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2/2007 - Sankt Katharinen-Krankenhaus

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2 <strong>2007</strong><br />

Am Puls<br />

Nachrichten für Patienten, Mitarbeiter und Freunde · www. sankt-katharinen-ffm.de<br />

Neuer Chefarzt der Neurologie:<br />

PD Dr. Stefan Weidauer<br />

CVC: Lungensensor weltweit<br />

erstmalig implantiert<br />

Expertengruppe Schmerz: Kein<br />

Patient soll Schmerzen leiden<br />

...Verantwortung für Menschen


2<br />

EDITORIAL<br />

■ News<br />

■ Neuer Chefarzt der Neurologie<br />

PD Dr. Stefan Weidauer: Speziali-<br />

siert auf vaskuläre Neurologie und<br />

Neuroradiologie . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

■ Neue Oberärztin der Urologie<br />

Dr. Petra Stamm: Urologische<br />

Schlüsselloch-Operationen und<br />

Management-Qualitäten. . . . . . . . . . 4<br />

■ Im CVC europaweit erstmalig im-<br />

plantiert: Lungensensor warnt<br />

frühzeitig vor Herzproblemen . . . . . 5<br />

■ Neue Station 3 A: Mehr Komfort<br />

und Wohlfühlqualität für Patienten . 6<br />

■ Akut<br />

■ Kein Patient soll Schmerzen leiden . 7<br />

■ Kann man das Schmerzempfinden<br />

beeinflussen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

■ Interview<br />

…mit dem neuen Chefarzt der Neurologie<br />

PD Dr. Stefan Weidauer: „Wirksamer<br />

Gegenschlag beim Schlaganfall?“ . . . 10<br />

■ Einblick<br />

Medizin-Hilfsprojekt in der Ukraine:<br />

Endoskopieschwester auf Abwegen. . 13<br />

■ Portrait<br />

Dr. Peter Schneider:<br />

Start in eine neue Etappe. . . . . . . . . . 14<br />

■ Qualitätsmanagement<br />

Bronzenes Zertifikat gegen<br />

blauen Dunst? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

■ Hospiz<br />

2/<strong>2007</strong><br />

Tag der offenen Tür:<br />

Viele interessierte Besucher. . . . . . . 16<br />

■ Freundeskreis<br />

Frühjahrsvernissage Jan Vincen Helm:<br />

Spontanität und Vielschichtigkeit . . 17<br />

■ Kurz gemeldet<br />

■ Hauseigenes Labor wird künftig<br />

extern geführt . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

■ Bundesverdienstkreuz für<br />

Erika Pfreundschuh . . . . . . . . . . . . 19<br />

■ Patientenabend: Bewegte Stunden,<br />

bewegende Stunden . . . . . . . . . . . 20<br />

■ Veranstaltungen/<br />

Ärztlicher Kongress. . . . . . . . . . 18<br />

Liebe Patienten, liebe Mitarbeiter, liebe Freunde<br />

des <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong> <strong>Krankenhaus</strong>es,<br />

dieses Heft hat eindeutig einen Neurologie-Schwerpunkt.<br />

Das liegt daran, dass wir Ihnen den neuen Chefarzt der<br />

Neurologie vorstellen können: Privatdozent Dr. Dr. med.<br />

Stefan Weidauer. Mit seiner Spezialisierung auf vaskuläre<br />

Neurologie und Neuroradiologie bringt er wegweisende<br />

Impulse und besondere Erfahrung mit, die unser medizinisches<br />

Spektrum erweitern.<br />

Wenn Sie den „News-Artikel“, das „Interview“ und seine „Vita“ lesen, bekommen Sie einen<br />

umfassenden Eindruck und Einblick in das weite Feld der Schlaganfall-Behandlung. Vom ehemaligen<br />

Chefarzt der Neurologie, Dr. Peter Schneider, verabschieden wir uns mit einem Streifzug<br />

durch sein (Arbeits-)Leben und einem herzlichen „Dankeschön“!<br />

Ein weiteres Schwerpunktthema ist „der Schmerz“, der bisweilen einfach nicht nachlassen will.<br />

Um Patienten gezielt und systematisch davon zu befreien hat sich eine Expertengruppe unter der<br />

Leitung von Chefarzt Dr. Neumann formiert. Auf welchen Wegen man dem Schmerz nachhaltig<br />

beikommen kann, lesen Sie ab Seite 7.<br />

Arztbiografien und medizinische Neuheiten stehen ganz oben auf der Wunschliste aus der<br />

Leserbefragung. So freuen wir uns, Ihnen ab Seite 4 Dr. Petra Stamm vorstellen zu dürfen, eine<br />

neue, bemerkenswerte Oberärztin, die mit ihrer Spezialisierung seit Jahresbeginn das Team der<br />

Urologie bereichert. Für spektakuläre medizinische Neuheiten hat sich Prof. Dr. Horst Sievert<br />

einen Namen gemacht. Diesmal ist es ein Lungensensor, den er als „Frühwarnsystem“ europaweit<br />

erstmalig implantiert hat. Lesen Sie ab Seite 5 ein futuristisch anmutendes Szenario, das im<br />

Rahmen einer Studie heute schon möglich ist.<br />

Auch das haben wir für Sie: Reisen Sie mit Endoskopieschwester Christine in die Ukraine (Seite 13),<br />

erleben Sie die Frühjahrsvernissage mit dem Künstler Jan Vincent Helm (Seite 17) und den Tag<br />

der offenen Tür im Hospiz – auch wenn Sie nicht dabei waren (Seite 16)! Spazieren Sie ab Seite 6<br />

über die neue Station 3 A, über die sich Patienten wie Pflegekräfte gleichermaßen freuen. Und<br />

genießen Sie nachträglich den musikalischen Patientenabend, den die „Katholische <strong>Krankenhaus</strong>hilfe“<br />

auf die Beine gestellt hat (Seite 20). An dieser Stelle herzlichen Dank für dieses ehrenamtliche<br />

Engagement und den bezaubernden Abend. Unsere besonderen Glückwünsche gehen<br />

an das Hospiz-Gründungsmitglied Erika Pfreundschuh, die das Bundesverdienstkreuz erhalten<br />

hat.<br />

Viel Freude beim Lesen und eine schöne Sommerzeit wünschen Ihnen<br />

Ihre<br />

Schwester Oberin M. Ludgera Stolze Frank Hieke Dr. med. Alexandra Weizel<br />

Geschäftsführerin Geschäftsführer Prokuristin<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> GmbH, Seckbacher Landstraße 65, 60389 Frankfurt<br />

Tel. 0 69-46 03-0, Fax 0 69-46 03-10 86, www.sankt-katharinen-ffm.de<br />

Redaktion/Artikel: Ursula Schaffitzel, Tel. 06103-87877, usp-Schaffitzel@t-online.de<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Helga Gajewski, Sylvia Noske<br />

Fotos/Abbildungen: CVC, Michael Jäger, Erika Pfreundschuh, Ursula Schaffitzel, Christine Scherbaum,<br />

privat Dr. Petra Stamm, privat PD Dr. Stefan Weidauer<br />

Gestaltung: Patricia Scheerer<br />

Druck: PCWS, Bad Homburg<br />

Erscheinungsweise: 3 x jährlich, Februar/Juni/Oktober<br />

Redaktionsschluss: für die nächste Ausgabe: 7. September <strong>2007</strong><br />

Auflage: 6.000<br />

Spendenkonten:<br />

Freundeskreis e.V.: Frankfurter Sparkasse, Kto. 995517, BLZ 500 502 01<br />

<strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>: DKM Darlehenskasse Münster eG, Kto. 17577500, BLZ 400 602 65


■ PD Dr. Dr. Stefan Weidauer neuer Chefarzt der Neurologie<br />

Spezialisiert auf vaskuläre<br />

Neurologie und Neuroradiologie<br />

Die Neurologie im <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<br />

<strong>Krankenhaus</strong> hat einen neuen Chefarzt.<br />

Seit 1.4.<strong>2007</strong> ist Privatdozent Dr. Dr. med.<br />

Stefan Weidauer, Facharzt für Neurologie<br />

und diagnostische Radiologie und<br />

Facharzt für Neuroradiologie Nachfolger<br />

von Dr. Peter Schneider, der im März in<br />

den Ruhestand ging. In den letzten 7 Jahren<br />

wirkte er als Oberarzt mit neurovaskulärem<br />

Schwerpunkt im Neurozentrum/<br />

Institut für Neuroradiologie der Johann<br />

Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt.<br />

Zuvor war er 12 Jahre in der Neurologischen<br />

Klinik des Klinikums Darmstadt,<br />

davon 5 1/2 Jahre als Oberarzt.<br />

2004 erhielt er für seine wissenschaftlichen<br />

Arbeiten den Kurt-Decker-Preis<br />

der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie,<br />

schon 2001 war ihm der erste<br />

Wissenschaftliche Förderpreis des „Vereins<br />

zur Förderung der Neurologischen<br />

Wissenschaften Frankfurt am Main“ verliehen<br />

worden. Seit 2006 ist er dort selbst<br />

im Vorstand tätig. Die Habilitation erfolgte<br />

2005 mit Erteilung der „Venia legendi“.<br />

Im Rahmen seiner neurovaskulären Ausrichtung<br />

sind es vor allem Erkrankungen<br />

Was ist Neuroradiologie?<br />

Als Teilgebiet der Radiologie umfasst die<br />

Neuroradiologie Therapie und Diagnostik von<br />

Erkrankungen des Zentralen Nervensystems<br />

(Gehirn und Rückenmark). Grundlage ist die<br />

Darstellung und Beurteilung durch bildgebende<br />

Verfahren wie Magnetresonanztomographie<br />

(MRT), Computertomographie (CT)<br />

und Sonographie, dank weiterentwickelter<br />

Kathetermaterialien sind zunehmend auch<br />

interventionelle Eingriffe über Arterien und<br />

Venen möglich. Das therapeutische Spektrum<br />

der Neuroradiologie reicht von der<br />

Erweiterung von hämodynamisch relevanten<br />

Gefäßstenosen über die Rekanalisation von<br />

Gefäßverschlüssen bis zum Verschluss von<br />

Gefäßmißbildungen mit Blutungsrisiko. Für<br />

andere klinische Abteilungen wie Neurochirurgie,<br />

Neurologie, Psychiatrie und Orthopädie<br />

wirkt der Neuroradiologe als zentraler<br />

diagnostischer und therapeutischer Partner.<br />

wie der ischämische Schlaganfall, Hirnvenenthrombosen,<br />

Blutungen und Subarachnoidalblutungen,Gefäßentzündungen<br />

und Gefäßerkrankungen des zentralen<br />

Nervensystems allgemein, die er<br />

hochqualifiziert behandelt, über die er<br />

forscht, lehrt und bereits 145 Arbeiten<br />

publiziert hat. Sein erklärtes Ziel ist es,<br />

am <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> eine<br />

zertifizierte Stroke Unit zu etablieren, ein<br />

Prozess, der sich über mehrere Jahre erstrecken<br />

wird.<br />

Patientennah diagnostizieren<br />

und therapieren<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Neuroradiologie,<br />

seine zweite Facharztqualifikation.<br />

Die bildgebenden Verfahren MRT,<br />

CT und Angiografie beherrscht er selbst<br />

in allen Facetten, vor allem sind sie absolut<br />

unverzichtbare Bausteine auf der<br />

Spurensuche nach präzisen Diagnosen<br />

als Grundlage für zielgerichtete und wirkungsvolle<br />

Therapien. Dennoch ist es für<br />

ihn essentiell, vor aufwändigen Untersuchungen<br />

stets die Aussagekraft, Sinnhaftigkeit<br />

und jeweilige Konsequenz zu<br />

hinterfragen. „Soviel wie nötig, so wenig<br />

wie möglich“ ist sein Motto, „um zu einer<br />

konzentrierten, effizienten Diagnostik zu<br />

gelangen“ ohne Patienten unnötig zu belasten.<br />

„Damit stehen die Patienten absolut<br />

im Mittelpunkt“ betont der 46-jährige,<br />

der sich vorgenommen hat, seine Abteilung<br />

trotz der diagnostischen Herausforderung<br />

moderner Neurologie auch unter<br />

ökonomischen Gesichtspunkten und<br />

sehr patientennah zu führen. Er freut sich<br />

auf ein kollegiales Verhältnis im Team<br />

und zu den anderen Abteilungen sowie<br />

die Möglichkeit zur Integration mit der<br />

Zielvorgabe „der kranke Mensch im<br />

Mittelpunkt“.<br />

Wissenschaft und Patientenversor-<br />

gung verbinden<br />

Seine wissenschaftliche Arbeit mit der<br />

Patientenversorgung zu verbinden ist<br />

auch wesentliches Motiv, federführend<br />

NEWS<br />

2/<strong>2007</strong><br />

3<br />

an weltweiten Multicenterstudien teilzunehmen.<br />

Aktuell geht es um die Phase III<br />

der „CONCOUS-2 Studie“, im Rahmen<br />

derer der Wirkstoff „Clazosentan“ (Actelion<br />

® ) weltweit erprobt wird – zur Zulassung<br />

eines Medikaments, das zerebrale<br />

Gefäßspasmen nach aneurysmatischer<br />

Subarachnoidalblutungen (SAB) mindern<br />

soll. Auch sonst setzt PD Dr. Stefan Weidauer<br />

auf die Kombination von Erfahrung<br />

und Wissenschaft. Seine lange solide<br />

Ausbildung am Patienten – Prof. Firnhaber<br />

war ihm hier ein guter Lehrer - im Zusammenspiel<br />

mit seiner wissenschaftlichen<br />

Arbeit sorgt seit Jahren für zahlreiche<br />

Anfragen von außerhalb, wenn es<br />

um besondere Befundkonstellationen<br />

und weitere Behandlungen geht. Hier will<br />

er für niedergelassene und zuweisende<br />

Kollegen stets attraktiv und offen sein. Er<br />

hat seine eigene Idee, wie er eine solide,<br />

moderne, aber humane Neurologie umsetzen<br />

kann. „Das <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<br />

<strong>Krankenhaus</strong>, ideal von Lage, Ausstattung,<br />

Größe und integriert in die allgemeine<br />

Krankenversorgung bietet sehr<br />

gute Voraussetzungen für eine stets am<br />

Menschen ausgerichtete Behandlung<br />

neurologischer Erkrankungen“ erläutert<br />

er die Motive seines Wechsels.<br />

Weitere Informationen:<br />

Sekretariat Chefarzt Privatdozent<br />

Dr. Dr. Stefan Weidauer, Tel. 069-4603-1531


4<br />

NEWS<br />

2/<strong>2007</strong><br />

■ Dr. Petra Stamm ist die neue Oberärztin der Urologie<br />

Urologische Schlüsselloch-Operationen<br />

und Management-Qualitäten<br />

Die urologische Laparoskopie ist das<br />

Spezialgebiet von Oberärztin Dr. Petra<br />

Stamm, die seit 1.1.<strong>2007</strong> das Team der<br />

Urologie bereichert. Große, anspruchsvolle<br />

Eingriffe, die bislang nur offen<br />

operiert werden konnten, sind im <strong>Sankt</strong><br />

<strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> jetzt auch<br />

im „Schlüsselloch-Verfahren“ möglich.<br />

Gleichwohl ist diese noch junge Operationsmethode<br />

„keinesfalls Wunder- und<br />

Allheilmittel, nur weil es modern ist“ betont<br />

Dr. Petra Stamm, Fachärztin für Urologie.<br />

„Die Operations-Methode muß vor<br />

allem auf den Patienten zugeschnitten<br />

sein, die Schlüsselloch-Chirurgie ist<br />

hierbei Ergänzung der bisherigen Methoden<br />

und kein Ersatz“. Persönlichkeit<br />

und Wünsche des Patienten, seine Vorerkrankung,<br />

die Ausdehnung des Befundes,<br />

die Belastbarkeit - all das spielt bei<br />

der Entscheidung eine große Rolle. Einer<br />

verlängerten Operationszeit stehen ein<br />

verkürzter <strong>Krankenhaus</strong>aufenthalt und<br />

eine schnellere Heilung gegenüber.<br />

Durch laparoskopische Operationen (Foto)<br />

können mit kleinen Schnitten z.B.<br />

nicht nur Nierenzysten entfernt werden,<br />

sondern – wenn nötig – auch die ganze<br />

Niere. Üblicherweise werden Lymphknoten<br />

bei Prostatakrebs oder Lymphansammlungen<br />

im kleinen Becken laparoskopisch<br />

entfernt. Dr. Petra Stamm beherrscht<br />

indes alle Möglichkeiten der<br />

Eingriffe im gesamten urologischen<br />

Spektrum: transurethral, d.h. mit einem<br />

Endoskop über die Harnröhre, minimalinvasiv,<br />

d.h. mit dem Laparoskop durch<br />

die Bauchdecke oder eben die offene<br />

Schnittoperation, die sie seit vielen Jahren<br />

praktiziert. Bewusst hat sich die<br />

Fachärztin für Urologie für ein <strong>Krankenhaus</strong><br />

mit hoher Operationsfrequenz entschieden,<br />

hier liegen ihre Intensionen<br />

und Stärken. Bis zu ihrem Wechsel ins<br />

<strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> wirkte<br />

sie fast acht Jahre als leitende Oberärztin<br />

im St. Elisabethen-<strong>Krankenhaus</strong> ihrer<br />

Heimatstadt Straubing, wo sie entsprechend<br />

ihrer Zusatzqualifikation „MBA“<br />

neben der ständigen Chefarztvertretung<br />

auch DRG-Beauftragte, OP-Organisations-,<br />

Qualitäts- und Geräte-Beauftragte<br />

war.<br />

Mit 30 Deutschlands jüngste Urologin<br />

Ihr Leben scheint überhaupt einem ausgeklügelten<br />

Masterplan zu folgen. Am<br />

22.6.1964 in Straubing geboren, setzte sie<br />

mit 19 Jahren und der Abitur-Note 1,1<br />

bereits Maßstäbe. Schon seit ihrem 4.<br />

Lebensjahr hatte sie den Wunsch, Ärztin<br />

zu werden, das passte! In Regensburg<br />

und Würzburg studierte sie Medizin von<br />

1983 bis 1989, das 3. Staatsexamen bestand<br />

sie im Oktober. Nur 9 Monate später<br />

erhielt sie ihre Promotion mit „Magna<br />

cum laude“. In Würzburg in der Missionsärztlichen<br />

Klinik und in der Universitätsklinik<br />

absolvierte sie ihre Facharztausbildung.<br />

Mit dem Satz „die Urologie<br />

braucht mehr Frauen“ hatte sie ein persischer<br />

Oberarzt während ihrer AiP-Zeit<br />

zu dieser Fachrichtung motiviert. Nach<br />

ihrer Facharztanerkennung 1994 war<br />

sie mit gerade 30 Jahren Deutschlands<br />

jüngste Urologin. 1995 folgte sie dem Ruf<br />

ins Vogtland, wo sie im <strong>Krankenhaus</strong> Reichenbach<br />

drei Jahre als Oberärztin der<br />

Urologie wirkte, gefolgt von zwei Jahren<br />

als Oberärztin im <strong>Krankenhaus</strong> Mallersdorf-Pfaffenberg.<br />

Während ihrer Zeit<br />

„back home“ in Straubing erwarb sie<br />

sich weitere Zusatzqualifikationen: 2002<br />

war es die „Medizin-Ökonomin“, 2006<br />

der „Master of Business Administration“<br />

(MBA) als internationale Variante. Je-<br />

weils 10-tägige Studienaufenthalte zusammen<br />

mit anderen „MBA-Anwärtern“<br />

führten sie um die halbe Welt nach Tokio,<br />

Singapur, Dubai, Wien, Utrecht und London,<br />

dafür setzte sie ihre Urlaube ein.<br />

„Die Anforderungen haben zugenommen,<br />

das Wissen um Wirtschaftlichkeit<br />

und Organisation halte ich für eine sinnvolle<br />

Ergänzung, es erleichtert die Kommunikation“<br />

unterstreicht Dr. Stamm ihre<br />

Motivation, sich trotz Kind und Klinik-<br />

Karriere mit eiserner Disziplin dem 18monatigen<br />

Management-Studium zu widmen.<br />

Dennoch ist und bleibt sie Ärztin<br />

aus Leidenschaft. Ihre Patienten, vor allem<br />

Männer im Verhältnis 70:30, haben<br />

keine Berührungsängste mit einer Frau<br />

als „Männerarzt“. Im Gegenteil, meint<br />

Dr. Stamm, sie öffnen sich in heiklen Gesprächen<br />

vielleicht sogar mehr.<br />

Nach 4-jähriger Fernbeziehung ist sie<br />

jetzt ihrem Ehemann nach Mainhatten,<br />

der Stadt der Banken gefolgt, zusätzlich<br />

motiviert vom guten Ruf des urologischen<br />

Teams um Chefarzt PD Dr. Rainer<br />

Bürger. „Bei täglich rund 10 Operationen,<br />

bei denen stets drei Ärzte um den<br />

OP-Tisch stehen, sollte jeder mit jedem<br />

können. Das klappt hier gut, ich arbeite<br />

gerne in einem dynamischen Team“<br />

freut sich die Oberärztin, die nach einem<br />

anstrengenden Tag auch am Spätnachmittag<br />

noch Power und Freundlichkeit<br />

ausstrahlt. Bleibt zu erwähnen, dass sie<br />

einige urologische Publikationen veröffentlichte<br />

und an großen Studien zur


urologischen Infektiologie mitwirkte. Neben<br />

ihrem 4-jährigen Sohn beschäftigt<br />

sie sich in ihrer Freizeit mit Lesen und<br />

Golf spielen. Demnächst wird die ziel-<br />

strebige Ärztin mit dem bayrischen Akzent<br />

in Golfplatznähe von Dreieich ihre<br />

neue Heimbasis aufschlagen.<br />

■ Europaweit erstmalig von Prof. Dr. Horst Sievert implantiert<br />

Lungensensor warnt frühzeitig<br />

vor Herzproblemen<br />

Es klingt wie eine Meldung aus der Zukunft:<br />

ein minikleiner, dauerhaft in die<br />

Lungenschlagader implantierter Sensor<br />

warnt Hausärzte und seine Patienten mit<br />

schwerer Herzinsuffizienz vor akuten<br />

Herzproblemen, die durch einen zu hohen<br />

Druck in der Lungenarterie Tage<br />

oder Wochen später zwangsläufig auftreten<br />

würden. Per Funkkontakt werden<br />

dabei nach jeder Messung durch den<br />

Patienten zuhause die Daten automatisch<br />

auf ein Lesegerät übertragen, von<br />

dem aus der Sensor passiv-drahtlos mit<br />

Energie gespeist wird. Der Hausarzt<br />

kann dann frühzeitig mit Medikamenten<br />

eingreifen, um die Pumpleistung des<br />

Herzens zu stärken, die Entwässerung zu<br />

erhöhen – und zwar lange bevor klinische<br />

Symptome überhaupt auftreten.<br />

Damit kann er seinen Patienten auch den<br />

nach einer Dekompensation unvermeidlichen<br />

<strong>Krankenhaus</strong>aufenthalt, viele<br />

Ängste und Beschwerden ersparen.<br />

Ferndiagnose und vorbeugende<br />

Langzeittherapie<br />

Telemedizin ist das Stichwort und das<br />

klingt derzeit noch sehr futuristisch.<br />

Doch ganz fern ist das Szenario nicht. Im<br />

Oktober 2006 hat Prof. Dr. med. Horst<br />

Sievert einem 80-jährigen Patienten eu-<br />

ropaweit erstmalig diesen Lungensensor<br />

implantiert – als weltweit 16. Patienten.<br />

Durch einen kleinen Schnitt in der<br />

Leiste wurde der nur 15 x 3,4 mm große<br />

Sensor im Rahmen eines üblichen<br />

„Rechtsherz“ Katheter-Eingriffes bis zur<br />

Lungenarterie vorgeschoben. 50 Minuten<br />

dauerte der Eingriff, der unter örtlicher<br />

Betäubung und im Beisein des<br />

Kardiologen Dr. Jay Yadav aus Cleveland<br />

durchgeführt wurde. An der für die Messung<br />

entscheidenden Stelle in der Lungenarterie<br />

„schwimmt“ der Sensor jetzt<br />

dauerhaft und verlässlich, ohne sich<br />

weiterbewegen zu können – dank seiner<br />

zwei Zentimeter langen Schlingen auf<br />

beiden Seiten. Die Erkenntnis, dass der<br />

Druck in der Lungenarterie schon circa<br />

zwei Wochen vor Auftreten der klinischen<br />

Symptome wie Luftnot und Wasseransammlungen<br />

in Lunge und Beinen<br />

steigt, macht diesen neu entwickelten<br />

„EndoSure-Sensor“ zum sensiblen Frühwarninstrument.<br />

Es gibt keinen schnelleren<br />

Weg, die Daten direkt vom „Ort des<br />

Geschehens“ auf das Lesegerät zu<br />

übertragen, von wo aus sie über eine<br />

SIM-Karte im Passiv-Funk zum Arzt<br />

weitergeleitet werden. Noch gehen die<br />

Mess-Daten nicht beim Hausarzt ein,<br />

sondern beim Hersteller bzw. bei den<br />

NEWS<br />

2/<strong>2007</strong><br />

5<br />

Weitere Informationen und Anmeldung zur<br />

Inkontinenz-Sprechstunde:<br />

Sekretariat der Urologie, Tel. 069-4603-1261<br />

Spezialisten des Frankfurter CVCs, die<br />

derzeit die Patienten überwachen, nachuntersuchen<br />

und begleiten. Eine weltweite<br />

Großstudie in ausgewählten Zentren<br />

wird dieser neuen Technik jetzt zur<br />

Zulassung verhelfen, 30 Eingriffe sollen<br />

von Prof. Dr. Horst Sievert durchgeführt<br />

werden, der die Studie europaweit leitet<br />

und für seine zahlreichen weltweit pionierhaften<br />

Kathetereingriffe längst international<br />

bekannt ist.<br />

Mehr Lebensqualität und Kostenein-<br />

sparungen<br />

Fünf Patienten aus dem Rhein-Main-Gebiet<br />

sind es inzwischen, denen dieser<br />

Sensor auf der Grundlage ihrer Diagnose<br />

im CVC implantiert werden konnte. Bislang<br />

hat keiner seinen Entschluss bereut,<br />

denn Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz<br />

müssen aufgrund ihrer Beschwerden,<br />

die durch Wasseransammlungen in<br />

der Lunge entstehen, durchschnittlich<br />

2- bis 3-mal pro Jahr ins <strong>Krankenhaus</strong>.<br />

Bisher kann der Lungendruck per Ultraschall<br />

oder Kathetereingriff nur in größeren<br />

Abständen gemessen werden. Im<br />

akuten Stadium müssen die Patienten<br />

aufgrund von Luftnot, Verschlechterung<br />

der Herzleistung und lebensbedrohlichen<br />

Gefahren wie Lungenödemen stationär<br />

behandelt werden. Es dauert mindestens<br />

eine Woche, bis sie sich wieder<br />

besser fühlen und nach Hause können.<br />

In Zusammenarbeit mit den betreuenden<br />

Hausärzten könnte der neue Lungensensor<br />

damit nicht nur den Patienten zu einer<br />

besseren Lebensqualität verhelfen,


6<br />

NEWS<br />

2/<strong>2007</strong><br />

sondern gesundheitspolitisch für erhebliche<br />

Kosteneinsparungen sorgen. Von<br />

den fünf Patienten, die jetzt in vorbeugender<br />

Langzeittherapie per Minisensor<br />

„überwacht“ werden, musste noch keiner<br />

wieder stationär aufgenommen werden.<br />

Darüber freut sich auch Dr. Jennifer<br />

■ Einweihung der modernisierten Station 3 A<br />

Das passiert Patienten dann doch nicht<br />

alle Tage, dass sie im <strong>Krankenhaus</strong> einen<br />

kompletten Stations-Umzug erleben!<br />

Was anstrengend klingt, besonders in<br />

den Ohren herzkranker Patienten, geht<br />

Anfang April erstaunlich reibungslos über<br />

die Bühne – jedenfalls für die Patienten.<br />

Die nämlich sind erstaunt und angenehm<br />

überrascht, als sie am Spätnachmittag<br />

des 3. April die neue Station 3 A der<br />

Kardiologie von Prof. Dr. Horst Sievert<br />

beziehen. Uwe Schlotfeldt fand den Umzug<br />

wunderbar. Er ist „rundum glücklich<br />

und begeistert“ von seinem neuen Zimmer,<br />

obwohl er sich „oben“ auch schon<br />

gut betreut gefühlt hat. „Da kommt man<br />

sich ja vor wie im Hilton“ scherzt er und<br />

betont, dass ihn das schöne Tageslichtbad<br />

und vor allem die moderne Technik<br />

des „Cockpits“ mit Radio, Fernsehen und<br />

Internet-Anschluss sehr beeindrucken.<br />

Besonders gut gefällt ihm auch der warme<br />

Ton der Fußböden. Tatsächlich hat<br />

Architekt Peter Begon hier ein neues<br />

Ausstattungs- und Gestaltungskonzept<br />

verwirklicht, das ausgesprochen wohnlich<br />

und komfortabel ist. Die holzfarbe-<br />

Franke, die Patienten mit entsprechenden<br />

Beschwerden angesprochen hat<br />

und in ihrer Zeit als Doktorandin derartige<br />

Studien für Prof. Sievert vorbereitet,<br />

organisiert, umfassendes Datenmaterial<br />

ausgewertet und präsentiert hat. Der Erfinder<br />

Dr. Jay Yadav ist aufgrund der bis-<br />

nen Böden harmonieren ideal mit den<br />

Wänden, die in zarten Pastellfarben blau,<br />

gelb und mint gehalten sind. Dass jedes<br />

der freundlichen Zimmer mit Blick auf<br />

den Park über ein geräumiges Tageslichtbad<br />

mit Dusche und WC verfügt, gefällt<br />

auch Ursula Schmidt, die ebenfalls<br />

vom 6. Stock hierher mit umgezogen ist.<br />

„Es ist schon sehr angenehm hier, viel<br />

schöner als oben, sehr modern, gediegen,<br />

komfortabel“. Praktisch findet sie,<br />

dass man die modernen Flachbildschirme<br />

mit den Gelenkarmen<br />

in jede gewünschte Position bringen<br />

und dadurch in allen Lebenslagen<br />

Fernsehen kann. Die moderne<br />

Technik erklärt begeistert<br />

Schwester Nicole Schneider:<br />

Mit einem einzigen Bedienungsmodul<br />

kann man telefonieren,<br />

den Schwesternruf bedienen,<br />

Lese- und Stimmungslicht einund<br />

ausschalten, Radio, Fernsehen<br />

und sogar das Internet<br />

aktivieren. Die Leisten über den<br />

Kopfenden der Betten sind mit Lampen,<br />

Steckdosen und medizinischen Anschlüssen<br />

für Sauerstoff und Druckluft<br />

ausgerüstet.<br />

Begeisterte Patienten,<br />

motivierte Mitarbeiter<br />

Auch die Mitarbeiter sind stolz<br />

und hochmotiviert, dass im Rahmen<br />

der langjährigen Sanierungsund<br />

Modernisierungsarbeiten<br />

wieder eine Station fertig gestellt<br />

werden konnte. Den Umzug vom<br />

sechsten in den dritten Stock<br />

haben sie zur Kosteneinsparung<br />

selbst durchgeführt, manche ha-<br />

herigen Ergebnisse zuversichtlich: „In<br />

ein paar Jahren wird jeder Patient mit einer<br />

Herzschwäche eines dieser Geräte<br />

haben.“<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr. Jennifer Franke, Tel. 069-4603-1344<br />

Mehr Komfort und Wohlfühlqualität für Patienten<br />

ben dafür sogar auf ihren Urlaub verzichtet.<br />

„Für die Pflegenden gibt es einige Arbeitserleichterungen,<br />

allein schon, weil<br />

aus den ehemaligen 4-Bettzimmern jetzt<br />

3-Bettzimmer mit Nasszelle geworden<br />

sind. Die Patienten äußern Wohlbefinden,<br />

weil sie über Toilette und Bad verfügen<br />

und ihre Umgebung, Farben und<br />

Ausstattung schön finden“ erläutert<br />

Pflegedienstleiter Stephan Bentz die<br />

allseits positiven Rückmeldungen. „Die<br />

Stimmung ist besser“ bestätigt auch<br />

Stationsleiterin Michaela Werner. „Die<br />

Patienten sind von der angenehmen<br />

Atmosphäre begeistert und es gibt deutlich<br />

weniger Beschwerden.“<br />

Ohne Zuschüsse finanziert<br />

Die umgebaute Station verfügt auf 500<br />

qm jetzt über 22 Betten, verteilt auf 4 Einbett-<br />

und 6 Dreibett-Zimmer. Auch der<br />

Untersuchungsraum, das Arzt- und Stationszimmer,<br />

ein behindertengerechtes<br />

Bad, Toiletten, Flur, Umkleide- und andere<br />

Nebenräume sind im Hinblick auf Gestaltung,<br />

Ausstattung, Organisation und<br />

Funktion auf dem allerneuesten Stand.<br />

Vier Monate Zeit und rund 400.000 Euro


Dr. Michael Neumann, Chefarzt der<br />

Anästhesie, ist Leiter der „Expertengruppe<br />

Schmerz“, in der Anästhesie-<br />

Fachärzte im Zusammenwirken mit<br />

Fachkräften der Pflege sämtliche fachspezifischen<br />

Kenntnisse der Schmerztherapie<br />

allen Kollegen zugänglich machen<br />

wollen. Im praktischen Alltag soll<br />

eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

Ärzten und Pflegekräften auf breiter Ebene<br />

dafür sorgen, dass kein Patient mehr<br />

Schmerzen aushalten muß. Ziel ist ein<br />

schmerzfreies oder wenigstens schmerzarmes<br />

<strong>Krankenhaus</strong>, in dem jeder<br />

Schmerzpatient schnellstmöglich und<br />

nach standardisierten Methoden optimal<br />

behandelt wird. Dazu hat Dr. Michael<br />

Neumann ein praxisorientiertes Schmerzmanual<br />

mit konkreten Therapieschemata<br />

und Richtlinien erarbeitet – für eine<br />

einheitliche Schmerztherapie nach den<br />

jeweils neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.<br />

Klar, dass es vor allem darum<br />

geht, Patienten vor Schmerzen zu<br />

verschonen, insbesondere nach Operationen.<br />

Das bedeutet aber, dass nicht nur<br />

Anästhesisten und Pflegekräfte in Aufwachraum<br />

und IMC Intermediate Care,<br />

sondern sämtliche Ärzte und Pflegekräfte,<br />

die diese Patienten betreuen,<br />

über das gleiche Wissen verfügen und<br />

einheitlich festgelegte Therapieschritte<br />

durchführen können. Nur so ist eine ho-<br />

hat das <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<br />

<strong>Krankenhaus</strong> aus eigener<br />

Kraft investiert, damit sich<br />

die Patienten nicht nur<br />

medizinisch und pflegerisch<br />

gut betreut, sondern<br />

auch rundum wohl fühlen.<br />

Uwe Schlotfeldt würde<br />

aus Maintal sofort wieder<br />

hierher kommen, sollte er<br />

gesundheitliche Probleme<br />

haben: „Mit dieser Umgebung,<br />

der Freundlichkeit<br />

der Ärzte und der Schwestern<br />

hier – da muss man<br />

■ Neu: Expertengruppe für Schmerzbehandlung und Schmerzbekämpfung<br />

Kein Patient soll Schmerzen leiden<br />

he Erfolgsquote in Sachen Schmerzbefreiung<br />

zu erreichen. Im allgemeinen<br />

Medizinstudium ist die Schmerztherapie<br />

erstaunlicherweise bislang nicht verankert.<br />

Projekt Schmerzfreies <strong>Krankenhaus</strong><br />

Im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />

„Schmerzfreies <strong>Krankenhaus</strong>“ wurden<br />

qualifizierte fach- und berufsgruppenübergreifende<br />

Standards erarbeitet mit<br />

dem Ziel, die Schmerztherapie in den<br />

Krankenhäusern zu optimieren. Hierzu<br />

wurden repräsentative Daten von 3.500<br />

Patienten, 2.500 Pflegekräften und 1.500<br />

Ärzten erfasst, ausgewertet und zu wesentlichen<br />

Kriterien ausgearbeitet. Erstmalig<br />

wurde ein solches Projekt von<br />

ärztlicher und pflegerischer Seite gemeinsam<br />

realisiert und das ist gut so,<br />

denn bei der Schmerzbekämpfung kommt<br />

dem interprofessionellen Zusammenwirken<br />

große Bedeutung zu. Drei Fachgesellschaften,<br />

die „Deutsche Gesellschaft<br />

zum Studium des Schmerzes“ (DGSS),<br />

die „Deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre<br />

Klinische Medizin“ (DGIKM)<br />

und der Deutsche Berufsverband für<br />

Krankenpflege“ (DBFK) werden künftig<br />

Kliniken mit dem Zertifikat „Qualifizierte<br />

Schmerztherapie“ auszeichnen, die anhand<br />

definierter Kriterien nachweisen<br />

können, dass sie interdisziplinäre, stan-<br />

AKUT<br />

2/<strong>2007</strong><br />

7<br />

ja einfach wieder gesund werden!“ Als<br />

nächstes soll die urologische Station 2 A<br />

nach demselben Muster runderneuert<br />

und ausgestaltet werden. Die gesamten<br />

Umbau-Maßnahmen der weiteren fünf<br />

Stationen sollen perspektivisch bis<br />

2008/2009 dazu führen, dass jede Fachdisziplin<br />

ihre eigene Etage hat. Die Stationen,<br />

Ärzte, fachspezifische Therapie,<br />

Diagnostik und Behandlung wären dann<br />

auf einer Ebene. Das verkürzt die Wege<br />

und erleichtert die Arbeit.<br />

Weitere Informationen:<br />

Schwester Oberin M. Ludgera Stolze,<br />

Tel. 069-4603-1011<br />

dardisierte Schmerztherapien durchführen<br />

und dabei ihre Patienten nachweislich<br />

von Schmerzen entlasten.<br />

Schmerz konkret erfassen<br />

Auf dieser Basis bewegen sich jetzt<br />

auch das Schmerzmanual des Anästhesisten<br />

und Intensivmediziners Dr. Neumann<br />

und sämtliche Bemühungen im Zusammenwirken<br />

mit Pflegedienstleiter<br />

Stephan Bentz. „Uns geht es vor allem<br />

darum, die klinischen Ziele zu erreichen,<br />

so dass Patienten wenig oder gar keinen<br />

Schmerz mehr erleiden müssen. In zweiter<br />

Linie ist ein solches Projekt aber auch<br />

für die weitere Zertifizierung interessant.“<br />

Um ein professionelles Schmerzmanagement<br />

im <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong><br />

zu implementieren und etablie


8<br />

AKUT<br />

2/<strong>2007</strong><br />

Was ist eigentlich Schmerz?<br />

Jeder von uns kennt Schmerzen. Sie können<br />

bohren, stechen, brennen, zerren, ziehen. Haben<br />

wir Schmerzen, sind Wohlbefinden und<br />

Lebensqualität beeinträchtigt! Als Dauerzustand<br />

können sich Schmerzen zu einem eigenständigen<br />

Krankheitsbild (Schmerzkrankheit) entwickeln.<br />

Schmerzen, die länger als 6 Monate<br />

anhalten, werden als chronisch bezeichnet. Die<br />

bislang einzige allgemein anerkannte Schmerz-<br />

Definition stammt aus dem Jahr 1986 von einer<br />

Gruppe von Schmerz-Forschern, kurz IASP<br />

(International Association for the Study of Pain):<br />

„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und<br />

Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller<br />

Gewebsschädigung verknüpft ist oder<br />

mit Begriffen einer solchen Schädigung<br />

beschrieben wird.“ Schmerzen sind eine vielschichtige<br />

Sinnesempfindung. Sie sind immer<br />

ein körperliches und seelisches Erlebnis und<br />

das Produkt komplizierter Abläufe in unserem<br />

Körper. Schmerzen lassen sich nicht durch<br />

Geräte messen, da sie ganz individuell empfunden<br />

und geäußert werden. Schmerzen sind aber<br />

auch ein lebenswichtiges Alarmsignal des<br />

Körpers.<br />

ren sind qualifizierte innerbetriebliche<br />

Schulungsmaßnahmen nötig. Dr. Neumann<br />

wird hierbei vom Team der Pflegedienstleitung<br />

Petra Enseroth, Petra Klee<br />

und Sabine Pfeffer unterstützt, die Fortbildungsveranstaltungen<br />

und „Training<br />

on the job“ anbieten. Bereits seit Jahren<br />

wird für die Schmerztherapie im Haus<br />

ein Konsiliardienst angeboten, der für alle<br />

Abteilungen und Patienten mit postoperativen<br />

und chronischen Schmerzen<br />

zur Verfügung steht. Eine wirkungsvolle<br />

Schmerztherapie beginnt mit einer regelmäßigen<br />

Schmerzmessung, die jetzt<br />

bei Schmerzpatienten täglich mit anderen<br />

Vital-Parametern wie Temperatur<br />

und Puls ermittelt wird. Hilfreich ist hier<br />

eine visuelle Analogskala (VAS), anhand<br />

derer Patienten ihr individuelles Schmerzempfinden<br />

von „keine Schmerzen“ bis<br />

„unerträgliche Schmerzen“ ausdrücken<br />

können. Oder mit einer numerischen<br />

Analogskala (NAS), bei der ein empfundener<br />

Schmerz von 0 bis 10 qualifiziert<br />

werden kann. Für Schmerz gibt es keine<br />

objektive Messung, denn das Schmerzempfinden<br />

ist individuell verschieden.<br />

„Über „3“ sollte kein Patient Schmerzen<br />

aushalten müssen“ betont Dr. Neumann.<br />

„Auf der Basis der angegebenen Werte<br />

leiten wir schnellstmöglich die Schmerztherapie<br />

ein, länger als 30 Minuten muß<br />

kein Patient darauf warten. Das ist Zielvorgabe.“<br />

Wirksame Schmerzbekämpfung<br />

Der wirksamen Schmerzbekämpfung<br />

liegt eine Stufentherapie bezogen auf<br />

den Schweregrad der Krankheit und die<br />

damit verbunden Schmerzen zugrunde.<br />

Tabletten und Pflaster können starke<br />

Schmerzen lindern bzw. verhindern - es<br />

kommt auf die richtigen Wirkweisen im<br />

Zusammenspiel mit den Beschwerden<br />

an – für Akutschmerzen nach Operationen<br />

sind sie in ihrem Wirkeintritt allerdings<br />

zu träge. Spritzen, intravenös, subkutan<br />

oder intramuskulär verabreicht,<br />

wirken dagegen direkt ins zentrale Nervensystem.<br />

Bewährt hat sich auch die<br />

PCA-Schmerzpumpe, (Patienten controllierte<br />

Analgesie) die vom Patienten<br />

selbst aktivierbar und dosierbar ist, um<br />

Herr seiner Schmerzen zu werden. Hier<br />

erhält der Patient per Infusionspumpe eine<br />

eigens für ihn zusammengestellte<br />

Schmerzmittel-Kombination, die dank eines<br />

Sperrintervalls eine Überdosierung<br />

sehr unwahrscheinlich macht. Wichtig<br />

ist dabei dennoch die ärztliche und pflegerische<br />

Überwachung, da ein „zuviel“<br />

im schlimmsten Fall zu Atemstillstand<br />

führen könnte. Die wirksamste Therapie<br />

ist die Verabreichung von Lokalanästhetika<br />

über Kathetertechniken. Damit können<br />

Nerven gezielt blockiert und von<br />

Schmerzen erlöst werden. All diese Möglichkeiten,<br />

samt konkreten Handlungs-<br />

Anweisungen, Wirkweisen, Warnungen<br />

und Dosierungsempfehlungen für alle<br />

möglichen Diagnosen<br />

sind im Schmerzmanualzusammengefasst.<br />

Alle Ärzte<br />

und Pflegemitarbeiter<br />

können auf die-<br />

ses Wissen, das früher nur Anästhesisten<br />

und Schmerztherapeuten zur Verfügung<br />

stand, im hauseigenen Intranet<br />

zurückgreifen. Einen Patienten in der<br />

Schmerzbehandlung so einzustellen,<br />

dass er keinen oder nur wenig Schmerz<br />

erleiden muß – bei möglichst geringen<br />

Nebenwirkungen – dafür ziehen jetzt<br />

alle an einem Strang. Bei bestimmten<br />

Schmerzzuständen können auch physiotherapeutische<br />

Verfahren wie Wärmeund<br />

Kältetherapie wirksam durchgeführt<br />

werden – dank eigener Physiotherapie<br />

im Erdgeschoß des Hauses.<br />

Den Teufelskreis durchbrechen<br />

„Die meisten Patienten werden mit den<br />

standardisierten Anwendungen schmerzfrei“<br />

erklärt Dr. Neumann. Unterstützend<br />

kann auch die Pflege zur Schmerzerleichterung<br />

beitragen: entlastendes Liegen,<br />

Salben, Einreibungen, Aromatherapie,<br />

Ablenkung durch Gespräche, Musik<br />

und vor allem Zuwendung. All das reduziert<br />

nachweislich Schmerzen, die sich<br />

in einer Art Teufelskreis auch verschlimmern<br />

können (siehe Grafik). Chronische<br />

Spannung<br />

Entspannung<br />

Verspannung<br />

erträglich<br />

Schmerz<br />

unerträglich<br />

Unruhe, Angst,<br />

Sorge<br />

Befinden<br />

Ausgeglichenheit,<br />

Lebensfreude,<br />

innere Ruhe<br />

Schmerzen erfordern ohnehin eine ganzheitlich<br />

orientierte Therapie. Dass Schmerzen<br />

auch seelische Ursachen haben<br />

können, ist längst bekannt. Bei 20 bis<br />

50% aller Patienten mit chronischen<br />

Schmerzen, so die Expertenmeinung,<br />

sollen psychosoziale Faktoren eine Rolle<br />

spielen. Eine Diagnose durch den Neurologen<br />

kann hier hilfreich sein, nur er<br />

kann letztlich unterscheiden, woher die<br />

Schmerzen ursächlich rühren. Während<br />

bei körperlichen Schmerzen Medikamente<br />

wirken, sollen bei psychisch bedingten<br />

Schmerzen zusätzliche Kunst- und


Musiktherapien, Qui Gong, Akupunktur<br />

oder Tai Chi hilfreich sein!<br />

Folgeschmerz vermeiden?<br />

Akute Schmerzen aushalten muß heute<br />

keiner mehr, schon gar nicht im <strong>Krankenhaus</strong>.<br />

Heldenhaftes Zähne zusammenbeißen<br />

wäre sogar kontraproduktiv. Aktuellen<br />

Studien zufolge verkürzt eine gute<br />

Schmerztherapie die Rekonvaleszenz<br />

nach Operationen, die Liegedauer im<br />

<strong>Krankenhaus</strong> und den Reha-Aufenthalt.<br />

■ Von schmerzhemmenden Zentren und Botenstoffen<br />

Im Rahmen der Ausstellung des Frankfurter<br />

Stadtgesundheitsamtes „Das Leben<br />

bis zuletzt gestalten“ fanden zahlreiche<br />

Aktionen statt, darunter ein Vortrag von<br />

Dr. Benedikt Eberhardt, der als niedergelassener<br />

Schmerztherapeut auch im Hospiz<br />

<strong>Sankt</strong> Katharina wirkt. In seinem<br />

Vortrag „Schmerztherapie am Lebensende“<br />

ging es besonders um die Behandlung<br />

von Tumorpatienten, die Frage warum<br />

Schmerztherapien individuell so<br />

unterschiedlich wirken, sind für uns alle<br />

aufschlussreich.<br />

Vom Ort des Schmerzreizes geht der<br />

Schmerz zu den Nervenfasern. Entzündungsstoffe<br />

wirken hier als „Verstärker“<br />

(Nozizeptoren) und sorgen dafür, dass die<br />

Nervenfasern „anspringen“ und den<br />

Schmerz über das Rückenmark (Thalamus)<br />

zum Zentralen Nervensystem im<br />

Stammhirn und zur Großhirnrinde weiterleiten.<br />

So kommt der Schmerz in unser<br />

Bewusstsein. Gleichzeitig aktiviert das<br />

Hirn schmerzhemmende Zentren, während<br />

der Reflex-Verschaltung im Rückenmark<br />

kann das Schmerzempfinden durch<br />

die Ausschüttung körpereigener Stoffe<br />

(Endorphine)reduziert werden – eine natürliche<br />

Selbstregulierung des Körpers,<br />

die schmerztherapeutisch genutzt werden<br />

kann. Durch Stressfaktoren besonders<br />

in der frühen Kindheit aber auch<br />

im späteren Leben schrumpfen die<br />

Zudem kann sie eine Chronifizierung von<br />

Schmerzen verhindern. Im <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong><br />

werden hauptsächlich<br />

Schmerzen nach operativen Eingriffen<br />

behandelt, doch jeder stationäre Patient<br />

kann bei akuten oder chronischen<br />

Schmerzen im Rahmen der Schmerzberatung<br />

konsiliarisch vom Schmerzexperten<br />

betreut werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

Chefarzt der Anästhesie<br />

Dr. Michael Neumann, Tel. 069-4603-1854<br />

schmerzhemmenden Zentren im Stammhirn.<br />

Das führt zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit,<br />

eventuell zu chronischen<br />

Schmerzen und macht die Schmerztherapie<br />

in Extrem-Situationen schwer.<br />

Das wäre auch eine Erklärung, warum<br />

Schmerzempfinden ganz individuell ist<br />

und schmerzstillende Medikamente und<br />

Maßnahmen manchmal schlichtweg versagen.<br />

Es offenbart auch, dass seelischer<br />

Stress wie Verlust der Heimat, Migration,<br />

Scheidung, Trennung, körperliche Gewalt,<br />

Missbrauch, Arbeitsplatz-Verlust, Tod von<br />

Angehörigen etc. tatsächlich körperliche<br />

Schmerzen verursachen und vor allem<br />

die Immunabwehr schwächen, was zahlreiche<br />

Krankheiten auslösen kann. Allergien<br />

zum Beispiel, aber auch Krebs, wenn<br />

die Tumorzellen nicht mehr bekämpft werden<br />

können. Tröstlich zu wissen, dass die<br />

schmerzhemmenden Zentren auch wieder<br />

aktiviert werden können, z.B. indem<br />

man körperlich aktiv ist und lernt, Stress<br />

zu vermeiden oder abzubauen. „Wir haben<br />

nur eine Batterie, die sich bei<br />

Schmerz entlädt – die schmerzhemmenden<br />

Mechanismen versagen dann“<br />

warnt Dr. Eberhardt und rät frühzeitig<br />

zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte<br />

durch Entspannungsübungen, Ablenkungsstrategien<br />

oder zu einer Psychotherapie,<br />

die hilft, die Schmerzursachen<br />

zu verarbeiten. „Alles was den Stress<br />

hemmt, mobilisiert auch die Schmerz-<br />

AKUT<br />

2/<strong>2007</strong><br />

Weil Patienten von chronischen Schmerzen<br />

oft unzureichend über geeignete Therapien<br />

informiert sind, hat das<br />

Deutsche Grüne Kreuz eine<br />

S c h m e r z - H o t l i n e<br />

Tel. 0800 - 0112114 + 0800 - 0112115<br />

eingerichtet, die jeden ersten Mittwoch im<br />

Monat von 16 bis 18 Uhr geschaltet ist. Hier<br />

beantworten Experten individuelle Fragen<br />

zu chronischen Schmerzen wie Migräneattacken<br />

und Rückenschmerzen, an denen<br />

rund 7.5 Mio Bundesbürger leiden.<br />

Kann man das Schmerzempfinden beeinflussen?<br />

hemmung“. Zu den nichtmedikamentösen<br />

Behandlungsverfahren von Schmerzen<br />

gehören auch Krankengymnastik, manuelle<br />

Therapien wie z.B. die Chirotherapie,<br />

Akupunktur, bei neurogenen Schmerzzuständen<br />

hilft die Transkutane elektrische<br />

Nervenstimulation (TENS). Im akuten<br />

Schmerzstadium sind dann eher Medikamente<br />

in der Lage, den Schmerz zu<br />

dämpfen. In der Palliativmedizin werden<br />

Schmerzmittel eingesetzt, die über das<br />

Rückenmark wirken, die schmerzhemmende<br />

Wirkung körpereigener Stoffe<br />

wird hier gezielt verstärkt. Auch wenn<br />

Antidepressiva und Antiepileptika keine<br />

Schmerzmittel sind, so können sie in entsprechender<br />

Kombination den Schmerz<br />

günstig beeinflussen. Hier ist der Schmerztherapeut<br />

gefragt, der individuell aussucht<br />

und einsetzt und die Gratwanderung zwischen<br />

Wirkung und Nebenwirkung wagt.<br />

Das Therapiefenster von Unter- und Überdosierung<br />

wird im Alter kleiner. Sind die<br />

Nebenwirkungen höher als die beabsichtigte<br />

Wirkung eines Medikaments, wird<br />

die Schmerzbehandlung schwierig. Es<br />

kann bis zu 14 Tagen dauern, bis der<br />

Schmerzpatient wirkungsvoll „eingestellt“<br />

und weitgehend frei von Schmerzen<br />

ist.<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr. med. Benedikt Eberhardt,<br />

Arzt für Anästhesiologie, Chirotherapie,<br />

Psychotherapie, Tel. 069-463 738<br />

9


10<br />

INTERVIEW<br />

2/<strong>2007</strong><br />

■ Interview mit PD Dr. Dr. Stefan Weidauer<br />

Wirksamer Gegenschlag beim<br />

Schlaganfall?<br />

Etwa 200.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall,<br />

80 % der Betroffenen sind über 65 Jahre alt. Bislang sterben 20 % innerhalb<br />

30 Tagen, 40 % bleiben dauerhaft behindert und sind auf Betreuung angewiesen,<br />

meist, weil sie für eine wirkungsvolle Behandlung zu spät<br />

kommen. Darum ist es wichtig, dass betroffene Menschen samt<br />

Angehörigen und sozialem Umfeld die akuten Zeichen richtig<br />

deuten und blitzschnell handeln. Wenn ein Bein oder Arm<br />

erlahmt, die Sprache ihren Dienst versagt, akute Sehstörungen<br />

oder Schwindel auftreten, gibt es nur eines:<br />

Über 112 den Notarztwagen rufen. Bereits 6 Stunden<br />

nach dem Schlaganfall, der sich von einer akuten<br />

Durchblutungsstörung bis zum kompletten Verschluss<br />

der Blutgefäße im Gehirn ereignen kann, könnte es<br />

für eine wirkungsvolle Therapie vielleicht zu spät sein.<br />

Bescheidenes Abwarten oder heldenhaftes Verhalten ist hier fehl am Platz! Auch wenn ein Schlaganfall keine Schmerzen bereitet<br />

– bei den geringsten Symptomen ist Gefahr in Verzug! Das <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> ist eines von nur vier Krankenhäusern<br />

in Frankfurt, das durch seine neurologische Notfallaufnahme ideale Voraussetzungen zur Schlaganfallbehandlung bietet.<br />

Jährlich werden hier rund 1.000 Schlaganfall-Patienten behandelt. Der neue Chefarzt der Neurologie, Privatdozent Dr. Dr. med.<br />

Stefan Weidauer bringt als Neurologe und Neuroradiologe ein großes Erfahrungsspektrum in der Schlaganfallbehandlung mit und<br />

hat vor, hier eine zertifizierte Schlaganfalleinheit zu etablieren.<br />

Herr Dr. Weidauer, inzwischen ist bekannt,<br />

dass nur durch eine gut funktionierende<br />

Rettungskette und schnelle<br />

Hilfe beim Schlaganfall die Chance besteht,<br />

mit minimalen Einschränkungen<br />

„davonzukommen“. Welche moderne<br />

neurologische Diagnostik und Therapie<br />

steht Ihnen hier zur Verfügung, wie sieht<br />

die akute Notfallversorgung aus?<br />

Entscheidend ist die frühstmögliche neurologische<br />

Untersuchung in einer entsprechenden<br />

Klinik. Daran anschließend<br />

sollte ein bildgebendes Verfahren die<br />

Frage klären, ob ein Schlaganfall vorliegt<br />

und um welche Art von Schlaganfall es<br />

sich handelt. Es gibt ja mehrere Arten:<br />

beim ischämischen Schlaganfall handelt<br />

es sich um eine Durchblutungsstörung.<br />

Es kann aber auch eine intrazerebrale<br />

Blutung sein, verursacht durch das Zerreißen<br />

eines Blutgefäßes oder eine<br />

Venenthrombose! Direkt anschließend<br />

kommt die Gefäßuntersuchung, per Dopplersonografie<br />

oder im Rahmen der computertomografischen<br />

Untersuchung mittels<br />

CT-Angiografie, die wir übrigens ja in<br />

absehbarer Zeit auch im <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong><br />

zur Verfügung haben.<br />

Auf der Basis dieser Befundkonstellation<br />

erfolgt die Therapie. Zeigt sich, dass<br />

ein Schlaganfall durch einen Gefäßverschluss<br />

verursacht wurde, der Patient<br />

innerhalb der ersten drei Stunden in der<br />

Klinik ist und auch keine Kontraindikationen<br />

vorliegen, würde man eine Lysetherapie<br />

durchführen, um die Gerinnsel aufzulösen.<br />

Anderenfalls gibt man durchblutungsverbessernde<br />

Medikamente, je<br />

nach Ursache kann das ein Thrombozytenaggregationshemmer<br />

sein, z. B. ASS,<br />

oder auch Heparin oder Marcumar. Ganz<br />

entscheidend ist natürlich auch, dass der<br />

Patient hinsichtlich Kreislauf, Blutdruck,<br />

Herz und Zuckerwerten überwacht wird.<br />

Sie haben die Thrombolyse, auch Lyse<br />

genannt, bereits erwähnt, die es seit einigen<br />

Jahren gibt und die nicht nur die<br />

Auswirkungen mildern, sondern auch<br />

die Ursache des Schlaganfalls bekämpfen<br />

soll, vorausgesetzt sie kann innerhalb<br />

von drei Stunden durchgeführt<br />

werden. Was genau wird da gemacht?<br />

Wichtig ist, dass man weiß, welche Art<br />

von Schlaganfall vorliegt. „Schlaganfall“<br />

ist ein Überbegriff und wir reden im Folgenden<br />

jetzt nur über den ischämischen<br />

Schlaganfall, d.h. den „Hirninfarkt“, der<br />

durch eine Minderdurchblutung des Gewebes<br />

entsteht, die durch einen kleineren<br />

oder größeren Gefäßverschluss hervorgerufen<br />

wird. Mit der Lysetherapie,<br />

d.h. durch ein intravenös oder auch<br />

intraarteriell gegebenes Medikament<br />

versucht man, diesen Gefäßverschluss<br />

wieder zu öffnen. Das behandelt aber<br />

nicht die primäre Ursache, denn man<br />

weiß ja mitunter nicht, wodurch der Gefäßverschluss<br />

hervorgerufen wurde. Er<br />

kann durch eine Herzerkrankung mit<br />

Gerinnseln, die vom Herzen fortgespült<br />

werden, hervorgerufen worden sein,<br />

oder durch eine Erkrankung der Schlagadern<br />

mit Gerinnselbildung oder aber<br />

auch durch ein Einreißen der Schlagader<br />

(Dissektion). Was man also akut<br />

erreichen will, ist die Gefäßwiedereröffnung<br />

in dem Abschnitt, wo die Durchblutung<br />

des Hirngewebes gestört ist.


Können sich dadurch bereits erlittene<br />

Schädigungen zurückbilden?<br />

Hier muss man differenzieren. Die<br />

Wiedereröffnung eines Gefäßes durch<br />

die Lyse bewahrt den Patienten davor,<br />

dass Teile seines Hirngewebes absterben.<br />

Man unterscheidet bei einem Hirninfarkt<br />

allerdings grob zwei Stadien. Im<br />

ersten Stadium lebt das Hirngewebe<br />

noch, aber es funktioniert nicht mehr.<br />

Erst im zweiten Stadium ist das Hirngewebe<br />

dann irreversibel abgestorben<br />

und kann nicht wieder regeneriert werden.<br />

Der entscheidende Ansatzpunkt<br />

der Lyse ist der Rettungsversuch von<br />

Gewebe, das in seiner Funktion schon<br />

beeinträchtigt ist, also z. B. Lähmungen,<br />

Schwindel, Doppelbilder, Gangunsicherheit<br />

oder gar Komata hervorruft, aber<br />

seitens der Struktur noch vital ist. Bereits<br />

abgestorbenes Gewebe kann<br />

auch durch die Lyse nicht revitalisiert<br />

werden.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie mit der<br />

Lyse gemacht? Wie groß ist der Anteil<br />

der Patienten, die nach dem Schlaganfall<br />

als „geheilt“ aus der Reha entlassen<br />

werden können, wie viele werden pflegebedürftig<br />

sein?<br />

Die Zahlen sind oft eine Frage der Definition.<br />

Aber es zeigt sich in all meinen<br />

Erfahrungen, dass der Patient mit einer<br />

Lysetherapie – bei entsprechend gegebenen<br />

pathologischen Voraussetzungen –<br />

eine klar bessere Chance hat. Das ist<br />

außer Zweifel und wissenschaftlich eindeutig<br />

bewiesen. Wenn irgend möglich,<br />

sollte der Patient einer Lysetherapie zugeführt<br />

werden.<br />

Welche Behandlungsmöglichkeiten und<br />

Chancen gibt es für Patienten, die erst<br />

viele Stunden später in die akute Notfallversorgung<br />

kommen?<br />

Wenn mehrere Stunden vergehen, wird<br />

der Rahmen der Behandlungsmöglichkeiten<br />

kleiner, insofern gilt unter den<br />

Neurologen das Motto „Time ist Brain“.<br />

Wenn aber die Patienten erst nach drei<br />

Stunden oder noch später ins <strong>Krankenhaus</strong><br />

kommen, kann und muss man doch<br />

eine ganze Reihe wichtiger Maßnahmen<br />

treffen, gerade in der Notfallversorgung.<br />

Neben der schon erwähnten Ursachenklärung<br />

kann es ja sein, dass sich ein<br />

Schlaganfall wiederholt – denken sie nur<br />

an die Herzerkrankungen – oder es können<br />

durch den einsetzenden Schlaganfall<br />

weitere Störungen hinzukommen.<br />

Gerade bei älteren Patienten kann z. B.<br />

eine Austrocknung, also eine Wasserund<br />

Elektrolytentgleisung auftreten, des<br />

Weiteren ist eine Blutdruck- und Zuckerüberwachung<br />

sehr wichtig. Man wird<br />

also diese Parameter behandeln und alle<br />

Maßnahmen einleiten, die eine Durchblutung<br />

optimieren und weitere Schäden<br />

vermeiden. Und man wird frühstmöglich<br />

mit der Rehabilitation beginnen.<br />

Sie haben es erwähnt, viele Patienten<br />

bekommen mehrere Schlaganfälle. Gibt<br />

es einen Weg, dies im Vorfeld zu verhindern,<br />

besonders, wenn es beim ersten<br />

Mal „gut ging“?<br />

Ein entscheidender Punkt ist: auch wenn<br />

die Patienten später kommen – manchmal<br />

vergehen leider auch Tage – muss<br />

man neben einer Verbesserung der<br />

Durchblutungssituation auf jeden Fall<br />

klären, wodurch der Schlaganfall aufgetreten<br />

ist und dann das Bestmögliche<br />

tun, um einen neuerlichen Schlaganfall<br />

zu verhindern. Dazu muß man wissen,<br />

welche Ursachen vorliegen. Das heißt<br />

konkret, dass man das Herz untersucht<br />

und Gefäßrisikofaktoren abklärt – insbesondere<br />

Diabetes mellitus, Blutdruckentgleisung<br />

oder Fettstoffwechselstörung.<br />

Bei jüngeren Menschen sind es auch<br />

Faktoren wie z. B. Gerinnungsstörungen<br />

oder Gefäßentzündungen. Bei einer ursächlichen<br />

Gefäßeinengung versucht<br />

man, diese entweder interventionell oder<br />

operativ zu beseitigen.<br />

Wie sehen Sie eine Zusammenarbeit mit<br />

anderen Fachabteilungen des <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es<br />

beim Schlaganfall?<br />

Diese Zusammenarbeit ist sehr wichtig,<br />

weil sowohl die diagnostischen als auch<br />

die therapeutischen Konzepte eng mit<br />

den Nachbardisziplinen verflochten sind,<br />

INTERVIEW<br />

2/<strong>2007</strong><br />

11<br />

insbesondere mit der Neurochirurgie,<br />

der Inneren Medizin und der Geriatrie.<br />

Das heißt zum Beispiel, bei ursächlich<br />

kardialer Erkrankung ist eine rasche<br />

Hinzuziehung des Kardiologen wichtig,<br />

bei einem Schlaganfall anderer Ursache<br />

wie z.B. einer intrazerebralen Blutung<br />

oder einer Aneurysmaruptur ist die direkte<br />

Konsultation des Neurochirurgen<br />

wichtig. Auch im weiteren Verlauf ist<br />

beim Schlaganfallpatienten die enge<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit mit<br />

der Neurochirurgie, der Inneren Medizin<br />

und im Hinblick auf die zunehmende Altersentwicklung<br />

auch mit der Geriatrie<br />

entscheidend für ein optimales therapeutisches<br />

Procedere einschließlich<br />

der Einleitung des rehabilitativen Prozesses.<br />

Mit der Erkenntnis, dass es bei einer erfolgversprechendenSchlaganfallbehandlung<br />

um Sekunden geht, haben sich seit<br />

1994 bundesweit rund 120 „Stroke Units“<br />

etabliert, für den Raum Frankfurt sind es<br />

gerade drei – zu wenig für die rund 10<br />

Schlaganfälle, die sich hier täglich ereignen.<br />

Ihr erklärtes Ziel ist es nun, am<br />

<strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> eine zertifizierte<br />

Stroke Unit zu etablieren. Was<br />

ist dafür notwendig?<br />

Prinzipiell muss man sagen, dass eine<br />

ganze Reihe entscheidender Grundlagen<br />

am <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong><br />

schon vorhanden sind. Da sind zu nennen<br />

die gute Verkehrs-Anbindung für die<br />

Anfahrten des Rettungsdienstes und die<br />

optimale Integration in den Versorgungsauftrag<br />

mit großem Einzugsgebiet – das<br />

ist wichtig, denken Sie nur an die kurzen<br />

Zeitintervalle für eine Lysetherapie! Zudem<br />

gibt es hier sehr gute Voraussetzungen<br />

durch die neue Notfallaufnahmeeinheit,<br />

die Intermediate Care Station (IMC),<br />

die Intensivstation und die diagnostische<br />

Einheit von CT und Dopplersonografie<br />

auf einer Ebene. Es sind also in enger<br />

räumlicher Beziehung alle wichtigen<br />

Strukturen zusammen, um eine optimale<br />

initiale Versorgung des Patienten zu gewährleisten.<br />

Für die Etablierung einer<br />

Stroke Unit müssen unter anderem die<br />

personellen Voraussetzungen geschaffen<br />

werden. Die Mitarbeiter müssen spe-


12<br />

INTERVIEW<br />

2/<strong>2007</strong><br />

ziell geschult und ausgebildet werden,<br />

weil gerade der akute Schlaganfallpatient<br />

initial eine sehr intensive Betreuung<br />

braucht. Darüber hinaus ist entscheidend,<br />

dass eine effiziente neuroradiologische<br />

Diagnostik direkt nach Eintreffen<br />

des Patienten eingesetzt werden kann.<br />

Hierfür ist neben der schon etablierten<br />

konventionellen Computertomografie<br />

eine ergänzende CT-Angiografie sehr<br />

wichtig. Auch das Einsatzspektrum und<br />

die Verfügbarkeit der Kernspintomografie<br />

im Hinblick auf die Stroke Unit muss<br />

verbessert werden. Wichtig ist, dass<br />

bei besonders schweren Schlaganfällen<br />

eine optimale Anbindung an die intensivmedizinischen<br />

Abteilungen der Neurochirurgie<br />

und der Neurologie des Universitätsklinikums<br />

bestehen, wobei diese<br />

Zusammenarbeit durch meine bisherige<br />

Tätigkeit dort schon gebahnt ist. Für die<br />

Kurz-Vita Privatdozent Dr. Dr. med. Stefan<br />

Weidauer: Offenbach ist seine Heimatstadt,<br />

hier wurde er am 2.9.1960 geboren, hier hat er<br />

seine Kindheit und Jugend verbracht. Nach<br />

seinem Abitur verpflichtete er sich 1979 für<br />

zwei Jahre als Zeitsoldat und wirkte als<br />

Navigationsunteroffizier bei der Marine. 1981<br />

begann er sein Medizinstudium an der<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität in<br />

Frankfurt, das er im November 1987 mit der<br />

Approbation abschloss. Parallel hatte er seit<br />

1985 in der Neuroradiologischen Abteilung<br />

des Klinikums unter Prof. Dr. H. Hacker an seiner<br />

Dissertation gearbeitet, die er 1988 mit<br />

„magna cum laude“ zum Erfolg führte. Seine<br />

neurologische Facharztausbildung erhielt er<br />

von 1988 bis 1993 bei Prof. Dr. W. Firnhaber in<br />

der Neurologischen Klinik des Klinikums<br />

Darmstadt, Akademisches Lehrkrankenhaus<br />

der Frankfurter Goethe-Universität, wo er<br />

auch Neurologie und Anatomie/Physiologie<br />

an der Kinderkrankenpflegeschule unterrichtete.<br />

Zudem war er ab September 1988 kontinuierlich<br />

in der neuroradiologischen Abteilung<br />

bei OA Dr. M. Nichtweiß tätig. 1990 führte<br />

ihn ein Studienaufenthalt nach Ohio/USA.<br />

1992 erwarb er sein EEG-Zertifikat. Seine einjährige<br />

psychiatrische Weiterbildung absolvierte<br />

er im Psychiatrischen <strong>Krankenhaus</strong><br />

Riedstadt. 1994 legte er seine Facharztprüfung<br />

als Neurologe ab und wurde zum<br />

Oberarzt der Neurologischen Klinik des<br />

Zertifizierung einer Stroke Unit ist neben<br />

den bereits angesprochenen Punkten<br />

auch wichtig, dass u. a. die von der Deutschen<br />

Schlaganfallgesellschaft und von<br />

der Deutschen Neurologischen Gesellschaft<br />

formellen internen Diagnostikund<br />

Behandlungsabläufe – „Flow<br />

Charts“ – etabliert sind und eine Untersuchung,<br />

Überwachung und Betreuung<br />

der Patienten rund um die Uhr nach<br />

festgesetztem Schemata möglich ist,<br />

einschließlich z.B. auch einer logopädischen<br />

und krankengymnastischen<br />

Behandlung am Wochenende. Diese<br />

Behandlungsschemata, die zunächst<br />

„hausintern“ aufgebaut und durchführt<br />

werden müssen, werden nach einem<br />

Jahr von einer zentralen Zertifizierungsstelle<br />

überprüft und im Erfolgsfalle angenommen.<br />

Klinikums Darmstadt ernannt. Zusätzlich<br />

wurde er leitender Oberarzt der angegliederten<br />

neuroradiologischen Abteilung. 1996 kam<br />

die oberärztliche Betreuung der Neurophysiologischen<br />

Abteilung hinzu, wo er Dopplerund<br />

Duplexsonografien, transkranielle Untersuchungen,<br />

EMG/NLG/SSRP/MEP, Nervenund<br />

Muskelbiopsien durchführte. Seit 1995<br />

übt er außerdem eine kontinuierliche neurologische<br />

Konsiliartätigkeit am Kreiskrankenhaus<br />

Heppenheim aus. 1997 erhielt er seinen<br />

Facharzt für Diagnostische Radiologie/Neuroradiologie.<br />

Das EMG/NLG-Zertifikat erwarb er<br />

1999 bei Prof. Dr. H.C.Hopf am Universitätsklinikum<br />

Mainz. Am Institut für Neuroradiologie<br />

der Goethe-Universität wirkte er ab<br />

Oktober 1999 als Oberarzt mit neurovaskulärem<br />

Schwerpunkt; regelmäßige Unterrichtung<br />

der Studenten und die Durchführung<br />

neurologisch/neuroradiologischer und neurochirurgisch/neuroradiologischenKonferenzen<br />

gehörte dazu. Ab 2001 kam die Dozententätigkeit<br />

für Notfallmedizin/Neurologie an der<br />

Ärztlichen Akademie für Fortbildung der Landesärztekammer<br />

Hessen hinzu. 2001 erhielt er<br />

den 1. Preis des „Vereins zur Förderung der<br />

Neurologischen Wissenschaften Frankfurt<br />

am Main“ für die Arbeit über „paramediane<br />

Thalamusinfarkte“. Knapp drei Jahre später<br />

bekam er für seine Arbeit „Evaluation des<br />

zerebralen Vasospasmus nach Subarachnoidalblutung<br />

mittels bildgebender Verfahren“<br />

Herr Dr. Weidauer, in Ihrem Werdegang<br />

spielt die wissenschaftliche Forschung<br />

eine bedeutende Rolle, Sie haben sogar<br />

zwei Auszeichnungen erhalten. Dennoch<br />

sind Sie vom Neurozentrum der<br />

Goethe-Universität als Chefarzt hierher<br />

ins <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> gekommen,<br />

was hat Sie dazu motiviert?<br />

Zunächst muss ich ergänzen, dass der<br />

Schwerpunkt meiner ärztlichen Tätigkeit<br />

von nunmehr zwanzig Jahren in der direkten<br />

neurologischen Patientenversorgung<br />

liegt und ich die Möglichkeit hatte,<br />

diese Erfahrung im Rahmen meiner beiden<br />

Facharztqualifikationen durch eine<br />

zusätzliche Tätigkeit an der Universität<br />

zu ergänzen. Prinzipiell liegt meine Intention<br />

aber vor allem in der Behandlung<br />

des Menschen, dies im Kontext mit einer<br />

zielgerichteten, möglichst wenig bela-<br />

den Kurt-Decker-Preis der Deutschen Gesellschaft<br />

für Neuroradiologie. Im Rahmen seiner<br />

Forschung wirkt er seit 2002 an mehreren<br />

bedeutenden Studien mit, im März 2005 habilitierte<br />

er sich und erhielt die „Venia legendi“.<br />

Im Förderverein der Neurologischen Wissenschaften<br />

ist er seit 2006 Vorstandsmitglied<br />

und Schriftführer. Seit April <strong>2007</strong> ist er der<br />

neue Chefarzt der Neurologie im <strong>Sankt</strong><br />

<strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>.<br />

Seit 2002 verheiratet ist er inzwischen Vater<br />

einer 3-jährigen Tochter, seine 17-jährge<br />

Erfahrung als ehrenamtlicher Jugendgruppenleiter<br />

könnte sich hierbei als hilfreich<br />

erweisen. Seine Freude an Theater und Oper<br />

hat er nicht nur als Besucher ausgelebt, 9<br />

Jahre lang hat er in insgesamt 52 Premieren<br />

als Kleindarsteller am Staatstheater Darmstadt<br />

gewirkt. Fit hält er sich mit Sport und Natur,<br />

die er beim Langlauf, Radfahren, Wandern<br />

und Bergsteigen ideal miteinander verbindet.<br />

Mitgliedschaften:<br />

1992 Deutsche Gesellschaft für Klinische<br />

Neurophysiologie (DGKN)<br />

Deutsche Gesellschaft für Neurologie<br />

(DGN)<br />

1995 Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie<br />

(DGNR)<br />

1999 Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in<br />

der Medizin (DEGUM)


stenden aber aussagekräftigen Diagnostik<br />

und Therapie. Es ist sicherlich sinnvoll<br />

und hilfreich, wenn man das ganze<br />

Spektrum neurologischer Erkrankungen<br />

und neuroradiologischer Pathologien gesehen<br />

und mitunter auch wissenschaftlich<br />

bearbeitet hat, aber mein Schwerpunkt<br />

liegt in der Umsetzung dieser<br />

Erkenntnisse zum Wohle des Patienten.<br />

Hinsichtlich der Lage, der inneren Struktur,<br />

der Möglichkeiten und der guten<br />

Anbindung in einem Großraumzentrum<br />

wie Frankfurt ist das <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<br />

<strong>Krankenhaus</strong> sehr attraktiv und meines<br />

■ Hilfsprojekt Ukraine<br />

Wer sich in Osteuropa nicht auskennt,<br />

weiß von der Ukraine kaum mehr, als<br />

dass es die Heimat der berühmten<br />

Klitschko-Brüder ist. So kam der Anruf<br />

von Dr. Alexandra Weizel „Hallo Christine,<br />

möchtest Du mit in die Ukraine?“<br />

auch für Christine Scherbaum recht unvorbereitet.<br />

Inzwischen weiß sie, dass<br />

die Ukraine das „Armenhaus Europas“<br />

und „Munkacs“ das „Armenhaus der<br />

Ukraine“ ist. Mit 60 bis 80 % Arbeitslosigkeit<br />

gibt es hier Hilfsbedarf an jeder<br />

Ecke. Auf Initiative der Hanauer Ärztinnen<br />

Dr. Martina Scheufler, Dr. Stefanie<br />

Keiling und der Diaspora-Stiftung des<br />

Gustav-Adolf-Werks war es möglich,<br />

hier 1998 unter der Leitung von Bischof<br />

Gulacsy und der Vereinigung Christlich<br />

Ukrainischer Ärzte ein Medizinhilfe Projekt<br />

zu starten – zunächst mit einer Ambulanz.<br />

Schon im Jahr 2000 konnte das<br />

„Christian Medical Center“, eine leistungsfähige<br />

Polyklinik mit zahlreichen<br />

Fachgebieten eröffnet werden, darun-<br />

Erachtens für mich hierfür optimal geeignet.<br />

Ihr Credo ist eine patientenorientierte,<br />

menschliche Medizin, wie kann die vor<br />

dem Hintergrund von Kostenersparnis<br />

und Leistungs-Einschränkungen seitens<br />

der Krankenkassen in der Praxis aussehen?<br />

Das ist eine sehr aktuelle und wichtige<br />

Frage. Man muss sich aber gerade im<br />

Hinblick auf die vorangegangene Frage,<br />

wo Sie wissenschaftliche Aktivitäten<br />

Endoskopieschwester auf Abwegen<br />

ter auch die Gastroenterologie. Rund<br />

4.700 Magen- und Darmspiegelungen<br />

wurden hier seitdem vorgenommen,<br />

wenn auch unter nicht ganz idealen<br />

Bedingungen.<br />

In Begleitung einer 9-köpfigen Delegation<br />

macht sich Endoskopie-Fachschwester<br />

Christine Scherbaum mit<br />

reichlich Hilfsmaterial also auf den<br />

1.300 km langen Weg, um mitzuwirken<br />

am Ziel einer „menschlich und medizinisch<br />

qualifizierten Versorgung der<br />

Bevölkerung“. Das <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<br />

<strong>Krankenhaus</strong> stellt sie für dieses Hilfsprojekt<br />

eine Woche lang frei. Im Rahmen<br />

von Klinischen Workshops referiert<br />

Christine Scherbaum über Endoskopie<br />

und gibt auch praktische Hilfestellung:<br />

Wo eine Spezialwaschmaschine zur<br />

keimfreien Reinigung fehlt, muß die<br />

manuelle Aufbereitung flexibler Endoskope<br />

mit verschiedenen Wannen<br />

und Lösungsmitteln geübt werden, Hygiene<br />

ist schließlich oberstes Gebot!<br />

Zudem arbeitet sie im Medical Center<br />

mit, führt Patientengespräche, assistiert<br />

bei diagnostischen Koloskopien<br />

und bereitet die Endoskope auf. Das<br />

benötigte Reinigungs-, Desinfektionsund<br />

Verbrauchsmaterial hat sie im Vorfeld<br />

bei den Lieferanten „akquiriert“<br />

und hierher mitgebracht. Die Umstrukturierung<br />

des Endoskopie-Raumes geht<br />

EINBLICK<br />

2/<strong>2007</strong><br />

13<br />

und universitäre Medizin angesprochen<br />

haben, vor allem fragen, wie man den<br />

Menschen am besten helfen kann. Es ist<br />

nicht alles, was man machen kann, auch<br />

immer das Beste. Man muss im Rahmen<br />

der Möglichkeiten mit dem Patienten<br />

und den Angehörigen abwägen, was für<br />

die Lebensqualität des Patienten am hilfreichsten<br />

ist.<br />

Vielen Dank Herr Dr. Weidauer für dieses<br />

interessante Gespräch.<br />

dann von einer eher traurigen Bestandsaufnahme<br />

über die Nutzung des<br />

Verbesserungspotentials bis hin zur optimierten<br />

Umgestaltung. Die Mitarbeiter<br />

vor Ort werden in alles einbezogen,<br />

mit großem Interesse besuchen sie die<br />

zahlreichen Vorträge und Workshops.<br />

Besonders fasziniert sind sie von der<br />

endoskopischen Blutstillung, die sie<br />

bislang nicht kennen. Christine Scherbaum<br />

kann hier anschauliche Innenansichten<br />

entsprechender Eingriffe zeigen,<br />

die sie als Leihgabe von Chefarzt<br />

Dr. Klaus Strobel auf DVD mit dabei hat.<br />

Spätestens die Besichtigung des staatlichen<br />

<strong>Krankenhaus</strong>es und sein völlig<br />

unzureichendes Equipment machen<br />

deutlich, dass das Medical Center eine<br />

große Bereicherung für ein Einzugsge-


14<br />

PORTRAIT<br />

2/<strong>2007</strong><br />

biet von rund 300 km ist! Zwar weiterhin<br />

auf medizinisches Material und Gerät<br />

■ Chefarzt Dr. med. Peter Schneider<br />

Start in eine neue Etappe<br />

Eine kurze Etappe, eine Berg-Etappe,<br />

eine lange Etappe – mit diesen Begriffen<br />

aus dem Radsport könnte man die letzten<br />

30 Berufsjahre von Dr. med. Peter<br />

Schneider seinem Hobby entsprechend<br />

zusammenfassen. Denn der Facharzt für<br />

Neurologie und Psychiatrie schwang<br />

sich so manches Wochenende auf sein<br />

Rennrad, um von Wiesbaden zur Visite<br />

ins <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> zu<br />

radeln. Dieses sportliche Pendeln ist nun<br />

vorbei: Am 31. März <strong>2007</strong> ist Dr. Schneider<br />

mit 65 Jahren in den Ruhestand gegangen<br />

– nach insgesamt 28 Jahren im<br />

<strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>.<br />

Die kurze Etappe begann 1978. Da trat er<br />

nach seiner Facharzt-Ausbildung zum<br />

Neurologen im <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong><br />

seine erste Oberarztstelle an.<br />

Doch schon 1980 lockte ihn die Berg-<br />

Etappe: Er folgte dem Ruf einer neurologischen<br />

Reha-Klinik im Berchtesgadener<br />

Land. Dort genoss er die Bergwelt, in der<br />

Arbeit fand er aber nicht die erhoffte<br />

Herausforderung. So war die Berg-Etappe<br />

nach nur zwei Jahren beendet. Dr.<br />

Peter Schneider kehrte 1983 zu seiner<br />

„alten“ Oberarztstelle zurück, die lange<br />

Etappe im <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong><br />

begann. Dort arbeitete er unter seinem<br />

damaligen Chefarzt Dr. Georg Kilb,<br />

1990 wurde er selbst Chefarzt der Neurologie.<br />

Wenn Dr. Peter Schneider heute<br />

angewiesen, ist das „Christian<br />

Medical Center“ gut<br />

frequentiert und trägt sich<br />

selbst, obwohl eine Darmspiegelung<br />

z.B. gerademal<br />

25 Grywna kostet – etwas<br />

mehr als 4 Euro! Wenig?<br />

Nicht wenn man weiss, dass<br />

der monatliche Verdienst<br />

zwischen 80 und 120 Euro<br />

liegt – so man Arbeit hat.<br />

Nach ihrer Rückkehr aus<br />

dieser fremden Welt schildert Christine<br />

Scherbaum in einer Power Point Prä-<br />

auf diese Strecke<br />

blickt, erscheint<br />

sie ihm kurz. Im<br />

täglichen Engagement<br />

ist die Zeit<br />

nur so verflogen.<br />

Er spricht von „einem<br />

weinenden<br />

Auge“, wenn er<br />

an den Abschied<br />

von seinen Oberärzten<br />

und Chefarzt-Kollegen,<br />

von<br />

Schwester M. Dolores<br />

und anderen Weggefährten denkt.<br />

Doch er ist dankbar, dass er hier seine<br />

beruflichen Vorstellungen verwirklichen<br />

konnte. Die Freude darüber, dass er vielen<br />

Patienten helfen konnte, wird ihm immer<br />

bleiben. „Es ist ein überwältigendes<br />

Erlebnis, wenn jemand mit einer Halbseitenlähmung<br />

zu uns kommt und wir ihn<br />

ohne Defizite wieder entlassen können –<br />

die Patienten selbst also unseren Einsatz<br />

belohnen.“ Dieser menschliche Aspekt<br />

seiner Arbeit war für Dr. Schneider immer<br />

wesentliche Triebfeder. Eine andere<br />

war seine Faszination für die Fortschritte<br />

in Naturwissenschaft und Medizin, die<br />

auch sein Fach veränderten. So hat sich<br />

die Neurologie in all den Jahren vom rein<br />

diagnostischen auch zum therapeutischen<br />

Fach hin entwickelt. Seit einigen Jahren<br />

sentation im Hörsaal interessierten Kollegen<br />

ihre vielfältigen Eindrücke. Und<br />

sie zeigt Bilder unvorstellbarer medizinischer<br />

Zustände. „Ich habe großen Respekt<br />

vor den Kollegen dort und bin beeindruckt,<br />

wie engagiert sie mit so wenigen<br />

Mitteln arbeiten.“ betont sie. Ihre<br />

endoskopische Spezial-Waschmaschine<br />

hätte sie nach ihrer Rückkehr am<br />

liebsten umarmt – sie ist jetzt noch dankbarer<br />

für die guten Arbeitsbedingungen<br />

hier im <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>.<br />

Weitere Informationen:<br />

Christine Scherbaum, Tel. 069-4603-1241<br />

www.Medizinhilfe-Karpatoukraine.de<br />

gibt es die „Lyse“ zur<br />

Schlaganfallbehandlung.<br />

Wesentlich für<br />

die Fortentwicklung<br />

waren auch bildgebende<br />

Verfahren,<br />

Computer- und Kernspintomografie.<br />

Das<br />

alles kam Dr. Schneider<br />

sehr entgegen.<br />

Sein Schwerpunkt,<br />

das spürte er schon<br />

in seiner Zeit als wissenschaftlicherAssistent,<br />

ist der praktische<br />

Bereich. Mit<br />

geradezu detektivischem<br />

Spürsinn hat<br />

er sich mit der Neurosonografie, mit<br />

Elektromyografie (EMG), Elektroneurografie<br />

(ENG) und Elektroenzephalogramm<br />

(EEG) auf Spurensuche begeben,<br />

um die richtige Behandlung einzuleiten.<br />

Fortschritte gab es auch in seiner Abteilung.<br />

So wurde die Zahl der Mitarbeiter<br />

aufgestockt und – endlich – das papierlose<br />

EEG-Gerät angeschafft, das er sich<br />

lange gewünscht hatte. Der Beruf ist für<br />

Dr. Peter Schneider freilich nicht alles.<br />

„Die Familie ist mir mindestens ebenso<br />

wichtig“, betont der sechsfache Vater.<br />

Seine Geschichte begann 1942: Als<br />

zweitjüngstes von vier Kindern wurde er<br />

in Wien geboren, sein Vater leitete dort<br />

eine Lungenheilanstalt. Doch die Ehe<br />

ging in die Brüche, 1946 setzte sich die<br />

Mutter mit den Kindern in einen Güterzug


voller sudetendeutscher Flüchtlinge. Die<br />

Reise ging nach Ulm, von da aus weiter<br />

nach Wiesbaden, wo sie bei den Großeltern<br />

ihre neue Bleibe fanden. Die Mutter<br />

arbeitete zunächst als niedergelassene<br />

Ärztin, später im Gesundheitsamt. Nach<br />

seiner Schulzeit und dem Abitur meldete<br />

sich Peter Schneider zum Wehrdienst,<br />

ein halbes Jahr länger als nötig, um sich<br />

damit sein Studium zu finanzieren. Geologie<br />

sollte es sein, doch noch während<br />

seines Militärdienstes entschied er sich<br />

für Medizin. Bis zum Physikum 1966 studierte<br />

er in Mainz, danach in Marburg –<br />

bis zum Staatsexamen 1969. Kurz zuvor<br />

heiratete er Ela Dörnbach und wurde<br />

bald darauf Vater eines Sohnes, der erste<br />

von insgesamt vier Söhnen und zwei<br />

Töchtern. Im Februar 1970 konnte Peter<br />

Schneider dank erfolgreicher Promotion<br />

den Doktortitel vor seinen Namen setzen<br />

und zog als Medizinalassistent nach Siegen,<br />

wo er je vier Monate in der Inneren,<br />

in der Chirurgie und etwas länger am angegliederten<br />

pathologischen Institut verbrachte.<br />

Mitte 1971 folgte er seinem Doktorvater<br />

nach Tübingen und wirkte dort<br />

als wissenschaftlicher Assistent in der<br />

pharmakologischen Forschung – eigentlich<br />

nicht „sein Ding“. So begann er Anfang<br />

1973 seine Facharztausbildung für<br />

Neurologie an der Hartwaldklinik in Bad<br />

Zwesten. Seine Faible für Anatomie, die<br />

Phänomene bei der Nervenleitung und<br />

die damals neu erkannte Impulsweiterleitung<br />

waren Motiv, dieses Fach zu<br />

■ Auf dem Weg zum „Rauchfreien <strong>Krankenhaus</strong>“<br />

Bronzenes Zertifikat<br />

gegen blauen Dunst?<br />

Rauchen schadet der Gesundheit, Passivrauchen<br />

auch. Darum ist ja Rauchen<br />

im <strong>Krankenhaus</strong> verboten! Oder? Nicht<br />

ganz, derzeit kann (noch) geraucht<br />

werden, zum Schutz der Nichtraucher<br />

allerdings nur an eigens dafür ausgewiesenen<br />

Plätzen. Die Cafeteria gehört<br />

nicht dazu und auf dem gesamten <strong>Krankenhaus</strong>gelände<br />

können Zigaretten<br />

auch nirgendwo gekauft werden. „An<br />

wählen, das ihn aber auch an Grenzen<br />

brachte: In der Neurologie des Stadtkrankenhauses<br />

in Kassel, wo er im Rahmen<br />

der Notfallversorgung wöchentlich<br />

mehrere Hirntumore diagnostizieren<br />

musste, erlebte er „harte Zeiten“. Er<br />

wechselte ins <strong>Krankenhaus</strong> Nordwest,<br />

wo er auch die neurologische Intensivstation<br />

führte. Um die Voraussetzungen<br />

für seinen Facharzt für Neurologie und<br />

Psychiatrie zu erfüllen, wirkte er noch<br />

ein Jahr im Psychiatrischen Landeskrankenhaus<br />

Eichberg im Rheingau, bevor er<br />

1978 als Oberarzt ins <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<br />

<strong>Krankenhaus</strong> wechselte.<br />

Angesichts seiner inzwischen sieben<br />

Enkelkinder scheint sich die Frage, was<br />

nach dem Berufsleben kommt, schon<br />

fast zu erübrigen – zumal er gerne mit<br />

seiner Frau das Tanzbein schwingt. Doch<br />

der Familienmensch Dr. Peter Schneider<br />

hat ergänzende Pläne. An zwei halben<br />

Tagen der Woche wird er in einer neurologischen<br />

Praxis weiterhin seine Privatpatienten<br />

betreuen – so ganz will er dem<br />

Berufsleben noch nicht den Rücken kehren.<br />

Und etwas ganz Neues hat er durch<br />

den Mann seiner Schwester entdeckt:<br />

die Jagd – sein Weg, sich mit der Natur<br />

zu verbinden. Im April absolvierte er die<br />

Jägerprüfung und pirscht sich jetzt statt<br />

an Diagnosen an heimische Schwarzkittel<br />

heran. Weidmannsheil!<br />

einem Ort für<br />

kranke Menschen<br />

kann es<br />

für gesundheitsschädliches Verhalten<br />

wie Rauchen eigentlich keinen Platz<br />

geben“, meint die Geschäftsführung,<br />

will aber weder Patienten noch Mitarbeiter<br />

mit einem strikten Rauchverbot<br />

verprellen. So hat eine europäische Initiative<br />

„Rauchfreie Krankenhäuser“,<br />

QUALITÄTSMANAGEMENT<br />

„<br />

2/<strong>2007</strong><br />

Komm mit<br />

Komm, wir suchen<br />

das Wasser der Freude,<br />

um Wermutstropfen<br />

zu verdünnen.<br />

Komm, wir finden<br />

den Schatz im Acker,<br />

um an Wesentlichem<br />

leicht zu sein.<br />

Komm, wir teilen<br />

den Becher des Lebens,<br />

um aus der Fülle<br />

zu trinken.<br />

Komm, wir bergen<br />

die Spuren der Zukunft,<br />

um nicht nur im Gestern<br />

zu leben.<br />

Komm,<br />

wir suchen das Wasser,<br />

wir finden den Schatz,<br />

wir teilen das Leben<br />

wir bergen die Spuren.<br />

Komm mit auf den Weg<br />

(Roland Schönfelder)<br />

ausgewählt von<br />

<strong>Krankenhaus</strong>seelsorgerin<br />

Schwester M. Bernhilde Huhn<br />

15<br />

„<br />

die von Gesundheitsministerien<br />

und Stadtgesundheitsämtern<br />

unterstützt<br />

wird, im letzten Jahr neue<br />

Bewegung in eine festgefahrene<br />

Situation gebracht.<br />

Im <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong><br />

hat sich im Rahmen<br />

des Qualitäts-Managements<br />

spontan eine Arbeitsgruppe<br />

„Rauchfrei“ formiert, die zur Rauchfreiheit<br />

auch eine entsprechende Zertifizierung<br />

anstrebt. Erste Maßnahmen<br />

waren eine Bestandsaufnahme im<br />

Hauptgebäude und eine schriftliche<br />

Befragung, an der sich 175 Mitarbeiter


16<br />

HOSPIZ<br />

2/<strong>2007</strong><br />

und 19 Führungskräfte beteiligt haben.<br />

Demnach arbeiten hier etwa 28 % mittlere<br />

bis starke Raucher, nur 17 % rauchen<br />

indes am Arbeitsplatz. 75 % der<br />

Raucher möchten eigentlich aufhören,<br />

42 % würden dabei Hilfen in Anspruch<br />

annehmen. Die Nichtraucher fühlen<br />

sich durch Rauchgeruch belästigt und<br />

vom Passivrauchen gefährdet. Patienten<br />

in enger Nachbarschaft zu Raucherzonen<br />

beschweren sich – so die wichtigsten<br />

Eckpunkte dieser hausinternen<br />

Erhebung als Basis für eine Empfehlung<br />

der Arbeitsgruppe. Darin geht es vor allem<br />

um die Vorbildfunktion eines <strong>Krankenhaus</strong>es<br />

und den Nichtraucherschutz<br />

in einem öffentlichen Gebäude, der dank<br />

überzeugender Studien inzwischen auch<br />

hier in Deutschland stärker gesetzlich<br />

verankert ist. Für das <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<br />

<strong>Krankenhaus</strong> gilt derzeit:<br />

• Klares Rauchverbot in gemeinschaftlich<br />

genutzten Räumen<br />

• Rauchfrei-Aufkleber auf den Balkonen<br />

• Information und Öffentlichkeitsarbeit<br />

zur „Aktion Rauchfrei“<br />

• Hilfestellung für entwöhnungswillige<br />

Mitarbeiter<br />

• Ausgewiesene Raucherbereiche dürfen<br />

Menschen nicht gefährden<br />

■ Tag der offenen Tür am 25.4.<strong>2007</strong><br />

Viele interessierte Besucher<br />

Das stationäre Hospiz <strong>Sankt</strong> Katharina<br />

konnte am 25.4.<strong>2007</strong> einen unerwartet<br />

großen Besucherstrom verzeichnen. In<br />

zahlreichen Gruppenführungen ließen<br />

sich mehr als 150 außerordentlich interessierte<br />

Menschen die Räumlichkeiten<br />

zeigen, der „Wintergarten“ platzte<br />

zu den beiden Vorträge „Leben bis zuletzt<br />

– Palliativ Care im Hospiz“ fast aus<br />

den Nähten, aufgrund des großen Andrangs<br />

wurde ein dritter Vortrag eingeschoben.<br />

Vor allem persönlich interessierte,<br />

aber auch zahlreiche beruflich<br />

motivierte Menschen, auch von außerhalb,<br />

zählten zu den Besuchern. Bemerkenswert<br />

war auch die Zahl der<br />

jungen Besucher.<br />

Im September 2006 fand sogar eine<br />

Nichtraucher-Aktion in Zusammenarbeit<br />

mit der AOK auf dem <strong>Krankenhaus</strong>vorplatz<br />

statt, ein Raucherentwöhnungskurs<br />

allerdings kam mangels Nachfrage<br />

nicht zustande. Dennoch sind nach<br />

Selbsteinschätzung der Arbeitsgruppe<br />

bereits wichtige Voraussetzungen erfüllt,<br />

das Zertifikat „Rauchfreies <strong>Krankenhaus</strong>“<br />

in Bronze zu erwerben. Offen<br />

bleibt, was mit „heimlichen Rauchern“<br />

und der dazugehörigen Brandgefahr<br />

passiert und wie man im Sinne einer<br />

Gleichbehandlung rauchenden Patienten<br />

und Mitarbeitern gerecht werden<br />

kann. Vielleicht wird ja die behutsame<br />

Vorgehensweise hier und im Netzwerk<br />

„Rauchfreie Krankenhäuser“ von einem<br />

bundeseinheitlichen Anti-Raucher-Gesetz<br />

überholt, das Rauchen in der Gastronomie<br />

und öffentlichen Einrichtungen<br />

schlichtweg verbietet.<br />

Bis dahin werden<br />

Nichtraucherverbände<br />

und<br />

Gesundheitsorganisationen<br />

weiterhin<br />

mit Raucherlobbyisten<br />

und<br />

Über den Hospizgedanken, die Aufnahmemodalitäten,<br />

die Unterscheidung<br />

zu Palliativstationen und den Weg ins<br />

Hospiz referierte Hospizleiterin Katrin<br />

Pithan. Pflegefachkraft Martina Caldenhoven<br />

ging auf die vier Dimensionen der<br />

palliativen Arbeit ein, die neben der Palliativpflege,<br />

der medizinischen Behandlung,<br />

der psychosozialen Arbeit auch<br />

die religiös-spirituelle Komponente erfasst.<br />

Die eindrucksvolle Geschichte eines<br />

Hospizgastes machte die umfassende,<br />

einfühlsame Arbeit des multiprofessionellen<br />

Teams und auch die<br />

persönlich gewachsenen Beziehungen<br />

sehr anschaulich. „Nicht ich weiß, was<br />

für den Gast gut ist, sondern ich beglei-<br />

wirtschaftlichen Interessen ringen.<br />

Bleibt also die Frage: braucht es Verbote<br />

oder lässt sich das Thema Rauchen<br />

auch mit freiwilligen Selbstverpflichtungen<br />

regeln?<br />

Weitere Informationen:<br />

Qualitätsmanagement-Beauftragte<br />

Dr. Ilse Franz-Mancuso,<br />

Tel. 069-4603-1401<br />

Wollen Raucher das wissen?<br />

Rauchen verursacht in Deutschland seriösen<br />

Schätzungen zufolge rund 140.000 Todesfälle pro<br />

Jahr, davon 3.000 durch Passivrauchen. Rauchen<br />

ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko<br />

und fordert jährlich mehr Todesopfer als<br />

Aids, Alkohol, Drogen, Gewalt-Verbrechen,<br />

Suizide und Verkehrsunfälle zusammen. Tabakrauch<br />

enthält 4.800 Chemikalien, darunter 70 eindeutig<br />

krebserzeugende. Hunderte von Zusatzstoffen<br />

sind dem Tabak beigemischt, um das<br />

Suchtpotential zu verstärken. Das Lungenkrebsrisiko<br />

eines Rauchers ist 40-mal höher als das<br />

eines Nichtrauchers. Raucher sterben auch<br />

deutlich häufiger an anderen Krebsarten sowie<br />

Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und<br />

Schlaganfall.<br />

te ihn auf seinem Weg“ – so fasste<br />

Martina Caldenhoven „Palliativ Care“<br />

in einem Schlüsselsatz zusammen.<br />

Wenn Pflege, Medizin, Psyche, Soziales,<br />

Spirituelles im Sinne des Gastes<br />

und der Angehörigen stets in Beziehung<br />

zueinander stehen, behält der Hospizgast<br />

den roten Faden in der Hand –<br />

bis zuletzt.<br />

Wer von den Besuchern selbst erspüren<br />

wollte, wie man nonverbal Blockaden<br />

lösen oder Angst nehmen kann, konnte<br />

sich bei Musiktherapeutin Susanne<br />

Klamm in die Klangwiege setzen, den<br />

sphärischen Klängen des Monochords<br />

lauschen, die Wirkung der Klangschalen,<br />

Leier oder des Daumenklaviers<br />

„Kalimba“ erleben. Auch wenn kein


Gespräch mehr möglich ist, kann es<br />

gelingen, mit Musik dahin „zurückzukehren,<br />

wo es einem gut geht“ erläutert<br />

Susanne Klamm ihre Kommunikation<br />

mit dem Hospizgast allein über die Instrumente.<br />

„Du hast mich verstanden“<br />

bestätigt der Gesichtsausdruck, wenn<br />

sie – sensibel erspürt – die richtigen<br />

■ Vernissage am 22.3.<strong>2007</strong>: Jan Vincent Helm<br />

Blau ist „seine“ Farbe, sie steht für das<br />

Geistige. Mit großen Gesten drückt er<br />

sich aus, manchmal mit vollem Körpereinsatz.<br />

Leinwand, Holz, Pappe, Strukturpapier<br />

ist der Untergrund für seine<br />

ins Bild gerückten Emotionen, die er mit<br />

Ölfarbe, Pigmenten, Acryl, mit Gipsbinden,<br />

Netzen, Stoffen und Sand in Szene<br />

setzt. Manche Bilder entstehen innerhalb<br />

weniger emotionaler Momente,<br />

andere in Monaten oder gar Jahren. Er<br />

hat keine Bilder im Kopf, die er abstrakt<br />

umsetzen will, er lässt sie aus seinem<br />

Innern auftauchen, mal temperamentvoll,<br />

schnell und heftig, mal in tiefgründiger,<br />

vielschichtiger Weise, aber immer<br />

ausdrucksvoll und in verschwenderischer<br />

Material- und Farbfülle. "Meine<br />

Bilder sind erst fertig, wenn ich ihren<br />

Ausdruck erkenne und dem Bild<br />

seine Eigenständigkeit zubilligen kann“<br />

erklärt Jan Vincent Helm seine Arbeits-<br />

Töne angeschlagen und damit ein<br />

wichtiges Grundbedürfnis erfüllt hat.<br />

Viele Besucher folgten dem einladenden<br />

Lavendel-Duft, den Krankenschwester<br />

und Aromatherapeutin Petra Schumann<br />

in einem Bad in der Whirlpool-Wanne<br />

inmitten stimmungsvoller Dekorationen<br />

vorbereitet hatte. „Bei Irritationen,<br />

Spannungen, Strapazen bringt Lavendel<br />

Klärung und Reinigung für Körper<br />

und Seele“ – eine von zahlreichen<br />

Möglichkeiten der<br />

Aromatherapie, dem Hospizgast<br />

Erleichterung und<br />

Wohlbefinden zu verschaffen.<br />

Individuelle Fragen<br />

und Antworten, persönliche<br />

Gespräche mit Pflegekräften<br />

und Ehrenamtlichen,<br />

mit der Seelsorgerin<br />

und dem Schmerztherapeuten<br />

bestätigten dem<br />

Hospizteam ein durchaus<br />

tiefes Interesse für das seit<br />

Spontanität und Vielschichtigkeit<br />

weise und verrät damit auch den starken<br />

Charakter, den seine Bilder ausstrahlen.<br />

Titel gibt er seinen Bildern<br />

nicht, sie könnten den Betrachter verleiten,<br />

nicht hinzuspüren, was er suchend,<br />

ahnend, entschlüsselnd auf<br />

dem Bild und in sich selbst finden soll<br />

getreu dem Zitat von Antoni Tàpies:<br />

„…Niemals werden wir die Wahrheit,<br />

die wir suchen in einem Bild finden, sie<br />

wird erst hinter der letzten Tür erscheinen,<br />

die der Betrachter mit seinen eigenen<br />

Anstrengungen aufstößt“. Will<br />

man Jan Vincent Helm einer Kunstrichtung<br />

zuordnen, so sind hier insbesondere<br />

„Informel“ der „Abstrakte Expressionismus“<br />

und „Action Painting“ zu<br />

nennen. In ihrer hinführenden Rede zur<br />

Ausstellung „Momente und Schichten“<br />

erläutert Brigitte Zander die kunstgeschichtlichen<br />

und biografischen Zusammenhänge.<br />

„War es ein Abgren-<br />

FREUNDESKREIS<br />

2/<strong>2007</strong><br />

17<br />

zwei Jahren existierende stationäre<br />

Hospiz, das noch in diesem Jahr von<br />

9 auf 12 Betten erweitert werden soll.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.hospiz-sankt-katharina.de<br />

zungsprozess gegen die detailgenauen<br />

Bilder seines Vaters, dass er bewusst<br />

einen anderen Weg einschlug?“ Man<br />

könnte auch fragen: Will er mit seiner<br />

Kunst die Logik sprengen, die ihn in seiner<br />

Arbeit als Mathematiker vielleicht<br />

einengt? Oder will er der Welt etwas


18<br />

KURZ GEMELDET<br />

2/<strong>2007</strong><br />

von seiner kraftvollen Dynamik schenken,<br />

in der Hoffnung, dass der Funke<br />

überspringt?<br />

Jan Vincent Helm wurde 1948 in Berlin<br />

geboren, in Bonn absolvierte er eine<br />

Tischlerlehre bevor er 1972 in Köln sein<br />

Abitur nachholte und in Berlin und<br />

Frankfurt Mathematik, Informatik und<br />

Physik bis zum Diplom 1978 studierte.<br />

Zwanzig Jahre hat er als Systementwickler<br />

in der IT-Branche gewirkt, aber<br />

noch länger hat er sich künstlerisch betätigt.<br />

Als Sohn des Kunstmalers und<br />

Grafikers Günther Helm inhalierte er die<br />

■ Dr. Bellwinkel übergibt:<br />

Hauseigenes<br />

Labor wird<br />

künftig extern<br />

gemanagt<br />

Seit 1.1.<strong>2007</strong> liegt die Managementfunktion<br />

des Labors im 8. Stock des <strong>Sankt</strong><br />

<strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es beim Labor<br />

Limbach Heidelberg. Bis Mitte des Jahres<br />

wird der bisherige Chefarzt Dr. med.<br />

Stefan Bellwinkel sich um eine reibungslose<br />

Übergabe an seinen „Nachfolger“<br />

bemühen, damit die tägliche Arbeit un-<br />

Kunst ab Kindertagen, versuchte sich<br />

früh im Zeichnen und Malen – als Autodidakt<br />

und stets auf der Suche nach eigenen<br />

Talenten und Ausdrucksformen.<br />

Ab Mitte der 70er Jahre besuchte er<br />

Grafik-Kurse und erlernte u.a. die Techniken<br />

der Radierung und des Holzschnitts.<br />

Anfang der 80er Jahre stellte<br />

er dann auch erste Radierungen aus,<br />

seit 1988 konnte er in zahlreichen Einzelausstellungen<br />

brillieren, später kamen<br />

permanente Ausstellungen hinzu.<br />

Zu seinen Kunden zählen mittlerweile<br />

u.a. die DIHK und die Deutsche Bank.<br />

Im <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> eröffnete<br />

Freundeskreis-Vorsitzender<br />

Gottfried Milde die in gastfreundliche<br />

Bewirtung eingebettete Vernissage<br />

und bedankte sich beim Künstler. Bis<br />

zum 1. Juli sind die Bilder im Foyer und<br />

Flur der Physiotherapie jetzt zu bestaunen<br />

und für Preise zwischen € 400 und<br />

€ 2.400 auch zu erwerben. Mit diesen<br />

Ausstellungen im Frühjahr, Sommer,<br />

Herbst und Winter will der Freundeskreis<br />

Patienten, Besuchern, Mitarbeitern<br />

und Freunden des <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es<br />

wohltuende Abwechslung<br />

und Inspiration ermöglichen<br />

sowie die Öffentlichkeit erreichen. Wer<br />

mehr über die Arbeit des Freundeskreises<br />

erfahren will, wird auf der Homepage<br />

www.sankt-katharinen-ffm.de unter<br />

„Aktuell“ fündig.<br />

gestört weitergehen kann. Im Ruhestand<br />

wird er sich dann verstärkt seiner wissenschaftlichen<br />

Arbeit widmen und damit<br />

„seinem“ Labor nicht ganz den Rükken<br />

kehren. Mit der neuen Struktur sind<br />

in den nächsten Monaten auch Veränderungen<br />

und Ergänzungen in der Labor-<br />

Ausstattung geplant, Leistungsfähigkeit<br />

Weitere Informationen:<br />

Künstler:<br />

Jan Vincent Helm, Tel. 069-557282,<br />

JanVincentHelm@aol.com<br />

Galeriemanager:<br />

Andreas Koridass, Tel.06131-581699,<br />

Akoridass65@aol.com<br />

Freundeskreis:<br />

Jutta Scheuerer, Tel. 069-4603-1012<br />

jutta.scheuerer@sankt-katharinen-ffm.de<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Patientencafé<br />

der Katholischen <strong>Krankenhaus</strong>hilfe<br />

dienstags von 14.30 bis 17.00 Uhr<br />

im Hörsaal, 5. Stock<br />

• Sommergalerie verschiedener Künstler<br />

„Wasser – Pflanzen – Wasserpflanzen“<br />

Malerei, Zeichnung, Grafik, Fotografie,<br />

Skulptur 2.7.–16.9.<strong>2007</strong><br />

• Vernissage Herbstausstellung<br />

20.9.<strong>2007</strong>, 17 Uhr<br />

• Häusliche Krankenpflege<br />

Kostenloser Kurs für pflegende<br />

Angehörige<br />

5 x ab 24.10.<strong>2007</strong>, wöchentlich mittwochs,<br />

jeweils 16 bis 19 Uhr<br />

Anmeldung unter Tel. 069/4603-1012<br />

ÄRZTLICHER KONGRESS<br />

• Congenital and Structural Interventions<br />

<strong>2007</strong>, Congress Center Frankfurt<br />

Prof. Dr. med. Horst Sievert<br />

Programm + Anmeldung<br />

Convents Congress Organisation,<br />

Tel. 06106-2867880 7.–9.06.<strong>2007</strong>


und Qualität werden sich durch die Anbindung<br />

an das Großlabor in Heidelberg<br />

weiter erhöhen. Per Datenfernübertragung<br />

DÜF ist schon jetzt eine schnelle<br />

und zeitgemäße Art der Befundübermittlung<br />

möglich. Über sichere Telefon- und<br />

Internet-Verbindungen können verschlüsselte<br />

und komprimierte LDT-Dateien<br />

übermittelt, ausgedruckt, besprochen<br />

und in die Patientenverwaltungs-<br />

Software übernommen werden. Das eingespielte<br />

Team von Laborarzt Wolfrum<br />

Ziegler, das geschlossen im <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong><br />

verbleibt, wird<br />

■ Durch Oberbürgermeisterin Roth am 20.4.<strong>2007</strong> feierlich überreicht:<br />

Bundesverdienstkreuz am Bande<br />

für Erika Pfreundschuh<br />

In einer Feierstunde im Römer wurde die<br />

Stadträtin (CDU) und langjährige Verwaltungsdirektorin<br />

des St. <strong>Katharinen</strong>- und<br />

Weißfrauenstifts, Erika Pfreundschuh,<br />

mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande<br />

geehrt. Die über ihr berufliches Aufgabenfeld<br />

hinaus sozial und ehrenamtlich<br />

vielfach engagierte Finanzwirtin ist<br />

auch Gründungs- und Vorstandsmitglied<br />

des bislang einzigen stationären Hospiz<br />

<strong>Sankt</strong> Katharina in Frankfurt. Von Anfang<br />

an mit aufgebaut hat sie auch die Initiative<br />

„Frankfurter Stiftungen“, deren<br />

Vorsitzende sie seit 2001 ist. Zuvor<br />

wirkte sie beim Jugend- und Sozialamt,<br />

in der Stadtkämmerei, im Sozialdezernat<br />

und war rund zwei Jahrzehnte<br />

in mehreren Stadtteilen als<br />

Sozialpflegerin aktiv. Von 1987 bis<br />

2006 stand sie der Pflegekommission<br />

Hessens vor und engagierte sich in<br />

der Aidshilfe. Politisch hat sie als<br />

stellvertretende Landesvorsitzende<br />

der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft<br />

Verantwortung<br />

übernommen, seit 2006 gehört sie als<br />

Stadträtin dem ehrenamtlichen Magistrat<br />

der Stadt Frankfurt an. In ihrer<br />

bewegenden Dankesrede hob sie besonders<br />

ihre Familie hervor, in der sie<br />

ihre soziale Kompetenz schulen durf-<br />

✁<br />

weiterhin alles „unter die Lupe“ nehmen,<br />

was auf der Suche nach Krankheitsursachen<br />

im 8. Stock an Untersuchungsmaterial<br />

wie Blut, Urin, Proben, Auswürfe,<br />

Abstriche etc. ankommt. Kein Arbeitsplatz<br />

geht verloren und der Vorteil bleibt:<br />

ein hausinternes Labor, das schnelle Ergebnisse<br />

liefert und die medizinischen<br />

Abteilungen des Hauses optimal unterstützt<br />

– das kommt vor allem den Patienten<br />

zugute!<br />

Das Labor Dr. Limbach und Kollegen ist<br />

ein renommiertes, überregional tätiges<br />

te. Die höchste Auszeichnung der<br />

Bundesrepublik Deutschland, das Bundesverdienstkreuz<br />

am Bande, wurde ihr<br />

in Anerkennung ihrer besonderen Verdienste<br />

um Volk und Staat von Oberbürgermeisterin<br />

Petra Roth überreicht.<br />

Bitte senden Sie Am Puls künftig auch an<br />

folgende Adresse:<br />

Name .............................................................................<br />

Straße ...........................................................................<br />

PLZ, Ort .........................................................................<br />

Antwort<br />

An das<br />

KURZ GEMELDET<br />

<strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong><br />

Seckbacher Landstr. 65<br />

60389 Frankfurt/Main<br />

2/<strong>2007</strong><br />

19<br />

Laboratorium mit anerkannt hohem Qualitätsstandard.<br />

Gegründet wurde es 1979<br />

von Dr. Limbach in Heidelberg. Schnell<br />

expandierend wurde 1988 ein 6000 qm<br />

großes Laborgebäude bezogen. Heute<br />

sind hier 13 Gesellschafter, 50 Akademiker<br />

und mehr als 300 technische Mitarbeiter<br />

tätig.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.labor-limbach.de<br />

Freimachen,<br />

falls<br />

Briefmarke<br />

zur Hand


20<br />

KURZ GEMELDET<br />

2/<strong>2007</strong><br />

■ Patientenabend der Katholischen <strong>Krankenhaus</strong>hilfe<br />

Bewegte Stunden, bewegende Stunden<br />

Dass sich hinter dem Motto „Mit Musik<br />

geht alles besser“ so viel Klang und<br />

Glanz, Bewegung und Bewegtheit verstecken<br />

kann, damit hat keiner der zahlreichen<br />

Besucher gerechnet. Eine wunderbare<br />

Sopranstimme, ein stimmgewaltiger<br />

Tenor, ein virtuoses Klavierspiel<br />

– allein schon das eine Wohltat für die<br />

Ohren! Zu altbekannten Operetten und<br />

Schlagermelodien, bei denen die Seele<br />

gerne mitsummt, kommen passende Kostüme,<br />

dramatische Gesten und viel<br />

schauspielerisches Talent auf die Büh-<br />

Bleiben Sie<br />

Am Puls<br />

ne. Und als wäre das noch immer nicht<br />

genug, erscheint eine Tänzerin, die diesen<br />

Klanggenuss in künstlerische Bewegungen<br />

umsetzt – eine Augenweide!<br />

Das muss das Publikum einfach berühren,<br />

freuen, in Bewegung, zum Lachen<br />

und zum Klatschen bringen! So viel Sonne<br />

und Heiterkeit haben auch die Damen<br />

der Katholischen <strong>Krankenhaus</strong>hilfe nicht<br />

erwartet, die diesen Abend alljährlich<br />

den Patienten des <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<br />

<strong>Krankenhaus</strong>es schenken. Wo sonst können<br />

diese in Zeiten von Krankheit erleben,<br />

wie Bananen, Herzen, Blütenblätter<br />

oder Luftballons durch den Raum fliegen<br />

– immer passend zum Lied und zur Begeisterung<br />

von Jung und Alt? Dabei zeigt<br />

sich das Temperament der mexikanischen<br />

Sopranistin Margarita Barajas<br />

(rechts) nicht nur in ihrer Stimme! Auch<br />

Tenor Wulf Genzdörffer (stehend) zeigt<br />

echtes komödiantisches Talent und jongliert<br />

nicht nur mit den Tönen, sondern<br />

auch mit Eiern. Während Klavierspieler<br />

Hans-Joachim Schulze (links) mal sanft,<br />

mal beherzt, mal beschwingt in die<br />

Tasten greift, bewegt sich die Tänzerin<br />

Margarita Frese (ganz links) aus Ecuador<br />

mit der anmutigen Leichtigkeit und<br />

exotischen Schönheit eines seltenen<br />

Schmetterlings. Alles in allem ein Ge-<br />

… und senden Sie uns diese Postkarte bitte entsprechend angekreuzt zurück!<br />

JA, ich möchte Mitglied werden im Freundeskreis des <strong>Sankt</strong> <strong>Katharinen</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es e.V.,<br />

Am Puls regelmäßig bekommen und zu allen Veranstaltungen eingeladen werden!<br />

NEIN, ich möchte kein Freundeskreis-Mitglied werden, aber Am Puls kostenlos abonnieren.<br />

(Nur wer sein individuelles Exemplar per Post noch nicht erhält.)<br />

AUSSERDEM, interessiere ich mich<br />

für Ihre Patientenbroschüre Ich möchte Am Puls wieder abbestellen<br />

für das stationäre Hospiz <strong>Sankt</strong> Katharina Über dieses Thema würde ich gerne lesen:<br />

......................................................................................................................................................................................<br />

Name ..........................................................................................................................................................................<br />

Straße .........................................................................................................................................................................<br />

PLZ, Ort ........................................................................................................Telefon .................................................<br />

samtkunstwerk, das dank Helmut Krah<br />

per Video-Live-Schaltung auch die Patientenzimmer<br />

erreicht – zur Freude der<br />

bettlägerigen Patienten! Applaus gebührt<br />

allen, vor allem Veronika Krah und ihren<br />

helfenden Damen, die sich mit diesem<br />

Abend, ihrer Fürsorge für Patienten im<br />

Rollstuhl und nicht zuletzt mit ihrer Bühnendekoration<br />

selbst übertroffen haben.<br />

Informationen zur<br />

Katholischen <strong>Krankenhaus</strong>hilfe:<br />

Veronika Krah,<br />

Tel. 069-459544 oder 069-4603-1047<br />

www.nashyra.de (Tänzerin)<br />

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