Vereinbarkeit von Beruf und Pflege - Wie Unternehmen Beschäftigte
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Seite 11 Kapitel B<br />
Zum einen ermöglichen es Arbeitszeitkonten, Gleit- <strong>und</strong> Teilzeitmodelle, Heim- bzw. Telearbeit<br />
oder auch Jobsharing, die Arbeitszeit besser an die Erfordernisse der <strong>Pflege</strong> anzupassen.<br />
Je nach <strong>Pflege</strong>bedarf des Angehörigen sind aber auch vorübergehende Arbeitszeitreduzierungen,<br />
Sonderurlaub oder Freistellungen wichtige Maßnahmen. Gerade zu Beginn<br />
der <strong>Pflege</strong> brauchen die Angehörigen meist Zeit, um sich zu informieren <strong>und</strong> in der neuen<br />
Situation zurechtzufinden. Eine längerfristige Freistellung lehnen die betroffenen <strong>Beschäftigte</strong>n<br />
ohnehin häufig ab, nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch weil sie die berufliche<br />
Tätigkeit als wertvollen Ausgleich zu den Betreuungs- <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>aufgaben empfinden,<br />
auf die sie nur ungern verzichten möchten.<br />
Wichtig ist zum anderen aber auch die Möglichkeit, in Notfällen kurzfristig <strong>von</strong> der Arbeit<br />
fernbleiben zu können. Der <strong>Pflege</strong>alltag lässt sich selten exakt planen, <strong>und</strong> viele Angehörige<br />
berichten <strong>von</strong> Organisationsproblemen bei Abweichungen. Denn in der Praxis<br />
sind den Freiheiten einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung für <strong>Beschäftigte</strong> häufig Grenzen<br />
gesetzt, weil Arbeitsaufgaben mit Kollegen <strong>und</strong> Vorgesetzen koordiniert werden<br />
müssen. Vieles hängt <strong>von</strong> persönlichen Absprachen mit Vorgesetzten <strong>und</strong> deren Sensibilität<br />
für das Thema <strong>Pflege</strong> ab. Überst<strong>und</strong>en stellen betroffene <strong>Beschäftigte</strong> vor besondere<br />
Probleme, insbesondere dann, wenn diese Mehrarbeit nicht vorhersehbar ist. Oft<br />
bleibt ihnen dann keine andere Möglichkeit, als die pflegebedürftige Person bei erhöhtem<br />
Unfallrisiko unbeaufsichtigt zu lassen.<br />
<strong>Unternehmen</strong> sollten also bei der Arbeitsorganisation berücksichtigen, dass pflegende Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter zeitlich, aber auch räumlich nur eingeschränkt flexibel sind.<br />
Dies sollte zum Beispiel bei der Festlegung der Anwesenheitszeiten, bei betrieblich bedingter<br />
Mehrarbeit, der Urlaubsplanung oder Geschäftsreisen eine Rolle spielen. Ein Tele- oder<br />
Heimarbeitsplatz kann für die Betroffenen sehr hilfreich sein.<br />
Das <strong>Pflege</strong>zeitgesetz bietet Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong> Arbeitnehmern die Möglichkeit, zur<br />
Wahrnehmung <strong>von</strong> <strong>Pflege</strong>aufgaben kurzfristig bis zu zehn Tage der Arbeit fernzubleiben<br />
oder sich für bis zu sechs Monate freistellen zu lassen (siehe Info-Kasten). Die Regelung<br />
wird <strong>von</strong> beinahe zwei Dritteln (63 Prozent) der <strong>Unternehmen</strong> positiv bewertet. Bereits<br />
knapp jedes dritte <strong>Unternehmen</strong> (31 Prozent) berichtet, dass Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
schon <strong>von</strong> dieser Option Gebrauch gemacht haben. 17 Ab 2012 können Arbeitgeber<br />
<strong>und</strong> <strong>Beschäftigte</strong> auch vom Angebot der neuen Familienpflegezeit Gebrauch machen<br />
(siehe Info-Kasten). Mit der Familienpflegezeit wird für Arbeitgeber ein Anreiz gesetzt,<br />
<strong>Beschäftigte</strong>n neben ihrer beruflichen Tätigkeit die <strong>Pflege</strong> <strong>von</strong> nahen Angehörigen zu ermöglichen.<br />
Wenn <strong>Beschäftigte</strong> zu diesem Zweck über einen Zeitraum <strong>von</strong> maximal zwei<br />
Jahren ihre Arbeitszeit auf bis zu 15 Wochenst<strong>und</strong>en reduzieren, ihr Einkommen in dieser<br />
Zeit aber nur halb so stark reduziert wird wie die Arbeitszeit, kann der Arbeitgeber<br />
die Entgeltaufstockung mit B<strong>und</strong>esmitteln zinslos refinanzieren.<br />
17 Institut für Demoskopie Allensbach (2010): Die <strong>Vereinbarkeit</strong> <strong>von</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Beruf</strong> aus Sicht <strong>von</strong> <strong>Unternehmen</strong>