3D/6D-Visionsysteme und Lasermessverfahren in der Robotik und ...
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J. Wollnack – <strong>3D</strong>/<strong>6D</strong>-<strong>Visionsysteme</strong> <strong>und</strong> <strong>Lasermessverfahren</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Robotik</strong> <strong>und</strong> Fertigungstechnik <strong>der</strong> Luftfahrt<strong>in</strong>dustrie<br />
Die Genauigkeitsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Robotik</strong> <strong>und</strong> Flugzeugmontage<br />
erzw<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Weitw<strong>in</strong>kelobjektiven<br />
e<strong>in</strong>e Modellierung <strong>der</strong> L<strong>in</strong>senverzerrungen. Zudem<br />
s<strong>in</strong>d die Modelle dreidimensionaler videometrischer<br />
Messsysteme sensibel h<strong>in</strong>sichtlich numerischer Rangdefekte,<br />
was bei e<strong>in</strong>er nicht strukturierten hierarchischen<br />
Systemkalibrationsstrategie typischerweise nicht zu den<br />
angestrebten Genauigkeiten führt. Trotz dieser schwierigen<br />
Randbed<strong>in</strong>gungen lässt sich e<strong>in</strong>e vollautomatische<br />
Systemkalibration realisieren.<br />
In <strong>der</strong> Praxis werden hierfür preiswerte <strong>und</strong> robuste Lösungen<br />
benötigt, die marktgängige Kamerasysteme e<strong>in</strong>setzen.<br />
Das Verfahren muss zudem „werkergerecht“<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>fach bedienbar se<strong>in</strong>.<br />
2 Ansatz<br />
In <strong>der</strong> videometrisch geführten roboterunterstützen Fertigungs-<br />
<strong>und</strong> Montagetechnik s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe von Koord<strong>in</strong>atensystemen<br />
<strong>und</strong> Modellen entsprechend Abb. 2 heranzuziehen.<br />
Für die <strong>3D</strong>-Videometrie werden Multikameramodelle<br />
bzw. Zweikameramodelle e<strong>in</strong>gesetzt. Das diesen<br />
Modellen zugr<strong>und</strong>e liegende Kameramodell basiert auf<br />
den Arbeiten von Tsai <strong>und</strong> Lenz [19]. Die Relationen zwischen<br />
den kartesischen Koord<strong>in</strong>atensystemen werden mittels<br />
homogenen Koord<strong>in</strong>atentransformationen mit sechs<br />
Freiheitsgraden <strong>der</strong> Pose beschrieben. Drei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Position<br />
<strong>und</strong> drei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Orientierung.<br />
Das Robotermodell sollte mittels Denavit-Hartenberg-<br />
Achsmodellen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en je nach Achsübergang geeigneten<br />
Modellen charakterisiert werden [1, 6, 12, 15, 17,<br />
29, 30, 33]. Anstatt serieller lassen sich auch parallele<br />
K<strong>in</strong>ematiken e<strong>in</strong>setzen. Bei ihnen erfolgt die Kalibration<br />
jedoch über die k<strong>in</strong>ematische <strong>in</strong>verse Transformation.<br />
Ausgehend von <strong>der</strong> Problemstellung liegt somit folgende<br />
Situation vor:<br />
– <strong>3D</strong>-Kamerasystem unkalibriert (Zweikamerasystem)<br />
– Mess- zu TCP-KOS unbekannt (TCP: ¼ Tool Center<br />
Po<strong>in</strong>t, KOS: ¼ Koord<strong>in</strong>atensystem)<br />
– Greifer- zu TCP-KOS unbekannt<br />
– Objekt- zu Roboter-KOS unbekannt<br />
– Pose lokaler Objektmerkmale unbekannt (Fertigungstoleranzen)<br />
o<strong>der</strong> Pose des Objekt unbekannt<br />
– Robotersteuerung teil- o<strong>der</strong> unkalibriert<br />
Abb. 2: Sensor-Roboter-Weltmodell<br />
Unbekannt bzw. unkalibriert bedeutet <strong>in</strong> diesem Zusammenhang,<br />
dass die Parameter des Modells nicht mit <strong>der</strong><br />
erfor<strong>der</strong>lichen Genauigkeit aus konstruktiven Daten ableitbar<br />
s<strong>in</strong>d. Im Allgeme<strong>in</strong>en ist e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong><br />
Fertigungstoleranzen sowohl technisch als auch wirtschaftlich<br />
nicht zielführend.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist e<strong>in</strong>e Kalibration <strong>der</strong> parametrischen<br />
Modelle erfor<strong>der</strong>lich. Hierzu wird die nicht l<strong>in</strong>eare<br />
Parameteridentifikationsaufgabe als M<strong>in</strong>imierungsproblem<br />
formuliert. Die L<strong>in</strong>earisierung des vektoriellen Residuums<br />
führt unmittelbar auf das allgeme<strong>in</strong>e Newton-<br />
Verfahren. Die numerische Umsetzung dieses Algorithmus<br />
kann z.B. mit dem Powell-Verfahren geschehen<br />
[24, 25]. Diese Verfahren s<strong>in</strong>d jedoch so zu modifizieren,<br />
dass man über e<strong>in</strong>e Indextabelle auswählen kann, über<br />
welche Parameter die M<strong>in</strong>imierung vollzogen werden<br />
soll [33].<br />
Zu optimierende Parameter werden dabei mit (konstruktiven)<br />
Nom<strong>in</strong>alwerten o<strong>der</strong> mit Werten aus e<strong>in</strong>em vorherigen<br />
M<strong>in</strong>imierungslauf <strong>in</strong>itialisiert <strong>und</strong> nicht zu optimierende<br />
Parameter werden mit Nom<strong>in</strong>alwerten belegt.<br />
Dieses Konzept ermöglicht e<strong>in</strong>e strukturierte hierarchische<br />
Kalibration <strong>der</strong> Modelle. Man kann so schrittweise<br />
die Strukturen des Systemmodells erweitern <strong>und</strong> dieses<br />
hierarchisch kalibrieren. Die hierarchische Kalibration<br />
kommt dann zum E<strong>in</strong>satz, wenn nicht vollständige Modelle<br />
mit schlechter Kondition bzw. numerischen Rangdefekten<br />
vorliegen (Kamera-/Sensormodell). Man m<strong>in</strong>imiert<br />
hierbei zunächst die l<strong>in</strong>ear unabhängigen Parameter,<br />
die den größten E<strong>in</strong>fluss auf das Modellverhalten nehmen<br />
<strong>und</strong> gibt dann schrittweise weitere Parameter frei. Vollständige<br />
Modelle spielen hierbei letztlich e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />
Rolle, da man nicht sämtliche (systematischen) physikalischen<br />
Effekte modellieren kann <strong>und</strong> deshalb pr<strong>in</strong>zipiell<br />
strukturelle Modellfehler vorliegen werden.<br />
Das F<strong>in</strong>den <strong>der</strong> erfolgreichen Strategie erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e Mischung<br />
aus systematischem Vorgehen <strong>und</strong> heuristischem<br />
Ansatz. Man zieht hierbei sowohl das Wissen über die<br />
Modelle, die nach <strong>der</strong> Empf<strong>in</strong>dlichkeit geordneten Parameter<br />
<strong>und</strong> die SVD-Werte (S<strong>in</strong>gular-Value-Decomposition)<br />
<strong>der</strong> Jacobi-Matrix <strong>der</strong> Modellparameter als auch die<br />
gesammelte Erfahrung beim hierarchischen M<strong>in</strong>imieren<br />
zu Rate (Wichtige Parameter ohne Rangdefekte zuerst<br />
m<strong>in</strong>imieren, dann wichtige Parameter mit Rangdefekten<br />
zusätzlich m<strong>in</strong>imieren <strong>und</strong> folgend weitere Parameter<br />
nach <strong>der</strong> Signifikanz geordnet sukzessive <strong>in</strong> die M<strong>in</strong>imierung<br />
mit e<strong>in</strong>beziehen) [33]. Die erfolgreiche Strategie<br />
kann dann ohne weiteres auf e<strong>in</strong>e Serie von Systemen<br />
bzw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis angewendet werden, so dass die <strong>in</strong>nere<br />
Problematik dem Anwen<strong>der</strong> verborgen bleiben kann.<br />
Variiert <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> das Kalibrationsszenario, so kann<br />
man mit Hilfe <strong>der</strong> numerischen Ranguntersuchung feststellen,<br />
ob das modifizierte Szenarium zielführend ist<br />
o<strong>der</strong> nicht <strong>und</strong> vollautomatisch entsprechende H<strong>in</strong>weise<br />
geben<br />
3Stationäres Systemmodell<br />
Zur Beschreibung des <strong>3D</strong>-videometrischen Sensor-Roboter-Systems<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stationären Messpose muss das Ge-<br />
176 AVN 5/2009