Ausgabe lesen - WirtschaftsEcho
Ausgabe lesen - WirtschaftsEcho
Ausgabe lesen - WirtschaftsEcho
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
D79227 · 5. Jahrgang <strong>WirtschaftsEcho</strong>· <strong>Ausgabe</strong> 6/2012 · 3,50 Euro<br />
<strong>WirtschaftsEcho</strong><br />
DIALOGMAGAZIN FÜR DIE REGIONALE WIRTSCHAFT<br />
Chemie vor einer „goldenen“ Zukunft<br />
Interview zur Initiative „Green Region“<br />
Sozialer Abstieg vor der Rente<br />
Odenwälder Küche vs. Convenience Food<br />
Chemie<br />
geht alle an!<br />
Wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />
in Südhessen
Die Flexibilität eines Sportkombis, der perfekt zu den<br />
Bedürfnissen eines aktiven Lebensstils passt.<br />
LIFE. BALANCED.<br />
DER NEUE<br />
JAGUAR XF SPORTBRAKE.<br />
• Wahlweise mit 2.2 L Diesel oder 3.0 L V6 Diesel<br />
• 8-Gang-Automatikgetriebe mit Jaguar Sequential Shift<br />
• Bis zu 1.675 Liter Ladevolumen<br />
• „Intelligent Stop/Start“-System<br />
• Automatische Niveauregulierung (Luftfederung an der Hinterachse)<br />
Erleben Sie den Jaguar XF Sportbrake ab 49.450,– €*.<br />
AB MTL .<br />
329,- €*<br />
inkl. 3 Jahre Garantie<br />
ohne Kilometerbegrenzung<br />
* Jaguar XF Sportbrake 2.2 L Diesel: Barpreis 49.450,– €, mtl. Leasingrate 329,– €, Leasingsonderzahlung 9.790,– €, Laufzeit 36 Monate,<br />
Gesamtlaufleistung 45.000 km. Ein Leasingangebot, vermittelt für die Jaguar Bank, eine Zweigniederlassung der FGA Bank Germany GmbH,<br />
Salzstraße 138, 74076 Heilbronn. Jaguar XF Sportbrake 2.2 L Diesel: Kraftstoffverbrauch in l/100 km: 6,1 (innerorts); 4,5 (außerorts);<br />
5,1 (komb.); CO 2 -Emission in g/km 135 (komb.); CO 2 -Effizienzklasse: A. Modellreihe XF, XJ, XK: Kraftstoffverbrauch in l/100 km: 12,3–5,1 (komb.);<br />
CO 2 -Emission in g/km: 292–135 (komb.); CO 2 -Effizienzklasse: G–A; RL 80/1268/EWG. Abbildung zeigt Sonderausstattung.<br />
HEDTKE AUTOMOBILE GMBH<br />
Rudolf-Diesel-Straße 46 · 64331 Weiterstadt,<br />
Tel.: 06151/85066 -0 · www.hedtke.de · info-jlr@hedtke.de
In SüdhESSEn<br />
StImmt dIE ChEmIE<br />
Mit knapp 58 000 Beschäftigten, über<br />
23 Milliarden Euro Umsatz und einer<br />
Exportquote von fast 65 Prozent ist die<br />
chemische Industrie der beschäftigungs-,<br />
umsatz- und exportstärkste Wirtschaftszweig<br />
Hessens. Pioniere wie Justus von<br />
Liebig und Heinrich Emanuel Merck legten<br />
schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
den Grundstein für eine Branche, die mit<br />
ihren zahlreichen Produktneuheiten ihre<br />
Heimat weit über die Landesgrenzen hinaus<br />
als innovative Wissenschaftsregion<br />
bekannt gemacht hat. Gemeinsam mit<br />
der wachstumsstarken Schwesterdisziplin<br />
Biotechnologie hat sich die Chemie als einer<br />
der zentralen Motoren der hessischen<br />
Wirtschaft etabliert.<br />
Ihren Umsatz erzielt die Branche mit einem<br />
breiten Spektrum an Gütern, die zu einem<br />
erheblichen Teil für andere Wirtschaftszweige,<br />
wie die Automobilindustrie, die<br />
Verpackungsindustrie oder die Bauwirtschaft,<br />
bestimmt sind. Aber auch die privaten<br />
Haushalte sind wichtige Abnehmer,<br />
die hochwertige Körperpflege- und Reinigungsmittel<br />
„Made in Hessen“ zu schätzen<br />
wissen. Die weitaus meisten Erzeugnisse<br />
werden jedoch im Segment Pharmazeutika<br />
produziert. Weit über 40% des Gesamtumsatzes<br />
der chemischen Industrie werden von<br />
Betrieben erzielt, die Heil- und Arzneimittel<br />
herstellen, weshalb Hessen auch als die<br />
Apotheke Deutschlands gilt.<br />
Die meisten hessischen Chemiebetriebe<br />
sind in der Rhein-Main-Region zu Hause.<br />
Allein im Industriepark Höchst, einem über<br />
vier Quadratkilometer großen Gelände,<br />
sind rund 10 000 Menschen beschäftigt.<br />
Sanofi-Aventis, das größte Chemieunternehmen<br />
Hessens, hat dort ebenso seinen<br />
Sitz wie die Bayer CropScience GmbH und<br />
die Celanese AG. Der zweitgrößte Chemiestandort<br />
Hessens ist Darmstadt, wo in acht<br />
Chemiebetrieben über 10 000 Menschen<br />
arbeiten. In Darmstadt befinden sich der<br />
Verwaltungssitz, die Forschung & Entwicklung<br />
und die größte Produktionsstätte der<br />
Merck-Gruppe in Deutschland. Der Evonik<br />
Konzern mit seinem Geschäftsbereich Chemie,<br />
bei dem rund 5700 Personen in Hessen<br />
tätig sind, beschäftigt ca. 1400 davon in<br />
Darmstadt.*<br />
Mit dieser <strong>Ausgabe</strong> möchten wir Ihnen ein<br />
Stück Chemie „vor der Haustüre“ näher<br />
bringen und neue, bisher nicht oder kaum<br />
bekannte Einblicke gewähren. Mit der<br />
chemischen Indus-<br />
trie assoziieren wir<br />
schnell graue Bauten,<br />
Gestank und<br />
Umweltverschmutzung,<br />
doch das<br />
Image aus den späten<br />
Siebzigern und<br />
frühen Achtzigern<br />
ist längst obsolet.<br />
Und gerade Darmstadt<br />
ist der lebendige<br />
Beweis, dass<br />
Chemie „weiß“ sein kann. Innovative Produkte<br />
wie etwa der Rohstoff für die weltweite<br />
Flüssigkristall-Produktion kommen<br />
aus unserer Region. So trifft es die werbliche<br />
Aussage der börsennotierten Merck<br />
KGaA auf den Punkt: „Aus Darmstadt in<br />
alle Welt“. * Datenquelle: www.invest-in-hessen.de<br />
Alexander Götz,<br />
verantwortlicher<br />
Redakteur<br />
Editorial 1<br />
»WEIt übEr 40 ProzEnt dES GE-<br />
SamtumSatzES dEr ChEmISChEn<br />
InduStrIE WErdEn von bEtrIEbEn<br />
ErzIElt, dIE hEIl- und arznEImIttEl<br />
hErStEllEn, WEShalb<br />
hESSEn auCh alS dIE aPothEkE<br />
dEutSChlandS GIlt.«
2 Inhaltsverzeichnis<br />
Inhalt<br />
Leitthema Chemiestandort Darmstadt<br />
und Südhessen<br />
4<br />
Tradition<br />
8<br />
Chemie<br />
12<br />
14<br />
16<br />
18<br />
21<br />
22<br />
24<br />
und Innovation „made in Rhein-Main“<br />
Industrie und Chemie<br />
vor einer „goldenen“ Zukunft<br />
Politische Weichenstellung und eigene Strategien<br />
Prognos-Studie „Chemie 2030“<br />
Steigerung der Chemieproduktion am Standort Deutschland<br />
Megacities bieten Wachstumschancen für Evonik<br />
Die globalen Herausforderungen sind lösbar<br />
Große Chancen für erneuerbare Energien<br />
Klaus Töpfer über die Herausforderungen der Energiewende<br />
Lunge ohne Befund – Infiltrate an der Peripherie<br />
Chemische Industrie im Odenwald<br />
Mikroorganismen, die Kunststoffe verdauen<br />
Studenten der TU Darmstadt mit „Bio-Bricks“ zum Wettbewerb<br />
Köche für kreative Kulinarik<br />
Odenwälder Küche vs. Convenience Food<br />
Wie viel Chemie will und braucht der Mensch?<br />
Was haben Tütensuppen und Handcremes gemeinsam?<br />
26 darmstadtium<br />
Verbindendes Element zwischen Wirtschaft und Wissenschaft<br />
28<br />
Chemie im Alltag<br />
Eine Glosse<br />
Industrie & Handwerk<br />
30<br />
34<br />
35<br />
36<br />
„In Sachen Energiewende geht es nur gemeinsam“<br />
Interview zur Initiative der HSE „Green Region“<br />
Tradition trifft Moderne<br />
Der neue Porsche 911 Carrera<br />
„Wir machen den Prüfstand zur Straße“<br />
TÜV Hessen<br />
Chemieunternehmen in Südhessen<br />
Tradition und Innovation in alle Welt<br />
39 Vertragsverlängerung<br />
Software AG bleibt Hauptsponsor des SV 98 bis 2015<br />
40<br />
Wachstum, das Wert schafft<br />
Europäische Chemieunternehmen können komplexe Geschäfte<br />
profitabel managen<br />
Menschen & Märkte<br />
42<br />
44<br />
Flammendes Plädoyer für Europa<br />
Peer Steinbrück zu Besuch bei der IHK Darmstadt<br />
„Krisenmanagement unzureichend“<br />
Peer Steinbrück im Interview<br />
46 Chemie-Aktien<br />
Langfristig eine Anlage wert<br />
48<br />
Wer braucht mich heute noch?<br />
Wenn die Arbeitswelt zur Abwärtsspirale wird…
51<br />
52<br />
54<br />
55<br />
Sozialer Abstieg vor der Rente?<br />
Wege aus der Krise<br />
Markenführung in sozialen Medien<br />
Drei Thesen zum Social Branding<br />
Neues von den Wirtschaftsjunioren Darmstadt<br />
Dr. Eva Brodehl zur aktuellen Arbeit des Darmstädter Kreises<br />
Unternehmen im Portrait:<br />
Die Klaus Thamm GmbH<br />
Lifestyle & Events<br />
56<br />
57<br />
58<br />
Dialog im Darmstadtium<br />
Rückblick auf zwei Veranstaltungen<br />
DA lohnt ein Besuch<br />
Veranstaltungskalender<br />
Guten Freunden gibt man ein Küsschen ...<br />
... oder einen USB-Stick, Taschenrechner, Kugelschreiber …<br />
Recht & Steuern<br />
60 E-Bilanz<br />
Die Zeit drängt<br />
61<br />
Holzauge sei wachsam<br />
Ein Plädoyer für die Markenüberwachung<br />
Wissenswert<br />
63<br />
64<br />
Zehn erstaunliche Zahlen<br />
Gut zu wissen…<br />
Vorschau und Impressum<br />
<strong>WirtschaftsEcho</strong> 1/2013<br />
Inhaltsverzeichnis 3<br />
Nordring 37<br />
64347 Griesheim<br />
Tel. 06155.78242<br />
info@baumann-gaerten.de<br />
www.baumann-gaerten.de<br />
ANZEIGE
Foto: Wulf-Ingo Gilbert<br />
4 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
Industrie und Chemie<br />
tradItIon und<br />
InnovatIon<br />
„madE In rhEIn-maIn“<br />
Starke Produktionsstandorte sind der<br />
Kern der industriellen Wertschöpfungskette<br />
und sichern langfristig Arbeitsplätze<br />
und Wachstum. Unsere Region ist eine der<br />
wirtschaftlich stärksten Regionen in ganz<br />
Deutschland. Die industriellen Schlüsselbranchen<br />
sind Elektrotechnik, Chemie/<br />
Pharma, Maschinenbau, Fahrzeugbau<br />
und Metallverarbeitung. Mittelständische<br />
Unternehmen aller Größenordnungen tragen<br />
mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen<br />
zu diesem Erfolg bei.<br />
von Dr. Martin Lippert<br />
Nicht nur durch Frankfurt als Bankenstandort<br />
und als Luftverkehrsdrehscheibe<br />
ist die Region weit über ihre Grenzen<br />
hinaus bekannt. Das Rhein-Main-Gebiet<br />
ist auch ein starker Industriestandort, denn<br />
jeder fünfte Arbeitnehmer der Region ist<br />
in diesem Bereich beschäftigt, mehr als<br />
500.000 Menschen arbeiten im verarbeitenden<br />
Gewerbe und dem davon abhängigen<br />
Umfeld. Von den 100 größten deutschen<br />
Industrieunternehmen haben 14 ihre<br />
Firmenzentrale in der Region, darunter die<br />
Adam Opel AG, Heraeus, Boehringer Ingelheim,<br />
Merck und die Fresenius AG. Die<br />
größte Bedeutung für die Region unter den<br />
Technologiebranchen hat die chemische<br />
Industrie mit einem Anteil am regionalen<br />
Bruttoinlandsprodukt von vier Prozent.<br />
TRADITIoN uND INNovATIoN<br />
Viele klangvolle Namen der Region sind<br />
in der Vergangenheit aus den Firmenre-<br />
Nicht nur in Darmstadt<br />
zu Hause: Das in der<br />
Schöfferstadt ansässige<br />
weltweit zweitgrößte<br />
Werk des Darmstädter<br />
Pharma- und Chemiekonzerns<br />
dehnt sich<br />
an der Rheinschleife<br />
zwischen Gernsheim und<br />
Biebesheim aus.<br />
gistern verschwunden: Höchst, Schenck,<br />
Röhm u.a. mehr. Bei einem Ausflug anlässlich<br />
einer der „Routen der Industriekultur“<br />
in der Region können die Bauten<br />
und die Architektur der Zeitdenkmäler<br />
besichtigt werden, welche diese Historie<br />
belegen. Im Zuge von Globalisierung und<br />
gesellschaftlicher Entwicklung sind die zukunftsträchtigen<br />
Geschäftsbereiche dieser<br />
Traditionsunternehmen von größeren Unternehmensorganisationen<br />
übernommen<br />
worden, oder es haben sich neue, kleine,<br />
am Markt sehr beweglich und eigenständig<br />
agierende Einheiten gebildet.<br />
In sechs innovativen Industrieparks der<br />
Region sind zahlreiche, oft von der Öffentlichkeit<br />
kaum beachtete, mittelständische<br />
Unternehmen beheimatet, die in ihrer<br />
Branche sogar führend sind. Allen ist<br />
gemeinsam, dass sie sich den wirtschaftlichen<br />
Herausforderungen durch ständige<br />
Innovation stellen.
INDuSTRIEPARk HöCHST<br />
Der Industriepark Höchst ist vor allem als<br />
Forschungs- und Produktionsstandort für<br />
die Chemie- und Pharmaindustrie bekannt.<br />
Rund 22 000 Mitarbeiter arbeiten in den<br />
90 ansässigen Unternehmen, unter anderem<br />
in Großkonzernen wie Sanofi, Clariant<br />
oder Celanese. Mehr als 5 Milliarden<br />
Euro wurden allein in den Jahren 2000 bis<br />
2011 in neue Produktionsanlagen und Forschungseinrichtungen<br />
investiert.<br />
Im Zuge des Baues der neuen Landebahn<br />
Nordwest am Flughafen verlagerte der<br />
Kunststoffhersteller Ticona seine Produktion<br />
von Kelsterbach in den Industrie-<br />
park. Sanofi und Akzo Nobel erweitern<br />
und investieren am Standort, in Planung<br />
bei Clariant ist ein hochmodernes „Innovation<br />
Center“ im Industriepark. Die Fertigstellung<br />
des Labor- und Bürogebäudes<br />
soll bis spätestens Sommer 2013 erfolgt<br />
sein. Die Standortbetreibergesellschaft des<br />
Industrieparks Infraserv Höchst sorgt für<br />
die technische Infrastruktur. In der Energieversorgung<br />
setzt Infraserv Höchst zur<br />
Energieversorgung des Standortes auf ein<br />
innovatives Konzept und einen breiten<br />
Energiemix. Die Abwärme aus den Produktions-<br />
und Verbrennungsanlagen des<br />
Standortes wird für die Energiegewinnung<br />
genutzt. Auf diese Weise können fast<br />
20 Prozent des gesamten Wärmebedarfs<br />
des Standortes ohne fossile Energieträger<br />
gedeckt werden.<br />
Außerdem werden alternative Energieträger<br />
wie Ersatzbrennstoffe genutzt, wie<br />
z. B. heizwertreiche Bestandteile von<br />
Siedlungs- und Gewerbeabfällen. In der<br />
Tochtergesellschaft Provadis von Infraserv<br />
Höchst werden im größten Aus- und<br />
Weiterbildungsunternehmen Hessens rund<br />
1400 Nachwuchskräfte ausgebildet. An<br />
der Provadis-Hochschule erhalten Absolventen<br />
international anerkannte Bachelor-<br />
und Masterabschlüsse.<br />
TECHNoLoGIESTANDoRT<br />
DARMSTADT<br />
Der Schenck Technologie- und Industriepark<br />
ist ein Standort mit langer Tradition<br />
und gewachsener Infrastruktur in Darmstadt<br />
mit mehr als 50 Unternehmen. Rund<br />
2500 Beschäftigten arbeiten auf dem Areal<br />
des Industrieparks in Firmen wie Datron,<br />
Horiba Automotive Test Systems, Akasol<br />
High Performance Battery Systems oder<br />
HGAG Südhessische Energie (HSE). 1881<br />
eröffnete Carl Schenck die Gründung der<br />
Eisengießerei und Waagen Fabrik Carl<br />
Schenck, 1974 wurde das Unternehmen<br />
in die Carl Schenck AG umgewandelt,<br />
im Jahr 2000 übernahm die Dürr AG die<br />
Mehrheitsbeteiligung und 2004 wurde<br />
der Schenck Technologie- und Industriepark<br />
eröffnet. Den ansässigen Unternehmen<br />
wird die gemeinsame Nutzung einer<br />
Vielzahl von unterschiedlichen Dienst-<br />
»andErErSEItS WIrd daS rhEInmaIn-GEbIEt<br />
WEGEn SEInEr<br />
zEntralEn laGE von vIElEn<br />
auSländISChEn untErnEhmEn<br />
alS baSIS für IhrE aktIvItätEn<br />
In dEr Eu auSGEWählt. «<br />
leistungen angeboten: Konferenzzentrum,<br />
Fuhrpark, Logistik, Kasino, Poststelle, Sicherheitsdienst,<br />
Chauffeurdienst, Energien,<br />
Entsorgung, Gebäudereinigung, Ärztlicher<br />
Dienst und Fitness-Activities.<br />
AuS DARMSTADT IN ALLE WELT<br />
So lautete jedenfalls die Werbebotschaft<br />
des Darmstädter Traditionsunternehmens<br />
Merck.<br />
Es ist im Bereich der LCD-Technik ein<br />
Pionier und der weltgrößte Hersteller von<br />
Flüssigkristallen, die für die Herstellung<br />
von LC/TFT-Displays benötigt werden.<br />
Der Weltmarktanteil liegt bei über 60<br />
Prozent. Die Wahrscheinlichkeit ist also<br />
hoch, dass auch unser Fernseher, Smartphone<br />
oder Tablet mit dem Produkt des<br />
Darmstädter Unternehmens ausgerüstet<br />
ist. Doch es gibt mehr Produkte aus Darmstadt,<br />
die einen weltweiten Siegeszug<br />
hingelegt haben – zum Beispiel Plexiglas<br />
von Evonik-Röhm. Es sichert den Durchblick,<br />
gibt Objekten Form und Brillanz,<br />
schützt vor Regen, Hagel und Sturm, hält<br />
extremem Druck und starker Hitze stand,<br />
ist bruchfest und spiegelt die bunte Welt<br />
farbgetreu wider. Evonik Industries ist ein<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 5<br />
weltweiter Hersteller dieser so genannten<br />
PMMA-Produkten, die unter der registrierten<br />
Marke Plexiglas ® auf dem europäischen,<br />
asiatischen, afrikanischen und australischen<br />
Kontinent vertrieben werden und<br />
unter der Marke Acrylite ® auf dem amerikanischen<br />
Kontinent.<br />
ENTWICkLER, TüFTLER, vISIoNäRE<br />
Mit der technischen Universität, der Hochschule<br />
Darmstadt, den Fraunhofer Instituten<br />
und einer ganzen Reihe weiterer<br />
staatlicher und/oder privatwirtschaftlicher<br />
Initiativen ist die Region vorbildlich, was<br />
die Förderung und<br />
Unterstützung von<br />
Forschungs- und<br />
Entwicklungsvorhaben<br />
betrifft. Ob sich<br />
daraus tragfähige<br />
Unternehmen entwickeln,<br />
muss sich<br />
im Einzelfall beweisen.<br />
Sicherlich sind<br />
wegweisende, kreative<br />
Ideen eine wichtige Voraussetzung<br />
für das Gelingen, und daran mangelt es<br />
nicht. Für den dauerhaften Erfolg müssen<br />
weitere Faktoren beachtet werden: Ist der<br />
Markt reif für die Idee? – Das „Window<br />
of Opportunity“, das richtige Zeitfenster<br />
für den Markteintritt muss gefunden werden,<br />
über welche Kanäle erfolgen Marketing<br />
und Vertrieb, sind die Produktionskosten<br />
wettbewerbsfähig, wie sieht die 2.<br />
Wachstumsphase aus u.v.m. – Belastbare<br />
Businesspläne sowohl für Investoren und<br />
Finanzinstitute als auch für die eigene<br />
Kontrolle sind die Grundlage des unternehmerischen<br />
Erfolgs.<br />
„ouTSouRCING“ voN INNovATIoN<br />
uND ZukäuFE<br />
Wie alle Regionen in Deutschland befindet<br />
sich auch das Rhein-Main-Gebiet im<br />
Strukturwandel. Das vergleichsweise hohe<br />
Kostenniveau in Deutschland führt zur<br />
Verlagerung von Tätigkeiten ins Ausland;<br />
zum Teil wird gleichzeitig in Forschung<br />
investiert und auf diesem Sektor neues<br />
Personal eingestellt. Einfache Tätigkeiten<br />
lassen sich verlagern, zentrale Forschungs-<br />
und Entwicklungstätigkeiten verbleiben
6 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
als Kernkompetenz<br />
in den Unternehmen. Global<br />
vorhandene Fähigkeiten lassen sich<br />
durch „Collaborative Work“-Ansätze, die<br />
gemeinsame rechnergestützte Arbeit über<br />
Zeitgrenzen hinweg, organisieren. Voraussetzung<br />
sind in der Infrastruktur „Follow<br />
the sun“-Verfügbarkeitskonzepte: Bei Feierabend<br />
in der Region wechselt die Betreuung<br />
an einen anderen Ort auf dem Globus.<br />
Meist sind wir das Objekt der Begierde,<br />
wenn z. B. von chinesischen Unternehmen<br />
versucht wird, Know-how in Deutschland<br />
zu kaufen mit dem Ziel, die Führerschaft<br />
zu übernehmen. Es geht natürlich auch<br />
anders: Das Unternehmen Isravision aus<br />
Darmstadt ist einer der „Hidden Champions“<br />
und Markführer in seinem Segment<br />
effizienter Machine-Vision-Lösungen für<br />
die Automation hochkomplexer Aufgabenstellungen<br />
(Robot Vision – Das Sehen<br />
in der dritten Dimension, Roboterführung,<br />
Surface Vision – Inspektion anspruchsvoller<br />
Oberflächen und Quality Inspection).<br />
Alljährlich und regelmäßig werden ergänzend<br />
zum organischen Wachstum gezielt<br />
weltweit Unternehmen zugekauft, um<br />
Marktanteile zu erhöhen und das eigene<br />
Know-how zu erweitern.<br />
Andererseits wird das Rhein-Main-Gebiet<br />
wegen seiner zentralen Lage von vielen<br />
ausländischen Unternehmen als Basis<br />
für ihre Aktivitäten in der EU ausgewählt.<br />
Der Restrukturierungsprozess in<br />
den deutschen<br />
Unternehmen führt<br />
dazu, dass sich viele Unternehmen<br />
von Geschäftsfeldern trennen,<br />
die nicht zu ihrem Kerngeschäft gehören.<br />
Dies bewirkt, dass die Beschäftigung<br />
im produzierenden Sektor in Deutschland<br />
und in Rhein-Main tendenziell zurückgeht<br />
(1999/2003: -8 Prozent). Auch in Zukunft<br />
dürfte der geschilderte Trend anhalten. Die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in der<br />
Region hängt damit mehr denn je von ihrer<br />
Fähigkeit zur Innovation ab.<br />
AuSBLICk: INDuSTRIE 4.0<br />
Vor kurzem hat in Essen der 7. Nationale<br />
IT-Gipfel stattgefunden. Sowohl bei der<br />
Industrie als auch in der digitalen Welt<br />
soll Deutschland bis 2020 führend werden.<br />
Laut einer Untersuchung von TNS Infratest<br />
konnte sich Deutschland im Vergleich<br />
zum Vorjahr im Wettbewerb mit 15 untersuchten<br />
Ländern nicht verbessern. In den<br />
Jahren 2008 bis 2010 belegte die Bundesrepublik<br />
noch Platz 7. Spitzenreiter bleiben<br />
die USA. Auf Platz 2 folgt Südkorea,<br />
dritter ist Japan. Erstmals ist China mit<br />
Platz 9 unter die Top 10 vorgestoßen. „Mit<br />
intelligenten Netzen zur Industrie 4.0“:<br />
Die Herausforderung ist es, intelligente<br />
Produktionstechniken durch die Verknüpfung<br />
unterschiedlicher Technologien, Produkte<br />
und Werkstoffe einzuführen. Um die<br />
Wettbewerbsfähig zu steigern und um die<br />
IT-Wirtschaft in Zukunft stärker mit der In-<br />
Foto: Roman Grösser<br />
Strahlende Technik aus<br />
Darmstadt: Die kombination<br />
von Plexiglas und Licht<br />
interessierte rund 3500 Besucher,<br />
die zum Tag der offenen<br />
Tür in 2011 zu Evonik in die<br />
Dolivostraße kamen.<br />
dustrie zu verknüpfen, kündigte der Gipfel<br />
ein Bündel von Maßnahmen an. Es ist geplant,<br />
ab 2013 für vier Jahre 150 Millionen<br />
Euro an Investitions-Zuschüssen bereitzustellen.<br />
Außerdem wurde eine Freistellung<br />
der Körperschaftssteuer für Streubesitz an<br />
Neugründungen in Aussicht gestellt.<br />
Für Gründungen lassen sich schon jetzt<br />
eine Vielzahl von Förderungs- und Unterstützungsprogrammen<br />
anwenden. Ein Beispiel<br />
ist das Programm ZIM Fördermittel<br />
für KMU mit Forschung & Entwicklung.<br />
Gefördert wird die Arbeitszeit, die in ein<br />
F&E-Projekt investiert wird, mit 40 Prozent<br />
(in Ostdeutschland 45 Prozent). Zusätzlich<br />
werden „projektbegleitende Marketingmaßnahmen“<br />
gefördert. Am Ende<br />
hat das Unternehmen bei Ausschöpfung<br />
der Förderobergrenze zwischen 140 000 €<br />
und 200 000 € entsprechende Mittel für die<br />
Markteinführung zur Verfügung.<br />
INNovATIoNSMANAGEMENT ALS<br />
vERäNDERuNGSPRoZESS<br />
Wichtig ist es vor allem, das Innovationsmanagement<br />
im Unternehmen als regelmäßigen<br />
Prozess zu etablieren. „ 4F“ – 4<br />
Erfolgsfaktoren, die bei IBM bei der globalen<br />
Umgestaltung zum Serviceunternehmen<br />
angewendet wurden, können hilfreich<br />
sein: „Fast“ – schnell sein, „ Focus“ – klare<br />
Ziele setzen, „Flexible“ – auf Veränderungen<br />
reaktionsfähig sein und „Force“ –<br />
Planungen umsetzen und durchsetzen. Ein<br />
weiteres „F“ kann noch hinzugefügt werden:<br />
„Fun“ – Wenn man es richtig macht,<br />
können Innovation und das Umsetzen neuer<br />
Ideen auch Spaß machen.
Lust auf eine Reise ins Innere eines Moleküls? Mit dem<br />
Cyber-Classroom von Evonik eröffnen sich Schülern<br />
begeisternde Einblicke in die Welt der Chemie. Seine<br />
3-D-Lernmodule haben wir in enger Zusammenarbeit<br />
mit Chemielehrern entwickelt, damit Schüler sich auf<br />
zeitgemäße Weise mit Naturwissenschaft beschäftigen<br />
können – unterhaltsam und interaktiv. Da passt dann<br />
selbst die letzte Reihe auf.<br />
Mehr dazu unter www.evonik.de/cyber-classroom.<br />
Im Evonik Cyber-Classroom<br />
ist Chemie nicht nur ein Fach.<br />
Sondern einfach.
8 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
ChEmIE vor EInEr<br />
„GoldEnEn“ zukunft<br />
Wenn die politischen Weichenstellungen<br />
und die eigenen<br />
anpassungsstrategien stimmen –<br />
verschiebung zu den Wachstumszentren<br />
asiens – hoher Innovationsdruck<br />
– vCI-Prognos-Studie<br />
zur deutsche Chemie bis 2030 –<br />
raum darmstadt/Südhessen laut<br />
Creditreform „chemielastig“<br />
von Bruno Hidding<br />
Foto: Thinkstock<br />
Die deutsche Chemie kann als drittgrößter<br />
Industriezweig in Deutschland<br />
von der weltweit steigenden Nachfrage<br />
nach Chemikalien – vor allem aus Asien<br />
und Lateinamerika – auch in Zukunft<br />
profitieren. Ihre Produkte und Leistungen<br />
spielen für eine nachhaltige Entwicklung<br />
bei einem anhaltenden Wachstum der<br />
Weltbevölkerung als treibende Kraft eine<br />
zentrale Rolle. Eine Zunahme der Chemieproduktion<br />
am Standort Deutschland<br />
um 40 Prozent bis 2030 scheine möglich,<br />
lautet ein Fazit einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts<br />
Prognos im<br />
Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie.<br />
Und dann kommt sofort eine Einschränkung<br />
für diese positive Prognose:<br />
„wenn die Politik in Berlin die richtigen<br />
Entscheidungen fällt.“ Doch dazu später.
Chemieproduktion wandert nach China<br />
Struktur der weltweiten Cehmieproduktion nach<br />
Ländern und Regionen, Anteile in Prozent<br />
2011<br />
USA<br />
China<br />
Japan<br />
Deutschland<br />
Rest Europa<br />
Rest Welt<br />
2030<br />
USA<br />
China<br />
Japan<br />
Deutschland<br />
Rest Europa<br />
Rest Welt<br />
24,4%<br />
16,5%<br />
3,4%<br />
7,4%<br />
15,0%<br />
5,6%<br />
11,0%<br />
15%<br />
13,4% 12,1%<br />
29,5%<br />
47,1%<br />
China kann als Folge seiner massiv steigenden Nachfrage nach<br />
chemischen Erzeugnissen weitere Anteile an der globalen<br />
Produktion hinzugewinnen. Der Bedeutungszuwachs geht im<br />
Wesentlichen zu Lasten der Industrieländer.<br />
9<br />
Vorab fasst sich die Branche richtigerweise<br />
erst einmal an die eigenen Nase hin-<br />
sichtlich der auf sie zukommenden mehrschichtigen<br />
Anpassungsstrategie, um bei<br />
einem absehbar zunehmenden Wettbewerbsdruck<br />
mit China als Gravitationszentrum<br />
(vergl. Grafik) wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben. Die Studie formuliert eine 4-teilige<br />
Strategie:<br />
Innovationsanstrengungen erhöhen: Bis<br />
2030 wird die Branche ihr jährliches Forschungsbudget<br />
um weitere 9 Milliarden<br />
Euro auf dann fast 18 Milliarden aufstocken.<br />
Der globale Wettbewerb um neue<br />
Produkte erfordert ein noch höheres Innovationstempo<br />
(vergl. Grafik).<br />
Auf Spezialchemikalien fokussieren:<br />
Forschungsintensive und höherwertige<br />
Spezialchemikalien werden Produktionsanteile<br />
hinzugewinnen. Der vorhandene<br />
Wissensvorsprung macht auch in Zukunft<br />
den Unterschied im Wettbewerb gegenüber<br />
anderen Chemienationen aus.<br />
Noch effizienter produzieren: Seit 1990<br />
sank der Energieeinsatz in der deutschen<br />
Chemie um ein Fünftel bei einem Produktionsanstieg<br />
um 60 Prozent. Aber die Unternehmen<br />
wollen die Ressourceneffizienz<br />
noch steigern.<br />
Doch sei das Ziel der EU, den Energieverbrauch<br />
absolut zu begrenzen, in der<br />
chemischen Industrie nicht mit künftigem<br />
Wachstum vereinbar, weshalb in Brüssel in<br />
Sachen Energieeffizienz in der Wirtschaft<br />
wieder Realismus statt Wunschdenken<br />
einkehren müsse, hatte Verbandspräsident<br />
Klaus Engel bei der Vorlage der Studie angemerkt.<br />
Die Rohstoffbasis optimieren: Bis 2030<br />
wird die deutsche Chemie 50 Prozent mehr<br />
nachwachsende Rohstoffe als heute für<br />
ihre Verfahren verwenden.<br />
Derzeit setzt die Branche jährlich rund 2,7<br />
Millionen pflanzliche Rohstoffe überwiegend<br />
in der Spezialchemie ein.<br />
DAS INDuSTRIELAND DEuTSCHLAND<br />
INSGESAMT STäRkEN<br />
Der Produktionsverbund innerhalb der<br />
Branche und der starke industrielle Kern<br />
der deutschen Volkswirtschaft mit seinen<br />
vernetzten Wertschöpfungsketten sind<br />
dabei Garant für ein solides Wirtschaftswachstum<br />
bis 2030. Als dämpfend stellt<br />
die Studie den Rückgang der Bevölkerung<br />
in Deutschland und die damit sinkende<br />
Zahl der Arbeitnehmer sowie die hohen<br />
Finanzierungsdefizite der öffentlichen<br />
Haushalte in Europa heraus. Entscheidend<br />
seien daher die zukünftigen wirtschaftspolitischen<br />
Weichenstellungen. Mit der<br />
Schaffung eines innovationsfreundlichen<br />
Konzentration auf Spezialchemikalien<br />
Wachstum der deutschen Chemieproduktion in Prozent<br />
pro Jahr; Anteile der Chemiesparten in Prozent<br />
+19,5%<br />
+43,3%<br />
+37,2%<br />
+1,8%<br />
+19,5%<br />
+46,7%<br />
+33,8%<br />
2011 2030<br />
Pharma<br />
Spezialchemie<br />
Basischemie<br />
Die deutsche Chemieindustrie fokussiert sich zunehmend<br />
auf Spezialchemikalien. Dennoch bleibt der Produktionsverbund<br />
erhalten. Deutschland produziert die notwendigen<br />
Basischemikalien auch zukünftig in Chemieparks und an<br />
modernen Verbundstandorten.<br />
9<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 9<br />
Basischemie<br />
Umfelds könnte die Politik zusätzliche<br />
Wachstumskräfte mobilisieren und so einen<br />
beträchtlichen positiven Schub für die<br />
deutsche Volkswirtschaft bis 2030 auslösen.<br />
Aus Sicht der chemischen Industrie muss<br />
die Politik der demografisch bedingten<br />
Verknappung von Arbeitskräften entgegenwirken<br />
und das Bildungssystem<br />
verbessern. Ferner gelte es, die Einwanderungsmöglichkeiten<br />
für Fachkräfte zu<br />
vereinfachen. Auch durch eine staatliche<br />
Forschungsförderung, eine bessere Qualifizierung<br />
der Arbeitnehmer und eine<br />
höhere Technologieakzeptanz der Gesellschaft<br />
lasse sich das Innovationspotenzial<br />
Deutschlands optimieren. Politisch festgelegte<br />
Forschungsfelder sowie die Förderung<br />
einzelner Industriezweige zu Lasten<br />
anderer dämpften hingegen das Wachstumspotential.<br />
Es sollte das Industrieland<br />
Deutschland insgesamt gestärkt werden.<br />
ENERGIEWENDE koSTENEFFIZIENT<br />
voRANTREIBEN<br />
An dieser Stelle darf natürlich auch der<br />
Faktor Energie nicht fehlen. Dazu heißt<br />
es, dass die Energiewende kosteneffizient<br />
vorangetrieben werden muss. Solange es<br />
in Deutschland keine international wettbewerbsfähigen<br />
Energiepreise gebe, müssten<br />
die Entlastungsregelungen für die energieintensive<br />
Produktion erhalten bleiben,<br />
ansonsten würden Wertschöpfungsketten<br />
zerreißen, plädiert der VCI für seine Chemie-Unternehmen.<br />
CHEMIEuNTERNEHMEN IN<br />
SüDHESSEN MIT GuTER BoNITäT<br />
Vor dem Hintergrund dieses umfassenden<br />
Ausblickes auf die Entwicklung der Chemiebranche<br />
in Deutschland in den nächsten<br />
30 Jahren ein Blick auf die Chemie-<br />
Unternehmen in Südhessen, die hier im<br />
Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt<br />
überdurchschnittlich vertreten ist. Hier<br />
sollte auf regionaler Basis für Darmstadt<br />
bzw. Südhessen das lokale Creditreform<br />
Office in Darmstadt eine der besten und<br />
aktuellsten Datensammler sein. Allein in<br />
Darmstadt werden arbeitstäglich an die<br />
Tausend Daten und Änderungen für die
1 0 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
Chemie Südhessen (bezogen auf Gebiet Creditreform darmstadt)<br />
Lieferantenziel (Tage)<br />
Eigenkapitalquote (%)<br />
Anlagenintensität (%)<br />
Cost Income Ratio (%)<br />
Mitglieder und von den Mitgliedern eingepflegt,<br />
werden Zeitungsartikel, besonders<br />
auch aus dem <strong>WirtschaftsEcho</strong>, und<br />
selbst Todesfallmeldungen ausgewertet,<br />
bewertet und abgeglichen mit sonstigen<br />
Quellen. Die beigefügte Tabelle wurde<br />
uns von Creditreform Darmstadt zur<br />
Verfügung gestellt. Erfasst werden darin<br />
insgesamt 38 Unternehmen, darunter<br />
zehn Großunternehmen<br />
mit einem kumulierten Gesamtumsatz<br />
von 4,3 Milliarden<br />
Euro und 28 Mittelständler mit<br />
einem Umsatz von 106 Millionen.<br />
In letzterer Gruppe werden<br />
Unternehmen mit einem Umsatz<br />
von bis zu 20 Millionen<br />
Euro zusammengefasst. Bei einer<br />
Wertung des Zahlenwerks<br />
ist zu beachten, dass der Wert<br />
für die Top 10, zum Beispiel<br />
beim Umsatz mit 4,3 Milliarden<br />
Euro, stark majorisiert wird durch<br />
die Darmstädter Merck KGaA mit einem<br />
AG-Umsatz von allein schon gut<br />
3 Milliarden Euro.<br />
Nicht überraschen kann in der Tabelle,<br />
dass der Umsatz je Mitarbeiter bei den<br />
Großen deutlich höher ist und die großen<br />
Unternehmen im Durchschnitt deutlich<br />
älter sind. Wenngleich das Durchschnitts-<br />
Durchschnitte<br />
Umsatz je Unterneh- Ausfallwahr- Kundenziel Lieferanten- Eigenkapital Anlagen- Cost invome<br />
Anzahl Umsatz Mitarbeiter Mitarbeiter mensalter Boni 2.0 scheinlichkeit (Tage) ziel (Tage) quote intensität Ratio<br />
Top10 10 4.306 Mio. EUR 13.000 330 TEUR 105 183 0,23 36,97 43,41 29,34 % 38,93 % 91,32 %<br />
Rest 28 106 Mio. EUR 650 167 TEUR 23 234 1,34 37,10 64,45 40,95 % 23,82 % 98,46 %<br />
Gesamt 38 4.412 Mio. EUR 13.650 323 TEUR 44 219 1,02 37,00 49,89 38,83 % 28,40 % 93,36 %<br />
Deutschland 247 1,03 29,92 31,70 32,96 % 34,40 % 95,17 %<br />
Forderungen aus L. & L.<br />
Kundenziel (Tage) x 365<br />
Umsatzerlöse<br />
Abschreibungen + Personalaufwand + Materialaufw. sonst. betr. Aufw.<br />
Umsatzerlöse + sonst. betr. Erträge<br />
alter bei den hessischen Mittelständlern<br />
mit 23 Jahren doch überraschend niedrig<br />
ist. Wobei das Alter eines Unternehmens<br />
für die Creditreform durchaus auch<br />
schon einen Faktor in der Bewertung darstellt.<br />
Mit der Bonitätskennzahl – in die<br />
15 Faktoren einfließen – sollen Aussagen<br />
zur Ausfallwahrscheinlichkeit herausge-<br />
»dIE übEr dEm durChSChnItt<br />
arbeitet werden (vergl. Grafik), ein zentrales<br />
Anliegen der Creditreform für ihre<br />
Mitglieder. Der Bundesdurchschnitt von<br />
247 stellt hier die „mittlere Bonität“ dar.<br />
Da liegen die südhessischen Chemiewerte<br />
mit 183 und 234 (Mittelstand) doch klar<br />
darunter. Ein erster Hinweis darauf, dass<br />
die Chemie in Südhessen gut positioniert<br />
ist. Dem widerspricht auch nicht die deut-<br />
Verbindlichkeiten aus L. & L.<br />
Wareneinkauf<br />
bereinigtes Eigenkapital<br />
bereinigte Bilanzsumme<br />
Summe Anlagevermögen<br />
bereinigte Bilanzsumme<br />
lIEGEndEn kundEnzIElE und dIE<br />
lIEfErantEnzIElE SInd EhEr<br />
auSdruCk EInEr GutEn bonItätS-<br />
EInSChätzunG dEr ChEmIEuntErnEhmEn<br />
In SüdhESSn.«<br />
andreas Jung, Prokurist bei der Creditreform darmstadt<br />
x 365<br />
x 100<br />
x 100<br />
x 100<br />
lich über Bundesdurchschnitt liegende<br />
mittlere Ausfallwahrscheinlichkeit von<br />
1,34 Prozent in Relation zum Branchendurchschnitt<br />
von 1,03 Prozent. Hier können<br />
einige Ausreißer das Bild verfälschen,<br />
weil bei einem leichten Anstieg des Bonitätsindex<br />
bei einzelnen Unternehmen<br />
deren Aus fallwahrscheinlichkeit deutlich<br />
überproportional ansteigt und damit<br />
das Gesamtbild verfälscht bzw.<br />
die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
nach oben zieht.<br />
AkTuELLE DATEN voN DEN<br />
CREDITREFoRM-MITGLIE-<br />
DERN AN DIE MITGLIEDER<br />
Auch die über dem Durchschnitt<br />
liegenden Kundenziele und die<br />
Lieferantenziele sollten eher Ausdruck<br />
einer guten Bonitätseinschätzung<br />
der Chemieunternehmen<br />
in einer der Top-Regionen Europas<br />
sein, meint jedenfalls Andreas Jung,<br />
Prokurist bei der Creditreform Darmstadt.<br />
In anderen Regionen würden bestimmt<br />
kürzere Zahlungsziele vorgegeben, fügt<br />
er hinzu. Das wird unterstützt durch die<br />
bei den hessischen Chemie-Mittelständ-<br />
lern deutlich überdurchschnittliche Eigenkapitalquote<br />
von 40,95 Prozent. Und<br />
dass die Anlagenintensität bei den Großen
höher ist, sollte auch nicht überraschen.<br />
Die Cost Income Ratio von 91,32 Prozent<br />
zeigt, dass ein Unternehmen 91,32 Cent<br />
einsetzen muss, um einen Euro Gewinn<br />
zu erzielen. Hier rangiert die südhessische<br />
Chemie unter dem Bundesdurchschnitt,<br />
Bonität<br />
Bonitätsindex 2.0<br />
PD<br />
bester<br />
Wert<br />
die Mittelständler aber – verständlicherweise<br />
– darüber.<br />
Liegt dieser Wert unter 96 Prozent gilt er<br />
als gut, Zahlen oberhalb von 102 Prozent<br />
gelten als sehr schwach. Schade nur, dass<br />
Creditreform keine analytischen Daten<br />
zuordnung Creditform-bonitätsindex2.0 in die bewertungsklassen<br />
der finanzdienstleister<br />
unternehmen I II III Iv v vI<br />
Creditreform Bonitätsindex 2.0 100–193 194–229 230–272 273–294 295–353 354–600<br />
Creditreform Rating AG AAA–BBB BBB–BB+ BB+–BB BB–B+ B+–B– >=B–<br />
Commerzbank 1.0–2.4 2.4–3.0 3.0–3.4 3.–4.0 4.0–4.8 >=4.8<br />
Deutsche Bank iAAA–iBBB iBBB–iBB+ iBB+–iBB iBB––B+ iB+–iB– >=iB<br />
HypoVereinsbank<br />
UniCredit<br />
1+–2 2–3 3–4 4–5 5–6 >=6-<br />
KFW Bankengruppe BK1–BK2 BK“–BK3 BK3–BK4 BK4–BK6 BK6 –BK7 BK7<br />
RMS Risk Management<br />
Solutions<br />
1–5 5–7 7–9 9–11 11–13 13–15<br />
Sparkassen Finanzgruppe 1–4 4–6 6–8 8–10 10–12 >=12<br />
Postbank pAAA–pBBB+ pBBB+–pBBB– pBBB––pBB pBB–pB+ pB+–pB >=pB–<br />
Volksbanken<br />
Raiffeisenbanken<br />
0+–1d 1e–2a 2b–2c 2d–2e 3a–3b >=3c<br />
Standard & Poor‘s AAA–BBB BBB–BB+ BB+–BB BB–B+ B+–B– >=B–<br />
Bedeutung der Ratingstufen<br />
Ratingstufe Beschreibung PD–Bereich<br />
I Unternehmen mit sehr guter bis guter Bonität 0%–0,3%<br />
II Unternehmen mit guter bis zufriedenstellender Bonität 0,3%–0,7%<br />
III Unternehmen mit befriedigender bzw. noch guter Bonität 0,7%–1,5%<br />
IV Unternehmen mit überdurchschnittlichem bis erhöhtem Risiko 1,5%–3,0%<br />
V Unternehmen mit hohem Risiko 3,0%–8,0%<br />
VI Unternehmen mit sehr hohem Risiko 8,0%–100%<br />
Die PD (Probability of Default) gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Kreditnehmer innerhalb eines Jahres gemäß Basel<br />
II-Kriterien ausfällt. Übertragen auf Creditreform gelten der Bonitätsindex 500 und 600 als Ausfall. Angabe des PD-Bereichs<br />
von (inkl.) bis (exkl.)<br />
100 150 207 250 300 350 400 450 500 600<br />
0,00% 0,17% 0,40% 1,11% 3,98% 8,32% 30,20% 95,53%<br />
Der Bonitätsindex 2.0 207 bedeutet „gute Bonität“.<br />
Die PD (Probability of Default) gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Kreditnehmer innerhalb eines Jahres gemäß<br />
Basel II-Kriterien ausfällt. Übertragen auf Creditreform gelten der Bonitätsindex 500 und 600 als Ausfall.<br />
Die PD beträgt für diese Bonität 0,40%. Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 1,92% (Stand: März 2011)<br />
9<br />
Ratingstufe<br />
schlechtester<br />
Wert<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 1 1<br />
zu einzelnen Unternehmen veröffentlich<br />
bzw. veröffentlichen darf, denn das System<br />
funktioniert nur auf der Basis von oft<br />
vertraulichen Informationen von den Mitgliedern<br />
für die Mitglieder, und da sind natürlich<br />
auch Interna dabei.
1 2 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
ProGnoS-StudIE<br />
„ChEmIE 2030“<br />
Export und Konsum –<br />
Wachstumstreiber für Deutschland<br />
BIP-Wachstum Deutschland in Prozent pro Jahr;<br />
Wachstumsbeiträge der Komponenten in Prozent<br />
+1,6%<br />
+31,3%<br />
+13,5%<br />
+14,2%<br />
+39,9%<br />
1995 – 2008 2011 – 2030<br />
Steigerung der<br />
Chemieproduktion<br />
+1,3%<br />
+42,0%<br />
+5,8%<br />
+14,6%<br />
+34,2%<br />
am Standort<br />
deutschland<br />
um 40 Prozent<br />
bis 2030 möglich<br />
Konsum Privat<br />
Konsum Staat<br />
Bruttoanlageinvestitionen<br />
Nettoexport<br />
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wird sich im<br />
Prognosezeitraum auf 1,3 Prozent abschwächen. Dabei ändert<br />
sich das Wachstumsmodell. Zukünfig gewinnt der Konsum an<br />
Bedeutung, während der Wachstumsbeitrag des Außenhandels<br />
9<br />
abnimmt.<br />
WaChStumS PErSPEktIvEn für dEutSChland<br />
Deutschland zeichnet sich derzeit durch<br />
wirtschaftliche Stabilität aus und steht<br />
im Vergleich zu vielen anderen Ländern<br />
des Euroraums gut da. Im Zeitraum bis<br />
2030 wird die deutsche Wirtschaft jedoch<br />
nur noch um 1,3 Prozent pro Jahr wachsen.<br />
Dabei wird der Beitrag der Exportwirtschaft<br />
zum Bruttoinlandsprodukt im<br />
Vergleich zum heutigen Wert abnehmen.<br />
Ursächlich ist der hohe Anteil Europas<br />
an den deutschen Exporten. Im Prognosezeitraum<br />
wächst die Weltwirtschaft insgesamt<br />
zwar dynamisch, das europäische<br />
Wachstum ist im Vergleich zur vergange-<br />
Deutsche Industrie<br />
weiterhin erfolgreich<br />
Wachstum der deutschen Industrieproduktion<br />
in Prozent pro Jahr; Anteile der Sektoren in Prozent<br />
+65,2%<br />
+20,1%<br />
+14,7%<br />
+1,4%<br />
+70,5%<br />
+17,1%<br />
+12,4%<br />
2011 2030<br />
Leitbranchen<br />
Metalle,<br />
Papier, Glas<br />
Rest-Industrie<br />
Der deutsche Industrieverbund bleibt im Prognosezeitraum<br />
erhalten. Mit 1,4 Prozent wächst die Industrie sogar etwas<br />
stärker als die Gesamtwirtschaft. Das ist vor allem auf<br />
die Dynamik in den Leitbranchen (Chemie, Auto, Elektro,<br />
Kunststoff, Maschinen) zurückzuführen.<br />
9<br />
nen Dekade jedoch schwächer. Mit einem<br />
Wachstumsbeitrag von 34 Prozent bleibt<br />
der Außenbeitrag aber eine Stütze des<br />
deutschen Wachstums. Zusätzliche Impulse<br />
kommen aus der Binnennachfrage:<br />
Der private Konsum wird unter anderem<br />
infolge einer Reallohnsteigerung von 1,4<br />
Prozent pro Jahr künftig einen höheren<br />
Wachstumsbeitrag leisten. Sein Anteil am<br />
jährlichen Wirtschaftswachstum steigt im<br />
Prognosezeitraum auf 42 Prozent. Vom<br />
Staatskonsum geht im Zuge anhaltender<br />
Konsolidierungsbemühungen hingegen<br />
nur noch ein schwacher Wachstumsimpuls<br />
aus.<br />
ZENTRALE BEDEuTuNG DER<br />
INDuSTRIE BLEIBT BESTEHEN<br />
Bremsend auf die wirtschaftliche Dynamik<br />
Deutschlands wirkt der fortschreitende demografische<br />
Wandel. Dass Deutschland<br />
dennoch vergleichsweise positive langfristige<br />
Wachstumsperspektiven hat, ist u. a.<br />
auf den starken industriellen Kern zurückzuführen.<br />
Deutschland bleibt ein beliebter<br />
Standort für die Industrieproduktion, der<br />
nicht nur deutsche Unternehmen beherbergt,<br />
sondern im Zuge zunehmender europäischer<br />
Integration auch immer stärker<br />
Unternehmen aus dem übrigen Europa anzieht.<br />
Wie heute werden auch künftig rund<br />
21 Prozent der deutschen Wertschöpfung<br />
aus der Industrie stammen. Zum Vergleich:<br />
In Frankreich sinkt der Anteil bis 2030 auf<br />
10 Prozent, und in den Vereinigten Staaten<br />
bleibt er mit rund 14 Prozent auf niedrigem<br />
Niveau.
Im Unterschied zu anderen Volkswirtschaften<br />
zeichnet sich die deutsche Industrielandschaft<br />
auch zukünftig durch eine<br />
erfolgreiche Mischung aus mittelständischen<br />
Betrieben und großen Unternehmen<br />
aus. Treiber der Industrieproduktion in<br />
Deutschland sind dabei starke Leitbranchen,<br />
die ihre hohe Wettbewerbsfähigkeit<br />
auf den Weltmärkten behaupten werden.<br />
Zu den Leitbranchen zählen die Autoindustrie,<br />
der Maschinenbau, die Elektrotechnik,<br />
die chemische Industrie und die<br />
Kunststoffverarbeitung. Gemeinsam machen<br />
diese Branchen heute rund 65 Prozent<br />
der industriellen Produktion in Deutschland<br />
aus. Bis 2030 steigt dieser Anteil<br />
auf etwa 70 Prozent. Die Leitbranchen<br />
wachsen mit durchschnittlich 1,8 Prozent<br />
dynamischer als das übrige Verarbeitende<br />
Gewerbe.<br />
In Kooperation<br />
mit der IHK Darmstadt<br />
Rhein Main Neckar<br />
Das Magazin für<br />
berufliche<br />
Weiterbildung<br />
in Südhessen<br />
Deutsche Industrieprodukte bleiben auch<br />
in Zukunft aufgrund ihrer hohen Qualität<br />
im In- und Ausland gefragt. Deutsche Industrieunternehmen<br />
profitieren einerseits<br />
von einer wachsenden Nachfrage aus den<br />
Schwellenländern und andererseits von<br />
Nachfrageveränderungen, zum Beispiel<br />
von neuen Anforderungen im Zuge der<br />
Energiewende oder wachsenden Mobilitätsbedürfnissen.<br />
Als klarer Vorteil stellt sich der starke Industrieverbund<br />
heraus. Dieser sorgt dafür,<br />
dass jede Branche direkt auch vom Erfolg<br />
der anderen profitiert und gemeinsam<br />
komplexe Lösungen entwickelt werden.<br />
Viele Industriebranchen beziehen trotz<br />
einer zunehmenden Einbindung in die internationale<br />
Arbeitsteilung auch zukünftig<br />
den Großteil ihrer Vorleistungen aus dem<br />
Inland.<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 1 3<br />
Die vollständige<br />
Studie finden Sie<br />
auf der Website des<br />
vCI (www.vci.de)<br />
oder direkt hier:*<br />
Anzeigenschluss:<br />
14. Dezember 2012<br />
Quo future befasst sich umfassend mit den Themen Fort- und Weiterbildung,<br />
zeigt nicht alltägliche Möglichkeiten für Arbeitnehmer und vermittelt Tipps.<br />
Quo future stellt die regionalen Weiterbildungsunternehmen vor und porträtiert<br />
Arbeitgeber, die Qualifizierungsmaßnahmen vorbildlich vorleben. Sichern Sie<br />
sich schon jetzt einen Platz für Ihre Weiterbildungsanzeige, Ihr Firmenporträt, ein<br />
Advertorial oder Ihre Imageanzeige in der <strong>Ausgabe</strong> am 23. Februar 2013.<br />
Nähere Informationen zu diesem Magazin erhalten Sie auf<br />
www.echo-online.de/quofuture oder bei:<br />
Kontakt<br />
Andrea Eckert, Telefon 06151 387-423,<br />
E-Mail: andrea.eckert@darmstaedter-echo.de<br />
Henrike Fleher, Telefon 06151 387-945,<br />
E-Mail: henrike.fleher@darmstaedter-echo.de<br />
oder bei Ihrem bekannten Medienberater<br />
*Per Scan<br />
durch Ihr Smartphone<br />
ANZEIGE
Foto: Thinkstock<br />
1 4 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
mEGaCItIES bIEtEn<br />
WaChStumSChanCEn für EvonIk<br />
Evonik-vorstand Patrik Wohlhauser:<br />
„Wir können dazu beitragen, die globalen herausforderungen von megacities zu lösen.“<br />
Evonik hat die verstärkte weltweite Urbanisierung<br />
und die daraus entstehenden<br />
Megacities als Treiber für neue Wachstumsfelder<br />
und innovative Geschäftsideen<br />
identifi ziert.<br />
Aus diesem Grund hatte das Unternehmen<br />
Experten und Wissenschaftler<br />
am 24. und 25. Oktober in die Wissenschaftsstadt<br />
Darmstadt eingeladen, um Lösungen<br />
und Ideen für Fragestellungen der<br />
Megacities zu diskutieren. Unter dem Titel<br />
„Evonik Meets Science“ sucht das Spezialchemieunternehmen<br />
regelmäßig den Dialog<br />
mit der Wissenschaft.<br />
Evonik-Vorstand Patrik Wohlhauser: „Das<br />
Leben in großen Städten wird stark von<br />
den für Evonik wichtigen Megatrends Gesundheit,<br />
Ernährung, Ressourceneffi zienz<br />
und Globalisierung beeinfl usst, an denen<br />
das Unternehmen konsequent seine Geschäfte<br />
ausrichtet. Schon heute haben wir<br />
eine Vielzahl von Produkten im Portfolio,<br />
mit denen wir dazu beitragen können, die<br />
Herausforderungen von Megacities zu lösen.“<br />
Experten schätzen, dass im Jahr 2030 weltweit<br />
rund zwei Drittel der Menschen in<br />
Städten leben werden, heute ist es etwa die<br />
Hälfte. Derzeit gibt es gut 20 Megacities<br />
mit mehr als zehn Millionen Einwohnern,<br />
ihre Zahl wird weiter steigen. Verkehrssysteme,<br />
Energieversorgung, Wohnraum,<br />
Wasser- und Lebensmittelversorgung und<br />
nicht zuletzt die Umweltverschmutzung<br />
sind große Herausforderungen in diesen<br />
Riesenstädten. Wohlhauser dazu: „Evonik<br />
hat mit Kreativität und einem reichen<br />
Spektrum an Produkten und Technologien<br />
das Potenzial, mittel- und langfristig neue<br />
und intelligente Lösungen für die Megacities<br />
anbieten zu können.“<br />
Für die Diskussion dieser Themen hatte<br />
Evonik renommierte Wissenschaftler eingeladen,<br />
unter anderem den Zukunftsfor
scher Matthias Horx und Prof. Dr. Klaus<br />
Töpfer, Executive Director des Institute<br />
for Advanced Sustainability in Potsdam<br />
(siehe separaten Artikel).<br />
Die Vorträge der Wissenschaftler von<br />
Evonik in Darmstadt erlaubten einen Blick<br />
in die Zukunft der Megacities. Diese haben<br />
besondere Anforderungen zum Beispiel in<br />
Bezug auf den Individualverkehr. Zur Verringerung<br />
von Lärm und Emissionen sowie<br />
zur Entlastung des Parkplatzbedarfs bietet<br />
sich der Einsatz kleiner wendiger batteriebetriebener<br />
Elektrofahrzeuge an. Aus dem<br />
sächsischen Kamenz bei Dresden kommt<br />
der Antrieb der Zukunft: Hier stellt Evonik<br />
chemische Batteriezellkomponenten für<br />
großformatige Lithium-Ionen-Speichersysteme<br />
her. Wieder aufl adbare Batterien<br />
dieser Art sind das Herzstück von Elektrofahrzeugen.<br />
Je nach Region ist in dicht besiedelten<br />
Städten der Bedarf nach Kälte eine mindestens<br />
so große Herausforderung wie die<br />
umfassende Versorgung mit Wärme. Kälte<br />
für Klimatisierungs- oder Industrieanwendungen<br />
aus Wärme zu erzeugen, gelingt<br />
nachhaltig mit so genannten Absorptionskältemaschinen,<br />
indem diese zum Beispiel<br />
mit Abwärme oder Sonnenwärme angetrieben<br />
werden. Neue Einsatzgebiete, beziehungsweise<br />
eine verstärkte Anwendung<br />
dieser Technologie, könnten zukünftig mit<br />
chemischen Systemlösungen von Evonik<br />
gelingen.<br />
Vakuumisolationspaneele (VIP) sorgen für<br />
hocheffi ziente Isolation etwa von Kühlschränken.<br />
Die ausgezeichnete Isolationswirkung<br />
der Evonik-Kieselsäure Aerosil ® ,<br />
Evonik, der Industriekonzern aus Deutschland,<br />
in den auch das frühere Darmstädter<br />
unternehmen Röhm aufgegangen ist ,<br />
ist eines der weltweit führenden unternehmen<br />
der Spezialchemie.<br />
nach dem Prinzip der Thermoskanne in<br />
einem Vakuum angewendet, führt hier zu<br />
optimalen Ergebnissen auf engstem Raum.<br />
Die Isolationswirkung von Aerosil ® nutzt<br />
Evonik auch für ein völlig neues Produkt,<br />
das künftig als Dämm-platte im Bausektor<br />
Anwendung fi nden könnte. Die Vorteile<br />
der neuen Platten: diffusionsoffen, also<br />
durchlässig auch für Feuchtigkeit, nicht<br />
brennbar und bei gleicher Dämmleistung<br />
wesentlich schlanker als herkömmliche<br />
Stoffe.<br />
Eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet<br />
Plexiglas ® zur Beleuchtung von Megacities.<br />
Plexiglas ® ist aufgrund seiner hohen<br />
optischen Reinheit, der guten<br />
Verarbeitbarkeit und hohen<br />
Witterungsbeständigkeit<br />
hervorragend für den<br />
Einsatz in lichttechnischenAnwendungengeeiggeeignet.<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 1 5<br />
Dr. Peter Nagler, Chief Innovation Offi cer<br />
bei Evonik, sagte: „Um systematisch neue<br />
potenzielle Wachstumsfelder identifi zieren<br />
zu können, vorfolgen wir bei Evonik<br />
Ansätze wie Open Innovation, investieren<br />
über Corporate Venturing in vielversprechende<br />
Start<br />
Ups und haben<br />
mit unserem<br />
Corporate-Foresight-Team<br />
eigene Kompetenzen<br />
in<br />
der Zukunftsforschungaufgebaut.“<br />
Das<br />
Team erarbeitetzukunftsrobusteGeschäfte<br />
für das Spezialchemieunternehmen mit<br />
einem Zeithorizont von zehn bis 15 Jahren.<br />
Im Mittelpunkt stehen dabei künftige Bedürfnisse:<br />
Auf Basis von Trendanalysen<br />
werden Herausforderungen identifi ziert,<br />
die die Märkte von morgen bewegen werden.<br />
Derzeitiges Schwerpunktthema sind<br />
Technologien für den städtischen Raum. e<br />
»EvonIk hat mIt krEatIvItät<br />
und EInEm rEIChEn SPEktrum<br />
an ProduktEn und tEChnoloGIEn<br />
daS PotEnzIal, mIttEl- und<br />
lanGfrIStIG nEuE und<br />
IntEllIGEntE löSunGEn für dIE<br />
mEGaCItIES anbIEtEn zu könnEn.«<br />
Foto: Claus völker
1 6 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
GroSSE ChanCEn<br />
für ErnEuErbarE<br />
EnErGIEn<br />
darmstadtium –<br />
Ehemaliger umweltminister<br />
klaus töpfer<br />
spricht über<br />
herausforderungen der<br />
Energiewende<br />
klaus Töpfer,<br />
ehemaliger umweltminister,<br />
im Darmstadtium beim kongress<br />
„Evonik Meets Science“.<br />
Foto: Claus völker<br />
von karin Walz<br />
Die weitere Erforschung energierelevanter<br />
Technologien ist für den ehemaligen<br />
Bundesumweltminister Klaus<br />
Töpfer der Schlüssel für das Gelingen<br />
der Energiewende. Am Donnerstag,<br />
dem 25. Oktober skizzierte er auf<br />
Einladung der Evonik Industries AG im<br />
Darmstadtium die damit verbundenen<br />
Herausforderungen. Es sei gut, dass der in<br />
Deutschland bereits 2001 „mannhaft“ begonnene<br />
Ausstieg aus der Kernenergie fortgeführt<br />
werde. Denn, so ließ Klaus Töpfer,<br />
heute Direktor des Potsdamer Nachhaltigkeitsinstituts<br />
IASS, seine rund 200 Zuhörer<br />
aus Wirtschaft und Wissenschaft wissen:<br />
„Dadurch wurden Dinge in Bewegung<br />
gebracht.“ Nun komme es darauf an,<br />
diese auch in Bewegung zu halten –
national wie international. Schließlich ergäben<br />
sich gerade aus globalen Perspektiven<br />
für erneuerbare Energien sehr große<br />
Chancen.<br />
FoRSCHuNGSPoTENZIAL<br />
NoCH NICHT AuSGEREIZT<br />
Dabei nannte Töpfer gleich eine ganze<br />
Reihe von Themenfeldern, deren Forschungspotenzial<br />
noch nicht ausgereizt<br />
sei: die intelligente Verknüpfung von<br />
Stromerzeugung und -verbrauch, die Umwandlung<br />
von elektrischer Energie in Gas,<br />
die Entwicklung von Energiespeichern,<br />
der Abbau von Kohlendioxid durch künstliche<br />
Fotosynthese, der klimaschonende<br />
Einsatz fossiler Energieträger, die Biomassenutzung.<br />
An diesen Themen müsse<br />
weiter geforscht werden und hier sei die<br />
Energiewende, bei der es sich im Kern um<br />
eine „Stromerzeugungswende“ handle, der<br />
eigentliche Antriebsmotor.<br />
NEuE IMPuLSE FüR DIE FoRSCHuNG<br />
Schließlich habe die Konzentration auf die<br />
Kernenergie zu dem Fehlschluss geführt,<br />
die Energiefrage sei gelöst. Entsprechend<br />
main-Gebiet an den Standorten darmstadt, hanau<br />
und Worms. In den Industrieparks marl und<br />
hanau-Wolfgang kommen 50 – 60 auszubildende<br />
dazu, die Evonik im verbund mit anderen firmen<br />
am Standort ausbildet. In der regel übernimmt<br />
das unternehmen 90 – 95 % der auszubildenden<br />
direkt nach abschluss der ausbildung. von den<br />
neu ausgebildeten bei Evonik erhält mindestens<br />
jeder zweite einen unbefristeten vertrag,<br />
die übrigen werden möglichst länger befristet<br />
übernommen. oftmals folgt auch hier eine<br />
festanstellung. an den Standorten darmstadt<br />
und Worms beginnen in diesen tagen 110 junge<br />
menschen eine ausbildung.<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 1 7<br />
EvonIk<br />
Nachtrag zum Artikel „Evonik im Portrait als Ausbildungsunternehmen der Metropolregion Rhein-Main“<br />
In der letzten ausgabe des <strong>WirtschaftsEcho</strong>s<br />
(bildung und demografischer Wandel vom<br />
30. 8. 2012) berichteten wir über die vielfältigen<br />
möglichkeiten einer ausbildung bei der Evonik<br />
Industries aG in darmstadt. In diesem beitrag<br />
möchten wir nochmals den unterschied zwischen<br />
ausbildung und der berufsvorbereitenden<br />
maßnahme „Start in den beruf“ erläutern.<br />
Evonik Industries vergibt deutschlandweit etwa<br />
550 ausbildungsplätze, davon ca. 200 im rhein-<br />
Foto: Michael Lang<br />
wenig habe man geforscht. Mit der Schaffung<br />
eines Marktzugangs für erneuerbare<br />
Energien – Töpfer wies hier selbstbewusst<br />
auf das unter seiner Ägide verabschiedete<br />
Stromeinspeisungsgesetz hin – habe man<br />
auch der Forschung neue Impulse gegeben.<br />
„Die mittlerweile vorgenommene Kritik an<br />
den Vergütungssätzen für regenerativ erzeugten<br />
Strom ist richtig und Anpassungen<br />
sind nötig“, sagte Töpfer, „aber wir müssen<br />
aufpassen, dass uns dabei die technologische<br />
Entwicklung nicht völlig abreißt.“<br />
Schließlich gehe es bei der Energiewende<br />
nicht nur darum, die Kernenergie zu ersetzen.<br />
Gleichzeitig müsse der Kohlendioxidausstoß<br />
reduziert, die soziale Balance der<br />
Gesellschaft erhalten und die Versorgungs-<br />
Im odenwald ist die Akzeptanz<br />
zur Windkraft und deren vermeintlichen<br />
Segnungen groß, doch es melden sich<br />
auch kritiker zu Wort.<br />
sicherheit gewährleistet werden. Zudem<br />
dürfe die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen<br />
Industrie nicht gefährdet werden.<br />
Doch gerade vor dem Hintergrund einer<br />
steigenden Weltbevölkerung, deren Versorgung<br />
mit Energie eine große Herausforderung<br />
darstelle, seien, so Töpfer, entsprechende<br />
Technologien auch in globalem<br />
Maßstab von großem Interesse.<br />
darüber hinaus gibt es auch bewerber, die<br />
noch nicht reif für eine ausbildung sind. hier<br />
engagiert sich Evonik im rahmen von „Start in<br />
den beruf“ – einer maßnahme, die vor einigen<br />
Jahren vom bundesarbeitgeberverband Chemie<br />
und der IG bCE unter dem motto „Wir machen<br />
junge menschen ausbildungsfähig“ ins leben<br />
gerufen wurde.<br />
Im vergangenen Jahr hat Evonik seine Plätze<br />
konzernweit von 70 auf 100 aufgestockt, 38 davon<br />
bietet das unternehmen im rhein-main-<br />
Gebiet an. Ein Großteil der absolventen von<br />
„Start in den beruf“ bei Evonik erhält direkt im<br />
anschluss einen ausbildungsplatz.
1 8 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
lunGE ohnE bEfund –<br />
InfIltratE an dEr PErIPhErIE<br />
Im odenwald ist die Chemie eine randerscheinung mit dominanten Eckpunkten<br />
von Michael Lang<br />
Was sich wie die Diagnose eines Facharztes<br />
für Atemwegserkrankungen anhört,<br />
gibt in der Übersetzung den Stellenwert<br />
der chemischen Produktion im Odenwaldkreis<br />
wieder.<br />
Sieht man einmal vom in Darmstadt<br />
befindlichen Branchengiganten Merck<br />
ab, befinden sich erwähnenswerte Unternehmen<br />
mit überregionaler Bedeutung<br />
in südlicher, westlicher und nördlicher<br />
Richtung lediglich an den Kreisgrenzen.<br />
Gen Osten sind in dieser Hinsicht keine<br />
Landmarken auszumachen. Die nächsten<br />
relevanten Betriebe mit beachtlicher Größe<br />
befinden sich bereits im Rhein-Neckar-<br />
Kreis oder im Bereich Mannheim/Ludwigshafen<br />
und tangieren somit auch den<br />
geografischen Odenwald nur marginal.<br />
Die Abwesenheit großer Industrieanlagen<br />
mit chemischem Schwerpunkt erklärt sich<br />
einerseits durch historische Faktoren, aber<br />
Auch bei Nacht tut man im ICo<br />
kein Auge zu.<br />
Foto: ICo<br />
auch durch die fehlende Infrastruktur und<br />
nicht existierende verkehrstechnische Anbindungen,<br />
die eine Ansiedlung solcher<br />
Unternehmen unattraktiv macht. Auf bedeutende<br />
Firmen mit überlokalem Tätigkeitsprofil<br />
trifft man allerdings in unmittelbarer<br />
Nähe der Kreisgrenzen.
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 1 9<br />
bayErn bEWährt SICh auCh Im nordWEStlIChEn zIPfEl<br />
Industrie Center Obernburg (ICO) – Einen<br />
Steinwurf von der hessischen Landesgrenze<br />
entfernt, zeigt der Freistaat Profil. Das<br />
Industrie Center Obernburg (ICO) verbindet<br />
die Vorteile unmittelbarer Nähe zum<br />
internationalen Wirtschaftszentrum Frankfurt<br />
mit bayerischen, stabilen Verhältnissen.<br />
Die verkehrsgünstige Lage macht<br />
kurzfristige Änderungen auch in logistischer<br />
Hinsicht möglich. Aktuell arbeiten<br />
zirka 3000 Beschäftigte auf dem Gelände,<br />
das zurzeit 35 Firmen beherbergt. Vor 90<br />
Jahren wurde der Standort als Produktionswerk<br />
der Vereinigten Glanzstoff Fabriken<br />
AG mit damaligem Sitz in Wuppertal im<br />
Jahr 1924 gegründet. Mehrfach änderte der<br />
Mutterkonzern im Laufe seines Bestehens<br />
den Namen: Glanzstoff AG, ENKA AG,<br />
Akzo, Akzo Nobel und Acordis sind Beispiele<br />
hierfür. Die zurzeit am Standort agierenden<br />
Unternehmen sind weiterhin größtenteils<br />
dem Sektor Chemie verpflichtet.<br />
Mit vorwiegend mittelständischer Prägung<br />
arbeiten sie in den Branchen Chemiefasern,<br />
Kunststofftechnik, Medizin- und Biotechnologie<br />
sowie Geosynthetics, worunter<br />
man verschiedene artifizielle Erdbaukomponenten<br />
oder Drainagesysteme versteht,<br />
wie sie aktuell beim Bau des Gotthardtunnels<br />
in der Schweiz zum Einsatz kommen.<br />
Vom Gedanken der Synergie geleitet, hat<br />
man 2002 die überkommenen Werksstrukturen<br />
aufgelöst und die bestehenden<br />
Produktionseinheiten rechtlich verselbständigt.<br />
Das ICO hat sich auf weitere<br />
Expansion eingestellt. So erweitert des-<br />
sen Betreiber- und Industrieservicegesellschaft,<br />
die Mainsite GmbH & Co. KG, das<br />
Flächenangebot aktuell um rund 40 Hektar.<br />
Bereits jetzt zählt das ICO mit einer Gesamtfläche<br />
von mehr als 1,7 Quadratkilometern<br />
zu den größten Industriestandorten<br />
im bayrischen Teil des internationalen<br />
Wirtschaftsraums Frankfurt-Rhein-Main.<br />
Die Betreibergesellschaft Mainsite stellt<br />
über das standorteigene Kraftwerk alle Arten<br />
von Energie und Wasser zur Verfügung.<br />
Die fachgerechte Entsorgung von Abwasser<br />
und Abfällen wird ebenfalls übernommen.<br />
Mit der Tochter Mainsite-Analytik<br />
steht ein Analytiklabor zur Verfügung, das<br />
unter anderem die Automobilindustrie und<br />
ihre Zulieferer bei der Qualitätssicherung,<br />
der Prozessoptimierung, der Produktentwicklung<br />
und in der Analytik von Scha-<br />
dIE ChEmIEnaChfraGE StEIGt<br />
auCh In dEn InduStrIEländErn.<br />
dort fIndEt WEnIGEr EIn<br />
volumEnWaChStum Statt<br />
alS vIElmEhr EInE naChfraGEvErSChIEbunG<br />
zuGunStEn<br />
hoChWErtIGEr und hoChPrEISI-<br />
GEr InnovatIvEr ChEmIkalIEn.<br />
densfällen unterstützt. Seit 2010 unterhält<br />
die Hochschule Aschaffenburg im ICO ein<br />
Wissenstransferzentrum für verschiedene<br />
Hightech-Bereiche.<br />
Das Luftbild des ICo vermittelt einen Eindruck von der Größe des Areals.<br />
Im WEStEn ImmEr WaS nEuES – nICht nur CaParol Im kataloG<br />
Marktführer im Bereich Baufarben: DAW<br />
aus Ober-Ramstadt – Rot gesehen haben<br />
die Menschen aus aller Welt bei den<br />
Olympischen Spielen in China. Und dies<br />
ist überhaupt nicht politisch gemeint. Denn<br />
der leuchtende Anstrich der Wandflächen<br />
des Pekinger Stadions ist ein Farbtupfer<br />
aus Hessen. Genauer gesagt aus Ober-<br />
Ramstadt. Dort hat man die Zusammensetzung<br />
des glänzenden Anstrichs beim<br />
Farben- und Dämmsystemhersteller DAW<br />
eigens für diesen Zweck entwickelt. Die<br />
Firmengruppe der Deutschen Amphibolin-<br />
Werke von Robert Murjahn Stiftung &<br />
Co.KG (DAW) ist mit einem Jahresumsatz<br />
von zuletzt rund 1,3 Milliarden Euro<br />
Marktführer bei Baufarben in Deutschland,<br />
Österreich und der Türkei sowie die Nummer<br />
drei in Europa. Neuentwicklungen gehören<br />
selbstverständlich zum Profil hinzu,<br />
doch automatisch verbindet man mit DAW<br />
den Namen Caparol. 1400 Tonnen Farbe<br />
produzieren die in Familienbesitz befindlichen<br />
Werke in den Hauptzeiten täglich<br />
allein in Ober- Ramstadt. An diesen Tagen<br />
werden rund 100 000 Gebinde aller<br />
Größenordnungen mit Farbe gefüllt. „Wir<br />
haben über eine Million Farbtonrezepturen<br />
im Repertoire und entwickeln jedes Jahr<br />
auf Kundenwunsch bis zu 12 000 Sonder-<br />
Foto: ICo
Foto: DAW<br />
2 0 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
farbtöne“, sagt Pressesprecherin Karin Laberenz.<br />
Das bekannte „Alpinaweiß“ kam<br />
bereits 1901 auf den Markt und gilt als<br />
Europas „meistverkaufte Innenfarbe“ im<br />
Heimwerkerbereich. Der bunte Elefant mit<br />
dem schwingenden Pinselschwanz ist das<br />
Logo von Caparol, der Farbe für Profi s wie<br />
Maler und Gestalter. Als „Dickhäuter“ ist<br />
diese Marke wohl unschlagbar.<br />
Gegründet wurde das Unternehmen 1895<br />
von Robert Murjahn. Hergestellt werden<br />
unter anderem auch Lacke, Lasuren und<br />
Dämmmaterialien. Für die Kompetenz<br />
dieses chemischen Betriebes mit seiner<br />
117-jährigen Geschichte sprechen das<br />
System NespriTec zur nebelfreien Beschichtung,<br />
die emissions- und lösemittelfreien<br />
E.L.F.-Farben oder die Nano<br />
-Quarz-Gitter Technologie für langfristig<br />
saubere Fassaden. Produkte des südhessi-<br />
Im SüdEn StEllt CatalEnt dIE kaPSEln hEr<br />
R.P. Scherer ist in US-Konzern gemündet<br />
– Zum badischen Eberbach zählend<br />
und in unmittelbarer Nachbarschaft an<br />
das im Odenwaldkreis gelegene Beerfelden<br />
grenzend, stellt die Firma R.P. Scherer<br />
– jetzt dem amerikanischen Konzern<br />
Catalent gehörend – seit 1950 medizinische<br />
Produkte her. Vornehmlich werden<br />
Die richtige Mischung<br />
macht´s: Bei DAW in<br />
ober-Ramstadt legt man<br />
großen Wert auf die Ausbildung<br />
der Lacklaboranten. Denn<br />
die Lehrlinge von heute sind die<br />
Spezialisten von morgen.<br />
Foto: DAW<br />
schen Herstellers sind an den Innenwänden<br />
des Bundeskanzleramtes, an mehr<br />
als einhundert Hausfassaden in Sankt-<br />
Petersburg und am Brandenburger Tor in<br />
Berlin zu fi nden. Für den Bau der Münchener<br />
Allianz-Arena haben die Ober-<br />
Ramstädter „eine metallisch wirkende<br />
Spezialbeschichtung“ entwickelt, um den<br />
Lichtfarben rot, blau und weiß – diese<br />
zeigen an, ob die Bayern, die Löwen oder<br />
hier Weichkapseln aus Gelatine für pharmazeutische<br />
Zwecke produziert. Die R.P.<br />
Scherer GmbH und Co. KG wurde zusammen<br />
mit den Deutschen Gelatine-Fabriken<br />
(DGF) als erstes deutsch-amerikanisches<br />
Joint Venture der Nachkriegszeit an diesem<br />
Standort gegründet. Anfänglich waren<br />
es vornehmlich Lebertrankapseln, die er-<br />
keiner von beiden gerade spielt – eine<br />
„neutrale Farbigkeit entgegenzusetzen“.<br />
Innovationskraft, Beständigkeit, Schutz<br />
der Umwelt sowie Qualitäts- und Umweltbewusstsein<br />
werden in der Unternehmensphilosophie<br />
als tragende Säulen genannt.<br />
Zudem möchte man eine führende Position<br />
in der Branche im Bereich Nachhaltigkeit<br />
einnehmen. DAW bekennt sich zu<br />
den zehn Grundwerten aus den Bereichen<br />
Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz<br />
und Korruptionsbekämpfung. In<br />
der Kategorie Nachhaltigkeit gab es für die<br />
DAW schon viele Prämierungen. Weltweit<br />
ist die Gruppe in über 30 Ländern tätig.<br />
Rund 4700 Angestellte arbeiten in Österreich,<br />
Italien, Schweden und Frankreich<br />
sowie in europaweiten Vertriebsstützpunkten.<br />
Ein Blick auf den Logistikbereich von<br />
DAW. Im vordergrund wartet bereits ein<br />
LkW mit dem pinselschwingenden<br />
Elefanten.<br />
zeugt wurden. Ebenso fertigte der Betrieb<br />
Multivitaminpräparate und ätherische Öle.<br />
Heute produziert man Arzneimittel für den<br />
Weltmarkt. Zertifi zierungen nimmt die US-<br />
Zulassungsbehörde FDA vor. Die Produktionsstätte<br />
fertigt zudem Zytostatika, also<br />
Mittel zur Hemmung des Zellwachstums<br />
bei Krebserkrankungen.
mIkroorGanISmEn,<br />
biotechnologie –<br />
Studententeam der<br />
tu darmstadt startet mit<br />
„bio-bricks“ bei einem<br />
Wettbewerb in amsterdam<br />
von karin Walz<br />
Mit der Idee, Mikroorganismen zum Abbau<br />
von Kunststoffen einzusetzen, tritt ein<br />
interdisziplinäres Team der Technischen<br />
Universität (TU) erstmals beim „iGEM“,<br />
einem internationalen Wettbewerb für synthetische<br />
Biologie, an. Davon, dass die in<br />
den letzten Monaten gewonnenen Erkenntnisse<br />
auch in großtechnischem Maßstab<br />
eingesetzt werden könnten, ist Henrik Cordes<br />
überzeugt.<br />
Der Masterstudent der Molekularen<br />
Biotechnologie gehört zum Kern einer<br />
Studentengruppe, die seit einem Jahr<br />
daran arbeitet, Escherichia Coli-Bakterien<br />
genetisch so zu verändern, dass diese den<br />
Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET)<br />
abbauen. „Wenn man sieht, wie weit wir<br />
neben dem Studium gekommen sind, kann<br />
man sich vorstellen, was für Fortschritte<br />
man noch erzielen kann, wenn sich ein<br />
Forscherteam der Sache konzentriert annimmt.“<br />
Denn mittels künstlich hergestellter Gen-<br />
Bausteine – so genannten „Bio-Bricks“<br />
– konnte das Team bei den Bakterien die<br />
Produktion von Enzymen anstoßen, die<br />
PET aufspalten. Von den so gewonnen Abbauprodukten<br />
kann ein Teil von den Bakterien<br />
selbst als Energielieferant genutzt,<br />
der andere könnte als Basisprodukt in der<br />
chemischen Industrie eingesetzt werden.<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 2 1<br />
dIE kunStStoffE<br />
vErdauEn<br />
Da ein Großteil der jährlichen PET-Produktion<br />
von rund 40 Millionen Tonnen in<br />
die Umwelt gelangt und sich dort umkontrolliert<br />
anreichert, könnten die nun erzielten<br />
Ergebnisse großen Wert für den praktischen<br />
Umweltschutz haben.<br />
INTERESSANT FüR<br />
DIE ALLGEMEINHEIT<br />
„Deshalb haben wir uns das Thema auch<br />
gewählt“, sagt Henrik Cordes. „Die damit<br />
verbundenen Fragen sind nicht nur aus<br />
wissenschaftlicher Sicht interessant, sondern<br />
auch für die Allgemeinheit.“ Doch<br />
erst einmal geht es nun darum, beim europäischen<br />
Finale des „iGEM“-Wettbewerbs<br />
in Amsterdam zu punkten.<br />
54 Teams, darunter elf aus Deutschland,<br />
konkurrieren dort um die Gunst der Jury.<br />
Die TU beteiligt sich an dem 2003 vom<br />
Bostoner Massachusetts Institute of Technology<br />
initiierten Wettbewerb zum ersten<br />
Mal. Siebzehn Teams kommen in die<br />
nächste Runde und stellen sich der weltweiten<br />
Konkurrenz.<br />
Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden<br />
dabei nicht nur die erzielten Neuerungen<br />
auf Basis der synthetischen Biologie. Zur<br />
Wettbewerbsaufgabe gehört auch, das<br />
Forschungsprojekt der Öffentlichkeit zu<br />
vermitteln. Deshalb ist beim Darmstädter<br />
Projekt neben den Fachbereichen Biolo-<br />
Erfinderisch: Die Tu-Studenten Sascha<br />
Hein, Henrik Cordes und Philipp Rottmann<br />
im Labor mit ihrem Maskottchen<br />
„PET.er“<br />
gie, Chemie und Informatik auch die Philosophie<br />
beteiligt. „Wir haben gemeinsam<br />
überlegt, welche Legitimation hinter unserer<br />
Forschungsarbeit steht und wie eine<br />
Technikfolgenabschätzung vorgenommen<br />
werden kann“, erklärt Cordes. Zudem hat<br />
die Gruppe ihr Projekt bei der Umweltbörse<br />
sowie bei einer Veranstaltung zur Gentechnologie<br />
präsentiert und zur Diskussion<br />
gestellt. Mit auf den Weg nach Amsterdam<br />
macht sich auch Maskottchen „PET.er“ –<br />
ein mit Kochmütze bestücktes Bakterium,<br />
das gerade dabei ist, eine PET-Flasche zu<br />
vernaschen. „Die Figur ist einfach so im<br />
Laufe des Projekts entstanden. Und da ihn<br />
alle gut fanden, gehört er jetzt einfach mit<br />
dazu“, sagt Cordes.<br />
Falls der Glücksbringer in Amsterdam<br />
nicht wirken sollte, bleibt allen Projektbeteiligten<br />
die Gewissheit, dass die Idee der<br />
PET-abbauenden Mikroorganismen auf jeden<br />
Fall weiter erforscht werden soll.<br />
Foto: Claus völker
Foto: privat<br />
2 2 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
köChE für krEatIvE kulInarIk<br />
ohnE kunStkäSE<br />
und konSortEn<br />
von Michael Lang<br />
Gutes Gemüse kommt nicht aus dem Convectomaten, sondern wird bei Bedarf frisch zubereitet.<br />
Die Internationalisierung feiert in<br />
Deutschland auch in der Gastronomie furios<br />
ihren Einzug. Schon lange preist man<br />
die Pizza von Paolo oder lobt die Paella<br />
von Pedro. Das ist gut so, denn Vielfalt<br />
macht Freude. Wer kennt aber noch die<br />
guten Gerichte aus Großmutters Küche?<br />
Da ist die Tendenz zum Vergessen doch<br />
recht groß. Dies auch im Odenwald,<br />
einer Region, in der sich die Menschen<br />
einst durch ihre Bodenverbundenheit auszeichneten.<br />
Die Kooperation „Odenwald-<br />
Gasthaus“, der acht Restaurantbetriebe<br />
angehören und die mit über 40 lokalen<br />
Zulieferern arbeitet, hat sich die Wiederbelebung<br />
gesunder Traditionen zur Aufga-<br />
kooperation „odenwald-Gasthaus“<br />
kickt kastraten aus der küche<br />
be gemacht. Vieles<br />
gibt es nämlich<br />
neu zu entdecken.<br />
Schließlich will<br />
man weder im<br />
Einheitsbrei rühren,<br />
noch fremde<br />
Suppen auslöffeln.<br />
Denn der heimische<br />
Tisch ist reich gedeckt.<br />
Die familiengeführten<br />
Betriebe lassen<br />
sich gerne in die Töpfe<br />
gucken. Da wundert es nicht,<br />
dass schon so mancher den Odenwälder<br />
Gerichten lebenslang verfiel!<br />
So sehen die Wirte den lokalen Einkauf als<br />
Ehrensache an. Dafür legen sie die Hand<br />
ins Herdfeuer. Streng sind die freiwillig<br />
auferlegten Regeln, eng die selbst angelegten<br />
Fesseln: Deshalb kann man den Odenwald<br />
auf der Zunge spüren! Echt und unverfälscht.<br />
Serviert wird nur, was auch von<br />
hier kommt. Indizien sind den Wirten zu<br />
wenig, sie liefern Beweise: Die Speisekarten<br />
zeugen als beglaubigte Dokumente von<br />
der Einhaltung der gegebenen Gesetze.<br />
LIEFERANTEN SIND DokuMENTIERT<br />
uND DINGFEST GEMACHT<br />
So hat Odenwälder Herkunft eine zuversichtliche<br />
Zukunft. Die Kooperation<br />
„Odenwald-Gasthaus“ legt dem Gast ein<br />
ehrliches Stück Odenwald in den Mund,<br />
lässt ihn Platz nehmen an der Schmeckbar<br />
einer Heimat mit Herz. Jeder kocht natür-<br />
lich sein eigenes Süppchen, schließlich ist<br />
Individualität der absolute Trumpf. Die<br />
Lokale bereichern sich somit gegenseitig<br />
in unverwechselbarer Qualität und bedingungsloser<br />
Glaubwürdigkeit. Da verfällt<br />
man gerne der Qual der Wahl und folgt<br />
freiwillig den gelb gestreiften Fahnen mit<br />
dem grünen Logo. Das Credo der kreativen<br />
Köche lautet: Nur was in regionaler<br />
Wertschöpfung erschaffen wurde, kann im<br />
Kochtopf seine einzigartige Geschmacksnote<br />
entfalten. Denn kritische Kunden<br />
fordern eine kompromisslose Küche. Und<br />
gute Gäste verdienen ehrliches Essen. Die<br />
Kooperation „Odenwald-Gasthaus“ verspricht<br />
und erzeugt vorzügliche Qualität.<br />
So fungiert der Verbund als kulinarisches<br />
Aushängeschild der Region, als veritable<br />
Visitenkarte für erstklassige Einkehr. Kurze<br />
Transporte, nachvollziehbare Wege und<br />
eine unnachahmliche Frische sind nur drei<br />
Eckpfeiler in den umfassenden Statuten.<br />
TEILFERTIGPRoDukTE LEHNEN DIE<br />
küCHENMEISTER RIGoRoS AB<br />
Convenience nennt sich die Koch„kultur“,<br />
die von Food-Designern und Nahrungsmittel-Stylisten<br />
entworfen wurde. Die<br />
Speisen sind bereits teilweise vorbereitet,<br />
praktisch verpackt und lassen sich im<br />
Kombidämpfer, dem so genannten Convectomaten,<br />
zeitsparend fertigstellen. Dies<br />
spart Stunden, Mühe und Personal. Die<br />
Gerichte sind auf das Gramm genau portioniert<br />
und werden dort zubereitet, wo es<br />
schnell gehen muss und das Essen nicht
viel kosten darf. Gewerbeküchen haben,<br />
um wirtschaftlich zu arbeiten, oft keine<br />
anderen Möglichkeiten. Ebenso braucht<br />
es dazu nicht zwingend gelerntes Personal.<br />
„Computergesteuerte Programme mit<br />
todsicheren Piktogrammen geben die Verfahrensweise<br />
vor“, sagt Küchenmeister<br />
Rainer Schäfer von der Kooperation der<br />
acht Aufrechten und findet: „Das ist zwar<br />
verständlich, hat aber mit handwerklicher<br />
Zubereitung wenig zu schicken.“ Auf das<br />
Schärfste verurteilen die Köche allerdings<br />
künstliche Produkte, wie Formschinken<br />
oder Analogkäse. „Da kocht uns die Galle<br />
über!“, sagen die Gastronomen hierzu<br />
unisono. Solches Gebaren habe nichts<br />
mit der gediegenen Genusskultur einer<br />
gewachsenen Landschaft zu tun. Wer in<br />
einem der acht Odenwald-Gasthäuser einkehrt,<br />
bekommt die Forellenfilets direkt<br />
vom frischen Fisch, erhält den Schinken<br />
vom wahrhaftigen Schwein und isst seinen<br />
Käse aus vollwertiger Milch. Übrigens:<br />
Abwechslung ist immer angesagt. Die Küchen<br />
greifen saisonale Angebote auf und<br />
zaubern daraus tagtäglich tolle Speisen.<br />
Ehrlich und nachhaltig, frisch und gesund,<br />
natürlich und unverfälscht, authentisch<br />
und echt, ehrlich und partnerschaftlich.<br />
Und dies sind für die Kooperation „Odenwald-Gasthaus“<br />
keine Worthülsen, sondern<br />
die gelebte Philosophie ausgewiesener<br />
Genusshandwerker. Denn die sind mit<br />
Leib und Seele beratungsresistente Überzeugungstäter.<br />
Schon mancher Gast hat<br />
sich in lebenslange Schmackhaft begeben.<br />
Und vorzeitige Entlassungen erfolgreich<br />
abgelehnt!<br />
„CHEMIE HAT AuF DER<br />
SPEISEkARTE kEINE CHANCE!“<br />
Wenn die Wirte und Köche der Odenwald-<br />
Gasthäuser auf die aktuelle Nahrungsmittellandschaft<br />
blicken, stößt ihnen also<br />
manches übel auf. „Von gesunden Inhaltstoffen<br />
entkräftete Produkte hauen einen<br />
Kahlschlag in die gediegene Genusskultur,<br />
geschickte Werbestrategen propagieren<br />
Kastraten als Gaumenfreuden und verkaufen<br />
den Gast schlichtweg für dumm“,<br />
meint Vorsitzender Armin Treusch. Mit<br />
ernährungswissenschaftlichen Taschen-<br />
Foto: Privat<br />
spielertricks setze man dem Konsumenten<br />
eine Qualität vor, die man als solche gar<br />
nicht bezeichnen dürfte. Geschmacksverstärker,<br />
Farbstoffe, Füll- und Konservierungsmittel<br />
fluten die so genannte E-Liste<br />
der genehmigten zusätzlichen Dreingaben.<br />
Niemanden störe dies, wenn diese Mittelchen<br />
nur sauber deklariert seien. Ein<br />
Beispiel für geschmacklose Reisen zu vergällten<br />
Speisen: Formschinken wird aus<br />
verschiedenen Teilen zusammengesetzt,<br />
biophysikalische Klebefertigkeiten dominieren<br />
das Ergebnis. Keine Sau hat die andere<br />
jemals gekannt.<br />
Aus Pflanzenfetten würden pfundige Laibe<br />
gebastelt, Kunstkäse genannt. „Doch<br />
wo ist hier die Käsekunst?“, fragt sich<br />
Gastronom Schäfer. Auch sei der Fettanteil<br />
wesentlich höher. „Vorsicht, der Preis<br />
ist heiß!“, wissen die Fachleute. Allergiker<br />
können empfindlich auf eventuelle Sojaanteile<br />
reagieren. Und die Geschmäcker?<br />
Wenig lecker! Denn Imitate konnten noch<br />
nie das Original toppen. Lustig geht es<br />
weiter: Von wegen Garnele! Oft komme<br />
Surimi auf den Tisch. Dies bedeutet im Japanischen<br />
gemahlenes Fleisch, ist eine aus<br />
Fisch geformte feste Masse und strafe den<br />
Armin Treusch, vorsitzender der<br />
kooperation „odenwald-Gasthaus“,<br />
sagt ohne Einschränkung:<br />
„Handwerklich ist besser, und Chemie<br />
hat im Essen nichts verloren!“<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 2 3<br />
Ein schmackhaftes Schnitzel ohne künstlichen Schnickschnack.<br />
Genießer Lügen. Garnelen formen? Dies<br />
erlauben die Normen! Auch bei der Milch<br />
sitze man einer Milchmädchenrechnung<br />
auf: „So genannte ESL-Milch ist länger<br />
haltbar, aber weniger reich an Vitaminen<br />
und Geschmack als die Frischmilch“, erklärt<br />
Treusch. Fazit der Köche: „Mit unseren<br />
Lieferanten setzen wir auf traditionelles<br />
Handwerk und unverfälschten Genuss.<br />
Dessen dürfen Sie sich als Gast gewiss<br />
sein.“<br />
Infos unter www.odenwald-gasthaus.de<br />
Foto: Michael Lang
2 4 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
WIEvIEl ChEmIE<br />
WIll und brauCht<br />
dEr mEnSCh?<br />
Was haben Nylonstrümpfe, Tütensuppen,<br />
Gartenschläuche und Handcremes gemeinsam?<br />
Auf den ersten Blick wohl nichts<br />
– und doch finden wir in zahlreichen alltäglichen<br />
Gegenständen in irgendeiner<br />
Weise Chemikalien wieder. Der durchschnittliche<br />
Deutsche kleidet sich in Jeans,<br />
die aufgrund des großen Stretch-Anteils<br />
besonders gut sitzt, trinkt eine erstaunlich<br />
lange haltbare Limonade und cremt sich<br />
mit straffender Gesichtscreme ein.<br />
Durch den Einsatz von chemischen Zusatzstoffen<br />
erhalten Nahrungsmittel<br />
überaus praktische Eigenschaften – durch<br />
Konservierungsmittel sind sie sehr lange<br />
haltbar, die Fruchtjoghurt-Schokolade<br />
etwa schmeckt so richtig kräftig nach Erdbeere<br />
und die rosafarbene Lyoner-Wurst<br />
sieht frisch und schmackhaft aus. Erst die<br />
aufmerksame Lektüre der Inhaltsstoffe<br />
lässt uns aufhorchen und wundern, wie viel<br />
„E-Stoffe“ in einer Konservendose Ravioli<br />
enthalten sein können. Einerseits weiß der<br />
Mensch diese erfreulichen Eigenschaften<br />
zu schätzen, die das Beifügen chemischer<br />
Zusatzstoffe mit sich bringt, andererseits<br />
reagieren viele Menschen geradezu „allergisch“<br />
auf Konservierungsstoffe und<br />
bevorzugen „natürliche“ Lebensmittel.<br />
Es scheint, als ob der „Durchschnittsdeutsche“<br />
ein prinzipielles Vertrauen in die<br />
chemische Industrie hat oder zumindest<br />
nicht allzu viele Gedanken an die Inhaltsstoffe<br />
beim Verspeisen einer Fertigpizza<br />
von Tanja Wolfram<br />
verschwendet, und doch geht der Trend<br />
unweigerlich in Richtung Öko-Kosmetik<br />
und Bio-Lebensmittel. Im Lebensmittelbereich<br />
ist ein Wandel des Bewusstseins in<br />
den letzten Jahren deutlich spürbar.<br />
Nicht neu ist die Wahrnehmung der chemischen<br />
Industrie in Verbindung mit der<br />
Umwelt. Chemie und Natur passen auf<br />
den ersten Blick nicht wirklich zusammen,<br />
gilt erstere doch oftmals als potentiell<br />
gefährlich und in ihrem Produktionsprozess<br />
umweltschädlich. Unweigerlich drängen<br />
sich Bilder von rauchenden Schorn -<br />
steinen und „verdächtigen“ Abwasserkanälen<br />
auf, wobei sich die Chemie-Industrie<br />
wie so viele andere Branchen dem<br />
Umweltschutz und einer Nachhaltigkeit<br />
verschrieben hat. Tatsächlich ist die Emission<br />
der Chemie-Branche beträchtlich<br />
und natürlich braucht es für die stoffumwandelnden<br />
Prozesse sehr viel Energie.<br />
Jedoch möchte die Chemie-Industrie neben<br />
dem Erreichen der Zielsetzungen im<br />
Umweltschutz auch aus eigenem Interesse<br />
möglichst an kostenintensiven Ressourcen<br />
wie Energie sparen und somit die Natur<br />
schonen.<br />
Und doch gibt es immer wieder einschneidende<br />
Ereignisse, die das Vertrauen in<br />
chemische Produkte oder die Toleranz sowie<br />
Ignoranz der geheimen Befürchtungen<br />
schlagartig und messbar erschüttern, wie<br />
etwa Unfällen in Chemiebetrieben. Im<br />
Jahr 1993 wurden durch einen Zwischenfall<br />
in einem Frankfurter Höchst-Werk<br />
mehrere Tonnen eines chemischen Gemischs<br />
freigesetzt, in dessen Folge „gelber<br />
Regen“ in der Umgebung niederging.<br />
„Beim Chemie-Unfall der Hoechst AG<br />
entging die Bevölkerung nur knapp einer<br />
Katastrophe“, so beschrieb der Spiegel<br />
die Situation. Solche Unfälle und „Beinahe-Katastrophen“<br />
wirken sich zwangsläufig<br />
auf das Vertrauen der Bevölkerung<br />
in die chemische Industrie aus. Genoss die<br />
Branche laut einer Umfrage im Auftrag<br />
des Verbandes der Chemischen Industrie<br />
(VCI) 1992 noch das Vertrauen von 65<br />
Prozent der Befragten, bewirkte der Zwischenfall<br />
in Höchst laut einer Umfrage<br />
im Auftrag des FOCUS einen deutlichen<br />
Vertrauensverlust bei 90 Prozent der<br />
Studien-Teilnehmer. Wohl keiner wollte<br />
mehr in der Nähe eines Chemikalien ver-<br />
oder bearbeitenden Unternehmens wohnen.<br />
Trotz der wirtschaftlichen Erfolge herrscht<br />
eine unterschwellige und beiläufige Skepsis<br />
in der Wahrnehmung, die mit einiger<br />
Konstanz abrupt durch die Medienlandschaft<br />
bekräftigt wird. Schreckensmeldungen<br />
wie „Weichmacher“ in Kinderspiel-
Foto: Tanja Wolfram<br />
zeug, Pestizide in Obst und Gemüse oder<br />
Allergien auslösende synthetische Duftstoffe<br />
in Cremes lassen punktuell immer<br />
wieder aufhorchen und regen die Diskussionen<br />
zum verantwortungsvollen Gebrauch<br />
von Chemikalien an. Die Studie „Chemie<br />
im Alltag“ (2010) des Bundesinstituts für<br />
Risikobewertung fragte nach der Risikowahrnehmung<br />
der deutschen Bevölkerung<br />
bei Produkten mit chemischen Inhaltsstoffen.<br />
Bei der Frage nach Eigenschaften chemischer<br />
Produkte antworteten 78 Prozent<br />
der Befragten mit „gefährlich“ und nur<br />
drei Prozent mit gesund. Natürliche Produkte<br />
hingegen wurden von 87 Prozent der<br />
Teilnehmer mit „gesund“ betitelt und nur<br />
8 Prozent konnten bei diesen Produkten<br />
„gefährliche“ Eigenschaften ausmachen.<br />
Trotz diesen klaren Aussagen können sich<br />
87 Prozent der Befragten dennoch ihren<br />
Alltag ohne Chemikalien gar nicht vorstellen,<br />
71 Prozent meinen, dass der Alltag<br />
durch ihren Gebrauch wesentlich erleichtert<br />
wird.<br />
Der Mensch neigt tendenziell dazu Chemie<br />
und alles künstlich Hergestellte im ersten<br />
Augenblick zu verteufeln. Nicht vergessen<br />
sollte man allerdings die zahlreichen Bereicherungen<br />
für unser Leben wie auch für<br />
die Umwelt, welche durch Wissenschaft<br />
und Forschung in der Chemie-Branche<br />
hervorgebracht wurden. Musste Wäsche<br />
früher unter hohem Energieverbrauch und<br />
großen Wassermengen als Kochwäsche<br />
gereinigt werden, helfen heute Enzyme,<br />
Bleichmittel und Polymere dabei, dass auf<br />
die Kochwäsche größtenteils verzichtet<br />
werden kann. Der Energieverbrauch beim<br />
Wäschewaschen hat sich in den letzten 35<br />
Jahren mehr als halbiert. Ein anderes Beispiel<br />
sind chemisch entwickelte Stoffe für<br />
die Gebäudedämmung, die den Heizbedarf<br />
und somit etwa den Erdölverbrauch reduzieren.<br />
Die Einsparungen an Kohlendioxid<br />
in einem Jahr sind um ein mehrfaches höher<br />
als die CO 2-Emission, die bei der Produktion<br />
der Dämmstoffe verursacht werden.<br />
Ist die Produktion chemischer Stoffe<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 2 5<br />
auch kurzfristig umweltbelastend, können<br />
die Erzeugnisse viel für den Umweltschutz<br />
leisten.<br />
Das Verhältnis „Mensch-Chemie“ scheint<br />
schon immer eine zwiespältige Liebesgeschichte<br />
zu sein, das durch Negativmeldungen<br />
im Wandel bleibt. Einerseits ist<br />
die Chemie-Industrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />
und Arbeitgeber, andererseits<br />
sollte sie möglichst weit weg vom Wohnort<br />
angesiedelt sein. Wir verknüpfen Chemikalien<br />
in unserer Wahrnehmung eher<br />
mit negativen Eigenschaften wie „gefährlich“<br />
oder „umweltschädlich“, können uns<br />
ein Leben ohne den Einsatz chemischer<br />
Produkte und die daraus entstehenden Vereinfachungen<br />
des Lebens kaum vorstellen.<br />
Im Alltag wird selten ein Gedanke an Risiken<br />
verschwendet, aber auch selten an<br />
die Vorteile und Fortschritte gedacht, die<br />
wir der Wissenschaft und Forschung in der<br />
Chemie-Branche zu verdanken haben – bis<br />
der nächste Zwischenfall die Diskussionen<br />
wieder anheizt.
Alle Fotos: darmstadtium/juergenmai.com<br />
2 6 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
darmStadtIum –<br />
EIn vErbIndEndES ElEmEnt<br />
zWISChEn WIrtSChaft<br />
und WISSEnSChaft<br />
Was verbindet das Wissenschafts- und<br />
Kongresszentrum Darmstadt mit dem<br />
Thema Chemie? Man braucht nicht lange<br />
zu suchen. Allein der Name<br />
„darmstadtium“ ist eine Hommage auf<br />
unser chemisches Periodensystem.<br />
Das 110te Element „Darmstadtium“<br />
wurde in der GSI Helmholtzgesellschaft<br />
für Schwerionenforschung in Weiterstadt<br />
im Jahre 1994 entdeckt und getauft.<br />
Hier gelang es Wissenschaftlern eine Verbindung<br />
zwischen Blei- und Nickel-Ionen<br />
mit hoher Geschwindigkeit zu verschmelzen.<br />
So entstand das chemische Element<br />
Darmstadtium mit der Ordnungszahl 110<br />
im Periodensystem. Durch die Namensgebung<br />
„darmstadtium“ ist Darmstadts<br />
Kongresszentrum unverwechselbar mit der<br />
Stadt Darmstadt und der Wissenschaft ver-<br />
bunden und verdeutlicht außerdem die internationale<br />
Bedeutung der Wissenschaftsstadt.<br />
Darmstadt ist die einzige deutsche<br />
Stadt, nach der ein Element benannt worden<br />
ist.<br />
Chemie ist nicht nur im Namen des Wissenschafts-<br />
und Kongresszentrums verankert<br />
– chemische Begriffe ziehen sich<br />
durch das gesamte Haus. Es tagt sich sehr<br />
komfortabel in xenon, europium, radon<br />
und neon – so die Namen der Konferenzräume.<br />
Eingebettet in den Campus der<br />
Technischen Universität liegt das Kongresszentrum<br />
inmitten der Wissenschaftsstadt<br />
Darmstadt und gilt als ein optimaler<br />
Veranstaltungsort für Kongresse, Konferenzen<br />
und Kulturevents. Im fünften Jahr<br />
seines Bestehens überzeugt das darmstadtium<br />
national und international mit einem<br />
ausgeklügelten Nachhaltigkeitskonzept<br />
und einer einzigartigen IT Infrastruktur.<br />
Mit dem Slogan „Ihr Hotspot für nachhaltige<br />
Veranstaltungen“ zieht<br />
das Kongresshaus Unternehmen,Institutionen,<br />
Verbände<br />
konferenzraum: „radon“<br />
u.a. Veranstalter unterschiedlichster Couleur<br />
nach Darmstadt. Hier tagen Deutschlands<br />
Softwareriesen wie SAP, Software<br />
AG, aber auch Microsoft und IBM genauso<br />
wie die Automobil-, Finanz- oder<br />
Medienbranche. Selbstverständlich zählt<br />
auch die Chemiebranche zu den Kunden<br />
des darmstadtiums. Ob Merck, BASF, Dechema<br />
oder der Verband der chemischen<br />
Industrie, VCI, – die hohe Multifunktionalität<br />
des Hauses ermöglicht unterschiedlichste<br />
Veranstaltungsformate.<br />
Als „klimafreundlicher Tagungsort“ übernimmt<br />
das darmstadtium Verantwortung<br />
und tritt für seine Kunden, Veranstalter<br />
und Gäste ein. Das Haus sichert die Kompensation<br />
der stationären CO 2-Emissionen<br />
zu und bietet Veranstaltern an, die unvermeidbaren<br />
CO 2-Emissionen durch die<br />
gemeinnützige Klimaschutzorganisation<br />
atmosfair zu kompensieren.<br />
Laden Sie sich das<br />
Periodensystem als<br />
PDF-Datei<br />
herunter:<br />
Außenansicht Darmstadtium
v.l.n.r. Jana Bethge – darmstadtium, Lars Wöhler – darmstadtium,<br />
Dr. Christa Jansen – Merck, Dr. Wolfgang Baden – Merck, Jutta<br />
Leroudier – GSI, Torsten Gürges vom GSI Schülerlabor und der<br />
Heinrich-Heine-Schule in Sprendlingen, Christiane kübler – Lichtenbergschule<br />
Darmstadt<br />
Weitere Informationen bietet die Internetseite: www.iberogast.de<br />
Iberogast®. Bei Magen-Darm-Erkrankungen mit Beschwerden wie Magenschmerzen,<br />
Völlegefühl, Blähungen, Magen-Darm-Krämpfe, Übelkeit, Sodbrennen. Das Arzneimittel<br />
enthält 31,0 Vol.-% Alkohol. Stand: 10/2010. STEIGERWALD Arzneimittelwerk GmbH, 64295 Darmstadt.<br />
Zu Risiken und Nebenwirkungen <strong>lesen</strong> Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder<br />
Apotheker.<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 2 7<br />
Forschung, Förderung, Austausch:<br />
Einfach elementar – GSI, Merck und darmstadtium<br />
übergeben ein Periodensystem der Elemente an<br />
Darmstädter Schulen<br />
Grundlage eines jeden Chemieunterrichtes sind kenntnisse<br />
des Periodensystems der Elemente (kurz Periodensystem<br />
oder PSE genannt), welches alle chemischen Elemente mit<br />
steigender kernladung (ordnungszahl) und entsprechend ihrer<br />
chemischen Eigenschaften darstellt. für Schülerinnen<br />
und Schüler ist das PSE ein zentrales hilfsmittel, um aufgabenstellungen<br />
im unterricht erfolgreich lösen zu können. das<br />
GSI helmholtzzentrum, die merck kGaa und das Wissenschafts- und<br />
kongresszentrum darmstadtium haben gemeinsam ein Periodensystem<br />
für den Chemieunterricht auf den Weg gebracht.<br />
beruhigt<br />
die Magen ner ven<br />
entspannt<br />
die Magen muskeln<br />
reguliert<br />
die Magen bewegung<br />
normalisiert<br />
die Säurebildung<br />
schützt die<br />
Magenschleimhaut<br />
SGW_1211_014_160x128_DarmstädterEcho.indd 2 21.11.12 11:47<br />
ANZEIGE
Fotos: Thinkstock<br />
2 8 Chemiestandort darmstadt und Südhessen<br />
ChEmIE Im alltaG<br />
– EInE GloSSE<br />
von Dr. Martin Lippert<br />
Schon wenn der Wecker morgens klingelt,<br />
weckt uns die Chemie. Die Batterie<br />
besteht zwar nicht mehr aus Bleizellen,<br />
aber dennoch aus reiner Chemie. Die morgendliche<br />
Toilette im Bad benötigt ebenfalls<br />
reichliche Chemie-Unterstützung in<br />
Form von Seife, Zahnpasta und Shampoo<br />
– mit Rasiercreme und After Shave hat dagegen<br />
nur die Hälfte der Bevölkerung zu<br />
tun. Das Frühstück enthält ebenfalls wieder<br />
Chemie, denn Joghurt und Marmelade<br />
sollen sich schließlich länger als drei Tage<br />
halten. Der Kaffee ist zwar hoffentlich<br />
„Chemie ist Natur zu herabgesetzten Preisen.“ Mit diesem Spruch hat der legendäre<br />
Jürgen von Manger das Alltägliche der Chemie auf den Punkt gebracht. Es ist keine<br />
Geheimwissenschaft, sondern nichts anderes als die stückweise Erkenntnis der Dinge<br />
um uns herum.<br />
chemiefrei, doch die Druckerschwärze des<br />
„Darmstädter Echo“ und der Zeitungen ist<br />
es nicht.<br />
WENN CHEMIE<br />
GEGEN SICH SELBST käMPFT<br />
Wenn wir uns dann ins Auto setzen, zieht<br />
dieses reine Chemie aus dem Tank – Benzin<br />
oder Diesel, und auf der chemisch<br />
hochwertigen Asphaltdecke der Straße<br />
reibt sich das synthetische Gummi der<br />
Reifen ab. Die Kunststoff-Armaturen und<br />
die Sitze – selten Leder – ergänzen diesen<br />
Chemie-Cocktail, und mit chemiefreiem<br />
Wasser würde die Scheibenreinigung auch<br />
nicht richtig funktionieren. Leider schlägt<br />
im Winter aber das aggressive Kunstsalz<br />
zur Schneebeseitigung gegen den chemisch<br />
hochgezüchteten Lack der Karosserie.<br />
Hier kämpft die Chemie gegen sich<br />
selbst.<br />
kuNSTSToFFE uMGEBEN uNS<br />
AM HäuFIGSTEN<br />
Am Arbeitsplatz schalten wir den Flachbildschirm<br />
aus Flüssigkristallen (möglicherweise<br />
ein regionales Produkt) ein, die<br />
wir aber nicht sehen – wie so oft bei der<br />
Chemie. Das über Nacht eingegangene<br />
Fax können wir leider nicht kopieren, da<br />
der Toner des Kopierers ausgegangen ist –<br />
wieder Chemie. Da schiebt man sich doch<br />
gleich eine Kaffee-Kapsel aus Kunststoff<br />
in die ebenfalls aus chemischem Edelmaterial<br />
bestehende Kaffeemaschine und<br />
schüttet – natürliche! – Milch aus einer<br />
Tetrapak-Tüte hinzu.<br />
Bei dem ersten Meeting am Tage gibt es<br />
den zweiten Kaffee leider wieder nur aus<br />
Plastikbechern, und beim verspäteten Mittagessen<br />
in der Kantine ist das Besteck<br />
ausgegangen, so dass die weißen Messer<br />
und Gabeln aus weichem Plastik herhalten<br />
müssen. Die landen denn auch anschließend<br />
in den leicht reißenden gelben<br />
Säcken aus wer weiß welchem Material,<br />
während die aus Hartplastik hergestellten
Nachdem uns klar wird, dass wir ständig in<br />
unserem Alltag mit Chemie konfrontiert<br />
sind, greifen wir erleichtert zum Apfelwein.<br />
Das ist zum Glück Natur pur. Denkste.<br />
Auch der Apfelsaft im keller wurde<br />
erst durch einen biochemischen<br />
Prozess zu dem, was er heute<br />
ist. Ist aber auch egal.<br />
Prost!<br />
Servierbretter gereinigt und wiederverwendet<br />
werden. Auch die Getränke kommen<br />
– vom Wasser bis zum Orangensaft<br />
– in unserer preiswerten Kantine aus<br />
Plastikflaschen, und wir bezahlen das<br />
Ganze einfach mit unserer Firmenkarte<br />
aus Plastik und mit eingebranntem Lichtbild.<br />
Sind Speis und Trank von eher minderer<br />
Qualität, finden sich darin nicht<br />
selten Geschmacksverstärker, Regulatoren,<br />
Emulgatoren und sonstige Zusatzstoffe.<br />
Nach dem Mittagessen brennt die Mittagssonne<br />
auf den Schreibtisch, so dass wir<br />
schnell die Kunststoff-Jalousie herunterlassen,<br />
um uns wieder dem Computer widmen<br />
zu können, dessen Bits in Silizium-<br />
und Germanium-Chips gefangen sind oder<br />
Anzeige-Wirtschaftsecho_RZ.pdf 1 29.11.2012 17:40:16<br />
in hochgezüchteten Fiberglas-Strängen<br />
von Ort zu Ort laufen. Beim gerade klingelnden<br />
Smartphone ist sogar noch das<br />
elegante Gehäuse aus künstlichen Chemieprodukten<br />
hergestellt.<br />
Die Kunstledersitze des Drehstuhls kle-<br />
ben bei der Hitze an der Hose, und die<br />
Post des Tages ist immer noch nicht abgearbeitet.<br />
Die besteht im Zeitalter der<br />
E-Mail zunehmend aus Werbung, auf speziellem<br />
Hochglanzpapier gedruckt und<br />
in durchsichtiges Plastik eingeschweißt.<br />
Werbegeschenke wie Plastik-Kugelschreiber<br />
und Merkzettelboxen aus Plexiglas<br />
sind auch dabei. Es reicht: Wir schließen<br />
die weißen Kunststoff-Fenster, ziehen<br />
unsere Plastikkarte durch die Stechuhr<br />
und machen uns auf den Weg zur Garage.<br />
Chemiestandort darmstadt und Südhessen 2 9<br />
Am Fahrstuhl drücken wir die Plexiglastaste<br />
für U1 und warten. Drinnen<br />
dann stehen wir auf rutschfestem<br />
Kunststoffboden, während die Kollegin<br />
durch ihre schicke Brille aus chemischem<br />
Hornimitat auf ihrem Handy mit<br />
trendigem Plastiküberzug herumtippt.<br />
Die alte Metallschranke an der Ausfahrt<br />
hat die Hausverwaltung letzthin durch<br />
eine leichtere aus Kunststoff ersetzt,<br />
der auch die Witterung nicht mehr so zusetzt.<br />
NuR DuRCH vERANTWoRTuNGS-<br />
LoSEN uMGANG WIRD CHEMIE<br />
GEFäHRLICH<br />
Bei der Heimfahrt vorbei an Reklametafeln<br />
aus witterungsbeständigem Kunststoff<br />
hören wir aus den unauffälligen Kunststoffabdeckungen<br />
unserer Lautsprecher<br />
eine Glosse über die unsägliche Untätigkeit<br />
der Behörden bei der Umwidmung<br />
der ehemaligen US-Kasernen in Darmstadt.<br />
Seit Jahren stehen die renovierten<br />
Wohngebäude leer, aber es tut sich nichts,<br />
trotz des Wohnungsbedarfs in dieser Stadt.<br />
Wir hören den Grund: Man vermutet umfangreiche<br />
chemische Altlasten im Boden<br />
dieses ehemals militärisch genutzten Geländes,<br />
und niemand will die Entsorgung<br />
bezahlen!<br />
Auf einem anderen Sender läuft Synthie-<br />
Pop. Gut, das hat nun mal nichts mit Chemie<br />
zu tun.<br />
ANZEIGE
Fotos: Thomas Häfner<br />
3 0 Industrie & handwerk<br />
„In SaChEn EnErGIEWEndE<br />
GEht ES nur GEmEInSam“<br />
das <strong>WirtschaftsEcho</strong> im Interview zur Initiative „Green region“ und<br />
der zusammenarbeit der hSE aG mit der handwerkskammer frankfurt rhein-main<br />
Das Interview führte Alexander Götz<br />
Handwerkskammerpräsident Bernd Ehinger<br />
und Michael Böddeker, Vorstand der<br />
HEAG Südhessischen Energie AG (HSE),<br />
haben ihre Positionen bei einem gemeinsam<br />
geführten Interview mit dem <strong>WirtschaftsEcho</strong><br />
zu einer künftige Zusammenarbeit<br />
zwischen regionalem Handwerk und<br />
HSE-Gruppe dargelegt. In den vergangenen<br />
Tagen hatten verschiedene Kreishandwerkerschaften<br />
und Innungen Pläne der<br />
HSE-Gruppe mit dem Verweis auf Wettbe-<br />
werbsverzerrung kritisiert, bei Endkunden<br />
unter dem Motto „Green Region“ für ein<br />
umfangreiches Servicepaket im Bereich<br />
der Haustechnik und Energieeffizienz zu<br />
werben. Das Ziel beider Seiten ist, durch<br />
ein gemeinschaftliches Miteinander die<br />
enormen Wertschöpfungspotenziale im Bereich<br />
der Energieeffizienzen zu heben, so<br />
die eigene wirtschaftliche Prosperität zu<br />
gewährleisten und den gesellschaftlichen<br />
Wandel zur Nachhaltigkeit zu fördern.<br />
➜ Skizzieren Sie doch bitte mit wenigen<br />
Sätzen die Initiative „Green Region“ und<br />
wie die Rolle der Handwerkskammer<br />
Frankfurt-Rhein-Main dabei aussehen<br />
soll.<br />
Böddeker: Mit „Green Region“ wollen<br />
HSE und Entega Motor einer Initiative<br />
sein, die aus unserer Region heraus die großen<br />
Wertschöpfungspotenziale im Bereich<br />
der Energiedienstleistungen erschließen<br />
will. Dabei ist klar: Wir als HSE wollen<br />
➜
mit Beratung und Produkten im Bereich<br />
der Energieeffizienz Geld verdienen. Aber<br />
wir setzen darauf, eine Win-Win-Situation<br />
für alle an der Initiative Beteiligten, also<br />
Kommunen, regionale Unternehmen und<br />
vor allem auch das Handwerk herzustellen.<br />
Konkrete Produkte wollen wir gemeinsam<br />
entwickeln, definieren und in den Markt<br />
bringen. Es gibt einen großen Investitionsstau<br />
bei Privat- und Gewerbekunden<br />
in Sachen Energieeffizienz und energetischer<br />
Sanierung. Die HSE kann hier sicher<br />
eine Vorreiterrolle übernehmen.<br />
Ehinger: Das regionale Handwerk versteht<br />
sich als „offizieller Ausrüster der<br />
Energiewende“. Das bedeutet nicht, dass<br />
wir alle Fragen im Alleingang lösen können,<br />
sondern soll vor allem unterstreichen,<br />
dass wir diejenigen mit der Fach- und Servicekompetenz<br />
beim Endkunden sind. Wir<br />
bauen die neuen Techniken ein und warten<br />
sie: Egal ob wir von der Haustechnik, der<br />
E-Mobilität oder vom neuen Dach sprechen.<br />
Wir wollen, dass sich unsere Metropolregion<br />
Frankfurt-Rhein-Main wirtschaftlich entwickelt<br />
und suchen hier geeignete Partner<br />
in der Region, um dieses Ziel zu erreichen.<br />
Natürlich sind wir daran interessiert, was<br />
unsere Mitgliedsbetriebe darüber denken.<br />
Wir haben Innungen, Kreishandwerkerschaften<br />
und die HSE nun an einen Tisch<br />
geholt, um Formen einer künftigen Zusammenarbeit<br />
auszuloten. In Sachen Energiewende<br />
geht es nämlich nur gemeinsam:<br />
Ich stimme Herrn Böddeker einerseits natürlich<br />
absolut zu, dass das Energieeinsparpotenzial<br />
in der Wohnungswirtschaft<br />
enorm ist und sich entsprechende Wertschöpfungsmöglichkeiten<br />
daraus ableiten<br />
lassen. Eine Initiative, die die Debatte zum<br />
Thema Energieffizienz in Südhessen in Gang<br />
bringt, ist eine gute Sache – man muss aber<br />
darauf achten, dass man alle Beteiligten<br />
sinnvoll und zur richtigen Zeit einbindet.<br />
➜<br />
➜ Welche Rolle spielt die HSE für die<br />
HWK in dieser Partnerschaft?<br />
Böddeker: Eine wichtige Rolle – Initiator<br />
der Initiative wird sicher die HSE sein,<br />
jedoch gelingt uns die Umsetzung der Ziele<br />
aus „Green Region“ und der Energiewende<br />
nur gemeinsam mit den Betrieben<br />
➜<br />
der HWK. Die HSE ist Initiator, um Investitionen<br />
bei Privatkunden und Gewerbetreibenden<br />
auszulösen – von denen dann<br />
nicht nur unsere Unternehmen, sondern<br />
auch das Handwerk profitieren kann.<br />
Ehinger: Es existiert ja bereits eine<br />
historisch gewachsene Partnerschaft zwischen<br />
uns und der HSE, zum Beispiel die<br />
Gasgemeinschaft. Jedoch müssen wir die<br />
Bedenken unserer Betriebe ernst nehmen:<br />
Wir stehen zu unserer Forderung aus dem<br />
hessischen Energiegipfel – ab dem Hausanschluss<br />
ist das Handwerk zuständig. Nur<br />
das Handwerk hat nämlich die Dienstleistungs-<br />
und Servicekompetenz, die Energiewende<br />
tatsächlich umzusetzen. Wir<br />
wollen also ausloten, was wir tun können,<br />
um die Region Frankfurt-Rhein-Main gemeinsam<br />
voranzubringen.<br />
➜<br />
➜ Kritische Stimmen sehen die Entega<br />
Energieeffizienz GmbH & Co. KG sowie<br />
die Entega Privatkunden GmbH & Co.<br />
KG als direkte Konkurrenz zu örtlichen<br />
Handwerksbetrieben. Wie können Sie<br />
diesen Vorwurf entkräften, wie soll ein<br />
künftiges Miteinander aussehen?<br />
Böddeker: Wir brauchen das Handwerk<br />
und das Handwerk braucht uns. Bei den<br />
Dienstleistungen, die wir erbringen, ergänzen<br />
wir uns und die Handwerksbetriebe in<br />
➜<br />
Industrie & handwerk 3 1<br />
der Region. Sie haben schon in der Vergangenheit,<br />
beispielsweise von Förderprogrammen<br />
der Entega, enorm profitiert.<br />
Beispielsweise kamen in diesem Jahr im<br />
Schnitt in neun von zehn Fällen die Zuschüsse<br />
beim Wechsel von Öl- zu Gasheizungen<br />
regionalen Handwerkern zugute – nur in einem<br />
Fall der Entega Energieeffizienz. Die<br />
Konkurrenz wird sicher bleiben, da jeder<br />
sein Geschäftsmodell erfolgreich umsetzen<br />
will und muss. Gemeinsam aber können<br />
wir an der Effizienzrevolution verdienen.<br />
Ehinger: In unserem Berufsbildungsund<br />
Technologiezentrum in Weiterstadt<br />
entsteht derzeit ein Kompetenzzentrum<br />
für Haustechnik. Es geht darum, die unterschiedlichen<br />
handwerklichen Gewerke<br />
miteinander zu vernetzen und die Ausbildung<br />
junger Nachwuchskräfte auf die Zukunft<br />
auszurichten. Der Dachdecker muss<br />
vom Solaranlagenbauer lernen und umgekehrt<br />
der Elektriker vom Kfz-Mechatroniker.<br />
Wir müssen in unserer Gesellschaft<br />
einfach intensiver und zielgerichteter miteinander<br />
arbeiten: Wir haben uns für die<br />
➜<br />
(v. l.) Bernd Ehinger, Präsident der<br />
Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main,<br />
und Michael Böddeker, vorstand der<br />
HEAG Südhessischen Energie AG (HSE)
3 2 Industrie & handwerk<br />
Energiewende entschieden, also müssen<br />
wir sie nun auf den Weg bringen. Dafür<br />
sind einige Unsicherheiten noch schnellstmöglich<br />
zu klären: So ist beispielsweise im<br />
Mietrecht nicht eindeutig geklärt, wer, wie<br />
und wann Sorge für Energieeinsparung<br />
zu tragen hat. Viele Investoren kritisieren<br />
auch, dass es nicht so einfach ist herauszufi<br />
nden, welche Fördermittel tatsächlich im<br />
einzelnen Fall zur Verfügung stehen. Wir<br />
haben unseren Handwerksbetrieben dafür<br />
ein Online-Tool zur Verfügung gestellt,<br />
das das Einsparpotenzial von Maßnahmen<br />
konkret darstellen kann.<br />
➜ Arbeitet die HWK auch mit anderen<br />
Stromanbietern zusammen oder besitzt<br />
die HSE hier ein Alleinstellungsmerkmal<br />
und wenn ja, warum?<br />
Ehinger: Wir sind mit allen im Gespräch,<br />
die mit uns die Energiewende vorwärts<br />
bringen wollen.<br />
Böddeker: Für uns ist die HWK der<br />
wichtigste Ansprechpartner, um alle Betriebe<br />
in der Region zu erreichen. Dies<br />
wollen wir partnerschaftlich gestalten.<br />
➜<br />
➜<br />
➜ Herr Böddeker, das Geschäft mit der<br />
Energie ist schwierig geworden. Demografi<br />
scher Wandel, Konkurrenz und<br />
Klimaschutzanforderungen lassen den<br />
Absatz zurückgehen. Welche Felder<br />
als Energiedienstleister sind besonders<br />
margenträchtig und wie beziffern Sie<br />
konkret das wirtschaftliche Potenzial,<br />
das Sie sich versprechen?<br />
Böddeker: Die Energiepreise werden<br />
aufgrund der Endlichkeit fossiler Energien<br />
und der weltweit wachsende Nachfrage<br />
auch weiter steigen. Gleichzeitig werden<br />
die Anforderungen an den Klimaschutz<br />
➜<br />
„mIt ,GrEEn rEGIon‘ WollEn hSE und EntEGa motor<br />
EInEr InItIatIvE SEIn, dIE auS unSErEr rEGIon hErauS<br />
dIE GroSSEn WErtSChöPfunGSPotEntIalE Im bErEICh<br />
dEr EnErGIEdIEnStlEIStunGEn ErSChlIESSEn WIll.“<br />
zunehmen. Energiedienstleistungen, und<br />
hier insbesondere die Energieeffi zienzdienstleistungen,<br />
können gleich dreifach<br />
wirksam werden. Zum einen kann damit<br />
der Anstieg der Energiekosten für jeden<br />
Einzelnen abgefedert werden. Zum anderen<br />
hilft jede eingesparte Kilowattstunde<br />
Strom und Gas, den Ausstoß von Kohlendioxid<br />
zu begrenzen. Und nicht zuletzt<br />
können neue qualifi zierte Arbeitsplätze in<br />
diesem Zukunftsmarkt entstehen. Nach<br />
unseren Schätzungen besteht bis 2020 in<br />
Südhessen ein Potenzial für Energiedienstleistungen<br />
von deutlich über einer Milliarde<br />
Euro, also jährlich 125 Millionen Euro.<br />
Viele Studien zeigen, dass je nach Betrachtungsweise<br />
und der Situation der Kunden<br />
unterschiedliche Technologien notwendig<br />
sind. Schwerpunkte sind hier sicher die<br />
Heizungsmodernisierung, die Umstellung<br />
ineffi zienter Anlagen auf regenerative<br />
Energien – wie Holzpellet-Anlagen, aber<br />
auch die Gebäudedämmung und neue passivhauszertifi<br />
zierte Fenster sind Felder in<br />
denen großes Potenzial schlummert.<br />
➜ Das Institut für Energie- und Umweltforschung<br />
in Heidelberg prognostiziert<br />
eine Investitionssumme von 300 Milliarden<br />
Euro für landesweite Maßnahmen zur<br />
Energieeffi zienz bis zum Jahr 2030. Das<br />
sind fast 17 Milliarden Euro jährlich.<br />
Ein gewaltiger Betrag. Woher kommt<br />
das Geld und wie wird es investiert werden:<br />
linear, degressiv oder progressiv?<br />
Ehinger: Auf alle Fälle muss der Staat<br />
steuerliche Anreize schaffen. Ein Vorschlag<br />
ist, beispielsweise die Mehrwertsteuer<br />
auch privaten Investoren zumindest<br />
teilweise zu erstatten. Was haben wir davon?<br />
Nun, die Schwarzarbeit wird be-<br />
➜<br />
Michael Böddeker, vorstand der HEAG Südhessischen Energie AG (HSE)<br />
kämpft, denn nur eine Firma kann auch die<br />
Mehrwertsteuer ausweisen, die Investitionen<br />
kurbeln die Konjunktur an und es wird<br />
gleichzeitig ein Anreiz geschaffen, den Investitionsstau<br />
aufzulösen.<br />
Böddeker: Interessant dabei ist, dass<br />
Investitionen in Energieeffi zienz sich oftmals<br />
selbst rechnen. Mit Fördergeldern<br />
der Entega und des Bundes wird eine<br />
noch höhere Wirtschaftlichkeit erreicht.<br />
Zudem wollen wir den bisher erfolgreich<br />
aufgelegten „Sparbrief“ künftig auch dazu<br />
nutzen, in das Thema Energieeffi zienz zu<br />
investieren.<br />
➜<br />
➜ Des Weiteren prognostiziert das Institut<br />
jährlich 130 000 neue Arbeitsplätze<br />
in diesem Kontext. Ein sehr ambitioniertes<br />
Ziel. In welchen Bereichen genau<br />
sollen dieses Jobs entstehen und woher<br />
kommen die Fachkräfte?<br />
Böddeker: Klar ist, dass über das Thema<br />
Energieeffi zienz viele Bereiche profi<br />
tieren: im Anlagenbau der Bereich Anlagenmechaniker<br />
– Heizung und Sanitär,<br />
Elektroinstallateure und im Bereich der<br />
Gebäudedämmung und Fenstererneuerung.<br />
Ausbildung und Weiterbildung sind<br />
hier für alle Unternehmen – auch der HSE<br />
– eine Zukunftsinvestition.<br />
Ehinger: Wie gesagt, in unserem Kompetenzzentrum<br />
in Weiterstadt arbeiten wir<br />
jeden Tag daran, jungen Menschen, aber auch<br />
erfahrenen Handwerkern Fachwissen in den<br />
Energieffi zienz-Gewerken zu vermitteln.<br />
Dies ist ein langfristig angelegter Prozess.<br />
➜<br />
➜<br />
➜ Herr Böddeker, umweltfreundliche<br />
Energie wünscht sich jeder. Aber sind<br />
die Bürger auch bereit, dafür tiefer in<br />
die Tasche zu greifen? Wie wollen Sie
Fotos: Thomas Häfner<br />
Ihre Kunden davon überzeugen, dass<br />
Nachhaltigkeit nicht zum Nulltarif zu bekommen<br />
und Ihre Initiative auf Dauer<br />
von großem Nutzen ist?<br />
Böddeker: Nachhaltigkeit und Energieeinsparung<br />
ist nicht zum Nulltarif zu bekommen.<br />
Jedoch rechnen sich viele Maß nahmen<br />
von selbst über die Energie einsparung.<br />
Intelligente Produkte werden dem Kunden<br />
künftig helfen, Investitionen nicht tätigen<br />
zu müssen – wie zum Beispiel beim Mikro-<br />
Contracting auch für Privatkunden.<br />
➜<br />
➜ Sie sind quasi der Steilpassgeber, der<br />
Initialzünder der Energiewende des<br />
kleinen Mannes, in dem ihm viele Fragen<br />
aus einer Hand beantwortet werden,<br />
er ein „Rundum-Paket“ erhält?<br />
Ehinger: Das Handwerk will, dass die<br />
Energiewende in der Metropolregion voran<br />
kommt. Hier stehen wir unseren Endkunden<br />
mit Rat und Tat zur Seite: Wer zum<br />
Beispiel wissen will, wie das Dach richtig<br />
zu dämmen ist, ohne dass es Schimmelbildung<br />
gibt, muss sich an unsere Fachbetriebe<br />
wenden. Unsere Ausbildungsberater<br />
gehen nun aber auch verstärkt in Schulen,<br />
um junge Leute darauf aufmerksam zu<br />
machen, welche tollen Perspektiven unsere<br />
Energieeffi zienz-Gewerke und unsere<br />
handwerkliche duale Ausbildung bieten.<br />
Böddeker: Wir halten die Qualität der<br />
Beratung und des Anlagenbaus zusammen<br />
für notwendig, um dem Kunden aus der<br />
Beratung heraus für die Zukunft die richtigen<br />
Entscheidungswege aufzuzeigen.<br />
➜<br />
➜<br />
➜ Herr Böddeker, wie schaffen Sie<br />
über die gesamte Wertschöpfungskette<br />
Transparenz für die Kunden, so dass<br />
diese sicher sind, keine Mogelpackung<br />
in Bezug auf Ökostrom und Energiedienstleistungen<br />
zu bekommen?<br />
Böddeker: Alle Produkte sind bei uns<br />
transparent und werden über unseren<br />
Nachhaltigkeitsbericht der HSE/Entega<br />
auch von Externen geprüft und zertifi ziert.<br />
Das reicht jedoch nicht – sondern wir stehen<br />
zu den Produkten, die zur Energieeinsparung<br />
führen. Der Kunde „merkt“ dieses<br />
direkt über die Reduzierung seiner Gasabschläge<br />
und über seine Jahresabrechung.<br />
➜<br />
➜ Nachhaltigkeit bezieht sich heute nicht<br />
mehr alleine auf den Strompreis, sondern<br />
auf eine ganzheitliche Lebenseinstellung.<br />
Der Begriff „Corporate Social<br />
Responsibility“ gewinnt immer stärker<br />
an Bedeutung. Inwieweit sehen Sie einen<br />
gesellschaftspolitischen/sozialen<br />
Auftrag beim Projekt „Green Region“?<br />
Böddeker: Die HSE ist bereits seit Jahren<br />
auf den unterschiedlichsten Feldern<br />
im Bereich der ökologischen und sozialen<br />
Verantwortung für unser Gemeinwesen<br />
engagiert. Um Forschung und Innovation<br />
in den Bereichen erneuerbare Energien<br />
und Energieeffi zienz voranzutreiben, hat<br />
die HSE als erster Energiedienstleister in<br />
Deutschland ein gemeinnütziges, eigenständiges<br />
Institut gegründet, das NATURpur<br />
Institut. Die Forschungsergebnisse werden<br />
der Öffentlichkeit zugängig gemacht. Verantwortung<br />
für die Region und ihre Menschen<br />
übernehmen wir zudem mit der unabhängigen<br />
HSE Stiftung. In diesem Jahr<br />
unterstützt die Stiftung rund 200 Projekte,<br />
die dem Gemeinwohl dienen. Außerdem ist<br />
die HSE/Entega einer der größten Förderer<br />
und Sponsoren im Bereich des Breitenund<br />
des Spitzensports in der Region. Für<br />
unsere verantwortungsvolle Unternehmens-<br />
➜<br />
Industrie & handwerk 3 3<br />
„daS handWErk WIll, daSS dIE EnErGIEWEndE In dEr<br />
mEtroPolrEGIon voran kommt. hIEr StEhEn WIr<br />
unSErEn EndkundEn mIt rat und tat zur SEItE.“<br />
Bernd Ehinger, Präsident der Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main<br />
führung wurden wir jüngst mit dem „European-CSR<br />
Label“ ausgezeichnet. Darauf<br />
sind wir sehr stolz – bestätigt die Auszeichnung<br />
doch, dass wir auch im europäischen<br />
Vergleich CSR vorbildlich betreiben.<br />
Ehinger: Der gesellschaftlichen Verantwortung<br />
muss Rechnung getragen werden<br />
und wir gehen dabei als Vorbild voran. So<br />
haben wir für die Kammer in diesem Jahr<br />
zwei Opel Ampera angeschafft, die nicht<br />
nur zur Fortbewegung dienen. Wir nutzen<br />
sie auch als Schulungsfahrzeuge für unsere<br />
Kfz-Lehrlinge. Dieser Trend zu einem sich<br />
wandelnden, nachhaltigen Bewusstsein in<br />
der Bevölkerung lässt traditionelle Berufsbilder<br />
wieder erstarken – zum Beispiel bei<br />
den Zweiradmechaniker durch E-Bikes.<br />
So oder so: Der Wille zum Wandel ist in<br />
der Bevölkerung zweifelsohne vorhanden,<br />
er muss nun auch politisch gepusht werden.<br />
Wir haben keine andere Chance, als<br />
diesen Weg zu gehen.<br />
➜<br />
➜ Herr Böddeker, am 19. Dezember will<br />
die HSE mit dem Kongress „Eine Initiative<br />
für ein regionales, ökologisches und<br />
partnerschaftliches Wachstumsmodell“<br />
Netzwerk und Akteure des „Green Region“-<br />
Projekts vorstellen. Können Sie<br />
unseren Lesern bereits Details zu diesem<br />
Kongress verraten?<br />
Böddeker: Bei diesem Kongress im<br />
darmstadtium wollen wir vor allem Beispiele<br />
aus der Praxis der Energiedienstleistungen<br />
aufzeigen und diskutieren. Ich<br />
freue mich sehr, dass mit dem ehemaligen<br />
Bundesumweltminister Klaus Töpfer<br />
und dem Präsidenten von Eurosolar, Peter<br />
Dröge, zwei Pioniere und Vorkämpfer für<br />
den Klimaschutz unserer Einladung nach<br />
Darmstadt gefolgt sind.<br />
➜
Foto: Porsche<br />
3 4 Industrie & handwerk<br />
tradItIon trIfft modErnE<br />
der neue Porsche 911 Carrera<br />
Der neue Allrad-Elfer kam im Herbst dieses<br />
Jahres in vier Varianten – 911 Carrera<br />
4 und 911 Carrera 4S, jeweils als Coupé<br />
und Cabriolet – auf den Markt.<br />
Auffälligstes Erkennungsmerkmal der<br />
Elfer mit Allradantrieb bleibt das breite<br />
Heck: Im Vergleich zu den zweiradgetriebenen<br />
911 Carrera Modellen sind die Radhäuser<br />
der Hinterachse um jeweils 22 Millimeter<br />
weiter herausgezogen und die Hinterreifen<br />
um jeweils zehn Millimeter breiter. Zudem<br />
verbindet ein rotes Leuchtenband die beiden<br />
Rücklichter. An der Front kennzeichnen<br />
neue Kühllufteinlässe die Porsche 911 4er-<br />
Modelle. Neu ist eine Anzeige im Kombiinstrument,<br />
auf dem die Verteilung der Antriebskraft<br />
dargestellt wird. Die Basis der<br />
neuen Sportmodelle bleibt allerdings gleich<br />
– bis auf die allradspezifi schen Änderungen.<br />
Dazu zählen der weiterentwickelte Allradantrieb<br />
mit einer elektronisch geregelten,<br />
kennfeldgesteuerten Lamellenkupplung,<br />
die die Kraft zwischen den Achsen verteilt,<br />
einem automatischen Bremsendifferenzial<br />
und einer Antriebs schlupfregelung.<br />
Je nach Ausstattung spurtet das 350 PS<br />
(257 kW) starke 911 Carrera 4 Coupé in<br />
4,5 Sekunden (Cabriolet: 4,7 Sekunden)<br />
von null auf 100km/h und erreicht bis zu<br />
285 km/h Höchstgeschwindigkeit (Cabriolet:<br />
282 km/h). Coupé und Cabriolet<br />
des 911 Carrera 4S haben einen 3,8-Liter-<br />
Boxermotor mit 400 PS (294 kW) im<br />
Heck, der bei entsprechender Ausstattung<br />
eine Beschleunigung auf 100 km/h in 4,1<br />
Sekunden (Cabriolet: 4,3 Sekunden) und<br />
299 km/h Höchstgeschwindigkeit (Cabriolet:<br />
296 km/h) ermöglicht.<br />
Seinen ersten öffentlichen Auftritt feierte<br />
der neue Porsche 911 Carrera mit Allradantrieb<br />
auf dem Pariser Autosalon vom 29.<br />
September bis 14. Oktober 2012.<br />
Erhältlich sind die neuen Porsche 911<br />
Carrera 4-Modelle ab sofort im Porschezentrum<br />
Darmstadt. Die Preise starten bei<br />
97.557 Euro für das Porsche 911 Carrera<br />
4-Coupé und 110.290 Euro für das Porsche<br />
911 Carrera 4-Cabrio. Die 4S-Versionen<br />
beginnen bei 112.313 Euro (Coupé) und<br />
125.046 Euro (Cabrio).<br />
Vereinbaren Sie für eine Probefahrt einen<br />
Termin in Ihrem Porschezentrum Darmstadt<br />
oder nehmen Sie einfach an unserem<br />
Gewinnspiel teil. Details erfahren Sie im<br />
Kasten rechts auf dieser Seite.<br />
Gewinnen und Platz nehmen!<br />
Wir testen den neuen Porsche 911 Carrera<br />
in der kommenden ausgabe des <strong>WirtschaftsEcho</strong>s<br />
und Sie können dabei sein!<br />
bewerben Sie sich per E-mail für den test<br />
unter service@wirtschaftsecho.de mit dem<br />
betreff: Porschetest. natürlich benötigen<br />
wir auch eine telefonnummer, unter der<br />
wir Sie erreichen können. zur teilnahme<br />
müssen Sie das 25. lebensjahr vollendet<br />
haben und im besitzt eines gültigen führerscheins<br />
sein. bewerbungsschluss ist<br />
der 31.12.2012.<br />
Porsche Zentrum Darmstadt<br />
Wiest Sportwagen GmbH<br />
Hilpertstrasse 5<br />
64295 Darmstadt<br />
Telefon: 06151 864-251<br />
Telefax: 06151 864-302<br />
info@porsche-darmstadt.de<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
BEDEuTuNG FüR DIE REGIoN<br />
uND PARTNER<br />
Die Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main<br />
ist für die internationale Automobil- und<br />
Zulieferbranche ein relevanter Standort<br />
mit zentraler Bedeutung. Viele fokussieren<br />
hier ihre Aktivitäten. Mit dem TUZ<br />
hat der TÜV Hessen das einzige unabhängige<br />
„Third Party“-Labor in der Region.<br />
Das überzeugte Partner aus Wissenschaft<br />
und Industrie, Kooperationen einzugehen.<br />
Auch das hessische Wirtschaftsministerium<br />
begrüßt das Projekt ausdrücklich.<br />
Eine enge Zusammenarbeit besteht mit<br />
der Fraunhofer-Gesellschaft für Betriebsfestigkeit<br />
und Systemzuverlässigkeit LBF<br />
sowie dem Institut für Verbrennungskraftmaschinen<br />
(VKM) der Technischen<br />
Universität Darmstadt. Das Institut von<br />
Professor Christian Beidl (VKM) will<br />
vom TUZ profi tieren: „Wir werden es als<br />
wissenschaftlicher Partner begleiten und<br />
die einzigartigen Einrichtungen auch für<br />
Forschungszwecke nutzen.“<br />
ELEkTRoMoBILITäT uND<br />
ALTERNATIvE ANTRIEBE SPIELEN<br />
IM TuZ EINE WICHTIGE RoLLE<br />
Für Hybrid- und Elektrofahrzeuge stehen<br />
erstklassige Technologien bereit. Der<br />
TÜV Hessen baut bei diesen Zukunftsfragen<br />
seit Jahrzehnten Expertenwissen auf:<br />
So haben die TÜV-Fachleute schon 1990<br />
mit Honda den Insight als erstes Hybrid-<br />
Industrie & handwerk 3 5<br />
„WIr maChEn dEn<br />
PrüfStand zur StraSSE“<br />
Das neue Technologie- und Umweltzentrum<br />
(TUZ) des TÜV Hessen ist eine einzigartige<br />
Einrichtung: Das TUZ setzt Maßstäbe<br />
auf dem Gebiet der Homologation und<br />
Emissionsmessung. Auf den innovativen<br />
Motoren- und Rollenprüfständen lassen<br />
Hersteller und Zulieferer Fahrzeuge und<br />
Motoren für Nutzfahrzeuge sowie Mobile<br />
Maschinen testen. Rund sieben Mio. Euro<br />
nimmt der TÜV Hessen in die Hand. Am<br />
27. November 2012 war die Eröffnung des<br />
Vorzeigeprojekts.<br />
Für das neue Technologie- und Umweltzentrum<br />
(kurz: TUZ) werden am Ende<br />
<strong>Ausgabe</strong>n von rund 6,9 Millionen Euro zu<br />
Buche stehen, die der TÜV Hessen aus eigenen<br />
Mitteln trägt. Mit dem Testzentrum,<br />
das am Standort Pfungstadt – nur sechs<br />
Kilometer entfernt von der Unternehmenszentrale<br />
in Darmstadt – in den vergangenen<br />
eineinhalb Jahren aufgebaut wurde<br />
und das Ende November 2012 in Betrieb<br />
ging, nimmt der TÜV Hessen eine wichtige<br />
Rolle im TÜV SÜD-Konzern ein: Als<br />
Kompetenzzentrum deckt der Geschäftsbereich<br />
Automotive des TÜV Hessen<br />
federführend die perspektivisch wichtigen<br />
Geschäftsfelder „Nutzfahrzeuge“, „Mobile<br />
Maschinen“ sowie „E-Mobilität und<br />
alternative Antriebe“ ab.<br />
fahrzeug homologiert. „Wir sind weltweit<br />
auch die Ersten gewesen, die mit dem Mitsubishi<br />
i-MiEV ein Elektrofahrzeug nach<br />
EG-Richtlinien homologiert und damit für<br />
europäische Straßen zugelassen haben“,<br />
erklärt Degrell. Bei wasserstoffbetriebenen<br />
Fahrzeugen (Brennstoffzelle) sei man<br />
ebenfalls führend.<br />
TÜV Hessen schafft im TUZ Arbeitsplätze<br />
„Bisher sind wir zwar ein kleiner, aber profi<br />
tabler Bereich gewesen“, sagt Bereichsleiter<br />
Degrell. „In wenigen Jahren werden<br />
wir laut Businessplan unseren Umsatz und<br />
das Personal verdoppelt haben.“ Schließlich<br />
benötige man operative Betriebsleiter<br />
und Verantwortliche für Projekte, Vertrieb<br />
und Akquise. „Wir haben eine glänzende<br />
Perspektive: Wir schaffen Arbeitsplätze.<br />
Wir schaffen Relevanz für den Bereich Automotive.<br />
Wir errichten hier einen Leuchtturm<br />
mit viel Strahlkraft für den TÜV Hessen:<br />
ein Ausdruck für dessen Wertigkeit“,<br />
so Degrell.<br />
Fotos: Tüv Hessen
3 6 Industrie & handwerk<br />
ChEmIEuntErnEhmEn<br />
In SüdhESSEn<br />
Was zählt, sind Innovationen, qualifi zierte mitarbeiter<br />
und exzellente beratungsleistungen<br />
Spätestens seit der Finanzkrise wissen wir,<br />
dass mit Geld und Immobilien allein kein<br />
Wachstum möglich ist, sondern dass es<br />
noch einen anderen wichtigen Bereich der<br />
„Realwirtschaft“ gibt: die Industrie. Sie<br />
hat uns krisenfester gemacht und erwirtschaftet<br />
mit ihren in alle Welt exportierten<br />
Produkten und begleitenden Dienstleistungen<br />
23 Prozent der Bruttowertschöpfung.<br />
Einen besonderen Stellenwert hat dabei<br />
die chemische Industrie.<br />
Das von der UN-Generalversammlung<br />
initiierte Motto „Chemie – unser Leben,<br />
unsere Zukunft“ weist auf den großen<br />
Einfl uss der Chemie für Lebensqualität<br />
und Umweltschutz hin.<br />
In vielen Lebensbereichen profi tieren wir<br />
täglich von den Fortschritten in Chemie<br />
und Pharmazie. Ob Mobiltelefon, neue<br />
Medikamente, intelligente Materialien<br />
oder Sicherung unserer Ernährung und<br />
Energieversorgung – es ist schon erstaun-<br />
lich, was Chemieunternehmen<br />
heute alles leisten.<br />
Das Spektrum ist vielfältig<br />
und reicht von intensiver<br />
Forschung und Entwicklung<br />
bis hin zu den daraus<br />
resultierenden neuen<br />
Produkten und Verfahren.<br />
Diese Leistungen können<br />
die Chemieunternehmen<br />
nur erbringen,<br />
wenn ihre Mitarbeiter<br />
qualifi ziert und motiviert<br />
sind. Allein im Jahr<br />
2010 investierten Chemieunternehmen<br />
rund<br />
36 Stunden und 1467<br />
Euro pro Mitarbeiter<br />
für Weiterbildung. Das<br />
zukunftsorientierte<br />
Handeln der Unter-<br />
nehmen wird aber immer stärker durch politische<br />
Entscheidungen belastet.<br />
Sorgen bereiten den Unternehmen hierzulande<br />
steigende Energiekosten, hohe<br />
Steuern und Sozialabgaben, eine zu geringe<br />
Forschungsförderung sowie fehlendes<br />
gesellschaftliches Verständnis für Innovation,<br />
gepaart mit zu viel Bürokratie.<br />
Besonders deutlich wird das bei den komplizierten<br />
und langwierigen Zulassungsverfahren<br />
für neue Medikamente, welche<br />
den pharmazeutischen Herstellungsprozess<br />
und<br />
den Zugang zum<br />
Arzneimittelmarkt<br />
oft unnötig erschweren.<br />
Eine weitere zentrale<br />
Herausforderung ist<br />
und bleibt der Fachkräftebedarf<br />
– er reicht<br />
vom Auszubildenden<br />
über den Facharbeiter<br />
bis hin zum Forscher. Zu<br />
den derzeit besonders<br />
nachgefragten Qualifi -<br />
kationen bei Chemikern<br />
und Naturwissenschaftlern<br />
zählen Spezialkenntnisse<br />
der Elektrochemie,<br />
Grenzfl ächenchemie und<br />
Materialwissenschaften.
uNTERNEHMERvERBäNDE<br />
SüDHESSEN – PARTNER, IMPuLS-<br />
GEBER uND DIENSTLEISTER AN DER<br />
SCHNITTSTELLE ZWISCHEN SCHuLEN,<br />
WIRTSCHAFT uND WISSENSCHAFT<br />
Sowohl die kleinen und mittelständischen<br />
Familienbetriebe als auch die „global<br />
player“ unter den in Südhessen ansässigen<br />
Chemieunternehmen schätzen den Service<br />
der Unternehmerverbände Südhessen.<br />
Diese sorgen als Dienstleister und Stimme<br />
der freiwillig organisierten Wirtschaft<br />
nicht nur für die arbeits- und sozialrechtliche<br />
Beratung und Vertretung ihrer Mitglieder,<br />
sondern tragen auch durch ihre<br />
Arbeitskreise SCHULEWIRTSCHAFT<br />
und Hochschule-Wirtschaft Südhessen<br />
dazu bei, junge Menschen für MINT-Berufe<br />
und duale Studiengänge zu begeistern.<br />
Um die Nachwuchsgewinnung ihrer Mitgliedsfi<br />
rmen zu unterstützen, bringen die<br />
Unternehmerverbände Südhessen Schulen,<br />
Firmen und Hochschulen frühzeitig<br />
miteinander in Kontakt, damit die Schüler<br />
ihre Berufswünsche noch während<br />
der Schulzeit mit den Anforderungen von<br />
Arbeitgebern und Hochschulen abgleichen<br />
können.<br />
Einen besonderen Stellenwert bei den Unternehmerverbänden<br />
Südhessen hat die<br />
Weiterbildung für Geschäftsführer, Personalverantwortliche<br />
und Kommunikationsfachleute.<br />
Neben arbeits-, sozial- und<br />
tarifl ichen Themen werden gesellschaftliche<br />
und industriespezifi sche Entwicklungen,<br />
aber auch Trends aus dem Personalmanagement<br />
und der Öffentlichkeitsarbeit<br />
(z.B. Social Media) aufgegriffen.<br />
ZEITARBEIT IN BEWEGuNG<br />
Nachdem schon mit Wirkung zum<br />
1. November 2011 das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />
(AÜG) geändert wurde,<br />
erfährt die Zeitarbeit in Deutschland nunmehr<br />
auch innerhalb der unterschiedlichen<br />
Branchen auf tarifl icher Ebene eine Reihe<br />
von Neuregelungen. Durch die Gesetzesänderung<br />
des AÜG wurde zunächst die<br />
Erlaubnispfl icht für Arbeitnehmerüberlassung<br />
ausgeweitet, die Einsatzdauer der<br />
Überlassung zeitlich beschränkt und durch<br />
die so genannte „Drehtürklausel“ eine Regelung<br />
geschaffen, die bewirken soll, dass<br />
Stammmitarbeiter nicht durch Zeitarbeitnehmer<br />
ersetzt werden.<br />
Die Metall- und Elektroindustrie hat als<br />
größte deutsche Industrie als erste mit einer<br />
tarifl ichen Regelung den Einsatz von<br />
Zeitarbeit in den Unternehmen geregelt.<br />
Das bis dahin gesellschaftspolitisch kontrovers<br />
diskutierte Thema hat nun verlässliche<br />
und akzeptierte Eckpunkte. Mit<br />
den neu abgeschlossenen Tarifverträgen<br />
wurden Rahmenregelungen für den praktischen<br />
Einsatz von Zeitarbeitnehmern in<br />
den Betrieben und rechtlich normierte Perspektiven<br />
für Zeitarbeitnehmer geschaffen.<br />
Die tarifl ichen Regelungen bieten den Unternehmen<br />
eine sichere rechtliche Basis,<br />
um auch in Zukunft das dringend notwendige<br />
Flexibilisierungsinstrument der Zeitarbeit<br />
nutzen zu können. Von dieser sozialpartnerschaftlichen<br />
Lösung profi tieren<br />
Mitarbeiter und Unternehmen, aber auch<br />
Arbeitslose und die Gesellschaft insgesamt.<br />
Dazu beigetragen haben auch die jüngst abgeschlossenen<br />
und schon zum Teil in Kraft<br />
getretenen Tarifabschlüsse in der Zeitarbeitsbranche<br />
zu den Branchenzuschlägen.<br />
Die Tarifverträge über Branchenzuschläge<br />
für die M+E Industrie und die Chemische<br />
Industrie sind seit 1. November 2012 in<br />
Kraft. Die Tarifverträge über Branchen-<br />
Industrie & handwerk 3 7<br />
Rechtsanwalt Dirk Widuch,<br />
Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />
und Leiter der<br />
Rechtsabteilung bei den<br />
unternehmerverbänden<br />
Südhessen<br />
zuschläge für die Kunststoffverarbeitende<br />
Industrie und die Kautschukindustrie folgen<br />
am 1. November 2013 und der Tarifvertrag<br />
für den Schienenverkehrsbereich<br />
am 1. April 2013.<br />
Diese Kombination aus gesetzlichen und<br />
tarifl ichen Regelungen stärkt das wertvolle<br />
Arbeitsmarktinstrument Zeitarbeit, schafft<br />
Planungssicherheit und beendet die unnötige<br />
Diskussion um den Nutzen der Zeitarbeit.<br />
Zeitarbeit ist für Unternehmen ein<br />
notwendiger und unersetzlicher Puffer für<br />
immer plötzlicher auftretende Auftragsschwankungen<br />
und ein unentbehrliches Instrument<br />
für viele Arbeitnehmer zur Rückkehr<br />
in die sozialversicherungspfl ichtige<br />
Beschäftigung.<br />
Mehr als 63 Prozent der neu eingestellten<br />
Beschäftigten in der Zeitarbeit hatten<br />
unmittelbar vor der Aufnahme der Zeitarbeit<br />
keine anderweitige Beschäftigung.<br />
Der große Nutzen zeigt sich auch daran,<br />
dass ca. 35 Prozent der Zeitarbeitnehmer<br />
von den Unternehmen, die Zeitarbeit<br />
nutzen, übernommen werden – Tendenz<br />
steigend.<br />
Foto: Privat
3 8 Industrie & handwerk<br />
ChEmIE- und kunStStoffuntErnEhmEn Im kurzPorträt:<br />
mit knapp 58 000 beschäftigten, über 23 milliarden<br />
umsatz und einer Exportquote von fast 65<br />
Prozent ist die chemische Industrie einer der<br />
zentralen motoren der hessischen Wirtschaft.<br />
Einige unternehmen aus Südhessen möchten<br />
wir Ihnen vorstellen.<br />
Dr. Franz Köhler Chemie GmbH<br />
köhler-Chemie ist ein 1959 gegründetes fami-<br />
lienunternehmen mit Spezial-Präparaten für<br />
diagnostik, therapie, anästhesie sowie organprotektiven<br />
lösungen. nahezu alle Produkte<br />
stammen aus eigener forschung und Entwicklung.<br />
Seit den 1960er Jahren ist das unternehmen darauf<br />
spezialisiert, blutleere organe über einen<br />
längeren zeitraum mittels organprotektiven lösungen<br />
zu konservieren. damit wurden transplantationen<br />
erst möglich. daneben umfasst die<br />
Produktpalette unter anderem therapeutika in<br />
der Intensivmedizin, röntgen-kontrastmittel,<br />
antidota (Gegengifte), zink (zur behandlung von<br />
zinkmangel) und Elektrolytlösungen (mineralstoffe<br />
und Spurenelemente).<br />
anzahl mitarbeiter: 140<br />
Standorte: bensheim und alsbach sowie tochterunternehmen<br />
in den uSa und russland<br />
umsatz: rund 30 millionen Euro<br />
märkte: 85 länder weltweit<br />
auszeichnungen: Im Jahr 2005 wurde dr. Gernot<br />
köhler als „Entrepreneur des Jahres“ nominiert.<br />
www.koehler-chemie.de<br />
Deutsche Amphibolin-Werke<br />
von Robert Murjahn Stiftung & Co KG (DAW)<br />
die daW-firmengruppe ist<br />
in deutschland, österreich<br />
und der türkei marktführer<br />
auf dem Gebiet der bautenanstrichmittel.<br />
In Europa befindet sich das unternehmen bei<br />
baufarben nach großen internationalen konzernen<br />
auf Platz drei. mit rund 5200 mitarbeitern im<br />
In- und ausland und einem umsatz von jährlich<br />
rund 1,3 mrd. Euro sind die daW Europas größter<br />
baufarben-hersteller in privater hand. zur<br />
firmengruppe gehören u. a. Caparol (farben,<br />
lacke, lasuren, Wärmedämm-verbundsysteme)<br />
und alpina (marke für den heimwerker).<br />
das bekannteste Produkt ist alpinaweiß – Europas<br />
meistgekaufte Innenfarbe.<br />
der Stammsitz der Gruppe liegt in oberramstadt.<br />
für sein Engagement im bereich<br />
nachhaltigkeit wurde das inhabergeführte<br />
familienunternehmen von der verbraucher<br />
Initiative e.v. als „nachhaltiger hersteller 2011“<br />
mit einer Silber-medaille ausgezeichnet.<br />
Im mai 2012 gewannen die daW den „n-tv“-<br />
„hidden Champion“ in der kategorie „nachhal-<br />
tigkeit“.<br />
www.daw.de<br />
RITTER-PEN GmbH<br />
ritter-Pen ist einer der führenden hersteller<br />
von Schreibgeräten für die Werbemittelbranche.<br />
das familienunternehmen wurde im Jahr<br />
1928 durch Jacob ritter gegründet. am Standort<br />
brensbach sind 125 mitarbeiter beschäftigt, davon<br />
80 in den Produktionsabteilungen.<br />
mit einem Werbedruck und einer Qualitätsmine<br />
versehen, liefert ritter-Pen kugelschreiber in<br />
verschiedenen designs und trendigen farben in<br />
mehr als 40 länder. farbkombinationen werden<br />
nach kundenwunsch produziert. Im Penbuilder<br />
unter www.ritter-pen.de kann sich jeder Interessent<br />
seinen individuellen kugelschreiber zusammenstellen.<br />
Eine Spezialität des unternehmens ist die Entwicklung<br />
und vermarktung einer naturbasierenden<br />
kugelschreiberserie auf Cellulose-basis.<br />
für diesen besonderen Werkstoff wurde es mit<br />
dem Preis „biowerkstoff des Jahres 2008“ ausgezeichnet.<br />
Parallel wird konsequent auf nachhaltige Produktionsprozesse<br />
umgestellt. neben einer<br />
neuen kühlungsanlage wird in moderne hybrid-<br />
Spritzgießmaschinen investiert. ab 2013 wird<br />
auf ökostrom umgestellt.<br />
die Wertschöpfungskette umfasst unter anderem<br />
die Produktentwicklung mit eigenem design,<br />
die umsetzung im eigenen Werkzeugbau<br />
sowie die Produktion der kugelschreiberteile.<br />
die montage und die veredlung mittels Siebund<br />
tampondruck runden die Individualisierung<br />
des ritter-Pens ab.<br />
www.ritter-pen.de<br />
koziol »ideas for friends GmbH<br />
Seit 1927 erfindet, entwirft<br />
und produziert<br />
koziol hochwertige<br />
designprodukte zum<br />
leben und Wohnen<br />
mit unverwechselbaren formen. und das ausschließlich<br />
in deutschland, am Standort Erbach/<br />
odenwald.<br />
Einzigartig ist die hohe fertigungstiefe des unternehmens:<br />
von der Idee über die designentwicklung,<br />
die konstruktion, den Werkzeugbau,<br />
die Produktion, die montage und den versand<br />
bis hin zum weltweiten vertrieb ist das gesamte<br />
know-how unter einem dach vereint.<br />
die regionale verwurzelung trägt maßgeblich<br />
zum Erfolg bei, denn aufbauend auf<br />
eine jahrhundertealte handwerkstradition<br />
werden hier in verbinung mit modernsten<br />
technologien unnachahmliche Produkte erschaffen.<br />
In über 50 ländern der Welt schätzt man mittlerweile<br />
das fröhliche design und die originellen<br />
Produkte von koziol. noch mehr über die<br />
marke und das Glück erfährt man in der koziol-„Glücksfabrik“<br />
am firmensitz in Erbach. die<br />
multimediale Erlebniswelt enthält museum, designshop<br />
und Café und präsentiert marke zum<br />
anfassen. das koziol-museum inszeniert die<br />
firmengeschichte in einem einzigartigen, interaktiven<br />
maschinenpark.<br />
Es ist ein ort, der besondere Erlebnisse schafft.<br />
kennzahlen: 180 mitarbeiter, ca. 40 neue Produkte/Jahr,<br />
60 Prozent Exportanteil weltweit,<br />
über 60 designpreise<br />
www.koziol.de<br />
MERCK KGaA<br />
merck gehört zu<br />
den weltweit führenden<br />
Pharma-,<br />
Chemie- und life-<br />
Science-unternehmen.<br />
mit innovativen<br />
Produkten und Services will merck dazu beitragen,<br />
die lebensqualität der menschen weiter<br />
zu verbessern. das Geschäft gliedert sich in vier<br />
Sparten.<br />
Während merck Serono innovative verschreibungspflichtige<br />
medikamente erforscht und<br />
vertreibt, bietet die Sparte Consumer health<br />
Produkte für die Selbstmedikation und Gesundheitsvorsorge.<br />
merck millipore hingegen ist ein<br />
weltweit führender Partner für die life-Science-<br />
Industrie und Performance materials verfügt<br />
über eine umfangreiche Palette an innovativen<br />
Produkten und technologien für die unterhaltungselektronik,<br />
beleuchtung, drucktechnik,<br />
kunststoff- und lackanwendung sowie kosmetik.<br />
In vielen bereichen ist merck Weltmarktführer,<br />
so zum beispiel im markt für flüssigkristalle<br />
und bei den Perlglanz-Effektpigmenten, einer<br />
hochspezialisierten nische des Pigmentmarktes.<br />
mit rund 40 000 mitarbeitern ist merck in<br />
67 ländern vertreten. Im Jahr 2011 erzielte<br />
merck Gesamterlöse in höhe von 10,3 milliarden<br />
Euro. der Stammsitz des unternehmens ist<br />
in darmstadt. die anfänge gehen bis ins<br />
Jahr 1668 zurück, somit ist merck das älteste<br />
pharmazeutisch-chemische unternehmen der<br />
Welt.<br />
www.merckgroup.com
Foto: Sv 98<br />
Software aG bleibt hauptsponsor des Sv darmstadt 98<br />
Die Software AG wird bis zum Sommer<br />
2015 die Zusammenarbeit mit dem Fußball-Drittligisten<br />
fortsetzen, wie Arnd<br />
Zinnhardt, Finanzvorstand Software AG,<br />
und Rüdiger Fritsch, Präsident des SV<br />
Darmstadt 98, im Oktober in Darmstadt<br />
bekannt gaben.<br />
Präsident Rüdiger Fritsch freut sich<br />
über die Vertragsverlängerung und die<br />
damit verbundene weitere Zusammenarbeit<br />
und wirtschaftliche Kontinuität. „Die<br />
Software AG ist ein starker und zuverlässiger<br />
Partner, der wesentlich dazu beigetragen<br />
hat die wirtschaftlichen Voraussetzungen<br />
für unseren sportlichen Erfolg<br />
zu schaffen“, so Fritsch. Die Fortsetzung<br />
des Engagements um weitere drei Jahre<br />
ist nicht selbstverständlich im schnelllebigen<br />
Fußball-Geschäft. Der SV 98 beweist<br />
gemeinsam mit der Software AG Berechenbarkeit<br />
und Planungssicherheit, ist<br />
der Präsident überzeugt. „Wir sind stolz<br />
und glücklich, mit der Software AG weiter<br />
zusammenarbeiten zu dürfen“, erklärte<br />
Fritsch.<br />
ALS WICHTIGSTER PARTNER<br />
SETZT DIE SoFTWARE AG<br />
IHRE uNTERSTüTZuNG FoRT<br />
2008 war das Unternehmen als Hauptsponsor<br />
bei den Lilien eingestiegen. „Die Vereinsführung<br />
hatte uns überzeugend bewiesen,<br />
dass sie in der Lage ist, den SV<br />
Darmstadt 98 zu stabilisieren und sportlich<br />
voranzubringen“, sagt Arnd Zinnhardt,<br />
Finanzvorstand der Software AG.<br />
„Wir sind uns sicher, dass der zurückliegende<br />
Weg in die 3. Liga für den Verein<br />
und die Region der richtige war. Daher<br />
wollen wir als Hauptsponsor wesentlich<br />
dazu beitragen, die wirtschaftlichen Voraussetzungen<br />
für einen nachhaltigen<br />
Erfolg zu schaffen. Auch wenn wir ein<br />
global agierender Konzern sind, ist es<br />
Industrie & handwerk 3 9<br />
vErtraGSvErlänGErunG<br />
bIS 2015<br />
uns wichtig, fest in der Region verwurzelt<br />
zu sein. Die Zusammenarbeit mit den<br />
Lilien hat uns enorm geholfen, unsere Bekanntheit<br />
bis über die Stadtgrenzen hinaus<br />
zu steigern und die Marke ‚Software AG’<br />
in der Region auch emotional aufzuladen“,<br />
betont Arnd Zinnhardt.<br />
Die Unterstützung für die Lilien gilt dabei<br />
nicht nur der Profi-Fußballmannschaft,<br />
sondern in erster Linie auch dem Gesamtverein,<br />
um dem Breitensport und der Jugendarbeit<br />
in verschiedenen Sportarten<br />
innerhalb des Vereins die nötige finanzielle<br />
Basis zu geben. Damit bekräftigt die<br />
Software AG ihr Bekenntnis zum Standort<br />
Darmstadt und unterstützt einen wichtigen<br />
Bereich im gesellschaftlichen Leben der<br />
Region.<br />
»WIr SInd Stolz und GlüCklICh,<br />
mIt dEr SoftWarE aG WEItEr<br />
zuSammEnarbEItEn zu dürfEn«
4 0 Industrie & handwerk<br />
WaChStum, daS WErt<br />
Europäische Chemieunternehmen können komplexe Geschäfte profi tabel managen<br />
Was sind die Erfolgsfaktoren<br />
für profi tables Wachstum? und<br />
welche trends sollten europäische<br />
Chemieunternehmen<br />
beachten, um auch in zukunft<br />
wettbewerbsfähig zu bleiben?<br />
dr. andrea Gruß sprach darüber<br />
für die branchenzeitung<br />
ChEmanager mit dr. udo Jung,<br />
Senior Partner bei der boston<br />
Consulting Group (bCG) in<br />
frankfurt.<br />
➜ Wie korrelieren Wachstum und<br />
Wertschöpfung von Unternehmen?<br />
Unsere Analyse der 500 größten börsennotierten<br />
Unternehmen über zehn Jahre<br />
ergab, dass etwa drei Viertel der Wertsteigerung<br />
durch Wachstum generiert wurden<br />
und ein deutlich geringerer Anteil durch<br />
die Steigerung der Marge. Umsatzwachstum<br />
allein garantiert jedoch keine Wertschöpfung.<br />
Das Wachstum muss auch profi<br />
tabel sein.<br />
vom Bayer-Konzern in den Jahren 2003<br />
bis 2007 seinen Wert zunächst über die<br />
Marge gesteigert, u.a. durch den Verkauf<br />
des ABS-Geschäfts an Ineos. In den Jahren<br />
danach gewann bei Lanxess der Anteil<br />
des Umsatzwachstums an Bedeutung.<br />
Eine ähnliche Entwicklung, zeitlich etwas<br />
verschoben, durchläuft der französische<br />
Konzern Arkema, der durch die Ausgliederung<br />
des Chemiegeschäfts aus dem Total-<br />
Konzern entstand. Das Unternehmen ist<br />
in den vergangenen fünf Jahren in Bezug<br />
auf den Umsatz kaum gewachsen, konnte<br />
aber seine Marge stark verbessern und<br />
hat nun eine Wachstumsstrategie erarbeitet.<br />
Und das ist letztlich auch die richtige<br />
Reihenfolge. Nicht von ungefähr heißt es:<br />
„you have to earn the right to grow.” Es<br />
muss zunächst Profi tabilität sichergestellt<br />
werden – dies ist die Basis für Wachstum.<br />
Die umgekehrte Reihenfolge – durch reines<br />
Umsatzwachstum die Profi tabilität zu<br />
steigern – ist sehr oft eine Illusion.<br />
➜ Ein schneller Weg zur Umsatzsteigerung<br />
ist die Akquisition. Sie haben die<br />
Wertschöpfung von Mergers & Akquisitions<br />
analysiert. Mit welchem Ergebnis?<br />
Die Statistik sagt, dass nur ungefähr<br />
50 Prozent der Akquisitionen auch Wert<br />
schaffend sind. Hierfür gibt es rückblickend<br />
einige Beispiele: Vor etwa zwölf<br />
Jahren gab es in der Chemieindustrie eine<br />
Welle an Akquisitionen in der Feinchemie:<br />
DSM übernahm Catalytica. Evonik, damals<br />
noch Degussa-Hüls, kaufte Laporte<br />
und Clariant die Feinchemiegruppe BTP.<br />
Damals war man überzeugt, Feinchemie<br />
ist ein Wachstumsfeld und viele pharmazeutische<br />
Unternehmen werden verstärkt<br />
strategisches Outsourcing bei der Wirkstoffproduktion<br />
betreiben. Das ist nicht<br />
➜<br />
erfolgt. Die Akquisitionen haben sich als<br />
Fehlpässe entpuppt; alle genannten Unternehmen<br />
mussten später fast die gesamte<br />
Akquisition abschreiben. Auf der anderen<br />
Seite gibt es natürlich auch Beispiele, bei<br />
denen Unternehmen massiv in eigene Anlagen<br />
investiert haben, die dann am Ende<br />
auch nicht Wert schaffend waren, weil sie<br />
beispielsweise einfach zu klein waren.<br />
➜ Wie lassen sich „Fehlpässe“ vermeiden?<br />
Wichtig sind eine bewusste Verzahnung<br />
von Geschäfts- und Asset-Strategie<br />
und eine differenzierte Investitionsstrategie.<br />
Wo ein Unternehmen über proprietäre<br />
Technologien verfügt, über eigene Anlagen<br />
und werthaltige Produkte mit langfristigen<br />
Perspektiven, d.h. Wachstumspotenzial<br />
für fünf bis zehn Jahre, da sollte im<br />
Zweifel mutiger investiert werden. Ist der<br />
Lebenszyklus eines Produkts oder einer<br />
Technologie jedoch weiter fortgeschritten,<br />
sollten Unternehmen über sog. Asset-light-<br />
Geschäftsmodelle nachdenken. Das kann<br />
z.B. ein Produktions-Joint-Venture mit einem<br />
Wettbewerber sein.<br />
➜<br />
➜<br />
➜ Wie profi tabel wachsen europäische<br />
Chemieunternehmen?<br />
Betrachtet man einzelne Unternehmen<br />
der Chemiebranche, so sind die Anteile der<br />
Wertsteigerung aus Umsatzwachstum oder<br />
aus der Marge durchaus unterschiedlich<br />
und abhängig davon, welche „Hausaufgaben“<br />
ein Unternehmen gerade zu erledigen<br />
hat. Ein Beispiel hierfür ist Lanxess: Das<br />
Unternehmen hat nach der Abspaltung<br />
➜ Welche Wachstumstreiber sollten<br />
Chemieunternehmen bei ihrer Investitionsstrategie<br />
berücksichtigen?<br />
Das Chemiewachstum korreliert nicht<br />
nur mit dem Bevölkerungswachstum, sondern<br />
auch stark mit dem Anstieg des Bruttosozialprodukts,<br />
also dem Wachstum des<br />
Wohlstands einer Gesellschaft. Mehr als<br />
zwei Drittel des globalen Wachstums der<br />
chemischen Industrie bis zum Jahr 2020<br />
und annähernd 50 Prozent der globalen<br />
Chemienachfrage werden daher in Asien<br />
stattfi nden. Der Schwerpunkt von Wachstum<br />
und Nachfrage verschiebt sich. Euro-<br />
➜<br />
➜
SChafft<br />
päische Chemieunternehmen bauen schon<br />
heute verstärkt Produktionsstätten in Asien<br />
für Asien. Auch die Forschung und Produktentwicklung<br />
erfolgt immer häufi ger<br />
vor Ort. Für eine detailliertere Wachstumsprognose<br />
ist es dabei wichtig, zwischen<br />
den einzelnen Ländern Asiens – und auch<br />
innerhalb der großen Länder – zu differenzieren.<br />
➜ Wie unterscheidet sich beispielsweise<br />
das Marktpotenzial Chinas von dem<br />
Indiens?<br />
In China wächst die Bevölkerung aufgrund<br />
der bekannten 1-Kind-Politik nicht<br />
mehr. Mittelfristig ist dort der Wachstumstreiber<br />
die „nächste Milliarde Konsumenten“,<br />
also im Grunde der Anstieg des verfügbaren<br />
Einkommens pro Kopf bzw. des<br />
frei verfügbaren Haushaltseinkommens.<br />
Menschen können sich Produkte leisten,<br />
die sie vorher nicht kaufen konnten. Steigt<br />
der Wohlstand weiter, werden in einer<br />
zweiten Stufe der Nachfrage-Pyramide<br />
einfache Produkte durch qualitativ höherwertige<br />
Produkte ersetzt.<br />
Als demografi sche Folge der 1-Kind-Politik<br />
wird es statistisch zu einer relativ schnellen<br />
Alterung der chinesischen Gesellschaft<br />
kommen. Wesentlicher Wachstumstreiber<br />
wird daher langfristig das Wohlstandswachstum<br />
sein – d.h. Wachstum entlang<br />
der „Qualitätspyramide“ von Produkten.<br />
Anders in Indien: Hier kommt aufgrund der<br />
höheren Geburtenrate und der sehr jungen<br />
Bevölkerung als Wachstumstreiber eine<br />
demografi sche Dividende hinzu.<br />
➜<br />
➜<br />
➜ Wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial<br />
für die Chemieindustrie in Europa?<br />
Ein Großteil des Wachstums wird<br />
künftig die Nachfrage nach Konsumgütern<br />
von Menschen über 55 Jahren generieren,<br />
denn dies ist die einzige, wachsende<br />
Bevölkerungsgruppe. In Deutschland werden<br />
etwa 85 Prozent des Konsumwachstums<br />
bis zum Jahr 2030 Verbraucher dieser<br />
Altersgruppe<br />
verursachen.<br />
Hiervon profi -<br />
tieren indirekt<br />
auch diejenigenChemieunternehmen,<br />
die für ihre Abnehmerindustrien<br />
spezifi sche Produkte entwickeln oder<br />
designen, welche dem Geschmack oder<br />
den Bedürfnissen der älter werdenden Gesellschaft<br />
angepasst sind.<br />
»ChEmIEWaChStum korrElIErt<br />
Stark mIt dEm WaChStum dES<br />
WohlStandS EInEr GESEllSChaft.«<br />
➜ Welche Auswirkungen haben diese<br />
Entwicklungen auf die Branche?<br />
In Europa oder den USA ist das<br />
strukturelle Wachstum der Chemieindustrie<br />
– d.h. das Wachstum in Bezug<br />
auf Kenngrößen, wie z.B. den Pro-Kopf-<br />
Verbrauch an Kunststoffen –<br />
begrenzt. Dennoch bieten sich<br />
auch hier weiterhin Wachs-<br />
Wachs tums potenziale durch<br />
innovative Geschäftsmodelle,<br />
bei denen Unternehmen über<br />
die landläufi gen Grenzen ihrer<br />
Branche hinaus in Richtung der<br />
Applikationen ihrer Produkte<br />
wachsen. Ein Beispiel:<br />
Die Übernahme von<br />
Millipore durch Merck.<br />
Durch die Akquisition<br />
ergänzte das Darmstädter<br />
Unternehmen sein<br />
➜<br />
Industrie & handwerk 4 1<br />
Portfolio um innovative Technologien<br />
und Dienstleistungen für Pharma- und<br />
Biotechnologieunternehmen. Die Grenze<br />
„Wo hört die Chemieindustrie auf und<br />
wo fängt die Applikationsindustrie an?“<br />
wird zunehmend verwischen. Dies zeigt<br />
sich z.B. auch im Bereich der Batterien für<br />
E-Mobilität. Während Chemieunternehmen<br />
hier zunächst nur als Zulieferer für<br />
Anoden- oder Kathodenmaterialien oder<br />
Membranen von Batterien agierten, gibt es<br />
heute bereits Kooperationen zur Herstellung<br />
ganzer Batteriesysteme.<br />
➜ Geht damit nicht eine zunehmende<br />
Komplexität des Geschäfts einher?<br />
Ja, aber solange „erforderliche“ Komplexität<br />
– im Gegensatz zu unnötiger Kompliziertheit<br />
– mit einem differenzierten<br />
Marktangebot korreliert, kann sie zu einer<br />
höheren Profi tabilität beitragen. Denn Geschäfte,<br />
die eine Komplexitätsanforderung<br />
haben, erzeugen Kundenbindung und sind<br />
Grundlage für Innovationen. Die Fähigkeit,<br />
unterschiedliche Geschäftsmodelle in<br />
einem Konzern zu steuern, zeichnet europäische<br />
und einige amerikanische Chemieunternehmen<br />
aus. Unsere Analysen<br />
zeigen, dass gerade europäische<br />
Chemieunternehmen gelernt haben,<br />
in sehr unterschiedlichen<br />
und differenzierten Segmenten<br />
Wert zu schaffen, indem sie<br />
komplexe Geschäfte unkompliziert<br />
steuern.<br />
➜<br />
Dr. udo Jung,<br />
Senior und<br />
Managing Partner,<br />
Boston<br />
Consulting<br />
Group.<br />
Foto: CHEManager
4 2 menschen & märkte<br />
Besuch in Darmstadt: Peer Steinbrück (Mitte) referierte beim Wirtschaftsforum der IHk (rechts Hauptgeschäftsführer uwe vetterlein).<br />
Die Bundestagsabgeordnete Brigitte Zypries hatte die visite des SPD-kanzlerkandidaten vermittelt; im Hintergrund zwei<br />
Leibwächter.<br />
flammEndES PlädoyEr<br />
für EuroPa<br />
Wirtschaftsforum<br />
SPd-kanzlerkandidat<br />
Peer Steinbrück<br />
bei der Ihk darmstadt –<br />
„länder abkoppeln, geht nicht“<br />
von Harald Pleines<br />
Ein flammendes Plädoyer für die Europäische<br />
Union und den Verbleib<br />
Griechenlands in der Euro-Zone hat Peer<br />
Steinbrück bei der IHK Darmstadt gehalten.<br />
Ein Fallenlassen des Krisenlandes<br />
hätte verheerende Folgen, warnte der<br />
Kanzlerkandidat der SPD vor knapp 200<br />
Zuhörern. Als die Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) Darmstadt Rhein-Main-<br />
Neckar zu ihrem 12. Wirtschaftsforum<br />
einlud, konnte sie nicht ahnen, dass der<br />
vorgesehene Redner Peer Steinbrück inzwischen<br />
nicht mehr nur der ehemalige<br />
Foto: Roman Grösser<br />
Finanzminister der Großen Koalition ist,<br />
sondern der aktuelle Kanzlerkandidat<br />
der SPD. IHK-Vizepräsident Arnd Zinnhardt<br />
sprach denn auch von einem großen<br />
Glücksfall.<br />
Bei seinem Vortrag zu „Deutschlands Rolle<br />
in Europa“ hielt sich Steinbrück nur<br />
kurz mit der Vergangenheit auf, erinnerte<br />
beispielsweise daran, dass es vielen mittlerweile<br />
bei allen Diskussionen aus dem<br />
Sinn geraten sei, dass Deutschland nach<br />
zwei verlorenen Weltkriegen 1949 eingeladen<br />
worden sei, an einem gemeinsamen
Europa mitzubauen und seither enorm von<br />
der europäischen Integration profitiere.<br />
Das sei beispielsweise bei der deutschen<br />
Einheit deutlich geworden, bei der „ein<br />
absoluter Koloss in der Mitte Europas“<br />
entstanden sei, vor dem aber keiner mehr<br />
Angst habe, weil sich die Deutschen als<br />
verlässliche Europäer erwiesen hätten. Daraus<br />
resultiere eine Verantwortung, Europa<br />
zu bewahren und zusammenzuhalten.<br />
ENDE EINES ExkLuSIvEN kLuBS:<br />
voN G 7 Zu G 20<br />
Damit hatte er den Übergang zur Krise<br />
der südlichen Länder gefunden. Zu Beginn<br />
seiner Zeit als Finanzminister der<br />
Großen Koalition habe es noch Treffen<br />
der sieben wichtigsten<br />
Industrieländer (G 7)<br />
gegeben: „Zwei Jahre<br />
trafen wir uns in der<br />
G 20 – aus war‘s mit<br />
dem exklusiven europäisch-atlantischen<br />
Klub<br />
der G 7“. Angesichts solcher<br />
globalen Machtverschiebungen dränge<br />
sich die Frage auf, ob sich Europa und<br />
sein Wertesystem noch behaupten könne<br />
gegen aufstrebende Staaten, in denen es<br />
keine Meinungs- und Pressefreiheit, aber<br />
viel Korruption gebe.<br />
Angesichts solcher Herausforderungen<br />
forderte er apodiktisch: „Manche Länder<br />
von Europa abkoppeln, geht gar nicht.“<br />
Eine Renationalisierung des Euro, so<br />
warnte er, hätte unabsehbare ökonomische<br />
Folgen.<br />
Bei einer Rückkehr zur alten Währung<br />
müsste die D-Mark um 40 bis 50 Pro-<br />
zent aufgewertet werden. „Was das für<br />
eine exportgetriebene Wirtschaft mit einem<br />
Anteil zwischen 40 und 45 Prozent<br />
am Bruttosozialprodukt bedeutet, brauche<br />
ich Ihnen nicht zu sagen“, wandte er sich<br />
an die versammelten Unternehmer.<br />
Auch politisch berge das Abkoppeln von<br />
Staaten große Sprengkraft. Es käme nach<br />
seiner Einschätzung zu dumpfbackigen,<br />
nationalistischen Parolen. „Not frisst Demokratie“,<br />
sagte Steinbrück und fragte<br />
rhetorisch: „Wie sollte Spanien allein denn<br />
eine fünfzigprozentige Jugendarbeitslosigkeit<br />
verkraften?“<br />
Der Kanzlerkandidat raubte den Zuhörern<br />
Illusionen über die Dauer der Krisenbewältigung.<br />
Man habe Griechenland die<br />
nächsten sieben, acht Jahre „an der Backe“.<br />
Und: „Wir werden zahlen. Was dachten<br />
Sie denn?“<br />
Es handele sich bei den Krisenländern<br />
nicht um ein Verschuldungsproblem, attestierte<br />
der Ex-Finanzminister, denn<br />
viele nun Not leidende Länder seien vor<br />
Beginn der weltweiten Finanz- und Bankenkrise<br />
2007/08 weit weniger verschuldet<br />
gewesen als die Bundesrepublik. Was<br />
Griechenland derzeit spare, gehe an die<br />
Finanzmärkte, verdeutlichte er das Problem:<br />
„Die normalen Griechen sehen davon<br />
nichts.“<br />
»zWEI JahrE trafEn WIr unS<br />
In dEr G 20 – auS War‘S mIt<br />
dEm ExkluSIvEn EuroPäISCh-<br />
atlantISChEn klub dEr G 7.«<br />
Damit das Land wieder „Wind unter die<br />
Flügel“ bekomme, seien drei Elemente nötig:<br />
konsolidieren, aber ohne tödliche Dosis,<br />
strukturelle Defizite mit europäischer<br />
Hilfe beseitigen und Klärung der Frage,<br />
wie mit Banken umzugehen sei. „Zum<br />
letzten Punkt können Sie mich gesondert<br />
einladen“, scherzte Steinbrück in Anspielung<br />
auf seine kritisierten Nebentätigkeiten<br />
als Bundestagsabgeordneter.<br />
HAFTuNG uND RISIko FALLEN<br />
AuSEINANDER<br />
Die Finanzkrise habe nicht nur ökonomische<br />
Folgen, sondern auch zu einem Vertrauensentzug<br />
für die Politik geführt, weitete<br />
er den Blick. Haftung und Risiko, die<br />
in einer Hand zu sein hätten, seien längst<br />
auseinandergefallen, kritisierte er und warf<br />
die Frage auf, wo der Primat liege, bei entfesselten,<br />
anonymen Märkten oder demokratisch<br />
legitimierten Institutionen.<br />
Solange es darauf keine befriedigende<br />
Antwort gebe, müsse man nicht nur von<br />
einer Krise, sondern gar von einer Zäsur<br />
sprechen. Nötig sei die Rückkehr zu Maß<br />
und Mitte, zur Eindämmung von Exzessen<br />
und der Verhinderung starker Fliehkräfte.<br />
ANZEIGE<br />
menschen & märkte 4 3<br />
dIE SüdhESSEn WoChE WIrd<br />
WEItEr oPtImIErt<br />
„SüWo lokal“ bietet flächendeckende<br />
Haushalts-Abdeckung<br />
und lokalen Zuschnitt<br />
die „SüWo“ ist in der medienlandschaft<br />
Südhessens seit mehreren Jahrzehnten<br />
eine fest etablierte Größe, die stets den anforderungen<br />
der zeit angepasst wurde. für<br />
2013 wurde die zeitung noch einmal optimiert<br />
und den Erfordernissen des marktes<br />
angepasst. die neue namensgebung<br />
„SüWo lokal“ verdeutlicht, dass das medium<br />
nun zusätzlich zu den bewährten Werbeformen<br />
neue, tiefenlokale Strukturen<br />
bietet. Ebenso liegt bei der redaktionellen<br />
berichterstattung der fokus nun sehr<br />
stark auf lokalen und regionalen themen.<br />
mit 18 ausgaben am mittwoch und 21 ausgaben<br />
am Samstag deckt die „SüWo lokal“<br />
künftig flächendeckend die haushalte in<br />
Südhessen ab. der neue zuschnitt der verbreitungsgebiete<br />
bietet lokalen Werbekunden,<br />
die nur vor ihrer haustür inserieren,<br />
ebenso optimale rahmenbedingungen wie<br />
Inserenten, die großflächig vertreten sein<br />
möchten. attraktive kombinationsmöglichkeiten,<br />
farbanzeigen ohne aufpreis und<br />
eine hohe reichweite machen die „SüWo<br />
lokal“ zu einem einzigartigen Werbeträger<br />
in der medienlandschaft Südhessens.<br />
die „SüWo lokal“ bietet ihren lesern der<br />
namensgebung entsprechend heimatbezug<br />
und persönliche ansprache, indem<br />
sie über Personen, vereine und Institutionen<br />
aus dem unmittelbaren lebensumfeld<br />
der menschen vor ort berichtet. Sie greift<br />
themen auf, die in keiner überregionalen<br />
tageszeitung zu finden sind und vermittelt<br />
ein positives Gefühl für nachbarschaft und<br />
tradition. die starke Identifikation der leser<br />
mit ihrer heimatzeitung sorgt für eine<br />
hohe leser-blatt-bindung. durch die kostenfreie<br />
verteilung der zeitung entfällt zudem<br />
das kaufhemmnis.<br />
hauptzielgruppe ist das kaufkraftstarke<br />
Segment der 25- bis 65jährigen. die themen<br />
sind so zusammengestellt, dass alle<br />
altersgruppen angesprochen werden: berufseinsteiger<br />
und berufstätige, Senioren<br />
und hausfrauen, Gesundheits- und kulturinteressierte,<br />
mitglieder von vereinen,<br />
ärzte, anwälte, handwerker, dienstleister<br />
und unternehmer.<br />
Erstmals in neuer aufmachung und mit<br />
neuer namensgebung erscheinen wird die<br />
„SüWo lokal“ am mittwoch, dem 9. Januar<br />
2013.
4 4 menschen & märkte<br />
„krISEnmanaGEmEnt<br />
unzurEIChEnd“<br />
Peer Steinbrück<br />
im Interview<br />
von Harald Pleines<br />
Nach seinem Vortrag vor der Industrie-<br />
und Handelskammer Darmstadt Rhein-<br />
Main-Neckar hatte Peer Steinbrück,<br />
Kanzlerkandidat der SPD, nur kurz Zeit,<br />
vor seinem nächsten Termin drei Fragen<br />
zu beantworten.<br />
➜ Deutschland wird von kleineren<br />
Ländern der Europäischen Union vorgeworfen,<br />
in der Bewältigung der Finanzkrise<br />
im südlichen Europa den Ton<br />
anzugeben und, wie die Griechen sagen,<br />
wie ein Panzer voran zu stürmen. Wie<br />
sehen Sie die Rolle Deutschlands in Europa?<br />
➜<br />
Bisher äußerst konstruktiv, indem wir<br />
versuchen, die Eurozone zu stabilisieren.<br />
Was das Krisenmanagement der derzeitigen<br />
Bundesregierung betrifft, ist das unzureichend.<br />
Sie tut einiges Notwendige, aber<br />
das ist nicht hinreichend, um diese Krise<br />
zu bewältigen. Die Analyse, es sei eine<br />
Verschuldenskrise, ist falsch.<br />
Zum vortrag in Darmstadt: SPD-kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit seiner Parteifreundin<br />
Brigitte Zypries bei der IHk. Foto: Roman Grösser<br />
➜ Welche Elemente fehlen aus Ihrer<br />
Sicht?<br />
➜<br />
Insbesondere der Blick auf diese Länder,<br />
selber wieder Strukturreformen durchführen<br />
zu können, Wachstum zu entwickeln,<br />
Jugendarbeitslosigkeit abzubauen.<br />
Das heißt, ihnen nur die Keule eines Spardiktats<br />
zur Konsolidierung über den Kopf<br />
zu ziehen, reicht nicht, weil dann Länder<br />
wie Griechenland bereits erkennbar in einer<br />
Depression landen.<br />
➜ Griechenland und die Finanzkrise<br />
allgemein beschäftigen Politik und Medien<br />
landauf landab. Bleiben andere<br />
wichtige innenpolitische Vorhaben da-<br />
»ES rEICht nICht,<br />
GrIEChEnland dIE kEulE übErzuzIEhEn«<br />
hinter zurück wie Energiewende, Bildungskrise,<br />
Ausbau logistischer Strukturen?<br />
Man kann den Eindruck haben,<br />
bis zur Bundestagswahl 2013 tut sich<br />
nicht mehr viel.<br />
➜<br />
Das werden meine Partei und ich als<br />
Spitzenkandidat versuchen zu verhindern.<br />
Zum Beispiel die Spaltung auf dem Arbeitsmarkt.<br />
Immer mehr Menschen sind<br />
sehr unsicher beschäftigt. Zum Beispiel<br />
die Barrieren in unserem Bildungssystem<br />
und damit die fehlende Durchlässigkeit.<br />
Zum Beispiel die Frage, wie wir unsere<br />
Sozialversicherungssysteme stabil finanzieren<br />
vor dem Hintergrund der Altersentwicklung<br />
in unserer Gesellschaft. Oder<br />
die Finanzlage der Kommunen. Das heißt,<br />
es gibt eine ganze Reihe von Themen, die<br />
von der Bundesregierung ignoriert werden,<br />
auch weil das Europathema so dominant<br />
ist.
4 6 menschen & märkte<br />
ChEmIE-aktIEn<br />
lanGfrIStIG<br />
EInE anlaGE WErt<br />
aber welche aktien? – anleger können auch die gesamte branche kaufen –<br />
auf den daxsector Chemicals nur ein zertifikat – aber einige Exchange traded funds (Etf´s)<br />
auf den Stoxx Euro 600 Chemicals<br />
Der deutschen Chemie blüht bis 2030 eine<br />
goldene Zukunft, konstatiert die an anderer<br />
Stelle dieser <strong>Ausgabe</strong> skizzierte Studie des<br />
Chemieverbandes VCI in Zusammenarbeit<br />
mit dem Wirtschaftsforscher Prognos.<br />
Nur“ müssen hierzu die deutschen Politiker<br />
die richtigen Weichen stellen.<br />
Seien wir also – allen vergangenen Enttäuschungen<br />
zum Trotz – einmal optimistisch<br />
und unterstellen, dass unsere politische<br />
Führungselite in Berlin die Weichen im<br />
Griff hat. Dann müssen Anleger doch sofort<br />
den Schluss ziehen, dass eine solche<br />
Prognose, bzw. eine derart erwartete goldene<br />
Zukunft, den Chemie-Aktien ausgesprochen<br />
gut tun müsste.<br />
Und eigentlich waren Chemie-Aktien<br />
schon immer Wachstumswerte, haben also<br />
die Fortschritte in der chemischen Industrie<br />
langfristig stets mitgemacht. Deshalb<br />
vorab ein kurzer Blick auf die Chemie-<br />
Aktien in verschiedenen Zeiträumen, auch<br />
wenn klar sein sollte, dass Erfolge in der<br />
Vergangenheit keine Garantie für Erfolge,<br />
also Kurssteigerungen, in der Zukunft, sein<br />
können. Doch sind daraus sicher Hinweise<br />
und Anhaltspunkte abzuleiten. Werfen<br />
wir also einen Blick auf den DAXsector<br />
Chemicals Performance-Index und halten<br />
jeweils den DAX 30 Performance Index<br />
2008<br />
185 05%HL<br />
Intervall: 1 Tag<br />
von Bruno Hidding<br />
Hoch: 161,9341<br />
Tief: 56,8092<br />
2009<br />
2010<br />
dagegen, und das für ein Jahr, für fünf und<br />
zehn Jahre sowie seit Schaffung des DAX<br />
im Jahr 1987.<br />
CHEMIE-AkTIEN STEIGEN IM<br />
ZWEITEN HALBJAHR<br />
Das Ergebnis ist wie erwartet, wie erhofft,<br />
nur hat wahrscheinlich keiner von uns die<br />
gute Performance der Chemie-Aktien in<br />
2011<br />
2012<br />
Grafik: Comdirekt<br />
Der DAxsector Chemicals Performance-Index (schwarz, 13 Werte) im vergleich<br />
zur gesamten DAx Performance (blau).<br />
160 %<br />
140 %<br />
120 %<br />
100 %<br />
80 %<br />
60 %<br />
all den Jahren mitgemacht und bis zum<br />
guten Ende ausgesessen. Seit Beginn des<br />
Jahres 2012 verliefen DAX und DAXsector<br />
Chemicals erst einmal bis zur Jahresmitte<br />
parallel, doch dann legt der Chemie-Index<br />
deutlicher zu und verzeichnet<br />
Mitte November ein Plus von ca. 27 Prozent,<br />
wohingegen es der DAX nur auf<br />
rund 23 Prozent bringt. Im Fünfjahreszeit-
ANALySTENMEINuNGEN Zu DEuTSCHEN CHEMIE-AkTIEN<br />
➜ Bayer: kaufen sagen kepler, Commerzbank, JP Morgan, Cheuvreux und Citigroup<br />
bei kurszielen zwischen 72,50 und 80 Euro.<br />
➜ BASF: Neutral sind kepler, Bernstein, HSBC und Citigroup bei kurszielen von 61 bis<br />
71 Euro (HSBC). kaufen raten Morgan Stanley und Warburg bei einem kursziel von 75<br />
Euro.<br />
➜ Fuchs Petrolub: Neutral sind Berenberg, Independent, Commerzbank, Deutsche<br />
Bank und Warburg bei kurszielen von 46 (Deutsche Bank) bis 56 Euro (Independent).<br />
Sell steht bei kepler, Cheuvreux und Equinet.<br />
➜ Lanxess: Zwischen kaufen (Nomura, Ziel 85 Euro) und Sell (kepler mit Ziel 55 Euro)<br />
alles vertreten.<br />
➜ SGL Carbon: Fast nur verkaufsempfehlungen. kursziele zwischen 12,50 Euro von JP<br />
Morgan und 26 Euro von NordLB, uBS und kepler.<br />
➜ Merck (nicht im Chemical-Index, aber hoher Chemie-Anteil):<br />
kaufen mit kursziel 113 Euro sagt Deutsche Bank, verkaufen mit kursziel 88 und 91<br />
Euro sagen Barclays Capital und Independent. Neutral sind S&P Equity Group, Credit<br />
Suisse und Warburg mit kurszielen zwischen 93 (Warburg) und 108 Euro(S&P)<br />
raum seit Ende 2007 spielen die Chemie-<br />
Aktien jedoch ihren Wachstumscharakter<br />
voll aus. Der Sektor-Index legt in diesen<br />
knapp fünf Jahren ca. 40 Prozent zu, während<br />
der DAX 30 etwa 15 Prozent verliert.<br />
Im Zehnjahreszeitraum ist der DAX Chemicals<br />
dem DAX 30 seit Anfang 2009<br />
förmlich weggelaufen. Mitte November<br />
2012 weist der Chemie-DAX ein Plus<br />
von fast 400 Prozent auf, wohingegen<br />
der DAX bei immerhin ordentlichen 140<br />
Prozent landet. Ein letzter Blick gilt dem<br />
Zeitraum seit der Schaffung des DAX<br />
im Jahre 1987. Hier fällt auf, dass es über<br />
lange Jahre ein Kopf an Kopf-Rennen<br />
gab und der DAX 30 im Jahre 2000 sogar<br />
noch die Nase vorn hatte. Doch dann<br />
kam sukzessive der Wachstumscharakter<br />
der Chemie-Aktien zum Tragen und<br />
der Sektor-Index Chemicals lief davon.<br />
Bis November 2012 auf ein Plus von ca.<br />
1600 Prozent, während der DAX bei einem<br />
Gewinn von 650 Prozent landete. Immerhin.<br />
NuR EIN DuTZEND WERTE<br />
IM CHEMIE-DAx<br />
BASF – Bayer – Fuchs Petrolub, H&R AG<br />
Inhaber – Hansa Group – K+S – Lanxess<br />
– Linde – SGL Carbon – SKW Stahl-<br />
Metallurgie – Symrise – Wacker Chemie:<br />
Die optimistischen Analyseergebnisse von<br />
Prognos im Kopf und das gute Abschneiden<br />
der Chemie-Werte in der Vergangenheit<br />
vor Augen wecken natürlich sofort<br />
Begehrlichkeit, also den Wunsch, an einer<br />
weiter aufwärtsgerichteten Entwicklung<br />
der Chemie-Aktien teilzunehmen. Nur<br />
stellt sich dann sofort die Frage, welche<br />
Werte von den zwölf, oder vielleicht auch<br />
noch andere, also eventuell ausländische<br />
Chemie-Aktien? Und da nur Spezialisten<br />
diese schwierige Selektion möglich<br />
ist, investieren normale Mitteleuropäer<br />
bei Vorliegen derart<br />
positiver Branchenerwartungen<br />
in die gesamte<br />
Branche, also in Exchange<br />
Traded Funds (ETF´s)<br />
oder Fonds oder eventuell<br />
auch Zertifikate.<br />
Einen ETF auf den<br />
DAXsector Chemicals gibt<br />
es leider nicht, wohl aber<br />
seit April 2008 ein Zertifikat<br />
der Commerzbank (DR0RED),<br />
dass folglich die entsprechend<br />
positive Kursentwicklung<br />
aufweist wie der Chemie-<br />
DAX. Allerdings<br />
kommt eben das<br />
Emittentenrisiko<br />
menschen & märkte 4 7<br />
Commerzbank hinzu. Wer dieses nicht eingehen<br />
will, stößt bei weiteren Recherchen<br />
auf zwei ETF´s auf den Index Stoxx Europe<br />
600 Chemicals, der 23 internationale<br />
Chemiewerte abbildet, darunter Air Liquide<br />
SA, AKZO Nobel, Johnson Matthey,<br />
Solvay und Unicore: LYXOR ETF STO-<br />
XX EUROPE 600 CHEMICALS und der<br />
COMSTAGE ETF STOXX EUROPE 600<br />
CHEMICALS.<br />
Foto: Thinkstock
4 8 menschen & märkte<br />
WEr<br />
brauCht<br />
mICh hEutE noCh?<br />
Wenn die arbeitswelt zur Spirale wird und sich stets abwärts dreht...<br />
von Heiko Depner<br />
„Bild dir deine Meinung!“, so die Werbebotschaft<br />
des Boulevardblatts vom<br />
Axel Springer Verlag. In großen Lettern<br />
berichtet die Bildzeitung über<br />
Prominente, Politiker und Unternehmen,<br />
straft vermeintliche Fehltritte durch öffentliche<br />
Anprangerung ab.<br />
karl-Heinz (56 Jahre) und Walter<br />
(61 Jahre) (Namen von der Redaktion<br />
geändert) arbeiteten einst beim Axel<br />
Springer Verlag, in einer Tiefdruckerei in<br />
Darmstadt. Als gelernter Betriebsschlosser<br />
hatte Walter zuvor über 36 Jahre bei der<br />
Firma Göbel in Darmstadt gearbeitet, war<br />
weltweit auf Montage unterwegs und bei<br />
Vorgesetzten und Kollegen sehr geschätzt.<br />
Er baute unter anderem Gelddruckmaschi-<br />
Das ehemalige Firmengelände<br />
der Prinovis Limited & Co. kG unweit<br />
vom Darmstädter Hauptbahnhof.<br />
nen zusammen, leistete filigrane Arbeiten.<br />
Im Jahr 2003 wechselte er zu Springer.<br />
Das Druckhaus nahm ihn gerne, denn im<br />
Tiefdruck war gutes Fachpersonal gefragt.<br />
Karl-Heinz fand durch Umwege zum Zeitungsmacher.<br />
Als gelernter Feinmechaniker<br />
setzte er seine Fertigkeiten an Zigarettenautomaten,<br />
Feinmessgeräten und<br />
Nähmaschinen ein. Über einen Bekannten<br />
lernte er den Axel Springer Verlag kennen.<br />
„Dort ist gutes Geld zu verdienen und das<br />
Betriebsklima passt auch“, so der Tippgeber.<br />
Im Jahr 1988 wechselte Karl-Heinz<br />
zum Verlag, war in der Werkstatt für Betriebstechnik<br />
beschäftigt.<br />
„Abwechslungsreich und anspruchsvoll“,<br />
beschreibt Walter die Arbeit bei „Springer“,<br />
wie er seinen ehemaligen Arbeitgeber<br />
nennt. Vor allem der Zusammenhalt unter<br />
den Kollegen und die „gute Bezahlung<br />
»abWEChSlunGSrEICh und<br />
anSPruChSvoll, bESChrEIbt WaltEr<br />
dIE arbEIt bEI „SPrInGEr“«<br />
Fotos: Heiko Depner
durch die hohen Schicht- und Feiertagszulagen“<br />
waren für ihn wichtige Merkmale,<br />
die seinen Arbeitgeber auszeichneten. Alleine<br />
durch die Zuschläge war ein Nettogehalt<br />
von 3000 Euro monatlich nicht unüblich,<br />
eher die Regel. „Gehaltsmäßig waren<br />
es natürlich die fetten Jahre“, ergänzt Karl-<br />
Heinz im Rückblick, bemerkt jedoch auch<br />
kritisch, dass „das Privatleben darunter<br />
gelitten hat. Eine Ehefrau und Kinder, die<br />
einen komplett unterschiedlichen Tagesrhythmus<br />
haben, leben natürlich leider die<br />
meiste Zeit an einem vorbei.“<br />
Im Jahr 2005 wurden die Druckhäuser von<br />
Springer, Darmstadt und Ahrensburg, in<br />
ein neu gegründetes Unternehmen überführt.<br />
Die Prinovis Limited & Co. KG war<br />
seinerzeit ein „Joint Venture“ der Tiefdruckaktivitäten<br />
der drei Medienkonzerne<br />
Gruner + Jahr, Axel Springer und avato<br />
(Bertelsmann) und augenscheinlich eine<br />
strategische Entscheidung, um europaweit<br />
den Markt des Tiefdrucks zu bestimmen<br />
und Synergieeffekte zu schaffen.<br />
»mIt dEm zuSammEn-<br />
SChluSS zu PrInovIS<br />
ISt EIn StüCk von<br />
dEr SEElE dES<br />
hauSES GEGanGEn«<br />
„Mit dem Zusammenschluss zu Prinovis<br />
ist ein Stück von der Seele des Hauses gegangen“,<br />
beschreibt Karl-Heinz und Walter<br />
fügt hinzu: „Auf einmal hatten wir wesentlich<br />
mehr Leiharbeiter im Haus, einige<br />
Abteilungen wurden komplett ausgegliedert.“<br />
Nachdem weitere Sparmaßnahmen<br />
umgesetzt wurden, habe Prinovis bereits<br />
im Jahr 2006/2007 versucht, den Betrieb<br />
zu schließen. „Wir haben keinen Verlust<br />
geschrieben, die wollten einfach nur mehr<br />
Gewinne“, prangert Walter<br />
an. Doch zur Schließung<br />
kam es nicht, denn „Springer<br />
stimmte damals dagegen<br />
und laut Gesellschaftervertrag<br />
hatte zu diesem<br />
Zeitpunkt jeder Beteiligte<br />
ein Vetorecht.“<br />
Im Jahr 2008 war es soweit:<br />
Prinovis schloss den Standort<br />
Darmstadt mit einem<br />
übrig gebliebenen Kern<br />
von 296 Beschäftigten. Der<br />
Betriebsrat vereinbarte mit<br />
der Geschäftsführung einen<br />
Sozialplan, die Mitarbeiter<br />
erhielten Abfi ndungen, über 50-jährige<br />
Mitarbeiter bekamen zusätzlich das Angebot<br />
der Beschäftigung in einer Auffanggesellschaft<br />
für ein Jahr.<br />
Karl-Heinz und Walter waren zu diesem<br />
Zeitpunkt schon über 50 Jahre. Beide waren<br />
über zehn und Karl-Heinz sogar knappe<br />
20 Jahre bei „Springer“, Walter zuvor<br />
36 Jahre bei Göbel. Bewerbungen haben<br />
beide lange nicht mehr geschrieben und<br />
das Zeitalter des Computers hatte in ihrem<br />
Arbeitsalltag eine untergeordnete Rolle<br />
gespielt.<br />
menschen & märkte 4 9<br />
»Im EndEffEkt habEn dIE<br />
mICh nur arbEItEn laSSEn<br />
und mIr naCh dEm PraktIkum<br />
nIChtS anGEbotEn.<br />
ICh GlaubE, daSS dIE EInfaCh<br />
nur EInEn bIllIGEn<br />
arbEItEr habEn WolltEn,<br />
dEnn ICh War nICht dEr<br />
EInzIGE PraktIkant.«<br />
In der Auffanggesellschaft erhielten<br />
sie Computerkurse, Bewerbungstrainings<br />
oder konnten sich weiter qualifi zieren.<br />
Eine Prüfung im Schweißen – oder in einer<br />
anderen Fertigkeit – mit Zertifi kat ablegen.<br />
Rückblickend bewerten beide die<br />
Auffanggesellschaft positiv. „Wir haben<br />
weiterhin 85 Prozent unseres Gehalts bekommen<br />
– allerdings ohne Zulagen – und<br />
waren nicht ganz aufgeschmissen.“<br />
Arbeitslos und -suchend waren beide jedoch<br />
nach der Auffanggesellschaft trotzdem.<br />
karl-Heinz blickt auf das leere Gelände<br />
der ehemaligen Druckerei.
5 0 menschen & märkte<br />
„Nach siebenmonatiger Arbeitslosigkeit<br />
bekam ich über Kontakte einen Arbeitsplatz<br />
durch eine Leihfirma in der Werkzeugproduktion<br />
angeboten. Den habe ich<br />
angenommen.“ Mit einem monatlichen<br />
Bruttogehalt von knappen 1500 Euro,<br />
ohne Zuschüsse für Arbeitskleidung oder<br />
Fahrtkosten, Verzicht auf Weihnachts- und<br />
Urlaubsgeld, gab sich Walter zufrieden,<br />
denn mehr Verhandlungsspielraum sah er<br />
nicht. „Schlimm finde ich, dass die Firma<br />
vom Arbeitsamt sogar noch einen Zuschuss<br />
von 530 Euro pro Monat für mich<br />
bekommen hat. Für ungefähr 1000 Euro<br />
im Monat war ich also ein wirklich billiger<br />
Arbeiter“, meint der heute 61-Jährige. Der<br />
frühere Facharbeiter setzte am Fließband<br />
mit anderen Arbeitern Werkzeuge zusammen.<br />
Jeden Tag mehrere hundert, immer<br />
den gleichen Arbeitsschritt, fast zwei Jahre<br />
lang. „Stimmte das Tagesergebnis nicht,<br />
hat sich der Vorarbeiter einen der vermeintlich<br />
langsamen Leiharbeiter rausgepickt,<br />
ihn nach Hause geschickt. Daraufhin<br />
haben die anderen Arbeiter noch mehr als<br />
100 Prozent gegeben“, beschreibt Walter<br />
den Leistungsdruck. Dann liefen der Vertrag<br />
und die Förderung aus.<br />
Doch Walter wollte auch nicht mehr. Sein<br />
Leben lang hatte er in die Staats- und Sozialkasse<br />
eingezahlt, seinen Beitrag geleistet.<br />
Immer noch packt er gerne an, wo<br />
er gebraucht wird. Aber im Berufsleben<br />
scheint er wie eines seiner zahllosen Werk-<br />
Foto: Thinkstock<br />
zeuge, die er selbst zusammengesetzt hat.<br />
Nach jahrelangem Einsatz wird es ausgetauscht.<br />
Ausgetauscht gegen ein neues.<br />
Bei Karl-Heinz lief es ähnlich. Der heute<br />
56-Jährige bewarb sich ebenfalls viele<br />
Monate erfolglos auf dem Arbeitsmarkt.<br />
Im September 2010 wurde er von der<br />
Bundeswehr eingestellt und wurde dort in<br />
der Werkstatt tätig. Im Rahmen eines befristeten<br />
Arbeitsverhältnisses überbrückte<br />
er auf diesem Weg weitere zwei Jahre bis<br />
zum Rentenalter und hoffte auf eine Verlängerung<br />
des Vertrags. „Keine Chance“,<br />
bilanziert Karl-Heinz, „die haben mir gesagt,<br />
dass die Stelle angeblich wegen den<br />
Kürzungen im Haushalt wegfallen würde.<br />
Merkwürdig war nur, dass eine ähnliche<br />
Stelle anschließend ausgeschrieben war.“<br />
Um wieder schnellstmöglich in ein Arbeitsverhältnis<br />
zu gelangen, entschied er<br />
sich, Arbeit in einer Zeitarbeitsfirma anzunehmen.<br />
Ein im Landkreis ansässiges<br />
»ohnE PErSPEktIvE<br />
zu SEIn und StändIG<br />
EInEn dämPfEr<br />
zu bEkommEn<br />
maCht traurIG und<br />
dEPrESSIv.«<br />
Unternehmen ist auf die Montage<br />
von Rollläden und Jalousien<br />
spezialisiert und greift auf<br />
Zeitarbeiter und Subunternehmen<br />
zurück,<br />
um die schwankende<br />
Auftragslage abzudecken.<br />
Um den<br />
Stundenlohn von<br />
8,50 Euro attraktiver<br />
zu gestalten,<br />
griff die Zeitarbeitsfirma<br />
in die<br />
Trickkiste. Als<br />
offizielle Arbeitsstätte<br />
wurde Frank-<br />
furt angegeben, mit dem Ziel, eine höhere<br />
Kilometerpauschale zahlen zu können und<br />
die Vergütung etwas attraktiver zu gestalten.<br />
Karl-Heinz willigte ein, denn Arbeitslosigkeit<br />
war für ihn ein Zustand, den er<br />
schnellstmöglich ändern wollte.<br />
Doch sollte es bei dem schmalen Stundenlohn<br />
alleine nicht bleiben. In der Regel<br />
traf man sich morgens im Betriebshof der<br />
Firma, um von dort gemeinsam zur Baustelle<br />
zu fahren. Die Einsatzorte wechselten.<br />
Fulda, Leverkusen oder in Richtung<br />
Bayern. Entsprechend lang wurden die<br />
Arbeitstage, denn bis zur Rückkehr in den<br />
Betriebshof der Firma vergingen locker<br />
elf Stunden, manchmal mehr. Problematisch<br />
für Karl-Heinz, da sowohl seine Hunde<br />
in der Wohnung, als auch seine Mutter<br />
im hohen Alter im Nebenhaus auf ihn angewiesen<br />
sind. Morgens das Haus gegen<br />
6 Uhr zu verlassen und abends erst um<br />
19 oder 20 Uhr zurückzukehren ist für ihn<br />
auf Dauer nicht möglich.<br />
Als er dies mit der Zeitarbeitsfirma besprach,<br />
erntete er wenig Verständnis. Im<br />
Gegenteil. „Die meinten, dass die Anfahrt<br />
ohnehin nicht zur Arbeitszeit zählen würde<br />
und es somit ein klassischer 8-Stunden-<br />
Arbeitstag sei. Aber es kann doch nicht<br />
sein, dass eine Firma es nicht als Arbeitszeit<br />
anrechnet, wenn sie mich mit meinen<br />
Kollegen zu einer Baustelle schicken, die<br />
in vielen Fällen 200 Kilometer oder mehr<br />
entfernt ist!“, empört sich der Handwerker.<br />
Er teilte der Zeitarbeitsfirma mit, dass<br />
er „auf Dauer so nicht arbeiten“ könne.<br />
Die Antwort sei eine Drohung gewesen:<br />
„Wenn Sie kündigen, dann werden Sie<br />
vom Arbeitsamt gesperrt!“ Also kündigte<br />
Karl-Heinz nicht. Er wurde krank – und<br />
zwar wirklich. „Ohne Perspektive zu sein<br />
und ständig einen Dämpfer zu bekommen<br />
macht traurig und depressiv.“<br />
Wir sitzen gemeinsam bei deftigem Essen<br />
in einem Darmstädter Lokal. Neben der<br />
betrüblichen Entwicklung im Beruflichen<br />
wird auch über „alte Zeiten“ geplaudert.<br />
Darüber, wie es damals beim „Springer“<br />
war. Beide haben den Willen zu arbeiten<br />
und brennen dafür, sich noch einmal für<br />
ein Unternehmen einzusetzen. Ganz wie<br />
früher beim „Springer“.
SozIalEr abStIEG<br />
vor dEr rEntE?<br />
Wege aus der krise – Wer gefährdet ist, kann selbst die Initiative ergreifen<br />
von Dr. Martin Lippert<br />
Nach vielen Jahren des Rückgangs soll<br />
nun die Quote der Altersarmut in den kommenden<br />
Jahren von derzeit 2,5 Prozent auf<br />
über zehn Prozent ansteigen. Stark bedroht<br />
sind Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor;<br />
insgesamt rund 6,5 Millionen Beschäftigte.<br />
Doch nach den neuesten Zahlen aus<br />
dem Bundesministerium für Arbeit könnte<br />
auch Millionen Durchschnittsverdienern<br />
der Sturz auf das Sozialhilfe-Niveau drohen.<br />
Eine Entlassung jenseits der 40, eine<br />
ernsthafte Erkrankung oder auch bloß ein<br />
Gehalt unterhalb von 2500 EUR brutto,<br />
können die Planungen für den Lebensabend<br />
zunichtemachen. Doch wer die<br />
Risiken erkennt hat auch Möglichkeiten<br />
gegenzusteuern.<br />
QuALIFIkATIoN GEZIELT ERHöHEN.<br />
WIE vERBESSERE ICH MEINEN<br />
„MARkTWERT“?<br />
Berufliche Weiterbildung ist eine freiwillige<br />
Anstrengung, die grundsätzlich selbst<br />
finanziert werden muss. Eine Ausnahme<br />
bilden Fortbildungs- oder Umschulungsmaßnahmen<br />
bei Arbeitslosigkeit oder<br />
Krankheit durch die Bundesagentur für<br />
Arbeit oder andere Kostenträger. Dem Suchenden<br />
bietet zum Beispiel die IHK eine<br />
Reihe von Aus- und Weiterbildungslehrgängen<br />
an. Eine weitere Chance bietet der<br />
Fernunterricht an einer der zugelassenen<br />
deutschen Fernschulen. Rund eine viertel<br />
Million Menschen besuchen jährlich einen<br />
Fernlehrgang in Deutschland. Besonders<br />
gefragt sind Lehrgänge im Bereich Wirtschaft<br />
und EDV. Darüber hinaus besteht<br />
für Angestellte größerer Unternehmen<br />
die Möglichkeit die Weiterbildungsangebote<br />
ihres Arbeitgebers zu nutzen, um<br />
zusätzliche Qualifikationen zu erwerben.<br />
Auch für ungelernte Arbeitnehmer gibt es<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten. Die WeGebAU<br />
(Abkürzung für Weiterbildung Geringqualifizierter<br />
und beschäftigter älterer<br />
Arbeitnehmer in Unternehmen) ist eine Initiative<br />
der Arbeitsagentur zur besonderen<br />
Förderung älterer oder gering qualifizierter<br />
Beschäftigter. Mit Hilfe von Bildungsgutscheinen<br />
kann dabei aus verschiedenen<br />
Angeboten eine Weiterbildung zu einem<br />
höheren Berufsabschluss oder einem anerkannten<br />
Teilabschluss gewählt werden.<br />
Aber auch wer so eine Zusatzqualifikation<br />
erworben hat, erzielt leider nicht auto-<br />
matisch ein höheres Einkommen und damit<br />
höhere Rentenansprüche. Wenn der<br />
bisherige Arbeitgeber keine neuen Perspektiven<br />
vermitteln kann, führt kein Weg<br />
am Bewerbungen schreiben vorbei. Da<br />
die Qualität der Bewerbungsunterlagen<br />
und das Bewerbungsgespräch über den<br />
Erfolg bei der Arbeitssuche entscheidend<br />
ist, sollte über professionelle Hilfe nachgedacht<br />
werden. Ein erfahrener Karriere-<br />
Coach bringt die nötige Struktur in die<br />
Bewerbungsmappe und hilft bei der Vorbereitung<br />
auf den ersten persönlichen<br />
Kontakt mit dem potenziellen neuen Arbeitgeber.<br />
DIE BERuFLICHE SELBSTäNDIGkEIT<br />
WAGEN<br />
Wer schon immer gerne sein eigener Chef<br />
sein wollte und vielleicht sogar eine interessante<br />
Geschäftsidee hat, sollte die Gründung<br />
eines eignen Unternehmens in Betracht<br />
ziehen. Ein ehrgeiziges Unterfangen,<br />
das mit fachkundiger Hilfe leichter erreicht<br />
werden kann. Durch das Dickicht von Be-<br />
menschen & märkte 5 1<br />
stimmungen und Fördermitteln kann ein<br />
professionelle Gründer-Coach helfen.<br />
Anlaufstellen bei IHK, Handwerkskammer<br />
und z.B. RKW-Hessen geben dazu<br />
eine erste Orientierung zur richtigen Vorgehensweise,<br />
auch über das Internet kann<br />
man sich einen Überblick verschaffen. Bei<br />
den vielen Fragen rund um den Businessplan,<br />
der Finanzierung und Fachfragen zur<br />
Buchhaltung oder zum Marketing, können<br />
erfahrende Berater eingesetzt werden. Das<br />
Land Hessen bietet dabei bei Berechtigung<br />
Zuschüsse zur Beratung vor der Gründung<br />
an. Auch nach der Gründung können Fördermittel<br />
beantragt werden, z. B. ein Zuschuss<br />
von 50 Prozent der Beratungskosten<br />
über die KfW Berlin. Die Selbständigkeit<br />
verlangt viel Eigeninitiative, Risikobereitschaft<br />
und Durchhaltevermögen. Wer sich<br />
dieser Aufgabe erfolgreich stellt, kann sich<br />
zumindest von den Personalentscheidungen<br />
eines Arbeitgebers unabhängig machen.<br />
ZuSAMMENFASSuNG<br />
Unabhängig davon, ob man einen Abschluss<br />
nachholt, zusätzliche Qualifikationen<br />
erwirbt oder einen ganz neuen Beruf<br />
ausübt; alle diese Schritte mindern die<br />
Gefahr im Alter von staatlichen Sozial-<br />
leistungen abhängig zu sein. Entscheidend<br />
ist, die Initiative zu ergreifen und nach<br />
dem eigenen, besten Weg für die beruf-<br />
liche Zukunft zu suchen. Es existieren<br />
eine Reihe von Hilfen aus staatlichen<br />
Stellen, Verbänden und Institutionen, die<br />
dabei helfen den richtigen Weg zu finden.<br />
Wichtig ist, den ersten Schritt zu wagen<br />
und aktiv zu werden: „Wenn nicht jetzt,<br />
wann dann“?
5 2 menschen & märkte<br />
markEnführunG<br />
In SozIalEn mEdIEn<br />
von Artur Mertens und Matthias Schulten<br />
Soziale Medien sind nach wie vor in aller<br />
Munde. Allein im vergangenen Jahr nahm<br />
die Zahl der Nutzer hierzulande um über<br />
30 Prozent auf 40 Millionen zu. In der<br />
Folge gewinnt eine neue Teildisziplin der<br />
Markenführung, das so genannte Social<br />
Branding, an Bedeutung. Es erfordert<br />
nicht nur eine weitere Professionalisierung<br />
sozialer Aktivitäten, sondern auch in<br />
vielerlei Hinsicht ein Umdenken.<br />
Gerade einmal acht Jahre sind vergangen,<br />
seit Mark Zuckerberg das soziale<br />
Netzwerk Facebook gründete. Mittlerweile<br />
sind rund 950 Mio. Menschen auf Facebook<br />
aktiv. Und auch andere Plattformen,<br />
wie zum Beispiel YouTube, Twitter oder<br />
Pinterest erfreuen sich wachsender Beliebtheit.<br />
Immer mehr Unternehmen erkennen,<br />
dass sie sich dieser Entwicklung<br />
nicht mehr verschließen können. Rund 40<br />
Prozent sind inzwischen in sozialen Medien<br />
aktiv, vor allem um die eigene<br />
Marke zu differenzieren und den Kundendialog<br />
zu stärken. Das Streben nach mehr<br />
Markenloyalität geht mit einer Veränderung<br />
der Markenkommunikation einher.<br />
Denn Social Branding heißt, den Nutzern<br />
sozialer Medien zuzuhören, mit ihnen zu<br />
interagieren, ihre Meinungen zu akzeptieren<br />
und ihnen die Möglichkeit geben,<br />
sich durch Bekennung zur Marke sozial<br />
zu erheben und sich selbst zu inszenie-<br />
drei thesen zum Social branding<br />
»SoCIal brandInG hEISSt, SICh<br />
dEm kundEn zu öffnEn, Ihm zuzuhörEn<br />
und Ihm möGlIChkEItEn zu<br />
GEbEn, SICh mIt IdEEn und vor-<br />
SChläGEn In dIE markEnführunG<br />
EInzubrInGEn.« Matthias Schulten<br />
ren. Gleichwohl gibt es noch immer viele<br />
Unternehmen, die befürchten, dass sie in<br />
sozialen Medien die Kontrolle über die<br />
Marke verlieren. Gleichzeitig tun sie sich<br />
schwer einen Einstieg zu fi nden. Denn die<br />
Markenführung in sozialen Medien steckt<br />
noch immer in den Kinderschuhen. Beiträge<br />
fi nden sich selten, das Wissen zirkuliert<br />
primär im Kreis von Markenexperten.<br />
Der vorlie-gende Beitrag will hier Abhilfe<br />
leisten, indem er die skizzierten Entwicklungen<br />
zum Anlass nimmt, drei Thesen<br />
zur Markenführung in sozialen Medien zu<br />
formulieren:<br />
1. vEREINEN uND LEITEN<br />
IST DIE MAxIME SoZIALER<br />
MARkENFüHRuNG<br />
Die Markenführung in sozialen Medien geht<br />
nicht mit einem Kontrollverlust einher. Im<br />
Gegenteil: Über die Marke wird in sozialen<br />
Medien ohnehin schon gesprochen. Sich<br />
an diesen Gesprächen nicht zu beteiligen,<br />
hieße, die Markenführung aus der Hand zu<br />
geben. Dabei sein ist also für eine erfolgreiche<br />
Markenführung unabdingbar. Aber<br />
auch das „Wie“ ist entscheidend. Erfolgreiches<br />
Social Branding zeichnet sich nicht<br />
durch ein „Laissez faire et laissez passer“<br />
aus, sondern durch eine Markenführung,<br />
die auf dem Prinzip des „Vereinens und<br />
Leitens“ der Community basiert. Es geht<br />
darum, die Nutzer sozialer Medien in die<br />
Markenführung einzubinden und ihre Gespräche<br />
im Sinne der Marke zu moderieren<br />
und zu steuern, um die Kontrolle über die<br />
Entwicklung der Marke zu wahren.<br />
2. REDEN IST SILBER,<br />
INTERAkTIoN GoLD<br />
Die Maxime des „Vereinens und Leitens“<br />
macht es erforderlich, einseitige Kommunikationsformen<br />
um zweiseitige zu ergänzen.<br />
Marken müssen sich Konsumenten
öffnen und mit ihnen interagieren. Bewährt<br />
hat sich hierbei, den Konsumenten<br />
markenkonforme Inhalte mit Mehrwert<br />
zu bieten, ihnen Raum für eigene Bei-<br />
träge zu geben, den Dialog zu suchen, ihnen<br />
zuzuhören und bei Problemen zuverlässig<br />
mit Rat und Tat zur Seite zu stehen,<br />
um die Markenbeziehung zu vertiefen.<br />
Die Notwendigkeit von Interaktionen geht<br />
dabei auch mit einer Notwendigkeit zur<br />
Veränderung von Organisationsstrukturen<br />
einher. Denn jeder Mitarbeiter, der mit<br />
den Konsumenten in sozialen Medien interagiert,<br />
ist auch ein potenzieller Markenbotschafter.<br />
Vor allem Mitarbeiter mit vielen<br />
Konsumentenkontakten sollten für die<br />
Markenführung sensibilisiert und in diese<br />
eingebunden werden. Den Markenverantwortlichen<br />
kommt dabei die Aufgabe zu,<br />
die Mitarbeiter entsprechend zu schulen,<br />
ihnen beratend zur Seite zu stehen, sie vor<br />
Risiken zu warnen und erfolgversprechende<br />
Maßnahmen anzuregen und zu fördern.<br />
3. ERLAuBT IST, WAS NüTZT<br />
Die Steigerung des Markenerfolgs ist nur<br />
eine von vielen Zielsetzungen, die mit sozialen<br />
Medien verfolgt werden können.<br />
Letztlich dienen soziale Medien dazu, den<br />
geschäftlichen Erfolg zu erhöhen. Zur Kapitalisierung<br />
von Aktivitäten in sozialen<br />
Medien sollte daher auch über Maßnahmen<br />
nachgedacht werden, die nicht unbedingt<br />
»Im SoCIal WEb EntStEhEn naCh<br />
WIE vor StändIG nEuE kommunIkatIonSkanälE.<br />
um dIESEr vIElfalt<br />
und dynamIk GErECht zu WErdEn,<br />
ISt ES aufGabE dEr markEnführunG,<br />
markEn InhaltlICh und formal<br />
auf dEn dIaloG mIt dEm konSu-<br />
mEntEn auSzurIChtEn.« Artur Mertens<br />
der klassischen Markenführung zugerechnet<br />
werden. So lassen sich soziale Medien<br />
dazu nutzen, Ideen der Konsumenten abzuschöpfen<br />
und sie in Wertschöpfungsprozesse<br />
einzubeziehen. Darüber hinaus gewinnt<br />
der Abverkauf über soziale Medien<br />
an Bedeutung. Allein aus der Nutzung des<br />
Zugangs zu Online-Shoppern mit Facebook-Profil<br />
werden bis 2015 zweistellige<br />
Milliardenumsätze erwartet.<br />
Die Thesen verdeutlichen, dass die Markenführung<br />
in sozialen Medien erst am<br />
daS buCh zum thEma:<br />
menschen & märkte 5 3<br />
Anfang einer Entwicklung steht, deren<br />
weiterer Verlauf weitreichende Veränderungen<br />
für die Markenführung mit sich<br />
bringen wird.<br />
Neue Erkenntnisse aus Praxis und wissenschaftlicher<br />
Forschung werden zu einer<br />
Professionalisierung führen. Es zeichnet<br />
sich dabei schon heute ab, dass sich das<br />
Social Branding zu einem spannenden und<br />
dynamischen Betätigungsfeld entwickeln<br />
wird, mit dem sich Unternehmen frühzeitig<br />
beschäftigen sollten.<br />
matthias Schulten / artur mertens /<br />
andreas horx (hrsg.)<br />
Social Branding<br />
Strategien – Praxisbeispiele –<br />
Perspektiven<br />
das buch können Sie sowohl als gebundene<br />
ausgabe als auch als ebook auf amazon.de<br />
oder auf buch.de erwerben.<br />
die unten stehenden Qr-Codes einfach per<br />
Smartphone einscannen, um direkt zum<br />
jeweiligen angebot zu gelangen:<br />
Fotos: Privat
5 4 menschen & märkte<br />
nEuES von dEn<br />
WIrtSChaftSJunIorEn<br />
darmStadt<br />
alexander Götz befragte<br />
dr. Eva brodehl,<br />
die kreissprecherin<br />
der Wirtschaftsjunioren<br />
darmstadt, zur aktuellen<br />
arbeit des darmstädter<br />
kreises.<br />
➜ Was können Sie Neues berichten?<br />
Dr. Brodehl: Im Oktober und November<br />
gab es einige Highlights bei den Wirtschaftsjunioren.<br />
Im Rahmen der diesjährigen<br />
150 Jahr-Feierlichkeiten der IHK<br />
Darmstadt Rhein Main Neckar fand die<br />
Podiumsdiskussion unter dem Thema<br />
„Unternehmer?! Ehrensache!“ statt. Hier<br />
diskutierte ich als Vertreterin der Wirtschaftsjunioren<br />
mit Prof. Dr. Claus Hipp,<br />
geschäftsführender Gesellschafter der<br />
Hipp GmbH & Co. Vertriebs KG, Roland<br />
Koch, Vorstandsvorsitzender Bilfinger SE,<br />
Dr. Arne Brüsch, Vorstandsvorsitzender<br />
der Datron AG, und Dr. Alexandra Hildebrandt,<br />
Nachhaltigkeitsbeauftragte des<br />
Deutschen Fußballbundes. Moderiert wurde<br />
die Podiumsdiskussion von der Fernsehjournalistin<br />
und ARD-Börsenkorrespondentin<br />
Anja Kohl. Weitere Highlights<br />
waren die „Neuauflage“ der so genannten<br />
„Unternehmerakademie“ und unser Projekt<br />
„Schüler als Bosse“, bei dem ca. 50<br />
Schülerinnen und Schüler Gelegenheit<br />
hatten, Einblick in den Berufsalltag zu bekommen.<br />
➜<br />
➜ Was bedeutet für Sie „Ehrbares Unternehmertum“?<br />
Dr. Brodehl: Meiner Meinung nach<br />
ist wichtig, dass wir Unternehmer ein<br />
faires und verantwortungsvolles Verhalten<br />
gegenüber Mitarbeitern, Kunden und<br />
Geschäftspartnern zeigen. Das heißt insbesondere,<br />
langfristige Beziehungen aufzubauen<br />
und zu erhalten. Ein gutes Geschäft<br />
ist nur dann erfolgreich, wenn es für<br />
beide Partner erfolgreich ist. Also wenn<br />
beide Partner einen langfristigen Erfolg<br />
im Blick haben. „Ehrbares Unternehmertum“<br />
bezeichnet eine Lebensphilosophie,<br />
bei der Wirtschaftlichkeit und Moral Hand<br />
in Hand gehen und keine Gegensätze darstellen.<br />
Als Unternehmer sollte man seinen<br />
Mitarbeitern die Tugenden wie politische<br />
und soziale Verantwortung, Aufrichtigkeit,<br />
Fairness, Vertrauen, Toleranz und<br />
bürgerschaftliches Engagement vorleben.<br />
Ich persönlich zeige dieses Engagement,<br />
indem ich mich seit Jahren bei den Wirtschaftjunioren,<br />
bei Rotary International<br />
und als Jurorin beim Landeswettbewerb<br />
Jugend forscht aktiv einbringe.<br />
➜ Wie erreicht man es, ein Bewusstsein<br />
für die Tugenden des „Ehrbaren Kaufmanns“<br />
zu schaffen?<br />
➜<br />
➜<br />
Podiumsdiskussion „unternehmer?! Ehrensache!“ bei der IHk Darmstadt mit<br />
(v.l.n.r.): Dr. Alexandra Hildebrandt, Dr. Arne Brüsch, Anja kohl, Roland koch,<br />
Prof. Dr. Claus Hipp und der kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren Darmstadt<br />
Dr. Eva Brodehl<br />
Foto: Dr. Eva Brodehl<br />
Dr. Brodehl: Als Wirtschaftsjunioren<br />
fordern wir, dass in der Gesellschaft endlich<br />
ein positives Unternehmerbild geschaffen<br />
wird. Wir brauchen Vorbilder,<br />
denn viele Unternehmer leben schon die<br />
Tugenden des „Ehrbaren Kaufmanns“<br />
und diese positiven Vorbilder sollten von<br />
der Politik und den Medien auch gezeigt<br />
werden. Außerdem sollte schon in den<br />
Schulen durch die Einführung des Schulfachs<br />
„Wirtschaft“ und die Aufbereitung<br />
des Lehr- und Lernmaterials dazu beigetragen<br />
werden, dass junge Menschen früh<br />
erfahren, was einen „Ehrbaren Kaufmann“<br />
ausmacht.<br />
Bei den Wirtschaftsjunioren bilden wir<br />
durch zahlreiche Trainings Führungskräfte<br />
weiter, damit eben diese Werte<br />
von der zukünftigen Führungskräfte-<br />
generation gelebt und vorgelebt wer-<br />
den. Unsere rund 10 000 aktiven Mit-<br />
glieder bei den Wirtschaftsjunioren<br />
Deutschland haben eine Führungsverantwortlichkeit<br />
für ca. 300 000 Mitarbeiter<br />
deutschlandweit und für 35 000 Auszubildende.
UnternehMen<br />
iM Portrait:<br />
Die KlaUs thaMM GMbh<br />
Im Jahre 1964 wurde die Firma Klaus<br />
Thamm Schnee- und Straßenräumung gegründet.<br />
Der Ursprung einer bedeutenden<br />
Unternehmensgruppe. Trotz stetigem<br />
Wachstum ist bis heute die professionelle<br />
Räumung von Straßen und Plätzen mit<br />
fachlicher Präzision und persönlichem<br />
Service für jeden Kunden noch immer ein<br />
Geschäftsfeld.<br />
Auch nachdem die Klaus Thamm<br />
Schneeräumung 1976 in die Thamm<br />
Unternehmensgruppe eingegliedert wurde,<br />
ist das Unternehmen seiner Philosophie<br />
treu geblieben und hat sich dadurch bei<br />
Kunden, aber auch in der Stadt Darmstadt<br />
als Traditionsunternehmen etablieren können.<br />
Daher war der Firmengründer Klaus<br />
Thamm nach fast einem halben Jahrhundert<br />
erfolg- und schneereicher Jahre auch<br />
stolz, das operative Geschäft an seinen<br />
Sohn Marc Thamm weitergeben zu können.<br />
Dieser fühlt sich verpflichtet, dieses<br />
Darmstädter Traditionsunternehmen weiterzuführen.<br />
Neben der Schneeräumung ist das Verwalten<br />
von Immobilien ein weiteres Geschäftsfeld<br />
der Thamm-Gruppe. Dabei<br />
geht es nicht um Immobilien-Spekulation,<br />
sondern um den nachhaltigen Aufbau eines<br />
trotz stetigem Wachstum<br />
bleibt der Ursprung erhalten<br />
Immobilienbestandes. Aus dem Büro an<br />
der Rheinstraße 41 in Darmstadt wird die<br />
Schneeräumung und die Immobilienverwaltung<br />
in Deutschland organisiert und in<br />
Kooperation mit einem Büro in Zug in der<br />
Schweiz die internationale Koordination<br />
und Ausrichtung des Immobilienbestandes<br />
vorangetrieben.<br />
Das Privatleben verbringt Marc Thamm<br />
in seiner Heimat Zürich. „Momentan bin<br />
ich noch montags bis freitags in Darmstadt<br />
oder Wiesbaden und fahre am Wochen-<br />
ende nach Hause. Allerdings fühle ich<br />
mich auch hier nicht fremd“, lässt Marc<br />
Thamm seine südhessischen Wurzeln<br />
durchschimmern.<br />
Nach seinem Studium in Deutschland arbeitete<br />
er fünf Jahre für eine Schweizer<br />
Privatbank. Erst dann folgte der Einstieg<br />
in das Familienunternehmen. „Ich konnte<br />
mich einfach je länger, desto weniger mit<br />
der Bankenbranche identifizieren. Daher<br />
stand für mich fest, meine Karriere im<br />
Familienunternehmen fortzuführen“, so<br />
Thamm.<br />
Die dritte Säule der Thamm-Gruppe bildet<br />
der Betrieb des Seniorenstifts Dr. Drexler<br />
in Wiesbaden. Ein Haus, das die Annehmlichkeiten<br />
und den Komfort eines Hotels<br />
mit hochprofessioneller Pflege verbindet,<br />
wobei besonderer Wert auf persönliche<br />
Menschen & Märkte 5 5<br />
Klaus Thamm Foto: Alexander Götz<br />
Hinwendung und menschliche Wärme gelegt<br />
wird. Nicht von ungefähr ist das Seniorenstift<br />
Dr. Drexler das 100. Altenheim in<br />
Hessen, das den „Grünen Haken“ erhalten<br />
hat. Hohe Lebensqualität ist neben der medizinischen<br />
Versorgung das entscheidende<br />
Auswahlkriterium bei Alten- und Pflegeheimen.<br />
Dabei ist der „Grüne Haken“ eine<br />
wichtige Entscheidungshilfe.<br />
Die Schneeräumung und die Betreuung<br />
von Senioren sowie das Geschäft mit den<br />
Immobilien empfindet Marc Thamm nicht<br />
als Widerspruch. „Die Diversifikation in<br />
Form der drei Geschäftsfelder ist zur Absicherung<br />
des Geschäftserfolgs wichtig“,<br />
betont der neunundzwanzigjährige Geschäftsführer.<br />
Durch die WirtschaftsJunioren findet er<br />
den Einstieg in die Darmstädter Geschäftswelt.<br />
„Mir bietet sich so ein gutes Netzwerk<br />
an Kontakten, die ich geschäftlich<br />
aber auch privat nutzen kann.“ Und dies ist<br />
ihm fast genauso wichtig wie ein schneereicher<br />
Winter.<br />
Klaus Thamm GmbH<br />
Rheinstr. 41<br />
64283 Darmstadt<br />
Tel.: +49.6151.1500-0<br />
Fax: +49.6151.1500-20<br />
E-Mail: info@thamm-gmbh.de
5 6 lifestyle & Events<br />
dIaloG Im darmStadtIum<br />
rückblick auf zwei veranstaltungen<br />
Seit unserer letzten ausgabe<br />
im oktober 2012 gab es<br />
in der lounge des<br />
darmstadtiums gleich<br />
zwei dialogforen.<br />
bEtrIEblIChES GESundhEItSmanaGEmEnt<br />
Die immer älter<br />
werdende und<br />
immer bewusster lebende<br />
Bevölkerung investiert auch<br />
immer mehr Geld in innovative Präventionsmaßnahmen<br />
und andere, Gesundheit<br />
und langes Leben versprechende medizinische<br />
Leistungen. Das Thema Gesundheit<br />
durchdringt mehr und mehr alle Lebensbereiche.<br />
Im Beruf ist qualifiziertes<br />
betriebliches Gesundheitsmanagement ein<br />
wesentlicher Baustein zum Erhalt und der<br />
Förderung der Beschäftigungsfähigkeit.<br />
Die Stärkung von Gesundheitspotenzialen<br />
und die Verbesserung des Arbeitsklimas<br />
sind dabei weitere wichtige Ziele. So diskutierten<br />
kurz nach Erscheinen der fünften<br />
<strong>Ausgabe</strong> (Betriebliches Gesundheitsmanagement)<br />
die Podiumsgäste Alexander<br />
Frank (Geschäftsfeldleiter Life Service<br />
der TÜV Hessen GmbH), Stefan Sellinger<br />
(Vorstand der BKK Merck), Prof.<br />
Gunnar Nielsen (Fachgebiet Pflegewissenschaft,<br />
Evangelische Hochschule Darm-<br />
stadt), Michael Seiler (Abteilungsleiter<br />
Marketing und Vertrieb der Barmer GEK<br />
Darmstadt) sowie Thorsten Grießer (Leiter<br />
Vertrieb und Partnermanagement der<br />
Vitaliberty GmbH) diverse Aspekte rund<br />
um das Thema Gesundheit und betriebliche<br />
Gesundheitsvorsorge. Die Moderation<br />
übernahm gekonnt Andreas Richter (freier<br />
Fernsehmoderator &-Kommentator).<br />
Dialog im darmstadtium<br />
das <strong>WirtschaftsEcho</strong>, das Wissenschaftsund<br />
kongresszentrum darmstadt, die h_da<br />
und die Wissenschaftsstadt darmstadt<br />
marketing Gmbh sind gemeinsam veranstalter<br />
des „dialog im darmstadtium“.<br />
die reihe bietet dabei nicht nur exzellentes<br />
hintergrundwissen der Podiumsgäste,<br />
sondern auch die möglichkeit, neue interessante<br />
Geschäftskontakte zu knüpfen<br />
oder bestehende zu intensivieren.
WEttbEWErbSvortEIlE<br />
durCh vErnEtzunG<br />
Die letzte Dialogveranstaltung in<br />
diesem Jahr war zugleich ein<br />
Nachholtermin zur Stadtmarketingausgabe<br />
(Juni 2012) mit dem Thema<br />
„Wettbewerbsvorteile durch Vernetzung“.<br />
Die geläufigen Schlagworte<br />
zur Beschreibung der Region Frankfurt-<br />
Rhein-Main sind schnell parat: Finanzmetropole,<br />
Verkehrsdrehscheibe und Messehochburg.<br />
Doch wer weiß schon von der<br />
Bedeutung ebenso wichtiger Branchen wie<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />
Materialtechnik oder Gesundheitswirtschaft?<br />
Zu diesen Fragen äußerten sich<br />
Jochen Partsch (Oberbürgermeister Wissenschaftsstadt<br />
Darmstadt), Prof. Dr. Thomas<br />
Döring (Forschungsschwerpunkt Stadt- und<br />
Regionalökonomik), Dr. Matthias Donath<br />
DARMSTADTIuM:<br />
Termine Dezember 2012<br />
CANS 2012<br />
The 11th International Conference on Cryptology<br />
and Network Security<br />
Mi. 12. Dez. – Fr. 14. Dez.<br />
GREEN REGIoN<br />
Eine Gemeinschaftsveranstaltung von HSE/<br />
ENTEGA und ICG<br />
Mi. 19. Dez.<br />
Die Nacht der Musicals<br />
Die erfolgreichste Musicalgala mit über<br />
1 Million Zuschauern!<br />
Fr. 28. Dez. – 20:00<br />
SCHWANENSEE<br />
Der beliebteste Ballettklassiker aller Zeiten in<br />
einer atemberaubenden Darbietung<br />
Mo. 31. Dez.<br />
Termine Januar 2013<br />
Das Phantom der oper<br />
Do. 03. Jan.<br />
Festliches Neujahrskonzert<br />
mit Werken von Strauß, Mangold, Wagner, Verdi u.a.<br />
So. 06. Jan. – 11:00<br />
lifestyle & Events 5 7<br />
da lohnt EIn bESuCh<br />
unser veranstaltungskalender zeigt eine auswahl an interessanten terminen in darmstadt<br />
und der region im Januar und februar 2013:<br />
(Referent House of IT e.V., Projektmanager<br />
HA Hessen Agentur GmbH), Sascha A.<br />
Peters (IHK Darmstadt und Cluster Manager<br />
IT FOR WORK). Wir bedanken uns<br />
bei Karin Abenhausen (HR-Journalistin,<br />
Schwerpunkt Nachrichten, Magazine,<br />
Wirtschaft) für die Moderation und bei all<br />
unseren Gästen für ihr Kommen.<br />
Die große Wiener Johann Strauss - Gala<br />
Mo. 07. Jan. – 20:00<br />
Dieter Nuhr – Nuhr unter uns<br />
Sa. 12. Jan. – 20:00<br />
Night of the Dance<br />
Sa. 19. Jan.<br />
kompetenzforum Südhessen 2012<br />
Die geheimen Regeln der Seilschaften<br />
Mo. 21. Jan. – 19:30<br />
Event & Hochzeitsmesse<br />
So. 27. Jan. – 10:00<br />
hobit 2013<br />
Di. 29. Jan. – Do. 31. Jan.<br />
Termine Februar 2012<br />
Tu Darmstadt –<br />
Semesterabschlusskonzert<br />
Chor & Orchester der TU Darmstadt<br />
Leitung: Christian Weidt<br />
Sa. 09. Feb.<br />
konzertchor Darmstadt<br />
MESSIAS SUPERSTAR<br />
So. 24. Feb.<br />
Haben wir einen wichtigen Termin verpasst? Senden Sie uns einen Hinweis auf Ihr Event unter service@wirtschaftsecho.de<br />
STAATSTHEATER DARMSTADT:<br />
Termine Januar 2013<br />
othello<br />
von William Shakespeare<br />
Eine Produktion des Hessischen Staatstheaters<br />
Wiesbaden · Premiere des Austauschgastspiels<br />
12. Januar 2013 | 19.30 Uhr | Kleines Haus<br />
Jakob Lenz<br />
Kammeroper von Wolfgang Rihm<br />
Nach der Novelle Lenz von Georg Büchner<br />
Premiere 17. Januar 2013 | 20 Uhr | Kammerspiele<br />
Don Pasquale<br />
Komische Oper von Gaetano Donizetti · Premiere<br />
19. Januar 2013 | 19.30 Uhr | Großes Haus<br />
Termine Februar 2013<br />
Romeo und Julia<br />
Tanzstück von Mei Hong Lin<br />
Wiederaufnahme<br />
2. Februar 2013<br />
19.30 Uhr<br />
Kleines Haus<br />
Foto: Staatstheater Darmstadt<br />
Fotos: Thomas Häfner
5 8 lifestyle & Events<br />
GutEn frEundEn<br />
… oder einen uSb-Stick,<br />
taschenrechner, kugelschreiber...<br />
von Heiko Depner<br />
GIbt man EIn küSSChEn...<br />
Wirtschaftlichkeit, Leistungsfähigkeit und<br />
Zuverlässigkeit sind wichtige Schlüsselbegriffe,<br />
wenn es um die Auswahl geeigneter<br />
Geschäftspartner geht und um die<br />
Entscheidung, ob diese Wirtschaftsehe<br />
geschieden wird oder eine gemeinsame<br />
Zukunft hat.<br />
Doch beurteilen Sie selbst, wie wichtig<br />
Ihnen die „weichen Faktoren“ in diesem<br />
Zusammenhang sind. Ist Ihnen Ihr<br />
Gegenüber sympathisch? Haben Sie von<br />
den Produkten oder Dienstleistungen eine<br />
Meinung, die sich nicht nur auf rationaler<br />
Ebene erklären lässt? Viele Produkte und<br />
Dienstleistungen werden im System unserer<br />
Marktwirtschaft durch das Überangebot<br />
austauschbar, gar beliebig. Lieferanten<br />
geben nahezu identische Angebote für nahezu<br />
identische Produkte und Dienstleistungen<br />
ab und in dieser Überflutung nicht<br />
den Überblick zu verlieren, ist in vielen<br />
Geschäftsbereichen so gut wie unmöglich.<br />
Kontaktpflege ist in vielen B2B-Bereichen<br />
– aber auch im Endkundengeschäft – das<br />
Schlüsselwort. Man muss aus der Masse<br />
herausstechen, nachhaltig in der Erinnerung<br />
positiv verankert bleiben.<br />
Gerade um die Weihnachtszeit werden<br />
geschäftliche Kontakte gerne mit einer<br />
kleinen Aufmerksamkeit beglückt – einer<br />
Karte mit einer persönlichen Widmung,<br />
gar einem Präsent. Was haben Sie Ihren<br />
Geschäftspartnern über den Postweg unter<br />
den Weihnachtsbaum gelegt? Wieder eine<br />
Falsche Wein, Süßigkeiten oder Herzhaftes<br />
aus der Region? War Ihre Karte ein recht<br />
hübscher Standard oder hat sie durch Individualität<br />
überzeugt? Durch die Menge<br />
der Geschäftspartner bedingt, stapeln sich<br />
die verkorkten Edelgetränke und der Empfänger<br />
kommt mit dem Verzehr kaum noch<br />
hinterher, verschenkt sie an Mitarbeiter. Es<br />
ist stark zu bezweifeln, ob der Beschenkte<br />
überhaupt einen Überblick über seine ihm<br />
zugewandten Freunde hat und noch weiß,<br />
wer was geschenkt hat.<br />
Jamal Maazouz, Geschäftsführer der Maazouz<br />
GmbH aus Darmstadt, hat sich seit<br />
einigen Jahren auf den Import von Werbe-<br />
Fotos: Maazouz GmbH<br />
kugelschreiber als Werbegeschenk sind<br />
out. Gefragt ist kreativität.<br />
artikeln spezialisiert. Zu seinem Sortiment<br />
zählen handelsübliche Streuartikel, aber<br />
auch besondere und individuelle Präsente.<br />
➜ Herr Maazouz, erhalten Sie um die<br />
Weihnachtszeit Karten oder Präsente<br />
von Ihren Geschäftspartnern?<br />
Maazouz: Von den meisten Geschäftspartnern<br />
erhalte ich eine Weihnachtskarte.<br />
Zwar freue ich mich über jede, aber die<br />
Karten mit einer persönlichen Widmung<br />
erhalten einen Ehrenplatz in unserem Regal<br />
im Sitzungsraum. Diese Aufmerksamkeiten<br />
zeugen für mich von gegenseitiger Wertschätzung.<br />
Als Präsent kommt in vielen<br />
Fällen Schokolade oder Wein hinzu.<br />
➜<br />
➜ Ist Ihnen Schokolade oder Wein<br />
nicht zu langweilig?<br />
Maazouz: Zu langweilig nicht. Ich<br />
freue mich über Süßigkeiten, da wir in der<br />
Agentur gerne Süßigkeiten essen. Bei bestehenden<br />
Geschäftskontakten bleiben solche<br />
Präsente meist in Erinnerung, da ich<br />
diese auch klar Personen zuordnen kann.<br />
Ich bin jedoch der Überzeugung, dass moderne<br />
Kommunikation die Marke im Hinterkopf<br />
hat und im Sinne dieser Präsente<br />
auswählen sollte.<br />
➜<br />
➜ Haben Sie ein Beispiel?<br />
Maazouz: USB-Sticks sind zu einem<br />
recht üblichen Werbeartikel geworden.<br />
Ein internationales Bauunternehmen hat<br />
sich zum Beispiel dazu entschlossen, einen<br />
individuell gegossenen USB-Stick zu<br />
verschenken.<br />
➜
Jamal Maazouz, Geschäftsführer der Maazouz GmbH<br />
➜ Wie darf man sich einen gegossenen<br />
USB-Stick vorstellen?<br />
Maazouz: Die Form wird in einem<br />
3D-Grafikprogramm erstellt und zu einem<br />
überschaubaren Preis produziert.<br />
Die gegossenen Rohlinge sind individuell<br />
und keine handelsüblichen Massenartikel.<br />
Selbst Verschluss, Anhänger und Programmierung<br />
sind frei wählbar.<br />
➜<br />
➜ Nachhaltigkeit und ein positiver Bezug<br />
zur Umwelt werden immer wichtiger<br />
für Unternehmen. Welches Präsent<br />
passt Ihrer Meinung nach zu diesen<br />
Attributen und ist zudem individuell?<br />
Apple reagiert auf Konkurrenz im Tablet-Markt<br />
mit einer mini-version des iPad stellt sich der uStechnologiekonzern<br />
apple der wachsenden konkurrenz<br />
im boomenden markt für tablet-Computer.<br />
das Ende oktober im kalifornischen San<br />
Jose präsentierte Gerät ist handlicher und leichter<br />
als das original. das iPad mini ist seit dem<br />
2. november in deutschland auf dem markt<br />
und liegt in deutschland seitdem pünktlich zum<br />
Weihnachtsgeschäft in den regalen.<br />
das ist nicht nur ein klein geschrumpftes iPad“,<br />
sagte apple-marketingchef Phil Schiller bei der<br />
Präsentation. „Es ist ein vollkommen neues design.“<br />
die mini-ausgabe hat eine bildschirmdiagonale<br />
von 7,9 zoll, verglichen mit 9,7 zoll beim<br />
großen tablet-bruder. das 7,2 millimeter dünne<br />
und 308 Gramm schwere Gerät ist ab einem<br />
Preis von 329 Euro erhältlich.<br />
In dem Segment mit tablets, die kleiner sind als<br />
das kultobjekt von apple, haben sich bereits viele<br />
konkurrenten etabliert: das äußerst erfolgreiche<br />
➜<br />
Maazouz: Arganöl ist unter den Profis<br />
in der Gastronomie- und Kosmetikbranche<br />
sehr bekannt. In Reinform ist es<br />
kaum erhältlich und zählt zu den teuersten<br />
Ölen der Welt. Es findet vor allem bei der<br />
Zubereitung von Speisen, Stärkung des<br />
menschlichen Abwehrsystems oder Pflege<br />
und Gesundung der Haut Einsatz. Angebaut<br />
wird das Öl in einem kleinen Teil<br />
Marokkos – einem von der UNESCO geschütztem<br />
Gebiet – und von dort weltweit<br />
exportiert. Unsere Agentur bezieht dieses<br />
Produkt exklusiv aus einer in Marokko ansässigen<br />
Produktionsstätte und vertreibt es<br />
in kleinen Größen als Werbeartikel.<br />
kindle fire von amazon ist gerade erst im vergangenen<br />
monat mit einer neuen version an den<br />
Start gegangen. Sieben zoll groß sind auch das<br />
nexus 7 von Google und das Galaxy-tablet von<br />
Samsung. Etwas wirklich neues schaffte apple<br />
mit seinem kleineren tabletcomputer also nicht.<br />
„bei Saturn in darmstadt am ludwigsplatz lief<br />
die Einführung des iPad mini gut. am ersten tag<br />
war die beliebte Einsteiger-version mit 16Gb<br />
Speicher bereits so gut wie ausverkauft. Generell<br />
dürfte die kleine version des iPad einen<br />
guten verkaufsstart hinlegen – das ist eben der<br />
apple-kult“, ist sich darmstadts Saturn-Geschäftsführer<br />
manuel Graf sicher. noch in<br />
diesem Jahr soll auch die vierte Generation des<br />
großen iPad auf den markt kommen.<br />
Seit 2. November auch bei Saturn am<br />
Ludwigsplatz erhältlich: Das neue iPad<br />
mini.<br />
lifestyle & Events 5 9<br />
➜ WiE: Den Überblick über die Preise<br />
für Werbeartikel und Geschenke zu behalten,<br />
gestaltet sich oft schwierig. Was<br />
empfehlen Sie?<br />
Maazouz: Die Preise sind in der Tat<br />
sehr intransparent. Je nach Artikel kommen<br />
Druckkosten für die einzelnen Flächen<br />
und Lieferkosten hinzu.<br />
Bei USB-Sticks muss durch den Importeur<br />
eine GEMA-Gebühr laut Gesetzgeber<br />
entrichtet werden. Die Onlineshops stehen<br />
unter Preisdruck und geben ihre beworbenen<br />
Verkaufspreise in der Regel ohne diese<br />
Zusatzkosten an.<br />
➜<br />
➜ Und wie kommt es generell zu den<br />
großen Preisunterschieden – losgelöst<br />
von den Zusatzkosten?<br />
Maazouz: Die meisten Artikel werden<br />
aus dem Ausland über sogenannte „Trader“<br />
ex- und importiert. Firmen im Ausland<br />
kaufen große Bestände, verkaufen<br />
diese an Großhändler und diese vertreiben<br />
sie wiederum an Onlineshops. Aufgabe<br />
von Händlern muss es sein, diese Kette so<br />
klein wie möglich zu halten oder optimal<br />
die Kosten zu vergleichen. Nur so können<br />
günstige Einkaufspreise erzielt werden,<br />
die an den Kunden mit Aufschlag weitergegeben<br />
werden können.<br />
➜<br />
Foto: Alexander Götz
6 0 recht & Steuern<br />
➜ Lars Martens,<br />
Steuerberater<br />
rECht & StEuErn<br />
Die Regelung zur E-Bilanz ist Teil<br />
des Steuerbürokratieabbaugesetzes<br />
(SteuBAG) der Bundesregierung,<br />
das Ende 2008 verabschiedet wurde.<br />
Ziel ist es, die elektronische Kommunikation<br />
zwischen Unternehmen und<br />
Steuerbehörde zu verbessern und somit<br />
die staatlichen Einnahmen<br />
sicherzustellen.<br />
E-bIlanz –<br />
Im Rahmen des Steuerbürokratieabbaugesetzes<br />
2008 wurde mit § 5b EStG eine<br />
Vorschrift geschaffen, die bilanzierende<br />
Unternehmen verpflichtet, die Inhalte der<br />
Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung<br />
nach amtlich vorgeschriebenem<br />
Datensatz durch Datenfernübertragung<br />
an die Finanzverwaltung zu übermitteln<br />
(sog. E-Bilanz). Dies erfolgt im Wege des<br />
üblichen Veranlagungsverfahrens. Dabei<br />
hat der Steuerpflichtige die Wahl, entweder<br />
den Inhalt der Handelsbilanz, ergänzt<br />
dIE zEIt dränGt<br />
Foto: Thomas Häfner<br />
um eine strukturierte steuerliche Überleitungsrechnung,<br />
oder eine gesonderte Steuerbilanz<br />
(vgl. § 60 Absatz 2 EStDV) einschließlich<br />
einer steuerlichen Gewinn- und<br />
Verlustrechnung auf elektronischem Wege<br />
einzureichen.<br />
Die bisherige Abgabe der erforderlichen<br />
Unterlagen in Papierform wird durch die<br />
Übermittlung des amtlich vorgeschriebenen<br />
Datensatzes abgelöst.<br />
Dies gilt unabhängig von der Rechtsform<br />
und der Größenklasse des bilanzieren-
den Unternehmens. Auch die anlässlich<br />
einer Betriebsveräußerung, Betriebsauf-<br />
gabe, Änderung der Gewinnermittlungsart<br />
oder in Umwandlungsfällen aufzustellende<br />
Bilanz ist durch Datenübertragung<br />
zu übermitteln. Gleiches gilt für Zwischenbilanzen,<br />
die auf den Zeitpunkt eines<br />
Gesellschafterwechsels aufgestellt werden<br />
und Liquidationsbilanzen, sie sind<br />
als Sonderform einer Schlussbilanz eben-<br />
so durch Datenübertragung zu übermitteln.<br />
Für die Finanzverwaltung gilt dies als besonderer<br />
Meilenstein bei der Einführung<br />
der Digitalisierung von Geschäftsprozessen.<br />
Mit Schreiben vom 19. Januar 2010 und<br />
3. Februar 2010 hat das Bundesfinanzministerium<br />
(BMF) bekanntgegeben, dass<br />
für die Übermittlung dieses Datensatzes<br />
der international verbreitete Datenstandard<br />
XBRL (eXtensible Business Reporting<br />
Language) als Format im Rahmen des<br />
Bund-Länder-Vorhabens KONSES (Koordinierte<br />
neue Software-Entwicklung für<br />
die Steuerverwaltung) festgelegt wurde.<br />
Die Datensätze sind entsprechend einer<br />
sog. Taxonomie, die im Wesentlichen den<br />
Gliederungsumfang der zukünftig elektronisch<br />
zu übermittelnden Daten bildet, auf-<br />
Ein Beitrag von Rechtsanwalt<br />
Arne Björn Segler, LL.M.<br />
Wieso heißt Burger King in Australien<br />
„Hungry Jack´s“? Ganz einfach: Weil die<br />
Marke „Burger King“ schon einem Konkurrenten<br />
gehörte, als Burger King den<br />
australischen Markt in Angriff nahm.<br />
Burger King musste sich deshalb in<br />
Australien einen anderen Markennamen<br />
zulegen. Ein Desaster für ein Unter-<br />
zubereiten. Stark vereinfacht formuliert,<br />
ähnelt die Taxonomie mit ihrem Gliederungsschema<br />
einem erweiterten Kontenrahmen.<br />
In technischer Hinsicht geht jedoch eine<br />
Taxonomie weit über eine Kontenrahmenstruktur<br />
hinaus und stellt Verbindungen<br />
und rechnerische Verknüpfungen zwischen<br />
einzelnen Positionen her.<br />
Die Finanzverwaltung behält sich vor,<br />
den Umfang der Taxonomie festzulegen<br />
und plant eine jährliche Überarbeitung<br />
um mögliche Anpassungen, z.B. aufgrund<br />
gesetzlicher Änderungen, durchzuführen.<br />
Die Taxonomie wird mit einem eindeutigen<br />
Gültigkeitsdatum durch gesonderte<br />
BMF-Schreiben veröffentlicht. Mit Schreiben<br />
vom 5. Juni 2012 hat die Finanzverwaltung<br />
sodann die für das Wirtschaftsjahr<br />
2013 (und wahlweise 2012) gültige Taxonomie<br />
in der Version 5.1 bekanntgegeben.<br />
Die Zeit drängt. Für Wirtschaftsjahre ab<br />
dem 1. Januar 2013 muss also die Jahresabschlussbilanz<br />
in elektronischer Form<br />
eingereicht werden.<br />
Die Umsetzung des Gesetzes wurde bereits<br />
zweimal um je ein Jahr verschoben.<br />
Da es lange kein festes Regelwerk zur Abgabe<br />
einer Steuerbilanz gab, hat sich ein<br />
Großteil der deutschen Unternehmen bis<br />
recht & Steuern 6 1<br />
heute nicht eingehend mit der E-Bilanz<br />
und deren Umsetzung auseinandergesetzt.<br />
Deswegen ist es dringend erforderlich,<br />
sich mit den bevorstehenden Änderungen<br />
im Detail auseinanderzusetzen und<br />
die notwendigen Umstellungsmaßnahmen<br />
einzuleiten.<br />
Den 1,35 Millionen betroffenen Unternehmen<br />
bleibt nur noch wenig Zeit, die<br />
entsprechenden Aufgaben in Buchhaltung<br />
und IT in Angriff zu nehmen.<br />
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein<br />
erholsames und friedliches Weihnachtsfest<br />
und viel Erfolg für die anstehenden Aufgaben<br />
im neuen Jahr.<br />
nieder-ramstädter Straße 25<br />
64372 ober-ramstadt<br />
tel.: 06154 6341-0<br />
fax: 06154 6341-80<br />
E-mail: info@baumann-baumann.de<br />
Internet: www.baumann-baumann.de<br />
das leistungsspektrum der kanzlei umfasst sämtliche<br />
bereiche der beratung für unternehmen und<br />
Privatpersonen. In partnerschaftlicher zusammenarbeit<br />
deckt sie dabei sowohl steuerliche, betriebswirtschaftliche<br />
als auch rechtliche fragen und<br />
Problemstellungen ab. Sie betreut mandate aus den<br />
verschiedensten branchen und in den unterschiedlichsten<br />
Gesellschaftsformen.<br />
holzauGE SEI WaChSam –<br />
Ein Plädoyer für die markenüberwachung<br />
nehmen, das weltweit unter einer einzigen<br />
starken Marke wahrgenommen werden<br />
will. Und beileibe kein Einzelfall: So<br />
hätte Apple um ein Haar sein iPad umbenennen<br />
müssen, weil Fujitsu sich den<br />
Begriff „iPad“ bereits lange zuvor markenrechtlich<br />
hatte schützen lassen. Anders<br />
als Burger King wollte Apple aber unter<br />
keinen Umständen von seinem Markenkonzept<br />
abweichen und griff deshalb tief<br />
in die Tasche. Für angeblich 4 Millionen<br />
US-Dollar kaufte Apple seinem Konkur-<br />
renten die Rechte an der Marke iPad ab.<br />
Die genannten Beispiele zeigen, wie wichtig<br />
eine strategische und vorausschauende<br />
Markenstrategie ist. Oft bildet die Kernmarke<br />
den wertvollsten Vermögensbestandteil<br />
eines Unternehmens. So wird<br />
etwa der Wert der Marke Coca Cola vom<br />
Beratungsunternehmen Interbrand aktuell<br />
auf sagenhafte 77,8 Milliarden US-Dollar<br />
geschätzt. Coca Cola ist somit immer noch<br />
die wertvollste Marke der Welt, knapp<br />
gefolgt von Apple, IBM, Google und
Foto: Privat<br />
Arne Björn Segler, LL. M.,<br />
Rechtsanwalt<br />
Microsoft. Dagegen nehmen sich die<br />
großen deutschen Marken vergleichsweise<br />
bescheiden aus. Die derzeit wert-<br />
vollste deutsche Marke ist Mercedes-Benz<br />
mit einem geschätzten Markenwert von<br />
rund 30 Milliarden US-Dollar. Damit belegt<br />
Mercedes-Benz immerhin Platz elf im<br />
internationalen Vergleich.<br />
Einen solch immensen Wert erlangt eine<br />
Marke nicht über Nacht. Vielmehr ist ein<br />
hoher Markenwert stets das Ergebnis jahrelanger<br />
intensiver Markenpflege. Und die<br />
ist nicht nur für internationale Großkonzerne<br />
ein Muss. Auch und gerade kleinere<br />
Unternehmen tun gut daran, ihr Markenportfolio<br />
sorgfältig zu pflegen und zu beschützen.<br />
Denn während beispielsweise<br />
ein Gigant wie der Konsumgüterhersteller<br />
Nestlé ein Markenimperium von tausenden<br />
Marken unterhält, setzen kleinere Unternehmen<br />
häufig auf nur wenige oder gar nur<br />
eine einzige Marke. Umso wichtiger, diese<br />
Kernmarke zu pflegen, fortzuentwickeln,<br />
zu verteidigen – und zu überwachen!<br />
Die enorme Wichtigkeit der Markenüberwachung<br />
wird gerne unterschätzt. Das ist<br />
auf den ersten Blick verständlich, denn<br />
schließlich verleiht ja schon das Gesetz<br />
dem Markeninhaber ein ausschließliches<br />
Recht, ein Monopol. Niemand sonst darf<br />
die Marke für die Waren oder Dienstleistungen<br />
nutzen, für welche die Marke angemeldet<br />
ist.<br />
Was aber, wenn die Konkurrenz das Monopol<br />
missachtet? Die Verlockung ist groß,<br />
sich als Trittbrettfahrer einfach an den<br />
Erfolg einer etablierten Marke anzuhängen.<br />
Rasch ist eine neue Marke angemeldet,<br />
die – welch Zufall – der Erfolgsmarke<br />
in Aussehen oder Aussprache auffallend<br />
ähnelt. Etwa „Cobra Cola“, oder „Cola<br />
Loca“ – zwei Markenanmeldungen, die<br />
sich offenbar die Marke Coca Cola zum<br />
Vorbild genommen haben. Der Zweck<br />
bei der Anmeldung solcher Schmarotzermarken<br />
ist es, vom positiven Image der<br />
Erfolgsmarke zu profitieren, ohne selbst<br />
in teure Werbekampagnen investieren zu<br />
müssen. Im Marketingbereich ist dieses<br />
Phänomen auch als Ambush Marketing<br />
oder Schmarotzermarketing bekannt und<br />
verpönt.<br />
Das Markenamt nimmt an solchen Markenanmeldungen<br />
keinen Anstoß, denn<br />
die Verwechslungsgefahr zweier Marken<br />
wird von Amts wegen nicht geprüft. Das<br />
Amt prüft lediglich, ob die neu angemeldete<br />
Marke gegen so genannten absolute<br />
Schutzhindernisse verstößt. Das ist beispielsweise<br />
bei Marken der Fall, die gegen<br />
die guten Sitten verstoßen oder die<br />
ein Staatswappen enthalten. Liegt kein<br />
Verstoß gegen absolute Schutzhindernisse<br />
vor, wird die Marke unbeanstandet eingetragen.<br />
Auch, wenn sie einer älteren Marke<br />
zum Verwechseln ähnlich ist. Selbst, wenn<br />
sie mit einer älteren Marke identisch ist.<br />
Es liegt daher bei jedem Markeninhaber<br />
selbst, seine Marke zu überwachen und<br />
gegen ähnliche und verwechslungsfähige<br />
Markenanmeldungen rechtlich vorzugehen.<br />
Nur wer den Markt sorgfältig beobachtet,<br />
kann den Schutzkorridor seiner<br />
Marke langfristig erhalten. Wer es als<br />
Markeninhaber hingegen ohne Beanstandung<br />
zulässt, dass ähnliche und verwechslungsfähige<br />
Marken angemeldet werden,<br />
der setzt die Unterscheidungskraft seiner<br />
Marke aufs Spiel.<br />
recht & Steuern 6 2<br />
Irgendwann ist die Unterscheidungskraft<br />
vielleicht so schwach, dass die Verbraucher<br />
die einstige Erfolgsmarke gar nicht<br />
mehr mit dem Unternehmen des Markeninhabers<br />
in Verbindung bringen. Eine solche<br />
Marke kann ihre ureigenste Funktion<br />
nicht mehr erfüllen, für die Qualität der<br />
Waren oder Dienstleistungen des Markeninhabers<br />
zu bürgen. Sie ist entwertet. Im<br />
schlimmsten Falle bleibt dem Markeninhaber<br />
nur noch übrig, die Marke fallen zu<br />
lassen und den Markenauftritt mit einer<br />
innovativen, starken Marke völlig neu zu<br />
gestalten.<br />
Abgesehen davon hat die Erosion einer<br />
Marke auch rechtliche Konsequenzen. Ist<br />
eine Marke erst einmal verwässert, kann<br />
der Markeninhaber möglicherweise gar<br />
nicht mehr erfolgreich gegen verwechslungsfähige<br />
Marken vorgehen. Denn wer<br />
Markenrechtsverletzungen sehenden Auges<br />
duldet und sich hiergegen nicht zur<br />
Wehr setzt, riskiert, dass er die Rechte aus<br />
seiner Marke mit der Zeit verwirkt.<br />
Deshalb gilt es, wachsam zu sein und<br />
die Markenanmeldungen der Konkurrenz<br />
sorgfältig zu beobachten. Im besten<br />
Falle spart eine professionelle Markenüberwachung<br />
sogar bares Geld, denn wer<br />
innerhalb von drei Monaten auf die Eintragung<br />
einer verwechslungsfähigen Marke<br />
aufmerksam wird, kann gegen diese<br />
Markeneintragung kostengünstig Widerspruch<br />
einlegen. Wird diese Frist verpasst,<br />
bleibt nur das langwierige und teure Löschungsverfahren.<br />
Wer seine Marke hingegen<br />
ständig überwacht, kann frühzeitig<br />
und kostenschonend reagieren und sein<br />
Markenterritorium auf diese Weise langfristig<br />
schützen und ausbauen.<br />
Winterstein | Rechtsanwälte<br />
Partnerschaftsgesellschaft<br />
darmstädter landstr. 110<br />
60598 frankfurt am main<br />
tel.: 069 697124-0<br />
fax: 069 697124-99<br />
E-mail: info@winterstein-law.de<br />
Internet: www.winterstein-law.de
3800<br />
28<br />
150.000.000.000<br />
Rund 3800 unternehmen präsentierten<br />
sich 2012 in Frankfurt auf der Achema,<br />
der Messe der Chemie-Branche. Die<br />
Hälfte davon kam aus dem Ausland.<br />
28 Jahre ist die<br />
bisher schlimmste<br />
Chemiekatastrophe<br />
und eine der<br />
bekanntesten<br />
umweltkatastrophen<br />
der Geschichte her.<br />
25.000<br />
110<br />
keine andere Nation exportiert mehr Chemikalien.<br />
Deutsche unternehmen verkauften 2011 chemische<br />
Erzeugnisse im Wert von über 150 000 000 000 Euro<br />
an kunden im Ausland.<br />
1150<br />
Zehn<br />
Namensgeber des Wissenschafts-<br />
und kongresszentrums<br />
darmstadtium ist das<br />
chemische Element<br />
Darmstadtium (Ds 110)<br />
428.000<br />
zehn erstaunliche zahlen 6 3<br />
An der Johannes Gutenberg-universität<br />
Mainz (JGu) sind die meisten Studierenden<br />
in Deutschland in Chemie eingeschrieben.<br />
Insgesamt 1150 Studierende<br />
belegen an der JGu die Fächer Chemie<br />
und Biomedizinische Chemie.<br />
����aunlic�e<br />
Zahlen<br />
Die Chemie-Branche<br />
beschäftigte in 2011<br />
deutschlandweit mehr<br />
als 428 000 Mitarbeiter.<br />
Die katastrophe von<br />
Bhopal ereignete sich<br />
am 3. Dezember 1984.<br />
Schätzungen zufolge<br />
In der Region Rhein-Main/Süd -<br />
starben bis zu 25 000<br />
hessen werden 70 Prozent<br />
Menschen.<br />
des hessischen<br />
70<br />
Bruttoinlandsproduktes<br />
erwirtschaftet.<br />
Deutschland ist nach<br />
neuen Studien des<br />
Die Anfänge von Merck gehen bis in<br />
BMBF und des BMWi im<br />
das Jahr 1668 zurück. Die Merck<br />
Medizintechnik-Welt-<br />
kGaA aus Darmstadt ist damit das<br />
älteste pharmazeutisch-chemische<br />
unternehmen der Welt.<br />
2<br />
markt die Nummer 2<br />
nach den uSA.<br />
1668
6 4 vorschau & Impressum<br />
Wirtschafts Echo<br />
D79227 · 6. Jahrgang <strong>WirtschaftsEcho</strong>· <strong>Ausgabe</strong> 1/2013 · 3,50 Euro<br />
F I N A N Z E N<br />
A R B E I T S M A R K T<br />
I N V E S T I T I O N E N<br />
E X P A N S I O N E N<br />
Europapark Rhein-Main-Neckar<br />
Finanzen, Investitionen<br />
Expansionen, Arbeitsmarkt<br />
Europa, Export<br />
Europapark<br />
Rhein-Main-<br />
Neckar<br />
Stars, Kulissen<br />
und Attraktionen<br />
PrEvIEW<br />
<strong>WirtschaftsEcho</strong> 1/2013: Europapark rhein-main-neckar<br />
Nein, in dieser <strong>Ausgabe</strong> werden wir nicht<br />
den bekannten Freizeitpark aus dem Badischen<br />
unter die Lupe nehmen, sondern<br />
unser Augenmerk auf all die schillernden,<br />
außergewöhnlichen und bemerkenswerten<br />
Attraktionen ökonomischer Art vor unserer<br />
Haustüre richten.<br />
Das Rhein-Main-Neckar Gebiet zählt zu<br />
den prosperierenden Metropolregionen<br />
Europas, dessen Stärke in der Vielfalt der<br />
Branchen liegt. Hier scharen sich etwa alt<br />
eingesessene chemische Betriebe neben<br />
boomenden IT-Schmieden und aufstrebenden<br />
Dienstleistungsunternehmen. Das<br />
gegenseitige Vernetzen vieler Subzentren<br />
verstärkt diesen Effekt. Das hat zur Folge,<br />
dass auf der einen Seite Unternehmen<br />
aus Rhein-Main-Neckar ihren Siegeszug<br />
längst in einer europäischen Expansion<br />
manifestiert haben, andererseits lockt die<br />
Metropole wegen der genannten Vorteile<br />
viele europäische Firmen an. Gerade unsere<br />
Region hat dem europäischen Einheitsgedanken<br />
viel zu verdanken. Und so sind<br />
wir schon beim nächsten Thema: Bei Geld<br />
hört die Freundschaft auf. Dieses plakative<br />
Sprichwort birgt jedoch die Gefahr, viele<br />
hart erarbeitete Errungenschaften aufs<br />
E X P O R T<br />
R H E I N - M A I N - N E C K A R<br />
Erscheinungstermin<br />
unserer ersten<br />
<strong>Ausgabe</strong> in 2013 ist<br />
der 26. Februar 2013<br />
Spiel zu setzen. Dass unsere Wirtschaft<br />
so funktioniert, wie sie es tut, liegt auch<br />
an einer gelernten Weltoffenheit der Menschen<br />
in Europa. Dort, wo vor über 60<br />
Jahren Städte in Schutt und Asche lagen,<br />
sind heute durch politische Aussöhnung<br />
und Annäherung auf der großen politischen<br />
und durch Städteverschwisterungen<br />
und Schüleraustausche auf der privaten<br />
Ebene, starke Wirtschaftsregionen entstanden.<br />
Deshalb sollten Debatten über die<br />
Wiedereinführung der D-Mark und einen<br />
Rauswurf von kriselnden Ländern aus der<br />
Gemeinschaft nicht unser einzigartiges<br />
Bauwerk zerstören. Vor diesem Hintergrund<br />
betrachten wir auch die gesamteuropäisch-ökonomische<br />
Situation und zeigen<br />
auf, welche Wege dem Kontinent in naher<br />
und mittlerer Zukunft zur Verfügung stehen.<br />
Es geht in Europa eben doch manchmal<br />
zu wie in einem Freizeitpark: Manches<br />
gleicht einer Achterbahnfahrt, anderes einer<br />
skurrilen Show, manchmal trauen wir<br />
uns nicht einzusteigen, manchmal ist es<br />
zu spät auszusteigen. Dabei ist der Eintritt<br />
selten günstig. Aber am Ende des Tages<br />
belohnt das Gefühl, dabei und ein Teil des<br />
Ganzen gewesen zu sein.<br />
vERLAG uND HERAuSGEBER<br />
Echo | Kreativplanung | GmbH<br />
vertreten durch die Geschäftsführer:<br />
Dr. Hans-Peter Bach und Frédérique Seminara<br />
ladungsfähige Anschrift für alle im Impressum<br />
genannten Verantwortlichen:<br />
Holzhofallee 25–31 · 64295 Darmstadt<br />
HRB 2000 (Amtsgericht Darmstadt)<br />
USt-IdNr.: DE 811 222 248<br />
Steuernummer: 007 232 051 71<br />
Ein Unternehmen der Unternehmensgruppe<br />
Medienhaus Südhessen<br />
REDAkTIoN<br />
Alexander Götz · Telefon 06151 387-540<br />
alexander.goetz@echo-kp.de<br />
(V.i.S.d.P., verantwortlich gem. § 55 II RStV)<br />
ANZEIGEN/vERTRIEB<br />
Alla Falk · Telefon 06151 387-671<br />
alla.falk@echo-kp.de<br />
Fax 06151 387-525<br />
Gültig für Anzeigen zzt. Tarif 5 vom 1. 1. 2012<br />
GRAFIk / LAyouT<br />
Simone Steinbrech, Michaela Bode, Andrea Nau<br />
grafi k@echo-kp.de<br />
Die Angaben der Echo Kreativplanung GmbH<br />
im Rahmen der Dienstleistungs-Informationspfl<br />
ichten- Verordnung fi nden Sie im Internet unter<br />
www.echo-kreativplanung.de/agb.<br />
Auf Wunsch stellen wir Ihnen gerne einen<br />
Ausdruck zur Verfügung.<br />
DRuCk<br />
Frotscher Druck GmbH · 64295 Darmstadt<br />
INTERNET<br />
www.wirtschaftsecho.de<br />
kooPERATIoNSPARTNER<br />
Unternehmerverband Südhessen, Marketing<br />
Club Südhessen, Wirtschaftsjunioren Südhessen,<br />
Wirtschaftsclub Südhessen<br />
Erscheinungsweise sechsmal jährlich.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen<br />
oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf<br />
Ersatz vorausbezahlter Bezugsgebühren.<br />
Nachdruck bedarf der ausdrücklichen vorherigen<br />
Genehmigung des Verlages. Gekennzeichnete<br />
Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Die in der Zeitschrift<br />
veröffentlichten Beiträge und Bilder sind<br />
urheberrechtlich geschützt.<br />
Hinweis für unsere Abonnenten:<br />
Wir speichern personenbezogene Daten und verarbeiten<br />
diese innerhalb unseres Unternehmens.<br />
Die Deutsche Post leitet Anschriftenänderungen<br />
der Abonnenten an den Verlag weiter.<br />
Diese Mitteilungen erfolgen in Erfüllung der<br />
gesetzlichen Verpfl ichtung.
DIGITALE MEDIEN MIT LEIDENSCHAFT<br />
Electronic Minds ist eine der erfolgreichsten inhabergeführten New-Media-Agenturen<br />
im Rhein-Main-Gebiet. Ein Team aus rund 50 Mitarbeitern erschafft Online-Medien<br />
und E-Business-Projekte mit internationaler Reichweite für mittelständische und große<br />
Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />
PROFIS GESUCHT:FÜR DIE EXPERTEN<br />
VON MORGEN:<br />
Adresse Electronic Minds GmbH, Feldbergstraße 80, 64293 Darmstadt Web www.electronic-minds.de<br />
E-Mail mail@electronic-minds.de Fon +49 6151 664 0060 Fax +49 6151 664 00 66