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Controller als Business Partner: Ansatzpunkte für eine ... - CTcon

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PRAXIS | ARTIKEL<br />

Barbara E. Weißenberger/Sebastian Wolf/Axel Neumann Giesen/Gunnar Elbers<br />

<strong>Controller</strong> <strong>als</strong> <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>:<br />

<strong>Ansatzpunkte</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> erfolgreiche<br />

Umsetzung des Rollenwandels<br />

Autoren<br />

Prof. Dr. Barbara<br />

E. Weißenberger<br />

Professur <strong>für</strong> Controlling und integrierte<br />

Rechnungslegung, Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen, Licher Str. 62, D-35394<br />

Gießen, Tel.: +49-641- 99 222 60, E-Mail:<br />

barbara.weissenberger@wirtschaft.unigiessen.de<br />

Dr. Sebastian Wolf<br />

<strong>CTcon</strong> Fellow und ehem. Doktorand an<br />

der o. a. Professur<br />

Axel<br />

Neumann-Giesen<br />

ist <strong>Partner</strong> bei <strong>CTcon</strong>, <strong>eine</strong>r Top-Managementberatung<br />

<strong>für</strong> Unternehmenssteuerung.<br />

Er betreut Großunternehmen in der<br />

Optimierung von Steuerung und Controlling<br />

sowie bei der Weiterentwicklung der<br />

Finance- und Controlling-Communities.<br />

Gunnar Elbers<br />

ist Principal bei <strong>CTcon</strong> und Leiter des Competence<br />

Center „Human Capital & Change“.<br />

Er berät große Unternehmen zu den Herausforderungen<br />

an der Schnittstelle von<br />

Unternehmenssteuerung und HR, u. a. im<br />

Thema <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing.<br />

Einleitung<br />

Führungskräfte erhalten vielfältige Informationen,<br />

die sie in betriebswirtschaftliche<br />

Handlungsimpulse umsetzen müssen. Hier<br />

setzt das Aufgabenspektrum von <strong>Controller</strong>n<br />

an, das „von <strong>eine</strong>r zahlenbezogenen<br />

Back-Office-Tätigkeit am Computer-Terminal“<br />

bis hin zur „Eskalierung von Ressourcenkonflikten<br />

im Rahmen der Budgetierung“<br />

(Weber 2008a, S. 4) reicht. Die<br />

Umsetzung dieser Aufgaben ist dabei eng<br />

mit dem der <strong>Controller</strong>arbeit zugrundeliegenden<br />

Rollenverständnis verbunden.<br />

Hier hat sich ein grundlegender Wandel<br />

vollzogen. Bis in die 1980er-Jahre lag der<br />

Schwerpunkt vor allem auf der Entwicklung<br />

und Gestaltung von Controllingsystemen.<br />

<strong>Controller</strong> verstanden sich primär <strong>als</strong><br />

‚Methoden- und Systemdienstleister‘. Sie<br />

hatten da<strong>für</strong> Sorge zu tragen, dass Informationen<br />

vor allem aus der internen Unternehmensrechnung<br />

zeitnah und in hinreichender<br />

Qualität zur Verfügung standen.<br />

Eine weitere Aufgabe war das Management<br />

von Planungs- und Budgetierungssystemen,<br />

um die Koordination im Rahmen <strong>eine</strong>r<br />

dezentralen Steuerung sicherzustellen.<br />

In diesem Kontext wurden <strong>Controller</strong> häufig<br />

negativ <strong>als</strong> „Kontrolleure“, „Bremser“<br />

oder gar „Erbsenzähler“ wahrgenommen,<br />

teilweise aber auch positiv <strong>als</strong> „ökonomisches<br />

Gewissen“ (Weber et al. 2006, S. 44 f.).<br />

Seit den 1990er-Jahren orientieren sich<br />

<strong>Controller</strong> eher an dem Rollenbild des ‚betriebswirtschaftlichen<br />

Beraters‘, in dem sie<br />

<strong>als</strong> ‚Navigatoren‘ oder ‚Sparringspartner<br />

des Managements‘ gesehen werden – bis<br />

hin zum „Change Agent“ oder „Innovator“<br />

(Weber 2008a, S. 7). Zwar ist die Bereitstellung<br />

von Planungs-, Berichts- und Kontrollsystemen<br />

weiterhin <strong>eine</strong> Basisaufgabe.<br />

Im Vordergrund steht aber die beratende<br />

Unterstützung des Managements, um die<br />

Umsetzung der Controllinginformationen<br />

in geeignete betriebswirtschaftliche Handlungsimpulse<br />

zu erreichen. Auch international<br />

wird diese <strong>als</strong> ‚<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>‘ be-<br />

zeichnete Rolle angestrebt (vgl. im Überblick<br />

Wolf 2011, S. 41 – 47).<br />

Aus Wünschen wird jedoch nicht immer<br />

Wirklichkeit. So hält die ICV-Studie aus<br />

dem Jahre 2006 zu Stand und Perspektiven<br />

der <strong>Controller</strong>arbeit fest, dass „die klassischen,<br />

eher negativ besetzten Rollenbilder<br />

(…) immer noch weit verbreitet sind“ (Weber<br />

et al. 2006, S. 45). Der vorliegende<br />

Beitrag widmet sich deshalb der Frage des<br />

Rollenwandels von <strong>Controller</strong>n und dessen<br />

Bedeutung <strong>für</strong> den Controlling- bzw. Unternehmenserfolg.<br />

Hierzu wurden in 2009 in <strong>eine</strong>r empirischen<br />

Studie der Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen Controllingleiter und Führungskräfte<br />

aus den operativen Geschäftsbereichen<br />

der 1.500 größten Unternehmen in<br />

Deutschland mittels <strong>eine</strong>s standardisierten<br />

Fragebogens befragt. Aufgrund des dyadischen<br />

Designs können in 112 Fällen, in denen<br />

aus <strong>eine</strong>r Geschäftseinheit sowohl ein<br />

■ Empirische Ergebnisse <strong>eine</strong>r Befragung<br />

von <strong>Controller</strong>n und Managern<br />

aus 1.500 deutschen Großunternehmen<br />

zeigen, dass sich <strong>Controller</strong> heute vor<br />

allem <strong>als</strong> <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong> verstehen.<br />

■ Dies trägt aus Sicht des Managements<br />

positiv zum Unternehmenserfolg bei.<br />

■ <strong>Controller</strong> üben die <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-<br />

Rolle vor allem dann aus, wenn sie <strong>eine</strong><br />

entsprechende extrinsische Erwartungshaltung<br />

durch das Management wahrnehmen.<br />

■ Die Umsetzung <strong>eine</strong>r <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-Kultur<br />

im Controlling verlangt <strong>eine</strong>n<br />

Fokus weg von technisch-systemorientierten<br />

Instrumenten hin zu Prozessen<br />

und Strukturen an der Schnittstelle zum<br />

Management.<br />

■ Mit Hilfe des Human-Capital-Radars<br />

kann im <strong>Controller</strong>bereich die erforderliche<br />

organisationale Tragfähigkeit <strong>für</strong><br />

die Bildung <strong>eine</strong>r <strong>Controller</strong>-Community<br />

geschaffen werden, mit der <strong>Business</strong><br />

<strong>Partner</strong>ing umgesetzt werden kann.<br />

330 ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.5


<strong>Controller</strong> <strong>als</strong> auch ein Manager antworten,<br />

unmittelbar Rückschlüsse auf die Interaktion<br />

zwischen <strong>Controller</strong>n und Managern<br />

und auf die Beurteilung der <strong>Controller</strong>arbeit<br />

durch die Manager gezogen werden.<br />

Für die vorliegende Analyse wird zunächst<br />

untersucht, in welchem Umfang<br />

<strong>Controller</strong> <strong>als</strong> <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong> agieren.<br />

Weiterhin werden Rahmenbedingungen erfasst,<br />

die <strong>für</strong> die Umsetzung der <strong>Business</strong>-<br />

<strong>Partner</strong>-Rolle maßgeblich sind: Diese können<br />

entweder in <strong>eine</strong>m intrinsischen<br />

Wunsch von Seiten der <strong>Controller</strong> liegen,<br />

möglicherweise aber auch durch äußeren<br />

Einfluss getrieben werden. Zusätzlich wird<br />

gezeigt, dass das veränderte Rollenverständnis<br />

<strong>eine</strong>n Beitrag zum Unternehmenserfolg<br />

leistet: <strong>Controller</strong>, die die <strong>Business</strong>-<br />

<strong>Partner</strong>-Rolle leben, tragen hier nach Einschätzung<br />

des Managements deutlich<br />

stärker bei <strong>als</strong> <strong>Controller</strong>, die im Verständnis<br />

des Methoden- und Systemdienstleisters<br />

verhaftet sind.<br />

Aufbauend auf diesen empirischen Ergebnissen<br />

werden Handlungsstrategien <strong>für</strong><br />

den Rollenwandel hin zum <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong><br />

abgeleitet und an <strong>eine</strong>m Praxisbeispiel<br />

erläutert. Der Beitrag schließt mit <strong>eine</strong>r Zusammenfassung<br />

der Kernergebnisse.<br />

<strong>Controller</strong>-Rollen in der Praxis:<br />

Eher „Master of Information“ oder<br />

doch schon „<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>“?<br />

Rollenverständnis von <strong>Controller</strong>n<br />

Noch in 1998 erschien in der US-amerikanischen<br />

Zeitschrift „Financial Executive“<br />

Abb. 1 | Arbeitszeit der <strong>Controller</strong> und <strong>Controller</strong>rollen<br />

Betriebswirtschaftlicher Berater<br />

des Managements<br />

Methoden- und Systemdienstleister<br />

Informationsdienstleister<br />

<strong>für</strong> die Bilanzierung<br />

ein Beitrag, in dem moderne <strong>Controller</strong> <strong>als</strong><br />

„Masters of Information“ charakterisiert<br />

werden (Donoghue/Fayard/Brigham 1998,<br />

S. 25): Die dort dargestellten Tätigkeitsprofile<br />

sind jedoch im Verständnis des zahlenorientierten<br />

Methoden- und Systemdienstleisters<br />

verhaftet.<br />

Im Widerspruch dazu steht <strong>eine</strong> Vielzahl<br />

von Publikationen, die den <strong>Controller</strong><br />

schon zu diesem Zeitpunkt in der Rolle des<br />

<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>s verorten. So stellen Siegel/Sorensen<br />

1999 in <strong>eine</strong>r Studie bei 300<br />

<strong>Controller</strong>n fest, dass zunehmend beratende<br />

Aufgaben bzw. Tätigkeitsfelder wie die<br />

Unterstützung der strategischen Planung<br />

in den Mittelpunkt der <strong>Controller</strong>tätigkeit<br />

rücken (vgl. Siegel/Sorensen 1999); beide<br />

Autoren prägen den Begriff „<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>“<br />

(Siegel/Sorensen/Richtermeyer 2003,<br />

S. 39). Auch europäische Studien (u. a.<br />

Mouritsen 1996; Granlund/Lukka 1998)<br />

bestätigen diesen Trend.<br />

Zielsetzung unserer Studie war es, zu<br />

prüfen, inwieweit die <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-Rolle<br />

der deutschen Unternehmenspraxis entspricht<br />

oder ob <strong>eine</strong> Erwartungslücke zwischen<br />

Anspruch und Umsetzung vorliegt.<br />

Ausgangspunkt der Befragung waren die<br />

bestehenden <strong>Controller</strong>rollen, die sich aus<br />

den typischen Aufgabenfeldern der <strong>Controller</strong><br />

ableiten lassen.<br />

Neben den oben angesprochenen Rollenbildern<br />

des Methoden- und Systemdienstleisters<br />

und des betriebswirtschaftlichen<br />

Beraters des Managements ist dabei<br />

noch ein drittes Rollenbild bedeutsam,<br />

nämlich die Rolle des ‚Informationsdienstleisters<br />

<strong>für</strong> die Bilanzierung‘ (vgl. Weißen-<br />

42,63 %<br />

35,12 %<br />

22,25 %<br />

57,04 %<br />

26,22 %<br />

15,75 %<br />

N = 112 <strong>Controller</strong> Bisher<br />

Angestrebt<br />

PRAXIS | ARTIKEL<br />

berger 2007, S. 40): <strong>Controller</strong> stellen im<br />

Rahmen des Management Approach heute<br />

zunehmend Daten <strong>für</strong> die externe Finanzpublizität<br />

insbesondere unter IFRS zur<br />

Verfügung.<br />

Die in unserer Studie befragten <strong>Controller</strong><br />

wurden gebeten, ihren zeitlichen Arbeitsaufwand<br />

auf die drei <strong>Controller</strong>rollen<br />

zu verteilen. Dabei wurden sie nicht nur<br />

nach der bestehenden, sondern auch nach<br />

der angestrebten Aufteilung ihrer Arbeitszeit<br />

gefragt.<br />

Abbildung 1 zeigt, dass <strong>Controller</strong> zunächst<br />

alle drei Rollen ausfüllen. Während<br />

<strong>eine</strong> frühere Studie (vgl. Angelkort/Sandt/<br />

Weißenberger 2008, S. 73 f.) in <strong>eine</strong>r vergleichbaren<br />

Befragung bei österreichischen<br />

Unternehmen die Schwerpunkte jedoch in<br />

der Rolle <strong>als</strong> Methoden- und Systemdienstleister<br />

feststellt, dominiert hier das <strong>Business</strong><br />

<strong>Partner</strong>ing, d. h. die Rolle des betriebswirtschaftlichen<br />

Beraters. Im Hinblick auf die<br />

angestrebte Zeitaufteilung wird ersichtlich,<br />

dass <strong>Controller</strong> in Zukunft noch stärker <strong>als</strong><br />

bisher die Beratungsrolle ausfüllen wollen.<br />

Der in der Literatur postulierte Trend zum<br />

<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing wird so belegt.<br />

Beweggründe und Auswirkung<br />

auf den Unternehmenserfolg<br />

Im Lichte dieses Ergebnisses interessieren<br />

die Gründe <strong>für</strong> die Wahrnehmung der <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-Rolle.<br />

Hier<strong>für</strong> kann auf die<br />

Theorie des geplanten Verhaltens (vgl.<br />

grundlegend Ajzen 1991) zurückgegriffen<br />

werden, die zwischen intrinsischen Faktoren<br />

– hier kurz <strong>als</strong> ‚Einstellung‘ bezeichnet<br />

– und extrinsischem Druck – hier unter<br />

dem Sammelbegriff ‚soziale Normen‘ zusammengefasst<br />

– unterscheidet. Beide beeinflussen<br />

das Verhalten von Menschen<br />

und damit auch die Ausübung bestimmter<br />

Rollen. Bezogen auf die <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-<br />

Rolle werden die intrinsischen Faktoren<br />

durch den eigenen Wunsch der <strong>Controller</strong><br />

nach Ausgestaltung ihrer Arbeit determiniert;<br />

extrinsische Faktoren spiegeln die<br />

Erwartungen des Managements wider.<br />

Für die Wahrnehmung der <strong>Business</strong>-<br />

<strong>Partner</strong>-Rolle ist zu vermuten, dass sowohl<br />

intrinsische <strong>als</strong> auch extrinsische Faktoren<br />

beobachtbar sind. Es ist jedoch nicht selbstverständlich,<br />

dass beide Faktoren gleichermaßen<br />

bedeutsam sind. So ist <strong>eine</strong>rseits<br />

denkbar, dass <strong>Controller</strong>, die vielfach zu<br />

<strong>eine</strong>r Zeit ausgebildet wurden, in der die<br />

Rolle des Methoden- und Systemdienstleisters<br />

dominierte, sich mit der Beraterrolle<br />

unwohl fühlen. So beschreibt Weber in<br />

s<strong>eine</strong>r Studie über die Controllingleiter der<br />

ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.5 331


PRAXIS | ARTIKEL<br />

DAX 30-Unternehmen explizit den „Reporting-Spezialisten“<br />

(Weber 2008 b, S. 29)<br />

<strong>als</strong> <strong>eine</strong>n möglichen Karriereweg hin zu<br />

dieser Position.<br />

Denkbar ist aber auch, dass Manager<br />

dem <strong>Controller</strong> die Rolle des <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>s<br />

(noch) nicht zutrauen und sich Informationen<br />

aus anderen Kanälen beschaffen.<br />

Dies ist u. a. noch das Fazit <strong>eine</strong>r US-amerikanischen<br />

Feldstudie aus dem Jahr 1993:<br />

„Unless a management accounting system<br />

can provide information in the metric and on<br />

the timely basis that managers demand, they<br />

will develop and use other sources of<br />

information.“ (Bruns/McKinnon 1993, S.<br />

106). Insoweit verwundert es nicht, dass<br />

<strong>Controller</strong> ‚Wettbewerbsdruck‘ verspüren:<br />

In der ICV-Studie 2006 nennen <strong>Controller</strong><br />

<strong>als</strong> bedeutsamsten ‚Konkurrenten‘ um die<br />

Aufmerksamkeit des Managements immerhin<br />

in der Hälfte der Fälle Unternehmensberatungen<br />

sowie Strategieabteilungen.<br />

Auch traditionelle Etiketten wie die des<br />

‚Bremsers‘ oder auch ‚Wadenbeißers‘ suggerieren,<br />

dass die Interaktion von <strong>Controller</strong>n<br />

mit dem Management <strong>als</strong> unerwünscht<br />

angesehen wird. Daraus ergibt sich die<br />

weiterführende Frage, ob die Entwicklung<br />

hin zum <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong> von Seiten des<br />

Managements positiv wahrgenommen wird<br />

bzw. in <strong>eine</strong>m messbaren Erfolgsbeitrag<br />

resultiert.<br />

Für die Beantwortung beider Fragen<br />

wird das in Abbildung 2 dargestellte Pfadmodell<br />

geschätzt. Methodische Grundlage<br />

ist das Partial Least Squares-Verfahren<br />

(PLS), mit dessen Hilfe lineare Zusammenhänge<br />

zwischen nicht direkt beobachtbaren<br />

(‚latenten‘) Variablen geschätzt werden. Indem<br />

Manager wie <strong>Controller</strong> verschiedene<br />

Aussagen zu den oben angesprochenen<br />

Fragen auf <strong>eine</strong>r sechsstufigen Skala von<br />

„trifft gar nicht zu“ bis „trifft voll zu“ bewerten,<br />

kann durch die statistische Analyse<br />

des Antwortverhaltens auf den gewünschten<br />

Zusammenhang zurückgeschlossen<br />

werden.<br />

Der Vorteil dieses Verfahrens zum Beispiel<br />

gegenüber <strong>eine</strong>r Regressionsanalyse<br />

liegt darin, dass beobachtbare nicht unmittelbar<br />

mit unbeobachtbaren Variablen<br />

gleichgesetzt werden, sondern dass die Antworten<br />

<strong>als</strong> – möglicherweise fehlerbehaf tete<br />

– Indikatoren der eigentlich interessierenden<br />

unbeobachtbaren Variablen dienen<br />

(vgl. grundlegend Götz/Liehr-Gobbers<br />

2004). Auf diese Weise werden z. B. Messfehler<br />

nicht einfach über <strong>eine</strong>n globalen<br />

Fehlerterm berücksichtigt, sondern explizit<br />

im Rahmen der Analyse geschätzt.<br />

Abbildung 2 zeigt zunächst, dass <strong>eine</strong> intrinsisch<br />

begründete individuelle Einstellung<br />

zur Sinnhaftigkeit des <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing<br />

nur <strong>eine</strong> schwache Motivation <strong>für</strong> die praktische<br />

Umsetzung besitzt. Der Pfadkoeffizient<br />

zwischen den latenten Variablen ‚Einstellung‘<br />

und ‚<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing‘, der<br />

standardisiert im Intervall [– 1,00; + 1,00]<br />

geschätzt wird, ist mit <strong>eine</strong>m Wert von 0,11<br />

eher gering. Auch die Effektstärke, die <strong>als</strong><br />

statistische Kontrollgröße im Rahmen der<br />

o. a. Modellschätzung ermittelt wird und<br />

zum Ausdruck bringt, wie stark sich die Erklärung<br />

der Variable ‚<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing‘<br />

verschlechtern würde, wenn die Variable<br />

‚Einstellung‘ nicht mehr verwendet werden<br />

würde, ist mit <strong>eine</strong>m Wert von 0,02 niedrig.<br />

Andererseits wird deutlich, dass <strong>Controller</strong><br />

gerade dann <strong>für</strong> die Rolle <strong>als</strong> <strong>Business</strong><br />

<strong>Partner</strong> motiviert sind, wenn ihre<br />

Counterparts im Management entsprechende<br />

Anforderungen und Bedarfe klar<br />

kommunizieren und damit extrinsisch das<br />

Umfeld <strong>für</strong> ein <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing im Sinne<br />

<strong>eine</strong>r sozialen Norm schaffen. Hier liegt<br />

der Pfadkoeffizient bei 0,67 und ist hochsignifikant,<br />

d. h. mit <strong>eine</strong>r Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

von weniger <strong>als</strong> 1% behaftet.<br />

Auch die Effektstärke ist mit <strong>eine</strong>m Kontrollwert<br />

von 0,84 sehr groß.<br />

Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass<br />

<strong>Controller</strong>, die sich <strong>als</strong> <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong> positionieren,<br />

<strong>eine</strong>n positiven Beitrag zum Unternehmenserfolg<br />

leisten. Die Intensität, mit<br />

der die <strong>Controller</strong> die <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-<br />

Rolle wahrnehmen, wirkt sich signifikant<br />

positiv (Pfadkoeffizient in Höhe von 0,21)<br />

auf den wahrgenommenen Ergebnisbeitrag<br />

aus. Die Validität dieser Aussage ist sichergestellt,<br />

da der Beitrag der <strong>Controller</strong> zum<br />

Unternehmenserfolg durch die Befragung<br />

der Manager erhoben wurde.<br />

Damit lassen sich folgende Wirkungszusammenhänge<br />

unterstellen:<br />

■ <strong>Controller</strong> üben die Rolle <strong>als</strong> <strong>Business</strong><br />

<strong>Partner</strong> aus, wenn sie extrinsisch motiviert<br />

werden, d. h. <strong>eine</strong> entsprechende Erwartungshaltung<br />

durch das Management<br />

wahrnehmen.<br />

■ Die zunehmende Wahrnehmung der<br />

<strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-Rolle führt zu <strong>eine</strong>m<br />

steigenden Ergebnisbeitrag der <strong>Controller</strong><br />

und damit auch <strong>eine</strong>m positiven Beitrag<br />

zum Unternehmenserfolg.<br />

Konsequenzen <strong>für</strong> die <strong>Controller</strong>arbeit:<br />

<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing<br />

beginnt im Management<br />

Die Ergebnisse belegen, dass der Rollenwandel<br />

in der <strong>Controller</strong>arbeit in <strong>eine</strong>m Umfeld<br />

entsteht, in dem das Management <strong>Business</strong><br />

<strong>Partner</strong>ing einfordert. Dies bedeutet, dass<br />

ein verändertes Rollenverständnis im <strong>Controller</strong>bereich<br />

auch durch das Management<br />

aktiv mit angestoßen werden muss (vgl. Davis/McLaughlin<br />

2009, S. 51 – 53).<br />

Daraus ergeben sich drei Implikationen<br />

<strong>für</strong> die Förderung des organisationalen<br />

Wandels hin zum <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>.<br />

1. Rollenwandel im Controlling muss beim<br />

Management beginnen, das durch eigenes<br />

Verhalten bzw. Einstellung den<br />

<strong>Controller</strong> <strong>als</strong> <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong> fordert.<br />

Nicht nur der CFO, sondern auch der<br />

Abb. 2 | Beweggründe zum und Auswirkungen <strong>eine</strong>s <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing<br />

Antworten der …<br />

… <strong>Controller</strong><br />

Einstellung<br />

Soziale Norm<br />

N = 112 Paar-Antworten<br />

Signifikant<br />

Hoch signifikant<br />

332 ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.5<br />

,11<br />

,67<br />

<strong>Business</strong><br />

<strong>Partner</strong>ing der<br />

<strong>Controller</strong><br />

,21<br />

… General Manager<br />

Beitrag der<br />

<strong>Controller</strong>


CEO mit den nachgelagerten Managementebenen<br />

muss die Bedeutung dieser<br />

Veränderungen mittragen. Nur wenn<br />

das Management klare Signale setzt,<br />

wird die <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-Kultur großflächig<br />

umgesetzt und gelebt.<br />

Dies ist gerade auf mittleren oder unteren<br />

Hierarchieebenen nicht immer<br />

selbstverständlich. Werden <strong>Controller</strong><br />

hier bisher <strong>als</strong> ‚Kontrolleure‘ oder ‚Erbsenzähler‘<br />

gesehen, wird <strong>eine</strong> aktive Einbindung<br />

durch das Management gerade<br />

nicht gefordert. Insbesondere lokale<br />

<strong>Controller</strong> sind dann in Routinetätigkeiten<br />

im Bereich der Methoden- und<br />

Systemdienstleistungen quasi gefangen.<br />

Abb. 3 | Human-Capital-Radar<br />

Personalauswahl/<br />

-marketing<br />

Strat. Personalplanung<br />

Bildungsbedarfsplanung<br />

Kompetenzmgmt.<br />

Qualifizierungsprogramme<br />

FK/Fachlaufbahn<br />

Bildungscontrolling<br />

Resourcing<br />

Bildungsmanagement<br />

Quelle <strong>CTcon</strong>, in: Neumann Giesen/Elbers 2010, S. 59<br />

Entwicklungsprogramme<br />

Wissensmanagement<br />

Instrumente Enabler<br />

2. Erfolgreiches <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing verlangt<br />

die Maßnahmen zur Ausbildung<br />

von Strukturen und Prozessen in der<br />

Kommunikation zum Management gleichermaßen<br />

wie die Entwicklung von<br />

Controllinginstrumenten im technischen<br />

Sinne <strong>eine</strong>s Methoden- und<br />

Werkzeug-‚Kastens‘. Die Umsetzung<br />

dieser Handlungsmaxime umfasst z. B.<br />

die Einbindung von <strong>Controller</strong>n in Führungsstrukturen<br />

operativer Geschäftsbereiche<br />

u. a. mit <strong>eine</strong>r ‚dotted line‘ oder<br />

in Steuerungsausschüsse von Großprojekten.<br />

Bedeutsam ist auch die örtliche<br />

Nähe von <strong>Controller</strong>n und operativem<br />

Geschäft. Sitzen <strong>Controller</strong> und Gene-<br />

FK-Audits/<br />

Potenzialbeurteilung<br />

Kompetenz<br />

Innovationsmanagement<br />

FK-Portfolios<br />

und<br />

Panels<br />

Nachfolgemanagement<br />

Interaktionsförderung<br />

Intercultural<br />

Mgmt.<br />

Expatriate<br />

Management<br />

Perspektive<br />

<strong>Controller</strong><br />

Leitbild<br />

Kultur<br />

Communitybuilding<br />

Leadership<br />

Modelle/<br />

Leitlinien<br />

Führung<br />

„vor Ort“<br />

Change<br />

management<br />

Organisationsentwicklung<br />

Coaching/<br />

FK-<br />

Beratung Bottom-up/<br />

360°-<br />

Feedback<br />

Leistungsmotivation<br />

MA-kommunikation/<br />

Leitlinien<br />

PRAXIS | ARTIKEL<br />

ral Manager unter <strong>eine</strong>m ‚gemeinsamen<br />

Dach‘, führt dies ebenfalls zum Abbau<br />

von Barrieren. Eine <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-<br />

Kultur impliziert schließlich auch, dass<br />

Leistungen des <strong>Controller</strong>bereichs immer<br />

wieder extern kritisch evaluiert<br />

werden: <strong>Controller</strong> müssen sich der Kritik<br />

von außen stellen und sich in <strong>eine</strong>m<br />

regelmäßigen Dialog mit dem Management<br />

weiterentwickeln.<br />

3. <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing muss innerhalb der<br />

Organisation und Steuerung verankert<br />

werden. Nur wenn die Steuerungs- und<br />

HR-Instrumente sorgfältig auf das neue<br />

<strong>Controller</strong>leitbild und das entsprechende<br />

Anforderungsprofil abgestimmt sind,<br />

Corporate<br />

Social Resp.<br />

Aktivitäten<br />

Leistungsbeurteilung<br />

Performancemanagement<br />

Anreizgestaltung<br />

Mitarbeiterbefragung<br />

Zielvereinbarung<br />

Personalfreisetzung<br />

Variable<br />

Entgeltsys.<br />

Marktger.<br />

Vergütung<br />

Retentionsmaßnahmen<br />

Work-life-<br />

Balance<br />

ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.5 333<br />

Enabler<br />

Instrumente


PRAXIS | ARTIKEL<br />

kann <strong>eine</strong> lebendige <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-<br />

Kultur entstehen und die Forderung des<br />

Managements entsprechend umgesetzt<br />

werden.<br />

Verankerung von <strong>Business</strong><br />

<strong>Partner</strong>ing in der<br />

Controllingorganisation<br />

Human-Capital-Radar <strong>als</strong><br />

konzeptioneller Rahmen<br />

Insbesondere in Unternehmen, in denen<br />

bisher die Rolle des ‚Methoden- und Systemdienstleisters<br />

dominiert hat, muss der<br />

<strong>Controller</strong>bereich durch umfassende organisationale<br />

Gestaltungsmaßnahmen im<br />

Sinne <strong>eine</strong>s Change Management <strong>für</strong> das<br />

Rollenbild des <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>s ‚fit‘ gemacht<br />

werden. Dies kann durch die Etablierung<br />

<strong>eine</strong>r <strong>Controller</strong>-Community geschehen,<br />

in der die <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-Rolle<br />

<strong>als</strong> kulturelles Element gelebt wird. Im Folgenden<br />

wird anhand des von der Firma<br />

<strong>CTcon</strong> entwickelten Human-Capital-Radars<br />

(vgl. Abbildung 3) gezeigt, welche Aspekte<br />

<strong>für</strong> den Aufbau <strong>eine</strong>r <strong>Controller</strong>-<br />

Community relevant sind (vgl. Neumann<br />

Giesen/Elbers 2010).<br />

Der Grundgedanke des praxisbasierten<br />

und ganzheitlichen Human-Capital-Radars<br />

besteht darin, dass sich <strong>eine</strong> <strong>Controller</strong>-<br />

Community im Kern an <strong>eine</strong>m gemeinsamen<br />

<strong>Controller</strong>leitbild und daran angelehnten<br />

Anforderungsprofilen ausrichtet. Dies<br />

zeigt systematisch die erforderlichen Erfolgstreiber<br />

und ist maßnahmenbezogen auf<br />

das Change Management hin ausgerichtet.<br />

Der Aufbau <strong>eine</strong>r <strong>Controller</strong>-Community<br />

verfolgt vielschichtige Ziele. Im Vordergrund<br />

steht der Wunsch nach <strong>eine</strong>r Qualitätssteigerung<br />

der Controllingleistungen<br />

bzw. <strong>eine</strong> stärkere Orientierung an internen<br />

Kunden. Daneben verfolgen CFOs<br />

bzw. Controllingleiter aber auch das Ziel,<br />

den Kompetenzaufbau auf der Fach- und<br />

Verhaltensebene zielgerichtet zu gestalten.<br />

Auch die Nachwuchssicherung ist <strong>eine</strong><br />

häufig angeführte Zielsetzung bei der Gestaltung<br />

der <strong>Controller</strong>-Community: Im<br />

‚war for talents‘ sind breit qualifizierte <strong>Controller</strong><br />

auch außerhalb des Finanzbereichs,<br />

ja sogar in anderen Branchen besonders<br />

gefragte Spezialisten.<br />

<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing <strong>als</strong> Leitidee<br />

der <strong>Controller</strong>-Community<br />

Im Mittelpunkt des Human-Capital-Radar<br />

steht das <strong>Controller</strong>leitbild, das auf den<br />

<strong>Controller</strong> <strong>als</strong> ‚<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>‘ abstellt. So<br />

heißt es z. B. im Controllingleitbild des Konsumgüterherstellers<br />

Beiersdorf: „Wir fokussieren<br />

uns auf den zukünftigen Geschäftserfolg.<br />

Wir sorgen <strong>für</strong> betriebswirtschaftlich<br />

fundierte und transparente Entscheidungen.<br />

Wir geben geschäftliche Empfehlungen aus<br />

eigener Initiative und widersprechen, wenn<br />

unsere betriebswirtschaftlichen Maßstäbe<br />

verletzt werden. (…)“ (zitiert nach Weber/<br />

Schäffer 2011, S. 460).<br />

Eine klare Formulierung des Leitbildes<br />

reicht jedoch nicht aus, um <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing<br />

<strong>als</strong> Leitidee in der <strong>Controller</strong>-Community<br />

zu verankern. Neben der Rollenklärung<br />

im Unternehmenskontext ist entscheidend,<br />

dass die dahinter liegenden<br />

Verhaltensprofile konkret beschrieben und<br />

verstanden werden. Hier<strong>für</strong> stellt das Human-Capital-Radar<br />

die vier zentralen Stellhebel<br />

Kompetenz, Perspektive, Leistungsmotivation<br />

und Kultur <strong>für</strong> die erforderlichen<br />

umfassenden Maßnahmenpakete<br />

bereit.<br />

Kompetenz<br />

Zunächst muss analysiert werden, ob <strong>Controller</strong><br />

jetzt bzw. zukünftig über die notwendigen<br />

Kompetenzprofile und Ressourcen<br />

<strong>für</strong> das <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing verfügen.<br />

Adäquate interne und externe Recruiting-<br />

Kanäle müssen genutzt werden, um ‚Talente‘<br />

frühzeitig <strong>für</strong> das Unternehmen und<br />

den <strong>Controller</strong>bereich zu begeistern. Parallel<br />

müssen modulare Trainingskonzepte<br />

Aufbau, Erhalt und Weiterentwicklung der<br />

notwendigen Fach- und Verhaltenskompetenzen<br />

im <strong>Controller</strong>bereich sichern.<br />

Hierbei ist <strong>eine</strong> zielgruppengerechte und<br />

fokussierte Koordination der Trainingsmaßnahmen<br />

zu gewährleisten. Im Kontext<br />

<strong>eine</strong>s <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing ist es z. B. erforderlich,<br />

durch spezifische Entwicklungsprogramme<br />

im <strong>Controller</strong>bereich Managementkompetenzen<br />

aufzubauen. Dies ist<br />

vor allem deshalb wichtig, weil heute immer<br />

noch viele <strong>Controller</strong> ausschließlich<br />

im Finanzbereich Karriere machen.<br />

Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Teilnahme<br />

von <strong>Controller</strong>n an Trainingsmaßnahmen,<br />

die bewusst Themen und Herausforderungen<br />

operativer Geschäftsbereiche<br />

vermitteln. Daneben helfen gemeinsame<br />

Projekte oder Job-Rotationen, Verständnis,<br />

Kompetenzen und interne Netzwerke aufzubauen.<br />

Gestützt werden diese Überlegungen<br />

durch die Aussagen der Controllingleiter<br />

von DAX 30-Unternehmen, die<br />

neben Kommunikationsfähigkeit gerade<br />

auch Geschäftskenntnisse sowie die Fähig-<br />

keit zum kritischen Hinterfragen mit Abstand<br />

<strong>als</strong> wichtigste Fähigkeiten <strong>für</strong> ‚gute‘<br />

<strong>Controller</strong> charakterisieren (vgl. Weber<br />

2008b, S. 127) – weit vor fachlichen Themen<br />

der Unternehmensrechnung, die eher<br />

<strong>als</strong> „Hygiene[faktor]“ bzw. „Handwerkszeug“<br />

(Weber 2008b, S. 100) eingeordnet<br />

werden.<br />

Leistungsmotivation<br />

Im <strong>Controller</strong>bereich müssen die richtigen<br />

Anreize gesetzt werden, damit sich <strong>Controller</strong><br />

gemeinsam mit ihren internen Kunden,<br />

d. h. den Verantwortlichen aus dem<br />

operativen Geschäft, <strong>für</strong> die Umsetzung<br />

der Unternehmensziele engagieren. Hierzu<br />

gilt es, controllingspezifische Verhaltenserwartungen<br />

in der Kompetenz- und Leistungsbeurteilung<br />

zu adressieren und diese<br />

entsprechend zu honorieren.<br />

In <strong>eine</strong>r <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-Kultur müssen<br />

Leistungen von <strong>Controller</strong>n regelmäßig<br />

auch unter Einbeziehung des Managements<br />

<strong>als</strong> internem Kunden evaluiert werden,<br />

um so Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Serviceleistung der <strong>Controller</strong> abzuleiten.<br />

Dabei bietet sich an, <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing<br />

bzw. die Zufriedenheit des Managements<br />

in den Zielvereinbarungen des<br />

<strong>Controller</strong>bereichs zu verankern.<br />

Parallel dazu müssen <strong>Controller</strong> den<br />

Austausch mit anderen <strong>Controller</strong>n suchen,<br />

um Best Practices zu identifizieren<br />

und zu adaptieren. Auf diese Weise wird<br />

auch die <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-Kultur in den<br />

verschiedenen zentralen und dezentralen<br />

<strong>Controller</strong>bereichen <strong>eine</strong>s Unternehmens<br />

verankert. Zu vermeiden ist <strong>eine</strong> Beschränkung<br />

des <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing lediglich auf<br />

die obersten Hierarchieebenen, wie es von<br />

<strong>eine</strong>m DAX 30-Controllingleiter kritisch<br />

angemerkt wird: „Wenn wir [<strong>als</strong> Zentralcontroller,<br />

d. Verf.] Inhalte haben wollen,<br />

fragen wir immer den Linienverantwortlichen,<br />

nicht den [dezentralen, d.Verf.]<br />

<strong>Controller</strong>, denn der weiß es nicht“ (Weber<br />

2008b, S. 187).<br />

Perspektive<br />

Neben der Sicherstellung der Leistungsmotivation<br />

müssen den <strong>Controller</strong>n – getreu<br />

dem Grundsatz von ‚Fördern und Fordern‘<br />

– Entwicklungsperspektiven im Rahmen <strong>eine</strong>s<br />

Talent Managements ausgerichtet auf<br />

das <strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>ing-Ziel aufgezeigt<br />

werden. Das heißt, dass exemplarische<br />

Karriereverläufe aufgezeigt sowie dazugehörige<br />

‚success stories‘ transparent gemacht<br />

werden. Entwicklungsschritte sind<br />

parallel von den Vorgesetzten sowohl im<br />

334 ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.5


<strong>Controller</strong>bereich <strong>als</strong> auch den entsprechenden<br />

Linienmanagern in Zusammenarbeit<br />

mit dem Personalbereich aktiv zu begleiten<br />

und zu fördern. Auf diese Weise ist<br />

die Entwicklung <strong>für</strong> den Einzelnen nachvollziehbar<br />

und <strong>für</strong> das Unternehmen kann<br />

in Verbindung mit <strong>eine</strong>m strukturierten<br />

Nachfolgemanagement Planungssicherheit<br />

erreicht werden.<br />

Die Laufbahnpfade in der Personalentwicklung<br />

<strong>eine</strong>r <strong>Controller</strong>-Community, die<br />

sich dem Leitbild des <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>s<br />

verschrieben hat, müssen eng mit dem<br />

operativen Geschäft verzahnt werden. ‚Kamin-Karrieren‘<br />

im Finanzbereich sind zugunsten<br />

<strong>eine</strong>r Durchlässigkeit hin zu kaufmännischen<br />

Funktionen zu vermeiden.<br />

Die von Weber (2008 b, S. 26 – 35) in s<strong>eine</strong>r<br />

Befragung der DAX 30-Controllingleiter<br />

identifizierten Karrierewege des<br />

‚Repor ting-Spezialisten‘ bzw. ‚finanz wirtschaft<br />

lichen Allrounders‘ sollten demnach<br />

eher der Vergangenheit angehören, da sie<br />

die Entstehung extrinsischen Drucks auf<br />

die Entwicklung hin zum <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong><br />

nicht begünstigen.<br />

Kultur<br />

Zur Sicherstellung <strong>eine</strong>r offenen Unternehmenskultur,<br />

zur Förderung des Wissensaustauschs<br />

sowie zur Vernetzung im <strong>Controller</strong>bereich<br />

sind last but not least geeignete<br />

Interaktionsmechanismen aufzubauen.<br />

Hierzu können beispielsweise virtuelle<br />

Maßnahmen wie Intranet-Lösungen, aber<br />

auch Präsenzveranstaltungen wie <strong>Controller</strong>-Arbeitskreise<br />

oder Gesprächsrunden in<br />

Form von ‚Kamin-Abenden‘, in die auch<br />

Vertreter des Managements eingebunden<br />

sind, den Austausch verbessern.<br />

Gerade in international agierenden<br />

Unternehmen kann ein Durchsetzen der<br />

<strong>Business</strong>-<strong>Partner</strong>-Kultur durch kulturelle,<br />

aber auch sprachliche Barrieren bzw. unterschiedliche<br />

Rechnungslegungssysteme<br />

und -traditionen erschwert werden. Dies<br />

wird durch <strong>eine</strong> gemeinsame Sprache bzw.<br />

<strong>eine</strong> starke Fachkultur im Controlling<br />

aufge fangen. Letztere schlägt sich <strong>eine</strong>rseits<br />

in <strong>eine</strong>m einheitlichen Verständnis der<br />

<strong>Controller</strong>arbeit sowie standardisierten<br />

Methoden und Instrumenten nieder und<br />

unterstützt andererseits über den Austausch<br />

von Lösungswegen und Best Practices<br />

die <strong>für</strong> das <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>ing erforderliche<br />

Beratungskultur. Plakativ formuliert<br />

<strong>eine</strong>r der von Weber befragten DAX<br />

30-Controllingleiter hierzu: „[Es] ist ein<br />

Must, mit dem Global System zu arbeiten.“<br />

(Weber 2008b, S. 277).<br />

Zusammenfassung und Fazit<br />

Der vorliegende Beitrag setzt sich mit dem<br />

Rollenwandel vom <strong>Controller</strong> hin zum<br />

<strong>Business</strong> <strong>Partner</strong> auseinander. Auf Basis<br />

der Ergebnisse <strong>eine</strong>r Befragung von Controllingleitern<br />

und Führungskräften operativer<br />

Geschäftsbereiche von deutschen<br />

Großunternehmen wurde gezeigt, dass<br />

<strong>Controller</strong> sich tatsächlich nicht nur zunehmend<br />

<strong>als</strong> <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong> verstehen,<br />

sondern dass sich diese Entwicklung positiv<br />

auf den Beitrag der <strong>Controller</strong> zum Unternehmenserfolg<br />

auswirkt. Allerdings<br />

agieren <strong>Controller</strong> nicht aufgrund intrinsischer<br />

Motive <strong>als</strong> <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong>, sondern<br />

vielmehr aufgrund von extrinsischen Erwartungshaltungen<br />

aus dem Management<br />

heraus.<br />

Basierend auf diesen Ergebnissen wurden<br />

drei Handlungsmaximen entwickelt:<br />

Zum <strong>eine</strong>n muss der Anstoß zum <strong>Business</strong><br />

<strong>Partner</strong>ing aus dem Management heraus<br />

kommen – ein Verständniswandel im <strong>Controller</strong>bereich<br />

reicht nicht aus. Weiterhin<br />

sind Strukturen und Prozesse an den<br />

Schnittstellen zwischen <strong>Controller</strong>bereich<br />

und Management zu schaffen, die ein <strong>Business</strong><br />

<strong>Partner</strong>ing fördern. Außerdem sind<br />

das <strong>Controller</strong>leitbild und das entsprechende<br />

Anforderungsprofil stimmig in den<br />

Organisationsstrukturen und der Steuerung<br />

des Conrollingbereichs zu verankern.<br />

Die Bildung <strong>eine</strong>r <strong>Controller</strong>-Community<br />

auf Basis des Human-Capital-Radars, bei<br />

dem im Mittelpunkt das Leitbild des <strong>Controller</strong>s<br />

<strong>als</strong> <strong>Business</strong> <strong>Partner</strong> steht, leistet in<br />

den Gestaltungsdimensionen ‚Kompetenz‘,<br />

‚Leistungsmotivation‘, ‚Perspektiven‘ und<br />

‚Kultur‘ wertvolle Hilfestellung.<br />

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