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E.ON Ruhrgas GB 2005 D - E.ON Ruhrgas AG

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Arbeiten und<br />

leben mit Erdgas<br />

Jahresbericht <strong>2005</strong>


E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Engagement<br />

in Europa<br />

� � �<br />

Großbritannien<br />

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Frankreich<br />

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Belgien<br />

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Niederlande<br />

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Luxemburg<br />

� Bezugsländer<br />

� Lieferungen/Liefervereinbarungen<br />

� Kooperationsvereinbarungen<br />

� Beteiligungen<br />

� Büro<br />

Stand 31.12.<strong>2005</strong><br />

� �<br />

Schweiz<br />

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Italien<br />

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Norwegen<br />

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Deutschland<br />

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Schweden<br />

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Estland<br />

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Lettland<br />

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Dänemark � �<br />

Litauen<br />

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Liechtenstein<br />

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Tschechien<br />

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Österreich<br />

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Slowenien<br />

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Kroatien<br />

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Polen<br />

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Slowakei<br />

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Ungarn<br />

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Finnland<br />

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Rumänien<br />

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Weißrussland<br />

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Russland<br />

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Ukraine


Kennzahlen E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Konzern 1<br />

in Mio € <strong>2005</strong> 2004<br />

Umsatzerlöse 17.914 13.227<br />

Herstellungskosten –13.588 –9.017<br />

Vertriebskosten –302 –323<br />

Allgemeine Verwaltungskosten –207 –171<br />

Jahresergebnis vor Ergebnisabführung 1.754 968<br />

Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände 10.207 9.373 2<br />

Finanzanlagen 14.191 9.331 2<br />

Eigenkapital 15.675 11.943 2<br />

Verbindlichkeiten 8.859 5.689 2<br />

Bilanzsumme 30.746 22.721 2<br />

Mitarbeiter E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Anzahl am Jahresende 2.495 2.502<br />

Gaswirtschaftliche Kennzahlen E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Gasabsatz (Mrd kWh) 690,2 641,4<br />

Höchster Tagesabsatz (Mio kWh) 3.077 2.862<br />

Niedrigster Tagesabsatz (Mio kWh) 876 824<br />

Leitungsnetz (km) 11.273 11.280<br />

Verdichteranlagen (MW) 853 833<br />

Untertagespeicher (Arbeitsgaskapazität in Mio m3 ) 5.106 5.207<br />

1m 3 = 11,5 kWh<br />

1 Werte bereinigt um <strong>Ruhrgas</strong> Industries<br />

2 inklusive <strong>Ruhrgas</strong> Industries<br />

Image des gemeinsamen Produktes<br />

nachhaltig stärken<br />

Durch Emotionalisierung kann man Menschen für<br />

sich und sein Produkt einnehmen. Darauf setzt<br />

die im vergangenen Jahr gestartete neue Produktwerbekampagne<br />

mit dem Slogan „Menschen<br />

brauchen Wärme – natürlich unser Erdgas“. E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> bearbeitete den Markt damit auf nationaler<br />

Ebene vor; weiterverteilende Kunden der E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> setzten auf regionaler und lokaler Ebene<br />

mit adaptierten Motiven nach (Beispiele dafür in<br />

diesem Bericht).<br />

Kommunikation wie z.B. Werbung oder Sportmarketing<br />

für Erdgas ist u.a. notwendig, weil Image<br />

und Bekanntheit des Produktes Erdgas neben<br />

dem Preis wettbewerbsrelevante Faktoren sind.<br />

Die neue Produktwerbekampagne stützt sich auf<br />

Testimonials: Menschen (Mitarbeiter, Kunden,<br />

Sportler, Marktpartner) stehen und sprechen für<br />

Erdgas. Dabei haben die Motive die Anmutung<br />

von modernen Lebenswelten, die Komfort und<br />

Wärme symbolisieren. Also nicht Technologie und<br />

Innovation der Erdgasanwendung, sondern deren<br />

positiver Einfluss auf Menschen in ihrem privaten<br />

Umfeld.<br />

Kati Wilhelm, die mehrfache Olympiasiegerin und<br />

Gesamt-Weltcup-Gewinnerin 2006, liegt entspannt<br />

vor ihrem Erdgaskamin – sie fühlt sich sichtlich<br />

wohl. Martin Bungert, Beschaffung Marketing<br />

und Fuhrparkmanagement der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>,<br />

steht fröhlich in seiner Küche und schmeckt das<br />

Essen ab. Antje Dimitrovici, die kaufmännische<br />

Leiterin der Erdgasversorgungsgesellschaft<br />

Thüringen-Sachsen mbh, freut sich auf ein Glas<br />

warme Milch. Neben der positiven Ausstrahlung<br />

ist ihnen gemeinsam, dass sie persönlich in der<br />

neuen Kampagne von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> werben.


E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> in Europa<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Bratislava<br />

Jesenského ul. č. 2<br />

SK-81102 Bratislava/<br />

Slowakische Republik<br />

Telefon 0 04 21/2/54 4189 76<br />

0 04 21/2/54 41 89 77<br />

Telefax 0 04 21/2/54 4189 78<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Brüssel<br />

Av. des Arts 40<br />

B-1040 Brüssel<br />

Telefon 00 32/2/5 03 34 40<br />

Telefax 00 32/2/2 3115 44<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Kiew<br />

wul. Bogdana Chmelnizkoho, 6<br />

01001 Kiew/Ukraine<br />

Telefon 00 38/044/2 541746<br />

Telefax 00 38/044/2 35 43 95<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> UK North Sea Ltd.<br />

4th Floor<br />

Four Millbank<br />

London SW1P 3JA/United Kingdom<br />

Telefon 00 44/20 73 40 0100<br />

Telefax 00 44/20 73 40 0179<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Mailand<br />

Via Albricci 3<br />

I-20122 Mailand<br />

Telefon 00 39/02/72/00 34 30<br />

Telefax 00 39/02/72/0168 66<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Moskau<br />

Krasnopresnenskaja nab., 18b<br />

23. Etage<br />

123317 Moskau/Russische Föderation<br />

Telefon 007/495/7 8213 50<br />

Telefax 007/495/7 8213 51<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Oslo<br />

Stortingsgaten 8<br />

N-0161 Oslo<br />

Telefon 00 47/22 4742 30<br />

Telefax 00 47/22 4742 33<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Paris<br />

3, rue du Quatre Septembre<br />

F-75002 Paris<br />

Telefon 00 33/1/40 20 94 46<br />

Telefax 00 33/1/40 20 99 21<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> NORGE AS<br />

Kongsgårdbakken 1<br />

N-4005 Stavanger<br />

Telefon 00 47/515174 00<br />

Telefax 00 47/515174 10<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Baltikum<br />

c/o AS Eesti Gaas<br />

Liivalaia 9<br />

EE-10118Tallinn<br />

Telefon 0 03 72/6/30 3127<br />

Telefax 0 03 72/6/46 62 52<br />

E.<strong>ON</strong> Gaz România SA<br />

Piata Trandafirilor nr. 21<br />

540049 Târgu Mures/Rumänien<br />

Telefon 00 40/3 65 40 33 07<br />

Telefax 00 40/2 65 26 8310<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> Büro Warschau<br />

ul. Koszykowa 54<br />

PL-00-675 Warschau<br />

Telefon 00 48/22/6 25 5144<br />

00 48/22/6 25 6119<br />

Telefax 00 48/22/6 25 4159<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Austria <strong>AG</strong><br />

Freyung 3/1<br />

A-1010 Wien<br />

Telefon 00 43/1/5 32 29 63<br />

Telefax 00 43/1/5 32 29 6310<br />

Die Kampagne wurde zum Adaptieren auf drei Ebenen<br />

konzipiert. Auf der nationalen Ebene werben Mitarbeiter<br />

der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> und Sportlerinnen aus dem Biathlon.<br />

Die Ferngasgesellschaften auf der regionalen Ebene und die<br />

Stadtwerke auf der lokalen Ebene stellen Mitarbeiter der<br />

Unternehmen, Sportler (aus der nationalen Ebene oder<br />

regional gesponserte), Marktpartner, Kunden und Models<br />

vor. Allesamt sorgen – so der Fließtext in den Anzeigen –<br />

‚mit Erdgas für Wärme im Leben’.<br />

So werden Menschen, Partnerschaft und Engagement<br />

in Bezug auf Erdgas in den Vordergrund gerückt, die Qualitäten<br />

wie Zukunftsbezug, Innovation und Versorgungssicherheit<br />

sind impliziert: Einerseits wird indirekter Bezug<br />

genommen – man sieht den abgebildeten Menschen an,<br />

wie (versorgungs-)sicher und wohl sie sich fühlen. Dabei<br />

wirken sie authentisch, glaubwürdig und sympathischnatürlich.<br />

Den direkten Bezug stellen die Interieurs her, die,<br />

wenn auch im Hintergrund, im Zusammenhang mit Erdgas<br />

stehen: Küchen, Kamine, das warme Wasser der Badewanne.


Titelseite Plattformarbeiterin auf<br />

einer Bohrinsel im Njord-Feld in der<br />

norwegischen Nordsee. E.<strong>ON</strong><br />

verfolgt das strategische Ziel, langfristig<br />

bis zu 20 Prozent des Gasbedarfs<br />

aus eigener Produktion zu<br />

decken. Der Anteil am Njord-Feld<br />

wurde <strong>2005</strong> auf 30 Prozent<br />

aufgestockt (siehe dazu Seite 30).<br />

Magazin<br />

02 Vorwort des Vorstandsvorsitzenden<br />

06 Konzentration und Wettbewerb auf dem Gasmarkt<br />

Geopolitische Entwicklungen/Lehren aus UK-Markt/<br />

Neue Herausforderungen<br />

11 Versorgungssicherheit<br />

Schlüsselthema der Energieversorgung<br />

17 Wachstum außerhalb der Landesgrenzen<br />

Steigender Auslandsabsatz – internationale Beteiligungen<br />

20 Länderporträt Ungarn<br />

Drehscheibe für den europäischen Gasmarkt<br />

23 Untertage-Speicher für Erdgas<br />

Wichtige Funktion für die bedarfsgerechte Versorgung<br />

27 Verflüssigtes Erdgas<br />

Flexible Ergänzung zum Pipeline-Gas<br />

30 Erdgas aus eigenen Quellen<br />

Engagement in Richtung Bohrloch<br />

34 Zukunftspotenzial für Biomasse<br />

Erdgas plus Biogas: Eine gute Mischung!<br />

40 Branchenreport: Erdgas im Energiemarkt <strong>2005</strong><br />

Weltweite Entwicklungen im Überblick<br />

51 Geschäftsjahr <strong>2005</strong><br />

01


02 Vorwort des Vorstandsvorsitzenden<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

Erdgas ist heute fester Bestandteil unseres<br />

alltäglichen Lebens, so dass seine Verfügbarkeit<br />

zu jeder Zeit als selbstverständlich vorausgesetzt<br />

wird. Der Disput um Gaslieferungen<br />

zwischen Russland und der Ukraine zum Jahreswechsel<br />

<strong>2005</strong>/06 und die instabile Versorgungslage<br />

im UK sowie Liefereinschränkungen<br />

in anderen europäischen Ländern haben an<br />

dieser Selbstverständlichkeit zum ersten Mal<br />

Zweifel aufkommen lassen. Die Versorgungssicherheit<br />

mit Energie, dem Lebenselexir<br />

für unsere Industriegesellschaft, ist vor dem<br />

Hintergrund der Bedarfsentwicklung und<br />

der geopolitischen Unsicherheiten von elementarer<br />

Bedeutung für Volkswirtschaften, die<br />

von Energieimporten abhängig sind.<br />

Die heimischen Erdgasreserven gehen in den<br />

nächsten Jahren weiter zurück. Heute schon<br />

decken sie weniger als ein Fünftel des inländischen<br />

Verbrauchs. Die Importabhängigkeit<br />

Deutschlands und Europas wird weiter steigen.<br />

Gleichzeitig wird in Energieprognosen<br />

festgestellt, dass der Erdgasverbrauch eben-<br />

falls weiter zunehmen wird, und zwar in allen<br />

Ländern Europas. Europa hat zwar heute<br />

schon wesentliche Mengen zur Deckung des<br />

zukünftigen Bedarfs langfristig gesichert.<br />

Aber große Mengen müssen noch beschafft<br />

werden. Hierbei befindet sich Europa in einem<br />

harten Nachfragewettbewerb um die mittelfristig<br />

mobilisierbaren Erdgasreserven mit<br />

Asien und den USA. Obwohl das keine neuen<br />

Erkenntnisse sind, waren diese Aspekte<br />

bislang den Themen Wettbewerb und Preise<br />

untergeordnet. Insofern kann man von einem<br />

Paradigmenwechsel in der öffentlichen Diskussion<br />

sprechen.<br />

Davon unberührt bleibt die Erwartung von<br />

Politik und Verbrauchern an die Gaswirtschaft,<br />

dass sie eine kontinuierliche, unterbrechungsfreie<br />

Belieferung aller Kunden mit Gas gewährleistet<br />

und langfristig absichert. Zugleich soll<br />

dies zu möglichst günstigen Preisen erfolgen.<br />

Mit der nun von neuem wachsenden Erkenntnis,<br />

dass Versorgungssicherheit ihren Preis<br />

hat, rücken Anspruch und Realität näher zusammen.<br />

Dennoch gibt es noch offene Widersprüche:<br />

Obwohl es politisch gewollt ist, dass<br />

die Gaswirtschaft die Versorgung auf Basis<br />

langfristiger Einkaufsverträge absichert, will


„Versorgungssicherheit ist<br />

keine Selbstverständ-<br />

lichkeit, sondern sie erfor-<br />

dert angesichts der sich<br />

wandelnden und immer<br />

globaler werdenden Märkte<br />

und der zunehmend an<br />

Einfluss gewinnenden geo-<br />

politischen Bedingungen<br />

ständige Aufmerksamkeit.“<br />

das Bundeskartellamt langfristige Verträge auf<br />

der Abnehmerseite gravierend einschränken<br />

und legt dabei eine enge nationale Betrachtung<br />

zugrunde, während wir bei der Erdgasbeschaffung<br />

zunehmend nicht nur europäischen,<br />

sondern globalen Herausforderungen ausgesetzt<br />

sind.<br />

E.<strong>ON</strong> und E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> haben in den vergangenen<br />

Monaten substanzielle Beiträge für<br />

mehr Wettbewerb geleistet: Von der Offenlegung<br />

der Kalkulation der Gaspreise für Haushaltskunden<br />

bis zur Einführung des neuen<br />

Netzzugangs-Systems ENTRIX 2 mit einem<br />

deutlichen Plus an Kundenservice hat E.<strong>ON</strong><br />

wesentliche Impulse gesetzt. Die termingerechte<br />

Einigung der deutschen Gaswirtschaft<br />

mit der Bundesnetzagentur über den Netzzugang<br />

rundet dieses Bild ab. Bei allen Bemühungen<br />

um den nationalen Wettbewerb dürfen<br />

wir aber nicht übersehen, dass wir uns an den<br />

internationalen Maßstäben des Energiemarkts<br />

orientieren müssen. Eine Zersplitterung der<br />

Angebotsseite in Deutschland führt nicht zu<br />

einer Verbesserung der Versorgungssicherheit,<br />

unsere nationale Nachfragekraft wird nicht<br />

gestärkt.<br />

Vorwort des Vorstandsvorsitzenden<br />

Eine langfristig orientierte Politik muss darauf<br />

achten, durch kurzfristig orientierte Maßnahmen<br />

nicht einseitig nur noch auf ein Ziel fixiert<br />

zu sein. Wohin eine ausschließlich an kurzfristigen<br />

Zielen orientierte, regulierte Liberalisierung<br />

führen kann, ist in Großbritannien in<br />

Form von erheblichen Infrastruktur- und Kapazitätsdefiziten<br />

mit der Folge von Versorgungsengpässen<br />

und kräftigen Preissteigerungen<br />

sichtbar geworden.<br />

Wir haben im vergangenen Jahr mit der<br />

Grundsatzvereinbarung zum Bau der „Nordeuropäischen<br />

Gasleitung“ (NEGP) durch die<br />

Ostsee unsere Bereitschaft bewiesen, auch<br />

künftig einen substanziellen Beitrag für die<br />

Versorgungssicherheit in Europa zu leisten.<br />

Zudem befasst sich E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> damit, neue<br />

LNG-Kapazitäten zu erschließen, und prüft<br />

mehrere LNG-Terminalstandorte in Nordwesteuropa<br />

und in der Adria. Durch entsprechende<br />

Projekte soll unser Bezugsportfolio weiter<br />

diversifiziert und die Versorgung mit Erdgas<br />

langfristig gesichert werden.<br />

Der Komplexität der gaswirtschaftlichen<br />

Themen wollen wir mit dem vorliegenden Jahresbericht<br />

durch Information und Transparenz<br />

begegnen. Wir stellen die Situation im Welterdgashandel<br />

vor, informieren über unsere<br />

eigenen Aktivitäten in der Erdgasexploration<br />

und -förderung, präsentieren unser LNG-Projekt<br />

in Wilhelmshaven, zeigen die Bedeutung<br />

der Gasspeicher für die Versorgungssicherheit<br />

in Deutschland auf, berichten über unsere<br />

jüngste Akquisition in Ungarn und beschreiben<br />

das Marktpotenzial für Biogas. Bildlich aufgelockert<br />

wird unser Bericht durch plakative<br />

Doppelseiten mit aufgeschlagenen Zeitschriften,<br />

auf denen Anzeigen aus unserer im vergangenen<br />

Jahr gestarteten Produktwerbekampagne<br />

mit kurzen „redaktionellen“ Statements<br />

zu zentralen Fragestellungen unserer Branche<br />

kombiniert werden. Die Botschaft lautet: Erdgas<br />

ist heute zwar ein selbstverständlicher<br />

Bestandteil unseres modernen Lebens, aber<br />

eben nicht von selbst.<br />

Mit den besten Wünschen für eine interessante<br />

Lektüre,<br />

Ihr Burckhard Bergmann<br />

03


06 Magazin<br />

Konzentration und Wettbewerb auf dem<br />

Gasmarkt<br />

Geopolitische Entwicklungen/Lehren aus UK-Markt/Neue Herausforderungen<br />

Durch die Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine über Erdgaspreise mit<br />

vorübergehender Lieferreduzierung zum Jahresbeginn 2006 ist augenfällig geworden:<br />

Eine Energiepolitik, die einseitig die Gestaltung der wettbewerblichen Rahmenbedingungen<br />

in einer von Energieimporten abhängigen Volkswirtschaft in den Mittelpunkt ihres Handelns<br />

stellt, ist nicht zielführend. Vielmehr muss im Fokus der Bemühungen die ausreichende und<br />

sichere Mobilisierung von Energieressourcen für den eigenen Markt stehen.<br />

Energieinteressen in der Welt Die Beschaffung<br />

von Energieressourcen wird weltweit<br />

konfliktträchtiger. Der unaufhaltsame Aufstieg<br />

Chinas und Indiens zu einflussreichen Wirtschaftsmächten<br />

mit ungebremstem Energiehunger<br />

stellt die Welt vor große Herausforderungen.<br />

Peking investiert dreistellige Milliardenbeträge<br />

in öl- und gasreiche Regionen und<br />

bietet damit den USA Paroli, die bislang am<br />

konsequentesten ihre Energieinteressen in der<br />

Welt verfolgt haben. Dies löst grundlegende<br />

Fragen aus:<br />

• Wandelt sich die Idee von einem freien<br />

Weltenergiemarkt, eingebettet in die Globalisierung<br />

einer zunehmend zusammenrückenden<br />

Welt mit eng verflochtener Wirtschafts-<br />

und Energiepolitik zu einer Illusion?<br />

• Werden Angebot und Nachfrage zunehmend<br />

von geopolitischen Interessen beeinflusst?<br />

• Vollzieht sich eine Re-Nationalisierung der<br />

Energiereserven?<br />

• Wird eine sichere Energiebeschaffung für<br />

Europa und Deutschland durch eine einseitige<br />

Liberalisierung der Energiewirtschaft<br />

in Energieimportländern wirklich gefördert?<br />

Vortrag von Dr. Burckhard Bergmann, Vorstandsvorsitzender der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>,<br />

anlässlich der 13. Handelsblatt-Jahrestagung „Energiewirtschaft 2006“ vom 17. Januar 2006<br />

Unübersehbar ist, dass sich die globalen<br />

Bedingungen auf den Energiemärkten<br />

heute grundlegend von denen zu Beginn der<br />

Liberalisierungspolitik vor gut 15 Jahren<br />

unterscheiden. Ziele, Instrumente und Maßnahmen<br />

der nationalen und europäischen<br />

Liberalisierungspolitik können hiervon nicht<br />

unberührt bleiben. Sie können insbesondere<br />

nicht in dem engen Korsett des nationalen<br />

Kartellrechts erfolgreich von Unternehmen<br />

und Politik gestaltet werden.<br />

Vor diesem Hintergrund würde man es sich<br />

zu leicht machen, wenn man an der Vorstellung<br />

festhalten würde, das UK-Liberalisierungsmodell<br />

sei das Maß aller Dinge für volkswirtschaftlich<br />

effizienten und wohlfahrtsteigernden<br />

Wettbewerb.<br />

UK-Regulierung: Von Autarkie zu hoher<br />

Importabhängigkeit Anfang der 90er Jahre<br />

hatte das UK ideale Voraussetzungen für eine<br />

autonome nationale Regulierung:<br />

• staatliche Monopolunternehmen wurden<br />

privatisiert,<br />

• Angebot und Nachfrage befanden sich<br />

in nationaler Jurisdiktion,<br />

• eine weitestgehende Eigenversorgung<br />

war sichergestellt,<br />

• es gab ein reichliches Angebot aus der<br />

Nordsee und<br />

• im Inlandsmarkt waren Produzenten<br />

„gefangen“ (captive producer).


Daraus ergab sich die Konsequenz, dass<br />

einerseits – solange Versorgungssicherheit aus<br />

eigenen Lieferquellen existierte – Vorteile<br />

gegenüber dem EU-Kontinent gegeben waren:<br />

• niedrigere Gaspreise,<br />

• geringer Investitionsbedarf,<br />

• mehr Wahlfreiheit für Kunden,<br />

• höhere Transparenz.<br />

Andererseits – nach Rückgang der einheimischen<br />

Gasproduktion – kam es zur Kehrtwende<br />

von „splendid isolation“ zu „globalem Wettbewerb<br />

um die Ressourcen“.<br />

Das bedeutet auf der Preisebene: hohe Preise<br />

und hohe Preisvolatilität sowie höchste Spotgaspreise<br />

in dem immer noch viertgrößten<br />

Produzentenland.<br />

Die Kehrtwende hatte auch eine ausgeprägte<br />

Saisonalität bei Gaspreisen zur Folge mit dem<br />

Effekt, dass ausgerechnet in Phasen hohen<br />

Verbrauchs die Preise hoch waren.<br />

Im Bereich Infrastruktur entwickelte sich zwar<br />

diskriminierungsfreier Netzzugang, aber um<br />

den Preis zunächst nicht auskömmlicher Tarife<br />

mit Risiken für Funktionsfähigkeit und Sicherheit<br />

der Gasinfrastruktur.<br />

Die Erwartung, dass hohe Preise in Zeiten<br />

knappen Erdgases eine sichere, ausreichende<br />

Versorgung garantieren, wird durch die Realität<br />

nicht bestätigt. Hohe Preise sind auf einem<br />

unvollkommenen Markt kurzfristig nicht in<br />

der Lage, Angebot und Nachfrage physisch in<br />

Übereinstimmung zu bringen. Der dazu<br />

erforderliche Ausbau der Gasinfrastruktur und<br />

die Realisierung neuer Bezugsverträge mit<br />

den großen Erdgasproduzenten lassen sich<br />

nicht kurzfristig realisieren. Es gibt eben keine<br />

„Online-Verbindung“ zwischen Preis und<br />

Angebot von Erdgas.<br />

Schlussfolgerungen aus den UK-Entwicklungen<br />

Das UK-Regulierungsmodell der<br />

Vergangenheit hatte sehr spezielle Voraussetzungen,<br />

die so nicht mehr gegeben sind<br />

(Eigenversorgung). Deshalb ist es keine<br />

Blaupause für die kontinentale Gaswirtschaft.<br />

Fortschritte bei der Versorgungssicherheit<br />

des UK-Gasmarktes sind nicht wirklich durch<br />

Magazin<br />

Entwicklung des Erdgasaufkommens in der EU 25<br />

in Mrd m 3<br />

600<br />

525<br />

450<br />

375<br />

300<br />

225<br />

150<br />

75<br />

0<br />

<strong>2005</strong> 2010 2015 2020<br />

LNG-Anteil<br />

an Importen 10% 20% 20% 22%<br />

<strong>2005</strong> vorläufig<br />

* davon: Nigeria 3%, Katar 3%<br />

Basis für Importe: kontrahierte Mengen, voraussichtliche Vertragsverlängerungen<br />

Russland ohne Mengen über die Nordeuropäische Gaspipeline (NEPG),<br />

sind in fortgeschrittenen Projekten berücksichtigt<br />

bloße Ansprüche aus dem UK auf Versorgungssicherheitsleistungen<br />

und -einrichtungen<br />

der kontinentalen Gaswirtschaft zu erreichen.<br />

Es ist von der Erwartung auszugehen, dass<br />

sich die beiden Gasmarkt-Modelle annähern<br />

werden:<br />

• Das UK dürfte stärkere Anstrengungen<br />

und entsprechende Modifizierungen seines<br />

Regulierungsmodells vornehmen, um die<br />

Versorgungssicherheit nachhaltig zu verbessern,<br />

so dass die Zustandsbeschreibung<br />

des britischen Energieministers Wicks<br />

„We have no risk takers“ überwunden<br />

werden kann.<br />

• Die kontinentale Gaswirtschaft wird<br />

weitere Schritte in Richtung Liberalisierung<br />

und mehr Transparenz gehen müssen.<br />

Ausgangslage in Deutschland und Europa:<br />

Think global, act European! Der weitere<br />

Verbrauchsanstieg, die rückläufige Eigenförderung<br />

in Europa und die erheblich gestiegene<br />

Bedeutung von verflüssigtem Erdgas (LNG)<br />

stellen die gesamte europäische Gaswirtschaft<br />

vor neue Herausforderungen. Sie bestehen in<br />

einem hohen Investitionsbedarf zur Erschließung<br />

neuer Felder und deren Anbindung über<br />

neue Infrastrukturprojekte sowie im globalen<br />

Wettbewerb zwischen den Importregionen<br />

Europa, USA und Asien.<br />

Deckungslücke<br />

Fortgeschrittene Projekte<br />

Sonstige Nicht-EU-Importe*<br />

Algerien<br />

Russland<br />

Norwegen<br />

Sonstiger EU-interner Handel<br />

Niederlande<br />

Förderung zum<br />

heimischen Verbrauch<br />

07


08 Magazin<br />

Marktkonzentration auf den europäischen Erdgasmärkten – Midstream*<br />

Marktanteil des größten Suppliers in %<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Durchschnitt<br />

UK Spanien Italien Deutschland Dänemark Österreich<br />

Schweden Niederlande Irland Frankreich Belgien<br />

25% 97% 40% 60% 68% 40% 50% 91% 85% 92% 90%<br />

* Import und Produktion<br />

Quelle: Europäische Kommission, 4. Benchmarking Report<br />

Die Sicherung einer ausreichenden Versorgung<br />

mit Erdgas ist unter diesen Bedingungen nicht<br />

im engen Korsett des nationalen Kartellrechts<br />

zu erreichen. Niemand kann das Faktum leugnen,<br />

dass der europäische Gasbeschaffungsmarkt<br />

nicht nach den Spielregeln deutscher<br />

Wettbewerbsbehörden funktioniert, sondern<br />

nach den Regeln, die ein enges, mächtiges<br />

Produzentenoligopol dem importabhängigen<br />

Europa diktiert.<br />

Was wird von der nationalen Wettbewerbsaufsicht<br />

kritisiert bzw. erwartet?<br />

Stichwort „Unternehmensgröße“:<br />

Die Schaffung einer „countervailing power“<br />

gegenüber den mächtigen Produzenten, das<br />

Schultern von langfristigen risikoreichen<br />

Investitionen, die aus Gründen der Kostendegression<br />

und der Risikoteilung erforderliche<br />

Bündelung großer Einkaufsmengen über<br />

lange Lieferzeiten erfordern eine Mindestgröße<br />

der am globalen Gasmarkt agierenden<br />

Unternehmen. Innereuropäischer Wettbewerb<br />

vollzieht sich eben nicht primär auf der lokalen<br />

Stufe, sondern gerade auch auf der Großhandels-<br />

und Importstufe. Im Wettbewerb<br />

innerhalb dieser Champions League auf internationalem<br />

und europäischem Parkett können<br />

sich nur große Unternehmen behaupten.<br />

E.<strong>ON</strong> mag aus nationaler Sicht zwar als großes<br />

Unternehmen gelten, im europäischen und<br />

erst recht im globalen Kontext ist sie allerdings<br />

nur ein Konzern unter vielen.<br />

Dies wird auch deutlich, wenn man sich<br />

die Marktkonzentration midstream und<br />

downstream in Deutschland im EU-Vergleich<br />

anschaut; hier sollte es keinen nationalen<br />

Handlungsbedarf geben.<br />

Im Übrigen: Der Markteinfluss eines Unternehmens<br />

bestimmt sich bekanntlich nicht<br />

allein durch seinen Marktanteil, sondern u.a.<br />

durch die Stärke der Verfolger, technologische<br />

Leistungsfähigkeit oder Netzzugang. So zeigt<br />

die Wettbewerbssituation in Deutschland,<br />

dass der deutsche Gasmarkt zum Aktionsfeld<br />

mehrerer ausländischer, schwergewichtiger<br />

Wettbewerber geworden ist: BP, Exxon, D<strong>ON</strong>G,<br />

Shell, GDF, Wingas/Gazprom. Somit agieren<br />

auf dem deutschen Gasmarkt starke Wettbewerber<br />

mit aggressiver Marktstrategie bei<br />

offenem Markt- und Netzzugang. Zahl und<br />

Größe der aktiv auf dem Gasmarkt operierenden<br />

Unternehmen sind somit kaum als Wettbewerbsproblem<br />

zu begreifen.<br />

Stichwort „Niedrigere Gaspreise“: Wer in<br />

einer solchen Situation deutsche Versorger<br />

bewusst schwächt, schwächt damit zugleich<br />

die Intensität des Wettbewerbs ebenso wie<br />

die Versorgungssicherheit.


Marktkonzentration auf den europäischen Erdgasmärkten – Downstream<br />

Marktanteil der TOP 3 in %<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

Mit funktionierendem Netzzugang in der EU<br />

werden Unternehmen zunehmend europäisch<br />

denken und handeln. Auf dem Weg dahin wäre<br />

es falsch, deutsche Unternehmen einseitig<br />

zu schwächen. Denn sie wären dann zwangsläufig<br />

Verlierer im europäischen Wettbewerb<br />

mit anderen europäischen Unternehmen,<br />

die von ihren jeweiligen Regierungen nachhaltig<br />

unterstützt werden. Auch ohne kleinzellige<br />

Eingriffe in den nationalen Wettbewerb<br />

wird sich ein europäischer und darüber<br />

hinaus internationaler Wettbewerb entwickeln.<br />

Welche Effekte dieser Prozess letztlich auf die<br />

Gaspreise haben wird, bleibt abzuwarten.<br />

Stichwort „Ausreichende Versorgungssicherheit“:<br />

Zweifellos muss die Sicherung<br />

unserer Energieversorgung im Zentrum der<br />

nationalen und europäischen Energie- und<br />

Wirtschaftspolitik stehen. Dabei müssen wir<br />

uns davon lösen, starke Importgesellschaften<br />

immer noch als nationale Unternehmen zu<br />

begreifen. E.<strong>ON</strong> und E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> bewegen<br />

sich längst international und stehen für große<br />

internationale Investitionen, um eine wettbewerbsfähige<br />

und sichere Energieversorgung<br />

für Deutschland und Europa sicherzustellen.<br />

Sie sind einer der größten privaten Investoren<br />

in die Versorgungssicherheit Europas. E.<strong>ON</strong><br />

und E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> sind bereit, ihre Versorgungsverantwortung<br />

auch künftig in weitreichende<br />

Investitionsentscheidungen umzusetzen.<br />

Das setzt allerdings angemessene<br />

und stabile Rahmenbedingungen voraus.<br />

Magazin<br />

0<br />

UK Spanien Italien Deutschland Dänemark Österreich<br />

Schweden Niederlande Irland Frankreich Belgien<br />

82% 79% 80% 87% 63% 88% 10% 91% 65% 95% 90%<br />

Durchschnitt<br />

Quelle: Europäische Kommission, 4. Benchmarking Report<br />

Langfristige Lieferverträge in Deutschland<br />

Die Akzentuierung des Themas Versorgungssicherheit<br />

erhöht die Attraktivität langfristiger<br />

Lieferverträge, denen hohe Bedeutung für<br />

die Verbraucher zukommt.<br />

Deshalb ist es umso bedauerlicher, dass Auffassungsunterschiede<br />

zwischen dem Bundeskartellamt<br />

und E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> zu den Konsequenzen<br />

der Eingrenzung von Lieferverträgen<br />

mit Weiterverteilern für Versorgungssicherheit<br />

und Wettbewerb bestehen. E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

stimmt zwar grundsätzlich der Einschätzung<br />

des Bundeskartellamtes nicht zu, beide haben<br />

sich aber gleichwohl unter großen Anstrengungen<br />

aufeinander zubewegt. Die Auffassungsunterschiede<br />

zwischen dem Kartellamt<br />

und E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> konzentrieren sich jetzt<br />

noch auf zwei Punkte:<br />

• Bei den Altverträgen geht es nicht um die<br />

ursprüngliche Gesamtlaufzeit, sondern<br />

um eine angemessene Übergangsfrist, die<br />

im Hinblick auf den Vertrauensschutz wohl<br />

nachvollziehbar ist und eigentlich nicht<br />

Anlass für gerichtliche Auseinandersetzungen<br />

sein sollte. Hier nimmt E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

erhebliche Risiken in Kauf im Hinblick<br />

auf die Import-Verpflichtungen des Unternehmens.<br />

• Bei Neuverträgen ist die von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

eingegangene Selbstverpflichtung weitgehend<br />

deckungsgleich mit den Forderungen<br />

des Bundeskartellamtes.<br />

09


10 Magazin<br />

• Ein Wettbewerbsbeteiligungsverbot bei<br />

Neuverträgen ist für E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> allerdings<br />

schon im Grundsatz nicht hinnehmbar,<br />

denn ein Ausschluss von Wettbewerb um<br />

Restmengen würde bedeuten, dass (insbesondere<br />

internationale) Wettbewerber,<br />

häufig monopolistisch bzw. in Staatsbesitz,<br />

unter dem Schutz der deutschen Kartellbehörden<br />

zu Bedingungen Marktanteile in<br />

Deutschland dauerhaft besetzen können,<br />

die so bei vollständigem Wettbewerb nicht<br />

zustande gekommen wären.<br />

Ausblick Wo sollte mit Verbesserungen<br />

angesetzt werden? Bei nüchterner Betrachtung<br />

ist festzustellen:<br />

• Der Netzzugang ist im technischen Handling<br />

noch zu verbessern und über alle Stufen<br />

hinweg zu vereinfachen. Daran arbeiten wir<br />

intensiv.<br />

• Die Preistransparenz (auf der Endkundenstufe)<br />

ist ebenfalls noch verbesserungsfähig.<br />

• Haushaltskunden müssen zwischen<br />

mehreren Anbietern wählen dürfen.<br />

Mit der weitgehenden Anerkennung der Linie<br />

des Bundeskartellamtes übernimmt E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> bereits deutlich mehr Risiken, da sie<br />

im Einkauf weiterhin langfristig gebunden ist,<br />

dagegen im Verkauf in hohem Maße nur noch<br />

kurzfristige Lieferverträge abschließen darf.<br />

Ob diese Risiken, die einen erheblichen Spagat<br />

darstellen, beherrschbar sein werden, ob die<br />

Wettbewerbserwartungen und die Erfordernisse<br />

der Versorgungssicherheit adäquat erfüllt<br />

werden bzw. besser erfüllt werden als heute,<br />

kann aktuell nicht beantwortet werden. Dies<br />

wird die Zukunft zeigen. Es kann jedenfalls<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass Korrekturen<br />

vorgenommen werden müssen.<br />

Zusammenfassend kann zu Konzentration und<br />

Wettbewerb auf dem deutschen und europäischen<br />

Gasmarkt Folgendes gesagt werden:<br />

• Wir sind mit einem begrenzten Angebotswettbewerb<br />

bei einem tendenziell knappen<br />

Gut konfrontiert.<br />

• Direkten Zugriff auf dieses Gut haben nur<br />

wenige, sehr potente Unternehmen.<br />

Ihnen müssen Vertragspartner auf gleicher<br />

Augenhöhe gegenüberstehen.<br />

• Auf der Beschaffungsseite sind die<br />

Importunternehmen einem intensiven<br />

grenzüberschreitenden, zunehmend<br />

globalen Wettbewerb ausgesetzt.<br />

• Die einseitige Betonung von kurzfristigem<br />

Preiswettbewerb auf dem nationalen<br />

Absatzmarkt gefährdet das Ziel der langfristigen<br />

Versorgungssicherheit. Dies wäre<br />

in Zeiten tendenzieller Knappheit eine<br />

verhängnisvolle Fehlentwicklung mit hohen<br />

Hypotheken für die Zukunft.<br />

• Die Zersplitterung der Nachfrage gegenüber<br />

einem weiter an Marktmacht gewinnenden<br />

Produzentenoligopol kann kein Beitrag zu<br />

einer angemessenen Versorgungssicherheit<br />

sein. ¯


Versorgungssicherheit:<br />

Schlüsselthema der Energieversorgung<br />

Für ein auf Energieimporte angewiesenes Land geht es in Sachen Energieversorgung nicht<br />

allein um Wettbewerb, niedrige Energiepreise und Umweltschutz. Versorgungssicherheit<br />

ist ebenfalls ein Topthema für Energieunternehmen und Energiepolitik. Der Konkurrenzkampf<br />

um Energie zwischen Europa, Asien und den USA wird härter.<br />

Neujustierung der Energiepolitik<br />

Die fundamental veränderten Angebots- und<br />

Nachfrageverhältnisse auf den internationalen<br />

Energiemärkten, die geopolitischen Verwerfungen,<br />

die Entwicklung der Preise, d.h. nicht<br />

nur ihr steiler Anstieg, sondern auch ihre<br />

ausgeprägte Volatilität, unter der die Märkte<br />

zunehmend leiden, und auch das sich verstärkende<br />

Bewusstsein um die Gefährdung des<br />

Weltklimas führen gegenwärtig zu einem<br />

Paradigmenwechsel in der Diskussion um die<br />

Perspektiven der Energieversorgung. War<br />

bisher der Blick vornehmlich auf Preise und<br />

Wettbewerb gerichtet, kommen jetzt zu Recht<br />

Bemühungen um eine ausreichende und<br />

sichere Versorgung, um die Vermeidung und<br />

Beherrschbarkeit von Lieferstörungen und<br />

ebenso um den Schutz des Klimas stärker<br />

in den Mittelpunkt.<br />

Vor diesem Hintergrund wird auf der nationalen<br />

ebenso wie auf der europäischen Ebene<br />

eine intensive Debatte über die Notwendigkeit<br />

einer Neujustierung oder gar grundsätzlichen<br />

Neuausrichtung der Energieversorgung geführt.<br />

Viel ist dabei auch die Rede von einer<br />

größeren Rolle der erneuerbaren Energien und<br />

stärkeren Fortschritten beim Energiesparen<br />

bzw. der Verbesserung der Energieeffizienz.<br />

Energierohstoffe weltweit stark gefragt<br />

Die Prognosen über die Entwicklung des weltweiten<br />

Energieverbrauchs sind mit sehr vielen<br />

Unwägbarkeiten behaftet, doch allen vorliegenden<br />

Vorhersagen gemeinsam ist die Erwartung,<br />

dass der Bedarf erheblich anwachsen<br />

wird. Im so genannten Referenz-Szenario ihres<br />

„World Energy Outlook <strong>2005</strong>“ geht die Internationale<br />

Energie-Agentur (IEA) davon aus,<br />

Magazin<br />

dass der Weltenergiebedarf in 2030 um mehr<br />

als 50 Prozent über dem derzeitigen Wert<br />

liegen wird. Fast zwei Drittel dieses Anstiegs<br />

werden nach dieser Prognose auf die Energierohstoffe<br />

Mineralöl und Erdgas entfallen.<br />

Sollte allerdings, so die IEA, die Welt durch<br />

energische staatliche Maßnahmen in den<br />

Verbraucherländern auf einen anderen Energienutzungspfad<br />

gebracht werden können, werde<br />

das Nachfragewachstum bei den fossilen Energieträgern<br />

deutlich geringer ausfallen. Das<br />

entsprechende alternative Szenario kommt zu<br />

dem Schluss, dass unter solchen Bedingungen<br />

die weltweite Energienachfrage in 2030 noch<br />

immer um 37 Prozent höher liegen wird als<br />

heute. Darüber hinaus bleibt Öl auch in diesem<br />

Szenario mit einem Anteil von etwa einem<br />

Drittel am weltweiten Primärenergieverbrauch<br />

der wichtigste Energieträger. Erdgas verdrängt<br />

innerhalb der nächsten 25 Jahre die Kohle von<br />

Platz zwei und wird in 2030 etwa ein Viertel<br />

des weltweiten Energiebedarfs decken.<br />

Reserven und Ressourcen „Die globalen<br />

Reserven an Energierohstoffen lassen, bis<br />

auf das konventionelle Erdöl, langfristig eine<br />

ausreichende Deckung des Energiebedarfs<br />

erwarten.“ Diese Aussage aus einer kürzlich<br />

vorgelegten Studie der BGR (Bundesanstalt<br />

für Geowissenschaften und Rohstoffe) ist zunächst<br />

einmal beruhigend – und mit Zahlen<br />

untermauert. Die weltweiten Reserven an<br />

konventionellem Erdgas lagen am Jahresende<br />

<strong>2005</strong> bei 173 Billionen m 3 , wobei mehr als die<br />

Hälfte dieser schon jetzt wirtschaftlich gewinnbaren<br />

Vorräte auf die Förderländer Russland,<br />

Iran und Katar konzentriert ist. Dank seines<br />

Zugangs zu den bedeutenden Lieferregionen<br />

Russlands, Nordafrikas und – künftig – auch<br />

11


12 Magazin<br />

7,5<br />

Nordamerika<br />

Erdgasreserven der Welt<br />

Sicher gewinnbare Erdgasreserven gesamt: 173,1 Billionen m 3<br />

7,1<br />

Südamerika<br />

Westeuropa<br />

5,6<br />

Afrika<br />

13,8<br />

des Nahen Ostens befindet sich Europa<br />

demnach unter geografischen Gesichtspunkten<br />

in einer relativ komfortablen Situation.<br />

Erdgas ist also noch über viele Jahrzehnte<br />

für die Versorgung der Verbraucher vorhanden.<br />

Engpässe, die allerdings durch vermehrte<br />

LNG-Lieferungen (Liquefied Natural Gas =<br />

Flüssigerdgas) gedeckt werden könnten, sieht<br />

die BGR allenfalls für den nordamerikanischen<br />

Markt voraus.<br />

Ausreichend vorhandene Reserven und<br />

Ressourcen sind aber nur eine Seite der<br />

Medaille. Mindestens ebenso wichtig für die<br />

Deckung des nach allen Erwartungen weiter<br />

steigenden Erdgasbedarfs ist die weit in die<br />

Zukunft reichende Sicherung der Belieferung<br />

aus vorhandenen und zukünftigen Erdgasquellen.<br />

Dazu gehört weit mehr als nur deren Vorhandensein.<br />

Liefermengen müssen langfristig<br />

kontrahiert, die entsprechenden Produktionskapazitäten<br />

und die Infrastruktur müssen<br />

geschaffen, ausgebaut und erhalten werden.<br />

72,7<br />

55,3<br />

Mittel- und Nahost<br />

Fernost/<br />

Pazifik<br />

11,1<br />

GUS/<br />

Zentraleuropa<br />

1m 3 = 11,5 kWh<br />

Stand 01. 01. 2006<br />

Hoher Investitionsbedarf Die eigentliche<br />

Herausforderung wird also sein, die Energiereserven<br />

für die Märkte verfügbar zu machen.<br />

Die von der IEA für die weltweite Energieversorgung<br />

beschriebenen Prognosen machen<br />

für den Zeitraum von <strong>2005</strong> bis 2030 Gesamtinvestitionen<br />

in Höhe von 17 Billionen US-$<br />

erforderlich. In der Öl- und Gaswirtschaft<br />

belaufen sich die anstehenden Investitionen<br />

jeweils auf rund 3 Billionen US-$. Mehr als<br />

drei Viertel dieser Investitionen entfallen in der<br />

Ölindustrie auf den Upstream-Bereich, in der<br />

Gaswirtschaft sind es circa 60 Prozent. Etwa<br />

die Hälfte der weltweit erforderlichen Investitionen<br />

im Energiesektor steht in den Entwicklungsländern<br />

an, da hier die Nachfrage in<br />

den kommenden Jahren stark ansteigen wird,<br />

so die IEA.<br />

Die Mobilisierung des benötigten Kapitals wird<br />

davon abhängen, ob eine ausreichend hohe<br />

Rendite zur Kompensation der bestehenden<br />

Risiken erzielt werden kann. Mit dem anhaltenden<br />

Rückzug des Staates aus der Bereitstellung<br />

von Energiedienstleistungen wird das für


die Energieprojekte benötigte Kapital noch<br />

stärker als bisher privat finanziert werden müssen.<br />

Es wird daher davon ausgegangen, dass<br />

in den Nicht-OECD-Regionen direkte ausländische<br />

Investitionen eine zunehmend wichtige<br />

Quelle für Kapital darstellen werden.<br />

Nur wenige Staaten könnten die anstehenden<br />

Investitionen vollständig finanzieren, selbst<br />

wenn sie dies wollten, schreibt die IEA. Die<br />

Beschaffung von Privatkapital wird daher entscheidend<br />

davon abhängen, inwieweit die<br />

Staaten die Voraussetzungen für ein attraktives<br />

Investitionsklima schaffen.<br />

Energieimporte bleiben integraler Bestandteil<br />

der Energieversorgung Der Energiebedarf<br />

in Deutschland wie in Europa kann auch in<br />

Zukunft nicht ohne Energieimporte in substanziellem<br />

Ausmaß gedeckt werden. Ziel muss<br />

es deshalb sein, die Energiezufuhr aus Drittländern<br />

ökonomisch wie politisch stabil und<br />

risikominimierend zu gestalten.<br />

Gebraucht wird heute wie morgen eine breite<br />

Palette der überwiegend importierten Energieträger<br />

ebenso wie die der Lieferregionen,<br />

eine Vielfalt der Lieferanten ebenso wie die der<br />

Lieferwege. Es besteht aber heute kein Anlass,<br />

Versorgungskrisen als Folge steigender<br />

Energieimporte und geopolitischer Risiken<br />

a priori als unausweichlich an die Wand zu malen<br />

und importierten Energien den Stempel<br />

der Unsicherheit aufzudrücken. Für Erdgas gibt<br />

es in einem solchen Mix gute Möglichkeiten,<br />

seine Position in der europäischen wie der<br />

deutschen Energieversorgung im Wettbewerb<br />

zu festigen.<br />

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos zählt<br />

Versorgungssicherheit zu den wichtigsten<br />

energiepolitischen Zielen und äußerte sich auf<br />

einer energiewirtschaftlichen Tagung Anfang<br />

2006 zufrieden darüber, dass Deutschland<br />

„sowohl seitens der Unternehmen als auch<br />

auf staatlicher Ebene ein funktionsfähiges Instrumentarium<br />

hat, um auf hypothetische<br />

Lieferengpässe adäquat reagieren zu können“.<br />

Magazin<br />

Erdgasbeschaffung vor großen Herausforderungen<br />

Auf der Beschaffungsseite steht<br />

die Gaswirtschaft vor großen Aufgaben und<br />

Herausforderungen. Hauptaufgabe der importierenden<br />

Gasunternehmen ist es, die Reserven<br />

zu mobilisieren und sie – soweit sie noch<br />

nicht vertraglich bereits gesichert sind – dauerhaft<br />

auf den europäischen Markt zu lenken.<br />

Diese Frage erhält ein besonderes Gewicht<br />

dadurch, dass sich die internationalen Beschaffungsmärkte<br />

in einem markanten Wandel<br />

befinden. Neben dem bereits erwähnten<br />

wachsenden globalen Wettbewerb ist beim<br />

Erdgas zu berücksichtigen, dass es in steigendem<br />

Maße aus unwirtlichen Gebieten über<br />

immer größere Entfernungen in die Verbrauchsregionen<br />

transportiert werden muss.<br />

Um vor diesem Hintergrund gegenüber<br />

anderen Importregionen bestehen zu können,<br />

erfordert die Mobilisierung aus Sicht Europas<br />

vor allem die Schaffung positiver Investitionsbedingungen<br />

und Anreize für Erdgasproduzenten.<br />

Das gilt mit Blick auf Lieferländer wie<br />

Norwegen oder Russland, auf die sich die<br />

Erdgasversorgung in der EU in den kommenden<br />

Jahrzehnten zu einem großen Teil stützen<br />

kann. Das gilt aber auch mit Blick auf Lieferregionen,<br />

die bisher nicht oder nur in begrenztem<br />

Maße zu unserer Versorgung beitragen.<br />

Insgesamt zeichnen sich folgende Entwicklungen<br />

ab:<br />

Es besteht ein großes Interesse, Erdgas aus<br />

Norwegen über die bestehenden Vereinbarungen<br />

hinaus zu beziehen. Denn Norwegen ist –<br />

nicht nur geografisch gesehen – ein Lieferland<br />

mit einer besonderen Nähe zu Märkten in der<br />

EU. Europa wird künftig die Bezüge aus Russland<br />

maßvoll ausbauen. Algerien ist heute ein<br />

weiterer externer Lieferant von Bedeutung.<br />

Insbesondere der südliche Teil des Kontinents,<br />

d.h. Italien, Frankreich und die Iberische Halbinsel,<br />

greift heute schon in beachtlichem Maße<br />

auf algerisches Erdgas zurück. Europäische<br />

Länder beziehen in nicht unbeträchtlichem<br />

Maße auch Erdgas in verflüssigter Form aus<br />

Algerien. Es ist davon auszugehen, dass<br />

Algerien eine wesentliche Bezugsquelle für<br />

Europa bleiben wird.<br />

Länder und Regionen, aus denen heute noch<br />

kein oder nur in sehr geringen Mengen Erdgas<br />

nach Europa fließt, werden für die Zukunft<br />

eine größere Bedeutung für die europäische<br />

Versorgung gewinnen, sei es mit Erdgas, das<br />

13


14 Magazin<br />

per Pipeline nach Europa gebracht wird, oder<br />

sei es in Form von LNG. Dabei handelt es sich<br />

um den Mittleren Osten, Afrika und gegebenenfalls<br />

auch Zentralasien.<br />

Heute spielt LNG für die Versorgung des europäischen<br />

Marktes insgesamt erst eine<br />

begrenzte Rolle. Eine zunehmende Bedeutung<br />

von LNG bei der Versorgung des europäischen<br />

Marktes ist aber abzusehen. Begründet ist<br />

diese Erwartung in erheblichen Kostenreduzierungen<br />

in der LNG-Lieferkette in den vergangenen<br />

Jahren und der dadurch gestiegenen wirtschaftlichen<br />

Attraktivität von LNG. Zahlreiche<br />

neue Lieferprojekte, die in Planung oder Vorbereitung<br />

sind, belegen diese Entwicklung und<br />

sind Indiz für einen global zunehmenden Wettbewerb<br />

um LNG (s. hierzu auch den Beitrag<br />

auf Seite 27 ff).<br />

Langfristige Verträge in der internationalen<br />

Erdgasbeschaffung unverzichtbar Wichtiges<br />

Fundament für die Mobilisierung des Erdgases<br />

bleiben langfristige Lieferverträge, die den<br />

Produzenten die notwendige Sicherheit zur<br />

Finanzierung ihrer Investitionen geben. Sie<br />

spielten bisher und spielen auch künftig eine<br />

entscheidende Rolle für Projekte, die durch<br />

hohe Investitionen und lange Vorlaufzeiten<br />

gekennzeichnet sind und die technische wie<br />

wirtschaftliche Risiken in sich bergen oder<br />

aufgrund der klimatischen Verhältnisse eine<br />

besondere Herausforderung darstellen. Der<br />

Bedeutung langfristiger Verträge für exportierende<br />

Erdgasproduzenten steht spiegelbildlich<br />

ihre Bedeutung auf der Importseite gegenüber.<br />

Sie garantieren eine verlässliche Versorgung<br />

und gewährleisten damit eine Sicherheit, die<br />

mit dem Vertrauen in die kurzfristigen Regelungskräfte<br />

des Marktes allein offensichtlich<br />

nicht zu gewährleisten ist. Dies zeigt zum Beispiel<br />

ein Blick auf die gegenwärtig angespannte<br />

Versorgungslage auf der britischen Insel.<br />

Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang,<br />

dass die 2004 in Kraft getretene<br />

EU-Richtlinie zur Versorgungssicherheit beim<br />

Erdgas die Bedeutung langfristiger Verträge als<br />

Instrument zur Gewährleistung einer sicheren<br />

Erdgasversorgung Europas bisher und ebenso<br />

in Zukunft ausdrücklich betont.<br />

Wettbewerbsorientierte Preisbildung: Den<br />

Gegebenheiten der Beschaffungsmärkte<br />

Rechnung tragen Die Preisbildung in langfristigen<br />

Importverträgen muss auch künftig den<br />

Gegebenheiten der Beschaffungsmärkte Rechnung<br />

tragen. Es wäre illusorisch anzunehmen,<br />

ein Energieimportland wie Deutschland, das<br />

mengenmäßig in die internationalen Märkte<br />

eingebunden ist, könne sich preislich von den<br />

Entwicklungen auf den Weltenergiemärkten<br />

mit Öl als deren „Leitwährung“ abkoppeln.<br />

In der einen oder anderen Form müssen sich<br />

die Preisimpulse des Weltmarktes auch in<br />

der Erdgas-Importpreisbildung niederschlagen.<br />

Die sog. Ölpreisbindung – verstanden als Synonym<br />

für die Bindung der Erdgaspreise an die<br />

Preise der Wettbewerbsenergien – hat sich<br />

hierfür bewährt und ist weder ein Dogma noch<br />

eine deutsche Besonderheit. Sie ist als wettbewerbsorientierte<br />

Preisbildung nach wie vor<br />

das richtige Instrument, um in einem importabhängigen<br />

Markt eine hohe Versorgungssicherheit<br />

und ein wettbewerbsgerechtes<br />

Preisniveau miteinander in Einklang zu bringen.<br />

Eine bessere Alternative, die mehr Sicherheit,<br />

Verlässlichkeit und Stetigkeit garantiert, ist<br />

nicht in Sicht.<br />

Die Ölpreisbindung hat für die Verbraucher<br />

in Deutschland wie in anderen europäischen<br />

Importländern gegenwärtig alles andere als<br />

erfreuliche Konsequenzen. Ob aber die Preisentwicklung<br />

ohne eine solche Bindung für die<br />

Verbraucher erfreulicher verliefe, darf, wie<br />

die Erfahrungen auf Märkten mit einer sog.<br />

„freien“, entkoppelten Preisbildung zeigen,<br />

mit einiger Berechtigung bezweifelt werden.<br />

Es besteht kein Anlass, zu anderen Preissystemen<br />

zu wechseln, die sich bisher vielleicht<br />

nur in autarken Märkten bewährt haben, aber<br />

keine Antwort auf die Frage geben, wie<br />

eine einseitige Preisbestimmung durch die<br />

Mengensteuerung der wenigen, dominanten<br />

Produzenten vermieden werden kann.<br />

Schlussfolgerungen für die Gestaltung der<br />

politischen Rahmenbedingungen Aus<br />

den Befunden zu den Konstellationen und den<br />

Herausforderungen auf den internationalen,<br />

zunehmend globaler werdenden Erdgas-Beschaffungsmärkten<br />

sind die richtigen Schlussfolgerungen<br />

für die Gestaltung der politischen<br />

und wettbewerblichen Rahmenbedingungen


Erdgasverbrauch in Deutschland<br />

sowie für die Ausgestaltung der Regulierung in<br />

Deutschland und im europäischen Kontext zu<br />

ziehen.<br />

Versorgungssicherheit ist integraler<br />

Bestandteil der Energiepolitik, aber auch<br />

der Außen- und Sicherheitspolitik Die<br />

Mobilisierung von Energie für den europäischen<br />

Markt setzt einen möglichst ungestörten<br />

Handel und Transit voraus, ebenso eine möglichst<br />

stabile geopolitische Lage. Das erfordert<br />

zunehmend auch politische Unterstützung<br />

und Flankierung von Projekten und laufenden<br />

Lieferungen. Versorgungssicherheit sollte<br />

deshalb zu einem integralen Bestandteil der<br />

Außen- und Sicherheitspolitik werden, und<br />

zwar national wie auf europäischer Ebene,<br />

ohne dass dabei die Rollenteilung zwischen<br />

Politik und Unternehmen grundsätzlich verschoben<br />

werden darf. Die Versorgungsverantwortung<br />

liegt auch künftig in erster Linie bei<br />

den Unternehmen.<br />

Energiepolitik muss national wie europäisch<br />

Teil der Außen- und Außenwirtschaftspolitik<br />

sein. Ziel sollte sein, tragfähige und berechenbare<br />

politische Beziehungen mit Produzentenund<br />

Transitländern zu schaffen und zu gewährleisten<br />

sowie gleichzeitig nach Möglichkeit<br />

auch zur Stabilität in den betreffenden Ländern<br />

und Regionen beizutragen.<br />

Magazin<br />

in Mrd m 3 in %<br />

80 32<br />

70 28<br />

60 24<br />

50 20<br />

40 16<br />

30 12<br />

20 8<br />

10 4<br />

0 0<br />

1970 1980 1990 2000 2004 <strong>2005</strong><br />

� Erdgasverbrauch<br />

in Mrd m 3 14,7 57,9 61,4 79,0 86,6 86,6<br />

� Erdgasanteil<br />

am PEV in % 4,3 14,4 15,5 20,7 22,4 22,7<br />

Dialog und Kooperation mit Produzenten-,<br />

Transit-, aber ebenso mit anderen Verbraucherländern<br />

haben auch die EU-Energieminister auf<br />

ihrem Treffen Mitte März 2006 als wesentliche<br />

Elemente zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit<br />

in Europa herausgestellt. In der<br />

Frage der institutionellen Verankerung ist zu<br />

sehen, dass es bereits Dialogprozesse gibt, in<br />

denen die Verbraucher mit den Produzentenländern<br />

kooperieren – z.B. im EU-Russland-<br />

Energiedialog oder dem Dialog, den die EU<br />

bzw. die IEA mit der OPEC/den Ölproduzenten<br />

installiert haben.<br />

Hierauf gilt es aufzubauen und handlungsfähige<br />

Lösungen zu finden, an denen alle mitwirken<br />

können und wollen – Energie-Produzenten,<br />

Verbraucherländer, Transitstaaten und<br />

auch die Energieunternehmen. Mit einem<br />

Wort: Versorgungssicherheit muss auf kooperativem<br />

Wege organisiert werden, und dies<br />

im globalen Rahmen.<br />

Die Frage einer kohärenten Energie-Außenpolitik<br />

nimmt auch breiten Raum im energiepolitischen<br />

Strategiepapier der EU-Kommission<br />

ein, ihrem Grünbuch „Eine europäische<br />

Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige<br />

und sichere Energie (vom 8. März 2006)“, zu<br />

dem es anlässlich der Energieministerratssitzung<br />

eine Aussprache gab.<br />

Die EU-Kommission hält es für erforderlich,<br />

dass Europa in die Lage versetzt wird,<br />

zusammen mit Energiepartnern weltweit eine<br />

15


16 Magazin<br />

wirksamere internationale Rolle zu spielen<br />

und hierfür tatsächlich „mit einer Stimme zu<br />

sprechen“, die Interessen also zu bündeln. Das<br />

Bundeswirtschaftsministerium brachte nach<br />

der Energieministerratssitzung zum Ausdruck,<br />

dass ein europäischer Regulator aber nicht<br />

gebraucht werde.<br />

Unternehmensgrößen im globalen Maßstab<br />

sehen In einer auffälligen Asymmetrie zu<br />

diesem durchaus überlegenswerten Ansatz<br />

stehen allerdings die deutsche wie europäische<br />

Wettbewerbspolitik und kartellrechtliche<br />

Praxis, die darauf abzielen, die kommerzielle<br />

Bündelungskraft europäischer Importunternehmen<br />

zu zersplittern.<br />

Unternehmensgrößen und Konzentrationsgrade<br />

dürfen vorrangig nicht mit der Elle des<br />

nationalen Kartellrechts gemessen werden.<br />

Es bedarf in Deutschland wie Europa global<br />

agierender Unternehmen, die Risiken übernehmen,<br />

sich an internationalen Großprojekten<br />

beteiligen und die mit ihrer Absorptions- und<br />

Bündelungskraft gegenüber Produzenten<br />

und gegenüber potenten Wettbewerbern aus<br />

anderen Importregionen bestehen können.<br />

Die Zersplitterung der Nachfrage gegenüber<br />

einem weiter an Marktmacht gewinnenden<br />

Produzentenoligopol kann kein Beitrag zur<br />

Versorgungssicherheit sein.<br />

Die These, mehr Wettbewerb auf dem<br />

Absatzmarkt mit möglichst vielen, möglichst<br />

kleinen Anbietern und mit dem Verzicht auf<br />

langfristige Bindungen auch in der inländischen<br />

Lieferkette führe automatisch auch zu einem<br />

hohen Grad an Versorgungssicherheit, dürfte<br />

angesichts der Befunde zur Lage und der<br />

Perspektiven auf den internationalen Beschaffungsmärkten<br />

einem Praxistest nicht standhalten.<br />

Auch kleinzellig denkende Wettbewerbsdogmatiker<br />

können die Augen vor den<br />

regionalen und globalen Herausforderungen<br />

nicht verschließen.<br />

Regulierung darf Sicherheitsaspekte nicht<br />

vernachlässigen Der Ausgestaltung der Regulierung<br />

kommt bei der Gewährleistung einer<br />

zuverlässigen Versorgung der Verbraucher eine<br />

grundlegende Bedeutung zu. Sie muss so<br />

gestaltet sein, dass sie ausreichende Anreize<br />

schafft, damit die Gasnetze in einem guten<br />

Betriebszustand gehalten und die nötigen Ausbauinvestitionen<br />

getätigt werden.<br />

Eine an kurzfristigen Zielen orientierte Regulierungspolitik<br />

würde zu einem Auszehren der<br />

Substanz der Netze führen und ließe die wesentlichen,<br />

für das Gasgeschäft nicht einseitig<br />

gestaltbaren relevanten Rahmenbedingungen<br />

auf den Beschaffungsmärkten außer Acht.<br />

Gebraucht wird eine Regulierung, die mit ausreichendem<br />

Weitblick die Bedingungen schafft,<br />

unter denen die Gaswirtschaft weiterhin in<br />

den Erhalt und den weiteren Ausbau ihrer<br />

Infrastrukturen investieren kann. Nur so kann<br />

die Regulierung ihrer Aufgabe gerecht werden,<br />

dauerhaft eine preiswürdige und sichere<br />

Versorgung der Verbraucher zu gewährleisten.<br />

Flexibilitäten und Reservekapazitäten<br />

Ein weiterer Aspekt verdient in der Diskussion<br />

um die Sicherheit der Energieversorgung Aufmerksamkeit:<br />

In einer Zeit immer größerer<br />

Unsicherheiten und Ungleichgewichte der<br />

regionalen Bedarfsentwicklung werden ausreichende<br />

Flexibilitäten und Reservekapazitäten<br />

benötigt, um auch in außergewöhnlichen<br />

Situationen Verbraucher sicher versorgen zu<br />

können.<br />

Und die Frage ist, wer bereit ist, hierin<br />

angesichts einer immer stärker wettbewerblich<br />

geprägten Energiewirtschaft zu investieren.<br />

Diese Bereitschaft wird sich wohl kaum in ausreichendem<br />

Maße finden lassen, wenn nur<br />

kurzfristiges Denken das Handeln bestimmen<br />

würde.<br />

Fazit Versorgungssicherheit ist keine Selbstverständlichkeit,<br />

sondern sie erfordert angesichts<br />

der sich wandelnden und immer globaler<br />

werdenden Märkte und der zunehmend an<br />

Einfluss gewinnenden geopolitischen Bedingungen<br />

ständige Aufmerksamkeit.<br />

Es ist unternehmerische Aufgabe und<br />

Verantwortung, hierauf mit einer auf Nachhaltigkeit<br />

ausgerichteten Strategie flexibel<br />

zu antworten. Es ist Aufgabe der Politik,<br />

die jeweils erforderlichen Neujustierungen<br />

der Rahmenbedingungen mit Weitblick<br />

und Augenmaß vorzunehmen. ¯


Wachstum außerhalb der Landesgrenzen<br />

Steigender Auslandsabsatz – internationale Beteiligungen<br />

Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> macht zwar nach wie vor ihr Hauptgeschäft in Deutschland, war aber<br />

schon immer auch international ausgerichtet. Speziell die Erdgasbeschaffung ist aufgrund<br />

der Reservenverteilung durch grenzüberschreitenden Handel gekennzeichnet. In der Rolle als<br />

Market Unit Pan European Gas im E.<strong>ON</strong> Konzern ist E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> noch europäischer<br />

geworden – und das in zweifacher Hinsicht: Der Erdgasabsatz im Ausland wächst weiter und<br />

die Beteiligungen an mittel- und osteuropäischen Gastransport- und Handelsgesellschaften<br />

werden kontinuierlich ausgebaut.<br />

Vertriebsaktivitäten im Ausland Die<br />

Vertriebsaktivitäten der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> im<br />

Ausland entwickeln sich positiv. Wesentlichen<br />

Anteil daran haben Lieferungen an andere<br />

Market Units des E.<strong>ON</strong>-Konzerns. Nach der<br />

Belieferung von E.<strong>ON</strong> UK, die bereits im<br />

Oktober 2004 aufgenommen wurde, wird seit<br />

Oktober <strong>2005</strong> auch E.<strong>ON</strong> Nordic mit Erdgas<br />

versorgt. Zudem haben die Verlängerung<br />

bestehender Verträge, Aufstockungen bisheriger<br />

Liefermengen oder der Abschluss neuer<br />

Lieferverträge mit Dritten außerhalb des Konzerns<br />

zur Intensivierung des internationalen<br />

Geschäfts beigetragen.<br />

Das zeigt sich in einem deutlichen Anstieg<br />

der ins Ausland gelieferten Mengen und ihres<br />

Anteils am Gesamtabsatz. Der Anteil der<br />

Erdgaslieferungen an Kunden im Ausland belief<br />

sich <strong>2005</strong> auf 19,6 Prozent, 1998 waren es<br />

erst fünf Prozent und im vergangenen Jahr<br />

noch rund 14 Prozent. Insgesamt belieferte<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Kunden in 13 europäischen<br />

Ländern.<br />

Die weiteren Aussichten sind positiv. So ist<br />

beabsichtigt, dass E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> das erste<br />

Gaskraftwerk beliefert, das E.<strong>ON</strong> in Italien, und<br />

zwar in Livorno Ferraris bei Turin, bauen wird.<br />

Dieses 800-MW-Gaskraftwerk soll Ende 2007<br />

in Betrieb gehen. Daneben werden der Ausbau<br />

der Lieferungen an andere E.<strong>ON</strong> Market Units<br />

und die internationalen Beteiligungsunternehmen<br />

der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> vorangetrieben.<br />

Magazin<br />

Energiebeteiligungen in Mittel- und Osteuropa<br />

Eine strategische Zielsetzung des<br />

E.<strong>ON</strong>-Konzerns ist es, die Marktposition in<br />

Mittel- und Osteuropa durch gezielte Zukäufe<br />

zu stärken. Dabei hat E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>2005</strong><br />

weitere Fortschritte gemacht.<br />

Rumänien Mit E.<strong>ON</strong> Gaz România (ehemals<br />

DistriGaz Nord) hält E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> eine Mehrheitsbeteiligung<br />

an einer der beiden großen<br />

regionalen Gasgesellschaften in Rumänien. Im<br />

Zuge der Privatisierung der rumänischen<br />

Gaswirtschaft hatte E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> bereits im<br />

Oktober 2004 den Zuschlag für den Erwerb<br />

erhalten. Die Transaktion wurde im Juni <strong>2005</strong><br />

nach Zustimmung der zuständigen Behörden<br />

abgeschlossen. Seither hält E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

eine Mehrheitsbeteiligung von 51 Prozent.<br />

E.<strong>ON</strong> Gaz România ist für den Gashandel und<br />

die Gasdistribution im nördlichen und westlichen<br />

Teil Rumäniens zuständig. Mehr als<br />

1,2 Mio Kunden werden über ein 17.500 km<br />

langes Pipelinenetz mit rund 4 Mrd m 3 Erdgas<br />

pro Jahr versorgt.<br />

Rumänien verzeichnete <strong>2005</strong> einen deutlichen<br />

Rückgang des Wirtschaftswachstums auf rund<br />

4 Prozent (Vorjahr 8,3 Prozent). Insbesondere<br />

der Agrarsektor war aufgrund der Flutereignisse<br />

im Frühjahr/Sommer <strong>2005</strong> für diesen<br />

Rückgang verantwortlich. Dagegen wuchsen<br />

die Bautätigkeit und der Dienstleistungssektor<br />

stark. Die Inflationsrate lag bei rund 9 Prozent<br />

und damit im Vergleich zum Vorjahr etwa<br />

3,5 Prozentpunkte niedriger.<br />

17


18 Magazin<br />

SERBIEN UND<br />

M<strong>ON</strong>TENEGRO<br />

Erdgasversorgung in Rumänien<br />

UNGARN<br />

Arad<br />

Timisiora<br />

Oradea<br />

Bihor<br />

Arad<br />

Timis<br />

Satu Mare<br />

Baia Mare<br />

Zalau<br />

Deva<br />

Cluj<br />

Alba<br />

Hunedoara<br />

Resiva<br />

Gorj<br />

Förderung<br />

Speicher<br />

Mehedinti<br />

Transportleitungen<br />

Turmu<br />

Transportleitungen geplant<br />

Severin<br />

DistriGaz Nord (heute E.<strong>ON</strong> Gaz România)<br />

DistriGaz Süd<br />

UKRAINE<br />

Baia Mare<br />

Cluj<br />

Alba<br />

Targu Jiu<br />

Bistrita<br />

Bistrita<br />

Craiova<br />

Dolj<br />

E.<strong>ON</strong> Gaz România steht vor der Herausforderung,<br />

sich in diesem schwierigen Umfeld für<br />

den Wettbewerb im rumänischen Gasmarkt zu<br />

rüsten und den Regulierungsanforderungen<br />

der Europäischen Union zu genügen. Die Gesellschaft<br />

befindet sich daher in einer Restrukturierungsphase,<br />

die Maßnahmen zur Effizienzsteigerung<br />

und Modernisierung, insbesondere<br />

im IT-Bereich und im Pipeline-Netz, sowie die<br />

Integration in den E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Konzern umfasst.<br />

Seit Anfang <strong>2005</strong> befindet sich ein Team<br />

von rund 15 Mitarbeitern der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

vor Ort in Rumänien, das eng mit dem rumänischen<br />

Management von E.<strong>ON</strong> Gaz România<br />

zusammenarbeitet. 2006 soll eine komplett<br />

neue, moderne Organisationsstruktur eingeführt<br />

werden. Bis Mitte 2007 ist geplant, das<br />

Unbundling von Handels- und Transportgeschäft<br />

der Gesellschaft durchzuführen. Bis 2008 soll<br />

der Integrationsprozess von E.<strong>ON</strong> Gaz România<br />

in den E.<strong>ON</strong>-Konzern abgeschlossen sein.<br />

Suceava<br />

Suceava<br />

Mures<br />

Botosani<br />

Piatra-<br />

Neamtj<br />

Bacau<br />

Iasi<br />

Bacau<br />

Vaslui<br />

Vaslui<br />

BULGARIEN<br />

MOLDAWIEN<br />

Târgu Harghita<br />

Mures<br />

Galati<br />

Sibiu<br />

Fargas<br />

Brasov<br />

Focsani<br />

Galati<br />

Sibiu<br />

Brasov<br />

Pitesti<br />

Buzau<br />

Braila<br />

Tulcea<br />

Tulcea<br />

Valcea<br />

Pitesti<br />

Prahova<br />

Targivist<br />

Valcea<br />

Ialomita<br />

Targoviste<br />

Calarasi<br />

Bucharest<br />

Calarasi<br />

Giurgiu<br />

Constanta<br />

Constanta<br />

Alexandria<br />

Giurgin<br />

Die E.<strong>ON</strong> Energie <strong>AG</strong>, Schwestergesellschaft<br />

der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> und zuständig für das<br />

zentraleuropäische Stromgeschäft, hat sich<br />

ebenfalls im rumänischen Markt engagiert und<br />

den Zuschlag für eine Stromverteilungsgesellschaft<br />

erhalten, die einen Teil des Versorgungsgebietes<br />

der E.<strong>ON</strong> Gaz România abdeckt. Hier<br />

sind erhebliche Synergien im Downstream-<br />

Bereich zu erwarten.<br />

Ungarn Anfang Januar 2006 ist E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

International (ERI), in der die internationalen<br />

Beteiligungen der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> gebündelt<br />

sind, im Hinblick auf die Übernahme des Gasgeschäfts<br />

der ungarischen MOL zum Zuge<br />

gekommen.<br />

Dass sich die seit Oktober 2004 laufenden<br />

Verhandlungen so langwierig gestalteten, war<br />

nicht zuletzt den kartellrechtlichen Prüfungen<br />

geschuldet. Bereits Anfang November 2004<br />

Schwarzes Meer


hatten ERI und MOL den Vertrag über den<br />

Erwerb von 75 Prozent minus 1 Aktie des Handels-<br />

und Speichergeschäftes der MOL sowie<br />

einer 50-Prozent-Beteiligung an der Panruzgas,<br />

einer ungarischen Gasimportgesellschaft,<br />

unterzeichnet. Danach begann die Prüfung<br />

der Behörden.<br />

Im Dezember <strong>2005</strong> hatte die EU-Kommission<br />

dem Erwerb unter Auflagen zugestimmt. Im<br />

Rahmen dieser Auflagen muss sich MOL<br />

vollständig vom Gasspeicher- und Gashandelsgeschäft<br />

trennen. ERI hat daher auch die<br />

restlichen 25 Prozent an beiden Gesellschaften<br />

übernommen. Der Erwerb der zusätzlichen<br />

Gesellschaftsanteile ist Anfang 2006 von den<br />

ungarischen Energiebehörden genehmigt worden.<br />

Die Transaktion sichert ERI eine starke<br />

Position im ungarischen Midstream-Geschäft.<br />

Insgesamt also ein äußerst schwieriger<br />

und langwieriger Prozess, der belegt, wie genau<br />

die Kartellbehörden die Expansion großer<br />

Unternehmen begleiten. Auf der anderen<br />

Seite ist festzustellen, dass die Regulierung in<br />

Mittel- und Osteuropa auch für große Unternehmen<br />

erhebliche Risiken beinhaltet. So hat<br />

sich der Regulierungsrahmen in Ungarn wesentlich<br />

verändert. Ähnlich wie in Rumänien<br />

zögert man, den starken Importpreisanstieg<br />

an die Haushalte und Industrie weiterzugeben,<br />

deren Preise heute noch reguliert sind.<br />

Dennoch ist Ungarn insgesamt ein attraktiver<br />

Markt. Die Volkswirtschaft wächst jährlich um<br />

etwa vier Prozent – zum Vergleich: Deutschland<br />

plus 0,9 Prozent. Gleichzeitig kann Ungarn<br />

Erfolge bei der Bekämpfung der Inflation vorweisen:<br />

Die einst hohen Inflationsraten von<br />

10 Prozent (Jahr 2000) sind zuletzt auf etwa<br />

3,6 Prozent (Deutschland: 2 Prozent) gefallen.<br />

Slowakei In der Slowakei haben sich für<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> die bisher positiven Erfahrungen<br />

mit der dortigen Beteiligung an dem landesweit<br />

tätigen Gasversorger SPP auch <strong>2005</strong><br />

bestätigt. Nicht zuletzt angesichts des starken<br />

Importpreisanstiegs ist jedoch auch in der Slowakei<br />

ein starker Druck aus der Politik auf die<br />

Tarifgestaltung der Gaswirtschaft zu spüren.<br />

Italien Das ausländische Engagement der<br />

Thüga Aktiengesellschaft (Thüga), einer Business<br />

Unit der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>, konzentriert sich<br />

auf den italienischen Gasmarkt. Thüga hat<br />

ihre Beteiligungsaktivitäten in Italien unter der<br />

Magazin<br />

Holding Thüga Italia gebündelt. Diese Gesellschaft<br />

konzentriert ihre Engagements auf den<br />

wirtschaftsstarken nord- und mittelitalienischen<br />

Raum. Im Geschäftsjahr <strong>2005</strong> haben die<br />

Unternehmen der Thüga Italia-Gruppe rund<br />

18 Mrd kWh Erdgas verkauft.<br />

Aufgrund der sich bietenden Wachstumspotenziale<br />

ist der italienische Erdgasmarkt für<br />

Thüga besonders interessant. Gemessen am<br />

Erdgasverbrauch zählt der italienische neben<br />

dem britischen und deutschen Erdgasmarkt zu<br />

den größten in Europa. Die Struktur des italienischen<br />

Erdgasmarktes, die durch eine Vielzahl<br />

auch kleinerer Gasversorger gekennzeichnet<br />

ist, bietet gute Voraussetzungen für weitere<br />

Engagements. Die sowohl privaten wie auch<br />

kommunalen Eigentümer der eher mittelständisch<br />

geprägten Unternehmen suchen im<br />

Wettbewerbsumfeld nach strategischen Beteiligungspartnern<br />

oder sind ganz zur Abgabe<br />

ihrer Anteile bereit.<br />

Thüga Italia führt intensive Gespräche mit<br />

privaten, aber auch mit kommunalen Eigentümern<br />

mit dem Ziel, neue Beteiligungen zu<br />

erwerben. Weiteres Wachstum wird durch<br />

die Übernahme von Gasnetzkonzessionen im<br />

Rahmen von Ausschreibungsverfahren angestrebt.<br />

Zudem ermöglicht das Eingehen von<br />

Vertriebspartnerschaften, insbesondere im<br />

kommunalen Versorgungsbereich, zusätzliche<br />

Chancen, die Position auf dem italienischen<br />

Gasmarkt auszubauen. Die auch in Italien<br />

bestehende Regulierung der Gasnetze, die<br />

restriktiven Tarifpreisgenehmigungen und die<br />

angespannte Wettbewerbssituation führen<br />

allerdings zu erheblichem Ertragsdruck für die<br />

Gesellschaften der Thüga Italia-Gruppe. ¯<br />

Auslandsabsatz der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

in Mrd kWh<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1996 2001 2002 2003 2004 <strong>2005</strong><br />

3,5% 7,4% 10,9% 10,6% 13,7% 19,6%<br />

Exporte an Großbritannien, Dänemark, Liechtenstein, Benelux, Frankreich, Italien, Polen,<br />

Österreich, Schweden, Schweiz und Ungarn<br />

19


20 Magazin<br />

Länderporträt Ungarn<br />

Drehscheibe für den europäischen Gasmarkt<br />

Seit Mai 2004 gehört Ungarn der Europäischen Union an. Das Land verzeichnete <strong>2005</strong> ein<br />

Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 4,1 Prozent; es wird erwartet, dass es in den nächsten<br />

Jahren etwa bei einem jährlichen Wachstum in dieser Größenordnung bleibt. Die Inflationsrate<br />

sank von 10 Prozent in 1999 auf 3,6 Prozent in <strong>2005</strong> – Tendenz weiter sinkend. Ungarn ist<br />

führend beim Reformprozess in Zentral-Osteuropa. Für Investoren also günstige Konstellationen.<br />

Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> ist seit den 80er Jahren in der ungarischen Gaswirtschaft engagiert. Sie<br />

steht durch die Übernahme der Gashandelssparte und der Speicheraktivitäten des ungarischen<br />

Energiekonzerns MOL vor großen Herausforderungen, aber auch vor großen Chancen in<br />

dieser Region.<br />

Das Wirtschaftswachstum in Ungarn ist zwar<br />

<strong>2005</strong> nicht ganz so hoch ausgefallen wie in den<br />

anderen neuen Mitgliedsländern der Europäischen<br />

Union, aber dafür sind in Ungarn andere<br />

Wirtschaftsdaten besser. Weil die Politik ihr<br />

Schwergewicht auf eine soziale Abfederung<br />

der Bevölkerung gelegt hat, ist die Arbeitslosenquote<br />

relativ niedrig. Das verspricht für<br />

die nächsten Jahre mehr Konsum und initiiert<br />

damit weiteres robustes Wachstum.<br />

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Ungarn<br />

in %<br />

50,0<br />

37,5<br />

25,0<br />

12,5<br />

0<br />

Mineralöl Erdgas Kohle Kernenergie Sonstige<br />

Schwachpunkt der ungarischen Wirtschaft<br />

bleibt neben dem hohen Leistungsbilanzdefizit<br />

insbesondere das hohe Haushaltsdefizit. Von<br />

2002 bis 2004 konnte es von 8,5 Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts auf 5,4 Prozent gedrückt<br />

werden. <strong>2005</strong> ist es entgegen den Planungen<br />

der Regierung jedoch voraussichtlich wieder<br />

etwas gestiegen. Es liegt damit weiterhin<br />

deutlich über dem Maastrichter Referenzwert<br />

von 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Seit<br />

2004 konnte das Leistungsbilanzdefizit nur<br />

wenig gesenkt werden. Zusammen mit der<br />

angespannten Haushaltslage könnte es 2006<br />

den Forint unter Abwertungsdruck bringen.<br />

Eine der großen deutschen Banken schreibt<br />

dazu: „Wegen der Ungleichgewichte in Budget<br />

und Leistungsbilanz können … plötzliche<br />

Abflüsse kurzfristigen Auslandskapitals verbunden<br />

mit starken Wechselkursbewegungen<br />

und einer harschen realwirtschaftlichen Anpassung<br />

nicht ausgeschlossen werden.“


SLOWENIEN<br />

Erdgasleitungen in Ungarn<br />

ÖSTERREICH<br />

KROATIEN<br />

Gyor<br />

Nagykanizsa<br />

Pécs<br />

Wachstumsregion für Erdgas Der Energieverbrauch<br />

Ungarns beläuft sich auf 26 Mio t OE,<br />

dies entspricht 7,5 Prozent des deutschen<br />

Primärenergieverbrauchs. Erdgas ist in Ungarn<br />

Energieträger Nr. 1, sein Anteil am Energieverbrauch<br />

in Höhe von 45 Prozent entspricht<br />

etwa dem der Niederlande. Mineralöl mit<br />

25 Prozent sowie Kohle und Kernenergie (zusammen<br />

25 Prozent) stellen die weiteren<br />

Säulen der ungarischen Energieversorgung dar.<br />

Die Absatzstruktur für Erdgas nach Sektoren<br />

sieht wie folgt aus: 50 Prozent Haushalte und<br />

Kleinverbraucher, 15 Prozent Industrie, 26 Prozent<br />

Kraftwerke, 9 Prozent Sonstige. In ihren<br />

Prognosen gehen Experten davon aus, dass<br />

der Gasverbrauch in Ungarn von heute<br />

13 Mrd m 3 bis 2020 auf bis zu 16 Mrd m 3<br />

ansteigen kann.<br />

Außerdem kommt Ungarn eine strategische<br />

Bedeutung als gaswirtschaftliche Drehscheibe<br />

in der Region zu, da die Nachfrage nach Erdgas<br />

auch in den Nachbarländern weiter steigen<br />

wird.<br />

Vor diesem Hintergrund ist für E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

die Übernahme des Gashandelsgeschäfts<br />

und der Gasspeicher von MOL eine gute Entscheidung,<br />

weil sie nicht nur die bereits<br />

SLOWAKEI<br />

Budapest<br />

Szeged<br />

SERBIEN<br />

Miskolc<br />

Magazin<br />

Debrecen<br />

Hajdúszoboszló<br />

bestehenden Gas- und Stromaktivitäten des<br />

Konzerns in Ungarn sinnvoll ergänzt, sondern<br />

auch die realistische Möglichkeit eröffnet,<br />

am Wirtschaftswachstum teilzuhaben. Als<br />

Gasgroßhändler für regionale Gasunternehmen<br />

beliefert MOL auch Industriebetriebe und<br />

Kraftwerke in Ungarn.<br />

Mit der Übernahme des Gashandelsgeschäfts<br />

und der Gasspeicher von MOL verbessert sich<br />

für E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> auch die Ausgangsposition<br />

in den liberalisierten Energiemärkten Mittelund<br />

Osteuropas. In diesem Zusammenhang ist<br />

die Kapazität von fünf unterirdischen Erdgasspeichern,<br />

die zurzeit 3,4 Mrd m 3 Arbeitsgas<br />

beträgt, zu nennen.<br />

Energiepolitik in Ungarn Zuständig für die<br />

Energiepolitik ist in Ungarn das vor einigen<br />

Jahren geschaffene Wirtschafts- und Verkehrsministerium.<br />

Innerhalb dieses Ministeriums<br />

befasst sich eine eigene Behörde (Magyar<br />

Energia Hivatal, MEH) mit der Energiepolitik,<br />

die auch für Regulierungsfragen zuständig ist.<br />

Zu den ersten Aufgaben der MEH-Behörde<br />

gehörte die Aufsicht über die Gas- und Strom-<br />

RUMÄNIEN<br />

UKRAINE<br />

überregionale Erdgasleitungen<br />

vorhanden<br />

Regionalversorgungsleitungen<br />

vorhanden<br />

Erdgasübergabestelle<br />

21


22 Magazin<br />

preise, die seit Mitte der neunziger Jahre<br />

durch das Ministerium festgelegt wurden.<br />

Auch der schwierige Übergang von der ehemaligen<br />

Planwirtschaft zu einem liberalisierten<br />

Markt wird weiterhin von der MEH gesteuert.<br />

Das Ziel dabei ist ehrgeizig: Bis zum Jahr 2007<br />

soll die Liberalisierung der Energiemärkte<br />

abgeschlossen sein.<br />

Am weitesten fortgeschritten ist die Liberalisierung<br />

der Stromwirtschaft. Inzwischen ist<br />

der Großteil der ungarischen Kraftwerke in<br />

privater Hand. Dass sich die Ungarn dabei auf<br />

Rat und Mithilfe westeuropäischer Regulatoren<br />

stützten, ist an der konsequenten Umsetzung<br />

des Unbundling zu erkennen. Mit Know-how<br />

aus den Niederlanden und aus Großbritannien<br />

ist die Trennung von Erzeugung, Verteilung<br />

und Vertrieb innerhalb der Elektrizitätswirtschaft<br />

in Ungarn umgesetzt worden. Die Liberalisierung<br />

des ungarischen Gasmarktes ist<br />

noch nicht so weit fortgeschritten wie im<br />

Strombereich. Die Energiebehörde lässt aber<br />

keinen Zweifel daran, dass dieses Ziel bald<br />

erreicht sein wird. ¯<br />

Ungarn: Im Fokus deutscher Investoren Die Struktur des Außenhandels zwischen Ungarn<br />

und Deutschland verändert sich schnell. Der Anteil technischer Produkte wächst, während<br />

der Anteil exportierter landwirtschaftlicher Produkte, Nahrungsmittel und Rohstoffe oder<br />

Energieträger stetig sinkt. Seit den neunziger Jahren haben immer mehr deutsche Unternehmen<br />

Teile ihrer Produktion nach Ungarn verlagert. 40 Prozent der deutschen Kapitalinvestitionen,<br />

die für mittel- und osteuropäische Länder bestimmt sind, fließen allein nach<br />

Ungarn. Dabei wird von ungarischer Seite die Beteiligung deutscher Unternehmen an<br />

der Privatisierung des ungarischen Energie- und Gassektors als bedeutend hervorgehoben.<br />

Bis Ende 2002 floss ausländisches Kapital in Höhe von mehr als 28 Mrd US-$ nach<br />

Ungarn. Davon kamen rund 8,7 Mrd US-$ aus Deutschland. Das entspricht 31 Prozent des<br />

gesamten Kapitaleingangs. In Ungarn sind zurzeit mehr als 7.500 Unternehmen mit deutscher<br />

Beteiligung tätig. Elf der 50 größten ungarischen Unternehmen, die mit ausländischer<br />

Investition gegründet wurden, entstanden mit dem Kapital deutscher Großunternehmen.<br />

Davon profitieren nicht nur die rund 10 Mio Einwohner Ungarns, sondern auch die Bewohner<br />

in den benachbarten Ländern, denen zum Beispiel bei der Gasversorgung die sich<br />

weiter verbessernde Infrastruktur zugute kommt.


Magazin<br />

Untertage-Speicher für Erdgas: Wichtige<br />

Funktion für die bedarfsgerechte Versorgung<br />

Die sichere und bedarfsgerechte Versorgung mit Erdgas ist zu einer der Selbstverständlichkeiten<br />

unseres Alltags geworden. Untertage-Gasspeicher bilden in der gaswirtschaftlichen Infrastruktur<br />

ein zeitlich ausgleichendes Element zwischen dem nahezu kontinuierlichen Erdgasbezug aus den<br />

Produzentenländern und der saisonal stark schwankenden, bedarfsabhängigen Belieferung der<br />

Kunden. Auch zur Überbrückung temporärer Liefereinschränkungen können Untertage-Speicher<br />

beitragen.<br />

Die Erdgasbeschaffung von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

beruht auf langfristigen Verträgen mit überwiegend<br />

gleichmäßigen Lieferungen. So<br />

muss im verbrauchsschwachen Sommer<br />

nicht benötigtes Erdgas in die Untertage-<br />

Gasspeicher eingelagert werden, um es im<br />

verbrauchsstarken Winter, mit Leistungsspitzen<br />

an besonders kalten Tagen, bedarfsgerecht<br />

an den Verbraucher abgeben zu<br />

können. Den Untertage-Gasspeichern als<br />

unverzichtbaren Bindegliedern zwischen den<br />

Erdgaslagerstätten und den Verbrauchern<br />

wird künftig, neben ihrer technischen Aufgabe<br />

als Instrument zur Anpassung des Angebots<br />

an den Bedarf, voraussichtlich auch eine<br />

zunehmende Bedeutung für die Versorgungssicherheit<br />

zukommen.<br />

Zwei Typen von Untertage-Gasspeichern<br />

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten,<br />

Erdgas unterirdisch zu speichern. Kavernenspeicher<br />

und Porenspeicher unterscheiden<br />

sich hinsichtlich Speichergestein und -mechanismus.<br />

Kavernen sind große, natürliche<br />

oder künstlich durch Aussolung von Steinsalz<br />

oder durch Bergbau geschaffene unterirdische<br />

Hohlräume. Besondere Bedeutung für die<br />

Untertage-Gasspeicherung kommt den künstlich<br />

angelegten Kavernen im Steinsalz zu.<br />

Die petrophysikalischen Eigenschaften von<br />

Salz garantieren die natürliche Dichtheit der<br />

Steinsalzkavernen und machen eine zusätzliche<br />

Auskleidung, wie bei bergmännisch<br />

geschaffenen Felskavernen, unnötig.<br />

Die Anlage von Untertage-Gasspeichern<br />

in Kavernen ist an das Vorkommen von<br />

mächtigen unterirdischen Salzlagerstätten in<br />

erreichbaren Tiefen gebunden. Dies ist insbesondere<br />

durch die Salzaufdomungen in<br />

Nord- und Mitteldeutschland gegeben. Im<br />

Steinsalz, das überwiegend in so genannten<br />

Salzstöcken, nur wenige hundert Meter tief<br />

unter der Erdoberfläche, mit Bohrungen<br />

erschlossen werden kann, lassen sich soletechnisch<br />

große Hohlräume für die Erdgasspeicherung<br />

erzeugen. Über Bohrungen erfolgt<br />

die Einleitung von Wasser bis in tief liegende<br />

Steinsalzschichten und das gelöste Salz wird<br />

als Sole an die Erdoberfläche gepumpt. Die<br />

Kavernenform ist meist zylindrisch. Je nach<br />

Größe variieren die Höhen zwischen 100 bis<br />

über 500 m und die gespeicherten Gasmengen<br />

zwischen 40 und 100 Mio m 3 pro Einzelkaverne.<br />

Die so entstehenden Hohlräume ähneln<br />

unterirdischen Tanks und sind nur über die jeweilige<br />

Bohrung zu befüllen bzw. zu entleeren.<br />

Das Erdgas wird über Kompressoren eingebracht<br />

und gespeichert und steht in der Kaverne<br />

unter Druck. So kann es jederzeit kurzfristig<br />

zur Spitzenlastdeckung abgerufen werden.<br />

Der Gasinhalt eines jeden Speichers unterteilt<br />

sich grundsätzlich in Kissengas und Arbeitsgas.<br />

Das Kissengas besteht aus dem Gasvolumen,<br />

das in einem Speicher erforderlich ist, um den<br />

minimal notwendigen Speicherdruck für eine<br />

optimale Ein- und Ausspeicherung zu ermöglichen.<br />

In Kavernen ist das Kissengas auch zur<br />

Gewährleistung der Standfestigkeit erforder-<br />

23


24 Magazin<br />

Oberirdische<br />

Anlagen eines<br />

Untertage-<br />

Erdgasspeichers<br />

lich. Der Kissengasanteil beträgt etwa 1/3 bis<br />

1/2 vom maximalen Speichervolumen und verbleibt<br />

permanent im Speicher. Als Arbeitsgas<br />

definiert man das Gasvolumen, das zusätzlich<br />

zum Kissengas jederzeit eingelagert oder<br />

entnommen werden kann.<br />

Porenspeicher dienen überwiegend der saisonalen<br />

Grundlastabdeckung, da sie oft über ein<br />

großes Aufnahmevolumen verfügen und durch<br />

ihre natürlich vorgegebenen Strömungsverhältnisse<br />

im Speichergestein, meist Sandstein,<br />

langsamer auf Veränderungen der Förderraten<br />

in den Speicherbohrungen reagieren. Porosität<br />

und Klüftigkeit der Gesteine sind zum Speichern<br />

von Erdgas ideale Voraussetzungen.<br />

Porenspeicher sind Untertage-Gasspeicher in<br />

ausgeförderten Erdgas- oder Erdöllagerstätten<br />

sowie in Aquiferstrukturen. Durch die vorausgegangene<br />

Ölförderung und Gasproduktion<br />

sind die Lagerstätten bereits im Vorfeld der<br />

Gasspeicherung gut untersucht und in ihrem<br />

Speicherverhalten bekannt. Die über Millionen<br />

von Jahren vorhandene natürliche Gasdichtheit<br />

der abdeckenden Schichten, die meist aus<br />

Tonstein oder Steinsalz bestehen, garantiert<br />

einen sicheren Speicherbetrieb in den porösen<br />

Gesteinen.<br />

Bei Aquiferstrukturen handelt es sich um<br />

poröse, wassergefüllte Gesteinsschichten, die<br />

von undurchlässigem Gestein begrenzt und<br />

abgedeckt werden. Durch die Einpressung von<br />

Speichergas wird das Wasser aus den Porenräumen<br />

verdrängt und so eine künstliche Gaslagerstätte<br />

geschaffen. Bei der Entnahme<br />

schiebt das verdrängte Wasser das Speichergas<br />

zurück in die Bohrungen.<br />

Status quo in Deutschland Eine jährlich vom<br />

Niedersächsischen Landesamt für Bergbau,<br />

Energie und Geologie (früher NLfB) veröffentlichte<br />

Erhebung zeigt, dass <strong>2005</strong> insgesamt<br />

44 Untertage-Gasspeicher in Betrieb waren.<br />

Die Speicherkapazität verteilt sich auf 23 Porenspeicher<br />

und 21 Kavernenspeicher. Quantitativ<br />

entfallen etwa 65 Prozent des Arbeits-


gases auf Porenspeicher und 35 Prozent auf<br />

Kavernenspeicher. Sie enthielten Ende <strong>2005</strong><br />

insgesamt 19,1 Mrd m 3 nutzbares Arbeitsgas.<br />

Es gab <strong>2005</strong> in Deutschland über 25 Speicherbetreiber.<br />

Um dem weiter wachsenden Bedarf<br />

gerecht zu werden, werden derzeit in Deutschland<br />

10 Untertage-Gasspeicher weiter ausgebaut<br />

und 15 neu gebaut oder geplant.<br />

Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> verfügt über 5,1 Mrd m 3<br />

Arbeitsgaskapazität in 11 Untertage-Gasspeichern,<br />

die vom norddeutschen Flachland<br />

bis in die Voralpenregion verteilt sind. Mit Bierwang,<br />

einer ehemaligen Gaslagerstätte, betreibt<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> in 1500 m tiefen Sandsteinschichten<br />

den drittgrößten Porenspeicher<br />

Deutschlands. Der Untertage-Gasspeicher<br />

der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> in Epe ist die mit Abstand<br />

größte Kavernenspeicheranlage Europas. In<br />

Epe speichert E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> etwa 1,6 Mrd m 3<br />

nutzbares Arbeitsgas in 32 Salzkavernen.<br />

Dieser Speicher wird momentan weiter ausgebaut.<br />

Der Bedarf an Gasspeicherkapazität<br />

wird auch bei E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> sowohl kurzfristig<br />

als auch auf längere Sicht weiter zunehmen.<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hat im Jahr <strong>2005</strong> umfangreiche<br />

Maßnahmen zum Ausbau der vorhandenen<br />

Speicher eingeleitet.<br />

Die technisch und wirtschaftlich aufwändige<br />

Untergrundspeicherung ist immer noch die<br />

preiswerteste und gleichzeitig die sicherste<br />

Magazin<br />

Art, Erdgas zu bevorraten. Wegen des minimalen<br />

Flächenbedarfs wird zudem die Umwelt<br />

geschont und das Landschaftsbild nicht beeinträchtigt.<br />

In Deutschland besteht noch immer ein<br />

vergleichsweise gutes Ausbau-Potenzial für<br />

Untertage-Gasspeicher, allerdings sind neben<br />

den hohen ingenieurtechnischen Anforderungen<br />

erhebliche Vorlaufzeiten für Planung<br />

und Speicherbau zu berücksichtigen.<br />

Kapazitätsausbau in Europa notwendig<br />

Nach Schätzungen der internationalen Energieagentur<br />

müssen in Europa bis zum Jahr 2030<br />

zum einen rund 600.000 km neue Gasleitungen<br />

verlegt werden. Zum anderen ist der<br />

Erneuerungs- und Erweiterungsbedarf in noch<br />

stärkerem Maße für die Erdgasspeicher gegeben,<br />

weil deren Kapazität dem deutlich steigenden<br />

Erdgasverbrauch angepasst werden<br />

muss. In Deutschland reichen die aktuellen<br />

Speicherkapazitäten einschließlich der von<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> aus, um einen etwaigen Lieferausfall<br />

von mehr als zwei Monaten überbrücken<br />

zu können. Damit erfüllen die deutschen<br />

Gasversorger schon jetzt die angekündigten<br />

25<br />

Schnittzeichnung<br />

einer Kavernenspeicher-Anlage


26 Magazin<br />

Schnittzeichnung<br />

einer Porenspeicher-Anlage<br />

Forderungen des EU-Energiekommissars<br />

Andris Piebalgs, der die 25 Mitgliedsstaaten<br />

verpflichten will, ständig Gasvorräte für zwei<br />

Monate vorzuhalten.<br />

Seit der Liberalisierung der Energiemärkte<br />

haben die Speicher und die damit zusammenhängenden<br />

Technologien zunehmend an wirtschaftlicher<br />

und politischer Bedeutung gewonnen.<br />

Speicherplatz ist besonders wichtig für<br />

Handelsgeschäfte und für die Gasbeschaffung.<br />

Zurzeit können sämtliche Speicherbetreiber<br />

die freiwilligen Regeln vom April <strong>2005</strong> anwenden,<br />

die in den Guidelines for Good Practice<br />

for Storage System Operators (GGPSSO) der<br />

European Regulatory Group for Electricity<br />

and Gas (ERGEG) verabredet und festgelegt<br />

wurden. Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hat diese Regeln<br />

für ihren Speicherbetrieb umgesetzt. ¯<br />

90 Jahre Erdgas-Untertage-Speicherung Die Untergrundspeicherung von Erdgas ist eine<br />

kanadische Erfindung. Schon im Jahr 1915 wurde in Ontario ein Erdgasspeicher in einem<br />

ausgebeuteten Gasfeld eingerichtet. 1916 folgte die Einrichtung eines Gasspeichers<br />

im Staat New York (USA). Nachdem sich diese Technik grundsätzlich bewährt hatte, wurde<br />

1946/47 in Kentucky (USA) erstmals auch mit Aquiferen experimentiert. In Deutschland<br />

wurde 1953 in Engelbostel bei Hannover der erste Untertage-Gasspeicher in Betrieb<br />

genommen.<br />

In den USA begann man 1961 mit der Gasspeicherung in Salzkavernen und 1970 wurde<br />

diese Technologie auch in Deutschland und Frankreich eingeführt. Weitere Möglichkeiten<br />

zur Speicherung nutzte man in Belgien in aufgelassenen Kohlegruben. Seit Ende der<br />

neunziger Jahre werden auch Felskavernen in der Tschechischen Republik für die Gasspeicherung<br />

genutzt. In Schweden wird derzeit ein weiterer Felskavernenspeicher in<br />

Betrieb genommen. Der Ausbau von Speicherkapazitäten expandierte weltweit sehr stark.<br />

Das Speichervolumen hat sich bis heute weltweit auf rund 340 Mrd m 3 gesteigert.


Verflüssigtes Erdgas:<br />

Flexible Ergänzung zum Pipeline-Gas<br />

Magazin<br />

Die Frage, ob es sich lohnt, Erdgas zu verflüssigen und in diesem Zustand zu transportieren, stellt<br />

sich nicht erst seit kurzem. Schon vor mehr als 30 Jahren wurde von Spezialisten der <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> und<br />

der Gelsenberg <strong>AG</strong> intensiv über diese Frage nachgedacht. Auch damals war das große Potenzial<br />

der Technologie erkannt worden, Erdgas auf minus 161,5°C abzukühlen und so sein Volumen erheblich<br />

zu reduzieren, damit es für einen wirtschaftlichen Transport größerer Mengen „handlich“ genug ist.<br />

Durch diese Abkühlung verwandeln sich<br />

600 m 3 Erdgas in einen Kubikmeter verflüssigtes<br />

Erdgas. In diesem Zustand kann LNG<br />

(Liquefied Natural Gas) bei fast atmosphärischem<br />

Druck in speziellen Tankschiffen mit<br />

isolierten Lagertanks transportiert werden.<br />

Am Bestimmungsort wird es dann in einem<br />

einfachen Prozess erwärmt und wieder in<br />

den gasförmigen Zustand versetzt, so dass<br />

es wieder für den Gasleitungstransport per<br />

Pipeline zur Verfügung steht.<br />

Die damals begonnene Diskussion mündete<br />

im Jahr 1972 in die Gründung der Deutschen<br />

Flüssigerdgas Terminal Gesellschaft mbH<br />

(DFTG). Dieses Unternehmen besteht nach<br />

wie vor. Heutige Gesellschafter sind neben<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> mit 78 Prozent die BEB Transport<br />

GmbH & Co. KG, Hannover, mit 12 Prozent<br />

und die VNG – Verbundnetz Gas <strong>AG</strong>, Leipzig,<br />

die 10 Prozent hält. Vor dem Hintergrund der<br />

E.<strong>ON</strong>-Konzernstrategie, den Gasbezug auf<br />

breiter Basis auszubauen und damit die Versorgungssicherheit<br />

langfristig weiter zu stärken,<br />

ist verflüssigtes Erdgas eine viel versprechende<br />

Option.<br />

Die Gründe liegen auf der Hand: Der Bedarf an<br />

Erdgas in Deutschland und der EU steigt nach<br />

wie vor, gleichzeitig ist aber die europäische<br />

Erdgasförderung rückläufig. Mögliche LNG-<br />

Lieferquellen für Europa sind insbesondere der<br />

Nahe Osten sowie West- und Nordafrika. LNG<br />

kann zukünftig als günstige Alternative zum<br />

Pipeline-Gas per Schiff aus diesen Erzeugerländern<br />

zu den Verbrauchern in Europa transportiert<br />

werden. Die Technik zur Verflüssigung<br />

in so genannten Verflüssigungsstraßen (LNG-<br />

Trains) im Erzeugerland und zur Wiederverdampfung<br />

am Zielort ist so weit entwickelt,<br />

dass inzwischen weltweit fast 180 Mrd m 3<br />

Erdgas pro Jahr auf diese Weise transportiert<br />

werden. Dieses entspricht rund einem Viertel<br />

des Welterdgashandels oder sechs Prozent<br />

des weltweiten Erdgasverbrauchs. Experten<br />

erwarten bis zum Jahr 2010 einen Anstieg<br />

auf 310 Mrd m 3 .<br />

Leistungsfähige LNG-Transportketten<br />

Die Kosten der LNG-Kette (Verflüssigung –<br />

Seetransport – Wiederverdampfung) sind<br />

hoch, aber die technischen Weiterentwicklungen<br />

und die kostensenkenden Effekte haben<br />

den Aufwand wirtschaftlich vertretbar gemacht.<br />

Besonders dann, wenn Erdgas aus<br />

Lieferregionen kommt, die noch nicht an das<br />

Pipelinenetz angebunden sind oder deren<br />

Anschluss nicht sinnvoll ist. Dennoch: Obwohl<br />

die Kosten für LNG in den letzten 20 Jahren<br />

um rund 20 Prozent gesunken sind, verlangt<br />

diese Technik immer noch beträchtliche Anfangsinvestitionen<br />

in Höhe von mehreren Milliarden<br />

Dollar, abhängig von Projektgröße, geografischen<br />

Gegebenheiten im Produzentenund<br />

Empfängerland sowie den Aufwendungen<br />

für den entfernungsabhängigen Seetransport.<br />

27


28 Magazin<br />

Flüssigerdgas (LNG) für Europa<br />

in Mrd m3 /a<br />

Lieferungen 2004<br />

(37,2 Mrd m3 )<br />

von<br />

Trinidad/<br />

Tobago<br />

zukünftige Lieferungen<br />

aus neuen Verträgen<br />

von<br />

Nigeria<br />

0,8 GdF<br />

3,8 Enel<br />

Sines<br />

Auch bei uns in Mitteleuropa besteht Bedarf<br />

an leistungsfähigen Hafenanlagen mit entsprechenden<br />

Anlandeterminals für verflüssigtes<br />

Erdgas. Die Anforderungen an einen solchen<br />

Standort sind aber nicht zu unterschätzen.<br />

Das Terminal muss nicht nur von immer größer<br />

werdenden Erdgastankern erreicht werden<br />

können. Genauso wichtig ist es, das Gas von<br />

dort aus bedarfsgerecht zum Verbraucher zu<br />

bringen. E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> beschäftigt sich intensiv<br />

mit diesem Thema. Durch die DFTG verfügt<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> bereits über einen geeigneten<br />

El Ferrol<br />

Huelva<br />

Bilbao<br />

1,28 Portugal<br />

2<br />

17,15 Spanien<br />

15<br />

Cartagena<br />

Sagunto<br />

Arzew<br />

Montoir<br />

9,88* Frankreich<br />

8<br />

Barcelona<br />

Algerien<br />

* davon 3,8 Mrd m3 /a aus Nigeria über Montoir für Enel/Italien<br />

Quelle: GIIGNL<br />

Fos-sur-Mer<br />

Zeebrügge<br />

2,88 Belgien<br />

7<br />

Skikda<br />

von<br />

Norwegen<br />

La Spezia<br />

Standort in Wilhelmshaven, dem einzigen<br />

deutschen Tiefwasserhafen mit einer 18 m<br />

tiefen Fahrrinne. Wilhelmshaven ist nicht nur<br />

Deutschlands größter Marinestandort, sondern<br />

auch seit Jahrzehnten ein bedeutender Umschlagplatz<br />

für Rohöl und Sitz von Chemieunternehmen.<br />

Hier bietet sich die Nutzung von<br />

Synergien an. Eine Machbarkeitsstudie soll<br />

aktuell klären, ob und wie sich diese Synergien<br />

nutzen lassen.<br />

Die DFTG ist Eigentümer eines 84 Hektar<br />

großen Grundstückes im Industriegebiet<br />

„Voslapper Groden“. Die Teilerrichtungsgenehmigungen<br />

für den Bau der landseitigen Anlagen<br />

liegen vor und der Planfeststellungsbescheid<br />

für die seeseitigen Anlagen ist in Kraft.<br />

Rovigo<br />

1,88 Italien<br />

12<br />

Libyen<br />

Brindisi<br />

0,44 Griechenland<br />

Marsa el Brega<br />

Revithoussa<br />

Marmara<br />

Ereglisi<br />

3,68 Türkei<br />

Aliaga<br />

von Ägypten, Oman,<br />

Katar, Jemen<br />

von Abu Dhabi, Oman,<br />

Katar, Brunei, Malaysia


LNG-Kette<br />

Was besonders für den Standort Wilhelmshaven<br />

spricht, ist die Nähe zum deutschen<br />

Ergasverbundsystem und zu Untertagespeichern.<br />

So müsste zum Beispiel nur eine Pipeline<br />

von rund 30 km Länge gebaut werden,<br />

um den Erdgasspeicher Etzel zu erreichen.<br />

Inbetriebnahme im Jahr 2010 möglich<br />

Aus ökonomischer Sicht spricht vieles<br />

für Wilhelmshaven. Nicht zuletzt auch die<br />

Möglichkeit, dass dort die LNG-Tanker<br />

der Zukunft mit einer Ladekapazität von rund<br />

250.000 m 3 problemlos anlanden können.<br />

Voraussetzung für eine Bauentscheidung für<br />

den LNG-Terminal ist natürlich der Abschluss<br />

eines entsprechenden LNG-Bezugsvertrages.<br />

Hierzu ist E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> in Gesprächen mit<br />

mehreren LNG-Produzenten. Nach Inbetriebnahme<br />

auf dem Terminalgelände werden<br />

zwei LNG-Tanks mit einer Kapazität von jeweils<br />

160.000 m 3 die Fracht der LNG-Tanker aufnehmen.<br />

Bei einer Entladerate von 18.000 m 3<br />

flüssiges Erdgas pro Stunde ist die Liegezeit<br />

der Tanker relativ kurz. Bei der Wiederverdampfung<br />

ist eine Abgabe in das Leitungsnetz<br />

von 1,5 bis 1,8 Mio Normkubikmetern pro<br />

Stunde vorgesehen. ¯<br />

• LNG ist eine andere Form des Erdgastransports.<br />

Magazin<br />

Gasförderung Verflüssigung<br />

Seetransport Wiederverdampfung Märkte<br />

• Früher wurden überwiegend Märkte, die mit Pipelinegas nicht erreichbar<br />

sind, mit LNG versorgt (Japan, Korea).<br />

• Heute ist LNG auch für „traditionelle“ Pipelinegasmärkte wettbewerbsfähig.<br />

• LNG bietet zusätzliche Flexibilität durch Anlandung in verschiedenen Terminals.<br />

29<br />

LNG-Tanker können heute bis zu 150.000 m 3<br />

verflüssigtes Erdgas transportieren. Dies entspricht<br />

etwa 90 Mio m 3 gasförmigem Erdgas.<br />

Auf den Energieinhalt umgerechnet kann somit<br />

ein LNG-Tanker bis zu eine Milliarde Kilowattstunden<br />

transportieren.


30 Magazin<br />

Erdgas aus eigenen Quellen<br />

Engagement in Richtung Bohrloch<br />

E.<strong>ON</strong> will langfristig bis zu 20 Prozent des Gasbezugs aus eigenen Quellen decken. Dadurch<br />

soll das Gasbezugsportfolio von Pan-European Gas – der Market Unit, für die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

verantwortlich ist – weiter diversifiziert und gestärkt werden. Für das Upstream-Geschäft, so der<br />

Fachbegriff für die Erkundung und Förderung von Erdgas, ist die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> E & P GmbH<br />

zuständig. Mit ihren Tochtergesellschaften E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> UK Exploration & Production Ltd. und<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Norge AS beteiligt sich dieses Unternehmen an Gasfeldern oder erwirbt Lizenzen<br />

für Exploration und Produktion. Durch den Erwerb der britischen Gesellschaft Caledonia ist<br />

das Upstream-Geschäft im Geschäftsjahr deutlich ausgebaut worden.<br />

Über ihre Tochterunternehmen ist die E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> E & P GmbH vor allem bei der Gasproduktion<br />

in der Nordsee aktiv. Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

UK hält Beteiligungen an derzeit sieben<br />

produzierenden Feldern in der britischen Nordsee,<br />

aus denen im Geschäftsjahr <strong>2005</strong> rund<br />

450 Mio m 3 Gas gefördert wurden. Mit Caledonia,<br />

die in E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> UK North Sea<br />

umbenannt wurde, sind seit Anfang 2006 zusätzlich<br />

zu 5 produzierenden Feldern auch<br />

10 Gasfunde in der südlichen britischen Nordsee<br />

neu hinzugekommen, die in den nächsten<br />

Jahren erschlossen werden. In der norwegischen<br />

Nordsee ist die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Norge am<br />

Njord-Feld beteiligt. Die Beteiligung wurde im<br />

September <strong>2005</strong> auf 30 Prozent erhöht. Das<br />

im Njord-Feld geförderte Gas wird zurzeit noch<br />

reinjiziert, um die Ölproduktion zu fördern.<br />

Die Gasproduktion soll 2007 beginnen.<br />

Neben den Beteiligungen an den Gasfeldern<br />

erwirbt E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> E & P auch so genannte<br />

Explorations- und Produktionslizenzen, die<br />

zu seismischen Arbeiten sowie geologischen<br />

und geophysikalischen Studien und zu Bohrungen<br />

berechtigen mit dem Ziel, Gasreserven<br />

nachzuweisen, die dann im Rahmen der Lizenzen<br />

gefördert werden dürfen. Aktuell verfügt<br />

das Unternehmen über ein Portfolio von Lizenzen<br />

im britischen Sektor der Nordsee (südliches<br />

Gasbecken sowie zentrale Nordsee)<br />

sowie im norwegischen Sektor (Norwegische<br />

See und nördliche Nordsee).<br />

Im Folgenden stellen wir einige der wichtigsten<br />

grundsätzlichen Zusammenhänge rund<br />

um die Erdgasproduktion vor.<br />

Entstehung von Erdgas Erdgas entsteht auf<br />

ähnliche Art wie Erdöl und wird daher auch<br />

oft mit diesem zusammen gefunden. Es bildet<br />

sich hauptsächlich aus pflanzlichen und tierischen<br />

Kleinstlebewesen, die auf den Meeresgrund<br />

absinken, im Schlamm eingebettet und<br />

durch weitere Sedimentation überlagert werden.<br />

Das organische Material bleibt unter Luftabschluss<br />

als Faulschlamm erhalten, aus dem<br />

sich das Muttergestein für Erdöl und Erdgas<br />

bildet. Durch die fortschreitende Überlagerung<br />

mit weiterem Gesteinsmaterial gelangt das<br />

Muttergestein in tiefere Schichten und wird<br />

dort durch die natürliche Wärme aus dem Erdinneren<br />

langsam aufgeheizt. Mit Überschreiten<br />

bestimmter Schwellenwerte für Temperatur<br />

und Zeit werden die erhalten gebliebenen<br />

organischen Bausteine in mehreren komplexen<br />

Prozessen zu Erdöl und Erdgas umgewandelt.<br />

Der Vorgang der Entstehung dauert in der<br />

Regel viele Millionen Jahre. Ein Großteil des<br />

heute verfügbaren Erdgases ist vor 15 bis<br />

600 Mio Jahren entstanden.<br />

Suche nach Erdgas Die Exploration von Erdöl<br />

und Erdgas ist eine komplexe und kapitalintensive<br />

Wissenschaft. Es müssen aufwändige<br />

geologische, geophysikalische und geochemische<br />

Arbeiten durchgeführt werden, bevor mit<br />

Bohrungen begonnen werden kann. Auf diese


Produzierende Felder der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> E & P<br />

in der Nordsee<br />

Teesside<br />

Canvey Island<br />

Isle of Grain<br />

St. Fergus<br />

Theddlethorpe<br />

Bacton<br />

Glenelg<br />

West Franklin<br />

Sullom Voe<br />

Ravenspurn North Hunter<br />

Johnston Schooner<br />

Caister<br />

Rotterdam<br />

Callantsoog<br />

Merganser<br />

Scoter<br />

Elgin/Franklin<br />

Dornum<br />

Kårstø<br />

Kollsnes<br />

Bergen<br />

Emden Wilhelmshaven<br />

Kærgård<br />

Nybro<br />

Kiel<br />

Hamburg<br />

Njord<br />

Magazin<br />

Lübeck<br />

Tjeldbergodden<br />

Ålborg<br />

Rostock<br />

31


32 Magazin<br />

Blick von oben<br />

auf ein Bohrdeck<br />

Weise können bohrwürdige Strukturen (in der<br />

Fachsprache „Prospekte“) entdeckt werden,<br />

in denen Öl- oder Gasvorkommen erwartet<br />

werden. Dabei wird die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich<br />

Gas zu finden, mit dem „Geological<br />

Chance Factor“ bewertet sowie die Größe<br />

des möglichen Fundes abgeschätzt. Nachdem<br />

so der Prospekt definiert wurde und auch eine<br />

wirtschaftliche Abschätzung von Chancen und<br />

Risiken zu einer positiven Beurteilung kommt,<br />

beginnt die detaillierte Bohrplanung mit der<br />

Bestimmung der Koordinaten des Zielpunktes<br />

und des optimalen Bohrpfads. Danach kann<br />

das Projekt an die Bohringenieure weitergegeben<br />

werden.<br />

Bohrungen nach Erdgas Um Erdgaslagerstätten<br />

erreichen zu können, müssen Tiefbohrungen<br />

durchgeführt werden. Das heute gängige<br />

Verfahren ist das Rotary-Bohrverfahren, bei<br />

dem ein Meißel in rotierende Bewegung versetzt<br />

wird und auf diese Weise in das Gestein<br />

eindringt. Je nach Härte des Gesteins kommt<br />

der Meißel am Tag wenige Meter oder mehrere<br />

hundert Meter voran. Das Bohrloch hat<br />

einen Durchmesser zwischen 10 und 70 cm.<br />

Mittels einer Spülung wird der Meißel gekühlt,<br />

die Bohrlochwand gestützt und das zerkleinerte<br />

Gestein aus dem Bohrloch ausgetragen.<br />

Um Bohrungen in tiefen Gewässern durchzuführen,<br />

in denen konventionelle Landbohrmethoden<br />

nicht mehr angewendet werden<br />

können, wurden schwimmende Bohranlagen<br />

entwickelt. Diese Konstruktionen ermöglichen<br />

Bohrungen in Wassertiefen von bis zu 3.000 m.<br />

Die weltweiten Sedimentbecken umfassen<br />

eine Fläche von rund 38 Mio m 2 .<br />

Moderne Technologien erlauben es, den<br />

Verlauf einer Bohrung exakt zu steuern. Heute<br />

ist es auch möglich, eine vertikale Bohrung<br />

in eine andere Richtung abzulenken – bis hin<br />

zu horizontalen Bohrungen über mehr als<br />

1.000 m. Bei so genannten Multilateralbohrungen<br />

wird ein Bohrloch verzweigt, um mehr als<br />

nur einen Drainagepunkt in einer Lagerstätte<br />

zu schaffen. Die tiefste bislang durchgeführte<br />

Bohrung ist die Bohrung Kola SG-3 auf der<br />

Kola-Halbinsel in Russland, die 1994 eine<br />

Endtiefe von 12.262 m erreichte.


Die Kosten für Bohrungen sind ein wesentlicher<br />

Bestandteil der Explorations- und<br />

Entwicklungskosten einer Lagerstätte. Bei<br />

Offshore-Vorkommen machen sie in der Regel<br />

zwischen 15 und 40 Prozent aus, bei der<br />

Entwicklung von Erdöl- und Erdgaslagerstätten<br />

auf dem Festland können die Bohrkosten<br />

bis zu 80 Prozent der Gesamt-Entwicklungsaufwendungen<br />

betragen.<br />

Erdgasreserven Auf rund 173.000 Mrd m 3<br />

beliefen sich die sicher gewinnbaren Erdgasreserven<br />

Ende <strong>2005</strong>. Als sicher werden Reserven<br />

bezeichnet, wenn sie unter den aktuellen<br />

Bedingungen mit heutiger Technik wirtschaftlich<br />

ausgebeutet werden können. Durch die<br />

sicheren Erdgasreserven wäre bei konstanter<br />

Förderung die Erdgasversorgung bis in die<br />

70er Jahre des 21. Jahrhunderts gedeckt. Die<br />

weiteren Reserven-Kategorien sind die wahrscheinlichen<br />

und die möglichen Reserven,<br />

die sich durch den Grad an Unsicherheit über<br />

Größe und technisch-wirtschaftliche Förderbarkeit<br />

unterscheiden. Im Gegensatz dazu bezeichnet<br />

man jene Mengen an Erdgas und Erdöl<br />

als Ressourcen, die derzeit wirtschaftlich<br />

nicht gewinnbar sind. Diese werden wiederum<br />

in konventionelle und nicht-konventionelle<br />

Ressourcen unterteilt. Bei den konventionellen<br />

Ressourcen handelt es sich um nachgewiesene<br />

Mengen, die auf weit über 200 Billionen m 3<br />

geschätzt werden. Als nicht-konventionelle<br />

Magazin<br />

Ressourcen werden im Wesentlichen „Tight<br />

Gas“ (Erdgas aus dichten Lagerstätten), Kohleflözgase,<br />

Gashydrate und Aquifergase bezeichnet.<br />

Diese Vorkommen sind durch konventionelle<br />

Fördermethoden praktisch nicht gewinnbar.<br />

Ihre Mengen sind um ein Vielfaches höher<br />

als die konventionellen Ressourcen.<br />

Die größten sicheren Erdgasreserven gibt es<br />

in Russland und im Mittleren Osten, wo zusammen<br />

rund 70 Prozent der Vorräte lagern.<br />

Europa verfügt mit drei Prozent nur über einen<br />

kleinen Anteil der als sicher eingestuften Erdgasreserven.<br />

Die Erdgasvorräte Deutschlands<br />

werden bereits in wenigen Jahren zu einem<br />

Rückgang der Förderung führen. Bei sinkenden<br />

eigenen Vorräten und steigender Nachfrage<br />

wird die Abhängigkeit Europas von Erdgasimporten<br />

somit weiter zunehmen. Um die Versorgung<br />

langfristig mit Importen aus Russland<br />

und dem Mittleren Osten zu sichern, sind hohe<br />

Investitionen in Infrastrukturprojekte notwendig.<br />

Außerdem wird Europa zunehmend in<br />

einem Nachfragewettbewerb um diese Reserven<br />

mit Asien und Amerika stehen. ¯<br />

Helikopter-<br />

Landeplatz im<br />

Njord-Feld<br />

33


34 Magazin<br />

Zukunftspotenzial für Biomasse<br />

Erdgas plus Biogas: Eine gute Mischung!<br />

Die Nutzung regenerativer Brennstoffe wird in ganz Europa politisch forciert und nimmt stetig zu.<br />

Hintergründe sind nicht zuletzt die gute Ökobilanz sowie die hohe Reserven- und Ressourcen-<br />

reichweite erneuerbarer Energieträger. Die Nutzung des öffentlichen Erdgasnetzes für den Trans-<br />

port von Biogas bietet die Möglichkeit, das Portfolio erneuerbarer Energien in Deutschland zu<br />

ergänzen. Dies wird auch durch den zukünftigen Trend steigender Preise für fossile Brennstoffe<br />

beeinflusst werden, wobei sich die Biomasse langfristig subventionsfrei durchsetzen muss.<br />

Gas aus Bioabfällen, das in speziellen Vergärungsanlagen<br />

gewonnen und anschließend zur<br />

Erzeugung von Strom und Wärme genutzt<br />

wird, passte lange nicht ins Bild der Energieversorger.<br />

Doch die Situation hat sich inzwischen<br />

grundlegend verändert. Heute wird<br />

ernsthaft diskutiert, Biogas über das öffentliche<br />

Erdgasnetz zu transportieren. Obwohl die<br />

Kosten des eingespeisten Biogases, das –<br />

nach entsprechender Konditionierung vor der<br />

Einspeisung – die Beschaffenheit und somit<br />

die Eigenschaften von Erdgas besitzt, noch etwa<br />

dreimal so hoch sind wie die kommunalen<br />

Gasbezugspreise, ist dennoch bei Einsatz für<br />

die Verstromung eine betriebswirtschaftlich<br />

sinnvolle Nutzung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) grundsätzlich möglich.<br />

Biogas entsteht bei der bakteriellen Zersetzung<br />

von organischen Stoffen. Es besteht<br />

zu ca. 60 Prozent aus Methan. Der Anteil an<br />

Kohlendioxid beträgt rund 35 Prozent. Der<br />

Rest besteht aus Stickstoff, Wasserstoff und<br />

Schwefelwasserstoff. Frisch erzeugtes Biogas<br />

muss deshalb zunächst gereinigt werden.<br />

Durch Zufuhr von Sauerstoff wird es entschwefelt<br />

und anschließend in einem Kondensatabscheider<br />

getrocknet. Außerdem wird<br />

durch den Einsatz einer eisenhaltigen Masse<br />

der entstandene Schwefelwasserstoff<br />

chemisch umgewandelt und eliminiert.<br />

Stand der Technik ist die Verwertung von Biogas<br />

bei der Kraft-Wärme-Kopplung mit Gasmotoren.<br />

Dabei werden in Heizkraftwerken<br />

gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt. Der<br />

produzierte Strom wird entweder vom Erzeuger<br />

selbst genutzt oder direkt in das öffentliche<br />

Stromnetz eingespeist. Die anfallende<br />

Abwärme der Gasmotoren kann lokal zur<br />

Heizung der Gebäude genutzt und auch direkt<br />

als Prozesswärme für den Gärbehälter zur<br />

weiteren Biogaserzeugung verwendet werden.<br />

Die überschüssige Wärme kann zur Verbesserung<br />

der Energiebilanz und Wirtschaftlichkeit<br />

an Wärmekunden wie z.B. nahe Gewerbebetriebe<br />

abgegeben werden.<br />

Ausbaufähig Rund 2.500 Biogasanlagen mit<br />

einer installierten elektrischen Leistung von<br />

über 250 Megawatt produzieren heute Strom<br />

aus Gülle, Energiepflanzen oder Mist. Dr. Claudius<br />

da Costa Gomez, Geschäftsführer des<br />

Fachverbandes Biogas e.V., erläutert das große<br />

Potenzial von Biomasse und -gas wie folgt:<br />

„In Deutschland könnten bei optimaler Ausnutzung<br />

rund 12 Mio Haushalte mit Strom aus<br />

Biogas versorgt werden.“ Die Realität: 2.500 in<br />

Deutschland betriebene Biogasanlagen liefern<br />

heute Strom und Wärme für rund 500.000<br />

Haushalte.<br />

Parallel dazu wird eine weitere viel versprechende<br />

Technologie erprobt. Es ist geplant, zukünftig<br />

vermehrt mit Biogas in Brennstoffzellen<br />

elektrischen Strom zu erzeugen. Um auch die<br />

Entwicklung dieser Technik mit zu gestalten,<br />

beteiligt sich E.<strong>ON</strong> Energie an Pilotprojekten,<br />

bei denen landwirtschaftlich erzeugtes Biogas<br />

durch die so genannte „kalte Verbrennung“


in einer Brennstoffzelle direkt in elektrischen<br />

Strom umgewandelt wird. Die elektrische<br />

Leistung dieser Anlagen beträgt rund 250 Kilowatt.<br />

Die ausgewählten MCFC-Brennstoffzellen<br />

bieten mit ihrer Betriebstemperatur von<br />

600°C nicht nur bedeutende Vorteile bei der<br />

zusätzlichen Wärmenutzung; dieser Brennstoffzellen-Typ<br />

toleriert darüber hinaus problemlos<br />

das im Biogas enthaltene CO2. Bei der Gasaufbereitung<br />

konnten sich die Ingenieure deshalb<br />

auf die Entwicklung eines kostengünstigen<br />

Verfahrens konzentrieren, um die schwefelhaltigen<br />

Bestandteile des Biogases auf einen<br />

Wert zu reduzieren, der kleiner ist als 0,1 ppm.<br />

Die Brennstoffzellentechnik ermöglicht es,<br />

die Verstromung von Biogas effizienter als bisher<br />

zu gestalten und den Nutzungsgrad im Vergleich<br />

zur klassischen Kraft-Wärme-Kopplung<br />

noch einmal deutlich zu erhöhen. Die E.<strong>ON</strong><br />

Energie <strong>AG</strong> führt mit diesen Projekten die<br />

erfolgreiche Entwicklung von wirtschaftlichen<br />

Verfahren zur Verstromung von Biomasse fort.<br />

Einspeisung in das Erdgasnetz Inzwischen<br />

geht parallel dazu die Entwicklung anderer<br />

Einsatzmöglichkeiten von Biogas weiter. Ende<br />

Januar dieses Jahres veröffentlichte eine<br />

Arbeitsgemeinschaft des Wuppertal Instituts,<br />

des Instituts für Energetik und Umwelt in<br />

Leipzig, des Fraunhofer Instituts für Umwelt-,<br />

Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen<br />

sowie des Gas-Wärme Instituts Essen eine<br />

Studie, die sich grundsätzlich mit den Potenzialen<br />

von Biogas und besonders mit dem Transport<br />

von Biogas über das Erdgasnetz auseinander<br />

setzte. An der vom Bundesverband der<br />

deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW)<br />

und der Deutschen Vereinigung des Gas- und<br />

Wasserfachs (DVGW) in Auftrag gegebenen<br />

Untersuchung waren zudem der Fachverband<br />

Biogas, der Deutsche Bauernverband, das<br />

Bundesumweltministerium sowie die Bayerischen<br />

Staatsministerien für Landwirtschaft<br />

und Wirtschaft beteiligt.<br />

Magazin<br />

Ziel dieser Studie war, die zusätzlichen Potenziale<br />

von Biomasse zu untersuchen, um die<br />

Emissionen von Treibhausgasen noch weiter zu<br />

senken. Die Ergebnisse zeigen Perspektiven<br />

auf: Es gibt konkrete Ansatzpunkte, die dafür<br />

sprechen, Biogas direkt ins Erdgasnetz einzuspeisen.<br />

Mit dieser Maßnahme könnte nach<br />

Einschätzung der beteiligten Wissenschaftler<br />

eine zusätzliche Reduzierung um rund 15 Mio t<br />

CO2-Äquivalent erreicht werden. Bei einer effizienten<br />

Nutzung der zur Verfügung stehenden<br />

landwirtschaftlichen Flächen könnte Biogas bis<br />

2030 einen jährlichen Anteil von 100 Mrd kWh<br />

oder 10 Prozent des heutigen Erdgasverbrauchs<br />

in Deutschland decken.<br />

Damit hätten nach Aussagen von Claudius da<br />

Costa Gomez Landwirte zukünftig die Chance,<br />

zum Energiewirt zu werden, der dann nicht<br />

mehr ausschließlich von schwankenden<br />

Nahrungsmittelpreisen abhängig wäre. In<br />

dieselbe Richtung argumentierte auch Gerd<br />

Sonnleitner, der Präsident des Deutschen<br />

Bauernverbandes: „Die deutsche Landwirtschaft<br />

kann nun einen beachtlichen Beitrag zur<br />

klimaschonenden Energiebereitstellung aus<br />

Energiepflanzen leisten.“<br />

Spezifische Qualitätsanforderungen Laut<br />

Studie wird Biogas erst dann wirtschaftlich<br />

optimal genutzt, wenn es zentral zur Stromund<br />

Wärmeproduktion bereitgehalten wird.<br />

Der hierzu erforderliche Transport über das<br />

Gasnetz kann allerdings durch netztechnische<br />

und gaswirtschaftliche Anforderungen begrenzt<br />

sein. Eine wesentliche Forderung ist deshalb,<br />

dass das Biogas vor seinem Transport über<br />

das Erdgasnetz aufbereitet und gereinigt wird.<br />

Es muss die Qualität von Erdgas erreichen<br />

und die Anforderungen des DVGW-Arbeitsblattes<br />

G 260 erfüllen. Die dazu notwendigen<br />

technischen Kriterien haben DVGW und der<br />

Fachverband Biogas bereits in einer technischen<br />

Regel – DVGW-Arbeitsblatt G 262 – festgelegt.<br />

Die Technik zur Aufbereitung des Rohbiogases<br />

zu Biomethan steht zur Verfügung.<br />

Es wurde auch festgestellt, dass bei der dichten<br />

Erdgasnetzstruktur in Deutschland und<br />

bei Transportentfernungen von rund 20 km bis<br />

zur nächsten Einspeisestelle ein Transport<br />

möglich ist.<br />

35


36 Magazin<br />

BISHER NEU<br />

noch keine Anlagen<br />

in Deutschland<br />

Gärrückstand:<br />

landwirtschaftliche<br />

Verwertung<br />

Funktions-<br />

Schema einer<br />

landwirtschaftlichenBiogasanlage<br />

nachwachsende<br />

Rohstoffe<br />

Wärmenutzung,<br />

sofern möglich!<br />

Wärme Strom<br />

Blockheizkraftwerk<br />

Biogas<br />

Gasspeicher<br />

Fermenter<br />

Stall:<br />

Wirtschaftsdünger<br />

(Gülle)<br />

organische<br />

Reststoffe<br />

Wegen der relativ guten Konditionen für<br />

Strom aus Biomasse im Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz (EEG) eignet sich auch der Anbau so<br />

genannter Energiepflanzen wie zum Beispiel<br />

Mais und Roggen für die Produktion von Biogas.<br />

Einige Landwirte machen heute schon<br />

Biogas<br />

Neue Wege:<br />

Verstromung nach<br />

Ein- und Ausspeisung<br />

Nutzung als Kraftstoff<br />

Nutzung im Wärmemarkt<br />

(Haushalte/Industrie)<br />

Erdgasleitung<br />

Biomethan<br />

Methananreicherung<br />

Kohlenstoffdioxid<br />

von dieser Möglichkeit Gebrauch. Die Tendenz<br />

ist hier stark ansteigend. Der Vergleich verschiedener<br />

Technologien zur Biogaserzeugung<br />

aus Energiepflanzen ergab unter dem Aspekt<br />

der Wirtschaftlichkeit, dass die Produktion<br />

einer Kilowattstunde Gas zwar noch immer<br />

6 bis 8 Cent kostet, dieser Nachteil aber durch<br />

die Stromerlöse aus dem EEG kompensiert<br />

werden könne.


„Mit der Studie haben wir zwei Ziele erreicht:<br />

zum einen die Ermittlung ökologisch und<br />

ökonomisch sinnvoller Verwertungspfade von<br />

Biomasse und zum anderen die Darstellung<br />

der Biogas-Potenziale zur Einspeisung in das<br />

bestehende Erdgasnetz.“ So kommentierte<br />

der Leiter des Wuppertal Instituts, Professor<br />

Hennicke, bei der Präsentation der Studie die<br />

Ergebnisse. Darüber hinaus stellte er fest,<br />

dass Biogas auch als Kraftstoff interessant ist.<br />

Im Vergleich mit anderen flüssigen Biokraftstoffen<br />

– insbesondere mit Biodiesel – habe<br />

Biogas den großen Vorteil, die landwirtschaftlichen<br />

Flächen deutlich besser auszunutzen.<br />

Aus ökonomischer Sicht biete Biogas auch bei<br />

dieser Anwendung gute Möglichkeiten. Die Erzeugungskosten<br />

für aufbereitetes Biogas zum<br />

Betrieb von Erdgasfahrzeugen entsprechen<br />

unter günstigen Voraussetzungen dem aktuellen<br />

Tankstellenpreis für Erdgas. In der Studie<br />

wird deshalb empfohlen, diesem Verwendungspfad<br />

von Biomasse mehr Aufmerksamkeit<br />

zu widmen.<br />

E.<strong>ON</strong>-Konzern und erneuerbare Energien<br />

Zurzeit beträgt im E.<strong>ON</strong>-Konzern der Anteil<br />

erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung<br />

rund 9,5 Prozent. Eine erweiterte Nutzung<br />

wird mit Nachdruck verfolgt und gewünscht.<br />

Dabei liegen die aktuellen Schwerpunkte bei<br />

der Nutzung von Wasserkraft, der Windenergie<br />

und von Biomasse. Biomasse wird zurzeit<br />

vornehmlich in Kohlekraftwerken mitverfeuert.<br />

E.<strong>ON</strong> betreibt aber auch vier reine Biomassekraftwerke<br />

mit je 20 Megawatt elektrischer<br />

Leistung. Damit ist E.<strong>ON</strong> bei der Verstromung<br />

von Biomasse in Europa in einer führenden<br />

Position.<br />

Der Transport von Biogas über das öffentliche<br />

Erdgasnetz und die anschließende Verstromung<br />

bieten grundsätzlich eine weitere gute<br />

Möglichkeit, erneuerbare Energien sinnvoll zu<br />

nutzen. Dazu muss sich die Biomasse allerdings<br />

langfristig subventionsfrei am Markt<br />

behaupten können. Steigende Weltmarktpreise<br />

für fossile Brennstoffe würden die aktuellen<br />

Biogas-Pläne positiv beeinflussen. Technisch<br />

ist die deutsche Gasinfrastruktur in der Lage,<br />

bis zum Jahr 2030 das gesamte Biogaspotenzial<br />

zu transportieren. In Einzelfällen kann<br />

es, wie beschrieben, zu lokalen Restriktionen<br />

Magazin<br />

durch eine geringe Gasabsatzmenge im Sommer<br />

kommen, die eine Einspeisung unwirtschaftlich<br />

machen könnte. Erfolgreich kann<br />

diese für Deutschland neue Technologie jedoch<br />

nur sein, wenn Unternehmen aus der Landwirtschaft,<br />

dem Anlagenbau und der Energiewirtschaft<br />

zusammenarbeiten.<br />

Innerhalb des E.<strong>ON</strong>-Konzerns werden in<br />

Deutschland die Geschäftschancen des Biogases<br />

sowie die Errichtung von Pilotanlagen<br />

zur Biogaseinspeisung in das Erdgasnetz<br />

geprüft. Dabei wird auf dem bereits vorhandenen<br />

Know-how bei E.<strong>ON</strong> Nordic aufgebaut. In<br />

Schweden betreibt E.<strong>ON</strong> zwei Biogasanlagen,<br />

die ihr Biogas in das Erdgasnetz einspeisen,<br />

und eine Biomasse-Vergasungsanlage. Das<br />

dort eingespeiste Biogas wird im Kraftstoffmarkt<br />

verwendet. ¯<br />

37


40 Branchenreport<br />

Welterdgasverbrauch<br />

in Mrd m 3<br />

2.400<br />

2.100<br />

1.800<br />

1.500<br />

1.200<br />

900<br />

600<br />

300<br />

0<br />

Branchenreport:<br />

Erdgas im Energiemarkt <strong>2005</strong><br />

Weltweite Entwicklungen im Überblick<br />

Die internationalen Ölmärkte kamen <strong>2005</strong> nicht zur Ruhe und waren durch eine hohe Schock-<br />

anfälligkeit geprägt. Bei anhaltendem, wenn auch abgeschwächtem Wachstum der Nachfrage,<br />

einer insgesamt ausreichenden Versorgung und hoher Auslastung der Förder- und Verarbeitungs-<br />

kapazitäten, die kaum noch Flexibilitäten und Reserven aufwiesen, lösten politische Spannungen<br />

in einzelnen Fördergebieten und Wetterphänomene wie die Wirbelstürme im Golf von Mexiko<br />

zeitweise Verknappungsängste aus. Zudem wurden die Märkte durch die sog. „Peak Oil“-<br />

Diskussion verunsichert, d.h. durch die Frage, wie weit die globale Ölförderung noch von ihrem<br />

Maximum entfernt ist.<br />

Vor diesem Hintergrund setzte sich der<br />

Ölpreisanstieg verstärkt fort, die Notierungen<br />

auf den internationalen Märkten erreichten<br />

neue Höchstwerte. So stieg der Spotpreis<br />

für Nordsee-Öl der Sorte Brent im Jahresdurchschnitt<br />

<strong>2005</strong> auf gut 54 US-$/bbl und<br />

übertraf damit das erst 2004 erreichte jahresdurchschnittliche<br />

Rekordniveau nochmals um<br />

16 US-$/bbl bzw. mehr als 40 Prozent. Die<br />

Preisentwicklung war wiederum sehr volatil.<br />

Den höchsten Tagesnotierungen, die Ende<br />

August für Brent-Öl mehr als 67 US-$/bbl<br />

erreichten, standen Tiefstwerte von nur rund<br />

40 US-$/bbl zu Jahresbeginn gegenüber. Ende<br />

des Jahres lagen sie bei rund 55 US-$/bbl.<br />

1996 2001 2002 2003 2004 <strong>2005</strong><br />

2.140 2.370 2.435 2.525 2.600 2.640<br />

Sonstige<br />

Fernost/Pazifik<br />

Europa 30<br />

GUS<br />

Nordamerika<br />

Erdgasförderung und -verbrauch in der Welt<br />

lagen mit insgesamt rund 2.640 Mrd m 3 (gut<br />

2,3 Mrd t Öleinheiten) etwa 2 Prozent über<br />

Vorjahresniveau. Davon wurden knapp 30 Prozent,<br />

entsprechend etwa 770 Mrd m 3 , grenzüberschreitend<br />

in die jeweiligen Verbraucherländer<br />

geliefert, und zwar wie im Vorjahr zu<br />

drei Viertel per Pipeline und zu einem Viertel in<br />

verflüssigter Form (LNG: Liquefied Natural<br />

Gas). Größtes Exportland blieb Russland, auf<br />

das knapp ein Viertel der Erdgasexportmengen<br />

entfiel. Mit einigem Abstand folgten Kanada<br />

(13 Prozent), Norwegen (9 Prozent) sowie<br />

eine Reihe weiterer Länder. An erster Stelle<br />

der Importländer lagen die Vereinigten Staaten<br />

von Amerika (knapp 16 Prozent) vor Deutschland<br />

und Japan (jeweils 11 Prozent), Italien<br />

(8 Prozent), Frankreich (6 Prozent) und<br />

weiteren Ländern.<br />

Die weltweit sicher gewinnbaren Erdgasreserven<br />

wurden per Ende <strong>2005</strong> mit insgesamt<br />

rund 173.000 Mrd m 3 geringfügig höher veranschlagt<br />

als ein Jahr zuvor. Davon entfielen nach<br />

wie vor knapp 60 Prozent auf die drei größten<br />

Reserveländer Russland (27,5 Prozent), Iran<br />

(16 Prozent) und Katar (15 Prozent). Europas<br />

Anteil blieb dagegen mit nur 3 Prozent nach<br />

wie vor sehr gering.


Anteile Russlands am Erdgasaufkommen Europas <strong>2005</strong><br />

in %<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Regionale Entwicklungen im Einzelnen In<br />

Russland setzte sich der Anstieg der Erdgasförderung<br />

fort. Mit rund 575 Mrd m 3 lag sie<br />

um rund 1 Prozent über der des Vorjahres und<br />

erreichte damit wieder das hohe Niveau von<br />

Anfang der 90er Jahre. Auf Russland entfielen<br />

<strong>2005</strong> etwa 22 Prozent der weltweiten Erdgasförderung:<br />

Damit blieb Russland das mit<br />

Abstand größte Förderland.<br />

Von der gesamten Erdgasförderung in<br />

Russland wurde knapp ein Viertel nach Europa<br />

(EU30) exportiert. Die Lieferungen in GUS-<br />

Länder verringerten sich um gut 20 Prozent<br />

auf rund 39 Mrd m 3 . Davon entfielen rund<br />

19 Mrd m 3 oder etwa die Hälfte allein auf die<br />

Ukraine (circa –37 Prozent).<br />

Die Erdgasförderung in den übrigen GUS-<br />

Staaten belief sich auf etwa 160 Mrd m 3 .<br />

In den Vereinigten Staaten von Amerika ging<br />

die Erdgasförderung um rund 3 Prozent auf<br />

etwa 475 Mrd m 3 zurück, nicht zuletzt bedingt<br />

durch die Förderausfälle und -einschränkungen<br />

im Golf von Mexiko als Folge der dortigen<br />

Wirbelstürme.<br />

Branchenreport<br />

EU (25) Belgien Finnland Griechen- Nieder- Polen Slowenien Ungarn Bulgarien Schweiz<br />

land lande<br />

Baltische Deutsch- Frankreich Italien Österreich Slowakei Tschechien Andere euro- Rumänien Türkei<br />

Länder land päische Länder<br />

24% 100%<br />

vorläufig, zum Teil geschätzt<br />

1% 34% 100% 24% 81% 27% 5% 51% 45% 100% 50% 74% 70% 49% 100% 31% 8% 59%<br />

Der Erdgasverbrauch in den USA lag mit rund<br />

465 Mrd m 3 um 2 Prozent unter Vorjahresniveau.<br />

Dabei setzte die Industrie deutlich weniger<br />

Erdgas ein (–8 Prozent), während beim<br />

Erdgaseinsatz in Kraftwerken ein Plus zu verzeichnen<br />

war (+3 Prozent). Auch der Erdgasverbrauch<br />

im Sektor Haushalte und Gewerbe<br />

war rückläufig, und zwar um circa 2 Prozent.<br />

Insgesamt war die Situation auf den Erdgasmärkten<br />

in den Vereinigten Staaten von<br />

Amerika durch einen starken Preisanstieg und<br />

hohe Preisausschläge gekennzeichnet. So<br />

lagen z.B. die sog. „Wellhead“-Preise im Jahresdurchschnitt<br />

<strong>2005</strong> um annähernd 40 Prozent<br />

Entwicklung des Erdgasverbrauchs in Europa<br />

in Mrd m 3<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

<strong>2005</strong>* 2010** 2020**<br />

� EU 25 478 525 – 560 590 – 640<br />

� EU 30 534 570 – 610 675 – 730<br />

* geschätzt<br />

** Prognose<br />

1 m 3 = 11,5 kWh<br />

41


42 Branchenreport<br />

Drehscheibe Deutschland im<br />

europäischen Erdgasverbund<br />

Erdgasleitungen<br />

in Planung<br />

Erdgasimportstelle<br />

Erdgasfelder<br />

Bezugsländer<br />

St. Fergus<br />

Theddlethorpe<br />

London<br />

Teesside<br />

Bacton<br />

Canvey<br />

Barcelona<br />

Dunkerque<br />

Gournay<br />

Toulouse<br />

Paris<br />

Lyon<br />

Zeebrügge<br />

Brüssel<br />

Groningen<br />

Fos-sur-Mer<br />

Kollsnes<br />

Kårsto<br />

Stavanger<br />

Essen<br />

Aachen<br />

Bern<br />

Oslo<br />

Flensburg<br />

Wilhelmshaven<br />

Emden Hamburg<br />

Saarbrücken<br />

Freiburg<br />

Erfurt<br />

Frankfurt<br />

Stuttgart<br />

Hannover<br />

München<br />

La Spezia<br />

Rostock<br />

Passau<br />

Montalto di Castro<br />

Rom<br />

Berlin<br />

Trondheim<br />

Prag<br />

Ljubljana<br />

Wien<br />

Zagreb<br />

Bratislava<br />

Budapest<br />

Zenica<br />

Warschau<br />

Sarajevo<br />

Helsinki<br />

Belgrad


über denen des Vorjahres und dabei im Dezember<br />

<strong>2005</strong> um mehr als 80 Prozent über den<br />

Januar-Preisen. Bei den „City Gate“-Preisen<br />

betrugen die entsprechenden Erhöhungen<br />

30 Prozent im Jahresvergleich und 50 Prozent<br />

im Vergleich Jahresende/Jahresanfang <strong>2005</strong>.<br />

Dies schlug sich in deutlichen Erhöhungen<br />

der Verbraucherpreise nieder: Bei privaten Verbrauchern<br />

lagen die Erdgaspreise Ende <strong>2005</strong><br />

durchschnittlich um ein Drittel höher als zu Jahresbeginn<br />

und bei industriellen Verbrauchern<br />

um über die Hälfte.<br />

Die Erdgasimporte – wie im Vorjahr knapp<br />

120 Mrd m 3 – stammten nach wie vor zu etwa<br />

85 Prozent aus Kanada, das damit gut die<br />

Hälfte seiner gesamten Erdgasförderung per<br />

Pipeline in die Vereinigten Staaten von Amerika<br />

lieferte. In verflüssigter Form wurden etwa<br />

18 Mrd m 3 Erdgas importiert (–4 Prozent),<br />

und zwar vor allem aus Trinidad/Tobago (rund<br />

12 Mrd m 3 ) sowie in geringerem Umfang aus<br />

Algerien und Ägypten, darüber hinaus auch<br />

aus Katar, Malaysia, Nigeria und Oman.<br />

Die Erdgasexporte beliefen sich insgesamt<br />

auf rund 22 Mrd m 3 (2004: 24 Mrd m 3 ) und<br />

wurden zum größten Teil per Pipeline nach<br />

Kanada bzw. Mexiko geliefert, das ein Förderaufkommen<br />

von gut 40 Mrd m 3 hatte. Hinzu<br />

kamen wie bisher LNG-Lieferungen von Alaska<br />

nach Japan.<br />

Welterdgasförderung <strong>2005</strong><br />

Gesamtvolumen: rund 2.640 Mrd m 3<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Welterdgasvorräte <strong>2005</strong><br />

in Billionen m 3<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Branchenreport<br />

Mittel-/ Afrika Nord- Europa<br />

Nahost amerika<br />

GUS/ Fernost/ Latein-<br />

Zentraleuropa Pazifik amerika<br />

72,7 55,3 13,8 11,1 7,5 7,1 5,6<br />

In der Region Fernost/Pazifik lag die Erdgasförderung<br />

mit rund 350 Mrd m 3 merklich über<br />

Vorjahresniveau. Davon entfiel etwa die Hälfte<br />

auf die drei größten LNG-Lieferländer dieser<br />

Region, Indonesien, Malaysia und Australien.<br />

In China wurden etwa 50 Mrd m 3 und in Indien<br />

etwa 30 Mrd m 3 Erdgas gefördert.<br />

Von der Erdgasförderung in den Ländern<br />

des Nahen und Mittleren Ostens (etwa<br />

270 Mrd m 3 ) wurde knapp ein Fünftel in verflüssigter<br />

Form nach Europa, in die Vereinigten<br />

Staaten von Amerika und wie bisher vor<br />

allem in die Region Fernost/Pazifik geliefert.<br />

In Afrika betrug die Erdgasförderung nahezu<br />

unverändert rund 170 Mrd m 3 Erdgas. Davon<br />

entfiel über die Hälfte allein auf Algerien.<br />

Zweitgrößtes afrikanisches Förderland war<br />

Ägypten (rund 40 Mrd m 3 ), das <strong>2005</strong> erstmals<br />

Erdgas in nennenswertem Umfang exportierte,<br />

vor Nigeria (20 Mrd m 3 ) und Libyen (7 Mrd m 3 ).<br />

Russland Kanada Großbritannien Indonesien Niederlande Turkmenistan Malaysia Sonstige<br />

USA Algerien Norwegen Iran Saudi-Arabien VR China Argentinien<br />

22% 18% 7% 4% 3% 3% 3% 3% 3% 2% 2% 2% 2% 2% 24%<br />

43


44 Branchenreport<br />

Internationaler Erdgashandel <strong>2005</strong>: Exportländer<br />

Gesamtvolumen: rund 770 Mrd m 3<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Russland Norwegen Niederlande Indonesien Katar Sonstige<br />

Kanada Algerien Turkmenistan Malaysia USA<br />

23% 13% 9% 8% 6% 5% 4% 4% 4% 3% 21%<br />

Internationaler Erdgashandel <strong>2005</strong>: Importländer<br />

Gesamtvolumen: rund 770 Mrd m 3<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

USA Japan Frankreich Spanien Türkei Sonstige<br />

Deutschland Italien Ukraine Südkorea Belgien/Lux.<br />

16% 11% 11% 8% 6% 6% 4% 4% 3% 3% 28%<br />

In Lateinamerika wurden <strong>2005</strong> etwa<br />

130 Mrd m 3 Erdgas gefördert, darunter wie<br />

bisher zu gut drei Viertel in den drei größten<br />

Förderländern Argentinien, Venezuela und<br />

Trinidad/Tobago. Von der Förderung in Trinidad/<br />

Tobago wurden etwa 45 Prozent in verflüssigter<br />

Form in die Vereinigten Staaten von<br />

Amerika geliefert.<br />

Europa<br />

Erdgasverbrauch: Unterschiedliche<br />

regionale und sektorale Entwicklungen<br />

Der Erdgasverbrauch in Europa (EU 25 sowie<br />

Bulgarien, Norwegen, Rumänien, Schweiz<br />

und Türkei) erreichte bei einer insgesamt weiter<br />

steigenden Zahl von Verbrauchern mit<br />

gut 530 Mrd m 3 einen neuen Höchststand<br />

(+2,5 Prozent ggü. 2004). Insgesamt deckte<br />

Erdgas damit wie im Vorjahr ein Viertel des<br />

gesamten Energieverbrauchs in Europa.<br />

Verbrauchszuwächse waren dabei vor allem<br />

in südeuropäischen Ländern zu verzeichnen<br />

mit z.B. einem Plus von 21 Prozent in der<br />

Türkei, 18 Prozent in Spanien oder 13 Prozent<br />

in Portugal und 7 Prozent in Italien. Sie waren<br />

vor allem auf einen signifikanten Anstieg des<br />

Erdgaseinsatzes in Kraftwerken – in Spanien<br />

z.B. um mehr als 60 Prozent – sowie auf<br />

die dort insgesamt kühlere Witterung zurückzuführen.<br />

Dagegen war der Erdgasverbrauch in den<br />

meisten Ländern Nord- und Westeuropas rückläufig<br />

wie z.B. in Finnland (–9 Prozent), den<br />

Niederlanden (–7 Prozent) und Großbritannien<br />

(–1 Prozent) oder blieb – wie in Deutschland –<br />

praktisch unverändert. Ursächlich hierfür waren<br />

vor allem hohe Gaspreise, ein verstärkter<br />

Spartrend, ein teilweiser Umstieg auf andere<br />

Energien sowie zum Teil auch die mildere<br />

Witterung.


Erdgasaufkommen: Etwa 45 Prozent aus<br />

Drittländern Die Erdgasförderung in Europa<br />

belief sich <strong>2005</strong> auf rund 300 Mrd m 3<br />

(–2 Prozent) und entfiel nach wie vor zu rund<br />

80 Prozent auf nur drei Länder:<br />

• Größtes europäisches Förderland blieb<br />

Großbritannien, wo sich der Förderrückgang<br />

allerdings beschleunigt fortsetzte. Mit rund<br />

90 Mrd m 3 lag die Erdgasförderung in der<br />

britischen Nordsee um etwa 8 Prozent unter<br />

der des Vorjahres und um knapp 20 Prozent<br />

unter ihrem Höchststand, der erst 2000<br />

erreicht worden war.<br />

• Zweitgrößtes Förderland in Europa blieb<br />

nach wie vor Norwegen, wo die Förderung<br />

um 7 Prozent auf rund 86 Mrd m 3 ausgebaut<br />

wurde. Die geförderten Mengen wurden<br />

fast vollständig in andere europäische Länder<br />

exportiert. Sie flossen zum weit überwiegenden<br />

Teil per Unterwasser-Pipelines<br />

zum europäischen Kontinent, wo es in<br />

Deutschland, Belgien und Frankreich insgesamt<br />

4 Anlandepunkte für norwegisches<br />

Erdgas gibt, und die übrigen Mengen,<br />

ebenfalls per Unterwasser-Pipelines, nach<br />

Großbritannien.<br />

• An dritter Stelle lagen unverändert die<br />

Niederlande, wo die Erdgasförderung vor<br />

dem Hintergrund des dortigen Verbrauchsrückgangs<br />

um 7 Prozent auf 64 Mrd m 3<br />

zurückgefahren wurde. Die Erdgaslieferungen<br />

in andere europäische Länder lagen mit<br />

rund 44 Mrd m 3 dagegen nur geringfügig<br />

unter denen des Vorjahres.<br />

• In den übrigen Ländern in Europa (insbes.<br />

Deutschland, Italien, Dänemark und<br />

Rumänien) belief sich die Erdgasförderung<br />

auf ca. 55 Mrd m 3 .<br />

Branchenreport<br />

Erdgasaufkommen in Europa (EU 30) <strong>2005</strong><br />

Gesamtvolumen: rund 530 Mrd m 3<br />

Algerien 11%<br />

Sonstige* 8%<br />

Insgesamt stammten damit 55 Prozent des<br />

gesamten Erdgasaufkommens in Europa aus<br />

heimischen Vorkommen (2004: 58 Prozent),<br />

so dass Erdgas – allerdings mit abnehmender<br />

Tendenz – nach wie vor eine im Schwerpunkt<br />

europäische Energie blieb.<br />

Aus Drittländern wurden insgesamt rund<br />

230 Mrd m 3 Erdgas bezogen, entsprechend<br />

45 Prozent des gesamten Aufkommens<br />

(2004: 42 Prozent).<br />

26% Russland<br />

55% Europa<br />

* Ägypten, Abu Dhabi, Australien, Brunei, Iran, Katar, Libyen, Malaysia, Oman,<br />

Trinidad/Tobago und die Vereinigten Arabischen Emirate<br />

45


46 Branchenreport<br />

Erdgas aus Russland für Europa<br />

Erdgasvorkommen<br />

Erdgasleitungssystem vorhanden<br />

Erdgasleitungssystem geplant<br />

oder in Bau<br />

Paris<br />

Bonn<br />

Berlin<br />

Rom<br />

Prag<br />

Wien<br />

Warschau<br />

Belgrad<br />

Budapest<br />

Sofia<br />

Athen<br />

Murmansk<br />

Helsinki St. Petersburg<br />

Riga<br />

Vilnius<br />

Tallinn<br />

Minsk<br />

Kiew<br />

Shtokman<br />

Torzhok<br />

Ankara<br />

Aus Russland bezogen europäische Importländer<br />

insgesamt 138 Mrd m 3 Erdgas, 3 Prozent<br />

mehr als 2004. Russland deckte 26 Prozent<br />

des europäischen Erdgasbedarfs und blieb<br />

damit das mit Abstand wichtigste externe Lieferland<br />

für Europa.<br />

Aus Algerien wurden insgesamt knapp<br />

60 Mrd m 3 Erdgas nach Europa geliefert (2004:<br />

52 Mrd m 3 ), davon etwa 36 Mrd m 3 per Pipeline<br />

nach Italien, Slowenien und zur Iberischen<br />

Halbinsel und die übrigen Mengen in verflüssigter<br />

Form nach Frankreich, Spanien, Türkei,<br />

Belgien, Italien und Griechenland.<br />

Moskau<br />

Astrachan<br />

Uchta<br />

Baku<br />

Kharasavey<br />

Bovanenko<br />

Punga<br />

Orenburg<br />

Karachaganak<br />

Vorkuta<br />

Shatylk<br />

Medvezhje<br />

Nadym<br />

Jamsovey<br />

Surgut<br />

Jamburg<br />

Tjumen<br />

Sovetabad/<br />

Dauletabad<br />

Aus weiteren Drittländern wurden mit<br />

insgesamt knapp 40 Mrd m 3 gut 45 Prozent<br />

mehr Erdgas bezogen als im Vorjahr, und<br />

zwar im Wesentlichen in verflüssigter Form.<br />

Urengoy<br />

Shurtan<br />

Auf LNG-Bezüge entfielen insgesamt etwa<br />

11 Prozent des gesamten Erdgasaufkommens<br />

in Europa (2004: 8 Prozent). LNG-Lieferländer<br />

waren Ägypten, das <strong>2005</strong> erstmals Erdgas in<br />

verflüssigter Form nach Spanien und Frankreich<br />

exportierte, Katar, Libyen, Nigeria, Trinidad/<br />

Tobago sowie weitere Staaten der Golfregion.<br />

Hinzu kamen Lieferungen von Libyen nach<br />

Italien über die neue Unterwasser-Pipeline<br />

„Green Stream“.<br />

Zapoljarnoje<br />

Yuzhno-<br />

Russkoje<br />

Almaty


Insgesamt waren die Bezüge aus Drittländern<br />

nicht nur durch ihren steigenden Anteil am<br />

europäischen Erdgasaufkommen gekennzeichnet,<br />

sondern auch durch eine wachsende<br />

Bedeutung von LNG und eine Erweiterung des<br />

Kreises der Lieferländer.<br />

Deutschland<br />

Energieverbrauch rückläufig Der deutsche<br />

Primärenergieverbrauch lag <strong>2005</strong> um 1,3 Prozent<br />

oder 4,6 Mio t OE unter dem Vorjahresniveau.<br />

Der Rückgang war im Wesentlichen<br />

bedingt durch die nur geringe konjunkturelle<br />

Dynamik und dämpfende Wirkung der hohen<br />

Energiepreise. Er betraf insbesondere Kernenergie,<br />

Stein- und Braunkohle sowie das<br />

Mineralöl.<br />

Energieimportrechnung kräftig gestiegen<br />

Die Aufwendungen für den Import von Energie<br />

(netto, d.h. Importe abzgl. Exporte) erreichten<br />

<strong>2005</strong> mit gut 52 Mrd € einen neuen Höchststand.<br />

Der bisherige Höchstwert belief sich auf<br />

gut 42 Mrd € und wurde 1985 erreicht (alte<br />

Bundesländer).<br />

Der Anstieg gegenüber 2004 um rund<br />

14 Mrd € bzw. gut ein Drittel war im Wesentlichen<br />

preisbedingt:<br />

• Für den Import von Rohöl mussten <strong>2005</strong><br />

gut 34 Mrd € aufgewendet werden, etwa<br />

10 Mrd € mehr als 2004. Hierfür war der<br />

Anstieg der Importpreise maßgeblich, der<br />

auf die Preisentwicklung auf den internationalen<br />

Märkten, aber auch auf die Abwertung<br />

des Euro gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen<br />

war. Er fiel noch kräftiger aus als<br />

im Jahresvergleich 2004/2003. Mit 314 €/t<br />

kostete Rohöl frei Grenze <strong>2005</strong> über 40 Prozent<br />

mehr als 2004. Der Importpreis erreichte<br />

damit fast den bisherigen Rekordwert<br />

(1984: 318 €/t; alte Bundesländer).<br />

Die Importe von Mineralölprodukten beanspruchten<br />

mit insgesamt 1,5 Mrd € nur<br />

unwesentlich mehr als im Jahr zuvor.<br />

Branchenreport<br />

• Die Aufwendungen für den Import von<br />

Erdgas (netto) erreichten mit 13,6 Mrd €<br />

nach 2004 (10,0 Mrd €) wiederum einen<br />

neuen Spitzenwert. Dieser Anstieg um gut<br />

ein Drittel war vor allem auf einen kräftigen<br />

Anstieg der Importpreise zurückzuführen.<br />

Der durchschnittliche Importwert frei Grenze<br />

war <strong>2005</strong> gut ein Drittel höher als 2004,<br />

lag damit aber noch unter dem bisherigen<br />

Höchstwert, der Mitte der 80er Jahre in den<br />

alten Bundesländern erreicht worden war.<br />

• Der Import von Steinkohle beanspruchte<br />

wie im Vorjahr insgesamt knapp 3 Mrd €.<br />

Höheren Importpreisen standen dabei<br />

niedrigere Importmengen gegenüber.<br />

Die gesamten Aufwendungen für den Energieimport<br />

entsprachen etwa 2,3 Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts <strong>2005</strong> in Deutschland<br />

(2004: 1,7 Prozent).<br />

Erdgasaufkommen: Höhere Bezüge aus<br />

dem Ausland Das Erdgasaufkommen in<br />

Deutschland erhöhte sich im Berichtsjahr um<br />

2 Prozent; hierbei sank die inländische Förderung<br />

um rund 3 Prozent, während die Bezüge<br />

aus dem Ausland um rund 3 Prozent anstiegen.<br />

Entsprechend ergaben sich leichte Strukturverschiebungen<br />

zu Lasten der deutschen<br />

Produktion und zu Gunsten der Importe: Das<br />

Erdgas stammte <strong>2005</strong> zu 15 Prozent (2004:<br />

16 Prozent) aus inländischer Förderung und zu<br />

85 Prozent (2004: 84 Prozent) aus Einfuhren:<br />

• Die Erdgasbezüge aus Russland betrugen<br />

rund 35 Mrd m 3 . Russland war mit einem<br />

Anteil am Erdgasaufkommen von 34 Prozent<br />

(2004: 35 Prozent) wiederum wichtigstes<br />

Lieferland. Umgekehrt blieb Deutschland<br />

größtes Abnehmerland für russisches<br />

Erdgas, in das nach wie vor etwa ein Viertel<br />

der russischen Erdgaslieferungen nach<br />

Europa floss.<br />

• Die Erdgasbezüge aus Norwegen erhöhten<br />

sich um 5 Prozent auf rund 26 Mrd m 3 ,<br />

der Anteil des Erdgases aus Norwegen<br />

auf 25 Prozent (2004: 24 Prozent) des gesamten<br />

Aufkommens. Die Lieferungen<br />

nach Deutschland, dem weiterhin größten<br />

Absatzmarkt für Erdgas aus Norwegen,<br />

entsprachen gut einem Drittel der gesamten<br />

norwegischen Erdgasexporte.<br />

47


48 Branchenreport<br />

Entwicklung des Erdgasverbrauchs in Europa <strong>2005</strong><br />

Veränderungen in %<br />

20<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

– 4<br />

– 8<br />

– 12<br />

Belgien Deutschland Frankreich Großbritannien Niederlande Portugal Schweiz Spanien<br />

Dänemark Finnland Griechenland Italien Österreich Schweden Slowakei Ungarn<br />

1,3 – 4,6 0,0 – 8,9 3,3 6,0 – 1,0 6,9 – 6,8 5,8 12,6 – 4,2 2,7 1,0 17,7 – 2,4<br />

• Die Erdgaslieferungen aus den Niederlanden<br />

trugen mit 20 Prozent (2004: 19 Prozent)<br />

zum deutschen Erdgasaufkommen bei.<br />

Deutschland blieb mit rund 45 Prozent der<br />

gesamten Exporte der wichtigste Auslandsmarkt<br />

für niederländisches Erdgas.<br />

• Der Anteil der übrigen Länder Großbritannien/Dänemark/Sonstige<br />

belief sich<br />

unverändert auf 6 Prozent.<br />

Insgesamt stützte sich die deutsche Erdgasversorgung<br />

auch <strong>2005</strong> auf ein breit gefächertes<br />

Lieferportfolio, dessen Schwerpunkt Erdgasfelder<br />

in Westeuropa bildeten (66 Prozent).<br />

Erdgas wurde dabei wie bisher zum weit überwiegenden<br />

Teil im Rahmen langfristiger Verträge<br />

mit in- und ausländischen Produzenten<br />

verfügbar gemacht.<br />

Erdgasverbrauch: Geringfügig über Vorjahresniveau<br />

Der Erdgasverbrauch erreichte<br />

<strong>2005</strong> mit 77,3 Mio t OE (= 86,6 Mrd m 3 )<br />

wieder das Vorjahresniveau. Der Erdgasanteil<br />

am insgesamt rückläufigen Primärenergieverbrauch<br />

stieg leicht auf 22,7 Prozent (2004:<br />

22,4 Prozent). Die Durchschnittstemperatur<br />

war mit 9,06°C etwas höher (um 0,05°C) als in<br />

2004. Unter Ausschaltung dieser minimalen<br />

Temperatureffekte hätte sich ein geringfügiger<br />

Anstieg des Erdgasverbrauchs um 0,3 Prozent<br />

ergeben.<br />

Während in den ersten neun Monaten kumuliert<br />

ein Verbrauchsanstieg verzeichnet werden<br />

konnte, war die Nachfrage im vierten Quartal<br />

witterungsbedingt rückläufig. Erneut waren die<br />

Verbrauchstendenzen in den Hauptverwendungssektoren<br />

des Erdgases unterschiedlich:<br />

• Der Erdgasverbrauch der privaten Haushalte<br />

sowie der Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen<br />

(HuK-Sektor) ging bei leicht<br />

höherem Temperaturniveau aufgrund verstärkter<br />

Energiesparbemühungen und des<br />

vermehrten Einsatzes von Zusatzheizungen<br />

schätzungsweise um 2 bis 3 Prozent zurück.<br />

Dabei hielt der Trend zur Erdgasheizung<br />

auch <strong>2005</strong> an. Der Bestand an erdgasbeheizten<br />

Wohnungen nahm um ca. 250.000<br />

zu. Bei den zum Bau genehmigten neuen<br />

Wohnungen hatte die Erdgasheizung<br />

wiederum einen Anteil von rund 75 Prozent.<br />

Insgesamt waren am Jahresende <strong>2005</strong> rund<br />

18 Mio Wohnungen oder rund 48 Prozent<br />

(2004: rund 47 Prozent) des Bestands mit<br />

einer Erdgasheizung ausgestattet.<br />

• Der industrielle Erdgaseinsatz konnte um<br />

etwa 1,5 Prozent zulegen; die Nachfrage<br />

stand im Zeichen der weiterhin starken<br />

Industriekonjunktur in wichtigen Branchen.<br />

• Zur Stromerzeugung wurden im Zuge der<br />

Inbetriebnahme einer Reihe von Anlagen<br />

der Kraft-Wärme-Kopplung etwa 10 Prozent<br />

mehr Erdgas eingesetzt. Dennoch fiel Erdgas<br />

in diesem Marktsegment mit deutlichem<br />

Abstand hinter Kohle und Kernenergie<br />

wie bisher lediglich eine Nebenrolle zu.


Die Struktur des Erdgasverbrauchs nach<br />

Sektoren veränderte sich im Vorjahresvergleich<br />

leicht: Der HuK-Sektor bildete die mit Abstand<br />

wichtigste Verbrauchergruppe mit einem<br />

Anteil von 47 Prozent des gesamten Erdgasverbrauchs<br />

(2004: 49 Prozent). Auf die Industrie<br />

(Endenergieverbrauch) entfiel wiederum<br />

knapp ein Viertel. Zur Stromerzeugung sowie<br />

in den übrigen Sektoren (insbes. Fernwärmeerzeugung<br />

und nichtenergetischer Verbrauch)<br />

wurden jeweils 14 Prozent eingesetzt.<br />

Einzelaspekte der deutschen Gaswirtschaft<br />

Die Unternehmen der deutschen Gaswirtschaft<br />

planten <strong>2005</strong> Investitionen in Sachanlagen<br />

in Höhe von rund 1,8 Mrd €, im Wesentlichen<br />

für den weiteren Ausbau des Leitungsnetzes.<br />

Es hatte Ende <strong>2005</strong> eine Länge von<br />

rund 390.000 km (Ende 2004: 385.000 km).<br />

Weitere Investitionsmittel flossen in den Ausbau<br />

der Untertagespeicher. Ende <strong>2005</strong> waren<br />

44 Untertagespeicher, vornehmlich eingesetzt<br />

für den saisonalen Strukturausgleich, mit<br />

einer Arbeitsgaskapazität von 19,1 Mrd m 3 in<br />

Betrieb.<br />

In den rund 700 Unternehmen der deutschen<br />

Gaswirtschaft (Förderunternehmen, Ferngasbzw.<br />

Importgesellschaften, regionale und<br />

kommunale Gasgesellschaften), neben denen<br />

Gashändler und ausländische Unternehmen<br />

im Wettbewerb auf dem deutschen Markt<br />

agierten, waren Ende <strong>2005</strong> schätzungsweise<br />

etwa 35.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die<br />

fiskalische Belastung des Erdgases durch die<br />

Verbrauchssteuer auf Erdgas sowie die Förderund<br />

die Konzessionsabgaben beliefen sich insgesamt<br />

auf 4,4 Mrd € (2004: 4,2 Mrd €). ¯<br />

Branchenreport<br />

Wohnungsbeheizung in Deutschland <strong>2005</strong><br />

Heizöl 31,0%<br />

Kohle 3,1%<br />

Strom 5,7%<br />

47,7% Erdgas<br />

12,5% Fernheizung<br />

Wohnungs- Gasbeheizte Anteil<br />

bestand Wohnungen in %<br />

in Mio in Mio<br />

1996 35,7 13,9 39,0<br />

1997 36,0 14,6 40,6<br />

1998 36,4 15,3 42,0<br />

1999 36,7 15,9 43,4<br />

2000 37,0 16,5 44,5<br />

2001 37,1 16,8 45,3<br />

2002 37,3 17,2 46,0<br />

2003 37,5 17,5 46,6<br />

2004 37,7 17,8 47,2<br />

<strong>2005</strong>*<br />

* Schätzung<br />

37,8 18,0 47,7<br />

49


Inhalt<br />

Geschäftsjahr <strong>2005</strong><br />

52 Highlights<br />

54 Organe der Gesellschaft<br />

56 Bericht des Aufsichtsrats<br />

60 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

60 Geschäftsverlauf und Umfeld<br />

66 Vertrieb/Marketing: Absatzrekord durch<br />

starkes Auslandsgeschäft<br />

69 Erdgasbeschaffung: „Pan-European Gas“<br />

stärkt E.<strong>ON</strong>-Konzern<br />

70 Entwicklung und Umwelt: Ideen und<br />

Innovationen für die Zukunft<br />

73 Technik: Auf zukünftige Anforderungen<br />

vorbereitet<br />

76 Investitionen: Schwerpunkt Upstream<br />

76 Konzernweites Risikomanagement<br />

79 Geschäftsverlauf im Januar 2006<br />

82 Mitarbeiter: Über 70 Prozent der<br />

Arbeitsplätze im europäischen Ausland<br />

85 Entwicklung der Konzerngesellschaften<br />

92 Umsatz und Ertragslage des Konzerns<br />

95 Beteiligungsgesellschaften


52 Highlights<br />

Juni <strong>2005</strong><br />

Neue Werbekampagne<br />

gestartet: Erdgas emotional<br />

Im Mittelpunkt der neuen Werbekampagne von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

stehen nicht Technologie und Innovation, sondern ihr positiver Einfluss<br />

auf Menschen in ihrem privaten Umfeld. Unter dem Motto<br />

„Menschen brauchen Wärme. Natürlich unser Erdgas“ wird das<br />

Produkt Erdgas stärker emotionalisiert. Die Motive zeigen Mitarbeiter<br />

von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> und von anderen Energieversorgungsunternehmen<br />

sowie bekannte Persönlichkeiten aus der Erdgas-<br />

Sportwerbung, wie die Biathlon-Weltmeisterinnen Kati Wilhelm<br />

und Katrin Apel.<br />

Juli/Dezember <strong>2005</strong><br />

Deutscher Architekturpreis<br />

vergeben<br />

Mit dem von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> gestifteten Deutschen Architekturpreis<br />

<strong>2005</strong> wurde das BMW-Zentralgebäude in Leipzig ausgezeichnet<br />

– entworfen und realisiert von der Londoner Architektin<br />

Zaha Hadid in Zusammenarbeit mit Patrik Schumacher. Die<br />

hochkarätige internationale Jury würdigte das Gebäude als „völlig<br />

neuen Typus der Industriearchitektur“. Das Gebäude sei für die<br />

Entwicklung des Bauens in unserer Zeit beispielhaft und zeichne<br />

sich aus durch eine ganzheitliche Lösung und Innovation, trage<br />

zur Gestaltung des öffentlichen Raumes bei und sei vorbildlich in<br />

der Rücksichtnahme auf die Umwelt.<br />

Juni <strong>2005</strong><br />

Übernahme in<br />

Rumänien<br />

abgeschlossen<br />

Im Juni erwarb E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> 51 Prozent am<br />

rumänischen Gasversorger DistriGaz Nord (seit<br />

1. April 2006 E.<strong>ON</strong> Gaz România). Die Gesellschaft<br />

versorgt im nördlichen Teil Rumäniens etwa eine<br />

Million Kunden mit jährlich rund 4,5 Mrd m 3 Erdgas<br />

und betreibt ein ca. 17.000 km langes Gasleitungsnetz.<br />

Rumänien deckt seinen Erdgasbedarf<br />

derzeit zu rund 65 Prozent aus eigenen Quellen;<br />

rund 35 Prozent werden aus Russland importiert.


September <strong>2005</strong><br />

Direkte Anbindung an<br />

die riesigen Erdgasvorkommen<br />

Russlands<br />

Im Beisein von Präsident Wladimir Putin und<br />

Bundeskanzler Gerhard Schröder haben Gazprom,<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> und BASF eine Grundsatzvereinbarung<br />

zum Bau der „North European Gas Pipeline“<br />

(NEGP) getroffen.<br />

Sie soll mit einer Länge von rund 1.200 km von<br />

der russischen zur deutschen Ostseeküste verlaufen<br />

und 2010 in Betrieb gehen. Deutschland<br />

erhält durch die NEGP eine direkte Anbindung an<br />

die riesigen russischen Erdgasvorkommen – ein<br />

bedeutender Beitrag zur künftigen Versorgungssicherheit<br />

in Deutschland.<br />

Juni/September <strong>2005</strong><br />

Highlights<br />

Upstream-Akquise in Großbritannien<br />

und Norwegen<br />

Mit der Übernahme des britischen Produzenten Caledonia hat<br />

E.<strong>ON</strong> seine Marktposition im Upstream-Geschäft wesentlich<br />

ausgebaut und sein Erdgas-Bezugsportfolio weiter diversifiziert.<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> UK North Sea – so der neue Name des Unternehmens<br />

– betreibt und erschließt mit großen Investitionen<br />

Gasfelder in der Nordsee.<br />

Zusätzlich intensiviert wurden die Upstream-Aktivitäten durch<br />

den Kauf weiterer 15 Prozent am Njord-Feld. An dem Öl- und Gasvorkommen<br />

in der norwegischen Nordsee ist E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

nun mit 30 Prozent beteiligt. Mit dem Beginn der Gasproduktion<br />

Ende 2007 wird E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> rund 600 Mio m 3 Erdgas jährlich<br />

aus dem Feld gewinnen.<br />

53


54 Organe der Gesellschaft<br />

Vorstand<br />

Dr. Burckhard Bergmann,<br />

Vorsitzender<br />

Christoph Dänzer-Vanotti (seit 01. 07. <strong>2005</strong>),<br />

Personalwesen<br />

Dr. Friedrich Janssen,<br />

Finanzen<br />

Dr. Jürgen Lenz,<br />

Technik<br />

Dr. e.h. Achim Middelschulte (bis 30. 06. <strong>2005</strong>),<br />

Personalwesen<br />

Dr. Michael Pfingsten,<br />

Vertrieb/Marketing<br />

Dr. Jochen Weise,<br />

Gasbeschaffung/Kurzfristhandel<br />

Generalbevollmächtigter<br />

Dr. Wilfried Czernie (bis 31.12. <strong>2005</strong>)<br />

Aufsichtsrat<br />

Dr. Wulf H. Bernotat,<br />

Vorsitzender des Vorstands der<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>AG</strong>, Düsseldorf,<br />

Vorsitzender<br />

Gabriele Gratz,<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>, Essen,<br />

stellv. Vorsitzende<br />

Werner Bartoschek,<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>, Essen<br />

Dr. Christian Beckervordersandforth,<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>, Essen<br />

Pieter Berkhout,<br />

Chairman of the Board of Directors<br />

The Greenery B.V., Breda, Niederlande


Von links nach rechts:<br />

Christoph Dänzer-Vanotti,<br />

Dr. Friedrich Janssen,<br />

Dr. Michael Pfingsten,<br />

Dr. Burckhard Bergmann,<br />

Dr. Jochen Weise,<br />

Dr. Jürgen Lenz<br />

Dr. Gerhard Cromme (bis 31. 08. <strong>2005</strong>),<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrats der<br />

ThyssenKrupp <strong>AG</strong>, Düsseldorf<br />

Dr.Thorleif Enger (seit 01. 09. <strong>2005</strong>),<br />

President and Chief Executive Officer<br />

Yara International, Oslo, Norwegen<br />

Dr. Hans Michael Gaul,<br />

Mitglied des Vorstands der<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>AG</strong>, Düsseldorf<br />

Wolfgang Goretzki (bis 12. 09. <strong>2005</strong>),<br />

G. Kromschröder <strong>AG</strong>, Osnabrück<br />

Dr. Kerstin Grass (seit 09.12. <strong>2005</strong>),<br />

Thüga <strong>AG</strong>, München<br />

Wilhelm Hamann,<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>, Essen<br />

Dr. Hans-Dieter Harig,<br />

ehem. Vorsitzender des Vorstands der<br />

E.<strong>ON</strong> Energie <strong>AG</strong>, München<br />

Wolfgang Löbbert,<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>, Essen<br />

Organe der Gesellschaft<br />

Prof. h.c. (CHN) Dr. rer. oec. Ulrich Middelmann<br />

(seit 01. 09. <strong>2005</strong>),<br />

stellv. Vorsitzender des Vorstands der<br />

ThyssenKrupp <strong>AG</strong>, Düsseldorf<br />

Harald Norvik (bis 10. 07. <strong>2005</strong>),<br />

Chairman<br />

Oslo Stock Exchange, Nesoddtangen, Norwegen<br />

Hartmut Riemann,<br />

1. Bevollmächtigter der<br />

IG-Metall, Osnabrück<br />

Albert Schell (bis 12. 09. <strong>2005</strong>),<br />

ELSTER GmbH, Mainz-Kastel<br />

Dr. Erhard Schipporeit,<br />

Mitglied des Vorstands der<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>AG</strong>, Düsseldorf<br />

Klaus Simon (seit 12.12. <strong>2005</strong>),<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>, Essen<br />

Kurt F. Viermetz (bis 31.12. <strong>2005</strong>),<br />

ehem. Vice-Chairman und Director of the Board<br />

J.P. Morgan & Co., Inc., Rye/New York, USA,<br />

und München<br />

Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats<br />

Dr. Klaus Liesen,<br />

Essen<br />

55


56 Bericht des Aufsichtsrats<br />

Bericht des Aufsichtsrats<br />

Der Aufsichtsrat ist vom Vorstand regelmäßig<br />

über die Entwicklung und die Lage des Unternehmens<br />

sowie über wesentliche Geschäftsvorgänge<br />

unterrichtet worden. Anhand der Berichte<br />

und der erteilten Auskünfte hat der Aufsichtsrat<br />

die Geschäftsführung überwacht, Geschäftsvorgänge<br />

von besonderer Bedeutung eingehend<br />

beraten und sich von der Ordnungsmäßigkeit<br />

der Geschäftsführung überzeugt. Gegenstand der<br />

Beratungen waren vor allem die Beschaffungs-,<br />

Transport- und Absatzsituation beim Erdgas, die<br />

wirtschaftliche Lage des Unternehmens, Leitungsnetz-<br />

und sonstige Investitionsvorhaben, Akquisitionsprojekte<br />

und wesentliche geschäftliche Vorgänge<br />

bei verbundenen Unternehmen. Daneben<br />

wurde eingehend über Maßnahmen zur Stärkung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere vor<br />

dem Hintergrund der Liberalisierung der Energiemärkte,<br />

sowie über grundsätzliche Fragen insbesondere<br />

der Finanz-, Investitions- und Personalplanung<br />

beraten.<br />

Der Jahresabschluss zum 31. Dezember <strong>2005</strong><br />

und der Lagebericht der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

sind unter Einbeziehung der Buchführung von<br />

der PricewaterhouseCoopers <strong>AG</strong> Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />

Essen, geprüft und mit<br />

dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk<br />

versehen worden. Der Prüfungsbericht wurde<br />

den Aufsichtsratsmitgliedern ausgehändigt. Der<br />

Aufsichtsrat hat zustimmend von dem Ergebnis<br />

der Prüfung Kenntnis genommen.<br />

Der Aufsichtsrat hat den Jahresabschluss und<br />

den Lagebericht geprüft. Der Abschlussprüfer hat<br />

an den Beratungen des Aufsichtsrats über diese<br />

Vorlagen teilgenommen und über die wesentlichen<br />

Ergebnisse seiner Prüfung berichtet. Der<br />

Aufsichtsrat erklärt, dass nach dem abschließenden<br />

Ergebnis seiner Prüfung keine Einwendungen<br />

gegen den Jahresabschluss und den Lagebericht<br />

zu erheben sind. Der Aufsichtsrat billigt den vom<br />

Vorstand aufgestellten Jahresabschluss, der<br />

damit festgestellt ist.


„Gegenstand der Beratungen waren vor allem die<br />

Bericht des Aufsichtsrats<br />

Beschaffungs-, Transport- und Absatzsituation beim Erdgas,<br />

die wirtschaftliche Lage des Unternehmens, Leitungsnetz-<br />

und sonstige Investitionsvorhaben, Akquisitionsprojekte und<br />

wesentliche geschäftliche Vorgänge bei verbundenen<br />

Unternehmen.“<br />

Im abgelaufenen Geschäftsjahr sind Herr Harald<br />

Norvik zum 10. Juli <strong>2005</strong>, Herr Dr. Gerhard Cromme<br />

zum 31. August <strong>2005</strong>, die Herren Wolfgang<br />

Goretzki und Albert Schell zum 12. September<br />

<strong>2005</strong> und Herr Kurt F. Viermetz zum 31. Dezember<br />

<strong>2005</strong> aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden. Der<br />

Aufsichtsrat dankt den ausgeschiedenen Mitgliedern<br />

für ihre konstruktive Mitarbeit und ihren<br />

wertvollen Rat.<br />

Herr Dr. Thorleif Enger und Herr Prof. h.c. (CHN)<br />

Dr. rer. oec. Ulrich Middelmann wurden von<br />

der außerordentlichen Hauptversammlung mit<br />

Wirkung zum 1. September <strong>2005</strong> zu Mitgliedern<br />

des Aufsichtsrats ernannt. Frau Dr. Kerstin Grass<br />

und Herr Klaus Simon wurden mit Wirkung zum<br />

9. bzw. 12. Dezember <strong>2005</strong> vom Amtsgericht<br />

Essen zu Mitgliedern des Aufsichtsrats bestellt.<br />

Herr Dr. e.h. Achim Middelschulte ist mit<br />

Wirkung zum 30. Juni <strong>2005</strong> aus dem Vorstand<br />

ausgeschieden. Der Aufsichtsrat dankt ihm für<br />

sein engagiertes Wirken und seinen großen<br />

Einsatz für das Unternehmen. Während seiner<br />

20-jährigen Mitgliedschaft im Vorstand war Herr<br />

Dr. Middelschulte für das Ressort Personalwesen<br />

zuständig und übte zugleich die Funktion des<br />

Arbeitsdirektors aus. Als sein Nachfolger wurde<br />

mit Wirkung zum 1. Juli <strong>2005</strong> Herr Christoph<br />

Dänzer-Vanotti berufen.<br />

Der Aufsichtsrat spricht dem Vorstand und allen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre im<br />

Geschäftsjahr <strong>2005</strong> geleistete Arbeit Dank und<br />

Anerkennung aus.<br />

Essen, im März 2006<br />

Der Aufsichtsrat<br />

Dr. Wulf H. Bernotat<br />

Vorsitzender<br />

57


60 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>*<br />

Primärenergieverbrauch in Deutschland<br />

in Mio t OE<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1) vorläufig<br />

Geschäftsverlauf und Umfeld<br />

Weiterhin schwaches Wirtschaftswachstum<br />

<strong>2005</strong> nahm die gesamtwirtschaftliche Produktion<br />

in Deutschland nur um knapp 0,9 Prozent zu.<br />

Wachstumsträger war weiterhin die Auslandsnachfrage<br />

dank einer erneut kräftig wachsenden<br />

Weltwirtschaft. Im Inland beschleunigte sich<br />

zwar der Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen;<br />

der private Verbrauch belebte sich aber nicht.<br />

Ursachen waren die schlechte Lage auf dem<br />

Arbeitsmarkt und die stark gestiegenen Energiepreise:<br />

Die Zahl der registrierten Arbeitslosen<br />

stieg im Jahresdurchschnitt um rund eine halbe<br />

Million auf etwa 4,9 Mio. Der Rückgang der<br />

saisonbereinigten Arbeitslosenzahl seit dem Frühjahr<br />

<strong>2005</strong> lässt aber hoffen, dass der Höhepunkt<br />

der Arbeitslosigkeit <strong>2005</strong> überschritten wurde.<br />

1996 2001 2002 2003 2004 <strong>2005</strong><br />

352,2 349,2 342,5 345,2 344,6 340,1 1)<br />

Erdgasaufkommen in Deutschland <strong>2005</strong><br />

Gesamtvolumen: 103 Mrd m 3<br />

Niederlande 20%<br />

20,5 Mrd m 3<br />

Inland 15%<br />

16 Mrd m 3<br />

Dänemark/ 6%<br />

Großbritannien<br />

6,5 Mrd m 3<br />

* Stichtag 31. Januar 2006<br />

Sonstige<br />

Kernenergie<br />

Mineralöl<br />

Braunkohle<br />

Steinkohle<br />

Erdgas<br />

34% Russland<br />

34,5 Mrd m 3<br />

25% Norwegen<br />

25,5 Mrd m 3<br />

Energieverbrauch Der Primärenergieverbrauch<br />

(PEV) in Deutschland ging <strong>2005</strong> bei hohem Energiepreisniveau<br />

und gedämpfter wirtschaftlicher<br />

Entwicklung um 1 Prozent auf rund 340 Millionen<br />

Tonnen Öleinheiten (Mio t OE) zurück. Vom Rückgang<br />

betroffen waren insbesondere das Mineralöl,<br />

die Steinkohle und die Braunkohle. Demgegenüber<br />

hat der Erdgasverbrauch wieder das Vorjahresniveau<br />

von 77,3 Mio t OE, rund 995 Mrd Kilowattstunden<br />

(kWh), erreicht. Dies entspricht temperaturbereinigt<br />

einem geringfügigen Zuwachs<br />

um rund 0,3 Prozent. Der Erdgasanteil am PEV<br />

stieg leicht auf 22,7 Prozent.<br />

Politische Rahmenbedingungen Im Berichtsjahr<br />

wurde das Energiewirtschaftsgesetz zur<br />

Umsetzung der EU-Binnenmarktrichtlinien Erdgas<br />

und Elektrizität novelliert. Damit wurde ein<br />

grundlegend veränderter Ordnungsrahmen für die<br />

Erdgasbranche geschaffen. Das Gesetz trat am<br />

13. Juli <strong>2005</strong> in Kraft, die ergänzenden Verordnungen<br />

für Netzzugang und Netzentgelte bei Strom<br />

und Gas am 29. Juli <strong>2005</strong>. Wesentliche Neuregelungen<br />

betreffen die Verpflichtung zur rechtlichen<br />

und organisatorischen Entflechtung der Energieversorgungsunternehmen<br />

sowie die Regulierung<br />

von Netzanschluss und Netzzugang. Zudem<br />

wurden zahlreiche Berichtspflichten für die Unternehmen<br />

festgelegt. Gleichzeitig nahm die Bundesnetzagentur<br />

für Elektrizität, Gas, Telekommunikation,<br />

Post und Eisenbahnen in Bonn (bisherige<br />

Regulierungsbehörde für Telekommunikation<br />

und Post) als zuständige Regulierungsbehörde<br />

ihre Arbeit auf.<br />

Das neue Energiewirtschaftsgesetz sieht im<br />

ersten Schritt grundsätzlich eine Genehmigungspflicht<br />

für alle Netzzugangsentgelte vor (Übergangsfrist<br />

im Strombereich 3 Monate, im<br />

Gasbereich 6 Monate). Später soll eine „Anreizregulierung“<br />

eingeführt werden. Die Bundesnetzagentur<br />

will dazu bis zum 1. Juli 2006 einen<br />

Bericht vorlegen.<br />

Von der Entgeltgenehmigungspflicht ausgenommen<br />

sind die Unternehmen der überregionalen<br />

Ferngasstufe, die bestehendem oder potenziellem<br />

Leitungswettbewerb unterliegen. Diese<br />

Unternehmen können ihre Entgelte weiterhin auf<br />

Vergleichsmarktbasis bilden, müssen dies aber<br />

der Bundesnetzagentur anzeigen und die in der<br />

Verordnung genannten Voraussetzungen für die<br />

Feststellung von bestehendem oder potenziellem<br />

Leitungswettbewerb nachweisen. E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

Transport hat diese Anzeige fristgerecht Anfang<br />

Januar bei der Bundesnetzagentur gestellt.


Neben der Bundesnetzagentur können auch Bundesländer<br />

Regulierungsaufgaben wahrnehmen.<br />

Dafür haben sich zehn von 16 Bundesländern entschieden,<br />

die damit für Netzbetreiber zuständig<br />

sind, an deren Netze maximal 100.000 Kunden<br />

angeschlossen sind.<br />

Gemäß Gasnetzzugangsverordnung müssen<br />

Unternehmen der überregionalen und regionalen<br />

Ferngasstufe den Netzzugang auf Basis einer<br />

Entry/Exit-Systematik anbieten. Umfangreiche<br />

Pflichten regeln die Kooperation der Netzbetreiber.<br />

Unter anderem müssen Netzbetreiber ihre<br />

Zusammenarbeit untereinander so gestalten,<br />

dass Transportkunden bei betreiberübergreifendem<br />

Netzzugang nur jeweils einen Ein- und<br />

einen Ausspeisevertrag abschließen müssen.<br />

Die Umsetzungsfrist endet am 1. Februar 2006.<br />

Am 31. Januar 2006 hat die Bundesnetzagentur<br />

Vorschläge für den Netzzugang bei Gas vorgestellt,<br />

die die Voraussetzungen für einen intensiveren<br />

Wettbewerb auf dem deutschen Gasmarkt<br />

schaffen und damit die Regelungen des Energiewirtschaftsgesetzes<br />

und der Gasnetzzugangsverordnung<br />

umsetzen. Die vorgestellten Regelungen<br />

stellen eine ausgewogene Lösung zwischen<br />

den Wettbewerbsanforderungen und einer effizienten<br />

Nutzung der Gasnetze dar, ohne dass es<br />

zu einer Beeinträchtigung der Versorgungssicherheit<br />

kommt. Aus Sicht von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> sind die<br />

vorgestellten Eckpunkte zum Netzzugangsmodell<br />

ein Quantensprung in der Vereinfachung des<br />

Netzzugangs, mit dem man dem Ziel, dass Haushaltskunden<br />

ihren Lieferanten frei wählen können,<br />

einen großen Schritt näher gekommen ist.<br />

Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Fortschrittsbericht der EU-Generaldirektion<br />

Energie <strong>2005</strong> hat die EU-Kommission weitere<br />

Regulierungsmaßnahmen vorbereitet. Im Fortschrittsbericht<br />

der Generaldirektion Energie<br />

zum Stand der Energiebinnenmarktentwicklung<br />

werden die nationale Ausrichtung der Energiemärkte<br />

sowie die dominierenden Marktanteile der<br />

jeweils größten nationalen Unternehmen kritisiert.<br />

Außerdem wird der Erwerb von Beteiligungen in<br />

anderen EU-Mitgliedstaaten durch diese Unternehmen<br />

beklagt und eine wirksamere Umsetzung<br />

der EU-Binnenmarktrichtlinie Gas gefordert. Die<br />

Generaldirektion Wettbewerb der EU-Kommission<br />

führte im Sommer <strong>2005</strong> eine wettbewerbsrechtliche<br />

Untersuchung (Sector Inquiry) der Stromund<br />

Gasmärkte in der Europäischen Union durch.<br />

Insgesamt wurden im Gassektor europaweit bei<br />

über 3.000 Unternehmen Verträge und Daten<br />

abgefragt. Im ersten Zwischenbericht kritisiert die<br />

Generaldirektion Wettbewerb die hohe Marktkonzentration,<br />

mangelnde Liquidität im Markt und<br />

unzureichende Entflechtung. Am 16. Februar 2006<br />

plant die Kommission, Ergebnisse der ersten<br />

Untersuchungsphase zu präsentieren. Daran<br />

schließen sich öffentliche Konsultationen an, aus<br />

denen sich konkrete Maßnahmen ergeben können.<br />

Der Endbericht wird für Ende 2006 erwartet.<br />

Am 28. September <strong>2005</strong> wurde die Verordnung<br />

über die Bedingungen für den Zugang zu den<br />

Erdgasfernleitungsnetzen im EU-Amtsblatt veröffentlicht.<br />

Die Verordnung ist ab dem 1. Juli 2006<br />

geltendes Recht. Die Verordnung enthält EU-weit<br />

gültige Vorgaben für die nationalen Netzzugangssysteme.<br />

In einem EU-Ausschussverfahren<br />

(Komitologieverfahren) können ab 1. Juli 2007<br />

unter Beteiligung der Mitgliedstaaten und der<br />

EU-Kommission die Leitlinien zu Dienstleistungen<br />

für den Netzzugang, Kapazitätsmechanismen,<br />

Engpassmanagement sowie Transparenzanforderungen<br />

geändert werden.<br />

Standards für Speicherbetreiber Am 18. März<br />

<strong>2005</strong> wurden im Rahmen des Madrid-Forums<br />

„Guidelines for Good Practice for Storage System<br />

Operators” beschlossen. Damit wurde ein „Industriestandard“<br />

für Speicherbetreiber formuliert,<br />

der von den Speicherbetreibern auf freiwilliger<br />

Basis umgesetzt werden soll. Inhalt der Leitlinien<br />

sind vor allem höhere Anforderungen an Transparenz,<br />

Mechanismen der Preisbestimmung von<br />

Speicherprodukten und die Definition von Speicherprodukten<br />

im Primärmarkt. Die europäische<br />

Regulatorenvereinigung ERGEG hat in ihrem am<br />

9. Dezember <strong>2005</strong> veröffentlichten endgültigen<br />

61


62 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Kumuliertes Temperaturmittel im Jahresverlauf<br />

in °C<br />

+ 12<br />

+ 10<br />

+ 8<br />

+ 6<br />

+ 4<br />

+ 2<br />

0<br />

– 2<br />

– 4<br />

1. Jan 1. Feb 1. Mrz 1. Apr 1. Mai 1. Jun 1. Jul 1. Aug 1. Sep 1. Okt 1. Nov 1. Dez 1. Jan<br />

��� effektiv <strong>2005</strong><br />

��� effektiv 2004<br />

��� langjähriges Mittel 1969/70 – 1998/99<br />

Monitoringbericht deutliche Fortschritte bei der<br />

Umsetzung der Leitlinien festgestellt und damit<br />

verbunden verbesserte Bedingungen für den<br />

Speicherzugang. Dennoch stellt ERGEG die Leitlinien<br />

teilweise in Frage und fordert die EU-<br />

Kommission zu weitergehenden Maßnahmen auf.<br />

Der nächste Monitoringbericht ist für Mai 2006<br />

vorgesehen.<br />

Verfahren des Bundeskartellamts in Sachen<br />

langfristige Gaslieferverträge In dem Verfahren<br />

des Bundeskartellamtes gegen die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

<strong>AG</strong> und andere Import- und Ferngasgesellschaften<br />

geht es im Kern um die Frage der kartellrechtlichen<br />

Zulässigkeit langfristiger Gaslieferverträge<br />

mit Weiterverteilern, wie sie im deutschen Erdgasmarkt<br />

bei der Belieferung dieser Unternehmen<br />

seit Beginn der Erdgaswirtschaft üblich sind. Das<br />

Bundeskartellamt hat in dem Verfahren die Auffassung<br />

vertreten, dass die langfristigen Gaslieferverträge<br />

mit ihren in der Regel hohen Bedarfsdeckungsquoten<br />

zu einer mit dem Kartellrecht<br />

nicht zu vereinbarenden Marktabschottung führen.<br />

Außerdem sollte ein Lieferant, der einen Kunden<br />

bereits mit einer Teilmenge beliefert, nach Auffassung<br />

des Amtes vom Wettbewerb um weitere<br />

Mengen ausgeschlossen werden, wenn sich daraus<br />

auch nur zeitweise eine Überschreitung der<br />

vom Bundeskartellamt für zulässig erachteten<br />

Laufzeit- und Deckungsgrad-Kombination ergeben<br />

würde (sog. Wettbewerbsbeteiligungsverbot).<br />

Zur Gewährung eines angemessenen Bestandsschutzes<br />

für die Altverträge von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

hat sich das Amt nicht bereit erklärt.<br />

Auf Basis dieser Forderungen des Bundeskartellamts<br />

war für E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> und für andere vom<br />

Verfahren betroffene Unternehmen eine Einigung<br />

mit dem Amt nicht möglich. E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hält<br />

die Vorstellungen des Bundeskartellamts für nicht<br />

zutreffend: Der deutsche Gasmarkt ist nicht abgeschottet.<br />

Erhebliche Erdgasmengen stehen im<br />

Wettbewerb. Für Wettbewerber besteht ein hohes<br />

Marktzutrittsvolumen, das in naher Zukunft noch<br />

stark wachsen wird. Das Bundeskartellamt verkennt<br />

außerdem die negativen Wirkungen, die<br />

sich vor dem Hintergrund der hohen Importabhängigkeit<br />

Deutschlands aus seinen Vorstellungen für<br />

die Sicherheit und Preiswürdigkeit der Versorgung<br />

mit Erdgas ergeben. Die erzwungene Zersplitterung<br />

der Nachfrage gegenüber einem weiter an<br />

Marktmacht gewinnenden Produzentenoligopol<br />

kann kein Beitrag zu einer angemessenen Versorgungssicherheit<br />

sein. Letztlich stellt das Konzept<br />

des Bundeskartellamts keine wettbewerbsfördernde<br />

Maßnahme dar. Es behindert vielmehr den<br />

Wettbewerb, indem es den Hauptlieferanten<br />

vom Wettbewerb um die Restmenge ausschließt,<br />

selbst wenn der Hauptlieferant der günstigste<br />

Anbieter ist, und stellt einen unzulässigen Eingriff<br />

in die Vertragsfreiheit dar.


Nach dem Scheitern einer Verständigung mit<br />

dem Bundeskartellamt ist E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> eine freiwillige<br />

Selbstverpflichtung eingegangen: E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> orientiert sich bei neuen Lieferverträgen<br />

an den vom Bundeskartellamt aufgestellten<br />

Grundsätzen für Neuverträge hinsichtlich Absatzdeckung<br />

und Laufzeit. Nicht akzeptiert wird<br />

aber der Ausschluss vom Wettbewerb um Restmengen.<br />

Für bestehende Verträge bietet E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> eine Übergangsregelung an, die den<br />

Vertrauensschutz angemessen berücksichtigt.<br />

Obwohl E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> der Auffassung ist, dass<br />

die bestehenden Verträge Bestandsschutz haben,<br />

werden Änderungen zugestanden: Kunden erhalten<br />

bei bestehenden Verträgen, die heute mehr<br />

als 50 Prozent des Absatzes des Kunden decken,<br />

das Recht, die Mengen auf 50 Prozent ihres Absatzes<br />

mit Wirkung ab Herbst 2006 oder Herbst<br />

2007 zu reduzieren. Zum 1. Oktober 2008 sollen<br />

die heute bestehenden Verträge enden.<br />

Trotz der freiwilligen Selbstverpflichtung der<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hatte das Bundeskartellamt<br />

angekündigt, gegen E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> eine „Grundsatzentscheidung“<br />

zu erlassen.<br />

Mit Verfügung vom 13. Januar 2006 hat das<br />

Bundeskartellamt E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> die Praktizierung<br />

bestimmter Mengen- und Laufzeitkombinationen<br />

bestehender langfristiger Gaslieferverträge mit<br />

regionalen und lokalen Gasweiterverteilern sowie<br />

den Abschluss gleicher oder gleichartiger Verträge<br />

untersagt.<br />

Diese unterschiedlichen Rechtsauffassungen –<br />

die Grundsatzfragen der Vertrags- und Wettbewerbsfreiheit<br />

sowie der Versorgungssicherheit<br />

berühren – können abschließend nur durch die<br />

Gerichte geklärt werden. E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hat neben<br />

der Beschwerde gegen die Verfügung beim<br />

OLG Düsseldorf einen Eilantrag gestellt, um die<br />

sofortige Vollziehung der Verfügung zu verhindern.<br />

Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Upstream-Geschäft ausgebaut Der E.<strong>ON</strong>-<br />

Konzern verfolgt das strategische Ziel, langfristig<br />

bis zu 20 Prozent des Gasbedarfs aus eigener<br />

Produktion zu decken. Dadurch soll zugleich die<br />

Versorgungssicherheit erhöht und die eigene<br />

Position bei der Gasbeschaffung gestärkt werden.<br />

Im Berichtsjahr wurden wichtige Schritte im<br />

Upstream-Geschäft gemacht:<br />

Im Juni erwarb E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Norge AS von<br />

der britischen Öl- und Gasgesellschaft Paladin<br />

Resources plc. einen 15-prozentigen Anteil<br />

am Njord-Feld und stockte damit seinen Anteil<br />

auf 30 Prozent auf. Der Kaufpreis betrug rund<br />

75 Mio €. Das Njord-Feld ist ein Öl- und Gasvorkommen<br />

in der Haltenbank-Region in der<br />

Norwegischen See. Die Gasproduktion soll Ende<br />

2007 beginnen. Neben ihrem Anteil an der Ölproduktion<br />

wird E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> rund 600 Mio m 3<br />

Erdgas jährlich aus diesem Feld gewinnen.<br />

Im November erwarb E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> das britische<br />

Unternehmen Caledonia Oil and Gas Limited<br />

(COGL) für rund 690 Mio € inklusive der Finanzschulden.<br />

Die Gasfördergesellschaft hält Beteiligungen<br />

an insgesamt 15 Gasfeldern in der<br />

südlichen britischen Nordsee. Neben den Feldesbeteiligungen<br />

hält COGL auch 100 Prozent an der<br />

Gashandelsgesellschaft Caledonia Energy Trading<br />

Limited (CETL) und Beteiligungen an zwei Pipelinesystemen<br />

in der Nähe der Gasfelder für den<br />

Transport an die Küste des UK. COGL wurde in<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> UK North Sea Limited umfirmiert.<br />

Infrastrukturprojekte: Gewinn an Effizienz<br />

und Versorgungssicherheit Als weiterer Schritt<br />

einer engeren Zusammenarbeit zwischen OAO<br />

Gazprom und E.<strong>ON</strong> <strong>AG</strong> wurde im September die<br />

Grundsatzvereinbarung zum Bau der Nordeuropäischen<br />

Gasleitung (NEGP) in Berlin unterzeichnet.<br />

Weiterer Partner im Projekt ist die BASF <strong>AG</strong>.<br />

Die NEGP wird die russische Ostseeküste bei der<br />

Stadt Vyborg mit der deutschen Ostseeküste<br />

verbinden. Vorläufig wurde die Region Greifswald<br />

als Anlandepunkt vorgesehen. Die Leitung wird<br />

insgesamt mehr als 1.200 km lang sein.<br />

Die NEGP soll 2010 in Betrieb gehen, wobei<br />

laut Plan zunächst ein Leitungsstrang mit einer<br />

Transportkapazität von rund 27,5 Mrd m 3 Erdgas<br />

pro Jahr realisiert werden soll. Das Projekt sieht<br />

den Bau eines zweiten Leitungsstranges und<br />

dadurch die Verdoppelung der Transportkapazität<br />

auf rund 55 Mrd m 3 Erdgas pro Jahr vor. Die<br />

63


64 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Gesamtabsatz und Umsatzerlöse der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

in Mrd kWh Mrd €<br />

800 16<br />

700 14<br />

600 12<br />

500 10<br />

400 8<br />

300 6<br />

200 4<br />

100 2<br />

0 0<br />

1996 2001 2002 2003 2004 <strong>2005</strong><br />

� Gesamtabsatz<br />

in Mrd kWh 637,8 601,3 611,6 617,4** 641,4** 690,2**<br />

� Umsatzerlöse*<br />

in Mrd € 6,7 11,8 10,5 12,1 12,8 16,9<br />

* einschl. Erdgassteuer; 2003 Pro-forma-Wert<br />

** E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hat die Berichterstattung über den Gasabsatz wegen der im Rahmen des Unbundling erfolgten Ausgliederung des Transportgeschäfts<br />

auf E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Transport geändert. Für Dritte transportierte Gasmengen wurden aus dem Gasabsatz herausgerechnet.<br />

Gesamtinvestition beträgt bei zwei Leitungssträngen<br />

über 4 Mrd €. Gazprom hat mit dem Bau<br />

der Onshore-Verbindungsleitung in Russland<br />

bereits im Dezember <strong>2005</strong> begonnen.<br />

Den Anteil am Interconnector, der Gasleitung,<br />

die das englische Bacton mit Zeebrügge in<br />

Belgien verbindet, hat E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>2005</strong> auf<br />

über 23 Prozent aufgestockt. E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

hält damit den zweitgrößten Kapitalanteil.<br />

Planungen für Einstieg ins LNG-Geschäft<br />

konkretisiert Um den Gasbezug des E.<strong>ON</strong>-<br />

Konzerns auf eine noch breitere Basis stellen zu<br />

können, prüft E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> den Einstieg in den<br />

Import von verflüssigtem Erdgas (LNG = Liquefied<br />

Natural Gas). <strong>2005</strong> wurde mit der Planung des<br />

ersten deutschen Anlande- und Regasifizierungsterminals<br />

für verflüssigtes Erdgas begonnen. Da<br />

der Gasbedarf in Europa steigt, die europäische<br />

Erdgasförderung aber rückläufig ist, gewinnt<br />

LNG für die Versorgung Europas zunehmend an<br />

Bedeutung.<br />

Mit der Mehrheitsbeteiligung an der Deutschen<br />

Flüssigerdgas Terminal Gesellschaft verfügt<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> über einen geeigneten Standort in<br />

Wilhelmshaven an der deutschen Nordseeküste.<br />

Im Terminal Wilhelmshaven soll verflüssigtes<br />

Erdgas, das per Schiff angeliefert wird, wieder in<br />

seinen gasförmigen Zustand zurückversetzt und<br />

in das deutsche Fernleitungsnetz eingespeist werden.<br />

Auf diesem Weg könnten nach Fertigstellung<br />

jährlich bis zu 5 Mrd m 3 Erdgas zusätzlich bezogen<br />

werden; für weitere 5 Mrd m 3 Erdgas besteht bei<br />

Bedarf Flexibilität. Zunächst werden im Rahmen<br />

einer Machbarkeitsstudie die technischen und<br />

wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Errichtung<br />

der Anlage geprüft. Nach ersten Berechnungen<br />

würden die Investitionen rund 500 Mio €<br />

betragen. Mögliche LNG-Lieferquellen für Europa<br />

sind der Nahe Osten sowie West- und Nordafrika.<br />

Bislang wird LNG aus diesen Regionen hauptsächlich<br />

nach Japan, Korea, Australien, in die USA<br />

sowie in Länder des Mittelmeerraums geliefert.<br />

Expansion in Europa fortgesetzt Das Ziel,<br />

die Marktposition in Mittel- und Osteuropa auszubauen,<br />

hat E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> im Juni <strong>2005</strong> durch<br />

die Akquisition des rumänischen Gasversorgers<br />

DistriGaz Nord erfolgreich weiterverfolgt. Für<br />

125 Mio € erwarb E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> eine 30-prozentige<br />

Beteiligung an DistriGaz Nord und hat im<br />

Zuge einer gleichzeitigen Kapitalerhöhung um<br />

178 Mio € ihren Anteil auf 51 Prozent vergrößert.


In Italien beteiligt sich E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> an einem<br />

Projekt, bei dem mehrere E.<strong>ON</strong>-Konzernunternehmen<br />

zusammenarbeiten: E.<strong>ON</strong> baut in Livorno<br />

Ferraris bei Turin ein modernes und umweltschonendes<br />

Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Kraftwerk<br />

und erschließt sich damit den Zugang zum italienischen<br />

Strommarkt. Die Investition für die Anlage<br />

beträgt rund 400 Mio €. Das Kraftwerk soll bereits<br />

Ende 2007 in Betrieb gehen und setzt mit einem<br />

Wirkungsgrad von 58 Prozent und seiner Umweltverträglichkeit<br />

neue Maßstäbe. Die Anlage hat<br />

eine Leistung von 800 Megawatt. Das Erdgas für<br />

die Stromproduktion wird E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> liefern.<br />

<strong>Ruhrgas</strong> Industries veräußert Bereits im<br />

Geschäftsjahr 2004 war beschlossen worden,<br />

einen Verkaufsprozess für <strong>Ruhrgas</strong> Industries<br />

einzuleiten, da dieses Unternehmen nicht zum<br />

Kerngeschäft des E.<strong>ON</strong>-Konzerns zählte. Im<br />

September <strong>2005</strong> wurde die Veräußerung von<br />

<strong>Ruhrgas</strong> Industries an das europäische Beteiligungsunternehmen<br />

CVC Capital Partners<br />

vollzogen. Das Transaktionsvolumen betrug<br />

rund 1,5 Mrd €.<br />

Zum Geschäftsverlauf <strong>2005</strong> war für die E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> ein schwieriges, aber insgesamt<br />

erfolgreiches Geschäftsjahr. Der Erdgasabsatz<br />

stieg um 8 Prozent und erreichte damit einen<br />

neuen Rekordwert. Auch der Umsatz lag auf<br />

einem neuen Höchststand. Das Ergebnis lag<br />

leicht über dem Wert von 2004.<br />

Der Absatz der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> erhöhte sich<br />

<strong>2005</strong> im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf<br />

690 Mrd kWh. Wesentlichen Anteil am Mengenwachstum<br />

hatte das Geschäft im Ausland: Der<br />

Erdgasabsatz außerhalb Deutschlands stieg um<br />

54 Prozent; in Deutschland lagen die Verkäufe auf<br />

dem Niveau des Vorjahres. Neben der bereits im<br />

Oktober 2004 aufgenommenen Belieferung von<br />

E.<strong>ON</strong> UK trugen Lieferungen an neue Kunden<br />

in Frankreich, Dänemark und Italien zur positiven<br />

Entwicklung des Auslandsgeschäfts bei.<br />

Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Entsprechend der verbesserten Absatzsituation<br />

in Verbindung mit höheren durchschnittlichen Verkaufspreisen<br />

legte der Umsatz der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

<strong>AG</strong> um 32 Prozent auf 16,9 Mrd € zu. Wesentlichen<br />

Einfluss auf das Ergebnis nahm <strong>2005</strong> die<br />

Entwicklung des Ölpreises: Naturkatastrophen<br />

und durch diese verursachte Schäden an Ölförderanlagen<br />

trieben den Ölpreis auf Rekordwerte.<br />

Die Preise für leichtes Heizöl in Deutschland verteuerten<br />

sich in der Spitze um knapp 50 Prozent,<br />

schweres Heizöl war 72 Prozent teurer. Aufgrund<br />

der Wettbewerbsbindung der Gaspreise an die<br />

Heizölpreise erhöhten sich auch die Bezugskosten<br />

für Erdgas im Jahresverlauf erheblich. Da die<br />

Verkaufspreise den Einkaufspreisen zeitlich nachgelagert<br />

folgten, wurde das Ergebnis erheblich<br />

belastet. Das <strong>2005</strong> im Erdgashandelsgeschäft in<br />

Deutschland erzielte Ergebnis lag daher deutlich<br />

unterhalb des Vorjahreswerts.<br />

Die Zahl der Mitarbeiter der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

betrug zum Ende des Berichtsjahres 2.495 im<br />

Vergleich zu 2.502 Beschäftigten Ende 2004. ¯<br />

Kennzahlen der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Basis 1980 = 100<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

1980 1985 1990 1995 2000 <strong>2005</strong><br />

��� Leitungsnetz in km 11.273<br />

��� Gasabsatz in Mrd kWh 690,2<br />

��� Mitarbeiter 2.495<br />

65


66 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Vertrieb/Marketing:<br />

Absatzrekord durch starkes Auslandsgeschäft<br />

Den deutschen Erdgasmarkt kennzeichnete<br />

auch <strong>2005</strong> eine hohe Wettbewerbsintensität.<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> behauptete sich gegen in- und<br />

ausländische Wettbewerber erfolgreich und<br />

verteidigte seine führende Marktposition. Im Berichtszeitraum<br />

setzte E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> 690 Mrd kWh<br />

Gas ab; das waren rund 49 Mrd kWh oder 8 Prozent<br />

mehr als im Vorjahr. Die Absatzsteigerung<br />

geht insbesondere auf das erfolgreiche Auslandsgeschäft<br />

zurück sowie auf wettbewerbsfähige<br />

Preise und marktgerechte Dienstleistungen für<br />

die Kunden der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>.<br />

Im Industriemarkt hielt E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> ihre Kunden<br />

weit überwiegend und gewann neue Kunden<br />

hinzu. Im Kraftwerksbereich war im Berichtszeitraum<br />

eine starke Nachfrage nach Gaslieferungen<br />

für neue Kraftwerksprojekte zu verzeichnen. An<br />

Kunden im Ausland lieferte die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

im Berichtsjahr 135 Mrd kWh Gas. Das Absatzplus<br />

von 54 Prozent gegenüber 2004 resultierte<br />

in erster Linie aus gestiegenen Lieferungen nach<br />

Großbritannien, in die Niederlande sowie nach<br />

Belgien und Italien. In Schweden wurde die Belieferung<br />

der E.<strong>ON</strong> Nordic aufgenommen. Die Lieferungen<br />

nach Frankreich und Dänemark wurden<br />

weiter ausgebaut. Nach Frankreich erfolgten zu<br />

Beginn des Jahres kurzfristige Aushilfslieferungen<br />

an Gaz de France. In den Niederlanden wurde der<br />

erste Liefervertrag mit einem Industriekunden<br />

abgeschlossen.<br />

Gesamtgasabsatz der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> nach Kundengruppen<br />

in Mrd kWh<br />

600<br />

525<br />

450<br />

375<br />

300<br />

225<br />

150<br />

75<br />

0<br />

alte Absatzdefinition neue Absatzdefinition*<br />

Industrie<br />

Stadtwerke<br />

Ferngasgesellschaften<br />

Der Anteil des Auslandsabsatzes am Gesamtabsatz<br />

der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> erhöhte sich von 14 Prozent<br />

im Jahr 2004 auf 20 Prozent. Insgesamt<br />

belieferte E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Kunden in 13 Ländern.<br />

Der höchste Tagesabsatz ist am 2. März <strong>2005</strong> mit<br />

3,1 Mrd kWh bei einer Tagesdurchschnittstemperatur<br />

von –5,6°C erzielt worden. Er lag um fast<br />

7,5 Prozent über dem Spitzenwert des Jahres<br />

2004, der bei –3,8°C erreicht wurde. Die Kunden<br />

der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> wurden im Geschäftsjahr<br />

jederzeit bedarfsgerecht beliefert.<br />

Gaspreisentwicklung <strong>2005</strong> Das weltweit<br />

stark gestiegene Energiepreisniveau schlug sich<br />

im Berichtsjahr in den europäischen Marktpreisen<br />

für Energieträger nieder und bestimmte somit<br />

auch die Verkaufspreise der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>,<br />

da Erdgaspreise Marktpreise sind, die sich im<br />

Wettbewerb zu Konkurrenzenergien bilden. Im<br />

Vergleich zur Entwicklung der Ölpreise im Jahr<br />

<strong>2005</strong> – der Preis für leichtes Heizöl stieg um<br />

47 Prozent, schweres Heizöl war über 70 Prozent<br />

teurer – waren die Preissteigerungen beim Erdgas<br />

jedoch moderater. Auch im Vergleich zur<br />

Preisentwicklung an den Erdgas-Spotmärkten,<br />

die erneut durch hohe Volatilität gekennzeichnet<br />

waren, wiesen die langfristig vereinbarten, ölpreisgebundenen<br />

Gaspreise deutlich geringere<br />

Schwankungen auf.<br />

1996 2001 2002 2003 2003 2004 <strong>2005</strong><br />

637,8 601,3 611,6 639,5 617,4 641,4 690,2<br />

* E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hat die Berichterstattung über den Gasabsatz wegen der im Rahmen des Unbundling erfolgten Ausgliederung des Transportgeschäfts<br />

auf E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Transport geändert. Für Dritte transportierte Gasmengen wurden aus dem Gasabsatz herausgerechnet.<br />

Industrie (Inland)<br />

Ortsgasunternehmen<br />

Ferngasunternehmen<br />

Verkauf<br />

im Ausland


Die steigenden Erdgaspreise haben bei den<br />

Endverbrauchern zu scharfen Preisdiskussionen<br />

bis hin zu Gerichtsverfahren geführt. Auch von<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> belieferte Kunden waren betroffen.<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> bemüht sich gemeinsam mit ihren<br />

Kunden, die Preisentwicklung so moderat wie<br />

möglich zu gestalten. Allerdings kann man sich<br />

von der internationalen Entwicklung der Preise für<br />

Energieträger nicht abkoppeln. E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

selbst profitierte nicht von diesen Gaspreiserhöhungen;<br />

im Jahr <strong>2005</strong> sind die Erdgaseinkaufspreise<br />

dem Heizölpreisniveau schneller gefolgt<br />

als die Verkaufspreise.<br />

Erdgas als Heizenergie weiter gefragt <strong>2005</strong><br />

setzte sich der Trend zum Erdgas als moderner<br />

und umweltschonender Heizenergie fort: Bei den<br />

im Berichtsjahr zum Bau genehmigten neuen<br />

Wohnungen lag der Erdgasanteil mit rund 75 Prozent<br />

erneut auf dem hohen Niveau des Vorjahres.<br />

Insgesamt wurden Ende <strong>2005</strong> rund 48 Prozent der<br />

deutschen Wohnungen mit Erdgas beheizt. Erdgas<br />

konnte damit seine führende Position auf dem<br />

Wärmemarkt weiter ausbauen.<br />

Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Neue Produktimage-Kampagne Im Juni <strong>2005</strong><br />

startete E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> unter dem Slogan „Menschen<br />

brauchen Wärme“ die neu entwickelte<br />

Produktimage-Kampagne für Erdgas. Die Kampagne<br />

zeigt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> als authentische und glaubwürdige<br />

Testimonials im Umfeld verschiedener Erdgasanwendungen.<br />

Daneben werden bekannte Sportler<br />

wie die Biathletinnen Kati Wilhelm und Katrin Apel<br />

gezeigt und es wird erstmals eine starke Vernetzung<br />

zum Sportmarketing geschaffen. Seit Herbst<br />

<strong>2005</strong> wird die Produktimage-Kampagne auch von<br />

einer Reihe von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Kunden mit deren<br />

Logos in den lokalen Märkten verwendet.<br />

Sponsoring von Sport und Kultur Auch <strong>2005</strong><br />

engagierte E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> sich als Sponsor in den<br />

Wintersportarten Biathlon und Skispringen. Zur<br />

Vierschanzen-Tournee war E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> als einer<br />

der Hauptsponsoren präsent. Bei den Weltcups<br />

im Biathlon und im Skispringen war E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

ebenfalls als Werbepartner vertreten.<br />

Im Dezember <strong>2005</strong> wurde der von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

ausgelobte Deutsche Architekturpreis an die in<br />

London arbeitende Architektin Zaha Hadid verliehen.<br />

Sie erhielt den Preis zusammen mit Patrik<br />

Schumacher für das Zentralgebäude des BMW-<br />

Werkes in Leipzig. Die hochkarätig besetzte Jury<br />

lobte das Gebäude als „völlig neuen Typus der Industriearchitektur“.<br />

Der Deutsche Architekturpreis<br />

wird seit 1971 alle zwei Jahre von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

unter der Schirmherrschaft der Bundesarchitektenkammer<br />

vergeben.<br />

Entwicklung des höchsten Tagesabsatzes<br />

der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

in Mrd kWh<br />

3,2<br />

2,8<br />

2,4<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

alte Absatzdefinition<br />

neue Absatzdefinition*<br />

07.02. 15.12. 11.12. 09.01. 09.01. 21.12. 02.03.<br />

1996 2001 2002 2003 2003 2004 <strong>2005</strong><br />

2,914 2,896 3,109 3,291 3,152 2,862 3,077<br />

* E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hat die Berichterstattung über den Gasabsatz wegen der im Rahmen des<br />

Unbundling erfolgten Ausgliederung des Transportgeschäfts auf E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Transport<br />

geändert. Für Dritte transportierte Gasmengen wurden aus dem Gasabsatz herausgerechnet.<br />

67


68 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Gasabsatz der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> <strong>2005</strong><br />

Höchster und niedrigster Tagesabsatz in Mrd kWh<br />

3,2<br />

2,8<br />

2,4<br />

2,0<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />

� Maximum 29.01. 28.02. 02.03. 10.04. 10.05. 08.06. 07.07. 23.08. 29.09. 19.10. 29.11. 01.12.<br />

in Mio kWh 2.976 3.062 3.077 2.000 1.892 1.519 1.280 1.293 1.603 2.101 2.906 2.863<br />

� Minimum 08.01. 12.02. 26.03. 30.04. 28.05. 19.06. 31.07. 06.08. 11.09. 09.10. 01.11. 25.12.<br />

in Mio kWh 2.185 2.331 1.663 1.135 891 945 886 979 876 1.340 1.543 2.269<br />

Klimaschutzerklärung des deutschen Gasfachs<br />

Reduktion der CO2-Emissionen in Haushalt und Gewerbe in Mio t/a<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004* 2012<br />

0 4,7 8,5 13,5 17,1 21,7 21,9 28,2 29,6 30,7 33,1 34,3 36,2 37,5 38,8 45,0<br />

* vorläufig<br />

Stand: Februar 2006<br />

Zahlen unter Berücksichtigung der Einsparungen von CO2-Äquivalenten durch Modernisierung der Graugussleitungen<br />

Vermarktung von Erdgas als Kraftstoff Für die<br />

Vermarktung von Erdgas als Kraftstoff bot E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> ihren weiterverteilenden Kunden breite<br />

Unterstützung: Händlerschulungen, Events zur<br />

Eröffnung von Tankstellen, Kommunikationsmittel<br />

und Dialogmarketing-Aktionen. Im Rahmen<br />

des 2004 gegründeten nationalen „Initiativkreis<br />

Erdgas als Kraftstoff“ hat E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> eine<br />

erfolgreiche Kooperation mit FIAT entwickelt und<br />

federführend umgesetzt. Insgesamt wurden<br />

<strong>2005</strong> rund 10.000 erdgasbetriebene Fahrzeuge<br />

neu zugelassen. Damit erhöhte sich der Bestand<br />

Ziel 45,0<br />

an Erdgasfahrzeugen in Deutschland auf etwa<br />

37.000 Fahrzeuge. Das Erdgas-Tankstellennetz<br />

wurde weiter verdichtet und auf bundesweit<br />

über 650 Tankstellen ausgebaut.<br />

Technische Kundenberatung Die vielfältigen<br />

Angebote der Industriekundenberatung wurden<br />

<strong>2005</strong> von den E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Kunden erneut<br />

stark nachgefragt. Fragestellungen zur Effizienzsteigerung<br />

und zu Umweltbelangen – hier unter<br />

anderem auch Unterstützungsleistungen zum<br />

Emissionsmanagement – standen im Vordergrund.<br />

So werden beispielsweise die von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

entwickelten IT-Produkte zum effizienten<br />

Management von kommunalen Liegenschaften<br />

inzwischen von einer Reihe von Kunden erfolgreich<br />

angewendet. ¯


Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Erdgasbeschaffung:<br />

„Pan-European Gas“ stärkt E.<strong>ON</strong>-Konzern<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> ist im E.<strong>ON</strong>-Konzern für die<br />

zentrale Gasbeschaffung zuständig und nahm<br />

diese Aufgabe im Geschäftsjahr <strong>2005</strong> erfolgreich<br />

wahr. E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hat die Erdgasversorgung<br />

des E.<strong>ON</strong>-Konzerns vertraglich langfristig gesichert.<br />

Um die Zusammenarbeit zwischen den<br />

Konzerngesellschaften weiter zu stärken, stockte<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>2005</strong> den Anteil am Interconnector<br />

auf, der Gasleitung, die das englische Bacton mit<br />

Zeebrügge in Belgien verbindet. Außerdem wurde<br />

auch das gaswirtschaftliche Engagement zur Versorgung<br />

des britischen Marktes weiter ausgebaut.<br />

Die wichtigsten Quellen: Russland und<br />

Norwegen Im Geschäftsjahr <strong>2005</strong> bezog die<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> insgesamt 686,1 Mrd kWh<br />

Erdgas von in- und ausländischen Produzenten. Im<br />

Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung<br />

von 6 Prozent. Wichtigste Lieferländer waren<br />

Russland und Norwegen mit einem Anteil von<br />

jeweils rund 28 Prozent. Die Niederlande trugen<br />

mit 20 Prozent, Großbritannien mit 5 Prozent und<br />

Dänemark mit 3 Prozent zum Aufkommen bei.<br />

Aus inländischer Förderung stammten 16 Prozent<br />

des E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Aufkommens.<br />

Langfristige Importverträge sichern Erdgasversorgung<br />

Rückgrat der Erdgasbeschaffung<br />

von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> sind langfristige Lieferverträge<br />

mit ihrem fairen Risikoausgleich zwischen<br />

Produzenten und Importeuren. Ergänzt werden<br />

sie durch kurzfristige Handelsgeschäfte, die ihren<br />

Schwerpunkt in Großbritannien haben und der<br />

Optimierung des Portfolios dienen.<br />

Mit langfristigen Importverträgen bietet E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> den Erdgasproduzenten die erforderliche<br />

Sicherheit und Perspektive für Investitionen in<br />

Milliardenhöhe, die notwendig sind, um Erdgasfelder<br />

zu erschließen und neue Infrastruktur zu<br />

schaffen. Gleichzeitig sind langfristige Importverträge<br />

für die Endkunden in Europa das Fundament<br />

für die langfristig sichere Versorgung mit Erdgas<br />

zu wettbewerbsfähigen Preisen.<br />

Langfristige Importverträge werden im Rahmen<br />

vertraglich festgelegter Regelungen kontinuierlich<br />

an veränderte Rahmenbedingungen angepasst.<br />

Im Berichtsjahr verhandelte E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

insbesondere mit norwegischen und deutschen<br />

Lieferanten über Preisstellungen sowie Liefer-<br />

flexibilitäten und erzielte Einigung über Vertragsanpassungen.<br />

Im Rahmen der langfristigen<br />

Lieferbeziehungen mit der Gazprom wurde die<br />

Verlängerung eines bestehenden Liefervertrages<br />

bis zum Jahre 2020 vereinbart.<br />

Mit der Übernahme der Handelsverträge der<br />

D-Gas B.V. zum 1. Januar <strong>2005</strong> hat E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

die integrierte Steuerung des Energy Trading<br />

innerhalb des E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Konzerns umgesetzt.<br />

Auf dieser Basis leistete das kurzfristige Handelsgeschäft<br />

im Berichtsjahr einen wichtigen Beitrag<br />

zur Optimierung des Gesamtportfolios.<br />

Gas-Release-Programm fortgesetzt Im<br />

Mai <strong>2005</strong> hat die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> zum dritten<br />

Mal Erdgas aus ihren langfristigen Lieferverträgen<br />

versteigert. In der internetgestützten Auktion<br />

gingen rund 39 Mrd kWh Erdgas in der zweiten<br />

Runde an sieben Bieter. Die Vertragslaufzeit<br />

beträgt drei Jahre. <strong>2005</strong> wurde, wie bereits in<br />

der Auktion 2004, zusätzlich ein Drittel der im<br />

Jahr 2003 nicht verkauften Mengen versteigert.<br />

Der Übergabepunkt für die im Berichtsjahr auktionierten<br />

Mengen ist Emden/Bunde. Das Angebot,<br />

Gas aus den langfristigen Importverträgen von<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> zu ersteigern, ist Teil einer Auflage<br />

aus der Ministererlaubnis, die für den Erwerb der<br />

<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> durch die E.<strong>ON</strong> <strong>AG</strong> erteilt wurde. ¯<br />

Gesamterdgasaufkommen<br />

der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> <strong>2005</strong><br />

686 Mrd kWh<br />

Niederlande 20%<br />

Inländische 16%<br />

Produktion<br />

Großbritannien 5%<br />

Dänemark 3%<br />

28% Russland<br />

28% Norwegen<br />

69


70 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Entwicklung und Umwelt:<br />

Ideen und Innovationen für die Zukunft<br />

Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Gasversorgung<br />

sind die zentralen Anforderungen, die die<br />

betriebstechnischen Entwicklungsaktivitäten der<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> bestimmen.<br />

In den vergangenen Jahren war das lasergestützte<br />

Erdgasfernerkennungssystem CHARM (CH4<br />

Airborne Remote Monitoring) entwickelt worden,<br />

das – getragen von einem Hubschrauber – aus<br />

der Luft undichte Stellen an Erdgasleitungen frühzeitig<br />

aufspürt. Im Berichtsjahr hat E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

dieses System an die betrieblichen Erfordernisse<br />

angepasst: Geografische Informationssysteme<br />

liefern genaue Angaben zu den Leitungsverläufen.<br />

Der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Satelliten-Referenzdienst ascos<br />

erlaubt eine genaue Positionierung durch Satellitensignale.<br />

Durch das Zusammenwirken beider<br />

Komponenten wird der CHARM-Lasermessstrahl<br />

automatisch auf die Leitungstrasse positioniert.<br />

Mit dem Projekt der European Gas Research<br />

Group (GERG) „Gas Camera“ sollen Erdgasfreisetzungen<br />

bei Arbeiten an Leitungen und Anlagen<br />

besser als bisher in ihrer Ausdehnung identifiziert<br />

und visualisiert werden, um die Arbeitssicherheit<br />

weiter zu erhöhen.<br />

Um Hochdruckgasleitungen schnell absperren zu<br />

können, wurde das von der EU geförderte Kooperationsprojekt<br />

„AIRPIPE“ initiiert. Das System,<br />

das ähnlich wie ein Airbag funktioniert, hat erste<br />

Tests bestanden. Bis zur Einsatzreife sind jedoch<br />

noch zusätzliche Entwicklungsschritte erforderlich.<br />

Weitere Entwicklungsaktivitäten im Geschäftsjahr<br />

betrafen:<br />

• die Kondensatausschleusung an Speichern,<br />

• die Regelung von Vorwärmern an Druckregelstationen<br />

und<br />

• Untersuchungen zum Einsatz von Gasströmungswächtern<br />

in Hausanschlussleitungen<br />

und in der Gasinneninstallation in Zusammenarbeit<br />

mit der Deutschen Vereinigung des<br />

Gas- und Wasserfaches e.V. Technisch-wissenschaftlicher<br />

Verein (DVGW) und dem Gaswärme-Institut.<br />

Um thermische und kalorische Eigenschaften von<br />

Erdgasen genauer berechnen zu können, wurde<br />

die GERG-2004-Zustandsgleichung erarbeitet.<br />

Diese Zustandsgleichung ist im gesamten fluiden<br />

Bereich anwendbar und verbessert insbesondere<br />

die Aussagen zur Kohlenwasserstoff-Kondensation.<br />

Die Entwicklung eines Referenzkalorimeters mit<br />

einer angestrebten Messunsicherheit von weniger<br />

als 0,05 Prozent soll neue Maßstäbe in der experimentellen<br />

Brennwertbestimmung von Reingasen<br />

und Erdgasen setzen. Im Berichtsjahr wurde<br />

ein testfähiges System bei der PTB (Physikalisch-<br />

Technischen Bundesanstalt) in Braunschweig<br />

erarbeitet. In der noch ausstehenden Phase des<br />

Projektes wird der Nachweis der angestrebten<br />

Messunsicherheit erbracht.<br />

Fortschritte in der Anwendungsentwicklung<br />

Durch die Anwendungsentwicklung der E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> werden die Marktposition des<br />

Erdgases abgesichert und neue Absatzgebiete<br />

erschlossen.<br />

Im Segment Haushalte und Kleinverbraucher wird<br />

der Gasabsatz im Wesentlichen von Umstellungsprojekten,<br />

d.h. vom Wechsel von Öl zu Gas, und<br />

vom Wohnungsneubau beeinflusst. In Deutschland<br />

ging die Zahl der Neubauten <strong>2005</strong> auf ca.<br />

250.000 Wohnungen zurück, nachdem in den 90er<br />

Jahren noch durchschnittlich 500.000 Wohnungen<br />

pro Jahr gebaut worden waren. Außerdem haben<br />

politische Maßnahmen zur Energieeinsparung<br />

den spezifischen Heizwärmebedarf stark gesenkt.<br />

So brauchen moderne Wohnungen pro m 2 Wohnfläche<br />

nur noch etwa 20 Prozent der Heizenergie,<br />

die im Gesamtgebäudebestand notwendig ist.<br />

Diesen veränderten Anforderungen stellt sich die<br />

Anwendungsentwicklung.


Ein Ansatzpunkt ist die dezentrale Stromerzeugung<br />

im kleinen Maßstab über:<br />

• so genannte Mikro-KWKs (Kraft-Wärme-<br />

Kopplung),<br />

• Anwendung von Gaswärmepumpen und<br />

• spezielle Entwicklungen von Geräten für den<br />

niedrigen spezifischen Wärmebedarf.<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> nutzt ihre Kenntnisse der Marktentwicklung<br />

und der Kundenbedürfnisse und<br />

kooperiert zum Beispiel bei Feldtests mit Geräteherstellern,<br />

um die Entwicklung marktgerechter<br />

Geräte zu unterstützen. Im Bereich der Mini-<br />

BHKWs (Blockheizkraftwerk) beschäftigt sich der<br />

E.<strong>ON</strong>-Konzern mit unterschiedlichen Technologien.<br />

Während sich E.<strong>ON</strong> UK auf den Einsatz eines<br />

Stirling-Motors zur Strom- und Wärmeerzeugung<br />

konzentriert, werden in Deutschland auch andere<br />

Mini-BHKW-Konzepte verfolgt, darunter die<br />

Brennstoffzelle.<br />

Gemeinsam mit den Versorgungsunternehmen<br />

Verbundnetz Gas <strong>AG</strong> (VNG), EWE <strong>AG</strong> und MVV<br />

Energie <strong>AG</strong> hat E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> vor einigen Jahren<br />

die „Initiative Brennstoffzelle“ gegründet, um die<br />

Erdgas-Brennstoffzelle als dezentralen Strom-<br />

und Wärmelieferanten technisch und wirtschaftlich<br />

wettbewerbsfähig zu machen. Die Initiative<br />

schätzt, dass die Technologie bis zum Jahre 2015<br />

marktreif sein kann. Allerdings ist die Wirtschaftlichkeit<br />

zum jetzigen Zeitpunkt noch in Frage<br />

gestellt. Im Rahmen des von der Europäischen<br />

Kommission geförderten Brennstoffzellen-Pilotprojektes<br />

„Virtual Fuel Cell Power Plant“ wurde<br />

unter Beteiligung von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> in vier europäischen<br />

Ländern erfolgreich ein Feldtest mit<br />

Brennstoffzellen-Heizgeräten der Firma Vaillant<br />

durchgeführt. Das Projekt zeigte den guten<br />

Entwicklungsstand dieser Systeme.<br />

Weiter fortgeschritten ist der Entwicklungsstand<br />

der Gaswärmepumpe. Sie bindet zur Wärmeerzeugung<br />

Erd- oder Luftwärme mit ein. Die Firma<br />

Bosch Buderus Thermotechnik hat eine Gaswärmepumpe<br />

nach dem Diffusions-Absorptionsprinzip<br />

entwickelt, die – nach intensiven Prüfstandsuntersuchungen<br />

bei E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> – seit <strong>2005</strong> in Feldversuchen<br />

bei Kunden getestet wird und bei positiven<br />

Ergebnissen eine Art Nachfolgetechnologie<br />

für die Brennwertgeräte werden könnte.<br />

Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Ein neues Anwendungsfeld bildet die Kühlung<br />

mit Erdgas, die in der Leistungsklasse von 15 bis<br />

60 kW gegenüber Wettbewerbslösungen wirtschaftliche<br />

Vorteile bietet. Entsprechende Geräte<br />

japanischer Hersteller wurden unter Praxisbedingungen<br />

getestet und bewiesen – bei Verbesserungsbedarf<br />

im Detail – ihre Tauglichkeit für den<br />

deutschen Markt.<br />

Bedingt durch die Diskussion um Rußpartikelfilter<br />

bei Dieselfahrzeugen und die steigenden Dieselund<br />

Benzinpreise erhält Erdgas als Kraftstoff<br />

zunehmend Bedeutung. Die Gaswirtschaft fördert<br />

diese Entwicklung – unter maßgeblicher Beteiligung<br />

von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> – und unterstützt den<br />

Ausbau des Erdgastankstellennetzes (Projektgesellschaft<br />

erdgas mobil). Außerdem wirkt sie<br />

mit bei der Optimierung von Fahrzeugen für den<br />

Erdgasbetrieb (z.B. strukturoptimierter Tank,<br />

Kraftstoffzustandserkennung). Eine zusätzliche<br />

Innovation stellt der Erdgas-Hybridantrieb dar,<br />

bei dem der Erdgasmotor mit einem Elektromotor<br />

kombiniert wird. Er verbindet die Vorteile des<br />

Hybridantriebes mit denen des Erdgasfahrzeugs.<br />

Gegenüber Benzin-Hybridfahrzeugen weist er bis<br />

zu 25 Prozent niedrigere CO2-Emissionen auf<br />

und verursacht zudem niedrigere Kraftstoffkosten.<br />

Auf Basis eines serienmäßigen Toyota Prius hat<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> das weltweit erste straßentaugliche<br />

Erdgas-Hybridfahrzeug realisiert. Bei der<br />

Erprobung kooperiert E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> mit E.<strong>ON</strong><br />

Nordic, wo unter anderem der Betrieb des Fahrzeuges<br />

mit anderen Gaszusammensetzungen<br />

(Biogas- und Wasserstoffzumischung) untersucht<br />

wird.<br />

Speicherkapazität der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>*<br />

Arbeitsgas in Mio m 3<br />

6.000<br />

5.250<br />

4.500<br />

3.750<br />

3.000<br />

2.250<br />

1.500<br />

750<br />

0<br />

1996 2001 2002 2003 2004 <strong>2005</strong>**<br />

4.076 4.856 5.028 5.215 5.207 5.106<br />

* einschl. angemieteter Speicherkapazität<br />

** Kapazitätsabtretung an eine E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Konzerngesellschaft<br />

Kavernenspeicher<br />

Porenspeicher<br />

71


72 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Entwicklung des monatlichen Gasabsatzes<br />

in Mrd kWh<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember<br />

� 2004 � <strong>2005</strong> Veränderung<br />

Mrd kWh Quartal Mrd kWh Quartal absolut in %<br />

Januar 80,1 79,7 – 0,4 – 0,5<br />

Februar 68,6 77,3 + 8,7 + 12,7<br />

März 62,5 211,2 68,6 225,6 + 6,1 + 9,7<br />

April 52,9 57,7 + 4,7 + 9,0<br />

Mai 40,7 44,5 + 3,8 + 9,4<br />

Juni 31,8 125,4 35,3 137,5 + 3,5 + 11,2<br />

Juli 35,7 38,9 + 3,2 + 9,0<br />

August 32,3 36,4 + 4,1 + 12,7<br />

September 37,8 105,8 38,5 113,8 + 0,7 + 1,8<br />

Oktober 51,6 51,3 – 0,3 – 0,6<br />

November 69,0 72,0 + 3,0 + 4,4<br />

Dezember 78,5 199,0 90,0 213,3 + 11,5 + 14,7<br />

Gesamt<br />

Abweichungen durch Rundungen<br />

641,4 690,2 + 48,8 + 7,6<br />

Biogasaktivitäten im E.<strong>ON</strong> Konzern E.<strong>ON</strong> ist<br />

einer der größten Biomasse-Verstromer europaweit.<br />

Biomasse wird vornehmlich in Kraftwerken<br />

mitverfeuert. Aber auch die Produktion sowie<br />

die Aufbereitung und Einspeisung von Biogas in<br />

das Erdgasnetz werden bei E.<strong>ON</strong> Nordic bereits<br />

seit langem durchgeführt. Hauptabnehmer sind<br />

Erdgas-Tankstellen zur Versorgung von Erdgasfahrzeugen.<br />

In Deutschland gibt es Beteiligungen<br />

an Biogaserzeugungsanlagen. Allerdings existiert<br />

in Deutschland noch keine Anlage, mit der Biogas<br />

in das Erdgasnetz eingespeist wird.<br />

Um das Potenzial von Biogas zur Einspeisung<br />

in das Erdgasnetz zu erforschen, wurde eine<br />

gemeinsame Studie vom Bundesverband der<br />

deutschen Gas- und Wasserwirtschaft, Deutsche<br />

Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V.<br />

zusammen mit dem Bauernverband und dem<br />

Fachverband Biogas durchgeführt. Danach beträgt<br />

das nutzbare Potenzial mit nachwachsenden<br />

Rohstoffen aktuell jährlich etwa 72 Mrd kWh.<br />

Davon werden derzeit aber nur rund 6 Prozent<br />

genutzt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass<br />

das Biogaspotenzial bis zum Jahr 2030 auf etwa<br />

165 Mrd kWh pro Jahr ansteigen kann.<br />

Biogasproduktion und -einspeisung sind vor<br />

allem kommunal und regional von Bedeutung.<br />

E.<strong>ON</strong> kann mit Biogas das erneuerbare Energien-<br />

Portfolio in Deutschland ergänzen und bei der<br />

Biogaseinspeisung eine Vorreiterrolle in der Gaswirtschaft<br />

einnehmen. Da sich Biomasse langfristig<br />

subventionsfrei durchsetzen muss, wird die<br />

Bedeutung des Biogases auch durch die Preise<br />

für fossile Brennstoffe beeinflusst werden. Um<br />

die technischen und wirtschaftlichen Aspekte der<br />

Einspeisung von aufbereitetem Biogas unter<br />

realistischen Bedingungen bewerten zu können,<br />

ist die Beteiligung von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> an einem<br />

Pilotprojekt in Vorbereitung. ¯<br />

Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> veröffentlicht zu<br />

ihren Umweltschutzaktivitäten alle zwei<br />

Jahre einen Umweltbericht – den nächsten<br />

im Sommer 2006. Darüber hinaus finden<br />

Sie weitere Informationen zu diesem Thema<br />

unter www.eon-ruhrgas.com.


Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Technik:<br />

Auf zukünftige Anforderungen vorbereitet<br />

In der Technik stand das Jahr <strong>2005</strong> ganz im<br />

Zeichen der Vorbereitungen auf zukünftige Anforderungen<br />

– wie sie sich aus dem Netzausbau<br />

sowie dem Betrieb und der Instandhaltung<br />

abzeichnen.<br />

Das Gasleitungssystem der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> und<br />

ihrer Projektgesellschaften muss in den nächsten<br />

Jahren ausgebaut werden, um neue Märkte und<br />

Kunden zu beliefern. <strong>2005</strong> wurden Planungen<br />

erstellt, Optimierungen durchgeführt und einige<br />

Baumaßnahmen bereits mit Einleitung der behördlichen<br />

Genehmigungsverfahren vorbereitet.<br />

Planfeststellungsverfahren wurden eingeleitet für:<br />

• den Bau einer Leitung zwischen Porz bei Köln<br />

und Stolberg nahe der belgischen Grenze,<br />

• den Bau einer Leitung von Lauterbach in<br />

Hessen zur Verdichterstation Scheidt der METG<br />

(Mittelrheinische Erdgastransportleitungsgesellschaft<br />

mbH) und<br />

• den ersten Abschnitt Lampertheim – Amerdingen<br />

der Süddeutschen Erdgasleitung (SEL),<br />

• die beiden letzten Loopleitungsabschnitte der<br />

TENP (Trans Europa Naturgas Pipeline GmbH)<br />

Reichenbach – Mittelbrunn und Iffezheim –<br />

Schwarzach.<br />

Begonnen wurde im Geschäftsjahr mit dem<br />

Ausbau der Verdichterstation Mittelbrunn der<br />

MEGAL (MEGAL Mittel-Europäische-Gasleitungsgesellschaft<br />

mbH & Co. KG) um zwei neue<br />

Maschineneinheiten sowie dem Bau der neuen<br />

Verdichterstation Porz der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>.<br />

Der Bedarf an Gasspeicherkapazität wird sowohl<br />

kurzfristig als auch auf längere Sicht zunehmen.<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hat daher im Berichtsjahr Maßnahmen<br />

zum Ausbau der bestehenden Speicher<br />

eingeleitet:<br />

• Auf dem Untertageerdgasspeicher Bierwang<br />

wurden die technischen Voraussetzungen für<br />

den geplanten Ausbau geschaffen und es wurde<br />

mit der Anhebung des Gesamtgasinhaltes<br />

begonnen.<br />

• Für die Kavernenspeicher Epe und Etzel wurde<br />

zusätzliches Speichervolumen vertraglich<br />

gesichert.<br />

• Am Kavernenspeicher Krummhörn der E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> wurden Solarbeiten durchgeführt.<br />

Das Gasleitungsnetz der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> und<br />

ihrer deutschen Projektgesellschaften war zum<br />

Jahresende 11.273 km lang. Insgesamt betreut<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> 12.690 km Leitungen, davon<br />

1.075 km für Unternehmen, die nicht zum E.<strong>ON</strong>-<br />

Konzern gehören. Außerdem werden 28 Verdichterstationen<br />

mit einer installierten Antriebsleistung<br />

von 853 MW durch E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> betreut.<br />

Im Herbst <strong>2005</strong> wurde die neue Verdichterstation<br />

Wardenburg der Projektgesellschaft NETRA<br />

(NETRA GmbH Norddeutsche Erdgas Transversale<br />

& Co. KG) in Betrieb genommen. Im Auftrag der<br />

NETRA hat E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> als technischer Dienstleister<br />

die Wartung und Instandhaltung dieser<br />

Station übernommen.<br />

Aus elf eigenen, im Gemeinschaftseigentum<br />

oder im Besitz von Projektgesellschaften der<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> befindlichen sowie angemieteten<br />

Untertageerdgasspeichern stand E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

am Jahresende <strong>2005</strong> eine Arbeitsgaskapazität von<br />

5,1 Mrd m 3 mit einer maximalen Ausspeicherleistung<br />

von 5,8 Mio m 3 pro Stunde zur Verfügung.<br />

Zusätzlich zu der Betriebsführung des Speichers<br />

Lehrte für E.<strong>ON</strong> Avacon unterstützte E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> auch die Essent Energie Gasspeicher<br />

GmbH bei der Inbetriebnahme ihres Kavernenspeichers<br />

Epe und übernimmt dort die First<br />

Line Maintenance im ersten Betriebsjahr.<br />

Dienstleistungsgeschäft bestätigt technologische<br />

Führungsposition Ihre technische<br />

Kompetenz macht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> zu einem interessanten<br />

Partner auf dem Gebiet der Gastechnik.<br />

Die Erfahrungen werden Kunden weltweit zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Auf dem Hochdruckversuchsstand Lintorf prüfte<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> drei Gaszähler im Auftrag der<br />

Osaka Gas, da Prüfstände mit vergleichbarer<br />

Flexibilität in Japan nicht zur Verfügung stehen.<br />

Untersucht wurde das Verhalten der Zähler unter<br />

verschiedenen Betriebsbedingungen. Auf Basis<br />

der Ergebnisse will Osaka Gas ihre zukünftige<br />

Messstrategie entwickeln.<br />

73


74 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Leitungsnetz der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>*<br />

Länge in km<br />

12.000<br />

10.500<br />

9.000<br />

7.500<br />

6.000<br />

4.500<br />

3.000<br />

1.500<br />

0<br />

Zusammen mit der PTB (Physikalisch Technische<br />

Bundesanstalt) und den entsprechenden Behörden<br />

in den Niederlanden und Frankreich wurde in<br />

den letzten Jahren unter Federführung von pigsar<br />

(Nationales Normal der Bundesrepublik Deutschland<br />

für Hochdruck-Erdgas) ein harmonisiertes<br />

europäisches Bezugsniveau für Hochdruck-Erdgas-<br />

Prüfstände etabliert, der europäische „Urkubikmeter“.<br />

Er stellt seit <strong>2005</strong> faktisch den Welt-Referenzwert<br />

dar. Auch die chinesischen Metrologen<br />

werden sich in der Praxis diesem harmonisierten<br />

Referenzwert anschließen. Im Berichtsjahr wurde<br />

für China ein mobiler „LKW-Prüfstand“ bei pigsar<br />

geprüft. Damit sollen zukünftig die Messanlagen<br />

entlang der 3.700 km langen West-East-Pipeline<br />

kalibriert werden und auf „pigsar-Niveau“ arbeiten.<br />

Für Petrobras, Brasilien, wurde die Leitungsintegrität<br />

untersucht und ein Rahmenvertrag über<br />

weitere Leistungen abgeschlossen.<br />

Neue Technologien im Netzbetrieb Um Produktivitätssteigerungen<br />

bei gleichzeitiger hoher<br />

Sicherheit und Verfügbarkeit des technischen Systems<br />

realisieren zu können, setzt E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

weiterhin konsequent auf die Entwicklung und<br />

Einführung neuer Technologien. Der mobile<br />

Arbeitsplatz im Betrieb wurde weiterentwickelt<br />

und ein Flottenmanagement zur schnelleren<br />

Störungsbearbeitung installiert. Weiterentwickelt<br />

wurden auch die Systeme PIMS (Pipeline Integrity<br />

Management System) und IMMeR ® (Integritäts-<br />

Management für Mess- und Regelanlagen)<br />

zur Integritätsbewertung von Leitungen und Gas-<br />

Druckregel- und -Messanlagen (GDRM).<br />

1996 2001 2002 2003 2004 <strong>2005</strong><br />

10.251 10.837 10.905 11.233 11.280 11.273<br />

* einschl. Miteigentum und Projektgesellschaften<br />

Die anlässlich der ungewöhnlichen Kälteperiode<br />

Ende Februar/Anfang März <strong>2005</strong> unter Beweis<br />

gestellte Zuverlässigkeit ihres technischen<br />

Systems bestätigte das Betriebskonzept der<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>. ¯


E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Leitungssystem<br />

und -Betriebsanlagen<br />

Stand 31.12. <strong>2005</strong><br />

Aachen<br />

Bocholt<br />

Trier<br />

Saarbrücken<br />

Alle Angaben einschließlich<br />

Miteigentum,<br />

Nutzungsüberlassung<br />

und Projektgesellschaften<br />

Essen<br />

Meppen<br />

Köln<br />

Emsbüren<br />

Koblenz<br />

Freiburg<br />

Bremerhaven<br />

Bielefeld<br />

Winterberg<br />

Gießen<br />

Frankfurt<br />

Karlsruhe<br />

Bremen<br />

Flensburg<br />

Hamburg<br />

Stuttgart<br />

Hannover<br />

Würzburg<br />

Lübeck<br />

Bamberg<br />

Nürnberg<br />

Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

München<br />

Zwickau<br />

Regensburg<br />

Berlin<br />

Leitungen<br />

Verdichterstationen<br />

Untertagespeicher<br />

Betriebsstellen<br />

Erdgasimportstellen<br />

75


76 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Investitionen: Schwerpunkt Upstream<br />

Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> investierte im Jahr <strong>2005</strong><br />

insgesamt rund 1,1 Mrd € (Vorjahr: 1,6 Mrd €).<br />

Den Schwerpunkt bildete das Upstream-Geschäft:<br />

Am 9. November <strong>2005</strong> wurde die britische Gasfördergesellschaft<br />

Caledonia Oil and Gas Limited,<br />

Aberdeen/Großbritannien, mit Beteiligungen an<br />

insgesamt 15 Gasfeldern in der südlichen<br />

britischen Nordsee erworben.<br />

Ende Juni <strong>2005</strong> hatte E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> eine<br />

30-prozentige Beteiligung am rumänischen Gasversorger<br />

DistriGaz Nord, Târgu Mures/Rumänien,<br />

Konzernweites Risikomanagement<br />

Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> und der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-<br />

Konzern sind bei ihren nationalen und internationalen<br />

Aktivitäten auch vor dem Hintergrund<br />

fortschreitender Liberalisierung bzw. Regulierung<br />

der Energiemärkte unterschiedlichen Risiken –<br />

insbesondere Commodity-Preisrisiken – ausgesetzt,<br />

die untrennbar mit dem unternehmerischen<br />

Handeln in den verschiedenen Geschäftsfeldern<br />

verbunden sind.<br />

Die Risikostrategie der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> ist<br />

darauf fokussiert, dass weitreichende unternehmerische<br />

Entscheidungen erst nach sorgfältiger<br />

Bewertung von Chancen und Risiken sowie nach<br />

Implementierung von Sicherungsmechanismen<br />

getroffen und festgestellte Risiken gesteuert<br />

und überwacht werden.<br />

Der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Vorstand formuliert die<br />

Risikogrundsätze und legt den Risikomanagementprozess<br />

in der Weise an, dass die verantwortlichen<br />

Gremien und Mitarbeiter die möglichen<br />

Risiken nach Risikoarten und Risikofeldern<br />

erkennen, bewerten und kommunizieren. Über<br />

wesentliche Risiken und Chancen werden Vorstand<br />

und Aufsichtsrat zeitnah informiert. Die Risikomanagement-Organisation<br />

umfasst detaillierte<br />

Steuerungs-, Berichts- und Kontrollsysteme, in<br />

die insbesondere das Controlling, die Unternehmensplanung<br />

und die Interne Revision einbezogen<br />

sind. Risikoprävention und Risikosteuerung<br />

sind so organisiert, dass Genehmigungsverfahren,<br />

Richtlinien, Zertifizierungen und Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

erarbeitet und praktiziert werden<br />

und auch deren Einhaltung kontrolliert wird.<br />

vom rumänischen Staat erworben. Im Zuge<br />

einer gleichzeitigen Kapitalerhöhung wurde diese<br />

Beteiligung auf 51 Prozent erhöht.<br />

Außerdem wurde in Projekte zum Ausbau<br />

der Infrastruktur investiert. In Sachanlagen und<br />

immaterielle Vermögensgegenstände flossen<br />

rund 68 Mio € oder 6 Prozent der Investitionen.<br />

Auf Finanzanlagen entfielen rund 1 Mrd € oder<br />

94 Prozent der Investitionen. ¯<br />

Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> hat erkennbaren aktuellen<br />

und künftigen Risiken durch die Bildung von<br />

Rückstellungen angemessen Rechnung getragen.<br />

Der Abschlussprüfer der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> ist im<br />

Rahmen seiner Prüfung zum Ergebnis gelangt,<br />

dass der Vorstand der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> über die<br />

erforderlichen Instrumente eines Risikofrüherkennungssystems<br />

verfügt und das System geeignet<br />

ist, seine Aufgaben zu erfüllen.<br />

Unter Berücksichtigung des Gesamtbildes der<br />

aktuellen und künftigen Risiken und der Maßnahmen<br />

zur Risikobewältigung war <strong>2005</strong> keine<br />

Bestandsgefährdung der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> im<br />

Sinne des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz<br />

im Unternehmensbereich (KonTraG) erkennbar.<br />

Bezugs- und Absatzrisiken Der Bezug von<br />

Erdgas und dessen Absatz in Deutschland und in<br />

Europa unterliegen den auf den regionalen und<br />

internationalen Energiemärkten üblichen Preisund<br />

Mengenrisiken. Um diese Marktrisiken zu<br />

begrenzen und zu steuern, finden bei der E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> bewährte Instrumente wie langfristige<br />

Liefervereinbarungen mit Mengenflexibilitäten,<br />

Preisgleitklauseln und Preisüberprüfungsbestimmungen<br />

Anwendung.<br />

In den vom Bundeskartellamt gegen die E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> und weitere Import- und Ferngasgesellschaften<br />

eröffneten Verfahren hinsichtlich<br />

der Wirksamkeit langfristiger Gasverkaufsverträge<br />

vertritt das Bundeskartellamt die Auffassung,<br />

dass langfristige Gaslieferverträge mit Weiterverteilern<br />

mit hohen Bedarfsdeckungsquoten zu einer<br />

kartellrechtswidrigen Marktabschottung führen.<br />

Danach sollen Verträge mit einer Deckungsquote


von über 80 Prozent nur für zwei Jahre, Verträge<br />

mit einer Deckungsquote von über 50 bis 80 Prozent<br />

für vier Jahre und nur Verträge mit einer<br />

Deckungsquote von unter 50 Prozent auf längere,<br />

vom Amt nicht näher bestimmte Zeit geschlossen<br />

werden dürfen. Außerdem soll eine Überschreitung<br />

dieser Deckungsquoten in der jeweiligen Vertragslaufzeit<br />

verboten sein. Auf diese Weise soll<br />

der jeweilige Hauptlieferant von dem Wettbewerb<br />

um die Restmengen ausgeschlossen werden<br />

(sog. Wettbewerbsbeteiligungsverbot). Gestützt<br />

auf diese Grundsätze hat das Amt am 13. Januar<br />

2006 E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> per Verfügung die Praktizierung<br />

bestehender langfristiger Gaslieferverträge<br />

und den Abschluss gleicher oder gleichartiger<br />

Verträge mit regionalen und lokalen Gasweiterverteilern<br />

untersagt.<br />

Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> hält die Verfügung des<br />

Amtes für rechtswidrig, da die behauptete<br />

Marktabschottung nicht besteht, langfristige<br />

Lieferverträge selbst bei einer unterstellten Marktabschottung<br />

sachlich gerechtfertigt wären und<br />

Altverträge, die im Vertrauen auf die Erforderlichkeit<br />

und Zulässigkeit langfristiger Lieferverträge<br />

geschlossen worden sind, Bestandsschutz haben<br />

müssen. E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hält insbesondere das<br />

Wettbewerbsbeteiligungsverbot für rechtswidrig,<br />

weil es möglich sein muss, dass E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

als wettbewerbsfähiger und günstiger Anbieter<br />

auch am Wettbewerb um Mengen über die vorgenannten<br />

Grenzen hinaus teilnehmen kann.<br />

Die für eine sichere Erdgasversorgung notwendigen<br />

langfristigen Importverträge machen<br />

es erforderlich, dass die Importunternehmen die<br />

eingekauften Gasmengen – zumindest in wesentlichen<br />

Teilmengen – auch langfristig absetzen<br />

können. Um mögliche Risikokonzentrationen infolge<br />

von Lieferanten- oder Kundenabhängigkeiten<br />

von vornherein zu vermeiden, betreiben wir eine<br />

Preispolitik nach den Regeln der Wettbewerbspreisbildung<br />

und streben eine breite Diversifizierung<br />

der nationalen und internationalen Erdgasbezugsquellen<br />

an.<br />

Diese unterschiedlichen Rechtsauffassungen<br />

von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> und dem Bundeskartellamt –<br />

die Grundsatzfragen der Vertrags- und Wettbewerbsfreiheit<br />

sowie der Versorgungssicherheit<br />

berühren – können abschließend nur durch<br />

Gerichte geklärt werden. E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> hat daher<br />

neben der Beschwerde gegen die Verfügung des<br />

Amtes beim OLG Düsseldorf einen Eilantrag gestellt,<br />

um die sofortige Vollziehung der Verfügung<br />

zu verhindern.<br />

Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Durch die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> gewartetes<br />

Leitungssystem<br />

Länge in km<br />

12.000<br />

10.500<br />

9.000<br />

7.500<br />

6.000<br />

4.500<br />

3.000<br />

1.500<br />

0<br />

1996 2001 2002 2003 2004 <strong>2005</strong><br />

9.625 12.281 12.422 12.809 12.665 12.690<br />

Aus den Aktivitäten der EU oder den nationalen<br />

Gesetzen, die auf der Umsetzung der EU-Gasrichtlinie<br />

beruhen, einschließlich der Einführung<br />

einer Regulierungsbehörde und der Maßnahmen<br />

des Bundeskartellamtes, können sich künftig<br />

Ertragsrisiken für E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> ergeben, deren<br />

Höhe sich nur schwer abschätzen lässt.<br />

Die politischen und rechtlichen Umfeldbedingungen,<br />

die bezugs- und absatzseitigen Gasmärkte<br />

sowie deren kurz- und langfristige Entwicklungen<br />

werden unternehmensweit ständig beobachtet<br />

und beurteilt.<br />

Risiken und Unsicherheiten, die mit nicht beeinflussbaren<br />

Bestimmungsgrößen verbunden sind,<br />

wie meteorologische Faktoren und gesamtwirtschaftliche<br />

Entwicklungen, werden fortlaufend<br />

erfasst und bewertet. Dies wird durch technische<br />

und organisatorische Maßnahmen anhand von<br />

langjährigen, statistisch und analytisch unterlegten<br />

gaswirtschaftlichen Erfahrungswerten, Messverfahren<br />

und Trendextrapolationen sichergestellt.<br />

Operative Risiken Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> verfügt<br />

über ein technisch hoch entwickeltes, leistungsfähiges<br />

und komplexes Speicher- und Leitungssystem.<br />

Es ist zudem wesentlicher und zentraler<br />

Bestandteil des europäischen Erdgasverbundsystems<br />

und damit ein wichtiger Garant für die<br />

Versorgungssicherheit unserer Kunden. Um<br />

betriebstechnischen Risiken und Störungen wirkungsvoll<br />

zu begegnen und vorzubeugen, werden<br />

folgende Maßnahmen regelmäßig durchgeführt:<br />

• Anwendung von detaillierten Arbeits- und<br />

Verfahrensrichtlinien,<br />

• interne und externe Mitarbeiterschulungen<br />

verbunden mit Maßnahmen der Führungskräftequalifikation,<br />

Gemeinschaftsleitungen<br />

Dritte<br />

Beteiligungen<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

77


78 Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

• Zertifizierungen der Betriebsanlagen und<br />

-standorte nach überwiegend internationalen<br />

Normen,<br />

• periodische Qualitätskontrollen und technologische<br />

Weiterentwicklungen von Verfahren<br />

und betrieblichen Abläufen,<br />

• ständige Wartung und Verbesserung der<br />

Betriebsanlagen sowie<br />

• Absicherung gegen Betriebsrisiken durch<br />

Abschluss von geeigneten Versicherungen.<br />

Finanzwirtschaftliche Risiken Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

<strong>AG</strong> ist bei ihrer operativen Geschäftstätigkeit und<br />

den daraus resultierenden Finanzaktivitäten<br />

finanzwirtschaftlichen Marktpreisänderungsrisiken<br />

im Währungs-, Zins- und Commodity-Bereich<br />

sowie Adressenausfallrisiken ausgesetzt. Zur<br />

Begrenzung dieser Risiken betreibt die E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> ein systematisches Finanz- und<br />

Risikomanagement. Dazu werden auch Gasgeschäfte<br />

mit physischer Lieferung auf Termin<br />

abgeschlossen und im Markt übliche Instrumente<br />

eingesetzt. Diese Instrumente werden mit<br />

Unternehmen des E.<strong>ON</strong>-Konzerns, Finanzinstituten,<br />

Brokern und Drittkunden kontrahiert,<br />

deren Bonität laufend überwacht wird.<br />

Währungs- und Marktpreisrisiken bestehen in<br />

Form von potenziellen Verlusten durch nachteilige<br />

Veränderungen von Marktpreisen oder preisbeeinflussenden<br />

Parametern. Die Steuerung dieser<br />

Risiken erfolgt mittels anerkannter Quantifizierungsmodelle.<br />

Gegen künftige Währungsrisiken<br />

sichert sich die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> zum Teil im<br />

Rahmen des Treasury-Managements in enger<br />

Zusammenarbeit mit der E.<strong>ON</strong> <strong>AG</strong> durch Einsatz<br />

geeigneter Finanzinstrumente ab.<br />

Zur Begrenzung der Risiken aus der Änderung<br />

von Rohstoff- und Produktpreisen setzt die<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> ebenfalls derivative Finanzinstrumente<br />

ein. Im Rahmen des Risikomanagements<br />

werden Gas-, Kohle- und Ölpreissicherungsgeschäfte<br />

kontrahiert, um Preisänderungsrisiken<br />

abzusichern, eine Systemoptimierung zu<br />

erzielen sowie eine Margensicherung zu erreichen.<br />

Die Ausgestaltung des Risikomanagements<br />

orientiert sich dabei an den Mindestanforderungen<br />

für das Betreiben von Handelsgeschäften<br />

der Kreditinstitute (MaH). Ein Eigengeschäft im<br />

Commodity-Bereich findet in geringem Umfang<br />

im Rahmen detailliert festgelegter Richtlinien<br />

und innerhalb enger Grenzen statt.<br />

Die rechtzeitige Information der Entscheidungsträger<br />

(Vorstand, Risikokomitee) wird durch eine<br />

enge Zusammenarbeit mit dem Risiko- und dem<br />

Finanz-Controlling sichergestellt. Die Abbildung<br />

von Sicherungszusammenhängen erfolgt ggf.<br />

unter der Berücksichtigung gebotener bilanzieller<br />

Bewertungseinheiten.<br />

Adressenausfallrisiken sind Risiken eines Verlustes<br />

oder eines entgangenen Gewinns aufgrund<br />

des Ausfalls von Geschäftspartnern. Diese Risiken<br />

und die Risiken aus dem Einsatz der derivativen<br />

Finanzinstrumente werden systematisch konzernweit<br />

überwacht und durch angemessene Limite<br />

gesteuert. Nur soweit die Verfügbarkeit relevanter<br />

Limite sichergestellt ist, dürfen Transaktionen<br />

abgeschlossen werden.<br />

Bezüglich der Anteile an börsennotierten Unternehmen<br />

bestehen Risiken aus künftigen Kurswertveränderungen,<br />

die aktuell nicht quantifizierbar<br />

sind.<br />

Rechtliche Risiken Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> sah<br />

sich im Jahre <strong>2005</strong> erstmals gezwungen, die<br />

in ihren Erdgaseinkaufsverträgen vorgesehenen<br />

Preisanpassungsansprüche im Wege eines<br />

Gerichtsverfahrens durchzusetzen. Nachdem die<br />

Bemühungen der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>, eine marktkonforme<br />

Preisabsenkung auf dem Verhandlungswege<br />

zu erreichen, im Falle des norwegischen<br />

Erdgasproduzenten Norsk Hydro Produksjon A.S.<br />

trotz intensiver Verhandlungen gescheitert waren,<br />

hat E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> im Oktober <strong>2005</strong> Schiedsklage<br />

gegen Norsk Hydro nach den vertraglich<br />

festgelegten Schiedsregeln der Internationalen<br />

Handelskammer Paris (ICC) erhoben. Daraufhin<br />

hat Norsk Hydro ihrerseits Widerklage gegen<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> auf Preiserhöhung erhoben. Im<br />

Mittelpunkt dieses Rechtsstreites werden – neben<br />

Fragen der rechtlichen Auslegung der Lieferverträge<br />

– im Wesentlichen die richtige Bewertung<br />

der aktuellen Marktsituation und die daraus für<br />

den Gaseinkaufspreis zu ziehenden Konsequenzen<br />

stehen.<br />

Das mit der Klage verbundene Risiko lässt sich<br />

jetzt, bei Beginn des Verfahrens, noch nicht verlässlich<br />

abschätzen. Vor dem Hintergrund, dass<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> sich mit anderen norwegischen<br />

Produzenten auf eine angemessene Preisanpassung<br />

geeinigt hat, und angesichts der eindeutigen<br />

Marktentwicklung wird jedoch mit einem für<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> günstigen Ergebnis des Verfahrens,<br />

das voraussichtlich nicht vor Ende 2006 abgeschlossen<br />

sein wird, gerechnet. ¯


Geschäftsverlauf im Januar 2006<br />

Der Absatz der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> überstieg im<br />

Januar 2006 witterungsbedingt deutlich den<br />

Absatz des entsprechenden Vorjahresmonats.<br />

Zwischen Russland und der Ukraine bestanden<br />

zu Jahresbeginn Meinungsverschiedenheiten über<br />

die Nutzung der Transitleitung auf ukrainischem<br />

Boden sowie über die Preisgestaltung der Gazprom<br />

bezüglich der Gaslieferungen an die Ukraine.<br />

Mit Wirkung zum 1. Januar 2006 hatte Russland<br />

bzw. Gazprom die Erdgaslieferungen an die Ukraine<br />

bzw. Naftogas eingestellt. Wie die Vorstände<br />

von Gazprom und Naftogas aber am 3. Januar<br />

2006 erklärt haben, sei man sich über die zukünftigen<br />

Bedingungen für russische Gaslieferungen<br />

an die Ukraine einig geworden. Das Abkommen<br />

zwischen den beiden Unternehmen soll für die<br />

kommenden fünf Jahre gelten. Gazprom hatte die<br />

Lieferungen an die Ukraine bereits zuvor wieder<br />

aufgenommen, um die Versorgung Westeuropas<br />

mit Erdgas sicherzustellen.<br />

Die kurzfristige Unterbrechung der Erdgaslieferungen<br />

hat nicht zu Beeinträchtigungen der<br />

Gasbezüge der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> und ihrer<br />

Kunden geführt. Als gegensteuernde Maßnahme<br />

ist bei einem Lieferausfall der Gazprom der<br />

Rückgriff auf andere Lieferanten aus dem breit<br />

diversifizierten Beschaffungsportfolio der E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> sowie auf vorhandene Speichermengen<br />

vorgesehen.<br />

Im Januar wurde entschieden, dass E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

International <strong>AG</strong> (ERI) das Gashandels- und Speichergeschäft<br />

des ungarischen Öl- und Gasunternehmens<br />

MOL vollständig übernehmen wird. Die<br />

beiden Unternehmen hatten im November 2004<br />

zunächst vereinbart, dass ERI 75 Prozent des Gashandels-<br />

und Speichergeschäfts sowie 50 Prozent<br />

der Gasimportgesellschaft Panrusgáz übernimmt.<br />

Diesem Erwerb hat die EU-Kommission im Dezember<br />

<strong>2005</strong> unter Auflagen zugestimmt. Neben<br />

einem umfangreichen Gas- und Contract-Release-<br />

Programm muss sich MOL im Rahmen dieser<br />

Auflagen vollständig vom Gasspeicher- und Gashandelsgeschäft<br />

trennen. ERI wird daher auch die<br />

restlichen 25 Prozent an beiden Gesellschaften<br />

übernehmen. Der Erwerb der zusätzlichen Gesellschaftsanteile<br />

muss noch von den ungarischen<br />

Energiebehörden genehmigt werden.<br />

Lagebericht E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Der Kaufpreis beträgt nunmehr insgesamt rund<br />

450 Mio €. Darüber hinaus übernimmt E.<strong>ON</strong><br />

Finanzschulden in Höhe von rund 600 Mio €.<br />

Vereinbart wurde zudem, dass – abhängig von<br />

der Entwicklung der regulatorischen Rahmenbedingungen<br />

– bis Ende 2009 Ausgleichszahlungen<br />

geleistet werden. Die Transaktion wird Ende<br />

März 2006 vollzogen werden. ¯<br />

Leistung der von der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

betreuten Verdichter<br />

in MW<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1996 2001 2002 2003 2004 <strong>2005</strong><br />

730 831 831 831 833 853<br />

79


82 Mitarbeiter<br />

Mitarbeiter: Über 70 Prozent der Arbeitsplätze<br />

im europäischen Ausland<br />

Ende <strong>2005</strong> belief sich die Gesamtbelegschaft<br />

der vollkonsolidierten Unternehmen in der Market<br />

Unit Pan-European Gas auf 13.587 Mitarbeiter<br />

(inkl. Vorstände und Auszubildende). Seit Mitte<br />

<strong>2005</strong> gehören rund 9.500 rumänische Mitarbeiter<br />

zur Konzernbelegschaft. Damit befinden sich<br />

über 70 Prozent der Arbeitsplätze unserer Market<br />

Unit im europäischen Ausland.<br />

Erneut als bester Arbeitgeber ausgezeichnet<br />

Im Februar <strong>2005</strong> wurde E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> vom<br />

Wirtschaftsmagazin „Capital“ zum dritten Mal<br />

die Auszeichnung „Deutschlands beste Arbeitgeber”<br />

verliehen. Das Unternehmen gehört damit<br />

zu den Top 10 der besten deutschen Arbeitgeber.<br />

Zusätzlich konnte sich E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> für den<br />

Wettbewerb „Beste Arbeitgeber in Europa“ der<br />

Kommission der Europäischen Union qualifizieren<br />

und zählt damit zu den 100 besten europäischen<br />

Unternehmen. Bei der Teilnahme an diesem Wettbewerb<br />

geht es E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> nicht um einen<br />

einmaligen Aufmerksamkeitseffekt, sondern vielmehr<br />

um die dauerhafte Weiterentwicklung<br />

unserer Personal- und Managementsysteme.<br />

Führung und Entwicklung<br />

Führen mit Zielen: Zielvereinbarung als einheitliches<br />

Führungsinstrument Ende <strong>2005</strong> wurden<br />

gemeinsam mit dem Betriebsrat die Weichen für<br />

ein einheitliches Zielvereinbarungs- und Tantiemesystem<br />

für E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> gestellt. Dieses Führungsinstrument<br />

wird ab 2006 für alle tariflich und<br />

außertariflich Beschäftigten eingeführt. Erstmalig<br />

erhalten alle Mitarbeiter eine variable Zahlung<br />

auf Basis eines Tantiemesystems, das auf den<br />

Messgrößen persönlicher Leistungsfaktor und<br />

Unternehmenserfolg basiert. Das neue, leistungsund<br />

unternehmenserfolgsabhängige System<br />

enthält Zielvereinbarungsgespräche als verpflichtendes<br />

Element.<br />

Berufsausbildung fördern: Auch 2006 wird<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> weit über Bedarf ausbilden und<br />

damit Jugendlichen im Rahmen ihrer Berufsausbildung<br />

attraktive Möglichkeiten bieten. Die<br />

Ausbildungsquote soll bis 2007 in den deutschen<br />

Unternehmen der Market Unit Pan-European Gas<br />

auf über 7 Prozent ansteigen und wird sich damit<br />

gegenüber 2004 von 153 auf 286 Auszubildende<br />

nahezu verdoppeln. <strong>2005</strong> waren bereits 196 Ausbildungsstellen<br />

besetzt. Damit unterstützt E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> die E.<strong>ON</strong>-Ausbildungsinitiative und eröffnet<br />

jungen Menschen eine berufliche Perspektive.<br />

Mit dem E.<strong>ON</strong> Graduate Program arbeiten die<br />

vier europäischen Market Units und das Corporate<br />

Center der E.<strong>ON</strong> <strong>AG</strong> erstmals bei der Rekrutierung<br />

und Ausbildung ihres akademischen Nachwuchses<br />

zusammen.<br />

In Ergänzung zum E.<strong>ON</strong> Graduate Program richtet<br />

sich das Management-Entwicklungsprogramm<br />

(ME-Programm) der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> an Absolventen<br />

mit Berufserfahrung oder abgeschlossener<br />

Promotion. Die Teilnehmer durchlaufen in 30 Monaten<br />

durchschnittlich drei Stationen im kaufmännischen,<br />

gaswirtschaftlichen oder technischen<br />

Ressort der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>.<br />

Wie wichtig bei E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> die interne<br />

Entwicklung von Potenzialträgern ist, zeigt das<br />

Führungskräfteentwicklungsprogramm. In enger<br />

Abstimmung mit den Fachbereichen und Tochtergesellschaften<br />

des Hauses werden zzt. rund<br />

110 Teilnehmer auf weitergehende Führungsaufgaben<br />

vorbereitet.


Weiterbildung Die Zahl der Weiterbildungstage<br />

lag <strong>2005</strong> mit 7.692 Tagen auf dem Niveau des Vorjahres<br />

(7.827 Tage). Der Schwerpunkt der Weiterbildung<br />

lag bei „Methoden- und Sozialkompetenz“.<br />

Die Anzahl der Teilnahmetage pro Mitarbeiter blieb<br />

konstant bei 3,1 Tagen pro Jahr.<br />

Die Weiterbildungskooperation zwischen E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> und Gazprom feierte Ende Juni <strong>2005</strong> ihr<br />

15-jähriges Bestehen in Essen und Düsseldorf.<br />

Seit 1990 haben mehr als 1.300 Teilnehmer an<br />

den Schulungen teilgenommen.<br />

Chancengleichheit durch Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf Ende Mai wurde E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

im Bundeskanzleramt im Rahmen des<br />

Bundeswettbewerbs „Erfolgsfaktor Familie <strong>2005</strong>“<br />

unter die zehn besten Unternehmen Deutschlands<br />

gewählt. Zudem erreichte das Unternehmen die<br />

Endrunde der besten fünf bei der Verleihung<br />

des begehrten Innovationspreises, der neuartige<br />

und zukunftsweisende familienfreundliche Maßnahmen<br />

prämiert. Damit würdigte die Jury den<br />

herausragenden Einsatz zur Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf.<br />

Gesundheitsmanagement und Arbeitssicherheit<br />

Für die Gemeinschaftsaktion des<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Personalwesens und der BKK<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> „Gesund durch Früherkennung –<br />

Darmkrebs-Prävention“ erhielt das Unternehmen<br />

am 21. März <strong>2005</strong> den Felix Burda Award in der<br />

Kategorie „Beste Corporate-Citizenship-Aktion“.<br />

Die Jury würdigte bei der Preisverleihung insbesondere,<br />

dass „Lebenspartner in die Aktion mit<br />

einbezogen wurden und durch die offene Kommunikation<br />

des Schicksals eines erkrankten Angestellten<br />

viele weitere Mitarbeiter für das sensible<br />

Thema der Darmkrebsfrüherkennung motiviert<br />

werden konnten“.<br />

Gemeinsam mit der BKK E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> und<br />

der Sportgemeinschaft organisierte das E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong>-Personalwesen am 21. Juni <strong>2005</strong><br />

erstmals einen Gesundheitstag.<br />

Mitarbeiter<br />

Weniger Unfälle: Die Unfallzahlen der E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> waren auch in <strong>2005</strong> erneut rückläufig.<br />

Bei den Arbeits- und Dienstwegeunfällen konnte<br />

ein Rückgang von rund 30 Prozent verzeichnet<br />

werden, wobei die meldepflichtigen Arbeits- und<br />

Dienstwegeunfälle um rund 60 Prozent zurückgegangen<br />

sind. Angestiegen gegenüber dem Vorjahr<br />

ist dagegen die Anzahl der nicht meldepflichtigen<br />

Wegeunfälle. Tödliche Unfälle wurden bei E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> nicht vermeldet.<br />

Gesellschaftliche Verantwortung<br />

Nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation<br />

von Kindern: E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> fühlt sich dem<br />

Gemeinwesen verpflichtet und nimmt ihre unternehmerische<br />

und gesellschaftliche Verantwortung<br />

(Corporate Social Responsibility) in der Förderung<br />

von Kindern und im Kultursponsoring wahr.<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> unterstützt durch das ehrenamtliche<br />

Engagement seiner Mitarbeiter den größten<br />

Ortsverband des Deutschen Kinderschutzbundes<br />

(DKSB) in Essen. Arbeitsfelder des Deutschen<br />

Kinderschutzbundes umfassen die Beratung,<br />

Krisenintervention für vernachlässigte und missbrauchte<br />

Kinder, Therapieangebote und verschiedene<br />

Präventionsprojekte. Im Projekt „Lernen<br />

wie man lernt“ erhalten 350 sozial benachteiligte<br />

Schülerinnen und Schüler zusätzliche Förderungsmöglichkeiten<br />

und damit Chancengleichheit im<br />

deutschen Bildungssystem. Vorschul- und Kleinkinder<br />

erhalten in den Kinder- und Familienzentren<br />

„Blauer Elefant“ des DKSB ein umfangreiches<br />

Angebot, das die Basis für eine alters- und kindgerechte<br />

Entwicklung bildet.<br />

Personalbestand<br />

Market Unit Pan-European Gas <strong>2005</strong><br />

Aufteilung nach Business Units<br />

Gas 2.647<br />

(davon E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> 2.495)<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> E & P 55<br />

Gesamtbelegschaft: 13.587<br />

1.477 Thüga<br />

9.408 E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

International<br />

(davon E.<strong>ON</strong> Gaz<br />

România 9.301)<br />

83


84 Mitarbeiter<br />

Zeichen spontaner Hilfe für russische Terroropfer:<br />

In einem Gemeinschaftsprojekt haben<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> und ihr Schwesterunternehmen<br />

E.<strong>ON</strong> Energie Kindern, Jugendlichen und Eltern<br />

aus Beslan (Russland), die während einer Geiselnahme<br />

in der örtlichen Schule tief traumatisiert<br />

wurden, einen zweiwöchigen Therapie- und Erholungsaufenthalt<br />

in Deutschland ermöglicht. Im<br />

Vordergrund des Aufenthaltes stand die Therapie<br />

der Familien. Begleitet wurden sie von erfahrenen<br />

Psychologen und Psychiatern aus Russland und<br />

Deutschland.<br />

Erfolgreiches Kunstsponsorprojekt: Mitte<br />

Januar <strong>2005</strong> endete die in Essen im Museum<br />

Folkwang gezeigte Ausstellung „Cezanne – Aufbruch<br />

in die Moderne“. Wie bei früheren Anlässen<br />

wurde auch diese Ausstellung in Partnerschaft<br />

Unfälle Januar bis Dezember – Jahresvergleich<br />

96<br />

84<br />

72<br />

60<br />

48<br />

36<br />

24<br />

12<br />

0<br />

1 meldepflichtige Arbeitsunfälle<br />

3 nicht meldepflichtige Arbeitsunfälle<br />

5 meldepflichtige Dienstwegeunfälle<br />

7 nicht meldepflichtige Dienstwegeunfälle<br />

2003 2004 <strong>2005</strong><br />

101 85 67<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

2 meldepflichtige Wegeunfälle<br />

4 nicht meldepflichtige Wegeunfälle<br />

6 meldepflichtige Sportunfälle<br />

8 nicht meldepflichtige Sportunfälle<br />

1<br />

mit der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> realisiert. Es wurden<br />

mehr als 40 Gemälde von Paul Cézanne zusammen<br />

mit bedeutenden Arbeiten von Picasso,<br />

Braque, Derain, Matisse und Leger präsentiert.<br />

Mit mehr als 380.000 Besuchern gehörte die Ausstellung<br />

zu den bestbesuchten Kunstausstellungen<br />

in Deutschland und wurde zudem vom Kunstkritiker-Verband<br />

zur „Ausstellung des Jahres<br />

2004“ gewählt. ¯


Entwicklung der Konzerngesellschaften<br />

Entwicklung der Konzerngesellschaften<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> International: Auslandsengagement<br />

weiter ausgebaut Die positive operative<br />

Ergebnisentwicklung der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> International<br />

<strong>AG</strong> (ERI) hat sich <strong>2005</strong> weiter fortgesetzt.<br />

Das Ergebnis lag <strong>2005</strong> zwar unter dem Wert des<br />

Vorjahres, der Rückgang war aber vor allem eine<br />

Folge des Wegfalls der Ergebnisbeiträge der 2004<br />

übertragenen deutschen Beteiligungen und der<br />

erstmaligen Berücksichtigung des negativen<br />

Ergebnisbeitrags der DistriGaz Nord im Jahr <strong>2005</strong>.<br />

Die verbliebenen Gesellschaften konnten <strong>2005</strong><br />

zum Teil deutliche Ergebnissteigerungen erzielen.<br />

Deutschland Mit der HE<strong>AG</strong> Südhessische Energie<br />

<strong>AG</strong>, Darmstadt, der EWR GmbH, Remscheid,<br />

und der Stadtwerke Neuss Energie und Wasser<br />

GmbH, Neuss, sind alle deutschen Endverteiler-<br />

Beteiligungen der ERI auf die Thüga übertragen<br />

worden. Die Neuausrichtung der ERI im Rahmen<br />

des Umstrukturierungsprozesses des E.<strong>ON</strong>-<br />

Konzerns ist damit abgeschlossen.<br />

Westeuropa/Baltikum Angesichts kontinuierlich<br />

steigender Gasbezugspreise standen die<br />

baltischen Beteiligungsgesellschaften vor der<br />

Aufgabe, Bezugskostensteigerungen möglichst<br />

umgehend in die nationale Preisregulierung<br />

einzustellen, um sie dadurch an den Markt weitergeben<br />

zu können. In Litauen verschlechtert sich<br />

das regulatorische Umfeld kontinuierlich. Der<br />

dortige Regulierer hat <strong>2005</strong> eine neue Regulierungsmethodik<br />

eingeführt. Neben der Nichtanerkennung<br />

der Asset-Neubewertung als Abschreibungsbasis<br />

wurde insbesondere auch die erlaubte<br />

Verzinsung im Transport- und Distributionsbereich<br />

reduziert.<br />

Die lettische Gesellschaft Latvijas Gāze hat das<br />

Schiedsverfahren gegen den lettischen Staat<br />

erfolgreich abgeschlossen. Das Schiedsgericht in<br />

Stockholm hatte Lettland 2003 zur Schadensersatzzahlung<br />

verurteilt, weil Lettland gegen eine<br />

Verpflichtung aus dem Kaufvertrag verstoßen<br />

hatte. Das von der lettischen Regierung angerufene<br />

Berufungsgericht hat nun in letzter Instanz<br />

das Schiedsurteil bestätigt.<br />

Zentraleuropa In Rumänien wurde das bereits<br />

bestehende Engagement durch den Erwerb der<br />

Mehrheitsbeteiligung an der DistriGaz Nord durch<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> wesentlich ausgebaut. DistriGaz<br />

Nord firmierte zum 1. April 2006 in E.<strong>ON</strong> Gaz<br />

România um. Die diversen Organisations- und<br />

Restrukturierungsprojekte kamen gut voran.<br />

Anfang 2006 ist eine neue Organisationsstruktur<br />

eingeführt worden und bis März 2007 soll das<br />

Unbundling der Gesellschaft durchgeführt werden.<br />

Insgesamt soll die Integration der E.<strong>ON</strong> Gaz<br />

România in den E.<strong>ON</strong>-Konzern bis 2008 komplett<br />

abgeschlossen sein.<br />

Bei der slowakischen SPP kam die Restrukturierung<br />

ebenfalls gut voran. Effizienzsteigerungspotenziale<br />

wurden sukzessive realisiert. Im<br />

Unbundlingprojekt wurde mit dem Staat eine<br />

akzeptable Grundkonzeption vereinbart. Die Distributions-<br />

und Transportaktivitäten sollen bis Mitte<br />

2006 jeweils in eine 100-prozentige Tochtergesellschaft<br />

ausgegliedert werden.<br />

Der Erwerb der ungarischen MOL-Gassparte<br />

wurde Ende März 2006 abgeschlossen. ERI hatte<br />

mit MOL im November 2004 zunächst vereinbart,<br />

75 Prozent des Gashandels- und Speichergeschäfts<br />

sowie 50 Prozent der Gasimportgesellschaft<br />

Panrusgaz zu übernehmen. Diesem Erwerb<br />

hatte die EU-Kommission im Dezember <strong>2005</strong><br />

unter der Auflage zugestimmt, dass sich MOL<br />

vollständig vom Gasspeicher- und Gashandelsgeschäft<br />

trennen und ein umfangreiches Gas- und<br />

Contract-Release-Programm durchführen müsse.<br />

ERI wird daher auch die restlichen 25 Prozent an<br />

beiden Gesellschaften übernehmen. Die ungarische<br />

Energiebehörde hatte dem vollständigen<br />

Erwerb Ende Februar 2006 zugestimmt.<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> E & P: Ausbau des Geschäfts<br />

Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> E & P GmbH hat ihr Geschäft<br />

<strong>2005</strong> erheblich ausbauen können und ist damit<br />

dem Ziel, bis zu 20 Prozent des E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-<br />

Gasaufkommens für den paneuropäischen Markt<br />

aus eigener Förderung darzustellen, einen<br />

wichtigen Schritt näher gekommen. Im November<br />

wurde das britische Upstream-Unternehmen<br />

Caledonia Oil and Gas Limited von einer Investorengruppe<br />

unter Führung des spezialisierten<br />

Finanzinvestors First Reserve erworben. Die<br />

Gesellschaft wurde in E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> UK North<br />

Sea Limited umbenannt. Damit verfügt die E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> über vier weitere produzierende<br />

und elf noch zu entwickelnde Offshore-Felder in<br />

der britischen Nordsee.<br />

85


86 Entwicklung der Konzerngesellschaften<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Norge AS erwarb im September<br />

des vergangenen Jahres einen weiteren 15-prozentigen<br />

Anteil an dem Njord-Feld von Paladin<br />

Resources Norge AS und Paladin Resources<br />

(Norway) Limited. Damit erhöhte sich die Beteiligung<br />

an diesem Offshore-Feld in der norwegischen<br />

Nordsee auf 30 Prozent. Ende 2007 soll<br />

die Gasproduktion aus dem Njord-Feld aufgenommen<br />

werden. Im April erwarb E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

Norge AS 20 Prozent der Anteile an der Explorationslizenz<br />

„Ellida“ in der norwegischen Nordsee<br />

von BP Norge. Sowohl in der britischen als auch<br />

in der norwegischen Nordsee wurden den E & P-<br />

Tochtergesellschaften im Rahmen von Lizenzvergaberunden<br />

Anteile an Explorationsblöcken<br />

zugeteilt.<br />

Im August erfolgte die Übertragung von<br />

29,95 Prozent der Anteile an der österreichischen<br />

R<strong>AG</strong>-Beteiligungs-Aktiengesellschaft von E.<strong>ON</strong><br />

Energie <strong>AG</strong> auf die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> E & P GmbH.<br />

Produktion deutlich gesteigert Infolge der<br />

Akquisitionen und höherer Förderung aus den<br />

bestehenden Feldesbeteiligungen stieg die<br />

Produktion im Vergleich zum Vorjahr deutlich: Die<br />

anteilige Gasproduktion erhöhte sich um rund<br />

130 Mio m 3 auf über 480 Mio m 3 . Die anteilige Ölund<br />

Kondensatproduktion stieg von 4,1 Mio bbl<br />

auf 4,8 Mio bbl. Während die Förderung aus dem<br />

Elgin/Franklin-Feld, an dem E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> UK<br />

Exploration and Production mit 5,2 Prozent beteiligt<br />

ist, auf dem Niveau des Vorjahres lag, produzierte<br />

das Scoter-Feld erstmals ganzjährig. Am<br />

Scoter-Feld ist E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> UK Exploration and<br />

Production mit 12 Prozent beteiligt. Die Produktion<br />

des Njord-Feldes lag ebenfalls über dem<br />

Niveau des Vorjahres. Beide Gesellschaften profitierten<br />

von hohen Öl- und Gaspreisen, die nur zu<br />

einem geringen Teil durch Wechselkurseffekte<br />

gemindert wurden.<br />

Mit der Produktionsaufnahme von weiteren, sich<br />

gegenwärtig in der Entwicklungsphase befindenden<br />

Feldern ist eine Ausweitung der Produktion in<br />

den kommenden Jahren geplant. Darüber hinaus<br />

ist in den nächsten Jahren das Abteufen von Explorationsbohrungen<br />

in zum Portfolio gehörenden<br />

Explorationslizenzen vorgesehen. Im Erfolgsfall<br />

führen die Explorationsaktivitäten zu einer Ausweitung<br />

der Reservenbasis. Nicht fündige Explorationsbohrungen<br />

belasten das Konzernergebnis.<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Transport: Größter Anbieter<br />

Die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> hat Anfang 2004 ihr Transportgeschäft<br />

in die „E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Transport <strong>AG</strong> &<br />

Co. KG“ ausgegliedert. Seitdem ist das Tochterunternehmen<br />

für das gesamte Transportgeschäft<br />

verantwortlich und auch die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> ist<br />

Transportkunde. Bei ihrer bisherigen Geschäftstätigkeit<br />

war die E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Transport erfolgreich.<br />

In einem Umfeld sich rasch ändernder Rahmenbedingungen<br />

wurden ein sicherer Netzbetrieb<br />

und eine bestmögliche Betreuung aller Transportkunden<br />

gewährleistet. Im Berichtszeitraum war<br />

das Unternehmen größter Anbieter im deutschen<br />

Gastransportgeschäft.<br />

Die lebhafte Entwicklung des Transportgeschäfts<br />

seit dem Sommer 2000 hat sich weiter fortgesetzt.<br />

Die Vermarktung der Transportkapazitäten<br />

erfolgt über das zum 1. November <strong>2005</strong> eingeführte<br />

Entry/Exit-System. In Fortführung des<br />

Transportgeschäfts der <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong> wurden über<br />

600 Transportverträge abgeschlossen, so dass<br />

sich die Zahl der insgesamt abgeschlossenen<br />

Verträge bis Ende <strong>2005</strong> auf rund 1.000 erhöhte.<br />

Um die eigene Position im sich deutlich verschärfenden<br />

Transportwettbewerb mit anderen überregionalen<br />

Transportgesellschaften zu verbessern,<br />

hat E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Transport in mehreren Fällen<br />

auf Basis von langfristigen Transportverträgen den<br />

weiteren Ausbau des Leitungsnetzes veranlasst.<br />

Thüga <strong>AG</strong>: In Deutschland und Italien aktiv<br />

Die Thüga Aktiengesellschaft (Thüga) ist Kern<br />

einer im gesamten Bundesgebiet und in Italien<br />

präsenten Unternehmensgruppe. In Deutschland<br />

ist Thüga an fast 100 Energie- und Wasserversorgungsunternehmen<br />

mit eigenen Verteilernetzen<br />

beteiligt – hierbei handelt es sich überwiegend<br />

um Minderheitsbeteiligungen an kommunalen<br />

Stadtwerken und Regionalversorgern. Daneben<br />

versorgt Thüga über Betriebsstellen Verbraucher in<br />

Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz<br />

mit Elektrizität und Gas. Die Beteiligungsgesellschaften<br />

und Thüga bilden ein Netzwerk von<br />

Energiedienstleistern, das regionale Kundennähe<br />

mit überregionaler Stärke verbindet. Thüga stellt<br />

ihren Beteiligungsunternehmen im Rahmen ihres<br />

partnerschaftlichen Beteiligungs- und Beratungskonzeptes<br />

Fachkompetenz zur Verfügung. Im<br />

Geschäftsjahr <strong>2005</strong> wurden die Beteiligungsunternehmen<br />

vor dem Hintergrund des in Kraft getretenen<br />

neuen Energiewirtschaftsgesetzes vor allem<br />

hinsichtlich der Umsetzung der Unbundling-Anforderungen<br />

und des Regulierungsmanagements<br />

beraten.


Transportgeschäft<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Transport <strong>AG</strong> &<br />

Co. KG, Essen,<br />

GK: 100,0 100,00%<br />

Ferngas Nordbayern GmbH*,<br />

Nürnberg,<br />

GK: 33,0 53,10%<br />

Gas-Union GmbH*,<br />

Frankfurt/Main,<br />

GK: 23,0 25,93%<br />

Saar Ferngas <strong>AG</strong>*,<br />

Saarbrücken,<br />

GK: 50,0 20,00%<br />

Entwicklung der Konzerngesellschaften<br />

Energiebeteiligungen E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> International <strong>AG</strong>, Essen, GK: 156,0 100,00%<br />

Deutschland<br />

Europa<br />

Gasnor AS,<br />

Karmoy/Norwegen,<br />

GK: 57,7 NOK 14,00%<br />

AB Lietuvos Dujos,<br />

Vilnius/Litauen,<br />

GK: 469,1 LTL 38,91%<br />

EUROPGAS a.s.,<br />

Prag/Tschechische Republik,<br />

GK: 5.651,0 CZK 50,00%<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Mittel- und<br />

Osteuropa GmbH, Essen,<br />

GK: 0,025 100,00%<br />

S.C. Congaz S.A.,<br />

Konstanza/Rumänien,<br />

GK: 47,9 R<strong>ON</strong> 28,59%<br />

Gazprom**<br />

OAO Gazprom, Moskau/<br />

Russische Föderation,<br />

GK: 325.194,0 RUB 6,4%<br />

Nova Naturgas AB,<br />

Göteborg/Schweden,<br />

GK: 120,0 SEK 29,59%<br />

Inwestycyjna Spó´lka<br />

Energetyczna Sp. z o.o. (IRB),<br />

Warschau/Polen,<br />

GK: 11,0 PLN 50,00%<br />

beteiligt an:<br />

SPP Bohemia a.s.,<br />

Prag/Tschechische Republik,<br />

GK: 1.100,0 CZK 50,00%<br />

beteiligt an:<br />

Slovak Gas Holding B.V.,<br />

Zoetermeer/Niederlande,<br />

GK: 0,5 50,00%<br />

Ekopur d.o.o.,<br />

Ljubljana/Slowenien,<br />

GK: 2,1 SIT 100,00%<br />

E.<strong>ON</strong> Gaz România**<br />

E.<strong>ON</strong> Gaz România,<br />

Târgu Mures/Rumänien,<br />

GK: 433,06 R<strong>ON</strong> 51,00%<br />

Gasum Oy,<br />

Espoo/Finnland,<br />

GK: 178,3 20,00%<br />

Szczecińska Energetyka<br />

Cieplna Sp. z o.o. (SEC),<br />

Stettin/Polen,<br />

GK: 126,5 PLN 32,13%<br />

beteiligt an:<br />

Moravské naftové doly a.s.<br />

(MND), Hodonín/<br />

Tschechische Republik,<br />

GK: 806,0 CZK 51,82%<br />

beteiligt an: Slovensk´y<br />

plynárensk´y priemysel a.s.<br />

(SPP), Bratislava/Slowakische<br />

Republik,<br />

GK: 52.287,0 SKK 24,50%<br />

beteiligt an:<br />

Geoplin d.o.o.,<br />

Ljubljana/Slowenien,<br />

GK: 7.388,0 SIT 6,52%<br />

* über RGE Holding GmbH,<br />

Essen<br />

GK: 0,05 ERI-Anteil: 100,00%<br />

AS Eesti Gaas,<br />

Tallinn/Estland,<br />

GK: 155,2 EEK 33,66%<br />

therminvest Sp. z o.o.,<br />

Danzig/Polen,<br />

GK: 0,8 PLN 100,00%<br />

Nafta a.s.,<br />

Gbely/Slowakische Republik,<br />

GK: 3.231,0 SKK 40,27%<br />

Holdigaz SA,<br />

Vevey/Schweiz,<br />

GK: 20,5 CHF 2,21%<br />

** Beteiligung der<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Gezeichnetes Kapital (GK) in<br />

Mio € bzw. in Landeswährung<br />

Beteiligung in %<br />

Stand: 31.12.<strong>2005</strong><br />

87<br />

JSC Latvijas Gāze,<br />

Riga/Lettland,<br />

GK: 39,9 LVL 47,23%<br />

CCNE Colonia Cluj-Napoca<br />

Energie S.R.L.,<br />

Klausenburg/Rumänien,<br />

GK: 12,9 R<strong>ON</strong> 33,33%<br />

SOTEG Société de<br />

Transport de Gaz S.A.,<br />

Luxemburg/Luxemburg,<br />

GK: 20,0 20,00%


88 Entwicklung der Konzerngesellschaften<br />

Deutschland<br />

Stadtwerke Hannover<br />

Aktiengesellschaft,<br />

Hannover,<br />

EK: 236,3 24,00%<br />

HE<strong>AG</strong> Südhessische<br />

Energie <strong>AG</strong> (HSE),<br />

Darmstadt,<br />

EK: 302,8 40,01%<br />

Italien<br />

Thüga Italia S.r.l.,<br />

Verona/Italien,<br />

EK: 221,6 100,00%<br />

Thüga Mediterranea S.r.l.<br />

San Giuseppe di<br />

Comacchio/Italien,<br />

EK: 35,2 100,00%<br />

Thüga Triveneto S.r.l.,<br />

Cremona/Italien,<br />

EK: 18,1 100,00%<br />

N-ERGIE Aktiengesellschaft,<br />

Nürnberg,<br />

EK: 248,0 39,80%<br />

DREW<strong>AG</strong> – Stadtwerke<br />

Dresden GmbH,<br />

Dresden,<br />

EK: 300,8 10,00%<br />

E.<strong>ON</strong> Vendita S.r.l.,<br />

Verona/Italien,<br />

EK: 63,7 100,00%<br />

Thüga Orobica S.r.l.,<br />

Mantova/Italien,<br />

EK: 17,9 100,00%<br />

AMGA Azienda Multiservizi<br />

S.p.A., Udine/Italien,<br />

EK: 71,1 21,60%<br />

Mainova Aktiengesellschaft,<br />

Frankfurt/Main,<br />

EK: 356,7 24,44%<br />

Erdgas Südbayern GmbH,<br />

München,<br />

EK: 111,1 50,00%<br />

Thüga Laghi S.r.l.,<br />

Verbania/Italien,<br />

EK: 28,0 100,00%<br />

Thüga Padana S.r.l.,<br />

Cremona/Italien,<br />

EK: 58,3 100,00%<br />

G.E.I. Gestione Energetica<br />

Impianti S.p.A., Crema/Italien,<br />

EK: 22,0 48,94%<br />

Das ausländische Engagement der Thüga konzentriert<br />

sich auf den italienischen Gasmarkt, der<br />

neben dem deutschen und britischen Gasmarkt zu<br />

den größten in Europa zählt. Thüga hält über ihre<br />

100-prozentige Tochter Thüga Italia S.r.l. (Thüga<br />

Italia) im Wesentlichen Beteiligungen an fünf<br />

Netzgesellschaften und einer Vertriebsgesellschaft.<br />

Darüber hinaus werden zwei Minderheitsbeteiligungen<br />

gehalten. Als Landesgesellschaft<br />

betreut Thüga Italia ihre Beteiligungsgesellschaften<br />

in allen relevanten Fragen der Energiewirtschaft.<br />

Thüga Aktiengesellschaft, München, GK: 221,8 81,10%<br />

GAS<strong>AG</strong> Berliner Gaswerke<br />

Aktiengesellschaft,<br />

Berlin,<br />

EK: 512,9 36,85%<br />

Stadtwerke Duisburg <strong>AG</strong>,<br />

Duisburg,<br />

EK: 151,2 20,00%<br />

alle Angaben in Mio €<br />

badenova <strong>AG</strong> & Co. KG,<br />

Freiburg,<br />

EK: 219,4 47,30%<br />

Stadtwerke Essen <strong>AG</strong>,<br />

Essen,<br />

EK: 115,2 20,00%<br />

EK = Eigenkapital gem. § 285 Nr. 11 H<strong>GB</strong><br />

(Aufstellung des Anteilsbesitzes zum 31.12.<strong>2005</strong>)<br />

GK = gezeichnetes Kapital der Thüga beträgt 221,8 Mio €<br />

Beteiligungen Deutschland entsprechen einer Auswahl der<br />

Gesellschaften der Thüga-Gruppe<br />

Beteiligungsportfolio Deutschland Für Thüga<br />

als Holdinggesellschaft für Energiebeteiligungen<br />

ist das Beteiligungsvermögen die wichtigste<br />

Bilanzposition. Wesentliche Zugänge im Beteiligungsvermögen<br />

resultierten <strong>2005</strong> aus der Übernahme<br />

von Minderheitsbeteiligungen der E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> International. Durch konzerninterne Übertragungen<br />

erwarb Thüga von ERI Anteile an der<br />

EWR GmbH (20,0 Prozent) und an der Stadtwerke<br />

Neuss Energie und Wasser GmbH (15,0 Prozent).<br />

Die Beteiligung an der HE<strong>AG</strong> Südhessische Energie<br />

<strong>AG</strong> (HSE) hat Thüga auf 40,0 Prozent (plus<br />

21,2 Prozent) aufgestockt. Darüber hinaus erwarb<br />

Thüga <strong>2005</strong> keine neuen Beteiligungen an kommunalen<br />

Stadtwerken. Hintergrund ist die mit<br />

Blick auf die großen Energieunternehmen nach<br />

wie vor bestehende stark restriktive kartellrechtliche<br />

Genehmigungspraxis bei Zusammenschlussvorhaben.


Exploration und Produktion<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> E & P GmbH,<br />

Essen,<br />

GK: 0,05 100,00%<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> North Sea Ltd.,<br />

Aberdeen/Großbritannien,<br />

GK: 79,6 <strong>GB</strong>P 100,00%<br />

Projektgesellschaften<br />

BBL Company V.O.F.**,<br />

Groningen/Niederlande,<br />

GK: 46,9 20,0%<br />

Interconnector (UK) Limited,<br />

London/Großbritannien,<br />

GK: 12,8 <strong>GB</strong>P 23,6%<br />

NETRA GmbH<br />

Norddeutsche Erdgas<br />

Transversale & Co. KG,<br />

Emstek/Schneiderkrug,<br />

GK: 161,3 40,6%<br />

Sonstige<br />

E.<strong>ON</strong> Engineering GmbH,<br />

Gelsenkirchen,<br />

GK: 19,8 43,0%<br />

beteiligt an:<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> UK Exploration<br />

and Production Limited,<br />

London/Großbritannien,<br />

GK: 60,0 <strong>GB</strong>P 100,00%<br />

Rohöl-Aufsuchungs-<strong>AG</strong>,<br />

Wien/Österreich*,<br />

GK: 4,0 22,5%<br />

DEUDAN – Deutsch/<br />

Dänische Erdgastransport-<br />

Gesellschaft mbH & Co. KG,<br />

Handewitt,<br />

GK: 16,9 25,0%<br />

MEGAL Mittel-Europäische-<br />

Gasleitungsgesellschaft<br />

mbH & Co. KG, Essen,<br />

GK: 20,5 51,0%<br />

Trans Europa Naturgas<br />

Pipeline GmbH & Co. KG<br />

(TENP), Essen,<br />

GK: 7,7 51,0%<br />

GasLINE Telekommunikationsnetzgesellschaft<br />

deutscher<br />

Gasversorgungsunternehmen<br />

mbH & Co. KG, Straelen,<br />

GK: 41,0 25,0%<br />

Im Zusammenhang mit der Neuordnung von<br />

Beteiligungsstrukturen in Bayern und Thüringen<br />

hat Thüga ihre 30,6-prozentige Beteiligung an der<br />

Gasversorgung Unterfranken GmbH an E.<strong>ON</strong><br />

Bayern <strong>AG</strong> sowie ihre Anteile an der Stadtwerke<br />

Suhl/Zella-Mehlis GmbH (28,4 Prozent) an E.<strong>ON</strong><br />

Thüringer Energie <strong>AG</strong> veräußert.<br />

Beteiligungsportfolio Italien Die 2004 eingeleiteten<br />

Maßnahmen zur Vereinfachung der Beteiligungsstrukturen<br />

wurden <strong>2005</strong> abgeschlossen.<br />

Nachdem Thüga Italia Ende 2003 Beteiligungen an<br />

rund 40 Unternehmen hielt, bestehen zum Ende<br />

des laufenden Geschäftsjahres 100-prozentige Beteiligungen<br />

– im Wesentlichen – an fünf regionalen<br />

Netzgesellschaften und einer Vertriebsgesellschaft.<br />

Daneben werden an der G.E.I. Gestione<br />

Energetica Impianti S.p.A. (48,9 Prozent) und<br />

AMGA Azienda Multiservizi S.p.A. (AMGA) zwei<br />

Entwicklung der Konzerngesellschaften<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Norge AS,<br />

Stavanger/Norwegen,<br />

GK: 89,9 NOK 100,00%<br />

* über R<strong>AG</strong>-Beteiligungs-<br />

Aktiengesellschaft,<br />

Wien/Österreich<br />

Etzel Gas-Lager<br />

GmbH & Co. KG,<br />

Friedeburg-Etzel,<br />

GK: 24,9 74,8%<br />

Mittelrheinische Erdgastransportleitungsgesellschaft<br />

mbH, Haan (Rhld.),<br />

GK: 29,0 100,0%<br />

erdgas mobil GmbH & Co. KG,<br />

Essen,<br />

GK: 3,0 19,0%<br />

Gezeichnetes Kapital (GK) in<br />

Mio € bzw. in Landeswährung<br />

Beteiligung in %<br />

Stand: 31.12.<strong>2005</strong><br />

GHG-Gasspeicher<br />

Hannover GmbH, Hannover,<br />

GK: 102,3 13,2%<br />

Nordrheinische Erdgastransportleitungsgesellschaft<br />

mbH & Co. KG,<br />

Haan (Rhld.),<br />

GK: 23,5 50,0%<br />

** über E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> BBL, B.V.,<br />

Den Haag/Niederlande<br />

E.<strong>ON</strong> IS GmbH,<br />

Hannover,<br />

GK: 5,1 14,0%<br />

Wesentliche mittelbare und<br />

unmittelbare Beteiligungen<br />

Minderheitsbeteiligungen gehalten. Die Beteiligung<br />

an AMGA ist <strong>2005</strong> durch den Erwerb weiterer<br />

Aktien auf 21,6 Prozent aufgestockt worden.<br />

Die Gesellschaften der Thüga Italia-Gruppe<br />

versorgten Ende <strong>2005</strong> insgesamt rund 750.000<br />

Kunden mit Erdgas. ¯<br />

89


92 Umsatz und Ertragslage<br />

Umsatz und Ertragslage des Konzerns<br />

Umsatz und Ertragslage<br />

Eckdaten Geschäftsfelder nach US-GAAP 1<br />

in Mio € Up-/ Downstream- Sonstige/ Pan-European<br />

Midstream Beteiligungen Konsolidierung Gas<br />

Umsatzerlöse2 <strong>2005</strong> 16.365 1.973 –424 17.914<br />

2004 12.076 1.479 –328 13.227<br />

Adjusted EBIT <strong>2005</strong> 988 551 –3 1.536<br />

2004 862 486 –4 1.344<br />

1 Werte bereinigt um <strong>Ruhrgas</strong> Industries<br />

2 inkl. Erdgas- und Stromsteuer<br />

Der Konzernabschluss der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>,<br />

Essen, nach US-GAAP wird mit den dargestellten<br />

Zahlen in den Konzernabschluss der E.<strong>ON</strong> <strong>AG</strong>,<br />

Düsseldorf, einbezogen. Er umfasst das europäische<br />

Up- und Midstream-Gasgeschäft sowie<br />

Mehr- und Minderheitsbeteiligungen an Gesellschaften<br />

im Downstream-Gasgeschäft. Das<br />

Geschäftsfeld Sonstige/Konsolidierung enthält<br />

nach der Veräußerung der <strong>Ruhrgas</strong> Industries<br />

Gruppe ausschließlich Konsolidierungseffekte.<br />

In der Market Unit Pan-European Gas ist E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong> als Führungsgesellschaft für das Management<br />

der vertikal integrierten Wertschöpfungskette<br />

im europäischen Gasgeschäft verantwortlich.<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> E & P beteiligt sich im Upstream-<br />

Bereich an der Gasförderung und der Suche nach<br />

entsprechenden Vorkommen. Im Midstream-<br />

Geschäft werden Gaseinkauf, Gasverkauf und<br />

Gasspeicherung gebündelt und das gesamte technische<br />

System gesteuert und optimiert. Das<br />

Gastransportnetz wird von der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

Transport vermarktet.<br />

Für Downstream-Beteiligungen sind E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

International und Thüga zuständig. Während<br />

sich Thüga überwiegend auf deutsche Minderheitsbeteiligungen<br />

und italienische Mehrheitsbeteiligungen<br />

an regionalen Energieversorgern<br />

konzentriert, liegt der Fokus der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong><br />

International auf Energiebeteiligungen im übrigen<br />

europäischen Ausland.<br />

Umsatz gesteigert, Adjusted EBIT um 14 Prozent<br />

über Vorjahreswert Im September <strong>2005</strong><br />

wurde die Veräußerung von <strong>Ruhrgas</strong> Industries<br />

an das europäische Beteiligungsunternehmen<br />

CVC Capital Partners vollzogen. Für das Geschäftsjahr<br />

2004 sind die Werte für E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> zur<br />

besseren Vergleichbarkeit um die Werte für <strong>Ruhrgas</strong><br />

Industries bereinigt worden.<br />

Der Umsatz konnte im Geschäftsjahr <strong>2005</strong> mit<br />

17.914 Mio € gegenüber dem Vorjahreswert von<br />

13.227 Mio € um 35 Prozent gesteigert werden.<br />

Der Anstieg des Umsatzes resultiert im Wesentlichen<br />

aus höheren durchschnittlichen Verkaufspreisen,<br />

bedingt durch die stark gestiegenen<br />

Heizölpreise und die bestehende Wettbewerbsbindung,<br />

sowie einem höheren Gasabsatz im<br />

Midstream-Segment. Im Upstream-Geschäft führten<br />

die gestiegene Produktion sowie höhere<br />

Verkaufspreise, bedingt durch die Energiepreisentwicklung,<br />

zu einem Umsatzplus. Die Erhöhung<br />

der Umsatzerlöse im Geschäftsfeld Downstream<br />

ist vor allem auf die erstmalige Einbeziehung<br />

von DistriGaz Nord, die Umsatzentwicklung bei<br />

Ferngas Nordbayern sowie die Erweiterung des<br />

Konsolidierungskreises bei Thüga Italia zurückzuführen.


E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung 1<br />

Das Adjusted EBIT von 1.536 Mio € lag im Geschäftsjahr<br />

<strong>2005</strong> um 192 Mio € oder 14 Prozent<br />

über dem Vorjahreswert. Die einzelnen Geschäftsfelder<br />

entwickelten sich wie folgt:<br />

Das Geschäftsfeld Up-/Midstream verzeichnet<br />

einen Anstieg von 126 Mio €. Diese Entwicklung<br />

wurde wesentlich durch das Upstream-Geschäft<br />

beeinflusst, welches im Geschäftsjahr <strong>2005</strong> insbesondere<br />

von im Vergleich zum Vorjahr höheren<br />

Ölpreisen sowie gestiegenen Produktionsmengen<br />

profitierte. Das Midstream-Geschäft wurde im<br />

Geschäftsjahr <strong>2005</strong> von unterschiedlichen Einflussfaktoren<br />

geprägt. Durch die <strong>2005</strong> stark gestiegenen<br />

Heizölpreise und die bestehende Wettbewerbsbindung<br />

erhöhten sich die Bezugskosten<br />

für Erdgas erheblich. Weil die Verkaufspreise den<br />

Einkaufspreisen zeitlich nachgelagert angepasst<br />

werden, wurde das Adjusted EBIT deutlich belastet.<br />

Das Ergebnis im operativen Gasgeschäft in<br />

Deutschland ging sowohl absolut als auch spezifisch<br />

zurück. Gegenläufig wirkten positive Preissicherungsgeschäfte,<br />

höhere Leistungserlöse,<br />

der deutlich höhere Absatz sowie die Rückzahlung<br />

von zu viel gezahlten Entgelten für den Gebrauch<br />

und die Überlassung von Erdgasleitungen auf das<br />

Adjusted EBIT im Geschäftsfeld Up-/Midstream.<br />

Umsatz und Ertragslage<br />

in Mio € <strong>2005</strong> 2004<br />

Umsatzerlöse (brutto) 17.914 13.227<br />

Erdgas-/Stromsteuer 3.110 2.923<br />

Umsatzerlöse (netto) 14.804 10.304<br />

Herstellungskosten –13.588 –9.017<br />

Bruttoergebnis vom Umsatz 1.216 1.287<br />

Vertriebskosten –302 –323<br />

Forschungs- und Entwicklungskosten –7 –7<br />

Allgemeine Verwaltungskosten –207 –171<br />

Sonstiges betriebliches Ergebnis 258 111<br />

Finanzergebnis 567 466<br />

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 1.525 1.363<br />

Steuern vom Einkommen und Ertrag –389 –356<br />

Anteile Konzernfremder –16 –74<br />

Ergebnis aus fortgeführten Aktivitäten 1.120 933<br />

Ergebnis aus nicht fortgeführten Aktivitäten 634 35<br />

Konzernergebnis vor Ergebnisabführung 1.754 968<br />

1 Werte bereinigt um <strong>Ruhrgas</strong> Industries<br />

Das Adjusted EBIT im Geschäftsfeld Downstream<br />

liegt um 65 Mio € über dem Vorjahreswert. Während<br />

das Ergebnis von ERI durch die erstmalige<br />

Einbeziehung der DistriGaz Nord belastet wurde,<br />

sorgten vor allem höhere Beteiligungsergebnisse<br />

von assoziierten Unternehmen und die positive<br />

Ergebnisentwicklung bei Thüga Italien für den Anstieg<br />

des Adjusted EBIT im Downstream-Bereich.<br />

Bilanzstruktur Das Bilanzvolumen des<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Konzerns nach US-GAAP beträgt<br />

30,7 Mrd € und hat sich damit gegenüber dem<br />

Vorjahr um 8,0 Mrd € erhöht. Der Anstieg geht im<br />

Wesentlichen auf Wertsteigerungen in den Finanzanlagen<br />

zurück. Mit dem Verkauf der RI-Gruppe<br />

<strong>2005</strong> sind alle Vermögenswerte und Schulden<br />

der RI-Gruppe abgegangen. In den Bilanzwerten<br />

für das Geschäftsjahr 2004 sind die Aktiva und<br />

Passiva der RI-Gruppe dagegen noch enthalten.<br />

Aktiva Das Anlagevermögen dominiert mit<br />

79 Prozent (Vorjahr 82 Prozent) der Bilanzsumme<br />

die Aktiva der E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>. Neben dem Goodwill<br />

in den immateriellen Vermögensgegenständen<br />

und der gaswirtschaftlichen Infrastruktur im<br />

Sachanlagevermögen sind die Finanzanlagen mit<br />

58 Prozent des Anlagevermögens die größte Vermögensgruppe<br />

innerhalb des Anlagevermögens.<br />

Der Anstieg der Finanzanlagen im Jahr <strong>2005</strong> ist<br />

vor allem auf Marktbewertungen und auf Beteiligungserwerbe<br />

zurückzuführen.<br />

93


94 Umsatz und Ertragslage<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Konzernbilanz<br />

in Mio € 31.12.<strong>2005</strong> 1 31.12. 2004<br />

Aktiva<br />

Anlagevermögen<br />

Immaterielle Vermögensgegenstände 4.846 4.483<br />

Sachanlagen 5.361 4.890<br />

Finanzanlagen 14.191 9.331<br />

Umlaufvermögen<br />

Das Umlaufvermögen wird dominiert von den<br />

Forderungen aus dem Gasgeschäft, den Finanzforderungen<br />

sowie den Gasvorräten.<br />

Passiva Die Eigenkapitalquote des E.<strong>ON</strong><br />

<strong>Ruhrgas</strong>-Konzerns beträgt <strong>2005</strong> 51 Prozent und<br />

liegt damit nur leicht unter dem Vorjahreswert von<br />

53 Prozent. Das Eigenkapital steigt um 3,7 Mrd €<br />

auf 15,7 Mrd €. Der Anstieg ist im Wesentlichen<br />

auf erfolgsneutrale Marktwertveränderungen<br />

zurückzuführen.<br />

Die Rückstellungen enthalten die Pensionsrückstellungen,<br />

Steuerrückstellungen sowie sonstige<br />

Rückstellungen, die insbesondere für noch ausstehende<br />

Abrechnungen und die Risiken des<br />

internationalen Gasgeschäftes gebildet werden.<br />

Die Verbindlichkeiten resultieren vor allem aus<br />

dem Gasgeschäft und beinhalten die Ergebnisabführung.<br />

Die sonstigen Passiva enthalten vor<br />

allem die passiven latenten Steuern. ¯<br />

24.398 18.704<br />

Vorräte 591 696<br />

Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 5.414 3.034<br />

Wertpapiere 45 2<br />

Flüssige Mittel 229 236<br />

Sonstige Aktiva 69 49<br />

1 Werte bereinigt um <strong>Ruhrgas</strong> Industries<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong>-Konzernbilanz<br />

6.348 4.017<br />

30.746 22.721<br />

in Mio € 31.12.<strong>2005</strong> 1 31.12. 2004<br />

Passiva<br />

Eigenkapital 15.675 11.943<br />

Anteile anderer Gesellschafter 845 709<br />

Rückstellungen 2.182 2.298<br />

Verbindlichkeiten 8.859 5.689<br />

Sonstige Passiva 3.185 2.082<br />

30.746 22.721<br />

1 Werte bereinigt um <strong>Ruhrgas</strong> Industries


Wesentliche Beteiligungen im<br />

Energie- und Projektbereich<br />

• E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> International <strong>AG</strong>, Essen<br />

Deutschland<br />

• Ferngas Nordbayern GmbH, Nürnberg*<br />

• Gas-Union GmbH, Frankfurt/Main*<br />

• Saar Ferngas <strong>AG</strong>, Saarbrücken*<br />

• Erdgasversorgungsgesellschaft<br />

Thüringen-Sachsen mbH, Erfurt**<br />

Beteiligungsgesellschaften<br />

Europa<br />

• Gasnor AS, Karmoy/Norwegen<br />

• Nova Naturgas AB, Göteborg/Schweden<br />

• Gasum Oy, Espoo/Finnland<br />

• AS Eesti Gaas, Tallinn/Estland<br />

• JSC Latvijas Gāze, Riga/Lettland<br />

• AB Lietuvos Dujos, Vilnius/Litauen<br />

• Inwestycyjna Spó´lka Energetyczna<br />

Sp. z o.o. (IRB), Warschau/Polen<br />

• EUROPGAS a.s., Prag/Tschechische Republik,<br />

beteiligt an:<br />

• SPP Bohemia a.s.,<br />

Prag/Tschechische Republik<br />

• Moravské naftové doly a.s.,<br />

Hodonín/Tschechische Republik***<br />

• E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Mittel- und Osteuropa GmbH,<br />

Essen,<br />

beteiligt über:<br />

• Slovak Gas Holding B.V.,<br />

Zoetermeer/Niederlande,<br />

an:<br />

• Slovensk´y plynárensk´y priemysel a.s. (SPP),<br />

Bratislava/Slowakische Republik***<br />

• Nafta a.s., Gbely/Slowakische Republik<br />

• E.<strong>ON</strong> Földgáz Trade Rt.<br />

(vormals MOL Földgázellátó Rt.),<br />

E.<strong>ON</strong> Földgáz Storage Rt.<br />

(vormals MOL Földgáztároló Rt.),<br />

Budapest/Ungarn****/*****<br />

• E.<strong>ON</strong> Gaz România S.A.<br />

(vormals DistriGaz Nord S.A.),<br />

Târgu Mures/Rumänien**/******<br />

• Colonia Cluj-Napoca Energie S.R.L.,<br />

Klausenburg/Rumänien<br />

• S.C. Congaz S.A., Konstanza/Rumänien<br />

• Ekopur d.o.o., Ljubljana/Slowenien,<br />

beteiligt an:<br />

• Geoplin d.o.o., Ljubljana/Slowenien<br />

• Holdigaz SA, Vevey/Schweiz<br />

• SOTEG – Société de Transport de Gaz S.A.,<br />

Luxemburg/Luxemburg<br />

• OAO Gazprom,<br />

Moskau/Russische Föderation*******<br />

* über RGE Holding GmbH<br />

** durch E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>, betreut von E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> International <strong>AG</strong><br />

*** mittelbar über eine Holdinggesellschaft<br />

**** Umfirmierung 2006<br />

***** Erwerbsverträge unterzeichnet<br />

****** Erwerb durch E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong>; Übertragung auf E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> International <strong>AG</strong> in Vorbereitung<br />

******* durch E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

95


96 Beteiligungsgesellschaften<br />

• Thüga Aktiengesellschaft, München<br />

Deutschland<br />

• badenova <strong>AG</strong> & Co. KG, Freiburg<br />

• DREW<strong>AG</strong> – Stadtwerke Dresden GmbH,<br />

Dresden<br />

• Erdgas Südbayern GmbH, München<br />

• Gasag Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft,<br />

Berlin<br />

• HE<strong>AG</strong> Südhessische Energie <strong>AG</strong> (HSE),<br />

Darmstadt<br />

• Mainova Aktiengesellschaft, Frankfurt/Main<br />

• N-ERGIE Aktiengesellschaft, Nürnberg<br />

• Stadtwerke Duisburg <strong>AG</strong>, Duisburg<br />

• Stadtwerke Hannover Aktiengesellschaft,<br />

Hannover<br />

• Stadtwerke Essen <strong>AG</strong>, Essen<br />

Italien<br />

• Thüga Italia S.r.l., Verona/Italien<br />

• E.<strong>ON</strong> Vendita S.r.l., Verona/Italien<br />

• Thüga Laghi S.r.l., Verbania/Italien<br />

• Thüga Mediterranea S.r.l.,<br />

San Giuseppe di Comacchio/Italien<br />

• Thüga Orobica S.r.l., Mantova/Italien<br />

• Thüga Padana S.r.l., Cremona/Italien<br />

• Thüga Triveneto S.r.l., Cremona/Italien<br />

• AMGA Azienda Multiservizi S.p.A., Udine/Italien<br />

• G.E.I. Gestione Energetica Impianti S.p.A.,<br />

Crema/Italien<br />

• Transportgeschäft<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Transport <strong>AG</strong> & Co. KG, Essen<br />

• Projektgesellschaften und sonstige<br />

Beteiligungen<br />

• E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> BBL, B.V.,<br />

Den Haag/Niederlande<br />

beteiligt an:<br />

• BBL Company V.O.F.,<br />

Groningen/Niederlande<br />

• DEUDAN – Deutsch/Dänische Erdgastransport-<br />

Gesellschaft mbH & Co. KG, Handewitt<br />

• Etzel Gas Lager GmbH & Co. KG,<br />

Friedeburg-Etzel<br />

• GHG-Gasspeicher Hannover GmbH, Hannover<br />

• E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> UK E & P Ltd.,<br />

London/Großbritannien<br />

beteiligt an:<br />

• Interconnector (UK) Limited,<br />

London/Großbritannien<br />

• MEGAL Mittel-Europäische-Gasleitungsgesellschaft<br />

mbH & Co. KG, Essen<br />

• Mittelrheinische Erdgastransportleitungsgesellschaft<br />

mbH, Haan (Rhld.)<br />

• Nordrheinische Erdgastransportleitungsgesellschaft<br />

mbH & Co. KG, Haan (Rhld.)<br />

• NETRA GmbH Norddeutsche Erdgas<br />

Transversale & Co. KG, Emstek/Schneiderkrug<br />

• Trans Europa Naturgas Pipeline GmbH & Co.<br />

KG (TENP), Essen<br />

• E.<strong>ON</strong> Engineering GmbH, Gelsenkirchen<br />

• GasLINE Telekommunikationsnetzgesellschaft<br />

deutscher Gasversorgungsunternehmen mbH<br />

& Co. KG, Straelen<br />

• erdgas mobil GmbH & Co. KG, Essen<br />

• E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> Norge AS, Stavanger/Norwegen<br />

• E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> North Sea Ltd.,<br />

Aberdeen/Großbritannien<br />

• Rohöl-Aufsuchungs-<strong>AG</strong>, Wien/Österreich<br />

• E.<strong>ON</strong> IS GmbH, Hannover


Gestaltung:<br />

Kuhn, Kammann & Kuhn <strong>AG</strong>, Köln<br />

Redaktion:<br />

Michael Böckling, Dieter Krause<br />

(Unternehmenskommunikation)<br />

Bildnachweis:<br />

E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Christoph Fein<br />

KBB Underground Technologies GmbH<br />

Atle Kårstad<br />

Helge Hansen<br />

Claudia Kempf<br />

BMW <strong>AG</strong><br />

Martin Leclaire<br />

Druck:<br />

Tuschen GmbH, Dortmund<br />

Das verwendete Papier ist chlorfrei gebleicht<br />

(TCF).<br />

Redaktionsschluss:<br />

Lagebericht Januar 2006<br />

Magazin März 2006<br />

Impressum


E.<strong>ON</strong> <strong>Ruhrgas</strong> <strong>AG</strong><br />

Unternehmenskommunikation<br />

Huttropstraße 60<br />

45138 Essen<br />

Telefon 02 01/184-38 57<br />

Telefax 02 01/184-31 71<br />

E-Mail: info@eon-ruhrgas.com<br />

http://www.eon-ruhrgas.com

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