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Stefan Teppert, Genozid in Titos Jugoslawien - Kulturportal West Ost

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und Schreiben verstanden wissen. Er wollte der Welt die Augen öffnen über den aus „Raubgelüst“<br />

begangenen und selbst von der UNO totgeschwiegenen Völkermord an den Deutschen<br />

<strong>Jugoslawien</strong>s, über die „unsägliche Brutalität e<strong>in</strong>es Josip Broz, genannt Tito, und Konsorten“<br />

und die Tyrannei der „satten Bonzen der Partei“ 57 , gegen die sich das Volk nicht erhob,<br />

wie er es stets erhofft und anzustoßen versucht hatte.<br />

1989 erschien se<strong>in</strong> Mahnruf. Dieser Band mit Gedichten und kurzen Prosastücken füllt e<strong>in</strong>e<br />

Lücke, weil nur äußerst wenige Veröffentlichungen, die vom Unheil der Schwaben <strong>in</strong> <strong>Jugoslawien</strong><br />

berichten, von donauschwäbischen Autoren stammen, die erst Mitte der sechziger<br />

Jahre <strong>in</strong> die BRD umsiedelten. Die Auslieferung se<strong>in</strong>es Buches hat Hodschager nicht mehr<br />

erlebt, er starb am 30. März, am Abend zuvor.<br />

Alois und Georg<strong>in</strong>e König, beide <strong>in</strong> Kroatien <strong>in</strong> deutschen Familien geboren, erzählen <strong>in</strong> ihrem<br />

Roman Die Tage der ungesäuerten Brote (Dani beskvasnoga kruha, 1992) von den<br />

Kriegs- und Nachkriegsschrecken der deutschen M<strong>in</strong>derheit, die die Autoren als K<strong>in</strong>der selber<br />

durchgemacht haben. Die Hauptgestalt des Romans ist Elisabeth Müller, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>en Dorf nahe Zagreb aufwächst, die Verfolgungen zuerst der Zigeuner, Serben und<br />

Kommunisten, später der Deutschen miterlebt und überlebt und schließlich nach Deutschland<br />

aussiedelt, um sich dort zu <strong>in</strong>tegrieren. Der Roman bietet Umrisse e<strong>in</strong>er der Ideologie<br />

entzogenen Geschichtsschreibung, die Möglichkeiten zur donauschwäbischen Identitätssicherung<br />

bereitstellen kann, wie e<strong>in</strong> kroatiendeutscher Interpret me<strong>in</strong>t. 58 Nachdem die akademisch<br />

gebildeten und tätigen Autoren <strong>in</strong> Zagreb e<strong>in</strong>e Buchhandlung eröffnet hatten, wollten<br />

sie ihre Tätigkeit auf das Herausgeben und Drucken von Büchern ausweiten, bekamen<br />

aber deswegen Probleme mit den Behörden. In der Arbeit lahmgelegt, beschlossen sie 1986,<br />

nach Deutschland auszuwandern. In Hemm<strong>in</strong>gen bei Stuttgart gründeten sie e<strong>in</strong>en eigenen<br />

Verlag, <strong>in</strong> dem 1992 auch ihr geme<strong>in</strong>samer Roman auf deutsch erschien.<br />

E<strong>in</strong>er der Beweggründe für Rita Prost-Pertschy, ihr Buch Das Heimweh der Simon Rita<br />

(1994) aus der deutschen <strong>in</strong> die serbische Sprache übersetzen zu lassen, war die unerträglich<br />

verzerrte Darstellung der Deutschen <strong>Jugoslawien</strong>s <strong>in</strong> dortigen Veröffentlichungen. Speziell<br />

störte sie sich an den dick aufgetragenen Lügen, wie sie <strong>in</strong> der 1991 erschienenen Monographie<br />

über die Geme<strong>in</strong>de Bački Gračac – so heißt ihr Heimatort Filipowa seit 1948 – über die<br />

ehemaligen deutschen E<strong>in</strong>wohner verbreitet werden. Dort heißt es etwa, daß die Deutschen<br />

Filipowa vom 9. bis 12. Oktober 1944 vollständig evakuierten und im festen Glauben an e<strong>in</strong>e<br />

baldige Rückkehr ihre gesamte, im Laufe von zwei Jahrhunderten erarbeitete Habe e<strong>in</strong>schließlich<br />

der nicht abgeernteten Felder e<strong>in</strong>fach zurückließen. Nach e<strong>in</strong>em Jahr sei das völlig<br />

leere Dorf mit armen Menschen aus e<strong>in</strong>em Teil der im Krieg geschundenen Lika neu besiedelt<br />

worden. Mit solcher und ähnlicher Geschichtsfälschung wurde die zu e<strong>in</strong>em großen<br />

Teil ahnungslose Bevölkerung <strong>Jugoslawien</strong>s <strong>in</strong> der gesamten Nachkriegszeit abgespeist. E<strong>in</strong><br />

Klima der Repression und Verängstigung verh<strong>in</strong>dert teilweise bis heute, daß die verordnete<br />

Ideologie öffentlich h<strong>in</strong>terfragt wird. Mit großer Dankbarkeit greifen die Menschen <strong>in</strong> der<br />

Wojwod<strong>in</strong>a aber nach Informationsquellen, die ihnen die Geschichte ihrer Heimat aus e<strong>in</strong>er<br />

bisher tabuisierten Perspektive erzählen und ihnen die Augen für die Wahrheit öffnen. Noch<br />

s<strong>in</strong>d diese Quellen so selten und kostbar wie Oasen. Durch etliche Leserzuschriften aus Serbien<br />

an die Autor<strong>in</strong> hat es sich erwiesen, daß ihr Buch nicht nur gelesen wird, übrigens auch<br />

57<br />

Ebenda: „Unversöhnt“, S. 23; „Bundesrepublik“, S. 35 f.; „Darüber kann man nie genug schreiben“, S. 56;<br />

„Zeitungsverkäufer“, S. 27<br />

58<br />

Goran Beus Richembergh: Alois und Georg<strong>in</strong>e König: Dani beskvasnoga kruha / Tage des hefelosen Brotes, <strong>in</strong>:<br />

Geschichte, Gegenwart und Kultur der Donauschwaben. Texte aus dem Jahresprogramm 1993 der Landsmannschaft<br />

der Donauschwaben Bundesverband, S<strong>in</strong>delf<strong>in</strong>gen 1993, Heft 4, S. 176-178<br />

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