NS-Belastete von der Ostalb - Informationsmittel für Bibliotheken
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den“ bestehe daher im „demokratischen Rechtsstaat keinerlei Veranlassung.<br />
Konsequenzen aus dieser Einsicht wären wünschenswert“ (S. 219).<br />
Angesichts aktueller medienwirksamer Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwischen<br />
den Produzenten eines Rommel-Spielfilms und <strong>der</strong> Familie Rommel sowie<br />
befremdlicher Diskussionen um das Rommel-Denkmal in Rommels Geburtsstadt<br />
Heidenheim an <strong>der</strong> Brenz ist ablesbar, daß diese Konsequenzen<br />
wohl noch eine Weile auf sich warten lassen werden. Um so wichtiger bleibt<br />
die Bedeutung gut dokumentierter, kluger Texte, wie Proske ihn über Rommel<br />
o<strong>der</strong> Wolfgang Mährle im neuesten Band <strong>der</strong> Württembergischen<br />
Biographien 4 vorgelegt hat. Letztlich kommen beide Autoren zu dem Befund,<br />
daß die Diskussion um Rommel so zäh und heftig ist, weil sich in ihm<br />
jahrzehntelang das mittlerweile falsifizierte Bild <strong>von</strong> <strong>der</strong> „sauberen Wehrmacht“<br />
idealtypisch verdichtete. Generationenübergreifende Lebenslügen<br />
sind schwer zu liquidieren.<br />
Proskes Einleitungsaufsatz Soll man das Vergangene ruhen lassen? wirft<br />
mehrere Fragen auf, die pointierter kaum sein könnten - wie etwa „Sozialer<br />
Friede durch Amnes(t)ie?“ (S. 9), womit ein Leitmotiv des Bandes dokumentiert<br />
ist: unangenehme Fragen zu stellen und sich um nüchterne Antworten<br />
zu bemühen. Das ist immer ein heikles Unterfangen, dem we<strong>der</strong> Proske<br />
noch die an<strong>der</strong>en Autoren aus dem Wege gehen. Nein, man soll, man darf<br />
das Vergangene nicht ruhen lassen, und nur das Wissen um die Fakten<br />
führt zur Selbstbesinnung.<br />
Zu den vorgestellten „<strong>NS</strong>-<strong>Belastete</strong>n <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Ostalb</strong>“ gehören <strong>der</strong> aus Gerstetten<br />
stammende und <strong>von</strong> Alfred Hoffmann porträtierte Gottlob Berger<br />
(1897 - 1975), Chef des SS-Hauptamts und General <strong>der</strong> Waffen-SS, ein bie<strong>der</strong>er<br />
Lehrer, <strong>der</strong> zu höchsten Würden im Dritten Reich aufstieg. Wolfgang<br />
Proske demaskiert den aus Ellwangen stammenden „Blutrichter schlimmster<br />
Sorte“ Hermann Cuhorst (1899 - 1991) als den perversen „furchtbaren Juristen“,<br />
<strong>der</strong> er war. Als Senatspräsident beim Oberlandesgericht Stuttgart und<br />
(1937 - 1944) Vorsitzen<strong>der</strong> des „Son<strong>der</strong>gerichts“ erfüllte <strong>der</strong> einstige „Freikorpskämpfer“<br />
Cuhorst alle Hoffnungen, die seitens <strong>der</strong> Parteileitung in ihn<br />
gesetzt wurden. Seine Entnazifizierungsgeschichte liest sich wie ein Stück<br />
aus dem Lehrbuch. Obwohl 1949 zu Arbeitslager verurteilt, erfolgte bereits<br />
1950 seine Entlassung. Cuhorsts Rehabilitierungsversuche scheiterten jedoch<br />
- letzteres im Gegensatz zu vielen an<strong>der</strong>en Justizmör<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>NS</strong>-Zeit.<br />
In <strong>der</strong> Todesanzeige hieß es „Selig, die um <strong>der</strong> Gerechtigkeit willen verfolgt<br />
werden; denn ihnen gehört das Himmelreich“.<br />
4 Württembergische Biographien : unter Einbeziehung hohenzollerischer Persönlichkeiten<br />
/ im Auftrag <strong>der</strong> Kommission <strong>für</strong> Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg<br />
hrsg. <strong>von</strong> Maria Magdalena Rückert. - Stuttgart : Kohlhammer. -<br />
25 cm [9129]. - Bd. 2 (2011). - XXV, 358 S. - XXV, 358 S. - ISBN 978-3-17-<br />
021530-6 : EUR 27.00. - Hier S. S. 233 - 237. - Eine Rezension in IFB ist vorgesehen.