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Auf den Standort kommt es an - Institut für Verkehrsplanung und ...

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<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong><br />

<strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Auswirkungen von kommunalen <strong>und</strong> privaten<br />

Pl<strong>an</strong>ungsentscheidungen auf <strong>den</strong> Verkehr<br />

Beiträge zur regionalen Entwicklung Nr. 111


Vorwort 1<br />

1 Da bewegt sich etwas 2<br />

2 Was g<strong>es</strong>chieht, wenn all<strong>es</strong> so<br />

läuft wie immer? 5<br />

3 Was wäre, wenn...? 9<br />

4 Jed<strong>es</strong> Vorhaben zählt 14<br />

5 Große Vorhaben wiegen<br />

schwer 20<br />

6 Unser aller Geldbeutel 26<br />

7 Regionale <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>pl<strong>an</strong>ung<br />

<strong>für</strong> eine lebenswerte Region 32<br />

Impr<strong>es</strong>sum<br />

Inhalt<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


Private <strong>und</strong> öffentliche <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entscheidungen b<strong>es</strong>timmen<br />

die Zukunft unserer Region. Gut gewählte <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e ermöglichen<br />

<strong>den</strong> Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern eine fl exible Wahl ihrer<br />

Verkehrsmittel, belasten Bevölkerung <strong>und</strong> Umwelt weniger,<br />

sparen Kosten <strong>und</strong> halten die Region attraktiv.<br />

Um die Zusammenhänge zwischen Siedlungs- <strong>und</strong> Verkehrsentwicklung<br />

in der Region H<strong>an</strong>nover genauer zu erfassen<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> zukünftige <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entscheidungen b<strong>es</strong>sere Aussagen<br />

zu <strong>den</strong> verkehrlichen Aussagen machen zu können,<br />

hat sich die Region H<strong>an</strong>nover erfolgreich um ein B<strong>und</strong><strong>es</strong>forschungsprojekt<br />

beworben. In enger <strong>und</strong> guter Zusammenarbeit<br />

mit dem <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Verkehrspl<strong>an</strong>ung <strong>und</strong> Logistik der<br />

Technischen Universität Hamburg-Harburg wur<strong>den</strong> in di<strong>es</strong>em<br />

Projekt unterschiedliche Szenarien der Siedlungsentwicklung<br />

auf ihre Verkehrsauswirkungen hin untersucht.<br />

Parallel dazu wur<strong>den</strong> in dem Projekt Bewertungsinstrumente<br />

zur Abschätzung der verkehrlichen Wirkungen von <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entscheidungen<br />

entwickelt. Di<strong>es</strong>e Werkzeuge bauen auf<br />

dem b<strong>es</strong>tehen<strong>den</strong> Verkehrsmodell sowie dem Geoinformationssystem<br />

der Region H<strong>an</strong>nover auf <strong>und</strong> stehen nun <strong>den</strong><br />

Pl<strong>an</strong>ungsabteilungen der Region H<strong>an</strong>nover zur Verfügung.<br />

Die in di<strong>es</strong>er Broschüre darg<strong>es</strong>tellten Modellrechnungen<br />

aus dem Projekt machen deutlich, dass sich eine stärkere<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Dr. Georg Martensen<br />

Dezernent <strong>für</strong> Sicherheit,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Verkehr<br />

Vorwort<br />

Berücksichtigung der Zusammenhänge zwischen Siedlungs-<br />

<strong>und</strong> Verkehrsentwicklung <strong>für</strong> die Region auszahlt, weil<br />

•<br />

•<br />

Prof. Dr. Axel Priebs<br />

Dezernent <strong>für</strong> Umwelt,<br />

Pl<strong>an</strong>ung <strong>und</strong> Bauen<br />

die Siedlungsentwicklung auch zukünftig eine starke Aus-<br />

wirkung auf die Verkehrsmittelwahl <strong>und</strong> die täglich von<br />

<strong>den</strong> Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern zurückgelegten Entfernungen<br />

haben wird <strong>und</strong><br />

eine zielgerichtete Siedlungsentwicklung, die einer l<strong>an</strong>gfristigen<br />

Zersiedlung entgegentritt, die Kosten der öffentlichen<br />

H<strong>an</strong>d <strong>und</strong> der privaten Haushalte reduziert <strong>und</strong> die<br />

Erlössituation der Verkehrsunternehmen verb<strong>es</strong>sert.<br />

Das 2006 abg<strong>es</strong>chlossene Forschungsprojekt wurde durch<br />

das B<strong>und</strong><strong>es</strong>ministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />

(BMVBS) im Rahmen d<strong>es</strong> Forschungsprogramms Stadtverkehr<br />

(FOPS) fi n<strong>an</strong>ziert. Entsprechend haben die Ergebnisse<br />

d<strong>es</strong> Projekt<strong>es</strong> b<strong>und</strong><strong>es</strong>weiten Modellcharakter. An der Bearbeitung<br />

waren von Seiten der Region H<strong>an</strong>nover die Fachbereiche<br />

„Pl<strong>an</strong>ung <strong>und</strong> Raumordnung“ sowie „ÖPNV <strong>und</strong> integrierte<br />

Verkehrsentwicklungspl<strong>an</strong>ung“ maßgeblich beteiligt.<br />

Allen Beteiligten sprechen wir unseren D<strong>an</strong>k aus.<br />

Die Ver<strong>an</strong>twortung <strong>für</strong> die wissenschaftlichen Ergebnisse<br />

liegt bei <strong>den</strong> Partnern der Technischen Universität Hamburg-<br />

Harburg.<br />

1


Was meint „Siedlungsentwicklung“?<br />

Die Region H<strong>an</strong>nover verändert sich – je<strong>den</strong> Tag. An der einen<br />

Stelle entstehen neue Wohnungen, Unternehmen siedeln<br />

sich <strong>an</strong>, G<strong>es</strong>chäfte eröffnen. An <strong>an</strong>derer Stelle schließen Lä<strong>den</strong>,<br />

geben Firmen auf oder wer<strong>den</strong> Häuser abgerissen. Aus<br />

der Summe all di<strong>es</strong>er Veränderungen ergibt sich eine regionale<br />

Siedlungsentwicklung. Je nachdem, <strong>an</strong> welchen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en<br />

b<strong>es</strong>onders viele Wohnungen, Gewerbe<strong>an</strong>siedlungen<br />

oder Einzelh<strong>an</strong>delszentren neu entstehen, verschieben sich<br />

mit der Zeit die räumlichen Gewichte innerhalb der Region.<br />

Auswirkungen auf <strong>den</strong> Verkehr<br />

Damit eng verknüpft ist die Verkehrsentwicklung. Da fast<br />

alle Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger täglich zur Arbeit fahren,<br />

eine Schule b<strong>es</strong>uchen, einkaufen gehen oder Fre<strong>und</strong>e b<strong>es</strong>uchen,<br />

haben die räumlichen Gewichtsverschiebungen<br />

immer auch eine verkehrliche Auswirkung. Je weiter Wohnungen,<br />

Arbeitsplätze, Bildungseinrichtungen <strong>und</strong> Einkaufsgelegenheiten<br />

vonein<strong>an</strong>der entfernt liegen, d<strong>es</strong>to größere<br />

Entfernungen müssen die Bürger je<strong>den</strong> Tag zurücklegen. Je<br />

ungünstiger neu gebaute Wohnungen, Firmensitze <strong>und</strong> G<strong>es</strong>chäfte<br />

zu <strong>den</strong> Linien d<strong>es</strong> Öffentlichen Personennahverkehrs<br />

(ÖPNV) liegen, d<strong>es</strong>to größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

die Bürger <strong>für</strong> di<strong>es</strong>e Wege auf das Auto zurückgreifen. Die<br />

2<br />

1 Da bewegt sich etwas<br />

regionale Verkehrsbelastung ist somit nicht unw<strong>es</strong>entlich<br />

durch die Siedlungsentwicklung beeinfl usst. Gleich<strong>es</strong> gilt in<br />

der Folge auch <strong>für</strong> die da<strong>für</strong> aus Steuermitteln bereit zu stellende<br />

Straßenkapazität sowie <strong>für</strong> die Erlössituation <strong>und</strong> <strong>den</strong><br />

Zuschussbedarf d<strong>es</strong> ÖPNV.<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entscheidungen <strong>für</strong> neue Wohn- <strong>und</strong> Gewerbegebiete<br />

sowie <strong>für</strong> die Ansiedlung von Einkaufszentren <strong>und</strong><br />

Fachmärkten haben somit immer auch eine erhebliche Verkehrswirkung.<br />

Um die Region H<strong>an</strong>nover <strong>für</strong> alle attraktiv, lebenswert<br />

<strong>und</strong> bezahlbar zu halten, ist <strong>es</strong> daher sinnvoll, sich<br />

mit di<strong>es</strong>en Verkehrsauswirkungen in <strong>den</strong> pl<strong>an</strong>erischen <strong>und</strong><br />

politischen Vorüberlegungen ausein<strong>an</strong>derzusetzen. Di<strong>es</strong> gilt<br />

sowohl <strong>für</strong> die Rahmenpl<strong>an</strong>ungen auf regionaler Ebene, z.B.<br />

das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) oder das<br />

Einzelh<strong>an</strong>delskonzept der Region H<strong>an</strong>nover als auch <strong>für</strong> die<br />

kommunale Bauleitpl<strong>an</strong>ung mit ihren Flächennutzungs- <strong>und</strong><br />

Bebauungsplänen.<br />

Passiert in der Region <strong>den</strong>n überhaupt noch was?<br />

„Aber die wil<strong>den</strong> Zeiten sind doch vorbei!“ heißt <strong>es</strong> jedoch<br />

oft, wenn <strong>es</strong> aktuell um Konzepte der Pl<strong>an</strong>ung in der Region<br />

H<strong>an</strong>nover geht: „Die Bevölkerung stagniert, die EXPO<br />

ist Verg<strong>an</strong>genheit. Wo<strong>für</strong> soll hier <strong>den</strong>n noch groß gepl<strong>an</strong>t<br />

wer<strong>den</strong>?“ Viele di<strong>es</strong>er Beobachtungen sind richtig. So ist z.B.<br />

die Zahl der pro Jahr in der Region H<strong>an</strong>nover fertig g<strong>es</strong>tellten<br />

neuen Wohnungen seit mehreren Jahren rückläufi g. Im Wirtschaftsbereich<br />

sind viele Kennzahlen wieder abg<strong>es</strong>unken,<br />

nachdem die „Sondersituation EXPO“ vorbei geg<strong>an</strong>gen ist.<br />

Und auch in der Region H<strong>an</strong>nover zeigen sich erste Auswirkungen<br />

d<strong>es</strong> „demografi schen W<strong>an</strong>dels“, jener b<strong>und</strong><strong>es</strong>- <strong>und</strong><br />

europaweit zu beobachten<strong>den</strong> Entwicklung, wonach die Bevölkerung<br />

„weniger, älter <strong>und</strong> bunter“ wird, <strong>es</strong> also zu einer<br />

Stagnation bzw. Abnahme der Bevölkerung bei gleichzeitiger<br />

Zunahme d<strong>es</strong> Anteils älterer <strong>und</strong> zugew<strong>an</strong>derter Menschen<br />

<strong>kommt</strong>.<br />

Heißt di<strong>es</strong> nun, <strong>es</strong> passiert nichts mehr <strong>und</strong> alle pl<strong>an</strong>erischen<br />

Überlegungen zu verkehrlichen <strong>und</strong> infrastrukturellen Aus-<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


wirkungen von <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entscheidungen wer<strong>den</strong> überfl üssig?<br />

Ein Blick in die Zahlen zeigt, dass di<strong>es</strong> nicht der Fall ist. Auch<br />

in „normalen“ oder „ruhigen Zeiten“ fi n<strong>den</strong> siedlungsstrukturelle<br />

Veränderungen statt, die in ihrer Summe erhebliche<br />

Folgewirkungen entfalten können. In di<strong>es</strong>er Broschüre soll<br />

di<strong>es</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Verkehrsfolgen deutlich gemacht wer<strong>den</strong>.<br />

Wie viele Haushalte, Unternehmen <strong>und</strong><br />

G<strong>es</strong>chäfte suchen in Zukunft einen neuen<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong> in der Region H<strong>an</strong>nover?<br />

Die Bedeutung der Siedlungsentwicklung in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong><br />

15 Jahren wird – unterstellt m<strong>an</strong> eine „ruhige Entwicklung“–<br />

allein schon deutlich, wenn m<strong>an</strong> sich die große Zahl<br />

von Haushalten, Unternehmen <strong>und</strong> Einzelh<strong>an</strong>delsfl ächen<br />

<strong>an</strong>sieht, die in di<strong>es</strong>em Zeitraum einen neuen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> suchen.<br />

Dahinter stehen Umzüge von Haushalten sowie Verlagerungen,<br />

Neugründungen <strong>und</strong> Erweiterungen von Unternehmen<br />

<strong>und</strong> G<strong>es</strong>chäften. Neben dem G<strong>es</strong>amtumf<strong>an</strong>g<br />

di<strong>es</strong>er <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>mobilität ist aus Sicht der pl<strong>an</strong>erischen <strong>und</strong><br />

politischen Beeinfl ussbarkeit vor allem der Teil der Umzüge<br />

<strong>und</strong> Neugründungen inter<strong>es</strong>s<strong>an</strong>t, bei <strong>den</strong>en neue Gebäude<br />

entstehen. So k<strong>an</strong>n die öffentliche Pl<strong>an</strong>ung in aller Regel<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>strukturen nur über ihre Entscheidungen zu neuen<br />

Wohn- oder Gewerbefl ächen (bzw. entsprechen<strong>den</strong> Umwidmungen<br />

von Flächen) beeinfl ussen. Umzüge <strong>und</strong> Neugründungen<br />

innerhalb von B<strong>es</strong>t<strong>an</strong>dsgebäu<strong>den</strong> sind hingegen<br />

kaum beeinfl ussbar.<br />

Haushalte<br />

In der Region H<strong>an</strong>nover leben etwa 1,16 Millionen Menschen.<br />

Bis zum Jahr 2020 wird <strong>für</strong> die Region eine <strong>an</strong>nähernd konst<strong>an</strong>te<br />

Bevölkerung prognostiziert. Pro Jahr ziehen ca. 10%<br />

der Bevölkerung in der Region H<strong>an</strong>nover um. Innerhalb von<br />

15 Jahren (z.B. 2006 bis 2020) suchen somit über 1,7 Millionen<br />

Mal Personen eine neue Wohnung. Da die Häufi gkeit<br />

d<strong>es</strong> Umziehens in hohem Maße altersabhängig ist, wer<strong>den</strong><br />

viele Personen – insb<strong>es</strong>ondere in der Altersgruppe zwischen<br />

20 <strong>und</strong> 40 Jahre – innerhalb di<strong>es</strong><strong>es</strong> Betrachtungszeitraum<strong>es</strong><br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

auch mehrfach umziehen. Der Großteil di<strong>es</strong>er Umzüge fi ndet<br />

innerhalb d<strong>es</strong> existieren<strong>den</strong> Wohnungsb<strong>es</strong>t<strong>an</strong>d<strong>es</strong> statt. Ein<br />

gewisser Teil der Haushalte zieht aber jed<strong>es</strong> Jahr auch in neu<br />

gebaute Wohnungen ein. Di<strong>es</strong>e Neubautätigkeit ist konjunkturabhängig,<br />

so dass sich in <strong>den</strong> Statistiken ein <strong>Auf</strong> <strong>und</strong> Ab<br />

der Jahr<strong>es</strong>werte erkennen lässt. Nimmt m<strong>an</strong> eine vorsichtige<br />

Schätzung vor, so wer<strong>den</strong> zwischen 2006 <strong>und</strong> 2020 etwa<br />

175.000 Personen in eine neu gebaute Wohnungen ziehen.<br />

Di<strong>es</strong> entspricht fast 15% der G<strong>es</strong>amtbevölkerung der Region<br />

H<strong>an</strong>nover. Im Falle ein<strong>es</strong> länger <strong>an</strong>dauern<strong>den</strong> wirtschaftlichen<br />

<strong>Auf</strong>schwungs könnte sich di<strong>es</strong>er Wert auf fast 20% der<br />

Bevölkerung erhöhen. Die kommunalen <strong>und</strong> regionalen Gebietskörperschaften<br />

haben in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahren mit<br />

ihren jeweiligen Pl<strong>an</strong>ungen somit über einen subst<strong>an</strong>ziellen<br />

Teil der <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>struktur innerhalb der Region H<strong>an</strong>nover zu<br />

entschei<strong>den</strong>.<br />

Arbeitsplätze<br />

Die Wirtschaftsentwicklung einer Region ist deutlich schwieriger<br />

vorherzusagen als die Bevölkerungsentwicklung. So ist<br />

die Region H<strong>an</strong>nover eng mit der Wirtschaftsentwicklung<br />

im g<strong>es</strong>amten B<strong>und</strong><strong>es</strong>gebiet, aber auch weltweit, verknüpft.<br />

Zudem können Einzelentscheidungen von Unternehmen <strong>für</strong><br />

die Region erhebliche Auswirkungen haben. Nimmt m<strong>an</strong><br />

trotzdem einmal mehrjährige Durchschnittswerte zur Häu-<br />

3


fi gkeit von Betriebsverlagerungen <strong>und</strong> Neugründungen in<br />

<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Br<strong>an</strong>chen als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine Trendprognose,<br />

so <strong>kommt</strong> m<strong>an</strong> auf einen Wert von etwa 52.000<br />

Arbeitsplätzen, <strong>für</strong> die im Zeitraum 2006 bis 2020 in der<br />

Region H<strong>an</strong>nover ein neuer <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> g<strong>es</strong>ucht wird. Di<strong>es</strong> entspricht<br />

immerhin fast 10% d<strong>es</strong> B<strong>es</strong>t<strong>an</strong>d<strong>es</strong> <strong>an</strong> Arbeitsplätzen<br />

in der Region.<br />

Stellt m<strong>an</strong> di<strong>es</strong>er Fluktuationsmasse die aktuell bek<strong>an</strong>nten<br />

Gewerbegebietspl<strong>an</strong>ungen der Gemein<strong>den</strong> in der Region<br />

H<strong>an</strong>nover gegenüber <strong>und</strong> wichtet di<strong>es</strong>e nach der Wahrscheinlichkeit<br />

ihrer Realisierung, so lässt sich vermuten,<br />

dass etwa die Hälfte davon (ca. 26.000 Arbeitsplätze) ihren<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong> in neu entstehen<strong>den</strong> Gewerbegebieten fi n<strong>den</strong><br />

wird. Auch hier zeigt sich somit die große Bedeutung umsichtiger<br />

kommunaler Entscheidungen bei der <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>wahl.<br />

Einzelh<strong>an</strong>del<br />

Der Einzelh<strong>an</strong>del ist seit vielen Jahren durch einen massiven<br />

Verdrängungswettbewerb gekennzeichnet. Di<strong>es</strong>er Wettbe-<br />

4<br />

werb fi ndet in erheblichem Maße über <strong>den</strong> Umf<strong>an</strong>g der Verkaufsfl<br />

äche statt. Entsprechend hat in der Verg<strong>an</strong>genheit der<br />

Umf<strong>an</strong>g der Verkaufsfl ächen deutlich schneller zugenommen<br />

als die Kaufkraft der Bevölkerung. Verschie<strong>den</strong>e Warensortimente<br />

zeigen dabei sehr unterschiedliche Kun<strong>den</strong>frequenzen<br />

pro Quadratmeter Verkaufsfl äche. Um di<strong>es</strong> vor allem mit<br />

Blick auf die Verkehrswirkungen zu berücksichtigen, wer<strong>den</strong><br />

Einzelh<strong>an</strong>delsfl ächen in Folgen<strong>den</strong> nicht in Quadratmetern,<br />

sondern in „potenziellen Kun<strong>den</strong> pro Tag“ <strong>an</strong>gegeben. In der<br />

Verg<strong>an</strong>genheit hat die entsprechend gewichtete Verkaufsfl<br />

äche pro Jahr um etwa 1,2% zugenommen. Über einen<br />

Zeitraum von 15 Jahren (2006 bis 2020) ergäbe sich so eine<br />

Zunahme von 17,7%. Di<strong>es</strong>e neuen Flächen entsprechen einem<br />

zusätzlichen Kun<strong>den</strong>potenzial von knapp 220.000 potenziellen<br />

Kun<strong>den</strong> pro Tag.<br />

Stellt m<strong>an</strong> di<strong>es</strong>em Wert die bis heute bek<strong>an</strong>nten Einzelh<strong>an</strong>delsprojekte<br />

in der Region gegenüber <strong>und</strong> gewichtet auch<br />

di<strong>es</strong>e <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d ihrer Realisierungswahrscheinlichkeit, so lässt<br />

sich abschätzen, dass etwas über die Hälfte der neuen G<strong>es</strong>chäfte<br />

Flächen in neu gebauten Einzelh<strong>an</strong>delsprojekten<br />

beziehen wer<strong>den</strong>. Bei di<strong>es</strong>en Neubauprojekten ist die öffentliche<br />

H<strong>an</strong>d in aller Regel über das Baurecht <strong>und</strong> die Genehmigung<br />

von <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en in <strong>den</strong> Proz<strong>es</strong>s mit eingebun<strong>den</strong>.<br />

Entsprechend sind auch hier folgenbewusste Pl<strong>an</strong>ungsentscheidungen<br />

gefragt.<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


2 Was g<strong>es</strong>chieht, wenn all<strong>es</strong><br />

so läuft wie immer?<br />

Wie entwickelt sich die Region H<strong>an</strong>nover, wenn sich – wie<br />

im vorigen Kapitel als „voraussichtliche Entwicklung“ abg<strong>es</strong>chätzt<br />

– etwa 175.000 Menschen in <strong>den</strong> nächsten 15 Jahren<br />

einen neuen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> in einer neu gebauten Wohnung<br />

suchen? Welche Entwicklung nimmt die Siedlungsstruktur,<br />

wenn zeitgleich in neu ausgewi<strong>es</strong>enen Gewerbegebieten<br />

der Region etwa 26.000 dorthin verlagerte oder dort neu<br />

g<strong>es</strong>chaffene Arbeitsplätze <strong>an</strong>g<strong>es</strong>iedelt wer<strong>den</strong>, während<br />

parallel dazu neue Einkaufszentren <strong>und</strong> G<strong>es</strong>chäftslagen mit<br />

einem Kun<strong>den</strong>potential von etwa 120.000 Kun<strong>den</strong> pro Tag<br />

in der Region ihre Türen öffnen? Es ist offensichtlich, dass<br />

di<strong>es</strong> vor allem davon abhängt, <strong>an</strong> welchen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en di<strong>es</strong>e<br />

Wohnungen, Gewerbegebiete <strong>und</strong> Einkaufszentren <strong>an</strong>g<strong>es</strong>iedelt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Trendszenario der Siedlungsentwicklung<br />

Um die Relev<strong>an</strong>z der Siedlungsentwicklung <strong>für</strong> die Region<br />

H<strong>an</strong>nover aufzuzeigen, b<strong>es</strong>chreibt di<strong>es</strong><strong>es</strong> Kapitel ein „Trendszenario“<br />

der Siedlungsentwicklung. Dazu wer<strong>den</strong> die sich<br />

in <strong>den</strong> Bereichen Wohnungsbau, Arbeitsplatzst<strong>an</strong>dorte <strong>und</strong><br />

Einzelh<strong>an</strong>del abzeichnen<strong>den</strong> Entwicklungen zusammengetragen.<br />

Dabei wird vielfach unterstellt, dass die <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>wahl<br />

der Haushalte <strong>und</strong> Unternehmen sowie die Neigung der Gemein<strong>den</strong>,<br />

Wohnbau- <strong>und</strong> Gewerbegebiete auszuweisen in<br />

etwa so weiterläuft wie in <strong>den</strong> verg<strong>an</strong>genen Jahren. Dazu<br />

wur<strong>den</strong> zum einen die W<strong>an</strong>derungsbewegungen von Haushalten<br />

<strong>und</strong> Unternehmen innerhalb der Region ausgewertet.<br />

Darüber hinaus wur<strong>den</strong> die Kommunen über die Ämter der<br />

Region H<strong>an</strong>nover befragt, welche Pl<strong>an</strong>ungen <strong>für</strong> neue Wohnbau-<br />

<strong>und</strong> Gewerbegebiete sie aktuell sowie perspektivisch<br />

vor<strong>an</strong>treiben wollen.<br />

Mit Blick auf <strong>den</strong> sich verändern<strong>den</strong> Wohnungs- <strong>und</strong> Gewerbefl<br />

ächenmarkt <strong>und</strong> unter Einbeziehung der Einschätzungen<br />

von Experten aus der Region (u.a. der Industrie- <strong>und</strong> H<strong>an</strong>delskammer),<br />

wurde die Realisierungswahrscheinlichkeit di<strong>es</strong>er<br />

einzelnen Projekte abg<strong>es</strong>chätzt. Alle räumlichen Trendprognosen<br />

wur<strong>den</strong> zudem in die Rahmenprognose zur Bevöl-<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

kerungs-, Wirtschafts- <strong>und</strong> Einzelh<strong>an</strong>delsentwicklung in der<br />

Region H<strong>an</strong>nover insg<strong>es</strong>amt bis zum Jahr 2020 eingepasst.<br />

Unterscheidung von <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en in der Region<br />

Zur Auswertung der bisherigen <strong>und</strong> Prognose der zukünftigen<br />

Siedlungsentwicklung wurde zwischen unterschiedlichen<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>typen innerhalb der Region H<strong>an</strong>nover differenziert.<br />

Dabei wurde zum einen zwischen der Kernstadt H<strong>an</strong>nover,<br />

dem direkten Uml<strong>an</strong>d <strong>und</strong> <strong>den</strong> weiter von H<strong>an</strong>nover entfernt<br />

liegen<strong>den</strong> Regionsteilen unterschie<strong>den</strong>.<br />

Zum <strong>an</strong>deren wur<strong>den</strong> die <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e nach ihrer zentralörtlichen<br />

Einstufung im Regionalen Raumordnungsprogramm<br />

gekennzeichnet. Wie Abbildung 2-1 in einer Karte darg<strong>es</strong>tellt,<br />

umfasst d<strong>es</strong>sen Differenzierung ein Oberzentrum<br />

(H<strong>an</strong>nover) mit Zentrums- <strong>und</strong> Ergänzungsbereich sowie die<br />

Mittel- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>zentren der Region. Vor allem in <strong>den</strong> ländlichen<br />

Bereichen fi n<strong>den</strong> sich darüber hinaus die so gen<strong>an</strong>nten<br />

entwicklungsfähigen ländlichen Siedlungen. Gegenüber<br />

<strong>den</strong> verbleiben<strong>den</strong> Gemein<strong>den</strong> ohne zentralörtliche Funktion<br />

zeichnen sich di<strong>es</strong>e durch eine gewissen Mind<strong>es</strong>tst<strong>an</strong>dard<br />

hinsichtlich der Nahversorgung <strong>und</strong> der sozialen Infrastruktur<br />

(Kindergärten, Gr<strong>und</strong>schule, …) aus.<br />

5


Vor allem bei der Analyse <strong>und</strong> Prognose der Einzelh<strong>an</strong>delsentwicklung<br />

wurde <strong>für</strong> die Unterscheidung der <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e<br />

auch auf das Einzelh<strong>an</strong>delskonzept der Region H<strong>an</strong>nover zurückgegriffen.<br />

Dabei wur<strong>den</strong> die bei<strong>den</strong> dortigen Kategorien<br />

„Herausgehobener Nahversorgungsst<strong>an</strong>dort“ <strong>und</strong> „Nahversorgungsst<strong>an</strong>dort<br />

mit bis zu 700 m 2 Verkaufsfl äche“ in die<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>systematik übernommen (Abbildung 2-1).<br />

Ein dritt<strong>es</strong> Kriterium zur Unterscheidung von <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en <strong>für</strong><br />

die im Folgen<strong>den</strong> darg<strong>es</strong>tellten Auswertungen, Prognosen<br />

<strong>und</strong> Modellrechnungen ist deren Lage zu <strong>den</strong> Halt<strong>es</strong>tellen<br />

von S-Bahn <strong>und</strong> Stadtbahn. Es zeigt sich immer wieder,<br />

dass die Bürger vor allem d<strong>an</strong>n gerne <strong>und</strong> häufi g <strong>den</strong><br />

ÖPNV benutzen, wenn d<strong>es</strong>sen Halt<strong>es</strong>tellen in der Nähe der<br />

Wohnung <strong>und</strong> d<strong>es</strong> Arbeits- oder Ausbildungsplatz<strong>es</strong> liegen.<br />

6<br />

<strong>Auf</strong>gr<strong>und</strong> ihrer hohen Verbindungsqualität sind die Schienennetze<br />

dabei von b<strong>es</strong>onderer Bedeutung.<br />

Wertet m<strong>an</strong> nun die bisherige Siedlungsentwicklung nach<br />

di<strong>es</strong>en verschie<strong>den</strong>en <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>faktoren aus <strong>und</strong> ermittelt<br />

unter Einbeziehung weiterer Rahmendaten eine Trendprognose,<br />

so ergibt sich nach <strong>den</strong> Berechnungen der Technischen<br />

Universität Hamburg-Harburg das in Tabelle 2-1 darg<strong>es</strong>tellte<br />

Trendszenario der Siedlungsentwicklung.<br />

Einwohner<br />

Insg<strong>es</strong>amt geht die Prognose <strong>für</strong> die Region H<strong>an</strong>nover von<br />

einem leichten Bevölkerungswachstum (+ 3.700 Einwohner)<br />

bis zum Jahr 2020 aus. <strong>Auf</strong>gr<strong>und</strong> der <strong>an</strong>genommenen<br />

Abbildung 2-1: Unterscheidung von <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en in der Region H<strong>an</strong>nover<br />

nach ihrerzentralörtlichen Funktion<br />

Oberzentrum<br />

Oberzentrum (Ergänzungsbereich)<br />

Mittelzentrum<br />

Gr<strong>und</strong>zentrum (bzw. Ergänzungsfunktion)<br />

Entwicklungsfähige ländliche Siedlung oder Nahversorgungsst<strong>an</strong>dort<br />

nach Einzelh<strong>an</strong>delskonzept<br />

Ort <strong>für</strong> Eigenentwicklung bzw. Nahversorger bis<br />

700 m 2 Verkaufsfl äche nach Einzelh<strong>an</strong>delskonzept<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


Tabelle 2-1: Prognosewerte d<strong>es</strong> Trendszenarios 2020, darg<strong>es</strong>tellt in drei unterschiedlichen räumlichen Differenzierungen<br />

Veränderung 2004 bis 2020 (Trendszenario)<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entscheidungen bei der Ausweisung von Wohnbaugebieten<br />

würde dabei im Trendszenario ein Rückg<strong>an</strong>g<br />

von etwa 8.600 Personen in der Stadt H<strong>an</strong>nover einem Zuwachs<br />

im Uml<strong>an</strong>d von insg<strong>es</strong>amt 12.300 Personen gegenüber<br />

stehen. Knapp zwei Drittel di<strong>es</strong><strong>es</strong> Zuwachs<strong>es</strong> fände im<br />

näheren Uml<strong>an</strong>d statt. Dabei wüchsen im Uml<strong>an</strong>d vor allem<br />

die kleinen Gemein<strong>den</strong> (Gr<strong>und</strong>zentren, entwicklungsfähige<br />

ländliche Siedlungen, Gemein<strong>den</strong> ohne zentrale Funktion),<br />

nicht aber die Mittelzentren (Abbildung 2-2). Insg<strong>es</strong>amt<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Einwohner<br />

(Anzahl)<br />

ginge mit di<strong>es</strong>er Entwicklung eine deutliche Verschiebung<br />

der Bevölkerung weg von <strong>den</strong> Einzugsbereichen der Schienenhaltepunkte<br />

der Mittelzentren, d.h. <strong>den</strong> leistungsfähigen<br />

ÖPNV-Achsen, einher.<br />

Arbeitsplätze<br />

Arbeitsplätze<br />

(Anzahl)<br />

Verkaufsfl äche<br />

(Kun<strong>den</strong>potenzial pro Tag)<br />

Stadt H<strong>an</strong>nover -8.600 -11.800 35.300<br />

Näher<strong>es</strong> Uml<strong>an</strong>d 7.800 300 39.100<br />

Weiter<strong>es</strong> Uml<strong>an</strong>d 4.500 200 41.600<br />

Oberzentrum -8.500 -11.800 35.300<br />

Mittelzentren -100 -1.000 46.800<br />

Gr<strong>und</strong>zentren <strong>und</strong> entwicklungsfähige ländliche Siedlungen 9.800 2.500 29.500<br />

Kleine Gemein<strong>den</strong> ohne zentralörtliche Funktion 2.500 -1.000 4.400<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e mit Schienen<strong>an</strong>schluss -8.200 -16.600 84.200<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e ohne Schienen<strong>an</strong>schluss 11.900 5.300 31.800<br />

Region insg<strong>es</strong>amt 3.700 -11.300 116.000<br />

Abbildung 2-2: Einwohnerentwicklung 2004 - 2020<br />

im Trendszenario<br />

Einwohner (Veränderung 2005 bis 2020)<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

-5.000<br />

-10.000<br />

-8.500<br />

-100<br />

9.800<br />

Oberzentrum Mittelzentren Gr<strong>und</strong>zentren,<br />

entwicklungsfähige<br />

ländliche<br />

Siedlungen<br />

2.500<br />

Kleine Gemein<strong>den</strong><br />

ohne<br />

zentralörtliche<br />

Funktion<br />

Für die Region H<strong>an</strong>nover würde bis zum Jahr 2020 insg<strong>es</strong>amt<br />

ein Verlust von 11.300 Arbeitsplätzen zu prognostizie-<br />

Abbildung 2-3: Veränderung der Anzahl der Arbeitsplätze<br />

2004 - 2020 im Trendszenario<br />

Arbeitsplätze (Veränderung 2005 bis 2020)<br />

5.000<br />

0<br />

-5.000<br />

-10.000<br />

-15.000<br />

-11.800<br />

-1.000<br />

2.500<br />

Oberzentrum Mittelzentren Gr<strong>und</strong>zentren,<br />

entwicklungsfähige<br />

ländliche<br />

Siedlungen<br />

-1.000<br />

Kleine Gemein<strong>den</strong><br />

ohne<br />

zentralörtliche<br />

Funktion<br />

7


en sein. Dabei zeichnet sich ab, dass di<strong>es</strong>er Verlust in der<br />

Bil<strong>an</strong>z d<strong>es</strong> Trendszenarios ausschließlich in der Stadt H<strong>an</strong>nover<br />

stattfände. Das Uml<strong>an</strong>d zeigt hiernach eine stabile bzw.<br />

leicht positive G<strong>es</strong>amtentwicklung, hinter der sich jedoch<br />

Gewinner (vor allem die Gr<strong>und</strong>zentren <strong>und</strong> die entwicklungsfähigen<br />

ländlichen Siedlungen) <strong>und</strong> Verlierer (insb<strong>es</strong>ondere<br />

die Mittelzentren sowie die Gemein<strong>den</strong> ohne zentralörtliche<br />

Funktionszuweisung) verbergen (Abbildung 2-3). Die Kumulation<br />

der Verluste im Oberzentrum <strong>und</strong> <strong>den</strong> Mittelzentren,<br />

in <strong>den</strong>en viele Einzugsbereiche der Schienenhalt<strong>es</strong>tellen<br />

liegen, würde in der Summe eine sinkende Erreichbarkeit<br />

von Arbeitsplätzen mit Stadtbahn <strong>und</strong> S-Bahn bewirken.<br />

Verkaufsfl ächen<br />

Im Bereich d<strong>es</strong> Einzelh<strong>an</strong>dels sagen die Prognosen eine Fortsetzung<br />

d<strong>es</strong> Verdrängungswettkampf<strong>es</strong> mit entsprechen<strong>den</strong><br />

Ausweitungen der Verkaufsfl ächen voraus. Entsprechend<br />

zeigen sich in allen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>kategorien Zuwächse. Nach <strong>den</strong><br />

Prognosen d<strong>es</strong> Trendszenarios wer<strong>den</strong> dabei knapp 70% der<br />

Flächenzuwächse im Uml<strong>an</strong>d realisiert. Mehr als die Hälfte<br />

di<strong>es</strong>er Zuwächse fi n<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Mittelzentren statt (Abbildung<br />

2-4). Durch die erkennbare Ten<strong>den</strong>z der Inv<strong>es</strong>toren,<br />

Einkaufszentren wieder verstärkt in <strong>den</strong> zentralen Orten zu<br />

realisieren, wird erwartet, dass sich über zwei Drittel der Flächenzuwächse<br />

im Einzugsbereich der Schienenhaltepunkte<br />

abspielen wird.<br />

Die Tren<strong>den</strong>twicklung k<strong>an</strong>n nicht im Sinne der<br />

Region sein<br />

Die Ziele <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätze d<strong>es</strong> Regionalen Raumordnungsprogramms<br />

zielen auf eine Stärkung der zentralen Orte <strong>und</strong> der<br />

durch <strong>den</strong> ÖPNV b<strong>es</strong>onders gut bedienten Entwicklungsachsen.<br />

Durch eine solche Ausrichtung der Siedlungsentwicklung<br />

können die öffentlich fi n<strong>an</strong>zierten Inv<strong>es</strong>titionen b<strong>es</strong>onders<br />

effi zient ausgenutzt, Folgekosten <strong>für</strong> die öffentliche H<strong>an</strong>d<br />

<strong>und</strong> die privaten Haushalte vermie<strong>den</strong> (vgl. Kapitel 6) <strong>und</strong><br />

einer Zersiedlung der Region H<strong>an</strong>nover vorgebeugt wer<strong>den</strong>.<br />

8<br />

Abbildung 2-4: Zusätzliche Verkaufsfl ächen im Einzelh<strong>an</strong>del<br />

2004-2020 (Trendszenario)<br />

Kun<strong>den</strong>potenzial der Verkaufsflächen<br />

(Kun<strong>den</strong> pro Tag, Veränderung 2005 bis 2020)<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

35.300<br />

46.800<br />

29.500<br />

Oberzentrum Mittelzentren Gr<strong>und</strong>zentren,<br />

entwicklungsfähige<br />

ländliche<br />

Siedlungen<br />

4.400<br />

Kleine<br />

Gemein<strong>den</strong> ohne<br />

zentralörtliche<br />

Funktion<br />

Zudem k<strong>an</strong>n - wie das nachfolgende Kapitel zeigt - auf di<strong>es</strong>e<br />

Weise ein positiver Einfl uss auf die Verkehrssituation in der<br />

Region H<strong>an</strong>nover genommen wer<strong>den</strong>.<br />

Die in <strong>den</strong> Tabellen <strong>und</strong> Abbildungen di<strong>es</strong><strong>es</strong> Kapitels darg<strong>es</strong>tellten<br />

Entwicklungen d<strong>es</strong> Trendszenarios entsprechen<br />

jedoch in vielen Fällen nicht di<strong>es</strong>em Leitbild der Siedlungsentwicklung.<br />

So zeigen sich deutliche Bedeutungsverluste<br />

der zentralen Orte <strong>und</strong> der Einzugsbereiche der Schienenhaltepunkte.<br />

Eine solche Entwicklung k<strong>an</strong>n nicht im Sinne<br />

der Region sein.<br />

Siedlungsentwicklung ist g<strong>es</strong>taltbar. Sie vollzieht sich in vielen<br />

kleinen <strong>und</strong> großen Bebauungsplänen sowie privaten<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Inv<strong>es</strong>titions- <strong>und</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entscheidungen.<br />

Das darg<strong>es</strong>tellte Trendszenario, das lediglich b<strong>es</strong>chreibt was<br />

passiert, „wenn all<strong>es</strong> so weiter läuft wie bisher“ macht<br />

deutlich, dass di<strong>es</strong>e G<strong>es</strong>taltbarkeit genutzt wer<strong>den</strong> muss.<br />

Dazu braucht <strong>es</strong> einerseits eine h<strong>an</strong>dlungsfähige Regionalpl<strong>an</strong>ung,<br />

welche die g<strong>es</strong>amtregionalen Bel<strong>an</strong>ge im Auge<br />

behält, Leitlinien defi niert <strong>und</strong> grobe Abweichungen unterbindet.<br />

Zum <strong>an</strong>deren braucht <strong>es</strong> innovative Kommunen, die<br />

ihre jeweiligen H<strong>an</strong>dlungsspielräume im Sinne einer tragfähigen<br />

regionalen Entwicklung zu nutzen wissen. Kapitel<br />

4 zeigt am Beispiel d<strong>es</strong> Wohnungsbaus, wie eine solche<br />

Zusammenarbeit der Ebenen „Region“ <strong>und</strong> „Stadt bzw. Gemeinde“<br />

aussehen k<strong>an</strong>n.<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

3 Was wäre, wenn...?<br />

Verkehrsentwicklung bis zum Jahr 2020<br />

<strong>Auf</strong> die Verkehrsentwicklung in der Region H<strong>an</strong>nover bis<br />

zum Jahr 2020 wirken eine Reihe von Faktoren. Dazu zählen<br />

die steigende Motorisierung der Bevölkerung, der demografi<br />

sche W<strong>an</strong>del oder die Entwicklung der Energiepreise. Darüber<br />

hinaus ist die eben b<strong>es</strong>chriebene Siedlungsentwicklung<br />

von entschei<strong>den</strong>der Bedeutung.<br />

Hinsichtlich der Motorisierung gehen die Prognosen von einer<br />

weiteren Zunahme aus. Wie hoch di<strong>es</strong>e Zunahme ausfällt,<br />

ist u.a. von der zukünftigen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>wahl der Haushalte<br />

abhängig. So lässt sich beobachten, dass Haushalte in<br />

kleinen Gemein<strong>den</strong> mit geringer Nahversorgung, wenigen<br />

Arbeitsplätzen <strong>und</strong> schlechter ÖPNV-Anbindung im Schnitt<br />

mehr Autos b<strong>es</strong>itzen als die Bewohner zentraler Orte. Abbildung<br />

3-1 zeigt die Entwicklung der Motorisierung, die sich<br />

aus dem im vorigen Kapitel b<strong>es</strong>chriebenen Trendszenario der<br />

Siedlungsentwicklung ergeben würde. Eine entsprechende<br />

Zunahme der Motorisierung führt ten<strong>den</strong>ziell zu mehr Autoverkehr<br />

<strong>und</strong> weniger ÖPNV-Nutzung.<br />

Di<strong>es</strong>er Entwicklung stellt sich jedoch ein <strong>an</strong>derer Entwicklungstrend<br />

mit umgekehrter Wirkungsrichtung entgegen. So<br />

ist in <strong>den</strong> verg<strong>an</strong>genen Jahren b<strong>und</strong><strong>es</strong>weit – aber auch in der<br />

Region H<strong>an</strong>nover – zu beobachten gew<strong>es</strong>en, dass die Entwicklung<br />

der Energiepreise zu einem deutlichen Abbremsen<br />

der Zunahmen im Autoverkehr geführt hat. Straßenverkehrszählungen<br />

in der Region H<strong>an</strong>nover verzeichnen zum Teil sogar<br />

rückläufi ge Straßenbelastungen. Unterstellt m<strong>an</strong> einen<br />

weiteren Anstieg der Energiepreise, der <strong>an</strong>g<strong>es</strong>ichts der weltweiten<br />

Rahmenbedingungen sehr plausibel erscheint, muss<br />

– auch bei einer weiterhin steigen<strong>den</strong> Motorisierung – von<br />

einem dämpfen<strong>den</strong> Einfl uss der Energiepreise auf die Autonutzung<br />

ausgeg<strong>an</strong>gen wer<strong>den</strong>.<br />

Die demografi sche Entwicklung der Bevölkerung ist – wie<br />

nahezu b<strong>und</strong><strong>es</strong>weit – in der Region H<strong>an</strong>nover durch eine<br />

geringe Geburtenrate <strong>und</strong> steigende Lebenserwartung<br />

geprägt. Di<strong>es</strong> führt dazu, dass der Anteil der Kinder <strong>und</strong><br />

Abbildung 3-1: Zunahme der Motorisierung 2004-2020<br />

(Tren<strong>den</strong>twicklung, ausgewählte Personengruppen)<br />

Anteil der Personen mit verfügbarem Pkw<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

86% 89%<br />

93%<br />

83%<br />

78% 75%<br />

2004 2020 (Tren<strong>den</strong>twicklung)<br />

Erwerbstätige Nicht-<br />

Erwerbstätige<br />

Rentner bis 75<br />

Jahre<br />

Jugendlichen deutlich abnehmen wird, während im Gegenzug<br />

immer mehr Menschen zu <strong>den</strong> älteren Altersgruppen<br />

zählen wer<strong>den</strong> (Abbildung 3-2). Di<strong>es</strong>e Entwicklung stellt<br />

insb<strong>es</strong>ondere <strong>den</strong> ÖPNV vor Herausforderungen, da gerade<br />

die Schüler <strong>und</strong> Auszubil<strong>den</strong><strong>den</strong> einen wichtigen Teil seiner<br />

Kun<strong>den</strong> darstellen.<br />

Dabei ist jedoch zu beachten, dass die ÖPNV-Unternehmen<br />

der Region H<strong>an</strong>nover seit einigen Jahren eine entsprechende<br />

„Gegenstrategie“ verfolgen. Di<strong>es</strong>e setzt bewusst auf<br />

Qualitätsverb<strong>es</strong>serungen bei <strong>den</strong> Stationen, Fahrzeugen<br />

43%<br />

59%<br />

Rentner über 75<br />

Jahre<br />

Abbildung 3-2: Verschiebung der Alterszusammensetzung in der<br />

Bevölkerung der Region H<strong>an</strong>nover 2004-2020<br />

(„Demografi scher W<strong>an</strong>del“)<br />

Einwohner (Veränderung zwischen 2004 <strong>und</strong> 2020)<br />

60.000<br />

40.000<br />

20.000<br />

0<br />

-20.000<br />

-40.000<br />

-60.000<br />

-80.000<br />

-19.900<br />

-68.700<br />

0 bis 20 Jahre 21 bis 40<br />

Jahre<br />

38.800<br />

41 bis 60<br />

Jahre<br />

23.700<br />

61 bis 80<br />

Jahre<br />

29.700<br />

über 80 Jahre<br />

9


<strong>und</strong> Fahrplänen, um so neue Kun<strong>den</strong>gruppen, insb<strong>es</strong>ondere<br />

unter <strong>den</strong> in ihrer Verkehrsmittelnutzung „Wahlfreien“ zu<br />

erreichen. Fahrgastzählungen zeigen, dass di<strong>es</strong>e Strategie<br />

– unterstützt durch <strong>den</strong> eben darg<strong>es</strong>tellten „Push-Effekt“ der<br />

Energiepreisentwicklung – durchaus erfolgreich ist.<br />

Zentrale Bedeutung der Siedlungsentwicklung<br />

Di<strong>es</strong>e gegenläufi gen Einfl ussfaktoren scheinen sich aktuell in<br />

etwa die Waage zu halten. Wichtige Voraussetzung da<strong>für</strong> ist<br />

jedoch eine Siedlungsstruktur, die <strong>den</strong> Bürgern der Region<br />

Alternativen ermöglicht, um so auf Herausforderungen der<br />

Zukunft – z.B. steigende Benzinpreise – reagieren zu können.<br />

Di<strong>es</strong> ist nur d<strong>an</strong>n der Fall, wenn eine ausreichend große Zahl<br />

der Einwohner im Einzugsbereich der Achsen d<strong>es</strong> öffentlichen<br />

Verkehrs <strong>und</strong> im Bereich einer guten Nahversorgung<br />

wohnt. Parallel dazu müssen sich möglichst viele Arbeitsplätze<br />

<strong>und</strong> Einzelh<strong>an</strong>delsg<strong>es</strong>chäfte <strong>an</strong> <strong>den</strong> ÖPNV-Linien <strong>und</strong><br />

<strong>den</strong> zentralen Bereichen befi n<strong>den</strong>. Fände hingegen eine<br />

regionsweite Zersiedlung mit einer entsprechen<strong>den</strong> Autoorientierung<br />

statt, könnten die Bürger weder auf steigende<br />

Benzinpreise <strong>an</strong>gem<strong>es</strong>sen reagieren noch hätten Qualitätsoffensiven<br />

der ÖPNV-Unternehmen Aussicht auf Erfolg.<br />

10<br />

Modellrechnung zum Einfl uss der Siedlungsentwicklung<br />

auf <strong>den</strong> Verkehr<br />

Die aktuelle Siedlungsentwicklung ist durch klare Zersiedlungsten<strong>den</strong>zen<br />

geprägt. Di<strong>es</strong> ist durch die Daten d<strong>es</strong> Trendszenarios<br />

in Kapitel 2 deutlich zum Ausdruck gekommen.<br />

Zersiedlung bedeutet eine immer weitläufi gere räumliche<br />

Verteilung der Bewohner in der Region. Deutliche Indizien<br />

sind die überdurchschnittlichen Wachstumsraten der kleinen<br />

<strong>und</strong> kleinsten Gemein<strong>den</strong> <strong>und</strong> Ortslagen sowie die Tatsache,<br />

dass sich Wohnungsneubau in der überwiegen<strong>den</strong> Mehrzahl<br />

der Fälle als Einfamilienhausbau auf der grünen Wi<strong>es</strong>e am<br />

R<strong>an</strong>d der Gemein<strong>den</strong> vollzieht.<br />

Neben einem deutlich höheren Infrastrukturaufw<strong>an</strong>d, d<strong>es</strong>sen<br />

Kosten sich früher oder später in <strong>den</strong> kommunalen<br />

Haushalten <strong>und</strong> <strong>den</strong> Brieftaschen der Bürger wieder fi n<strong>den</strong><br />

<strong>und</strong> auf <strong>den</strong> Kapitel 6 daher noch einmal g<strong>es</strong>ondert eingeht,<br />

erzeugt Zersiedlung deutlich mehr Verkehr. Wie stark di<strong>es</strong>e<br />

Einfl üsse sind, soll in <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Abschnitten <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von<br />

Modellberechnungen verdeutlicht wer<strong>den</strong>. Di<strong>es</strong>e Modellabschätzungen<br />

wur<strong>den</strong> im Rahmen ein<strong>es</strong> B<strong>und</strong><strong>es</strong>forschungsprojekt<strong>es</strong><br />

mit Hilfe d<strong>es</strong> Verkehrsmodells der Region H<strong>an</strong>nover<br />

in Zusammenarbeit mit dem <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Verkehrspl<strong>an</strong>ung<br />

<strong>und</strong> Logistik <strong>an</strong> der TU Hamburg-Harburg erarbeitet.<br />

Vergleich von zwei Szenarien<br />

Die Modellbetrachtung zur Abschätzung d<strong>es</strong> Einfl uss<strong>es</strong> der<br />

Siedlungsentwicklung auf <strong>den</strong> Verkehr arbeitet mit Szenarien.<br />

Di<strong>es</strong>e b<strong>es</strong>chreiben alternative Möglichkeiten der Siedlungsstruktur<br />

in der Region H<strong>an</strong>nover im Jahr 2020 <strong>und</strong> ermitteln<br />

<strong>den</strong> daraus jeweils zu erwarten<strong>den</strong> täglichen Verkehr. Di<strong>es</strong>er<br />

umfasst die Fuß- <strong>und</strong> Radwege, die Nutzung d<strong>es</strong> ÖPNV <strong>und</strong><br />

<strong>den</strong> Autoverkehr.<br />

Kern der Modellrechnung ist eine Gegenüberstellung von<br />

zwei Szenarien, einem Szenario „Noch mehr Zersiedlung“<br />

<strong>und</strong> einem zweiten Szenario namens „Zentrale Orte wieder<br />

stärken“. Beide Szenarien weichen in ihren Annahmen zur<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


Entwicklung der Siedlungsstruktur bis ins Jahr 2020 von <strong>den</strong><br />

Werten d<strong>es</strong> Trendszenarios (Kapitel 2) ab. Sie tun di<strong>es</strong> – wie<br />

ihre Titel zeigen – in jeweils unterschiedliche Richtung.<br />

Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“<br />

Das Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“ geht von der<br />

Erfahrung aus, dass die Siedlungsentwicklung – einen entsprechen<strong>den</strong><br />

politischen Willen vorausg<strong>es</strong>etzt – in einem<br />

gewissen Maße steuerbar ist. Das Pl<strong>an</strong>ungsrecht gibt <strong>den</strong><br />

Gemein<strong>den</strong> <strong>und</strong> Regionen da<strong>für</strong> eine Reihe von Instrumenten<br />

<strong>an</strong> die H<strong>an</strong>d. Ein solcher G<strong>es</strong>taltungswille fi ndet sich z.B.<br />

im Regionalen Raumordnungsprogramm 2005 der Region<br />

H<strong>an</strong>nover. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> defi niert das klare Ziel, die zentralen Orte<br />

der Region, d.h. vor allem das Oberzentrum H<strong>an</strong>nover <strong>und</strong><br />

die umliegen<strong>den</strong> Mittelzentren (Barsinghausen, Burgdorf,<br />

Großburgwedel, Garbsen, Laatzen, L<strong>an</strong>genhagen, Lehrte,<br />

Neustadt, Springe <strong>und</strong> Wunstorf) als Kerne der Wohn- <strong>und</strong><br />

Wirtschaftsentwicklung zu betrachten <strong>und</strong> durch entsprechende<br />

Instrumente da<strong>für</strong> zu sorgen, dass sich ein Großteil<br />

der Neubauentwicklung hier wiederfi ndet. Für <strong>den</strong> ländlichen<br />

Bereich der Region H<strong>an</strong>nover formuliert das Regionale<br />

Tabelle 3-1: Vergleich der Siedlungsentwicklung 2004 bis 2020 in <strong>den</strong> zwei betrachteten Szenarien<br />

Veränderung 2004 bis 2020<br />

(Vergleich der betrachteten<br />

Szenarien)<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Oberzentrum Mittelzentren Gr<strong>und</strong>zentren <strong>und</strong><br />

entwicklungsfähige<br />

ländliche Siedlungen<br />

Raumordnungsprogramm die Zielsetzung, <strong>den</strong> Neubau von<br />

Wohnungen auf Siedlungen zu konzentrieren, die über die<br />

entsprechen<strong>den</strong> Wohnfolgeeinrichtungen (Kindergarten,<br />

Gr<strong>und</strong>schule, Alteneinrichtungen, …) verfügen. Bei allen<br />

<strong>an</strong>deren Ortslagen soll sich die Entwicklung auf eine Größenordnung<br />

b<strong>es</strong>chränken, die <strong>den</strong> Eigenbedarf der <strong>an</strong>sässigen<br />

Bevölkerung deckt, aber keine zusätzliche Bevölkerung<br />

<strong>an</strong>zieht.<br />

Auch im Einzelh<strong>an</strong>delskonzept der Region H<strong>an</strong>nover fi n<strong>den</strong><br />

sich ähnliche Zielsetzungen. In enger Anlehnung <strong>an</strong> das Zentrale-Orte-System<br />

wer<strong>den</strong> hier <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>bereiche defi niert,<br />

innerhalb derer sich großfl ächige Einzelh<strong>an</strong>delsunternehmen<br />

<strong>an</strong>siedeln bzw. erweitern dürfen. Ziel ist dabei, eine<br />

fl ächenhafte Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen,<br />

indem die Einzelh<strong>an</strong>delsunternehmen <strong>an</strong> zentralen, gut mit<br />

dem ÖPNV erreichbaren <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en <strong>an</strong>g<strong>es</strong>iedelt wer<strong>den</strong>, so<br />

dass der Verkehrsaufw<strong>an</strong>d der Bevölkerung <strong>für</strong> die täglichen<br />

Einkaufswege so gering wie möglich gehalten wird.<br />

Tabelle 3-1 zeigt die Annahmen d<strong>es</strong> Szenarios „Zentrale Orte<br />

wieder stärken“ gelb unterlegt. Dabei wird deutlich, dass<br />

Einwohner<br />

Gemein<strong>den</strong> ohne<br />

zentralörtliche<br />

Funktion<br />

Region<br />

insg<strong>es</strong>amt<br />

„Noch mehr Zersiedlung“ -73.600 -30.200 30.500 77.000 3.700<br />

„Zentrale Orte wieder stärken“ 21.500 11.400 -6.500 -22.700 3.700<br />

Arbeitsplätze<br />

„Noch mehr Zersiedlung“ -20.300 -3.100 5.900 6.300 -11.300<br />

„Zentrale Orte wieder stärken“ -8.200 -500 700 -3.300 -11.300<br />

Einzelh<strong>an</strong>delsfl äche (Kun<strong>den</strong>potenzial pro Tag)<br />

„Noch mehr Zersiedlung“ 15.500 39.600 38.600 22.200 116.000<br />

„Zentrale Orte wieder stärken“ 50.300 45.400 19.500 800 116.000<br />

11


Abbildung 3-3: Wirkung der zwei betrachteten Szenarien auf die<br />

Häufi gkeit der Nutzung von Verkehrsmitteln<br />

Mehr- <strong>und</strong> Mindernutzung der Verkehrsmittel<br />

(Anzahl der Wege)<br />

im Vergleich zum Trendszenario<br />

sich durch eine stärkere Orientierung <strong>an</strong> <strong>den</strong> b<strong>es</strong>chriebenen<br />

Leitbildern bis zum Jahr 2020 eine Siedlungsstruktur in der<br />

Region H<strong>an</strong>nover schaffen ließe, in der die Mittelzentren<br />

<strong>und</strong> das Oberzentrum H<strong>an</strong>nover leichte Zuwächse bei <strong>den</strong><br />

Einwohnern verzeichnen. Obgleich die Einwohnerzahl der<br />

Region leicht wächst, fän<strong>den</strong> sich bei <strong>den</strong> Ortsteilen ohne<br />

zentralörtliche Funktion, die sich nach dem Leitbild d<strong>es</strong> Regionalen<br />

Raumordnungsprogramms auf ihre Eigenentwicklung<br />

konzentrieren sollen, entsprechende Bevölkerungsrückgänge.<br />

Die Bevölkerungszahl in <strong>den</strong> Gr<strong>und</strong>zentren <strong>und</strong><br />

entwicklungsfähigen ländlichen Siedlungen bliebe hingegen<br />

<strong>an</strong>nähernd konst<strong>an</strong>t.<br />

<strong>Auf</strong>gr<strong>und</strong> d<strong>es</strong> hohen Ausg<strong>an</strong>gsniveaus fi n<strong>den</strong> sich wie schon<br />

im Trendszenario (Kapitel 2) auch im Szenario „Zentrale Orte<br />

wieder stärken“ die meisten Arbeitsplatzverluste in H<strong>an</strong>nover.<br />

Die Konzentration der Arbeitsplatzverluste ist aber<br />

deutlich weniger stark ausgeprägt. Bei der Einzelh<strong>an</strong>delsentwicklung<br />

fi ndet eine stärkere Orientierung der Inv<strong>es</strong>toren<br />

auf die Kernstadt statt.<br />

Szenario „Noch mehr Zersiedlung“<br />

Im direkten Gegensatz dazu geht das Szenario „Noch mehr<br />

Zersiedlung“ davon aus, dass die nächsten 15 Jahre der Region<br />

H<strong>an</strong>nover noch von deutlich mehr Zersiedlung geprägt<br />

sind, als di<strong>es</strong> bereits im Trendszenario d<strong>es</strong> vorigen Kapitels<br />

12<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

-5%<br />

-10%<br />

-15%<br />

Szenario "Noch mehr Zersiedlung"<br />

Szenario "Zentrale Orte wieder stärken"<br />

-4,6%<br />

1,8%<br />

-8,4%<br />

3,8% 3,9%<br />

-7,1%<br />

Fußwege Radfahrten Fahrten mit dem<br />

ÖPNV<br />

4,1%<br />

-2,1%<br />

Fahrten mit dem<br />

motorisierten<br />

Individualverkehr<br />

unterstellt wurde. Die Region H<strong>an</strong>nover blickt auf eine l<strong>an</strong>ge<br />

Tradition der Steuerung von Ansiedlungen zurück. Im b<strong>und</strong><strong>es</strong>weiten<br />

Vergleich können sich ihre Erfolge dabei sehen<br />

lassen. Di<strong>es</strong>e haben auch in <strong>den</strong> Annahmen d<strong>es</strong> Trendszenarios<br />

deutliche Spuren hinterlassen. Eine Einfl ussnahme<br />

der öffentlichen Pl<strong>an</strong>ung, insb<strong>es</strong>ondere durch die regionale<br />

Ebene, entspricht zurzeit aber nicht dem politischen Mainstream.<br />

Nicht selten wer<strong>den</strong> Pl<strong>an</strong>ungsvorgaben als vermeindliche<br />

Inv<strong>es</strong>titionshindernisse wahrgenommen, <strong>für</strong> die<br />

– so die Meinung – „in Zeiten der Liberalisierung <strong>und</strong> Globalisierung<br />

kein Platz mehr sei“. Darüber hinaus k<strong>an</strong>n aktuell<br />

beobachtet wer<strong>den</strong>, wie der demografi sch bedingte Rückg<strong>an</strong>g<br />

der Zahl der jungen Familien (Abbildung 3-2) <strong>den</strong> Konkurrenzkampf<br />

um „Bauwillige“ zwischen <strong>den</strong> Kommunen<br />

zusätzlich <strong>an</strong>facht. Das Szenario „Noch mehr Zersiedlung“<br />

unterstellt daher eine noch aktivere Baul<strong>an</strong>d- <strong>und</strong> Gewerbegebietsausweisung<br />

insb<strong>es</strong>ondere der kleineren Gemein<strong>den</strong><br />

<strong>und</strong> Ortsteile, die durch eine weitgehende Lockerung der<br />

pl<strong>an</strong>ungsrechtlichen Rahmenvorgaben <strong>und</strong> eine entsprechende<br />

<strong>Auf</strong>weichung der raumordnerischen Leitbilder unterstützt<br />

wird. Wie Tabelle 3-1 zeigt, würde di<strong>es</strong> zu deutlich<br />

mehr Zersiedelung führen.<br />

Siedlungsentwicklung hat erheblichen Einfl uss<br />

auf die Verkehrsmittelnutzung<br />

Die bei<strong>den</strong> Szenarien haben deutlich unterschiedliche Auswirkungen<br />

auf <strong>den</strong> Verkehr in der Region H<strong>an</strong>nover. Ein erster<br />

Hinweis darauf sind die Unterschiede beim so gen<strong>an</strong>nten<br />

„Modal Split“, d.h. bei der Häufi gkeit der Nutzung der verschie<strong>den</strong>en<br />

Verkehrsmittel (Abbildung 3-3). Während sich<br />

die Verkehrsmittel d<strong>es</strong> „Umweltverb<strong>und</strong><strong>es</strong>“ (Fuß, Rad <strong>und</strong><br />

ÖPNV) im Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“ b<strong>es</strong>ser<br />

entwickeln als im Trend <strong>und</strong> <strong>es</strong> parallel dazu zu leichten<br />

Rückgängen bei der Pkw-Nutzung <strong>kommt</strong>, ist im Szenario<br />

„Noch mehr Zersiedlung“ mit einer weiteren Zunahme der<br />

Pkw-Nutzungshäufi gkeit zu rechnen. Di<strong>es</strong>e würde einhergehen<br />

mit einer entsprechend selteneren Nutzung d<strong>es</strong> ÖPNV<br />

sowie einer Abnahme d<strong>es</strong> Fuß- <strong>und</strong> Radverkehrs.<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


Abbildung 3-4: Wirkung der zwei betrachteten Szenarien auf die<br />

tägliche mit dem Pkw zurückgelegten Entfernungen<br />

Zu- bzw. Abnahme der pro Einwohner täglich<br />

mit dem Pkw zurückgelegten Entfernung<br />

im Vergleich zum Trendszenario (in Kilometern)<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

2,2 km<br />

Für je<strong>den</strong> Bürger 3,3 km mehr oder weniger<br />

Autofahrt pro Tag – die Baul<strong>an</strong>dpolitik entscheidet<br />

Betrachtet m<strong>an</strong> neben der Häufi gkeit der Verkehrsmittelnutzung<br />

auch die mit di<strong>es</strong>en Verkehrsmitteln pro Tag zurückgelegten<br />

Entfernungen, so treten die entgegen g<strong>es</strong>etzten<br />

Wirkungsrichtungen der bei<strong>den</strong> Szenarien noch sehr viel<br />

deutlicher hervor. Rechnet m<strong>an</strong> einmal aus, wie viele Kilometer<br />

mehr oder weniger jeder einzelne Bürger der Region<br />

H<strong>an</strong>nover im Jahr 2020 pro Tag mit dem Pkw zurücklegen<br />

würde, wenn sich die Siedlungsentwicklung in die eine oder<br />

die <strong>an</strong>dere Richtung entwickelt, so <strong>kommt</strong> m<strong>an</strong> zu <strong>den</strong> in<br />

Abbildung 3-4 darg<strong>es</strong>tellten Werten. D<strong>an</strong>ach liegt die durchschnittliche<br />

tägliche Pkw-Entfernung jed<strong>es</strong> Bürgers der Region<br />

H<strong>an</strong>nover im Szenario „Noch mehr Zersiedlung“ um 2,2<br />

km höher als im Trendszenario. Im Szenario „Zentrale Orte<br />

wieder stärken“ würde die durchschnittliche Pkw-Entfernung<br />

gegenüber dem Trend hingegen um 1,1 km zurückgehen.<br />

Insg<strong>es</strong>amt b<strong>es</strong>teht somit zwischen <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Szenarien<br />

„Zentrale Orte wieder stärken“ <strong>und</strong> „Noch mehr Zersiedlung“<br />

ein G<strong>es</strong>taltungsspielraum von über 3 km pro Tag <strong>und</strong><br />

Einwohner. Über die Ausnutzung di<strong>es</strong><strong>es</strong> G<strong>es</strong>taltungsspielraum<strong>es</strong><br />

entscheidet insb<strong>es</strong>ondere die Baul<strong>an</strong>dpolitik der<br />

Gemein<strong>den</strong>. Durch ihre <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>wahl entscheidet sie mit<br />

darüber, wie verkehrsaufwändig oder verkehrseffi zient die<br />

Bewohner in Zukunft ihren Alltag mit Arbeit, Einkauf, Bildung<br />

<strong>und</strong> Freizeitaktivitäten org<strong>an</strong>isieren können.<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

-1,1 km<br />

Szenario "Noch mehr Zersiedlung" Szenario "Zentrale Orte wieder<br />

stärken"<br />

Abbildung 3-5: Wirkung der zwei betrachteten Szenarien auf die<br />

Erlössituation der ÖPNV- Unternehmen<br />

Zu- bzw. Abnahme<br />

der Erlöse der ÖPNV-Unternehmen<br />

im Vergleich zum Trendszenario (in %)<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

-2%<br />

-4%<br />

-6%<br />

-8%<br />

-7,2%<br />

Siedlungsentwicklung b<strong>es</strong>timmt <strong>den</strong><br />

Fin<strong>an</strong>zierungsbedarf d<strong>es</strong> ÖPNV<br />

3,9%<br />

Szenario "Noch mehr Zersiedlung" Szenario "Zentrale Orte wieder<br />

stärken"<br />

Darüber hinaus hat die Siedlungsentwicklung unmittelbaren<br />

Einfl uss auf die Fin<strong>an</strong>zsituation d<strong>es</strong> Öffentlichen Personennahverkehrs.<br />

<strong>Auf</strong>gr<strong>und</strong> seiner Linienstruktur ist di<strong>es</strong>er in b<strong>es</strong>onderem<br />

Maße darauf <strong>an</strong>gewi<strong>es</strong>en, dass die Siedlungsentwicklung<br />

nicht zu sehr „in die Fläche“ geht. Nur im Bereich<br />

kompakter Strukturen ist der ÖPNV in der Lage, seinen potenziellen<br />

Kun<strong>den</strong> ein attraktiv<strong>es</strong> Angebot zu unterbreiten.<br />

Abbildung 3-5 macht di<strong>es</strong>en Zusammenh<strong>an</strong>g sehr deutlich.<br />

Im Vergleich zur Tren<strong>den</strong>twicklung würde eine noch stärkere<br />

Zunahme der Zersiedlung – konst<strong>an</strong>te reale Fahrgeldpreise<br />

unterstellt – zu einem erheblichen Rückg<strong>an</strong>g der Erlöse bei<br />

<strong>den</strong> ÖPNV-Unternehmen führen. Di<strong>es</strong> würde die Unternehmen<br />

bzw. die Region zu Fahrgelderhöhungen, Leistungsreduzierungen<br />

oder zu höheren Zuschusszahlungen zwingen.<br />

Umgekehrt würde eine stärkere Orientierung der Siedlungsentwicklung<br />

<strong>an</strong> <strong>den</strong> Zielen d<strong>es</strong> Regionalen Raumordnungsprogramms<br />

<strong>und</strong> d<strong>es</strong> Einzelh<strong>an</strong>delskonzept<strong>es</strong> zu deutlichen<br />

Mehreinnahmen bei <strong>den</strong> ÖPNV-Unternehmen führen <strong>und</strong> so<br />

deren Möglichkeiten zur Fortführung der erfolgreichen „Qualitätsoffensive“<br />

erheblich verb<strong>es</strong>sern. Grob g<strong>es</strong>agt hängen<br />

also über 10% der ÖPNV Erlöse von der Siedlungsentwicklung<br />

der nächsten 15 Jahre ab.<br />

13


<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>wahl <strong>für</strong> neue Baugebiete<br />

Jed<strong>es</strong> neue Wohngebiet verursacht Verkehr. Die Bewohner<br />

fahren zur Arbeit, zur Schule, gehen einkaufen <strong>und</strong> machen<br />

verschie<strong>den</strong>e Freizeitaktivitäten. Welche Verkehrsmittel sie<br />

<strong>für</strong> ihre Wege wählen <strong>und</strong> wie viele Kilometer sie dabei im<br />

Auto oder mit Bus <strong>und</strong> Bahn zurücklegen, hängt jedoch w<strong>es</strong>entlich<br />

vom <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> d<strong>es</strong> neuen Wohngebiet<strong>es</strong> ab.<br />

Aus Sicht einer zukunftsfähigen Entwicklung in der Region<br />

H<strong>an</strong>nover ist <strong>es</strong> daher wichtig zu wissen, <strong>an</strong> welchen potenziellen<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en <strong>für</strong> neue Baugebiete mit welcher Verkehrsauswirkung<br />

zu rechnen ist. Dabei ist zwischen einer<br />

regionalen <strong>und</strong> einer kommunalen Entscheidungsebene zu<br />

unterschei<strong>den</strong>. Aus regionaler Sicht ist inter<strong>es</strong>s<strong>an</strong>t zu fragen,<br />

welche g<strong>es</strong>amtregionalen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>faktoren (z.B. Entfernung<br />

zur Regionszentrum H<strong>an</strong>nover, Bahn<strong>an</strong>schluss, Nahversorgung)<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>für</strong> oder gegen die Ausweisung neuer<br />

Baugebiete in <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Teilräumen der Region<br />

sprechen. Daraus lassen sich Empfehlungen <strong>für</strong> die G<strong>es</strong>taltung<br />

der räumlichen Leitbilder, z.B. d<strong>es</strong> Regionalen Raumordnungsprogramms<br />

ableiten.<br />

<strong>Auf</strong> kommunaler Ebene geht <strong>es</strong> vor allem um Fragen der<br />

gemeindlichen Bauleitpl<strong>an</strong>ung. Für die Kommunen ist <strong>es</strong> dabei<br />

wichtig abschätzen zu können, welche <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e <strong>und</strong><br />

Ortslagen innerhalb d<strong>es</strong> jeweiligen Gemeindegebiet<strong>es</strong> mit<br />

Blick auf die Verkehrsfolgen eher zu bevorzugen bzw. nach<br />

Möglichkeit zu vermei<strong>den</strong> sind.<br />

Für beide Entscheidungsebenen sind von der Technischen<br />

Universität Hamburg-Harburg <strong>und</strong> der Region H<strong>an</strong>nover Modellrechnungen<br />

durchgeführt wor<strong>den</strong>. Deren Ergebnisse sollen<br />

im Folgen<strong>den</strong> kurz darg<strong>es</strong>tellt wer<strong>den</strong>.<br />

14<br />

4 Jed<strong>es</strong> Vorhaben zählt<br />

Regionale Entscheidungsebene<br />

<strong>Auf</strong> einer regionalen Betrachtungs- <strong>und</strong> Entscheidungsebene<br />

ist vor allem von Inter<strong>es</strong>se, welchen Einfl uss die regionalen<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>faktoren<br />

• Entfernung nach H<strong>an</strong>nover,<br />

• Qualität d<strong>es</strong> ÖPNV-Angebots,<br />

• Qualität der Schnellstraßen<strong>an</strong>bindung sowie<br />

• lokale Nah- <strong>und</strong> Infrastrukturausstattung<br />

auf die Verkehrserzeugung haben. Aus di<strong>es</strong>er Bewertung<br />

ergibt sich im Umkehrschluss die unterschiedliche Eignung<br />

b<strong>es</strong>timmter Teilräume <strong>und</strong> Gemein<strong>den</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bau neuer<br />

Wohnungen. Damit sind sowohl neue Baugebiete wie auch<br />

Projekte im Bereich der Innenentwicklung (Nachverdichtung,<br />

Brachenreaktivierung, B<strong>es</strong>t<strong>an</strong>dspfl ege) gemeint.<br />

Um <strong>den</strong> Einfl uss der eben gen<strong>an</strong>nten regionalen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>faktoren<br />

zu untersuchen, wur<strong>den</strong> insg<strong>es</strong>amt 16 <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e<br />

<strong>für</strong> potenzielle neue Baugebiete in der Region H<strong>an</strong>nover<br />

hinsichtlich ihrer verkehrlichen Auswirkungen untersucht.<br />

Die <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e wur<strong>den</strong> dabei so ausgewählt, dass sie sich<br />

möglichst stark hinsichtlich der vier eben gen<strong>an</strong>nten regionalen<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>faktoren unterschei<strong>den</strong>. Dabei wurde auch auf<br />

inter<strong>es</strong>s<strong>an</strong>te Kombinationen der <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>faktoren geachtet.<br />

Verkehrsmittelwahl (Modal Split)<br />

Als erst<strong>es</strong> Ergebnis der Modellrechnungen zeigt Abbildung<br />

4-1 die als „Modal Split“ bezeichnete Verkehrsmittelwahl<br />

<strong>an</strong> <strong>den</strong> betrachteten <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en. Bei einem Vergleich der<br />

Gebiete fallen die großen Unterschiede bei der Verkehrsmittelnutzung<br />

auf. An ländlichen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en wie z.B. Groß-<br />

Kolshorn oder L<strong>an</strong>dringhausen müssen die Bewohner <strong>für</strong><br />

(fast) je<strong>den</strong> Weg das Auto nutzen. Damit sind Bewohner<br />

ohne Pkw, also insb<strong>es</strong>ondere Kinder <strong>und</strong> ältere Menschen,<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


Abbildung 4-1: Abhängigkeit der Verkehrsmittelwahl in neuen Baugebieten von deren Lage<br />

oft darauf <strong>an</strong>gewi<strong>es</strong>en, dass Verw<strong>an</strong>dte oder Bek<strong>an</strong>nte sie<br />

fahren. Entsprechend ist <strong>an</strong> di<strong>es</strong>en <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en nicht nur der<br />

Anteil der Pkw-Fahrer, sondern auch der der Pkw-Mitfahrer<br />

überdurchschnittlich hoch.<br />

Hingegen erreichen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e mit einer sehr guten Anbindung<br />

<strong>an</strong> <strong>den</strong> öffentlichen Verkehr wie z.B. H<strong>an</strong>nover-Waldhausen<br />

hohe ÖPNV-Anteile. An <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en entl<strong>an</strong>g der<br />

S-Bahn außerhalb H<strong>an</strong>novers wird der ÖPNV ebenfalls häufi g,<br />

vor allem aber auf l<strong>an</strong>gen Strecken, genutzt. Entsprechende<br />

Bedeutung haben di<strong>es</strong>e Wohngebiete <strong>für</strong> die Wirtschaftlichkeit<br />

d<strong>es</strong> ÖPNV-Angebot<strong>es</strong>, da hier hohe ÖPNV-Einnahmen<br />

generiert wer<strong>den</strong>.<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

An <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en in <strong>den</strong> zentralen Orten, in <strong>den</strong>en sich eine<br />

sehr gute Infrastrukturausstattung mit Schulen, G<strong>es</strong>chäften<br />

oder Freizeit<strong>an</strong>geboten in fußläufi ger Entfernung fi ndet, gehen<br />

die Bewohner sehr viel häufi ger zu Fuß oder fahren mit<br />

dem Fahrrad. Di<strong>es</strong> gilt z.B. <strong>für</strong> Gehr<strong>den</strong>, Springe, Lehrte oder<br />

Großburgwedel. Wie die Werte in Springe zeigen, gilt di<strong>es</strong><br />

umso mehr, wenn alternative Angebote in <strong>an</strong>deren Kommunen<br />

erst in einiger Entfernung zu fi n<strong>den</strong> sind.<br />

Zurückgelegte Entfernungen<br />

Die in Abbildung 4-1 darg<strong>es</strong>tellten Anteile der Verkehrsmittel<br />

b<strong>es</strong>agen lediglich, welcher Anteil der Wege im Laufe d<strong>es</strong><br />

15


Tag<strong>es</strong> mit welchem Verkehrsmittel zurückgelegt wird. Sie<br />

sagen jedoch noch nichts darüber aus, welche Entfernungen<br />

mit di<strong>es</strong>en Wegen verknüpft sind. Da viele der negativen<br />

Begleiterscheinungen d<strong>es</strong> Verkehrs (Staus, Infrastrukturkosten,<br />

Energieverbrauch, Lärmbelastungen, …) vor allem aber<br />

von <strong>den</strong> täglich zurückgelegten Entfernungen abhängen,<br />

zeigt Abbildung 4-2 eine entsprechende Auswertung. Hohe<br />

Balken stehen dabei <strong>für</strong> weite, niedrige Balken <strong>für</strong> durchschnittlich<br />

kurze tägliche Entfernungen mit dem Pkw.<br />

Dabei wer<strong>den</strong> einige weitere zentrale Zusammenhänge<br />

deutlich. So nimmt die täglich mit dem Pkw pro Person zurückgelegte<br />

Entfernung von der Kernstadt über das nähere<br />

bis ins weitere Uml<strong>an</strong>d kontinuierlich zu. Di<strong>es</strong>e Entfernungszunahme<br />

erreicht erhebliche Größenordnungen. So verdop-<br />

peln bis verdreifachen sich die täglichen Fahrentfernungen,<br />

wenn m<strong>an</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e im weiteren Uml<strong>an</strong>d mit solchen in<br />

oder am R<strong>an</strong>de von H<strong>an</strong>nover vergleicht.<br />

Aber nicht nur die Entfernung nach H<strong>an</strong>nover spielt eine<br />

Rolle. Auch innerhalb d<strong>es</strong> Uml<strong>an</strong>d<strong>es</strong> zeigen sich deutliche<br />

Unterschiede. So zeichnen sich die bei<strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e<br />

mit der höchsten Verkehrserzeugung (L<strong>an</strong>dringhausen <strong>und</strong><br />

B<strong>an</strong>torf) durch einen guten Autobahn<strong>an</strong>schluss, aber wenige<br />

Angebote der Nahversorgung (Lä<strong>den</strong>, Schulen, Einrichtungen)<br />

aus. Umgekehrt zeigen sich in Springe, dem am<br />

weit<strong>es</strong>ten von H<strong>an</strong>nover entfernten Untersuchungsst<strong>an</strong>dort,<br />

auffallend geringe Pkw-Entfernungen. Di<strong>es</strong> hängt zum einen<br />

mit dem guten <strong>und</strong> im näheren Umfeld nahezu konkurrenzlosen<br />

Nahraum<strong>an</strong>gebot in der Stadt Springe zusam-<br />

Abbildung 4-2: Täglich von Bewohnern unterschiedlicher Wohnst<strong>an</strong>dorte mit dem Pkw zurückgelegte Entfernungen<br />

16<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


men. Zum <strong>an</strong>deren verfügt Springe über einen attraktiven<br />

ÖPNV-Anschluss, nicht aber über einen Autobahn<strong>an</strong>schluss<br />

in Richtung H<strong>an</strong>nover. Di<strong>es</strong> stärkt die Position d<strong>es</strong> ÖPNV <strong>und</strong><br />

unterstützt die Binnenorientierung der Bürger, so dass sich<br />

die mit dem Pkw täglich zurückgelegten Entfernungen in<br />

Grenzen halten.<br />

Zusammenfassend k<strong>an</strong>n also f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>tellt wer<strong>den</strong>, dass sich<br />

aus Sicht der Verkehrserzeugung <strong>für</strong> Wohnungsbauprojekte<br />

vor allen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e in H<strong>an</strong>nover sowie im näheren Uml<strong>an</strong>d<br />

<strong>an</strong>bieten, sofern di<strong>es</strong>e über eine gute ÖPNV-Anbindung sowie<br />

eine gute Nahversorgung verfügen. Im weiteren Uml<strong>an</strong>d<br />

sind vor allem solche <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e zu bevorzugen, die<br />

aufgr<strong>und</strong> der mit ihrer Zentralität verbun<strong>den</strong>en Ausstattung<br />

mit Bildung, Einzelh<strong>an</strong>del <strong>und</strong> Arbeitsplätzen eine ausreichend<br />

starke Binnenorientierung aufweisen <strong>und</strong> zudem gut<br />

in das SPNV-Netz der Region eingebun<strong>den</strong> sind. B<strong>es</strong>onders<br />

kritisch sind <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e in kleineren Gemein<strong>den</strong> <strong>und</strong> Ortsteilen<br />

im näheren, vor allem aber auch im weiteren Uml<strong>an</strong>d zu<br />

bewerten, die sich vor allem durch einen guten Autobahn<strong>an</strong>schluss<br />

auszeichnen. Hier b<strong>es</strong>teht die Gefahr der Entstehung<br />

von sehr verkehrsintensiven Wohngebieten, da di<strong>es</strong>e<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e zu weiten Pendelentfernungen einla<strong>den</strong>. Gleichzeitig<br />

können solche Gebiete ihren (Neu-)Bürgern aufgr<strong>und</strong><br />

der geringen Größe keine Verkehr sparen<strong>den</strong> Angebote im<br />

Nahbereich unterbreiten .<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Kommunale Entscheidungsebene<br />

Die Auswirkungen der eben darg<strong>es</strong>tellten regionalen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>eigenschaften<br />

auf <strong>den</strong> Verkehr gelten natürlich auch innerhalb<br />

jed<strong>es</strong> einzelnen Gemeindegebiet<strong>es</strong>. Der <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>faktor<br />

„Entfernung nach H<strong>an</strong>nover“ ist dabei jedoch <strong>für</strong> die<br />

einzelne Kommune nicht veränderbar. Trotzdem zeigt die<br />

nachfolgend darg<strong>es</strong>tellte Modellrechnung, dass der kommunalen<br />

Bauleitpl<strong>an</strong>ung mit <strong>den</strong> verbleiben<strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>faktoren<br />

(z.B. der Qualität d<strong>es</strong> ÖPNV-Angebots oder der<br />

nahräumlichen Infrastrukturausstattung) auch innerhalb d<strong>es</strong><br />

Gemeindegebiet<strong>es</strong> noch ein w<strong>es</strong>entlicher G<strong>es</strong>taltungsspielraum<br />

verbleibt. Über ihre lokalen <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entscheidungen<br />

k<strong>an</strong>n auch sie daher die Verkehrsfolgen von Ansiedlungen<br />

<strong>und</strong> Baul<strong>an</strong>dausweisung positiv beeinfl ussen.<br />

Beispielhaft sollen dazu im Folgen<strong>den</strong> zwei <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e <strong>für</strong><br />

neue Baugebiete innerhalb der Stadt Laatzen verglichen<br />

wer<strong>den</strong> (Abbildung 4-3). Es h<strong>an</strong>delt sich dabei um das Gebiet<br />

„Sehlwi<strong>es</strong>e“ im Ortsteil Gleidingen sowie das Gebiet<br />

„Laagberg“ im Ortsteil Ingeln-O<strong>es</strong>selse. Bei nahezu gleicher<br />

Entfernung nach H<strong>an</strong>nover unterschei<strong>den</strong> sich die bei<strong>den</strong><br />

Gebiete hinsichtlich der <strong>an</strong>deren <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>faktoren deutlich<br />

vonein<strong>an</strong>der. So liegt das Gebiet „Sehlwi<strong>es</strong>e“ in Laatzen-Gleidingen<br />

im Einzugsbereich ein<strong>es</strong> Haltepunkt<strong>es</strong> der<br />

Stadtbahn. Im Vergleich dazu ist die ÖPNV-Anbindung d<strong>es</strong><br />

Gebiets „Laagberg“ in Laatzen-Ingeln eher unattraktiv. Hier<br />

17


Abbildung 4-3: Lage der bei<strong>den</strong> untersuchten Baugebiete in Laatzen<br />

muss m<strong>an</strong> zunächst mit dem Bus nach Gleidingen fahren<br />

<strong>und</strong> dort in die Stadtbahn umsteigen.<br />

Das Gebiet „Sehlwi<strong>es</strong>e“ ist zudem deutlich näher <strong>an</strong> <strong>den</strong><br />

Schulen <strong>und</strong> Einkaufsgelegenheiten der Stadt Laatzen gelegen.<br />

Di<strong>es</strong> ermöglicht <strong>den</strong> Bewohnern eine Alltagsorg<strong>an</strong>isation<br />

mit geringeren Entfernungen <strong>und</strong> fl exiblerer Verkehrsmittelnutzung.<br />

Vom Gebiet „Laagberg“ aus sind hingegen<br />

die meisten Ziele <strong>für</strong> Bildung, Einkauf <strong>und</strong> Beruf nur mit dem<br />

Auto zu erreichen. Die Schnellstraßen<strong>an</strong>bindung <strong>an</strong> die B 6<br />

(M<strong>es</strong>s<strong>es</strong>chnellweg) ist dabei <strong>für</strong> beide Gebiete <strong>an</strong>nähernd<br />

gleich. Wie die bei<strong>den</strong> Beispiele zeigen, fi n<strong>den</strong> sich somit<br />

auch innerhalb der einzelnen Gemein<strong>den</strong> eher auf <strong>den</strong> ÖPNV<br />

<strong>und</strong> <strong>den</strong> Nahraum orientierte <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e wie auch <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e<br />

mit einer klaren Autoorientierung.<br />

Deutliche Unterschiede zwischen Auto- <strong>und</strong><br />

ÖPNV-orientierten <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en<br />

Wie die Abbildungen 4-4 <strong>und</strong> 4-5 zeigen, spiegeln sich di<strong>es</strong>e<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>unterschiede im zu erwarten<strong>den</strong> Verkehrsverhalten<br />

der Bewohner wieder. So zeigen sich <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> Ingeln<br />

(Gebiet „Laagberg“) deutlich weitere Entfernungen mit dem<br />

Pkw pro Tag <strong>und</strong> Bewohner als <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> Gleidingen<br />

(Gebiet „Sehlwi<strong>es</strong>e“).<br />

18<br />

Abbildung 4-4: Modal Split der bei<strong>den</strong> untersuchten Gebiete<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

9%<br />

10%<br />

16%<br />

65%<br />

15%<br />

21%<br />

12%<br />

52%<br />

"Laagberg" (Laatzen-Ingeln) "Sehlwi<strong>es</strong>e" (Laatzen-<br />

Gleidingen)<br />

Fuß <strong>und</strong><br />

Rad<br />

ÖPNV<br />

Pkw-<br />

Mitfahrer<br />

Pkw-<br />

Fahrer<br />

Abbildung 4-4 vergleicht die voraussichtliche Verkehrsmittelnutzung<br />

in <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Gebieten („Modal Split“). Während<br />

<strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> „Laagberg“ mit einem Pkw-Anteil von über<br />

80% zu rechnen ist, liegt di<strong>es</strong>er beim <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> „Seelwi<strong>es</strong>e“<br />

bei 64%. Gemeint ist dabei jeweils der Anteil der täglichen<br />

Wege, <strong>den</strong> die Bewohner der Gebiete voraussichtlich mit<br />

dem Pkw – als Fahrer oder Mitfahrer – zurücklegen. Der<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong> „Seelwi<strong>es</strong>e“ ermöglicht seinen Bewohnern damit<br />

eine deutlich fl exiblere Nutzung der Verkehrsmittel. Hintergr<strong>und</strong><br />

sind seine b<strong>es</strong>sere Anbindung <strong>an</strong> <strong>den</strong> ÖPNV <strong>und</strong> die<br />

Regionalbahn sowie – mind<strong>es</strong>tens ebenso wichtig – seine<br />

deutlich nähere Lage zu <strong>den</strong> Einkaufsgelegenheiten, Schulen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsplätzen der Stadt Laatzen.<br />

Auswirkung zeigt das deutlich b<strong>es</strong>sere Nahraum<strong>an</strong>gebot am<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong> „Seelwi<strong>es</strong>e“ auch bei <strong>den</strong> täglich zurückgelegten<br />

Entfernungen (Abbildung 4-5). So müssen die Bewohner<br />

d<strong>es</strong> Gebiet<strong>es</strong> „Laagberg“ pro Tag weitere Entfernungen zurücklegen.<br />

Die Unterschiede zwischen <strong>den</strong> Gebieten sind bei<br />

<strong>den</strong> Entfernungen sogar noch deutlich stärker als bei der<br />

Verkehrsmittelnutzung (Abbildung 4-4). Daraus k<strong>an</strong>n gefolgert<br />

wer<strong>den</strong>, dass die Bewohner d<strong>es</strong> Gebiet<strong>es</strong> „Laagberg“<br />

<strong>den</strong> Pkw nicht nur häufi ger benutzen, sondern ihre Fahrten<br />

im Mittel auch weiter sind als die Pkw-Fahrten der Bewohner<br />

d<strong>es</strong> Gebiet<strong>es</strong> „Seelwi<strong>es</strong>e“. Einzig im Bereich d<strong>es</strong> ÖPNV<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


Abbildung 4-5: Von <strong>den</strong> Bewohnern der untersuchten Gebiete<br />

täglich zurückgelegte Entfernungen<br />

50 km<br />

40 km<br />

30 km<br />

20 km<br />

10 km<br />

0 km<br />

43,5 km<br />

9,5 km<br />

liegen die Entfernungen beim Gebiet „Seelwi<strong>es</strong>e“ höher.<br />

Auch di<strong>es</strong> spiegelt die höhere Attraktivität d<strong>es</strong> ÖPNV am<br />

Wohnst<strong>an</strong>dort „Seelwi<strong>es</strong>e“ wider.<br />

Zusammenfassung<br />

4,3 km<br />

Die bei<strong>den</strong> Modellrechnungen zeigen, dass die Wahl d<strong>es</strong><br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong><strong>es</strong> <strong>für</strong> ein Neubaugebiet sowohl auf regionaler wie<br />

auch auf kommunaler Ebene erheblichen Einfl uss auf die<br />

verkehrlichen Auswirkungen von Wohngebieten hat. Entsprechend<br />

wichtig ist die inein<strong>an</strong>der greifende Siedlungspl<strong>an</strong>ung<br />

auf regionaler <strong>und</strong> auf kommunaler Ebene.<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Tägliche Entfernung als Pkw-Fahrer<br />

Tägliche Entfernung als Pkw-Mitfahrer<br />

Tägliche Entfernung als ÖPNV-Nutzer<br />

27,8 km<br />

5,4 km<br />

6,7 km<br />

"Laagberg" (Laatzen-Ingeln) "Sehlwi<strong>es</strong>e" (Laatzen-Gleidingen)<br />

<strong>Auf</strong> regionaler Ebene ist erkennbar, dass <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e in großer<br />

Entfernung zu <strong>den</strong> Zentren der Region, insb<strong>es</strong>ondere zur Kernstadt<br />

H<strong>an</strong>nover erheblich größere Verkehrsmengen zeigen als<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e, die sich in oder in unmittelbarer Nähe der Ober-<br />

<strong>und</strong> Mittelzentren befi n<strong>den</strong>. Entsprechend sind die Ober- <strong>und</strong><br />

Mittelzentren aus verkehrlicher Sicht <strong>für</strong> eine Konzentration<br />

d<strong>es</strong> Wohnungsbaus in b<strong>es</strong>onderem Maße geeignet.<br />

Sowohl auf regionaler wie auch auf kommunaler Pl<strong>an</strong>ungs-<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsebene sind darüber hinaus die <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>faktoren<br />

„Qualität d<strong>es</strong> ÖPNV-Anschluss<strong>es</strong>“ <strong>und</strong> „lokale Nah-<br />

<strong>und</strong> Infrastrukturausstattung“ (Schulen, Kindertag<strong>es</strong>stätten,<br />

Einkaufsgelegenheiten, Arbeitsplätze) von entschei<strong>den</strong>der<br />

Bedeutung. So zeigen auch Orte in weiterer Entfernung von<br />

H<strong>an</strong>nover eine auffallend geringe Verkehrserzeugung, wenn<br />

sie über eine hohe Binnenorientierung verfügen. Im Uml<strong>an</strong>d<br />

lässt sich eine solche Binnenorientierung fast ausschließlich<br />

in <strong>den</strong> zentralen Orten erreichen, die ihren Bürgern ein entsprechend<br />

breit<strong>es</strong> Vor-Ort-Angebot <strong>an</strong> Arbeitsplätzen <strong>und</strong><br />

Einkaufsgelegenheiten sowie <strong>an</strong> öffentlichen <strong>und</strong> privaten<br />

Dienstleistungen <strong>an</strong>bieten können. Wie die Modellrechnung<br />

am Beispiel der Stadt Laatzen gezeigt hat, müssen di<strong>es</strong>e<br />

Verkehr minimieren<strong>den</strong> Potenziale durch eine entsprechende<br />

Bevorzugung gut integrierter <strong>und</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> ÖPNV <strong>an</strong>gebun<strong>den</strong>er<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e durch die kommunale Bauleitpl<strong>an</strong>ung aber<br />

auch genutzt wer<strong>den</strong>.<br />

Anders zu beurteilen sind jedoch nahe gelegene Autobahn-<br />

<strong>und</strong> Schnellstraßen<strong>an</strong>schlüsse. Di<strong>es</strong>e machen Wohngebiete<br />

auch <strong>für</strong> Einwohner attraktiv, deren Arbeitsplatz <strong>und</strong> soziale<br />

Netzwerke sich in weiterer Entfernung vom jeweiligen Gebiet<br />

befi n<strong>den</strong>. Während aus di<strong>es</strong>em Gr<strong>und</strong> ein entsprechender<br />

Straßen<strong>an</strong>schluss aus Sicht der Projektvermarktung in der<br />

Regel positiv bewertet wird, stellt er aus Sicht der Verkehrserzeugung<br />

einen Negativfaktor da. Schnelle Straßen<strong>an</strong>bindungen<br />

befördern die Fernorientierung von Wohngebieten<br />

<strong>und</strong> steigern damit die Belastung der r<strong>es</strong>tlichen Regionsbewohner<br />

(Straßenbelastung, Lärm, Schadstoffausstoß) sowie<br />

der öffentlichen Haushalte (Infrastrukturkosten).<br />

19


Drei aktuelle Einzelh<strong>an</strong>delsprojekte im Vergleich<br />

Für die Verkehrsentwicklung der Region von b<strong>es</strong>onderer Bedeutung<br />

sind verkehrsintensive Großprojekte. Am häufi gsten<br />

wiederkehrend sind dabei Neubauprojekte d<strong>es</strong> Einzelh<strong>an</strong>dels.<br />

Aus di<strong>es</strong>em Gr<strong>und</strong>e haben die TU Hamburg-Harburg<br />

<strong>und</strong> die Region H<strong>an</strong>nover eine Abschätzung der verkehrlichen<br />

Auswirkungen von drei aktuellen Einzelh<strong>an</strong>delsvorhaben<br />

in der Region vorgenommen.<br />

Auch <strong>für</strong> di<strong>es</strong>e Abschätzungen wurde das Verkehrsmodell<br />

der Region H<strong>an</strong>nover verwendet. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> bietet<br />

zum einen die Möglichkeit, die verkehrlichen Wirkungen<br />

unterschiedlicher Projekte auf regionaler Ebene<br />

sehr detailliert zu <strong>an</strong>alysieren. Zum <strong>an</strong>deren geben die<br />

verkehrlichen Abschätzungen Hinweise auf mögliche Konkurrenzbeziehungen<br />

zu b<strong>es</strong>tehen<strong>den</strong> Einzelh<strong>an</strong>delsst<strong>an</strong>dorten,<br />

die <strong>es</strong> im Rahmen von Einzelh<strong>an</strong>delsgutachten ggf.<br />

näher zu untersuchen gilt. Im Rahmen der Modellrechnung<br />

wur<strong>den</strong> die drei folgen<strong>den</strong> Projekte näher betrachtet:<br />

• Ernst-August-Galerie, H<strong>an</strong>nover<br />

• Zuckerfabrik, Lehrte<br />

• Neue Mitte Garbsen, Garbsen<br />

20<br />

5 Große Vorhaben<br />

wiegen schwer<br />

Die Ernst-August-Galerie ist ein Einkaufszentrenprojekt direkt<br />

neben dem H<strong>an</strong>nover<strong>an</strong>er Hauptbahnhof mit einer Verkaufsfl<br />

äche von etwa 30.000 m². Schwerpunkte d<strong>es</strong> Sortiments<br />

bil<strong>den</strong> Bekleidung <strong>und</strong> Schuhe (17.000 m²). D<strong>an</strong>eben fi ndet<br />

sich aber auch bedeutende Sortimente in <strong>den</strong> Bereichen<br />

Technik, Haushalt <strong>und</strong> Lebensmittel.<br />

Das Projekt „Zuckerfabrik“ befi ndet sich auf einem alten Industriegelände<br />

nördlich d<strong>es</strong> Bahnhofs Lehrte. Entsprechend<br />

ist eine gute ÖPNV-Anbindung vorh<strong>an</strong><strong>den</strong>. Das Einkaufszentrum<br />

beinhaltet etwa 10.000 m² Verkaufsfl äche, wobei<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


die Sortimente deutlich stärker auf <strong>den</strong> periodischen Bedarf<br />

(Lebensmittel, Drogerieartikel, ...) ausgerichtet sind. Di<strong>es</strong>er<br />

nimmt etwa die Hälfte der g<strong>es</strong>amten Verkaufsfl äche ein.<br />

Die <strong>an</strong>dere Hälfte b<strong>es</strong>teht aus einem Mix von Artikeln d<strong>es</strong><br />

aperiodischen Bedarfs.<br />

Die „Neue Mitte Garbsen“ ist neben dem Rathaus Garbsen<br />

gepl<strong>an</strong>t. Aus stadthistorischen Grün<strong>den</strong> befi ndet sich di<strong>es</strong><strong>es</strong><br />

jedoch nicht in einem gewachsenen Stadtzentrum. Der<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong> verfügt zudem zurzeit noch über keinen Schienen<strong>an</strong>schluss.<br />

Eine Stadtbahnverlängerung ist jedoch in Pl<strong>an</strong>ung.<br />

Das Projekt umfasst etwa 20.000 m² Verkaufsfl äche mit einem<br />

ähnlichen Mix <strong>an</strong> Sortimenten wie in der Ernst-August-<br />

Galerie. Die Bereiche Bekleidung <strong>und</strong> Schuhe sind mit 7.000<br />

m² jedoch <strong>an</strong>teilig etwas geringer als in H<strong>an</strong>nover.<br />

Verkehrsaufkommen <strong>und</strong> Verkehrsmittelwahl<br />

Abbildung 5-1 zeigt die Anzahl der Zielverkehre pro Tag <strong>und</strong><br />

die dabei von <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> voraussichtlich genutzten Verkehrsmittel.<br />

Da sich der Alltag der Menschen in aller Regel<br />

in Wegeketten vollzieht, bei <strong>den</strong>en der Einkauf oft zwischen<br />

zwei <strong>an</strong>deren Aktivitäten erledigt wird, beziehen sich die<br />

Angaben in Abbildung 5-1 jeweils auf das vor dem Einkauf<br />

zuletzt benutzte Verkehrsmittel.<br />

Neben Unterschie<strong>den</strong> bei der – durch die Größe <strong>und</strong> Lage<br />

der Projekte b<strong>es</strong>timmten – Absolut<strong>an</strong>zahl der Wege zeigen<br />

sich auch deutliche Differenzen bei der Verkehrsmittelwahl.<br />

So erweist sich die Neue Mitte Garbsen unter <strong>den</strong> aktuellen<br />

Rahmenbedingungen - d.h. ohne Stadtbahn<strong>an</strong>schluss - als<br />

deutlich Auto-orientierter als die bei<strong>den</strong> <strong>an</strong>deren <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e.<br />

Die Ernst-August-Galerie profi tiert vom Innenstadt-typischen<br />

hohen ÖPNV-Anteil, wohingegen der ÖPNV-Anteil beim Projekt<br />

„Zuckerfabrik“ in Lehrte trotz der unmittelbaren Bahnhofsnähe<br />

auffallend gering ist. Wie die Abbildungen 5-2<br />

<strong>und</strong> 5-3 zeigen, überlagern sich hier die Wegebeziehungen<br />

der Kun<strong>den</strong> nur selten mit <strong>den</strong> attraktiven Hauptachsen d<strong>es</strong><br />

ÖPNV. Positiv zu bewerten ist beim <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> der Zuckerfabrik<br />

hingegen der hohe Fuß- <strong>und</strong> Radwege<strong>an</strong>teil. Di<strong>es</strong>er ergibt<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Abbildung 5-1: Anzahl der täglichen Wege zu <strong>den</strong> untersuchten<br />

Einkaufszentren<br />

Wege zum Einkaufzentrum pro Tag<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

35%<br />

32%<br />

33%<br />

Ernst-August-<br />

Galerie, H<strong>an</strong>nover<br />

sich zum einen durch die gute räumliche Einbindung d<strong>es</strong><br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong><strong>es</strong> in das r<strong>es</strong>tliche Stadtgefüge sowie zum <strong>an</strong>deren<br />

aus dem hohen Anteil <strong>an</strong> Sortimenten d<strong>es</strong> täglichen<br />

(„periodischen“) Bedarf<strong>es</strong>.<br />

Einzugsbereiche<br />

4%<br />

57%<br />

38%<br />

Mit der Entscheidung der Kun<strong>den</strong> zur Nutzung d<strong>es</strong> einen<br />

oder d<strong>es</strong> <strong>an</strong>deren Verkehrsmittels unmittelbar verknüpft ist<br />

deren Wohnort. Die Abbildungen 5-2 <strong>und</strong> 5-3 zeigen daher<br />

die Einzugsbereiche der drei untersuchten Projekte. Um die<br />

Abbildungen <strong>an</strong>g<strong>es</strong>ichts der Vielzahl der Wegebeziehungen<br />

l<strong>es</strong>bar zu halten, wur<strong>den</strong> jeweils alle Wegebeziehungen aus<br />

einer Gemeinde zusammengefasst <strong>und</strong> grafi sch dem Mittelpunkt<br />

der jeweiligen Gemeinde zugeordnet. Die Dicke der<br />

Striche kennzeichnet die Anzahl der Verkehre pro Tag.<br />

Deutlich erkennbar sind sowohl die Unterschiede zwischen<br />

<strong>den</strong> drei Projekten als auch zwischen dem Warensortimenten<br />

d<strong>es</strong> periodischen <strong>und</strong> aperiodischen Bedarfs. Letzterer<br />

(z.B. Bekleidung, Schuhe oder Technik) zeigt einen deutlich<br />

weiteren räumlichen Radius als der periodische Bedarf<br />

(Lebensmittel, Drogerieartikel <strong>und</strong> weitere Sortimente d<strong>es</strong><br />

„täglichen“ Einkaufs).<br />

Der Einzugsbereich der Ernst-August-Galerie bezieht sich<br />

auf nahezu die g<strong>es</strong>amte Region H<strong>an</strong>nover, wohingegen<br />

5%<br />

74%<br />

21%<br />

Zuckerfabrik, Lehrte Neue Mitte<br />

Garbsen, Garbsen<br />

Pkw<br />

ÖPNV<br />

Fuß <strong>und</strong><br />

Rad<br />

21


Abbildung 5-2: Einzugsbereiche der untersuchten Einkaufszentren <strong>für</strong> <strong>den</strong> aperiodischen Bedarf<br />

Abbildung 5-3: Einzugsbereiche der untersuchten Einkaufszentren <strong>für</strong> <strong>den</strong> periodischen Bedarf<br />

22<br />

die bei<strong>den</strong> <strong>an</strong>deren Projekte eher <strong>den</strong><br />

w<strong>es</strong>tlichen bzw. östlichen Teil der Region<br />

abdecken. Durch die Größe d<strong>es</strong> Projekts,<br />

die kurze Dist<strong>an</strong>z nach H<strong>an</strong>nover <strong>und</strong> zu<br />

<strong>an</strong>deren Uml<strong>an</strong>dzentren (z.B. L<strong>an</strong>genhagen),<br />

die direkte Autobahn<strong>an</strong>bindung<br />

<strong>und</strong> das eher aperiodische Sortiment hat<br />

die Neue Mitte Garbsen jedoch deutlich<br />

stärkere Wirkung auch außerhalb ihrer<br />

Heimatgemeinde als di<strong>es</strong> bei der Zuckerfabrik<br />

in Lehrte der Fall ist.<br />

Verlagerungseffekte<br />

Einzelh<strong>an</strong>delsg<strong>es</strong>chäfte stehen zuein<strong>an</strong>der<br />

in Konkurrenz. Entsprechend ist bei einer<br />

Bewertung der verkehrlichen Auswirkungen<br />

von Einzelh<strong>an</strong>delsprojekten immer<br />

mit zu berücksichtigen, welche vorher<br />

von <strong>den</strong> Kun<strong>den</strong> frequentierten Lä<strong>den</strong> nun<br />

nicht mehr <strong>an</strong>g<strong>es</strong>teuert wer<strong>den</strong>. Die verkehrliche<br />

Bil<strong>an</strong>z ergibt sich somit erst aus<br />

der Bil<strong>an</strong>z aller Wege in einer Situation<br />

„mit Projekt“ abzüglich aller Wege in der<br />

Region in einer Vergleichsituation „ohne<br />

Projekt“. Alle drei untersuchten Projekte<br />

wur<strong>den</strong> dabei separat beh<strong>an</strong>delt. Mögliche<br />

Wechselwirkungen zwischen <strong>den</strong> Projekten<br />

wur<strong>den</strong> somit nicht berücksichtigt.<br />

Dabei ist zu beachten, dass die Veränderung<br />

der Zielwahl der Kun<strong>den</strong> („Ein neu<strong>es</strong><br />

Einkaufszentrum wird <strong>an</strong> Stelle ein<strong>es</strong> früher<br />

frequentierten La<strong>den</strong>s <strong>an</strong>g<strong>es</strong>teuert.“) auch<br />

mit einem Wechsel d<strong>es</strong> Verkehrsmittels<br />

einhergehen k<strong>an</strong>n („Vorher zu Fuß zum<br />

La<strong>den</strong> um die Ecke, jetzt mit dem Auto<br />

in das Einkaufszentrum.“). Wie Abbildung<br />

5-4 deutlich macht, treten solche Effekte<br />

auch bei <strong>den</strong> drei betrachteten Einzelh<strong>an</strong>-<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


Abbildung 5-4: Veränderungen der Verkehrsmittelwahl der Kun<strong>den</strong><br />

durch die untersuchten Einkaufszentren<br />

Wege mit <strong>an</strong>derem Verkehrsmittel pro Tag<br />

durch neu<strong>es</strong> Einkaufzentrum<br />

Veränderung der durch ein neu<strong>es</strong> Einkaufzentrum in<br />

der Region zurückgelegten Entfernungen (km pro Tag)<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

-1.000<br />

-2.000<br />

-3.000<br />

delsprojekten auf. Dabei sind erhebliche Unterschiede erkennbar.<br />

Während von der Ernst-August-Galerie deutliche Wechselbewegungen<br />

zugunsten d<strong>es</strong> ÖPNV erwartet wer<strong>den</strong> können,<br />

ist mit der Neuen Mitte Garbsen eher eine sich verstärkende<br />

Autoorientierung verbun<strong>den</strong>. Hinsichtlich der Verkehrsmittelwahl<br />

relativ neutral verhält sich hingegen die Zuckerfabrik in<br />

Lehrte.<br />

Bil<strong>an</strong>z der zurückgelegten Entfernungen<br />

der Kun<strong>den</strong><br />

Das durch die jeweilige Eröffnung der untersuchten Projekte<br />

veränderte Verkehrsverhalten der Kun<strong>den</strong> führt in der Verknüpfung<br />

von Ziel- <strong>und</strong> Verkehrsmittelwahl zu einer Zu- oder<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

-10.000<br />

-20.000<br />

-30.000<br />

-40.000<br />

-900<br />

2.900<br />

28.700<br />

-2.000<br />

Ernst-August-<br />

Galerie, H<strong>an</strong>nover<br />

Abbildung 5-5: Veränderungen der durch die Kun<strong>den</strong><br />

zurückgelegten Entfernungen<br />

-31.500<br />

Ernst-August-<br />

Galerie, H<strong>an</strong>nover<br />

200<br />

-200<br />

-2.700<br />

-7.800<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

0<br />

-500<br />

-900<br />

-4.900<br />

27.200<br />

1.400<br />

Zuckerfabrik, Lehrte Neue Mitte Garbsen,<br />

Garbsen<br />

Zuckerfabrik, Lehrte Neue Mitte<br />

Garbsen, Garbsen<br />

Fuß <strong>und</strong><br />

Rad<br />

ÖPNV<br />

Pkw<br />

ÖPNV<br />

Pkw<br />

Abnahme der in der Region H<strong>an</strong>nover täglich zurückgelegten<br />

Entfernungen. Abbildung 5-5 bil<strong>an</strong>ziert di<strong>es</strong>e <strong>für</strong> die drei<br />

Projekte <strong>und</strong> differenziert dabei zwischen dem ÖPNV <strong>und</strong><br />

dem motorisierten Individualverkehr. Wieder zeigen sich inter<strong>es</strong>s<strong>an</strong>te<br />

Unterschiede zwischen <strong>den</strong> drei <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en.<br />

Das Einkaufszentrum in der Zuckerfabrik verkürzt im Mittel<br />

die Wege in der Region, da Bewohner der östlichen Gemein<strong>den</strong><br />

nicht mehr so weit fahren müssen wie in einem<br />

Zust<strong>an</strong>d ohne das Einkaufszentrum. Zudem können viele Bewohner<br />

aus der Stadt Lehrte das Zentrum zu Fuß erreichen.<br />

Bei der Ernst-August-Galerie in H<strong>an</strong>nover steigt die mittlere<br />

Wegelänge <strong>an</strong>, weil z.T. Fußwege durch <strong>den</strong> ÖPNV ersetzt wer<strong>den</strong>.<br />

Die Eröffnung führt dabei aber zu einem deutlichen Rückg<strong>an</strong>g<br />

der Pkw-Entfernungen bei einem gleichzeitigen Anstieg<br />

der ÖPNV-Entfernungen in etwa gleicher Größenordnung.<br />

Umgekehrt fi ndet bei der Neuen Mitte Garbsen eine gewisse<br />

Verlagerung vom ÖPNV in Richtung Autoverkehr statt.<br />

Viel entschei<strong>den</strong>der ist hier jedoch eine deutliche Verlängerung<br />

der Pkw-Fahrten.<br />

Auswirkungen auf die ÖPNV-Einnahmen<br />

Mit <strong>den</strong> darg<strong>es</strong>tellten Verlagerungen einher geht eine Veränderung<br />

der Erlöse der ÖPNV-Unternehmen. Di<strong>es</strong>e Auswir-<br />

Abbildung 5-6: Saldo der ÖPNV-Erlöse durch die drei Projekte<br />

Saldo der ÖPNV-Erlöse in EUR pro Jahr<br />

durch die untersuchten Einkaufszentren<br />

1.000.000<br />

800.000<br />

600.000<br />

400.000<br />

200.000<br />

0<br />

-200.000<br />

Ernst-August-Galerie,<br />

H<strong>an</strong>nover<br />

Zuckerfabrik, Lehrte Neue Mitte Garbsen,<br />

Garbsen<br />

23


Abbildung 5-7: Prognostizierte Verringerung von Zielverkehren zu Konkurrenzst<strong>an</strong>dorten<br />

(Projekt Ernst-Augunst-Galerie, Marktsegment „Aperiodischer Bedarf“)<br />

Abbildung 5-8: Prognostizierte Verringerung von Zielverkehren zu Konkurrenzst<strong>an</strong>dorten<br />

(Projekt Neue Mitte Garbsen, Marktsegment „Aperiodischer Bedarf“)<br />

24<br />

kungen sind sowohl <strong>für</strong> die Region H<strong>an</strong>nover<br />

als <strong>Auf</strong>gabenträger als auch <strong>für</strong> die<br />

Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger der Region als<br />

Steuerzahler von hohem Inter<strong>es</strong>se. Wie<br />

Abbildung 5-6 zeigt, unterschei<strong>den</strong> sich<br />

auch hierbei die drei <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e erheblich<br />

vonein<strong>an</strong>der. Während die Ernst-August-<br />

Galerie zusätzliche ÖPNV-Einnahmen in<br />

der Größenordnung von einer Million<br />

Euro pro Jahr generiert, ist die Bil<strong>an</strong>z der<br />

Neuen Mitte Garbsen – ohne die gepl<strong>an</strong>te<br />

Stadtbahnerweiterung – aus Sicht der<br />

ÖPNV-Fin<strong>an</strong>zierung eher negativ zu beurteilen.<br />

Leichte Rückgänge zeigen sich<br />

auch bei der Zuckerfabrik in Lehrte.<br />

Auswirkungen auf Konkurrenzst<strong>an</strong>dorte<br />

Über die darg<strong>es</strong>tellten Ergebnisse hinaus<br />

sind weitere Nutzungen d<strong>es</strong> Verkehrsmodells<br />

<strong>den</strong>kbar. So geben die Auswertungen<br />

Hinweise darauf, welche b<strong>es</strong>tehen<strong>den</strong><br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>e ggf. gefährdet sind,<br />

Kun<strong>den</strong> <strong>an</strong> das jeweils untersuchte neue<br />

Einkaufszentrum zu verlieren. Das Verkehrsmodell<br />

vergleicht dabei insb<strong>es</strong>ondere<br />

die Erreichbarkeitsverhältnisse. Für<br />

eine genauere Analyse sind im Rahmen<br />

ein<strong>es</strong> Einzelh<strong>an</strong>delsgutachtens noch weitere<br />

Faktoren wie Image, Kun<strong>den</strong>bindung,<br />

Preissegmente <strong>und</strong> lokale B<strong>es</strong>onderheiten<br />

zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind<br />

die Kun<strong>den</strong>ströme d<strong>es</strong> Verkehrsmodells<br />

in Kaufkraftströme umzurechnen. Die Abbildungen<br />

5-7 bis 5-9 zeigen am Beispiel<br />

d<strong>es</strong> Segment<strong>es</strong> „Aperiodischer Bedarf“,<br />

welche inter<strong>es</strong>s<strong>an</strong>ten Beiträge das Verkehrsmodell<br />

zu einer solch integrierten<br />

Einzelh<strong>an</strong>delsbetrachtung liefern k<strong>an</strong>n.<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


Abbildung 5-9: Prognostizierte Verringerung von Zielverkehren zu Konkurrenzst<strong>an</strong>dorten<br />

(Projekt Zuckerfabrik, Lehrte, Marktsegment „Aperiodischer Bedarf“)<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Jede Abbildung zeigt dabei <strong>für</strong> ein<strong>es</strong><br />

der Projekte, <strong>an</strong> welchen Konkurrenzst<strong>an</strong>dorten<br />

seine Eröffnung vermutlich<br />

zu Kun<strong>den</strong>verlusten führen würde. Die<br />

Ergebnisse spiegeln im W<strong>es</strong>entlichen die<br />

Unterschiede der Einzugsbereiche aus<br />

Abbildung 5-2 wider. So sind deutliche<br />

Spuren der Ernst-August-Galerie nicht<br />

nur im unmittelbaren Innenstadtbereich,<br />

sondern auch <strong>an</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>en zu erwarten,<br />

die in einiger Entfernung d<strong>es</strong> H<strong>an</strong>nover<strong>an</strong>er<br />

Stadtzentrums liegen (Abbildung 5-<br />

7). Deutlich geringer sind die Auswirkungen<br />

der Neuen Mitte Garbsen (Abbildung<br />

5-8). Jedoch zeigen sich auch hier Effekte<br />

in <strong>den</strong> benachbarten Gemein<strong>den</strong>. Fast<br />

vollständig auf <strong>den</strong> Ostteil der Region<br />

begrenzt sind die Konkurrenzeffekte, die<br />

von der Zuckerfabrik in Lehrte ausgehen<br />

(Abbildung 5-9).<br />

25


Fast jeder Mensch möchte im Grünen wohnen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

alle Vorteile der Stadt genießen. So verständlich di<strong>es</strong>e<br />

Wunschvorstellung ist, so teuer ist sie – <strong>für</strong> die öffentliche<br />

H<strong>an</strong>d wie <strong>für</strong> die Haushalte selbst.<br />

Zersiedlung kostet die öffentliche H<strong>an</strong>d viel Geld<br />

Schaut m<strong>an</strong> zunächst auf die öffentlichen Haushalte, d<strong>an</strong>n<br />

führt die Zersiedlung, also die immer raumgreifendere<br />

Verteilung der Wohnst<strong>an</strong>dorte der Bevölkerung innerhalb<br />

der Region zu immer höheren öffentlichen Ausgaben.<br />

B<strong>es</strong>onders betroffen sind die Bereiche Straßenbau <strong>und</strong><br />

-inst<strong>an</strong>dhaltung, öffentlicher Personennahverkehr, leitungsgebun<strong>den</strong>e<br />

Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsinfrastruktur <strong>und</strong> soziale<br />

Infrastruktur. Tabelle 6-1 zeigt die Kostenrelev<strong>an</strong>z der<br />

Siedlungsentwicklung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d ein<strong>es</strong> Vergleichs der bei<strong>den</strong><br />

Abbildung 6-1: Kostenrelev<strong>an</strong>te Auswirkungen der Siedlungsentwicklung<br />

26<br />

6 Unser aller Geldbeutel<br />

Szenarien „Noch mehr Zersiedlung“ <strong>und</strong> „Zentrale Orte wieder<br />

stärken“ aus Kapitel 3.<br />

Straßenbau <strong>und</strong> –inst<strong>an</strong>dhaltung<br />

In <strong>den</strong> Modellrechnungen in Kapitel 3 wurde abg<strong>es</strong>chätzt,<br />

dass jeder Bürger in der Region H<strong>an</strong>nover im Szenario „Noch<br />

mehr Zersiedlung“ pro Tag im Mittel 3,3 km mehr mit dem<br />

Pkw unterwegs ist, als di<strong>es</strong> im Szenario „Zentrale Orte wieder<br />

stärken“ der Fall ist. Bezogen auf die G<strong>es</strong>amtregion <strong>und</strong><br />

unter Berücksichtigung d<strong>es</strong> üblichen B<strong>es</strong>etzungsgrad<strong>es</strong> von<br />

Fahrzeugen entspricht di<strong>es</strong>er Unterschied zwischen <strong>den</strong><br />

Szenarien einem Mehr von etwa 3,2 Millionen Fahrzeugkilometern<br />

täglich auf <strong>den</strong> Straßen in der Region H<strong>an</strong>nover.<br />

Im Szenario „Noch mehr Zersiedlung“ ergeben sich daher<br />

Mehrkosten der öffentlichen H<strong>an</strong>d 2020<br />

im Szenario „Noch mehr Zersiedelung“ im Vergleich zum Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“<br />

3,2<br />

-11%<br />

500<br />

Straßenbau <strong>und</strong> Inst<strong>an</strong>dhaltung<br />

Millionen Kilometer mehr Autofahrten pro Tag<br />

im Szenario „Noch mehr Zersiedelung“<br />

als im Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“<br />

Öffentlicher Personennahverkehr<br />

weniger Erlöse der ÖPNV Unternehmen<br />

im Szenario „Noch mehr Zersiedelung“<br />

als im Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“<br />

Leitungsgebun<strong>den</strong>e Infrastrukturen der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung<br />

km zusätzliche Erschließung (Straße, K<strong>an</strong>al, Leitungen)<br />

im Szenario „Noch mehr Zersiedelung“<br />

als im Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“<br />

Soziale Infrastruktur<br />

Geringere durchschnittliche Auslastung <strong>und</strong> höhere Gefahr von Doppelinv<strong>es</strong>titionen<br />

im Szenario „Noch mehr Zersiedelung“ als im Szenario<br />

„Zentrale Orte wieder stärken“<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


deutlich höhere Mittel<strong>an</strong>forderungen <strong>an</strong> die kommunalen<br />

<strong>und</strong> regionalen Haushalte in <strong>den</strong> Bereichen Straßenbau <strong>und</strong><br />

Straßeninst<strong>an</strong>dhaltung.<br />

Öffentlicher Personennahverkehr<br />

Vergleichbare Zusammenhänge zeigen sich auch bei der<br />

Fin<strong>an</strong>zierung d<strong>es</strong> Öffentlichen Personennahverkehrs. Folgt<br />

die Siedlungsentwicklung dem Pfad d<strong>es</strong> Szenarios „Noch<br />

mehr Zersiedlung“, so sieht sich die Region H<strong>an</strong>nover als<br />

<strong>Auf</strong>gabenträger d<strong>es</strong> ÖPNV – heutige Fahrgeldpreise infl ationsbereinigt<br />

unterstellt – eine um etwa 11% schlechtere Erlössituation<br />

der ÖPNV-Unternehmen gegenüber als di<strong>es</strong> im<br />

Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“ der Fall ist. Hinter<br />

di<strong>es</strong>en Einnahmeausfällen steht der in <strong>den</strong> Kapiteln 3 bis<br />

5 <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d vieler Beispiele <strong>und</strong> Modellrechnungen b<strong>es</strong>chriebene<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Siedlungsentwicklung <strong>und</strong><br />

ÖPNV-Attraktivität. So ist der ÖPNV nur d<strong>an</strong>n in der Lage,<br />

<strong>den</strong> Bürgern attraktive Angebote zu unterbreiten <strong>und</strong> so<br />

breite Kun<strong>den</strong>schichten <strong>an</strong> sich zu bin<strong>den</strong>, wenn immer<br />

auch in Zukunft w<strong>es</strong>entliche Anteile der Ansiedlungen von<br />

Wohnungen, Arbeitsplätzen <strong>und</strong> Einkaufsgelegenheiten im<br />

Einzugsbereich der ÖPNV-Linien g<strong>es</strong>chehen. Bei einer zunehmen<strong>den</strong><br />

Zersiedlung wäre di<strong>es</strong> jedoch nicht der Fall.<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Leitungsgebun<strong>den</strong>e Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsinfrastruktur<br />

Neue Wohn- <strong>und</strong> Gewerbegebiete benötigen eine Erschließung.<br />

Große Teile der Kosten <strong>für</strong> deren Erstellung tragen die<br />

späteren B<strong>es</strong>itzer der Gr<strong>und</strong>stücke (z.B. über Erschließungskostenbeiträge).<br />

Nicht unerhebliche Anteile <strong>an</strong> <strong>den</strong> Kosten,<br />

insb<strong>es</strong>ondere <strong>für</strong> <strong>den</strong> Betrieb <strong>und</strong> die Inst<strong>an</strong>dhaltung, tragen<br />

jedoch die Gemein<strong>den</strong>. Zudem wird die G<strong>es</strong>amtheit aller Bürger<br />

in einem erheblichen Maß <strong>an</strong> der Fin<strong>an</strong>zierung von Infrastrukturausweitungen<br />

beteiligt. So fi n<strong>den</strong> sich große Anteile<br />

der auftreten<strong>den</strong> Kosten in <strong>den</strong> Tarifen der entsprechen<strong>den</strong><br />

Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsunternehmen, d.h. <strong>den</strong> Abwassergebühren,<br />

dem Wasserpreis, <strong>den</strong> Strom– <strong>und</strong> Gaspreisen sowie<br />

<strong>den</strong> Müllgebühren wieder. Studien zeigen, dass die Kommunen<br />

<strong>und</strong> die Allgemeinheit aller Netzkun<strong>den</strong> im jeweiligen<br />

Versorgungsgebiet etwa ein Drittel der Erschließungskosten<br />

ein<strong>es</strong> neuen Wohngebiet<strong>es</strong> zu tragen haben. 1<br />

Der Infrastrukturaufw<strong>an</strong>d bei der Ausweisung von Baugebieten<br />

ist in hohem Maße von der Anzahl der Wohnungen<br />

pro Flächeneinheit abhängig. Je weniger Wohnungen pro<br />

Hektar Baul<strong>an</strong>d entstehen, d<strong>es</strong>to teurer wird die Erschließung<br />

jeder einzelnen Wohnung. Einfamilienhausgebiete mit<br />

großen Gr<strong>und</strong>stücken sind daher <strong>für</strong> die Gemein<strong>den</strong> <strong>und</strong> die<br />

Allgemeinheit aller Kun<strong>den</strong> der Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsunternehmen<br />

mit Abst<strong>an</strong>d am teuersten.<br />

Im Szenario „Noch mehr Zersiedlung“ entsteht der überwiegende<br />

Anteil der neu gebauten Wohnungen in kleinen<br />

Gemein<strong>den</strong>. <strong>Auf</strong>gr<strong>und</strong> der geringen Bo<strong>den</strong>preise <strong>und</strong> entsprechend<br />

geringen Bebauungsdichten wer<strong>den</strong> hier deutlich<br />

mehr Meter Erschließungsstraße, Wasserleitung, Abwasserk<strong>an</strong>al,<br />

Stromleitung, Gasleitung, Telefonkabel pro Wohnung<br />

benötigt als di<strong>es</strong> im Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“<br />

der Fall ist. In letzterem wer<strong>den</strong> neue Wohngebiete vor al-<br />

1 Vgl. z.B. Gutsche (2006): Kurz-, mittel- <strong>und</strong> l<strong>an</strong>gfristige Kosten der Baul<strong>an</strong>derschließung<br />

<strong>für</strong> die öffentliche H<strong>an</strong>d, die Gr<strong>und</strong>stücksb<strong>es</strong>itzer <strong>und</strong> die Allgemeinheit. Hamburg;<br />

sowie <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> L<strong>an</strong>d<strong>es</strong>- <strong>und</strong> Strukturforschung d<strong>es</strong> L<strong>an</strong>d<strong>es</strong> NRW, Pl<strong>an</strong>ersocietät<br />

(2006): Kosten <strong>und</strong> Nutzen zukünftiger Siedlungsentwicklungen. Dortm<strong>und</strong>.<br />

27


lem in <strong>den</strong> zentralen Orten ausgewi<strong>es</strong>en, wo – auch in <strong>den</strong><br />

R<strong>an</strong>dlagen – die Bo<strong>den</strong>preise in aller Regel deutlich höher<br />

liegen, so dass entsprechend kleinere Gr<strong>und</strong>stücksgrößen<br />

bzw. etwas verdichtetere Bauformen nachgefragt wer<strong>den</strong>.<br />

Di<strong>es</strong> führt zu einem deutlich geringeren Infrastrukturbedarf.<br />

Unterstellt m<strong>an</strong> eine mittlere Bebauungsdichte von 15<br />

Wohnungen pro Hektar Baul<strong>an</strong>d im Szenario „Noch mehr<br />

Zersiedlung“ sowie von 25 Wohnungen pro Hektar Baul<strong>an</strong>d<br />

im Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“, so liegt der Infrastrukturaufw<strong>an</strong>d<br />

pro Wohnung bei etwa 14,5 bzw. 8,6<br />

Metern Netzlänge (Straße, K<strong>an</strong>äle, Leitungen). Bis zum Jahr<br />

2020 ist in der Region H<strong>an</strong>nover mit etwa 73.000 neu gebauten<br />

Wohnungen zu rechnen. Hochgerechnet ergibt sich<br />

so ein Bedarf <strong>an</strong> zusätzlicher Erschließungsinfrastruktur im<br />

Szenario „Noch mehr Zersiedlung“, der mit etwa 1.100 km<br />

fast doppelt so hoch ist wie im Szenario „Zentrale Orte wieder<br />

stärken“ (600 km). Der Mehrbedarf <strong>an</strong> Erschließungsinfrastruktur<br />

im Szenario „Noch mehr Zersiedlung“ liegt somit<br />

bei etwa 500 km.<br />

2 Vgl. Sie<strong>den</strong>top u.a. (2006): Infrastrukturkostenrechnung in der Regionalpl<strong>an</strong>ung.<br />

Werkstatt Praxis. Heft 43. B<strong>und</strong><strong>es</strong>amt <strong>für</strong> Bauw<strong>es</strong>en <strong>und</strong> Raumordnung. Bonn.<br />

28<br />

Soziale Infrastrukturen<br />

Obwohl <strong>für</strong> die Region H<strong>an</strong>nover bis zum Jahr 2020 eine<br />

insg<strong>es</strong>amt konst<strong>an</strong>te Bevölkerungszahl prognostiziert wird,<br />

bekommen die Gemein<strong>den</strong> <strong>den</strong> demografi schen W<strong>an</strong>del<br />

bereits heute in Form ein<strong>es</strong> deutlichen Rückg<strong>an</strong>gs der Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen zu spüren. So wird die Zahl der Einwohner<br />

unter 20 Jahren bis zum Jahr 2020 um etwa 20.000<br />

Personen zurückgehen. Di<strong>es</strong> wird zu einer deutlich geringeren<br />

Nachfrage nach Kindertag<strong>es</strong>einrichtungen <strong>und</strong> Schulen<br />

führen. Studien zeigen, dass die zentralen Orte b<strong>es</strong>ser<br />

in der Lage sind, auf Nachfragerückgänge zu reagieren <strong>und</strong><br />

Einrichtungen ggf. kooperieren zu lassen, um deren Kosten<br />

im Rahmen zu halten. Kleinere Gemein<strong>den</strong>, die häufi g nur<br />

einen Kindergarten oder eine Gr<strong>und</strong>schule haben, tun sich<br />

dabei deutlich schwerer. 2<br />

In <strong>den</strong> letzten Jahren ist in vielen Regionen zu beobachten,<br />

dass Gemein<strong>den</strong> auf die Herausforderungen d<strong>es</strong> demografi -<br />

schen W<strong>an</strong>dels mit der forcierten Ausweisung von Neubaugebieten<br />

reagieren. Ihr Ziel ist <strong>es</strong> dabei, junge Familien <strong>an</strong>zulocken<br />

<strong>und</strong> so die entst<strong>an</strong><strong>den</strong>en „Lücken“ in <strong>den</strong> jüngeren<br />

Jahrgängen ihrer Bevölkerung aufzufüllen.<br />

Di<strong>es</strong>e Reaktionsweise, so plausibel sie im ersten Moment erscheint,<br />

k<strong>an</strong>n <strong>für</strong> die Gemeinde, aber auch <strong>für</strong> die Region als<br />

G<strong>an</strong>z<strong>es</strong>, sehr teuer wer<strong>den</strong>. Neben <strong>den</strong> bereits darg<strong>es</strong>tellten<br />

Kosteneffekten bei der technischen Infrastruktur <strong>und</strong> beim<br />

Verkehr führen viele Neubaugebiete in kleinen Gemein<strong>den</strong><br />

zu einer weiträumigen Verteilung der insg<strong>es</strong>amt weniger<br />

wer<strong>den</strong><strong>den</strong> jungen Familien, so dass deren Versorgung mit<br />

sozialer Infrastruktur immer aufwändiger wird. Di<strong>es</strong> gilt vor<br />

allem d<strong>an</strong>n, wenn die Angebote auch weiterhin möglichst<br />

„wohnungsnah“ zu fi n<strong>den</strong> sein soll. Der öffentlichen H<strong>an</strong>d<br />

bleibt d<strong>an</strong>n oft nur noch die Wahl, entweder viele kleine<br />

Einrichtungen mit mäßiger Auslastung zu fi n<strong>an</strong>zieren oder<br />

hohe Beträge z.B. in <strong>den</strong> Schülerverkehr zu inv<strong>es</strong>tieren.<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


Im schlimmsten Fall k<strong>an</strong>n die Ausweisung ein<strong>es</strong> Neubaugebiets<br />

in kleinen Gemein<strong>den</strong> oder ungünstig gelegenen<br />

R<strong>an</strong>dlagen der zentralen Orte kleinräumig sogar zu einer<br />

solchen Nachfrag<strong>es</strong>pitze führen, dass einzelne Kindertag<strong>es</strong>stätten<br />

oder Schulen neu- oder ausgebaut wer<strong>den</strong> müssen.<br />

In Zeiten, in <strong>den</strong>en <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren Stellen der Region Einrichtungen<br />

g<strong>es</strong>chlossen wer<strong>den</strong> müssen, weil die Zahl der Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen insg<strong>es</strong>amt deutlich rückläufi g ist, sind solche<br />

Doppelinv<strong>es</strong>titionen nur schwer zu rechtfertigen.<br />

Zersiedlung kostet auch <strong>für</strong> die privaten<br />

Haushalte viel Geld<br />

Wenn m<strong>an</strong> die Mehrkosten der öffentlichen H<strong>an</strong>d einmal außer<br />

Acht lässt, könnte m<strong>an</strong> vermuten, dass zumind<strong>es</strong>t die<br />

privaten Haushalte Kostenvorteile davon tragen, wenn die<br />

Ausweisung neuer Baugebiete vor allem in <strong>den</strong> kleinen Gemein<strong>den</strong><br />

geringer Zentralität vorgenommen wird. So liegt<br />

der durchschnittliche Quadratmeterpreis <strong>für</strong> Baul<strong>an</strong>d im Szenario<br />

„Noch mehr Zersiedlung“ unter dem mittleren Quadratmeterpreis<br />

im Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“.<br />

Entsprechend müsste sich <strong>für</strong> die Haushalte der Traum vom<br />

eigenen Haus unter Zersiedlungsbedingungen b<strong>es</strong>ser realisieren<br />

lassen als im Falle einer Stärkung der zentralen Orte.<br />

Abbildung 6-2: Verschlechterung der ÖPNV-Erreichbarkeit der<br />

Arbeitsplätze <strong>für</strong> die Regionsbewohner im Falle zunehmender<br />

Zersiedelung<br />

Anteil der Haushalte, die ...<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

53,4%<br />

62,7%<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Szenario "Noch mehr Zersiedlung"<br />

Szenario "Zentrale Orte wieder stärken"<br />

5,4%<br />

6,7%<br />

... 250.000 Arbeitsplätze ... ... 500.000 Arbeitsplätze ...<br />

... innerhalb von 45 Minuten mit dem ÖPNV erreichen können<br />

Die Modellrechnungen der Technischen Universität Hamburg-<br />

Harburg zeigen aber, dass der günstigere Bauplatz mit einem<br />

deutlich höheren Mobilitätsaufw<strong>an</strong>d erkauft wird.<br />

Zersiedlung bedeutet eine schlechtere Erreichbarkeit<br />

der Arbeitsplätze in der Region<br />

Ein deutlicher Hinweis <strong>für</strong> di<strong>es</strong>e zusätzlichen Verkehrskosten<br />

der privaten Haushalte im Szenario „Noch mehr Zersiedlung“<br />

ist die schlechte Erreichbarkeit der Arbeitsplätze innerhalb<br />

der Region. Ein üblich<strong>es</strong> Maß, die Erreichbarkeitsverhältnisse<br />

in einer Region zu b<strong>es</strong>chreiben b<strong>es</strong>teht darin auszuwerten,<br />

welcher Anteil der Haushalte von seinem Wohnst<strong>an</strong>dort aus<br />

innerhalb einer b<strong>es</strong>timmten Zeit (z.B. 30 Minuten) eine b<strong>es</strong>timmte<br />

Anzahl von Arbeitsplätzen innerhalb <strong>und</strong> außerhalb<br />

der Region H<strong>an</strong>nover erreichen k<strong>an</strong>n. Natürlich muss jeder<br />

Erwerbstätige pro Tag nur seinen eigenen (ggf. auch mehrere)<br />

Arbeitsplätze erreichen. Mit der Anzahl der innerhalb<br />

einer akzeptablen Zeit erreichbaren Arbeitsplätze steigt statistisch<br />

aber auch <strong>für</strong> je<strong>den</strong> Einzelhaushalt die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass der eigene Arbeitsweg nicht zu l<strong>an</strong>g wird.<br />

Bei der Erreichbarkeit ist zwischen der ÖPNV- <strong>und</strong> der Autoerreichbarkeit<br />

zu unterschei<strong>den</strong>. Wie Abbildung 6-2 zeigt,<br />

Abbildung 6-3: Verschlechterung der Autoerreichbarkeit der<br />

Arbeitsplätze <strong>für</strong> die Regionsbewohner im Falle zunehmender<br />

Zersiedelung<br />

Anteil der Haushalte, die ...<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

87,6%<br />

90,2%<br />

Szenario "Noch mehr Zersiedlung"<br />

Szenario "Zentrale Orte wieder stärken"<br />

40,8%<br />

45,8%<br />

... 250.000 Arbeitsplätze ... ... 500.000 Arbeitsplätze ...<br />

... innerhalb von 30 Minuten mit dem Pkw erreichen können<br />

29


ist die Erreichbarkeit der Arbeitsplätze mit dem ÖPNV im<br />

Szenario „Noch mehr Zersiedlung“ deutlich geringer als im<br />

Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“. Di<strong>es</strong> überrascht<br />

nicht, da im Szenario „Noch mehr Zersiedlung“ deutlich<br />

mehr Menschen abseits der attraktiven ÖPNV-Achsen leben.<br />

Zudem liegen in di<strong>es</strong>em Szenario auch die Unternehmensst<strong>an</strong>dorte<br />

ten<strong>den</strong>ziell ungünstiger zum ÖPNV als im<br />

Szenario „Zentrale Orte wieder stärken“.<br />

Ein g<strong>an</strong>z ähnlich<strong>es</strong> Bild zeigt sich aber auch bei der Autoerreichbarkeit<br />

(Abbildung 6-3). Eine zunehmende Zersiedlung<br />

bedeutet somit auch eine sinkende Erreichbarkeit<br />

der Arbeitsplätze mit dem Pkw. Di<strong>es</strong> ist insofern bemerkenswert,<br />

als im Szenario „Noch mehr Zersiedlung“ parallel<br />

zu einer deutlich stärkeren Ausweisung von Wohnbaugebieten<br />

in <strong>den</strong> kleinen Gemein<strong>den</strong> d<strong>es</strong> Uml<strong>an</strong>d<strong>es</strong> auch<br />

von einer verstärkten Ausweisung von Gewerbegebieten<br />

in <strong>den</strong> nicht zentralen Orten d<strong>es</strong> Uml<strong>an</strong>d<strong>es</strong> ausgeg<strong>an</strong>gen<br />

wird (Tabelle 3-1). Zudem sind die Reiseg<strong>es</strong>chwindigkeiten<br />

außerhalb der Zentren i.d.R. höher, so dass innerhalb der<br />

gleichen Zeit größere Entfernungen zurückgelegt wer<strong>den</strong><br />

können. Trotz di<strong>es</strong>er bei<strong>den</strong> Faktoren ist die nach Reisezeit<br />

bewertete Autoerreichbarkeit der Arbeitsplätze im Szenario<br />

„Noch mehr Zersiedlung“ schlechter als im Szenario<br />

„Zentrale Orte wieder stärken“. Die Entfernungszuwächse,<br />

die mit der Zersiedlung einhergehen, sind offensichtlich so<br />

30<br />

Abbildung 6-4: Anzahl der Pkws pro Haushalt (zwei Erwachsene,<br />

mind<strong>es</strong>tens ein Kind, Nettohaushaltseinkommen: 2000-2600 EUR/<br />

Monat), Wohnung im Einzugsbereich der S-Bahn oder Stadtbahn<br />

(Quelle: MiD-<strong>Auf</strong>stockung Region H<strong>an</strong>nover)<br />

Anteil der Haushalte<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

9%<br />

73%<br />

17%<br />

H<strong>an</strong>nover<br />

Kernbereich<br />

16%<br />

74%<br />

10%<br />

H<strong>an</strong>nover<br />

R<strong>an</strong>dbereich<br />

26% 26% 28%<br />

68% 68% 67%<br />

6% 6% 5%<br />

Enger<strong>es</strong><br />

Uml<strong>an</strong>d<br />

Mittelzentren<br />

im<br />

weiteren<br />

Uml<strong>an</strong>d<br />

Gr<strong>und</strong>zentren<br />

im<br />

weiteren<br />

Uml<strong>an</strong>d<br />

stark, dass sie von zusätzlichen Arbeitsplätzen im Uml<strong>an</strong>d<br />

<strong>und</strong> höheren Fahrg<strong>es</strong>chwindigkeiten auf Außerortsstraßen<br />

nicht kompensiert wer<strong>den</strong> können.<br />

Weite Wege ohne ÖPNV-Alternative wer<strong>den</strong><br />

immer teurer<br />

Für <strong>den</strong> einzelnen Haushalt bedeutet di<strong>es</strong>: im Mittel weitere<br />

Wege zur Arbeit <strong>und</strong> zu fast allen <strong>an</strong>deren Wegezielen d<strong>es</strong><br />

täglichen Lebens sowie deutlich weniger Möglichkeiten, dabei<br />

auf <strong>den</strong> ÖPNV als kostengünstige Alternative zum Auto<br />

zurückzugreifen. Ang<strong>es</strong>ichts der steigen<strong>den</strong> Energiekosten<br />

<strong>und</strong> der reduzierten steuerlichen Absetzbarkeit stellen di<strong>es</strong>e<br />

immer weiteren Wege mit dem Auto <strong>für</strong> die Haushalte eine<br />

zunehmende Herausforderung dar.<br />

Zweit- <strong>und</strong> Drittwagen machen <strong>den</strong> Preisvorteil<br />

billiger Bauplätze zunichte<br />

Di<strong>es</strong> gilt umso mehr, als die Haushalte bei einer zunehmen<strong>den</strong><br />

Zersiedlung gezwungen sind, immer mehr Fahrzeuge<br />

vorzuhalten. Dabei geht <strong>es</strong> weniger um die Frage, ob ein<br />

Haushalt überhaupt ein Auto b<strong>es</strong>itzt oder nicht. Viel zentraler<br />

ist die Frage, ob Zweit- oder gar Drittwagen benötigt wer<strong>den</strong>,<br />

um <strong>den</strong> Alltag zu org<strong>an</strong>isieren. Die Abbildungen 6-4<br />

39%<br />

58%<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

3%<br />

Ländlicher<br />

Bereich<br />

Haushalte<br />

mit zwei<br />

oder mehr<br />

Pkw<br />

Haushalte<br />

mit einem<br />

Pkw<br />

Haushalte<br />

ohne Pkw


Abbildung 6-5: Anzahl der Pkws pro Haushalt (zwei Erwachsene,<br />

mind<strong>es</strong>tens ein Kind, Nettohaushaltseinkommen: 2000-2600 EUR/<br />

Monat), Wohnung außerhalb d<strong>es</strong> Einzugsbereichs der S-Bahn oder<br />

Stadtbahn (Quelle: MiD-<strong>Auf</strong>stockung Region H<strong>an</strong>nover)<br />

Anteil der Haushalte<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

13%<br />

75%<br />

13%<br />

H<strong>an</strong>nover<br />

Kernbereich<br />

21%<br />

72%<br />

33% 33% 36%<br />

62% 63% 61%<br />

8% 4% 4% 4%<br />

H<strong>an</strong>nover<br />

R<strong>an</strong>dbereich<br />

Enger<strong>es</strong><br />

Uml<strong>an</strong>d<br />

Mittelzentren<br />

im<br />

weiteren<br />

Uml<strong>an</strong>d<br />

<strong>und</strong> 6-5 zeigt di<strong>es</strong> am Beispiel ein<strong>es</strong> Haushalt<strong>es</strong> mit zwei Erwachsenen<br />

mit Kindern <strong>und</strong> einem Nettohaushaltseinkommen<br />

zwischen 2.000 <strong>und</strong> 2.600 EUR. Befragungsergebnisse<br />

zeigen, dass die Haushalte umso mehr Pkws b<strong>es</strong>itzen, je ferner<br />

sie von <strong>den</strong> zentralen Orten der Region entfernt wohnen<br />

(Abbildung 6-4). 3 Liegt die Wohnung zusätzlich außerhalb<br />

d<strong>es</strong> Einzugsbereich<strong>es</strong> einer S-Bahn oder Stadtbahn, so steigt<br />

Mittlere Pkw-Vorhaltekosten<br />

der Haushalte in Euro pro Jahr<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Gr<strong>und</strong>zentren<br />

im<br />

weiteren<br />

Uml<strong>an</strong>d<br />

48%<br />

50%<br />

3%<br />

Ländlicher<br />

Bereich<br />

Haushalte<br />

mit zwei<br />

oder mehr<br />

Pkw<br />

Haushalte<br />

mit einem<br />

Pkw<br />

Haushalte<br />

ohne Pkw<br />

6.000<br />

5.590<br />

5.000<br />

4.980<br />

4.650<br />

4.960<br />

4.630<br />

5.080<br />

4.750<br />

5.230<br />

4.000 3.840<br />

3.550<br />

4.350<br />

4.060<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

H<strong>an</strong>nover<br />

Kernbereich<br />

H<strong>an</strong>nover<br />

R<strong>an</strong>dbereich<br />

Enger<strong>es</strong><br />

Uml<strong>an</strong>d<br />

Mittelzentren<br />

im<br />

weiteren<br />

Uml<strong>an</strong>d<br />

Gr<strong>und</strong>zentren<br />

im<br />

weiteren<br />

Uml<strong>an</strong>d<br />

der Anteil der Zweit- <strong>und</strong> Drittwagen zusätzlich <strong>an</strong>. Ein Vergleich<br />

der Werte in <strong>den</strong> Abbildungen 6-4 (Wohnung im Einzugsbereich<br />

der S-Bahn oder Stadtbahn) <strong>und</strong> 6-5 (Wohnung<br />

außerhalb der Einzugsbereiche von S-Bahn <strong>und</strong> Stadtbahn)<br />

macht di<strong>es</strong> deutlich.<br />

Abbildung 6-6 verknüpft di<strong>es</strong>e Angaben mit üblichen Kostensätzen<br />

<strong>für</strong> die Vorhaltung von Kraftfahrzeugen. Dabei wer<strong>den</strong><br />

die vom jeweiligen Wohnst<strong>an</strong>dort abhängigen Mehrkosten<br />

der Haushalte sehr offensichtlich. Während ein entsprechender<br />

Haushalt im Kernbereich von H<strong>an</strong>nover etwa 3.600<br />

EUR <strong>für</strong> die Vorhaltung von Kraftfahrzeugen ausgibt, liegen<br />

die entsprechen<strong>den</strong> Kosten ein<strong>es</strong> Haushalt<strong>es</strong> im weiteren<br />

Uml<strong>an</strong>d <strong>und</strong> im ländlichen Raum der Region H<strong>an</strong>nover bei<br />

4.700 bis 5.600 EUR. Darüber hinaus ist zu beachten, dass<br />

die täglichen Fahrtkosten der Haushalte, die sich abseits der<br />

zentralen Orte einen neuen Wohnst<strong>an</strong>dort g<strong>es</strong>ucht haben,<br />

deutlich höher sind als in <strong>den</strong> zentralen Orten (vgl. Kapitel<br />

4). Addiert m<strong>an</strong> die Benzin- <strong>und</strong> Betriebskosten zu <strong>den</strong> in<br />

Abbildung 6-6 darg<strong>es</strong>tellten Vorhaltekosten hinzu, so zeigt<br />

sich, dass die Verkehrskosten insg<strong>es</strong>amt <strong>den</strong> Preisvorteil vieler<br />

dezentral gelegener Bauplätze aufzehren. 4<br />

Ländlicher<br />

Bereich<br />

Wohnung liegt im<br />

Einzugsbereich<br />

einer Halt<strong>es</strong>telle<br />

von Straßenbahn<br />

oder S-Bahn<br />

Wohnung liegt nicht<br />

im Einzugsbereich<br />

einer Halt<strong>es</strong>telle<br />

von Straßenbahn<br />

oder S-Bahn<br />

Abbildung 6-6: Kosten der Kfz-<br />

Vorhaltung ein<strong>es</strong> Haushalt<strong>es</strong> (zwei<br />

Erwachsene, mind<strong>es</strong>tens ein Kind,<br />

Nettohaushaltseinkommen: 2000-2600<br />

EUR/Monat), Wohnung im Einzugsbereich<br />

der S-Bahn oder Stadtbahn<br />

3 Datengr<strong>und</strong>lage: Mobilität in Deutschl<strong>an</strong>d, regionale <strong>Auf</strong>stockung H<strong>an</strong>nover.<br />

Auswertung: Max Bohnet (Technische Universität Hamburg-Harburg)<br />

4 Vgl. auch eine ähnliche Modellrechnung <strong>für</strong> <strong>den</strong> Großraum Hamburg in: F+B (1999):<br />

G<strong>es</strong>amtkostenvergleich von Wohnst<strong>an</strong>dorten in der Stadt <strong>und</strong> im Uml<strong>an</strong>d Hamburgs.<br />

Hamburg.<br />

31


Eine attraktive Region braucht eine gute<br />

<strong>St<strong>an</strong>dort</strong>pl<strong>an</strong>ung<br />

Die Modellrechnungen der vorhergehen<strong>den</strong> Kapitel machen<br />

zwei Dinge deutlich: Die Wirkungszusammenhänge zwischen<br />

Siedlung <strong>und</strong> Verkehrs sind komplex, ihre Nichtbeachtung<br />

k<strong>an</strong>n <strong>für</strong> die Region aber erhebliche Folgen haben.<br />

Eine gute <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>pl<strong>an</strong>ung spart der Region <strong>und</strong> ihren Bürger<br />

somit nicht nur Geld, sondern hält sie zugleich attraktiv<br />

<strong>und</strong> wettbewerbsfähig.<br />

Region H<strong>an</strong>nover als b<strong>und</strong><strong>es</strong>weite Modellregion<br />

Umso wichtiger ist <strong>es</strong> <strong>für</strong> die regionalen Pl<strong>an</strong>ungsstellen,<br />

entsprechende Werkzeuge zu entwickeln, um <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entwicklungen<br />

in der Region bewerten <strong>und</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entscheidungen<br />

im Sinne der G<strong>es</strong>amtregion beeinfl ussen zu können.<br />

Der Region H<strong>an</strong>nover ist <strong>es</strong> gelungen, dazu ein vom B<strong>und</strong><strong>es</strong>ministerium<br />

<strong>für</strong> Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung (BMVBS)<br />

fi n<strong>an</strong>ziert<strong>es</strong> <strong>und</strong> vom B<strong>und</strong><strong>es</strong>amt <strong>für</strong> Bauw<strong>es</strong>en <strong>und</strong> Raumordnung<br />

(BBR) betreut<strong>es</strong> Forschungsprojekt zu akquirieren.<br />

In enger Zusammenarbeit mit dem <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Verkehrspl<strong>an</strong>ung<br />

<strong>und</strong> Logistik der Technischen Universität Hamburg-Harburg<br />

wurde im Rahmen di<strong>es</strong><strong>es</strong> Projekt<strong>es</strong> das b<strong>es</strong>tehende<br />

Verkehrsmodell der Region H<strong>an</strong>nover zu einem Werkzeug<br />

32<br />

7 Regionale <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>pl<strong>an</strong>ung<br />

<strong>für</strong> eine lebenswerte Region<br />

<strong>für</strong> die verkehrliche Bewertung von <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>entscheidungen<br />

<strong>und</strong> räumlichen Entwicklungsten<strong>den</strong>zen weiterentwickelt.<br />

Durch eine entsprechende Dokumentation stehen die Ergebnisse<br />

aus der Region H<strong>an</strong>nover inzwischen auch b<strong>und</strong><strong>es</strong>weit<br />

<strong>an</strong>deren Regionen als Referenzbeispiel zur Verfügung. 5<br />

Neue Werkzeuge verb<strong>es</strong>sern die Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

der regionalen Pl<strong>an</strong>ung<br />

Nicht zuletzt durch di<strong>es</strong><strong>es</strong> Forschungsprojekt sind die Regionalpl<strong>an</strong>ung<br />

<strong>und</strong> die Verkehrsentwicklungspl<strong>an</strong>ung der<br />

Region H<strong>an</strong>nover nunmehr in der Lage, die Auswirkungen<br />

kommunaler Pl<strong>an</strong>ungsüberlegungen <strong>und</strong> privater Ansiedlungswünsche<br />

auf die Verkehrssituation in der Region sowie<br />

mögliche Folgekosten <strong>für</strong> Bürger <strong>und</strong> Gemein<strong>den</strong> b<strong>es</strong>ser<br />

abschätzen zu können. Bei der Anwendung zeigt sich immer<br />

wieder, wie wichtig dabei eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen der Regionalpl<strong>an</strong>ung <strong>und</strong> der Verkehrspl<strong>an</strong>ung ist.<br />

Di<strong>es</strong>e Zusammenarbeit über die Dezernatsgrenzen hinweg<br />

wurde daher in <strong>den</strong> verg<strong>an</strong>genen Jahren bereits in mehreren<br />

gemeinsamen Projekten entsprechend intensiviert.<br />

5 Aus <strong>den</strong> Ergebnissen wurde ein Leitfa<strong>den</strong> <strong>für</strong> <strong>an</strong>dere Region in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

entwickelt. Di<strong>es</strong>er ist veröffentlicht unter: B<strong>und</strong><strong>es</strong>ministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklung, B<strong>und</strong><strong>es</strong>amt <strong>für</strong> Bauw<strong>es</strong>en <strong>und</strong> Raumordnung (2006): Verkehrsfolgenabschätzung<br />

in der Regionalpl<strong>an</strong>ung. Reihe „Werkstatt: Praxis“. Heft 46. Bonn.<br />

ISBN 3-87994-946-5.<br />

<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong>


<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong> <strong>kommt</strong> <strong>es</strong> <strong>an</strong><br />

Nach Abschluss d<strong>es</strong> Forschungsprojekt<strong>es</strong> fi ndet nun seit etwa<br />

einem Jahr die Überführung der Modellwerkzeuge in das Tag<strong>es</strong>g<strong>es</strong>chäft<br />

d<strong>es</strong> Arbeitsbereich<strong>es</strong> ÖPNV <strong>und</strong> Integrierte Verkehrsentwicklungspl<strong>an</strong>ung<br />

sowie d<strong>es</strong> Teams Regionalpl<strong>an</strong>ung<br />

statt. Einige der in di<strong>es</strong>er Broschüre zusammeng<strong>es</strong>tellten<br />

Modellrechnungen sind bereits Ergebnisse di<strong>es</strong>er kontinuierlichen<br />

Anwendung.<br />

Die entwickelten Werkzeuge bieten viele<br />

weitere Perspektiven<br />

Die im Rahmen d<strong>es</strong> B<strong>und</strong><strong>es</strong>forschungsprojekt<strong>es</strong> entwickelten<br />

Werkzeuge sind darüber hinaus auch <strong>für</strong> die r<strong>es</strong>tliche<br />

Verwaltung der Region H<strong>an</strong>nover von großem Inter<strong>es</strong>se.<br />

So kommen Verkehrsmodell <strong>und</strong> <strong>St<strong>an</strong>dort</strong>bewertung größtenteils<br />

mit Daten aus, die innerhalb der Verwaltung der<br />

Region H<strong>an</strong>nover in unterschiedlichen Dezernaten bereits<br />

vorh<strong>an</strong><strong>den</strong> sind. Durch die Zusammenführung z.B. von Bevölkerungs-,<br />

Schul-, Einzelh<strong>an</strong>dels-, Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Verkehrsdaten<br />

entstehen so Pl<strong>an</strong>ungsgr<strong>und</strong>lagen, die auch in<br />

<strong>an</strong>deren Bereichen (z.B. bei der Schulentwicklungspl<strong>an</strong>ung<br />

oder im Bereich d<strong>es</strong> Br<strong>an</strong>dschutz<strong>es</strong>) genutzt wer<strong>den</strong> können.<br />

Damit eröffnet das abg<strong>es</strong>chlossene Forschungsprojekt<br />

weitere Anwendungsperspektiven <strong>für</strong> die Region H<strong>an</strong>nover<br />

<strong>und</strong> leistet einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Verwaltungseffi<br />

zienz.<br />

Ansprechpartner <strong>für</strong> die entwickelten Werkzeuge sind:<br />

• im Arbeitsbereich ÖPNV <strong>und</strong> Integrierte Verkehrsent<br />

wicklungspl<strong>an</strong>ung:<br />

T<strong>an</strong>ja Göbler, 0511 / 616-23409,<br />

T<strong>an</strong>ja.Goebler@region-h<strong>an</strong>nover.de<br />

• im Team Regionalpl<strong>an</strong>ung<br />

Helga Gügel, 0511 / 616-22546,<br />

Helga Guegel@region-h<strong>an</strong>nover.de<br />

33


Herausgeber<br />

Region H<strong>an</strong>nover<br />

Hild<strong>es</strong>heimer Straße 20<br />

30169 H<strong>an</strong>nover<br />

www.region-h<strong>an</strong>nover.de<br />

ISSN 0175-5951<br />

Bearbeitung <strong>und</strong> Layout<br />

Gertz Gutsche Rümenapp<br />

Stadtentwicklung <strong>und</strong> Mobilität<br />

Harburger Rathausstraße 33<br />

21073 Hamburg<br />

www.ggr-pl<strong>an</strong>ung.de<br />

Dr. Jens-Martin Gutsche<br />

Stef<strong>an</strong>ie Schoubye<br />

Druck<br />

Region H<strong>an</strong>nover<br />

Team Druck<br />

Redaktionelle Hinweise<br />

Die Modellrechnungen di<strong>es</strong>er Veröffentlichung wur<strong>den</strong><br />

im Rahmen d<strong>es</strong> Forschungsprojekt<strong>es</strong> „Verkehrliche<br />

Wirkungen einer dezentral-konzentrierten Siedlungsentwicklung<br />

- Entwicklung einer Methodik der Folgenabschätzung<br />

regionaler Siedlungskonzepte <strong>für</strong> die<br />

Regionalpl<strong>an</strong>ung“ aus dem Forschungsprogramm Stadtverkehr<br />

(FOPS) d<strong>es</strong> B<strong>und</strong><strong>es</strong>ministeriums <strong>für</strong> Verkehr,<br />

Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung erarbeitet (Projektnummer<br />

73.318 / 2003). Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Projekt wurde im Zeitraum 2004<br />

bis 2006 durch die nebenstehende Arbeitsgemeinschaft<br />

aus der TU Hamburg-Harburg <strong>und</strong> der Region H<strong>an</strong>nover<br />

bearbeitet.<br />

Impr<strong>es</strong>sum<br />

• Technische Universität Hamburg-Harburg,<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Verkehrspl<strong>an</strong>ung <strong>und</strong> Logistik<br />

Dr. Jens-Martin Gutsche<br />

Max Bohnet<br />

Dr. Axel Menze<br />

Thomas Weiner<br />

• Region H<strong>an</strong>nover,<br />

Arbeitsbereich Integrierte Verkehrsentwicklungspl<strong>an</strong>ung<br />

Klaus G<strong>es</strong>chwinder<br />

T<strong>an</strong>ja Göbler<br />

Team Regionalpl<strong>an</strong>ung<br />

Till Andrießen<br />

Christi<strong>an</strong>e Wegner<br />

Helga Gügel<br />

Die Projektbetreuung lag beim B<strong>und</strong><strong>es</strong>amt <strong>für</strong><br />

Bauw<strong>es</strong>en <strong>und</strong> Raumordnung (Klaus Einig).<br />

Ergänzende Modellrechnungen zu di<strong>es</strong>er Veröffentlichung<br />

wur<strong>den</strong> 2006-2007 erstellt von Max Bohnet,<br />

Hamburg.<br />

Alle Fotos <strong>und</strong> Grafi ken:<br />

Gudrun Hartwig (Region H<strong>an</strong>nover),<br />

TU Hamburg-Harburg, Max Bohnet,<br />

Büro Gertz Gutsche Rümenapp<br />

H<strong>an</strong>nover, Juni 2007

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