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D79227 · 5. Jahrgang <strong>WirtschaftsEcho</strong>· <strong>Ausgabe</strong> 6/2012 · 3,50 Euro<br />

<strong>WirtschaftsEcho</strong><br />

DIALOGMAGAZIN FÜR DIE REGIONALE WIRTSCHAFT<br />

Chemie vor einer „goldenen“ Zukunft<br />

Interview zur Initiative „Green Region“<br />

Sozialer Abstieg vor der Rente<br />

Odenwälder Küche vs. Convenience Food<br />

Chemie<br />

geht alle an!<br />

Wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />

in Südhessen


Die Flexibilität eines Sportkombis, der perfekt zu den<br />

Bedürfnissen eines aktiven Lebensstils passt.<br />

LIFE. BALANCED.<br />

DER NEUE<br />

JAGUAR XF SPORTBRAKE.<br />

• Wahlweise mit 2.2 L Diesel oder 3.0 L V6 Diesel<br />

• 8-Gang-Automatikgetriebe mit Jaguar Sequential Shift<br />

• Bis zu 1.675 Liter Ladevolumen<br />

• „Intelligent Stop/Start“-System<br />

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Gesamtlaufleistung 45.000 km. Ein Leasingangebot, vermittelt für die Jaguar Bank, eine Zweigniederlassung der FGA Bank Germany GmbH,<br />

Salzstraße 138, 74076 Heilbronn. Jaguar XF Sportbrake 2.2 L Diesel: Kraftstoffverbrauch in l/100 km: 6,1 (innerorts); 4,5 (außerorts);<br />

5,1 (komb.); CO 2 -Emission in g/km 135 (komb.); CO 2 -Effizienzklasse: A. Modellreihe XF, XJ, XK: Kraftstoffverbrauch in l/100 km: 12,3–5,1 (komb.);<br />

CO 2 -Emission in g/km: 292–135 (komb.); CO 2 -Effizienzklasse: G–A; RL 80/1268/EWG. Abbildung zeigt Sonderausstattung.<br />

HEDTKE AUTOMOBILE GMBH<br />

Rudolf-Diesel-Straße 46 · 64331 Weiterstadt,<br />

Tel.: 06151/85066 -0 · www.hedtke.de · info-jlr@hedtke.de


In SüdhESSEn<br />

StImmt dIE ChEmIE<br />

Mit knapp 58 000 Beschäftigten, über<br />

23 Milliarden Euro Umsatz und einer<br />

Exportquote von fast 65 Prozent ist die<br />

chemische Industrie der beschäftigungs-,<br />

umsatz- und exportstärkste Wirtschaftszweig<br />

Hessens. Pioniere wie Justus von<br />

Liebig und Heinrich Emanuel Merck legten<br />

schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

den Grundstein für eine Branche, die mit<br />

ihren zahlreichen Produktneuheiten ihre<br />

Heimat weit über die Landesgrenzen hinaus<br />

als innovative Wissenschaftsregion<br />

bekannt gemacht hat. Gemeinsam mit<br />

der wachstumsstarken Schwesterdisziplin<br />

Biotechnologie hat sich die Chemie als einer<br />

der zentralen Motoren der hessischen<br />

Wirtschaft etabliert.<br />

Ihren Umsatz erzielt die Branche mit einem<br />

breiten Spektrum an Gütern, die zu einem<br />

erheblichen Teil für andere Wirtschaftszweige,<br />

wie die Automobilindustrie, die<br />

Verpackungsindustrie oder die Bauwirtschaft,<br />

bestimmt sind. Aber auch die privaten<br />

Haushalte sind wichtige Abnehmer,<br />

die hochwertige Körperpflege- und Reinigungsmittel<br />

„Made in Hessen“ zu schätzen<br />

wissen. Die weitaus meisten Erzeugnisse<br />

werden jedoch im Segment Pharmazeutika<br />

produziert. Weit über 40% des Gesamtumsatzes<br />

der chemischen Industrie werden von<br />

Betrieben erzielt, die Heil- und Arzneimittel<br />

herstellen, weshalb Hessen auch als die<br />

Apotheke Deutschlands gilt.<br />

Die meisten hessischen Chemiebetriebe<br />

sind in der Rhein-Main-Region zu Hause.<br />

Allein im Industriepark Höchst, einem über<br />

vier Quadratkilometer großen Gelände,<br />

sind rund 10 000 Menschen beschäftigt.<br />

Sanofi-Aventis, das größte Chemieunternehmen<br />

Hessens, hat dort ebenso seinen<br />

Sitz wie die Bayer CropScience GmbH und<br />

die Celanese AG. Der zweitgrößte Chemiestandort<br />

Hessens ist Darmstadt, wo in acht<br />

Chemiebetrieben über 10 000 Menschen<br />

arbeiten. In Darmstadt befinden sich der<br />

Verwaltungssitz, die Forschung & Entwicklung<br />

und die größte Produktionsstätte der<br />

Merck-Gruppe in Deutschland. Der Evonik<br />

Konzern mit seinem Geschäftsbereich Chemie,<br />

bei dem rund 5700 Personen in Hessen<br />

tätig sind, beschäftigt ca. 1400 davon in<br />

Darmstadt.*<br />

Mit dieser <strong>Ausgabe</strong> möchten wir Ihnen ein<br />

Stück Chemie „vor der Haustüre“ näher<br />

bringen und neue, bisher nicht oder kaum<br />

bekannte Einblicke gewähren. Mit der<br />

chemischen Indus-<br />

trie assoziieren wir<br />

schnell graue Bauten,<br />

Gestank und<br />

Umweltverschmutzung,<br />

doch das<br />

Image aus den späten<br />

Siebzigern und<br />

frühen Achtzigern<br />

ist längst obsolet.<br />

Und gerade Darmstadt<br />

ist der lebendige<br />

Beweis, dass<br />

Chemie „weiß“ sein kann. Innovative Produkte<br />

wie etwa der Rohstoff für die weltweite<br />

Flüssigkristall-Produktion kommen<br />

aus unserer Region. So trifft es die werbliche<br />

Aussage der börsennotierten Merck<br />

KGaA auf den Punkt: „Aus Darmstadt in<br />

alle Welt“. * Datenquelle: www.invest-in-hessen.de<br />

Alexander Götz,<br />

verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

Editorial 1<br />

»WEIt übEr 40 ProzEnt dES GE-<br />

SamtumSatzES dEr ChEmISChEn<br />

InduStrIE WErdEn von bEtrIEbEn<br />

ErzIElt, dIE hEIl- und arznEImIttEl<br />

hErStEllEn, WEShalb<br />

hESSEn auCh alS dIE aPothEkE<br />

dEutSChlandS GIlt.«


2 Inhaltsverzeichnis<br />

Inhalt<br />

Leitthema Chemiestandort Darmstadt<br />

und Südhessen<br />

4<br />

Tradition<br />

8<br />

Chemie<br />

12<br />

14<br />

16<br />

18<br />

21<br />

22<br />

24<br />

und Innovation „made in Rhein-Main“<br />

Industrie und Chemie<br />

vor einer „goldenen“ Zukunft<br />

Politische Weichenstellung und eigene Strategien<br />

Prognos-Studie „Chemie 2030“<br />

Steigerung der Chemieproduktion am Standort Deutschland<br />

Megacities bieten Wachstumschancen für Evonik<br />

Die globalen Herausforderungen sind lösbar<br />

Große Chancen für erneuerbare Energien<br />

Klaus Töpfer über die Herausforderungen der Energiewende<br />

Lunge ohne Befund – Infiltrate an der Peripherie<br />

Chemische Industrie im Odenwald<br />

Mikroorganismen, die Kunststoffe verdauen<br />

Studenten der TU Darmstadt mit „Bio-Bricks“ zum Wettbewerb<br />

Köche für kreative Kulinarik<br />

Odenwälder Küche vs. Convenience Food<br />

Wie viel Chemie will und braucht der Mensch?<br />

Was haben Tütensuppen und Handcremes gemeinsam?<br />

26 darmstadtium<br />

Verbindendes Element zwischen Wirtschaft und Wissenschaft<br />

28<br />

Chemie im Alltag<br />

Eine Glosse<br />

Industrie & Handwerk<br />

30<br />

34<br />

35<br />

36<br />

„In Sachen Energiewende geht es nur gemeinsam“<br />

Interview zur Initiative der HSE „Green Region“<br />

Tradition trifft Moderne<br />

Der neue Porsche 911 Carrera<br />

„Wir machen den Prüfstand zur Straße“<br />

TÜV Hessen<br />

Chemieunternehmen in Südhessen<br />

Tradition und Innovation in alle Welt<br />

39 Vertragsverlängerung<br />

Software AG bleibt Hauptsponsor des SV 98 bis 2015<br />

40<br />

Wachstum, das Wert schafft<br />

Europäische Chemieunternehmen können komplexe Geschäfte<br />

profitabel managen<br />

Menschen & Märkte<br />

42<br />

44<br />

Flammendes Plädoyer für Europa<br />

Peer Steinbrück zu Besuch bei der IHK Darmstadt<br />

„Krisenmanagement unzureichend“<br />

Peer Steinbrück im Interview<br />

46 Chemie-Aktien<br />

Langfristig eine Anlage wert<br />

48<br />

Wer braucht mich heute noch?<br />

Wenn die Arbeitswelt zur Abwärtsspirale wird…


51<br />

52<br />

54<br />

55<br />

Sozialer Abstieg vor der Rente?<br />

Wege aus der Krise<br />

Markenführung in sozialen Medien<br />

Drei Thesen zum Social Branding<br />

Neues von den Wirtschaftsjunioren Darmstadt<br />

Dr. Eva Brodehl zur aktuellen Arbeit des Darmstädter Kreises<br />

Unternehmen im Portrait:<br />

Die Klaus Thamm GmbH<br />

Lifestyle & Events<br />

56<br />

57<br />

58<br />

Dialog im Darmstadtium<br />

Rückblick auf zwei Veranstaltungen<br />

DA lohnt ein Besuch<br />

Veranstaltungskalender<br />

Guten Freunden gibt man ein Küsschen ...<br />

... oder einen USB-Stick, Taschenrechner, Kugelschreiber …<br />

Recht & Steuern<br />

60 E-Bilanz<br />

Die Zeit drängt<br />

61<br />

Holzauge sei wachsam<br />

Ein Plädoyer für die Markenüberwachung<br />

Wissenswert<br />

63<br />

64<br />

Zehn erstaunliche Zahlen<br />

Gut zu wissen…<br />

Vorschau und Impressum<br />

<strong>WirtschaftsEcho</strong> 1/2013<br />

Inhaltsverzeichnis 3<br />

Nordring 37<br />

64347 Griesheim<br />

Tel. 06155.78242<br />

info@baumann-gaerten.de<br />

www.baumann-gaerten.de<br />

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Foto: Wulf-Ingo Gilbert<br />

4 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

Industrie und Chemie<br />

tradItIon und<br />

InnovatIon<br />

„madE In rhEIn-maIn“<br />

Starke Produktionsstandorte sind der<br />

Kern der industriellen Wertschöpfungskette<br />

und sichern langfristig Arbeitsplätze<br />

und Wachstum. Unsere Region ist eine der<br />

wirtschaftlich stärksten Regionen in ganz<br />

Deutschland. Die industriellen Schlüsselbranchen<br />

sind Elektrotechnik, Chemie/<br />

Pharma, Maschinenbau, Fahrzeugbau<br />

und Metallverarbeitung. Mittelständische<br />

Unternehmen aller Größenordnungen tragen<br />

mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen<br />

zu diesem Erfolg bei.<br />

von Dr. Martin Lippert<br />

Nicht nur durch Frankfurt als Bankenstandort<br />

und als Luftverkehrsdrehscheibe<br />

ist die Region weit über ihre Grenzen<br />

hinaus bekannt. Das Rhein-Main-Gebiet<br />

ist auch ein starker Industriestandort, denn<br />

jeder fünfte Arbeitnehmer der Region ist<br />

in diesem Bereich beschäftigt, mehr als<br />

500.000 Menschen arbeiten im verarbeitenden<br />

Gewerbe und dem davon abhängigen<br />

Umfeld. Von den 100 größten deutschen<br />

Industrieunternehmen haben 14 ihre<br />

Firmenzentrale in der Region, darunter die<br />

Adam Opel AG, Heraeus, Boehringer Ingelheim,<br />

Merck und die Fresenius AG. Die<br />

größte Bedeutung für die Region unter den<br />

Technologiebranchen hat die chemische<br />

Industrie mit einem Anteil am regionalen<br />

Bruttoinlandsprodukt von vier Prozent.<br />

TRADITIoN uND INNovATIoN<br />

Viele klangvolle Namen der Region sind<br />

in der Vergangenheit aus den Firmenre-<br />

Nicht nur in Darmstadt<br />

zu Hause: Das in der<br />

Schöfferstadt ansässige<br />

weltweit zweitgrößte<br />

Werk des Darmstädter<br />

Pharma- und Chemiekonzerns<br />

dehnt sich<br />

an der Rheinschleife<br />

zwischen Gernsheim und<br />

Biebesheim aus.<br />

gistern verschwunden: Höchst, Schenck,<br />

Röhm u.a. mehr. Bei einem Ausflug anlässlich<br />

einer der „Routen der Industriekultur“<br />

in der Region können die Bauten<br />

und die Architektur der Zeitdenkmäler<br />

besichtigt werden, welche diese Historie<br />

belegen. Im Zuge von Globalisierung und<br />

gesellschaftlicher Entwicklung sind die zukunftsträchtigen<br />

Geschäftsbereiche dieser<br />

Traditionsunternehmen von größeren Unternehmensorganisationen<br />

übernommen<br />

worden, oder es haben sich neue, kleine,<br />

am Markt sehr beweglich und eigenständig<br />

agierende Einheiten gebildet.<br />

In sechs innovativen Industrieparks der<br />

Region sind zahlreiche, oft von der Öffentlichkeit<br />

kaum beachtete, mittelständische<br />

Unternehmen beheimatet, die in ihrer<br />

Branche sogar führend sind. Allen ist<br />

gemeinsam, dass sie sich den wirtschaftlichen<br />

Herausforderungen durch ständige<br />

Innovation stellen.


INDuSTRIEPARk HöCHST<br />

Der Industriepark Höchst ist vor allem als<br />

Forschungs- und Produktionsstandort für<br />

die Chemie- und Pharmaindustrie bekannt.<br />

Rund 22 000 Mitarbeiter arbeiten in den<br />

90 ansässigen Unternehmen, unter anderem<br />

in Großkonzernen wie Sanofi, Clariant<br />

oder Celanese. Mehr als 5 Milliarden<br />

Euro wurden allein in den Jahren 2000 bis<br />

2011 in neue Produktionsanlagen und Forschungseinrichtungen<br />

investiert.<br />

Im Zuge des Baues der neuen Landebahn<br />

Nordwest am Flughafen verlagerte der<br />

Kunststoffhersteller Ticona seine Produktion<br />

von Kelsterbach in den Industrie-<br />

park. Sanofi und Akzo Nobel erweitern<br />

und investieren am Standort, in Planung<br />

bei Clariant ist ein hochmodernes „Innovation<br />

Center“ im Industriepark. Die Fertigstellung<br />

des Labor- und Bürogebäudes<br />

soll bis spätestens Sommer 2013 erfolgt<br />

sein. Die Standortbetreibergesellschaft des<br />

Industrieparks Infraserv Höchst sorgt für<br />

die technische Infrastruktur. In der Energieversorgung<br />

setzt Infraserv Höchst zur<br />

Energieversorgung des Standortes auf ein<br />

innovatives Konzept und einen breiten<br />

Energiemix. Die Abwärme aus den Produktions-<br />

und Verbrennungsanlagen des<br />

Standortes wird für die Energiegewinnung<br />

genutzt. Auf diese Weise können fast<br />

20 Prozent des gesamten Wärmebedarfs<br />

des Standortes ohne fossile Energieträger<br />

gedeckt werden.<br />

Außerdem werden alternative Energieträger<br />

wie Ersatzbrennstoffe genutzt, wie<br />

z. B. heizwertreiche Bestandteile von<br />

Siedlungs- und Gewerbeabfällen. In der<br />

Tochtergesellschaft Provadis von Infraserv<br />

Höchst werden im größten Aus- und<br />

Weiterbildungsunternehmen Hessens rund<br />

1400 Nachwuchskräfte ausgebildet. An<br />

der Provadis-Hochschule erhalten Absolventen<br />

international anerkannte Bachelor-<br />

und Masterabschlüsse.<br />

TECHNoLoGIESTANDoRT<br />

DARMSTADT<br />

Der Schenck Technologie- und Industriepark<br />

ist ein Standort mit langer Tradition<br />

und gewachsener Infrastruktur in Darmstadt<br />

mit mehr als 50 Unternehmen. Rund<br />

2500 Beschäftigten arbeiten auf dem Areal<br />

des Industrieparks in Firmen wie Datron,<br />

Horiba Automotive Test Systems, Akasol<br />

High Performance Battery Systems oder<br />

HGAG Südhessische Energie (HSE). 1881<br />

eröffnete Carl Schenck die Gründung der<br />

Eisengießerei und Waagen Fabrik Carl<br />

Schenck, 1974 wurde das Unternehmen<br />

in die Carl Schenck AG umgewandelt,<br />

im Jahr 2000 übernahm die Dürr AG die<br />

Mehrheitsbeteiligung und 2004 wurde<br />

der Schenck Technologie- und Industriepark<br />

eröffnet. Den ansässigen Unternehmen<br />

wird die gemeinsame Nutzung einer<br />

Vielzahl von unterschiedlichen Dienst-<br />

»andErErSEItS WIrd daS rhEInmaIn-GEbIEt<br />

WEGEn SEInEr<br />

zEntralEn laGE von vIElEn<br />

auSländISChEn untErnEhmEn<br />

alS baSIS für IhrE aktIvItätEn<br />

In dEr Eu auSGEWählt. «<br />

leistungen angeboten: Konferenzzentrum,<br />

Fuhrpark, Logistik, Kasino, Poststelle, Sicherheitsdienst,<br />

Chauffeurdienst, Energien,<br />

Entsorgung, Gebäudereinigung, Ärztlicher<br />

Dienst und Fitness-Activities.<br />

AuS DARMSTADT IN ALLE WELT<br />

So lautete jedenfalls die Werbebotschaft<br />

des Darmstädter Traditionsunternehmens<br />

Merck.<br />

Es ist im Bereich der LCD-Technik ein<br />

Pionier und der weltgrößte Hersteller von<br />

Flüssigkristallen, die für die Herstellung<br />

von LC/TFT-Displays benötigt werden.<br />

Der Weltmarktanteil liegt bei über 60<br />

Prozent. Die Wahrscheinlichkeit ist also<br />

hoch, dass auch unser Fernseher, Smartphone<br />

oder Tablet mit dem Produkt des<br />

Darmstädter Unternehmens ausgerüstet<br />

ist. Doch es gibt mehr Produkte aus Darmstadt,<br />

die einen weltweiten Siegeszug<br />

hingelegt haben – zum Beispiel Plexiglas<br />

von Evonik-Röhm. Es sichert den Durchblick,<br />

gibt Objekten Form und Brillanz,<br />

schützt vor Regen, Hagel und Sturm, hält<br />

extremem Druck und starker Hitze stand,<br />

ist bruchfest und spiegelt die bunte Welt<br />

farbgetreu wider. Evonik Industries ist ein<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 5<br />

weltweiter Hersteller dieser so genannten<br />

PMMA-Produkten, die unter der registrierten<br />

Marke Plexiglas ® auf dem europäischen,<br />

asiatischen, afrikanischen und australischen<br />

Kontinent vertrieben werden und<br />

unter der Marke Acrylite ® auf dem amerikanischen<br />

Kontinent.<br />

ENTWICkLER, TüFTLER, vISIoNäRE<br />

Mit der technischen Universität, der Hochschule<br />

Darmstadt, den Fraunhofer Instituten<br />

und einer ganzen Reihe weiterer<br />

staatlicher und/oder privatwirtschaftlicher<br />

Initiativen ist die Region vorbildlich, was<br />

die Förderung und<br />

Unterstützung von<br />

Forschungs- und<br />

Entwicklungsvorhaben<br />

betrifft. Ob sich<br />

daraus tragfähige<br />

Unternehmen entwickeln,<br />

muss sich<br />

im Einzelfall beweisen.<br />

Sicherlich sind<br />

wegweisende, kreative<br />

Ideen eine wichtige Voraussetzung<br />

für das Gelingen, und daran mangelt es<br />

nicht. Für den dauerhaften Erfolg müssen<br />

weitere Faktoren beachtet werden: Ist der<br />

Markt reif für die Idee? – Das „Window<br />

of Opportunity“, das richtige Zeitfenster<br />

für den Markteintritt muss gefunden werden,<br />

über welche Kanäle erfolgen Marketing<br />

und Vertrieb, sind die Produktionskosten<br />

wettbewerbsfähig, wie sieht die 2.<br />

Wachstumsphase aus u.v.m. – Belastbare<br />

Businesspläne sowohl für Investoren und<br />

Finanzinstitute als auch für die eigene<br />

Kontrolle sind die Grundlage des unternehmerischen<br />

Erfolgs.<br />

„ouTSouRCING“ voN INNovATIoN<br />

uND ZukäuFE<br />

Wie alle Regionen in Deutschland befindet<br />

sich auch das Rhein-Main-Gebiet im<br />

Strukturwandel. Das vergleichsweise hohe<br />

Kostenniveau in Deutschland führt zur<br />

Verlagerung von Tätigkeiten ins Ausland;<br />

zum Teil wird gleichzeitig in Forschung<br />

investiert und auf diesem Sektor neues<br />

Personal eingestellt. Einfache Tätigkeiten<br />

lassen sich verlagern, zentrale Forschungs-<br />

und Entwicklungstätigkeiten verbleiben


6 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

als Kernkompetenz<br />

in den Unternehmen. Global<br />

vorhandene Fähigkeiten lassen sich<br />

durch „Collaborative Work“-Ansätze, die<br />

gemeinsame rechnergestützte Arbeit über<br />

Zeitgrenzen hinweg, organisieren. Voraussetzung<br />

sind in der Infrastruktur „Follow<br />

the sun“-Verfügbarkeitskonzepte: Bei Feierabend<br />

in der Region wechselt die Betreuung<br />

an einen anderen Ort auf dem Globus.<br />

Meist sind wir das Objekt der Begierde,<br />

wenn z. B. von chinesischen Unternehmen<br />

versucht wird, Know-how in Deutschland<br />

zu kaufen mit dem Ziel, die Führerschaft<br />

zu übernehmen. Es geht natürlich auch<br />

anders: Das Unternehmen Isravision aus<br />

Darmstadt ist einer der „Hidden Champions“<br />

und Markführer in seinem Segment<br />

effizienter Machine-Vision-Lösungen für<br />

die Automation hochkomplexer Aufgabenstellungen<br />

(Robot Vision – Das Sehen<br />

in der dritten Dimension, Roboterführung,<br />

Surface Vision – Inspektion anspruchsvoller<br />

Oberflächen und Quality Inspection).<br />

Alljährlich und regelmäßig werden ergänzend<br />

zum organischen Wachstum gezielt<br />

weltweit Unternehmen zugekauft, um<br />

Marktanteile zu erhöhen und das eigene<br />

Know-how zu erweitern.<br />

Andererseits wird das Rhein-Main-Gebiet<br />

wegen seiner zentralen Lage von vielen<br />

ausländischen Unternehmen als Basis<br />

für ihre Aktivitäten in der EU ausgewählt.<br />

Der Restrukturierungsprozess in<br />

den deutschen<br />

Unternehmen führt<br />

dazu, dass sich viele Unternehmen<br />

von Geschäftsfeldern trennen,<br />

die nicht zu ihrem Kerngeschäft gehören.<br />

Dies bewirkt, dass die Beschäftigung<br />

im produzierenden Sektor in Deutschland<br />

und in Rhein-Main tendenziell zurückgeht<br />

(1999/2003: -8 Prozent). Auch in Zukunft<br />

dürfte der geschilderte Trend anhalten. Die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in der<br />

Region hängt damit mehr denn je von ihrer<br />

Fähigkeit zur Innovation ab.<br />

AuSBLICk: INDuSTRIE 4.0<br />

Vor kurzem hat in Essen der 7. Nationale<br />

IT-Gipfel stattgefunden. Sowohl bei der<br />

Industrie als auch in der digitalen Welt<br />

soll Deutschland bis 2020 führend werden.<br />

Laut einer Untersuchung von TNS Infratest<br />

konnte sich Deutschland im Vergleich<br />

zum Vorjahr im Wettbewerb mit 15 untersuchten<br />

Ländern nicht verbessern. In den<br />

Jahren 2008 bis 2010 belegte die Bundesrepublik<br />

noch Platz 7. Spitzenreiter bleiben<br />

die USA. Auf Platz 2 folgt Südkorea,<br />

dritter ist Japan. Erstmals ist China mit<br />

Platz 9 unter die Top 10 vorgestoßen. „Mit<br />

intelligenten Netzen zur Industrie 4.0“:<br />

Die Herausforderung ist es, intelligente<br />

Produktionstechniken durch die Verknüpfung<br />

unterschiedlicher Technologien, Produkte<br />

und Werkstoffe einzuführen. Um die<br />

Wettbewerbsfähig zu steigern und um die<br />

IT-Wirtschaft in Zukunft stärker mit der In-<br />

Foto: Roman Grösser<br />

Strahlende Technik aus<br />

Darmstadt: Die kombination<br />

von Plexiglas und Licht<br />

interessierte rund 3500 Besucher,<br />

die zum Tag der offenen<br />

Tür in 2011 zu Evonik in die<br />

Dolivostraße kamen.<br />

dustrie zu verknüpfen, kündigte der Gipfel<br />

ein Bündel von Maßnahmen an. Es ist geplant,<br />

ab 2013 für vier Jahre 150 Millionen<br />

Euro an Investitions-Zuschüssen bereitzustellen.<br />

Außerdem wurde eine Freistellung<br />

der Körperschaftssteuer für Streubesitz an<br />

Neugründungen in Aussicht gestellt.<br />

Für Gründungen lassen sich schon jetzt<br />

eine Vielzahl von Förderungs- und Unterstützungsprogrammen<br />

anwenden. Ein Beispiel<br />

ist das Programm ZIM Fördermittel<br />

für KMU mit Forschung & Entwicklung.<br />

Gefördert wird die Arbeitszeit, die in ein<br />

F&E-Projekt investiert wird, mit 40 Prozent<br />

(in Ostdeutschland 45 Prozent). Zusätzlich<br />

werden „projektbegleitende Marketingmaßnahmen“<br />

gefördert. Am Ende<br />

hat das Unternehmen bei Ausschöpfung<br />

der Förderobergrenze zwischen 140 000 €<br />

und 200 000 € entsprechende Mittel für die<br />

Markteinführung zur Verfügung.<br />

INNovATIoNSMANAGEMENT ALS<br />

vERäNDERuNGSPRoZESS<br />

Wichtig ist es vor allem, das Innovationsmanagement<br />

im Unternehmen als regelmäßigen<br />

Prozess zu etablieren. „ 4F“ – 4<br />

Erfolgsfaktoren, die bei IBM bei der globalen<br />

Umgestaltung zum Serviceunternehmen<br />

angewendet wurden, können hilfreich<br />

sein: „Fast“ – schnell sein, „ Focus“ – klare<br />

Ziele setzen, „Flexible“ – auf Veränderungen<br />

reaktionsfähig sein und „Force“ –<br />

Planungen umsetzen und durchsetzen. Ein<br />

weiteres „F“ kann noch hinzugefügt werden:<br />

„Fun“ – Wenn man es richtig macht,<br />

können Innovation und das Umsetzen neuer<br />

Ideen auch Spaß machen.


Lust auf eine Reise ins Innere eines Moleküls? Mit dem<br />

Cyber-Classroom von Evonik eröffnen sich Schülern<br />

begeisternde Einblicke in die Welt der Chemie. Seine<br />

3-D-Lernmodule haben wir in enger Zusammenarbeit<br />

mit Chemielehrern entwickelt, damit Schüler sich auf<br />

zeitgemäße Weise mit Naturwissenschaft beschäftigen<br />

können – unterhaltsam und interaktiv. Da passt dann<br />

selbst die letzte Reihe auf.<br />

Mehr dazu unter www.evonik.de/cyber-classroom.<br />

Im Evonik Cyber-Classroom<br />

ist Chemie nicht nur ein Fach.<br />

Sondern einfach.


8 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

ChEmIE vor EInEr<br />

„GoldEnEn“ zukunft<br />

Wenn die politischen Weichenstellungen<br />

und die eigenen<br />

anpassungsstrategien stimmen –<br />

verschiebung zu den Wachstumszentren<br />

asiens – hoher Innovationsdruck<br />

– vCI-Prognos-Studie<br />

zur deutsche Chemie bis 2030 –<br />

raum darmstadt/Südhessen laut<br />

Creditreform „chemielastig“<br />

von Bruno Hidding<br />

Foto: Thinkstock<br />

Die deutsche Chemie kann als drittgrößter<br />

Industriezweig in Deutschland<br />

von der weltweit steigenden Nachfrage<br />

nach Chemikalien – vor allem aus Asien<br />

und Lateinamerika – auch in Zukunft<br />

profitieren. Ihre Produkte und Leistungen<br />

spielen für eine nachhaltige Entwicklung<br />

bei einem anhaltenden Wachstum der<br />

Weltbevölkerung als treibende Kraft eine<br />

zentrale Rolle. Eine Zunahme der Chemieproduktion<br />

am Standort Deutschland<br />

um 40 Prozent bis 2030 scheine möglich,<br />

lautet ein Fazit einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts<br />

Prognos im<br />

Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie.<br />

Und dann kommt sofort eine Einschränkung<br />

für diese positive Prognose:<br />

„wenn die Politik in Berlin die richtigen<br />

Entscheidungen fällt.“ Doch dazu später.


Chemieproduktion wandert nach China<br />

Struktur der weltweiten Cehmieproduktion nach<br />

Ländern und Regionen, Anteile in Prozent<br />

2011<br />

USA<br />

China<br />

Japan<br />

Deutschland<br />

Rest Europa<br />

Rest Welt<br />

2030<br />

USA<br />

China<br />

Japan<br />

Deutschland<br />

Rest Europa<br />

Rest Welt<br />

24,4%<br />

16,5%<br />

3,4%<br />

7,4%<br />

15,0%<br />

5,6%<br />

11,0%<br />

15%<br />

13,4% 12,1%<br />

29,5%<br />

47,1%<br />

China kann als Folge seiner massiv steigenden Nachfrage nach<br />

chemischen Erzeugnissen weitere Anteile an der globalen<br />

Produktion hinzugewinnen. Der Bedeutungszuwachs geht im<br />

Wesentlichen zu Lasten der Industrieländer.<br />

9<br />

Vorab fasst sich die Branche richtigerweise<br />

erst einmal an die eigenen Nase hin-<br />

sichtlich der auf sie zukommenden mehrschichtigen<br />

Anpassungsstrategie, um bei<br />

einem absehbar zunehmenden Wettbewerbsdruck<br />

mit China als Gravitationszentrum<br />

(vergl. Grafik) wettbewerbsfähig zu<br />

bleiben. Die Studie formuliert eine 4-teilige<br />

Strategie:<br />

Innovationsanstrengungen erhöhen: Bis<br />

2030 wird die Branche ihr jährliches Forschungsbudget<br />

um weitere 9 Milliarden<br />

Euro auf dann fast 18 Milliarden aufstocken.<br />

Der globale Wettbewerb um neue<br />

Produkte erfordert ein noch höheres Innovationstempo<br />

(vergl. Grafik).<br />

Auf Spezialchemikalien fokussieren:<br />

Forschungsintensive und höherwertige<br />

Spezialchemikalien werden Produktionsanteile<br />

hinzugewinnen. Der vorhandene<br />

Wissensvorsprung macht auch in Zukunft<br />

den Unterschied im Wettbewerb gegenüber<br />

anderen Chemienationen aus.<br />

Noch effizienter produzieren: Seit 1990<br />

sank der Energieeinsatz in der deutschen<br />

Chemie um ein Fünftel bei einem Produktionsanstieg<br />

um 60 Prozent. Aber die Unternehmen<br />

wollen die Ressourceneffizienz<br />

noch steigern.<br />

Doch sei das Ziel der EU, den Energieverbrauch<br />

absolut zu begrenzen, in der<br />

chemischen Industrie nicht mit künftigem<br />

Wachstum vereinbar, weshalb in Brüssel in<br />

Sachen Energieeffizienz in der Wirtschaft<br />

wieder Realismus statt Wunschdenken<br />

einkehren müsse, hatte Verbandspräsident<br />

Klaus Engel bei der Vorlage der Studie angemerkt.<br />

Die Rohstoffbasis optimieren: Bis 2030<br />

wird die deutsche Chemie 50 Prozent mehr<br />

nachwachsende Rohstoffe als heute für<br />

ihre Verfahren verwenden.<br />

Derzeit setzt die Branche jährlich rund 2,7<br />

Millionen pflanzliche Rohstoffe überwiegend<br />

in der Spezialchemie ein.<br />

DAS INDuSTRIELAND DEuTSCHLAND<br />

INSGESAMT STäRkEN<br />

Der Produktionsverbund innerhalb der<br />

Branche und der starke industrielle Kern<br />

der deutschen Volkswirtschaft mit seinen<br />

vernetzten Wertschöpfungsketten sind<br />

dabei Garant für ein solides Wirtschaftswachstum<br />

bis 2030. Als dämpfend stellt<br />

die Studie den Rückgang der Bevölkerung<br />

in Deutschland und die damit sinkende<br />

Zahl der Arbeitnehmer sowie die hohen<br />

Finanzierungsdefizite der öffentlichen<br />

Haushalte in Europa heraus. Entscheidend<br />

seien daher die zukünftigen wirtschaftspolitischen<br />

Weichenstellungen. Mit der<br />

Schaffung eines innovationsfreundlichen<br />

Konzentration auf Spezialchemikalien<br />

Wachstum der deutschen Chemieproduktion in Prozent<br />

pro Jahr; Anteile der Chemiesparten in Prozent<br />

+19,5%<br />

+43,3%<br />

+37,2%<br />

+1,8%<br />

+19,5%<br />

+46,7%<br />

+33,8%<br />

2011 2030<br />

Pharma<br />

Spezialchemie<br />

Basischemie<br />

Die deutsche Chemieindustrie fokussiert sich zunehmend<br />

auf Spezialchemikalien. Dennoch bleibt der Produktionsverbund<br />

erhalten. Deutschland produziert die notwendigen<br />

Basischemikalien auch zukünftig in Chemieparks und an<br />

modernen Verbundstandorten.<br />

9<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 9<br />

Basischemie<br />

Umfelds könnte die Politik zusätzliche<br />

Wachstumskräfte mobilisieren und so einen<br />

beträchtlichen positiven Schub für die<br />

deutsche Volkswirtschaft bis 2030 auslösen.<br />

Aus Sicht der chemischen Industrie muss<br />

die Politik der demografisch bedingten<br />

Verknappung von Arbeitskräften entgegenwirken<br />

und das Bildungssystem<br />

verbessern. Ferner gelte es, die Einwanderungsmöglichkeiten<br />

für Fachkräfte zu<br />

vereinfachen. Auch durch eine staatliche<br />

Forschungsförderung, eine bessere Qualifizierung<br />

der Arbeitnehmer und eine<br />

höhere Technologieakzeptanz der Gesellschaft<br />

lasse sich das Innovationspotenzial<br />

Deutschlands optimieren. Politisch festgelegte<br />

Forschungsfelder sowie die Förderung<br />

einzelner Industriezweige zu Lasten<br />

anderer dämpften hingegen das Wachstumspotential.<br />

Es sollte das Industrieland<br />

Deutschland insgesamt gestärkt werden.<br />

ENERGIEWENDE koSTENEFFIZIENT<br />

voRANTREIBEN<br />

An dieser Stelle darf natürlich auch der<br />

Faktor Energie nicht fehlen. Dazu heißt<br />

es, dass die Energiewende kosteneffizient<br />

vorangetrieben werden muss. Solange es<br />

in Deutschland keine international wettbewerbsfähigen<br />

Energiepreise gebe, müssten<br />

die Entlastungsregelungen für die energieintensive<br />

Produktion erhalten bleiben,<br />

ansonsten würden Wertschöpfungsketten<br />

zerreißen, plädiert der VCI für seine Chemie-Unternehmen.<br />

CHEMIEuNTERNEHMEN IN<br />

SüDHESSEN MIT GuTER BoNITäT<br />

Vor dem Hintergrund dieses umfassenden<br />

Ausblickes auf die Entwicklung der Chemiebranche<br />

in Deutschland in den nächsten<br />

30 Jahren ein Blick auf die Chemie-<br />

Unternehmen in Südhessen, die hier im<br />

Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt<br />

überdurchschnittlich vertreten ist. Hier<br />

sollte auf regionaler Basis für Darmstadt<br />

bzw. Südhessen das lokale Creditreform<br />

Office in Darmstadt eine der besten und<br />

aktuellsten Datensammler sein. Allein in<br />

Darmstadt werden arbeitstäglich an die<br />

Tausend Daten und Änderungen für die


1 0 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

Chemie Südhessen (bezogen auf Gebiet Creditreform darmstadt)<br />

Lieferantenziel (Tage)<br />

Eigenkapitalquote (%)<br />

Anlagenintensität (%)<br />

Cost Income Ratio (%)<br />

Mitglieder und von den Mitgliedern eingepflegt,<br />

werden Zeitungsartikel, besonders<br />

auch aus dem <strong>WirtschaftsEcho</strong>, und<br />

selbst Todesfallmeldungen ausgewertet,<br />

bewertet und abgeglichen mit sonstigen<br />

Quellen. Die beigefügte Tabelle wurde<br />

uns von Creditreform Darmstadt zur<br />

Verfügung gestellt. Erfasst werden darin<br />

insgesamt 38 Unternehmen, darunter<br />

zehn Großunternehmen<br />

mit einem kumulierten Gesamtumsatz<br />

von 4,3 Milliarden<br />

Euro und 28 Mittelständler mit<br />

einem Umsatz von 106 Millionen.<br />

In letzterer Gruppe werden<br />

Unternehmen mit einem Umsatz<br />

von bis zu 20 Millionen<br />

Euro zusammengefasst. Bei einer<br />

Wertung des Zahlenwerks<br />

ist zu beachten, dass der Wert<br />

für die Top 10, zum Beispiel<br />

beim Umsatz mit 4,3 Milliarden<br />

Euro, stark majorisiert wird durch<br />

die Darmstädter Merck KGaA mit einem<br />

AG-Umsatz von allein schon gut<br />

3 Milliarden Euro.<br />

Nicht überraschen kann in der Tabelle,<br />

dass der Umsatz je Mitarbeiter bei den<br />

Großen deutlich höher ist und die großen<br />

Unternehmen im Durchschnitt deutlich<br />

älter sind. Wenngleich das Durchschnitts-<br />

Durchschnitte<br />

Umsatz je Unterneh- Ausfallwahr- Kundenziel Lieferanten- Eigenkapital Anlagen- Cost invome<br />

Anzahl Umsatz Mitarbeiter Mitarbeiter mensalter Boni 2.0 scheinlichkeit (Tage) ziel (Tage) quote intensität Ratio<br />

Top10 10 4.306 Mio. EUR 13.000 330 TEUR 105 183 0,23 36,97 43,41 29,34 % 38,93 % 91,32 %<br />

Rest 28 106 Mio. EUR 650 167 TEUR 23 234 1,34 37,10 64,45 40,95 % 23,82 % 98,46 %<br />

Gesamt 38 4.412 Mio. EUR 13.650 323 TEUR 44 219 1,02 37,00 49,89 38,83 % 28,40 % 93,36 %<br />

Deutschland 247 1,03 29,92 31,70 32,96 % 34,40 % 95,17 %<br />

Forderungen aus L. & L.<br />

Kundenziel (Tage) x 365<br />

Umsatzerlöse<br />

Abschreibungen + Personalaufwand + Materialaufw. sonst. betr. Aufw.<br />

Umsatzerlöse + sonst. betr. Erträge<br />

alter bei den hessischen Mittelständlern<br />

mit 23 Jahren doch überraschend niedrig<br />

ist. Wobei das Alter eines Unternehmens<br />

für die Creditreform durchaus auch<br />

schon einen Faktor in der Bewertung darstellt.<br />

Mit der Bonitätskennzahl – in die<br />

15 Faktoren einfließen – sollen Aussagen<br />

zur Ausfallwahrscheinlichkeit herausge-<br />

»dIE übEr dEm durChSChnItt<br />

arbeitet werden (vergl. Grafik), ein zentrales<br />

Anliegen der Creditreform für ihre<br />

Mitglieder. Der Bundesdurchschnitt von<br />

247 stellt hier die „mittlere Bonität“ dar.<br />

Da liegen die südhessischen Chemiewerte<br />

mit 183 und 234 (Mittelstand) doch klar<br />

darunter. Ein erster Hinweis darauf, dass<br />

die Chemie in Südhessen gut positioniert<br />

ist. Dem widerspricht auch nicht die deut-<br />

Verbindlichkeiten aus L. & L.<br />

Wareneinkauf<br />

bereinigtes Eigenkapital<br />

bereinigte Bilanzsumme<br />

Summe Anlagevermögen<br />

bereinigte Bilanzsumme<br />

lIEGEndEn kundEnzIElE und dIE<br />

lIEfErantEnzIElE SInd EhEr<br />

auSdruCk EInEr GutEn bonItätS-<br />

EInSChätzunG dEr ChEmIEuntErnEhmEn<br />

In SüdhESSn.«<br />

andreas Jung, Prokurist bei der Creditreform darmstadt<br />

x 365<br />

x 100<br />

x 100<br />

x 100<br />

lich über Bundesdurchschnitt liegende<br />

mittlere Ausfallwahrscheinlichkeit von<br />

1,34 Prozent in Relation zum Branchendurchschnitt<br />

von 1,03 Prozent. Hier können<br />

einige Ausreißer das Bild verfälschen,<br />

weil bei einem leichten Anstieg des Bonitätsindex<br />

bei einzelnen Unternehmen<br />

deren Aus fallwahrscheinlichkeit deutlich<br />

überproportional ansteigt und damit<br />

das Gesamtbild verfälscht bzw.<br />

die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

nach oben zieht.<br />

AkTuELLE DATEN voN DEN<br />

CREDITREFoRM-MITGLIE-<br />

DERN AN DIE MITGLIEDER<br />

Auch die über dem Durchschnitt<br />

liegenden Kundenziele und die<br />

Lieferantenziele sollten eher Ausdruck<br />

einer guten Bonitätseinschätzung<br />

der Chemieunternehmen<br />

in einer der Top-Regionen Europas<br />

sein, meint jedenfalls Andreas Jung,<br />

Prokurist bei der Creditreform Darmstadt.<br />

In anderen Regionen würden bestimmt<br />

kürzere Zahlungsziele vorgegeben, fügt<br />

er hinzu. Das wird unterstützt durch die<br />

bei den hessischen Chemie-Mittelständ-<br />

lern deutlich überdurchschnittliche Eigenkapitalquote<br />

von 40,95 Prozent. Und<br />

dass die Anlagenintensität bei den Großen


höher ist, sollte auch nicht überraschen.<br />

Die Cost Income Ratio von 91,32 Prozent<br />

zeigt, dass ein Unternehmen 91,32 Cent<br />

einsetzen muss, um einen Euro Gewinn<br />

zu erzielen. Hier rangiert die südhessische<br />

Chemie unter dem Bundesdurchschnitt,<br />

Bonität<br />

Bonitätsindex 2.0<br />

PD<br />

bester<br />

Wert<br />

die Mittelständler aber – verständlicherweise<br />

– darüber.<br />

Liegt dieser Wert unter 96 Prozent gilt er<br />

als gut, Zahlen oberhalb von 102 Prozent<br />

gelten als sehr schwach. Schade nur, dass<br />

Creditreform keine analytischen Daten<br />

zuordnung Creditform-bonitätsindex2.0 in die bewertungsklassen<br />

der finanzdienstleister<br />

unternehmen I II III Iv v vI<br />

Creditreform Bonitätsindex 2.0 100–193 194–229 230–272 273–294 295–353 354–600<br />

Creditreform Rating AG AAA–BBB BBB–BB+ BB+–BB BB–B+ B+–B– >=B–<br />

Commerzbank 1.0–2.4 2.4–3.0 3.0–3.4 3.–4.0 4.0–4.8 >=4.8<br />

Deutsche Bank iAAA–iBBB iBBB–iBB+ iBB+–iBB iBB––B+ iB+–iB– >=iB<br />

HypoVereinsbank<br />

UniCredit<br />

1+–2 2–3 3–4 4–5 5–6 >=6-<br />

KFW Bankengruppe BK1–BK2 BK“–BK3 BK3–BK4 BK4–BK6 BK6 –BK7 BK7<br />

RMS Risk Management<br />

Solutions<br />

1–5 5–7 7–9 9–11 11–13 13–15<br />

Sparkassen Finanzgruppe 1–4 4–6 6–8 8–10 10–12 >=12<br />

Postbank pAAA–pBBB+ pBBB+–pBBB– pBBB––pBB pBB–pB+ pB+–pB >=pB–<br />

Volksbanken<br />

Raiffeisenbanken<br />

0+–1d 1e–2a 2b–2c 2d–2e 3a–3b >=3c<br />

Standard & Poor‘s AAA–BBB BBB–BB+ BB+–BB BB–B+ B+–B– >=B–<br />

Bedeutung der Ratingstufen<br />

Ratingstufe Beschreibung PD–Bereich<br />

I Unternehmen mit sehr guter bis guter Bonität 0%–0,3%<br />

II Unternehmen mit guter bis zufriedenstellender Bonität 0,3%–0,7%<br />

III Unternehmen mit befriedigender bzw. noch guter Bonität 0,7%–1,5%<br />

IV Unternehmen mit überdurchschnittlichem bis erhöhtem Risiko 1,5%–3,0%<br />

V Unternehmen mit hohem Risiko 3,0%–8,0%<br />

VI Unternehmen mit sehr hohem Risiko 8,0%–100%<br />

Die PD (Probability of Default) gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Kreditnehmer innerhalb eines Jahres gemäß Basel<br />

II-Kriterien ausfällt. Übertragen auf Creditreform gelten der Bonitätsindex 500 und 600 als Ausfall. Angabe des PD-Bereichs<br />

von (inkl.) bis (exkl.)<br />

100 150 207 250 300 350 400 450 500 600<br />

0,00% 0,17% 0,40% 1,11% 3,98% 8,32% 30,20% 95,53%<br />

Der Bonitätsindex 2.0 207 bedeutet „gute Bonität“.<br />

Die PD (Probability of Default) gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Kreditnehmer innerhalb eines Jahres gemäß<br />

Basel II-Kriterien ausfällt. Übertragen auf Creditreform gelten der Bonitätsindex 500 und 600 als Ausfall.<br />

Die PD beträgt für diese Bonität 0,40%. Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 1,92% (Stand: März 2011)<br />

9<br />

Ratingstufe<br />

schlechtester<br />

Wert<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 1 1<br />

zu einzelnen Unternehmen veröffentlich<br />

bzw. veröffentlichen darf, denn das System<br />

funktioniert nur auf der Basis von oft<br />

vertraulichen Informationen von den Mitgliedern<br />

für die Mitglieder, und da sind natürlich<br />

auch Interna dabei.


1 2 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

ProGnoS-StudIE<br />

„ChEmIE 2030“<br />

Export und Konsum –<br />

Wachstumstreiber für Deutschland<br />

BIP-Wachstum Deutschland in Prozent pro Jahr;<br />

Wachstumsbeiträge der Komponenten in Prozent<br />

+1,6%<br />

+31,3%<br />

+13,5%<br />

+14,2%<br />

+39,9%<br />

1995 – 2008 2011 – 2030<br />

Steigerung der<br />

Chemieproduktion<br />

+1,3%<br />

+42,0%<br />

+5,8%<br />

+14,6%<br />

+34,2%<br />

am Standort<br />

deutschland<br />

um 40 Prozent<br />

bis 2030 möglich<br />

Konsum Privat<br />

Konsum Staat<br />

Bruttoanlageinvestitionen<br />

Nettoexport<br />

Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wird sich im<br />

Prognosezeitraum auf 1,3 Prozent abschwächen. Dabei ändert<br />

sich das Wachstumsmodell. Zukünfig gewinnt der Konsum an<br />

Bedeutung, während der Wachstumsbeitrag des Außenhandels<br />

9<br />

abnimmt.<br />

WaChStumS PErSPEktIvEn für dEutSChland<br />

Deutschland zeichnet sich derzeit durch<br />

wirtschaftliche Stabilität aus und steht<br />

im Vergleich zu vielen anderen Ländern<br />

des Euroraums gut da. Im Zeitraum bis<br />

2030 wird die deutsche Wirtschaft jedoch<br />

nur noch um 1,3 Prozent pro Jahr wachsen.<br />

Dabei wird der Beitrag der Exportwirtschaft<br />

zum Bruttoinlandsprodukt im<br />

Vergleich zum heutigen Wert abnehmen.<br />

Ursächlich ist der hohe Anteil Europas<br />

an den deutschen Exporten. Im Prognosezeitraum<br />

wächst die Weltwirtschaft insgesamt<br />

zwar dynamisch, das europäische<br />

Wachstum ist im Vergleich zur vergange-<br />

Deutsche Industrie<br />

weiterhin erfolgreich<br />

Wachstum der deutschen Industrieproduktion<br />

in Prozent pro Jahr; Anteile der Sektoren in Prozent<br />

+65,2%<br />

+20,1%<br />

+14,7%<br />

+1,4%<br />

+70,5%<br />

+17,1%<br />

+12,4%<br />

2011 2030<br />

Leitbranchen<br />

Metalle,<br />

Papier, Glas<br />

Rest-Industrie<br />

Der deutsche Industrieverbund bleibt im Prognosezeitraum<br />

erhalten. Mit 1,4 Prozent wächst die Industrie sogar etwas<br />

stärker als die Gesamtwirtschaft. Das ist vor allem auf<br />

die Dynamik in den Leitbranchen (Chemie, Auto, Elektro,<br />

Kunststoff, Maschinen) zurückzuführen.<br />

9<br />

nen Dekade jedoch schwächer. Mit einem<br />

Wachstumsbeitrag von 34 Prozent bleibt<br />

der Außenbeitrag aber eine Stütze des<br />

deutschen Wachstums. Zusätzliche Impulse<br />

kommen aus der Binnennachfrage:<br />

Der private Konsum wird unter anderem<br />

infolge einer Reallohnsteigerung von 1,4<br />

Prozent pro Jahr künftig einen höheren<br />

Wachstumsbeitrag leisten. Sein Anteil am<br />

jährlichen Wirtschaftswachstum steigt im<br />

Prognosezeitraum auf 42 Prozent. Vom<br />

Staatskonsum geht im Zuge anhaltender<br />

Konsolidierungsbemühungen hingegen<br />

nur noch ein schwacher Wachstumsimpuls<br />

aus.<br />

ZENTRALE BEDEuTuNG DER<br />

INDuSTRIE BLEIBT BESTEHEN<br />

Bremsend auf die wirtschaftliche Dynamik<br />

Deutschlands wirkt der fortschreitende demografische<br />

Wandel. Dass Deutschland<br />

dennoch vergleichsweise positive langfristige<br />

Wachstumsperspektiven hat, ist u. a.<br />

auf den starken industriellen Kern zurückzuführen.<br />

Deutschland bleibt ein beliebter<br />

Standort für die Industrieproduktion, der<br />

nicht nur deutsche Unternehmen beherbergt,<br />

sondern im Zuge zunehmender europäischer<br />

Integration auch immer stärker<br />

Unternehmen aus dem übrigen Europa anzieht.<br />

Wie heute werden auch künftig rund<br />

21 Prozent der deutschen Wertschöpfung<br />

aus der Industrie stammen. Zum Vergleich:<br />

In Frankreich sinkt der Anteil bis 2030 auf<br />

10 Prozent, und in den Vereinigten Staaten<br />

bleibt er mit rund 14 Prozent auf niedrigem<br />

Niveau.


Im Unterschied zu anderen Volkswirtschaften<br />

zeichnet sich die deutsche Industrielandschaft<br />

auch zukünftig durch eine<br />

erfolgreiche Mischung aus mittelständischen<br />

Betrieben und großen Unternehmen<br />

aus. Treiber der Industrieproduktion in<br />

Deutschland sind dabei starke Leitbranchen,<br />

die ihre hohe Wettbewerbsfähigkeit<br />

auf den Weltmärkten behaupten werden.<br />

Zu den Leitbranchen zählen die Autoindustrie,<br />

der Maschinenbau, die Elektrotechnik,<br />

die chemische Industrie und die<br />

Kunststoffverarbeitung. Gemeinsam machen<br />

diese Branchen heute rund 65 Prozent<br />

der industriellen Produktion in Deutschland<br />

aus. Bis 2030 steigt dieser Anteil<br />

auf etwa 70 Prozent. Die Leitbranchen<br />

wachsen mit durchschnittlich 1,8 Prozent<br />

dynamischer als das übrige Verarbeitende<br />

Gewerbe.<br />

In Kooperation<br />

mit der IHK Darmstadt<br />

Rhein Main Neckar<br />

Das Magazin für<br />

berufliche<br />

Weiterbildung<br />

in Südhessen<br />

Deutsche Industrieprodukte bleiben auch<br />

in Zukunft aufgrund ihrer hohen Qualität<br />

im In- und Ausland gefragt. Deutsche Industrieunternehmen<br />

profitieren einerseits<br />

von einer wachsenden Nachfrage aus den<br />

Schwellenländern und andererseits von<br />

Nachfrageveränderungen, zum Beispiel<br />

von neuen Anforderungen im Zuge der<br />

Energiewende oder wachsenden Mobilitätsbedürfnissen.<br />

Als klarer Vorteil stellt sich der starke Industrieverbund<br />

heraus. Dieser sorgt dafür,<br />

dass jede Branche direkt auch vom Erfolg<br />

der anderen profitiert und gemeinsam<br />

komplexe Lösungen entwickelt werden.<br />

Viele Industriebranchen beziehen trotz<br />

einer zunehmenden Einbindung in die internationale<br />

Arbeitsteilung auch zukünftig<br />

den Großteil ihrer Vorleistungen aus dem<br />

Inland.<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 1 3<br />

Die vollständige<br />

Studie finden Sie<br />

auf der Website des<br />

vCI (www.vci.de)<br />

oder direkt hier:*<br />

Anzeigenschluss:<br />

14. Dezember 2012<br />

Quo future befasst sich umfassend mit den Themen Fort- und Weiterbildung,<br />

zeigt nicht alltägliche Möglichkeiten für Arbeitnehmer und vermittelt Tipps.<br />

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Kontakt<br />

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Henrike Fleher, Telefon 06151 387-945,<br />

E-Mail: henrike.fleher@darmstaedter-echo.de<br />

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Foto: Thinkstock<br />

1 4 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

mEGaCItIES bIEtEn<br />

WaChStumSChanCEn für EvonIk<br />

Evonik-vorstand Patrik Wohlhauser:<br />

„Wir können dazu beitragen, die globalen herausforderungen von megacities zu lösen.“<br />

Evonik hat die verstärkte weltweite Urbanisierung<br />

und die daraus entstehenden<br />

Megacities als Treiber für neue Wachstumsfelder<br />

und innovative Geschäftsideen<br />

identifi ziert.<br />

Aus diesem Grund hatte das Unternehmen<br />

Experten und Wissenschaftler<br />

am 24. und 25. Oktober in die Wissenschaftsstadt<br />

Darmstadt eingeladen, um Lösungen<br />

und Ideen für Fragestellungen der<br />

Megacities zu diskutieren. Unter dem Titel<br />

„Evonik Meets Science“ sucht das Spezialchemieunternehmen<br />

regelmäßig den Dialog<br />

mit der Wissenschaft.<br />

Evonik-Vorstand Patrik Wohlhauser: „Das<br />

Leben in großen Städten wird stark von<br />

den für Evonik wichtigen Megatrends Gesundheit,<br />

Ernährung, Ressourceneffi zienz<br />

und Globalisierung beeinfl usst, an denen<br />

das Unternehmen konsequent seine Geschäfte<br />

ausrichtet. Schon heute haben wir<br />

eine Vielzahl von Produkten im Portfolio,<br />

mit denen wir dazu beitragen können, die<br />

Herausforderungen von Megacities zu lösen.“<br />

Experten schätzen, dass im Jahr 2030 weltweit<br />

rund zwei Drittel der Menschen in<br />

Städten leben werden, heute ist es etwa die<br />

Hälfte. Derzeit gibt es gut 20 Megacities<br />

mit mehr als zehn Millionen Einwohnern,<br />

ihre Zahl wird weiter steigen. Verkehrssysteme,<br />

Energieversorgung, Wohnraum,<br />

Wasser- und Lebensmittelversorgung und<br />

nicht zuletzt die Umweltverschmutzung<br />

sind große Herausforderungen in diesen<br />

Riesenstädten. Wohlhauser dazu: „Evonik<br />

hat mit Kreativität und einem reichen<br />

Spektrum an Produkten und Technologien<br />

das Potenzial, mittel- und langfristig neue<br />

und intelligente Lösungen für die Megacities<br />

anbieten zu können.“<br />

Für die Diskussion dieser Themen hatte<br />

Evonik renommierte Wissenschaftler eingeladen,<br />

unter anderem den Zukunftsfor


scher Matthias Horx und Prof. Dr. Klaus<br />

Töpfer, Executive Director des Institute<br />

for Advanced Sustainability in Potsdam<br />

(siehe separaten Artikel).<br />

Die Vorträge der Wissenschaftler von<br />

Evonik in Darmstadt erlaubten einen Blick<br />

in die Zukunft der Megacities. Diese haben<br />

besondere Anforderungen zum Beispiel in<br />

Bezug auf den Individualverkehr. Zur Verringerung<br />

von Lärm und Emissionen sowie<br />

zur Entlastung des Parkplatzbedarfs bietet<br />

sich der Einsatz kleiner wendiger batteriebetriebener<br />

Elektrofahrzeuge an. Aus dem<br />

sächsischen Kamenz bei Dresden kommt<br />

der Antrieb der Zukunft: Hier stellt Evonik<br />

chemische Batteriezellkomponenten für<br />

großformatige Lithium-Ionen-Speichersysteme<br />

her. Wieder aufl adbare Batterien<br />

dieser Art sind das Herzstück von Elektrofahrzeugen.<br />

Je nach Region ist in dicht besiedelten<br />

Städten der Bedarf nach Kälte eine mindestens<br />

so große Herausforderung wie die<br />

umfassende Versorgung mit Wärme. Kälte<br />

für Klimatisierungs- oder Industrieanwendungen<br />

aus Wärme zu erzeugen, gelingt<br />

nachhaltig mit so genannten Absorptionskältemaschinen,<br />

indem diese zum Beispiel<br />

mit Abwärme oder Sonnenwärme angetrieben<br />

werden. Neue Einsatzgebiete, beziehungsweise<br />

eine verstärkte Anwendung<br />

dieser Technologie, könnten zukünftig mit<br />

chemischen Systemlösungen von Evonik<br />

gelingen.<br />

Vakuumisolationspaneele (VIP) sorgen für<br />

hocheffi ziente Isolation etwa von Kühlschränken.<br />

Die ausgezeichnete Isolationswirkung<br />

der Evonik-Kieselsäure Aerosil ® ,<br />

Evonik, der Industriekonzern aus Deutschland,<br />

in den auch das frühere Darmstädter<br />

unternehmen Röhm aufgegangen ist ,<br />

ist eines der weltweit führenden unternehmen<br />

der Spezialchemie.<br />

nach dem Prinzip der Thermoskanne in<br />

einem Vakuum angewendet, führt hier zu<br />

optimalen Ergebnissen auf engstem Raum.<br />

Die Isolationswirkung von Aerosil ® nutzt<br />

Evonik auch für ein völlig neues Produkt,<br />

das künftig als Dämm-platte im Bausektor<br />

Anwendung fi nden könnte. Die Vorteile<br />

der neuen Platten: diffusionsoffen, also<br />

durchlässig auch für Feuchtigkeit, nicht<br />

brennbar und bei gleicher Dämmleistung<br />

wesentlich schlanker als herkömmliche<br />

Stoffe.<br />

Eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet<br />

Plexiglas ® zur Beleuchtung von Megacities.<br />

Plexiglas ® ist aufgrund seiner hohen<br />

optischen Reinheit, der guten<br />

Verarbeitbarkeit und hohen<br />

Witterungsbeständigkeit<br />

hervorragend für den<br />

Einsatz in lichttechnischenAnwendungengeeiggeeignet.<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 1 5<br />

Dr. Peter Nagler, Chief Innovation Offi cer<br />

bei Evonik, sagte: „Um systematisch neue<br />

potenzielle Wachstumsfelder identifi zieren<br />

zu können, vorfolgen wir bei Evonik<br />

Ansätze wie Open Innovation, investieren<br />

über Corporate Venturing in vielversprechende<br />

Start<br />

Ups und haben<br />

mit unserem<br />

Corporate-Foresight-Team<br />

eigene Kompetenzen<br />

in<br />

der Zukunftsforschungaufgebaut.“<br />

Das<br />

Team erarbeitetzukunftsrobusteGeschäfte<br />

für das Spezialchemieunternehmen mit<br />

einem Zeithorizont von zehn bis 15 Jahren.<br />

Im Mittelpunkt stehen dabei künftige Bedürfnisse:<br />

Auf Basis von Trendanalysen<br />

werden Herausforderungen identifi ziert,<br />

die die Märkte von morgen bewegen werden.<br />

Derzeitiges Schwerpunktthema sind<br />

Technologien für den städtischen Raum. e<br />

»EvonIk hat mIt krEatIvItät<br />

und EInEm rEIChEn SPEktrum<br />

an ProduktEn und tEChnoloGIEn<br />

daS PotEnzIal, mIttEl- und<br />

lanGfrIStIG nEuE und<br />

IntEllIGEntE löSunGEn für dIE<br />

mEGaCItIES anbIEtEn zu könnEn.«<br />

Foto: Claus völker


1 6 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

GroSSE ChanCEn<br />

für ErnEuErbarE<br />

EnErGIEn<br />

darmstadtium –<br />

Ehemaliger umweltminister<br />

klaus töpfer<br />

spricht über<br />

herausforderungen der<br />

Energiewende<br />

klaus Töpfer,<br />

ehemaliger umweltminister,<br />

im Darmstadtium beim kongress<br />

„Evonik Meets Science“.<br />

Foto: Claus völker<br />

von karin Walz<br />

Die weitere Erforschung energierelevanter<br />

Technologien ist für den ehemaligen<br />

Bundesumweltminister Klaus<br />

Töpfer der Schlüssel für das Gelingen<br />

der Energiewende. Am Donnerstag,<br />

dem 25. Oktober skizzierte er auf<br />

Einladung der Evonik Industries AG im<br />

Darmstadtium die damit verbundenen<br />

Herausforderungen. Es sei gut, dass der in<br />

Deutschland bereits 2001 „mannhaft“ begonnene<br />

Ausstieg aus der Kernenergie fortgeführt<br />

werde. Denn, so ließ Klaus Töpfer,<br />

heute Direktor des Potsdamer Nachhaltigkeitsinstituts<br />

IASS, seine rund 200 Zuhörer<br />

aus Wirtschaft und Wissenschaft wissen:<br />

„Dadurch wurden Dinge in Bewegung<br />

gebracht.“ Nun komme es darauf an,<br />

diese auch in Bewegung zu halten –


national wie international. Schließlich ergäben<br />

sich gerade aus globalen Perspektiven<br />

für erneuerbare Energien sehr große<br />

Chancen.<br />

FoRSCHuNGSPoTENZIAL<br />

NoCH NICHT AuSGEREIZT<br />

Dabei nannte Töpfer gleich eine ganze<br />

Reihe von Themenfeldern, deren Forschungspotenzial<br />

noch nicht ausgereizt<br />

sei: die intelligente Verknüpfung von<br />

Stromerzeugung und -verbrauch, die Umwandlung<br />

von elektrischer Energie in Gas,<br />

die Entwicklung von Energiespeichern,<br />

der Abbau von Kohlendioxid durch künstliche<br />

Fotosynthese, der klimaschonende<br />

Einsatz fossiler Energieträger, die Biomassenutzung.<br />

An diesen Themen müsse<br />

weiter geforscht werden und hier sei die<br />

Energiewende, bei der es sich im Kern um<br />

eine „Stromerzeugungswende“ handle, der<br />

eigentliche Antriebsmotor.<br />

NEuE IMPuLSE FüR DIE FoRSCHuNG<br />

Schließlich habe die Konzentration auf die<br />

Kernenergie zu dem Fehlschluss geführt,<br />

die Energiefrage sei gelöst. Entsprechend<br />

main-Gebiet an den Standorten darmstadt, hanau<br />

und Worms. In den Industrieparks marl und<br />

hanau-Wolfgang kommen 50 – 60 auszubildende<br />

dazu, die Evonik im verbund mit anderen firmen<br />

am Standort ausbildet. In der regel übernimmt<br />

das unternehmen 90 – 95 % der auszubildenden<br />

direkt nach abschluss der ausbildung. von den<br />

neu ausgebildeten bei Evonik erhält mindestens<br />

jeder zweite einen unbefristeten vertrag,<br />

die übrigen werden möglichst länger befristet<br />

übernommen. oftmals folgt auch hier eine<br />

festanstellung. an den Standorten darmstadt<br />

und Worms beginnen in diesen tagen 110 junge<br />

menschen eine ausbildung.<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 1 7<br />

EvonIk<br />

Nachtrag zum Artikel „Evonik im Portrait als Ausbildungsunternehmen der Metropolregion Rhein-Main“<br />

In der letzten ausgabe des <strong>WirtschaftsEcho</strong>s<br />

(bildung und demografischer Wandel vom<br />

30. 8. 2012) berichteten wir über die vielfältigen<br />

möglichkeiten einer ausbildung bei der Evonik<br />

Industries aG in darmstadt. In diesem beitrag<br />

möchten wir nochmals den unterschied zwischen<br />

ausbildung und der berufsvorbereitenden<br />

maßnahme „Start in den beruf“ erläutern.<br />

Evonik Industries vergibt deutschlandweit etwa<br />

550 ausbildungsplätze, davon ca. 200 im rhein-<br />

Foto: Michael Lang<br />

wenig habe man geforscht. Mit der Schaffung<br />

eines Marktzugangs für erneuerbare<br />

Energien – Töpfer wies hier selbstbewusst<br />

auf das unter seiner Ägide verabschiedete<br />

Stromeinspeisungsgesetz hin – habe man<br />

auch der Forschung neue Impulse gegeben.<br />

„Die mittlerweile vorgenommene Kritik an<br />

den Vergütungssätzen für regenerativ erzeugten<br />

Strom ist richtig und Anpassungen<br />

sind nötig“, sagte Töpfer, „aber wir müssen<br />

aufpassen, dass uns dabei die technologische<br />

Entwicklung nicht völlig abreißt.“<br />

Schließlich gehe es bei der Energiewende<br />

nicht nur darum, die Kernenergie zu ersetzen.<br />

Gleichzeitig müsse der Kohlendioxidausstoß<br />

reduziert, die soziale Balance der<br />

Gesellschaft erhalten und die Versorgungs-<br />

Im odenwald ist die Akzeptanz<br />

zur Windkraft und deren vermeintlichen<br />

Segnungen groß, doch es melden sich<br />

auch kritiker zu Wort.<br />

sicherheit gewährleistet werden. Zudem<br />

dürfe die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen<br />

Industrie nicht gefährdet werden.<br />

Doch gerade vor dem Hintergrund einer<br />

steigenden Weltbevölkerung, deren Versorgung<br />

mit Energie eine große Herausforderung<br />

darstelle, seien, so Töpfer, entsprechende<br />

Technologien auch in globalem<br />

Maßstab von großem Interesse.<br />

darüber hinaus gibt es auch bewerber, die<br />

noch nicht reif für eine ausbildung sind. hier<br />

engagiert sich Evonik im rahmen von „Start in<br />

den beruf“ – einer maßnahme, die vor einigen<br />

Jahren vom bundesarbeitgeberverband Chemie<br />

und der IG bCE unter dem motto „Wir machen<br />

junge menschen ausbildungsfähig“ ins leben<br />

gerufen wurde.<br />

Im vergangenen Jahr hat Evonik seine Plätze<br />

konzernweit von 70 auf 100 aufgestockt, 38 davon<br />

bietet das unternehmen im rhein-main-<br />

Gebiet an. Ein Großteil der absolventen von<br />

„Start in den beruf“ bei Evonik erhält direkt im<br />

anschluss einen ausbildungsplatz.


1 8 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

lunGE ohnE bEfund –<br />

InfIltratE an dEr PErIPhErIE<br />

Im odenwald ist die Chemie eine randerscheinung mit dominanten Eckpunkten<br />

von Michael Lang<br />

Was sich wie die Diagnose eines Facharztes<br />

für Atemwegserkrankungen anhört,<br />

gibt in der Übersetzung den Stellenwert<br />

der chemischen Produktion im Odenwaldkreis<br />

wieder.<br />

Sieht man einmal vom in Darmstadt<br />

befindlichen Branchengiganten Merck<br />

ab, befinden sich erwähnenswerte Unternehmen<br />

mit überregionaler Bedeutung<br />

in südlicher, westlicher und nördlicher<br />

Richtung lediglich an den Kreisgrenzen.<br />

Gen Osten sind in dieser Hinsicht keine<br />

Landmarken auszumachen. Die nächsten<br />

relevanten Betriebe mit beachtlicher Größe<br />

befinden sich bereits im Rhein-Neckar-<br />

Kreis oder im Bereich Mannheim/Ludwigshafen<br />

und tangieren somit auch den<br />

geografischen Odenwald nur marginal.<br />

Die Abwesenheit großer Industrieanlagen<br />

mit chemischem Schwerpunkt erklärt sich<br />

einerseits durch historische Faktoren, aber<br />

Auch bei Nacht tut man im ICo<br />

kein Auge zu.<br />

Foto: ICo<br />

auch durch die fehlende Infrastruktur und<br />

nicht existierende verkehrstechnische Anbindungen,<br />

die eine Ansiedlung solcher<br />

Unternehmen unattraktiv macht. Auf bedeutende<br />

Firmen mit überlokalem Tätigkeitsprofil<br />

trifft man allerdings in unmittelbarer<br />

Nähe der Kreisgrenzen.


Chemiestandort darmstadt und Südhessen 1 9<br />

bayErn bEWährt SICh auCh Im nordWEStlIChEn zIPfEl<br />

Industrie Center Obernburg (ICO) – Einen<br />

Steinwurf von der hessischen Landesgrenze<br />

entfernt, zeigt der Freistaat Profil. Das<br />

Industrie Center Obernburg (ICO) verbindet<br />

die Vorteile unmittelbarer Nähe zum<br />

internationalen Wirtschaftszentrum Frankfurt<br />

mit bayerischen, stabilen Verhältnissen.<br />

Die verkehrsgünstige Lage macht<br />

kurzfristige Änderungen auch in logistischer<br />

Hinsicht möglich. Aktuell arbeiten<br />

zirka 3000 Beschäftigte auf dem Gelände,<br />

das zurzeit 35 Firmen beherbergt. Vor 90<br />

Jahren wurde der Standort als Produktionswerk<br />

der Vereinigten Glanzstoff Fabriken<br />

AG mit damaligem Sitz in Wuppertal im<br />

Jahr 1924 gegründet. Mehrfach änderte der<br />

Mutterkonzern im Laufe seines Bestehens<br />

den Namen: Glanzstoff AG, ENKA AG,<br />

Akzo, Akzo Nobel und Acordis sind Beispiele<br />

hierfür. Die zurzeit am Standort agierenden<br />

Unternehmen sind weiterhin größtenteils<br />

dem Sektor Chemie verpflichtet.<br />

Mit vorwiegend mittelständischer Prägung<br />

arbeiten sie in den Branchen Chemiefasern,<br />

Kunststofftechnik, Medizin- und Biotechnologie<br />

sowie Geosynthetics, worunter<br />

man verschiedene artifizielle Erdbaukomponenten<br />

oder Drainagesysteme versteht,<br />

wie sie aktuell beim Bau des Gotthardtunnels<br />

in der Schweiz zum Einsatz kommen.<br />

Vom Gedanken der Synergie geleitet, hat<br />

man 2002 die überkommenen Werksstrukturen<br />

aufgelöst und die bestehenden<br />

Produktionseinheiten rechtlich verselbständigt.<br />

Das ICO hat sich auf weitere<br />

Expansion eingestellt. So erweitert des-<br />

sen Betreiber- und Industrieservicegesellschaft,<br />

die Mainsite GmbH & Co. KG, das<br />

Flächenangebot aktuell um rund 40 Hektar.<br />

Bereits jetzt zählt das ICO mit einer Gesamtfläche<br />

von mehr als 1,7 Quadratkilometern<br />

zu den größten Industriestandorten<br />

im bayrischen Teil des internationalen<br />

Wirtschaftsraums Frankfurt-Rhein-Main.<br />

Die Betreibergesellschaft Mainsite stellt<br />

über das standorteigene Kraftwerk alle Arten<br />

von Energie und Wasser zur Verfügung.<br />

Die fachgerechte Entsorgung von Abwasser<br />

und Abfällen wird ebenfalls übernommen.<br />

Mit der Tochter Mainsite-Analytik<br />

steht ein Analytiklabor zur Verfügung, das<br />

unter anderem die Automobilindustrie und<br />

ihre Zulieferer bei der Qualitätssicherung,<br />

der Prozessoptimierung, der Produktentwicklung<br />

und in der Analytik von Scha-<br />

dIE ChEmIEnaChfraGE StEIGt<br />

auCh In dEn InduStrIEländErn.<br />

dort fIndEt WEnIGEr EIn<br />

volumEnWaChStum Statt<br />

alS vIElmEhr EInE naChfraGEvErSChIEbunG<br />

zuGunStEn<br />

hoChWErtIGEr und hoChPrEISI-<br />

GEr InnovatIvEr ChEmIkalIEn.<br />

densfällen unterstützt. Seit 2010 unterhält<br />

die Hochschule Aschaffenburg im ICO ein<br />

Wissenstransferzentrum für verschiedene<br />

Hightech-Bereiche.<br />

Das Luftbild des ICo vermittelt einen Eindruck von der Größe des Areals.<br />

Im WEStEn ImmEr WaS nEuES – nICht nur CaParol Im kataloG<br />

Marktführer im Bereich Baufarben: DAW<br />

aus Ober-Ramstadt – Rot gesehen haben<br />

die Menschen aus aller Welt bei den<br />

Olympischen Spielen in China. Und dies<br />

ist überhaupt nicht politisch gemeint. Denn<br />

der leuchtende Anstrich der Wandflächen<br />

des Pekinger Stadions ist ein Farbtupfer<br />

aus Hessen. Genauer gesagt aus Ober-<br />

Ramstadt. Dort hat man die Zusammensetzung<br />

des glänzenden Anstrichs beim<br />

Farben- und Dämmsystemhersteller DAW<br />

eigens für diesen Zweck entwickelt. Die<br />

Firmengruppe der Deutschen Amphibolin-<br />

Werke von Robert Murjahn Stiftung &<br />

Co.KG (DAW) ist mit einem Jahresumsatz<br />

von zuletzt rund 1,3 Milliarden Euro<br />

Marktführer bei Baufarben in Deutschland,<br />

Österreich und der Türkei sowie die Nummer<br />

drei in Europa. Neuentwicklungen gehören<br />

selbstverständlich zum Profil hinzu,<br />

doch automatisch verbindet man mit DAW<br />

den Namen Caparol. 1400 Tonnen Farbe<br />

produzieren die in Familienbesitz befindlichen<br />

Werke in den Hauptzeiten täglich<br />

allein in Ober- Ramstadt. An diesen Tagen<br />

werden rund 100 000 Gebinde aller<br />

Größenordnungen mit Farbe gefüllt. „Wir<br />

haben über eine Million Farbtonrezepturen<br />

im Repertoire und entwickeln jedes Jahr<br />

auf Kundenwunsch bis zu 12 000 Sonder-<br />

Foto: ICo


Foto: DAW<br />

2 0 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

farbtöne“, sagt Pressesprecherin Karin Laberenz.<br />

Das bekannte „Alpinaweiß“ kam<br />

bereits 1901 auf den Markt und gilt als<br />

Europas „meistverkaufte Innenfarbe“ im<br />

Heimwerkerbereich. Der bunte Elefant mit<br />

dem schwingenden Pinselschwanz ist das<br />

Logo von Caparol, der Farbe für Profi s wie<br />

Maler und Gestalter. Als „Dickhäuter“ ist<br />

diese Marke wohl unschlagbar.<br />

Gegründet wurde das Unternehmen 1895<br />

von Robert Murjahn. Hergestellt werden<br />

unter anderem auch Lacke, Lasuren und<br />

Dämmmaterialien. Für die Kompetenz<br />

dieses chemischen Betriebes mit seiner<br />

117-jährigen Geschichte sprechen das<br />

System NespriTec zur nebelfreien Beschichtung,<br />

die emissions- und lösemittelfreien<br />

E.L.F.-Farben oder die Nano<br />

-Quarz-Gitter Technologie für langfristig<br />

saubere Fassaden. Produkte des südhessi-<br />

Im SüdEn StEllt CatalEnt dIE kaPSEln hEr<br />

R.P. Scherer ist in US-Konzern gemündet<br />

– Zum badischen Eberbach zählend<br />

und in unmittelbarer Nachbarschaft an<br />

das im Odenwaldkreis gelegene Beerfelden<br />

grenzend, stellt die Firma R.P. Scherer<br />

– jetzt dem amerikanischen Konzern<br />

Catalent gehörend – seit 1950 medizinische<br />

Produkte her. Vornehmlich werden<br />

Die richtige Mischung<br />

macht´s: Bei DAW in<br />

ober-Ramstadt legt man<br />

großen Wert auf die Ausbildung<br />

der Lacklaboranten. Denn<br />

die Lehrlinge von heute sind die<br />

Spezialisten von morgen.<br />

Foto: DAW<br />

schen Herstellers sind an den Innenwänden<br />

des Bundeskanzleramtes, an mehr<br />

als einhundert Hausfassaden in Sankt-<br />

Petersburg und am Brandenburger Tor in<br />

Berlin zu fi nden. Für den Bau der Münchener<br />

Allianz-Arena haben die Ober-<br />

Ramstädter „eine metallisch wirkende<br />

Spezialbeschichtung“ entwickelt, um den<br />

Lichtfarben rot, blau und weiß – diese<br />

zeigen an, ob die Bayern, die Löwen oder<br />

hier Weichkapseln aus Gelatine für pharmazeutische<br />

Zwecke produziert. Die R.P.<br />

Scherer GmbH und Co. KG wurde zusammen<br />

mit den Deutschen Gelatine-Fabriken<br />

(DGF) als erstes deutsch-amerikanisches<br />

Joint Venture der Nachkriegszeit an diesem<br />

Standort gegründet. Anfänglich waren<br />

es vornehmlich Lebertrankapseln, die er-<br />

keiner von beiden gerade spielt – eine<br />

„neutrale Farbigkeit entgegenzusetzen“.<br />

Innovationskraft, Beständigkeit, Schutz<br />

der Umwelt sowie Qualitäts- und Umweltbewusstsein<br />

werden in der Unternehmensphilosophie<br />

als tragende Säulen genannt.<br />

Zudem möchte man eine führende Position<br />

in der Branche im Bereich Nachhaltigkeit<br />

einnehmen. DAW bekennt sich zu<br />

den zehn Grundwerten aus den Bereichen<br />

Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz<br />

und Korruptionsbekämpfung. In<br />

der Kategorie Nachhaltigkeit gab es für die<br />

DAW schon viele Prämierungen. Weltweit<br />

ist die Gruppe in über 30 Ländern tätig.<br />

Rund 4700 Angestellte arbeiten in Österreich,<br />

Italien, Schweden und Frankreich<br />

sowie in europaweiten Vertriebsstützpunkten.<br />

Ein Blick auf den Logistikbereich von<br />

DAW. Im vordergrund wartet bereits ein<br />

LkW mit dem pinselschwingenden<br />

Elefanten.<br />

zeugt wurden. Ebenso fertigte der Betrieb<br />

Multivitaminpräparate und ätherische Öle.<br />

Heute produziert man Arzneimittel für den<br />

Weltmarkt. Zertifi zierungen nimmt die US-<br />

Zulassungsbehörde FDA vor. Die Produktionsstätte<br />

fertigt zudem Zytostatika, also<br />

Mittel zur Hemmung des Zellwachstums<br />

bei Krebserkrankungen.


mIkroorGanISmEn,<br />

biotechnologie –<br />

Studententeam der<br />

tu darmstadt startet mit<br />

„bio-bricks“ bei einem<br />

Wettbewerb in amsterdam<br />

von karin Walz<br />

Mit der Idee, Mikroorganismen zum Abbau<br />

von Kunststoffen einzusetzen, tritt ein<br />

interdisziplinäres Team der Technischen<br />

Universität (TU) erstmals beim „iGEM“,<br />

einem internationalen Wettbewerb für synthetische<br />

Biologie, an. Davon, dass die in<br />

den letzten Monaten gewonnenen Erkenntnisse<br />

auch in großtechnischem Maßstab<br />

eingesetzt werden könnten, ist Henrik Cordes<br />

überzeugt.<br />

Der Masterstudent der Molekularen<br />

Biotechnologie gehört zum Kern einer<br />

Studentengruppe, die seit einem Jahr<br />

daran arbeitet, Escherichia Coli-Bakterien<br />

genetisch so zu verändern, dass diese den<br />

Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET)<br />

abbauen. „Wenn man sieht, wie weit wir<br />

neben dem Studium gekommen sind, kann<br />

man sich vorstellen, was für Fortschritte<br />

man noch erzielen kann, wenn sich ein<br />

Forscherteam der Sache konzentriert annimmt.“<br />

Denn mittels künstlich hergestellter Gen-<br />

Bausteine – so genannten „Bio-Bricks“<br />

– konnte das Team bei den Bakterien die<br />

Produktion von Enzymen anstoßen, die<br />

PET aufspalten. Von den so gewonnen Abbauprodukten<br />

kann ein Teil von den Bakterien<br />

selbst als Energielieferant genutzt,<br />

der andere könnte als Basisprodukt in der<br />

chemischen Industrie eingesetzt werden.<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 2 1<br />

dIE kunStStoffE<br />

vErdauEn<br />

Da ein Großteil der jährlichen PET-Produktion<br />

von rund 40 Millionen Tonnen in<br />

die Umwelt gelangt und sich dort umkontrolliert<br />

anreichert, könnten die nun erzielten<br />

Ergebnisse großen Wert für den praktischen<br />

Umweltschutz haben.<br />

INTERESSANT FüR<br />

DIE ALLGEMEINHEIT<br />

„Deshalb haben wir uns das Thema auch<br />

gewählt“, sagt Henrik Cordes. „Die damit<br />

verbundenen Fragen sind nicht nur aus<br />

wissenschaftlicher Sicht interessant, sondern<br />

auch für die Allgemeinheit.“ Doch<br />

erst einmal geht es nun darum, beim europäischen<br />

Finale des „iGEM“-Wettbewerbs<br />

in Amsterdam zu punkten.<br />

54 Teams, darunter elf aus Deutschland,<br />

konkurrieren dort um die Gunst der Jury.<br />

Die TU beteiligt sich an dem 2003 vom<br />

Bostoner Massachusetts Institute of Technology<br />

initiierten Wettbewerb zum ersten<br />

Mal. Siebzehn Teams kommen in die<br />

nächste Runde und stellen sich der weltweiten<br />

Konkurrenz.<br />

Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden<br />

dabei nicht nur die erzielten Neuerungen<br />

auf Basis der synthetischen Biologie. Zur<br />

Wettbewerbsaufgabe gehört auch, das<br />

Forschungsprojekt der Öffentlichkeit zu<br />

vermitteln. Deshalb ist beim Darmstädter<br />

Projekt neben den Fachbereichen Biolo-<br />

Erfinderisch: Die Tu-Studenten Sascha<br />

Hein, Henrik Cordes und Philipp Rottmann<br />

im Labor mit ihrem Maskottchen<br />

„PET.er“<br />

gie, Chemie und Informatik auch die Philosophie<br />

beteiligt. „Wir haben gemeinsam<br />

überlegt, welche Legitimation hinter unserer<br />

Forschungsarbeit steht und wie eine<br />

Technikfolgenabschätzung vorgenommen<br />

werden kann“, erklärt Cordes. Zudem hat<br />

die Gruppe ihr Projekt bei der Umweltbörse<br />

sowie bei einer Veranstaltung zur Gentechnologie<br />

präsentiert und zur Diskussion<br />

gestellt. Mit auf den Weg nach Amsterdam<br />

macht sich auch Maskottchen „PET.er“ –<br />

ein mit Kochmütze bestücktes Bakterium,<br />

das gerade dabei ist, eine PET-Flasche zu<br />

vernaschen. „Die Figur ist einfach so im<br />

Laufe des Projekts entstanden. Und da ihn<br />

alle gut fanden, gehört er jetzt einfach mit<br />

dazu“, sagt Cordes.<br />

Falls der Glücksbringer in Amsterdam<br />

nicht wirken sollte, bleibt allen Projektbeteiligten<br />

die Gewissheit, dass die Idee der<br />

PET-abbauenden Mikroorganismen auf jeden<br />

Fall weiter erforscht werden soll.<br />

Foto: Claus völker


Foto: privat<br />

2 2 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

köChE für krEatIvE kulInarIk<br />

ohnE kunStkäSE<br />

und konSortEn<br />

von Michael Lang<br />

Gutes Gemüse kommt nicht aus dem Convectomaten, sondern wird bei Bedarf frisch zubereitet.<br />

Die Internationalisierung feiert in<br />

Deutschland auch in der Gastronomie furios<br />

ihren Einzug. Schon lange preist man<br />

die Pizza von Paolo oder lobt die Paella<br />

von Pedro. Das ist gut so, denn Vielfalt<br />

macht Freude. Wer kennt aber noch die<br />

guten Gerichte aus Großmutters Küche?<br />

Da ist die Tendenz zum Vergessen doch<br />

recht groß. Dies auch im Odenwald,<br />

einer Region, in der sich die Menschen<br />

einst durch ihre Bodenverbundenheit auszeichneten.<br />

Die Kooperation „Odenwald-<br />

Gasthaus“, der acht Restaurantbetriebe<br />

angehören und die mit über 40 lokalen<br />

Zulieferern arbeitet, hat sich die Wiederbelebung<br />

gesunder Traditionen zur Aufga-<br />

kooperation „odenwald-Gasthaus“<br />

kickt kastraten aus der küche<br />

be gemacht. Vieles<br />

gibt es nämlich<br />

neu zu entdecken.<br />

Schließlich will<br />

man weder im<br />

Einheitsbrei rühren,<br />

noch fremde<br />

Suppen auslöffeln.<br />

Denn der heimische<br />

Tisch ist reich gedeckt.<br />

Die familiengeführten<br />

Betriebe lassen<br />

sich gerne in die Töpfe<br />

gucken. Da wundert es nicht,<br />

dass schon so mancher den Odenwälder<br />

Gerichten lebenslang verfiel!<br />

So sehen die Wirte den lokalen Einkauf als<br />

Ehrensache an. Dafür legen sie die Hand<br />

ins Herdfeuer. Streng sind die freiwillig<br />

auferlegten Regeln, eng die selbst angelegten<br />

Fesseln: Deshalb kann man den Odenwald<br />

auf der Zunge spüren! Echt und unverfälscht.<br />

Serviert wird nur, was auch von<br />

hier kommt. Indizien sind den Wirten zu<br />

wenig, sie liefern Beweise: Die Speisekarten<br />

zeugen als beglaubigte Dokumente von<br />

der Einhaltung der gegebenen Gesetze.<br />

LIEFERANTEN SIND DokuMENTIERT<br />

uND DINGFEST GEMACHT<br />

So hat Odenwälder Herkunft eine zuversichtliche<br />

Zukunft. Die Kooperation<br />

„Odenwald-Gasthaus“ legt dem Gast ein<br />

ehrliches Stück Odenwald in den Mund,<br />

lässt ihn Platz nehmen an der Schmeckbar<br />

einer Heimat mit Herz. Jeder kocht natür-<br />

lich sein eigenes Süppchen, schließlich ist<br />

Individualität der absolute Trumpf. Die<br />

Lokale bereichern sich somit gegenseitig<br />

in unverwechselbarer Qualität und bedingungsloser<br />

Glaubwürdigkeit. Da verfällt<br />

man gerne der Qual der Wahl und folgt<br />

freiwillig den gelb gestreiften Fahnen mit<br />

dem grünen Logo. Das Credo der kreativen<br />

Köche lautet: Nur was in regionaler<br />

Wertschöpfung erschaffen wurde, kann im<br />

Kochtopf seine einzigartige Geschmacksnote<br />

entfalten. Denn kritische Kunden<br />

fordern eine kompromisslose Küche. Und<br />

gute Gäste verdienen ehrliches Essen. Die<br />

Kooperation „Odenwald-Gasthaus“ verspricht<br />

und erzeugt vorzügliche Qualität.<br />

So fungiert der Verbund als kulinarisches<br />

Aushängeschild der Region, als veritable<br />

Visitenkarte für erstklassige Einkehr. Kurze<br />

Transporte, nachvollziehbare Wege und<br />

eine unnachahmliche Frische sind nur drei<br />

Eckpfeiler in den umfassenden Statuten.<br />

TEILFERTIGPRoDukTE LEHNEN DIE<br />

küCHENMEISTER RIGoRoS AB<br />

Convenience nennt sich die Koch„kultur“,<br />

die von Food-Designern und Nahrungsmittel-Stylisten<br />

entworfen wurde. Die<br />

Speisen sind bereits teilweise vorbereitet,<br />

praktisch verpackt und lassen sich im<br />

Kombidämpfer, dem so genannten Convectomaten,<br />

zeitsparend fertigstellen. Dies<br />

spart Stunden, Mühe und Personal. Die<br />

Gerichte sind auf das Gramm genau portioniert<br />

und werden dort zubereitet, wo es<br />

schnell gehen muss und das Essen nicht


viel kosten darf. Gewerbeküchen haben,<br />

um wirtschaftlich zu arbeiten, oft keine<br />

anderen Möglichkeiten. Ebenso braucht<br />

es dazu nicht zwingend gelerntes Personal.<br />

„Computergesteuerte Programme mit<br />

todsicheren Piktogrammen geben die Verfahrensweise<br />

vor“, sagt Küchenmeister<br />

Rainer Schäfer von der Kooperation der<br />

acht Aufrechten und findet: „Das ist zwar<br />

verständlich, hat aber mit handwerklicher<br />

Zubereitung wenig zu schicken.“ Auf das<br />

Schärfste verurteilen die Köche allerdings<br />

künstliche Produkte, wie Formschinken<br />

oder Analogkäse. „Da kocht uns die Galle<br />

über!“, sagen die Gastronomen hierzu<br />

unisono. Solches Gebaren habe nichts<br />

mit der gediegenen Genusskultur einer<br />

gewachsenen Landschaft zu tun. Wer in<br />

einem der acht Odenwald-Gasthäuser einkehrt,<br />

bekommt die Forellenfilets direkt<br />

vom frischen Fisch, erhält den Schinken<br />

vom wahrhaftigen Schwein und isst seinen<br />

Käse aus vollwertiger Milch. Übrigens:<br />

Abwechslung ist immer angesagt. Die Küchen<br />

greifen saisonale Angebote auf und<br />

zaubern daraus tagtäglich tolle Speisen.<br />

Ehrlich und nachhaltig, frisch und gesund,<br />

natürlich und unverfälscht, authentisch<br />

und echt, ehrlich und partnerschaftlich.<br />

Und dies sind für die Kooperation „Odenwald-Gasthaus“<br />

keine Worthülsen, sondern<br />

die gelebte Philosophie ausgewiesener<br />

Genusshandwerker. Denn die sind mit<br />

Leib und Seele beratungsresistente Überzeugungstäter.<br />

Schon mancher Gast hat<br />

sich in lebenslange Schmackhaft begeben.<br />

Und vorzeitige Entlassungen erfolgreich<br />

abgelehnt!<br />

„CHEMIE HAT AuF DER<br />

SPEISEkARTE kEINE CHANCE!“<br />

Wenn die Wirte und Köche der Odenwald-<br />

Gasthäuser auf die aktuelle Nahrungsmittellandschaft<br />

blicken, stößt ihnen also<br />

manches übel auf. „Von gesunden Inhaltstoffen<br />

entkräftete Produkte hauen einen<br />

Kahlschlag in die gediegene Genusskultur,<br />

geschickte Werbestrategen propagieren<br />

Kastraten als Gaumenfreuden und verkaufen<br />

den Gast schlichtweg für dumm“,<br />

meint Vorsitzender Armin Treusch. Mit<br />

ernährungswissenschaftlichen Taschen-<br />

Foto: Privat<br />

spielertricks setze man dem Konsumenten<br />

eine Qualität vor, die man als solche gar<br />

nicht bezeichnen dürfte. Geschmacksverstärker,<br />

Farbstoffe, Füll- und Konservierungsmittel<br />

fluten die so genannte E-Liste<br />

der genehmigten zusätzlichen Dreingaben.<br />

Niemanden störe dies, wenn diese Mittelchen<br />

nur sauber deklariert seien. Ein<br />

Beispiel für geschmacklose Reisen zu vergällten<br />

Speisen: Formschinken wird aus<br />

verschiedenen Teilen zusammengesetzt,<br />

biophysikalische Klebefertigkeiten dominieren<br />

das Ergebnis. Keine Sau hat die andere<br />

jemals gekannt.<br />

Aus Pflanzenfetten würden pfundige Laibe<br />

gebastelt, Kunstkäse genannt. „Doch<br />

wo ist hier die Käsekunst?“, fragt sich<br />

Gastronom Schäfer. Auch sei der Fettanteil<br />

wesentlich höher. „Vorsicht, der Preis<br />

ist heiß!“, wissen die Fachleute. Allergiker<br />

können empfindlich auf eventuelle Sojaanteile<br />

reagieren. Und die Geschmäcker?<br />

Wenig lecker! Denn Imitate konnten noch<br />

nie das Original toppen. Lustig geht es<br />

weiter: Von wegen Garnele! Oft komme<br />

Surimi auf den Tisch. Dies bedeutet im Japanischen<br />

gemahlenes Fleisch, ist eine aus<br />

Fisch geformte feste Masse und strafe den<br />

Armin Treusch, vorsitzender der<br />

kooperation „odenwald-Gasthaus“,<br />

sagt ohne Einschränkung:<br />

„Handwerklich ist besser, und Chemie<br />

hat im Essen nichts verloren!“<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 2 3<br />

Ein schmackhaftes Schnitzel ohne künstlichen Schnickschnack.<br />

Genießer Lügen. Garnelen formen? Dies<br />

erlauben die Normen! Auch bei der Milch<br />

sitze man einer Milchmädchenrechnung<br />

auf: „So genannte ESL-Milch ist länger<br />

haltbar, aber weniger reich an Vitaminen<br />

und Geschmack als die Frischmilch“, erklärt<br />

Treusch. Fazit der Köche: „Mit unseren<br />

Lieferanten setzen wir auf traditionelles<br />

Handwerk und unverfälschten Genuss.<br />

Dessen dürfen Sie sich als Gast gewiss<br />

sein.“<br />

Infos unter www.odenwald-gasthaus.de<br />

Foto: Michael Lang


2 4 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

WIEvIEl ChEmIE<br />

WIll und brauCht<br />

dEr mEnSCh?<br />

Was haben Nylonstrümpfe, Tütensuppen,<br />

Gartenschläuche und Handcremes gemeinsam?<br />

Auf den ersten Blick wohl nichts<br />

– und doch finden wir in zahlreichen alltäglichen<br />

Gegenständen in irgendeiner<br />

Weise Chemikalien wieder. Der durchschnittliche<br />

Deutsche kleidet sich in Jeans,<br />

die aufgrund des großen Stretch-Anteils<br />

besonders gut sitzt, trinkt eine erstaunlich<br />

lange haltbare Limonade und cremt sich<br />

mit straffender Gesichtscreme ein.<br />

Durch den Einsatz von chemischen Zusatzstoffen<br />

erhalten Nahrungsmittel<br />

überaus praktische Eigenschaften – durch<br />

Konservierungsmittel sind sie sehr lange<br />

haltbar, die Fruchtjoghurt-Schokolade<br />

etwa schmeckt so richtig kräftig nach Erdbeere<br />

und die rosafarbene Lyoner-Wurst<br />

sieht frisch und schmackhaft aus. Erst die<br />

aufmerksame Lektüre der Inhaltsstoffe<br />

lässt uns aufhorchen und wundern, wie viel<br />

„E-Stoffe“ in einer Konservendose Ravioli<br />

enthalten sein können. Einerseits weiß der<br />

Mensch diese erfreulichen Eigenschaften<br />

zu schätzen, die das Beifügen chemischer<br />

Zusatzstoffe mit sich bringt, andererseits<br />

reagieren viele Menschen geradezu „allergisch“<br />

auf Konservierungsstoffe und<br />

bevorzugen „natürliche“ Lebensmittel.<br />

Es scheint, als ob der „Durchschnittsdeutsche“<br />

ein prinzipielles Vertrauen in die<br />

chemische Industrie hat oder zumindest<br />

nicht allzu viele Gedanken an die Inhaltsstoffe<br />

beim Verspeisen einer Fertigpizza<br />

von Tanja Wolfram<br />

verschwendet, und doch geht der Trend<br />

unweigerlich in Richtung Öko-Kosmetik<br />

und Bio-Lebensmittel. Im Lebensmittelbereich<br />

ist ein Wandel des Bewusstseins in<br />

den letzten Jahren deutlich spürbar.<br />

Nicht neu ist die Wahrnehmung der chemischen<br />

Industrie in Verbindung mit der<br />

Umwelt. Chemie und Natur passen auf<br />

den ersten Blick nicht wirklich zusammen,<br />

gilt erstere doch oftmals als potentiell<br />

gefährlich und in ihrem Produktionsprozess<br />

umweltschädlich. Unweigerlich drängen<br />

sich Bilder von rauchenden Schorn -<br />

steinen und „verdächtigen“ Abwasserkanälen<br />

auf, wobei sich die Chemie-Industrie<br />

wie so viele andere Branchen dem<br />

Umweltschutz und einer Nachhaltigkeit<br />

verschrieben hat. Tatsächlich ist die Emission<br />

der Chemie-Branche beträchtlich<br />

und natürlich braucht es für die stoffumwandelnden<br />

Prozesse sehr viel Energie.<br />

Jedoch möchte die Chemie-Industrie neben<br />

dem Erreichen der Zielsetzungen im<br />

Umweltschutz auch aus eigenem Interesse<br />

möglichst an kostenintensiven Ressourcen<br />

wie Energie sparen und somit die Natur<br />

schonen.<br />

Und doch gibt es immer wieder einschneidende<br />

Ereignisse, die das Vertrauen in<br />

chemische Produkte oder die Toleranz sowie<br />

Ignoranz der geheimen Befürchtungen<br />

schlagartig und messbar erschüttern, wie<br />

etwa Unfällen in Chemiebetrieben. Im<br />

Jahr 1993 wurden durch einen Zwischenfall<br />

in einem Frankfurter Höchst-Werk<br />

mehrere Tonnen eines chemischen Gemischs<br />

freigesetzt, in dessen Folge „gelber<br />

Regen“ in der Umgebung niederging.<br />

„Beim Chemie-Unfall der Hoechst AG<br />

entging die Bevölkerung nur knapp einer<br />

Katastrophe“, so beschrieb der Spiegel<br />

die Situation. Solche Unfälle und „Beinahe-Katastrophen“<br />

wirken sich zwangsläufig<br />

auf das Vertrauen der Bevölkerung<br />

in die chemische Industrie aus. Genoss die<br />

Branche laut einer Umfrage im Auftrag<br />

des Verbandes der Chemischen Industrie<br />

(VCI) 1992 noch das Vertrauen von 65<br />

Prozent der Befragten, bewirkte der Zwischenfall<br />

in Höchst laut einer Umfrage<br />

im Auftrag des FOCUS einen deutlichen<br />

Vertrauensverlust bei 90 Prozent der<br />

Studien-Teilnehmer. Wohl keiner wollte<br />

mehr in der Nähe eines Chemikalien ver-<br />

oder bearbeitenden Unternehmens wohnen.<br />

Trotz der wirtschaftlichen Erfolge herrscht<br />

eine unterschwellige und beiläufige Skepsis<br />

in der Wahrnehmung, die mit einiger<br />

Konstanz abrupt durch die Medienlandschaft<br />

bekräftigt wird. Schreckensmeldungen<br />

wie „Weichmacher“ in Kinderspiel-


Foto: Tanja Wolfram<br />

zeug, Pestizide in Obst und Gemüse oder<br />

Allergien auslösende synthetische Duftstoffe<br />

in Cremes lassen punktuell immer<br />

wieder aufhorchen und regen die Diskussionen<br />

zum verantwortungsvollen Gebrauch<br />

von Chemikalien an. Die Studie „Chemie<br />

im Alltag“ (2010) des Bundesinstituts für<br />

Risikobewertung fragte nach der Risikowahrnehmung<br />

der deutschen Bevölkerung<br />

bei Produkten mit chemischen Inhaltsstoffen.<br />

Bei der Frage nach Eigenschaften chemischer<br />

Produkte antworteten 78 Prozent<br />

der Befragten mit „gefährlich“ und nur<br />

drei Prozent mit gesund. Natürliche Produkte<br />

hingegen wurden von 87 Prozent der<br />

Teilnehmer mit „gesund“ betitelt und nur<br />

8 Prozent konnten bei diesen Produkten<br />

„gefährliche“ Eigenschaften ausmachen.<br />

Trotz diesen klaren Aussagen können sich<br />

87 Prozent der Befragten dennoch ihren<br />

Alltag ohne Chemikalien gar nicht vorstellen,<br />

71 Prozent meinen, dass der Alltag<br />

durch ihren Gebrauch wesentlich erleichtert<br />

wird.<br />

Der Mensch neigt tendenziell dazu Chemie<br />

und alles künstlich Hergestellte im ersten<br />

Augenblick zu verteufeln. Nicht vergessen<br />

sollte man allerdings die zahlreichen Bereicherungen<br />

für unser Leben wie auch für<br />

die Umwelt, welche durch Wissenschaft<br />

und Forschung in der Chemie-Branche<br />

hervorgebracht wurden. Musste Wäsche<br />

früher unter hohem Energieverbrauch und<br />

großen Wassermengen als Kochwäsche<br />

gereinigt werden, helfen heute Enzyme,<br />

Bleichmittel und Polymere dabei, dass auf<br />

die Kochwäsche größtenteils verzichtet<br />

werden kann. Der Energieverbrauch beim<br />

Wäschewaschen hat sich in den letzten 35<br />

Jahren mehr als halbiert. Ein anderes Beispiel<br />

sind chemisch entwickelte Stoffe für<br />

die Gebäudedämmung, die den Heizbedarf<br />

und somit etwa den Erdölverbrauch reduzieren.<br />

Die Einsparungen an Kohlendioxid<br />

in einem Jahr sind um ein mehrfaches höher<br />

als die CO 2-Emission, die bei der Produktion<br />

der Dämmstoffe verursacht werden.<br />

Ist die Produktion chemischer Stoffe<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 2 5<br />

auch kurzfristig umweltbelastend, können<br />

die Erzeugnisse viel für den Umweltschutz<br />

leisten.<br />

Das Verhältnis „Mensch-Chemie“ scheint<br />

schon immer eine zwiespältige Liebesgeschichte<br />

zu sein, das durch Negativmeldungen<br />

im Wandel bleibt. Einerseits ist<br />

die Chemie-Industrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />

und Arbeitgeber, andererseits<br />

sollte sie möglichst weit weg vom Wohnort<br />

angesiedelt sein. Wir verknüpfen Chemikalien<br />

in unserer Wahrnehmung eher<br />

mit negativen Eigenschaften wie „gefährlich“<br />

oder „umweltschädlich“, können uns<br />

ein Leben ohne den Einsatz chemischer<br />

Produkte und die daraus entstehenden Vereinfachungen<br />

des Lebens kaum vorstellen.<br />

Im Alltag wird selten ein Gedanke an Risiken<br />

verschwendet, aber auch selten an<br />

die Vorteile und Fortschritte gedacht, die<br />

wir der Wissenschaft und Forschung in der<br />

Chemie-Branche zu verdanken haben – bis<br />

der nächste Zwischenfall die Diskussionen<br />

wieder anheizt.


Alle Fotos: darmstadtium/juergenmai.com<br />

2 6 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

darmStadtIum –<br />

EIn vErbIndEndES ElEmEnt<br />

zWISChEn WIrtSChaft<br />

und WISSEnSChaft<br />

Was verbindet das Wissenschafts- und<br />

Kongresszentrum Darmstadt mit dem<br />

Thema Chemie? Man braucht nicht lange<br />

zu suchen. Allein der Name<br />

„darmstadtium“ ist eine Hommage auf<br />

unser chemisches Periodensystem.<br />

Das 110te Element „Darmstadtium“<br />

wurde in der GSI Helmholtzgesellschaft<br />

für Schwerionenforschung in Weiterstadt<br />

im Jahre 1994 entdeckt und getauft.<br />

Hier gelang es Wissenschaftlern eine Verbindung<br />

zwischen Blei- und Nickel-Ionen<br />

mit hoher Geschwindigkeit zu verschmelzen.<br />

So entstand das chemische Element<br />

Darmstadtium mit der Ordnungszahl 110<br />

im Periodensystem. Durch die Namensgebung<br />

„darmstadtium“ ist Darmstadts<br />

Kongresszentrum unverwechselbar mit der<br />

Stadt Darmstadt und der Wissenschaft ver-<br />

bunden und verdeutlicht außerdem die internationale<br />

Bedeutung der Wissenschaftsstadt.<br />

Darmstadt ist die einzige deutsche<br />

Stadt, nach der ein Element benannt worden<br />

ist.<br />

Chemie ist nicht nur im Namen des Wissenschafts-<br />

und Kongresszentrums verankert<br />

– chemische Begriffe ziehen sich<br />

durch das gesamte Haus. Es tagt sich sehr<br />

komfortabel in xenon, europium, radon<br />

und neon – so die Namen der Konferenzräume.<br />

Eingebettet in den Campus der<br />

Technischen Universität liegt das Kongresszentrum<br />

inmitten der Wissenschaftsstadt<br />

Darmstadt und gilt als ein optimaler<br />

Veranstaltungsort für Kongresse, Konferenzen<br />

und Kulturevents. Im fünften Jahr<br />

seines Bestehens überzeugt das darmstadtium<br />

national und international mit einem<br />

ausgeklügelten Nachhaltigkeitskonzept<br />

und einer einzigartigen IT Infrastruktur.<br />

Mit dem Slogan „Ihr Hotspot für nachhaltige<br />

Veranstaltungen“ zieht<br />

das Kongresshaus Unternehmen,Institutionen,<br />

Verbände<br />

konferenzraum: „radon“<br />

u.a. Veranstalter unterschiedlichster Couleur<br />

nach Darmstadt. Hier tagen Deutschlands<br />

Softwareriesen wie SAP, Software<br />

AG, aber auch Microsoft und IBM genauso<br />

wie die Automobil-, Finanz- oder<br />

Medienbranche. Selbstverständlich zählt<br />

auch die Chemiebranche zu den Kunden<br />

des darmstadtiums. Ob Merck, BASF, Dechema<br />

oder der Verband der chemischen<br />

Industrie, VCI, – die hohe Multifunktionalität<br />

des Hauses ermöglicht unterschiedlichste<br />

Veranstaltungsformate.<br />

Als „klimafreundlicher Tagungsort“ übernimmt<br />

das darmstadtium Verantwortung<br />

und tritt für seine Kunden, Veranstalter<br />

und Gäste ein. Das Haus sichert die Kompensation<br />

der stationären CO 2-Emissionen<br />

zu und bietet Veranstaltern an, die unvermeidbaren<br />

CO 2-Emissionen durch die<br />

gemeinnützige Klimaschutzorganisation<br />

atmosfair zu kompensieren.<br />

Laden Sie sich das<br />

Periodensystem als<br />

PDF-Datei<br />

herunter:<br />

Außenansicht Darmstadtium


v.l.n.r. Jana Bethge – darmstadtium, Lars Wöhler – darmstadtium,<br />

Dr. Christa Jansen – Merck, Dr. Wolfgang Baden – Merck, Jutta<br />

Leroudier – GSI, Torsten Gürges vom GSI Schülerlabor und der<br />

Heinrich-Heine-Schule in Sprendlingen, Christiane kübler – Lichtenbergschule<br />

Darmstadt<br />

Weitere Informationen bietet die Internetseite: www.iberogast.de<br />

Iberogast®. Bei Magen-Darm-Erkrankungen mit Beschwerden wie Magenschmerzen,<br />

Völlegefühl, Blähungen, Magen-Darm-Krämpfe, Übelkeit, Sodbrennen. Das Arzneimittel<br />

enthält 31,0 Vol.-% Alkohol. Stand: 10/2010. STEIGERWALD Arzneimittelwerk GmbH, 64295 Darmstadt.<br />

Zu Risiken und Nebenwirkungen <strong>lesen</strong> Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder<br />

Apotheker.<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 2 7<br />

Forschung, Förderung, Austausch:<br />

Einfach elementar – GSI, Merck und darmstadtium<br />

übergeben ein Periodensystem der Elemente an<br />

Darmstädter Schulen<br />

Grundlage eines jeden Chemieunterrichtes sind kenntnisse<br />

des Periodensystems der Elemente (kurz Periodensystem<br />

oder PSE genannt), welches alle chemischen Elemente mit<br />

steigender kernladung (ordnungszahl) und entsprechend ihrer<br />

chemischen Eigenschaften darstellt. für Schülerinnen<br />

und Schüler ist das PSE ein zentrales hilfsmittel, um aufgabenstellungen<br />

im unterricht erfolgreich lösen zu können. das<br />

GSI helmholtzzentrum, die merck kGaa und das Wissenschafts- und<br />

kongresszentrum darmstadtium haben gemeinsam ein Periodensystem<br />

für den Chemieunterricht auf den Weg gebracht.<br />

beruhigt<br />

die Magen ner ven<br />

entspannt<br />

die Magen muskeln<br />

reguliert<br />

die Magen bewegung<br />

normalisiert<br />

die Säurebildung<br />

schützt die<br />

Magenschleimhaut<br />

SGW_1211_014_160x128_DarmstädterEcho.indd 2 21.11.12 11:47<br />

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Fotos: Thinkstock<br />

2 8 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />

ChEmIE Im alltaG<br />

– EInE GloSSE<br />

von Dr. Martin Lippert<br />

Schon wenn der Wecker morgens klingelt,<br />

weckt uns die Chemie. Die Batterie<br />

besteht zwar nicht mehr aus Bleizellen,<br />

aber dennoch aus reiner Chemie. Die morgendliche<br />

Toilette im Bad benötigt ebenfalls<br />

reichliche Chemie-Unterstützung in<br />

Form von Seife, Zahnpasta und Shampoo<br />

– mit Rasiercreme und After Shave hat dagegen<br />

nur die Hälfte der Bevölkerung zu<br />

tun. Das Frühstück enthält ebenfalls wieder<br />

Chemie, denn Joghurt und Marmelade<br />

sollen sich schließlich länger als drei Tage<br />

halten. Der Kaffee ist zwar hoffentlich<br />

„Chemie ist Natur zu herabgesetzten Preisen.“ Mit diesem Spruch hat der legendäre<br />

Jürgen von Manger das Alltägliche der Chemie auf den Punkt gebracht. Es ist keine<br />

Geheimwissenschaft, sondern nichts anderes als die stückweise Erkenntnis der Dinge<br />

um uns herum.<br />

chemiefrei, doch die Druckerschwärze des<br />

„Darmstädter Echo“ und der Zeitungen ist<br />

es nicht.<br />

WENN CHEMIE<br />

GEGEN SICH SELBST käMPFT<br />

Wenn wir uns dann ins Auto setzen, zieht<br />

dieses reine Chemie aus dem Tank – Benzin<br />

oder Diesel, und auf der chemisch<br />

hochwertigen Asphaltdecke der Straße<br />

reibt sich das synthetische Gummi der<br />

Reifen ab. Die Kunststoff-Armaturen und<br />

die Sitze – selten Leder – ergänzen diesen<br />

Chemie-Cocktail, und mit chemiefreiem<br />

Wasser würde die Scheibenreinigung auch<br />

nicht richtig funktionieren. Leider schlägt<br />

im Winter aber das aggressive Kunstsalz<br />

zur Schneebeseitigung gegen den chemisch<br />

hochgezüchteten Lack der Karosserie.<br />

Hier kämpft die Chemie gegen sich<br />

selbst.<br />

kuNSTSToFFE uMGEBEN uNS<br />

AM HäuFIGSTEN<br />

Am Arbeitsplatz schalten wir den Flachbildschirm<br />

aus Flüssigkristallen (möglicherweise<br />

ein regionales Produkt) ein, die<br />

wir aber nicht sehen – wie so oft bei der<br />

Chemie. Das über Nacht eingegangene<br />

Fax können wir leider nicht kopieren, da<br />

der Toner des Kopierers ausgegangen ist –<br />

wieder Chemie. Da schiebt man sich doch<br />

gleich eine Kaffee-Kapsel aus Kunststoff<br />

in die ebenfalls aus chemischem Edelmaterial<br />

bestehende Kaffeemaschine und<br />

schüttet – natürliche! – Milch aus einer<br />

Tetrapak-Tüte hinzu.<br />

Bei dem ersten Meeting am Tage gibt es<br />

den zweiten Kaffee leider wieder nur aus<br />

Plastikbechern, und beim verspäteten Mittagessen<br />

in der Kantine ist das Besteck<br />

ausgegangen, so dass die weißen Messer<br />

und Gabeln aus weichem Plastik herhalten<br />

müssen. Die landen denn auch anschließend<br />

in den leicht reißenden gelben<br />

Säcken aus wer weiß welchem Material,<br />

während die aus Hartplastik hergestellten


Nachdem uns klar wird, dass wir ständig in<br />

unserem Alltag mit Chemie konfrontiert<br />

sind, greifen wir erleichtert zum Apfelwein.<br />

Das ist zum Glück Natur pur. Denkste.<br />

Auch der Apfelsaft im keller wurde<br />

erst durch einen biochemischen<br />

Prozess zu dem, was er heute<br />

ist. Ist aber auch egal.<br />

Prost!<br />

Servierbretter gereinigt und wiederverwendet<br />

werden. Auch die Getränke kommen<br />

– vom Wasser bis zum Orangensaft<br />

– in unserer preiswerten Kantine aus<br />

Plastikflaschen, und wir bezahlen das<br />

Ganze einfach mit unserer Firmenkarte<br />

aus Plastik und mit eingebranntem Lichtbild.<br />

Sind Speis und Trank von eher minderer<br />

Qualität, finden sich darin nicht<br />

selten Geschmacksverstärker, Regulatoren,<br />

Emulgatoren und sonstige Zusatzstoffe.<br />

Nach dem Mittagessen brennt die Mittagssonne<br />

auf den Schreibtisch, so dass wir<br />

schnell die Kunststoff-Jalousie herunterlassen,<br />

um uns wieder dem Computer widmen<br />

zu können, dessen Bits in Silizium-<br />

und Germanium-Chips gefangen sind oder<br />

Anzeige-Wirtschaftsecho_RZ.pdf 1 29.11.2012 17:40:16<br />

in hochgezüchteten Fiberglas-Strängen<br />

von Ort zu Ort laufen. Beim gerade klingelnden<br />

Smartphone ist sogar noch das<br />

elegante Gehäuse aus künstlichen Chemieprodukten<br />

hergestellt.<br />

Die Kunstledersitze des Drehstuhls kle-<br />

ben bei der Hitze an der Hose, und die<br />

Post des Tages ist immer noch nicht abgearbeitet.<br />

Die besteht im Zeitalter der<br />

E-Mail zunehmend aus Werbung, auf speziellem<br />

Hochglanzpapier gedruckt und<br />

in durchsichtiges Plastik eingeschweißt.<br />

Werbegeschenke wie Plastik-Kugelschreiber<br />

und Merkzettelboxen aus Plexiglas<br />

sind auch dabei. Es reicht: Wir schließen<br />

die weißen Kunststoff-Fenster, ziehen<br />

unsere Plastikkarte durch die Stechuhr<br />

und machen uns auf den Weg zur Garage.<br />

Chemiestandort darmstadt und Südhessen 2 9<br />

Am Fahrstuhl drücken wir die Plexiglastaste<br />

für U1 und warten. Drinnen<br />

dann stehen wir auf rutschfestem<br />

Kunststoffboden, während die Kollegin<br />

durch ihre schicke Brille aus chemischem<br />

Hornimitat auf ihrem Handy mit<br />

trendigem Plastiküberzug herumtippt.<br />

Die alte Metallschranke an der Ausfahrt<br />

hat die Hausverwaltung letzthin durch<br />

eine leichtere aus Kunststoff ersetzt,<br />

der auch die Witterung nicht mehr so zusetzt.<br />

NuR DuRCH vERANTWoRTuNGS-<br />

LoSEN uMGANG WIRD CHEMIE<br />

GEFäHRLICH<br />

Bei der Heimfahrt vorbei an Reklametafeln<br />

aus witterungsbeständigem Kunststoff<br />

hören wir aus den unauffälligen Kunststoffabdeckungen<br />

unserer Lautsprecher<br />

eine Glosse über die unsägliche Untätigkeit<br />

der Behörden bei der Umwidmung<br />

der ehemaligen US-Kasernen in Darmstadt.<br />

Seit Jahren stehen die renovierten<br />

Wohngebäude leer, aber es tut sich nichts,<br />

trotz des Wohnungsbedarfs in dieser Stadt.<br />

Wir hören den Grund: Man vermutet umfangreiche<br />

chemische Altlasten im Boden<br />

dieses ehemals militärisch genutzten Geländes,<br />

und niemand will die Entsorgung<br />

bezahlen!<br />

Auf einem anderen Sender läuft Synthie-<br />

Pop. Gut, das hat nun mal nichts mit Chemie<br />

zu tun.<br />

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Fotos: Thomas Häfner<br />

3 0 Industrie & handwerk<br />

„In SaChEn EnErGIEWEndE<br />

GEht ES nur GEmEInSam“<br />

das <strong>WirtschaftsEcho</strong> im Interview zur Initiative „Green region“ und<br />

der zusammenarbeit der hSE aG mit der handwerkskammer frankfurt rhein-main<br />

Das Interview führte Alexander Götz<br />

Handwerkskammerpräsident Bernd Ehinger<br />

und Michael Böddeker, Vorstand der<br />

HEAG Südhessischen Energie AG (HSE),<br />

haben ihre Positionen bei einem gemeinsam<br />

geführten Interview mit dem <strong>WirtschaftsEcho</strong><br />

zu einer künftige Zusammenarbeit<br />

zwischen regionalem Handwerk und<br />

HSE-Gruppe dargelegt. In den vergangenen<br />

Tagen hatten verschiedene Kreishandwerkerschaften<br />

und Innungen Pläne der<br />

HSE-Gruppe mit dem Verweis auf Wettbe-<br />

werbsverzerrung kritisiert, bei Endkunden<br />

unter dem Motto „Green Region“ für ein<br />

umfangreiches Servicepaket im Bereich<br />

der Haustechnik und Energieeffizienz zu<br />

werben. Das Ziel beider Seiten ist, durch<br />

ein gemeinschaftliches Miteinander die<br />

enormen Wertschöpfungspotenziale im Bereich<br />

der Energieeffizienzen zu heben, so<br />

die eigene wirtschaftliche Prosperität zu<br />

gewährleisten und den gesellschaftlichen<br />

Wandel zur Nachhaltigkeit zu fördern.<br />

➜ Skizzieren Sie doch bitte mit wenigen<br />

Sätzen die Initiative „Green Region“ und<br />

wie die Rolle der Handwerkskammer<br />

Frankfurt-Rhein-Main dabei aussehen<br />

soll.<br />

Böddeker: Mit „Green Region“ wollen<br />

HSE und Entega Motor einer Initiative<br />

sein, die aus unserer Region heraus die großen<br />

Wertschöpfungspotenziale im Bereich<br />

der Energiedienstleistungen erschließen<br />

will. Dabei ist klar: Wir als HSE wollen<br />


mit Beratung und Produkten im Bereich<br />

der Energieeffizienz Geld verdienen. Aber<br />

wir setzen darauf, eine Win-Win-Situation<br />

für alle an der Initiative Beteiligten, also<br />

Kommunen, regionale Unternehmen und<br />

vor allem auch das Handwerk herzustellen.<br />

Konkrete Produkte wollen wir gemeinsam<br />

entwickeln, definieren und in den Markt<br />

bringen. Es gibt einen großen Investitionsstau<br />

bei Privat- und Gewerbekunden<br />

in Sachen Energieeffizienz und energetischer<br />

Sanierung. Die HSE kann hier sicher<br />

eine Vorreiterrolle übernehmen.<br />

Ehinger: Das regionale Handwerk versteht<br />

sich als „offizieller Ausrüster der<br />

Energiewende“. Das bedeutet nicht, dass<br />

wir alle Fragen im Alleingang lösen können,<br />

sondern soll vor allem unterstreichen,<br />

dass wir diejenigen mit der Fach- und Servicekompetenz<br />

beim Endkunden sind. Wir<br />

bauen die neuen Techniken ein und warten<br />

sie: Egal ob wir von der Haustechnik, der<br />

E-Mobilität oder vom neuen Dach sprechen.<br />

Wir wollen, dass sich unsere Metropolregion<br />

Frankfurt-Rhein-Main wirtschaftlich entwickelt<br />

und suchen hier geeignete Partner<br />

in der Region, um dieses Ziel zu erreichen.<br />

Natürlich sind wir daran interessiert, was<br />

unsere Mitgliedsbetriebe darüber denken.<br />

Wir haben Innungen, Kreishandwerkerschaften<br />

und die HSE nun an einen Tisch<br />

geholt, um Formen einer künftigen Zusammenarbeit<br />

auszuloten. In Sachen Energiewende<br />

geht es nämlich nur gemeinsam:<br />

Ich stimme Herrn Böddeker einerseits natürlich<br />

absolut zu, dass das Energieeinsparpotenzial<br />

in der Wohnungswirtschaft<br />

enorm ist und sich entsprechende Wertschöpfungsmöglichkeiten<br />

daraus ableiten<br />

lassen. Eine Initiative, die die Debatte zum<br />

Thema Energieffizienz in Südhessen in Gang<br />

bringt, ist eine gute Sache – man muss aber<br />

darauf achten, dass man alle Beteiligten<br />

sinnvoll und zur richtigen Zeit einbindet.<br />

➜<br />

➜ Welche Rolle spielt die HSE für die<br />

HWK in dieser Partnerschaft?<br />

Böddeker: Eine wichtige Rolle – Initiator<br />

der Initiative wird sicher die HSE sein,<br />

jedoch gelingt uns die Umsetzung der Ziele<br />

aus „Green Region“ und der Energiewende<br />

nur gemeinsam mit den Betrieben<br />

➜<br />

der HWK. Die HSE ist Initiator, um Investitionen<br />

bei Privatkunden und Gewerbetreibenden<br />

auszulösen – von denen dann<br />

nicht nur unsere Unternehmen, sondern<br />

auch das Handwerk profitieren kann.<br />

Ehinger: Es existiert ja bereits eine<br />

historisch gewachsene Partnerschaft zwischen<br />

uns und der HSE, zum Beispiel die<br />

Gasgemeinschaft. Jedoch müssen wir die<br />

Bedenken unserer Betriebe ernst nehmen:<br />

Wir stehen zu unserer Forderung aus dem<br />

hessischen Energiegipfel – ab dem Hausanschluss<br />

ist das Handwerk zuständig. Nur<br />

das Handwerk hat nämlich die Dienstleistungs-<br />

und Servicekompetenz, die Energiewende<br />

tatsächlich umzusetzen. Wir<br />

wollen also ausloten, was wir tun können,<br />

um die Region Frankfurt-Rhein-Main gemeinsam<br />

voranzubringen.<br />

➜<br />

➜ Kritische Stimmen sehen die Entega<br />

Energieeffizienz GmbH & Co. KG sowie<br />

die Entega Privatkunden GmbH & Co.<br />

KG als direkte Konkurrenz zu örtlichen<br />

Handwerksbetrieben. Wie können Sie<br />

diesen Vorwurf entkräften, wie soll ein<br />

künftiges Miteinander aussehen?<br />

Böddeker: Wir brauchen das Handwerk<br />

und das Handwerk braucht uns. Bei den<br />

Dienstleistungen, die wir erbringen, ergänzen<br />

wir uns und die Handwerksbetriebe in<br />

➜<br />

Industrie & handwerk 3 1<br />

der Region. Sie haben schon in der Vergangenheit,<br />

beispielsweise von Förderprogrammen<br />

der Entega, enorm profitiert.<br />

Beispielsweise kamen in diesem Jahr im<br />

Schnitt in neun von zehn Fällen die Zuschüsse<br />

beim Wechsel von Öl- zu Gasheizungen<br />

regionalen Handwerkern zugute – nur in einem<br />

Fall der Entega Energieeffizienz. Die<br />

Konkurrenz wird sicher bleiben, da jeder<br />

sein Geschäftsmodell erfolgreich umsetzen<br />

will und muss. Gemeinsam aber können<br />

wir an der Effizienzrevolution verdienen.<br />

Ehinger: In unserem Berufsbildungsund<br />

Technologiezentrum in Weiterstadt<br />

entsteht derzeit ein Kompetenzzentrum<br />

für Haustechnik. Es geht darum, die unterschiedlichen<br />

handwerklichen Gewerke<br />

miteinander zu vernetzen und die Ausbildung<br />

junger Nachwuchskräfte auf die Zukunft<br />

auszurichten. Der Dachdecker muss<br />

vom Solaranlagenbauer lernen und umgekehrt<br />

der Elektriker vom Kfz-Mechatroniker.<br />

Wir müssen in unserer Gesellschaft<br />

einfach intensiver und zielgerichteter miteinander<br />

arbeiten: Wir haben uns für die<br />

➜<br />

(v. l.) Bernd Ehinger, Präsident der<br />

Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main,<br />

und Michael Böddeker, vorstand der<br />

HEAG Südhessischen Energie AG (HSE)


3 2 Industrie & handwerk<br />

Energiewende entschieden, also müssen<br />

wir sie nun auf den Weg bringen. Dafür<br />

sind einige Unsicherheiten noch schnellstmöglich<br />

zu klären: So ist beispielsweise im<br />

Mietrecht nicht eindeutig geklärt, wer, wie<br />

und wann Sorge für Energieeinsparung<br />

zu tragen hat. Viele Investoren kritisieren<br />

auch, dass es nicht so einfach ist herauszufi<br />

nden, welche Fördermittel tatsächlich im<br />

einzelnen Fall zur Verfügung stehen. Wir<br />

haben unseren Handwerksbetrieben dafür<br />

ein Online-Tool zur Verfügung gestellt,<br />

das das Einsparpotenzial von Maßnahmen<br />

konkret darstellen kann.<br />

➜ Arbeitet die HWK auch mit anderen<br />

Stromanbietern zusammen oder besitzt<br />

die HSE hier ein Alleinstellungsmerkmal<br />

und wenn ja, warum?<br />

Ehinger: Wir sind mit allen im Gespräch,<br />

die mit uns die Energiewende vorwärts<br />

bringen wollen.<br />

Böddeker: Für uns ist die HWK der<br />

wichtigste Ansprechpartner, um alle Betriebe<br />

in der Region zu erreichen. Dies<br />

wollen wir partnerschaftlich gestalten.<br />

➜<br />

➜<br />

➜ Herr Böddeker, das Geschäft mit der<br />

Energie ist schwierig geworden. Demografi<br />

scher Wandel, Konkurrenz und<br />

Klimaschutzanforderungen lassen den<br />

Absatz zurückgehen. Welche Felder<br />

als Energiedienstleister sind besonders<br />

margenträchtig und wie beziffern Sie<br />

konkret das wirtschaftliche Potenzial,<br />

das Sie sich versprechen?<br />

Böddeker: Die Energiepreise werden<br />

aufgrund der Endlichkeit fossiler Energien<br />

und der weltweit wachsende Nachfrage<br />

auch weiter steigen. Gleichzeitig werden<br />

die Anforderungen an den Klimaschutz<br />

➜<br />

„mIt ,GrEEn rEGIon‘ WollEn hSE und EntEGa motor<br />

EInEr InItIatIvE SEIn, dIE auS unSErEr rEGIon hErauS<br />

dIE GroSSEn WErtSChöPfunGSPotEntIalE Im bErEICh<br />

dEr EnErGIEdIEnStlEIStunGEn ErSChlIESSEn WIll.“<br />

zunehmen. Energiedienstleistungen, und<br />

hier insbesondere die Energieeffi zienzdienstleistungen,<br />

können gleich dreifach<br />

wirksam werden. Zum einen kann damit<br />

der Anstieg der Energiekosten für jeden<br />

Einzelnen abgefedert werden. Zum anderen<br />

hilft jede eingesparte Kilowattstunde<br />

Strom und Gas, den Ausstoß von Kohlendioxid<br />

zu begrenzen. Und nicht zuletzt<br />

können neue qualifi zierte Arbeitsplätze in<br />

diesem Zukunftsmarkt entstehen. Nach<br />

unseren Schätzungen besteht bis 2020 in<br />

Südhessen ein Potenzial für Energiedienstleistungen<br />

von deutlich über einer Milliarde<br />

Euro, also jährlich 125 Millionen Euro.<br />

Viele Studien zeigen, dass je nach Betrachtungsweise<br />

und der Situation der Kunden<br />

unterschiedliche Technologien notwendig<br />

sind. Schwerpunkte sind hier sicher die<br />

Heizungsmodernisierung, die Umstellung<br />

ineffi zienter Anlagen auf regenerative<br />

Energien – wie Holzpellet-Anlagen, aber<br />

auch die Gebäudedämmung und neue passivhauszertifi<br />

zierte Fenster sind Felder in<br />

denen großes Potenzial schlummert.<br />

➜ Das Institut für Energie- und Umweltforschung<br />

in Heidelberg prognostiziert<br />

eine Investitionssumme von 300 Milliarden<br />

Euro für landesweite Maßnahmen zur<br />

Energieeffi zienz bis zum Jahr 2030. Das<br />

sind fast 17 Milliarden Euro jährlich.<br />

Ein gewaltiger Betrag. Woher kommt<br />

das Geld und wie wird es investiert werden:<br />

linear, degressiv oder progressiv?<br />

Ehinger: Auf alle Fälle muss der Staat<br />

steuerliche Anreize schaffen. Ein Vorschlag<br />

ist, beispielsweise die Mehrwertsteuer<br />

auch privaten Investoren zumindest<br />

teilweise zu erstatten. Was haben wir davon?<br />

Nun, die Schwarzarbeit wird be-<br />

➜<br />

Michael Böddeker, vorstand der HEAG Südhessischen Energie AG (HSE)<br />

kämpft, denn nur eine Firma kann auch die<br />

Mehrwertsteuer ausweisen, die Investitionen<br />

kurbeln die Konjunktur an und es wird<br />

gleichzeitig ein Anreiz geschaffen, den Investitionsstau<br />

aufzulösen.<br />

Böddeker: Interessant dabei ist, dass<br />

Investitionen in Energieeffi zienz sich oftmals<br />

selbst rechnen. Mit Fördergeldern<br />

der Entega und des Bundes wird eine<br />

noch höhere Wirtschaftlichkeit erreicht.<br />

Zudem wollen wir den bisher erfolgreich<br />

aufgelegten „Sparbrief“ künftig auch dazu<br />

nutzen, in das Thema Energieeffi zienz zu<br />

investieren.<br />

➜<br />

➜ Des Weiteren prognostiziert das Institut<br />

jährlich 130 000 neue Arbeitsplätze<br />

in diesem Kontext. Ein sehr ambitioniertes<br />

Ziel. In welchen Bereichen genau<br />

sollen dieses Jobs entstehen und woher<br />

kommen die Fachkräfte?<br />

Böddeker: Klar ist, dass über das Thema<br />

Energieeffi zienz viele Bereiche profi<br />

tieren: im Anlagenbau der Bereich Anlagenmechaniker<br />

– Heizung und Sanitär,<br />

Elektroinstallateure und im Bereich der<br />

Gebäudedämmung und Fenstererneuerung.<br />

Ausbildung und Weiterbildung sind<br />

hier für alle Unternehmen – auch der HSE<br />

– eine Zukunftsinvestition.<br />

Ehinger: Wie gesagt, in unserem Kompetenzzentrum<br />

in Weiterstadt arbeiten wir<br />

jeden Tag daran, jungen Menschen, aber auch<br />

erfahrenen Handwerkern Fachwissen in den<br />

Energieffi zienz-Gewerken zu vermitteln.<br />

Dies ist ein langfristig angelegter Prozess.<br />

➜<br />

➜<br />

➜ Herr Böddeker, umweltfreundliche<br />

Energie wünscht sich jeder. Aber sind<br />

die Bürger auch bereit, dafür tiefer in<br />

die Tasche zu greifen? Wie wollen Sie


Fotos: Thomas Häfner<br />

Ihre Kunden davon überzeugen, dass<br />

Nachhaltigkeit nicht zum Nulltarif zu bekommen<br />

und Ihre Initiative auf Dauer<br />

von großem Nutzen ist?<br />

Böddeker: Nachhaltigkeit und Energieeinsparung<br />

ist nicht zum Nulltarif zu bekommen.<br />

Jedoch rechnen sich viele Maß nahmen<br />

von selbst über die Energie einsparung.<br />

Intelligente Produkte werden dem Kunden<br />

künftig helfen, Investitionen nicht tätigen<br />

zu müssen – wie zum Beispiel beim Mikro-<br />

Contracting auch für Privatkunden.<br />

➜<br />

➜ Sie sind quasi der Steilpassgeber, der<br />

Initialzünder der Energiewende des<br />

kleinen Mannes, in dem ihm viele Fragen<br />

aus einer Hand beantwortet werden,<br />

er ein „Rundum-Paket“ erhält?<br />

Ehinger: Das Handwerk will, dass die<br />

Energiewende in der Metropolregion voran<br />

kommt. Hier stehen wir unseren Endkunden<br />

mit Rat und Tat zur Seite: Wer zum<br />

Beispiel wissen will, wie das Dach richtig<br />

zu dämmen ist, ohne dass es Schimmelbildung<br />

gibt, muss sich an unsere Fachbetriebe<br />

wenden. Unsere Ausbildungsberater<br />

gehen nun aber auch verstärkt in Schulen,<br />

um junge Leute darauf aufmerksam zu<br />

machen, welche tollen Perspektiven unsere<br />

Energieeffi zienz-Gewerke und unsere<br />

handwerkliche duale Ausbildung bieten.<br />

Böddeker: Wir halten die Qualität der<br />

Beratung und des Anlagenbaus zusammen<br />

für notwendig, um dem Kunden aus der<br />

Beratung heraus für die Zukunft die richtigen<br />

Entscheidungswege aufzuzeigen.<br />

➜<br />

➜<br />

➜ Herr Böddeker, wie schaffen Sie<br />

über die gesamte Wertschöpfungskette<br />

Transparenz für die Kunden, so dass<br />

diese sicher sind, keine Mogelpackung<br />

in Bezug auf Ökostrom und Energiedienstleistungen<br />

zu bekommen?<br />

Böddeker: Alle Produkte sind bei uns<br />

transparent und werden über unseren<br />

Nachhaltigkeitsbericht der HSE/Entega<br />

auch von Externen geprüft und zertifi ziert.<br />

Das reicht jedoch nicht – sondern wir stehen<br />

zu den Produkten, die zur Energieeinsparung<br />

führen. Der Kunde „merkt“ dieses<br />

direkt über die Reduzierung seiner Gasabschläge<br />

und über seine Jahresabrechung.<br />

➜<br />

➜ Nachhaltigkeit bezieht sich heute nicht<br />

mehr alleine auf den Strompreis, sondern<br />

auf eine ganzheitliche Lebenseinstellung.<br />

Der Begriff „Corporate Social<br />

Responsibility“ gewinnt immer stärker<br />

an Bedeutung. Inwieweit sehen Sie einen<br />

gesellschaftspolitischen/sozialen<br />

Auftrag beim Projekt „Green Region“?<br />

Böddeker: Die HSE ist bereits seit Jahren<br />

auf den unterschiedlichsten Feldern<br />

im Bereich der ökologischen und sozialen<br />

Verantwortung für unser Gemeinwesen<br />

engagiert. Um Forschung und Innovation<br />

in den Bereichen erneuerbare Energien<br />

und Energieeffi zienz voranzutreiben, hat<br />

die HSE als erster Energiedienstleister in<br />

Deutschland ein gemeinnütziges, eigenständiges<br />

Institut gegründet, das NATURpur<br />

Institut. Die Forschungsergebnisse werden<br />

der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Verantwortung<br />

für die Region und ihre Menschen<br />

übernehmen wir zudem mit der unabhängigen<br />

HSE Stiftung. In diesem Jahr<br />

unterstützt die Stiftung rund 200 Projekte,<br />

die dem Gemeinwohl dienen. Außerdem ist<br />

die HSE/Entega einer der größten Förderer<br />

und Sponsoren im Bereich des Breitenund<br />

des Spitzensports in der Region. Für<br />

unsere verantwortungsvolle Unternehmens-<br />

➜<br />

Industrie & handwerk 3 3<br />

„daS handWErk WIll, daSS dIE EnErGIEWEndE In dEr<br />

mEtroPolrEGIon voran kommt. hIEr StEhEn WIr<br />

unSErEn EndkundEn mIt rat und tat zur SEItE.“<br />

Bernd Ehinger, Präsident der Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main<br />

führung wurden wir jüngst mit dem „European-CSR<br />

Label“ ausgezeichnet. Darauf<br />

sind wir sehr stolz – bestätigt die Auszeichnung<br />

doch, dass wir auch im europäischen<br />

Vergleich CSR vorbildlich betreiben.<br />

Ehinger: Der gesellschaftlichen Verantwortung<br />

muss Rechnung getragen werden<br />

und wir gehen dabei als Vorbild voran. So<br />

haben wir für die Kammer in diesem Jahr<br />

zwei Opel Ampera angeschafft, die nicht<br />

nur zur Fortbewegung dienen. Wir nutzen<br />

sie auch als Schulungsfahrzeuge für unsere<br />

Kfz-Lehrlinge. Dieser Trend zu einem sich<br />

wandelnden, nachhaltigen Bewusstsein in<br />

der Bevölkerung lässt traditionelle Berufsbilder<br />

wieder erstarken – zum Beispiel bei<br />

den Zweiradmechaniker durch E-Bikes.<br />

So oder so: Der Wille zum Wandel ist in<br />

der Bevölkerung zweifelsohne vorhanden,<br />

er muss nun auch politisch gepusht werden.<br />

Wir haben keine andere Chance, als<br />

diesen Weg zu gehen.<br />

➜<br />

➜ Herr Böddeker, am 19. Dezember will<br />

die HSE mit dem Kongress „Eine Initiative<br />

für ein regionales, ökologisches und<br />

partnerschaftliches Wachstumsmodell“<br />

Netzwerk und Akteure des „Green Region“-<br />

Projekts vorstellen. Können Sie<br />

unseren Lesern bereits Details zu diesem<br />

Kongress verraten?<br />

Böddeker: Bei diesem Kongress im<br />

darmstadtium wollen wir vor allem Beispiele<br />

aus der Praxis der Energiedienstleistungen<br />

aufzeigen und diskutieren. Ich<br />

freue mich sehr, dass mit dem ehemaligen<br />

Bundesumweltminister Klaus Töpfer<br />

und dem Präsidenten von Eurosolar, Peter<br />

Dröge, zwei Pioniere und Vorkämpfer für<br />

den Klimaschutz unserer Einladung nach<br />

Darmstadt gefolgt sind.<br />


Foto: Porsche<br />

3 4 Industrie & handwerk<br />

tradItIon trIfft modErnE<br />

der neue Porsche 911 Carrera<br />

Der neue Allrad-Elfer kam im Herbst dieses<br />

Jahres in vier Varianten – 911 Carrera<br />

4 und 911 Carrera 4S, jeweils als Coupé<br />

und Cabriolet – auf den Markt.<br />

Auffälligstes Erkennungsmerkmal der<br />

Elfer mit Allradantrieb bleibt das breite<br />

Heck: Im Vergleich zu den zweiradgetriebenen<br />

911 Carrera Modellen sind die Radhäuser<br />

der Hinterachse um jeweils 22 Millimeter<br />

weiter herausgezogen und die Hinterreifen<br />

um jeweils zehn Millimeter breiter. Zudem<br />

verbindet ein rotes Leuchtenband die beiden<br />

Rücklichter. An der Front kennzeichnen<br />

neue Kühllufteinlässe die Porsche 911 4er-<br />

Modelle. Neu ist eine Anzeige im Kombiinstrument,<br />

auf dem die Verteilung der Antriebskraft<br />

dargestellt wird. Die Basis der<br />

neuen Sportmodelle bleibt allerdings gleich<br />

– bis auf die allradspezifi schen Änderungen.<br />

Dazu zählen der weiterentwickelte Allradantrieb<br />

mit einer elektronisch geregelten,<br />

kennfeldgesteuerten Lamellenkupplung,<br />

die die Kraft zwischen den Achsen verteilt,<br />

einem automatischen Bremsendifferenzial<br />

und einer Antriebs schlupfregelung.<br />

Je nach Ausstattung spurtet das 350 PS<br />

(257 kW) starke 911 Carrera 4 Coupé in<br />

4,5 Sekunden (Cabriolet: 4,7 Sekunden)<br />

von null auf 100km/h und erreicht bis zu<br />

285 km/h Höchstgeschwindigkeit (Cabriolet:<br />

282 km/h). Coupé und Cabriolet<br />

des 911 Carrera 4S haben einen 3,8-Liter-<br />

Boxermotor mit 400 PS (294 kW) im<br />

Heck, der bei entsprechender Ausstattung<br />

eine Beschleunigung auf 100 km/h in 4,1<br />

Sekunden (Cabriolet: 4,3 Sekunden) und<br />

299 km/h Höchstgeschwindigkeit (Cabriolet:<br />

296 km/h) ermöglicht.<br />

Seinen ersten öffentlichen Auftritt feierte<br />

der neue Porsche 911 Carrera mit Allradantrieb<br />

auf dem Pariser Autosalon vom 29.<br />

September bis 14. Oktober 2012.<br />

Erhältlich sind die neuen Porsche 911<br />

Carrera 4-Modelle ab sofort im Porschezentrum<br />

Darmstadt. Die Preise starten bei<br />

97.557 Euro für das Porsche 911 Carrera<br />

4-Coupé und 110.290 Euro für das Porsche<br />

911 Carrera 4-Cabrio. Die 4S-Versionen<br />

beginnen bei 112.313 Euro (Coupé) und<br />

125.046 Euro (Cabrio).<br />

Vereinbaren Sie für eine Probefahrt einen<br />

Termin in Ihrem Porschezentrum Darmstadt<br />

oder nehmen Sie einfach an unserem<br />

Gewinnspiel teil. Details erfahren Sie im<br />

Kasten rechts auf dieser Seite.<br />

Gewinnen und Platz nehmen!<br />

Wir testen den neuen Porsche 911 Carrera<br />

in der kommenden ausgabe des <strong>WirtschaftsEcho</strong>s<br />

und Sie können dabei sein!<br />

bewerben Sie sich per E-mail für den test<br />

unter service@wirtschaftsecho.de mit dem<br />

betreff: Porschetest. natürlich benötigen<br />

wir auch eine telefonnummer, unter der<br />

wir Sie erreichen können. zur teilnahme<br />

müssen Sie das 25. lebensjahr vollendet<br />

haben und im besitzt eines gültigen führerscheins<br />

sein. bewerbungsschluss ist<br />

der 31.12.2012.<br />

Porsche Zentrum Darmstadt<br />

Wiest Sportwagen GmbH<br />

Hilpertstrasse 5<br />

64295 Darmstadt<br />

Telefon: 06151 864-251<br />

Telefax: 06151 864-302<br />

info@porsche-darmstadt.de<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


BEDEuTuNG FüR DIE REGIoN<br />

uND PARTNER<br />

Die Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main<br />

ist für die internationale Automobil- und<br />

Zulieferbranche ein relevanter Standort<br />

mit zentraler Bedeutung. Viele fokussieren<br />

hier ihre Aktivitäten. Mit dem TUZ<br />

hat der TÜV Hessen das einzige unabhängige<br />

„Third Party“-Labor in der Region.<br />

Das überzeugte Partner aus Wissenschaft<br />

und Industrie, Kooperationen einzugehen.<br />

Auch das hessische Wirtschaftsministerium<br />

begrüßt das Projekt ausdrücklich.<br />

Eine enge Zusammenarbeit besteht mit<br />

der Fraunhofer-Gesellschaft für Betriebsfestigkeit<br />

und Systemzuverlässigkeit LBF<br />

sowie dem Institut für Verbrennungskraftmaschinen<br />

(VKM) der Technischen<br />

Universität Darmstadt. Das Institut von<br />

Professor Christian Beidl (VKM) will<br />

vom TUZ profi tieren: „Wir werden es als<br />

wissenschaftlicher Partner begleiten und<br />

die einzigartigen Einrichtungen auch für<br />

Forschungszwecke nutzen.“<br />

ELEkTRoMoBILITäT uND<br />

ALTERNATIvE ANTRIEBE SPIELEN<br />

IM TuZ EINE WICHTIGE RoLLE<br />

Für Hybrid- und Elektrofahrzeuge stehen<br />

erstklassige Technologien bereit. Der<br />

TÜV Hessen baut bei diesen Zukunftsfragen<br />

seit Jahrzehnten Expertenwissen auf:<br />

So haben die TÜV-Fachleute schon 1990<br />

mit Honda den Insight als erstes Hybrid-<br />

Industrie & handwerk 3 5<br />

„WIr maChEn dEn<br />

PrüfStand zur StraSSE“<br />

Das neue Technologie- und Umweltzentrum<br />

(TUZ) des TÜV Hessen ist eine einzigartige<br />

Einrichtung: Das TUZ setzt Maßstäbe<br />

auf dem Gebiet der Homologation und<br />

Emissionsmessung. Auf den innovativen<br />

Motoren- und Rollenprüfständen lassen<br />

Hersteller und Zulieferer Fahrzeuge und<br />

Motoren für Nutzfahrzeuge sowie Mobile<br />

Maschinen testen. Rund sieben Mio. Euro<br />

nimmt der TÜV Hessen in die Hand. Am<br />

27. November 2012 war die Eröffnung des<br />

Vorzeigeprojekts.<br />

Für das neue Technologie- und Umweltzentrum<br />

(kurz: TUZ) werden am Ende<br />

<strong>Ausgabe</strong>n von rund 6,9 Millionen Euro zu<br />

Buche stehen, die der TÜV Hessen aus eigenen<br />

Mitteln trägt. Mit dem Testzentrum,<br />

das am Standort Pfungstadt – nur sechs<br />

Kilometer entfernt von der Unternehmenszentrale<br />

in Darmstadt – in den vergangenen<br />

eineinhalb Jahren aufgebaut wurde<br />

und das Ende November 2012 in Betrieb<br />

ging, nimmt der TÜV Hessen eine wichtige<br />

Rolle im TÜV SÜD-Konzern ein: Als<br />

Kompetenzzentrum deckt der Geschäftsbereich<br />

Automotive des TÜV Hessen<br />

federführend die perspektivisch wichtigen<br />

Geschäftsfelder „Nutzfahrzeuge“, „Mobile<br />

Maschinen“ sowie „E-Mobilität und<br />

alternative Antriebe“ ab.<br />

fahrzeug homologiert. „Wir sind weltweit<br />

auch die Ersten gewesen, die mit dem Mitsubishi<br />

i-MiEV ein Elektrofahrzeug nach<br />

EG-Richtlinien homologiert und damit für<br />

europäische Straßen zugelassen haben“,<br />

erklärt Degrell. Bei wasserstoffbetriebenen<br />

Fahrzeugen (Brennstoffzelle) sei man<br />

ebenfalls führend.<br />

TÜV Hessen schafft im TUZ Arbeitsplätze<br />

„Bisher sind wir zwar ein kleiner, aber profi<br />

tabler Bereich gewesen“, sagt Bereichsleiter<br />

Degrell. „In wenigen Jahren werden<br />

wir laut Businessplan unseren Umsatz und<br />

das Personal verdoppelt haben.“ Schließlich<br />

benötige man operative Betriebsleiter<br />

und Verantwortliche für Projekte, Vertrieb<br />

und Akquise. „Wir haben eine glänzende<br />

Perspektive: Wir schaffen Arbeitsplätze.<br />

Wir schaffen Relevanz für den Bereich Automotive.<br />

Wir errichten hier einen Leuchtturm<br />

mit viel Strahlkraft für den TÜV Hessen:<br />

ein Ausdruck für dessen Wertigkeit“,<br />

so Degrell.<br />

Fotos: Tüv Hessen


3 6 Industrie & handwerk<br />

ChEmIEuntErnEhmEn<br />

In SüdhESSEn<br />

Was zählt, sind Innovationen, qualifi zierte mitarbeiter<br />

und exzellente beratungsleistungen<br />

Spätestens seit der Finanzkrise wissen wir,<br />

dass mit Geld und Immobilien allein kein<br />

Wachstum möglich ist, sondern dass es<br />

noch einen anderen wichtigen Bereich der<br />

„Realwirtschaft“ gibt: die Industrie. Sie<br />

hat uns krisenfester gemacht und erwirtschaftet<br />

mit ihren in alle Welt exportierten<br />

Produkten und begleitenden Dienstleistungen<br />

23 Prozent der Bruttowertschöpfung.<br />

Einen besonderen Stellenwert hat dabei<br />

die chemische Industrie.<br />

Das von der UN-Generalversammlung<br />

initiierte Motto „Chemie – unser Leben,<br />

unsere Zukunft“ weist auf den großen<br />

Einfl uss der Chemie für Lebensqualität<br />

und Umweltschutz hin.<br />

In vielen Lebensbereichen profi tieren wir<br />

täglich von den Fortschritten in Chemie<br />

und Pharmazie. Ob Mobiltelefon, neue<br />

Medikamente, intelligente Materialien<br />

oder Sicherung unserer Ernährung und<br />

Energieversorgung – es ist schon erstaun-<br />

lich, was Chemieunternehmen<br />

heute alles leisten.<br />

Das Spektrum ist vielfältig<br />

und reicht von intensiver<br />

Forschung und Entwicklung<br />

bis hin zu den daraus<br />

resultierenden neuen<br />

Produkten und Verfahren.<br />

Diese Leistungen können<br />

die Chemieunternehmen<br />

nur erbringen,<br />

wenn ihre Mitarbeiter<br />

qualifi ziert und motiviert<br />

sind. Allein im Jahr<br />

2010 investierten Chemieunternehmen<br />

rund<br />

36 Stunden und 1467<br />

Euro pro Mitarbeiter<br />

für Weiterbildung. Das<br />

zukunftsorientierte<br />

Handeln der Unter-<br />

nehmen wird aber immer stärker durch politische<br />

Entscheidungen belastet.<br />

Sorgen bereiten den Unternehmen hierzulande<br />

steigende Energiekosten, hohe<br />

Steuern und Sozialabgaben, eine zu geringe<br />

Forschungsförderung sowie fehlendes<br />

gesellschaftliches Verständnis für Innovation,<br />

gepaart mit zu viel Bürokratie.<br />

Besonders deutlich wird das bei den komplizierten<br />

und langwierigen Zulassungsverfahren<br />

für neue Medikamente, welche<br />

den pharmazeutischen Herstellungsprozess<br />

und<br />

den Zugang zum<br />

Arzneimittelmarkt<br />

oft unnötig erschweren.<br />

Eine weitere zentrale<br />

Herausforderung ist<br />

und bleibt der Fachkräftebedarf<br />

– er reicht<br />

vom Auszubildenden<br />

über den Facharbeiter<br />

bis hin zum Forscher. Zu<br />

den derzeit besonders<br />

nachgefragten Qualifi -<br />

kationen bei Chemikern<br />

und Naturwissenschaftlern<br />

zählen Spezialkenntnisse<br />

der Elektrochemie,<br />

Grenzfl ächenchemie und<br />

Materialwissenschaften.


uNTERNEHMERvERBäNDE<br />

SüDHESSEN – PARTNER, IMPuLS-<br />

GEBER uND DIENSTLEISTER AN DER<br />

SCHNITTSTELLE ZWISCHEN SCHuLEN,<br />

WIRTSCHAFT uND WISSENSCHAFT<br />

Sowohl die kleinen und mittelständischen<br />

Familienbetriebe als auch die „global<br />

player“ unter den in Südhessen ansässigen<br />

Chemieunternehmen schätzen den Service<br />

der Unternehmerverbände Südhessen.<br />

Diese sorgen als Dienstleister und Stimme<br />

der freiwillig organisierten Wirtschaft<br />

nicht nur für die arbeits- und sozialrechtliche<br />

Beratung und Vertretung ihrer Mitglieder,<br />

sondern tragen auch durch ihre<br />

Arbeitskreise SCHULEWIRTSCHAFT<br />

und Hochschule-Wirtschaft Südhessen<br />

dazu bei, junge Menschen für MINT-Berufe<br />

und duale Studiengänge zu begeistern.<br />

Um die Nachwuchsgewinnung ihrer Mitgliedsfi<br />

rmen zu unterstützen, bringen die<br />

Unternehmerverbände Südhessen Schulen,<br />

Firmen und Hochschulen frühzeitig<br />

miteinander in Kontakt, damit die Schüler<br />

ihre Berufswünsche noch während<br />

der Schulzeit mit den Anforderungen von<br />

Arbeitgebern und Hochschulen abgleichen<br />

können.<br />

Einen besonderen Stellenwert bei den Unternehmerverbänden<br />

Südhessen hat die<br />

Weiterbildung für Geschäftsführer, Personalverantwortliche<br />

und Kommunikationsfachleute.<br />

Neben arbeits-, sozial- und<br />

tarifl ichen Themen werden gesellschaftliche<br />

und industriespezifi sche Entwicklungen,<br />

aber auch Trends aus dem Personalmanagement<br />

und der Öffentlichkeitsarbeit<br />

(z.B. Social Media) aufgegriffen.<br />

ZEITARBEIT IN BEWEGuNG<br />

Nachdem schon mit Wirkung zum<br />

1. November 2011 das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />

(AÜG) geändert wurde,<br />

erfährt die Zeitarbeit in Deutschland nunmehr<br />

auch innerhalb der unterschiedlichen<br />

Branchen auf tarifl icher Ebene eine Reihe<br />

von Neuregelungen. Durch die Gesetzesänderung<br />

des AÜG wurde zunächst die<br />

Erlaubnispfl icht für Arbeitnehmerüberlassung<br />

ausgeweitet, die Einsatzdauer der<br />

Überlassung zeitlich beschränkt und durch<br />

die so genannte „Drehtürklausel“ eine Regelung<br />

geschaffen, die bewirken soll, dass<br />

Stammmitarbeiter nicht durch Zeitarbeitnehmer<br />

ersetzt werden.<br />

Die Metall- und Elektroindustrie hat als<br />

größte deutsche Industrie als erste mit einer<br />

tarifl ichen Regelung den Einsatz von<br />

Zeitarbeit in den Unternehmen geregelt.<br />

Das bis dahin gesellschaftspolitisch kontrovers<br />

diskutierte Thema hat nun verlässliche<br />

und akzeptierte Eckpunkte. Mit<br />

den neu abgeschlossenen Tarifverträgen<br />

wurden Rahmenregelungen für den praktischen<br />

Einsatz von Zeitarbeitnehmern in<br />

den Betrieben und rechtlich normierte Perspektiven<br />

für Zeitarbeitnehmer geschaffen.<br />

Die tarifl ichen Regelungen bieten den Unternehmen<br />

eine sichere rechtliche Basis,<br />

um auch in Zukunft das dringend notwendige<br />

Flexibilisierungsinstrument der Zeitarbeit<br />

nutzen zu können. Von dieser sozialpartnerschaftlichen<br />

Lösung profi tieren<br />

Mitarbeiter und Unternehmen, aber auch<br />

Arbeitslose und die Gesellschaft insgesamt.<br />

Dazu beigetragen haben auch die jüngst abgeschlossenen<br />

und schon zum Teil in Kraft<br />

getretenen Tarifabschlüsse in der Zeitarbeitsbranche<br />

zu den Branchenzuschlägen.<br />

Die Tarifverträge über Branchenzuschläge<br />

für die M+E Industrie und die Chemische<br />

Industrie sind seit 1. November 2012 in<br />

Kraft. Die Tarifverträge über Branchen-<br />

Industrie & handwerk 3 7<br />

Rechtsanwalt Dirk Widuch,<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

und Leiter der<br />

Rechtsabteilung bei den<br />

unternehmerverbänden<br />

Südhessen<br />

zuschläge für die Kunststoffverarbeitende<br />

Industrie und die Kautschukindustrie folgen<br />

am 1. November 2013 und der Tarifvertrag<br />

für den Schienenverkehrsbereich<br />

am 1. April 2013.<br />

Diese Kombination aus gesetzlichen und<br />

tarifl ichen Regelungen stärkt das wertvolle<br />

Arbeitsmarktinstrument Zeitarbeit, schafft<br />

Planungssicherheit und beendet die unnötige<br />

Diskussion um den Nutzen der Zeitarbeit.<br />

Zeitarbeit ist für Unternehmen ein<br />

notwendiger und unersetzlicher Puffer für<br />

immer plötzlicher auftretende Auftragsschwankungen<br />

und ein unentbehrliches Instrument<br />

für viele Arbeitnehmer zur Rückkehr<br />

in die sozialversicherungspfl ichtige<br />

Beschäftigung.<br />

Mehr als 63 Prozent der neu eingestellten<br />

Beschäftigten in der Zeitarbeit hatten<br />

unmittelbar vor der Aufnahme der Zeitarbeit<br />

keine anderweitige Beschäftigung.<br />

Der große Nutzen zeigt sich auch daran,<br />

dass ca. 35 Prozent der Zeitarbeitnehmer<br />

von den Unternehmen, die Zeitarbeit<br />

nutzen, übernommen werden – Tendenz<br />

steigend.<br />

Foto: Privat


3 8 Industrie & handwerk<br />

ChEmIE- und kunStStoffuntErnEhmEn Im kurzPorträt:<br />

mit knapp 58 000 beschäftigten, über 23 milliarden<br />

umsatz und einer Exportquote von fast 65<br />

Prozent ist die chemische Industrie einer der<br />

zentralen motoren der hessischen Wirtschaft.<br />

Einige unternehmen aus Südhessen möchten<br />

wir Ihnen vorstellen.<br />

Dr. Franz Köhler Chemie GmbH<br />

köhler-Chemie ist ein 1959 gegründetes fami-<br />

lienunternehmen mit Spezial-Präparaten für<br />

diagnostik, therapie, anästhesie sowie organprotektiven<br />

lösungen. nahezu alle Produkte<br />

stammen aus eigener forschung und Entwicklung.<br />

Seit den 1960er Jahren ist das unternehmen darauf<br />

spezialisiert, blutleere organe über einen<br />

längeren zeitraum mittels organprotektiven lösungen<br />

zu konservieren. damit wurden transplantationen<br />

erst möglich. daneben umfasst die<br />

Produktpalette unter anderem therapeutika in<br />

der Intensivmedizin, röntgen-kontrastmittel,<br />

antidota (Gegengifte), zink (zur behandlung von<br />

zinkmangel) und Elektrolytlösungen (mineralstoffe<br />

und Spurenelemente).<br />

anzahl mitarbeiter: 140<br />

Standorte: bensheim und alsbach sowie tochterunternehmen<br />

in den uSa und russland<br />

umsatz: rund 30 millionen Euro<br />

märkte: 85 länder weltweit<br />

auszeichnungen: Im Jahr 2005 wurde dr. Gernot<br />

köhler als „Entrepreneur des Jahres“ nominiert.<br />

www.koehler-chemie.de<br />

Deutsche Amphibolin-Werke<br />

von Robert Murjahn Stiftung & Co KG (DAW)<br />

die daW-firmengruppe ist<br />

in deutschland, österreich<br />

und der türkei marktführer<br />

auf dem Gebiet der bautenanstrichmittel.<br />

In Europa befindet sich das unternehmen bei<br />

baufarben nach großen internationalen konzernen<br />

auf Platz drei. mit rund 5200 mitarbeitern im<br />

In- und ausland und einem umsatz von jährlich<br />

rund 1,3 mrd. Euro sind die daW Europas größter<br />

baufarben-hersteller in privater hand. zur<br />

firmengruppe gehören u. a. Caparol (farben,<br />

lacke, lasuren, Wärmedämm-verbundsysteme)<br />

und alpina (marke für den heimwerker).<br />

das bekannteste Produkt ist alpinaweiß – Europas<br />

meistgekaufte Innenfarbe.<br />

der Stammsitz der Gruppe liegt in oberramstadt.<br />

für sein Engagement im bereich<br />

nachhaltigkeit wurde das inhabergeführte<br />

familienunternehmen von der verbraucher<br />

Initiative e.v. als „nachhaltiger hersteller 2011“<br />

mit einer Silber-medaille ausgezeichnet.<br />

Im mai 2012 gewannen die daW den „n-tv“-<br />

„hidden Champion“ in der kategorie „nachhal-<br />

tigkeit“.<br />

www.daw.de<br />

RITTER-PEN GmbH<br />

ritter-Pen ist einer der führenden hersteller<br />

von Schreibgeräten für die Werbemittelbranche.<br />

das familienunternehmen wurde im Jahr<br />

1928 durch Jacob ritter gegründet. am Standort<br />

brensbach sind 125 mitarbeiter beschäftigt, davon<br />

80 in den Produktionsabteilungen.<br />

mit einem Werbedruck und einer Qualitätsmine<br />

versehen, liefert ritter-Pen kugelschreiber in<br />

verschiedenen designs und trendigen farben in<br />

mehr als 40 länder. farbkombinationen werden<br />

nach kundenwunsch produziert. Im Penbuilder<br />

unter www.ritter-pen.de kann sich jeder Interessent<br />

seinen individuellen kugelschreiber zusammenstellen.<br />

Eine Spezialität des unternehmens ist die Entwicklung<br />

und vermarktung einer naturbasierenden<br />

kugelschreiberserie auf Cellulose-basis.<br />

für diesen besonderen Werkstoff wurde es mit<br />

dem Preis „biowerkstoff des Jahres 2008“ ausgezeichnet.<br />

Parallel wird konsequent auf nachhaltige Produktionsprozesse<br />

umgestellt. neben einer<br />

neuen kühlungsanlage wird in moderne hybrid-<br />

Spritzgießmaschinen investiert. ab 2013 wird<br />

auf ökostrom umgestellt.<br />

die Wertschöpfungskette umfasst unter anderem<br />

die Produktentwicklung mit eigenem design,<br />

die umsetzung im eigenen Werkzeugbau<br />

sowie die Produktion der kugelschreiberteile.<br />

die montage und die veredlung mittels Siebund<br />

tampondruck runden die Individualisierung<br />

des ritter-Pens ab.<br />

www.ritter-pen.de<br />

koziol »ideas for friends GmbH<br />

Seit 1927 erfindet, entwirft<br />

und produziert<br />

koziol hochwertige<br />

designprodukte zum<br />

leben und Wohnen<br />

mit unverwechselbaren formen. und das ausschließlich<br />

in deutschland, am Standort Erbach/<br />

odenwald.<br />

Einzigartig ist die hohe fertigungstiefe des unternehmens:<br />

von der Idee über die designentwicklung,<br />

die konstruktion, den Werkzeugbau,<br />

die Produktion, die montage und den versand<br />

bis hin zum weltweiten vertrieb ist das gesamte<br />

know-how unter einem dach vereint.<br />

die regionale verwurzelung trägt maßgeblich<br />

zum Erfolg bei, denn aufbauend auf<br />

eine jahrhundertealte handwerkstradition<br />

werden hier in verbinung mit modernsten<br />

technologien unnachahmliche Produkte erschaffen.<br />

In über 50 ländern der Welt schätzt man mittlerweile<br />

das fröhliche design und die originellen<br />

Produkte von koziol. noch mehr über die<br />

marke und das Glück erfährt man in der koziol-„Glücksfabrik“<br />

am firmensitz in Erbach. die<br />

multimediale Erlebniswelt enthält museum, designshop<br />

und Café und präsentiert marke zum<br />

anfassen. das koziol-museum inszeniert die<br />

firmengeschichte in einem einzigartigen, interaktiven<br />

maschinenpark.<br />

Es ist ein ort, der besondere Erlebnisse schafft.<br />

kennzahlen: 180 mitarbeiter, ca. 40 neue Produkte/Jahr,<br />

60 Prozent Exportanteil weltweit,<br />

über 60 designpreise<br />

www.koziol.de<br />

MERCK KGaA<br />

merck gehört zu<br />

den weltweit führenden<br />

Pharma-,<br />

Chemie- und life-<br />

Science-unternehmen.<br />

mit innovativen<br />

Produkten und Services will merck dazu beitragen,<br />

die lebensqualität der menschen weiter<br />

zu verbessern. das Geschäft gliedert sich in vier<br />

Sparten.<br />

Während merck Serono innovative verschreibungspflichtige<br />

medikamente erforscht und<br />

vertreibt, bietet die Sparte Consumer health<br />

Produkte für die Selbstmedikation und Gesundheitsvorsorge.<br />

merck millipore hingegen ist ein<br />

weltweit führender Partner für die life-Science-<br />

Industrie und Performance materials verfügt<br />

über eine umfangreiche Palette an innovativen<br />

Produkten und technologien für die unterhaltungselektronik,<br />

beleuchtung, drucktechnik,<br />

kunststoff- und lackanwendung sowie kosmetik.<br />

In vielen bereichen ist merck Weltmarktführer,<br />

so zum beispiel im markt für flüssigkristalle<br />

und bei den Perlglanz-Effektpigmenten, einer<br />

hochspezialisierten nische des Pigmentmarktes.<br />

mit rund 40 000 mitarbeitern ist merck in<br />

67 ländern vertreten. Im Jahr 2011 erzielte<br />

merck Gesamterlöse in höhe von 10,3 milliarden<br />

Euro. der Stammsitz des unternehmens ist<br />

in darmstadt. die anfänge gehen bis ins<br />

Jahr 1668 zurück, somit ist merck das älteste<br />

pharmazeutisch-chemische unternehmen der<br />

Welt.<br />

www.merckgroup.com


Foto: Sv 98<br />

Software aG bleibt hauptsponsor des Sv darmstadt 98<br />

Die Software AG wird bis zum Sommer<br />

2015 die Zusammenarbeit mit dem Fußball-Drittligisten<br />

fortsetzen, wie Arnd<br />

Zinnhardt, Finanzvorstand Software AG,<br />

und Rüdiger Fritsch, Präsident des SV<br />

Darmstadt 98, im Oktober in Darmstadt<br />

bekannt gaben.<br />

Präsident Rüdiger Fritsch freut sich<br />

über die Vertragsverlängerung und die<br />

damit verbundene weitere Zusammenarbeit<br />

und wirtschaftliche Kontinuität. „Die<br />

Software AG ist ein starker und zuverlässiger<br />

Partner, der wesentlich dazu beigetragen<br />

hat die wirtschaftlichen Voraussetzungen<br />

für unseren sportlichen Erfolg<br />

zu schaffen“, so Fritsch. Die Fortsetzung<br />

des Engagements um weitere drei Jahre<br />

ist nicht selbstverständlich im schnelllebigen<br />

Fußball-Geschäft. Der SV 98 beweist<br />

gemeinsam mit der Software AG Berechenbarkeit<br />

und Planungssicherheit, ist<br />

der Präsident überzeugt. „Wir sind stolz<br />

und glücklich, mit der Software AG weiter<br />

zusammenarbeiten zu dürfen“, erklärte<br />

Fritsch.<br />

ALS WICHTIGSTER PARTNER<br />

SETZT DIE SoFTWARE AG<br />

IHRE uNTERSTüTZuNG FoRT<br />

2008 war das Unternehmen als Hauptsponsor<br />

bei den Lilien eingestiegen. „Die Vereinsführung<br />

hatte uns überzeugend bewiesen,<br />

dass sie in der Lage ist, den SV<br />

Darmstadt 98 zu stabilisieren und sportlich<br />

voranzubringen“, sagt Arnd Zinnhardt,<br />

Finanzvorstand der Software AG.<br />

„Wir sind uns sicher, dass der zurückliegende<br />

Weg in die 3. Liga für den Verein<br />

und die Region der richtige war. Daher<br />

wollen wir als Hauptsponsor wesentlich<br />

dazu beitragen, die wirtschaftlichen Voraussetzungen<br />

für einen nachhaltigen<br />

Erfolg zu schaffen. Auch wenn wir ein<br />

global agierender Konzern sind, ist es<br />

Industrie & handwerk 3 9<br />

vErtraGSvErlänGErunG<br />

bIS 2015<br />

uns wichtig, fest in der Region verwurzelt<br />

zu sein. Die Zusammenarbeit mit den<br />

Lilien hat uns enorm geholfen, unsere Bekanntheit<br />

bis über die Stadtgrenzen hinaus<br />

zu steigern und die Marke ‚Software AG’<br />

in der Region auch emotional aufzuladen“,<br />

betont Arnd Zinnhardt.<br />

Die Unterstützung für die Lilien gilt dabei<br />

nicht nur der Profi-Fußballmannschaft,<br />

sondern in erster Linie auch dem Gesamtverein,<br />

um dem Breitensport und der Jugendarbeit<br />

in verschiedenen Sportarten<br />

innerhalb des Vereins die nötige finanzielle<br />

Basis zu geben. Damit bekräftigt die<br />

Software AG ihr Bekenntnis zum Standort<br />

Darmstadt und unterstützt einen wichtigen<br />

Bereich im gesellschaftlichen Leben der<br />

Region.<br />

»WIr SInd Stolz und GlüCklICh,<br />

mIt dEr SoftWarE aG WEItEr<br />

zuSammEnarbEItEn zu dürfEn«


4 0 Industrie & handwerk<br />

WaChStum, daS WErt<br />

Europäische Chemieunternehmen können komplexe Geschäfte profi tabel managen<br />

Was sind die Erfolgsfaktoren<br />

für profi tables Wachstum? und<br />

welche trends sollten europäische<br />

Chemieunternehmen<br />

beachten, um auch in zukunft<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben?<br />

dr. andrea Gruß sprach darüber<br />

für die branchenzeitung<br />

ChEmanager mit dr. udo Jung,<br />

Senior Partner bei der boston<br />

Consulting Group (bCG) in<br />

frankfurt.<br />

➜ Wie korrelieren Wachstum und<br />

Wertschöpfung von Unternehmen?<br />

Unsere Analyse der 500 größten börsennotierten<br />

Unternehmen über zehn Jahre<br />

ergab, dass etwa drei Viertel der Wertsteigerung<br />

durch Wachstum generiert wurden<br />

und ein deutlich geringerer Anteil durch<br />

die Steigerung der Marge. Umsatzwachstum<br />

allein garantiert jedoch keine Wertschöpfung.<br />

Das Wachstum muss auch profi<br />

tabel sein.<br />

vom Bayer-Konzern in den Jahren 2003<br />

bis 2007 seinen Wert zunächst über die<br />

Marge gesteigert, u.a. durch den Verkauf<br />

des ABS-Geschäfts an Ineos. In den Jahren<br />

danach gewann bei Lanxess der Anteil<br />

des Umsatzwachstums an Bedeutung.<br />

Eine ähnliche Entwicklung, zeitlich etwas<br />

verschoben, durchläuft der französische<br />

Konzern Arkema, der durch die Ausgliederung<br />

des Chemiegeschäfts aus dem Total-<br />

Konzern entstand. Das Unternehmen ist<br />

in den vergangenen fünf Jahren in Bezug<br />

auf den Umsatz kaum gewachsen, konnte<br />

aber seine Marge stark verbessern und<br />

hat nun eine Wachstumsstrategie erarbeitet.<br />

Und das ist letztlich auch die richtige<br />

Reihenfolge. Nicht von ungefähr heißt es:<br />

„you have to earn the right to grow.” Es<br />

muss zunächst Profi tabilität sichergestellt<br />

werden – dies ist die Basis für Wachstum.<br />

Die umgekehrte Reihenfolge – durch reines<br />

Umsatzwachstum die Profi tabilität zu<br />

steigern – ist sehr oft eine Illusion.<br />

➜ Ein schneller Weg zur Umsatzsteigerung<br />

ist die Akquisition. Sie haben die<br />

Wertschöpfung von Mergers & Akquisitions<br />

analysiert. Mit welchem Ergebnis?<br />

Die Statistik sagt, dass nur ungefähr<br />

50 Prozent der Akquisitionen auch Wert<br />

schaffend sind. Hierfür gibt es rückblickend<br />

einige Beispiele: Vor etwa zwölf<br />

Jahren gab es in der Chemieindustrie eine<br />

Welle an Akquisitionen in der Feinchemie:<br />

DSM übernahm Catalytica. Evonik, damals<br />

noch Degussa-Hüls, kaufte Laporte<br />

und Clariant die Feinchemiegruppe BTP.<br />

Damals war man überzeugt, Feinchemie<br />

ist ein Wachstumsfeld und viele pharmazeutische<br />

Unternehmen werden verstärkt<br />

strategisches Outsourcing bei der Wirkstoffproduktion<br />

betreiben. Das ist nicht<br />

➜<br />

erfolgt. Die Akquisitionen haben sich als<br />

Fehlpässe entpuppt; alle genannten Unternehmen<br />

mussten später fast die gesamte<br />

Akquisition abschreiben. Auf der anderen<br />

Seite gibt es natürlich auch Beispiele, bei<br />

denen Unternehmen massiv in eigene Anlagen<br />

investiert haben, die dann am Ende<br />

auch nicht Wert schaffend waren, weil sie<br />

beispielsweise einfach zu klein waren.<br />

➜ Wie lassen sich „Fehlpässe“ vermeiden?<br />

Wichtig sind eine bewusste Verzahnung<br />

von Geschäfts- und Asset-Strategie<br />

und eine differenzierte Investitionsstrategie.<br />

Wo ein Unternehmen über proprietäre<br />

Technologien verfügt, über eigene Anlagen<br />

und werthaltige Produkte mit langfristigen<br />

Perspektiven, d.h. Wachstumspotenzial<br />

für fünf bis zehn Jahre, da sollte im<br />

Zweifel mutiger investiert werden. Ist der<br />

Lebenszyklus eines Produkts oder einer<br />

Technologie jedoch weiter fortgeschritten,<br />

sollten Unternehmen über sog. Asset-light-<br />

Geschäftsmodelle nachdenken. Das kann<br />

z.B. ein Produktions-Joint-Venture mit einem<br />

Wettbewerber sein.<br />

➜<br />

➜<br />

➜ Wie profi tabel wachsen europäische<br />

Chemieunternehmen?<br />

Betrachtet man einzelne Unternehmen<br />

der Chemiebranche, so sind die Anteile der<br />

Wertsteigerung aus Umsatzwachstum oder<br />

aus der Marge durchaus unterschiedlich<br />

und abhängig davon, welche „Hausaufgaben“<br />

ein Unternehmen gerade zu erledigen<br />

hat. Ein Beispiel hierfür ist Lanxess: Das<br />

Unternehmen hat nach der Abspaltung<br />

➜ Welche Wachstumstreiber sollten<br />

Chemieunternehmen bei ihrer Investitionsstrategie<br />

berücksichtigen?<br />

Das Chemiewachstum korreliert nicht<br />

nur mit dem Bevölkerungswachstum, sondern<br />

auch stark mit dem Anstieg des Bruttosozialprodukts,<br />

also dem Wachstum des<br />

Wohlstands einer Gesellschaft. Mehr als<br />

zwei Drittel des globalen Wachstums der<br />

chemischen Industrie bis zum Jahr 2020<br />

und annähernd 50 Prozent der globalen<br />

Chemienachfrage werden daher in Asien<br />

stattfi nden. Der Schwerpunkt von Wachstum<br />

und Nachfrage verschiebt sich. Euro-<br />

➜<br />


SChafft<br />

päische Chemieunternehmen bauen schon<br />

heute verstärkt Produktionsstätten in Asien<br />

für Asien. Auch die Forschung und Produktentwicklung<br />

erfolgt immer häufi ger<br />

vor Ort. Für eine detailliertere Wachstumsprognose<br />

ist es dabei wichtig, zwischen<br />

den einzelnen Ländern Asiens – und auch<br />

innerhalb der großen Länder – zu differenzieren.<br />

➜ Wie unterscheidet sich beispielsweise<br />

das Marktpotenzial Chinas von dem<br />

Indiens?<br />

In China wächst die Bevölkerung aufgrund<br />

der bekannten 1-Kind-Politik nicht<br />

mehr. Mittelfristig ist dort der Wachstumstreiber<br />

die „nächste Milliarde Konsumenten“,<br />

also im Grunde der Anstieg des verfügbaren<br />

Einkommens pro Kopf bzw. des<br />

frei verfügbaren Haushaltseinkommens.<br />

Menschen können sich Produkte leisten,<br />

die sie vorher nicht kaufen konnten. Steigt<br />

der Wohlstand weiter, werden in einer<br />

zweiten Stufe der Nachfrage-Pyramide<br />

einfache Produkte durch qualitativ höherwertige<br />

Produkte ersetzt.<br />

Als demografi sche Folge der 1-Kind-Politik<br />

wird es statistisch zu einer relativ schnellen<br />

Alterung der chinesischen Gesellschaft<br />

kommen. Wesentlicher Wachstumstreiber<br />

wird daher langfristig das Wohlstandswachstum<br />

sein – d.h. Wachstum entlang<br />

der „Qualitätspyramide“ von Produkten.<br />

Anders in Indien: Hier kommt aufgrund der<br />

höheren Geburtenrate und der sehr jungen<br />

Bevölkerung als Wachstumstreiber eine<br />

demografi sche Dividende hinzu.<br />

➜<br />

➜<br />

➜ Wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial<br />

für die Chemieindustrie in Europa?<br />

Ein Großteil des Wachstums wird<br />

künftig die Nachfrage nach Konsumgütern<br />

von Menschen über 55 Jahren generieren,<br />

denn dies ist die einzige, wachsende<br />

Bevölkerungsgruppe. In Deutschland werden<br />

etwa 85 Prozent des Konsumwachstums<br />

bis zum Jahr 2030 Verbraucher dieser<br />

Altersgruppe<br />

verursachen.<br />

Hiervon profi -<br />

tieren indirekt<br />

auch diejenigenChemieunternehmen,<br />

die für ihre Abnehmerindustrien<br />

spezifi sche Produkte entwickeln oder<br />

designen, welche dem Geschmack oder<br />

den Bedürfnissen der älter werdenden Gesellschaft<br />

angepasst sind.<br />

»ChEmIEWaChStum korrElIErt<br />

Stark mIt dEm WaChStum dES<br />

WohlStandS EInEr GESEllSChaft.«<br />

➜ Welche Auswirkungen haben diese<br />

Entwicklungen auf die Branche?<br />

In Europa oder den USA ist das<br />

strukturelle Wachstum der Chemieindustrie<br />

– d.h. das Wachstum in Bezug<br />

auf Kenngrößen, wie z.B. den Pro-Kopf-<br />

Verbrauch an Kunststoffen –<br />

begrenzt. Dennoch bieten sich<br />

auch hier weiterhin Wachs-<br />

Wachs tums potenziale durch<br />

innovative Geschäftsmodelle,<br />

bei denen Unternehmen über<br />

die landläufi gen Grenzen ihrer<br />

Branche hinaus in Richtung der<br />

Applikationen ihrer Produkte<br />

wachsen. Ein Beispiel:<br />

Die Übernahme von<br />

Millipore durch Merck.<br />

Durch die Akquisition<br />

ergänzte das Darmstädter<br />

Unternehmen sein<br />

➜<br />

Industrie & handwerk 4 1<br />

Portfolio um innovative Technologien<br />

und Dienstleistungen für Pharma- und<br />

Biotechnologieunternehmen. Die Grenze<br />

„Wo hört die Chemieindustrie auf und<br />

wo fängt die Applikationsindustrie an?“<br />

wird zunehmend verwischen. Dies zeigt<br />

sich z.B. auch im Bereich der Batterien für<br />

E-Mobilität. Während Chemieunternehmen<br />

hier zunächst nur als Zulieferer für<br />

Anoden- oder Kathodenmaterialien oder<br />

Membranen von Batterien agierten, gibt es<br />

heute bereits Kooperationen zur Herstellung<br />

ganzer Batteriesysteme.<br />

➜ Geht damit nicht eine zunehmende<br />

Komplexität des Geschäfts einher?<br />

Ja, aber solange „erforderliche“ Komplexität<br />

– im Gegensatz zu unnötiger Kompliziertheit<br />

– mit einem differenzierten<br />

Marktangebot korreliert, kann sie zu einer<br />

höheren Profi tabilität beitragen. Denn Geschäfte,<br />

die eine Komplexitätsanforderung<br />

haben, erzeugen Kundenbindung und sind<br />

Grundlage für Innovationen. Die Fähigkeit,<br />

unterschiedliche Geschäftsmodelle in<br />

einem Konzern zu steuern, zeichnet europäische<br />

und einige amerikanische Chemieunternehmen<br />

aus. Unsere Analysen<br />

zeigen, dass gerade europäische<br />

Chemieunternehmen gelernt haben,<br />

in sehr unterschiedlichen<br />

und differenzierten Segmenten<br />

Wert zu schaffen, indem sie<br />

komplexe Geschäfte unkompliziert<br />

steuern.<br />

➜<br />

Dr. udo Jung,<br />

Senior und<br />

Managing Partner,<br />

Boston<br />

Consulting<br />

Group.<br />

Foto: CHEManager


4 2 menschen & märkte<br />

Besuch in Darmstadt: Peer Steinbrück (Mitte) referierte beim Wirtschaftsforum der IHk (rechts Hauptgeschäftsführer uwe vetterlein).<br />

Die Bundestagsabgeordnete Brigitte Zypries hatte die visite des SPD-kanzlerkandidaten vermittelt; im Hintergrund zwei<br />

Leibwächter.<br />

flammEndES PlädoyEr<br />

für EuroPa<br />

Wirtschaftsforum<br />

SPd-kanzlerkandidat<br />

Peer Steinbrück<br />

bei der Ihk darmstadt –<br />

„länder abkoppeln, geht nicht“<br />

von Harald Pleines<br />

Ein flammendes Plädoyer für die Europäische<br />

Union und den Verbleib<br />

Griechenlands in der Euro-Zone hat Peer<br />

Steinbrück bei der IHK Darmstadt gehalten.<br />

Ein Fallenlassen des Krisenlandes<br />

hätte verheerende Folgen, warnte der<br />

Kanzlerkandidat der SPD vor knapp 200<br />

Zuhörern. Als die Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK) Darmstadt Rhein-Main-<br />

Neckar zu ihrem 12. Wirtschaftsforum<br />

einlud, konnte sie nicht ahnen, dass der<br />

vorgesehene Redner Peer Steinbrück inzwischen<br />

nicht mehr nur der ehemalige<br />

Foto: Roman Grösser<br />

Finanzminister der Großen Koalition ist,<br />

sondern der aktuelle Kanzlerkandidat<br />

der SPD. IHK-Vizepräsident Arnd Zinnhardt<br />

sprach denn auch von einem großen<br />

Glücksfall.<br />

Bei seinem Vortrag zu „Deutschlands Rolle<br />

in Europa“ hielt sich Steinbrück nur<br />

kurz mit der Vergangenheit auf, erinnerte<br />

beispielsweise daran, dass es vielen mittlerweile<br />

bei allen Diskussionen aus dem<br />

Sinn geraten sei, dass Deutschland nach<br />

zwei verlorenen Weltkriegen 1949 eingeladen<br />

worden sei, an einem gemeinsamen


Europa mitzubauen und seither enorm von<br />

der europäischen Integration profitiere.<br />

Das sei beispielsweise bei der deutschen<br />

Einheit deutlich geworden, bei der „ein<br />

absoluter Koloss in der Mitte Europas“<br />

entstanden sei, vor dem aber keiner mehr<br />

Angst habe, weil sich die Deutschen als<br />

verlässliche Europäer erwiesen hätten. Daraus<br />

resultiere eine Verantwortung, Europa<br />

zu bewahren und zusammenzuhalten.<br />

ENDE EINES ExkLuSIvEN kLuBS:<br />

voN G 7 Zu G 20<br />

Damit hatte er den Übergang zur Krise<br />

der südlichen Länder gefunden. Zu Beginn<br />

seiner Zeit als Finanzminister der<br />

Großen Koalition habe es noch Treffen<br />

der sieben wichtigsten<br />

Industrieländer (G 7)<br />

gegeben: „Zwei Jahre<br />

trafen wir uns in der<br />

G 20 – aus war‘s mit<br />

dem exklusiven europäisch-atlantischen<br />

Klub<br />

der G 7“. Angesichts solcher<br />

globalen Machtverschiebungen dränge<br />

sich die Frage auf, ob sich Europa und<br />

sein Wertesystem noch behaupten könne<br />

gegen aufstrebende Staaten, in denen es<br />

keine Meinungs- und Pressefreiheit, aber<br />

viel Korruption gebe.<br />

Angesichts solcher Herausforderungen<br />

forderte er apodiktisch: „Manche Länder<br />

von Europa abkoppeln, geht gar nicht.“<br />

Eine Renationalisierung des Euro, so<br />

warnte er, hätte unabsehbare ökonomische<br />

Folgen.<br />

Bei einer Rückkehr zur alten Währung<br />

müsste die D-Mark um 40 bis 50 Pro-<br />

zent aufgewertet werden. „Was das für<br />

eine exportgetriebene Wirtschaft mit einem<br />

Anteil zwischen 40 und 45 Prozent<br />

am Bruttosozialprodukt bedeutet, brauche<br />

ich Ihnen nicht zu sagen“, wandte er sich<br />

an die versammelten Unternehmer.<br />

Auch politisch berge das Abkoppeln von<br />

Staaten große Sprengkraft. Es käme nach<br />

seiner Einschätzung zu dumpfbackigen,<br />

nationalistischen Parolen. „Not frisst Demokratie“,<br />

sagte Steinbrück und fragte<br />

rhetorisch: „Wie sollte Spanien allein denn<br />

eine fünfzigprozentige Jugendarbeitslosigkeit<br />

verkraften?“<br />

Der Kanzlerkandidat raubte den Zuhörern<br />

Illusionen über die Dauer der Krisenbewältigung.<br />

Man habe Griechenland die<br />

nächsten sieben, acht Jahre „an der Backe“.<br />

Und: „Wir werden zahlen. Was dachten<br />

Sie denn?“<br />

Es handele sich bei den Krisenländern<br />

nicht um ein Verschuldungsproblem, attestierte<br />

der Ex-Finanzminister, denn<br />

viele nun Not leidende Länder seien vor<br />

Beginn der weltweiten Finanz- und Bankenkrise<br />

2007/08 weit weniger verschuldet<br />

gewesen als die Bundesrepublik. Was<br />

Griechenland derzeit spare, gehe an die<br />

Finanzmärkte, verdeutlichte er das Problem:<br />

„Die normalen Griechen sehen davon<br />

nichts.“<br />

»zWEI JahrE trafEn WIr unS<br />

In dEr G 20 – auS War‘S mIt<br />

dEm ExkluSIvEn EuroPäISCh-<br />

atlantISChEn klub dEr G 7.«<br />

Damit das Land wieder „Wind unter die<br />

Flügel“ bekomme, seien drei Elemente nötig:<br />

konsolidieren, aber ohne tödliche Dosis,<br />

strukturelle Defizite mit europäischer<br />

Hilfe beseitigen und Klärung der Frage,<br />

wie mit Banken umzugehen sei. „Zum<br />

letzten Punkt können Sie mich gesondert<br />

einladen“, scherzte Steinbrück in Anspielung<br />

auf seine kritisierten Nebentätigkeiten<br />

als Bundestagsabgeordneter.<br />

HAFTuNG uND RISIko FALLEN<br />

AuSEINANDER<br />

Die Finanzkrise habe nicht nur ökonomische<br />

Folgen, sondern auch zu einem Vertrauensentzug<br />

für die Politik geführt, weitete<br />

er den Blick. Haftung und Risiko, die<br />

in einer Hand zu sein hätten, seien längst<br />

auseinandergefallen, kritisierte er und warf<br />

die Frage auf, wo der Primat liege, bei entfesselten,<br />

anonymen Märkten oder demokratisch<br />

legitimierten Institutionen.<br />

Solange es darauf keine befriedigende<br />

Antwort gebe, müsse man nicht nur von<br />

einer Krise, sondern gar von einer Zäsur<br />

sprechen. Nötig sei die Rückkehr zu Maß<br />

und Mitte, zur Eindämmung von Exzessen<br />

und der Verhinderung starker Fliehkräfte.<br />

ANZEIGE<br />

menschen & märkte 4 3<br />

dIE SüdhESSEn WoChE WIrd<br />

WEItEr oPtImIErt<br />

„SüWo lokal“ bietet flächendeckende<br />

Haushalts-Abdeckung<br />

und lokalen Zuschnitt<br />

die „SüWo“ ist in der medienlandschaft<br />

Südhessens seit mehreren Jahrzehnten<br />

eine fest etablierte Größe, die stets den anforderungen<br />

der zeit angepasst wurde. für<br />

2013 wurde die zeitung noch einmal optimiert<br />

und den Erfordernissen des marktes<br />

angepasst. die neue namensgebung<br />

„SüWo lokal“ verdeutlicht, dass das medium<br />

nun zusätzlich zu den bewährten Werbeformen<br />

neue, tiefenlokale Strukturen<br />

bietet. Ebenso liegt bei der redaktionellen<br />

berichterstattung der fokus nun sehr<br />

stark auf lokalen und regionalen themen.<br />

mit 18 ausgaben am mittwoch und 21 ausgaben<br />

am Samstag deckt die „SüWo lokal“<br />

künftig flächendeckend die haushalte in<br />

Südhessen ab. der neue zuschnitt der verbreitungsgebiete<br />

bietet lokalen Werbekunden,<br />

die nur vor ihrer haustür inserieren,<br />

ebenso optimale rahmenbedingungen wie<br />

Inserenten, die großflächig vertreten sein<br />

möchten. attraktive kombinationsmöglichkeiten,<br />

farbanzeigen ohne aufpreis und<br />

eine hohe reichweite machen die „SüWo<br />

lokal“ zu einem einzigartigen Werbeträger<br />

in der medienlandschaft Südhessens.<br />

die „SüWo lokal“ bietet ihren lesern der<br />

namensgebung entsprechend heimatbezug<br />

und persönliche ansprache, indem<br />

sie über Personen, vereine und Institutionen<br />

aus dem unmittelbaren lebensumfeld<br />

der menschen vor ort berichtet. Sie greift<br />

themen auf, die in keiner überregionalen<br />

tageszeitung zu finden sind und vermittelt<br />

ein positives Gefühl für nachbarschaft und<br />

tradition. die starke Identifikation der leser<br />

mit ihrer heimatzeitung sorgt für eine<br />

hohe leser-blatt-bindung. durch die kostenfreie<br />

verteilung der zeitung entfällt zudem<br />

das kaufhemmnis.<br />

hauptzielgruppe ist das kaufkraftstarke<br />

Segment der 25- bis 65jährigen. die themen<br />

sind so zusammengestellt, dass alle<br />

altersgruppen angesprochen werden: berufseinsteiger<br />

und berufstätige, Senioren<br />

und hausfrauen, Gesundheits- und kulturinteressierte,<br />

mitglieder von vereinen,<br />

ärzte, anwälte, handwerker, dienstleister<br />

und unternehmer.<br />

Erstmals in neuer aufmachung und mit<br />

neuer namensgebung erscheinen wird die<br />

„SüWo lokal“ am mittwoch, dem 9. Januar<br />

2013.


4 4 menschen & märkte<br />

„krISEnmanaGEmEnt<br />

unzurEIChEnd“<br />

Peer Steinbrück<br />

im Interview<br />

von Harald Pleines<br />

Nach seinem Vortrag vor der Industrie-<br />

und Handelskammer Darmstadt Rhein-<br />

Main-Neckar hatte Peer Steinbrück,<br />

Kanzlerkandidat der SPD, nur kurz Zeit,<br />

vor seinem nächsten Termin drei Fragen<br />

zu beantworten.<br />

➜ Deutschland wird von kleineren<br />

Ländern der Europäischen Union vorgeworfen,<br />

in der Bewältigung der Finanzkrise<br />

im südlichen Europa den Ton<br />

anzugeben und, wie die Griechen sagen,<br />

wie ein Panzer voran zu stürmen. Wie<br />

sehen Sie die Rolle Deutschlands in Europa?<br />

➜<br />

Bisher äußerst konstruktiv, indem wir<br />

versuchen, die Eurozone zu stabilisieren.<br />

Was das Krisenmanagement der derzeitigen<br />

Bundesregierung betrifft, ist das unzureichend.<br />

Sie tut einiges Notwendige, aber<br />

das ist nicht hinreichend, um diese Krise<br />

zu bewältigen. Die Analyse, es sei eine<br />

Verschuldenskrise, ist falsch.<br />

Zum vortrag in Darmstadt: SPD-kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit seiner Parteifreundin<br />

Brigitte Zypries bei der IHk. Foto: Roman Grösser<br />

➜ Welche Elemente fehlen aus Ihrer<br />

Sicht?<br />

➜<br />

Insbesondere der Blick auf diese Länder,<br />

selber wieder Strukturreformen durchführen<br />

zu können, Wachstum zu entwickeln,<br />

Jugendarbeitslosigkeit abzubauen.<br />

Das heißt, ihnen nur die Keule eines Spardiktats<br />

zur Konsolidierung über den Kopf<br />

zu ziehen, reicht nicht, weil dann Länder<br />

wie Griechenland bereits erkennbar in einer<br />

Depression landen.<br />

➜ Griechenland und die Finanzkrise<br />

allgemein beschäftigen Politik und Medien<br />

landauf landab. Bleiben andere<br />

wichtige innenpolitische Vorhaben da-<br />

»ES rEICht nICht,<br />

GrIEChEnland dIE kEulE übErzuzIEhEn«<br />

hinter zurück wie Energiewende, Bildungskrise,<br />

Ausbau logistischer Strukturen?<br />

Man kann den Eindruck haben,<br />

bis zur Bundestagswahl 2013 tut sich<br />

nicht mehr viel.<br />

➜<br />

Das werden meine Partei und ich als<br />

Spitzenkandidat versuchen zu verhindern.<br />

Zum Beispiel die Spaltung auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Immer mehr Menschen sind<br />

sehr unsicher beschäftigt. Zum Beispiel<br />

die Barrieren in unserem Bildungssystem<br />

und damit die fehlende Durchlässigkeit.<br />

Zum Beispiel die Frage, wie wir unsere<br />

Sozialversicherungssysteme stabil finanzieren<br />

vor dem Hintergrund der Altersentwicklung<br />

in unserer Gesellschaft. Oder<br />

die Finanzlage der Kommunen. Das heißt,<br />

es gibt eine ganze Reihe von Themen, die<br />

von der Bundesregierung ignoriert werden,<br />

auch weil das Europathema so dominant<br />

ist.


4 6 menschen & märkte<br />

ChEmIE-aktIEn<br />

lanGfrIStIG<br />

EInE anlaGE WErt<br />

aber welche aktien? – anleger können auch die gesamte branche kaufen –<br />

auf den daxsector Chemicals nur ein zertifikat – aber einige Exchange traded funds (Etf´s)<br />

auf den Stoxx Euro 600 Chemicals<br />

Der deutschen Chemie blüht bis 2030 eine<br />

goldene Zukunft, konstatiert die an anderer<br />

Stelle dieser <strong>Ausgabe</strong> skizzierte Studie des<br />

Chemieverbandes VCI in Zusammenarbeit<br />

mit dem Wirtschaftsforscher Prognos.<br />

Nur“ müssen hierzu die deutschen Politiker<br />

die richtigen Weichen stellen.<br />

Seien wir also – allen vergangenen Enttäuschungen<br />

zum Trotz – einmal optimistisch<br />

und unterstellen, dass unsere politische<br />

Führungselite in Berlin die Weichen im<br />

Griff hat. Dann müssen Anleger doch sofort<br />

den Schluss ziehen, dass eine solche<br />

Prognose, bzw. eine derart erwartete goldene<br />

Zukunft, den Chemie-Aktien ausgesprochen<br />

gut tun müsste.<br />

Und eigentlich waren Chemie-Aktien<br />

schon immer Wachstumswerte, haben also<br />

die Fortschritte in der chemischen Industrie<br />

langfristig stets mitgemacht. Deshalb<br />

vorab ein kurzer Blick auf die Chemie-<br />

Aktien in verschiedenen Zeiträumen, auch<br />

wenn klar sein sollte, dass Erfolge in der<br />

Vergangenheit keine Garantie für Erfolge,<br />

also Kurssteigerungen, in der Zukunft, sein<br />

können. Doch sind daraus sicher Hinweise<br />

und Anhaltspunkte abzuleiten. Werfen<br />

wir also einen Blick auf den DAXsector<br />

Chemicals Performance-Index und halten<br />

jeweils den DAX 30 Performance Index<br />

2008<br />

185 05%HL<br />

Intervall: 1 Tag<br />

von Bruno Hidding<br />

Hoch: 161,9341<br />

Tief: 56,8092<br />

2009<br />

2010<br />

dagegen, und das für ein Jahr, für fünf und<br />

zehn Jahre sowie seit Schaffung des DAX<br />

im Jahr 1987.<br />

CHEMIE-AkTIEN STEIGEN IM<br />

ZWEITEN HALBJAHR<br />

Das Ergebnis ist wie erwartet, wie erhofft,<br />

nur hat wahrscheinlich keiner von uns die<br />

gute Performance der Chemie-Aktien in<br />

2011<br />

2012<br />

Grafik: Comdirekt<br />

Der DAxsector Chemicals Performance-Index (schwarz, 13 Werte) im vergleich<br />

zur gesamten DAx Performance (blau).<br />

160 %<br />

140 %<br />

120 %<br />

100 %<br />

80 %<br />

60 %<br />

all den Jahren mitgemacht und bis zum<br />

guten Ende ausgesessen. Seit Beginn des<br />

Jahres 2012 verliefen DAX und DAXsector<br />

Chemicals erst einmal bis zur Jahresmitte<br />

parallel, doch dann legt der Chemie-Index<br />

deutlicher zu und verzeichnet<br />

Mitte November ein Plus von ca. 27 Prozent,<br />

wohingegen es der DAX nur auf<br />

rund 23 Prozent bringt. Im Fünfjahreszeit-


ANALySTENMEINuNGEN Zu DEuTSCHEN CHEMIE-AkTIEN<br />

➜ Bayer: kaufen sagen kepler, Commerzbank, JP Morgan, Cheuvreux und Citigroup<br />

bei kurszielen zwischen 72,50 und 80 Euro.<br />

➜ BASF: Neutral sind kepler, Bernstein, HSBC und Citigroup bei kurszielen von 61 bis<br />

71 Euro (HSBC). kaufen raten Morgan Stanley und Warburg bei einem kursziel von 75<br />

Euro.<br />

➜ Fuchs Petrolub: Neutral sind Berenberg, Independent, Commerzbank, Deutsche<br />

Bank und Warburg bei kurszielen von 46 (Deutsche Bank) bis 56 Euro (Independent).<br />

Sell steht bei kepler, Cheuvreux und Equinet.<br />

➜ Lanxess: Zwischen kaufen (Nomura, Ziel 85 Euro) und Sell (kepler mit Ziel 55 Euro)<br />

alles vertreten.<br />

➜ SGL Carbon: Fast nur verkaufsempfehlungen. kursziele zwischen 12,50 Euro von JP<br />

Morgan und 26 Euro von NordLB, uBS und kepler.<br />

➜ Merck (nicht im Chemical-Index, aber hoher Chemie-Anteil):<br />

kaufen mit kursziel 113 Euro sagt Deutsche Bank, verkaufen mit kursziel 88 und 91<br />

Euro sagen Barclays Capital und Independent. Neutral sind S&P Equity Group, Credit<br />

Suisse und Warburg mit kurszielen zwischen 93 (Warburg) und 108 Euro(S&P)<br />

raum seit Ende 2007 spielen die Chemie-<br />

Aktien jedoch ihren Wachstumscharakter<br />

voll aus. Der Sektor-Index legt in diesen<br />

knapp fünf Jahren ca. 40 Prozent zu, während<br />

der DAX 30 etwa 15 Prozent verliert.<br />

Im Zehnjahreszeitraum ist der DAX Chemicals<br />

dem DAX 30 seit Anfang 2009<br />

förmlich weggelaufen. Mitte November<br />

2012 weist der Chemie-DAX ein Plus<br />

von fast 400 Prozent auf, wohingegen<br />

der DAX bei immerhin ordentlichen 140<br />

Prozent landet. Ein letzter Blick gilt dem<br />

Zeitraum seit der Schaffung des DAX<br />

im Jahre 1987. Hier fällt auf, dass es über<br />

lange Jahre ein Kopf an Kopf-Rennen<br />

gab und der DAX 30 im Jahre 2000 sogar<br />

noch die Nase vorn hatte. Doch dann<br />

kam sukzessive der Wachstumscharakter<br />

der Chemie-Aktien zum Tragen und<br />

der Sektor-Index Chemicals lief davon.<br />

Bis November 2012 auf ein Plus von ca.<br />

1600 Prozent, während der DAX bei einem<br />

Gewinn von 650 Prozent landete. Immerhin.<br />

NuR EIN DuTZEND WERTE<br />

IM CHEMIE-DAx<br />

BASF – Bayer – Fuchs Petrolub, H&R AG<br />

Inhaber – Hansa Group – K+S – Lanxess<br />

– Linde – SGL Carbon – SKW Stahl-<br />

Metallurgie – Symrise – Wacker Chemie:<br />

Die optimistischen Analyseergebnisse von<br />

Prognos im Kopf und das gute Abschneiden<br />

der Chemie-Werte in der Vergangenheit<br />

vor Augen wecken natürlich sofort<br />

Begehrlichkeit, also den Wunsch, an einer<br />

weiter aufwärtsgerichteten Entwicklung<br />

der Chemie-Aktien teilzunehmen. Nur<br />

stellt sich dann sofort die Frage, welche<br />

Werte von den zwölf, oder vielleicht auch<br />

noch andere, also eventuell ausländische<br />

Chemie-Aktien? Und da nur Spezialisten<br />

diese schwierige Selektion möglich<br />

ist, investieren normale Mitteleuropäer<br />

bei Vorliegen derart<br />

positiver Branchenerwartungen<br />

in die gesamte<br />

Branche, also in Exchange<br />

Traded Funds (ETF´s)<br />

oder Fonds oder eventuell<br />

auch Zertifikate.<br />

Einen ETF auf den<br />

DAXsector Chemicals gibt<br />

es leider nicht, wohl aber<br />

seit April 2008 ein Zertifikat<br />

der Commerzbank (DR0RED),<br />

dass folglich die entsprechend<br />

positive Kursentwicklung<br />

aufweist wie der Chemie-<br />

DAX. Allerdings<br />

kommt eben das<br />

Emittentenrisiko<br />

menschen & märkte 4 7<br />

Commerzbank hinzu. Wer dieses nicht eingehen<br />

will, stößt bei weiteren Recherchen<br />

auf zwei ETF´s auf den Index Stoxx Europe<br />

600 Chemicals, der 23 internationale<br />

Chemiewerte abbildet, darunter Air Liquide<br />

SA, AKZO Nobel, Johnson Matthey,<br />

Solvay und Unicore: LYXOR ETF STO-<br />

XX EUROPE 600 CHEMICALS und der<br />

COMSTAGE ETF STOXX EUROPE 600<br />

CHEMICALS.<br />

Foto: Thinkstock


4 8 menschen & märkte<br />

WEr<br />

brauCht<br />

mICh hEutE noCh?<br />

Wenn die arbeitswelt zur Spirale wird und sich stets abwärts dreht...<br />

von Heiko Depner<br />

„Bild dir deine Meinung!“, so die Werbebotschaft<br />

des Boulevardblatts vom<br />

Axel Springer Verlag. In großen Lettern<br />

berichtet die Bildzeitung über<br />

Prominente, Politiker und Unternehmen,<br />

straft vermeintliche Fehltritte durch öffentliche<br />

Anprangerung ab.<br />

karl-Heinz (56 Jahre) und Walter<br />

(61 Jahre) (Namen von der Redaktion<br />

geändert) arbeiteten einst beim Axel<br />

Springer Verlag, in einer Tiefdruckerei in<br />

Darmstadt. Als gelernter Betriebsschlosser<br />

hatte Walter zuvor über 36 Jahre bei der<br />

Firma Göbel in Darmstadt gearbeitet, war<br />

weltweit auf Montage unterwegs und bei<br />

Vorgesetzten und Kollegen sehr geschätzt.<br />

Er baute unter anderem Gelddruckmaschi-<br />

Das ehemalige Firmengelände<br />

der Prinovis Limited & Co. kG unweit<br />

vom Darmstädter Hauptbahnhof.<br />

nen zusammen, leistete filigrane Arbeiten.<br />

Im Jahr 2003 wechselte er zu Springer.<br />

Das Druckhaus nahm ihn gerne, denn im<br />

Tiefdruck war gutes Fachpersonal gefragt.<br />

Karl-Heinz fand durch Umwege zum Zeitungsmacher.<br />

Als gelernter Feinmechaniker<br />

setzte er seine Fertigkeiten an Zigarettenautomaten,<br />

Feinmessgeräten und<br />

Nähmaschinen ein. Über einen Bekannten<br />

lernte er den Axel Springer Verlag kennen.<br />

„Dort ist gutes Geld zu verdienen und das<br />

Betriebsklima passt auch“, so der Tippgeber.<br />

Im Jahr 1988 wechselte Karl-Heinz<br />

zum Verlag, war in der Werkstatt für Betriebstechnik<br />

beschäftigt.<br />

„Abwechslungsreich und anspruchsvoll“,<br />

beschreibt Walter die Arbeit bei „Springer“,<br />

wie er seinen ehemaligen Arbeitgeber<br />

nennt. Vor allem der Zusammenhalt unter<br />

den Kollegen und die „gute Bezahlung<br />

»abWEChSlunGSrEICh und<br />

anSPruChSvoll, bESChrEIbt WaltEr<br />

dIE arbEIt bEI „SPrInGEr“«<br />

Fotos: Heiko Depner


durch die hohen Schicht- und Feiertagszulagen“<br />

waren für ihn wichtige Merkmale,<br />

die seinen Arbeitgeber auszeichneten. Alleine<br />

durch die Zuschläge war ein Nettogehalt<br />

von 3000 Euro monatlich nicht unüblich,<br />

eher die Regel. „Gehaltsmäßig waren<br />

es natürlich die fetten Jahre“, ergänzt Karl-<br />

Heinz im Rückblick, bemerkt jedoch auch<br />

kritisch, dass „das Privatleben darunter<br />

gelitten hat. Eine Ehefrau und Kinder, die<br />

einen komplett unterschiedlichen Tagesrhythmus<br />

haben, leben natürlich leider die<br />

meiste Zeit an einem vorbei.“<br />

Im Jahr 2005 wurden die Druckhäuser von<br />

Springer, Darmstadt und Ahrensburg, in<br />

ein neu gegründetes Unternehmen überführt.<br />

Die Prinovis Limited & Co. KG war<br />

seinerzeit ein „Joint Venture“ der Tiefdruckaktivitäten<br />

der drei Medienkonzerne<br />

Gruner + Jahr, Axel Springer und avato<br />

(Bertelsmann) und augenscheinlich eine<br />

strategische Entscheidung, um europaweit<br />

den Markt des Tiefdrucks zu bestimmen<br />

und Synergieeffekte zu schaffen.<br />

»mIt dEm zuSammEn-<br />

SChluSS zu PrInovIS<br />

ISt EIn StüCk von<br />

dEr SEElE dES<br />

hauSES GEGanGEn«<br />

„Mit dem Zusammenschluss zu Prinovis<br />

ist ein Stück von der Seele des Hauses gegangen“,<br />

beschreibt Karl-Heinz und Walter<br />

fügt hinzu: „Auf einmal hatten wir wesentlich<br />

mehr Leiharbeiter im Haus, einige<br />

Abteilungen wurden komplett ausgegliedert.“<br />

Nachdem weitere Sparmaßnahmen<br />

umgesetzt wurden, habe Prinovis bereits<br />

im Jahr 2006/2007 versucht, den Betrieb<br />

zu schließen. „Wir haben keinen Verlust<br />

geschrieben, die wollten einfach nur mehr<br />

Gewinne“, prangert Walter<br />

an. Doch zur Schließung<br />

kam es nicht, denn „Springer<br />

stimmte damals dagegen<br />

und laut Gesellschaftervertrag<br />

hatte zu diesem<br />

Zeitpunkt jeder Beteiligte<br />

ein Vetorecht.“<br />

Im Jahr 2008 war es soweit:<br />

Prinovis schloss den Standort<br />

Darmstadt mit einem<br />

übrig gebliebenen Kern<br />

von 296 Beschäftigten. Der<br />

Betriebsrat vereinbarte mit<br />

der Geschäftsführung einen<br />

Sozialplan, die Mitarbeiter<br />

erhielten Abfi ndungen, über 50-jährige<br />

Mitarbeiter bekamen zusätzlich das Angebot<br />

der Beschäftigung in einer Auffanggesellschaft<br />

für ein Jahr.<br />

Karl-Heinz und Walter waren zu diesem<br />

Zeitpunkt schon über 50 Jahre. Beide waren<br />

über zehn und Karl-Heinz sogar knappe<br />

20 Jahre bei „Springer“, Walter zuvor<br />

36 Jahre bei Göbel. Bewerbungen haben<br />

beide lange nicht mehr geschrieben und<br />

das Zeitalter des Computers hatte in ihrem<br />

Arbeitsalltag eine untergeordnete Rolle<br />

gespielt.<br />

menschen & märkte 4 9<br />

»Im EndEffEkt habEn dIE<br />

mICh nur arbEItEn laSSEn<br />

und mIr naCh dEm PraktIkum<br />

nIChtS anGEbotEn.<br />

ICh GlaubE, daSS dIE EInfaCh<br />

nur EInEn bIllIGEn<br />

arbEItEr habEn WolltEn,<br />

dEnn ICh War nICht dEr<br />

EInzIGE PraktIkant.«<br />

In der Auffanggesellschaft erhielten<br />

sie Computerkurse, Bewerbungstrainings<br />

oder konnten sich weiter qualifi zieren.<br />

Eine Prüfung im Schweißen – oder in einer<br />

anderen Fertigkeit – mit Zertifi kat ablegen.<br />

Rückblickend bewerten beide die<br />

Auffanggesellschaft positiv. „Wir haben<br />

weiterhin 85 Prozent unseres Gehalts bekommen<br />

– allerdings ohne Zulagen – und<br />

waren nicht ganz aufgeschmissen.“<br />

Arbeitslos und -suchend waren beide jedoch<br />

nach der Auffanggesellschaft trotzdem.<br />

karl-Heinz blickt auf das leere Gelände<br />

der ehemaligen Druckerei.


5 0 menschen & märkte<br />

„Nach siebenmonatiger Arbeitslosigkeit<br />

bekam ich über Kontakte einen Arbeitsplatz<br />

durch eine Leihfirma in der Werkzeugproduktion<br />

angeboten. Den habe ich<br />

angenommen.“ Mit einem monatlichen<br />

Bruttogehalt von knappen 1500 Euro,<br />

ohne Zuschüsse für Arbeitskleidung oder<br />

Fahrtkosten, Verzicht auf Weihnachts- und<br />

Urlaubsgeld, gab sich Walter zufrieden,<br />

denn mehr Verhandlungsspielraum sah er<br />

nicht. „Schlimm finde ich, dass die Firma<br />

vom Arbeitsamt sogar noch einen Zuschuss<br />

von 530 Euro pro Monat für mich<br />

bekommen hat. Für ungefähr 1000 Euro<br />

im Monat war ich also ein wirklich billiger<br />

Arbeiter“, meint der heute 61-Jährige. Der<br />

frühere Facharbeiter setzte am Fließband<br />

mit anderen Arbeitern Werkzeuge zusammen.<br />

Jeden Tag mehrere hundert, immer<br />

den gleichen Arbeitsschritt, fast zwei Jahre<br />

lang. „Stimmte das Tagesergebnis nicht,<br />

hat sich der Vorarbeiter einen der vermeintlich<br />

langsamen Leiharbeiter rausgepickt,<br />

ihn nach Hause geschickt. Daraufhin<br />

haben die anderen Arbeiter noch mehr als<br />

100 Prozent gegeben“, beschreibt Walter<br />

den Leistungsdruck. Dann liefen der Vertrag<br />

und die Förderung aus.<br />

Doch Walter wollte auch nicht mehr. Sein<br />

Leben lang hatte er in die Staats- und Sozialkasse<br />

eingezahlt, seinen Beitrag geleistet.<br />

Immer noch packt er gerne an, wo<br />

er gebraucht wird. Aber im Berufsleben<br />

scheint er wie eines seiner zahllosen Werk-<br />

Foto: Thinkstock<br />

zeuge, die er selbst zusammengesetzt hat.<br />

Nach jahrelangem Einsatz wird es ausgetauscht.<br />

Ausgetauscht gegen ein neues.<br />

Bei Karl-Heinz lief es ähnlich. Der heute<br />

56-Jährige bewarb sich ebenfalls viele<br />

Monate erfolglos auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Im September 2010 wurde er von der<br />

Bundeswehr eingestellt und wurde dort in<br />

der Werkstatt tätig. Im Rahmen eines befristeten<br />

Arbeitsverhältnisses überbrückte<br />

er auf diesem Weg weitere zwei Jahre bis<br />

zum Rentenalter und hoffte auf eine Verlängerung<br />

des Vertrags. „Keine Chance“,<br />

bilanziert Karl-Heinz, „die haben mir gesagt,<br />

dass die Stelle angeblich wegen den<br />

Kürzungen im Haushalt wegfallen würde.<br />

Merkwürdig war nur, dass eine ähnliche<br />

Stelle anschließend ausgeschrieben war.“<br />

Um wieder schnellstmöglich in ein Arbeitsverhältnis<br />

zu gelangen, entschied er<br />

sich, Arbeit in einer Zeitarbeitsfirma anzunehmen.<br />

Ein im Landkreis ansässiges<br />

»ohnE PErSPEktIvE<br />

zu SEIn und StändIG<br />

EInEn dämPfEr<br />

zu bEkommEn<br />

maCht traurIG und<br />

dEPrESSIv.«<br />

Unternehmen ist auf die Montage<br />

von Rollläden und Jalousien<br />

spezialisiert und greift auf<br />

Zeitarbeiter und Subunternehmen<br />

zurück,<br />

um die schwankende<br />

Auftragslage abzudecken.<br />

Um den<br />

Stundenlohn von<br />

8,50 Euro attraktiver<br />

zu gestalten,<br />

griff die Zeitarbeitsfirma<br />

in die<br />

Trickkiste. Als<br />

offizielle Arbeitsstätte<br />

wurde Frank-<br />

furt angegeben, mit dem Ziel, eine höhere<br />

Kilometerpauschale zahlen zu können und<br />

die Vergütung etwas attraktiver zu gestalten.<br />

Karl-Heinz willigte ein, denn Arbeitslosigkeit<br />

war für ihn ein Zustand, den er<br />

schnellstmöglich ändern wollte.<br />

Doch sollte es bei dem schmalen Stundenlohn<br />

alleine nicht bleiben. In der Regel<br />

traf man sich morgens im Betriebshof der<br />

Firma, um von dort gemeinsam zur Baustelle<br />

zu fahren. Die Einsatzorte wechselten.<br />

Fulda, Leverkusen oder in Richtung<br />

Bayern. Entsprechend lang wurden die<br />

Arbeitstage, denn bis zur Rückkehr in den<br />

Betriebshof der Firma vergingen locker<br />

elf Stunden, manchmal mehr. Problematisch<br />

für Karl-Heinz, da sowohl seine Hunde<br />

in der Wohnung, als auch seine Mutter<br />

im hohen Alter im Nebenhaus auf ihn angewiesen<br />

sind. Morgens das Haus gegen<br />

6 Uhr zu verlassen und abends erst um<br />

19 oder 20 Uhr zurückzukehren ist für ihn<br />

auf Dauer nicht möglich.<br />

Als er dies mit der Zeitarbeitsfirma besprach,<br />

erntete er wenig Verständnis. Im<br />

Gegenteil. „Die meinten, dass die Anfahrt<br />

ohnehin nicht zur Arbeitszeit zählen würde<br />

und es somit ein klassischer 8-Stunden-<br />

Arbeitstag sei. Aber es kann doch nicht<br />

sein, dass eine Firma es nicht als Arbeitszeit<br />

anrechnet, wenn sie mich mit meinen<br />

Kollegen zu einer Baustelle schicken, die<br />

in vielen Fällen 200 Kilometer oder mehr<br />

entfernt ist!“, empört sich der Handwerker.<br />

Er teilte der Zeitarbeitsfirma mit, dass<br />

er „auf Dauer so nicht arbeiten“ könne.<br />

Die Antwort sei eine Drohung gewesen:<br />

„Wenn Sie kündigen, dann werden Sie<br />

vom Arbeitsamt gesperrt!“ Also kündigte<br />

Karl-Heinz nicht. Er wurde krank – und<br />

zwar wirklich. „Ohne Perspektive zu sein<br />

und ständig einen Dämpfer zu bekommen<br />

macht traurig und depressiv.“<br />

Wir sitzen gemeinsam bei deftigem Essen<br />

in einem Darmstädter Lokal. Neben der<br />

betrüblichen Entwicklung im Beruflichen<br />

wird auch über „alte Zeiten“ geplaudert.<br />

Darüber, wie es damals beim „Springer“<br />

war. Beide haben den Willen zu arbeiten<br />

und brennen dafür, sich noch einmal für<br />

ein Unternehmen einzusetzen. Ganz wie<br />

früher beim „Springer“.


SozIalEr abStIEG<br />

vor dEr rEntE?<br />

Wege aus der krise – Wer gefährdet ist, kann selbst die Initiative ergreifen<br />

von Dr. Martin Lippert<br />

Nach vielen Jahren des Rückgangs soll<br />

nun die Quote der Altersarmut in den kommenden<br />

Jahren von derzeit 2,5 Prozent auf<br />

über zehn Prozent ansteigen. Stark bedroht<br />

sind Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor;<br />

insgesamt rund 6,5 Millionen Beschäftigte.<br />

Doch nach den neuesten Zahlen aus<br />

dem Bundesministerium für Arbeit könnte<br />

auch Millionen Durchschnittsverdienern<br />

der Sturz auf das Sozialhilfe-Niveau drohen.<br />

Eine Entlassung jenseits der 40, eine<br />

ernsthafte Erkrankung oder auch bloß ein<br />

Gehalt unterhalb von 2500 EUR brutto,<br />

können die Planungen für den Lebensabend<br />

zunichtemachen. Doch wer die<br />

Risiken erkennt hat auch Möglichkeiten<br />

gegenzusteuern.<br />

QuALIFIkATIoN GEZIELT ERHöHEN.<br />

WIE vERBESSERE ICH MEINEN<br />

„MARkTWERT“?<br />

Berufliche Weiterbildung ist eine freiwillige<br />

Anstrengung, die grundsätzlich selbst<br />

finanziert werden muss. Eine Ausnahme<br />

bilden Fortbildungs- oder Umschulungsmaßnahmen<br />

bei Arbeitslosigkeit oder<br />

Krankheit durch die Bundesagentur für<br />

Arbeit oder andere Kostenträger. Dem Suchenden<br />

bietet zum Beispiel die IHK eine<br />

Reihe von Aus- und Weiterbildungslehrgängen<br />

an. Eine weitere Chance bietet der<br />

Fernunterricht an einer der zugelassenen<br />

deutschen Fernschulen. Rund eine viertel<br />

Million Menschen besuchen jährlich einen<br />

Fernlehrgang in Deutschland. Besonders<br />

gefragt sind Lehrgänge im Bereich Wirtschaft<br />

und EDV. Darüber hinaus besteht<br />

für Angestellte größerer Unternehmen<br />

die Möglichkeit die Weiterbildungsangebote<br />

ihres Arbeitgebers zu nutzen, um<br />

zusätzliche Qualifikationen zu erwerben.<br />

Auch für ungelernte Arbeitnehmer gibt es<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten. Die WeGebAU<br />

(Abkürzung für Weiterbildung Geringqualifizierter<br />

und beschäftigter älterer<br />

Arbeitnehmer in Unternehmen) ist eine Initiative<br />

der Arbeitsagentur zur besonderen<br />

Förderung älterer oder gering qualifizierter<br />

Beschäftigter. Mit Hilfe von Bildungsgutscheinen<br />

kann dabei aus verschiedenen<br />

Angeboten eine Weiterbildung zu einem<br />

höheren Berufsabschluss oder einem anerkannten<br />

Teilabschluss gewählt werden.<br />

Aber auch wer so eine Zusatzqualifikation<br />

erworben hat, erzielt leider nicht auto-<br />

matisch ein höheres Einkommen und damit<br />

höhere Rentenansprüche. Wenn der<br />

bisherige Arbeitgeber keine neuen Perspektiven<br />

vermitteln kann, führt kein Weg<br />

am Bewerbungen schreiben vorbei. Da<br />

die Qualität der Bewerbungsunterlagen<br />

und das Bewerbungsgespräch über den<br />

Erfolg bei der Arbeitssuche entscheidend<br />

ist, sollte über professionelle Hilfe nachgedacht<br />

werden. Ein erfahrener Karriere-<br />

Coach bringt die nötige Struktur in die<br />

Bewerbungsmappe und hilft bei der Vorbereitung<br />

auf den ersten persönlichen<br />

Kontakt mit dem potenziellen neuen Arbeitgeber.<br />

DIE BERuFLICHE SELBSTäNDIGkEIT<br />

WAGEN<br />

Wer schon immer gerne sein eigener Chef<br />

sein wollte und vielleicht sogar eine interessante<br />

Geschäftsidee hat, sollte die Gründung<br />

eines eignen Unternehmens in Betracht<br />

ziehen. Ein ehrgeiziges Unterfangen,<br />

das mit fachkundiger Hilfe leichter erreicht<br />

werden kann. Durch das Dickicht von Be-<br />

menschen & märkte 5 1<br />

stimmungen und Fördermitteln kann ein<br />

professionelle Gründer-Coach helfen.<br />

Anlaufstellen bei IHK, Handwerkskammer<br />

und z.B. RKW-Hessen geben dazu<br />

eine erste Orientierung zur richtigen Vorgehensweise,<br />

auch über das Internet kann<br />

man sich einen Überblick verschaffen. Bei<br />

den vielen Fragen rund um den Businessplan,<br />

der Finanzierung und Fachfragen zur<br />

Buchhaltung oder zum Marketing, können<br />

erfahrende Berater eingesetzt werden. Das<br />

Land Hessen bietet dabei bei Berechtigung<br />

Zuschüsse zur Beratung vor der Gründung<br />

an. Auch nach der Gründung können Fördermittel<br />

beantragt werden, z. B. ein Zuschuss<br />

von 50 Prozent der Beratungskosten<br />

über die KfW Berlin. Die Selbständigkeit<br />

verlangt viel Eigeninitiative, Risikobereitschaft<br />

und Durchhaltevermögen. Wer sich<br />

dieser Aufgabe erfolgreich stellt, kann sich<br />

zumindest von den Personalentscheidungen<br />

eines Arbeitgebers unabhängig machen.<br />

ZuSAMMENFASSuNG<br />

Unabhängig davon, ob man einen Abschluss<br />

nachholt, zusätzliche Qualifikationen<br />

erwirbt oder einen ganz neuen Beruf<br />

ausübt; alle diese Schritte mindern die<br />

Gefahr im Alter von staatlichen Sozial-<br />

leistungen abhängig zu sein. Entscheidend<br />

ist, die Initiative zu ergreifen und nach<br />

dem eigenen, besten Weg für die beruf-<br />

liche Zukunft zu suchen. Es existieren<br />

eine Reihe von Hilfen aus staatlichen<br />

Stellen, Verbänden und Institutionen, die<br />

dabei helfen den richtigen Weg zu finden.<br />

Wichtig ist, den ersten Schritt zu wagen<br />

und aktiv zu werden: „Wenn nicht jetzt,<br />

wann dann“?


5 2 menschen & märkte<br />

markEnführunG<br />

In SozIalEn mEdIEn<br />

von Artur Mertens und Matthias Schulten<br />

Soziale Medien sind nach wie vor in aller<br />

Munde. Allein im vergangenen Jahr nahm<br />

die Zahl der Nutzer hierzulande um über<br />

30 Prozent auf 40 Millionen zu. In der<br />

Folge gewinnt eine neue Teildisziplin der<br />

Markenführung, das so genannte Social<br />

Branding, an Bedeutung. Es erfordert<br />

nicht nur eine weitere Professionalisierung<br />

sozialer Aktivitäten, sondern auch in<br />

vielerlei Hinsicht ein Umdenken.<br />

Gerade einmal acht Jahre sind vergangen,<br />

seit Mark Zuckerberg das soziale<br />

Netzwerk Facebook gründete. Mittlerweile<br />

sind rund 950 Mio. Menschen auf Facebook<br />

aktiv. Und auch andere Plattformen,<br />

wie zum Beispiel YouTube, Twitter oder<br />

Pinterest erfreuen sich wachsender Beliebtheit.<br />

Immer mehr Unternehmen erkennen,<br />

dass sie sich dieser Entwicklung<br />

nicht mehr verschließen können. Rund 40<br />

Prozent sind inzwischen in sozialen Medien<br />

aktiv, vor allem um die eigene<br />

Marke zu differenzieren und den Kundendialog<br />

zu stärken. Das Streben nach mehr<br />

Markenloyalität geht mit einer Veränderung<br />

der Markenkommunikation einher.<br />

Denn Social Branding heißt, den Nutzern<br />

sozialer Medien zuzuhören, mit ihnen zu<br />

interagieren, ihre Meinungen zu akzeptieren<br />

und ihnen die Möglichkeit geben,<br />

sich durch Bekennung zur Marke sozial<br />

zu erheben und sich selbst zu inszenie-<br />

drei thesen zum Social branding<br />

»SoCIal brandInG hEISSt, SICh<br />

dEm kundEn zu öffnEn, Ihm zuzuhörEn<br />

und Ihm möGlIChkEItEn zu<br />

GEbEn, SICh mIt IdEEn und vor-<br />

SChläGEn In dIE markEnführunG<br />

EInzubrInGEn.« Matthias Schulten<br />

ren. Gleichwohl gibt es noch immer viele<br />

Unternehmen, die befürchten, dass sie in<br />

sozialen Medien die Kontrolle über die<br />

Marke verlieren. Gleichzeitig tun sie sich<br />

schwer einen Einstieg zu fi nden. Denn die<br />

Markenführung in sozialen Medien steckt<br />

noch immer in den Kinderschuhen. Beiträge<br />

fi nden sich selten, das Wissen zirkuliert<br />

primär im Kreis von Markenexperten.<br />

Der vorlie-gende Beitrag will hier Abhilfe<br />

leisten, indem er die skizzierten Entwicklungen<br />

zum Anlass nimmt, drei Thesen<br />

zur Markenführung in sozialen Medien zu<br />

formulieren:<br />

1. vEREINEN uND LEITEN<br />

IST DIE MAxIME SoZIALER<br />

MARkENFüHRuNG<br />

Die Markenführung in sozialen Medien geht<br />

nicht mit einem Kontrollverlust einher. Im<br />

Gegenteil: Über die Marke wird in sozialen<br />

Medien ohnehin schon gesprochen. Sich<br />

an diesen Gesprächen nicht zu beteiligen,<br />

hieße, die Markenführung aus der Hand zu<br />

geben. Dabei sein ist also für eine erfolgreiche<br />

Markenführung unabdingbar. Aber<br />

auch das „Wie“ ist entscheidend. Erfolgreiches<br />

Social Branding zeichnet sich nicht<br />

durch ein „Laissez faire et laissez passer“<br />

aus, sondern durch eine Markenführung,<br />

die auf dem Prinzip des „Vereinens und<br />

Leitens“ der Community basiert. Es geht<br />

darum, die Nutzer sozialer Medien in die<br />

Markenführung einzubinden und ihre Gespräche<br />

im Sinne der Marke zu moderieren<br />

und zu steuern, um die Kontrolle über die<br />

Entwicklung der Marke zu wahren.<br />

2. REDEN IST SILBER,<br />

INTERAkTIoN GoLD<br />

Die Maxime des „Vereinens und Leitens“<br />

macht es erforderlich, einseitige Kommunikationsformen<br />

um zweiseitige zu ergänzen.<br />

Marken müssen sich Konsumenten


öffnen und mit ihnen interagieren. Bewährt<br />

hat sich hierbei, den Konsumenten<br />

markenkonforme Inhalte mit Mehrwert<br />

zu bieten, ihnen Raum für eigene Bei-<br />

träge zu geben, den Dialog zu suchen, ihnen<br />

zuzuhören und bei Problemen zuverlässig<br />

mit Rat und Tat zur Seite zu stehen,<br />

um die Markenbeziehung zu vertiefen.<br />

Die Notwendigkeit von Interaktionen geht<br />

dabei auch mit einer Notwendigkeit zur<br />

Veränderung von Organisationsstrukturen<br />

einher. Denn jeder Mitarbeiter, der mit<br />

den Konsumenten in sozialen Medien interagiert,<br />

ist auch ein potenzieller Markenbotschafter.<br />

Vor allem Mitarbeiter mit vielen<br />

Konsumentenkontakten sollten für die<br />

Markenführung sensibilisiert und in diese<br />

eingebunden werden. Den Markenverantwortlichen<br />

kommt dabei die Aufgabe zu,<br />

die Mitarbeiter entsprechend zu schulen,<br />

ihnen beratend zur Seite zu stehen, sie vor<br />

Risiken zu warnen und erfolgversprechende<br />

Maßnahmen anzuregen und zu fördern.<br />

3. ERLAuBT IST, WAS NüTZT<br />

Die Steigerung des Markenerfolgs ist nur<br />

eine von vielen Zielsetzungen, die mit sozialen<br />

Medien verfolgt werden können.<br />

Letztlich dienen soziale Medien dazu, den<br />

geschäftlichen Erfolg zu erhöhen. Zur Kapitalisierung<br />

von Aktivitäten in sozialen<br />

Medien sollte daher auch über Maßnahmen<br />

nachgedacht werden, die nicht unbedingt<br />

»Im SoCIal WEb EntStEhEn naCh<br />

WIE vor StändIG nEuE kommunIkatIonSkanälE.<br />

um dIESEr vIElfalt<br />

und dynamIk GErECht zu WErdEn,<br />

ISt ES aufGabE dEr markEnführunG,<br />

markEn InhaltlICh und formal<br />

auf dEn dIaloG mIt dEm konSu-<br />

mEntEn auSzurIChtEn.« Artur Mertens<br />

der klassischen Markenführung zugerechnet<br />

werden. So lassen sich soziale Medien<br />

dazu nutzen, Ideen der Konsumenten abzuschöpfen<br />

und sie in Wertschöpfungsprozesse<br />

einzubeziehen. Darüber hinaus gewinnt<br />

der Abverkauf über soziale Medien<br />

an Bedeutung. Allein aus der Nutzung des<br />

Zugangs zu Online-Shoppern mit Facebook-Profil<br />

werden bis 2015 zweistellige<br />

Milliardenumsätze erwartet.<br />

Die Thesen verdeutlichen, dass die Markenführung<br />

in sozialen Medien erst am<br />

daS buCh zum thEma:<br />

menschen & märkte 5 3<br />

Anfang einer Entwicklung steht, deren<br />

weiterer Verlauf weitreichende Veränderungen<br />

für die Markenführung mit sich<br />

bringen wird.<br />

Neue Erkenntnisse aus Praxis und wissenschaftlicher<br />

Forschung werden zu einer<br />

Professionalisierung führen. Es zeichnet<br />

sich dabei schon heute ab, dass sich das<br />

Social Branding zu einem spannenden und<br />

dynamischen Betätigungsfeld entwickeln<br />

wird, mit dem sich Unternehmen frühzeitig<br />

beschäftigen sollten.<br />

matthias Schulten / artur mertens /<br />

andreas horx (hrsg.)<br />

Social Branding<br />

Strategien – Praxisbeispiele –<br />

Perspektiven<br />

das buch können Sie sowohl als gebundene<br />

ausgabe als auch als ebook auf amazon.de<br />

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jeweiligen angebot zu gelangen:<br />

Fotos: Privat


5 4 menschen & märkte<br />

nEuES von dEn<br />

WIrtSChaftSJunIorEn<br />

darmStadt<br />

alexander Götz befragte<br />

dr. Eva brodehl,<br />

die kreissprecherin<br />

der Wirtschaftsjunioren<br />

darmstadt, zur aktuellen<br />

arbeit des darmstädter<br />

kreises.<br />

➜ Was können Sie Neues berichten?<br />

Dr. Brodehl: Im Oktober und November<br />

gab es einige Highlights bei den Wirtschaftsjunioren.<br />

Im Rahmen der diesjährigen<br />

150 Jahr-Feierlichkeiten der IHK<br />

Darmstadt Rhein Main Neckar fand die<br />

Podiumsdiskussion unter dem Thema<br />

„Unternehmer?! Ehrensache!“ statt. Hier<br />

diskutierte ich als Vertreterin der Wirtschaftsjunioren<br />

mit Prof. Dr. Claus Hipp,<br />

geschäftsführender Gesellschafter der<br />

Hipp GmbH & Co. Vertriebs KG, Roland<br />

Koch, Vorstandsvorsitzender Bilfinger SE,<br />

Dr. Arne Brüsch, Vorstandsvorsitzender<br />

der Datron AG, und Dr. Alexandra Hildebrandt,<br />

Nachhaltigkeitsbeauftragte des<br />

Deutschen Fußballbundes. Moderiert wurde<br />

die Podiumsdiskussion von der Fernsehjournalistin<br />

und ARD-Börsenkorrespondentin<br />

Anja Kohl. Weitere Highlights<br />

waren die „Neuauflage“ der so genannten<br />

„Unternehmerakademie“ und unser Projekt<br />

„Schüler als Bosse“, bei dem ca. 50<br />

Schülerinnen und Schüler Gelegenheit<br />

hatten, Einblick in den Berufsalltag zu bekommen.<br />

➜<br />

➜ Was bedeutet für Sie „Ehrbares Unternehmertum“?<br />

Dr. Brodehl: Meiner Meinung nach<br />

ist wichtig, dass wir Unternehmer ein<br />

faires und verantwortungsvolles Verhalten<br />

gegenüber Mitarbeitern, Kunden und<br />

Geschäftspartnern zeigen. Das heißt insbesondere,<br />

langfristige Beziehungen aufzubauen<br />

und zu erhalten. Ein gutes Geschäft<br />

ist nur dann erfolgreich, wenn es für<br />

beide Partner erfolgreich ist. Also wenn<br />

beide Partner einen langfristigen Erfolg<br />

im Blick haben. „Ehrbares Unternehmertum“<br />

bezeichnet eine Lebensphilosophie,<br />

bei der Wirtschaftlichkeit und Moral Hand<br />

in Hand gehen und keine Gegensätze darstellen.<br />

Als Unternehmer sollte man seinen<br />

Mitarbeitern die Tugenden wie politische<br />

und soziale Verantwortung, Aufrichtigkeit,<br />

Fairness, Vertrauen, Toleranz und<br />

bürgerschaftliches Engagement vorleben.<br />

Ich persönlich zeige dieses Engagement,<br />

indem ich mich seit Jahren bei den Wirtschaftjunioren,<br />

bei Rotary International<br />

und als Jurorin beim Landeswettbewerb<br />

Jugend forscht aktiv einbringe.<br />

➜ Wie erreicht man es, ein Bewusstsein<br />

für die Tugenden des „Ehrbaren Kaufmanns“<br />

zu schaffen?<br />

➜<br />

➜<br />

Podiumsdiskussion „unternehmer?! Ehrensache!“ bei der IHk Darmstadt mit<br />

(v.l.n.r.): Dr. Alexandra Hildebrandt, Dr. Arne Brüsch, Anja kohl, Roland koch,<br />

Prof. Dr. Claus Hipp und der kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Darmstadt<br />

Dr. Eva Brodehl<br />

Foto: Dr. Eva Brodehl<br />

Dr. Brodehl: Als Wirtschaftsjunioren<br />

fordern wir, dass in der Gesellschaft endlich<br />

ein positives Unternehmerbild geschaffen<br />

wird. Wir brauchen Vorbilder,<br />

denn viele Unternehmer leben schon die<br />

Tugenden des „Ehrbaren Kaufmanns“<br />

und diese positiven Vorbilder sollten von<br />

der Politik und den Medien auch gezeigt<br />

werden. Außerdem sollte schon in den<br />

Schulen durch die Einführung des Schulfachs<br />

„Wirtschaft“ und die Aufbereitung<br />

des Lehr- und Lernmaterials dazu beigetragen<br />

werden, dass junge Menschen früh<br />

erfahren, was einen „Ehrbaren Kaufmann“<br />

ausmacht.<br />

Bei den Wirtschaftsjunioren bilden wir<br />

durch zahlreiche Trainings Führungskräfte<br />

weiter, damit eben diese Werte<br />

von der zukünftigen Führungskräfte-<br />

generation gelebt und vorgelebt wer-<br />

den. Unsere rund 10 000 aktiven Mit-<br />

glieder bei den Wirtschaftsjunioren<br />

Deutschland haben eine Führungsverantwortlichkeit<br />

für ca. 300 000 Mitarbeiter<br />

deutschlandweit und für 35 000 Auszubildende.


UnternehMen<br />

iM Portrait:<br />

Die KlaUs thaMM GMbh<br />

Im Jahre 1964 wurde die Firma Klaus<br />

Thamm Schnee- und Straßenräumung gegründet.<br />

Der Ursprung einer bedeutenden<br />

Unternehmensgruppe. Trotz stetigem<br />

Wachstum ist bis heute die professionelle<br />

Räumung von Straßen und Plätzen mit<br />

fachlicher Präzision und persönlichem<br />

Service für jeden Kunden noch immer ein<br />

Geschäftsfeld.<br />

Auch nachdem die Klaus Thamm<br />

Schneeräumung 1976 in die Thamm<br />

Unternehmensgruppe eingegliedert wurde,<br />

ist das Unternehmen seiner Philosophie<br />

treu geblieben und hat sich dadurch bei<br />

Kunden, aber auch in der Stadt Darmstadt<br />

als Traditionsunternehmen etablieren können.<br />

Daher war der Firmengründer Klaus<br />

Thamm nach fast einem halben Jahrhundert<br />

erfolg- und schneereicher Jahre auch<br />

stolz, das operative Geschäft an seinen<br />

Sohn Marc Thamm weitergeben zu können.<br />

Dieser fühlt sich verpflichtet, dieses<br />

Darmstädter Traditionsunternehmen weiterzuführen.<br />

Neben der Schneeräumung ist das Verwalten<br />

von Immobilien ein weiteres Geschäftsfeld<br />

der Thamm-Gruppe. Dabei<br />

geht es nicht um Immobilien-Spekulation,<br />

sondern um den nachhaltigen Aufbau eines<br />

trotz stetigem Wachstum<br />

bleibt der Ursprung erhalten<br />

Immobilienbestandes. Aus dem Büro an<br />

der Rheinstraße 41 in Darmstadt wird die<br />

Schneeräumung und die Immobilienverwaltung<br />

in Deutschland organisiert und in<br />

Kooperation mit einem Büro in Zug in der<br />

Schweiz die internationale Koordination<br />

und Ausrichtung des Immobilienbestandes<br />

vorangetrieben.<br />

Das Privatleben verbringt Marc Thamm<br />

in seiner Heimat Zürich. „Momentan bin<br />

ich noch montags bis freitags in Darmstadt<br />

oder Wiesbaden und fahre am Wochen-<br />

ende nach Hause. Allerdings fühle ich<br />

mich auch hier nicht fremd“, lässt Marc<br />

Thamm seine südhessischen Wurzeln<br />

durchschimmern.<br />

Nach seinem Studium in Deutschland arbeitete<br />

er fünf Jahre für eine Schweizer<br />

Privatbank. Erst dann folgte der Einstieg<br />

in das Familienunternehmen. „Ich konnte<br />

mich einfach je länger, desto weniger mit<br />

der Bankenbranche identifizieren. Daher<br />

stand für mich fest, meine Karriere im<br />

Familienunternehmen fortzuführen“, so<br />

Thamm.<br />

Die dritte Säule der Thamm-Gruppe bildet<br />

der Betrieb des Seniorenstifts Dr. Drexler<br />

in Wiesbaden. Ein Haus, das die Annehmlichkeiten<br />

und den Komfort eines Hotels<br />

mit hochprofessioneller Pflege verbindet,<br />

wobei besonderer Wert auf persönliche<br />

Menschen & Märkte 5 5<br />

Klaus Thamm Foto: Alexander Götz<br />

Hinwendung und menschliche Wärme gelegt<br />

wird. Nicht von ungefähr ist das Seniorenstift<br />

Dr. Drexler das 100. Altenheim in<br />

Hessen, das den „Grünen Haken“ erhalten<br />

hat. Hohe Lebensqualität ist neben der medizinischen<br />

Versorgung das entscheidende<br />

Auswahlkriterium bei Alten- und Pflegeheimen.<br />

Dabei ist der „Grüne Haken“ eine<br />

wichtige Entscheidungshilfe.<br />

Die Schneeräumung und die Betreuung<br />

von Senioren sowie das Geschäft mit den<br />

Immobilien empfindet Marc Thamm nicht<br />

als Widerspruch. „Die Diversifikation in<br />

Form der drei Geschäftsfelder ist zur Absicherung<br />

des Geschäftserfolgs wichtig“,<br />

betont der neunundzwanzigjährige Geschäftsführer.<br />

Durch die WirtschaftsJunioren findet er<br />

den Einstieg in die Darmstädter Geschäftswelt.<br />

„Mir bietet sich so ein gutes Netzwerk<br />

an Kontakten, die ich geschäftlich<br />

aber auch privat nutzen kann.“ Und dies ist<br />

ihm fast genauso wichtig wie ein schneereicher<br />

Winter.<br />

Klaus Thamm GmbH<br />

Rheinstr. 41<br />

64283 Darmstadt<br />

Tel.: +49.6151.1500-0<br />

Fax: +49.6151.1500-20<br />

E-Mail: info@thamm-gmbh.de


5 6 lifestyle & Events<br />

dIaloG Im darmStadtIum<br />

rückblick auf zwei veranstaltungen<br />

Seit unserer letzten ausgabe<br />

im oktober 2012 gab es<br />

in der lounge des<br />

darmstadtiums gleich<br />

zwei dialogforen.<br />

bEtrIEblIChES GESundhEItSmanaGEmEnt<br />

Die immer älter<br />

werdende und<br />

immer bewusster lebende<br />

Bevölkerung investiert auch<br />

immer mehr Geld in innovative Präventionsmaßnahmen<br />

und andere, Gesundheit<br />

und langes Leben versprechende medizinische<br />

Leistungen. Das Thema Gesundheit<br />

durchdringt mehr und mehr alle Lebensbereiche.<br />

Im Beruf ist qualifiziertes<br />

betriebliches Gesundheitsmanagement ein<br />

wesentlicher Baustein zum Erhalt und der<br />

Förderung der Beschäftigungsfähigkeit.<br />

Die Stärkung von Gesundheitspotenzialen<br />

und die Verbesserung des Arbeitsklimas<br />

sind dabei weitere wichtige Ziele. So diskutierten<br />

kurz nach Erscheinen der fünften<br />

<strong>Ausgabe</strong> (Betriebliches Gesundheitsmanagement)<br />

die Podiumsgäste Alexander<br />

Frank (Geschäftsfeldleiter Life Service<br />

der TÜV Hessen GmbH), Stefan Sellinger<br />

(Vorstand der BKK Merck), Prof.<br />

Gunnar Nielsen (Fachgebiet Pflegewissenschaft,<br />

Evangelische Hochschule Darm-<br />

stadt), Michael Seiler (Abteilungsleiter<br />

Marketing und Vertrieb der Barmer GEK<br />

Darmstadt) sowie Thorsten Grießer (Leiter<br />

Vertrieb und Partnermanagement der<br />

Vitaliberty GmbH) diverse Aspekte rund<br />

um das Thema Gesundheit und betriebliche<br />

Gesundheitsvorsorge. Die Moderation<br />

übernahm gekonnt Andreas Richter (freier<br />

Fernsehmoderator &-Kommentator).<br />

Dialog im darmstadtium<br />

das <strong>WirtschaftsEcho</strong>, das Wissenschaftsund<br />

kongresszentrum darmstadt, die h_da<br />

und die Wissenschaftsstadt darmstadt<br />

marketing Gmbh sind gemeinsam veranstalter<br />

des „dialog im darmstadtium“.<br />

die reihe bietet dabei nicht nur exzellentes<br />

hintergrundwissen der Podiumsgäste,<br />

sondern auch die möglichkeit, neue interessante<br />

Geschäftskontakte zu knüpfen<br />

oder bestehende zu intensivieren.


WEttbEWErbSvortEIlE<br />

durCh vErnEtzunG<br />

Die letzte Dialogveranstaltung in<br />

diesem Jahr war zugleich ein<br />

Nachholtermin zur Stadtmarketingausgabe<br />

(Juni 2012) mit dem Thema<br />

„Wettbewerbsvorteile durch Vernetzung“.<br />

Die geläufigen Schlagworte<br />

zur Beschreibung der Region Frankfurt-<br />

Rhein-Main sind schnell parat: Finanzmetropole,<br />

Verkehrsdrehscheibe und Messehochburg.<br />

Doch wer weiß schon von der<br />

Bedeutung ebenso wichtiger Branchen wie<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />

Materialtechnik oder Gesundheitswirtschaft?<br />

Zu diesen Fragen äußerten sich<br />

Jochen Partsch (Oberbürgermeister Wissenschaftsstadt<br />

Darmstadt), Prof. Dr. Thomas<br />

Döring (Forschungsschwerpunkt Stadt- und<br />

Regionalökonomik), Dr. Matthias Donath<br />

DARMSTADTIuM:<br />

Termine Dezember 2012<br />

CANS 2012<br />

The 11th International Conference on Cryptology<br />

and Network Security<br />

Mi. 12. Dez. – Fr. 14. Dez.<br />

GREEN REGIoN<br />

Eine Gemeinschaftsveranstaltung von HSE/<br />

ENTEGA und ICG<br />

Mi. 19. Dez.<br />

Die Nacht der Musicals<br />

Die erfolgreichste Musicalgala mit über<br />

1 Million Zuschauern!<br />

Fr. 28. Dez. – 20:00<br />

SCHWANENSEE<br />

Der beliebteste Ballettklassiker aller Zeiten in<br />

einer atemberaubenden Darbietung<br />

Mo. 31. Dez.<br />

Termine Januar 2013<br />

Das Phantom der oper<br />

Do. 03. Jan.<br />

Festliches Neujahrskonzert<br />

mit Werken von Strauß, Mangold, Wagner, Verdi u.a.<br />

So. 06. Jan. – 11:00<br />

lifestyle & Events 5 7<br />

da lohnt EIn bESuCh<br />

unser veranstaltungskalender zeigt eine auswahl an interessanten terminen in darmstadt<br />

und der region im Januar und februar 2013:<br />

(Referent House of IT e.V., Projektmanager<br />

HA Hessen Agentur GmbH), Sascha A.<br />

Peters (IHK Darmstadt und Cluster Manager<br />

IT FOR WORK). Wir bedanken uns<br />

bei Karin Abenhausen (HR-Journalistin,<br />

Schwerpunkt Nachrichten, Magazine,<br />

Wirtschaft) für die Moderation und bei all<br />

unseren Gästen für ihr Kommen.<br />

Die große Wiener Johann Strauss - Gala<br />

Mo. 07. Jan. – 20:00<br />

Dieter Nuhr – Nuhr unter uns<br />

Sa. 12. Jan. – 20:00<br />

Night of the Dance<br />

Sa. 19. Jan.<br />

kompetenzforum Südhessen 2012<br />

Die geheimen Regeln der Seilschaften<br />

Mo. 21. Jan. – 19:30<br />

Event & Hochzeitsmesse<br />

So. 27. Jan. – 10:00<br />

hobit 2013<br />

Di. 29. Jan. – Do. 31. Jan.<br />

Termine Februar 2012<br />

Tu Darmstadt –<br />

Semesterabschlusskonzert<br />

Chor & Orchester der TU Darmstadt<br />

Leitung: Christian Weidt<br />

Sa. 09. Feb.<br />

konzertchor Darmstadt<br />

MESSIAS SUPERSTAR<br />

So. 24. Feb.<br />

Haben wir einen wichtigen Termin verpasst? Senden Sie uns einen Hinweis auf Ihr Event unter service@wirtschaftsecho.de<br />

STAATSTHEATER DARMSTADT:<br />

Termine Januar 2013<br />

othello<br />

von William Shakespeare<br />

Eine Produktion des Hessischen Staatstheaters<br />

Wiesbaden · Premiere des Austauschgastspiels<br />

12. Januar 2013 | 19.30 Uhr | Kleines Haus<br />

Jakob Lenz<br />

Kammeroper von Wolfgang Rihm<br />

Nach der Novelle Lenz von Georg Büchner<br />

Premiere 17. Januar 2013 | 20 Uhr | Kammerspiele<br />

Don Pasquale<br />

Komische Oper von Gaetano Donizetti · Premiere<br />

19. Januar 2013 | 19.30 Uhr | Großes Haus<br />

Termine Februar 2013<br />

Romeo und Julia<br />

Tanzstück von Mei Hong Lin<br />

Wiederaufnahme<br />

2. Februar 2013<br />

19.30 Uhr<br />

Kleines Haus<br />

Foto: Staatstheater Darmstadt<br />

Fotos: Thomas Häfner


5 8 lifestyle & Events<br />

GutEn frEundEn<br />

… oder einen uSb-Stick,<br />

taschenrechner, kugelschreiber...<br />

von Heiko Depner<br />

GIbt man EIn küSSChEn...<br />

Wirtschaftlichkeit, Leistungsfähigkeit und<br />

Zuverlässigkeit sind wichtige Schlüsselbegriffe,<br />

wenn es um die Auswahl geeigneter<br />

Geschäftspartner geht und um die<br />

Entscheidung, ob diese Wirtschaftsehe<br />

geschieden wird oder eine gemeinsame<br />

Zukunft hat.<br />

Doch beurteilen Sie selbst, wie wichtig<br />

Ihnen die „weichen Faktoren“ in diesem<br />

Zusammenhang sind. Ist Ihnen Ihr<br />

Gegenüber sympathisch? Haben Sie von<br />

den Produkten oder Dienstleistungen eine<br />

Meinung, die sich nicht nur auf rationaler<br />

Ebene erklären lässt? Viele Produkte und<br />

Dienstleistungen werden im System unserer<br />

Marktwirtschaft durch das Überangebot<br />

austauschbar, gar beliebig. Lieferanten<br />

geben nahezu identische Angebote für nahezu<br />

identische Produkte und Dienstleistungen<br />

ab und in dieser Überflutung nicht<br />

den Überblick zu verlieren, ist in vielen<br />

Geschäftsbereichen so gut wie unmöglich.<br />

Kontaktpflege ist in vielen B2B-Bereichen<br />

– aber auch im Endkundengeschäft – das<br />

Schlüsselwort. Man muss aus der Masse<br />

herausstechen, nachhaltig in der Erinnerung<br />

positiv verankert bleiben.<br />

Gerade um die Weihnachtszeit werden<br />

geschäftliche Kontakte gerne mit einer<br />

kleinen Aufmerksamkeit beglückt – einer<br />

Karte mit einer persönlichen Widmung,<br />

gar einem Präsent. Was haben Sie Ihren<br />

Geschäftspartnern über den Postweg unter<br />

den Weihnachtsbaum gelegt? Wieder eine<br />

Falsche Wein, Süßigkeiten oder Herzhaftes<br />

aus der Region? War Ihre Karte ein recht<br />

hübscher Standard oder hat sie durch Individualität<br />

überzeugt? Durch die Menge<br />

der Geschäftspartner bedingt, stapeln sich<br />

die verkorkten Edelgetränke und der Empfänger<br />

kommt mit dem Verzehr kaum noch<br />

hinterher, verschenkt sie an Mitarbeiter. Es<br />

ist stark zu bezweifeln, ob der Beschenkte<br />

überhaupt einen Überblick über seine ihm<br />

zugewandten Freunde hat und noch weiß,<br />

wer was geschenkt hat.<br />

Jamal Maazouz, Geschäftsführer der Maazouz<br />

GmbH aus Darmstadt, hat sich seit<br />

einigen Jahren auf den Import von Werbe-<br />

Fotos: Maazouz GmbH<br />

kugelschreiber als Werbegeschenk sind<br />

out. Gefragt ist kreativität.<br />

artikeln spezialisiert. Zu seinem Sortiment<br />

zählen handelsübliche Streuartikel, aber<br />

auch besondere und individuelle Präsente.<br />

➜ Herr Maazouz, erhalten Sie um die<br />

Weihnachtszeit Karten oder Präsente<br />

von Ihren Geschäftspartnern?<br />

Maazouz: Von den meisten Geschäftspartnern<br />

erhalte ich eine Weihnachtskarte.<br />

Zwar freue ich mich über jede, aber die<br />

Karten mit einer persönlichen Widmung<br />

erhalten einen Ehrenplatz in unserem Regal<br />

im Sitzungsraum. Diese Aufmerksamkeiten<br />

zeugen für mich von gegenseitiger Wertschätzung.<br />

Als Präsent kommt in vielen<br />

Fällen Schokolade oder Wein hinzu.<br />

➜<br />

➜ Ist Ihnen Schokolade oder Wein<br />

nicht zu langweilig?<br />

Maazouz: Zu langweilig nicht. Ich<br />

freue mich über Süßigkeiten, da wir in der<br />

Agentur gerne Süßigkeiten essen. Bei bestehenden<br />

Geschäftskontakten bleiben solche<br />

Präsente meist in Erinnerung, da ich<br />

diese auch klar Personen zuordnen kann.<br />

Ich bin jedoch der Überzeugung, dass moderne<br />

Kommunikation die Marke im Hinterkopf<br />

hat und im Sinne dieser Präsente<br />

auswählen sollte.<br />

➜<br />

➜ Haben Sie ein Beispiel?<br />

Maazouz: USB-Sticks sind zu einem<br />

recht üblichen Werbeartikel geworden.<br />

Ein internationales Bauunternehmen hat<br />

sich zum Beispiel dazu entschlossen, einen<br />

individuell gegossenen USB-Stick zu<br />

verschenken.<br />


Jamal Maazouz, Geschäftsführer der Maazouz GmbH<br />

➜ Wie darf man sich einen gegossenen<br />

USB-Stick vorstellen?<br />

Maazouz: Die Form wird in einem<br />

3D-Grafikprogramm erstellt und zu einem<br />

überschaubaren Preis produziert.<br />

Die gegossenen Rohlinge sind individuell<br />

und keine handelsüblichen Massenartikel.<br />

Selbst Verschluss, Anhänger und Programmierung<br />

sind frei wählbar.<br />

➜<br />

➜ Nachhaltigkeit und ein positiver Bezug<br />

zur Umwelt werden immer wichtiger<br />

für Unternehmen. Welches Präsent<br />

passt Ihrer Meinung nach zu diesen<br />

Attributen und ist zudem individuell?<br />

Apple reagiert auf Konkurrenz im Tablet-Markt<br />

mit einer mini-version des iPad stellt sich der uStechnologiekonzern<br />

apple der wachsenden konkurrenz<br />

im boomenden markt für tablet-Computer.<br />

das Ende oktober im kalifornischen San<br />

Jose präsentierte Gerät ist handlicher und leichter<br />

als das original. das iPad mini ist seit dem<br />

2. november in deutschland auf dem markt<br />

und liegt in deutschland seitdem pünktlich zum<br />

Weihnachtsgeschäft in den regalen.<br />

das ist nicht nur ein klein geschrumpftes iPad“,<br />

sagte apple-marketingchef Phil Schiller bei der<br />

Präsentation. „Es ist ein vollkommen neues design.“<br />

die mini-ausgabe hat eine bildschirmdiagonale<br />

von 7,9 zoll, verglichen mit 9,7 zoll beim<br />

großen tablet-bruder. das 7,2 millimeter dünne<br />

und 308 Gramm schwere Gerät ist ab einem<br />

Preis von 329 Euro erhältlich.<br />

In dem Segment mit tablets, die kleiner sind als<br />

das kultobjekt von apple, haben sich bereits viele<br />

konkurrenten etabliert: das äußerst erfolgreiche<br />

➜<br />

Maazouz: Arganöl ist unter den Profis<br />

in der Gastronomie- und Kosmetikbranche<br />

sehr bekannt. In Reinform ist es<br />

kaum erhältlich und zählt zu den teuersten<br />

Ölen der Welt. Es findet vor allem bei der<br />

Zubereitung von Speisen, Stärkung des<br />

menschlichen Abwehrsystems oder Pflege<br />

und Gesundung der Haut Einsatz. Angebaut<br />

wird das Öl in einem kleinen Teil<br />

Marokkos – einem von der UNESCO geschütztem<br />

Gebiet – und von dort weltweit<br />

exportiert. Unsere Agentur bezieht dieses<br />

Produkt exklusiv aus einer in Marokko ansässigen<br />

Produktionsstätte und vertreibt es<br />

in kleinen Größen als Werbeartikel.<br />

kindle fire von amazon ist gerade erst im vergangenen<br />

monat mit einer neuen version an den<br />

Start gegangen. Sieben zoll groß sind auch das<br />

nexus 7 von Google und das Galaxy-tablet von<br />

Samsung. Etwas wirklich neues schaffte apple<br />

mit seinem kleineren tabletcomputer also nicht.<br />

„bei Saturn in darmstadt am ludwigsplatz lief<br />

die Einführung des iPad mini gut. am ersten tag<br />

war die beliebte Einsteiger-version mit 16Gb<br />

Speicher bereits so gut wie ausverkauft. Generell<br />

dürfte die kleine version des iPad einen<br />

guten verkaufsstart hinlegen – das ist eben der<br />

apple-kult“, ist sich darmstadts Saturn-Geschäftsführer<br />

manuel Graf sicher. noch in<br />

diesem Jahr soll auch die vierte Generation des<br />

großen iPad auf den markt kommen.<br />

Seit 2. November auch bei Saturn am<br />

Ludwigsplatz erhältlich: Das neue iPad<br />

mini.<br />

lifestyle & Events 5 9<br />

➜ WiE: Den Überblick über die Preise<br />

für Werbeartikel und Geschenke zu behalten,<br />

gestaltet sich oft schwierig. Was<br />

empfehlen Sie?<br />

Maazouz: Die Preise sind in der Tat<br />

sehr intransparent. Je nach Artikel kommen<br />

Druckkosten für die einzelnen Flächen<br />

und Lieferkosten hinzu.<br />

Bei USB-Sticks muss durch den Importeur<br />

eine GEMA-Gebühr laut Gesetzgeber<br />

entrichtet werden. Die Onlineshops stehen<br />

unter Preisdruck und geben ihre beworbenen<br />

Verkaufspreise in der Regel ohne diese<br />

Zusatzkosten an.<br />

➜<br />

➜ Und wie kommt es generell zu den<br />

großen Preisunterschieden – losgelöst<br />

von den Zusatzkosten?<br />

Maazouz: Die meisten Artikel werden<br />

aus dem Ausland über sogenannte „Trader“<br />

ex- und importiert. Firmen im Ausland<br />

kaufen große Bestände, verkaufen<br />

diese an Großhändler und diese vertreiben<br />

sie wiederum an Onlineshops. Aufgabe<br />

von Händlern muss es sein, diese Kette so<br />

klein wie möglich zu halten oder optimal<br />

die Kosten zu vergleichen. Nur so können<br />

günstige Einkaufspreise erzielt werden,<br />

die an den Kunden mit Aufschlag weitergegeben<br />

werden können.<br />

➜<br />

Foto: Alexander Götz


6 0 recht & Steuern<br />

➜ Lars Martens,<br />

Steuerberater<br />

rECht & StEuErn<br />

Die Regelung zur E-Bilanz ist Teil<br />

des Steuerbürokratieabbaugesetzes<br />

(SteuBAG) der Bundesregierung,<br />

das Ende 2008 verabschiedet wurde.<br />

Ziel ist es, die elektronische Kommunikation<br />

zwischen Unternehmen und<br />

Steuerbehörde zu verbessern und somit<br />

die staatlichen Einnahmen<br />

sicherzustellen.<br />

E-bIlanz –<br />

Im Rahmen des Steuerbürokratieabbaugesetzes<br />

2008 wurde mit § 5b EStG eine<br />

Vorschrift geschaffen, die bilanzierende<br />

Unternehmen verpflichtet, die Inhalte der<br />

Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung<br />

nach amtlich vorgeschriebenem<br />

Datensatz durch Datenfernübertragung<br />

an die Finanzverwaltung zu übermitteln<br />

(sog. E-Bilanz). Dies erfolgt im Wege des<br />

üblichen Veranlagungsverfahrens. Dabei<br />

hat der Steuerpflichtige die Wahl, entweder<br />

den Inhalt der Handelsbilanz, ergänzt<br />

dIE zEIt dränGt<br />

Foto: Thomas Häfner<br />

um eine strukturierte steuerliche Überleitungsrechnung,<br />

oder eine gesonderte Steuerbilanz<br />

(vgl. § 60 Absatz 2 EStDV) einschließlich<br />

einer steuerlichen Gewinn- und<br />

Verlustrechnung auf elektronischem Wege<br />

einzureichen.<br />

Die bisherige Abgabe der erforderlichen<br />

Unterlagen in Papierform wird durch die<br />

Übermittlung des amtlich vorgeschriebenen<br />

Datensatzes abgelöst.<br />

Dies gilt unabhängig von der Rechtsform<br />

und der Größenklasse des bilanzieren-


den Unternehmens. Auch die anlässlich<br />

einer Betriebsveräußerung, Betriebsauf-<br />

gabe, Änderung der Gewinnermittlungsart<br />

oder in Umwandlungsfällen aufzustellende<br />

Bilanz ist durch Datenübertragung<br />

zu übermitteln. Gleiches gilt für Zwischenbilanzen,<br />

die auf den Zeitpunkt eines<br />

Gesellschafterwechsels aufgestellt werden<br />

und Liquidationsbilanzen, sie sind<br />

als Sonderform einer Schlussbilanz eben-<br />

so durch Datenübertragung zu übermitteln.<br />

Für die Finanzverwaltung gilt dies als besonderer<br />

Meilenstein bei der Einführung<br />

der Digitalisierung von Geschäftsprozessen.<br />

Mit Schreiben vom 19. Januar 2010 und<br />

3. Februar 2010 hat das Bundesfinanzministerium<br />

(BMF) bekanntgegeben, dass<br />

für die Übermittlung dieses Datensatzes<br />

der international verbreitete Datenstandard<br />

XBRL (eXtensible Business Reporting<br />

Language) als Format im Rahmen des<br />

Bund-Länder-Vorhabens KONSES (Koordinierte<br />

neue Software-Entwicklung für<br />

die Steuerverwaltung) festgelegt wurde.<br />

Die Datensätze sind entsprechend einer<br />

sog. Taxonomie, die im Wesentlichen den<br />

Gliederungsumfang der zukünftig elektronisch<br />

zu übermittelnden Daten bildet, auf-<br />

Ein Beitrag von Rechtsanwalt<br />

Arne Björn Segler, LL.M.<br />

Wieso heißt Burger King in Australien<br />

„Hungry Jack´s“? Ganz einfach: Weil die<br />

Marke „Burger King“ schon einem Konkurrenten<br />

gehörte, als Burger King den<br />

australischen Markt in Angriff nahm.<br />

Burger King musste sich deshalb in<br />

Australien einen anderen Markennamen<br />

zulegen. Ein Desaster für ein Unter-<br />

zubereiten. Stark vereinfacht formuliert,<br />

ähnelt die Taxonomie mit ihrem Gliederungsschema<br />

einem erweiterten Kontenrahmen.<br />

In technischer Hinsicht geht jedoch eine<br />

Taxonomie weit über eine Kontenrahmenstruktur<br />

hinaus und stellt Verbindungen<br />

und rechnerische Verknüpfungen zwischen<br />

einzelnen Positionen her.<br />

Die Finanzverwaltung behält sich vor,<br />

den Umfang der Taxonomie festzulegen<br />

und plant eine jährliche Überarbeitung<br />

um mögliche Anpassungen, z.B. aufgrund<br />

gesetzlicher Änderungen, durchzuführen.<br />

Die Taxonomie wird mit einem eindeutigen<br />

Gültigkeitsdatum durch gesonderte<br />

BMF-Schreiben veröffentlicht. Mit Schreiben<br />

vom 5. Juni 2012 hat die Finanzverwaltung<br />

sodann die für das Wirtschaftsjahr<br />

2013 (und wahlweise 2012) gültige Taxonomie<br />

in der Version 5.1 bekanntgegeben.<br />

Die Zeit drängt. Für Wirtschaftsjahre ab<br />

dem 1. Januar 2013 muss also die Jahresabschlussbilanz<br />

in elektronischer Form<br />

eingereicht werden.<br />

Die Umsetzung des Gesetzes wurde bereits<br />

zweimal um je ein Jahr verschoben.<br />

Da es lange kein festes Regelwerk zur Abgabe<br />

einer Steuerbilanz gab, hat sich ein<br />

Großteil der deutschen Unternehmen bis<br />

recht & Steuern 6 1<br />

heute nicht eingehend mit der E-Bilanz<br />

und deren Umsetzung auseinandergesetzt.<br />

Deswegen ist es dringend erforderlich,<br />

sich mit den bevorstehenden Änderungen<br />

im Detail auseinanderzusetzen und<br />

die notwendigen Umstellungsmaßnahmen<br />

einzuleiten.<br />

Den 1,35 Millionen betroffenen Unternehmen<br />

bleibt nur noch wenig Zeit, die<br />

entsprechenden Aufgaben in Buchhaltung<br />

und IT in Angriff zu nehmen.<br />

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein<br />

erholsames und friedliches Weihnachtsfest<br />

und viel Erfolg für die anstehenden Aufgaben<br />

im neuen Jahr.<br />

nieder-ramstädter Straße 25<br />

64372 ober-ramstadt<br />

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das leistungsspektrum der kanzlei umfasst sämtliche<br />

bereiche der beratung für unternehmen und<br />

Privatpersonen. In partnerschaftlicher zusammenarbeit<br />

deckt sie dabei sowohl steuerliche, betriebswirtschaftliche<br />

als auch rechtliche fragen und<br />

Problemstellungen ab. Sie betreut mandate aus den<br />

verschiedensten branchen und in den unterschiedlichsten<br />

Gesellschaftsformen.<br />

holzauGE SEI WaChSam –<br />

Ein Plädoyer für die markenüberwachung<br />

nehmen, das weltweit unter einer einzigen<br />

starken Marke wahrgenommen werden<br />

will. Und beileibe kein Einzelfall: So<br />

hätte Apple um ein Haar sein iPad umbenennen<br />

müssen, weil Fujitsu sich den<br />

Begriff „iPad“ bereits lange zuvor markenrechtlich<br />

hatte schützen lassen. Anders<br />

als Burger King wollte Apple aber unter<br />

keinen Umständen von seinem Markenkonzept<br />

abweichen und griff deshalb tief<br />

in die Tasche. Für angeblich 4 Millionen<br />

US-Dollar kaufte Apple seinem Konkur-<br />

renten die Rechte an der Marke iPad ab.<br />

Die genannten Beispiele zeigen, wie wichtig<br />

eine strategische und vorausschauende<br />

Markenstrategie ist. Oft bildet die Kernmarke<br />

den wertvollsten Vermögensbestandteil<br />

eines Unternehmens. So wird<br />

etwa der Wert der Marke Coca Cola vom<br />

Beratungsunternehmen Interbrand aktuell<br />

auf sagenhafte 77,8 Milliarden US-Dollar<br />

geschätzt. Coca Cola ist somit immer noch<br />

die wertvollste Marke der Welt, knapp<br />

gefolgt von Apple, IBM, Google und


Foto: Privat<br />

Arne Björn Segler, LL. M.,<br />

Rechtsanwalt<br />

Microsoft. Dagegen nehmen sich die<br />

großen deutschen Marken vergleichsweise<br />

bescheiden aus. Die derzeit wert-<br />

vollste deutsche Marke ist Mercedes-Benz<br />

mit einem geschätzten Markenwert von<br />

rund 30 Milliarden US-Dollar. Damit belegt<br />

Mercedes-Benz immerhin Platz elf im<br />

internationalen Vergleich.<br />

Einen solch immensen Wert erlangt eine<br />

Marke nicht über Nacht. Vielmehr ist ein<br />

hoher Markenwert stets das Ergebnis jahrelanger<br />

intensiver Markenpflege. Und die<br />

ist nicht nur für internationale Großkonzerne<br />

ein Muss. Auch und gerade kleinere<br />

Unternehmen tun gut daran, ihr Markenportfolio<br />

sorgfältig zu pflegen und zu beschützen.<br />

Denn während beispielsweise<br />

ein Gigant wie der Konsumgüterhersteller<br />

Nestlé ein Markenimperium von tausenden<br />

Marken unterhält, setzen kleinere Unternehmen<br />

häufig auf nur wenige oder gar nur<br />

eine einzige Marke. Umso wichtiger, diese<br />

Kernmarke zu pflegen, fortzuentwickeln,<br />

zu verteidigen – und zu überwachen!<br />

Die enorme Wichtigkeit der Markenüberwachung<br />

wird gerne unterschätzt. Das ist<br />

auf den ersten Blick verständlich, denn<br />

schließlich verleiht ja schon das Gesetz<br />

dem Markeninhaber ein ausschließliches<br />

Recht, ein Monopol. Niemand sonst darf<br />

die Marke für die Waren oder Dienstleistungen<br />

nutzen, für welche die Marke angemeldet<br />

ist.<br />

Was aber, wenn die Konkurrenz das Monopol<br />

missachtet? Die Verlockung ist groß,<br />

sich als Trittbrettfahrer einfach an den<br />

Erfolg einer etablierten Marke anzuhängen.<br />

Rasch ist eine neue Marke angemeldet,<br />

die – welch Zufall – der Erfolgsmarke<br />

in Aussehen oder Aussprache auffallend<br />

ähnelt. Etwa „Cobra Cola“, oder „Cola<br />

Loca“ – zwei Markenanmeldungen, die<br />

sich offenbar die Marke Coca Cola zum<br />

Vorbild genommen haben. Der Zweck<br />

bei der Anmeldung solcher Schmarotzermarken<br />

ist es, vom positiven Image der<br />

Erfolgsmarke zu profitieren, ohne selbst<br />

in teure Werbekampagnen investieren zu<br />

müssen. Im Marketingbereich ist dieses<br />

Phänomen auch als Ambush Marketing<br />

oder Schmarotzermarketing bekannt und<br />

verpönt.<br />

Das Markenamt nimmt an solchen Markenanmeldungen<br />

keinen Anstoß, denn<br />

die Verwechslungsgefahr zweier Marken<br />

wird von Amts wegen nicht geprüft. Das<br />

Amt prüft lediglich, ob die neu angemeldete<br />

Marke gegen so genannten absolute<br />

Schutzhindernisse verstößt. Das ist beispielsweise<br />

bei Marken der Fall, die gegen<br />

die guten Sitten verstoßen oder die<br />

ein Staatswappen enthalten. Liegt kein<br />

Verstoß gegen absolute Schutzhindernisse<br />

vor, wird die Marke unbeanstandet eingetragen.<br />

Auch, wenn sie einer älteren Marke<br />

zum Verwechseln ähnlich ist. Selbst, wenn<br />

sie mit einer älteren Marke identisch ist.<br />

Es liegt daher bei jedem Markeninhaber<br />

selbst, seine Marke zu überwachen und<br />

gegen ähnliche und verwechslungsfähige<br />

Markenanmeldungen rechtlich vorzugehen.<br />

Nur wer den Markt sorgfältig beobachtet,<br />

kann den Schutzkorridor seiner<br />

Marke langfristig erhalten. Wer es als<br />

Markeninhaber hingegen ohne Beanstandung<br />

zulässt, dass ähnliche und verwechslungsfähige<br />

Marken angemeldet werden,<br />

der setzt die Unterscheidungskraft seiner<br />

Marke aufs Spiel.<br />

recht & Steuern 6 2<br />

Irgendwann ist die Unterscheidungskraft<br />

vielleicht so schwach, dass die Verbraucher<br />

die einstige Erfolgsmarke gar nicht<br />

mehr mit dem Unternehmen des Markeninhabers<br />

in Verbindung bringen. Eine solche<br />

Marke kann ihre ureigenste Funktion<br />

nicht mehr erfüllen, für die Qualität der<br />

Waren oder Dienstleistungen des Markeninhabers<br />

zu bürgen. Sie ist entwertet. Im<br />

schlimmsten Falle bleibt dem Markeninhaber<br />

nur noch übrig, die Marke fallen zu<br />

lassen und den Markenauftritt mit einer<br />

innovativen, starken Marke völlig neu zu<br />

gestalten.<br />

Abgesehen davon hat die Erosion einer<br />

Marke auch rechtliche Konsequenzen. Ist<br />

eine Marke erst einmal verwässert, kann<br />

der Markeninhaber möglicherweise gar<br />

nicht mehr erfolgreich gegen verwechslungsfähige<br />

Marken vorgehen. Denn wer<br />

Markenrechtsverletzungen sehenden Auges<br />

duldet und sich hiergegen nicht zur<br />

Wehr setzt, riskiert, dass er die Rechte aus<br />

seiner Marke mit der Zeit verwirkt.<br />

Deshalb gilt es, wachsam zu sein und<br />

die Markenanmeldungen der Konkurrenz<br />

sorgfältig zu beobachten. Im besten<br />

Falle spart eine professionelle Markenüberwachung<br />

sogar bares Geld, denn wer<br />

innerhalb von drei Monaten auf die Eintragung<br />

einer verwechslungsfähigen Marke<br />

aufmerksam wird, kann gegen diese<br />

Markeneintragung kostengünstig Widerspruch<br />

einlegen. Wird diese Frist verpasst,<br />

bleibt nur das langwierige und teure Löschungsverfahren.<br />

Wer seine Marke hingegen<br />

ständig überwacht, kann frühzeitig<br />

und kostenschonend reagieren und sein<br />

Markenterritorium auf diese Weise langfristig<br />

schützen und ausbauen.<br />

Winterstein | Rechtsanwälte<br />

Partnerschaftsgesellschaft<br />

darmstädter landstr. 110<br />

60598 frankfurt am main<br />

tel.: 069 697124-0<br />

fax: 069 697124-99<br />

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Internet: www.winterstein-law.de


3800<br />

28<br />

150.000.000.000<br />

Rund 3800 unternehmen präsentierten<br />

sich 2012 in Frankfurt auf der Achema,<br />

der Messe der Chemie-Branche. Die<br />

Hälfte davon kam aus dem Ausland.<br />

28 Jahre ist die<br />

bisher schlimmste<br />

Chemiekatastrophe<br />

und eine der<br />

bekanntesten<br />

umweltkatastrophen<br />

der Geschichte her.<br />

25.000<br />

110<br />

keine andere Nation exportiert mehr Chemikalien.<br />

Deutsche unternehmen verkauften 2011 chemische<br />

Erzeugnisse im Wert von über 150 000 000 000 Euro<br />

an kunden im Ausland.<br />

1150<br />

Zehn<br />

Namensgeber des Wissenschafts-<br />

und kongresszentrums<br />

darmstadtium ist das<br />

chemische Element<br />

Darmstadtium (Ds 110)<br />

428.000<br />

zehn erstaunliche zahlen 6 3<br />

An der Johannes Gutenberg-universität<br />

Mainz (JGu) sind die meisten Studierenden<br />

in Deutschland in Chemie eingeschrieben.<br />

Insgesamt 1150 Studierende<br />

belegen an der JGu die Fächer Chemie<br />

und Biomedizinische Chemie.<br />

����aunlic�e<br />

Zahlen<br />

Die Chemie-Branche<br />

beschäftigte in 2011<br />

deutschlandweit mehr<br />

als 428 000 Mitarbeiter.<br />

Die katastrophe von<br />

Bhopal ereignete sich<br />

am 3. Dezember 1984.<br />

Schätzungen zufolge<br />

In der Region Rhein-Main/Süd -<br />

starben bis zu 25 000<br />

hessen werden 70 Prozent<br />

Menschen.<br />

des hessischen<br />

70<br />

Bruttoinlandsproduktes<br />

erwirtschaftet.<br />

Deutschland ist nach<br />

neuen Studien des<br />

Die Anfänge von Merck gehen bis in<br />

BMBF und des BMWi im<br />

das Jahr 1668 zurück. Die Merck<br />

Medizintechnik-Welt-<br />

kGaA aus Darmstadt ist damit das<br />

älteste pharmazeutisch-chemische<br />

unternehmen der Welt.<br />

2<br />

markt die Nummer 2<br />

nach den uSA.<br />

1668


6 4 vorschau & Impressum<br />

Wirtschafts Echo<br />

D79227 · 6. Jahrgang <strong>WirtschaftsEcho</strong>· <strong>Ausgabe</strong> 1/2013 · 3,50 Euro<br />

F I N A N Z E N<br />

A R B E I T S M A R K T<br />

I N V E S T I T I O N E N<br />

E X P A N S I O N E N<br />

Europapark Rhein-Main-Neckar<br />

Finanzen, Investitionen<br />

Expansionen, Arbeitsmarkt<br />

Europa, Export<br />

Europapark<br />

Rhein-Main-<br />

Neckar<br />

Stars, Kulissen<br />

und Attraktionen<br />

PrEvIEW<br />

<strong>WirtschaftsEcho</strong> 1/2013: Europapark rhein-main-neckar<br />

Nein, in dieser <strong>Ausgabe</strong> werden wir nicht<br />

den bekannten Freizeitpark aus dem Badischen<br />

unter die Lupe nehmen, sondern<br />

unser Augenmerk auf all die schillernden,<br />

außergewöhnlichen und bemerkenswerten<br />

Attraktionen ökonomischer Art vor unserer<br />

Haustüre richten.<br />

Das Rhein-Main-Neckar Gebiet zählt zu<br />

den prosperierenden Metropolregionen<br />

Europas, dessen Stärke in der Vielfalt der<br />

Branchen liegt. Hier scharen sich etwa alt<br />

eingesessene chemische Betriebe neben<br />

boomenden IT-Schmieden und aufstrebenden<br />

Dienstleistungsunternehmen. Das<br />

gegenseitige Vernetzen vieler Subzentren<br />

verstärkt diesen Effekt. Das hat zur Folge,<br />

dass auf der einen Seite Unternehmen<br />

aus Rhein-Main-Neckar ihren Siegeszug<br />

längst in einer europäischen Expansion<br />

manifestiert haben, andererseits lockt die<br />

Metropole wegen der genannten Vorteile<br />

viele europäische Firmen an. Gerade unsere<br />

Region hat dem europäischen Einheitsgedanken<br />

viel zu verdanken. Und so sind<br />

wir schon beim nächsten Thema: Bei Geld<br />

hört die Freundschaft auf. Dieses plakative<br />

Sprichwort birgt jedoch die Gefahr, viele<br />

hart erarbeitete Errungenschaften aufs<br />

E X P O R T<br />

R H E I N - M A I N - N E C K A R<br />

Erscheinungstermin<br />

unserer ersten<br />

<strong>Ausgabe</strong> in 2013 ist<br />

der 26. Februar 2013<br />

Spiel zu setzen. Dass unsere Wirtschaft<br />

so funktioniert, wie sie es tut, liegt auch<br />

an einer gelernten Weltoffenheit der Menschen<br />

in Europa. Dort, wo vor über 60<br />

Jahren Städte in Schutt und Asche lagen,<br />

sind heute durch politische Aussöhnung<br />

und Annäherung auf der großen politischen<br />

und durch Städteverschwisterungen<br />

und Schüleraustausche auf der privaten<br />

Ebene, starke Wirtschaftsregionen entstanden.<br />

Deshalb sollten Debatten über die<br />

Wiedereinführung der D-Mark und einen<br />

Rauswurf von kriselnden Ländern aus der<br />

Gemeinschaft nicht unser einzigartiges<br />

Bauwerk zerstören. Vor diesem Hintergrund<br />

betrachten wir auch die gesamteuropäisch-ökonomische<br />

Situation und zeigen<br />

auf, welche Wege dem Kontinent in naher<br />

und mittlerer Zukunft zur Verfügung stehen.<br />

Es geht in Europa eben doch manchmal<br />

zu wie in einem Freizeitpark: Manches<br />

gleicht einer Achterbahnfahrt, anderes einer<br />

skurrilen Show, manchmal trauen wir<br />

uns nicht einzusteigen, manchmal ist es<br />

zu spät auszusteigen. Dabei ist der Eintritt<br />

selten günstig. Aber am Ende des Tages<br />

belohnt das Gefühl, dabei und ein Teil des<br />

Ganzen gewesen zu sein.<br />

vERLAG uND HERAuSGEBER<br />

Echo | Kreativplanung | GmbH<br />

vertreten durch die Geschäftsführer:<br />

Dr. Hans-Peter Bach und Frédérique Seminara<br />

ladungsfähige Anschrift für alle im Impressum<br />

genannten Verantwortlichen:<br />

Holzhofallee 25–31 · 64295 Darmstadt<br />

HRB 2000 (Amtsgericht Darmstadt)<br />

USt-IdNr.: DE 811 222 248<br />

Steuernummer: 007 232 051 71<br />

Ein Unternehmen der Unternehmensgruppe<br />

Medienhaus Südhessen<br />

REDAkTIoN<br />

Alexander Götz · Telefon 06151 387-540<br />

alexander.goetz@echo-kp.de<br />

(V.i.S.d.P., verantwortlich gem. § 55 II RStV)<br />

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Alla Falk · Telefon 06151 387-671<br />

alla.falk@echo-kp.de<br />

Fax 06151 387-525<br />

Gültig für Anzeigen zzt. Tarif 5 vom 1. 1. 2012<br />

GRAFIk / LAyouT<br />

Simone Steinbrech, Michaela Bode, Andrea Nau<br />

grafi k@echo-kp.de<br />

Die Angaben der Echo Kreativplanung GmbH<br />

im Rahmen der Dienstleistungs-Informationspfl<br />

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DRuCk<br />

Frotscher Druck GmbH · 64295 Darmstadt<br />

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Wirtschaftsclub Südhessen<br />

Erscheinungsweise sechsmal jährlich.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen<br />

oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf<br />

Ersatz vorausbezahlter Bezugsgebühren.<br />

Nachdruck bedarf der ausdrücklichen vorherigen<br />

Genehmigung des Verlages. Gekennzeichnete<br />

Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Die in der Zeitschrift<br />

veröffentlichten Beiträge und Bilder sind<br />

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Electronic Minds ist eine der erfolgreichsten inhabergeführten New-Media-Agenturen<br />

im Rhein-Main-Gebiet. Ein Team aus rund 50 Mitarbeitern erschafft Online-Medien<br />

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