«Wenn Ideen Gestalt annehmen» - Priora Gruppe
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Der Meistermacher<br />
Ein Austausch über Führungsqualitäten, erfolgreiche Teams und die angeborene Leidenschaft<br />
Wie das Team vom HC Davos, haben auch wir bei der <strong>Priora</strong> ein junges, eingeschworenes Team, das hochmotiviert ist, um gemeinsam hohe<br />
Ziele zu erreichen. Interview mit Arno Del Curto, Trainer beim HC Davos | Hans-Peter Domanig, CEO <strong>Priora</strong> Group<br />
Domanig: Arno Del Curto, die neue Saison steht vor der Tür: Wie gehen<br />
Sie diese an und was sind Ihre persönlichen Ziele?<br />
Del Curto: Das übergeordnete Ziel ist Meister zu werden und auf höchstem<br />
Niveau Eishockey zu spielen. Darauf fokussieren wir uns. Wir trainieren momentan<br />
neue und bewährte Spieltechniken, um ein schnelles Spiel umzusetzen.<br />
Zusätzlich arbeiten wir an der Mentalität und der persönlichen Einstellung<br />
der Spieler. Ich will die Mannschaft vorwärtsbringen, fordern und<br />
optimal auf die anstehende Saison vorbereiten. Dazu müssen wir ein Team<br />
sein, in dem sich alle aufeinander verlassen können.<br />
Domanig: Der verbissene Trainer war früher eher an der Tagesordnung.<br />
Wie ist es heute? Welche Führungsqualitäten muss ein erfolgreicher<br />
Trainer haben?<br />
Del Curto: Die Trainer früherer Jahre mit ihrer streng autoritären Veranlagung<br />
haben heute wohl wenige Chancen. Die Gesellschaft ändert sich. Die<br />
Jungen von heute müssen anders geführt werden. Reiner Druck und die Appellation<br />
alleine nützen nichts. Die Umsetzung von Spielzügen<br />
verlangt eine Erklärung statt strikter Anweisung. Selbst<br />
junge Spieler ziehen heute schon anhand meiner Spielidee<br />
ihre eigenen Interpretationen, um die Spielanweisungen<br />
schliesslich umzusetzen. Für mich als Trainer ist das eine Herausforderung,<br />
und ich muss in der Lage sein, meinen Führungsstil<br />
anzupassen.<br />
Domanig: Darf ein Trainer auch mal das Bauchgefühl spielen lassen oder<br />
haben im harten Eishockey-Alltag Gefühle weniger Platz?<br />
Del Curto: Die emotionale Intelligenz ist ganz wichtig. Ein Trainer muss wissen<br />
und spüren, wie jemand tickt. Das lässt sich so nicht berechnen oder<br />
kalkulieren. Für mich ist dies ein zentraler Punkt. Klar ist, nicht immer spielen<br />
Gefühle mit. Reissen alle Stricke und ein Spieler benimmt sich daneben,<br />
muss man auch mal die Brechstange einsetzen. Doch dies ist heikel.<br />
Brechstange heisst auch Gehorsam und Dominanz. Und dies widerspricht<br />
meinem Ansatz von Teamarbeit.<br />
Domanig: Sie haben mit dem HC Davos in den vergangenen 16 Jahren<br />
einen grossen Leistungsausweis erbracht. In einem Interview haben Sie<br />
geantwortet, man muss auch Demut haben.<br />
Del Curto: Das stimmt, ohne Demut kommt man nicht weiter. Wenn man<br />
immer gewinnt und sich vor den Fans, Journalisten, anderen Mannschaften<br />
oder dem Verwaltungsrat als den Grössten aufführt, fällt das irgendwann<br />
auf einen zurück. Deshalb zolle ich anderen grossen Respekt und habe De-<br />
14 <strong>Priora</strong> View | September 2012<br />
«Ich muss wissen,<br />
wie jemand tickt.»<br />
mut meiner Leistung gegenüber. Dies zeigt sich bei mir speziell bei grossen<br />
Erfolgen. Nicht zu verwechseln ist Demut aber mit Offenheit und Klarheit.<br />
Wenn es die Situation erfordert, sage ich klipp und klar, was ich denke. Dabei<br />
muss man aber immer anständig bleiben.<br />
Domanig: Sie nehmen die 17. Saison in Folge in Angriff. Was treibt<br />
Sie an?<br />
Del Curto: Die angeborene Leidenschaft. Der liebe Herrgott hat mir diese<br />
geschenkt und ich habe in meinem Leben das eine oder andere dazugelernt:<br />
entweder durch Fehler, durch Abschauen oder durch Gespräche mit anderen<br />
Leuten. Auch nach einer Niederlage steckt immer noch so viel Leidenschaft<br />
in mir, dass ich erneut auf dem Spielfeld antreten möchte.<br />
Domanig: Ohne Leistung ist kein Match zu gewinnen. Oft muss man als<br />
Chef oder Trainer 200 Prozent von sich und anderen fordern, um schlussendlich<br />
100 Prozent zu erreichen. Wie sehen Sie das?<br />
Del Curto: Das ist richtig gesagt. Wichtig ist zudem, dass diese<br />
Einstellung vom Trainer vorgelebt wird. So kann man keinen<br />
Job machen und dabei an andere Sachen denken, wie beispielsweise<br />
das Golfturnier von nächster Woche. Wenn man<br />
den Kopf nicht bei der Sache hat und sich ablenken lässt,<br />
dann hat man verloren. Es gibt viele gute Leute, die Erfolg<br />
haben, sei es im Beruf oder beim Sport. All diese Leute zeichnen die Leidenschaft<br />
und die Energie für eine Sache aus.<br />
Domanig: Trotz Höchstleistungen und Erfolg gibt es auch Niederlagen.<br />
Wie motivieren Sie in dieser Situation Ihre Mannschaft, wie reissen Sie<br />
das Steuer herum?<br />
Del Curto: Zuerst muss ich analysieren, wie die Niederlage entstanden ist.<br />
Es gibt beispielsweise die erklärbare Niederlage, die eintrifft, weil man im<br />
Sommer bis zu den Play-Offs zu hart trainiert hat und müde ist. Wenn man<br />
jedoch verliert, obwohl man eine Topleistung gebracht hat, muss gründlich<br />
recherchiert werden.<br />
Domanig: Was sind Ihre Erfahrungen?<br />
Del Curto: Ich machte die Erfahrung, dass Mannschaften vor allem dann<br />
verlieren, wenn sie «satt» sind – also viel gewonnen haben. Ich muss also<br />
diese Sattheit bekämpfen, was für einen Trainer etwas vom Schwierigsten<br />
überhaupt ist. Natürlich kann man Siege wiederholen, aber es wird immer<br />
schwieriger. Sehen Sie, obwohl die Spieler oftmals alles geben und<br />
eigentlich alles richtig machen, fehlen manchmal die entscheidenden zwei