PDF Download
PDF Download
PDF Download
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Johannes Cornils –<br />
der letzte eiderstedter<br />
Walfänger<br />
Im 20. Jahrhundert bauten vor<br />
allem Norwegen und Japan den<br />
kommerziellen Walfang zu einer<br />
florierenden Industrie aus. Allein in<br />
den antarktischen Gewässern wurden<br />
in der Nachkriegszeit jährlich<br />
etwa 33000 Wale gefangen, davon<br />
25000 Finnwale und 8000 Blau-,<br />
Sei,- Buckel- und Pottwale. In diese<br />
Periode hinein fallen die Walfangreisen<br />
des Ordinger Fischers Johannes<br />
Cornils (1923-2008).<br />
1951 heuerte er für gutes Geld auf<br />
der neuen Walfangflotte des griechischen<br />
Reeders Onassis an. Es<br />
waren nahezu rein deutsche Besatzungen<br />
und das Fanggebiet lag im<br />
Südpolarmeer und vor der Küste<br />
Perus. Von 1951 bis 1956 nahm Johannes<br />
Cornils an insgesamt vier<br />
mehrmonatigen Walfangreisen in<br />
die Antarktis teil. Der Dienst an<br />
Bord der Fangschiffe teilte sich abwechselnd<br />
in 2 Stunden Ausguck<br />
und 2 Stunden Ruderwache. Für die<br />
heikle Aufgabe des Harpunierens<br />
waren Norweger angeheuert worden,<br />
die als erfahrene Spezialisten<br />
galten. Die Harpune wurde mit 150<br />
bis 200 g Schwarzpulver geladen<br />
und mit einer etwa 60 Meter langen<br />
Leine vom Bug aus abgeschossen.<br />
Ein Fehlschuss bedeutete einen erheblichen<br />
Verlust an Geld, Zeit und<br />
Arbeit. Deshalb genossen treffsichere<br />
Harpuniere an Bord und in der<br />
Bezahlung eine Sonderstellung. Die<br />
erlegten Wale wurden am Ende des<br />
Fangtages beim Mutterschiff abgeliefert.<br />
Über die Heckaufschleppen<br />
zog man hier die Tiere an Bord, die<br />
dann in kurzer Zeit geflenst wurden.<br />
Der Tran, an den man vornehmlich<br />
gelangen wollte, wurde in der<br />
schiffseigenen Kocherei hergestellt.<br />
In Fässer abgefüllt kam das Walöl<br />
dann zur Weiterverarbeitung. Es<br />
diente als Grundstoff für viele Erzeugnisse<br />
der Nahrungsmittel- und<br />
Chemieproduktion.<br />
Nach rechtlichen Auseinandersetzungen<br />
verkaufte Onassis 1956 seine<br />
Flotte. Johannes Cornils kehrte<br />
endgültig nach Ording zurück, wo er<br />
noch viele Jahre als Nordseefischer<br />
gearbeitet hat und zusammen mit<br />
seiner Frau die bis heute in Familienbesitz<br />
befindliche Hotel-Pension<br />
„Zum Alten Anker“ aufbaute. Damit<br />
war auch das letzte Kapitel des<br />
deutschen Walfangs vorüber. Hieran<br />
hat Johannes Cornils ein paar<br />
Zeilen mitgeschrieben.<br />
Text:<br />
Jürgen Rust<br />
Leseempfehlung:<br />
Johannes Cornils, Von Ording an<br />
den Südpol – Ein Fischerleben<br />
Erhältlich in allen Buchhandlungen<br />
BUChtIPP | 19