Macher - WirtschaftsEcho
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<strong>WirtschaftsEcho</strong> ·APRIL/MAI 2010 Handwerk & Hightech 30<br />
„Wir machen alles“:<br />
Bernhard Müller (links) und<br />
José Luis TueroGutierrez.<br />
FOTOS: ALEXANDER HEIMANN<br />
Unternehmen<br />
Gegründet 1993 in Frankreich von Xavier de<br />
Fouquières. Ergründet eine Below-the-line-Agentur,wie<br />
sie vonvielen marketingorientierten Unternehmen<br />
erwartet worden ist. Vincent Frémont<br />
schließt sich ihm an.<br />
2000 steigt Mayence ins Print-Management-Geschäft<br />
ein, 2004 wird eine Niederlassung in Polen<br />
gegründet. 2005 folgen Geschäftsstellen in Großbritannien<br />
und Deutschland. Außer der Dependance<br />
in Dieburg betreibt das Unternehmen eine Niederlassung<br />
in München. 2006 expandiert das Unternehmen<br />
und verfügt somit über rund 300Kooperationspartner.<br />
2007 widmet sich Mayence der Entwicklung<br />
neuer fortschrittlicher Software für<br />
Komplettlösungen. 2009 entstehen Niederlassungen<br />
in Italien, Belgien und Portugal.<br />
Inzwischen verfügt das Unternehmen über acht<br />
Niederlassungen in Europa und eine Division in<br />
China. Im Jahr 2008 setzt Mayence 45 Millionen<br />
Euro um, zuletzt waren esrund 56 Millionen.<br />
Internet: www.mayence.com<br />
[Infobox]<br />
Damit der<br />
Kunde<br />
Erfolg<br />
hat<br />
Fullservice – Firma Mayence vermarktet Produkte und Dienstleistungen<br />
vonder Idee bis zur Umsetzung –„Vernetzung ist unser großes Plus“<br />
VON SONJA JORDANS<br />
Was haben das Plastikspielzeug<br />
aus der<br />
Cornflakes-Packung,<br />
die Bedienungsanleitung für den<br />
Wasserhahn, der moderne Kugelschreiber,<br />
der Beipackzettel für<br />
ein Asthma-Medikament und die<br />
Werbebroschüre für ein Nahrungsergänzungsmittelgemeinsam?<br />
Auf den ersten Blick nichts.<br />
Dennoch haben all diese Produkte<br />
einen gemeinsamen Nenner: Die<br />
Firma Mayence, die im südhessischen<br />
Dieburgeine Niederlassung<br />
betreibt.<br />
Mayence vermarktet Produkte<br />
und Dienstleistungen –ähnlich einer<br />
Werbeagentur. Allerdings:<br />
„Wir machen alles“, bringt es<br />
Mayence-Deutschlandchef José<br />
Luis Tuero Gutierrez auf den<br />
Punkt. Vonder Idee für eine Anzeige<br />
über Layout, Modelcasting<br />
und Auswahl eines Fotografen bis<br />
zum Internet-Auftritt –Mayence<br />
kümmert sich darum, das Produkt<br />
seines Kunden nachhaltig bei der<br />
gewünschten Zielgruppe zu platzieren.<br />
„Das funktioniert wie in einem<br />
Baukastensystem“, ergänzt Bernhard<br />
Müller, Key Account Manager<br />
bei Mayence.Komme ein Kunde<br />
etwamit einem fertigen Werbespruch,<br />
einer bestehenden Idee<br />
und einem gebuchten Modell,<br />
kümmert sich Mayence je nach<br />
Wunsch um einen Fotografen, eine<br />
geeignete Umgebung für das<br />
Fotoshooting oder übernimmt<br />
den Druckauftrag für Werbebroschüren.<br />
Bei Bedarf bietet Mayence<br />
seinen Kunden aber auch Fullservice<br />
an: Vonder Entwicklung<br />
einer Idee bis zur Umsetzung und<br />
darüber hinaus erledigt das Unternehmen<br />
mit Hauptsitz in Frankreich<br />
alles. „Für Egana-Goldpfeil<br />
etwa haben wir das Konzept für<br />
eine komplette Schmuckmesse<br />
organisiert“, sagt Tuero. Für die<br />
Schmuckkollektion der ehemaligen<br />
Eiskunstläuferin Katharina<br />
Witt kreierte Mayence Werbekataloge,<br />
kümmerte sich unter anderem<br />
umSchaufensterplakate und<br />
Anzeigen in Zeitschriften.<br />
Kunden vonMayence sind unter<br />
anderem der Elektrogerätehersteller<br />
Braun, der Lebensmittelproduzent<br />
Nestlé und Keramag,<br />
ein Hersteller von Badezimmer-<br />
Armaturen.<br />
Zusammenarbeit mit<br />
400 Partnern<br />
Auch das Pharmaunternehmen<br />
Glaxo-Smithkline ist Mayence-<br />
Kunde. Als das Unternehmen für<br />
sein Mundwasser Odol ein Gewinnspiel<br />
initiierte, übernahm<br />
Mayence die Abwicklung des<br />
Druckauftrags. Dass die Bedienungsanleitung<br />
eines Infrarot-<br />
Wasserhahns in gedruckter Form<br />
vorliegt, ist Mayence zu verdanken.<br />
Und auch das Plastikspielzeug<br />
aus der Cornflakes-Packung<br />
kommt von Mayence. „Zwar haben<br />
wir es nicht entworfen, aber<br />
um die Produktion haben wir uns<br />
gekümmert“, betont der Deutschland-Chef.<br />
Bei all diesen Aufträgen<br />
greift das Unternehmen auf<br />
ein globales Netzwerk bestehend<br />
aus 400 Partnern wie Fotografen,<br />
Onlinespezialisten, Grafikern,<br />
Druckereien und Messebauern<br />
zu. Allein für die Niederlassung in<br />
Dieburg arbeiten rund 60 externe<br />
Partner. Zudem betreibt Mayence<br />
unter anderem Niederlassungen<br />
in Belgien, Italien, Österreich, der<br />
Schweiz und Ungarn. „Außerdem<br />
haben wir eine chinesische Division“,<br />
erläutert Müller.Dort werden<br />
Werbemittel wie Kugelschreiber<br />
und das Plastikspielzeug aus der<br />
Cornflakes-Packung hergestellt.<br />
„Diese Vernetzung ist unser großes<br />
Plus“, so Tuero.<br />
Wo andere Unternehmen wie<br />
etwa reine Werbeagenturen sich<br />
externe Partner suchen müssten,<br />
die zusätzlich Geld kosten, biete<br />
Mayence alles aus einer Hand.<br />
Das spareGeld, sagt Müller.Gerade<br />
in Zeiten, in denen auch bei<br />
Großkunden das Geld nicht locker<br />
sitzt, sei das ein wichtiges Argument.<br />
Zwar hätten die europäischen<br />
Mayence-Niederlassungen<br />
nicht unter der Krise gelitten, sagt<br />
Tuero. Die deutsche Niederlassung<br />
dagegen spüresie durchaus.<br />
„Nicht schlimm und auch nicht<br />
überraschend, aber wir merken,<br />
dass etwas los ist“.InDeutschland<br />
herrsche ein großes Sicherheitsdenken,<br />
„und das heißt bei vielen<br />
Unternehmen, an Werbung zu<br />
sparen“, bedauert Müller. Zudem<br />
sei der Werbemarkt in Deutschland<br />
hart umkämpft. Hier gebe es<br />
große Werbemittelindustrien und<br />
viele Grafik-Agenturen. In andereneuropäischen<br />
Ländern sei das<br />
nicht so, weiß Tuero. Zwar biete<br />
Mayence preiswerte Lösungen an,<br />
„doch preiswert heißt nicht billig“,<br />
betont er. Denn auf die „Billigschiene“<br />
wolle das Unternehmen<br />
nicht geraten. Das schade auf<br />
Dauer Kunden, Partnern und Mitarbeitern.<br />
„Die klassische Ein-<br />
kaufslinie der vergangenen Jahre,<br />
dass alles bis zur Schmerzgrenze<br />
sein muss, ist nämlich Mitschuld<br />
an der globalen Wirtschaftskrise“,<br />
glaubt er.<br />
Im Kampf um Aufträge verlässt<br />
sich Mayence jedoch nicht nur darauf,<br />
Kunden im Bereich Werbung<br />
alles aus einer Hand zu bieten.<br />
Schulungen für Redner und Präsentationstechniken<br />
gehören<br />
ebenfalls zum Portfolio des Unternehmens.„Auch<br />
so helfen wir unseren<br />
Kunden, ihre Produkte besser<br />
zu verkaufen“, sagt Müller.<br />
Mitarbeiter vonPharmaunternehmen<br />
etwa würden in Redetechniken<br />
geschult. Zudem schult<br />
Mayence Firmenmitarbeiter, die<br />
von ihren Unternehmen ins Ausland<br />
geschickt werden. Derzeit<br />
verhandelt Mayence nach eigenen<br />
Angaben mit einem Ingenieurbüro,<br />
das eine Niederlassung in den<br />
USAgründen möchte.<br />
Schulungen helfen<br />
beim Auslandseinsatz<br />
„Wir bringen den Mitarbeitern<br />
bei, worauf sie in den USA oder<br />
wo auch immer sie hingeschickt<br />
werden, unbedingt zu achten haben“,<br />
erläutert Müller.Inden USA<br />
etwastehe „political correctness“<br />
an erster Stelle. Müller fasst es<br />
knapp zusammen: „Eine Veranstaltung<br />
ist dort nicht 'langweilig'<br />
wie bei uns, sondern 'interesting'<br />
oder 'quiet different'.“ Eine hässliche<br />
Person sei nicht hässlich,<br />
sondern eine „kosmetische Herausforderung“.<br />
Müller weiß: Ein<br />
Amerikaner werdesich immer politisch<br />
korrekt äußern, um niemandem<br />
vor den Kopf zu stoßen.<br />
Das müssten Deutsche erst noch<br />
lernen. Ähnliches gelte für den<br />
asiatischen Markt. BesondersMitarbeiter,die<br />
nach Japan oder China<br />
geschickt werden, müssten<br />
vorher unterrichtet und vorbereitet<br />
werden. Auch dabei greife<br />
Mayence auf sein globales Netzwerk<br />
zurück. „Die Kunden freuen<br />
sich und sind begeistert, dass wir<br />
auch so etwas anbieten“, sagt<br />
Müller.<br />
Doch auch in der Werbung,<br />
dem ursprünglichen Betätigungs-<br />
feld vonMayence,beschreitet das<br />
Unternehmen neue Wege: „Die<br />
personalisierte Werbung nimmt<br />
einen immer größeren Stellenwert<br />
ein“, erläutert Tuero. Selbst bei<br />
Werbegeschenken wie Kugelschreibern,<br />
Plüschtieren oder<br />
Tischkalendern genüge es nicht<br />
mehr,einfach nur den Namen des<br />
Unternehmens irgendwo klein<br />
draufzudrucken. Der Kunde wolle<br />
persönliche Geschenke, in denen<br />
sich das Unternehmen widerspiegelt.<br />
Ein besonderes Modellauto<br />
für einen französischen Autohersteller<br />
etwa oder einen Kalender<br />
mit einer aufwendigen Fotostrecke<br />
für ein spanisches Unternehmen.<br />
Tuero: „Solche Dinge sind<br />
derzeit Trend.“