Interview mit Björn Radtke und Gunnar Elbers zu - CTcon
Interview mit Björn Radtke und Gunnar Elbers zu - CTcon
Interview mit Björn Radtke und Gunnar Elbers zu - CTcon
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Praxis | artikel<br />
„Für die lebendige Verankerung von<br />
Business Partnering im Controlling<br />
bedarf es mehr als nur eines Hochglanz-<br />
Leitbilds …“<br />
<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>Björn</strong> <strong>Radtke</strong>, Partner <strong>und</strong> Geschäftsführer der <strong>CTcon</strong> GmbH<br />
<strong>und</strong> <strong>Gunnar</strong> <strong>Elbers</strong>, Principal <strong>und</strong> Leiter Competence Center „Human Capital & Change“<br />
Einführung<br />
ZfCM: Sehr geehrter Herr <strong>Radtke</strong>, die <strong>CTcon</strong><br />
hat sich in der Beratung auf das Thema<br />
Unternehmenssteuerung spezialisiert.<br />
Im Rahmen dieser Tätigkeiten haben Sie<br />
<strong>zu</strong>m großen Teil <strong>mit</strong> Führungskräften des<br />
Finanzbereichs verschiedener Unternehmen<br />
<strong>zu</strong> tun. Welche Themen – gerade<br />
auch <strong>mit</strong> Blick auf die Rolle des Controllers<br />
– nehmen Sie bei Ihren Gesprächen<br />
<strong>und</strong> Projekten wahr?<br />
<strong>Radtke</strong>: In unseren Gesprächen <strong>mit</strong> CFOs<br />
<strong>und</strong> Controlling-Leitern sehen wir inzwischen<br />
eine hohe Übereinstimmung <strong>zu</strong> den<br />
Themen, die bewegen. Diese Einschät<strong>zu</strong>ng<br />
treffe ich über praktisch alle Branchen<br />
hinweg. Bündelt man die Themen<br />
auf der höchsten Ebene, zeigt sich einerseits<br />
das Feld eines steigenden Effizienzdrucks<br />
auf die Finanzfunktion. Typische<br />
Stichworte unserer Gesprächspartner sind<br />
dann beispielsweise Lean Finance, Standardisierung<br />
<strong>und</strong> Automatisierung der<br />
Finance- <strong>und</strong> Controllingprozesse, Bündelung<br />
von transaktionsgeprägten Controllingaufgaben<br />
beispielsweise in sogenannten<br />
Reporting Factories sowie Shared Service<br />
Centern oder sogar komplettes Outsourcing<br />
von Prozessen oder Funk tionen. In<br />
diesem Feld wird die Wertschöpfung der<br />
Finanz- <strong>und</strong> Controllingfunktion insgesamt<br />
als gering eingeschätzt, die Maxime<br />
dafür lautet also „Kos ten runter“.<br />
Dem zweiten Feld, das nach meiner Einschät<strong>zu</strong>ng<br />
immer mehr an Bedeutung<br />
gewinnt, möchte ich die Überschrift Steigerung<br />
des Wertschöpfungsbeitrags von<br />
Finanz- <strong>und</strong> Controllingfunktion geben.<br />
Das Leitbild lautet dann „maximale Positionierung<br />
der Controller als Business<br />
Partner“. Als wesentliche Hebel da<strong>zu</strong> dis-<br />
kutieren wir sowohl eine deutlich größere<br />
Geschäftsnähe <strong>und</strong> -ausrichtung der Controller<br />
als auch eine Weiterentwicklung der<br />
Controller in verhaltensbezogenen Kompetenzen.<br />
Controller sollen also einen optimal<br />
auf die Anforderungen des Geschäfts<br />
ausgerichteten Service erbringen, dabei<br />
aber eine eigene Meinung vertreten <strong>und</strong><br />
den Managern im Business auf Augenhöhe<br />
begegnen können. Hohe Flexibilität abseits<br />
von Standards <strong>und</strong> Routinen sowie mehr<br />
Ausrichtung auf Marktinformationen werden<br />
in diesem Zusammenhang gerade in<br />
weiter volatilen Zeiten gefordert. Veränderte<br />
Controlling-Leitbilder, die Auseinanderset<strong>zu</strong>ng<br />
<strong>mit</strong> dem „Managen“ der Controller<br />
Community, Nachwuchsgewinnung<br />
<strong>und</strong> ein größerer Fokus auf die Personalentwicklung<br />
treten für dieses Business<br />
Partnering Thema in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />
ZfCM: Inwiefern hängen die beschriebenen<br />
Themenfelder <strong>zu</strong>sammen?<br />
<strong>Radtke</strong>: Die Verbesserung von Qualität<br />
<strong>und</strong> Wertschöpfungsbeitrag der Controller,<br />
also kurz das „Business Partnering“ führt<br />
in vielen Fällen <strong>zu</strong> steigenden Erwartungen<br />
an die ad hoc Reaktionsfähigkeit, die Mitarbeit<br />
in Projekten sowie die f<strong>und</strong>ierte Auskunfts-<br />
<strong>und</strong> Lösungsfähigkeit in breiter<br />
werdenden Themenfeldern. Dies alles stellt<br />
<strong>zu</strong>nächst einmal Zusatzaufwand <strong>zu</strong>m bekannten<br />
Standardgeschäft der Controller<br />
dar. Vielfach müssen Controller, die diese<br />
Anforderungen erfüllen, auch eine deutlich<br />
höhere Qualfikation <strong>mit</strong>bringen <strong>und</strong> sind<br />
da<strong>mit</strong> teurer. Da ein steigender Anteil der<br />
Finanz- <strong>und</strong> Controllingkosten an den<br />
Gesamtkosten in der heutigen Zeit in fast<br />
keinem Unternehmen durch<strong>zu</strong>setzen ist,<br />
bedeutet bessere Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Wertschöpfung<br />
<strong>und</strong> mehr Service fast immer<br />
mehr Effizienz in anderen Aufgabenfelder<br />
der Finanz- <strong>und</strong> Controllingfunktion. Die<br />
Frage lautet also nicht mehr Effizienz oder<br />
mehr Wertschöpfung, sondern mehr Wertschöpfung<br />
ist meist nur unter der Nebenbedingung<br />
einer Effizienzsteigerung im<br />
Standardgeschäft <strong>zu</strong> realisieren … also „sowohl<br />
als auch“ statt „entweder oder“.<br />
Business Partnering<br />
ZfCM: Welche generellen Ansatzpunkte<br />
haben Unternehmen, um ihre Controller<br />
Community <strong>zu</strong> entwickeln <strong>und</strong> Business<br />
Partnering als Rollenbild nachhaltig <strong>zu</strong><br />
verankern?<br />
<strong>CTcon</strong> GmbH<br />
<strong>CTcon</strong> ist eine führende Top-Managementberatung<br />
für Unternehmenssteuerung<br />
<strong>und</strong> als kompetenter Partner<br />
großer Industrie- <strong>und</strong> Dienstleistungsunternehmen<br />
sowie bedeutender<br />
öffent licher Institutionen etabliert. Zu<br />
den Klienten zählt die Hälfte der DAX-<br />
30-Konzerne. Als Spin-off der WHU –<br />
Otto Beisheim School of Management<br />
1992 gegründet, ist <strong>CTcon</strong> heute <strong>mit</strong><br />
Büros in Bonn, Düsseldorf, Frankfurt,<br />
München <strong>und</strong> Vallendar für Klienten<br />
weltweit aktiv. Auf die langjährige, branchenübergreifende<br />
Expertise setzen<br />
K<strong>und</strong>en aller Branchen, insbesondere<br />
aus Chemie, Energie, Handel, Logistik,<br />
Pharma, Telekommunikation <strong>und</strong> Verkehr.<br />
Stärke von <strong>CTcon</strong> ist ein erfahrenes<br />
Team aus hochqualifizierten Mitarbeitern<br />
<strong>und</strong> die enge Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
hochrangigen <strong>und</strong> führenden Ver tretern<br />
aus Wissenschaft <strong>und</strong> Unternehmenspraxis.<br />
18 ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.1
<strong>Elbers</strong>: Gr<strong>und</strong>vorausset<strong>zu</strong>ng, um das<br />
neue Rollenbild des Business Partners<br />
nachhaltig in den Köpfen & Herzen der<br />
Controller Community <strong>zu</strong> verankern, ist<br />
– wie in jedem Change Prozess auch – ein<br />
durchgängiges Verständnis für die Verän-<br />
Vita<br />
<strong>Björn</strong> <strong>Radtke</strong><br />
ist Partner <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />
bei <strong>CTcon</strong>.<br />
Nach einer Offizierausbildung bei der<br />
B<strong>und</strong>eswehr studierte er Betriebswirtschaftslehre<br />
<strong>und</strong> Sprachen in Deutschland,<br />
Frankreich <strong>und</strong> den Niederlanden<br />
<strong>mit</strong> den Schwerpunkten Controlling <strong>und</strong><br />
International Management. Seit 1996<br />
berät er für <strong>CTcon</strong> führende Konzerne,<br />
viele darunter aus dem DAX-30, sowie<br />
große öffentliche Organisationen in<br />
Consulting- <strong>und</strong> Trainingsprojekten.<br />
Schwerpunkte liegen in den Feldern Unternehmenssteuerung,<br />
Performance<br />
Management <strong>und</strong> Controlling. <strong>Björn</strong><br />
<strong>Radtke</strong> hat zahlreiche namhafte Organisationen<br />
bei der Neuausrichtung von<br />
Controllingbereichen, dem Ausbau von<br />
Personalentwicklungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsprogrammen<br />
für Controller sowie<br />
der Personalgewinnung begleitet.<br />
<strong>Gunnar</strong> <strong>Elbers</strong><br />
ist Principal bei <strong>CTcon</strong><br />
<strong>und</strong> seit 1999 im Unternehmen. Er studierte<br />
Betriebs wirt schaftslehre an der<br />
Univer sität Paderborn <strong>und</strong> der University<br />
of Illinois, USA, <strong>mit</strong> den Schwerpunkten<br />
Personalwirtschaft <strong>und</strong> International<br />
Management. <strong>Gunnar</strong> <strong>Elbers</strong> leitet bei<br />
<strong>CTcon</strong> das Competence Center „Human<br />
Capital & Change“, das die Themen an<br />
der Schnittstelle von Unternehmenssteuerung<br />
<strong>und</strong> Human Resources, wie<br />
z. B. Performance Management & Anreizsysteme,<br />
Change Management & Organisationsentwicklung,<br />
HR-Strategie <strong>und</strong><br />
-Steuerung sowie Business Partnering/<br />
HR for Finance, <strong>mit</strong>einander verzahnt.<br />
derungsnotwendigkeit, ein einheitliches<br />
Ziel- <strong>und</strong> Erwartungsbild sowie dessen systematische<br />
Verzahnung <strong>mit</strong> den verhaltens-<br />
<strong>und</strong> kulturprägenden Instrumenten<br />
moderner Personal- <strong>und</strong> Führungsarbeit.<br />
Wir nutzen da<strong>zu</strong> unser Human Capital<br />
Radar, das, ausgehend von einem geklärten<br />
Business Partner-Rollen- & Anforderungsprofil,<br />
die Ausrichtung der Controller-Community<br />
entlang der vier Kernhebel<br />
Kompetenz, Perspektive, Leistungsmotivation<br />
sowie Austausch & Kultur im<br />
Sinne eines Big Pictures strukturiert. Systematisches<br />
Ausrichten im Bereich „Kompetenz“<br />
bedeutet beispielweise, die neuen<br />
Anforderungen in das Recruiting bzw.<br />
Auswahldiagnostik <strong>zu</strong> integrieren oder<br />
entsprechende Trainingsmodule im Sinne<br />
einer Controlling-spezifischen Weiterbildung<br />
an<strong>zu</strong>bieten. Ebenso gilt es, die „Leistungsmotivation“<br />
über die jeweiligen Beurteilungs-<br />
<strong>und</strong> Anreizsysteme auf die<br />
neuen Verhaltenserwartungen aus<strong>zu</strong>richten.<br />
Auch „Perspektiven“ <strong>und</strong> bisherige<br />
Karrierepfade im Rahmen des Nachfolge-<br />
<strong>und</strong> Talent Managements sind <strong>zu</strong> überdenken<br />
– gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />
<strong>mit</strong> dem Business Partnering verb<strong>und</strong>enen<br />
Anforderungen an Geschäftsverständnis<br />
<strong>und</strong> -erfahrung. Da Controller<br />
Communities <strong>zu</strong>dem häufig regional bzw.<br />
organisatorisch verstreut sind, sollten<br />
physische sowie virtuelle Plattformen geschaffen<br />
werden, die „Austausch“ <strong>und</strong> Reflektion<br />
der Business Partner <strong>zu</strong> Best<br />
Practices fördern <strong>und</strong> dem Top Management<br />
ein ebenübergreifendes „Core Messaging“<br />
ermöglichen.<br />
ZfCM: Wie gehen Unternehmen bzw.<br />
Controllingbereiche diese doch vielschichtigen<br />
Herausforderungen an? Was<br />
sehen Sie für Projekttypen in der Unternehmenspraxis?<br />
<strong>Radtke</strong>: Business Partnering ist <strong>zu</strong>nächst<br />
nur ein Schlagwort. Entsprechend breit ist<br />
in der Unternehmenspraxis die Ausgestaltung<br />
dessen, was sich in einzelnen Projekten<br />
dahinter verbirgt. Stark vereinfacht<br />
lassen sich die Projekte in vier Kategorien<br />
einordnen. Ein erster, nicht sehr seltener<br />
Ansatz ist es, Business Partnering als Verkaufs-<br />
<strong>und</strong> Kommunikationsveranstaltung<br />
durch die CFO-/Controlling-Funktion<br />
<strong>zu</strong> verstehen. Die Initiatoren sind in<br />
diesen Fällen meistens davon überzeugt,<br />
dass eigentlich bereits hervorragender<br />
Service <strong>und</strong> die richtige Ausrichtung verfolgt<br />
wird, man sich in der (firmeninternen)<br />
Außendarstellung aber unter Wert<br />
Praxis | artikel<br />
verkauft. Solche Projekte befassen sich<br />
dann vor allem <strong>mit</strong> der Aufbereitung von<br />
Leitbildern <strong>und</strong> Aufgabenfeldern in Hochglanz-Dokumenten;<br />
wirkliche Veränderungen<br />
der Controlling-Performance<br />
bewirken sie meist nicht. Ein zweiter Projekttypus<br />
zielt vor allem auf die Verhaltens-<br />
<strong>und</strong> Kompetenzachse bei den Controllern.<br />
Hier<strong>zu</strong> wird <strong>zu</strong>nächst transparent<br />
herausgearbeitet, wie das Sollprofil<br />
des Controllers als Business Partner unternehmensspezifisch<br />
ausgestaltet sein<br />
sollte. Dann wird die aktuelle Ist-Ausprägung<br />
parallel im Selbstbild der Controller<br />
sowie im Fremdbild durch K<strong>und</strong>en des<br />
Controllings wie z. B. Führungskräfte er<strong>mit</strong>telt<br />
<strong>und</strong> die Lücke <strong>zu</strong>m Soll-Profil bewertet.<br />
Fokus sind hierbei meist Verhalten<br />
<strong>und</strong> Geschäftverständnis. Solche Projekte<br />
sind <strong>zu</strong>r Ableitung konkreter Weiterentwicklungsmaßnahmen<br />
sehr geeignet. Eine<br />
dritte Projektvariante setzt ebenfalls<br />
auf einer Soll-Ist Evaluation des Controllings<br />
auf, erweitert die Betrachtung aber<br />
über Verhalten <strong>und</strong> Kompetenzen hinaus<br />
auch auf die Instrumente, Prozesse <strong>und</strong><br />
Produkte des Controllings. Hier werden<br />
also auch beispielsweise Planungsprozesse,<br />
Reports oder funktionale Controlling-Services<br />
in die Bewertung <strong>und</strong> dann<br />
auch Maßnahmenableitung einbezogen.<br />
Vorteil ist, dass für die K<strong>und</strong>enseite der<br />
Controller nicht nur <strong>mit</strong>tel- bis langfristig<br />
sichtbare Verhaltens- <strong>und</strong> Kompetenzverbesserungen<br />
aufgezeigt werden können,<br />
sondern aus dem Projekt direkt<br />
auch sichtbare Produktveränderungen,<br />
beispielsweise ein überarbeitetes Management-Cockpit<br />
oder ein erweitertes Cash-<br />
Reporting <strong>zu</strong> vermelden sind. Nachteil<br />
kann der enorm breite Scope <strong>und</strong> entsprechende<br />
Aufwand solcher Projekte sein. Ob<br />
ein solcher R<strong>und</strong>umschlag gewollt ist,<br />
sollte vorab bewusst entschieden werden.<br />
Als vierten Projekttyp sehen wir teilweise<br />
ausschließlich auf Qualifizierungsaktivtäten<br />
zielende Ansätze. Hierbei wird<br />
beispielsweise der Aufbau einer internen<br />
Finance- <strong>und</strong> Controlling Academy als<br />
Hebel <strong>zu</strong>m Business Partnering erklärt,<br />
nicht immer verb<strong>und</strong>en <strong>mit</strong> klaren Rollenerwartungen<br />
<strong>und</strong> Evaluation der Ist-<br />
Situation.<br />
ZfCM: In welcher Rolle unterstützen Sie<br />
als Berater die Unternehmen bei der Verankerung<br />
von Business Partnering? Können<br />
Sie das Vorgehen im Rahmen eines<br />
solchen Veränderungsprozesses für unsere<br />
Leser einmal beispielhaft beschreiben?<br />
ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.1 19
Praxis | artikel<br />
<strong>Elbers</strong>: Gerne greife ich da<strong>zu</strong> den von<br />
<strong>Björn</strong> <strong>Radtke</strong> <strong>zu</strong>vor genannten zweiten<br />
Projekttypus auf, den wir bereits in verschiedenen<br />
Konzernen erfolgreich begleitet<br />
haben. Ausgangspunkt in allen verhaltensbezogenen<br />
Projekten ist es, <strong>zu</strong>nächst<br />
ein gemeinsames Selbstverständnis <strong>zu</strong>m<br />
neuen Controller-Rollen- & Leitbild <strong>mit</strong><br />
einem gemischten Kernteam aus verschiedenen<br />
Controlling-Bereichen <strong>zu</strong> erarbeiten.<br />
Wesentlicher Erfolgsfaktor dabei ist<br />
es, daraus – unter Berücksichtigung des<br />
unternehmensweit gültigen Kompetenzmodells<br />
– ein griffiges controlling-spezifisches<br />
Kompetenz- <strong>und</strong> Verhaltensprofil<br />
ab<strong>zu</strong>leiten. Dieses übersetzt dann neben<br />
den persönlichen <strong>und</strong> fachlichen Kompetenzen<br />
den „Controller als Business<br />
Partner“-Gedanken in konkrete Anforderungen<br />
in puncto soft skills, interaktiven<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Geschäftsverständnis.<br />
Neben dem beraterseitigen Überblick <strong>zu</strong><br />
den relevanten State-of-the-Art Kompetenzen<br />
in Praxis <strong>und</strong> Wissenschaft schätzen<br />
dabei viele unserer Klienten auch die<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei der Operationalisierung<br />
entsprechender Verhaltensbescheibungen<br />
im Controlleralltag. Das operationalisierte<br />
Profil wird sodann in fragebogengestützten<br />
<strong>Interview</strong>s dyadisch, d. h.<br />
<strong>mit</strong> ausgewählten Controllern <strong>und</strong> deren<br />
direkten Counterparts aus dem Business,<br />
bezüglich der an die Controller gerichteten<br />
Erwartungen sowie derzeitiger Reife-Einschät<strong>zu</strong>ngen<br />
„verprobt“. Die analytische<br />
Aufbereitung der Abweichungen in Selbst-<br />
& Fremdbild als auch der Soll- & Ist-Einschät<strong>zu</strong>ngen<br />
werden anschließend in Controller-Workshops<br />
analysiert <strong>und</strong> diskutiert.<br />
Aus unserer Erfahrung schafft dabei<br />
gerade das interne K<strong>und</strong>enfeedback den<br />
für Verhaltensänderungen erforderlichen<br />
„Sense of Urgency“ bzw. extrinsischen Impuls,<br />
um gemeinsamsam Verbesserungsansätze<br />
ab<strong>zu</strong>leiten. Da die in den Workshops<br />
entwickelten Anregungen <strong>zu</strong> Weiterbildung,<br />
Talent Management etc. häufig<br />
die Schnittstelle <strong>zu</strong> HR betreffen, empfiehlt<br />
sich eine direkte Einbeziehung von<br />
HR im Kernteam, um entsprechende Maßnahmen<br />
gemeinsam auf den Weg <strong>zu</strong> bringen<br />
<strong>und</strong> aus<strong>zu</strong>gestalten. Ebenso sollten<br />
im typischen Handlungsfeld „Verbesserung<br />
Geschäftsverständnis“ entsprechende<br />
Business Manager eingeb<strong>und</strong>en werden,<br />
um <strong>zu</strong>sammen realistische Maßnahmen<br />
<strong>zu</strong> entwickeln <strong>und</strong> an<strong>zu</strong>stoßen.<br />
ZfCM: Sie betonen Geschäftsverständnis<br />
als ein typisches Handlungsfeld, wie kön-<br />
nen sich Controller hier weiterentwickeln<br />
<strong>und</strong> wie kann dieses gezielt gefördert<br />
werden?<br />
<strong>Elbers</strong>: Mangelndes Geschäftsverständnis<br />
ist aus unserer Beobachtung für viele<br />
Business Manager ursächlich für die häufig<br />
als unterentwickelt wahrgenommene<br />
Beratungskompetenz <strong>und</strong> proaktive Maßnahmengenerierung.<br />
Viele geben dabei<br />
selbstkritisch <strong>zu</strong>, dass sie das Geschäftsverständnis<br />
der Controller durch entsprechende<br />
Einbeziehung in Business Meetings<br />
<strong>und</strong> Projekte noch viel stärker fördern<br />
könnten. Als besonders wirksam<br />
werden temporäre „Vor-Ort“-Erfahrungen<br />
in einer operativen Business Funktion<br />
z. B. durch frühzeitige Side Steps oder<br />
zeitweilige Hospitationen eingeschätzt,<br />
ebenso wie die temporäre Durchmischung<br />
der Controller-Community <strong>mit</strong> hospitierenden<br />
Business-Managern. Neben gezielten<br />
Trainings <strong>zu</strong>r tiefergehenden Erläuterung<br />
der Wertschöpfungskette erleben<br />
wir in den Projekten häufig auch eine<br />
Renaissance <strong>zu</strong>r gemeinsamen Auseinanderset<strong>zu</strong>ng<br />
<strong>mit</strong> Wertreibern <strong>und</strong> Strategy<br />
Maps bis hin <strong>zu</strong>r Entwicklung unternehmensspezifischer<br />
Trainings-Fallstudien<br />
unter Einbeziehung von Managern aus<br />
dem operativen Business.<br />
ZfCM: Was sind aus Ihrer langjährigen<br />
Erfahrung die wesentlichen Erfolgsfaktoren<br />
für lebendiges Business Partnering<br />
– sowohl in Be<strong>zu</strong>g auf die Einführung als<br />
auch im Geschäftsalltag?<br />
<strong>Radtke</strong>: Im Rahmen der Einführung ist<br />
eine klare Definition der Zielvorstellung<br />
<strong>und</strong> des erwarteten Veränderungsgrades<br />
von erheblicher Bedeutung. Es gilt also –<br />
sehr platt ausgedrückt – <strong>zu</strong> definieren, wie<br />
groß das Rad ist, an dem man drehen<br />
möchte. Entsprechend werden die Erwartungen<br />
bei den Controlling-K<strong>und</strong>en aber<br />
auch der Controlling-Community selbst<br />
ausgeprägt. Konkret sollte also vorab geklärt<br />
werden, in welchem Projekttyp man<br />
sich bewegen möchte <strong>und</strong> wie breit da<strong>mit</strong><br />
der Scope ist. Als zweiter Faktor hat sich<br />
das Herausarbeiten <strong>und</strong> die ausreichende<br />
Diskussion einer Soll-Ist Evaluation herausgestellt.<br />
Kürzt man hier <strong>zu</strong> sehr ab, ergeben<br />
sich bei der Maßnahmenableitung<br />
immer wieder breite Zweifel bei wenig veränderungsbereiten<br />
Mitgliedern der Controllerschaft,<br />
ob man nicht deutlich über<br />
das Ziel hinausschießt. Mindestens ebenso<br />
wichtig ist die Integration der K<strong>und</strong>enseite<br />
in den Prozess. Hier geht es aber nicht<br />
darum, einen langen Wunschzettel auf<br />
weißem Blatt Papier <strong>zu</strong> erzeugen, sondern<br />
die K<strong>und</strong>en insbesondere in der Evaluation<br />
des Ist-Zustandes bezogen auf ein definiertes<br />
Profil <strong>zu</strong> beteiligen. Weiterhin<br />
sollte die <strong>zu</strong> formulierende Veränderung<br />
zwar anspruchsvoll aber gleichwohl realistisch<br />
sein. Wird also beispielsweise in<br />
Unternehmen, in denen das Controlling<br />
bisher als reiner Berichterstatter der Vergangenheit<br />
wahrgenommen wird, definiert,<br />
dass ab morgen der Controller strategischer<br />
Partner des Managers in allen<br />
Facetten der Steuerung sein wird, erntet<br />
man meist nur ein müdes Lächeln bei<br />
allen Beteiligten, aber keine Veränderung.<br />
Ein Fahrplan <strong>mit</strong> in absehbarer Zeit realistischen<br />
Zielbildern <strong>und</strong> konkretem<br />
Fahrplan dahin muss also her. Bezogen<br />
auf den Geschäftsalltag zwei Hinweise als<br />
Auswahl: Zum einen können wir nur dafür<br />
sensibilisieren, die Anforderungen an<br />
den Business Partner <strong>und</strong> den entsprechenden<br />
Status in regelmäßigen Abständen<br />
<strong>zu</strong> diskutieren <strong>und</strong> Soll- sowie Ist-<br />
Ausprägung nach<strong>zu</strong>schärfen. Controlling<br />
ist immer Kontext-bezogen auf die Strömungen<br />
im jeweiligen Managementteam<br />
hin <strong>zu</strong> betrachten, <strong>zu</strong>dem verändern sich<br />
Schwerpunkte abhängig von der jeweiligen<br />
Unternehmenssituation, beispielsweise<br />
in Krisen- oder Sanierungsphasen.<br />
Zum anderen muss man sich auch im Regelgeschäft<br />
darüber im Klaren sein, dass<br />
bei weitem nicht alle Kollegen der Controller-Funktion<br />
durch Personalentwicklung<br />
auf den Weg <strong>zu</strong>m Business Partner<br />
<strong>mit</strong>genommen werden können. Karrierepfade<br />
<strong>und</strong> Anforderungsprofile können<br />
vielfach nur durch deutliche Personalveränderungen<br />
erreicht werden.<br />
Ausblick<br />
ZfCM: Die unternehmensinterne Personalentwicklung<br />
scheint häufig eine<br />
Schlüsselfunktion bei der nachhaltigen<br />
Positionierung der Controller als Business<br />
Partner in den Unternehmen <strong>zu</strong> spielen.<br />
Wie sehen Sie hier die weitere Entwicklung?<br />
<strong>Elbers</strong>: Während wir <strong>mit</strong> dem <strong>zu</strong>vor<br />
beschriebenen Human Capital Radar ja<br />
bereits die verschiedensten Hebel im Bereich<br />
der Personalentwicklung adressiert<br />
haben, sei an dieser Stelle nochmals die interne<br />
Qualifizierung als ein besonders<br />
wichtiger Enabler bei der Verankerung<br />
von Business Partnering herausgegriffen.<br />
Wir begleiten eine Reihe sogenannter Fi-<br />
20 ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.1
nance & Controlling Akademien, die in<br />
den jeweiligen Unternehmen als Plattform<br />
für die funktionsspezifische Qualifizierung<br />
aufgebaut werden. Inhaltlich erleben<br />
wir einen <strong>zu</strong>nehmenden Schwerpunktwechsel<br />
von ehemals fachlicher Qualifizierung<br />
hin <strong>zu</strong>r Ver<strong>mit</strong>tlung von Geschäftsmodellen<br />
<strong>und</strong> Hebeln im Geschäft<br />
sowie sehr deutlich hin <strong>zu</strong> den Bereichen<br />
Kommunikation, Auftritts- <strong>und</strong> Verhaltenskompetenz.<br />
Die Diskussion an unternehmensinternen<br />
Fällen <strong>und</strong> der Austausch<br />
in der Gruppe <strong>mit</strong> vielen Beispielen<br />
aus der Interaktion <strong>mit</strong> Managern zeigen<br />
oft den höchsten Effekt im Hinblick auf<br />
Performanceverbesserungen der Controller.<br />
Wichtig ist es bei der internen Qualifizierung,<br />
nicht <strong>mit</strong> der Gießkanne vor<strong>zu</strong>gehen,<br />
sondern Zielgruppen bzw. Job<br />
Familien bezogen Bedarfe <strong>und</strong> Kompetenzanforderungen<br />
<strong>zu</strong> er<strong>mit</strong>teln, Performancelücken<br />
<strong>zu</strong> erkennen <strong>und</strong> dann gezielt<br />
daran an<strong>zu</strong>setzen. Der Aufbau eines<br />
modularen Curriculums <strong>und</strong> die Kopplung<br />
der Qualifizierung <strong>mit</strong> dem Feedback-<br />
<strong>und</strong> Potenzialeinschät<strong>zu</strong>ngsprozess<br />
sind <strong>zu</strong> empfehlen. Optionale Coachingangebote<br />
sind gerade bei Defiziten in den<br />
Verhaltensthemen hilfreich. Gute Erfahrungen<br />
haben wir da<strong>mit</strong> gemacht, in komprimierter<br />
Form parallel auch kurze Programmbausteine<br />
für Manager an<strong>zu</strong>bieten,<br />
um ein optimales Zusammenspiel im Tandem<br />
Manager – Controller <strong>zu</strong> befördern.<br />
Förderlich für die Qualität der internen<br />
Weiterbildung ist es, wenn der Controllingbereich<br />
sich selbst aktiv bei der Vorbereitung,<br />
Organisation <strong>und</strong> anteilig auch<br />
bei der Durchführung beteiligt. Die HR-<br />
Funktionen können dabei helfen, eine<br />
komplette Abgabe an HR-Funktionen ist<br />
nicht <strong>zu</strong> empfehlen.<br />
ZfCM: Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang<br />
die universitäre Ausbildung?<br />
Kann schon in den Universitäten <strong>mit</strong> der<br />
Ausrichtung auf eine Business Partner<br />
Rolle begonnen werden?<br />
<strong>Radtke</strong>: Die Universitäten sollten auf<br />
jeden Fall die Gr<strong>und</strong>lagen schaffen, ich<br />
sehe da aber aktuell noch deutliches Potenzial.<br />
Natürlich bleibt die Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
von Instrumenten <strong>und</strong> Methoden wichtiges<br />
Handwerkszeug für angehende Controller.<br />
Die Ausbildung an den Hochschulen<br />
sollte <strong>zu</strong>mindest aber auch dafür sensibilisieren,<br />
wie breit die Anforderungen<br />
an Controller in der aktiven Gestaltung<br />
von Unternehmenssteuerung sind. So<br />
muss beispielsweise aufgezeigt werden,<br />
ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.1<br />
dass für die Lösung der Herausforderungen<br />
in der Unternehmenspraxis die<br />
Berücksichtigung von menschlichem Verhalten<br />
mindestens genau wichtig ist wie<br />
die beste Analyse. Gleiches gilt für die Erkenntnis,<br />
dass die Engpässe im Unternehmen<br />
bei der Erreichung eigener strategischer<br />
Ziele meist deutlich eher bei der<br />
konsequenten Implementierung <strong>und</strong> viel<br />
weniger beim perfekten Konzept liegen.<br />
Der erste Praxisschock, den viele junge<br />
Controller erleben, kann so <strong>zu</strong>mindest gemildert<br />
werden. Die Vorbereitung des<br />
Controllernachwuchses auf solche verhaltensorientierten<br />
Facetten der Praxis erfordert<br />
im Idealfall eine interdisziplinäre<br />
Ausbildungsgestaltung. Auch Verhaltensthemen,<br />
ein Verständnis dafür wie Menschen<br />
„ticken“ sowie Fragen der Auswahl<br />
<strong>und</strong> Implementierung von Instrumenten<br />
gehören in einen solchen Studienansatz.<br />
Praktikerbeiträge aus Unternehmen,<br />
Praktika, gemeinsame Arbeiten <strong>mit</strong> Unternehmenscontrollern<br />
<strong>und</strong> entsprechend<br />
ausgestaltete Fallstudien können <strong>zu</strong>sätzlich<br />
helfen, um auch diese Bereiche <strong>zu</strong> ver<strong>mit</strong>teln.<br />
Eine weitere Anregung geht in Richtung<br />
der <strong>zu</strong>nehmenden Internationalisierung.<br />
Das Bild des umfassenden Controllers<br />
<strong>und</strong> auch die Begrifflichkeit ist überwiegend<br />
nur im deutschen Sprachraum wirklich<br />
gut verankert. International weiß man<br />
wenig da<strong>mit</strong> an<strong>zu</strong>fangen <strong>und</strong> spürt eine<br />
gewisse Beliebigkeit bei der Einschät<strong>zu</strong>ng<br />
beispielsweise angelsächsisch ausgebildeter<br />
Manager, ob es sich bei Controllern<br />
eher um „buchhaltungsnahe Finanzer“<br />
oder eher direkt am Business angeb<strong>und</strong>ene<br />
„Business Planner“ <strong>und</strong> „Performance<br />
Manager“ handelt. Diese Internationale<br />
Einordnung <strong>und</strong> der Umgang<br />
da<strong>mit</strong> sollten auch Teil des Programms<br />
der Hochschulen sein.<br />
ZfCM: Herr <strong>Radtke</strong>, Herr <strong>Elbers</strong> ich danke<br />
Ihnen ganz herzlich für dieses <strong>Interview</strong>.<br />
Das <strong>Interview</strong> führte ZfCM-Redakteur<br />
Keke Hiller<br />
Kompakter<br />
Einstieg in die<br />
Kostenrechnung<br />
springer-gabler.de<br />
Christoph Benz<br />
Touristikkostenrechnung<br />
Management-Accounting<br />
für Touristik-Unternehmen<br />
2011. 192 S. Br. EUR 34,95<br />
ISBN 978-3-8349-2725-5<br />
Das Lehrbuch zeigt anhand<br />
praxisnaher Beispiele wie<br />
Touristik-Unternehmen ihr betriebliches<br />
Rechnungswesen<br />
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