Macher - WirtschaftsEcho

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

WirtschaftsEcho ·APRIL/MAI 2010 Macher & Märkte 6 Jürgen Hatzipantelis FOTOS: ALEXANDER HEIMANN VON ANDREAS WOLLNY Wer Jürgen Hatzipantelis konsultiert, dem schwebt in der Regel der ganz große Wurf vor: Die Kunden der vomDiplom-Informatiker geführten Devoteam Danet GmbH wollen vielfach ihren Markt neu erfinden – oder zumindest sich selbst. Die meisten von ihnen beackern Geschäftsfelder in der Telekommunikation, andere stammen aus Branchen wie Automotive, Logistik und Medien. Ihr häufigstes Anliegen: schneller,besser und hipper als die Konkurrenz werden; oder es bleiben. Dazu benötigen sie das Know-howder IT- Dienstleister aus Weiterstadt. Devoteam Danet gehört laut dem Lünendonk-Anbieterranking Unternehmen und Hintergrund Danet wurde am 30. Oktober 1981 aus der französischen GSI-Datel ausgegründet. Die Aktivitäten umfassen Consulting, IT-Dienstleistungen und -Lösungen. Seit Januar 2009 gehört Danet zur Devoteam Group, einer börsennotierten Gesellschaft (Umsatz 460 Millionen Euro) mit Hauptsitz in Paris. Neben der Devoteam Danet-Zentrale in Weiterstadt gibt es Filialen in Hamburg, Köln, München und Stuttgart. Die Niederlassungen des Unternehmens in Österreich und Großbritannien wurden an die jeweiligen Devoteam-Landesgesellschaften angeschlossen. Dies ließ 2009 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um rund acht auf 34 Millionen Euro sinken. Devoteam Danet beschäftigt bundesweit 318 [Infobox] zu den Top25IT-Spezialisten für Beratung- und Systemintegration in Deutschland. Der Schlüsselbegriff des Wettbewerbs lautet Informations- und Kommunikationstechnologie. Diese garniert Devoteam Danet mit Kompetenz in punkto Betriebswirtschaft. „Wir verstehen die Sprache, die Geschäftsmodelle und die Schwierigkeiten unserer Kunden“, sagt Hatzipantelis. Im Arbeitsalltag heißt dies: Devoteam Danet konzipiert, entwickelt, implementiert und betreibt innovative Geschäftslösungen über die gesamte Wertschöpfungskette der Kunden hinweg. Zu ihnen gehört derzeit zum Beispiel ein Zeitungsverlag, der sich langfristig von den „Fesseln des Printformats zu befreien ver- DasEnde festerStrukturen IT-Dienstleister – Zeitung im E-Book-Reader oder Kundenanalyse im Musik-Downloadportal: Die Weiterstädter Devoteam Danet GmbH entwickelt, implementiert und betreibt innovativeGeschäftslösungen sucht“, so Hatzipantelis –„und mit seinem Produkt auch per E- Book-Reader Geld verdienen will.“ Spätestens seit Apple das iPad präsentiert habe, „überlegen zahlreiche Entscheidungsträger in der Medienbranche: Können wir von dieser Technologie profitieren? Und wenn ja: wie?“ Devoteam Danet bietet maßgeschneiderte Projektunterstützung in technischen, organisatorischen und finanziellen Fragen an. Im Fall des Zeitungsverlags feilen die IT-Experten unter anderem daran, wie eine Zeitung in das elektronische Lesegerät gelangt, darin möglichst gut aussieht und einfach bezahlt werden kann. Solche Aufträge an Land zu ziehen, sei spannend und mühsam zugleich, findet Hatzipante- Mitarbeiter,davonsind 261inWeiterstadt beschäftigt. Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) Informationstechnik und Kommunikationstechnik (IKT) sind Schlüsseltechnologien der Informationsgesellschaft. Sie stellen Bindeglieder zwischen den klassischen Disziplinen Elektrotechnik und Informatik dar.Ein zentrales Ziel der IKT ist dabei, Hardware und Software für ganz unterschiedliche Anwendungen und neue Dienste zu entwickeln. Beispiele hierfür sind Kommunikationsnetze über (Mobil-)Funksysteme,E-Learning-Dienste und intelligente Assistenzsysteme in Fahrzeugen. Die wichtigsten IKT-Trends sind aktuell Cloud Computing und die Virtualisierung. lis. „Denn wir haben es nahezu ständig mit Technologien zu tun, von denen 90 Prozent vor zwei, drei Jahren noch gar nicht existierten.“ Für die Arbeitsstruktur bedeutet dies: „Es gibt meist keine Vorlagen oder Regeln, an denen man sich orientieren kann –was zählt ist Kreativität, gestützt von Fachwissen.“ IT und viel Verständnis fürsBusiness Wie intensiv bei den Arbeitsprozessen von Devoteam Danet ITund Business-Verständnis ineinander greifen, das zeigt ein Projekt für das Internetportal Musicload. Die Südhessen berieten das zur Telekom AG gehörende Unternehmen in Sachen System-Architektur. Zudem brachten sie Ideen für die Content Delivery-Plattform ein. Kernstück der Zusammenarbeit war „Markis“, ein System zur Marketinganalyse. Esist ein Werkzeug, um auf Kundengruppen zugeschnittene Marketingkampagnen starten zu können. Die Software erlaubt es zum Beispiel, die Verkaufszahlen im Genre „Pop“ mit der Kundensegmentierung in Altersklassen in Beziehung zu setzen. Hatzipantelis’ Mitarbeiter begleiten Markis während des kompletten Lebenszyklus: Design, Systemintegration, Datenschutzkonzept, Betrieb und Wartung – die richtigen Leute dafür zu finden, sei schwer. „Nicht jede IT- Fachkraft ist in der Lage, andem unterhaltsamen, aber komplexen Spiel bei uns teilzunehmen.“ Die meisten Angestellten in der 318köpfigen Belegschaft sind Akademiker. „Bindestrich-Informatiker mit mehreren Kompetenzfeldern“, unterstreicht Hatzipantelis. Dagegen haben Spezialisten, die ausschließlichpro- grammieren, bei Devoteam Danet ausgedient. „Seit Oktober letzten Jahres produzieren wir keine eigenen Software-Produkte mehr, das ist zu teuer, das können zudem andere besser.“ Verbessern wollen sich die Weiterstädter IT-Tüftler nun unter dem Dach der Devoteam Group. 2009 wurden sie übernommen. Die französische Devoteam konnte dadurch nach einigen erfolglosen Versuchen endlich den hart umkämpften IKT-Markt in Deutschland betreten, für Danet ist der mächtige Mutterkonzern vor allem ein Türöffner bei Großkunden. „Bei Outsourcing-Projekten von zehn Millionen Euro waren wir bis dahin potenziellen Kunden wirtschaftlich zu klein gewesen“, sagt Hatzipantelis. Heute sieht es andersaus.Für einen Mobilnetzbetreiber in den Vereinigten Arabischen Emiraten automatisiert Devoteam Danet zurzeit die Geschäftsprozesse und betreut die Qualitätssicherung im Netz. „Eine ideale Chance, umsich im Nahen Osten zu etablieren –vor einigen Jahren noch schwer vorstellbar für uns.“ Firmenkultur verändert sich Finanzen, Know-how und Kontakte stimmen also. Doch Jürgen Hatzipantelis, seit Sommer 2008 an der Unternehmensspitze, will mehr.Erwill die Firmenkultur bei Devoteam Danet verändern. „Innovation, Kommunikationsstärke und Dynamik lassen sich nicht nach draußen verkaufen, wenn man intern von festen Strukturen gebremst wird.“ Diese sollen nun aufgebrochen werden. Dabei setzt Hatzipantelis auf seine Erfahrungen beim US-Konzern Hewlett Packard. Inzwischen duzen seine Mitarbeiter sich, den Chef und bisweilen sogar die Kunden; dabei auf die Surftipp Krawatte oder gleich den Anzug zu verzichten, bewertet der Firmenlenker nicht als unschick. Auch den StandardEinzelbüro gab Hatzipantelis auf. Im Frühjahr ließ er die meisten Wände der Büroflächen einreißen. Seit April arbeiten alle Beschäftigten, auch die Führungscrew, ingroßen Gemeinschaftsräumen; inklusive „Shared Desk“-Prinzip, firmeneigenem Café und der Nachricht, dass die eingesparten Mietkosten für die nun überflüssigen Büroetagen vor allem in Marketingmaßnahmen des Unternehmens investiert werden. Man kann somit beruhigt feststellen: Es kommt nicht nur auf die richtigen IT-Anwendungen an, um schneller, besser und hipper als die Konkurrenz zu sein. Jürgen Hatzipantelis Jürgen Hatzipantelis wurde 1961 in Rottenburg amNeckar geboren. Der Diplom-Informatiker studierte an den Universitäten Karlsruhe und Stuttgart. Seit November 2007 ist der Hörbuchfan bei Danet, erst als CSO und später als CEO. Zuvor führte er unter anderem den IT-Dienstleister Tieto Enator und warinunterschiedlichen Managementpositionen bei Hewlett Packard Deutschland beschäftigt. Hatzipantelis verbringt freie Zeit am liebsten mit seiner Frau Friederike (45) sowie Sohn Konstantin (9) und Tochter Antonia (7). [Person] von Jürgen Hatzipantelis www.bitkom.org
WirtschaftsEcho ·APRIL/MAI 2010 Macher & Märkte 7 Zum Lunch mit … CATHERINE FREIFRAU VON SCHOEN Im Sauseschritt aufden Chefsessel Catherine Freifrau von Schoen – Die neue Inhaberin vonMichelsbräu in Babenhausen ist Juristin, hat die Geheimnisse des Bieres aber verinnerlicht – Unprätentiös, konservativ und doch kreativ VON ILKA ENNEN Wenn Catherine Freifrau von Schoen abends nach Hause kommt, greift sie gerne zur Flasche. Dass es zurzeit ein alkoholfreies Pfungstädter sein muss, hat für sie nur erfreuliche Gründe. Der leidenschaftlichen Biertrinkerin aber einen alkoholfreien Prosecco als Aperitif vorzuschlagen, kommt fast einer unanständigen Offerte gleich und ist der erste Schritt in Richtung Fettnäpfchen. „Nein“, sagt die Brauereichefin von Michelsbräu in Babenhausen entschieden und es klingt wie „igitt“. „Davon habe ich nur Schlechtes gehört.“ Aristokratische Arroganz trägt die Freifrau nicht zur Schau. Sie kann ihr Bier mit dem Feuerzeug öffnen. Gibt Auskunft über die maximal erlaubte Dosierung von Aspirin und outet sich als chronische Zuschnell-Fahrerin. Zum Lunch-Termin präsentiert sie sich nicht im Society-Look mit Kostüm und steilen Absätzen, sondern erscheint authentisch im Jedermann-Aufzug mit Jeans und Stiefeln. „Ich verkaufe Bier, da kann man das schon vertreten“, sagt sie und lacht. Auch auf der Internet-Seite des Unternehmens erscheint vonSchoen nicht als retuschierte Fotostudio-Schönheit im hochhackigen Maßgeschneiderten. Ein Schnappschuss zeigt sie naturburschig im Grünen mit Anorak und Baumwolltuch. Die Michelsbräu-Inhaberin, die in der elften Generation die Babenhäuser Brauereifamilie Schubert anführt und mit einem Schuss Pils im Weihwasser ge- tauft wurde, ist keine matroneske Oktoberfest-Zenzi mit üppiger Oberweite zum Bierkrugabstellen, sondern weitgehend zierlich. Catherine von Schoen kaschiert den fülligen Bauch mit einem Schwarz-macht-schlank-Pulli. Die weibliche Rundung hüllt nicht weich den Körper ein, sondern kugelt nach vorne und birgt nicht etwa überflüssige Bierpfunde, sondern den nächsten Freiherrn vonSchoen. Im Juni ist Geburtstermin. Dass Bier dick macht, ist für die Fraumit Kleidergröße 36 ausgeschlossen. „Meine Mutter und ich sind der lebende Beweis“, sagt sie. „Bier regt nur den Appetit an.“ Der ist beim Mittagessen im Restaurant „Bölle“ eher bescheiden. Dicke Sahnesoßen seien nicht nach ihrem Geschmack, sondern eher die leichte mediterrane Küche, erzählt von Schoen und ordert eine überschaubare Ofenkartoffel mit Kräuterdip, garniert mit einem versprenkelten Salatbouquet. Keine Vorspeise. Keinen Nachtisch. Vielleicht liegt es an der schwangerschafts-kompatiblen Apfelsaftschorle. Oder daran, dass die Jung-Unternehmerin keine Zeit für ein anschließendes Nickerchen hat, wie früher zu Studentenzeiten, wo die geschäftige Ruhe der Universitätsbibliothek die angehende Juristin zum Schlafen animierte. Norddeutsch angehaucht Seit dem Studium in Bremen und Hamburg und dem Referandariat in Lübeck ist die in Frankfurt Geborene norddeutsch angehaucht. Den zu jeder Tageszeit üblichen „Moin“-Gruß hat sich die als Langschläferin verdächtigte Frühaufsteherin schweren Herzens abgewöhnt. Morgens um viertel vor sechs,erzählt sie,sei ihreNacht zu Ende. Die Leitung des Unternehmens ist unwegsames Gelände. Die Routine fehlt, um die Stolperfallen des Geschäftslebens zu umgehen. Oder um den Kopf nach einem anstrengenden Arbeitstag auf Feierabend zu programmieren. „Der Jobbeschäftigt mich rund um die Uhr“, sagt die 28-jährige.Schlaflose Nächte gehören seit dem fliegenden Wechsel von der Referandariatsstelle auf den Chefsessel zum Alltagsgeschäft. Der Notizblock neben dem Bett auch. Trotzdem bereut vonSchoen nicht, sich in die Familientradition gefügt und vor fünf Monaten die Nachfolge von Mutter Susan Schubert angetreten zu haben, anstatt eigene We- ge zu gehen. Noch genießt sie „Mutter-Schutz“. Als Prokuristin soll sie sich langsam mit ihrer neuen Rolle vertraut machen und nach einer Eingewöhnungszeit die Geschäftsführung übernehmen. Frau Mama, die zwei Brauereien in Frankenund eine Mälzerei in Schweinfurt leitet, steht als Beraterin im Dauerkontakt mit der Tochter. Wenn die Last der Verantwortung nicht drückt, genießt die Nachwuchskraft die Vorteile des Chef-Seins: Freiheiten, die sich in einem anderen Leben als Staatsanwältin nicht geboten hätten. „Ich kann endlos kreativ sein und habe keinen Oberstaatsanwalt, der mir den Mund verbietet.“ Die Welt der Paragrafen ist ihr so fremd geblieben wie die Liebe zum Detail. „Es wareine Fehlentscheidung, Jurazustudieren. Gute Juristen sind wahnsinnig genau. Ich bin kein Krümelkacker, Catherine Freifrau von Schoen Unternehmen Catherine Freifrau von Schoen (28), die zur elften Generation der Babenhäuser Brauereifamilie Schubert gehört, folgt ihrer Mutter Susan nach, die –ebenfalls von Haus aus Rechtsanwältin – mit 27 Jahren die Michelsbräu-Leitung von ihrem Vater übernommen hatte. Von Schoen, die nach der neunten Klasse in der Gesamtschule Babenhausen aufs Elite-Internat Schloss Salem wechselte, schloss im Herbst 2009 ihr Jura-Studium mit dem Zweiten Staatsexamen ab und übernahm als Prokuristin die Leitung der Privatbrauerei. Sie ist verheiratet und erwartet im Juni ihr erstes Kind. Ab 2014 soll die begeistereLäuferin und Reiterin auch die Brauereien in Arnstein und die Mälzerei in Schweinfurt übernehmen, die bis dahin vonSusan Schubert geleitet werden. [Person] Mit 28 „on the Top“: Catherine Freifrau von Schoen – beim Lunch mitECHO-Redakteurin IlkaEnnen – folgt zielstrebig und volksnah einer langen Familientradition. FOTOS: ALEXANDER HEIMANN sondern sehe eher das Ganze.“ Gut für sie, dass Michelsbräu ein übersichtliches, mittelständisches Unternehmen mit zwölf Angestellten ist. Platz für Bierkästen und Jagdhund Der trendige Smart ist dem gutbürgerlichen Golf Variant gewichen. Im Kofferraum hat neben Bierkästen auch der leicht angegraute Jagdhund Platz. Mit der Bierkutsche pendelt von Schoen täglich nach Neu-Isenburg, wo sich die Jungverheiratete mit ihremMann nach achtjähriger Hessen-Abstinenz einlebt. VonSchoen genießt die Anonymität im Landkreis Offenbach, wo sie morgendlich zerknautscht und unfrisiert zum Bäcker gehen kann, ohne das Opfer des Babenhäuser Kleinstadt-Tratsches zu werden. Michelsbräu ist eine mittelständische Privatbrauerei, deren Geschichte fast 200Jahre zurückreicht. Zwölf Mitarbeiter arbeiten derzeit für das Familienunternehmen, das 1815 in Babenhausen gegründet wurde und seit 1925 von der Familie Schubert betrieben wird. Seit 1. November 2009 leitet Catherine von Schoen die Michelsbräu GmbH, die im vergangenen Jahr 20 000 Hektoliter Bier produziert hat. Der Familie gehören zwei weitere Brauereien in Franken sowie eine Mälzerei in Schweinfurt. Michelsbräu braut sechs Sorten für den lokalen Markt. 60 Prozent der Jahresproduktion sind Pils, der Fassbieranteil liegt bei 70 Prozent. [Infobox] Keine Experimente wagen, lautet die konservativeDevise der neuen Chefin. Tradition wirdpostuliert, anstatt Produkte populistisch auf den vermeintlichen Einheitsgeschmack zu trimmen. Michelsbräu hat nicht genug Reserven, um große Summen zu investieren. Den Anteil des Flaschenbierswürde vonSchoen gerne erhöhen. Einen Sixpack einführen, weil Frauen keine Kisten schleppen. Und Getränkemärkte und den Einzelhandel mit heimischem Bier aus Babenhausen überschwemmen. Doch der heftige Preiskampf, den die übermächtigen Großkonzerne mit harten Bandagen auf dem Massenmarkt führen, ist für Michelsbräu nicht zu gewinnen. Im Duell David gegen Goliath siegt Goliath. Die Bügelflasche ist eine Anleihe an den Zeitgeist, genauso wie die Hexe-und Hexator-Kreationen, die den mauen Absatz vonExportbier steigern sollen. In den Markt der Biermixgetränkeeinzusteigen, kommt nicht in Frage.„Das ist eine Mode, die hat ihre Konjunktur gehabt. Ich glaube, das bricht wieder ein“, sagt von Schoen. Vier ProzentUmsatzplus hatte sie bei Arbeitsantrittausgegeben. Mehr Ansporn denn realistischeZielsetzung. Die Durststrecke der Brauindustrie währt schon viele Jahre, die Lust der Deutschen auf Hopfen und Malz geht kontinuierlich zurück. „Man kann to- tal glücklich sein, wenn man bei null landet“, sagt sie.Fremdes Territorium zu erobern, ist schwer. Darmstadt sei ein gutes Pflaster für das Unternehmen. Außerhalb Hessens hat Michelsbräu nur einen Kunden in Mainz. Annäherungsversuche nach Bayern seien erfolglos. „Bayern trinken kein hessisches Bier“, sagt vonSchoen. „Die sind ganz rabiat.“ „Ich sage gerne, wasich denke“ Surftipp von Catherine Freifrau von Schoen www.tagesschau.de „Ich bin ein Nachrichtenjunkie.“ VonSchoen hat die Geheimnisse des Biers verinnerlicht. Es klingt nicht mühsam angelernt, wenn sie über die Kunst des Zapfens, gepflegte Leitungen und die richtige Temperatur des Bieres philosophiert. Eine auf Absatz und Verkauf getrimmte Sprache und die Kunst der Diplomatie geht ihr nicht so leicht über die Lippen. „Ich sage gerne, was ich denke. Das kommt nicht immer gut an, vor allem, wenn man einen Verkäuferjob hat.“ Das eigene Unternehmen zum Verkauf auf den Markt zu werfen, auf das es einverleibt wird von einem Brauerei-Platzhirsch, hält vonSchoen für eine Schnapsidee. „Das kommt überhaupt nicht in Frage.“ Schließlich wächst gerade die zwölfte Generation des Brauereigeschlechts im Babybauch heran. Vielleicht wird der Sohn irgendwann die Privatbrauerei weiterführen, denn die Vernunfts-Juristin hat schon Pläne für den Ruhestand. Studieren will sie nochmal, diesmal nach Interesse: Politik, Geschichte oder Philosophie. Spätestens dann wird auch wieder ein Nickerchen zur Mittagszeit möglich sein. Den Kopf auf den Armen abgelegt in der Universitätsbibliothek. Vorher wird die Mutterchefin in Personalunion noch einige durchwachte Nächte haben. Nicht nur wegen der Firma. Wenn der Kleine nach der Flasche schreit, muss die Michelsbräuerin nur auf eines achten: Der Kleine hat garantiert keinen Bierdurst. Er steht einzig und allein auf Milch.
Seite 1 und 2: D79227 3.Jahrgang /Nummer 2 MAGAZIN
Seite 3 und 4: WirtschaftsEcho ·APRIL/MAI 2010 Ma
Seite 5: WirtschaftsEcho ·APRIL/MAI 2010 Ma
Seite 13 und 14: WirtschaftsEcho ·APRIL/MAI 2010 Ge
Seite 21 und 22: WirtschaftsEcho ·APRIL/MAI 2010 Ha
Seite 33 und 34: WirtschaftsEcho ·APRIL/MAI 2010 Li

Macher - WirtschaftsEcho

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?