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Stefan Teppert, Genozid in Titos Jugoslawien - Kulturportal West Ost

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Daß der Endredakteur offenbar vergessen hat, das Silbentrennungsprogramm zu aktivieren,<br />

ist e<strong>in</strong> Wermutstropfen, der aber durch das gefällige, ja fasz<strong>in</strong>ierende Äußere des Buches<br />

mehr als aufgewogen wird. E<strong>in</strong>em Freundschaftsdienst verdanken sich die vier Gemälde des<br />

<strong>in</strong>ternational bekannten, aus Werschetz stammenden Künstlers Robert Hammerstiel, die<br />

E<strong>in</strong>band und Vorsatz zieren, auch sie verarbeiten traumatische Lagererlebnisse.<br />

So s<strong>in</strong>d diese wegen ihrer großen Offenheit sympathisch berührenden, spannend geschriebenen<br />

und außerordentlich lehrreichen Aufzeichnungen e<strong>in</strong> Mehrfaches <strong>in</strong> E<strong>in</strong>em: Heimatbuch<br />

und Autobiographie, Zeitzeugenschaft e<strong>in</strong>es Davongekommenen und Geschichtskompendium,<br />

der Versöhnung zwischen Serben und Donauschwaben gewidmetes Vermächtnis,<br />

Mahnmal und Herausforderung für Heutige und Künftige. Kurz: e<strong>in</strong> pädagogisch überaus<br />

wertvolles und lesenswertes, e<strong>in</strong> politisch bedeutsames Buch! Nach der bahnbrechenden<br />

Publikation „E<strong>in</strong> Volk an der Donau“ von Nenad <strong>Stefan</strong>ović wiederum e<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> gegen<br />

das Schweigen und Vertuschen <strong>in</strong> Serbien, aber nicht nur dort! E<strong>in</strong> unentbehrliches Hilfsmittel,<br />

um e<strong>in</strong>e der schwersten Hypotheken abzubauen, die Europa aus e<strong>in</strong>er unseligen Vergangenheit<br />

auch heute noch belastet. Denn trotz Enttabuisierung der Themen Vertreibung und<br />

Völkermord stoßen Versuche der Landsmannschaft, auf den Massengräbern der e<strong>in</strong>stigen<br />

Konzentrationslager Denkmäler zu errichten, immer noch auf Widerstand, immer noch will<br />

e<strong>in</strong> großer Teil der serbischen Bevölkerung nichts von dem geschehenen Unrecht wissen,<br />

immer noch gibt es ke<strong>in</strong>e offizielle Stellungnahme von Regierungsseite zum <strong>Genozid</strong> an den<br />

Donauschwaben, selbst die AVNOJ-Gesetze, 1942-45 erlassen, um die <strong>Jugoslawien</strong>deutschen<br />

zum Abschuß freizugeben, existieren nach wie vor. <strong>Stefan</strong> Barths Buch ist daher zu wünschen,<br />

daß es diejenige Verbreitung f<strong>in</strong>det, die es um der Völkerverständigung, um des Friedens<br />

willen verdient. 60<br />

3. Ausgewählte Positionen <strong>in</strong> der jugoslawischen bzw. serbischen oder kroatischen und<br />

ungarischen Literatur<br />

Nach 1945 erlangte das Genre der „Partisanenerzählung“ oder der „Prosa des nationalen<br />

Befreiungskampfes“, wie es <strong>in</strong> der offiziösen Term<strong>in</strong>ologie heißt, <strong>in</strong> der Literatur aller jugoslawischen<br />

Nationen und Nationalitäten e<strong>in</strong>e außerordentliche Bedeutung. Im sogenannten<br />

„sozialistischen Realismus“ wurde der heldenhafte Abwehrkampf der Partisanen gegen den<br />

Nationalsozialismus verherrlicht, während freilich die Schattenseiten der Vergangenheit fast<br />

vollständig ausgeblendet blieben, was die Schundliteratur ausufern ließ. Über die Verbrechen,<br />

die <strong>in</strong> <strong>Jugoslawien</strong> aus ethnischen Motiven, aus nationalistischem Wahn, aus Rache,<br />

religiösem Fanatismus und der Gier, sich über das Blut des anderen <strong>in</strong> den Besitz se<strong>in</strong>es Bodens<br />

zu setzen, nicht nur gegenüber Donauschwaben verübt wurden, durfte nach 1945 nicht<br />

gesprochen werden. Tito verordnete denen, die er zur Ausrottung der Deutschen des Landes<br />

legitimiert hatte, und von denen, die sich gegenseitig hatten vernichten wollen und von ihm<br />

daran geh<strong>in</strong>dert wurden – geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d die Serben und Kroaten –, den gleichen nicht mehr<br />

ethnisch, sondern staatsbürgerlich verstandenen Jugoslawismus, e<strong>in</strong>e soziale Utopie des<br />

südslawischen Völkerfriedens, der auch das Schweigen darüber e<strong>in</strong>schloß, was geschehen<br />

war. Die Verteufelung der ausgerotteten Donauschwaben und ihre Gleichsetzung mit dem<br />

faschistischen Fe<strong>in</strong>d gehörte ebenso zum Programm der Sowjetisierung <strong>Jugoslawien</strong>s wie die<br />

alle Südslawen betreffende Auslöschung des Bildungs-, Geld- und Industriebürgertums, die<br />

60 <strong>Stefan</strong> <strong>Teppert</strong>: Versöhnende Kraft e<strong>in</strong>er geborenen Mittlerfigur. Lebensbericht e<strong>in</strong>es Donauschwaben, Besprechung<br />

des Buches von <strong>Stefan</strong> Barth: E<strong>in</strong> Junge aus der Nachbarschaft, Verlag der Donauschwäbischen Kulturstiftung,<br />

München 2007, 323 S., <strong>in</strong>: Deutscher <strong>Ost</strong>dienst (DOD), Bonn 2/2008, S. 23 f.<br />

30

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