Beschreibung des Konzepts - Mathematik
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Gegensätzliches Unterrichtskonzept:<br />
Lernen in kleinen Schritten 4<br />
Rechnen gilt traditionell wegen seiner Bedeutung für die Bewältigung von praktischen<br />
Rechenfällen <strong>des</strong> täglichen Lebens als eine der elementaren "Kulturtechniken" (neben<br />
Lesen und Schreiben). Daraus folgt vor allem in den Bereichen Arithmetik und<br />
Sachrechnen eine starke Betonung der Einübung technischer Fertigkeiten.<br />
Die Reduzierung der Grundschulmathematik auf formale Techniken, die den<br />
Fähigkeiten der Schüler am ehesten zu entsprechen scheinen, ist auch eine Folge der<br />
verbreiteten Vorstellung, daß <strong>Mathematik</strong> ein abstrakter Gegenstand und <strong>des</strong>halb im Kern<br />
für Grundschulkinder unzugänglich sei, weil diese nach den lernpsychologischen<br />
Erkenntnis u.a. von J. Piaget (s. Lauter 1991) in der Regel noch nicht zu größeren<br />
abstrakt-logischen Überlegungen in der Lage sind.<br />
Das Bild von der <strong>Mathematik</strong> als streng logisch und hierarchisch gegliederter Wissenschaft<br />
erzeugt eine lineare Gliederung <strong>des</strong> <strong>Mathematik</strong>unterrichts in aufeinander<br />
aufbauende Einzelthemen, deren Sinn und Zusammenhang einer (späteren)<br />
Gesamtschau vorbehalten bleiben muß.<br />
Mathematische Aussagen sind entweder wahr oder falsch: das "tertium non datur"<br />
erscheint als so charakteristisch für <strong>Mathematik</strong>, daß <strong>Mathematik</strong>unterricht ganz<br />
überwiegend von eindeutigen Aufgaben mit eindeutigen Lösungen beherrscht wird.<br />
Als Grund für die Ablehnung offener Lernsituationen mit nicht eindeutigen<br />
Aufgabenstellungen gilt auch die notwendige Kontrolle (und Selbstkontrolle) <strong>des</strong><br />
Lernprozesses.<br />
Die pädagogische Rechtfertigung bezieht das Konzept <strong>des</strong> Lernens in kleinen und<br />
kleinsten Schritten vor allem aus der Idee vom Schutz <strong>des</strong> schwachen Schülers, der<br />
durch zu komplexe und zu abstrakte Anforderungen überfordert sein könnte.<br />
All diese Argumente dienen – häufig eher unbewußt – als Begründung für eine sehr<br />
verbreitete Unterrichtspraxis, die weniger durch den Bezug auf ein einheitliches<br />
didaktisches Konzept und mehr durch die Anwendung bewährter Methoden<br />
gekennzeichnet ist.<br />
Das Lernen in kleinen Schritten läßt sich so kennzeichnen:<br />
b) Die Zerlegung <strong>des</strong> Lernstoffs in "Lernatome" vermittelt durch überschaubare<br />
Lernschritte den Schülern die Sicherheit, jeden Lernschritt mitvollziehen zu können.<br />
c) Die Vorgabe von "Musterlösungen" definiert den erwarteten Lernfortschritt und macht<br />
ihn durch einfache Nachahmung erreichbar.<br />
d) Die Übung in Aufgabenpäckchen verschafft viele kleine Erfolgserlebnisse und<br />
bestätigt dadurch (für die Schüler und für die Lehrerin) den erreichten Lernfortschritt.<br />
e) Äußere Motivation durch kindgemäße Einkleidungen verschafft den Aufgaben die<br />
notwendige Aufmerksamkeit und erleichtert den Zugang.<br />
f) Das Einüben isolierter Techniken hilft ebenfalls dabei, begrenzte (aber sichere)<br />
Handlungskompetenz aufzubauen und zunehmende Fertigkeit im Umgang mit<br />
<strong>Mathematik</strong> zu erlangen.<br />
4 Nach: P. Baireuther: <strong>Mathematik</strong>unterricht in den Klassen 3 und 4. Auer, Donauwörth 2000