Anmerkungen zum Diabetes - Gesundheit in Herne
Anmerkungen zum Diabetes - Gesundheit in Herne
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Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
A. <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
1. <strong>Diabetes</strong> – Was ist das?<br />
'<strong>Diabetes</strong> mellitus', umgangssprachlich auch Zuckerkrankheit genannt, ist<br />
e<strong>in</strong>e Stoffwechselerkrankung, die durch e<strong>in</strong>en Mangel an Insul<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>e<br />
herabgesetzte Empf<strong>in</strong>dlichkeit gegenüber diesem Hormon ausgelöst<br />
und aufrechterhalten wird.<br />
Insul<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird.<br />
Se<strong>in</strong>e Aufgabe ist es, den im Blut bef<strong>in</strong>dlichen Traubenzucker (Glucose)<br />
<strong>in</strong> die Körperzellen e<strong>in</strong>zuschleusen und diese mit lebensnotwendiger Energie<br />
zu versorgen. Im Erkrankungsfall stellt die Bauchspeicheldrüse<br />
ke<strong>in</strong>, beziehungsweise zu wenig Insul<strong>in</strong> her oder das körpereigene Insul<strong>in</strong><br />
ist nicht ausreichend wirksam, wodurch <strong>in</strong> die Körperzellen nicht die<br />
erforderlichen Mengen Traubenzucker gelangen. Bei Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />
steigt dadurch der Zuckergehalt im Blut (Blutzucker) über die<br />
Normalwerte an.<br />
Die Erkrankung ist chronisch, das heißt, e<strong>in</strong>e Heilung ist nicht möglich.<br />
Wird bei e<strong>in</strong>em Menschen <strong>Diabetes</strong> diagnostiziert (=festgestellt), muß er<br />
lernen, mit dieser Krankheit umzugehen und sich mit ihr dauerhaft zu<br />
arrangieren.<br />
Zwei verschiedenen Arten von <strong>Diabetes</strong> werden unterschieden:<br />
• Typ-1-<strong>Diabetes</strong><br />
Bei Typ-1-<strong>Diabetes</strong> produziert die Bauchspeicheldrüse nicht genügend<br />
oder ke<strong>in</strong> eigenes Insul<strong>in</strong>, so daß Erkrankte dauerhaft Insul<strong>in</strong><strong>in</strong>jektionen<br />
benötigen. Dieser <strong>Diabetes</strong>typ kann <strong>in</strong> jedem Alter auftreten, jedoch s<strong>in</strong>d<br />
die meisten Betroffenen bei Feststellung dieses Befundes noch unter 40<br />
Jahre alt.<br />
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• Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />
Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
Typ-2-<strong>Diabetes</strong>, der umgangssprachlich auch verharmlosend als 'Alterszucker'<br />
bezeichnet wurde, kommt sehr viel häufiger vor. Er tritt fast immer<br />
erst im Erwachsenenalter auf. Der Typ-2-<strong>Diabetes</strong> ist Folge e<strong>in</strong>er<br />
Insul<strong>in</strong>resistenz, d.h., das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insul<strong>in</strong><br />
ist nicht voll wirksam und <strong>in</strong> der Lage, das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von Zucker <strong>in</strong><br />
die Körperzellen zu vermitteln. Die Insul<strong>in</strong>wirkung an wichtigen Zielorganen<br />
wie Muskulatur, Leber und Fettgewebe bleibt hierbei also aus.<br />
Dies ist für den Betroffenen nicht unmittelbar spürbar. Der Typ-2-<br />
<strong>Diabetes</strong> entwickelt sich über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum, der meist bereits<br />
im mittleren Alter beg<strong>in</strong>nt und erst im höheren Alter nachgewiesen wird.<br />
Von daher trug er früher auch den Namen 'Altersdiabetes'.<br />
Bei vielen Menschen ist die Insul<strong>in</strong>-Unempf<strong>in</strong>dlichkeit erblich bed<strong>in</strong>gt.<br />
Daneben spielen aber auch e<strong>in</strong>e Zunahme des Körpergewichts, Fehlernährung<br />
sowie Bewegungsmangel für die Entstehung dieses <strong>Diabetes</strong>typs<br />
e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />
2. Wodurch erkenne ich <strong>Diabetes</strong>?<br />
<strong>Diabetes</strong> ist e<strong>in</strong>e Krankheit, die nicht unmittelbar spürbar ist. Sie macht<br />
sich zunächst nicht durch Schmerzen bemerkbar. Es gibt jedoch Anzeichen,<br />
die darauf h<strong>in</strong>weisen, daß es sich bei den Beschwerden um <strong>Diabetes</strong><br />
handeln könnte. Zu den Anzeichen e<strong>in</strong>es noch nicht oder schlecht<br />
e<strong>in</strong>gestellten Diabetikers gehören:<br />
� Häufiges Wasserlassen<br />
� Übermäßiger Durst<br />
� Mattigkeit, Kraftlosigkeit<br />
� Unerklärlicher Gewichtsverlust<br />
� Schlecht heilende Wunden<br />
� Häufige Infekte<br />
� Starker Juckreiz<br />
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Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
3. <strong>Diabetes</strong>folgeerkrankungen<br />
Dauernd erhöhte Blutzuckerwerte s<strong>in</strong>d verantwortlich für die Entstehung<br />
von <strong>Diabetes</strong>folgeerkrankungen, die erheblichen E<strong>in</strong>fuß auf die<br />
Lebenserwartung nehmen. Dabei stehen Gefäßerkrankungen an den<br />
großen und kle<strong>in</strong>en Blutgefäßen sowie Nervenerkrankungen im Vordergrund.<br />
Für beide Erkrankungsarten gilt, daß sie oft lange Zeit ohne große<br />
Beschwerden verlaufen, ehe es zu wirklichen Problemen kommt.<br />
Insofern kommt der regelmäßigen Kontrolle und gezielten<br />
Behandlung des <strong>Diabetes</strong> e<strong>in</strong>e große Bedeutung<br />
zu. Der '<strong>Gesundheit</strong>spaß für Diabetiker' (das kle<strong>in</strong>e<br />
"blaue Heft" der Deutschen <strong>Diabetes</strong>-Gesellschaft)<br />
dient als e<strong>in</strong>e Art Vorsorgeplan und erleichtert das Zusammenarbeiten<br />
von Arzt und Diabetiker.<br />
Zu den häufigsten <strong>Diabetes</strong>folgeerkrankungen gehören:<br />
� der diabetische Fuß<br />
� Schädigung der Nerven (Neuropathie)<br />
� Schädigung des Herz-Kreislaufsystems<br />
� Schädigung der Augen (Ret<strong>in</strong>opathie)<br />
� Schädigung der Nieren (Nephropathie)<br />
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3.1 Der diabetische Fuß<br />
Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
Die Füße e<strong>in</strong>es Diabetikers bedürfen besonderer Aufmerksamkeit, da<br />
durch Nervenschädigung (siehe unten) die Schmerzempf<strong>in</strong>dlichkeit bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
ist, so daß Fußverletzungen nicht sofort bemerkt werden.<br />
Zudem heilen nicht selten kle<strong>in</strong>e Verletzungen aufgrund von Durchblutungsstörungen<br />
schlecht. Bereits kle<strong>in</strong>ste Verletzungen können schlimme<br />
Folgen haben. Wichtig ist auch die richtige Wahl der Schuhe sowie auch<br />
der Strümpfe zur Vermeidung von Komplikationen an den Füßen. Viele<br />
Amputationen bei Diabetikern wären vermeidbar, wenn Diabetikern regelmäßig<br />
die Füße auf Verletzungen h<strong>in</strong> untersucht würden.<br />
3.2 Diabetische Nervenstörungen<br />
Die häufigste Form der diabetischen Nervenschädigungen s<strong>in</strong>d die Nervenschädigungen<br />
im Fuß (siehe oben). Gleichwohl es gibt noch weitere<br />
Nervenschäden. Hierbei handelt es sich vorwiegend um Schäden am<br />
Herz- und Gefäßsystem, am Verdauungssystem sowie an der Harnblase.<br />
Auch Muskelschwäche und Lähmungsersche<strong>in</strong>ungen können durch diabetesbed<strong>in</strong>gte<br />
Nervenschäden verursacht werden. Daneben können auch<br />
Erektions-, bzw. Lubrikationsstörungen (d.h. mangelndes Feuchtwerden<br />
der Schleimhäute an den Geschlechtsorganen) aufgrund von Schäden an<br />
Nerven und Blutgefäßen <strong>in</strong> diesen Körperregionen durch dauernd überhöhte<br />
Blutzuckerwerte auftreten.<br />
3.3 Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
Bei Menschen mit <strong>Diabetes</strong> treten häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
auf. Ursache dafür s<strong>in</strong>d die durch hohe Blutzuckerwerte bed<strong>in</strong>gten Veränderungen<br />
an den Schlagadern, die das Herz, beziehungsweise das Gehirn<br />
mit Blut versorgen. Folgen können z.B. e<strong>in</strong> Herz<strong>in</strong>farkt oder auch<br />
e<strong>in</strong> Schlaganfall se<strong>in</strong>. Insofern s<strong>in</strong>d möglichst normale Blutdruckwerte<br />
gerade für Diabetiker besonders wichtig. E<strong>in</strong>e konsequente Behandlung<br />
des Bluthochdruck verr<strong>in</strong>gert derartige Risiken.<br />
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Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
3.4 Diabetische Augenerkrankung<br />
Durch nicht gut e<strong>in</strong>gestellte Blutzuckerwerte kann das Sehvermögen bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
werden bis h<strong>in</strong> zur Erbl<strong>in</strong>dung. Durch permanent hohen<br />
Blutzucker werden die kle<strong>in</strong>en Blutgefäße der Netzhaut durch Ablagerungen<br />
des Zuckers an den Gefäßwänden beschädigt. Bluthochdruck beschleunigt<br />
den Verlauf e<strong>in</strong>er diabetischen Augenerkrankung. Regelmäßige<br />
augenärztliche Kontrollen des Augenh<strong>in</strong>tergrundes s<strong>in</strong>d daher unerläßlich.<br />
3.5 Diabetische Nierenerkrankung<br />
E<strong>in</strong> langfristig erhöhter Blutzuckerspiegel führt zur Fehlfunktion der<br />
Nieren bis h<strong>in</strong> <strong>zum</strong> Nierenversagen. Die diabetische Nierenerkrankung<br />
kündigt sich durch die Ausscheidung von kle<strong>in</strong>sten Mengen von Eiweiß<br />
im Ur<strong>in</strong> an. Der Bluthochdruck beschleunigt dabei den Verlauf e<strong>in</strong>er diabetischen<br />
Nierenerkrankung.<br />
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Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
4. Behandlung des <strong>Diabetes</strong><br />
Werden erste mögliche Anzeichen der Erkrankung wahrgenommen (vgl.<br />
Kapitel 2 'Wodurch erkenne ich <strong>Diabetes</strong>'), sollte der Hausarzt umgehend<br />
darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, damit e<strong>in</strong>e sofortige gezielte Diagnostik<br />
bzw. Untersuchung durchgeführt werden kann. Wird dabei <strong>Diabetes</strong><br />
festgestellt, wird e<strong>in</strong> sofortiger Behandlungsbeg<strong>in</strong>n notwendig. Die Behandlung<br />
und fortlaufende Therapiekontrolle im Verlauf der <strong>Diabetes</strong>erkrankung<br />
sollen Wohlbef<strong>in</strong>den und e<strong>in</strong>e möglichst hohe Lebensqualität<br />
des Betroffenen sichern helfen und das Leben verlängern.<br />
Für die verschiedenen <strong>Diabetes</strong>formen gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Obwohl die Behandlungsschwerpunkte <strong>in</strong>dividuell<br />
verschieden se<strong>in</strong> können, gibt es für die Behandlung des <strong>Diabetes</strong> e<strong>in</strong>ige<br />
allgeme<strong>in</strong> gültige Regeln:<br />
� Stabilisierung des Blutzuckers, d.h., Verh<strong>in</strong>derung von Unter- und<br />
Überzuckerung;<br />
� Verh<strong>in</strong>derung von Folgeerkrankungen an Augen, Nieren, Füßen<br />
sowie am Herz- Kreislauf-System;<br />
� die Behandlung soll die Lebensqualität des Betroffenen nicht stark<br />
m<strong>in</strong>dern.<br />
In der Stoffwechseltherapie lassen sich folgende Behandlungsformen unterscheiden:<br />
• Gesunde Ernährung (<strong>Diabetes</strong>-Diät) und Lebensführung (Bewegung)<br />
• Medikamentöse Therapie <strong>in</strong> Form von Tabletten<br />
• Insul<strong>in</strong>therapie<br />
→ Konventionelle Insul<strong>in</strong>therapie<br />
→ Intensivierte Insul<strong>in</strong>therapie<br />
→ Insul<strong>in</strong>pumpentherapie<br />
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Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
Für Menschen mit Typ-2-<strong>Diabetes</strong> beg<strong>in</strong>nt die <strong>Diabetes</strong>therapie <strong>in</strong> der<br />
Regel mit e<strong>in</strong>er Diätbehandlung. Erst wenn auf diesem Wege ke<strong>in</strong>e ausreichenden<br />
Erfolge zu erzielen s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong>e zusätzliche Tabletten- bzw.<br />
Insul<strong>in</strong>behandlung notwendig.<br />
Menschen mit <strong>Diabetes</strong> können durch entsprechende Anpassung ihrer<br />
Lebensweise, Gewichtskontrolle, sachgerechte Haut- und Fußpflege sowie<br />
durch regelmäßige Selbstkontrolle des Harn- bzw. Blutzuckers und<br />
auch des Blutdrucks selbst zu ihrer Gesunderhaltung und damit zur<br />
Vermeidung von Komplikationen ihres <strong>Diabetes</strong> beitragen.<br />
Wichtig ist dabei, daß jeder Betroffene die für ihn angemessene Therapie<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung, <strong>in</strong> der sich Ärzte und Fachpersonal sehr gut mit<br />
<strong>Diabetes</strong> auskennt, erlernt.<br />
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5. Diabetikerschulung<br />
Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
Die Schulung e<strong>in</strong>es Diabetikers durch geeignetes Fachpersonal ist<br />
Grundbed<strong>in</strong>gung für den Erfolg jeder <strong>Diabetes</strong>therapie. E<strong>in</strong> geschulter<br />
Patient kann entscheidend <strong>zum</strong> Therapieerfolg beitragen, sowohl was die<br />
Stoffwechsele<strong>in</strong>stellung als auch was die Vermeidung von Spätkomplikationen<br />
anbelangt. Dies gilt auch für den Typ-2-<strong>Diabetes</strong>, bei dem – e<strong>in</strong>e<br />
entsprechende Motivation und Information des Patienten vorausgesetzt<br />
– möglicherweise das Therapieziel auch ohne Medikamente erreicht<br />
werden kann.<br />
Geschulte Diabetiker haben nachweislich e<strong>in</strong>e dauerhaft bessere Stoffwechsele<strong>in</strong>stellung,<br />
weniger und kürzere Krankenhausaufenthalte und<br />
weniger Komplikationen. Sie müssen seltener vorzeitig berentet werden<br />
und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Lebensqualität durch weniger E<strong>in</strong>schränkungen belastet.<br />
Der Begriff 'Schulung' soll dabei nicht an Unterrichtsmethoden alter<br />
Schulzeiten er<strong>in</strong>nern, sondern vielmehr als Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g verstanden werden,<br />
bei dem der Betroffene <strong>in</strong> die Lage versetzt werden soll, eigenverantwortlich<br />
und selbständig mit se<strong>in</strong>em <strong>Diabetes</strong> umgehen zu können. Genau<br />
wie e<strong>in</strong> Führersche<strong>in</strong> <strong>zum</strong> Autofahren benötigt wird, soll die <strong>Diabetes</strong>-Schulung<br />
die Grundlage schaffen, mit e<strong>in</strong>er <strong>Diabetes</strong>-Erkrankung gut<br />
leben zu können, d.h., trotz der Erkrankung e<strong>in</strong>e gute Lebensqualität zu<br />
bewahren. Durch e<strong>in</strong>e Schulung soll gelernt und tra<strong>in</strong>iert werden, wie<br />
man selbst zur Realisierung der Therapieziele beitragen kann.<br />
<strong>Diabetes</strong>-Schulungen werden sowohl <strong>in</strong> ambulanter als auch stationärer<br />
Form angeboten.<br />
Stationäre Schulungen s<strong>in</strong>d <strong>zum</strong>eist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kl<strong>in</strong>ikaufenthalt <strong>in</strong>tegriert.<br />
Die Teilnahme an e<strong>in</strong>er Patienten-Schulung selbst ist nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />
e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>weisungsgrund für den Krankenhausaufenthalt. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus besteht auch die Möglichkeit, unmittelbar im Anschluß an e<strong>in</strong>en<br />
Krankenhausaufenthalt ambulant an e<strong>in</strong>em Schulungsprogramm der<br />
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Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
Kl<strong>in</strong>ik teilzunehmen, d.h. im Rahmen der sogenannten poststationären<br />
Betreuung.<br />
Ambulante Schulungen werden von niedergelassenen Ärzten durchgeführt.<br />
Der Schulungsteilnehmer kommt dazu für den Unterricht <strong>in</strong> die<br />
Praxis und bleibt ansonsten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em normalen Alltag e<strong>in</strong>gebunden.<br />
Beide Formen haben Vor- und Nachteile. Die Schulung sollte auf jeden<br />
Fall den Bedürfnissen des Schulungsteilnehmers entsprechen. Die E<strong>in</strong>beziehung<br />
des Hausarztes bei dieser Entscheidung ist durchaus ratsam.<br />
Die Qualität der <strong>Diabetes</strong>schulung sollte aber <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong> grundlegendes<br />
Kriterium se<strong>in</strong>. Daher ist es s<strong>in</strong>nvoll, für die Schulung e<strong>in</strong>e qualifizierte<br />
E<strong>in</strong>richtung auszuwählen. Je höher die Qualität des Schulungsangebotes<br />
ist, desto besser ist Ihr Schulungserfolg, und um so besser wirkt<br />
sich die Schulung auf Ihren <strong>Gesundheit</strong>szustand, d.h. auf die Qualität Ihrer<br />
Blutzuckere<strong>in</strong>stellung und die Angemessenheit der Lebensumstellung<br />
aus.<br />
Die Deutsche <strong>Diabetes</strong>-Gesellschaft hat zu diesem Zweck Qualitätsrichtl<strong>in</strong>ien<br />
aufgestellt. Behandlungse<strong>in</strong>richtungen, die diesem Anforderungskatalog<br />
entsprechen, werden als Behandlungse<strong>in</strong>richtung für Typ-1- bzw.<br />
Typ-2-Diabetiker anerkannt.<br />
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Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
6. <strong>Diabetes</strong>-Schwerpunktpraxen<br />
Schwerpunktpraxen für Diabetiker s<strong>in</strong>d Arztpraxen, die sich auf die Behandlung<br />
von <strong>Diabetes</strong> spezialisiert haben. Dabei handelt es sich um<br />
Allgeme<strong>in</strong>ärzte, Praktische Ärzte oder Internisten. Die Anerkennung als<br />
<strong>Diabetes</strong>-Schwerpunktpraxis erfolgt durch die Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung.<br />
Um als Schwerpunktpraxis anerkannt zu werden, müssen <strong>in</strong> der<br />
Praxis verschiedene personelle, räumliche und qualitätssichernde Voraussetzungen<br />
erfüllt se<strong>in</strong>:<br />
• der Arzt/die Ärzt<strong>in</strong> muß e<strong>in</strong>e spezielle Zusatzqualifikation erworben<br />
haben und führt die Bezeichnung Diabetologe DDG der Deutsche<br />
<strong>Diabetes</strong>-Gesellschaft;<br />
• die Praxis verfügt über qualifiziertes Schulungspersonal (<strong>Diabetes</strong>-<br />
Berater DDG / <strong>Diabetes</strong>-Assistent DDG);<br />
• e<strong>in</strong> Raum für Gruppenschulungen steht der Praxis zur Verfügung;<br />
• die Versorgung diabetischer Füße muß gewährleistet se<strong>in</strong>;<br />
• e<strong>in</strong>e regelmäßige Überprüfung der (anonymisierten) Behandlungsergebnisse<br />
(Qualitätskontrolle) f<strong>in</strong>det statt.<br />
Schwerpunktpraxen müssen Leistungen erbr<strong>in</strong>gen, die nichtspezialisierte<br />
Praxen nicht erbr<strong>in</strong>gen können. Neben der Stoffwechsele<strong>in</strong>stellung sowie<br />
der Diagnostik und Verlaufskontrolle von Folgeschäden gehört zu<br />
den Leistungen e<strong>in</strong>er Schwerpunktpraxis <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das Angebot<br />
spezieller Schulungen für Diabetiker. Ziel ist es, durch Aufklärung und<br />
Hilfe zur Selbsthilfe mediz<strong>in</strong>ische Komplikationen im Zusammenhang<br />
mit <strong>Diabetes</strong> zu verr<strong>in</strong>gern um somit auch die Zahl stationärer Aufenthalte<br />
zu reduzieren.<br />
Im allgeme<strong>in</strong>en arbeiten Hausarzt und Schwerpunktpraxis zusammen.<br />
Nach Abschluß der Behandlung bzw. der Schulung <strong>in</strong> der Schwerpunktpraxis<br />
werden die Patienten dann wieder von ihrem Hausarzt weiterbetreut.<br />
Die Kosten der Behandlung und Schulung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Diabetes</strong>-<br />
Schwerpunktpraxis werden von den Krankenkassen übernommen.<br />
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Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
Kritische Phasen der Erkrankung können se<strong>in</strong>:<br />
� Erstmaliges Erkennbarwerden der Erkrankung (Erstmanifestation)<br />
� Anhaltend schlechte Blutzuckere<strong>in</strong>stellung<br />
� Umstellung der Medikamente (z.B. von Tabletten auf Insul<strong>in</strong>)<br />
� Technische oder Anwendungsprobleme mit Meßgeräten / Pens<br />
� Fußkomplikationen und andere Folgeschäden<br />
� Probleme mit häufiger Unterzuckerung<br />
Die Schulung der Patienten hat bei der Behandlung von <strong>Diabetes</strong>, wie<br />
bereits beschrieben, e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert. Die Vorteile e<strong>in</strong>er ambulanten<br />
E<strong>in</strong>stellung und Schulung s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong> zu sehen, daß Patienten somit<br />
lernen können, Schulungs<strong>in</strong>halte <strong>in</strong> ihrem gewohnten Umfeld, also<br />
unter häuslichen Bed<strong>in</strong>gungen, umzusetzen. Dabei können sich auch<br />
Angehörige an der Schulung beteiligen, was gerade bei Fragen der Ernährungsumstellung<br />
wünschenswert ist. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d geschulte<br />
Angehörige <strong>in</strong> der Lage, <strong>in</strong> Notfällen (z.B. Unterzuckerung) Hilfe geben<br />
zu können.<br />
Behandlungsangebot für Typ-2 Diabetiker <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Diabetes</strong>-Schwerpunktpraxis:<br />
• E<strong>in</strong>stellung des Stoffwechsels<br />
• Patientenschulung (<strong>in</strong> Gruppen oder e<strong>in</strong>zeln)<br />
• spezifische Fußkontrolle und -versorgung<br />
• Diagnostik und Therapie von diabetesbed<strong>in</strong>gten Komplikationen<br />
(Augen, Niere, Durchblutungsstörungen)<br />
Neben e<strong>in</strong>er für den Patienten optimalen E<strong>in</strong>stellung der Blutzuckerwerte<br />
werden verschiedene Schulungsprogramme angeboten, die auf die jeweilige<br />
Patienten- bzw. Schulungsgruppe zugeschnitten s<strong>in</strong>d.<br />
Bei den Schulungen für Typ-2-Diabetiker lernen Sie<br />
� etwas über Ursachen und Entwicklung (Folgeerkrankungen) der Erkrankung,<br />
� wie Sie richtig e<strong>in</strong>kaufen, kochen und sich ernähren,<br />
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Teil A: <strong>Anmerkungen</strong> <strong>zum</strong> <strong>Diabetes</strong><br />
� wie Sie Blut- und Harnzuckertests selbst durchführen können,<br />
� wie Sie Haut und Füße pflegen und kontrollieren,<br />
� wie Insul<strong>in</strong> bzw. blutzuckersenkende Tabletten wirken,<br />
� wie Sie e<strong>in</strong>e Insul<strong>in</strong>behandlung selbständig durchführen,<br />
� wie Sie e<strong>in</strong>e Unterzuckerung vermeiden,<br />
� wie Sie Ihren Blutdruck überprüfen,<br />
� was <strong>in</strong> besonderen Situationen (z.B. Reisen, Krankheit) zu beachten<br />
ist.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus arbeiten Schwerpunktpraxen mit Orthopädie-<br />
Schumacher-Meistern und mit auf <strong>Diabetes</strong> spezialisierten mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Fußpflegern eng zusammen, damit Patienten mit besonderen Fußproblemen<br />
unmittelbar weiterversorgt werden können.<br />
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