Annelie Stolz im Gespräch mit Elke Steiner - Ricam Hospiz
Annelie Stolz im Gespräch mit Elke Steiner - Ricam Hospiz
Annelie Stolz im Gespräch mit Elke Steiner - Ricam Hospiz
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Informationen für Freunde, Förderer, Spender und MitarbeiterInnen<br />
Ich liebe ihn, den Ausblick auf dem<br />
Weg zur Küche bzw. zum Wintergarten.<br />
Schön, dass wir Ihnen dieses Bild auch<br />
in Farbe zeigen können.<br />
Lange hat es gedauert, bis die Mitarbeiter,<br />
Patienten und Gäste diesen Ausblick<br />
genießen konnten. Ohne die<br />
großzügige ehrenamtliche Unterstützung<br />
und Beharrlichkeit des Landschaftsarchitekten<br />
Bert Grigoleit und<br />
1<br />
Dezember 2005<br />
<strong>Ricam</strong> <strong>Hospiz</strong><br />
Ist er nicht schön. . .unser Garten der Stille<br />
seiner Kollegin Frau Singer wäre die so<br />
lang ersehnte Verschönerung des <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es<br />
nicht möglich gewesen.<br />
Herr Grigoleit hat sich von den vielen<br />
Schwierigkeiten (Statik, Geldmangel<br />
etc.) in keiner Weise abschrecken lassen.<br />
Ihm und dem Statiker, Herrn T<strong>im</strong>m<br />
Heinrichs (Fa. GGH Ingenieure) und<br />
Frau Singer sei nochmals ein herzliches<br />
Danke-Schön über<strong>mit</strong>telt.
Weitere Pläne für die<br />
Terrassengestaltung reifen<br />
Dabei darf nicht verschwiegen werden,<br />
dass der „Garten der Stille” nur der<br />
erste Bauabschnitt ist. Denn eine opt<strong>im</strong>ale<br />
Nutzung der Dachterrassen durch<br />
unsere schwerkranken Patienten und<br />
unsere Gäste ist aufgrund der starken<br />
Sonneneinstrahlung und der oft extremen<br />
Windverhältnisse nur sehr eingeschränkt<br />
möglich.<br />
Dies wollen wir unbedingt für unsere<br />
Patienten ändern. Eine Beschattung<br />
der Terrassen (auch straßenseitig) und<br />
ein Windschutz stehen deshalb auf unserer<br />
Wunschliste ganz oben. Wir sind<br />
zuversichtlich, dass wir auch dieses<br />
große Projekt in naher Zukunft verwirklichen<br />
werden.<br />
Mit dieser Zuversicht und unserer ganz<br />
speziellen Qualität und Fachlichkeit ist<br />
ja auch der Kreis der Unterstützer des<br />
<strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es stetig gewachsen – wie<br />
unser „Garten der Stille”.<br />
Möchten Sie<br />
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Hier könnte<br />
Ihr Inserat erscheinen!<br />
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zu senken,<br />
würden wir gerne<br />
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Haben Sie Interesse?<br />
Nehmen Sie Kontakt <strong>mit</strong> uns auf!<br />
Telefon 030/6 28 88 00<br />
2<br />
Liebe Freunde und Freundinnen<br />
und liebe Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter des <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es<br />
Es bedarf keiner langen Vorrede,<br />
wenn wir Ihnen an Stelle der Rundbriefe<br />
jetzt <strong>mit</strong> dieser kleinen Zeitung<br />
Informationen über das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
zukommen lassen.<br />
Wir möchten mindestens zwe<strong>im</strong>al<br />
jährlich in dieser Form <strong>mit</strong> Ihnen<br />
in Kontakt treten und hoffen natürlich,<br />
da<strong>mit</strong> den Freundeskreis<br />
um das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> zu vergrößern<br />
und Ihnen die Möglichkeiten<br />
zu geben, sich in die Aktivitäten<br />
des <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es einzubringen.<br />
Sehen Sie uns bitte nach, dass<br />
wir keine professionellen Zeitungsmacher<br />
sind. Einen Namen<br />
und feste Struktur für die <strong>Ricam</strong>-<br />
<strong>Hospiz</strong>-Zeitung haben wir noch<br />
nicht gefunden. Die vorliegende<br />
Ausgabe zeigt, dass wir den<br />
Anfang gemacht haben.<br />
Wollen Sie zu einem „Redaktionstreff”<br />
für die nächste Ausgaben<br />
eingeladen werden? Haben Sie<br />
einen Vorschlag für den Namen<br />
dieser Zeitung? Nehmen Sie doch<br />
Kontakt <strong>mit</strong> uns auf! Jede Kritik<br />
wird ernstgenommen und über<br />
jede konstruktive Kritik freuen wir<br />
uns.<br />
Allen Lesern wünschen wir eine<br />
friedliche Weihnachtszeit und<br />
alles Gute <strong>im</strong> Jahr 2006<br />
Uta Bolze Joach<strong>im</strong> Wirtz<br />
Vorstand<br />
Gesellschaft der Freunde des<br />
<strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es
„Was ist euch am allerwichtigsten in<br />
eurem Leben, worauf könnt ihr am wenigsten<br />
verzichten?” Wir, die KursteilnehmerInnnen,<br />
schreiben sechs Wörter<br />
auf je einen Zettel: die Kinder, das<br />
Haus, Sonnenuntergänge am Meer,<br />
Liebe – was auch <strong>im</strong>mer. Wir treten<br />
eine geführte Phantasiereise an, jeder<br />
für sich <strong>mit</strong> geschlossenen Augen: Die<br />
sechs Zettel sind Koffer, sie werden ins<br />
Taxi verladen, ins Flugzeug, dann, in<br />
einem fernen Land, in ein Auto.<br />
Dort passen nicht alle hinein, wir müssen<br />
welche zurücklassen. Wo die<br />
Straße für das Auto unbefahrbar wird,<br />
reisen wir <strong>mit</strong> Lasttieren weiter, die<br />
noch weniger Koffer transportieren<br />
können. Und als das Gelände ganz<br />
unwegsam und einsam wird, tragen wir<br />
den letzten Koffer selbst – bis wir auch<br />
den noch zurück lassen müssen und<br />
ganz allein weiter gehen.<br />
Hier und da verhaltenes Schluchzen in<br />
der Gruppe, das Rascheln von Tempo-<br />
Packungen. Wenn wir sterben, können<br />
wir nichts von dem <strong>mit</strong>nehmen, was<br />
unser Leben, unser Ich ausgemacht<br />
hat. Selbsterfahrungsübungen gibt es<br />
viele in der Ausbildung. Einige „gehen<br />
Der tiefere Blick<br />
ins eigene Ich<br />
ist unverzichtbar<br />
Eine Teilnehmerin berichtet vom Schulungskurs<br />
für ehrenamtliche <strong>Hospiz</strong>helfer des <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es<br />
3<br />
an die Nieren” wie diese, viele machen<br />
Spaß, lassen Intensität und Verbundenheit<br />
in der Gruppe entstehen; denn<br />
Sterbebegleitung ist keine „Technik”,<br />
die sich lernen lässt wie Maschine<br />
schreiben oder Auto fahren.<br />
Sterbende und ihre Angehörigen brauchen<br />
in besonderem Maß Respekt und<br />
Sensibilität; die Grundlage jeder Unterstützung<br />
und Begleitung ist Einfühlung<br />
in ihre Bedürfnisse und Gefühle. Die<br />
wird in der Ausbildung umfassend<br />
geschult: durch Kommunikation in<br />
Theorie und Praxis, <strong>Gespräch</strong>e, Gedichte,<br />
Geschichten, Erfahrungsberichte und<br />
betreute Praxistage <strong>im</strong> stationären <strong>Hospiz</strong>.<br />
Immer wieder geht es um ein Gleichgewicht<br />
von Einlassen und Abgrenzung;<br />
Empathie für den sterbenden Menschen<br />
und gleichzeitig für sich selbst<br />
sorgen; hilfreich sein, ohne <strong>mit</strong>zuleiden<br />
und ohne Schmerz und Hilflosigkeit <strong>mit</strong><br />
allzu schnellem Trost wegzuwischen.<br />
Auch praktische Informationen sind<br />
Bestandteil der Ausbildung, z. T. ver<strong>mit</strong>telt<br />
von Gastdozenten, die je nach<br />
Fachbereich und Tätigkeit aus unterschiedlichen<br />
Blickwinkeln berichten:
Symptome von Krebspatienten, Palliativmedizin,<br />
Finanzierung verschiedener<br />
Betreuungsmöglichkeiten, Bestattungsformen<br />
und viele andere Aspekte.<br />
Ich persönlich habe die KursleiterInnen<br />
und Gastdozenten als sehr kompetent<br />
erlebt und empfinde die Ausbildung<br />
konzeptionell, inhaltlich und didaktisch<br />
als umfassend und hilfreich.<br />
Sterbebegleitung<br />
<strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
Mio Grepel<br />
Neuer Schulungskurs für<br />
ehrenamtliche <strong>Hospiz</strong>helferinnen und<br />
<strong>Hospiz</strong>helfer in Berlin-Neukölln<br />
Um interessierte Menschen auf die ehrenamtliche<br />
Tätigkeit als <strong>Hospiz</strong>helfer<br />
<strong>im</strong> ambulanten <strong>Hospiz</strong>dienst für die<br />
Sterbebegleitung vorzubereiten, bietet<br />
das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> ab Februar 2006 bis<br />
November 2006 einen neuen Schulungskurs<br />
an.<br />
<strong>Hospiz</strong>helfer beraten und begleiten<br />
Sterbenskranke und ihre Angehörigen<br />
auf ihrem Weg durch Krankheit, Ster-<br />
4<br />
ben, Tod und Trauer, bieten Unterstützung<br />
als <strong>Gespräch</strong>spartner an, halten<br />
Sitzwachen oder helfen bei Erledigungen.<br />
Die vom <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> geschulten<br />
und betreuten Helfer und Helferinnen<br />
können in dieser schwierigen<br />
Zeit wertvolle Partnerinnen und Partner<br />
für die Kranken und deren Angehörige<br />
und Freunde sein.<br />
Die Tätigkeit als <strong>Hospiz</strong>helferin bzw.<br />
<strong>Hospiz</strong>helfer stellt einerseits hohe persönliche<br />
Anforderungen - ermöglicht<br />
aber auch innere Erfüllung, wenn es<br />
gelingt, für Menschen in Not wirklich<br />
da zu sein.<br />
Informationsabende<br />
Um Sie persönlich zu informieren, laden<br />
wir Sie herzlich zu einem der Informations-Abende<br />
ein, bei denen jeweils<br />
folgende Themen besprochen<br />
werden:<br />
der ambulante <strong>Hospiz</strong>dienst des<br />
<strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es;<br />
die palliativ-pflegerische Beratung in<br />
der ambulanten Begleitung;<br />
die <strong>im</strong> Aufbau befindliche Sitzwachen-<br />
Gruppe und Ablauf u. Inhalt des neuen<br />
Schulungskurses.<br />
Termine:<br />
Mittwoch, 14. Dezember 2005;<br />
Montag, 16. Januar 2006;<br />
Zeit: jeweils 18.00 Uhr<br />
Ort: Bendastraße 20/Ecke Kranoldplatz<br />
(<strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> ambulant)<br />
Kontakt:<br />
Doris Heinz,<br />
Koordinatorin des ambulanten <strong>Hospiz</strong>dienstes,<br />
Telefon: 030 - 629 818 19<br />
oder <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> (stationär)<br />
Telefon: 628 880 00;<br />
<strong>Ricam</strong>–<strong>Hospiz</strong>, Delbrückstraße 22,<br />
12051 Berlin
Besuch aus Japan<br />
vom Clinical Pastoral Education and Research Center<br />
Aufmerksam auf das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
geworden ist Prof. Dr. Waldemar Kippes<br />
durch die Reportage <strong>im</strong> SPIEGEL Nr. 26<br />
vom 23. 6. 2003 von Walter Schels,<br />
Beate Lakota. Herr Prof. Dr. Kipppes<br />
leitet „The Clinical Pastoral Education<br />
and Research Center” in Japan (Kurume<br />
City, Präfektur Fukuoka).<br />
Das Center hat sich die Aufgabe gestellt,<br />
in Japan die spirituelle Begleitung<br />
auch in den öffentlichen Krankenhäusern<br />
zu etablieren. Zur Zeit kann<br />
nur in privaten Krankenhäusern – das<br />
sind meist konfessionelle - spirituelle<br />
Begleitung stattfinden.<br />
Seit 1991 werden in dem seelsorgerischen<br />
Bildungs- und Forschungszentrum<br />
Kurse angeboten, die auf die spirituelle<br />
Begleitung <strong>im</strong> Krankenhaus und<br />
in Palliativ-Stationen vorbereiten. Angestrebt<br />
ist, die Ausbildung auch in<br />
Universitäten <strong>mit</strong> einem Abschluss<br />
durchzuführen. Die zweijährige Schulung<br />
schließt intensive Begegnungszeiten<br />
ein. Die Ausbildung setzt ähnlich<br />
wie in Deutschland dabei an, das<br />
Zuhören, die Toleranz und die Fähigkeit<br />
zur Empathie zu entwickeln. Es geht<br />
darum, jeden Patienten <strong>mit</strong> seinen<br />
Wünschen und Problemen anzunehmen<br />
und keinerlei Indoktrination zu betreiben.<br />
Ähnlich wie in unseren Schulungskursen<br />
trägt die Schulung und die hospizliche<br />
Begleitpraxis dazu bei, die Auseinandersetzung<br />
<strong>mit</strong> den eigenen<br />
Werten und der eigenen Lebensphilosophie<br />
zu entwickeln. Erst dadurch<br />
wird eine vorurteilsfreie Be-<br />
5<br />
gegnung in der Sterbebegleitung möglich.<br />
So sind die Fragen in Japan und<br />
bei uns in der Sterbebegleitung von<br />
ähnlicher Qualität und kreisen um das<br />
gleiche Thema: Warum muss ich leiden?<br />
Welche „Schuld” habe ich abzutragen?<br />
Was geschieht nach meinem<br />
Tod, <strong>mit</strong> mir, <strong>mit</strong> meinen Kindern? Was<br />
ist der Sinn des Lebens und des<br />
Sterbens? Es ist in Japan nicht sehr verbreitet,<br />
dass über die eigenen<br />
Probleme geredet oder Hilfe angefragt<br />
wird. Nicht sehr viele Menschen haben<br />
einen „Glauben” (nicht identisch <strong>mit</strong><br />
„Religion”). Der Leistungsdruck und<br />
Stress sind allseits erfahrene Lebensrealität.<br />
In Japan ist die Selbsttötungsrate sehr<br />
hoch. Die finale Sedierung in Palliativstationen<br />
wird häufig praktiziert. Die<br />
Nachlebenden (Angehörige) fordern<br />
häufig eine Beendigung des Leidens.<br />
Dieser Wunsch erhält üblicherweise<br />
Vorrang vor den subtil geäußerten oder<br />
wahrgenommenen Wünschen der Sterbenden.<br />
Für den Ruf der Einrichtung<br />
sind die Bedürfnisse und Wünsche von<br />
Sterbenden von weniger Relevanz,<br />
bedauert Professor Kippes. Die Christen<br />
in Japan haben – so die Darstellung<br />
unserer Besucher – vor diesem<br />
Hintergrund da<strong>mit</strong> angefangen, die<br />
<strong>Hospiz</strong>arbeit und die spirituelle Begleitung<br />
in Krankenhäusern aufzubauen.<br />
Die Zahl der konfessionellen Krankenhäuser<br />
ist allerdings nach anfänglich<br />
hoher Zahl derzeit bedeutungslos.<br />
Es gibt ca. 150 <strong>Hospiz</strong>e in Japan – allerdings<br />
sind diese Einrichtungen eng an
Krankenhäuser angegliedert und entsprechen<br />
mehr den Palliativ-Stationen<br />
in Deutschland. Die Größenbeschränkung<br />
(höchstens 16 Betten), die wir in<br />
Deutschland als Qualitätsmerkmal haben,<br />
gibt es in Japan nicht. Dort verfügen<br />
die <strong>Hospiz</strong>e über mehr als 50<br />
Betten. Ambulante <strong>Hospiz</strong>dienste gibt<br />
es nur sehr wenige (auch wegen der<br />
Einschränkung, als <strong>Hospiz</strong>dienst nicht<br />
in öffentlichen Krankenhäusern arbeiten<br />
zu können).<br />
6<br />
Der Kostenzuschuss für die <strong>Hospiz</strong>e<br />
bzw. Palliativ-Stationen ist relativ hoch.<br />
Auch in Japan gibt es eine Pflegeversicherung<br />
und eine unserem Standard<br />
entsprechende Versorgung pflegebedürftiger<br />
Patienten.<br />
Der Besuch der kleinen Delegation aus<br />
Japan war eine sehr intensive Begegnung,<br />
die geprägt war von tiefem<br />
Verständnis für die Aufgabe, der wir<br />
uns gemeinsam widmen. „Danke” für<br />
diesen Besuch. Sayonara!<br />
Das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>-Auto:<br />
Geschenk und Anerkennung für den ambulanten <strong>Hospiz</strong>dienst<br />
Seit dem Sommer des letzten Jahres kann Frau Doris Heinz, die Koordinatorin<br />
unseres ambulanten <strong>Hospiz</strong>dienstes, für die notwendigen Hausbesuche und die<br />
palliativepflegerische Beratung der ambulant begleiteten Patienten des <strong>Ricam</strong>-<br />
<strong>Hospiz</strong>es dieses Auto nutzen. Selbstverständlich steht das Auto für vielfältige<br />
Zwecke dem gesamten <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> zur Verfügung. Immerhin ist unser <strong>Hospiz</strong> ein<br />
gemeinnütziger, aber kein kleiner Wirtschaftsbetrieb <strong>mit</strong> entsprechenden<br />
Anforderungen an die Ausstattung. Aufgrund der gesetzlichen Best<strong>im</strong>mungen können<br />
wir aus Überschüssen selbst keine Investitionen in diesem Umfang tätigen.<br />
Wenn auch der Spender nicht öffentlich genannt werden will, so können wir ihm<br />
auf diesem Weg ganz herzlich und ganz öffentlich danken.
<strong>Annelie</strong> <strong>Stolz</strong> <strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong> <strong>mit</strong> <strong>Elke</strong> <strong>Steiner</strong><br />
Seit einiger Zeit informiert das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> <strong>mit</strong> einheitlich gestalteten und<br />
dreifarbig gedruckten Faltblättern die interessierte Öffentlichkeit.<br />
Wir freuen uns, Ihnen <strong>im</strong> folgenden Interview <strong>Elke</strong> <strong>Steiner</strong>, Zeichnerin und<br />
Illustratorin, vorzustellen, die <strong>mit</strong> ihrer ganz besonderen künstlerischen Ausdrucksweise<br />
Worte, Inhalte und Botschaften in eine für die <strong>Hospiz</strong>idee ungewohnte<br />
Bildsprache umgesetzt hat.<br />
Dabei trifft die Bildsprache Frau <strong>Steiner</strong>s zum Thema „<strong>Hospiz</strong>” auf unseren<br />
Flyern nicht <strong>im</strong>mer auf ungeteilte Zust<strong>im</strong>mung - auch bei unseren MitarbeiterInnen<br />
nicht.<br />
Zu „unkonventionell” und nicht „schön” genug, sagen die einen; gerade die<br />
Tatsache, dass die Faltblätter so „anders” aber „ausdrucksvoll, freundlich,<br />
direkt und offen” sind, empfinden die anderen als einen Vorzug.<br />
Ja, diese kleine Bildergeschichte auf jedem Faltblatt bringt uns ins <strong>Gespräch</strong><br />
und fordert uns schon wegen der gewählten Kunstform zu einem genaueren<br />
Hinsehen und Hinhören auf. Die offene Tür als Symbol für Besuch,<br />
Begegnung und Offenheit; als Durchgang nach außen und innen - und die<br />
anderen Einzelheiten entdecken wir erst be<strong>im</strong> Darüber-sprechen – be<strong>im</strong> <strong>Gespräch</strong><br />
über künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten und über unsere Arbeit.<br />
Ich hielt vier „Flyer” vom RICAM <strong>Hospiz</strong><br />
ambulant, <strong>Hospiz</strong> stationär, Musiktherapie<br />
und Trauergruppe nachdenklich<br />
in meinen Händen und erinnerte mich<br />
an ein Motiv aus der Vergangenheit.<br />
Dies stellte ein kleines Kind dar, welches<br />
sich in eine große Hand schmiegte.<br />
Bei näherer, suchender Betrachtung,<br />
wuchs meine Neugier, mehr darüber zu<br />
erfahren, was jede der 4 Illustrationen<br />
ausdrücken möchte und vielleicht<br />
sogar zu hören, was die Künstlerin uns<br />
sagen will.<br />
Als <strong>Elke</strong> <strong>Steiner</strong> sich bereit erklärte, mir<br />
in einem <strong>Gespräch</strong> verschiedene Fragen<br />
zu beantworten, habe ich mich sehr auf<br />
einen Gedankenaustausch gefreut.<br />
Donnerstag, den 06.10.2005:<br />
Als erstes erfahre ich einiges vom künstlerischen<br />
Werdegang von <strong>Elke</strong> <strong>Steiner</strong>.<br />
7<br />
Sie ist 34 Jahre alt und stammt aus<br />
Bremen.<br />
Studium: Freie Kunst und Visuelle<br />
Kommunikation in Münster/ Westfalen.<br />
Diplom: Grafik Design <strong>mit</strong> einem<br />
Comicprojekt. Selbständig in Berlin als<br />
Comiczeichnerin und Illustratorin für<br />
Zeitungen, Magazine und Werbung;<br />
gelegentlich leitet sie Comicworkshops<br />
<strong>Elke</strong> <strong>Steiner</strong><br />
Foto: Elfi Kreiter
für Jugendliche. Wer Interesse hat,<br />
kann mehr erfahren unter<br />
www.steinercomix.de<br />
A. <strong>Stolz</strong>: Welche Entwicklung –<br />
Werdegang, Abläufe – in ihrem Leben<br />
hat Sie dahin geführt, Geschichten, Biografien<br />
als Comics zu zeichnen, zu<br />
schreiben und Illustrationen zu entwerfen?<br />
<strong>Elke</strong> St.: Ich wollte zuerst Malerin werden,<br />
begann nach dem Abitur ein<br />
Studium der Freien Kunst. Zuvor hatte<br />
ich bereits meinen ersten kleinen<br />
Comicstrip <strong>im</strong> Bremer Fanzine „Panel”<br />
veröffentlicht. Neben der Malerei oder<br />
dem Herstellen von Objekten aus Gips,<br />
Sperrholz, Beton usw. zeichnete ich<br />
weiter Comics, doch mehr privat, in<br />
Briefen etc. Mit den Comicleuten von<br />
„Panel” blieb ich in Kontakt.<br />
Schließlich machte ich die Comics zu<br />
meinem Hauptthema und wechselte an<br />
die Fachhochschule. Hier gab es andere<br />
Comiczeichner und einige Semester<br />
lang sogar ein Comicseminar. Nett war<br />
übrigens auch der Gedanke, dass<br />
Comics auf ein kleines Blatt Papier und<br />
in meine Tasche passen – ohne viel<br />
Material.<br />
8<br />
Ich fühle mich herausgefordert von<br />
Themen, die nicht sofort nach einem<br />
Bild „schreien”. Ebenso, wenn sich ein<br />
Bild nicht gleich aufdrängt, sondern<br />
eine differenzierte Darstellung erst<br />
noch gefunden werden muss.<br />
A. <strong>Stolz</strong>: An dieser Stelle möchte ich<br />
etwas einfügen, was für manche Leser<br />
vielleicht ebenso interessant und neu<br />
ist, wie es für mich war. Ein Comic ist<br />
eine eigenständige Erzählung in Bildsequenzen.<br />
Eine Illustration ist etwas Ergänzendes,<br />
eine Bebilderung z.B. eines<br />
Textes. Ein Cartoon, eine Karikatur ist<br />
eine Zeichnung, die meist eine pointierte<br />
Aussage zu einem Thema hat.<br />
A. <strong>Stolz</strong>: Hat Sie die Illustration der<br />
<strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>-Flyer in eine innere<br />
Auseinandersetzung gebracht/geführt?<br />
(z.B. über Lebenskrisen, Verlusterfahrungen,<br />
Ängste, Bewältigungsmöglichkeiten)<br />
<strong>Elke</strong> St.: Eine nahe Verwandte ist <strong>im</strong><br />
<strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> verstorben. Dies war<br />
mein erster Kontakt <strong>mit</strong> der Institution<br />
„<strong>Hospiz</strong>”. Für die palliative Arbeit und<br />
die Freundlichkeit <strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
empfinde ich größte Bewunderung und<br />
Hochachtung.
Klinik, Zuhause, wieder in die Klinik –<br />
meiner Verwandten ging es schlecht<br />
und sie hat sich sicher oft verloren<br />
gefühlt. Das hat mich belastet, denn<br />
ich wusste nicht, was ich tun sollte -<br />
und wann. Ich war auch beruflich stark<br />
gefordert. Ihre beste Freundin brachte<br />
sie dann ins <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>. Hier wusste<br />
ich sie in Sicherheit, obwohl sie sich<br />
meist sehr zurückzuziehen schien.<br />
A. <strong>Stolz</strong>: Wir haben an dieser Stelle länger<br />
über die Bedeutung und die<br />
Vielfältigkeit von „Rückzug” <strong>im</strong><br />
Sterbeprozess gesprochen.<br />
<strong>Elke</strong> St.: Ich war dann sehr erleichtert,<br />
ich hatte oft gedacht, ich bin nicht<br />
nahe genug dran.<br />
Als ich später von der Möglichkeit zu<br />
spenden erfuhr, habe ich meine Arbeit<br />
als Zeichnerin angeboten – ich wollte<br />
irgendwie etwas zurückgeben.<br />
Daher möchte ich Ihre Frage so beantworten:<br />
Die Illustrationen sind eine Folge meiner<br />
Erlebnisse und Beobachtungen. Die<br />
zeichnerische Arbeit war noch einmal<br />
eine gute Chance, dem nachzuspüren.<br />
Die <strong>Gespräch</strong>e <strong>mit</strong> Joach<strong>im</strong> Wirtz und<br />
Dorothea Becker waren auch noch einmal<br />
sehr klärend für mich.<br />
9<br />
A. <strong>Stolz</strong>: Welche Gedanken haben Sie<br />
zum Entstehen dieser dargestellten<br />
Bilder geführt? (kurze oder lange<br />
Entwicklung?)<br />
<strong>Elke</strong>. St.: Das war eine praktische<br />
Vorgehensweise, wie bei anderen Aufträgen<br />
auch: D.B. und J.W. sprachen<br />
über ihre Vorstellungen, gaben mir die<br />
bisherigen Flyer. Ich habe Fragen<br />
gestellt, mir Notizen gemacht und<br />
danach Vorzeichnungen angefertigt. Im<br />
Austausch <strong>mit</strong> Dorothea Becker und<br />
Joach<strong>im</strong> Wirtz, <strong>mit</strong> mehreren Korrekturen<br />
und Überarbeitungen, entstanden<br />
die Bilder.<br />
Bei Themen, die ich besonders ernst<br />
und sensibel empfinde, ist für mich das<br />
Weglassen ausschmückender Details<br />
ein guter Weg. Ich stelle Dinge dann<br />
fast symbolhaft dar – z.B. das Fenster<br />
= die Welt drinnen (<strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>),<br />
die Welt draußen.<br />
A. <strong>Stolz</strong>: Als wir uns verabschiedeten,<br />
war ich wieder einmal angenehm<br />
erstaunt, dass wir uns in zugewandter<br />
Gemeinsamkeit einem unausweichlichen<br />
Thema gestellt haben.<br />
Ein warmes Gefühl begleitete mich auf<br />
dem He<strong>im</strong>weg.
Lesenswertes<br />
Aus der Vielzahl von Büchern und<br />
anderen Veröffentlichungen die zum<br />
Thema Trauern, Sterben Tod und<br />
Abschied erschienen sind, gibt es<br />
einige Titel, die uns „<strong>Ricam</strong>-<br />
<strong>Hospiz</strong>’lern” deshalb ganz besonders<br />
wichtig sind, weil die Autoren<br />
<strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> recherchiert und<br />
wir so<strong>mit</strong> an der Entstehung beteiligt<br />
waren.<br />
So ist in der Ausgabe Nr. 10 der<br />
Zeitschrift für Soziale Arbeit „Sozial-<br />
EXTRA” ein Aufsatz von Dipl.-Soz.<br />
Dr. Stefan Dreske abgedruckt.<br />
Stefan Dreske hat für seine Dissertation<br />
und die sich daran anschließenden<br />
Veröffentlichungen lange <strong>im</strong><br />
Schichtbetrieb des <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es<br />
recherchiert und anonymisierte Interviews<br />
geführt.<br />
Unter dem Titel „Gutes Sterben –<br />
Der Tod als Herausforderung professionellen<br />
Handelns” analysiert er<br />
die hohen normativen Ansprüche an<br />
die Sterbebegleitung in Bezug zur<br />
Notwendigkeit des täglichen praktischen<br />
Handelns <strong>im</strong> <strong>Hospiz</strong>. Eine<br />
lesenswerte Studie aus der Sicht<br />
eines Medizinsoziologen.<br />
Mit vielen Preisen wurde der<br />
Fotoband von Beate Lakota, Walter<br />
Schels „Noch mal leben vor dem<br />
Tod” ausgezeichnet. Frau Lakota<br />
und Herr Schels hielten sich lange<br />
Wochen viele Tage und Stunden <strong>im</strong><br />
<strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> auf, um unheilbar<br />
10<br />
Kranke zu begleiten und kurz vor<br />
und un<strong>mit</strong>telbar nach dem Tod zu<br />
porträtieren. Aufgrund des entstandenen<br />
Vertrauens entstanden einfühlsame<br />
Schilderungen und Bilder,<br />
die von Menschen erzählen, denen<br />
nur noch eine kurze Zeitspanne des<br />
Lebens verbleibt.<br />
In vielen Ausstellungen (Bahnhof<br />
Friedrichstraße, Willy-Brandt-Haus,<br />
usw.) wurden die Schwarzweiß-<br />
Fotos von Walter Schels einer breiten<br />
Öffentlichkeit gezeigt. Der<br />
Fotoband hat 224 Seiten und 70<br />
Abbildungen:<br />
Schon <strong>im</strong> Jahr 2003 erschien <strong>im</strong><br />
SPIEGEL (Nr. 26) eine viel beachtete<br />
Reportage von Beate Lakota <strong>mit</strong><br />
Fotos von Walter Schels über die<br />
<strong>Hospiz</strong>-Arbeit.<br />
Ergänzend und abweichend zu den<br />
Qualitätsformulierungen der herkömmlichen<br />
Einrichtungen des Gesundheitswesens<br />
sind für die <strong>Hospiz</strong>arbeit<br />
ganz spezifische Standards<br />
zu entwickeln und zu beschreiben.<br />
Mit dem Qualitätshandbuch<br />
„Sorgsam” legt die BAG<br />
<strong>Hospiz</strong> einen Grundstein, um die<br />
Bemühungen um eine gute Qualität<br />
für die Patienten zu erreichen.<br />
Überhaupt sei auf die Veröffentlichungen<br />
hingewiesen, die die<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>Hospiz</strong><br />
und der <strong>Hospiz</strong>verlag vorgelegt<br />
haben. (s. www.hospiz-verlag.de).
Musik-Therapie <strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
Über nunmehr sechs Jahre habe ich für<br />
die Freunde und Unterstützer der<br />
Musiktherapie <strong>im</strong>mer wieder gerne<br />
meine Tätigkeit <strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> dargestellt.<br />
Heute nun wurde ich gebeten,<br />
von mir selbst und meinem Werdegang<br />
zu berichten. „Wie wird man eigentlich<br />
Musiktherapeutin?”, das werde ich<br />
<strong>im</strong>mer wieder gefragt.<br />
Mein persönlicher Weg begann <strong>mit</strong><br />
dem Studium der Sozialpädagogik,<br />
welches ich bald erweiterte um das<br />
Fach Musik. Als Doppelstudentin war<br />
ich stark ausgelastet, es reichte aber<br />
noch, um Instrumentalunterricht zu<br />
geben. An der Hochschule der Künste<br />
studierte ich <strong>im</strong> Anschluss das Fach<br />
Musiktherapie. Dort lernte ich auch den<br />
speziellen Bereich der palliativen<br />
Musiktherapie theoretisch kennen. Dies<br />
faszinierte mich sehr, und ich begann,<br />
meine Augen offen zu halten.<br />
Wie durch einen Zufall stieß ich dann<br />
auf das neu eröffnete <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
und lernte Dorothea Becker kennen,<br />
die sich sehr interessiert zeigte. Die<br />
finanziellen Mittel für eine kleine<br />
instrumentale Grundausstattung wurden<br />
beschafft und, nachdem ich in <strong>Hospiz</strong>en<br />
tätige Kolleginnen in Australien<br />
besucht hatte, begann ich <strong>mit</strong> dem<br />
Pilotprojekt: vier Stunden pro Woche<br />
über drei Monate Einzeltherapien <strong>mit</strong><br />
verschiedenen Patienten. Ich erinnere<br />
mich noch gut an meine Aufregung, als<br />
die therapeutische Arbeit begann. Nun<br />
hatte ich so viel gelesen, zugeschaut<br />
und diskutiert, jetzt kam es darauf an,<br />
es selber zu machen.<br />
Eine der ersten Patientinnen war eine<br />
Frau <strong>mit</strong> Hirntumor, die fest <strong>im</strong> Bett lag,<br />
11<br />
ihre Augen nicht mehr öffnete, nicht<br />
sprach und vorwiegend bewegungslos<br />
war. Mein Anliegen wurde, diese Frau<br />
zu erreichen, <strong>mit</strong> ihr in Kontakt zu treten.<br />
Mit dem Mut der Anfängerin wagte<br />
ich es, ihr ein kleines Saiteninstrument<br />
an die Hand zu legen und ihre Finger<br />
zum Zupfen zu führen. Und schon bald<br />
reagierte sie, indem sie selbständig<br />
Fingerbewegungen ausführte und dadurch<br />
Töne erzeugte. Diese ergänzte<br />
ich <strong>mit</strong> einer passenden gesungenen<br />
Melodie, so dass auf einmal ein kleines<br />
Musikstück entstand.<br />
Über die Bedeutung, die dies für die<br />
Patientin gehabt hat, konnte ich nur<br />
spekulieren, denn sie selber war ja<br />
nicht mehr fähig, mir etwas <strong>mit</strong>zuteilen.<br />
Aber ihr wiederkehrendes Mitmachen<br />
sprach dann für sich. Etwas<br />
gemeinsam zu tun, dabei Ausdruck zu<br />
finden, auf einer für beide Beteiligte<br />
Astrid Steinmetz
zugänglichen Ebene zu sein, selber etwas<br />
gestalten. All dies stelle ich mir für<br />
jemanden, der ansonsten völlig auf<br />
Hilfe angewiesen ist und sich nicht<br />
mehr <strong>mit</strong>teilen kann, erleichternd und<br />
stärkend vor.<br />
Wie froh war ich, als Musiktherapeutin<br />
zu Beginn nicht die Sprache nutzen zu<br />
müssen, sondern Klänge und Töne zur<br />
Kommunikation zur Verfügung zu haben.<br />
Erst <strong>mit</strong> der Zeit und der therapeutischen<br />
Begleitung von vielen, vielen<br />
Patienten habe ich begonnen, auch<br />
das <strong>Gespräch</strong> anzubieten. Dafür scheint<br />
mir eine wichtige Voraussetzung zu<br />
sein, die verschiedensten Emotionen<br />
meines Gegenübers annehmen und<br />
aushalten zu können: Bewegtheit und<br />
Glück, aber auch Schmerz und Angst.<br />
Wie oft wird schnell getröstet, weil<br />
man selber den Schmerz des anderen<br />
nicht ertragen kann.<br />
Die Integration <strong>im</strong> Team war eine andere<br />
Herausforderung, denn die Musiktherapie<br />
ist natürlich vielen fremd und<br />
mancher fragt sich, was dort passiert.<br />
Kommunikation war auch hier wichtig,<br />
der Austausch <strong>mit</strong> den Kollegen, die<br />
Transparenz. Heute, nach mehr als<br />
sechs Jahren, bin ich sehr froh, in meiner<br />
Funktion als allein Arbeitende doch<br />
in einem Team integriert zu sein und<br />
sich <strong>mit</strong>einander austauschen zu können.<br />
Denn meine Tätigkeit ist davon<br />
geprägt, dass ich in den Therapien viel<br />
Feinwahrnehmung benötige, um den<br />
schwer kranken und in ihrem Ausdrucksvermögen<br />
stark eingeschränkten<br />
Menschen in ihrem Bedarf begegnen zu<br />
können. Und dies kann ich nur leisten,<br />
wenn ich <strong>im</strong> Außen nicht kämpfen<br />
muss, sondern gut aufgehoben bin.<br />
Für manche hat meine Anwesenheit als<br />
Musiktherapeutin zum Umdenken ge-<br />
12<br />
führt. Denn schnell ist der erste Eindruck<br />
der, dass es dabei um Beschäftigung<br />
und ein „nur bisschen Singen”<br />
geht. Das therapeutische Anliegen<br />
geht aber weit darüber hinaus.<br />
Mit der Musiktherapie möchte ich vielmehr<br />
Kommunikationsschwierigkeiten<br />
überbrücken, den Emotionen begegnen,<br />
um seelischen Leidensdruck zu<br />
lösen oder auch den Bezug zum gesunden<br />
Leben wiederentdecken. Um herauszufinden,<br />
wo jemand über sein normales<br />
soziales Gefüge hinaus eine spezifische<br />
Unterstützung braucht, sei es<br />
über Worte oder sei es über Klänge<br />
und Berührungen, ist die Kommunikation<br />
<strong>im</strong> Team unerlässlich.<br />
So bin ich froh, diese feine, ruhige und<br />
sehr persönliche Arbeit nun schon seit<br />
vielen Jahren ausüben zu können und<br />
möchte schließen <strong>mit</strong> einem Dank an<br />
alle, welche über ihre finanzielle Unterstützung<br />
die Musiktherapie überhaupt<br />
ermöglichen.<br />
Für das weitgehend spendenfinanzierte<br />
Projekt Musiktherapie freuen<br />
wir uns, in diesem Jahr eine besondere<br />
Zuwendung von der Dr. Ruth-<br />
Dausch-Stiftung von 1.500 EUR erhalten<br />
zu haben. Auch allen privaten<br />
Spendern für die Musiktherapie <strong>im</strong><br />
<strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> danken wir herzlich für<br />
die treue Unterstützung, durch welche<br />
ein großer Teil des Bedarfes<br />
abgedeckt werden konnte.<br />
Wir freuen uns, dass Sie hinter uns<br />
stehen, manchmal unsichtbar und<br />
manchmal sichtbar über Briefe und<br />
persönlichen Kontakt.<br />
Spendenkonto zur Finanzierung der<br />
Musiktherapie <strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>:<br />
Konto-Nr. 44004903, BLZ 430 609 67<br />
Konto-Inhaber: <strong>Ricam</strong> gGmbH, Berlin
Verschönerungen <strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
Diverse Umbaumaßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung<br />
für die Patienten<br />
stehen <strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> an, die nur<br />
dank der finanziellen Unterstützung der<br />
„Stiftung Wohnhilfe <strong>mit</strong> Zustiftung Dr.<br />
Walther Gase” durchgeführt werden<br />
können. Steckdosen und Telefonbuchsen<br />
werden verlegt, die Badtüren<br />
werden <strong>mit</strong> automatischen Ver/Entriegelungsanlagen<br />
versehen und die<br />
Patientenz<strong>im</strong>mer werden <strong>mit</strong> einem<br />
neuen Fußbodenbelag noch wohnlicher<br />
ausgestattet.<br />
Die Stiftung Wohnhilfe hat schon be<strong>im</strong><br />
Aufbau der stationären Betreuung und<br />
Begleitung von schwerstkranken und<br />
sterbenden Menschen <strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
<strong>im</strong> Jahr 1998 durch einen erheblichen<br />
Zuschuss beigetragen. Mit Hilfe der<br />
Stiftung Wohnhilfe sind auch die<br />
13<br />
Wintergärten finanziert worden und<br />
machten das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> zu dem lebenswerten<br />
Ort, entsprechend den Bedürfnissen<br />
der Patienten und Angehörigen.<br />
Da stationäre <strong>Hospiz</strong>e der gesetzlichen<br />
Auflage unterliegen, zehn Prozent der<br />
Kosten aus Spenden zu erwirtschaften,<br />
ist das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> gerade bei<br />
Investitionen dringend auf Hilfe angewiesen.<br />
In der Stiftung Wohnhilfe hat<br />
das unabhängige – keinem großen<br />
Träger zugehörige – <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
einen unschätzbar<br />
wichtigen Begleiter und<br />
Partner gefunden, der<br />
uns <strong>mit</strong> seinem finanziellen<br />
Engagement ein großes Stück<br />
Belastung genommen hat. Um sämtliche<br />
geplanten Umbau-Maßnahmen
durchführen zu können, fehlte allerdings<br />
ein erheblicher Geldbetrag. Es ist<br />
sicherlich ein ganz besonderer Zufall,<br />
dass gerade in einer solchen Situation<br />
die Lösung unerwartet kommt. Oft wird<br />
das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong> um Rat gefragt,<br />
wenn es z. B. um Konzeptionen für eine<br />
<strong>Hospiz</strong>gründung geht. In einer dieser<br />
Beratungen lernte uns Herr Werner<br />
Zapf kennen, in dem wir einen engen<br />
Freund gefunden haben. Erst <strong>mit</strong>tels<br />
seiner großzügigen Spende ist das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
in der Lage, <strong>mit</strong> dem Umbau<br />
zu beginnen. Wir freuen uns sehr<br />
14<br />
über die Wertschätzung der Arbeit des<br />
<strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es, die gerade durch diese<br />
Spende ausgedrückt wurde. Selbstverständlich<br />
werden wir in der Umbauzeit<br />
darum bemüht sein, Belästigungen zu<br />
vermeiden. Wir arbeiten nur <strong>mit</strong> Handwerksfirmen<br />
zusammen, die wir kennen<br />
und die von unserer Arbeit wissen<br />
und entsprechend sorgsam vorgehen.<br />
Apropros<br />
Konto-Nr. 44000 600 · BLZ 430 609 67<br />
GLS-Bank Hamburg<br />
Kontoinhaber: Förderverein <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
Auch <strong>im</strong> Eingangsbereich des <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es hat sich baulich einiges geändert.<br />
Neben der veränderten Gestaltung und Ausstattung (siehe Fotos) ist von ganz besonderer<br />
Bedeutung, dass unsere Patienten und Besucher nunmehr <strong>im</strong> Eingangsbereich<br />
begrüßt und betreut werden. Durch die direkte persönliche Ansprache<br />
wird gerade be<strong>im</strong> ersten Besuch das Ankommen erleichtert.
Danach<br />
Bei dir ist alles so anders;<br />
<strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes –<br />
unbegreiflich,<br />
und dennoch – endgültig.<br />
Herr, ist das dein Wille?!<br />
Einfach so,<br />
ohne Vorankündigung, von einem<br />
Augenblick zum anderen?<br />
Wie selbstverständlich ich doch<br />
mein Leben betrachte.<br />
Ich lebe zwar in der Gewissheit,<br />
dass auch ich sterben muss,<br />
aber bitte nicht jetzt,<br />
nicht gleich, nicht so grausam.<br />
Wenn ich doch nur wüsste,<br />
wie viel Zeit mir<br />
auf dieser wundervollen Erde bleibt.<br />
Zeit zum Leben, Zeit zum Lachen,<br />
Zeit zum Lieben,<br />
Zeit für andere und Zeit für mich,<br />
Zeit für Tränen, Zeit für Freude,<br />
Zeit für<br />
Geborgenheit und Vertrauen,<br />
Zeit, um an Rosen zu riechen,<br />
die Wärme der Sonne zu spüren,<br />
den Wind auf der Haut,<br />
das Salz auf der Zunge.<br />
Ich möchte die Kraft haben<br />
für Veränderungen,<br />
Entscheidungen anders treffen,<br />
täglich dieses Leben neu beginnen.<br />
Wenn ich wüsste,<br />
dass mir noch viel Zeit bleibt,<br />
würde ich vielleicht alles<br />
auf „die lange Bank” schieben.<br />
15<br />
Hätte ich nur noch wenig Zeit,<br />
würde ich sie vielleicht ungenutzt<br />
verstreichen lassen,<br />
nichts Neues mehr beginnen.<br />
Im Nichtwissen um das Maß<br />
meiner Zeit,<br />
liegt wohl ein tieferer Sinn.<br />
So kann ich nur von Herzen<br />
Gott danken,<br />
jeden Tag aufs Neue,<br />
für alle Menschen,<br />
die mir auf meinem Weg begegnen,<br />
für die wunderbare Fülle,<br />
für den Segen in meinem Leben.<br />
Nun weiß ich,<br />
was es heißt zu bedenken,<br />
dass auch ich sterben muss.<br />
(Magdalena Teusch<br />
seit 1998 <strong>im</strong> Pflegedienst<br />
des <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es tätig)<br />
Termine<br />
2./3./4. Dezember 2005<br />
Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt in Berlin<br />
Neukölln, Richardplatz<br />
Informations- und Verkaufsstand des<br />
Fördervereins des <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es <strong>mit</strong><br />
Unterstützung vieler ehren- und hauptamtlicher<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter.<br />
Verkauf von „Selbstgemachtem” zu Gunsten<br />
des <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es<br />
Weihnachtskarten, Linoldrucke, Schutzengelkästchen,<br />
Windlichter, Körnerkissen<br />
und -mäuse, handgestrickte Socken,<br />
Traumfänger, handgezogene Kerzen,<br />
Memoboards, Marmelade, Honig,<br />
vegetarischer Brotaufstrich, Weihnachtsplätzchen<br />
und instrumentelle Lifemusik<br />
am <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>-Stand (Nr. 97).
Am 25. März 2006 werden wir in einer<br />
Feierstunde <strong>mit</strong> den Angehörigen gemeinsam<br />
ganz besonders aller Verstorbenen<br />
des Jahres 2005 gedenken.<br />
Einladungen werden noch verschickt.<br />
Im Januar 2006 wird der Förderverein<br />
den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
<strong>mit</strong> einer Überraschung für ihr großes<br />
Engagement einen Danke-schön-Tag<br />
gestalten. Im letzten Jahr konnten wir<br />
<strong>im</strong> „Wintergarten-Varieté” einen tollen<br />
Abend gemeinsam verbringen. Die Eintrittskarten<br />
wurden vom Wintergarten-<br />
Varieté kostenlos bzw. verbilligt für die<br />
Mitarbeiter zur Verfügung gestellt.<br />
„Fernweh”<br />
Ausstellung der Künstlergruppe<br />
Vom 13. November 2005 bis 15. Januar<br />
2006 stellen sechs Künstler ihre Werke<br />
(Druckgraphik, Zeichnung und Malerei)<br />
unter dem Titel „Fernweh” <strong>im</strong> <strong>Ricam</strong>-<br />
<strong>Hospiz</strong> aus. Mit dem gleichen Titel ist<br />
ein Kalender für das Jahr 2006 der<br />
Künstlergruppe erschienen.<br />
Impressum:<br />
Gesellschaft der Freunde<br />
des RICAM-<strong>Hospiz</strong>es e.V.<br />
für Lebenshilfe und Sterbebegleitung<br />
Delbrückstraße 22<br />
12051 Berlin<br />
email: foerderverein@ricam.de<br />
Tel.: 6 28 88 00<br />
V.i.S.d.P. Joach<strong>im</strong> Wirtz<br />
c/o <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
Delbrückstraße 22, 12051 Berlin<br />
Bei dieser Ausgabe haben <strong>mit</strong>gearbeitet:<br />
<strong>Annelie</strong> <strong>Stolz</strong>, Marina Brauner,<br />
Alexander Grüttner,<br />
Hilde Bühr, Alfred Kamenz,<br />
Walter Pott (Layout),<br />
Eliane Rehor (Fotos)<br />
16<br />
Vereinsnachrichten<br />
Nachdem in den Jahren 2003 (cirka<br />
15.000,00 EUR) und 2004 (cirka<br />
20.000,00 EUR) an Spenden und<br />
Förderbeiträgen auf unserem Konto eingegangen<br />
sind, werden wir <strong>im</strong> Jahr 2005<br />
vielleicht ein Spendenvolumen von<br />
25.000,00 EUR erreichen. Herzlichen<br />
Dank. Zugesagt sind dem <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
5.000,00 EUR für die Wohnwertverbesserung<br />
in den Patientenz<strong>im</strong>mern.<br />
So<strong>mit</strong> können wir darüber hinaus einen<br />
großen Beitrag zur Deckung des 10%igen<br />
Kostenanteils für das <strong>Ricam</strong>-<br />
<strong>Hospiz</strong> leisten. Mit einem Teil der Förderbeiträge<br />
beteiligt sich der Förderverein<br />
auch an der Öffentlichkeitsarbeit<br />
für das <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>. Selbstverständlich<br />
beschränkt sich unsere Unterstützung<br />
des <strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong>es bei der<br />
Öffentlichkeitsarbeit nicht auf die<br />
finanzielle Beteiligung:<br />
Freuen Sie sich <strong>mit</strong> uns<br />
auf das Benefiz-Fest für das<br />
<strong>Ricam</strong>-<strong>Hospiz</strong><br />
Für den 6. Oktober 2006 plant der<br />
Förderverein einen festlichen Ballabend<br />
<strong>mit</strong> exzellentem Menü. Dazu laden wir<br />
schon jetzt alle Freunde und Förderer<br />
ganz herzlich ein. Die Vorbereitungsgruppe<br />
(Ansprechpartnerin ist Uta Bolze,<br />
Vorstand des Fördervereins) ist offen<br />
für jede Unterstützung und aktive Mitarbeit<br />
bei der Gestaltung dieses <strong>Ricam</strong>-<br />
Festes.<br />
Der Direktor des Hotel ESTREL, Herr<br />
Thomas Brückner, hat uns sein Entgegenkommen<br />
und seine Unterstützung<br />
bei den Vorarbeiten und der Organisation<br />
zugesagt. Halten Sie bitte in Ihrem<br />
Terminkalender diesen Abend frei.