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Macher - WirtschaftsEcho

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<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 <strong>Macher</strong> & Märkte 10<br />

Silvia Voigt FOTOS: HANS DIETER ERLENBACH<br />

VON HANS DIETER ERLENBACH<br />

Wer in 220 Ländern und<br />

Territorien weltweit<br />

tätig ist, wer täglich<br />

mehr als 70 Millionen Briefe und<br />

bis zu drei Millionen Pakete zustellt,<br />

wer invielen Ländern dieser<br />

Welt Filialen unterhält, der<br />

muss gut organisiert sein. Und<br />

wer ein ehemaliges Staatsunternehmen<br />

in einen effizienten<br />

Dienstleister umbauen will,<br />

braucht viel Geduld und oftmals<br />

einen langen Atem. Dass DHL als<br />

Dienstleister weltweit den besten<br />

Ruf der Branche hat, dafür arbeiten<br />

auch in Darmstadt rund 400<br />

Mitarbeiter an wichtigen Schaltstellen.<br />

Ein Mitarbeiter von DHL<br />

braucht Briefumschläge. Schließlich<br />

verschickt auch die Post gelegentlich<br />

Post. Früher schrieb er<br />

IT-Services – Darmstadt spielt eine zentrale Rolle,damit bei der Post alles läuft,<br />

wie es soll und kostenoptimal dazu –Computerprogramme in 17 Sprachen<br />

eine Materialanforderung. Die<br />

ging durch zahlreiche Hände,<br />

wurde mehrfach gestempelt und<br />

landete irgendwann in einem<br />

Zentrallager. Tage oder Wochen<br />

später kamen die gewünschten<br />

Briefumschläge.<br />

Mit einem Klick<br />

ans Ziel<br />

Heute geht das viel unkomplizierter.<br />

Der Mitarbeiter klickt in seinem<br />

Computer auf ein bestimmtes<br />

Programm, sieht, ob und wo<br />

die Umschläge verfügbar sind<br />

oder wo er sie preisgünstig einkaufen<br />

kann. Aber auch die Rentenabrechnungen<br />

für die ehemaligen<br />

Postbediensteten, die Computersysteme<br />

der rund 14 000 Postfilialen<br />

in Deutschland, die gesamte<br />

betriebsinterne Buchführung<br />

oder die Verwaltung des Fuhr-<br />

parks werden über die Informationstechnologie<br />

gesteuert.<br />

Oder es geht um den Einkauf<br />

von Kleidung. DHL-Mitarbeiter<br />

sollen möglichst weltweit einheitlich<br />

auftreten. Nun finden Asiaten<br />

rote Hosen total unmännlich und<br />

würden sie nie tragen. Deshalb<br />

müssen für sie andere Hosen geordert<br />

werden. Außerdem fragen<br />

Asiaten nicht nach, wenn sie etwas<br />

nicht verstanden haben. Sie<br />

machen es einfach so, wie sie es<br />

verstanden haben. Deshalb müssen<br />

PC-Programme möglichst so<br />

narrensicher sein, dass es erst gar<br />

nicht zu Nachfragen oder Unsicherheiten<br />

kommt.<br />

IT-Services nennt sich die in<br />

der Darmstädter Hilpertstraße<br />

angesiedelte DHL-Tochter, inder<br />

IT-Spezialisten für reibungslose<br />

Betriebsabläufe im DHL-Konzern<br />

sorgen. 3000 Mitarbeiter welt-<br />

DasHerz<br />

vonDHL<br />

weit beschäftigt DHL im IT-Bereich,<br />

davon 800 in der Bonner<br />

Zentrale und eben 400 in Darmstadt.<br />

Nach außen tritt das Unternehmen<br />

kaum in Erscheinung,<br />

obgleich es so etwas wie das Herz<br />

von DHL ist. Die Programmierer<br />

sorgen für optimale Betriebsabläufe<br />

rund um den Globus. Das<br />

interne DHL-Einkaufssystem<br />

wurde in Darmstadt entwickelt<br />

und wird von hier aus gewartet.<br />

Silvia Voigt, eine von vier Geschäftsführern<br />

der IT-Services<br />

Deutschland, leitet die Darmstädter<br />

Niederlassung. Hier werden<br />

nicht nur vorhandene Programme<br />

gepflegt und verbessert,<br />

sondern ständig neue Programme<br />

für DHL entwickelt.<br />

In einem weltweit agierenden<br />

Unternehmen nicht immer ganz<br />

unkompliziert. Die Philosophie<br />

deutscher Pünktlich- und Gründ-<br />

lichkeit lässt sich nicht einfach per<br />

Datenkabel rund um den Globus<br />

verbreiten. „Viele Völker dieser<br />

Welt ticken andersals wir.Die vielen<br />

Kulturen sind eine große Herausforderung“,<br />

gibt Silvia Voigt<br />

zu bedenken. Da ist viel Überzeugungsarbeit<br />

nötig. Vorallem müssen<br />

die Anwender in jeder DHL-<br />

Filiale der Welt nicht nur die deutschen<br />

Eigenheiten, sondern auch<br />

die Computerprogramme verstehen.<br />

Deshalb gibt es sie in 17 Sprachen.<br />

Packstationen eine<br />

Erfolgsstory<br />

Eine Erfolgsgeschichte habe DHL<br />

mit den Packstationen geschrieben,<br />

freut sich Silvia Voigt. Die<br />

Darmstädter haben daran einen<br />

großen Anteil. Die Packstationen,<br />

an denen Kunden rund um<br />

die Uhr Pakete abgeben oder abholen<br />

können, stehen inzwischen<br />

sogar in größeren Firmen.<br />

Dass ein Kunde sein Paketinzwischen<br />

vonder Abgabe bis zur Ankunft<br />

beim Adressaten im Internet<br />

verfolgen kann, ist eine weitere<br />

Leistung der IT-Mitarbeiter<br />

des DHL-Konzerns.„Wir machen<br />

die Highlights“ freut sich Silvia<br />

Voigt, die in Darmstadt auf eine<br />

enge Kooperation mit dem Softwareentwickler<br />

SAP setzt.<br />

Eine weitere Herausforderung<br />

ist die Vernetzung von DHL mit<br />

diversen Firmennetzwerken. Vorbei<br />

sind Zeiten, in denen jeder seine<br />

Pakete zur Post bringen musste.DHL<br />

holt Pakete bei Klein- und<br />

Großkunden ab und ist dort oft<br />

sogar mit eigenem Personal vertreten.<br />

Um den Versand so reibungslos<br />

wie möglich zu gestalten,<br />

müssen das Firmennetzwerk<br />

und das DHL-Netzwerk für den<br />

Versand aufeinander abgestimmt<br />

sein. Viele Firmen arbeiten mit eigener<br />

Software und nach eigenen<br />

Philosophien. Die muss von IT-<br />

Services verstanden und aufgenommen<br />

werden. „Die IT ist nicht<br />

so genormt wie Schrauben“, gibt<br />

Silvia Voigt<br />

Silvia Voigt wurde in Breisach geboren<br />

und nahm nach dem Abitur ein<br />

Studium bei der Post auf. Die gelernte<br />

Diplom-Verwaltungswirtin war<br />

zunächst Sachbearbeiterin, zeigte<br />

aber schon früh Interesse an der IT.<br />

1980/81 wechselte sie in diesen Bereich<br />

der Post und arbeitete an den<br />

ersten Programmen mit. Später betreute<br />

sie IT-Projekte,bevorsie in die<br />

Personalleitung der Post einstieg.<br />

2002 half sie, den neuen Bereich IT-<br />

Services zu gründen. Seit 2005 ist sie<br />

eine der Geschäftsführerinnen. Ihre<br />

Hobbys sind – neben ihrem Ehemann<br />

–Tennis und Lesen.<br />

[Person]<br />

Silvia Voigt zu bedenken.„Wir arbeiten<br />

an mehreren tausend Projekten“,<br />

schildert sie den Alltag<br />

bei IT-Services. Die Spezialisten<br />

im Haus könnten noch mehr machen.<br />

Doch es gibt Grenzen. „Vieles<br />

wäre technisch möglich, aber<br />

nicht alles ist wegen des Datenschutzes<br />

erlaubt.“<br />

Jedes Programm wird unter<br />

dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit<br />

entwickelt. „So gesehen<br />

sind wir der größte Kostensenker<br />

vonDHL“, sagt Silvia Voigt<br />

nicht ohne Stolz. DHL sieht das<br />

offenbar genauso. Denn Pläne,<br />

den eigenen IT-Service aufzugeben<br />

und mit dieser Arbeit externe<br />

Dienstleister zu beauftragen, sind<br />

erst mal wieder in der Schublade<br />

verschwunden.

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