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Eintauchen in die Frauenseele - Lio Elfie Payer

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92<br />

Der Delph<strong>in</strong> auf der<br />

Schlangen<strong>in</strong>sel<br />

Tiefe Ruhe breitete sich über <strong>die</strong> hügelige<br />

Landschaft des Küstenstriches von<br />

Suchmich. Der W<strong>in</strong>d bewegte <strong>die</strong> Blätter<br />

der Maulbeerbäume und <strong>die</strong> Sonne streifte<br />

<strong>die</strong> Stirne der sitzenden Gestalt, <strong>die</strong> sich<br />

auf dem Felsen <strong>in</strong> der Nähe des Meeresufers<br />

niedergelassen hatte und voll Hoffnung<br />

über <strong>die</strong> blaue, tröstende Wellenlandschaft<br />

schaute.<br />

Sie wusste nicht, wie sie <strong>die</strong> Landschaft<br />

beschreiben sollte. Eigenartig fremd und<br />

weit weg. E<strong>in</strong> knorriger Baumstamm. E<strong>in</strong><br />

verdorrter Hagebuttenstrauch. Die Luft<br />

stand still und legte sich auf <strong>die</strong> Nasenflügel.<br />

Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht mehr<br />

atmen konnte. Der Herzschlag verlangsamte<br />

sich und sie horchte auf das Beben <strong>in</strong><br />

ihrem Inneren. Der Brustkorb hob und<br />

senkte sich. Irgend etwas zog sie zu Boden.<br />

Sie verlor das Bewusstse<strong>in</strong>.<br />

Fünfzehn Milliarden Jahre vor unserer Zeit<br />

erhob sich das Licht und umfloss <strong>die</strong> Gestalt,<br />

<strong>die</strong> sich im Spiegelbild zeigte. Hochgereckte<br />

Brüste, wallendes Haar bis zu den<br />

Hüften. Die Venus, <strong>die</strong> vor den Teufelsfüßen<br />

kam. Der Lichtkranz hüllte ihre Gestalt<br />

e<strong>in</strong>, breitete sich über <strong>die</strong> ganze Welt<br />

wie e<strong>in</strong> Schleier des Entzückens.<br />

Am unteren Ende <strong>die</strong>ser Welt erhoben sich<br />

<strong>die</strong> Teufelsfüße. Schwarze Klauen, <strong>die</strong> Gehörnten.<br />

Grau wurde alles, was vorher Weiß<br />

und Schwarz war. Grau wie das Gefieder<br />

der Taube. Solange sie ihre Flügel und ihr<br />

Gefieder <strong>in</strong> Weiß flattern ließ, gab es Frieden<br />

auf <strong>die</strong>ser Erde, <strong>die</strong> nach sovielen Milliarden<br />

Jahren wie durch e<strong>in</strong> Wunder hervorkam.<br />

Wir suchen unsere Spuren umsonst. Wir<br />

tappen im Dunklen. Ungeschickte Pfoten<br />

tasten sich nach vorne. Abgehobene Gedanken<br />

knoten sich zu merkwürdigen<br />

Gedankengebilden. Ohne Zusammenhang<br />

mit dem Ursprung. Fremd und unwirklich.<br />

Dicke Schleier senken sich über das<br />

Bewusstse<strong>in</strong> des kosmischen Geschehens.<br />

Und wieder wird <strong>die</strong> Welt aufgeteilt <strong>in</strong><br />

Schwarz und Weiß. In das Gute und <strong>in</strong> das<br />

Böse. In Gott und Teufel. E<strong>in</strong>e w<strong>in</strong>zige<br />

Gestalt kauert am Boden. Die Ellebogen<br />

auf <strong>die</strong> nasse Erde gestemmt. Große blaue<br />

Tränen quellen aus den Augen. Der Mond<br />

ist verzerrt und e<strong>in</strong> Hilfeschrei entr<strong>in</strong>gt sich<br />

ihm. Die Luft vibriert. Der Himmel bewölkt<br />

sich und dichthängende Nebel, <strong>die</strong><br />

ke<strong>in</strong> Licht durchlassen hüllen <strong>die</strong> ängstliche<br />

Kreatur e<strong>in</strong>.<br />

Tautropfen legen sich auf <strong>die</strong> langen Zoten.<br />

Stampfen mit aller Gewalt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Erde.<br />

Langsam kriecht e<strong>in</strong> Etwas im Schlamm<br />

dah<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> riesiges Tor tut sich auf. Wie das<br />

Tor e<strong>in</strong>es Stalles, durch das man später das<br />

Vieh treiben würde. E<strong>in</strong> riesiger Körper,<br />

alles verschluckend steht da. Breitbe<strong>in</strong>ig.<br />

Die Knie deuten nach Norden und Süden.<br />

Das Herz pocht. Die Lippen wölben sich<br />

wulstig wie das Maul e<strong>in</strong>es Riesenwals.<br />

Dampfende heiße Luft strömt nach draußen<br />

und formt Wolken. So wie <strong>die</strong> riesige<br />

Kröte ihren Körper bläht, so bläht sich <strong>die</strong><br />

Oberlippe. Langsam öffnet sich der Mund<br />

und <strong>die</strong> Kreatur kriecht langsam nach vorne.<br />

Der Kopf ist e<strong>in</strong>gedrungen und wie<br />

schlangenartig aufgesogen vom Leben.<br />

Zähne schieben sich <strong>in</strong> das nasse Wesen<br />

und ziehen es <strong>in</strong> <strong>die</strong> Wärme der Höhle. E<strong>in</strong>

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