Atopische Schwangerschaftsdermatose - BFG
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Schwangerschaft<br />
und<br />
Haut<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Markus Zutt<br />
Klinik für Dermatologie und Allergologie<br />
Klinikum Bremen Mitte
SS-bedingte physiologische Hautveränderungen<br />
• Hyperpigmentierungen<br />
– Mamillen, Genital, Linea fuscea<br />
• Chloasma gravidarum<br />
• Pigmentvermehrung von Nävi
SS-bedingte physiologische Hautveränderungen<br />
• Gefäßveränderungen<br />
• Palmarerythem<br />
• Gingivahyperämie und –hyperplasie<br />
• Erweiterte Hautgefäße (Teleangiektasien)<br />
• Varikosis (Krampfadern)<br />
• Hämorrhoiden
SS-bedingte physiologische Hautveränderungen<br />
• Veränderungen von Haaren<br />
• Meist Verbesserung des Haarzustandes<br />
• Postpartales Effluvium
Schwangerschaft und Haut<br />
• SS-Dermatosen selten<br />
• Differentialdiagnostisch schwierig<br />
• Nur eingeschränkte Diagnostik und Therapie in SS<br />
• Teilweise massive Einschränkung der Lebensqualität<br />
• Aber auch selten Gefährdung der Frucht
Schwangerschaft und Haut<br />
• Genaue Pathomechanismen der SS-<br />
Dermatosen unklar<br />
• Beeinflussung von vorbestehenden<br />
Hauterkrankungen durch SS<br />
– Psoriasis verbessert<br />
– Neurodermitis verschlechtert
Spezifische SS-Dermatosen<br />
• Klassifikation in den letzten Jahren einfacher<br />
geworden<br />
• Nur noch 4 Erkrankungen<br />
– Pemphigoid gestationis<br />
– Polymorphe SS-Dermatose<br />
– Intrahepatische SS-Cholestase<br />
– <strong>Atopische</strong> SS-Dermatose
Pemphigoid gestationis<br />
• Seltene blasenbildende<br />
Autoimmundermatose<br />
• 2. SS-Hälfte oder postpartal<br />
• Rezidive in Folge-SS
Pemphigoid gestationis<br />
• Ursache: Antikörper gegen<br />
Strukturproteine der Haut<br />
• Zusammenhalt der Haut<br />
gestört<br />
• Blasenbildung als Folge
• Pralle Blasen<br />
Pemphigoid gestationis<br />
• Vorher manchmal juckende<br />
Erytheme<br />
• Abdomen mit Nabelregion
Pemphigoid gestationis<br />
• Keine Assoziation zu<br />
Striae distensae<br />
• Häufig Ganzkörperbefall<br />
• Schleimhäute frei
Pemphigoid gestationis<br />
• Diagnostik durch Hautprobe<br />
(DIF)<br />
• Rückbildung innerhalb Wochen<br />
bis Monaten postpartal<br />
• Manchmal erneute Schübe<br />
während Menstruation
Pemphigoid gestationis<br />
• Erhöhtes Risiko für<br />
Frühgeburten und<br />
„Small-for-date-<br />
Babies“<br />
• 10% der<br />
Neugeborenen haben<br />
auch Blasen
Pemphigoid gestationis<br />
Therapie<br />
• Juckreizreduktion und Beherrschung der<br />
Blasenbildung<br />
• Systemische Glukokortikosteroide<br />
• Antihistaminika<br />
• Immunapherese bei schweren Fällen
Polymorphe <strong>Schwangerschaftsdermatose</strong><br />
• Früher als PUPP bezeichnet<br />
• Letzte SS-Wochen oder postpartal<br />
• Assoziation mit Erstgebärenden,<br />
Mehrlings-SS und exzessiver<br />
mütterlicher Gewichtszunahme<br />
• Ursache unklar
Polymorphe <strong>Schwangerschaftsdermatose</strong><br />
• Juckende nesselartige<br />
Hautveränderungen<br />
• Von Striae distensae ausgehend<br />
• Bauch, aber Nabelregion<br />
ausgespart<br />
• Bei zunehmender Krankheitsdauer<br />
auch Bläschen und Ekzem
Polymorphe <strong>Schwangerschaftsdermatose</strong><br />
• Selbstlimitierende Erkrankung<br />
• Durchschnittliche<br />
Abheilungsdauer 4-6 Wochen<br />
• Keine Gefahr für die Frucht
Polymorphe <strong>Schwangerschaftsdermatose</strong><br />
Therapie<br />
• Nur Lokaltherapie<br />
• Kortison-Salben<br />
• Antipruriginöse, z.B.<br />
harnstoffhaltige Externa<br />
• Event. Antihistaminika
Intrahepatische<br />
Schwangerschaftscholestase<br />
• Hormonell verursachte,<br />
reversible Cholestase<br />
(Gallensäurenproduktion)<br />
• Spätschwangerschaft<br />
• Genetische Prädisposition
Intrahepatische<br />
Schwangerschaftscholestase<br />
• Gefahr für Frucht<br />
durch Übertritt von<br />
Gallensäuren in fetalen<br />
Kreislauf<br />
• Kardiodepressive<br />
Effekte und Anoxie bei<br />
Fetus
Intrahepatische<br />
Schwangerschaftscholestase<br />
• Bei Mutter starker Juckreiz<br />
• Ikterus nur bei 10 % der<br />
Patientinnen<br />
• Rezidive in<br />
Folgeschwangerschaften<br />
sehr wahrscheinlich
Intrahepatische Schwangerschaftscholestase<br />
Therapie<br />
• Gallensäurenbindung mit<br />
Ursodesoxycholsäure<br />
• Lokaltherapie gegen<br />
Juckreiz
<strong>Atopische</strong><br />
<strong>Schwangerschaftsdermatose</strong><br />
• Häufigste Ursache für Juckreiz in SS<br />
• Flächige Ekzeme und juckende<br />
Knötchen<br />
• Risiko bei Pat. mit vorbestehender<br />
Neurodermitis oder Erkrankungen<br />
aus dem atopischen Formenkreis<br />
(Heuschnupfen, Asthma<br />
bronchiale) erhöht<br />
• Meist im 1. und 2. Trimester
<strong>Atopische</strong><br />
<strong>Schwangerschaftsdermatose</strong><br />
• 20% vorbestehende<br />
Neurodermitis<br />
• 80% erstmaliges Auftreten<br />
von Neurodermitis<br />
• Klassische beugeseitige<br />
Betonung
<strong>Atopische</strong> <strong>Schwangerschaftsdermatose</strong><br />
Therapie<br />
• Lokales Kortison, rückfettende Maßnahmen,<br />
Harnstoff, Menthol, Polidocanol<br />
• UVB-Lichttherapie
Dermatotherapie in SS<br />
• Prednisolon orales Kortison der 1.Wahl<br />
• Bei SS-Dermatosen Prednisolon meist < 4 Wochen<br />
• Im 1. Trimenon bei höherdosierten Prednisolon-<br />
Gaben Risiko für Lippen-Gaumenspalten erhöht<br />
• Moderne lokale Kortisonpräparate zu bevorzugen<br />
– Prednicarbat (Dermatop ®)<br />
– Momethason (Ecural ® )
Dermatotherapie in SS<br />
• Ältere Antihistaminika zu bevorzugen<br />
• Dimentiden (Fenistil ® )<br />
• Clemastin (Tavegil ® )<br />
• Im 2. und 3. Trimenon auch Loratadin (Lisino ® ) oder<br />
Cetirizin
• Häufiges Problem<br />
Juckreiz<br />
Pruritus gravidarum<br />
• Meist durch Hauttrockenheit<br />
• Indifferente Therapie (Pflege) im Vordergrund
Lokaltherapie gegen Juckreiz<br />
• Pflegende Maßnahmen<br />
• Spezifische Lokaltherapie
Hautpflege während SS<br />
• Konsequente und pflegend-hydratisierende<br />
Rückfettung an erster Stelle<br />
• Lipolotionen, Fettcremes, Salben, Fettsalben<br />
zur Therapie von Hauttrockenheit
Hautpflege während SS<br />
• Verhinderung von Austrocknung durch<br />
Waschen, Baden, Duschen<br />
• Durch: Milde-nicht-alkalische Seifen,<br />
rückfettende Syndets, Dusch-und Badeöle<br />
• Hypoallergen
Hautpflege während SS<br />
• Ausgedehnte Vollbäder in heißem Wasser mit<br />
Badezusätzen kann Hauttrockenheit verstärken<br />
• Baden nur bei moderater Temperatur und nur kurz<br />
(10-20 Minuten)<br />
• Kurzes Duschen zu bevorzugen<br />
• Milde Kopfhautshampoos
Hautpflege während SS<br />
• Bei Hauterkrankungen kein starkes Abreiben<br />
der Haut, da dadurch Verletzungen und<br />
Mikrotraumen begünstigt werden<br />
• Nach Duschen direkt eincremen
Hautpflege während SS<br />
• Tagsüber eher Cremes, abends auch<br />
Fettsalben und Salben<br />
• Cremes beeinflussen das Tragen von Kleidung<br />
nicht
Hautpflege während SS<br />
• Harnstoff gut einsetzbar<br />
• Präparate anwärmen<br />
• Kleidung aus geeignetem Material<br />
• Baumwolle<br />
• Wolle und Synthetik führen zu Juckreiz
Harnstoff (Urea)<br />
• Wasserbindend (Speichert Wasser in oberster<br />
Hornschicht)<br />
• Juckreizstillend<br />
• Wirkt starker Hornhautbildung entgegen
• Dauerhaft möglich<br />
• Zieht schnell ein<br />
• Kein Fettfilm<br />
• Wird künstlich hergestellt<br />
• Konzentration 5-10 %<br />
Harnstoff (Urea)
Pruritus gravidarum<br />
• Auflegen von kalten Umschlägen<br />
• Sanftes Druck-Ausüben auf Haut<br />
• Vermeidung von Hitze, heißen Getränken,<br />
Alkohol
Gerbstoffe<br />
• Sehr gut bei SS-Juckreiz einsetzbar<br />
• Tanninpräparate als Lotio, Creme, Gel, Salbe<br />
• Auch als Badezusätze<br />
• Schwarztee
Kühlende Maßnahmen<br />
• Auflegen kalter Kompressen<br />
• Schüttelmixturen kurzfristig gut, aber langfristig eher<br />
austrocknend<br />
• Lotionen mit Menthol und Kampher<br />
• Vorsicht bei Auftragen auf offene Stellen, da<br />
Brennen
Topische Lokalanästhetika<br />
• Polidocanol juckreizstillend<br />
• In Lotionen, Cremes, Ölbäder<br />
• Gut kombinierbar auch mit Harnstoff
Antiseptika und antimikrobielle Substanzen<br />
• Bei bakteriellen oder Pilzinfektionen<br />
• Am besten Fusidinsäure einsetzbar<br />
• Bei Mykosen Nystatin und Clotrimazol