbüßte nur den Rest,<br />
einer Tat nicht zum Erbauen<br />
nämlich „Autoschlüssel klauen.“<br />
Ganz ehrlich muss man dazu sagen,<br />
am Schlüssel hing auch noch der Wagen.<br />
Die Seel‘ einst unbekanntes Wesen<br />
der Weg zur Kirche war ihm fremd.<br />
So ließ man keine Messen lesen,<br />
fand auch kein Geld im Totenhemd.<br />
Doch der Verein für arme Seelen,<br />
springt für sein Mitglied gerne ein.<br />
Sorgt für Messen die noch fehlen<br />
und so erlischt des Feuers Pein.<br />
Eine Dame über Achtzig<br />
sammelt für die gute Tat.<br />
Fünfzig Cent von 70 Menschen,<br />
wenn einer stirbt, sie steht parat.<br />
Lobe diese Frau für viele,<br />
die in Rumbeck Gutes tun.<br />
Wir erreichen manche Ziele,<br />
auch dass Seelen friedlich ruhen.<br />
71
72<br />
Quälgeister<br />
Tief im Rumbecker Scheibenkleister<br />
hausen sie noch, die quälenden Geister.<br />
Werd‘ hier nie ein Häuschen bauen,<br />
habe Angst vor den schrecklichen Klauen!<br />
Hört, wie Baumgeister wispern und fl üstern,<br />
es fl iegen die Pferde mit feurigen Nüstern.<br />
Satans Großmutter tanzt und lockt,<br />
sofort friert das Blut, der Atem stockt.<br />
Halbe Schatten versteckt hinter Bäumen<br />
dies sind die Reste von nächtlichen Träumen.<br />
Laufe mein Freund, schmiere die Hacken,<br />
sie kommen näher, wollen dich packen.<br />
Schleiche nach Hoffmann<br />
in deiner Not.<br />
Zehn Pilschen, drei Schnäpschen<br />
und die Geister sind tot!
In lieber Erinnerung<br />
73
74<br />
Platt<br />
Platt<br />
Soit Dagen niu dütt Riägenwer,<br />
un dei Vösse schmoiket.<br />
Mit Mögge sirk dei Viuegelkes<br />
en droiges Plätzken seiket.<br />
Sitt in moinem Kämmerken,<br />
un well plattdüsk schroiwen.<br />
Datt geit neau wane rumpelich,<br />
könn eu sirker gläuwen.<br />
Häwe alt Blage plattdüsk hört,<br />
un kann et euk worl lersen.<br />
Went ower an dat Schroiwen geut,<br />
gehör irk tau den Twärsen.<br />
Is neu en Pülleken im Schapp,<br />
dat soll moi nit versuiern.<br />
Mürtet nit taum Schroiwen kummen,<br />
es is euk schoin te kuiern!<br />
Platt (Übersetzung)<br />
Seit Tagen nun dies Regenwetter,<br />
und die Füchse rauchen.*<br />
Mit Mühe sich die Vögelchen<br />
ein trockenes Plätzchen suchen.<br />
Sitze in meinem Kämmerchen<br />
und will plattdeutsch schreiben.<br />
Das geht noch sehr durcheinander,<br />
könnt ihr sicher glauben.<br />
Hab als Kind plattdeutsch gehört<br />
und kann es auch wohl lesen.<br />
Wenn es aber an das Schreiben geht,<br />
gehör ich zu den Schrägen.<br />
Ist noch ein Fläschchen im Schrank,<br />
das soll mir nicht versauern.<br />
Müssen nicht zum Schreiben kommen,<br />
es ist auch schön zu sprechen!<br />
* Regennebel über dem Rumbecker Dammberg
Bildnachweis<br />
Blick von Bausen Bank auf Rumbeck .........................................................................6<br />
Rumbecker Kirche (auch U mschlagbild) ....................................................................8<br />
Strülleken .................................................................................................................24<br />
Gasthof H offmann .....................................................................................................29<br />
Karl‘s Hof ..................................................................................................................30<br />
Rückkehr aus dem Mühlbachtal ...............................................................................33<br />
Fischteich im Mühlbachtal ........................................................................................36<br />
Bausen Scheune .......................................................................................................37<br />
Wanderweg im Hasenwinkel ....................................................................................39<br />
Autobahnbrücke ........................................................................................................45<br />
Weg zum Heiligenhäuschen durch den Knippenberg ..............................................46<br />
Blick auf Uentrop ...................................................................................................... 61<br />
Ehemalige Wanderrast (Pilz) oberhalb von Rumbeck .............................................63<br />
Rumbecker Friedhof .................................................................................................70<br />
Lot Goners ....................................................................................................Rückseite<br />
75
Über dieses Buch<br />
Wir schwärmen von weltweiten Landschaftsschönheiten und der Begegnung<br />
mit fremden Kulturen. Unsere nähere Umgebung bleibt uns dabei oft fremd.<br />
Dieses Büchlein ist eine Hinführung zu dem liebenswerten Dörfchen Rumbeck<br />
mit den umgebenden Orten. Der Versuch aufzuzeigen was Heimat war<br />
und teilweise noch ist.<br />
Auch für Nicht-Rumbecker ist es durchaus empfehlenswert, da diese Leser<br />
sich ebenfalls in den Inhalten wiederfi nden.