5 - ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen
5 - ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen
5 - ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Freie Träger und ehrenamtliche Vormünder bezeichneten Vertreter vom Jugendamt als<br />
Entlastung und Hilfe. Ein Vormund benötige als Bedingung für diese Funktion ein erweitertes<br />
Führungszeugnis, die Fähigkeit, gegenüber Behörden ein Standing aufrechtzuerhalten und<br />
gegen strukturieren zu können, wenn es im Sinne der Betroffenen hilfreich ist. Er muss zur<br />
Vermittlung fähig sein und auch akzeptierend klar darüber sein, dass Flüchtlinge ihre Biografie<br />
teils erfinden, da sie sich daraus einen Vorteil erhoffen. Einige von ihnen benötigten die<br />
Fähigkeit, zu solchen Tricks zu greifen („Lügenbiografie“), um überhaupt weiter zu kommen.<br />
Auch und gerade für den Austausch mit anderen ist es unvermeidlich, dass sich ein Vormund<br />
regelmäßig in einer Schulung weiterbildet.<br />
Das Jugendamt habe 630 Vormundschaften zu betreuen, davon seien circa 5 % solche Fälle,<br />
wie die, um die es hier auf der Tagung gehe.<br />
Herr Loose bedauert, dass Schulen sich oft sperrig verhalten.<br />
Herr Trautvetter, Abteilungsleiter der Ausbildungssvorbereitung am Berufskolleg im Bildungspark<br />
regte eine Vernetzung der pädagogischen Fachkräfte an und nahm im Anschluss einen ersten<br />
Kontakt auf.<br />
Herr Dr. Tagay, Mediziner und aktiv im SPD Arbeitskreis Migration berichtete von der<br />
Traumaambulanz im <strong>Essen</strong>er Klinikum (uni-due.de/imperia/md/ content/rke-<br />
pp/projekte/essener_trauma-inventar_beschreibung_03_2007.pdf). Bei evtl. bestehender<br />
Retraumatisierungsgefahr,bedarf es eines Gutachtens auch im Asylverfahren, das sich teils 2<br />
lange Jahre hinzieht. Um Demotivierung, Depression oder gar der Suizid-Gefahr<br />
entgegenzuwirken, bedarf es einer professionellen Vernetzung aller beteiligten Akteure.<br />
Nachgespräche<br />
Im Anschluss gab es vernetzende Nachgespräche. Dabei sprach ein Ex-Schüler Jamal seinen<br />
Lehrer Trautvetter an und bedankte sich dafür, dass er es in seiner Schule erleben konnte, dass<br />
Lehrer/innen seine Probleme ernst genommen haben und dass er auch bei störendem Verhalten<br />
pädagogische Unterstützung dabei erfuhr, sein Leben in den Griff zu bekommen und sich zu<br />
entwickeln. Er sei jetzt Vater, könne im Garten-/Grünbereich arbeiten, aber die Mutter nicht<br />
heiraten, da sie beide keinen Pass haben, sondern sich nur weiterhin im Status der Duldung<br />
befinden, was auch eine Belastung für das Kind werden kann. Hier zeigt sich, dass die<br />
Fachkräfte auch die Aufgabe haben, auf Veränderungen der Vorgaben zu drängen, in dem<br />
Sinne, dass Menschen die Chance erhalten, sich so zu entwickeln, dass sie einen wertvollen<br />
Beitrag zur Gesellschaft leisten können, dürfen und wollen.<br />
Bernhard Trautvetter