keine Einb - E.ON Ruhrgas AG
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| Leistung<br />
bei jeder Temperatur.<br />
Sicher. <strong>Ruhrgas</strong>. |<br />
| Inhalt |<br />
| � 2 | 75 Jahre <strong>Ruhrgas</strong><br />
Unsere Kunden werden<br />
bedarfsgerecht und<br />
störungsfrei beliefert.<br />
Höchster Tagesabsatz:<br />
2,9 Mrd kWh; niedrigster<br />
Tagesabsatz: 0,7 Mrd kWh.<br />
| � 4 | Sichere Energieversorgung: Bewusstsein geschärft<br />
| � 8 | Kein starres Korsett<br />
| � 11 | Erfolge auf Verhandlungsebene<br />
| � 14 | Erdgasreserven: Potenzial für Generationen?<br />
| � 18 | Sicher – vom Bohrloch bis zum Verbraucher<br />
| � 22 | Faszination Brennstoffzelle<br />
| � 24 | Branchenreport: Erdgas im Energiemarkt 2001<br />
| � 34 | <strong>Ruhrgas</strong>-Engagement in Europa<br />
ruhrgas
<strong>Ruhrgas</strong> | | 75 Jahre <strong>Ruhrgas</strong><br />
2<br />
| 75 Jahre <strong>Ruhrgas</strong>:<br />
Augenblicke gelungener Jubiläumsfeierlichkeiten |<br />
Im Juni 2001 feierte die <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> ihr 75-jähriges Firmenjubiläum. Rund 2 400 in- und ausländische<br />
Gäste aus Wirtschaft und Politik waren der Einladung nach Essen gefolgt. Für<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Angehörige wurde zusätzlich ein Tag der<br />
offenen Tür in der <strong>Ruhrgas</strong>-Hauptverwaltung veranstaltet. Das Jubiläum fiel zusammen<br />
mit einem Wechsel an der Unternehmensspitze: Der bisherige Vorstandsvorsitzende<br />
Friedrich Späth übergab das Staffelholz an seinen Nachfolger Burckhard Bergmann.<br />
Tag der offenen Tür zum<br />
Jubiläum, Abschiedsgeschenk<br />
Stabwechsel im Vorstandsvorsitz,<br />
Gastredner und Gäste,<br />
<strong>Ruhrgas</strong>-Jubiläums-Chronik
„Die <strong>Ruhrgas</strong> ist ein Kind des Ruhrgebiets,<br />
entstanden in einer Zeit technischer und wirtschaft-<br />
licher Umwälzungen der Ruhr-Industrie, geboren<br />
aus einer auch noch im Rückblick imponierenden<br />
unternehmerischen Vision.“<br />
Dr. Klaus Liesen, Vorsitzender des Aufsichtsrats der <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />
„Die Unternehmenspersönlichkeiten, die in der<br />
Geschichte der <strong>Ruhrgas</strong> den Stab weiterreichten,<br />
haben zusammen mit den im Unternehmen<br />
tätigen Menschen die deutsche Gaswirtschaft mit<br />
Weitblick und oftmals auch mit großem unter-<br />
nehmerischen Risiko aufgebaut."<br />
Dr. Manfred Scholle, Präsident des Bundesverbandes der deutschen<br />
Gas- und Wasserwirtschaft (BGW)<br />
Ansprachen, Aktionen, Gastgeschenk<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | 75 Jahre <strong>Ruhrgas</strong><br />
3
<strong>Ruhrgas</strong> | | Sichere Energieversorgung<br />
4<br />
| Bewusstsein geschärft<br />
Instrumente für eine sichere Energieversorgung |<br />
Die Sicherheit der Energieversorgung hat nationale, europäische<br />
und auch transatlantische Dimensionen. Das Bewusstsein darüber<br />
ist spürbar gewachsen. Die Kommission der Europäischen<br />
Union und die US-Regierung haben nahezu parallel, aber mit<br />
unterschiedlichen Empfehlungen, ihre Standpunkte beschrieben.<br />
Eine intensive Diskussion über die Sicherung der Energiever-<br />
sorgung im 21. Jahrhundert ist in Gang gekommen. Der Energie-<br />
Effizienz<br />
träger Erdgas spielt in beiden Konzepten eine wichtige Rolle.<br />
Bei allen sonstigen Unterschieden ist das Fazit gleich: Die Energieversorgung<br />
des 21. Jahrhunderts braucht eine verlässliche<br />
Ressourcengrundlage, leistungsfähige Infrastrukturen und funktionierende<br />
Märkte.<br />
Die von US-Präsident George W. Bush unter der Leitung von<br />
Vizepräsident Dick Cheney eingesetzte 14-köpfige National Energy<br />
Policy Group analysierte die kritische Lage der amerikanischen<br />
Energieversorgung vor dem Hintergrund der vor allem im Bundesstaat<br />
Kalifornien aufgetretenen Engpässe<br />
bei der Versorgung mit Strom und Entwicklung des Gas- und Ölpreises in den USA<br />
Gas. Trotz teilweise dynamischen Be- in $/MMBTU/$ bbl<br />
völkerungs- und Wirtschaftswachstums,<br />
vor allem an der Westküste der USA, so 4,5<br />
die in der Gruppe versammelten Experten<br />
aus Bundesministerien und Bundes- 4,0<br />
behörden, seien die notwendigen Investitionen<br />
in Pipelines, Übertragungs- 3,5<br />
netze, Kraftwerke und Raffinerien fast<br />
vollständig unterblieben: Für den ge- 3,0<br />
genwärtigen und zukünftig absehbaren<br />
Strombedarf fehlen, so der als Cheney- 2,5<br />
Bericht international bekannt gewordene<br />
Energie-Report der USA, 1300 bis 2,0<br />
1900 Großkraftwerke. Mindestens<br />
60 000 Kilometer Erdgasleitungen und 1,5<br />
über 400 000 Kilometer Stromleitungen<br />
seien landesweit zu modernisieren<br />
1,0<br />
oder neu zu errichten.<br />
0,5<br />
0<br />
80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00<br />
Wellhead-Erdgaspreis<br />
Brent-Ölpreis<br />
Quelle<br />
Gas: EIA, Natural Gas Monthly<br />
Öl: PIW, Statfj.-Orte, Brent<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0
| Weniger Regulierung<br />
Die Energiepolitik der USA setzt<br />
erkennbar auf die Kraft und Innovationsfreudigkeit<br />
der Wirtschaft. Überzogene<br />
Regulierungen werden selbstkritisch<br />
erkannt und sollen zurückgenommen<br />
werden. Konkrete Zielvorgaben werden<br />
ebenso vermieden wie wachstumsbremsende<br />
Maßnahmen. Die extreme<br />
Volatilität der Preise soll gedämpft werden,<br />
andererseits sollen z.B. höhere<br />
Energiepreise Investitionen in die Infrastrukturen<br />
wieder attraktiver machen.<br />
Dem Cheney-Bericht mit seinem<br />
Mix aus Nachfragesteuerung und auf<br />
ein ausreichendes Energieangebot<br />
ausgerichteten Vorschlägen (siehe Kasten<br />
rechts „Lösungsansätze“) stellt die<br />
EU-Kommission mit ihrem Grünbuch<br />
„Hin zu einer europäischen Strategie für<br />
Energieversorgungssicherheit“ in vielen<br />
und auch zentralen Punkten ein Gegenmodell<br />
gegenüber.<br />
| EU-Kommission setzt auf<br />
Administration<br />
Die EU-Kommission betont das<br />
Instrument der Nachfragesteuerung.<br />
Denn, so die Kommission, „es bestehen<br />
kaum Handlungsspielräume zur Steigerung<br />
des Energieangebots in der Gemeinschaft“.<br />
Europa soll verstärkt auf<br />
dem Wege der Energieeinsparung<br />
und Effizienzsteigerung voranschreiten.<br />
Vor allem durch die Schrittmacherfunktion<br />
Deutschlands ist die EU dabei bereits<br />
erfolgreich. Mit jährlichen Steigerungen<br />
der Energieproduktivität um ein<br />
bis zwei Prozent wird der Energiebedarfszuwachs<br />
der EU spürbar gedämpft.<br />
Durch eine „entschlossene“ Steuerund<br />
Ordnungspolitik sollen Energieeinsparung<br />
und die erneuerbaren Energien<br />
massiv gefördert werden.<br />
| Lösungsansätze |<br />
Der Cheney-Bericht schlägt fünf Ansätze zur Lösung<br />
des Energieproblems in den USA vor:<br />
|�| Die Energieanwendung muss effizienter und produktiver<br />
gestaltet werden. Neben gesetzlichen oder<br />
freiwilligen Standards stellt sich die Energiegruppe vor<br />
allem mehr Informationen und Handlungsempfehlungen<br />
für die Energieverbraucher vor.<br />
Energie-Sparappell in den USA<br />
|�| Im Zentrum der Empfehlungen stehen schnell wirkende<br />
Maßnahmen zur Modernisierung und zum Ausbau<br />
der Versorgungsnetze. Es wurde erkannt, dass die<br />
durchgeführte strikte Regulierung verschlankt oder sogar<br />
zurückgenommen werden muss, um Investitionsblockaden,<br />
unsichere Rahmenbedingungen und ökonomische<br />
Risiken für die Infrastrukturbetreiber zu beseitigen.<br />
|�| Die Energiegewinnung aus traditionellen und neuen<br />
Energiequellen soll verstärkt werden. Hierzu gehört<br />
auch die umstrittene Öffnung von geschützten Naturräumen<br />
für die Gewinnung von Öl und Gas. Insbesondere<br />
geht es jedoch um Förderung sauberer Kohleanwendungen<br />
und mehr Förderung für erneuerbare<br />
Energiequellen.<br />
|�| Der umweltpolitische Ansatz des Cheney-Berichts<br />
umfasst eine Langzeitstrategie zur Reduktion klassischer<br />
Luftschadstoffe. Hinsichtlich der Emissionsentwicklung<br />
bei den Klimagasen bleibt der Bericht<br />
unverbindlich.<br />
|�| Der amerikanischen Außen- und Handelspolitik<br />
wird eine hohe Verantwortung bei der Deckung des<br />
Energiebedarfs zugemessen. Eine verstärkte Ausrichtung<br />
auf Mittel- und Südamerika mit den dortigen großen<br />
Kohlenwasserstoffressourcen aber auch der verstärkte<br />
Dialog mit Russland sind erste Umsetzungen<br />
dieser stärker energieorientierten Außenhandelspolitik.<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Sichere Energieversorgung<br />
5
<strong>Ruhrgas</strong> | | Sichere Energieversorgung<br />
6<br />
Neue Rechtsvorschriften sollen den Energiebedarf von Gebäuden<br />
beschränken. Eine harmonisierte Energiebesteuerung auf „erhöhtem<br />
Niveau“ soll zusätzliche Anreize zum Energiesparen geben. Neue<br />
<strong>keine</strong> Ein<br />
Beihilferegelungen können die Förderung erneuerbarer Energien ausweiten.<br />
Angebotsseitige Empfehlungen beschränken sich auf eine<br />
Aufstockung der strategischen Öl- und Gasvorräte über das von der<br />
Internationalen Energieagentur (IEA) geforderte Maß hinaus.<br />
Die EU-Kommission macht deutlich, dass sie nach einer Phase der<br />
Liberalisierung und Deregulierung auf verstärktes administratives<br />
Handeln setzt, das planerische und regulierende Eingriffe sowie<br />
stärkere energiepolitische Kompetenzen auf europäischer Ebene vorsieht.<br />
Viele Vorschläge des Grünbuchs können als Aufforderung zur<br />
staatlichen Investitionslenkung verstanden werden.<br />
| Zielkonflikt<br />
Doch die europäische Energiepolitik befindet sich in einem<br />
Zielkonflikt: Die ehrgeizigen Klimaschutz-Pläne lassen sich nicht allein<br />
über den Effizienz- und Einsparpfad erreichen. Gerade die von<br />
Deutschland übernommenen Reduktionsverpflichtungen im Rahmen<br />
des „EU-Burden Sharing“ erfordern auch die stärkere Nutzung<br />
kohlenstoffärmerer Primärenergien. Zugleich sind preiswerte Primärenergien<br />
für den Bereich der Stromerzeugung unerlässlich, um<br />
Standortqualitäten zu erhalten.
Insofern muss auch die Angebotsbasis der europäischen Energieversorgung gefestigt<br />
werden. Dies umfasst die rechtliche und wirtschaftliche Stabilisierung lang-<br />
fristiger Beschaffungsstrategien, wie sie die europäische Gaswirtschaft seit Jahr-<br />
bahnstraße<br />
zehnten erfolgreich praktiziert. Vor allem langfristige Bezugsvereinbarungen dürfen<br />
aufgrund ihrer grundlegenden Funktion für die Versorgungssicherheit weder in Zukunft<br />
und schon gar nicht rückwirkend in Frage gestellt werden. Der EU-Kommission<br />
kommt die Aufgabe zu, die politischen Beziehungen zu den derzeitigen und zukünftigen<br />
Förderregionen stabil und positiv zu gestalten sowie das Investitionsklima<br />
z.B. für Transportprojekte in diesen Ländern zu fördern. Zudem kann Energieversorgung<br />
<strong>keine</strong> <strong>Einb</strong>ahnstraße sein, sondern immer nur Teil eines breit diversifizierten<br />
Handelsaustausches.<br />
| Diskussionsbedarf<br />
Zur Sicherheit der Energieversorgung gehört nicht nur die Beschaffung ausreichender<br />
Mengen, sondern es gehören auch leistungsfähige Transportsysteme<br />
dazu. Konsequenz der Marktöffnung<br />
in der EU ist bereits eine erlahmende Internationale Ereignisse –<br />
Investitionsbereitschaft in Energieer- Auswirkungen auf den Rohölpreis<br />
zeugungs- sowie Transport- und Verteilungsanlagen<br />
aufgrund des immens<br />
Rohölpreis in $/Barrel<br />
gestiegenen Kostendrucks und un-<br />
40<br />
sicherer Rahmenbedingungen. Es bleibt<br />
eine diskussionswürdige Frage, warum<br />
neue Marktteilnehmer auf den europä-<br />
4<br />
ischen Strom- und Gasmärkten weder<br />
30<br />
Verantwortung für die langfristig sichere<br />
7<br />
Energiebeschaffung noch für den<br />
9<br />
Ausbau und Erhalt der Infrastrukturen<br />
übernehmen.<br />
20<br />
6<br />
8 11<br />
3<br />
Der Vergleich des Cheney-Berichts und<br />
des Grünbuchs der EU-Kommission<br />
2<br />
5<br />
zeigt, dass es eine gemeinsame trans-<br />
10<br />
10<br />
atlantische Energiepolitik nicht geben<br />
wird. Die anhaltende Diskussion über<br />
die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls<br />
1<br />
vertieft diese Kluft weiter. Andererseits<br />
0<br />
70 75 80 85 90 95 00<br />
lohnt sich gerade für Europa der Blick<br />
auf Nordamerika und die dortigen ener-<br />
1 10/1973 OPEC-Ölembargo<br />
1. Ölkrise<br />
giewirtschaftlichen Probleme und Auf-<br />
2 3/1979 Three Miles Island<br />
gaben. Es ist ratsam, dass die EU-Kommission<br />
vor der endgültigen Verabschie-<br />
3<br />
4<br />
1979 Revolution im Iran<br />
9/1980 Krieg Irak/Iran<br />
2. Ölkrise<br />
dung ihrer Positionen zur künftigen<br />
5 4/1986 Tschernobyl<br />
Energieversorgungssicherheit angebotsorientierte<br />
Aspekte stärker als bisher<br />
6<br />
7<br />
8<br />
11/1989 Mauerfall<br />
1/1991 Desert Storm<br />
1992 Rio-Konferenz<br />
berücksichtigt und planerische Elemente<br />
9 9/1996 Angriff auf Süd-Irak<br />
zurückfährt. � |<br />
10 1/1999 Höhepunkt der<br />
Asien-Krise<br />
11 2000 OPEC-Produktionskürzungen<br />
12<br />
13<br />
1. Sep. 2001 1. Okt. 2001<br />
12 11. September<br />
13 7. Oktober Beginn<br />
der Militäraktion<br />
in Afghanistan<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Sichere Energieversorgung<br />
7
<strong>Ruhrgas</strong> | | Langfristige Erdgasbezugsverträge<br />
8<br />
| Für den Fall der Fälle.<br />
Sicher. <strong>Ruhrgas</strong>. |<br />
Zwölf Erdgas-Untertagespeicher.<br />
Mehr als 4,8 Mrd Kubikmeter<br />
Erdgas halten wir für plötzliche<br />
Ereignisse wie z.B. Kälteeinbrüche<br />
vor.
| Kein starres Korsett<br />
Langfristige Erdgasbezugsverträge:<br />
Essenzielle<br />
Versorgungsgrundlage |<br />
Westeuropa ist einer der größten zusammenhängenden Energiemärkte.<br />
Die Energieversorgung dieser hoch industrialisierten und<br />
bevölkerungsreichen Region basiert auf einem Mix verschiedener<br />
Energieträger. Beim Erdgas hat sich neben der Diversifikation<br />
der Bezugsquellen insbesondere die langfristig angelegte Zusammenarbeit<br />
mit den Produzenten bewährt.<br />
Die Importabhängigkeit der EU-Erdgasversorgung steigt bis 2010<br />
auf über 50 Prozent. Ohne zusätzliche Importe auf stabiler vertraglicher<br />
Grundlage lässt sich der prognostizierte Bedarfszuwachs nicht<br />
decken.<br />
Die zukünftig benötigten zusätzlichen Erdgasmengen werden zum<br />
größten Teil aus Russland, Norwegen und Algerien stammen. Doch<br />
bei den Erdgasproduzenten herrscht Irritation darüber, dass nach<br />
jahrzehntelanger enger Zusammenarbeit kaum gemeinsame Konsultationen<br />
über die tief greifenden Veränderungen der europäischen<br />
Energie- und Wettbewerbspolitik stattfinden. Stattdessen ist innerhalb<br />
der Europäischen Union eine Diskussion über eine Stärkung des<br />
Wettbewerbs unter Erdgasanbietern durch Einführung kurzfristiger<br />
Handelsgeschäfte aufgenommen worden.<br />
Die Rückbesinnung auf Fragen ausreichender und sicherer Versorgungsstrukturen<br />
hat das Ziel eines verstärkten Anbieterwettbewerbs<br />
relativiert. Langfristige Importverträge werden als ein essenzielles<br />
Element der Energieversorgung angesehen.<br />
| Bestandskraft bewiesen<br />
Eine sachliche Betrachtung dieser Verträge zeigt, dass langfristige<br />
Bezugsvereinbarungen auch bei tief greifenden Strukturveränderungen<br />
auf Produzenten- wie auch auf Abnehmerseite Bestand<br />
haben. Auf Basis langfristiger Vereinbarungen gelang es, dynamisch<br />
wachsende Märkte ausreichend und wettbewerbsfähig zu versorgen<br />
und Phasen extremer Preisveränderungen auf den Weltenergiemärkten<br />
erfolgreich zu bewältigen.<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Langfristige Erdgasbezugsverträge<br />
9
<strong>Ruhrgas</strong> | | Langfristige Erdgasbezugsverträge<br />
10<br />
Die typischen Negativwirkungen ausschließlich kurzfristig organisierter<br />
Energiemärkte zeigten sich im Verlauf der Energiekrisen im Jahr<br />
2001 in den USA. Auch im liberalisierten Gasmarkt des Vereinigten<br />
Königreichs kommt es wieder zum Abschluss langfristiger Lieferkontrakte,<br />
um die absehbare Nettoimport-Situation ausreichend versorgungssicher<br />
zu gestalten.<br />
Importabhängigkeit der<br />
EU-Energieversorgung<br />
Für <strong>Ruhrgas</strong> als führenden privatwirtschaftlichen Erdgasimporteur<br />
mit Verantwortung für einen bedeutenden Teil der deutschen Erdgasimporte<br />
und einer wachsenden Zahl von Kunden im benachbarten<br />
10<br />
Ausland ist die langfristige Beschaffungsstrategie von großer Bedeutung.<br />
Bezugsverträge zum Teil mit Laufzeiten bis in das Jahr 2030<br />
sichern den Zugang zu den großen Erdgasförderregionen.<br />
0<br />
Erdgas Kohle Erdöl<br />
in % in % in %<br />
Kern der partnerschaftlichen Beziehungen zu den Produzenten, die<br />
2000 40 47 74<br />
im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte auch auf vielfältige tech-<br />
2010 52 53 82<br />
nische, personelle und kulturelle Projekte ausgeweitet wurden, sind<br />
2020 67 68 86<br />
unverändert die langfristigen Lieferverträge. Nach wie vor sind sie Quelle: EU-Kommission,<br />
die Grundlage für den notwendigen Interessenausgleich zwischen<br />
Produzenten und Verbrauchern. Sie<br />
European Energy Outlook to 2020<br />
sichern wettbewerbsfähige Preise und dass die Vertragspartner bereit waren, neuen Gegebenheiten durch<br />
ausreichende Mengen für die Abnehmer<br />
sowie den notwendigen langfristigen<br />
Anpassung der bestehenden Vereinbarungen Rechnung zu tragen.<br />
Kapitalrückfluss für die Produzenten und Dies gilt in besonderem Maße für die Preisfindung. Die Indizierung<br />
Transporteure. Sie geben die notwen- der Gaspreise an Wettbewerbsenergien, vor allem dem Heizöl,<br />
dige Sicherheit für Investitionen in die ist ein verlässliches Instrument beiderseitigen Interessenausgleichs.<br />
Erschließung neuer Vorkommen sowie Innerhalb stabiler Vertragsbedingungen ermöglicht dieses Instru-<br />
den Bau und die Unterhaltung großer ment, flexibel auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren. Regel-<br />
Leitungsnetze. Da neue Ressourcen in<br />
immer schwerer zugänglichen und<br />
mäßige Preisüberprüfungen sorgen für marktgerechte Preise.<br />
weiter entfernt von den Verbrauchsre- Auf den liberalisierten europäischen Gasmärkten entwickeln sich<br />
gionen gelegenen Gebieten erschlossen neue, an kurzfristigen Gesichtspunkten orientierte Markt- und Preis-<br />
werden müssen, kommt langfristigen strukturen. Die erhöhten Preisrisiken können durch geeignete Instru-<br />
Vereinbarungen noch größere Bedeumente partiell abgesichert werden. Zur Abdeckung von Versorgungstung<br />
zu als in der Vergangenheit. Kurzrisiken gibt es dagegen nur die langfristige Zusammenarbeit mit den<br />
fristige Handelsgeschäfte führen dagegen<br />
dazu, dass die Risiken der Er-<br />
Produzenten.<br />
schließung und des Transports einseitig Der steigende Importanteil bei der Erdgasversorgung Westeuropas<br />
bei den Produzenten verbleiben, die wird vorhandene Überschussmengen auf dem Gasmarkt schnell<br />
Verbraucher hingegen deutlich höheren und nachhaltig absorbieren. Allein der zusätzliche Erdgasimportbedarf<br />
Preis- und Versorgungsrisiken ausge- des Vereinigten Königreichs wird auf 40 bis 50 Milliarden Kubikmeter<br />
setzt sind.<br />
jährlich geschätzt. In absehbarer Zeit dürfte der europäische Markt ein<br />
Verkäufermarkt sein. Die Verbraucherländer würden sich dann einem<br />
| Flexibel gestaltbarer Rahmen Anbieteroligopol gegenübersehen, das vor allem im Rahmen kurzfris-<br />
Trag- und Zukunftsfähigkeit bestetiger Handelsgeschäfte seine Marktmacht ausspielen könnte. Dieser<br />
hender Langfrist-Lieferverträge haben Entwicklung kann nur mit einer langfristigen Beschaffungsstrategie<br />
sich bisher immer wieder darin gezeigt, einschließlich langfristiger und ausreichend flexibler Vereinbarungen<br />
zwischen Produzenten und Importeuren begegnet werden. � |<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
2000<br />
2010<br />
2020<br />
2000<br />
2010<br />
2020<br />
2000<br />
2010<br />
2020
|Erfolge auf Verhandlungsebene<br />
Zukunftsfragen für den europäischen Gasmarkt |<br />
Die Öffnung des europäischen Gasmarkts wird unterschiedlich beurteilt. Tatsache<br />
ist, dass die Marktöffnung in Deutschland viel weiter fortgeschritten ist, als in den<br />
meisten anderen EU-Ländern. Offenbar ist die privatwirtschaftlich und pluralistisch<br />
strukturierte deutsche Gaswirtschaft außerordentlich anpassungsfähig. Aber<br />
Gefahren drohen aufgrund einer unnötig weit reichenden Regulierung.<br />
Deutschland liegt bei der Anzahl der neu in den Gasmarkt<br />
eingetretenen Akteure auf Platz eins in der Europäischen<br />
Union. Die Attraktivität des deutschen Gasmarktes<br />
für Händler und Produzenten ist hoch und<br />
zeigt, dass der in Deutschland gewählte Weg des verhandelten<br />
Netzzugangs kein Wettbewerb zweiter<br />
Klasse ist, sondern eine Alternative, die ihre Funktionstüchtigkeit<br />
früher erweist als der Weg der Regulierung<br />
in anderen Ländern der Union.<br />
| Der deutsche Weg funktioniert<br />
Auch die Durchleitungsentgelte sind in Deutschland<br />
kein Hindernis für den Wettbewerb. Renommierte<br />
Gutachter unterzogen die Transporttarife Deutschlands,<br />
Großbritanniens, Frankreichs, Belgiens und der<br />
Niederlande einem Vergleichstest. Die Transporttarife<br />
deutscher Ferngasunternehmen sind im europäischen<br />
Vergleich wettbewerbsfähig. Vorteile des deutschen<br />
Systems ergeben sich darüber hinaus durch die<br />
100-prozentige Marktöffnung und hohe Transparenz.<br />
Erst ab größeren Distanzen bietet eine britische Transportgesellschaft<br />
unter bestimmten Voraussetzungen<br />
günstigere Tarife an. Die pauschale Kritik an den angeblich<br />
zu hohen Netzzugangsentgelten in Deutschland<br />
ist also nicht berechtigt.<br />
Die Struktur des Netzzugangs sowie die Entgeltfindung<br />
unterscheiden sich in Deutschland naturgemäß<br />
von Ländern, in denen die Gasversorgung in den Händen<br />
vollintegrierter Versorgungsunternehmen liegt.<br />
In Deutschland gibt es mehr als 700 Unternehmen in<br />
der Gaswirtschaft. Als Unternehmen mit eigener Rechnungslegung<br />
sind sie eigenständige Marktakteure;<br />
alle haben die Freiheit, Leitungen zu bauen sowie Gas<br />
zu importieren und zu exportieren. Die Preisgestaltung<br />
unterliegt einzig den Kräften des Markts und dem<br />
Wettbewerb. Staatsmonopole hat es in der deutschen<br />
Gaswirtschaft nicht gegeben. Aus dieser Struktur folgt<br />
zwangsläufig auch ein heterogenes Bild bei den Netz-<br />
Marktöffnung in den EU-Mitgliedsstaaten<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Deutschland<br />
Großbritannien<br />
Italien<br />
* Finnland<br />
Irland<br />
Spanien<br />
Belgien<br />
Luxemburg<br />
Österreich<br />
Schweden<br />
Niederlande<br />
Dänemark<br />
Frankreich<br />
Griechenland<br />
Portugal<br />
EU-Gasrichtlinie (Mindestanforderungen)<br />
2000<br />
2003<br />
2008<br />
Deutschland 100 %<br />
Großbritannien 100 %<br />
Italien 96 %<br />
Finnland * 90 %<br />
Irland 75 %<br />
Spanien 72 %<br />
Belgien 59 %<br />
Luxemburg 51 %<br />
Österreich 49 %<br />
Schweden 47 %<br />
Niederlande 45 %<br />
Dänemark 30 %<br />
Frankreich 20 %<br />
Griechenland 0 %<br />
Portugal 0 %<br />
2000 20 %<br />
2003 28 %<br />
2008 33 %<br />
* nur nationaler Handel möglich, max. Potenzial<br />
Quelle: EU-Kommission, 03/2001; Angaben von Unternehmen<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Europäischer Gasmarkt<br />
11
<strong>Ruhrgas</strong> | | Europäischer Gasmarkt<br />
12<br />
nutzungsentgelten. Im Gegensatz zu den integrierten<br />
Gasgesellschaften anderer Länder ist diese Unternehmensvielfalt<br />
auch die Grundlage für einen intensiven<br />
und funktionierenden Transport- und Speicherwettbewerb.<br />
Bei den Entgelten für Transport- und Speicherleistungen<br />
werden insbesondere die Angebote von <strong>Ruhrgas</strong><br />
als „attraktiv und leistungsstark“ eingeschätzt. Dies<br />
gilt vor allem für die kombinierten Transport- und<br />
Speicherentgelte und den so genannten „virtuellen<br />
Speicher“.<br />
Gaswirtschaften der EU-Länder im Vergleich<br />
*) <strong>keine</strong> Angabe Quellen: Eurogas Jahresbericht 2000; eigene Berechnungen<br />
| Ergänzende Angebote<br />
Auf dieser Basis kommt es zu einer zunehmenden<br />
Zahl von Durchleitungs- und Speicherverträgen in<br />
Deutschland, deren Gesamtvolumen allerdings dadurch<br />
begrenzt ist, dass bisher auf dem europäischen<br />
Markt kaum zusätzliche oder überschüssige Erdgasmengen<br />
angeboten werden. Außerdem treffen die<br />
Angebotsumfänge der neuen Marktteilnehmer nur<br />
einen kleinen Teil der Kundenbedürfnisse: Händler<br />
beschränken sich bisher auf einfache, unstrukturierte<br />
Lieferungen, da für komplexe Leistungen zusätzliche<br />
Investitionen oder deren Zukauf notwendig wären.<br />
Auf der Kundenseite werden überwiegend zusätzlich<br />
zur reinen Menge auch Flexibilität und Sicherheit gefordert,<br />
so dass über neue Anbieter lediglich ergänzende<br />
Zusatzlieferungen getätigt werden.<br />
Die Vorschläge der EU-Kommission zum „Legal Unbundling“,<br />
der Einrichtung einer Behörde mit Regulierungsaufgaben<br />
und einer weiteren zur Überwachung<br />
der Versorgungssicherheit sowie das Recht zu Investitionsverpflichtungen<br />
lassen weniger eine Weiterentwicklung<br />
des Wettbewerbsrahmens als einen fundamentalen<br />
Systemwechsel vermuten, der nicht zu<br />
mehr, sondern zu weniger Marktnähe und Wettbewerb<br />
bei der Durchleitung führt.<br />
Erdgasanteil Erdgas- Anteile der Investitionen Leitungsam<br />
PEV aufkommen Importe am in 2000 (Durch- netz km<br />
(Aufkommen) in Mrd m3 Aufkommen schnittswert Transport und<br />
in % in % im Juli 2000) Verteilung<br />
in Mio e (gerundet)<br />
Belgien 23 18,4 100 208 50 000<br />
Dänemark 23 8,1 0 64 18 300<br />
Deutschland 21 98,0 78 2 617 356 000<br />
Finnland 11 3,8 100 34 2 200<br />
Frankreich 14 45,6 96 1 000 193 200<br />
Griechenland 6 1,9 100 93 2 800<br />
Großbritannien 41 110,5 2 1 487 279 300<br />
Irland 20 4,1 71 190 8 100<br />
Italien 33 73,3 78 1 820 210 500<br />
Luxemburg 21 0,8 100 *) 2 000<br />
Niederlande 49 81,0 16 57 129 100<br />
Österreich 23 6,8 77 169 27 900<br />
Portugal 5 2,3 100 *) *)<br />
Schweden 1 0,9 100 10 2 400<br />
Spanien 12 17,0 99 967 37 000
| Verhandlungen statt Regulierung<br />
Der diskriminierungsfreie Netzzugang bedarf <strong>keine</strong>r gesellschaftsrechtlichen<br />
Abtrennung des Transportgeschäfts, sondern kann<br />
ebenso durch weniger radikale Instrumente gesichert werden. Regulierungsbehörden<br />
sind nicht nur aufwändig und teuer, sie können –<br />
wie in den USA – an den Markterfordernissen vorbei agieren und zu<br />
kritischen Versorgungslagen beitragen. Die deutsche Regierung<br />
hat sich bei der Umsetzung der EU-Gasrichtlinie für den verhandelten<br />
Netzzugang entschieden, da eine Regulierungsbehörde nicht zum<br />
marktwirtschaftlichen Umfeld in Deutschland passt: Es gibt mehr<br />
als 700 eigenständig handelnde Gesellschaften, freien Leitungsbau,<br />
freien Im- und Export sowie Transport- und Speicherwettbewerb.<br />
Darüber hinaus gibt es ein ausgereiftes Wettbewerbsrecht und ein<br />
kompetentes und leistungsfähiges Bundeskartellamt.<br />
Zu den großen Risiken regulierter Energiemärkte gehört die nachlassende<br />
Investitions- und unternehmerische Risikobereitschaft.<br />
Ein Prozess, der in der liberalisierten Gaswirtschaft Großbritanniens<br />
bereits zu beobachten ist und die Kritik maßgeblicher Marktteilnehmer<br />
hervorruft. Ein negatives Investitionsklima kann sich die europäische<br />
Gaswirtschaft angesichts des prognostizierten Bedarfszuwachses<br />
nicht leisten. Dies gilt innerhalb des EU-Marktes genauso wie<br />
für wichtige Projekte in Kooperation mit den Produzenten. � |<br />
Marktanteil Anzahl Anzahl Anteil am<br />
des größten Kunden Beschäftigte EU-Verbrauch<br />
Importeurs<br />
in % vom<br />
Aufkommen<br />
in Tausend in Tausend in %<br />
Belgien 100 2 511 4,0 4,0<br />
Dänemark 78 322 1,2 1,1<br />
Deutschland 57 17 400 41,1 20,8<br />
Finnland 100 34 0,3 1,0<br />
Frankreich 96 10 671 28,0 10,6<br />
Griechenland 100 8 0,5 0,5<br />
Großbritannien 60 21 051 43,1 24,1<br />
Irland 76 366 0,7 1,0<br />
Italien 86 15 630 30,0 19,3<br />
Luxemburg 100 73 0,2 0,2<br />
Niederlande 82 6 638 9,5 10,2<br />
Österreich 89 1 262 2,9 1,8<br />
Portugal 100 *) *) 0,6<br />
Schweden 100 55 0,2 0,2<br />
Spanien 98 4 203 4,3 4,5<br />
*) <strong>keine</strong> Angabe Quellen: Eurogas Jahresbericht 2000; eigene Berechnungen<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Europäischer Gasmarkt<br />
13
<strong>Ruhrgas</strong> | | Erdgasreserven<br />
14<br />
| Zuverlässig versorgt.<br />
Sicher. <strong>Ruhrgas</strong>. |<br />
Erdgasheizungen für<br />
76 Prozent aller<br />
Neubauwohnungen.<br />
Fast 17 Millionen erdgasbeheizteWohnungen<br />
in Deutschland.
| Ende in Sicht,<br />
oder Potenzial für<br />
Generationen?<br />
Zur Reichweite der Erdgasreserven |<br />
Wie lange reichen die Erdgasreserven eigentlich noch? Die<br />
heute sicher gewinnbaren Reserven bis etwa 2060; nimmt man<br />
die Erdgasmengen hinzu, die zurzeit noch nicht wirtschaftlich aus<br />
bekannten Lagerstätten gewonnen werden können, erhöht sich<br />
die Reichweite um rund 100 auf insgesamt 160 – 200 Jahre. Obwohl<br />
es sich um Zeiträume von vielen Generationen handelt,<br />
sehen vor allem Menschen außerhalb der Energiewirtschaft sozusagen<br />
schon bald die Erdgasflammen ausgehen. Ein Blick auf<br />
die mittel- und langfristigen Perspektiven soll zeigen, dass diese<br />
Befürchtung eher unrealistisch ist.<br />
Zu den Realitäten der Geophysik gehört es, dass immer neue Lagerstätten<br />
gefunden werden. Eine die Fachwelt wie die „Normalverbraucher“<br />
gleichermaßen faszinierende Materie stellen die jüngsten<br />
Forschungsergebnisse zu Methanhydraten dar. Methanhydrate zählen<br />
zwar heute noch zu den unkonventionellen Ressourcen, und die<br />
Technik zur Förderung in großem Maßstab fehlt noch: Aber durch<br />
weitere Forschungsaktivitäten könnte sich die Reservesituation künftig<br />
völlig neu darstellen.<br />
| Statisch heißt nicht „unverbesserlich“<br />
Die Reichweiten der einzelnen Energieressourcen definieren <strong>keine</strong>swegs<br />
den finalen Tag für die Förderung der letzten Tonne Kohle,<br />
des unwiderruflich letzten Barrels Öl oder für den letzten Kubikmeter<br />
Erdgas. Die so genannte statische Reichweite ist vielmehr ein Barometer<br />
dafür, ob die Bemühungen zur Aufsuchung neuer Vorkommen<br />
mit der tatsächlichen Förderung Schritt halten und wie wirtschaftlich<br />
lukrativ Explorations- und Förderaktivitäten sind. Verkürzen sich die<br />
Reichweiten, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Öl- und Gassuche<br />
weniger intensiv verfolgt wird.<br />
Die statische Reichweite der weltweiten Erdgasreserven hat sich in<br />
den zurückliegenden Jahren kontinuierlich verbessert. Derzeit wird<br />
sie von Experten mit einem Wert von über 60 Jahren angegeben.<br />
Präzise formuliert heißt das: Die weltweiten Erdgasreserven reichen<br />
beim derzeitigen Verbrauch noch mindestens 60 Jahre. Doch auch<br />
die Fachleute sichern sich ab. Sie unterscheiden zwischen „wirtschaftlich<br />
gewinnbaren Vorkommen“ und den in der Regel weit<br />
höheren „wahrscheinlichen Reserven“.<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Erdgasreserven<br />
15
<strong>Ruhrgas</strong> | | Erdgasreserven<br />
16<br />
In Deutschland ist Erdgas der zweitwichtigste heimische<br />
Energieträger nach der Kohle. Nach ersten größeren<br />
Funden vor fast 50 Jahren entwickelte sich eine<br />
Erdgasförderregion zwischen Ems und Elbe. Seit längerem<br />
trägt die heimische Erdgasförderung rund ein<br />
Fünftel zur Deckung des gesamten inländischen Erdgasverbrauchs<br />
bei. Die deutschen Erdgasvorkommen<br />
liegen meist in großen Tiefen. Suche und Förderung<br />
erfordern einen hohen technischen Aufwand und<br />
großes Know-how. Offshore – im kleinen deutschen<br />
Nordseesektor – fanden sich bisher <strong>keine</strong> größeren<br />
Vorkommen.<br />
Unser westlicher Nachbar, die Niederlande, wurde<br />
von der Erdgeschichte reicher bedacht. Eine riesige<br />
Gasblase fand sich 1961 unterhalb des nördlichen Landesteils<br />
und wurde unter der Bezeichnung „Groningen-Feld“<br />
bekannt. Das Vorkommen war die Grundlage,<br />
um die europäische Gasversorgung aufzubauen.<br />
Anfang der siebziger Jahre entdeckten Geophysiker<br />
dann Schlag auf Schlag umfangreiche Öl- und Gasfelder<br />
in der norwegischen Nordsee. In anderen Teilen<br />
der Welt, vor allem im heutigen Russland, in Nordafrika<br />
und Nordamerika wurden noch weitaus größere<br />
Erdgasvorkommen gefunden. Russland verfügt über<br />
die größten Erdgasreserven der Welt. Der größte Teil<br />
des russischen Erdgases kommt aus Westsibirien –<br />
allein das Urengoy-Feld hatte zu Beginn der Förderung<br />
sicher gewinnbare Reserven von 7 000 Milliarden<br />
Kubikmeter Erdgas.<br />
● Gasmoleküle<br />
● Wassermoleküle<br />
Unterwassereinsatz einer<br />
Videobeobachtungsstation über einem<br />
Methanhydrat-Vorkommen.<br />
Westeuropa liegt zu Gebieten, aus denen Erdgas langfristig<br />
in großen Mengen zusätzlich bezogen werden<br />
könnte, günstiger als andere Verbrauchsregionen wie<br />
die USA und Japan. Mit den Vorkommen auf dem Kontinent<br />
und in der Nordsee sowie mit dem Zugang zu<br />
den großen Förderregionen Russlands und Nordafrikas<br />
hat Westeuropa solide und breit gestreute Bezugsquellen.<br />
| Brücke in die Energiezukunft<br />
Erdgas ist von allen fossilen Energieträgern der<br />
umwelt- und klimaschonendste. Erdgas soll eine<br />
Brücke bilden in eine Energiezukunft, die auf umweltneutralen<br />
Energien wie dem Wasserstoff ruht. Deshalb<br />
ist es notwendig, über ausreichende Erdgasressourcen<br />
langfristig sicher und wirtschaftlich zu verfügen. Die<br />
Komplexes Molekülgefüge:<br />
Ein Kubikmeter Methanhydrat<br />
enthält 164 Kubikmeter<br />
Erdgas.
Wissenschaftler auf einem Forschungsschiff.<br />
bekannten Vorräte reichen dazu möglicherweise schon aus. Doch mit<br />
den jüngsten Forschungsergebnissen über Vorkommen von Methanhydraten<br />
im Meer wurde hinsichtlich der Verfügbarkeit von Erdgas<br />
noch ein weiteres Tor geöffnet.<br />
Stolz präsentiert Gerhard Bohrmann vom Kieler GEOMAR-Forschungsinstitut<br />
für marine Geowissenschaften kleine schmutzig-weiße Brocken.<br />
„Gefrorenes Erdgas“ stellt er das Material vor, den Fachleuten<br />
bekannt als Methanhydrat. Die Brocken sind bei normalen Druckverhältnissen<br />
und Temperaturen nicht stabil und zersetzen sich. Dabei<br />
entweicht soviel Methan, dass dies ausreicht, um eine Flamme zu<br />
entzünden. Zurück bleibt Wasser. Doch dafür sind die Brocken den<br />
Forschern im Kieler GEOMAR-Institut zu wertvoll. Schließlich wurden<br />
sie mit einem speziellen Video-Greifer von Bord des Forschungsschiffes<br />
S<strong>ON</strong>NE vor der amerikanischen Westküste aus 800 Metern Tiefe<br />
emporgeholt. Die Proben wurden mit großem technischen Aufwand<br />
unter Stickstoffatmosphäre nach Deutschland transportiert.<br />
Methanhydrate sind feste Verbindungen aus Erdgas und Wasser.<br />
Sie bilden sich unter Druck und bei niedrigen Temperaturen mit Vorliebe<br />
an den Kontinentalhängen der Ozeane, bei Druckverhältnissen,<br />
die ab 300 Metern Wassertiefe möglich sind sowie in den Dauerfrostregionen<br />
der Polargebiete. Methanhydrate wurden noch vor wenigen<br />
Jahren als ungeliebtes Begleitprodukt der Gasversorgung angesehen.<br />
Den Gasversorgern begegneten die Eiskristalle schon vor einigen<br />
Jahrzehnten an ganz anderer Stelle: Sie bilden sich bei tiefen Außentemperaturen<br />
und Änderungen der Druckverhältnisse in Erdgasleitungen<br />
und führten zu Behinderungen durch Ablagerungen und Verstopfungen.<br />
| Gehaltvolle Substanz<br />
Die bis jetzt bekannten natürlichen Hydratvorkommen bilden<br />
eine vielleicht unerschöpfliche Energiequelle, meint Gerhard Bohr-<br />
Flammen über einem Brocken Methanhydrat.<br />
mann. Denn ein Kubikmeter Hydrat<br />
enthält 164 Kubikmeter Erdgas. Die Ursache<br />
dafür ist ein komplexes Molekülgefüge,<br />
wie die Forscher erst vor wenigen<br />
Jahren herausfanden. Inzwischen<br />
gibt es weltweit eine fast hektisch zu<br />
nennende Forschungstätigkeit mit Aufsehen<br />
erregenden Erkenntnissen. Vor<br />
allem die USA, vor deren Küsten große<br />
Hydratmengen lagern, intensivieren ihre<br />
Forschungsanstrengungen. Bohrmann:<br />
„Ein Prozent der dortigen Hydratvorkommen<br />
würde die Erdgasreserven des<br />
Landes auf einen Schlag verdoppeln.“<br />
Doch nach Ansicht der Kieler Forscher<br />
steht vor der wirtschaftlichen Verwertung<br />
noch eine große Menge an Forschungsarbeit<br />
über die Verteilung und<br />
das Verhalten der Hydrate. Schließlich<br />
sind sie Teil des globalen Kohlenstoffkreislaufs<br />
und damit ein Faktor, der Einfluss<br />
auf die Klimaentwicklung haben<br />
könnte.<br />
Noch ist unklar, wie und vor allem wann<br />
Gashydrate wirtschaftlich gewonnen<br />
werden können. Aber sie bergen ein Potenzial,<br />
dass die Menge des auf unserem<br />
Planeten vorhandenen und irgendwann<br />
nutzbaren Erdgases enorm vergrößern<br />
könnte. � |<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Erdgasreserven<br />
17
<strong>Ruhrgas</strong> | | Versorgungskette<br />
18<br />
| Sicher – vom Bohrloch bis zum<br />
Verbraucher<br />
Entwicklungsaktivitäten entlang der Versorgungskette |<br />
Eine sichere Erdgasversorgung ist also ein wichtiger<br />
Schritt in diese Richtung im Sinne eines Bindeglieds<br />
zur Energieversorgung der Zukunft. „Sicherheit um-<br />
Zukunfts<br />
fasst in der Erdgasversorgung eine Vielfalt von Maßnahmen<br />
und technischen Konzepten vom Bohrloch bis<br />
zum Endverbraucher“, fasst <strong>Ruhrgas</strong>-Entwicklungschef<br />
Prof. Christian P. Beckervordersandforth zusammen.<br />
Die Arbeit der Geologen ist ebenso ein Beitrag<br />
zur langfristigen Versorgung wie die Entwicklung und<br />
Markteinführung effizienter, ressourcenschonender<br />
Anwendungstechniken.<br />
Bereits vor mehr als vier Jahrzehnten begleitete und<br />
ermöglichte die Gastechnik einen Paradigmenwechsel<br />
in der Energieversorgung. Mit dem Wissen und der<br />
Infrastruktur aus dem Kohlegas-Zeitalter schrieb Erdgas<br />
ein Kapitel erfolgreicher Wettbewerbsgeschichte:<br />
Erdgas erweiterte nicht nur die Zahl der verfügbaren<br />
Energieträger in der Energiebilanz. Die Gaswirtschaft<br />
selbst sorgte für eine breite Diversifikation ihrer Bezugsquellen.<br />
Erweitert um ein überregionales Netz<br />
und Anbindungen an die heimischen und ausländischen<br />
Förderregionen stand der dynamisch wachsenden<br />
Verbraucherzahl eine verlässliche und leistungsfähige<br />
Versorgungsinfrastruktur zur Verfügung. Auch<br />
für ein künftig mögliches Wasserstoffzeitalter wird<br />
diese Infrastruktur nutzbar sein.<br />
Die Bedeutung des Erdgases für die Weltenergieversorgung wächst.<br />
Anwendungsfreundlich und kohlenstoffarm zugleich, erfüllt Erdgas die<br />
Anforderungen an einen Energieträger, der den Weg zu einer kohlenstofffreien<br />
Energieversorgung erleichtert.<br />
Deutschland und die anderen Mitglieder der Europäischen<br />
Union haben sich in enger Kooperation mit den<br />
Förderregionen leistungsfähige Leitungsverbindungen<br />
zu einem großen Teil der Welterdgasreserven geschaffen.<br />
Dazu gehören nicht nur die Vorräte in der Nordsee,<br />
sondern vor allem die Vorkommen in Russland<br />
und Nordafrika. Die moderne Pipelinetechnologie<br />
macht aber auch die Erschließung der Ressourcen im<br />
Mittleren Osten technisch möglich. Moderne Werkstoffe<br />
erlauben heute einen Leitungsinnendruck über<br />
100 bar, so dass eine Leitung ausreicht, um ganze<br />
Länder oder Regionen zu versorgen.<br />
Noch heute gelten die seit etlichen Jahren in Betrieb<br />
befindlichen Leitungen durch sibirische Permafrostgebiete<br />
oder die Gasinfrastruktur im norwegischen<br />
Schelfgebiet als Superlative moderner Pipeline- und<br />
Anlagentechnik. Aktuell werden diese Pionierleistungen<br />
durch Projekte wie den Blue Stream, eine Querung<br />
durch das Schwarze Meer zwischen Russland<br />
und der Türkei, in den Schatten gestellt: In Tiefen<br />
über 2 000 Meter unter dem Meeresspiegel, über<br />
zerklüftete Meeresböden und durch geologisch aktive<br />
Zonen mit aggressiven Wasserzusammensetzungen<br />
werden dort Leitungen verlegt.
Der Erdgastransport über große Entfernungen ist nicht<br />
nur eine technische Herausforderung, sondern auch<br />
eine wirtschaftliche und ökologische. Erdgas soll möglichst<br />
kostengünstig und umweltschonend zu den Verbrauchern<br />
gelangen. Insgesamt 26 Verdichterstationen<br />
mit einer Gesamtleistung von knapp 900 Megawatt<br />
sorgen bei <strong>Ruhrgas</strong> für einen sicheren und effizienten<br />
Transport. Modernste Turbinentechnik und Energierückgewinnungsanlagen<br />
wirken sich positiv auf die<br />
Energie- und Umweltbilanz aus. Im Rahmen eines<br />
der ersten Joint-Implementation-Projektes nach dem<br />
Kyoto-Protokoll kooperiert <strong>Ruhrgas</strong> erfolgreich mit<br />
Tochterunternehmen der russischen Gazprom bei der<br />
Optimierung der russischen Transportsysteme. Mehrere<br />
hunderttausend Tonnen Kohlendioxid können<br />
dadurch eingespart werden; bei späterer Anwendung<br />
auf das gesamte Gazprom-Transportnetz werden sogar<br />
sicherung<br />
Einsparungen von 4,5 Millionen Tonnen CO2 jährlich<br />
erwartet.<br />
Versorgungssysteme der Gaswirtschaft müssen nicht<br />
nur leistungsfähig, sondern auch sicher sein. Erdverlegte<br />
Leitungen sind der natürlichen Korrosion sowie<br />
Fremdeinwirkungen ausgesetzt und müssen entsprechend<br />
geschützt werden. <strong>Ruhrgas</strong> hat in seiner 75-jährigen<br />
Unternehmensgeschichte den aktiven und passiven<br />
Korrosionsschutz entscheidend weiter entwickelt.<br />
„Eigentlich,“ so Prof. Beckervordersandforth, „sind<br />
Erdgasfernleitungen heute zeitlich unbegrenzt verwendbar.“<br />
| Partner im Orbit<br />
Seit vielen Jahren werden Leitungstrassen der<br />
<strong>Ruhrgas</strong> per Hubschrauber-Überflug kontrolliert oder<br />
durch erfahrene Mitarbeiter abgegangen, um Risiken<br />
zu vermeiden. Doch es ist <strong>keine</strong> reine Zukunftsmusik,<br />
dass diese Aufgaben bald von Satelliten und modernen<br />
Bildauswertungsprogrammen übernommen werden.<br />
Mit 16 Partnern aus fünf europäischen Ländern entwickelt<br />
<strong>Ruhrgas</strong> derzeit das Projekt „PRESENSE“.<br />
Moderne optische Satelliten erkennen heute Gegenstände<br />
bis zu einer Größe von 0,5 Metern. Die ausgewerteten<br />
Bilder lassen pozenzielle Risiken für die Leitungen<br />
erkennen. Die unterirdisch verlegten Leitungen<br />
können auch per Satellit exakt und digital kartiert<br />
werden – mit den von <strong>Ruhrgas</strong> errichteten Referenzstationen<br />
sogar zentimetergenau.<br />
„Lasertechnologie kann in wenigen Jahren die Gasleckerkennung<br />
revolutionieren“, ist sich Prof. Beckervordersandforth<br />
sicher. Vom Hubschrauber erkennt der<br />
Laser kleinste Undichtigkeiten selbst innerhalb bebauter<br />
Regionen. „Wichtig ist“, so Beckervordersandforth,<br />
„dass die Gaswirtschaft im engen Dialog mit innovativen<br />
Technikfeldern bleibt, das Anwendungspotenzial<br />
aus der Grundlagenforschung erkennt und in Nutzen<br />
für die Gasversorgung umsetzt.“<br />
Eine Forderung an den liberalisierten Gasmarkt ist die<br />
Nutzung vorhandener Leitungen durch Dritte. Eine<br />
Voraussetzung für den vom Gesetz geforderten „diskriminierungsfreien<br />
und transparenten“ Netzzugang ist<br />
die exakte Messung und Qualitätsbestimmung der<br />
Gasmengen. <strong>Ruhrgas</strong> verfügt im Forschungszentrum<br />
Dorsten mit „Pigsar“ nicht nur über einen Prüfstand für<br />
die Kalibrierung von Gaszählern in Hochdrucknetzen,<br />
sondern auch – unter Kontrolle der Physikalisch-Technischen<br />
Bundesanstalt PTB – über den nationalen<br />
Normal-Kubikmeter – vergleichbar dem in Paris aufbewahrten<br />
Ur-Meter. Auf weiteren Versuchsständen<br />
der <strong>Ruhrgas</strong> sowie im „Testloop Emden“ können in<br />
internationaler Kooperation Langzeittests mit großen<br />
Durchflussmengen durchgeführt werden.<br />
| Neue technische Herausforderungen<br />
„Wichtig ist, dass die Gaswirtschaft im<br />
engen Dialog mit innovativen Technik-<br />
feldern bleibt, das Anwendungspotenzial<br />
aus der Grundlagenforschung erkennt<br />
und in Nutzen für die Gasversorgung<br />
umsetzt.“<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Versorgungskette<br />
19
<strong>Ruhrgas</strong> | | Versorgungskette<br />
20<br />
Messvorrichtung zur Ermittlung der Gasbeschaffenheit.<br />
Zum Leistungsspektrum des <strong>Ruhrgas</strong>-Entwicklungszentrums in<br />
Dorsten gehört die numerische Simulation von Strömungsverhältnissen<br />
des Erdgases in Transportleitungen und Messeinrichtungen.<br />
Die Erkenntnisse aus der Simulation werden zur Optimierung des<br />
Erdgastransports und der Messtechniken in die Praxis umgesetzt.<br />
Ein neues Feld bei der Energiemessung betrat <strong>Ruhrgas</strong> mit der Verfeinerung<br />
korrelativer Verfahren. So lässt sich aus der Zusammenfassung<br />
von Einzelmessungen, zum Beispiel der Schallgeschwindigkeit,<br />
des Kohlendioxidgehaltes und anderer Zustandsgrößen, der<br />
Brennwert des Gases exakt und vor allem schnell bestimmen – eine<br />
unerlässliche Voraussetzung zur genauen Energieabrechnung im<br />
modernen Erdgasmarkt.<br />
Der integrative Gedanke einer sicheren Erdgasversorgung schließt<br />
die Sphäre der Privatverbraucher ein. <strong>Ruhrgas</strong> gibt Impulse durch eigene<br />
Entwicklungsprojekte und durch die Bildung gemeinschaftlicher<br />
Initiativen.<br />
Erdgas ist mit fast 17 Millionen erdgasbeheizten Haushalten die<br />
Nummer eins in der Wohnungsbeheizung. Der erreichte hohe Marktanteil<br />
sowie die zukünftig weiter steigende Zahl von Erdgasheizungen<br />
erfordert eine ständige Weiterentwicklung der Anwendungstechnik<br />
in Kooperation zwischen Gasversorgern, Industrie und Handwerk.<br />
| Vision des gasvollversorgten<br />
Hauses<br />
Die nationale und europäische<br />
Energieeinspargesetzgebung senkt den<br />
zulässigen Energiebedarf von Wohngebäuden<br />
sukzessive ab: Sind im Wohnungsbestand<br />
noch Verbrauchswerte<br />
von 200 Kilowattstunden pro Quadratmeter<br />
und Jahr (kWh/m2a) üblich, so<br />
limitiert die neue Energieeinsparverordnung<br />
diesen Wert im Einfamilienhaus<br />
auf weniger als 70 kWh/m2a. Extreme<br />
Niedrigenergiehäuser benötigen kaum<br />
die Hälfte. Die Anwendung primärenergetischer<br />
Ansätze zwingt zu noch<br />
effizienteren Verfahren wie der Brennwertnutzung,<br />
der Integration solarer<br />
Energiegewinnung oder der Kraft-<br />
Wärme-Kopplung.<br />
Mit der Vision des gasvollversorgten<br />
Hauses gibt <strong>Ruhrgas</strong> eine Antwort auf<br />
die zukünftigen Anforderungen: Dem<br />
Gebäude wird ausschließlich Erdgas als<br />
Primärenergie zugeführt. Das ist nicht<br />
nur wirtschaftlicher als die parallele Anbindung<br />
an die Versorgungsnetze und<br />
Infrastrukturen mehrerer Energieträger,<br />
sondern vermindert auch Energieverluste<br />
bei Umwandlung und Transport. Erdgas<br />
dient im vollversorgten Gebäude als<br />
Primärenergie für Wärme und Strom,<br />
die im gekoppelten Erzeugungsprozess<br />
(KWK) produziert werden. Vorteil ist der<br />
hohe Wirkungsgrad von KWK-Anlagen<br />
und ihr konkreter Beitrag zum Klimaschutz.<br />
Zentralisiert wird außerdem die<br />
Warmwasserbereitung, was weitere<br />
Effizienzgewinne zur Folge hat.
Direkt zum Einsatz kommt Erdgas z.B.<br />
künftig auch mehr und mehr in Wärmestrahlern<br />
im Terrassen- und Gartenbereich<br />
sowie in der Küche und bei der<br />
Betankung erdgasbetriebener Fahrzeuge.<br />
Selbst Kühlschränke, Wäschetrockner<br />
und Spümaschinen lassen sich heute<br />
komfortabel und vor allem sparsam<br />
mit Erdgas betreiben. Zum gasvollversorgten<br />
Haus gehört eine neuartige Installationstechnik,<br />
die die Nutzung des<br />
Erdgases leicht und an beliebigen Orten<br />
bei höchstem Sicherheitsstandard ermöglicht.<br />
Als Durchbruch kann hier die<br />
Zulassung der komfortablen Gassteckdose<br />
gelten. Eine „kleine Revolution“<br />
bahnt sich bei Wartung und Betriebsüberwachung<br />
der häuslichen Energieverwendung<br />
an: Die Fortschritte moderner<br />
Sensortechnik ermöglichen den vollelektronischen<br />
Betrieb, der Störungen<br />
oder Wartungsarbeiten automatisch<br />
ankündigt.<br />
Moderne gasbetriebene Hausgeräte:<br />
Kamin, Wäschetrockner, Herde.<br />
Rückgrat der häuslichen Wärmeversorgung bleibt der Heizkessel –<br />
in der Regel als Brennwertgerät. Wichtige und vor allem zukunftsweisende<br />
Nischen besetzen aber schon heute die im Feldversuch erprobten<br />
neuen Gaswärmepumpen, die der häuslichen Energiebilanz<br />
bis zu einem Drittel erneuerbare Umweltenergie zuführen, sowie<br />
das Brennstoffzellenheizgerät mit gekoppelter Strom- und Wärmeerzeugung.<br />
Das Brennstoffzellenheizgerät konkretisiert das Bild von der „Brücke<br />
in die wasserstoffgetragene Energiezukunft“. Brennstoffzellen nutzen<br />
Wasserstoff, der derzeit aus Erdgas reformiert wird. <strong>Ruhrgas</strong><br />
hat die vielfältigen Initiativen zur Erprobung und Markteinführung der<br />
Brennstoffzellentechnik in Wohngebäuden in der „Brennstoffzellen-<br />
Initiative“ gebündelt. Hersteller von Brennstoffzellen, Heizungsindustrie<br />
und Gasversorger können dieser Initiative beitreten und am<br />
weiteren Technologiefortschritt partizipieren. Ziel ist, bis zum Ende<br />
dieses Jahrzehnts marktreife Anwendungen dieser innovativen<br />
Technik vorweisen zu können. � |<br />
Kein anderer Energieträger verfügt<br />
über vergleichbar breit gefächerte Akti-<br />
vitäten und Instrumente zur sicheren,<br />
umweltverträglichen und anwendungs-<br />
freundlichen Versorgung über die ge-<br />
samte Kette von der Produktion über<br />
den Transport bis zur Endverteilung<br />
wie das Erdgas.<br />
Bild: neuer Mehrsparten-Hausanschluss<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Versorgungskette<br />
21
<strong>Ruhrgas</strong> | | Faszination Brennstoffzelle<br />
22<br />
| Faszination Brennstoffzelle<br />
Vom Laptop bis zum virtuellen Kraftwerk:<br />
Innovative Technologie für die Wärme- und<br />
Stromerzeugung der Zukunft |<br />
Ob für den stationären Einsatz zur Wärme- und Stromerzeugung für Wohngebäude<br />
und Gewerbe- und Industriebetriebe, oder auch im mobilen Sektor für den Einsatz<br />
in Fahrzeugen: Beim Thema Brennstoffzellen kommen die Phantasien in Schwung.<br />
In einer Marktstudie zum Einsatz von stationären Brennstoffzellen, in der Hersteller<br />
und Anwender über die Marktaussichten von Brennstoffzellen befragt wurden,<br />
werden rund 800 Megawatt elektrische Leistung an Brennstoffzellen bis zum Jahr<br />
2010 für möglich gehalten, bei entsprechenden förderlichen Rahmenbedingungen.<br />
Das theoretische Einsatzpotential wird sogar auf rund 16 000 Megawatt elektrische<br />
Leistung geschätzt.<br />
Initiative Brennstoffzelle: Die nächsten Schritte<br />
Labor- und erste<br />
Feldanlagen (PEM, SOFC)*<br />
Demoprojekte, Test von<br />
Vorserienmodellen<br />
Markteinführung,<br />
Contracting<br />
Vorbereitung Handwerk<br />
Norm/Zulassung<br />
Marketing/<br />
Marktvorbereitung<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
* PEM = Protonenleitende-Membran-Brennstoffzelle<br />
SOFC = Festkörperoxid-Brennstoffzelle<br />
Kerngruppe der Initiative: EWE, Oldenburg; MVV, Mannheim; VNG, Leipzig; <strong>Ruhrgas</strong>, Essen.
| Breites Einsatzspektrum<br />
Die Faszination der Brennstoffzellen-Technologie resultiert aus<br />
ihrem breiten Einsatzspektrum, sowohl hinsichtlich der Anwendungsbereiche<br />
und der einsetzbaren Energieträger als auch des<br />
Leistungsspektrums. Mini-Brennstoffzellen für Handys und Laptops<br />
sind ebenso in der Entwicklung, wie Anlagen von 1 Kilowatt elektrischer<br />
Leistung für Einfamilienhäuser bis hin zu Anlagen für die<br />
Industrie mit Leistungen von 2 Megawatt und mehr.<br />
Brennstoffzellen werden als das zentrale innovative Element einer<br />
zukünftigen nachhaltigen Energiewirtschaft gehandelt, und dies zu<br />
Recht. Die Palette der einsetzbaren Energieträger reicht von Erdgas<br />
über Methan bis hin zum Wasserstoff, dem Zukunftsenergieträger,<br />
wenn er einmal regenerativ erzeugt werden kann. Die regenerative<br />
Wasserstoffwirtschaft ist eine noch langfristige Option. Der Brückenschlag<br />
hin zu dieser Energiezukunft kann aber durch eine Strategie<br />
gelingen, die auf dem Energieträger Erdgas und der entsprechenden<br />
Infrastruktur basiert, und das sowohl im stationären als auch im<br />
mobilen Bereich.<br />
Mit einem Aufwand von Milliarden c<br />
wird derzeit von der Industrie die Entwicklung<br />
der Brennstoffzellentechnologie<br />
vorangetrieben. Erfahrungen aus<br />
den ersten Pilot- und Demonstrationsvorhaben<br />
sind vorhanden. Nun geht es<br />
um die Durchführung von größeren<br />
Feldtests, die z.B. mit Hilfe des Zukunfts-Investitionsprogramms<br />
(ZIP) des<br />
Bundeswirtschaftsministeriums mit<br />
rund 23 Millionen c gefördert werden.<br />
Bei diesem Programm geht es neben<br />
der technischen Erprobung von verschiedenen<br />
Brennstoffzellen-Typen auch<br />
um die Untersuchung der Auswirkungen<br />
auf die energiewirtschaftlichen Strukturen.<br />
Und es geht ebenfalls um die Entwicklung<br />
und Erprobung von Dienstleistungskonzepten,<br />
mit denen der<br />
Markt für Brennstoffzellen entwickelt<br />
werden soll.<br />
| Symbol für die neue Energiewelt<br />
Durch die Diskussion über die Einführung von Brennstoffzellen<br />
ist z.B. auch der Begriff der „virtuellen Kraftwerke“ in der Öffentlichkeit<br />
aufgetaucht, der die neue Energiewelt symbolisieren soll. Mit intelligenter<br />
Steuerung und Regelung arbeiten künftig hunderttausendfach<br />
in unseren Wohnhäusern und Betrieben stehende Kraftwerke<br />
optimal, und zwar an den dort vorhandenen Energiebedarf angepasst<br />
und mit Wirkungsgraden von über 90 Prozent. Wie bei allen neuen<br />
Technologien ist der Anfang schwer, die zu lösenden Aufgaben noch<br />
zahlreich und vielfältig. Dass es sich für eine solche Option lohnt zu<br />
arbeiten, versteht sich angesichts der hoch effizienten Technik von<br />
selbst, allein aus Gründen einer klimaverträglichen und nachhaltigen<br />
Energiepolitik. Das Thema Brennstoffzellen wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
eine wichtige Rolle spielen, die von der Bundesregierung<br />
für das Kyoto-Nachfolgetreffen im August 2002 in Johannesburg<br />
erarbeitet wird. Deshalb ist es von besonderer Wichtigkeit,<br />
dass neben den Herstellern auch die Erdgaswirtschaft die Initiative<br />
ergreift und sich dieses Thema zu Eigen macht, um die Brennstoffzellen<br />
möglichst effizient in den Markt einzuführen.<br />
Ein wichtiger Schritt erfolgte dazu im Herbst 2001: Neben der <strong>Ruhrgas</strong><br />
<strong>AG</strong> beteiligten sich drei weitere Energieversorger an der Gründung<br />
der Initiative Brennstoffzelle, die Aktivitäten von Herstellern,<br />
Energieversorgern und wissenschaftlichen Instituten rund um die<br />
Zukunftstechnologie der Brennstoffzelle bündelt (siehe Schaubild). � |<br />
Stefan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur (dena)<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Faszination Brennstoffzelle<br />
23
<strong>Ruhrgas</strong> | | Branchenreport<br />
24<br />
| Rund um die Uhr.<br />
Sicher. <strong>Ruhrgas</strong>. |<br />
11 000 Kilometer Leitungsnetz.<br />
Große Erdgasströme steuern,<br />
optimieren und überwachen<br />
durch unsere Dispatching-Zentrale<br />
in Essen.
| Branchenreport<br />
Erdgas im Energiemarkt 2001 |<br />
Auf den internationalen Ölmärkten stand einer im Vergleich zum Vorjahr<br />
kaum gestiegenen Nachfrage ein reichliches Angebot gegenüber.<br />
Die im Laufe des Jahres vorgenommenen Förderkürzungen in einigen<br />
Förderländern reichten nicht aus, um den weltweiten Produktionsüberhang<br />
abzubauen und die Märkte in ein Gleichgewicht zu<br />
bringen. Die Ereignisse des 11. September in den USA wirkten sich<br />
zusätzlich dämpfend auf die Nachfrage aus. Zunächst befürchtete<br />
Verknappungen des Angebots und Beeinträchtigungen der Liefersicherheit<br />
blieben aus. Im Ergebnis führte das zu einem Lageraufbau<br />
und zu merklich gesunkenen Rohölpreisen auf den Spotmärkten im<br />
letzten Quartal. Brent-Öl notierte zum<br />
Welterdgasverbrauch<br />
Jahresende unter 20 US $ pro Barrel<br />
in Mrd m und lag im Jahresmittel mit knapp<br />
25 US $ pro Barrel um fast 15 Prozent<br />
2 400<br />
unter dem Durchschnittspreis des<br />
Jahres 2000.<br />
3<br />
2 000<br />
1 600<br />
1 200<br />
800<br />
400<br />
0<br />
* vorläufig<br />
Der Weltenergieverbrauch lag im Jahr 2001 mit rd. 8,8 Mrd t OE<br />
(Öleinheiten) etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Ursächlich für<br />
die Stagnation waren insbesondere die deutlich abgeschwächte<br />
Entwicklung der Weltwirtschaft sowie die vergleichsweise milde<br />
Witterung in Nordamerika.<br />
92 97 98 99 00 01<br />
1992 1 960<br />
1997 2 150<br />
1998 2 185<br />
1999 2 250<br />
2000 2 360<br />
2001 * 2 375<br />
Sonstige<br />
Japan<br />
Westeuropa<br />
USA<br />
GUS<br />
Erdgasförderung und -verbrauch in<br />
der Welt erhöhten sich leicht auf etwa<br />
2 375 Mrd m3 (2,1 Mrd t OE). Das entsprach<br />
rd. 24 Prozent des gesamten<br />
Weltenergieverbrauchs.<br />
Der grenzüberschreitende Erdgashandel<br />
erreichte 2001 rd. 625 Mrd m3 (+4 Prozent<br />
gegenüber Vorjahr) und entsprach<br />
damit gut einem Viertel der Welterdgasförderung.<br />
Er spielte sich dabei – wie<br />
bisher – vornehmlich innerhalb Nordamerikas,<br />
Westeuropas und im asiatisch-pazifischen<br />
Raum ab und blieb damit<br />
im Wesentlichen intraregional. Kennzeichnend<br />
war der nach wie vor dominierende<br />
Anteil der Lieferungen per<br />
Pipeline (77 Prozent). In verflüssigter<br />
Form (LNG: Liquefied Natural Gas) wurden<br />
23 Prozent geliefert, was etwa dem<br />
Umfang des Vorjahres entsprach.<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Branchenreport<br />
25
<strong>Ruhrgas</strong> | | Branchenreport<br />
26<br />
Welterdgasvorräte 2001<br />
in Billionen m 3<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Die sicher gewinnbaren Erdgasreserven<br />
der Welt, die bereits Ende 2000 einen<br />
neuen Höchststand erreicht hatten, nahmen<br />
erneut zu und wurden Ende 2001<br />
auf rd. 156 000 Mrd m3 beziffert. Ihre<br />
statische Reichweite betrug nach wie<br />
vor gut 60 Jahre.<br />
| Regionale Entwicklungen<br />
|�| In Russland blieb die Erdgasförderung<br />
mit rd. 520 Mrd m3 geringfügig unter<br />
Vorjahresniveau. Das Fördervolumen<br />
entsprach rd. 22 Prozent der gesamten<br />
Erdgasförderung in der Welt. Russland<br />
blieb damit größtes Förderland.<br />
Die Erdgasexporte aus Russland inkl.<br />
der Lieferungen in andere Nachfolgestaaten<br />
der UdSSR wurden um rd.<br />
5 Prozent auf 165 Mrd m3 zurückgefahren.<br />
Damit entfielen auf Russland, das<br />
weiterhin größte Erdgasexportland der<br />
Welt, 26 Prozent aller grenzüberschrei-<br />
grenzüber<br />
Mittel- und Nahost 55,9<br />
GUS 55,4<br />
Fernost/Pazifik 12,3<br />
Afrika 11,2<br />
Nordamerika 7,6<br />
Lateinamerika 7,2<br />
Westeuropa 6,2<br />
Zentraleuropa 0,4<br />
tend gelieferten Erdgasmengen.<br />
Seine führende Position behielt Russland<br />
auch bei den sicher gewinnbaren<br />
Erdgasreserven. Sie wurden Ende 2001<br />
mit rd. 48 000 Mrd m3 veranschlagt;<br />
diese Menge entsprach knapp einem<br />
Drittel der Welterdgasreserven.<br />
In den übrigen GUS-Staaten belief sich<br />
die Erdgasförderung auf rd.140 Mrd m3 (+1 Prozent).<br />
|�| In den Vereinigten Staaten von<br />
Amerika ging der Erdgasverbrauch um<br />
3 Prozent auf rd. 600 Mrd m3 zurück.<br />
Der Rückgang war im Wesentlichen bedingt<br />
durch einen geringeren Einsatz<br />
von Erdgas in der Industrie und in Kraftwerken.<br />
Wegen der bis Mitte d.J. anhaltend<br />
hohen Preisniveaus und damit<br />
nachlassender Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Erdgases wechselten diese Abnehmer<br />
zu anderen Energieträgern. Verbrauchsdämpfend<br />
wirkten sich zudem<br />
die schwache Konjunktur und ein geringerer<br />
Bedarf zu Klimatisierungszwecken<br />
wegen des vergleichsweise kühlen<br />
Sommers aus.<br />
Die Erdgasförderung erhöhte sich um<br />
etwa 2 Prozent auf gut 510 Mrd m3 , das<br />
waren 22 Prozent der Erdgasförderung<br />
weltweit.<br />
Die Importe von Erdgas per Pipeline aus<br />
Kanada wurden um rd. 7 Prozent auf<br />
knapp 100 Mrd m3 ausgeweitet. Dieses<br />
Volumen entsprach annähernd 60 Prozent<br />
der kanadischen Erdgasförderung,<br />
die sich insgesamt auf gut 170 Mrd m3 belief (+3 Prozent gegenüber 2000). Die<br />
Bezüge von Erdgas – ebenfalls per Pipeline<br />
– aus Mexiko, wo rd. 35 Mrd m3 gefördert wurden, blieben auf dem sehr<br />
niedrigen Niveau des Vorjahres.<br />
Die Bezüge von Erdgas in verflüssigter<br />
Form aus Algerien, Australien, Katar,<br />
Nigeria, Oman, Trinidad/Tobago sowie<br />
aus den Vereinigten Arabischen Emiraten<br />
beliefen sich auf insgesamt<br />
rd. 7 Mrd m3 ; das waren 7 Prozent<br />
mehr als im Jahr zuvor.<br />
Die Vereinigten Staaten von Amerika<br />
blieben mit einem Anteil von 17 Prozent<br />
der gesamten grenzüberschreitend gelieferten<br />
Mengen größtes Erdgasimportland<br />
in der Welt.<br />
Die Erdgasexporte wurden erneut<br />
kräftig erhöht (+60 Prozent auf gut<br />
10 Mrd m3 ). Die Lieferungen gingen per<br />
Pipeline nach Kanada und Mexiko sowie<br />
in veflüssigter Form nach Japan.
Welterdgasförderung 2001<br />
Gesamtvolumen: rd. 2 375 Mrd m 3<br />
in Mrd m 3<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Russland 22 %<br />
USA 22 %<br />
Kanada 7 %<br />
Großbritannien 5 %<br />
Algerien 4 %<br />
Indonesien 3 %<br />
Iran 3 %<br />
Niederlande 3 %<br />
Norwegen 2 %<br />
Usbekistan 2 %<br />
Saudi-Arabien 2 %<br />
Turkmenistan 2 %<br />
Argentinien 2 %<br />
Malaysia 2 %<br />
Übrige 19 %<br />
|�| In Lateinamerika betrug die Erdgasförderung rd. 105 Mrd m3 ,<br />
2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die beiden größten Förderländer<br />
waren nach wie vor Argentinien und Venezuela, auf die allein 70 Prozent<br />
der gesamten Erdgasförderung in dieser Region entfielen. Der<br />
grenzüberschreitende Erdgashandel umfasste neben Lieferungen<br />
innerhalb dieser Region den LNG-Export von Trinidad/Tobago in die<br />
USA und auch nach Westeuropa.<br />
|�| In Japan erreichte die Erdgasförderung etwa 2,5 Mrd m3 (+4 Prozent),<br />
entsprechend etwa 3 Prozent des gesamten dortigen Erdgasaufkommens,<br />
das wie bisher nahezu vollständig durch LNG-Importe<br />
gedeckt wurde. Diese wuchsen um gut 1 Prozent auf rd. 76 Mrd m3 und stammten mit Bezügen aus Indonesien, Malaysia, Australien<br />
und Brunei (rd. 56 Mrd m3 ) wie bisher zum größten Teil aus der asiatisch-pazifischen<br />
Region, wo insgesamt rd. 265 Mrd m3 gefördert<br />
wurden (+1 Prozent). Aus der Golfregion (Abu Dhabi, Katar, Oman<br />
und den Vereinigten Arabischen Emiraten) wurden umgerechnet<br />
rd. 18 Mrd m3 in verflüssigter Form nach Japan geliefert. Hinzu kamen<br />
geringe Mengen aus den Vereinigten Staaten von Amerika.<br />
|�| In Afrika wurden 130 Mrd m3 Erdgas gefördert (+1 Prozent).<br />
Davon entfielen allein 70 Prozent auf Algerien, dem nach wie vor mit<br />
Abstand größten Förderland dieses Kontinents, gefolgt von Ägypten<br />
schreitend<br />
Blick in einen Schiffstank zum<br />
Transport von verflüssigtem Erdgas<br />
(LNG = Liquefied Natural Gas).<br />
(12 Prozent) und Nigeria (9 Prozent).<br />
Mit seinen Lieferungen von insgesamt rd. 55 Mrd m3 (– 9 Prozent), die<br />
– per Pipeline und in Form von LNG – nach Westeuropa, sowie als<br />
Flüssigerdgas in die Türkei und in die Vereinigten Staaten von Amerika<br />
gingen, blieb Algerien auch das mit Abstand bedeutendste Erdgasexportland<br />
Afrikas. Weitere Exportländer waren Libyen und Nigeria.<br />
|�| In den Ländern des Nahen und<br />
Mittleren Ostens betrug die Erdgasförderung<br />
rd. 210 Mrd m3 (+2 Prozent), davon<br />
23 Prozent in Saudi-Arabien und 30 Prozent<br />
im Iran. Von der gesamten Förderung<br />
wurde – wie bisher – nur ein geringer<br />
Teil in andere Regionen geliefert.<br />
|�| In Mittel- und Osteuropa betrugen<br />
Erdgasaufkommen und -verbrauch knapp<br />
70 Mrd m3 (+3 Prozent). Aus der leicht<br />
gestiegenen Förderung in Höhe von gut<br />
20 Mrd m3 stammte etwa ein Drittel<br />
des verfügbaren Erdgases dieser Region,<br />
aus Russland kamen rd. 60 Prozent. Lieferungen<br />
aus Westeuropa – im Wesentlichen<br />
nach Polen, Ungarn und in die<br />
Tschechische Republik – trugen mit 6 Prozent<br />
zum Erdgasaufkommen bei. Erdgas<br />
deckte fast 22 Prozent des gesamten<br />
Energieverbrauchs in den Ländern Mittelund<br />
Osteuropas (2000: 21 Prozent).<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Branchenreport<br />
27
<strong>Ruhrgas</strong> | | Branchenreport<br />
28<br />
St. Fergus<br />
Teesside<br />
Theddlethorpe<br />
Canvey<br />
London<br />
Toulouse<br />
Bacton<br />
Barcelona<br />
Dunkerque<br />
Gournay<br />
Paris<br />
Lyon<br />
Zeebrügge<br />
Brüssel<br />
Groningen<br />
Fos-sur-Mer<br />
Kårsto<br />
Kollsnes<br />
Stavanger<br />
Essen<br />
Aachen<br />
Bern<br />
Flensburg<br />
Oslo<br />
Wilhelmshaven<br />
Emden<br />
Hamburg<br />
Saarbrücken<br />
Frankfurt<br />
Freiburg<br />
Stuttgart<br />
Hannover<br />
Erfurt<br />
München<br />
La Spezia<br />
Montalto di Castro<br />
Rostock<br />
Passau<br />
Rom<br />
Berlin<br />
Prag<br />
Ljubljana<br />
Drehscheibe Deutschland<br />
im europäischen<br />
Erdgasverbund<br />
Wien<br />
Erdgasleitungen<br />
in Planung<br />
Erdgasimportstelle<br />
Erdgasfelder<br />
Zagreb<br />
Bratislava<br />
Budapest<br />
Zenica<br />
Sarajevo<br />
Warschau
Internationaler Erdgashandel 2001<br />
Exportländer<br />
Gesamtvolumen: rd. 625 Mrd m3 in Mrd m 3<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
Russland 26 %<br />
Kanada 16 %<br />
Algerien 9 %<br />
Norwegen 8 %<br />
Niederlande 6 %<br />
Turkmenistan 5 %<br />
Indonesien 5 %<br />
Malaysia 4 %<br />
Katar 3 %<br />
Großbritannien 2 %<br />
Andere Länder 16 %<br />
| Westeuropa: Erdgasverbrauch wächst weiter<br />
In Westeuropa wurden mit 270 Mrd m3 rd. 2 Prozent<br />
mehr Erdgas gefördert als im Vorjahr; es stammte<br />
zu über 80 Prozent aus den drei größten Förderländern<br />
Großbritannien (110 Mrd m3 ), den Niederlanden<br />
(62 Mrd m3 ) und Norwegen (51 Mrd m3 ). Mit rd.<br />
90 Prozent lag der Anteil dieser drei Länder an den<br />
gesamten sicher gewinnbaren Erdgasreserven Westeuropas<br />
noch höher (Norwegen: rd. 3 300 Mrd m3 ,<br />
Niederlande: rd. 1600 Mrd m3 , Großbritannien:<br />
rd. 650 Mrd m3 ).<br />
Der Erdgasverbrauch in Westeuropa betrug rd.<br />
400 Mrd m3 und übertraf damit den bisherigen Höchstwert<br />
aus dem Jahr 2000 um gut 2 Prozent. Erdgas<br />
deckte damit unverändert 23 Prozent des gesamten<br />
Energieverbrauchs in Westeuropa.<br />
Hinter dem anhaltenden Wachstum des Erdgasverbrauchs<br />
stehen zum Teil stark divergierende Entwicklungen<br />
in einzelnen Ländern. Insgesamt wurde der<br />
konjunkturbedingt rückläufige Verbrauch in der Industrie<br />
durch eine weiter steigende Zahl privater<br />
Verbraucher und einen witterungsbedingten Mehrverbrauch<br />
mehr als ausgeglichen. Hinzu kam ein deut-<br />
Importländer<br />
Gesamtvolumen: rd. 625 Mrd m 3<br />
in Mrd m 3<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
USA 17 %<br />
Deutschland 12 %<br />
Japan 12 %<br />
Italien 8 %<br />
Ukraine 8 %<br />
Frankreich 6 %<br />
Südkorea 3 %<br />
Spanien 3 %<br />
Türkei 2 %<br />
Belarus 2 %<br />
Andere Länder 27 %<br />
licher Anstieg des Erdgaseinsatzes zur Stromerzeugung<br />
– sowohl in der allgemeinen Stromwirtschaft als<br />
auch in der industriellen Eigenerzeugung.<br />
Die grenzüberschreitend gelieferten Erdgasmengen<br />
in Westeuropa beliefen sich wie im Vorjahr auf<br />
rd. 235 Mrd m3 , entsprechend knapp 40 Prozent der<br />
gesamten weltweit grenzüberschreitend bezogenen<br />
Erdgasmengen. Die Lieferungen erfolgten weit überwiegend<br />
auf Basis langfristiger Verträge; im Rahmen<br />
kurzfristiger Geschäfte wurden in Westeuropa vergleichsweise<br />
geringe Mengen gehandelt.<br />
Die einzelnen Lieferströme in und nach Westeuropa<br />
entwickelten sich wiederum unterschiedlich:<br />
Die Erdgasexporte aus Norwegen erhöhten sich auf<br />
knapp 50 Mrd m3 (+8 Prozent).<br />
Sie gingen – bis auf geringe Lieferungen nach Großbritannien<br />
– nahezu vollständig zum europäischen Kontinent.<br />
Importgesellschaften in Deutschland bezogen<br />
knapp 20 Mrd m3 Erdgas aus Norwegen. Das waren,<br />
wie im Vorjahr, gut 40 Prozent der Lieferungen aus der<br />
norwegischen Nordsee an Abnehmer in Westeuropa.<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Branchenreport<br />
29
<strong>Ruhrgas</strong> | | Branchenreport<br />
30<br />
Nationale Marktanteile der sieben<br />
größten europäischen Gasgesellschaften<br />
auf der Importstufe<br />
in %<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Distrigas<br />
Gas Natural<br />
Gaz de France<br />
Snam<br />
Gasunie<br />
Centrica<br />
<strong>Ruhrgas</strong><br />
Distrigas 100 %<br />
Gas Natural 96 %<br />
Gaz de France 94 %<br />
Snam 85 %<br />
Gasunie 82 %<br />
Centrica 60 %<br />
<strong>Ruhrgas</strong> 58 %<br />
Quellen: Cedigaz, 11/2001;<br />
eigene Berechnungen<br />
Verlegung einer Ferngaspipeline;<br />
Erdgastransport per LNG-Tanker<br />
|�| Die Lieferungen aus den Niederlanden in andere westeuropäische<br />
Länder legten erneut deutlich um +16 Prozent auf 36 Mrd m3 zu. Wie im Vorjahr war etwa die Hälfte der gesamten aus den Niederlanden<br />
stammenden Mengen für Kunden in Deutschland bestimmt<br />
(rd. 18 Mrd m3 ).<br />
|�| Die Erdgasexporte Großbritanniens lagen mit rd. 15 Mrd m 3<br />
um etwa 16 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Sie flossen zu<br />
rd. drei Vierteln zum europäischen Kontinent und zu einem Viertel<br />
nach Irland. Vom europäischen Kontinent wurden via Interconnector<br />
insgesamt etwa 1,5 Mrd m3 nach Großbritannien geliefert, und zwar<br />
vornehmlich in den Wintermonaten.<br />
|�| Aus der dänischen Nordsee wurden mit 3,4 Mrd m3 etwa 6 Prozent<br />
mehr Erdgas exportiert als im Jahr zuvor. Davon flossen gut<br />
70 Prozent nach Deutschland und knapp 30 Prozent nach Schweden.<br />
|�| Die Erdgaslieferungen aus Russland gingen um etwa 2 Prozent<br />
auf rd. 72 Mrd m3 zurück. Wie im Vorjahr bezogen Gasgesellschaften<br />
in Deutschland davon gut 45 Prozent. Deutschland blieb damit unverändert<br />
größtes Abnehmerland für russisches Erdgas in Westeuropa.<br />
|�| Algerien lieferte 2001 rd. 47 Mrd m3 Erdgas nach Westeuropa<br />
(–17 Prozent). Auf Lieferungen per Pipeline – nach Italien sowie auf<br />
die Iberische Halbinsel – entfielen 57 Prozent. In verflüssigter Form<br />
wurden 43 Prozent geliefert, und zwar – wie bisher – nach Frankreich,<br />
Spanien, Belgien, Italien und Griechenland.<br />
|�| Die Bezüge westeuropäischer Länder aus sonstigen Drittländern<br />
(Abu Dhabi, Katar, Libyen, Malaysia, Nigeria, Oman, Trinidad/Tobago)<br />
beliefen sich auf rd. 9 Mrd m3 (– 4 Prozent). Die Mengen wurden in<br />
verflüssigter Form, z.T. auf Spotbasis, geliefert.<br />
Kennzeichnend für die Versorgungssituation in Westeuropa blieb der<br />
mit rd. 68 Prozent nach wie vor dominierende Anteil der westeuropäischen<br />
Förderung. Bezüge aus Russland steuerten 18 Prozent<br />
zum Erdgasaufkommen bei. Aus Algerien stammten 12 Prozent des<br />
westeuropäischen Erdgasaufkommens und aus den übrigen Drittländern<br />
zusammen 2 Prozent.
| Deutschland: Energieverbrauch temperaturbedingt angestiegen<br />
Der Primärenergieverbrauch in Deutschland lag mit 346 Mio t OE um knapp<br />
2Prozent über Vorjahresniveau. Das ist im Wesentlichen auf die deutlich kühlere<br />
Witterung zurückzuführen. Temperaturbereinigt hätte sich ein leichter Rückgang<br />
des Primärenergieverbrauchs gegenüber 2000 ergeben. Daraus folgt, dass die Energieintensität<br />
(Verhältnis von Primärenergieverbrauch zu realem Bruttoinlandsprodukt)<br />
entsprechend dem längerfristigen Trend weiter rückläufig war. Energie aus<br />
inländischer Gewinnung (inkl. Kernenergie) trug mit 38 Prozent (2000: 39 Prozent)<br />
zur Deckung des Energieverbrauchs bei, aus Importen stammten 62 Prozent.<br />
| Energieimportrechnung rückläufig<br />
Die Energieimportrechnung (Netto: Einfuhr-Ausfuhr) verringerte sich gegenüber<br />
2000 geringfügig auf knapp 38 Mrd c. Bei steigenden Einfuhrmengen,<br />
aber sinkenden Preisen, waren die Aufwendungen für den Import von Rohöl und<br />
Mineralölprodukten rückläufig (26 Mrd c gegenüber knapp 30 Mrd c in 2000).<br />
Die Importrechnung für Erdgas stieg dagegen<br />
auf rd. 10 Mrd c (2000: 7,7 Mrd c).<br />
Diese Entwicklung war zum einen bestimmt<br />
durch höhere Importmengen, insbesondere<br />
aber durch ein Preisniveau,<br />
das im Jahresdurchschnitt um rd. ein<br />
Drittel höher als im Jahr zuvor lag. Entsprechend<br />
der Heizölpreisentwicklung<br />
waren die Erdgasimportpreise im Jahresverlauf<br />
allerdings deutlich rückläufig.<br />
Die Aufwendungen für den Import<br />
von Steinkohle erhöhten sich auf knapp<br />
2 Mrd c, bedingt sowohl durch gestiegene<br />
Importmengen, die erstmals das<br />
Aufkommen aus inländischer Förderung<br />
übertrafen, als auch durch Importpreise,<br />
die deutlich über Vorjahresniveau lagen.<br />
Erdgasaufkommen in Westeuropa 2001<br />
Gesamtvolumen: rd. 400 Mrd m 3<br />
Russland<br />
18 %<br />
Algerien<br />
12 %<br />
Sonstige *<br />
2%<br />
Westeuropa<br />
68 %<br />
* Abu Dhabi, Katar, Libyen, Malaysia, Nigeria,<br />
Oman, Trinidad/Tobago<br />
| Erdgasaufkommen: Struktur nur leicht<br />
verändert<br />
Das gesamte Erdgasaufkommen nahm um<br />
rd. 5 Prozent zu; hierbei lag die inländische Förderung<br />
geringfügig über dem Vorjahresniveau (+1 Prozent),<br />
während deutlich mehr Erdgas importiert wurde<br />
(+ rd. 6 Prozent), und zwar – wie bisher – in weit überwiegendem<br />
Maße auf Basis langfristiger Verträge, die<br />
ein konstitutives Element der Versorgungssicherheit<br />
blieben.<br />
Die Struktur des Erdgasaufkommens nach Bezugsquellen<br />
hat sich nur leicht verändert; es basierte zu<br />
18 Prozent auf deutscher Förderung und zu 82 Prozent<br />
auf Einfuhren. Wichtigstes Lieferland blieb Russland<br />
mit einem Anteil am Erdgasaufkommen von 36 Prozent<br />
(2000: 37 Prozent). Es folgte Norwegen mit<br />
unverändert 21 Prozent vor den Niederlanden, deren<br />
Anteil sich auf 19 Prozent (17 Prozent) erhöhte. Der<br />
Beitrag der übrigen Länder Großbritannien/Dänemark/<br />
Sonstige belief sich wie im Vorjahr auf 6 Prozent.<br />
| Verbrauchsanstieg durch kalte Witterung<br />
Der Erdgasverbrauch stieg im Jahr 2001 um<br />
4,3 Prozent auf 74,6 Mio t OE. Dieser Zuwachs basierte<br />
in erster Linie auf den im Vorjahresvergleich<br />
beträchtlich niedrigeren Temperaturen.<br />
Die Verbrauchstendenzen in den Hauptverwendungssektoren<br />
des Erdgases waren wiederum unterschiedlich:<br />
|�| Bei den privaten Haushalten sowie den Gewerbeund<br />
Dienstleistungsunternehmen (HuK-Sektor) stieg<br />
der Erdgasverbrauch auf Grund der kälteren Witterung<br />
deutlich an (mehr als 10 Prozent). Der Bestand erdgas-<br />
<strong>Ruhrgas</strong> | | Branchenreport<br />
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<strong>Ruhrgas</strong> | | Branchenreport<br />
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beheizter Wohnungen nahm um knapp 400 000 Wohnungen<br />
zu; der Zuwachs fiel aber wegen der stark<br />
gesunkenen Bautätigkeit deutlich geringer aus als im<br />
Vorjahr (+510 000). Damit waren am Jahresende 2001<br />
rd. 16,8 Mio Wohnungen oder 45 Prozent des Bestands<br />
mit einer Erdgasheizung ausgestattet. Bei den<br />
zum Bau genehmigten Wohnungen hatte die Erdgasheizung<br />
einen Marktanteil von rd. 76 Prozent (2000:<br />
77 Prozent).<br />
Der Anteil des Erdgases am Energieverbrauch<br />
richtung<br />
des<br />
Sektors Haushalte und Kleinverbraucher erhöhte sich<br />
leicht auf gut 35 Prozent.<br />
|�| In der Industrie ging der Erdgaseinsatz um etwa<br />
2Prozent zurück. Dies war vor allem Folge der sich im<br />
Jahresverlauf sukzessive verschlechternden Konjunktur<br />
in wichtigen Branchen. Am Energieverbrauch des Produzierenden<br />
Gewerbes (Industrie) hatte Erdgas damit<br />
einen Anteil von knapp 32 Prozent (2000: 32,1 Prozent).<br />
|�| Im Kraftwerkssektor stieg die zur Stromerzeugung<br />
eingesetzte Erdgasmenge um ca. 4 Prozent. Damit erhöhte<br />
sich der Anteil des Erdgases an der gesamten<br />
Stromerzeugung leicht auf rd. 9 Prozent.<br />
Die Struktur des Erdgasverbrauchs nach Sektoren veränderte<br />
sich gegenüber dem Vorjahr weiter zu Gunsten<br />
der privaten Haushalte sowie der Gewerbe- und<br />
Dienstleistungsunternehmen. Diese Verbraucher-<br />
Entwicklung des Erdgasverbrauchs in<br />
Westeuropa 2001<br />
Veränderungen in %<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
– 5<br />
Belgien – 1,4 %<br />
Dänemark + 4,1 %<br />
Deutschland + 4,3 %<br />
Finnland + 8,3 %<br />
Frankreich + 5,4 %<br />
Griechenland – 2,1 %<br />
Großbritannien ± 0%<br />
Irland + 4,2 %<br />
Italien + 1,4 %<br />
Luxemburg + 14,4 %<br />
Niederlande – 0,6 %<br />
Österreich + 8,0 %<br />
Portugal + 15,1 %<br />
Schweden + 10,1 %<br />
Schweiz + 4,1 %<br />
Spanien + 8,2 %<br />
gruppe festigte ihre Position als wichtigster Sektor mit<br />
einem Anteil von rd. 50 Prozent des gesamten Erdgasverbrauchs.<br />
Auf die Industrie entfiel knapp ein Viertel<br />
(24 Prozent), 12 Prozent des Erdgases wurden in Kraftwerken<br />
zur Stromerzeugung eingesetzt, 14 Prozent<br />
in den übrigen Sektoren (insbesondere Fernwärmeerzeugung<br />
und nichtenergetischer Verbrauch).<br />
| Einzelaspekte der deutschen Gaswirtschaft<br />
Die Investitionsbudgets der Unternehmen der<br />
deutschen Gaswirtschaft lagen mit 2,1 Mrd c auf dem<br />
Niveau des Vorjahres, in dem die ursprünglichen<br />
Ansätze aber bereits unterschritten worden waren.<br />
Insgesamt ist mittelfristig ein rückläufiger Trend der<br />
Sachinvestitionen erkennbar. Dies ist zurückzuführen<br />
einerseits auf den hohen Ausbaustand der gaswirtschaftlichen<br />
Infrastruktur in Deutschland, andererseits<br />
offensichtlich auch auf Unsicherheiten bezüglich der<br />
weiteren Entwicklung des energie- und ordnungspolitischen<br />
Umfeldes.
Wohnungsbeheizung in Deutschland<br />
Heizöl<br />
32,2 %<br />
Gas<br />
45,3 %<br />
sweisend<br />
Strom<br />
Fernheizung<br />
12,4 %<br />
Kohle<br />
4,3 %<br />
5,8 %<br />
Wohnungs- Gasbeheizte Anteil<br />
bestand Wohnungen in %<br />
in Mio in Mio<br />
1992 34,1 10,7 31,3<br />
1993 34,5 11,5 33,2<br />
1994 34,9 12,3 35,3<br />
1995 35,3 13,2 37,3<br />
1996 35,7 13,9 39,0<br />
1997 36,0 14,6 40,6<br />
1998 36,4 15,3 42,0<br />
1999 36,7 15,9 43,4<br />
2000 37,0 16,5 44,5<br />
2001 * 37,1 16,8 45,3<br />
* Schätzung<br />
Der weitere Ausbau des Leitungsnetzes,<br />
das Ende 2001 eine Länge von<br />
370 000 km hatte (Ende 2000: rd.<br />
362 000 km), beanspruchte mit 70 Prozent<br />
wiederum den größten Teil der<br />
geplanten Investitionen.<br />
Ende 2001 waren 42 Untertagespeicher<br />
mit einer Kapazität von rd. 19 Mrd m3 Arbeitsgas verfügbar. Sie dienten vorrangig<br />
dem saisonalen Strukturausgleich.<br />
Für ihren weiteren Ausbau waren 7 Prozent<br />
der Investitionsbudgets vorgesehen.<br />
Auf die übrigen Bereiche (Aufschlussbohrungen<br />
inkl. Explorationen, Aufbereitung,<br />
Sonstiges) entfielen 23 Prozent<br />
der geplanten Investitionen.<br />
Erdgasverbrauch in Deutschland<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Erdgas- Erdgasverbrauch<br />
anteil am<br />
in Mio t OE PEV in %<br />
1992 56,9 16,7<br />
1997 71,5 20,5<br />
1998 72,1 20,8<br />
1999 72,3 21,2<br />
2000 71,5 21,0<br />
2001 74,6 21,5<br />
In den rd. 730 Unternehmen der deutschen Gaswirtschaft<br />
(Förderunternehmen, Ferngas- bzw. Importgesellschaften,<br />
regionale und kommunale Gasgesellschaften),<br />
neben denen auch Gashändler und ausländische<br />
Unternehmen verstärkt auf dem deutschen<br />
Markt aktiv wurden, waren Ende 2001 etwa 36 000<br />
Mitarbeiter tätig (Ende 2000: 37 705). Der seit Mitte<br />
der 90er Jahre anhaltende Rückgang der Beschäftigtenzahlen<br />
setzte sich im Zuge der weiteren Rationalisierung<br />
und Effizienzsteigerung fort.<br />
Die fiskalischen Belastungen des Erdgases (Erdgassteuer,<br />
Konzessionsabgaben auf Erdgas, Förderabgaben)<br />
lagen 2001 mit schätzungsweise 4 Mrd c<br />
leicht über Vorjahresniveau (3,6 Mrd c), im Wesentlichen<br />
zurückzuführen auf einen verbrauchsbedingten<br />
Anstieg der Mengen, die der Erdgassteuer und den<br />
Konzessionsabgaben unterlagen. Hinzu kam, dass das<br />
Aufkommen der Förderabgaben mit rd. 0,5 Mrd c<br />
fast doppelt so hoch war wie im Jahr zuvor. � |<br />
20<br />
15<br />
10<br />
0<br />
92 97 98 99 00 01<br />
5<br />
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� � �<br />
Großbritannien<br />
<strong>Ruhrgas</strong>-Engagement in Europa<br />
�<br />
Belgien<br />
�<br />
Frankreich<br />
�<br />
Niederlande<br />
� �<br />
Luxemburg<br />
� �<br />
Schweiz<br />
� Bezugsländer<br />
� Lieferungen/Liefervereinbarungen<br />
� Kooperationsvereinbarungen<br />
� Beteiligungen<br />
� Außenbüros<br />
� � �<br />
Norwegen<br />
�<br />
Dänemark<br />
� � �<br />
Deutschland<br />
�<br />
Liechtenstein<br />
� �<br />
Schweden<br />
� � � �<br />
Tschechien<br />
� � �<br />
Österreich<br />
� �<br />
Slowenien<br />
�<br />
Kroatien<br />
� � �<br />
Polen<br />
� � � �<br />
Slowakei<br />
� � �<br />
Ungarn<br />
�<br />
Finnland<br />
� � �<br />
Estland<br />
� � �<br />
Lettland<br />
�<br />
Litauen<br />
�<br />
Weißrussland<br />
� � �<br />
Rumänien<br />
� � � �<br />
Russland<br />
� �<br />
Ukraine
| <strong>Ruhrgas</strong> in Europa<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Berlin<br />
Friedrichstraße 82<br />
10117 Berlin<br />
Telefon 030/20 38 85 10<br />
030/20 38 85 11<br />
Telefax 030/20 38 85 02<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Bratislava<br />
Jesenskeho ul. č. 2<br />
81102 Bratislava/Slowakische Republik<br />
Telefon 0 04 21/2/54 4189 76<br />
00421/2/54 4189 77<br />
Telefax 0 04 21/2/54 4189 78<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Brüssel<br />
40, Avenue des Arts<br />
B-1040 Brüssel<br />
Telefon 00 32/2/2 3111 30<br />
00 32/2/5 033440<br />
Telefax 00 32/2/2 3115 44<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Kiew<br />
wul. Bogdana Chmelnizkoho, 6<br />
01001 Kiew/Ukraine<br />
Telefon 00 38/044/2 21 27 46<br />
Telefax 00 38/044/2 35 43 95<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Moskau<br />
Krasnopresnenskaja nab, 6<br />
14. Etage<br />
123100 Moskau/Russische Föderation<br />
Telefon 007/095/7 82 0100<br />
Telefax 007/095/7 82 04 20 oder 21<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro München<br />
Promenadeplatz 11<br />
80333 München<br />
Telefon 089/22 5184-6<br />
Telefax 089/29 4188<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Oslo<br />
Stortingsgaten 8<br />
N-0161 Oslo 1<br />
Telefon 00 47/22 4742 30<br />
Telefax 00 47/22 4742 33<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Paris<br />
3, rue du Quatre Septembre<br />
F-75002 Paris<br />
Telefon 00 33/1/40 20 94 46<br />
Telefax 00 33/1/40 20 99 21<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Prag<br />
Platnéˇrská 4<br />
CZ-11000 Prag 1 – Staré Město<br />
Telefon 0 04 20/2/22 31 88 30<br />
00420/2/2329784<br />
Telefax 00 4 20/2/22 31 89 70<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Riga<br />
c/o Latvijas Gaze<br />
A. Briana iela 6<br />
LV-1001 Riga<br />
Telefon 0 03 71/7/36 9180<br />
Telefax 0 03 71/7/36 9165<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Tallinn<br />
(Verbindungsstelle)<br />
c/o Eesti Gaas Isc<br />
Liivalaia 9<br />
EE-10001 Tallinn<br />
Telefon 0 03 72/6/30 31 27<br />
Telefax 0 03 72/6/46 62 52<br />
<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Warschau<br />
ul. Koszykowa 54<br />
PL-00-675 Warschau<br />
Telefon 00 48/22/6 25 5144<br />
00 48/22/6 25 6119<br />
Telefax 00 48/22/6 25 4159<br />
<strong>Ruhrgas</strong> Austria <strong>AG</strong><br />
Freyung 3/1<br />
A-1010 Wien<br />
Telefon 00 43/1/5 32 29 63<br />
Telefax 00 43/1/5 32 29 6310