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Macher - WirtschaftsEcho

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D79227 3.Jahrgang /Nummer 2 MAGAZIN FÜR MACHER UND MÄRKTE IN SÜDHESSEN<br />

April/Mai 2010 3,50 Euro<br />

<strong>Macher</strong> &Märkte<br />

Freiheit unter Sternen<br />

Bei der Darmstädter Firma Spacecamper<br />

werden VW-Busse mit<br />

viel Know-howzuvielseitigen<br />

Wohnmobilen umgebaut. Seite 11<br />

FOTO: ALEXANDER HEIMANN<br />

4 1978930 03501 02<br />

Ugra/FOGRA MiniTarget<br />

c 1999 v1.1 eps<br />

MedienhausSuedhessen<br />

Geld &Finanzen<br />

Keine Kreditklemme<br />

Die Sparkasse Darmstadt will<br />

ihreRolle als Partner der südhessischen<br />

Wirtschaft 2010 intensiv<br />

wahrnehmen. Seite 14<br />

Ugra/FOGRA MiniTarget<br />

c 1999 v1.1 eps<br />

MedienhausSuedhessen<br />

Handwerk &Hightech<br />

WM-Tore via Darmstadt<br />

Wenn der Fußball in Südafrika<br />

rollt, ist die Vidi GmbH im Auftrag<br />

der Fifa mit am Ball. Ohne sie<br />

bliebe der TV schwarz. Seite 27<br />

Life &Style<br />

Maßstäbe aus Bayern<br />

Mit dem neuen Fünfer-BMW und<br />

dem GT gibt es zwei Hightech-Modelle,<br />

die vor allem für Vielfahrer<br />

interessant sind. Seiten 41,42+43<br />

Suche Nachfolger(in)<br />

oder Existenzgründer<br />

für gut eingeführtes Berufsbekleidungs-Unternehmen<br />

mit Textil- und kaufmännischen<br />

Kenntnissen.<br />

Erste Kontaktaufnahme gerne<br />

unter Telefon 0173 3039597<br />

Nichtvon Pappe<br />

Wellpappe-Werk Biebesheim –<br />

Aus Bergen von braunen Papierrollen und Stärkeleim<br />

stellt die Firma Kunert (Foto: Andreas Kunert)<br />

diese ökologische Verpackung her.<br />

Seiten 4+5<br />

ECHO Zeitungen GmbH /Holzhofallee 25–31 /64295 Darmstadt<br />

Telefon: Zentrale 06151387-1 / Redaktion: Fax387-307 /Abo-Service: Telefon 387-431,Fax 387-505 / Anzeigen: Telefon 387-387, Fax 387-448<br />

Internet: www.wirtschafts-echo.de /www.echo-online.de


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Editorial & Index 2<br />

Editorial<br />

RIEBARTSCH: Werter Herr Preu, mit Kannegießer<br />

oder Adenauer.<br />

PREU: Herrje,geschätzter Herr Riebartsch, was<br />

haben Sie denn jetzt wieder auf der Pfanne?<br />

RIEBARTSCH: Ja, ganz einfach. Ob ich mit<br />

Kannegießer oder Adenauer anfangen soll.<br />

PREU: Na, da geht es doch bestimmt um die<br />

Rüffel der Wirtschaftsverbände gegen die glorreichen<br />

Zwei in Berlin, Schweige-Merkel und<br />

Plauder-Westerwelle.<br />

RIEBARTSCH: Schlau wie immer, der Herr<br />

Preu. Martin Kannegießer, Präsident des Arbeitgeberverbandes<br />

Gesamtmetall findet, die<br />

Regierung gibt ein diffuses Erscheinungsbild<br />

ab.<br />

PREU: Na, mir scheint da alles<br />

klar. Und Adenauer, welcher<br />

eigentlich?<br />

RIEBARTSCH: Patrick<br />

Adenauer, Präsident der<br />

Familienunternehmer,<br />

Schwarz-Gelb könne<br />

weder Bevölkerung<br />

noch Wirtschaft Verlässlichkeit<br />

vermitteln.<br />

PREU: Ich hab<br />

auch noch<br />

Verlag<br />

Echo Zeitungen GmbH<br />

Verleger und Geschäftsführer<br />

Dr. Hans-Peter Bach<br />

Index<br />

Impressum<br />

Chefredakteur und verantwortlich<br />

für den redaktionellen Teil<br />

JörgRiebartsch<br />

Redaktionsleitung<br />

Achim Preu<br />

FIRMEN<br />

� BMW Niederlassung Darmstadt 41/42/43<br />

� Cosynus 26<br />

� Count +Care 22<br />

� Darmstadtium 12<br />

� DevoteamDanet 6<br />

� DHL 10<br />

� Dorndruck/„Drucken und Lernen“ 28<br />

� Enmore 24<br />

� Köhl 32<br />

� Malzfabrik Rheinpfalz 15<br />

� Mayence 30<br />

� Michelsbräu 7<br />

� Miltenberger Otto Aulbach GmbH 36/37<br />

� Odenwald-Quelle 8/9<br />

� Ramada Hotel 34/35<br />

� Spacecamper 11<br />

� Sparkasse Darmstadt 14<br />

� Studio für Digitaltechnik 25<br />

� Töpferei Müller-Dönig 29<br />

� Vidi Video Digital Studiotechnik 27<br />

� Volksbank Darmstadt/Kreis Bergstraße 15<br />

� Wellpappen-Werk Biebesheim 4/5<br />

� Restaurant „Zur Krone“ 38<br />

Redaktion<br />

einen: Die Koalition sollte sich endlich an die<br />

Arbeit machen, statt sich mit weiteren Kindereien<br />

aufzuhalten.<br />

RIEBARTSCH: Klare Worte von?<br />

PREU: Anton Börner, Chef des Außenhandelsverbands<br />

BGA.<br />

Dicke Luftherrscht<br />

derzeit zwischen großer Politik und Wirtschaft. Achim Preu (links)<br />

und Jörg Riebartsch haben versucht, die Szene mit Zigarrenrauch nachzustellen.<br />

FOTO: HANS DIETER ERLENBACH<br />

Johannes Breckner, Sabine Eisenmann,<br />

Ilka Ennen, Hans Dieter Erlenbach,<br />

Tino Friederich, Kim Jenny Geyer,<br />

Daniel-Patrick Görisch, Klaus Thomas<br />

Heck, Bruno Hidding, Dirk Janowitz,<br />

Sonja Jordans,Silke Jungbluth-Sepp,<br />

Helen Knust, Andreas Müller, Silke<br />

Schmidt, Nina Voigt, Andreas Wollny<br />

RIEBARTSCH: Ich hätte da noch das<br />

bodenständige Handwerk<br />

zu bieten. Also<br />

die, die gerne jammern,<br />

aber nie Zeit<br />

haben, wenn man<br />

einen braucht.<br />

Oder die erst ab<br />

20 000 Euro antanzen.<br />

Von<br />

Arheilgen<br />

Umbruchredaktion/Layout<br />

Christian Meister<br />

Fotografie<br />

Alexander Heimann<br />

Grafik<br />

GerhardBerger<br />

Verlagsleitung<br />

Heike Findeis<br />

Verantwortlich<br />

für den Anzeigenteil<br />

Sabina Sturr, Andreas Wohlfart<br />

nach Eberstadt fahren wollte jüngst ein Bad-<br />

Sanierer erst ab dieser Summe, Wahnsinn.<br />

PREU: Nette Story, aber sicher nicht die Regel.<br />

Es sei denn, der Wahnsinn hätte Methode. Zurück<br />

zur Sache. Ich nehme an, Otto Kentzler,<br />

Präsident des Zentralverbands des Deutschen<br />

Handwerks, fordert auch irgend was.<br />

RIEBARTSCH: Exakt. Und zwar: Der Koalitionsvertrag<br />

muss eingehalten und endlich auf<br />

den Weggebracht werden.<br />

PREU: Recht so! Pacta sunt servanda.<br />

Da darf der Mittelstand<br />

nicht fehlen.<br />

RIEBARTSCH: Ich empfehle<br />

den Präsidenten des<br />

Bundesverbandes mittelständische<br />

Wirtschaft,<br />

Mario Ohoven.<br />

PREU: Sie kennen<br />

sich aber aus. Der<br />

Mittelstand, ver-<br />

NAMEN<br />

� Aulbach, Philipp 37<br />

� Aulbach, Stefan 37<br />

� Brüssermann, Johannes 22<br />

� Carroccia, Pasquale 43<br />

� Degenhard, Tilo 43<br />

� Dönig, Bernd 21/29<br />

� Dönig, Erika 29<br />

� Dorn, Bernhard 28<br />

� Eichenauer,Anton 15<br />

� Eisele, Karl 37<br />

� Fenn, Bernhard 23<br />

� Filbert,Albert 23<br />

� Fischer,Thomas 42<br />

� Geisselhart, Oliver 39<br />

� Glaubauf,Heinz-Jürgen 24<br />

� Grütters, Eckard 27<br />

� Hartmann, Marcus 24<br />

� Hatzipantelis, Jürgen 6<br />

� Keck, Thomas 43<br />

� Knaup, Armin Kurt 25<br />

� Köhl, Thomas 32<br />

� Krumrey,Klaus 12<br />

� Kunert,Andreas 1/4/5<br />

Projekt-und Verkaufsleitung<br />

Dagmar Bensch, Heike Röver<br />

Vertrieb<br />

Peter Kemper<br />

Technische Leitung<br />

Dr. Michael Horn<br />

Ladungsfähige Anschrift<br />

für Verlag, Verleger und alle<br />

meldet Ohoven, ist enttäuscht und verärgert<br />

über die bisherige Arbeit vonSchwarz-Gelb.<br />

RIEBARTSCH: Arbeit? Aha! Meinte BDI-Präsident<br />

Hans-Peter Keitel damit die Debatte über<br />

Leistung und Verteilungsgerechtigkeit in der<br />

Bundesregierung?<br />

PREU: Offenbar spricht man wieder mal über<br />

Dinge, die es nicht gibt. Selbst wenn der deutsche<br />

Außenminister, heavy on wire wie sonst<br />

keiner,eine Welle nach der anderen macht und<br />

darauf bei Ausflügen mit seinem familiären<br />

Hofstaat im Ausland surft.<br />

RIEBARTSCH: Apropos.Dahätte ich<br />

noch eine Fabel aus dem Managerleben.<br />

PREU: Oweia, mir bleibt heute aber<br />

auch nichts erspart.<br />

RIEBARTSCH: Eine Krähe saß auf<br />

einem Baum und tat den ganzen<br />

Tagnichts. Ein kleiner<br />

Hase sah die<br />

Krähe und<br />

fragte sie:<br />

� Leisler, Christian 15<br />

� Lindner, Volker 43<br />

� Liste, Patrick 43<br />

� Mahr, Michael 15<br />

� Müller, Bernhard 30<br />

� Reibold, Michael 26<br />

� Riese, Markus 11<br />

� Scaramella, Enzo 43<br />

� Schmidt, Andreas 3/8<br />

� Schneider, Michael 36<br />

� Schoen, Catherine, Freifrau von 7<br />

� Schoger, Hildegard 12<br />

� Schork, Ronald 3/8<br />

� Schütz,Alexander 15<br />

� Seidel, Gabriele 34<br />

� Sellner, Georg 14<br />

� Stapelfeldt, Alfred 31<br />

� Tuero Gutierrez, José Luis 30<br />

� Vester, Vanessa 36<br />

� Voigt, Silvia 10<br />

� Wawra, Ben 11<br />

� Weinmeister, Mark 23<br />

� Winterberg, Karsten 27<br />

� Wölfelschneider-Daab, Iris 33/38<br />

im Impressum genannten<br />

Verantwortlichen<br />

ECHO Zeitungen GmbH<br />

<strong>WirtschaftsEcho</strong><br />

Holzhofallee 25–31, 64295 Darmstadt<br />

Druck<br />

Echo Druck und Service GmbH<br />

Holzhofallee 25–31, 64295 Darmstadt<br />

Telefon 06151 387-1<br />

„Kann ich mich auch so hinsetzen und den<br />

ganzen Tagnichts tun?“ Die Krähe gab zur Antwort:<br />

„Sicher, warum denn nicht.“ So setzte<br />

sich der kleine Hase auf den Boden unter der<br />

Krähe und ruhte. Plötzlich kam ein Fuchs,<br />

sprang auf den kleinen Hasen und fraß ihn. Und<br />

nun die Frage an Sie,Herr Preu. Welche Lehren<br />

ziehen Sie daraus?<br />

PREU: Ganz einfach. Um herumzusitzen und<br />

nichts zu tun, müssen Sie sehr, sehr weit oben<br />

sitzen! Nur in der Höhe fliegt der Adler einsam,<br />

hat schon der ehemalige BMW-Chef Eberhard<br />

von Kuenheim gesagt. Was er verschwiegen<br />

hat: Dort ist die Luft ziemlich dünn. Dabei mangelt<br />

es mancher Denkmurmel schon heute an<br />

Sauerstoff und Nahrung, was dem Hochziehen<br />

bei Schnupfen eine ganz andere Bedeutung<br />

gibt.<br />

RIEBARTSCH: Völlig neue Denkansätze. Respekt.<br />

PREU: Daher möchte ich aus gegebenem Anlass<br />

eine Bitte nach ganz oben richten: Gott, lass<br />

es Hirn regnen! In der Kirche freilich stehen<br />

derzeit leider ganz andereKörperteile im Fokus.<br />

Deshalb kommt es hier wie in der großen Politik<br />

an der Spree wohl zum klassischen Drama in<br />

fünf Akten: Exposition, Steigerung, Peripetie,<br />

Retardation und schließlich Katastrophe.<br />

RIEBARTSCH: Da möchte ich eigentlich<br />

nicht dagegen wetten.<br />

»Bequemer sitzen«<br />

E-Mail<br />

Vertrieb@darmstaedter-echo.de<br />

Anzeigenannahme@darmstaedter-echo.de<br />

Chefredaktion@darmstaedter-echo.de<br />

Internet www.echo-online.de,www.wirtschafts-echo.de<br />

Verkaufspreis 3,50 Euro<br />

Bezugspreis 18,00 Euro (inkl. 1,18 Euro Umsatzsteuer)<br />

Nachdruck vorbehalten, Zitate nur mit Quellenangabe<br />

Wirtschaftsecho und Wirtschaftsjunioren Südhessen<br />

sind Kooperationspartner


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 3<br />

Seiten 8+9<br />

Na,denn Prost<br />

Nach dem Management-<br />

Buy-out soll es bei der<br />

Odenwald-Quelle<br />

wieder bergauf<br />

gehen.<br />

<strong>WirtschaftsEcho</strong><br />

Handel, Handwerk und Industrie | Ihr Erfolg hat regionale Wurzeln.<br />

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DAS MAGAZIN FÜR MACHER<br />

UND MÄRKTE IN SÜDHESSEN.<br />

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Antworten, Preise, Informationen:<br />

Medienhaus Südhessen GmbH · Holzhofallee 25–31 · 64295 Darmstadt<br />

Abo-Telefon 06151 387-431, Fax -505 · wirtschaftsecho.de<br />

<strong>Macher</strong> &<br />

Märkte<br />

Ja!<br />

Vorname/Name<br />

Straße/ Nr.<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

»Was immer du tun kannst<br />

oder erträumst zu können,<br />

beginne es jetzt.«<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

Seite 6<br />

Wände einreißen<br />

In der Weiterstädter Zentrale<br />

der Devoteam Danet GmbH<br />

und in den Köpfen der IT-<br />

Experten ist das Ende fester<br />

Strukturen gekommen.<br />

Seite 7<br />

Brau-Adel<br />

Juristen sind überall. Catherine<br />

Freifrau vonSchoen,<br />

neue Chefin vonMichelsbräu<br />

in Babenhausen, verrät beim<br />

Lunch einiges über sich.<br />

Seite 10<br />

Alles im Griff<br />

Damit DHL täglich 70 Millionen<br />

Briefe weltweit zustellen<br />

kann, ist eine leistungsfähige<br />

IT nötig. Deren Herz schlägt<br />

in Darmstadt.<br />

Seite12<br />

Der nächste Schritt<br />

Auf das Darmstadtium ist<br />

man im Ausland als Kongresszentrum<br />

mit Öko-Appeal<br />

aufmerksam geworden.<br />

Die Vermarktung steht an.<br />

Ich möchte das <strong>WirtschaftsEcho</strong> abonnieren und erhalte mit dem regionalen Wirtschaftsmagazin<br />

der Echo Zeitungen 6-mal im Jahr die Top-Themen der südhessischen Wirtschaft frei Haus.<br />

Ich ermächtige den Verlag, die Bezugsgebühr jährlich von meinem Konto einzuziehen<br />

(eine Belieferung ist nur bei erteilter Einzugsermächtigung möglich).<br />

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Bankleitzahl<br />

Kontonummer<br />

Datum/Unterschrift<br />

Roland Schork (links) und Andreas Schmidt FOTO: ALEXANDER HEIMANN<br />

Wir sind gespannt, wie Ihnen die Zeitung gefällt, ob alles mit der Zustellung klappt und ob wir Ihnen<br />

weitere Verlagsangebote der Echo Zeitungen GmbH telefonisch oder per Mail präsentieren dürfen.<br />

Bitte kreuzen Sie dafür Ihre Zustimmung an. Versprochen: Ihre Adresse bleibt bei uns!<br />

� Ja, ich freue mich auf Ihre Angebote. (Bitte ankreuzen.)<br />

Akt.-Kz. 969<br />

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das Wirtschafts Echo 6-mal im Jahr zum derzeit<br />

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von einem Jahr keine schriftliche Abbestellung,<br />

so läuft das Abonnement mit monatlicher<br />

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Widerrufsbelehrung: Ich kann meine Vertragserklärung<br />

innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von<br />

Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder –<br />

wenn mir die Zeitung vor Fristablauf überlassen wird –<br />

durch Rücksendung der Zeitungen widerrufen. Die<br />

Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die<br />

rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der<br />

Zeitung. Dieser ist zu richten an: Echo Zeitungen<br />

GmbH, Holzhofallee 25–31, 64295 Darmstadt.<br />

Datum/Unterschrift


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 4<br />

Die Kunert Gruppe<br />

Die Kunerts können vor allem mit ihrer Erfahrung<br />

punkten. Seit 110Jahren sind sie im Verpackungsgeschäft.<br />

1893 hat Alois Paul, der Urgroßvater von<br />

Andreas Kunert, dem heutigen Geschäftsführer des<br />

Wellpappe-Werks in Biebesheim, seine Schachtelproduktion<br />

gegründet. Gemeinsam mit seinem<br />

Schwiegersohn Karl Kunert macht er aus dem Familienunternehmen<br />

Paul &CoinEulau im Sudetenland<br />

rasch einen Industriebetrieb.<br />

Bereits 1902findet sich Wellpappe im Sortiment,<br />

später kommen Hartpapierhülsen hinzu. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg und der Flucht in den Westen<br />

gründen die Söhne vonKarl Kunert die Firma 1948<br />

neu. Paul &CoinWildflecken an der Rhön wirdder<br />

Hauptsitz der Hülsenproduktion. 1957 folgt die<br />

Gründung der Kunert Wellpappe in Bad Neustadt,<br />

seit 1985 gibt es Kunert Wellpappe in Biebesheim.<br />

Heute produzieren 16 WerkeinWest- und Osteuropa<br />

sowie Asien Hartpapierhülsen, Wellpappe und<br />

Hülsenkarton. Die Kunert-Gruppe beschäftigt 1800<br />

Mitarbeiter weltweit und produziert jährlich<br />

300 000 Tonnen Hülsen, Wellpappe und Kantenschutz.<br />

[Infobox]<br />

Inspiration durch<br />

den Faltenrock<br />

Wellpappe – Die Kunert-Gruppe,die auch in Biebesheim produziert, baut auf Tradition<br />

und gestaltet die Zukunft des Öko-Produktes mit –Branchenverband sitzt in Darmstadt<br />

VON HELEN KNUST<br />

Braunes Papier und Stärkeleim<br />

gehören zu den Kunerts<br />

wie Mehlstaub und<br />

Zucker zu einer Bäcker-Familie.<br />

Schon der Urgroßvater war<br />

Schachtelmacher,hat 1893 im Sudetenland<br />

angefangen, mit Verpackungen<br />

Geld zu verdienen. Die<br />

Söhne traten in seine Fußstapfen,<br />

nach dem zweiten Weltkrieg nahmen<br />

die Enkel die Produktion wieder<br />

auf. Die Urenkel sind noch immer<br />

im Geschäft, einer vonihnen<br />

ist Andreas Kunert. Wenn er heute<br />

im Wellpappenwerk Biebesheim<br />

eine wichtige Entscheidung treffen<br />

muss, telefoniert er sich deshalb<br />

nicht bis zu einer Konzernzentrale<br />

durch, wo im vollen Terminkalender<br />

des Chefs erst in drei<br />

Tagen eine Lückefür ein Gespräch<br />

frei ist. Er geht einfach ins Nebenzimmer<br />

und bespricht sich mit<br />

seinem Bruder Wolfgang, mit dem<br />

er die Geschäfte in Biebesheim gemeinsam<br />

führt. Oder er ruft seinen<br />

Cousin Manfred in Wildflecken<br />

an, Mathias in Bad Neustadt<br />

oder Walter in Peiting.<br />

„Im Familienbetrieb sind die<br />

Wege kurz“, sagt der 48-jährige.<br />

Entscheidungen können auch mal<br />

einfach aus dem Bauch heraus getroffen<br />

werden.<br />

Flexibilität ist wichtig auf<br />

umkämpften Markt<br />

Diese Flexibilität ist wichtig auf<br />

dem hart umkämpften Papiermarkt.<br />

110 Wellpappefabriken<br />

gibt es in Deutschland, etwa<br />

40 Prozent davon sind in der<br />

Hand vonKonzernen und werden<br />

zentral gesteuert.<br />

In Biebesheim produziert die<br />

Kunert-Gruppe klassische Faltkisten<br />

aus Wellpappe, ganz nach<br />

Wunsch mit bis zu sechs Farben<br />

bedruckt. So bekommt ein Staubsauger<br />

der Firma Xnicht nur einen<br />

individuellen Karton, der im<br />

Elektromarkt gleichzeitig Regal-<br />

Dekoration ist. Er kann in seiner<br />

Verpackung auch bis zu sieben<br />

Meter hoch gestapelt werden und<br />

würde nach einem Sturz aus<br />

knapp zwei Meter Höhe ohne<br />

Beulen und Kratzer noch zuverlässig<br />

saugen.<br />

Auch Teleskop-Verpackungen,<br />

werbewirksame Verkaufsaufsteller<br />

für den Kassenbereich, Kartons<br />

für Gefahrgut aus der eigenen<br />

Zertifizierungsstelle und wasserfeste<br />

Verpackungen gehören<br />

ins Sortiment. Die Kunerts können<br />

ihre Wellpappe ziemlich vielen<br />

Bedingungen anpassen, entscheidend<br />

ist eine genaue Absprache<br />

mit dem Kunden. Wenn der<br />

Lieferant für Peking-Ente in Senfkruste<br />

aber vorher nicht sagt, dass<br />

er seine Kisten längerfristig in<br />

Kühlhäusern unterstellen will,<br />

kann die Fracht auch mal einknicken<br />

und die Soße auf den Boden<br />

tropfen.<br />

Damit das nicht passiert, gibt<br />

es im Wellpappenwerk eine ausgefeilte<br />

Qualitätskontrolle. „Produziert<br />

wird millimetergenau“,<br />

betont Kunert. Um Lager- und<br />

Transportkosten zu minimieren,<br />

werden in Biebesheim in der Regel<br />

nur die flachen, gestanzten<br />

Pappen gefertigt. Falten und Aufstellen<br />

übernehmen die Kunden<br />

selbst. Früher war das Handarbeit,<br />

heute sind Maschinen am<br />

Werk. Und die können nicht gegensteuern,<br />

wenn die linke Kistenseite<br />

mal ein bisschen länger<br />

ist als die rechte.Die Pappen müssen<br />

automatengängig sein, ein<br />

Qualitätsmerkmal, das für jeden<br />

Wellpappenhersteller ein Muss<br />

ist.<br />

27 000 Quadratmeter bebaute<br />

Fläche hat das Gelände der Kunert-Gruppe<br />

in Biebesheim. In<br />

großen Mengen wird aus Wasser<br />

und Kartoffel-, Mais- oder Weizenstärke<br />

der Leim angerührt,<br />

über riesige Rollen und Walzen<br />

laufen in der Produktionshalle die<br />

braunen Papierbahnen, der Rohstoff<br />

für die Wellpappenproduktion.<br />

„Das Papier ist zu 80 Prozent<br />

recycelt“, sagt Kunert. Frischfaserpapier<br />

werde nur selten, als<br />

einzelne verstärkende Schicht für<br />

einen besonders stabilen Karton<br />

verwendet.<br />

Aber auch dann handelt es sich<br />

um Verschnitt der Holzwirtschaft,<br />

betont Oliver Wolfrum vom Verband<br />

der Wellpappen-Industrie<br />

(VDW) in der Darmstädter Hilpertstraße.<br />

Seit 2009 weist ein<br />

Öko-Signet auf die Umweltverträglichkeit<br />

der Papp-Verpackung<br />

hin. Aber das ist kein neuer Trend:<br />

„Wellpappe war schon immer<br />

öko“, sagt Wolfrum. Rund 80 Prozent<br />

aller Waren, die in Deutschland<br />

auf Reisen gehen, würden in<br />

Wellpappe verpackt.<br />

Einfache Prinzipien<br />

bringen den Erfolg<br />

„Erfolgreiche Unternehmen bauen<br />

auf einfache Prinzipien“, sagt<br />

Andreas Kunert selbstbewusst.<br />

Zum klassischen Nebenprodukt<br />

Wellpappe,das zwar keiner wirklich<br />

haben möchte,aber doch alle<br />

brauchen, hat angeblich der Faltenrock<br />

Ende des 18. Jahrhunderts<br />

einen Tüftler in den USA inspiriert,<br />

erzählt Wolfrum. Auch<br />

Kunert bedient sich Vokabeln aus<br />

der Modewelt, um das Prinzip<br />

Wellpappe zu erklären. Wie mit<br />

einem Lockenstab die Haarewird<br />

in den Maschinen die Papierfaser<br />

gebogen und ist auch ohne Leim<br />

schon stabil. Umhüllt von zwei<br />

glatten Papierbahnen entsteht ein<br />

Karton mit Luftpolster. Jenachdem,<br />

wie fest er sein soll, werden<br />

bis zu drei Wellen übereinandergelegt.<br />

In die Kisten kann fast alles.<br />

VonKnabbergebäck über Getränkedosen,<br />

Ersatzteile für Autos,<br />

Schrauben oder Blumenzwiebeln<br />

bis zu Kosmetikprodukten oder<br />

Lacken und Farben.<br />

Die Zusammenarbeit mit derartig<br />

vielen Branchen hat sich bei<br />

den Kunerts schon immer als Vorteil<br />

erwiesen. Ist der Sommer<br />

trüb und grau, geht zwar die Produktion<br />

in der Getränkeindustrie<br />

zurück, aber die Regenschirmhersteller<br />

legen zu. In der aktuellen<br />

Wirtschaftskrise gab es auch<br />

im Biebesheimer Werk Einbrüche<br />

und Kurzarbeit, die breite<br />

Aufstellung hat das Unternehmen<br />

aber vor größerem Schaden<br />

bewahrt, sagt der Geschäftsführer.<br />

Der Umsatz lag 2009 bei etwa<br />

30 Millionen Euro. So gab es zwar<br />

einen Einstellungsstopp, vonden<br />

190 Mitarbeitern wurde aber nie-<br />

mand entlassen. Andreas Kunert<br />

ist das wichtig. Als Leiter eines<br />

mittelständischen Unternehmens,<br />

bei dem der Großteil der<br />

Belegschaft aus der Region<br />

kommt und der demnächst sein<br />

25-jähriges Dienstjubiläum feiert,<br />

ist er sich seiner sozialen Verantwortung<br />

bewusst. „Wir ziehen<br />

auch mal einen Mitarbeiter<br />

mit, der nicht auf dem Höhepunkt<br />

seiner Leistungsfähigkeit<br />

ist“, sagt er.<br />

Der VDW vertritt etwa80Prozent<br />

der deutschen Wellpappenindustrie.<br />

Hier ist der Umsatz<br />

2009 im Schnitt um etwa 16Prozent<br />

gesunken, von 3,6 auf 3,06<br />

Milliarden Euro. Was das Problem<br />

für die Wellpappenproduzenten<br />

verstärkt hat, waren die<br />

drastisch gestiegenen Papierpreise<br />

ausgerechnet im Krisenjahr.<br />

Das an die Kunden weiterzugeben,<br />

sei nicht drin gewesen, sagt<br />

Wolfrum. Und da die Roh- und<br />

Hilfsstoffe etwa 50Prozent der<br />

Gesamtkosten bei den Herstellern<br />

ausmachen, war der Effekt<br />

enorm. Während ein Quadratmeter<br />

Wellpappe 2008 im Schnitt<br />

noch 52,1 Cent brachte,waren es<br />

2009 nur noch 46,7 Cent. Ein Minus<br />

vonetwa10, 4Prozent. „Wir<br />

haben die Talsohle erreicht, aber<br />

es wird nicht gleich wieder bergauf<br />

gehen“, sagt Wolfrum.<br />

Tendenz geht zu<br />

„Mikrowellen“<br />

Derzeit gibt es die Tendenz zu<br />

immer bunteren und leichteren<br />

Wellpappen. Der Verbandsgeschäftsführer<br />

spricht im Fachjargon<br />

vonMikrowellen, auch wenn<br />

sich damit kein Essen warm machen<br />

lässt. „Damit erobern wir<br />

Bereiche, die früher der Faltschachtel<br />

gehörten“, sagt Wolfrum.<br />

Ob Handy-Karton oder Bic-<br />

Mac-Schachtel, das meiste ist aus<br />

Wellpappe machbar.Auch der Internethandel<br />

kommt den Wellpappe-Produzenten<br />

zugute.<br />

Während 1999 nur 1,3 Milliarden<br />

Euro auf diesem Feld umgesetzt<br />

wurden, waren es 2009 schon<br />

21,9 Milliarden Euro. Hauptabnehmer<br />

für Wellpappe ist die Le-<br />

Andreas Kunert FOTOS: ALEXANDER HEIMANN


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 5<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

Andreas Kunert<br />

bensmittelbranche mit 30 Prozent.<br />

Die Kunden der Kunerts rufen<br />

die Pappen dann ab,wenn sie sie<br />

brauchen. Gelagert werden sie<br />

auf dem Gelände in Biebesheim.<br />

Mit einem eigenen Fuhrpark und<br />

Speditionen wird die Ware in der<br />

Region verteilt. Etwa 80Prozent<br />

geht an Kunden im Industriegebiet<br />

Rhein-Main-Neckar. Die Firma<br />

hat ihren Schwerpunkt in der<br />

chemischen Industrie. Bayer,<br />

BASF und Merck gehören zu den<br />

Stammkunden. Die pünktliche<br />

Lieferung ist das Aund O, sagt<br />

Kunert: „Es gibt nichts Ärgerlicheres<br />

für einen Kunden, als<br />

wenn er seine Produktion anhal-<br />

Obwohl er seine ganze Kindheit<br />

mit Wellpappe gespielt<br />

und gebastelt hat, wollte Andreas<br />

Kunert nicht unbedingt in<br />

die Branche einsteigen. Zahnmedizin<br />

wäre eine Alternative<br />

gewesen, aber dann hat er<br />

doch in Würzburg Betriebswirtschaft<br />

studiert. 1985 hat<br />

die Kunert-Gruppe das Werk in<br />

Biebesheim gekauft und sich<br />

neben Bad Neustadt einen<br />

zweiten Standort für die Wellpappen-Produktiongeschaffen.<br />

Nach beruflichen Stationen<br />

in anderen Wellpappe-Fabriken<br />

hat Kunert 1987 mit<br />

seinem Bruder die<br />

Geschäftsführungübernommen,<br />

ist mit<br />

seiner Frau zu-<br />

[Person]<br />

ten muss, weil die Verpackung<br />

fehlt.“<br />

Der Familienbetrieb ist bodenständig.<br />

Seit Generationen produzieren<br />

die Kunerts Verpackungen<br />

aus Wellpappe und Hartpapierhülsen,<br />

was anderes kommt dem<br />

Unternehmen nicht aufs Gelände.<br />

„Wir haben uns immer auf unser<br />

Produkt konzentriert und nie<br />

wilde Zukäufe gemacht“, sagt Kunert<br />

und befindet sich damit in<br />

guter Gesellschaft. „Bescheiden“,<br />

nennt Oliver Wolfrum die Branche.<br />

Als Geschäftsführer verhandelt<br />

Andreas Kunert nicht nur mit<br />

den Kunden, er betreut auch die<br />

technische Ausstattung der Firma,<br />

ist verantwortlich für das Per-<br />

erst nach Seeheim-Jugenheim,<br />

dann in ein kleines Dorf bei<br />

Bensheim gezogen. „In die<br />

Fußstapfen des Vaterstreten zu<br />

können, ist auch etwas sehr<br />

Schönes“, sagt der 48-jährige<br />

heute. Vor sechs Jahren kam<br />

seine Tochter zur Welt, das Kinderzimmer<br />

ist ähnlich von<br />

Wellpappe dominiert wie früher<br />

beim Vater.Aus den Hülsen<br />

werden Ferngläser gebaut, aus<br />

Wellpappe Spielhäuser, Fahrräder<br />

und Autos. Privat schaltet<br />

Andreas Kunert gern einen<br />

Gang zurück. Zieht die Wanderschuhe<br />

an und macht sich<br />

auf in den Odenwald oder<br />

kocht mit seiner Frau und<br />

Freunden. Schnelles Essen<br />

zwischendurch ist für den Geschäftsmann<br />

nichts: „Da lasse<br />

ich meinen Magen lieber länger<br />

knurren.“<br />

sonal, den Einkauf und vor allem<br />

viele Kleinigkeiten. Das Essen in<br />

der Kantine muss schmecken, das<br />

Toilettenpapier darf nicht zu hart<br />

sein und wenn der Zaun auf der<br />

Grundstücksgrenze kaputt ist,<br />

kümmert sich Kunert darum, dass<br />

er geflickt wird. Eingebunden sein<br />

ins Tagesgeschäft ist für ihn elementar.Auch<br />

sein Bruder und die<br />

Cousins halten es so. „Da gibt es<br />

keinen Erklärungsbedarf. Alle haben<br />

vollkommenes Verständnis<br />

für die Belange des Unternehmens.“<br />

Ohne Verpackung gibt es kei-<br />

Glänzende Perspektiven.<br />

nen Fortschritt, sagt Kunert. Einkaufen<br />

im Supermarkt wäre<br />

schlicht undenkbar. Trotzdem<br />

sehnt er sich manchmal nach ruhigeren<br />

Zeiten zurück. Der Umgang<br />

im Geschäftsleben habe gelitten,<br />

„überall spürt man den<br />

zeitlichen Druck.“ Auch manche<br />

Das neue Porsche Zentrum Darmstadt.<br />

Lebensläufe von Bewerbern erschrecken<br />

ihn eher, als dass sie<br />

beeindrucken. „Wenn jemand nie<br />

länger als zwei Jahreineinem Betrieb<br />

ist, hat er sich auch nicht<br />

tiefergehend mit dem Produkt beschäftigt“,<br />

urteilt er. „Aber das<br />

Produkt verdient das.“<br />

Porsche Zentrum Darmstadt<br />

Wiest Sportwagen GmbH<br />

Hilpertstraße 5<br />

64295 Darmstadt<br />

Tel.: 06151 86 42 51<br />

Fax: 06151 86 43 02<br />

www.porsche-darmstadt.de


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 6<br />

Jürgen Hatzipantelis FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

VON ANDREAS WOLLNY<br />

Wer Jürgen Hatzipantelis<br />

konsultiert, dem<br />

schwebt in der Regel<br />

der ganz große Wurf vor: Die Kunden<br />

der vomDiplom-Informatiker<br />

geführten Devoteam Danet GmbH<br />

wollen vielfach ihren Markt neu<br />

erfinden – oder zumindest sich<br />

selbst. Die meisten von ihnen beackern<br />

Geschäftsfelder in der Telekommunikation,<br />

andere stammen<br />

aus Branchen wie Automotive,<br />

Logistik und Medien. Ihr häufigstes<br />

Anliegen: schneller,besser<br />

und hipper als die Konkurrenz<br />

werden; oder es bleiben. Dazu benötigen<br />

sie das Know-howder IT-<br />

Dienstleister aus Weiterstadt.<br />

Devoteam Danet gehört laut<br />

dem Lünendonk-Anbieterranking<br />

Unternehmen und Hintergrund<br />

Danet wurde am 30. Oktober 1981 aus der<br />

französischen GSI-Datel ausgegründet. Die<br />

Aktivitäten umfassen Consulting, IT-Dienstleistungen<br />

und -Lösungen. Seit Januar 2009<br />

gehört Danet zur Devoteam Group, einer börsennotierten<br />

Gesellschaft (Umsatz 460 Millionen<br />

Euro) mit Hauptsitz in Paris. Neben<br />

der Devoteam Danet-Zentrale in Weiterstadt<br />

gibt es Filialen in Hamburg, Köln, München<br />

und Stuttgart. Die Niederlassungen des Unternehmens<br />

in Österreich und Großbritannien<br />

wurden an die jeweiligen Devoteam-Landesgesellschaften<br />

angeschlossen. Dies ließ<br />

2009 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr<br />

um rund acht auf 34 Millionen Euro sinken.<br />

Devoteam Danet beschäftigt bundesweit 318<br />

[Infobox]<br />

zu den Top25IT-Spezialisten für<br />

Beratung- und Systemintegration<br />

in Deutschland. Der Schlüsselbegriff<br />

des Wettbewerbs lautet Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie.<br />

Diese garniert Devoteam<br />

Danet mit Kompetenz in<br />

punkto Betriebswirtschaft. „Wir<br />

verstehen die Sprache, die Geschäftsmodelle<br />

und die Schwierigkeiten<br />

unserer Kunden“, sagt<br />

Hatzipantelis. Im Arbeitsalltag<br />

heißt dies: Devoteam Danet konzipiert,<br />

entwickelt, implementiert<br />

und betreibt innovative Geschäftslösungen<br />

über die gesamte<br />

Wertschöpfungskette der Kunden<br />

hinweg.<br />

Zu ihnen gehört derzeit zum<br />

Beispiel ein Zeitungsverlag, der<br />

sich langfristig von den „Fesseln<br />

des Printformats zu befreien ver-<br />

DasEnde<br />

festerStrukturen<br />

IT-Dienstleister – Zeitung im E-Book-Reader<br />

oder Kundenanalyse im Musik-Downloadportal:<br />

Die Weiterstädter Devoteam Danet GmbH entwickelt,<br />

implementiert und betreibt innovativeGeschäftslösungen<br />

sucht“, so Hatzipantelis –„und<br />

mit seinem Produkt auch per E-<br />

Book-Reader Geld verdienen<br />

will.“ Spätestens seit Apple das<br />

iPad präsentiert habe, „überlegen<br />

zahlreiche Entscheidungsträger<br />

in der Medienbranche: Können<br />

wir von dieser Technologie profitieren?<br />

Und wenn ja: wie?“ Devoteam<br />

Danet bietet maßgeschneiderte<br />

Projektunterstützung in<br />

technischen, organisatorischen<br />

und finanziellen Fragen an. Im<br />

Fall des Zeitungsverlags feilen die<br />

IT-Experten unter anderem daran,<br />

wie eine Zeitung in das elektronische<br />

Lesegerät gelangt, darin<br />

möglichst gut aussieht und einfach<br />

bezahlt werden kann.<br />

Solche Aufträge an Land zu<br />

ziehen, sei spannend und mühsam<br />

zugleich, findet Hatzipante-<br />

Mitarbeiter,davonsind 261inWeiterstadt beschäftigt.<br />

Informations- und<br />

Kommunikationstechnik (IKT)<br />

Informationstechnik und Kommunikationstechnik<br />

(IKT) sind Schlüsseltechnologien der<br />

Informationsgesellschaft. Sie stellen Bindeglieder<br />

zwischen den klassischen Disziplinen<br />

Elektrotechnik und Informatik dar.Ein zentrales<br />

Ziel der IKT ist dabei, Hardware und Software<br />

für ganz unterschiedliche Anwendungen<br />

und neue Dienste zu entwickeln. Beispiele<br />

hierfür sind Kommunikationsnetze über (Mobil-)Funksysteme,E-Learning-Dienste<br />

und intelligente<br />

Assistenzsysteme in Fahrzeugen.<br />

Die wichtigsten IKT-Trends sind aktuell Cloud<br />

Computing und die Virtualisierung.<br />

lis. „Denn wir haben es nahezu<br />

ständig mit Technologien zu tun,<br />

von denen 90 Prozent vor zwei,<br />

drei Jahren noch gar nicht existierten.“<br />

Für die Arbeitsstruktur<br />

bedeutet dies: „Es gibt meist keine<br />

Vorlagen oder Regeln, an denen<br />

man sich orientieren kann –was<br />

zählt ist Kreativität, gestützt von<br />

Fachwissen.“<br />

IT und viel Verständnis<br />

fürsBusiness<br />

Wie intensiv bei den Arbeitsprozessen<br />

von Devoteam Danet ITund<br />

Business-Verständnis ineinander<br />

greifen, das zeigt ein Projekt<br />

für das Internetportal Musicload.<br />

Die Südhessen berieten das<br />

zur Telekom AG gehörende Unternehmen<br />

in Sachen System-Architektur.<br />

Zudem brachten sie Ideen<br />

für die Content Delivery-Plattform<br />

ein. Kernstück der Zusammenarbeit<br />

war „Markis“, ein System<br />

zur Marketinganalyse. Esist<br />

ein Werkzeug, um auf Kundengruppen<br />

zugeschnittene Marketingkampagnen<br />

starten zu können.<br />

Die Software erlaubt es zum<br />

Beispiel, die Verkaufszahlen im<br />

Genre „Pop“ mit der Kundensegmentierung<br />

in Altersklassen in<br />

Beziehung zu setzen.<br />

Hatzipantelis’ Mitarbeiter begleiten<br />

Markis während des kompletten<br />

Lebenszyklus: Design,<br />

Systemintegration, Datenschutzkonzept,<br />

Betrieb und Wartung –<br />

die richtigen Leute dafür zu finden,<br />

sei schwer. „Nicht jede IT-<br />

Fachkraft ist in der Lage, andem<br />

unterhaltsamen, aber komplexen<br />

Spiel bei uns teilzunehmen.“ Die<br />

meisten Angestellten in der 318köpfigen<br />

Belegschaft sind Akademiker.<br />

„Bindestrich-Informatiker<br />

mit mehreren Kompetenzfeldern“,<br />

unterstreicht Hatzipantelis.<br />

Dagegen haben Spezialisten,<br />

die ausschließlichpro-<br />

grammieren, bei Devoteam Danet<br />

ausgedient. „Seit Oktober letzten<br />

Jahres produzieren wir keine eigenen<br />

Software-Produkte mehr, das<br />

ist zu teuer, das können zudem<br />

andere besser.“<br />

Verbessern wollen sich die<br />

Weiterstädter IT-Tüftler nun unter<br />

dem Dach der Devoteam Group.<br />

2009 wurden sie übernommen.<br />

Die französische Devoteam konnte<br />

dadurch nach einigen erfolglosen<br />

Versuchen endlich den hart<br />

umkämpften IKT-Markt in<br />

Deutschland betreten, für Danet<br />

ist der mächtige Mutterkonzern<br />

vor allem ein Türöffner bei Großkunden.<br />

„Bei Outsourcing-Projekten<br />

von zehn Millionen Euro waren<br />

wir bis dahin potenziellen Kunden<br />

wirtschaftlich zu klein gewesen“,<br />

sagt Hatzipantelis. Heute<br />

sieht es andersaus.Für einen Mobilnetzbetreiber<br />

in den Vereinigten<br />

Arabischen Emiraten automatisiert<br />

Devoteam Danet zurzeit die<br />

Geschäftsprozesse und betreut<br />

die Qualitätssicherung im Netz.<br />

„Eine ideale Chance, umsich im<br />

Nahen Osten zu etablieren –vor<br />

einigen Jahren noch schwer vorstellbar<br />

für uns.“<br />

Firmenkultur<br />

verändert sich<br />

Finanzen, Know-how und Kontakte<br />

stimmen also. Doch Jürgen<br />

Hatzipantelis, seit Sommer 2008<br />

an der Unternehmensspitze, will<br />

mehr.Erwill die Firmenkultur bei<br />

Devoteam Danet verändern. „Innovation,<br />

Kommunikationsstärke<br />

und Dynamik lassen sich nicht<br />

nach draußen verkaufen, wenn<br />

man intern von festen Strukturen<br />

gebremst wird.“ Diese sollen nun<br />

aufgebrochen werden. Dabei setzt<br />

Hatzipantelis auf seine Erfahrungen<br />

beim US-Konzern Hewlett<br />

Packard. Inzwischen duzen<br />

seine Mitarbeiter sich,<br />

den Chef und bisweilen<br />

sogar die Kunden;<br />

dabei auf die<br />

Surftipp<br />

Krawatte oder gleich den Anzug<br />

zu verzichten, bewertet der Firmenlenker<br />

nicht als unschick.<br />

Auch den StandardEinzelbüro<br />

gab Hatzipantelis auf. Im Frühjahr<br />

ließ er die meisten Wände der<br />

Büroflächen einreißen. Seit April<br />

arbeiten alle Beschäftigten, auch<br />

die Führungscrew, ingroßen Gemeinschaftsräumen;<br />

inklusive<br />

„Shared Desk“-Prinzip, firmeneigenem<br />

Café und der Nachricht,<br />

dass die eingesparten Mietkosten<br />

für die nun überflüssigen Büroetagen<br />

vor allem in Marketingmaßnahmen<br />

des Unternehmens investiert<br />

werden.<br />

Man kann somit beruhigt feststellen:<br />

Es kommt nicht nur auf<br />

die richtigen IT-Anwendungen an,<br />

um schneller, besser und hipper<br />

als die Konkurrenz zu sein.<br />

Jürgen Hatzipantelis<br />

Jürgen Hatzipantelis wurde 1961 in<br />

Rottenburg amNeckar geboren. Der<br />

Diplom-Informatiker studierte an<br />

den Universitäten Karlsruhe und<br />

Stuttgart. Seit November 2007 ist der<br />

Hörbuchfan bei Danet, erst als CSO<br />

und später als CEO. Zuvor führte er<br />

unter anderem den IT-Dienstleister<br />

Tieto Enator und warinunterschiedlichen<br />

Managementpositionen bei<br />

Hewlett Packard Deutschland beschäftigt.<br />

Hatzipantelis verbringt freie Zeit<br />

am liebsten mit seiner Frau Friederike<br />

(45) sowie Sohn Konstantin (9)<br />

und Tochter Antonia (7).<br />

[Person]<br />

von Jürgen Hatzipantelis<br />

www.bitkom.org


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 7<br />

Zum Lunch mit …<br />

CATHERINE FREIFRAU VON SCHOEN<br />

Im Sauseschritt<br />

aufden<br />

Chefsessel<br />

Catherine Freifrau von Schoen –<br />

Die neue Inhaberin vonMichelsbräu<br />

in Babenhausen ist Juristin, hat die<br />

Geheimnisse des Bieres aber verinnerlicht –<br />

Unprätentiös, konservativ und doch kreativ<br />

VON ILKA ENNEN<br />

Wenn Catherine Freifrau<br />

von Schoen abends<br />

nach Hause kommt,<br />

greift sie gerne zur Flasche. Dass<br />

es zurzeit ein alkoholfreies Pfungstädter<br />

sein muss, hat für sie nur<br />

erfreuliche Gründe. Der leidenschaftlichen<br />

Biertrinkerin aber einen<br />

alkoholfreien Prosecco als<br />

Aperitif vorzuschlagen, kommt<br />

fast einer unanständigen Offerte<br />

gleich und ist der erste Schritt in<br />

Richtung Fettnäpfchen. „Nein“,<br />

sagt die Brauereichefin von Michelsbräu<br />

in Babenhausen entschieden<br />

und es klingt wie „igitt“.<br />

„Davon habe ich nur Schlechtes<br />

gehört.“<br />

Aristokratische Arroganz trägt<br />

die Freifrau nicht zur Schau. Sie<br />

kann ihr Bier mit dem Feuerzeug<br />

öffnen. Gibt Auskunft über die<br />

maximal erlaubte Dosierung von<br />

Aspirin und outet sich als chronische<br />

Zuschnell-Fahrerin.<br />

Zum Lunch-Termin präsentiert<br />

sie sich nicht im Society-Look mit<br />

Kostüm und steilen Absätzen,<br />

sondern erscheint authentisch im<br />

Jedermann-Aufzug mit Jeans und<br />

Stiefeln. „Ich verkaufe Bier, da<br />

kann man das schon vertreten“,<br />

sagt sie und lacht. Auch auf der<br />

Internet-Seite des Unternehmens<br />

erscheint vonSchoen nicht als retuschierte<br />

Fotostudio-Schönheit<br />

im hochhackigen Maßgeschneiderten.<br />

Ein Schnappschuss zeigt<br />

sie naturburschig im Grünen mit<br />

Anorak und Baumwolltuch.<br />

Die Michelsbräu-Inhaberin,<br />

die in der elften Generation die<br />

Babenhäuser Brauereifamilie<br />

Schubert anführt und mit einem<br />

Schuss Pils im Weihwasser ge-<br />

tauft wurde, ist keine matroneske<br />

Oktoberfest-Zenzi mit üppiger<br />

Oberweite zum Bierkrugabstellen,<br />

sondern weitgehend zierlich.<br />

Catherine von Schoen kaschiert<br />

den fülligen Bauch mit einem<br />

Schwarz-macht-schlank-Pulli.<br />

Die weibliche Rundung hüllt<br />

nicht weich den Körper ein, sondern<br />

kugelt nach vorne und birgt<br />

nicht etwa überflüssige Bierpfunde,<br />

sondern den nächsten Freiherrn<br />

vonSchoen. Im Juni ist Geburtstermin.<br />

Dass Bier dick<br />

macht, ist für die Fraumit Kleidergröße<br />

36 ausgeschlossen. „Meine<br />

Mutter und ich sind der lebende<br />

Beweis“, sagt sie. „Bier regt nur<br />

den Appetit an.“<br />

Der ist beim Mittagessen im<br />

Restaurant „Bölle“ eher bescheiden.<br />

Dicke Sahnesoßen seien<br />

nicht nach ihrem Geschmack,<br />

sondern eher die leichte mediterrane<br />

Küche, erzählt von Schoen<br />

und ordert eine überschaubare<br />

Ofenkartoffel mit Kräuterdip, garniert<br />

mit einem versprenkelten<br />

Salatbouquet. Keine Vorspeise.<br />

Keinen Nachtisch. Vielleicht liegt<br />

es an der schwangerschafts-kompatiblen<br />

Apfelsaftschorle. Oder<br />

daran, dass die Jung-Unternehmerin<br />

keine Zeit für ein anschließendes<br />

Nickerchen hat, wie früher<br />

zu Studentenzeiten, wo die<br />

geschäftige Ruhe der Universitätsbibliothek<br />

die angehende Juristin<br />

zum Schlafen animierte.<br />

Norddeutsch<br />

angehaucht<br />

Seit dem Studium in Bremen und<br />

Hamburg und dem Referandariat<br />

in Lübeck ist die in Frankfurt Geborene<br />

norddeutsch angehaucht.<br />

Den zu jeder Tageszeit üblichen<br />

„Moin“-Gruß hat sich die als Langschläferin<br />

verdächtigte Frühaufsteherin<br />

schweren Herzens abgewöhnt.<br />

Morgens um viertel vor<br />

sechs,erzählt sie,sei ihreNacht zu<br />

Ende. Die Leitung des Unternehmens<br />

ist unwegsames Gelände.<br />

Die Routine fehlt, um die Stolperfallen<br />

des Geschäftslebens zu umgehen.<br />

Oder um den Kopf nach einem<br />

anstrengenden Arbeitstag auf<br />

Feierabend zu programmieren.<br />

„Der Jobbeschäftigt mich rund um<br />

die Uhr“, sagt die 28-jährige.Schlaflose<br />

Nächte gehören seit dem fliegenden<br />

Wechsel von der Referandariatsstelle<br />

auf den Chefsessel<br />

zum Alltagsgeschäft. Der Notizblock<br />

neben dem Bett auch. Trotzdem<br />

bereut vonSchoen nicht, sich<br />

in die Familientradition gefügt und<br />

vor fünf Monaten die Nachfolge<br />

von Mutter Susan Schubert angetreten<br />

zu haben, anstatt eigene We-<br />

ge zu gehen. Noch genießt sie<br />

„Mutter-Schutz“. Als Prokuristin<br />

soll sie sich langsam mit ihrer neuen<br />

Rolle vertraut machen und nach<br />

einer Eingewöhnungszeit die Geschäftsführung<br />

übernehmen. Frau<br />

Mama, die zwei Brauereien in Frankenund<br />

eine Mälzerei in Schweinfurt<br />

leitet, steht als Beraterin im<br />

Dauerkontakt mit der Tochter.<br />

Wenn die Last der Verantwortung<br />

nicht drückt, genießt die<br />

Nachwuchskraft die Vorteile des<br />

Chef-Seins: Freiheiten, die sich in<br />

einem anderen Leben als Staatsanwältin<br />

nicht geboten hätten.<br />

„Ich kann endlos kreativ sein und<br />

habe keinen Oberstaatsanwalt,<br />

der mir den Mund verbietet.“ Die<br />

Welt der Paragrafen ist ihr so<br />

fremd geblieben wie die Liebe<br />

zum Detail. „Es wareine Fehlentscheidung,<br />

Jurazustudieren. Gute<br />

Juristen sind wahnsinnig genau.<br />

Ich bin kein Krümelkacker,<br />

Catherine Freifrau von Schoen Unternehmen<br />

Catherine Freifrau von Schoen (28), die zur elften<br />

Generation der Babenhäuser Brauereifamilie<br />

Schubert gehört, folgt ihrer Mutter Susan nach,<br />

die –ebenfalls von Haus aus Rechtsanwältin –<br />

mit 27 Jahren die Michelsbräu-Leitung von ihrem<br />

Vater übernommen hatte. Von Schoen, die<br />

nach der neunten Klasse in der Gesamtschule<br />

Babenhausen aufs Elite-Internat Schloss Salem<br />

wechselte, schloss im Herbst 2009 ihr Jura-Studium<br />

mit dem Zweiten Staatsexamen ab und<br />

übernahm als Prokuristin die Leitung der Privatbrauerei.<br />

Sie ist verheiratet und erwartet im Juni<br />

ihr erstes Kind. Ab 2014 soll die begeistereLäuferin<br />

und Reiterin auch die Brauereien in Arnstein<br />

und die Mälzerei in Schweinfurt übernehmen, die<br />

bis dahin vonSusan Schubert geleitet werden.<br />

[Person]<br />

Mit 28 „on the Top“:<br />

Catherine Freifrau von Schoen –<br />

beim Lunch mitECHO-Redakteurin IlkaEnnen –<br />

folgt zielstrebig und volksnah einer langen Familientradition.<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

sondern sehe eher das Ganze.“<br />

Gut für sie, dass Michelsbräu ein<br />

übersichtliches, mittelständisches<br />

Unternehmen mit zwölf Angestellten<br />

ist.<br />

Platz für Bierkästen<br />

und Jagdhund<br />

Der trendige Smart ist dem gutbürgerlichen<br />

Golf Variant gewichen.<br />

Im Kofferraum hat neben<br />

Bierkästen auch der leicht angegraute<br />

Jagdhund Platz. Mit der<br />

Bierkutsche pendelt von Schoen<br />

täglich nach Neu-Isenburg, wo<br />

sich die Jungverheiratete mit ihremMann<br />

nach achtjähriger Hessen-Abstinenz<br />

einlebt. VonSchoen<br />

genießt die Anonymität im<br />

Landkreis Offenbach, wo sie morgendlich<br />

zerknautscht und unfrisiert<br />

zum Bäcker gehen kann, ohne<br />

das Opfer des Babenhäuser<br />

Kleinstadt-Tratsches zu werden.<br />

Michelsbräu ist eine mittelständische Privatbrauerei,<br />

deren Geschichte fast 200Jahre<br />

zurückreicht. Zwölf Mitarbeiter arbeiten<br />

derzeit für das Familienunternehmen, das<br />

1815 in Babenhausen gegründet wurde<br />

und seit 1925 von der Familie Schubert<br />

betrieben wird. Seit 1. November 2009 leitet<br />

Catherine von Schoen die Michelsbräu<br />

GmbH, die im vergangenen Jahr 20 000<br />

Hektoliter Bier produziert hat. Der Familie<br />

gehören zwei weitere Brauereien in Franken<br />

sowie eine Mälzerei in Schweinfurt.<br />

Michelsbräu braut sechs Sorten für den<br />

lokalen Markt. 60 Prozent der Jahresproduktion<br />

sind Pils, der Fassbieranteil liegt<br />

bei 70 Prozent.<br />

[Infobox]<br />

Keine Experimente wagen,<br />

lautet die konservativeDevise der<br />

neuen Chefin. Tradition wirdpostuliert,<br />

anstatt Produkte populistisch<br />

auf den vermeintlichen Einheitsgeschmack<br />

zu trimmen. Michelsbräu<br />

hat nicht genug Reserven,<br />

um große Summen zu investieren.<br />

Den Anteil des Flaschenbierswürde<br />

vonSchoen gerne erhöhen.<br />

Einen Sixpack einführen,<br />

weil Frauen keine Kisten schleppen.<br />

Und Getränkemärkte und<br />

den Einzelhandel mit heimischem<br />

Bier aus Babenhausen überschwemmen.<br />

Doch der heftige<br />

Preiskampf, den die übermächtigen<br />

Großkonzerne mit harten<br />

Bandagen auf dem Massenmarkt<br />

führen, ist für Michelsbräu nicht<br />

zu gewinnen. Im Duell David gegen<br />

Goliath siegt Goliath.<br />

Die Bügelflasche ist eine Anleihe<br />

an den Zeitgeist, genauso wie<br />

die Hexe-und Hexator-Kreationen,<br />

die den mauen Absatz vonExportbier<br />

steigern sollen. In den Markt<br />

der Biermixgetränkeeinzusteigen,<br />

kommt nicht in Frage.„Das ist eine<br />

Mode, die hat ihre Konjunktur gehabt.<br />

Ich glaube,<br />

das bricht<br />

wieder ein“,<br />

sagt von Schoen.<br />

Vier ProzentUmsatzplus<br />

hatte sie<br />

bei Arbeitsantrittausgegeben.<br />

Mehr Ansporn<br />

denn realistischeZielsetzung.<br />

Die<br />

Durststrecke<br />

der Brauindustrie<br />

währt schon<br />

viele Jahre, die<br />

Lust der Deutschen<br />

auf Hopfen<br />

und Malz<br />

geht kontinuierlich<br />

zurück.<br />

„Man kann to-<br />

tal glücklich sein, wenn man bei<br />

null landet“, sagt sie.Fremdes Territorium<br />

zu erobern, ist schwer.<br />

Darmstadt sei ein gutes Pflaster für<br />

das Unternehmen. Außerhalb Hessens<br />

hat Michelsbräu nur einen<br />

Kunden in Mainz. Annäherungsversuche<br />

nach Bayern seien erfolglos.<br />

„Bayern trinken kein hessisches<br />

Bier“, sagt vonSchoen. „Die<br />

sind ganz rabiat.“<br />

„Ich sage gerne,<br />

wasich denke“<br />

Surftipp<br />

von Catherine<br />

Freifrau von Schoen<br />

www.tagesschau.de<br />

„Ich bin ein<br />

Nachrichtenjunkie.“<br />

VonSchoen hat die Geheimnisse<br />

des Biers verinnerlicht. Es klingt<br />

nicht mühsam angelernt, wenn<br />

sie über die Kunst des Zapfens,<br />

gepflegte Leitungen und die richtige<br />

Temperatur des Bieres philosophiert.<br />

Eine auf Absatz und Verkauf<br />

getrimmte Sprache und die<br />

Kunst der Diplomatie geht ihr<br />

nicht so leicht über die Lippen.<br />

„Ich sage gerne, was ich denke.<br />

Das kommt nicht immer gut an,<br />

vor allem, wenn man einen Verkäuferjob<br />

hat.“<br />

Das eigene Unternehmen zum<br />

Verkauf auf den Markt zu werfen,<br />

auf das es einverleibt wird von<br />

einem Brauerei-Platzhirsch, hält<br />

vonSchoen für eine Schnapsidee.<br />

„Das kommt überhaupt nicht in<br />

Frage.“ Schließlich wächst gerade<br />

die zwölfte Generation des Brauereigeschlechts<br />

im Babybauch heran.<br />

Vielleicht wird der Sohn irgendwann<br />

die Privatbrauerei weiterführen,<br />

denn die Vernunfts-Juristin<br />

hat schon Pläne für den Ruhestand.<br />

Studieren will sie nochmal,<br />

diesmal nach Interesse: Politik,<br />

Geschichte oder Philosophie.<br />

Spätestens dann wird auch wieder<br />

ein Nickerchen zur Mittagszeit<br />

möglich sein. Den Kopf auf<br />

den Armen abgelegt in der Universitätsbibliothek.<br />

Vorher wird die<br />

Mutterchefin in Personalunion<br />

noch einige durchwachte Nächte<br />

haben. Nicht nur wegen der Firma.<br />

Wenn der Kleine nach der Flasche<br />

schreit, muss die Michelsbräuerin<br />

nur auf eines achten: Der<br />

Kleine hat garantiert keinen Bierdurst.<br />

Er steht einzig und allein<br />

auf Milch.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 8<br />

VON ACHIM PREU<br />

Der Blick aus dem Fenster<br />

des Besprechungszimmers<br />

führt in die Irre. Er<br />

fällt an diesem sonnigen Nachmittag<br />

Ende März nämlich direkt auf<br />

Weinberge.Idyllisch –und entlarvend?<br />

Wasser predigen und dann<br />

lieber Wein trinken, wie in der Politik<br />

oder der Kirche. „Nein“, sagt<br />

Ronald Schork (55) und lächelt,<br />

die sind verpachtet. Und auch keine<br />

Liefermengen vereinbart. Bislang<br />

jedenfalls, so Andreas<br />

Schmidt (42), vonHaus aus Jurist<br />

und durch diese Nachfrage wohl<br />

auf eine Idee gekommen. Kurz<br />

nach dem Ortsende von Heppenheim<br />

Richtung Laudenbach dreht<br />

sich nämlich alles nur um Wasser.<br />

Konkret, um Mineralwasser und<br />

mit Fruchtzusätzen versehene<br />

Ableger der über 75 Jahre alten<br />

Odenwald-Quelle.Und das um einiges<br />

intensiver als zuletzt. Denn<br />

der Vertriebschef Schork und der<br />

Mannheimer Anwalt Schmidt, sie<br />

haben das Unternehmen aus dem<br />

inzwischen aufgespaltenen Getränkekonzern<br />

Actris des SAP-<br />

Mitbegründers Dietmar Hopp herausgekauft.Management-Buy-<br />

out (MBO) wirddas genannt. Milliardär<br />

Hopp, unternehmerisch<br />

weiter vorallem in der Biotechnologie<br />

unterwegs, hat nämlich seine<br />

Brauerei-Beteiligungen – darunter<br />

Eichbaum –jüngst als Betriebsunfall<br />

bezeichnet. Und zu<br />

Actris, heute nur noch Immobilien-Sammelstelle,<br />

gehörte eben<br />

auch die Odenwald-Quelle sowie<br />

die dazugehörige Finkenbach-<br />

Quelle.<br />

Ausstieg vonHopp<br />

dauert Jahre<br />

Der Ausstieg nach neunjährigem<br />

Engagement zog sich über drei<br />

Jahre hin, es gab auch andere Interessenten:<br />

Wettbewerber, nur<br />

an der Marke, nicht am Standort<br />

Heppenheim interessiert, wie es<br />

heißt. „Das hat für uns gesprochen“,<br />

so Schmidt. Nach achtmonatigen<br />

Verhandlungen aufgrund<br />

der komplexen Materie war die<br />

Sache endlich perfekt. Aus Beschäftigten<br />

waren Bosse geworden.<br />

Kaufpreis? Kein Kommentar.<br />

Dass es deutlich weniger sind als<br />

die im Jahr 2000 gezahlten 30 Millionen<br />

Mark von Hopp an die damalige<br />

Eigentümerfamilie<br />

Strauch, liegt auf der Hand. Im<br />

eigenen Namen und auf eigene<br />

Rechnung sei man aktiv geworden,<br />

so das neue Führungsduo,<br />

das auch schon mal kurz vor 23<br />

Uhr in der Produktion auftaucht,<br />

mal Hand anlegt trotz Anzugs,<br />

wenn was imWeg rumliegt oder<br />

es klemmt. In den Feierabend strebende<br />

Mitarbeiter während unseres<br />

Rundgangs werden namentlich<br />

verabschiedet. Geben sich so<br />

Strohmänner?<br />

Die beiden kennen sich seit<br />

acht Jahren, duzen und ergänzen<br />

sich trefflich. So unser Eindruck.<br />

So ihreEinschätzung. Nach zwölf<br />

Jahren als Anwalt, die Hälfte davonals<br />

Partner einer Kanzlei, reizte<br />

Schmidt das Neue.Und Schork,<br />

im Vertrieb auch für Actris tätig<br />

und 16 Jahre bei der Odenwald-<br />

Quelle, will nun sein Know-how<br />

unternehmerisch nutzen. Aber in<br />

einer Branche,inder die Produkte<br />

verramscht werden, der Preisverfall<br />

immens ist, ebenso wie der<br />

Wettbewerb? Die Antworten kommen<br />

rasch. Aggressive Harddiscounter<br />

werden nicht beliefert.<br />

Die Preisstellung im Getränkefachgroßhandel<br />

und der Gastronomie<br />

sei eine andere. Eine gehobene.<br />

Als Marktführer in der<br />

Rhein-Main-Neckar-Region, als<br />

Vollsortimenter, als starkes Label<br />

sieht man gute Perspektiven.<br />

Denn, so der nicht unkritische<br />

Blick zurück, das Unternehmen<br />

In Heppenheim<br />

sprudeln neue Ideen<br />

Odenwald-Quelle –<br />

Ronald Schork und Andreas Schmidt haben<br />

nach dem Management-Buy-out viel vor –<br />

Gute Perspektiven für den regionalen<br />

Mineralwasser-Marktführer<br />

PET-Rohling:<br />

Aussolchen „Reagenzgläsern“<br />

werden in Sekundenschnelle<br />

Kunststoff-Flaschen.<br />

sei zuletzt „suboptimal“ geführt<br />

worden. Konkret: Einiges ist liegen<br />

geblieben. Beispielsweise im<br />

Einkauf. Reichlich Potenzial hat<br />

die Due Diligence zu Tage gefördert.<br />

Also die sorgfältige,systematische<br />

und detaillierte Prüfung inklusiveeiner<br />

Stärken- und Schwächenanalyse<br />

des Übernahmeobjektes.<br />

Und auch die teuren und ökologisch<br />

unsinnigen 6000 Shuttles<br />

pro Jahr ins angemietete Zwischenlager<br />

nach Viernheim sollen<br />

bald der Vergangenheit angehören.<br />

Denn auf der anderen Straßenseite<br />

der B3 am Stammsitz<br />

wird ein seit langem geplantes,<br />

aber auf Eis gelegtes Logistikzentrum<br />

jetzt in Angriff genommen.<br />

Spatenstich soll spätestens 2011<br />

sein. Etwa vier Millionen kostet<br />

das Ganze, was sich innerhalb<br />

vonvier Jahren amortisieren dürfte.<br />

Professionell umgeplant aber<br />

muss werden. Denn Optimierung<br />

steht bei Schork/Schmidt obenan.<br />

Ausder Region für die<br />

Region ist das Motto<br />

Dabei liegt der unternehmerische<br />

Fokus weiter auf der Region, 60<br />

Kilometer im engeren und 90 Kilometer<br />

im erweiterten Markt.<br />

Distribution bis zur Nordsee mache<br />

keinen Sinn. Eine bessere<br />

Marktpenetration, wertigerer Auftritt,<br />

neue Geschmacksrichtun-<br />

Andreas Schmidt und Ronald Schork<br />

Ronald Schork stammt aus Sulzbach,<br />

einem Stadtteil vonWeinheim, ist verheiratet<br />

und hat zwei Söhne (27 und<br />

32). Der Älterearbeitet im Vertrieb bei<br />

der Odenwald-Quelle,woder neue geschäftsführende<br />

Gesellschafter seit<br />

1994 tätig ist. Fünf Jahre Eichbaum-<br />

Brauerei und seit 2006 Tätigkeiten bei<br />

der Actris hat der Verkaufsprofi ebenfalls<br />

im Lebenslauf stehen. Ausgebildet<br />

zum Verwaltungskaufmann wurde<br />

[Personen]<br />

der begeisterte Rennradfahrer bei der<br />

Stadt Weinheim.<br />

Andreas Schmidt hat seine berufliche<br />

Karrieremit einer Ausbildung zum<br />

Bankkaufmann bei der Deutschen<br />

Bank begonnen. Danach studierte er in<br />

seiner Geburts- und Wohnstadt Mannheim<br />

sowie in Denver Jura. Seit 2003<br />

warerPartner einer Kanzlei. Schmidt,<br />

verheiratet und ebenfalls Vater zweiter<br />

wenngleich jüngerer Söhne (drei und<br />

fünf) fährt gerne Rad und im Winter<br />

Ski alpin.<br />

Prost Odenwald-Quelle: Andreas Schmidt (links) und Ronald Schork. FOTOS: ALEXANDER HEIMANN


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 9<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

gen, jüngereund frischereAußendarstellung,<br />

Nutzen der Netzwerke<br />

auch im sportlichen und kulturellen<br />

Leben: Das Spektrum der<br />

Möglichkeiten ist breit und nur<br />

ansatzweise gehoben. Ob Sponsoring-Partner<br />

des Fußball-Bundesligisten<br />

Hoffenheim, Engagement<br />

beim Eishockeyclub Adler<br />

Mannheim, den Festspielen Heppenheim<br />

oder vielen kleinen Vereinen.<br />

Das sind die Betätigungsfelder<br />

ebenso wie ein Stand auf<br />

dem Maimarkt in Mannheim.<br />

Große Sprünge wie Rossbacher<br />

mit Michael Schumacher sind<br />

schließlich nicht drin.<br />

Dass die nicht quantifizierte<br />

(aber verbesserungsbedürftige)<br />

Marge poliert werden soll, ist das<br />

Ziel. Denn derlei sichert auch die<br />

132 Jobs, darunter drei Ausbildungsstellen.<br />

45 sind es am Standort<br />

Viernheim, vier in Finkenbach.<br />

Und würde dem neuen Management,<br />

das sich erst gar nicht<br />

am Bau von Luftschlössern versucht,<br />

letztlich das Zeugnis ausstellen,<br />

dass man es besser kann.<br />

Eine interessante Erkenntnis<br />

hat man nach kurzer Zeit schon<br />

gewonnen. Weil sich die Odenwald-Quelle<br />

absolut autark gemacht<br />

hat vonEichbaum, wo früher<br />

zentral die Lohnabrechnung<br />

erledigt wurde und die Personalabteilung<br />

saß,gab es bereits positive<br />

Kosteneffekte. Der eigene<br />

Fuhrpark mit 14 Zügen freilich<br />

steht nicht zur Disposition. Zu 80<br />

Prozent werden hiermit Getränkefachhändler<br />

und Lebensmittelhandel<br />

beliefert; 20 Prozent entfallen<br />

auf Selbstabholer.<br />

Belegschaft hat<br />

ihreSkepsis abgelegt<br />

Nach anfänglicher Skepsis steht<br />

die Belegschaft den Angaben zufolge<br />

nun motiviert hinter der<br />

Neuausrichtung. Der Betriebsrat<br />

habe das MBO unterstützt, die<br />

Chancen der neuen Freiheit früh<br />

erkannt. Und weil man durch die<br />

Kooperation mit Eichbaum auch<br />

weiter das Getränke-Deputat in<br />

Form vonBier erfüllen kann, trübt<br />

selbst von dieser Seite nichts die<br />

Neuausrichtung. Dass bei einer<br />

Betriebsversammlung der Odenwald-Quelle<br />

GmbH &CoKGzum<br />

Verkauf diese Frage am Anfang<br />

stand, belegt schlicht, dass es<br />

eben überall menschelt.<br />

Maschinen dominieren dagegen<br />

die Produktion. In der PET-<br />

Abfüllanlage, die zehn Millionen<br />

gekostet hat und 2002 eine Zeitenwende<br />

einläutete sowie die Zukunft<br />

sicherte, sind nur noch vier<br />

Beschäftigte je Schicht tätig. In<br />

atemberaubendem Tempo werden<br />

hier aus Rohlingen, die Reagenzgläsern<br />

ähneln, Kunststoff-<br />

Flaschen in drei Größen von 0,5<br />

bis 1,5 Liter „geblasen“. Die werden<br />

dann vollautomatisch abgefüllt<br />

– wobei möglichst große<br />

Chargen wegen der jeweiligen<br />

Umstellung wichtig sind. 22 000<br />

Flaschen schafft die Anlage je<br />

Stunde. Spülen, Abfüllen, Verschließen,<br />

in Kästen verpacken,<br />

Palettieren: Ein faszinierendes<br />

Schauspiel, was da im elektronisch<br />

gesteuerten Räderwerk modernster<br />

Technik abläuft zwischen<br />

Flaschen-Karussells, Laufbändern<br />

und Roboterarmen. Ohne<br />

das O.K. des Labors geht freilich<br />

keine Flasche in den Verkauf.<br />

Zwar werden 60 Prozent der<br />

Produkte in PET-Flaschen ausgeliefert,<br />

aber „traditionsbewusste<br />

Glasverwender“ gibt es weiter.<br />

Mehr sogar als im Marktdurchschnitt.<br />

Vorallem die gehobene<br />

Gastronomie verlangt danach.<br />

Hier will man die Gebinde noch<br />

nobler gestalten. Schließlich werden<br />

generell hochpreisige Rohstoffe<br />

auch vonDöhler aus Darmstadt<br />

verwandt für aromatisierte<br />

Mineralwässer, Schorlen oder<br />

Wellnessgetränke. Neuem steht<br />

man offen gegenüber, trendy zu<br />

sein will man jedoch anderen<br />

überlassen. Bei 80 verschiedenen<br />

Gebinden, 50 verschiedenen Getränken<br />

und immer kürzeren Lebenszyklen<br />

gibt es ohnehin genug<br />

zu tun. Mit 90 Millionen Füllungen<br />

kommt man auf rund 800 000<br />

Hektoliter im Jahr.Von der technischen<br />

Kapazität ginge noch mehr.<br />

Wobei von April bis September<br />

„Saison“ ist, vor allem Juni, Juli<br />

und August das stark wetterabhängige<br />

Geschäft brummt. Hinter<br />

alldem stehen dann 21 Millionen<br />

Euro Umsatz –daist man vorne<br />

mit dabei in der Branche, vor allem<br />

im Ranking der Familienbetriebe,<br />

zudenen sich die Odenwald-Quelle<br />

nun wieder zählt.<br />

Unternehmen und Produkt<br />

Die Odenwald-Quelle GmbH &Co. KG wurde<br />

1931 von Diplom-Kaufmann Hans<br />

Strauch gegründet. Mitte 2000 erfolgte der<br />

Verkauf an den Getränkekonzern Actris AG<br />

für rund 15 Millionen Euro. Seit Januar<br />

2010 ist das Unternehmen nach dem Management-Buy-out<br />

wieder in privater<br />

Hand. Die 132 Beschäftigten setzen rund 21<br />

Millionen Euroum. Die Produktion liegt bei<br />

80 Millionen Litern im Jahr. Das für die<br />

Herstellung der Getränke verwendete natürliche<br />

Mineralwasser stammt aus bis zu<br />

170 Meter Tiefe. Die Geschäftsidee wurde<br />

im heißen Sommer 1929 geboren, als es eng<br />

wurde bei der Versorgung der Bevölkerung<br />

an der Bergstraße mit sauberem Trinkwasser.Die<br />

Quelle befindet sich auf der bereits<br />

den Römern bekannten Gemarkung, die<br />

früher als „gesalzenes Wasser“ bekannt<br />

war.<br />

Natürliches Mineralwasser hat seinen<br />

Ursprung in unterirdischen, vor Verunreinigungen<br />

geschützten Wasservorkommen,<br />

wirdander Quelle abgefüllt und muss amtlich<br />

anerkannt werden. Mit physikalischen<br />

Verfahren darf Kohlensäure entzogen oder<br />

hinzugefügt werden. Eisen und Schwefel<br />

dürfen entfernt werden. Weil Leitungswasser<br />

als Substitut gilt, wird Mineralwasser<br />

im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln<br />

mit 19 und nicht mit sieben Prozent Umsatzsteuer<br />

belastet. Der Pro-Kopf-Verbrauch<br />

hat hierzulande von 12,5 Litern<br />

1970 auf inzwischen 138 Liter zugelegt.<br />

Tendenz: Weiter steigend. Es gibt etwa220<br />

Brunnenbetriebe in Deutschland.<br />

[Infobox]


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 10<br />

Silvia Voigt FOTOS: HANS DIETER ERLENBACH<br />

VON HANS DIETER ERLENBACH<br />

Wer in 220 Ländern und<br />

Territorien weltweit<br />

tätig ist, wer täglich<br />

mehr als 70 Millionen Briefe und<br />

bis zu drei Millionen Pakete zustellt,<br />

wer invielen Ländern dieser<br />

Welt Filialen unterhält, der<br />

muss gut organisiert sein. Und<br />

wer ein ehemaliges Staatsunternehmen<br />

in einen effizienten<br />

Dienstleister umbauen will,<br />

braucht viel Geduld und oftmals<br />

einen langen Atem. Dass DHL als<br />

Dienstleister weltweit den besten<br />

Ruf der Branche hat, dafür arbeiten<br />

auch in Darmstadt rund 400<br />

Mitarbeiter an wichtigen Schaltstellen.<br />

Ein Mitarbeiter von DHL<br />

braucht Briefumschläge. Schließlich<br />

verschickt auch die Post gelegentlich<br />

Post. Früher schrieb er<br />

IT-Services – Darmstadt spielt eine zentrale Rolle,damit bei der Post alles läuft,<br />

wie es soll und kostenoptimal dazu –Computerprogramme in 17 Sprachen<br />

eine Materialanforderung. Die<br />

ging durch zahlreiche Hände,<br />

wurde mehrfach gestempelt und<br />

landete irgendwann in einem<br />

Zentrallager. Tage oder Wochen<br />

später kamen die gewünschten<br />

Briefumschläge.<br />

Mit einem Klick<br />

ans Ziel<br />

Heute geht das viel unkomplizierter.<br />

Der Mitarbeiter klickt in seinem<br />

Computer auf ein bestimmtes<br />

Programm, sieht, ob und wo<br />

die Umschläge verfügbar sind<br />

oder wo er sie preisgünstig einkaufen<br />

kann. Aber auch die Rentenabrechnungen<br />

für die ehemaligen<br />

Postbediensteten, die Computersysteme<br />

der rund 14 000 Postfilialen<br />

in Deutschland, die gesamte<br />

betriebsinterne Buchführung<br />

oder die Verwaltung des Fuhr-<br />

parks werden über die Informationstechnologie<br />

gesteuert.<br />

Oder es geht um den Einkauf<br />

von Kleidung. DHL-Mitarbeiter<br />

sollen möglichst weltweit einheitlich<br />

auftreten. Nun finden Asiaten<br />

rote Hosen total unmännlich und<br />

würden sie nie tragen. Deshalb<br />

müssen für sie andere Hosen geordert<br />

werden. Außerdem fragen<br />

Asiaten nicht nach, wenn sie etwas<br />

nicht verstanden haben. Sie<br />

machen es einfach so, wie sie es<br />

verstanden haben. Deshalb müssen<br />

PC-Programme möglichst so<br />

narrensicher sein, dass es erst gar<br />

nicht zu Nachfragen oder Unsicherheiten<br />

kommt.<br />

IT-Services nennt sich die in<br />

der Darmstädter Hilpertstraße<br />

angesiedelte DHL-Tochter, inder<br />

IT-Spezialisten für reibungslose<br />

Betriebsabläufe im DHL-Konzern<br />

sorgen. 3000 Mitarbeiter welt-<br />

DasHerz<br />

vonDHL<br />

weit beschäftigt DHL im IT-Bereich,<br />

davon 800 in der Bonner<br />

Zentrale und eben 400 in Darmstadt.<br />

Nach außen tritt das Unternehmen<br />

kaum in Erscheinung,<br />

obgleich es so etwas wie das Herz<br />

von DHL ist. Die Programmierer<br />

sorgen für optimale Betriebsabläufe<br />

rund um den Globus. Das<br />

interne DHL-Einkaufssystem<br />

wurde in Darmstadt entwickelt<br />

und wird von hier aus gewartet.<br />

Silvia Voigt, eine von vier Geschäftsführern<br />

der IT-Services<br />

Deutschland, leitet die Darmstädter<br />

Niederlassung. Hier werden<br />

nicht nur vorhandene Programme<br />

gepflegt und verbessert,<br />

sondern ständig neue Programme<br />

für DHL entwickelt.<br />

In einem weltweit agierenden<br />

Unternehmen nicht immer ganz<br />

unkompliziert. Die Philosophie<br />

deutscher Pünktlich- und Gründ-<br />

lichkeit lässt sich nicht einfach per<br />

Datenkabel rund um den Globus<br />

verbreiten. „Viele Völker dieser<br />

Welt ticken andersals wir.Die vielen<br />

Kulturen sind eine große Herausforderung“,<br />

gibt Silvia Voigt<br />

zu bedenken. Da ist viel Überzeugungsarbeit<br />

nötig. Vorallem müssen<br />

die Anwender in jeder DHL-<br />

Filiale der Welt nicht nur die deutschen<br />

Eigenheiten, sondern auch<br />

die Computerprogramme verstehen.<br />

Deshalb gibt es sie in 17 Sprachen.<br />

Packstationen eine<br />

Erfolgsstory<br />

Eine Erfolgsgeschichte habe DHL<br />

mit den Packstationen geschrieben,<br />

freut sich Silvia Voigt. Die<br />

Darmstädter haben daran einen<br />

großen Anteil. Die Packstationen,<br />

an denen Kunden rund um<br />

die Uhr Pakete abgeben oder abholen<br />

können, stehen inzwischen<br />

sogar in größeren Firmen.<br />

Dass ein Kunde sein Paketinzwischen<br />

vonder Abgabe bis zur Ankunft<br />

beim Adressaten im Internet<br />

verfolgen kann, ist eine weitere<br />

Leistung der IT-Mitarbeiter<br />

des DHL-Konzerns.„Wir machen<br />

die Highlights“ freut sich Silvia<br />

Voigt, die in Darmstadt auf eine<br />

enge Kooperation mit dem Softwareentwickler<br />

SAP setzt.<br />

Eine weitere Herausforderung<br />

ist die Vernetzung von DHL mit<br />

diversen Firmennetzwerken. Vorbei<br />

sind Zeiten, in denen jeder seine<br />

Pakete zur Post bringen musste.DHL<br />

holt Pakete bei Klein- und<br />

Großkunden ab und ist dort oft<br />

sogar mit eigenem Personal vertreten.<br />

Um den Versand so reibungslos<br />

wie möglich zu gestalten,<br />

müssen das Firmennetzwerk<br />

und das DHL-Netzwerk für den<br />

Versand aufeinander abgestimmt<br />

sein. Viele Firmen arbeiten mit eigener<br />

Software und nach eigenen<br />

Philosophien. Die muss von IT-<br />

Services verstanden und aufgenommen<br />

werden. „Die IT ist nicht<br />

so genormt wie Schrauben“, gibt<br />

Silvia Voigt<br />

Silvia Voigt wurde in Breisach geboren<br />

und nahm nach dem Abitur ein<br />

Studium bei der Post auf. Die gelernte<br />

Diplom-Verwaltungswirtin war<br />

zunächst Sachbearbeiterin, zeigte<br />

aber schon früh Interesse an der IT.<br />

1980/81 wechselte sie in diesen Bereich<br />

der Post und arbeitete an den<br />

ersten Programmen mit. Später betreute<br />

sie IT-Projekte,bevorsie in die<br />

Personalleitung der Post einstieg.<br />

2002 half sie, den neuen Bereich IT-<br />

Services zu gründen. Seit 2005 ist sie<br />

eine der Geschäftsführerinnen. Ihre<br />

Hobbys sind – neben ihrem Ehemann<br />

–Tennis und Lesen.<br />

[Person]<br />

Silvia Voigt zu bedenken.„Wir arbeiten<br />

an mehreren tausend Projekten“,<br />

schildert sie den Alltag<br />

bei IT-Services. Die Spezialisten<br />

im Haus könnten noch mehr machen.<br />

Doch es gibt Grenzen. „Vieles<br />

wäre technisch möglich, aber<br />

nicht alles ist wegen des Datenschutzes<br />

erlaubt.“<br />

Jedes Programm wird unter<br />

dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit<br />

entwickelt. „So gesehen<br />

sind wir der größte Kostensenker<br />

vonDHL“, sagt Silvia Voigt<br />

nicht ohne Stolz. DHL sieht das<br />

offenbar genauso. Denn Pläne,<br />

den eigenen IT-Service aufzugeben<br />

und mit dieser Arbeit externe<br />

Dienstleister zu beauftragen, sind<br />

erst mal wieder in der Schublade<br />

verschwunden.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 11<br />

VON DANIEL-PATRICK GÖRISCH<br />

Wenn es links zu einem<br />

Grandhotel geht, mit<br />

Sektempfang, Dinner,<br />

Whirlpool, einer Crew für erstklassigen<br />

Service und rechts mit<br />

dem Auto in die Wildnis, zuunbekanntenÜbernachtungsplätzen,<br />

vielleicht zu summenden<br />

Stechmücken, dann gibt es Menschen,<br />

die rechts abbiegen. Man<br />

nennt sie Camper.Aus dem lateinischen<br />

„campus“, das bedeutet<br />

„Feld“.Nicht zu verwechseln mit<br />

jener Spezies, die mit luxuriösen<br />

Wohnanhängern Campingplätze<br />

besiedeln, Vorzelte aufbauen,<br />

Geranienkästen aufstellen und<br />

ihr Vorgartenrevier abstecken –<br />

diese nennt man Dauercamper.<br />

Und Camper lassen sich mit ihnen<br />

nicht gern in einen Topf werfen.<br />

Markus Riese (41), Mitbegründer<br />

der erfolgreichen Darmstädter<br />

Fahrradmanufaktur Riese und<br />

Müller und sein Kumpel und Geschäftspartner<br />

Ben Wawra (40)<br />

sind solche Rechtsabbieger –aus<br />

Überzeugung. Sie lieben Freiheit<br />

unterm Sternenhimmel, neue Wege,<br />

sich im Urlaub treiben lassen<br />

und einfach dort über Nacht bleiben,<br />

wo immer man will. Und sie<br />

lieben kleine Busse, indie Surfbretter<br />

und Fahrräder hineinpassen,<br />

ein Gaskocher und eine Matratze.<br />

Der Maschinenbauingenieur<br />

Riese hat den VW-Bus schon<br />

als Kind erlebt. Spanien, Italien –<br />

Rieses waren zufünft unterwegs,<br />

im kleinen „Bulli“. Diesen liebevollen<br />

Spitznamen hatte das von<br />

Volkswagen erstmals als „Typ 2“<br />

gebaute, inzwischen bis zum T5<br />

vielfach modifizierte Kultmobil<br />

zuerst von Werksmitarbeitern erhalten,<br />

wegen seiner stämmigen<br />

Frontansicht.<br />

Noch mehr Buserfahrung<br />

bringt der Bauingenieur Ben<br />

Wawra mit. Der logierte am Anfang<br />

seines Studiums wegen des<br />

Mangels an Studentenbuden in<br />

Darmstadt gar komplett in einem<br />

Ford Transit. In fünf Jahren wurde<br />

aus der Notlösung ein Spaß und<br />

eine Lebensart: „Ich hatte immer<br />

staunenden Besuch“, erinnert<br />

sich Wawra.<br />

Keine Frage: die beiden wissen,<br />

wo beim Camping die Matratze<br />

zwickt, und wassich auf Dauer<br />

als praktisch erweist. Und sie haben<br />

ihr Hobby zum Beruf gemacht.<br />

Sie bauen in Darmstadt<br />

seit 2005 VW-Busse aus, die von<br />

ihren Erfahrungen zeugen. Die<br />

besser,praktischer und ein wenig<br />

schicker sein sollen als etwa das<br />

Serien-Campingmodell California,<br />

das bei VW-Nutzfahrzeuge in<br />

Hannover-Stöcken vom Band<br />

rollt. Wasimmer sie auch an den<br />

Produkten traditionsreicher Ausbauer<br />

wie Westfalia oder Reimo<br />

im nahen Egelsbach auszusetzen<br />

haben, wollen sie besser machen,<br />

mit ihrem Spacecamper, made in<br />

Darmstadt.<br />

Mit viel Handarbeit und<br />

Liebe fürsDetail<br />

Spacecamper heißt auch das Unternehmen<br />

mit derzeit zehn festen<br />

und zehn freien Mitarbeitern, darunter<br />

Schreiner und Kraftfahrzeugmechaniker.<br />

Mit reichlichem<br />

Einsatz vonHandarbeit fertigt man<br />

in der Haasstraße 4–gleich neben<br />

der Fahrradfabrik, die Riese mit<br />

Heiko Müller betreibt. Der Blick<br />

auf die Türme der benachbarten<br />

Markus Riese und Ben Wawra<br />

Moscheen weckt Fernweh, schon<br />

hier,wovon VW zum Vorzugspreis<br />

angelieferte Busse ihre praktische<br />

Campingausstattung erhalten. Es<br />

werden je nach individuellem<br />

Kundenwunsch allerlei Raffinessen<br />

eingebaut, vorallem das Dach<br />

für ein aufklappbares Hochdach<br />

aufgeschnitten. Dessen zeltartige<br />

Stoffwände lassen sich allein in der<br />

Spacecamper-Version so zusammenraffen,<br />

dass ein riesiger überdachter<br />

Freisitz in der Natur entsteht.<br />

IhreAutos sollen die Alltagstauglichkeit<br />

als Business-Mobil<br />

oder familienfreundlicher Sechssitzer<br />

behalten, so das Ziel vonRie-<br />

Der Maschinenbauingenieur Markus Riese (41) ist Konstrukteur<br />

des sportlichen und voll gefederten Klapprades<br />

„Birdy“, hergestellt vonRiese und Müller in Darmstadt. Mit<br />

seinem Kompagnon Heikeund Müller hat er noch im Studium<br />

1995 die Fahrradmanufaktur gegründet. Inzwischen<br />

wurden weltweit über 100000 seiner leichten Falträder aus<br />

dem Hochpreissegment verkauft. Fahrräder faszinierten<br />

Riese schon immer, genau so wie das Campen im VW-Bus.<br />

„Als Kind bedeutete mir das Fahrrad meine Unabhängigkeit,<br />

ich war immer mit dem Rad unterwegs“. Und auch geschraubt<br />

und experimentiert hat er schon immer gerne. Er<br />

ist im Paulusviertel aufgewachsen, studierte an der Darmstädter<br />

Universität und gründete 2005 mit seinem Freund<br />

und Geschäftspartner Ben Wawra den Wohnmobilausbau-<br />

[Personen]<br />

Abenteuer –<br />

made in Darmstadt<br />

Spacecamper – Die Darmstädter IngenieureMarkus Riese und Ben Wawra<br />

bauen VW-Busse zu besonders vielseitigen Wohnmobilen aus –Ziel: 300 Fahrzeuge im Jahr<br />

se und Wawra. Campingelemente<br />

sollen weder vonaußen besonders<br />

auffallen, noch innen stören. 62<br />

unter dieser Perspektiveausgebaute<br />

Autos haben die Halle im Vorjahr<br />

verlassen, der Umsatz der GmbH<br />

lag bei 2,3 Millionen Euro. In diesem<br />

Jahr sind die Ausbauer bereits<br />

bis August ausgebucht, Riese rechnet<br />

mit über 100Fahrzeugen.<br />

Die Darmstädter Campingtüftler<br />

sehen ihr Babynach Jahren der<br />

Etablierungsphase gerade in die<br />

Rationalisierungsphase krabbeln.<br />

„Wir brauchen täglich weniger<br />

Zeit für bestimmte Abläufe,spüren<br />

den Fortschritt“, sagt Wawra. Der<br />

Markt und die Kapazitäten von<br />

Spacecamper sollten langfristig bis<br />

zu 300 Fahrzeuge im Jahr hergeben,<br />

so der Traum der <strong>Macher</strong>.<br />

Es gibt vier Modellvarianten<br />

mit normalem und extralangem<br />

Radstand, sowie schier endlose<br />

Extrawünsche,die das Team erfüllen<br />

möchte. Familien, Geschäftsleute<br />

und Extremsportler gehören<br />

zu den Kunden, die für einen<br />

Spacecamper in der Einstiegsvariante<br />

„light“ ab 33 000 Euroausgeben,<br />

mit etwas Ausstattung sind es<br />

rasch 50 000 bis 60 000 Euro.<br />

Testsieger<br />

beim ADAC<br />

Im Januar hat der Automobilclub<br />

ADAC in seiner Freizeit-Mobil-<br />

Zeitschrift sechs kompakte Camper<br />

verglichen. Das stolze Ergebnis<br />

für Riese und Wawra: Ihr<br />

Spacecamper ist Testsieger mit<br />

schnellem Bettenumbau, bestem<br />

Schlafkomfort, bester Dinette –<br />

wie sich die multifunktionale Essecke<br />

im gehobenen Camperdeutsch<br />

nennt –und bestem Möbelbau,<br />

liest man auf der Homepage<br />

www.spacecamper.de.Doch<br />

was machen die Darmstädter andersals<br />

andere Ausbauer?<br />

„Unser Bett im Fahrzeugheck<br />

muss nicht erst im Fahrzeug verschoben<br />

werden, um es von der<br />

Bank zum Bett zu klappen“, beginnt<br />

Riese die Führung durch<br />

sein Produkt. Der Schlafplatz im<br />

Innenraum habe mehr an Schlafkomfort,<br />

Ruhe und Isolierung als<br />

im ausklappbaren Dachbett. Beide<br />

Kojen in Kombination bieten<br />

aber vier vollwertige Schlafplätze.<br />

Die Sitzbank sei zudem andersals<br />

betrieb Spacecamper.Hotelaufenthalte verbinde der Tüftler<br />

stets mit Arbeit, er kann beim Campen richtig ausspannen<br />

und würde die Klappbank stets der Luxussuite vorziehen.<br />

Riese ist seit kurzem Vater,liebt Sport in der Natur und spielt<br />

gern Gitarre.<br />

Der Bauingenieur Ben Wawra(40) liebt Nächte unter freiem<br />

Himmel, im Biwaksack in den Alpen fühlt er sich lebendig.<br />

„Gewitter auf 4000 Meter sind das Größte“, sagt er. Nicht<br />

allein die Geschäftsführung vonSpacecamper verbindet ihn<br />

mit Markus Riese. Sie kennen sich seit zehn Jahren, haben<br />

gemeinsam mehrere Abenteuerreisen erlebt. Wawra ist in<br />

Bensheim aufgewachsen und hat während seiner Studienzeit<br />

an der TU Darmstadt fünf Jahreineinem Bus gelebt. Er<br />

hat zwei Kinder –und eine Doktorarbeit im Wasserbau liegt<br />

in der Schublade. Esfehle nicht mehr viel, doch die Spacecamper-Produktion<br />

vermag ihn gerade mehr zu fesseln.<br />

bei vielen Mitbewerbern während<br />

der Fahrt nahe bei den Vordersitzen<br />

arretiert, statt im Heck –was<br />

Unterhaltungen ermögliche. Und<br />

sie biete darunter die variable<br />

Durchlademöglichkeit für Umzüge<br />

–oder für Surfbretter auf der<br />

Fahrt. Die Bank- und Bett-Elemente,die<br />

Spacecamper bei einem slowenischen<br />

Zulieferer bestellt,<br />

sind laut Riese leichter und komfortabler<br />

als die Serienbank und<br />

lassen sich mit 17 Kilo auch von<br />

Nichtbodybuildern handlich bewegen<br />

und herausnehmen.<br />

Besonders die Verarbeitung,<br />

der Klapptisch und Küchenelemente<br />

fallen auch dem Laien positiv<br />

ins Auge. Stabile Möbelbauplatten<br />

mit echtem Furnier fassen<br />

den schmalen Küchenblock. In<br />

die kleine Küchenversion mit Minispüle<br />

ist ein Outdoorkocher der<br />

bewährten Marke Trangia integriert,<br />

der sich auch auf Wanderungen<br />

im Rucksack mitnehmen<br />

lässt. Der Warmwassertank im<br />

Heck wird während der Fahrt<br />

durch die Motorabwärme geheizt,<br />

dank guter Isolierung habe man<br />

darin knallheißes Wasser über<br />

mindestens zwei Tage.Damit lässt<br />

sich dann auch eine Außendusche<br />

speisen: Heckklappe hoch, den<br />

integrierten Duschvorhang herunter,und<br />

fertig ist die Dusche im<br />

überdachten Vorraum.<br />

Ein schmutzabweisender, dennoch<br />

schicker Gummiboden zieht<br />

sich durch das ganze Fahrzeug.<br />

Die hölzerne WC-Brille, die sich<br />

toll kaschiert aus der Schiebetür<br />

zaubern lässt, mögen Nicht-Camper<br />

skurril finden, in Notfällen<br />

wird man sie schätzen lernen.<br />

Nach dem Prinzip vonEinwegwin-<br />

Ben Wawra und<br />

Markus Riese (von links).<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

deln lassen sich Kunststoffbeutel<br />

darunter ziehen, die man in der<br />

nächst erreichbaren Restmülltonne<br />

entsorgt. Spezielle Vorhänge<br />

machen das Mobil blickdicht,<br />

denn man campt ja nicht immer in<br />

der freien Prärie, sonder auch mal<br />

in Städten. Riese rät zur hellen<br />

Fahrzeuglackierung, damit sich<br />

das Mobil in Südländern nicht so<br />

sehr aufheize.Esscheint viel Herzblut<br />

und Tüftelei in den Spacecampern<br />

zu stecken. Und wenn die<br />

Sonne scheint, wird Campen zum<br />

Genussmoment; mit schönem<br />

Ausblick das Dach aufstellen und<br />

die Füße über die Windschutzscheibe<br />

baumeln lassen.<br />

Andere Basisfahrzeuge<br />

rasch verworfen<br />

Über andere Basisfahrzeuge haben<br />

Riese und Wawrazwarnachgedacht,<br />

diese aber verworfen.<br />

Bei den Volkswagen-Bussen<br />

stimmten die Qualität und der<br />

Wiederverkaufspreis, zudem seien<br />

sie kultig. Sie sind verbrauchsgünstig,<br />

dabei flink.<br />

Und so buhlen die Darmstädter<br />

Wohnmobilbauer mit ihrem<br />

schicken Spacecamper erklärtermaßen<br />

auch um Kunden, die<br />

(noch) keine Camper sind. Um<br />

Familien und Geschäftsleute, die<br />

viel unterwegs sind. Sie bieten<br />

Computer- und Büroausstattung,<br />

die den „Bully“ zum fahrenden<br />

Businessmobil machen. Mit dem<br />

man aber ganz spontan ausbrechen<br />

kann, wenn es mal wieder<br />

links ins Grandhotel geht und<br />

rechts das Abenteuer ruft. Mit<br />

diesem Fahrzeug scheint die Verlockung<br />

groß.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 12<br />

VON ILKA ENNEN<br />

Die Zeit als hauptberuflicherSpülmaschinenausräumer<br />

ist schon länger<br />

vorbei. Knapp dreieinhalb Jahre<br />

ist es her,dass Klaus Krumrey seinen<br />

Job als Hausmann aufgegeben<br />

hat und als Geschäftsführer<br />

der Congress Centrum GmbH<br />

nach Böblingen ging. Dort guckten<br />

ihn die Darmstädter Stadtoberen<br />

als Chef für eine ihrer Problemzonen<br />

aus: das neugebaute<br />

Wissenschafts- und Kongresszentrum.<br />

Der Ruheständler im<br />

Wartestand nahm das Angebot<br />

an. Seine Abschiedsvorstellung<br />

vom Berufsleben hatte sich der<br />

Karlsruher hübsch ausgedacht.<br />

Als neuer Geschäftsführer vom<br />

Darmstadtium wollte er die vornehmste<br />

Aufgabe übernehmen:<br />

Das Haus repräsentieren und an<br />

nationalen und internationalen<br />

Netzwerken spinnen, auf dass<br />

Darmstadt künftig ein Bauchnabel<br />

der Tagungswelt wird. Natürlich<br />

wusste Klaus Krumrey, dass<br />

seine Aufgabe über das Grußonkel-Dasein<br />

hinausgehen wird.<br />

Doch statt zu netzwerken, musste<br />

er vomersten TaganKrisen managen.<br />

Das Haus war offen, aber<br />

nichts fertig.<br />

Werbung im<br />

In- und Ausland<br />

Ein futuristisches Grau dominiert<br />

das Gebäude, doch für viele<br />

Darmstädter scheint es nur<br />

Schwarz oder Weiß bei der Betrachtung<br />

des Darmstadtiums zu<br />

geben: Für die einen ist es avantgardistische<br />

Vorzeigeimmobilie,<br />

für die anderen städtisches Millionengrab.<br />

Geschäftsführer Klaus<br />

„Defizitär,aber<br />

gewinnbringend“<br />

Darmstadtium – Kongresszentrum mit Öko-Appeal und optimaler Infrastruktur –<br />

Avantgardistische Vorzeigeimmobilie oder städtisches Millionengrab?<br />

Krumrey muss nicht nur Kunden<br />

in Deutschland und der Welt für<br />

sein Kongresszentrum gewinnen,<br />

sondern direkt vor der Haustür<br />

mit der Imagewerbung anfangen.<br />

„Die Darmstädter werden alle<br />

noch eingefangen“, verspricht er.<br />

Ein ehrgeiziges Ziel in begrenzter<br />

Zeitspanne. Ende des Jahres verabschiedet<br />

sich Krumrey in den<br />

Ruhestand. Mal wieder.<br />

Der Mann wirkt wie ein Farbtupfen<br />

im minimalistischen Farbdesign<br />

des Hauses. Der dunkle,<br />

sanft gestreifte Anzug bildet den<br />

Kontrast für ein Hemd von kräftigem<br />

lila. Eine robuste Goldkette<br />

hängt um den krawattenfreien<br />

Hals.Eine Kapitänsmütze,ein Geschenk<br />

seiner Mitarbeiter, hängt<br />

an der Garderobe.Die Aufgabe im<br />

Darmstadtium ist ein Gastspiel<br />

auf Zeit, dennoch fühlt er sich hier<br />

angekommen: „Ich bin hier zu<br />

Hause“, sagt Krumrey.<br />

Der Problemlöser gibt sich<br />

freundlich im Tonund bestimmt<br />

in der Aussage. Viele Baustellen<br />

hat er in den vergangenen zwei<br />

Jahren beseitigt. Nun geht es dar-<br />

um, das „publizistisch und in der<br />

Öffentlichkeitswahrnehmung<br />

stark angeschlagene“ Haus, das<br />

die Darmstädter ironisch-liebevoll<br />

„Schepp Schachtel“ nennen,<br />

nach außen positiv zu verkaufen.<br />

Hildegard Schoger, Krumreys<br />

Stellvertreterin, tourt mit Mitarbeitern<br />

durchs In- und Ausland<br />

und wirbt für ihre berufliche Heimat.<br />

Sie besucht Messen in Millionenstädten<br />

oder ködert Veranstaltungsagenturen,<br />

Verbände und<br />

große Unternehmen in Köln, Berlin<br />

und München mit interessan-<br />

ten Vortrags-Promis. Ein großes<br />

Ziel ist, das bisher kleinste Segment<br />

der internationalen Veranstaltungen<br />

zu pushen: von zehn<br />

Prozent in 2009 auf zwanzig Prozent<br />

in 2012.<br />

„Green Meetings“<br />

heißt das Zauberwort<br />

Richtig angeben kann das Darmstadtium<br />

in Sachen Umwelt.<br />

„Green Meetings“ heißt das Zauberwort<br />

der Branche, und beim<br />

Thema Nachhaltigkeit und Energieeffizienz<br />

übernimmt das<br />

Darmstadtium als „Grünes Haus“<br />

nicht nur in Deutschland eine Vorreiterrolle.Das<br />

German Convention<br />

Bureau, die Vermarktungsorganisation<br />

des Tagungsstandortes<br />

Deutschland mit Sitz in Frankfurt,<br />

beschreibt das Darmstadtium als<br />

Multitalent, das in punkto Energieverbrauch<br />

auf Sparflamme<br />

läuft. Photovoltaikanlagen sorgen<br />

für Strom, Regenwasser spült die<br />

Toiletten, ein Holzhackschnitzel-<br />

Kraftwerk mit Holz aus dem nahegelegenen<br />

Odenwald und Spessart<br />

versorgt das Haus mit Heizung<br />

und Warmwasser. Der Öko-<br />

Appeal findet auch im Ausland<br />

Beachtung. Das Thema Nachhaltigkeit<br />

sei im Veranstaltungsgewerbe<br />

in den USAnoch höher angesiedelt<br />

als in Europa, sagt Hildegard<br />

Schoger. „Wir waren der<br />

Renner für die Amerikaner.“ Auch<br />

was die Veranstaltungstechnik<br />

angeht, ist das Darmstadtium auf<br />

dem neuesten Stand. Selbst IT-Unternehmen<br />

seien begeistert von<br />

der Ausstattung. „Hier gibt es keine<br />

Verkabelungsorgien. Die Infrastruktur<br />

lässt keine Wünsche offen“,<br />

sagt Schoger.<br />

230 Veranstaltungen sind für<br />

2010 bereits gebucht. Krumrey ist<br />

sicher, dass es ein besseres Jahr<br />

wird als das vergangene, das ihm<br />

mit einer mauen zweiten Hälfte<br />

die Bilanz verhagelt hat. Zu den<br />

2,4 Millionen Euro Finanzaufwand<br />

aus Zins und Tilgung summierte<br />

sich der operativeBetriebsverlust<br />

von1,7 Millionen Euroauf<br />

einen städtischen Zuschussbedarf<br />

von 4,1 Millionen. 2010 rechnet<br />

Krumrey mit einem operativen<br />

Minus von 1,2 Millionen Euro.<br />

Dass das Haus irgendwann in die<br />

Gewinnzone kommt, hält der Geschäftsführer<br />

für ausgeschlossen.<br />

„Wir haben uns mit vielen Städten<br />

verglichen, die haben alle<br />

schöne Defizite“, sagt Krumrey.<br />

„Kein Kongresszentrum in<br />

Deutschland schreibt schwarze<br />

Zahlen.“ Schlimm findet er das<br />

nicht. Seine Rechnung geht den-<br />

Zahlen und Fakten<br />

Das Wissenschafts- und Kongresszentrum<br />

verfügt über eine<br />

Gesamtfläche von 18000 Quadratmetern.<br />

Der Kongresssaal<br />

„Spectrum“ mit bis zu 1677<br />

Sitzplätzen und einer Deckenhöhe<br />

vonrund 14 Metern kann<br />

in zwei oder drei Säle geteilt<br />

werden. Mit Hubpodien können<br />

die Höhen der Sitzplätze<br />

variiert werden. Darüber hinaus<br />

gibt es 18 flexibel kombinierbare<br />

Konferenzräume für<br />

insgesamt bis zu 1300 Personen.<br />

Größte Veranstaltungen<br />

waren nach Unternehmensangaben<br />

2009 die „Touristica“ mit<br />

18 000 Besuchern, die Unternehmenskontaktmesse<br />

für Studenten<br />

„Konaktiva“ (14 500),<br />

der „Tag der Vereine“ (13 000)<br />

und die Hochschul- und Berufsinformationstage<br />

für Schüler<br />

„Hobit“ (12 000).<br />

[Infobox]<br />

noch auf. Das Darmstadtium ist<br />

„defizitär,aber gewinnbringend“,<br />

sagt Krumrey und bedient sich dabei<br />

der prägnanten Formulierung<br />

eines FAZ-Redakteurs. Nur beim<br />

ersten Hören sei das ein Widerspruch.<br />

Das Haus generiere Umsatz<br />

und Wertschöpfung für die<br />

Stadt, seine Gastronomie, Hotel-<br />

lerie und die Geschäfte. Wie viel<br />

genau, das soll das Europäische<br />

Institut für Tagungswirtschaft in<br />

Wernigerode ausrechnen. Noch<br />

vor den Sommerferien wollen die<br />

Verantwortlichen das Ergebnis<br />

verkünden. Mit einem Kaufkraftzufluss<br />

von 20 Millionen Euro<br />

rechnet der Geschäftsführer.<br />

Zu wenig Hotelbetten<br />

in Darmstadt<br />

Aus seiner Sicht könnte es auch<br />

mehr sein, wenn es da nicht eine<br />

Wachstumsbremse gäbe: das unzureichende<br />

Bettenangebot in der<br />

Stadt. Mit der Hartnäckigkeit eines<br />

Wadenbeißers fordert Krumrey<br />

ein weiteres Drei- oder Vier-<br />

Sterne-Haus. Offensichtlich hat<br />

die Penetranz Erfolg: „Die Diskussion<br />

ist angeregt“, sagt er. Fakten<br />

hat derweil HildegardSchoger geschaffen.<br />

Sie hat dem Veranstalter<br />

des Ärztekongresses mitgeteilt,<br />

dass er die Anzahl an Betten bekommt,<br />

die er für seine Tagung<br />

2014 braucht: 1400 Besucher<br />

werden erwartet.<br />

Klaus Krumrey<br />

wird dann nicht mehr<br />

der erste Mann vorOrt<br />

sein. Über seine Nach-<br />

folge wirdam21. April<br />

entschieden. Die Stellvertreterin<br />

hat sich beworben.<br />

Bis dahin hat<br />

Krumrey noch einiges<br />

zu tun. Er will das unselige<br />

Kapitel um die<br />

Baukosten schließen,<br />

die Finanzsituation<br />

klären und Personalfragen<br />

lösen. Auf dass<br />

sich der neue Geschäftsführer<br />

um die<br />

vornehmste Aufgabe<br />

kümmern kann: repräsentieren<br />

und netzwerken.<br />

Dass Krumrey dann<br />

zu Hause in Karlsruhe<br />

Grashalme zählt, ist<br />

unwahrscheinlich.<br />

„Wenn es nach anderenginge,wäreich<br />

bis<br />

2012 wieder verplant.<br />

Aber es gibt noch ein<br />

Leben vor dem Tode“,<br />

sagt der 68-Jährige.<br />

Nach seinem Empfinden<br />

hat Krumrey noch<br />

32 Jahre Zeit für Dinge,<br />

die ihm wichtig<br />

sind. Er will vor allem<br />

reisen. Den Kilimandscharo<br />

besteigen und<br />

zum Basislager des<br />

Mount Everest stapfen.<br />

BoraBoraund die<br />

Galapagosinseln sehen.<br />

Durch Wüstensand<br />

stiefeln. Ohne Handy. Ohne<br />

Laptop. Unerreichbar sein für die<br />

Mühen dieser Welt. Krumrey bekommt<br />

glänzende Augen, wenn<br />

er davon spricht. Nebenher wird<br />

er sich noch ein bisschen Taschengeld<br />

verdienen als Berater. Beim<br />

Tagessatz von 1500 Euro ist er offen<br />

für vieles.<br />

Geschäftsführungsduo:<br />

Hildegard Schoger und<br />

Klaus Krumrey.<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Geld & Finanzen 13<br />

Computer<br />

und Technik<br />

Geld & Finanzen<br />

»Ein Bankier ist ein<br />

Mensch, der seinen<br />

Schirm verleiht, wenn<br />

die Sonne scheint,<br />

und ihn sofort zurückhaben<br />

will, wenn es<br />

zu regnen beginnt.«<br />

Mark Twain, US-Schriftsteller<br />

Seite 16<br />

VonPrivat an Privat<br />

Online-Kreditbörsen erfreuen<br />

sich regen Zuspruchs.<br />

Doch Verbraucherschützer<br />

sind bei diesen Plattformen<br />

für frisches Geld skeptisch.<br />

Seite 17<br />

Ende der Langeweile<br />

WerinAktien investiert hat,<br />

schaut aktuell wieder mehr<br />

auf die Ausschüttung: Gute<br />

Rendite mit gebremstem<br />

Risikoeben.<br />

Seiten 18 +19<br />

Krisenfeste Anlage<br />

Absolute Sicherheit steht bei<br />

vielen Anlegern längst ganz<br />

weit oben. Mit Bundeswertpapieren<br />

kann man ruhig<br />

schlafen und gut kassieren.<br />

Seite 20<br />

Reif für die Börse?<br />

Wersein Eigenkapital stärkenund<br />

wachsen will, der<br />

denkt womöglich auch an<br />

ein Going Public.Doch dabei<br />

gibt es einiges zu beachten.<br />

EchoAkademie Veranstaltungsort:<br />

Samstag, 17.April 2010,10bis 18 Uhr, max. 50 Teilnehmer<br />

„Erfolg beginnt im Kopf“<br />

Mentalstrategien für den ganzheitlichen Erfolg<br />

Sich erfolgreich auf Erfolg programmieren: Lernen Sie die richtigen „geistigen Schallplatten”<br />

aufzulegen und dadurch Ihr Unbewusstes zielgerichtet für sich zunutzen.<br />

Sie entwickeln im Tagesseminar die für Sie wichtigen<br />

Entscheidungen, Ziele und Strategien. Sie arbeiten die dafür<br />

notwendigen Aufgaben heraus und erstellen Ihren persönlichen<br />

Zielerreichungsplan. Außerdem lernen Sie die<br />

besten Entspannungs- und Antistress-Methoden kennen.<br />

Teilnahmegebühr 149,− €<br />

echo-akademie.de<br />

Körper<br />

und Geist<br />

Tagesseminar*<br />

Nur noch wenige<br />

Plätze frei!<br />

*inkl. Getränke und Verpflegung<br />

Gesundheit<br />

und Ernährung<br />

Freitag, 7. Mai 2010,19bis 21 Uhr<br />

„Kopf oder Zettel?“<br />

Ihr Gedächtnis kann wesentlich mehr, als Sie denken! –<br />

Einfache Tricks für ein gutes Gedächtnis<br />

Wo ist denn schon wieder der Autoschlüssel? Eine übliche Alltagspanne. Die allerwenigsten<br />

Menschen sind mit ihrer Gedächtnisleistung wirklich zufrieden. Viele klagen über Vergesslichkeit.<br />

Nahezu jeder wünscht sich ein, wenn auch nicht perfektes, dann wenigstens<br />

wirklich gutes Gedächtnis. Mit ein paar einfachen Techniken und etwas etwas 10%<br />

Übung lässt sich dieses Manko innerhalb kürzester Zeit beheben.<br />

Teilnahmegebühr 33,− €<br />

Kultur und<br />

Exkursionen<br />

Seite 15<br />

Kredit-Fallbeispiel<br />

Verstehen und sich verständlich<br />

machen: Volksbank Darmstadt<br />

und Malzfabrik Rheinpfalz<br />

in Pfungstadt zeigen, wie es geht.<br />

Finanzen<br />

und Recht<br />

Kinderkurse<br />

und Specials<br />

Informationen und Anmeldung: Montag bis Freitag 8.30 Uhr bis 17 Uhr unter Telefon 06151 387-600<br />

Echo-AboCard-Bonus<br />

auf alle Kurse!<br />

Thema Mittelstandsfinanzierung FOTO: ALEXANDER HEIMANN<br />

Die Kurse werden<br />

von Gedächtnistrainer<br />

Oliver Geisselhart<br />

geleitet.<br />

Veranstaltungsort:<br />

Welcome Hotel<br />

Karolinenplatz 4<br />

64289 Darmstadt<br />

Ve Veranstalter:<br />

Ai AixConcept GmbH, Aachen


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Geld & Finanzen 14<br />

Tiefe Spuren in den Unternehmen<br />

hat die schwerste<br />

Wirtschaftskrise seit Bestehen<br />

der Bundesrepublik hinterlassen.<br />

Das Schlimmste scheint<br />

überstanden –aber für Entwarnung<br />

ist es nochzufrüh. Zwar<br />

kommen Firmen bei den<br />

Banken in Deutschland wieder<br />

einfacher an Geld. Zum dritten<br />

Mal in Folgeist die sogenannte<br />

Kredithürde für die gewerbliche<br />

Wirtschaftgesunken, wie<br />

das IfoInstitut für Wirtschaftsforschung<br />

mitgeteilt hat.<br />

Dennochkann es hier weiter<br />

Probleme geben, die einen<br />

nachhaltigen Aufschwung<br />

bremsen. In einigen Beiträgen<br />

beleuchten wir nachfolgend<br />

das Thema vor allem aus<br />

südhessischer Perspektive.<br />

Kreditversorgung<br />

für den Mittelstand<br />

istsichergestellt<br />

Sparkasse Darmstadt – Vorstandschef Georg Sellner sieht keine<br />

ungewöhnlichen Engpässe –„Partnerschaftliches Miteinander“<br />

GeorgSellner (57) arbeitet seit 25 Jahren<br />

als Sparkassenvorstand. Erst im Odenwald,<br />

seit rund sieben Jahren als Vorstandschef<br />

in Darmstadt. Darüber hinaus<br />

ist Sellner in diversen Funktionen des Verbandes<br />

tätig, beispielsweise als Landesobmann<br />

aller hessischen/thüringischen<br />

Sparkassenvorstände und stellvertretender<br />

Bundesobmann.<br />

Georg Sellner FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Frühlingserwachen<br />

auch in der Konjunktur.<br />

Die Jobkrise ist bislang<br />

weitgehend ausgeblieben. Aber<br />

im südhessischen Mittelstand<br />

herrscht Unsicherheit und zum<br />

Teil Angst, dass das Geld zur Finanzierung<br />

des anziehenden Geschäftes<br />

2010 ausgeht. Ist das berechtigt?<br />

GEORG SELLNER: Die Einschätzung<br />

zur weiteren wirtschaftlichen<br />

Entwicklung ist sicher nicht<br />

ohne Grund von einer gewissen<br />

Skepsis geprägt. Der Mittelstand<br />

hat jedoch einen Vorteil gegenüber<br />

größeren Unternehmen: Er<br />

weiß, dass er in der Frage Kreditversorgung<br />

keine Probleme zu befürchten<br />

hat.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Das müssen<br />

Sie sagen. Ist dem wirklich so?<br />

SELLNER: Das ist meine feste<br />

Überzeugung. Denn der Mittelstand<br />

profitiert davon, dass er seine<br />

Kredite im Wesentlichen von<br />

den Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

bekommt. Und die<br />

sind in jeder Beziehung leistungsfähig.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Andererseits<br />

kommen jetzt langsam die<br />

Bilanzen 2009 auf den Tisch, die<br />

bisweilen Zeugnisse des Schreckens<br />

sein dürften. Wie gehen die<br />

Institute dann mit solchen Firmen<br />

um bezüglich neuer Kredite?<br />

SELLNER: Es gibt ja ein differenziertes<br />

Bild auch in der Wirtschaft.<br />

Etwaein Drittel der Unternehmen<br />

ist kaum berührt vonder<br />

aktuellen Wirtschaftskrise.40bis<br />

45 Prozent sind von der Krise<br />

durch Umsatz- und Gewinneinbrüche<br />

stärker betroffen, werden<br />

die Krise aber aus eigener Kraft<br />

bewältigen. Und dann gibt es so<br />

etwa25Prozent, die sich schwertun.<br />

Es ist häufig produzierendes<br />

Gewerbe, meistens exportorientiert.<br />

Davon sechs Prozent sind<br />

akut gefährdet. So differenziert<br />

ist dann auch das Bild bei Kreditanfragen.<br />

Sparkassen und Volksbanken,<br />

die viele Jahre mit den<br />

Unternehmen partnerschaftlich<br />

verbunden sind, werden diese sicher<br />

nicht im Stich lassen, wenn<br />

die Bilanzen mal zwei Jahre<br />

schwächer sein sollten, die Perspektiven<br />

des Unternehmens<br />

aber gut sind.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Aber,dass<br />

sich gar nichts tut, ist doch unwahrscheinlich,<br />

oder?<br />

SELLNER: Man wird sicher genauer<br />

hinschauen, mehr Fragen<br />

stellen als in der Vergangenheit.<br />

Worauf ist die Verlustsituation<br />

konkret zurückzuführen? Was<br />

kann der Unternehmer selbst zur<br />

Verbesserung der Liquidität beitragen?<br />

Ist auf Basis einer realen<br />

Planung die Kapitaldienstfähigkeit<br />

in einem vertretbaren Zeitraum<br />

wieder zu erreichen? Sind<br />

die Produkte weiterhin wettbewerbsfähig?<br />

Wenn es nur annäherungsweise<br />

Chancen gibt, die Krise<br />

zu meistern, dann wird man<br />

einen solchen Kunden auch weiter<br />

begleiten.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Sie haben<br />

die Einschränkung gemacht,<br />

wenn es etwas schwächer laufen<br />

sollte.Was ist mit Firmen, die vom<br />

Markt eigentlich schon verabschiedet<br />

wurden, die Geschäftsführung<br />

das aber noch nicht bemerkt<br />

hat?<br />

SELLNER: Das gibt es ja in jeder<br />

Wirtschaftsphase, Einzelfallprobleme,die<br />

nicht lösbar sind. Wo ein<br />

Unternehmen keine Zukunft hat.<br />

Dies wird dann in der Krise<br />

schneller offenkundig. Wenn jemand<br />

vor der Wirtschaftskrise<br />

schon in seiner Existenz gefährdet<br />

war, wird esjetzt natürlich ganz<br />

schwierig.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Die deutschen<br />

Unternehmen sind international<br />

betrachtet vonder Eigenkapitalseite<br />

eher schwach positioniert.<br />

SELLNER: Das ist so. Die durchschnittliche<br />

Eigenkapitalquote<br />

liegt bei etwa 14Prozent. Das ist<br />

wenig, die Quote hatte sich 2008<br />

aber um knapp zwei Prozentpunkte<br />

verbessert.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Waswäre<br />

eine gute Quote?<br />

SELLNER: 20 bis 25 Prozent, das<br />

hängt aber auch von der Branche<br />

ab.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Wie steht<br />

es denn um die Kreditkonditionen,<br />

wenn einerseits das Ausfallrisiko<br />

der Bank steigt und auch deren Eigenkapitalanforderungen?<br />

SELLNER: Wir haben in der Konditionspolitik<br />

nur marginale risikoorientierte<br />

Anpassungen vorgenommen.<br />

Dies hat sicher auch etwas<br />

damit zu tun, dass wir als<br />

Sparkasse Darmstadt eine sehr<br />

gute Eigenkapitalausstattung und<br />

eine gute Refinanzierungsbasis<br />

über Kundeneinlagen haben.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Gibt es da<br />

breiten Konsens der sechs Südhessen-Sparkassen<br />

zum Procedere?<br />

SELLNER: Alle wissen um ihre<br />

Verantwortung für den Mittelstand,<br />

sind sehr solide unterwegs,<br />

so dass dies für alle gilt.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Wirdesin<br />

diesem Kontext eine Neuauflage<br />

der Mittelstandsoffensive geben?<br />

SELLNER: Wir haben uns vorwenigen<br />

Tagen darauf geeinigt. Und<br />

wir senden dabei auch das Signal<br />

aus, dass wir gemeinsam auch<br />

größere Kunden bedienen können.<br />

Dazu wurden konkrete Absprachen<br />

getroffen.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Bis zu<br />

welchen Volumina?<br />

SELLNER: Da sind auch 20 bis 30<br />

Millionen durchaus zu stemmen.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Woranvor<br />

allem drohen denn Kreditgespräche<br />

überhaupt zu scheitern? Was<br />

sind Kardinalfehler der Firmen?<br />

SELLNER: Der Grad der Transparenz<br />

muss in kniffligen Fällen natürlich<br />

entsprechend erhöht werden.<br />

Wegschauen oder Leugnen<br />

von Problemen und Vorlage von<br />

intransparenten, veralteten und<br />

nicht auswertbaren Unterlagen<br />

gefährden den Erfolg jedes Kreditgespräches.<br />

Kooperation und Be-<br />

reitschaft, eigenes finanzielles Risikoeinzugehen,<br />

sind vertrauensstiftend<br />

und positive Faktoren.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Haben Sie<br />

denn den Eindruck, dass es genügend<br />

nachhaltige Geschäftsmodelle<br />

gibt oder innovativeAnsätze<br />

auf der Produktseite? Dass die Unternehmen<br />

mehr zu bieten haben<br />

als früher?<br />

SELLNER: Vieles wird weiter extrapoliert.<br />

Das ist vielleicht gar<br />

nicht so falsch. Zukunftsstrategien<br />

sollten durchaus eng am<br />

Kerngeschäft dran bleiben. In prekärer<br />

Lage zu viel Kapital in problematischen<br />

Innovationen zu<br />

verbrauchen, ist nicht gut. Das<br />

Kerngeschäft muss man erst mal<br />

optimieren. Darauf aufbauend<br />

müssen die nächsten Schritte folgen.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Andersherum:<br />

War die Krise insofern<br />

fruchtbar, als Schwachpunkte rascher<br />

und schonungsloser offengelegt<br />

wurden?<br />

SELLNER: Das sehe ich anders.<br />

Auf solche extremen Entwicklungen<br />

kann sich ein Unternehmen<br />

nur schwer einstellen. Substanz,<br />

Eigenkapital in guten Phasen aufzubauen,<br />

das ist von großer Bedeutung.<br />

Eigenkapital ist nicht<br />

nur bei Banken wichtig, sondern<br />

auch bei mittelständischen Unternehmen.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Neben<br />

dem klassischen Kredit gibt es ja<br />

auch Mittel der KfW, die aber offenbar<br />

von den Sparkassen mit<br />

spitzen Fingern angefasst werden,<br />

weil man wenig daran verdient.<br />

Ist dem noch so?<br />

SELLNER: Es gibt da bei uns überhaupt<br />

keine Vorbehalte. Die Risikotoleranz<br />

der KfW ist zum Teil<br />

geringer als die der Sparkassen.<br />

Die Möglichkeiten, über KfW-Mittel<br />

ein Unternehmen zu stabilisieren,<br />

werden von uns voll ausgeschöpft.<br />

Wir haben deutlich über<br />

100Millionen solcher Mittel in der<br />

Bilanz stehen. Ein Mittelständler<br />

aber braucht stets eine mittelständische<br />

lokale Bank als Hauptbankverbindung.<br />

Das ist die beste<br />

Grundlage für eine langfristig sichere<br />

Finanzierung.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Andere<br />

Finanzierungen wie etwaein Börsengang<br />

sind also keine echten Alternativen?<br />

SELLNER: Das ist eine Nische,<br />

wie man auch in Südhessen sieht,<br />

abgesehen von der Phase des<br />

Neuen Marktes. Für die meisten<br />

ist das keine wirkliche Option.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Angeblich<br />

tickt eine Zeitbombe bei Mezzaninen-Programmen,<br />

also einer Mischung<br />

aus Fremd- und Eigenkapital.<br />

Haben Sie diese Befürchtung<br />

auch?<br />

SELLNER: Das wirdsosein. Wenn<br />

die Fälligkeiten kommen bei zugleich<br />

schlechteren Bilanzen kann<br />

das ganz schnell zu einem Problem<br />

werden. Ohne stabile Hausbankverbindung<br />

kann ein Unternehmen<br />

dann sehr schnell in größere<br />

Schwierigkeiten kommen.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Haben Sie<br />

solche Kandidaten im Haus?<br />

SELLNER: Mir ist kein konkreter<br />

Fall bekannt.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Wie viele<br />

Gewerbekunden haben Sie, wie<br />

viele Unternehmenskredite ausgegeben?<br />

SELLNER: Wir haben knapp 1,5<br />

Milliarden Kredite an Unternehmen<br />

zugesagt, davonsind aktuell<br />

1,25 Milliarden in Anspruch genommen.<br />

Und das bei insgesamt<br />

etwa15000 Gewerbekunden.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Das böse<br />

Wort vonder Kreditklemme –alle<br />

reden über sie,aber keiner hat sie<br />

gesehen, ähnlich wie das Ungeheuer<br />

vonLoch Ness –ist also für<br />

Südhessen nicht wirklich ein Thema?<br />

SELLNER: Das wird deutlich<br />

überstrapaziert. Es gibt jedoch<br />

Unternehmen, die noch nicht kapitalmarktfähig<br />

sind, aber auf größereKredite<br />

der Geschäftsbanken<br />

angewiesen sind. Für die mag es<br />

ein solches Problem geben. Denn<br />

diese Banken haben sich wegen<br />

dünner Eigenkapitaldeckeund erhöhter<br />

Risiken teilweise aus diesem<br />

Geschäft zurückgezogen. Die<br />

Politik sollte hier zum Beispiel<br />

über die KfW die staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten<br />

klar<br />

auf die Unternehmen direkt ausrichten<br />

und nicht weitere Bankenhilfen<br />

organisieren.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Sie denkenanCommerzbank/Dresdner?<br />

SELLNER: Zum Beispiel. Vonkeiner<br />

der früheren Mittelstandsbankenist<br />

mehr viel geblieben.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Aber<br />

spuckt nicht auch Ihnen und den<br />

Genossenschaftsbanken Berlin<br />

jetzt in die Suppe mit der Bankenabgabe?<br />

Wird das unmittelbar<br />

Auswirkungen zeitigen auf Ihre<br />

Kreditvergabe?<br />

SELLNER: Das Problem in der Finanzindustrie<br />

wirddamit nicht gelöst.<br />

Die richtige Schlussfolgerung<br />

aus der Finanzkrise wäre es doch,<br />

diejenigen stärker zu belasten und<br />

zu regulieren, die risikoreiche internationale<br />

Finanzgeschäfte machen<br />

oder wegen ihrer Größe für<br />

die ganze Volkswirtschaft ein Systemrisiko<br />

darstellen. Das sind weder<br />

die Sparkassen noch die Genossenschaftsbanken.<br />

Selbst mit<br />

einer Bankenabgabe wird esfür<br />

unser Haus aber zu keiner veränderten<br />

Kreditpolitik kommen; für<br />

andereschließe ich dies allerdings<br />

nicht aus.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: 2010 wird<br />

also eine solide Geschichte. Oder<br />

lauert noch Risikopotenzial?<br />

SELLNER: In Südhessen kann ich<br />

kein Damoklesschwert erkennen,<br />

das 2010 über uns schwebt. Wir<br />

selbst sind optimistisch, werden<br />

auf keinen Fall in eine Situation<br />

kommen, in der wir unserer Verantwortung<br />

für den Mittelstand<br />

nicht gerecht werden können.<br />

Das Interviewführte<br />

Achim Preu


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Geld & Finanzen 15<br />

VON SILKE JUNGBLUTH-SEPP<br />

In den vergangenen Monaten<br />

hatten Christian Leisler und<br />

Anton Eichenauer einen randvollen<br />

Terminkalender: Rund ein<br />

halbes Dutzend ausführliche Gespräche<br />

mit der Bank, dazu zahlreiche<br />

Mails und Telefonate –bis<br />

alle Details ausgehandelt waren<br />

und die beiden Geschäftsführer<br />

der Pfungstädter Malzfabrik<br />

Rheinpfalz im Februar ihreUnterschrift<br />

unter ihren Kreditvertrag<br />

setzen konnten, gab es viel Abstimmungsbedarf.<br />

Doch damit<br />

nicht genug. Schon vorab, so Leisler,<br />

„haben wir zu-<br />

sätzlich mindestens zehn Gespräche<br />

mit insgesamt drei Banken geführt,<br />

um für unser Projekt den<br />

richtigen Finanzierungspartner<br />

zu finden“. Ganz abgesehen von<br />

unzähligen Verhandlungen rund<br />

um die Auftragsvergabe.<br />

Neues Weichhaus<br />

für rund 1,5 Millionen<br />

Dieses Engagement hat sich für<br />

das mittelständische Unternehmen<br />

gelohnt: Bis zum Sommer<br />

wird die Malzfabrik ein neues<br />

Weichhaus bekommen, als Ersatz<br />

für die in die Jahre gekommene<br />

alte Produktionsanlage. Auf dem<br />

Betriebsgelände in Pfungstadt<br />

wird bereits emsig gebaut. Rund<br />

1,5 Millionen Euro investiert das<br />

inhabergeführte Unternehmen in<br />

das Zukunftsprojekt – und die<br />

Volksbank Darmstadt/Kreis Bergstraße<br />

steuert gemeinsam mit der<br />

Förderbank KfW einen großen Teil<br />

dieser Summe bei. „Das Weichhaus<br />

ist eine klassische Ersatzinvestition<br />

und dient der Standortsi-<br />

Mittelstands-Tisch:<br />

Michael Mahr,Vorstand der Volksbank Darmstadt/Kreis Bergstraße (links)<br />

und sein KollegeAlexander Schütz (rechts)<br />

mit den Vertretern der Malzfabrik Rheinpfalz,<br />

Anton Eichenauer (zweiter von links)<br />

und Christian Leisler.<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

Ohne gutes<br />

Kreditmarketinghaben<br />

die Firmen schlechte Karten<br />

Mittelstandsfinanzierung – Fallbeispiel Malzfabrik Rheinpfalz in Pfungstadt –<br />

Volksbank Darmstadt/Kreis Bergstraße geht stets vor Ort, um alles zu verstehen<br />

cherung“, so Leisler. Der Neubau<br />

komme kaum teurer als eine Renovierung<br />

der alten Anlage und<br />

die aktuell niedrigen Zinsen hätten<br />

die Investitionsentscheidung<br />

begünstigt. Die 20 Mitarbeiter des<br />

1866 gegründeten Traditionsunternehmens,<br />

das seit 1922 als<br />

Malzfabrik Rheinpfalz GmbH firmiert,<br />

dürften sich ebenfalls über<br />

das neue Weichhaus freuen: Es<br />

gehe einzig um Qualitätssicherung,<br />

nicht um Stellenabbau oder<br />

Rationalisierungseffekte,betonen<br />

die Geschäftsführer.<br />

Klassisch ist ein solches Investitionsprojekt<br />

auch für die<br />

Volksbank Darmstadt/Kreis Bergstraße,<br />

die sich bei<br />

Gewerbekrediten<br />

auf kleine und<br />

mittlere Unternehmen<br />

in<br />

Südhessen<br />

konzentriert –<br />

und daher<br />

Mittelständler<br />

vom Handwerksbetrieb<br />

bis eben hin<br />

zur Mälzerei<br />

in der Kundenkartei<br />

hat. Damit<br />

es zwischen<br />

Bank<br />

und Unternehmen<br />

in Sachen<br />

Kredit gut<br />

klappt, ist laut Volksbank-Vorstand<br />

Michael Mahr vor allem eines<br />

wichtig: „Wir müssen verstehen,<br />

was das Unternehmen überhaupt<br />

macht und warum investiert<br />

werden soll“, sagt er.<br />

Im Fall des Weichhauses war<br />

das für Alexander Schütz, Bereichsleiter<br />

Firmenkunden bei der<br />

Volksbank, eine besondere Herausforderung.<br />

„Mit der Malzproduktion<br />

hatte ich mich vorher<br />

noch nicht beschäftigt“, sagt er.<br />

Also musste er dazulernen:<br />

„Christian Leisler und Anton Eichenauer<br />

haben mich zwei Stunden<br />

lang durch die Fabrik geführt,<br />

damit ich alles kennenlerne“, erinnert<br />

er sich. Dabei fand er nicht<br />

nur heraus, was ein Weichhaus<br />

ist, sondern auch wie das Mälzen<br />

funktioniert: Die Braugerste wird<br />

eingeweicht, damit ihr Wassergehalt<br />

von 13auf 38 Prozent steigt.<br />

Danach kommt sie für einige Tage<br />

zum Keimen in Keimkästen und<br />

wird schließlich auf der Darre getrocknet,<br />

bis sie nur noch vier Prozent<br />

Wassergehalt hat. Fertig ist<br />

das Malz, von dem in Pfungstadt<br />

jährlich rund 30 000 Tonnen produziert<br />

werden, die an regionale<br />

Brauereien, aber auch an nationale<br />

und internationale Abnehmer<br />

gehen. Fast 40 000 Tonnen Gerste<br />

werden dafür benötigt.<br />

Zahlen spielen<br />

die Hauptrolle<br />

Einen solchen Besuch vorOrt machen<br />

Volksbank-Mitarbeiter bei allen<br />

Kreditentscheidungen, sagt<br />

Schütz: „Wir gehen immer zu den<br />

Kunden, um uns ein Bild zu machen.“<br />

In erster Linie spielen bei<br />

einer Kreditvergabe aber natürlich<br />

die Zahlen eine Rolle: aktuelle betriebswirtschaftliche<br />

Daten und<br />

aussagefähige Planungsrechnungen.<br />

Bei der Kreditentscheidung<br />

folgt die Bank laut Schütz einer<br />

„klaren Strategie“ in zwei Schritten<br />

–egal ob es um kleine oder<br />

große Firmen, um kleine oder große<br />

Summen geht. Zunächst wird<br />

die Kreditwürdigkeit geprüft, also<br />

ob das Unternehmen wirtschaftlich<br />

in der Lage ist, den Kapitaldienst<br />

zu leisten. „Diese Prüfung<br />

muss immer positiv ausfallen“.<br />

Im zweiten Schritt geht es um die<br />

Sicherheiten. Hapert es hier,könne<br />

man die KfW oder die Bürgschaftsbank<br />

Hessen einbeziehen, sagt<br />

Schütz. Auf Branchenratings legt<br />

die Volksbank nach seinen Angaben<br />

weniger Gewicht: „Es gibt in<br />

jeder schlechten Branche gut laufende<br />

Unternehmen und<br />

in jeder guten Branche schlechte<br />

Unternehmen.“ Deshalb gehe es<br />

der Bank immer um eine individuelle<br />

Einschätzung der Firmen,<br />

nicht zuletzt aus Eigeninteresse:<br />

„Schließlich wollen wir auch in<br />

kritischen Branchen Geld verdienen.“<br />

Für die Malzfabrik Rheinpfalz<br />

musste Schütz’ Team ohnehin<br />

einen eigenen Maßstab finden: „Es<br />

gibt nur 40 Mälzereien in Deutschland,<br />

da kommt man mit einem<br />

Branchenschlüssel nicht weit“,<br />

sagt Geschäftsführer Christian<br />

Leisler. Und noch etwas passt bei<br />

dieser Mälzerei nicht in den Branchentrend:<br />

Zwar sei der Bierkonsum<br />

bundesweit seit Jahren rückläufig,<br />

die Auftragsbücher in<br />

Pfungstadt aber trotzdem gut gefüllt,<br />

so Leisler. Die aktuelle Wirtschaftskrise<br />

ist ebenfalls nicht angekommen.<br />

„Unser Geschäft ist<br />

antizyklisch, wir arbeiten mit langfristigen<br />

Verträgen.“ Frühestens<br />

2011,wenn wieder neu mit den Ab-<br />

nehmern verhandelt wird, rechnet<br />

er deshalb mit Auswirkungen der<br />

Krise –wenn überhaupt.<br />

Dies alles offen zu kommunizieren<br />

und alle Details, angefangen<br />

vonden Zahlen über die Produkte<br />

und die Branche bis hin<br />

zum Sinn der geplanten Investition<br />

der Bank gegenüber ehrlich<br />

und verständlich darzustellen,<br />

ist nach Ansicht von Leisler der<br />

Königsweg zum Erfolg. „Ohne<br />

gutes Kreditmarketing von Firmenseite<br />

geht es heute nicht<br />

mehr“, sagt er. Deshalb ist er<br />

auch überzeugt, dass viele Firmenchefs,<br />

die über eine zu restriktive<br />

Haltung ihrer Bank klagen,<br />

einfach schlecht kommunizieren.<br />

Oder schlicht die Chemie<br />

zwischen Unternehmer und<br />

Bankberater nicht stimmt. Die<br />

Entscheidung für die Volksbank,<br />

die vorher nicht ihre Hausbank<br />

war, haben laut Eichenauer viele<br />

Faktoren beeinflusst –auch personenabhängige:<br />

„Wir fühlten<br />

uns gut aufgehoben, uns hat der<br />

Mix aus guter Beratung, Interesse<br />

und Kompetenz überzeugt“. Und<br />

natürlich die Konditionen.<br />

KfW-Unternehmerkredit<br />

eingebunden<br />

In die Finanzierung des Weichhauses<br />

hat die Volksbank die<br />

KfW eingebunden –über das speziell<br />

für Mittelständler aufgelegte<br />

Programm „KfW-Unternehmerkredit“.Dieses<br />

kann laut KfW für<br />

Investitionen, aber auch für Betriebsmittelkredite<br />

eingesetzt<br />

werden. „Der KfW-Unternehmerkredit<br />

ist in der Mittelstandsfinanzierung<br />

das gängigste Programm“,<br />

sagt Schütz. Mit einer<br />

Laufzeit zwischen fünf und 20<br />

Jahren eröffnet es zwei Wege: Die<br />

KfW refinanziert den Banken den<br />

Kredit komplett –kann zusätzlich<br />

aber auch bis zur Hälfte mit<br />

für das Darlehen haften, wenn es<br />

an Sicherheiten fehlt. Oder wenn<br />

es, wie im Fall der Malzfabrik,<br />

strategisch sinnvoll ist, vorhandene<br />

Sicherheiten für mögliche<br />

spätere Investitionen zurückzuhalten.<br />

Vorteil für den Kunden in<br />

allen Fällen: Er profitiert von der<br />

KfW-Refinanzierung durch niedrige<br />

Kreditzinsen, die an ihn weitergegeben<br />

werden, sagt Volksbank-Vorstand<br />

Mahr. Und die<br />

Bank, weil sie in der aktuellen<br />

Niedrigzinsphase vorallem kurzfristige<br />

Einlagen verbucht, die<br />

nicht in vollem Umfang langfris-<br />

tig ausgeliehen werden dürfen<br />

und sie daher verstärkt auf andere<br />

Refinanzierungsmittel zurückgreifen<br />

muss.<br />

Unter dem Strich entpuppte<br />

sich die Einbindung der KfW daher<br />

sowohl für die Malzfabrik als<br />

auch die Bank als günstigste Lösung<br />

– wie bei vielen anderen<br />

Kunden auch, berichtet Schütz.<br />

Obwohl die Volksbank Darmstadt/Kreis<br />

Bergstraße die meisten<br />

Mittelstandskredite alleine<br />

stemme, gebe es keine Vorbehalte,<br />

die KfW immer dann mit ins<br />

Boot zu holen, wenn es notwendig<br />

oder sinnvoll sei: „Bei energetischen<br />

Sanierungen sind zum<br />

Beispiel KfW-Mittel dank Zinssubventionierung<br />

unschlagbar<br />

günstig.“ Dank verbesserter Margen<br />

sei die aufwendige Abwicklung<br />

über die KfW heute im übrigen<br />

für Banken keine Belastung<br />

Die folgende Liste ist das Ergebnis einer<br />

Befragung von Beratungsexperten der<br />

KfW.<br />

Die zehn wichtigsten Signale<br />

für eine Strategiekrise<br />

1. Sie gewinnen keine neuen Kunden dazu.<br />

2. Neue Angebote werden von den Kunden<br />

nicht angenommen.<br />

3. Sie verlieren Kunden an neue Konkurrenten.<br />

4. Zunehmende Konkurrenz drückt das<br />

Preisniveau<br />

5. Es gibt über unternehmerische Entscheidungen<br />

persönliche Differenzen<br />

unter den Verantwortlichen.<br />

6. Sie verschieben aus Zeitmangel immer<br />

wieder strategische Planungssitzungen.<br />

7. Sie haben keine Planung für die nächsten<br />

Jahre.<br />

8. Ihre Produktionsverfahren sind nicht<br />

mehr auf dem neuesten Stand.<br />

9. Der Service lässt nach.<br />

10. Reklamationen werden nicht systematisch<br />

ausgewertet.<br />

Die zehn wichtigsten Signale<br />

für eine Ertragskrise<br />

1. Der Umsatz geht erkennbar zurück.<br />

2. Der Gewinn geht erkennbar zurück.<br />

3. Sie verlieren einige Stammkunden.<br />

[Checkliste]<br />

mehr,ergänzt Mahr.„Das warvor<br />

zehn Jahren anders.“ Bei kleineren<br />

Krediten rechne sich der Aufwand<br />

allerdings noch immer<br />

nicht. Die Bürgschaftsbank Hessen<br />

kommt dagegen in der Praxis<br />

selten ins Spiel – nämlich nur<br />

dann, wenn die Einbindung der<br />

KfW nicht ausreiche und zusätzliche<br />

Bürgschaften benötigt werden.<br />

„Das ist vor allem bei Existenzgründern<br />

der Fall“, so Schütz.<br />

Ansonsten seien die Bürgschaften<br />

wegen relativ hoher Kosten für<br />

Kreditnehmer meist weniger attraktiv<br />

als die Offerten der KfW.<br />

Christian Leisler und Anton<br />

Eichenauer von der Malzfabrik<br />

Rheinpfalz sind indes sicher,dass<br />

sie ein attraktives Kreditpaket geschnürt<br />

bekommen haben –nicht<br />

zuletzt dank der vielen Gespräche<br />

und hartnäckigen Verhandlungen<br />

in den vergangenen Monaten.<br />

Signale, wann es langsam eng wird<br />

4. Sie haben deutliche Außenstände.<br />

5. Kundenbeschwerden häufen sich.<br />

6. Die Kapazitäten Ihrer Produktion sind<br />

nicht immer ausgelastet.<br />

7. Die Ausgaben Ihres Unternehmens<br />

übersteigen die Einnahmen.<br />

8. Sie überziehen immer wieder Ihre<br />

Kontokorrent-Kreditlinie.<br />

9. Die Bank fragt nach erwarteten Zahlungseingängen<br />

(Rückführung der Überziehung).<br />

10.Qualifizierte Mitarbeiter kündigen.<br />

Die zehn wichtigsten Signale<br />

für eine Liquiditätskrise<br />

1. Der Umsatz geht stark zurück (25 Prozent<br />

und mehr).<br />

2. Der Gewinn geht stark zurück (25 Prozent<br />

und mehr).<br />

3. Sie verlieren viele Stammkunden (25<br />

Prozent und mehr).<br />

4. Sie haben hohe Außenstände (mehr<br />

als zehn Prozent des Umsatzes)<br />

5. Lieferanten liefern nur noch gegen<br />

schlechtere Lieferkonditionen.<br />

6. Die Bank erhöht die Zinsen für Kredite.<br />

7. Die Bank verlangt mehr Sicherheiten<br />

für (laufende) Kredite.<br />

8. Die Produktionsanlagen des Unternehmens<br />

sind kaum noch ausgelastet.<br />

9. Sie müssen Kurzarbeit einführen.<br />

10.Sie können Löhne und Gehälter nicht<br />

mehr zahlen.<br />

www.kfw-mittelstandsbank.de


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Geld & Finanzen 16<br />

Mikrokredite: Das „Man-kennt-sich-Prinzip“<br />

Die einen sitzen in Berlin-Kreuzberg<br />

und wollen bunte Kuschelkissen unter<br />

die Leute bringen. Die andere ist Friseurin<br />

in Dortmund und träumt vom<br />

eigenen Salon. Eine gemeinsame Agentur<br />

schwebt zwei Werbefachleuten in<br />

München vor. Alle haben eines gemeinsam:<br />

Ihnen fehlt das Kapital, denn ihre<br />

Hausbanken melden bei der Kreditwürdigkeit<br />

Bedenken an. Die Berliner,<br />

die Dortmunderin und die Münchner<br />

haben es trotzdem geschafft. Sie sind<br />

heute erfolgreich selbstständig dank<br />

Mikrokrediten. Die Kleinkredit-Idee<br />

[Infobox]<br />

Marktplätze für frisches Geld<br />

Online-Kreditbörsen – Selbstständige und Existenzgründer nutzen diese Plattformen vonPrivat zu Privat,<br />

weil Banken bei Klein- und Betriebsmittelkrediten zögern –Verbraucherschützer skeptisch<br />

VON SILKE JUNGBLUTH-SEPP<br />

Die Geschäfte vonSusanne<br />

Mann (Name geändert)<br />

laufen gut. VomFirmensitz<br />

im Raum Frankfurt aus vermittelt<br />

die 37-jährige seit 2003<br />

Berater und Trainer an Mittelständler<br />

und Großbetriebe,<br />

bei denen es Personalentwicklungsbedarf<br />

gibt. „Unter anderem<br />

machen wir<br />

Vertriebsmitarbeiter<br />

fit für<br />

Verhandlungen<br />

oder<br />

FOTO: FOTOLIA<br />

begleiten Personalveränderungen<br />

bei einer Firmenübernahme“, beschreibt<br />

sie. Das ist gefragt, der<br />

Jahresumsatz ihrer Firma liegt bei<br />

rund 500000 Euro, die Zahlen<br />

sind gut, sagt Mann, die auch<br />

Kunden in Südhessen betreut.<br />

Deshalb rechnet sie nicht mit<br />

Problemen, als sie Mitte 2009 expandieren<br />

will und dafür einen<br />

Kredit über 18 000 Euro braucht.<br />

Doch weit gefehlt.<br />

IhreHausbank, eine Sparkasse<br />

im Süddeutschen, windet sich<br />

trotz eines Bürgschaftsangebots<br />

der KfW, will dort keinen Antrag<br />

stellen „weil sie daran nichts verdient“.<br />

Fordert dann eine Bürgschaft<br />

ihres Mannes ein, der mit<br />

wird hierzulande immer populärer,<br />

trotz oder wegen der Krise.<br />

„Durch Mikrokredite haben Menschen<br />

Zugang zu Krediten, die bei Banken<br />

keine Chance haben, denn diese<br />

Finanzierung ist besonders leicht zugänglich“,<br />

sagt der Mikrofinanz-Experte<br />

Falk Zientz von der Bochumer GLS-<br />

Bank, die sich als deutschlandweit erstes<br />

Geldinstitut auf Kleinkredit-<br />

Vergabe spezialisiert hat. Unbürokratisch<br />

gibt es hier Kredite bis maximal<br />

20 000 Euro –nach dem Prinzip „Man<br />

kennt sich“, sagt Zientz.<br />

Das Geld kommt aus dem gut drei<br />

Millionen Euroschweren Mikrofinanzfonds<br />

der GLS-Bank. Der wird unter<br />

anderem von der Förderbank KfW sowie<br />

den Bundesministerien für Arbeit<br />

der Firma nichts zu tun hat und<br />

lässt schließlich wochenlang<br />

nicht von sich hören. Und bei ihrer<br />

zweiten Bank, einer Frankfurter<br />

Großbank, braucht sie erst gar<br />

nicht anzuklopfen: „Für die sind<br />

wir viel zu klein.“<br />

Den Ausweg aus ihrer persönlichen<br />

Kreditklemme findet die<br />

entnervte Unternehmerin schließlich<br />

im Internet –sie stößt beim<br />

Surfen auf die Berliner Online-<br />

Kreditbörse Smava, die private<br />

Geldgeber und Kreditnehmer zusammenbringt.<br />

Da ist sie nicht die<br />

Einzige, seit Beginn der Finanzkrise<br />

entdecken neben Privatleuten<br />

auch immer mehr Freiberufler<br />

und Gewerbetreibende die Kreditmarktplätze<br />

im Netz für sich, wie<br />

die rasanten Zuwachsraten beim<br />

und Wirtschaft und von Privatleuten<br />

bestückt. Bewilligt werden die Kredite<br />

von elf regionalen Mikrofinanzierern,<br />

deren Mitarbeiter vor Ort „dicht am<br />

Kunden“ seien, sagt Zientz. Da bei Kreditausfällen<br />

auch die Mikrofinanzierer<br />

anteilig haften, ist eine gründliche Prüfung<br />

der Bewerber in ihrem eigenen<br />

Interesse.<br />

AndereSchwerpunkte<br />

bei der Kreditvergabe<br />

Doch sie setzen bei ihren Vergabekriterien<br />

andere Schwerpunkte als die Kreditabteilung<br />

einer Bank. An die Stelle<br />

der klassischen Prüfung eines Geschäftskonzepts<br />

bei der Hausbank<br />

kann bei der Mikrofinanzierung ein<br />

Marktführer Smava und dem kleineren<br />

Konkurrenten Auxmoney<br />

aus Hilden zeigen. Deutlich kleiner<br />

sind Portale wie Money4friends,<br />

Gevopa oder Geldmieten.<br />

„Nachfrage ist<br />

sehr gewachsen“<br />

„Die Nachfrage von Selbstständigen<br />

ist sehr gewachsen“, sagt<br />

Smava-Geschäftsführer Alexander<br />

Artopé.Gerade kleinereInvestitionen<br />

und Betriebsmittelkredite<br />

mit Laufzeiten zwischen einem<br />

und drei Jahren würden vonBankennur<br />

noch zögerlich finanziert,<br />

hat er beobachtet. Auch deshalb<br />

können Kreditsuchende bei Smava<br />

seit März bis zu 50 000 Euro<br />

aufnehmen, zuvor galt eine Obergrenze<br />

von 25000 Euro. „Mit der<br />

Anhebung reagieren wir auf den<br />

höheren Kreditbedarf von<br />

Unternehmen“, sagt<br />

Artopé, auf dessen<br />

Plattform<br />

sich zu rund 35<br />

Prozent Selbstständige<br />

und Existenzgründer<br />

mit ihrenKreditwünschen<br />

tummeln.<br />

Auch bei Auxmoney,<br />

kurz nach Smava<br />

im Frühjahr 2007<br />

gestartet, sind<br />

Selbstständige<br />

vom Freiberufler<br />

bis zum<br />

Handwerksbetrieb<br />

eine wichtigeKundengruppe.<br />

„Ihr Anteil<br />

liegt bei rund<br />

30 Prozent und es<br />

ist ein großer<br />

Markt für uns“,<br />

sagt Auxmoney-<br />

Mitgründer und<br />

Firmensprecher<br />

Philip Kamp. Die<br />

maximale Kreditsumme<br />

liege bei<br />

20 000 Euro.<br />

Das Prinzip der<br />

Online-Kreditbörsen<br />

ist einfach: Die<br />

Kreditsuchenden<br />

stellen ihr Vorhaben<br />

samt gewünschter Kreditsumme<br />

vor –sowie den<br />

Zinssatz, den sie zahlen wollen.<br />

Je nach Projekt und Bonität<br />

fällt der sehr unterschiedlich<br />

aus, sollte aber so attraktiv sein,<br />

dass Anleger einsteigen. Sicherheiten<br />

müssen nicht gestellt werden.<br />

Die Kreditgeber entscheiden<br />

selbst, wem sie ihr Geld leihen –<br />

und tragen je nach Geschäftsmodell<br />

ganz oder teilweise das Risiko,<br />

sollte der Schuldner<br />

säumig bleiben. Deshalb<br />

empfehlen die Plattform-Anbieter,dieAnlagesumme<br />

stets auf mehrere<br />

Projekte zu verteilen.<br />

Smava federt Verluste zudem<br />

über Risikopools ab, die<br />

alle Anleger bestücken müssen.<br />

Dies schmälert zwar die Nettorendite,schließt<br />

dafür aber einen Totalverlust<br />

aus, wenn der Kredit<br />

platzt. Das passiert immerhin in<br />

drei bis fünf Prozent aller Fälle.<br />

Hausbesuch treten: Der Finanzierer<br />

macht sich sein Bild vom Interessenten.<br />

Freunde können sich für den Gründer<br />

verbürgen. Auch ein Blick in die<br />

Kontoauszüge des Bewerbers „zeigt<br />

viel“, sagt Zientz. Rasch stelle sich heraus,<br />

ob der Interessent zuverlässig<br />

scheint.<br />

Die Gründer der Kissen-Firma Kazik<br />

aus Berlin-Kreuzbergliefen 2006 bei ihrerHausbank<br />

vordie Wand, als sie drei<br />

Jahre nach Geschäftsgründung dort<br />

zwei Kredite über 5000 und 10 000 Euro<br />

beantragten, um neue Produkte auf<br />

den Markt bringen zu können. „Wir<br />

sind abgeschmettert worden“, erinnert<br />

sich Sven-Oliver Nerger: „Der Bank<br />

waralles zu schwankend.“ Die Berater<br />

hätten nur die Zahlen angeschaut.<br />

Die Renditen, die Online-Anleger<br />

nach Angaben der Portale<br />

erwirtschaften können, lassen<br />

sich sehen: im Schnitt gut sieben<br />

Prozent, heißt es bei Smava und<br />

fast acht Prozent bei Auxmoney.<br />

Der durchschnittliche Kreditzinssatz<br />

liege bei rund neun Prozent,<br />

sagt Smava-Chef Artopé.<br />

Die Spannweite ist dabei groß:<br />

„Bei guten Bonitäten sind es rund<br />

fünf Prozent, bei risikoreichen<br />

bis zu 14 Prozent“. Für Kreditnehmer<br />

sei das Gesamtpaket attraktiv:<br />

„Die Zinsen sind oft<br />

günstiger als bei Kontokorrentkrediten,<br />

es sind keine Sicherheiten<br />

notwendig und der Kredit<br />

kann jederzeit getilgt werden“,<br />

sagt Artopé. Eine Besonderheit<br />

bietet Auxmoney: Wollen viele<br />

Anleger in ein Projekt einsteigen,<br />

können sie sich beim Zinssatz<br />

unterbieten –dann wird esfür<br />

den Schuldner günstiger.<br />

Innerhalb von Minuten<br />

18 000 Eurobeisammen<br />

Manns Kreditwunsch finden offenbar<br />

viele Anleger attraktiv, innerhalb<br />

weniger Minuten sind die<br />

18 000 Eurozusammen. 36 Bieter<br />

geben ihr zwischen 250 und 1000<br />

Euro –zueinem Zinssatz von 9,8<br />

Prozent. „Wahrscheinlich hätte<br />

ich auch ein Prozent weniger bieten<br />

können, da warich zu blauäugig“,<br />

sagt sie rückblickend. Da<br />

aber absehbar sei, dass sie das<br />

Geld vorzeitig zurückzahlen könne,sei<br />

der Zinssatz kein Problem.<br />

FürihreExpansionspläne wardie<br />

Finanzspritze auf jeden Fall unentbehrlich:<br />

„Nur so konnte ich<br />

einen Geschäftszweig ausbauen<br />

und eine Mitarbeiterin einstellen“.<br />

Ist ein Projekt durchfinanziert,<br />

kommt auch bei Online-Kreditvermittlern<br />

meist eine klassische<br />

Bank ins Spiel, die die Abwicklung<br />

übernimmt. Gläubiger und<br />

Schuldner kommen nicht unmittelbar<br />

in Kontakt. Bei Smava ist<br />

die Bank für Investments und<br />

Wertpapiere (BIW) zwischengeschaltet,<br />

Auxmoney arbeitet mit<br />

der SWK Bank zusammen. Allerdings<br />

kommen auch im Netz<br />

längst nicht alle Kreditwilligen<br />

zum Zuge. Während bei Smava<br />

immerhin 90 Prozent der Kreditgesuche<br />

erfüllt werden, sind es<br />

bei der offeneren Plattform Auxmoney<br />

nur rund 20 Prozent.<br />

Grund: „Viele bieten nur einen<br />

Zinssatz von einem Prozent oder<br />

ihr Vorhaben ist nicht kreditwürdig“,<br />

so Kamp.<br />

Smava mit vermittelten<br />

15 Millionen 2009<br />

Smava verdreifachte nach eigenen<br />

Angaben 2009 das vermittelte<br />

Kreditvolumen im Vergleich zum<br />

Vorjahr –auf rund 15 Millionen<br />

Euro. Allein im Dezember seien<br />

zwei Millionen Euro vergeben<br />

worden. Auxmoney vermittelt<br />

laut Kamp monatlich fast eine<br />

Million Euro, Tendenz steigend.<br />

Trotz des Booms raten Experten<br />

allerdings zu einem kritischen<br />

Blick auf die Geschäftsmodelle<br />

der Portale. Nicht alle seien emp-<br />

Der Mikrofinanzierer IQ Consult dagegen<br />

habe dasselbe Konzept durchgewunken,<br />

sagt Nerger: „Die kannten<br />

uns.“ Die „direkte persönliche Betreuung“<br />

sei ein wichtiges Merkmal der<br />

Mikrokreditvergabe. Der Mikrofinanzierer<br />

habe bei Kazik einschätzen können,<br />

dass „viel Nachdruck und Kompetenz<br />

dahintersteckt“.Statt nackter Zahlen<br />

wurde hier anerkannt, dass die<br />

Kreuzberger ein Produktions- und Vertriebsnetz<br />

geschaffen hatten. Die vier<br />

Gründer leben heute von ihrem Geschäft<br />

und haben zwei Halbtagskräfte<br />

eingestellt.<br />

Der Mikrofinanzfonds soll nach<br />

dem Willen des Bundesarbeitsministeriums<br />

jetzt mit 100Millionen Euro neu<br />

aufgelegt werden. Das Ministerium<br />

fehlenswert, warnt etwa die Stiftung<br />

Warentest in der Zeitschrift<br />

Finanztest (11/2009). Bei Smava<br />

stimme das Konzept, bei Auxmoney<br />

nicht, so das Fazit der Fachleute.<br />

Zu diesem Urteil trägt vor allem<br />

die unterschiedliche Sicherheit<br />

für Anleger bei. Denn Auxmoney<br />

verzichtet auf eine Bonitätsprüfung<br />

und spricht daher auch<br />

Menschen an, die anderswo kein<br />

Geld bekommen. „Mit weiterer<br />

Verschuldung ist ihnen aber zumeist<br />

nicht geholfen<br />

und für<br />

Anleger können<br />

sie zum Ri- Surftipp<br />

siko werden“,<br />

urteilt Finanz- www.smava.de<br />

test. Wer für<br />

bessere Kondi- www.auxmoney.com<br />

tionentrotzdem geprüft<br />

werden will,<br />

muss extra dafür<br />

zahlen. Bei<br />

Smava müssen<br />

Selbstständige<br />

hingegen Jahresabschlüsse<br />

und betrieblicheAuswertungen<br />

vorlegen, Privatleute Einkommensnachweise<br />

–genau wie<br />

bei einer Bank. Geeignete Kreditnehmer<br />

werden in Bonitätsklassen<br />

von Abis Heingeteilt. Zugleich<br />

verteilen Anlegerpools die<br />

Risiken auf viele Schultern, gestaffelt<br />

nach Bonität. So stehen alle<br />

Geldgeber mit A-Schuldnern<br />

füreinander ein und alle Anleger<br />

mit H-Schuldern ebenfalls. Dies<br />

kostet die Anleger derzeit zwischen<br />

0,7 Prozent (A) und 8,9 Prozent<br />

(H) Risikoabschlag bei der<br />

Rendite.<br />

Hohe Gebühren<br />

ein wichtiger Punkt<br />

Auch die hohen Gebühren einiger<br />

Anbieter sehen Verbraucherschützer<br />

kritisch: „Kreditnehmer<br />

sollten genau prüfen, welche<br />

Kosten auf sie zukommen“, rät<br />

Stefanie Laag von der VerbraucherzentraleNordrhein-Westfalen.<br />

Gebührenhöhe und -struktur<br />

änderten sich sehr häufig, sagt<br />

sie. Smava kassiert nach eigenen<br />

Angaben derzeit je nach Kreditlaufzeit<br />

bis zu 2,5 Prozent Bearbeitungsgebühr,<br />

Anleger zahlen<br />

vier Euro für jeden Kauf einer<br />

Kreditforderung. Auxmoneylässt<br />

sich bereits das Einstellen des<br />

Projekts ins Internet mit 9,95 Euro<br />

bezahlen, im Erfolgsfall<br />

kommt eine Provision von 1,95<br />

Prozent dazu. Bonitätsnachweise,etwavon<br />

der Schufa, schlagen<br />

vorab jeweils mit 9,95 Euro zu<br />

Buche. Anleger zahlen einen Euro<br />

pro Investment. Laut Finanztest<br />

summieren sich bei Auxmoneydie<br />

Kosten für ein 5000-Euro-<br />

Darlehen auf 188 Euro, bei Smava<br />

auf 100Euro.<br />

Susanne Mann schrecken diese<br />

Kosten nicht. Sie hat inzwischen<br />

über Smava noch einen<br />

zweiten Kredit aufgenommen:<br />

7000 Euro zusieben Prozent für<br />

die Renovierung von Küche und<br />

Bad.<br />

sieht „eine erhebliche Angebotslücke<br />

bei Mikrokrediten“, die durch die Finanzkrise<br />

gewachsen sei. „Mit dem<br />

neuen Fonds wird das Angebot erweitert“,<br />

sagt Zientz –die GLS-Bank bewirbt<br />

sich, die Kooperation steht aber<br />

auch anderen Banken offen.<br />

Die Idee der Mini-Gründerkredite ist<br />

zwar in Deutschland vergleichsweise<br />

neu, das Konzept ist allerdings älter.<br />

Schon in den siebziger Jahren machte<br />

der Ökonom Muhammad Yunus in<br />

Bangladesch mit dem Mikrofinanz-Gedanken<br />

Furore. 2006 wurden er und<br />

seine Grameen-Bank für ihr Engagement<br />

mit dem Friedensnobelpreis geehrt.<br />

Und heute lernt die Industrienation<br />

Deutschland in Sachen Mikrokredite<br />

vonden Entwicklungsländern. afp


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Geld & Finanzen 17<br />

VON BRUNO HIDDING<br />

In der Hausse an den Kapitalmärkten<br />

gelten sichere Anlagen<br />

und entsprechende Strategien<br />

als langweilig. In Phasen wie<br />

derzeit jedoch, in denen die weiteren<br />

Börsenaussichten nach einer<br />

ersten deutlichen Aufschwungphase<br />

durch viele Unsicherheitsfaktoren<br />

vernebelt werden,<br />

sind diese Langweiler wie Dividendenwerte<br />

oder auch generell<br />

Dividendenstrategien wieder<br />

richtig „in“.<br />

Kein Wunder, zumal an den<br />

Zinsmärkten die Sätze von den<br />

Notenbanken noch ausgesprochen<br />

niedrig gehalten werden. Sie<br />

wagen es bislang nicht, ihre Krisenbekämpfungsmaßnahmenzurückzunehmen<br />

und die in die<br />

Märkte geschleuste Liquidität<br />

wieder einzusammeln beziehungsweise<br />

zumindest damit zu<br />

beginnen. Die Folge: Zinsen auf<br />

fünf- oder zehnjährige Bundesanleihen<br />

von2,40 oder 3,30Prozent<br />

sind vielen Anlegern zu wenig.<br />

Und da Griechenland-Anleihen<br />

mit ihren gut sechs Prozent nicht<br />

jedermanns Sache sind, schaut<br />

der Investor halt auf den Aktienkurszettel<br />

und bemerkt die oft<br />

deutlich über den genannten Kapitalmarktzinsen<br />

liegenden guten<br />

Dividendenrenditen.<br />

Um Missverständnissen gleich<br />

vorzubeugen. Natürlich geht der<br />

Anleger mit Aktien sofort ein völlig<br />

anderes, inder Regel höheres<br />

Risikoein als mit einer Bundesanleihe.Dort<br />

weiß er mit Sicherheit,<br />

dass er zum festgesetzten Termin<br />

seine zugesagten Zinsen bekommt<br />

und am Ende der Laufzeit<br />

seine 100Prozent Einzahlung zurück.<br />

Das weiß er bei Aktien nicht.<br />

Die Dividende kann gesenkt wer-<br />

Hohe<br />

Dividenden<br />

als Airbag<br />

Ausschüttungssaison – Aber die<br />

Nachhaltigkeit muss gewährleistet sein –<br />

Spezielle Fonds,ETFs und Zertifikate helfen<br />

dem Anleger –Abgeltungsteuer bewirkt Strategieänderung<br />

den oder sogar ausfallen. Und eine<br />

Rückzahlung gibt es bei einer<br />

Aktie auch nicht, schließlich läuft<br />

diese in der Regel unendlich. Der<br />

Aktienkurs kann steigen, aber<br />

eben auch fallen. Insofern ist eine<br />

Aktie eine andere Risikoklasse,<br />

mit mehr Chancen, wenn gut ausgewählt,<br />

aber auch mit mehr Risiken.<br />

Unterschiedliche<br />

Risikoklassen<br />

Aber unter Aktien gibt es eben<br />

auch unterschiedliche Risikoklassen.<br />

Und zu den eher stabileren<br />

und weniger volatilen Werten gehören,<br />

wie lange empirische Untersuchungen<br />

eindeutig zeigen,<br />

die sogenannten Dividendenwerte;<br />

also jene Aktien, die dem Anleger<br />

eine gute Dividendenrendite<br />

abwerfen und sich auf Sicht auch<br />

durch ein wesentlich stabileres<br />

Kursverhalten auszeichnen als<br />

die reinen Wachstumswerte ohne<br />

die Absicherung durch eine gute<br />

und dauerhafte Dividende. Alles<br />

Argumente, weshalb eine solche<br />

Dividendenstrategie oft als eine<br />

gute Anlagepolitik für Senioren<br />

angesehen wird. Gute Rendite mit<br />

gebremstem Risiko.<br />

Das sind im wesentlichen die<br />

Gründe,weshalb derzeit bei Anlegern<br />

die Dividendenstrategie gefragt<br />

ist. Allein im April und Mai<br />

ist bei 25 der 30 Dax-Werte Dividendentermin.<br />

Dabei lockt die<br />

Anleger sicher, dass die durchschnittliche<br />

Dividendenrendite<br />

der Dax-Werte mit etwa 3,5 Prozent<br />

über dem Kapitalmarktzins<br />

liegt, zumindest in Deutschland.<br />

Sinn macht eine solche Strate-<br />

gie allerdings nur, wenn die Dividende<br />

der ausgesuchten Werte<br />

voraussichtlich nachhaltig erzielt<br />

werden wird. Wasnutzt dem Anleger<br />

eine historisch tolle Rendite,<br />

wenn im nächsten Jahr die Dividende<br />

deutlich gesenkt oder gar<br />

ausfallen wird? Da sind Dividendenrenditen<br />

wie bei der Deutschen<br />

Telekom und dem Immobilienwert<br />

Gagfah reiner Etikettenschwindel.<br />

Denn die Telekom verdient<br />

die Dividende nicht, sondern<br />

zahlt diese nur aus ihrem guten<br />

Cash flow. Doch das geht nicht<br />

unendlich. Insofern ist diese Dividende<br />

nur als ein krampfhafter<br />

Versuch des Managements zu sehen,<br />

den Aktienkursnoch einigermaßen<br />

in der Balance zu halten.<br />

Hier also Finger weg. Andersliegt<br />

der Fall beim Dividendenrendite-<br />

Spitzenreiter Gagfah, deren Dividende<br />

über dem operativen Gewinn<br />

liegt. Hier bedient sich der<br />

amerikanische Großaktionär, der<br />

Finanzinvestor Fortress.<br />

Überhaupt ist es gar nicht so<br />

einfach wie es klingt, eine gute<br />

Dividendenstrategie auf die Beine<br />

zu stellen. Doch wären wir ein<br />

Land ohne pfiffige Finanzdienstleister,<br />

wenn hier dem Anleger<br />

nicht gleich unterschiedlichste<br />

Hilfen präsentiert würden. Da gibt<br />

es zum Beispiel einen Dividenden-Dax<br />

von der Deutsche Börse.<br />

Er enthält die 15 Unternehmen<br />

des Dax mit der höchsten Dividendenrendite.<br />

Rückrechnungen<br />

zeigen, dass dieser DivDax den<br />

normalen Performance-Dax in<br />

den vergangenen zehn Jahren um<br />

60 Prozentpunkte geschlagen hat.<br />

Und auf diesen DivDax gibt es natürlich<br />

sofort auch Exchange Tra-<br />

ded Funds /ETFs. ,zum Beispiel<br />

DE0002635273. Doch soll nicht<br />

verschwiegen werden, dass auch<br />

einige gute gemanagte Fonds auf<br />

dem Markt sind, die sich diesem<br />

Dividendenansatz verschrieben<br />

haben. Genannt seien nur der<br />

DWSTop Dividende (984811)und<br />

der DJE Dividende & Substanz<br />

(164325).<br />

Auch hier Haare<br />

in der Suppe<br />

Allerdings fanden findige Köpfe<br />

bei diesen Strategieansätzen sofort<br />

auch schon wieder Haare in<br />

der Suppe.Denn der DivDax zum<br />

Beispiel orientiert sich an den bereits<br />

gezahlten Dividenden. Es<br />

kann also passieren, dass in diesem<br />

Index Werte enthalten sind,<br />

die zwar eine hohe Dividende gezahlt<br />

haben, diese aber voraussichtlich<br />

nicht halten können und<br />

dies sogar schon angekündigt haben.<br />

Flugs hat die Deutsche Börse<br />

einen Daxplus Maximum Dividend<br />

entwickelt, der sich an der<br />

erwarteten Dividendenrendite<br />

orientiert. Und auch dieser Index<br />

hat sich, wie Rückrechnungen<br />

zeigen, deutlich besser entwickelt<br />

als der normale Dax. Die Indexgewichtung<br />

des Daxplus Maximum<br />

Dividend richtet sich an der erwarteten<br />

Dividendenrendite aus,<br />

nicht mehr an der Marktkapitalisierung.<br />

Auch auf diesen Index<br />

gibt es schon die ersten ETFs,zum<br />

Beispiel DE000ETFL235 vonETFlab.<br />

Wemder Dax beziehungsweise<br />

nur Werte aus Deutschland zu<br />

eng sind, dem bieten sich darüber<br />

hinausgehende Varianten für eine<br />

FOTO: FOTOLIA<br />

international ausgerichtete Dividendenstrategie<br />

an. So enthält der<br />

DowJones EuroStoxx Select Dividend<br />

30 Index die 30 dividendenstärksten<br />

Werte aus dem Euroraum.<br />

Und die Dividendenrendite<br />

dieses Index ist noch um einiges<br />

höher als bei den Dax-Indices, da<br />

in diesem Index mehr Titel aus<br />

besonders dividendenstarken<br />

Branchen enthalten sind, zum<br />

Beispiel France Telecom und Belgacom.<br />

Die logische Folge ist, dass<br />

inzwischen mehrere Fondsgesellschaften<br />

ETFs auf diesen Index<br />

anbieten. So zum Beispiel ComStage<br />

(LU0378434236) und db xtrackers<br />

auf den DJ Stoxx Global<br />

Select Dividend 100(Dividendenfavoriten<br />

aus aller Welt/<br />

LU0292096186).<br />

Wäre noch auf zwei besondere<br />

Qualitätsaspekte der DJ Euro<br />

Stoxx Select Dividend Indices hinzuweisen:<br />

Bei keinem Indexmitglied<br />

darf die Dividende in den<br />

zurückliegenden fünf Jahren gesunken<br />

sein und die Ausschüttungsquote<br />

der Unternehmen darf<br />

nicht über 60 Prozent liegen. Aspekte,<br />

die die Nachhaltigkeit der<br />

Dividendenzahlung, und damit<br />

den Anleger, absichern sollen.<br />

Bliebe noch auf zwei mit guten<br />

Testnoten versehene Euroland Dividendenfonds<br />

hinzuweisen: ING<br />

Invest Euro High Dividend<br />

(666311)und LBBW Dividenden<br />

Strategie Euroland (978041).<br />

Im Rahmen einer steuerlichen<br />

Betrachtung der Dividendenstrategie<br />

ergeben sich durch die inzwischen<br />

anzuwendende Abgel-<br />

tungsteuer einige neue taktische<br />

Verhaltensweisen. Dividenden<br />

waren und sind, zumindest bei<br />

Überschreiten der jeweiligen Freibeträge,<br />

steuerpflichtig. Sie werden<br />

gleich an der Quelle, von der<br />

Bank, mit dem Abgeltungsteuersatz<br />

von 25Prozent plus<br />

Solidaritätszuschlag und<br />

eventuell Kirchensteuer,<br />

versteuert und erhöhen<br />

dann in der Einkommensteuererklärung<br />

nicht mehr das dort auszurechnendesteuerpflichtige<br />

Einkommen.<br />

Bisher war das ähnlich,<br />

allerdings wurden Dividendenerträge<br />

mit dem individuellen Steuersatz<br />

belegt. Nun ist die Situation<br />

derart, dass, abgesehen von Altbesitz,<br />

Kursgewinne aus Aktien<br />

ebenfalls mit der Abgeltungsteuer<br />

belegt werden, also genau so behandelt<br />

werden wie Dividenden.<br />

Das warbisher anders, da Kursgewinne<br />

außerhalb der zwölfmonatigen<br />

Haltefrist für Privatpersonen<br />

steuerfrei vereinnahmt werden<br />

konnten. Das warder Grund, weshalb<br />

viele Gutverdienende mit hoherSteuerprogression<br />

keine Dividenden<br />

haben wollten<br />

und mehr auf das<br />

Vereinnahmen steuerfreier<br />

Kursgewinne gesetzt<br />

haben. Das entfällt nun, weshalb<br />

künftig Dividenden für Gutverdienende<br />

steuerlich nicht mehr benachteiligt,<br />

sondern mit den Kursgewinnen<br />

gleichgestellt sind. Ein<br />

Umstand, der auch Gutverdienende<br />

mit hoher Steuerprogression<br />

eher mal wieder auf Dividendenrenditen<br />

als früher schauen lassen<br />

dürfte.<br />

Wasist eigentlich mit dem Anlagepapier<br />

Zertifikat in Zusammenhang<br />

mit diesen Dividendenfragen?<br />

Der Aussteller der Zertifikate<br />

vereinnahmt die Dividenden<br />

zum Beispiel bei Bonus- und auch<br />

Discount-Zertifikaten. Das allerdings<br />

nicht ohne<br />

eine Gegenleistung.<br />

Bei<br />

Unternehmen<br />

mit hohen Dividendenerwartungen<br />

wandeln die<br />

Emittenten diese<br />

während der<br />

Laufzeit des<br />

Zertifikates zu<br />

erwartende Dividende<br />

in einen<br />

attraktiven<br />

Bonus um. Bei<br />

Discount-Zertifikaten<br />

führt eine<br />

hohe zu erwartendeDividende<br />

zu einem<br />

hohen<br />

Preisabschlag<br />

des Zertifikates<br />

gegenüber dem<br />

aktuellen Kurs<br />

des zugrunde<br />

liegenden Titels.<br />

Der Anleger<br />

hat also ab-<br />

zuwägen, was ihm vorteilhafter<br />

erscheint. Die Dividende auf der<br />

einen Seite bei einer Direktanlage<br />

in die Aktie oder einen attraktiven<br />

Preisabschlag auf den Kurs der<br />

Aktie, was ihm sein Problem des<br />

Kauftimings erleichtert.<br />

Effekt eventuell<br />

spekulativ nutzen<br />

Pfiffige Fortgeschrittene können<br />

diesen Effekt eventuell auch spekulativ<br />

nutzen. Sind sie zum Beispiel<br />

der Meinung, dass die Dividendenerwartungen<br />

für die beobachtete<br />

Aktie zu positiv sind,<br />

kann man sich diese bei entsprechender<br />

Auswahl der Laufzeit des<br />

Zertifikates sichern. Denn man<br />

bekommt ja einen Discount, der<br />

auf Basis der zu hohen Dividendenerwartung<br />

errechnet worden<br />

ist. Das macht aber nur<br />

Sinn, wenn er ansonsten<br />

für die zugrunde liegende<br />

Aktie weiter positiv gestimmt<br />

ist.<br />

Am Rande noch etwas<br />

Wichtiges: Es gibt,<br />

oder besser es gab bis zur<br />

Einführung der Abgeltungsteuer,<br />

auch steuerfreie Dividenden.<br />

Zum Beispiel bei Deutsche<br />

Euroshop oder auch der<br />

Deutschen Post aufgrund diffiziler<br />

Steuerkonstruktionen im Unternehmen.<br />

Jetzt ist die Dividende<br />

zum Beispiel bei Deutsche Euroshop<br />

voraussichtlich für die nächsten<br />

vier Jahrenur noch für die Altbesitzer<br />

steuerfrei. Werjetzt die<br />

Aktie kauft, der erhält zwar auch<br />

die Dividende brutto für netto ausgezahlt,<br />

also ohne den<br />

Abzug der Abgeltungsteuer.<br />

Doch bei einem<br />

Verkauf der Aktien wird<br />

ihm die erhaltene Dividende<br />

kalkulatorisch von seinem<br />

Einstandspreis abgezogen. Dieser<br />

Abzug erhöht also dann seinen<br />

eventuellen Kursgewinn und<br />

wird mit der Abgeltungsteuer belegt.<br />

Die Besteuerung der Dividende<br />

wird also quasi beim späteren<br />

Verkauf nachgeholt. Wasbleibt, ist<br />

der Zinsvorteil. Dieser ist um so<br />

größer, jelänger der Anleger die<br />

Aktie behält.<br />

Ändern die Unternehmen<br />

ihrePolitik?<br />

Zum Schluss noch ein Blick in die<br />

Zukunft, aber nicht in die Kristallkugel.<br />

Möglich erscheint, dass<br />

viele Unternehmen in den nächsten<br />

Jahren eine andere Dividendenpolitik<br />

betreiben als bisher<br />

und als von den Auguren derzeit<br />

erwartet wird.<br />

In einem wachstumsschwachen<br />

Umfeld werden möglicherweise<br />

steigende Gewinne nicht<br />

mehr zu einem (Wieder-) Anheben<br />

der Dividendensätze führen.<br />

Schon derzeit ist es vielen Unternehmen<br />

nur möglich, sich zu steigenden<br />

Zinssätzen zu refinanzieren.<br />

Diese Finanzierungskosten<br />

sollten bei einem Anziehen der<br />

Kapitalmarktzinsen noch zunehmen.<br />

Auch die zunehmenden Eigenkapitalzwänge<br />

bei den Banken<br />

dürften mit zu einem Anhalten<br />

der als „Kreditklemme“ bezeichneten<br />

Verhaltensweise der<br />

Kreditinstitute beitragen.<br />

Fazit: Selbst wenn die Unternehmensgewinne<br />

steigen sollten,<br />

dürften die Aktionäre daran nur<br />

deutlich unterproportional beteiligt<br />

werden. Sicher ein Aspekt, der<br />

bei Verfolgung von Dividendenstrategien<br />

in der Zukunft beachtet<br />

werden sollte.<br />

Die nächsten<br />

Dax-Hauptversammlungstermine<br />

9.4. Merck<br />

14.4. Daimler<br />

19.4. Henkel<br />

22.4. RWE<br />

22.4. VW<br />

28.4. Deutsche Post<br />

28.4. Münchener Rück<br />

29.4. Lufthansa<br />

29.4. Beiersdorf<br />

29.4. BASF<br />

30.4. Bayer<br />

3.5. Deutsche Telekom<br />

[Infobox]<br />

4.5. Linde<br />

5.5. Allianz<br />

5.5. Metro<br />

6.5. Adidas<br />

6.5. E.ON<br />

11.5. K+S<br />

11.5. Fresenius<br />

Medical Care<br />

12.5. Fresenius<br />

18.5. BMW<br />

19.5. Commerzbank<br />

27.5. Deutsche Bank<br />

27.5. Deutsche Börse<br />

8.6. Salzgitter<br />

8.6. SAP


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Geld & Finanzen 18<br />

So wie der Januar,<br />

so wirdauch das<br />

gesamte Börsenjahr...<br />

... lautet eine Börsianerweisheit.<br />

In diesem Jahr hat der<br />

Dax im Januar sechs Prozent<br />

verloren, folglich. .. Doch so<br />

recht stimmt das nicht. Denn<br />

zwischen 1960 und 2009 hat<br />

der Dax nach einem schwachen<br />

Januar zehn Mal ins Plus<br />

gedreht und im Schnitt 27 Prozent<br />

Plus gemacht. Und elf Mal<br />

folgte auf einen guten Januar<br />

ein schlechtes Börsenjahr mit<br />

einem Verlust von durchschnittlich<br />

13 Prozent, hat das<br />

DAI errechnet. Offensichtlich<br />

ist es mit dieser Börsenregel also<br />

ähnlich wie bei der bäuerlichen<br />

Wettervorhersage:<br />

„Wenn der Hahn kräht auf dem<br />

Mist, ändert sich das Wetter<br />

oder es bleibt wie es ist.<br />

Wasser als<br />

Investitionsgut<br />

Die Prognose ist nicht neu,<br />

dass über kurz oder lang um<br />

das knappe Gut Wasser auf<br />

der Welt Kriege entstehen<br />

könnten. Auf diesem Gebiet<br />

sind die Chancen –auch für<br />

Anleger –aber auch die Herausforderungen<br />

groß. Umso<br />

bemerkenswerter eine Studie<br />

der Deutschen Bank Research<br />

zu den Weltwassermärkten.<br />

Fazit: Die Wasserpreise spiegeln<br />

derzeit nicht die Knappheit<br />

der Ressource wieder. Es<br />

seien viele Technologien zur<br />

Bewältigung der Wasserprobleme<br />

vorhanden, doch scheitere<br />

die Umsetzung vielerorts<br />

an zu geringen Wasserpreisen.<br />

Und das liegt zum Teil daran,<br />

dass bei der Preisgestaltung<br />

soziale Belange berücksichtigt<br />

werden müssen. Das<br />

Absatzpotenzial für Hersteller<br />

von Wassertechnologien sei<br />

trotz vieler Risiken sehr groß.<br />

Über eine Milliarde Euro<br />

in Xetra-Gold<br />

Gold im Gegenwert von über<br />

einer Milliarde Euro verwahrt<br />

die Deutsche Börse zur physischen<br />

Deckung der begebenen<br />

Schuldverschreibungen Xetra-<br />

Gold. Zusammen sind das 38,5<br />

Tonnen Gold. Xetra-Gold entspricht<br />

einem Gramm Gold<br />

und ist damit eine der günstigsten<br />

Möglichkeiten, physisches<br />

Gold zu erwerben und börsentäglich<br />

zu handeln. Die Spanne<br />

zwischen Kauf- und Verkaufspreis<br />

liegt bei 0,1 Prozent. Damit<br />

kombiniert die Schuldverschreibung<br />

Xetra-Gold (ISIN<br />

DE000A0S9GB0) die Vorteile<br />

des Besitzes von physischem<br />

Gold mit optimaler Transparenz<br />

und niedrigen<br />

Kosten. Jede Teilschuldverschreibung<br />

verbrieft<br />

die Option auf<br />

Lieferung voneinem<br />

Gramm<br />

Gold und kann<br />

Kurz &bündig<br />

Die Dividendensaison hat begonnen,<br />

es fließen also nun die Ausschüttungen<br />

für das Jahr 2009. Für<br />

Anleger ein Grund, noch schnell einmal<br />

ihre Freistellungsaufträge zu<br />

überdenken und eventuell zu verändern,<br />

also möglicherweise von einer<br />

auf die andere Bank zu verlagern. Allerdings<br />

müssen die Anleger den Banken<br />

hierfür schon etwa vier Wochen<br />

Zeit geben, um zu reagieren und ihre<br />

Computer entsprechend zu füttern. In<br />

Zeiten wie diesen, in denen Anleger<br />

gern einmal auch größereBeträge von<br />

einem Tagesgeldangebot zum anderen<br />

schaufeln, wirddie exakte Disposition<br />

der Freistellungsaufträge zu einem<br />

Muss. Sonst gehen nämlich wieder<br />

Zinsen dadurch verloren, dass man<br />

jetzt zu viele Steuern zahlt und diese<br />

erst wesentlich später mit der Einkommensteuererklärung<br />

für 2010, also<br />

vielleicht erst gegen Ende 2011,zurück<br />

erhält.<br />

über die Xetra-Handelsplattform<br />

fortlaufend gekauft und<br />

veräußert werden. Noch ungeklärt<br />

ist, ob diese Schuldverschreibung<br />

künftig der Abgeltungsteuer<br />

unterliegt.<br />

Gold als globale<br />

Krisenwährung<br />

Während Währungs- und Börsenkrisen<br />

immer wieder die<br />

Vermögen der Anleger zunichte<br />

machten, blieb Gold ein stabiler<br />

Wertspeicher, heißt es in<br />

einer Studie des World Gold<br />

Council und des FAZ-Instituts.<br />

Da Gold mit anderen Geldanlagen<br />

wie Aktien oder Anleihen<br />

nicht korreliert, sorgt es für eine<br />

stabile Gesamtrendite, ist<br />

folglich zur Beimischung in einem<br />

Vermögensportfolio besondersgut<br />

geeignet. Andererseits<br />

meint Uni-Credit zur aktuellen<br />

Lage am Goldmarkt,<br />

dass zur Zeit keine ausreichende<br />

Nachfrage nach Gold zu<br />

beobachten sei. Erwartet wird<br />

für 2010 ein durchschnittlicher<br />

Goldpreis pro Unze (31,1<br />

Gramm) von 1200Dollar.<br />

Einfach und transparent<br />

in Rohstoffe investieren<br />

Eine Plattform für börsengehandelte<br />

Rohstoffprodukte (Exchange<br />

Traded Commodities,<br />

ETCs) hat die Deutsche Bank<br />

soeben mit vier Produkten gestartet.<br />

Bis Juni sollen mehr als<br />

30 Produkte angeboten werden.<br />

Es handelt sich um besicherte<br />

Schuldverschreibungen<br />

der db ETCIndexplc,die kontinuierlich<br />

im Xetra Handelssystem<br />

an der Deutschen Börse gehandelt<br />

werden können. Sie ermöglichen<br />

eine einfache,transparente<br />

und effiziente Partizipation<br />

an der Wertentwicklung<br />

von Rohstoffen, und das währungsgesichert.<br />

Die vier db<br />

ETCs sind mit physischen Goldbarren<br />

hinterlegt und kosten eine<br />

niedrige Produktgebühr von<br />

0,45 Prozent proJahr.<br />

Beratungsprotokoll<br />

kein Freifahrschein<br />

Das seit Jahresbeginn vonjeder<br />

Bank nach einem persönlichen<br />

oder telefonischen Beratungsgespräch<br />

mit Kunden auszufertigende<br />

Beratungsprotokoll<br />

scheint manchen Anlegern in<br />

die falsche Kehle gekommen zu<br />

sein. Keineswegs ist dieses Protokoll<br />

für den Anleger ein risikoloser<br />

Freifahrschein, um im<br />

Vertrauen auf eine mögliche Regresspflicht<br />

der Bank heiße Spekulationen<br />

einzugehen und<br />

diese,wenn sie nicht aufgehen,<br />

der Bank mit dem Hinweis auf<br />

eine falsche Beratung an die Backezuheften.<br />

Nach wie vor<br />

ist der Anleger immer<br />

selbst für seine Anlageentscheidung<br />

verantwortlich<br />

und sollte nur<br />

Dinge kaufen,<br />

die er wirklich<br />

versteht. dd<br />

Ruhigschlafen...<br />

... und dennoch<br />

kassieren<br />

Krisenfeste Anlage – Werseine Börsenwunden noch leckt,<br />

schwört inzwischen auf absolute Sicherheit –Von der<br />

Tagesanleihe über den Schatzbrief<br />

bis zur Bundesanleihe<br />

VON BRUNO HIDDING<br />

Vieles, was vor Jahren von<br />

vielen Anlegern noch als<br />

langweilige und indiskutable<br />

Geldanlage abgetan wurde,<br />

ist nach den Kurseinbrüchen in<br />

der Finanzkrise plötzlich wieder<br />

absolut „in“. Zum Beispiel alle<br />

Spielarten an Bundeswertpapieren,<br />

welche die Finanzagentur des<br />

Bundes auf ihren Web-Seiten<br />

(www.bundeswertpapiere.de)<br />

selbstbewusst anbietet.<br />

Viele Aktienanleger mit hohen<br />

Verlusten wären froh, sie hätten<br />

sich schon früher mit diesen de-<br />

Flexibel anpassen<br />

Freistellungsaufträge – Viel Banken bieten Online-Service –Tricksen fällt auf<br />

Mehr Netto vomBrutto wollen naturgemäß<br />

auch Anleger. Und um das<br />

im Rahmen der seit 2009 geltenden<br />

jährlichen Sparerpauschbeträge (801<br />

Euro, Ehepaare 1602 Euro) bestmöglich<br />

zu gewährleisten, müssen Anleger<br />

ihren Banken stimmige Freistellungsaufträge<br />

rechtzeitig einreichen.<br />

Das sind Anweisungen von Steuerpflichtigen<br />

an ihr Kreditinstitut oder<br />

ihre Kreditinstitute (bei mehreren<br />

Konten), anfallende Kapitalerträge<br />

(Zinsen, Dividenden, Kurserträge)<br />

automatisch vomSteuerabzug freizustellen.<br />

Dann bleiben diese Erträge<br />

bis zu diesem der Bank erteilten Freistellungsbetrag<br />

frei von 25Prozent<br />

Abgeltungsteuer, 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag<br />

und einer eventuellen<br />

Kirchensteuerbelastung.<br />

Diese Pauschbeträge können Anleger<br />

auf mehrere Banken verteilen,<br />

bei denen sie Konten und/oder Depots<br />

unterhalten; nur dürfen die<br />

FOTO: FOTOLIA<br />

Höchstbeträge dabei nicht überschritten<br />

werden, sonst gibt es Ärger<br />

mit dem Finanzamt. Werden Ehepaare<br />

gemeinsam steuerlich veranlagt,<br />

sind diese Aufträge auch gemeinsam<br />

zu erteilen. Wergerne einmal Tagesgeldschnäppchen<br />

hier und dort ausnutzt,<br />

sollte seine Freistellungsaufträge<br />

jeweils maximal für ein Jahr erteilen<br />

und dann für das nächste Jahr<br />

–oder auch zwischenzeitlich –die<br />

Aufteilung seines Pauschbetrages<br />

neu kalkulieren. Bei vielen Kreditinstituten<br />

können Anleger ihre genau<br />

durchdachten Freistellungsaufträge<br />

flexibel per Internet verwalten, also<br />

auch online erteilen und im Jahresverlauf<br />

abändern.<br />

Wichtig ist, dass Kapitalerträge<br />

vonKindern nicht auf den Pauschbetrag<br />

der Eltern anzurechnen sind.<br />

Denn auch für Kinder kann ein eigenständiger<br />

Freistellungsauftrag<br />

bis zu jeweils 801 Euro erteilt wer-<br />

fensiven Sicherheits-Geldanlagen<br />

auseinander gesetzt. Der Staat ist<br />

nun mal der erste Schuldner im<br />

Lande, was erfreulicherweise für<br />

Deutschland auch heute noch gilt.<br />

Und da der Staat keine Aktien ausgibt,<br />

handelt es sich immer um<br />

zinstragende Anlagen. Und diese<br />

haben, sofern sie börsengehandelt<br />

sind, also Kurse haben, sich<br />

durchaus positiv entwickelt. Was<br />

aber primär kein Verdienst des<br />

Staates ist, sondern eine Folge der<br />

weltweit niedrigen Zinsen an den<br />

Geld- und Kapitalmärkten. Denn<br />

wenn die Zinsen ständig sinken,<br />

steigen die Kurse der zuvor bege-<br />

den. Ein solcher Auftrag ist vonallen<br />

gesetzlichen Vertretern zu unterzeichnen.<br />

Geringverdiener,die nicht<br />

zur Einkommensteuer veranlagt<br />

werden, haben die Möglichkeit, von<br />

Steuerabzügen völlig freigestellt zu<br />

werden. Eine solche Nichtveranlagungsbescheinigung<br />

kann der Steuerpflichtige<br />

beim zuständigen Finanzamt<br />

beantragen. Dann bleiben<br />

Kapitalerträge generell steuerfrei,<br />

selbst wenn sie über den obigen<br />

Pauschbeträgen liegen.<br />

Anleger sollten wissen, dass die<br />

Banken verpflichtet sind, dem Fiskus<br />

die Höhe der eingerichteten Freistellungsaufträge<br />

jährlich mitzuteilen<br />

und auch die Höhe der tatsächlich<br />

freigestellten Kapitalerträge zu<br />

melden. Damit weiß das Finanzamt<br />

also die genaue Höhe der auf jeden<br />

Steuerpflichtigen entfallenden Kapitalerträge.<br />

Tricksen ist also nicht<br />

drin. Og<br />

benen festverzinslichen Wertpapiere.<br />

Eben weil sie noch die höheren<br />

Zinsen vongestern verbriefen,<br />

also bessereZinsen abwerfen<br />

als die später emittierten Wertpapiere.<br />

Inzwischen bietet die Finanzagentur<br />

auch für Privatanleger die<br />

unterschiedlichsten Anlagemöglichkeiten<br />

in einer breiten Laufzeitenspanne<br />

und verschiedensten<br />

Ausstattungsvarianten. Am<br />

kurzen Laufzeitenende ist das die<br />

sogenannte Tagesanleihe, die seit<br />

der Jahresmitte 2008 angeboten<br />

wirdund jeweils am Jahresanfang<br />

wieder auf den Kurs von 100 gesetzt<br />

wird. Da die Tagesanleihe<br />

täglich über die Erhöhung des Tagespreises<br />

verzinst wird, ist an jedem<br />

Tagablesbar, was bisher im<br />

Jahresverlauf an Zinsen aufgelaufen<br />

ist. Der flexible Zins ist ausgerichtet<br />

am EONIA, dem European<br />

Over Night Index Average, einem<br />

Durchschnittszinssatz für auf Euro<br />

lautende Übernachtausleihungen<br />

unter Banken. Der Mindestanlagebetrag<br />

liegt bei 50 Euro, bei<br />

Wiederanlagen sind auch Kleinstbeträge<br />

möglich. Die Laufzeit ist<br />

unbefristet. Die Verwahrung erfolgt<br />

im Schuldbuchkonto bei der<br />

Finanzagentur, das vom Anleger<br />

voraberöffnet werden muss.<br />

Alternativefür Private<br />

zu Tagesgeldkonten<br />

Gedacht wardiese Anlageform als<br />

Alternative für Privatanleger zu<br />

den Tagesgeldkonten der Banken.<br />

Denn viele Privatanleger warenin<br />

den vergangenen zehn bis fünfzehn<br />

Jahren sukzessiveinandere<br />

Geldanlageformen privater Anbieter<br />

abgewandert. Bei dem derzeitigen<br />

niedrigen Stand des EO-<br />

NIA von etwa 0,4 Prozent erscheint<br />

das Tagesgeldkonto aber<br />

auch unter Berücksichtigung des<br />

Sicherheitsaspektes zumindest<br />

im Augenblick wenig interessant,<br />

zumal viele Tagesgeldangebote<br />

der Banken doch ausgesprochen<br />

deutlich darüber liegen und in der<br />

Regel –auch von der deutschen<br />

Einlagensicherung und vomStaat<br />

–garantiert werden.<br />

Eine ähnliche Beurteilung<br />

müsste derzeit für ein anderes Anlagegebot<br />

des Bundes gelten, die<br />

ein- oder zwei Jahrelaufenden Finanzierungsschätze(Mindestauftrag<br />

500Euro). Diese Titel sind als<br />

Diskontpapier konstruiert, der<br />

vereinbarte Zins wird also vornewegvom<br />

Kaufpreis abgesetzt. Am<br />

Fälligkeitstag erhält der Anleger<br />

dann nach Abzug der Abgeltungsteuer<br />

den Nennwert (Kaufpreis<br />

plus Zinsertrag) zurückgezahlt.<br />

Da nun die Geldmarktzinsen an<br />

den Märkten ausgesprochen niedrig<br />

sind, liegt der Verkaufszinssatz<br />

für den Zwölf-Monats-Titel bei<br />

0,38 Prozent und für den 24-Monats-Titel<br />

bei 0,67 Prozent. Auch<br />

unter Berücksichtigung der Tatsache,<br />

dass weder beim Erwerb<br />

noch bei Fälligkeit der Schätze<br />

Kosten und Gebühren anfallen<br />

und auch die Verwahrung und<br />

Verwaltung der Titel im Schuldbuchkonto<br />

der Finanzagentur<br />

kostenlos ist, stößt diese Anlage<br />

bei Privatanlegern derzeit nicht<br />

auf viel Zuspruch, so Pressesprecher<br />

Boris Knapp vonder Finanzagentur.<br />

Weiterhin durchaus gut gekauft<br />

werde von Privatanlegern<br />

jedoch der Bundesschatzbrief,<br />

fügt er hinzu, wenn auch nicht<br />

wie zu seinen besten Zeiten. Bei<br />

diesem Titel liegen die Endrenditen<br />

der derzeit angebotenen Serien<br />

2010/01Typ Amit sechs Jahren<br />

Laufzeit und 2010/02Typ B(nicht<br />

ausschüttend) mit sieben Jahren<br />

Laufzeit bei 2,16 und 2,45 Prozent.<br />

Dabei liegt der Anreiz zum<br />

Durchhalten dieses seit rund 40<br />

Jahren angebotenen Titels in der<br />

aufsteigenden Zinsstaffel. So<br />

steigt der Zinssatz von 0,25 Prozent<br />

im ersten Jahr auf vier Prozent<br />

im sechsten und bei TypB<br />

auch im siebten Laufzeitenjahr.<br />

Diese Bundesschatzbriefe werden<br />

immer dann in einer neuen<br />

Tranche ausgegeben, wenn die<br />

Renditen der laufenden Ausgabe<br />

nicht mehr den Marktgegebenheiten<br />

entsprechen. Die Schatzbriefe<br />

der jeweils aktuellen Serie können<br />

gebührenfrei bei der Finanzagentur<br />

erworben und verwahrt werden,<br />

die Rendite wird also nicht<br />

durch Spesen oder Gebühren vermindert.<br />

Damit ist der Schatzbrief<br />

ein klassischer Titel nach dem<br />

Motto: Gut schlafen, wissen was<br />

kommt, nicht übermäßig reich<br />

werden, aber eine feste Kalkulationsbasis<br />

haben.<br />

Und die nicht allzu langen<br />

Laufzeiten sollten verhindern,<br />

dass von Seiten einer anziehenden<br />

Inflation böse Überraschungen<br />

eintreten können. Außerdem<br />

hat der Schatzbriefinhaber durchaus<br />

die Möglichkeit, bei heraufdräuenden<br />

Inflationsgefahren –<br />

oder aus sonstigen Gründen –<br />

auszusteigen. Denn er kann nach<br />

Ablauf des ersten Laufzeitenjahres<br />

monatlich für 5000 Euro<br />

Schatzbriefe zum Nennwert zurückgeben.<br />

Daneben wissen Zinsjäger,<br />

dass zum Beispiel die bei<br />

einer Bank zurückfließenden


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Geld & Finanzen 19<br />

BUNDESWERTPAPIERE AUF EINEN BLICK<br />

Merkmale<br />

Stückelung<br />

Mindestauftrag<br />

Anlagehöchstbetrag<br />

Zinszahlung<br />

Zinsberechnungsmethode<br />

Laufzeit<br />

Rückzahlung<br />

Erwerber<br />

Verkauf bzw. vorzeitige<br />

Rückgabe<br />

Übertragbarkeit auf Dritte<br />

Verkaufsstellen<br />

Lieferung<br />

Verwahrung/Verwaltung<br />

Kosten und Gebühren<br />

beim Erwerb<br />

Einlösung bei Fälligkeit<br />

Verwaltung durch Kreditinstitute<br />

Finanzagentur*<br />

Stückelung<br />

Mindestauftrag<br />

Anlagehöchstbetrag<br />

Zinszahlung<br />

Zinsberechnungsmethode<br />

Laufzeit<br />

Rückzahlung<br />

Erwerber<br />

Verkauf bzw. vorzeitige<br />

Rückgabe<br />

Übertragbarkeit auf Dritte<br />

Verkaufsstellen<br />

Lieferung<br />

Verwahrung/Verwaltung<br />

Kosten und Gebühren beim<br />

Erwerb<br />

Einlösung bei Fälligkeit<br />

Verwaltung durch Kreditinstitute<br />

Finanzagentur*<br />

Schatzbriefe auch an Dritte übertragen<br />

werden können und auch<br />

dürfen. So gab es –gibt es? –bei<br />

der einen oder anderen Bank<br />

durchaus Wartelisten, wo gutbetuchte<br />

Anleger Schatzbriefe mit<br />

hohen Zinsen in den letzten Jahren<br />

jagen, falls solche von Anlegern<br />

mit Geldbedarf vorzeitig zurückgegeben<br />

werden sollten.<br />

Im Auktionsverfahren<br />

begeben<br />

Die fünf Jahrelaufenden Bundesobligationen<br />

werden seit 2003 im<br />

Rahmen eines Auktionsverfahrens<br />

begeben und direkt nach der<br />

Auktion an der Börse eingeführt.<br />

Damit sind sie seitens der Finanzagentur<br />

primär als Produkt für<br />

Institutionelle konzipiert, können<br />

nach der Börseneinführung<br />

aber natürlich auch von Privatanlegern<br />

erworben werden; und<br />

zwar auch kostenfrei zum Börsenkurs<br />

bei der Finanzagentur.<br />

Doch hat die Finanzagentur den<br />

Eindruck, dass hier Private kaum<br />

in größerem Umfang zugreifen.<br />

Die jüngste Emission vom15. Januar<br />

2010 mit Laufzeit bis zum<br />

27. Februar 2015 (WKN 114156)<br />

trägt einen Nominalzins von2,50<br />

Prozent.<br />

Die längsten Laufzeiten aller<br />

Bundeswertpapiere haben Bundesanleihen,<br />

ab dem Emissionszeitpunkt<br />

zehn oder dreißig Jahre.<br />

Sie sind, richtig ausgewählt und<br />

auf die persönlichen Bedürfnisse<br />

zugeschnitten, ein guter Anlagetitel<br />

auch für Private.Die Sicherheit<br />

des Emittenten Bund bedeutet je-<br />

Tagesanleihe<br />

0,01 €<br />

50 €. Keine Mindestbetragsgrenze bei<br />

Wiederanlagen von Zins- und Tilgungsleistungen<br />

aus dem Schuldbuch<br />

250 000 € je Person und Bankgeschäftstag.<br />

Keine Höchstbetragsgrenze bei Wiederanlagen<br />

von Zins und Tilgungsleistungen aus<br />

dem Schuldbuch<br />

immer zum 31.12., Umwandlung in Anteile<br />

actual/360<br />

unbefristet<br />

zum Tagespreis (Nennwert + Zinsen)<br />

jedermann,<br />

Direkterwerb bei der Finanzagentur*<br />

tägliche Rückgabe bei der Finanzagentur*<br />

zum Tagespreis möglich,<br />

max. 1 Mio. € je Gläubiger und Geschäftstag<br />

jederzeit 3)<br />

gebührenfrei<br />

gebührenfrei<br />

Depotgebühren<br />

gebührenfrei<br />

Bundesschatzanweisungen<br />

0,01 €<br />

Börse: kein Mindestauftrag<br />

(Tenderverfahren:<br />

Mindestgebot 1 Mio. €)<br />

unbeschränkt<br />

jährlich nachträglich<br />

actual/actual<br />

2 Jahre<br />

zum Nennwert<br />

jedermann,<br />

Ex Emission nur Mitglieder der Bietergruppe<br />

nach Börseneinführung täglicher Verkauf zum<br />

aktuellen Kurs möglich<br />

bei Verkauf über Finanzagentur* 2) :<br />

zum Einheitspreis der Frankfurter<br />

Wertpapierbörse als Festpreis<br />

jederzeit 3)<br />

übliche Bankprovision<br />

gebührenfrei bei Finanzagentur*;<br />

übliche Bankprovision<br />

Depotgebühren<br />

gebührenfrei<br />

doch nicht, dass mit solchen langlaufenden<br />

Papieren nicht auch<br />

Verluste eingefahren werden können.<br />

Verluste, die nicht aus dem<br />

Emittenten-Risiko herrühren,<br />

sondern dem Zinsveränderungsrisiko.<br />

Ein Beispiel: Derzeit liegen<br />

die Zinsen sowohl im kurzen als<br />

auch im langen Laufzeitenbereich<br />

auf einem historisch ausgesprochen<br />

niedrigen Niveau. Werjetzt<br />

Bundesanleihen mit langer Laufzeit<br />

und einem niedrigen Kupon<br />

erwirbt, muss damit rechnen,<br />

dass er bei einem Anziehen der<br />

Zinssätze an den Märkten mehr<br />

oder wenige deutliche Kurseinbußen<br />

erleidet.<br />

Ende März rentierten zehnjährige<br />

Bundesanleihen an den<br />

Märkten mit etwa 3,40 Prozent.<br />

Sollten nun die vielfach gehegten<br />

Inflationsbedenken wahr werden<br />

und die Notenbanken daran gehen,<br />

Liquidität aus den Märkten<br />

zu nehmen, wäre nach Meinung<br />

vieler Auguren durchaus ein Zinsanstieg<br />

auf vier Prozent möglich.<br />

Das würde dann dazu führen,<br />

dass die alten Anleihen mit dem<br />

niedrigen Zinskupon so weit fallen<br />

müssten, bis sich auch für diese<br />

Emissionen auf Basis des gesunkenen<br />

Kurses dann auch eine<br />

Rendite auf Marktniveau vonvier<br />

Prozent errechnet. Das heißt<br />

nichts anderes, als dass bei einer<br />

Geldanlage in Anleihen, abgesehen<br />

einmal von der Qualität des<br />

Emittenten, dem Zinsänderungsrisiko<br />

Rechnung getragen werden<br />

muss.Drohen also wirklich in absehbarer<br />

Zeit Zinserhöhungen,<br />

tut der Anleger gut daran, sich die<br />

Bundesschatzbriefe<br />

0,01 €<br />

50 €<br />

52 € im Direkterwerb bei der Finanzagentur*<br />

unbeschränkt<br />

Typ A: jährlich<br />

Typ B: Zinsansammlung (Auszahlung der Zinsen mit<br />

Zinseszinsen bei Rückzahlung des Kapitals)<br />

actual/actual<br />

Typ A: 6 Jahre<br />

Typ B: 7 Jahre<br />

Typ A zum Nennwert<br />

Typ B zum Rückzahlungswert (= Nennwert + Zinsen)<br />

nur natürliche Personen, gebietsansässige Einrichtungen<br />

die gemeinnützigen, mildtätigen oder kirchlichen<br />

Zwecken dienen, sowie WEG 4)<br />

nach dem 1. Laufzeitjahr bis zu 5. 000 € je<br />

Gläubiger innerhalb von 30 Zinstagen<br />

jederzeit auf Erwerbsberechtigte 3)<br />

gebührenfrei<br />

gebührenfrei<br />

Depotgebühren<br />

gebührenfrei<br />

derzeit niedrigen Zinsen nicht zu<br />

lange ans Bein zu binden. Soll heißen,<br />

in solchen Zeiten kauft der<br />

Anleger eher zwei- oder dreijährige<br />

Anleihen, weil er damit dem<br />

Zinsänderungsrisiko weitgehend<br />

ausweicht. Schließlich erhält er<br />

nach den zwei oder drei Jahren<br />

seine 100 Prozent zurück, muss<br />

also nur für einen kurzen Zeitraum<br />

den Minderzins zum gestiegenen<br />

Marktzins verkraften. Bundesanleihen<br />

sind folglich dann eine<br />

gute Anlage, wenn dem neben<br />

dem Emittentenrisiko gegebenen<br />

Zinsrisiko in geschickter Weise<br />

Rechnung getragen wird.<br />

Palette der Angebote<br />

wächst weiter<br />

Mit diesen Produkten ist die Palette<br />

der Bundesemissionen keineswegs<br />

erschöpft. Doch sind die<br />

Bundesschatzanweisungen, die<br />

inflationsindexierten Bundesobligationen<br />

(fünf Jahre) und -anleihen<br />

(zehn Jahre), die unverzinslichen<br />

Schatzanweisungen und<br />

auch die Dollar-Anleihen primär<br />

für institutionelle Anleger gedacht.<br />

Wasnicht heißt, dass auch<br />

hier aufgeschlossene Privatanleger<br />

mit von der Partie sein können.<br />

Außerdem, so merkt die Finanzagentur<br />

an, seien viele Privatanleger<br />

indirekt über Fonds<br />

oder die Portfolios ihrer Lebensversicherung<br />

in solchen Titeln engagiert,<br />

ohne es zu wissen. Auf<br />

jeden Fall hat der Bund als der<br />

Emittent Nummer eins im Lande<br />

derzeit einen großen, krisenbedingten<br />

Vertrauensvorsprung und<br />

Finanzierungsschätze<br />

0,01 €<br />

500 €<br />

250 000 € je Person und<br />

Geschäftstag<br />

Abzinsung<br />

(Nennwert -- Zinsen = Kaufpreis)<br />

actual/actual<br />

1 Jahr und<br />

2 Jahre<br />

zum Nennwert<br />

jedermann<br />

außer Kreditinstitute<br />

nicht möglich<br />

jederzeit auf Erwerbsberechtigte 3<br />

gebührenfrei<br />

gebührenfrei<br />

Depotgebühren<br />

gebührenfrei<br />

Bundesobligationen<br />

0,01 €<br />

Börse: kein Mindestauftrag<br />

110 € im Direkterwerb bei der Finanzagentur* 1)<br />

(Tenderverfahren: Mindestgebot 1 Mio €)<br />

unbeschränkt; bei Direkterwerb Finanzagentur* 1)<br />

250 000 € je Person und Geschäftstag<br />

ohne Wiederanlage und Umtausch<br />

jährlich<br />

actual/actual<br />

5 Jahre<br />

zum Nennwert<br />

jedermann<br />

Direkterwerb bei der Finanzagentur* 1)<br />

Ex Emission nur Mitglieder der Bietergruppe<br />

nach Börseneinführung täglicher Verkauf<br />

zum aktuellen Kurs möglich<br />

bei Verkauf über die Finanzagentur* 2) : zum<br />

Einheitspreis der Frankfurter Wertpapierbörse<br />

als Festpreis<br />

jederzeit<br />

Finanzagentur* Finanzagentur* und Kreditinstitute Kreditinstitute<br />

Wertrechte (= Anteile an einer Sammelschuldbuchforderung oder Einzelschuldbuchforderung), keine effektiven Stücke<br />

Finanzagentur*, Banken, Sparkassen, sowie Kreditgenossenschaften<br />

Unverzinsliche Schatzanweisungen<br />

0,01 €<br />

Börse: kein Mindestauftrag<br />

(Tenderverfahren:<br />

Mindestgebot 1 Mio. €)<br />

unbeschränkt<br />

Abzinsung<br />

(Nennwert – Zinsen = Kaufpreis)<br />

actual/360<br />

6 Monate<br />

zum Nennwert<br />

jedermann,<br />

Ex Emission nur Mitglieder der Bietergruppe<br />

nach Börseneinführung täglicher Verkauf<br />

zum aktuellen Kurs möglich<br />

bei Verkauf über Finanzagentur* 2) :<br />

zum Einheitspreis der Frankfurter<br />

Wertpapierbörse als Festpreis<br />

jederzeit 3)<br />

übliche Bankprovision<br />

gebührenfrei bei Finanzagentur*;<br />

übliche Bankprovision<br />

Depotgebühren<br />

gebührenfrei<br />

Klarheit über die Konditionen im Anleihendschungel verschafft auch ein Blick in den Wirtschaftsteil<br />

der Zeitung. FOTO: TMN<br />

damit guten Zuspruch für seine<br />

Titel im In- und Ausland. Ob er<br />

diesen wie geplant zu weiteren<br />

Aktivitäten und Produkten nutzen<br />

kann wie zum Beispiel einer<br />

Ausweitung des Privatkundengeschäfts<br />

generell, einen Sparplan<br />

auf ein Bundeswertpapierportfolio,<br />

einen inflationsgeschützten<br />

Schatzbrief Aoder langlaufende<br />

Floater, ist abhängig von politischen<br />

Entscheidungen in Berlin.<br />

Die Finanzagentur ist keine Bank<br />

und soll sich, so steht es im Koalitionspapier,<br />

nicht im konkurrierenden<br />

Umfeld zu den Banken bewegen.<br />

Ihre jüngste Tagesanleihe<br />

aus dem Jahre 2008 hatte schon<br />

einen Aufschrei im Kreditgewerbe<br />

Inflationsindexierte Anleihe<br />

0,01 €<br />

Börse: kein Mindestauftrag<br />

(Tenderverfahren:<br />

Mindestgebot 1 Mio. €)<br />

unbeschränkt<br />

jährlich nachträglich, auf Basis des<br />

indexierten Zinssatzes<br />

actual/actual<br />

10 Jahre<br />

abhängig von Inflationsentwicklung,<br />

mindestens zum Nennwert<br />

jedermann, Ex Emission nur<br />

Mitglieder der Bietergruppe<br />

nach Börseneinführung täglicher<br />

Verkauf zum aktuellen Kurs möglich<br />

bei Verkauf über Finanzagentur* 2) :<br />

zum Einheitspreis der Frankfurter<br />

Wertpapierbörse als Festpreis<br />

jederzeit 3)<br />

übliche Bankprovision; gebührenfrei bei<br />

Direkterwerb Finanzagentur* 1)<br />

gebührenfrei bei Finanzagentur*,<br />

übliche Bankprovision<br />

Depotgebühren<br />

gebührenfrei<br />

Finanzagentur*, Banken, Sparkassen, sowie Kreditgenossenschaften<br />

übliche Bankprovision<br />

übliche Bankprovision<br />

gebührenfrei bei Finanzagentur*;<br />

übliche Bankprovision<br />

Depotgebühren<br />

gebührenfrei<br />

verursacht, ähnlich wie vor 40<br />

Jahren bei der Taufe des Bundesschatzbriefes.<br />

Damit sind der<br />

Agentur derzeit die Hände gebunden;<br />

sie denkt und produziert im<br />

Augenblick zwar Neues mit Blick<br />

auf die Privatanleger,vorerst aber<br />

nur für die Schublade.<br />

Organisiert wirddie Schuldenaufnahme<br />

des Staates seit Juni<br />

2001 durch die Bundesrepublik<br />

Deutschland Finanzagentur<br />

GmbH mit Sitz in der Lurgiallee in<br />

Frankfurt. Seit der Zusammenlegung<br />

im August 2006 mit der Bundeswertpapierverwaltung<br />

bietet<br />

die Finanzagentur die kostenlose<br />

Depotverwaltung für Bundeswertpapiereund<br />

deren gebühren-<br />

Inflationsindexierte Obligation<br />

0,01 €<br />

Börse: kein Mindestauftrag<br />

(Tenderverfahren:<br />

Mindestgebot 1 Mio. €)<br />

unbeschränkt<br />

jährlich nachträglich, auf Basis des<br />

indexierten Zinssatzes<br />

actual/actual<br />

5 Jahre<br />

abhängig von Inflationsentwicklung,<br />

mindestens zum Nennwert<br />

jedermann, Ex Emission nur Mitglieder der<br />

Bietergruppe<br />

nach Börseneinführung täglicher<br />

Verkauf zum aktuellen Kurs möglich<br />

bei Verkauf über Finanzagentur* 2) :<br />

zum Einheitspreis der Frankfurter<br />

Wertpapierbörse als Festpreis<br />

jederzeit 3)<br />

Kreditinstitute<br />

Wertrechte (= Anteile an einer Sammelschuldbuchforderung oder Einzelschuldbuchforderung), keine effektiven Stücke<br />

gebührenfrei bei Finanzagentur*;<br />

übliche Bankprovision<br />

Depotgebühren<br />

gebührenfrei<br />

Bundesanleihen<br />

0,01 €<br />

Börse: kein Mindestauftrag<br />

(Tenderverfahren:<br />

Mindestgebot 1 Mio €)<br />

unbeschränkt<br />

US-Dollar-Anleihe<br />

1.000 U.S.$<br />

Börse: kein Mindestauftrag<br />

unbeschränkt<br />

jährlich nachträglich<br />

30/360<br />

5 Jahre<br />

zum Nennwert<br />

jedermann<br />

nach Börseneinführung täglicher<br />

Verkauf zum aktuellen Kurs möglich<br />

jederzeit 3)<br />

Miteigentumsanteil an einem in einer Globalurkunde<br />

verbrieften Wertpapiersammelverband<br />

Kreditinstitute<br />

übliche Bankprovision<br />

übliche Bankprovision<br />

Depotgebühren<br />

nicht möglich<br />

* Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH (kurz: Finanzagentur)<br />

1) nur Erwerb der jeweils zuletzt börseneingeführten Bundesobligation durch natürliche Personen, gebietsansässige Einrichtungen die gemeinnützigen, mildtätigen oder kirchlichen Zwecken dienen, sowie WEG 4) möglich<br />

2) einmalige Gebühr in Höhe von 0,4 % des Kurswertes<br />

3) von einem Schuldbuchkonto auf ein anderes Schuldbuchkonto gebührenfrei<br />

4) Wohnungseigentumsgemeinschaft: wenn mehr als die Hälfte der Miteigentumsanteile von natürlichen Personen gehalten wird<br />

jährlich<br />

actual/actual<br />

10 bzw. 30 Jahre<br />

zum Nennwert<br />

jedermann<br />

Ex Emission nur Mitglieder der Bietergruppe<br />

nach Börseneinführung täglicher Verkauf<br />

zum aktuellen Kurs möglich<br />

bei Verkauf über die Finanzagentur*) 2) :<br />

zum Einheitspreis der Frankfurter<br />

Wertpapierbörse als Festpreis<br />

jederzeit 3)<br />

Surftipp<br />

freien Erwerb auch für Privatanleger<br />

an (kostenlose Hotline: 0800-<br />

2225510). Die Gesellschaft erfüllt<br />

Aufgaben bei der Haushalts- und<br />

Kassenfinanzierung des Bundes,<br />

die zuvor dezentral vom Bundesfinanzministerium,<br />

der Deutschen<br />

Bundesbank und der Bundeswertpapierverwaltungwahrgenommen<br />

wurden. Dazu zählen<br />

Dienstleistungen bei der Emission<br />

von Bundeswertpapieren, die<br />

Kreditaufnahme mittels Schuldscheindarlehen,<br />

der Einsatz derivativer<br />

Finanzinstrumente sowie<br />

Geldmarktgeschäfte zum Ausgleich<br />

des Kontos der Bundesrepublik<br />

Deutschland bei der Deutschen<br />

Bundesbank.<br />

Wermehr wissen will über<br />

Bundeswertpapiere und die<br />

Finanzagentur: www.deutsche-finanzagentur.de<br />

oder<br />

auf dem Messestand der Finanzagentur<br />

vom23. bis 25.<br />

April 2010 auf der Invest in<br />

Stuttgart. Kostenlose Eintrittskarten<br />

können über die<br />

Finanzagentur bestellt werden.<br />

übliche Bankprovision<br />

gebührenfrei bei Finanzagentur*;<br />

übliche Bankprovision<br />

Depotgebühren<br />

gebührenfrei


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Geld & Finanzen 20<br />

Istmein Unternehmen<br />

reif für die Börse?<br />

Kapital durch Aktienausgabe –<br />

Stephan Mahn, Vorstandsmitglied<br />

Blättchen &<br />

Partner AG aus<br />

Leonberg zu<br />

Aspekten eines<br />

Going Public<br />

FOTO: FOTOLIA<br />

Über Jahre und Jahrzehnte hieß es,<br />

dass Deutschland mit seiner geringen<br />

Wohneigentumsquote international<br />

einen riesigen Nachholbedarf habe.<br />

Während in vielen anderen europäischen<br />

Ländern 60 bis 80 Prozent der<br />

Haushalte in den eigenen vier Wänden<br />

wohnen, dürften es in Deutschland nur<br />

gut 40 Prozent sein und in den Großstädten<br />

sogar noch deutlich weniger.<br />

Das war auch einer der Gründe, weshalb<br />

über Jahreund Jahrzehnte das Ansparen<br />

und Errichten eines eigenen<br />

Häuschens mit den unterschiedlichsten<br />

Maßnahmen vom Staat gefördert wurde.Ok,<br />

die Eigenheimzulage ist Anfang<br />

2006 ausgelaufen, aber immerhin gibt<br />

es jetzt den sogenannten Wohn-Riester.<br />

VON STEPHAN MAHN<br />

Nach einer krisenbedingten<br />

Pause kamen zuletzt endlich<br />

wieder einige deutsche<br />

Unternehmen an die Börse.<br />

Mit diesen Börsengängen (oder<br />

IPOs, „Initial Public Offerings“)<br />

könnte die seit 2008 andauernde<br />

weitgehende Emissionsflaute am<br />

deutschen Eigenkapitalmarkt zu<br />

Ende gehen. Bei den Kandidaten<br />

handelt es sich um große Mittelständler<br />

aus dem Mehrheitsbesitz<br />

von Beteiligungsgesellschaften,<br />

die Umsatzerlöse in einer Größenordnung<br />

von wenigstens mehrerenhundert<br />

Millionen Euroerwirtschaften<br />

und an der Börse einen<br />

Betrag im dreistelligen Millionenbereich<br />

bewegen beziehungsweise<br />

hereinholen wollen.<br />

Sind diese Bemühungen von<br />

Erfolg gekrönt, dann steht die Tür<br />

zum Kapitalmarkt nach Meinung<br />

vonIPO-Beratern auch wieder für<br />

viele andere Unternehmen, auch<br />

wieder kleinere, offen. Doch für<br />

wen kommt dieser Schritt wirklich<br />

in Betracht? Welcher Mittelständler<br />

ist reif für die Börse oder<br />

kann sich in relativ kurzer Zeit reif<br />

machen? Neben formalen Kriterien<br />

wie der Rechtsform und inhalt-<br />

In der letzten Zeit mehren sich hingegen<br />

die Stimmen, die im Verhalten<br />

der Deutschen international eine Vorreiterfunktion<br />

sehen. Die Argumentationsketten<br />

laufen dabei auf verschiedenen<br />

Bahnen. So meint Florian Lanz,<br />

Vorstandsvorsitzender der Estavis AG<br />

in Berlin, dass bei einem Eigenheim<br />

nicht von einer guten Kapitalanlage<br />

und einer zweckmäßigen Altersvorsorge<br />

geredet werden könne. Denn dabei<br />

werde infataler Weise das wichtigste<br />

Auswahlkriterium einer Immobilie,die<br />

Standortwahl, verletzt. Zum einen werde<br />

aus Kostengründen oft am Stadtrand<br />

gebaut, zum anderen werdeder Makrostandort<br />

nach dem Sitz des aktuellen<br />

Arbeitgebers ausgewählt. Das binde<br />

lichen Fragestellungen wie der Attraktivität<br />

der Branche und des<br />

Unternehmens für Investoren<br />

spielt immer wieder die Frage<br />

nach der „kritischen Unternehmensgröße“<br />

eine entscheidende<br />

Rolle. Weder der Gesetzgeber<br />

noch die Börsen legen sich hier<br />

wirklich fest.<br />

Emittenten ganz<br />

unterschiedlicher Größe<br />

Helfen kann ein Blick in die Emissionsstatistik<br />

früherer Jahre: Anhand<br />

der Börseneinführungen<br />

2006 und 2007 lässt sich belegen,<br />

dass die Emittenten je nach<br />

Marktsegment sehr unterschiedliche<br />

Größenmerkmale aufwiesen:<br />

So erwirtschafteten die 52 IPOs<br />

des Prime Standards, dem Transparenzstandard<br />

der Deutschen<br />

Börse mit den höchsten Anforderungen<br />

an Emittenten wie etwa<br />

einer internationalen Rechnungslegung<br />

im Median einen Umsatz<br />

von66Millionen EuroimJahr vor<br />

der Börseneinführung und erzielten<br />

im Median ein Emissionsvolumen<br />

von 88Millionen Euro. Die<br />

entsprechenden Zahlen für die 57<br />

Börsengänge im Entry Standard,<br />

wo beispielsweise die Rechnungs-<br />

Rational contraemotional<br />

Immobilien – Das eigene Häuschen wird längst nicht mehr generell als gute Geldanlage angesehen –„Lieber zur Miete wohnen“<br />

heutzutage zu sehr an die Region und<br />

könne der Karriereplanung im Wege<br />

stehen.<br />

Sinnvoller sei es, weiter zur Miete<br />

zu wohnen und eine Immobilie als Kapitalanlage<br />

zu kaufen. Denn dann<br />

müsste der Standort der Immobilie<br />

nicht der persönlichen Situation, etwa<br />

einem Wechsel des Arbeitsplatzes<br />

oder der größer werdenden Familie,<br />

angepasst werden. Auch unter Steuerund<br />

Abschreibungsgesichtspunkten<br />

sei dieser Wegsinnvoller.Zudem gebe<br />

es später das Problem eines viel zu<br />

großen Hauses nicht, wenn die Kinder<br />

auszögen. Ganz zu schweigen davon,<br />

dass mit der Alterung sich das Anforderungsprofil<br />

an das gewünschte Haus<br />

ändert, sei es in Bezug auf die Größe,<br />

den Zuschnitt oder auch die Frage der<br />

Barrierefreiheit.<br />

Das ist sicher alles rational und<br />

richtig, vernachlässigt andererseits<br />

aber die irrationale Seite des Wunsches<br />

nach etwas eigenem für die Familie,<br />

nach ungestörtem, freiheitlichem<br />

Wohnen und damit einer gehobenen<br />

Lebensqualität. Doch stellt sich<br />

dann sofort die Frage, wieso die indirekte<br />

Immobilienanlage in offenen<br />

und geschlossenen Immobilienfonds<br />

in Deutschland so beliebt ist wie in<br />

keinem anderen Land der Welt. Dazu<br />

meint Torsten Deutsch, Geschäftsführer<br />

der Hannover Grund Vermögensanlagen<br />

GmbH, dass deutsche Anleger<br />

legung nach dem deutschen<br />

HGB auch zulässig ist, belaufen<br />

sich beim Umsatz lediglich<br />

auf 8,4 Millionen<br />

Euro und beim Emissionsvolumen<br />

auf 7,3 Millionen<br />

Euro ohne Berücksichtigung<br />

reiner Notierungsaufnahmen.<br />

Das zeigt zumindest,<br />

dass Börsengänge mit<br />

deutlich kleineren Volumina,<br />

als sie derzeit diskutiert<br />

werden, in einem<br />

guten Marktumfeld<br />

möglich sind. Wichtig<br />

ist dabei das „gute<br />

Marktumfeld“. Obsolche<br />

Börsengänge auch<br />

sinnvoll sind, kann<br />

nur für den Einzelfall<br />

beurteilt werden und<br />

hängt entscheidend davon ab,<br />

welche Ziele mit dem Börsengang<br />

verbunden werden. Geht es zum<br />

Beispiel vorallem um die Herstellung<br />

der Handelbarkeit vonAnteilen<br />

–etwa, um den Handel von<br />

bereits ausgegebenen Mitarbeiteraktien<br />

zu ermöglichen –sostehen<br />

dem auch relativ geringe<br />

Emissionsvolumina nicht notwendigerweise<br />

entgegen. Geht es<br />

aber um den idealtypischen Fall<br />

der langfristigen Wachstumsfinanzierung,<br />

so muss das Volumen<br />

nicht nur den unmittelbar bevorstehenden<br />

Wachstumsschritt ermöglichen.<br />

Vielmehr sollte die<br />

Transaktion auch für institutionelle<br />

Investoren interessant sein,<br />

denn sie können das Unternehmen<br />

auch in den weiteren Wachstumsphasen<br />

mit Kapitalerhöhungen<br />

in nennenswertem Umfang<br />

begleiten.<br />

Das setzt voraus, dass die Investoren<br />

ausreichend mit Informationen<br />

über die Attraktivität<br />

des Unternehmens versorgt werden<br />

und sich vor allem später an<br />

der Börse auf eine ausreichende<br />

Liquidität der Aktie verlassen<br />

können. Damit es sich für einen<br />

institutionellen Investor lohnt, zu<br />

DAS BRINGT DER GANG AN DIE BÖRSE<br />

Das Fazit eines Börsenganges<br />

formuliertdie Deutsche Börse<br />

in ihrer für jeden Mittelständler<br />

lesenswerten Broschüre<br />

„Wachstum und Unabhängigkeit<br />

durch Eigenkapitalfinanzierung,<br />

Strukturwandel und<br />

Lösungsansätze für den deutschen<br />

Mittelstand in der aktuellen<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise“<br />

wie folgt:<br />

� Aus finanzwirtschaftlicher<br />

Perspektive dient ein Börsengang<br />

vor allem der Finanzierung<br />

von Wachstumsstrategien<br />

und der Stärkung des Eigenkapitals,<br />

aber auch der besseren<br />

Risikodiversifizierung der Alteigentümer<br />

oder der Lösung einer<br />

Nachfolgeproblematik.<br />

� Mit der Harmonisierung des<br />

EU-Kapitalmarktrechts haben<br />

die Börsen Angebote für die Unternehmen<br />

entwickelt, einen<br />

Börsengang unter deutlich geringeren<br />

formalen Anforderungen<br />

außerhalb des EU-regulierten<br />

Markts durchzuführen. Diese<br />

alternativen Wege werden<br />

sehr stark in Anspruch genommen.<br />

� Die Mehrzahl der Unternehmen<br />

realisiert tat-<br />

sich offenbar eher für Bürohäuser in<br />

Australien, Kanada oder Amerika begeistern<br />

als für den Erwerb eines eigenen<br />

Häuschens mit Garten. Seit Jahren<br />

steige die Wohneigentumsquote nicht<br />

mehr, wohl aber das in indirekten Immobilien<br />

angelegte Vermögen.<br />

Und gerade diese Anlageform und<br />

Verhaltensweise der Deutschen hält er<br />

für modern und vorbildhaft. Das Investment<br />

in das eigene Haus sei emotional<br />

motiviert, das indirekte Immobilieninvestment<br />

in Fonds oder Immobilienaktien<br />

hingegen rational motiviert.<br />

Auch unter dem Gesichtspunkt<br />

der Diversifikation, also Risikostreuung,<br />

sei es nicht sinnvoll, die eigenen<br />

Mittel fast gänzlich in ein Haus zu ste-<br />

investieren, muss er nämlich ein<br />

bestimmtes Mindestvolumen bewegen,<br />

das selten unterhalb von<br />

100000 Euro liegen wird. Bei einem<br />

geringen Emissionsvolumen<br />

hält der Investor dann einen relativ<br />

hohen Anteil der ganzen Emission<br />

und muss befürchten, dass er<br />

anschließend bei Bedarf an der<br />

Börse weder nennenswert zukaufen<br />

noch veräußern kann. Daher<br />

empfiehlt es sich in diesen Fällen,<br />

bereits bei der Erstplatzierung ein<br />

Mindestvolumen anzupeilen, das<br />

auch in guten Kapitalmarktphasen<br />

nicht deutlich unter 20 Millionen<br />

Euroliegen sollte.<br />

Beispiele Geneart<br />

und Halloren<br />

sächlich Wachstumsstrategien<br />

und verbessert die Finanzierungssituation<br />

durch eine Stärkung<br />

der Eigenkapitalbasis.<br />

Diese Effekte sind bei kleinen<br />

Unternehmen deutlicher als bei<br />

großen.<br />

� Die Realisierung vonWachstumspotentialen<br />

findet ihren<br />

Ausdruck in wachsenden Bilanzsummen,<br />

in steigenden<br />

Umsätzen, in steigenden Mitarbeiterzahlen,<br />

in wachsendem<br />

Auslandsumsätzen und ausländischen<br />

Vermögenswerten sowie<br />

einem deutlich verbesserten<br />

Diversifikationsgrad.<br />

� Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />

werden<br />

deutlich erhöht und die M&A-<br />

Aktivitäten steigen.<br />

� Mit der höheren Eigenkapitalbasis<br />

wachsen die Finanzierungsspielräume,<br />

auch im<br />

Fremdkapitalbereich,<br />

und die Investitionsvolumina<br />

steigen.<br />

Beispiele hierfür sind der Börsengang<br />

des Biotechnologieunternehmens<br />

Geneart mit einem<br />

Emissionsvolumen von rund 20<br />

Millionen Euro imMai 2006 oder<br />

der Halloren Schokoladenfabrik<br />

mit einem Emissionsvolumen von<br />

rund 16 Millionen im Mai 2007.<br />

Da unterschiedliche Unternehmen<br />

je nach Branche und Situation<br />

sehr unterschiedliche Bewertungen<br />

erzielen, ist es schwierig,<br />

daraus direkte Rückschlüsse auf<br />

die Unternehmensgröße im Sinne<br />

beispielsweise des Jahresumsatzes<br />

des Unternehmens zu ziehen.<br />

So erzielte Geneart etwa einen<br />

Umsatz von4,5 Millionen Euroim<br />

Jahr vor der Börseneinführung,<br />

Halloren immerhin rund 26 Millionen<br />

Euro. In jedem Fall empfiehlt<br />

es sich, die Überprüfung der<br />

Relationen am konkreten Einzelfall<br />

vorzunehmen und bei einem<br />

positiven Ergebnis die Vorbereitungen<br />

gründlich und mit fundierter<br />

Beratung anzugehen. Doch<br />

zeigen diese Zahlen, dass in<br />

Deutschland zwar noch nicht, wie<br />

in den USA, die Drogerie an der<br />

Ecke „public“ gehen kann, aber<br />

durchaus der „mittlere Mittelständler“,<br />

von denen es in Südhessen<br />

ausgesprochen viele gibt.<br />

cken. So würde kein Wertpapiersparer<br />

alle seine Mittel in eine Aktie stecken<br />

anstatt in Fonds mit einer breiten Risikostreuung.<br />

Aus solchen Einschätzungen ergeben<br />

sich sofort weitergehende Schlüsse<br />

beziehungsweise Fragen. Ist unter diesem<br />

Aspekt die staatliche Immobilienförderung<br />

noch sinnvoll? Warum sind<br />

fremdvermietete Immobilien ausgenommen?<br />

Warum indirekte Immobilienanlagen?<br />

Sein Fazit: Die staatliche<br />

Förderung folgt einem anachronistischen<br />

Verständnis von Immobilienanlagen<br />

und wird dem Paradigmenwechsel,<br />

der in einer modernen Gesellschaft<br />

eher in Richtung indirekter Anlagen<br />

weist, nicht gerecht. Og


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 21<br />

Seite 29<br />

Individuell<br />

und dekorativ<br />

Töpfer-Tradition verkörpert<br />

Bernd Dönig aus Erbach.<br />

Odenwälder Keramik ist seine Leidenschaft.<br />

echo-auktion.de<br />

Handwerk &<br />

Hightech<br />

Traumangebote bis zu 60 %günstiger!<br />

Mitbieten und Schnäppchen sichern –viele tolle Angebote vom 10. bis 20. April 2010!<br />

»Ein schlechter Handwerker<br />

schimpft immer auf sein Werkzeug.«<br />

Bernd Dönig FOTO: ALEXANDER HEIMANN<br />

Englisches Sprichwort<br />

Seite 25<br />

Digitale Manufaktur<br />

Armin Kurt Knaup und sein<br />

Team bedrucken alles von<br />

der Visitenkarte bis zur Lkw-<br />

Plane. Auch Künstler kommen<br />

wegen der Qualität.<br />

Seite 26<br />

Unterwegs arbeiten<br />

Die Darmstädter Firma Cosynus<br />

entwickelt Software, damit<br />

iPhone und Blackberry<br />

effizient genutzt werden<br />

können im Business.<br />

Seite 28<br />

Alt und Neu<br />

Im Raunheimer Lehrmittelverlag<br />

vonBernhard Dorn<br />

treffen Gutenbergs Drucktechnik<br />

und die hochmoderne<br />

Medienwelt aufeinander.<br />

Seite 31<br />

KomplexeMaterie<br />

Das Umweltrecht vonAnlagenzulassung<br />

bis Ökodesign<br />

beeinflusst die Unternehmenspraxis.Gastbeitrag<br />

von<br />

Alfred Stapelfeldt.<br />

…und ab 10. April mitbieten –<br />

auf echo-auktion.de


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 22<br />

Die Erbsenzähler<br />

Count +Care –Entega-Tochter nutzt die Liberalisierung der Energiemärkte<br />

und arbeitet jetzt auch als Dienstleister für andereUnternehmen<br />

VON HANS DIETER ERLENBACH<br />

Das Gänseblümchen ist eine<br />

der unscheinbarsten<br />

Blumen überhaupt. Klein<br />

duckt es sich neben Grasnarben,<br />

wirdmeist achtlos zertreten oder<br />

mit dem Rasenmäher beseitigt<br />

und gilt gelegentlich als Liebeshoroskop.<br />

Nämlich dann, wenn<br />

man Blättchen für Blättchen von<br />

der Blüte abzupft: „Sie liebt<br />

mich, sie liebt mich nicht, sie<br />

liebt mich ...“<br />

Diese unscheinbare Blume,<br />

schon ein wenig gerupft, ziert das<br />

Firmenlogo von Count + Care.<br />

Zwar eine Tochter der HSE-Vertriebsfirma<br />

Entega, am Markt aber<br />

auch für andere Energieversorger<br />

tätig.<br />

Energie ist zu einem kostbaren<br />

Gut geworden, seit die Preise<br />

in immer höhere Regionen vorstoßen<br />

und der Blick auf den<br />

ständig rotierenden Stromzähler<br />

einem Hausbesitzer oder Mieter<br />

schon mal Schweißperlen auf die<br />

Stirn treibt. Für Geschäftsführer<br />

Johannes Brüssermann weisen<br />

die fehlenden Blätter des Gänseblümchens<br />

auf das Zählen hin.<br />

Denn gezählt wird bei Count +<br />

Care injeder Sekunde. Nämlich<br />

Energie.<br />

Sparen durch<br />

intelligente Stromzähler<br />

Genau hier setzt das Geschäftsmodell<br />

des Dienstleisters an, der<br />

rund 230Mitarbeiter hat. Tendenz<br />

steigend. Er unterstützt Energie-<br />

Noch besser als unser Service<br />

sind nur unsere Preise.<br />

Wechseln Sie jetzt zu Mainova Strom Direkt! Top-Service, faire Verträge und<br />

günstige Preise –ausgezeichnet mit Bestnoten in der Verivox Strom-Service-<br />

studie 2009.<br />

sparmaßnahmen durch den Einbau<br />

intelligenter Stromzähler.<br />

Nicht nur für Privatkunden, sondern<br />

vor allem für große Firmen<br />

und Filialketten. Neben der Firmenzentrale<br />

in der Darmstädter<br />

Landwehrstraße besteht eine kleine<br />

Niederlassung in Mainz.<br />

Früher, soerinnert sich Brüssermann,<br />

gab es bei der Heag alle<br />

Leistungen unter einem Namen.<br />

Das begann mit der Energieerzeugung,<br />

ging über die Verteilung<br />

der Energie auf die Netze<br />

und den Vertrieb sowie die Abrechnung.<br />

Die Liberalisierung<br />

der Energiemärkte eröffnete dem<br />

Unternehmen neue Geschäftsfelder.<br />

Eines davon ist Count +<br />

Care, früher besser als Entega-<br />

Service bekannt. „Der neue<br />

Name ist ein sprechender Name.<br />

Er drückt aus, was wir tun“, sagt<br />

Brüssermann. „Nämlich zählen<br />

und kümmern.“ Bei Count +<br />

Caresind inzwischen alle Prozesse<br />

vom Zähler über die Abrechnung<br />

bis zum Forderungsmanagement<br />

angesiedelt.<br />

Die Reform des Energiewirtschaftsgesetzes<br />

ermöglicht es<br />

Stromkunden seit 2009, sich<br />

selbst einen Stromzähler zu besorgen.<br />

Früher musste man nehmen,<br />

was der Stromanbieter installierte.<br />

Brüssermann ist sicher,<br />

dass die schwarzen Zähler mit<br />

dem rotierenden Rad, die seit<br />

Jahrzehnten installiert werden,<br />

bald ausgedient haben.<br />

Ein moderner Zähler hat<br />

durchaus Vorteile, wie Brüssermann<br />

erläutert. Er kann detailliert<br />

Jetzt wechseln: www.direktwechsel.de oder: 0800 11 333 88 (kostenfrei)<br />

aufzeigen, zu welcher Tageszeit<br />

und an welchen Geräten der<br />

Stromverbrauch besonders hoch<br />

ist. Fürdie Kunden liegen hier große<br />

Sparpotenziale, mit denen die<br />

monatliche Miete von zwei bis<br />

drei Euro für die Zähler meist<br />

schnell hereinzuholen ist. Bestellen<br />

kann man diese Zähler unter<br />

anderem bei Count +Care.<br />

Unrentablen Kühlgeräten<br />

auf der Spur<br />

Noch spannender als für einen<br />

Privathaushalt ist eine detaillierte<br />

Aufschlüsselung des Stromverbrauchs<br />

für Firmen oder große<br />

Handelsketten mit vielen hundert<br />

Märkten. Sie können tagesgenau<br />

sehen, in welchem Markt wie viel<br />

Strom verbraucht wird. So kommen<br />

sie unrentablen Kühlgeräten<br />

auf die Schliche oder lokalisieren<br />

Stromfresser.Das bringt nicht nur<br />

einen Spareffekt, sondern ist gut<br />

für die Umwelt. Count + Care<br />

bündelt für solche Firmen die Daten<br />

und wertet sie aus.<br />

Stromzähler müssen künftig<br />

nicht mehr abgelesen werden,<br />

Johannes Brüssermann FOTOS: HANS DIETER ERLENBACH<br />

sondern liefern ihre Daten per<br />

Funk direkt an den Abrechnungsbetrieb.<br />

Auf Wunsch kann ein<br />

Stromnutzer tagesaktuell seine<br />

Daten bekommen. Johannes<br />

Brüssermann spricht in diesem<br />

Zusammenhang von „intelligenten<br />

Zählern, die kommunikationsfähig<br />

sind.“ Die Daten sind sogar<br />

auf Wunsch auf bis zu 15 Minuten<br />

aktualisiert im Internet abrufbar.<br />

Gegründet wurde Count +<br />

Care2003als Entega-Service.2010<br />

firmierte das Unternehmen in<br />

Count +Careum. Die 230Mitarbeiter<br />

erwirtschafteten vergangenes<br />

Jahr 60 Millionen Euro Umsatz.<br />

Momentan werden 900 000<br />

Kunden bundesweit betreut.<br />

„Wir sind neutraler Dienstleister<br />

und Servicepartner für Vertriebe,<br />

Netzgesellschaften, Handel,<br />

Gewerbe, Industrie und Kommunen“,<br />

umschreibt Brüssermann<br />

das Tätigkeitsfeld des jungen Unternehmens.<br />

„Wir sind die Erbsenzähler,<br />

die Geschäftsmodelle<br />

absichern.“ Count +Carebetreut<br />

nicht nur Strom-, sondern auch<br />

Gas- und Wasserkunden.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 23<br />

VON KLAUS THOMAS HECK<br />

Der Stromzähler spricht<br />

deutsch, das Kraftwerk<br />

englisch, die Trafostation<br />

serbokroatisch und die Waschmaschine<br />

chinesisch. So ähnlich<br />

muss man sich die europäische<br />

Energieversorgung vorstellen.<br />

Ein babylonisches Sprachgewirr.<br />

Einheitliche Standards sind Mangelware,<br />

viele Systeme nicht mal<br />

miteinander kompatibel. Wie<br />

soll daraus jemals ein effizienter<br />

Markt entstehen? Sechs Modellprojekte<br />

in Deutschland, Spanien,<br />

Großbritannien und den Niederlanden<br />

sollen nun die Entwicklung<br />

intelligenter Stromnetze<br />

erforschen. Das umfassendste<br />

startet dieser Tage in Südhessen:<br />

Web2energy.<br />

„Der Strommarkt steht vorgroßen<br />

Herausforderungen“, sagt Albert<br />

Filbert, Vorstandsvorsitzender<br />

der Heag Südhessische Energie<br />

AG (HSE). Der Darmstädter<br />

Energieversorger führt das<br />

„Web2energy“-Konsortium an,<br />

an dem zehn Unternehmen und<br />

Forschungseinrichtungen beteiligt<br />

sind. Die Europäische Union<br />

fördert das fünf Millionen Euro<br />

teure Projekt mit 2,9 Millionen.<br />

Die HSE zahlt eine Million.<br />

Zunehmend lösen dezentrale,<br />

regenerative Energiequellen die<br />

großen Kraftwerke ab. Wasserkraft,<br />

Biomasse- und Solaranlagen<br />

statt großer Braunkohle- oder<br />

Kernkraftwerke. Experten erwarten,<br />

dass der Anteil erneuerbarer<br />

Energien von derzeit 15 Prozent<br />

bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent<br />

steigt. Doch das stellt so manchen<br />

Netzanbieter vor ungeahnte<br />

Probleme.Wie kann Strom von<br />

den großen Windkraftparks an<br />

der Küste ohne Verluste ins Gebirge<br />

transportiert werden? Lässt<br />

sich Energie dauerhaft speichern?<br />

Schließlich sind Wind<br />

und Sonne oft nur für wenige<br />

Stunden am Tagnutzbar. Doch<br />

noch sind viele Fragen weitestgehend<br />

ungelöst.<br />

Europa lernt<br />

in Eppertshausen<br />

In Südhessen sollen Antworten<br />

gefunden werden. Bis Ende 2012<br />

will das Konsortium in sechs repräsentativen<br />

Baugebieten in<br />

Darmstadt und im Landkreis<br />

Darmstadt-Dieburg sogenannte<br />

„smart grids“ – intelligente<br />

Stromnetze –testen: in der St.-<br />

Barbara-Siedlung in Eberstadt<br />

zum Beispiel, auf dem Miag-Gelände<br />

in Ober-Ramstadt und in<br />

den Neubaugebieten vonSchaafheim,<br />

Eppertshausen, Münster<br />

und Groß-Bieberau. 200 Haushalte<br />

erhalten dort kostenlos intelligente<br />

Stromzähler mit einem<br />

Wirtschafts-TV:<br />

Familien im Fokus<br />

VON TINO FRIEDERICH<br />

Unterschiedlich große und erfolgreiche<br />

Familienunternehmen bilden<br />

den inhaltlichen Schwerpunkt der an<br />

ökonomischen Sachverhalten orientierten<br />

TV-Sendungen der kommenden<br />

Wochen. Daneben werden zahlreiche<br />

charismatische Unternehmerpersönlichkeiten<br />

porträtiert, die mit Geschick<br />

und Mut ihreteilweise verwegenen Ideen<br />

verwirklichen konnten (Änderungen<br />

vorbehalten):<br />

Donnerstag, 8. April: „Karstadt –Der<br />

große Schlussverkauf“ (WDR, 14.15<br />

Uhr) aus der Reihe „die story“ unternimmt<br />

den Versuch, eine der größten<br />

Firmenpleiten der deutschen Nachkriegsgeschichte<br />

zu analysieren. Die<br />

ehemaligen Karstadt-Quelle-Chefs<br />

Thomas Middelhoff und Wolfgang Urban<br />

nehmen in Interviews Stellung.<br />

Um den sagenhaften Aufstieg eines baden-württembergischenUnternehmens<br />

und seines Chefs zur Weltspitze<br />

berichtet am Nachmittag das Porträt<br />

„Artur Fischer –Der Dübelkönig aus<br />

dem Schwarzwald“ (SWR, 18.15 Uhr).<br />

Denn die Befestigungssysteme des genialen<br />

Erfinders sind inzwischen Bestandteil<br />

unzähliger Bauwerkeauf dem<br />

gesamten Erdball.<br />

Nachdenklich geht es am Abend in der<br />

Gesprächssendung „scobel“ (3sat,<br />

21.00 Uhr) zu. Moderator Gerd Scobel<br />

diskutiert mit seinen Gästen die Frage,<br />

wie objektiv der Maßstab Geld wirklich<br />

ist. Denn die aktuellen globalen Krisen<br />

zeigen, dass Faktoren wie Vertrauen<br />

und Hoffnung in die Wirksamkeit der<br />

Zirkulation einfließen. Diese sind jedoch<br />

keine Bestandteile ökonomischer<br />

Wege ausBabylon<br />

Energieversorgung – In Südhessen beschäftigt sich ein europäisches Modellprojekt<br />

mit intelligenten Stromnetzen –Trendsetter für Europa und die Welt<br />

speziellen Kommunikationsmodul.<br />

Das misst einerseits den viertelstundengenauen<br />

Verbrauch,<br />

kann andererseits dem Kunden<br />

aber auch Tipps geben –etwa,<br />

wann die Waschmaschine am<br />

günstigsten läuft. Außerdem<br />

werden die Trafostationen der<br />

Baugebiete mit speziellen Pufferspeichern<br />

ausgerüstet. Das soll<br />

Überangebote und Versorgungsengpässe<br />

verhindern.<br />

Theorien. Wird etwa eine neue Philosophie<br />

des Geldes gebraucht?<br />

Freitag, 9. April: Voneinem Investmentbanker<br />

mit Spitzeneinkommen,<br />

der in eine Sinnkrise gerät, seinen hoch<br />

dotierten Job an den Nagel hängt und<br />

eine Pilgerfahrt unternimmt, erzählt<br />

die Doku „Die Zehn Gebote –Banker’s<br />

Blues“ (HR, 5.20Uhr).<br />

Samstag, 10. April: Im Rahmen der<br />

Reihe „Norddeutsche Dynastien“<br />

steht mit der Folge „Berentzen –Die<br />

Erfinder des Apfelkorns“ (NDR, 11.30<br />

Uhr) ein über 250 Jahre altes Traditionsunternehmen<br />

im Fokus, das Mitte<br />

der siebziger Jahre des vergangenen<br />

Jahrhunderts mit einer genialen Innovation<br />

den Weltmarkt eroberte. Friedrich<br />

Berentzen, der gemeinsam mit<br />

seinem Bruder Hans lange Jahre das<br />

Unternehmen führte,berichtet aus der<br />

Historie.<br />

Sonntag, 11.April: Voneinem weiteren<br />

Familienbetrieb erzählt die Doku<br />

„Die Blüthner Klavierbauer –Ein Klang<br />

vonWeltruf“ (MDR, 22.10Uhr) aus der<br />

Doku-Reihe „Lebensläufe“.Nach mehr<br />

als 150 wechselvollen Jahren hat die<br />

Leipziger Musikinstrumentenschmiede<br />

zu alter Stärke zurückgefunden.<br />

Montag, 12. April: Hinter die Kulissen<br />

eines Berufsstandes,der in den vergangenen<br />

Jahren immer mehr in das Blickfeld<br />

der Öffentlichkeit geraten ist,<br />

schaut die Reportage „Wenn der Arbeitgeber<br />

pleite geht –unterwegs mit<br />

einem Insolvenzverwalter (SWR, 22.30<br />

Uhr). Der Film hat den Anwalt Sebastian<br />

Laboga vier Monate lang begleitet.<br />

Dienstag, 13. April: Im Rahmen des<br />

Themenabends „Hungerkrisen, vermeidbare<br />

Katastrophen?“ beleuchtet<br />

die investigative Doku „Krieg um den<br />

Reis“ (Arte, 20.15 Uhr) den gesamten<br />

Weg des Reises von der Produktion<br />

über den Export, den Großhandel bis<br />

„Wir hoffen auf neue Erkenntnisse<br />

für das ganze Land“, sagt<br />

Mark Weinmeister,Staatssekretär<br />

im hessischen Umweltministerium.<br />

„Die Stromnetze wurden in<br />

den vergangenen Jahren stiefmütterlich<br />

behandelt.“<br />

In den sechs Baugebieten will<br />

die HSE mit ihren Partnern testen,<br />

wie es besser geht. So sollen<br />

die Stromzähler dem Verbraucher<br />

ihrerseits Vorschläge ma-<br />

zum Konsumenten und versucht die<br />

Mechanismen zu ergründen, die „Reiskrisen“<br />

wie die des Jahres 2008 ermöglichen.<br />

Eine „Debatte“ (Arte, 21.35<br />

Uhr) schließt sich an.<br />

Donnerstag, 15. April: Den Unternehmer<br />

Reinhold Würth, mittlerweile Chef<br />

von weltweit 28 000 Verkäufern, porträtiert<br />

die Doku „Wie wird man Milliardär?“<br />

(SWR, 18.15 Uhr). Auch mit<br />

über 70 sorgt er dafür, dass bei seinen<br />

Mitarbeitern die Motivation stimmt.<br />

Freitag, 16. April: Die Doku „Die Mannesmann-Story“<br />

(3sat, 20.15 Uhr) erzählt<br />

die Geschichte der nordrheinwestfälischen<br />

Erfinder- und Unternehmerdynastie.<br />

Familienmitglieder und<br />

ehemalige Beschäftigte des einstigen<br />

deutschen Vorzeigekonzerns äußern<br />

sich. Anschließend schaut die „3satbörse“<br />

(3sat, 21.30 Uhr) nach Shanghai,<br />

wo am 1. Mai die Expo 2010 ihre<br />

Tore öffnet. Stolze 40 Milliarden Dollar<br />

lässt sich China das sechsmonatige<br />

Spektakel kosten.<br />

Sonntag, 18. April: Im Rahmen der<br />

Reihe „Tele-Akademie“ (SWR, 8.30<br />

Uhr) hält Professor Peter Hennickeeine<br />

Vorlesung zum Thema „Weltmacht<br />

Energie“. Angesicht des stetig steigenden<br />

Bedarfs an billiger Energie verdeutlicht<br />

er die absehbaren politischen,<br />

wirtschaftlichen und auch militärischen<br />

Aspekte künftiger Entwicklungen.<br />

Mittwoch, 21. April: Um die „Supermacht<br />

China“, die sich innerhalb von<br />

knapp 25 Jahren aus einem rückständigen<br />

Agrarstaat zu einer modernen<br />

Volkswirtschaft entwickelt hat, geht es<br />

in der Doku-Reihe „wissen aktuell“<br />

(3sat, 20.15 Uhr). Der Beitrag schaut<br />

nicht nur auf die Erfolge,sondern auch<br />

die negativen Effekte dieser Entwicklung,<br />

wie beispielsweise den gewachsenen<br />

Anteil an Kinderarbeit oder die<br />

chen, wann sich der Verbrauch<br />

am besten rechnet. Die Kommunikations-<br />

und Datenformate –<br />

vom Energieversorger bis zum<br />

Netzbetreiber, von der Netzleitstelle<br />

bis zur Steckdose –werden<br />

vereinheitlicht. Gleichzeitig werden<br />

die Anlagen miteinander vernetzt<br />

und die Datenbanken der<br />

beteiligten Unternehmen einander<br />

angeglichen. „Damit alle eine<br />

einheitliche Sprache sprechen“,<br />

zusätzlichen Belastungen für die Umwelt.<br />

Im Spätprogramm wird „Hugo<br />

Junkers–Der Ikarus vonDessau“ (HR,<br />

23.40 Uhr) porträtiert. Der rheinländische<br />

Fabrikantensohn hatte schon in<br />

der Pionierzeit der Luftfahrt sehr genaue<br />

Vorstellungen voneinem europäischen<br />

Linienflugnetz.<br />

Donnerstag, 22. April: Mit der Reportage<br />

„Stadt der Träume“ geht es noch<br />

einmal in Chinas erste moderne Mega-<br />

City,den 20-Millionen-Einwohner-Moloch<br />

Shanghai. Filmemacher William<br />

Cobban hat sich auf die Suche nach<br />

Gewinnern und Opfern des Fortschritts<br />

begeben.<br />

Sonntag, 25. April: Die Doku „Kopfende<br />

Haßloch –Die kontrollierte Realität“<br />

(Arte,0.10Uhr) porträtiert mit der pfälzischen<br />

Gemeinde Haßloch das<br />

„durchschnittlichste Dorf Deutschlands“.Gerade<br />

diese Eigenschaft macht<br />

die 3000 Haushalte für die Gesellschaft<br />

für Konsumforschung interessant und<br />

zum perfekten Testmarkt für die gesamte<br />

Republik. Unter realistischen Bedingungen<br />

wird dort die Wirksamkeit<br />

medialer Werbung überprüft.<br />

Montag, 26. April: Um Frauen in der<br />

Chef-Etage geht es in der Doku „Mit<br />

Charme und Ellenbogen“ (HR, 15.30<br />

Uhr). Der Film begleitet die Geschäftsführerin<br />

einer PR-Agentur und die Justiziarin<br />

einer Softwarefirma durch ihren<br />

Alltag rund um Job und Familie.<br />

„Der afrikanische Patient –Wunderheiler<br />

China?“ (ARD, 21.00 Uhr) beleuchtet<br />

am Abend das enorme Engagement<br />

der asiatischen Supermacht zur Schaffung<br />

einer Infrastruktur auf dem<br />

schwarzen Kontinent. Anders als die<br />

Europäer, die Afrika wie einen kränkelnden<br />

Patienten behandeln, sieht<br />

China die Region als einen bedeutenden<br />

Global Player voller Reichtum,<br />

Rohstoffe und Absatzmärkte.<br />

sagt Projektberater Bernd Michael<br />

Buchholz. Südhessen sei damit<br />

Trendsetter „für Europa und die<br />

Welt“.<br />

In ihrem Modellprojekt will<br />

die HSE besonders eifrige Stromsparer<br />

mit Boni belohnen. Langfristig,<br />

so Filbert, solle es lastund<br />

zeitvariable Stromtarife geben.<br />

Die verhindert zurzeit das<br />

deutsche Eichrecht. Bis zu 15<br />

Prozent der Kosten lassen sich<br />

Mittwoch, 28. April: WarenzuSchleuderpreisen,<br />

die damit einhergehenden<br />

Dumpinglöhne und Verbraucher, die<br />

für Schnäppchen auch über skandalöse<br />

Produktions- und Arbeitsbedingungen<br />

hinwegzusehen bereit sind, stehen im<br />

Zentrum der „betrifft“-Reportage<br />

„Hauptsache billig“ (SWR, 20.15 Uhr).<br />

Der Film untersucht die Zusammenhänge.<br />

Die Frage, was die Hypo-Real-<br />

Estate-Pleite letztendlich kostet, stellt<br />

im Abendprogramm die Doku „Verzockt,<br />

verloren, verstaatlicht …“ (3sat,<br />

23.20 Uhr). Der Film verdeutlicht, mit<br />

welch riskanten Geschäften die Banker<br />

das Geld verspielt haben. Täter, Opfer,<br />

Krisenmanager und Krisenverlierer<br />

kommen zu Wort.<br />

Am Beispiel eines mittelständischen<br />

Autozulieferers aus dem Saarland begleitet<br />

die „Leben live“-Reportage<br />

„Letzter Ausweg Insolvenz –wie Arbeitnehmer<br />

für die Krise bezahlen“<br />

(SWR, 1.05Uhr) über mehrereMonate<br />

das Tuneines Insolvenzverwalters.<br />

Donnerstag, 29. April: Den „Jarmark<br />

Europa“ (Arte, 10.10 Uhr), einen der<br />

größten Warenumschlagplätze Osteuropas,besucht<br />

die gleichnamige Doku.<br />

In einem Warschauer Sportstadion gelegen,<br />

spiegeln sich in ihm die wirtschaftlichen<br />

Veränderungen Polens der<br />

letzten Jahre. Am Abend beobachtet<br />

die Doku „Wem gehört das Meer?“<br />

(3sat, 20.15 Uhr) den Wettlauf um die<br />

wohl letzten noch nicht verteilten großen<br />

Rohstoffreserven unseres Planeten.<br />

Denn die Tiefsee stand bisher<br />

kaum im Blickfeld von Erkundungen.<br />

Freitag, 30. April: Um das weltweit<br />

drittgrößte Direktvertrieb-Unternehmen<br />

geht es in „Die Vorwerker“ (3sat,<br />

20.15 Uhr). Der Film erzählt die spannende<br />

Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens<br />

mit Sitz im Bergischen<br />

Land. Anschließend dreht sich in der<br />

durch einen intelligenteren Verbrauch<br />

und eine dynamische<br />

Preisgestaltung sparen, schätzen<br />

Experten.<br />

Und wann profitiert die gesamte<br />

Republik von den intelligenten<br />

Stromnetzen? Zehn, 15<br />

Jahre werde das wohl noch dauern,<br />

vermutet Projektleiter Bernhard<br />

Fenn. „Wir betreiben hier<br />

erstmal nur die Grundlagenforschung.“<br />

Ehrgeizige Idee: In Südhessen<br />

werden die Stromnetze der Zukunft<br />

erforscht. Projektleiter Bernhard<br />

Fenn, HSE-Vorstandsvorsitzender Albert<br />

Filbert und Staatssekretär Mark<br />

Weinmeister (von links) bei der Präsentation<br />

von Web2energy in Darmstadt.<br />

FOTO: KLAUS THOMAS HECK<br />

„3satbörse“ (3sat, 21.30Uhr) alles ums<br />

Thema Kunststoffe. Während die Produktion<br />

des Materials boomt wie noch<br />

nie,wirddie Entsorgung zu einer regelrechten<br />

Mammut-Aufgabe für die Zukunft.<br />

Dienstag, 4. Mai: Einen mutigen deutschen<br />

Kleinunternehmer,der der Wirtschaftskrise<br />

erfolgreich mit einer Firmengründung<br />

in Asien trotzt, stellt die<br />

„ZDF.reportage: Auf nach Indien!“<br />

(3sat, 13.15 Uhr) vor.<br />

Mittwoch, 5. Mai: Die mit dem „Adolf-<br />

Grimme-Preis“ prämierte Doku „Der<br />

große Ausverkauf“ (BR, 23.40 Uhr) untersucht<br />

die Folgen der Privatisierung<br />

von Wasser- und Stromversorgung, öffentlichem<br />

Verkehr und dem Gesundheitssektor<br />

ganz konkret anhand von<br />

Einzelschicksalen auf der ganzen Welt.<br />

Vertretern der WTO, des IWF und der<br />

Weltbank werden Menschen gegenübergestellt,<br />

die von deren Entscheidungen<br />

betroffen sind und ums alltägliche<br />

Überleben kämpfen müssen.<br />

Sonntag, 9. Mai: Die zweite Folge der<br />

Dokureihe „Wir Europäer“ (Arte,14.00<br />

Uhr) trägt den Untertitel „Europa erfindet<br />

den Kapitalismus“. Die skizzierten<br />

Lebenswege von Wilhelm Brömse, Jakob<br />

Fugger und Etienne Turquet illustrieren<br />

die Ideen des 16. Jahrhunderts,<br />

die sich unter dem Motto „Wirtschaften<br />

für Profit statt wirtschaften, um ein<br />

Auskommen zu haben“ zusammenfassen<br />

lassen.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 24<br />

VON KLAUS THOMAS HECK<br />

494 544 vinkulierte Stammaktien<br />

gibt es vonder Enmore<br />

Consulting AG, doch vor<br />

einer feindlichen Übernahme ist<br />

Vorstand Heinz-Jürgen Glaubauf<br />

nicht bange.„Im Grunde gehören<br />

wir uns selbst“, sagt der 59-jährige.<br />

Glaubaufs Aktionäre sind seine<br />

Kollegen –der Griesheimer IT-<br />

Dienstleister gehört zu 100 Prozent<br />

den eigenen Mitarbeitern.<br />

Ein bundesweit wohl einmaliges<br />

Modell.<br />

Die Geschichte von Enmore<br />

beginnt am 13. Januar 2000 im<br />

Kellerbüro von Jürgen Welter in<br />

Roßdorf bei Darmstadt. Mit acht<br />

Gleichgesinnten gründet der Diplom-Mathematiker<br />

sein IT-Beratungsunternehmen<br />

für die Energiewirtschaft.<br />

Die verspricht für<br />

die kommenden Jahren gute Geschäfte:<br />

Der Strommarkt wird liberalisiert.<br />

Aus einstigen Monopolisten<br />

wie RWE sollen Dienstleister<br />

werden, Stromnetze und<br />

Vertrieb voneinander getrennt<br />

werden. „Energie wird zum Produkt“,<br />

sagt Welter.<br />

Beinahe monatlich ändert die<br />

Bundesnetzagentur ihre Vorschriften,<br />

und jede Änderung<br />

lässt bei den IT-Beratern die Sektkorken<br />

knallen. Schließlich erfordert<br />

jede Neuerung spezielle EDV-<br />

Lösungen. Die Software ist bei<br />

vielen Energieversorgern auf dem<br />

Stand der achtziger Jahre.<br />

Zehn Jahre<br />

ohne Wachstumsknick<br />

Enmore wächst. 2006 zieht das<br />

Unternehmen in den Griesheimer<br />

Leuschnerpark. 2009 erwirtschaften<br />

die 97 Mitarbeiter einen<br />

Umsatz von15,323 Millionen Euro.<br />

Neben der Griesheimer Zentrale<br />

gibt es Standorte in Dortmund,<br />

Geraund Berlin. Die Berater<br />

–meist Betriebswirte, Mathematiker<br />

oder Informatiker –betreuen<br />

Projekte von Peking bis<br />

Zürich. Den Bilanzgewinn 2009<br />

schätzt Vorstand Heinz-Jürgen<br />

Glaubauf –einer der Gründer und<br />

seit 2001 im Amt –auf 705000<br />

Euro. Bislang ist die wichtigste<br />

Kennzahl noch in jedem Jahr gestiegen.<br />

Davon profitieren alle<br />

Mitarbeiter.<br />

„Wir wollten ein Unternehmen,<br />

das nach eigenen Kriterien<br />

tickt. Mit partnerschaftlichen<br />

Prinzipien“, sagt Glaubauf. Weil<br />

Enmore vom Wissen und der<br />

Kreativität seiner Angestellten<br />

lebt, können nur Mitarbeiter Aktien<br />

der Firma erwerben. So kommen<br />

zu den Fixgehältern mögliche<br />

Kursgewinne, Dividenden<br />

und zusätzliche variable Vergütungen.<br />

So mancher Kollege verdient<br />

deshalb mehr als der Chef,<br />

den er –indirekt via Aufsichtsrat<br />

–selbst wählen kann.<br />

Entscheidenden Einfluss auf<br />

die Aktiengesellschaft hat er des-<br />

Die beiden Vorstände<br />

Heinz-Jürgen Glaubauf (59, links) ist<br />

seit 42 Jahren in der Energiewirtschaft<br />

tätig. Zunächst arbeitete der<br />

Industriekaufmann bei Energieversorgern<br />

wie den Stadtwerken Wiesbaden<br />

und Bad Kreuznach oder dem<br />

GGEW in Bensheim, später wechselte<br />

er zu verschiedenen Beratungsunternehmen<br />

in Mannheim. 2000 gehörte<br />

er zu den neun Gründern von<br />

Enmore, seit 2001 ist er Vorstandsmitglied.<br />

Den Generationenwechsel verkörpert<br />

Marcus Hartmann (40, rechts),<br />

seit 1. Januar gleichberechtigter Vorstand.<br />

Der Diplom-Betriebswirt war<br />

zuvor Projektmanager und Abteilungsleiter<br />

des Energieriesen E.ON in<br />

Würzburg und Berlin sowie Unternehmensberater<br />

in Mannheim. Beide<br />

Geschäftsführer sind verheiratet.<br />

[Personen]<br />

Tickennach<br />

eigenen<br />

Kriterien<br />

Enmore AG–<br />

Der Griesheimer IT-Dienstleister<br />

gehört zu 100Prozent<br />

seinen Angestellten –<br />

Energiebranche<br />

hält die Geschäfte<br />

unter Strom<br />

halb trotzdem nicht. Maximal 7,5<br />

Prozent der Anteilsscheine darf<br />

eine Einzelperson halten. So viele<br />

haben aber derzeit nur zwei Mitarbeiter<br />

und ein ehemaliger Vorstand.<br />

Keine Gruppe hat so viele<br />

Stimmrechte, dass sie die Sperrminorität<br />

erreicht. Werdas Unternehmen<br />

verlässt, muss seine<br />

Stammaktien verkaufen – oder<br />

kann sie in Vorzugsaktien umwandeln.<br />

Wenn Marcus Hartmann (40)<br />

aus dem Panoramafenster seines<br />

Büros schaut, hoch oben im fünften<br />

Stock des Leuschnerparks,<br />

rauschen unter ihm die Pkw über<br />

die Autobahn 67 vorbei. „Die Zeit<br />

ist schnelllebig“, sagt er. Seit 1.<br />

Januar ist der Familienvater zwei-<br />

FOTO: KLAUS THOMAS HECK<br />

ter Vorstand von Enmore. Griesheim<br />

statt Mannheim oder Berlin.<br />

Das besondere Geschäftsmodell<br />

habe ihn gereizt.<br />

Jetzt sitzt er in seinem Büro<br />

und ist fast alleine. Alle Mitarbeiter<br />

sind unterwegs. „Wäre es anders,<br />

würden wir etwas falsch machen.“<br />

Die 103 Angestellten haben<br />

keine Präsenzpflicht. „Ihr<br />

Wohnort ist ihr Dienstsitz“, sagt<br />

Hartmann.<br />

2010 könnte das erste Jahr<br />

werden, in dem der Bilanzgewinn<br />

sinkt. Mit 454 000 Euro<br />

rechnet der Vorstand. Zwar verspricht<br />

die Energiesektor noch<br />

immer gute Geschäfte. Doch die<br />

Wirtschaftskrise hat Spuren hinterlassen.<br />

Der Konkurrenzkampf<br />

nimmt zu. Immer öfter versuchen<br />

branchenfremde Berater ihr<br />

Glück auf dem Markt. Die Margen<br />

sinken.<br />

Maßgeschneiderte<br />

Lösungen<br />

Mehr als 40 Kunden hat Enmore<br />

zurzeit, von den Stadtwerken<br />

Schifferstadt bis zur Gasversorgung<br />

Main-Kinzig. Mit den großen<br />

Vier der Energiebranche<br />

(RWE, E.ON, Vattenfall und<br />

EnBW) wurden Rahmenverträge<br />

geschlossen. Enmore schneidert<br />

ihnen eine meist SAP-basierte<br />

Software auf den Leib, etwa zur<br />

Kunden- oder Lieferantendatenerfassung,<br />

zur Abrechnung, der<br />

Formularerstellung, zur Kommunikation<br />

mit Netzbetreibern und<br />

Bundesnetzagentur oder der<br />

Zählerablesung – etwa bei den<br />

modernen intelligenten Stromzählern.<br />

„Wir stehen vor einem Quantensprung<br />

der Messtechnik“, sagt<br />

Glaubauf. „Die Entwicklung wird<br />

zu vielen neuen Produkten führen.“<br />

Und jedes verspricht Enmore<br />

neue Geschäfte. Stromeinkauf,<br />

Fakturierung, Geräteverwaltung,<br />

Debitoring –all das muss immer<br />

wieder neu organisiert werden.<br />

Hinzu kommt eine Strategie- und<br />

Prozessberatung, die langfristig<br />

ausgebaut werden soll. Enmore,<br />

so scheint es,wirdauch weiterhin<br />

unter Strom stehen.<br />

FOTO: DPA


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 25<br />

FOTO: ALEXANDER HEIMANN<br />

VON DANIEL-PATRICK GÖRISCH<br />

Armin Kurt Knaup, der<br />

Mann hinter dem Studio<br />

für Digitaltechnik, hat bei<br />

erstaunlichen Projekten seine<br />

Tinte mit im Spiel. Eines davon<br />

konnte in der zurückliegenden<br />

Weihnachtszeit jeder bewundern,<br />

der den Darmstädter Cityring passierte<br />

–die bunten Transparente,<br />

die das Kongresszentrum Darmstadtium<br />

in einen Adventskalender<br />

verwandelten, stammen aus<br />

Knaups Produktion.<br />

Auch der Chemie- und Pharmakonzern<br />

Merck KGaA lasse seit<br />

Jahren seine Werbemittel bei Knaup<br />

fertigen, verrät der Chef und<br />

gelernte Fotografenmeister. Nicht<br />

nur Transparente und Werbebanner<br />

im Lkw-Format, auch Messetheken<br />

und Säulen liefert sein Betrieb<br />

mit sieben Mitarbeitern.<br />

Das Unternehmen ist inhabergeführt,<br />

von Armin Kurt Knaup<br />

(53) und seiner Frau Inge Knaup<br />

(54). Er ist für die Technik zuständig,<br />

sie für das Wirtschaftliche.<br />

Auch Wella, heute Teil vonProcter<br />

&Gamble,gehörezuden regelmäßigen<br />

Großkunden des vielseitigen<br />

Anbieters für Druck, Bildveredelung<br />

und Präsentation. Rolls Royce<br />

lässt seine Mitarbeiterzeitschrift<br />

bei ihm drucken, manche Fotogeschäfte<br />

besonders große Formate;<br />

oder reichen eigene Druckezur feinen<br />

Veredelung weiter.<br />

„Kein Auftrag zu klein,<br />

fast keiner zu groß“<br />

Doch wie sagt der Chef so gern? Er<br />

schickekeinen Kunden nach Hause:<br />

„Kein Auftrag ist uns zu klein<br />

–und fast keiner zu groß, das ist<br />

eben meine Philosophie“. So<br />

bringt der Druckspezialist auch<br />

Bilder und Schriften von Privatleuten<br />

und Endkunden in wohnzimmertauglicher<br />

Größe auf unterschiedlichste<br />

Materialien –darunter<br />

Keramik, Plexiglas, Spanplatten,<br />

Kunststoffe und auch auf<br />

Wellpappe, Teppichböden und<br />

neuerdings auch auf Tapeten. Und<br />

dies in beeindruckender Brillanz.<br />

Die Geschäftsadresse des Studios<br />

liegt in Einhausen, doch in ihrem<br />

Heimatort betreiben die Knaups<br />

nur ein kleines Büro. Die grafische<br />

Arbeit wirdkomplett im Studio in<br />

Darmstadt. ausgeführt:<br />

Drucken, Veredeln und<br />

Präsentieren, das<br />

sind die Standbeine<br />

von Knaup, die<br />

seinem Unternehmen<br />

auch im<br />

„wirtschaftlich<br />

Armin Kurt Knaup<br />

Seine erste Kamerabekam der in Einhausen<br />

geborene Armin Kurt Knaup<br />

(heute 53) mit 16 Jahren, als er als<br />

freier Mitarbeiter bei der Einhäuser<br />

Heimatzeitung anfing. Nach dem<br />

Dienst bei der Bundeswehr und einem<br />

Theologiestudium, das er „wegen<br />

des vielen Hebräisch“ aufgab,<br />

machte er sein Foto-Hobby zum Beruf.<br />

1997 führte das Zerwürfnis mit<br />

seinem Lehrmeister zur Gründung<br />

des eigenen Studios für Digitaltechnik,<br />

das Knaup gemeinsam mit Ehefrau<br />

Inge (54) führt. Daheim in Einhausen<br />

ist er im Kirchenvorstand aktiv,<br />

sowie Marketingleiter in seinem<br />

Tennisclub in Lorsch. Zu seiner Leidenschaft<br />

Motorradfahren komme er<br />

viel zu selten. Knaup hofft insgeheim,<br />

sein Sohns Tobias könne Interesse<br />

entwickeln, das Studio einmal<br />

weiterzuführen. Doch der Junior habe<br />

gerade nach der Schule andere<br />

Träume.Vielleicht wirddas ja noch –<br />

zwölf Jahremöchte Knaup auf jeden<br />

Fall noch drucken. www.knaup-digitaltechnik.de<br />

[Person]<br />

schweren Jahr 2009“ 1,3 Millionen<br />

EuroUmsatz beschert haben.<br />

Washeißt hier Studio? Mit einem<br />

Atelier hat die große Werkshalle<br />

mit acht Druckmaschinen<br />

wenig gemein. Doch künstlerisch<br />

kreativ geht es hier sehr wohl zu,<br />

nur eben im großen Stil. Ein kreatives<br />

Netzwerk hat sich vor drei<br />

Jahren zudem im Benzweg neben<br />

dem Studio für Digitaltechnik angesiedelt.<br />

Das Nachbargrundstück<br />

hatte Knaup dafür eigens<br />

hinzugekauft und dort seine Vision<br />

umgesetzt: ein Print- und Mediencenter,<br />

das großen wie kleinen<br />

Kunden vollen Service bietet,<br />

vonder Visitenkarte bis zum Werbebanner<br />

auf dem Fußballplatz.<br />

Dafür haben sich gleich nebenan<br />

drei unabhängige, doch rege kooperierende<br />

Spezialisten eingemietet:<br />

„Synthese Network“ bietet<br />

Computerservice vor Ort, Internet-<br />

und Webservice, „Bosspress“<br />

hat unter anderem Fotografie,<br />

Design und Direktmarketing<br />

im Programm, die „Fabrik 14“<br />

Promotion- und Event-Marketing.<br />

Etliche Vorstufen hat Knaup dorthin<br />

ausgelagert und sein Angebot<br />

zugleich pfiffig ergänzt.<br />

Eine Manufaktur der<br />

besonderen Art<br />

„Manufaktur“ nennt er sein Atelier<br />

auch gern, weil er darin so<br />

viele ganz individuelle Aufgaben<br />

erfüllen kann. Der Mann denkt im<br />

Großen wie im Kleinen, ist ein findiger<br />

Netzwerker: Friseure können<br />

zum Teil jenes Werbematerial<br />

direkt bei ihm ordern, das Haarkosmetikherstellerquerfinanzieren,<br />

um sich damit auch selbst in<br />

den Salons ins rechte Licht zu rücken.<br />

2500 Friseursalons zähle die<br />

eigene Datenbank.<br />

Auch mit den Grafik- und Industriedesignern<br />

der Hochschule<br />

Darmstadt pflegt Knaup eine rege<br />

Symbiose. Inderen Rahmen schicke<br />

eretwa gerne seine Fachleute<br />

zur Unterstützung in die Räume<br />

auf der Mathildenhöhe, wenn an<br />

den hochschuleigenen Druckmaschinen<br />

das Spezialwissen der<br />

Profis gefragt ist. Im Gegenzug<br />

wurden bereits etliche Diplomarbeiten<br />

im Studio für Digitaltechnik<br />

gedruckt, „und wie oft auf die<br />

letzte Sekunde“, erinnert sich<br />

Knaup. Auch bedruckte Bettwäsche<br />

war schon unter den Ideen<br />

der Hochschulkreativen. Die Studenten<br />

sind ihm wichtig, da dürfe<br />

es auch mal noch mehr Einsatz für<br />

überschaubares Geld sein. „Das<br />

sind schließlich meine Kunden<br />

von morgen“, so Knaup. Just bei<br />

unserem kleinen Rundgang<br />

sprüht gerade die Zünd 215C, eine<br />

bewährte Schweizer Direktdruckmaschine,<br />

Schriftzüge über ein<br />

Acrylgemälde. „Auch eine Hochschularbeit“,<br />

sagt Knaup. Der<br />

Umgang mit Unikaten, in welchen<br />

Herzblut und große Erwartungen<br />

stecken, sei ein Vertrauensbeweis<br />

für ihn und seine Mitarbeiter. Sie<br />

wissen, welch ideellen und monetären<br />

Werte sie hier veredeln.<br />

Auch der Darmstädter Maler<br />

und Videokünstler Willi Bucher<br />

lässt hier seine Sprachlandschaften<br />

auf Bilder drucken: Feinste<br />

Schriftzüge auf Malereien, die je<br />

nach Perspektiveselbst zum Bildnis<br />

werden. Es sei bei solchen Arbeiten<br />

an unersetzlichen Unikaten<br />

noch nie etwas schief gelaufen,<br />

aber man sei auch gut versichert,<br />

sagt Knaup und lacht.<br />

Erfahrung mündet<br />

in hoher Qualität<br />

„Zuverlässigkeit, Schnelligkeit<br />

und Erfahrung“: So zählt er gern<br />

die Stärken seines Unternehmens<br />

auf. Knaup schöpft reiches Kapital<br />

aus seiner Fotoausbildung und<br />

besonders aus den Kenntnissen<br />

der Farbenlehre. Wenn eine Maschine<br />

farbstichig drucke, wisse<br />

er ebenso wie seine Mitarbeiter<br />

genau, wie er dem Stich entgegensteuern<br />

muss. Diese Erfahrung<br />

zeige sich in der Qualität. Bedächtig,<br />

fundiert und gründlich geht es<br />

offenbar im Knaupschen Studio<br />

zu –nicht standardisiert und automatisiert.<br />

„Wir schauen genau<br />

hin, jagen nicht einfach etwas<br />

durch die Maschine“, erklärt der<br />

Chef. Nicht selten haben seine<br />

Mitarbeiter in „druckfertig“ angelieferten<br />

Werbeslogans noch Fehler<br />

gefunden und vor dem Andruck<br />

freundlich beim Vorlieferanten<br />

nachgehakt.<br />

Derartigen Einsatz schätzen<br />

Kunden, Knaup verneigt sich demonstrativ<br />

vor seinen Mitarbeitern:<br />

Eine kleine Familie, die Großes<br />

leiste. Viele sind lange dabei.<br />

Im Team<br />

gehts besser:<br />

Armin Kurt Knaup, IngeKnaup,<br />

Walter Barberio, Markus Willwohl,<br />

Brigitta Broll, Bianca Mölbert, Stefanie Dörsam,<br />

Natalie Freigang und Maria ConcettaGenova (von links).<br />

Die niedlichen „Firmenhunde“ sind Abi (braun) und Cora (weiß).<br />

FOTO: STUDIO FÜR DIGITALTECHNIK<br />

DasDruckzentrum,<br />

dem Künstler vertrauen<br />

Studio für Digitaltechnik – Vonder Visitenkarte bis zur Lastwagenplane,das Team<br />

um Armin Knaup lässt nichts unbedruckt –Neu: Eigene Bilder auf der Tapete<br />

Mit Produktionsmanagerin Bianca<br />

Mölbert arbeitet Knaup seit 22<br />

Jahren zusammen.<br />

Beide lernten sich einst im<br />

Darmstädter Studio für Fototechnik<br />

kennen, wo Knaup Fotograf<br />

lernte, seine Meisterprüfung ablegte<br />

und schließlich zum Prokuristen<br />

aufstieg. Gemeinsam standen<br />

sie den gewaltigen Technikwandel<br />

Mitte der Neunziger<br />

durch, als Computer und Digitaltechnik<br />

urplötzlich die traditionelle<br />

Fototechnik im Labor verdrängte,<br />

mit Papier- und Filmbelichtung,<br />

nassen Prozessen mit<br />

Entwickler-, Unterbrecher und<br />

Fixierbädern, Tricks mit Tonungen<br />

im Labor.„Ich löste mich mit<br />

Wehmut von der Labortechnik“,<br />

erinnert sich Mölbert.<br />

Im Streit über technische Zu-<br />

kunftsvisionen habe sich<br />

Knaup 1997 von seinem Lehrmeister<br />

getrennt. Er setzte früh<br />

auf Digitaldruck und gründete<br />

mit seiner Frauein eigenes Unternehmen,<br />

Mölbert ging mit. Nach<br />

dem Start des eigenen Betriebs in<br />

der Holzhofallee zog das Studio<br />

für Digitaltechnik nach einem<br />

Jahr an den heutigen Standort<br />

um.<br />

Unter dem Wandel der Technik<br />

wurde auch der neue Beruf des<br />

Mediengestalters geboren. Die<br />

Handwerkskammer hat unter<br />

Würdigung von Knaups praktischen<br />

Kenntnissen den Fotografenmeister<br />

als Ausbilder in diesem<br />

neuen Berufsbild anerkannt.<br />

Auch Knaups früher Einstieg in<br />

die Verwendung lösemittelfreier<br />

Druckfarben erwies sich als zu-<br />

kunftsweisend: In seiner Werkshalle<br />

herrscht frische Luft, mit<br />

den beißenden Dämpfen der traditionellen<br />

Druckfarben wollte<br />

Knaup weder sich selbst, noch<br />

seine Mitarbeiter belasten. So erwies<br />

er sich mehrfach als Visionär<br />

der Branche, hat das Ohr am<br />

Markt und Sinn für Nischen.<br />

Teamarbeit rangiert<br />

weit oben<br />

„Teamarbeit ist bei uns ganz<br />

wichtig“, sagt der Chef. Man duzt<br />

sich im Atelier und es komme<br />

nicht selten vor, dass Walter Barberio,<br />

Finisher und Experte für<br />

Kaschierarbeiten, Bild- und Stoffveredelung,<br />

italienische Schlager<br />

durch die Halle schmettert. Der<br />

gelernte Maurer hat im grafischen<br />

FOTO: ALEXANDER HEIMANN<br />

Gewerbe seine Erfüllung gefunden.<br />

„Ich habe immer Wert drauf<br />

gelegt, dass meine Leute breit aufgestellt<br />

und vielseitig sind“, sagt<br />

Knaup: „Ich habe auch einen eigenen<br />

Elektriker. Wenn Werbeinstallationen<br />

zu liefern sind, nicht<br />

selten mit Beleuchtung, kann ich<br />

alles aus einer Hand umsetzen.<br />

Wenn einer Werbefahnen bestellt,<br />

bekommt er auch den Mast dazu<br />

gleich einbetoniert“. Bis zu 1,5<br />

Meter breit kann die Druckmaschine<br />

Mimaki JV 22 Stoffbahnen<br />

wie Fahnen bedrucken, die Länge<br />

kennt kaum Grenzen. Müssen<br />

Transparente breiter sein, kommt<br />

ganz pragmatisch Mama Knaup<br />

ins Spiel. Gisela Knaup (71) aus<br />

Einhausen ist Schneiderin, sie<br />

verbindet einzelne Stoffbahnen<br />

flugs zum beliebig großen Transparent.<br />

„Möge sie noch lange fit<br />

sein“, wünscht sich der Sohn.<br />

Seine jüngste Errungenschaft:<br />

Ein Latexdrucker L25500 des Herstellers<br />

Hewlett-Packard. Der<br />

surrt seit Februar in der Studiohalle,<br />

als erste Maschine ihres Formats<br />

in Deutschland, sagt Knaup<br />

stolz. Sie bedruckt Bambus-Faserstoffe<br />

mit wasserbasierter Latex-<br />

Tinte und biete in feiner Qualität<br />

eine sehr umweltfreundliche Art<br />

der Werbemittelgestaltung. „Voll<br />

ökologisch abbaubar“, erklärt der<br />

Unternehmer. Auch individuelle<br />

Tapeten lassen sich hiermit umweltverträglich<br />

bedrucken, etwa<br />

mit wandfüllenden Motiven aus<br />

dem letzten Urlaub oder vom<br />

Lieblingshaustier. Klar, dass der<br />

findige Geschäftsführer da schnell<br />

eine Kooperation mit dem großen<br />

Tapetenhersteller Erfurt geschlossen<br />

hat. Das Unternehmen vermittelt<br />

ihm Interessenten, dafür<br />

werden Vinyl-Tapeten von Erfurt<br />

verwendet, pvc-frei und verrottbar,<br />

versteht sich.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 26<br />

Jedes Zeitfensterüberall nutzen<br />

VON KIM JENNY GEYER<br />

Wie ein Heinzelmännchen<br />

im Hintergrund<br />

wirken die Programme,<br />

die Cosynus aus Darmstadt<br />

entwickelt. Unsichtbar für den Benutzer<br />

läuft die Software imHintergrund<br />

auf dem Smartphone und<br />

dem Firmen-Server,verbindet beide<br />

und tauscht Daten, ohne dass<br />

der Nutzer aktiv werden muss.Das<br />

erleichtert die Arbeit und spart<br />

Zeit: Werunterwegs ist, kann mit<br />

dem Smartphone auf Unternehmensdaten<br />

zugreifen und so zum<br />

Beispiel während einer Taxifahrt<br />

oder im Flugzeug arbeiten.<br />

Das Motto von Cosynus-Geschäftsführer<br />

Michael Reibold ist,<br />

auch das kleinste Zeitfenster effizient<br />

zu nutzen. Reibold spricht<br />

von„Timeslots“.Dank Smartphones<br />

wie Apples iPhone und dem<br />

Blackberry der kanadischen Firma<br />

Research in Motion (RIM) ist<br />

die Verwaltung von Korrespondenz,<br />

Terminen und Kontakten<br />

unterwegs kein Problem mehr.<br />

Und seit diese Geräte nicht mehr<br />

ausschließlich im Top-Management,<br />

sondern auch auf den unteren<br />

Ebenen bei kleineren Firmen<br />

verbreitet sind, steigt für Mittelständler<br />

die Bedeutung, ohne<br />

Zeitverlust Daten zwischen den<br />

Systemen im Unternehmen und<br />

verschiedenen Endgeräten wechselseitig<br />

abzugleichen und auszutauschen<br />

(synchronisieren).<br />

Zusammen mit Harold Strohmaier<br />

hat Reibold Cosynus 1993<br />

gegründet. Der Name Cosynus<br />

steht für Computer, Systeme,<br />

Netzwerktechnik und Softwareentwicklung.<br />

Zum Zeitpunkt der<br />

Gründung war eswichtig, auch<br />

geeignete Computersysteme zu<br />

beschaffen. Da dies mittlerweile<br />

kein Problem mehr ist, hat der<br />

Hardwarevertrieb seit 1999 keine<br />

nennenswerte Bedeutung mehr<br />

für das Unternehmen. Die IT-Firma<br />

hat ihren Sitz in der Heidelberger<br />

Straße 44 in Darmstadt. „Informationsaustausch,<br />

je schneller,<br />

desto besser und am besten<br />

überall –das ist heute sehr wichtig<br />

geworden“, sagt Reibold. Deshalb<br />

entwickeln die Programmierer bei<br />

Cosynus Software für verschiedene<br />

Endgeräte, die es erlaubt, unterwegs<br />

auf Unternehmensdaten<br />

zuzugreifen. Seit 2002 hat sich<br />

Cosynus auf mobile Lösungen<br />

spezialisiert.<br />

Markt hat sich durch<br />

iPhone verändert<br />

Das iPhone habe den Markt verändert,<br />

so der Geschäftsführer.<br />

Der Siegeszug des Apple-Smartphones<br />

begann im Consumer-<br />

Markt bei Privatkunden. Viele Applikationen(Softwareanwendungen,<br />

kurz Apps) wurden zuerst<br />

in der Freizeit genutzt, das Gerät<br />

war ein Lifestyle-Accessoire. Dieser<br />

Trend erhöhte den Druck auf<br />

den Geschäftsmarkt: „Die Nutzer<br />

erwarten die Anwendungen Ihres<br />

privaten Smartphones mittlerweile<br />

auch bei dienstlichen Endgeräten.“<br />

Smartphones werden jetzt<br />

auch bei kleineren Unternehmen,<br />

deren Mitarbeiter häufig unterwegs<br />

sind, genutzt.<br />

„Mobiles Arbeiten ist in diesem<br />

Jahr einer der größten Trends<br />

auf der Cebit gewesen“, sagt Reibold.<br />

Die meistgenutzten Anwendungen<br />

unterwegs sind Email,<br />

Terminkalender und die Verwaltung<br />

von Kontakten, alles kein<br />

IT-Branche – Das Darmstädter Unternehmen Cosynus entwickelt Software,<br />

damit man unterwegs mit dem iPhone oder Blackberry effizient und schnell arbeiten kann<br />

Problem mit einem Smartphone.<br />

Es wird häufig für mobiles Internet<br />

und als Navigationsgerät eingesetzt<br />

„Danach wirdesindividuell.“<br />

Statt deshalb pauschal jedem<br />

Benutzer die gleichen Anwendungen<br />

zur Verfügung zu stellen, werden<br />

Apps für die Mitarbeiter individuell<br />

vom Arbeitgeber freigeschaltet.<br />

„Kleinere Tools, die die<br />

Arbeit erleichtern, schaffen für<br />

die Firmen einen großen Mehrwert.“<br />

Cosynus unterhält seit 2002<br />

eine Partnerschaft mit der Tele-<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

Cosynus-Geschäftsführer Michael Reibold<br />

kom-Tochter T-Mobile. Unmittelbar<br />

nach dem Markteintritt von<br />

Blackberry in Deutschland entstand<br />

so der Kontakt zum Blackberry-Hersteller<br />

RIM. Das kanadische<br />

Unternehmen lieferte<br />

zunächst für den europäischen<br />

Markt nur eine Schnittstelle, die<br />

globale Mailplattformen wie Microsoft<br />

Exchange und Lotus unterstützte.<br />

Mittelständische Unternehmen<br />

benutzen in Deutschland<br />

aber häufig andere Systeme, wie<br />

zum Beispiel David vonTobit Software<br />

und konnten deshalb mit<br />

dem Blackberry nicht viel anfangen.<br />

„In Deutschland wardas Unternehmen<br />

noch nicht so groß vertreten<br />

und hat sich deshalb zuerst<br />

auf den Mainstream konzentriert,<br />

erklärt Reibold. Dann entwickelte<br />

Cosynus für den deutschen Hersteller<br />

Tobit Softwaremit Firmensitz<br />

im westfälischen Ahaus eine<br />

Schnittstelle für den Blackberry<br />

und machte das Gerät so für viele<br />

Unternehmen in Deutschland attraktiv.<br />

Seit gut vier Jahren ist Blackberry<br />

auch in Deutschland, Öster-<br />

Hintergrund<br />

reich und der Schweiz breit im<br />

Markt vertreten. „Prominente<br />

Kunden wie Paris Hilton, Barack<br />

Obama und Kai Pflaume haben<br />

auch zur Bekanntheit des Blackberrys<br />

beigetragen“, sagt Ulrike<br />

Lehmann schmunzelnd. Sie betreut<br />

bei Cosynus Sales und Marketing.<br />

Und hat natürlich auch<br />

selbst einen Blackberry in der Tasche,wie<br />

ihr Chef.<br />

Im Geschäftsalltag werden Daten<br />

aller Art in verschiedene Anwendungen<br />

und Systeme übertragen:<br />

Mails, Terminverschiebun-<br />

Unified Communication (UC) –englisch für<br />

vereinfachte Kommunikation –steht für die<br />

Integration und Automatisierung der Unternehmenskommunikation.<br />

Die Idee ist es,alle<br />

Kommunikationsdienste, die ein Unternehmen<br />

seinen Mitarbeitern und Kunden bietet,<br />

zusammenzuführen. So sind Kommunikationspartner<br />

besser zu erreichen und geschäftliche<br />

Prozesse werden beschleunigt. Verschiedene<br />

Kommunikationskanäle werden<br />

unter einer Benutzeroberfläche gebündelt.<br />

Weltweit bieten Unternehmen wie Microsoft,<br />

Cisco und die Telekom UC-Lösungen an.<br />

gen, Kundendaten, Bestellungen,<br />

Rechnungen per Fax und Post.<br />

„Durch fehlende Integration müssen<br />

dabei viele Arbeitsschritte<br />

manuell erledigt werden, und<br />

nicht selten entstehen Fehler, Informationen<br />

gehen verloren oder<br />

müssen manuell gesucht werden.<br />

Das ist nicht nur kostenintensiv<br />

und langsam, sondern auch unpraktisch<br />

und fehleranfällig –unnötig<br />

unmodern“, sagt Reibold.<br />

Ein System<br />

für alle Wege<br />

Ein System für alle Kommunikationswege<br />

ist die Lösung: Neue<br />

Mails, Faxe und Sprachnachrichten<br />

sowie entgangene Anrufe<br />

und Nachrichten auf dem Anrufbeantworter<br />

werden dem Nutzer<br />

auf einen Blick im Postfach angezeigt.<br />

Und das auch unterwegs<br />

auf jedem Gerät, dank der Software<br />

von Cosynus. Das nennt<br />

sich Unified-Communication,<br />

steigert die Produktivität und<br />

vereinfacht die Kommunikation<br />

mit anderen Geschäftspartnern.<br />

Der Vorteil des von Cosynus entwickelten<br />

Systems ist die Synchronisation<br />

der verschiedenen<br />

Geräte.<br />

„Keine vollen Postfächer mehr<br />

nach Geschäftsreisen und keine<br />

verärgerten Geschäftspartner,die<br />

nur eine Abwesenheitsmeldung<br />

erhalten haben. Durch die Synchronisation<br />

der Unternehmensdaten<br />

und dem Smartphone kann<br />

auch unterwegs integriert kommuniziert<br />

werden.“ Dass die Arbeit<br />

so schneller und effizienter<br />

wird, dafür sorgt die Cosynus<br />

Software.<br />

Beim iPhone war das Darmstädter<br />

Unternehmen nicht so<br />

schnell wie beim Blackberry,<br />

sondern hat sich zwei Jahre Zeit<br />

gelassen und den Markt beobachtet,<br />

bis die Firma eine Software-Lösung<br />

als Schnittstelle für<br />

Apples Smartphone entwickelte.<br />

„Als das iPhone Mitte 2007 auf<br />

den Markt kam, haben wir es<br />

noch nicht im geschäftlichen<br />

Segment gesehen“, begründet<br />

Reibold. Erst als Apple die Software<br />

3.0 für das Gerät entwickelt<br />

hatte und der App-Store rasant<br />

wuchs, hatte das Gerät auch bei<br />

Geschäftskunden Interesse geweckt<br />

und war damit auch für<br />

Cosynus attraktiv geworden.<br />

Zukunft verspricht<br />

weitereChancen<br />

Auf Apples neuestes Gerät, das<br />

iPad, ist das Darmstädter Unternehmen<br />

schon vorbereitet. „Das<br />

Gerät hat für Softwareentwickler<br />

eine ähnliche Struktur wie das<br />

iPhone, sodass unsere Software<br />

mit einigen Anpassungen auch<br />

dort laufen wird.“ Fürdie Zukunft<br />

erwartet er einen weiteren Schub<br />

auf dem Smartphone-Markt durch<br />

Google.„Google wirdab2012der<br />

Drittgrößte Anbieter von Smartphones<br />

nach RIM und Apple werden.<br />

Zudem werden sich in den<br />

kommenden Jahren auch App-<br />

Stores für den Geschäftsbereich<br />

etablieren.“<br />

Im Nachgang zur Cebit hat Cosynus im<br />

März in Darmstadt die eintägige Regionalmesse<br />

„Kommunikation 2010“inder Orangerie<br />

organisiert. Rund 70 Interessenten besuchten<br />

die Ausstellung. Michael Reibold plant auf<br />

Grund des Erfolgs eine Wiederholung im<br />

kommenden Jahr, denn viele kleine und mittelständische<br />

Unternehmen haben nicht genügend<br />

personelle Kapazitäten, um die Cebit<br />

zu besuchen. Eine Regionalmesse bietet demgegenüber<br />

den Vorteil, dass Aussteller und<br />

Kunden leichter und gezielter Kontakte knüpfen<br />

können, so Reibold.<br />

[Infobox]


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 27<br />

VON SABINE EISENMANN<br />

Eckard Grütters (57) ist<br />

Schalke-Fan, seit er denken<br />

kann. So oft es geht, fährt<br />

der Gelsenkirchener zu den Heimspielen<br />

der Königsblauen ins<br />

Ruhrgebiet, sogar ein Modell von<br />

der Arena „Auf Schalke“ hat sich<br />

der Geschäftsführer der Vidi Video<br />

Digital Studiotechnik in<br />

Darmstadt in sein Büro gestellt.<br />

„Hier sitze ich dann immer“, sagt<br />

der Ingenieur mit einem verschmitzten<br />

Lächeln und deutet<br />

auf eine winzige Stelle auf der<br />

Plastiktribüne. Auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

im Juni<br />

wirdGrüttersdabei sein. Den Anpfiff<br />

am 11.Juni in Johannesburg<br />

wird er live miterleben. Doch<br />

dann wirdernicht auf der Tribüne<br />

sitzen, sondern dafür sorgen, dass<br />

Fernsehteams aus der ganzen<br />

Welt die Partien in höchster Qualität<br />

rund um den Globus auf die<br />

heimischen Fernsehbildschirme<br />

übermitteln können. Dass die<br />

Fernsehübertragung weltweit<br />

funktioniert, dafür sind Grütters<br />

und seine neun Mitarbeiter von<br />

Vidi verantwortlich. Sie werden<br />

während der Weltmeisterschaft<br />

bei sämtlichen Partien vor Ort<br />

sein, um das technische Gesche-<br />

Ohne Vidi fallen<br />

im Wohnzimmer<br />

keine Tore<br />

Video Digital Studiotechnik –<br />

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika<br />

überträgt Technik aus Darmstadt<br />

die Live-Partien auf die Fernsehbildschirme –<br />

Zweiter Auftrag der Fifa<br />

hen in den Stadien von Kapstadt,<br />

Johannesburg, Port Elisabeth,<br />

Pretoria, Polokwane und Rustenburgzuüberwachen.<br />

Ganz am Anfang<br />

der Übertragungskette<br />

Karsten Winterberg und<br />

EckardGrütters (von links).<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

Zum zweiten Mal hat der Weltfußballverband<br />

Fifa die Ingenieure<br />

aus Darmstadt mit dieser exklusiven<br />

Aufgabe betraut. Doch wenn<br />

das Geschehen im Fußballstadion<br />

auf den Fernsehbildschirmen und<br />

Großleinwänden sämtlicher Kontinente<br />

läuft, haben Grütters und<br />

seine Kollegen ihre Aufgabe<br />

längst erledigt. Denn die Experten<br />

aus Südhessen stehen ganz am<br />

Anfang der Übertragungskette<br />

von Video- und Audiosignalen.<br />

Ihr Gebiet ist die Schnittstelle zwi-<br />

schen Fernsehkamera und Standort<br />

der jeweiligen Fernsehsender.<br />

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

ist es das riesige International<br />

Broadcast Center (IBC) in Johannesburg,<br />

in dem die Daten und<br />

Signale der insgesamt 64 Spiele<br />

sämtlicher Fußballstadien in Südafrikazusammenlaufen.<br />

„Das IBC<br />

ist so etwas wie die Schaltzentrale,<br />

die Signale werden von dort<br />

weiter an die weltweit angeschlossenen<br />

Fernsehsender verteilt“,<br />

erklärt Grütters.<br />

Diese wiederum versorgen ihr<br />

Fernsehpublikum in den verschiedenen<br />

Ländern mit Bild- und Tonaufnahmen<br />

über andere Netze<br />

wie zum Beispiel DBV-T, DBV-B<br />

oder DBV-S. Aufdem Wegvon den<br />

Fußballstadien zum IBC kommen<br />

die Geräte von Vidi zum Einsatz.<br />

Unternehmen<br />

Vidi<br />

Video Digital Studiotechnik GmbH<br />

Röntgenstraße 3<br />

64291Darmstadt<br />

Telefon: 06151938515<br />

Fax: 06151 938535<br />

Internet: www.vidi.eu<br />

Branche:<br />

Vertrieb und technischer<br />

Support von Systemprodukten<br />

in der Sparte Fernsehtechnik<br />

Gründung: 1983<br />

Geschäftsführung:<br />

Eckard Grütters, Karsten Winterberg<br />

Mitarbeiter: neun<br />

Umsatz:<br />

rund zehn Millionen Euro (2010)<br />

[Infobox]<br />

Sie leiten die von den Fernsehkameras<br />

aufgezeichneten Signale<br />

weiter an das IBC und nutzen dazu<br />

die Transportnetze der jeweiligenTelekommunikationsgesellschaften.<br />

Vidi ist dafür verantwortlich,<br />

dass die Qualität auf<br />

dem Weg durch das Kabelnetz<br />

zum IBC erhalten bleibt.<br />

Auch bei der Fußball-Europameisterschaft<br />

vor zwei Jahren<br />

hatten die Techniker aus Darmstadt<br />

den Zuschlag bekommen,<br />

die Video- und Audiodaten der<br />

Fernsehteams Pixel-perfekt in die<br />

heimischen Wohnzimmer zu liefern.<br />

Außerhalb der Fußball-WM<br />

ist Vidi ebenfalls seit Jahren bei<br />

Fernsehübertragungen mit von<br />

der Partie. Sämtliche öffentlichrechtlichen<br />

und privaten Rundfunkanstalten<br />

in Deutschland,<br />

Betreiber von Übertragungswagen<br />

und Produktionsstudios vertrauen<br />

inzwischen auf die Produkte<br />

und den Support aus<br />

Darmstadt.<br />

Beachtlicher Aufschwung<br />

seit dem Jahr 2006<br />

Seit dem Auftrag für die WM im<br />

Jahr 2006 hat das Unternehmen<br />

einen beachtlichen Aufschwung<br />

erlebt. Als Eckard Grütters, der<br />

zuvor Entwickler beim Elektronikkonzern<br />

Grundig in Nürnberg<br />

war, das Unternehmen im Jahr<br />

1999 übernahm, hatte es einen<br />

Jahresumsatz vonetwaeiner Million<br />

Euro. Im Jahr 2006 waren es<br />

vier Millionen Euro, mit dem Zuschlag<br />

für die zweite Fußball-<br />

Weltmeisterschaft in diesem Jahr<br />

wirdVidi den Umsatz auf mehr als<br />

zehn Millionen Euro steigern.<br />

Knackpunkt und Kernkompetenz<br />

ist die zuverlässige Weiterleitung<br />

von Video- und Audiosignalen<br />

und Daten bei Live-Übertragungen.<br />

Diese Aufgabe erfüllen kleine<br />

blinkende Kästchen, die im Demo-Raum<br />

von Vidi in der Röntgenstraße<br />

als Anschauungsobjekte<br />

für Kunden dienen. Die Module<br />

des Herstellers Media Links vertreibt<br />

man seit vielen Jahren weltweit.<br />

Seit mehr als 25 Jahren gehört<br />

Vidi zu den führenden Unternehmen<br />

auf dem deutschen<br />

Markt, die Produkte und Serviceleistungen<br />

im Schnittbereich von<br />

professioneller Fernsehtechnik<br />

und Telekommunikation anbieten.<br />

Mit dem wachsenden Erfolg<br />

wächst auch das Unternehmen.<br />

Seit 2009 ist Karsten Winterberg<br />

(42) neben Eckard Grütters Geschäftsführer<br />

bei Vidi. Beim Fuß-<br />

ballspielen am Woog in Darmstadt<br />

haben sich die beiden kennen<br />

gelernt. Winterberg war zuvor<br />

bei einem Telekommunikationsunternehmen<br />

tätig und wollte<br />

sich weiterentwickeln. „Vidi hat<br />

mich gereizt, vorallem wegen der<br />

Live-Übertragungen“, sagt er.<br />

Doch die beiden Fußballfans haben<br />

durch ihren Beruf mittlerweile<br />

ein gespaltenes Verhältnis zu<br />

ihrem Lieblingssport, so dass die<br />

sonntäglichen Partien am Woog<br />

die einzigen Fußballspiele sind,<br />

die sie noch ganz entspannt genießen<br />

können. Denn wann immer<br />

eine Live-Übertragung läuft: „Ein<br />

bisschen Aufregung, ob alles<br />

klappt, ist schon dabei“, sagt Winterberg.<br />

Nie vergessen werden die<br />

Ingenieureden Stromausfall während<br />

des Halbfinales der Europameisterschaften<br />

vor zwei Jahren<br />

bei der Partie Deutschland gegen<br />

die Türkei. Dass Vidi daran keine<br />

Schuld hatte, war zwar schnell<br />

klar. Doch als der Stromausfall in<br />

Wien minutenlang für schwarze<br />

Bildschirme sorgte, gab es einen<br />

denkwürdigen Austausch panischer<br />

SMS zwischen Winterberg<br />

und Grütters, den beide bis heute<br />

auf ihren Handys gespeichert haben.<br />

Über SMS wie „Karsten, tu<br />

was!“ können beide heute herzlich<br />

lachen.<br />

Sechs weitere<br />

Ingenieure gesucht<br />

Das Hightech-Unternehmen<br />

möchte weiter wachsen. Sechs<br />

weitere Ingenieure mit den<br />

Schwerpunkten Fernsehtechnik<br />

oder Telekommunikationstechnik<br />

sollen in diesem Jahr eingestellt<br />

werden. Ebenso möchte Grütters<br />

künftig mit Technischen Universitäten<br />

und Fachhochschulen kooperieren,<br />

um den Nachwuchs im<br />

Unternehmen zu fördern. „Das,<br />

waswir machen, kann man nicht<br />

so einfach lernen. Da steckt jahrelange<br />

Erfahrung und Projektentwicklung<br />

im Unternehmen drin“,<br />

sagt Grütters. Daher mache es wenig<br />

Sinn, Praktikaanzubieten, die<br />

nur wenige Wochen dauern. Doch<br />

denkbar wäre, imRahmen einer<br />

Kooperation mit Unis Diplomarbeiten<br />

zu begleiten. Schon jetzt<br />

möchte Vidi seine Zuverlässigkeit<br />

bei Live-Übertragungen großer<br />

Fußballereignisse nutzen und die<br />

Fühler nach der Europameisterschaft<br />

im Jahr 2012 und der Weltmeisterschaft<br />

2014 ausstrecken.<br />

Weiteres Ziel sind Aufträge bei<br />

den Olympischen Spielen.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 28<br />

SpracheinHandarbeit<br />

Drucken und Lernen – Im Raunheimer Lehrmittelverlag<br />

treffen Gutenbergs Drucktechnik und moderne Medienwelt aufeinander –<br />

„Wenn man den Vorgang anschaulich macht, vernetzt sich das Erlebte im Gehirn“<br />

VON SABINE EISENMANN<br />

Das Euro-Zeichen fühlt sich<br />

komisch an. Überraschend<br />

schwer ist der kleine<br />

Kegel aus Zinn, glänzend und<br />

kalt. Im Setzkasten von Buchdrucker<br />

BernhardDorn aus Raunheim<br />

gesellt er sich in die Reihe weiterer<br />

Sonderzeichen, unter denen auch<br />

das „@“ zu finden ist. Die markanten<br />

Prägungen der gegossenen Metallstempel<br />

werden einmal auf Visitenkarten<br />

und nostalgisch anmutenden<br />

Menükarten Eindruck hinterlassen.<br />

Zart und mit gestochen<br />

scharfen Kanten werden sich die<br />

Zeichen vonihren oberflächlichen<br />

Kollegen aus der Offsetdruckmaschine<br />

abheben.<br />

Im Druckhaus von Bernhard<br />

Dorn treffen Gutenbergs Druckverfahren<br />

und moderne Medienwelt<br />

aufeinander.<br />

Während im einen Teil des Firmengebäudes<br />

in der Anton-Flettner-Straße<br />

in Raunheim Offsetmaschinen<br />

im Sekundentakt<br />

Briefbögen, Broschüren, Blöcke<br />

und bunte Papierbögen auswerfen,<br />

scheint im hinteren Teil des<br />

Flachbaus die Zeit stehen geblieben<br />

zu sein. Gusseiserne Handpressen<br />

aus den Jahren um 1800,<br />

alte Intertype-Druckmaschinen<br />

aus den 1930er Jahren, Setzkästen,<br />

Gießformen, Rahmen und<br />

Werkzeug geben einen Abriss<br />

über die Geschichte der Buchdruckerei.<br />

Hier verbringt Firmeninhaber<br />

Dorn oft Stunden an der<br />

Gießmaschine, um aus kiloschweren<br />

Zinnbarren komplette<br />

Schriftsätze zu gießen. Viele hundert<br />

Zeichen haben die begehrten<br />

Serien des 46 Jahre alten Buchdruckers.<br />

Füreinen Schriftsatz einer<br />

24 Punkt großen Times-<br />

Schrift muss der Buchdrucker<br />

zum Beispiel exakt 568 Zeichen<br />

gießen. 193,01Eurokostet der fertige<br />

Satz, den es wahlweise auch<br />

aus Blei gibt. Weil sich häufig Kinder<br />

als Buchdrucker ausprobieren,<br />

verwendet Dorn jedoch ausschließlich<br />

die ungiftige Variante<br />

aus Zinn. Aus welcher Metalllegierung<br />

auch immer: VomBindestrich<br />

über ein Geviert bis zum<br />

kursiven A – gedruckt werden<br />

kann später alles, was der Setzkasten<br />

hergibt.<br />

Zweites Standbein<br />

von „Dorndruck“<br />

„Drucken und Lernen“ heißt<br />

Dorns Lehrmittelverlag für Schule<br />

und Kunst. Er ist zweites Standbein<br />

und Vertriebspartner der<br />

Raunheimer Druckerei „Dorndruck“,<br />

die Dorn als eingetragener<br />

Kaufmann führt. Mit dem<br />

Lehrmittelverlag stattet Bernhard<br />

Dorn in erster Linie Schulen aus.<br />

Vom Papier über Farbe bis zur<br />

Presse bietet Dorn alles an, was<br />

Schuldruckereien benötigen.<br />

„Drucken und Lernen, nicht Drucken<br />

lernen ist die Devise“, betont<br />

Dorn den Unterschied. Die Grundüberlegung<br />

seines pädagogischen<br />

Ansatzes ist es, mit dem Drucken<br />

in Handarbeit einen Zugang zur<br />

Sprache zu schaffen. Vorreiter<br />

dieser Überlegung warder französische<br />

Erziehungswissenschaftler<br />

Célestin Freinet (1896 bis 1966).<br />

„Wenn man den Vorgang an-<br />

schaulich macht, vernetzt sich<br />

das Erlebte im Gehirn“, ist Dorn<br />

sicher. Nicht als abstrakte Zeichen,<br />

sondern als greifbare Bestandteile<br />

sollen sich Buchstaben<br />

zu Wörtern zusammenfügen, bis<br />

sie einen Sinn ergeben. Mit Hilfe<br />

der Metallzeichen und der Hervorhebung<br />

der Schrift auf dem Papier<br />

bekomme Sprache mehr Gewicht,<br />

sagt Dorn.<br />

Die Schule als Lernwerkstatt<br />

zu nutzen sei in den vergangenen<br />

Jahren wieder populärer geworden.<br />

Da zahlreiche Schuldruckereien,<br />

die es früher in fast jeder<br />

Bildungseinrichtung gab, nicht<br />

mehr existierten, sei Dorns umfangreiches<br />

Angebot an Buchstabensätzen,<br />

Walzen und Papierschöpf-Material<br />

gefragt.<br />

Mit der Gründung des Lehrmittelverlags<br />

im Jahr 2005 richtete<br />

Dorn einen Internet-Shop ein. Anfragen<br />

zu selten gewordenen<br />

Werkzeugen und Zubehör für den<br />

klassischen Buchdruck kommen<br />

mittlerweile aus der ganzen Welt.<br />

Denn mit dem Ende der Linotype-<br />

Maschinen für Zeitung/Zeitschriften<br />

und der Monotype-Maschinen<br />

für Bücher in den achtziger<br />

Jahren ist auch das Zubehör<br />

und Werkzeug der tonnenschweren<br />

Druckmonster verloren gegangen.<br />

Doch es gebe eine Renaissance<br />

in der Druckbranche, sagt<br />

Dorn. Das Interesse an klassischen<br />

Druckverfahren ziehe sich<br />

wie ein roter Faden durch kreative<br />

Berufe und habe längst die Lehrstühle<br />

für Gestaltung erreicht.<br />

Erst vor kurzem habe eine deutsche<br />

Universität in KairoZubehör<br />

angefragt. Bei einem Theaterstück<br />

von Molière inden Niederlanden<br />

dienten vor einigen Wochen<br />

riesige handgedruckte Buchstaben<br />

aus Raunheim als Bühnendekoration.<br />

„Das finde ich toll“,<br />

freut sich Dorn.<br />

Ein Traum<br />

erfüllt sich<br />

Mit dem Lehrmittelverlag hat sich<br />

der Buchdrucker einen Traum erfüllt.<br />

Seit 1987 betreibt er die Druckerei<br />

am Raunheimer Stadtrand<br />

mit fünf Mitarbeitern, ab Herbst<br />

wird dort ein Azubi zum Mediengestalter<br />

ausgebildet. Eher zufäl-<br />

Bernhard Dorn<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

lig warDorn damals zum Inhaber<br />

der Druckerei geworden, die bis<br />

1987 als „Druckhaus Sahm“ firmierte.<br />

Dort hatte Dorn schon<br />

Jahrezuvor die politisch-kulturelle<br />

Jugendzeitschrift „Dickworz“<br />

drucken lassen, für die er als Jugendlicher<br />

während der Startbahn-Bewegung<br />

schrieb. Mit der<br />

Ausbildung zum Elektroanlageninstallateur<br />

wich Dorns publizistische<br />

Seele zunächst dem Handwerk.<br />

Er bildete sich zum Elektrotechnikassistenten<br />

fort, studierte<br />

anschließend Elektrotechnik, war<br />

einige Zeit lang im Rettungsdienst<br />

beschäftigt. Der eigene Wissensdurst<br />

und der Wunsch, pädagogisch<br />

zu arbeiten, führten ihn später<br />

wieder an die Uni, Lehrer für<br />

Deutsch und Elektrotechnik wollte<br />

er werden. Doch die Lehrmethoden<br />

seien ernüchternd und<br />

frustrierend gewesen, sagte Dorn.<br />

Jahrzehnte alte Skripte und Dozenten<br />

ohne Ambitionen hätten<br />

ihn erneut an seiner Berufswahl<br />

zweifeln lassen. Als ihn die Nachricht<br />

über die Schließung des<br />

„Druckhauses Sahm“ erreichte,<br />

da saß Dorn gerade in einer Vorlesung<br />

über Mechanik. Lange hat er<br />

nicht überlegt. „Ich fand es so<br />

schade und wollte probieren, etwas<br />

aus der Druckerei zu machen“.<br />

Briefbögen drucken und<br />

Maschinen einrichten –„das war<br />

endlich was Konkretes“, beschreibt<br />

Dorn. Zunächst mit einem<br />

Partner, später allein, stellte<br />

er die Druckerei wieder auf solide<br />

Beine.<br />

Bundesweit einen<br />

Namen gemacht<br />

Die Druckerei „Dorndruck“ ermöglicht<br />

dem Kaufmann heute,<br />

sich wieder mehr seiner publizistischen<br />

Seele zu widmen. In der<br />

überschaubaren Szene der Handpressendrucker<br />

und Buchdrucker<br />

hat er sich mittlerweile bundesweit<br />

einen Namen gemacht. Seit<br />

seinem ersten Linolschnitt im<br />

Jahr 1989 –das Motiv wardie Comicfigur<br />

„Popeye“ –hat er sich<br />

schon unzählige Male künstlerisch<br />

auf Drucken verewigt. Mittlerweile<br />

hat er ein Netzwerk aus<br />

Künstlern aufgebaut, die Motive<br />

für Kunstdrucke gestalten, die<br />

Dorn in seinem Internet-Shop vertreibt.<br />

Nach Absprache öffnet<br />

Dorn seine Druckwerkstatt für Besuchergruppen.<br />

Auch an den Tagen<br />

des offenen Ateliers am18.<br />

und 19. September bietet er<br />

Schnupperkurse in klassischem<br />

Buchdruck an. Für den bleibenden<br />

Eindruck stellt Dorn kleine<br />

Zinnkegel mit Sonderzeichen bereit.<br />

Kontakt<br />

Drucken &Lernen<br />

Anton-Flettner-Straße 1<br />

65479 Raunheim<br />

Telefon 06142 46478<br />

Telefax 06142 459 99<br />

E-Mail:<br />

info@drucken-und-lernen.de<br />

Internet:<br />

www.drucken-und-lernen.de<br />

[Infobox]


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 29<br />

„Übersteht<br />

auch einen Sturz–<br />

Surftipp<br />

vonErika und<br />

Bernd Dönig<br />

www.google.de<br />

„Da sucht manimmer<br />

irgendwas.“<br />

VON SILKE SCHMIDT<br />

Aus dem Herz in der glänzend<br />

glasierten Tellermitte<br />

entspringen jede Menge<br />

Knospen und Blüten. „Das ist<br />

der Lebensbaum“, erklärt Töpfermeister<br />

Bernd Dönig. „Ein für den<br />

Odenwald typisches Dekor.“ Typisch<br />

für traditionelle Odenwälder<br />

Keramik sind auch andere<br />

Muster: Herzen, Blumen, Linien,<br />

Ornamente.<br />

Mit Tradition kennt man sich<br />

aus bei der Erbacher Töpferei<br />

Müller-Dönig: Schließlich wurde<br />

die Töpferei vor exakt 401 Jahren<br />

zum ersten Mal schriftlich erwähnt.<br />

Wahrscheinlich reicht die<br />

Geschichte des Familienbetriebs<br />

noch ein gutes Stück weiter zurück,<br />

nur Unterlagen gibt es darüber<br />

keine. Die Familie Müller jedenfalls<br />

ist schon 1470 inErbach<br />

belegt. „Aber ob die auch Töpfer<br />

waren?“ Jedenfalls führte die Familie<br />

Müller die Töpferei bis zur<br />

Jahrhundertwende und darüber<br />

hinaus: „Es gab zwei Söhne –der<br />

eine fiel im Krieg, der andere<br />

starb,weil er krank war.“Männliche<br />

Nachfolger, die den Namen<br />

hätten bewahren können, gab es<br />

damit keine mehr –doch da war<br />

ja noch Bernd Dönigs Oma Marie:<br />

„Sie hat so um 1918, 1920 herum<br />

einen Dönig geheiratet.“<br />

Wenige Gehminuten zum<br />

Erbacher Schloss<br />

Längst ist die Töpferei, keine drei<br />

Gehminuten vom Erbacher<br />

Schloss, die einzige auf die Herstellung<br />

traditioneller Odenwälder<br />

Keramik spezialisierte Produktionsstätte<br />

der Gegend. Natürlich<br />

gibt es in dem rustikalen Laden(www.odenwaelder-kunsttoepferei.de)<br />

Äppelwoi-Bembel,<br />

aber auch jede Menge anderer<br />

Tonwaren, die nicht nur nützlich,<br />

sondern auch überaus dekorativ<br />

sind: Teller, Tassen, Becher, Töpfchen<br />

für Marmelade oder solche<br />

für Knoblauch, Zwiebeln und Kartoffeln<br />

etwa.<br />

FürRätselraten bei vielen Kunden<br />

sorgt etwas ebenfalls sehr Traditionelles,<br />

das im Odenwald<br />

aufden Teppich“<br />

Töpferei Müller-Dönig – Geschichte des Erbacher Traditionsbetriebes<br />

reicht Jahrhunderte zurück –Vom individuellen Hundenapf<br />

bis zum Buttertöpfchen, das einen Kühlschrank entbehrlich macht<br />

einst ein weit verbreitetes Utensil<br />

war. Tassenartig sieht es aus, nur<br />

hat es einen Deckel. Und in dem<br />

sitzt, bei aufgelegtem Deckel in<br />

den tassenartigen Unterbau hineinragend,<br />

wiederum so etwas<br />

wie ein breiter Becher. Bernd Dönigs<br />

Ehefrau Erika lüftet das Geheimnis:<br />

„Das ist ein Buttertöpfchen.“<br />

Unten in die Tasse kommt<br />

Wasser,indie becherartige Vertiefung<br />

im Deckel wird Butter hineingedrückt,<br />

dann der Deckel<br />

wieder auf die Tasse gesetzt. So<br />

kann die Butter außerhalb des<br />

Kühlschranks aufbewahrt werden,<br />

bleibt schön streichzart und<br />

trotzdem frisch –nur muss alle<br />

zwei, drei Tage das Wasser gewechselt<br />

werden.<br />

Viele Stammkunden beehren<br />

die Familie Dönig immer wieder:<br />

„Oft kamen auch schon die Eltern<br />

und Großeltern.“ Doch haben die<br />

Stammkunden mal wieder kräftig<br />

eingekauft, sehen Dönigs sie<br />

meist für längere Zeit nicht wieder:<br />

„UnsereSachen sind halt sehr<br />

haltbar“, sagt Erika Dönig und<br />

lacht. Stimmt wohl: Backofenund<br />

spülmaschinenfest sind sie,<br />

und sogar einen Sturz auf den<br />

Teppich überstehen sie –das sagt<br />

jedenfalls Bernd Dönig – meist<br />

unbeschadet.<br />

Wenn der Töpfermeister in der<br />

Echte Handarbeit: Dönigsche Tonwaren sind durchweg individuelle<br />

Einzelstücke. FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

Werkstatt an seiner Drehscheibe<br />

sitzt, bestimmt selten sein Wille,<br />

was erproduziert: „Eigentlich ist<br />

es die Ware,die bestimmt, wasich<br />

mache.“ Nämlich in der Regel das,<br />

was imLaden gerade zur Neige<br />

geht. Auch bei Brand und Glasur<br />

hat die Ware jeweils ihren eigenen<br />

Rhythmus. Und dann fertigt<br />

Bernd Dönig ja auch nach Bestellung:<br />

Mal ein Tee- oder Kaffeeservice<br />

nach besonderem Wunsch,<br />

aber auch Ehrenteller für Vereine,<br />

Schmuckteller anlässlich einer<br />

Hochzeit, Geburt, Taufe oder Konfirmation.<br />

Selbst Hundenäpfe,<br />

gern individuell verziert und beschriftet,<br />

sind kein Problem.<br />

Und seit einiger Zeit fühlen<br />

sich sogar südamerikanische Nagetiere<br />

inDönigschen Tonwaren<br />

wohl – einem Geschäftskunden<br />

sei Dank: „Er hatte aus Asien<br />

Schlaf- oder Futterhöhlen und anderes<br />

aus Tonimportiert. Aber die<br />

Tierehaben es mit ihren scharfen<br />

Zähnen immer recht bald zerlegt.“<br />

Bernd Dönig startete im<br />

Auftrag seines Kunden einen erfolgreichen<br />

Versuch mit schwarzem<br />

Manganton: „Wenn der gebrannt<br />

ist, kriegen das Nagerzähne<br />

nicht mehr klein.“<br />

Im täglichen Geschäft sind es<br />

freilich andere Dinge, die besonders<br />

gut gehen: Becher, Tassen,<br />

Müslischalen, Ess- und Dessertteller<br />

etwa oder Dosen für Mehl,<br />

Zucker oder Salz. Krüge dagegen<br />

mutieren seit geraumer Zeit eher<br />

zum Ladenhüter. Auch die einst<br />

so modernen Bodenvasen gehen<br />

nur noch selten über den Ladentisch.<br />

Flexibel und individuell<br />

geht es zu<br />

„Aber da liegt unser Vorteil im<br />

Vergleich mit Betrieben, die Töpferwaren<br />

in großen Massen herstellen:<br />

Wir können flexibel reagieren<br />

und Dinge schnell in kleineren<br />

Mengen, anders oder eine<br />

Weile gar nicht produzieren, ohne<br />

dass uns dadurch große Kosten<br />

oder andere Nachteile entstehen.“<br />

Und noch etwas hebt die<br />

Dönigschen Tonwarenvon industriell<br />

produzierter Keramik ab: ihre<br />

Individualität. „Bei uns sind nie<br />

zwei Teile gleich –immer sind sie<br />

etwas anders.“ Echte Handarbeit<br />

eben.<br />

Seit Bernd Dönig 1968 seine<br />

Töpferlehre machte und ins elter-<br />

liche Geschäft einstieg, das er<br />

1984 übernahm, ist es merklich<br />

ruhiger geworden im Laden. Vor<br />

allem Touristen dürften ruhig öfter<br />

hereinschauen, meint das Ehepaar<br />

Dönig –doch das Hinweisschild<br />

der Töpferei am Marktplatz<br />

ist eher unscheinbar.„Aber etwas<br />

anderes erlaubt die Stadt nicht.“<br />

Die Familientradition soll dennoch<br />

weitergehen: Auch Sohn<br />

Tobias (27) hat den Beruf des<br />

Töpfers gelernt –nach dem Gesellenbrief<br />

sattelte er eine Ausbildung<br />

zum Keramiktechniker<br />

drauf, denn für Töpfer gibt es keine<br />

Meisterprüfung mehr. Überhaupt<br />

heißen Töpfer inzwischen<br />

ganz offiziell „Keramiker“: „Keramiker<br />

ist ja nur der Überbegriff“,<br />

erklärt Tobias Dönig. „Das<br />

teilt sich in Industriekeramiker<br />

und Handwerker. Die beiden<br />

Sparten sind dann nochmals in<br />

die jeweiligen Fachrichtungen<br />

unterteilt. Im Handwerk etwa in<br />

Baukeramiker, Scheibentöpfer<br />

oder Gestalter.“<br />

Nötig sei die Zusammenlegung<br />

gewesen, um ausreichende Schülerzahlen<br />

in den Berufsschulklassen<br />

zu gewährleisten. „Für mich<br />

ist das aber nicht negativ,daman<br />

so ein breiteres Feld behandelt<br />

und sich auch in anderen keramischen<br />

Bereichen auskennt. Die<br />

Praxis erlernt man sowieso im Betrieb.“<br />

Tobias Dönig arbeitet derzeit in<br />

einem Ludwigshafener Unternehmen.<br />

„Zwei Familien ernährt unsere<br />

Töpferei derzeit einfach<br />

nicht“, bedauern seine Eltern.<br />

Doch dass der Sohn in den elterlichen<br />

Betrieb einmal einsteigen<br />

soll, ist schon das Ziel, wie Tobias<br />

Dönig bestätigt: „Den Betrieb der<br />

Eltern würde ich schon gerne<br />

übernehmen.“<br />

Und so hat sich die Familie fest<br />

vorgenommen, ihreUmsätze wieder<br />

zu steigern und neue Kunden<br />

zu gewinnen: „Unser Wunsch wäre,<br />

dass die Leute wieder mehr<br />

zum bodenständigen Geschirr<br />

übergehen und lieber gleich Qualität<br />

kaufen statt das oft schadstoffbelastete<br />

Zeug aus Fernost.“<br />

Dass die Dönigs ihren Beruf lieben,<br />

daran bleibt kein Zweifel. Tobias<br />

Dönig ist überzeugt: „Als<br />

Töpfer hat man ständig neue Aufgaben<br />

und Herausforderungen,<br />

und es wird nie langweilig. Man<br />

ist Handwerker und kann trotzdem<br />

kreativ sein.“<br />

Hintergrund<br />

Die Töpferei ist eines der ältesten<br />

Handwerke überhaupt. Grundsätzlich<br />

verbergen sich hinter dem Begriff<br />

Töpferei unterschiedliche Techniken,<br />

um Tone oder Lehme zu formen<br />

und durch Brennen hart zu<br />

machen. Die ältesten Keramik-Funde<br />

sind schätzungsweise 18 000 Jahre<br />

alt und stammen aus China. Glasierte<br />

Tonwaren tauchen erstmals im<br />

dritten Jahrtausend vorChristus auf,<br />

und zwar in Mesopotamien und<br />

Ägypten. Längst werden die meisten<br />

Tonwaren industriell hergestellt.<br />

Handwerkliche Töpferei findet man<br />

zunehmend im Bereich des Kunsthandwerks;<br />

Betriebe wie die Traditionstöpferei<br />

der Familie Dönig in Erbach<br />

–dazu mit mehr als 400 Jahren<br />

Geschichte –sind inzwischen eine<br />

Rarität.<br />

[Infobox]<br />

Odenwälder<br />

Keramik<br />

mit jahrhundertelangerTradition:<br />

Erikaund<br />

Bernd Dönig in<br />

ihrem rustikalen<br />

Laden unweit<br />

des Erbacher<br />

Schlosses.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 30<br />

„Wir machen alles“:<br />

Bernhard Müller (links) und<br />

José Luis TueroGutierrez.<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

Unternehmen<br />

Gegründet 1993 in Frankreich von Xavier de<br />

Fouquières. Ergründet eine Below-the-line-Agentur,wie<br />

sie vonvielen marketingorientierten Unternehmen<br />

erwartet worden ist. Vincent Frémont<br />

schließt sich ihm an.<br />

2000 steigt Mayence ins Print-Management-Geschäft<br />

ein, 2004 wird eine Niederlassung in Polen<br />

gegründet. 2005 folgen Geschäftsstellen in Großbritannien<br />

und Deutschland. Außer der Dependance<br />

in Dieburg betreibt das Unternehmen eine Niederlassung<br />

in München. 2006 expandiert das Unternehmen<br />

und verfügt somit über rund 300Kooperationspartner.<br />

2007 widmet sich Mayence der Entwicklung<br />

neuer fortschrittlicher Software für<br />

Komplettlösungen. 2009 entstehen Niederlassungen<br />

in Italien, Belgien und Portugal.<br />

Inzwischen verfügt das Unternehmen über acht<br />

Niederlassungen in Europa und eine Division in<br />

China. Im Jahr 2008 setzt Mayence 45 Millionen<br />

Euro um, zuletzt waren esrund 56 Millionen.<br />

Internet: www.mayence.com<br />

[Infobox]<br />

Damit der<br />

Kunde<br />

Erfolg<br />

hat<br />

Fullservice – Firma Mayence vermarktet Produkte und Dienstleistungen<br />

vonder Idee bis zur Umsetzung –„Vernetzung ist unser großes Plus“<br />

VON SONJA JORDANS<br />

Was haben das Plastikspielzeug<br />

aus der<br />

Cornflakes-Packung,<br />

die Bedienungsanleitung für den<br />

Wasserhahn, der moderne Kugelschreiber,<br />

der Beipackzettel für<br />

ein Asthma-Medikament und die<br />

Werbebroschüre für ein Nahrungsergänzungsmittelgemeinsam?<br />

Auf den ersten Blick nichts.<br />

Dennoch haben all diese Produkte<br />

einen gemeinsamen Nenner: Die<br />

Firma Mayence, die im südhessischen<br />

Dieburgeine Niederlassung<br />

betreibt.<br />

Mayence vermarktet Produkte<br />

und Dienstleistungen –ähnlich einer<br />

Werbeagentur. Allerdings:<br />

„Wir machen alles“, bringt es<br />

Mayence-Deutschlandchef José<br />

Luis Tuero Gutierrez auf den<br />

Punkt. Vonder Idee für eine Anzeige<br />

über Layout, Modelcasting<br />

und Auswahl eines Fotografen bis<br />

zum Internet-Auftritt –Mayence<br />

kümmert sich darum, das Produkt<br />

seines Kunden nachhaltig bei der<br />

gewünschten Zielgruppe zu platzieren.<br />

„Das funktioniert wie in einem<br />

Baukastensystem“, ergänzt Bernhard<br />

Müller, Key Account Manager<br />

bei Mayence.Komme ein Kunde<br />

etwamit einem fertigen Werbespruch,<br />

einer bestehenden Idee<br />

und einem gebuchten Modell,<br />

kümmert sich Mayence je nach<br />

Wunsch um einen Fotografen, eine<br />

geeignete Umgebung für das<br />

Fotoshooting oder übernimmt<br />

den Druckauftrag für Werbebroschüren.<br />

Bei Bedarf bietet Mayence<br />

seinen Kunden aber auch Fullservice<br />

an: Vonder Entwicklung<br />

einer Idee bis zur Umsetzung und<br />

darüber hinaus erledigt das Unternehmen<br />

mit Hauptsitz in Frankreich<br />

alles. „Für Egana-Goldpfeil<br />

etwa haben wir das Konzept für<br />

eine komplette Schmuckmesse<br />

organisiert“, sagt Tuero. Für die<br />

Schmuckkollektion der ehemaligen<br />

Eiskunstläuferin Katharina<br />

Witt kreierte Mayence Werbekataloge,<br />

kümmerte sich unter anderem<br />

umSchaufensterplakate und<br />

Anzeigen in Zeitschriften.<br />

Kunden vonMayence sind unter<br />

anderem der Elektrogerätehersteller<br />

Braun, der Lebensmittelproduzent<br />

Nestlé und Keramag,<br />

ein Hersteller von Badezimmer-<br />

Armaturen.<br />

Zusammenarbeit mit<br />

400 Partnern<br />

Auch das Pharmaunternehmen<br />

Glaxo-Smithkline ist Mayence-<br />

Kunde. Als das Unternehmen für<br />

sein Mundwasser Odol ein Gewinnspiel<br />

initiierte, übernahm<br />

Mayence die Abwicklung des<br />

Druckauftrags. Dass die Bedienungsanleitung<br />

eines Infrarot-<br />

Wasserhahns in gedruckter Form<br />

vorliegt, ist Mayence zu verdanken.<br />

Und auch das Plastikspielzeug<br />

aus der Cornflakes-Packung<br />

kommt von Mayence. „Zwar haben<br />

wir es nicht entworfen, aber<br />

um die Produktion haben wir uns<br />

gekümmert“, betont der Deutschland-Chef.<br />

Bei all diesen Aufträgen<br />

greift das Unternehmen auf<br />

ein globales Netzwerk bestehend<br />

aus 400 Partnern wie Fotografen,<br />

Onlinespezialisten, Grafikern,<br />

Druckereien und Messebauern<br />

zu. Allein für die Niederlassung in<br />

Dieburg arbeiten rund 60 externe<br />

Partner. Zudem betreibt Mayence<br />

unter anderem Niederlassungen<br />

in Belgien, Italien, Österreich, der<br />

Schweiz und Ungarn. „Außerdem<br />

haben wir eine chinesische Division“,<br />

erläutert Müller.Dort werden<br />

Werbemittel wie Kugelschreiber<br />

und das Plastikspielzeug aus der<br />

Cornflakes-Packung hergestellt.<br />

„Diese Vernetzung ist unser großes<br />

Plus“, so Tuero.<br />

Wo andere Unternehmen wie<br />

etwa reine Werbeagenturen sich<br />

externe Partner suchen müssten,<br />

die zusätzlich Geld kosten, biete<br />

Mayence alles aus einer Hand.<br />

Das spareGeld, sagt Müller.Gerade<br />

in Zeiten, in denen auch bei<br />

Großkunden das Geld nicht locker<br />

sitzt, sei das ein wichtiges Argument.<br />

Zwar hätten die europäischen<br />

Mayence-Niederlassungen<br />

nicht unter der Krise gelitten, sagt<br />

Tuero. Die deutsche Niederlassung<br />

dagegen spüresie durchaus.<br />

„Nicht schlimm und auch nicht<br />

überraschend, aber wir merken,<br />

dass etwas los ist“.InDeutschland<br />

herrsche ein großes Sicherheitsdenken,<br />

„und das heißt bei vielen<br />

Unternehmen, an Werbung zu<br />

sparen“, bedauert Müller. Zudem<br />

sei der Werbemarkt in Deutschland<br />

hart umkämpft. Hier gebe es<br />

große Werbemittelindustrien und<br />

viele Grafik-Agenturen. In andereneuropäischen<br />

Ländern sei das<br />

nicht so, weiß Tuero. Zwar biete<br />

Mayence preiswerte Lösungen an,<br />

„doch preiswert heißt nicht billig“,<br />

betont er. Denn auf die „Billigschiene“<br />

wolle das Unternehmen<br />

nicht geraten. Das schade auf<br />

Dauer Kunden, Partnern und Mitarbeitern.<br />

„Die klassische Ein-<br />

kaufslinie der vergangenen Jahre,<br />

dass alles bis zur Schmerzgrenze<br />

sein muss, ist nämlich Mitschuld<br />

an der globalen Wirtschaftskrise“,<br />

glaubt er.<br />

Im Kampf um Aufträge verlässt<br />

sich Mayence jedoch nicht nur darauf,<br />

Kunden im Bereich Werbung<br />

alles aus einer Hand zu bieten.<br />

Schulungen für Redner und Präsentationstechniken<br />

gehören<br />

ebenfalls zum Portfolio des Unternehmens.„Auch<br />

so helfen wir unseren<br />

Kunden, ihre Produkte besser<br />

zu verkaufen“, sagt Müller.<br />

Mitarbeiter vonPharmaunternehmen<br />

etwa würden in Redetechniken<br />

geschult. Zudem schult<br />

Mayence Firmenmitarbeiter, die<br />

von ihren Unternehmen ins Ausland<br />

geschickt werden. Derzeit<br />

verhandelt Mayence nach eigenen<br />

Angaben mit einem Ingenieurbüro,<br />

das eine Niederlassung in den<br />

USAgründen möchte.<br />

Schulungen helfen<br />

beim Auslandseinsatz<br />

„Wir bringen den Mitarbeitern<br />

bei, worauf sie in den USA oder<br />

wo auch immer sie hingeschickt<br />

werden, unbedingt zu achten haben“,<br />

erläutert Müller.Inden USA<br />

etwastehe „political correctness“<br />

an erster Stelle. Müller fasst es<br />

knapp zusammen: „Eine Veranstaltung<br />

ist dort nicht 'langweilig'<br />

wie bei uns, sondern 'interesting'<br />

oder 'quiet different'.“ Eine hässliche<br />

Person sei nicht hässlich,<br />

sondern eine „kosmetische Herausforderung“.<br />

Müller weiß: Ein<br />

Amerikaner werdesich immer politisch<br />

korrekt äußern, um niemandem<br />

vor den Kopf zu stoßen.<br />

Das müssten Deutsche erst noch<br />

lernen. Ähnliches gelte für den<br />

asiatischen Markt. BesondersMitarbeiter,die<br />

nach Japan oder China<br />

geschickt werden, müssten<br />

vorher unterrichtet und vorbereitet<br />

werden. Auch dabei greife<br />

Mayence auf sein globales Netzwerk<br />

zurück. „Die Kunden freuen<br />

sich und sind begeistert, dass wir<br />

auch so etwas anbieten“, sagt<br />

Müller.<br />

Doch auch in der Werbung,<br />

dem ursprünglichen Betätigungs-<br />

feld vonMayence,beschreitet das<br />

Unternehmen neue Wege: „Die<br />

personalisierte Werbung nimmt<br />

einen immer größeren Stellenwert<br />

ein“, erläutert Tuero. Selbst bei<br />

Werbegeschenken wie Kugelschreibern,<br />

Plüschtieren oder<br />

Tischkalendern genüge es nicht<br />

mehr,einfach nur den Namen des<br />

Unternehmens irgendwo klein<br />

draufzudrucken. Der Kunde wolle<br />

persönliche Geschenke, in denen<br />

sich das Unternehmen widerspiegelt.<br />

Ein besonderes Modellauto<br />

für einen französischen Autohersteller<br />

etwa oder einen Kalender<br />

mit einer aufwendigen Fotostrecke<br />

für ein spanisches Unternehmen.<br />

Tuero: „Solche Dinge sind<br />

derzeit Trend.“


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 31<br />

Rechtsanwälte SZK<br />

Kanzlei<br />

Rechtsanwälte SZK<br />

Stapelfeldt Zweschper Krumb<br />

Steubenplatz 12<br />

64293 Darmstadt<br />

E-Mail: kanzlei@kanzlei-szk.de<br />

www.kanzlei-szk.de<br />

� Gegründet 2005 in Darmstadt<br />

� Spezialisiert auf das<br />

Öffentliche Recht sowie das<br />

Bau- und Immobilienrecht<br />

[Infobox]<br />

Es grüntsogrün<br />

Rechtliche Grundlagen – VonAnlagenzulassung bis Ökodesign –<br />

Wie das Umweltrecht die Unternehmenspraxis beeinflusst<br />

VON ALFRED STAPELFELDT<br />

Eine immer lückenloser werdende<br />

Gesetzgebung hat<br />

dazu geführt, dass das öffentliche<br />

Recht –und hierbei insbesonderedas<br />

Umweltrecht –stetig<br />

wachsenden Einfluss auf das<br />

Wirtschaftsleben erhält. Deshalb<br />

ist das Umweltrecht nicht nur für<br />

Unternehmen aus der Umwelttechnologie<br />

von hoher praktischer<br />

Relevanz. Inzwischen sind<br />

Unternehmen aus praktisch jeder<br />

Branche immer schärferen umweltrechtlichen<br />

Vorgaben ausgesetzt.<br />

Die Beachtung und Erfüllung<br />

dieser rechtlichen Vorgaben<br />

ist ohne eine fundierte rechtliche<br />

Beratung kaum mehr zu gewährleisten.<br />

Errichtung und<br />

Erweiterung des Betriebs<br />

Gesetzliche Anforderungen an<br />

Unternehmen sind bereits bei der<br />

Errichtung gewerblicher Anlagen<br />

zu beachten. In der Regel bedarf<br />

die Zulassung einer baulichen Anlage<br />

oder deren Erweiterung anstelle<br />

oder neben einer Baugenehmigung<br />

einer umweltrechtlichen<br />

Genehmigung, etwaaufgrund des<br />

Immissionsschutzrechts, des Abfallrechts,<br />

des Wasserrechts oder<br />

des Naturschutzrechts.Ein Unternehmen,<br />

das sich neu ansiedelt<br />

oder am bisherigen Standort erweitert,<br />

muss die bauplanungsrechtliche<br />

und bauordnungsrechtliche<br />

Zulässigkeit vorab<br />

ebenso prüfen wie die Frage, ob<br />

weitere –insbesondere umweltrechtliche<br />

–Vorgaben zu beachten<br />

sind. Eine enge und frühzeitige<br />

Abstimmung mit den zuständi-<br />

Alfred Stapelfeldt<br />

Nach dem Studium in Osnabrück<br />

wurde er zu dem Thema „Die immissionsschutzrechtlicheAnlagenzulassung<br />

nach europäischem<br />

Recht“ promoviert und leistet sein<br />

Referendariat beim Landgericht<br />

Darmstadt. Es folgte eine fünfjähriger<br />

Tätigkeit als angestellter Anwalt<br />

und sodann zusammen mit den<br />

Rechtsanwälten Zweschper und<br />

Krumb 2005 die Gründung der<br />

Rechtsanwaltspartnerschaft Rechtsanwälte<br />

SZK. Seit Juni 2005 ist er<br />

Fachanwalt für Verwaltungsrecht.<br />

Seine Schwerpunkte liegen im öffentlichen<br />

Bau- und Planungsrecht,<br />

Umweltrecht, Vergaberecht sowie<br />

Kommunalrecht.<br />

[Person]<br />

gen Genehmigungsbehörden ist<br />

dabei ebenso wichtig wie ein<br />

grundlegendes Verständnis für die<br />

Verfahrensabläufe und die besondere<br />

Sichtweise der öffentlichen<br />

Verwaltung.<br />

PräventiveProblemlösung<br />

statt Rechtsstreit<br />

Generell gilt, dass die frühzeitige<br />

Klärung der maßgeblichen Genehmigungsfragen<br />

und die Lösung<br />

eventueller Probleme im<br />

Konsens mit der Behörde der gerichtlichen<br />

Entscheidung von<br />

Streitfragen vorzuziehen ist. Vor<br />

allem unter finanziellen, planerischen<br />

und zeitlichen Aspekten<br />

kann die gerichtliche Auseinandersetzung<br />

mit der Behörde aus<br />

unternehmerischer Perspektive<br />

immer nur das letzte Mittel dar-<br />

stellen. Die Praxis zeigt, dass der<br />

Ablauf der Genehmigungsverfahren<br />

maßgeblich durch den Antragsteller<br />

und entsprechende<br />

Sondierungen im Vorfeld in rechtlicher<br />

und tatsächlicher Hinsicht<br />

beeinflusst werden können. Um<br />

frühzeitig Streitpunkte auszuräumen<br />

und ein zügiges Zulassungsverfahren<br />

zu gewährleisten, empfiehlt<br />

sich daher in allen Zulassungs-<br />

und Genehmigungsverfahren<br />

von Beginn an die Hinzuziehung<br />

eines mit der Materie und<br />

den Verwaltungsabläufen vertrauten<br />

Rechtsanwalts.<br />

Nachbarn und<br />

Bürgerinitiativen<br />

Im Blick behalten muss jedes Unternehmen<br />

neben den rechtlichen<br />

und tatsächlichen Aspekten eines<br />

Projekts immer auch die Möglichkeit<br />

von Einwendungen der betroffenen<br />

Bürger oder die Bildung<br />

von Bürgerinitiativen, die ihre<br />

Rechte durch das Vorhaben betroffen<br />

sehen und dagegen vorgehen<br />

möchten. Diese Beteiligungsrechte<br />

der betroffenen Bürger und<br />

Nachbarn sind Bestandteil vieler<br />

Zulassungsverfahren und in besonderem<br />

Maße geeignet, Verzögerungen<br />

in erheblichem Ausmaß<br />

herbeizuführen.<br />

Betriebsführung<br />

und Umweltschutz<br />

Ist der Betrieb einmal zugelassen,<br />

bedeutet dies nicht, dass an das<br />

Unternehmen in der Zukunft keine<br />

weiteren rechtlichen Anforderungen<br />

gestellt werden können.<br />

Gerade im Umweltrecht besteht<br />

vielfach die Möglichkeit, dass die<br />

Behörden durch nachträgliche<br />

Anordnungen steuernd in den<br />

laufenden Betrieb eingreifen. Diese<br />

Anordnungen sollen im Einzelfall<br />

die Anpassung der gewerblichen<br />

Anlage an den Stand der<br />

Technik bewirken, zum Beispiel<br />

durch nachträgliche Maßnahmen<br />

zur Verringerung der Emissionsgrenzwerte.Allerdings<br />

sind derartige<br />

Anordnungen an eine Reihe<br />

rechtlicher Voraussetzungen geknüpft,<br />

so dass ein Vorgehen gegen<br />

diese, zumeist sehr kostenintensiven<br />

Maßnahmen durchaus<br />

Erfolg versprechend sein kann.<br />

Hierzu empfiehlt sich die Hinzuziehung<br />

eines entsprechend spezialisierten<br />

Rechtsanwaltes,inder<br />

Regel eines Fachanwaltes für Verwaltungsrecht.<br />

Betreiberpflichten<br />

Ungeachtet dieses besonderen Instrumentariums<br />

der Umweltverwaltung<br />

muss jeder Betrieb dergestalt<br />

betrieben werden, dass<br />

schädliche Umwelteinwirkungen<br />

nicht hervorgerufen werden kön-<br />

nen. Dies gilt auch für Unternehmen,<br />

die nicht den strengen Voraussetzungen<br />

eines Genehmigungs-<br />

oder Zulassungsverfahrens<br />

unterliegen. Daneben hat jedes<br />

Unternehmen natürlich noch<br />

weitere rechtliche Betriebspflichten,<br />

etwaaus dem Bereich des Gesundheits-<br />

und Arbeitsschutzes,<br />

zu berücksichtigen.<br />

Die Einhaltung der umweltrechtlichen<br />

Betriebspflichten<br />

wird nicht nur durch die direkte<br />

behördliche Kontrolle gewährleistet,<br />

sondern zudem durch strafund<br />

haftungsrechtliche Regelungen<br />

untermauert. Diese Regelungen<br />

führen bei Verstößen gegen<br />

umweltrechtliche Vorgaben zu erheblichen<br />

finanziellen, gegebenenfalls<br />

aber auch persönlichen<br />

Konsequenzen für den Unternehmer.<br />

Sie sind ein weiterer wichti-<br />

ger Grund, weshalb sich jedes Unternehmen<br />

und jeder Unternehmer<br />

eingehend mit seinen umweltrechtlichen<br />

Pflichten auseinandersetzen<br />

sollte.<br />

Haftung für<br />

Umweltschäden<br />

Eine wichtige Rolle kommt in diesem<br />

Zusammenhang dem bereits<br />

1991 inKraft getretenen Umwelthaftungsgesetz<br />

zu, mit dem eine<br />

verschuldensunabhängige Verursacherhaftung<br />

eingeführt wurde.<br />

Während sich dieses Gesetz auf<br />

reine Sach- und Personenschäden<br />

beschränkt, die durch betriebliche<br />

Umwelteinwirkungen entstanden<br />

sind, regelt das seit November<br />

2007 geltende Umweltschadensgesetz<br />

die Haftung für Schäden, die<br />

durch unternehmerische Tätigkeiten<br />

in und an der natürlichen Umwelt<br />

eintreten können. Ausdiesen<br />

haftungsrechtlichen Regelungen<br />

können sich im Schadensfall erhebliche,<br />

wenn nicht gar Existenz<br />

gefährdende wirtschaftliche Folgen<br />

ergeben.<br />

Strafrechtliche<br />

Konsequenzen<br />

Hinzu kommen Straftatbestände,<br />

die den gesetzlichen Verboten des<br />

Umweltrechts zusätzlichen Nachdruck<br />

verleihen. So sind „Straftaten<br />

gegen die Umwelt“ im Strafgesetzbuch<br />

ausdrücklich geregelt (§§<br />

324 ff. StGB); zudem finden sich in<br />

verschiedenen Umweltschutzgesetzen<br />

Bußgeldtatbestände. Verstößt<br />

ein Betriebsinhaber oder Unternehmer<br />

selbst gegen einen dieser<br />

Tatbestände,sobereitet es keine<br />

Probleme, ihm als Betreiber<br />

auch die straf- oder bußgeldrechtliche<br />

Verantwortung zuzuschreiben.<br />

Strafbar wegen eines Umweltdelikts<br />

kann sich außerdem derjenige<br />

machen, dem innerbetrieblich<br />

Betreiberpflichten im Rahmen<br />

der arbeitsteiligen Betriebsorganisation<br />

übertragen worden sind.<br />

Schließlich kann sich zum Beispiel<br />

der Beauftragte für Immissionsoder<br />

Gewässerschutz selbst dann<br />

strafbar machen, wenn er keine eigene<br />

Entscheidungsbefugnis hat,<br />

wie das Oberlandesgericht Frankfurt<br />

bereits 1987 entschied. Diese<br />

Rechtsprechung hat der Bundesgerichtshof<br />

in seiner jüngsten „Compliance-Entscheidung“<br />

vom 17.<br />

Juli 2009 im Kern bestätigt und auf<br />

den Compliance-Beauftragten ausgeweitet.<br />

Auch vordiesem Hintergrund<br />

ist ein betriebliches System,<br />

welches die Einhaltung des Umweltrechts<br />

gewährleistet, unabdingbar.<br />

Anforderungen<br />

an Produkte<br />

Wurden bislang insbesondere<br />

Produktionsprozesse hinsichtlich<br />

ihrer Umweltauswirkungen regu-<br />

liert, rückt seit einigen Jahren die<br />

Gestaltung von Produkten unter<br />

ökologischen Gesichtspunkten,<br />

kurz deren Ökodesign, in den<br />

Vordergrund umweltpolitischer<br />

Betrachtungen. Die Impulse hierzu<br />

gehen von der europäischen<br />

Ebene in Gestalt des Konzepts<br />

der Integrierten Produktpolitik<br />

(IPP) aus. InDeutschland wird<br />

dieses Konzept derzeit vor allem<br />

durch das Gesetz über die umweltgerechte<br />

Gestaltung energiebetriebener<br />

Produkte (EBPG)<br />

umgesetzt, das das Inverkehrbringen<br />

und die Inbetriebnahme<br />

energiebetriebener Produkte regelt.<br />

In Zukunft werden vermehrt<br />

neben die bereits bekannten Regelungen<br />

zur Produktsicherheit<br />

und Produktkennzeichnung umweltrechtliche<br />

Regelungen tre-<br />

ten, die sich direkt auf die Gestaltung<br />

der Produkte auswirken.<br />

Die besondereBrisanz dieser umweltrechtlichenProduktregelungen<br />

liegt unter anderem auch<br />

darin, dass das Wettbewerbsrecht<br />

die Möglichkeit zur Verfügung<br />

stellt, gegen Konkurrenten,<br />

deren Produkte gegen gesetzliche<br />

Ökodesign-Anforderungen<br />

verstoßen, wegen eines Wettbewerbsverstoßes<br />

vorzugehen;<br />

hierfür kommen vor allem Nr. 9<br />

des Anhangs zu §3Abs. 3UWG<br />

(Gesetz gegen den unlauteren<br />

Wettbewerb), §§ 3, 4Nr. 11 UWG,<br />

§§ 3, 5Abs. 1Nr. 1UWG und §§<br />

3, 5a Abs. 2,4UWG in Betracht.<br />

Dies birgt für Unternehmen nicht<br />

nur die Gefahr, dass sie den weiteren<br />

Vertrieb eines solchen Produktes<br />

unterlassen müssen, sondern<br />

auch, dass sie dem Gewinnabschöpfungsanspruch<br />

nach §10<br />

UWG ausgesetzt sind.<br />

Aktuelle Entwicklungen<br />

im Blick behalten<br />

Das europäische und deutsche<br />

Umweltrecht ist auch weiterhin<br />

ständig im Fluss, jedes Jahr werden<br />

Unternehmen und Unternehmer<br />

mit neuen oder geänderten<br />

Umweltanforderungen konfrontiert.<br />

Diese Entwicklungen muss<br />

jedes Unternehmen im Blick behalten,<br />

was ohne juristische<br />

und damit in der Regel anwaltliche<br />

Unterstützung<br />

kaum mehr möglich ist. So<br />

ist zum Beispiel am 11.Januar<br />

2010 die neue<br />

EMAS-Verordnung in<br />

Kraft getreten. Vonbesonderer<br />

Bedeutung ist<br />

für Unternehmen zudem<br />

die Novelle der<br />

Abfallnachweisverordnung.<br />

Das bislang<br />

freiwillige<br />

elektronische<br />

Abfallnachweisverfahren<br />

ist seit<br />

dem 31.<br />

März 2010<br />

für jedes Unternehmen<br />

Pflicht. Erwartet<br />

wird<br />

im laufenden<br />

Jahr außerdem<br />

eine Neufassung<br />

der EU-<br />

Richtlinie über Industrieemissionen,<br />

die strengere<br />

Emissionsgrenzwerte<br />

für und eine verstärkte<br />

Überwachung von Industrieanlagen<br />

mit sich<br />

bringen wird. Am 1. Dezember<br />

2010 läuft schließlich<br />

die Frist zur Registrierung von<br />

Chemikalien nach der EU-Chemikalienverordnung<br />

REACH aus.<br />

Alfred Stapelfeldt FOTO: ALEXANDER HEIMANN


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 32<br />

Schreibtische der <strong>Macher</strong><br />

THOMAS KÖHL<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

� Schreibtische: zwei Modelle,beide höhenverstellbar.<br />

An dem Tisch, auf dem der Computerbildschirm<br />

steht, sitzt Köhl meist. „Den anderen stelle ich<br />

manchmal so ein, dass ich im Stehen daran arbeiten<br />

kann“, sagt er. Der Wechsel zwischen Sitzen und<br />

Stehen sei schließlich gesund.<br />

�<br />

Stuhl: Modell Aureo, entwickelt vonder Firma Köhl.<br />

Drehsessel mit serienmäßiger Bandscheibenstütze<br />

und Mesh-Gewebe im Rücken. „Das wirkt thermoregulierend<br />

–imSommer kühlend, im Winter wärmend“,<br />

sagt Thomas Köhl. Der Clou: Die Rückseite<br />

des Sessels kann mit einem zur Büroeinrichtung passenden<br />

Foliendruck versehen werden, etwa inCarbon-,<br />

Aluminium- oder Wurzelholzoptik. „Der Renner<br />

ist derzeit die Carbon-Optik“, so Köhl.<br />

Person und Unternehmen<br />

1<br />

�<br />

Schreibtischunterlage: aus Leder,„schon seit Jahren<br />

im Betrieb“, sagt der Chef. Viele tolle Verträge seien<br />

darauf unterschrieben worden.<br />

�<br />

PC: eigentlich ein Notebook mit Dockingstation und<br />

großem Extra-Bildschirm. Für E-Mails und Internetrecherchen<br />

zwecks Marktanalyse. „Alles andere erledigt<br />

die Assistentin“, sagt Köhl.<br />

�<br />

7<br />

6<br />

Telefon: Köhl telefoniert gerne,denn: „Kommunikation<br />

ist wichtig“, betont er. Nummern sind nur wenige<br />

darin gespeichert, er pflegt seine Kontakte über<br />

eine spezielle Softwareauf seinem Notebook. Mitarbeiter<br />

haben die Durchwahl, enge Geschäftspartner<br />

auch.<br />

1<br />

3<br />

2<br />

�<br />

Tasse: mit „Köhl“-Logo, gleiche Modelle bekommen<br />

ab und an Kunden und Geschäftspartner geschenkt.<br />

„Steht für Gemütlichkeit.“ Sich zwischendrin mal<br />

Zeit für einen Kaffee oder Teezunehmen, lüfte den<br />

Kopf durch. Köhl trinkt bevorzugt Wasser,imWinter<br />

darf es aber auch mal Teesein. „Grüner und Kräutertee,<br />

die Sorten sind gesund.“<br />

�<br />

Sideboards: zwei Stück mit viel Platz für Ordner; mit<br />

ausklappbaren Ablagen für Pläne und ähnliche Unterlagen.<br />

�<br />

Weißes Gestell auf dem Schreibtisch: Tischkalender,<br />

der drei Monate pro Blatt zeigt. Werbegeschenk der<br />

Firma Köhl, geht auch an Kunden.<br />

Thomas Köhl (44), verheiratet,<br />

zwei Kinder (zwölf und 15). In seiner<br />

Freizeit geht er gerne mit seiner<br />

Familie Bergwandern. „Wir lieben<br />

die Natur.“ Am liebsten verbringt er<br />

die Zeit mit seiner Frauund seinen<br />

Kindern, gemeinsame Aktivitäten<br />

sind der Familie wichtig. Radfahren<br />

und im Garten arbeiten gehören<br />

ebenfalls zu Köhls Hobbys. „Und<br />

da ich meinem Beruf mit Leidenschaft<br />

nachgehe, bezeichne ich<br />

auch meine Arbeit als Hobby.“<br />

Köhl beschäftigt sich auch mit<br />

Pilgerreisen. „Derzeit noch in<br />

8<br />

9<br />

[Infobox]<br />

5<br />

4<br />

�<br />

Bild an der Wand links hinten: „Das Thema des<br />

Bildes ist Kommunikation.“ Es solle daran erinnern,<br />

dass alle Kollegen und Mitarbeiter die Richtung kennen,<br />

in die es gehen soll.<br />

�<br />

Urkunden rechts an der Wand: „Gebote für Führungskräfte“<br />

sowie eine Urkunde der IHK-Wirtschaftsjunioren,<br />

bei denen Köhl aktiv war.<br />

�<br />

Deutschland, aber den Jakobsweg<br />

nach Santiago de Compostella in<br />

Spanien möchte ich auch mal gehen“,<br />

sagt er.Köhls machen gerne<br />

in Deutschland Urlaub: „Wir erkunden<br />

das Land von der Ostsee<br />

bis zum Schwarzwald“, sagt Thomas<br />

Köhl und lacht. Aber auch Österreich,<br />

Spanien und Italien sind<br />

beliebte Ferienziele der Familie.<br />

Die Köhl GmbH<br />

10<br />

Die Firma Köhl aus Ober-Roden<br />

entwickelt, fertigt und vermarktet<br />

ergonomisch hochwertige Sitzmöbel.<br />

Gegründet wurde das Unternehmen<br />

1976 vonGünter und Inge<br />

11<br />

Stehlampe: Modell Waldmann, sorgt für indirekte<br />

Beleuchtung im gesamten Büro. Köhl bevorzugt warmes<br />

Licht. „Die Leuchte ist ein Highlight in Funktion<br />

und Design.“ sojo<br />

Köhl, den Eltern von Thomas<br />

Köhl, „in einer Garage in Ober-Roden“,<br />

wie der Junior sagt. Seit<br />

1979 sitzt das Unternehmen im Industriegebiet<br />

von Ober-Roden.<br />

Thomas Köhl ist seit 18 Jahren dabei.<br />

Nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />

und einer<br />

vorherigen Ausbildung zum Großund<br />

Außenhandelskaufmann absolvierte<br />

Köhl Junior seine Assistenzzeit<br />

in der Möbelindustrie,bevor<br />

erinden elterlichen Betrieb<br />

zurückkehrte. Seit 1. Januar 1992<br />

ist er Geschäftsführer der Köhl<br />

GmbH. Die Firma setzt mit 70 Beschäftigten<br />

rund 18 Millionen Euro<br />

im Jahr um.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 33<br />

Life & Style<br />

The Tapas Wine Collection<br />

Bestehend aus:<br />

1Flasche 2004er Castillo de Clavijo Reserva Rioja,<br />

290 g Piementos del Piquillo,<br />

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Seite 34 +35<br />

Offen und zentral<br />

Das Ramada Hotel in Darmstadt<br />

fällt vonaußen durch<br />

seine abgerundete Fassade<br />

auf –hat aber auch eine<br />

Reihe innerer Qualitäten.<br />

Seiten 36 +37<br />

Wasträgt manwann<br />

Gut und vor allem dem Anlass<br />

angemessen angezogen<br />

zu sein, ist im heutigen Geschäftsleben<br />

so wichtig wie<br />

fachliche Kompetenz.<br />

Seite 39<br />

Voll im Bild<br />

Gedächtnistrainer Oliver<br />

Geisselhart zeigt Managern<br />

und Verkäufern, wie man<br />

sich Namen und Argumente<br />

am besten einprägt.<br />

Seite 40<br />

Frikadellen und mehr<br />

Auch die Kultur schnauft mal<br />

durch. Das ist die Zeit, die<br />

neuen Spielpläne zu inszenieren.<br />

Ein spezielles Ritual,<br />

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Seite 38<br />

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2003, Caparzo, Toscana (Italien)<br />

Der große, weltweit gerühmte Klassiker,<br />

Brunello di Montalcino, der erste italienische Wein,<br />

der die Anerkennung der Ursprungsbezeichnung DOCG<br />

erhalten hat, wird nach einer Ruhezeit von zwei Jahren<br />

in mittelgroßen Fässern aus slowenischem Holz in Flaschen<br />

abgefüllt und weiter ausgebaut. So bringt dieser Wein<br />

seine elegantesten Eigenschaften zum Ausdruck.<br />

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<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 34<br />

Tagungshotels<br />

RAMADA HOTEL DARMSTADT<br />

DasHotel am Wegesrand<br />

Ramada Darmstadt – Offen, zentral gelegen und<br />

unkompliziert ist das Haus,das Geschäftskunden<br />

und Privatgäste gleichermaßen anzieht<br />

VON SABINE EISENMANN<br />

Am liebsten ist Gabriele<br />

Seidel (39) mittendrin.<br />

Wenn vormittags im Ramada<br />

Hotel in Darmstadt so richtig<br />

viel los ist, genießt die Hoteldirektorin<br />

das geschäftige Treiben<br />

im kleinen Foyer. Dann zieht es sie<br />

zum Herzstück, dem Empfangsschalter,wosie<br />

sich zwischen Tagungsräumen,<br />

Restaurant und<br />

Sitzgruppen immer wieder gerne<br />

selbst um kleine und große Wünsche<br />

der Gäste kümmert. „Ich liebe<br />

dieses internationale Flair und<br />

das Herumgewusel. Das fand ich<br />

schon als Kind toll, wenn ich mit<br />

meinen Eltern am Flughafen<br />

war“, sagt die gebürtige Südafrikanerin.<br />

Selbst freitagabends,<br />

wenn es im Hotel ruhiger zugehe<br />

und sich Seidel in ihreE-Mail-Flut<br />

stürzt, lässt sie die Türihres Büros<br />

direkt neben dem Empfang geöffnet.<br />

„Ich brauche die Geräuschkulisse,<br />

das ist mein kleiner persönlicher<br />

Bahnhof.“<br />

Das Reisefieber habe Gabriele<br />

Seidel vonihren Eltern geerbt. Den<br />

Traum, einmal ein Hotel zu leiten,<br />

nicht. „Ich wollte nie etwas anderesmachen<br />

und nach einem Praktikum<br />

wurde der Wunsch nur noch<br />

stärker“, sagt die quirlige Frau.<br />

Zwei Häuser hat sie bereits in Düsseldorf<br />

geleitet, mit dem Ramada<br />

Hotel in der Eschollbrücker Straße<br />

in Darmstadt habe sie vorwenigen<br />

Wochen einen Traumjob ergattert,<br />

sagt Seidel. „Das Haus ist nicht zu<br />

groß und nicht zu klein und vor<br />

allem kein unpersönlicher Klotz.<br />

Es hat Charme, ein junges Team<br />

und ein herzliches Klima. Es ist<br />

eben nicht so steif.“<br />

Die vonHoteldirektoren häufig<br />

beklagte Hemmschwelle,ein Hotel<br />

zu betreten, auch wenn man dort<br />

nicht übernachten möchte, ist im<br />

Ramada gering. Das Haus mit der<br />

auffälligen abgerundeten Fassade<br />

in der Eschollbrücker Straße hält,<br />

wassein Name verspricht. „Ramada“<br />

ist mexikanisch und heißt so<br />

viel wie „schattiger Rastplatz am<br />

Rande des Weges“.<br />

Kurze Wege<br />

in die City<br />

In Darmstadt liegt das Ramada<br />

mitten in einem Wohngebiet nahe<br />

der Darmstädter City und ist zu<br />

mehreren Seiten hin offen. Der<br />

Biergarten des Hotels grenzt direkt<br />

an den Gehweg, der Übergang<br />

zum hoteleigenen Restaurant<br />

„Papaver“ mit internationaler<br />

Küche ist fließend. Das sei ein<br />

Grund, warum sich neben Tagungsgästen,<br />

die laut Seidel etwa<br />

60 Prozent der Buchungen ausmachen,<br />

auch immer viele Einheimische<br />

in Restaurant und Biergarten<br />

bewirten lassen. „Die Lage des<br />

Hauses ist optimal, einige Gäste<br />

sind Geschäftsleute, die nach Feierabend<br />

hier vorbeikommen.<br />

Oder Pärchen, die am Wochenende<br />

zum Essen kommen. Auch Familienfeiern<br />

haben wir ganz oft“,<br />

sagt Seidel. Das Restaurant sticht<br />

mit seiner Einrichtung heraus.<br />

Erst vor wenigen Monaten<br />

wurde es re-<br />

Steckbrief<br />

noviert, die Einrichtung aus Holz<br />

und Leder wirkt modern und aufgeräumt,<br />

zahlreiche Spiegel und<br />

große Bilder geben dem Raum<br />

Weite. Und überall trifft man auf<br />

„Papaver“. Die Mohnblume, die<br />

dem Restaurant seinen Namen<br />

gab, prangt auf Bildern und steht<br />

als Deko-Arrangement auf den<br />

Regalen.<br />

Während sich Tagungsgäste<br />

zur Mittagszeit am reichhaltigen<br />

Büfett bedienen, läuft im Hinter-<br />

Hoteldirektorin<br />

Gabriele Seidel<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

Kontakt Aufeinen Blick<br />

Ramada Hotel Darmstadt Ramada Hotel Darmstadt<br />

Eschollbrücker Straße 16 Eröffnung:1995<br />

64295 Darmstadt Hoteldirektorin: Gabriele Seidel<br />

Telefon 061513850 Zimmer: 166<br />

Fax 06151 385100 Tagungsräume: 5<br />

E-Mail: darmstadt@ramada.de Preise: Doppelzimmer ab 80 Euro,<br />

Internet: www.ramada.de Miete Tagungsraum ab 240 Europro Tag<br />

Über Ramada: Die Hotelkette Ramada wurde 1954 in Arizona gegründet<br />

und gehörtheute mit zahlreichen anderen Hotelketten zur amerikanischen<br />

HotelgesellschaftWyndham Worldwide, die weltweit insgesamt<br />

rund 6500 Hotels unterschiedlicher Kategorien<br />

mit über einer halben Million Zimmer anbietet. Vermarktungsgesellschaftder<br />

Ramada-, Treff-, und<br />

Encore-Hotels in Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz ist die Hospitality Alliance AG<br />

mit Sitz in Bad Arolsen.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 35<br />

grund leise Popmusik. Gabriele<br />

Seidel nippt an ihrer heißen Schokolade<br />

und wirkt zufrieden. Für<br />

sie ist das Ramada seit Wochen<br />

Arbeitsplatz und Wohnzimmer<br />

zugleich. Denn derzeit bereitet sie<br />

den Umzug aus Düsseldorf nach<br />

Darmstadt vor. Noch wohnen dort<br />

Partner und Cockerspaniel „Charlie“,<br />

beide werden demnächst<br />

nachkommen. „Ich weiß ganz gut<br />

wie es ist, wenn man oft in Hotels<br />

übernachtet“, sagt die gelernte<br />

Hotelfachfrau. Daher lege sie großen<br />

Wert auf eine Wohnzimmeratmosphäre.<br />

„UnsereGäste sollen<br />

sich hier wohlfühlen, auch wenn<br />

sie hier tagen“.Luxus,aber unverkrampft,<br />

das sei die Devise des<br />

Hauses in der Kategorie drei Sterne<br />

plus.Übernachtungsgäste können<br />

zwischen zwei Kategorien<br />

wählen. Die 166 Zimmer des fünfstöckigen<br />

Hauses sind unterteilt<br />

in Raucher- und Nichtraucherzimmer.<br />

Esgibt außerdem Doppelzimmer<br />

in der Klasse Standard<br />

(90 Euro) und Deluxe (100Euro),<br />

Einzelzimmer (90 Euro) und Junior-Suiten<br />

mit bis zu 41 Quadratmeter<br />

Größe. Alle Zimmer sind<br />

großzügig geschnitten<br />

und<br />

verfügen über<br />

W-Lan, haben<br />

ein großes Bad,<br />

zum Teil mit<br />

Tageslicht und<br />

Badewanne,<br />

Einbauschränke<br />

und mehrere<br />

Sitz- und Ablagemöglichkeiten.<br />

Das<br />

und die Schallschutzfenster<br />

entschädigen<br />

allemal, dass<br />

die elegante,<br />

aber in die Jahre<br />

gekommene<br />

Einrichtung an<br />

Surftipp<br />

einigen Stellen<br />

deutliche Ge-<br />

vonGabriele Seidel<br />

brauchsspuren<br />

zeigt. Nach<br />

www.kapstadt.de<br />

und nach sollen<br />

demnächst<br />

die Zimmer renoviertwerden,<br />

wünscht<br />

sich Seidel.<br />

Doch an Flachbildfernseher<br />

mit PC-Funktion<br />

sei derzeit<br />

noch nicht zu<br />

denken. Ganz<br />

entzückend ist das runde Turmzimmer<br />

im obersten Stockwerk.<br />

Über eine Wendeltreppe gelangt<br />

der Gast in das höchste Zimmer<br />

des Hauses, das einer Person viel<br />

Platz und viele Fenster bietet. 90<br />

Euro kostet eine Übernachtung<br />

mit Blick über die Dächer von<br />

Darmstadt. Für Frühstück muss<br />

der Gast jeweils 13 Eurozuzüglich<br />

zahlen.<br />

Fünf klimatisierte<br />

Tagungsräume<br />

Und Tagungsgäste? Sie lernen im<br />

Ramada in Darmstadt in eher kleineren<br />

Dimensionen. Es sei denn,<br />

man legt die drei Räume „Zwingenberg“,<br />

„Lorsch“ und „Heppenheim“<br />

zusammen, dann haben etwa<br />

150Personen auf 160 Quadratmetern<br />

Platz. Fünf klimatisierte<br />

Tagungsräume zwischen 45 und<br />

70 Quadratmeter Größe gibt es im<br />

Erdgeschoss. Die Grundausstattung<br />

ist umfangreich, im Baukastensystem<br />

können weitere Ausstattungen<br />

wie Beamer, Moderatorenkoffer,<br />

CD-Player, sowie<br />

Snack-Varianten dazu gebucht<br />

werden. Die Tagungsräume sind<br />

begehrt und auch ein komplett<br />

ausgebuchtes Hotel sei keine Seltenheit<br />

im Ramada, sagt Gabriele<br />

Seidel. „Aber es geht immer noch<br />

besser“, sagt sie.ImGegensatz zu<br />

vielen anderen Tagungshotels will<br />

Seidel auch den privaten Gast gewinnen.<br />

Auffällig sind die zahlreichen<br />

Abbildungen von Sehenswürdigkeiten<br />

in Darmstadt in Broschüren<br />

und auf der Homepage<br />

der Hotelkette.Vor allem Ausflüge<br />

und Events zu den Themen Jugendstil<br />

und Wissenschaft bietet<br />

Ramada an. „Hier kommt uns<br />

wieder die zentrale Lage des Hauses<br />

entgegen“, sagt Seidel. Denn<br />

wenn Geschäftsleute zum Tagen<br />

ins Ramada kommen, seien sie ja<br />

schon so gut wie in der City und<br />

bekommen einiges von Darmstadt<br />

mit. Seidel will dafür sorgen,<br />

dass sie Lust auf mehr bekommen<br />

und eventuell beim nächsten Mal<br />

als privater Gast kommen, um<br />

sich Darmstadt und die Umgebung<br />

anzuschauen.<br />

Die Frage nach einem Traumgast<br />

ist bei Gabriele Seidel ernüchternd.<br />

Denn in ihren Lehrjahren<br />

im Atlantic-Hotel in Hamburg<br />

hat sie am Empfang Prominente<br />

begrüßt, vondenen andere<br />

nur träumen: „Take That“ (damals<br />

noch mit Robbie Williams),<br />

Michael Jackson, Thomas Gottschalk<br />

–die Liste ließe sich noch<br />

weiter füllen. „Da bin ich verwöhnt,<br />

aber es ist auch sehr anstrengend<br />

mit Stars imHotel. Eine<br />

sinnvolle Erfahrung war essicher,<br />

aber danach suche ich<br />

nicht“, sagt Seidel.<br />

In ihrem Hotel sind es zehn<br />

Auszubildende,die Hotelfach und<br />

Koch lernen. Die Chance, anschließend<br />

übernommen zu werden<br />

sei groß. Insgesamt führt die<br />

Hotelgruppe weltweit 900 Häuser,<br />

rund 70 davoninDeutschland, in<br />

der Schweiz und in Österreich.<br />

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FOTOS: ALEXANDER HEIMANN


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 36<br />

Business-Knigge<br />

Business:<br />

Fast perfekt,<br />

wäredanicht<br />

die fehlende<br />

Weste beim<br />

Herrn.<br />

DIESMAL: DRESS-CODE<br />

„Kleider machen Leute“<br />

VON DIRK JANOWITZ<br />

Umgangsformen – Gut angezogen zu sein ist für erfolgreiche<br />

Geschäftsverhandlungen ebenso wichtig wie fachliche Kompetenz<br />

Business-Outfits sehen<br />

längst nicht überall gleich<br />

aus. Was in Deutschland<br />

angesagt ist, kann in England,<br />

Frankreich, Japan, Dubai oder im<br />

Iran gar nicht gut ankommen. Die<br />

Kleidung ist auch von der Kultur<br />

abhängig. Unterschiede werden<br />

jedoch oft übersehen –sie liegen<br />

im Detail. Manager, die auf diese<br />

Kleinigkeiten nicht achten, können<br />

bei Geschäftsverhandlungen<br />

schnell negativ auffallen, ihreGesprächspartner<br />

beleidigen oder einen<br />

guten Deal riskieren. Denn<br />

gut angezogen zu sein, ist für einen<br />

erfolgreichen Abschluss<br />

ebenso wichtig wie fachliche<br />

Kompetenz.<br />

Das Sprichwort „Kleider machen<br />

Leute“ nach der gleichnamigen<br />

Novelle des Schweizer<br />

DichtersGottfried Keller,die erstmals<br />

1874 erschienen ist, hat sich<br />

bis heute bewahrheitet. Das bestätigt<br />

auch Stefan Aulbach (44),<br />

Geschäftsführer der Otto Aulbach<br />

GmbH in Miltenberg am<br />

Main, die in Lizenz für Daniel<br />

Hechter und Karl Lagerfeld produziert<br />

und die Marken europaweit<br />

vertreibt. „Korrekte Kleidung<br />

ist das Aund Obei jeder<br />

Verhandlung. Sie trägt maßgeb-<br />

lich dazu bei, wie der Manager<br />

auf sein Gegenüber wirkt und<br />

kann somit indirekt den Gesprächsverlauf<br />

beeinflussen“, ist<br />

sich der 44-jährige sicher: „Dem<br />

Anlass angepasste Kleidung unterstreicht<br />

die Glaubwürdigkeit<br />

und Ernsthaftigkeit des Trägers.“<br />

Daran hat sich im Vergleich zu<br />

früher nicht viel geändert. Schon<br />

im Altertum gab es Kleiderordnungen<br />

entsprechend dem sozialen<br />

Status. Karl der Große erließ im<br />

Jahr 808 ein „Aufwandgesetz“, das<br />

vorschrieb,wie viel jeder Stand für<br />

seine Kleidung ausgeben durfte.In<br />

Speyer und Straßburg wurde den<br />

Frauen 1356 lang herabfallendes<br />

und offen getragenes Haar verboten.<br />

Im Krieg der Bauern vonLangensalza<br />

forderten diese 1524 vergebens,<br />

die rote Schaube (mantelartiger<br />

Überrock in der männlichen<br />

Tracht des 16. Jahrhunderts)<br />

der Oberschicht tragen zu dürfen.<br />

1530 beschloss der Augsburger<br />

Reichstag eine umfassende Neuregelung<br />

der Standestrachten, die<br />

1548 erneuert wurde. Durch die<br />

Ideen der Aufklärung gerieten diese<br />

Standesvorschriften zunehmend<br />

ins Wanken, und die Französische<br />

Revolution erschütterte sie<br />

vollends.<br />

Heute ist die Kleiderordnung<br />

natürlich nicht mehr per Gesetz<br />

Die wichtigsten Dress-Codes für Männer und Frauen<br />

Business (hochoffiziell)<br />

Anlässe: tägliches Business in hohen<br />

Führungsebenen.<br />

Korrektes Erscheinen/Männer: Erwartet<br />

wird ein dreiteiliger dunkler<br />

Anzug mit Weste, Hemd, Krawatte<br />

und glatten Lederschuhen. Fauxpas:<br />

helle Anzüge, Rollkragenpullover,<br />

keine Krawatte,Button-down-Hemd.<br />

Frauen: Erwartet werden Kostüm<br />

oder Hosenanzug in gedeckten Far-<br />

[Infobox]<br />

ben mit einfarbiger Bluse oder T-<br />

Shirt. Fauxpas: Enge Kleidung, Stiefel<br />

zum Kostüm, peppige Farben<br />

oder strumpflose Beine.<br />

Day Informal<br />

Anlässe: Geschäftsreise, Business-<br />

Tag, der außerhalb der eigenen Geschäftsräume<br />

und/oder mit externen<br />

Geschäftspartnern verbracht wird.<br />

Korrektes Erscheinen/Männer: Er-<br />

Dayinformal:<br />

Alles richtig.<br />

Vanessa Vester<br />

und Michael<br />

Schneider entsprechen<br />

den<br />

Erwartungen<br />

ihrer Geschäftspartner.<br />

Come as youare:<br />

Recht leger, aber in Ordnung.<br />

Die Krawatte des Herrnweicht<br />

einem farblich zu Hemd und<br />

Kombination passenden<br />

Schal, die Dame trägt ein<br />

adrettes Kostüm.<br />

wartet wird ein dunkler Anzug mit<br />

Hemd, Krawatte und schlichten<br />

Schuhen. Fauxpas: Jeans oder andere<br />

Freizeitkleidung.<br />

Frauen: Erwartet werden Hosenanzug,<br />

Kombination oder Kostüm.<br />

Fauxpas: Jeans oder andereFreizeitkleidung.<br />

Business casual<br />

Anlässe: Brunch, Sightseeing während<br />

einer Geschäftsreise, internes<br />

Meeting außerhalb des Büros.<br />

Korrektes Erscheinen/Männer: Er-<br />

oder Erlass festgeschrieben, aber<br />

gewisse Regeln aufgrund weichererFaktoren<br />

(völkerrechtlicher Abkommen<br />

und Übereinstimmungen)<br />

gelten immer noch. Diese<br />

werden mit dem englischen Begriff<br />

Dress-Code beschrieben. Aber<br />

auch dabei hat es in den vergangenen<br />

Jahren einige „Lockerungen“<br />

gegeben. So muss der Anzug nicht<br />

mehr maßgeschneidert sein. „Aufgrund<br />

der Vielzahl der Konfektionsgrößen<br />

ist es relativ leicht, ein<br />

perfekt sitzendes Outfit für nahezu<br />

jeden zu finden“, sagt Stefan Aulbach,<br />

der für die Herrenbekleidung<br />

zuständig ist.<br />

Schwarz, anthrazit<br />

oder marineblau<br />

Manager sind im klassischen Anzug<br />

in den Farben schwarz, anthrazit<br />

oder marineblau bei Geschäftsbesprechungen<br />

immer gut<br />

angezogen. Dezente Musterung<br />

sowie Streifen oder Karos sind<br />

ebenfalls möglich. Das Hemd sollte<br />

weiß oder blau sein. Auch mit<br />

den aktuellen Modefarben flieder,<br />

purple und bordeauxrot können<br />

die Geschäftsleute nichts falsch<br />

machen, so der Experte.Die Weste,<br />

bei Top-Managern ein Muss,<br />

sollte keinen Kontrast zum Anzug<br />

bieten. Aufden Oberstoff farblich<br />

abgestimmte Socken und geschlossene<br />

Schuhe runden das<br />

Gesamtbild ab. Perfekt abgestimmt<br />

wird das Outfit durch den<br />

Gürtel, der farblich zu den Schuhen<br />

und zur Armbanduhr passt.<br />

„Unmöglich sind dagegen schrille<br />

Farben, weiße Socken, Motiv-Krawatten<br />

und bedruckte Hemden“,<br />

weiß Stefan Aulbach.<br />

wartet wird ein stilvoller Freizeit-<br />

Look, Polohemden, farbige Oberhemden<br />

und feine Strickpullover,<br />

kombiniert mit Baumwoll- oder<br />

Cordhosen. Fauxpas: Jeans, Shorts,<br />

Sportswear und offene Schuhe.<br />

Frauen: Kombinationen aus Stoffhose<br />

und Bluse und flache Schuhe (keine<br />

Turnschuhe) sind möglich. Fauxpas:<br />

Jeans, Shorts und Sportswear.<br />

Come as you are<br />

Anlässe: Geschäftsessen oder Drink<br />

nach Feierabend.<br />

Miltenberger<br />

Otto Aulbach GmbH<br />

Frühlingstraße 17,63897 Miltenberg/Main<br />

Geschäftsführer: Stefan Aulbach<br />

Telefon 093714000-0, Fax09371 80667<br />

E-Mail: stefan.aulbach@<br />

daniel-hechter.de<br />

Philipp Aulbach<br />

Telefon 093714000-0,<br />

Fax09371 4000-179<br />

E-Mail: philipp.aulbach@<br />

daniel-hechter.de<br />

Die Frauen haben im Gegensatz<br />

zu ihren männlichen Kollegen<br />

bei der Wahl ihrer Kleidung<br />

mehr Möglichkeiten“, erklärt<br />

Philipp Aulbach (36), ebenfalls<br />

Geschäftsführer der Miltenberger<br />

Otto Aulbach GmbH und verantwortlich<br />

für die Damenbekleidung.<br />

„Die meisten Top-Managerinnen<br />

bevorzugen den klassischen<br />

Hosenanzug (schwarz, anthrazit,<br />

marineblau). „Bei Röcken<br />

und Blusen sind aktuelle Modefarben<br />

wie lila und Grün-Töne erlaubt“,<br />

so der 36-jährige.Der Blazer<br />

kann auch durch ein Stricktop<br />

ersetzt werden. Die Schuhe sollten<br />

sich farblich unauffällig der<br />

Kleidung anpassen. Beim Absatz<br />

gilt: Je klassischer das Outfit, desto<br />

mehr darf er wachsen.<br />

Im Zuge der fortschreitenden<br />

Globalisierung hat sich der Dress-<br />

Code mehr und mehr vereinheitlicht.<br />

Einige Unterschiede gibt es<br />

aber dennoch: So ist die Krawatte<br />

Total<br />

daneben:<br />

Die Jeans des<br />

Herrn entspricht<br />

keinem Dress-<br />

Code.<br />

Der Dame<br />

hätten eine<br />

Kombination<br />

aus Hose und<br />

Bluse mit flacherenSchuhenbesser<br />

gestanden.<br />

FOTOS: ALEXANDER<br />

HEIMANN<br />

Korrektes Erscheinen: Dieser Dresscode<br />

meint tatsächlich das, wonach<br />

er klingt: Ein Kleiderwechsel (nach<br />

Büroschluss) ist nicht erforderlich.<br />

Männer lassen ihren Anzug an und<br />

ziehen die Krawatte aus. Erwartet<br />

wird ein korrekter (Business-)Look,<br />

Hemd und Flanellhose sind die Basics.Fauxpas:<br />

Jeans und Freizeitkleidung.<br />

Bei Frauen wird ein Hosenanzug,<br />

Kostüm oder gepflegter Freizeitschick<br />

erwartet. Fauxpas: Jeans und<br />

Freizeitkleidung.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 37<br />

In dieser Rubrik des WirtschaftsECHO<br />

werden regelmäßig außergewöhnliche<br />

Weine vorgestellt.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Guten Tag, Herr<br />

Eisele.Haben Sie IhreTickets für Südafrika<br />

zur Fußballweltmeisterschaft schon<br />

gebucht?<br />

KARL EISELE: Nein, habe ich nicht. Ich<br />

investiere mein Geld viel lieber in gute<br />

südafrikanische Weine.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Ich dachte mir<br />

schon, dass Sie auf das Thema zu sprechen<br />

kommen.<br />

EISELE: Und das mit Recht. Denn aus<br />

Südafrika kommen sehr angenehme<br />

Weine.<br />

Im Glas<br />

nicht überall ein Muss.Ineinigen<br />

muslimischen Ländern, zum Beispiel<br />

im Iran, ist die Krawatte ein<br />

absolutes Tabu. Sie wird dort als<br />

ein christliches Symbol angesehen,<br />

welches auf die Kreuzritter<br />

zurückgeführt wird. In Japan dagegen<br />

ist die Krawatte ein unverzichtbares<br />

Detail. Sie ist das Symbol<br />

für einen Kaufmann. „Wer keine<br />

Krawatte trägt, ist in den Augen<br />

vieler Asiaten auch kein Kaufmann<br />

und wird nicht ernst genommen“,<br />

weiß Philipp Aulbach.<br />

Das Krawattenmuster bietet<br />

Fettnäpfchenpotenzial für Manager,<br />

die in Großbritannien geschäftlich<br />

unterwegs sind. „Strei-<br />

fen in bestimmten Farbkombinationen<br />

sind in England oft Symbol<br />

für eine Internats-, Club- oder<br />

auch Militärzugehörigkeit“, ergänzt<br />

Stefan Aulbach. Um Verwechslungen<br />

zu vermeiden, sollten<br />

die Deutschen daher lieber<br />

Krawatten wählen, die uni sind<br />

oder ein Repetiermuster haben.<br />

Konservativ geht es bei<br />

Frauen in den USAzu<br />

Konservativ zeigt sich der Business<br />

Dress-Code in den USA vor<br />

allem für Frauen. „Generell müssen<br />

Röcke mindestens die Knie<br />

bedecken“, sagt Philipp Aulbach.<br />

Auf ein Glas …<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Ich vermute mal,<br />

dass der Weinbau in Südafrika auch ein<br />

wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.<br />

EISELE: Durchaus. Aber international<br />

namhaft bekannt als Weinbaunation ist<br />

Südafrikaerstseit etwa20Jahren.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Bei Südafrika<br />

denke ich vor allem an viel Sonne und<br />

folgeredaraus,das Land ist eine Rotweinregion.<br />

EISELE: Falsch gefolgert, denn es wird<br />

knapp mehr Weißwein dort angebaut.<br />

Aber Rotwein gewinnt immer mehr an<br />

Bedeutung.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Also trinken wir<br />

zunächst mal einen Weißen?<br />

EISELE: So ist es. Ich habe hier einen<br />

Sauvignon Blanc von Capaia Wines, der<br />

90 Parker Punkte hat.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Dann reden wir<br />

hier voneinem Premiumprodukt. Ich rieche<br />

zwar das typisch aromatische Bouquet<br />

eines Sauvignon Blanc, schmecke<br />

aber durchaus eine ungewöhnliche Säure<br />

heraus.<br />

EISELE: Stimmt. Das ist nämlich ein charaktervoller<br />

Wein eines jungen, aufstrebenden<br />

Weinguts, das nicht unbedingt<br />

auf den Massengeschmack für Discountmärkte<br />

ausgerichtet ist.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Zu Spargel würde<br />

ich diesen Tropfen nicht unbedingt nehmen.<br />

EISELE: Da liegen Sie richtig. Dieser Sauvignon<br />

Blanc harmoniert sehr gut mit<br />

Schwertfisch vom Grill, dazu kräftiges<br />

und bissfest gegartes Gemüse.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Ist der Sauvignon<br />

die häufigste weiße Rebsorte in Südafrika?<br />

Darüber hinaus sind gepflegte<br />

Beine und Nylonstrümpfe bei jeder<br />

Temperatur Pflicht. In Osteuropa<br />

herrscht eine etwas lockere<br />

Kleiderordnung. Dort dürfen Managerinnen<br />

schon mal ein bisschen<br />

Bein zeigen. Ähnlich ist es in<br />

Südeuropa. „In Italien und Frankreich<br />

können sich die Frauen viel<br />

weiblicher geben und die Kleider<br />

sind figurbetonter“, stellt der 36jährige<br />

fest.<br />

Im Süden haben auch die Männer<br />

bei der Wahl ihrer Kleidung<br />

ein paar Freiheiten mehr. Sosind<br />

in Italien oder Spanien braune Anzüge<br />

erlaubt. In Großbritannien<br />

trägt das keiner.Auch sind in eng-<br />

MIT KARL EISELE, WEINFACHMANN AUS DARMSTADT<br />

Weißwein:<br />

Sauvignon Blanc 2008,<br />

Blue GroveHill, Capaia Wines,<br />

Philadelphia, Südafrika,<br />

13 %Volumen Alkoholgehalt<br />

Preis: 10,90 Euro brutto<br />

Trinkbar: bis 2012<br />

Rotwein:<br />

Pinotage 2003, Paradyshoof,<br />

Stellenbosch, Südafrika,<br />

13,5 %Volumen Alkoholgehalt<br />

Preis: 12,90 Euro brutto<br />

Trinkbar: bis 2015<br />

Kallista (Cuvee) 2003,<br />

Vriesenhof,<br />

Stellenbosch,<br />

Südafrika,<br />

14 %Volumen<br />

Alkoholgehalt<br />

Preis: 19,80 Euro brutto<br />

Trinkbar: bis 2025<br />

EISELE: Nein, zwar im Anbau steigend.<br />

Aber Chenin Blanc und Colombard werden<br />

sehr häufig angepflanzt. Sultana und<br />

Chardonnay sind ebenfalls beim Anbau<br />

noch erwähnenswert.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Und beim Rotwein?<br />

EISELE: Beim Rotwein dominiert ganz<br />

klar der Cabernet Sauvignon. Eine gewisse<br />

Bedeutung haben außerdem Shiraz,<br />

Pinotage und Merlot.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Was geben Sie<br />

denn an südafrikanischen Rotweinen ins<br />

Glas?<br />

EISELE: Ich habe einen Pinotage von<br />

2003 vonParadyshoof, Vriesenhof in Stellenbosch.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Ich tippe auf Barrique-Ausbau.<br />

Und wenn Sie vorher gesagt<br />

hätten, wir trinken einen Burgunder,<br />

hätte ich Ihnen das auch geglaubt.<br />

EISELE: Ach, da sind Sie gar nicht verkehrt.<br />

Tatsächlich wird der Wein 15 Monate<br />

in Eichenfässern ausgebaut, allerdings<br />

bewusst nicht in neuen. Dass die<br />

Vinifikation eine französische Note hat,<br />

liegt am Eigentümer vomVriesenhof ...<br />

WIRTSCHAFTSECHO: ...einem Franzosen<br />

...<br />

EISELE: ...nein, Eigentümer ist das<br />

frühere südafrikanische Rugbyidol Jan<br />

Coetzee, der lange in Frankreich geforscht<br />

hat, bevor erinSüdafrika inden<br />

Weinbau einstieg.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Was sollte man<br />

zu dem Pinotage essen?<br />

EISELE: Wie Sie ja gemerkt haben, ist das<br />

ein kraftvoller Wein, der nicht mit Shiraz<br />

auf weich getrimmt ist. Ich empfehle<br />

dazu eine geschmorte Lammkeule,<br />

Philipp und<br />

Stefan Aulbach<br />

(von links).<br />

FOTO: ALEXANDER HEIMANN<br />

lischsprachigen Ländern braune<br />

Schuhe zu einem dunkelblauen<br />

Anzug absolut verpönt, obwohl<br />

sie modisch passen.<br />

„Oft sind es gerade Kleinigkeiten,<br />

die darüber entscheiden, ob<br />

der Manager korrekt gekleidet ist<br />

oder nicht“, bemerkt Stefan Aulbach.<br />

So liegen das „Do“ und das<br />

„Don’t“ beim Jackett nur einen<br />

Knopf weit auseinander.<br />

„Hat die Anzug-Jacke zwei<br />

Knöpfe, sosollte nur der obere<br />

geschlossen sein. Bei dreien<br />

macht der Träger nichts falsch,<br />

wenn nur der mittlere oder der<br />

mittlere und obere Knopf zu<br />

sind“, erklärt der Fachmann. Ein<br />

zu der es dann auch ruhig eine kräftige<br />

Soße geben darf, mit Kartoffelgratin und<br />

Speckbohnen.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Lassen Sie mich<br />

raten, Herr Eisele. Sie haben doch bestimmt<br />

noch ein besonderes Tröpfchen<br />

auf Lager. Vielleicht als Begleiter<br />

fürs Endspiel, sofern die<br />

Deutsche Fußballnationalmannschaft<br />

das erreicht?<br />

EISELE: Natürlich, nämlich Eiseles<br />

Liebling.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Was ist<br />

das denn?<br />

EISELE: Auch ein Roter, ebenfalls<br />

von Coetzees Vriesenhof,<br />

ein Wein namens Kallista, ebenfalls<br />

Jahrgang 2003, allerdings<br />

24 Monate im Holz gereift.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Nach dem<br />

ersten Riechen und dem ersten<br />

Schluck finde ich: Bordeaux.<br />

EISELE: Stimmt. Da merkt man wieder<br />

Coetzees Vorliebe für Frankreich.<br />

Und der Kallista kommt<br />

mit seinem Cuvee aus<br />

Cabernet Sauvignon,<br />

Cabernet Franc und<br />

Merlot tatsächlich<br />

wie ein traditioneller<br />

Grand<br />

Cru-Bordeaux<br />

daher.<br />

Das Gespräch<br />

führte<br />

JörgRiebartsch<br />

Sprichwort hat sich bewährt<br />

Gottfried Kellers Novelle „Kleider machen Leute“<br />

gehört zu den bekanntesten Erzählungen der<br />

deutschsprachigen Literatur. Sie diente als Vorlage<br />

für Filme und Opern und gilt als Musterbeispiel für<br />

die Stilrichtung des poetischen Realismus. Die Geschichte<br />

handelt von dem Schneidergesellen Strapinski,<br />

der sich trotz Armut gut kleidet. Er gelangt<br />

in eine fremde Stadt und wird dort wegen seines<br />

Äußeren für einen polnischen Grafen gehalten.<br />

Nachdem er aus Schüchternheit versäumt hat, die<br />

Verwechslung aufzuklären, versucht er zu fliehen.<br />

Doch da betritt eine junge Dame, Tochter eines<br />

angesehenen Bürgers, den Schauplatz. Die beiden<br />

verlieben sich, worauf der Schneider die ihm aufgedrängte<br />

Grafenrolle weiterspielt. Ein verschmähter<br />

Nebenbuhler sorgt dafür,dass der vermeintliche<br />

Hochstapler entlarvt wird. Aufder Verlobungsfeier<br />

kommt es zum Skandal. Strapinski flieht, seine<br />

Braut aber findet ihn, rettet ihn vor dem Erfrieren<br />

und stellt ihn zur Rede.Als sie sich davonüberzeugt<br />

hat, dass seine Liebe echt ist, bekennt sie sich zu<br />

ihm und setzt die Heirat durch. Der Schneider gründet<br />

mit ihrem Vermögen ein Atelier und bringt es zu<br />

Wohlstand und Ansehen, womit das Sprichwort<br />

„Kleider machen Leute“ sich bewährt.<br />

[Novelle]<br />

Fauxpas ist es, wenn allein der<br />

untere Knopf geschlossen ist.<br />

„Doch bei allen Zwängen die<br />

der Dress-Code den Managern<br />

auferlegt, sollten diese immer daran<br />

denken, dass die Kleidung<br />

zum Körper passt und so die Persönlichkeit<br />

des Geschäftsmanns<br />

unterstreicht“, ergänzt Philipp<br />

Aulbach. Hier gehen nach seiner<br />

Ansicht die Italiener mit gutem<br />

Beispiel voran, indem sie mit Farben,<br />

verschiedenen Stoffqualitäten<br />

und extravaganten Schnitten<br />

experimentieren. „Aber die Deutschen,<br />

die lange Zeit als Modemuffel<br />

galten, haben sich in den<br />

vergangenen Jahren positiv wei-<br />

ter entwickelt“, stellt der Geschäftsführer<br />

fest.<br />

Ob sich der Dress-Code in<br />

Deutschland in Zukunft –wie in<br />

Skandinavien geschehen –weiter<br />

lockern wird, weiß der Experte<br />

noch nicht zu sagen. Jedenfalls<br />

kann er sich nicht vorstellen,<br />

dass deutsche Führungskräfte<br />

(wie die Kollegen aus dem hohen<br />

Norden) auch schon mal im<br />

Strickpulli zu einem wichtigen<br />

Meeting erscheinen. „Das wäre<br />

wider ihre Natur, aber es würde<br />

die internationalen Gesprächspartner<br />

sicherlich ganz schön<br />

überraschen“, schmunzelt Philipp<br />

Aulbach.<br />

FOTO: ALEXANDER HEIMANN


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 38<br />

Begeisterung,<br />

die ansteckt<br />

Porträt – Iris Wölfelschneider-Daab –<br />

SommelièreimRestaurant „Zur Krone“<br />

in Höchst-Hetschbach<br />

VON ANDREAS MÜLLER<br />

Wer sich in der südhessischen<br />

Gastronomie<br />

auskennt, wird von<br />

der „Krone“ in Hetschbach zumindest<br />

schon gehört haben. Der<br />

seit 1872 in Familienhand befindliche<br />

Betrieb hat vor etwa 20Jahreneinen<br />

mutigen Schritt gewagt:<br />

Unter der Anleitung vonIris‘ Bruder<br />

Karl-Ludwig Wölfelschneider<br />

wurde ein separater Teil des Restaurants<br />

zu einer exklusiven Feinschmecker-Stube<br />

ausgebaut –das<br />

übrige Lokal wird intraditionellem<br />

Stil für die alten Stammgäste<br />

weiter betrieben.<br />

Karl-Ludwig Wölfelschneider<br />

hatte seine Ausbildung als Koch<br />

bei bekannten Adressen vervollkommnet<br />

–und jetzt sollten seine<br />

dort gesammelten Erfahrungen<br />

auch im heimatlichen Lokal zur<br />

Geltung kommen. Seine Schwester<br />

Iris entschied sich derweil, ihm<br />

mit einer eigenen Ausbildung zur<br />

Restaurantfachfrau zur Seite zu<br />

stehen: „Seine Ideen haben mich<br />

sofort überzeugt, ja, ich war<br />

schnell genauso gepackt wie er<br />

selbst. Das hat mir Antrieb gegeben,<br />

mich auch selbst einzubringen.“<br />

1993 schloss sie ihreAusbildung<br />

als Hessenmeisterin ab. In<br />

der Praxis zuhause merkte sie<br />

aber schnell, dass die Küche ihres<br />

Bruders eine weitere Spezialisierung<br />

bei der Beratung ihrer Gäste<br />

notwendig machte, denn seine<br />

feinen Speisen mit ihren ausgefeilten<br />

Saucenkreationen machten<br />

eine harmonische Begleitung<br />

dieser Gerichte durch die passenden<br />

Weine erforderlich –und damit<br />

eben auch eine fachkundige<br />

Beratung der Gäste: „Die Gastronomie<br />

liegt bei uns in der Familie<br />

und hat auch mir sofort riesigen<br />

Spaß gemacht, und spätestens,als<br />

ich dann den engen Kontakt zum<br />

Wein entwickelt habe,wusste ich:<br />

Das ist mein Leben, mein Traumberuf!“<br />

Wenn man in der Nähe der<br />

Odenwälder Weininsel (das sind<br />

die Weinberge rund um Groß-Umstadt,<br />

die vorallem für charakterstarke<br />

Weißweine bekannt sind)<br />

groß wird, ist die Begeisterung für<br />

die Reben kein Wunder, auch<br />

nicht, dass Iris den Kontakt zu<br />

Winzern dort und an der Bergstraße<br />

knüpfte, das volle Programm<br />

der Weinbauern vomFrühjahr bis<br />

zur Lese im Herbst aktiv mitmachte<br />

und so auch die handwerklichen<br />

Seiten des Weines intensiv<br />

miterleben konnte. Die<br />

schon 1995 folgende<br />

Sommelièrausbildung an der<br />

Weinschule der IHK Koblenz war<br />

daher nur ein logischer weiterer<br />

Schritt. Bei dem sie allerdings so<br />

erfolgreich war, dass sie schon<br />

1997 beim Wettbewerb „Bester<br />

Nachwuchssommelier“ der Fachzeitschrift<br />

„Feinschmecker“ den<br />

zweiten Platz erreichte –denkbar<br />

knapp hinter dem Gewinner.„Das<br />

warzwarzunächst ein wenig enttäuschend,<br />

aber letztendlich doch<br />

eine großartige Bestätigung dafür,<br />

dass ich auf meinem Wegschon<br />

einiges erreicht hatte.“ Mittlerweile<br />

ist Iris Wölfelschneider Restaurantmeisterin,<br />

prüft selbst den<br />

Hotel- und Restaurantnachwuchs<br />

und ist obendrein Jurymitglied<br />

beim Deutschen Weinkellnerwettbewerb.<br />

Nicht nur geballtes<br />

Fachwissen<br />

Beim Gespräch mit ihr wirdsofort<br />

deutlich, dass einem nicht nur geballtes<br />

Fachwissen gegenüber<br />

sitzt –sondern vor allem ein humorvoller<br />

Mensch, der die Offenheit<br />

mitbringt, die im Umgang mit<br />

den unterschiedlichsten Gästen<br />

so wichtig ist. „Sicher gibt es auch<br />

Gäste,die es einem nicht so leicht<br />

machen, aber“ –und hier ist ein<br />

fröhliches Lächeln nicht zu unterdrücken<br />

– „letztendlich waren<br />

noch fast alle mit mir zufrieden,<br />

und dann bin ich es am Ende eines<br />

Tages auch.“ Zu dieser Zufriedenheit<br />

trägt sicher auch bei, dass Iris<br />

Wölfelschneider mittlerweile verheiratet<br />

ist, zwei Kinder hat, die<br />

ihre Mama gerne öfter zuhause<br />

hätten. „Aber wenn ich dann tatsächlich<br />

an einem freien Tagmal<br />

bei den Kindern bin, werde ich<br />

immer wieder mal telefonisch um<br />

„Zur Krone“<br />

Familie Wölfelschneider,<br />

Rondellstraße 20,<br />

64739 Höchst-Hetschbach<br />

Tel. 06163/93100-0<br />

E-Mail: krone-hetschbach@web.de<br />

Der Wegindiese Gourmet-Oase mitten im Odenwald<br />

führt aus dem Darmstädter Raum über die<br />

B26bis zur Ausfahrt Groß-Umstadt, an dem man<br />

vorbei fährt, ebenso an Wiebelsbach-Heubach.<br />

Wenn es dann Richtung Höchst aufwärts geht, sollte<br />

man darauf achten, dass nach einer der zahlreichen<br />

Kurven kurz vor Höchst ein Abzweig links<br />

nach Hetschbach führt. Dort angekommen, biegt<br />

man bei der ersten Möglichkeit wieder nach links –<br />

und steht nach weiteren 100Metern vor Hotel und<br />

Restaurant. Ausdem Zentrum Darmstadts hat man<br />

35 Kilometer hinter sich gebracht, und wenn man<br />

einen ausgiebigen Weinabend vor sich hat, sollte<br />

man neben dem Platz im Restaurant auch eines der<br />

preiswerten Hotelzimmer der „Krone“ reservieren<br />

–oder einen Antialkoholiker dabei haben.<br />

[Infobox]<br />

Rat gefragt, und dann komme ich<br />

halt auch gerne schnell mal rüber.<br />

Aber ich bin ohnehin fast immer<br />

da. Natürlich ist es wunderbar,<br />

Mutter und mit den Kindern zusammen<br />

zu sein, aber das schmälert<br />

meine Begeisterung für die Arbeit<br />

als Sommelière überhaupt<br />

nicht.“ Ihre Sensorik-Seminare,<br />

bei denen Gäste ihr Geschmacksempfinden<br />

erkunden und trainierenkonnten,<br />

hat sie aber vorübergehend<br />

zugunsten der Zeit mit<br />

den Kindern eingestellt.<br />

Wenn man Iris Wölfelschneider-Daab<br />

bei ihrer Arbeit sieht, erkennt<br />

man nicht nur sofort, mit<br />

welcher Sorgfalt sie ihr Handwerk<br />

beherrscht, man lässt sich noch<br />

lieber von eben dieser Begeisterung<br />

anstecken, mit der sie das<br />

Lokal beseelt und so ihre erwartungsfrohen<br />

Gästen überzeugt.<br />

Die haben es sogar besser als ihre<br />

Weinkellnerin, denn sie dürfen<br />

den von ihr empfohlenen Wein<br />

selbstverständlich in seiner vollen<br />

Entfaltung genießen, und das<br />

heißt eben auch: runterschlucken<br />

und den „Abgang“ auskosten. Einer<br />

Sommelière ist das nicht nur<br />

im Lokal versagt. Selbst bei den<br />

vielen Weinproben dürfen die<br />

Sommeliersund Sommelières das<br />

nicht riskieren: „Wir würden ja<br />

weder den Abend im Lokal noch<br />

solch eine Probe überstehen,<br />

wenn wir alles trinken würden,<br />

waswir zu beurteilen haben oder<br />

empfehlen.“ Allerdings stimmt<br />

sie auch der Feststellung zu, dass<br />

man richtiger Weinkenner doch<br />

nur durch eine geregelte Trinkerfahrung,<br />

also durch die Genusspraxis<br />

werden kann. „Aber neben<br />

den Geschmackseindrücken, die<br />

man bei einer Probe im Mund und<br />

Rachenraum erfährt, müssen wir<br />

eben mit den weiteren Geschmackserfahrungen<br />

im tieferen<br />

Rachen und Hals auf unsere Freizeit<br />

warten. Ich denke übrigens,<br />

dass wir durch diese Praxis auch<br />

ein Vorbild für den verantwortungsbewussten<br />

Genuss von Al-<br />

kohol sein können.“ Der Umgang<br />

mit Gästen, die ihre Kräfte etwas<br />

überschätzt haben, gehört denn<br />

auch zu den sensiblen Aufgaben<br />

eines erfahrenen Gastronomen,<br />

„aber das betrifft uns alle, nicht<br />

nur die Weinkellner.“<br />

Andererseits bestehe ein großer<br />

Reiz der gastronomischen Berufe<br />

„gerade auch darin, dass man<br />

hier Menschen in den unterschiedlichsten<br />

Situationen kennenlernen<br />

kann.“ Davon profitiere<br />

man bei seiner Menschenkenntnis<br />

ungemein – „und das<br />

hilft mir wiederum auch bei der<br />

Auswahl vonWeinen. Es ist schon<br />

so, dass unterschiedliche Charaktere<br />

oft auch einen unterschiedlichen<br />

Weingeschmack haben und<br />

dass einem Gast am Tisch derselbe<br />

Wein großartig schmeckt, den<br />

sein Nachbar kaum runter bekommt.<br />

Wir bieten daher zu unseren<br />

Menüs gerne abwechselnde<br />

Weine aus dem Glas an. So kommt<br />

jeder zu dem Wein, der ihm wirklich<br />

schmeckt.“<br />

Zudem ist die Sommelière bei<br />

ihren Weinempfehlungen auch<br />

davon abhängig, welches Gericht<br />

ein Gast bestellt: „Der Wein muss<br />

mit dem jeweiligen Gericht möglichst<br />

perfekt harmonieren. Aus<br />

diesem Grund spreche ich mich<br />

auch immer mit meinem Bruder<br />

in der Küche ab, gerade bei der<br />

Zusammenstellung neuer Menüs.<br />

Und vonden Saucen muss ich mir<br />

immer einen eigenen Eindruck<br />

machen, damit ich mit dem Wein<br />

später nicht daneben liege.Außer-<br />

Iris Wölfelschneider-Daab mit Gast und Autor Andreas Müller.<br />

FOTOS: GUIDO SCHIEK<br />

dem kommt es für die Harmonie<br />

mit dem Wein zum Beispiel<br />

durchaus auch darauf an, ob ein<br />

Fleisch gesotten oder kräftig gebraten<br />

wird. Und dass es zu Fisch<br />

einen anderen Wein gibt als zu<br />

Fleisch oder Geflügel ist ohnehin<br />

klar, selbst wenn man zu beidem<br />

Weißen und auch Roten empfehlen<br />

kann, wenn der Gast das<br />

möchte.“<br />

400 verschiedene Weine<br />

in den Regalen<br />

Vorallem aber müsse man den<br />

eigenen Weinkeller über Jahre<br />

aufbauen und weiter pflegen, um<br />

aus einer genügend großen Auswahl<br />

einen Wein anbieten zu können:<br />

„Ich habe seit Jahren meine<br />

festen Einkaufsquellen aus den<br />

unterschiedlichsten Regionen, bei<br />

denen ich auch an Weine komme,<br />

die man privat nur schwer kaufen<br />

kann.“ Dazu gehörten sowohl<br />

Winzer, bei denen direkt eingekauft<br />

werdewie auch Händler,gerade<br />

aus Österreich und Frankreich,<br />

mit denen man gute Kontakte<br />

pflege.„Bei uns liegen mehr<br />

als 400 verschiedene Positionen in<br />

den Regalen, das ist schon eine<br />

tolle Auswahl, aus der ich schöpfen<br />

kann –natürlich immer auch<br />

angepasst daran, was der Gast<br />

ausgeben möchte.“ In der „Krone“<br />

gibt es Flaschen ab rund 20<br />

Eurobis hinauf zu etwa600 Euro,<br />

„aber die ganz teuren werden zur<br />

Zeit praktisch gar nicht bestellt,<br />

selbst vondenen nicht, die es sich<br />

auch in Krisenzeiten leisten könnten.“<br />

Ein etwas verkniffenes Lächeln<br />

huscht über das Gesicht der<br />

Sommelière, macht aber sofort<br />

wieder einer optimistischen Miene<br />

Platz: „Glücklicherweise sind<br />

es ja gerade auch die ganz teuren<br />

Weine wie Chateau Latour, die<br />

sich am längsten halten und daher<br />

entspannt auf ihre Käufer warten<br />

können. Und die werden bestimmt<br />

schon bald zu ihren Lieblingstropfen<br />

zurück finden.“


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 39<br />

Wie die alten Griechen<br />

Oliver Geisselhart, 42, stammt aus Friedrichshafen<br />

und lebt heute in Dortmund, wo auch<br />

sein Büro angesiedelt ist. Der Diplom-Betriebswirt<br />

arbeitete zunächst als Verkaufsleiter,bevorerdie<br />

Gedächtnistraining-Seminare<br />

seines Onkels Roland Geisselhart übernahm.<br />

Basierend auf den mentalen Strategien der<br />

antiken Griechen entwickelte er die „Geisselhart-Technik<br />

des Gedächtnis- und Mentaltrai-<br />

[Person]<br />

Alles im Kopf<br />

Oliver Geisselhart –Der Gedächtnistrainer zeigt Managern<br />

und Verkäufern, wie sie sich Namen und Argumente merken<br />

VON NINA VOIGT<br />

Viele wissen es gar nicht zu<br />

schätzen, wenn Oliver<br />

Geisselhart sie zum Geburtstag<br />

anruft. „War ja klar,dass<br />

Du daran denkst“, bekommt der<br />

42-jährige häufig zu hören. Immerhin<br />

bezeichnet er sich selbst<br />

als einen der erfolgreichsten Gedächtnistrainer<br />

in ganz Europa.<br />

WerBücher über mentale Arbeitstechniken<br />

schreibt und Managern<br />

zeigt, wie sie sich Namen und<br />

Zahlen besser merken können,<br />

der wirdwohl auch selbst alle Daten<br />

im Kopf haben.<br />

Dabei speichert auch Geisselhart<br />

Telefonnummern und Geburtstage<br />

in seinem Mobiltelefon.<br />

Er hat nichts gegen technische<br />

Unterstützung. „Aber um sich Namen<br />

und Gesichter zu merken<br />

und Reden frei zu halten“, betont<br />

er, „dafür gibt es eben kein elektronisches<br />

Helferlein“.<br />

Zumindest noch nicht, und solange<br />

ist der smarte Wahl-Dortmunder<br />

mit der auffälligen Brille<br />

ein gefragter Mann. Große Unternehmen<br />

buchen ihn für Kundenveranstaltungen<br />

und Seminare, in<br />

denen er den Azubis Tipps zur<br />

Prüfungsvorbereitung gibt und<br />

Mitarbeitern zeigt, wie sie zum<br />

Beispiel in einem Kundengespräch<br />

die wichtigsten Punkte<br />

mitspeichern, ohne sich alles aufschreiben<br />

zu müssen. Wie Verkäufer<br />

die Merkmale ihrer Produkte<br />

auswendig drauf haben<br />

können, damit sie nicht ständig<br />

im Prospekt nachschauen müssen.<br />

Wie man im privaten Alltag<br />

seine Tagesplanung im Kopf behält.<br />

Er schult Führungskräfte in<br />

Einzeltrainings, bietet Tagesseminare<br />

für kleine Gruppen an,<br />

spricht bei Abendveranstaltungen<br />

vor mehreren tausend Zuhörern.<br />

„Groß kann ich gut“, sagt Geisselhart.<br />

Er gibt gern die Rampensau.<br />

Seine lockere Art kommt an.<br />

Das Erfolgsrezept ist eigentlich<br />

ganz einfach: Der Trick besteht<br />

darin, in Bildern zu denken. Denn<br />

Bilder lösen Gefühle aus. „Und<br />

was unser Hirn mit Gefühlen verbindet,<br />

speichert es besser ab“,<br />

Oliver Geisselhart<br />

erklärt der Gedächtnistrainer. Jeder<br />

kleine Junge, der alle Fußballergebnisse<br />

auswendig kennt,<br />

sich aber keine Geschichtsdaten<br />

behalten kann, ist dafür das beste<br />

Beispiel. Und dennoch bedienen<br />

wir unser Gehirn nicht dementsprechend,<br />

sagt Geisselhart. Die<br />

Verbildlichung von Informationen<br />

erfordere ein Umdenken.<br />

„Das lernt man in der Schule<br />

nicht.“<br />

Fürjede Information<br />

ein Bild speichern<br />

Wer nach Geisselharts Methode<br />

denkt, entwickelt zu jeder Information<br />

ein Bild und sogar eine<br />

kleine Geschichte.„Im Kopf muss<br />

ein Film ablaufen“, rät Geisselhart.<br />

Einfache Namen verbindet<br />

man mit Merkmalen der Person,<br />

die einem aufgefallen sind, und<br />

stellt sich die Verknüpfung bildlich<br />

vor: Herr Bauer in seinem<br />

schicken Anzug, wie er auf dem<br />

Acker schuftet. Schwierige Namen<br />

zerlegt man in Einzelteile<br />

und startet wieder das Kopfkino:<br />

Herr Podolski fährt auf dem Po<br />

doll Ski.<br />

Das klingt skurril und ziemlich<br />

albern, und das soll es auch. So<br />

funktioniert es offensichtlich.<br />

Geisselharts Seminarteilnehmer<br />

sind jedenfalls in der Regel begeistert.<br />

„Bilder zu kreieren und sich<br />

verrückte Sachen auszudenken,<br />

macht auf einmal Spaß“, berichtet<br />

Geisselhart. Welche Story man<br />

sich gerade zurechtgelegt hat,<br />

muss man ja nicht verraten.<br />

WerimJob ohnehin kreativ arbeitet<br />

und gewohnt ist, unkonventionelle<br />

Lösungen zu entwickeln,<br />

tut sich dabei vielleicht<br />

leichter als der Buchhalter, der<br />

nur Zahlen und Fakten kennt. Und<br />

Frauen sind im kreativen Denken<br />

besser als Männer. „Sie denken<br />

eher mit der rechten, gefühlsorientierteren<br />

Hirnhälfte“, erklärt<br />

Geisselhart. „Männer denken Entfernungen<br />

in Metern, Frauen denken:<br />

vorne bei der Post rechts.“ Es<br />

ist immer auch ein bisschen Comedy<br />

mit drin, wenn Geisselhart<br />

spricht.<br />

Sein unschlagbarer Tipp für<br />

Männer wie Frauen: „Infos, die<br />

mit Schweinkram belegt sind,<br />

kann man sich noch besser merken“,<br />

stellt Geisselhart fest.<br />

Die dreckigen Witze fallen<br />

einem ja auch immer<br />

als erstes ein. Hauptsache,<br />

man hat im entscheidenden<br />

Moment<br />

den richtigen Namen<br />

präsent – und vielleicht<br />

sogar noch<br />

ein Lächeln im Gesicht.<br />

Damit geht<br />

man Geisselhart<br />

zufolge nicht<br />

nur entspannter<br />

durchs Leben,<br />

sondern ist auch<br />

im Job erfolgreicher.<br />

„Es macht doch was<br />

aus, wenn ich als Chef alle Namen<br />

meiner Mitarbeiter im Kopf<br />

habe, egal ob zehn oder hundert<br />

oder tausend.“ Vonden Namen<br />

der Kunden ganz abgesehen. Und<br />

auch der Sachbearbeiter komme<br />

sympathischer rüber und manchmal<br />

zudem leichter ans Ziel,<br />

wenn er im Materiallager alle<br />

persönlich ansprechen kann.<br />

Ausreden àla„Namen konnte ich<br />

mir noch nie merken“ lässt der<br />

Gedächtnistrainer nicht gelten.<br />

Nichts mit Schall und Rauch. Alles<br />

nur Fleiß.<br />

Start bereits im Alter<br />

von16Jahren<br />

Geisselhart saß schon mit zwölf<br />

Jahren in den Gedächtnistraining-<br />

Seminaren seines Onkels Roland<br />

Geisselhart, hat in Kleingruppen<br />

mitgemacht. Mit 16 hielt er sein<br />

erstes Seminar selbst, als Vertretung<br />

für den Onkel. „Ich war<br />

schon immer selbstbewusst“, sagt<br />

er. Neben Bundeswehr und Betriebswirtschaftsstudium<br />

hat er<br />

immer ein bisschen weitergemacht<br />

mit dem Gedächtnistraining.<br />

„Ich fand gut, dass ich das<br />

konnte, hab gern mit meinen<br />

Kumpels gelernt und denen was<br />

gezeigt.“<br />

Geisselharts Vater war Autohändler,<br />

auch er wollte zunächst<br />

Im Rahmen der ECHO-Akademie<br />

finden im Darmstädter Welcome Hotel<br />

Gedächtnistraining-Seminarestatt.<br />

Aufdem Stuhl Referent<br />

Oliver Geisselhart.<br />

FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />

nings“. ImJahre 1996 gründete er das Team<br />

Geisselhart, über das er weitere Gedächtnistrainer<br />

vermittelt. Rund 35 000 Menschen<br />

schult er im Jahr, häufig buchen ihn Firmen<br />

für Kunden- und Mitarbeiterveranstaltungen.<br />

Zu seinen Klienten gehören Lufthansa, Telekom,<br />

Deutsche Bank, BASF, Hewlett Packard<br />

und AOK. Geisselhart ist Autor mehrerer Bücher<br />

und Gewinner des Conga Awards 2008<br />

der Kongress- und Veranstaltungsbranche für<br />

exzellente Leistungen als Referent. Seit 2008<br />

ist Geisselhart auch Lehrbeauftragter der privaten<br />

Wirtschaftsuniversität Seekirchen bei<br />

Salzburg.<br />

beruflich in diese Richtung gehen,<br />

arbeitete einige Zeit als Verkaufsleiter.„Im<br />

Gedächtnistraining hab<br />

ich aber mehr Sinn gesehen“, erklärt<br />

er. Mit Mitte 20 stieg er deshalb<br />

ein ins Mentalbusiness, entwickelte<br />

die Technik seines Onkels<br />

weiter und hat heute noch<br />

Spaß daran, wenn er sieht, dass<br />

seine Methode Wirkung zeigt und<br />

die Teilnehmer sich in der ersten<br />

Seminarpause schon massig Zahlen,<br />

Daten und Fakten merken<br />

können.<br />

Die Erfahrungen aus dem Verkaufsjob<br />

nutzte er für seine neue<br />

Arbeit, veröffentlichte sogar ein<br />

Buch über Gedächtnistraining für<br />

Verkäufer. „Die müssen ja viel<br />

über ihreProdukte wissen und zu<br />

Ausdrucksstark:<br />

Oliver Geisselhart<br />

allen Einwänden die passende Erwiderung<br />

parat haben“, erklärt<br />

Geisselhart. Sagt der Kunde,erhabe<br />

keine Zeit, muss der Verkäufer<br />

Verständnis dafür signalisieren<br />

und ankündigen, dass deshalb<br />

selbstverständlich er den Kunden<br />

wieder anrufen werde. Das Argument<br />

könnte er sich als zerbrochene<br />

Uhr bildlich vorstellen, die verständnisvolle<br />

Reaktion nach dem<br />

Motto Zeit ist Geld als Geldsack,<br />

den er auf die Uhr draufpackt. So<br />

in der Art –oder anders, Hauptsache,der<br />

Verkäufer hat die richtige<br />

Erwiderung drauf und muss seine<br />

Antwort nicht etwaablesen. „Das<br />

hört sich immer scheiße an“, weiß<br />

Geisselhart.<br />

Auswendig gelernte Sätze<br />

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ebenfalls. Hat man ein Bild im<br />

Kopf, formuliereman die Aussage<br />

vielleicht jedes Mal ein bisschen<br />

anders, aber immer authentisch,<br />

passend zu Situation und Stimmung.<br />

Nach diesem Muster funktioniert<br />

auch das Training für Präsentationen:<br />

Um eine Rede frei zu<br />

halten, muss der Redner seine<br />

Stichworte im Kopf haben.<br />

Nach Geisselhart merkt man<br />

sich die Stichworte am besten<br />

über Bilder,und wenn sie zu einer<br />

Geschichte verknüpft sind. „Die<br />

meisten Leute denken, sie müssen<br />

sich dann noch mehr merken“,<br />

sagt der Gedächtnisprofi, „dabei<br />

ist die Geschichte erst der Klebstoff,<br />

der die Informationen im<br />

Hirn hält“.<br />

Gegenpol zu immer mehr<br />

Elektronik im Leben<br />

Jeder Mensch muss für sich entscheiden,<br />

„will ich das Ding da<br />

oben richtig bedienen oder nicht“,<br />

findet Geisselhart. Und das wollten<br />

immer mehr Leute. Gedächtnistraining<br />

sei im Kommen, fast<br />

schon eine Modeerscheinung. Ablesbar<br />

am Erfolg von Gehirnjogging-Spielen<br />

wie Dr.Kawashimas<br />

für Spielkonsolen. „Vielleicht ist<br />

das eine Art Gegenpol zu immer<br />

mehr Elektronik im Leben“, vermutet<br />

Geisselhart. Immerhin gibt<br />

es ja bereits das Phänomen der digitalen<br />

Demenz, weil der moderne<br />

Mensch nur noch auf ausgelagertes<br />

Wissen auf digitalen Speichermedien<br />

verlässt.<br />

Um sein Gedächtnis richtig zu<br />

nutzen, sei jedoch nicht einmal<br />

extra Trainingszeit nötig, im Gegenteil.<br />

„Im Alltag“, sagt Geisselhart,<br />

„braucht man das Gedächtnis<br />

noch genug“.<br />

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<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 40<br />

VON JOHANNES BRECKNER<br />

Esmuss ja auch Phasen des Atemholens geben. Man<br />

kann den Kunstbetrieb als gewaltigen Organismus<br />

begreifen. In einem bis heute unerklärten Stoffwechselvorgang<br />

saugt er Gedanken auf, gebiert Ideen und bringt<br />

sie in vielfältigen Formen in die Welt. Dabei ernährt er die<br />

Glieder,die diesen Organismus bilden, die einen besser,die<br />

anderen schlechter. Soarbeitet dieses Riesenwesen bei hoher<br />

Betriebstemperatur vorsich hin, um irgendwann das Ziel<br />

der Sommerpause zu erreichen.<br />

Die Sommerpause steht längst auf der Liste der vom<br />

Verschwinden bedrohten Wörter, denn immer weniger<br />

Menschen wissen, was das heißt. Zur Sommerpause<br />

also brachen Musiker, Schauspieler, Sänger und<br />

all die anderen Glieder des kulturellen Riesentieres fluchtartig<br />

auf und besiedelten mit den anderen Werktätigen die<br />

Küsten und Berge Europas. Wer Kultur wollte, musste ein<br />

Buch lesen oder eine Platte auflegen oder ins Kino gehen,<br />

aber selbst dort warimSommer das Angebot so dünn, dass<br />

alte Kinoerfolge gezeigt und als Klassiker-Festival angepriesen<br />

wurden. Nur die Maler wurden aus ihrem Dienst nicht<br />

Eine Weisheit der Dakota-Indianer<br />

besagt:<br />

� Wenn du entdeckst, dass du<br />

ein totes Pferdreitest, steig ab.<br />

Doch wir Manager versuchen oft<br />

andereStrategien, nach denen wir<br />

in dieser Situation handeln:<br />

� Wir besorgen eine stärkerePeitsche.<br />

� Wir wechseln die Reiter.<br />

� Wir sagen: So haben wir das Pferd<br />

doch immer geritten.<br />

� Wir gründen einen Arbeitskreis,<br />

um das Pferdzuanalysieren.<br />

Wurstund Worte<br />

entlassen, sie fuhren in den Süden, vorzugsweise nach<br />

Frankreich, wo sie bei Pleinair-Treffen dann doch wieder den<br />

Pinsel auspacken mussten.<br />

Heute ist die Sommerpause mit Festspielen ausgefüllt,<br />

und der Organismus muss das ganze Jahr<br />

schuften. Weil das aber auf Dauer nicht gutgehen<br />

kann, macht sich im April eine klitzekleine Frühjahrsmüdigkeit<br />

bemerkbar.Natürlich regt sich der eine oder andereTeil<br />

des Kulturkörpersganz kräftig, wirdhier eine Opernpremiere<br />

geboren oder dort ein neues Buch. Aber die Frühjahrsware<br />

der Verlage ist seit Januar im Handel, die großen Ausstellungseröffnungen<br />

liegen hinter uns,und die Karfreitagsoper<br />

Parsifal mag man nach Ostern auch nicht mehr hören. Jetzt<br />

beginnt die Zeit, in der die Helligkeit des Abends davon<br />

abhält, ein dunkles Theater zu besuchen, gleichzeitig aber<br />

ist es zu kalt, als dass der Freilichtbetrieb schon einsetzen<br />

könnte.<br />

In dieser schwierigen Phase zeigen alle Bühnen eine<br />

Inszenierung, die leider nur einem kleinen Publikum<br />

vorbehalten ist. Die Vorstellung der Spielpläne für die<br />

kommende Saison ist ein Ritual, das an jedem Theater ein<br />

� Wir besuchen andereOrte,<br />

um zu sehen, wie man dort<br />

tote Pferde reitet.<br />

� Wir erhöhen die Qualitätsstandards<br />

für den Beritt toter Pferde.<br />

� Wir bilden eine Task Force, um das<br />

tote Pferd wiederzubeleben.<br />

� Wir schieben eine Trainingseinheit<br />

ein, um besser reiten zu lernen.<br />

� Wir stellen Vergleiche<br />

unterschiedlich toter Pferde an.<br />

� Wir ändern die Kriterien,<br />

die besagen, ob ein Pferd tot ist.<br />

� Wir kaufen Leute von außerhalb<br />

ein, um das tote Pferd zureiten.<br />

� Wir schirren mehreretote Pferde<br />

Weisheiten<br />

zusammen an, damit sie schneller<br />

werden.<br />

� Wir erklären: Kein Pferd kann<br />

so tot sein, dass man es nicht<br />

noch schlagen könnte.<br />

� Wir machen zusätzliche Mittel<br />

locker, umdie Leistung des Pferdes<br />

zu erhöhen.<br />

� Wir machen eine Studie, umzu<br />

sehen, ob es billigere Berater gibt.<br />

� Wir kaufen etwas zu, das tote<br />

Pferde schneller laufen lässt.<br />

� Wir erklären, dass unser Pferdbesser,<br />

schneller und billiger tot ist.<br />

� Wir bilden einen Qualitätszirkel<br />

„Verwendung für tote Pferde“.<br />

wenig andersabläuft. Einmal im Jahr haben die Mitglieder<br />

der künstlerischen Leitung ihren großen Auftritt, den sie sich<br />

auch nicht nehmen lassen. Deshalb gehört es zum guten<br />

Brauch, den Journalisten all das vorzutragen, wasauch in<br />

gedruckter Form vorliegt. Es kann ja auch nicht verkehrt<br />

sein, die Handlung von„La Traviata“ noch einmal erzählt zu<br />

bekommen. Damit das Publikum nicht vorzeitig geht, verspricht<br />

man ihm für hinterher einen Imbiss.Allerdings dauern<br />

die Vorträge meist länger als ein mittelstarker Theaterabend,<br />

weshalb erfahrene Kollegen alle Umgangsformen in<br />

den Wind schlagen und sich schon zwischendurch versorgen.<br />

Besonderserfreulich in Erinnerung sind die Mini-Frikadellen,<br />

die am Mainzer Staatstheater gereicht werden.<br />

Überhaupt blüht an beiden Seiten des Rheins<br />

eine besondere Lebensart. In Wiesbaden wirdder neue<br />

Spielplan regelrecht gefeiert in der prachtvollen Barockkulisse<br />

des Foyers. Die Landeshauptstadt treibt auch immer ein<br />

besondersgroßes Publikum auf, neben dem kleinen Häuflein<br />

Journalisten treffen sich immer auch allerlei Beiräte und<br />

Würdenträger aus Stadt und Land, obwohl der schöne Wiesbadener<br />

Brauch, die salbungsvollen Intendantenworte von<br />

� Wir überarbeiten die<br />

Leistungsbedingungen für Pferde.<br />

� Wir richten eine unabhängige<br />

Kostenstelle für tote Pferde ein.<br />

Und wir Manager entwickeln<br />

stetig weitereStrategien, um<br />

Konsequenzen zu verschleppen:<br />

� Wersagt, dass man tote Pferde<br />

nicht reiten kann?<br />

� Wir lassen das Pferdschnellstens<br />

zertifizieren.<br />

� Wir frieren das Pferdein und warten<br />

auf eine neue Technik, die es uns<br />

ermöglicht, tote Pferde zu reiten.<br />

heißen Würstchen begleiten zu lassen, seit einigen Jahren<br />

außer Kraft gesetzt worden ist.<br />

Esbedarf ja auch vieler Erläuterungen. Denn jedes<br />

Theater gibt sich für die nächste Spielzeit ein Motto:<br />

Mit ihm behaupten die Theatermacher,dass ihreMenükarte<br />

für die kommende Spielzeit nicht dem Zufall geschuldet<br />

ist oder den Notwendigkeiten, die in einer Gleichung<br />

aus vorhandenem Ensemble und verfügbaren Mitteln<br />

errechnet werden. Nein, ein tieferer Sinn waltet über allem,<br />

wenn man den Spielplan unter das Generalthema „Väter und<br />

Söhne“, „Die Frau inder Gesellschaft“ oder auch „Gefühle,<br />

Gier und Geld“ stellt. Wobei es der Ehrgeiz jedes guten<br />

Dramaturgen ist, in gewandter Argumentation jedwedes<br />

Stück der Weltliteratur so zu deuten, dass es zu jedwedem<br />

Spielzeit-Motto passt. Man muss nur lange genug reden:<br />

Diese Kunst kann so erbaulich sein, dass die Aufführung der<br />

Spielzeit-Vorschau als eigenes Theaterstück für die nächste<br />

Spielzeit angekündigt werden sollte.Das Publikum wirddie<br />

Kassen stürmen, die Theater werden klug genug sein, diese<br />

Erfolgsinszenierung vielfach auf den Spielplan zu setzen.<br />

Und das Kultur-Tier kann sich nicht einmal mehr eine kleine<br />

Frühjahrsmüdigkeit gönnen.<br />

� Wir bilden einen Gebetskreis<br />

der unser Pferdgesund betet.<br />

� Wir stellen das tote Pferd<br />

bei jemand anderem in den Stall<br />

und behaupten, es sei seines.<br />

� Wir stellen fest, dass die anderen<br />

auch tote Pferde reiten und erklären<br />

dies zum Normalzustand!<br />

� Wir ändern die Anforderung<br />

vonReiten in Bewegen und erteilen<br />

einen neuen Entwicklungsauftrag.<br />

� Wir sourcen das Pferdaus.<br />

� Wetten, dass das Vieh nur simuliert!<br />

� Wenn man das tote Pferdschon<br />

nicht reiten kann, dann kann es doch<br />

wenigstens eine Kutsche ziehen!


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 41<br />

Auf Probefahrt<br />

MIT JÖRG RIEBARTSCH<br />

AufProbefahrt–JörgRiebartsch,<br />

Chefredakteur von Wirtschafts-<br />

ECHO und ECHO-Zeitungen, ist<br />

im Jahr 30 000 Kilometer mit<br />

dem Auto unterwegs. In dieser<br />

Rubrik bewegt er als potenzieller<br />

Geschäftswagenkunde über einige<br />

Tage ein Vorführfahrzeug und<br />

schildertpersönliche Eindrücke.<br />

55000 Kilometer –eine Zahl,<br />

die zu merken sich lohnt.<br />

Sie hat mit diesem Beitrag<br />

und einem Bewohner meiner<br />

Nachbarschaft zu tun. Und mit<br />

dem Fünfer-BMW. Einen solchen<br />

fährt besagter Bewohner. Und<br />

zwar im Jahr 55 000 Kilometer.<br />

Sein Dienstwagen: Ein Fünfer-<br />

BMW Diesel.<br />

Nun wird der Fünfer-BMW<br />

nicht nur als Dienstwagen geschätzt,<br />

sondern auch von privater<br />

Kundschaft. Er bewegt sich dabei<br />

in einem Wettbewerbsumfeld<br />

mit zwei weiteren deutschen Herstellern,<br />

die die Messlatte enorm<br />

hoch legen: Audi A6und E-Klasse<br />

von Mercedes. Damit versteht<br />

man, weshalb der Fünfer für<br />

BMW das wichtigste Auto überhaupt<br />

darstellt und man die allergrößten<br />

Hoffnungen in einen Erfolg<br />

der neuen Ausgabe setzt, die<br />

gerade erst auf den Markt gekommen<br />

ist. Generation sechs des<br />

bayrischen Oberklassemodells<br />

hat aber zumindest schon mal die<br />

Fachmedien überzeugt. Jetzt fehlt<br />

noch der Durchbruch bei der zahlenden<br />

Kundschaft.<br />

Neues Modell mit<br />

komplett neuer Optik<br />

Am neuen BMW fällt zunächst eine<br />

vollständig andere Optik auf.<br />

Langgestreckter ähnelt er dem Luxusliner<br />

Siebener aus dem eigenen<br />

Haus und hat gar nichts mehr<br />

vonder rundlichen Pummeligkeit<br />

seines Vorgängers. Länge läuft,<br />

kann man passend einen alten<br />

Spruch zitieren. Denn der Wagen,<br />

Noblesse oblige aufbayrisch<br />

Fünfer BMW – Gelungene Neuauflage für Limousine aus der Oberklasse –Üppigste Aufpreisliste<br />

im Moment lediglich als Limousine<br />

verfügbar, hat nicht nur optisch<br />

an Größe gewonnen, sondern<br />

vor allem spürbar im Innenraum.<br />

Ein längerer Radstand<br />

macht es möglich. Und schon<br />

fühlt man sich viel freier bereits<br />

auf Fahrer- und Beifahrerplatz,<br />

obwohl nur ein paar wenige Zentimeter<br />

Raum dort dazugekommen<br />

sind.<br />

Besonders auffallend ist der<br />

Raumgewinn auf der Rückbank.<br />

Größere Menschen auf längeren<br />

Strecken dort zu transportieren,<br />

stellt kein Problem mehr dar.<br />

Bein- und Kopffreiheit sind ausreichend<br />

vorhanden. Ein riesiger<br />

Kofferraum wartet auf das Gepäck.<br />

Auf Wunsch können umklappbare<br />

Rücklehnen auf der<br />

Aufpreisliste auftauchen.<br />

Das aufgeräumte,etwas unterkühlte<br />

und noble Ambiente im Innenraum<br />

beeindruckte jeden<br />

Fahrgast, den ich während der<br />

Probefahrt mitnahm. Souverän<br />

und gelassen bewegt sich der<br />

530d auf den Straßen. Der Vorführwagen<br />

verfügte über die formidable<br />

Acht-Gang-Automatik,<br />

mit der BMW im „Wer-hat-beider-Automatik-mehr-Gänge?“-<br />

Wettstreit mit Mercedes (Sieben-<br />

Gang) derzeit die Nase vorn hat.<br />

Das Getriebe schaltet weich und<br />

sanft im Alltag und hart und kurz,<br />

wenn man in der Sportstellung<br />

der Abstimmung der Drei-Liter-<br />

Maschine ordentlich die Sporen<br />

gibt. Dann wird aus dem fein-edlen<br />

Langstreckengleiter ein wilder<br />

Stier, der aufgebracht mit seinen<br />

vier runden Tagfahrlichtern alles<br />

vonder linken Spur scheucht, was<br />

da rumfleucht. Bei 250Stundenkilometern<br />

bremst das Auto selbst<br />

den Vortrieb. Der Diesel mit 245<br />

PS könnte noch darüber hinaus.<br />

Darf er aber nicht.<br />

Mit drei Litern ist übrigens der<br />

Hubraum gemeint und nicht der<br />

Verbrauch. Den gibt BMW kombiniert<br />

mit 6,2 Litern an. Klingt äußerst<br />

optimistisch. Während meiner<br />

Probefahrt mit Stadtverkehr,<br />

Landstraßengezockel und zügigem<br />

Autobahngebrause genehmigte<br />

sich der dickeDiesel-Fünfer<br />

8,1 Liter. Dadas Auto noch nicht<br />

eingefahren war und überdies ja<br />

mächtig schwer ist, dennoch ein<br />

erwähnenswerter Wert.<br />

Ein perfektes Auto<br />

ohne jeden Fehler?<br />

Also ein perfektes Auto ohne jeden<br />

Fehler? Nun, dass die Standards<br />

wie ausgefeiltes Fahrwerk,<br />

optimiert ausgenutztes Raumvolumen<br />

und weiter entwickelte<br />

Motorentechnik geboten werden,<br />

sind Basiserwartungen, die die<br />

deutschen Hersteller in der Oberklasse<br />

einfach erfüllen müssen.<br />

Das schafft der neue Fünfer spielend,<br />

begleitet von einer ausnehmend<br />

luxuriös anmutenden, beinahe<br />

geadelten Innenausstattung.<br />

Noblesse oblige auf bayrisch. Wer<br />

will, kann auf der Sahneschnitte<br />

aber auch Krümel finden: die stets<br />

bei BMW geräuschvoll arbeiten-<br />

Leasingbeispiel Connected Drive<br />

Preisbeispiele für einen BMW 523iLimousine<br />

und einen BMW 530 DGT.<br />

Nettopreise (unverhandelt), ausgearbeitet von<br />

Nadine Staudt, Verkauf neue Automobile,<br />

BMW-Niederlassung Darmstadt.<br />

Leasingdauer: 36 Monate.<br />

Laufleistung: 10 000 km im Jahr.<br />

BMW 523 i,Rate pro Monat: 549,- Euro.<br />

Ausstattung (Auswahl): Klimaautomatik,<br />

Auto-Start-Stopp-Funktion für Schaltgetriebe,<br />

Lederlenkrad mit Multifunktionstasten,<br />

Leuchtringe für Park-und Standlicht.<br />

BMW 530 DGT, Rate pro Monat: 749,- Euro.<br />

Austattung (Auswahl): Klimaautomatik,<br />

8-Gang-Automatikgetriebe, Parkbremse mit<br />

Autohold-Funktion, Park-Distance-Control<br />

hinten, Geschwindigkeitsregelung mit<br />

Bremsfunktion, Edelholzausführung,<br />

Leuchtringe LED,Lederlenkrad mit<br />

Multifunktion, Heckklappe geteilt,<br />

Soft-Close Automatik für die Heckklappe.<br />

MEHR BILDER<br />

UND EIN VIDEO<br />

VOM NEUEN BMW 5ER<br />

UND VOM BMW 5ER GT<br />

IM INTERNET UNTER<br />

WWW.WIRTSCHAFTSECHO.DE<br />

ODER WWW.ECHO-ONLINE.DE<br />

den Scheibenwischer oder die<br />

auffallenden Vibrationen des<br />

stämmigen DieselmotorsimLeerlauf<br />

beispielsweise. Größter Krümel<br />

ist die voluminöse Heckklappe,die<br />

eine Abrisskante trägt. Ohne<br />

sie außen anzufassen, lässt sie<br />

sich unmöglich schließen. Bei<br />

Schmuddelwetter passt das nicht<br />

zum sauberen Image der sonst so<br />

gepflegten Karosserie.<br />

Besondere Aufmerksamkeit<br />

verdient die Aufpreisliste, die üppigst<br />

ausgefallen ist, obwohl die<br />

Serienausstattungen der einzelnen<br />

Modellvarianten bereits drei<br />

Seiten füllen. Aber für drei- bis<br />

vierstellige Beträge gibt es noch<br />

Schmankerl wie dynamische<br />

Dämpfer-Kontrolle, Lederpolster,<br />

Holzeinlegearbeiten, aufwendige<br />

Komfortsitze, ein elektrisches<br />

Glasdach, Nachtsichthilfen, Parkassistent,<br />

Rundumblick ums Auto<br />

per Kamera, Xenon-Licht, Navigationssysteme,Unterhaltungsprogramme<br />

für die Passagiereauf der<br />

Rückbank, Soundsysteme, TV-<br />

WerimFünfer-BMW das Navigationssystem<br />

Professional mit Bluetooth-Schnittstelle zum<br />

Handy bestellt, erhält damit auch kostenfrei<br />

für die ersten drei Jahre Zugang zur Online-<br />

Welt der BMW-Dienste.Eine jährliche Gebühr<br />

fällt für die Nutzung des Internets im Auto an.<br />

BMW fasst unter dem Begriff „Connected-<br />

Drive“, die Vernetzung seiner Fahrzeuge mit<br />

der Außenwelt zusammen.<br />

Technisches Kernstück ist der riesige Bildschirm<br />

des Navigationssystems mit 10,2 Zoll<br />

Größe.Das wirdvom eigenen BMW-Verkehrsservice<br />

unterstützt, der mit den herkömmlichen<br />

Features wie Stau-Umfahrung und Routenoptionen<br />

aufwartet. Werbeim Versuch, ein<br />

bestimmtes Ziel einzugeben, dieses auf dem<br />

Festplattenspeicher vermisst, muss nur beim<br />

BMW-Dienst anrufen. Dieser überträgt dann<br />

das Ziel zur Nutzung ins Navigationssystem<br />

ins Auto. Auf diesem Wegkönnte man sich<br />

beispielsweise vom BMW-Dienst auch das<br />

Auto öffnen lassen, wenn man mal den<br />

Schlüssel verloren hat.<br />

Die Benutzung des Internets ist allerdings<br />

nur im Stand möglich. Ebenso wie das Nutzen<br />

[Hintergrund]<br />

Länge satt bietet der neue Fünfer und schafft so auch viel Platz im Innenraum auf<br />

der Rückbank und im Kofferabteil. Der Bildschirmdes Navigationsgerätes hat mit 10,2-Zoll<br />

gigantische Ausmaße. Der Innenraum präsentiertsich cool, nobel und stylish.<br />

FOTOS: HANS DIETER ERLENBACH<br />

Funktion und Felgen in allerlei optischen<br />

Varianten. Manches wirkt<br />

ganz gewiss verzichtbar, anderes<br />

birgt mehr Funktionen, als man<br />

ahnt. Vergleichen Sie hierzu bitte<br />

auch den Beitrag zu „Connected-<br />

Drive“ vonBMW.<br />

Fürden Handel mit BMW-Automobilen<br />

kommt der neue Fünfer<br />

zu rechten Zeit. Weranden wirtschaftlichen<br />

Aufschwung glaubt<br />

und diesen mit einem neuen Wagen<br />

dokumentieren will, leistet<br />

sich hier keinen Fehlgriff. Für den<br />

Hersteller ist das Modell ein großer<br />

Wurf. In den Vergleichen mit Mercedes<br />

und Audi sehen Fachjournalisten<br />

den BMW sogar vorn. Jedenfalls<br />

gehe ich jede Wette ein, dass<br />

mit diesem Fünfer der Vielfahrer<br />

aus meiner Straße die 55 000 Kilometer<br />

Jahresfahrleistung sicher<br />

gern noch toppen würde. Ermuss<br />

sich allerdings gedulden, bis der<br />

Leasingvertrag seines Alten ausgelaufen<br />

ist. Manchmal kann das Arbeitsleben<br />

eines Dienstwagenfahrers<br />

richtig hart und gemein sein.<br />

des TV-Programms, wenn man dies über ein<br />

weiteres Extrabestellt hat.<br />

Der Abruf vonNachrichten mit dem System<br />

Professionell ist allerdings auch während der<br />

Fahrt möglich. Clou: Die Beiträge aus den verschiedenen<br />

Rubriken, die von der deutschsprachigen<br />

Ausgabe der französischen Nachrichtenagentur<br />

AFP („Agence France Press“)<br />

geliefert werden, kann man sich während der<br />

Fahrt vorlesen lassen. Wie bei diesen Systemen<br />

üblich, klingt dies zwar etwas technisch<br />

abgehackt, funktionierte aber während der<br />

Probefahrt am Beispiel des Formel-1-Rennens<br />

in Australien und dem bevorstehenden Staatsbesuch<br />

von Kanzlerin Merkel in der Türkei<br />

ausgezeichnet.<br />

Zur technischen Ausstattung des BMW Navigationssystems<br />

Professional gehört ein<br />

hochauflösender Farbbildschirm, der sich in<br />

der Darstellung teilen lässt und 3D-Karten-fähig<br />

ist. Ein DVD-Laufwerk und ein zwölf Gigabyte<br />

großer Speicher für Musik ist ebenfalls<br />

dabei.<br />

Lohnend ist zudem die Anschaffung der<br />

USB-Audio-Schnittstelle, damit zum Beispiel<br />

der iPod über den Controller in der Mittelkonsole<br />

bedient werden kann.


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 42<br />

Auf Probefahrt<br />

MIT JÖRG RIEBARTSCH<br />

Gegendas<br />

Burnout-Syndrom<br />

Fünfer GT – Limousine und Kombi in einem Auto –<br />

Fahren in der Oberklasse für Freizeit und Beruf<br />

Wem das Warten auf die<br />

Touringausgabe des<br />

neuen Fünfer BMW zu<br />

lang wird, der greift vielleicht vorher<br />

zu einem BMW-Modell, das<br />

im letzten Quartal des vergangenen<br />

Jahres in den Markt gehievt<br />

wurde und sogar noch 50 Liter<br />

mehr Stauraum bietet als der aktuelle<br />

Fünfer Touring: der Fünfer<br />

Gran Turismo. Fünfer GT abgekürzt.<br />

Ein Auto an dem sich automobile<br />

Geister scheiden, zumindest<br />

wenn man der Fachpresse Glauben<br />

schenken sollte. Denn die<br />

wusste mit dem Fünfer GT nichts<br />

anzufangen. Um die Besonderheit<br />

„Die Messlatteliegt hoch“<br />

Neuvorstellung – Thomas Fischer über die aktuellen BMW-Modelle Fünfer und Fünfer Gran Turismo<br />

Thomas Fischer,41, ist seit 2007<br />

Leiter der BMW-Niederlassung in<br />

Darmstadt.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Herr Fischer,<br />

wie wichtig ist für die<br />

BMW-Modellpalette der neue<br />

Fünfer?<br />

THOMAS FISCHER: Der BMW<br />

Fünfer ist eine der wichtigsten<br />

Baureihen für BMW.1972 kamder<br />

erste auf den Markt. Damit ist die<br />

Fünfer-Baureihe unsere traditionsreichste<br />

Modellreihe. Seither<br />

haben wir –lassen Sie sich die<br />

Zahl auf der Zunge zergehen –5,5<br />

Millionen Fahrzeuge verkauft.<br />

Der letzte BMW-Fünfer war vier<br />

von sieben Lebenszyklusjahren<br />

das meistverkaufte Fahrzeug im<br />

Segment. Sie sehen, die Messlatte<br />

für den Neuen liegt hoch. Aber ich<br />

bin mir sehr sicher: Mit diesem<br />

Auto werden wir auch diese Latte<br />

überspringen.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Was ist<br />

das Besondere ander Neuauflage<br />

dieses Fahrzeugs in der Oberklasse?<br />

FISCHER: Das Fahrzeug vereint<br />

viele Erfolgsfaktoren. Der neue<br />

Fünfer strahlt souveräne Ästhetik<br />

dieses Modells zu erfassen, muss<br />

man wissen: Untypisch in der gehobenen<br />

Fahrzeugklasse, verfügt<br />

der GT über ein geteiltes Fließheck,<br />

ist also ein Zwitter zwischen<br />

einem Kombi und einer Limousine.<br />

Will man nur eben die<br />

Aktentasche oder das Tennisgepäck<br />

verstauen, genügt es, die<br />

kleine Heckklappe unterhalb des<br />

Fensterszuöffnen. Will man hingegen<br />

seine Fahrräder verstauen,<br />

öffnet man die gläserne Heckklappe<br />

ganz. Bei umgeklappten Rücksitzen<br />

stehen dann 1700 Liter Gepäckabteil<br />

zur Verfügung.<br />

Innen wirkt der GT nicht nur<br />

wie der große Siebener, esist der<br />

aus und hat ein sportliches Design.<br />

Sie können das Auto so<br />

sportlich fahren wie einen BMW<br />

Dreier oder –wenn Sie es wünschen<br />

–sokomfortabel wie einen<br />

BMW Siebener. Auch steckt der<br />

neue Fünfer voller Innovationen.<br />

Mit dem „System Surround<br />

View“ beispielsweise können Sie<br />

das Auto aus der Vogelperspektive<br />

betrachten, was beim Rangieren<br />

hilfreich sein kann. Oder der<br />

Parkassistent: Der neue Fünfer<br />

kann selbstständig einparken.<br />

Und natürlich die Effizienz. Wie<br />

Sie wissen ist BMW führend beim<br />

Kraftstoffsparen. Ganz nach dem<br />

Motto: mehr Leistung bei weniger<br />

Verbrauch. Und jetzt setzen<br />

wir auch hier wieder Maßstäbe in<br />

seiner Klasse. Der BMW 520d,<br />

der Mitte des Jahres kommt, verbraucht<br />

lediglich fünf Liter Sprit<br />

auf 100km. Das entspricht einem<br />

CO 2-Ausstoß vonnur 132 Gramm<br />

–dawäre mancher Kleinwagen<br />

froh.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Der neue<br />

Fünfer bietet ja im Innenraum<br />

deutlich mehr Platz als der Vorgänger.<br />

Fürchten Sie da nicht einen<br />

Kannibalismus in Richtung<br />

der Luxusklasse-Limousine aus<br />

dem eigenen Haus?<br />

hochwertige Innenraum des Siebener.<br />

Mit zwei entscheidenden<br />

Unterschieden. Zum einen liegen<br />

Innenraum und Fahrzeug höher<br />

als normale Limousinen. Solches<br />

freundliche Entgegenkommen<br />

lernt man in zunehmendem Alter<br />

rasch wertschätzen. Zum anderen<br />

sind die beiden Rücksitze klappbar,<br />

was im Siebener BMW bekanntermaßen<br />

ja nicht geht.<br />

Variabler Innenraum<br />

und viel Platz<br />

Zum variablen Innenraum herrschen<br />

im Fünfer GT die Platzverhältnisse<br />

eines Oberklasse-Autos,<br />

FISCHER: Nein, sicher nicht. Die<br />

Fahrzeuge sprechen unterschiedliche<br />

Nutzungsanforderungen<br />

und Kundenwünsche an.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Eine Frage,<br />

die auf die unterschiedlichen<br />

Motorisierungen des Modells abhebt:<br />

Haben Sie eine persönliche<br />

Lieblingsvariante des Fünfer?<br />

FISCHER: Wie gesagt, die Leistungswerte<br />

und die Effizienz beim<br />

BMW 520d begeistern mich.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Ist eigentlich<br />

auch eine Hybridvariante des<br />

Fahrzeugs angedacht?<br />

FISCHER: Im nächsten Jahr<br />

kommt der neue Fünfer auch als<br />

Vollhybrid heraus. Wer nicht bis<br />

dahin warten will, kann ab April<br />

2010 die ersten BMW Hybrid-<br />

Fahrzeuge kaufen: den BMW ActiveHybrid<br />

X6 und den BMW Active<br />

Hybrid 7. Das ist der Sprung<br />

in die Serienfertigung modernster<br />

BMW Active Hybrid Technologie.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Wichtig<br />

in der Fünfer Modellreihe ist auch<br />

der Touring. Wann wirddieser auf<br />

den Markt kommen?<br />

Große Klappe öffnet den Laderaum.<br />

Bei umgeklappten Rücksitzen<br />

gibt es viel Stauraum. Die kleine<br />

Klappe langt für Akten- oder Sporttasche.<br />

FOTOS: HANS DIETER ERLENBACH<br />

weshalb sich der Wagen – obgleich<br />

nicht mit langem Radstand<br />

verfügbar –auch als Limousine<br />

mit Fahrer bestens eignet. Die<br />

Fauteuils hinten lassen sich in<br />

vielfältiger Weise verstellen. Damit<br />

bei geöffneter kleiner Koffer-<br />

FISCHER: Im Herbst wird auch<br />

der neue Touring erhältlich sein.<br />

Das Fahrzeug feiert auf der diesjährigen<br />

Automobil International<br />

in Leipzig seine Weltpremiere.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Vor etwa<br />

einem halben Jahr kam jabereits<br />

ein neuer Fünfer in die Verkaufsräume,<br />

der Fünfer Gran Turismo,<br />

kurz GT. Wie zufrieden sind Sie<br />

mit dem Verkaufserfolg dieser<br />

neuen Fahrzeugklasse?<br />

FISCHER: Der BMW Fünfer Gran<br />

Turismo passt in die Zeit und öffnet<br />

erfolgreich eine neue Nische.<br />

Ich bin zufrieden.<br />

WIRTSCHAFTSECHO:<br />

Vonden Motormedien<br />

gab es heftige<br />

Kritik am<br />

Gran Turismo.<br />

Können Sie<br />

das nachvollziehen?<br />

Thomas Fischer<br />

klappe der Innenraum nicht auskühlt,<br />

sind die Rückwände mit variablen<br />

Trennwänden geschützt.<br />

Die Hutablage wiederum lässt<br />

sich leicht herausnehmen und unter<br />

einer Klappe im ebenen Kofferraumboden<br />

verstauen.<br />

All das hielten die Autoren in<br />

der Motorpresse für verzichtbar<br />

und warfen gleich die Sinnfrage<br />

hinterher. Nichts gegen kritische<br />

Geister und Überlegungen. Aber<br />

dieser Einschätzung kann ich<br />

nicht folgen. Denn die Idee, die<br />

Anmutung und den Komfort einer<br />

Oberklasse-Limousine mit der Variabilität<br />

im Innenraum eines<br />

Kombis zu verbinden, hat ohne<br />

Zweifel etwas für sich. Der Nutzwert<br />

des Autos wird erhöht, Arbeits-<br />

und Sportgerät in einem.<br />

Gerade unter dem Aspekt der neuerdings<br />

vielbeschworenen notwendigen<br />

Work-Life-Balance zwischen<br />

Arbeit und Freizeit bildet<br />

der Fünfer GT ein Fahrzeugsegment,<br />

das es so bisher noch nicht<br />

gab.Vielleicht entwickelt sich der<br />

Gran Turismo ja noch zum Fahrzeug<br />

der Burnout-Generation, um<br />

mit Hilfe des Dienstwagens über<br />

eine strategische Nutzung der<br />

Freizeit wieder zufrieden auf die<br />

Ergebnisse der eigenen Arbeit zu<br />

blicken.<br />

FISCHER: Das Fahrzeug und die<br />

Konzeption ist neu und polarisiert<br />

vielleicht deshalb.Ähnliche Reaktionen<br />

hatten wir beim BMW X6.<br />

Die Frage, weshalb der Fünfer<br />

GT nicht Siebener GT heißt, dürfte<br />

wohl eine verschwurbelte Antwort<br />

der BMW-Marketingabteilung zur<br />

Folge haben. Offenbar mochte niemand<br />

der konservativen Kundschaft<br />

des Siebener zumuten, das<br />

Auto auch noch mit Fließheck im<br />

Angebot zu haben. Außerdem<br />

folgt man so bei BMW dem immer<br />

noch beliebten Trend des Downsizing<br />

und kann eine Dienstwagenklientel<br />

ansprechen, für die der<br />

Siebener als unerreichbare Frucht<br />

am Baum der Hierarchie hängt.<br />

Fünfer ist dann eben Fünfer.<br />

Allerdings ist die Idee des<br />

Downsizing in der Modellreihe<br />

GT zumindest motorentechnisch<br />

noch nicht zu Ende geführt. Denn<br />

die Motorenauswahl umfasst nur<br />

dicke Dinger. AnBenzinern sind<br />

wählbar der 306-PS-starke Sechszylinder<br />

mit drei Liter Hubraum<br />

und der 550i Achtzylinder mit 4,4<br />

Liter Volumen. Für Dieselfreunde<br />

gibt es den bekannten Drei-Liter-<br />

Diesel, womit nicht der Verbrauch<br />

gemeint ist, in den Varianten mit<br />

245 und 300PS.<br />

Der Diesel gilt als der<br />

beste Motor von BMW<br />

Ich durfte ausgiebigst den momentanen<br />

Einstiegsdiesel bewegen.<br />

Bei diesem ist wie in allen<br />

anderen Modellen auch der Achtgang-Automat<br />

als Getriebe-Einheit<br />

serienmäßig. Und auch im<br />

Kleid des GT wird deutlich, weshalb<br />

viele Autofahrer diesen Motor<br />

für das beste halten, wasBMW<br />

zu bieten hat. Laufruhig, geschmeidig<br />

und dies noch bei Verbrauchswerten<br />

bei hohen Geschwindigkeiten,<br />

die an der Funktion<br />

vonTankuhr und Verbrauchsanzeige<br />

zweifeln lassen. Das eigenhändige<br />

Nachrechnen aber<br />

bestätigte: Mit dem 530 Diesel im<br />

Fünfer Gran Tourismus liegt der<br />

Verbrauch bei einer Dauergeschwindigkeit<br />

von 210 bei gerade<br />

mal 9,5 Litern. Den Langstreckenfahrer<br />

auf dem 70-Liter-Tank wird<br />

es freuen. Ansonsten sind für den<br />

Fünfer Gran Turismo alle bekannten<br />

Zubehörschmankerl bestellbar,<br />

die BMW für seine Oberklasse-Kundschaft<br />

bevorratet.<br />

Meine Meinung: Vielfältiges<br />

Oberklassemodell für den anspruchsvollen<br />

Vielfahrer in der<br />

BMW-üblichen Qualitätsanmutung.<br />

Schauen Sie die Verkaufszahlen<br />

des X6 an. Das Fahrzeug ist ein<br />

Erfolgsmodell.<br />

WIRTSCHAFTSECHO: Der GT<br />

folgt dem Prinzip des sogenannten<br />

Downsizing. Müsste dazu<br />

nicht noch ein kleinerer Dieselmotor<br />

angeboten werden?<br />

FISCHER: Der BMW Fünfer Gran<br />

Turismo folgt sicherlich nicht einem<br />

Downsizing-Prinzip. Er ist<br />

ein eigenständiges Fahrzeug innerhalb<br />

der Fünfer-Familie mit<br />

dem passenden Motorenangebot.<br />

Das Gespräch führte<br />

Jörg Riebartsch


<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Life & Style 43<br />

Stimmen zum neuen<br />

Pasquale Carroccia<br />

Restaurant L’Orangerie, Darmstadt<br />

„HUD und Rückfahrkamera begeistern“<br />

Patrick Liste<br />

Fotograf, Dieburg<br />

„Betriebsart ,Sportplus‘ sorgt für richtig Spaß<br />

beim Fahren“<br />

5er<br />

Volker Lindner<br />

Cooper Vision GmbH, Eppertshausen<br />

„Eleganz und Sportlichkeit perfekt verbunden“<br />

Tilo Degenhard<br />

Lofty Zweitfrisuren, Darmstadt<br />

„Extrem geringer Verbrauch bei optimalem<br />

Fahrspaß“<br />

Enzo Scaramella<br />

Salve Café eBar, Darmstadt<br />

„Wunderschönes sportliches Design“<br />

Thomas Keck<br />

Elabs AG,Frankfurt<br />

„Wertigkeit des Interieursist<br />

extrem angehoben worden“


BMW<br />

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