Interview mit Björn Radtke und Gunnar Elbers zu - CTcon
Interview mit Björn Radtke und Gunnar Elbers zu - CTcon
Interview mit Björn Radtke und Gunnar Elbers zu - CTcon
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Elbers</strong>: Gr<strong>und</strong>vorausset<strong>zu</strong>ng, um das<br />
neue Rollenbild des Business Partners<br />
nachhaltig in den Köpfen & Herzen der<br />
Controller Community <strong>zu</strong> verankern, ist<br />
– wie in jedem Change Prozess auch – ein<br />
durchgängiges Verständnis für die Verän-<br />
Vita<br />
<strong>Björn</strong> <strong>Radtke</strong><br />
ist Partner <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />
bei <strong>CTcon</strong>.<br />
Nach einer Offizierausbildung bei der<br />
B<strong>und</strong>eswehr studierte er Betriebswirtschaftslehre<br />
<strong>und</strong> Sprachen in Deutschland,<br />
Frankreich <strong>und</strong> den Niederlanden<br />
<strong>mit</strong> den Schwerpunkten Controlling <strong>und</strong><br />
International Management. Seit 1996<br />
berät er für <strong>CTcon</strong> führende Konzerne,<br />
viele darunter aus dem DAX-30, sowie<br />
große öffentliche Organisationen in<br />
Consulting- <strong>und</strong> Trainingsprojekten.<br />
Schwerpunkte liegen in den Feldern Unternehmenssteuerung,<br />
Performance<br />
Management <strong>und</strong> Controlling. <strong>Björn</strong><br />
<strong>Radtke</strong> hat zahlreiche namhafte Organisationen<br />
bei der Neuausrichtung von<br />
Controllingbereichen, dem Ausbau von<br />
Personalentwicklungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsprogrammen<br />
für Controller sowie<br />
der Personalgewinnung begleitet.<br />
<strong>Gunnar</strong> <strong>Elbers</strong><br />
ist Principal bei <strong>CTcon</strong><br />
<strong>und</strong> seit 1999 im Unternehmen. Er studierte<br />
Betriebs wirt schaftslehre an der<br />
Univer sität Paderborn <strong>und</strong> der University<br />
of Illinois, USA, <strong>mit</strong> den Schwerpunkten<br />
Personalwirtschaft <strong>und</strong> International<br />
Management. <strong>Gunnar</strong> <strong>Elbers</strong> leitet bei<br />
<strong>CTcon</strong> das Competence Center „Human<br />
Capital & Change“, das die Themen an<br />
der Schnittstelle von Unternehmenssteuerung<br />
<strong>und</strong> Human Resources, wie<br />
z. B. Performance Management & Anreizsysteme,<br />
Change Management & Organisationsentwicklung,<br />
HR-Strategie <strong>und</strong><br />
-Steuerung sowie Business Partnering/<br />
HR for Finance, <strong>mit</strong>einander verzahnt.<br />
derungsnotwendigkeit, ein einheitliches<br />
Ziel- <strong>und</strong> Erwartungsbild sowie dessen systematische<br />
Verzahnung <strong>mit</strong> den verhaltens-<br />
<strong>und</strong> kulturprägenden Instrumenten<br />
moderner Personal- <strong>und</strong> Führungsarbeit.<br />
Wir nutzen da<strong>zu</strong> unser Human Capital<br />
Radar, das, ausgehend von einem geklärten<br />
Business Partner-Rollen- & Anforderungsprofil,<br />
die Ausrichtung der Controller-Community<br />
entlang der vier Kernhebel<br />
Kompetenz, Perspektive, Leistungsmotivation<br />
sowie Austausch & Kultur im<br />
Sinne eines Big Pictures strukturiert. Systematisches<br />
Ausrichten im Bereich „Kompetenz“<br />
bedeutet beispielweise, die neuen<br />
Anforderungen in das Recruiting bzw.<br />
Auswahldiagnostik <strong>zu</strong> integrieren oder<br />
entsprechende Trainingsmodule im Sinne<br />
einer Controlling-spezifischen Weiterbildung<br />
an<strong>zu</strong>bieten. Ebenso gilt es, die „Leistungsmotivation“<br />
über die jeweiligen Beurteilungs-<br />
<strong>und</strong> Anreizsysteme auf die<br />
neuen Verhaltenserwartungen aus<strong>zu</strong>richten.<br />
Auch „Perspektiven“ <strong>und</strong> bisherige<br />
Karrierepfade im Rahmen des Nachfolge-<br />
<strong>und</strong> Talent Managements sind <strong>zu</strong> überdenken<br />
– gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />
<strong>mit</strong> dem Business Partnering verb<strong>und</strong>enen<br />
Anforderungen an Geschäftsverständnis<br />
<strong>und</strong> -erfahrung. Da Controller<br />
Communities <strong>zu</strong>dem häufig regional bzw.<br />
organisatorisch verstreut sind, sollten<br />
physische sowie virtuelle Plattformen geschaffen<br />
werden, die „Austausch“ <strong>und</strong> Reflektion<br />
der Business Partner <strong>zu</strong> Best<br />
Practices fördern <strong>und</strong> dem Top Management<br />
ein ebenübergreifendes „Core Messaging“<br />
ermöglichen.<br />
ZfCM: Wie gehen Unternehmen bzw.<br />
Controllingbereiche diese doch vielschichtigen<br />
Herausforderungen an? Was<br />
sehen Sie für Projekttypen in der Unternehmenspraxis?<br />
<strong>Radtke</strong>: Business Partnering ist <strong>zu</strong>nächst<br />
nur ein Schlagwort. Entsprechend breit ist<br />
in der Unternehmenspraxis die Ausgestaltung<br />
dessen, was sich in einzelnen Projekten<br />
dahinter verbirgt. Stark vereinfacht<br />
lassen sich die Projekte in vier Kategorien<br />
einordnen. Ein erster, nicht sehr seltener<br />
Ansatz ist es, Business Partnering als Verkaufs-<br />
<strong>und</strong> Kommunikationsveranstaltung<br />
durch die CFO-/Controlling-Funktion<br />
<strong>zu</strong> verstehen. Die Initiatoren sind in<br />
diesen Fällen meistens davon überzeugt,<br />
dass eigentlich bereits hervorragender<br />
Service <strong>und</strong> die richtige Ausrichtung verfolgt<br />
wird, man sich in der (firmeninternen)<br />
Außendarstellung aber unter Wert<br />
Praxis | artikel<br />
verkauft. Solche Projekte befassen sich<br />
dann vor allem <strong>mit</strong> der Aufbereitung von<br />
Leitbildern <strong>und</strong> Aufgabenfeldern in Hochglanz-Dokumenten;<br />
wirkliche Veränderungen<br />
der Controlling-Performance<br />
bewirken sie meist nicht. Ein zweiter Projekttypus<br />
zielt vor allem auf die Verhaltens-<br />
<strong>und</strong> Kompetenzachse bei den Controllern.<br />
Hier<strong>zu</strong> wird <strong>zu</strong>nächst transparent<br />
herausgearbeitet, wie das Sollprofil<br />
des Controllers als Business Partner unternehmensspezifisch<br />
ausgestaltet sein<br />
sollte. Dann wird die aktuelle Ist-Ausprägung<br />
parallel im Selbstbild der Controller<br />
sowie im Fremdbild durch K<strong>und</strong>en des<br />
Controllings wie z. B. Führungskräfte er<strong>mit</strong>telt<br />
<strong>und</strong> die Lücke <strong>zu</strong>m Soll-Profil bewertet.<br />
Fokus sind hierbei meist Verhalten<br />
<strong>und</strong> Geschäftverständnis. Solche Projekte<br />
sind <strong>zu</strong>r Ableitung konkreter Weiterentwicklungsmaßnahmen<br />
sehr geeignet. Eine<br />
dritte Projektvariante setzt ebenfalls<br />
auf einer Soll-Ist Evaluation des Controllings<br />
auf, erweitert die Betrachtung aber<br />
über Verhalten <strong>und</strong> Kompetenzen hinaus<br />
auch auf die Instrumente, Prozesse <strong>und</strong><br />
Produkte des Controllings. Hier werden<br />
also auch beispielsweise Planungsprozesse,<br />
Reports oder funktionale Controlling-Services<br />
in die Bewertung <strong>und</strong> dann<br />
auch Maßnahmenableitung einbezogen.<br />
Vorteil ist, dass für die K<strong>und</strong>enseite der<br />
Controller nicht nur <strong>mit</strong>tel- bis langfristig<br />
sichtbare Verhaltens- <strong>und</strong> Kompetenzverbesserungen<br />
aufgezeigt werden können,<br />
sondern aus dem Projekt direkt<br />
auch sichtbare Produktveränderungen,<br />
beispielsweise ein überarbeitetes Management-Cockpit<br />
oder ein erweitertes Cash-<br />
Reporting <strong>zu</strong> vermelden sind. Nachteil<br />
kann der enorm breite Scope <strong>und</strong> entsprechende<br />
Aufwand solcher Projekte sein. Ob<br />
ein solcher R<strong>und</strong>umschlag gewollt ist,<br />
sollte vorab bewusst entschieden werden.<br />
Als vierten Projekttyp sehen wir teilweise<br />
ausschließlich auf Qualifizierungsaktivtäten<br />
zielende Ansätze. Hierbei wird<br />
beispielsweise der Aufbau einer internen<br />
Finance- <strong>und</strong> Controlling Academy als<br />
Hebel <strong>zu</strong>m Business Partnering erklärt,<br />
nicht immer verb<strong>und</strong>en <strong>mit</strong> klaren Rollenerwartungen<br />
<strong>und</strong> Evaluation der Ist-<br />
Situation.<br />
ZfCM: In welcher Rolle unterstützen Sie<br />
als Berater die Unternehmen bei der Verankerung<br />
von Business Partnering? Können<br />
Sie das Vorgehen im Rahmen eines<br />
solchen Veränderungsprozesses für unsere<br />
Leser einmal beispielhaft beschreiben?<br />
ZfCM | Controlling & Management 56. Jg. 2012, H.1 19