Ist eine für alle Dokumenttypen verwendbare Vorlage - Fachbereich ...
Ist eine für alle Dokumenttypen verwendbare Vorlage - Fachbereich ...
Ist eine für alle Dokumenttypen verwendbare Vorlage - Fachbereich ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Steuerung der Zelladhäsion auf<br />
Polymeroberflächen durch mikrostrukturierte<br />
Biofunktionalisierung<br />
Christine Richter<br />
Dem <strong>Fachbereich</strong> Physik der Technischen Universität<br />
Kaiserslautern zur Erlangung des akademischen Grades<br />
„Doktor der Naturwissenschaften“ eingereichte Dissertation<br />
durchgeführt am<br />
Institut für Biologische Grenzflächen I in Karlsruhe<br />
Betreuer: Juniorprof. Dr. Axel Blau<br />
Datum des Antrags auf Eröffnung des Promotionsverfahrens:<br />
04. Februar 2010
Kurzbeschreibung<br />
Die vorliegende Arbeit beschreibt die Herstellung, Charakterisierung und in vitro<br />
Anwendungen neuartiger Zellkultursubstrate basierend auf chemisch funktionalisierter<br />
Hyaluronsäure (Hyal). Hauptanforderungen an derartige Substrate waren Prozessierbarkeit,<br />
Mustergebung und Biokompatibilität. Die spezifische Strukturgebung und/oder Beschichtung<br />
dieser Substrate kann der Steuerung des Zellwachstums dienen und <strong>eine</strong>n Einblick in die<br />
Parameter der Zelladhäsion bieten.<br />
Das Polysaccharid Hyaluronsäure ist <strong>eine</strong>r der Hauptbestandteile der Extrazellulärmatrix<br />
(ECM) und stellt aufgrund s<strong>eine</strong>r physico-chemischen Eigenschaften <strong>eine</strong> exzellente Wahl<br />
zur Entwicklung halb-synthetischer Biomaterialien dar. Hyal weist ein interessantes<br />
viskoelastisches Verhalten auf, sie ist transparent, wechselwirkt meist kaum mit Prot<strong>eine</strong>n<br />
und ist bioabbaubar aber dennoch langlebiger als viele Prot<strong>eine</strong>. Daher wird Hyal bereits in<br />
vielen Gebieten des Tissue Engineering (= Gewebetechnik) eingesetzt, beispielsweise als<br />
Wundheilungs- oder Implantatmaterial oder als Transportsystem für Medikamente. Um ein<br />
grundlegendes Verständnis der Zell-Oberflächen-Wechselwirkungen in vivo zu erhalten, ist<br />
die Untersuchung ECM-ähnlicher Substrate in vitro erforderlich. Im Rahmen dieser Arbeit<br />
wurden unterschiedliche Trägersubstrate mit Hyal-Derivaten oder Hyal-Kompositen<br />
beschichtet, teilweise in <strong>eine</strong>m nachfolgenden Schritt mikrostrukturtechnisch bearbeitet und<br />
schließlich auf Zelladhäsion untersucht.<br />
Zunächst wurden verschiedene Hyal-Derivate, die zur Vernetzung mittels Photocrosslinking<br />
geeignet sind, hergestellt und charakterisiert. Diese Hyal-Derivate wurden zur Bildung<br />
dreidimensionaler Hydrogele für die Einbettung von Zellen verwendet oder zur Beschichtung<br />
dünner Trägersubstrate, wie Glas, Polystyrol und Polymilchsäure (PLA). Zur Vorbehandlung<br />
der Substrate wurden geeignete Parameter wie die Silanisierung oder Plasma-Behandlung<br />
ermittelt, um Hyal-Schichten aufbringen zu können. Mittels Photolithographie konnten<br />
wasserunlösliche photovernetzte (= photocrosslinked, pcl) Hyal Strukturen im Bereich der<br />
Mikrometer-Skala erzeugt werden.<br />
Die pclHyal-Schichtdicken wurden mit Hilfe der Quarzmikrogravimetrie bestimmt; Strukturen<br />
im Mikrometerbereich konnten rasterkraftmikroskopisch und mittels digitaler Mikroskopie<br />
abgebildet werden. Weitere Analysen wie die Röntgen-Photoelektronenspektroskopie (XPS)<br />
oder ζ-Potenzialmessungen zeigten, dass unvernetzte Hyal-Rückstände nicht einfach<br />
abgewaschen werden konnten. Die Oberflächeneigenschaften zwischen Hyal-beschichteten<br />
und Hyal-unbeschichteten Bereichen wiesen beispielsweise k<strong>eine</strong> Unterschiede bezüglich<br />
der Oberflächenladung auf.<br />
Im Verlauf der Untersuchungen zeigte sich, dass pclHyal-Schichten vollständig<br />
zellabweisend und sogar proteinresistent sind. Daher konnte pclHyal auch als Baustein für<br />
weitere Methoden zur Steuerung der Zelladhäsion genutzt werden. Wurden<br />
Adhäsionsvermittler wie Poly-L-Lysin oder Fibronektin eingebettet, so konnte die<br />
Zelladhäsion auf strukturierten pcylHyal-Substraten beobachtet werden. Darüber hinaus<br />
wurden (zyklische) Peptide synthetisiert, die als Integrin-bindendes Motiv Arginin-Glycini
Asparaginsäure (RGD) enthalten und der Funktionalisierung von pcylHyal-Beschichtungen<br />
dienen sollten. Dabei musste das Peptid-Design <strong>eine</strong>n entsprechenden Abstand zwischen<br />
der RGD-Sequenz und der funktionellen photoreaktiven Gruppe aufweisen, über die das<br />
Peptid an die pclHyal-Oberfläche gebunden wird. Nur so kann die immobilisierte RGD-<br />
Einheit der Bindung an die zellulären Integrine zur Verfügung stehen. Über die selektive<br />
Immobilisierung der Peptide auf pclHyal konnte gezeigt werden, dass die Zelladhäsion<br />
sowohl von der Art des verwendeten Peptids als auch von der Belegungsdichte auf dem<br />
Substrat abhängig ist.<br />
Für die Kultivierung auf flachen, strukturierten sowie auf dreidimensional gefertigten<br />
pcylHyal-Substraten wurden verschiedene Zelllinien verwendet: Fibroblasten (L929-Zellen)<br />
wurden für Untersuchungen auf flachen Substraten gewählt, humane Hepatomzellen<br />
(HepG2-Zellen) wurden zur Beobachtung des Wachstums in geformten dreidimensionalen<br />
Substraten verwendet und Endothelzelllinien (EOMA- und Hela-Zellen) wurden zur<br />
Vitalitätsbestimmung in Hydrogelen kultiviert.<br />
Weltweit werden standardmäßig zweidimensionale Zellkultursysteme verwendet, obwohl<br />
diese nicht unbedingt <strong>eine</strong>m korrekten Modell der Umgebung in vivo entsprechen. Für<br />
pclHyal-Hydrogele konnte gezeigt werden, dass diese, obwohl sie über <strong>eine</strong> entsprechend<br />
poröse Grundstruktur verfügen, nur bedingt als Zellkultursubstrat geeignet sind. Hingegen<br />
ermöglichte die entwickelte Strukturierungstechnik die Bildung dünner pclHyal-Schichten zur<br />
Steuerung der Zelladhäsion in dreidimensionalen Substraten. So gelang erfolgreich die<br />
Herstellung von Mikrokavitäten aus pclHyal/PLA als Zellkulturgerüst. Durch die Besiedelung<br />
dieser Mikrokavitäten mit Zellen konnte gezeigt werden, dass das Zellwachstum nur auf den<br />
gewünschten Bereichen erfolgte und k<strong>eine</strong> 2d/3d-Mischpopulation vorliegt.<br />
Insgesamt konnten verschiedene, hyaluronsäurebasierte, bioabbaubare Zellkultursubstrate<br />
entwickelt und erfolgreich getestet werden. Diese Substrate können zur lokalen Steuerung<br />
der Zelladhäsion genutzt werden und sind praktikable Nachbildungen der natürlichen ECM in<br />
vitro.<br />
ii
Abstract<br />
The present work describes the fabrication, characterization and in vitro validation of novel<br />
cell culture substrates based on chemically functionalized hyaluronic acid (hyal). The main<br />
requirements of such cell culture substrates were processability, patterning and<br />
biocompatibility. Specific structuring and/or coating of these substrates may direct cell growth<br />
and may give insights in cell adhesion parameters.<br />
The polysaccharide hyaluronic acid is a major component of the extra cellular matrix (ECM)<br />
and is an excellent choice for developing semi-synthetic biomaterials due to its physicochemical<br />
properties. Hyal exhibits interesting viscoelastic behaviour, it is transparent, only<br />
weakly interacting with proteins and biodegradable, yet more biostable than many proteins.<br />
Therefore, hyal is applied in several fields of tissue engineering, e.g. as wound healing or<br />
implant material or as a drug carrier. To gain fundamental knowledge on the cell-interfaceinteractions<br />
in vivo the application of ECM-like substrates in vitro is necessary. In this thesis<br />
different supporting substrates were coated with hyal-derivatives or hyal-composites, partially<br />
post-processed in a microtechnology setup, and finally tested in cell adhesion studies.<br />
Initially, different hyal-derivatives suitable for photo crosslinking were synthesized and<br />
characterized. These hyal-derivatives were used to generate three-dimensional hydrogels for<br />
cell encapsulation or to coat thin supporting structures like glass, polystyrene and polylactic<br />
acid (PLA). Pre-treatment procedures like silanization and plasma treatment were evaluated<br />
for depositing hyal-layers onto the substrates. By photolithography water insoluble,<br />
photocrosslinked (= pcl) hyal-structures on the micrometer-scale were fabricated.<br />
The layer thicknesses of pclhyal were measured by quartzmicrogravimetry; µ-patterned<br />
samples were imaged by atomic force microscopy (AFM) and digital light microscopy.<br />
Furthermore, surface analysis by X-ray photoelectron spectroscopy (XPS) and zetapotential<br />
measurements revealed unexpected effects of non-crosslinked hyal residual on the surface<br />
properties. Thus, for instance, no differences in surface charge between hyal-coated and<br />
hyal-free areas were detected.<br />
It was also observed that pclhyal forms a completely cell rejecting and even protein repellent<br />
layer. Hence, pclhyal was used as a building block for further modifications aiming at<br />
controlled cell guidance. To achieve cell adhesion on structured pclhyal-substrates,<br />
mediators such as poly-L-lysine or fibronectin were incorporated. In addition, small (cyclo-)<br />
peptides containing the integrin binding motif arginine-glycine-aspartic acid (RGD) were<br />
synthesized to functionalize pclhyal-coatings. The design of these peptides included several<br />
spacer molecules to increase the distance between the RGD sequence and the terminal<br />
photoreactive group that binds the peptide to the pclhyal-layer. Only then, the immobilized<br />
RGD-unit was sufficiently available for interacting with the cellular integrin. By patterned<br />
immobilisation of these peptides onto pclhyal it could be shown that cell adhesion was<br />
dependent on the applied peptide and on its surface density.<br />
iii
Different cell lines were used for the cultivation on flat or three dimensionally reshaped<br />
pclhyal-patterned substrates; fibroblasts (L929-cells) were chosen for studies on flat<br />
substrates, human hepatoma cells (HepG2-cells) were used to monitor cell growth inside of<br />
thermoformed, three-dimensional substrates, and endothelia cell lines (EOMA- and Helacells)<br />
were cultivated in pclhyal-hydrogels to evaluate their viability.<br />
Two-dimensional cell culture is state of the art in any cell culture lab worldwide, although it<br />
does not represent an accurate model of the in vivo environment. For the use of pclhyalhydrogels<br />
it was shown, that despite their appropriate porous framework, they are limited in<br />
their use as cell culture scaffolds due to electrostatic shielding. However, the developed<br />
patterning technology allowed the fabrication of thin pclhyal layers to guide cell adhesion<br />
locally on three-dimensional substrates. As a proof of principle, microcavities made of<br />
pclhyal/PLA were produced as a cell culture scaffold. As expected, the inoculation of these<br />
microcavities with cells yielded scaffolds with locally controllable cell adhesion.<br />
In summary, several different hyaluronan-based, biodegradable cell culture scaffolds were<br />
developed and successfully tested. These scaffolds can be used to guide cell adhesion and<br />
proved suitable for providing an ECM-like surrounding.<br />
iv
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Kurzbeschreibung ..................................................................................................................... i<br />
Abstract ....................................................................................................................................iii<br />
1 Einleitung...........................................................................................................................1<br />
1.1 Motivation .....................................................................................................................1<br />
1.2 Entwicklung funktionaler Gewebestrukturen.................................................................2<br />
1.2.1 Aufbau und Funktion der Extrazellulärmatrix.........................................................2<br />
1.2.2 Künstliche Gewebestrukturen aus Polymeren.......................................................3<br />
1.2.3 Gelartige Gerüststrukturen ....................................................................................4<br />
1.2.4 Zellattraktion in Hydrogelen ...................................................................................5<br />
1.2.5 Hydrogele auf Basis der Hyaluronsäure ................................................................7<br />
1.3 Zielsetzung ...................................................................................................................9<br />
2 Grundlagen......................................................................................................................11<br />
2.1 Chemie und Biologie der Hyaluronsäure ....................................................................11<br />
2.2 Chemische Modifikationen der Hyaluronsäure ...........................................................13<br />
2.2.1 Modifizierungen der HA Carboxylgruppe.............................................................14<br />
2.2.2 Modifizierungen der HA Hydroxylgruppe .............................................................16<br />
2.3 Vernetzung von Hyaluronsäure-Derivaten..................................................................17<br />
2.3.1 Chemisches Crosslinking ....................................................................................19<br />
2.3.2 Photochemisches Crosslinking............................................................................20<br />
2.3.3 Bildung von 3D-Komplexen aus Hyal-Derivaten..................................................21<br />
2.4 Filmprozessierungsmethoden.....................................................................................21<br />
2.4.1 Spin-Coating ........................................................................................................21<br />
2.4.2 Silanisierung von Glas, Gold, Silizium .................................................................23<br />
2.4.3 Plasma-Behandlung von Polymeren ...................................................................24<br />
2.5 Biofunktionalisierung von Hyaluronsäure ...................................................................24<br />
2.5.1 Kovalent biofunktionalisierte Hyal-Stränge zur Hydrogelbildung .........................26<br />
2.5.2 Einbettung von Prot<strong>eine</strong>n in Hydrogele ...............................................................26<br />
2.5.3 Co-Polymerisation von Hyal-Strängen mit <strong>eine</strong>m weiteren Polymer und dem<br />
funktionalisierten Biomolekül ...............................................................................27<br />
2.5.4 Kovalente Immobilisierung von Peptiden auf Hydrogelen ...................................28<br />
2.6 Biofunktionalisierung mit zyklischen Peptiden ............................................................29<br />
2.6.1 Peptide, die <strong>eine</strong> Azid-Gruppe tragen..................................................................29<br />
2.6.2 Peptide, die <strong>eine</strong>n Acrylsäure-Rest tragen ..........................................................30<br />
2.6.3 Peptide, die über <strong>eine</strong> Thiol-Gruppe verfügen.....................................................30<br />
v
2.7 Neue Strategie zur Biofunktionalisierung von Hyaluronsäure-Hydrogelen.................31<br />
2.8 Einsatz von Hyal-Kompositen in der 3D-Zellkultur .....................................................32<br />
2.9 Untersuchungsmethoden zur Charakterisierung der Biofunktionalisierung von<br />
Polymeroberflächen und deren Einsatz in der Zellkultur ............................................34<br />
2.9.1 Spektroskopische Verfahren................................................................................34<br />
2.9.2 Mikroskopische Verfahren ...................................................................................36<br />
2.9.3 Weitere Analyseverfahren ...................................................................................40<br />
3 Material und Methoden....................................................................................................44<br />
3.1 Methoden....................................................................................................................44<br />
3.1.1 Oberflächenbehandlungen ..................................................................................44<br />
3.1.2 Bildung von Hyaluronsäurefilmen und –gelen .....................................................44<br />
3.1.3 SMART-Prozess: das Mikrothermoformen Hyaluronsäure-beschichteter PLA-<br />
Substrate .............................................................................................................49<br />
3.2 Synthesen der Hyaluronsäure-Derivate......................................................................51<br />
3.2.1 Darstellung von AAHyal[43].................................................................................51<br />
3.2.2 Darstellung von VAHyal[98].................................................................................52<br />
3.2.3 Darstellung von ATAHyal[95]...............................................................................53<br />
3.2.4 Darstellung von PAHyal[95].................................................................................53<br />
3.2.5 Darstellung von GMHyal......................................................................................54<br />
3.2.6 Darstellung von MAHyal ......................................................................................55<br />
3.2.7 Darstellung von GMHyal und MAHyal mit Hyal (MW 50; 350; 1100 kDa) ...........56<br />
3.3 Synthesen der Peptid-Derivate...................................................................................56<br />
3.3.1 Darstellung von Ahx 3 [148] ...................................................................................56<br />
3.3.2 Darstellung von AZB-Ahx 3 ...................................................................................57<br />
3.3.3 Darstellung von VIB-Ahx 3 ....................................................................................57<br />
3.3.4 Darstellung linearer Peptide ................................................................................59<br />
3.3.5 Darstellung zyklischer Peptide.............................................................................60<br />
3.4 Zellkulturversuche.......................................................................................................62<br />
3.4.1 L929 Zellen auf pclHyal-Substraten, pclHyal/Peptid-Substraten .........................62<br />
3.4.2 HepG2-Zellen auf pclVAHyal/PLL-PLA ...............................................................62<br />
3.4.3 EOMA-Zellen und Hela-Zellen in pclHyal-Hydrogelen.........................................62<br />
3.4.4 Zellen in Collagen-Gelen .....................................................................................63<br />
4 Ergebnisse und Diskussion .............................................................................................64<br />
4.1 Kopplungsprodukte der Hyaluronsäure ......................................................................64<br />
4.1.1 Die Synthesen von AAHyal und VAHyal wurden gewählt, um photoaktivierbare<br />
Gruppen an Hyaluronsäure zu binden.................................................................64<br />
vi
4.1.2 Zur Erzeugung von Hydrogelen via Click-Chemie wurden die Synthesen von<br />
ATAHyal und PAHyal durchgeführt .....................................................................65<br />
4.1.3 MAHyal und GMHyal wurden aufgrund vielversprechender Literaturbeispiele für<br />
die Anwendung als Zellkultursubstrate hergestellt ..............................................66<br />
4.2 Hyaluronsäure-Filmbildung.........................................................................................67<br />
4.2.1 Bestimmung geeigneter Parameter (Lösungsmittel, Plasma) zur Hyal-Anbindung<br />
an verschiedene Substrate durch Kontaktwinkelmessungen bestimmt...............67<br />
4.2.2 Bioabbaubarkeit der Hyal-Derivate......................................................................70<br />
4.2.3 QCM-Messungen, AFM-Untersuchungen und 3D-Laserscan-Mikroskopie zeigen<br />
die Film- und Profilbildung von pclHyaluronsäurefilmen auf verschiedenen<br />
Substraten ...........................................................................................................70<br />
4.2.4 XPS-Messungen unterschiedlicher Substrate zeigen Probleme bei der<br />
Strukturbildung auf und liefern den Nachweis für <strong>eine</strong> erfolgreiche<br />
Immobilisierung unterschiedlicher Hyal-Komposite .............................................80<br />
4.2.5 Die Analyse des Zetapotenzials gibt Aufschluss über die Oberflächenladung<br />
verschiedener Hyaluronsäurefilme ......................................................................86<br />
4.2.6 Hyaluronsäure-Filme zur Anwendung im Mikrothermoform-Verfahren................89<br />
4.3 Hyaluronsäure-Gelbildung ..........................................................................................90<br />
4.3.1 Photocrosslinking von AAHyal durch Bildung reaktiver Nitrene ..........................90<br />
4.3.2 Polymerisation von VAHyal durch Bildung reaktiver Carbene.............................92<br />
4.3.3 Click-Gele werden aus ATAHyal und PAHyal gebildet........................................93<br />
4.3.4 Die Polymerisation von GMHyal und MAHyal .....................................................94<br />
4.4 Peptidsynthesen .........................................................................................................95<br />
4.4.1 Synthesevorstufen zur Darstellung funktionalisierter Peptide .............................95<br />
4.4.2 Die Synthese der linearen Peptide AZB-GGGRGDSP und AZB-GGGRDGSP:<br />
Peptide, die als Linker <strong>eine</strong> Glycin-Kette tragen, an der photoreaktives Azid<br />
gebunden ist ........................................................................................................97<br />
4.4.3 Die Synthese der linearen Peptide VIB-GGGRGDSP und VIB-GGGRDGSP:<br />
Peptide, die als Linker <strong>eine</strong> Glycin-Kette tragen, die den polymerisierbaren Vinyl-<br />
Rest trägt .............................................................................................................97<br />
4.4.4 Die Synthese von AZB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]. Ein ringförmig aufgebautes Peptid,<br />
das als Linker drei Aminohexansäure-Einheiten trägt, an dessen Ende ein<br />
photoreaktiver Azid-Rest gebunden ist................................................................98<br />
4.4.5 Die Synthese von VIB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]. Ein ringförmig aufgebautes Peptid,<br />
das als Linker drei Aminohexansäure-Einheiten trägt, an dessen Ende ein<br />
polymerisierbarer Vinyl-Rest gebunden ist ..........................................................98<br />
4.5 RGD-Immobilisierung auf Hyaluronan ........................................................................99<br />
vii
4.5.1 Die Immobilisierung photoreaktiver Peptide ........................................................99<br />
4.5.2 Die Anbindung von RGDF 19 an Hyaluronsäure mittels Festphasensynthese......99<br />
4.6 Hyaluronsäurefilme und deren Einfluss auf das Zellwachstum ..................................99<br />
4.6.1 Die Zelladhäsion auf verschiedenen Hyaluronsäurestrukturen lässt sich gut bei<br />
Verwendung von GMHyal beobachten ..............................................................100<br />
4.6.2 Durch Zugabe von FKS, FN oder PLL wird die Zelladhäsion für <strong>alle</strong> pclHyal-<br />
Substrate ermöglicht..........................................................................................103<br />
4.6.3 Zelladhäsion auf thermogeformten, pclVAHyal/PLL bzw. VAHyal/PLLbeschichteten<br />
Substraten eröffnet Wege zu dreidimensionaler Zellkultivierung 105<br />
4.6.4 Peptide ermöglichen die Zelladhäsion auf pclHyal-Filmen und die Erzeugung<br />
kleinster Muster zur Steuerung des Zellwachstums ..........................................109<br />
4.6.5 Die quantitative Analyse negativ geladener Kolloide auf Hyaluronsäurefilmen<br />
liefert Erklärungsansätze zum Einfluss der Oberflächenladung bei<br />
Zelladhäsionsprozessen ....................................................................................115<br />
4.7 Hyaluronsäuregele und deren Einfluss auf verschiedene Zelllinien .........................117<br />
4.7.1 Einfluss der Zelldichte und der Polymerisationsbedingungen auf die Vitalität von<br />
EOMA-Zellen und Hela-Zellen...........................................................................117<br />
4.7.2 Kultivierung von Zellen in Hyaluronan-Gelen ....................................................119<br />
5 Zusammenfassung und Ausblick ..................................................................................122<br />
5.1 Zusammenfassung ...................................................................................................122<br />
5.2 Ausblick ....................................................................................................................124<br />
Literaturverzeichnis ..............................................................................................................126<br />
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................137<br />
Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel und Zellkulturmedien ..........................................142<br />
Protokolle zur Peptidherstellung und Zellkultivierung...........................................................149<br />
Veröffentlichungen ...............................................................................................................153<br />
Lebenslauf............................................................................................................................154<br />
viii
Einleitung<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Motivation<br />
Zahlreiche physiologische Prozesse werden in vitro und in vivo <strong>eine</strong>rseits durch das<br />
Wechselspiel biochemischer Parameter in der Mikroumgebung von Zellen gesteuert,<br />
andererseits durch die Oberflächeneigenschaften des eingesetzten Zellkultursystems bzw.<br />
Implantatmaterials. Sind Erstere von außen nur unzureichend kontrollierbar, so stehen<br />
mittlerweile <strong>eine</strong> Vielzahl biophysikalisch-chemischer Strukturierungs- und<br />
Modifikationsmethoden zur Verfügung, Oberflächen kontrolliert zu modifizieren. Neben der<br />
Beeinflussung organotypischer Funktionen ausdifferenzierter Zellen wie Metabolismus,<br />
neuronaler Aktivität oder anderer Zellfunktionen wie Sekretion und Bewegung kommt<br />
insbesondere der Steuerung der Proliferation und der gerichteten Differenzierung adulter<br />
Stammzellen <strong>eine</strong> stark steigende Bedeutung in der Forschung und Therapie zu. Lösliche<br />
Faktoren wie Hormone oder Wachstumsfaktoren, die zum Teil von Zellen aufgenommen<br />
werden und direkt in die komplexen intrazellulären Signalwege eingreifen, finden bereits fast<br />
durchgängig in Zellkulturexperimenten Anwendung. Im Kontrast dazu erfüllen gegenwärtig<br />
jedoch selbst biofunktionalisierte Materialoberflächen oft nicht die hohen Ansprüche<br />
komplexer, das heißt dreidimensionaler und organotypischer Gewebemodelle. Dies liegt<br />
sowohl an noch fehlenden Kenntnissen der Zusammenhänge im komplexen System<br />
Oberfläche-Extrazellulärmatrix-Zelle, als auch an unzureichender Praxistauglichkeit einiger<br />
Ansätze. Beispielsweise fehlt bei der Verwendung von Prot<strong>eine</strong>n tierischen Ursprungs häufig<br />
<strong>eine</strong> genaue Kenntnis über deren Zusammensetzung. Problematisch kann auch die<br />
mangelnde Prozess-Stabilität so genannter Biomaterialien bei der Substratherstellung sein.<br />
Die Züchtung komplexer, dreidimensionaler und funktioneller Gewebe, die aus mehreren<br />
verschiedenen Zellarten und <strong>eine</strong>r biologischen oder artifiziellen Gerüst- oder Stützstruktur<br />
zusammengesetzt sind, wird Tissue Engineering (Gewebetechnik) genannt. Hat ein Material<br />
durch s<strong>eine</strong> Oberfläche, Struktur und Chemie langfristig k<strong>eine</strong>n negativen Einfluß auf Zellen<br />
und Gewebe in s<strong>eine</strong>r Umgebung, so wird es als biokompatibel bezeichnet. Die Gestaltung<br />
künstlicher Gewebe erfordert daher detaillierte Kenntnisse über den Aufbau und die<br />
Wechselwirkung von Zellen mit ihrer natürlichen Umgebung, der so genannten<br />
Extrazellularmatrix (ECM). Der Begriff Extrazellulärmatrix umfasst die Gesamtheit <strong>alle</strong>r<br />
Makromoleküle, die sich außerhalb der Plasmamembran von Zellen in Geweben und<br />
Organen befinden. In der ECM wird über Botenstoffe und Prot<strong>eine</strong> das Verhalten von Zellen<br />
geregelt; damit werden Prozesse wie die Wundheilung, Gefäßentstehung (Angiogenese)<br />
oder Metastasenbildung beeinflusst. Die Erforschung neuer funktionaler Gerüststrukturen<br />
dient der Entwicklung von Wundheilungsmaterialien und Transportsystemen für<br />
Medikamente oder zur Unterstützung des körpereigenen Bindegewebes. Um das Verhalten<br />
von Zellen in vivo zu verstehen, ist die Herstellung und Anwendung biokompatibler<br />
dreidimensionaler Strukturen notwendig, die in vitro Untersuchungen in <strong>eine</strong>r ECM-ähnlichen<br />
Matrix ermöglichen. [1]<br />
1
Einleitung<br />
1.2 Entwicklung funktionaler Gewebestrukturen<br />
1.2.1 Aufbau und Funktion der Extrazellulärmatrix<br />
Das Material, das sich im so genannten Interzellularraum zwischen Zellen befindet, wird<br />
Extrazellulärematrix genannt. Diese besteht aus fibrillären Prot<strong>eine</strong>n, die Faserstrukturen<br />
bilden, und aus <strong>eine</strong>m als Grundsubstanz bezeichneten Teil, der die Faserzwischenräume<br />
ausfüllt. Die Hauptvertreter der faserbildenden Prot<strong>eine</strong> sind die Collagene, die dem Gewebe<br />
Zugfestigkeit verleihen. Elastische Fasern werden aus den Prot<strong>eine</strong>n Fibrillin und Elastin<br />
gebildet. Die Grundsubstanz besteht aus langkettigen Polysacchariden, Glykosaminoglykane<br />
(GAGs) genannt, und den Adhäsionsprot<strong>eine</strong>n, die als Glykoprot<strong>eine</strong> bezeichnet werden. Zu<br />
den GAGs zählen Hyaluronsäure, Heparansulfat, Dermatansulfat, Chondroitinsulfat und<br />
Keratansulfat, die <strong>alle</strong> bis auf Hyaluronsäure an Prot<strong>eine</strong> gebunden sind und so genannte<br />
Proteoglykane (PG) bilden. Bekannte Beispiele der Glykoprot<strong>eine</strong>, die die Wechselwirkung<br />
der ECM mit Zellrezeptoren oder anderen Matrixbestandteilen ermöglichen, sind die<br />
Laminine, Vitronektin und Fibronektin. In Abbildung 1-1 ist die ECM-Umgebung <strong>eine</strong>r Zelle<br />
schematisch dargestellt.<br />
Abbildung 1-1: Darstellung <strong>eine</strong>r Zellmembran mit Membranrezeptoren umgeben von der<br />
ECM [2]<br />
Das durch die Fasern gebildete Netz oder Gitter der ECM wird in s<strong>eine</strong>n Eigenschaften<br />
durch die hohe Wasseraufnahmekapazität der Proteoglykane und GAGs beeinflusst. Damit<br />
werden sowohl die Geometrie der Zellumgebung gestaltet als auch wichtige Transportwege<br />
für Metaboliten geschaffen. Der direkte Kontakt der ECM mit Zelloberflächenrezeptoren löst<br />
im Zellinneren Signalkaskaden aus, die Regulationssysteme stimulieren oder hemmen.<br />
Dadurch können <strong>eine</strong>rseits Zelleigenschaften verändert werden, andererseits die<br />
extrazelluläre Matrix durch ECM-Synthese oder –Abbau auch selbst. Über diesen als<br />
‚dynamic reciprocity‘ bezeichneten Prozess können die Adhäsion, Migration, Zellteilung,<br />
Differenzierung und Dedifferenzierung sowie die Apoptose in Geweben gesteuert werden. [3]<br />
2
Einleitung<br />
Zur Bindung von Zellen an die Bestandteile der ECM werden die Adhäsionsprot<strong>eine</strong> benötigt.<br />
Diese binden an so genannte Integrine, das sind in der Zellmembran lokalisierte<br />
Adhäsionsmoleküle und Signaltransduktoren. Die bekannteste Sequenz zur Erkennung<br />
durch die Integrine zur Zellbindung ist das Tripeptid Arginin-Glycin-Asparaginsäure (RGD).<br />
[4, 5] Die RGD-Sequenz kommt vor <strong>alle</strong>m in den Prot<strong>eine</strong>n Fibronetkin und Vitronektin vor,<br />
die <strong>eine</strong> wichtige Rolle bei der Zellmigration und -adhäsion spielen.<br />
1.2.2 Künstliche Gewebestrukturen aus Polymeren<br />
Das Feld zur Erforschung biologischer Oberflächen ist stark interdisziplinär geprägt. So<br />
erfordert die Entwicklung medizinischer Implantate, neuer Biosensoren und Biochips zur<br />
Diagnose sowie photosynthetischer und biomimetrischer Materialien Kenntnisse auf dem<br />
Gebiet der Zellbiologie und Materialwissenschaften, insbesondere der<br />
Oberflächenmodifikationstechniken. [6] Bei der Entwicklung so genannter funktionaler<br />
Biomaterialien spielen topographische Effekte, die chemische Gestaltung und die<br />
dynamischen Eigenschaften des biokompatiblen Systems <strong>eine</strong> wichtige Rolle. [7] Die<br />
traditionelle zweidimensionale Zellkultur kann jedoch nur <strong>eine</strong>n kl<strong>eine</strong>n Einblick in die<br />
komplexen und dynamischen Vorgänge im Körper bieten, sodass die Herstellung von in vitro<br />
3D-Modellen zur Beobachtung zellulärer Wechselwirkungen auf dem Gebiet des Tissue<br />
Engineering <strong>eine</strong> große Herausforderung darstellt. [8] Abbildung 1-2 stellt Zellen dar, die in<br />
die ECM eingebettet sind. Die angemerkten Eigenschaften der ECM beeinflussen das<br />
Verhalten der Zellen.<br />
Abbildung 1-2: Schematische Darstellung der Umgebung <strong>eine</strong>r Zelle: Die mechanischen<br />
Eigenschaften der ECM werden von Collagen-Fasern (Vernetzungsgrad,<br />
Porengröße, Faserstärke) und von Proteoglykanen (PG) (Wassergehalt,<br />
Proteinbindung) bestimmt [8]<br />
Zur Erzeugung von Mikroumgebungen, die <strong>eine</strong> dreidimensionale Zellkultivierung<br />
ermöglichen, werden in der Literatur verschiedene Ansätze verfolgt. [9] Diese<br />
berücksichtigen primär das Strukturdesign, wobei je nach Anwendungen der Substrate im<br />
3
Einleitung<br />
klinischen Bereich oder in vitro unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. Im klinischen<br />
Bereich werden funktionale Implantate benötigt, die neben der geeigneten Form und<br />
Ausgestaltung idealerweise bioabbaubar sind und problemlos im Körper metabolisiert<br />
werden können. [10] Die Anwendungen in vitro zielen auf ein verbessertes Verständnis der<br />
Gewebephysiologie und Pathophysiologie. Dabei steht die genaue Kontrolle der 3D-<br />
Organisation im Vordergrund, um die verschiedenen Funktionen des körpereigenen<br />
Gewebes korrekt nachzuahmen. [8]<br />
In natürlichen Systemen werden dreidimensionale Eigenschaften häufig durch das<br />
Zusammenspiel auf multi-skaligen Ebenen erzeugt. [11] Ein gutes Beispiel stellt der Knochen<br />
dar, in dem Hydroxyapatite (nano-skalig) mit den mikroskopisch großen Lamellen<br />
wechselwirken. Allgemein ist die makroskopische Ausprägung wie Größe und Form wichtig<br />
für spätere Implantate; das Mikrostrukturdesgin gibt die Gerüststruktur vor und entscheidet<br />
damit über Parameter wie Porosität und mechanische Eigenschaften. Eine zusätzliche<br />
nanoskopische Gestaltung solcher dreidimensionalen Gerüststrukturen birgt das Potenzial,<br />
molekulare Erkennungs- und zelluläre Regulationsprozesse weitreichend steuern zu können.<br />
Um die universellen Eigenschaften der Extrazellulärmatrix nachzuahmen, werden viele<br />
neuartige Biomaterialien entwickelt, die sich grundsätzlich in vier verschieden Gruppen<br />
aufteilen lassen: Polymere und Verbundwerkstoffe sowie auch Met<strong>alle</strong> und Keramiken. [12]<br />
Den Polymeren - synthetischer oder natürlicher Herkunft kommt dabei durch ihre Flexibilität<br />
die größte Bedeutung zu. Entscheidend für die Anwendung sind dabei die Biokompatibilität,<br />
Benetzbarkeit, Transparenz, Bioabbaubarkeit und mechanischen Eigenschaften der<br />
Materialien, sowie die Steifigkeit, Ladung, Polarität und Chemie der mit Zellen in Kontakt<br />
tretenden Oberflächen.<br />
Die Einbettung von Zellen in ein dreidimensionales Gerüst gelingt entweder durch die<br />
Besiedelung poröser Strukturen wie Fasern [13] oder Schwämmen [14] oder durch das<br />
Einbetten der Zellen in gelartige Strukturen [15]. Während die erstgenannte Methode ein<br />
überaus gutes Oberflächen-Volumen-Verhältnis aufweist, so stellt die häufig ungeordnete<br />
Architektur und die unkontrollierbare Porenverteilung und -größe in der Herstellung ein<br />
Problem bei der Reproduzierbarkeit von Ergebnissen dar. Bei der Verwendung von Gelen ist<br />
die Strukturbildung ähnlich problembehaftet. Ein entscheidender Vorteil ist jedoch, dass die<br />
Zelle von ihrer Umgebung komplett umschlossen wird und dennoch von <strong>alle</strong>n Seiten durch<br />
Signale erreicht werden kann.<br />
1.2.3 Gelartige Gerüststrukturen<br />
Gelartige Biomaterialien, auch Hydrogele genannt, sind Polymere mit netzartiger Struktur,<br />
die durch physikalische Einflüsse (Temperatur-, pH-Wert-Änderung) oder chemische<br />
Verknüpfung (kovalente Bindung mittels Crosslinker, Photopolymerisationsprozesse) aus<br />
löslichen Komponenten gebildet werden. Diese dreidimensionalen Gerüststrukturen weisen<br />
<strong>eine</strong> außergewöhnliche Benetzbarkeit auf, sind zudem häufig vollständig transparent und<br />
können durch einfache Konzentrationsänderung der Monomere oder Quervernetzer in ihrer<br />
Steifigkeit oder Topography verändert werden. Die mechanischen Eigenschaften <strong>eine</strong>s<br />
4
Einleitung<br />
Hydrogels werden zudem vom Quellverhalten beeinflusst, welches durch<br />
hydrophile/hydrophobe Bereiche im Polymer bestimmt wird. Häufig verläuft der<br />
Gelierungsprozess unter milden Bedingungen und sogar in situ, sodass Zellen,<br />
Wachstumsfaktoren oder andere bioaktive Produkte direkt im Polymer eingeschlossen<br />
werden können. Die Wechselwirkung von Zellen mit <strong>eine</strong>m Gel kann Auswirkungen auf die<br />
Zelladhäsion, -wanderung und -differenzierung haben. Lässt sich <strong>eine</strong> gelartige<br />
Mikroumgebung durch kontrollierte Bioabbaubarkeit schließlich vom Zellverband wieder<br />
lösen, so bieten sich Anwendungen auf dem Gebiet der Implantat-Medizin an. [16-18]<br />
Derzeit werden sowohl natürliche Hydrogele aus Collagen [19], Fibrin [20] oder Alginsäure<br />
[21] als auch synthetische Hydrogele aus Polyacrylsäurederivaten [22], Polyethylenglykol<br />
(PEG) [23] oder Peptiden [24] als 3D in vitro Modell-Systeme angewendet. Die natürlichen<br />
Polymere zeichnen sich durch unbestreitbare Biokompatibiltät und milde<br />
Gelierungsbedingungen aus. Oftmals treten jedoch Probleme durch biogene<br />
Verunreinigungen auf, die beim Gewinnungsprozess der Polymere nicht entfernt werden und<br />
so später unkontrollierbare Effekte auf Zellen haben. Synthetische Polymere sind zwar<br />
häufig einfacher zu kontrollieren, harsche Polymerisationsbedingungen oder mangelnde<br />
Biokompatibilität behindern jedoch den Einsatz in der Zellkultur.<br />
1.2.4 Zellattraktion in Hydrogelen<br />
Hydrogele sind aufgrund ihrer Zusammensetzung stark hydrophil. Die Adsorption von<br />
Prot<strong>eine</strong>n der Extrazellulärmatrix, wie den Glykoprot<strong>eine</strong>n Laminin, Fibronektin oder<br />
Vitronektin, im Gel oder auf der Geloberfläche kann durch Entropie gesteuerte Prozesse<br />
äußerst gering sein. Zu diesen Prozessen zählt unter anderem der hydrophobe Effekt.<br />
Dieser beschreibt die Tatsache, dass unpolare Moleküle im polaren Medium aggregieren,<br />
um <strong>eine</strong> möglichst kl<strong>eine</strong> Kontaktoberfläche einzunehmen. In wässriger (= hydrophiler)<br />
Umgebung kommt es zur Aggregation unpolarer Seitenketten im Inneren <strong>eine</strong>s Proteins.<br />
Dies ist entropisch betrachtet günstiger, da die Wassermoleküle ansonsten um die<br />
hydrophoben Gruppen <strong>eine</strong> käfigartige Struktur bilden würden. Die Hydrophobizität <strong>eine</strong>r<br />
Seitenkette gibt Auskunft über ihre hydrophile bzw. hydrophobe Tendenz. [25] Generall lässt<br />
sich sagen, dass mit steigender Hydrophilie <strong>eine</strong>r Oberfläche die Proteinaffinität zu dieser<br />
abnimmt. Eine allgemeingültige Regel bzw. exakte Korrelation zwischen Hydrophobiemax<br />
und Ausmaß der Proteinadsorption ist jedoch nicht möglich.<br />
Viele Zellen benötigen <strong>alle</strong>rdings die ECM-Moleküle als Adhäsionspunkte zur Besiedelung<br />
der Gelstrukturen, um mittels ihrer Integrin-Rezeptoren auf der Zellmembran mechanisch an<br />
das Substrat zu koppeln. Schematisch ist die Integrin-vermittelte Adhäsion in Abbildung 1-3<br />
dargestellt. Häufig wird die Anheftung, Wanderung und Vermehrung von Zellen in <strong>eine</strong>m Gel<br />
begünstigt, wenn Prot<strong>eine</strong> oder Peptide, die über Adhäsionsdomänen verfügen, kovalent<br />
immobilisiert sind. [9]<br />
5
Einleitung<br />
nicht-adhärente Zelle<br />
(Zellsuspension)<br />
Integrin-vermittelte<br />
Zelladhäsion<br />
Extrazellulärmatrix<br />
biofunktionalisierte Oberfläche<br />
natürliche Wachstumsfaktoren, Adhäsionspeptide<br />
Integrin<br />
immobilisierte, nicht-natürliche Adhäsionsfaktoren<br />
Abbildung 1-3: Wachstumsfaktoren oder Adhäsionspeptide begünstigen Integrin-vermittelte<br />
Zelladhäsion<br />
Beispielsweise werden natürliche Prot<strong>eine</strong> wie Fibronektin, Laminin oder Collagen als<br />
Beschichtungen für Zellkulturgefäße verwendet. Sie sind universell einsetzbar und fördern<br />
stets die Zellattraktion. Dennoch ist die Exposition ihrer funktionellen Untereinheiten nicht<br />
unbedingt gewährleistet, wenn das Protein auf <strong>eine</strong>r künstlichen Oberfläche physisorbiert<br />
und dadurch möglicherweise sogar denaturiert. Die Prot<strong>eine</strong> müssen zudem hochrein<br />
gewonnen werden, um unerwünschte Nebenwirkungen auszuschließen. Durch die<br />
statistische Orientierung der Prot<strong>eine</strong> auf oder in <strong>eine</strong>m Gel stehen möglicherweise nur<br />
wenige Bereiche der Integrin-Bindung zur Verfügung. Wie im Fall der Oberflächenanheftung<br />
können Wechselwirkungen der Proteinseitenketten mit dem Hydrogel die<br />
Proteindenaturierung zur Folge haben. [26]<br />
Auch die Verwendung synthetischer Adhäsionsvermittler findet breite Anwendung im Bereich<br />
der Biofunktionalisierung von Oberflächen. Beispielsweise werden Polykationen wie Poly-<br />
Lysin oder Poly-Ornithin zur Beschichtung von Polystyrol-Petrischalen verwendet. (Die<br />
beiden Poly-Peptide unterscheiden sich einzig in der Anzahl der Kohlenstoffatome je<br />
Monomeruntereinheit.) Dadurch können viele Zelltypen besser an der Oberfläche anheften<br />
und sind weniger auf das Vorhandensein von Serumprot<strong>eine</strong>n angewiesen. [27, 28] Ebenso<br />
gelingt die Steuerung der Zelladhäsion durch die Verwendung von Poly-Ethylenimin, das<br />
<strong>eine</strong>n basischen Molekülcharakter aufweist. [29, 30]<br />
Die Immobilisierung spezifischer integrinbindender Peptide verspricht <strong>eine</strong> elegante Strategie<br />
zur Funktionalisierung. Kl<strong>eine</strong> Peptide sind stabiler gegenüber äußeren Einflüssen wie pH-<br />
Wert oder Sterilisationsbedingungen, können präzise und in hoher Dichte im Hydrogel<br />
verankert werden und weisen hohe Zell-Spezifität auf. Die einfachere und kostengünstigere<br />
Herstellung sowie ihre Beständigkeit gegenüber enzymatischen Abbauprozessen machen<br />
Peptide zum idealen Zellerkennungsmotiv. RGD ist die am besten untersuchte und am<br />
häufigsten angewendete Sequenz zur Vermittlung der Zelladhäsion auf Polymeren. [31]<br />
6
Einleitung<br />
Auch die Einlagerung von Wachstumsfaktoren wie Zytokinen und Angionese-Faktoren zur<br />
Beeinflussung der Signalübertragung und Zelldifferenzierung ist <strong>eine</strong> Möglichkeit, die<br />
Zellattraktivität zu steuern. [10] Die Freisetzung solcher Wachstumsfaktoren aus <strong>eine</strong>m<br />
Hydrogel spielt vor <strong>alle</strong>m in der therapeutischen Anwendung <strong>eine</strong> große Rolle. Zur Neo-<br />
Vaskularisierung kann VEGF (vascular endothelial growth factor) aus PGA (Polyglycolid)<br />
freigesetzt werden, zur Knochenregeneration werden TGF (transforming growth factor) in<br />
PLGA-PEG (Polylactid-co-glycolid-Polyethylenglycol) eingesetzt und zur Wundheilung nutzt<br />
man die Freisetzung von FGF (fibroblast growth factor) aus Zellulose-Gelen. [32]<br />
Grundsätzlich muss zwischen der Einbettung von Prot<strong>eine</strong>n in <strong>eine</strong>m Hydrogel und der<br />
Immobilisierung von Peptiden auf <strong>eine</strong>m Hydrogel unterschieden werden. Während die<br />
relativ großen Prot<strong>eine</strong> im Netz des Hydrogels recht unkompliziert eingebettet werden<br />
können, müssen die verhältnismäßig kl<strong>eine</strong>n Peptide kovalent an das Polymer angebunden<br />
werden, um nicht durch das Hydrogel-Netzwerk zu rutschen. Beide Möglichkeiten sind für<br />
unterschiedliche Fragestellungen denkbar. Problematisch kann bei der Einbettung der<br />
Prot<strong>eine</strong> ein unerwünschtes Ausdiffundieren sein, ist aber gerade diese Freisetzung<br />
erwünscht, so muss bei kovalent gebundenen Peptiden die enzymatische Freisetzung aus<br />
dem Hydrogel gewährleistet sein.<br />
1.2.5 Hydrogele auf Basis der Hyaluronsäure<br />
Zur Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Oberfläche-Extrazellulärmatrix-Zelle<br />
bietet sich als natürlich vorkommendes Polysaccharid die Hyaluronsäure (kurz: Hyal) an, die<br />
auch Hyaluronan genannt wird. Sie gehört zur Gruppe der Glykosaminoglykane, ist <strong>eine</strong>r der<br />
Hauptbestandteile der ECM und wird ständig im Körper metabolisch entfernt und erneuert.<br />
Aufgrund ihrer physikochemischen Eigenschaften [33] wie Viskoelastizität, Transparenz und<br />
ihrer hohen Wasseraufnahmekapazität eignet sich die Hyaluronsäure hervorragend als so<br />
genanntes biokompatibles Material zur Herstellung neuartiger, bioartifizieller<br />
Gewebestrukturen. In den Abbildungen 1-4 sind das trockene Hyal-Pulver und die<br />
hochviskose Hyal-Lösung nach Wasseraufnahme abgebildet.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 1-4: Hyaluronsäure als trockenes weißes Pulver (a) (Wuhan Yuancheng<br />
Chemical Ltd) bildet in Wasser <strong>eine</strong> hochviskose Lösung (b) (Fidia Advanced<br />
Biopolymers Srl)<br />
7
Einleitung<br />
Die Entwicklung zellattraktiver Oberflächen auf Basis der Hyaluronsäure bedingt die<br />
Auseinandersetzung mit den verschiedenen Faktoren, die die Anlagerung von Zellen zu<br />
<strong>eine</strong>m Zellverband beeinflussen. Zu den am besten untersuchten Funktionen, die durch den<br />
zellulären Hylauronsäure-Rezeptor CD44 reguliert werden, zählen: [34]<br />
• die Fortbewegungssteuerung von Zellen auf Hyaluronan-reicher ECM<br />
• die Beibehaltung <strong>eine</strong>r Hyaluronan-reichen Matrix auf der Zelloberfläche<br />
• die Endozytose von Hyaluronan und daran gebundenen Molekülen<br />
• die Signaltransduktion auch im Zusammenhang mit apoptotischen Prozessen.<br />
Wird der CD44 Rezeptor beispielsweise verstärkt aktiviert, so wird die<br />
Überlebenswahrscheinlichkeit von Zellen zusätzlich gesteigert und <strong>eine</strong> über Medikament-<br />
Freisetzung herbeigeführte Apoptose verhindert. [35]<br />
Modifikationen der Hyaluronsäure können <strong>eine</strong>rseits der Vernetzung der Einzelstränge<br />
dienen, andererseits der Anbindung von Zell-Erkennungsmerkmalen. Werden die Hyal-<br />
Stränge miteinander quervernetzt, so bilden sich mechanisch robustere Polymere, die<br />
wasserunlöslich sind, aber dennoch über interessante Eigenschaften in Wasser verfügen.<br />
Beispielsweise liegt die pH-abhängige Wasseraufnahmekapazität 1 von Hyal-Hydrogelen, die<br />
mittels Diaminopropan vernetzt wurden, im Bereich von 6750±300 % bei physiologischem<br />
pH. [36] Andere Publikationen berichten über den Quellungsgrad 2 <strong>eine</strong>s methacrylierten<br />
Hyal-Hydrogels der abhängig vom Vernetzungsgrad Werte über 50 erreichen kann. [37]<br />
Miteinander verknüpfte Hyaluronan-Stränge bzw. Hyal-Netze sind gegen den Angriff von<br />
Hyaluronidasen besser geschützt, und werden weniger rasch in vivo abgebaut als das<br />
natürliche Polymer. [38] Eine Steigerung der Elastizität <strong>eine</strong>s Hyal-Hydrogels kann durch<br />
Sulfatisierung des Grundgerüsts mit anschließender Gelbildung erzielt werden. [39] Die<br />
Verknüpfung von Hyaluronsäure-Derivaten mit anderen Polymeren, wie beispielsweise<br />
Polyethylenglykol, kann ebenfalls erfolgreich zur biokompatiblen Hydrogel-Bildung genutzt<br />
werden. [40]<br />
Gerade die Verwendung gel-artiger Hyaluronan-Derivate als biokompatible, bioabbaubare<br />
Gewebe stellt jedoch <strong>eine</strong> Synthese-Herausforderung dar. Beispielsweise wird durch den<br />
stark hydrophilen und polyanionischen Charakter die Anlagerung von Zellen auf vernetzten<br />
Hyaluronsäurefilmen stark gehindert, sodass weitere Modifikationen notwendig sind. [41] In<br />
der Literatur finden sich interessante Möglichkeiten, die <strong>eine</strong> Zelladhäsion auf dem<br />
vermeintlich abweisenden und dennoch stark ECM-ähnlichen Substrat beschreiben. Die<br />
Hyaluronsäure bildet dabei ein Spacergerüst, in das RGD-Einheiten eingebunden sind, die<br />
an Integrine binden und damit der Zelladhäsion dienen.<br />
1 Wasseraufnahmekapazität = (Masse gequollen - Masse trocken ) / Masse trocken · 100<br />
2 Quellungsgrad = Masse gequollen / Masse trocken<br />
8
Einleitung<br />
Aus biologischer Sicht ist vor <strong>alle</strong>m die Wechselwirkung modifizierter Hyaluronsäure mit den<br />
Zelloberflächenrezeptoren CD-44, RHAMM und ICAM-1 interessant. Natürliche<br />
Hyaluronsäure bindet über diese Rezeptoren an Zellen und beeinflusst deren Beweglichkeit<br />
und Adhäsion sowie die dauerhafte körpereigene Hyaluronsäure-Produktion. [34, 42]<br />
1.3 Zielsetzung<br />
Zellkultursubstrate für in vitro Anwendungen werden heute noch überwiegend nach <strong>eine</strong>m<br />
einfachst möglichen Design hergestellt. Dieses berücksichtigt oft hauptsächlich die<br />
unkomplizierte Herstellung, Sterilisation und Anwendung. Das Ziel dieser Arbeit war daher,<br />
bestehende, aus Kunststoff gefertigte Zellkultursubstrate durch die Anpassung der<br />
Grenzfläche so weit zu verändern, dass neben den bestehenden Anwendungsaspekten <strong>eine</strong><br />
in vivo ähnlichere Umgebung für Zellen geschaffen wird. Wie bereits in den einleitenden<br />
Kapiteln 1.2 erwähnt spielen dabei die inerte Hyaluronsäure als auch <strong>eine</strong> Reihe Zell- bzw.<br />
Integrin-akttraktiver Komponenten <strong>eine</strong> Rolle. Ein komplettes Nachbilden <strong>alle</strong>r dieser ECM-<br />
Komponenten ist nahezu unmöglich und aufgrund störender Effekte (Chargenvariabilität,<br />
Sterilität, Verunreinigungen) für die Anwendung nicht praktikabel.<br />
Bei der Entwicklung funktioneller Biomaterialien sind generelle Fragestellungen nach der<br />
Biokompatibilität, der Prozessierbarkeit und den Anwendungsbereichen zu beantworten. Für<br />
die Hyaluronsäure wurden bereits zahlreiche Untersuchungen bezüglich der Biokompatibiltät<br />
durchgeführt. [38, 39, 43, 44] Als <strong>eine</strong>r der Hauptbestandteile der ECM wurden Hyal-Derivate<br />
bereits als Pharmakotherapeutikum [45, 46], als Zellgerüstmaterialien [47, 48] und als<br />
funktionelle Beschichtungen [49] genutzt. Ausgehend von r<strong>eine</strong>r Hyaluronsäure als einzigem<br />
natürlichem Baustein der ECM in Kombination mit vollsynthetischen Peptiden oder<br />
natürlichen Prot<strong>eine</strong>n sollten Substrate entwickelt werden, die der Nutzung in der Zellkultur<br />
dienen.<br />
Der erste Schritt zum Ziel war zunächst die Herstellung verschiedener Hyal-Derivate, wie sie<br />
in Kapitel 2.2 vorgestellt werden. Im nächsten Schritt wurden die Prozesse zur Vernetzung<br />
(Kapitel 2.3) und Immobilisierung (Kapitel 2.4) der Hyal-Derivate zur Beschichtung von<br />
Trägersubstraten oder als eigenständiges dreidimensionales Gel etabliert. Dabei sollte die<br />
Möglichkeit der Strukturierung von Hyal-Beschichtungen auf Zellkultursubstraten mittels<br />
Photolithographie erprobt werden. Zudem sollte der Einsatz von Hyaluronsäure bei dem in<br />
Kapitel 2.8 vorgestellten „Substrate Modification and Replication by Thermoforming“<br />
(SMART) -Verfahren untersucht und angepasst werden. Die Beschichtung thermoformbarer<br />
biokompatibler Folien mit Hyal-Derivaten und zellattraktiven Komponenten stellt <strong>eine</strong> neue<br />
Anwendung im Bereich des Tissue Engineering dar.<br />
Zur Herstellung zellattraktiver Hyaluronsäure Beschichtungen bzw. Hydrogele bietet sich die<br />
Anbindung bzw. Einbettung synthetischer (Poly-)Peptide oder natürlicher zellattraktiver<br />
Komponenten an, wie sie in den Kapiteln 2.5 vorgestellt werden. Neben der Synthese<br />
integrinbindender Peptide, die über <strong>eine</strong> geeignete Funktionalität zur kovalenten Anbindung<br />
auf bzw. in pclHyal verfügen (siehe Kapitel 2.6), waren ebenso Protokolle zur Steuerung der<br />
Zelladhäsion mittels Einbettung (natürlicher) Adhäsionsfaktoren zu ermitteln (siehe Kapitel<br />
9
Einleitung<br />
2.7). Ziel war es, Möglichkeiten der (lokalen) Anbindung biofunktionaler Substanzen auf bzw.<br />
in pclHyal zu untersuchen. Dabei empfahl es sich, vor der Biofunktionalisierung von<br />
Polymeroberflächen Beschichtungsversuche und deren Einfluss auf Zellen an einfach zu<br />
untersuchenden Glasoberflächen durchzuführen, um direkte Aussagen über erfolgreiche<br />
Modifizierungen treffen zu können. Dadurch konnten Probleme in der Prozessentwicklung<br />
auf Polymeroberflächen schneller erkannt und angepasst werden.<br />
Die so gebildeten pclHyal-Substrate sollten auf ihre Anwendbarkeit und Biofunktionalität in<br />
vitro getestet werden. Zudem sollte untersucht werden, in wie weit die Immobilisierung von<br />
Hyal und zellattraktiven Faktoren auf flachen Substraten und in dreidimensionalen Kavitäten<br />
zur Steuerung der Zelladhäsion genutzt werden kann.<br />
Zur Charakterisierung der hergestellten Hyal-Derivate, zur Validierung der Immobilisierung<br />
auf verschiedenen Substraten und zur Kontrolle erzeugter Strukturen aus Hyal-Hydrogelen<br />
bieten sich unterschiedliche spektroskopische und mikroskopische Verfahren an, wie sie in<br />
den Kapiteln 2.9 erläutert werden. Insbesondere kooperativer Effekte synthetischer Peptide<br />
auf bzw. in Hydrogelen sollten durch geeignete Methoden, beispielsweise durch die<br />
Bestimmung des Zetapotenzials, untersucht werden.<br />
10
Grundlagen<br />
2 Grundlagen<br />
2.1 Chemie und Biologie der Hyaluronsäure<br />
Die Substanz, die 1934 erstmals von Karl Meyer und John Palmer [50] aus dem Glasköper<br />
des Auges isoliert wurde, bekam den Namen Hyaluronsäure, nach neuerer Nomenklatur<br />
auch Hyaluronan genannt, der die Herkunft (hyaloid = glasig) und <strong>eine</strong>n Teil der<br />
Zusammensetzung (Uronsäure) verbindet.<br />
Heute zählt man die Hyaluronsäure (siehe Abbildung 2-1) zur Familie der<br />
Glykosaminoglykan-Polymere. Ihre makromolekulare Kettenstruktur wird von Disaccharid-<br />
Einheiten gebildet, die alternierend aus β-1,3 D-N-Acetylglucosamin und β-1,4 D-<br />
Glucuronsäure bestehen.<br />
Abbildung 2-1: Amphiphatischer Charakter der Hyaluronsäure (blau: hydrophil, rot:<br />
hydrophob) [51]<br />
Die linear aneinander gereihten Polymeruntereinheiten sind β-1,4 glycosidisch miteinander<br />
verknüpft und <strong>eine</strong> einzelne natürliche Hyaluronsäurekette kann zwischen 200 und 20000<br />
Untereinheiten lang sein; demnach variiert das Molekulargewicht zwischen 200 und<br />
10000 kDa. Das Molekulargewicht <strong>eine</strong>r Disaccharid-Untereinheit beträgt: MW (NaHyal)<br />
401,29 g mol -1 . Nachdem die Molekülstruktur erst 1954 vollständig durch Weissmann und<br />
Meyer [52] aufgeklärt wurde, begann man, die Hyaluronsäure genauer zu untersuchen.<br />
Die außergewöhnlichen hydrodynamischen und rheologischen Eigenschaften der<br />
amphiphilen Hyaluronsäure werden durch die Struktur des Polymers bestimmt: Die<br />
überwiegend in Sesselform vorliegenden Saccharide und der polyanionische Charakter des<br />
Moleküls bilden ein unverzweigtes Grundgerüst, das durch intramolekulare<br />
Wasserstoffbrücken flexibel und dynamisch reagieren kann. [53] Wie in Abbildung 2-1 farbig<br />
hinterlegt dargestellt, bilden die axialen Wasserstoffatome <strong>eine</strong> unpolare hydrophobe Schicht<br />
während die äquatorialen Seitenketten <strong>eine</strong> polare hydrophile Schicht bilden. Dadurch<br />
variiert die tatsächliche Struktur von Hyaluronsäure in Lösung, wird aber generell als<br />
geordnetes Knäuel <strong>eine</strong>r Doppelhelix mit beträchtlicher intrinsischer Steifigkeit beschrieben.<br />
[54] In vitro beeinflußt hauptsächlich die umgebende Ionenstärke die physikalischen<br />
Eigenschaften der Hyaluronsäure. [55] Hyal ergibt mit Wasser <strong>eine</strong> viskoelastische Lösung,<br />
wobei jedes einzelne Hyaluronsäuremolekül so stark hydratisiert vorliegt, dass bereits gering<br />
konzentrierte Lösungen hochviskos sind: 10 mg/mL haben bereits <strong>eine</strong> 5000fach höhere<br />
11
Grundlagen<br />
Viskosität als Wasser; 3-5 mg/mL hochmolekularer Hyal in physiologischer Lösung<br />
beanspruchen das gesamte Lösungsmittel. [56]<br />
Die Konzentration an Hyaluronsäure im menschlichen Körper variiert stark zwischen 4 g/kg<br />
in der Nabelschnur, 2-4 g/L in der Gelenkflüssigkeit, 0,2 g/kg in der Haut, 10 mg/mL in der<br />
Brustlymphe und 0,1-0,01 mg/mL im normalen Serum. Der Gesamtgehalt an Hyal im Körper<br />
<strong>eine</strong>s 70 kg schweren Menschen beträgt etwa 15 g, wobei sich der meiste Anteil in der Haut<br />
und den Geweben des Bewegungsapparates befinden. Insgesamt wird etwa ein Drittel der<br />
Gesamtmenge der im Körper verfügbaren Hyal täglich umgesetzt. [57]<br />
Im gesamten Körper wird hochmolekulare Hyaluronsäure ständig von Fibroblasten,<br />
Keratinozyten, Chondrozyten und anderen speziellen Zellen in der ECM produziert und<br />
freigesetzt. Dies geschieht in der Plasmamembran durch die Addition von Zuckern an das<br />
reduzierende Ende der Polymerkette, wobei das nicht-reduzierende Ende aus der Zelle<br />
hinaus ragt, wie in Abbildung 2-2 schematisch dargestellt. [58] Die Syntheserate wird dabei<br />
durch die Zelldichte [59], die mechanische Ausdehnung und durch Wachstumsfaktoren [60]<br />
beeinflusst. Zusammen mit anderen Makromolekülen bestimmen hochmolekulare<br />
Hyaluronsäurestränge die mechanischen Eigenschaften der Extrazellulärmatrix. Die<br />
langkettigen Hyaluronsäurestränge sind das Füllmaterial im Gewebe und sorgen für <strong>eine</strong><br />
ausreichende Wasseraufnahme. Sie verhindern Angiogenese [61], wirken<br />
entzündungshemmend und unterdrücken die Immunabwehr [62].<br />
Abbildung 2-2: Die Biosynthese von Hyaluronsäure ist <strong>eine</strong> kationisch (M ++ ) katalysierte<br />
Enzym-Reaktion. Die Membran-gebundene Hyaluronansynthase (HAS)<br />
verknüpft die Uridinphosphat-(UDP)-gebundenen Hyal-Komponenten zu<br />
Hyaluronan, das von der Zelle sezerniert wird [56]<br />
Normalerweise wird der Großteil der Hyaluronsäure innerhalb weniger Tage vollständig<br />
verstoffwechselt. Der Abbau der Hyaluronsäure in der ECM ist abhängig vom umgebenden<br />
Gewebe. Im Knochen oder Knorpel wird Hyal zusammen mit anderen ECM Molekülen in situ<br />
abgebaut, in der Haut und den Gelenken geschieht dies in zwei Schritten. Große<br />
Hyaluronan-Moleküle (10000 kDa) werden zunächst in Fragmente zu 1000 kDa zerteilt.<br />
Schließlich wird Hyal von der Matrix abgelöst, in den Lymphgefäßen aufgenommen und zur<br />
12
Grundlagen<br />
Hydrolyse in die Leber transportiert. [63] Insgesamt sind sechs Hyaluronidase-ähnliche Gene<br />
bekannt, die zum Hyal-Abbau beitragen. [64] Interessanterweise reagieren einige Zellen<br />
speziell auf kl<strong>eine</strong> Hyal-Fragmente. So werden beispielsweise die Angionese angeregt und<br />
Makrophagen aktiviert. Hyaluronan-Fragmente mit <strong>eine</strong>m Molekulargewicht zwischen 6-<br />
20 kDa aktivieren dendritische Zellen, die Antigen-tragenden Zellen des Immunsystems. [65]<br />
Vor <strong>alle</strong>m bei Wundheilungsprozessen spielt die natürliche Hyaluronsäure <strong>eine</strong> wichtige<br />
Rolle. Durch Wechselwirkung der Hyaluronsäure mit den zellulären Hyal-Rezeptoren werden<br />
Zytokine und second-messenger-Systeme aktiviert, welche die Produktion von<br />
Wachstumsfaktoren in entzündungshemmenden Zellen (Leukozyten) anregen und die<br />
Wanderung und Anheftung der Zellen an entzündetes Gewebe unterstützt. Zudem wird die<br />
Phagozytose unterstützt und die Verbreitung pathogener Substanzen verhindert. [42]<br />
Studien über den Einfluss von Hyaluronsäure während des unkontrollierten Zellwachstums in<br />
der Krebsentstehung zeigen, dass die Wechselwirkung von Hyaluronsäure mit den<br />
Rezeptoren der Tumorzellen die Signalkaskaden im Tumorgewebe beeinflussen. Dies führt<br />
zur Anreicherung von Hyaluronsäure im Gewebe, was zunächst nicht unbedingt die<br />
Entstehung <strong>eine</strong>s Tumors bewirkt, aber dennoch <strong>eine</strong> Umgebung schafft, in der das<br />
Überleben von Tumorzellen und ihre internen Funktionsabläufe unterstützt werden. Die<br />
Hyaluronsäure kann demnach als Transporter für Anti-Tumor-Präparate bei <strong>eine</strong>r Krebs-<br />
Therapie dienen. [66]<br />
2.2 Chemische Modifikationen der Hyaluronsäure<br />
Die Hyaluronsäure besitzt wichtige funktionelle Gruppen, die <strong>eine</strong> chemische Modifikation<br />
ermöglichen. Einerseits kann die Carboxylgruppe verestert werden oder mit Hilfe<br />
verschiedener Kopplungsreagenzien aktiviert werden, sodass ein nucleophiler Angriff<br />
erfolgen kann. Andererseits sind zahlreiche Modifikationen der Hydroxylgruppe wie die<br />
Sulfatierung, die Veresterung oder die Veretherung möglich (siehe Abbildung 2-3). In der<br />
Literatur werden zahlreiche Hyaluronan-Derivate zur Verwendung als Biomaterialien<br />
vorgestellt. [67, 68] Die folgenden Kapitel 2.2.1 und 2.2.2 beschreiben einige der üblichen<br />
chemischen Modifikationen der Hyaluronsäure. Zudem gibt es weitere Modifizierungen, die<br />
hier <strong>alle</strong>rdings nicht näher erläutert werden, da sie aufgrund scharfer Reaktionsbedingungen<br />
häufig zur Beeinträchtigung der Biokompatibilität führen oder den Zerfall des Hyal-Moleküls<br />
mit sich bringen.<br />
13
Grundlagen<br />
Kapitel 2.2.1<br />
- Veresterung<br />
- Carbodiimid vermittelte<br />
Kopplungsreaktionen<br />
Kapitel 2.2.2<br />
- Sulfatierung<br />
- Esterifizierung<br />
- Etherifizierung<br />
Modifizierung der<br />
Hyal Carboxylgruppe<br />
Modifizierung der<br />
Hyal Hydroxylgruppe<br />
*<br />
O OH OH<br />
HO<br />
O O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
Abbildung 2-3: Chemische Modifikationen der Hyaluronsäure<br />
2.2.1 Modifizierungen der HA Carboxylgruppe<br />
Durch Veresterungen der Hyaluronsäure werden Polymere gewonnen, deren<br />
Wasserlöslichkeit vom Vernetzungsgrad abhängt, wodurch sich unterschiedliche<br />
Anwendungsmöglichkeiten ergeben<br />
Eine Veresterung der Hyaluronsäure liefert je nach Veresterungsgrad wasserlösliche<br />
Polymere bis hin zu wasserunlöslichen Hydrogelen. Die bekanntesten, auf ihre<br />
Biokompatibilität hinreichend untersuchten Hyaluronan-Ester-Derivate sind unter dem<br />
Handelsnamen HYAFF®11 (Benzylester-Derivat) und HYAFF®7 (Ethylester-Derivat)<br />
erhältlich. [69, 47]. Die beiden Derivate sind unterschiedlich stark hydratisierbar, was<br />
teilweise <strong>eine</strong>n indirekten Einfluß auf die Zelladhäsion hat. Strukturierte Membranen und<br />
Schwämme aus HYAFF®11 sind geeignete Substrate für verschiedenste Zelltypen, während<br />
HYAFF®7 für die antiadhäsive Beschichtung chriurgischer Instrumente genutzt wird. Die<br />
Veresterung der Hyaluronsäure gelingt in zwei Schritten. Zunächst wird das quaternäre<br />
Ammoniumsalz der Hyaluronsäure gebildet, welches im nächsten Reaktionsschritt mit <strong>eine</strong>m<br />
esterbildenden Reagenz in aprotischen Lösungsmitteln und unter kontrollierter Temperatur<br />
umgesetzt wird. Hyaluronsäureester sind in organischen Lösungsmitteln löslich und<br />
hydrolysieren spontan in wässriger Umgebung.<br />
Eine weitere interessante Anwendung wurde von Luo et al. beschrieben, die nach Anbindung<br />
<strong>eine</strong>s Fluoreszenzmarkers (= BODIPY) an NHS-veresterte Hyaluronsäure (50 mol % bzw.<br />
80 mol %, abhängig von der Reaktionszeit) zunächst die Anlagerung von BODIPY-Hyal an<br />
der Zellmembran von humanen Eierstockkrebszellen (SK OV-3) beobachten konnten. Die<br />
zeitabhängige Endozytose und Ansammlung des Fluoreszenzfarbstoffes im Zytoplasma<br />
wurden dann mittels konfokaler Fluoreszenzmikroskopie analysiert. [46]<br />
14
Grundlagen<br />
Carbodiimid vermittelte Reaktionen liefern häufig Hyal-Konjugate, die kovalent <strong>eine</strong>n<br />
Wirkstoff gebunden haben und daher für die kontrollierte Freisetzung in vivo<br />
interessant sind<br />
Die Aktivierung der Carboxylgruppen an Glykosaminoglykanen gelingt durch die<br />
Verwendung von Carbodiimiden. In Anwesenheit <strong>eine</strong>s geeigneten Nucleophils,<br />
üblicherweise ein primäres Amin, das als Nucleophil fungiert, entsteht durch den Additions-<br />
Eliminierungs-Mechanismus <strong>eine</strong> neue Verbindung. [70] Die so gebildeten Derivate sind<br />
hauptsächlich Hyal-Wirkstoff-Biokonjugate, die häufig in der Krebstherapie angewandt<br />
werden. [71]<br />
Von Vorteil ist die Wasserlöslichkeit vieler Carbodiimid-Verbindungen, sodass ihr Einsatz<br />
auch zur Kopplung biologischer Substanzen verwendet werden kann, ohne dass organische<br />
Lösungsmittel verwendet werden müssen. Nachteilig wirkt sich bei dieser Reaktion jedoch<br />
die saure Umgebung aus, in der primäre Amine protoniert werden und somit ihre<br />
Nucleophilie verlieren. Eine Verbesserung der Reaktionsausbeute gelingt über die<br />
Stabilisierung der reaktiven Zwischenstufe über <strong>eine</strong>n zweistufigen Mechanismus.<br />
Ein großer Fortschritt in der Chemie zur Modifikation der Hyaluronsäure war die Erkenntnis,<br />
dass Hydrazide ihren nucleophilen Charakter bei pH 4-6 beibehalten und somit effizient an<br />
den Carbodiimid-aktivierten Glucuronsäure-Rest der Hyaluronsäure binden können.<br />
Zahlreiche mono- und polyfunktionalisierte Hydrazide wurden seitdem zur Modifizierung der<br />
Hyal genutzt. [72] Ein interessantes Anwendungsbeispiel stellt die Anbindung von<br />
Hydrocortison an Hyaluronsäure dar. Es entsteht ein Hydrogel, in dem das Hydrocortison<br />
angebunden ist und enzymatisch auch wieder davon abgetrennt werden kann. [38] Ein<br />
solches System ist besonders für die gezielte, langsame und kontrollierte Freisetzung <strong>eine</strong>s<br />
Wirkstoffes geeignet. Abbildung 2-4 zeigt schematisch die Schritte zum vernetzten Hyal-<br />
Hydrocortison-Produkt.<br />
15
Grundlagen<br />
Abbildung 2-4: Schrittweise Vernetzung und Anbindung von Hydrocortison an Hyaluronan<br />
[38]<br />
2.2.2 Modifizierungen der HA Hydroxylgruppe<br />
Die Sulfatierung von Hyal dient der Bildung von Makromolekülen, die resistent gegen<br />
den enzymatischen Abbau sind und für Oberflächenbeschichtungen genutzt werden<br />
Durch Reaktion von Hyaluronan mit <strong>eine</strong>m Schwefeltrioxid-Pyridin-Komplex in DMF lassen<br />
sich hervorragend blutkompatible Oberflächenbeschichtung erzeugen, die sich durch gute<br />
Zytokompatibilität auszeichnen und das Anheften von Zellen und Bakterien behindern Die<br />
Anbindung von Sulfatgruppen an Hyaluronsäure machen das Makromolekül zudem resistent<br />
gegen den Abbau durch Hyaluronidase oder Chondroitinase. [73-75]<br />
16
Grundlagen<br />
Bei der Esterifizierung werden Hyal-Derivate gebildet, die bei der Krebstherapie oder<br />
der Augen-Chirurgie eingesetzt werden<br />
Bekannt ist die Umsetzung von Hyaluronsäure mit Butansäure, die zu <strong>eine</strong>m Hyal-Derivat<br />
führt, das Zell-Differenzierung induziert und das Wachstum <strong>eine</strong>r Reihe menschlicher<br />
Tumore inhibiert. [45] Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung des Methacrylsäureanhydrids<br />
zur Esterifizierung der Hyaluronsäure. Das entstehende Hydrogel-Produkt findet Anwendung<br />
bei der Einbettung von Zellen und als Hornhaut-Ersatz in der Augen-Chirurgie. [76, 77]<br />
Neuere Publikationen haben gezeigt, dass vor <strong>alle</strong>m methacrylierte Hyal-Derivate ideal für<br />
die Einkapselung von Stammzellen genutzt werden können. Dabei wird das Polymer<br />
zusammen mit humanen embryonalen Stammzellen (hESC) gemischt und der<br />
Gelierungsprozess über Radikalstarter bei Bestrahlung mit UV gestartet. So können die<br />
Zellen in ihrem undifferenzierten Status kultiviert werden [78], und sogar Mikro-Bioreaktoren<br />
können mit der Zell-Gel-Suspension befüllt werden [79].<br />
Hyal-Derivate, die durch Etherifizierung erzeugt werden, finden breite Anwendung als<br />
Füllstoffe zur Hautglättung<br />
Die Umsetzung von Hyaluronsäure (2000 kDa) mit Methacrylsäureglycidylester ist bereits<br />
erfolgreich durchgeführt worden. [37, 80] Anwendungen im Bereich des Tissue Engineering<br />
konzentrieren sich derzeit auf den Beitrag vernetzter GMHyal-Derivate zur mechanischen<br />
Unterstützung in Hydrogelen und deren Einfluß auf das Zellwachstum. [81]<br />
Die unter den Handelsnamen Restylan®, Perlan® und Juvederm® erhältlichen Haut-<br />
Füllstoffe werden aus der Vernetzung von Hyaluronan mit 1,4-Butandiolglycidylether<br />
hergestellt. Durch die hohe Wasseraufnahmekapazität der in die Haut injizierten<br />
Hyaluronsäure-Derivate werde Falten geglättet, zudem weisen die Ether-Verbindungen <strong>eine</strong><br />
hohen Lebensdauer von mehreren Monaten auf. [82]<br />
2.3 Vernetzung von Hyaluronsäure-Derivaten<br />
Zur Bildung <strong>eine</strong>s Hyaluronsäurefilms oder -gels gibt es, wie teilweise bereits vorgestellt,<br />
verschiedene Möglichkeiten. Einerseits kann dies in Lösung mit Hilfe chemischer Crosslinker<br />
erfolgen, andererseits kann <strong>eine</strong> Vernetzung durch die Erzeugung von Radikalen in situ<br />
hervorgerufen werden. Das chemische Crosslinking bietet zwar <strong>eine</strong> Vielzahl an<br />
Möglichkeiten zur Vernetzung der Hyaluronsäurestränge untereinander, jedoch kann dabei<br />
k<strong>eine</strong> Strukturgebung erfolgen. Werden <strong>alle</strong>rdings Radikale durch den Einsatz von UV-<br />
Strahlung gebildet, so können unbestrahlte und bestrahlte Hyaluronsäurebereiche erzeugt<br />
werden, die unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. In den folgenden Kapiteln 2.3.1 bis<br />
2.3.3 werden sowohl die chemischen als auch die photochemischen Crosslinking-Methoden<br />
erläutert, die über kovalente Bindungen Hyaluronsäurestränge miteinander vernetzen.<br />
Zusätzlich eröffnet die Möglichkeit zur ionischen Quervernetzung ein weiteres Feld zur<br />
Biomaterialbildung aus Hyaluronsäure, auf das hier jedoch nicht näher eingegangen werden<br />
17
Grundlagen<br />
soll, da vor <strong>alle</strong>m Polykationen zur Komplexierung mit dem polyanionischen Hyaluronan<br />
genutzt werden. Es werden also stets zusätzliche Polymere zur Vernetzung verwendet und<br />
nicht ausschließlich Hyaluronsäure. Beispiele finden sich in der Literatur zu Chitosan-[23,<br />
83], Poly-L-Lysin-[84], Polypyrrol-[85, 86], und Alginat-[87] Hyaluronan-Derivaten.<br />
Abbildung 2-5 zeigt die für ein Vernetzen von Hyal-Strängen im Rahmen der Arbeit<br />
angewendeten Verfahren. Der Einfluss auf die Adhäsion von Zellen durch verschiedene<br />
Substitutionen am Hyal-Polymer ist zu untersuchen.<br />
pclAAHyal<br />
Photocrosslinking<br />
bei Anregung der Kapitel 2.3.2<br />
Azido-Gruppe<br />
AAHyal<br />
pclVAHyal<br />
Photocrosslinking<br />
Kapitel 2.3.2 durch radikalische<br />
Polymerisation<br />
VAHyal<br />
N 3<br />
+<br />
+<br />
NH 2<br />
Azidoanilin<br />
NH 2<br />
Vinylanilin<br />
O OH OH<br />
HO<br />
O O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
Hyal<br />
n<br />
+ H2 N<br />
N 3<br />
O<br />
3<br />
Azidotrioxaundecanamin<br />
+<br />
NH 2<br />
ATAHyal<br />
Click-Hyal<br />
Chemocrosslinking von<br />
ATAHyal mit PAHyal durch<br />
katalytische Cycloaddition<br />
Kapitel 2.3.3<br />
Propargylamin<br />
PAHyal<br />
Methacrylsäureglycidylester<br />
Methacrylsäureanhydrid<br />
O<br />
O O<br />
+<br />
O<br />
+<br />
O<br />
O<br />
GMHyal<br />
MAHyal<br />
Photocrosslinking durch<br />
radikalische Polymerisation<br />
Kapitel 2.3.2<br />
pclGMHyal<br />
pclMAHyal<br />
Abbildung 2-5: Crosslinking-Methoden für verschiedene Hyal-Derivate<br />
18
Grundlagen<br />
2.3.1 Chemisches Crosslinking<br />
Die Gelbildung, also die Erzeugung vernetzter Hyaluronsäure kann über die<br />
Kopplungsreaktion zwischen <strong>eine</strong>r eingefügten Hyadrazido-Funktionalität und <strong>eine</strong>m<br />
sogenannten homobifunktionellen Crosslinker erfolgen. Als Crosslinker werden<br />
beispielsweise Bis(sulfosuccinimidyl)suberat (BS 3 ), 3,3’-Dithiobis-(sulfosuccinimidyl)suberat<br />
(DTSSP), Dimethylsuberimidat (DMS) oder Ethylenglycolbis-(sulfosuccinimidylsuccinat)<br />
(sulfo-EGS) verwendet. [88] Ebenso erfolgreich gelingt die Hydrogelbildung durch Bildung<br />
von Disulfidbrücken. [89] Dazu wurde Hyaluronan mit 3,3’-Dithiobis(propionhydrazid) (DTP)<br />
umgesetzt, bei dem man ein Gemisch aus vernetzten Hyal-Strängen aufgrund der<br />
Dihydrazid-Funktionalität sowie auch das unverzweigte Molekül erhält. In <strong>eine</strong>r der jüngsten<br />
Publikationen wird die Synthese von N,N’-Dibenzoyl-L-Cystein (DBC) mit Hyaluronan<br />
beschrieben. Die so funktionalisierten Hyal-Stränge lagern sich durch π-π-Wechselwirkungen<br />
nah beieinander an, sodass Disulfidbrücken durch einfache Oxidation des Cysteins an Luft<br />
schließlich zur Hydrogelbildung führen. [90]<br />
Die Verwendung von Glutaraldehyd zur Vernetzung Amin-funktionalisierter<br />
Hyaluronsäurederivate (mit Lysin, Diaminopentan oder Glycin-Lysin) wurde ebenfalls<br />
beschrieben, obwohl der Substitutionsgrad der Hyaluronsäure durch primäre Amine mit nur<br />
6 % sehr gering ist. [91]<br />
In alkalischem Milieu reagiert Divinylsulfon (DVS) mit den Hydroxylgruppen der<br />
Hyaluronsäure. Es kommt zur Ausbildung von bis-Ethyl-sulfon-Brücken. [92] Derivate mit<br />
unterschiedlichem Molekulargewicht finden unter Markennamen wie Hylan A und Hylan B<br />
breite Anwendung in der Augenmedizin zur Verbesserung der Viskosität von Ersatzlösungen<br />
für die Tränenflüssigkeit. Auch bei der Falten- und Narbenbehandlung werden Hyal-Derivate<br />
angewendet, ebenso wie das unter dem Handelsnamen Synvisc erhältliche Hyal-Präparat<br />
zur Injektion bei Arthrose im Kniegelenk. [93]<br />
Eine interessante Quervernetzung der Hyaluronsäure ist die so genannte „Click-Reaktion“,<br />
unter der man <strong>eine</strong> 1,3-dipolare Cycloaddition zwischen Aziden und terminalen Acetylenen<br />
bei Raumtemperatur unter Verwendung von Kupfer als Katalysator versteht. Die Reaktion<br />
verläuft hervorragend in wässrigen Systemen, ist verhältnismäßig pH-unabhängig und<br />
selektiv selbst in Anwesenheit verschiedenster anderer funktioneller Gruppen. [94]<br />
Der Gelierungsprozess gelingt zwar bereits durch katalytische Mengen von (häufig in situ<br />
erzeugtem) Cu(I), bedingt aber die Verwendung von zelltoxisch wirkenden Kupfersalzen.<br />
Dennoch war es möglich, bei Zellen (Saccharomices cerevisae) in <strong>eine</strong>m derart in situ<br />
erzeugten Gel nach 24 h Proliferation zu beobachtet. [95] Durch Komplexierung mit EDTA<br />
und Herauswaschen des zur Reaktion genutzten zweiwertigen Cu 2+ konnte das zelltoxische<br />
Salz entfernt werden.<br />
Für die Verwendung der Click-Gele mit anderen Zellkulturen ist die Reduktion der<br />
Katalysatormenge denkbar, um die Belastung durch Kupfer gering zu halten. Neuere<br />
Veröffentlichungen beschrieben zudem <strong>eine</strong> kupferfreie Click-Chemie, die den Zugang zu<br />
biokompatiblen Anwendungen ermöglicht. [96]<br />
19
Grundlagen<br />
2.3.2 Photochemisches Crosslinking<br />
Um durch die Bestrahlung mit UV-Licht Polymere zu vernetzen, müssen photosensitive<br />
Gruppen wie beispielsweise 4-Azidoanilin (AA) im Hyaluronsäuremolekül vorhanden sein.<br />
[43, 97] Die Azidogruppen gehen bei Bestrahlung in <strong>eine</strong>n angeregten Zustand über, es<br />
bilden sich sowohl Singulett- als auch Triplett-Nitrenverbindungen. Diese können sowohl an<br />
Doppelbindungen addieren, als auch radikalisch reagieren. Ebenfalls über <strong>eine</strong> Carbodiimid-<br />
Reaktion verläuft die Anbindung von 4-Vinylanilin (VA), wobei 25 % der Carboxylgruppen der<br />
Glucuronsäureuntereinheiten im Hyaluronan umgesetzt werden. [98] Im so gebildeten<br />
StyrolHyal stehen Vinyl-Gruppen zur Verfügung, die über <strong>eine</strong> in situ herbeigeführte<br />
radikalische Kettenpolymerisationsreaktion die einzelne Hyal-Stränge quervernetzen. Dabei<br />
wird durch UV-Strahlung die homolytische Spaltung von so genannten Initiatormolekülen<br />
bewirkt, wobei hochreaktive Primärradikale entstehen. Diese lagern sich im nächsten Schritt<br />
an entsprechend modifizierte Hyaluronsäureketten oder Moleküle an, die <strong>eine</strong> reaktive C=C-<br />
Doppelbindung tragen und das für die Kettenreaktion notwendige Kohlenstoff-Radikal wird<br />
erzeugt. In den Abbildungen 2-6 sind zwei Hyal-Derivate nach Photocrosslinking und<br />
Gefriertrocknung dargestellt.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 2-6: Exemplarische Gegenüberstellung der Feinstruktur unterschiedlich<br />
photovernetzter, gefriergetrockneter Hyal-Derivate: (a) VAHyal [98] (b) GMHyal<br />
[81]<br />
Die Vernetzung von Hyaluronsäure-Derivaten, die mit Methacrylsäureglycidylester bzw.<br />
Methacrylsäureanhydrid umgesetzt wurden, wie in Kapitel 2.2.2 beschrieben, verläuft<br />
ebenfalls über <strong>eine</strong> radikalische Polymerisation. Die erfolgreiche Gel-Bildung wurde bereits<br />
von mehreren Gruppen gezeigt und wird auch zur Besiedelung mit Zellen verwendet. [37, 76,<br />
80, 81, 99]<br />
Im Zusammenhang mit Hyaluronsäure bzw. zur Vernetzung von Peptiden in Hydrogelen<br />
werden bisher als Photoinitiatoren N-Vinylpyrrolidon (Vp) [100] sowie 2,2-Dimethoxy-2-<br />
phenylacetophenon (DMPA) [101], 2-Methyl-1-[4-(hydroxyethoxy)phenyl]-2-methyl-1-<br />
propanon (Irgacure 2959, Ic) [76] und (1S)-7,7-Dimethyl-2,3-dioxobicyclo[2.2.1]heptan-1-<br />
carbonsäure (CQ-COOH) [98] sowie Campherchinon [102] eingesetzt. Vor <strong>alle</strong>m die<br />
Verwendung der Photoinitiatoren Irgacure 2959 (Ic) und Vp scheint gegenüber der<br />
Anwendung in Zellkulturen möglich. Leach et al. beschreiben k<strong>eine</strong>n negativen Einfluss auf<br />
die Vitalität von menschlichen Aorta Endothelzellen [37], Khademhosseini et al. nennen den<br />
20
Grundlagen<br />
vorsichtigen Einsatz der Photoinitiatoren, beschreiben jedoch <strong>eine</strong> Vitalität von 82 ± 5 % für<br />
NIH-3T3 Fibroblasten. [99]<br />
2.3.3 Bildung von 3D-Komplexen aus Hyal-Derivaten<br />
Bei der Bildung von Hyaluronsäuregelen stehen unterschiedliche Anwendungsgebiete im<br />
Fokus. Einerseits werden Hydogele erzeugt, um das Quellverhalten, die rheologischen<br />
Eigenschaften oder die Bioabbaubarkeit [47] zu untersuchen, andererseits werden<br />
implantierbare Hyal-Gele gebildet, die in vivo Aufschluß über Wundheilung [37] und<br />
Bioverträglichkeit geben können. Ebenso ist die Bildung von Hyal-Hydrogelen zur Einbettung<br />
von Zellen in situ Gegenstand aktueller Forschung. [90] Beispielsweise hat die Variation der<br />
Porengröße (Abbildung 2-7 zeigt ein poröses Hyal-Gerüst) in Hydrogelen <strong>eine</strong>n direkten<br />
Einfluß auf die Wasseraufnahmekapazität. [36] Ebenso kann für unterschiedlich stark<br />
substituierte Hyaluronsäurestränge der Einfluss auf den Vernetzungsgrad durch Änderung<br />
der Viskosität beobachtet werden. [103]<br />
Abbildung 2-7: REM-Aufnahme <strong>eine</strong>s Hyal-RGD Hydrogel Gerüsts mit unterschiedlichen<br />
Porengrößen [104]<br />
2.4 Filmprozessierungsmethoden<br />
2.4.1 Spin-Coating<br />
Zur Aufbringung von Hyaluronsäurederivaten auf Oberflächen bietet sich das Aufschleudern<br />
(= spin-coating) entsprechender Hyal-Lösungen an. Spin-coating ist <strong>eine</strong> schnelle und<br />
einfache Methode zur Erzeugung homogener Schichten definierter Dicke. Dazu gibt man auf<br />
ein Substrat <strong>eine</strong>n Überschuss an Lösungsmittel und darin gelösten Komponenten. Durch<br />
die schnelle Drehung des Probentellers wird die Flüssigkeit über die Zentrifugalkraft nach<br />
außen geschleudert. Abbildung 2-8 zeigt den typischen Aufbau <strong>eine</strong>r spin-coating<br />
Vorrichtung.<br />
21
Grundlagen<br />
Abbildung 2-8: Spin-coating Prozess<br />
Beim spin-coating kann die Filmdicke durch die Rotationsgeschwindigkeit und die<br />
Konzentration der Probelösung variiert werden. Die Schichtdicke wird durch folgendes<br />
Verhältnis bestimmt: [105]<br />
h = k η β ω α<br />
2 0<br />
h<br />
k 2 , α und β<br />
η 0<br />
ω<br />
Schichtdicke<br />
empirisch ermittelte Material- und Prozessparameter (abhängig von<br />
physikalischen Eigenschaften des Polymers, des Lösungsmittels, des<br />
Substrates; β liegt typischerweise im Bereich 0,29-0,39 für<br />
Polymerlösungen)<br />
Anfangsviskosität der Lösung<br />
Winkelgeschwindigkeit<br />
Um auf <strong>eine</strong>r Oberfläche <strong>eine</strong> möglichst dichte und gleichmäßige Beschichtung aus<br />
Hyaluronsäure und/oder ihren Derivaten mittels spin-coating erzielen zu können, müssen<br />
geeignete Funktionalisierungstechniken angewandt werden. Da Hyaluronsäure und ihre<br />
Derivate nur in stark polaren Lösungsmitteln wie Wasser und Wasser-Ethanol-Gemischen<br />
löslich sind, muss für <strong>eine</strong> gute Benetzbarkeit <strong>eine</strong> hydrophile Oberfläche gegeben sein.<br />
Der Benetzungsgrad <strong>eine</strong>r Oberfläche ist <strong>eine</strong>rseits für die optimale Verteilung <strong>eine</strong>r Lösung<br />
während des spin-coatings entscheidend, andererseits kann damit auch <strong>eine</strong> Vorhersage<br />
über die Anheftungswahrscheinlichkeit von Zellen und Prot<strong>eine</strong>n getroffen werden. Ein<br />
geeignetes Verfahren zur Bestimmung des Benetzungsverhaltens stellt die<br />
Kontaktwinkelmessung dar, die in Kapitel 2.9.3 näher beschrieben wird.<br />
Bei den im vorangegangenen Kapitel 2.3.2 erwähnten photochemischen Vernetzungen kann<br />
durch das Auflegen verschiedener Quarzglasmasken während der Bestrahlung und<br />
anschließendes Abwaschen nicht vernetzter Hyaluronsäure ein Muster erzeugt werden.<br />
Bestrahlte Bereiche können dadurch andere Eigenschaften als unbestrahlte Bereiche<br />
aufweisen. Abbildung 2-9 zeigt den Aufbau der zur Bestrahlung von Oberflächen verwendet<br />
wird.<br />
22
Grundlagen<br />
Lichtquelle<br />
Substrat<br />
Fotomaske<br />
Abbildung 2-9: UV-Bestrahlung durch <strong>eine</strong> Maske<br />
Die Bestrahlung von Hyal-Derivaten mit UV der Wellenlänge λ > 350 nm ergibt <strong>eine</strong>n Film,<br />
der stark hydrophil ist, aber durch Wasser nicht abwaschbar ist. Die erfolgreiche<br />
Strukturierung von AAHyal-S mittels einfachem Auftropfen und Trocknen <strong>eine</strong>r<br />
entsprechenden Lösung sowie anschließendem Photocrosslinking konnte bereits untersucht<br />
werden. Abbildung 2-10 zeigt das Wachstum von HGTFN Zellen entlang der Kanten von<br />
25 µm breiten Streifen aus AAHyal-S. [43]<br />
Abbildung 2-10: REM-Aufnahme <strong>eine</strong>r strukturierten AAHyal-S Oberfläche, auf der HGTFN<br />
Zellen adhärieren [43]<br />
2.4.2 Silanisierung von Glas, Gold, Silizium<br />
Unter Silanisierung versteht man die chemische Anbindung <strong>eine</strong>r Silanverbindung an <strong>eine</strong><br />
Oberfläche. Dadurch kann bei geeigneter Wahl der Silanverbindung <strong>eine</strong> Erhöhung der<br />
Hydrophilie von Oberflächen erzeugt werden. [106] Nasschemisch wird beispielsweise mit 3-<br />
(Aminopropyl)-trimethoxysilan (APS) <strong>eine</strong> dünne Schicht aus Aminogruppen erzeugt, welche<br />
die Oberfläche von Glas, Gold oder Silizium hydrophilisiert und damit die Benetzbarkeit für<br />
wässrige Hyaluronan-Lösungen verbessert. Möglicherweise können zudem kovalente<br />
Bindungen während des Bestrahlungsprozesses mit UV zwischen den Aminogruppen der<br />
APS-Beschichtung und den photoreaktiven Gruppen der Hyaluronsäure ausgebildet werden.<br />
Jüngere Publikationen beschreiben die Synthese von silangruppentragenden<br />
Hyaluronsäurederivaten, die ohne Bestrahlung als dünne Filme auf Glas aufgebracht werden<br />
können. Die beschriebenen Synthesebedingungen lassen <strong>alle</strong>rdings Zweifel aufkommen, ob<br />
23
Grundlagen<br />
tatsächlich Methoxysilane unter Vermeidung ihrer Hydrolyse gewonnen werden können.<br />
[107]<br />
2.4.3 Plasma-Behandlung von Polymeren<br />
Die Behandlung mit Plasma kann zur Erhöhung der Hyrophilie von Polymeroberflächen<br />
genutzt werden. [108] Der Prozess der Oberflächenmodifikation in <strong>eine</strong>r Plasmakammer wird<br />
durch radiofrequente Anregung <strong>eine</strong>s Gases initiiert. Dabei werden energiereiche Teilchen,<br />
wie Ionen, Elektronen, Radikale und Photonen im Plasma erzeugt, die ihre Energie durch<br />
physikalische und chemische Prozesse beim Kontakt mit der Oberfläche an diese abgeben.<br />
Abhängig von der Art des verwendeten Gases in der Ionisationskammer werden<br />
unterschiedliche Oberflächenmodifikationen erzielt, die <strong>eine</strong>r verbesserten Benetzbarkeit mit<br />
Hyaluronan-Lösungen dienen können.<br />
2.5 Biofunktionalisierung von Hyaluronsäure<br />
Zur Biofunktionalisierung von Hyaluronsäure sind geeignete Aminosäuresequenzen, Peptide<br />
bzw. Prot<strong>eine</strong> zu wählen. Diese Biomoleküle sollen vernetzte und auf Oberflächen<br />
immobilisierte Hyaluronsäure-Derivate für die Anheftung von Zellen attraktiv machen. Solche<br />
Biomoleküle können entweder in die Gele eingebettet werden (kovalent bei der<br />
vorangehenden Gelderivatisierung oder physisorptiv während der Gelfixierung), mittels Co-<br />
Polymerisation in <strong>eine</strong>m Gel kovalent gebunden werden oder nach der Vernetzung zum<br />
Hydrogel auf <strong>eine</strong>r Geloberfläche kovalent fixiert werden, wie die nachfolgende<br />
schematische Übersicht (Abbildung 2-11) veranschaulicht.<br />
24
Grundlagen<br />
(a)<br />
Vernetzung<br />
(b)<br />
+<br />
Vernetzung<br />
(c)<br />
+<br />
Vernetzung<br />
(d)<br />
+<br />
Vernetzung<br />
Vernetzung<br />
Hyal-Strang oder anderes Polymer<br />
mit vernetzbarer Funktionalität<br />
Biomolekül<br />
mit vernetzbarer Funktionalität<br />
Abbildung 2-11: Funktionalisierung von Hydrogelen mit Biomolekülen<br />
Die Vernetzung biofunktionalisierter Hyal-Stränge (a) liefert Hydrogele, die kovalent<br />
gebundene Biomoleküle enthalten. Werden Biomoleküle und Hyal-Stränge vor der<br />
Vernetzung miteinander vermischt (b), so werden die Biomolelküle in das entstehende<br />
Hydrogel-Netz eingebettet. Mittels Co-Polymerisation (c) von Hyal-Strängen, <strong>eine</strong>m weiteren<br />
Polymer und <strong>eine</strong>m entsprechend funktionalisierten Biomolekül können kovalente Netze<br />
gebildet werden. Schließlich kann auch zuerst das Hydrogel gebildet werden (d) und im<br />
Anschluss die Biomoleküle auf dessen Oberfläche mittels kovalentem Aufpfropfen (so<br />
genanntes „Graften“ 3 ) angebunden werden. Für jede dieser Strategien und die<br />
unterschiedlichen Wechselwirkungsmechanismen findet sich <strong>eine</strong> Vielzahl an Beispielen,<br />
von denen einige im Folgenden beschrieben werden.<br />
3 Als Graften wird ein Verfahren bezeichnet, bei dem an <strong>eine</strong>m bereits bestehenden Polymer entlang<br />
<strong>eine</strong>s Rückrates weitere Polymerisationsreaktionen eingeleitet werden.<br />
25
Grundlagen<br />
2.5.1 Kovalent biofunktionalisierte Hyal-Stränge zur Hydrogelbildung<br />
Eines der wenigen Beispiele, das die Verwendung kovalent gebundener Biomoleküle an<br />
Hyal nutzt, mit dem Ziel, dies als funktionale Beschichtung zu verwenden, wird von Pitt et al.<br />
beschrieben. Hierbei wird ein Peptid mit der Sequenz YGRGDS direkt an entsprechend<br />
modifizierte Hyaluronsäure (freie Hydrazin-Funktionalität) gebunden. Die Immobilisierung<br />
des Polymers auf Stahl mittels Methoxysilanen führt zur Anheftung von Blutplättchen auf der<br />
ansonsten völlig inerten Metalloberfläche. Eine Anheftung an Peptid-freie Hyaluronsäure auf<br />
Stahl findet nicht statt, was die Notwendigkeit der Integrinbinder unterstreicht. [109]<br />
Generell verläuft die Anbindung von Biomolekülen an hochmolekulare Hyaluronsäure nur mit<br />
relativ geringen Ausbeuten. [48] Verhältnismäßig teure Biomoleküle müssen in großem<br />
Überschuß zur Reaktionslösung zugegeben werden und können nach der Aufreinigung des<br />
Hyal-Produkts nicht wiedergewonnen werden. Zudem ist <strong>eine</strong> stöchiometrische Kontrolle der<br />
Reaktion aufgrund verschiedener Faktoren (schwankende Molekulargewichte in <strong>eine</strong>r<br />
Charge, Bildung von Konzentrationsniederschlägen bei hochmolekularen Verbindungen) nur<br />
schwer möglich. In Kapitel 4.1 werden die Probleme zur reproduzierbaren Bestimmung des<br />
Modifizierungsgrades funktionalisierter Hyal-Derivate diskutiert.<br />
2.5.2 Einbettung von Prot<strong>eine</strong>n in Hydrogele<br />
In vivo werden zur Steigerung der Zellinfiltration und Vaskularisierung häufig<br />
Wachstumsfaktoren zu den Hyal-Gelen gegeben. Damit kann die biologische Funktion des<br />
Hydrogels variiert werden; unterschiedliche Gewebetypen werden bei Ratten mit Hyal-<br />
Implantaten gebildet. [110] Synergistische Effekte können ebenso bei der Verpflanzung von<br />
Peptid-haltigem Hyal-Gel in Rattenhirn festgestellt werden. Hier adhärieren Astrozyten<br />
besonders auf dem modifizierten Hydrogel. [104]<br />
Die Anwendung des natürlichen Fibronektins (FN) zur Steigerung der Zelladhäsion auf Hyal-<br />
Substraten ist bekannt. So ließ sich beispielhaft zeigen, dass <strong>eine</strong> Einbettung oder<br />
Adsorption von Fibronektin (FN) in oder auf den Hydrogelen <strong>eine</strong> Zellansiedlung unterstützt,<br />
sei es z.B. für interstitielle Klappenzellen [111] oder (NIH3T3) Fibroblasten [97, 112].<br />
Untersuchungen von Welle haben gezeigt, dass die zelladhäsionsfördernde Dicke <strong>eine</strong>r auf<br />
UV-modifiziertem Polystyrol adsorbierten Lamininschicht etwa 15,4 nm beträgt. [113]<br />
Neben natürlichen Biomolekülen (vor <strong>alle</strong>m Prot<strong>eine</strong>) steigern auch einige synthetische<br />
Polypeptide wie Polylysin (PL) und Polyornithin (PO) oder Polyaminie wie das<br />
Polyethylenimin (PEI) die Zelladhäsion. Sie regulieren die Zelladhäsion nicht über die<br />
Bindung an zelluläre Rezeptoren, sondern über elektrostatische Wechselwirkungen<br />
zwischen der negativ geladenen Zellmembran und dem positiven geladenen Polymer. Der<br />
Mechanismus der Zell-Polykation-Wechselwirkung wird dabei als unspezifische<br />
Wechselwirkung beschrieben, bei der die Moleküle der Zellmembran aufgrund der Ladung<br />
neu angeordnet werden. [114] Diese elektrischen Effekte werden auch bei der Bildung<br />
zellattraktiver Hydrogele aus Hyal genutzt. Dabei werden so genannte polyelektrische<br />
Schichten abwechselnd aus Poly-L-Lysin (PLL) und Hyaluronsäure gebildet. Diese Schichten<br />
26
Grundlagen<br />
eignen sich als Interphotorezeptor-Matrix zur Einbettung biologisch aktiver Prot<strong>eine</strong> und zur<br />
Eindiffusion von Medikamenten und deren Freisetzung bei Anwendung in der Zellkultur.<br />
[115, 83] Interessant ist PLL zudem als Beschichtung für Polymere. Es konnte gezeigt<br />
werden, dass PLL auf Polymilchsäure (PLA) in großer Menge physisorbiert und auch nach<br />
mehreren Waschschritten nicht entfernt werden kann. [116]<br />
Die Einbettung von Prot<strong>eine</strong>n oder Polypeptiden in Hydrogele stellt <strong>eine</strong> einfache und<br />
schnelle Methode zur Überprüfung der Biofunktionalisierung dar. Aufgrund der zu<br />
erwartenden Zellproliferation auf <strong>eine</strong>m bioaktiven Hydrogel kann entschieden werden,<br />
welche Faktoren im Hydrogel die Zellattraktion positiv beeinflussen können. Dies wird in der<br />
vorliegenden Arbeit untersucht und diskutiert.<br />
2.5.3 Co-Polymerisation von Hyal-Strängen mit <strong>eine</strong>m weiteren Polymer und dem<br />
funktionalisierten Biomolekül<br />
Derzeit sind vielerlei Beispiele zur Immobilisierung von Peptiden in Polymeren bekannt, es<br />
gibt jedoch nur wenige Beispiele für Hyaluronsäurefilme/-gele, die ausschließlich aus RGD-<br />
Einheiten und Hyaluronan bestehen. [104, 109] Häufig sind weitere Polymere zur Hydrogelbzw.<br />
Polymerbildung notwendig, wie in diesem Abschnitt vorgestellt.<br />
Breite Anwendung findet der Gebrauch des wasserlöslichen, vollsynthetischen und je nach<br />
Derivatisierung bioabbaubaren Polyethylenglykols (PEG) bei der Herstellung von<br />
Biomaterialien. So bildet beispielsweise ein Gemisch aus diacryliertem PEG, dem Peptid mit<br />
der Sequenz GCGYGRGDSPG und methacrylierter Hyaluronsäure nach den<br />
entsprechenden Prozesschritten zur Photopolymerisation ein Hydrogel, auf dem<br />
Fibroblasten-Proliferation beobachtet werden kann; zudem kann gezeigt werden, dass der<br />
Abbau der Gele durch Hyaluronidase weiterhin möglich ist. [100]<br />
Ein weiteres Beispiel zeigt Abbildung 2-12. Hier ist schematisch die Verknüpfung des Peptids<br />
CRGDS mittels <strong>eine</strong>s diacrylierten PEG-Linkers an das Thiol-funktionalisierte Hyaluronsäure-<br />
Derivat Hyal-DTPH über <strong>eine</strong> S-S Brücke dargestellt. Durch geschickte Wahl der<br />
stöchiometrischen Verhältnisse werden dabei <strong>eine</strong>rseits das Peptid an die Hyaluronsäure<br />
gekoppelt, andererseits die Hyal-Stränge miteinander vernetzt. Shu et al. gelang damit die<br />
Herstellung <strong>eine</strong>s Gels, das subcutan in Mäuse injiziert zu <strong>eine</strong>r schnelleren Bildung <strong>eine</strong>s<br />
faserförmigen Gewebes und <strong>eine</strong>r gesteigerten Produktion von ProCollagen in vivo führte.<br />
[117]<br />
27
Grundlagen<br />
Abbildung 2-12: Crosslinking von PEG, Peptid und Hyaluronsäure<br />
Die Bildung von Biopolymeren aus PEG wird von vielen Gruppen seit einigen Jahren intensiv<br />
erforscht. In der vorliegenden Arbeit lag der Fokus auf der Untersuchung von Hydrogelen,<br />
die <strong>alle</strong>in aus Hyaluronan aufgebaut sind. Ein Co-Polymer, das neben Hyal ein weiteres<br />
Polymer zur Hydrogelbildung verwendet wurde daher nicht untersucht.<br />
2.5.4 Kovalente Immobilisierung von Peptiden auf Hydrogelen<br />
Eine Anbindung photoreaktiver Peptide an <strong>eine</strong> Oberfläche stellt <strong>eine</strong> einfache und äußerst<br />
effektive Möglichkeit zur Funktionalisierung dar. Sugawara und Matsuda synthetisierten dazu<br />
zunächst RGD gebunden an <strong>eine</strong>n wasserlöslichen flexiblen Peptid-Teil aus Gly-Gly-Gly, der<br />
<strong>eine</strong> photosensitive Azido-Gruppe trägt (Abbildung 2-14).<br />
N 3<br />
O<br />
O N<br />
O O<br />
+ GGGRGDSP<br />
N 3<br />
GGGRGDSP<br />
O<br />
Produktnachweis:<br />
- Massendetektion<br />
- IR Spektroskopie<br />
Abbildung 2-13: Darstellung <strong>eine</strong>s photoreaktiven Peptids<br />
Das so gebildete photoreaktive Octapeptid wird mittels UV-Bestrahlung auf <strong>eine</strong>m Film aus<br />
zellabweisendem Polyvinylalkohol (PVA) verankert. Durch die Verwendung von Masken<br />
können dabei sogar Strukturen im Mikrometer-Maßstab erzeugt werden. Das Wachstum von<br />
Endothel-Zellen in den bestrahlten, also RGD-verankerten Bereichen kann beobachtet<br />
werden. [118]<br />
Bei der Anbindung von Peptiden auf <strong>eine</strong>r Hydrogeloberfläche muss gewährleistet sein,<br />
dass sowohl die an das Peptid anzukoppelnde(n) photoreaktive(n) Gruppe(n) als auch der<br />
Anbindungsprozess an das Gel die Peptidfunktionalität nicht beeinträchtigt. In dieser Arbeit<br />
wurden geeignete Kopplungsabläufe und Prozessbedingungen mittels Festphasensynthese<br />
untersucht.<br />
28
Grundlagen<br />
2.6 Biofunktionalisierung mit zyklischen Peptiden<br />
Zyklische RGD-Pentapeptide weisen gegenüber lineare RGD-Peptiden <strong>eine</strong> bis zu zehnfach<br />
erhöht Affinität gegenüber speziellen Integrinen auf und haben den Vorteil, dass sie in vivo<br />
nicht abgebaut werden können. [119, 120,121] Bekannt ist die Synthese von dem in<br />
Abbildung 2-14 dargestellten zyklischen Peptid zyklo(RGDfK) mittels Fmoc-Strategie an der<br />
Festphase. Eine Herausforderung stellt dabei das selektive Entschützen der Seitenketten<br />
dar, welches das Anbringen von Spacern (Abstandshalter) und weiteren Funktionalitäten<br />
ermöglicht. [119, 122]<br />
H<br />
N<br />
Pbf<br />
NH<br />
Dde<br />
HN<br />
O<br />
HN<br />
O<br />
HN<br />
N<br />
H<br />
NH<br />
O<br />
NH<br />
O<br />
NH<br />
O<br />
O O<br />
tBu<br />
Abbildung 2-14: Vollständig geschütztes Pentapeptid zyklo(RGDfK) mit den Schutzgruppen<br />
Pbf, tBu, Dde<br />
Von Bedeutung für die Zelladhäsion an RGD-funktionalisierte Oberflächen ist ein<br />
entsprechender Spacer, der der Zelle die Erreichbarkeit der integrinbindenden Sequenz<br />
ermöglicht, ohne dabei unerwünschte Zell-Oberflächen-Abstoßungsreaktionen zu<br />
provozieren. Untersuchungen dazu zeigen, dass ein Mindestabstand von 3,5 nm zwischen<br />
Oberfläche und der etwa 1,35 nm großen, auf <strong>eine</strong>m Ring angeordneten RGD-Einheit<br />
notwendig ist, um effektiv Zelladhäsion zu ermöglichen. [102] Dennoch kann ein sehr langer<br />
flexibler Spacer zu unerwünschten Effekten führen. Da substratabhängige Zellen im Inneren<br />
ein Zytoskelett zwischen mehreren Anheftungspunkten ausbilden müssen, wirken sehr<br />
bewegliche RGD-Einheiten ähnlich wie gelöste RGD-Moleküle. Diese blockieren also die<br />
Integrin-Bindungstasche, ohne die Zytoskelettorganisation und damit die Langzeitvitalität der<br />
Zelle zu ermöglichen. In den folgenden Kapitel 2.6.1 bis 2.6.3 werden einige funktionelle<br />
Gruppen vorgestellt, die über <strong>eine</strong>n Spacer an die Aminosäureseitenkette des Peptids<br />
gekoppelt sind. In Kapitel 4.6.4 dieser Arbeit wird gezeigt, wie sich durch Anbindung <strong>eine</strong>s<br />
funktionalisierten Spacers aus drei Aminohexansäure-Einheiten an ein zyklisches RGD<br />
Peptid Zelladhäsion erfolgreich steuern lässt.<br />
2.6.1 Peptide, die <strong>eine</strong> Azid-Gruppe tragen<br />
Über die Verwendung von Peptiden, die <strong>eine</strong> Azid-Gruppe zur photochemischen Vernetzung<br />
tragen und damit der Steuerung der Zelladhäsion dienen, ist in der Literatur wenig bekannt.<br />
Zwar konnte, wie in Kapitel 2.5.4 bereits erwähnt wurde, ein Azid-funktionalisiertes<br />
29
Grundlagen<br />
Octapeptid erfolgreich zur photolithographischen Strukturierung von PVA verwendet werden.<br />
Zyklische RGD-Peptide, die <strong>eine</strong> photoreaktive Azid-Gruppe tragen und sich daher für die<br />
Anbindung oder Einbettung mittels UV an <strong>eine</strong> Hyaluronan-Oberfläche bzw. in ein Hyal-Gel<br />
eigneten, sind bisher jedoch noch nicht beschrieben worden. In dieser Arbeit wurde daher<br />
die Herstellung entsprechend funktionalisierter linearer und zyklischer Pentapeptide und<br />
deren Anwendung in der Zellkultur untersucht.<br />
2.6.2 Peptide, die <strong>eine</strong>n Acrylsäure-Rest tragen<br />
Die Synthese acrylierter Peptide (sog. Acrylamidoyl-Peptide) ist bekannt. Bei Anknüpfung an<br />
und gleichzeitiger Vernetzung von (PEG) wurden Diacrylat-PEG Hydrogele beschrieben, auf<br />
denen sich ohne Abstandshalter weniger als 5 %, mit <strong>eine</strong>m Abstandshalters (MW 3400)<br />
zwischen der Peptid-Einheit und der Acrylsäuregruppe jedoch nahezu 100 % Fibroblasten<br />
ansiedeln ließen. [101] Durch das Graften von acrylierten Peptiden auf präpolymerisiertem<br />
Polymethylmethacrylat (PMMA) wurde ein gesteigertes Zellwachstum von Mausosteoblasten<br />
MC3T3-H1 im Zusammenhang mit der RGD-Belegungsdichte beobachtet. [102]<br />
Solche acrylierte, lineare und zyklische Peptide sowie ihre Anbindung auf Hyaluronan sind in<br />
Kapitel 4.6.4 untersucht worden. Die photolithographische Strukturierung zur Steuerung der<br />
Zelladhäsion stand dabei im Vordergrund.<br />
2.6.3 Peptide, die über <strong>eine</strong> Thiol-Gruppe verfügen<br />
Zur kovalenten Anbindung an Maleimid Diblock-Copolymere werden zyklische Pentapeptide<br />
synthetisiert, die über <strong>eine</strong> Thiol-Gruppe verfügen und damit an die Doppelbindung von<br />
Polymeroberflächen binden können. In den Studien zur Zelladhäsion zeigte sich, dass auf<br />
den entsprechend RGD-funktionalisierten Diblock-Coblockpolymeren wesentlich mehr<br />
humane Osteoblasten adhärieren als auf den entsprechenden Polymerfilmen ohne<br />
integrinbindende Sequenzen. [123] Ebenso bewirkte die Immobilisierung von Thiol-Peptiden<br />
auf Maleimid-funktionalisierten BSA-Oberflächen die Adhäsion von Mausfibroblasten MC3T3<br />
[102] und primären humanen Chondrozyten [124].<br />
Der Einsatz Thiol-funktionalisierter Peptide zur Gestaltung neuartiger Biopolymere ist<br />
vielversprechend, für die Herstellung strukturierter funktionaler Oberflächen jedoch<br />
ungeeignet, da lithographisch kein Muster erzeugt werden kann. Zudem sind Thiole äußerst<br />
empfindlich gegenüber oxidativen Einflüssen. Die Biofunktionalisierung von Hyal-Derivaten<br />
mit Thiol-Peptiden ist daher nicht Bestandteil dieser Arbeit.<br />
30
Grundlagen<br />
2.7 Neue Strategie zur Biofunktionalisierung von Hyaluronsäure-Hydrogelen<br />
Neben den in Kapitel 2.5 vorgestellten Möglichkeiten der Biofunktionalisierung von<br />
Hyaluronsäure soll zusätzlich ein Verfahren erprobt werden, bei dem ausschließlich Hyal-<br />
Derivate und vollsynthetische, integrinbindende Peptide verwendet werden. Zahlreiche RGDmodifizierte<br />
Polymere wurden bereits untersucht und es konnte gezeigt werden, dass der<br />
Abstand von RGD zur Oberfläche, die RGD-Belegungsdichte, die Integrin-Selektivität und -<br />
Affinität entscheidend durch das entsprechende Design der RGD-Peptide beeinflusst wird.<br />
[31] Beispielsweise wird RGD auf <strong>eine</strong>m Co-Polymer aus Polystyrol und Acrylsäure mittles<br />
Carbodiimid-Kopplung und dann das Wachstum von Mausfibroblasten beobachtet. [125]<br />
Auch die kovalente Anbindung von RGD an Polyacrylamidgel mittels NHS-Aktivierung<br />
funktioniert und unterstützt damit die Fibroblasten-Adhäsion. [126] Eine Anbindung von<br />
GRGDSY mit geschützten Seitenketten an Polyurethane verläuft erfolgreich mit EDC und<br />
anschließender Entschützung des Peptids, sodass Endothelzellen auf dem modifizierten<br />
Polymer adhärieren. [127]<br />
Obwohl bedacht werden muss, dass bei <strong>eine</strong>r radikalischen Polymerisation die Hyaluronan-<br />
Gerüststruktur oder die zu <strong>eine</strong>r Funktionalisierung verwendete Peptide zerstört werden<br />
können, zeigen die Arbeiten von Kantlehner et al, dass <strong>eine</strong> kovalente Anbindung zyklischer<br />
RGDfK Peptide an PMMA mittels <strong>eine</strong>s Acrylamidankers erfolgreich verläuft und der<br />
verbesserten Adhäsion und Proliferation von Osteoblasten dient. [102]<br />
In Abbildung 2-15 (angelehnt und fortgeführt aus Abbildung 2-11) sind drei grundsätzliche<br />
Prozessmöglichkeiten schematisch dargestellt, wie sie im Rahmen dieser Arbeit zur<br />
Herstellung zellattraktive Hyaluronsäure-Hydrogele untersucht werden sollen.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Vernetzung<br />
Kapitel 4.5.2<br />
+<br />
Vernetzung<br />
Kapitel 4.6.2<br />
(e)<br />
Vernetzung<br />
+<br />
Vernetzung<br />
Kapitel 4.6.4<br />
Hyal-Strang<br />
mit vernetzbarer Funktionalität<br />
Biomolekül<br />
Peptid mit vernetzbarer Funktionalität<br />
Abbildung 2-15: Herstellung biofunktionaler Hyaluronsäurefilme, ausgehend von Peptidfunktionalisierter<br />
Hyaluronsäure (a), von <strong>eine</strong>m Gemisch aus funktioneller Hyal<br />
und Biomolekülen (b) oder von pclHyal und funktionalisiertem Peptid (e)<br />
31
Grundlagen<br />
Zur Vermeidung aufwändiger Schutzgruppen-Strategien ist die Anbindung von RGD an<br />
Hyaluronsäure mittels Festphasensynthese (SPPS) denkbar. Durch Dialyse kann dabei nach<br />
Abspaltung des Trägermaterials das Produkt aus Hyaluronsäure und dem gewünschten<br />
Peptid relativ einfach isoliert werden (a). In Abbildung 2-16 wird die SPPS-Synthese-<br />
Strategie dargestellt, wobei über <strong>eine</strong> mit Fluor markierte Aminosäure im Kopplungsprodukt<br />
mittels<br />
19 F-NMR Spektroskopie <strong>eine</strong> erfolgreiche Anbindung an Hyaluronsäure<br />
nachgewiesen werden könnte.<br />
Hyal<br />
COOH<br />
2)<br />
1) TFFH<br />
19 FDGR<br />
Hyal<br />
O HN<br />
RGDF<br />
19<br />
1) Harz-Abspaltung<br />
2) Dialyse<br />
Hyal<br />
O HN<br />
RGDF<br />
19<br />
Abbildung 2-16: Verknüpfung von Hyaluronsäure und NHS-aktivierten Molekülen<br />
Zur strukturierten Peptid-Immobilisierung mittels Photolitographie besteht die Möglichkeit, auf<br />
<strong>eine</strong>r pclHyal Oberfläche photoreaktive Peptide aufzutragen und durch Bestrahlung mit UV<br />
auf der pclHyal-Schicht anzubinden (e). Dabei kann durch das Auflegen <strong>eine</strong>r Maske<br />
während des Bestrahlungsprozesses das Peptid lokal immobilisiert werden. Ebenso denkbar<br />
ist die UV-Bestrahlung <strong>eine</strong>s Gemisches aus <strong>eine</strong>m (natürlichen) Biomolekül und Hyal, wobei<br />
das Biomolekül nicht nur auf der Oberfläche sondern im pclHyal verteilt kovalent<br />
angebunden werden kann (b).<br />
Bei der Bestrahlung mit UV und Verwendung <strong>eine</strong>s Initiators können <strong>alle</strong>rdings<br />
unkontrollierbare Nebenreaktionen auftreten. Es können z.B. zelltoxische Verbindungen<br />
gebildet werden, sodass die erreichte Funktionalisierung nicht zwangsläufig Zellattraktivität<br />
begünstigt. Für Anwendungen in der Zellkultur müssen daher geeignete Prozesse entwickelt<br />
werden, um den Stress auf die Zellen möglichst gering zu halten.<br />
2.8 Einsatz von Hyal-Kompositen in der 3D-Zellkultur<br />
Wie bereits im Einleitungsteil vorgestellt, reagieren Zellen auf chemisch strukturierte<br />
Oberflächen. Zur Nachgestaltung <strong>eine</strong>r natürlichen dreidimensionale Umgebung werden<br />
zudem häufig Gerüststrukturen oder poröse Substrate wie Schwämme, Fasern oder<br />
Mikrokapseln verwendet, die das Zellwachstum, die Zellorganisation und Differenzierung auf<br />
oder in den Strukturen unterstützen.[36, 22, 9]<br />
Eine weitere Möglichkeit Zellen dreidimensional zu kultivieren, ist die Verwendung so<br />
genannter „microwell arrays“. Dabei handelt es sich um <strong>eine</strong> Matrix aus Mikrovertiefungen<br />
die mit Zellen besiedelt wird. [128-130]. Häufig werden Polymere zur Herstellung dieser<br />
mikrostrukturierten Substrate genutzt, die mittels Photolithographie, Plasmaätzen, Mikro-<br />
Kontakt-Stempeln (µCP) oder Mikro-Thermoformen bearbeitet werden. [131] Je nach<br />
verwendetem Polymermaterial und dessen Oberflächeneigenschaften kann die Zelladhäsion<br />
nur global kontrolliert werden, sofern k<strong>eine</strong> f<strong>eine</strong>re Struktur angebracht wird. Wird das<br />
Substrat mit <strong>eine</strong>r Zelllösung inkubiert, so werden sich statistisch betrachtet die Zellen<br />
sowohl zwischen den Vertiefungen als auch auf den verbindenden planaren Flächen<br />
ansiedeln. Dies hat die Bildung <strong>eine</strong>r Mischpopulation aus Zellen in der Monolage und Zellen<br />
32
Grundlagen<br />
in <strong>eine</strong>r 3D-Situation zur Folge, was zu fehlerhaften Interpretationen gemessener<br />
Zellaktivitäten führen kann. [132]<br />
Verschiedenste Ansätze zur Kontrolle der Umgebung von Zellen werden daher beschrieben.<br />
Mohr et al. beschichten ein ausgeformtes Polyurethansubstrat (PU) mit <strong>eine</strong>r Proteinresistenten<br />
sich selbst anordnenden Monolage aus Alkanthiolen zwischen den Vertiefungen<br />
und <strong>eine</strong>m Matrigel TM Adsorbat in den Vertiefungen (Abbildung 2-17). Damit ist es möglich<br />
undifferenzierte hES-Zellen über Wochen ohne Passagieren der Zellen zu kultivieren. [133]<br />
Ochsner et al. passivieren das Plateau <strong>eine</strong>r Polydimethoxysilan (PDMS) Struktur durch<br />
inverses µCP von Poly(L-lysin)-graft-poly(ethylenglykol). Anschließend werden durch<br />
Inkubation des PDMS Substrates mit <strong>eine</strong> Fibronektin-Lösung ausschließlich die<br />
Vertiefungen mit dem Zell-attraktiven Fn beschichtet, wodurch die dreidimensionale<br />
Ausbildung einzelner menschlicher Nabelschnurendothelzellen kontrolliert werden kann.<br />
[134] Mit <strong>eine</strong>r Methode die als „reaktives Mikro-Kontakt-Stempeln“ bezeichnet wird, kann die<br />
Topografie und die örtlich aufgelöste Anbindung regulativer Prot<strong>eine</strong> zur Untersuchung<br />
blutbildender Stammzellen untersucht werden. [135]<br />
geformtes PU<br />
Goldbeschichtung<br />
Alkanthiole<br />
Matrigel TM<br />
hESCs<br />
Abbildung 2-17: Selektive Beschichtungen von PU zur Kultivierung von hESC über mehrere<br />
Wochen [133]<br />
Eine Möglichkeit der Anwendung von Hyaluronsäure in 3D-Zellkultur-Substraten bietet das<br />
Substrate Modification and Replication by Thermoforming“ (SMART) Verfahren. [129] Der<br />
Vorteil des SMART Verfahrens gegenüber den oben erwähnten Methoden zur Definition<br />
<strong>eine</strong>r Zellnische basiert auf der Kombination des Formprozesses <strong>eine</strong>r festen Phase mit der<br />
Vor-Modifizierung <strong>eine</strong>s planaren Polymerfilmes. Da das Formen des Films bei<br />
Temperaturen durchgeführt wird, bei denen das Polymer zwar erwärmt, jedoch nicht<br />
geschmolzen wird, bleiben wie in Abbildung 2-18 gezeigt zuvor ausgeführte<br />
Polymermodifikationen erhalten. [136]<br />
33
Grundlagen<br />
Abbildung 2-18: Thermogeformter Polycarbonat Film mit <strong>eine</strong>m Muster aus Silber. In der<br />
Vertiefung ist die Verstreckung des Musters (ursprünglich 25x25 µm 2 ) deutlich<br />
zu erkennen [129]<br />
2.9 Untersuchungsmethoden zur Charakterisierung der Biofunktionalisierung<br />
von Polymeroberflächen und deren Einsatz in der Zellkultur<br />
2.9.1 Spektroskopische Verfahren<br />
Chemisch-analytische Standardmethoden<br />
Die Methoden zur Untersuchung modifizierter Hyaluronsäure sind abhängig von der Form, in<br />
der die Hyaluronsäure vorliegt. Im unvernetzten Molekül erfolgt der Nachweis der Anbindung<br />
funktioneller Gruppen durch die Beobachtung der Verschiebung der Protonensignale im 1 H-<br />
NMR. Zusätzlich empfiehlt sich die Untersuchung der Hyal-Derivate mittels UV/Vis-<br />
Spektroskopie (quantitative Analyse) oder IR-Spektroskopie (qualitativer Nachweis),<br />
insbesondere auch, um die Art und Konzentration von Syntheserückständen zu ermitteln.<br />
Zur Peptidsynthese werden chromatographische Verfahren gekoppelt an<br />
Massenspektroskopie oder UV-Vis Spektroskopie verwendet. Bei der Synthese der Peptide<br />
an der Festphase erfolgt die Charakterisierung der Produkte nach Abspaltung vom<br />
Syntheseharz mittels LC-MS-µToF.<br />
Für Anwendungen in der Zellkultur ist auf besondere Reinheit der eingesetzten<br />
Hyaluronsäurederivate und Peptide zu achten. Dies wird durch entsprechend lange Dialyse-<br />
Zeiten, Filtrationen und chromatographische Verfahren gewährleistet.<br />
Werden Hyaluronsäuremoleküle auf <strong>eine</strong>r Substratoberfläche immobilisiert, so bestätigt <strong>eine</strong><br />
einfache Voruntersuchung durch Anfärben mit Kristallviolett schnell, ob die Substrat-Hyal-<br />
Vernetzung erfolgreich verlaufen ist. Das Farbsalz wird über das quaternäre Stickstoffatom<br />
an die deprotonierten Carboxylgruppen der Hyaluronsäure gebunden.<br />
34
Grundlagen<br />
Mittels Photoelektronenspektroskopie wird Hyal auf <strong>eine</strong>r Oberfläche nachgewiesen<br />
Präziser lässt sich die Immobilisierung von Hyaluronsäure auf verschiedenen Substraten<br />
durch die Röntgenphotoelektronenspektroskopie (XPS) feststellen. Dabei wird <strong>eine</strong> Probe<br />
mit charakteristischer Röntgenstrahlung angeregt. Durch den photoelektrischen Effekt<br />
werden gebundene Elektronen durch die einf<strong>alle</strong>nden Photonen (hν) aus den inneren oder<br />
äußeren Atomschalen des oberflächennahen Probenmaterials herausgeschlagen und<br />
verlassen die Probe mit der kinetischen Energie E kin :<br />
E kin = hν - E B - e Φ<br />
E B ist die Bindungsenergie des betreffenden Photoelektrons und wird als charakteristische<br />
Größe zum Elementnachweis benutzt; e Φ ist die Elektronenaustrittsarbeit, die aufgebracht<br />
werden muss, um ein Elektron aus <strong>eine</strong>m Festkörper ins Vakuum zu transferieren. [137]<br />
Durch die Näherung nach Koopman [138] wird angenommen, dass sich die Lage der<br />
Elektronen-Energieniveaus <strong>eine</strong>s Atoms oder Moleküls bei dessen Ionisierung nicht ändert,<br />
so dass die Photoemission über <strong>eine</strong> Einelektronennäherung gut beschrieben ist und damit<br />
die Ionisationsenergie gleich der Bindungsenergie ist.<br />
Die mittlere freie Weglänge λ von Photoelektronen mit kinetischen Energien zwischen 10<br />
und 1000 eV liegt für <strong>alle</strong> elementaren Festkörper zwischen 0,2 und 3 nm. Somit beschränkt<br />
sich die Informationstiefe von XPS auf <strong>eine</strong>n Bereich von wenigen Monolagen. Die Intensität<br />
des Signals nimmt aufgrund von Wechselwirkungen der Photoelektronen mit Materie mit<br />
zunehmender Austrittstiefe exponentiell ab. Es lässt sich abschätzen, dass 95 % der<br />
gemessenen Intensität <strong>eine</strong>r Photolinie aus <strong>eine</strong>r Schicht der Dicke 3 λ stammen, was <strong>eine</strong>r<br />
Informationstiefe von max. 10 nm entspricht. [139]<br />
Der große Nutzen von XPS-Messungen besteht neben dem Elementnachweis in<br />
oberflächennahen Schichten in der Möglichkeit zur Unterscheidung verschiedener<br />
Oxidationsstufen <strong>eine</strong>s Elements. Da <strong>eine</strong> unterschiedliche chemische Umgebung <strong>eine</strong>s<br />
Atoms <strong>eine</strong> Änderung der Valenzelektronenverteilung zur Folge hat, wird die Abschirmung<br />
der Kernladung verändert und führt damit zu unterschiedlichen Bindungsenergien der<br />
Photoelektronen des gleichen Elements. Dieser als chemische Verschiebung bezeichnete<br />
Effekt ist als Differenz zwischen der Bindungsenergie <strong>eine</strong>s Atoms in s<strong>eine</strong>r chemischen<br />
Umgebung und der Bindungsenergie des R<strong>eine</strong>lements definiert.<br />
Quantitative Analyse mittels XPS<br />
Zur Komponentenidentifizierung und Quantifizierung werden die XPS-Spektren der<br />
relevanten Energiebereiche (C1s, O1s, N1s) mittels <strong>eine</strong>r oder mehrerer Voigt-Funktionen<br />
angepasst. Die sich aus den ermittelten Peakflächen ergebenden Intensitäten werden auf die<br />
Wirkungsquerschnitte für die Photoionisation σ [140] sowie die energieanhängigen mittleren<br />
freien Weglängen λ ( λ ∝ Ekin<br />
) und die Transmissionsfunktion des Analysators korrigiert<br />
[141]. Für den Analysator wurde in dieser Arbeit <strong>eine</strong> Passenergie von 20 eV gewählt. Im<br />
Ergebnis liegen die Konzentrationsverhältnisse innerhalb des Informationsvolumens vor.<br />
35
Grundlagen<br />
Die XPS-Messungen wurden am KIT, Institut für Materialforschung III, von Frau Vanessa<br />
Trouillet und Herrn Dr. Michael Bruns durchgeführt.<br />
2.9.2 Mikroskopische Verfahren<br />
Topografische Untersuchung von Hyaluronsäure-Filmen mittels AFM<br />
Die Oberflächenbeschaffenheit <strong>eine</strong>s Hyaluronsäurefilms kann durch Rasterkraftmikroskopie<br />
(AFM) Aufnahmen untersucht werden. Zur Topographie-Detektion mittels AFM wählt man<br />
den non-contact Modus. Dabei wird <strong>eine</strong> Messnadel, auch Cantilever genannt, mit <strong>eine</strong>m<br />
Piezoelement zur Schwingung angeregt. Die Spitze oszilliert dabei im attraktiven<br />
Abstandsbereich des Oberflächenpotentials, wird aber geeignet kontrolliert, um <strong>eine</strong>n<br />
direkten Kontakt zu verhindern. Sobald sich die Cantilever-Spitze der Probe nähert,<br />
beeinflussen van-der-Waals Kräfte die Amplitude und die Phase der Schwingung, was als<br />
Änderung des Abstands zwischen Spitze und Probe detektiert wird. Den Aufbau <strong>eine</strong>s AFM-<br />
Gerätes zeigt Abbildung 2-19. [142] Durch den non-contact Betriebsmodus wird <strong>eine</strong><br />
Beschädigung des Polymers während der Messung verhindert, was im tapping-Modus, bei<br />
dem der Cantilever im Schwingungstal die Probe berührt, nicht auszuschließen wäre. [143]<br />
Durch das Abtasten der Oberfläche kann <strong>eine</strong> vollflächige Beschichtung oder <strong>eine</strong> erzeugte<br />
Struktur nachgewiesen werden.<br />
Abbildung 2-19: Aufbau <strong>eine</strong> AFM-Messgerätes [142]<br />
36
Grundlagen<br />
Dreidimensionale Betrachtung von Hyaluronsäurestrukturen mittels Laserscan-Mikroskopie<br />
Zur Betrachtung erzeugter pclHyal-Strukturen eignet sich die berührungslose Laser<br />
Profilometrie. Das in dieser Arbeit verwendete 3D-Lasersan-Farbmikroskop verwendet zwei<br />
verschiedene Lichtquellen: kurzwelliges Laserlicht und <strong>eine</strong> weiße Lichtquelle zur<br />
Beleuchtung. Durch den gleichzeitigen Einsatz beider Lichtquellentypen können<br />
Informationen über Farbe, Lichtintensität und Profil der Probe gewonnen werden. Dabei<br />
rastert ein fokussierter Laserstrahl <strong>eine</strong>r bestimmten Wellenlänge die zu vermessende<br />
Oberfläche in x- und y-Richtung ab. Das Objektiv wird entlang der z-Achse verschoben und<br />
wiederholtes Scannen für jede z-Position liefert abhängig vom Profil der untersuchten Probe<br />
unterschiedliche Intensitäten des reflektierten Lichts. Zur Lichtaufnahme wird ein<br />
Photoelektronen-Vervielfacher verwendet. Entsprechend der Bewegung der Optik entlang<br />
der vertikalen Achse auf jeder Einzelebene werden die maximalen Lichtintensitäten, die<br />
Höhe der maximalen Lichtintensitäten sowie die dazugehörige Farbinformation ermittelt und<br />
drei Bildtypen erzeugt: ein omnifokales Farbbild, ein schwarz-weiß Lichtintensitätsbild und<br />
ein Vertikalbild.<br />
Abbildung poröser Hyaluronsäure-Gele durch REM<br />
Die Porenstruktur <strong>eine</strong>s Hyaluronsäuregels kann durch Aufnahmen am<br />
Rasterelektronenmikroskopie (REM) gezeigt werden (schematische Darstellung <strong>eine</strong>s REM<br />
in Abbildung 2-20). Bei dieser Methode wird ein Elektronenstrahl in <strong>eine</strong>m bestimmten<br />
Muster über das vergrößert abzubildende Objekt geführt (gerastert), wobei die<br />
Wechselwirkungen der Elektronen mit dem Objekt zur Erzeugung <strong>eine</strong>s Bildes genutzt<br />
werden. Proben für REM-Aufnahmen müssen vakuumstabil sein, da die Untersuchung im<br />
Hochvakuum stattfindet. Da Hyaluronsäure-Proben nicht leitend sind, müssen sie vor der<br />
Elektronenbestrahlung mit <strong>eine</strong>r dünnen Edelmetallschicht überzogen werden (z.B. durch<br />
Aufdampfen von Gold), um das Aufladen der Proben zu verhindern. Für biologische Proben<br />
ist <strong>eine</strong> spezielle Variante des REM, das ESEM (environmental scanning electron<br />
microscope) von Bedeutung. Hierbei können auch Proben untersucht werden, die nicht<br />
vakuumstabil sind, da in der Probenkammer ein erhöhter Restgasdruck angelegt werden<br />
kann. Zudem müssen im ESEM die Proben nicht mit Gold bedampft werden, da das Restgas<br />
in der Probenkammer der Aufladungskompensation dient.<br />
37
Grundlagen<br />
Abbildung 2-20: Schematischer Aufbau <strong>eine</strong>s Rasterelektronenmikroskops<br />
(www.pit.physik.uni-tuebingen.de)<br />
Die REM-Aufnahmen wurden am KIT, Institut für Materialforschung I, von Frau Beate<br />
Rabsch durchgeführt.<br />
Die Fluoreszenzmikroskopie ermöglicht Einblicke in das Zellwachstum auf Hyal-Filmen und<br />
in Hyal-Gelen<br />
Ein Anfärben von Zellen auf Hyal-Matrices kann mit Kristallviolett erfolgen. Zu beachten ist<br />
dabei jedoch, dass Kristallviolett ebenfalls in Hyal-Filme eingelagert wird und entsprechend<br />
als Hintergrundfärbung stört. Eine Zellfärbung mit fluoreszierenden Farbstoffen ist daher<br />
sinnvoll. Werden Zellen in Hydrogelen immobilisiert, so ist neben <strong>eine</strong>m geeigneten<br />
Kulturbehältnis und zytokompatiblen Gelierungsprozessen auch die Zellzahl entscheidend<br />
für die Vitalität der Zellen. Die Evaluierung von Mikrokontainern mit Hydrogelen für die<br />
Zellkultur, das Überprüfen negativer Einflüsse von Photoinitiatoren bzw. UV-Strahlung auf<br />
die Zellkultur sowie <strong>eine</strong> geeignete Zelldichte zum Inkubationsbeginn sind zu untersuchen.<br />
Um im Anschluss die Viabilität der Zellen bestimmen zu können, sind geeignete Farbstoffe<br />
zu wählen, die Aufnahmen der in 3D-Kultur-Gelen befindlichen Zellen am konfokalen<br />
Lasermikroskop ermöglichen. Dabei können sich mögliche Farbstoffeinlagerungen im Gel<br />
störend auswirken.<br />
Die Fluoreszenzmikroskopie ermöglicht es, die Zellen auf <strong>eine</strong>m Hyaluronsäurefilm bzw. in<br />
<strong>eine</strong>m Hyaluronsäuregel detailliert abzubilden. Durch das intensive Anregungslicht <strong>eine</strong>r<br />
38
Grundlagen<br />
bestimmten Wellenlänge wird der Fluoreszenzfarbstoff in der Probe angeregt und emittiert<br />
meist nur sehr schwaches Licht, welches durch die Stokesverschiebung in der Regel<br />
langwelliger ist als das anregende Licht. Mit Hilfe <strong>eine</strong>s dichroitischen Strahlteilers wird das<br />
Anregungslicht auf die Probe reflektiert, während das Fluoreszenzlicht transmittiert und das<br />
von der Probe reflektierte Anregungslicht wiederum reflektiert wird.<br />
Der schematische Aufbau der in dieser Arbeit verwendeten Mikroskope zur Fluoreszenz-<br />
Detektion und zur Erzeugung dreidimensionaler Bildansichten ist in den Abbildungen 2-21<br />
gezeigt.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 2-21: (a) Aufbau <strong>eine</strong>s Fluoreszenzmikroskops, bei dem das Anregungslicht<br />
zusätzlich zwei Glasplatten mit Gitterstrukturen passiert, um rechnerisch ein 3D<br />
Bild rekonstruieren zu können und (b) Aufbau <strong>eine</strong>s konfokalen<br />
Fluoreszenzmikroskops (beide Abbildungen: Carl Zeiss AG)<br />
Der in Abbildungen 2-21(a) gezeigte Aufbau gleicht dem <strong>eine</strong>s konventionellen<br />
Lichtmikroskops. Ein dreidimensionales Bild entsteht hierbei durch das Prinzip der<br />
strukturierte Beleuchtung: dabei wird <strong>eine</strong> Gitterstruktur in den Fluoreszenz-Strahlengang<br />
eingebracht und somit das Gittermuster auf die Probe projeziert. Dadurch erhält die Kamera<br />
ein mit dunklen Streifen durchzogenes Bild des Präparates. Das Bild des Gitters ist an<br />
defokussierten Stellen des Präparates nicht sichtbar und gibt damit an, welche Bereiche für<br />
die Bildanalyse ausgewertet werden um <strong>eine</strong>n fokussierten optischen Schnitt zu erhalten.<br />
Um die gesamte Bildinformation rechnerisch zu rekonstruieren, müssen mindestens drei<br />
Rohbilder mit unterschiedlichen Gitterpositionen aufgenommen werden. In Abbildungen<br />
2-21(b) wird der Aufbau <strong>eine</strong>s konfokalen Mikroskops gezeigt. Hierbei gelangt durch <strong>eine</strong><br />
Lochblende nur Fluoreszenzlicht aus dem Fokus der angeregten Probe in das Mikroskop.<br />
Dadurch werden Hintergrundsignale eliminiert, das Bild wird insgesamt schärfer. Eine<br />
dreidimensionale Ansicht entsteht durch die schichtweisen Aufnahmen, die als Bilder<br />
abgelegt werden. Der Bilderstapel kann nachher von <strong>alle</strong>n Seiten betrachtet werden.<br />
39
Grundlagen<br />
2.9.3 Weitere Analyseverfahren<br />
Durch die Messung des Kontaktwinkels auf <strong>eine</strong>m Substrat werden die geeigneten spincoating<br />
Parameter ermittelt<br />
Auf <strong>eine</strong>r Oberfläche (s, fest) die von <strong>eine</strong>m Gas (v, gasförmig), meist Luft, umgeben ist kann<br />
sich der Tropfen <strong>eine</strong>r Flüssigkeit (l, flüssig) entweder ausbreiten oder in Tropfenform<br />
bestehen bleiben. <strong>Ist</strong> die Adhäsion zwischen Flüssigkeit und Festsoff groß genug, so ist das<br />
Spreiten des Tropfens energetisch günstiger als die Kohäsion in der Flüssigkeit. In Abbildung<br />
2-22 ist der Kontaktwinkel zwischen Tropfen und Oberfläche eingezeichnet.<br />
Abbildung 2-22: Schematische Darstellung des Kontaktwinkels θ<br />
Im thermodynamischen Gleichgewicht gilt für <strong>eine</strong>n Flüssigkeitstropfen auf <strong>eine</strong>r<br />
Festkörperoberfläche die Young-Gleichung [144]:<br />
δ<br />
s<br />
= δl<br />
⋅cos θ + γ<br />
sl<br />
δ s<br />
δ l<br />
γ sl<br />
θ<br />
Oberflächenspannung des Feststoffs<br />
Oberflächenspannung der Flüssigkeit<br />
Grenzflächenspannung Feststoff/Flüssigkeit<br />
Kontakt-/Randwinkel<br />
Beim Arbeiten mit wässrigen Lösungen stellt der Kontaktwinkel ein Maß für die Hydrophilie<br />
(griechisch: Wasserliebe) <strong>eine</strong>r Oberfläche dar. Für <strong>eine</strong> gute Benetzung mit Wasser bzw.<br />
<strong>eine</strong> hydrophile Oberfläche wird ein Kontaktwinkel von unter 90° gemessen. Bei Winkeln<br />
größer 90° spricht man von <strong>eine</strong>r hydrophoben, also schlecht mit Wasser benetzbaren<br />
Oberfläche. Die vollständige Benetzung beobachtet man bei θ = 0 (siehe Abbildung 2-23).<br />
40
Grundlagen<br />
θ > 90°<br />
schlechte Benetzung<br />
θ < 90°<br />
gute Benetzung<br />
θ = 0°<br />
vollständige Benetzung<br />
Abbildung 2-23: Benetzungsverhalten auf Oberflächen [145]<br />
Zur korrekten Messung darf die Materialoberfläche nicht durch den Tropfen deformiert<br />
werden. Zudem muss auf <strong>eine</strong> zügige Durchführung der Analyse geachtet werden, damit<br />
Volumen- oder Konzentrationsänderung des Tropfens vermieden werden.<br />
Die in der vorliegenden Arbeit angewandte Methode zur Bestimmung des Kontaktwinkels<br />
wird statische Kontaktwinkelanalyse genannt. Dabei wird ein liegender Tropfen aufgebläht<br />
(Fortschreitwinkel) bzw. zusammengezogen (Rückzugswinkel).<br />
Die Schichtdicke von Hyaluronsäurefilmen auf verschiedenen Substraten wird mit Hilfe der<br />
Quarzmikrowaage bestimmt<br />
Werden Hyaluronsäurederivate zu <strong>eine</strong>m Wasser-unlöslichen Film vernetzt, so kann die<br />
Filmdicke mit Hilfe der Quarzmikrowaage (QCM) auf verschiedenen Substraten ermittelt<br />
werden. Das Messprinzip der QCM beruht auf der Änderung der Frequenz und der<br />
Dämpfung <strong>eine</strong>s Quarzkristalls (gezeigt in Abbildung 2-24), der durch Wechselstrom zur<br />
Schwingung angeregt wird.<br />
QCM-Kristall mit<br />
Gold-Elektroden<br />
auf Vorder-und<br />
Rückseite<br />
Anregung zur Schwingung<br />
unbeschichteter<br />
Kristall<br />
beschichteter<br />
Kristall<br />
Frequenz<br />
Fourier<br />
Fourier<br />
Transformation<br />
Zeit<br />
Abbildung 2-24: Schema zur Erklärung des Messprinzips <strong>eine</strong>r Quarzmikrowaage (angelehnt<br />
an Darstellungen von Dr. Ilya Reviakine, Universität Baskenland)<br />
41
Grundlagen<br />
Die Massenänderung auf dem Kristall wird durch Adsorptions- bzw. Desorptionsprozesse<br />
bestimmt. Unter Vakuum-Bedingungen kann beispielsweise das Schichtwachstum dünner<br />
Filme beobachtet werden. In Lösung kann höchst effizient die Affinität zwischen Molekülen<br />
und <strong>eine</strong>r entsprechend funktionalisierten Oberfläche gemessen werden. Durch konstante<br />
Parameter im Betriebsmodus ist <strong>eine</strong> Änderung der Frequenz und der Dämpfung direkt von<br />
der Schichtdicke auf dem Kristall abhängig. Sobald Masse auf dem Kristall deponiert wird<br />
lässt sich nach Sauerbrey [146] die Frequenzänderung quantifizieren und mit der<br />
Masseänderung verknüpfen:<br />
∆ f = −<br />
A<br />
2 f<br />
ρ<br />
2<br />
0<br />
∆<br />
q<br />
µ<br />
q<br />
m<br />
f 0<br />
∆f<br />
∆m<br />
A<br />
ρ q<br />
Resonanzfrequenz<br />
Frequenzänderung<br />
Masseänderung<br />
Fläche zwischen den Elektroden<br />
Dichte des Schwingquarzes<br />
µ q Schermodul des Schwingquarzes<br />
Unter der Annahme, dass ein immobilisierter Hyaluronsäurefilm im trockenen Zustand fest<br />
ist, gleichförmig auf der Oberfläche verteilt ist und <strong>eine</strong> Frequenzänderung kl<strong>eine</strong>r 2 %<br />
aufweist, lässt sich die oben genannte Gleichung anwenden.<br />
Zetapotenzial-Messungen geben Aufschluss über die Oberflächenladung und das Verhalten<br />
<strong>eine</strong>s Hyal-Films in Lösung<br />
An der Grenzfläche zwischen <strong>eine</strong>m Festkörper und <strong>eine</strong>r umgebenden Flüssigkeit lässt sich<br />
<strong>eine</strong> zusätzliche Größe zur Beschreibung der Oberflächenchemie bestimmen: das<br />
Zetapotenzial. In Gegenwart wässriger Lösungen entsteht <strong>eine</strong> Oberflächenladung, wenn<br />
Ionen an <strong>eine</strong>r hydrophoben Oberfläche adsorbieren oder funktionelle Gruppen <strong>eine</strong>r<br />
hydrophilen Oberfläche dissoziieren. Verändert man den pH-Wert der wässrigen Phase, so<br />
lässt sich durch Verschiebung des Adsorptions-Dissoziations-Gleichgewichts das chemische<br />
Verhalten <strong>eine</strong>r Oberfläche beschreiben.<br />
Experimentell erfolgt die Bestimmung des Zetapotenzials aus der Messung des<br />
Strömungspotenzials und des Strömungsstroms. Dabei wird <strong>eine</strong> Oberfläche <strong>eine</strong>m stetig<br />
steigenden Druck durch Überströmen mit <strong>eine</strong>r wässrigen Lösung ausgesetzt. Das<br />
auftretende Strömungspotenzial dU (alternativ der Strömungsstrom dI) hängt linear mit der<br />
Druckdifferenz dp zusammen. Die Steigung der Geraden dU/dp bzw. dI/dp ist proportional<br />
zum Zetapotenzial.<br />
42
Grundlagen<br />
Die Berechnung des Zetapotenzials ζ basiert auf der Smoluchowski-Gleichung [147]:<br />
U s<br />
η L 1<br />
ζ =<br />
∆p<br />
ε ⋅ Q R<br />
ε 0<br />
ζ<br />
U s<br />
∆p<br />
L und Q<br />
η<br />
ε und ε 0<br />
R<br />
Zetapotenzial<br />
Strömungspotential<br />
Druckdifferenz<br />
Länge und Querschnitt des Strömungskanals<br />
Viskosität der Lösung<br />
Permittivität der Lösung bzw. des Vakuums<br />
elektrischer Widerstand<br />
Als Standardelektrolyt wird <strong>eine</strong> 1 mmol/L Lösung <strong>eine</strong>s einfachen Elektrolyts (meist KCl)<br />
verwendet, um Reproduzierbarkeit und Empfindlichkeit der Messungen zu gewährleisten. Da<br />
die Oberflächenladung <strong>eine</strong>s Hyaluronsäure-Films <strong>eine</strong>n Einfluss auf die Anheftung von<br />
Prot<strong>eine</strong>n bzw. Zellen an das Substrat hat, kann das Zetapotenzial der Oberfläche je nach<br />
Modifikation <strong>eine</strong> Aussage über zu beobachtende Adhäsionsprozesse liefern. Der Aufbau<br />
des verwendeten Messapparates ist in Abbildung 2-25 dargestellt.<br />
Abbildung 2-25: Stempelmesszelle zur Bestimmung des Zetapotenzials (Anton Paar ® )<br />
Die Zetapotenzial-Messungen wurden am KIT, Institut für Nukleare Entsorgung, von Herrn<br />
Dr. Johannes Lützenkirchen durchgeführt.<br />
43
Material und Methoden<br />
3 Material und Methoden<br />
3.1 Methoden<br />
3.1.1 Oberflächenbehandlungen<br />
Glasplättchen und QCM-Goldkrist<strong>alle</strong> werden vor Silanisierung der Oberfläche gereinigt.<br />
Dazu werden die Plättchen 15 min in <strong>eine</strong>r Lösung aus 5:1:1 Volumenteilen<br />
H 2 O:NH 3 (konz):H 2 O 2 (32 %) gekocht, anschließend mit reichlich H 2 O gewaschen und danach<br />
im Stickstoffstrom getrocknet. Zur Silanisierung werden die Plättchen 20 min in <strong>eine</strong> Lösung<br />
aus 94 Vol% angesäuertem Methanol (1 mM Essigsäure in MeOH + 5 Vol% Wasser +<br />
1 Vol% 3-(Aminopropyl)-trimethoxysilan) eingetaucht. Anschließend mit reichlich EtOH und<br />
H 2 O waschen und im Stickstoffstrom trocknen.<br />
Polymerfilme aus Polystyrol (PS) oder Polymilchsäure (PLA) werden mit N 2 -Plasma<br />
behandelt. Für die Behandlung von Polymeren in der Plasmakammer werden folgende<br />
Parameter gewählt:<br />
Flow:<br />
Pressure:<br />
RF-Leistung:<br />
50 sccm<br />
266,6 Pa<br />
150 Watt<br />
Polymerfilme aus PS werden durch Lösen von PS in Toluol und anschließendem spincoating<br />
hergestellt. Polymerfilme aus PLA sind kommerziell erhältlich.<br />
3.1.2 Bildung von Hyaluronsäurefilmen und –gelen<br />
Aufschleudern (spin-coating) zur Erzeugung dünner Filme<br />
Die Herstellung dünner gelartiger Filme auf Oberflächen wird mittels Aufschleudern erzielt.<br />
Dazu werden die Versuchslösungen auf ein Plättchen, das auf der Schleuder befestigt ist,<br />
aufgebracht und bei <strong>eine</strong>r Rotationsgeschwindigkeit von 2500 rpm auf dem Substrat verteilt.<br />
Sinnvolle Pipettiermengen zur Erzeugung von Schichten sind in Tabelle 3-1 aufgeführt, die<br />
Konzentrationen der verwendeten Lösungen, die zum Aufschleudern gewählt werden, sind in<br />
Tabelle 3-2 aufgelistet.<br />
Tabelle 3-1: Pipettiermengen zur Beschichtung mittels spin-coating<br />
Art des Plättchens pipettierte Menge<br />
d = 14 mm 25 µL<br />
d = 32 mm 65 µL<br />
d = 47 mm 100 µL<br />
44
Material und Methoden<br />
Tabelle 3-2: Zusammensetzung, Mischungsverhältnisse und Konzentrationen der<br />
aufgeschleuderten Gemische aus Hyaluronsäurederivaten und<br />
Adhäsionsvermittlern<br />
Hyal-Derivate (Angabe der Mischungen<br />
in Volumenanteilen)<br />
AAHyal oder VAHyal oder GMHyal<br />
AAHyal oder VAHyal oder GMHyal + FKS = 2:1<br />
AAHyal oder VAHyal oder GMHyal + FN = 2:1<br />
AAHyal oder VAHyal oder GMHyal + PLL = 2:1<br />
Konzentrationen<br />
15 mg/mL<br />
15 mg/mL + FKS<br />
15 mg/mL + 0,1 mg/mL<br />
15 mg/mL + 0,01 w/v<br />
Um mittels spin-coating gleichmäßige Schichten erzeugen zu können, ist ein Gemisch aus<br />
EtOH:H 2 O = 1:1 als Lösungsmittel zu verwenden. Alle AAHyal-Lösungen werden vor dem<br />
spin-coating durch <strong>eine</strong>n Millipore-Spritzenfilter der Porengröße 0,45 µm filtriert. Für VAHyal<br />
und GMHyal enthält das Lösungsmittel zudem 0,1 % Irgacure 2959 (Ic) und 0,1 % N-<br />
Vinylpyrrolidon (Vp). Das Verdünnen der Lösungen aus den kommerziell erhältlichen<br />
Stammlösungen fötales Kälberserum (FKS), Fibronectin (FN) oder Poly-L-Lysin (PLL) erfolgt<br />
mit H 2 O dest. Peptide werden in r<strong>eine</strong>m MeOH oder Gemischen aus MeOH:H 2 O = 1:1 in<br />
<strong>eine</strong>r Konzentration von 5 % w/v gelöst, durch <strong>eine</strong>n Millipore-Spritzenfilter der Porengröße<br />
0,25 µm filtriert und entsprechend verdünnt. Bei Hyal-Protein-Mischungen wird kein Ausfällen<br />
bzw. k<strong>eine</strong> Agglomeration der Prot<strong>eine</strong> durch den Ethanol-Anteil im Lösungsmittel<br />
beobachtet.<br />
Gele in Mikroskop-Kammern<br />
Die Herstellung von Gelen in Kavitäten wird in Mikroskop-Kammern der Firma ibidi (siehe<br />
Abbildung 3-1) erzielt. Dazu werden 10 µL der zu gelierenden Hyaluronsäure-Lösungen in<br />
die Vertiefungen pipettiert und mittels UV-Bestrahlung zu <strong>eine</strong>m Gel vernetzt.<br />
Abbildung 3-1: Mikroskop-Kammer der Firma ibidi (München)<br />
Die Konzentrationen der verwendeten Lösungen, die zur Gelbildung verwendet werden, sind<br />
in Tabelle 3-3 aufgelistet. Alle AAHyal-Lösungen werden vor der Gelierung durch <strong>eine</strong>n<br />
Millipore-Spritzenfilter der Porengröße 0,45 µm filtriert. Für VAHyal und GMHyal enthält das<br />
Lösungsmittel zudem 0,1 % Ic und 0,1 % Vp. Zu 50 µL der Reaktionsmischung aus ATAHyal<br />
45
Material und Methoden<br />
und PAHyal wird zur Gelbildung 10-40 µL <strong>eine</strong>r 0,1 %igen wässrigen CuCl-Lösung<br />
zugegeben.<br />
Tabelle 3-3: Konzentrationen der Hyaluronsäure-Lösungen zur Hydrogelbildung und zur<br />
Hydrogelbildung bei Anwendungen in der Zellkultur<br />
Hyal-Derivate<br />
AAHyal oder VAHyal oder GMHyal<br />
ATAHyal + PAHyal<br />
Hyal-Derivate<br />
AAHyal oder VAHyal oder GMHyal<br />
ATAHyal + PAHyal<br />
AAHyal oder VAHyal oder GMHyal<br />
+ Collagen<br />
Konzentrationen<br />
15 mg/mL<br />
15 mg/0,5 mL + 15 mg/0,5 mL<br />
Konz. bei Anwendungen in der Zellkultur<br />
30 mg/mL<br />
15 mg/0,5 mL + 15 mg/0,5 mL<br />
30 mg/mL<br />
+ 2,5mg/mL oder 1,5mg/mL oder 0,5mg/mL<br />
Für Anwendungen in der Zellkultur:<br />
• beträgt der Gehalt an Ic und Vp 0,2 % im Lösungsmittel, da später bei Zellzugabe<br />
<strong>eine</strong> 1:1 Verdünnung hergestellt wird,<br />
• wird als Lösungsmittel steriler doppelt konzentrierter HKR-PenStrep Puffer oder<br />
steriler doppelt konzentrierter PBS-/- Puffer 4 verwendet,<br />
• werden je 3 µL verschieden konzentrierter CuCl Lösungen zur Bildung von Click-Hyal<br />
zugesetzt, was <strong>eine</strong>r Konzentration von 0,25-0,5 % CuCl pro 10 µl (= 0,25-0,5 µmol je<br />
Mikroskopierkammer) entspricht,<br />
• werden die Hyal-Lösungen vor Gelierung mittels UV-Bestrahlung mit der<br />
Zellsuspension bzw. mit r<strong>eine</strong>m Nährmedium im Verhältnis 1:1 vermischt.<br />
Die Vernetzung von Hyaluronsäurederivaten mittels Photocrosslinking (Bildung von pclHyal)<br />
und die Photoimmobilisierung von Peptiden auf pclHyal<br />
Mit <strong>eine</strong>r Hochdruck-Quecksilberdampflampe werden photoreaktive Hyal-Derivate für 15 min<br />
in <strong>eine</strong>m Abstand von 20 cm zwischen Lichtquelle und Proben-Plättchen oder Proben-Gefäß<br />
bestrahlt. Zusätzlich können Musterschablonen (siehe Abbildungen 3-2) aufgelegt werden,<br />
sodass Teilbereiche (in den Abbildungen dunkelblau bzw. schwarz eingefärbt) nicht bestrahlt<br />
werden (M1-M7 und M9 Chrom auf Glas, M8 Gold auf Glas).<br />
4 PBS-/- entspricht PBS ohne Ca 2+ und ohne Mg 2+ 46
Material und Methoden<br />
M8<br />
M9<br />
Abbildungen 3-2: Masken zur Verwendung beim Bestrahlen mit UV<br />
Die verwendete Hochdruck-Quecksilberdampflampe hat <strong>eine</strong> Strahlungsleistung von 22-<br />
23 mW cm -2 bei 405 nm, 11-13 mW cm -2 bei 365 nm und 0.6-0.8 mW cm -2 bei 240 nm.<br />
In der Literatur werden unterschiedliche Bestrahlungszeiten bei unterschiedlichen<br />
Lampenleistungen angegeben. [37, 43, 76, 77, 98, 79, 80] In dieser Arbeit konnten bei<br />
Anwendung unterschiedlicher UV-Lampen k<strong>eine</strong> signifikanten Unterschiede in der Hyal-<br />
Filmbildung oder während der Bildung von Hydrogelen beobachtet werden.<br />
Die Photoimmobilisierung von Peptiden auf pclHyal verläuft entsprechen dem in Abbildung<br />
3-3 gezeigten Schema.<br />
47
Material und Methoden<br />
Abbildung 3-3: Schematische Darstellung der Reihenfolge zur Immobilisierung und<br />
Strukturierung photoreaktiver Peptide auf pclHyal<br />
Nach <strong>alle</strong>n Prozessen des Photocrosslinkings wird zur Entfernung unvernetzter Hyal-<br />
Derivate oder überschüssiger Peptide ein Wasch-Schritt durchgeführt. Dabei wird das<br />
Substrat für mindestens 10 min in H 2 O dest getaucht. Das Waschen der Substrate im<br />
Ultraschallbad führt in manchen Fällen zum Ablösen der pclHyal-Schichten und ist daher<br />
nicht zu empfehlen.<br />
Peptid-Immobilisierung mittels Mikro-Kontakt-Stempeln auf pclHyal<br />
Stempelherstellung: Zunächst wird das Silikon-Elastomer laut Herstellerangabe durch<br />
Mischen mit dem Härter im Verhältnis 10:1 angerührt. Man gießt die PDMS-Mischung in <strong>eine</strong><br />
Petrischale, entfernt Gasblasen aus der Lösung durch das Anlegen von Vakuum (5 min) und<br />
lässt das Silikon für 3 h bei 60°C aushärten. Nach dem Schneiden des Silikons in<br />
entsprechend dimensionierte Stempel, wird die untere Seite des PDMS, die während des<br />
Aushärtens in Kontakt mit der Petrischale war, zum Stempeln von Peptidlösungen<br />
verwendet.<br />
Peptidimmobilisierung: Dazu wird der Stempel mit Peptidlösung benetzt und diese durch<br />
mehrfaches Abstempeln auf die gewünschte pclHyal-Oberfläche aufgebracht. Der<br />
Stempelabdruck funktioniert durch <strong>eine</strong>n geringen Anpressdruck über 30 s. Anschließend<br />
wird die Probe UV-belichtet, sodass das Peptid photochemisch auf dem bereits vernetzten<br />
Hyal-Derivat angebunden wird. Anschließend wird ein Wasch-Schritt durchgführt, um<br />
überschüssiges Peptid zu entfernen.<br />
48
Material und Methoden<br />
3.1.3 SMART-Prozess: das Mikrothermoformen Hyaluronsäure-beschichteter PLA-<br />
Substrate<br />
In diesem Abschnitt wird das SMART-Verfahren zur Verformung <strong>eine</strong>s Polymers unter<br />
Beibehaltung s<strong>eine</strong>r Oberflächenmodifizierung erläutert.<br />
Zunächst wird die PLA-Folie auf <strong>eine</strong>m Formwerkzeug mit Hilfe <strong>eine</strong>s bioverträglichen<br />
Klebstoffs fixiert, um ein Verschieben der Folie während des Formprozesses zu vermeiden.<br />
Bei dem Formwerkzeug handelt es sich um <strong>eine</strong> mikrostrukturierte Messingplatte mit 25 x 25<br />
gefrästen Löchern, die <strong>eine</strong>n Durchmesser von 350 µm aufweisen (siehe Abbildung 3-4). Die<br />
Dicke der Messingplatte entspricht der maximal möglichen Tiefe von 300 µm für PLA-<br />
Mikrokavitäten, wie sie beim Thermoformprozess erzeugt werden können.<br />
Abbildung 3-4: Das Formwerkzeug ist <strong>eine</strong> 300 µm dicke Messingplatte mit <strong>eine</strong>r Größe von<br />
50 x 50 mm 2 und gefrästen Löchern in <strong>eine</strong>m Bereich von 10 x 10 mm<br />
Die Verwendung des vorgestellten Formwerkzeugs bietet die Möglichkeit, dessen Muster<br />
genau entlang dem Muster <strong>eine</strong>r Photomaske auszurichten, sodass vor dem<br />
Thermoformprozess ortspezifisch VAHyal photoimmobilisiert werden kann. Die Reihenfolge<br />
der Behandlung <strong>eine</strong>r PLA-Folie zur Beschichtung und zum Mikrothermoformens ist<br />
schematisch in Abbildung 3-5 dargestellt.<br />
49
Material und Methoden<br />
Abbildung 3-5: Die Bearbeitung des PLA-Films umfasst N 2 -Plasma Behandlung, VAHyal<br />
spin-coating, UV-Bestrahlung durch <strong>eine</strong> Maske, Muster-Entwicklung und<br />
Mikrothermoformen<br />
Der eigentliche Prozess des Mikrothermoformens wird auf <strong>eine</strong>r Heißprägemaschine<br />
durchgeführt. Wie in Abbildung 3-6 gezeigt, wird das Formwerkzeug mit dem Polymerfilm<br />
zwischen zwei polierten Messingplatten eingesetzt, so dass die pclVAHyal-Fläche auf der<br />
PLA-Folie nach unten in Richtung der Gaseinlässe zeigt. Nach dem Schließen und<br />
Evakuieren der Prägemaschine wird der Aufbau auf 60°C erhitzt. Bei dieser Temperatur ist<br />
das mechanische Verformen ohne Zerstörung der PLA-Polymerstruktur möglich. Durch das<br />
Anlegen von 2-3 MPa über das Gegenwerkzeug wird die aufgeweichte PLA-Folie in die<br />
Vertiefungen zwischen Formwerkzeug und Messingplatte gepresst. Nach dem Abkühlen der<br />
Prägemaschine kann der thermogeformte Film mit Hilfe <strong>eine</strong>s Skalpells vom Formwerkzeug<br />
abgelöst werden. Die Einformtiefe variiert je nach angelegtem Druck zwischen 90-200 µm.<br />
50
Material und Methoden<br />
Abbildung 3-6: Der Thermoform-Prozess wird in <strong>eine</strong>r Heißprägemaschine zwischen zwei<br />
Hochglanz-Messingplatten durchgeführt<br />
3.2 Synthesen der Hyaluronsäure-Derivate<br />
3.2.1 Darstellung von AAHyal [43]<br />
N 3<br />
*<br />
Na<br />
O O OH<br />
HO<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
+<br />
N 3<br />
NH 2<br />
a) EDC<br />
b) EDC + NHS<br />
c) EDC + sNHS<br />
H 2 O, pH 7<br />
4°C, 24 h<br />
*<br />
O NH OH<br />
HO<br />
O O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) und 4-Azidoanilin (85 mg, 0,5 mmol) werden in ca.<br />
20 mL H 2 O dest gelöst.<br />
Syntheseweg a:<br />
Dazu gibt man EDC (96 mg, 0,5 mmol) und stellt mit 0.1 N NaOH die Lösung auf pH 7 ein.<br />
Anschließend wird für 24 h bei 4°C im Dunklen gerührt.<br />
Syntheseweg b:<br />
Dazu gibt man EDC (96 mg, 0,5 mmol) sowie NHS (58 mg, 0,5 mmol) und stellt mit 0.1 N<br />
NaOH die Lösung auf pH 7 ein. Anschließend wird für 24 h bei 4°C im Dunkeln gerührt.<br />
Syntheseweg c:<br />
Dazu gibt man EDC (96 mg, 0,5 mmol) sowie sNHS (109 mg, 0,5 mmol) und stellt mit 0.1 N<br />
NaOH die Lösung auf pH 7 ein. Anschließend wird für 24 h bei 4°C im Dunkeln gerührt.<br />
Syntheseweg a, b und c:<br />
Die Reaktionslösung wird 48 h gegen H 2 O dest dialysiert, in Falcon-Tubes überführt und<br />
schließlich lyophilisiert.<br />
51
Material und Methoden<br />
Ausbeute bzw. Modifzierungsgrad:<br />
Mittels UV/Vis Spektroskopie wird der Gehalt an gebundenem 4-Azidoanilin (AA) bestimmt.<br />
Dazu wird die Absorption äquimolarer Lösungen (c = 0,04 µmol) aus AA bzw. AAHyal<br />
bestimmt. Die Anbindung des 4-Azidoanilin kann zudem im 1 H-NMR nachgewiesen werden.<br />
1 H-NMR (600 MHz, D 2 O, 25°C) δ = 7.58 (m, 1H, H-Aromat), 7.29 (m, 1H, H-Aromat),<br />
7.20-7.09 (m, 2H, H-Aromat), 4.54-4.46 (m, 2H, OH-CH 2 -), 3.83-3.10 (m, 10H,<br />
H-Polysaccharid), 2.02 (s, 3H, CH 3 -).<br />
3.2.2 Darstellung von VAHyal [98]<br />
*<br />
Na<br />
O O OH<br />
HO<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
+<br />
NH 2<br />
EDC<br />
O NH OH<br />
PBS, pH 3<br />
HO<br />
4°C, 24 h O O<br />
* O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) werden in 100 mL PBS-/- gelöst. Man gibt EDC<br />
(96 mg, 0,5 mmol) zu, rührt für 15 min und stellt dann den pH-Wert der Reaktionslösung mit<br />
1 N HCl auf 3 ein. Nach der Zugabe von 4-Vinylanilin (VA) (120 µL, 1 mmol) wird für 24 h bei<br />
4°C gerührt. Die Reaktionslösung wird 48 h gegen H 2 O dest dialysiert, in Falcon-Tubes<br />
überführt und schließlich lyophilisiert.<br />
Mittels UV/Vis Spektroskopie wird der Gehalt an gebundenem VA bestimmt. Dazu wird die<br />
Absorption von Lösungen aus VA (c = 0,04 nmol) bzw. VAHyal (c = 0,04 µmol) bestimmt. Die<br />
Anbindung des 4-Vinylanilins kann zudem im 1 H-NMR nachgewiesen werden.<br />
1 H-NMR (250 MHz, D 2 O, 25°C) δ = 7.49 (m, 4H, H-Aromat), 6.75 (m, 1H, Vinyl-CH-),<br />
5.22 (m, 1H, Vinyl-CH 2 -), 4.56 (m, 2H, OH-CH 2 -), 3.63-3.41 (m, 10H, H-<br />
Polysaccharid), 1.93 (s, 3H, CH 3 -).<br />
52
Material und Methoden<br />
3.2.3 Darstellung von ATAHyal [95]<br />
N 3<br />
O<br />
N 3<br />
O<br />
*<br />
Na<br />
O O OH<br />
HO<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
+<br />
O<br />
O<br />
O<br />
H 2 N<br />
O<br />
EDC, NHS<br />
O NH OH<br />
MES, pH 4<br />
HO<br />
4°C, 24 h O<br />
* O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
Zu Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) gelöst in 4 mL MES wird 11-Azido-3,6,9-<br />
trioxaundecan-1-amin (385 µL, 1,94 mmol) pipettiert. Nach Zugabe von EDC (239 mg,<br />
1,25 mmol) und NHS (144 mg, 1,25 mmol) wird für 24 h bei Raumtemperatur gerührt. Die<br />
Reaktionslösung wird dann 24 h lang gegen <strong>eine</strong> gesättigte NaCl-Lösung dialysiert,<br />
anschließend für 5 Tage gegen H 2 O. Man erhält das Produkt nach Lyophilisation als weißen<br />
Feststoff.<br />
Die Anbindung von 11-Azido-3,6,9-trioxaundecan-1-amin kann über 1 H-NMR nachgewiesen<br />
werden.<br />
1 H-NMR (250 MHz, D 2 O, 25°C) δ = 4.56 (m, 2H, OH-CH 2 -), 3.79-3.27 (m, 24H, H-<br />
Polysaccharid und H-Trioxaundecan), 2.62 (m, 1H, -CH 2 -N 3 ), 2.39 (m, 1H, -<br />
CH 2 -N 3 ), 1.98 (s, 3H, CH 3 -).<br />
3.2.4 Darstellung von PAHyal [95]<br />
*<br />
Na<br />
O O OH<br />
HO<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
+<br />
EDC, NHS<br />
O NH OH<br />
MES, pH 4<br />
HO<br />
4°C, 24 h O O<br />
* O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
NH 2<br />
53<br />
O<br />
*<br />
n
Material und Methoden<br />
Zu Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) gelöst in 4 mL MES wird Propargylamin (122 µL,<br />
1,78 µmol) pipettiert. Nach Zugabe von EDC (239 mg, 1,25 mmol) und NHS (144 mg,<br />
1,25 mmol) wird für 24 h bei Raumtemperatur gerührt. Die Reaktionslösung wird dann 24 h<br />
lang gegen <strong>eine</strong> gesättigte NaCl-Lösung dialysiert, anschließend für 5 Tage gegen H 2 O. Man<br />
erhält das Produkt nach Lyophilisation als weißen Feststoff.<br />
Die Anbindung von Propargylamin kann über 1 H-NMR nachgewiesen werden.<br />
1 H-NMR (250 MHz, D 2 O, 25°C) δ = 4.56 (m, 2H, OH-CH 2 -), 3.97-3.32 (m, 12H, H-<br />
Polysaccharid und –NH-CH 2 ), 2.58 (m, 1H, -C≡CH), 1.98 (s, 3H, CH 3 -).<br />
3.2.5 Darstellung von GMHyal<br />
*<br />
Na<br />
O O OH<br />
HO<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
+<br />
O<br />
O<br />
O<br />
a, d, e) NEt 3 , Bu 4 NBr<br />
b) pH = 8<br />
c) pH = 8<br />
a) 25 °C, 12 h<br />
60 °C, 1 h<br />
b) 4°C, 24 h<br />
c) 0°C, 12 h<br />
d) 25°C, 24 h<br />
e) 25°C, 5d<br />
*<br />
O<br />
O<br />
Na<br />
O O O<br />
HO<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
Syntheseweg a:[37]<br />
Zu Natriumhyaluronan (50 mg, 0,13 mol) gelöst in 5 mL H 2 O, werden nacheinander NEt 3<br />
(0,15 mL, 1,08 mol), GMA (0,15 mL, 1,13 mol), tBu 4 NBr (110,0 mg, 0,34 mol) gegeben und<br />
über Nacht bei Raumtemperatur gerührt. Dann wird die Reaktionslösung 1 h lang auf 65°C<br />
erhitzt und noch lauwarm auf das 20ig-fache Volumen an Aceton (20 mL) gegossen. Es<br />
bildet sich ein weißer Niederschlag, der abfiltriert werden kann. Beim Versuch, den<br />
Niederschlag noch zweimal mit H 2 O zu waschen, bildet sich ein fester weißer Brocken, der<br />
sich nicht mehr in wässrigen Lösungsmitteln löst. Das Lösungsmittel wird am<br />
Rotationsverdampfer entfernt und das Produkt lyophilisiert.<br />
Syntheseweg b:[77]<br />
Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) werden in 5 mL H 2 O dest gelöst. GMA (0,67 ml,<br />
4,98 mmol) wird hinzu pipettiert und die Lösung mit 0.1 N NaOH auf pH 8 eingestellt. Es wird<br />
über Nacht bei 4°C gerührt, anschließend auf EtOH gegossen. Es bildet sich ein weißer<br />
Niederschlag, der abfiltriert wird und mit EtOH gewaschen wird. Das Produkt wird im<br />
Exsikkator getrocknet.<br />
Syntheseweg c:[76]<br />
Natriumhyaluronan (30 mg, 0,08 mmol) wird in 3 mL H 2 O dest. gelöst und mit 0.1 N NaOH<br />
wird auf pH 8 eingestellt. Nach Zugabe von GMA (0,02 mL, 1,51 mmol) wird über Nacht auf<br />
Eis gerührt. Anschließend wird das Produkt gegen H 2 O dest für 48 h dialysiert und danach<br />
gefriergetrocknet.<br />
54
Material und Methoden<br />
Syntheseweg d:[81]<br />
Zu Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) gelöst in 10 mL H 2 O dest gelöst und mit dem<br />
20ig-fachen Überschuss an GMA (0,67 mL, 4,98 mmol) versetzt. Zudem gibt man NEt 3<br />
(6,96 µL, 0,05 mmol) und tBu 4 NBr (16,0 mg, 0,05 mmol) hinzu und rührt bei Raumtemperatur<br />
für 24 h. Anschließend wird das Produkt zunächst gegen 0.1 M NaCl-Lösung für 24 h,<br />
anschließend gegen H 2 O dest für 48 h dialysiert und anschließend lyophilisiert.<br />
Syntheseweg e:[80]<br />
Natriumhyaluronan (200 mg, 0,5mmol) wird in 40 mL PBS-/- und 14 mL DMF gelöst. Nach<br />
Zugabe von GMA (2,47 mL, 18,7 mmol) und NEt 3 (1,84 mL, 13,2 mmol) wird für 5 Tage bei<br />
Raumtemperatur gerührt. Die Reaktionslösung wird auf das 20ig-fache Volumen an Aceton<br />
gegossen; ein weißer Niederschlag fällt aus. Dieser wird abfiltriert und der feste weiße<br />
Rückstand wird im Trockenschrank bei 50°C getrocknet. Anschließend wird das Produkt in<br />
H 2 O dest gelöst, für 72 h gegen H 2 O dest. dialysiert und schließlich lyophilisiert.<br />
Die Anbindung von Glycidylmethacrylat kann über 1 H-NMR nachgewiesen werden.<br />
1 H-NMR (600 MHz, D 2 O, 25°C) δ = 6.18 (m, 1H, =CH 2 ), 5.74 (m, 1H, =CH 2 ), 4.55-4.46<br />
(m, 2H, OH-CH 2 -), 3.83-3.34 (m, 10H, H-Polysaccharid, 2.02 (s, 3H, CH 3 -),<br />
1.94 (m, 1H, -CH).<br />
3.2.6 Darstellung von MAHyal<br />
*<br />
Na<br />
O O OH<br />
HO<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
+<br />
O<br />
O<br />
O<br />
a) 1%ige Lsg., pH = 8<br />
b) 2%ige Lsg., pH = 8<br />
a) auf Eis, 24 h, Dialyse<br />
b) 4°C, 24 h,<br />
mit EtOH fällen<br />
*<br />
O<br />
O<br />
Na<br />
O O O<br />
HO<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
HO OH NH<br />
O<br />
*<br />
n<br />
Syntheseweg a:[76]<br />
Natriumhyaluronan (500,0 mg, 1,25 mmol) wird in 45 mL H 2 O dest gelöst und mit 0.1 N<br />
NaOH wird auf pH-Wert von 8 eingestellt. Nach der Zugabe von Methacrylsäureanhydrid<br />
(3,7 mL, 25,0 mmol) wird für 24 h auf Eis gerührt. Anschließend wird das Produkt gegen H 2 O<br />
dest für 48 h dialysiert und danach gefriergetrocknet.<br />
Syntheseweg b:[77]<br />
Natriumhyaluronan (500,0 mg, 1,25 mmol) wird in 20 mL H 2 O dest gelöst und mit 0.1 N<br />
NaOH wird ein pH-Wert von 8 eingestellt. Nach der Zugabe von Methacrylsäureanhydrid<br />
(3,7 mL, 25,0 mmol) wird für 24 h bei 4°C gerührt. Das Produkt wird anschließend mit EtOH<br />
ausgefällt, mit EtOH gewaschen und danach im Exsikkator getrocknet.<br />
55
Material und Methoden<br />
Die Anbindung von Methacrylsäureanhydrid kann nicht über 1 H-NMR nachgewiesen werden.<br />
3.2.7 Darstellung von GMHyal und MAHyal mit Hyal (MW 50; 350; 1100 kDa)<br />
Je 50 mg Hyaluronan (0,125 mmol) werden in 5 mL H 2 O dest gelöst. Einzig der pH-Wert der<br />
verwendeten Lösungen wird nicht justiert, da die Lösungen hochviskos sind. Eine<br />
Überprüfung zeigt jedoch pH-Werte von 8,67 (50 kDa) und 9,08 (350 kDa) und 8,55 (1100<br />
kDa).<br />
GMHyal: Es wird zu jeder Hyal-Lösung GMA (496 µL, 3,75 mmol) pipettiert.<br />
MAHyal: Es wird zu jeder Hyal-Lösung MA (556 µL, 3,75 mmol) pipettiert<br />
Die Reaktionslösungen werden bei 4°C über Nacht gerührt, anschließend gegen H 2 O dest.<br />
dialysiert und schließlich die Produkte lyophilisiert.<br />
3.3 Synthesen der Peptid-Derivate<br />
3.3.1 Darstellung von Ahx 3 [148]<br />
H 2 N<br />
O<br />
H<br />
N<br />
O<br />
N<br />
H<br />
O<br />
OH<br />
Harzbeladung:<br />
Die Durchführung erfolgt wie in Anhang B beschrieben.<br />
Tabelle 3-4: Harzbeladung in 5 mL NMP<br />
TCP (1,55 mmol/g) 500,0 mg 0.75 mmol<br />
Fmoc-ε-Ahx-OH 603,0 mg 1,70 mmol 2.2 eq zum Harz<br />
DIEA 1,131 mL 6,82 mmol 4.0 eq zur AS<br />
Aminosäure-Kopplungen:<br />
Die Durchführung erfolgt wie in Anhang B beschrieben.<br />
Tabelle 3-5: Sequentielle Synthese in 3 mL DMF:NMP = 1:1<br />
Fmoc-ε-Ahx-TCP (0,346 mmol/g) 350,0 mg 0,12 mmol<br />
Fmoc-ε-Ahx-OH 90,10 mg 0,25 mmol 2.1 eq zum Harz<br />
HOBt 32,72 mg 0,24 mmol 2.0 eq zum Harz<br />
HBTU 87,27 mg 0,23 mmol 1.9 eq zum Harz<br />
DIEA 80,3 µL 0,48 mmol 2.0 eq zur AS<br />
56
Material und Methoden<br />
Die Abspaltung des Reaktionsproduktes vom Trägermaterial erfolgt wie in Anhang B<br />
beschrieben mit TFA.<br />
Massenspektrum:<br />
(m/z) 580 (M+Fmoc)<br />
3.3.2 Darstellung von AZB-Ahx 3<br />
O<br />
N 3<br />
O O<br />
N<br />
O<br />
+<br />
H<br />
N<br />
H<br />
O<br />
3<br />
DMF<br />
25°C, 2h<br />
O<br />
N<br />
H<br />
O<br />
3<br />
N 3<br />
Die Synthese wird an der Festphase durchgeführt. AZB-NHS (35,6 mg, 0,14 mmol) und EDC<br />
(78,4 mg, 0,41 mmol) werden in 1 mL DMSO:H2O = 1:1 aufgeschlämmt (es erfolgt k<strong>eine</strong><br />
vollständige Lösung) und zu Fmoc-entschütztem Ahx 3 gebunden an TCP-Harz (100 mg,<br />
0,1 mmol) gegeben. Man lässt für 2 h reagieren und wäscht anschließend dreimal mit dem<br />
Lösungsmittelgemisch nach. Die Abspaltung des Produktes vom Harz erfolgt wie unter<br />
Kapitel xy beschrieben mit TFA.<br />
Massenspektrum: (m/z) 503.3 (M+H + )<br />
3.3.3 Darstellung von VIB-Ahx 3<br />
O<br />
O<br />
N<br />
O<br />
O<br />
+<br />
H<br />
N<br />
H<br />
O<br />
3<br />
DMF<br />
25°C, 2h<br />
O<br />
N<br />
H<br />
O<br />
3<br />
Die Synthese wird an der Festphase durchgeführt. VIB-NHS (34,3 mg, 0,14 mmol) wird in<br />
1 mL DMF gelöst und zu Fmoc-entschütztem Ahx 3 gebunden an TCP-Harz (100 mg,<br />
0,1 mmol) gegeben. Man lässt für 2 h reagieren und wäscht anschließend dreimal mit DMF<br />
nach. Die Abspaltung des Produktes vom Harz erfolgt wie unter Kapitel xy beschrieben mit<br />
TFA.<br />
Massenspektrum: (m/z) 488.3 (M+H + )<br />
57
Material und Methoden<br />
3.3.3.1 Darstellung von N-((4-Azidobenzoyl)oxy)succinimid [149]<br />
N 3<br />
N 3<br />
+<br />
O<br />
O<br />
OH<br />
HO<br />
N<br />
O<br />
THF, DCC<br />
25°C, 12 h<br />
O<br />
O<br />
N<br />
O<br />
O<br />
Die Reaktion wird im Dunkeln durchgeführt. Zu <strong>eine</strong>r Lösung aus 4-Azidobenzoesäure<br />
(4,79 g, 29,36 mmol) und NHS (3,72 g, 32,32 mmol) in 75 mL THF wird über 3 h unter<br />
Eiskühlung <strong>eine</strong> Lösung aus DCC (6,67 g, 32,33 mmol) in 25 mL THF zugetropft. Es bildet<br />
sich ein weißlicher Niederschlag. Man lässt das Gemisch auf Raumtemperatur erwärmen<br />
und rührt über Nacht. Der Rückstand wird abfiltriert und das Filtrat am Rotationsverdampfer<br />
eingeengt. Das Produkt wird aus Isopropylalkohol/Isopropylether = 1:1 umkristallisiert. Man<br />
erhält ein hellrosa gefärbtes Pulver, Ausbeute: 3,90 g (51 %).<br />
1 H-NMR (300 MHz, CDCl 3 , 25 °C) δ = 8.06 (m, 2H, H-Aromat), 7.31 (m, 2H, H-Aromat),<br />
2.85 (m, 4H, -CH 2 CH 2 -).<br />
3.3.3.2 Darstellung von N-((4-Vinylbenzoyl)oxy)succinimid<br />
O<br />
O<br />
OH<br />
+<br />
HO<br />
N<br />
O<br />
THF, DCC<br />
0-25°C, 12 h<br />
O<br />
O<br />
N<br />
O<br />
O<br />
Zu <strong>eine</strong>r Lösung aus 4-Vinylbenzoesäure (1,0 g, 6,75 mmol) und NHS (0,87 g, 7,56 mmol) in<br />
20 mL THF wird über 45 min unter Eiskühlung <strong>eine</strong> Lösung aus DCC (1,55 g, 7,52 mmol) in<br />
6 mL THF zugetropft. Danach lässt man die Reaktionslösung auf Raumtemperatur erwärmen<br />
und rührt über Nacht. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und<br />
säulenchromatographisch aufgereinigt (Eluens Ethylacetat:Pentan = 1:1). Man erhält ein<br />
weißes Pulver, Ausbeute: 1,63 g (98 %).<br />
1 H-NMR (300 MHz, CDCl 3 , 25 °C) δ = 8.09 (m, 2H, H-Aromat), 7.53 (m, 2H, H-Aromat),<br />
6.82-6.72 (m, 1H, H-Vinyl), 5.93 (m, 1H, H-cis), 5.46 (m, 1H, H-trans), 2.91 (m,<br />
4H, -CH 2 CH 2 -).<br />
58
Material und Methoden<br />
3.3.4 Darstellung linearer Peptide<br />
GGGR(Pbf)GD(tBu)S(Mtr)P-TCP bzw. GGGR(Pbf)D(tBu)GS(Mtr)P-TCP<br />
An der Festphase (TCP) wird am automatischen Peptid-Synthesizer mittels Fmoc-Strategie<br />
die Aminosäuresequenz GGGRGDSP bzw. GGGRDGSP hergestellt.<br />
Massenspektrum: (m/z) 702.4 (M+H + )<br />
Darstellung von AZB-GGGRGDSP bzw. AZB-GGGRDGSP<br />
N 3<br />
O<br />
O N<br />
O<br />
O<br />
+ GGGR(Pbf)GD(tBu)GS(Mtr)P<br />
1) DMF, 25 °C, 3 h<br />
2) cleavage (TFA)<br />
N 3<br />
GGGRGDGSP<br />
Das Peptid wird nicht zuvor vom Harz abgespalten, stattdessen wird das Peptid Fmocentschützt.<br />
Anschließend lässt man das Harz 15 min in DMF quellen, entfernt das<br />
Lösungsmittel wieder und gibt 1,5 Äquivalente AZB-NHS hinzu (ausgehend von <strong>eine</strong>r<br />
Harzbeladung mit 1 mmol/g). Nach <strong>eine</strong>r Reaktionszeit von 3 h wird das Produkt mit TFA<br />
vom Harz abgespalten und dabei vollständig entschützt.<br />
O<br />
Massenspektrum: (m/z) 847.5 (M+H + )<br />
Darstellung von VIB-GGGRGDSP bzw. VIB-GGGRDGSP<br />
O<br />
O N<br />
O<br />
O<br />
+ GGGR(Pbf)GD(tBu)GS(Mtr)P<br />
1) DMF, 25 °C, 3 h<br />
2) cleavage (TFA)<br />
GGGRGDGSP<br />
Das Peptid wird nicht zuvor vom Harz abgespalten, stattdessen wird das Peptid Fmocentschützt.<br />
Anschließend lässt man das Harz 15 min in DMF quellen, entfernt das<br />
Lösungsmittel wieder und gibt 1,5 Äquivalente VIB-NHS hinzu (ausgehend von <strong>eine</strong>r<br />
Harzbeladung mit 1 mmol/g). Nach <strong>eine</strong>r Reaktionszeit von 3 h wird das Produkt mit TFA<br />
vom Harz abgespalten und dabei vollständig entschützt.<br />
O<br />
Massenspektrum: (m/z) 832.4 (M+H + )<br />
59
Material und Methoden<br />
3.3.5 Darstellung zyklischer Peptide<br />
Zyklo[R(Pbf)GD(tBu)fK(Dde)]<br />
O<br />
HN<br />
O NH<br />
S NH<br />
O<br />
O<br />
O HN<br />
HN<br />
O O<br />
NH<br />
O<br />
O<br />
NH<br />
O<br />
H<br />
N<br />
O<br />
N<br />
H<br />
O<br />
Das lineare Peptid Fmoc-Asp(tBu)-D-Phe-Lys(Dde)-Arg(Pbf)-Gly-OH wird mittels Fmoc-<br />
SPPS auf TCP-Harz am Peptid-Synthesizer hergestellt. Das Abspalten des Trägermaterials<br />
erfolgt mit dem in Kapitel xy vorgestellten HFIP-cleavage cocktail. Die Zyklisierung erfolgt in<br />
stark verdünnter Lösung (100 mg Peptid in 200 mL DCM:DMF = 1:1) mit den in 0,5 mL DMF<br />
gelösten Kopplungsreagenzien HOBt (1.2 eq) und DIC (1.2 eq). Nach 5 Tagen Rühren bei<br />
Raumtemperatur wird die Lösung am Rotationsverdampfer eingeengt und schließlich das<br />
Lösungsmittel abdestilliert. Das Produkt wird in AN:H 2 O = 1:1 erneut gelöst und lyophilisiert.<br />
Massenspektrum:<br />
(m/z) 1076.7 (M)<br />
Selektives Entfernen der Schutzgruppe Dde<br />
Zu dem zyklische Peptid (R(Pbf)GD(tBu)fK(Dde) wird <strong>eine</strong> Lösung aus 2 % Hydrazin-Hydrat<br />
in DMF gegeben. Nach 10 min ist das Produkt vollständig Dde-entschützt. Für die<br />
Aufarbeitung wird zur Reaktionslösung das 10-fache Volumen H 2 O dest. gegeben. Man<br />
schüttelt mehrmals mit Essigsäureethylester aus und erhält das Produkt in der organischen<br />
Phase. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Peptid in<br />
AN:H 2 O = 1:1 erneut gelöst und lyophilisiert.<br />
Massenspektrum: (m/z) 912.5 (M+H + )<br />
Darstellung von AZB-Ahx 3 -zyklo[RGDfK]<br />
NH 2<br />
O<br />
HN<br />
O<br />
N<br />
H<br />
O<br />
H<br />
N<br />
O<br />
N<br />
H<br />
HN NH<br />
O H<br />
N<br />
HN<br />
O<br />
N 3<br />
60<br />
HN<br />
O<br />
NH<br />
O<br />
O<br />
NH<br />
O<br />
OH
Material und Methoden<br />
Syntheseweg a: [102]<br />
Das Zyklopeptid (24,5 mg, 0,027 mmol) wird in 165 µL DMF bei Zugabe von 1 mol<br />
Äquivalent 2,3,5-Collidin gelöst und für 30 min gerührt. Der Linker Azido-Ahx 3 (13,5 mg,<br />
0,027 mmol) wird ebenfalls in 165 µL DMF gelöst bei Zugabe von 1 mol Äquivalent 2,3,5-<br />
Collidin, 1.2 mol Äquivalenten HATU und 1.2mol Äquivalenten HOAT, diese Reaktionslösung<br />
wird für 10 min auf Eis gerührt. Beide Reaktionslösungen werden anschließend vereinigt. Die<br />
Reaktionskontrolle erfolgt mittels LC-MS.<br />
Syntheseweg b:<br />
Das Zyklopeptid (30,1 mg, 0,033 mmol) wird in 198 µL DMF gelöst bei Zugabe von 1 mol<br />
Äquivalent DIC gelöst und für 30 min gerührt. Der Linker Azido-Ahx 3 (16,6 mg, 0,033 mmol)<br />
wird ebenfalls in 198 µL DMF gelöst bei Zugabe von 1 mol Äquivalent DIC, 1.2 mol<br />
Äquivalenten HOBt, diese Reaktionslösung wird für 10 min auf Eis gerührt. Beide<br />
Reaktionslösungen werden anschließend vereinigt. Die Reaktionskontrolle erfolgt mittels LC-<br />
MS.<br />
Syntheseweg c:<br />
Das Zyklopeptid (20,1 mg, 0,022 mmol) wird in 250 µL DCM gelöst bei Zugabe von 1 mol<br />
Äquivalent 2,3,5-Collidin gelöst und für 30 min gerührt. Der Linker Azido-Ahx 3 (13,7 mg,<br />
0,027 mmol) wird ebenfalls in 250 µL DCM gelöst bei Zugabe von 1 mol Äquivalent 2,3,5-<br />
Collidin, 2 mol Äquivalenten TFFH diese Reaktionslösung wird für 10 min auf Eis gerührt.<br />
Beide Reaktionslösungen werden anschließend vereinigt. Die Reaktionskontrolle erfolgt<br />
mittels LC-MS.<br />
Massenspektrum: (m/z) 1088.8 (M+H + )<br />
Darstellung von VIB-Ahx 3 -zyklo[RGDfK]<br />
NH 2<br />
O<br />
HN<br />
O<br />
N<br />
H<br />
O<br />
H<br />
N<br />
O<br />
N<br />
H<br />
HN<br />
NH<br />
O<br />
H<br />
N<br />
HN<br />
O<br />
HN<br />
O<br />
O<br />
O<br />
NH<br />
NH<br />
O<br />
OH<br />
Das Zyklopeptid (30,8 mg, 0,034 mmol) wird in 770 µL DMF gelöst bei Zugabe von 1 mol<br />
Äquivalent DIC gelöst und für 30 min gerührt. Der Linker Azido-Ahx 3 (16,6 mg, 0,034 mmol)<br />
wird in 415 µL DMF gelöst bei Zugabe von 1 mol Äquivalent DIC, 1.2 mol Äquivalenten<br />
HOBt, diese Reaktionslösung wird für 10 min auf Eis gerührt. Beide Reaktionslösungen<br />
werden anschließend vereinigt. Die Reaktionskontrolle erfolgt mittels LC-MS.<br />
Massenspektrum: (m/z) 1073.9 (M+H + )<br />
61
Material und Methoden<br />
3.4 Zellkulturversuche<br />
3.4.1 L929 Zellen auf pclHyal-Substraten, pclHyal/Peptid-Substraten<br />
Beschichtete Substrate (Glasplättchen oder Polystyrol, d = 32 mm) werden in Bakterien-<br />
Petrischalen mit 500000 Zellen in 3 mL Nährmedium inkubiert. Je nach Zelldichte muss<br />
täglich ein vollständiger Mediumwechsel erfolgen. Nach Inkubationszeiten von 2-5 Tagen<br />
wird das Adhäsionsverhalten durch Anfärben mit Kristallviolett oder May-Grünwalds Lösung<br />
unter dem Mikroskop beobachtet.<br />
3.4.2 HepG2-Zellen auf pclVAHyal/PLL-PLA<br />
PLA-Folien (d = 47 mm) werden entsprechend beschichtet, gegebenenfalls thermogeformt<br />
und vor der Besiedelung mit Zellen durch <strong>eine</strong> Alkohol-Wasser-PBS-/- Reihe sterilisiert.<br />
Nach dem Auflegen <strong>eine</strong>s Silikonringes, der das Aufschwimmen der beschichteten PLA-Folie<br />
in der Bakterien-Petrischale verhindert, wird über Nacht in Nährmedium vor-inkubiert. Vor<br />
dem Absaugen des Mediums werden in den thermogeformten Kavitäten mit Hilfe <strong>eine</strong>r<br />
Pipette die Luftblasen entfernt und 0,5-1 Mio Zellen in 300 µL Nährmedium nur über den<br />
Kavitäten verteilt. Nach dem Absitzenlassen der Zellen (ca. 2-3 h) wird mit Nährmedium<br />
aufgefüllt und je nach Zelldichte <strong>alle</strong> 2-3 Tage ein vollständiger Mediumwechsel<br />
durchgeführt. Nach Inkubationszeiten von 2-5 Tagen wird das Adhäsionsverhalten durch<br />
Anfärben mit Kristallviolett, May-Grünwalds Lösung oder Vitalfarbstoffen unter dem<br />
Mikroskop beobachtet.<br />
3.4.3 EOMA-Zellen und Hela-Zellen in pclHyal-Hydrogelen<br />
Entsprechend hergestellte Hyal-Stammlösungen und Zell-Stammlösungen (siehe Kapitel<br />
3.1.2 und Anhang B) werden im Verhältnis 1:1 vermengt und zügig in die Kavitäten der ibidi-<br />
Mikroskop-Kammern pipettiert. Die UV-Bestrahlung für 15 min im Abstand von 20 cm erfolgt<br />
ohne ibidi-Kammer-Deckel. Anschließend werden die Hyal-Zell-Gele mit 50 µL Kulturmedium<br />
überschichtet, mit dem Kammer-Deckel verschlossen und im Brutschrank auf Petrischalen<br />
gesetzt, die steriles Wasser enthalten, um <strong>eine</strong> optimale Feuchtigkeitsversorgung zu<br />
gewährleisten (siehe Abbildung 3-7).<br />
H 2 O<br />
A<br />
B<br />
C<br />
Abbildung 3-7: Kultivierung von Zellen in Hyal-Gelen in Mikroskop-Kammern (Draufsicht)<br />
62
Material und Methoden<br />
Für Zelle in Gelen, die via Click-Chemie erzeugt werden, werden zunächst ATAHyal und<br />
PAHyal in sterilem HKR-PenStrep gemischt, dann im Verhältnis 1:1 mit den<br />
Zellstammlösungen vermengt, in die Mikroskop-Kammern pipettiert und zuletzt je Kavität<br />
3 µL <strong>eine</strong>r 0,5 %igen wässrigen CuCl-Lösung hinzu pipettiert.<br />
Nach Inkubationszeiten von 1-3 Tagen wird die Zellvitalität durch Anfärben mit den<br />
Vitalfarbstoffen PI, CalceinAM und Alexa 488 überprüft, wie in Anhang B beschrieben.<br />
3.4.4 Zellen in Collagen-Gelen<br />
Zur vergleichenden Beobachtung von Zellen in Hydrogelen werden Zellen ebenfalls in<br />
Collagen-Gelen kultiviert. Alle Arbeiten sind auf Eis durchzuführen, da die Viskosität von<br />
Collagenen mit der Temperatur abnimmt. Es werden Stammlösungen aus Collagen<br />
hergestellt. Dazu werden 588 µL steriles H 2 O mit 100 µL 10fach konzentriertem minimal<br />
essential medium (MEM) -Medium, 12 µL NaOH und 300 µL <strong>eine</strong>r Collagen-Lösung<br />
(2,5 mg/mL) gemischt. Diese Stammlösung wird mit der Zellstammlösung im Verhältnis 9:1<br />
gemischt, das Ausgelieren erfolgt im Inkubator bei 37°C.<br />
63
Ergebnisse und Diskussion<br />
4 Ergebnisse und Diskussion<br />
4.1 Kopplungsprodukte der Hyaluronsäure<br />
4.1.1 Die Synthesen von AAHyal und VAHyal wurden gewählt, um photoaktivierbare<br />
Gruppen an Hyaluronsäure zu binden<br />
Die Reaktion zur Bildung von AAHyal führtne sowohl mit EDC als auch mit EDC + sNHS und<br />
EDC + NHS zum gewünschten Produkt. Untersuchungen mit UV/Vis zeigten <strong>alle</strong>rdings, dass<br />
nicht <strong>alle</strong> Carboxylgruppen der Hyaluronsäure mit AA umgesetzt werden konnten. In<br />
Diagramme 4-1 (links) sind die UV/Vis Spektren wässriger Lösungen (c = 40 nmol) aus AA,<br />
AAHyal (mittels EDC+NHS), AAHyal (mittels EDC+sNHS), AAHyal (mittels EDC) sowie Hyal<br />
(k<strong>eine</strong> Absorptionsbande) dargestellt. Die rot-Verschiebung der Absorption für den<br />
Azidophenylrest im AAHyal gegenüber der Absorption für 4-Azidoanilin kann auf <strong>eine</strong><br />
Elektronendelokalisation durch die Amidbindung zurückgeführt werden. Unter der Annahme,<br />
dass der Absorptionskoeffizient für den Azidophenylrest im AAHyal-Disaccharid bei 264 nm<br />
dem des r<strong>eine</strong>n 4-Azidoanlin bei 256 nm entspricht, konnte der Gehalt an Azidophenyl im<br />
Polymer bestimmt werden.<br />
Absorption [%]<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
Hyal 40 nmol<br />
AA 40 nmol<br />
AAHyal 40 nmol<br />
via EDC<br />
AAHyal 40 nmol<br />
via EDC+NHS<br />
AAHyal 40 nmol<br />
via EDC+sNHS<br />
Absorption[%]<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
Hyal 40 nmol<br />
VA 0,04 nmol<br />
VAHyal 40 nmol<br />
0,1<br />
0,1<br />
0,0<br />
200 250 300 350 400<br />
λ [nm]<br />
0,0<br />
200 250 300 350 400<br />
λ [nm]<br />
Diagramme 4-1: Graphische Darstellung der Absorption im UV/Vis als Maß für den<br />
Modifizierungsgrad von Hyal mit 4-Azidoanilin (links) oder 4-Vinylanilin (rechts)<br />
Zur Berechnung der prozentualen Umsetzung der Carboxylgruppen der Hyaluronsäure mit<br />
AA nutzt man das Verhältnis aus der Absorption für r<strong>eine</strong>s 4-Azidoanilin zur Absorption für<br />
die gewonnenen AAHyal-Produkte. Für die Reaktion mit EDC+NHS als<br />
Kopplungsreagenzien erfolgte <strong>eine</strong> Anbindung von 44 % AA im Hyal-Molekül, für<br />
EDC+sNHS lag die Anbindung bei 18 %. Wurde nur EDC als Kopplungsreagenz verwendet,<br />
so ließen sich lediglich 7 % Azidoanilin nachweisen. In der Literatur werden für die Kopplung<br />
von Hyal-S mit 4-Azidoanlin bei Verwendung von EDC sogar 100 % Umsatz erzielt. [75]<br />
Die Untersuchung der AAHyal Produkte mittels 1 H-NMR Spektroskopie erbringt zwar den<br />
Nachweis der Ankopplung des photoreaktiven Moleküls, <strong>alle</strong>rdings weist der Vergleich der<br />
Integration der Verschiebung der chemischen Signale für die Protonen <strong>eine</strong>n geringeren<br />
Modifizierungsgrad auf. Statt der zu erwartenden vier Protonen für den Aromaten wurden nur<br />
64
Ergebnisse und Diskussion<br />
etwa 1,5 Protonen durch Integration ermittelt. Damit betrug die Ankopplung des Azidoanilins<br />
etwa 37 %.<br />
Insgesamt war es aufgrund der unterschiedlichen Ergebnisse durch UV/Vis bzw. 1 H-NMR<br />
schwierig, den Modifizierungsgrad eindeutig zu bestimmen. Durchschnittlich wurden 35-45 %<br />
des Hyal-Moleküls funktionalisiert.<br />
Obwohl mittels EDC/NHS-Kopplung augenscheinlich der höchste Substitutionsgrad erzielt<br />
werden konnte, hat das gewonnene AAHyal-Produkt <strong>eine</strong> starke gelbbraune Färbung, was<br />
ein Hinweis auf viele unerwünschte Nebenreaktionen ist. Möglicherweise sind andere<br />
Polymer-ähnliche Produkte entstanden, die trotz Dialyse nicht heraus gelöst werden<br />
konnten. Da auf hohe Reinheit des Polymers bei Anwendungen in der Zellkultur geachtet<br />
werden musste, wurde die Ankopplung von Azidoanilin mittels EDC/sNHS favorisiert.<br />
Die Kopplung von 4-Vinylanilin an Hyaluronsäure in PBS bei pH = 3 verlief mit Hilfe des<br />
Kopplungsreagenz EDC erfolgreich. Auch hierbei wurde wie bei der Anbindung von 4-<br />
Azidoanilin deutlich, dass nicht <strong>alle</strong> Carboxylgruppen im Hyal-Strang umgesetzt werden<br />
konnten. In Diagramme 4-1 (rechts) sind die UV/Vis Spektren der wässrigen Lösungen von<br />
VA (0,04 nmol), VAHyal (40 nmol) und Hyal (40 nmol) dargestellt. Das Absorptionsmaximum<br />
liegt für VA und für VAHyal bei 270 nm. Da die 4-Vinylanilin-Lösung stark verdünnt werden<br />
musste, um <strong>eine</strong> Absorption im Messbereich der Absorption für VAHyal zu erhalten, zeigte<br />
sich, dass die Anbindung des Moleküls an Hyaluronsäure nur in geringem Maß<br />
stattgefunden hat. Berechnet man die Anzahl der Styrolreste im Hyaluronsäuremolekül über<br />
das Lambert-Beersche Gesetz, so findet man lediglich 2,5 funktionelle Gruppen pro Hyal-<br />
Molekül derivatisiert. Dies ist ein Zehntel dessen, was in der Literatur andere Gruppen bei<br />
der Umsetzung von Hyaluronsäure mit 4-Vinylanilin erreichen können. [98]<br />
Die Beurteilung der erfolgten Funktionalisierung mittels UV/Vis scheint dennoch stimmig zu<br />
sein, betrachtet man zusätzlich die 1 H-NMR Spektren des erzeugten VAHyals. Hierbei lassen<br />
sich die Signale für die aromatischen Protonen oft nur schwach nachweisen, da die<br />
Spektroskopie hier aufgrund des hohen Molekulargewichts des Hyal-Polymers stets an die<br />
Grenzen der Signalauflösung stößt. Bei der Modifizierung des Hyaluronsäure-Stranges mit<br />
Vinylanilin muss von <strong>eine</strong>m äußerst geringen Substitutionsgrad ausgegangen werden.<br />
4.1.2 Zur Erzeugung von Hydrogelen via Click-Chemie wurden die Synthesen von<br />
ATAHyal und PAHyal durchgeführt<br />
Zur Herstellung von ATAHyal wurden 11-Azido-3,6,9-trioxaundecan-1-amin (ATA) als auch<br />
die Kopplungsreagenzien EDC und NHS in großem Überschuss zu Hyaluronsäure gegeben.<br />
Man erhielt das Azid-funktionalisierte Hyal-Derivat in guter Ausbeute mit hervorragendem<br />
Modifizierungsgrad. Dieser lässt sich anhand des 1 H-NMR Spektrums bestimmen, in dem<br />
deutlich die Verschiebung der Protonen für die Ethoxyl-Kette zu erkennen ist. Durch<br />
Integration <strong>alle</strong>r gemessenen Signale kann das Verhältnis aus Protonen der Ethoxyl-Kette zu<br />
den Protonen der Methylgruppe in Hyal bestimmt werden. Es zeigte sich, dass ATA zu etwa<br />
60 % angebunden werden konnte.<br />
65
Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Darstellung von PAHyal gelang über die Kopplung von Propargylamin (PA) an<br />
Hyaluronsäure mittels EDC und NHS. PA und die Kopplungsreagenzien wurden in großem<br />
Überschuss zugegeben und man erhielt das Ethinyl-haltige Hyal-Derivat, was mittels 1 H-<br />
NMR Spektroskopie nachgewiesen werden kann. Deutlich ist bei <strong>eine</strong>r Verschiebung von<br />
2.5 ppm das Signal für das Ethinyl-Proton im PAHyal zu erkennen. Ebenso wie für ATAHyal<br />
lässt sich der Modifikationsgrad berechnen. Integriert man die Signale, die durch die<br />
Verschiebung der Protonen gemessen werden, so erhält man ein Verhältnis aus dem Signal<br />
für das Proton der Ethinylgruppe gegenüber dem Signal der Methylgruppe mit etwa 2:1.<br />
Daraus lässt sich schließen, dass <strong>eine</strong> Substitution von 50 % der Carboxylgruppen durch PA<br />
erfolgt ist.<br />
Für beide Hyal-Derivate sind in der Literatur [95] k<strong>eine</strong> Angaben zum Modifikationsgrad<br />
erhältlich, da die Derivate ausschließlich zur Gelbildung, d.h. Verknüpfung miteinander<br />
genutzt werden.<br />
4.1.3 MAHyal und GMHyal wurden aufgrund vielversprechender Literaturbeispiele<br />
für die Anwendung als Zellkultursubstrate hergestellt<br />
Literaturbekannt ist die Synthese von MAHyal aus Hyaluronsäure mit Molekulargewichten im<br />
Bereich 50-1100 kDa und Methacrylsäureanhydrid. MAHyal wurde zur Herstellung von<br />
Hydrogelen verwendet, mit denen der Quellungsgrad, die Bioabbaubarkeit und die Kontrolle<br />
der Zellumgebung in Mikroreaktoren untersucht wurden. [76, 77, 79]<br />
Für <strong>alle</strong> in der vorliegenden Arbeit untersuchten Synthesewege ließ sich <strong>alle</strong>rdings k<strong>eine</strong><br />
sinnvolle Synthese für MAHyal aus Hyaluronsäure unterschiedlicher Molekulargewichte<br />
erzielen. Sowohl die aufgenommen 1 H-NMR Spektren als auch die UV-Vis Spektren zeigten<br />
k<strong>eine</strong> Signale für die zu erwartende Acrylsäuregruppe. Allerdings ließ sich deutlich erkennen,<br />
dass nach der Reaktionszeit und Dialyse des vermeintlichen Produktes <strong>eine</strong> Reaktion<br />
stattgefunden haben muss, da die Produkte nicht mehr in Wasser oder anderen<br />
Lösungsmitteln gelöst werden konnten. Es muss davon ausgegangen werden, dass die<br />
Hyaluronsäurestränge durch zahlreiche Quervernetzungen während dem<br />
Herstellungsprozess zu <strong>eine</strong>m unlöslichen Polymer verknüpft wurden.<br />
Erfolgreich hingegen verlief die Modifizierung der Hyaluronsäure mit<br />
Methacrylsäureglycidylester. Dabei gelang die Reaktion für das Hyal-Polymer mit <strong>eine</strong>m<br />
Molekulargewicht von 1,1 x 10 3 kDa durch einfaches Rühren in H 2 O dest. mit anschließender<br />
Dialyse. Für das Polymer mit 1,2-2,6 x 10 3 kDa verlief die Reaktion zum Produkt ideal bei der<br />
Umsetzung in PBS unter Zugabe von DMF und NEt 3 . Nach dem Fällen in Aceton und wurde<br />
das Produkt ebenfalls noch dialysiert. In Diagramm 4-2 sind die NMR-Spektren der beiden<br />
gewonnenen Produkte vergleichend dargestellt.<br />
66
Ergebnisse und Diskussion<br />
R = Hyal<br />
O<br />
H<br />
D 2<br />
O<br />
O<br />
R<br />
CH 2<br />
H<br />
CH 2<br />
1,1 x 10 3 kDa<br />
0.56<br />
0.57<br />
2.67<br />
12.99 4.00<br />
CH 2<br />
H<br />
1,2-2,6 x 10 3 kDa<br />
0.58 0.56<br />
2.66 13.12 4.00 0.76<br />
6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0<br />
ppm<br />
Diagramm 4-2: Integrale im 1 H-NMR-Spektrum für GMHyal verschiedener Molekulargewichte<br />
In der Ansicht wird deutlich, dass erfolgreich substituiert werden konnte. Bei <strong>eine</strong>r<br />
chemischen Verschiebung von 1.95 ppm wird das einzelne Proton des Acrylsäurerestes<br />
nachgewiesen, bei 5.75 ppm und 6.40 ppm liegen die Signale für die Protonen der CH 2 -<br />
Gruppe. Durch den Vergleich mit den Signalen der Protonen des Methylrestes lässt sich der<br />
Methacrylierungsgrad der Hyaluronsäure bestimmen. Dieser wird in der Literatur je nach<br />
verwendetem Lösungsmittel in völlig unterschiedlichen Bereichen angegeben. Bei<br />
Umsetzungen in wässrigen Lösungen mit NEt 3 und tBu 4 werden 5-11 % erreicht. [37, 81] Die<br />
Reaktion in PBS mit DMF und NEt 3 liefert bis zu 90 % Metacrylierung. [80] Im Rahmen<br />
dieser Arbeit konnte für die Durchführung in r<strong>eine</strong>m Wasser (vergleichbar der Darstellung für<br />
MAHyal beschrieben von Burdick et al. [76]) wie auch in PBS/DMF/NEt 3 ein<br />
Methacrylierungsgrad von etwa 50 % erzielt werden.<br />
4.2 Hyaluronsäure-Filmbildung<br />
4.2.1 Bestimmung geeigneter Parameter (Lösungsmittel, Plasma) zur Hyal-<br />
Anbindung an verschiedene Substrate durch Kontaktwinkelmessungen<br />
bestimmt<br />
Für <strong>eine</strong> erfolgreiche Anbindung von Hyal-Derivaten auf verschiedenen Substratoberflächen<br />
müssen zuvor substratspezifische Modifikationen durchgeführt werden. In dieser Arbeit<br />
wurden Silanisierungen auf Glas und Plasma-Behandlungen auf Polystyrol (PS) sowie<br />
Polymilchsäure (PLA) angewendet.<br />
67
Ergebnisse und Diskussion<br />
Zur Ermittlung der Oberflächenhydrophilie von verschiedenen Substraten wurde das<br />
Kontaktwinkel-Messverfahren angewendet. So konnte überprüft werden, ob die<br />
Benetzbarkeit der Oberfläche mit wässrigen Lösungen durch die gewählten<br />
Oberflächenbehandlungen (Silanisierung oder Plasma-Behandlung) verbessert werden<br />
konnte. Zudem kann das geeignete Lösungsmittel ermittelt werden, in dem <strong>eine</strong> optimale<br />
Verteilung von Hyaluronan-Derivaten mittels spin-coating auf der Oberfläche zu erwarten ist.<br />
Die folgende Tabelle 4-1 gibt <strong>eine</strong>n Überblick, welche Oberflächenmodifikationen gewählt<br />
wurden, die gemessenen Kontaktwinkel und das verwendete Lösungsmittel; (F) nennt den<br />
Fortschreitwinkel, (R) nennt den Rückzugswinkel.<br />
Tabelle 4-1: Behandlung von Oberflächen und Kontaktwinkelmessungen<br />
Material Behandlung Kontaktwinkel mit H 2 O Kontaktwinkel mit<br />
EtOH : H 2 O = 1:1<br />
Glas - (F) 45°, (R) 24° (F) 27°, (R) 11°<br />
Glas Silanisieren (F) 61°, (R) 23° (F) und (R) nicht messbar,<br />
vollständige Benetzung<br />
PS - (F) 90°, (R) 74° (F) 46°, (R) 19°<br />
PS N 2 -Plasma (F) und (R) nicht messbar,<br />
vollständige Benetzung<br />
(F) und (R) nicht messbar,<br />
vollständige Benetzung<br />
PLA - (F) 78°, (R) 59° (F) 51°, (R) 25°<br />
PLA N 2 -Plasma (F) 53°, (R) kaum messbar (F) und (R) nicht messbar,<br />
vollständige Benetzung<br />
Es zeigt sich, dass die Oberflächenmodifikationen für Glas durch Silanisieren, für Polystyrol<br />
und für PLA durch N 2 -Plasma gut geeignet sind, um <strong>eine</strong> hydrophile Oberfläche zu schaffen.<br />
Am besten eignete sich als Lösungsmittel zum Aufschleudern von Hyal-Derivaten das<br />
Gemisch aus EtOH:H 2 O = 1:1.<br />
Die Herstellung von pclHyal-Filmen erfolgte wie in Kapitel 3.1.2 beschrieben. Durch das<br />
Anfärben mit Kristallviolett kann ein Eindruck der Mustergebung und Verteilung<br />
verschiedener Hyaluronan-Derivate auf den Oberflächen gewonnen werden. Violett gefärbt<br />
sind diejenigen Bereiche, in denen Hyal-Derivate mittels UV-Bestrahlung photovernetzt<br />
wurde. Das Farbsalz wird über das quaternäre Stickstoffatom an die deprotonierten und<br />
unmodifizierten Carboxylgruppen der Hyaluronsäure gebunden, die nicht zur<br />
Quervernetzung beitragen. Die ungefärbten Bereiche zeigen den Teil des Substrates, der<br />
während der UV-Bestrahlung abgedeckt war und somit k<strong>eine</strong> photovernetzten Hyal-Derivate<br />
aufweist, in die Kristallviolett eingelagert werden könnte.<br />
Oberfläche Behandlung Färbung mit Kristallviolett<br />
spin-coating von<br />
AAHyal, VAHyal oder GMHyal<br />
auf beliebigem Substrat<br />
spin-coating von<br />
AAHyal, VAHyal oder GMHyal<br />
auf beliebigem Substrat<br />
UV-Bestrahlung<br />
→ Photovernetzung<br />
Bildung von pclHyal<br />
k<strong>eine</strong> UV-Bestrahlung<br />
→ k<strong>eine</strong> Photovernetzung<br />
k<strong>eine</strong> Bildung von pclHyal<br />
belichtete, pclHyal<br />
beschichtete Bereiche<br />
werden violett gefärbt<br />
unbelichtete, pclHyal-freie<br />
Bereiche bleiben ungefärbt<br />
68
Ergebnisse und Diskussion<br />
Die folgenden Abbildungen 4-1, 4-2 und 4-3 zeigen die erzielten Beschichtungen auf<br />
unterschiedlichen Substraten.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-1: Strukturbildung auf silanisiertem Glas (Maske M2): (a) pclAAHyal und (b)<br />
pclVAHyal<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-2: Kleinst mögliche Strukturen auf N 2 -Plasma behandeltem Polystyrol (Maske<br />
M5): (a) pclAAHyal und b) pclVAHyal<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-3: Filmprozessierung auf N 2 -Plasma behandeltem PLA (Maske M2): (a)<br />
pclAAHyal und b) pclVAHyal<br />
Auf <strong>alle</strong>n modifizierten Oberflächen konnten mittels spin-coating und Bestrahlung mit UV<br />
durch <strong>eine</strong> Maske strukturierte pclHyal-Filme aus AAHyal und VAHyal erzeugt werden.<br />
Auffällig ist, dass ein konturscharfes Muster besser für pclVAHyal als für pclAAHyal erzielt<br />
werden konnte, wie aus den Abbildungen 4-1b und 4-3b ersichtlich wird. Vor <strong>alle</strong>m auf PS<br />
konnten deutlich sichtbare kl<strong>eine</strong> Strukturen erzeugt werden. Obwohl <strong>alle</strong> Substrate nach<br />
69
Ergebnisse und Diskussion<br />
Immobilisierung der entsprechenden Hyal-Derivate gewaschen wurden, sind teilweise auch<br />
auf UV-unbestrahlten Bereichen Hyal-Rückstände zu erkennen. Zur Entfernung dieser<br />
Rückstände ist das Waschen der Substrate im Ultraschallbad möglich, führte jedoch zur<br />
Ablösung gebildeter pclHyal-Schichten vom Substrat, wie auch bereits Capila et al. zeigen<br />
konnten. [150] In <strong>alle</strong>n Fällen ließ sich besonders GMHyal relativ schlecht auf den<br />
verwendeten Substrat immobilisieren. Häufig waren Beschichtungen nicht reproduzierbar,<br />
nicht im Mikroskop zu erkennen oder die pclGMHyal Schicht war teilweise abgelöst. Vor<br />
<strong>alle</strong>m in Abbildung 4-4a wird die schwache Strukturbildung deutlich.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-4: Strukturbildung von pclGMHyal (1,1 x 10 3 kDa) auf silanisiertem Glas (a)<br />
und auf N 2 -Plasma behandeltem Polystyrol (b)<br />
4.2.2 Bioabbaubarkeit der Hyal-Derivate<br />
Die Bioabbaubarkeit der in dieser Arbeit hergestellten Derivate pclAAHyal und pclVAHyal<br />
wurde durch Inkubation strukturierter pclHyal-Filme mit Hyaluronidase untersucht. Nach<br />
<strong>eine</strong>r Inkubationszeit von drei Tagen konnten k<strong>eine</strong> pclHyal-Strukturen mehr nachgewiesen<br />
werden, die vernetzten pclHyal-Stränge wurden enzymatisch abgebaut. Für pclGMHyal<br />
wurde dies bereits durch Leach et al. nachgewiesen. [37]<br />
4.2.3 QCM-Messungen, AFM-Untersuchungen und 3D-Laserscan-Mikroskopie<br />
zeigen die Film- und Profilbildung von pclHyaluronsäurefilmen auf<br />
verschiedenen Substraten<br />
Die Messung der erzeugten pclHyal-Schichtdicken auf unterschiedlichen Substraten erfolgte<br />
mit Hilfe der Quarzmikrowaage. Dabei wurden die Frequenz und die Dämpfung der<br />
verwendeten Schwingquarze zunächst ohne Beschichtung gemessen, anschließend wurde<br />
Hyal entsprechend immobilisiert und der Schwingquarz wurde erneut vermessen. Durch<br />
Bildung der Differenz aus den Messwerten vor und nach der Beschichtung ließ sich die<br />
Schichtdicke ermitteln. Die Tabelle 3-1 zeigt die gemessenen pclHyal Schichtdicken auf<br />
silanisierten Quarzen und mit Polystyrol beschichteten Quarzen.<br />
70
Ergebnisse und Diskussion<br />
Tabelle 4-2: Mit der Quarzmikrowaage bestimmte Schichtdicken [nm] von pclAAHyal und<br />
pclVAHyal auf verschiedenen Substraten<br />
Messung auf<br />
unterschiedlichen<br />
Schwingquarzen<br />
Schichtdicken [nm]<br />
von pclAAHyal auf...<br />
...silanisiertem<br />
Quarz<br />
...N 2 -Plasma<br />
behandeltem<br />
PS<br />
Schichtdicken [nm]<br />
von pclVAHyal auf...<br />
...silanisiertem<br />
Quarz<br />
...N 2 -Plasma<br />
behandeltem<br />
PS<br />
1 121 128 69 54<br />
2 112 140 46 79<br />
3 142 122 7 5<br />
4 143 96 83 45<br />
Es zeigt sich, dass die ermittelten Schichtdicken für ein pclHyal-Derivat auf <strong>eine</strong>m Substrat<br />
deutlich unterschiedliche Werte aufweisen, obwohl der Beschichtungsprozess stets gleich<br />
war. Offenbar wird durch das Entnehmen, Beschichten und wieder Einsetzen der<br />
Schwingquarze ein verhältnismäßig großer Fehler erzeugt. Das Verfahren eignet sich daher<br />
nur für <strong>eine</strong> Abschätzung der erzeugten Schichtdicken. Für pclGMHyal konnten in k<strong>eine</strong>m<br />
Fall sinnvolle Schichtdicken ermittelt werden. Es ist davon auszugehen, dass die Filmdicken<br />
zu gering sind und daher k<strong>eine</strong> signifikanten Unterschiede bei der Messung des<br />
unbeschichteten und des beschichteten Schwingquarzes festzustellen sind. Weiterhin<br />
konnten die in dieser Arbeit verwendeten PLA-Substrate nicht zur Schichtdickenbestimmung<br />
in der Quarzmikrowaage eingesetzt werden, da <strong>eine</strong> Befestigung der PLA-Folien auf dem<br />
Schwingquarz nicht möglich ist.<br />
AFM-Untersuchungen von Barbucci et al. [151] zeigen, dass durch das Auflegen von<br />
Masken beim Bestrahlungsvorgang regelrechte „Stufen“ mit <strong>eine</strong>r Tiefe von 0,3-1,0 µm<br />
zwischen bestrahlten und unbestrahlten Bereichen, also zwischen vernetztem<br />
Hyaluronsäurefilm und unvernetzten Bereichen, ausgebildet werden können. Diese<br />
Messungen wurden an Luft im contact- bzw. tapping-Modus durchgeführt.<br />
Die Untersuchungen der in dieser Arbeit hergestellten Strukturen mittels AFM im non-contact<br />
Modus zeigen, dass abhängig sowohl vom verwendeten Hyal-Derivat als auch vom<br />
Trägersubstrat unterschiedliche Profiltiefen entstehen. Dazu wurden sowohl auf silanisiertem<br />
Glas als auch auf N 2 -Plasma-behandeltem Polystyrol sowie PLA Hyal-Lösungen<br />
aufgeschleudert, durch <strong>eine</strong> Maske mit UV bestrahlt, anschließend mit Wasser gewaschen<br />
und schließlich mit Kristallviolett gefärbt. Die Färbung musste durchgeführt werden, um den<br />
Cantilever des AFM auf die korrekte Arbeitsebene mit Hilfe <strong>eine</strong>s Lichtmikroskops zu<br />
fokussieren.<br />
Im Folgenden sind die erzielten Ergebnisse für verschiedene pclHyal-Derivate auf Glas<br />
abgebildet (Abbildungen 4-5, 4-6 und 4-7).<br />
71
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-5: pclAAHyal auf silanisiertem Glas (Maske M5), detektierte Profilhöhe ca.<br />
100 nm<br />
Abbildung 4-6: pclVAHyal auf silanisiertem Glas (Maske M5), detektierte Profilhöhe ca.<br />
40 nm<br />
72
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-7: pclGMHyal 1,2-2,6 x 10 3 kDa auf silanisiertem Glas (Maske M4), detektierte<br />
Profilhöhe ca. 8 nm<br />
Es zeigt sich, dass für pclAAHyal <strong>eine</strong> deutliche Strukturbildung erzielt werden konnte,<br />
während für pclVAHyal und pclGMHyal weniger ausgeprägte Tiefenprofile gemessen<br />
wurden. Dies wird mit dem Modifizierungsgrad <strong>eine</strong>s Hyaluronsäure-Stranges und der damit<br />
möglichen Vernetzung durch UV begründet. Je höher die Anzahl der vernetzbaren Gruppen<br />
je Molekülstrang, umso mehr vernetzen die Hyal-Stränge untereinander und werden später<br />
beim Wasch-Prozess nicht weg gespült.<br />
Nachfolgend sind die Ergebnisse der Untersuchungen auf Polystyrol abgebildet<br />
(Abbildungen 4-8 und 4-9).<br />
Abbildung 4-8: pclAAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol (Maske M5), detektierte Profilhöhe<br />
ca. 40 nm<br />
73
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-9: pclVAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol (Maske M5), detektierte Profilhöhe<br />
ca. 46 nm<br />
Da Polystyrol <strong>eine</strong> hohe Oberflächenrauheit aufweist, konnte auf diesem Substrat k<strong>eine</strong><br />
Strukturierung für pclGMHyal im Größenbereich von 8 nm (wie auf Glas) mittels AFM<br />
gemessen werden. Außerdem wurde für pclVAHyal ein geringfügig höheres Profil gemessen<br />
als für pclAAHyal. Möglicherweise spielt bei der Strukturbildung auf Poylstyrol nicht nur die<br />
Vernetzbarkeit der pclHyal-Stränge untereinander <strong>eine</strong> wichtige Rolle, sondern auch die<br />
Vernetzung des Biopolymers mit dem Polystrol. Da VAHyal durch Zugabe von<br />
Photoinitiatoren während des Bestrahlungsprozesses immobilisiert wird, ist davon<br />
auszugehen, dass die aromatischen Doppelbindungen des Polystyrols ebenfalls an der<br />
Vernetzung beteiligt sind.<br />
Für Untersuchungen von pclHyal-Derivaten auf PLA konnten k<strong>eine</strong> Strukturen mittels AFM<br />
detektiert werden. Aufgrund der Oberflächentopographie von PLA ist die Empfindlichkeit der<br />
Detektion zu gering, um Strukturen im Größenbereich von 40 nm aufzulösen.<br />
Vergleichend und zur Validierung der Profiltiefen wurden zusätzlich Untersuchungen am 3D-<br />
Laserscan-Mikroskop durchgeführt. Dabei mussten die pclHyal-Filme nicht angefärbt<br />
werden. Mittels spezieller Software (KEYENCE VK-9700 Analyzer) konnten Tiefenprofile<br />
gemessen werden. In den folgenden Abbildungen 4-10 bis 4-14 sind jeweils links oben die<br />
Aufnahmen der Lichtintensität, rechts davon die dreidimensionale Ansicht in Falschfarben<br />
und unten die Profilhöhenanalyse gezeigt. In der Profilhöhenanalyse können Segmente<br />
einzeln angewählt und damit genau vermessen werden. Zur Interpretation der Ergebnisse<br />
wurden zudem Höhenprofile der unbehandelten Substrate aufgenommen (ohne<br />
Abbildungen), wie die folgende Tabelle 4-3 zeigt.<br />
Tabelle 4-3: Profilhöhendifferenzen der Substrate vor dem Beschichten mit Hyal-Derivaten<br />
Substrat Höhendifferenzen [nm] Interpretation<br />
silanisiertes Glas 217 ± 182 relativ glatte Oberfläche<br />
N 2 -behandeltes PS 2360 ± 2386 sehr raue Oberfläche<br />
N 2 -behandletes PLA 508 ± 440 mittlere Rauheit<br />
74
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-10: pclAAHyal auf silanisiertem Glas (Maske M5)<br />
Die Analyse für Abbildung 4-10 zeigt ein unerwartetes Höhenprofil: die unbestrahlte Bereiche<br />
(Segmente Nr. 4 und 8, Substrat) sind mit 726 nm und 735 nm höher, als die UV-bestrahlten<br />
Punktbereiche (Segmente Nr. 2 und 4, pcl-Hyal-Schicht), die <strong>eine</strong> Höhe von 645 bzw.<br />
620 nm aufweisen. Diese Beobachtung wird beim Vergleich der Profilmessungen mittels<br />
QCM, AFM und Laserscan-Analysen ab Seite 79 diskutiert. Zudem haben sich Ränder (1),<br />
(3), (5), (7) und (9) um die Punkte gebildet, die bis zu 867 nm hoch sind. Die Vermessungen<br />
der Segmente 1-9 ist in Tabelle 4-4 aufgeführt.<br />
Tabelle 4-4: Profilanalyse für pclAAHyal auf silanisiertem Glas<br />
Segment Nr. Profilhöhe [nm] Beschreibung Höhe der pclAAHyal-Schicht<br />
1 836 Randbereich zwischen Substrat (4) und pclHyal-<br />
2 645 pclHyal-Schicht<br />
Schicht (2): 81 nm<br />
3 804 Randbereich<br />
4 726 Substrat<br />
5 805 Randbereich<br />
6 620 pclHyal-Schicht<br />
7 809 Randbereich<br />
8 735 Substrat<br />
9 867 Randbereich<br />
zwischen Substrat (4) und pclHyal-<br />
Schicht (6): 106 nm, zwischen (6)<br />
und Substrat (8): 115 nm<br />
75
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-11: pclVAHyal auf silanisiertem Glas (Maske M4)<br />
Aus Abbildung 4-11 lässt sich für die Profilhöhenanalyse k<strong>eine</strong> eindeutige Strukturierung<br />
nachweisen. Die ausgewählten Bereiche weisen Profilhöhen im Bereich von 677-690 nm auf.<br />
Obwohl in der Falschfarbendarstellung die Struktur aus pclVAHyal auf dem Glasplättchen<br />
erkennbar ist, konnte mit dem 3D-Laserscan-Verfahren nur relativ schlecht <strong>eine</strong><br />
Profilbestimmung durchgeführt werden. In Tabelle 4-5 sind die Profilanalysen für die<br />
Segmente 1-6 gezeigt, die <strong>eine</strong> maximale Höhendifferenz von 13 nm aufweisen.<br />
Tabelle 4-5: Profilanalyse für pclVAHyal auf silanisiertem Glas<br />
Segment Nr. Profilhöhe [nm] Beschreibung Höhe der pclVAHyal-Schicht<br />
1 690 pclHyal-Schicht 13 nm<br />
2 677 Substrat<br />
3 682 pclHyal-Schicht 5 nm<br />
4 685 pclHyal-Schicht 7 nm<br />
5 678 Substrat<br />
6 684 pclHyal-Schicht 6 nm<br />
76
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-12: pclAAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol (Maske M4)<br />
Die Untersuchung der Strukturbildung von pclAAHyal auf PS (Abbildung 4-12) mittels<br />
Laserscan-Mikroskopie vermittelt <strong>eine</strong>n Eindruck von der äußerst rauen Oberflächen, wie es<br />
bereits für unbeschichtetes PS zu erkennen war (siehe Tabelle 4-3) die auch durch<br />
Beschichtung mit pclAAHal nicht deutlich glatter wird. Das Auswählen von Segmenten zur<br />
Profilanalyse gestaltete sich schwierig, da kaum deutliche Profilhöhen auszumachen waren.<br />
Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass zwischen den UV-bestrahlten Bereichen (1),<br />
(3) und (5) und den nicht-bestrahlten Bereichen (2) und (4) <strong>eine</strong> Höhendifferenz von 7-30 nm<br />
besteht. Die Zahlenwerte sind als Übersicht in Tabelle 4-6 dargestellt.<br />
Tabelle 4-6: Profilanalyse für pclAAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol<br />
Segment Nr. Profilhöhe [nm] Beschreibung Höhe der pclAAHyal-Schicht<br />
1 697 pclHyal-Schicht 30 nm<br />
2 667 Substrat<br />
3 670 pclHyal-Schicht 17 nm<br />
4 653 Substrat<br />
5 660 pclHyal-Schicht 7 nm<br />
77
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-13: pclVAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol (Maske M5)<br />
Die Profilanalyse für Abbildung 4-13 gibt ein analysierbares Höhenprofil wider. Mit Hilfe der<br />
Falschfarbendarstellung wurden die Segmente bestimmt und vermessen. Im Vergleich zu<br />
pclAAHyal auf N 2 -PS konnte bei pclVAHyal auf N 2 -PS <strong>eine</strong> weniger raue Oberfläche<br />
vermessen werden. Wie bereits bei den AFM-Untersuchungen für pclVAhyal auf N 2 -PS<br />
diskutiert, kann dies auf Polymerisationseffekte durch die Zugabe der Photoinitiatoren Ic und<br />
Vp zurückgeführt werden. Die Profilhöhen für UV-bestrahlte Bereiche und nicht-bestrahlte<br />
Bereiche sind in Tabelle 4-7 aufgeführt.<br />
Tabelle 4-7: Profilanalyse für pclVAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol<br />
Segment Nr. Profilhöhe [nm] Beschreibung Höhe der pclVAHyal-Schicht<br />
1 636 pclHyal-Schicht 22 nm<br />
2 614 Substrat<br />
3 633 pclHyal-Schicht 19 nm<br />
78
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-14: pclGMHyal (1,2-2,6 x 10 3 kDa) auf N 2 -behandeltem PLA (Maske M4)<br />
Für die Analyse von pclGMHyal auf PLA (Abbildung 4-14) lässt sich in der<br />
Falschfarbendarstellung k<strong>eine</strong> Struktur erkennen, da die Profilhöhendifferenzen insgesamt<br />
zu gering sind. Eine Profilbestimmung mittels 3D-Laserscan-Mikroskopie war nicht möglich,<br />
da k<strong>eine</strong> Höhendifferenzen ausgemessen werden konnten. Die Profilhöhendifferenz über<br />
das gesamte Analyse-Segment lag durchschnittlich nur bei 18 nm.<br />
Vergleich der QCM-Messungen, der AFM-Analysen und der 3D-Laserscan-Mikroskopie-<br />
Aufnahmen zur Ermittlung der Filmdicke und Strukturbildung auf <strong>eine</strong>m Substrat<br />
Vergleicht man die mit der Quarzmikrowaage gemessenen Schichtdicken mit den ermittelten<br />
Profilhöhen aus der AFM-Untersuchung und den Laserscan-Analysen, so lassen sich Trends<br />
für die Strukturbildung verschiedener Hyal-Derivate auf unterschiedlichen Substraten<br />
erkennen. Für pclAAHyal auf Glas wurden Filmdicken von 112-143 nm (QCM) und<br />
Profilhöhen von 100 nm (AFM) bzw. durchschnittlich 100 nm (3D-Laser) erzeugt. pclAAHyal<br />
auf Polystyrol ergab 96-140 nm (QCM) bzw. 40 nm (AFM) bzw. durchschnittlich 18 nm (3D-<br />
Laser) hohe Strukturen. Bei der Verwendung von pclVAHyal war anhand der Resultate aus<br />
AFM- bzw. 3D-Laser-Analysen <strong>eine</strong> höhere Struktur auf Polystyrol zu erkennen. Hierbei<br />
wurden Profilhöhen von 46 nm (AFM) bzw. durchschnittlich 20 nm (3D-Laser) erzielt, im<br />
Vergleich dazu auf Glas nur etwa 40 nm (AFM) bzw. 8 nm (3D-Laser). Die QCM-Messungen<br />
zeigten hingegen das Gegenteil: bis 83 nm auf Glas und bis 79 nm auf PS. Für pclGMHyal<br />
konnte nur auf Glas mittels AFM <strong>eine</strong> Untersuchung des Oberflächenprofils durchgeführt<br />
werden, es ergaben sich Profilhöhen von etwa 8 nm. Bei der Untersuchung von pclHyal-<br />
Derivaten auf Polymilchsäure (PLA) war einzig für pclGMHyal ein Kontrast im<br />
79
Ergebnisse und Diskussion<br />
Lichtintensitätsbild zu erkennen. Hier ließ jedoch die Rauheit der Oberfläche, wie in der<br />
dreidimensionalen Darstellung gut zu erkennen, k<strong>eine</strong> Aussage zur Profilhöhe zu.<br />
Für die Untersuchung der Substrate mittels AFM war zu berücksichtigen, dass <strong>alle</strong> pclHyal-<br />
Strukturen mit Kristallviolett angefärbt wurden, um den Cantilever des AFMs mit Hilfe des<br />
Mikroskops auf der Oberfläche platzieren zu können. Durch Anbindung des Farbstoffs an<br />
pclHyal-Filme (vgl. Kapitel 4.2.1) wurden dadurch unterschiedlich höhere Strukturen ermittelt<br />
als bei der Profilanalyse mittels 3D-Laserscan-Mikroskopie. Bemerkenswert ist hierbei, dass<br />
pclHyal-Strukturen auf Polystyrol nach der Färbung mit Kristallviolett 10-33 nm höher<br />
gemessen wurden; vergleichbar dazu wurden pclHyal-Strukturen auf silanisiertem Glas<br />
<strong>alle</strong>rdings abhängig vom verwendeten Hyal-Derivat etwa gleich hoch (± 17 nm bei<br />
pclAAHyal) oder ebenfalls höher (27-35 nm höher bei pclAAHyal) gemessen. Insgesamt<br />
zeigen jedoch <strong>alle</strong> Messverfahren für die erzeugten Strukturen <strong>eine</strong> erfolgreiche Film- bzw.<br />
Profilbildung an. Es stellte sich nach Untersuchung der Substrate die Frage, in wie weit die<br />
nicht-bestrahlten Oberflächen tatsächlich Hyaluronsäure-frei gewaschen werden konnten, da<br />
für pclAAHyal auf silanisiertem Glas höhere Schichten auf den eigentlich pclHyal-freien<br />
Bereichen gemessen wurden. Möglicherweise verbleiben unvernetzte Hyal-Reste auf der<br />
Oberfläche, die durch Luftfeuchtigkeit stärker aufquellen, als das pclHyal. Dieser Sachverhalt<br />
und der Einfluss, den die erzeugten Strukturen auf Anwendungen in der Zellkultur haben,<br />
werden in den folgenden Kapiteln zu XPS-Messungen und zur Untersuchung des<br />
Zellwachstums auf pclHyal-Strukturen beleuchtet.<br />
4.2.4 XPS-Messungen unterschiedlicher Substrate zeigen Probleme bei der<br />
Strukturbildung auf und liefern den Nachweis für <strong>eine</strong> erfolgreiche<br />
Immobilisierung unterschiedlicher Hyal-Komposite<br />
Durch XPS-Untersuchungen verschiedener Substrate (Silizium, PS und PLA) zu<br />
unterschiedlichen Zeitpunkten im Beschichtungsprozess mit Hyaluronsäure-Derivaten wurde<br />
schrittweise die Modifikation der Oberfläche überprüft. Alle Beschichtungen wurden wie in<br />
Kapitel 3.1.2 erwähnt hergestellt. Da <strong>eine</strong> Fokussierung auf erzeugte Muster im<br />
Mikrometerbereich mittels röntgeninduzierter Photoelektronen-Spektroskopie nicht möglich<br />
ist, wurden die zu untersuchenden Substrate entweder vollflächig oder gar nicht mit UV<br />
bestrahlt. Alle Substrate wurden vor der XPS-Analyse mit H 2 O dest. gewaschen. Zur<br />
Bestimmung des prozentualen Anteils von Atomen auf <strong>eine</strong>r Oberfläche wurden die<br />
experimentell gemessenen Intensitäten durch den signalspezifischen Wirkungsquerschnitt σ<br />
dividert. [140] Durch die Differenz aus jeweiliger korrigierter Intensität und der Summe <strong>alle</strong>r<br />
korrigierten Intensitäten ergaben sich die Atomprozente jeder Probe.<br />
In Tabelle 4-8 sind die Ergebnisse der ermittelten Atomprozente auf PS-Substrat aufgelistet.<br />
80
Ergebnisse und Diskussion<br />
Tabelle 4-8: Untersuchung der Immobilisierung von AAHyal bzw. VAHyal als pclHyal-<br />
Derivate auf Polystyrol (PS)<br />
Atomprozent für: C O N<br />
PS + UV 99,4 0,6 -<br />
PS + N 2 + UV 82,4 17,0 0,7<br />
PS + Ic/Vp + UV 99,8 0,2 -<br />
PS + N 2 + Ic/Vp + UV 83,1 16,4 0,5<br />
PS + VAHyal + Ic/Vp + UV 69,7 26,8 3,5<br />
PS + N 2 + VAHyal + Ic/Vp + UV 60,7 34,2 5,1<br />
PS + AAHyal + UV 66,4 27,9 5,7<br />
PS + N 2 + AAHyal + UV 58,5 34,1 7,4<br />
Deutlich lassen sich aus Tabelle 4-8 die Unterschiede der Atomprozente insgesamt für<br />
Kohlenstoff und Sauerstoff mit bzw. ohne pclHyal-Derivat auf der PS-Oberfläche ablesen.<br />
Am Beispiel von AAHyal auf PS zeigen die folgenden Diagramme 4-3 die ermittelten<br />
Bindungsenergien für Kohlenstoff 1s und Sauerstoff 1s zum jeweiligen<br />
Beschichtungszeitpunkt. (Zur visuellen Verdeutlichung angepasst mit Hilfe der Software<br />
UNIFIT [141]).<br />
Diagramme 4-3: Bindungsenergien (normiert auf maximale Intensität) der C1s (links) und<br />
O1s Orbitale (rechts) von unterschiedlich behandeltem PS zur Untersuchung<br />
der Anbindung von AAHyal an PS<br />
81
Ergebnisse und Diskussion<br />
In den Darstellungen der Bindungsenergie wurde die Energieskala über die bekannten<br />
Photoelektronenlinien von metallischem Gold, Silber und Kupfer kalibriert. Die Spektren sind<br />
auf die C1s = 285,0 eV Photoelektronenlinie von Kohlenwasserstoffen referenziert. Die<br />
experimentelle Unsicherheit beträgt aufgrund der Aufladung der Proben während der<br />
Messung 0,2 eV.<br />
Die Zuordnung der spezifischen Bindungsenergien erfolgt über den Vergleich mit<br />
Literaturangaben, wie in Tabelle 4-9 aufgelistet.<br />
Tabelle 4-9: gemessene Bindungsenergien der Kohlenstoffe und ihre spezifische Zuordnung<br />
C-Atom<br />
im Spektrum<br />
Bindungenergie<br />
[eV]<br />
spezifisches<br />
C-Atom<br />
Literaturwert<br />
der BE [eV]<br />
C-1 290.2 C 12 H 10 290.15 [152]<br />
C-2 288.3 (-CH 2 C(CH 3 )(C(O)NH 2 )-) n 288.3 [153]<br />
Poly(methacrylamid)<br />
C-3 286.5 C-C-O oder<br />
(-C 6 H 5 NH-) n Polyanilin<br />
286.6 [154] oder<br />
286.5 [155]<br />
C-4 285.0 C-C-H 285.0 [154]<br />
Fragestellung: Welchen Einfluß hat dieVorbehandlung von PS mit N 2 -Plasma und welche<br />
Rolle spielen die Photoinitatoren Ic undVp?<br />
Durch das Aufschleudern konnte <strong>eine</strong> saubere Schicht aus Polystyrol auf Silizium erzeugt<br />
werden. Die Bestrahlung der PS-Oberfläche mit UV der Wellenlänge 365 nm bewirkte k<strong>eine</strong><br />
Änderung der Beschichtung, die Behandlung mit N 2 -Plasma führte jedoch zur Oxidation des<br />
PS Films durch das reaktive Plasma. Aus Tabelle 4-8 wird zudem ersichtlich, dass es nur auf<br />
<strong>eine</strong>r N 2 -behandelten PS-Schicht durch Bestrahlung mit UV zur Anbindung der beiden<br />
Photoinitiatoren Irgacure 2959 (Ic) und N-Vinylpyrrolidon (Vp) kommt. Anders verhalten sich<br />
hier die beiden Hyal-Derivate: sie konnten auf PS <strong>eine</strong> Adsorbatschicht bilden und mit UV-<br />
Bestrahlung angebunden werden, ohne dass PS mit N 2 -Plasma zuvor hydrophiliert wurde.<br />
Fazit: Eine Strukturierung der PS-Oberfläche, nachgewiesen durch Raster-Kraft- und 3D-<br />
Laserscan-Mikroskopie, erfolgte demnach nicht durch vorherige UV- oder N 2 -Plasma<br />
Behandlung der Polystyrol-Schicht sondern durch die erfolgreiche Anbindung von AAHyal<br />
mittels UV-Bestrahlung (bei Anwesenheit der Photoinitiatoren Ic und Vp entsprechend für<br />
VAHyal).<br />
Zur Überprüfung der Anbindung von AAHyal und VAHyal auf PLA wurden analog zu den<br />
Messungen auf PS Untersuchungen mittels XPS zu verschiedenen Zeitpunkten während der<br />
Filmprozessierung auf PLA durchgeführt. Die Ergebnisse der ermittelten Atomprozente auf<br />
PLA sind in Tabelle 4-10 aufgelistet.<br />
82
Ergebnisse und Diskussion<br />
Tabelle 4-10: Untersuchung der Immobilisierung von AAHyal bzw. VAHyal als pclHyal-<br />
Derivate auf Polymilchsäure (PLA)<br />
Atomprozent für: C O N<br />
PLA + UV 63,2 36,8 -<br />
PLA + N 2 + UV 62,7 37,3 -<br />
PLA + Ic/Vp + UV 63,5 36,4 -<br />
PLA + N 2 + Ic/Vp + UV 61,1 38,9 -<br />
PLA + VAHyal + Ic/Vp + UV 64,9 32,0 3,2<br />
PLA + N 2 + VAHyal + Ic/Vp+ UV 68,6 27,4 4,1<br />
PLA + AAHyal + UV 61,5 31,8 6,8<br />
PLA + N 2 + AAHyal + UV 59,9 33,8 6,3<br />
Es zeigt sich, dass sich die relative Zusammensetzung der PLA Oberfläche – mit Ausnahme<br />
<strong>eine</strong>r geringen Zunahme des Sauerstoffanteils – kaum ändert, weder durch die Bestrahlung<br />
mit UV der Wellenlänge 365 nm noch durch Behandlung mit N 2 -Plasma. Ebenso ist der<br />
Nachweis <strong>eine</strong>r möglichen Anbindung von Ic und Vp negativ. Erfolgreich wird damit die<br />
Anbindung der beiden Hyal-Derivate auf PLA bzw. PLA + N 2 nachgewiesen. Dies wird<br />
insbesondere durch die fehlenden Signale für PLA nach Beschichtung mit VAHyal + UV<br />
deutlich, wie die Bindungsenergien für C1s aufgetragen gegen die Intensität in den<br />
Diagramme 4-4 zeigen. Bei <strong>eine</strong>r durchschnittlichen Schichtdicke von 35 nm für pclVAHyal<br />
auf Glas bzw. PS (siehe Kapitel 4.2.3) ist die PLA-Folie mittels XPS (wegen der geringen<br />
Austrittstiefe der detektierbaren Elektronen) nicht mehr zu erkennen.<br />
Da die Unterschiede der Atomprozente insgesamt für Kohlenstoff und Sauerstoff mit bzw.<br />
ohne pclHyal-Derivat auf der PLA-Oberfläche verhältnismäßig gering waren, zeigen die<br />
folgenden Diagramme 4-4 (am Beispiel von VAHyal auf PLA) die ermittelten<br />
Bindungsenergien für Kohlenstoff 1s und Sauerstoff 1s zum jeweiligen<br />
Beschichtungszeitpunkt. (Zur visuellen Verdeutlichung angepasst mit Hilfe der Software<br />
UNIFIT [141]). Die Kalibrierung und Referenzierung erfolgte wie für Diagramme 4-3<br />
beschrieben. Die experimentelle Unsicherheit beträgt aufgrund der Aufladung der Proben<br />
während der Messung 0,2 eV.<br />
83
Ergebnisse und Diskussion<br />
Diagramme 4-4: Bindungsenergien (normiert auf maximale Intensität) der C1s (links) und<br />
O1s Orbitale (rechts) von unterschiedlich behandeltem PLA zur Untersuchung<br />
der Anbindung von VAHyal an PLA<br />
Für die Anbindung von AAHyal an PLA ergibt sich die gleiche chemische Verschiebung der<br />
Kohlenstoff 1s-Rumpfniveaus der verschiedenen Kohlenstoffatome; dies gilt ebenso für<br />
Sauerstoff. Eine erhöhte Bindungsenergie tritt dadurch auf, dass elektronegativere<br />
Nachbaratome Elektronen partiell vom Kohlenstoff anziehen und bei der Photoemission<br />
diese Partialladung zusätzlich aufgebracht werden muss. Die Bindungsenergie ist daher<br />
spezifisch für die im Molekül vorhandenen verschiedenen Kohlenstoffatome, die Zuordnung<br />
erfolgt über den Vergleich mit Literaturangaben, wie in Tabelle 4-11 aufgelistet.<br />
Tabelle 4-11: gemessene Bindungsenergien der Kohlenstoffe und ihre spezifische<br />
Zuordnung<br />
C-Atom<br />
im Spektrum<br />
Bindungenergie<br />
[eV]<br />
spezifisches<br />
C-Atom<br />
Literaturwert<br />
der BE [eV]<br />
C-1 289.0 O-C=O 288.9 [154]<br />
C-2 288.1 (-CH 2 C(CH 3 )(C(O)NH 2 )-) n 288.3 [153]<br />
Poly(methacrylamid)<br />
C-3 287.0 (-OC(O)CH(CH 3 )-) n 286.98 [153]<br />
Polymilchsäure<br />
C-4 286.6 C-C-O oder<br />
(-C 6 H 5 NH-) n Polyanilin<br />
286.6 [154] oder<br />
286.5 [155]<br />
C-5 285.0 C-C-H 285.0 [154]<br />
84
Ergebnisse und Diskussion<br />
Da bei der Messung der Oberflächenprofile in Kapitel 4.2.3 nicht eindeutig gezeigt werden<br />
konnte, ob unbestrahlte Bereiche <strong>eine</strong>r Oberfläche während des Hyal-<br />
Immobilisierungsprozesses auch tatsächlich Hyal-frei bleiben, wurden XPS-Messungen von<br />
VAHyal mit PLL an PLA-Substraten mit und ohne Betsrahlung mit UV stellvertretend für <strong>alle</strong><br />
in dieser Arbeit verwendeten Substrate und Beschichtungen durchgeführt (siehe Tabelle<br />
4-12).<br />
Tabelle 4-12: Untersuchung der Immobilisierung von PLL in VAHyal auf N 2 -behandeltem<br />
PLA<br />
Atomprozent für: C O N<br />
PLA – UV 62,4 37,6 -<br />
PLA + UV 62,7 37,3 -<br />
PLA + PLL - UV 63,6 35,7 0,7<br />
PLA + PLL + UV 66,0 32,4 1,6<br />
PLA + VAHyal + PLL - UV 66,1 31,6 2,3<br />
PLA + VAHyal + PLL + UV 64,4 31,4 4,2<br />
Aus Tabelle 4-12 wird klar, dass Hyal-Rückstände, die beim spin-coating auf die Oberfläche<br />
gelangen, jedoch nicht photovernetzt wurden, nicht durch Waschen des Substrates entfernt<br />
werden konnten. Die Unterschiede der ermittelten Atomprozente für UV- bzw. nicht-UV<br />
bestrahlte Schichten auf PLA sind auf die unterschiedlichen Schichtdicken zurückzuführen,<br />
die abhängig von der Belichtung gebildet werden. Während ohne UV-Bestrahlung nur sehr<br />
dünne Adsorbatschichten auf PLA verblieben, bildete sich durch UV-Bestrahlung <strong>eine</strong><br />
quervernetzte Schicht. Aufgund der geringen Informationstiefe für die XP-Spektroskopie<br />
haben schon kl<strong>eine</strong> Unterschiede in der Schichtdicke <strong>eine</strong>n großen Unterschied im Ergebnis<br />
zur Folge. Untersuchungen auf Silizium mit VAHyal und den Zusätzen PLL sowie FN zeigen<br />
ebenso, dass trotz Waschens der nicht-bestrahlten Proben mit H 2 O dest. k<strong>eine</strong> r<strong>eine</strong><br />
Silizium-Oberfläche erhalten werden. Die ermittelten Atomprozente für unterschiedliche<br />
Beschichtungen mit und ohne UV-Exposition sind in Tabelle 4-13 aufgelistet.<br />
Tabelle 4-13: Untersuchung der Immobilisierung von VAHyal, VAHyal mit PLL und VAHyal<br />
mit FN auf Silizium in Abhängigkeit von der Bestrahlung mit UV<br />
Atomprozent für: C O N<br />
Si + VAHyal - UV 49,8 33,9 3,4<br />
Si + VAHyal + UV 48,8 36,0 3,9<br />
Si + VAHyal + PLL - UV 53,6 31,6 3,5<br />
Si + VAHyal + PLL + UV 51,9 33,7 3,9<br />
Si + VAHyal + FN - UV 34,6 44,3 4,3<br />
Si + VAHyal + FN + UV 37,5 42,4 4,7<br />
Die XPS-Untersuchungen unterschiedlich behandelter Substrate zeigen, dass<br />
Hyaluronsäure-Derivate auf Silizium, Polystyrol und Polymilchsäure immobilisiert werden<br />
konnten. Die Ergebnisse zeigen desweiteren, dass die Strukturierung von Polymersubstraten<br />
mittels UV- Bestrahlung durch <strong>eine</strong> Maske einzig durch Immobilisierung und Quervernetzung<br />
85
Ergebnisse und Diskussion<br />
von pclHyal-Derviaten auf den Substraten erfolgt und nicht durch andere Mechanismen oder<br />
Prozessierungsschritte. Eine Hyal-freie Oberfläche zwischen den erzeugten pclHyal-<br />
Strukturen konnte mit der in dieser Arbeit verwendeten Oberflächenbeschichtungsmethode<br />
<strong>alle</strong>rdings nicht hergestellt werden. Die Anwendungen der Substrate in der Zellkultur sollten<br />
daher Hinweise auf <strong>eine</strong> geschickte Oberflächenfunktionalisierung unter Verwendung<br />
verschiedener Hyal-Derivate liefern.<br />
4.2.5 Die Analyse des Zetapotenzials gibt Aufschluss über die Oberflächenladung<br />
verschiedener Hyaluronsäurefilme<br />
Die Modifikation <strong>eine</strong>r Oberfläche kann die Benetzbarkeit, die Biokompatibilität oder auch<br />
das Adhäsionsverhalten gegenüber anderen Molekülen verändern. Die Bestimmung des<br />
Zetapotenzials mittels Messung des Strömungspotentials und des Strömungsstroms dient<br />
der Oberflächencharakterisierung.<br />
Auf unterschiedlichen Substraten wurde für verschieden konzentrierte Salzlösungen das<br />
Zetapotenzial in Abhängigkeit vom pH-Wert bestimmt. Diese Oberflächentitration führt zur<br />
Dissoziation funktioneller Gruppen auf der Oberfläche und kann qualitative Aussagen über<br />
die Chemie dieser funktionellen Gruppen liefern. In Diagramm 4-5 ist das Zetapotenzial für<br />
silanisierte Glasplättchen aufgetragen, die Fehlerbalken geben die Standardabweichung zum<br />
Mittelwert aus sechs Messungen an. Das Glas entspricht also in diesem Fall <strong>eine</strong>r<br />
„unfunktionalisierten“ Oberfläche, es sind k<strong>eine</strong> Hyaluronsäure-Moleküle vorhanden.<br />
40<br />
1 mM KCl 10 mM KCl 1 mM NaCl<br />
20<br />
Zetapotenzial [mV]<br />
0<br />
-20<br />
-40<br />
-60<br />
-80<br />
-100<br />
2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
pH<br />
Diagramm 4-5: Zetapotenzial zweier Elektrolyte in Abhängigkeit von Konzentration und pH-<br />
Wert auf silanisiertem Glas<br />
86
Ergebnisse und Diskussion<br />
Für verschiedene Elektrolytkonzentrationen und ebenfalls unabhängig von der<br />
Salzzusammensetzung (KCl bzw. NaCl) zeigt die Glasoberfläche <strong>eine</strong>n Isoeletrischen Punkt<br />
(IEP) von 4, d.h. bei pH = 4 erscheint die Oberfläche ungeladen. Im nächsten Schritt wurden<br />
pclHyal-Filme auf Glas untersucht. Die beiden Diagramme 4-6 und 4-7 zeigen die<br />
Bestimmung des Zetapotenzials für pclAAHyal und pclVAHyal Oberflächen (mit Angabe der<br />
Standardabweichungen als Fehlerbalken für sechs Messungen je pH-Wert).<br />
-10<br />
0 1 mM KCl 10 mM KCl 56 mM KCl<br />
Zetapotenzial [mV]<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
-70<br />
2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
pH<br />
Diagramm 4-6: Zetapotenzial bei verschiedenen pH-Werten für <strong>eine</strong>n pclAAHyal-Film ohne<br />
weitere Zusätze, der nacheinander verschiedenen Konzentrationen ausgesetzt<br />
wurde<br />
40 0,1 mM KCl 1mM KCl<br />
3 mM KCl 56 mM KCl 100 mM KCl<br />
20<br />
Zetapotenzial [mV]<br />
0<br />
-20<br />
-40<br />
-60<br />
-80<br />
-100<br />
2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
pH<br />
Diagramm 4-7: Zetapotenzial bei verschiedenen pH-Werten für <strong>eine</strong>n pclVAHyal-Film ohne<br />
weitere Zusätze, der nacheinander verschiedenen Konzentrationen ausgesetzt<br />
wurde<br />
87
Ergebnisse und Diskussion<br />
Für die beiden pclHyal-Oberflächen lassen sich in Bezug auf <strong>eine</strong> Anwendung in der<br />
Zellkultur folgende Aussagen treffen:<br />
• Bei <strong>eine</strong>m physiologischen pH-Wert von 7,4 liegt das Zetapotenzial für <strong>alle</strong><br />
Elektrolytlösungen im negativen Bereich. Das bedeutet, die Oberfläche ist dann stets<br />
negativ geladen.<br />
• Der IEP liegt deutlich niedriger als der der Glasoberfläche. Für pclAAHyal liegt der<br />
IEP sogar außerhalb der untersuchten pH-Werte. Die pclHyal-Oberflächen liegen also<br />
nie elektrisch neutral vor.<br />
• Bei den für die Messmethode verhältnismäßig hohen Ionenkonzentrationen von bis<br />
zu 100 mM verhalten sich die pclHyal-Filme wie erwartet: bei steigender<br />
Salzkonzentration werden mehr Ionen an der Grenzfläche angelagert und die<br />
gemessenen, absoluten Zetapotenziale gehen betragsmäßig nach unten, d.h. die<br />
Oberfläche scheint nach außen hin weniger negativ geladen.<br />
• Die Lage des IEP hängt bei pclAAHyal und pclVAHyal nicht von der<br />
Salzkonzentration und auch nicht von der Salzzusammensetzung ab, wie in <strong>eine</strong>r<br />
weiteren Messung bestätigt werden konnte. Es ist deshalb davon auszugehen, dass<br />
die Protonen, Alkoholatanionen und Carboxylatanionen des pclHyal-Films für die<br />
Ladungseffekte an der Grenzfläche verantwortlich sind.<br />
Da XPS-Untersuchungen (Kapitel 4.2.4) ergeben hatten, dass <strong>eine</strong> Fläche nach Hyal-<br />
Exposition, jedoch ohne UV-Bestrahlung nicht völlig Hyal-frei gewaschen werden kann,<br />
wurden VAHyal Beschichtungen hergestellt, die zusätzlich das polykationische PLL<br />
enthalten. In den Diagrammen 4-8 sind die gemessenen Potentiale bei unterschiedlichen<br />
KCl-Konzentrationen gegen die verschiedenen pH-Werte aufgetragen.<br />
20<br />
0<br />
0,1 mM KCl 1 mM KCl<br />
10 mM KCl 54 mM KCl<br />
20<br />
0<br />
1mM KCl<br />
10 mM KCl<br />
Zetapotenzial [mV]<br />
-20<br />
-40<br />
-60<br />
Zetapotenzial [mV]<br />
-20<br />
-40<br />
-60<br />
-80<br />
2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
pH<br />
-80<br />
2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
pH<br />
Diagramme 4-8: VAHyal/PLL ohne UV-Bestrahlung (links) und nach UV-Bestrahlung (rechts)<br />
Es wird deutlich, dass im pH Plateau-Bereich die Zetapotenziale für nicht UV-bestrahlte<br />
Oberflächen relativ wenig von der Ionenstärke abhängig sind. Der IEP liegt sehr niedrig, was<br />
auf <strong>eine</strong> Rest-Schicht an Hyaluronsäure deutet, die nicht weggewaschen werden konnte.<br />
Dieses Ergebnis deckt sich mit der XPS-Analyse von UV unbehandelten Hyal-Substraten.<br />
Für die nicht UV-behandelten Proben sind die Zetapotenziale bei den niedrigeren<br />
Ionenstärken (1 mM) vom Betrag her signifikant kl<strong>eine</strong>r (-50 mV) als bei den UV-behandelten<br />
88
Ergebnisse und Diskussion<br />
Proben (-70 mV). Weiterhin ließ sich k<strong>eine</strong> Zunahme des Zetapotenzials bei steigender<br />
Ionenstärke feststellen, wie es bei den UV-bestrahlten Oberflächen beobachtet werden kann.<br />
Möglicherweise führt <strong>eine</strong> Rest-Schicht PLL zusammen mit der Rest-Schicht Hyal dazu, dass<br />
sich <strong>eine</strong> weniger stark geladene Oberfläche gebildet hat, auf der sich selbst bei höheren<br />
Ionenstärken Kationen und Anionen gleichermaßen anlagern. Bei den UV-bestrahlten<br />
Oberflächen war die übliche Zunahme des Zetapotenzials bei abnehmender Ionenstärke zu<br />
beobachten, was auf ein Quellen des pclHyal/PLL-Films zurück geführt werden kann.<br />
Dadurch können Ionen in die pclHyal/PLL Schicht eindringen und damit die Oberfläche nach<br />
außen hin neutral ersch<strong>eine</strong>n lassen. Auffällig ist, dass der IEP für die UV-bestrahlte<br />
Oberfläche aus pclVAHyal/PLL relativ hoch liegt, vergleichbar dem auf silanisierten Glas.<br />
Dies spricht für die Theorie des gequollenen Films, der bei pH = 4 nach außen hin neutral<br />
geladen ist.<br />
4.2.6 Hyaluronsäure-Filme zur Anwendung im Mikrothermoform-Verfahren<br />
Zur Untersuchung von Polymeren, die in <strong>eine</strong>r Formanlage thermisch gezogen und<br />
verstreckt werden, wurde Polymilchsäure als Substrat gewählt. PLA ist ein durch Wärme<br />
verformbarer biokompatibler Kunststoff. Während dem Thermoformprozess wird PLA auf bis<br />
zu 60°C erhitzt und <strong>eine</strong>m Druck von 2-3 MPa ausgesetzt. Untersuchungen zur<br />
Beständigkeit von Hyaluronsäure Beschichtungen auf PLA zeigen, dass dieser Prozess für<br />
pclAAHyal auf PLA ungeeignet ist. Die pclAAHyal-Schicht löste sich vom PLA-Substrat ab.<br />
Die Entwicklung thermogeformter Strukturen von pclVAHyal auf PLA verlief hingegen<br />
erfolgreich. Wie in den Abbildungen 4-15 dargestellt, wurden aus <strong>eine</strong>m mit pclVAHyal<br />
beschichteten PLA-Substrat relativ tiefe Kavitäten bei 3 MPa geformt, in denen die<br />
pclVAHyal-Beschichtung bei den gewählten Prozessparamtern ein- und abreißt, zwischen<br />
den Kavitäten dagegen unbeschädigt bleibt.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-15: Filmprozessierung von VAHyal auf PLA (vgl. Kapitel 3.1.2): UV-<br />
Bestrahlung vollflächig (a) oder durch <strong>eine</strong> Maske (b); Thermoformen des<br />
Substrates (vgl. Kapitel 3.1.3), Einformtiefe 170 µm (links) oder 200 µm<br />
(rechts); Färbung mit Kristallviolett<br />
Wurde bei <strong>eine</strong>m geringeren Druck von 2 MPa thermogeformt, so blieb (wie in den<br />
Abbildungen 4-16 gezeigt) ein zuvor erzeugtes pclHyal-Muster auch in den weniger tief<br />
eingeformten Kavitäten erhalten und wurde dort lediglich verzerrt.<br />
89
Ergebnisse und Diskussion<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-16: Filmprozessierung von VAHyal auf PLA (vgl. Kapitel 3.1.2): UV-<br />
Bestrahlung durch <strong>eine</strong> Maske; Thermoformen des Substrates (vgl. Kapitel<br />
3.1.3), Einformtiefe 90 µm. Beide Abbildungen (a und b) zeigen den gleichen<br />
Probenbereich in verschiedenen Fokusebenen, wobei deutlich die intakte<br />
Wellenstruktur zwischen den Kavitäten sowie das verstreckte, eingerissene<br />
Muster in der Kavität zu erkennen ist<br />
Um auszuschließen, dass sich pclVAHyal während dem Thermoformprozess zersetzt, wurde<br />
versucht, die Schmelztemperatur von pclVAHyal zu bestimmen. Dabei kommt es ab 180°C<br />
zur langsamen Zersetzung des Polymers.<br />
4.3 Hyaluronsäure-Gelbildung<br />
4.3.1 Photocrosslinking von AAHyal durch Bildung reaktiver Nitrene<br />
Die Herstellung vernetzter Schichten aus Hyaluronsäure mittels Photocrosslinking auf<br />
silanisierten Glasplättchen oder in Mikroskopierkammern erfolgte durch Bestrahlung von<br />
AAHyal mit UV.<br />
Die Reaktion zur Erzeugung von AAHyal liefert bei Verwendung verschiedener<br />
Kopplungsreagenzien unterschiedlich stark modifizierte AAHyal-Produkte. Obwohl das<br />
Reaktionsprodukt, welches die meisten Azidophenylreste aufweist, den besten<br />
Vernetzungsgrad liefern müsste, zeigte sich bei der Gelbildung durch die Bestrahlung mit<br />
UV, dass AAHyal mit <strong>eine</strong>m Modifizierungsgrad von 44 % AA im Molekül eher braun<br />
verbrannt wirkt und <strong>eine</strong> echte Gelbildung nicht beobachtet werden kann. Auch bei der<br />
Bestrahlung von AAHyal (7 % Modifikation) konnte k<strong>eine</strong> Gelbildung beobachtet werden.<br />
Erfolgreich hingegen verlief die Gelbildung von AAHyal, das <strong>eine</strong>n Modifizierungsgrad von<br />
18 % aufweist. Während der Bestrahlung mit UV kann der Beginn der Gelbildung nach etwa<br />
10 min beobachtet werden, nach 20 min ist die Gelbildung beendet, länger andauernde UV-<br />
Bestrahlung führte lediglich zu braun verbrannten Gelen. Die Abbildungen 4-17 zeigen<br />
pcalAAHyal-Gele die sich während des Bestrahlungsprozesses leicht braun färben, was auf<br />
die Bildung von Nebenprodukten hin deutet. Die Braunfärbung blieb auch nach dem<br />
Inkubieren der Gele mit Zellen und Kulturmedium bestehen und lässt sich demnach nicht<br />
durch Waschen entfernen.<br />
90
Ergebnisse und Diskussion<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-17: Gele aus AAHyal nach 10 min (a) und nach 20 min (b) UV-Bestrahlung<br />
Ebenso wurde die Gelbildung für AAHyal mit zellattraktiven Substanzen untersucht. Dazu<br />
wurde der Polymerisationslösung Collagen beigemischt, das häufig zur Beschichtung von<br />
Zellkulturträgern verwendet wird. In Abbildung 4-18 sind die erzeugten Gele abgebildet.<br />
Abbildung 4-18: Gele aus AAHyal (15 mg/mL) mit 1,5 mg/mL Collagen<br />
Offenbar wurden bei der Gelbildung von AAHyal mit Collagen viele Nebenprodukte gebildet;<br />
das Gel war sehr dunkel und wies <strong>eine</strong> sehr feste Konsistenz auf.<br />
Die Betrachtung der gebildeten pclAAHyal-Hydrogele im Rasterelektronenmikroskop<br />
verstärkte den Befund, dass äußerst dicht gepackte Hydrogele mit AAHyal erzeugt wurden<br />
(Abbildung 4-19). Es war daher fraglich, inwiefern diese Hydrogele als Zellkultursubstrate<br />
geeignet sind, da die Nährstoffversorgung der Zellen, die in <strong>eine</strong>m derartigen Gerüst sitzen<br />
durch die Poren gewährleistet sein muss.<br />
91
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-19: REM-Aufnahme <strong>eine</strong>s Schnittes durch ein gefriergetrocknetes pclAAHyal<br />
Hydrogel<br />
4.3.2 Polymerisation von VAHyal durch Bildung reaktiver Carbene<br />
Zur Erzeugung von Hyaluronsäuregelen aus VAHyal wurden Initiatorsubstanzen der<br />
Polymerlösung beigemischt, die bei Bestrahlung mit UV Primärradikale erzeugen. Diese<br />
greifen in situ den Vinylrest im modifizierten Hyaluronsäuremolekül an. Infolge werden<br />
Kohlenstoffradikale gebildet, die zu <strong>eine</strong>r Quervernetzung beitragen. Die hochviskose<br />
Lösung aus 15 mg/mL VAHyal gelöst in PBS, die 0,1 % N-Vinylpyrrolidon und 0,1 % Irgacure<br />
enthält, wurde in <strong>eine</strong> Mikroskopierkammer pipettiert und nach 15 min mit UV-Bestrahlung<br />
war die Gelbildung abgeschlossen. Das Gel wirkt gelb-braun gefärbt, ist jedoch<br />
durchsch<strong>eine</strong>nd. Ebenso wurde <strong>eine</strong> erfolgreiche Gelbildung bei Zugabe von 2,5 mg/mL<br />
Collagen beobachtet (Abbildungen 4-20).<br />
(a)<br />
Abbildungen 4-20: Gele aus VAHyal (a) und VAHyal mit 2,5 mg/mL Collagen (b)<br />
(b)<br />
Im Rasterelektronenmikroskop zeigt die Schnittfläche <strong>eine</strong>s pclVAHyal-Hydrogels nach der<br />
Gefriertrocknung <strong>eine</strong> relativ gleichmäßig poröse Struktur mit Kavitäten zwischen 1-10 µm,<br />
die sich zur Einbettung von Zellen unter Beibehaltung der Durchlässigkeit für Nährmedium<br />
nutzen ließen (Abbildung 4-21).<br />
92
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-21: REM-Aufnahme <strong>eine</strong>s Schnittes durch ein gefriergetrocknetes pclVAHyal<br />
Hydrogel<br />
4.3.3 Click-Gele werden aus ATAHyal und PAHyal gebildet<br />
Die Kupfer-vermittelte Click-Reaktion zwischen <strong>eine</strong>r Azidogruppe und <strong>eine</strong>m Alkin kann<br />
auch zur Quervernetzung entsprechend funktionalisierter Hyaluronsäurestränge genutzt<br />
werden. Der Gelierungsprozess war bei Verwendung von CuCl bereits nach wenigen<br />
Sekunden vollendet. In Abbildung 4-22 sind die IR-Spektren der Ausgangssubstanzen<br />
ATAHyal und PAHyal dargestellt, ebenso das IR-Spektrum des resultierenden Click-<br />
Derivates. Damit ließ sich der Verlust der Azido-Gruppe und des Alkin-Restes während der<br />
Bildung des Fünfrings nachweisen.<br />
Abbildung 4-22: IR-Spektren von ATAHyal und PAHyal die nach der CuCl katalysierten<br />
Click-Reaktion zu <strong>eine</strong>m Hydrogel vernetzen: IR-Spektrum Click-Hyal<br />
93
Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Verwendung geringster Mengen des Katalysators war vor <strong>alle</strong>m für die späteren<br />
Anwendungen in der Zellkultur interessant. In den folgenden Abbildungen 4-23 sind die<br />
Ergebnisse unterschiedlicher Zugaben <strong>eine</strong>r wässrigen, 0,1 %igen CuCl-Suspension zu<br />
sehen.<br />
Abbildungen 4-23: Click-Gele (von links nach rechts) nach Zugabe von: 10 µL, 20 µL, 30 µL,<br />
und 40 µL CuCl mit Durchmessern von 2 mm, 3 mm, 5 mm und 5 mm<br />
Die unterschiedliche Größe der Gel-Stücke war <strong>alle</strong>in auf die zusätzliche Flüssigkeitsmenge<br />
zurück zu führen, die im Gel durch die Zugabe unterschiedlicher Mengen an Katalysator-<br />
Lösung vorhanden ist. In der Literatur wird beschrieben, dass der Vernetzungsgrad direkt<br />
über die Änderung der stöchiometrischen Reaktionsbedingungen beeinflusst werden kann.<br />
[95]<br />
4.3.4 Die Polymerisation von GMHyal und MAHyal<br />
Für die Gelierung von GMHyal aus Hyal unterschiedlicher Molekulargewichte gibt die<br />
folgende Tabelle 4-14 <strong>eine</strong>n Überblick der gewonnen Gele.<br />
Tabelle 4-14: Gele aus GMHyal mit unterschiedlichem Anteil an Photoinitiatoren<br />
10 mg/mL gelöst in PBS<br />
mit 0,05 % Ic und 0,05 % Vp<br />
pclGMHyal 50 kDa → sehr viskos<br />
pclGMHyal 350 kDa → Gel-Bröckchen<br />
pclGMHyal 1100 kDa → Hydrogel<br />
pclGMHyal 1200-2600 kDa → sehr viskos<br />
10 mg/mL gelöst in PBS<br />
mit 0,1 % Ic und 0,1 % Vp<br />
pclGMHyal 50 kDa → sehr viskos<br />
pclGMHyal 350 kDa → Gel-Bröckchen<br />
pclGMHyal 1100 kDa → Hydrogel<br />
pclGMHyal 1200-2600 kDa → sehr viskos<br />
Aufgrund der guten Ergebnisse bei der Verwendung von GMHyal 1100 kDa wurden diese<br />
Gele bei der Verwendung mit Zellen eingesetzt. Die REM-Aufnahmen <strong>eine</strong>s Schnittes durch<br />
ein pclGMHyal-Hydrogel nach der Gefriertrocknung zeigen die Porösität des Gels, das gut<br />
zur Einbettung von Zellen geeignet scheint (Abbildungen 4-24)<br />
94
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildungen 4-24: GMHyal gelöst in PBS in <strong>eine</strong>r Konzentration von 20 mg/mL wird nach<br />
Zugabe von 0,1 % Ic und 0,1 % Vp nach Bestrahlung mit UV zum Hydrogel<br />
vernetzt, Mikroskopaufnahme (a) und REM-Aufnahme (b)<br />
Obwohl k<strong>eine</strong>rlei Modifikation der Hyaluronsäure durch MA feststellbar war, wurden dennoch<br />
Gelbildungsversuche durchgeführt. Für <strong>alle</strong> MAHyal-Proben konnte jedoch k<strong>eine</strong> Gelbildung<br />
erzielt werden. Allerdings war es unmöglich, die Derivate in Puffer oder H 2 O dest. zu lösen.<br />
Demzufolge war davon auszugehen, dass zwar <strong>eine</strong> Modifizierung der Hyaluronsäure<br />
stattgefunden hat, die sich jedoch nicht sinnvoll als Trägersubstrat bzw. Gerüststruktur in der<br />
Zellkultur einsetzen lässt.<br />
4.4 Peptidsynthesen<br />
4.4.1 Synthesevorstufen zur Darstellung funktionalisierter Peptide<br />
Ahx 3<br />
Die Darstellung des Linkers aus drei Aminohexansäure-Einheiten (Ahx 3 ) konnte mittels<br />
Festphasensynthese durchgeführt werden. Das UV Spektrum der LC-Analyse zeigt die r<strong>eine</strong><br />
Substanz.<br />
AZB-NHS und VIB-NHS<br />
Die Synthese der NHS-aktivierten Benzol-Derivate Azidobenzyl-N-hydroxysuccinimid (AZB-<br />
NHS) und Vinylbenzyl-N-hydroxysuccinimid (VIB-NHS) konnte erfolgreich durchgeführt<br />
werden. Die Reaktionsbedingungen entsprachen standardmäßigen Kopplungsprozessen.<br />
Das Kopplungsreagenz DCC ließ sich durch säulenchromatographische Aufreinigung<br />
vollständig abtrennen. Der Produktnachweis erfolgte mittels 1 H-NMR Spektroskopie.<br />
95
Ergebnisse und Diskussion<br />
AZB-Ahx 3 und VIB-Ahx 3<br />
Die Kopplung des NHS-aktivierten Azidobenzoyls mit Ahx 3 an der festen Phasen erschien<br />
zunächst problematisch, da sich das Kopplungsreagenz EDC nur im Wässrigen löst, darin<br />
war jedoch das AZB-NHS unlöslich. Umgekehrt ist AZB-NHS in DMSO löslich, EDC<br />
wiederum nicht. Daher wurde für die Reaktion zunächst ein Lösungsmittelgemisch aus<br />
DMSO:H 2 O = 1:1 gewählt womit die Ankopplung erfolgreich durchgeführt werden konnte.<br />
Das UV Spektrum bei λ = 220 nm der LCMS-Analyse zeigt das gewünschte Produkt in<br />
ausreichender Reinheit. Eine weitere Aufreinigung vor der nächsten Umsetzung wurde nicht<br />
vorgenommen. Das Vorhandensein der Azido-Funktionalität wurde mittels ATR-IR<br />
nachgewiesen.<br />
Die Kopplung des NHS-aktivierten Vinylbenzoyls mit Ahx 3 an der festen Phase lieferte nach<br />
kurzer Reaktionszeit das gewünschte Produkt, sofern beide Edukte in DMF gelöst wurden.<br />
Das UV Spektrum bei λ = 220 nm der LCMS-Analyse zeigte das gewünschte Produkt in<br />
ausreichender Reinheit. Eine weitere Aufreinigung vor der nächsten Umsetzung wurde nicht<br />
vorgenommen.<br />
GGGR(Pbf)GD(tBu)S(Mtr)P und GGGR(Pbf)D(tBu)GS(Mtr)P<br />
Die Synthesen ausgehend von Fmoc-Prolin-OH am Trägerharz 2-Cl-Trityl verliefen<br />
erfolgreich mittels Fmoc-Synthesestrategie. Beide Produkte konnten massenspektrometrisch<br />
nachgewiesen werden.<br />
Zyklo[D(tBu)fKR(Pbf)G]<br />
Mittels der Fmoc-Synthesestrategie konnte das lineare Peptid NH 2 -Asp(tBu)-D-Phe-<br />
Lys(Dde)-Arg(Pbf)-Gly-OH auf dem Trägerharz 2-Cl-Trityl hergestellt werden. Es war dabei<br />
empfehlenswert, die Synthese mit Fmoc-Glycin-OH am Harz zu beginnen, da so im späteren<br />
Zyklisierungsschritt Racemisierung vermieden werden konnte. Die Abspaltung vom Harz<br />
unter Beibehaltung <strong>alle</strong>r Seitenketten-Schutzgruppen gelang mit 30 % HFIP in DCM.<br />
Zyklisiert wurde das Pentapeptid in stark verdünnter Lösung. Um dabei <strong>eine</strong> unkontrollierte<br />
Polymerisation des Produktes zu vermeiden, wurden die Kopplungsreagenzien DIC und<br />
HOBt verwendet. Die Zyklisisierung konnte massenspektrometrisch verfolgt werden. Die<br />
chemoselektive Abspaltung der Schutzgruppe Dde an Lysin mit Hydrazin verlief ebenfalls<br />
bereits nach wenigen Minuten erfolgreich. Das UV-Spektrum der LCMS-Analyse bei<br />
λ = 220 nm zeigt das gewünschte Produkt in ausreichender Reinheit. Die Isolierung des<br />
Peptids wurde erst nach Anbindung <strong>eine</strong>s Linkers durchgeführt, um verlustreiche<br />
Reinigungsschritte zu vermeiden.<br />
96
Ergebnisse und Diskussion<br />
4.4.2 Die Synthese der linearen Peptide AZB-GGGRGDSP und AZB-GGGRDGSP:<br />
Peptide, die als Linker <strong>eine</strong> Glycin-Kette tragen, an der photoreaktives Azid<br />
gebunden ist<br />
An der Festphase gelang die Funktionalisierung des Peptids mit der photoreaktiven Gruppe<br />
ausgehend vom zuvor hergestellten AZB-NHS. Durch das Abspalten des Produkts vom<br />
Trägerharz wurden gleichzeitig die Seitenketten entschützt und im UV Spektrum bei<br />
λ = 220 nm (siehe Diagramme 4-9) der LCMS-Analyse konnte die Reinheit überprüft werden.<br />
3000<br />
5000<br />
Intensität [mAu]<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
AZB-GGGRGDSP<br />
(m/z) 847.4<br />
Intensität [mAu]<br />
4500<br />
4000<br />
500<br />
AZB-GGGRDGSP<br />
(m/z) 847.4<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Zeit [min]<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Zeit [min]<br />
Diagramme 4-9: UV-VIS Spektren von AZB-GGGRGDSP und AZB-GGGRDGSP<br />
4.4.3 Die Synthese der linearen Peptide VIB-GGGRGDSP und VIB-GGGRDGSP:<br />
Peptide, die als Linker <strong>eine</strong> Glycin-Kette tragen, die den polymerisierbaren<br />
Vinyl-Rest trägt<br />
An der Festphase gelang die Funktionalisierung des Peptids mit der photoreaktiven Gruppe<br />
ausgehend vom zuvor hergestellten VIB-NHS. Durch das Abspalten des Produkts vom<br />
Trägerharz, wurden gleichzeitig die Seitenketten entschützt und im UV Spektrum bei<br />
λ = 220 nm (siehe Diagramme 4-10) der LCMS-Analyse konnte die Reinheit überprüft<br />
werden.<br />
3000<br />
1000<br />
Vib-GGGRGDSP<br />
(m/z) 832.5<br />
800<br />
Vib-GGGRDGSP<br />
(m/z) 832.4<br />
Intensität [mAu]<br />
2500<br />
500<br />
Intensität [mAu]<br />
600<br />
400<br />
200<br />
GGGRDGSP (m/z 702.4) und<br />
weitere Verbindung (m/z 1022.6)<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Zeit [min]<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Zeit [min]<br />
Diagramme 4-10: UV-VIS Spektren von VIB-GGGRGDSP und VIB-GGGRDGSP<br />
97
Ergebnisse und Diskussion<br />
4.4.4 Die Synthese von AZB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]. Ein ringförmig aufgebautes Peptid,<br />
das als Linker drei Aminohexansäure-Einheiten trägt, an dessen Ende ein<br />
photoreaktiver Azid-Rest gebunden ist<br />
Die Anbindung des photoreaktiven Linkers AZB-Ahx 3 an die freie Aminogruppe des<br />
zyklo[D(tBu)fKR(Pbf)G] gestaltete sich zunächst schwierig. Ausgehend von der in der<br />
Literatur beschriebenen Methode [102] mit den Kopplungsreagenzien HATU und HOAT<br />
unter Zusatz von 2,3,5-Collidin konnte nur sehr langsam die Produktbildung sowie die<br />
Bildung zahlreicher Nebenprodukte beobachtet werden. Vielversprechend hingegen verlief<br />
die Kopplung unter Verwendung von HOBt unter Zusatz von DIC. Hierbei wurden deutlich<br />
weniger Nebenprodukte beobachtet und nach 5 Tagen war die Reaktion beendet. Das<br />
Produktgemisch wurde mit der Gradienten-HPLC-Methode aufgetrennt und das gewünschte<br />
Produkt fraktioniert gesammelt. Anschließend wurde das Zyklopeptid vollständig entschützt<br />
und man erhielt AZB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG] mit nur 6,33 % Verunreinigungen. Diagramm 4-11<br />
zeigt das UV Spektrum (λ = 220 nm) des Produktes, wie es in der Zellkultur eingesetzt<br />
wurde.<br />
Intensität [mAu]<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Injektionssignal<br />
3,21 %<br />
93,67 %<br />
AZB-zyklo(RGDfK)<br />
(m/z) 1088.8<br />
3,12 %<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Zeit [min]<br />
Diagramm 4-11: UV-VIS Spektrum von AZB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]<br />
4.4.5 Die Synthese von VIB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]. Ein ringförmig aufgebautes Peptid,<br />
das als Linker drei Aminohexansäure-Einheiten trägt, an dessen Ende ein<br />
polymerisierbarer Vinyl-Rest gebunden ist<br />
Die Anbindung des Linkers VIB-Ahx 3 an die freie Aminogruppe des zyklo[D(tBu)fKR(Pbf)G]<br />
verlief analog der Darstellung des Azido-Gruppe tragenden Derivates. Ebenso wurden hier<br />
die Kopplungsreagenzien HOBt und DIC verwendet und nach 5 Tagen konnte kein weiterer<br />
Reaktionsumsatz mehr beobachtet werden. Die Gradienten-HPLC-Methode lieferte<br />
fraktioniert das geschützte Zyklopeptid, das nach vollständiger Entschützung als VIB-Ahx 3 -<br />
zyklo[DfKRG] gewonnen wurde. Es ließen sich Verunreinigungen im UV Spektrum erkennen,<br />
<strong>alle</strong>rdings zeigten nur 5,43 % davon <strong>eine</strong> detektierbare Masse. In Diagramm 4-12 ist das UV<br />
Spektrum bei λ = 220 nm dargestellt, welches das für die Zellkultur verwendete Produkt<br />
zeigt.<br />
98
Ergebnisse und Diskussion<br />
1600<br />
51,80 %<br />
1400<br />
1200<br />
VIB-zyklo(RGDfK)<br />
(m/z) 1073.9<br />
Intensität [mAu]<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
Injektionssignal<br />
kein Masse-Signal,<br />
nur UV-Signal<br />
200<br />
1,35 %<br />
1,94 %<br />
2,14 %<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Zeit [min]<br />
Diagramm 4-12: UV-VIS Spektrum von VIB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]<br />
4.5 RGD-Immobilisierung auf Hyaluronan<br />
4.5.1 Die Immobilisierung photoreaktiver Peptide<br />
Die Immobilisierung photoreaktiver Peptide auf <strong>eine</strong>m Hyaluronsäuresubstrat gelang nur bei<br />
Beachtung der Prozessreihenfolge. Dazu wurde zunächst das Hyaluronsäurederivat<br />
immobilisiert und anschließend darauf ein strukturiertes Peptidmuster erzeugt. Eine<br />
geeignete Reihenfolge zur Peptidimmobilisierung auf pclHyal beschreibt Kapitel 3.1.2.<br />
4.5.2 Die Anbindung von RGDF 19 an Hyaluronsäure mittels Festphasensynthese<br />
Die Anbindung von RGDF 19 an Hyaluronsäure mittels Festphasensynthese unter<br />
Verwendung des Kopplungsreagenzes TFFH konnte anhand des 19 F-Spektrums nicht<br />
gezeigt werden. Die Polymerstruktur der Hyaluronsäure ließ die eindeutige Zuweisung <strong>eine</strong>s<br />
19 F-Signals nicht zu.<br />
4.6 Hyaluronsäurefilme und deren Einfluss auf das Zellwachstum<br />
Zur Untersuchung von Zell-Substrat-Interaktionen bietet sich die Kultivierung von L929<br />
Zellen auf den erzeugten Hyaluronsäurefilmen an. Es handelt sich dabei um Fibroblasten,<br />
die aus areolaren und adipotischen Gewebe <strong>eine</strong>r männlichen C3H/An Maus stammen.<br />
Diese Mäuse weisen <strong>eine</strong> sehr hohe Inzidenz von Mammatumoren auf, aus denen die Zellen<br />
gewonnen werden. Die L929-Zellkultur ist ein sensibles in vitro Testsystem für die<br />
Bioverträglichkeitsprüfung von Biomaterialien.<br />
99
Ergebnisse und Diskussion<br />
4.6.1 Die Zelladhäsion auf verschiedenen Hyaluronsäurestrukturen lässt sich gut<br />
bei Verwendung von GMHyal beobachten<br />
Zur Untersuchung der Zelladhäsion auf verschiedenen Hyaluronsäurefilmen wurden<br />
silanisierte Glasplättchen sowie N 2 -Plasma behandelte PS Substrate durch Aufschleudern<br />
von Hyal-Lösungen beschichtet. Durch das Auflegen <strong>eine</strong>r Maske während der<br />
nachfolgenden Bestrahlung mit UV wurden Muster aus vernetzten Hyal-Strängen und<br />
unvernetztem Hyal erzeugt. Beim anschließenden Waschen der Substrate mit Wasser wurde<br />
das unvernetzte Hyal so weit entfernt, dass messbare Hyal-Strukturen zurück blieben. Die<br />
Kultivierung von Zellen auf den gemusterten Substraten erfolgte in Nährmedium bei 37°C in<br />
<strong>eine</strong>m Inkubator unter 5 % CO 2 Begasung und gesättigter Luftfeuchtigkeit. Die folgende<br />
Tabelle 4-15 wurde angelehnt an die Übersicht aus Kapitel 4.2.1 und um <strong>eine</strong> Spalte mit der<br />
zu beobachtenden Zeladhäsion erweitert.<br />
Tabelle 4-15: Hyal-Substratoberflächen und deren Einsatz in der Zellkultur – Übersicht mit<br />
folgender Symbolik: „+“ entspricht „ja“, „-“ entspricht „nein“<br />
spin-coating<br />
von...<br />
UV-Bestrahlung<br />
→ Fazit<br />
Zelladhäsion: Kristallviolett: Zellen<br />
werden gefärbt und...<br />
...AAHyal +<br />
→ Photovernetzung<br />
Bildung von pclAAHyal<br />
..AAHyal -<br />
→ k<strong>eine</strong> Photovernetzung<br />
AAHyal Rest-Schicht<br />
...VAHyal +<br />
→ Photovernetzung<br />
Bildung von pclVAHyal<br />
...VAHyal -<br />
→ k<strong>eine</strong> Photovernetzung<br />
VAHyal Rest-Schicht<br />
...GMHyal +<br />
→ Photovernetzung<br />
Bildung von pclGMHyal<br />
...GMHyal -<br />
→ k<strong>eine</strong> Photovernetzung<br />
GMHyal Rest-Schicht<br />
-<br />
-<br />
-<br />
+<br />
nur bei gering<br />
konzentrierter<br />
VAHyal-Lösung<br />
-<br />
+<br />
belichtete, pclAAHyal<br />
beschichtete Bereiche<br />
werden violett gefärbt,<br />
wie in Kapitel 4.2.1<br />
beobachtet<br />
unbelichtete, pclAAHyalfreie<br />
Bereiche<br />
(AAHyal Rest-Schicht)<br />
bleiben ungefärbt<br />
belichtete, pclVAHyal<br />
beschichtete Bereiche<br />
werden nicht gefärbt,<br />
obwohl in Kapitel 4.2.1<br />
so beschrieben<br />
unbelichtete, pclVAHyalfreie<br />
Bereiche<br />
(VAHyal Rest-Schicht)<br />
bleiben ungefärbt<br />
belichtete, pclGMHyal<br />
beschichtete Bereiche<br />
werden nicht gefärbt,<br />
obwohl in Kapitel 4.2.1<br />
so beschrieben<br />
unbelichtete, pclGMHyalfreie<br />
Bereiche<br />
(GMHyal Rest-Schicht)<br />
bleiben ungefärbt<br />
100
Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Bereiche, die pclHyal-beschichtet wurden (also mit Kristallviolett anfärbbar sein sollten),<br />
ließen bei der Besiedelung der benachbarten Hyal-beschichteten Bereiche mit Zellen häufig<br />
k<strong>eine</strong> auffällige Färbung mehr erkennen. Möglicherweise ist hier der Kontrast zwischen stark<br />
violett gefärbter Zelle im Gegensatz zum mäßig gefärbten pclHyal-Film relativ stark, sodass<br />
die pclHyal Bereiche „weiß“ bzw. „durchlässig“ ersch<strong>eine</strong>n.<br />
Die folgenden Abbildungen 4-25 zeigen pclAAHyal- und pclVAHyal-Strukturen auf<br />
silanisiertem Glas nach Inkubation mit L929 nach zwei bzw. drei Tagen in vitro (DIV). Es wird<br />
deutlich, dass die Musterbildung gelungen ist, die Zellen auf dem pclAAHyal-Substrat jedoch<br />
ausschließlich außerhalb des pclHyal-Musters adhärierten, also auf den Hyal-Rest-<br />
Schichten. Bei pclVAHyal-Substraten konnte bei der Verwendung sehr gering konzentrierter<br />
VAHyal-Lösungen (1 mg/mL) zum Aufschleudern Zellwachstum auf den freigewaschenen<br />
Bereichen des vorgegebenen Musters beobachtet werden. Deutlich ist <strong>alle</strong>rdings erkennbar,<br />
dass die Zellen das Muster an vielen Stellen bereits überwucherten. Möglicherweise sind die<br />
Hyaluronsäurestränge hierbei derart gering vernetzt, dass sie von den Zellen schneller<br />
verstoffwechselt werden können.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-25: L929 Zellen adhärieren nicht auf AAHyal (Muster M2) auf silanisiertem<br />
Glas nach 2 DIV angefärbt mit Kristallviolett (a) und nur auf sehr gering<br />
konzentrierter VAHyal (Muster M2) auf silanisiertem Glas nach 3 DIV angefärbt<br />
mit May-Grünwalds Eosin (b)<br />
Im Vergleich zu pclAAHyal und pclVAHyal war die Verwendung von GMHyal zur Bildung<br />
zellweisender Muster besser geeignet. Dies zeigt sich in den Abbildungen 4-26, hier<br />
proliferierten L929 konfluent in den Bereichen zwischen den vernetzten Hyal-Strängen.<br />
101
Ergebnisse und Diskussion<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-26: L929 Zellen adhärieren auf GMHyal (Muster M2) auf silanisiertem Glas<br />
nach 2 DIV (a) und angefärbt mit Kristallviolett (b)<br />
Ebenso gelang die Kultivierung von L929 auf N 2 -behandeltem PS, sofern GMHyal zur<br />
Strukturierung verwendet wurde. Hierbei wird <strong>alle</strong>rdings deutlich, dass die Musterbildung<br />
bzw. GMHyal Immobilisierung an PS zu gering ist, die Zellen überwucherten schnell<br />
strukturierte Bereiche (Abbildungen 4-27). Bei der Verwendung von pclAAHyal oder<br />
pclVAHyal konnte auf PS k<strong>eine</strong>rlei Zelladhäsion beobachten werden.<br />
(a)<br />
Abbildungen 4-27: L929 Zellen adhärieren auf GMHyal (Muster M2) auf N 2 -behandeltem PS<br />
nach 2 DIV angefärbt mit Kristallviolett (a und b)<br />
Generell lässt sich feststellen, dass die verwendeten Hyal-Derivate nur bedingt zur<br />
Steuerung der Zelladhäsion geeignet sind. Auf den vernetzten Hyal-Bereichen konnte in<br />
k<strong>eine</strong>m Fall Zelladhäsion beobachtet werden. In den unvernetzten Bereichen, die zwar frei<br />
von photochemisch immobilisierten Hyal-Strängen, jedoch nicht Hyal-frei sind, wie durch<br />
XPS Analysen (siehe Kapitel 4.2.4) gezeigt werden konnte, wurde nur für gering<br />
konzentriertes VAHyal und bei der Verwendung von GMHyal die Adhäsion von L929<br />
beobachtet.<br />
Die Zetapotenzial-Analysen bieten <strong>eine</strong> Erklärung für die verhinderte Adhäsion von Zellen<br />
auf den pclHyal-Substraten: Bei physiologischem pH ist die Hyal-Oberfläche stets negativ<br />
geladen. Dies gilt auch für hohe Salzkonzentrationen, wie sie in <strong>eine</strong>m Nährmedium<br />
vorliegen. Da Zellmembranen negativ geladen sind [156], ist die Adhäsion auf <strong>eine</strong>m ebenso<br />
negativ geladenen Substrat ungünstig; daher bleiben die pclHyal-beschichteten Bereiche<br />
unbesiedelt. Die Zellen adhärierten daher auch nur schlecht bis gar nicht auf den dünnen<br />
Rest-Schichten aus Hyal, die sich zwischen dem pclHyal befinden.<br />
(b)<br />
102
Ergebnisse und Diskussion<br />
4.6.2 Durch Zugabe von FKS, FN oder PLL wird die Zelladhäsion für <strong>alle</strong> pclHyal-<br />
Substrate ermöglicht<br />
Die Zugabe von Fibronektin, <strong>eine</strong>m natürlichen zelladhäsiven Protein, die Beimischung von<br />
FKS zur Hyaluronsäurelösung oder die Einbettung von Poly-L-Lysin, <strong>eine</strong>m synthetischen<br />
Adhäsionsvermittler, ermöglichten die Adhäsion von L929 auf Hyalstrukturen aus pclAAHyal<br />
und pclVAHyal. Hierbei wurden ebenso wie in Kapitel 4.6.1 tabellarisch dargestellt, pclHyal-<br />
Bereiche nicht mit Kristallviolett angefärbt, obwohl man dies aus den Beobachtungen in<br />
Kapitel 4.2.1 erwartet hätte. Die folgenden Abbildungen 4-28 und 4-29 zeigen beispielhaft<br />
auf silanisiertem Glas die pclAAHyal-Strukturen zur Steuerung der Zelladhäsion.<br />
(a)<br />
Abbildungen 4-28: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett adhärieren auf AAHyal/FN<br />
(Muster M1) auf silanisiertem Glas nach 2 DIV (a und b)<br />
(b)<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-29: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett adhärieren auf AAHyal/PLL<br />
(Muster M2) auf silanisiertem Glas nach 2 DIV (a und b)<br />
Auf Strukturen aus AAHyal und FKS konnte k<strong>eine</strong> Zelladhäsion beobachtet werden.<br />
Bei der Verwendung von VAHyal konnten unter Zugabe von FKS, FN und PLL sowohl auf<br />
silanisiertem Glas als auch auf dem bioabbaubaren, mit N 2 -Plasma behandelten PLA Muster<br />
zur Steuerung der Zelladhäsion erzeugt werden (Abbildungen 4-30, 4-31 und 4-32).<br />
103
Ergebnisse und Diskussion<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-30: L929 Zellen adhärieren auf VAHyal/FN (Muster M1) auf silanisiertem Glas<br />
nach 2 DIV (a und b)<br />
(a)<br />
Abbildungen 4-31: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett adhärieren auf VAHyal/PLL<br />
(Muster M2) auf silanisiertem Glas nach 2 DIV (a und b)<br />
(b)<br />
(a)<br />
Abbildungen 4-32: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett adhärieren auf VAHyal/FKS<br />
(Muster G1) auf silanisiertem Glas nach 2 DIV (a und b)<br />
Insgesamt ist die Besiedelung mit Zellen auf den pclHyal-Substraten, die mit<br />
Adhäsionsvermittlern gemischt hergestellt wurden, auf das Vorhandensein adsorbierter FN-,<br />
FKS- oder PLL- Schichten zurück zu führen. In Kapitel 4.2.4 konnte durch XPS<br />
Untersuchungen gezeigt werden, dass beispielsweise auf PLA stets <strong>eine</strong> PLL Schicht<br />
unabhängig von <strong>eine</strong>r Bestrahlung mit UV nachzuweisen ist. Es ist davon auszugehen, dass<br />
auf <strong>alle</strong>n Substraten in den nicht bestrahlten Bereichen dünne Schichten aus Hyaluronsäure<br />
und Adhäsionsvermittler vorhanden sind, wobei der Adhäsionsvermittler dominiert und die<br />
Anheftung von Zellen in diesen Bereichen begünstigt.<br />
(b)<br />
104
Ergebnisse und Diskussion<br />
Bei der Untersuchung bioabbaubarer PLA-Membranen als Trägermaterial für <strong>eine</strong><br />
Beschichtung aus Hyaluronsäure und Adhäsionsvermittler zeigte sich, dass pclVAHyal-PLL-<br />
Komposite sehr gut als Zellkultursubstrat geeignet sind. In den Abbildungen 4-33 und 4-34<br />
sind die erzielten Ergebnisse verschiedener pclVAHyal-Komposite vergleichend dargestellt.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-33: L929 Zellen adhärieren auf VAHyal/FN (Maske M8) auf N 2 -behandeltem<br />
PLA nach 2 DIV (a) und angefärbt mit May-Grünwalds Eosin (b)<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-34: L929 Zellen adhärieren auf VAHyal/PLL (Maske M8) auf N 2 -behandeltem<br />
PLA nach 2 DIV (a) und angefärbt mit May-Grünwalds Eosin (b)<br />
Zusammenfassend wird deutlich, dass zur Kultivierung von L929 Zellen auf N 2 -behandeltem<br />
PLA die Verwendung von pclVAHyal/PLL sehr gut geeignet war. Hierbei wurde die<br />
Zelladhäsion besser durch die Strukturgebung eingegrenzt als bei der Verwendung von FN.<br />
Für die Beimischung von FKS zur VAHyal-Lösung konnten auf PLA k<strong>eine</strong> Beschichtungen<br />
hergestellt werden, die das Zellwachstum zwischen den pclHyal-Strukturen ermöglichen.<br />
4.6.3 Zelladhäsion auf thermogeformten, pclVAHyal/PLL bzw. VAHyal/PLLbeschichteten<br />
Substraten eröffnet Wege zu dreidimensionaler Zellkultivierung<br />
Die in den Kapiteln 4.6.1 und 4.6.2 beobachtete Eigenschaft der Hyaluronsäure, die<br />
Adhäsion von Zellen zu verhindern, eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten auf dem Gebiet<br />
des Tissue Engineering. Auf der Grundlage von Vorversuchen der Arbeitsgruppe Giselbrecht<br />
wurden HepG2-Zellen (humane Hepatomzellen) zur Kultivierung auf <strong>eine</strong>m thermogeformten<br />
Substrat aus PLA und VAHyal gewählt. Bisher gelang es zwar, in den Kavitäten Zellen zu<br />
105
Ergebnisse und Diskussion<br />
kultivieren, auf den Stegen zwischen den Kavitäten heften sich jedoch häufig ebenfalls<br />
Zellen an, so dass <strong>eine</strong> Mischkultur aus Zellen in <strong>eine</strong>r 3D-Umgebung (in den Kavitäten) und<br />
Zellen auf <strong>eine</strong>m 2D-Untergrund (zwischen den Kavitäten) entsteht. Die folgenden Abbildung<br />
4-35, Abbildung 4-36 undAbbildung 4-37 zeigen die Verteilung von HepG2-Zellen auf<br />
unterschiedlich behandelten PLA Substraten als Maximumprojektionen 5 der Laserinduzierten<br />
Fluoreszenz, die mit dem Hellfeldbild überlagert wurden. Die konfokalen<br />
Mikroskopaufnahmen von HepG2-Zellen nach <strong>eine</strong>r Vitalfärbung mit Syto16 und<br />
Propidiumiodid (PI) belegen, dass unabhängig von ihrer Verteilung die Mehrheit der Zellen<br />
auf <strong>alle</strong>n Substraten nach 3 DIV lebt. Syto16 wird von lebenden Zellen aufgenommen, bindet<br />
spezifisch an die DNA und fluoresziert grün; PI durchdringt die perforierte Membran toter<br />
Zellen und fluoresziert rot.<br />
Abbildung 4-35: HepG2-Zellen adhärieren nach 3 DIV auf PLA. Die Bestrahlung mit UV<br />
erfolgte durch <strong>eine</strong> Maske, die <strong>eine</strong> Belichtung der Flächen um die Kavitäten<br />
ermöglicht (Maske M8). Die Einformtiefe der Kavitäten beträgt 130 µm: Zellen<br />
befinden sich sowohl in den Kavitäten als auch auf den Flächen dazwischen<br />
5 Unter Maximumprojektion versteht man die Umrechnung dreidimensionaler Bilddatensätze in<br />
zweidimensionale Projektionsbilder.<br />
106
Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 4-36: HepG2-Zellen nach 3 DIV adhärieren zwischen pclVAHyal auf PLA. Die<br />
Bestrahlung mit UV erfolgte durch <strong>eine</strong> Maske, die <strong>eine</strong> Belichtung der Flächen<br />
um die Kavitäten ermöglicht (Maske M8). Die Einformtiefe der Kavitäten beträgt<br />
100 µm: Zellen befinden sich sowohl in den Kavitäten als auch am<br />
Kavitätenrand<br />
Abbildung 4-37: HepG2-Zellen nach 3 DIV adhärieren auf VAHyal/PLL auf PLA. Die<br />
Bestrahlung mit UV erfolgte durch <strong>eine</strong> Maske, die <strong>eine</strong> Belichtung der Flächen<br />
um die Kavitäten ermöglicht (Maske M8). Die Einformtiefe der Kavitäten beträgt<br />
150 µm: Zellen befinden sich ausschließlich in den Kavitäten<br />
Abbildung 4-35 zeigt, dass auf <strong>eine</strong>r r<strong>eine</strong>n PLA-Fläche HepG2-Zellen sowohl in als auch<br />
zwischen den Kavitäten adhärierten. Wurde VAHyal auf PLA immobilisiert, so konnte auf<br />
<strong>eine</strong>m flachen, ungeformten pclVAHyal auf PLA-Substrat k<strong>eine</strong>rlei Zelladhäsion beobachtet<br />
werden. Nur wenn dieses Substrat vor der Inkubation mit Zellen thermogeformt wurde und<br />
durch das Verstrecken des Polymers die pclVAHyal/PLL-Schicht in den Kavitäten aufreißt<br />
107
Ergebnisse und Diskussion<br />
wurde die Zelladhäsion ermöglicht (siehe Abbildung 4-36). Dies wurde sogar unabhängig<br />
von der Anwendung <strong>eine</strong>r Maske während des Photovernetzens von VAHyal beobachtet und<br />
stellte dadurch <strong>eine</strong> einfache Möglichkeit zur Steuerung der Zelladhäsion in Mikrokavitäten<br />
dar. Wurde der VAHyal-Lösung PLL beigemischt und im UV-Belichtungsprozess durch <strong>eine</strong><br />
entsprechend ausgerichtete Maske bestrahlt, die ausschließlich die Photovernetzung<br />
ausserhalb der Kavitäten ermöglichte, so adhärierten HepG2-Zellen ebenfalls ausschließlich<br />
in den Kavitäten (siehe Abbildung 4-37). Dies wurde ebenso für flache, ungeformte Substrate<br />
beobachtet.<br />
Durch die Verwendung von VAHyal und PLL sowie geeigneter UV-Masken konnten<br />
zusätzlich pclVAHyal/PLL-Muster auf PLA erzeugt werden, die kl<strong>eine</strong>r als die geformten<br />
Mikrokavitäten sind. Dadurch konnte die Zelladhäsion innerhalb der Kavitäten gesteuert<br />
werden. Die Abbildungen 4-38 zeigen die Adhäsion von HepG2-Zellen (a) und von L929-<br />
Zellen (b) auf entsprechenden PLA Substraten, die nach VAHyal/PLL Beschichtung mit UV<br />
durch Maske M9 bestrahlt wurden.<br />
(a)<br />
Abbildungen 4-38: HepG2-Zellen (a) und L929 (b) nach 3 DIV auf VAHyal/PLL auf PLA<br />
angefärbt mit Kristallviolett. Die Bestrahlung mit UV erfolgte durch <strong>eine</strong><br />
Linienmaske, die Einformtiefen der Kavitäten betragen 110 µm (a) bzw. 150 µm<br />
(b): Zellen adhärieren zwischen den pclVAHyal/PLL Linien<br />
Es ist schwierig, die Zellen anhand der Färbung als solche zu erkennen, dies wird jedoch auf<br />
die dreidimensionale Anordnung der Zellen in der Kavität zurückgeführt, bei der sich der<br />
Farbstoff auf engerem Raum anlagert, als bei zweidimensionalen Zellkulturen. Deutlich<br />
erkennbar ist, dass die Zellen zunächst zwischen den pclVAHyal/PLL Linien adhärierten<br />
bevor sie über <strong>eine</strong> derartige Linie hinweg wuchsen (Abbildungen 4-38 a links unten) und<br />
schließlich die gesamte Kavität ausfüllten (Abbildung nicht gezeigt). Im Gegensatz zu<br />
anderen Techniken der Steuerung der Zelladhäsion auf dreidimensionalen Substraten [133-<br />
135] erlaubte die gezeigte Methode basierend auf der SMART-Technologie <strong>eine</strong> räumliche<br />
Kontrolle der Zelladhäsion innerhalb der gebildeten Mikrokavitäten.<br />
(b)<br />
108
Ergebnisse und Diskussion<br />
4.6.4 Peptide ermöglichen die Zelladhäsion auf pclHyal-Filmen und die Erzeugung<br />
kleinster Muster zur Steuerung des Zellwachstums<br />
Zur Untersuchung der Zelladhäsion auf pclPeptid-funktionalisierten pclHyaluronsäurefilmen<br />
wurden verschiedene Substrate und Peptide, unterschiedliche Peptidkonzentrationen und<br />
verschiedene Belichtungsmasken evaluiert. Generell wurde, wie in Kapitel 3.1.2 schematisch<br />
dargestellt, erst <strong>eine</strong> Hyal-Schicht durch ganzflächiges UV-Belichten erzeugt, auf der dann in<br />
<strong>eine</strong>m zweiten Schritt durch Maskenbelichtung das Peptid immobilisiert wurde. Es zeigte<br />
sich, dass abhängig vom verwendeten Peptid Zelladhäsion beobachtet werden kann. Zudem<br />
konnte über die geeignet Wahl der Peptidkonzentration und der Maske zur UV-Bestrahlung<br />
ein Muster erzeugt werden, dass die Kultivierung einzelner Zellen auf <strong>eine</strong>m pclHyal-<br />
Substrat ermöglicht. Abbildung 4-39 zeigt zunächst das erzielte Zelladhäsionsmuster nach<br />
der Immobilisierung des linearen Peptids AZB-GGGRGDSP. Hierbei folgt die Zelladhäsion<br />
hauptsächlich der Maskenbestrahlung, d.h. überall dort, wo mittels UV das Peptid<br />
angebunden wurde, konnte Zelladhäsion beobachtet werde. Für das lineare Peptid ist das<br />
Muster erst bei direkter Bildüberlagerung mit der zur Bestrahlung verwendeten Maske<br />
erkennbar.<br />
Abbildung 4-39: Bildüberlagerung: Maske M1 überlagert L929 Zellen, angefärbt mit<br />
Kristallviolett auf pclAAHyal und pclAZB-GGGRGDSP (0,5 mg/mL) nach 3 DIV<br />
Deutlich besser erkennbar ist die Peptid-gesteuerte Zelladhäsion auf pclHyal, sobald<br />
zyklische Peptide immobilisiert wurden. Dies zeigen die Abbildungen 4-40.<br />
109
Ergebnisse und Diskussion<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-40: L929 Zellen auf pclAAHyal und pclAZB-zyklo[DfKRG] (0,5 mg/mL, Maske<br />
M1) und auf pclVAHyal und pclAZB-zyklo[DfKRG] (0,5 mg/mL, Maske M2)<br />
jeweils nach3 DIV (a und b: angefärbt mit Kristallviolett)<br />
Bis auf VIB-GGRGDSP war für <strong>alle</strong> anderen Peptide die Kultivierung von L929 auf den<br />
pclHyal-Derivaten möglich. Bei der Verwendung von VIB-GGRGDSP wird möglicherweise<br />
durch die Verwendung der Photoinitiatoren Ic und Vp das Peptid derart ungünstig auf der<br />
pclHyal-Oberfläche photochemisch verknüpft, dass k<strong>eine</strong> Integrin-attraktiven Sequenzen für<br />
die Zellen erreichbar bleiben.<br />
Den Nachweis der Peptid-gesteuerten Zelladhäsion lieferte die Immobilisierung von AZB-<br />
GGGRDGSP. Bei diesem Peptid ist die zellbindende Sequenz RGD zu RDG vertauscht und<br />
für die Integrin-Rezeptor-Wechselwirkung damit ungeeignet. Tatsächlich konnte auf <strong>eine</strong>r<br />
derartigen Oberfläche k<strong>eine</strong> Zelladhäsion beobachtet werden. Dazu wurden die Peptide<br />
großflächig mit Hilfe <strong>eine</strong>s PDMS Stempels (siehe Kapitel 3.1.2) auf pclHyal-Oberflächen<br />
aufgebracht, photoimmobilisiert und die Substrate mit L929 Zellen inkubiert. Die folgenden<br />
Abbildungen 4-41 zeigen, dass nur bei der Verwendung der Integrin-bindenden Sequenz<br />
RGD, anstelle von RDG, Zelladhäsion beobachtet werden konnte.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-41: L929 Zellen auf pclAAHyal und pclAZB-GGGRGDSP (0,5 mg/mL) und auf<br />
pclAAHyal und pclAZB-GGGRDGSP (0,5 mg/mL) jeweils nach 3 DIV (a und b:<br />
angefärbt mit Kristallviolett)<br />
Um die Grenzen der Peptid-gesteuerten Zelladhäsion auf pclHyal-Derivaten zu untersuchen,<br />
wurden unterschiedlich konzentrierte Peptid-Lösungen verwendet. Es konnte gezeigt<br />
werden, dass auch bei Konzentrationen von 0,25 mg/mL der Peptidlösung, die zum<br />
Aufschleudern verwendet wurde, die zyklischen Peptide in ausreichender Anzahl als<br />
110
Ergebnisse und Diskussion<br />
Integrin-Bindungspartner zur Verfügung stehen (Abbildungen 4-42, 4-43 und 4-44), während<br />
die linearen Peptide vermutlich nicht mehr in genügender Anzahl zur Bindung von Zellen<br />
vorliegen (ohne Abbildung, da k<strong>eine</strong> Zelladhäsion sichtbar).<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-42: L929 Zellen auf pclAAHyal und pclAZB-zyklo[DfKRG] (0,25 mg/mL,<br />
Maske M2) jeweils nach 5 DIV (a: angefärbt mit Kristallviolett)<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-43: L929 Zellen auf pclAAHyal und pclVIB-zyklo[DfKRG] (0,25 mg/mL, Maske<br />
M2) jeweils nach 5 DIV (a: angefärbt mit Kristallviolett)<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-44: L929 Zellen auf pclVAHyal und pclAZB-zyklo[DfKRG] (0,25 mg/mL,<br />
Maske M2) und auf pclVAHyal und pclVIB-zyklo[DfKRG] (0,5 mg/mL, Maske<br />
M1) jeweils nach 5 DIV (a und b: angefärbt mit Kristallviolett)<br />
Insgesamt lag die Grenze zur Steuerung der Zelladhäsion auf pclHyal-Derivaten bei<br />
0,1 mg/mL Peptidlösung, die zum Aufschleudern verwendet wurde. Bei niedriger<br />
konzentrierten Lösungen konnte k<strong>eine</strong> Zelladhäsion mehr beobachtet werden, die Integrin-<br />
111
Ergebnisse und Diskussion<br />
Bindungsstellen liegen möglicherweise zu weit voneinander entfernt. Detailliert konnten dies<br />
Calvacanti et al. zeigen. Durch Anordnung RGD-funktionalisierter Gold-Cluster in speziellen<br />
Abständen konnte nachgewiesen werden, dass bei <strong>eine</strong>m Abstand von 108 nm zwischen<br />
den einzelnen Integrinbindungspartnern kein konfluentes Zellwachstum mehr erzielt werden<br />
kann. [157] Wurde die Peptidlösung höher konzentriert, so adhärierten schnell viele Zellen<br />
auf engem Raum, so dass sich Zellhaufen bildeten, die sich vom Substrat lösten und im<br />
Kulturmedium schwammen.<br />
Zur Untersuchung der Strukturierungsminima wurden aufgrund der beschriebenen Resultate<br />
Peptidlösungen der Konzentration 1 mg/mL sowie N 2 -Plasma behandeltes PS als<br />
Trägersubstrat verwendet. Zunächst konnte bei der Verwendung <strong>eine</strong>r Maske, die UVdurchlässige<br />
Bereiche im Bereich von 2500 µm 2 aufweist (M7), <strong>eine</strong> deutliche Steuerung der<br />
Zelladhäsion beobachtet werden (Abbildungen 4-45).<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-45: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett nach 4 DIV auf pclAAHyal und<br />
pclAZB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (a) und auf pclAAHyal und pclVIBzyklo[DfKRG]<br />
(1 mg/mL) (b) (Maske M7)<br />
Die Verwendung <strong>eine</strong>r Maske, deren UV-durchlässige Bereiche lediglich 400 µm 2 betragen<br />
(M6), erlaubte ebenso die Adhäsion einzelner Zellen auf pclHyal-Oberflächen. Wie in den<br />
Abbildungen 4-46 gezeigt, konnte für das pclAZB-zyklo[DfKRG] <strong>eine</strong> gezielte Strukturierung<br />
erzielt werden.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-46: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett nach 3 DIV auf pclAAHyal und<br />
pclAZB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (a) und auf pclVAHyal und pclAZBzyklo[DfKRG]<br />
(1 mg/mL) (b) (Maske M6)<br />
112
Ergebnisse und Diskussion<br />
Für das analoge Peptid pclVIB-zyklo[DfKRG] konnte k<strong>eine</strong> sinnvolle Strukturierung in diesem<br />
Maßstab erzeugt werden. Hierbei spielt sicherlich die Verwendung der Photoinitiatoren Ic<br />
und Vp die entscheidende Rolle: <strong>eine</strong> möglicherweise ungünstige photochemische<br />
Anbindung der Peptidmenge (wie bereits bei dem linearen Peptid VIB-GGGRGDSP<br />
diskutiert) in diesem eng begrenzten Bereich bedingt die eingeschränkte Verfügbarkeit zur<br />
Rezeptor-Wechselwirkung. Insgesamt konnten für pclPeptid-Strukturen, die kl<strong>eine</strong>r als<br />
400 µm 2 sind, k<strong>eine</strong> Zelladhäsion auf den pclHyal-Substraten beobachtet werden.<br />
Nach der Fixierung der Zellen wurde das Zytoskelett mittels Phalloidin-Anbindung<br />
dargestellt. Der grün fluoreszierende Alexa 488 Farbstoff konjugiert an Phalloidin färbt die<br />
Aktinfilamente und zeigt die Anpassung der Zellform an die zellfreundliche (pclPeptid) bzw.<br />
zellabweisende (pclHyal) Umgebung. Die folgenden Abbildungen 4-47 und 4-48 zeigen L929<br />
Zellen auf pclPeptid-pclHyal-Substraten nach der Aktin-Färbung.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-47: Aktin-Färbung von einzeln adhärierten L929 Zellen nach 3 DIV auf<br />
pclAAHyal und pclAZB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (a) und auf pclVAHyal und<br />
pclAZB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (b) (Maske M6)<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-48: Aktin-Färbung von einzeln adhärierten L929 Zellen nach 3 DIV auf<br />
pclAAHyal und pclVIB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (a) und auf pclVAHyal und<br />
pclVIB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (b) (Maske M6)<br />
113
Ergebnisse und Diskussion<br />
In Abbildungen 4-48 a lagen die Zellen sehr dicht beeinander und adhärierten nicht dem<br />
pclPeptid-Muster entsprechend (vgl. Maske M6). Dennoch konnte grundsätzlich die<br />
Anbindung einzelner L929 Zellen beobachtet werden, vergleichbar zu den anderen<br />
Substraten der Abbildungen 4-47 und Abbildungen 4-48 b. Dennoch wiesen sie <strong>eine</strong> runde<br />
Form auf und meiden das Ausbreiten des Zytoskeletts. Der Fehler könnte bei der<br />
Präparationsmethode liegen, möglicherweise wurde durch Lichtstreuung auch auf<br />
unerwünschten Bereichen das Peptid photovernetzt.<br />
Besonders deutlich wurde die eingeschränkte Zellmotilität auf der r<strong>eine</strong>n pclHyal-Oberfläche<br />
durch die Ausbildung sehr dünner, langgestreckter Aktinfilamente, die sich in<br />
Bewegungsrichtung ausbreiten und die Zellumgebung „erfühlen“. So wird <strong>eine</strong>rseits die neue<br />
Bewegungsrichtung der Zelle eingeleitet, andererseits auch der Kontakt zu anderen Zellen<br />
hergestellt. In Abbildung 4-49 ist die Ausbildung <strong>eine</strong>s Zell-Zell-Kontaktes zu erkennen.<br />
Abbildung 4-49: Aktin-Färbung von L929 Zellen nach 3 DIV auf pclVAHyal und pclVIBzyklo[DfKRG]<br />
(1 mg/mL, Maske M6)<br />
Die Theorie zur Steuerung der Zelladhäsion auf Hyaluronsäure-Filmen durch<br />
Immobilisierung zellattraktiver RGD-Peptide kann mit den vorgestellten Ergebnissen<br />
bestätigt werden. Bereits Kaufmann et al. konnten zellabweisende Proteingele durch<br />
chemische Anbindung von RGD-Einheiten in für Osteoblasten adhäsionsvermittelnde Gele<br />
umwandeln. [158] Ebenso gelang die Herstellung bioaktiver RGD-PEGDA-Makromere, die<br />
zum Hydrogel vernetzt die Adhäsion von Fibroblasten und Endothelzellen verbessern. [117,<br />
159] In dieser Arbeit konnte mittels UV-Bestrahlung durch <strong>eine</strong> Maske die Hyaluronsäure-<br />
Oberfläche selektiv mit RGD-Peptiden belegt werden. Damit gelang es, definierte<br />
Zelladhäsionsbereiche auf dem Hydrogel zu erzeugen.<br />
114
Ergebnisse und Diskussion<br />
4.6.5 Die quantitative Analyse negativ geladener Kolloide auf Hyaluronsäurefilmen<br />
liefert Erklärungsansätze zum Einfluss der Oberflächenladung bei<br />
Zelladhäsionsprozessen<br />
In den Kapiteln 4.6.2 und 4.6.3 zur Untersuchung der Zelladhäsion auf Hyal- bzw. pclHyal-<br />
Substraten wurde gezeigt, dass nur dann auf Hyal-Derivaten die Adhäsion von Zellen<br />
beobachtet werden kann, wenn diese Bereiche nicht UV-vernetzt sind (ausreichend für<br />
GMHyal) oder wenn zusätzliche Adhäsionsfaktoren (FN, PLL oder FKS) beigemischt wurden<br />
(AAHyal und VAHyal). Zudem konnte in Kapitel 4.2.5 durch Messung der Zetapotenziale auf<br />
verschiedenen Oberflächen gezeigt werden, dass abhängig von der UV-Belichtung während<br />
der Filmprozessierung unterschiedliche Potenziale gemessen werden. Für unbelichtete<br />
Filmadsorbate (VAHyal/PLL) liegen die Zetapotenziale zumindest für gering konzentrierte<br />
Salzlösungen im Bereich –50 mV, bei UV-belichteten Bereichen werden -70 mV gemessen.<br />
Dieser signifikante Unterschied der Oberflächenladung kann möglicherweise entscheiden für<br />
die Zelladhäsion sein. Nach der Inkubation UV-behandelter Hyal-Filme auf den Substraten<br />
mit negativ geladenen, fluoreszierenden Kolloiden konnte über die Messung der<br />
Fluoreszenz-Intensität die Kolloid-Adhäsion quantifiziert werden. (Ohne UV-Behandlung<br />
würde nur die Ablösung der Hyal-Schicht beobachtet werden.)<br />
Beispielhaft sind in den Abbildungen 4-50 die Fluoreszenzaufnahmen für carboxylierte<br />
Polystyrol-Kolloide auf VAHyal+PLL und pclVAHyal+PLL (immobilisiert auf silanisiertem<br />
Glas) dargestellt.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-50: Kolloidadhäsion auf VAHyal/PLL (a) und pclVAHyal/PLL (b), detektiert<br />
durch Laseranregung bei λ = 561 nm<br />
Für unterschiedliche Substrate ergeben sich die in Tabelle 4-16 aufgelisteten<br />
Fluoreszenzintensitäten (ausgewertet mit Hilfe der Software ImageJ).<br />
115
Ergebnisse und Diskussion<br />
Tabelle 4-16: Fluoreszenz-Intensiäten nach Kolloidadhäsion auf verschiedenen Substraten<br />
gemittelt aus mindestens sechs Messungen je Substrat<br />
Trägersubstrat Beschichtung mittlere Fluoreszenzintensität<br />
pclAAHyal 3,59<br />
AAHyal 20,18<br />
pclVAHyal 6,25<br />
silanisiertes Glas<br />
VAHyal 29,60<br />
pclAAHyal + PLL 12,38<br />
AAHyal + PLL 8,67<br />
pclVAHyal + PLL 8,97<br />
VAHyal + PLL 32,36<br />
pclVAHyal 4,45<br />
N 2 -PLA<br />
VAHyal 16,29<br />
pclVAHyal + PLL 4,68<br />
VAHyal + PLL 17,05<br />
Zunächst wurden die Beschichtungen auf silanisiertem Glas ohne Zugabe von PLL<br />
analysiert. Vergleicht man hierbei die Fluoreszenzintensitäten für belichtete und unbelichtete<br />
Substrate, so zeigt sich eindeutig, dass auf den pcl-Beschichtungen <strong>eine</strong> signifikant<br />
geringere Intensität gemessen wurde, als auf den unbestrahlten Beschichtungen. Dieser<br />
Befund kann mit den Beobachtungen bei den Messungen der Zetapotenziale (siehe Kapitel<br />
4.2.5) erklärt werden: bei physiologsichem pH (zur Inkubation der Substrate wurden Partikel<br />
in Nährmedium eingesetzt) liegt die pclHyal Oberfläche negativ geladen vor. Daher konnten<br />
die negativ geladenen Partikel nur schlecht auf der pclHyal Oberfläche adhärieren, geringe<br />
Fluoreszenzintensität wurde detektiert. Wurde nicht UV bestrahlt und es verbleibt damit nach<br />
Beschichtung und Waschen des Substrates nur <strong>eine</strong> äußerst dünne, möglicherweise<br />
inhomogene Rest-Schicht aus Hyal auf der Oberfläche, so können die Partikel einfach auf<br />
der Oberfläche adhärieren, deutlich intensivere Fluoreszenz wurde detektiert.<br />
Vergleicht man nun die Hyal-Beschichtungen miteinander, die zusätzlich noch PLL enthalten,<br />
so ergibt sich wiederum ein deutlicher Unterschied für die Fluoreszenzintensitäten. Für<br />
VAHyal/PLL auf silanisiertem Glas wurden Fluoreszenzintensitäten von 32,36 gemessen. Im<br />
Vergleich dazu auf der pclVAHyal/PLL Beschichtungen nur <strong>eine</strong> Intensitäte von 8,97.<br />
Umgekehrt verhält es sich für die Messung der Fluoreszenzintensitäten von AAHyal/PLL<br />
(8,67) und pclAAHyal/PLL (12,38) auf silanisiertem Glas. Offenbar adsorbierten hierbei mehr<br />
Partikel auf der UV-vernetzten Beschichtung, der Unterschied zwischen der<br />
Fluoreszenzintensität ist jedoch signifikant geringer als für <strong>alle</strong> anderen Beschichtungen. Die<br />
höchste Fluoreszenzintensität und damit die stärkste Kolloid-Adhäsion wurde auf<br />
VAHyal/PLL gemessen. Dieses Ergebnis stimmt mit der beobachteten Zelladhäsion auf<br />
ebensolchen Substraten überein.<br />
Die Analyse der Beschichtungen auf N 2 -behandeltem PLA ergiebt wiederum <strong>eine</strong>n<br />
signifikanten Unterschied für die Kolloidadhäsion auf pclVAHyal bzw. VAHyal sowie<br />
pclVAHyal/ PLL und VAHyal/PLL. Auch hier konnte wieder die höchste Fluoreszenzintensität<br />
auf VAHyal/PLL beobachtet werden. Allerdings birgt die Verwendung von PLA auch das<br />
Riskio der Lichtbrechung und Streuung, da das Folienmaterial k<strong>eine</strong> vergleichbare<br />
Transparenz wie Glas aufweist.<br />
116
Ergebnisse und Diskussion<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass deutlich mehr negativ geladene Kolloide auf<br />
<strong>eine</strong>r Hyal-Oberfläche adhärierten, die nicht UV-bestrahlt wurde und aus polyanionischer<br />
Hyaluronsäure und dem Polykation PLL aufgebaut war. Die Zugabe von PLL kann daher in<br />
der Zellkultur ebenfalls durch die Erhöhung der positiven Oberflächenladung als<br />
Adhäsionsvermittler dienen.<br />
4.7 Hyaluronsäuregele und deren Einfluss auf verschiedene Zelllinien<br />
Zur Untersuchung von Zellen in <strong>eine</strong>m 3D-Hyal-Gel bieten sich vor <strong>alle</strong>m Zelllinien an, die<br />
ihrerseits selbst zur Vaskularisierung unter Zugabe verschiedener Wachstumsfaktoren<br />
neigen. Dies sind beispielsweise Endothelzellen: verwendet werden EOMA-Zellen<br />
(Hämangioendothelioma Zellen aus Maustumoren) und Hela-Zellen (menschliche<br />
Epithelzellen <strong>eine</strong>s Zervixkarzinoms). EOMA-Zellen können prinzipiell noch zu<br />
Endothelzellen ausdifferenzieren, deren Funktion beispielsweise in der Auskleidung von<br />
Blutgefäßen besteht. Hela-Zellen hingegen sind epitheloide Zellen, die nicht weiter<br />
ausdifferenzieren können, sich jedoch epithelartige zusammen anordnen können.<br />
Bei der Verwendung von Zellen in pclHydrogelen waren neben der geeigneten Zellzahl je<br />
Kavität die Einflüsse <strong>alle</strong>r Gelbildungsparameter, wie UV-Licht und die Verwendung von<br />
Photoinitiatoren auf die Zellen auch in Abwesenheit der Hydrogele zu untersuchen, um<br />
mögliche Beeinflussungen der Zellen dadurch einschätzen zu können.<br />
4.7.1 Einfluss der Zelldichte und der Polymerisationsbedingungen auf die Vitalität<br />
von EOMA-Zellen und Hela-Zellen<br />
Die Inkubationsversuche für Zellen in pclHydrogelen wurden in speziellen Mikrokammern der<br />
Firma ibidi (siehe Kapitel 3.1.2) durchgeführt, die ein Volumen von 10 µL für das Zell-Gel und<br />
50 µL für <strong>eine</strong>n Überstand an Nährmedium bereit halten. Zur Ermittlung <strong>eine</strong>r geeigneten<br />
Zellzahl je 10 µL Gesamtvolumen in den Kavitäten wurden 20000, 40000 und 60000 Zellen<br />
in oder auf Collagen-Gelen inkubiert. Eine Vitalfärbung nach drei Tagen und die Auswertung<br />
am Fluoreszenz-Mikroskop ergaben k<strong>eine</strong>n signifikanten Unterschied für die gewählten<br />
Zellzahlen. Weitere Versuchen wurden daher mit 20000 Zellen und 40000 Zellen je Kavität<br />
durchgeführt.<br />
Zusätzlich wurden EOMA-Zellen auf die Verträglichkeit gegenüber UV-Strahlung sowie die<br />
Photoinitiatoren Ic und Vp getestet. Eine Vitalfärbung wurde mit CalceinAM und<br />
Propidiumiodid (PI) durchgeführt. CalceinAM liegt als Acetoxymethylester (AM) vor und wird<br />
nach der Aufnahme über die Zellmembran von zytoplasmischen Esterasen hydrolysiert.<br />
Dadurch wird es in grün fluoreszierendes Calcein umgewandelt, das in der Lage ist,<br />
zelluläres Ca 2+ zu binden. Der Chelatkomplex bleibt in der Zelle, da er die Membran in dieser<br />
Form nicht mehr passieren kann. PI hingegen durchdringt die poröse Membran toter Zellen,<br />
jedoch nicht die intakte Membran lebender Zellen. In der toten Zelle interkaliert es in die DNA<br />
und fluoresziert rot.<br />
117
Ergebnisse und Diskussion<br />
Nach 2 DIV konnten k<strong>eine</strong> signifikanten Unterschiede gegenüber Zellen, die nur in<br />
Nährmedium kultiviert wurden, festgestellt werden, wie in den Abbildungen 4-51 zu erkennen<br />
ist. Dargestellt sind die Maximumprojektionen der Laser-induzierten Fluoreszenz konfokaler<br />
Mikroskopaufnahmen.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-51: EOMA-Zellen gefärbt mit CalceinAM (grün, lebend) und PI (rot, tot) nach<br />
2 DIV in Nährmedium ohne nach Bestrahlung mit UV (a) und nach Inkubation<br />
mit 0,1 % Ic/Vp sowie UV-Bestrahlung (b)<br />
Zwar sind nicht nur ausschließlich lebende Zellen (grün fluoreszierend) zu sehen, auch rot<br />
gefärbte Zellkerne (tote Zellen) befinden sich in den Mikrokammern; insgesamt überwiegt<br />
<strong>alle</strong>rdings der Anteil der lebenden Zellen.<br />
Beim Test der Polymerisationsbedingungen auf die Vitalität von Hela-TurboGreen-Actin<br />
Zellen konnte beobachtet werden, dass sich bei Zugabe von Ic/Vp ins Nährmedium die Form<br />
der Zelle änderte (Abbildungen 4-52). Diese Zellen sind kommerziell erhältlich und besitzen<br />
durch das Einbringen von Fremd-DNA gün fluoreszierendes (TurboGreen) humanes ß-Aktin,<br />
sodass das Zytoskelett ohne Färbung bei Anregung fluoresziert. So ließ sich besonders gut<br />
die Ausbildung des Zytoskeletts in <strong>eine</strong>m Hydrogel beobachten.<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-52: Transfizierte Hela-Zellen nach 2 DIV in Nährmedium nach UV-<br />
Bestrahlung (a) und nach Inkubation mit 0,1 % Ic/Vp sowie UV-Bestrahlung (b)<br />
118
Ergebnisse und Diskussion<br />
Deutlich sind die Unterschiede in der Ausbildung des Zellgerüsts zu erkennen. Während die<br />
ausschließlich UV bestrahlten Zellen sich auf dem Boden des Kulturgefäßes (ibidi-<br />
Mikrokammer) ausbreiteten und dabei ihre Aktinfilamente in verschiedene Richtungen<br />
streckten, sch<strong>eine</strong>n die Photoinitiatoren Ic und Vp im Medium die Zelladhäsion negativ zu<br />
beeinflussen. Das Zytoplasma hatte <strong>eine</strong> runde Kugel gebildet, die Zellkerne waren nicht<br />
mehr deutlich zu erkennen, die Zellen adhärierten nicht und konnten weggespült werden.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kultivierung von EOMA-Zellen und Hela-Zellen<br />
unter den genannten Bedingungen äußerst schwierig ist. Die Mikrokammern weisen ein sehr<br />
kl<strong>eine</strong>s Volumen für die Überschichtung mit Nährmedium auf. Verdampft Wasser aus dem<br />
geringen Mediumvolumen, so ändert sich rasch die Osmolarität, zusätzliche Stressfaktoren<br />
wie Temperaturschwankungen in dem kl<strong>eine</strong>n Kulturbehältnis sind ebenfalls zu<br />
berücksichtigen. Der Einfluss von UV-Strahlung ist für die Zellen am besten zu tolerieren.<br />
Allerdings ist die Verwendung von Irgacure und Vinylpyrrolidon trotz in der Literatur<br />
angegebener Zytokompatibiltät problembehaftet und nicht für jede Zelllinie möglich.<br />
4.7.2 Kultivierung von Zellen in Hyaluronan-Gelen<br />
Die Einbettung von Zellen in ein Hydrogel erforderte ein geeignetes Pipettierschema, um<br />
gleichmäßig in <strong>alle</strong>n Mikroskopkammern Hydrogel und Zellen vermischt zu polymerisieren.<br />
Dazu wurde <strong>eine</strong> Zellstammlösung und <strong>eine</strong> Hydrogelstammlösung hergestellt, beide<br />
Lösungen werden in entsprechenden Volumen miteinander gemischt und aus der<br />
resultierenden Zell-Hydrogel-Mischung wurden die Mikroskopkammern befüllt. Nach der<br />
Bestrahlung mit UV wurde mit Nährmedium überschichtet und inkubiert.<br />
Wurden EOMA-Zellen in Hydrogele einpolymerisiert so ließ sich nach 2 DIV k<strong>eine</strong> Zellvitalität<br />
in den pclHydrogelen mehr feststellen. In den Abbildungen 4-53 sind die<br />
Maximumprojektionen der Laser-induzierten Fluoreszenz konfokaler Mikroskopaufnahmen<br />
nach der Vitalfärbung mit CalceinAM und Propidiumiodid gezeigt. Deutlich lässt sich die<br />
dreidimensionale Verteilung der Zellen in den pclHydrogelen (Abbildungen 4-53 a und b)<br />
erkennen, da sich viele Zellen im Fokus bzw. davor oder dahinter befinden.<br />
(a)<br />
(b)<br />
119
Ergebnisse und Diskussion<br />
(c)<br />
(d)<br />
Abbildungen 4-53: EOMA-Zellen gefärbt mit CalceinAM und PI nach 2 DIV in pclVAHyal (a),<br />
in pclGMHyal (b) sowie in Click-Hyal (c) und in Click-Hyal-Edukten ohne<br />
Zugabe von Cu(I)Cl (d)<br />
Obwohl für EOMA-Zellen im Vorversuch gezeigt werden konnte, dass Ic und Vp toleriert<br />
werden, war die erfolgreiche Kultivierung in pclVAHyal oder pclGMHyal nicht möglich. Viele<br />
Zellen wiesen rot fluoreszierende Zellkerne (tote Zellen) oder ein kugelförmig ausgebildetes<br />
Zytoskelett auf, was darauf hindeutet, dass die Zelle k<strong>eine</strong> Adhäsionspunkte im pclHydrogel<br />
finden konnte. In Abbildungen 4-53 d konnten viele lebende Zellen nachgewiesen werden,<br />
was bedeutet, dass die Hyal-Derivate ATHyal und PaHyal zur Bildung des Click-Hyal von<br />
den Zellen toleriert werden. Allerdings wurde hierbei ohne die Zugabe des zelltoxischen<br />
Cu(I)Cl Katalysator kein Gel gebildet, sodass hier die Zellen nur auf dem Boden des<br />
Kulturgefäßes adhärierten und nicht dreidimensional verteilt, wie es die Maximumprojektion<br />
der konfokalen Mikroskopaufnahme vermuten lässt.<br />
Die Anwendung methacrylierter Hyaluronsäure zur Einbettung von Zellen wird bereits<br />
erfolgreich von Khademhosseini et al., Gerecht et al. und Fig<strong>alle</strong> et al. angewendet. [99, 78,<br />
79] In der vorliegenden Arbeit konnten jedoch k<strong>eine</strong> zufriedenstellenden Ergebnisse bei der<br />
Verwendung von pclGMHyal als pclHydrogel erzielt werden. Teilweise war die<br />
Hydrogelbildung nicht reproduzierbar, sodass die Zellen schlichtweg auf dem Boden der<br />
Mikroskopkammer adhärierten. Oder die Zellen wurden dreidimensional eingebettet, zeigten<br />
jedoch nach 2-3 DIV k<strong>eine</strong> Vitalität mehr.<br />
Bei der Verwendung von ATAHyal und PAHyal führt das zugesetzte CuCl zur Bildung von<br />
Click-Hyal zum Absterben der Zellen. Hier wurde auf <strong>eine</strong>n Vorversuch verzichtet, da bereits<br />
geringste Mengen an Kupfer zelltoxisch wirken, was sich mit diesem Versuch bestätigt hatte.<br />
Obwohl die Fluoreszenbilder für EOMA in pclAAHyal viele rot gefärbte Zellen zeigen, lässt<br />
sich deutlich ein vitaler Zellhaufen erkennen. Abbildungen 4-54 a zeigt die<br />
Maximumprojektion die Überlagerung der einzelnen Fluoreszenzkanäle konfokaler<br />
Mikroskopaufnahmen in der Draufsicht, Abbildungen 4-54 b zeigt äquivalent die<br />
Seitenansicht.<br />
120
Ergebnisse und Diskussion<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abbildungen 4-54: EOMA-Zellen gefärbt mit CalceinAM und PI nach 2 DIV in pclAAHyal<br />
Draufsicht (a) und Seitenansicht (b)<br />
Hierbei sind sowohl in der Draufsicht als auch in der Seitenansicht des pclHydrogels die<br />
vitalen EOMA-Zellen klar zu erkennen. Möglicherweise nutzten Zellen im Zellverband<br />
sehrwohl das Hydrogel als Stützgerüst und konnten ihre Vitalität über den ermittelten<br />
Zeitraum von 2 DIV erhalten. Einzelne Zellen sterben jedoch ab und konnten daher nur tot<br />
detektiert werden.<br />
Die Verwendung von pclAAHyal/Collagen- oder pclVAHyal/Collagen- Gemischen zur<br />
Einbettung von EOMA-Zellen trug in k<strong>eine</strong>m Fall zur Steigerung der Zellvitalität bei.<br />
121
Zusammenfassung und Ausblick<br />
5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
5.1 Zusammenfassung<br />
Ziel dieser Arbeit war die Synthese, Charakterisierung und in vitro Anwendung von<br />
Substraten auf Basis der Hyaluronsäure. Neben der Untersuchung der Prozessierbarkeit<br />
verschiedener Hyal-Derivate auf unterschiedlichen Trägersubstraten stand die Entwicklung<br />
von Hyal-Strukturen zur Steuerung der Zelladhäsion im Vordergrund.<br />
Da Hyaluronsäure nur in wässrigen Lösungsmitteln löslich ist, verlief die Herstellung<br />
verschiedener Hyal-Derivate vor <strong>alle</strong>m mit dem in Wasser wirksamen Kopplungsreagenz<br />
EDC erfolgreich. So konnte die Carboxylgruppe der Glucuronsäure-Untereinheit sowohl mit<br />
photoreaktiven Anilin-Derivaten funktionalisiert werden, als auch mit weiteren<br />
Aminogruppe(n)-tragenden Molekülen. Darüber hinaus gelang die Umsetzung von<br />
Hyaluronsäure mit Acrylsäurederivaten über <strong>eine</strong> Esterifizierung der N-Acetyl-Glucosamin-<br />
Untereinheit zu <strong>eine</strong>m Produkt, das mittels Photoinitiatoren die Quervernetzung der Hyal-<br />
Stränge ermöglichte. Die Modifizierungen der Hyaluronsäure konnten spektroskopisch ( 1 H-<br />
NMR, UV/Vis, IR) nachgewiesen werden, wobei der Grad der Funktionalisierungen für die<br />
verschiedenen Hyal-Derivate stark variierte. Alle in dieser Arbeit synthetisierten Hyal-<br />
Derivate konnten durch einfache Filtriertechniken so rein gewonnen werden, dass ihr Einsatz<br />
als lichtdurchlässige Beschichtung bzw. als Hydrogel zur Entwicklung mikroskopierbarer<br />
Zellkultursubstrate möglich war.<br />
Um Schichten aus Hyal auf unterschiedlichen Substraten mittels spin-coating deponieren zu<br />
können, mussten die Substrate hydrophiliert werden, damit <strong>eine</strong> optimale Verteilung der<br />
wässrigen Hyal-Lösungen auf den Substratoberflächen gewährleistet werden konnte. Die<br />
Hydrophilie wurde mittels Kontaktwinkelmessungen überprüft. Als geeignet erwiesen sich<br />
silanisierte Glasplättchen (ideal für Mikroskopaufnahmen), N 2 -Plasma behandelte PS-<br />
Oberflächen (vergleichbar mit den standardmäßig verwendeten Petrischalen) und N 2 -<br />
Plasma-behandelte PLA-Folien (ein weiteres biokompatibles, aber zusätzlich bioabbaubares<br />
Polymer).<br />
Durch spin-coating und anschließende Bestrahlung mit UV konnten dünne, wasserunlösliche<br />
Schichten aus quervernetzem Hyal (= pclHyal) auf dem Substrat immobilisiert werden.<br />
Wurde die Bestrahlung durch <strong>eine</strong> photolithographische Maske vorgenommen, konnte das<br />
Hyal strukturiert vernetzt werden. Die Dicken der gebildeten pclHyal-Schichten wurden mit<br />
Hilfe der Quarzmikrogravimetrie, der Laserscan-Mikroskopie und AFM Messungen bestimmt.<br />
Dabei zeigte sich, dass die Quarzmikrogravimetrie für Schichten im Bereich kl<strong>eine</strong>r 20 nm<br />
ungeeignet ist, da der Fehler durch Entnehmen und Einbauen der Schwingquarze in die<br />
Messapparatur vor und nach der Beschichtung für <strong>eine</strong> genaue Messung in dem Bereich zu<br />
groß ist. Neben der Schichtdickenbestimmung erlaubten AF- und Laserscan-Mikroskopie<br />
zusätzlich die Abbildung der photolitographisch erzeugten pclHyal-Muster.<br />
Für die verschiedenen Hyal-Derivate auf Glas bzw. PS wurden Schichtdicken zwischen<br />
143 nm (pclAAHyal auf silanisiertem Glas) und 79 nm (pclVAHyal auf N 2 -behandeltem PS)<br />
erzeugt. Für PLA konnte kein Schichtdickennachweis mittels QCM durchgeführt werden, da<br />
122
Zusammenfassung und Ausblick<br />
die Polymerfolie nicht auf dem Schwingquarz befestigt werden kann. Zudem konnte für PLA<br />
k<strong>eine</strong> Schichtdicke/Strukturtiefe ermittelt werden, da die Substratrauigkeit dieselbe<br />
Größenordnung wie die Strukturtiefen hatte. Strukturen aus pclGMHyal bildeten hingegen<br />
stets <strong>eine</strong> derart dünne Schicht, dass sich diese selbst mit AFM nicht messen ließ.<br />
Die Überprüfung der Filmprozessierung und Strukturentwicklung von pclHyal-Derivaten und -<br />
Kompositen auf verschiedenen Substraten erfolgte mittels Röntgen-<br />
Photoelektronenspektroskopie (XPS). Damit wurde nachgewiesen, dass bei der<br />
Immobilisierung von VAHyal auf PS nicht die Photoinitiatoren den Bindungsprozess<br />
vermitteln. Ebenso konnte gezeigt werden, dass auf Hyal-beschichteten Substraten die nicht<br />
der UV-Bestrahlung ausgesetzt wurden, auch nach <strong>eine</strong>m Waschschritt zur Entfernung<br />
überschüssiger Hyal-Reste <strong>eine</strong> Hyal-Adsorbatschicht zurück bleibt, welche nachhaltig die<br />
Oberflächeneigenschaften beeinflusst. Diese Hyal-Adsorbate sowie auch pclHyal-Derivate<br />
erzeugen <strong>eine</strong> negative Oberflächenladung auf dem Substrat, die den isoelektrischen Punkt<br />
stark erniedrigen und damit Proteinadhäsion (aus dem Zellkulturmedium) oder die direkte<br />
Anbindung von Zellen nicht begünstigen. Erst die Verwendung zusammengesetzter<br />
Schichten aus Hyal-Adsorbat und dem Polykation Poly-L-Lysin bildete <strong>eine</strong> weniger stark<br />
geladene Oberfläche, die die Anlagerung von Ionen aus dem Nährmedium, sowie die<br />
Protein- und Zelladhäsion ermöglicht.<br />
Zur in vitro Validierung der Biokompatibilität und adhäsionsvermittelnden Eigenschaften<br />
flacher, strukturierter pclHyal-Substrate wurden Fibroblasten (L929 Zellen) verwendet. Dabei<br />
zeigte sich, dass pclAAHyal und pclVAHyal nicht zur Steuerung der Zelladhäsion genutzt<br />
werden konnten. Die negativ geladenen Oberflächen (ermittelt durch Messungen des<br />
Zetapotenzials) erschwerten sowohl auf als auch zwischen den pclHyal-Strukturen das<br />
Anheften von Zellen; die pclHyal-Schichten verhalten sich sogar Protein-abweisend. Einzig<br />
bei der Verwendung von GMHyal konnte in den pclGMHyal Zwischenräumen (also auf<br />
GMHyal) Zelladhäsion beobachtet werden. Dies zeigte, dass GMHyal grundsätzlich als<br />
Zellgerüstmaterial geeignet wäre, wie bereits von anderen Gruppen unter Verwendung von<br />
pclGMHyal gezeigt werden konnte.[78, 79] Häufig jedoch war die Bildung aus pclGMHyal-<br />
Mustern nicht reproduzierbar und beispielsweise auf PLA in k<strong>eine</strong>m Fall eindeutig<br />
nachweisbar.<br />
Vielversprechend gestaltete sich der Aufbau biokompatibler Schichten aus dem Polyanion<br />
Hyaluronsäure und <strong>eine</strong>m kationischen Anteil, dem synthetischen Poly-L-Lysin. Ebenso<br />
ermöglichte die Einbettung des natürlichen Adhäsionsproteins Fibronektin in Hyal-Filme <strong>eine</strong><br />
verbesserte Kontrolle in vitro. Mit Hilfe dieser Adhäsionsvermittler konnte die Anheftung von<br />
Zellen zwischen Strukturen aus pclAAHyal und pclVAHyal erfolgreich gesteuert werden.<br />
Um zelluläre Integrine direkt zur Bindung auf pclHyal-Substraten adressieren zu können,<br />
wurden Peptide hergestellt, die neben der zellbindenden Aminosäuresequenz RGD<br />
zusätzlich über <strong>eine</strong> photoreaktive Gruppe verfügen. Dabei wurde das Design der Peptide<br />
(linear oder zyklisch) passend zur Verknüpfung zwischen Peptid und photoreaktiver Gruppe<br />
gewählt. So wurde für die zyklischen Peptide die Aminosäure D-Lysin mit der speziellen<br />
Aminosäureseitenkette-Schutzgruppe Dde gewählt, um diese später selektiv abspalten zu<br />
können. Durch die Anknüpfung von Glycin-Einheiten an lineare Peptide bzw. von<br />
Aminohexansäure-Einheiten an zyklische Peptide wurde gewährleistet, dass trotz Anbindung<br />
123
Zusammenfassung und Ausblick<br />
der Peptide auf <strong>eine</strong>r Oberfläche die integrinbindenden Aminosäuresequenzen für Zellen<br />
erreichbar waren. Neben der Peptidkonzentration wurde die lokale Anbindung der Peptide<br />
photolitographisch variiert, sodass die Zelladhäsion auf pclHyal-pclPeptid-Substraten gezielt<br />
gesteuert werden konnte.<br />
Bei der Verwendung von Hyal-Derivaten zur Bildung von Hydrogelen als dreidimensionales<br />
Zellkultur-Gerüst stand die Prozessierbarkeit verschiedener pclHyal-Beschichtungen und<br />
pclHyal-Hydrogele in speziellen Mikrokammern im Vordergrund.<br />
Nach der Einbettung von Endothelzellen (EOMA oder Hela) in pclHyal-Hydrogelen zeigten<br />
lebend-tot-Fluoreszenzfärbungen zwar <strong>eine</strong> dreidimensionale Zellverteilung im Gel,<br />
<strong>alle</strong>rdings nur <strong>eine</strong> geringe Zellvitalität. Obwohl in der Literatur die Verwendung acrylierter<br />
Hyal-Derivate zur Einbettung von Zellen beschrieben wird, konnten im Rahmen dieser Arbeit<br />
mit pclGMHyal k<strong>eine</strong> zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt werden. Hydrogele aus<br />
pclAAHyal und pclVAHyal lieferten dagegen zwar in REM-Aufnahmen ideal ersch<strong>eine</strong>nde<br />
Einbettungsgerüste; <strong>alle</strong>rdings konnten auch hier k<strong>eine</strong> Protokolle zur reproduzierbaren<br />
Einbettung vitaler Zellen erarbeitet werden.<br />
Die Nutzung Hyal-beschichteter Substrate als Zellkulturbehältnis wurde durch Anwendung im<br />
so genannten Mikrothermoform-Prozess (SMART) ermöglicht. Hierbei gelang die<br />
Weiterentwicklung des SMART-Prozesses durch Nutzung pclHyal-beschichteter PLA-Folie<br />
als thermoformbares Substrat. Durch die Verwendung entsprechend konstruierter Masken<br />
und Formeinsätze für die Herstellung pclVAHyal-PLL beschichteter PLA-Substrate konnten<br />
die verbindenden Stege zwischen den Kavitäten Zell-unattraktiv gestaltet werden, so dass<br />
das Zellwachstum von humanen Hepatomzellen (HepG2 Zellen) auf die Mikrokavitäten<br />
beschränkt blieb. Zudem gelang es, Strukturen aus pclVAHyal zu erzeugen, die auch<br />
innerhalb der Kavitäten erhalten bleiben und dort lokal die Zelladhäsion regulieren.<br />
5.2 Ausblick<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wurden Derivate der Hyaluronsäure hergestellt, die zur<br />
photochemischen Vernetzung oder zur Vernetzung mittels der Click-Reaktion geeignet sind.<br />
Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten, Hyaluronsäure so zu funktionalisieren, dass<br />
beispielsweise chemische Crosslinker die Molekülstränge miteinander vernetzen oder die<br />
Änderungen des pH-Wertes die Bildung <strong>eine</strong>s Hyal-Komposits aus Polyanion und <strong>eine</strong>m<br />
kationischen Partner ermöglicht. Um <strong>eine</strong> Synthesekontrolle und den Grad der Modifizierung<br />
eindeutig bestimmen zu können, sind hochauflösende, NMR-spektroskopische Studien nötig,<br />
da die Polymerstruktur des Moleküls die Signalauflösung erschwert.<br />
<strong>Ist</strong> die Anwendung von Hyal-Derivaten zur Bildung ECM-ähnlicher Matrices durch<br />
photolitographische Methoden geplant, so garantieren Masken während des<br />
Belichtungsprozesses die reproduzierbare Erzeugung von Hyal-Strukturen im Bereich der<br />
Mikrometerskala. Der Prozess der pclHyal-Strukturbildung auf <strong>eine</strong>m Substrat ist jedoch<br />
nicht vollständig verstanden. Bisher wird durch UV-Bestrahlung Hyal auf <strong>eine</strong>m Substrat<br />
photoimmobilisiert. Die Substratabschnitte, auf denen Hyal nicht der UV-Bestrahlung<br />
124
Zusammenfassung und Ausblick<br />
ausgesetzt wurde, weisen trotz Waschschritten adhärierte Hyal-Reste auf der Oberfläche<br />
auf. Diese Bereiche verhalten sich für AAHyal immer zellabweisend bei in vitro<br />
Anwendungen. Für VAHyal konnte nur bei gering konzentrierten Lösungen Zelladhäsion<br />
zwischen dem ebenfalls schwach ausgeprägten pclVAHyal Muster beobachtet werden. Für<br />
GMHyal sind weitere Untersuchungen zur Verbesserung der Reproduzierbarkeit und der<br />
genauen Oberflächenzusammensetzung nach Beschichtung mit dem Derivat durchzuführen.<br />
Erst nach Zugabe des synthetischen PLL oder des natürlichen FN kann auf den Bereichen<br />
zwischen pclAAHyal und pclVAHyal Zelladhäsion beobachtet werden. Die genaue<br />
Zusammensetzung der Oberfläche in diesen Bereichen ist zu untersuchen.<br />
Analog zu den in dieser Arbeit hergestellten Hydrogelen aus Click-Hyal mittels des<br />
zelltoxischen Katalysators Cu(I)Cl wäre die Herstellung dieser Hydrogele mit Hilfe <strong>eine</strong>s<br />
nicht-toxischen Katalysators <strong>eine</strong> ideale Möglichkeit zur Erzeugung zelltragender Hyal-<br />
Gerüste. Auch die Auswaschung des zelltoxischen Cu(I)Cl aus Click-Hyal könnte zu <strong>eine</strong>m<br />
biokompatibleren Hydrogel führen. Ebenso stellt die photochemische Anbindung von<br />
Peptiden an native Hyaluronsäure und die Vernetzung dieser peptidhaltigen Hyal-Stränge<br />
<strong>eine</strong> Möglichkeit dar, Hyal-Hydrogele zur Kultivierung von Zellen zu erzeugen. Die gezielte<br />
Peptidanbindung mittels Click-Chemie an entsprechend funktionalisierte Hyal-Stränge<br />
eröffnet ein weiteres Feld zur Anbindung von Zelladhäsionsvermittlern.<br />
Die Steuerung der Proteinadhäsion auf Polymeren durch Hyal-Beschichtungen stellt im<br />
Bereich der Biofilmbildung <strong>eine</strong> Möglichkeit zur Untersuchung der Adhäsionsprozesse auf<br />
Oberflächen dar. Aufbauend auf die in dieser Arbeit untersuchte Verwendung von Hyal-<br />
Derivaten zur Beschichtung biokompatibler Trägersubstrate ist vor <strong>alle</strong>m die Beschichtung<br />
von Polymeren interessant, die in den Bereichen der Mikro- und Nanostrukturtechnik<br />
angewendet werden. Eine Möglichkeit stellt die Beschichtung von Nanopartikeln mit Hyal-<br />
Derivaten dar, die zur Bildung nanostrukturierter Hydrogele genutzt werden können. Damit<br />
könnte <strong>eine</strong> neuartige injezierbare Zellmatrix gebildet werden, die beispielsweise Prot<strong>eine</strong>n<br />
oder Wirkstoffe enthält, welche gezielt aus dem Gerüstverband freigesetzt werden<br />
können.[160]<br />
125
Literaturverzeichnis<br />
Literaturverzeichnis<br />
1. Prestwich, G.D., Simplifying the extracellular matrix for 3-D cell culture and tissue<br />
engineering: A pragmatic approach. J. Cell. Biochem., 2007. 101: p. 1370-1383.<br />
2. Gevertz, J.L. and S. Torquato, A novel three-phase model of brain tissue<br />
microstructure. PLoS Comput. Biol., 2008. 4(8): p. e1000152.<br />
3. Minuth, W.W., R. Strehl, and K. Schumacher, Zukunftstechnologie Tissue<br />
Engineering. 2003, Weinheim: Wiley-VCH.<br />
4. Pierschbacher, M.D. and E. Ruoslahti, Cell attachment activity of fibronectin can be<br />
duplicated by small synthetic fragments of the molecule. Nature, 1984. 309: p. 30-34.<br />
5. Marchand-Brynaert, J., et al., Biological evaluation of RGD peptidomimetics,<br />
designed for the covalent derivatization of cell culture substrata, as potential<br />
promoters of cellular adhesion. Biomaterials, 1999. 20(19): p. 1773-1782.<br />
6. Desmet, T., et al., Nonthermal plasma technology as a versatile strategy for<br />
polymeric biomaterials surface modification: a review. Biomacromolecules, 2009.<br />
10(9): p. 2351-2378.<br />
7. Lim, J.Y. and H.J. Donahue, Cell sensing and response to micro- and nanostructured<br />
surfaces produced by chemical and topographic patterning. Tissue Eng., 2007. 13(8):<br />
p. 1879-1891.<br />
8. Griffith, L.G. and M.A. Swart, Capturing complex 3D tissue physiology in vitro. Nature,<br />
2006. 7: p. 211-224.<br />
9. Lee, J., M.J. Cuddihy, and N.A. Kotov, Three-dimensional cell culture matrices: state<br />
of the art. Tissue Eng. Part B Rev, 2008. 14(1): p. 61-86.<br />
10. Griffith, L.G. and G. Naughton, Tissue engineering--current ch<strong>alle</strong>nges and<br />
expanding opportunities. Science, 2002. 295(5557): p. 1009-1014.<br />
11. Kasemo, B., Biological surface science. Surf. Sci., 2000. 500: p. 656-677.<br />
12. Enderle, J., S. Blanchard, and J. Bronzino, Introduction To Biomedical Engineering.<br />
2000, San Diego: Academic Press.<br />
13. Pham, Q.P., U. Sharma, and A.G. Mikos, Electrospinning of polymeric nanofibers for<br />
tissue engineering applications: a review. Tissue Eng., 2006. 12(5): p. 1197-1211.<br />
14. Mooney, D.J., et al., Novel approach to fabricate porous sponges of poly(D,L-lacticco-glycolic<br />
acid) without the use of organic solvents. Biomaterials, 1996. 17(14): p.<br />
1417-1422.<br />
15. Uludag, H., P. De Vos, and P.A. Tresco, Technology of mammalian cell<br />
encapsulation. Adv. Drug. Deliv. Rev., 2000. 42(1-2): p. 29-64.<br />
126
Literaturverzeichnis<br />
16. Lee, K.Y. and D.J. Mooney, Hydrogels for tissue engineering. Chem. Rev., 2001.<br />
101(7): p. 1869-1879.<br />
17. Fedorovich, N.E., et al., Hydrogels as extracellular matrices for skeletal tissue<br />
engineering: state-of-the-art and novel application in organ printing. Tissue Eng.,<br />
2007. 13(8): p. 1905-1925.<br />
18. Rivest, C., et al., Microscale hydrogels for medicine and biology: Synthesis,<br />
characteristics and applications. J. Mechanics Mater. Structures, 2007. 2(6): p. 1103-<br />
1119.<br />
19. Chevallay, B. and D. Herbage, Collagen-based biomaterials as 3D scaffold for cell<br />
cultures: applications for tissue engineering and gene therapy. Med. Biol. Eng.<br />
Comput., 2000. 38(2): p. 211-218.<br />
20. Perka, C., et al., Matrix-mixed culture: new methodology for chondrocyte culture and<br />
preparation of cartilage transplants. J. Biomed. Mater. Res., 2000. 49(3): p. 305-311.<br />
21. Augst, A.D., H.J. Kong, and D.J. Mooney, Alginate hydrogels as biomaterials.<br />
Macromol. Biosci., 2006. 6(8): p. 623-633.<br />
22. Ju, Y.M., et al., Beneficial effect of hydrophilized porous polymer scaffolds in tissueengineered<br />
cartilage formation. J. Biomed. Mater. Res. B, 2008. 85(1): p. 252-260.<br />
23. Wan, A.C., et al., Polyelectrolyte complex membranes for specific cell adhesion.<br />
Langmuir, 2008. 24(6): p. 2611-2617.<br />
24. Liebmann, T., et al., Self-assembling Fmoc dipeptide hydrogel for in situ 3D cell<br />
culturing. BMC Biotechnol., 2007. 7: p. 88-98.<br />
25. Kyte, J. and R.F. Doolittle, A simple method for displaying the hydropathic character<br />
of a protein. J. Mol. Biol., 1982. 175: p. 105-132.<br />
26. Fields, G.B., et al., Protein-like molecular architecture: biomaterial applications for<br />
inducing cellular receptor binding and signal transduction. Biopolymers, 1998. 47(2):<br />
p. 143-151.<br />
27. Yavin, E. and Z. Yavin, Attachment and Culture of Dissociated Cells from Rat Embryo<br />
Cerebral Hemispheres on Polylysine-Coated Surface. Journal of Cell Biology, 1974.<br />
62(2): p. 540-546.<br />
28. Blau, A., et al., Promotion of neutral cell adhesion by electrochemically generated and<br />
functionalized polymer films. J. Neurosci. Meth., 2001. 112: p. 65-73.<br />
29. Blau, A. and T. Ugniwenko, Induction and analysis of cell adhesion and differentiation<br />
on inkjet micropatterned substrates. Phys. Stat. Sol. C, 2007. 4(6): p. 1873-1876.<br />
30. Vancha, A.R., et al., Use of polyethyleneimine polymer in cell culture as attachment<br />
factor and lipofection enhancer. BMC Biotechnology, 2004. 4(23): p. 1472-6750.<br />
31. Hersel, U., C. Dahmen, and H. Kessler, RGD modified polymers: biomaterials for<br />
stimulated cell adhesion and beyond. Biomaterials, 2003. 24(24): p. 4385-4415.<br />
127
Literaturverzeichnis<br />
32. Boontheekul, T. and D.J. Mooney, Protein-based signaling systems in tissue<br />
engineering. Curr. Opin. Biotechnol., 2003. 14(5): p. 559-565.<br />
33. Balazs, E.A., Viscoelastic Properties of Hyaluronan and Its Therapeutic Use, in<br />
Chemistry and Biology of Hyaluronan, H.G. Garg and C.A. Hales, Editors. 2004,<br />
Elsevier. p. 415-455.<br />
34. Knudsen, W., The Hyaluronan Receptor: CD44, in Chemistry and Biology of<br />
Hyaluronan, H.G. Garg and C.A. Hales, Editors. 2004, Elsevier. p. 83-123.<br />
35. Fujita, Y., et al., CD44 signaling through focal adhesion kinase and its anti-apoptotic<br />
eccet. FEBS Lett, 2002. 528: p. 101-108.<br />
36. Barbucci, R. and G. Leone, Formation of defined microporous 3D structures starting<br />
from cross-linked hydrogels. J. Biomed. Mater. Res. B Appl. Biomater., 2004. 68(2):<br />
p. 117-126.<br />
37. Leach, J.B., et al., Photocrosslinked hyaluronic acid hydrogels: Natural,<br />
biodegradable tissue engineering scaffolds. Biotechnol. Bioeng., 2003. 82(5): p. 578-<br />
589.<br />
38. Prestwich, G.D., et al., Controlled chemical modification of hyaluronic acid: synthesis,<br />
applications, and biodegradation of hydrazide derivatives. J. Controlled Release,<br />
1998. 53(1-3): p. 93-103.<br />
39. Barbucci, R., et al., Immobilisation of sulphated hyaluronan for improved<br />
biocompatibility. J. Inorg. Biochem., 2000. 79(1-4): p. 119-125.<br />
40. Shu, X.Z., et al., Synthesis and evaluation of injectable, in situ crosslinkable synthetic<br />
extracellular matrices for tissue engineering. J. Biomed. Mater Res. A, 2006. 79(4): p.<br />
902-912.<br />
41. Amarnath, L.P., A. Srinivas, and A. Ramamurthi, In vitro hemocompatibility testing of<br />
UV-modified hyaluronan hydrogels. Biomaterials, 2006. 27(8): p. 1416-1424.<br />
42. Tölg, C., S.R. Hamilton, and E.A. Turley, The Role of the Hyaluronan Receptor<br />
RHAMM in Wound Repair and Tumorgenesis, in Chemistry and Biology of<br />
Hyaluronan, H.G. Garg and C.A. Hales, Editors. 2004, Elsevier. p. 125-142.<br />
43. Barbucci, R., et al., Micropatterned surfaces for the control of endothelial cell<br />
behaviour. Biomol. Eng., 2002. 19(2-6): p. 161-170.<br />
44. Turner, N.J., et al., A novel hyaluronan-based biomaterial (Hyaff-11) as a scaffold for<br />
endothelial cells in tissue engineered vascular grafts. Biomaterials, 2004. 25(28): p.<br />
5955-5964.<br />
45. Coradini, D., et al., Hyaluronic acid as drug delivery for sodium butyrate: improvement<br />
of the anti-proliferative activity on a breast-cancer cell line. Int. J. Cancer, 1999. 81(3):<br />
p. 411-416.<br />
128
Literaturverzeichnis<br />
46. Luo, Y. and G.D. Prestwich, Hyaluronic acid-N-hydroxysuccinimide: a useful<br />
intermediate for bioconjugation. Bioconjugate Chem., 2001. 12(6): p. 1085-1088.<br />
47. Borzacchiello, A., et al., Structural and rheological characterization of hyaluronic acidbased<br />
scaffolds for adipose tissue engineering. Biomaterials, 2007. 28(30): p. 4399-<br />
4408.<br />
48. Segura, T., et al., Crosslinked hyaluronic acid hydrogels: a strategy to functionalize<br />
and pattern. Biomaterials, 2005. 26(4): p. 359-371.<br />
49. Thierry, B., et al., Biomimetic hemocompatible coatings through immobilization of<br />
hyaluronan derivatives on metal surfaces. Langmuir, 2008. 24(20): p. 11834-11841.<br />
50. Meyer, K. and J.W. Palmer, The Polysaccharide of the vitreous humor. J. Biol.<br />
Chem., 1934. 107: p. 629-634.<br />
51. Hascall, V.C. and T.C. Laurent, Hyaluronan Structure and Physical Properties. 1997,<br />
GlycoForum.<br />
52. Weissmann, B. and K. Meyer, The Structure of Hyalobiuronic Acid and of Hyaluronic<br />
Acid from Umibilical Cord. J. Am. Chem. Soc., 1954. 76: p. 1753-1757.<br />
53. Gribbon, P., B.C. Heng, and T.E. Hardingham, The molecular basis of the solution<br />
properties of hyaluronan investigated by confocal fluorescence recovery after<br />
photobleaching. Biophys. J., 1999. 77(4): p. 2210-2216.<br />
54. Scott, J.E., et al., Secondary and tertiary structures of hyaluronan in aqueous<br />
solution, investigated by rotary shadowing-electron microscopy and computer<br />
simulation. Hyaluronan is a very efficient network-forming polymer. Biochem. J.,<br />
1991. 274 ( Pt 3): p. 699-705.<br />
55. Hardingham, T., Solution Properties of Hyaluronan, in Chemistry and Biology of<br />
Hyaluronan, H.G. Garg and C.A. Hales, Editors. 2004, Elsevier. p. 1-19.<br />
56. Hascall, V. and J.D. Esko, Hyaluronan, in Essentials of Glycobiology, A. Varki, et al.,<br />
Editors. 2008, Cold Spring Harbor Laboratory Press: Plainview (NY).<br />
57. Lepperdinger, G., C. Fehrer, and S. Reitinger, Biodegradation of Hyaluronan, in<br />
Chemistry and Biology of Hyaluronan, H.G. Garg and C.A. Haels, Editors. 2004,<br />
Elsevier. p. 71-82.<br />
58. Prehm, P., Synthesis of hyaluronate in differentiated teratocarcinoma cells.<br />
Mechanism of chain growth. J. Biochem., 1983. 211(1): p. 191-198.<br />
59. Scott, L.J. and M.J. Merrilees, Stimulation of smooth muscle cell glycosaminoglycan<br />
synthesis by cultured endothelial cells is dependent on endothelial cell density.<br />
Atherosclerosis, 1987. 63(2-3): p. 145-152.<br />
60. Suzuki, M., et al., Stimulation of Hyaluronan Biosynthesis by Platelet-Derived Growth<br />
Factor-Bb and Transforming Growth-Factor-Beta-1 Involves Activation of Protein-<br />
Kinase-C. Biochem. Journal, 1995. 307: p. 817-821.<br />
129
Literaturverzeichnis<br />
61. Feinberg, R.N. and D.C. Beebe, Hyaluronate in vasculogenesis. Science. Vol. 220.<br />
1983. 1177-1179.<br />
62. Delmage, J.M., et al., The selective suppression of immunogenicity by hyaluronic<br />
acid. Ann. Clin. Lab. Sci., 1986. 16(4): p. 303-310.<br />
63. Tengblad, A., et al., Concentration and Relative Molecular Mass of Hyaluronate in<br />
Lymph and Blood. Biochem. Journal, 1986. 236(2): p. 521-525.<br />
64. Csoka, A.B., G.I. Frost, and R. Stern, The six hyaluronidase-like genes in the human<br />
and mouse genomes. Matrix Biol., 2001. 20(8): p. 499-508.<br />
65. Termeer, C.C., et al., Oligosaccharides of hyaluronan are potent activators of<br />
dendritic cells. J. Immunol., 2000. 165(4): p. 1863-1870.<br />
66. Patel, S. and M.J. Page, The Role of Hyaluronan in Cancer, in Chemistry and Biology<br />
of Hyaluronan, H.G. Garg and C.A. Hales, Editors. 2004, Elsevier. p. 285-296.<br />
67. Shu, X.Z. and G.D. Prestwich, Therapeutic Biomaterials from Chemically Modified<br />
Hyaluronan, in Chemistry and Biology of Hyaluronan, H.G. Garg and C.A. Hales,<br />
Editors. 2004, Elsevier. p. 475-504.<br />
68. Allison, D.D. and K.J. Grande-Allen, Review. Hyaluronan: A Powerful Tissue<br />
Engineering Tool. Tissue Eng., 2006. 12(8): p. 2131-2140.<br />
69. Campoccia, D., et al., Semisynthetic resorbable materials from hyaluronan<br />
esterification. Biomaterials, 1998. 19(23): p. 2101-2127.<br />
70. Hermanson, G.T., Bioconjugate Chemistry. 1996, San Diego: Academic Press.<br />
71. Akima, K., et al., Evaluation of antitumor activities of hyaluronate binding antitumor<br />
drugs: Synthesis, characterization and antitumor activity. Journal of Drug Targeting,<br />
1996. 4(1): p. 1-&.<br />
72. Vercruysse, K.P., et al., Synthesis and in vitro degradation of new polyvalent<br />
hydrazide cross-linked hydrogels of hyaluronic acid. Bioconjugate Chem., 1997. 8(5):<br />
p. 686-694.<br />
73. Barbucci, R., et al., The use of hyaluronan and its sulphated derivative patterned with<br />
micrometric scale on glass substrate in melanocyte cell behaviour. Biomaterials,<br />
2003. 24(6): p. 915-926.<br />
74. Magnani, A., et al., Sulphated Hyaluronic Acids: a Chemical and Biological<br />
Characterisation. Polymer International, 1998. 46: p. 225-240.<br />
75. Chen, G., et al., Photoimmobilization of Sulfated Hyaluronic Acidfor<br />
Antithrombogenicity. Bioconjugate Chem., 1997. 8: p. 730-734.<br />
76. Burdick, J.A., et al., Controlled degradation and mechanical behavior of<br />
photopolymerized hyaluronic acid networks. Biomacromolecules, 2005. 6(1): p. 386-<br />
391.<br />
130
Literaturverzeichnis<br />
77. Smeds, K.A., et al., Photocrosslinkable polysaccharides for in situ hydrogel formation.<br />
J. Biomed. Mater. Res., 2001. 54(1): p. 115-121.<br />
78. Gerecht, S., et al., Hyaluronic acid hydrogel for controlled self-renewal and<br />
differentiation of human embryonic stem cells. Proc. Natl. Acad. Sci. U S A, 2007.<br />
79. Figallo, E., et al., Micro-bioreactor array for controlling cellular microenvironments.<br />
Lab Chip, 2007. 7(6): p. 710-719.<br />
80. Bencherif, S.A., et al., Influence of the degree of methacrylation on hyaluronic acid<br />
hydrogels properties. Biomaterials, 2008. 29(12): p. 1739-1749.<br />
81. Weng, L., et al., Mechanically strong double network photocrosslinked hydrogels from<br />
N,N-dimethylacrylamide and glycidyl methacrylated hyaluronan. Biomaterials, 2008.<br />
29(14): p. 2153-2163.<br />
82. Carruthers, A. and J. Carruthers, Non-animal-based hyaluronic acid fillers: Scientific<br />
and technical considerations. Plastic and Reconstructive Surgery, 2007. 120(6): p.<br />
33s-40s.<br />
83. Schneider, A., et al., Multifunctional polyelectrolyte multilayer films: Combining<br />
mechanical resistance, biodegradability, and bioactivity. Biomacromolecules, 2007.<br />
8(1): p. 139-145.<br />
84. Picart, C., et al., Buildup mechanism for poly(L-Lysin)(hyaluronic acid films onto a<br />
solid surface. Langmuir, 2001. 17: p. 7414-7424.<br />
85. Garner, B., et al., Polypyrrole-heparin composites as stimulus-responsive substrates<br />
for endothelial cell growth. J. Biomed. Mater. Res., 1999. 44(2): p. 121-129.<br />
86. Collier, J.H., et al., Synthesis and characterization of polypyrrole-hyaluronic acid<br />
composite biomaterials for tissue engineering applications. J. Biomed. Mater. Res.,<br />
2000. 50(4): p. 574-584.<br />
87. Oerther, S., et al., High Interaction Alignate-Hyaluronate Associations by Hyaluronate<br />
Deacetylation for the Preparation of Efficient Biomaterials. Biopolymers, 2000. 54: p.<br />
273-281.<br />
88. Pouyani, T. and G.D. Prestwich, Functionalized derivatives of hyaluronic acid<br />
oligosaccharides: drug carriers and novel biomaterials. Bioconjugate Chem., 1994.<br />
5(4): p. 339-347.<br />
89. Shu, X.Z., et al., Disulfide-crosslinked hyaluronan-gelatin hydrogel films: a covalent<br />
mimic of the extracellular matrix for in vitro cell growth. Biomaterials, 2003. 24(21): p.<br />
3825-3834.<br />
90. Palumbo, F.S., et al., Self-assembling and auto-crosslinkable hyaluronic acid<br />
hydrogels with a fibrillar structure. Acta Biomaterialia, 2010. 6(1): p. 195-204.<br />
131
Literaturverzeichnis<br />
91. Crescenzi, V., et al., Synthesis and partial characterization of hydrogels obtained via<br />
glutaraldehyde crosslinking of acetylated chitosan and of hyaluronan derivatives.<br />
Biomacromolecules, 2003. 4(4): p. 1045-1054.<br />
92. Balazs, E.A., Cross-linked gels of Hyaluronic Acid and products containing such gels.<br />
1986. p. 1-19.<br />
93. Larsen, N.E., et al., Hylan Gel Biomaterial - Dermal and Immunological Compatibility.<br />
J. Biomed. Mater. Res., 1993. 27(9): p. 1129-1134.<br />
94. Himo, F., et al., Copper(I)-catalyzed synthesis of azoles. DFT study predicts<br />
unprecedented reactivity and intermediates. J. Am. Chem. Soc., 2005. 127(1): p. 210-<br />
216.<br />
95. Crescenzi, V., et al., Novel Hydrogels via Click Chemistry: Synthesis and Potential<br />
Biomedical Applications. Biomacromolecules, 2007. 8(6): p. 1844-1850.<br />
96. Baskin, J.M., et al., Copper-free click chemistry for dynamic in vivo imaging. Proc.<br />
Natl. Acad. Sci. U S A, 2007. 104(43): p. 16793-16797.<br />
97. Barbucci, R., et al., Fibroblast cell behavior on bound and adsorbed fibronectin onto<br />
hyaluronan and sulfated hyaluronan substrates. Biomacromolecules, 2005. 6(2): p.<br />
638-645.<br />
98. Matsuda, T. and T. Magoshi, Preparation of vinylated polysaccharides and<br />
photofabrication of tubular scaffolds as potential use in tissue engineering.<br />
Biomacromolecules, 2002. 3(5): p. 942-950.<br />
99. Khademhosseini, A., et al., Micromolding of photocrosslinkable hyaluronic acid for<br />
cell encapsulation and entrapment. J. Biomed. Mater. Res. A, 2006. 79(3): p. 522-<br />
532.<br />
100. Park, Y.D., N. Tirelli, and J.A. Hubbell, Photopolymerized hyaluronic acid-based<br />
hydrogels and interpenetrating networks. Biomaterials, 2003. 24(6): p. 893-900.<br />
101. Hern, D.L. and J.A. Hubbell, Incorporation of adhesion peptides into nonadhesive<br />
hydrogels useful for tissue resurfacing. J. Biomed. Mater. Res., 1998. 39(2): p. 266-<br />
276.<br />
102. Kantlehner, M., et al., Surface coating with cyclic RGD peptides stimulates osteoblast<br />
adhesion and proliferation as well as bone formation. Chembiochem, 2000. 1(2): p.<br />
107-114.<br />
103. Huin-Amargier, C., et al., New physically and chemically crosslinked hyaluronate<br />
(HA)-based hydrogels for cartilage repair. J. Biomed. Mater. Res. A, 2006. 76(2): p.<br />
416-424.<br />
104. Cui, F.Z., et al., Hyaluronic acid hydrogel immobilized with RGD peptides for brain<br />
tissue engineering. J. Mater. Sci. Mater. Med., 2006. 17(12): p. 1393-1401.<br />
132
Literaturverzeichnis<br />
105. Norrman, K., A. Ghanbari-Siahkali, and N.B. Larsen, Studies of spin-coated polymer<br />
films. Annu. Rep. Prog. Chem, Sect. C, 2005. 101: p. 174-201.<br />
106. H<strong>alle</strong>r, I., Covalently Attached Organic Monolayers on Semiconductor Surfaces. J.<br />
Am. Chem. Soc., 1978. 100(26): p. 8050-8055.<br />
107. Pasqui, D., A. Atrei, and R. Barbucci, A novel strategy to obtain a hyaluronan<br />
monolayer on solid substrates. Biomacromolecules, 2007. 8(11): p. 3531-3539.<br />
108. Grace, J.M. and L.J. Gerenser, Plasma treatment of polymers. J. Disper.<br />
Sci.Technol., 2003. 24(3-4): p. 305-341.<br />
109. Pitt, W.G., et al., Attachment of hyaluronan to metallic surfaces. J. Biomed. Mater.<br />
Res. A, 2004. 68(1): p. 95-106.<br />
110. Bulpitt, P. and D. Aeschlimann, New strategy for chemical modification of hyaluronic<br />
acid: preparation of functionalized derivatives and their use in the formation of novel<br />
biocompatible hydrogels. J. Biomed. Mater. Res., 1999. 47(2): p. 152-169.<br />
111. Masters, K.S., et al., Designing scaffolds for valvular interstitial cells: cell adhesion<br />
and function on naturally derived materials. J. Biomed. Mater. Res. A, 2004. 71(1): p.<br />
172-180.<br />
112. Lord, M.S., et al., Protein Adsorption on Derivatives of Hyaluronan. Macromol. Symp.,<br />
2008. 266: p. 17-22.<br />
113. Welle, A., et al., Photo-chemically patterned polymer surfaces for controlled PC-12<br />
adhesion and neurite guidance. J.Neurosci. Meth., 2004. 142: p. 243-250.<br />
114. Rainaldi, G., A. Calcabrini, and M.T. Santini, Positively charged polymer polylysineinduced<br />
cell adhesion molecule redistribution in K562 cells. J. Mater. Sci. Mater.<br />
Med., 1998. 9(12): p. 755-760.<br />
115. Tezcaner, A., et al., Polyelectrolyte multilayer films as substrates for photoreceptor<br />
cells. Biomacromolecules, 2006. 7(1): p. 86-94.<br />
116. Quirk, R.A., et al., Poly(L-lysine)-GRGDS as a biomimetic surface modifier for<br />
poly(lactic acid). Biomaterials, 2001. 22(8): p. 865-872.<br />
117. Shu, X.Z., et al., Attachment and spreading of fibroblasts on an RGD peptidemodified<br />
injectable hyaluronan hydrogel. J. Biomed. Mater. Res., 2004. 68 A: p. 365-<br />
375.<br />
118. Sugawara, T. and T. Matsuda, Photochemical surface derivatization of a peptide<br />
containing Arg-Gly-Asp (RGD). J. Biomed. Mater. Res., 1995. 29(9): p. 1047-1052.<br />
119. Haubner, R., D. Finsinger, and H. Kessler, Stereoisomeric peptide libraries and<br />
peptidomimetics for designing selective inhibitors of the alpha(V)beta(3) integrin for a<br />
new cancer therapy. Angew. Chem. Int. Ed., 1997. 36(13-14): p. 1375-1389.<br />
133
Literaturverzeichnis<br />
120. Aumailley, M., et al., Arg-Gly-Asp constrained within cyclic pentapeptides. Strong and<br />
selective inhibitors of cell adhesion to vitronectin and laminin fragment P1. FEBS Lett,<br />
1991. 291(1): p. 50-54.<br />
121. Pfaff, M., et al., Selective recognition of cyclic RGD peptides of NMR defined<br />
conformation by alpha IIb beta 3, alpha V beta 3, and alpha 5 beta 1 integrins. J. Biol.<br />
Chem., 1994. 269(32): p. 20233-20238.<br />
122. Hersel, U., Monomeric and Multimeric RGD peptides for integrin mediated cell<br />
adhesion on biomaterials and for tumor diagnostics. PhD Thesis, TU Munich, 2003.<br />
123. Lieb, E., et al., Mediating specific cell adhesion to low-adhesive diblock copolymers<br />
by instant modification with cyclic RGD peptides. Biomaterials, 2005. 26(15): p. 2333-<br />
2341.<br />
124. Jeschke, B., et al., RGD-peptides for tissue engineering of articular cartilage.<br />
Biomaterials, 2002. 23(16): p. 3455-3463.<br />
125. Ito, Y., M. Kajihara, and Y. Imanishi, Materials for enhancing cell adhesion by<br />
immobilization of cell-adhesive peptide. J. Biomed. Mater. Res., 1991. 25(25): p.<br />
1325-1337.<br />
126. Brandley, B.K. and R.L. Schnaar, Covalent attachment of an Arg-Gly-Asp sequence<br />
peptide to derivatizable polyacrylamide surfaces: support of fibroblast adhesion and<br />
long-term growth. Anal. Biochem., 1988. 172(1): p. 270-278.<br />
127. Lin, H.B., et al., Synthesis, Surface, and Cell-Adhesion Properties of Polyurethanes<br />
Containing Covalently Grafted Rgd-Peptides. J. Biomed. Mater. Res., 1994. 28(3): p.<br />
329-342.<br />
128. Bhatia, S.N. and C.S. Chen, Tissue Engineering at the Micro-Scale. Biomed.<br />
Microdevices, 1999. 2: p. 131-144.<br />
129. Giselbrecht, S., et al., 3D tissue culture substrates produced by microthermoforming<br />
of pre-processed polymer films. Biomed. Microdevices, 2006. 8(3): p. 191-199.<br />
130. Wu, Z.Z., Y. Zhao, and W.S. Kisaalita, Interfacing SH-SY5Y human neuroblastoma<br />
cells with SU-8 microstructures. Colloids Surf., B, 2006. 52(1): p. 14-21.<br />
131. Borenstein, J.T., et al., Microfabrication of three-dimensional engineered scaffolds.<br />
Tissue Eng., 2007. 13(8): p. 1837-1844.<br />
132. Altmann, B., Entwicklung und Charakterisierung <strong>eine</strong>s CellChip-basierten Bioreaktors<br />
zur dreidimensionalen Kultivierung von Zellen am Beispiel von humanen<br />
hepatozellulären Carcinomzelllinien und primären Hepatocyten aus der Ratte, in<br />
Naturwissenschaftlich-Mathematische Gesamtfakultät. 2008, Ruprecht-Karls-<br />
Universität Heidelberg: Heidelberg. p. 1-132.<br />
133. Mohr, J.C., J.J. de Pablo, and S.P. Palecek, 3-D microwell culture of human<br />
embryonic stem cells. Biomaterials, 2006. 27(36): p. 6032-6042.<br />
134
Literaturverzeichnis<br />
134. Ochsner, M., et al., Micro-well arrays for 3D shape control and high resolution<br />
analysis of single cells. Lab Chip, 2007. 7(8): p. 1074-1077.<br />
135. Lutolf, M.P., et al., Perturbation of single hematopoietic stem cell fates in artificial<br />
niches. Integr. Biol., 2009. 1(1): p. 59-69.<br />
136. Truckenmuller, R., et al., Flexible fluidic microchips based on thermoformed and<br />
locally modified thin polymer films. Lab Chip, 2008. 8(9): p. 1570-1579.<br />
137. Brundle, C.R., C.A. Evans, and S. Wilson, Encyclopedia of Materials<br />
Characterization. 1992, USA: Butterworth-H<strong>eine</strong>mann.<br />
138. Koopman, T., Über die Zuordnung von Wellenfunktionen und Eigenwerten zu den<br />
Einzelnen Elektronen <strong>eine</strong>s Atoms. Physica, 1934. 1: p. 104-113.<br />
139. Briggs, D. and J.T. Grant, Surface Analysis by Auger and X-Ray Photoelectron<br />
Spectroscopy. 2003, Chichester: IM Publications and Surface Spectra Limited.<br />
140. Scofield, J.H., Hartree-Slater sub shell photoionization cross-sections at 1254 and<br />
1487 eV. J. Electron Spectr. Relat. Phen., 1976. 8: p. 129-137.<br />
141. Hesse, R., P. Streubel, and R. Szargan, Product or sum: what is the better alternative<br />
for approximating the convolution of Lorentzian and Gaussian functions for fitting x-<br />
ray photoelectron spectra? Surf. Interface Anal., 2007. 39: p. 381-391.<br />
142. Gliemann, H., et al., Werkzeuge und Messonden für die Nanometer-Skala. Nanomat.<br />
143. Zhong, Q., et al., Fractured Polymer Silica Fiber Surface Studied by Tapping Mode<br />
Atomic-Force Microscopy. Surface Science, 1993. 290(1-2): p. L688-L692.<br />
144. Young, T., An Essay on the Cohesion of Fluids. Philos. Trans. R. Soc. London, 1805.<br />
95: p. 65-87.<br />
145. Schneider, P., Zellen auf Mikrostrukturen, in Department of Physics. 2009, Technical<br />
University: Kaiserslautern.<br />
146. Sauerbrey, G., Verwendung Von Schwingquarzen Zur Wägung Dünner Schichten<br />
Und Zur Mikrowägung. Zeitschrift für Physik, 1959. 155(2): p. 206-222.<br />
147. Smoluchowski, M.v., Contribution à la théorie de l'endosmose électrique et de<br />
quelques phenomènones corrélatifs. Bull. Intern. Acad., Sci. Cracovie, 1903: p. 184.<br />
148. Auernheimer, J., et al., Titanium implant materials with improved biocompatibility<br />
through coating with phosphonate-anchored cyclic RGD peptides. Chembiochem,<br />
2005. 6(11): p. 2034-2040.<br />
149. Matsuda, T. and T. Sugawara, Photochemical Protein Fixation on Polymer Surfaces<br />
Via Derivatized Phenyl Azido Group. Langmuir, 1995. 11(6): p. 2272-2276.<br />
150. Capila, I. and R. Sasisekharan, Methods for Analysis of Hyaluronan and its<br />
Fragments, in Chemistry and Biology of Hyaluronan, H.C. Garg and C.A. Hales,<br />
Editors. 2004, Elsevier. p. 21-40.<br />
135
Literaturverzeichnis<br />
151. Barbucci, R., et al., Micro and nano-structured surfaces. J. Mater. Sci. Mater. Med.,<br />
2003. 14(8): p. 721-725.<br />
152. Crenshaw, M.L. and M.S. Banna, A study of C1s binding energies in some gaseous<br />
polycyclic aromatic hydrocarbons. J. Electron Spectrosc. Phenom., 1989. 48(179): p.<br />
179-185.<br />
153. Beamson, G. and D. Briggs, High resolution XPS of organic polymers : the Scienta<br />
ESCA300 database. 1992, Chichester: Wiley-VCH.<br />
154. Lopez, G.P., D.G. Castner, and B.D. Ratner, XPS O1s Binding Energies for Polymers<br />
Containing Hydroxyl, Ether, Ketone ans Ester Groups. Surf. Interface Anal., 1991. 17:<br />
p. 267-272.<br />
155. Kumar, S.N., G. Boyssoux, and F. Gaillard, Electronic and structural characterization<br />
of electrochemically synthesized conducting polyaniline from XPS studies. Surf.<br />
Interface Anal., 1990. 15: p. 531-536.<br />
156. Lauffenburger, D. and J. Lindermann, Receptors: Models for Binding, Trafficing, and<br />
Signaling. 1996, Oxford: University Press, Inc.<br />
157. Cavalcanti-Adam, E.A., et al., Cell spreading and focal adhesion dynamics are<br />
regulated by spacing of integrin ligands. Biophys. J., 2007. 92(8): p. 2964-2974.<br />
158. Kaufmann, D., et al., Chemical conjugation of linear and cyclic RGD moieties to a<br />
recombinant elastin-mimetic polypeptide--a versatile approach towards bioactive<br />
protein hydrogels. Macromol. Biosci., 2008. 8(6): p. 577-588.<br />
159. Zhu, J.M., et al., Design and Synthesis of Biomimetic Hydrogel Scaffolds with<br />
Controlled Organization of Cyclic RGD Peptides. Bioconjugate Chem., 2009. 20(2): p.<br />
333-339.<br />
160. Bencherif, S.A., N.R. Washburn, and K. Matyjaszewski, Synthesis by AGET ATRP of<br />
degradable nanogel precursors for in situ formation of nanostructured hyaluronic acid<br />
hydrogel. Biomacromolecules, 2009. 10(9): p. 2499-2507.<br />
136
Abkürzungsverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
AA<br />
AAHyal<br />
AFM<br />
Ahx<br />
AN<br />
APS<br />
AS<br />
ATA<br />
ATAHyal<br />
AZB<br />
BSA<br />
C<br />
CalceinAM<br />
ccd<br />
4-Azidoanilin Hydrochlorid<br />
4-Azidoanilin an Hyaluronsäure gebunden<br />
Rasterkraftmikroskopie<br />
6-Aminohexansäure<br />
Acetonitril<br />
3-(Aminopropyl)-trimethoxysilan<br />
Aminosäure<br />
11-Azido-3,6,9-trioxaundecan-1-amin<br />
11-Azido-3,6,9-trioxaundecan-1-amin an Hyaluronan gekoppelt<br />
N-((4-Azidobenzoyl)oxy)<br />
bovine serum albumin<br />
Cystein<br />
Calcein-Acetoxymethylester<br />
charged coupled device<br />
cleavage cocktail<br />
Lösungsmittelgemisch zur Abspaltung <strong>eine</strong>s Peptids vom Trägerharz<br />
d<br />
Durchmesser<br />
D, Asp Asparaginsäure<br />
Da<br />
DCC<br />
DCM<br />
Dde<br />
DIC<br />
Dalton<br />
Dicyclohexylcarbodiimid<br />
Dichlormethan<br />
N-[1-(4,4-dimethyl-2,6-dioxocyclohex-1-ylidene)ethyl]<br />
Diisopropylcarbodiimid<br />
137
Abkürzungsverzeichnis<br />
DIEA<br />
DIV<br />
DMF<br />
ECM<br />
EDC<br />
EDTA<br />
Et<br />
EtOH<br />
EOMA-Zellen<br />
ESEM<br />
f<br />
FKS<br />
Fmoc<br />
FN<br />
FWHM<br />
Diisopropylethylamin<br />
days in vitro (= Kultivierungstage)<br />
N,N-Diemthylformamid<br />
extra cellular matrix<br />
1-Ethyl-3-[3(dimethylamin)-propyl]carbodiimid Hydrochlorid<br />
Ethylendiamintetraessigsäure<br />
Ethyl-<br />
Ethanol<br />
Hämangioendothelioma Zellen aus Maustumoren<br />
Rasterelektronenmikroskopie<br />
D-Phenylalanin<br />
Fötales Kälberserum<br />
Fluorenylmethoxycarbonyl<br />
Fibronektin<br />
Halbwertsbreite<br />
G, Gly Glycin<br />
GAG<br />
GMA<br />
GMHyal<br />
DTPH<br />
HAS<br />
HATU<br />
HBTU<br />
Glykosaminoglykane<br />
Methacrylsäureglycidylester<br />
Methacrylat an Hyaluronsäure gebunden<br />
3,3’-Dithiobis(propansäure Dihydrazid)<br />
Hyaluronansynthase<br />
(2-(7-Aza-1H-benzotriazole-1-yl)-1,1,3,3-tetramethyluroniumhexafluorophosphate)<br />
O-(1H-Benzotriazol-1-yl)-N,N,N’,N’,-tetramethyluronium-hexafluorophosphat<br />
138
Abkürzungsverzeichnis<br />
Hela-Zellen<br />
HepG2-Zellen<br />
HFIP<br />
HLR<br />
HOAT<br />
HOBt<br />
HPLC<br />
Hyal<br />
Hyal-S<br />
Ic<br />
IEP<br />
K<br />
LC-MS<br />
MA<br />
MAHyal<br />
mAu<br />
MeOH<br />
MES<br />
mp<br />
MP<br />
MW<br />
NHS<br />
NMP<br />
P<br />
menschliche Epithelzellen <strong>eine</strong>s Zervixkarzinoms<br />
humane Hepatomzellen<br />
1,1,1,3,3,3-Hexafluor-2-propanol<br />
Hepes-Krebs-Ronger Lösung<br />
1-Hydroxy-7-Azabenzotriazol<br />
N-Hydroxybenzotriazol<br />
(high pressure) liquid chromatography<br />
Hyaluronsäure<br />
sulfatisierte Hyaluronsäure<br />
Irgacure<br />
Isoelektrischer Punkt<br />
Lysin<br />
Flüssigkeitschromatographie an Massenspektrometer gekoppelt<br />
Methacrylsäureanhydrid<br />
Methacrylsäure an Hyaluronsäure gebunden<br />
milli Absorption unit<br />
Methanol<br />
2-(N-Morpholino)-ethansulfonsäure<br />
Schmelzpunkt<br />
Maleimidpropionat<br />
Molekulargewicht<br />
N-Hydroxysuccinimid<br />
N-Methylpyrrolidin<br />
Prolin<br />
139
Abkürzungsverzeichnis<br />
PA<br />
PAHyal<br />
Pbf<br />
PG<br />
PBS<br />
pcl<br />
PDMS<br />
PEG<br />
PEGDA<br />
PLL<br />
PLA<br />
PLGA<br />
PMMA<br />
PS<br />
PVA<br />
QCM<br />
Propargylamin<br />
Propargylamin an Hyaluronan gekoppelt<br />
2,2,4,6,7-Pentamethyldihydrobenzofuran-5-sulfonyl<br />
Proteoglykan<br />
Phosphatgepufferte Kochsalzlösung<br />
photocrosslinked<br />
Polydimethoxysilan<br />
Polyethylenglykol<br />
diacyrliertes Polyethylenglykol<br />
Poly-L-Lysin<br />
Polylactid<br />
Polymilch-Polyglykol-säure<br />
Polymethylmethacrylat<br />
Polystyrol<br />
Polyvinylalkohol<br />
Quarzmikrogravimetrie<br />
R, Arg Arginin<br />
REM<br />
RP<br />
rpm<br />
S<br />
SMART<br />
sNHS<br />
SPPS<br />
Rasterelektronenmikroskop<br />
reversed phase<br />
revolutions per minute<br />
Serin<br />
Substrate Modification And Replication by Thermoforming<br />
N-Hydroxysulfosuccinimid<br />
solid phase peptide synthesis<br />
140
Abkürzungsverzeichnis<br />
tBu<br />
TCP<br />
TFA<br />
TFFH<br />
THF<br />
TIS<br />
VA<br />
VAHyal<br />
VIB<br />
Vp<br />
XPS<br />
Y<br />
zykloRGD<br />
tert-Butyl-<br />
2-Chlortritylchlorid Polystyrol<br />
Trifluoressigsäure<br />
Tetramethylfluoroformamidinium Hexafluorophosphate<br />
Tetrahydrofuran<br />
Triisopropylsilan<br />
4-Vinylanilin<br />
4-Vinylanilin an Hyaluronsäure gebunden<br />
N-((4-Vinylbenzoyl)oxy)<br />
N-Vinylpyrrolidon<br />
Röntgen-Photoelektronenspektroskopie<br />
Tyrosin<br />
zyklisches Peptid mit den Untereinheiten Arg-Gly-Asp<br />
Trägermaterial (Polymer) der Festphasensynthese<br />
141
Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />
Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel und<br />
Zellkulturmedien<br />
Analytik<br />
1 H-NMR Spektrometer: Bruker Avance 300 MHz, Varian VNMRS-600 MHz<br />
UV/Vis-Spektrometer:<br />
IR-Spektrometer:<br />
pH-Meter:<br />
Kontaktwinkelmessgerät:<br />
Perkin Elmer Lambda 20; Jasco MD 2031 plus<br />
Bruker IFS 66/s mit DTGS - Detektor<br />
Calimatic 766 mit Knick SE 100 pH/Pt 1000 Electrode<br />
dataphysics Contact Angle System OCA10<br />
QCM-D: Q-Sense D300 System mit Durchflusszelle QWIC 310<br />
XPS:<br />
Zetapotenzial-Messgerät:<br />
RP-HPLC:<br />
LC-MS:<br />
ESCA5 Multimethodenspektrometer (Vacuum Generators Ltd.),<br />
ausgestattet mit <strong>eine</strong>m 180° hemisphärischen Alpha-110<br />
Elektronenenergieanalysator (ThermoFisher Scientific).<br />
Anregung: MgKα-Röntgenstrahlung mit <strong>eine</strong>r Leistung von<br />
200 W, Anregungsfläche etwa 15 mm 2 . Emissionswinkel: 60°,<br />
Passenergie: 20 eV, Energieauflösung: 1,0 eV FWHM der<br />
Ag3d 5/2 Linie, Datenerfassung: Thermo Avantage Software.<br />
Anton Paar SurPASS<br />
Jasco-System mit Pumpe PU-2087 plus und Detektor MD-2010<br />
plus, Software: Jasco Chrompass Chromatography<br />
Agilent 1100 Capillary LC-System gekoppelt an Bruker<br />
Daltonics ESI-µ TOF<br />
Die chemische Verschiebung δ ist in ppm relativ zum Standard angegeben:<br />
1 H δ(D 2 O) = 4.78.<br />
Die Multiplizität <strong>eine</strong>s Signals wird folgendermaßen beschrieben:<br />
s = Singulett, d = Duplett, t = Triplett, m = Multiplett, br = breites Signal.<br />
142
Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />
Chromatographie / Aufreinigung<br />
Säulen:<br />
Grace Vydac Protein & Peptide C18 (CAT.#218TP1022), (CAT.#218TP54)<br />
Kieselgel: Merck 60 (0.04-0.063)<br />
Dialyseschlauch: Sigma, cut off M w 12.000<br />
Als Laufmittel für die LC-MS Messung werden standardmäßig ein Gemisch aus<br />
Lösungsmittel A (94,9 % H 2 O, 5 % AN, 0,1 % TFA) und Lösungsmittel B (95 % AN, 4,9 %<br />
H 2 O, 0,1 % TFA) verwendet. Als Laufmittel für die HPLC Analysen werden Gemische aus<br />
10 % Acetonitril (HPLC grade) und 90 % H 2 O (Millipore) und 0,5 % 1 N HCl sowie 90 %<br />
Acetonitril (HPLC grade) und 10 % H 2 O (Millipore) und 0,5 % 1 N HCl verwendet.<br />
Mikroskopie<br />
Durchlichtmikroskop:<br />
3D-Laserscan Mikroskop:<br />
Rasterelektronenmikroskop:<br />
Rasterkraftmikroskop:<br />
Fluoreszenz-Mikroskop:<br />
Fluoreszenz-Mikroskop konfokal:<br />
Stereo-Mikroskop:<br />
Inverses Labormikroskop Olympus IMT-2<br />
Violet Laser Color 3D, Keyence VK-9710<br />
Jeol JSM-840 mit Wolfram-Kathode, 15 kV<br />
XE-100 PSIA Inc., Cantilever: Park Systems Silizium<br />
910M-NCHR, non-contact mode<br />
Zeiss ApoTome Axio Vert 200M<br />
Leica LSM TCS SP5<br />
Zeiss Discovery.V8<br />
Beschichtungen und Bestrahlungen<br />
Spin-Coater: LOT-Oriel Gruppe Europa SCI 10<br />
UV-Lampe:<br />
Plasma-Anlage:<br />
Leitz Fluovert FU Gehäuse, Leica mit Osram HBO 50W/AC<br />
Hochdruck-Quecksilberdampflampe<br />
Oxford Plasma Technologies<br />
143
Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />
Peptidsynthese<br />
Synthesizer:<br />
Perkin Elmer Applied Biosystems 433 A, Synthassist Software<br />
Mikrothermoformen<br />
Thermoformanlage:<br />
Heißprägemaschine WUM3 Jenoptik<br />
Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />
ABCR:<br />
Aldrich:<br />
4-Azidobenzoesäure<br />
3-(Aminopropyl)-trimethoxysilan<br />
2,3,5-Collidin<br />
Dimethylsulfoxid<br />
N-Hydroxybenzotriazole<br />
Kupfer(I)chlorid<br />
Propargylamin<br />
Tetrahydrofuran<br />
Triisopropylsilan<br />
Trifluoressigsäure<br />
ATCC: DMEM Nährmedium Nr. 30-2002<br />
MEM Nährmedium Nr. 30-2003<br />
fötales Pferdeserum Nr. 30-2040<br />
Biosolve:<br />
Chemos:<br />
Dichlormethan Peptide Synthesis Grade<br />
Sodium Hyaluronate (MW = 50 bzw. 350 bzw. 1100 kDa)<br />
Ciba: Irgacure 2959<br />
Delo:<br />
Dow Corning:<br />
DELO-CA Cyanoacrylate Sekunden-Klebstoff<br />
Sylgard 184 Elastomer Kit<br />
144
Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />
Fluka:<br />
4-Azidoanilin<br />
11-Azido-3,6,9-trioxaundecan-1-amin<br />
N,N’-Dicyclohexylcarbodiimid<br />
Glutardialdehyd<br />
N-Hydroxysulfosuccinimid<br />
Methacrylsäureanhydrid<br />
Methacrylsäuregylcidylester<br />
Propidiumiodid<br />
Tetrabutylammoniumbromid<br />
Fisher Scientific:<br />
Acetonotril (HPLC grade)<br />
Methanol (HPLC grade)<br />
Gibco:<br />
Glutamax<br />
Nährmedium Nr. 51200-046<br />
PBS-/-<br />
Trypsin<br />
Ibidi:<br />
Invitrogen:<br />
Ibidi 1µ-Slide Angiogenesis<br />
CalceinAM<br />
Alexa Fluor 488 Phalloidin<br />
Syto16<br />
Iris Biotech:<br />
2-(1H-Benzotriazole-1-yl)-1,1,3,3-tetramethyluronium-tetrafluoroborat<br />
2-Chlortritylchlorid Polystyrol (100-200 mesh)<br />
Diisopropylethylamin<br />
Fmoc-Asp(tBu)-OH<br />
Fmoc-Gly-OH<br />
Fmoc-D-Phe-OH<br />
145
Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />
Tetramethylfluorformamidinium Hexafluorphosphat<br />
Lifecore:<br />
Marienfeld:<br />
Merck:<br />
Sodium Hyaluronate (MW = 1.2–2.6 x 10 3 kDa)<br />
Deckgläser<br />
Aceton<br />
Ammoniaklösung 32 %<br />
2-(7-Aza-1H-benzotriazole-1-yl)-1,1,3,3-tetramethyluronium<br />
hexafluorophosphate<br />
N,N’-Dimethylformamid<br />
Essigsäure<br />
1,1,1,3,3,3-Hexafluor-2-propanol<br />
Hydrazin-Hydrat<br />
Kaliumchlorid<br />
May-Grünwalds Eosin-Methylenblaulösung<br />
N-Methylpyrrolidin<br />
Natriumazid<br />
Natriumchlorid<br />
Natriumcitrat Dihydrat<br />
Natronlauge<br />
Paraformaldehyd<br />
2-Propanol<br />
Triethylamin<br />
4-Vinylbenzoesäure<br />
1-Vinyl-2-pyrrolidon<br />
Wasserstoffperoxid 30 %<br />
Molecula:<br />
Novabiochem:<br />
1-Hydroxy-7-Azabenzotriazole<br />
Fmoc-ε-Ahx-OH<br />
146
Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />
Fmoc-Arg(Pbf)-OH<br />
Fmoc-Pro-OH<br />
Fmoc-Ser(Mtr)-OH<br />
PAA:<br />
BSA Fraktion V<br />
fötales Kälberserum Nr. A15-151<br />
Natriumpyruvat<br />
non-essential amino acid solution (NEAA)<br />
Penicillin/Streptomycin<br />
Fmoc-Lys(Dde)-OH<br />
Polymer SS:<br />
Polystyrol (MW = 9,6 x 10 3 Da)<br />
Postnova Analytics: Polystyrol Partikel Z-PS-POS-RFC-0,025<br />
Roche:<br />
Roth:<br />
Collagen rat tail<br />
Essigsäureethylester<br />
Ethanol<br />
Pentan<br />
Piperidin<br />
Serva:<br />
Kristallviolett<br />
Sidaplax EarthFirst® PLA-Folien 25 µm<br />
Sigma:<br />
Calciumchlorid<br />
Ethylendiamintetraessigsäure<br />
1-Ethyl-3-[3(dimethylamin)-propyl]carbodiimid Hydrochlorid<br />
Fibronectin F-4759<br />
Glucose<br />
Hyaluronidase from bovine testes Type I-S 439 U/mg<br />
N-Hydroxysuccinimid<br />
147
Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />
Magnesiumchlorid Hexahxdrat<br />
2-(N-Morpholino)-ethansulfonsäure<br />
Phenolrot<br />
Poly-L-Lysin 0,1 % w/v in Wasser<br />
Trifluoressigsäure<br />
VWR:<br />
Diethylether<br />
Diisopropylether<br />
148
Anhang B - Protokolle<br />
Protokolle zur Peptidherstellung und Zellkultivierung<br />
Die Herstellung funktionalisierter Peptide mittels Festphasensynthese (SPPS)<br />
Mittels Festphasensynthese an <strong>eine</strong>m unlöslichen polymeren Trägerharz gelingt der<br />
sequentielle Aufbau gewünschter Aminosäuresequenzen in heterogener Phase. Von Vorteil<br />
gegenüber der Synthese in Lösung ist dabei die leichte Abtrennbarkeit des Produktes von<br />
der Reaktionslösung durch einfache Filtration. Die Verwendung orthogonaler Schutzgruppen<br />
ermöglicht die Synthese von Peptiden, deren Schutzgruppen selektiv abgespalten werden<br />
können, sodass funktionelle Gruppen in Seitenketten zugänglich werden bzw. geschützt<br />
bleiben. Lineare Peptide werden mittels Fmoc-Strategie hergestellt. Die Ringknüpfung<br />
linearer Verbindungen zu zyklischen Peptide erfolgt in stark verdünnter Lösung.<br />
Harz-Beladung<br />
Die Fmoc-geschützte Aminosäure (1.2 eq relativ zum Harz) und DIEA (4 eq relativ zur AS)<br />
werden in trockenem DCM (max. 10 mL pro 1 g Harz) gelöst, gegebenenfalls wird DMF oder<br />
NMP zur besseren Lösung der AS zugegeben. Die Lösung wird zum Harz gegeben und für<br />
mind. 2h geschüttelt. Nach der Beladung wird mit DCM:MeOH:DMF im Verhältnis 17:2:1<br />
gewaschen, mit MeOH nachgewaschen und das Harz im Exsikkator unter Vakuum<br />
getrocknet.<br />
Die Beladung des Harzes mit Fmoc-geschützter Aminosäure wird durch Fmoc-Entschützung<br />
überprüft. Dazu wird ca. 1 mg beladenes Harz in <strong>eine</strong> Quarzglasküvette genau eingewogen.<br />
Nach Zugabe von 3 mL 22% Piperidin in DMF wird 20 min gewartet und anschließend die<br />
Absorption der Testlösung bei 290 nm gegen r<strong>eine</strong>s Lösungsmittel (22% Piperidin in DMF)<br />
bestimmt. Die Beladung des Harzes wird nach folgender Formel berechnet:<br />
−1<br />
[ mmol g ]<br />
Fmoc Beladung =<br />
Absorption<br />
mg Harz<br />
Fmoc-Entschützung<br />
Das zuvor 15 min in DMF gequollene Harz wird mit 22 % Piperidin in DMF gespült. Bei 1 g<br />
Harz wird nach folgendem Schema gewaschen:<br />
3 mL 5 min 3 mL 15 min 3 mL 15 min<br />
Anschließend wird mit mindestens viermal 2,5 mL NMP nachgewaschen und schließlich mit<br />
einmal 2,5 mL DMF gespült.<br />
149
Anhang B - Protokolle<br />
Peptidsynthese<br />
Der sequentielle Aufbau <strong>eine</strong>s Peptids aus Aminosäuren erfolgt am Peptid-Synthesizer oder<br />
manuell. Bei der manuellen Synthese werden zunächst die Kopplungsreagenzien in wenig<br />
DMF gelöst und dann zur ebenfalls in entsprechendem Lösungsmittel (DMF oder NMP)<br />
gelösten Aminosäure zugegeben. Nach Zugabe von DIEA wird die Reaktionslösung zum<br />
Harz gegeben und es wird für mindestens 2 h gekoppelt. Dabei wird ständig Argon durch die<br />
Harz-Reaktionslösung geblubbert. Verläuft die Kopplung über Nacht, so wird auf den<br />
Argonstrom durch die Lösung verzichtet. Nach jedem Kopplungsschritt wird das Harz nach<br />
folgendem Schema (für 0,5 g Harz) gewaschen:<br />
zweimal 3 mL DMF dreimal 3 mL NMP zweimal 3 mL DMF<br />
Harz-Abspaltung und Peptid-Aufarbeitung<br />
TFA-cleavage cocktail:<br />
HFIP-cleavage cocktail:<br />
93,5 % TFA + 4 % TIS + 2,5 % H 2 O<br />
30 % HFIP + 70 % DCM<br />
Jeweils 1 mL des cleavage cocktails werden zu 100 mg Produkt gegeben. Für ein<br />
qualitatives Abspalten wird 30 min geschüttelt, quantitatives Abspalten erfolgt über 4 h.<br />
Anschließend wird die Reaktionslösung durch Watte filtriert, das Harz mit TFA bzw. DCM<br />
nachgewaschen, das Lösungsmittel durch Einleiten von Argon eingeengt und schließlich der<br />
Rückstand (= das Peptid) in kaltem Diethylether gefällt. Nach dem Abzentrifugieren wird der<br />
Überstand verworfen und das Peptid in AN:H 2 0 = 1:1 erneut gelöst und anschließend<br />
lyophilisiert. Wenige mg Peptid werden dann in wenigstens 350 µL MeOH (HPLC<br />
Reinheitsgrad) gelöst und mittels HPLC-MS analysiert. Die Absorptionsintensität (mAu) der<br />
synthetisierten Produkte wird bei λ = 220 nm detektiert.<br />
Zellkulturen zur Anwendung auf Hyaluronsäuresubstraten<br />
Sämtliche Arbeitsschritte mit Zellkulturen werden unter sterilen Bedingungen (Sterilbank,<br />
Sterilisation der Arbeitsmaterialien und verwendeten Lösungen) durchgeführt.<br />
Die Kultivierung von L929 Zellen (Firma ATCC) erfolgt in MEM Medium mit 10 % Pferde-<br />
Serum und 1 % Penicillin-Streptomycin.<br />
Die Kultivierung von HepG2-Zellen (Firma ATCC) erfolgt in Gibco Medium mit 10 % Kälber-<br />
Serum, 1 % NEAA, 1 % Natriumpyruvat, 1 % Glutamax, 1 % Penicillin/Streptomycin und<br />
0,1 % Phenolrot<br />
Die Kultivierung von EOMA-Zellen (Firma: ATCC) erfolgt in DMEM Medium mit 10 % Kälber-<br />
Serum (Hitze-inaktiviert) und 1 %Penicillin/Streptomycin.<br />
150
Anhang B - Protokolle<br />
Die Kultivierung von Hela-Zellen (Firma: DSMZ) bzw. Hela-TurboGreen-Actin Zellen (Firma<br />
Marinpharm) erfolgt in DMEM Medium mit 10 % Kälber-Serum (Hitze-inaktiviert) sowie 1:100<br />
GlutaMax und 1 %Penicillin/Streptomycin.<br />
Hitze-Inaktivierung von FKS: 30 Minuten bei 56°C.<br />
Herstellung verschiedener Lösungen zum Fixieren und Anfärben von Zellen<br />
Fixierlösung 4 % Paraformaldehyd wird in PBS-/- gekocht bis die Lösung klar ist.<br />
Nach dem Abkühlen werden 4 µL Glutardialdehyd pro 1 mL gekochter Lösung zugesetzt.<br />
Hepes-Krebs-Ringer-Lösung (HKR) 5,00 mM Hepes, 137,00 mM NaCl, 2,68 mM KCl,<br />
2,05 mM MgCl 2 ·6 H 2 O, 1,80 mM CaCl 2 ·2 H 2 O, 5,55 mM Glucose, Einstellen der Lösung auf<br />
pH = 7,4.<br />
Cytoskelfix Cell Fixative<br />
kommerziell erhältlich<br />
Propidiumiodid 1,5 mM in 0,1 % NaN 3<br />
CalceinAM<br />
Syto16<br />
Alexa Fluor 488 phalloidin<br />
Kristallviolett<br />
1 mM in DMSO<br />
1 mM in DMSO<br />
1:40 verdünnen in 0,3 % BSA in PBS-/-<br />
0,5 % Kristallviolett in 20 %igem MeOH<br />
May-Grünwalds Eosin Methylenblau kommerziell<br />
erhältlich in MeOH gelöst<br />
Anfärben der Zellen<br />
Kristallviolett kann direkt nach Entfernen des Nährmedium-Überstandes auf das zu<br />
färbende Zell-Substrat gegeben werden. Nach <strong>eine</strong>r Einwirkzeit von 30 min wird der<br />
Farbstoff vorsichtig mit H 2 O dest abgewaschen und das Präparat kann nach dem Trocken im<br />
Mikroskop betrachtet werden.<br />
Bei der Färbung mit May-Grünwalds Eosin Methylenblau muss das Zell-Substrat nach<br />
Entfernen des Nährmedium-Überstandes zunächst mit PBS-/- gewaschen werden. Dann<br />
wird das Substrat für 20 min in Fixierlösung inkubiert, danach mit PBS-/- gewaschen und<br />
schließlich 30 min gefärbt. Nach dem vorsichtigen Abwaschen der Substrate kann die<br />
Zellfärbung im Mikroskop betrachtet werden.<br />
151
Anhang B - Protokolle<br />
Zur Kontrolle der Zellvitalität in <strong>eine</strong>m Hydrogel oder auf <strong>eine</strong>m Polymerfilm bietet sich die<br />
Verwendung von Vitalfarbstoffen, wie CalceinAM oder Syto16 und Propidiumiodid an.<br />
Erscheint der Zellkern grün, so lebt die Zelle, sieht man <strong>eine</strong> rot gefärbte Zelle im<br />
Fluroreszenz-Mikroskop, so ist die Zelle tot. Bei der Vitalfärbung wird zunächst der<br />
Nährmedium Überstand entfernt, dann wird das Zell-Gel mit HKR-Lösung gewaschen und<br />
danach der Farbstoff zugegeben. Nach <strong>eine</strong>r Inkubationszeit von etwa 10 Minuten im<br />
Brutschrank, haben die Zellen den Farbstoff aufgenommen und können im Fluroreszenz-<br />
Mikroskop beobachtet werden.<br />
Für die Untersuchung der Form des Zytoskeletts bietet sich die Färbung mit dem<br />
Fluoreszenzfarbstoff Alexa Fluor 488 Phalloidin an. Dieser Farbstoff bindet an<br />
Aktinfilamente der Zelle und lässt diese grün fluoreszieren. Zur Färbung wird zunächst der<br />
Nährmedium Überstand entfernt, dann das Zell-Substrat mit PBS-/- gewaschen und<br />
anschließend für 4 min bei –20°C mit Cytoskelfix inkubiert. Nach erneutem Waschen mit<br />
PBS-/- für 10 min werden mit 0,3 BSA in PBS-/- (5 min) unspezifische Bindungsstellen<br />
abgeblockt. Anschließend wird mit PBS-/- gewaschen, für 45 min mit Alexa Fluor 488<br />
phalloidin gefärbt und nach <strong>eine</strong>m letzten Waschschritt mit PBS-/- (15 min) können die<br />
Proben im Fluroreszenz-Mikroskop betrachtet werden.<br />
Farbstoff Anregungswellenlänge [nm] Emissionswellenlänge [nm]<br />
CalceinAM 494 515<br />
Syto16 588 518<br />
Propidiumiodid 535 617<br />
Alexa Fluor 488 Phalloidin 495 517<br />
152
Anhang C - Veröffentlichungen<br />
Veröffentlichungen<br />
Zeitschriftenbeitrag<br />
• Spatially controlled cell adhesion on three-dimensional substrates<br />
Vorträge<br />
C. Richter, M. Reinhardt, S. Giselbrecht, D. Leisen, R. Truckenmüller, A. Blau,<br />
Ch. Ziegler, A. Welle<br />
Journal of Biomedical Microdevices<br />
• Biofunctionalisation of Hyaluronic Acid<br />
C. Richter, A. Welle, A. Blau<br />
(Beitrag ist eingereicht)<br />
Advanced Macromolecular Systems Across the Length Scales II (AMSALS II),<br />
Enschede, 2007<br />
Poster<br />
• Modification of Hyaluronic Acid to control cell adhesion<br />
C. Richter, A. Welle, A. Blau<br />
Federation of European Biochemical Societies (FEBS) Advanced Lecture Course,<br />
Patras, 2007<br />
• Combining Peptides and Hyaluronan<br />
C. Richter, A. Welle, A. Blau, Ch. Ziegler<br />
Molekulare Interaktionen an Grenzflächen (MIG III), Karlsruhe, 2008<br />
• Hyaluronan – Discovering a Molecule<br />
C. Richter, A. Welle, A. Blau, Ch. Ziegler<br />
KIT PhD Symposium, Karlsruhe, 2009<br />
153
Anhang D - Lebenslauf<br />
Lebenslauf<br />
Persönliche Daten<br />
Name:<br />
geboren am:<br />
Familienstand:<br />
Christine Friedericke Sabine Richter<br />
24.03.1978 in Schwetzingen<br />
ledig, k<strong>eine</strong> Kinder<br />
Schulbildung<br />
09/1984-06/1988 Grundschule Ketsch<br />
09/1988-06/1997 Hebel-Gmynasium Schwetzingen<br />
Berufsausbildung<br />
09/1997-06/1999 Berufsbildende Schule für Naturwissenschaften Ludwigshafen,<br />
Abschluss als staatl. gepr. biologisch-technische Assistentin<br />
Hochschulbildung<br />
10/1999-10/2002 Grundstudium Chemie an der TU Kaiserslautern<br />
Oktober 2002<br />
Vordiplom Chemie<br />
10/2002-05/2005 Hauptstudium Chemie an der TU Kaiserslautern<br />
11/2003-02/2004 wissenschaftlicher Gastaufenthalt Cardiff University, Wales, England<br />
03/2004-06/2004 wissenschaftlicher Gastaufenthalt Università degli Studi di Catania,<br />
Catania, Italien<br />
06/2005-03/2006 Diplomarbeit in Organischer Chemie an der TU Kaiserslautern<br />
März 2006<br />
Akademische Tätigkeiten<br />
Abschluss des Studiums als Diplom-Chemikerin<br />
06/2006-11/2009 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Biomaterialien am<br />
Institut für Biologische Grenzflächen, Forschungszentrum Karlsruhe<br />
09/2008-07/2009 Wissenschaftliche Hilfskraft im <strong>Fachbereich</strong> Physik der TU<br />
Kaiserslautern (Übungsgruppenleitung Experimentalphysik I und II)<br />
12/2009-02/2010 Wissenschaftliche Hilfskraft im <strong>Fachbereich</strong> Physik der TU<br />
Kaiserslautern (Funktionalisierung von Sensoroberflächen)<br />
seit 03/2010<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Organische Chemie des<br />
KIT (Darstellung funktionalisierter Kohlenhydrate)<br />
154
Danke<br />
Danke<br />
An dieser Stelle möchte ich <strong>alle</strong>n danken, die mich während m<strong>eine</strong>r Zeit als Doktorandin<br />
unterstützt, begleitet, geformt und begeistert haben.<br />
Mein persönlicher Dank gilt…<br />
...Herrn Dr. Axel Blau (<strong>Ist</strong>ituto Italiano di Tecnologia, IIT), der mir die Möglichkeit gab, als<br />
externe Doktorandin in s<strong>eine</strong>r Gruppe tätig zu sein. Danke für D<strong>eine</strong> hervorragender<br />
Betreuung aus der Ferne bei der Du mir stets neue Wege und Lösungsansätze für das<br />
Projekt „externe Dissertation“ aufgezeigt hast. Danke für D<strong>eine</strong> Unterstützung bei <strong>alle</strong>n<br />
fachlichen und menschlichen Herausforderungen.<br />
…Frau Professor Dr. Christiane Ziegler (Technische Universität Kaiserslautern, TU KL),<br />
Chris, für die herzliche Einladung zu jedem Winterseminar und die finanzielle Unterstützung<br />
in den letzten Monaten der Fertigstellung der Dissertation. Danke für D<strong>eine</strong> kritischen Fragen<br />
zu jedem Seminarvortrag und D<strong>eine</strong> fachlichen Hilfestellungen bei der XPS-Analyse.<br />
...Herrn Dr. Alexander Welle (IBG I, Karlsruher Institut für Technologie, KIT) für die<br />
Bereitstellung des interessanten Themas und die stete Gewährung <strong>alle</strong>r wissenschaftlichen<br />
Freiheiten.<br />
...den aktuellen und ehemaligen, internen und externen Mitarbeitern der Arbeitsgruppe<br />
Ziegler an der TU Kaiserslautern für die herzliche Aufnahme jedes Mal wenn ich zu Euch<br />
nach KL kam oder wir uns beim Winterseminar getroffen haben. Danke an Christine Müller<br />
für jeden gemeinsamen Morgenkaffee, an Felix Schmitt, Matthias Fingerle und Philipp<br />
Kowalewski für ein tolles Tisch-Kicker-Team sowie an Benedikt Baumann für entspanntes<br />
Gequatsche während dem Zusammenschreiben.<br />
...den aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern des Instituts für Biologische Grenzflächen I<br />
(IBG I, KIT) für die Aufnahme in die Welt des interdisziplinären Arbeitens. Dr. Irene Wacker-<br />
Schröder für jedes aufmunternde Wort und jede Mithilfe bei den Aufnahmen am Apotome,<br />
Dr. Alexandra Rolletschek für jede gemeinsame Geburtstagsfeier, Dr. Eric Gottwald für die<br />
großzügige finanzielle Unterstützung, Dr. Stefan Giselbrecht für die fachliche Unterstützung<br />
beim Schreiben der wissenschaftlichen Veröffentlichung, Dr. Tim Scharnweber für die<br />
Schokoriegel und jede Hilfe bei den Aufnahmen am LSM, Martina Reinhardt für die<br />
155
Danke<br />
Freundschaft auch außerhalb des KIT, Stefanie Schmitteckert und Conny Ziegler für die<br />
gemeinsamen Mittagspausen, Carolin und Sebastian Bartels für die starke Unterstützung bei<br />
den Zellkulturversuchen, Simone Weigel für die Mithilfe bei den QCM-Aufnahmen, Anke<br />
Dech und David Thiele für die zuverlässige Bereitstellung der Zellkulturen, Maria Marin und<br />
Marliese Tabery für jedes in den Arm nehmen an <strong>eine</strong>m schlechten Tag sowie Herrn Josef<br />
Schweinfurther als Sicherheitsbeauftragten und Bernhard Kneifel für den IT-Support.<br />
...den aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern des Instituts für Biologische Grenzflächen II<br />
(IBG II, KIT) für die freundliche Aufnahme in Euer Labor. Besonders bedanken möchte ich<br />
mich bei Prof. Dr. Anne Ulrich für die persönliche Unterstützung, bei Dr. Parvesh Whadwhani<br />
für die ausgezeichnete fachliche Unterstützung, bei Christian Mink für das Zuhören und<br />
immer Zeit für mich haben sowie bei Andrea Eisele und Kerstin Scheubeck für die Mithilfe<br />
bei den Peptidsynthesen.<br />
…den Mitarbeiten des Instituts für Mikrostrukturtechnik (IMT, KIT), Dr. Michael Bruns und<br />
Vanessa Trouillet für die Aufnahme und Mithilfe bei der Analyse und Auswertung der XP-<br />
Spektren, sowie die exzellente fachliche Betreuung.<br />
...der Mitarbeiterin des Instituts für Angewandte Informatik (IAI, KIT), Thurid Gpsann für die<br />
Mithilfe bei den AFM-Aufnahmen.<br />
...dem Mitarbeiter des Instituts für Nukleare Entsorgung (INE, KIT), Dr. Johannes<br />
Lützenkirchen für die Mithilfe bei der Aufnahme und Auswertung der Zetapotenzial-<br />
Messungen sowie die ergebnisreiche gemeinsame Zusammenarbeit.<br />
...der Mitarbeiterin des Instituts für Materialforschung I (IMF I, KIT), Beate Rabsch, für die<br />
Mithilfe bei den REM-Aufnahmen.<br />
...dem Mitarbeiter des Instituts für Funktionelle Grenzflächen (IFG, KIT), Stefan Heissler, für<br />
die Mithilfe bei den IR-Aufnahmen.<br />
...den Mitarbeitern des Instituts für Nanotechnologie (INT, KIT), Sven Stahl, für die Mithilfe<br />
bei den NMR-Aufnahmen und Dr. Stefan Walheim für die Bereitstellung des Spincoaters.<br />
...m<strong>eine</strong>n Freundinnen Lisa, Petra, Dani und Kathrin, mit denen ich seit dem ersten<br />
Semester in Kaiserslautern zusammen gelacht und geweint habe. Danke, dass wir uns<br />
immer noch so viel erzählen können und uns immer mal wieder treffen.<br />
...Mama, Claudi und vor <strong>alle</strong>m Markus. Danke. Ohne Euch hätte ich es nicht gepackt.<br />
156