Regenbogen-Parade - LAMBDA-Nachrichten
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FOTO: MATTHIAS HERRMANN<br />
20<br />
Mit dem Ideenwettbewerb von<br />
Grüne andersrum zur Findung<br />
eines neuen Namens für die „Eingetragene<br />
PartnerInnenschaft“<br />
wurde Ende Mai ein neuer Begriff<br />
geboren: Der „Zivilpakt (ZIP)“ bereichert<br />
seither das Vokabular all<br />
jener, die sowohl gleiche Rechte<br />
für Lesben und Schwule wollen<br />
als auch für heterosexuelle Paare<br />
eine Alternative zur – immer noch<br />
mit der ökonomischen Abhängigkeit<br />
der Frau konnotierten – Ehe<br />
anstreben.<br />
Der von den Grünen geplante<br />
ZIP, zu dem sie am 9. Juli auch<br />
einen Entschließungsantrag im<br />
Nationalrat eingebracht haben,<br />
soll daher für Lesben, Schwule<br />
und Heteros gelten. Und soll im<br />
Gegensatz zur Ehe die zeitliche<br />
Begrenztheit durchaus schon<br />
im Konzept beinhalten sowie<br />
die ökonomische Abhängigkeit,<br />
wie etwa die Pfl icht zur unentgeltlichen<br />
Mitarbeit im Betrieb<br />
des Partners/der Partnerin ausschließen.<br />
Ich weiß schon, dass es innerhalb<br />
der Bewegung – interessan-<br />
Aus dem Hohen Haus<br />
Ulrike Lunacek<br />
Let‘s zip!<br />
terweise vor allem von schwuler<br />
Seite – prominente Stimmen gibt<br />
(vgl. S. 4), die die Einbeziehung<br />
Heterosexueller in den ZIP vehement<br />
ablehnen – nach dem Motto:<br />
Die können eh schon heira-<br />
ten. Als grüne Politikerin, als Lesbe<br />
und Feministin habe ich – wie<br />
die Grünen als Partei – aber auch<br />
einen gesamtgesellschaftspolitischen<br />
Anspruch, der nicht nur<br />
Lesben und Schwule betrifft.<br />
Die Durchsetzung des ZIP wird,<br />
wie wir angesichts des Durchhaltevermögens<br />
von Schwarz-<br />
Blau befürchten müssen, noch auf<br />
sich warten lassen: Die ÖVP-FPÖ-<br />
Regierung ist zwar vorrangig mit<br />
sich selbst beschäftigt, aber das<br />
hindert sie (vor allem die ÖVP)<br />
nicht, aus ideologischen Gründen<br />
keinen Schritt weiter in Rich-<br />
Die Aktion Standesamt am 2. Juni in Wien erfreute<br />
sich regen Zuspruchs ZIP-williger Paare<br />
FOTO: GRÜNE ANDERSRUM<br />
tung rechtliche Gleichstellung für<br />
gleichgeschlechtliche Paare zu<br />
gehen. Eine rot-grüne Koalition<br />
täte sich da wohl um vieles leichter,<br />
aber dazu braucht es zuerst<br />
Neuwahlen und einen entsprechenden<br />
Ausgang derselben.<br />
Erfreulich war bei unserer Aktion<br />
Standesamt am 2. Juni (gleichzeitig<br />
in Wien und Salzburg) sowohl<br />
die Beteiligung zahlreicher ZIPwilliger<br />
Paare als auch die Reaktion<br />
der Leiterin des Standesamts<br />
in Wien 8 sowie der Leiterin<br />
der für die Standesämter<br />
zuständigen Magistratsabteilung:<br />
Sie hatten eigene Formulare<br />
angefertigt, drei Paare warten<br />
jetzt auf den Bescheid der<br />
Stadt Wien. Wie bei dem Ehe-<br />
Ansuchen von Horst Schalk und<br />
Hans Kopf im vergangenen Jahr<br />
wird es wohl auch diesmal hei-<br />
ßen: Gibt es nicht, und zuständig<br />
ist der Bund. Nichtsdestotrotz luden<br />
die beiden engagierten Beamtinnen<br />
uns ein, sobald es den<br />
ZIP tatsächlich geben sollte, die<br />
erste „Verzippung“ doch auf ihrem<br />
Standesamt zu zelebrieren.<br />
Was wir natürlich gerne zugesagt<br />
haben.<br />
Auch ein griffi ges Antidiskriminierungsgesetz<br />
ist von dieser Bundesregierung<br />
nicht zu erwarten.<br />
So kann es weiterhin passieren,<br />
dass ein lesbisches Paar<br />
an einem Tanzkurs in einer Innsbrucker<br />
Tanzschule nicht teilnehmen<br />
darf. Insgesamt wäre eine<br />
staatliche Kampagne gegen Homophobie<br />
angesagt, wie sie die<br />
brasilianische Bundesregierung<br />
unter ihrem Präsidenten „Lula“<br />
da Silva von der Arbeiterpartei<br />
im Mai 2004 begonnen hat: Gemeinsam<br />
mit NGOs entwickelt,<br />
gibt es vor allem im Schul- und<br />
Gesundheitsbereich Aufklärungsmaßnahmen.<br />
Innovative Ideen hat<br />
Brasiliens Regierung schon einige<br />
an den Tag gelegt. So schlug<br />
Lula, dessen Soldaten die UNO-<br />
Friedenstruppe in Haïti anführen,<br />
vor kurzem vor, die dortigen Rebellen<br />
mit folgender Vorgangsweise<br />
zum Abgeben ihrer Waffen<br />
zu bewegen: Er kündigte an,<br />
die brasilianische Nationalelf auf<br />
der Karibik-Insel spielen zu lassen.<br />
Eintrittskarte wäre die Abgabe<br />
einer Waffe... Die Idee ist<br />
gut, bleibt abzuwarten, ob die<br />
Rebellen sich tatsächlich von Pelés<br />
Enkeln zur Abgabe ihrer Waffen<br />
bewegen lassen!