Ausgabe 17 - 07 Das Stadtmagazin . BLOG
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Juni 2010 21<br />
und natürlich auch dem, was die<br />
Leute damals so am Leibe trugen.<br />
Beide Leidenschaften vereinend,<br />
entschloss man sich, eine neue<br />
und soweit einzigartige Marke<br />
zu schaffen, deren Fokus darauf<br />
liegt, vor allem durch Funktionalität,<br />
Authentizität und enorme<br />
Detailtreue zu bestechen. Work<br />
Wear- und Vintage Army-Kleidungsstücke<br />
also, die gleichzeitig<br />
schnörkellos und dennoch stilvoll<br />
sind, exakt den Schnittvorlagen<br />
der damaligen Zeit entsprechen<br />
und mit einer Robustheit aufwar-<br />
ten, die sie zu einem beinahe lebenslangen<br />
Begleiter werden lässt.<br />
Man braucht sich hierfür nur die<br />
›Roamer Pant‹ anzuschauen – eine<br />
klassische Workwear Jeans aus<br />
den 30er Jahren, die, aus elf Unzen<br />
schwerem Raw Denim in<br />
Handarbeit und ›wie damals‹ an<br />
historischen Webstühlen gefertigt,<br />
von ihrem Besitzer wortwörtlich<br />
›weichgetragen‹ werden muss, dafür<br />
dann aber auch ewig hält. So<br />
kann eine Hose zu einem Bekleidungsstück<br />
werden, das tatsächlich<br />
irgendwann eine Geschichte<br />
Fabian, kannst Du uns<br />
kurz schildern, wie<br />
es zur Entstehung<br />
von ›Pike Brothers‹<br />
gekommen ist?<br />
FaBian Jedlitschka: Die Idee zu Pike Brothers kam eigentlich<br />
durch eine alte U.S. Army-Offiziersjacke von 1940, die ich einmal in<br />
meiner Sammlung hatte. Die Jacke wurde von dem damaligen Offizier<br />
privat beschafft und von den Pike Brothers – einer kleinen Schneiderei<br />
in London – gefertigt. Dies war sozusagen die Initialzündung<br />
und so habe ich mich entschlossen, die Tradition der Pike Brothers<br />
fortzusetzen. Grundsätzlich sind wir jedoch kein Modelabel, sondern<br />
ein Arbeitsbekleidungslabel, da all unsere Stücke einen spezifischen<br />
Zweck hatten, als sie ursprünglich gefertigt wurden.<br />
Ihr seid in der ›Hotrod-Szene‹ verwurzelt:<br />
Was hat sich der Unwissende darunter vorzustellen?<br />
Jedlitschka: Hot Rods waren in den 40er/50er Jahren Rennwägen,<br />
die von Amateuren selbst gebaut und dann auch bei Rennen<br />
gefahren wurden. Oft trugen diese Fahrer bei den Rennen und natürlich<br />
auch beim Schrauben entsprechende Army- und Workwear.<br />
Da ich selbst alte Motorräder besitze und damit Rennen fahre, wollte<br />
ich auch ein Gesamtbild wie damals haben – also nicht nur das<br />
Motorrad fahren, sondern auch das dazu passende Outfit tragen.<br />
Eure Kollektion sieht irgendwie auch nicht nach 08/15 aus,<br />
wo man, wie so oft, nach einem Jahr das alte durch ein<br />
neues Stück ersetzen muss, weil es völlig abgetragen ist.<br />
Was genau ›steckt‹ in euren Sachen drin?<br />
Jedlitschka: Grundsätzlich arbeiten wir mit historischen Originalen,<br />
d.h. Bekleidungsstücken, die ich über die letzten 20 Jahre<br />
gesammelt habe. Dies sind hauptsächlich Army- und Workwear-<br />
Stücke aus der Zeit von 1930 bis 1950. Daher stammen die Schnitte<br />
und auch unser Anspruch an die Stoffe: Heute ist es ja so, dass Leu-<br />
zu erzählen hat – ohne bereits im<br />
Neuzustand abgewetzt und getragen<br />
auszusehen. (fgo)<br />
Wer sich selbst ein Bild der<br />
Produkte machen möchte:<br />
Unter www.pikebrothers.com<br />
kann man sich in aller Ruhe<br />
umschauen und informieren.<br />
Erst bretthart,<br />
dann Lieblingshose<br />
im interVieW mit stADtmAgAzin <strong>07</strong>: Fabian Jedlitschka, einer der<br />
Kreativköpfe hinter Pike Brothers, gibt Einblicke in eine vergangenheitsorientierte<br />
Geschäftsidee.<br />
te lieber ›bequeme‹ Sachen mit leichten Stoffen kaufen. Wir gehen<br />
genau die andere Richtung und fertigen unsere Stücke genau so<br />
›rough‹ wie es damals üblich war. In Bezug auf unsere Jeans heißt<br />
das eben, dass die Stücke erst mal bretthart und ›unbequem‹ sind.<br />
Aber nach einer kurzen Eintragezeit passen sie sich dem Besitzer an<br />
und werden zu seiner persönlichen Hose, die sehr robust ist und<br />
durch die individuellen Tragespuren über die Jahre absolut einzigartig<br />
wird.<br />
Wer trägt eure Sachen bzw. welche Zielgruppe versucht ihr<br />
mit eurem Angebot zu erreichen? Und sind eure Bekleidungsstücke<br />
auch für den Mainstream interessant?<br />
Jedlitschka: Zielgruppe sind Leute, die Wert auf eine qualitativ<br />
hochwertige und langlebige Bekleidung legen und natürlich auch<br />
eine gewisse Affinität für ›unsere Zeit‹, also die 30er bis 50er haben.<br />
Da unsere Hosen zum Beispiel nicht von der Stange sind und es auch<br />
einer gewissen Hingabe bedarf, diese einzutragen und zu pflegen,<br />
sind sie aber wohl eher nichts für den Mainstream.<br />
Die gegenwärtige Modeindustrie entdeckt ja beharrlich<br />
die vergangenen Jahrzehnte neu: Ist es für dich denkbar,<br />
dass auch ›eure Zeit‹ demnächst wieder von der breiten<br />
Masse getragen wird?<br />
Jedlitschka: In Abwandlungen vielleicht schon, aber auf jeden<br />
Fall nicht so authentisch wie wir es machen.<br />
Wird das Angebot in eurem Online-Shop noch um weitere<br />
Kleidungs-Schmankerl der ›alten‹ Zeit bereichert?<br />
Jedlitschka: Wir haben gerade diese Woche einen neuen Artikel<br />
ins Sortiment bekommen und wir werden unser Angebot stetig<br />
erweitern. Im Herbst kommt auf jeden Fall noch eine schwere U.S.<br />
Navy Jacke, Henleys und ein weiteres Shirt hinzu.<br />
Danke für das Gespräch. <strong>Das</strong> Interview führte Matthias Eichardt.