SONDERDRUCK - Thermo Scientific
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Aus der Praxis<br />
äußerst seitlich angebrachten Filtern) positioniert<br />
wurden. Um die Wahrscheinlichkeit<br />
für einen wirksamen Sterilisationserfolg<br />
zu erhöhen, wurde zusätzlich die<br />
Menge der verdampften Formaldehyd-<br />
Lösung erhöht. Die Werkbank selber wurde<br />
vollständig mit Styroporplatten eingehaust,<br />
um einem Temperaturverlust innerhalb<br />
der Werkbank entgegen zu wirken.<br />
Unter diesen Bedingungen (Verfahren<br />
B) konnte über einen Zeitraum von<br />
9 Stunden eine Durchschnittstemperatur<br />
von 64,7 °C (Messfühler 1) bzw. 65,5 °C<br />
(Messfühler 2) bei einer Luftfeuchte von<br />
100 % erreicht werden (Abbildung 6).<br />
Erwartungsgemäß konnte nun auch tatsächlich<br />
eine Sterilisation ausnahmslos<br />
aller 77 Sporenstreifen nachgewiesen werden.<br />
Diese Ergebnisse lassen den Schluss<br />
zu, dass die HEPA-Filter gleichmäßig vom<br />
Formaldehyddampf erfasst wurden und<br />
die Wirksamkeit des Sterilisationsverfahrens<br />
an allen erfassten Stellen innerhalb<br />
der Sicherheitswerkbank und der Filter<br />
gleichermaßen gegeben war.<br />
Diskussion<br />
Obwohl die Raumbegasung mit Formaldehyd<br />
als anerkanntes Desinfektionsverfahren<br />
und die Niedrigtemperatur-Dampf-<br />
Formaldehyd-Sterilisation als anerkanntes<br />
Sterilisationsverfahren gilt, gibt es viele unterschiedliche<br />
Meinungen über die Sicherheit<br />
des Verfahrens für die Applikation an<br />
mikrobiologischen Sicherheitswerkbänken,<br />
da ein eindeutiger Wirksamkeitsnachweis<br />
bislang nicht erbracht wurde. Die einzige<br />
gesicherte Erkenntnis ist, dass sich Formaldehyd<br />
nicht zur Inaktivierung von Prionen eignet.<br />
Aufgrund der fixierenden Wirkung und<br />
der damit verbundenen Resistenzerhöhung<br />
gegenüber anderen Inaktivierungsverfahren<br />
ist Formaldehyd dort kontraindiziert [5].<br />
Bereits 1991, vor Erscheinen der TRGS<br />
522, wurde durch die Hanauer Firma Heraeus<br />
eine mikrobiologische Untersuchung zur<br />
Sterilisation von Sicherheitswerkbänken<br />
mittels Formaldehyd durchgeführt. Die<br />
Versuche wurden an einer Sicherheitswerkbank,<br />
ganz ähnlich der heutigen Klasse 2 in<br />
verstärkter Ausführung mit so genanntem<br />
3-Filter-System, durchgeführt, da diese die<br />
höchsten Anforderungen an die Sterilisation<br />
der gesamten Werkbank mitsamt der Filter<br />
stellen. Es wurde nachgewiesen, dass der<br />
Formaldehyddampf alle eingesetzten HEPA-<br />
Filterstufen durchdringt. Die Versuche<br />
wurden mit Bacillus-subtilis-Sporen durchgeführt,<br />
die im Arbeitsraum der Werkbank<br />
vernebelt worden waren. Die anschließende<br />
Begasung erfolgte nach der damals gültigen<br />
DIN 12 950, wie sie auch heute noch im<br />
informativen Anhang J der aktuellen DIN<br />
EN 12 469 beschrieben ist (vgl. Verfahren<br />
A). Unter diesen Bedingungen konnte gezeigt<br />
werden, dass Keime im Arbeitsraum<br />
und auf der Oberfläche des Hauptfilters inaktiviert<br />
worden waren. Ungeklärt blieb<br />
jedoch insbesondere die Frage, inwiefern die<br />
Filterinnenräume mit Testkeimen beaufschlagt<br />
waren und wie hoch die erzielte<br />
Keimreduktion war.<br />
Die hier nun vorgestellten Untersuchungen<br />
zeigen, dass Sporen in Sporenstreifen,<br />
die unmittelbar auf die Filter und zwischen<br />
die Falten der Filter gebracht wurden, durch<br />
den Formalddampf wirksam inaktiviert<br />
werden können, dass aber die relative Luftfeuchtigkeit<br />
und die Temperatur kritische<br />
Parameter darstellen, die während des Inaktivierungsvorgangs<br />
bestimmte Mindestwerte<br />
erreichen müssen. Sterilisationsversuche<br />
im Rahmen unserer Vorversuche<br />
zeigten, dass selbst bei einer relativen Luftfeuchtigkeit<br />
von 100 % eine Durchschnittstemperatur<br />
von lediglich ~47 °C nicht zur<br />
Inaktivierung aller Keime führte, sondern<br />
erst Temperaturen von ca. 65 °C.<br />
Wenngleich die minimal wirksame<br />
Sterilisationstemperatur bei der Begasung<br />
zwischen 47 °C und 65 °C liegen wird und<br />
ebenso die eingesetzte Formaldehydmenge<br />
reduziert werden könnte oder spezifische<br />
Validierungen mit den resistentesten umhüllten<br />
und unbehüllten Viren für ausschließlich<br />
virologisch arbeitende Laboratorien<br />
zu einer Reduzierung der notwendigen<br />
Begasungsparameter führen könnte,<br />
können bei Durchführung des hier beschriebenen<br />
Verfahrens B nicht nur die<br />
entnommenen Filter, sondern der gesamte<br />
Innenraum der Sicherheitswerkbank als<br />
praktisch steril betrachtet werden.<br />
In Bereichen höheren Risikos erscheint<br />
neben dem Erfassen der physikalischen<br />
Parameter das Überprüfen der<br />
Wirksamkeit des Sterilisationsverfahrens<br />
durch Bioindikatoren nach DIN EN ISO<br />
11138-5 als sinnvoll.<br />
Das hier geschilderte Sterilisationsverfahren<br />
ist dem Autoklavieren, bei dem<br />
lediglich die Filter selbst sterilisiert werden,<br />
vorzuziehen, insbesondere dann,<br />
wenn eine Sicherheitswerkbank gewartet<br />
oder ausgemustert werden soll.<br />
286<br />
Hyg Med 2009; 34 [7/8] © mhp-Verlag GmbH<br />
Danksagung<br />
Wir danken Herrn Björn Wefers, Institut für<br />
Virologie, Frau Hanne Monix und Barbara<br />
Noske, Institut für Medizinische Mikrobiologie<br />
und Krankenhaushygiene sowie den<br />
Herrn Klaus Hauck, Rudi Kampfmann und<br />
Heinrich Müller (<strong>Thermo</strong> Fisher <strong>Scientific</strong>)<br />
für ihre exzellente technische Unterstützung<br />
bei der Durchführung dieses Projekts.<br />
Interessenkonflikt<br />
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt<br />
im Sinne der Richtlinien<br />
des International Committee of Medical<br />
Journal Editors besteht.<br />
Literatur<br />
1. Liste der vom Robert Koch-Institut geprüften und anerkannten<br />
Desinfektionsmittel und -verfahren (Desinfektionsmittelliste,<br />
15. Ausgabe), 2007, Bundesgesundheitsbl<br />
- Gesundheitsforsch. - Empfehlung Gesundheitsschutz;<br />
50: 1335–1356.<br />
2. Technische Regel für Gefahrstoffe 522, Raumdesinfektion<br />
mit Formaldehyd (TRGS 522), Ausgabe: Juni 1992,<br />
zuletzt geändert: BArbBl. Heft 9/2001.<br />
3. Wallhäuser, K. H.; Praxis der Sterilisation, Desinfektion,<br />
Konservierung, Keimidentifizierung, Betriebshygiene; 5.<br />
völlig überarbeitete Auflage; 1995; Georg Thieme Verlag,<br />
Stuttgart, New York.<br />
4. DIN Deutsches Institut für Normung e. V.; DIN EN 12469,<br />
Ausgabe: 2000-09; Biotechnik - Leistungskriterien für<br />
mikrobiologische Sicherheitswerkbänke; Beuth Verlag<br />
GmbH.<br />
5. Die Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK)<br />
Abschlussbericht der Task Force vCJK zu diesem<br />
Thema. Bundesgesundheitsbl-. Gesundheitsforsch-<br />
Gesundheitsschutz. (4/2002) 45:376–394.<br />
6. Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei<br />
Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen (Biostoffverordnung<br />
– BioStoffV) vom 27. Januar 1999; BGBl. I S. 50;<br />
zuletzt geändert März 2007; BGBl. I S. 261.<br />
7. Verordnung über die Sicherheitsstufen und Sicherheitsmaßnahmen<br />
bei gentechnischen Arbeiten in gentechnischen<br />
Anlagen (Gentechnik-Sicherheitsverordnung<br />
- GenTSV) vom 14. März 1995; BGBl. I S. 297; zuletzt<br />
geändert März 2007; BGBl. I S. 261.<br />
8. DIN Deutsches Institut für Normung e. V.; DIN 12980,<br />
Ausgabe: 2005-06; Laboreinrichtungen – Sicherheitswerkbänke<br />
für Zytostatika; Beuth Verlag GmbH.<br />
9. Stellungnahme der ZKBS zur Entsorgung der nachgeschalteten<br />
HEPA-Filter aus einer mikrobiologischen<br />
Sicherheitswerkbank der Klasse 2 in einer gentechnischen<br />
Anlage der Stufe 3; Az.: 6790-07-47; 6. Mai 2008;<br />
www.bvl.bund.de.<br />
10. DIN Deutsches Institut für Normung e. V.; DIN 58948<br />
Teil 14, Ausgabe: Jan. 1987; Bio-Indikatoren zur<br />
Prüfung auf Wirksamkeit von Formaldehydgassterilisatoren.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.thermo.com/bsc<br />
Lit.Code: PFBSC_HEPASterilisation_2009