Beschreibung des Konzepts - Mathematik
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Konkret<br />
ist für einen Menschen alles,<br />
- womit er sich intensiv auseinandergesetzt hat,<br />
- wozu er einen inneren Bezug hat,<br />
- was er in sein sonstiges Weltbild einordnen kann.<br />
Konkrete <strong>Mathematik</strong><br />
• Aus konkreten Erfahrungen soll <strong>Mathematik</strong><br />
entstehen<br />
• <strong>Mathematik</strong> soll sich in konkreten Erfahrungen<br />
"konkretisieren"<br />
• <strong>Mathematik</strong> soll zur konkreten Erfahrung werden<br />
Konkreter <strong>Mathematik</strong>unterricht 1<br />
a) baut den konkreten Erfahrungsraum immer weiter aus<br />
b) orientiert sich an zentralen Ideen<br />
c) konzentriert sich auf wesentliche Grundvorstellungen<br />
d) fördert das Lernen in Zusammenhängen<br />
e) bietet offene, ausbaubare Lernsituationen an<br />
f) läßt das Argument der mangelnden Zeit nicht gelten.<br />
1 Nach: P. Baireuther: Konkreter <strong>Mathematik</strong>unterricht. Bad Salzdetfurth: Franzbecker 1990
1. Mit den Schülern lernen<br />
Verwandtes Unterrichtskonzept:<br />
Mathetik (Seymour Papert 2 )<br />
Ein Großteil der Arbeit, die die Schüler ausführen sollen, ist dem Lehrer zu langweilig, als<br />
daß es ihn reizen würde, mitzulernen (daß er auf die Arbeit der Schüler und ihre<br />
Ergebnisse gespannt wäre)<br />
2. Sich Zeit nehmen<br />
Durch längere und entspannte Beschäftigung mit einem Problem lernt man es genauer<br />
kennen und verbessert seine Fähigkeit, ähnliche Probleme zu lösen. "Herumspielen" mit<br />
Problemen verbessert die Fähigkeiten, die zu ihrer Lösung notwendig sind.<br />
3. Gute Diskussionen fördern das Denken<br />
Das Sprechen über Vorgänge in den Köpfen ist durch Tabus blockiert - aus Angst vor<br />
Verletzungen. Lehrer sollte <strong>des</strong>halb offen über eigene Lernerfahrungen sprechen.<br />
4. Beziehungen zwischen Wissensgebieten schaffen.<br />
"Kalte" mentale Gebiete sollen durch Kontakt mit "heißen" Gebieten aufgewärmt werden.<br />
5. Ausdauer ermuntern<br />
Lernprozesse breiten sich explosionsartig aus, wenn man genügend lange durchhält.<br />
6. Der Sinn der Kinder für wissenschaftliches Arbeiten soll verbessert<br />
werden.<br />
Das Konzept der exakten und formalen wissenschaftlichen Methode wird in Büchern<br />
verkündet und von Theoretikern gelehrt - und von der wissenschftlichen Praxis ignoriert.<br />
7. Konkretes Denken ist keine Vorstufe von formalem Denken.<br />
Statt Kinder zu drängen, wie Erwachsene zu denken, sollten wir stärker daran arbeiten,<br />
wie sie zu denken.<br />
8. Wissen in Gebrauch ist leichter zu erfassen als Wissen auf Vorrat.<br />
Das nebenher Gelernte ist oft wichtiger als das direkt eingeübte.<br />
2 Nach: S. Papert: Revolution <strong>des</strong> Lernens. Kinder, Computer, Schule in einer digitalen Welt.<br />
Heise, Hannover 1994
Verwandtes Unterrichtskonzept:<br />
Aktiv-entdecken<strong>des</strong> Lernen von <strong>Mathematik</strong> (Wittmann 3 )<br />
a) Das Lernen in Sinnzusammenhängen.<br />
Die Fülle der möglichen Aufgabenstellungen kann nur überblickt werden, wenn nicht die möglichst<br />
vollständige Behandlung angestrebt ist, sondern durch das Erfassen von Zusammenhängen<br />
strukturiert wird. Dadurch werden die einzelnen Aufgaben aus ihrer Isolation gelöst.<br />
b) Die selbständige Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten.<br />
Wenn nicht das Ergebnis einer Aufgabe im Vordergrund steht, sondern der Vergleich von<br />
Möglichkeiten, wie das Ergebnis entstehen kann, und wenn das Vorgehen mit dem bei anderen<br />
Aufgaben verglichen wird, entfällt die Bindung an methodische Festlegungen.<br />
c) Differenzierende Aufgaben<br />
Individuelle, der jeweiligen Leistungsfähigkeit angepaßte mathematische Aktivitäten verhindern<br />
Unterforderung der leistungsstarken und Überforderung der schwachen Schüler.<br />
d) Denkaufgaben<br />
Probleme, die mehr als nur das Abspulen von Routinen verlangen, verlieren ihren Schrecken,<br />
wenn die Schüler sich nicht verpflichtet fühlen, möglichst effektiv und rasch ein Ergebnis zu<br />
produzieren, sondern wenn sie durch Experimentieren ihre Kenntnisse aktivieren und auf die<br />
aktuelle Situation anpassen können.<br />
a) Ausbau von Sicherheiten<br />
Durch das Einbetten von mathematischen Handlungen in einen operativen Zusammenhang erfahren<br />
die Schüler, daß das Beherrschen von "Kernaufgaben" ausreicht, weil alle denkbaren<br />
Aufgaben darauf zurückgeführt werden können. Dabei werden sowohl die Kernaufgaben intensiv<br />
geübt wie der Bereich der Aufgaben, bei denen sich die Schüler sicher fühlen, immer weiter<br />
ausgebaut. Sicherheit in diesem Sinn ist etwas anderes als mechanisches Beherrschen!<br />
Einführung und Übung sind beim aktiv-entdeckenden Lernen keine voneinander getrennten<br />
Unterrichtsphasen. Im <strong>Mathematik</strong>unterricht soll übend entdeckt und entdeckend geübt werden.<br />
Die Verflechtung aller Lernphasen unter dem Vorrang der Übung beschreibt Wittmann (im<br />
"Handbuch produktiver Rechenübungen – Klett 1992) unter dem Stichwort der produktiven Übung<br />
durch das didaktische Rechteck:<br />
Lernorganisation<br />
Einführen<br />
Hinweisen<br />
Beraten<br />
Zuhören<br />
Einführen<br />
Hinweisen<br />
Beraten<br />
Zuhören<br />
Einführen<br />
Hinweisen<br />
Beraten<br />
Zuhören<br />
Einführen<br />
Hinweisen<br />
Beraten<br />
Zuhören<br />
Unterrichtsphase Einführung Übung Anwendung Erkundung<br />
Lernaktivität<br />
Kennenlernen<br />
Üben<br />
Anwenden<br />
Erkunden<br />
Kennenlernen<br />
Üben<br />
Anwenden<br />
Erkunden<br />
Kennenlernen<br />
Üben<br />
Anwenden<br />
Erkunden<br />
Kennenlernen<br />
Üben<br />
Anwenden<br />
Erkunden<br />
3 Nach: P. Baireuther: <strong>Mathematik</strong>unterricht in den Klassen 3 und 4. Auer, Donauwörth 2000
Gegensätzliches Unterrichtskonzept:<br />
Lernen in kleinen Schritten 4<br />
Rechnen gilt traditionell wegen seiner Bedeutung für die Bewältigung von praktischen<br />
Rechenfällen <strong>des</strong> täglichen Lebens als eine der elementaren "Kulturtechniken" (neben<br />
Lesen und Schreiben). Daraus folgt vor allem in den Bereichen Arithmetik und<br />
Sachrechnen eine starke Betonung der Einübung technischer Fertigkeiten.<br />
Die Reduzierung der Grundschulmathematik auf formale Techniken, die den<br />
Fähigkeiten der Schüler am ehesten zu entsprechen scheinen, ist auch eine Folge der<br />
verbreiteten Vorstellung, daß <strong>Mathematik</strong> ein abstrakter Gegenstand und <strong>des</strong>halb im Kern<br />
für Grundschulkinder unzugänglich sei, weil diese nach den lernpsychologischen<br />
Erkenntnis u.a. von J. Piaget (s. Lauter 1991) in der Regel noch nicht zu größeren<br />
abstrakt-logischen Überlegungen in der Lage sind.<br />
Das Bild von der <strong>Mathematik</strong> als streng logisch und hierarchisch gegliederter Wissenschaft<br />
erzeugt eine lineare Gliederung <strong>des</strong> <strong>Mathematik</strong>unterrichts in aufeinander<br />
aufbauende Einzelthemen, deren Sinn und Zusammenhang einer (späteren)<br />
Gesamtschau vorbehalten bleiben muß.<br />
Mathematische Aussagen sind entweder wahr oder falsch: das "tertium non datur"<br />
erscheint als so charakteristisch für <strong>Mathematik</strong>, daß <strong>Mathematik</strong>unterricht ganz<br />
überwiegend von eindeutigen Aufgaben mit eindeutigen Lösungen beherrscht wird.<br />
Als Grund für die Ablehnung offener Lernsituationen mit nicht eindeutigen<br />
Aufgabenstellungen gilt auch die notwendige Kontrolle (und Selbstkontrolle) <strong>des</strong><br />
Lernprozesses.<br />
Die pädagogische Rechtfertigung bezieht das Konzept <strong>des</strong> Lernens in kleinen und<br />
kleinsten Schritten vor allem aus der Idee vom Schutz <strong>des</strong> schwachen Schülers, der<br />
durch zu komplexe und zu abstrakte Anforderungen überfordert sein könnte.<br />
All diese Argumente dienen – häufig eher unbewußt – als Begründung für eine sehr<br />
verbreitete Unterrichtspraxis, die weniger durch den Bezug auf ein einheitliches<br />
didaktisches Konzept und mehr durch die Anwendung bewährter Methoden<br />
gekennzeichnet ist.<br />
Das Lernen in kleinen Schritten läßt sich so kennzeichnen:<br />
b) Die Zerlegung <strong>des</strong> Lernstoffs in "Lernatome" vermittelt durch überschaubare<br />
Lernschritte den Schülern die Sicherheit, jeden Lernschritt mitvollziehen zu können.<br />
c) Die Vorgabe von "Musterlösungen" definiert den erwarteten Lernfortschritt und macht<br />
ihn durch einfache Nachahmung erreichbar.<br />
d) Die Übung in Aufgabenpäckchen verschafft viele kleine Erfolgserlebnisse und<br />
bestätigt dadurch (für die Schüler und für die Lehrerin) den erreichten Lernfortschritt.<br />
e) Äußere Motivation durch kindgemäße Einkleidungen verschafft den Aufgaben die<br />
notwendige Aufmerksamkeit und erleichtert den Zugang.<br />
f) Das Einüben isolierter Techniken hilft ebenfalls dabei, begrenzte (aber sichere)<br />
Handlungskompetenz aufzubauen und zunehmende Fertigkeit im Umgang mit<br />
<strong>Mathematik</strong> zu erlangen.<br />
4 Nach: P. Baireuther: <strong>Mathematik</strong>unterricht in den Klassen 3 und 4. Auer, Donauwörth 2000
Überblick über Konzepte für den <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />
Konzept-Typen:<br />
Lernen in kleinen<br />
Schritten<br />
Bevorzugte Arbeitsform:<br />
Trainieren<br />
Aktiv-entdecken<strong>des</strong><br />
Lernen<br />
Systematisch<br />
durcharbeiten<br />
Wesentliches übergreifen<strong>des</strong> Bildungsziel:<br />
Können<br />
(Wie mache ich es?)<br />
Wissen<br />
(Wie erkläre ich es?)<br />
Bevorzugtes Lehrziel: Vermittlung von<br />
Konkreter<br />
<strong>Mathematik</strong>unterricht<br />
Erfahrungen sammeln<br />
und austauschen<br />
Sinn<br />
(Warum mache ich<br />
es?)<br />
Ganzheitliches<br />
Lernen<br />
Eindrücke wirken<br />
lassen, schöpferisch<br />
tätig sein<br />
Freude<br />
(Wie sehe ich es?)<br />
Fertigkeiten Einsichten Ideen Phänomenen<br />
Am ehesten zuzuordnende Sozialform:<br />
Frontalunterricht Unterrichtsgespräch Gruppenarbeit Freie Einzelarbeit<br />
Bevorzugtes Verhaltensmuster:<br />
Uniformität<br />
gleichförmiges, überprüfbares<br />
Handeln<br />
Objektivität<br />
Theoriebildung<br />
Im Vordergrund steht das Streben nach<br />
Intersubjektivität<br />
Vergleich von<br />
Erfahrungen<br />
Subjektivität<br />
Individuelle Erlebnisse<br />
Sicherheit Klarheit Verantwortung Schönheit<br />
Das Konzept richtet sich im Menschen vor allen an<br />
die Gewohnheit den Verstand die Vernunft das Gefühl<br />
(Vereinfachtes) Menschenbild als Ausgangspunkt für das Konzept::<br />
Mensch als<br />
Gruppenwesen<br />
Wissenschaftlicher Bezug:<br />
Technik<br />
Kunstgriffe und<br />
Verfahren<br />
Mensch als<br />
denken<strong>des</strong> Wesen<br />
Logik<br />
Lehre vom<br />
folgerichtigen Denken<br />
Mensch als<br />
soziales Wesen<br />
Ethik<br />
Lehre vom sittlichen<br />
Wollen u. Handeln<br />
<strong>des</strong> Menschen<br />
Mensch als<br />
Individuum<br />
Ästhetik<br />
Lehre von der<br />
Gesetzmäßigkeit<br />
und Harmonie