Grundlagen der Computer-Tomographie
Grundlagen der Computer-Tomographie
Grundlagen der Computer-Tomographie
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<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Computer</strong>-<strong>Tomographie</strong>
Quellenangabe<br />
Die folgenden Folien sind zum Teil dem Übersichtsvortrag:<br />
imbie.meb.uni-bonn.de/epileptologie/staff/lehnertz/CT1.pdf<br />
entnommen.<br />
Als Quelle für die mathematischen <strong>Grundlagen</strong> wurde benutzt:<br />
http://rcl.physik.uni-kl.de/ (dann wählen „Labs“, „<strong>Computer</strong>tomographie“,<br />
„Theorie“ (Seite ganz bis zum Ende durchlaufen) „Mathematik“)<br />
Als Buch ist zu empfehlen: W.A. Kalen<strong>der</strong>: <strong>Computer</strong>tomographie<br />
Publicis MCD Verlag, 2000
Erzeugung von Röntgenstrahlung
Nachweis von Röntgenstrahlung
Mathematische <strong>Grundlagen</strong> zur Bildrekonstruktion<br />
Radon-Transformation<br />
Die Grundlage <strong>der</strong> Bildrekonstruktion mittels <strong>der</strong> gefilterten Rückprojektion<br />
stellt die Radon-Transformation dar. Johann Radon konnte 1917 in einem<br />
Artikel "Über die Bestimmung von Funktionen durch ihre Integralwerte längs<br />
gewisser Mannigfaltigkeiten" zeigen, dass eine zweidimensionale<br />
Objekteigenschaft f(x,y) exakt beschrieben ist, wenn eine unendliche Anzahl<br />
von Linienintegralen vorliegt. Eine zweidimensionale Objekteigenschaft<br />
wäre zum Beispiel im Falle <strong>der</strong> <strong>Computer</strong>tomographie die Verteilung des<br />
Absorptionskoeffizienten µ(x,y), welche im CT-Bild in Form von<br />
unterschiedlichen Graustufen sichtbar gemacht wird.
Die Radon-Transformation hat folgende allgemeine Form:<br />
Das Linienintegral, welches entlang<br />
<strong>der</strong> Geraden g unter dem Winkel Θ<br />
und <strong>der</strong> Position s verläuft, wird im<br />
Folgenden als Projektion p(Θ,s) zum<br />
Winkel und zur Position s bezeichnet.<br />
Die entsprechende Geradengleichung<br />
für die Gerade g, entlang <strong>der</strong>er die<br />
Projektion p(Θ,s) verläuft, lässt sich<br />
wie folgt bestimmen:
Betrachte die Gerade g unter dem Winkel Θ und Position s als die<br />
Orthogonale <strong>der</strong> Ursprungsgeraden entlang s im Punkt s<br />
Mit: Wird daraus die Geradengleichung:<br />
Folgende Abbildung stellt die Aufnahme einer Projektion p(Θ,s) unter dem<br />
Winkel Θ und entlang aller Positionen s ∈ [ s 0 ,s max ] dar:
Werden jetzt für alle Winkel Θ ∈ [0,180] und für alle Positionen s[s 0 ,s max ] die<br />
zugehörigen Projektionen p(Θ,s) bestimmt, so geht - laut Radon-<br />
Transformation - keine Information über die Objekteigenschaft von f(x,y)<br />
verloren. Doch wie kann man anhand <strong>der</strong> Projektionen p(Θ,s) die Funktion<br />
f(x,y) rekonstruieren?<br />
Die Antwort zu diesem Problem liefert das Fourier-Scheiben-Theorem.<br />
Der Anschauung wegen wird im Folgenden eine Projektion zum Winkel Θ =<br />
0° gewählt. Die Projektion p(0°,s) kann somit geschrieben werden als p(0°,x)<br />
und die Integration geht über Geraden, die parallel sind zur y-Achse.<br />
Daraus folgt:<br />
Die 1-dimensionale Fourier-Transformierte P(0°,u) von p(0°,x) lautet:
lässt sich umformen in:<br />
Die 1-dim. Fourier-Transformierte zum Winkel Θ = 0° ergibt demnach die<br />
Werte <strong>der</strong> 2-dim. Fourier-Transformierten F(u,0) von f(x,y) auf <strong>der</strong> u-Achse.<br />
Auf diese Art und Weise ist also ein erster Zusammenhang zwischen<br />
Projektion p(Θ,s) und <strong>der</strong> Funktion f(x,y) hergestellt.
Im Folgenden wird eine Projektion zum Winkel Θ ≠ 0° betrachtet. Diese<br />
Projektion p(Θ,s) kann als eine Projektion auf <strong>der</strong> x´-Achse eines gedrehten<br />
Koordinatensystems aufgefasst werden. Wendet man die gleichen Überlegungen<br />
wie beim Fall Θ = 0° an, so stellt die 1-dim. Fourier-Transformierte <strong>der</strong> Projektion<br />
die Werte auf <strong>der</strong> u´-Achse im Fourierraum F(u,v) dar. Die u´-Achse ist dabei um<br />
den gleichen Winkel Θ gedreht wie die x´-Achse.
Allgemein gilt:<br />
Die Fourier-Transformierte einer um den Winkel Θ gedrehten Funktion f(x,y) ist<br />
um den gleichen Winkel Θ gegenüber <strong>der</strong> Fourier-Transformierten F(u,v)<br />
verdreht.<br />
Damit gilt das Fourier-Scheiben-Theorem:<br />
Gegeben sei eine Funktion f(x,y) und sei F(u,v) <strong>der</strong>en 2-dim. Fourier-<br />
Transformierte. Sei weiter P(Θ,w) die 1-dim. Fourier-Transformierte <strong>der</strong><br />
Projektion p(Θ,s). Dann beschreibt P(Θ,w) die Werte von F(u,v) auf einem<br />
Radialstrahl zum Winkel Θ.<br />
Das heißt also:<br />
Durch inverse Fourier-Transformation kann man die<br />
ursprüngliche Funktion f(x,y) aus den Projektionen<br />
p(Θ,s) rekonstruieren.
Vorgehensweise:
Es gibt aber Probleme, die man mit <strong>der</strong> gefilterten Rücktransformation löst:<br />
a) Rückprojektion<br />
Die gesuchte Funktion µ(x,y) wird im Folgenden <strong>der</strong> Einfachheit halber mit f(x,y)<br />
bezeichnet. Durch inverse Fourier-Transformation berechnet sich f(x,y) dann zu:<br />
Im Fourier-Raum werden jetzt ebene Polarkoordinaten eingeführt:
Dann folgt:<br />
Mit kann man dies umschreiben in:<br />
Nach dem Fourier-Scheiben-Theorem gilt:<br />
mit
) Rückprojektion mit Filterung<br />
Wäre <strong>der</strong> Faktor |w| nicht in <strong>der</strong> Gleichung, so würde man durch inverse<br />
Fourier-Transformation von P(Θ,w) die originale Projektion p(Θ,s) zurück<br />
erhalten. Dieser Faktor |w| stellt eine so genannte Filterung im Fourier-<br />
Raum dar. ist daher eine gefilterte Projektion.<br />
Diese gefilterte Projektion kann man auf zwei Arten bestimmen:<br />
1) Multiplikation <strong>der</strong> 1-dim. Fourier-Transformierten P(Θ,w) im Fourier-<br />
Raum mit |w| nach <strong>der</strong> Gleichung:<br />
2) Faltung <strong>der</strong> gemessenen Projektion p(,s) mit Faltungsfunktion h(s):
Die folgende Tabelle soll die Operationen im Ort- bzw. Fourier-<br />
Raum verdeutlichen:<br />
Ortsraum Fourier-Raum<br />
f(x,y)<br />
gesuchte Funktion<br />
p(Θ,s)<br />
Projektion p(Θ,s)== ln(I 0 /I)<br />
h(s)<br />
Faltungskern |w|<br />
F(u,v)<br />
2-dim. Fourier-Transform. <strong>der</strong> Funktion f(x,y)<br />
P(Θ,w)<br />
1-dim. Fourier -Transformierte von p(Θ,s)<br />
|w|<br />
Filterfunktion<br />
Faltung im Ortsraum Filterung im Fourier-Raum
Prinzipiell kann man beide Verfahren zur Bestimmung <strong>der</strong> gefilterten<br />
Projektionen verwenden. Entwe<strong>der</strong> werden die durch Messungen<br />
bestimmten Projektionen p(Θ,s) in den Fourier-Rraum transformiert, dort<br />
mit dem Faktor |w| multipliziert und wie<strong>der</strong> durch inverse Fourier-<br />
Transformation in den Ortsraum zurück transformiert, o<strong>der</strong> direkt im<br />
Ortsraum mit <strong>der</strong> Faltungsfunktion h(s) gefaltet. In <strong>der</strong> Praxis wird das erst<br />
genannte Verfahren verwendet, also die Filterung im Fourier-Raum.<br />
Dieses Verfahren ist um ein Vielfaches schneller als die Faltung im<br />
Ortsraum, da für die Fouriertransformation sehr schnelle Algorithmen<br />
existieren (Fast-Fourier-Transform, FFT).<br />
Bedeutung des Filters<br />
Die Daten P(Θ,w) liegen in Polarkoordinaten vor, während <strong>der</strong> Fourier-<br />
Raum F(u,v) ein kartesisches Koordinatensystem darstellt. Da die Werte<br />
P(Θ,w) aufgrund <strong>der</strong> Polarkoordinaten für kleine w dichter liegen als für<br />
große, liegen auch die Funktionswerte F(u,v) im kartesischen<br />
Koordinatensystem für kleine u und v dichter als für große. Dies hat zur<br />
Konsequenz, dass im Fourier-Raum tiefe Frequenzen (entspricht großen<br />
Abmessungen) stärker betont werden als hohe Frequenzen (entspricht<br />
kleinen Details).
Polarkoordinaten kartesische Koordinaten<br />
Durch die Faltung im Ortsraum, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Filterung im Fourier-Raum, wird<br />
dieser Fehler ausgeglichen.<br />
Hohe Frequenzen werden dadurch angehoben, während tiefe Frequenzen<br />
abgeschwächt werden.<br />
Folgende Abbildung zeigt anschaulich die Bedeutung <strong>der</strong> gefilterten<br />
Rückprojektion im Vergleich zur ungefilterten Rückprojektion:
Bedingt durch den Messprozess ist<br />
das Spektrum von P(Θ,w) mehr o<strong>der</strong><br />
weniger stark verrauscht. Im Fourier-<br />
Raum F(u,v) liegt dieses Rauschen<br />
im hochfrequenten Bereich. Durch<br />
den Einsatz eines mathematisch<br />
korrekten Filters (wie |w|) wird auch<br />
das Rauschen stark angehoben.<br />
Aus diesem Grund verwendet man<br />
praktische Filter, zum Beispiel den<br />
sog. Shepp-Logan-Filter. Dieser hat<br />
Tiefpasscharakter: zu hohe<br />
Raumfrequenzen, in <strong>der</strong>en<br />
Größenordnung das Rauschen liegt,<br />
werden abschwächt, gleichzeitig<br />
bleibt <strong>der</strong> Filter möglichst nahe an<br />
<strong>der</strong> mathematisch exakten<br />
Filterfunktion |w|. Durch dieses<br />
Verfahren wird zwar die räumliche<br />
Auflösung etwas schlechter, das<br />
hochfrequente Rauschen im Fourier-<br />
Raum jedoch stärker gedämpft.
Die mathematisch exakte Filterung:<br />
wird durch eine praktische Filterung ersetzt:<br />
mit Filterfunktion H(w).<br />
In folgen<strong>der</strong> Tabelle sind <strong>der</strong> Filter im Fourierraum H(w) sowie <strong>der</strong><br />
Faltungskern im Ortsraum h(s) <strong>der</strong> Shepp-Logan-Filterfunktion aufgelistet:
Graphisch dargestellt sehen beide Funktionen folgen<strong>der</strong>maßen aus:<br />
Shepp-Logan-Filter H(w)<br />
Faltungskern h(s) nach Shepp-Logan<br />
Da <strong>der</strong> Faltungsprozess mit dem Shepp-Logan-Faltungskern h(s) sehr<br />
zeitintensiv ist, verwendet man stattdessen eine Ersatzfunktion h s :<br />
Diese liefert an den Stellen s (diskret) die gleichen Funktionswerte wie<br />
h(s), ist aber viel schneller zu berechnen. In folgen<strong>der</strong> Abbildung sind<br />
beide Funktionen - h(s) und die Diskretisierung h s - in einem<br />
gemeinsamen Koordinatensystem dargestellt:
Zur Bildberechnung teilt das <strong>Computer</strong>programm den zu untersuchenden<br />
Körperabschnitt in ein quadratisches Raster, <strong>der</strong> Bildmatrix, auf. Je mehr Pixel<br />
dieses Raster enthält, desto höher ist die Auflösung. In <strong>der</strong> Praxis besteht die<br />
Bildmatrix bei den meisten <strong>Computer</strong>tomographen aus 512 x 512 Pixel.<br />
Vor Beginn <strong>der</strong> Messwertaufnahme werden alle Werte in <strong>der</strong> quadratischen<br />
Bildmatrix auf den Wert Null gesetzt. Erst im Laufe des Aufnahmeverfahrens<br />
füllt sich die Bildmatrix mittels des Verfahrens <strong>der</strong> Rückprojektion mit Werten<br />
ungleich Null, welche bei <strong>der</strong> Ausgabe des CT-Bildes die exakte Funktion<br />
f(x,y) <strong>der</strong> Absorptionskoeffizienten approximiert. Je mehr Projektionen<br />
aufgenommen wurden, das heißt je kleiner die Winkelschrittweite ∆Θ ist, um<br />
die sich das Quelle-Detektor-System dreht, desto besser wird die gesuchte<br />
Funktion f(x,y) den wahren Absorptionskoeffizienten angenähert. Nach<br />
Berechnung <strong>der</strong> approximierten Funktion f(x,y) werden die Matrixeinträge in<br />
entsprechende Graustufen umgewandelt.<br />
Diese approximierte Funktion f(x,y), umgesetzt in Graustufen, stellt<br />
letztendlich die gewünschte Schichtaufnahme des entsprechenden<br />
Körperabschnitts dar.
Die Idee <strong>der</strong> Rückprojektion ist, nach je<strong>der</strong> Aufnahme einer Projektion,<br />
welche sich direkt aus dem Intensitätsmesswert I berechnen lässt, den<br />
gefilterten Projektionswert entlang des Strahlengangs unter dem Winkel Θ<br />
und <strong>der</strong> Position s über die Bildmatrix zu verschmieren. Dazu zieht man<br />
unter dem Winkel Θ alle gefilterten Projektionswerte wie einen Kamm<br />
über die Matrix, und trägt dabei in jedes getroffene Matrixelement den<br />
entsprechenden Wert ein. Nach Rotation des Quelle-Detektor-Systems<br />
um eine Winkelschrittweite ∆Θ beginnt das Verfahren von Neuem, und die<br />
nächsten Werte werden in die gestreiften Matrixelemente hinzuaddiert.<br />
Auf diese Art und Weise wird allmählich die gesuchte Funktion f(x,y) <strong>der</strong><br />
Absorptionskoeffizienten angenähert. Folgende Abbildung stellt das<br />
Verfahren schematisch für eine Projektion unter dem Winkel dar. In<br />
diesem Fall werden jeweils 10 Messwerte <strong>der</strong> Intensität I(,s)<br />
aufgenommen, direkt in gefilterte Projektionen umgerechnet und entlang<br />
des entsprechenden Strahls in die Bildmatrix eingetragen: