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Anwendungsbeispiele mit der Trimble VX Spatial Station

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S. Müller<br />

1 Motivation<br />

Die Vermessung stellt sich permanent neuen Aufgaben.<br />

Während die Kombination von GPS/GNSS und Tachymetrie<br />

bereits zum Tagesgeschäft des Geodäten zählt, bietet<br />

<strong>Trimble</strong> seinen Kunden <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> photogrammetrischen<br />

Aufnahmeverfahren einen zusätzlichen<br />

Nutzen für die vielseitigen Aufgaben im Feld. Aufbauend<br />

auf <strong>der</strong> <strong>Trimble</strong> S6 Totalstation ist als weiterer Messsensor<br />

eine digitale Messkammer im Fernrohrträger implementiert.<br />

Da<strong>mit</strong> stehen neben allen tachymetrischen Messfunktionen<br />

und den Scanningmöglichkeiten zusätzlich<br />

auch photogrammetrische Aufnahmeverfahren zur Verfügung.<br />

Als eines <strong>der</strong> Entwicklungsziele des Systems stand u.a.<br />

die Aufgabe, die Vorteile verschiedener Mess- und Aufnahmetechnologien,<br />

wie schnelle, objektive und vollständige<br />

Erfassung von Objekten unter Beseitigung ihrer<br />

Nachteile (riesige Datenmengen, Auflösungsvermögen<br />

und Detailschärfe, nachträgliche Registrierung und Georeferenzierung)<br />

zu verbinden und so bestehende Aufgaben<br />

schneller und sicherer (¼ zuverlässiger) bearbeiten zu<br />

können. Nicht zuletzt soll – und wird – sich <strong>der</strong> Geodät<br />

durch diese Instrumentenkombination neue Aufgabenfel<strong>der</strong><br />

erschließen. In Summe stand die Weiterentwicklung<br />

auf <strong>der</strong> bewährten Plattform des <strong>Trimble</strong> S6 zugleich unter<br />

<strong>der</strong> Prämisse, den Funktionsumfang des elektronischen<br />

Tachymeters, des Haupt„werkzeugs“ des Geodäten, uneingeschränkt<br />

beizubehalten.<br />

Natürlich ist die Idee <strong>der</strong> Kombination aus Tachymeter<br />

bzw. Theodolit und photogrammetrischer Messkammer<br />

nicht neu, man denke nur an Instrumente wie beispielsweise<br />

den Feldphototheodolit von Zeiss Pulfrich (1904)<br />

o<strong>der</strong> den Phototheodolit 19/1318 von Zeiss (1964). Erstmals<br />

aber wurden <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong> <strong>Station</strong> Robotic-Totalstation<br />

und Digitale Messkammer in einem Instrument<br />

vereint und als High-End Produkt im Januar<br />

2007 den Geodäten präsentiert.<br />

2 Systemkurzbeschreibung<br />

Zum System gehören die Robotic-Totalstation, <strong>der</strong> Feldrechner<br />

<strong>mit</strong> Fel<strong>der</strong>fassungssoftware, Zubehörfür den Einsatz<br />

im Robotic-Modus, Batterien, Ladegeräte, sowie die<br />

Auswertesoftware <strong>Trimble</strong> RealWorks Survey Standard.<br />

Äußerlich ist die <strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong> <strong>Station</strong>, die <strong>der</strong>zeit<br />

<strong>mit</strong> einer Winkelmessgenauigkeit von 0,3 mgon (1 00 ) und<br />

einer Streckenmessgenauigkeit von 3 mm þ 2 ppm geliefert<br />

wird, nur durch die leicht verän<strong>der</strong>te Farbgebung und<br />

die integrierte Kamera vom <strong>Trimble</strong> S6 zu unterscheiden.<br />

Mit <strong>Trimble</strong> CU o<strong>der</strong> dem <strong>Trimble</strong> TSC2 lässt sich das<br />

<strong>Anwendungsbeispiele</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong> <strong>Station</strong><br />

Instrument direkt ansteuern o<strong>der</strong> über das 2,4 GHz Digitalfunkmodem<br />

vom Messpunkt aus (¼ Robotic-Betrieb)<br />

bedienen. Für beide Feldrechner steht als Feldsoftware<br />

u.a. die <strong>Trimble</strong> Survey Controller Software <strong>mit</strong> umfangreichen<br />

Werkzeugen zur Projektverwaltung, Messung und<br />

Berechnung zur Verfügung.<br />

Die Funktionen <strong>der</strong> Messkammer wie auch die Scanning-<br />

Funktionen sind sowohl im Betrieb <strong>mit</strong> Feldrechner direkt<br />

am Instrument als auch im Robotic-Modus verfügbar. Als<br />

SI-Rover (<strong>Spatial</strong> Imaging Rover) ist parallel zum Scannen<br />

von Objekten im Robotic-Modus auch eine zeitgleiche<br />

Messung von topographischen Punkten <strong>mit</strong> einem<br />

GNSS-Empfänger möglich.<br />

Bei stationiertem Instrument <strong>mit</strong> den üblichen tachymetrischen<br />

Messungsroutinen (Freie <strong>Station</strong>ierung <strong>mit</strong>tels<br />

GPS beispielsweise) sind da<strong>mit</strong> neben <strong>der</strong> inneren Orientierung<br />

auch die äußere Orientierung <strong>der</strong> aufgenommenen<br />

Messbil<strong>der</strong> bekannt. Die digitale Messkammer ist werksseitig<br />

kalibriert und das optische System praktisch verzeichnungsfrei,<br />

<strong>der</strong> Öffnungswinkel <strong>der</strong> Kamera beträgt<br />

12 16 bei einer Kammerkonstante von 23 mm und<br />

entspricht so<strong>mit</strong> einem Teleobjektiv. Der Schärfentiefenbereich<br />

geht von 3 m bis unendlich. Wie sich leicht aus<br />

den technischen Daten berechnen lässt, ist da<strong>mit</strong> eine Objektauflösung<br />

von ca. 1 mm auf 10 m möglich. Für jedes<br />

aufgenommene Photo werden die Parameter <strong>der</strong> äußeren<br />

Orientierung sowie <strong>der</strong> Kameradatensatz <strong>mit</strong> den Parametern<br />

<strong>der</strong> inneren Orientierung gespeichert. Sämtliche Bil<strong>der</strong><br />

sind dadurch georeferenziert und es bedarf keiner weiteren<br />

zu signalisierenden Passpunkte o<strong>der</strong> Passstrecken.<br />

Für einen nahtlosen Datenfluss von <strong>der</strong> Aufnahme bis<br />

zum Endprodukt werden die aufgenommenen Daten<br />

(Messpunkte, Punktwolken und Messbil<strong>der</strong>) in <strong>der</strong> Real-<br />

Abb. 1: <strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong><br />

<strong>Station</strong><br />

AVN 1/2009 31


S. Müller – <strong>Anwendungsbeispiele</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong> <strong>Station</strong><br />

Works Survey Software gemeinsam ausgewertet. Diese<br />

Bürosoftware, entwickelt von <strong>Trimble</strong> für die Auswertung<br />

von Laserscanningdaten, wurde um zusätzliche Werkzeuge<br />

erweitert, die eine schnelle und komfortable Auswertung<br />

<strong>der</strong> Daten, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> aufgenommenen Messbil<strong>der</strong>,<br />

ermöglichen. Die volle Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems<br />

kommt nicht nur durch die leistungsfähigen<br />

Einzelkomponenten son<strong>der</strong>n durch <strong>der</strong>en aufeinan<strong>der</strong> abgestimmtes<br />

Zusammenspiel und die Integration in die gewohnten<br />

Arbeitsabläufe. Insbeson<strong>der</strong>e die Auswertesoftware<br />

macht aus dem Gesamtsystem mehr als nur die Summe<br />

<strong>der</strong> einzelnen Komponenten.<br />

Die weiteren technischen Spezifikationen kann <strong>der</strong> interessierte<br />

Leser in den Datenblättern des Instrumentenherstellers<br />

u.a. im Internet (www.<strong>Trimble</strong>.com) finden.<br />

3 <strong>Anwendungsbeispiele</strong><br />

Seit <strong>der</strong> Markteinführung des Instruments vor mehr als<br />

einem Jahr konnten wir, zusammen <strong>mit</strong> unseren Kunden,<br />

Lösungen für die verschiedensten Aufgabenbereiche entwickeln<br />

und Einsatzmöglichkeiten aufzeigen. Aus <strong>der</strong><br />

Vielzahl <strong>der</strong> Anwendungen seien einige herausgegriffen<br />

und näher erläutert.<br />

4 Architekturvermessung<br />

Regelmäßiger Bestandteil des verformungsgerechten<br />

Aufmaßes von Gebäuden sind Fassadenansichten bzw.<br />

die entzerrten Einzelbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fassaden als maßstäbliche<br />

Darstellung für den Auftraggeber. Bei <strong>der</strong> Durchführung<br />

<strong>der</strong> Messung <strong>mit</strong> tachymetrischen Methoden wird das<br />

Messobjekt von allen Seiten aufgenommen. Es werden<br />

die Fensteröffnungen, bauliche Beson<strong>der</strong>heiten (Erker,<br />

Balkone etc.) sowie Verzierungen (Sims- und Sockelkanten,<br />

Fenstereinfassungen etc.) und funktionale Bestandteile<br />

(Dachüberstände, bauliches Zubehör wie Regenrinnen)<br />

im reflektorlosen Messmodus angezielt und als 3D-Koordinaten<br />

für die weitere Verarbeitung im CAD abgelegt.<br />

Der Zeitaufwand für die Anzielung und Messung aller relevanten<br />

Punkte für die Auswertung ist dabei ein nicht zu<br />

unterschätzen<strong>der</strong> Zeitfaktor. Hinzu kommen bei dichter<br />

Bebauung regelmäßig sehr steile Anzielungen sowie<br />

die Verdeckung von ausgewählten Punkten. Eine Vollständigkeitskontrolle<br />

ist bisher nur eingeschränkt, nämlich<br />

über den Abgleich von Punktnamen und Feldriss<br />

möglich.<br />

An<strong>der</strong>s <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong> <strong>Station</strong>: Je nach gewünschter<br />

Detailliertheit werden die zu messenden Punkte<br />

im Videobild des Feldrechners markiert, das Instrument<br />

positioniert sich sofort auf den angeklickten Zielpunkt,<br />

<strong>der</strong> Beobachter verbessert ggf. die Anzielung (Zoomfunktion,<br />

Einstellung <strong>mit</strong> den Servofeintrieben) und die reflektorlose<br />

Messung wird ausgelöst, <strong>der</strong> Punkt gespeichert –<br />

optional auch das zugehörige Messbild zur eindeutigen<br />

Identifizierung des Messpunktes. Da<strong>mit</strong> lassen sich<br />

auch sehr steile Zielungen ergonomisch und schnell<br />

durchführen. Der gegenüber dem Fernrohr <strong>mit</strong> 30facher<br />

Vergrößerung deutlich größere Öffnungswinkel <strong>der</strong> Ka-<br />

Abb. 2: Fassade <strong>mit</strong> ausgewählten Messpunkten<br />

mera erlaubt zudem die Darstellung eines größeren Sichtbereiches,<br />

<strong>der</strong> die Anzielung im Nahbereich vereinfacht.<br />

Für die Übergabe in ein CAD-System liegen alle ausgewählten<br />

Punkte jetzt bereits als 3D-Koordinaten vor. Bei<br />

vielen Details o<strong>der</strong> <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach entzerrten Bil<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Fassade kann die Messung dieser Objektpunkte fast<br />

vollständig entfallen. Hier kommt die Kamera als Aufnahmesystem<br />

zum Einsatz. Dazu wird die Totalstation für den<br />

Anschluss an das übergeordnete Koordinatensystem <strong>mit</strong><br />

den üblichen tachymetrischen Methoden (Freie <strong>Station</strong>ierung<br />

etc.) stationiert. Anschließend markiert <strong>der</strong> Beobachter<br />

im Videobild des Feldrechners den Aufnahmebereich<br />

durch ein Polygon, definiert die Auflösung und den Überlappungsbereich<br />

<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> und modifiziert ggf. die Belichtung<br />

(Kontrast) manuell bevor <strong>der</strong> Aufnahmebereich<br />

automatisch als Bildverband aufgenommen wird. Aufgabe<br />

des Beobachters ist jetzt nur noch die Messung ausgewählter<br />

Punkte für die Festlegung <strong>der</strong> Entzerrungsebene(n).<br />

Diese können an nahezu beliebiger Stelle auf<br />

dem Messobjekt liegen. Optional kann ein Oberflächenscann<br />

<strong>mit</strong> sehr grober Auflösung (im Beispiel 30 cm) erfolgen.<br />

Bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Daten in <strong>der</strong> RealWorks Survey<br />

Software werden zunächst die Bil<strong>der</strong> des Bildverbandes<br />

radiometrisch angepasst, so dass Belichtungsunterschiede<br />

<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> verschwinden. Dann kann <strong>der</strong> Bildverband entzerrt<br />

und als ein entzerrtes Bild in eine CAD-Software exportiert<br />

werden (*.tif-Datei <strong>mit</strong> Georeferenzierungsdatei)<br />

o<strong>der</strong> die Linienauswertung findet direkt im Bildverband<br />

<strong>der</strong> Fassade statt, die anschließend als Linienobjekt im<br />

dxf-Format in ein CAD-System zur Detailauswertung exportiert<br />

wird.<br />

Im Beispiel wurde eine Fassade <strong>mit</strong> Bildverband (24 Bil<strong>der</strong>)<br />

und Scan (30 cm Raster) aufgenommen. Die Bil<strong>der</strong><br />

wurden radiometrisch angepasst und daraus ein entzerrtes<br />

Einzelbild <strong>der</strong> Fassade erstellt. Ebenfalls wurde eine Orthoprojektion<br />

<strong>der</strong> Fassade <strong>mit</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Dachüberstände und Anbauten durchgeführt. Verglichen<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Einzelmessung <strong>der</strong> Fensterpunkte und Dachüberstände<br />

war die Kombination aus Photogrammetrie und<br />

Scanning schneller, gleichzeitig lag eine höhere Detailinformation<br />

bei geringer Datenmenge vor.<br />

32 AVN 1/2009


5 Visualisierung<br />

Die erfassten Daten können jetzt als Grundlage für Visualisierungen<br />

genutzt und als texturiertes 3D-Modell verarbeitet<br />

werden. Das Modell kann im kostenlosen Viewer<br />

o<strong>der</strong> z.B. im Google-Earth-Format bereitgestellt werden,<br />

wo auch die Einbindung in die Umgebung <strong>mit</strong> Luftbild<br />

o<strong>der</strong> weiteren 3D-Modellen (Stadtmodelle etc.) für Simulationen<br />

erfolgen. Eine Wertschöpfung ohne zusätzlichen<br />

Mehraufwand bei <strong>der</strong> Messung!<br />

6 Visuelle und geometrische Dokumentation<br />

Eine häufige Aufgabe ist die Dokumentation von baulichen<br />

Anlagen o<strong>der</strong> Teilen davon, insbeson<strong>der</strong>e die Dokumentation<br />

von Verän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Schadstellen. Das tachymetrische<br />

Aufnahmeverfahren (o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Oberflächenscan)<br />

garantiert hierbei die Erfassung <strong>der</strong> Objektgeometrie,<br />

die photogrammetrische Aufnahme die visuelle Darstellung<br />

und eindeutige Zuordnung. Die Kombination <strong>der</strong><br />

beiden Aufnahmeverfahren ermöglicht auch hier wie<strong>der</strong><br />

die schnelle Aufnahme am Messobjekt sowie die je<strong>der</strong>zeit<br />

mögliche detaillierte Analyse <strong>der</strong> Daten im Büro. Dabei<br />

kann die Bearbeitung direkt in <strong>der</strong> RealWorks Survey Software<br />

o<strong>der</strong> unter Nutzung von Orthophotos (erstellt in Real-<br />

Works Survey) in einer CAD-Software erfolgen. Für die<br />

Interpretation <strong>der</strong> Schäden müssen die verschiedenen Spezialisten<br />

nicht erst vor Ort son<strong>der</strong>n können sich auf die<br />

Auswertung im Büro konzentrieren. Die photogrammetri-<br />

S. Müller – <strong>Anwendungsbeispiele</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong> <strong>Station</strong><br />

sche Aufnahme gewährleistet hier die exakte räumliche<br />

Zuordnung <strong>der</strong> Schadstellen, <strong>der</strong>en exakte Größe und qualifizierte<br />

Bewertung. Typische Anwendungsfälle sind Bauwerke,<br />

die nur kurzzeitig messtechnisch erfasst werden<br />

können (z.B. Schleusen, Bauwerksteile von Rohbauten<br />

etc.) und neben einer geometrischen (quantitativen) Bewertung<br />

auch eine qualitativen Bewertung erfor<strong>der</strong>n.<br />

Das Beispiel zeigt die Erfassung eines unterirdischen Bauwerkes.<br />

Von Interesse waren die Lage, Größe und Tiefe <strong>der</strong><br />

Schadstellen sowie <strong>der</strong>en Dokumentation. Zur messtechnischen<br />

Erfassung des Bauwerks sind zwischen jedem<br />

Querträger Instrumentenaufstellungen notwendig. Mittels<br />

freier <strong>Station</strong>ierung konnte das Instrument schnell positioniert<br />

und orientiert werden, die Detailaufnahme erfolgte<br />

dann durch einzelne topographische Punkte bzw. einen<br />

Scann <strong>mit</strong> grobem Raster und den zusätzlichen Messbil<strong>der</strong>n.<br />

Im Gegensatz zur klassischen Scanneraufnahme entstanden<br />

so weit weniger Daten, die Messungen erfolgten<br />

sofort im übergeordnetem Koordinatensystem und für die<br />

Auswertung war keinerlei Nachbearbeitung <strong>der</strong> Einzelaufnahmen<br />

notwendig. Die Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse konnte<br />

direkt aus <strong>der</strong> RealWorks Survey Software erfolgen und<br />

gestattet dem Auftraggeber sowohl die qualitative wie<br />

auch quantitative Bewertung <strong>der</strong> Bauwerksschäden.<br />

7 Bestandsdokumentation<br />

Ebenso waren viele weitere Objekte <strong>mit</strong> dem SI-Rover zu<br />

dokumentieren, bei denen die Kombination aus ausgewählten<br />

Messpunkten und den Messbil<strong>der</strong>n zu einem<br />

schnellen, aussagekräftigem Ergebnis führte. Ein Mehraufwand<br />

bei <strong>der</strong> Messung entstand nicht, da vor Ort<br />

grundsätzlich immer tachymetrische Messungen notwendig<br />

waren und diese <strong>mit</strong> dem System auf gewohnte Art<br />

und Weise durchgeführt wurden.<br />

8 Massener<strong>mit</strong>tlung<br />

Für die Massener<strong>mit</strong>tlung kommt hauptsächlich die Scanningfunktion<br />

des Systems zum Einsatz. Ergänzungsmessungen,<br />

wie verdeckte Unterkanten – die bei klassischer<br />

Abb. 3: Bauwerksschäden Abb. 4: Gemessener Stahlgittermast und Auswertedetail<br />

AVN 1/2009 33


S. Müller – <strong>Anwendungsbeispiele</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong> <strong>Station</strong><br />

Abb. 5: Aufnahme für Massener<strong>mit</strong>tlung<br />

Scanningmessung einen neuen Standpunkt erfor<strong>der</strong>n, erfolgten<br />

<strong>mit</strong> Tachymeterstab o<strong>der</strong> GNSS-Empfänger. Hier<br />

war die Kombination <strong>der</strong> beiden Messsysteme Scanner<br />

und Tachymeter für die im Vor<strong>der</strong>grund stehende quantitative<br />

Bewertung von Bedeutung, während die qualitative<br />

Bewertung (photographische Darstellung) hauptsächlich<br />

für die Plausibilitätsprüfung beim Auftraggeber als Mehrwert<br />

zu verzeichnen war. Durch Überlagerung von Punktwolke/DGM<br />

und Messbild waren Interpretationsfehler<br />

<strong>der</strong> Begrenzung praktisch ausgeschlossen.<br />

9 Hohlraumvermessung<br />

Bei <strong>der</strong> Höhlen- o<strong>der</strong> auch Hohlraumvermessung sind neben<br />

<strong>der</strong> Funktionalität des Laserscannings vor allem die<br />

Kompaktheit, Genauigkeit, <strong>der</strong> geringe Stromverbrauch<br />

sowie die Tachymeterqualitäten ausschlaggebend. Die<br />

längere Scanndauer im Vergleich zu klassischen Laser-<br />

Abb. 6: Ergebnis einer Hohlraumvermessung<br />

scannern wird hier durch die einfache und direkte Georeferenzierung<br />

<strong>der</strong> Scanns, durch die <strong>Station</strong>ierungsfunktionalität<br />

des Tachymeters und die geringe Größe und<br />

das geringe Gewicht des Instruments beim Transport<br />

zum Einsatzort im Berg mehr als kompensiert. So sind<br />

detaillierte Bestimmungen <strong>der</strong> Hohlräume unter Tage<br />

<strong>mit</strong> vertretbarem technischem Aufwand möglich geworden.<br />

In Verbindung <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Tunneloption <strong>der</strong> Survey Controller<br />

Software für TCU o<strong>der</strong> TSC2 lassen sich bei Bedarf<br />

auch komplette Stollenquerschnitte in regelmäßigem Abstand<br />

aufnehmen und sofort im Feld die Abweichungen zu<br />

einem definiertem Regelprofil darstellen.<br />

10 Qualitätssicherung<br />

Ein nicht zu vernachlässigen<strong>der</strong> Aspekt ist die Qualitätssicherung<br />

von Messergebnissen. So lassen sich direkt im<br />

Feld <strong>der</strong> Messpunkt, zusammen <strong>mit</strong> dem zugehörigem<br />

Messwert sowie Ziel- und Instrumentendetails als Dokumentation<br />

zusammenfassen. Unstimmigkeiten (unplausible<br />

Zieltafelhöhen, falsche Prismenkonstanten) sind sofort<br />

feststellbar und können noch am Standpunkt eliminiert<br />

werden. Auch ist die Dokumentation von sensiblen<br />

Objekten o<strong>der</strong> Messpunkten an kritischen Bauteilen<br />

(Lichtraumüberwachung an Brücken) direkt vor Ort überprüfbar.<br />

Mit Nutzung <strong>der</strong> automatischen Bildaufnahme<br />

bei <strong>der</strong> Aufnahme von beliebigen Punkten ist zudem<br />

die exakte Prismenzuordnung überprüfbar und kann, falls<br />

erfor<strong>der</strong>lich, korrigiert werden.<br />

11 Ergonomie und Komfort<br />

Neben den zusätzlichen Möglichkeiten, die die Integration<br />

von Messkammer und Scanningfunktionalität in <strong>der</strong><br />

<strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong> <strong>Station</strong> sind aber auch die Vorteile<br />

hinsichtlich Ergonomie und Bedienkomfort nicht zu vernachlässigen.<br />

So lassen sich (unzugängliche) Punkte im<br />

Robotic-Modus messen, ohne diese <strong>mit</strong> einem Prisma aufzuhalten<br />

(z.B. Bäume, Hausecken). Die Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Videoanzielung eröffnen zusätzliche Optionen, das Instrument<br />

auch exponiert aufzubauen und aus sicherer Entfernung<br />

die Messung zu steuern o<strong>der</strong> Punkte <strong>mit</strong> sehr steiler<br />

Zielung ohne zusätzliches Steilsichtprisma zu beobachten.<br />

In Unterstützung <strong>mit</strong> den zahlreichen Funktionen zur sicheren<br />

Prismenerkennung und -findung (aktive Zielidentifikation,<br />

GPS-Suche, Kartenfunktion etc.) erlaubt die<br />

Videofunktion eine permanente Überprüfung des Robotic-Zieles,<br />

auch bei großen Entfernungen vom Instrument.<br />

12 Zusammenfassung<br />

Aus den Erfahrungen <strong>mit</strong> unseren Kunden und <strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

lassen sich als Resümee zusammenfassen:<br />

Das System ist überall dort zweckmäßig einsetzbar, wo<br />

auch bisher schon Verfahren <strong>der</strong> Einbildphotogrammetrie<br />

eingesetzt wurden. Es ist insbeson<strong>der</strong>e dann effizient,<br />

wenn mehrere Entzerrungsebenen für die Auswertung er-<br />

34 AVN 1/2009


for<strong>der</strong>lich werden o<strong>der</strong> eine hohe Detailliertheit <strong>der</strong> Objektdarstellung<br />

gefor<strong>der</strong>t ist o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Detailliertheit<br />

bei Messungsbeginn noch nicht vollständig abgestimmt<br />

ist. (Architekturvermessung, Bestandsdokumentation<br />

von baulichen Anlagen, insbeson<strong>der</strong>e im Hochbau).<br />

Das System ist effizient einsetzbar, wenn grobe, unregelmäßige<br />

Strukturen zu erfassen sind (Laserscanning). Insbeson<strong>der</strong>e<br />

dann, wenn weitere Messungen o<strong>der</strong> Absteckarbeiten<br />

durchzuführen sind und Leerlaufzeiten des Instruments<br />

genutzt werden können. Das System ist beim<br />

Scanning von Objekten umso effizienter, je mehr Aufnahmestandpunkte<br />

für die Aufnahme von komplexen Objekten<br />

notwendig werden. Insbeson<strong>der</strong>e die Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Integration von klassischer Vermessung (tachymetrisch<br />

und satellitengestützt) zur Erfassung von im Scann<br />

verdeckten Punkten, erweitern den Einsatzbereich.<br />

Aus den Möglichkeiten <strong>der</strong> exakten, bildhaften Dokumentation<br />

<strong>der</strong> gemessenen Punkte sowie <strong>der</strong> zugehörigen<br />

Messwerte <strong>mit</strong> exakter Zuordnung und Darstellung von<br />

Messpunkt und Detailobjekt lassen sich Mehrwerte generieren.<br />

Die Reproduzierbarkeit <strong>der</strong> Messungsergebnisse<br />

sowie <strong>der</strong>en Plausibilität lässt sich durch die zusätzlichen<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Darstellung im Bildverband einfach<br />

realisieren. Insbeson<strong>der</strong>e Unstimmigkeiten bei Abnahme-<br />

messungen und bei Messungen als Grundlage für die Abrechnung<br />

von Leistungen lassen sich so vermeiden.<br />

Die Effizienz des Gesamtsystems steigt, wenn Art und<br />

Umfang von Messungen keine wirtschaftliche Auslastung<br />

eines klassischen Laserscanners sichern. Es kann ihn aber<br />

nicht in dessen üblichem Einsatzbereich – bei For<strong>der</strong>ungen<br />

nach einer sehr hohen dreidimensionalen Detaildichte<br />

– ersetzen.<br />

Hohe Ergonomie und zuverlässige Datenerfassung durch<br />

die Videounterstützung bei <strong>der</strong> Anzielung und Speicherung<br />

<strong>der</strong> Einzelbil<strong>der</strong> vereinfachen die Prozesse <strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />

und -dokumentation.<br />

Die <strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong> <strong>Station</strong> ist vor allem auch ein<br />

vollwertiges Präzisionstachymeter für alle Vermessungsaufgaben<br />

von <strong>der</strong> Aufnahme bis zur Absteckung und<br />

Überprüfung von Punkten, Linien, DGMs, 3D-Trassen<br />

etc. Eben für alle klassischen Messaufgaben des Geodäten,<br />

<strong>der</strong> sich in Zukunft für seine Aufgaben weiterer Sensorik<br />

bedienen wird.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Dipl.-Ing. SANDRO MÜLLER, GeoSurvey GmbH, <strong>Trimble</strong><br />

Center Ost, Lilienthalstraße 25, 12529 Schönefeld, E-<br />

Mail: sandro.mueller@geosurvey.de<br />

Jahresseminar „Qualitätssicherung geodätischer Instrumente<br />

im Messeinsatz“<br />

Die Aufregung ist groß: das<br />

Instrument ist gestürzt. Äußerlich<br />

nur gering o<strong>der</strong> gar<br />

nicht beschädigt stellt sich<br />

aber sofort die Ungewissheit<br />

ein, ob die Qualität <strong>der</strong> Mess-<br />

Sensorik wirklich keinen<br />

Schaden genommen hat.<br />

l Welche Möglichkeiten zur<br />

schnellen Prüfung können<br />

herangezogen werden?<br />

l O<strong>der</strong> wann muss auf die<br />

Leistungen einer Servicewerkstatt<br />

zurückgegriffen<br />

werden?<br />

l Was ist <strong>mit</strong> dem seinerzeit<br />

zusätzlich erworbenen<br />

Qualitäts-Zertifikat? Besitzt<br />

dieses noch seine<br />

Gültigkeit?<br />

l Überhaupt, was verbirgt<br />

sich eigentlich hinter diesen<br />

im Markt angebotenen<br />

Zertifikaten, Qualitätsnachweisen<br />

und Prüfprotokollen?<br />

l Welche Prüfverfahren<br />

werden angewandt und<br />

was sagen sie aus?<br />

S. Müller – <strong>Anwendungsbeispiele</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Trimble</strong> <strong>VX</strong> <strong>Spatial</strong> <strong>Station</strong><br />

l Von wem werden welche<br />

Dokumente erstellt, von<br />

wem anerkannt und nach<br />

welchen Kriterien?<br />

Eine Fülle von Fragen, die<br />

sich im täglichen Messeinsatz<br />

stellen und auf die wir<br />

als Fachgruppe 2 im Bildungswerk<br />

des VDV in unserem<br />

Seminar zur<br />

„Qualitätssicherung geodätischer<br />

Instrumente im<br />

Messeinsatz“ am 2.–3.<br />

April 2009 in Fulda<br />

ANKÜNDIGUNGEN<br />

. . . . . . . . . . . . . .<br />

versuchen wollen, Wissenslücken<br />

zu schließen sowie<br />

das gegenseitige Verständnis<br />

und die Hintergründe und<br />

Prüfverfahren, die <strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />

unserer Messinstrumente<br />

dienen, näher<br />

zu beleuchten.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bw-vdv.de<br />

Dr.-Ing. Klaus Fritzensmeier<br />

AVN 1/2009 35

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