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Interview mit Jörg Ehlken zur Wertorientierung in der - CTcon

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Praxis | artikel<br />

Abb. 2 | Illustration <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des Pipl<strong>in</strong>e Values zwischen zwei<br />

Zeitpunkten<br />

Summe<br />

aller<br />

NPVs <strong>der</strong><br />

F&E-<br />

Projekte<br />

Pipel<strong>in</strong>e Value<br />

Zeitpunkt t-1<br />

Fortschritt<br />

<strong>in</strong> den<br />

Projekten<br />

+/–<br />

Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong><br />

Annahmen<br />

+/–<br />

Neue<br />

Projekte<br />

+<br />

zusätzlicher adm<strong>in</strong>is trativer Aufwand<br />

durch <strong>in</strong>terne Verhandlungen, Verrechnungen<br />

o<strong>der</strong> dem Nachhalten <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barungen.<br />

Weber: Der zweite Hebel ist die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

<strong>mit</strong> dem Pipel<strong>in</strong>e Value.<br />

Können Sie dieses Konzept etwas näher<br />

spezifizieren?<br />

<strong>Ehlken</strong>: Der Pipel<strong>in</strong>e Value ist die e<strong>in</strong>fache<br />

Addition <strong>der</strong> Net Present Values aller E<strong>in</strong>zelprojekte.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> sehr hohen Unsicherheit<br />

ist jedoch nicht die absolute<br />

Höhe dieses Pipel<strong>in</strong>e Values spannend, son<strong>der</strong>n<br />

dessen Verän<strong>der</strong>ung zwischen zwei<br />

Zeitpunkten. Dabei kann es fünf Gründe<br />

für e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung geben. Erstens, verän<strong>der</strong>t<br />

sich die Kennzahl durch den erfolgreichen<br />

Fortschritt e<strong>in</strong>es Projektes und da<strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> größeren Nähe zum Markte<strong>in</strong>tritt.<br />

Der Pipel<strong>in</strong>e Value steigt bei ansonsten unverän<strong>der</strong>ten<br />

Parametern durch die niedrigere<br />

Abz<strong>in</strong>sung. Zweitens können sich<br />

die Erwartungen an wesentliche Parameter<br />

<strong>der</strong> Bewertung verän<strong>der</strong>n, beispielsweise<br />

könnten die Umsatzerwartungen steigen.<br />

In diesem Fall wäre <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss auf den<br />

Pipel<strong>in</strong>e Value positiv. Drittens kann <strong>der</strong><br />

Wert steigen, wenn zusätzliche erfolgsversprechende<br />

Projekte aufgesetzt werden.<br />

Viertens kann <strong>der</strong> Wert durch die E<strong>in</strong>stellung<br />

von Projekten verän<strong>der</strong>t werden. Und<br />

fünftens s<strong>in</strong>kt <strong>der</strong> Pipel<strong>in</strong>e Value, wenn e<strong>in</strong><br />

Projekt abgeschlossen wird.<br />

Malz: Welche Steuerungsimpulse werden<br />

da<strong>mit</strong> genau erreicht?<br />

Aufgabe<br />

von<br />

Projekten Abschluss<br />

von<br />

+/– Projekten<br />

–<br />

Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Pipel<strong>in</strong>e Value =<br />

Wertgenerierung<br />

Summe<br />

aller<br />

NPVs <strong>der</strong><br />

F&E-<br />

Projekte<br />

Pipel<strong>in</strong>e Value<br />

Zeitpunkt t<br />

<strong>Ehlken</strong>: Wenn sich das Managementteam<br />

regelmäßig, beispielsweise halbjährlich, <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des Pipel<strong>in</strong>e Value ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzt,<br />

dann kann den Mitarbeitern<br />

auf relativ e<strong>in</strong>fache Art und Weise transparent<br />

gemacht werden, wie ihr Handeln<br />

Wert schaffen kann. Wenn sie beispielsweise<br />

erfolgreich die nächste Projektphase erreichen,<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>dem sie Projekte, die ke<strong>in</strong>en<br />

positiven Net Present Value liefern, beenden.<br />

Da<strong>mit</strong> werden Diskussionen weg von<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelprojektebene stärker h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />

Portfoliobetrachtung gelenkt. [Anm. d.<br />

Red.: vgl. Abbildung 2]<br />

Weber: Verknüpft man die <strong>Wertorientierung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> F&E auch <strong>mit</strong> Anreizsystemen?<br />

<strong>Ehlken</strong>: Das ist grundsätzlich schwierig<br />

zu handhaben, denn an e<strong>in</strong>em Projekt arbeiten<br />

viele verschiedene Personen <strong>mit</strong>, da<br />

fällt es schwer e<strong>in</strong>zelne Mitarbeiter zu <strong>in</strong>centivieren.<br />

Natürlich werden sie belohnt,<br />

wenn e<strong>in</strong> Projekt wichtige Meilenste<strong>in</strong>e<br />

erreicht o<strong>der</strong> erfolgreich abgeschlossen<br />

wurde. Viel wichtiger ist es jedoch das<br />

Thema <strong>Wertorientierung</strong> <strong>in</strong> den Köpfen<br />

zu verankern, es voran zu treiben und zu<br />

leben. Und diese Beurteilung f<strong>in</strong>det dann<br />

eher auf qualitativer Ebene statt. Also wie<br />

stark vertritt e<strong>in</strong> Mitarbeiter die <strong>Wertorientierung</strong><br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Organisation? Für<br />

e<strong>in</strong>e Leistungsbeurteilung durch den Vorgesetzten<br />

gibt es viele mögliche Beobachtungspunkte<br />

und die geben dann e<strong>in</strong>en<br />

H<strong>in</strong>weis darauf, wie sehr das Thema<br />

<strong>Wertorientierung</strong> ver<strong>in</strong>nerlicht wurde<br />

und ob danach gehandelt wird.<br />

Abschließende Reflexionen<br />

Malz: Wenn wir nun die <strong>Wertorientierung</strong><br />

nochmal als Ganzes betrachten, lohnt sich<br />

die Anwendung des Konzepts auch <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>eren Unternehmen?<br />

<strong>Ehlken</strong>: Grundsätzlich ist die Unternehmensgröße<br />

für den Gedanken <strong>der</strong> <strong>Wertorientierung</strong><br />

irrelevant. Auch kle<strong>in</strong>ere<br />

Unternehmen nutzen dieses Konzept und<br />

beschäftigen sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Frage, ob ihre<br />

Entscheidungen nachhaltigen Wert für das<br />

Unternehmen schaffen. Es gibt also ke<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>satzbegrenzungen.<br />

Weber: Die <strong>Wertorientierung</strong> ist nun e<strong>in</strong><br />

Konzept, das seit längerem diskutiert<br />

wird. Wie hat sich dessen Verständnis <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren verän<strong>der</strong>t? Hatte etwa<br />

die F<strong>in</strong>anz­ und Wirtschaftskrise <strong>der</strong> vergangen<br />

beiden Jahre e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> <strong>Wertorientierung</strong>?<br />

<strong>Ehlken</strong>: Die Unternehmen, die sich bereits<br />

strukturiert über das Thema <strong>Wertorientierung</strong>,<br />

Treiberbäume und E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

Gedanken gemacht hatten, haben<br />

tatsächlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise e<strong>in</strong>en Vorteil<br />

gehabt, weil sie sich schnell über die möglichen<br />

Hebel bewusst waren. Etwa bei<br />

Überlegungen welche Maßnahmen dazu<br />

beitragen, kurzfristig Kosten zu reduzieren<br />

o<strong>der</strong> die allgeme<strong>in</strong>e Cash­Situation zu<br />

verbessern.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus existieren seit <strong>der</strong> Krise<br />

bei <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung durch Fremdkapitalgeber<br />

größere Ansprüche an die eigene<br />

Transparenz. Hier ist es natürlich hilfreich,<br />

wenn das Unternehmen wertorientiert<br />

steuert und das auch dem Kapitalmarkt<br />

kommunizieren kann.<br />

Weber: Sehr geehrter Herr Dr. <strong>Ehlken</strong>,<br />

wir bedanken uns ganz herzlich für das<br />

<strong>Interview</strong>.<br />

Das <strong>Interview</strong> führten<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber<br />

und ZfCM Redakteur<strong>in</strong><br />

Stefanie Malz<br />

290 ZfCM | Controll<strong>in</strong>g & Management 55. Jg. 2011, H.5<br />

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