Glanz - Neues
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THEMA<br />
Die Augen sind auf einen Möbelkarton<br />
gerichtet. Mit dickem,<br />
grünem Filzstift schreibt Lina<br />
(Name von der Redaktion geändert)<br />
„Mama ist lib“. Das macht ihr Spaß.<br />
Die Augen leuchten. Schreiben, das<br />
lernt sie gerade in der Schule. Und<br />
weil es so einen Spaß macht, gleich<br />
noch einmal. „Papa ist“ – jetzt zögert<br />
sie, die Augen verdunkeln sich<br />
und sie kneift den Mund zusammen<br />
– „Papa ist nich lib“. Sofort streicht<br />
sie das „nich“ durch. Schließlich liebt<br />
sie ihren Vater doch.<br />
Sie springt auf und schaut sich ihr<br />
neues Zimmer an. Ein Mädchentraum.<br />
Doch sie möchte lieber ihr altes<br />
Zimmer haben, ihr altes Bett in der<br />
alten Wohnung. Hier ist alles neu und<br />
fremd. Und hier fehlt jemand.<br />
In dieser neuen Wohnung wird sie<br />
nur mit Mama wohnen, denn Papa<br />
bringt Mamas Augen nicht mehr<br />
zum Leuchten. Das einzige, was zum<br />
Schluss noch geglänzt hat, waren Papas<br />
Augen, wenn er seine Drogen genommen<br />
hat. Sonst sind seine Augen<br />
stumpf. Hinter ihnen verstecken sich<br />
die Tränen um sein Kind und seine<br />
6<br />
Der <strong>Glanz</strong><br />
in ihren Augen<br />
Frau. Die Tränen um sich selbst.<br />
Er will seine Familie zurück und<br />
lässt die Finger von dem Gift für seinen<br />
Körper und seine Seele. Doch<br />
Mama will mehr. Wenn er seine Tochter<br />
alleine sehen möchte, dann soll er<br />
eine Therapie machen. Doch er meint,<br />
dass er sie nicht brauche.<br />
Lina weiß nichts von all dem. Sie<br />
spürt nur, dass sie etwas verliert. Ob<br />
Mama und Papa jemals wieder zusammen<br />
leben werden, ist offen. Doch<br />
wenn sie Pech hat, wird sie ihren Vater<br />
verlieren.<br />
Die Siebenjährige wächst im Glauben<br />
an Jesus Christus auf. Sie ist<br />
stark, eine richtige Kämpferin. Bald<br />
wird sie seinen Geburtstag feiern.<br />
Vielleicht zusammen mit Mama und<br />
Papa und der ganzen großen Familie.<br />
Ein schönes Weihnachtsgeschenk<br />
wäre es, wenn ihre Eltern sich Hilfe<br />
holen, dass sie ihr professionelle Hilfe<br />
zuteil werden lassen, damit sie den<br />
Glauben an Gott, ihre Eltern und sich<br />
selbst nicht verliert. Damit ihre Augen<br />
wieder vor Freude glänzen können.<br />
Christina Dwenger<br />
<strong>Glanz</strong>,<br />
Glänzer,<br />
glänzend<br />
Meister Proper putzt so sauber,<br />
dass man sich drin spiegeln kann.“<br />
Ja, wie denn!? Das hier ist ja wohl<br />
die Kirchenzeitung, da muss nicht<br />
auch noch von Werbung die Rede<br />
sein. Aber: <strong>Glanz</strong> scheint eine äußerst<br />
vielfältige Angelegenheit zu<br />
sein. Ca. 4 910 000 Fundstellen<br />
im Internet weist „Google“, aus,<br />
wenn man den Begriff „<strong>Glanz</strong>“<br />
suchen lässt. „<strong>Glanz</strong> ist eine optische<br />
Eigenschaft einer Oberfläche,<br />
Licht ganz oder teilweise<br />
spiegelnd zu reflektieren“, beginnt<br />
das Online-Lexikon ‚Wikipedia‘<br />
seine umfangreiche Darstellung.<br />
Aus einer solchen Vielfalt könnte<br />
man schließen: Ohne <strong>Glanz</strong><br />
geht es nicht. Ein bisschen <strong>Glanz</strong><br />
muss sein. Oder auch ruhig mehr.<br />
Das neue Auto – natürlich muss<br />
es glänzen. Das alte Auto – natürlich<br />
wird es vor Verkauf oder<br />
Inzahlungnahme auf Hochglanz<br />
poliert. Technische Macken? Na,<br />
Hauptsache Optik! Das Auge<br />
kauft natürlich mit! Da wird ja<br />
ordentlich Glänzer eingesetzt.<br />
Ein Apfel ist kein Apfel, wenn<br />
er nicht vor Zurschaustellung oder<br />
Verzehr glänzend poliert wird.<br />
Aber: Hat <strong>Glanz</strong> nicht doch auch<br />
mit innerer Einkehr, mit Kinderaugen,<br />
mit Schneekristallen, mit<br />
Gemütlichkeit mit Silvester und<br />
Neujahr zu tun? „Welch <strong>Glanz</strong> in<br />
meiner bescheidenen Hütte“, sagt<br />
man, wenn – meist unverhofft<br />
– ein lieber Mensch auftaucht.<br />
Wie’s mir geht? Glänzend natürlich.<br />
Auch wenn’s hinter der<br />
<strong>Glanz</strong>-Fassade manchmal nicht<br />
so glänzend aussieht. Zum <strong>Glanz</strong><br />
gehört vor allem auch unser Lachen,<br />
fröhlich sein, Freude ausstrahlen.<br />
„<strong>Glanz</strong>? Das ist doch der<br />
mit den Erdbeerbuden“, höre ich<br />
da jemand sagen. Falsch! Erstens<br />
soll hier eben nicht von Werbung<br />
die Rede sein. Und zweitens heißt<br />
der Glantz.<br />
Winni Kehrer