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Steuerung der Zelladhäsion auf<br />

Polymeroberflächen durch mikrostrukturierte<br />

Biofunktionalisierung<br />

Christine Richter<br />

Dem <strong>Fachbereich</strong> Physik der Technischen Universität<br />

Kaiserslautern zur Erlangung des akademischen Grades<br />

„Doktor der Naturwissenschaften“ eingereichte Dissertation<br />

durchgeführt am<br />

Institut für Biologische Grenzflächen I in Karlsruhe<br />

Betreuer: Juniorprof. Dr. Axel Blau<br />

Datum des Antrags auf Eröffnung des Promotionsverfahrens:<br />

04. Februar 2010


Kurzbeschreibung<br />

Die vorliegende Arbeit beschreibt die Herstellung, Charakterisierung und in vitro<br />

Anwendungen neuartiger Zellkultursubstrate basierend auf chemisch funktionalisierter<br />

Hyaluronsäure (Hyal). Hauptanforderungen an derartige Substrate waren Prozessierbarkeit,<br />

Mustergebung und Biokompatibilität. Die spezifische Strukturgebung und/oder Beschichtung<br />

dieser Substrate kann der Steuerung des Zellwachstums dienen und <strong>eine</strong>n Einblick in die<br />

Parameter der Zelladhäsion bieten.<br />

Das Polysaccharid Hyaluronsäure ist <strong>eine</strong>r der Hauptbestandteile der Extrazellulärmatrix<br />

(ECM) und stellt aufgrund s<strong>eine</strong>r physico-chemischen Eigenschaften <strong>eine</strong> exzellente Wahl<br />

zur Entwicklung halb-synthetischer Biomaterialien dar. Hyal weist ein interessantes<br />

viskoelastisches Verhalten auf, sie ist transparent, wechselwirkt meist kaum mit Prot<strong>eine</strong>n<br />

und ist bioabbaubar aber dennoch langlebiger als viele Prot<strong>eine</strong>. Daher wird Hyal bereits in<br />

vielen Gebieten des Tissue Engineering (= Gewebetechnik) eingesetzt, beispielsweise als<br />

Wundheilungs- oder Implantatmaterial oder als Transportsystem für Medikamente. Um ein<br />

grundlegendes Verständnis der Zell-Oberflächen-Wechselwirkungen in vivo zu erhalten, ist<br />

die Untersuchung ECM-ähnlicher Substrate in vitro erforderlich. Im Rahmen dieser Arbeit<br />

wurden unterschiedliche Trägersubstrate mit Hyal-Derivaten oder Hyal-Kompositen<br />

beschichtet, teilweise in <strong>eine</strong>m nachfolgenden Schritt mikrostrukturtechnisch bearbeitet und<br />

schließlich auf Zelladhäsion untersucht.<br />

Zunächst wurden verschiedene Hyal-Derivate, die zur Vernetzung mittels Photocrosslinking<br />

geeignet sind, hergestellt und charakterisiert. Diese Hyal-Derivate wurden zur Bildung<br />

dreidimensionaler Hydrogele für die Einbettung von Zellen verwendet oder zur Beschichtung<br />

dünner Trägersubstrate, wie Glas, Polystyrol und Polymilchsäure (PLA). Zur Vorbehandlung<br />

der Substrate wurden geeignete Parameter wie die Silanisierung oder Plasma-Behandlung<br />

ermittelt, um Hyal-Schichten aufbringen zu können. Mittels Photolithographie konnten<br />

wasserunlösliche photovernetzte (= photocrosslinked, pcl) Hyal Strukturen im Bereich der<br />

Mikrometer-Skala erzeugt werden.<br />

Die pclHyal-Schichtdicken wurden mit Hilfe der Quarzmikrogravimetrie bestimmt; Strukturen<br />

im Mikrometerbereich konnten rasterkraftmikroskopisch und mittels digitaler Mikroskopie<br />

abgebildet werden. Weitere Analysen wie die Röntgen-Photoelektronenspektroskopie (XPS)<br />

oder ζ-Potenzialmessungen zeigten, dass unvernetzte Hyal-Rückstände nicht einfach<br />

abgewaschen werden konnten. Die Oberflächeneigenschaften zwischen Hyal-beschichteten<br />

und Hyal-unbeschichteten Bereichen wiesen beispielsweise k<strong>eine</strong> Unterschiede bezüglich<br />

der Oberflächenladung auf.<br />

Im Verlauf der Untersuchungen zeigte sich, dass pclHyal-Schichten vollständig<br />

zellabweisend und sogar proteinresistent sind. Daher konnte pclHyal auch als Baustein für<br />

weitere Methoden zur Steuerung der Zelladhäsion genutzt werden. Wurden<br />

Adhäsionsvermittler wie Poly-L-Lysin oder Fibronektin eingebettet, so konnte die<br />

Zelladhäsion auf strukturierten pcylHyal-Substraten beobachtet werden. Darüber hinaus<br />

wurden (zyklische) Peptide synthetisiert, die als Integrin-bindendes Motiv Arginin-Glycini


Asparaginsäure (RGD) enthalten und der Funktionalisierung von pcylHyal-Beschichtungen<br />

dienen sollten. Dabei musste das Peptid-Design <strong>eine</strong>n entsprechenden Abstand zwischen<br />

der RGD-Sequenz und der funktionellen photoreaktiven Gruppe aufweisen, über die das<br />

Peptid an die pclHyal-Oberfläche gebunden wird. Nur so kann die immobilisierte RGD-<br />

Einheit der Bindung an die zellulären Integrine zur Verfügung stehen. Über die selektive<br />

Immobilisierung der Peptide auf pclHyal konnte gezeigt werden, dass die Zelladhäsion<br />

sowohl von der Art des verwendeten Peptids als auch von der Belegungsdichte auf dem<br />

Substrat abhängig ist.<br />

Für die Kultivierung auf flachen, strukturierten sowie auf dreidimensional gefertigten<br />

pcylHyal-Substraten wurden verschiedene Zelllinien verwendet: Fibroblasten (L929-Zellen)<br />

wurden für Untersuchungen auf flachen Substraten gewählt, humane Hepatomzellen<br />

(HepG2-Zellen) wurden zur Beobachtung des Wachstums in geformten dreidimensionalen<br />

Substraten verwendet und Endothelzelllinien (EOMA- und Hela-Zellen) wurden zur<br />

Vitalitätsbestimmung in Hydrogelen kultiviert.<br />

Weltweit werden standardmäßig zweidimensionale Zellkultursysteme verwendet, obwohl<br />

diese nicht unbedingt <strong>eine</strong>m korrekten Modell der Umgebung in vivo entsprechen. Für<br />

pclHyal-Hydrogele konnte gezeigt werden, dass diese, obwohl sie über <strong>eine</strong> entsprechend<br />

poröse Grundstruktur verfügen, nur bedingt als Zellkultursubstrat geeignet sind. Hingegen<br />

ermöglichte die entwickelte Strukturierungstechnik die Bildung dünner pclHyal-Schichten zur<br />

Steuerung der Zelladhäsion in dreidimensionalen Substraten. So gelang erfolgreich die<br />

Herstellung von Mikrokavitäten aus pclHyal/PLA als Zellkulturgerüst. Durch die Besiedelung<br />

dieser Mikrokavitäten mit Zellen konnte gezeigt werden, dass das Zellwachstum nur auf den<br />

gewünschten Bereichen erfolgte und k<strong>eine</strong> 2d/3d-Mischpopulation vorliegt.<br />

Insgesamt konnten verschiedene, hyaluronsäurebasierte, bioabbaubare Zellkultursubstrate<br />

entwickelt und erfolgreich getestet werden. Diese Substrate können zur lokalen Steuerung<br />

der Zelladhäsion genutzt werden und sind praktikable Nachbildungen der natürlichen ECM in<br />

vitro.<br />

ii


Abstract<br />

The present work describes the fabrication, characterization and in vitro validation of novel<br />

cell culture substrates based on chemically functionalized hyaluronic acid (hyal). The main<br />

requirements of such cell culture substrates were processability, patterning and<br />

biocompatibility. Specific structuring and/or coating of these substrates may direct cell growth<br />

and may give insights in cell adhesion parameters.<br />

The polysaccharide hyaluronic acid is a major component of the extra cellular matrix (ECM)<br />

and is an excellent choice for developing semi-synthetic biomaterials due to its physicochemical<br />

properties. Hyal exhibits interesting viscoelastic behaviour, it is transparent, only<br />

weakly interacting with proteins and biodegradable, yet more biostable than many proteins.<br />

Therefore, hyal is applied in several fields of tissue engineering, e.g. as wound healing or<br />

implant material or as a drug carrier. To gain fundamental knowledge on the cell-interfaceinteractions<br />

in vivo the application of ECM-like substrates in vitro is necessary. In this thesis<br />

different supporting substrates were coated with hyal-derivatives or hyal-composites, partially<br />

post-processed in a microtechnology setup, and finally tested in cell adhesion studies.<br />

Initially, different hyal-derivatives suitable for photo crosslinking were synthesized and<br />

characterized. These hyal-derivatives were used to generate three-dimensional hydrogels for<br />

cell encapsulation or to coat thin supporting structures like glass, polystyrene and polylactic<br />

acid (PLA). Pre-treatment procedures like silanization and plasma treatment were evaluated<br />

for depositing hyal-layers onto the substrates. By photolithography water insoluble,<br />

photocrosslinked (= pcl) hyal-structures on the micrometer-scale were fabricated.<br />

The layer thicknesses of pclhyal were measured by quartzmicrogravimetry; µ-patterned<br />

samples were imaged by atomic force microscopy (AFM) and digital light microscopy.<br />

Furthermore, surface analysis by X-ray photoelectron spectroscopy (XPS) and zetapotential<br />

measurements revealed unexpected effects of non-crosslinked hyal residual on the surface<br />

properties. Thus, for instance, no differences in surface charge between hyal-coated and<br />

hyal-free areas were detected.<br />

It was also observed that pclhyal forms a completely cell rejecting and even protein repellent<br />

layer. Hence, pclhyal was used as a building block for further modifications aiming at<br />

controlled cell guidance. To achieve cell adhesion on structured pclhyal-substrates,<br />

mediators such as poly-L-lysine or fibronectin were incorporated. In addition, small (cyclo-)<br />

peptides containing the integrin binding motif arginine-glycine-aspartic acid (RGD) were<br />

synthesized to functionalize pclhyal-coatings. The design of these peptides included several<br />

spacer molecules to increase the distance between the RGD sequence and the terminal<br />

photoreactive group that binds the peptide to the pclhyal-layer. Only then, the immobilized<br />

RGD-unit was sufficiently available for interacting with the cellular integrin. By patterned<br />

immobilisation of these peptides onto pclhyal it could be shown that cell adhesion was<br />

dependent on the applied peptide and on its surface density.<br />

iii


Different cell lines were used for the cultivation on flat or three dimensionally reshaped<br />

pclhyal-patterned substrates; fibroblasts (L929-cells) were chosen for studies on flat<br />

substrates, human hepatoma cells (HepG2-cells) were used to monitor cell growth inside of<br />

thermoformed, three-dimensional substrates, and endothelia cell lines (EOMA- and Helacells)<br />

were cultivated in pclhyal-hydrogels to evaluate their viability.<br />

Two-dimensional cell culture is state of the art in any cell culture lab worldwide, although it<br />

does not represent an accurate model of the in vivo environment. For the use of pclhyalhydrogels<br />

it was shown, that despite their appropriate porous framework, they are limited in<br />

their use as cell culture scaffolds due to electrostatic shielding. However, the developed<br />

patterning technology allowed the fabrication of thin pclhyal layers to guide cell adhesion<br />

locally on three-dimensional substrates. As a proof of principle, microcavities made of<br />

pclhyal/PLA were produced as a cell culture scaffold. As expected, the inoculation of these<br />

microcavities with cells yielded scaffolds with locally controllable cell adhesion.<br />

In summary, several different hyaluronan-based, biodegradable cell culture scaffolds were<br />

developed and successfully tested. These scaffolds can be used to guide cell adhesion and<br />

proved suitable for providing an ECM-like surrounding.<br />

iv


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Kurzbeschreibung ..................................................................................................................... i<br />

Abstract ....................................................................................................................................iii<br />

1 Einleitung...........................................................................................................................1<br />

1.1 Motivation .....................................................................................................................1<br />

1.2 Entwicklung funktionaler Gewebestrukturen.................................................................2<br />

1.2.1 Aufbau und Funktion der Extrazellulärmatrix.........................................................2<br />

1.2.2 Künstliche Gewebestrukturen aus Polymeren.......................................................3<br />

1.2.3 Gelartige Gerüststrukturen ....................................................................................4<br />

1.2.4 Zellattraktion in Hydrogelen ...................................................................................5<br />

1.2.5 Hydrogele auf Basis der Hyaluronsäure ................................................................7<br />

1.3 Zielsetzung ...................................................................................................................9<br />

2 Grundlagen......................................................................................................................11<br />

2.1 Chemie und Biologie der Hyaluronsäure ....................................................................11<br />

2.2 Chemische Modifikationen der Hyaluronsäure ...........................................................13<br />

2.2.1 Modifizierungen der HA Carboxylgruppe.............................................................14<br />

2.2.2 Modifizierungen der HA Hydroxylgruppe .............................................................16<br />

2.3 Vernetzung von Hyaluronsäure-Derivaten..................................................................17<br />

2.3.1 Chemisches Crosslinking ....................................................................................19<br />

2.3.2 Photochemisches Crosslinking............................................................................20<br />

2.3.3 Bildung von 3D-Komplexen aus Hyal-Derivaten..................................................21<br />

2.4 Filmprozessierungsmethoden.....................................................................................21<br />

2.4.1 Spin-Coating ........................................................................................................21<br />

2.4.2 Silanisierung von Glas, Gold, Silizium .................................................................23<br />

2.4.3 Plasma-Behandlung von Polymeren ...................................................................24<br />

2.5 Biofunktionalisierung von Hyaluronsäure ...................................................................24<br />

2.5.1 Kovalent biofunktionalisierte Hyal-Stränge zur Hydrogelbildung .........................26<br />

2.5.2 Einbettung von Prot<strong>eine</strong>n in Hydrogele ...............................................................26<br />

2.5.3 Co-Polymerisation von Hyal-Strängen mit <strong>eine</strong>m weiteren Polymer und dem<br />

funktionalisierten Biomolekül ...............................................................................27<br />

2.5.4 Kovalente Immobilisierung von Peptiden auf Hydrogelen ...................................28<br />

2.6 Biofunktionalisierung mit zyklischen Peptiden ............................................................29<br />

2.6.1 Peptide, die <strong>eine</strong> Azid-Gruppe tragen..................................................................29<br />

2.6.2 Peptide, die <strong>eine</strong>n Acrylsäure-Rest tragen ..........................................................30<br />

2.6.3 Peptide, die über <strong>eine</strong> Thiol-Gruppe verfügen.....................................................30<br />

v


2.7 Neue Strategie zur Biofunktionalisierung von Hyaluronsäure-Hydrogelen.................31<br />

2.8 Einsatz von Hyal-Kompositen in der 3D-Zellkultur .....................................................32<br />

2.9 Untersuchungsmethoden zur Charakterisierung der Biofunktionalisierung von<br />

Polymeroberflächen und deren Einsatz in der Zellkultur ............................................34<br />

2.9.1 Spektroskopische Verfahren................................................................................34<br />

2.9.2 Mikroskopische Verfahren ...................................................................................36<br />

2.9.3 Weitere Analyseverfahren ...................................................................................40<br />

3 Material und Methoden....................................................................................................44<br />

3.1 Methoden....................................................................................................................44<br />

3.1.1 Oberflächenbehandlungen ..................................................................................44<br />

3.1.2 Bildung von Hyaluronsäurefilmen und –gelen .....................................................44<br />

3.1.3 SMART-Prozess: das Mikrothermoformen Hyaluronsäure-beschichteter PLA-<br />

Substrate .............................................................................................................49<br />

3.2 Synthesen der Hyaluronsäure-Derivate......................................................................51<br />

3.2.1 Darstellung von AAHyal[43].................................................................................51<br />

3.2.2 Darstellung von VAHyal[98].................................................................................52<br />

3.2.3 Darstellung von ATAHyal[95]...............................................................................53<br />

3.2.4 Darstellung von PAHyal[95].................................................................................53<br />

3.2.5 Darstellung von GMHyal......................................................................................54<br />

3.2.6 Darstellung von MAHyal ......................................................................................55<br />

3.2.7 Darstellung von GMHyal und MAHyal mit Hyal (MW 50; 350; 1100 kDa) ...........56<br />

3.3 Synthesen der Peptid-Derivate...................................................................................56<br />

3.3.1 Darstellung von Ahx 3 [148] ...................................................................................56<br />

3.3.2 Darstellung von AZB-Ahx 3 ...................................................................................57<br />

3.3.3 Darstellung von VIB-Ahx 3 ....................................................................................57<br />

3.3.4 Darstellung linearer Peptide ................................................................................59<br />

3.3.5 Darstellung zyklischer Peptide.............................................................................60<br />

3.4 Zellkulturversuche.......................................................................................................62<br />

3.4.1 L929 Zellen auf pclHyal-Substraten, pclHyal/Peptid-Substraten .........................62<br />

3.4.2 HepG2-Zellen auf pclVAHyal/PLL-PLA ...............................................................62<br />

3.4.3 EOMA-Zellen und Hela-Zellen in pclHyal-Hydrogelen.........................................62<br />

3.4.4 Zellen in Collagen-Gelen .....................................................................................63<br />

4 Ergebnisse und Diskussion .............................................................................................64<br />

4.1 Kopplungsprodukte der Hyaluronsäure ......................................................................64<br />

4.1.1 Die Synthesen von AAHyal und VAHyal wurden gewählt, um photoaktivierbare<br />

Gruppen an Hyaluronsäure zu binden.................................................................64<br />

vi


4.1.2 Zur Erzeugung von Hydrogelen via Click-Chemie wurden die Synthesen von<br />

ATAHyal und PAHyal durchgeführt .....................................................................65<br />

4.1.3 MAHyal und GMHyal wurden aufgrund vielversprechender Literaturbeispiele für<br />

die Anwendung als Zellkultursubstrate hergestellt ..............................................66<br />

4.2 Hyaluronsäure-Filmbildung.........................................................................................67<br />

4.2.1 Bestimmung geeigneter Parameter (Lösungsmittel, Plasma) zur Hyal-Anbindung<br />

an verschiedene Substrate durch Kontaktwinkelmessungen bestimmt...............67<br />

4.2.2 Bioabbaubarkeit der Hyal-Derivate......................................................................70<br />

4.2.3 QCM-Messungen, AFM-Untersuchungen und 3D-Laserscan-Mikroskopie zeigen<br />

die Film- und Profilbildung von pclHyaluronsäurefilmen auf verschiedenen<br />

Substraten ...........................................................................................................70<br />

4.2.4 XPS-Messungen unterschiedlicher Substrate zeigen Probleme bei der<br />

Strukturbildung auf und liefern den Nachweis für <strong>eine</strong> erfolgreiche<br />

Immobilisierung unterschiedlicher Hyal-Komposite .............................................80<br />

4.2.5 Die Analyse des Zetapotenzials gibt Aufschluss über die Oberflächenladung<br />

verschiedener Hyaluronsäurefilme ......................................................................86<br />

4.2.6 Hyaluronsäure-Filme zur Anwendung im Mikrothermoform-Verfahren................89<br />

4.3 Hyaluronsäure-Gelbildung ..........................................................................................90<br />

4.3.1 Photocrosslinking von AAHyal durch Bildung reaktiver Nitrene ..........................90<br />

4.3.2 Polymerisation von VAHyal durch Bildung reaktiver Carbene.............................92<br />

4.3.3 Click-Gele werden aus ATAHyal und PAHyal gebildet........................................93<br />

4.3.4 Die Polymerisation von GMHyal und MAHyal .....................................................94<br />

4.4 Peptidsynthesen .........................................................................................................95<br />

4.4.1 Synthesevorstufen zur Darstellung funktionalisierter Peptide .............................95<br />

4.4.2 Die Synthese der linearen Peptide AZB-GGGRGDSP und AZB-GGGRDGSP:<br />

Peptide, die als Linker <strong>eine</strong> Glycin-Kette tragen, an der photoreaktives Azid<br />

gebunden ist ........................................................................................................97<br />

4.4.3 Die Synthese der linearen Peptide VIB-GGGRGDSP und VIB-GGGRDGSP:<br />

Peptide, die als Linker <strong>eine</strong> Glycin-Kette tragen, die den polymerisierbaren Vinyl-<br />

Rest trägt .............................................................................................................97<br />

4.4.4 Die Synthese von AZB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]. Ein ringförmig aufgebautes Peptid,<br />

das als Linker drei Aminohexansäure-Einheiten trägt, an dessen Ende ein<br />

photoreaktiver Azid-Rest gebunden ist................................................................98<br />

4.4.5 Die Synthese von VIB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]. Ein ringförmig aufgebautes Peptid,<br />

das als Linker drei Aminohexansäure-Einheiten trägt, an dessen Ende ein<br />

polymerisierbarer Vinyl-Rest gebunden ist ..........................................................98<br />

4.5 RGD-Immobilisierung auf Hyaluronan ........................................................................99<br />

vii


4.5.1 Die Immobilisierung photoreaktiver Peptide ........................................................99<br />

4.5.2 Die Anbindung von RGDF 19 an Hyaluronsäure mittels Festphasensynthese......99<br />

4.6 Hyaluronsäurefilme und deren Einfluss auf das Zellwachstum ..................................99<br />

4.6.1 Die Zelladhäsion auf verschiedenen Hyaluronsäurestrukturen lässt sich gut bei<br />

Verwendung von GMHyal beobachten ..............................................................100<br />

4.6.2 Durch Zugabe von FKS, FN oder PLL wird die Zelladhäsion für <strong>alle</strong> pclHyal-<br />

Substrate ermöglicht..........................................................................................103<br />

4.6.3 Zelladhäsion auf thermogeformten, pclVAHyal/PLL bzw. VAHyal/PLLbeschichteten<br />

Substraten eröffnet Wege zu dreidimensionaler Zellkultivierung 105<br />

4.6.4 Peptide ermöglichen die Zelladhäsion auf pclHyal-Filmen und die Erzeugung<br />

kleinster Muster zur Steuerung des Zellwachstums ..........................................109<br />

4.6.5 Die quantitative Analyse negativ geladener Kolloide auf Hyaluronsäurefilmen<br />

liefert Erklärungsansätze zum Einfluss der Oberflächenladung bei<br />

Zelladhäsionsprozessen ....................................................................................115<br />

4.7 Hyaluronsäuregele und deren Einfluss auf verschiedene Zelllinien .........................117<br />

4.7.1 Einfluss der Zelldichte und der Polymerisationsbedingungen auf die Vitalität von<br />

EOMA-Zellen und Hela-Zellen...........................................................................117<br />

4.7.2 Kultivierung von Zellen in Hyaluronan-Gelen ....................................................119<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick ..................................................................................122<br />

5.1 Zusammenfassung ...................................................................................................122<br />

5.2 Ausblick ....................................................................................................................124<br />

Literaturverzeichnis ..............................................................................................................126<br />

Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................137<br />

Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel und Zellkulturmedien ..........................................142<br />

Protokolle zur Peptidherstellung und Zellkultivierung...........................................................149<br />

Veröffentlichungen ...............................................................................................................153<br />

Lebenslauf............................................................................................................................154<br />

viii


Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Motivation<br />

Zahlreiche physiologische Prozesse werden in vitro und in vivo <strong>eine</strong>rseits durch das<br />

Wechselspiel biochemischer Parameter in der Mikroumgebung von Zellen gesteuert,<br />

andererseits durch die Oberflächeneigenschaften des eingesetzten Zellkultursystems bzw.<br />

Implantatmaterials. Sind Erstere von außen nur unzureichend kontrollierbar, so stehen<br />

mittlerweile <strong>eine</strong> Vielzahl biophysikalisch-chemischer Strukturierungs- und<br />

Modifikationsmethoden zur Verfügung, Oberflächen kontrolliert zu modifizieren. Neben der<br />

Beeinflussung organotypischer Funktionen ausdifferenzierter Zellen wie Metabolismus,<br />

neuronaler Aktivität oder anderer Zellfunktionen wie Sekretion und Bewegung kommt<br />

insbesondere der Steuerung der Proliferation und der gerichteten Differenzierung adulter<br />

Stammzellen <strong>eine</strong> stark steigende Bedeutung in der Forschung und Therapie zu. Lösliche<br />

Faktoren wie Hormone oder Wachstumsfaktoren, die zum Teil von Zellen aufgenommen<br />

werden und direkt in die komplexen intrazellulären Signalwege eingreifen, finden bereits fast<br />

durchgängig in Zellkulturexperimenten Anwendung. Im Kontrast dazu erfüllen gegenwärtig<br />

jedoch selbst biofunktionalisierte Materialoberflächen oft nicht die hohen Ansprüche<br />

komplexer, das heißt dreidimensionaler und organotypischer Gewebemodelle. Dies liegt<br />

sowohl an noch fehlenden Kenntnissen der Zusammenhänge im komplexen System<br />

Oberfläche-Extrazellulärmatrix-Zelle, als auch an unzureichender Praxistauglichkeit einiger<br />

Ansätze. Beispielsweise fehlt bei der Verwendung von Prot<strong>eine</strong>n tierischen Ursprungs häufig<br />

<strong>eine</strong> genaue Kenntnis über deren Zusammensetzung. Problematisch kann auch die<br />

mangelnde Prozess-Stabilität so genannter Biomaterialien bei der Substratherstellung sein.<br />

Die Züchtung komplexer, dreidimensionaler und funktioneller Gewebe, die aus mehreren<br />

verschiedenen Zellarten und <strong>eine</strong>r biologischen oder artifiziellen Gerüst- oder Stützstruktur<br />

zusammengesetzt sind, wird Tissue Engineering (Gewebetechnik) genannt. Hat ein Material<br />

durch s<strong>eine</strong> Oberfläche, Struktur und Chemie langfristig k<strong>eine</strong>n negativen Einfluß auf Zellen<br />

und Gewebe in s<strong>eine</strong>r Umgebung, so wird es als biokompatibel bezeichnet. Die Gestaltung<br />

künstlicher Gewebe erfordert daher detaillierte Kenntnisse über den Aufbau und die<br />

Wechselwirkung von Zellen mit ihrer natürlichen Umgebung, der so genannten<br />

Extrazellularmatrix (ECM). Der Begriff Extrazellulärmatrix umfasst die Gesamtheit <strong>alle</strong>r<br />

Makromoleküle, die sich außerhalb der Plasmamembran von Zellen in Geweben und<br />

Organen befinden. In der ECM wird über Botenstoffe und Prot<strong>eine</strong> das Verhalten von Zellen<br />

geregelt; damit werden Prozesse wie die Wundheilung, Gefäßentstehung (Angiogenese)<br />

oder Metastasenbildung beeinflusst. Die Erforschung neuer funktionaler Gerüststrukturen<br />

dient der Entwicklung von Wundheilungsmaterialien und Transportsystemen für<br />

Medikamente oder zur Unterstützung des körpereigenen Bindegewebes. Um das Verhalten<br />

von Zellen in vivo zu verstehen, ist die Herstellung und Anwendung biokompatibler<br />

dreidimensionaler Strukturen notwendig, die in vitro Untersuchungen in <strong>eine</strong>r ECM-ähnlichen<br />

Matrix ermöglichen. [1]<br />

1


Einleitung<br />

1.2 Entwicklung funktionaler Gewebestrukturen<br />

1.2.1 Aufbau und Funktion der Extrazellulärmatrix<br />

Das Material, das sich im so genannten Interzellularraum zwischen Zellen befindet, wird<br />

Extrazellulärematrix genannt. Diese besteht aus fibrillären Prot<strong>eine</strong>n, die Faserstrukturen<br />

bilden, und aus <strong>eine</strong>m als Grundsubstanz bezeichneten Teil, der die Faserzwischenräume<br />

ausfüllt. Die Hauptvertreter der faserbildenden Prot<strong>eine</strong> sind die Collagene, die dem Gewebe<br />

Zugfestigkeit verleihen. Elastische Fasern werden aus den Prot<strong>eine</strong>n Fibrillin und Elastin<br />

gebildet. Die Grundsubstanz besteht aus langkettigen Polysacchariden, Glykosaminoglykane<br />

(GAGs) genannt, und den Adhäsionsprot<strong>eine</strong>n, die als Glykoprot<strong>eine</strong> bezeichnet werden. Zu<br />

den GAGs zählen Hyaluronsäure, Heparansulfat, Dermatansulfat, Chondroitinsulfat und<br />

Keratansulfat, die <strong>alle</strong> bis auf Hyaluronsäure an Prot<strong>eine</strong> gebunden sind und so genannte<br />

Proteoglykane (PG) bilden. Bekannte Beispiele der Glykoprot<strong>eine</strong>, die die Wechselwirkung<br />

der ECM mit Zellrezeptoren oder anderen Matrixbestandteilen ermöglichen, sind die<br />

Laminine, Vitronektin und Fibronektin. In Abbildung 1-1 ist die ECM-Umgebung <strong>eine</strong>r Zelle<br />

schematisch dargestellt.<br />

Abbildung 1-1: Darstellung <strong>eine</strong>r Zellmembran mit Membranrezeptoren umgeben von der<br />

ECM [2]<br />

Das durch die Fasern gebildete Netz oder Gitter der ECM wird in s<strong>eine</strong>n Eigenschaften<br />

durch die hohe Wasseraufnahmekapazität der Proteoglykane und GAGs beeinflusst. Damit<br />

werden sowohl die Geometrie der Zellumgebung gestaltet als auch wichtige Transportwege<br />

für Metaboliten geschaffen. Der direkte Kontakt der ECM mit Zelloberflächenrezeptoren löst<br />

im Zellinneren Signalkaskaden aus, die Regulationssysteme stimulieren oder hemmen.<br />

Dadurch können <strong>eine</strong>rseits Zelleigenschaften verändert werden, andererseits die<br />

extrazelluläre Matrix durch ECM-Synthese oder –Abbau auch selbst. Über diesen als<br />

‚dynamic reciprocity‘ bezeichneten Prozess können die Adhäsion, Migration, Zellteilung,<br />

Differenzierung und Dedifferenzierung sowie die Apoptose in Geweben gesteuert werden. [3]<br />

2


Einleitung<br />

Zur Bindung von Zellen an die Bestandteile der ECM werden die Adhäsionsprot<strong>eine</strong> benötigt.<br />

Diese binden an so genannte Integrine, das sind in der Zellmembran lokalisierte<br />

Adhäsionsmoleküle und Signaltransduktoren. Die bekannteste Sequenz zur Erkennung<br />

durch die Integrine zur Zellbindung ist das Tripeptid Arginin-Glycin-Asparaginsäure (RGD).<br />

[4, 5] Die RGD-Sequenz kommt vor <strong>alle</strong>m in den Prot<strong>eine</strong>n Fibronetkin und Vitronektin vor,<br />

die <strong>eine</strong> wichtige Rolle bei der Zellmigration und -adhäsion spielen.<br />

1.2.2 Künstliche Gewebestrukturen aus Polymeren<br />

Das Feld zur Erforschung biologischer Oberflächen ist stark interdisziplinär geprägt. So<br />

erfordert die Entwicklung medizinischer Implantate, neuer Biosensoren und Biochips zur<br />

Diagnose sowie photosynthetischer und biomimetrischer Materialien Kenntnisse auf dem<br />

Gebiet der Zellbiologie und Materialwissenschaften, insbesondere der<br />

Oberflächenmodifikationstechniken. [6] Bei der Entwicklung so genannter funktionaler<br />

Biomaterialien spielen topographische Effekte, die chemische Gestaltung und die<br />

dynamischen Eigenschaften des biokompatiblen Systems <strong>eine</strong> wichtige Rolle. [7] Die<br />

traditionelle zweidimensionale Zellkultur kann jedoch nur <strong>eine</strong>n kl<strong>eine</strong>n Einblick in die<br />

komplexen und dynamischen Vorgänge im Körper bieten, sodass die Herstellung von in vitro<br />

3D-Modellen zur Beobachtung zellulärer Wechselwirkungen auf dem Gebiet des Tissue<br />

Engineering <strong>eine</strong> große Herausforderung darstellt. [8] Abbildung 1-2 stellt Zellen dar, die in<br />

die ECM eingebettet sind. Die angemerkten Eigenschaften der ECM beeinflussen das<br />

Verhalten der Zellen.<br />

Abbildung 1-2: Schematische Darstellung der Umgebung <strong>eine</strong>r Zelle: Die mechanischen<br />

Eigenschaften der ECM werden von Collagen-Fasern (Vernetzungsgrad,<br />

Porengröße, Faserstärke) und von Proteoglykanen (PG) (Wassergehalt,<br />

Proteinbindung) bestimmt [8]<br />

Zur Erzeugung von Mikroumgebungen, die <strong>eine</strong> dreidimensionale Zellkultivierung<br />

ermöglichen, werden in der Literatur verschiedene Ansätze verfolgt. [9] Diese<br />

berücksichtigen primär das Strukturdesign, wobei je nach Anwendungen der Substrate im<br />

3


Einleitung<br />

klinischen Bereich oder in vitro unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. Im klinischen<br />

Bereich werden funktionale Implantate benötigt, die neben der geeigneten Form und<br />

Ausgestaltung idealerweise bioabbaubar sind und problemlos im Körper metabolisiert<br />

werden können. [10] Die Anwendungen in vitro zielen auf ein verbessertes Verständnis der<br />

Gewebephysiologie und Pathophysiologie. Dabei steht die genaue Kontrolle der 3D-<br />

Organisation im Vordergrund, um die verschiedenen Funktionen des körpereigenen<br />

Gewebes korrekt nachzuahmen. [8]<br />

In natürlichen Systemen werden dreidimensionale Eigenschaften häufig durch das<br />

Zusammenspiel auf multi-skaligen Ebenen erzeugt. [11] Ein gutes Beispiel stellt der Knochen<br />

dar, in dem Hydroxyapatite (nano-skalig) mit den mikroskopisch großen Lamellen<br />

wechselwirken. Allgemein ist die makroskopische Ausprägung wie Größe und Form wichtig<br />

für spätere Implantate; das Mikrostrukturdesgin gibt die Gerüststruktur vor und entscheidet<br />

damit über Parameter wie Porosität und mechanische Eigenschaften. Eine zusätzliche<br />

nanoskopische Gestaltung solcher dreidimensionalen Gerüststrukturen birgt das Potenzial,<br />

molekulare Erkennungs- und zelluläre Regulationsprozesse weitreichend steuern zu können.<br />

Um die universellen Eigenschaften der Extrazellulärmatrix nachzuahmen, werden viele<br />

neuartige Biomaterialien entwickelt, die sich grundsätzlich in vier verschieden Gruppen<br />

aufteilen lassen: Polymere und Verbundwerkstoffe sowie auch Met<strong>alle</strong> und Keramiken. [12]<br />

Den Polymeren - synthetischer oder natürlicher Herkunft kommt dabei durch ihre Flexibilität<br />

die größte Bedeutung zu. Entscheidend für die Anwendung sind dabei die Biokompatibilität,<br />

Benetzbarkeit, Transparenz, Bioabbaubarkeit und mechanischen Eigenschaften der<br />

Materialien, sowie die Steifigkeit, Ladung, Polarität und Chemie der mit Zellen in Kontakt<br />

tretenden Oberflächen.<br />

Die Einbettung von Zellen in ein dreidimensionales Gerüst gelingt entweder durch die<br />

Besiedelung poröser Strukturen wie Fasern [13] oder Schwämmen [14] oder durch das<br />

Einbetten der Zellen in gelartige Strukturen [15]. Während die erstgenannte Methode ein<br />

überaus gutes Oberflächen-Volumen-Verhältnis aufweist, so stellt die häufig ungeordnete<br />

Architektur und die unkontrollierbare Porenverteilung und -größe in der Herstellung ein<br />

Problem bei der Reproduzierbarkeit von Ergebnissen dar. Bei der Verwendung von Gelen ist<br />

die Strukturbildung ähnlich problembehaftet. Ein entscheidender Vorteil ist jedoch, dass die<br />

Zelle von ihrer Umgebung komplett umschlossen wird und dennoch von <strong>alle</strong>n Seiten durch<br />

Signale erreicht werden kann.<br />

1.2.3 Gelartige Gerüststrukturen<br />

Gelartige Biomaterialien, auch Hydrogele genannt, sind Polymere mit netzartiger Struktur,<br />

die durch physikalische Einflüsse (Temperatur-, pH-Wert-Änderung) oder chemische<br />

Verknüpfung (kovalente Bindung mittels Crosslinker, Photopolymerisationsprozesse) aus<br />

löslichen Komponenten gebildet werden. Diese dreidimensionalen Gerüststrukturen weisen<br />

<strong>eine</strong> außergewöhnliche Benetzbarkeit auf, sind zudem häufig vollständig transparent und<br />

können durch einfache Konzentrationsänderung der Monomere oder Quervernetzer in ihrer<br />

Steifigkeit oder Topography verändert werden. Die mechanischen Eigenschaften <strong>eine</strong>s<br />

4


Einleitung<br />

Hydrogels werden zudem vom Quellverhalten beeinflusst, welches durch<br />

hydrophile/hydrophobe Bereiche im Polymer bestimmt wird. Häufig verläuft der<br />

Gelierungsprozess unter milden Bedingungen und sogar in situ, sodass Zellen,<br />

Wachstumsfaktoren oder andere bioaktive Produkte direkt im Polymer eingeschlossen<br />

werden können. Die Wechselwirkung von Zellen mit <strong>eine</strong>m Gel kann Auswirkungen auf die<br />

Zelladhäsion, -wanderung und -differenzierung haben. Lässt sich <strong>eine</strong> gelartige<br />

Mikroumgebung durch kontrollierte Bioabbaubarkeit schließlich vom Zellverband wieder<br />

lösen, so bieten sich Anwendungen auf dem Gebiet der Implantat-Medizin an. [16-18]<br />

Derzeit werden sowohl natürliche Hydrogele aus Collagen [19], Fibrin [20] oder Alginsäure<br />

[21] als auch synthetische Hydrogele aus Polyacrylsäurederivaten [22], Polyethylenglykol<br />

(PEG) [23] oder Peptiden [24] als 3D in vitro Modell-Systeme angewendet. Die natürlichen<br />

Polymere zeichnen sich durch unbestreitbare Biokompatibiltät und milde<br />

Gelierungsbedingungen aus. Oftmals treten jedoch Probleme durch biogene<br />

Verunreinigungen auf, die beim Gewinnungsprozess der Polymere nicht entfernt werden und<br />

so später unkontrollierbare Effekte auf Zellen haben. Synthetische Polymere sind zwar<br />

häufig einfacher zu kontrollieren, harsche Polymerisationsbedingungen oder mangelnde<br />

Biokompatibilität behindern jedoch den Einsatz in der Zellkultur.<br />

1.2.4 Zellattraktion in Hydrogelen<br />

Hydrogele sind aufgrund ihrer Zusammensetzung stark hydrophil. Die Adsorption von<br />

Prot<strong>eine</strong>n der Extrazellulärmatrix, wie den Glykoprot<strong>eine</strong>n Laminin, Fibronektin oder<br />

Vitronektin, im Gel oder auf der Geloberfläche kann durch Entropie gesteuerte Prozesse<br />

äußerst gering sein. Zu diesen Prozessen zählt unter anderem der hydrophobe Effekt.<br />

Dieser beschreibt die Tatsache, dass unpolare Moleküle im polaren Medium aggregieren,<br />

um <strong>eine</strong> möglichst kl<strong>eine</strong> Kontaktoberfläche einzunehmen. In wässriger (= hydrophiler)<br />

Umgebung kommt es zur Aggregation unpolarer Seitenketten im Inneren <strong>eine</strong>s Proteins.<br />

Dies ist entropisch betrachtet günstiger, da die Wassermoleküle ansonsten um die<br />

hydrophoben Gruppen <strong>eine</strong> käfigartige Struktur bilden würden. Die Hydrophobizität <strong>eine</strong>r<br />

Seitenkette gibt Auskunft über ihre hydrophile bzw. hydrophobe Tendenz. [25] Generall lässt<br />

sich sagen, dass mit steigender Hydrophilie <strong>eine</strong>r Oberfläche die Proteinaffinität zu dieser<br />

abnimmt. Eine allgemeingültige Regel bzw. exakte Korrelation zwischen Hydrophobiemax<br />

und Ausmaß der Proteinadsorption ist jedoch nicht möglich.<br />

Viele Zellen benötigen <strong>alle</strong>rdings die ECM-Moleküle als Adhäsionspunkte zur Besiedelung<br />

der Gelstrukturen, um mittels ihrer Integrin-Rezeptoren auf der Zellmembran mechanisch an<br />

das Substrat zu koppeln. Schematisch ist die Integrin-vermittelte Adhäsion in Abbildung 1-3<br />

dargestellt. Häufig wird die Anheftung, Wanderung und Vermehrung von Zellen in <strong>eine</strong>m Gel<br />

begünstigt, wenn Prot<strong>eine</strong> oder Peptide, die über Adhäsionsdomänen verfügen, kovalent<br />

immobilisiert sind. [9]<br />

5


Einleitung<br />

nicht-adhärente Zelle<br />

(Zellsuspension)<br />

Integrin-vermittelte<br />

Zelladhäsion<br />

Extrazellulärmatrix<br />

biofunktionalisierte Oberfläche<br />

natürliche Wachstumsfaktoren, Adhäsionspeptide<br />

Integrin<br />

immobilisierte, nicht-natürliche Adhäsionsfaktoren<br />

Abbildung 1-3: Wachstumsfaktoren oder Adhäsionspeptide begünstigen Integrin-vermittelte<br />

Zelladhäsion<br />

Beispielsweise werden natürliche Prot<strong>eine</strong> wie Fibronektin, Laminin oder Collagen als<br />

Beschichtungen für Zellkulturgefäße verwendet. Sie sind universell einsetzbar und fördern<br />

stets die Zellattraktion. Dennoch ist die Exposition ihrer funktionellen Untereinheiten nicht<br />

unbedingt gewährleistet, wenn das Protein auf <strong>eine</strong>r künstlichen Oberfläche physisorbiert<br />

und dadurch möglicherweise sogar denaturiert. Die Prot<strong>eine</strong> müssen zudem hochrein<br />

gewonnen werden, um unerwünschte Nebenwirkungen auszuschließen. Durch die<br />

statistische Orientierung der Prot<strong>eine</strong> auf oder in <strong>eine</strong>m Gel stehen möglicherweise nur<br />

wenige Bereiche der Integrin-Bindung zur Verfügung. Wie im Fall der Oberflächenanheftung<br />

können Wechselwirkungen der Proteinseitenketten mit dem Hydrogel die<br />

Proteindenaturierung zur Folge haben. [26]<br />

Auch die Verwendung synthetischer Adhäsionsvermittler findet breite Anwendung im Bereich<br />

der Biofunktionalisierung von Oberflächen. Beispielsweise werden Polykationen wie Poly-<br />

Lysin oder Poly-Ornithin zur Beschichtung von Polystyrol-Petrischalen verwendet. (Die<br />

beiden Poly-Peptide unterscheiden sich einzig in der Anzahl der Kohlenstoffatome je<br />

Monomeruntereinheit.) Dadurch können viele Zelltypen besser an der Oberfläche anheften<br />

und sind weniger auf das Vorhandensein von Serumprot<strong>eine</strong>n angewiesen. [27, 28] Ebenso<br />

gelingt die Steuerung der Zelladhäsion durch die Verwendung von Poly-Ethylenimin, das<br />

<strong>eine</strong>n basischen Molekülcharakter aufweist. [29, 30]<br />

Die Immobilisierung spezifischer integrinbindender Peptide verspricht <strong>eine</strong> elegante Strategie<br />

zur Funktionalisierung. Kl<strong>eine</strong> Peptide sind stabiler gegenüber äußeren Einflüssen wie pH-<br />

Wert oder Sterilisationsbedingungen, können präzise und in hoher Dichte im Hydrogel<br />

verankert werden und weisen hohe Zell-Spezifität auf. Die einfachere und kostengünstigere<br />

Herstellung sowie ihre Beständigkeit gegenüber enzymatischen Abbauprozessen machen<br />

Peptide zum idealen Zellerkennungsmotiv. RGD ist die am besten untersuchte und am<br />

häufigsten angewendete Sequenz zur Vermittlung der Zelladhäsion auf Polymeren. [31]<br />

6


Einleitung<br />

Auch die Einlagerung von Wachstumsfaktoren wie Zytokinen und Angionese-Faktoren zur<br />

Beeinflussung der Signalübertragung und Zelldifferenzierung ist <strong>eine</strong> Möglichkeit, die<br />

Zellattraktivität zu steuern. [10] Die Freisetzung solcher Wachstumsfaktoren aus <strong>eine</strong>m<br />

Hydrogel spielt vor <strong>alle</strong>m in der therapeutischen Anwendung <strong>eine</strong> große Rolle. Zur Neo-<br />

Vaskularisierung kann VEGF (vascular endothelial growth factor) aus PGA (Polyglycolid)<br />

freigesetzt werden, zur Knochenregeneration werden TGF (transforming growth factor) in<br />

PLGA-PEG (Polylactid-co-glycolid-Polyethylenglycol) eingesetzt und zur Wundheilung nutzt<br />

man die Freisetzung von FGF (fibroblast growth factor) aus Zellulose-Gelen. [32]<br />

Grundsätzlich muss zwischen der Einbettung von Prot<strong>eine</strong>n in <strong>eine</strong>m Hydrogel und der<br />

Immobilisierung von Peptiden auf <strong>eine</strong>m Hydrogel unterschieden werden. Während die<br />

relativ großen Prot<strong>eine</strong> im Netz des Hydrogels recht unkompliziert eingebettet werden<br />

können, müssen die verhältnismäßig kl<strong>eine</strong>n Peptide kovalent an das Polymer angebunden<br />

werden, um nicht durch das Hydrogel-Netzwerk zu rutschen. Beide Möglichkeiten sind für<br />

unterschiedliche Fragestellungen denkbar. Problematisch kann bei der Einbettung der<br />

Prot<strong>eine</strong> ein unerwünschtes Ausdiffundieren sein, ist aber gerade diese Freisetzung<br />

erwünscht, so muss bei kovalent gebundenen Peptiden die enzymatische Freisetzung aus<br />

dem Hydrogel gewährleistet sein.<br />

1.2.5 Hydrogele auf Basis der Hyaluronsäure<br />

Zur Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Oberfläche-Extrazellulärmatrix-Zelle<br />

bietet sich als natürlich vorkommendes Polysaccharid die Hyaluronsäure (kurz: Hyal) an, die<br />

auch Hyaluronan genannt wird. Sie gehört zur Gruppe der Glykosaminoglykane, ist <strong>eine</strong>r der<br />

Hauptbestandteile der ECM und wird ständig im Körper metabolisch entfernt und erneuert.<br />

Aufgrund ihrer physikochemischen Eigenschaften [33] wie Viskoelastizität, Transparenz und<br />

ihrer hohen Wasseraufnahmekapazität eignet sich die Hyaluronsäure hervorragend als so<br />

genanntes biokompatibles Material zur Herstellung neuartiger, bioartifizieller<br />

Gewebestrukturen. In den Abbildungen 1-4 sind das trockene Hyal-Pulver und die<br />

hochviskose Hyal-Lösung nach Wasseraufnahme abgebildet.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 1-4: Hyaluronsäure als trockenes weißes Pulver (a) (Wuhan Yuancheng<br />

Chemical Ltd) bildet in Wasser <strong>eine</strong> hochviskose Lösung (b) (Fidia Advanced<br />

Biopolymers Srl)<br />

7


Einleitung<br />

Die Entwicklung zellattraktiver Oberflächen auf Basis der Hyaluronsäure bedingt die<br />

Auseinandersetzung mit den verschiedenen Faktoren, die die Anlagerung von Zellen zu<br />

<strong>eine</strong>m Zellverband beeinflussen. Zu den am besten untersuchten Funktionen, die durch den<br />

zellulären Hylauronsäure-Rezeptor CD44 reguliert werden, zählen: [34]<br />

• die Fortbewegungssteuerung von Zellen auf Hyaluronan-reicher ECM<br />

• die Beibehaltung <strong>eine</strong>r Hyaluronan-reichen Matrix auf der Zelloberfläche<br />

• die Endozytose von Hyaluronan und daran gebundenen Molekülen<br />

• die Signaltransduktion auch im Zusammenhang mit apoptotischen Prozessen.<br />

Wird der CD44 Rezeptor beispielsweise verstärkt aktiviert, so wird die<br />

Überlebenswahrscheinlichkeit von Zellen zusätzlich gesteigert und <strong>eine</strong> über Medikament-<br />

Freisetzung herbeigeführte Apoptose verhindert. [35]<br />

Modifikationen der Hyaluronsäure können <strong>eine</strong>rseits der Vernetzung der Einzelstränge<br />

dienen, andererseits der Anbindung von Zell-Erkennungsmerkmalen. Werden die Hyal-<br />

Stränge miteinander quervernetzt, so bilden sich mechanisch robustere Polymere, die<br />

wasserunlöslich sind, aber dennoch über interessante Eigenschaften in Wasser verfügen.<br />

Beispielsweise liegt die pH-abhängige Wasseraufnahmekapazität 1 von Hyal-Hydrogelen, die<br />

mittels Diaminopropan vernetzt wurden, im Bereich von 6750±300 % bei physiologischem<br />

pH. [36] Andere Publikationen berichten über den Quellungsgrad 2 <strong>eine</strong>s methacrylierten<br />

Hyal-Hydrogels der abhängig vom Vernetzungsgrad Werte über 50 erreichen kann. [37]<br />

Miteinander verknüpfte Hyaluronan-Stränge bzw. Hyal-Netze sind gegen den Angriff von<br />

Hyaluronidasen besser geschützt, und werden weniger rasch in vivo abgebaut als das<br />

natürliche Polymer. [38] Eine Steigerung der Elastizität <strong>eine</strong>s Hyal-Hydrogels kann durch<br />

Sulfatisierung des Grundgerüsts mit anschließender Gelbildung erzielt werden. [39] Die<br />

Verknüpfung von Hyaluronsäure-Derivaten mit anderen Polymeren, wie beispielsweise<br />

Polyethylenglykol, kann ebenfalls erfolgreich zur biokompatiblen Hydrogel-Bildung genutzt<br />

werden. [40]<br />

Gerade die Verwendung gel-artiger Hyaluronan-Derivate als biokompatible, bioabbaubare<br />

Gewebe stellt jedoch <strong>eine</strong> Synthese-Herausforderung dar. Beispielsweise wird durch den<br />

stark hydrophilen und polyanionischen Charakter die Anlagerung von Zellen auf vernetzten<br />

Hyaluronsäurefilmen stark gehindert, sodass weitere Modifikationen notwendig sind. [41] In<br />

der Literatur finden sich interessante Möglichkeiten, die <strong>eine</strong> Zelladhäsion auf dem<br />

vermeintlich abweisenden und dennoch stark ECM-ähnlichen Substrat beschreiben. Die<br />

Hyaluronsäure bildet dabei ein Spacergerüst, in das RGD-Einheiten eingebunden sind, die<br />

an Integrine binden und damit der Zelladhäsion dienen.<br />

1 Wasseraufnahmekapazität = (Masse gequollen - Masse trocken ) / Masse trocken · 100<br />

2 Quellungsgrad = Masse gequollen / Masse trocken<br />

8


Einleitung<br />

Aus biologischer Sicht ist vor <strong>alle</strong>m die Wechselwirkung modifizierter Hyaluronsäure mit den<br />

Zelloberflächenrezeptoren CD-44, RHAMM und ICAM-1 interessant. Natürliche<br />

Hyaluronsäure bindet über diese Rezeptoren an Zellen und beeinflusst deren Beweglichkeit<br />

und Adhäsion sowie die dauerhafte körpereigene Hyaluronsäure-Produktion. [34, 42]<br />

1.3 Zielsetzung<br />

Zellkultursubstrate für in vitro Anwendungen werden heute noch überwiegend nach <strong>eine</strong>m<br />

einfachst möglichen Design hergestellt. Dieses berücksichtigt oft hauptsächlich die<br />

unkomplizierte Herstellung, Sterilisation und Anwendung. Das Ziel dieser Arbeit war daher,<br />

bestehende, aus Kunststoff gefertigte Zellkultursubstrate durch die Anpassung der<br />

Grenzfläche so weit zu verändern, dass neben den bestehenden Anwendungsaspekten <strong>eine</strong><br />

in vivo ähnlichere Umgebung für Zellen geschaffen wird. Wie bereits in den einleitenden<br />

Kapiteln 1.2 erwähnt spielen dabei die inerte Hyaluronsäure als auch <strong>eine</strong> Reihe Zell- bzw.<br />

Integrin-akttraktiver Komponenten <strong>eine</strong> Rolle. Ein komplettes Nachbilden <strong>alle</strong>r dieser ECM-<br />

Komponenten ist nahezu unmöglich und aufgrund störender Effekte (Chargenvariabilität,<br />

Sterilität, Verunreinigungen) für die Anwendung nicht praktikabel.<br />

Bei der Entwicklung funktioneller Biomaterialien sind generelle Fragestellungen nach der<br />

Biokompatibilität, der Prozessierbarkeit und den Anwendungsbereichen zu beantworten. Für<br />

die Hyaluronsäure wurden bereits zahlreiche Untersuchungen bezüglich der Biokompatibiltät<br />

durchgeführt. [38, 39, 43, 44] Als <strong>eine</strong>r der Hauptbestandteile der ECM wurden Hyal-Derivate<br />

bereits als Pharmakotherapeutikum [45, 46], als Zellgerüstmaterialien [47, 48] und als<br />

funktionelle Beschichtungen [49] genutzt. Ausgehend von r<strong>eine</strong>r Hyaluronsäure als einzigem<br />

natürlichem Baustein der ECM in Kombination mit vollsynthetischen Peptiden oder<br />

natürlichen Prot<strong>eine</strong>n sollten Substrate entwickelt werden, die der Nutzung in der Zellkultur<br />

dienen.<br />

Der erste Schritt zum Ziel war zunächst die Herstellung verschiedener Hyal-Derivate, wie sie<br />

in Kapitel 2.2 vorgestellt werden. Im nächsten Schritt wurden die Prozesse zur Vernetzung<br />

(Kapitel 2.3) und Immobilisierung (Kapitel 2.4) der Hyal-Derivate zur Beschichtung von<br />

Trägersubstraten oder als eigenständiges dreidimensionales Gel etabliert. Dabei sollte die<br />

Möglichkeit der Strukturierung von Hyal-Beschichtungen auf Zellkultursubstraten mittels<br />

Photolithographie erprobt werden. Zudem sollte der Einsatz von Hyaluronsäure bei dem in<br />

Kapitel 2.8 vorgestellten „Substrate Modification and Replication by Thermoforming“<br />

(SMART) -Verfahren untersucht und angepasst werden. Die Beschichtung thermoformbarer<br />

biokompatibler Folien mit Hyal-Derivaten und zellattraktiven Komponenten stellt <strong>eine</strong> neue<br />

Anwendung im Bereich des Tissue Engineering dar.<br />

Zur Herstellung zellattraktiver Hyaluronsäure Beschichtungen bzw. Hydrogele bietet sich die<br />

Anbindung bzw. Einbettung synthetischer (Poly-)Peptide oder natürlicher zellattraktiver<br />

Komponenten an, wie sie in den Kapiteln 2.5 vorgestellt werden. Neben der Synthese<br />

integrinbindender Peptide, die über <strong>eine</strong> geeignete Funktionalität zur kovalenten Anbindung<br />

auf bzw. in pclHyal verfügen (siehe Kapitel 2.6), waren ebenso Protokolle zur Steuerung der<br />

Zelladhäsion mittels Einbettung (natürlicher) Adhäsionsfaktoren zu ermitteln (siehe Kapitel<br />

9


Einleitung<br />

2.7). Ziel war es, Möglichkeiten der (lokalen) Anbindung biofunktionaler Substanzen auf bzw.<br />

in pclHyal zu untersuchen. Dabei empfahl es sich, vor der Biofunktionalisierung von<br />

Polymeroberflächen Beschichtungsversuche und deren Einfluss auf Zellen an einfach zu<br />

untersuchenden Glasoberflächen durchzuführen, um direkte Aussagen über erfolgreiche<br />

Modifizierungen treffen zu können. Dadurch konnten Probleme in der Prozessentwicklung<br />

auf Polymeroberflächen schneller erkannt und angepasst werden.<br />

Die so gebildeten pclHyal-Substrate sollten auf ihre Anwendbarkeit und Biofunktionalität in<br />

vitro getestet werden. Zudem sollte untersucht werden, in wie weit die Immobilisierung von<br />

Hyal und zellattraktiven Faktoren auf flachen Substraten und in dreidimensionalen Kavitäten<br />

zur Steuerung der Zelladhäsion genutzt werden kann.<br />

Zur Charakterisierung der hergestellten Hyal-Derivate, zur Validierung der Immobilisierung<br />

auf verschiedenen Substraten und zur Kontrolle erzeugter Strukturen aus Hyal-Hydrogelen<br />

bieten sich unterschiedliche spektroskopische und mikroskopische Verfahren an, wie sie in<br />

den Kapiteln 2.9 erläutert werden. Insbesondere kooperativer Effekte synthetischer Peptide<br />

auf bzw. in Hydrogelen sollten durch geeignete Methoden, beispielsweise durch die<br />

Bestimmung des Zetapotenzials, untersucht werden.<br />

10


Grundlagen<br />

2 Grundlagen<br />

2.1 Chemie und Biologie der Hyaluronsäure<br />

Die Substanz, die 1934 erstmals von Karl Meyer und John Palmer [50] aus dem Glasköper<br />

des Auges isoliert wurde, bekam den Namen Hyaluronsäure, nach neuerer Nomenklatur<br />

auch Hyaluronan genannt, der die Herkunft (hyaloid = glasig) und <strong>eine</strong>n Teil der<br />

Zusammensetzung (Uronsäure) verbindet.<br />

Heute zählt man die Hyaluronsäure (siehe Abbildung 2-1) zur Familie der<br />

Glykosaminoglykan-Polymere. Ihre makromolekulare Kettenstruktur wird von Disaccharid-<br />

Einheiten gebildet, die alternierend aus β-1,3 D-N-Acetylglucosamin und β-1,4 D-<br />

Glucuronsäure bestehen.<br />

Abbildung 2-1: Amphiphatischer Charakter der Hyaluronsäure (blau: hydrophil, rot:<br />

hydrophob) [51]<br />

Die linear aneinander gereihten Polymeruntereinheiten sind β-1,4 glycosidisch miteinander<br />

verknüpft und <strong>eine</strong> einzelne natürliche Hyaluronsäurekette kann zwischen 200 und 20000<br />

Untereinheiten lang sein; demnach variiert das Molekulargewicht zwischen 200 und<br />

10000 kDa. Das Molekulargewicht <strong>eine</strong>r Disaccharid-Untereinheit beträgt: MW (NaHyal)<br />

401,29 g mol -1 . Nachdem die Molekülstruktur erst 1954 vollständig durch Weissmann und<br />

Meyer [52] aufgeklärt wurde, begann man, die Hyaluronsäure genauer zu untersuchen.<br />

Die außergewöhnlichen hydrodynamischen und rheologischen Eigenschaften der<br />

amphiphilen Hyaluronsäure werden durch die Struktur des Polymers bestimmt: Die<br />

überwiegend in Sesselform vorliegenden Saccharide und der polyanionische Charakter des<br />

Moleküls bilden ein unverzweigtes Grundgerüst, das durch intramolekulare<br />

Wasserstoffbrücken flexibel und dynamisch reagieren kann. [53] Wie in Abbildung 2-1 farbig<br />

hinterlegt dargestellt, bilden die axialen Wasserstoffatome <strong>eine</strong> unpolare hydrophobe Schicht<br />

während die äquatorialen Seitenketten <strong>eine</strong> polare hydrophile Schicht bilden. Dadurch<br />

variiert die tatsächliche Struktur von Hyaluronsäure in Lösung, wird aber generell als<br />

geordnetes Knäuel <strong>eine</strong>r Doppelhelix mit beträchtlicher intrinsischer Steifigkeit beschrieben.<br />

[54] In vitro beeinflußt hauptsächlich die umgebende Ionenstärke die physikalischen<br />

Eigenschaften der Hyaluronsäure. [55] Hyal ergibt mit Wasser <strong>eine</strong> viskoelastische Lösung,<br />

wobei jedes einzelne Hyaluronsäuremolekül so stark hydratisiert vorliegt, dass bereits gering<br />

konzentrierte Lösungen hochviskos sind: 10 mg/mL haben bereits <strong>eine</strong> 5000fach höhere<br />

11


Grundlagen<br />

Viskosität als Wasser; 3-5 mg/mL hochmolekularer Hyal in physiologischer Lösung<br />

beanspruchen das gesamte Lösungsmittel. [56]<br />

Die Konzentration an Hyaluronsäure im menschlichen Körper variiert stark zwischen 4 g/kg<br />

in der Nabelschnur, 2-4 g/L in der Gelenkflüssigkeit, 0,2 g/kg in der Haut, 10 mg/mL in der<br />

Brustlymphe und 0,1-0,01 mg/mL im normalen Serum. Der Gesamtgehalt an Hyal im Körper<br />

<strong>eine</strong>s 70 kg schweren Menschen beträgt etwa 15 g, wobei sich der meiste Anteil in der Haut<br />

und den Geweben des Bewegungsapparates befinden. Insgesamt wird etwa ein Drittel der<br />

Gesamtmenge der im Körper verfügbaren Hyal täglich umgesetzt. [57]<br />

Im gesamten Körper wird hochmolekulare Hyaluronsäure ständig von Fibroblasten,<br />

Keratinozyten, Chondrozyten und anderen speziellen Zellen in der ECM produziert und<br />

freigesetzt. Dies geschieht in der Plasmamembran durch die Addition von Zuckern an das<br />

reduzierende Ende der Polymerkette, wobei das nicht-reduzierende Ende aus der Zelle<br />

hinaus ragt, wie in Abbildung 2-2 schematisch dargestellt. [58] Die Syntheserate wird dabei<br />

durch die Zelldichte [59], die mechanische Ausdehnung und durch Wachstumsfaktoren [60]<br />

beeinflusst. Zusammen mit anderen Makromolekülen bestimmen hochmolekulare<br />

Hyaluronsäurestränge die mechanischen Eigenschaften der Extrazellulärmatrix. Die<br />

langkettigen Hyaluronsäurestränge sind das Füllmaterial im Gewebe und sorgen für <strong>eine</strong><br />

ausreichende Wasseraufnahme. Sie verhindern Angiogenese [61], wirken<br />

entzündungshemmend und unterdrücken die Immunabwehr [62].<br />

Abbildung 2-2: Die Biosynthese von Hyaluronsäure ist <strong>eine</strong> kationisch (M ++ ) katalysierte<br />

Enzym-Reaktion. Die Membran-gebundene Hyaluronansynthase (HAS)<br />

verknüpft die Uridinphosphat-(UDP)-gebundenen Hyal-Komponenten zu<br />

Hyaluronan, das von der Zelle sezerniert wird [56]<br />

Normalerweise wird der Großteil der Hyaluronsäure innerhalb weniger Tage vollständig<br />

verstoffwechselt. Der Abbau der Hyaluronsäure in der ECM ist abhängig vom umgebenden<br />

Gewebe. Im Knochen oder Knorpel wird Hyal zusammen mit anderen ECM Molekülen in situ<br />

abgebaut, in der Haut und den Gelenken geschieht dies in zwei Schritten. Große<br />

Hyaluronan-Moleküle (10000 kDa) werden zunächst in Fragmente zu 1000 kDa zerteilt.<br />

Schließlich wird Hyal von der Matrix abgelöst, in den Lymphgefäßen aufgenommen und zur<br />

12


Grundlagen<br />

Hydrolyse in die Leber transportiert. [63] Insgesamt sind sechs Hyaluronidase-ähnliche Gene<br />

bekannt, die zum Hyal-Abbau beitragen. [64] Interessanterweise reagieren einige Zellen<br />

speziell auf kl<strong>eine</strong> Hyal-Fragmente. So werden beispielsweise die Angionese angeregt und<br />

Makrophagen aktiviert. Hyaluronan-Fragmente mit <strong>eine</strong>m Molekulargewicht zwischen 6-<br />

20 kDa aktivieren dendritische Zellen, die Antigen-tragenden Zellen des Immunsystems. [65]<br />

Vor <strong>alle</strong>m bei Wundheilungsprozessen spielt die natürliche Hyaluronsäure <strong>eine</strong> wichtige<br />

Rolle. Durch Wechselwirkung der Hyaluronsäure mit den zellulären Hyal-Rezeptoren werden<br />

Zytokine und second-messenger-Systeme aktiviert, welche die Produktion von<br />

Wachstumsfaktoren in entzündungshemmenden Zellen (Leukozyten) anregen und die<br />

Wanderung und Anheftung der Zellen an entzündetes Gewebe unterstützt. Zudem wird die<br />

Phagozytose unterstützt und die Verbreitung pathogener Substanzen verhindert. [42]<br />

Studien über den Einfluss von Hyaluronsäure während des unkontrollierten Zellwachstums in<br />

der Krebsentstehung zeigen, dass die Wechselwirkung von Hyaluronsäure mit den<br />

Rezeptoren der Tumorzellen die Signalkaskaden im Tumorgewebe beeinflussen. Dies führt<br />

zur Anreicherung von Hyaluronsäure im Gewebe, was zunächst nicht unbedingt die<br />

Entstehung <strong>eine</strong>s Tumors bewirkt, aber dennoch <strong>eine</strong> Umgebung schafft, in der das<br />

Überleben von Tumorzellen und ihre internen Funktionsabläufe unterstützt werden. Die<br />

Hyaluronsäure kann demnach als Transporter für Anti-Tumor-Präparate bei <strong>eine</strong>r Krebs-<br />

Therapie dienen. [66]<br />

2.2 Chemische Modifikationen der Hyaluronsäure<br />

Die Hyaluronsäure besitzt wichtige funktionelle Gruppen, die <strong>eine</strong> chemische Modifikation<br />

ermöglichen. Einerseits kann die Carboxylgruppe verestert werden oder mit Hilfe<br />

verschiedener Kopplungsreagenzien aktiviert werden, sodass ein nucleophiler Angriff<br />

erfolgen kann. Andererseits sind zahlreiche Modifikationen der Hydroxylgruppe wie die<br />

Sulfatierung, die Veresterung oder die Veretherung möglich (siehe Abbildung 2-3). In der<br />

Literatur werden zahlreiche Hyaluronan-Derivate zur Verwendung als Biomaterialien<br />

vorgestellt. [67, 68] Die folgenden Kapitel 2.2.1 und 2.2.2 beschreiben einige der üblichen<br />

chemischen Modifikationen der Hyaluronsäure. Zudem gibt es weitere Modifizierungen, die<br />

hier <strong>alle</strong>rdings nicht näher erläutert werden, da sie aufgrund scharfer Reaktionsbedingungen<br />

häufig zur Beeinträchtigung der Biokompatibilität führen oder den Zerfall des Hyal-Moleküls<br />

mit sich bringen.<br />

13


Grundlagen<br />

Kapitel 2.2.1<br />

- Veresterung<br />

- Carbodiimid vermittelte<br />

Kopplungsreaktionen<br />

Kapitel 2.2.2<br />

- Sulfatierung<br />

- Esterifizierung<br />

- Etherifizierung<br />

Modifizierung der<br />

Hyal Carboxylgruppe<br />

Modifizierung der<br />

Hyal Hydroxylgruppe<br />

*<br />

O OH OH<br />

HO<br />

O O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

Abbildung 2-3: Chemische Modifikationen der Hyaluronsäure<br />

2.2.1 Modifizierungen der HA Carboxylgruppe<br />

Durch Veresterungen der Hyaluronsäure werden Polymere gewonnen, deren<br />

Wasserlöslichkeit vom Vernetzungsgrad abhängt, wodurch sich unterschiedliche<br />

Anwendungsmöglichkeiten ergeben<br />

Eine Veresterung der Hyaluronsäure liefert je nach Veresterungsgrad wasserlösliche<br />

Polymere bis hin zu wasserunlöslichen Hydrogelen. Die bekanntesten, auf ihre<br />

Biokompatibilität hinreichend untersuchten Hyaluronan-Ester-Derivate sind unter dem<br />

Handelsnamen HYAFF®11 (Benzylester-Derivat) und HYAFF®7 (Ethylester-Derivat)<br />

erhältlich. [69, 47]. Die beiden Derivate sind unterschiedlich stark hydratisierbar, was<br />

teilweise <strong>eine</strong>n indirekten Einfluß auf die Zelladhäsion hat. Strukturierte Membranen und<br />

Schwämme aus HYAFF®11 sind geeignete Substrate für verschiedenste Zelltypen, während<br />

HYAFF®7 für die antiadhäsive Beschichtung chriurgischer Instrumente genutzt wird. Die<br />

Veresterung der Hyaluronsäure gelingt in zwei Schritten. Zunächst wird das quaternäre<br />

Ammoniumsalz der Hyaluronsäure gebildet, welches im nächsten Reaktionsschritt mit <strong>eine</strong>m<br />

esterbildenden Reagenz in aprotischen Lösungsmitteln und unter kontrollierter Temperatur<br />

umgesetzt wird. Hyaluronsäureester sind in organischen Lösungsmitteln löslich und<br />

hydrolysieren spontan in wässriger Umgebung.<br />

Eine weitere interessante Anwendung wurde von Luo et al. beschrieben, die nach Anbindung<br />

<strong>eine</strong>s Fluoreszenzmarkers (= BODIPY) an NHS-veresterte Hyaluronsäure (50 mol % bzw.<br />

80 mol %, abhängig von der Reaktionszeit) zunächst die Anlagerung von BODIPY-Hyal an<br />

der Zellmembran von humanen Eierstockkrebszellen (SK OV-3) beobachten konnten. Die<br />

zeitabhängige Endozytose und Ansammlung des Fluoreszenzfarbstoffes im Zytoplasma<br />

wurden dann mittels konfokaler Fluoreszenzmikroskopie analysiert. [46]<br />

14


Grundlagen<br />

Carbodiimid vermittelte Reaktionen liefern häufig Hyal-Konjugate, die kovalent <strong>eine</strong>n<br />

Wirkstoff gebunden haben und daher für die kontrollierte Freisetzung in vivo<br />

interessant sind<br />

Die Aktivierung der Carboxylgruppen an Glykosaminoglykanen gelingt durch die<br />

Verwendung von Carbodiimiden. In Anwesenheit <strong>eine</strong>s geeigneten Nucleophils,<br />

üblicherweise ein primäres Amin, das als Nucleophil fungiert, entsteht durch den Additions-<br />

Eliminierungs-Mechanismus <strong>eine</strong> neue Verbindung. [70] Die so gebildeten Derivate sind<br />

hauptsächlich Hyal-Wirkstoff-Biokonjugate, die häufig in der Krebstherapie angewandt<br />

werden. [71]<br />

Von Vorteil ist die Wasserlöslichkeit vieler Carbodiimid-Verbindungen, sodass ihr Einsatz<br />

auch zur Kopplung biologischer Substanzen verwendet werden kann, ohne dass organische<br />

Lösungsmittel verwendet werden müssen. Nachteilig wirkt sich bei dieser Reaktion jedoch<br />

die saure Umgebung aus, in der primäre Amine protoniert werden und somit ihre<br />

Nucleophilie verlieren. Eine Verbesserung der Reaktionsausbeute gelingt über die<br />

Stabilisierung der reaktiven Zwischenstufe über <strong>eine</strong>n zweistufigen Mechanismus.<br />

Ein großer Fortschritt in der Chemie zur Modifikation der Hyaluronsäure war die Erkenntnis,<br />

dass Hydrazide ihren nucleophilen Charakter bei pH 4-6 beibehalten und somit effizient an<br />

den Carbodiimid-aktivierten Glucuronsäure-Rest der Hyaluronsäure binden können.<br />

Zahlreiche mono- und polyfunktionalisierte Hydrazide wurden seitdem zur Modifizierung der<br />

Hyal genutzt. [72] Ein interessantes Anwendungsbeispiel stellt die Anbindung von<br />

Hydrocortison an Hyaluronsäure dar. Es entsteht ein Hydrogel, in dem das Hydrocortison<br />

angebunden ist und enzymatisch auch wieder davon abgetrennt werden kann. [38] Ein<br />

solches System ist besonders für die gezielte, langsame und kontrollierte Freisetzung <strong>eine</strong>s<br />

Wirkstoffes geeignet. Abbildung 2-4 zeigt schematisch die Schritte zum vernetzten Hyal-<br />

Hydrocortison-Produkt.<br />

15


Grundlagen<br />

Abbildung 2-4: Schrittweise Vernetzung und Anbindung von Hydrocortison an Hyaluronan<br />

[38]<br />

2.2.2 Modifizierungen der HA Hydroxylgruppe<br />

Die Sulfatierung von Hyal dient der Bildung von Makromolekülen, die resistent gegen<br />

den enzymatischen Abbau sind und für Oberflächenbeschichtungen genutzt werden<br />

Durch Reaktion von Hyaluronan mit <strong>eine</strong>m Schwefeltrioxid-Pyridin-Komplex in DMF lassen<br />

sich hervorragend blutkompatible Oberflächenbeschichtung erzeugen, die sich durch gute<br />

Zytokompatibilität auszeichnen und das Anheften von Zellen und Bakterien behindern Die<br />

Anbindung von Sulfatgruppen an Hyaluronsäure machen das Makromolekül zudem resistent<br />

gegen den Abbau durch Hyaluronidase oder Chondroitinase. [73-75]<br />

16


Grundlagen<br />

Bei der Esterifizierung werden Hyal-Derivate gebildet, die bei der Krebstherapie oder<br />

der Augen-Chirurgie eingesetzt werden<br />

Bekannt ist die Umsetzung von Hyaluronsäure mit Butansäure, die zu <strong>eine</strong>m Hyal-Derivat<br />

führt, das Zell-Differenzierung induziert und das Wachstum <strong>eine</strong>r Reihe menschlicher<br />

Tumore inhibiert. [45] Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung des Methacrylsäureanhydrids<br />

zur Esterifizierung der Hyaluronsäure. Das entstehende Hydrogel-Produkt findet Anwendung<br />

bei der Einbettung von Zellen und als Hornhaut-Ersatz in der Augen-Chirurgie. [76, 77]<br />

Neuere Publikationen haben gezeigt, dass vor <strong>alle</strong>m methacrylierte Hyal-Derivate ideal für<br />

die Einkapselung von Stammzellen genutzt werden können. Dabei wird das Polymer<br />

zusammen mit humanen embryonalen Stammzellen (hESC) gemischt und der<br />

Gelierungsprozess über Radikalstarter bei Bestrahlung mit UV gestartet. So können die<br />

Zellen in ihrem undifferenzierten Status kultiviert werden [78], und sogar Mikro-Bioreaktoren<br />

können mit der Zell-Gel-Suspension befüllt werden [79].<br />

Hyal-Derivate, die durch Etherifizierung erzeugt werden, finden breite Anwendung als<br />

Füllstoffe zur Hautglättung<br />

Die Umsetzung von Hyaluronsäure (2000 kDa) mit Methacrylsäureglycidylester ist bereits<br />

erfolgreich durchgeführt worden. [37, 80] Anwendungen im Bereich des Tissue Engineering<br />

konzentrieren sich derzeit auf den Beitrag vernetzter GMHyal-Derivate zur mechanischen<br />

Unterstützung in Hydrogelen und deren Einfluß auf das Zellwachstum. [81]<br />

Die unter den Handelsnamen Restylan®, Perlan® und Juvederm® erhältlichen Haut-<br />

Füllstoffe werden aus der Vernetzung von Hyaluronan mit 1,4-Butandiolglycidylether<br />

hergestellt. Durch die hohe Wasseraufnahmekapazität der in die Haut injizierten<br />

Hyaluronsäure-Derivate werde Falten geglättet, zudem weisen die Ether-Verbindungen <strong>eine</strong><br />

hohen Lebensdauer von mehreren Monaten auf. [82]<br />

2.3 Vernetzung von Hyaluronsäure-Derivaten<br />

Zur Bildung <strong>eine</strong>s Hyaluronsäurefilms oder -gels gibt es, wie teilweise bereits vorgestellt,<br />

verschiedene Möglichkeiten. Einerseits kann dies in Lösung mit Hilfe chemischer Crosslinker<br />

erfolgen, andererseits kann <strong>eine</strong> Vernetzung durch die Erzeugung von Radikalen in situ<br />

hervorgerufen werden. Das chemische Crosslinking bietet zwar <strong>eine</strong> Vielzahl an<br />

Möglichkeiten zur Vernetzung der Hyaluronsäurestränge untereinander, jedoch kann dabei<br />

k<strong>eine</strong> Strukturgebung erfolgen. Werden <strong>alle</strong>rdings Radikale durch den Einsatz von UV-<br />

Strahlung gebildet, so können unbestrahlte und bestrahlte Hyaluronsäurebereiche erzeugt<br />

werden, die unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. In den folgenden Kapiteln 2.3.1 bis<br />

2.3.3 werden sowohl die chemischen als auch die photochemischen Crosslinking-Methoden<br />

erläutert, die über kovalente Bindungen Hyaluronsäurestränge miteinander vernetzen.<br />

Zusätzlich eröffnet die Möglichkeit zur ionischen Quervernetzung ein weiteres Feld zur<br />

Biomaterialbildung aus Hyaluronsäure, auf das hier jedoch nicht näher eingegangen werden<br />

17


Grundlagen<br />

soll, da vor <strong>alle</strong>m Polykationen zur Komplexierung mit dem polyanionischen Hyaluronan<br />

genutzt werden. Es werden also stets zusätzliche Polymere zur Vernetzung verwendet und<br />

nicht ausschließlich Hyaluronsäure. Beispiele finden sich in der Literatur zu Chitosan-[23,<br />

83], Poly-L-Lysin-[84], Polypyrrol-[85, 86], und Alginat-[87] Hyaluronan-Derivaten.<br />

Abbildung 2-5 zeigt die für ein Vernetzen von Hyal-Strängen im Rahmen der Arbeit<br />

angewendeten Verfahren. Der Einfluss auf die Adhäsion von Zellen durch verschiedene<br />

Substitutionen am Hyal-Polymer ist zu untersuchen.<br />

pclAAHyal<br />

Photocrosslinking<br />

bei Anregung der Kapitel 2.3.2<br />

Azido-Gruppe<br />

AAHyal<br />

pclVAHyal<br />

Photocrosslinking<br />

Kapitel 2.3.2 durch radikalische<br />

Polymerisation<br />

VAHyal<br />

N 3<br />

+<br />

+<br />

NH 2<br />

Azidoanilin<br />

NH 2<br />

Vinylanilin<br />

O OH OH<br />

HO<br />

O O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

Hyal<br />

n<br />

+ H2 N<br />

N 3<br />

O<br />

3<br />

Azidotrioxaundecanamin<br />

+<br />

NH 2<br />

ATAHyal<br />

Click-Hyal<br />

Chemocrosslinking von<br />

ATAHyal mit PAHyal durch<br />

katalytische Cycloaddition<br />

Kapitel 2.3.3<br />

Propargylamin<br />

PAHyal<br />

Methacrylsäureglycidylester<br />

Methacrylsäureanhydrid<br />

O<br />

O O<br />

+<br />

O<br />

+<br />

O<br />

O<br />

GMHyal<br />

MAHyal<br />

Photocrosslinking durch<br />

radikalische Polymerisation<br />

Kapitel 2.3.2<br />

pclGMHyal<br />

pclMAHyal<br />

Abbildung 2-5: Crosslinking-Methoden für verschiedene Hyal-Derivate<br />

18


Grundlagen<br />

2.3.1 Chemisches Crosslinking<br />

Die Gelbildung, also die Erzeugung vernetzter Hyaluronsäure kann über die<br />

Kopplungsreaktion zwischen <strong>eine</strong>r eingefügten Hyadrazido-Funktionalität und <strong>eine</strong>m<br />

sogenannten homobifunktionellen Crosslinker erfolgen. Als Crosslinker werden<br />

beispielsweise Bis(sulfosuccinimidyl)suberat (BS 3 ), 3,3’-Dithiobis-(sulfosuccinimidyl)suberat<br />

(DTSSP), Dimethylsuberimidat (DMS) oder Ethylenglycolbis-(sulfosuccinimidylsuccinat)<br />

(sulfo-EGS) verwendet. [88] Ebenso erfolgreich gelingt die Hydrogelbildung durch Bildung<br />

von Disulfidbrücken. [89] Dazu wurde Hyaluronan mit 3,3’-Dithiobis(propionhydrazid) (DTP)<br />

umgesetzt, bei dem man ein Gemisch aus vernetzten Hyal-Strängen aufgrund der<br />

Dihydrazid-Funktionalität sowie auch das unverzweigte Molekül erhält. In <strong>eine</strong>r der jüngsten<br />

Publikationen wird die Synthese von N,N’-Dibenzoyl-L-Cystein (DBC) mit Hyaluronan<br />

beschrieben. Die so funktionalisierten Hyal-Stränge lagern sich durch π-π-Wechselwirkungen<br />

nah beieinander an, sodass Disulfidbrücken durch einfache Oxidation des Cysteins an Luft<br />

schließlich zur Hydrogelbildung führen. [90]<br />

Die Verwendung von Glutaraldehyd zur Vernetzung Amin-funktionalisierter<br />

Hyaluronsäurederivate (mit Lysin, Diaminopentan oder Glycin-Lysin) wurde ebenfalls<br />

beschrieben, obwohl der Substitutionsgrad der Hyaluronsäure durch primäre Amine mit nur<br />

6 % sehr gering ist. [91]<br />

In alkalischem Milieu reagiert Divinylsulfon (DVS) mit den Hydroxylgruppen der<br />

Hyaluronsäure. Es kommt zur Ausbildung von bis-Ethyl-sulfon-Brücken. [92] Derivate mit<br />

unterschiedlichem Molekulargewicht finden unter Markennamen wie Hylan A und Hylan B<br />

breite Anwendung in der Augenmedizin zur Verbesserung der Viskosität von Ersatzlösungen<br />

für die Tränenflüssigkeit. Auch bei der Falten- und Narbenbehandlung werden Hyal-Derivate<br />

angewendet, ebenso wie das unter dem Handelsnamen Synvisc erhältliche Hyal-Präparat<br />

zur Injektion bei Arthrose im Kniegelenk. [93]<br />

Eine interessante Quervernetzung der Hyaluronsäure ist die so genannte „Click-Reaktion“,<br />

unter der man <strong>eine</strong> 1,3-dipolare Cycloaddition zwischen Aziden und terminalen Acetylenen<br />

bei Raumtemperatur unter Verwendung von Kupfer als Katalysator versteht. Die Reaktion<br />

verläuft hervorragend in wässrigen Systemen, ist verhältnismäßig pH-unabhängig und<br />

selektiv selbst in Anwesenheit verschiedenster anderer funktioneller Gruppen. [94]<br />

Der Gelierungsprozess gelingt zwar bereits durch katalytische Mengen von (häufig in situ<br />

erzeugtem) Cu(I), bedingt aber die Verwendung von zelltoxisch wirkenden Kupfersalzen.<br />

Dennoch war es möglich, bei Zellen (Saccharomices cerevisae) in <strong>eine</strong>m derart in situ<br />

erzeugten Gel nach 24 h Proliferation zu beobachtet. [95] Durch Komplexierung mit EDTA<br />

und Herauswaschen des zur Reaktion genutzten zweiwertigen Cu 2+ konnte das zelltoxische<br />

Salz entfernt werden.<br />

Für die Verwendung der Click-Gele mit anderen Zellkulturen ist die Reduktion der<br />

Katalysatormenge denkbar, um die Belastung durch Kupfer gering zu halten. Neuere<br />

Veröffentlichungen beschrieben zudem <strong>eine</strong> kupferfreie Click-Chemie, die den Zugang zu<br />

biokompatiblen Anwendungen ermöglicht. [96]<br />

19


Grundlagen<br />

2.3.2 Photochemisches Crosslinking<br />

Um durch die Bestrahlung mit UV-Licht Polymere zu vernetzen, müssen photosensitive<br />

Gruppen wie beispielsweise 4-Azidoanilin (AA) im Hyaluronsäuremolekül vorhanden sein.<br />

[43, 97] Die Azidogruppen gehen bei Bestrahlung in <strong>eine</strong>n angeregten Zustand über, es<br />

bilden sich sowohl Singulett- als auch Triplett-Nitrenverbindungen. Diese können sowohl an<br />

Doppelbindungen addieren, als auch radikalisch reagieren. Ebenfalls über <strong>eine</strong> Carbodiimid-<br />

Reaktion verläuft die Anbindung von 4-Vinylanilin (VA), wobei 25 % der Carboxylgruppen der<br />

Glucuronsäureuntereinheiten im Hyaluronan umgesetzt werden. [98] Im so gebildeten<br />

StyrolHyal stehen Vinyl-Gruppen zur Verfügung, die über <strong>eine</strong> in situ herbeigeführte<br />

radikalische Kettenpolymerisationsreaktion die einzelne Hyal-Stränge quervernetzen. Dabei<br />

wird durch UV-Strahlung die homolytische Spaltung von so genannten Initiatormolekülen<br />

bewirkt, wobei hochreaktive Primärradikale entstehen. Diese lagern sich im nächsten Schritt<br />

an entsprechend modifizierte Hyaluronsäureketten oder Moleküle an, die <strong>eine</strong> reaktive C=C-<br />

Doppelbindung tragen und das für die Kettenreaktion notwendige Kohlenstoff-Radikal wird<br />

erzeugt. In den Abbildungen 2-6 sind zwei Hyal-Derivate nach Photocrosslinking und<br />

Gefriertrocknung dargestellt.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 2-6: Exemplarische Gegenüberstellung der Feinstruktur unterschiedlich<br />

photovernetzter, gefriergetrockneter Hyal-Derivate: (a) VAHyal [98] (b) GMHyal<br />

[81]<br />

Die Vernetzung von Hyaluronsäure-Derivaten, die mit Methacrylsäureglycidylester bzw.<br />

Methacrylsäureanhydrid umgesetzt wurden, wie in Kapitel 2.2.2 beschrieben, verläuft<br />

ebenfalls über <strong>eine</strong> radikalische Polymerisation. Die erfolgreiche Gel-Bildung wurde bereits<br />

von mehreren Gruppen gezeigt und wird auch zur Besiedelung mit Zellen verwendet. [37, 76,<br />

80, 81, 99]<br />

Im Zusammenhang mit Hyaluronsäure bzw. zur Vernetzung von Peptiden in Hydrogelen<br />

werden bisher als Photoinitiatoren N-Vinylpyrrolidon (Vp) [100] sowie 2,2-Dimethoxy-2-<br />

phenylacetophenon (DMPA) [101], 2-Methyl-1-[4-(hydroxyethoxy)phenyl]-2-methyl-1-<br />

propanon (Irgacure 2959, Ic) [76] und (1S)-7,7-Dimethyl-2,3-dioxobicyclo[2.2.1]heptan-1-<br />

carbonsäure (CQ-COOH) [98] sowie Campherchinon [102] eingesetzt. Vor <strong>alle</strong>m die<br />

Verwendung der Photoinitiatoren Irgacure 2959 (Ic) und Vp scheint gegenüber der<br />

Anwendung in Zellkulturen möglich. Leach et al. beschreiben k<strong>eine</strong>n negativen Einfluss auf<br />

die Vitalität von menschlichen Aorta Endothelzellen [37], Khademhosseini et al. nennen den<br />

20


Grundlagen<br />

vorsichtigen Einsatz der Photoinitiatoren, beschreiben jedoch <strong>eine</strong> Vitalität von 82 ± 5 % für<br />

NIH-3T3 Fibroblasten. [99]<br />

2.3.3 Bildung von 3D-Komplexen aus Hyal-Derivaten<br />

Bei der Bildung von Hyaluronsäuregelen stehen unterschiedliche Anwendungsgebiete im<br />

Fokus. Einerseits werden Hydogele erzeugt, um das Quellverhalten, die rheologischen<br />

Eigenschaften oder die Bioabbaubarkeit [47] zu untersuchen, andererseits werden<br />

implantierbare Hyal-Gele gebildet, die in vivo Aufschluß über Wundheilung [37] und<br />

Bioverträglichkeit geben können. Ebenso ist die Bildung von Hyal-Hydrogelen zur Einbettung<br />

von Zellen in situ Gegenstand aktueller Forschung. [90] Beispielsweise hat die Variation der<br />

Porengröße (Abbildung 2-7 zeigt ein poröses Hyal-Gerüst) in Hydrogelen <strong>eine</strong>n direkten<br />

Einfluß auf die Wasseraufnahmekapazität. [36] Ebenso kann für unterschiedlich stark<br />

substituierte Hyaluronsäurestränge der Einfluss auf den Vernetzungsgrad durch Änderung<br />

der Viskosität beobachtet werden. [103]<br />

Abbildung 2-7: REM-Aufnahme <strong>eine</strong>s Hyal-RGD Hydrogel Gerüsts mit unterschiedlichen<br />

Porengrößen [104]<br />

2.4 Filmprozessierungsmethoden<br />

2.4.1 Spin-Coating<br />

Zur Aufbringung von Hyaluronsäurederivaten auf Oberflächen bietet sich das Aufschleudern<br />

(= spin-coating) entsprechender Hyal-Lösungen an. Spin-coating ist <strong>eine</strong> schnelle und<br />

einfache Methode zur Erzeugung homogener Schichten definierter Dicke. Dazu gibt man auf<br />

ein Substrat <strong>eine</strong>n Überschuss an Lösungsmittel und darin gelösten Komponenten. Durch<br />

die schnelle Drehung des Probentellers wird die Flüssigkeit über die Zentrifugalkraft nach<br />

außen geschleudert. Abbildung 2-8 zeigt den typischen Aufbau <strong>eine</strong>r spin-coating<br />

Vorrichtung.<br />

21


Grundlagen<br />

Abbildung 2-8: Spin-coating Prozess<br />

Beim spin-coating kann die Filmdicke durch die Rotationsgeschwindigkeit und die<br />

Konzentration der Probelösung variiert werden. Die Schichtdicke wird durch folgendes<br />

Verhältnis bestimmt: [105]<br />

h = k η β ω α<br />

2 0<br />

h<br />

k 2 , α und β<br />

η 0<br />

ω<br />

Schichtdicke<br />

empirisch ermittelte Material- und Prozessparameter (abhängig von<br />

physikalischen Eigenschaften des Polymers, des Lösungsmittels, des<br />

Substrates; β liegt typischerweise im Bereich 0,29-0,39 für<br />

Polymerlösungen)<br />

Anfangsviskosität der Lösung<br />

Winkelgeschwindigkeit<br />

Um auf <strong>eine</strong>r Oberfläche <strong>eine</strong> möglichst dichte und gleichmäßige Beschichtung aus<br />

Hyaluronsäure und/oder ihren Derivaten mittels spin-coating erzielen zu können, müssen<br />

geeignete Funktionalisierungstechniken angewandt werden. Da Hyaluronsäure und ihre<br />

Derivate nur in stark polaren Lösungsmitteln wie Wasser und Wasser-Ethanol-Gemischen<br />

löslich sind, muss für <strong>eine</strong> gute Benetzbarkeit <strong>eine</strong> hydrophile Oberfläche gegeben sein.<br />

Der Benetzungsgrad <strong>eine</strong>r Oberfläche ist <strong>eine</strong>rseits für die optimale Verteilung <strong>eine</strong>r Lösung<br />

während des spin-coatings entscheidend, andererseits kann damit auch <strong>eine</strong> Vorhersage<br />

über die Anheftungswahrscheinlichkeit von Zellen und Prot<strong>eine</strong>n getroffen werden. Ein<br />

geeignetes Verfahren zur Bestimmung des Benetzungsverhaltens stellt die<br />

Kontaktwinkelmessung dar, die in Kapitel 2.9.3 näher beschrieben wird.<br />

Bei den im vorangegangenen Kapitel 2.3.2 erwähnten photochemischen Vernetzungen kann<br />

durch das Auflegen verschiedener Quarzglasmasken während der Bestrahlung und<br />

anschließendes Abwaschen nicht vernetzter Hyaluronsäure ein Muster erzeugt werden.<br />

Bestrahlte Bereiche können dadurch andere Eigenschaften als unbestrahlte Bereiche<br />

aufweisen. Abbildung 2-9 zeigt den Aufbau der zur Bestrahlung von Oberflächen verwendet<br />

wird.<br />

22


Grundlagen<br />

Lichtquelle<br />

Substrat<br />

Fotomaske<br />

Abbildung 2-9: UV-Bestrahlung durch <strong>eine</strong> Maske<br />

Die Bestrahlung von Hyal-Derivaten mit UV der Wellenlänge λ > 350 nm ergibt <strong>eine</strong>n Film,<br />

der stark hydrophil ist, aber durch Wasser nicht abwaschbar ist. Die erfolgreiche<br />

Strukturierung von AAHyal-S mittels einfachem Auftropfen und Trocknen <strong>eine</strong>r<br />

entsprechenden Lösung sowie anschließendem Photocrosslinking konnte bereits untersucht<br />

werden. Abbildung 2-10 zeigt das Wachstum von HGTFN Zellen entlang der Kanten von<br />

25 µm breiten Streifen aus AAHyal-S. [43]<br />

Abbildung 2-10: REM-Aufnahme <strong>eine</strong>r strukturierten AAHyal-S Oberfläche, auf der HGTFN<br />

Zellen adhärieren [43]<br />

2.4.2 Silanisierung von Glas, Gold, Silizium<br />

Unter Silanisierung versteht man die chemische Anbindung <strong>eine</strong>r Silanverbindung an <strong>eine</strong><br />

Oberfläche. Dadurch kann bei geeigneter Wahl der Silanverbindung <strong>eine</strong> Erhöhung der<br />

Hydrophilie von Oberflächen erzeugt werden. [106] Nasschemisch wird beispielsweise mit 3-<br />

(Aminopropyl)-trimethoxysilan (APS) <strong>eine</strong> dünne Schicht aus Aminogruppen erzeugt, welche<br />

die Oberfläche von Glas, Gold oder Silizium hydrophilisiert und damit die Benetzbarkeit für<br />

wässrige Hyaluronan-Lösungen verbessert. Möglicherweise können zudem kovalente<br />

Bindungen während des Bestrahlungsprozesses mit UV zwischen den Aminogruppen der<br />

APS-Beschichtung und den photoreaktiven Gruppen der Hyaluronsäure ausgebildet werden.<br />

Jüngere Publikationen beschreiben die Synthese von silangruppentragenden<br />

Hyaluronsäurederivaten, die ohne Bestrahlung als dünne Filme auf Glas aufgebracht werden<br />

können. Die beschriebenen Synthesebedingungen lassen <strong>alle</strong>rdings Zweifel aufkommen, ob<br />

23


Grundlagen<br />

tatsächlich Methoxysilane unter Vermeidung ihrer Hydrolyse gewonnen werden können.<br />

[107]<br />

2.4.3 Plasma-Behandlung von Polymeren<br />

Die Behandlung mit Plasma kann zur Erhöhung der Hyrophilie von Polymeroberflächen<br />

genutzt werden. [108] Der Prozess der Oberflächenmodifikation in <strong>eine</strong>r Plasmakammer wird<br />

durch radiofrequente Anregung <strong>eine</strong>s Gases initiiert. Dabei werden energiereiche Teilchen,<br />

wie Ionen, Elektronen, Radikale und Photonen im Plasma erzeugt, die ihre Energie durch<br />

physikalische und chemische Prozesse beim Kontakt mit der Oberfläche an diese abgeben.<br />

Abhängig von der Art des verwendeten Gases in der Ionisationskammer werden<br />

unterschiedliche Oberflächenmodifikationen erzielt, die <strong>eine</strong>r verbesserten Benetzbarkeit mit<br />

Hyaluronan-Lösungen dienen können.<br />

2.5 Biofunktionalisierung von Hyaluronsäure<br />

Zur Biofunktionalisierung von Hyaluronsäure sind geeignete Aminosäuresequenzen, Peptide<br />

bzw. Prot<strong>eine</strong> zu wählen. Diese Biomoleküle sollen vernetzte und auf Oberflächen<br />

immobilisierte Hyaluronsäure-Derivate für die Anheftung von Zellen attraktiv machen. Solche<br />

Biomoleküle können entweder in die Gele eingebettet werden (kovalent bei der<br />

vorangehenden Gelderivatisierung oder physisorptiv während der Gelfixierung), mittels Co-<br />

Polymerisation in <strong>eine</strong>m Gel kovalent gebunden werden oder nach der Vernetzung zum<br />

Hydrogel auf <strong>eine</strong>r Geloberfläche kovalent fixiert werden, wie die nachfolgende<br />

schematische Übersicht (Abbildung 2-11) veranschaulicht.<br />

24


Grundlagen<br />

(a)<br />

Vernetzung<br />

(b)<br />

+<br />

Vernetzung<br />

(c)<br />

+<br />

Vernetzung<br />

(d)<br />

+<br />

Vernetzung<br />

Vernetzung<br />

Hyal-Strang oder anderes Polymer<br />

mit vernetzbarer Funktionalität<br />

Biomolekül<br />

mit vernetzbarer Funktionalität<br />

Abbildung 2-11: Funktionalisierung von Hydrogelen mit Biomolekülen<br />

Die Vernetzung biofunktionalisierter Hyal-Stränge (a) liefert Hydrogele, die kovalent<br />

gebundene Biomoleküle enthalten. Werden Biomoleküle und Hyal-Stränge vor der<br />

Vernetzung miteinander vermischt (b), so werden die Biomolelküle in das entstehende<br />

Hydrogel-Netz eingebettet. Mittels Co-Polymerisation (c) von Hyal-Strängen, <strong>eine</strong>m weiteren<br />

Polymer und <strong>eine</strong>m entsprechend funktionalisierten Biomolekül können kovalente Netze<br />

gebildet werden. Schließlich kann auch zuerst das Hydrogel gebildet werden (d) und im<br />

Anschluss die Biomoleküle auf dessen Oberfläche mittels kovalentem Aufpfropfen (so<br />

genanntes „Graften“ 3 ) angebunden werden. Für jede dieser Strategien und die<br />

unterschiedlichen Wechselwirkungsmechanismen findet sich <strong>eine</strong> Vielzahl an Beispielen,<br />

von denen einige im Folgenden beschrieben werden.<br />

3 Als Graften wird ein Verfahren bezeichnet, bei dem an <strong>eine</strong>m bereits bestehenden Polymer entlang<br />

<strong>eine</strong>s Rückrates weitere Polymerisationsreaktionen eingeleitet werden.<br />

25


Grundlagen<br />

2.5.1 Kovalent biofunktionalisierte Hyal-Stränge zur Hydrogelbildung<br />

Eines der wenigen Beispiele, das die Verwendung kovalent gebundener Biomoleküle an<br />

Hyal nutzt, mit dem Ziel, dies als funktionale Beschichtung zu verwenden, wird von Pitt et al.<br />

beschrieben. Hierbei wird ein Peptid mit der Sequenz YGRGDS direkt an entsprechend<br />

modifizierte Hyaluronsäure (freie Hydrazin-Funktionalität) gebunden. Die Immobilisierung<br />

des Polymers auf Stahl mittels Methoxysilanen führt zur Anheftung von Blutplättchen auf der<br />

ansonsten völlig inerten Metalloberfläche. Eine Anheftung an Peptid-freie Hyaluronsäure auf<br />

Stahl findet nicht statt, was die Notwendigkeit der Integrinbinder unterstreicht. [109]<br />

Generell verläuft die Anbindung von Biomolekülen an hochmolekulare Hyaluronsäure nur mit<br />

relativ geringen Ausbeuten. [48] Verhältnismäßig teure Biomoleküle müssen in großem<br />

Überschuß zur Reaktionslösung zugegeben werden und können nach der Aufreinigung des<br />

Hyal-Produkts nicht wiedergewonnen werden. Zudem ist <strong>eine</strong> stöchiometrische Kontrolle der<br />

Reaktion aufgrund verschiedener Faktoren (schwankende Molekulargewichte in <strong>eine</strong>r<br />

Charge, Bildung von Konzentrationsniederschlägen bei hochmolekularen Verbindungen) nur<br />

schwer möglich. In Kapitel 4.1 werden die Probleme zur reproduzierbaren Bestimmung des<br />

Modifizierungsgrades funktionalisierter Hyal-Derivate diskutiert.<br />

2.5.2 Einbettung von Prot<strong>eine</strong>n in Hydrogele<br />

In vivo werden zur Steigerung der Zellinfiltration und Vaskularisierung häufig<br />

Wachstumsfaktoren zu den Hyal-Gelen gegeben. Damit kann die biologische Funktion des<br />

Hydrogels variiert werden; unterschiedliche Gewebetypen werden bei Ratten mit Hyal-<br />

Implantaten gebildet. [110] Synergistische Effekte können ebenso bei der Verpflanzung von<br />

Peptid-haltigem Hyal-Gel in Rattenhirn festgestellt werden. Hier adhärieren Astrozyten<br />

besonders auf dem modifizierten Hydrogel. [104]<br />

Die Anwendung des natürlichen Fibronektins (FN) zur Steigerung der Zelladhäsion auf Hyal-<br />

Substraten ist bekannt. So ließ sich beispielhaft zeigen, dass <strong>eine</strong> Einbettung oder<br />

Adsorption von Fibronektin (FN) in oder auf den Hydrogelen <strong>eine</strong> Zellansiedlung unterstützt,<br />

sei es z.B. für interstitielle Klappenzellen [111] oder (NIH3T3) Fibroblasten [97, 112].<br />

Untersuchungen von Welle haben gezeigt, dass die zelladhäsionsfördernde Dicke <strong>eine</strong>r auf<br />

UV-modifiziertem Polystyrol adsorbierten Lamininschicht etwa 15,4 nm beträgt. [113]<br />

Neben natürlichen Biomolekülen (vor <strong>alle</strong>m Prot<strong>eine</strong>) steigern auch einige synthetische<br />

Polypeptide wie Polylysin (PL) und Polyornithin (PO) oder Polyaminie wie das<br />

Polyethylenimin (PEI) die Zelladhäsion. Sie regulieren die Zelladhäsion nicht über die<br />

Bindung an zelluläre Rezeptoren, sondern über elektrostatische Wechselwirkungen<br />

zwischen der negativ geladenen Zellmembran und dem positiven geladenen Polymer. Der<br />

Mechanismus der Zell-Polykation-Wechselwirkung wird dabei als unspezifische<br />

Wechselwirkung beschrieben, bei der die Moleküle der Zellmembran aufgrund der Ladung<br />

neu angeordnet werden. [114] Diese elektrischen Effekte werden auch bei der Bildung<br />

zellattraktiver Hydrogele aus Hyal genutzt. Dabei werden so genannte polyelektrische<br />

Schichten abwechselnd aus Poly-L-Lysin (PLL) und Hyaluronsäure gebildet. Diese Schichten<br />

26


Grundlagen<br />

eignen sich als Interphotorezeptor-Matrix zur Einbettung biologisch aktiver Prot<strong>eine</strong> und zur<br />

Eindiffusion von Medikamenten und deren Freisetzung bei Anwendung in der Zellkultur.<br />

[115, 83] Interessant ist PLL zudem als Beschichtung für Polymere. Es konnte gezeigt<br />

werden, dass PLL auf Polymilchsäure (PLA) in großer Menge physisorbiert und auch nach<br />

mehreren Waschschritten nicht entfernt werden kann. [116]<br />

Die Einbettung von Prot<strong>eine</strong>n oder Polypeptiden in Hydrogele stellt <strong>eine</strong> einfache und<br />

schnelle Methode zur Überprüfung der Biofunktionalisierung dar. Aufgrund der zu<br />

erwartenden Zellproliferation auf <strong>eine</strong>m bioaktiven Hydrogel kann entschieden werden,<br />

welche Faktoren im Hydrogel die Zellattraktion positiv beeinflussen können. Dies wird in der<br />

vorliegenden Arbeit untersucht und diskutiert.<br />

2.5.3 Co-Polymerisation von Hyal-Strängen mit <strong>eine</strong>m weiteren Polymer und dem<br />

funktionalisierten Biomolekül<br />

Derzeit sind vielerlei Beispiele zur Immobilisierung von Peptiden in Polymeren bekannt, es<br />

gibt jedoch nur wenige Beispiele für Hyaluronsäurefilme/-gele, die ausschließlich aus RGD-<br />

Einheiten und Hyaluronan bestehen. [104, 109] Häufig sind weitere Polymere zur Hydrogelbzw.<br />

Polymerbildung notwendig, wie in diesem Abschnitt vorgestellt.<br />

Breite Anwendung findet der Gebrauch des wasserlöslichen, vollsynthetischen und je nach<br />

Derivatisierung bioabbaubaren Polyethylenglykols (PEG) bei der Herstellung von<br />

Biomaterialien. So bildet beispielsweise ein Gemisch aus diacryliertem PEG, dem Peptid mit<br />

der Sequenz GCGYGRGDSPG und methacrylierter Hyaluronsäure nach den<br />

entsprechenden Prozesschritten zur Photopolymerisation ein Hydrogel, auf dem<br />

Fibroblasten-Proliferation beobachtet werden kann; zudem kann gezeigt werden, dass der<br />

Abbau der Gele durch Hyaluronidase weiterhin möglich ist. [100]<br />

Ein weiteres Beispiel zeigt Abbildung 2-12. Hier ist schematisch die Verknüpfung des Peptids<br />

CRGDS mittels <strong>eine</strong>s diacrylierten PEG-Linkers an das Thiol-funktionalisierte Hyaluronsäure-<br />

Derivat Hyal-DTPH über <strong>eine</strong> S-S Brücke dargestellt. Durch geschickte Wahl der<br />

stöchiometrischen Verhältnisse werden dabei <strong>eine</strong>rseits das Peptid an die Hyaluronsäure<br />

gekoppelt, andererseits die Hyal-Stränge miteinander vernetzt. Shu et al. gelang damit die<br />

Herstellung <strong>eine</strong>s Gels, das subcutan in Mäuse injiziert zu <strong>eine</strong>r schnelleren Bildung <strong>eine</strong>s<br />

faserförmigen Gewebes und <strong>eine</strong>r gesteigerten Produktion von ProCollagen in vivo führte.<br />

[117]<br />

27


Grundlagen<br />

Abbildung 2-12: Crosslinking von PEG, Peptid und Hyaluronsäure<br />

Die Bildung von Biopolymeren aus PEG wird von vielen Gruppen seit einigen Jahren intensiv<br />

erforscht. In der vorliegenden Arbeit lag der Fokus auf der Untersuchung von Hydrogelen,<br />

die <strong>alle</strong>in aus Hyaluronan aufgebaut sind. Ein Co-Polymer, das neben Hyal ein weiteres<br />

Polymer zur Hydrogelbildung verwendet wurde daher nicht untersucht.<br />

2.5.4 Kovalente Immobilisierung von Peptiden auf Hydrogelen<br />

Eine Anbindung photoreaktiver Peptide an <strong>eine</strong> Oberfläche stellt <strong>eine</strong> einfache und äußerst<br />

effektive Möglichkeit zur Funktionalisierung dar. Sugawara und Matsuda synthetisierten dazu<br />

zunächst RGD gebunden an <strong>eine</strong>n wasserlöslichen flexiblen Peptid-Teil aus Gly-Gly-Gly, der<br />

<strong>eine</strong> photosensitive Azido-Gruppe trägt (Abbildung 2-14).<br />

N 3<br />

O<br />

O N<br />

O O<br />

+ GGGRGDSP<br />

N 3<br />

GGGRGDSP<br />

O<br />

Produktnachweis:<br />

- Massendetektion<br />

- IR Spektroskopie<br />

Abbildung 2-13: Darstellung <strong>eine</strong>s photoreaktiven Peptids<br />

Das so gebildete photoreaktive Octapeptid wird mittels UV-Bestrahlung auf <strong>eine</strong>m Film aus<br />

zellabweisendem Polyvinylalkohol (PVA) verankert. Durch die Verwendung von Masken<br />

können dabei sogar Strukturen im Mikrometer-Maßstab erzeugt werden. Das Wachstum von<br />

Endothel-Zellen in den bestrahlten, also RGD-verankerten Bereichen kann beobachtet<br />

werden. [118]<br />

Bei der Anbindung von Peptiden auf <strong>eine</strong>r Hydrogeloberfläche muss gewährleistet sein,<br />

dass sowohl die an das Peptid anzukoppelnde(n) photoreaktive(n) Gruppe(n) als auch der<br />

Anbindungsprozess an das Gel die Peptidfunktionalität nicht beeinträchtigt. In dieser Arbeit<br />

wurden geeignete Kopplungsabläufe und Prozessbedingungen mittels Festphasensynthese<br />

untersucht.<br />

28


Grundlagen<br />

2.6 Biofunktionalisierung mit zyklischen Peptiden<br />

Zyklische RGD-Pentapeptide weisen gegenüber lineare RGD-Peptiden <strong>eine</strong> bis zu zehnfach<br />

erhöht Affinität gegenüber speziellen Integrinen auf und haben den Vorteil, dass sie in vivo<br />

nicht abgebaut werden können. [119, 120,121] Bekannt ist die Synthese von dem in<br />

Abbildung 2-14 dargestellten zyklischen Peptid zyklo(RGDfK) mittels Fmoc-Strategie an der<br />

Festphase. Eine Herausforderung stellt dabei das selektive Entschützen der Seitenketten<br />

dar, welches das Anbringen von Spacern (Abstandshalter) und weiteren Funktionalitäten<br />

ermöglicht. [119, 122]<br />

H<br />

N<br />

Pbf<br />

NH<br />

Dde<br />

HN<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

HN<br />

N<br />

H<br />

NH<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

O O<br />

tBu<br />

Abbildung 2-14: Vollständig geschütztes Pentapeptid zyklo(RGDfK) mit den Schutzgruppen<br />

Pbf, tBu, Dde<br />

Von Bedeutung für die Zelladhäsion an RGD-funktionalisierte Oberflächen ist ein<br />

entsprechender Spacer, der der Zelle die Erreichbarkeit der integrinbindenden Sequenz<br />

ermöglicht, ohne dabei unerwünschte Zell-Oberflächen-Abstoßungsreaktionen zu<br />

provozieren. Untersuchungen dazu zeigen, dass ein Mindestabstand von 3,5 nm zwischen<br />

Oberfläche und der etwa 1,35 nm großen, auf <strong>eine</strong>m Ring angeordneten RGD-Einheit<br />

notwendig ist, um effektiv Zelladhäsion zu ermöglichen. [102] Dennoch kann ein sehr langer<br />

flexibler Spacer zu unerwünschten Effekten führen. Da substratabhängige Zellen im Inneren<br />

ein Zytoskelett zwischen mehreren Anheftungspunkten ausbilden müssen, wirken sehr<br />

bewegliche RGD-Einheiten ähnlich wie gelöste RGD-Moleküle. Diese blockieren also die<br />

Integrin-Bindungstasche, ohne die Zytoskelettorganisation und damit die Langzeitvitalität der<br />

Zelle zu ermöglichen. In den folgenden Kapitel 2.6.1 bis 2.6.3 werden einige funktionelle<br />

Gruppen vorgestellt, die über <strong>eine</strong>n Spacer an die Aminosäureseitenkette des Peptids<br />

gekoppelt sind. In Kapitel 4.6.4 dieser Arbeit wird gezeigt, wie sich durch Anbindung <strong>eine</strong>s<br />

funktionalisierten Spacers aus drei Aminohexansäure-Einheiten an ein zyklisches RGD<br />

Peptid Zelladhäsion erfolgreich steuern lässt.<br />

2.6.1 Peptide, die <strong>eine</strong> Azid-Gruppe tragen<br />

Über die Verwendung von Peptiden, die <strong>eine</strong> Azid-Gruppe zur photochemischen Vernetzung<br />

tragen und damit der Steuerung der Zelladhäsion dienen, ist in der Literatur wenig bekannt.<br />

Zwar konnte, wie in Kapitel 2.5.4 bereits erwähnt wurde, ein Azid-funktionalisiertes<br />

29


Grundlagen<br />

Octapeptid erfolgreich zur photolithographischen Strukturierung von PVA verwendet werden.<br />

Zyklische RGD-Peptide, die <strong>eine</strong> photoreaktive Azid-Gruppe tragen und sich daher für die<br />

Anbindung oder Einbettung mittels UV an <strong>eine</strong> Hyaluronan-Oberfläche bzw. in ein Hyal-Gel<br />

eigneten, sind bisher jedoch noch nicht beschrieben worden. In dieser Arbeit wurde daher<br />

die Herstellung entsprechend funktionalisierter linearer und zyklischer Pentapeptide und<br />

deren Anwendung in der Zellkultur untersucht.<br />

2.6.2 Peptide, die <strong>eine</strong>n Acrylsäure-Rest tragen<br />

Die Synthese acrylierter Peptide (sog. Acrylamidoyl-Peptide) ist bekannt. Bei Anknüpfung an<br />

und gleichzeitiger Vernetzung von (PEG) wurden Diacrylat-PEG Hydrogele beschrieben, auf<br />

denen sich ohne Abstandshalter weniger als 5 %, mit <strong>eine</strong>m Abstandshalters (MW 3400)<br />

zwischen der Peptid-Einheit und der Acrylsäuregruppe jedoch nahezu 100 % Fibroblasten<br />

ansiedeln ließen. [101] Durch das Graften von acrylierten Peptiden auf präpolymerisiertem<br />

Polymethylmethacrylat (PMMA) wurde ein gesteigertes Zellwachstum von Mausosteoblasten<br />

MC3T3-H1 im Zusammenhang mit der RGD-Belegungsdichte beobachtet. [102]<br />

Solche acrylierte, lineare und zyklische Peptide sowie ihre Anbindung auf Hyaluronan sind in<br />

Kapitel 4.6.4 untersucht worden. Die photolithographische Strukturierung zur Steuerung der<br />

Zelladhäsion stand dabei im Vordergrund.<br />

2.6.3 Peptide, die über <strong>eine</strong> Thiol-Gruppe verfügen<br />

Zur kovalenten Anbindung an Maleimid Diblock-Copolymere werden zyklische Pentapeptide<br />

synthetisiert, die über <strong>eine</strong> Thiol-Gruppe verfügen und damit an die Doppelbindung von<br />

Polymeroberflächen binden können. In den Studien zur Zelladhäsion zeigte sich, dass auf<br />

den entsprechend RGD-funktionalisierten Diblock-Coblockpolymeren wesentlich mehr<br />

humane Osteoblasten adhärieren als auf den entsprechenden Polymerfilmen ohne<br />

integrinbindende Sequenzen. [123] Ebenso bewirkte die Immobilisierung von Thiol-Peptiden<br />

auf Maleimid-funktionalisierten BSA-Oberflächen die Adhäsion von Mausfibroblasten MC3T3<br />

[102] und primären humanen Chondrozyten [124].<br />

Der Einsatz Thiol-funktionalisierter Peptide zur Gestaltung neuartiger Biopolymere ist<br />

vielversprechend, für die Herstellung strukturierter funktionaler Oberflächen jedoch<br />

ungeeignet, da lithographisch kein Muster erzeugt werden kann. Zudem sind Thiole äußerst<br />

empfindlich gegenüber oxidativen Einflüssen. Die Biofunktionalisierung von Hyal-Derivaten<br />

mit Thiol-Peptiden ist daher nicht Bestandteil dieser Arbeit.<br />

30


Grundlagen<br />

2.7 Neue Strategie zur Biofunktionalisierung von Hyaluronsäure-Hydrogelen<br />

Neben den in Kapitel 2.5 vorgestellten Möglichkeiten der Biofunktionalisierung von<br />

Hyaluronsäure soll zusätzlich ein Verfahren erprobt werden, bei dem ausschließlich Hyal-<br />

Derivate und vollsynthetische, integrinbindende Peptide verwendet werden. Zahlreiche RGDmodifizierte<br />

Polymere wurden bereits untersucht und es konnte gezeigt werden, dass der<br />

Abstand von RGD zur Oberfläche, die RGD-Belegungsdichte, die Integrin-Selektivität und -<br />

Affinität entscheidend durch das entsprechende Design der RGD-Peptide beeinflusst wird.<br />

[31] Beispielsweise wird RGD auf <strong>eine</strong>m Co-Polymer aus Polystyrol und Acrylsäure mittles<br />

Carbodiimid-Kopplung und dann das Wachstum von Mausfibroblasten beobachtet. [125]<br />

Auch die kovalente Anbindung von RGD an Polyacrylamidgel mittels NHS-Aktivierung<br />

funktioniert und unterstützt damit die Fibroblasten-Adhäsion. [126] Eine Anbindung von<br />

GRGDSY mit geschützten Seitenketten an Polyurethane verläuft erfolgreich mit EDC und<br />

anschließender Entschützung des Peptids, sodass Endothelzellen auf dem modifizierten<br />

Polymer adhärieren. [127]<br />

Obwohl bedacht werden muss, dass bei <strong>eine</strong>r radikalischen Polymerisation die Hyaluronan-<br />

Gerüststruktur oder die zu <strong>eine</strong>r Funktionalisierung verwendete Peptide zerstört werden<br />

können, zeigen die Arbeiten von Kantlehner et al, dass <strong>eine</strong> kovalente Anbindung zyklischer<br />

RGDfK Peptide an PMMA mittels <strong>eine</strong>s Acrylamidankers erfolgreich verläuft und der<br />

verbesserten Adhäsion und Proliferation von Osteoblasten dient. [102]<br />

In Abbildung 2-15 (angelehnt und fortgeführt aus Abbildung 2-11) sind drei grundsätzliche<br />

Prozessmöglichkeiten schematisch dargestellt, wie sie im Rahmen dieser Arbeit zur<br />

Herstellung zellattraktive Hyaluronsäure-Hydrogele untersucht werden sollen.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Vernetzung<br />

Kapitel 4.5.2<br />

+<br />

Vernetzung<br />

Kapitel 4.6.2<br />

(e)<br />

Vernetzung<br />

+<br />

Vernetzung<br />

Kapitel 4.6.4<br />

Hyal-Strang<br />

mit vernetzbarer Funktionalität<br />

Biomolekül<br />

Peptid mit vernetzbarer Funktionalität<br />

Abbildung 2-15: Herstellung biofunktionaler Hyaluronsäurefilme, ausgehend von Peptidfunktionalisierter<br />

Hyaluronsäure (a), von <strong>eine</strong>m Gemisch aus funktioneller Hyal<br />

und Biomolekülen (b) oder von pclHyal und funktionalisiertem Peptid (e)<br />

31


Grundlagen<br />

Zur Vermeidung aufwändiger Schutzgruppen-Strategien ist die Anbindung von RGD an<br />

Hyaluronsäure mittels Festphasensynthese (SPPS) denkbar. Durch Dialyse kann dabei nach<br />

Abspaltung des Trägermaterials das Produkt aus Hyaluronsäure und dem gewünschten<br />

Peptid relativ einfach isoliert werden (a). In Abbildung 2-16 wird die SPPS-Synthese-<br />

Strategie dargestellt, wobei über <strong>eine</strong> mit Fluor markierte Aminosäure im Kopplungsprodukt<br />

mittels<br />

19 F-NMR Spektroskopie <strong>eine</strong> erfolgreiche Anbindung an Hyaluronsäure<br />

nachgewiesen werden könnte.<br />

Hyal<br />

COOH<br />

2)<br />

1) TFFH<br />

19 FDGR<br />

Hyal<br />

O HN<br />

RGDF<br />

19<br />

1) Harz-Abspaltung<br />

2) Dialyse<br />

Hyal<br />

O HN<br />

RGDF<br />

19<br />

Abbildung 2-16: Verknüpfung von Hyaluronsäure und NHS-aktivierten Molekülen<br />

Zur strukturierten Peptid-Immobilisierung mittels Photolitographie besteht die Möglichkeit, auf<br />

<strong>eine</strong>r pclHyal Oberfläche photoreaktive Peptide aufzutragen und durch Bestrahlung mit UV<br />

auf der pclHyal-Schicht anzubinden (e). Dabei kann durch das Auflegen <strong>eine</strong>r Maske<br />

während des Bestrahlungsprozesses das Peptid lokal immobilisiert werden. Ebenso denkbar<br />

ist die UV-Bestrahlung <strong>eine</strong>s Gemisches aus <strong>eine</strong>m (natürlichen) Biomolekül und Hyal, wobei<br />

das Biomolekül nicht nur auf der Oberfläche sondern im pclHyal verteilt kovalent<br />

angebunden werden kann (b).<br />

Bei der Bestrahlung mit UV und Verwendung <strong>eine</strong>s Initiators können <strong>alle</strong>rdings<br />

unkontrollierbare Nebenreaktionen auftreten. Es können z.B. zelltoxische Verbindungen<br />

gebildet werden, sodass die erreichte Funktionalisierung nicht zwangsläufig Zellattraktivität<br />

begünstigt. Für Anwendungen in der Zellkultur müssen daher geeignete Prozesse entwickelt<br />

werden, um den Stress auf die Zellen möglichst gering zu halten.<br />

2.8 Einsatz von Hyal-Kompositen in der 3D-Zellkultur<br />

Wie bereits im Einleitungsteil vorgestellt, reagieren Zellen auf chemisch strukturierte<br />

Oberflächen. Zur Nachgestaltung <strong>eine</strong>r natürlichen dreidimensionale Umgebung werden<br />

zudem häufig Gerüststrukturen oder poröse Substrate wie Schwämme, Fasern oder<br />

Mikrokapseln verwendet, die das Zellwachstum, die Zellorganisation und Differenzierung auf<br />

oder in den Strukturen unterstützen.[36, 22, 9]<br />

Eine weitere Möglichkeit Zellen dreidimensional zu kultivieren, ist die Verwendung so<br />

genannter „microwell arrays“. Dabei handelt es sich um <strong>eine</strong> Matrix aus Mikrovertiefungen<br />

die mit Zellen besiedelt wird. [128-130]. Häufig werden Polymere zur Herstellung dieser<br />

mikrostrukturierten Substrate genutzt, die mittels Photolithographie, Plasmaätzen, Mikro-<br />

Kontakt-Stempeln (µCP) oder Mikro-Thermoformen bearbeitet werden. [131] Je nach<br />

verwendetem Polymermaterial und dessen Oberflächeneigenschaften kann die Zelladhäsion<br />

nur global kontrolliert werden, sofern k<strong>eine</strong> f<strong>eine</strong>re Struktur angebracht wird. Wird das<br />

Substrat mit <strong>eine</strong>r Zelllösung inkubiert, so werden sich statistisch betrachtet die Zellen<br />

sowohl zwischen den Vertiefungen als auch auf den verbindenden planaren Flächen<br />

ansiedeln. Dies hat die Bildung <strong>eine</strong>r Mischpopulation aus Zellen in der Monolage und Zellen<br />

32


Grundlagen<br />

in <strong>eine</strong>r 3D-Situation zur Folge, was zu fehlerhaften Interpretationen gemessener<br />

Zellaktivitäten führen kann. [132]<br />

Verschiedenste Ansätze zur Kontrolle der Umgebung von Zellen werden daher beschrieben.<br />

Mohr et al. beschichten ein ausgeformtes Polyurethansubstrat (PU) mit <strong>eine</strong>r Proteinresistenten<br />

sich selbst anordnenden Monolage aus Alkanthiolen zwischen den Vertiefungen<br />

und <strong>eine</strong>m Matrigel TM Adsorbat in den Vertiefungen (Abbildung 2-17). Damit ist es möglich<br />

undifferenzierte hES-Zellen über Wochen ohne Passagieren der Zellen zu kultivieren. [133]<br />

Ochsner et al. passivieren das Plateau <strong>eine</strong>r Polydimethoxysilan (PDMS) Struktur durch<br />

inverses µCP von Poly(L-lysin)-graft-poly(ethylenglykol). Anschließend werden durch<br />

Inkubation des PDMS Substrates mit <strong>eine</strong> Fibronektin-Lösung ausschließlich die<br />

Vertiefungen mit dem Zell-attraktiven Fn beschichtet, wodurch die dreidimensionale<br />

Ausbildung einzelner menschlicher Nabelschnurendothelzellen kontrolliert werden kann.<br />

[134] Mit <strong>eine</strong>r Methode die als „reaktives Mikro-Kontakt-Stempeln“ bezeichnet wird, kann die<br />

Topografie und die örtlich aufgelöste Anbindung regulativer Prot<strong>eine</strong> zur Untersuchung<br />

blutbildender Stammzellen untersucht werden. [135]<br />

geformtes PU<br />

Goldbeschichtung<br />

Alkanthiole<br />

Matrigel TM<br />

hESCs<br />

Abbildung 2-17: Selektive Beschichtungen von PU zur Kultivierung von hESC über mehrere<br />

Wochen [133]<br />

Eine Möglichkeit der Anwendung von Hyaluronsäure in 3D-Zellkultur-Substraten bietet das<br />

Substrate Modification and Replication by Thermoforming“ (SMART) Verfahren. [129] Der<br />

Vorteil des SMART Verfahrens gegenüber den oben erwähnten Methoden zur Definition<br />

<strong>eine</strong>r Zellnische basiert auf der Kombination des Formprozesses <strong>eine</strong>r festen Phase mit der<br />

Vor-Modifizierung <strong>eine</strong>s planaren Polymerfilmes. Da das Formen des Films bei<br />

Temperaturen durchgeführt wird, bei denen das Polymer zwar erwärmt, jedoch nicht<br />

geschmolzen wird, bleiben wie in Abbildung 2-18 gezeigt zuvor ausgeführte<br />

Polymermodifikationen erhalten. [136]<br />

33


Grundlagen<br />

Abbildung 2-18: Thermogeformter Polycarbonat Film mit <strong>eine</strong>m Muster aus Silber. In der<br />

Vertiefung ist die Verstreckung des Musters (ursprünglich 25x25 µm 2 ) deutlich<br />

zu erkennen [129]<br />

2.9 Untersuchungsmethoden zur Charakterisierung der Biofunktionalisierung<br />

von Polymeroberflächen und deren Einsatz in der Zellkultur<br />

2.9.1 Spektroskopische Verfahren<br />

Chemisch-analytische Standardmethoden<br />

Die Methoden zur Untersuchung modifizierter Hyaluronsäure sind abhängig von der Form, in<br />

der die Hyaluronsäure vorliegt. Im unvernetzten Molekül erfolgt der Nachweis der Anbindung<br />

funktioneller Gruppen durch die Beobachtung der Verschiebung der Protonensignale im 1 H-<br />

NMR. Zusätzlich empfiehlt sich die Untersuchung der Hyal-Derivate mittels UV/Vis-<br />

Spektroskopie (quantitative Analyse) oder IR-Spektroskopie (qualitativer Nachweis),<br />

insbesondere auch, um die Art und Konzentration von Syntheserückständen zu ermitteln.<br />

Zur Peptidsynthese werden chromatographische Verfahren gekoppelt an<br />

Massenspektroskopie oder UV-Vis Spektroskopie verwendet. Bei der Synthese der Peptide<br />

an der Festphase erfolgt die Charakterisierung der Produkte nach Abspaltung vom<br />

Syntheseharz mittels LC-MS-µToF.<br />

Für Anwendungen in der Zellkultur ist auf besondere Reinheit der eingesetzten<br />

Hyaluronsäurederivate und Peptide zu achten. Dies wird durch entsprechend lange Dialyse-<br />

Zeiten, Filtrationen und chromatographische Verfahren gewährleistet.<br />

Werden Hyaluronsäuremoleküle auf <strong>eine</strong>r Substratoberfläche immobilisiert, so bestätigt <strong>eine</strong><br />

einfache Voruntersuchung durch Anfärben mit Kristallviolett schnell, ob die Substrat-Hyal-<br />

Vernetzung erfolgreich verlaufen ist. Das Farbsalz wird über das quaternäre Stickstoffatom<br />

an die deprotonierten Carboxylgruppen der Hyaluronsäure gebunden.<br />

34


Grundlagen<br />

Mittels Photoelektronenspektroskopie wird Hyal auf <strong>eine</strong>r Oberfläche nachgewiesen<br />

Präziser lässt sich die Immobilisierung von Hyaluronsäure auf verschiedenen Substraten<br />

durch die Röntgenphotoelektronenspektroskopie (XPS) feststellen. Dabei wird <strong>eine</strong> Probe<br />

mit charakteristischer Röntgenstrahlung angeregt. Durch den photoelektrischen Effekt<br />

werden gebundene Elektronen durch die einf<strong>alle</strong>nden Photonen (hν) aus den inneren oder<br />

äußeren Atomschalen des oberflächennahen Probenmaterials herausgeschlagen und<br />

verlassen die Probe mit der kinetischen Energie E kin :<br />

E kin = hν - E B - e Φ<br />

E B ist die Bindungsenergie des betreffenden Photoelektrons und wird als charakteristische<br />

Größe zum Elementnachweis benutzt; e Φ ist die Elektronenaustrittsarbeit, die aufgebracht<br />

werden muss, um ein Elektron aus <strong>eine</strong>m Festkörper ins Vakuum zu transferieren. [137]<br />

Durch die Näherung nach Koopman [138] wird angenommen, dass sich die Lage der<br />

Elektronen-Energieniveaus <strong>eine</strong>s Atoms oder Moleküls bei dessen Ionisierung nicht ändert,<br />

so dass die Photoemission über <strong>eine</strong> Einelektronennäherung gut beschrieben ist und damit<br />

die Ionisationsenergie gleich der Bindungsenergie ist.<br />

Die mittlere freie Weglänge λ von Photoelektronen mit kinetischen Energien zwischen 10<br />

und 1000 eV liegt für <strong>alle</strong> elementaren Festkörper zwischen 0,2 und 3 nm. Somit beschränkt<br />

sich die Informationstiefe von XPS auf <strong>eine</strong>n Bereich von wenigen Monolagen. Die Intensität<br />

des Signals nimmt aufgrund von Wechselwirkungen der Photoelektronen mit Materie mit<br />

zunehmender Austrittstiefe exponentiell ab. Es lässt sich abschätzen, dass 95 % der<br />

gemessenen Intensität <strong>eine</strong>r Photolinie aus <strong>eine</strong>r Schicht der Dicke 3 λ stammen, was <strong>eine</strong>r<br />

Informationstiefe von max. 10 nm entspricht. [139]<br />

Der große Nutzen von XPS-Messungen besteht neben dem Elementnachweis in<br />

oberflächennahen Schichten in der Möglichkeit zur Unterscheidung verschiedener<br />

Oxidationsstufen <strong>eine</strong>s Elements. Da <strong>eine</strong> unterschiedliche chemische Umgebung <strong>eine</strong>s<br />

Atoms <strong>eine</strong> Änderung der Valenzelektronenverteilung zur Folge hat, wird die Abschirmung<br />

der Kernladung verändert und führt damit zu unterschiedlichen Bindungsenergien der<br />

Photoelektronen des gleichen Elements. Dieser als chemische Verschiebung bezeichnete<br />

Effekt ist als Differenz zwischen der Bindungsenergie <strong>eine</strong>s Atoms in s<strong>eine</strong>r chemischen<br />

Umgebung und der Bindungsenergie des R<strong>eine</strong>lements definiert.<br />

Quantitative Analyse mittels XPS<br />

Zur Komponentenidentifizierung und Quantifizierung werden die XPS-Spektren der<br />

relevanten Energiebereiche (C1s, O1s, N1s) mittels <strong>eine</strong>r oder mehrerer Voigt-Funktionen<br />

angepasst. Die sich aus den ermittelten Peakflächen ergebenden Intensitäten werden auf die<br />

Wirkungsquerschnitte für die Photoionisation σ [140] sowie die energieanhängigen mittleren<br />

freien Weglängen λ ( λ ∝ Ekin<br />

) und die Transmissionsfunktion des Analysators korrigiert<br />

[141]. Für den Analysator wurde in dieser Arbeit <strong>eine</strong> Passenergie von 20 eV gewählt. Im<br />

Ergebnis liegen die Konzentrationsverhältnisse innerhalb des Informationsvolumens vor.<br />

35


Grundlagen<br />

Die XPS-Messungen wurden am KIT, Institut für Materialforschung III, von Frau Vanessa<br />

Trouillet und Herrn Dr. Michael Bruns durchgeführt.<br />

2.9.2 Mikroskopische Verfahren<br />

Topografische Untersuchung von Hyaluronsäure-Filmen mittels AFM<br />

Die Oberflächenbeschaffenheit <strong>eine</strong>s Hyaluronsäurefilms kann durch Rasterkraftmikroskopie<br />

(AFM) Aufnahmen untersucht werden. Zur Topographie-Detektion mittels AFM wählt man<br />

den non-contact Modus. Dabei wird <strong>eine</strong> Messnadel, auch Cantilever genannt, mit <strong>eine</strong>m<br />

Piezoelement zur Schwingung angeregt. Die Spitze oszilliert dabei im attraktiven<br />

Abstandsbereich des Oberflächenpotentials, wird aber geeignet kontrolliert, um <strong>eine</strong>n<br />

direkten Kontakt zu verhindern. Sobald sich die Cantilever-Spitze der Probe nähert,<br />

beeinflussen van-der-Waals Kräfte die Amplitude und die Phase der Schwingung, was als<br />

Änderung des Abstands zwischen Spitze und Probe detektiert wird. Den Aufbau <strong>eine</strong>s AFM-<br />

Gerätes zeigt Abbildung 2-19. [142] Durch den non-contact Betriebsmodus wird <strong>eine</strong><br />

Beschädigung des Polymers während der Messung verhindert, was im tapping-Modus, bei<br />

dem der Cantilever im Schwingungstal die Probe berührt, nicht auszuschließen wäre. [143]<br />

Durch das Abtasten der Oberfläche kann <strong>eine</strong> vollflächige Beschichtung oder <strong>eine</strong> erzeugte<br />

Struktur nachgewiesen werden.<br />

Abbildung 2-19: Aufbau <strong>eine</strong> AFM-Messgerätes [142]<br />

36


Grundlagen<br />

Dreidimensionale Betrachtung von Hyaluronsäurestrukturen mittels Laserscan-Mikroskopie<br />

Zur Betrachtung erzeugter pclHyal-Strukturen eignet sich die berührungslose Laser<br />

Profilometrie. Das in dieser Arbeit verwendete 3D-Lasersan-Farbmikroskop verwendet zwei<br />

verschiedene Lichtquellen: kurzwelliges Laserlicht und <strong>eine</strong> weiße Lichtquelle zur<br />

Beleuchtung. Durch den gleichzeitigen Einsatz beider Lichtquellentypen können<br />

Informationen über Farbe, Lichtintensität und Profil der Probe gewonnen werden. Dabei<br />

rastert ein fokussierter Laserstrahl <strong>eine</strong>r bestimmten Wellenlänge die zu vermessende<br />

Oberfläche in x- und y-Richtung ab. Das Objektiv wird entlang der z-Achse verschoben und<br />

wiederholtes Scannen für jede z-Position liefert abhängig vom Profil der untersuchten Probe<br />

unterschiedliche Intensitäten des reflektierten Lichts. Zur Lichtaufnahme wird ein<br />

Photoelektronen-Vervielfacher verwendet. Entsprechend der Bewegung der Optik entlang<br />

der vertikalen Achse auf jeder Einzelebene werden die maximalen Lichtintensitäten, die<br />

Höhe der maximalen Lichtintensitäten sowie die dazugehörige Farbinformation ermittelt und<br />

drei Bildtypen erzeugt: ein omnifokales Farbbild, ein schwarz-weiß Lichtintensitätsbild und<br />

ein Vertikalbild.<br />

Abbildung poröser Hyaluronsäure-Gele durch REM<br />

Die Porenstruktur <strong>eine</strong>s Hyaluronsäuregels kann durch Aufnahmen am<br />

Rasterelektronenmikroskopie (REM) gezeigt werden (schematische Darstellung <strong>eine</strong>s REM<br />

in Abbildung 2-20). Bei dieser Methode wird ein Elektronenstrahl in <strong>eine</strong>m bestimmten<br />

Muster über das vergrößert abzubildende Objekt geführt (gerastert), wobei die<br />

Wechselwirkungen der Elektronen mit dem Objekt zur Erzeugung <strong>eine</strong>s Bildes genutzt<br />

werden. Proben für REM-Aufnahmen müssen vakuumstabil sein, da die Untersuchung im<br />

Hochvakuum stattfindet. Da Hyaluronsäure-Proben nicht leitend sind, müssen sie vor der<br />

Elektronenbestrahlung mit <strong>eine</strong>r dünnen Edelmetallschicht überzogen werden (z.B. durch<br />

Aufdampfen von Gold), um das Aufladen der Proben zu verhindern. Für biologische Proben<br />

ist <strong>eine</strong> spezielle Variante des REM, das ESEM (environmental scanning electron<br />

microscope) von Bedeutung. Hierbei können auch Proben untersucht werden, die nicht<br />

vakuumstabil sind, da in der Probenkammer ein erhöhter Restgasdruck angelegt werden<br />

kann. Zudem müssen im ESEM die Proben nicht mit Gold bedampft werden, da das Restgas<br />

in der Probenkammer der Aufladungskompensation dient.<br />

37


Grundlagen<br />

Abbildung 2-20: Schematischer Aufbau <strong>eine</strong>s Rasterelektronenmikroskops<br />

(www.pit.physik.uni-tuebingen.de)<br />

Die REM-Aufnahmen wurden am KIT, Institut für Materialforschung I, von Frau Beate<br />

Rabsch durchgeführt.<br />

Die Fluoreszenzmikroskopie ermöglicht Einblicke in das Zellwachstum auf Hyal-Filmen und<br />

in Hyal-Gelen<br />

Ein Anfärben von Zellen auf Hyal-Matrices kann mit Kristallviolett erfolgen. Zu beachten ist<br />

dabei jedoch, dass Kristallviolett ebenfalls in Hyal-Filme eingelagert wird und entsprechend<br />

als Hintergrundfärbung stört. Eine Zellfärbung mit fluoreszierenden Farbstoffen ist daher<br />

sinnvoll. Werden Zellen in Hydrogelen immobilisiert, so ist neben <strong>eine</strong>m geeigneten<br />

Kulturbehältnis und zytokompatiblen Gelierungsprozessen auch die Zellzahl entscheidend<br />

für die Vitalität der Zellen. Die Evaluierung von Mikrokontainern mit Hydrogelen für die<br />

Zellkultur, das Überprüfen negativer Einflüsse von Photoinitiatoren bzw. UV-Strahlung auf<br />

die Zellkultur sowie <strong>eine</strong> geeignete Zelldichte zum Inkubationsbeginn sind zu untersuchen.<br />

Um im Anschluss die Viabilität der Zellen bestimmen zu können, sind geeignete Farbstoffe<br />

zu wählen, die Aufnahmen der in 3D-Kultur-Gelen befindlichen Zellen am konfokalen<br />

Lasermikroskop ermöglichen. Dabei können sich mögliche Farbstoffeinlagerungen im Gel<br />

störend auswirken.<br />

Die Fluoreszenzmikroskopie ermöglicht es, die Zellen auf <strong>eine</strong>m Hyaluronsäurefilm bzw. in<br />

<strong>eine</strong>m Hyaluronsäuregel detailliert abzubilden. Durch das intensive Anregungslicht <strong>eine</strong>r<br />

38


Grundlagen<br />

bestimmten Wellenlänge wird der Fluoreszenzfarbstoff in der Probe angeregt und emittiert<br />

meist nur sehr schwaches Licht, welches durch die Stokesverschiebung in der Regel<br />

langwelliger ist als das anregende Licht. Mit Hilfe <strong>eine</strong>s dichroitischen Strahlteilers wird das<br />

Anregungslicht auf die Probe reflektiert, während das Fluoreszenzlicht transmittiert und das<br />

von der Probe reflektierte Anregungslicht wiederum reflektiert wird.<br />

Der schematische Aufbau der in dieser Arbeit verwendeten Mikroskope zur Fluoreszenz-<br />

Detektion und zur Erzeugung dreidimensionaler Bildansichten ist in den Abbildungen 2-21<br />

gezeigt.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 2-21: (a) Aufbau <strong>eine</strong>s Fluoreszenzmikroskops, bei dem das Anregungslicht<br />

zusätzlich zwei Glasplatten mit Gitterstrukturen passiert, um rechnerisch ein 3D<br />

Bild rekonstruieren zu können und (b) Aufbau <strong>eine</strong>s konfokalen<br />

Fluoreszenzmikroskops (beide Abbildungen: Carl Zeiss AG)<br />

Der in Abbildungen 2-21(a) gezeigte Aufbau gleicht dem <strong>eine</strong>s konventionellen<br />

Lichtmikroskops. Ein dreidimensionales Bild entsteht hierbei durch das Prinzip der<br />

strukturierte Beleuchtung: dabei wird <strong>eine</strong> Gitterstruktur in den Fluoreszenz-Strahlengang<br />

eingebracht und somit das Gittermuster auf die Probe projeziert. Dadurch erhält die Kamera<br />

ein mit dunklen Streifen durchzogenes Bild des Präparates. Das Bild des Gitters ist an<br />

defokussierten Stellen des Präparates nicht sichtbar und gibt damit an, welche Bereiche für<br />

die Bildanalyse ausgewertet werden um <strong>eine</strong>n fokussierten optischen Schnitt zu erhalten.<br />

Um die gesamte Bildinformation rechnerisch zu rekonstruieren, müssen mindestens drei<br />

Rohbilder mit unterschiedlichen Gitterpositionen aufgenommen werden. In Abbildungen<br />

2-21(b) wird der Aufbau <strong>eine</strong>s konfokalen Mikroskops gezeigt. Hierbei gelangt durch <strong>eine</strong><br />

Lochblende nur Fluoreszenzlicht aus dem Fokus der angeregten Probe in das Mikroskop.<br />

Dadurch werden Hintergrundsignale eliminiert, das Bild wird insgesamt schärfer. Eine<br />

dreidimensionale Ansicht entsteht durch die schichtweisen Aufnahmen, die als Bilder<br />

abgelegt werden. Der Bilderstapel kann nachher von <strong>alle</strong>n Seiten betrachtet werden.<br />

39


Grundlagen<br />

2.9.3 Weitere Analyseverfahren<br />

Durch die Messung des Kontaktwinkels auf <strong>eine</strong>m Substrat werden die geeigneten spincoating<br />

Parameter ermittelt<br />

Auf <strong>eine</strong>r Oberfläche (s, fest) die von <strong>eine</strong>m Gas (v, gasförmig), meist Luft, umgeben ist kann<br />

sich der Tropfen <strong>eine</strong>r Flüssigkeit (l, flüssig) entweder ausbreiten oder in Tropfenform<br />

bestehen bleiben. <strong>Ist</strong> die Adhäsion zwischen Flüssigkeit und Festsoff groß genug, so ist das<br />

Spreiten des Tropfens energetisch günstiger als die Kohäsion in der Flüssigkeit. In Abbildung<br />

2-22 ist der Kontaktwinkel zwischen Tropfen und Oberfläche eingezeichnet.<br />

Abbildung 2-22: Schematische Darstellung des Kontaktwinkels θ<br />

Im thermodynamischen Gleichgewicht gilt für <strong>eine</strong>n Flüssigkeitstropfen auf <strong>eine</strong>r<br />

Festkörperoberfläche die Young-Gleichung [144]:<br />

δ<br />

s<br />

= δl<br />

⋅cos θ + γ<br />

sl<br />

δ s<br />

δ l<br />

γ sl<br />

θ<br />

Oberflächenspannung des Feststoffs<br />

Oberflächenspannung der Flüssigkeit<br />

Grenzflächenspannung Feststoff/Flüssigkeit<br />

Kontakt-/Randwinkel<br />

Beim Arbeiten mit wässrigen Lösungen stellt der Kontaktwinkel ein Maß für die Hydrophilie<br />

(griechisch: Wasserliebe) <strong>eine</strong>r Oberfläche dar. Für <strong>eine</strong> gute Benetzung mit Wasser bzw.<br />

<strong>eine</strong> hydrophile Oberfläche wird ein Kontaktwinkel von unter 90° gemessen. Bei Winkeln<br />

größer 90° spricht man von <strong>eine</strong>r hydrophoben, also schlecht mit Wasser benetzbaren<br />

Oberfläche. Die vollständige Benetzung beobachtet man bei θ = 0 (siehe Abbildung 2-23).<br />

40


Grundlagen<br />

θ > 90°<br />

schlechte Benetzung<br />

θ < 90°<br />

gute Benetzung<br />

θ = 0°<br />

vollständige Benetzung<br />

Abbildung 2-23: Benetzungsverhalten auf Oberflächen [145]<br />

Zur korrekten Messung darf die Materialoberfläche nicht durch den Tropfen deformiert<br />

werden. Zudem muss auf <strong>eine</strong> zügige Durchführung der Analyse geachtet werden, damit<br />

Volumen- oder Konzentrationsänderung des Tropfens vermieden werden.<br />

Die in der vorliegenden Arbeit angewandte Methode zur Bestimmung des Kontaktwinkels<br />

wird statische Kontaktwinkelanalyse genannt. Dabei wird ein liegender Tropfen aufgebläht<br />

(Fortschreitwinkel) bzw. zusammengezogen (Rückzugswinkel).<br />

Die Schichtdicke von Hyaluronsäurefilmen auf verschiedenen Substraten wird mit Hilfe der<br />

Quarzmikrowaage bestimmt<br />

Werden Hyaluronsäurederivate zu <strong>eine</strong>m Wasser-unlöslichen Film vernetzt, so kann die<br />

Filmdicke mit Hilfe der Quarzmikrowaage (QCM) auf verschiedenen Substraten ermittelt<br />

werden. Das Messprinzip der QCM beruht auf der Änderung der Frequenz und der<br />

Dämpfung <strong>eine</strong>s Quarzkristalls (gezeigt in Abbildung 2-24), der durch Wechselstrom zur<br />

Schwingung angeregt wird.<br />

QCM-Kristall mit<br />

Gold-Elektroden<br />

auf Vorder-und<br />

Rückseite<br />

Anregung zur Schwingung<br />

unbeschichteter<br />

Kristall<br />

beschichteter<br />

Kristall<br />

Frequenz<br />

Fourier<br />

Fourier<br />

Transformation<br />

Zeit<br />

Abbildung 2-24: Schema zur Erklärung des Messprinzips <strong>eine</strong>r Quarzmikrowaage (angelehnt<br />

an Darstellungen von Dr. Ilya Reviakine, Universität Baskenland)<br />

41


Grundlagen<br />

Die Massenänderung auf dem Kristall wird durch Adsorptions- bzw. Desorptionsprozesse<br />

bestimmt. Unter Vakuum-Bedingungen kann beispielsweise das Schichtwachstum dünner<br />

Filme beobachtet werden. In Lösung kann höchst effizient die Affinität zwischen Molekülen<br />

und <strong>eine</strong>r entsprechend funktionalisierten Oberfläche gemessen werden. Durch konstante<br />

Parameter im Betriebsmodus ist <strong>eine</strong> Änderung der Frequenz und der Dämpfung direkt von<br />

der Schichtdicke auf dem Kristall abhängig. Sobald Masse auf dem Kristall deponiert wird<br />

lässt sich nach Sauerbrey [146] die Frequenzänderung quantifizieren und mit der<br />

Masseänderung verknüpfen:<br />

∆ f = −<br />

A<br />

2 f<br />

ρ<br />

2<br />

0<br />

∆<br />

q<br />

µ<br />

q<br />

m<br />

f 0<br />

∆f<br />

∆m<br />

A<br />

ρ q<br />

Resonanzfrequenz<br />

Frequenzänderung<br />

Masseänderung<br />

Fläche zwischen den Elektroden<br />

Dichte des Schwingquarzes<br />

µ q Schermodul des Schwingquarzes<br />

Unter der Annahme, dass ein immobilisierter Hyaluronsäurefilm im trockenen Zustand fest<br />

ist, gleichförmig auf der Oberfläche verteilt ist und <strong>eine</strong> Frequenzänderung kl<strong>eine</strong>r 2 %<br />

aufweist, lässt sich die oben genannte Gleichung anwenden.<br />

Zetapotenzial-Messungen geben Aufschluss über die Oberflächenladung und das Verhalten<br />

<strong>eine</strong>s Hyal-Films in Lösung<br />

An der Grenzfläche zwischen <strong>eine</strong>m Festkörper und <strong>eine</strong>r umgebenden Flüssigkeit lässt sich<br />

<strong>eine</strong> zusätzliche Größe zur Beschreibung der Oberflächenchemie bestimmen: das<br />

Zetapotenzial. In Gegenwart wässriger Lösungen entsteht <strong>eine</strong> Oberflächenladung, wenn<br />

Ionen an <strong>eine</strong>r hydrophoben Oberfläche adsorbieren oder funktionelle Gruppen <strong>eine</strong>r<br />

hydrophilen Oberfläche dissoziieren. Verändert man den pH-Wert der wässrigen Phase, so<br />

lässt sich durch Verschiebung des Adsorptions-Dissoziations-Gleichgewichts das chemische<br />

Verhalten <strong>eine</strong>r Oberfläche beschreiben.<br />

Experimentell erfolgt die Bestimmung des Zetapotenzials aus der Messung des<br />

Strömungspotenzials und des Strömungsstroms. Dabei wird <strong>eine</strong> Oberfläche <strong>eine</strong>m stetig<br />

steigenden Druck durch Überströmen mit <strong>eine</strong>r wässrigen Lösung ausgesetzt. Das<br />

auftretende Strömungspotenzial dU (alternativ der Strömungsstrom dI) hängt linear mit der<br />

Druckdifferenz dp zusammen. Die Steigung der Geraden dU/dp bzw. dI/dp ist proportional<br />

zum Zetapotenzial.<br />

42


Grundlagen<br />

Die Berechnung des Zetapotenzials ζ basiert auf der Smoluchowski-Gleichung [147]:<br />

U s<br />

η L 1<br />

ζ =<br />

∆p<br />

ε ⋅ Q R<br />

ε 0<br />

ζ<br />

U s<br />

∆p<br />

L und Q<br />

η<br />

ε und ε 0<br />

R<br />

Zetapotenzial<br />

Strömungspotential<br />

Druckdifferenz<br />

Länge und Querschnitt des Strömungskanals<br />

Viskosität der Lösung<br />

Permittivität der Lösung bzw. des Vakuums<br />

elektrischer Widerstand<br />

Als Standardelektrolyt wird <strong>eine</strong> 1 mmol/L Lösung <strong>eine</strong>s einfachen Elektrolyts (meist KCl)<br />

verwendet, um Reproduzierbarkeit und Empfindlichkeit der Messungen zu gewährleisten. Da<br />

die Oberflächenladung <strong>eine</strong>s Hyaluronsäure-Films <strong>eine</strong>n Einfluss auf die Anheftung von<br />

Prot<strong>eine</strong>n bzw. Zellen an das Substrat hat, kann das Zetapotenzial der Oberfläche je nach<br />

Modifikation <strong>eine</strong> Aussage über zu beobachtende Adhäsionsprozesse liefern. Der Aufbau<br />

des verwendeten Messapparates ist in Abbildung 2-25 dargestellt.<br />

Abbildung 2-25: Stempelmesszelle zur Bestimmung des Zetapotenzials (Anton Paar ® )<br />

Die Zetapotenzial-Messungen wurden am KIT, Institut für Nukleare Entsorgung, von Herrn<br />

Dr. Johannes Lützenkirchen durchgeführt.<br />

43


Material und Methoden<br />

3 Material und Methoden<br />

3.1 Methoden<br />

3.1.1 Oberflächenbehandlungen<br />

Glasplättchen und QCM-Goldkrist<strong>alle</strong> werden vor Silanisierung der Oberfläche gereinigt.<br />

Dazu werden die Plättchen 15 min in <strong>eine</strong>r Lösung aus 5:1:1 Volumenteilen<br />

H 2 O:NH 3 (konz):H 2 O 2 (32 %) gekocht, anschließend mit reichlich H 2 O gewaschen und danach<br />

im Stickstoffstrom getrocknet. Zur Silanisierung werden die Plättchen 20 min in <strong>eine</strong> Lösung<br />

aus 94 Vol% angesäuertem Methanol (1 mM Essigsäure in MeOH + 5 Vol% Wasser +<br />

1 Vol% 3-(Aminopropyl)-trimethoxysilan) eingetaucht. Anschließend mit reichlich EtOH und<br />

H 2 O waschen und im Stickstoffstrom trocknen.<br />

Polymerfilme aus Polystyrol (PS) oder Polymilchsäure (PLA) werden mit N 2 -Plasma<br />

behandelt. Für die Behandlung von Polymeren in der Plasmakammer werden folgende<br />

Parameter gewählt:<br />

Flow:<br />

Pressure:<br />

RF-Leistung:<br />

50 sccm<br />

266,6 Pa<br />

150 Watt<br />

Polymerfilme aus PS werden durch Lösen von PS in Toluol und anschließendem spincoating<br />

hergestellt. Polymerfilme aus PLA sind kommerziell erhältlich.<br />

3.1.2 Bildung von Hyaluronsäurefilmen und –gelen<br />

Aufschleudern (spin-coating) zur Erzeugung dünner Filme<br />

Die Herstellung dünner gelartiger Filme auf Oberflächen wird mittels Aufschleudern erzielt.<br />

Dazu werden die Versuchslösungen auf ein Plättchen, das auf der Schleuder befestigt ist,<br />

aufgebracht und bei <strong>eine</strong>r Rotationsgeschwindigkeit von 2500 rpm auf dem Substrat verteilt.<br />

Sinnvolle Pipettiermengen zur Erzeugung von Schichten sind in Tabelle 3-1 aufgeführt, die<br />

Konzentrationen der verwendeten Lösungen, die zum Aufschleudern gewählt werden, sind in<br />

Tabelle 3-2 aufgelistet.<br />

Tabelle 3-1: Pipettiermengen zur Beschichtung mittels spin-coating<br />

Art des Plättchens pipettierte Menge<br />

d = 14 mm 25 µL<br />

d = 32 mm 65 µL<br />

d = 47 mm 100 µL<br />

44


Material und Methoden<br />

Tabelle 3-2: Zusammensetzung, Mischungsverhältnisse und Konzentrationen der<br />

aufgeschleuderten Gemische aus Hyaluronsäurederivaten und<br />

Adhäsionsvermittlern<br />

Hyal-Derivate (Angabe der Mischungen<br />

in Volumenanteilen)<br />

AAHyal oder VAHyal oder GMHyal<br />

AAHyal oder VAHyal oder GMHyal + FKS = 2:1<br />

AAHyal oder VAHyal oder GMHyal + FN = 2:1<br />

AAHyal oder VAHyal oder GMHyal + PLL = 2:1<br />

Konzentrationen<br />

15 mg/mL<br />

15 mg/mL + FKS<br />

15 mg/mL + 0,1 mg/mL<br />

15 mg/mL + 0,01 w/v<br />

Um mittels spin-coating gleichmäßige Schichten erzeugen zu können, ist ein Gemisch aus<br />

EtOH:H 2 O = 1:1 als Lösungsmittel zu verwenden. Alle AAHyal-Lösungen werden vor dem<br />

spin-coating durch <strong>eine</strong>n Millipore-Spritzenfilter der Porengröße 0,45 µm filtriert. Für VAHyal<br />

und GMHyal enthält das Lösungsmittel zudem 0,1 % Irgacure 2959 (Ic) und 0,1 % N-<br />

Vinylpyrrolidon (Vp). Das Verdünnen der Lösungen aus den kommerziell erhältlichen<br />

Stammlösungen fötales Kälberserum (FKS), Fibronectin (FN) oder Poly-L-Lysin (PLL) erfolgt<br />

mit H 2 O dest. Peptide werden in r<strong>eine</strong>m MeOH oder Gemischen aus MeOH:H 2 O = 1:1 in<br />

<strong>eine</strong>r Konzentration von 5 % w/v gelöst, durch <strong>eine</strong>n Millipore-Spritzenfilter der Porengröße<br />

0,25 µm filtriert und entsprechend verdünnt. Bei Hyal-Protein-Mischungen wird kein Ausfällen<br />

bzw. k<strong>eine</strong> Agglomeration der Prot<strong>eine</strong> durch den Ethanol-Anteil im Lösungsmittel<br />

beobachtet.<br />

Gele in Mikroskop-Kammern<br />

Die Herstellung von Gelen in Kavitäten wird in Mikroskop-Kammern der Firma ibidi (siehe<br />

Abbildung 3-1) erzielt. Dazu werden 10 µL der zu gelierenden Hyaluronsäure-Lösungen in<br />

die Vertiefungen pipettiert und mittels UV-Bestrahlung zu <strong>eine</strong>m Gel vernetzt.<br />

Abbildung 3-1: Mikroskop-Kammer der Firma ibidi (München)<br />

Die Konzentrationen der verwendeten Lösungen, die zur Gelbildung verwendet werden, sind<br />

in Tabelle 3-3 aufgelistet. Alle AAHyal-Lösungen werden vor der Gelierung durch <strong>eine</strong>n<br />

Millipore-Spritzenfilter der Porengröße 0,45 µm filtriert. Für VAHyal und GMHyal enthält das<br />

Lösungsmittel zudem 0,1 % Ic und 0,1 % Vp. Zu 50 µL der Reaktionsmischung aus ATAHyal<br />

45


Material und Methoden<br />

und PAHyal wird zur Gelbildung 10-40 µL <strong>eine</strong>r 0,1 %igen wässrigen CuCl-Lösung<br />

zugegeben.<br />

Tabelle 3-3: Konzentrationen der Hyaluronsäure-Lösungen zur Hydrogelbildung und zur<br />

Hydrogelbildung bei Anwendungen in der Zellkultur<br />

Hyal-Derivate<br />

AAHyal oder VAHyal oder GMHyal<br />

ATAHyal + PAHyal<br />

Hyal-Derivate<br />

AAHyal oder VAHyal oder GMHyal<br />

ATAHyal + PAHyal<br />

AAHyal oder VAHyal oder GMHyal<br />

+ Collagen<br />

Konzentrationen<br />

15 mg/mL<br />

15 mg/0,5 mL + 15 mg/0,5 mL<br />

Konz. bei Anwendungen in der Zellkultur<br />

30 mg/mL<br />

15 mg/0,5 mL + 15 mg/0,5 mL<br />

30 mg/mL<br />

+ 2,5mg/mL oder 1,5mg/mL oder 0,5mg/mL<br />

Für Anwendungen in der Zellkultur:<br />

• beträgt der Gehalt an Ic und Vp 0,2 % im Lösungsmittel, da später bei Zellzugabe<br />

<strong>eine</strong> 1:1 Verdünnung hergestellt wird,<br />

• wird als Lösungsmittel steriler doppelt konzentrierter HKR-PenStrep Puffer oder<br />

steriler doppelt konzentrierter PBS-/- Puffer 4 verwendet,<br />

• werden je 3 µL verschieden konzentrierter CuCl Lösungen zur Bildung von Click-Hyal<br />

zugesetzt, was <strong>eine</strong>r Konzentration von 0,25-0,5 % CuCl pro 10 µl (= 0,25-0,5 µmol je<br />

Mikroskopierkammer) entspricht,<br />

• werden die Hyal-Lösungen vor Gelierung mittels UV-Bestrahlung mit der<br />

Zellsuspension bzw. mit r<strong>eine</strong>m Nährmedium im Verhältnis 1:1 vermischt.<br />

Die Vernetzung von Hyaluronsäurederivaten mittels Photocrosslinking (Bildung von pclHyal)<br />

und die Photoimmobilisierung von Peptiden auf pclHyal<br />

Mit <strong>eine</strong>r Hochdruck-Quecksilberdampflampe werden photoreaktive Hyal-Derivate für 15 min<br />

in <strong>eine</strong>m Abstand von 20 cm zwischen Lichtquelle und Proben-Plättchen oder Proben-Gefäß<br />

bestrahlt. Zusätzlich können Musterschablonen (siehe Abbildungen 3-2) aufgelegt werden,<br />

sodass Teilbereiche (in den Abbildungen dunkelblau bzw. schwarz eingefärbt) nicht bestrahlt<br />

werden (M1-M7 und M9 Chrom auf Glas, M8 Gold auf Glas).<br />

4 PBS-/- entspricht PBS ohne Ca 2+ und ohne Mg 2+ 46


Material und Methoden<br />

M8<br />

M9<br />

Abbildungen 3-2: Masken zur Verwendung beim Bestrahlen mit UV<br />

Die verwendete Hochdruck-Quecksilberdampflampe hat <strong>eine</strong> Strahlungsleistung von 22-<br />

23 mW cm -2 bei 405 nm, 11-13 mW cm -2 bei 365 nm und 0.6-0.8 mW cm -2 bei 240 nm.<br />

In der Literatur werden unterschiedliche Bestrahlungszeiten bei unterschiedlichen<br />

Lampenleistungen angegeben. [37, 43, 76, 77, 98, 79, 80] In dieser Arbeit konnten bei<br />

Anwendung unterschiedlicher UV-Lampen k<strong>eine</strong> signifikanten Unterschiede in der Hyal-<br />

Filmbildung oder während der Bildung von Hydrogelen beobachtet werden.<br />

Die Photoimmobilisierung von Peptiden auf pclHyal verläuft entsprechen dem in Abbildung<br />

3-3 gezeigten Schema.<br />

47


Material und Methoden<br />

Abbildung 3-3: Schematische Darstellung der Reihenfolge zur Immobilisierung und<br />

Strukturierung photoreaktiver Peptide auf pclHyal<br />

Nach <strong>alle</strong>n Prozessen des Photocrosslinkings wird zur Entfernung unvernetzter Hyal-<br />

Derivate oder überschüssiger Peptide ein Wasch-Schritt durchgeführt. Dabei wird das<br />

Substrat für mindestens 10 min in H 2 O dest getaucht. Das Waschen der Substrate im<br />

Ultraschallbad führt in manchen Fällen zum Ablösen der pclHyal-Schichten und ist daher<br />

nicht zu empfehlen.<br />

Peptid-Immobilisierung mittels Mikro-Kontakt-Stempeln auf pclHyal<br />

Stempelherstellung: Zunächst wird das Silikon-Elastomer laut Herstellerangabe durch<br />

Mischen mit dem Härter im Verhältnis 10:1 angerührt. Man gießt die PDMS-Mischung in <strong>eine</strong><br />

Petrischale, entfernt Gasblasen aus der Lösung durch das Anlegen von Vakuum (5 min) und<br />

lässt das Silikon für 3 h bei 60°C aushärten. Nach dem Schneiden des Silikons in<br />

entsprechend dimensionierte Stempel, wird die untere Seite des PDMS, die während des<br />

Aushärtens in Kontakt mit der Petrischale war, zum Stempeln von Peptidlösungen<br />

verwendet.<br />

Peptidimmobilisierung: Dazu wird der Stempel mit Peptidlösung benetzt und diese durch<br />

mehrfaches Abstempeln auf die gewünschte pclHyal-Oberfläche aufgebracht. Der<br />

Stempelabdruck funktioniert durch <strong>eine</strong>n geringen Anpressdruck über 30 s. Anschließend<br />

wird die Probe UV-belichtet, sodass das Peptid photochemisch auf dem bereits vernetzten<br />

Hyal-Derivat angebunden wird. Anschließend wird ein Wasch-Schritt durchgführt, um<br />

überschüssiges Peptid zu entfernen.<br />

48


Material und Methoden<br />

3.1.3 SMART-Prozess: das Mikrothermoformen Hyaluronsäure-beschichteter PLA-<br />

Substrate<br />

In diesem Abschnitt wird das SMART-Verfahren zur Verformung <strong>eine</strong>s Polymers unter<br />

Beibehaltung s<strong>eine</strong>r Oberflächenmodifizierung erläutert.<br />

Zunächst wird die PLA-Folie auf <strong>eine</strong>m Formwerkzeug mit Hilfe <strong>eine</strong>s bioverträglichen<br />

Klebstoffs fixiert, um ein Verschieben der Folie während des Formprozesses zu vermeiden.<br />

Bei dem Formwerkzeug handelt es sich um <strong>eine</strong> mikrostrukturierte Messingplatte mit 25 x 25<br />

gefrästen Löchern, die <strong>eine</strong>n Durchmesser von 350 µm aufweisen (siehe Abbildung 3-4). Die<br />

Dicke der Messingplatte entspricht der maximal möglichen Tiefe von 300 µm für PLA-<br />

Mikrokavitäten, wie sie beim Thermoformprozess erzeugt werden können.<br />

Abbildung 3-4: Das Formwerkzeug ist <strong>eine</strong> 300 µm dicke Messingplatte mit <strong>eine</strong>r Größe von<br />

50 x 50 mm 2 und gefrästen Löchern in <strong>eine</strong>m Bereich von 10 x 10 mm<br />

Die Verwendung des vorgestellten Formwerkzeugs bietet die Möglichkeit, dessen Muster<br />

genau entlang dem Muster <strong>eine</strong>r Photomaske auszurichten, sodass vor dem<br />

Thermoformprozess ortspezifisch VAHyal photoimmobilisiert werden kann. Die Reihenfolge<br />

der Behandlung <strong>eine</strong>r PLA-Folie zur Beschichtung und zum Mikrothermoformens ist<br />

schematisch in Abbildung 3-5 dargestellt.<br />

49


Material und Methoden<br />

Abbildung 3-5: Die Bearbeitung des PLA-Films umfasst N 2 -Plasma Behandlung, VAHyal<br />

spin-coating, UV-Bestrahlung durch <strong>eine</strong> Maske, Muster-Entwicklung und<br />

Mikrothermoformen<br />

Der eigentliche Prozess des Mikrothermoformens wird auf <strong>eine</strong>r Heißprägemaschine<br />

durchgeführt. Wie in Abbildung 3-6 gezeigt, wird das Formwerkzeug mit dem Polymerfilm<br />

zwischen zwei polierten Messingplatten eingesetzt, so dass die pclVAHyal-Fläche auf der<br />

PLA-Folie nach unten in Richtung der Gaseinlässe zeigt. Nach dem Schließen und<br />

Evakuieren der Prägemaschine wird der Aufbau auf 60°C erhitzt. Bei dieser Temperatur ist<br />

das mechanische Verformen ohne Zerstörung der PLA-Polymerstruktur möglich. Durch das<br />

Anlegen von 2-3 MPa über das Gegenwerkzeug wird die aufgeweichte PLA-Folie in die<br />

Vertiefungen zwischen Formwerkzeug und Messingplatte gepresst. Nach dem Abkühlen der<br />

Prägemaschine kann der thermogeformte Film mit Hilfe <strong>eine</strong>s Skalpells vom Formwerkzeug<br />

abgelöst werden. Die Einformtiefe variiert je nach angelegtem Druck zwischen 90-200 µm.<br />

50


Material und Methoden<br />

Abbildung 3-6: Der Thermoform-Prozess wird in <strong>eine</strong>r Heißprägemaschine zwischen zwei<br />

Hochglanz-Messingplatten durchgeführt<br />

3.2 Synthesen der Hyaluronsäure-Derivate<br />

3.2.1 Darstellung von AAHyal [43]<br />

N 3<br />

*<br />

Na<br />

O O OH<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

+<br />

N 3<br />

NH 2<br />

a) EDC<br />

b) EDC + NHS<br />

c) EDC + sNHS<br />

H 2 O, pH 7<br />

4°C, 24 h<br />

*<br />

O NH OH<br />

HO<br />

O O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) und 4-Azidoanilin (85 mg, 0,5 mmol) werden in ca.<br />

20 mL H 2 O dest gelöst.<br />

Syntheseweg a:<br />

Dazu gibt man EDC (96 mg, 0,5 mmol) und stellt mit 0.1 N NaOH die Lösung auf pH 7 ein.<br />

Anschließend wird für 24 h bei 4°C im Dunklen gerührt.<br />

Syntheseweg b:<br />

Dazu gibt man EDC (96 mg, 0,5 mmol) sowie NHS (58 mg, 0,5 mmol) und stellt mit 0.1 N<br />

NaOH die Lösung auf pH 7 ein. Anschließend wird für 24 h bei 4°C im Dunkeln gerührt.<br />

Syntheseweg c:<br />

Dazu gibt man EDC (96 mg, 0,5 mmol) sowie sNHS (109 mg, 0,5 mmol) und stellt mit 0.1 N<br />

NaOH die Lösung auf pH 7 ein. Anschließend wird für 24 h bei 4°C im Dunkeln gerührt.<br />

Syntheseweg a, b und c:<br />

Die Reaktionslösung wird 48 h gegen H 2 O dest dialysiert, in Falcon-Tubes überführt und<br />

schließlich lyophilisiert.<br />

51


Material und Methoden<br />

Ausbeute bzw. Modifzierungsgrad:<br />

Mittels UV/Vis Spektroskopie wird der Gehalt an gebundenem 4-Azidoanilin (AA) bestimmt.<br />

Dazu wird die Absorption äquimolarer Lösungen (c = 0,04 µmol) aus AA bzw. AAHyal<br />

bestimmt. Die Anbindung des 4-Azidoanilin kann zudem im 1 H-NMR nachgewiesen werden.<br />

1 H-NMR (600 MHz, D 2 O, 25°C) δ = 7.58 (m, 1H, H-Aromat), 7.29 (m, 1H, H-Aromat),<br />

7.20-7.09 (m, 2H, H-Aromat), 4.54-4.46 (m, 2H, OH-CH 2 -), 3.83-3.10 (m, 10H,<br />

H-Polysaccharid), 2.02 (s, 3H, CH 3 -).<br />

3.2.2 Darstellung von VAHyal [98]<br />

*<br />

Na<br />

O O OH<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

+<br />

NH 2<br />

EDC<br />

O NH OH<br />

PBS, pH 3<br />

HO<br />

4°C, 24 h O O<br />

* O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) werden in 100 mL PBS-/- gelöst. Man gibt EDC<br />

(96 mg, 0,5 mmol) zu, rührt für 15 min und stellt dann den pH-Wert der Reaktionslösung mit<br />

1 N HCl auf 3 ein. Nach der Zugabe von 4-Vinylanilin (VA) (120 µL, 1 mmol) wird für 24 h bei<br />

4°C gerührt. Die Reaktionslösung wird 48 h gegen H 2 O dest dialysiert, in Falcon-Tubes<br />

überführt und schließlich lyophilisiert.<br />

Mittels UV/Vis Spektroskopie wird der Gehalt an gebundenem VA bestimmt. Dazu wird die<br />

Absorption von Lösungen aus VA (c = 0,04 nmol) bzw. VAHyal (c = 0,04 µmol) bestimmt. Die<br />

Anbindung des 4-Vinylanilins kann zudem im 1 H-NMR nachgewiesen werden.<br />

1 H-NMR (250 MHz, D 2 O, 25°C) δ = 7.49 (m, 4H, H-Aromat), 6.75 (m, 1H, Vinyl-CH-),<br />

5.22 (m, 1H, Vinyl-CH 2 -), 4.56 (m, 2H, OH-CH 2 -), 3.63-3.41 (m, 10H, H-<br />

Polysaccharid), 1.93 (s, 3H, CH 3 -).<br />

52


Material und Methoden<br />

3.2.3 Darstellung von ATAHyal [95]<br />

N 3<br />

O<br />

N 3<br />

O<br />

*<br />

Na<br />

O O OH<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

+<br />

O<br />

O<br />

O<br />

H 2 N<br />

O<br />

EDC, NHS<br />

O NH OH<br />

MES, pH 4<br />

HO<br />

4°C, 24 h O<br />

* O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

Zu Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) gelöst in 4 mL MES wird 11-Azido-3,6,9-<br />

trioxaundecan-1-amin (385 µL, 1,94 mmol) pipettiert. Nach Zugabe von EDC (239 mg,<br />

1,25 mmol) und NHS (144 mg, 1,25 mmol) wird für 24 h bei Raumtemperatur gerührt. Die<br />

Reaktionslösung wird dann 24 h lang gegen <strong>eine</strong> gesättigte NaCl-Lösung dialysiert,<br />

anschließend für 5 Tage gegen H 2 O. Man erhält das Produkt nach Lyophilisation als weißen<br />

Feststoff.<br />

Die Anbindung von 11-Azido-3,6,9-trioxaundecan-1-amin kann über 1 H-NMR nachgewiesen<br />

werden.<br />

1 H-NMR (250 MHz, D 2 O, 25°C) δ = 4.56 (m, 2H, OH-CH 2 -), 3.79-3.27 (m, 24H, H-<br />

Polysaccharid und H-Trioxaundecan), 2.62 (m, 1H, -CH 2 -N 3 ), 2.39 (m, 1H, -<br />

CH 2 -N 3 ), 1.98 (s, 3H, CH 3 -).<br />

3.2.4 Darstellung von PAHyal [95]<br />

*<br />

Na<br />

O O OH<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

+<br />

EDC, NHS<br />

O NH OH<br />

MES, pH 4<br />

HO<br />

4°C, 24 h O O<br />

* O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

NH 2<br />

53<br />

O<br />

*<br />

n


Material und Methoden<br />

Zu Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) gelöst in 4 mL MES wird Propargylamin (122 µL,<br />

1,78 µmol) pipettiert. Nach Zugabe von EDC (239 mg, 1,25 mmol) und NHS (144 mg,<br />

1,25 mmol) wird für 24 h bei Raumtemperatur gerührt. Die Reaktionslösung wird dann 24 h<br />

lang gegen <strong>eine</strong> gesättigte NaCl-Lösung dialysiert, anschließend für 5 Tage gegen H 2 O. Man<br />

erhält das Produkt nach Lyophilisation als weißen Feststoff.<br />

Die Anbindung von Propargylamin kann über 1 H-NMR nachgewiesen werden.<br />

1 H-NMR (250 MHz, D 2 O, 25°C) δ = 4.56 (m, 2H, OH-CH 2 -), 3.97-3.32 (m, 12H, H-<br />

Polysaccharid und –NH-CH 2 ), 2.58 (m, 1H, -C≡CH), 1.98 (s, 3H, CH 3 -).<br />

3.2.5 Darstellung von GMHyal<br />

*<br />

Na<br />

O O OH<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

+<br />

O<br />

O<br />

O<br />

a, d, e) NEt 3 , Bu 4 NBr<br />

b) pH = 8<br />

c) pH = 8<br />

a) 25 °C, 12 h<br />

60 °C, 1 h<br />

b) 4°C, 24 h<br />

c) 0°C, 12 h<br />

d) 25°C, 24 h<br />

e) 25°C, 5d<br />

*<br />

O<br />

O<br />

Na<br />

O O O<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

Syntheseweg a:[37]<br />

Zu Natriumhyaluronan (50 mg, 0,13 mol) gelöst in 5 mL H 2 O, werden nacheinander NEt 3<br />

(0,15 mL, 1,08 mol), GMA (0,15 mL, 1,13 mol), tBu 4 NBr (110,0 mg, 0,34 mol) gegeben und<br />

über Nacht bei Raumtemperatur gerührt. Dann wird die Reaktionslösung 1 h lang auf 65°C<br />

erhitzt und noch lauwarm auf das 20ig-fache Volumen an Aceton (20 mL) gegossen. Es<br />

bildet sich ein weißer Niederschlag, der abfiltriert werden kann. Beim Versuch, den<br />

Niederschlag noch zweimal mit H 2 O zu waschen, bildet sich ein fester weißer Brocken, der<br />

sich nicht mehr in wässrigen Lösungsmitteln löst. Das Lösungsmittel wird am<br />

Rotationsverdampfer entfernt und das Produkt lyophilisiert.<br />

Syntheseweg b:[77]<br />

Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) werden in 5 mL H 2 O dest gelöst. GMA (0,67 ml,<br />

4,98 mmol) wird hinzu pipettiert und die Lösung mit 0.1 N NaOH auf pH 8 eingestellt. Es wird<br />

über Nacht bei 4°C gerührt, anschließend auf EtOH gegossen. Es bildet sich ein weißer<br />

Niederschlag, der abfiltriert wird und mit EtOH gewaschen wird. Das Produkt wird im<br />

Exsikkator getrocknet.<br />

Syntheseweg c:[76]<br />

Natriumhyaluronan (30 mg, 0,08 mmol) wird in 3 mL H 2 O dest. gelöst und mit 0.1 N NaOH<br />

wird auf pH 8 eingestellt. Nach Zugabe von GMA (0,02 mL, 1,51 mmol) wird über Nacht auf<br />

Eis gerührt. Anschließend wird das Produkt gegen H 2 O dest für 48 h dialysiert und danach<br />

gefriergetrocknet.<br />

54


Material und Methoden<br />

Syntheseweg d:[81]<br />

Zu Natriumhyaluronan (100 mg, 0,25 mmol) gelöst in 10 mL H 2 O dest gelöst und mit dem<br />

20ig-fachen Überschuss an GMA (0,67 mL, 4,98 mmol) versetzt. Zudem gibt man NEt 3<br />

(6,96 µL, 0,05 mmol) und tBu 4 NBr (16,0 mg, 0,05 mmol) hinzu und rührt bei Raumtemperatur<br />

für 24 h. Anschließend wird das Produkt zunächst gegen 0.1 M NaCl-Lösung für 24 h,<br />

anschließend gegen H 2 O dest für 48 h dialysiert und anschließend lyophilisiert.<br />

Syntheseweg e:[80]<br />

Natriumhyaluronan (200 mg, 0,5mmol) wird in 40 mL PBS-/- und 14 mL DMF gelöst. Nach<br />

Zugabe von GMA (2,47 mL, 18,7 mmol) und NEt 3 (1,84 mL, 13,2 mmol) wird für 5 Tage bei<br />

Raumtemperatur gerührt. Die Reaktionslösung wird auf das 20ig-fache Volumen an Aceton<br />

gegossen; ein weißer Niederschlag fällt aus. Dieser wird abfiltriert und der feste weiße<br />

Rückstand wird im Trockenschrank bei 50°C getrocknet. Anschließend wird das Produkt in<br />

H 2 O dest gelöst, für 72 h gegen H 2 O dest. dialysiert und schließlich lyophilisiert.<br />

Die Anbindung von Glycidylmethacrylat kann über 1 H-NMR nachgewiesen werden.<br />

1 H-NMR (600 MHz, D 2 O, 25°C) δ = 6.18 (m, 1H, =CH 2 ), 5.74 (m, 1H, =CH 2 ), 4.55-4.46<br />

(m, 2H, OH-CH 2 -), 3.83-3.34 (m, 10H, H-Polysaccharid, 2.02 (s, 3H, CH 3 -),<br />

1.94 (m, 1H, -CH).<br />

3.2.6 Darstellung von MAHyal<br />

*<br />

Na<br />

O O OH<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

+<br />

O<br />

O<br />

O<br />

a) 1%ige Lsg., pH = 8<br />

b) 2%ige Lsg., pH = 8<br />

a) auf Eis, 24 h, Dialyse<br />

b) 4°C, 24 h,<br />

mit EtOH fällen<br />

*<br />

O<br />

O<br />

Na<br />

O O O<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HO OH NH<br />

O<br />

*<br />

n<br />

Syntheseweg a:[76]<br />

Natriumhyaluronan (500,0 mg, 1,25 mmol) wird in 45 mL H 2 O dest gelöst und mit 0.1 N<br />

NaOH wird auf pH-Wert von 8 eingestellt. Nach der Zugabe von Methacrylsäureanhydrid<br />

(3,7 mL, 25,0 mmol) wird für 24 h auf Eis gerührt. Anschließend wird das Produkt gegen H 2 O<br />

dest für 48 h dialysiert und danach gefriergetrocknet.<br />

Syntheseweg b:[77]<br />

Natriumhyaluronan (500,0 mg, 1,25 mmol) wird in 20 mL H 2 O dest gelöst und mit 0.1 N<br />

NaOH wird ein pH-Wert von 8 eingestellt. Nach der Zugabe von Methacrylsäureanhydrid<br />

(3,7 mL, 25,0 mmol) wird für 24 h bei 4°C gerührt. Das Produkt wird anschließend mit EtOH<br />

ausgefällt, mit EtOH gewaschen und danach im Exsikkator getrocknet.<br />

55


Material und Methoden<br />

Die Anbindung von Methacrylsäureanhydrid kann nicht über 1 H-NMR nachgewiesen werden.<br />

3.2.7 Darstellung von GMHyal und MAHyal mit Hyal (MW 50; 350; 1100 kDa)<br />

Je 50 mg Hyaluronan (0,125 mmol) werden in 5 mL H 2 O dest gelöst. Einzig der pH-Wert der<br />

verwendeten Lösungen wird nicht justiert, da die Lösungen hochviskos sind. Eine<br />

Überprüfung zeigt jedoch pH-Werte von 8,67 (50 kDa) und 9,08 (350 kDa) und 8,55 (1100<br />

kDa).<br />

GMHyal: Es wird zu jeder Hyal-Lösung GMA (496 µL, 3,75 mmol) pipettiert.<br />

MAHyal: Es wird zu jeder Hyal-Lösung MA (556 µL, 3,75 mmol) pipettiert<br />

Die Reaktionslösungen werden bei 4°C über Nacht gerührt, anschließend gegen H 2 O dest.<br />

dialysiert und schließlich die Produkte lyophilisiert.<br />

3.3 Synthesen der Peptid-Derivate<br />

3.3.1 Darstellung von Ahx 3 [148]<br />

H 2 N<br />

O<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

OH<br />

Harzbeladung:<br />

Die Durchführung erfolgt wie in Anhang B beschrieben.<br />

Tabelle 3-4: Harzbeladung in 5 mL NMP<br />

TCP (1,55 mmol/g) 500,0 mg 0.75 mmol<br />

Fmoc-ε-Ahx-OH 603,0 mg 1,70 mmol 2.2 eq zum Harz<br />

DIEA 1,131 mL 6,82 mmol 4.0 eq zur AS<br />

Aminosäure-Kopplungen:<br />

Die Durchführung erfolgt wie in Anhang B beschrieben.<br />

Tabelle 3-5: Sequentielle Synthese in 3 mL DMF:NMP = 1:1<br />

Fmoc-ε-Ahx-TCP (0,346 mmol/g) 350,0 mg 0,12 mmol<br />

Fmoc-ε-Ahx-OH 90,10 mg 0,25 mmol 2.1 eq zum Harz<br />

HOBt 32,72 mg 0,24 mmol 2.0 eq zum Harz<br />

HBTU 87,27 mg 0,23 mmol 1.9 eq zum Harz<br />

DIEA 80,3 µL 0,48 mmol 2.0 eq zur AS<br />

56


Material und Methoden<br />

Die Abspaltung des Reaktionsproduktes vom Trägermaterial erfolgt wie in Anhang B<br />

beschrieben mit TFA.<br />

Massenspektrum:<br />

(m/z) 580 (M+Fmoc)<br />

3.3.2 Darstellung von AZB-Ahx 3<br />

O<br />

N 3<br />

O O<br />

N<br />

O<br />

+<br />

H<br />

N<br />

H<br />

O<br />

3<br />

DMF<br />

25°C, 2h<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

3<br />

N 3<br />

Die Synthese wird an der Festphase durchgeführt. AZB-NHS (35,6 mg, 0,14 mmol) und EDC<br />

(78,4 mg, 0,41 mmol) werden in 1 mL DMSO:H2O = 1:1 aufgeschlämmt (es erfolgt k<strong>eine</strong><br />

vollständige Lösung) und zu Fmoc-entschütztem Ahx 3 gebunden an TCP-Harz (100 mg,<br />

0,1 mmol) gegeben. Man lässt für 2 h reagieren und wäscht anschließend dreimal mit dem<br />

Lösungsmittelgemisch nach. Die Abspaltung des Produktes vom Harz erfolgt wie unter<br />

Kapitel xy beschrieben mit TFA.<br />

Massenspektrum: (m/z) 503.3 (M+H + )<br />

3.3.3 Darstellung von VIB-Ahx 3<br />

O<br />

O<br />

N<br />

O<br />

O<br />

+<br />

H<br />

N<br />

H<br />

O<br />

3<br />

DMF<br />

25°C, 2h<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

3<br />

Die Synthese wird an der Festphase durchgeführt. VIB-NHS (34,3 mg, 0,14 mmol) wird in<br />

1 mL DMF gelöst und zu Fmoc-entschütztem Ahx 3 gebunden an TCP-Harz (100 mg,<br />

0,1 mmol) gegeben. Man lässt für 2 h reagieren und wäscht anschließend dreimal mit DMF<br />

nach. Die Abspaltung des Produktes vom Harz erfolgt wie unter Kapitel xy beschrieben mit<br />

TFA.<br />

Massenspektrum: (m/z) 488.3 (M+H + )<br />

57


Material und Methoden<br />

3.3.3.1 Darstellung von N-((4-Azidobenzoyl)oxy)succinimid [149]<br />

N 3<br />

N 3<br />

+<br />

O<br />

O<br />

OH<br />

HO<br />

N<br />

O<br />

THF, DCC<br />

25°C, 12 h<br />

O<br />

O<br />

N<br />

O<br />

O<br />

Die Reaktion wird im Dunkeln durchgeführt. Zu <strong>eine</strong>r Lösung aus 4-Azidobenzoesäure<br />

(4,79 g, 29,36 mmol) und NHS (3,72 g, 32,32 mmol) in 75 mL THF wird über 3 h unter<br />

Eiskühlung <strong>eine</strong> Lösung aus DCC (6,67 g, 32,33 mmol) in 25 mL THF zugetropft. Es bildet<br />

sich ein weißlicher Niederschlag. Man lässt das Gemisch auf Raumtemperatur erwärmen<br />

und rührt über Nacht. Der Rückstand wird abfiltriert und das Filtrat am Rotationsverdampfer<br />

eingeengt. Das Produkt wird aus Isopropylalkohol/Isopropylether = 1:1 umkristallisiert. Man<br />

erhält ein hellrosa gefärbtes Pulver, Ausbeute: 3,90 g (51 %).<br />

1 H-NMR (300 MHz, CDCl 3 , 25 °C) δ = 8.06 (m, 2H, H-Aromat), 7.31 (m, 2H, H-Aromat),<br />

2.85 (m, 4H, -CH 2 CH 2 -).<br />

3.3.3.2 Darstellung von N-((4-Vinylbenzoyl)oxy)succinimid<br />

O<br />

O<br />

OH<br />

+<br />

HO<br />

N<br />

O<br />

THF, DCC<br />

0-25°C, 12 h<br />

O<br />

O<br />

N<br />

O<br />

O<br />

Zu <strong>eine</strong>r Lösung aus 4-Vinylbenzoesäure (1,0 g, 6,75 mmol) und NHS (0,87 g, 7,56 mmol) in<br />

20 mL THF wird über 45 min unter Eiskühlung <strong>eine</strong> Lösung aus DCC (1,55 g, 7,52 mmol) in<br />

6 mL THF zugetropft. Danach lässt man die Reaktionslösung auf Raumtemperatur erwärmen<br />

und rührt über Nacht. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und<br />

säulenchromatographisch aufgereinigt (Eluens Ethylacetat:Pentan = 1:1). Man erhält ein<br />

weißes Pulver, Ausbeute: 1,63 g (98 %).<br />

1 H-NMR (300 MHz, CDCl 3 , 25 °C) δ = 8.09 (m, 2H, H-Aromat), 7.53 (m, 2H, H-Aromat),<br />

6.82-6.72 (m, 1H, H-Vinyl), 5.93 (m, 1H, H-cis), 5.46 (m, 1H, H-trans), 2.91 (m,<br />

4H, -CH 2 CH 2 -).<br />

58


Material und Methoden<br />

3.3.4 Darstellung linearer Peptide<br />

GGGR(Pbf)GD(tBu)S(Mtr)P-TCP bzw. GGGR(Pbf)D(tBu)GS(Mtr)P-TCP<br />

An der Festphase (TCP) wird am automatischen Peptid-Synthesizer mittels Fmoc-Strategie<br />

die Aminosäuresequenz GGGRGDSP bzw. GGGRDGSP hergestellt.<br />

Massenspektrum: (m/z) 702.4 (M+H + )<br />

Darstellung von AZB-GGGRGDSP bzw. AZB-GGGRDGSP<br />

N 3<br />

O<br />

O N<br />

O<br />

O<br />

+ GGGR(Pbf)GD(tBu)GS(Mtr)P<br />

1) DMF, 25 °C, 3 h<br />

2) cleavage (TFA)<br />

N 3<br />

GGGRGDGSP<br />

Das Peptid wird nicht zuvor vom Harz abgespalten, stattdessen wird das Peptid Fmocentschützt.<br />

Anschließend lässt man das Harz 15 min in DMF quellen, entfernt das<br />

Lösungsmittel wieder und gibt 1,5 Äquivalente AZB-NHS hinzu (ausgehend von <strong>eine</strong>r<br />

Harzbeladung mit 1 mmol/g). Nach <strong>eine</strong>r Reaktionszeit von 3 h wird das Produkt mit TFA<br />

vom Harz abgespalten und dabei vollständig entschützt.<br />

O<br />

Massenspektrum: (m/z) 847.5 (M+H + )<br />

Darstellung von VIB-GGGRGDSP bzw. VIB-GGGRDGSP<br />

O<br />

O N<br />

O<br />

O<br />

+ GGGR(Pbf)GD(tBu)GS(Mtr)P<br />

1) DMF, 25 °C, 3 h<br />

2) cleavage (TFA)<br />

GGGRGDGSP<br />

Das Peptid wird nicht zuvor vom Harz abgespalten, stattdessen wird das Peptid Fmocentschützt.<br />

Anschließend lässt man das Harz 15 min in DMF quellen, entfernt das<br />

Lösungsmittel wieder und gibt 1,5 Äquivalente VIB-NHS hinzu (ausgehend von <strong>eine</strong>r<br />

Harzbeladung mit 1 mmol/g). Nach <strong>eine</strong>r Reaktionszeit von 3 h wird das Produkt mit TFA<br />

vom Harz abgespalten und dabei vollständig entschützt.<br />

O<br />

Massenspektrum: (m/z) 832.4 (M+H + )<br />

59


Material und Methoden<br />

3.3.5 Darstellung zyklischer Peptide<br />

Zyklo[R(Pbf)GD(tBu)fK(Dde)]<br />

O<br />

HN<br />

O NH<br />

S NH<br />

O<br />

O<br />

O HN<br />

HN<br />

O O<br />

NH<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

Das lineare Peptid Fmoc-Asp(tBu)-D-Phe-Lys(Dde)-Arg(Pbf)-Gly-OH wird mittels Fmoc-<br />

SPPS auf TCP-Harz am Peptid-Synthesizer hergestellt. Das Abspalten des Trägermaterials<br />

erfolgt mit dem in Kapitel xy vorgestellten HFIP-cleavage cocktail. Die Zyklisierung erfolgt in<br />

stark verdünnter Lösung (100 mg Peptid in 200 mL DCM:DMF = 1:1) mit den in 0,5 mL DMF<br />

gelösten Kopplungsreagenzien HOBt (1.2 eq) und DIC (1.2 eq). Nach 5 Tagen Rühren bei<br />

Raumtemperatur wird die Lösung am Rotationsverdampfer eingeengt und schließlich das<br />

Lösungsmittel abdestilliert. Das Produkt wird in AN:H 2 O = 1:1 erneut gelöst und lyophilisiert.<br />

Massenspektrum:<br />

(m/z) 1076.7 (M)<br />

Selektives Entfernen der Schutzgruppe Dde<br />

Zu dem zyklische Peptid (R(Pbf)GD(tBu)fK(Dde) wird <strong>eine</strong> Lösung aus 2 % Hydrazin-Hydrat<br />

in DMF gegeben. Nach 10 min ist das Produkt vollständig Dde-entschützt. Für die<br />

Aufarbeitung wird zur Reaktionslösung das 10-fache Volumen H 2 O dest. gegeben. Man<br />

schüttelt mehrmals mit Essigsäureethylester aus und erhält das Produkt in der organischen<br />

Phase. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Peptid in<br />

AN:H 2 O = 1:1 erneut gelöst und lyophilisiert.<br />

Massenspektrum: (m/z) 912.5 (M+H + )<br />

Darstellung von AZB-Ahx 3 -zyklo[RGDfK]<br />

NH 2<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N<br />

H<br />

HN NH<br />

O H<br />

N<br />

HN<br />

O<br />

N 3<br />

60<br />

HN<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

OH


Material und Methoden<br />

Syntheseweg a: [102]<br />

Das Zyklopeptid (24,5 mg, 0,027 mmol) wird in 165 µL DMF bei Zugabe von 1 mol<br />

Äquivalent 2,3,5-Collidin gelöst und für 30 min gerührt. Der Linker Azido-Ahx 3 (13,5 mg,<br />

0,027 mmol) wird ebenfalls in 165 µL DMF gelöst bei Zugabe von 1 mol Äquivalent 2,3,5-<br />

Collidin, 1.2 mol Äquivalenten HATU und 1.2mol Äquivalenten HOAT, diese Reaktionslösung<br />

wird für 10 min auf Eis gerührt. Beide Reaktionslösungen werden anschließend vereinigt. Die<br />

Reaktionskontrolle erfolgt mittels LC-MS.<br />

Syntheseweg b:<br />

Das Zyklopeptid (30,1 mg, 0,033 mmol) wird in 198 µL DMF gelöst bei Zugabe von 1 mol<br />

Äquivalent DIC gelöst und für 30 min gerührt. Der Linker Azido-Ahx 3 (16,6 mg, 0,033 mmol)<br />

wird ebenfalls in 198 µL DMF gelöst bei Zugabe von 1 mol Äquivalent DIC, 1.2 mol<br />

Äquivalenten HOBt, diese Reaktionslösung wird für 10 min auf Eis gerührt. Beide<br />

Reaktionslösungen werden anschließend vereinigt. Die Reaktionskontrolle erfolgt mittels LC-<br />

MS.<br />

Syntheseweg c:<br />

Das Zyklopeptid (20,1 mg, 0,022 mmol) wird in 250 µL DCM gelöst bei Zugabe von 1 mol<br />

Äquivalent 2,3,5-Collidin gelöst und für 30 min gerührt. Der Linker Azido-Ahx 3 (13,7 mg,<br />

0,027 mmol) wird ebenfalls in 250 µL DCM gelöst bei Zugabe von 1 mol Äquivalent 2,3,5-<br />

Collidin, 2 mol Äquivalenten TFFH diese Reaktionslösung wird für 10 min auf Eis gerührt.<br />

Beide Reaktionslösungen werden anschließend vereinigt. Die Reaktionskontrolle erfolgt<br />

mittels LC-MS.<br />

Massenspektrum: (m/z) 1088.8 (M+H + )<br />

Darstellung von VIB-Ahx 3 -zyklo[RGDfK]<br />

NH 2<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N<br />

H<br />

HN<br />

NH<br />

O<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

NH<br />

O<br />

OH<br />

Das Zyklopeptid (30,8 mg, 0,034 mmol) wird in 770 µL DMF gelöst bei Zugabe von 1 mol<br />

Äquivalent DIC gelöst und für 30 min gerührt. Der Linker Azido-Ahx 3 (16,6 mg, 0,034 mmol)<br />

wird in 415 µL DMF gelöst bei Zugabe von 1 mol Äquivalent DIC, 1.2 mol Äquivalenten<br />

HOBt, diese Reaktionslösung wird für 10 min auf Eis gerührt. Beide Reaktionslösungen<br />

werden anschließend vereinigt. Die Reaktionskontrolle erfolgt mittels LC-MS.<br />

Massenspektrum: (m/z) 1073.9 (M+H + )<br />

61


Material und Methoden<br />

3.4 Zellkulturversuche<br />

3.4.1 L929 Zellen auf pclHyal-Substraten, pclHyal/Peptid-Substraten<br />

Beschichtete Substrate (Glasplättchen oder Polystyrol, d = 32 mm) werden in Bakterien-<br />

Petrischalen mit 500000 Zellen in 3 mL Nährmedium inkubiert. Je nach Zelldichte muss<br />

täglich ein vollständiger Mediumwechsel erfolgen. Nach Inkubationszeiten von 2-5 Tagen<br />

wird das Adhäsionsverhalten durch Anfärben mit Kristallviolett oder May-Grünwalds Lösung<br />

unter dem Mikroskop beobachtet.<br />

3.4.2 HepG2-Zellen auf pclVAHyal/PLL-PLA<br />

PLA-Folien (d = 47 mm) werden entsprechend beschichtet, gegebenenfalls thermogeformt<br />

und vor der Besiedelung mit Zellen durch <strong>eine</strong> Alkohol-Wasser-PBS-/- Reihe sterilisiert.<br />

Nach dem Auflegen <strong>eine</strong>s Silikonringes, der das Aufschwimmen der beschichteten PLA-Folie<br />

in der Bakterien-Petrischale verhindert, wird über Nacht in Nährmedium vor-inkubiert. Vor<br />

dem Absaugen des Mediums werden in den thermogeformten Kavitäten mit Hilfe <strong>eine</strong>r<br />

Pipette die Luftblasen entfernt und 0,5-1 Mio Zellen in 300 µL Nährmedium nur über den<br />

Kavitäten verteilt. Nach dem Absitzenlassen der Zellen (ca. 2-3 h) wird mit Nährmedium<br />

aufgefüllt und je nach Zelldichte <strong>alle</strong> 2-3 Tage ein vollständiger Mediumwechsel<br />

durchgeführt. Nach Inkubationszeiten von 2-5 Tagen wird das Adhäsionsverhalten durch<br />

Anfärben mit Kristallviolett, May-Grünwalds Lösung oder Vitalfarbstoffen unter dem<br />

Mikroskop beobachtet.<br />

3.4.3 EOMA-Zellen und Hela-Zellen in pclHyal-Hydrogelen<br />

Entsprechend hergestellte Hyal-Stammlösungen und Zell-Stammlösungen (siehe Kapitel<br />

3.1.2 und Anhang B) werden im Verhältnis 1:1 vermengt und zügig in die Kavitäten der ibidi-<br />

Mikroskop-Kammern pipettiert. Die UV-Bestrahlung für 15 min im Abstand von 20 cm erfolgt<br />

ohne ibidi-Kammer-Deckel. Anschließend werden die Hyal-Zell-Gele mit 50 µL Kulturmedium<br />

überschichtet, mit dem Kammer-Deckel verschlossen und im Brutschrank auf Petrischalen<br />

gesetzt, die steriles Wasser enthalten, um <strong>eine</strong> optimale Feuchtigkeitsversorgung zu<br />

gewährleisten (siehe Abbildung 3-7).<br />

H 2 O<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Abbildung 3-7: Kultivierung von Zellen in Hyal-Gelen in Mikroskop-Kammern (Draufsicht)<br />

62


Material und Methoden<br />

Für Zelle in Gelen, die via Click-Chemie erzeugt werden, werden zunächst ATAHyal und<br />

PAHyal in sterilem HKR-PenStrep gemischt, dann im Verhältnis 1:1 mit den<br />

Zellstammlösungen vermengt, in die Mikroskop-Kammern pipettiert und zuletzt je Kavität<br />

3 µL <strong>eine</strong>r 0,5 %igen wässrigen CuCl-Lösung hinzu pipettiert.<br />

Nach Inkubationszeiten von 1-3 Tagen wird die Zellvitalität durch Anfärben mit den<br />

Vitalfarbstoffen PI, CalceinAM und Alexa 488 überprüft, wie in Anhang B beschrieben.<br />

3.4.4 Zellen in Collagen-Gelen<br />

Zur vergleichenden Beobachtung von Zellen in Hydrogelen werden Zellen ebenfalls in<br />

Collagen-Gelen kultiviert. Alle Arbeiten sind auf Eis durchzuführen, da die Viskosität von<br />

Collagenen mit der Temperatur abnimmt. Es werden Stammlösungen aus Collagen<br />

hergestellt. Dazu werden 588 µL steriles H 2 O mit 100 µL 10fach konzentriertem minimal<br />

essential medium (MEM) -Medium, 12 µL NaOH und 300 µL <strong>eine</strong>r Collagen-Lösung<br />

(2,5 mg/mL) gemischt. Diese Stammlösung wird mit der Zellstammlösung im Verhältnis 9:1<br />

gemischt, das Ausgelieren erfolgt im Inkubator bei 37°C.<br />

63


Ergebnisse und Diskussion<br />

4 Ergebnisse und Diskussion<br />

4.1 Kopplungsprodukte der Hyaluronsäure<br />

4.1.1 Die Synthesen von AAHyal und VAHyal wurden gewählt, um photoaktivierbare<br />

Gruppen an Hyaluronsäure zu binden<br />

Die Reaktion zur Bildung von AAHyal führtne sowohl mit EDC als auch mit EDC + sNHS und<br />

EDC + NHS zum gewünschten Produkt. Untersuchungen mit UV/Vis zeigten <strong>alle</strong>rdings, dass<br />

nicht <strong>alle</strong> Carboxylgruppen der Hyaluronsäure mit AA umgesetzt werden konnten. In<br />

Diagramme 4-1 (links) sind die UV/Vis Spektren wässriger Lösungen (c = 40 nmol) aus AA,<br />

AAHyal (mittels EDC+NHS), AAHyal (mittels EDC+sNHS), AAHyal (mittels EDC) sowie Hyal<br />

(k<strong>eine</strong> Absorptionsbande) dargestellt. Die rot-Verschiebung der Absorption für den<br />

Azidophenylrest im AAHyal gegenüber der Absorption für 4-Azidoanilin kann auf <strong>eine</strong><br />

Elektronendelokalisation durch die Amidbindung zurückgeführt werden. Unter der Annahme,<br />

dass der Absorptionskoeffizient für den Azidophenylrest im AAHyal-Disaccharid bei 264 nm<br />

dem des r<strong>eine</strong>n 4-Azidoanlin bei 256 nm entspricht, konnte der Gehalt an Azidophenyl im<br />

Polymer bestimmt werden.<br />

Absorption [%]<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

Hyal 40 nmol<br />

AA 40 nmol<br />

AAHyal 40 nmol<br />

via EDC<br />

AAHyal 40 nmol<br />

via EDC+NHS<br />

AAHyal 40 nmol<br />

via EDC+sNHS<br />

Absorption[%]<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

Hyal 40 nmol<br />

VA 0,04 nmol<br />

VAHyal 40 nmol<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,0<br />

200 250 300 350 400<br />

λ [nm]<br />

0,0<br />

200 250 300 350 400<br />

λ [nm]<br />

Diagramme 4-1: Graphische Darstellung der Absorption im UV/Vis als Maß für den<br />

Modifizierungsgrad von Hyal mit 4-Azidoanilin (links) oder 4-Vinylanilin (rechts)<br />

Zur Berechnung der prozentualen Umsetzung der Carboxylgruppen der Hyaluronsäure mit<br />

AA nutzt man das Verhältnis aus der Absorption für r<strong>eine</strong>s 4-Azidoanilin zur Absorption für<br />

die gewonnenen AAHyal-Produkte. Für die Reaktion mit EDC+NHS als<br />

Kopplungsreagenzien erfolgte <strong>eine</strong> Anbindung von 44 % AA im Hyal-Molekül, für<br />

EDC+sNHS lag die Anbindung bei 18 %. Wurde nur EDC als Kopplungsreagenz verwendet,<br />

so ließen sich lediglich 7 % Azidoanilin nachweisen. In der Literatur werden für die Kopplung<br />

von Hyal-S mit 4-Azidoanlin bei Verwendung von EDC sogar 100 % Umsatz erzielt. [75]<br />

Die Untersuchung der AAHyal Produkte mittels 1 H-NMR Spektroskopie erbringt zwar den<br />

Nachweis der Ankopplung des photoreaktiven Moleküls, <strong>alle</strong>rdings weist der Vergleich der<br />

Integration der Verschiebung der chemischen Signale für die Protonen <strong>eine</strong>n geringeren<br />

Modifizierungsgrad auf. Statt der zu erwartenden vier Protonen für den Aromaten wurden nur<br />

64


Ergebnisse und Diskussion<br />

etwa 1,5 Protonen durch Integration ermittelt. Damit betrug die Ankopplung des Azidoanilins<br />

etwa 37 %.<br />

Insgesamt war es aufgrund der unterschiedlichen Ergebnisse durch UV/Vis bzw. 1 H-NMR<br />

schwierig, den Modifizierungsgrad eindeutig zu bestimmen. Durchschnittlich wurden 35-45 %<br />

des Hyal-Moleküls funktionalisiert.<br />

Obwohl mittels EDC/NHS-Kopplung augenscheinlich der höchste Substitutionsgrad erzielt<br />

werden konnte, hat das gewonnene AAHyal-Produkt <strong>eine</strong> starke gelbbraune Färbung, was<br />

ein Hinweis auf viele unerwünschte Nebenreaktionen ist. Möglicherweise sind andere<br />

Polymer-ähnliche Produkte entstanden, die trotz Dialyse nicht heraus gelöst werden<br />

konnten. Da auf hohe Reinheit des Polymers bei Anwendungen in der Zellkultur geachtet<br />

werden musste, wurde die Ankopplung von Azidoanilin mittels EDC/sNHS favorisiert.<br />

Die Kopplung von 4-Vinylanilin an Hyaluronsäure in PBS bei pH = 3 verlief mit Hilfe des<br />

Kopplungsreagenz EDC erfolgreich. Auch hierbei wurde wie bei der Anbindung von 4-<br />

Azidoanilin deutlich, dass nicht <strong>alle</strong> Carboxylgruppen im Hyal-Strang umgesetzt werden<br />

konnten. In Diagramme 4-1 (rechts) sind die UV/Vis Spektren der wässrigen Lösungen von<br />

VA (0,04 nmol), VAHyal (40 nmol) und Hyal (40 nmol) dargestellt. Das Absorptionsmaximum<br />

liegt für VA und für VAHyal bei 270 nm. Da die 4-Vinylanilin-Lösung stark verdünnt werden<br />

musste, um <strong>eine</strong> Absorption im Messbereich der Absorption für VAHyal zu erhalten, zeigte<br />

sich, dass die Anbindung des Moleküls an Hyaluronsäure nur in geringem Maß<br />

stattgefunden hat. Berechnet man die Anzahl der Styrolreste im Hyaluronsäuremolekül über<br />

das Lambert-Beersche Gesetz, so findet man lediglich 2,5 funktionelle Gruppen pro Hyal-<br />

Molekül derivatisiert. Dies ist ein Zehntel dessen, was in der Literatur andere Gruppen bei<br />

der Umsetzung von Hyaluronsäure mit 4-Vinylanilin erreichen können. [98]<br />

Die Beurteilung der erfolgten Funktionalisierung mittels UV/Vis scheint dennoch stimmig zu<br />

sein, betrachtet man zusätzlich die 1 H-NMR Spektren des erzeugten VAHyals. Hierbei lassen<br />

sich die Signale für die aromatischen Protonen oft nur schwach nachweisen, da die<br />

Spektroskopie hier aufgrund des hohen Molekulargewichts des Hyal-Polymers stets an die<br />

Grenzen der Signalauflösung stößt. Bei der Modifizierung des Hyaluronsäure-Stranges mit<br />

Vinylanilin muss von <strong>eine</strong>m äußerst geringen Substitutionsgrad ausgegangen werden.<br />

4.1.2 Zur Erzeugung von Hydrogelen via Click-Chemie wurden die Synthesen von<br />

ATAHyal und PAHyal durchgeführt<br />

Zur Herstellung von ATAHyal wurden 11-Azido-3,6,9-trioxaundecan-1-amin (ATA) als auch<br />

die Kopplungsreagenzien EDC und NHS in großem Überschuss zu Hyaluronsäure gegeben.<br />

Man erhielt das Azid-funktionalisierte Hyal-Derivat in guter Ausbeute mit hervorragendem<br />

Modifizierungsgrad. Dieser lässt sich anhand des 1 H-NMR Spektrums bestimmen, in dem<br />

deutlich die Verschiebung der Protonen für die Ethoxyl-Kette zu erkennen ist. Durch<br />

Integration <strong>alle</strong>r gemessenen Signale kann das Verhältnis aus Protonen der Ethoxyl-Kette zu<br />

den Protonen der Methylgruppe in Hyal bestimmt werden. Es zeigte sich, dass ATA zu etwa<br />

60 % angebunden werden konnte.<br />

65


Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Darstellung von PAHyal gelang über die Kopplung von Propargylamin (PA) an<br />

Hyaluronsäure mittels EDC und NHS. PA und die Kopplungsreagenzien wurden in großem<br />

Überschuss zugegeben und man erhielt das Ethinyl-haltige Hyal-Derivat, was mittels 1 H-<br />

NMR Spektroskopie nachgewiesen werden kann. Deutlich ist bei <strong>eine</strong>r Verschiebung von<br />

2.5 ppm das Signal für das Ethinyl-Proton im PAHyal zu erkennen. Ebenso wie für ATAHyal<br />

lässt sich der Modifikationsgrad berechnen. Integriert man die Signale, die durch die<br />

Verschiebung der Protonen gemessen werden, so erhält man ein Verhältnis aus dem Signal<br />

für das Proton der Ethinylgruppe gegenüber dem Signal der Methylgruppe mit etwa 2:1.<br />

Daraus lässt sich schließen, dass <strong>eine</strong> Substitution von 50 % der Carboxylgruppen durch PA<br />

erfolgt ist.<br />

Für beide Hyal-Derivate sind in der Literatur [95] k<strong>eine</strong> Angaben zum Modifikationsgrad<br />

erhältlich, da die Derivate ausschließlich zur Gelbildung, d.h. Verknüpfung miteinander<br />

genutzt werden.<br />

4.1.3 MAHyal und GMHyal wurden aufgrund vielversprechender Literaturbeispiele<br />

für die Anwendung als Zellkultursubstrate hergestellt<br />

Literaturbekannt ist die Synthese von MAHyal aus Hyaluronsäure mit Molekulargewichten im<br />

Bereich 50-1100 kDa und Methacrylsäureanhydrid. MAHyal wurde zur Herstellung von<br />

Hydrogelen verwendet, mit denen der Quellungsgrad, die Bioabbaubarkeit und die Kontrolle<br />

der Zellumgebung in Mikroreaktoren untersucht wurden. [76, 77, 79]<br />

Für <strong>alle</strong> in der vorliegenden Arbeit untersuchten Synthesewege ließ sich <strong>alle</strong>rdings k<strong>eine</strong><br />

sinnvolle Synthese für MAHyal aus Hyaluronsäure unterschiedlicher Molekulargewichte<br />

erzielen. Sowohl die aufgenommen 1 H-NMR Spektren als auch die UV-Vis Spektren zeigten<br />

k<strong>eine</strong> Signale für die zu erwartende Acrylsäuregruppe. Allerdings ließ sich deutlich erkennen,<br />

dass nach der Reaktionszeit und Dialyse des vermeintlichen Produktes <strong>eine</strong> Reaktion<br />

stattgefunden haben muss, da die Produkte nicht mehr in Wasser oder anderen<br />

Lösungsmitteln gelöst werden konnten. Es muss davon ausgegangen werden, dass die<br />

Hyaluronsäurestränge durch zahlreiche Quervernetzungen während dem<br />

Herstellungsprozess zu <strong>eine</strong>m unlöslichen Polymer verknüpft wurden.<br />

Erfolgreich hingegen verlief die Modifizierung der Hyaluronsäure mit<br />

Methacrylsäureglycidylester. Dabei gelang die Reaktion für das Hyal-Polymer mit <strong>eine</strong>m<br />

Molekulargewicht von 1,1 x 10 3 kDa durch einfaches Rühren in H 2 O dest. mit anschließender<br />

Dialyse. Für das Polymer mit 1,2-2,6 x 10 3 kDa verlief die Reaktion zum Produkt ideal bei der<br />

Umsetzung in PBS unter Zugabe von DMF und NEt 3 . Nach dem Fällen in Aceton und wurde<br />

das Produkt ebenfalls noch dialysiert. In Diagramm 4-2 sind die NMR-Spektren der beiden<br />

gewonnenen Produkte vergleichend dargestellt.<br />

66


Ergebnisse und Diskussion<br />

R = Hyal<br />

O<br />

H<br />

D 2<br />

O<br />

O<br />

R<br />

CH 2<br />

H<br />

CH 2<br />

1,1 x 10 3 kDa<br />

0.56<br />

0.57<br />

2.67<br />

12.99 4.00<br />

CH 2<br />

H<br />

1,2-2,6 x 10 3 kDa<br />

0.58 0.56<br />

2.66 13.12 4.00 0.76<br />

6.5 6.0 5.5 5.0 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0<br />

ppm<br />

Diagramm 4-2: Integrale im 1 H-NMR-Spektrum für GMHyal verschiedener Molekulargewichte<br />

In der Ansicht wird deutlich, dass erfolgreich substituiert werden konnte. Bei <strong>eine</strong>r<br />

chemischen Verschiebung von 1.95 ppm wird das einzelne Proton des Acrylsäurerestes<br />

nachgewiesen, bei 5.75 ppm und 6.40 ppm liegen die Signale für die Protonen der CH 2 -<br />

Gruppe. Durch den Vergleich mit den Signalen der Protonen des Methylrestes lässt sich der<br />

Methacrylierungsgrad der Hyaluronsäure bestimmen. Dieser wird in der Literatur je nach<br />

verwendetem Lösungsmittel in völlig unterschiedlichen Bereichen angegeben. Bei<br />

Umsetzungen in wässrigen Lösungen mit NEt 3 und tBu 4 werden 5-11 % erreicht. [37, 81] Die<br />

Reaktion in PBS mit DMF und NEt 3 liefert bis zu 90 % Metacrylierung. [80] Im Rahmen<br />

dieser Arbeit konnte für die Durchführung in r<strong>eine</strong>m Wasser (vergleichbar der Darstellung für<br />

MAHyal beschrieben von Burdick et al. [76]) wie auch in PBS/DMF/NEt 3 ein<br />

Methacrylierungsgrad von etwa 50 % erzielt werden.<br />

4.2 Hyaluronsäure-Filmbildung<br />

4.2.1 Bestimmung geeigneter Parameter (Lösungsmittel, Plasma) zur Hyal-<br />

Anbindung an verschiedene Substrate durch Kontaktwinkelmessungen<br />

bestimmt<br />

Für <strong>eine</strong> erfolgreiche Anbindung von Hyal-Derivaten auf verschiedenen Substratoberflächen<br />

müssen zuvor substratspezifische Modifikationen durchgeführt werden. In dieser Arbeit<br />

wurden Silanisierungen auf Glas und Plasma-Behandlungen auf Polystyrol (PS) sowie<br />

Polymilchsäure (PLA) angewendet.<br />

67


Ergebnisse und Diskussion<br />

Zur Ermittlung der Oberflächenhydrophilie von verschiedenen Substraten wurde das<br />

Kontaktwinkel-Messverfahren angewendet. So konnte überprüft werden, ob die<br />

Benetzbarkeit der Oberfläche mit wässrigen Lösungen durch die gewählten<br />

Oberflächenbehandlungen (Silanisierung oder Plasma-Behandlung) verbessert werden<br />

konnte. Zudem kann das geeignete Lösungsmittel ermittelt werden, in dem <strong>eine</strong> optimale<br />

Verteilung von Hyaluronan-Derivaten mittels spin-coating auf der Oberfläche zu erwarten ist.<br />

Die folgende Tabelle 4-1 gibt <strong>eine</strong>n Überblick, welche Oberflächenmodifikationen gewählt<br />

wurden, die gemessenen Kontaktwinkel und das verwendete Lösungsmittel; (F) nennt den<br />

Fortschreitwinkel, (R) nennt den Rückzugswinkel.<br />

Tabelle 4-1: Behandlung von Oberflächen und Kontaktwinkelmessungen<br />

Material Behandlung Kontaktwinkel mit H 2 O Kontaktwinkel mit<br />

EtOH : H 2 O = 1:1<br />

Glas - (F) 45°, (R) 24° (F) 27°, (R) 11°<br />

Glas Silanisieren (F) 61°, (R) 23° (F) und (R) nicht messbar,<br />

vollständige Benetzung<br />

PS - (F) 90°, (R) 74° (F) 46°, (R) 19°<br />

PS N 2 -Plasma (F) und (R) nicht messbar,<br />

vollständige Benetzung<br />

(F) und (R) nicht messbar,<br />

vollständige Benetzung<br />

PLA - (F) 78°, (R) 59° (F) 51°, (R) 25°<br />

PLA N 2 -Plasma (F) 53°, (R) kaum messbar (F) und (R) nicht messbar,<br />

vollständige Benetzung<br />

Es zeigt sich, dass die Oberflächenmodifikationen für Glas durch Silanisieren, für Polystyrol<br />

und für PLA durch N 2 -Plasma gut geeignet sind, um <strong>eine</strong> hydrophile Oberfläche zu schaffen.<br />

Am besten eignete sich als Lösungsmittel zum Aufschleudern von Hyal-Derivaten das<br />

Gemisch aus EtOH:H 2 O = 1:1.<br />

Die Herstellung von pclHyal-Filmen erfolgte wie in Kapitel 3.1.2 beschrieben. Durch das<br />

Anfärben mit Kristallviolett kann ein Eindruck der Mustergebung und Verteilung<br />

verschiedener Hyaluronan-Derivate auf den Oberflächen gewonnen werden. Violett gefärbt<br />

sind diejenigen Bereiche, in denen Hyal-Derivate mittels UV-Bestrahlung photovernetzt<br />

wurde. Das Farbsalz wird über das quaternäre Stickstoffatom an die deprotonierten und<br />

unmodifizierten Carboxylgruppen der Hyaluronsäure gebunden, die nicht zur<br />

Quervernetzung beitragen. Die ungefärbten Bereiche zeigen den Teil des Substrates, der<br />

während der UV-Bestrahlung abgedeckt war und somit k<strong>eine</strong> photovernetzten Hyal-Derivate<br />

aufweist, in die Kristallviolett eingelagert werden könnte.<br />

Oberfläche Behandlung Färbung mit Kristallviolett<br />

spin-coating von<br />

AAHyal, VAHyal oder GMHyal<br />

auf beliebigem Substrat<br />

spin-coating von<br />

AAHyal, VAHyal oder GMHyal<br />

auf beliebigem Substrat<br />

UV-Bestrahlung<br />

→ Photovernetzung<br />

Bildung von pclHyal<br />

k<strong>eine</strong> UV-Bestrahlung<br />

→ k<strong>eine</strong> Photovernetzung<br />

k<strong>eine</strong> Bildung von pclHyal<br />

belichtete, pclHyal<br />

beschichtete Bereiche<br />

werden violett gefärbt<br />

unbelichtete, pclHyal-freie<br />

Bereiche bleiben ungefärbt<br />

68


Ergebnisse und Diskussion<br />

Die folgenden Abbildungen 4-1, 4-2 und 4-3 zeigen die erzielten Beschichtungen auf<br />

unterschiedlichen Substraten.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-1: Strukturbildung auf silanisiertem Glas (Maske M2): (a) pclAAHyal und (b)<br />

pclVAHyal<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-2: Kleinst mögliche Strukturen auf N 2 -Plasma behandeltem Polystyrol (Maske<br />

M5): (a) pclAAHyal und b) pclVAHyal<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-3: Filmprozessierung auf N 2 -Plasma behandeltem PLA (Maske M2): (a)<br />

pclAAHyal und b) pclVAHyal<br />

Auf <strong>alle</strong>n modifizierten Oberflächen konnten mittels spin-coating und Bestrahlung mit UV<br />

durch <strong>eine</strong> Maske strukturierte pclHyal-Filme aus AAHyal und VAHyal erzeugt werden.<br />

Auffällig ist, dass ein konturscharfes Muster besser für pclVAHyal als für pclAAHyal erzielt<br />

werden konnte, wie aus den Abbildungen 4-1b und 4-3b ersichtlich wird. Vor <strong>alle</strong>m auf PS<br />

konnten deutlich sichtbare kl<strong>eine</strong> Strukturen erzeugt werden. Obwohl <strong>alle</strong> Substrate nach<br />

69


Ergebnisse und Diskussion<br />

Immobilisierung der entsprechenden Hyal-Derivate gewaschen wurden, sind teilweise auch<br />

auf UV-unbestrahlten Bereichen Hyal-Rückstände zu erkennen. Zur Entfernung dieser<br />

Rückstände ist das Waschen der Substrate im Ultraschallbad möglich, führte jedoch zur<br />

Ablösung gebildeter pclHyal-Schichten vom Substrat, wie auch bereits Capila et al. zeigen<br />

konnten. [150] In <strong>alle</strong>n Fällen ließ sich besonders GMHyal relativ schlecht auf den<br />

verwendeten Substrat immobilisieren. Häufig waren Beschichtungen nicht reproduzierbar,<br />

nicht im Mikroskop zu erkennen oder die pclGMHyal Schicht war teilweise abgelöst. Vor<br />

<strong>alle</strong>m in Abbildung 4-4a wird die schwache Strukturbildung deutlich.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-4: Strukturbildung von pclGMHyal (1,1 x 10 3 kDa) auf silanisiertem Glas (a)<br />

und auf N 2 -Plasma behandeltem Polystyrol (b)<br />

4.2.2 Bioabbaubarkeit der Hyal-Derivate<br />

Die Bioabbaubarkeit der in dieser Arbeit hergestellten Derivate pclAAHyal und pclVAHyal<br />

wurde durch Inkubation strukturierter pclHyal-Filme mit Hyaluronidase untersucht. Nach<br />

<strong>eine</strong>r Inkubationszeit von drei Tagen konnten k<strong>eine</strong> pclHyal-Strukturen mehr nachgewiesen<br />

werden, die vernetzten pclHyal-Stränge wurden enzymatisch abgebaut. Für pclGMHyal<br />

wurde dies bereits durch Leach et al. nachgewiesen. [37]<br />

4.2.3 QCM-Messungen, AFM-Untersuchungen und 3D-Laserscan-Mikroskopie<br />

zeigen die Film- und Profilbildung von pclHyaluronsäurefilmen auf<br />

verschiedenen Substraten<br />

Die Messung der erzeugten pclHyal-Schichtdicken auf unterschiedlichen Substraten erfolgte<br />

mit Hilfe der Quarzmikrowaage. Dabei wurden die Frequenz und die Dämpfung der<br />

verwendeten Schwingquarze zunächst ohne Beschichtung gemessen, anschließend wurde<br />

Hyal entsprechend immobilisiert und der Schwingquarz wurde erneut vermessen. Durch<br />

Bildung der Differenz aus den Messwerten vor und nach der Beschichtung ließ sich die<br />

Schichtdicke ermitteln. Die Tabelle 3-1 zeigt die gemessenen pclHyal Schichtdicken auf<br />

silanisierten Quarzen und mit Polystyrol beschichteten Quarzen.<br />

70


Ergebnisse und Diskussion<br />

Tabelle 4-2: Mit der Quarzmikrowaage bestimmte Schichtdicken [nm] von pclAAHyal und<br />

pclVAHyal auf verschiedenen Substraten<br />

Messung auf<br />

unterschiedlichen<br />

Schwingquarzen<br />

Schichtdicken [nm]<br />

von pclAAHyal auf...<br />

...silanisiertem<br />

Quarz<br />

...N 2 -Plasma<br />

behandeltem<br />

PS<br />

Schichtdicken [nm]<br />

von pclVAHyal auf...<br />

...silanisiertem<br />

Quarz<br />

...N 2 -Plasma<br />

behandeltem<br />

PS<br />

1 121 128 69 54<br />

2 112 140 46 79<br />

3 142 122 7 5<br />

4 143 96 83 45<br />

Es zeigt sich, dass die ermittelten Schichtdicken für ein pclHyal-Derivat auf <strong>eine</strong>m Substrat<br />

deutlich unterschiedliche Werte aufweisen, obwohl der Beschichtungsprozess stets gleich<br />

war. Offenbar wird durch das Entnehmen, Beschichten und wieder Einsetzen der<br />

Schwingquarze ein verhältnismäßig großer Fehler erzeugt. Das Verfahren eignet sich daher<br />

nur für <strong>eine</strong> Abschätzung der erzeugten Schichtdicken. Für pclGMHyal konnten in k<strong>eine</strong>m<br />

Fall sinnvolle Schichtdicken ermittelt werden. Es ist davon auszugehen, dass die Filmdicken<br />

zu gering sind und daher k<strong>eine</strong> signifikanten Unterschiede bei der Messung des<br />

unbeschichteten und des beschichteten Schwingquarzes festzustellen sind. Weiterhin<br />

konnten die in dieser Arbeit verwendeten PLA-Substrate nicht zur Schichtdickenbestimmung<br />

in der Quarzmikrowaage eingesetzt werden, da <strong>eine</strong> Befestigung der PLA-Folien auf dem<br />

Schwingquarz nicht möglich ist.<br />

AFM-Untersuchungen von Barbucci et al. [151] zeigen, dass durch das Auflegen von<br />

Masken beim Bestrahlungsvorgang regelrechte „Stufen“ mit <strong>eine</strong>r Tiefe von 0,3-1,0 µm<br />

zwischen bestrahlten und unbestrahlten Bereichen, also zwischen vernetztem<br />

Hyaluronsäurefilm und unvernetzten Bereichen, ausgebildet werden können. Diese<br />

Messungen wurden an Luft im contact- bzw. tapping-Modus durchgeführt.<br />

Die Untersuchungen der in dieser Arbeit hergestellten Strukturen mittels AFM im non-contact<br />

Modus zeigen, dass abhängig sowohl vom verwendeten Hyal-Derivat als auch vom<br />

Trägersubstrat unterschiedliche Profiltiefen entstehen. Dazu wurden sowohl auf silanisiertem<br />

Glas als auch auf N 2 -Plasma-behandeltem Polystyrol sowie PLA Hyal-Lösungen<br />

aufgeschleudert, durch <strong>eine</strong> Maske mit UV bestrahlt, anschließend mit Wasser gewaschen<br />

und schließlich mit Kristallviolett gefärbt. Die Färbung musste durchgeführt werden, um den<br />

Cantilever des AFM auf die korrekte Arbeitsebene mit Hilfe <strong>eine</strong>s Lichtmikroskops zu<br />

fokussieren.<br />

Im Folgenden sind die erzielten Ergebnisse für verschiedene pclHyal-Derivate auf Glas<br />

abgebildet (Abbildungen 4-5, 4-6 und 4-7).<br />

71


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-5: pclAAHyal auf silanisiertem Glas (Maske M5), detektierte Profilhöhe ca.<br />

100 nm<br />

Abbildung 4-6: pclVAHyal auf silanisiertem Glas (Maske M5), detektierte Profilhöhe ca.<br />

40 nm<br />

72


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-7: pclGMHyal 1,2-2,6 x 10 3 kDa auf silanisiertem Glas (Maske M4), detektierte<br />

Profilhöhe ca. 8 nm<br />

Es zeigt sich, dass für pclAAHyal <strong>eine</strong> deutliche Strukturbildung erzielt werden konnte,<br />

während für pclVAHyal und pclGMHyal weniger ausgeprägte Tiefenprofile gemessen<br />

wurden. Dies wird mit dem Modifizierungsgrad <strong>eine</strong>s Hyaluronsäure-Stranges und der damit<br />

möglichen Vernetzung durch UV begründet. Je höher die Anzahl der vernetzbaren Gruppen<br />

je Molekülstrang, umso mehr vernetzen die Hyal-Stränge untereinander und werden später<br />

beim Wasch-Prozess nicht weg gespült.<br />

Nachfolgend sind die Ergebnisse der Untersuchungen auf Polystyrol abgebildet<br />

(Abbildungen 4-8 und 4-9).<br />

Abbildung 4-8: pclAAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol (Maske M5), detektierte Profilhöhe<br />

ca. 40 nm<br />

73


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-9: pclVAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol (Maske M5), detektierte Profilhöhe<br />

ca. 46 nm<br />

Da Polystyrol <strong>eine</strong> hohe Oberflächenrauheit aufweist, konnte auf diesem Substrat k<strong>eine</strong><br />

Strukturierung für pclGMHyal im Größenbereich von 8 nm (wie auf Glas) mittels AFM<br />

gemessen werden. Außerdem wurde für pclVAHyal ein geringfügig höheres Profil gemessen<br />

als für pclAAHyal. Möglicherweise spielt bei der Strukturbildung auf Poylstyrol nicht nur die<br />

Vernetzbarkeit der pclHyal-Stränge untereinander <strong>eine</strong> wichtige Rolle, sondern auch die<br />

Vernetzung des Biopolymers mit dem Polystrol. Da VAHyal durch Zugabe von<br />

Photoinitiatoren während des Bestrahlungsprozesses immobilisiert wird, ist davon<br />

auszugehen, dass die aromatischen Doppelbindungen des Polystyrols ebenfalls an der<br />

Vernetzung beteiligt sind.<br />

Für Untersuchungen von pclHyal-Derivaten auf PLA konnten k<strong>eine</strong> Strukturen mittels AFM<br />

detektiert werden. Aufgrund der Oberflächentopographie von PLA ist die Empfindlichkeit der<br />

Detektion zu gering, um Strukturen im Größenbereich von 40 nm aufzulösen.<br />

Vergleichend und zur Validierung der Profiltiefen wurden zusätzlich Untersuchungen am 3D-<br />

Laserscan-Mikroskop durchgeführt. Dabei mussten die pclHyal-Filme nicht angefärbt<br />

werden. Mittels spezieller Software (KEYENCE VK-9700 Analyzer) konnten Tiefenprofile<br />

gemessen werden. In den folgenden Abbildungen 4-10 bis 4-14 sind jeweils links oben die<br />

Aufnahmen der Lichtintensität, rechts davon die dreidimensionale Ansicht in Falschfarben<br />

und unten die Profilhöhenanalyse gezeigt. In der Profilhöhenanalyse können Segmente<br />

einzeln angewählt und damit genau vermessen werden. Zur Interpretation der Ergebnisse<br />

wurden zudem Höhenprofile der unbehandelten Substrate aufgenommen (ohne<br />

Abbildungen), wie die folgende Tabelle 4-3 zeigt.<br />

Tabelle 4-3: Profilhöhendifferenzen der Substrate vor dem Beschichten mit Hyal-Derivaten<br />

Substrat Höhendifferenzen [nm] Interpretation<br />

silanisiertes Glas 217 ± 182 relativ glatte Oberfläche<br />

N 2 -behandeltes PS 2360 ± 2386 sehr raue Oberfläche<br />

N 2 -behandletes PLA 508 ± 440 mittlere Rauheit<br />

74


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-10: pclAAHyal auf silanisiertem Glas (Maske M5)<br />

Die Analyse für Abbildung 4-10 zeigt ein unerwartetes Höhenprofil: die unbestrahlte Bereiche<br />

(Segmente Nr. 4 und 8, Substrat) sind mit 726 nm und 735 nm höher, als die UV-bestrahlten<br />

Punktbereiche (Segmente Nr. 2 und 4, pcl-Hyal-Schicht), die <strong>eine</strong> Höhe von 645 bzw.<br />

620 nm aufweisen. Diese Beobachtung wird beim Vergleich der Profilmessungen mittels<br />

QCM, AFM und Laserscan-Analysen ab Seite 79 diskutiert. Zudem haben sich Ränder (1),<br />

(3), (5), (7) und (9) um die Punkte gebildet, die bis zu 867 nm hoch sind. Die Vermessungen<br />

der Segmente 1-9 ist in Tabelle 4-4 aufgeführt.<br />

Tabelle 4-4: Profilanalyse für pclAAHyal auf silanisiertem Glas<br />

Segment Nr. Profilhöhe [nm] Beschreibung Höhe der pclAAHyal-Schicht<br />

1 836 Randbereich zwischen Substrat (4) und pclHyal-<br />

2 645 pclHyal-Schicht<br />

Schicht (2): 81 nm<br />

3 804 Randbereich<br />

4 726 Substrat<br />

5 805 Randbereich<br />

6 620 pclHyal-Schicht<br />

7 809 Randbereich<br />

8 735 Substrat<br />

9 867 Randbereich<br />

zwischen Substrat (4) und pclHyal-<br />

Schicht (6): 106 nm, zwischen (6)<br />

und Substrat (8): 115 nm<br />

75


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-11: pclVAHyal auf silanisiertem Glas (Maske M4)<br />

Aus Abbildung 4-11 lässt sich für die Profilhöhenanalyse k<strong>eine</strong> eindeutige Strukturierung<br />

nachweisen. Die ausgewählten Bereiche weisen Profilhöhen im Bereich von 677-690 nm auf.<br />

Obwohl in der Falschfarbendarstellung die Struktur aus pclVAHyal auf dem Glasplättchen<br />

erkennbar ist, konnte mit dem 3D-Laserscan-Verfahren nur relativ schlecht <strong>eine</strong><br />

Profilbestimmung durchgeführt werden. In Tabelle 4-5 sind die Profilanalysen für die<br />

Segmente 1-6 gezeigt, die <strong>eine</strong> maximale Höhendifferenz von 13 nm aufweisen.<br />

Tabelle 4-5: Profilanalyse für pclVAHyal auf silanisiertem Glas<br />

Segment Nr. Profilhöhe [nm] Beschreibung Höhe der pclVAHyal-Schicht<br />

1 690 pclHyal-Schicht 13 nm<br />

2 677 Substrat<br />

3 682 pclHyal-Schicht 5 nm<br />

4 685 pclHyal-Schicht 7 nm<br />

5 678 Substrat<br />

6 684 pclHyal-Schicht 6 nm<br />

76


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-12: pclAAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol (Maske M4)<br />

Die Untersuchung der Strukturbildung von pclAAHyal auf PS (Abbildung 4-12) mittels<br />

Laserscan-Mikroskopie vermittelt <strong>eine</strong>n Eindruck von der äußerst rauen Oberflächen, wie es<br />

bereits für unbeschichtetes PS zu erkennen war (siehe Tabelle 4-3) die auch durch<br />

Beschichtung mit pclAAHal nicht deutlich glatter wird. Das Auswählen von Segmenten zur<br />

Profilanalyse gestaltete sich schwierig, da kaum deutliche Profilhöhen auszumachen waren.<br />

Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass zwischen den UV-bestrahlten Bereichen (1),<br />

(3) und (5) und den nicht-bestrahlten Bereichen (2) und (4) <strong>eine</strong> Höhendifferenz von 7-30 nm<br />

besteht. Die Zahlenwerte sind als Übersicht in Tabelle 4-6 dargestellt.<br />

Tabelle 4-6: Profilanalyse für pclAAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol<br />

Segment Nr. Profilhöhe [nm] Beschreibung Höhe der pclAAHyal-Schicht<br />

1 697 pclHyal-Schicht 30 nm<br />

2 667 Substrat<br />

3 670 pclHyal-Schicht 17 nm<br />

4 653 Substrat<br />

5 660 pclHyal-Schicht 7 nm<br />

77


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-13: pclVAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol (Maske M5)<br />

Die Profilanalyse für Abbildung 4-13 gibt ein analysierbares Höhenprofil wider. Mit Hilfe der<br />

Falschfarbendarstellung wurden die Segmente bestimmt und vermessen. Im Vergleich zu<br />

pclAAHyal auf N 2 -PS konnte bei pclVAHyal auf N 2 -PS <strong>eine</strong> weniger raue Oberfläche<br />

vermessen werden. Wie bereits bei den AFM-Untersuchungen für pclVAhyal auf N 2 -PS<br />

diskutiert, kann dies auf Polymerisationseffekte durch die Zugabe der Photoinitiatoren Ic und<br />

Vp zurückgeführt werden. Die Profilhöhen für UV-bestrahlte Bereiche und nicht-bestrahlte<br />

Bereiche sind in Tabelle 4-7 aufgeführt.<br />

Tabelle 4-7: Profilanalyse für pclVAHyal auf N 2 -behandeltem Polystyrol<br />

Segment Nr. Profilhöhe [nm] Beschreibung Höhe der pclVAHyal-Schicht<br />

1 636 pclHyal-Schicht 22 nm<br />

2 614 Substrat<br />

3 633 pclHyal-Schicht 19 nm<br />

78


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-14: pclGMHyal (1,2-2,6 x 10 3 kDa) auf N 2 -behandeltem PLA (Maske M4)<br />

Für die Analyse von pclGMHyal auf PLA (Abbildung 4-14) lässt sich in der<br />

Falschfarbendarstellung k<strong>eine</strong> Struktur erkennen, da die Profilhöhendifferenzen insgesamt<br />

zu gering sind. Eine Profilbestimmung mittels 3D-Laserscan-Mikroskopie war nicht möglich,<br />

da k<strong>eine</strong> Höhendifferenzen ausgemessen werden konnten. Die Profilhöhendifferenz über<br />

das gesamte Analyse-Segment lag durchschnittlich nur bei 18 nm.<br />

Vergleich der QCM-Messungen, der AFM-Analysen und der 3D-Laserscan-Mikroskopie-<br />

Aufnahmen zur Ermittlung der Filmdicke und Strukturbildung auf <strong>eine</strong>m Substrat<br />

Vergleicht man die mit der Quarzmikrowaage gemessenen Schichtdicken mit den ermittelten<br />

Profilhöhen aus der AFM-Untersuchung und den Laserscan-Analysen, so lassen sich Trends<br />

für die Strukturbildung verschiedener Hyal-Derivate auf unterschiedlichen Substraten<br />

erkennen. Für pclAAHyal auf Glas wurden Filmdicken von 112-143 nm (QCM) und<br />

Profilhöhen von 100 nm (AFM) bzw. durchschnittlich 100 nm (3D-Laser) erzeugt. pclAAHyal<br />

auf Polystyrol ergab 96-140 nm (QCM) bzw. 40 nm (AFM) bzw. durchschnittlich 18 nm (3D-<br />

Laser) hohe Strukturen. Bei der Verwendung von pclVAHyal war anhand der Resultate aus<br />

AFM- bzw. 3D-Laser-Analysen <strong>eine</strong> höhere Struktur auf Polystyrol zu erkennen. Hierbei<br />

wurden Profilhöhen von 46 nm (AFM) bzw. durchschnittlich 20 nm (3D-Laser) erzielt, im<br />

Vergleich dazu auf Glas nur etwa 40 nm (AFM) bzw. 8 nm (3D-Laser). Die QCM-Messungen<br />

zeigten hingegen das Gegenteil: bis 83 nm auf Glas und bis 79 nm auf PS. Für pclGMHyal<br />

konnte nur auf Glas mittels AFM <strong>eine</strong> Untersuchung des Oberflächenprofils durchgeführt<br />

werden, es ergaben sich Profilhöhen von etwa 8 nm. Bei der Untersuchung von pclHyal-<br />

Derivaten auf Polymilchsäure (PLA) war einzig für pclGMHyal ein Kontrast im<br />

79


Ergebnisse und Diskussion<br />

Lichtintensitätsbild zu erkennen. Hier ließ jedoch die Rauheit der Oberfläche, wie in der<br />

dreidimensionalen Darstellung gut zu erkennen, k<strong>eine</strong> Aussage zur Profilhöhe zu.<br />

Für die Untersuchung der Substrate mittels AFM war zu berücksichtigen, dass <strong>alle</strong> pclHyal-<br />

Strukturen mit Kristallviolett angefärbt wurden, um den Cantilever des AFMs mit Hilfe des<br />

Mikroskops auf der Oberfläche platzieren zu können. Durch Anbindung des Farbstoffs an<br />

pclHyal-Filme (vgl. Kapitel 4.2.1) wurden dadurch unterschiedlich höhere Strukturen ermittelt<br />

als bei der Profilanalyse mittels 3D-Laserscan-Mikroskopie. Bemerkenswert ist hierbei, dass<br />

pclHyal-Strukturen auf Polystyrol nach der Färbung mit Kristallviolett 10-33 nm höher<br />

gemessen wurden; vergleichbar dazu wurden pclHyal-Strukturen auf silanisiertem Glas<br />

<strong>alle</strong>rdings abhängig vom verwendeten Hyal-Derivat etwa gleich hoch (± 17 nm bei<br />

pclAAHyal) oder ebenfalls höher (27-35 nm höher bei pclAAHyal) gemessen. Insgesamt<br />

zeigen jedoch <strong>alle</strong> Messverfahren für die erzeugten Strukturen <strong>eine</strong> erfolgreiche Film- bzw.<br />

Profilbildung an. Es stellte sich nach Untersuchung der Substrate die Frage, in wie weit die<br />

nicht-bestrahlten Oberflächen tatsächlich Hyaluronsäure-frei gewaschen werden konnten, da<br />

für pclAAHyal auf silanisiertem Glas höhere Schichten auf den eigentlich pclHyal-freien<br />

Bereichen gemessen wurden. Möglicherweise verbleiben unvernetzte Hyal-Reste auf der<br />

Oberfläche, die durch Luftfeuchtigkeit stärker aufquellen, als das pclHyal. Dieser Sachverhalt<br />

und der Einfluss, den die erzeugten Strukturen auf Anwendungen in der Zellkultur haben,<br />

werden in den folgenden Kapiteln zu XPS-Messungen und zur Untersuchung des<br />

Zellwachstums auf pclHyal-Strukturen beleuchtet.<br />

4.2.4 XPS-Messungen unterschiedlicher Substrate zeigen Probleme bei der<br />

Strukturbildung auf und liefern den Nachweis für <strong>eine</strong> erfolgreiche<br />

Immobilisierung unterschiedlicher Hyal-Komposite<br />

Durch XPS-Untersuchungen verschiedener Substrate (Silizium, PS und PLA) zu<br />

unterschiedlichen Zeitpunkten im Beschichtungsprozess mit Hyaluronsäure-Derivaten wurde<br />

schrittweise die Modifikation der Oberfläche überprüft. Alle Beschichtungen wurden wie in<br />

Kapitel 3.1.2 erwähnt hergestellt. Da <strong>eine</strong> Fokussierung auf erzeugte Muster im<br />

Mikrometerbereich mittels röntgeninduzierter Photoelektronen-Spektroskopie nicht möglich<br />

ist, wurden die zu untersuchenden Substrate entweder vollflächig oder gar nicht mit UV<br />

bestrahlt. Alle Substrate wurden vor der XPS-Analyse mit H 2 O dest. gewaschen. Zur<br />

Bestimmung des prozentualen Anteils von Atomen auf <strong>eine</strong>r Oberfläche wurden die<br />

experimentell gemessenen Intensitäten durch den signalspezifischen Wirkungsquerschnitt σ<br />

dividert. [140] Durch die Differenz aus jeweiliger korrigierter Intensität und der Summe <strong>alle</strong>r<br />

korrigierten Intensitäten ergaben sich die Atomprozente jeder Probe.<br />

In Tabelle 4-8 sind die Ergebnisse der ermittelten Atomprozente auf PS-Substrat aufgelistet.<br />

80


Ergebnisse und Diskussion<br />

Tabelle 4-8: Untersuchung der Immobilisierung von AAHyal bzw. VAHyal als pclHyal-<br />

Derivate auf Polystyrol (PS)<br />

Atomprozent für: C O N<br />

PS + UV 99,4 0,6 -<br />

PS + N 2 + UV 82,4 17,0 0,7<br />

PS + Ic/Vp + UV 99,8 0,2 -<br />

PS + N 2 + Ic/Vp + UV 83,1 16,4 0,5<br />

PS + VAHyal + Ic/Vp + UV 69,7 26,8 3,5<br />

PS + N 2 + VAHyal + Ic/Vp + UV 60,7 34,2 5,1<br />

PS + AAHyal + UV 66,4 27,9 5,7<br />

PS + N 2 + AAHyal + UV 58,5 34,1 7,4<br />

Deutlich lassen sich aus Tabelle 4-8 die Unterschiede der Atomprozente insgesamt für<br />

Kohlenstoff und Sauerstoff mit bzw. ohne pclHyal-Derivat auf der PS-Oberfläche ablesen.<br />

Am Beispiel von AAHyal auf PS zeigen die folgenden Diagramme 4-3 die ermittelten<br />

Bindungsenergien für Kohlenstoff 1s und Sauerstoff 1s zum jeweiligen<br />

Beschichtungszeitpunkt. (Zur visuellen Verdeutlichung angepasst mit Hilfe der Software<br />

UNIFIT [141]).<br />

Diagramme 4-3: Bindungsenergien (normiert auf maximale Intensität) der C1s (links) und<br />

O1s Orbitale (rechts) von unterschiedlich behandeltem PS zur Untersuchung<br />

der Anbindung von AAHyal an PS<br />

81


Ergebnisse und Diskussion<br />

In den Darstellungen der Bindungsenergie wurde die Energieskala über die bekannten<br />

Photoelektronenlinien von metallischem Gold, Silber und Kupfer kalibriert. Die Spektren sind<br />

auf die C1s = 285,0 eV Photoelektronenlinie von Kohlenwasserstoffen referenziert. Die<br />

experimentelle Unsicherheit beträgt aufgrund der Aufladung der Proben während der<br />

Messung 0,2 eV.<br />

Die Zuordnung der spezifischen Bindungsenergien erfolgt über den Vergleich mit<br />

Literaturangaben, wie in Tabelle 4-9 aufgelistet.<br />

Tabelle 4-9: gemessene Bindungsenergien der Kohlenstoffe und ihre spezifische Zuordnung<br />

C-Atom<br />

im Spektrum<br />

Bindungenergie<br />

[eV]<br />

spezifisches<br />

C-Atom<br />

Literaturwert<br />

der BE [eV]<br />

C-1 290.2 C 12 H 10 290.15 [152]<br />

C-2 288.3 (-CH 2 C(CH 3 )(C(O)NH 2 )-) n 288.3 [153]<br />

Poly(methacrylamid)<br />

C-3 286.5 C-C-O oder<br />

(-C 6 H 5 NH-) n Polyanilin<br />

286.6 [154] oder<br />

286.5 [155]<br />

C-4 285.0 C-C-H 285.0 [154]<br />

Fragestellung: Welchen Einfluß hat dieVorbehandlung von PS mit N 2 -Plasma und welche<br />

Rolle spielen die Photoinitatoren Ic undVp?<br />

Durch das Aufschleudern konnte <strong>eine</strong> saubere Schicht aus Polystyrol auf Silizium erzeugt<br />

werden. Die Bestrahlung der PS-Oberfläche mit UV der Wellenlänge 365 nm bewirkte k<strong>eine</strong><br />

Änderung der Beschichtung, die Behandlung mit N 2 -Plasma führte jedoch zur Oxidation des<br />

PS Films durch das reaktive Plasma. Aus Tabelle 4-8 wird zudem ersichtlich, dass es nur auf<br />

<strong>eine</strong>r N 2 -behandelten PS-Schicht durch Bestrahlung mit UV zur Anbindung der beiden<br />

Photoinitiatoren Irgacure 2959 (Ic) und N-Vinylpyrrolidon (Vp) kommt. Anders verhalten sich<br />

hier die beiden Hyal-Derivate: sie konnten auf PS <strong>eine</strong> Adsorbatschicht bilden und mit UV-<br />

Bestrahlung angebunden werden, ohne dass PS mit N 2 -Plasma zuvor hydrophiliert wurde.<br />

Fazit: Eine Strukturierung der PS-Oberfläche, nachgewiesen durch Raster-Kraft- und 3D-<br />

Laserscan-Mikroskopie, erfolgte demnach nicht durch vorherige UV- oder N 2 -Plasma<br />

Behandlung der Polystyrol-Schicht sondern durch die erfolgreiche Anbindung von AAHyal<br />

mittels UV-Bestrahlung (bei Anwesenheit der Photoinitiatoren Ic und Vp entsprechend für<br />

VAHyal).<br />

Zur Überprüfung der Anbindung von AAHyal und VAHyal auf PLA wurden analog zu den<br />

Messungen auf PS Untersuchungen mittels XPS zu verschiedenen Zeitpunkten während der<br />

Filmprozessierung auf PLA durchgeführt. Die Ergebnisse der ermittelten Atomprozente auf<br />

PLA sind in Tabelle 4-10 aufgelistet.<br />

82


Ergebnisse und Diskussion<br />

Tabelle 4-10: Untersuchung der Immobilisierung von AAHyal bzw. VAHyal als pclHyal-<br />

Derivate auf Polymilchsäure (PLA)<br />

Atomprozent für: C O N<br />

PLA + UV 63,2 36,8 -<br />

PLA + N 2 + UV 62,7 37,3 -<br />

PLA + Ic/Vp + UV 63,5 36,4 -<br />

PLA + N 2 + Ic/Vp + UV 61,1 38,9 -<br />

PLA + VAHyal + Ic/Vp + UV 64,9 32,0 3,2<br />

PLA + N 2 + VAHyal + Ic/Vp+ UV 68,6 27,4 4,1<br />

PLA + AAHyal + UV 61,5 31,8 6,8<br />

PLA + N 2 + AAHyal + UV 59,9 33,8 6,3<br />

Es zeigt sich, dass sich die relative Zusammensetzung der PLA Oberfläche – mit Ausnahme<br />

<strong>eine</strong>r geringen Zunahme des Sauerstoffanteils – kaum ändert, weder durch die Bestrahlung<br />

mit UV der Wellenlänge 365 nm noch durch Behandlung mit N 2 -Plasma. Ebenso ist der<br />

Nachweis <strong>eine</strong>r möglichen Anbindung von Ic und Vp negativ. Erfolgreich wird damit die<br />

Anbindung der beiden Hyal-Derivate auf PLA bzw. PLA + N 2 nachgewiesen. Dies wird<br />

insbesondere durch die fehlenden Signale für PLA nach Beschichtung mit VAHyal + UV<br />

deutlich, wie die Bindungsenergien für C1s aufgetragen gegen die Intensität in den<br />

Diagramme 4-4 zeigen. Bei <strong>eine</strong>r durchschnittlichen Schichtdicke von 35 nm für pclVAHyal<br />

auf Glas bzw. PS (siehe Kapitel 4.2.3) ist die PLA-Folie mittels XPS (wegen der geringen<br />

Austrittstiefe der detektierbaren Elektronen) nicht mehr zu erkennen.<br />

Da die Unterschiede der Atomprozente insgesamt für Kohlenstoff und Sauerstoff mit bzw.<br />

ohne pclHyal-Derivat auf der PLA-Oberfläche verhältnismäßig gering waren, zeigen die<br />

folgenden Diagramme 4-4 (am Beispiel von VAHyal auf PLA) die ermittelten<br />

Bindungsenergien für Kohlenstoff 1s und Sauerstoff 1s zum jeweiligen<br />

Beschichtungszeitpunkt. (Zur visuellen Verdeutlichung angepasst mit Hilfe der Software<br />

UNIFIT [141]). Die Kalibrierung und Referenzierung erfolgte wie für Diagramme 4-3<br />

beschrieben. Die experimentelle Unsicherheit beträgt aufgrund der Aufladung der Proben<br />

während der Messung 0,2 eV.<br />

83


Ergebnisse und Diskussion<br />

Diagramme 4-4: Bindungsenergien (normiert auf maximale Intensität) der C1s (links) und<br />

O1s Orbitale (rechts) von unterschiedlich behandeltem PLA zur Untersuchung<br />

der Anbindung von VAHyal an PLA<br />

Für die Anbindung von AAHyal an PLA ergibt sich die gleiche chemische Verschiebung der<br />

Kohlenstoff 1s-Rumpfniveaus der verschiedenen Kohlenstoffatome; dies gilt ebenso für<br />

Sauerstoff. Eine erhöhte Bindungsenergie tritt dadurch auf, dass elektronegativere<br />

Nachbaratome Elektronen partiell vom Kohlenstoff anziehen und bei der Photoemission<br />

diese Partialladung zusätzlich aufgebracht werden muss. Die Bindungsenergie ist daher<br />

spezifisch für die im Molekül vorhandenen verschiedenen Kohlenstoffatome, die Zuordnung<br />

erfolgt über den Vergleich mit Literaturangaben, wie in Tabelle 4-11 aufgelistet.<br />

Tabelle 4-11: gemessene Bindungsenergien der Kohlenstoffe und ihre spezifische<br />

Zuordnung<br />

C-Atom<br />

im Spektrum<br />

Bindungenergie<br />

[eV]<br />

spezifisches<br />

C-Atom<br />

Literaturwert<br />

der BE [eV]<br />

C-1 289.0 O-C=O 288.9 [154]<br />

C-2 288.1 (-CH 2 C(CH 3 )(C(O)NH 2 )-) n 288.3 [153]<br />

Poly(methacrylamid)<br />

C-3 287.0 (-OC(O)CH(CH 3 )-) n 286.98 [153]<br />

Polymilchsäure<br />

C-4 286.6 C-C-O oder<br />

(-C 6 H 5 NH-) n Polyanilin<br />

286.6 [154] oder<br />

286.5 [155]<br />

C-5 285.0 C-C-H 285.0 [154]<br />

84


Ergebnisse und Diskussion<br />

Da bei der Messung der Oberflächenprofile in Kapitel 4.2.3 nicht eindeutig gezeigt werden<br />

konnte, ob unbestrahlte Bereiche <strong>eine</strong>r Oberfläche während des Hyal-<br />

Immobilisierungsprozesses auch tatsächlich Hyal-frei bleiben, wurden XPS-Messungen von<br />

VAHyal mit PLL an PLA-Substraten mit und ohne Betsrahlung mit UV stellvertretend für <strong>alle</strong><br />

in dieser Arbeit verwendeten Substrate und Beschichtungen durchgeführt (siehe Tabelle<br />

4-12).<br />

Tabelle 4-12: Untersuchung der Immobilisierung von PLL in VAHyal auf N 2 -behandeltem<br />

PLA<br />

Atomprozent für: C O N<br />

PLA – UV 62,4 37,6 -<br />

PLA + UV 62,7 37,3 -<br />

PLA + PLL - UV 63,6 35,7 0,7<br />

PLA + PLL + UV 66,0 32,4 1,6<br />

PLA + VAHyal + PLL - UV 66,1 31,6 2,3<br />

PLA + VAHyal + PLL + UV 64,4 31,4 4,2<br />

Aus Tabelle 4-12 wird klar, dass Hyal-Rückstände, die beim spin-coating auf die Oberfläche<br />

gelangen, jedoch nicht photovernetzt wurden, nicht durch Waschen des Substrates entfernt<br />

werden konnten. Die Unterschiede der ermittelten Atomprozente für UV- bzw. nicht-UV<br />

bestrahlte Schichten auf PLA sind auf die unterschiedlichen Schichtdicken zurückzuführen,<br />

die abhängig von der Belichtung gebildet werden. Während ohne UV-Bestrahlung nur sehr<br />

dünne Adsorbatschichten auf PLA verblieben, bildete sich durch UV-Bestrahlung <strong>eine</strong><br />

quervernetzte Schicht. Aufgund der geringen Informationstiefe für die XP-Spektroskopie<br />

haben schon kl<strong>eine</strong> Unterschiede in der Schichtdicke <strong>eine</strong>n großen Unterschied im Ergebnis<br />

zur Folge. Untersuchungen auf Silizium mit VAHyal und den Zusätzen PLL sowie FN zeigen<br />

ebenso, dass trotz Waschens der nicht-bestrahlten Proben mit H 2 O dest. k<strong>eine</strong> r<strong>eine</strong><br />

Silizium-Oberfläche erhalten werden. Die ermittelten Atomprozente für unterschiedliche<br />

Beschichtungen mit und ohne UV-Exposition sind in Tabelle 4-13 aufgelistet.<br />

Tabelle 4-13: Untersuchung der Immobilisierung von VAHyal, VAHyal mit PLL und VAHyal<br />

mit FN auf Silizium in Abhängigkeit von der Bestrahlung mit UV<br />

Atomprozent für: C O N<br />

Si + VAHyal - UV 49,8 33,9 3,4<br />

Si + VAHyal + UV 48,8 36,0 3,9<br />

Si + VAHyal + PLL - UV 53,6 31,6 3,5<br />

Si + VAHyal + PLL + UV 51,9 33,7 3,9<br />

Si + VAHyal + FN - UV 34,6 44,3 4,3<br />

Si + VAHyal + FN + UV 37,5 42,4 4,7<br />

Die XPS-Untersuchungen unterschiedlich behandelter Substrate zeigen, dass<br />

Hyaluronsäure-Derivate auf Silizium, Polystyrol und Polymilchsäure immobilisiert werden<br />

konnten. Die Ergebnisse zeigen desweiteren, dass die Strukturierung von Polymersubstraten<br />

mittels UV- Bestrahlung durch <strong>eine</strong> Maske einzig durch Immobilisierung und Quervernetzung<br />

85


Ergebnisse und Diskussion<br />

von pclHyal-Derviaten auf den Substraten erfolgt und nicht durch andere Mechanismen oder<br />

Prozessierungsschritte. Eine Hyal-freie Oberfläche zwischen den erzeugten pclHyal-<br />

Strukturen konnte mit der in dieser Arbeit verwendeten Oberflächenbeschichtungsmethode<br />

<strong>alle</strong>rdings nicht hergestellt werden. Die Anwendungen der Substrate in der Zellkultur sollten<br />

daher Hinweise auf <strong>eine</strong> geschickte Oberflächenfunktionalisierung unter Verwendung<br />

verschiedener Hyal-Derivate liefern.<br />

4.2.5 Die Analyse des Zetapotenzials gibt Aufschluss über die Oberflächenladung<br />

verschiedener Hyaluronsäurefilme<br />

Die Modifikation <strong>eine</strong>r Oberfläche kann die Benetzbarkeit, die Biokompatibilität oder auch<br />

das Adhäsionsverhalten gegenüber anderen Molekülen verändern. Die Bestimmung des<br />

Zetapotenzials mittels Messung des Strömungspotentials und des Strömungsstroms dient<br />

der Oberflächencharakterisierung.<br />

Auf unterschiedlichen Substraten wurde für verschieden konzentrierte Salzlösungen das<br />

Zetapotenzial in Abhängigkeit vom pH-Wert bestimmt. Diese Oberflächentitration führt zur<br />

Dissoziation funktioneller Gruppen auf der Oberfläche und kann qualitative Aussagen über<br />

die Chemie dieser funktionellen Gruppen liefern. In Diagramm 4-5 ist das Zetapotenzial für<br />

silanisierte Glasplättchen aufgetragen, die Fehlerbalken geben die Standardabweichung zum<br />

Mittelwert aus sechs Messungen an. Das Glas entspricht also in diesem Fall <strong>eine</strong>r<br />

„unfunktionalisierten“ Oberfläche, es sind k<strong>eine</strong> Hyaluronsäure-Moleküle vorhanden.<br />

40<br />

1 mM KCl 10 mM KCl 1 mM NaCl<br />

20<br />

Zetapotenzial [mV]<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

-100<br />

2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

pH<br />

Diagramm 4-5: Zetapotenzial zweier Elektrolyte in Abhängigkeit von Konzentration und pH-<br />

Wert auf silanisiertem Glas<br />

86


Ergebnisse und Diskussion<br />

Für verschiedene Elektrolytkonzentrationen und ebenfalls unabhängig von der<br />

Salzzusammensetzung (KCl bzw. NaCl) zeigt die Glasoberfläche <strong>eine</strong>n Isoeletrischen Punkt<br />

(IEP) von 4, d.h. bei pH = 4 erscheint die Oberfläche ungeladen. Im nächsten Schritt wurden<br />

pclHyal-Filme auf Glas untersucht. Die beiden Diagramme 4-6 und 4-7 zeigen die<br />

Bestimmung des Zetapotenzials für pclAAHyal und pclVAHyal Oberflächen (mit Angabe der<br />

Standardabweichungen als Fehlerbalken für sechs Messungen je pH-Wert).<br />

-10<br />

0 1 mM KCl 10 mM KCl 56 mM KCl<br />

Zetapotenzial [mV]<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

-60<br />

-70<br />

2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

pH<br />

Diagramm 4-6: Zetapotenzial bei verschiedenen pH-Werten für <strong>eine</strong>n pclAAHyal-Film ohne<br />

weitere Zusätze, der nacheinander verschiedenen Konzentrationen ausgesetzt<br />

wurde<br />

40 0,1 mM KCl 1mM KCl<br />

3 mM KCl 56 mM KCl 100 mM KCl<br />

20<br />

Zetapotenzial [mV]<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

-100<br />

2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

pH<br />

Diagramm 4-7: Zetapotenzial bei verschiedenen pH-Werten für <strong>eine</strong>n pclVAHyal-Film ohne<br />

weitere Zusätze, der nacheinander verschiedenen Konzentrationen ausgesetzt<br />

wurde<br />

87


Ergebnisse und Diskussion<br />

Für die beiden pclHyal-Oberflächen lassen sich in Bezug auf <strong>eine</strong> Anwendung in der<br />

Zellkultur folgende Aussagen treffen:<br />

• Bei <strong>eine</strong>m physiologischen pH-Wert von 7,4 liegt das Zetapotenzial für <strong>alle</strong><br />

Elektrolytlösungen im negativen Bereich. Das bedeutet, die Oberfläche ist dann stets<br />

negativ geladen.<br />

• Der IEP liegt deutlich niedriger als der der Glasoberfläche. Für pclAAHyal liegt der<br />

IEP sogar außerhalb der untersuchten pH-Werte. Die pclHyal-Oberflächen liegen also<br />

nie elektrisch neutral vor.<br />

• Bei den für die Messmethode verhältnismäßig hohen Ionenkonzentrationen von bis<br />

zu 100 mM verhalten sich die pclHyal-Filme wie erwartet: bei steigender<br />

Salzkonzentration werden mehr Ionen an der Grenzfläche angelagert und die<br />

gemessenen, absoluten Zetapotenziale gehen betragsmäßig nach unten, d.h. die<br />

Oberfläche scheint nach außen hin weniger negativ geladen.<br />

• Die Lage des IEP hängt bei pclAAHyal und pclVAHyal nicht von der<br />

Salzkonzentration und auch nicht von der Salzzusammensetzung ab, wie in <strong>eine</strong>r<br />

weiteren Messung bestätigt werden konnte. Es ist deshalb davon auszugehen, dass<br />

die Protonen, Alkoholatanionen und Carboxylatanionen des pclHyal-Films für die<br />

Ladungseffekte an der Grenzfläche verantwortlich sind.<br />

Da XPS-Untersuchungen (Kapitel 4.2.4) ergeben hatten, dass <strong>eine</strong> Fläche nach Hyal-<br />

Exposition, jedoch ohne UV-Bestrahlung nicht völlig Hyal-frei gewaschen werden kann,<br />

wurden VAHyal Beschichtungen hergestellt, die zusätzlich das polykationische PLL<br />

enthalten. In den Diagrammen 4-8 sind die gemessenen Potentiale bei unterschiedlichen<br />

KCl-Konzentrationen gegen die verschiedenen pH-Werte aufgetragen.<br />

20<br />

0<br />

0,1 mM KCl 1 mM KCl<br />

10 mM KCl 54 mM KCl<br />

20<br />

0<br />

1mM KCl<br />

10 mM KCl<br />

Zetapotenzial [mV]<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

Zetapotenzial [mV]<br />

-20<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

pH<br />

-80<br />

2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

pH<br />

Diagramme 4-8: VAHyal/PLL ohne UV-Bestrahlung (links) und nach UV-Bestrahlung (rechts)<br />

Es wird deutlich, dass im pH Plateau-Bereich die Zetapotenziale für nicht UV-bestrahlte<br />

Oberflächen relativ wenig von der Ionenstärke abhängig sind. Der IEP liegt sehr niedrig, was<br />

auf <strong>eine</strong> Rest-Schicht an Hyaluronsäure deutet, die nicht weggewaschen werden konnte.<br />

Dieses Ergebnis deckt sich mit der XPS-Analyse von UV unbehandelten Hyal-Substraten.<br />

Für die nicht UV-behandelten Proben sind die Zetapotenziale bei den niedrigeren<br />

Ionenstärken (1 mM) vom Betrag her signifikant kl<strong>eine</strong>r (-50 mV) als bei den UV-behandelten<br />

88


Ergebnisse und Diskussion<br />

Proben (-70 mV). Weiterhin ließ sich k<strong>eine</strong> Zunahme des Zetapotenzials bei steigender<br />

Ionenstärke feststellen, wie es bei den UV-bestrahlten Oberflächen beobachtet werden kann.<br />

Möglicherweise führt <strong>eine</strong> Rest-Schicht PLL zusammen mit der Rest-Schicht Hyal dazu, dass<br />

sich <strong>eine</strong> weniger stark geladene Oberfläche gebildet hat, auf der sich selbst bei höheren<br />

Ionenstärken Kationen und Anionen gleichermaßen anlagern. Bei den UV-bestrahlten<br />

Oberflächen war die übliche Zunahme des Zetapotenzials bei abnehmender Ionenstärke zu<br />

beobachten, was auf ein Quellen des pclHyal/PLL-Films zurück geführt werden kann.<br />

Dadurch können Ionen in die pclHyal/PLL Schicht eindringen und damit die Oberfläche nach<br />

außen hin neutral ersch<strong>eine</strong>n lassen. Auffällig ist, dass der IEP für die UV-bestrahlte<br />

Oberfläche aus pclVAHyal/PLL relativ hoch liegt, vergleichbar dem auf silanisierten Glas.<br />

Dies spricht für die Theorie des gequollenen Films, der bei pH = 4 nach außen hin neutral<br />

geladen ist.<br />

4.2.6 Hyaluronsäure-Filme zur Anwendung im Mikrothermoform-Verfahren<br />

Zur Untersuchung von Polymeren, die in <strong>eine</strong>r Formanlage thermisch gezogen und<br />

verstreckt werden, wurde Polymilchsäure als Substrat gewählt. PLA ist ein durch Wärme<br />

verformbarer biokompatibler Kunststoff. Während dem Thermoformprozess wird PLA auf bis<br />

zu 60°C erhitzt und <strong>eine</strong>m Druck von 2-3 MPa ausgesetzt. Untersuchungen zur<br />

Beständigkeit von Hyaluronsäure Beschichtungen auf PLA zeigen, dass dieser Prozess für<br />

pclAAHyal auf PLA ungeeignet ist. Die pclAAHyal-Schicht löste sich vom PLA-Substrat ab.<br />

Die Entwicklung thermogeformter Strukturen von pclVAHyal auf PLA verlief hingegen<br />

erfolgreich. Wie in den Abbildungen 4-15 dargestellt, wurden aus <strong>eine</strong>m mit pclVAHyal<br />

beschichteten PLA-Substrat relativ tiefe Kavitäten bei 3 MPa geformt, in denen die<br />

pclVAHyal-Beschichtung bei den gewählten Prozessparamtern ein- und abreißt, zwischen<br />

den Kavitäten dagegen unbeschädigt bleibt.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-15: Filmprozessierung von VAHyal auf PLA (vgl. Kapitel 3.1.2): UV-<br />

Bestrahlung vollflächig (a) oder durch <strong>eine</strong> Maske (b); Thermoformen des<br />

Substrates (vgl. Kapitel 3.1.3), Einformtiefe 170 µm (links) oder 200 µm<br />

(rechts); Färbung mit Kristallviolett<br />

Wurde bei <strong>eine</strong>m geringeren Druck von 2 MPa thermogeformt, so blieb (wie in den<br />

Abbildungen 4-16 gezeigt) ein zuvor erzeugtes pclHyal-Muster auch in den weniger tief<br />

eingeformten Kavitäten erhalten und wurde dort lediglich verzerrt.<br />

89


Ergebnisse und Diskussion<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-16: Filmprozessierung von VAHyal auf PLA (vgl. Kapitel 3.1.2): UV-<br />

Bestrahlung durch <strong>eine</strong> Maske; Thermoformen des Substrates (vgl. Kapitel<br />

3.1.3), Einformtiefe 90 µm. Beide Abbildungen (a und b) zeigen den gleichen<br />

Probenbereich in verschiedenen Fokusebenen, wobei deutlich die intakte<br />

Wellenstruktur zwischen den Kavitäten sowie das verstreckte, eingerissene<br />

Muster in der Kavität zu erkennen ist<br />

Um auszuschließen, dass sich pclVAHyal während dem Thermoformprozess zersetzt, wurde<br />

versucht, die Schmelztemperatur von pclVAHyal zu bestimmen. Dabei kommt es ab 180°C<br />

zur langsamen Zersetzung des Polymers.<br />

4.3 Hyaluronsäure-Gelbildung<br />

4.3.1 Photocrosslinking von AAHyal durch Bildung reaktiver Nitrene<br />

Die Herstellung vernetzter Schichten aus Hyaluronsäure mittels Photocrosslinking auf<br />

silanisierten Glasplättchen oder in Mikroskopierkammern erfolgte durch Bestrahlung von<br />

AAHyal mit UV.<br />

Die Reaktion zur Erzeugung von AAHyal liefert bei Verwendung verschiedener<br />

Kopplungsreagenzien unterschiedlich stark modifizierte AAHyal-Produkte. Obwohl das<br />

Reaktionsprodukt, welches die meisten Azidophenylreste aufweist, den besten<br />

Vernetzungsgrad liefern müsste, zeigte sich bei der Gelbildung durch die Bestrahlung mit<br />

UV, dass AAHyal mit <strong>eine</strong>m Modifizierungsgrad von 44 % AA im Molekül eher braun<br />

verbrannt wirkt und <strong>eine</strong> echte Gelbildung nicht beobachtet werden kann. Auch bei der<br />

Bestrahlung von AAHyal (7 % Modifikation) konnte k<strong>eine</strong> Gelbildung beobachtet werden.<br />

Erfolgreich hingegen verlief die Gelbildung von AAHyal, das <strong>eine</strong>n Modifizierungsgrad von<br />

18 % aufweist. Während der Bestrahlung mit UV kann der Beginn der Gelbildung nach etwa<br />

10 min beobachtet werden, nach 20 min ist die Gelbildung beendet, länger andauernde UV-<br />

Bestrahlung führte lediglich zu braun verbrannten Gelen. Die Abbildungen 4-17 zeigen<br />

pcalAAHyal-Gele die sich während des Bestrahlungsprozesses leicht braun färben, was auf<br />

die Bildung von Nebenprodukten hin deutet. Die Braunfärbung blieb auch nach dem<br />

Inkubieren der Gele mit Zellen und Kulturmedium bestehen und lässt sich demnach nicht<br />

durch Waschen entfernen.<br />

90


Ergebnisse und Diskussion<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-17: Gele aus AAHyal nach 10 min (a) und nach 20 min (b) UV-Bestrahlung<br />

Ebenso wurde die Gelbildung für AAHyal mit zellattraktiven Substanzen untersucht. Dazu<br />

wurde der Polymerisationslösung Collagen beigemischt, das häufig zur Beschichtung von<br />

Zellkulturträgern verwendet wird. In Abbildung 4-18 sind die erzeugten Gele abgebildet.<br />

Abbildung 4-18: Gele aus AAHyal (15 mg/mL) mit 1,5 mg/mL Collagen<br />

Offenbar wurden bei der Gelbildung von AAHyal mit Collagen viele Nebenprodukte gebildet;<br />

das Gel war sehr dunkel und wies <strong>eine</strong> sehr feste Konsistenz auf.<br />

Die Betrachtung der gebildeten pclAAHyal-Hydrogele im Rasterelektronenmikroskop<br />

verstärkte den Befund, dass äußerst dicht gepackte Hydrogele mit AAHyal erzeugt wurden<br />

(Abbildung 4-19). Es war daher fraglich, inwiefern diese Hydrogele als Zellkultursubstrate<br />

geeignet sind, da die Nährstoffversorgung der Zellen, die in <strong>eine</strong>m derartigen Gerüst sitzen<br />

durch die Poren gewährleistet sein muss.<br />

91


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-19: REM-Aufnahme <strong>eine</strong>s Schnittes durch ein gefriergetrocknetes pclAAHyal<br />

Hydrogel<br />

4.3.2 Polymerisation von VAHyal durch Bildung reaktiver Carbene<br />

Zur Erzeugung von Hyaluronsäuregelen aus VAHyal wurden Initiatorsubstanzen der<br />

Polymerlösung beigemischt, die bei Bestrahlung mit UV Primärradikale erzeugen. Diese<br />

greifen in situ den Vinylrest im modifizierten Hyaluronsäuremolekül an. Infolge werden<br />

Kohlenstoffradikale gebildet, die zu <strong>eine</strong>r Quervernetzung beitragen. Die hochviskose<br />

Lösung aus 15 mg/mL VAHyal gelöst in PBS, die 0,1 % N-Vinylpyrrolidon und 0,1 % Irgacure<br />

enthält, wurde in <strong>eine</strong> Mikroskopierkammer pipettiert und nach 15 min mit UV-Bestrahlung<br />

war die Gelbildung abgeschlossen. Das Gel wirkt gelb-braun gefärbt, ist jedoch<br />

durchsch<strong>eine</strong>nd. Ebenso wurde <strong>eine</strong> erfolgreiche Gelbildung bei Zugabe von 2,5 mg/mL<br />

Collagen beobachtet (Abbildungen 4-20).<br />

(a)<br />

Abbildungen 4-20: Gele aus VAHyal (a) und VAHyal mit 2,5 mg/mL Collagen (b)<br />

(b)<br />

Im Rasterelektronenmikroskop zeigt die Schnittfläche <strong>eine</strong>s pclVAHyal-Hydrogels nach der<br />

Gefriertrocknung <strong>eine</strong> relativ gleichmäßig poröse Struktur mit Kavitäten zwischen 1-10 µm,<br />

die sich zur Einbettung von Zellen unter Beibehaltung der Durchlässigkeit für Nährmedium<br />

nutzen ließen (Abbildung 4-21).<br />

92


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-21: REM-Aufnahme <strong>eine</strong>s Schnittes durch ein gefriergetrocknetes pclVAHyal<br />

Hydrogel<br />

4.3.3 Click-Gele werden aus ATAHyal und PAHyal gebildet<br />

Die Kupfer-vermittelte Click-Reaktion zwischen <strong>eine</strong>r Azidogruppe und <strong>eine</strong>m Alkin kann<br />

auch zur Quervernetzung entsprechend funktionalisierter Hyaluronsäurestränge genutzt<br />

werden. Der Gelierungsprozess war bei Verwendung von CuCl bereits nach wenigen<br />

Sekunden vollendet. In Abbildung 4-22 sind die IR-Spektren der Ausgangssubstanzen<br />

ATAHyal und PAHyal dargestellt, ebenso das IR-Spektrum des resultierenden Click-<br />

Derivates. Damit ließ sich der Verlust der Azido-Gruppe und des Alkin-Restes während der<br />

Bildung des Fünfrings nachweisen.<br />

Abbildung 4-22: IR-Spektren von ATAHyal und PAHyal die nach der CuCl katalysierten<br />

Click-Reaktion zu <strong>eine</strong>m Hydrogel vernetzen: IR-Spektrum Click-Hyal<br />

93


Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Verwendung geringster Mengen des Katalysators war vor <strong>alle</strong>m für die späteren<br />

Anwendungen in der Zellkultur interessant. In den folgenden Abbildungen 4-23 sind die<br />

Ergebnisse unterschiedlicher Zugaben <strong>eine</strong>r wässrigen, 0,1 %igen CuCl-Suspension zu<br />

sehen.<br />

Abbildungen 4-23: Click-Gele (von links nach rechts) nach Zugabe von: 10 µL, 20 µL, 30 µL,<br />

und 40 µL CuCl mit Durchmessern von 2 mm, 3 mm, 5 mm und 5 mm<br />

Die unterschiedliche Größe der Gel-Stücke war <strong>alle</strong>in auf die zusätzliche Flüssigkeitsmenge<br />

zurück zu führen, die im Gel durch die Zugabe unterschiedlicher Mengen an Katalysator-<br />

Lösung vorhanden ist. In der Literatur wird beschrieben, dass der Vernetzungsgrad direkt<br />

über die Änderung der stöchiometrischen Reaktionsbedingungen beeinflusst werden kann.<br />

[95]<br />

4.3.4 Die Polymerisation von GMHyal und MAHyal<br />

Für die Gelierung von GMHyal aus Hyal unterschiedlicher Molekulargewichte gibt die<br />

folgende Tabelle 4-14 <strong>eine</strong>n Überblick der gewonnen Gele.<br />

Tabelle 4-14: Gele aus GMHyal mit unterschiedlichem Anteil an Photoinitiatoren<br />

10 mg/mL gelöst in PBS<br />

mit 0,05 % Ic und 0,05 % Vp<br />

pclGMHyal 50 kDa → sehr viskos<br />

pclGMHyal 350 kDa → Gel-Bröckchen<br />

pclGMHyal 1100 kDa → Hydrogel<br />

pclGMHyal 1200-2600 kDa → sehr viskos<br />

10 mg/mL gelöst in PBS<br />

mit 0,1 % Ic und 0,1 % Vp<br />

pclGMHyal 50 kDa → sehr viskos<br />

pclGMHyal 350 kDa → Gel-Bröckchen<br />

pclGMHyal 1100 kDa → Hydrogel<br />

pclGMHyal 1200-2600 kDa → sehr viskos<br />

Aufgrund der guten Ergebnisse bei der Verwendung von GMHyal 1100 kDa wurden diese<br />

Gele bei der Verwendung mit Zellen eingesetzt. Die REM-Aufnahmen <strong>eine</strong>s Schnittes durch<br />

ein pclGMHyal-Hydrogel nach der Gefriertrocknung zeigen die Porösität des Gels, das gut<br />

zur Einbettung von Zellen geeignet scheint (Abbildungen 4-24)<br />

94


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildungen 4-24: GMHyal gelöst in PBS in <strong>eine</strong>r Konzentration von 20 mg/mL wird nach<br />

Zugabe von 0,1 % Ic und 0,1 % Vp nach Bestrahlung mit UV zum Hydrogel<br />

vernetzt, Mikroskopaufnahme (a) und REM-Aufnahme (b)<br />

Obwohl k<strong>eine</strong>rlei Modifikation der Hyaluronsäure durch MA feststellbar war, wurden dennoch<br />

Gelbildungsversuche durchgeführt. Für <strong>alle</strong> MAHyal-Proben konnte jedoch k<strong>eine</strong> Gelbildung<br />

erzielt werden. Allerdings war es unmöglich, die Derivate in Puffer oder H 2 O dest. zu lösen.<br />

Demzufolge war davon auszugehen, dass zwar <strong>eine</strong> Modifizierung der Hyaluronsäure<br />

stattgefunden hat, die sich jedoch nicht sinnvoll als Trägersubstrat bzw. Gerüststruktur in der<br />

Zellkultur einsetzen lässt.<br />

4.4 Peptidsynthesen<br />

4.4.1 Synthesevorstufen zur Darstellung funktionalisierter Peptide<br />

Ahx 3<br />

Die Darstellung des Linkers aus drei Aminohexansäure-Einheiten (Ahx 3 ) konnte mittels<br />

Festphasensynthese durchgeführt werden. Das UV Spektrum der LC-Analyse zeigt die r<strong>eine</strong><br />

Substanz.<br />

AZB-NHS und VIB-NHS<br />

Die Synthese der NHS-aktivierten Benzol-Derivate Azidobenzyl-N-hydroxysuccinimid (AZB-<br />

NHS) und Vinylbenzyl-N-hydroxysuccinimid (VIB-NHS) konnte erfolgreich durchgeführt<br />

werden. Die Reaktionsbedingungen entsprachen standardmäßigen Kopplungsprozessen.<br />

Das Kopplungsreagenz DCC ließ sich durch säulenchromatographische Aufreinigung<br />

vollständig abtrennen. Der Produktnachweis erfolgte mittels 1 H-NMR Spektroskopie.<br />

95


Ergebnisse und Diskussion<br />

AZB-Ahx 3 und VIB-Ahx 3<br />

Die Kopplung des NHS-aktivierten Azidobenzoyls mit Ahx 3 an der festen Phasen erschien<br />

zunächst problematisch, da sich das Kopplungsreagenz EDC nur im Wässrigen löst, darin<br />

war jedoch das AZB-NHS unlöslich. Umgekehrt ist AZB-NHS in DMSO löslich, EDC<br />

wiederum nicht. Daher wurde für die Reaktion zunächst ein Lösungsmittelgemisch aus<br />

DMSO:H 2 O = 1:1 gewählt womit die Ankopplung erfolgreich durchgeführt werden konnte.<br />

Das UV Spektrum bei λ = 220 nm der LCMS-Analyse zeigt das gewünschte Produkt in<br />

ausreichender Reinheit. Eine weitere Aufreinigung vor der nächsten Umsetzung wurde nicht<br />

vorgenommen. Das Vorhandensein der Azido-Funktionalität wurde mittels ATR-IR<br />

nachgewiesen.<br />

Die Kopplung des NHS-aktivierten Vinylbenzoyls mit Ahx 3 an der festen Phase lieferte nach<br />

kurzer Reaktionszeit das gewünschte Produkt, sofern beide Edukte in DMF gelöst wurden.<br />

Das UV Spektrum bei λ = 220 nm der LCMS-Analyse zeigte das gewünschte Produkt in<br />

ausreichender Reinheit. Eine weitere Aufreinigung vor der nächsten Umsetzung wurde nicht<br />

vorgenommen.<br />

GGGR(Pbf)GD(tBu)S(Mtr)P und GGGR(Pbf)D(tBu)GS(Mtr)P<br />

Die Synthesen ausgehend von Fmoc-Prolin-OH am Trägerharz 2-Cl-Trityl verliefen<br />

erfolgreich mittels Fmoc-Synthesestrategie. Beide Produkte konnten massenspektrometrisch<br />

nachgewiesen werden.<br />

Zyklo[D(tBu)fKR(Pbf)G]<br />

Mittels der Fmoc-Synthesestrategie konnte das lineare Peptid NH 2 -Asp(tBu)-D-Phe-<br />

Lys(Dde)-Arg(Pbf)-Gly-OH auf dem Trägerharz 2-Cl-Trityl hergestellt werden. Es war dabei<br />

empfehlenswert, die Synthese mit Fmoc-Glycin-OH am Harz zu beginnen, da so im späteren<br />

Zyklisierungsschritt Racemisierung vermieden werden konnte. Die Abspaltung vom Harz<br />

unter Beibehaltung <strong>alle</strong>r Seitenketten-Schutzgruppen gelang mit 30 % HFIP in DCM.<br />

Zyklisiert wurde das Pentapeptid in stark verdünnter Lösung. Um dabei <strong>eine</strong> unkontrollierte<br />

Polymerisation des Produktes zu vermeiden, wurden die Kopplungsreagenzien DIC und<br />

HOBt verwendet. Die Zyklisisierung konnte massenspektrometrisch verfolgt werden. Die<br />

chemoselektive Abspaltung der Schutzgruppe Dde an Lysin mit Hydrazin verlief ebenfalls<br />

bereits nach wenigen Minuten erfolgreich. Das UV-Spektrum der LCMS-Analyse bei<br />

λ = 220 nm zeigt das gewünschte Produkt in ausreichender Reinheit. Die Isolierung des<br />

Peptids wurde erst nach Anbindung <strong>eine</strong>s Linkers durchgeführt, um verlustreiche<br />

Reinigungsschritte zu vermeiden.<br />

96


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.4.2 Die Synthese der linearen Peptide AZB-GGGRGDSP und AZB-GGGRDGSP:<br />

Peptide, die als Linker <strong>eine</strong> Glycin-Kette tragen, an der photoreaktives Azid<br />

gebunden ist<br />

An der Festphase gelang die Funktionalisierung des Peptids mit der photoreaktiven Gruppe<br />

ausgehend vom zuvor hergestellten AZB-NHS. Durch das Abspalten des Produkts vom<br />

Trägerharz wurden gleichzeitig die Seitenketten entschützt und im UV Spektrum bei<br />

λ = 220 nm (siehe Diagramme 4-9) der LCMS-Analyse konnte die Reinheit überprüft werden.<br />

3000<br />

5000<br />

Intensität [mAu]<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

AZB-GGGRGDSP<br />

(m/z) 847.4<br />

Intensität [mAu]<br />

4500<br />

4000<br />

500<br />

AZB-GGGRDGSP<br />

(m/z) 847.4<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit [min]<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit [min]<br />

Diagramme 4-9: UV-VIS Spektren von AZB-GGGRGDSP und AZB-GGGRDGSP<br />

4.4.3 Die Synthese der linearen Peptide VIB-GGGRGDSP und VIB-GGGRDGSP:<br />

Peptide, die als Linker <strong>eine</strong> Glycin-Kette tragen, die den polymerisierbaren<br />

Vinyl-Rest trägt<br />

An der Festphase gelang die Funktionalisierung des Peptids mit der photoreaktiven Gruppe<br />

ausgehend vom zuvor hergestellten VIB-NHS. Durch das Abspalten des Produkts vom<br />

Trägerharz, wurden gleichzeitig die Seitenketten entschützt und im UV Spektrum bei<br />

λ = 220 nm (siehe Diagramme 4-10) der LCMS-Analyse konnte die Reinheit überprüft<br />

werden.<br />

3000<br />

1000<br />

Vib-GGGRGDSP<br />

(m/z) 832.5<br />

800<br />

Vib-GGGRDGSP<br />

(m/z) 832.4<br />

Intensität [mAu]<br />

2500<br />

500<br />

Intensität [mAu]<br />

600<br />

400<br />

200<br />

GGGRDGSP (m/z 702.4) und<br />

weitere Verbindung (m/z 1022.6)<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit [min]<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit [min]<br />

Diagramme 4-10: UV-VIS Spektren von VIB-GGGRGDSP und VIB-GGGRDGSP<br />

97


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.4.4 Die Synthese von AZB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]. Ein ringförmig aufgebautes Peptid,<br />

das als Linker drei Aminohexansäure-Einheiten trägt, an dessen Ende ein<br />

photoreaktiver Azid-Rest gebunden ist<br />

Die Anbindung des photoreaktiven Linkers AZB-Ahx 3 an die freie Aminogruppe des<br />

zyklo[D(tBu)fKR(Pbf)G] gestaltete sich zunächst schwierig. Ausgehend von der in der<br />

Literatur beschriebenen Methode [102] mit den Kopplungsreagenzien HATU und HOAT<br />

unter Zusatz von 2,3,5-Collidin konnte nur sehr langsam die Produktbildung sowie die<br />

Bildung zahlreicher Nebenprodukte beobachtet werden. Vielversprechend hingegen verlief<br />

die Kopplung unter Verwendung von HOBt unter Zusatz von DIC. Hierbei wurden deutlich<br />

weniger Nebenprodukte beobachtet und nach 5 Tagen war die Reaktion beendet. Das<br />

Produktgemisch wurde mit der Gradienten-HPLC-Methode aufgetrennt und das gewünschte<br />

Produkt fraktioniert gesammelt. Anschließend wurde das Zyklopeptid vollständig entschützt<br />

und man erhielt AZB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG] mit nur 6,33 % Verunreinigungen. Diagramm 4-11<br />

zeigt das UV Spektrum (λ = 220 nm) des Produktes, wie es in der Zellkultur eingesetzt<br />

wurde.<br />

Intensität [mAu]<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Injektionssignal<br />

3,21 %<br />

93,67 %<br />

AZB-zyklo(RGDfK)<br />

(m/z) 1088.8<br />

3,12 %<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit [min]<br />

Diagramm 4-11: UV-VIS Spektrum von AZB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]<br />

4.4.5 Die Synthese von VIB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]. Ein ringförmig aufgebautes Peptid,<br />

das als Linker drei Aminohexansäure-Einheiten trägt, an dessen Ende ein<br />

polymerisierbarer Vinyl-Rest gebunden ist<br />

Die Anbindung des Linkers VIB-Ahx 3 an die freie Aminogruppe des zyklo[D(tBu)fKR(Pbf)G]<br />

verlief analog der Darstellung des Azido-Gruppe tragenden Derivates. Ebenso wurden hier<br />

die Kopplungsreagenzien HOBt und DIC verwendet und nach 5 Tagen konnte kein weiterer<br />

Reaktionsumsatz mehr beobachtet werden. Die Gradienten-HPLC-Methode lieferte<br />

fraktioniert das geschützte Zyklopeptid, das nach vollständiger Entschützung als VIB-Ahx 3 -<br />

zyklo[DfKRG] gewonnen wurde. Es ließen sich Verunreinigungen im UV Spektrum erkennen,<br />

<strong>alle</strong>rdings zeigten nur 5,43 % davon <strong>eine</strong> detektierbare Masse. In Diagramm 4-12 ist das UV<br />

Spektrum bei λ = 220 nm dargestellt, welches das für die Zellkultur verwendete Produkt<br />

zeigt.<br />

98


Ergebnisse und Diskussion<br />

1600<br />

51,80 %<br />

1400<br />

1200<br />

VIB-zyklo(RGDfK)<br />

(m/z) 1073.9<br />

Intensität [mAu]<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

Injektionssignal<br />

kein Masse-Signal,<br />

nur UV-Signal<br />

200<br />

1,35 %<br />

1,94 %<br />

2,14 %<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit [min]<br />

Diagramm 4-12: UV-VIS Spektrum von VIB-Ahx 3 -zyklo[DfKRG]<br />

4.5 RGD-Immobilisierung auf Hyaluronan<br />

4.5.1 Die Immobilisierung photoreaktiver Peptide<br />

Die Immobilisierung photoreaktiver Peptide auf <strong>eine</strong>m Hyaluronsäuresubstrat gelang nur bei<br />

Beachtung der Prozessreihenfolge. Dazu wurde zunächst das Hyaluronsäurederivat<br />

immobilisiert und anschließend darauf ein strukturiertes Peptidmuster erzeugt. Eine<br />

geeignete Reihenfolge zur Peptidimmobilisierung auf pclHyal beschreibt Kapitel 3.1.2.<br />

4.5.2 Die Anbindung von RGDF 19 an Hyaluronsäure mittels Festphasensynthese<br />

Die Anbindung von RGDF 19 an Hyaluronsäure mittels Festphasensynthese unter<br />

Verwendung des Kopplungsreagenzes TFFH konnte anhand des 19 F-Spektrums nicht<br />

gezeigt werden. Die Polymerstruktur der Hyaluronsäure ließ die eindeutige Zuweisung <strong>eine</strong>s<br />

19 F-Signals nicht zu.<br />

4.6 Hyaluronsäurefilme und deren Einfluss auf das Zellwachstum<br />

Zur Untersuchung von Zell-Substrat-Interaktionen bietet sich die Kultivierung von L929<br />

Zellen auf den erzeugten Hyaluronsäurefilmen an. Es handelt sich dabei um Fibroblasten,<br />

die aus areolaren und adipotischen Gewebe <strong>eine</strong>r männlichen C3H/An Maus stammen.<br />

Diese Mäuse weisen <strong>eine</strong> sehr hohe Inzidenz von Mammatumoren auf, aus denen die Zellen<br />

gewonnen werden. Die L929-Zellkultur ist ein sensibles in vitro Testsystem für die<br />

Bioverträglichkeitsprüfung von Biomaterialien.<br />

99


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.6.1 Die Zelladhäsion auf verschiedenen Hyaluronsäurestrukturen lässt sich gut<br />

bei Verwendung von GMHyal beobachten<br />

Zur Untersuchung der Zelladhäsion auf verschiedenen Hyaluronsäurefilmen wurden<br />

silanisierte Glasplättchen sowie N 2 -Plasma behandelte PS Substrate durch Aufschleudern<br />

von Hyal-Lösungen beschichtet. Durch das Auflegen <strong>eine</strong>r Maske während der<br />

nachfolgenden Bestrahlung mit UV wurden Muster aus vernetzten Hyal-Strängen und<br />

unvernetztem Hyal erzeugt. Beim anschließenden Waschen der Substrate mit Wasser wurde<br />

das unvernetzte Hyal so weit entfernt, dass messbare Hyal-Strukturen zurück blieben. Die<br />

Kultivierung von Zellen auf den gemusterten Substraten erfolgte in Nährmedium bei 37°C in<br />

<strong>eine</strong>m Inkubator unter 5 % CO 2 Begasung und gesättigter Luftfeuchtigkeit. Die folgende<br />

Tabelle 4-15 wurde angelehnt an die Übersicht aus Kapitel 4.2.1 und um <strong>eine</strong> Spalte mit der<br />

zu beobachtenden Zeladhäsion erweitert.<br />

Tabelle 4-15: Hyal-Substratoberflächen und deren Einsatz in der Zellkultur – Übersicht mit<br />

folgender Symbolik: „+“ entspricht „ja“, „-“ entspricht „nein“<br />

spin-coating<br />

von...<br />

UV-Bestrahlung<br />

→ Fazit<br />

Zelladhäsion: Kristallviolett: Zellen<br />

werden gefärbt und...<br />

...AAHyal +<br />

→ Photovernetzung<br />

Bildung von pclAAHyal<br />

..AAHyal -<br />

→ k<strong>eine</strong> Photovernetzung<br />

AAHyal Rest-Schicht<br />

...VAHyal +<br />

→ Photovernetzung<br />

Bildung von pclVAHyal<br />

...VAHyal -<br />

→ k<strong>eine</strong> Photovernetzung<br />

VAHyal Rest-Schicht<br />

...GMHyal +<br />

→ Photovernetzung<br />

Bildung von pclGMHyal<br />

...GMHyal -<br />

→ k<strong>eine</strong> Photovernetzung<br />

GMHyal Rest-Schicht<br />

-<br />

-<br />

-<br />

+<br />

nur bei gering<br />

konzentrierter<br />

VAHyal-Lösung<br />

-<br />

+<br />

belichtete, pclAAHyal<br />

beschichtete Bereiche<br />

werden violett gefärbt,<br />

wie in Kapitel 4.2.1<br />

beobachtet<br />

unbelichtete, pclAAHyalfreie<br />

Bereiche<br />

(AAHyal Rest-Schicht)<br />

bleiben ungefärbt<br />

belichtete, pclVAHyal<br />

beschichtete Bereiche<br />

werden nicht gefärbt,<br />

obwohl in Kapitel 4.2.1<br />

so beschrieben<br />

unbelichtete, pclVAHyalfreie<br />

Bereiche<br />

(VAHyal Rest-Schicht)<br />

bleiben ungefärbt<br />

belichtete, pclGMHyal<br />

beschichtete Bereiche<br />

werden nicht gefärbt,<br />

obwohl in Kapitel 4.2.1<br />

so beschrieben<br />

unbelichtete, pclGMHyalfreie<br />

Bereiche<br />

(GMHyal Rest-Schicht)<br />

bleiben ungefärbt<br />

100


Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Bereiche, die pclHyal-beschichtet wurden (also mit Kristallviolett anfärbbar sein sollten),<br />

ließen bei der Besiedelung der benachbarten Hyal-beschichteten Bereiche mit Zellen häufig<br />

k<strong>eine</strong> auffällige Färbung mehr erkennen. Möglicherweise ist hier der Kontrast zwischen stark<br />

violett gefärbter Zelle im Gegensatz zum mäßig gefärbten pclHyal-Film relativ stark, sodass<br />

die pclHyal Bereiche „weiß“ bzw. „durchlässig“ ersch<strong>eine</strong>n.<br />

Die folgenden Abbildungen 4-25 zeigen pclAAHyal- und pclVAHyal-Strukturen auf<br />

silanisiertem Glas nach Inkubation mit L929 nach zwei bzw. drei Tagen in vitro (DIV). Es wird<br />

deutlich, dass die Musterbildung gelungen ist, die Zellen auf dem pclAAHyal-Substrat jedoch<br />

ausschließlich außerhalb des pclHyal-Musters adhärierten, also auf den Hyal-Rest-<br />

Schichten. Bei pclVAHyal-Substraten konnte bei der Verwendung sehr gering konzentrierter<br />

VAHyal-Lösungen (1 mg/mL) zum Aufschleudern Zellwachstum auf den freigewaschenen<br />

Bereichen des vorgegebenen Musters beobachtet werden. Deutlich ist <strong>alle</strong>rdings erkennbar,<br />

dass die Zellen das Muster an vielen Stellen bereits überwucherten. Möglicherweise sind die<br />

Hyaluronsäurestränge hierbei derart gering vernetzt, dass sie von den Zellen schneller<br />

verstoffwechselt werden können.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-25: L929 Zellen adhärieren nicht auf AAHyal (Muster M2) auf silanisiertem<br />

Glas nach 2 DIV angefärbt mit Kristallviolett (a) und nur auf sehr gering<br />

konzentrierter VAHyal (Muster M2) auf silanisiertem Glas nach 3 DIV angefärbt<br />

mit May-Grünwalds Eosin (b)<br />

Im Vergleich zu pclAAHyal und pclVAHyal war die Verwendung von GMHyal zur Bildung<br />

zellweisender Muster besser geeignet. Dies zeigt sich in den Abbildungen 4-26, hier<br />

proliferierten L929 konfluent in den Bereichen zwischen den vernetzten Hyal-Strängen.<br />

101


Ergebnisse und Diskussion<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-26: L929 Zellen adhärieren auf GMHyal (Muster M2) auf silanisiertem Glas<br />

nach 2 DIV (a) und angefärbt mit Kristallviolett (b)<br />

Ebenso gelang die Kultivierung von L929 auf N 2 -behandeltem PS, sofern GMHyal zur<br />

Strukturierung verwendet wurde. Hierbei wird <strong>alle</strong>rdings deutlich, dass die Musterbildung<br />

bzw. GMHyal Immobilisierung an PS zu gering ist, die Zellen überwucherten schnell<br />

strukturierte Bereiche (Abbildungen 4-27). Bei der Verwendung von pclAAHyal oder<br />

pclVAHyal konnte auf PS k<strong>eine</strong>rlei Zelladhäsion beobachten werden.<br />

(a)<br />

Abbildungen 4-27: L929 Zellen adhärieren auf GMHyal (Muster M2) auf N 2 -behandeltem PS<br />

nach 2 DIV angefärbt mit Kristallviolett (a und b)<br />

Generell lässt sich feststellen, dass die verwendeten Hyal-Derivate nur bedingt zur<br />

Steuerung der Zelladhäsion geeignet sind. Auf den vernetzten Hyal-Bereichen konnte in<br />

k<strong>eine</strong>m Fall Zelladhäsion beobachtet werden. In den unvernetzten Bereichen, die zwar frei<br />

von photochemisch immobilisierten Hyal-Strängen, jedoch nicht Hyal-frei sind, wie durch<br />

XPS Analysen (siehe Kapitel 4.2.4) gezeigt werden konnte, wurde nur für gering<br />

konzentriertes VAHyal und bei der Verwendung von GMHyal die Adhäsion von L929<br />

beobachtet.<br />

Die Zetapotenzial-Analysen bieten <strong>eine</strong> Erklärung für die verhinderte Adhäsion von Zellen<br />

auf den pclHyal-Substraten: Bei physiologischem pH ist die Hyal-Oberfläche stets negativ<br />

geladen. Dies gilt auch für hohe Salzkonzentrationen, wie sie in <strong>eine</strong>m Nährmedium<br />

vorliegen. Da Zellmembranen negativ geladen sind [156], ist die Adhäsion auf <strong>eine</strong>m ebenso<br />

negativ geladenen Substrat ungünstig; daher bleiben die pclHyal-beschichteten Bereiche<br />

unbesiedelt. Die Zellen adhärierten daher auch nur schlecht bis gar nicht auf den dünnen<br />

Rest-Schichten aus Hyal, die sich zwischen dem pclHyal befinden.<br />

(b)<br />

102


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.6.2 Durch Zugabe von FKS, FN oder PLL wird die Zelladhäsion für <strong>alle</strong> pclHyal-<br />

Substrate ermöglicht<br />

Die Zugabe von Fibronektin, <strong>eine</strong>m natürlichen zelladhäsiven Protein, die Beimischung von<br />

FKS zur Hyaluronsäurelösung oder die Einbettung von Poly-L-Lysin, <strong>eine</strong>m synthetischen<br />

Adhäsionsvermittler, ermöglichten die Adhäsion von L929 auf Hyalstrukturen aus pclAAHyal<br />

und pclVAHyal. Hierbei wurden ebenso wie in Kapitel 4.6.1 tabellarisch dargestellt, pclHyal-<br />

Bereiche nicht mit Kristallviolett angefärbt, obwohl man dies aus den Beobachtungen in<br />

Kapitel 4.2.1 erwartet hätte. Die folgenden Abbildungen 4-28 und 4-29 zeigen beispielhaft<br />

auf silanisiertem Glas die pclAAHyal-Strukturen zur Steuerung der Zelladhäsion.<br />

(a)<br />

Abbildungen 4-28: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett adhärieren auf AAHyal/FN<br />

(Muster M1) auf silanisiertem Glas nach 2 DIV (a und b)<br />

(b)<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-29: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett adhärieren auf AAHyal/PLL<br />

(Muster M2) auf silanisiertem Glas nach 2 DIV (a und b)<br />

Auf Strukturen aus AAHyal und FKS konnte k<strong>eine</strong> Zelladhäsion beobachtet werden.<br />

Bei der Verwendung von VAHyal konnten unter Zugabe von FKS, FN und PLL sowohl auf<br />

silanisiertem Glas als auch auf dem bioabbaubaren, mit N 2 -Plasma behandelten PLA Muster<br />

zur Steuerung der Zelladhäsion erzeugt werden (Abbildungen 4-30, 4-31 und 4-32).<br />

103


Ergebnisse und Diskussion<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-30: L929 Zellen adhärieren auf VAHyal/FN (Muster M1) auf silanisiertem Glas<br />

nach 2 DIV (a und b)<br />

(a)<br />

Abbildungen 4-31: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett adhärieren auf VAHyal/PLL<br />

(Muster M2) auf silanisiertem Glas nach 2 DIV (a und b)<br />

(b)<br />

(a)<br />

Abbildungen 4-32: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett adhärieren auf VAHyal/FKS<br />

(Muster G1) auf silanisiertem Glas nach 2 DIV (a und b)<br />

Insgesamt ist die Besiedelung mit Zellen auf den pclHyal-Substraten, die mit<br />

Adhäsionsvermittlern gemischt hergestellt wurden, auf das Vorhandensein adsorbierter FN-,<br />

FKS- oder PLL- Schichten zurück zu führen. In Kapitel 4.2.4 konnte durch XPS<br />

Untersuchungen gezeigt werden, dass beispielsweise auf PLA stets <strong>eine</strong> PLL Schicht<br />

unabhängig von <strong>eine</strong>r Bestrahlung mit UV nachzuweisen ist. Es ist davon auszugehen, dass<br />

auf <strong>alle</strong>n Substraten in den nicht bestrahlten Bereichen dünne Schichten aus Hyaluronsäure<br />

und Adhäsionsvermittler vorhanden sind, wobei der Adhäsionsvermittler dominiert und die<br />

Anheftung von Zellen in diesen Bereichen begünstigt.<br />

(b)<br />

104


Ergebnisse und Diskussion<br />

Bei der Untersuchung bioabbaubarer PLA-Membranen als Trägermaterial für <strong>eine</strong><br />

Beschichtung aus Hyaluronsäure und Adhäsionsvermittler zeigte sich, dass pclVAHyal-PLL-<br />

Komposite sehr gut als Zellkultursubstrat geeignet sind. In den Abbildungen 4-33 und 4-34<br />

sind die erzielten Ergebnisse verschiedener pclVAHyal-Komposite vergleichend dargestellt.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-33: L929 Zellen adhärieren auf VAHyal/FN (Maske M8) auf N 2 -behandeltem<br />

PLA nach 2 DIV (a) und angefärbt mit May-Grünwalds Eosin (b)<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-34: L929 Zellen adhärieren auf VAHyal/PLL (Maske M8) auf N 2 -behandeltem<br />

PLA nach 2 DIV (a) und angefärbt mit May-Grünwalds Eosin (b)<br />

Zusammenfassend wird deutlich, dass zur Kultivierung von L929 Zellen auf N 2 -behandeltem<br />

PLA die Verwendung von pclVAHyal/PLL sehr gut geeignet war. Hierbei wurde die<br />

Zelladhäsion besser durch die Strukturgebung eingegrenzt als bei der Verwendung von FN.<br />

Für die Beimischung von FKS zur VAHyal-Lösung konnten auf PLA k<strong>eine</strong> Beschichtungen<br />

hergestellt werden, die das Zellwachstum zwischen den pclHyal-Strukturen ermöglichen.<br />

4.6.3 Zelladhäsion auf thermogeformten, pclVAHyal/PLL bzw. VAHyal/PLLbeschichteten<br />

Substraten eröffnet Wege zu dreidimensionaler Zellkultivierung<br />

Die in den Kapiteln 4.6.1 und 4.6.2 beobachtete Eigenschaft der Hyaluronsäure, die<br />

Adhäsion von Zellen zu verhindern, eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten auf dem Gebiet<br />

des Tissue Engineering. Auf der Grundlage von Vorversuchen der Arbeitsgruppe Giselbrecht<br />

wurden HepG2-Zellen (humane Hepatomzellen) zur Kultivierung auf <strong>eine</strong>m thermogeformten<br />

Substrat aus PLA und VAHyal gewählt. Bisher gelang es zwar, in den Kavitäten Zellen zu<br />

105


Ergebnisse und Diskussion<br />

kultivieren, auf den Stegen zwischen den Kavitäten heften sich jedoch häufig ebenfalls<br />

Zellen an, so dass <strong>eine</strong> Mischkultur aus Zellen in <strong>eine</strong>r 3D-Umgebung (in den Kavitäten) und<br />

Zellen auf <strong>eine</strong>m 2D-Untergrund (zwischen den Kavitäten) entsteht. Die folgenden Abbildung<br />

4-35, Abbildung 4-36 undAbbildung 4-37 zeigen die Verteilung von HepG2-Zellen auf<br />

unterschiedlich behandelten PLA Substraten als Maximumprojektionen 5 der Laserinduzierten<br />

Fluoreszenz, die mit dem Hellfeldbild überlagert wurden. Die konfokalen<br />

Mikroskopaufnahmen von HepG2-Zellen nach <strong>eine</strong>r Vitalfärbung mit Syto16 und<br />

Propidiumiodid (PI) belegen, dass unabhängig von ihrer Verteilung die Mehrheit der Zellen<br />

auf <strong>alle</strong>n Substraten nach 3 DIV lebt. Syto16 wird von lebenden Zellen aufgenommen, bindet<br />

spezifisch an die DNA und fluoresziert grün; PI durchdringt die perforierte Membran toter<br />

Zellen und fluoresziert rot.<br />

Abbildung 4-35: HepG2-Zellen adhärieren nach 3 DIV auf PLA. Die Bestrahlung mit UV<br />

erfolgte durch <strong>eine</strong> Maske, die <strong>eine</strong> Belichtung der Flächen um die Kavitäten<br />

ermöglicht (Maske M8). Die Einformtiefe der Kavitäten beträgt 130 µm: Zellen<br />

befinden sich sowohl in den Kavitäten als auch auf den Flächen dazwischen<br />

5 Unter Maximumprojektion versteht man die Umrechnung dreidimensionaler Bilddatensätze in<br />

zweidimensionale Projektionsbilder.<br />

106


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 4-36: HepG2-Zellen nach 3 DIV adhärieren zwischen pclVAHyal auf PLA. Die<br />

Bestrahlung mit UV erfolgte durch <strong>eine</strong> Maske, die <strong>eine</strong> Belichtung der Flächen<br />

um die Kavitäten ermöglicht (Maske M8). Die Einformtiefe der Kavitäten beträgt<br />

100 µm: Zellen befinden sich sowohl in den Kavitäten als auch am<br />

Kavitätenrand<br />

Abbildung 4-37: HepG2-Zellen nach 3 DIV adhärieren auf VAHyal/PLL auf PLA. Die<br />

Bestrahlung mit UV erfolgte durch <strong>eine</strong> Maske, die <strong>eine</strong> Belichtung der Flächen<br />

um die Kavitäten ermöglicht (Maske M8). Die Einformtiefe der Kavitäten beträgt<br />

150 µm: Zellen befinden sich ausschließlich in den Kavitäten<br />

Abbildung 4-35 zeigt, dass auf <strong>eine</strong>r r<strong>eine</strong>n PLA-Fläche HepG2-Zellen sowohl in als auch<br />

zwischen den Kavitäten adhärierten. Wurde VAHyal auf PLA immobilisiert, so konnte auf<br />

<strong>eine</strong>m flachen, ungeformten pclVAHyal auf PLA-Substrat k<strong>eine</strong>rlei Zelladhäsion beobachtet<br />

werden. Nur wenn dieses Substrat vor der Inkubation mit Zellen thermogeformt wurde und<br />

durch das Verstrecken des Polymers die pclVAHyal/PLL-Schicht in den Kavitäten aufreißt<br />

107


Ergebnisse und Diskussion<br />

wurde die Zelladhäsion ermöglicht (siehe Abbildung 4-36). Dies wurde sogar unabhängig<br />

von der Anwendung <strong>eine</strong>r Maske während des Photovernetzens von VAHyal beobachtet und<br />

stellte dadurch <strong>eine</strong> einfache Möglichkeit zur Steuerung der Zelladhäsion in Mikrokavitäten<br />

dar. Wurde der VAHyal-Lösung PLL beigemischt und im UV-Belichtungsprozess durch <strong>eine</strong><br />

entsprechend ausgerichtete Maske bestrahlt, die ausschließlich die Photovernetzung<br />

ausserhalb der Kavitäten ermöglichte, so adhärierten HepG2-Zellen ebenfalls ausschließlich<br />

in den Kavitäten (siehe Abbildung 4-37). Dies wurde ebenso für flache, ungeformte Substrate<br />

beobachtet.<br />

Durch die Verwendung von VAHyal und PLL sowie geeigneter UV-Masken konnten<br />

zusätzlich pclVAHyal/PLL-Muster auf PLA erzeugt werden, die kl<strong>eine</strong>r als die geformten<br />

Mikrokavitäten sind. Dadurch konnte die Zelladhäsion innerhalb der Kavitäten gesteuert<br />

werden. Die Abbildungen 4-38 zeigen die Adhäsion von HepG2-Zellen (a) und von L929-<br />

Zellen (b) auf entsprechenden PLA Substraten, die nach VAHyal/PLL Beschichtung mit UV<br />

durch Maske M9 bestrahlt wurden.<br />

(a)<br />

Abbildungen 4-38: HepG2-Zellen (a) und L929 (b) nach 3 DIV auf VAHyal/PLL auf PLA<br />

angefärbt mit Kristallviolett. Die Bestrahlung mit UV erfolgte durch <strong>eine</strong><br />

Linienmaske, die Einformtiefen der Kavitäten betragen 110 µm (a) bzw. 150 µm<br />

(b): Zellen adhärieren zwischen den pclVAHyal/PLL Linien<br />

Es ist schwierig, die Zellen anhand der Färbung als solche zu erkennen, dies wird jedoch auf<br />

die dreidimensionale Anordnung der Zellen in der Kavität zurückgeführt, bei der sich der<br />

Farbstoff auf engerem Raum anlagert, als bei zweidimensionalen Zellkulturen. Deutlich<br />

erkennbar ist, dass die Zellen zunächst zwischen den pclVAHyal/PLL Linien adhärierten<br />

bevor sie über <strong>eine</strong> derartige Linie hinweg wuchsen (Abbildungen 4-38 a links unten) und<br />

schließlich die gesamte Kavität ausfüllten (Abbildung nicht gezeigt). Im Gegensatz zu<br />

anderen Techniken der Steuerung der Zelladhäsion auf dreidimensionalen Substraten [133-<br />

135] erlaubte die gezeigte Methode basierend auf der SMART-Technologie <strong>eine</strong> räumliche<br />

Kontrolle der Zelladhäsion innerhalb der gebildeten Mikrokavitäten.<br />

(b)<br />

108


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.6.4 Peptide ermöglichen die Zelladhäsion auf pclHyal-Filmen und die Erzeugung<br />

kleinster Muster zur Steuerung des Zellwachstums<br />

Zur Untersuchung der Zelladhäsion auf pclPeptid-funktionalisierten pclHyaluronsäurefilmen<br />

wurden verschiedene Substrate und Peptide, unterschiedliche Peptidkonzentrationen und<br />

verschiedene Belichtungsmasken evaluiert. Generell wurde, wie in Kapitel 3.1.2 schematisch<br />

dargestellt, erst <strong>eine</strong> Hyal-Schicht durch ganzflächiges UV-Belichten erzeugt, auf der dann in<br />

<strong>eine</strong>m zweiten Schritt durch Maskenbelichtung das Peptid immobilisiert wurde. Es zeigte<br />

sich, dass abhängig vom verwendeten Peptid Zelladhäsion beobachtet werden kann. Zudem<br />

konnte über die geeignet Wahl der Peptidkonzentration und der Maske zur UV-Bestrahlung<br />

ein Muster erzeugt werden, dass die Kultivierung einzelner Zellen auf <strong>eine</strong>m pclHyal-<br />

Substrat ermöglicht. Abbildung 4-39 zeigt zunächst das erzielte Zelladhäsionsmuster nach<br />

der Immobilisierung des linearen Peptids AZB-GGGRGDSP. Hierbei folgt die Zelladhäsion<br />

hauptsächlich der Maskenbestrahlung, d.h. überall dort, wo mittels UV das Peptid<br />

angebunden wurde, konnte Zelladhäsion beobachtet werde. Für das lineare Peptid ist das<br />

Muster erst bei direkter Bildüberlagerung mit der zur Bestrahlung verwendeten Maske<br />

erkennbar.<br />

Abbildung 4-39: Bildüberlagerung: Maske M1 überlagert L929 Zellen, angefärbt mit<br />

Kristallviolett auf pclAAHyal und pclAZB-GGGRGDSP (0,5 mg/mL) nach 3 DIV<br />

Deutlich besser erkennbar ist die Peptid-gesteuerte Zelladhäsion auf pclHyal, sobald<br />

zyklische Peptide immobilisiert wurden. Dies zeigen die Abbildungen 4-40.<br />

109


Ergebnisse und Diskussion<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-40: L929 Zellen auf pclAAHyal und pclAZB-zyklo[DfKRG] (0,5 mg/mL, Maske<br />

M1) und auf pclVAHyal und pclAZB-zyklo[DfKRG] (0,5 mg/mL, Maske M2)<br />

jeweils nach3 DIV (a und b: angefärbt mit Kristallviolett)<br />

Bis auf VIB-GGRGDSP war für <strong>alle</strong> anderen Peptide die Kultivierung von L929 auf den<br />

pclHyal-Derivaten möglich. Bei der Verwendung von VIB-GGRGDSP wird möglicherweise<br />

durch die Verwendung der Photoinitiatoren Ic und Vp das Peptid derart ungünstig auf der<br />

pclHyal-Oberfläche photochemisch verknüpft, dass k<strong>eine</strong> Integrin-attraktiven Sequenzen für<br />

die Zellen erreichbar bleiben.<br />

Den Nachweis der Peptid-gesteuerten Zelladhäsion lieferte die Immobilisierung von AZB-<br />

GGGRDGSP. Bei diesem Peptid ist die zellbindende Sequenz RGD zu RDG vertauscht und<br />

für die Integrin-Rezeptor-Wechselwirkung damit ungeeignet. Tatsächlich konnte auf <strong>eine</strong>r<br />

derartigen Oberfläche k<strong>eine</strong> Zelladhäsion beobachtet werden. Dazu wurden die Peptide<br />

großflächig mit Hilfe <strong>eine</strong>s PDMS Stempels (siehe Kapitel 3.1.2) auf pclHyal-Oberflächen<br />

aufgebracht, photoimmobilisiert und die Substrate mit L929 Zellen inkubiert. Die folgenden<br />

Abbildungen 4-41 zeigen, dass nur bei der Verwendung der Integrin-bindenden Sequenz<br />

RGD, anstelle von RDG, Zelladhäsion beobachtet werden konnte.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-41: L929 Zellen auf pclAAHyal und pclAZB-GGGRGDSP (0,5 mg/mL) und auf<br />

pclAAHyal und pclAZB-GGGRDGSP (0,5 mg/mL) jeweils nach 3 DIV (a und b:<br />

angefärbt mit Kristallviolett)<br />

Um die Grenzen der Peptid-gesteuerten Zelladhäsion auf pclHyal-Derivaten zu untersuchen,<br />

wurden unterschiedlich konzentrierte Peptid-Lösungen verwendet. Es konnte gezeigt<br />

werden, dass auch bei Konzentrationen von 0,25 mg/mL der Peptidlösung, die zum<br />

Aufschleudern verwendet wurde, die zyklischen Peptide in ausreichender Anzahl als<br />

110


Ergebnisse und Diskussion<br />

Integrin-Bindungspartner zur Verfügung stehen (Abbildungen 4-42, 4-43 und 4-44), während<br />

die linearen Peptide vermutlich nicht mehr in genügender Anzahl zur Bindung von Zellen<br />

vorliegen (ohne Abbildung, da k<strong>eine</strong> Zelladhäsion sichtbar).<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-42: L929 Zellen auf pclAAHyal und pclAZB-zyklo[DfKRG] (0,25 mg/mL,<br />

Maske M2) jeweils nach 5 DIV (a: angefärbt mit Kristallviolett)<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-43: L929 Zellen auf pclAAHyal und pclVIB-zyklo[DfKRG] (0,25 mg/mL, Maske<br />

M2) jeweils nach 5 DIV (a: angefärbt mit Kristallviolett)<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-44: L929 Zellen auf pclVAHyal und pclAZB-zyklo[DfKRG] (0,25 mg/mL,<br />

Maske M2) und auf pclVAHyal und pclVIB-zyklo[DfKRG] (0,5 mg/mL, Maske<br />

M1) jeweils nach 5 DIV (a und b: angefärbt mit Kristallviolett)<br />

Insgesamt lag die Grenze zur Steuerung der Zelladhäsion auf pclHyal-Derivaten bei<br />

0,1 mg/mL Peptidlösung, die zum Aufschleudern verwendet wurde. Bei niedriger<br />

konzentrierten Lösungen konnte k<strong>eine</strong> Zelladhäsion mehr beobachtet werden, die Integrin-<br />

111


Ergebnisse und Diskussion<br />

Bindungsstellen liegen möglicherweise zu weit voneinander entfernt. Detailliert konnten dies<br />

Calvacanti et al. zeigen. Durch Anordnung RGD-funktionalisierter Gold-Cluster in speziellen<br />

Abständen konnte nachgewiesen werden, dass bei <strong>eine</strong>m Abstand von 108 nm zwischen<br />

den einzelnen Integrinbindungspartnern kein konfluentes Zellwachstum mehr erzielt werden<br />

kann. [157] Wurde die Peptidlösung höher konzentriert, so adhärierten schnell viele Zellen<br />

auf engem Raum, so dass sich Zellhaufen bildeten, die sich vom Substrat lösten und im<br />

Kulturmedium schwammen.<br />

Zur Untersuchung der Strukturierungsminima wurden aufgrund der beschriebenen Resultate<br />

Peptidlösungen der Konzentration 1 mg/mL sowie N 2 -Plasma behandeltes PS als<br />

Trägersubstrat verwendet. Zunächst konnte bei der Verwendung <strong>eine</strong>r Maske, die UVdurchlässige<br />

Bereiche im Bereich von 2500 µm 2 aufweist (M7), <strong>eine</strong> deutliche Steuerung der<br />

Zelladhäsion beobachtet werden (Abbildungen 4-45).<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-45: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett nach 4 DIV auf pclAAHyal und<br />

pclAZB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (a) und auf pclAAHyal und pclVIBzyklo[DfKRG]<br />

(1 mg/mL) (b) (Maske M7)<br />

Die Verwendung <strong>eine</strong>r Maske, deren UV-durchlässige Bereiche lediglich 400 µm 2 betragen<br />

(M6), erlaubte ebenso die Adhäsion einzelner Zellen auf pclHyal-Oberflächen. Wie in den<br />

Abbildungen 4-46 gezeigt, konnte für das pclAZB-zyklo[DfKRG] <strong>eine</strong> gezielte Strukturierung<br />

erzielt werden.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-46: L929 Zellen angefärbt mit Kristallviolett nach 3 DIV auf pclAAHyal und<br />

pclAZB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (a) und auf pclVAHyal und pclAZBzyklo[DfKRG]<br />

(1 mg/mL) (b) (Maske M6)<br />

112


Ergebnisse und Diskussion<br />

Für das analoge Peptid pclVIB-zyklo[DfKRG] konnte k<strong>eine</strong> sinnvolle Strukturierung in diesem<br />

Maßstab erzeugt werden. Hierbei spielt sicherlich die Verwendung der Photoinitiatoren Ic<br />

und Vp die entscheidende Rolle: <strong>eine</strong> möglicherweise ungünstige photochemische<br />

Anbindung der Peptidmenge (wie bereits bei dem linearen Peptid VIB-GGGRGDSP<br />

diskutiert) in diesem eng begrenzten Bereich bedingt die eingeschränkte Verfügbarkeit zur<br />

Rezeptor-Wechselwirkung. Insgesamt konnten für pclPeptid-Strukturen, die kl<strong>eine</strong>r als<br />

400 µm 2 sind, k<strong>eine</strong> Zelladhäsion auf den pclHyal-Substraten beobachtet werden.<br />

Nach der Fixierung der Zellen wurde das Zytoskelett mittels Phalloidin-Anbindung<br />

dargestellt. Der grün fluoreszierende Alexa 488 Farbstoff konjugiert an Phalloidin färbt die<br />

Aktinfilamente und zeigt die Anpassung der Zellform an die zellfreundliche (pclPeptid) bzw.<br />

zellabweisende (pclHyal) Umgebung. Die folgenden Abbildungen 4-47 und 4-48 zeigen L929<br />

Zellen auf pclPeptid-pclHyal-Substraten nach der Aktin-Färbung.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-47: Aktin-Färbung von einzeln adhärierten L929 Zellen nach 3 DIV auf<br />

pclAAHyal und pclAZB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (a) und auf pclVAHyal und<br />

pclAZB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (b) (Maske M6)<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-48: Aktin-Färbung von einzeln adhärierten L929 Zellen nach 3 DIV auf<br />

pclAAHyal und pclVIB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (a) und auf pclVAHyal und<br />

pclVIB-zyklo[DfKRG] (1 mg/mL) (b) (Maske M6)<br />

113


Ergebnisse und Diskussion<br />

In Abbildungen 4-48 a lagen die Zellen sehr dicht beeinander und adhärierten nicht dem<br />

pclPeptid-Muster entsprechend (vgl. Maske M6). Dennoch konnte grundsätzlich die<br />

Anbindung einzelner L929 Zellen beobachtet werden, vergleichbar zu den anderen<br />

Substraten der Abbildungen 4-47 und Abbildungen 4-48 b. Dennoch wiesen sie <strong>eine</strong> runde<br />

Form auf und meiden das Ausbreiten des Zytoskeletts. Der Fehler könnte bei der<br />

Präparationsmethode liegen, möglicherweise wurde durch Lichtstreuung auch auf<br />

unerwünschten Bereichen das Peptid photovernetzt.<br />

Besonders deutlich wurde die eingeschränkte Zellmotilität auf der r<strong>eine</strong>n pclHyal-Oberfläche<br />

durch die Ausbildung sehr dünner, langgestreckter Aktinfilamente, die sich in<br />

Bewegungsrichtung ausbreiten und die Zellumgebung „erfühlen“. So wird <strong>eine</strong>rseits die neue<br />

Bewegungsrichtung der Zelle eingeleitet, andererseits auch der Kontakt zu anderen Zellen<br />

hergestellt. In Abbildung 4-49 ist die Ausbildung <strong>eine</strong>s Zell-Zell-Kontaktes zu erkennen.<br />

Abbildung 4-49: Aktin-Färbung von L929 Zellen nach 3 DIV auf pclVAHyal und pclVIBzyklo[DfKRG]<br />

(1 mg/mL, Maske M6)<br />

Die Theorie zur Steuerung der Zelladhäsion auf Hyaluronsäure-Filmen durch<br />

Immobilisierung zellattraktiver RGD-Peptide kann mit den vorgestellten Ergebnissen<br />

bestätigt werden. Bereits Kaufmann et al. konnten zellabweisende Proteingele durch<br />

chemische Anbindung von RGD-Einheiten in für Osteoblasten adhäsionsvermittelnde Gele<br />

umwandeln. [158] Ebenso gelang die Herstellung bioaktiver RGD-PEGDA-Makromere, die<br />

zum Hydrogel vernetzt die Adhäsion von Fibroblasten und Endothelzellen verbessern. [117,<br />

159] In dieser Arbeit konnte mittels UV-Bestrahlung durch <strong>eine</strong> Maske die Hyaluronsäure-<br />

Oberfläche selektiv mit RGD-Peptiden belegt werden. Damit gelang es, definierte<br />

Zelladhäsionsbereiche auf dem Hydrogel zu erzeugen.<br />

114


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.6.5 Die quantitative Analyse negativ geladener Kolloide auf Hyaluronsäurefilmen<br />

liefert Erklärungsansätze zum Einfluss der Oberflächenladung bei<br />

Zelladhäsionsprozessen<br />

In den Kapiteln 4.6.2 und 4.6.3 zur Untersuchung der Zelladhäsion auf Hyal- bzw. pclHyal-<br />

Substraten wurde gezeigt, dass nur dann auf Hyal-Derivaten die Adhäsion von Zellen<br />

beobachtet werden kann, wenn diese Bereiche nicht UV-vernetzt sind (ausreichend für<br />

GMHyal) oder wenn zusätzliche Adhäsionsfaktoren (FN, PLL oder FKS) beigemischt wurden<br />

(AAHyal und VAHyal). Zudem konnte in Kapitel 4.2.5 durch Messung der Zetapotenziale auf<br />

verschiedenen Oberflächen gezeigt werden, dass abhängig von der UV-Belichtung während<br />

der Filmprozessierung unterschiedliche Potenziale gemessen werden. Für unbelichtete<br />

Filmadsorbate (VAHyal/PLL) liegen die Zetapotenziale zumindest für gering konzentrierte<br />

Salzlösungen im Bereich –50 mV, bei UV-belichteten Bereichen werden -70 mV gemessen.<br />

Dieser signifikante Unterschied der Oberflächenladung kann möglicherweise entscheiden für<br />

die Zelladhäsion sein. Nach der Inkubation UV-behandelter Hyal-Filme auf den Substraten<br />

mit negativ geladenen, fluoreszierenden Kolloiden konnte über die Messung der<br />

Fluoreszenz-Intensität die Kolloid-Adhäsion quantifiziert werden. (Ohne UV-Behandlung<br />

würde nur die Ablösung der Hyal-Schicht beobachtet werden.)<br />

Beispielhaft sind in den Abbildungen 4-50 die Fluoreszenzaufnahmen für carboxylierte<br />

Polystyrol-Kolloide auf VAHyal+PLL und pclVAHyal+PLL (immobilisiert auf silanisiertem<br />

Glas) dargestellt.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-50: Kolloidadhäsion auf VAHyal/PLL (a) und pclVAHyal/PLL (b), detektiert<br />

durch Laseranregung bei λ = 561 nm<br />

Für unterschiedliche Substrate ergeben sich die in Tabelle 4-16 aufgelisteten<br />

Fluoreszenzintensitäten (ausgewertet mit Hilfe der Software ImageJ).<br />

115


Ergebnisse und Diskussion<br />

Tabelle 4-16: Fluoreszenz-Intensiäten nach Kolloidadhäsion auf verschiedenen Substraten<br />

gemittelt aus mindestens sechs Messungen je Substrat<br />

Trägersubstrat Beschichtung mittlere Fluoreszenzintensität<br />

pclAAHyal 3,59<br />

AAHyal 20,18<br />

pclVAHyal 6,25<br />

silanisiertes Glas<br />

VAHyal 29,60<br />

pclAAHyal + PLL 12,38<br />

AAHyal + PLL 8,67<br />

pclVAHyal + PLL 8,97<br />

VAHyal + PLL 32,36<br />

pclVAHyal 4,45<br />

N 2 -PLA<br />

VAHyal 16,29<br />

pclVAHyal + PLL 4,68<br />

VAHyal + PLL 17,05<br />

Zunächst wurden die Beschichtungen auf silanisiertem Glas ohne Zugabe von PLL<br />

analysiert. Vergleicht man hierbei die Fluoreszenzintensitäten für belichtete und unbelichtete<br />

Substrate, so zeigt sich eindeutig, dass auf den pcl-Beschichtungen <strong>eine</strong> signifikant<br />

geringere Intensität gemessen wurde, als auf den unbestrahlten Beschichtungen. Dieser<br />

Befund kann mit den Beobachtungen bei den Messungen der Zetapotenziale (siehe Kapitel<br />

4.2.5) erklärt werden: bei physiologsichem pH (zur Inkubation der Substrate wurden Partikel<br />

in Nährmedium eingesetzt) liegt die pclHyal Oberfläche negativ geladen vor. Daher konnten<br />

die negativ geladenen Partikel nur schlecht auf der pclHyal Oberfläche adhärieren, geringe<br />

Fluoreszenzintensität wurde detektiert. Wurde nicht UV bestrahlt und es verbleibt damit nach<br />

Beschichtung und Waschen des Substrates nur <strong>eine</strong> äußerst dünne, möglicherweise<br />

inhomogene Rest-Schicht aus Hyal auf der Oberfläche, so können die Partikel einfach auf<br />

der Oberfläche adhärieren, deutlich intensivere Fluoreszenz wurde detektiert.<br />

Vergleicht man nun die Hyal-Beschichtungen miteinander, die zusätzlich noch PLL enthalten,<br />

so ergibt sich wiederum ein deutlicher Unterschied für die Fluoreszenzintensitäten. Für<br />

VAHyal/PLL auf silanisiertem Glas wurden Fluoreszenzintensitäten von 32,36 gemessen. Im<br />

Vergleich dazu auf der pclVAHyal/PLL Beschichtungen nur <strong>eine</strong> Intensitäte von 8,97.<br />

Umgekehrt verhält es sich für die Messung der Fluoreszenzintensitäten von AAHyal/PLL<br />

(8,67) und pclAAHyal/PLL (12,38) auf silanisiertem Glas. Offenbar adsorbierten hierbei mehr<br />

Partikel auf der UV-vernetzten Beschichtung, der Unterschied zwischen der<br />

Fluoreszenzintensität ist jedoch signifikant geringer als für <strong>alle</strong> anderen Beschichtungen. Die<br />

höchste Fluoreszenzintensität und damit die stärkste Kolloid-Adhäsion wurde auf<br />

VAHyal/PLL gemessen. Dieses Ergebnis stimmt mit der beobachteten Zelladhäsion auf<br />

ebensolchen Substraten überein.<br />

Die Analyse der Beschichtungen auf N 2 -behandeltem PLA ergiebt wiederum <strong>eine</strong>n<br />

signifikanten Unterschied für die Kolloidadhäsion auf pclVAHyal bzw. VAHyal sowie<br />

pclVAHyal/ PLL und VAHyal/PLL. Auch hier konnte wieder die höchste Fluoreszenzintensität<br />

auf VAHyal/PLL beobachtet werden. Allerdings birgt die Verwendung von PLA auch das<br />

Riskio der Lichtbrechung und Streuung, da das Folienmaterial k<strong>eine</strong> vergleichbare<br />

Transparenz wie Glas aufweist.<br />

116


Ergebnisse und Diskussion<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass deutlich mehr negativ geladene Kolloide auf<br />

<strong>eine</strong>r Hyal-Oberfläche adhärierten, die nicht UV-bestrahlt wurde und aus polyanionischer<br />

Hyaluronsäure und dem Polykation PLL aufgebaut war. Die Zugabe von PLL kann daher in<br />

der Zellkultur ebenfalls durch die Erhöhung der positiven Oberflächenladung als<br />

Adhäsionsvermittler dienen.<br />

4.7 Hyaluronsäuregele und deren Einfluss auf verschiedene Zelllinien<br />

Zur Untersuchung von Zellen in <strong>eine</strong>m 3D-Hyal-Gel bieten sich vor <strong>alle</strong>m Zelllinien an, die<br />

ihrerseits selbst zur Vaskularisierung unter Zugabe verschiedener Wachstumsfaktoren<br />

neigen. Dies sind beispielsweise Endothelzellen: verwendet werden EOMA-Zellen<br />

(Hämangioendothelioma Zellen aus Maustumoren) und Hela-Zellen (menschliche<br />

Epithelzellen <strong>eine</strong>s Zervixkarzinoms). EOMA-Zellen können prinzipiell noch zu<br />

Endothelzellen ausdifferenzieren, deren Funktion beispielsweise in der Auskleidung von<br />

Blutgefäßen besteht. Hela-Zellen hingegen sind epitheloide Zellen, die nicht weiter<br />

ausdifferenzieren können, sich jedoch epithelartige zusammen anordnen können.<br />

Bei der Verwendung von Zellen in pclHydrogelen waren neben der geeigneten Zellzahl je<br />

Kavität die Einflüsse <strong>alle</strong>r Gelbildungsparameter, wie UV-Licht und die Verwendung von<br />

Photoinitiatoren auf die Zellen auch in Abwesenheit der Hydrogele zu untersuchen, um<br />

mögliche Beeinflussungen der Zellen dadurch einschätzen zu können.<br />

4.7.1 Einfluss der Zelldichte und der Polymerisationsbedingungen auf die Vitalität<br />

von EOMA-Zellen und Hela-Zellen<br />

Die Inkubationsversuche für Zellen in pclHydrogelen wurden in speziellen Mikrokammern der<br />

Firma ibidi (siehe Kapitel 3.1.2) durchgeführt, die ein Volumen von 10 µL für das Zell-Gel und<br />

50 µL für <strong>eine</strong>n Überstand an Nährmedium bereit halten. Zur Ermittlung <strong>eine</strong>r geeigneten<br />

Zellzahl je 10 µL Gesamtvolumen in den Kavitäten wurden 20000, 40000 und 60000 Zellen<br />

in oder auf Collagen-Gelen inkubiert. Eine Vitalfärbung nach drei Tagen und die Auswertung<br />

am Fluoreszenz-Mikroskop ergaben k<strong>eine</strong>n signifikanten Unterschied für die gewählten<br />

Zellzahlen. Weitere Versuchen wurden daher mit 20000 Zellen und 40000 Zellen je Kavität<br />

durchgeführt.<br />

Zusätzlich wurden EOMA-Zellen auf die Verträglichkeit gegenüber UV-Strahlung sowie die<br />

Photoinitiatoren Ic und Vp getestet. Eine Vitalfärbung wurde mit CalceinAM und<br />

Propidiumiodid (PI) durchgeführt. CalceinAM liegt als Acetoxymethylester (AM) vor und wird<br />

nach der Aufnahme über die Zellmembran von zytoplasmischen Esterasen hydrolysiert.<br />

Dadurch wird es in grün fluoreszierendes Calcein umgewandelt, das in der Lage ist,<br />

zelluläres Ca 2+ zu binden. Der Chelatkomplex bleibt in der Zelle, da er die Membran in dieser<br />

Form nicht mehr passieren kann. PI hingegen durchdringt die poröse Membran toter Zellen,<br />

jedoch nicht die intakte Membran lebender Zellen. In der toten Zelle interkaliert es in die DNA<br />

und fluoresziert rot.<br />

117


Ergebnisse und Diskussion<br />

Nach 2 DIV konnten k<strong>eine</strong> signifikanten Unterschiede gegenüber Zellen, die nur in<br />

Nährmedium kultiviert wurden, festgestellt werden, wie in den Abbildungen 4-51 zu erkennen<br />

ist. Dargestellt sind die Maximumprojektionen der Laser-induzierten Fluoreszenz konfokaler<br />

Mikroskopaufnahmen.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-51: EOMA-Zellen gefärbt mit CalceinAM (grün, lebend) und PI (rot, tot) nach<br />

2 DIV in Nährmedium ohne nach Bestrahlung mit UV (a) und nach Inkubation<br />

mit 0,1 % Ic/Vp sowie UV-Bestrahlung (b)<br />

Zwar sind nicht nur ausschließlich lebende Zellen (grün fluoreszierend) zu sehen, auch rot<br />

gefärbte Zellkerne (tote Zellen) befinden sich in den Mikrokammern; insgesamt überwiegt<br />

<strong>alle</strong>rdings der Anteil der lebenden Zellen.<br />

Beim Test der Polymerisationsbedingungen auf die Vitalität von Hela-TurboGreen-Actin<br />

Zellen konnte beobachtet werden, dass sich bei Zugabe von Ic/Vp ins Nährmedium die Form<br />

der Zelle änderte (Abbildungen 4-52). Diese Zellen sind kommerziell erhältlich und besitzen<br />

durch das Einbringen von Fremd-DNA gün fluoreszierendes (TurboGreen) humanes ß-Aktin,<br />

sodass das Zytoskelett ohne Färbung bei Anregung fluoresziert. So ließ sich besonders gut<br />

die Ausbildung des Zytoskeletts in <strong>eine</strong>m Hydrogel beobachten.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-52: Transfizierte Hela-Zellen nach 2 DIV in Nährmedium nach UV-<br />

Bestrahlung (a) und nach Inkubation mit 0,1 % Ic/Vp sowie UV-Bestrahlung (b)<br />

118


Ergebnisse und Diskussion<br />

Deutlich sind die Unterschiede in der Ausbildung des Zellgerüsts zu erkennen. Während die<br />

ausschließlich UV bestrahlten Zellen sich auf dem Boden des Kulturgefäßes (ibidi-<br />

Mikrokammer) ausbreiteten und dabei ihre Aktinfilamente in verschiedene Richtungen<br />

streckten, sch<strong>eine</strong>n die Photoinitiatoren Ic und Vp im Medium die Zelladhäsion negativ zu<br />

beeinflussen. Das Zytoplasma hatte <strong>eine</strong> runde Kugel gebildet, die Zellkerne waren nicht<br />

mehr deutlich zu erkennen, die Zellen adhärierten nicht und konnten weggespült werden.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kultivierung von EOMA-Zellen und Hela-Zellen<br />

unter den genannten Bedingungen äußerst schwierig ist. Die Mikrokammern weisen ein sehr<br />

kl<strong>eine</strong>s Volumen für die Überschichtung mit Nährmedium auf. Verdampft Wasser aus dem<br />

geringen Mediumvolumen, so ändert sich rasch die Osmolarität, zusätzliche Stressfaktoren<br />

wie Temperaturschwankungen in dem kl<strong>eine</strong>n Kulturbehältnis sind ebenfalls zu<br />

berücksichtigen. Der Einfluss von UV-Strahlung ist für die Zellen am besten zu tolerieren.<br />

Allerdings ist die Verwendung von Irgacure und Vinylpyrrolidon trotz in der Literatur<br />

angegebener Zytokompatibiltät problembehaftet und nicht für jede Zelllinie möglich.<br />

4.7.2 Kultivierung von Zellen in Hyaluronan-Gelen<br />

Die Einbettung von Zellen in ein Hydrogel erforderte ein geeignetes Pipettierschema, um<br />

gleichmäßig in <strong>alle</strong>n Mikroskopkammern Hydrogel und Zellen vermischt zu polymerisieren.<br />

Dazu wurde <strong>eine</strong> Zellstammlösung und <strong>eine</strong> Hydrogelstammlösung hergestellt, beide<br />

Lösungen werden in entsprechenden Volumen miteinander gemischt und aus der<br />

resultierenden Zell-Hydrogel-Mischung wurden die Mikroskopkammern befüllt. Nach der<br />

Bestrahlung mit UV wurde mit Nährmedium überschichtet und inkubiert.<br />

Wurden EOMA-Zellen in Hydrogele einpolymerisiert so ließ sich nach 2 DIV k<strong>eine</strong> Zellvitalität<br />

in den pclHydrogelen mehr feststellen. In den Abbildungen 4-53 sind die<br />

Maximumprojektionen der Laser-induzierten Fluoreszenz konfokaler Mikroskopaufnahmen<br />

nach der Vitalfärbung mit CalceinAM und Propidiumiodid gezeigt. Deutlich lässt sich die<br />

dreidimensionale Verteilung der Zellen in den pclHydrogelen (Abbildungen 4-53 a und b)<br />

erkennen, da sich viele Zellen im Fokus bzw. davor oder dahinter befinden.<br />

(a)<br />

(b)<br />

119


Ergebnisse und Diskussion<br />

(c)<br />

(d)<br />

Abbildungen 4-53: EOMA-Zellen gefärbt mit CalceinAM und PI nach 2 DIV in pclVAHyal (a),<br />

in pclGMHyal (b) sowie in Click-Hyal (c) und in Click-Hyal-Edukten ohne<br />

Zugabe von Cu(I)Cl (d)<br />

Obwohl für EOMA-Zellen im Vorversuch gezeigt werden konnte, dass Ic und Vp toleriert<br />

werden, war die erfolgreiche Kultivierung in pclVAHyal oder pclGMHyal nicht möglich. Viele<br />

Zellen wiesen rot fluoreszierende Zellkerne (tote Zellen) oder ein kugelförmig ausgebildetes<br />

Zytoskelett auf, was darauf hindeutet, dass die Zelle k<strong>eine</strong> Adhäsionspunkte im pclHydrogel<br />

finden konnte. In Abbildungen 4-53 d konnten viele lebende Zellen nachgewiesen werden,<br />

was bedeutet, dass die Hyal-Derivate ATHyal und PaHyal zur Bildung des Click-Hyal von<br />

den Zellen toleriert werden. Allerdings wurde hierbei ohne die Zugabe des zelltoxischen<br />

Cu(I)Cl Katalysator kein Gel gebildet, sodass hier die Zellen nur auf dem Boden des<br />

Kulturgefäßes adhärierten und nicht dreidimensional verteilt, wie es die Maximumprojektion<br />

der konfokalen Mikroskopaufnahme vermuten lässt.<br />

Die Anwendung methacrylierter Hyaluronsäure zur Einbettung von Zellen wird bereits<br />

erfolgreich von Khademhosseini et al., Gerecht et al. und Fig<strong>alle</strong> et al. angewendet. [99, 78,<br />

79] In der vorliegenden Arbeit konnten jedoch k<strong>eine</strong> zufriedenstellenden Ergebnisse bei der<br />

Verwendung von pclGMHyal als pclHydrogel erzielt werden. Teilweise war die<br />

Hydrogelbildung nicht reproduzierbar, sodass die Zellen schlichtweg auf dem Boden der<br />

Mikroskopkammer adhärierten. Oder die Zellen wurden dreidimensional eingebettet, zeigten<br />

jedoch nach 2-3 DIV k<strong>eine</strong> Vitalität mehr.<br />

Bei der Verwendung von ATAHyal und PAHyal führt das zugesetzte CuCl zur Bildung von<br />

Click-Hyal zum Absterben der Zellen. Hier wurde auf <strong>eine</strong>n Vorversuch verzichtet, da bereits<br />

geringste Mengen an Kupfer zelltoxisch wirken, was sich mit diesem Versuch bestätigt hatte.<br />

Obwohl die Fluoreszenbilder für EOMA in pclAAHyal viele rot gefärbte Zellen zeigen, lässt<br />

sich deutlich ein vitaler Zellhaufen erkennen. Abbildungen 4-54 a zeigt die<br />

Maximumprojektion die Überlagerung der einzelnen Fluoreszenzkanäle konfokaler<br />

Mikroskopaufnahmen in der Draufsicht, Abbildungen 4-54 b zeigt äquivalent die<br />

Seitenansicht.<br />

120


Ergebnisse und Diskussion<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildungen 4-54: EOMA-Zellen gefärbt mit CalceinAM und PI nach 2 DIV in pclAAHyal<br />

Draufsicht (a) und Seitenansicht (b)<br />

Hierbei sind sowohl in der Draufsicht als auch in der Seitenansicht des pclHydrogels die<br />

vitalen EOMA-Zellen klar zu erkennen. Möglicherweise nutzten Zellen im Zellverband<br />

sehrwohl das Hydrogel als Stützgerüst und konnten ihre Vitalität über den ermittelten<br />

Zeitraum von 2 DIV erhalten. Einzelne Zellen sterben jedoch ab und konnten daher nur tot<br />

detektiert werden.<br />

Die Verwendung von pclAAHyal/Collagen- oder pclVAHyal/Collagen- Gemischen zur<br />

Einbettung von EOMA-Zellen trug in k<strong>eine</strong>m Fall zur Steigerung der Zellvitalität bei.<br />

121


Zusammenfassung und Ausblick<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

5.1 Zusammenfassung<br />

Ziel dieser Arbeit war die Synthese, Charakterisierung und in vitro Anwendung von<br />

Substraten auf Basis der Hyaluronsäure. Neben der Untersuchung der Prozessierbarkeit<br />

verschiedener Hyal-Derivate auf unterschiedlichen Trägersubstraten stand die Entwicklung<br />

von Hyal-Strukturen zur Steuerung der Zelladhäsion im Vordergrund.<br />

Da Hyaluronsäure nur in wässrigen Lösungsmitteln löslich ist, verlief die Herstellung<br />

verschiedener Hyal-Derivate vor <strong>alle</strong>m mit dem in Wasser wirksamen Kopplungsreagenz<br />

EDC erfolgreich. So konnte die Carboxylgruppe der Glucuronsäure-Untereinheit sowohl mit<br />

photoreaktiven Anilin-Derivaten funktionalisiert werden, als auch mit weiteren<br />

Aminogruppe(n)-tragenden Molekülen. Darüber hinaus gelang die Umsetzung von<br />

Hyaluronsäure mit Acrylsäurederivaten über <strong>eine</strong> Esterifizierung der N-Acetyl-Glucosamin-<br />

Untereinheit zu <strong>eine</strong>m Produkt, das mittels Photoinitiatoren die Quervernetzung der Hyal-<br />

Stränge ermöglichte. Die Modifizierungen der Hyaluronsäure konnten spektroskopisch ( 1 H-<br />

NMR, UV/Vis, IR) nachgewiesen werden, wobei der Grad der Funktionalisierungen für die<br />

verschiedenen Hyal-Derivate stark variierte. Alle in dieser Arbeit synthetisierten Hyal-<br />

Derivate konnten durch einfache Filtriertechniken so rein gewonnen werden, dass ihr Einsatz<br />

als lichtdurchlässige Beschichtung bzw. als Hydrogel zur Entwicklung mikroskopierbarer<br />

Zellkultursubstrate möglich war.<br />

Um Schichten aus Hyal auf unterschiedlichen Substraten mittels spin-coating deponieren zu<br />

können, mussten die Substrate hydrophiliert werden, damit <strong>eine</strong> optimale Verteilung der<br />

wässrigen Hyal-Lösungen auf den Substratoberflächen gewährleistet werden konnte. Die<br />

Hydrophilie wurde mittels Kontaktwinkelmessungen überprüft. Als geeignet erwiesen sich<br />

silanisierte Glasplättchen (ideal für Mikroskopaufnahmen), N 2 -Plasma behandelte PS-<br />

Oberflächen (vergleichbar mit den standardmäßig verwendeten Petrischalen) und N 2 -<br />

Plasma-behandelte PLA-Folien (ein weiteres biokompatibles, aber zusätzlich bioabbaubares<br />

Polymer).<br />

Durch spin-coating und anschließende Bestrahlung mit UV konnten dünne, wasserunlösliche<br />

Schichten aus quervernetzem Hyal (= pclHyal) auf dem Substrat immobilisiert werden.<br />

Wurde die Bestrahlung durch <strong>eine</strong> photolithographische Maske vorgenommen, konnte das<br />

Hyal strukturiert vernetzt werden. Die Dicken der gebildeten pclHyal-Schichten wurden mit<br />

Hilfe der Quarzmikrogravimetrie, der Laserscan-Mikroskopie und AFM Messungen bestimmt.<br />

Dabei zeigte sich, dass die Quarzmikrogravimetrie für Schichten im Bereich kl<strong>eine</strong>r 20 nm<br />

ungeeignet ist, da der Fehler durch Entnehmen und Einbauen der Schwingquarze in die<br />

Messapparatur vor und nach der Beschichtung für <strong>eine</strong> genaue Messung in dem Bereich zu<br />

groß ist. Neben der Schichtdickenbestimmung erlaubten AF- und Laserscan-Mikroskopie<br />

zusätzlich die Abbildung der photolitographisch erzeugten pclHyal-Muster.<br />

Für die verschiedenen Hyal-Derivate auf Glas bzw. PS wurden Schichtdicken zwischen<br />

143 nm (pclAAHyal auf silanisiertem Glas) und 79 nm (pclVAHyal auf N 2 -behandeltem PS)<br />

erzeugt. Für PLA konnte kein Schichtdickennachweis mittels QCM durchgeführt werden, da<br />

122


Zusammenfassung und Ausblick<br />

die Polymerfolie nicht auf dem Schwingquarz befestigt werden kann. Zudem konnte für PLA<br />

k<strong>eine</strong> Schichtdicke/Strukturtiefe ermittelt werden, da die Substratrauigkeit dieselbe<br />

Größenordnung wie die Strukturtiefen hatte. Strukturen aus pclGMHyal bildeten hingegen<br />

stets <strong>eine</strong> derart dünne Schicht, dass sich diese selbst mit AFM nicht messen ließ.<br />

Die Überprüfung der Filmprozessierung und Strukturentwicklung von pclHyal-Derivaten und -<br />

Kompositen auf verschiedenen Substraten erfolgte mittels Röntgen-<br />

Photoelektronenspektroskopie (XPS). Damit wurde nachgewiesen, dass bei der<br />

Immobilisierung von VAHyal auf PS nicht die Photoinitiatoren den Bindungsprozess<br />

vermitteln. Ebenso konnte gezeigt werden, dass auf Hyal-beschichteten Substraten die nicht<br />

der UV-Bestrahlung ausgesetzt wurden, auch nach <strong>eine</strong>m Waschschritt zur Entfernung<br />

überschüssiger Hyal-Reste <strong>eine</strong> Hyal-Adsorbatschicht zurück bleibt, welche nachhaltig die<br />

Oberflächeneigenschaften beeinflusst. Diese Hyal-Adsorbate sowie auch pclHyal-Derivate<br />

erzeugen <strong>eine</strong> negative Oberflächenladung auf dem Substrat, die den isoelektrischen Punkt<br />

stark erniedrigen und damit Proteinadhäsion (aus dem Zellkulturmedium) oder die direkte<br />

Anbindung von Zellen nicht begünstigen. Erst die Verwendung zusammengesetzter<br />

Schichten aus Hyal-Adsorbat und dem Polykation Poly-L-Lysin bildete <strong>eine</strong> weniger stark<br />

geladene Oberfläche, die die Anlagerung von Ionen aus dem Nährmedium, sowie die<br />

Protein- und Zelladhäsion ermöglicht.<br />

Zur in vitro Validierung der Biokompatibilität und adhäsionsvermittelnden Eigenschaften<br />

flacher, strukturierter pclHyal-Substrate wurden Fibroblasten (L929 Zellen) verwendet. Dabei<br />

zeigte sich, dass pclAAHyal und pclVAHyal nicht zur Steuerung der Zelladhäsion genutzt<br />

werden konnten. Die negativ geladenen Oberflächen (ermittelt durch Messungen des<br />

Zetapotenzials) erschwerten sowohl auf als auch zwischen den pclHyal-Strukturen das<br />

Anheften von Zellen; die pclHyal-Schichten verhalten sich sogar Protein-abweisend. Einzig<br />

bei der Verwendung von GMHyal konnte in den pclGMHyal Zwischenräumen (also auf<br />

GMHyal) Zelladhäsion beobachtet werden. Dies zeigte, dass GMHyal grundsätzlich als<br />

Zellgerüstmaterial geeignet wäre, wie bereits von anderen Gruppen unter Verwendung von<br />

pclGMHyal gezeigt werden konnte.[78, 79] Häufig jedoch war die Bildung aus pclGMHyal-<br />

Mustern nicht reproduzierbar und beispielsweise auf PLA in k<strong>eine</strong>m Fall eindeutig<br />

nachweisbar.<br />

Vielversprechend gestaltete sich der Aufbau biokompatibler Schichten aus dem Polyanion<br />

Hyaluronsäure und <strong>eine</strong>m kationischen Anteil, dem synthetischen Poly-L-Lysin. Ebenso<br />

ermöglichte die Einbettung des natürlichen Adhäsionsproteins Fibronektin in Hyal-Filme <strong>eine</strong><br />

verbesserte Kontrolle in vitro. Mit Hilfe dieser Adhäsionsvermittler konnte die Anheftung von<br />

Zellen zwischen Strukturen aus pclAAHyal und pclVAHyal erfolgreich gesteuert werden.<br />

Um zelluläre Integrine direkt zur Bindung auf pclHyal-Substraten adressieren zu können,<br />

wurden Peptide hergestellt, die neben der zellbindenden Aminosäuresequenz RGD<br />

zusätzlich über <strong>eine</strong> photoreaktive Gruppe verfügen. Dabei wurde das Design der Peptide<br />

(linear oder zyklisch) passend zur Verknüpfung zwischen Peptid und photoreaktiver Gruppe<br />

gewählt. So wurde für die zyklischen Peptide die Aminosäure D-Lysin mit der speziellen<br />

Aminosäureseitenkette-Schutzgruppe Dde gewählt, um diese später selektiv abspalten zu<br />

können. Durch die Anknüpfung von Glycin-Einheiten an lineare Peptide bzw. von<br />

Aminohexansäure-Einheiten an zyklische Peptide wurde gewährleistet, dass trotz Anbindung<br />

123


Zusammenfassung und Ausblick<br />

der Peptide auf <strong>eine</strong>r Oberfläche die integrinbindenden Aminosäuresequenzen für Zellen<br />

erreichbar waren. Neben der Peptidkonzentration wurde die lokale Anbindung der Peptide<br />

photolitographisch variiert, sodass die Zelladhäsion auf pclHyal-pclPeptid-Substraten gezielt<br />

gesteuert werden konnte.<br />

Bei der Verwendung von Hyal-Derivaten zur Bildung von Hydrogelen als dreidimensionales<br />

Zellkultur-Gerüst stand die Prozessierbarkeit verschiedener pclHyal-Beschichtungen und<br />

pclHyal-Hydrogele in speziellen Mikrokammern im Vordergrund.<br />

Nach der Einbettung von Endothelzellen (EOMA oder Hela) in pclHyal-Hydrogelen zeigten<br />

lebend-tot-Fluoreszenzfärbungen zwar <strong>eine</strong> dreidimensionale Zellverteilung im Gel,<br />

<strong>alle</strong>rdings nur <strong>eine</strong> geringe Zellvitalität. Obwohl in der Literatur die Verwendung acrylierter<br />

Hyal-Derivate zur Einbettung von Zellen beschrieben wird, konnten im Rahmen dieser Arbeit<br />

mit pclGMHyal k<strong>eine</strong> zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt werden. Hydrogele aus<br />

pclAAHyal und pclVAHyal lieferten dagegen zwar in REM-Aufnahmen ideal ersch<strong>eine</strong>nde<br />

Einbettungsgerüste; <strong>alle</strong>rdings konnten auch hier k<strong>eine</strong> Protokolle zur reproduzierbaren<br />

Einbettung vitaler Zellen erarbeitet werden.<br />

Die Nutzung Hyal-beschichteter Substrate als Zellkulturbehältnis wurde durch Anwendung im<br />

so genannten Mikrothermoform-Prozess (SMART) ermöglicht. Hierbei gelang die<br />

Weiterentwicklung des SMART-Prozesses durch Nutzung pclHyal-beschichteter PLA-Folie<br />

als thermoformbares Substrat. Durch die Verwendung entsprechend konstruierter Masken<br />

und Formeinsätze für die Herstellung pclVAHyal-PLL beschichteter PLA-Substrate konnten<br />

die verbindenden Stege zwischen den Kavitäten Zell-unattraktiv gestaltet werden, so dass<br />

das Zellwachstum von humanen Hepatomzellen (HepG2 Zellen) auf die Mikrokavitäten<br />

beschränkt blieb. Zudem gelang es, Strukturen aus pclVAHyal zu erzeugen, die auch<br />

innerhalb der Kavitäten erhalten bleiben und dort lokal die Zelladhäsion regulieren.<br />

5.2 Ausblick<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurden Derivate der Hyaluronsäure hergestellt, die zur<br />

photochemischen Vernetzung oder zur Vernetzung mittels der Click-Reaktion geeignet sind.<br />

Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten, Hyaluronsäure so zu funktionalisieren, dass<br />

beispielsweise chemische Crosslinker die Molekülstränge miteinander vernetzen oder die<br />

Änderungen des pH-Wertes die Bildung <strong>eine</strong>s Hyal-Komposits aus Polyanion und <strong>eine</strong>m<br />

kationischen Partner ermöglicht. Um <strong>eine</strong> Synthesekontrolle und den Grad der Modifizierung<br />

eindeutig bestimmen zu können, sind hochauflösende, NMR-spektroskopische Studien nötig,<br />

da die Polymerstruktur des Moleküls die Signalauflösung erschwert.<br />

<strong>Ist</strong> die Anwendung von Hyal-Derivaten zur Bildung ECM-ähnlicher Matrices durch<br />

photolitographische Methoden geplant, so garantieren Masken während des<br />

Belichtungsprozesses die reproduzierbare Erzeugung von Hyal-Strukturen im Bereich der<br />

Mikrometerskala. Der Prozess der pclHyal-Strukturbildung auf <strong>eine</strong>m Substrat ist jedoch<br />

nicht vollständig verstanden. Bisher wird durch UV-Bestrahlung Hyal auf <strong>eine</strong>m Substrat<br />

photoimmobilisiert. Die Substratabschnitte, auf denen Hyal nicht der UV-Bestrahlung<br />

124


Zusammenfassung und Ausblick<br />

ausgesetzt wurde, weisen trotz Waschschritten adhärierte Hyal-Reste auf der Oberfläche<br />

auf. Diese Bereiche verhalten sich für AAHyal immer zellabweisend bei in vitro<br />

Anwendungen. Für VAHyal konnte nur bei gering konzentrierten Lösungen Zelladhäsion<br />

zwischen dem ebenfalls schwach ausgeprägten pclVAHyal Muster beobachtet werden. Für<br />

GMHyal sind weitere Untersuchungen zur Verbesserung der Reproduzierbarkeit und der<br />

genauen Oberflächenzusammensetzung nach Beschichtung mit dem Derivat durchzuführen.<br />

Erst nach Zugabe des synthetischen PLL oder des natürlichen FN kann auf den Bereichen<br />

zwischen pclAAHyal und pclVAHyal Zelladhäsion beobachtet werden. Die genaue<br />

Zusammensetzung der Oberfläche in diesen Bereichen ist zu untersuchen.<br />

Analog zu den in dieser Arbeit hergestellten Hydrogelen aus Click-Hyal mittels des<br />

zelltoxischen Katalysators Cu(I)Cl wäre die Herstellung dieser Hydrogele mit Hilfe <strong>eine</strong>s<br />

nicht-toxischen Katalysators <strong>eine</strong> ideale Möglichkeit zur Erzeugung zelltragender Hyal-<br />

Gerüste. Auch die Auswaschung des zelltoxischen Cu(I)Cl aus Click-Hyal könnte zu <strong>eine</strong>m<br />

biokompatibleren Hydrogel führen. Ebenso stellt die photochemische Anbindung von<br />

Peptiden an native Hyaluronsäure und die Vernetzung dieser peptidhaltigen Hyal-Stränge<br />

<strong>eine</strong> Möglichkeit dar, Hyal-Hydrogele zur Kultivierung von Zellen zu erzeugen. Die gezielte<br />

Peptidanbindung mittels Click-Chemie an entsprechend funktionalisierte Hyal-Stränge<br />

eröffnet ein weiteres Feld zur Anbindung von Zelladhäsionsvermittlern.<br />

Die Steuerung der Proteinadhäsion auf Polymeren durch Hyal-Beschichtungen stellt im<br />

Bereich der Biofilmbildung <strong>eine</strong> Möglichkeit zur Untersuchung der Adhäsionsprozesse auf<br />

Oberflächen dar. Aufbauend auf die in dieser Arbeit untersuchte Verwendung von Hyal-<br />

Derivaten zur Beschichtung biokompatibler Trägersubstrate ist vor <strong>alle</strong>m die Beschichtung<br />

von Polymeren interessant, die in den Bereichen der Mikro- und Nanostrukturtechnik<br />

angewendet werden. Eine Möglichkeit stellt die Beschichtung von Nanopartikeln mit Hyal-<br />

Derivaten dar, die zur Bildung nanostrukturierter Hydrogele genutzt werden können. Damit<br />

könnte <strong>eine</strong> neuartige injezierbare Zellmatrix gebildet werden, die beispielsweise Prot<strong>eine</strong>n<br />

oder Wirkstoffe enthält, welche gezielt aus dem Gerüstverband freigesetzt werden<br />

können.[160]<br />

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136


Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AA<br />

AAHyal<br />

AFM<br />

Ahx<br />

AN<br />

APS<br />

AS<br />

ATA<br />

ATAHyal<br />

AZB<br />

BSA<br />

C<br />

CalceinAM<br />

ccd<br />

4-Azidoanilin Hydrochlorid<br />

4-Azidoanilin an Hyaluronsäure gebunden<br />

Rasterkraftmikroskopie<br />

6-Aminohexansäure<br />

Acetonitril<br />

3-(Aminopropyl)-trimethoxysilan<br />

Aminosäure<br />

11-Azido-3,6,9-trioxaundecan-1-amin<br />

11-Azido-3,6,9-trioxaundecan-1-amin an Hyaluronan gekoppelt<br />

N-((4-Azidobenzoyl)oxy)<br />

bovine serum albumin<br />

Cystein<br />

Calcein-Acetoxymethylester<br />

charged coupled device<br />

cleavage cocktail<br />

Lösungsmittelgemisch zur Abspaltung <strong>eine</strong>s Peptids vom Trägerharz<br />

d<br />

Durchmesser<br />

D, Asp Asparaginsäure<br />

Da<br />

DCC<br />

DCM<br />

Dde<br />

DIC<br />

Dalton<br />

Dicyclohexylcarbodiimid<br />

Dichlormethan<br />

N-[1-(4,4-dimethyl-2,6-dioxocyclohex-1-ylidene)ethyl]<br />

Diisopropylcarbodiimid<br />

137


Abkürzungsverzeichnis<br />

DIEA<br />

DIV<br />

DMF<br />

ECM<br />

EDC<br />

EDTA<br />

Et<br />

EtOH<br />

EOMA-Zellen<br />

ESEM<br />

f<br />

FKS<br />

Fmoc<br />

FN<br />

FWHM<br />

Diisopropylethylamin<br />

days in vitro (= Kultivierungstage)<br />

N,N-Diemthylformamid<br />

extra cellular matrix<br />

1-Ethyl-3-[3(dimethylamin)-propyl]carbodiimid Hydrochlorid<br />

Ethylendiamintetraessigsäure<br />

Ethyl-<br />

Ethanol<br />

Hämangioendothelioma Zellen aus Maustumoren<br />

Rasterelektronenmikroskopie<br />

D-Phenylalanin<br />

Fötales Kälberserum<br />

Fluorenylmethoxycarbonyl<br />

Fibronektin<br />

Halbwertsbreite<br />

G, Gly Glycin<br />

GAG<br />

GMA<br />

GMHyal<br />

DTPH<br />

HAS<br />

HATU<br />

HBTU<br />

Glykosaminoglykane<br />

Methacrylsäureglycidylester<br />

Methacrylat an Hyaluronsäure gebunden<br />

3,3’-Dithiobis(propansäure Dihydrazid)<br />

Hyaluronansynthase<br />

(2-(7-Aza-1H-benzotriazole-1-yl)-1,1,3,3-tetramethyluroniumhexafluorophosphate)<br />

O-(1H-Benzotriazol-1-yl)-N,N,N’,N’,-tetramethyluronium-hexafluorophosphat<br />

138


Abkürzungsverzeichnis<br />

Hela-Zellen<br />

HepG2-Zellen<br />

HFIP<br />

HLR<br />

HOAT<br />

HOBt<br />

HPLC<br />

Hyal<br />

Hyal-S<br />

Ic<br />

IEP<br />

K<br />

LC-MS<br />

MA<br />

MAHyal<br />

mAu<br />

MeOH<br />

MES<br />

mp<br />

MP<br />

MW<br />

NHS<br />

NMP<br />

P<br />

menschliche Epithelzellen <strong>eine</strong>s Zervixkarzinoms<br />

humane Hepatomzellen<br />

1,1,1,3,3,3-Hexafluor-2-propanol<br />

Hepes-Krebs-Ronger Lösung<br />

1-Hydroxy-7-Azabenzotriazol<br />

N-Hydroxybenzotriazol<br />

(high pressure) liquid chromatography<br />

Hyaluronsäure<br />

sulfatisierte Hyaluronsäure<br />

Irgacure<br />

Isoelektrischer Punkt<br />

Lysin<br />

Flüssigkeitschromatographie an Massenspektrometer gekoppelt<br />

Methacrylsäureanhydrid<br />

Methacrylsäure an Hyaluronsäure gebunden<br />

milli Absorption unit<br />

Methanol<br />

2-(N-Morpholino)-ethansulfonsäure<br />

Schmelzpunkt<br />

Maleimidpropionat<br />

Molekulargewicht<br />

N-Hydroxysuccinimid<br />

N-Methylpyrrolidin<br />

Prolin<br />

139


Abkürzungsverzeichnis<br />

PA<br />

PAHyal<br />

Pbf<br />

PG<br />

PBS<br />

pcl<br />

PDMS<br />

PEG<br />

PEGDA<br />

PLL<br />

PLA<br />

PLGA<br />

PMMA<br />

PS<br />

PVA<br />

QCM<br />

Propargylamin<br />

Propargylamin an Hyaluronan gekoppelt<br />

2,2,4,6,7-Pentamethyldihydrobenzofuran-5-sulfonyl<br />

Proteoglykan<br />

Phosphatgepufferte Kochsalzlösung<br />

photocrosslinked<br />

Polydimethoxysilan<br />

Polyethylenglykol<br />

diacyrliertes Polyethylenglykol<br />

Poly-L-Lysin<br />

Polylactid<br />

Polymilch-Polyglykol-säure<br />

Polymethylmethacrylat<br />

Polystyrol<br />

Polyvinylalkohol<br />

Quarzmikrogravimetrie<br />

R, Arg Arginin<br />

REM<br />

RP<br />

rpm<br />

S<br />

SMART<br />

sNHS<br />

SPPS<br />

Rasterelektronenmikroskop<br />

reversed phase<br />

revolutions per minute<br />

Serin<br />

Substrate Modification And Replication by Thermoforming<br />

N-Hydroxysulfosuccinimid<br />

solid phase peptide synthesis<br />

140


Abkürzungsverzeichnis<br />

tBu<br />

TCP<br />

TFA<br />

TFFH<br />

THF<br />

TIS<br />

VA<br />

VAHyal<br />

VIB<br />

Vp<br />

XPS<br />

Y<br />

zykloRGD<br />

tert-Butyl-<br />

2-Chlortritylchlorid Polystyrol<br />

Trifluoressigsäure<br />

Tetramethylfluoroformamidinium Hexafluorophosphate<br />

Tetrahydrofuran<br />

Triisopropylsilan<br />

4-Vinylanilin<br />

4-Vinylanilin an Hyaluronsäure gebunden<br />

N-((4-Vinylbenzoyl)oxy)<br />

N-Vinylpyrrolidon<br />

Röntgen-Photoelektronenspektroskopie<br />

Tyrosin<br />

zyklisches Peptid mit den Untereinheiten Arg-Gly-Asp<br />

Trägermaterial (Polymer) der Festphasensynthese<br />

141


Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />

Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel und<br />

Zellkulturmedien<br />

Analytik<br />

1 H-NMR Spektrometer: Bruker Avance 300 MHz, Varian VNMRS-600 MHz<br />

UV/Vis-Spektrometer:<br />

IR-Spektrometer:<br />

pH-Meter:<br />

Kontaktwinkelmessgerät:<br />

Perkin Elmer Lambda 20; Jasco MD 2031 plus<br />

Bruker IFS 66/s mit DTGS - Detektor<br />

Calimatic 766 mit Knick SE 100 pH/Pt 1000 Electrode<br />

dataphysics Contact Angle System OCA10<br />

QCM-D: Q-Sense D300 System mit Durchflusszelle QWIC 310<br />

XPS:<br />

Zetapotenzial-Messgerät:<br />

RP-HPLC:<br />

LC-MS:<br />

ESCA5 Multimethodenspektrometer (Vacuum Generators Ltd.),<br />

ausgestattet mit <strong>eine</strong>m 180° hemisphärischen Alpha-110<br />

Elektronenenergieanalysator (ThermoFisher Scientific).<br />

Anregung: MgKα-Röntgenstrahlung mit <strong>eine</strong>r Leistung von<br />

200 W, Anregungsfläche etwa 15 mm 2 . Emissionswinkel: 60°,<br />

Passenergie: 20 eV, Energieauflösung: 1,0 eV FWHM der<br />

Ag3d 5/2 Linie, Datenerfassung: Thermo Avantage Software.<br />

Anton Paar SurPASS<br />

Jasco-System mit Pumpe PU-2087 plus und Detektor MD-2010<br />

plus, Software: Jasco Chrompass Chromatography<br />

Agilent 1100 Capillary LC-System gekoppelt an Bruker<br />

Daltonics ESI-µ TOF<br />

Die chemische Verschiebung δ ist in ppm relativ zum Standard angegeben:<br />

1 H δ(D 2 O) = 4.78.<br />

Die Multiplizität <strong>eine</strong>s Signals wird folgendermaßen beschrieben:<br />

s = Singulett, d = Duplett, t = Triplett, m = Multiplett, br = breites Signal.<br />

142


Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />

Chromatographie / Aufreinigung<br />

Säulen:<br />

Grace Vydac Protein & Peptide C18 (CAT.#218TP1022), (CAT.#218TP54)<br />

Kieselgel: Merck 60 (0.04-0.063)<br />

Dialyseschlauch: Sigma, cut off M w 12.000<br />

Als Laufmittel für die LC-MS Messung werden standardmäßig ein Gemisch aus<br />

Lösungsmittel A (94,9 % H 2 O, 5 % AN, 0,1 % TFA) und Lösungsmittel B (95 % AN, 4,9 %<br />

H 2 O, 0,1 % TFA) verwendet. Als Laufmittel für die HPLC Analysen werden Gemische aus<br />

10 % Acetonitril (HPLC grade) und 90 % H 2 O (Millipore) und 0,5 % 1 N HCl sowie 90 %<br />

Acetonitril (HPLC grade) und 10 % H 2 O (Millipore) und 0,5 % 1 N HCl verwendet.<br />

Mikroskopie<br />

Durchlichtmikroskop:<br />

3D-Laserscan Mikroskop:<br />

Rasterelektronenmikroskop:<br />

Rasterkraftmikroskop:<br />

Fluoreszenz-Mikroskop:<br />

Fluoreszenz-Mikroskop konfokal:<br />

Stereo-Mikroskop:<br />

Inverses Labormikroskop Olympus IMT-2<br />

Violet Laser Color 3D, Keyence VK-9710<br />

Jeol JSM-840 mit Wolfram-Kathode, 15 kV<br />

XE-100 PSIA Inc., Cantilever: Park Systems Silizium<br />

910M-NCHR, non-contact mode<br />

Zeiss ApoTome Axio Vert 200M<br />

Leica LSM TCS SP5<br />

Zeiss Discovery.V8<br />

Beschichtungen und Bestrahlungen<br />

Spin-Coater: LOT-Oriel Gruppe Europa SCI 10<br />

UV-Lampe:<br />

Plasma-Anlage:<br />

Leitz Fluovert FU Gehäuse, Leica mit Osram HBO 50W/AC<br />

Hochdruck-Quecksilberdampflampe<br />

Oxford Plasma Technologies<br />

143


Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />

Peptidsynthese<br />

Synthesizer:<br />

Perkin Elmer Applied Biosystems 433 A, Synthassist Software<br />

Mikrothermoformen<br />

Thermoformanlage:<br />

Heißprägemaschine WUM3 Jenoptik<br />

Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />

ABCR:<br />

Aldrich:<br />

4-Azidobenzoesäure<br />

3-(Aminopropyl)-trimethoxysilan<br />

2,3,5-Collidin<br />

Dimethylsulfoxid<br />

N-Hydroxybenzotriazole<br />

Kupfer(I)chlorid<br />

Propargylamin<br />

Tetrahydrofuran<br />

Triisopropylsilan<br />

Trifluoressigsäure<br />

ATCC: DMEM Nährmedium Nr. 30-2002<br />

MEM Nährmedium Nr. 30-2003<br />

fötales Pferdeserum Nr. 30-2040<br />

Biosolve:<br />

Chemos:<br />

Dichlormethan Peptide Synthesis Grade<br />

Sodium Hyaluronate (MW = 50 bzw. 350 bzw. 1100 kDa)<br />

Ciba: Irgacure 2959<br />

Delo:<br />

Dow Corning:<br />

DELO-CA Cyanoacrylate Sekunden-Klebstoff<br />

Sylgard 184 Elastomer Kit<br />

144


Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />

Fluka:<br />

4-Azidoanilin<br />

11-Azido-3,6,9-trioxaundecan-1-amin<br />

N,N’-Dicyclohexylcarbodiimid<br />

Glutardialdehyd<br />

N-Hydroxysulfosuccinimid<br />

Methacrylsäureanhydrid<br />

Methacrylsäuregylcidylester<br />

Propidiumiodid<br />

Tetrabutylammoniumbromid<br />

Fisher Scientific:<br />

Acetonotril (HPLC grade)<br />

Methanol (HPLC grade)<br />

Gibco:<br />

Glutamax<br />

Nährmedium Nr. 51200-046<br />

PBS-/-<br />

Trypsin<br />

Ibidi:<br />

Invitrogen:<br />

Ibidi 1µ-Slide Angiogenesis<br />

CalceinAM<br />

Alexa Fluor 488 Phalloidin<br />

Syto16<br />

Iris Biotech:<br />

2-(1H-Benzotriazole-1-yl)-1,1,3,3-tetramethyluronium-tetrafluoroborat<br />

2-Chlortritylchlorid Polystyrol (100-200 mesh)<br />

Diisopropylethylamin<br />

Fmoc-Asp(tBu)-OH<br />

Fmoc-Gly-OH<br />

Fmoc-D-Phe-OH<br />

145


Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />

Tetramethylfluorformamidinium Hexafluorphosphat<br />

Lifecore:<br />

Marienfeld:<br />

Merck:<br />

Sodium Hyaluronate (MW = 1.2–2.6 x 10 3 kDa)<br />

Deckgläser<br />

Aceton<br />

Ammoniaklösung 32 %<br />

2-(7-Aza-1H-benzotriazole-1-yl)-1,1,3,3-tetramethyluronium<br />

hexafluorophosphate<br />

N,N’-Dimethylformamid<br />

Essigsäure<br />

1,1,1,3,3,3-Hexafluor-2-propanol<br />

Hydrazin-Hydrat<br />

Kaliumchlorid<br />

May-Grünwalds Eosin-Methylenblaulösung<br />

N-Methylpyrrolidin<br />

Natriumazid<br />

Natriumchlorid<br />

Natriumcitrat Dihydrat<br />

Natronlauge<br />

Paraformaldehyd<br />

2-Propanol<br />

Triethylamin<br />

4-Vinylbenzoesäure<br />

1-Vinyl-2-pyrrolidon<br />

Wasserstoffperoxid 30 %<br />

Molecula:<br />

Novabiochem:<br />

1-Hydroxy-7-Azabenzotriazole<br />

Fmoc-ε-Ahx-OH<br />

146


Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />

Fmoc-Arg(Pbf)-OH<br />

Fmoc-Pro-OH<br />

Fmoc-Ser(Mtr)-OH<br />

PAA:<br />

BSA Fraktion V<br />

fötales Kälberserum Nr. A15-151<br />

Natriumpyruvat<br />

non-essential amino acid solution (NEAA)<br />

Penicillin/Streptomycin<br />

Fmoc-Lys(Dde)-OH<br />

Polymer SS:<br />

Polystyrol (MW = 9,6 x 10 3 Da)<br />

Postnova Analytics: Polystyrol Partikel Z-PS-POS-RFC-0,025<br />

Roche:<br />

Roth:<br />

Collagen rat tail<br />

Essigsäureethylester<br />

Ethanol<br />

Pentan<br />

Piperidin<br />

Serva:<br />

Kristallviolett<br />

Sidaplax EarthFirst® PLA-Folien 25 µm<br />

Sigma:<br />

Calciumchlorid<br />

Ethylendiamintetraessigsäure<br />

1-Ethyl-3-[3(dimethylamin)-propyl]carbodiimid Hydrochlorid<br />

Fibronectin F-4759<br />

Glucose<br />

Hyaluronidase from bovine testes Type I-S 439 U/mg<br />

N-Hydroxysuccinimid<br />

147


Anhang A – Apparatives, Chemikalien, Lösungsmittel, Zellkulturmedien<br />

Magnesiumchlorid Hexahxdrat<br />

2-(N-Morpholino)-ethansulfonsäure<br />

Phenolrot<br />

Poly-L-Lysin 0,1 % w/v in Wasser<br />

Trifluoressigsäure<br />

VWR:<br />

Diethylether<br />

Diisopropylether<br />

148


Anhang B - Protokolle<br />

Protokolle zur Peptidherstellung und Zellkultivierung<br />

Die Herstellung funktionalisierter Peptide mittels Festphasensynthese (SPPS)<br />

Mittels Festphasensynthese an <strong>eine</strong>m unlöslichen polymeren Trägerharz gelingt der<br />

sequentielle Aufbau gewünschter Aminosäuresequenzen in heterogener Phase. Von Vorteil<br />

gegenüber der Synthese in Lösung ist dabei die leichte Abtrennbarkeit des Produktes von<br />

der Reaktionslösung durch einfache Filtration. Die Verwendung orthogonaler Schutzgruppen<br />

ermöglicht die Synthese von Peptiden, deren Schutzgruppen selektiv abgespalten werden<br />

können, sodass funktionelle Gruppen in Seitenketten zugänglich werden bzw. geschützt<br />

bleiben. Lineare Peptide werden mittels Fmoc-Strategie hergestellt. Die Ringknüpfung<br />

linearer Verbindungen zu zyklischen Peptide erfolgt in stark verdünnter Lösung.<br />

Harz-Beladung<br />

Die Fmoc-geschützte Aminosäure (1.2 eq relativ zum Harz) und DIEA (4 eq relativ zur AS)<br />

werden in trockenem DCM (max. 10 mL pro 1 g Harz) gelöst, gegebenenfalls wird DMF oder<br />

NMP zur besseren Lösung der AS zugegeben. Die Lösung wird zum Harz gegeben und für<br />

mind. 2h geschüttelt. Nach der Beladung wird mit DCM:MeOH:DMF im Verhältnis 17:2:1<br />

gewaschen, mit MeOH nachgewaschen und das Harz im Exsikkator unter Vakuum<br />

getrocknet.<br />

Die Beladung des Harzes mit Fmoc-geschützter Aminosäure wird durch Fmoc-Entschützung<br />

überprüft. Dazu wird ca. 1 mg beladenes Harz in <strong>eine</strong> Quarzglasküvette genau eingewogen.<br />

Nach Zugabe von 3 mL 22% Piperidin in DMF wird 20 min gewartet und anschließend die<br />

Absorption der Testlösung bei 290 nm gegen r<strong>eine</strong>s Lösungsmittel (22% Piperidin in DMF)<br />

bestimmt. Die Beladung des Harzes wird nach folgender Formel berechnet:<br />

−1<br />

[ mmol g ]<br />

Fmoc Beladung =<br />

Absorption<br />

mg Harz<br />

Fmoc-Entschützung<br />

Das zuvor 15 min in DMF gequollene Harz wird mit 22 % Piperidin in DMF gespült. Bei 1 g<br />

Harz wird nach folgendem Schema gewaschen:<br />

3 mL 5 min 3 mL 15 min 3 mL 15 min<br />

Anschließend wird mit mindestens viermal 2,5 mL NMP nachgewaschen und schließlich mit<br />

einmal 2,5 mL DMF gespült.<br />

149


Anhang B - Protokolle<br />

Peptidsynthese<br />

Der sequentielle Aufbau <strong>eine</strong>s Peptids aus Aminosäuren erfolgt am Peptid-Synthesizer oder<br />

manuell. Bei der manuellen Synthese werden zunächst die Kopplungsreagenzien in wenig<br />

DMF gelöst und dann zur ebenfalls in entsprechendem Lösungsmittel (DMF oder NMP)<br />

gelösten Aminosäure zugegeben. Nach Zugabe von DIEA wird die Reaktionslösung zum<br />

Harz gegeben und es wird für mindestens 2 h gekoppelt. Dabei wird ständig Argon durch die<br />

Harz-Reaktionslösung geblubbert. Verläuft die Kopplung über Nacht, so wird auf den<br />

Argonstrom durch die Lösung verzichtet. Nach jedem Kopplungsschritt wird das Harz nach<br />

folgendem Schema (für 0,5 g Harz) gewaschen:<br />

zweimal 3 mL DMF dreimal 3 mL NMP zweimal 3 mL DMF<br />

Harz-Abspaltung und Peptid-Aufarbeitung<br />

TFA-cleavage cocktail:<br />

HFIP-cleavage cocktail:<br />

93,5 % TFA + 4 % TIS + 2,5 % H 2 O<br />

30 % HFIP + 70 % DCM<br />

Jeweils 1 mL des cleavage cocktails werden zu 100 mg Produkt gegeben. Für ein<br />

qualitatives Abspalten wird 30 min geschüttelt, quantitatives Abspalten erfolgt über 4 h.<br />

Anschließend wird die Reaktionslösung durch Watte filtriert, das Harz mit TFA bzw. DCM<br />

nachgewaschen, das Lösungsmittel durch Einleiten von Argon eingeengt und schließlich der<br />

Rückstand (= das Peptid) in kaltem Diethylether gefällt. Nach dem Abzentrifugieren wird der<br />

Überstand verworfen und das Peptid in AN:H 2 0 = 1:1 erneut gelöst und anschließend<br />

lyophilisiert. Wenige mg Peptid werden dann in wenigstens 350 µL MeOH (HPLC<br />

Reinheitsgrad) gelöst und mittels HPLC-MS analysiert. Die Absorptionsintensität (mAu) der<br />

synthetisierten Produkte wird bei λ = 220 nm detektiert.<br />

Zellkulturen zur Anwendung auf Hyaluronsäuresubstraten<br />

Sämtliche Arbeitsschritte mit Zellkulturen werden unter sterilen Bedingungen (Sterilbank,<br />

Sterilisation der Arbeitsmaterialien und verwendeten Lösungen) durchgeführt.<br />

Die Kultivierung von L929 Zellen (Firma ATCC) erfolgt in MEM Medium mit 10 % Pferde-<br />

Serum und 1 % Penicillin-Streptomycin.<br />

Die Kultivierung von HepG2-Zellen (Firma ATCC) erfolgt in Gibco Medium mit 10 % Kälber-<br />

Serum, 1 % NEAA, 1 % Natriumpyruvat, 1 % Glutamax, 1 % Penicillin/Streptomycin und<br />

0,1 % Phenolrot<br />

Die Kultivierung von EOMA-Zellen (Firma: ATCC) erfolgt in DMEM Medium mit 10 % Kälber-<br />

Serum (Hitze-inaktiviert) und 1 %Penicillin/Streptomycin.<br />

150


Anhang B - Protokolle<br />

Die Kultivierung von Hela-Zellen (Firma: DSMZ) bzw. Hela-TurboGreen-Actin Zellen (Firma<br />

Marinpharm) erfolgt in DMEM Medium mit 10 % Kälber-Serum (Hitze-inaktiviert) sowie 1:100<br />

GlutaMax und 1 %Penicillin/Streptomycin.<br />

Hitze-Inaktivierung von FKS: 30 Minuten bei 56°C.<br />

Herstellung verschiedener Lösungen zum Fixieren und Anfärben von Zellen<br />

Fixierlösung 4 % Paraformaldehyd wird in PBS-/- gekocht bis die Lösung klar ist.<br />

Nach dem Abkühlen werden 4 µL Glutardialdehyd pro 1 mL gekochter Lösung zugesetzt.<br />

Hepes-Krebs-Ringer-Lösung (HKR) 5,00 mM Hepes, 137,00 mM NaCl, 2,68 mM KCl,<br />

2,05 mM MgCl 2 ·6 H 2 O, 1,80 mM CaCl 2 ·2 H 2 O, 5,55 mM Glucose, Einstellen der Lösung auf<br />

pH = 7,4.<br />

Cytoskelfix Cell Fixative<br />

kommerziell erhältlich<br />

Propidiumiodid 1,5 mM in 0,1 % NaN 3<br />

CalceinAM<br />

Syto16<br />

Alexa Fluor 488 phalloidin<br />

Kristallviolett<br />

1 mM in DMSO<br />

1 mM in DMSO<br />

1:40 verdünnen in 0,3 % BSA in PBS-/-<br />

0,5 % Kristallviolett in 20 %igem MeOH<br />

May-Grünwalds Eosin Methylenblau kommerziell<br />

erhältlich in MeOH gelöst<br />

Anfärben der Zellen<br />

Kristallviolett kann direkt nach Entfernen des Nährmedium-Überstandes auf das zu<br />

färbende Zell-Substrat gegeben werden. Nach <strong>eine</strong>r Einwirkzeit von 30 min wird der<br />

Farbstoff vorsichtig mit H 2 O dest abgewaschen und das Präparat kann nach dem Trocken im<br />

Mikroskop betrachtet werden.<br />

Bei der Färbung mit May-Grünwalds Eosin Methylenblau muss das Zell-Substrat nach<br />

Entfernen des Nährmedium-Überstandes zunächst mit PBS-/- gewaschen werden. Dann<br />

wird das Substrat für 20 min in Fixierlösung inkubiert, danach mit PBS-/- gewaschen und<br />

schließlich 30 min gefärbt. Nach dem vorsichtigen Abwaschen der Substrate kann die<br />

Zellfärbung im Mikroskop betrachtet werden.<br />

151


Anhang B - Protokolle<br />

Zur Kontrolle der Zellvitalität in <strong>eine</strong>m Hydrogel oder auf <strong>eine</strong>m Polymerfilm bietet sich die<br />

Verwendung von Vitalfarbstoffen, wie CalceinAM oder Syto16 und Propidiumiodid an.<br />

Erscheint der Zellkern grün, so lebt die Zelle, sieht man <strong>eine</strong> rot gefärbte Zelle im<br />

Fluroreszenz-Mikroskop, so ist die Zelle tot. Bei der Vitalfärbung wird zunächst der<br />

Nährmedium Überstand entfernt, dann wird das Zell-Gel mit HKR-Lösung gewaschen und<br />

danach der Farbstoff zugegeben. Nach <strong>eine</strong>r Inkubationszeit von etwa 10 Minuten im<br />

Brutschrank, haben die Zellen den Farbstoff aufgenommen und können im Fluroreszenz-<br />

Mikroskop beobachtet werden.<br />

Für die Untersuchung der Form des Zytoskeletts bietet sich die Färbung mit dem<br />

Fluoreszenzfarbstoff Alexa Fluor 488 Phalloidin an. Dieser Farbstoff bindet an<br />

Aktinfilamente der Zelle und lässt diese grün fluoreszieren. Zur Färbung wird zunächst der<br />

Nährmedium Überstand entfernt, dann das Zell-Substrat mit PBS-/- gewaschen und<br />

anschließend für 4 min bei –20°C mit Cytoskelfix inkubiert. Nach erneutem Waschen mit<br />

PBS-/- für 10 min werden mit 0,3 BSA in PBS-/- (5 min) unspezifische Bindungsstellen<br />

abgeblockt. Anschließend wird mit PBS-/- gewaschen, für 45 min mit Alexa Fluor 488<br />

phalloidin gefärbt und nach <strong>eine</strong>m letzten Waschschritt mit PBS-/- (15 min) können die<br />

Proben im Fluroreszenz-Mikroskop betrachtet werden.<br />

Farbstoff Anregungswellenlänge [nm] Emissionswellenlänge [nm]<br />

CalceinAM 494 515<br />

Syto16 588 518<br />

Propidiumiodid 535 617<br />

Alexa Fluor 488 Phalloidin 495 517<br />

152


Anhang C - Veröffentlichungen<br />

Veröffentlichungen<br />

Zeitschriftenbeitrag<br />

• Spatially controlled cell adhesion on three-dimensional substrates<br />

Vorträge<br />

C. Richter, M. Reinhardt, S. Giselbrecht, D. Leisen, R. Truckenmüller, A. Blau,<br />

Ch. Ziegler, A. Welle<br />

Journal of Biomedical Microdevices<br />

• Biofunctionalisation of Hyaluronic Acid<br />

C. Richter, A. Welle, A. Blau<br />

(Beitrag ist eingereicht)<br />

Advanced Macromolecular Systems Across the Length Scales II (AMSALS II),<br />

Enschede, 2007<br />

Poster<br />

• Modification of Hyaluronic Acid to control cell adhesion<br />

C. Richter, A. Welle, A. Blau<br />

Federation of European Biochemical Societies (FEBS) Advanced Lecture Course,<br />

Patras, 2007<br />

• Combining Peptides and Hyaluronan<br />

C. Richter, A. Welle, A. Blau, Ch. Ziegler<br />

Molekulare Interaktionen an Grenzflächen (MIG III), Karlsruhe, 2008<br />

• Hyaluronan – Discovering a Molecule<br />

C. Richter, A. Welle, A. Blau, Ch. Ziegler<br />

KIT PhD Symposium, Karlsruhe, 2009<br />

153


Anhang D - Lebenslauf<br />

Lebenslauf<br />

Persönliche Daten<br />

Name:<br />

geboren am:<br />

Familienstand:<br />

Christine Friedericke Sabine Richter<br />

24.03.1978 in Schwetzingen<br />

ledig, k<strong>eine</strong> Kinder<br />

Schulbildung<br />

09/1984-06/1988 Grundschule Ketsch<br />

09/1988-06/1997 Hebel-Gmynasium Schwetzingen<br />

Berufsausbildung<br />

09/1997-06/1999 Berufsbildende Schule für Naturwissenschaften Ludwigshafen,<br />

Abschluss als staatl. gepr. biologisch-technische Assistentin<br />

Hochschulbildung<br />

10/1999-10/2002 Grundstudium Chemie an der TU Kaiserslautern<br />

Oktober 2002<br />

Vordiplom Chemie<br />

10/2002-05/2005 Hauptstudium Chemie an der TU Kaiserslautern<br />

11/2003-02/2004 wissenschaftlicher Gastaufenthalt Cardiff University, Wales, England<br />

03/2004-06/2004 wissenschaftlicher Gastaufenthalt Università degli Studi di Catania,<br />

Catania, Italien<br />

06/2005-03/2006 Diplomarbeit in Organischer Chemie an der TU Kaiserslautern<br />

März 2006<br />

Akademische Tätigkeiten<br />

Abschluss des Studiums als Diplom-Chemikerin<br />

06/2006-11/2009 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Biomaterialien am<br />

Institut für Biologische Grenzflächen, Forschungszentrum Karlsruhe<br />

09/2008-07/2009 Wissenschaftliche Hilfskraft im <strong>Fachbereich</strong> Physik der TU<br />

Kaiserslautern (Übungsgruppenleitung Experimentalphysik I und II)<br />

12/2009-02/2010 Wissenschaftliche Hilfskraft im <strong>Fachbereich</strong> Physik der TU<br />

Kaiserslautern (Funktionalisierung von Sensoroberflächen)<br />

seit 03/2010<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Organische Chemie des<br />

KIT (Darstellung funktionalisierter Kohlenhydrate)<br />

154


Danke<br />

Danke<br />

An dieser Stelle möchte ich <strong>alle</strong>n danken, die mich während m<strong>eine</strong>r Zeit als Doktorandin<br />

unterstützt, begleitet, geformt und begeistert haben.<br />

Mein persönlicher Dank gilt…<br />

...Herrn Dr. Axel Blau (<strong>Ist</strong>ituto Italiano di Tecnologia, IIT), der mir die Möglichkeit gab, als<br />

externe Doktorandin in s<strong>eine</strong>r Gruppe tätig zu sein. Danke für D<strong>eine</strong> hervorragender<br />

Betreuung aus der Ferne bei der Du mir stets neue Wege und Lösungsansätze für das<br />

Projekt „externe Dissertation“ aufgezeigt hast. Danke für D<strong>eine</strong> Unterstützung bei <strong>alle</strong>n<br />

fachlichen und menschlichen Herausforderungen.<br />

…Frau Professor Dr. Christiane Ziegler (Technische Universität Kaiserslautern, TU KL),<br />

Chris, für die herzliche Einladung zu jedem Winterseminar und die finanzielle Unterstützung<br />

in den letzten Monaten der Fertigstellung der Dissertation. Danke für D<strong>eine</strong> kritischen Fragen<br />

zu jedem Seminarvortrag und D<strong>eine</strong> fachlichen Hilfestellungen bei der XPS-Analyse.<br />

...Herrn Dr. Alexander Welle (IBG I, Karlsruher Institut für Technologie, KIT) für die<br />

Bereitstellung des interessanten Themas und die stete Gewährung <strong>alle</strong>r wissenschaftlichen<br />

Freiheiten.<br />

...den aktuellen und ehemaligen, internen und externen Mitarbeitern der Arbeitsgruppe<br />

Ziegler an der TU Kaiserslautern für die herzliche Aufnahme jedes Mal wenn ich zu Euch<br />

nach KL kam oder wir uns beim Winterseminar getroffen haben. Danke an Christine Müller<br />

für jeden gemeinsamen Morgenkaffee, an Felix Schmitt, Matthias Fingerle und Philipp<br />

Kowalewski für ein tolles Tisch-Kicker-Team sowie an Benedikt Baumann für entspanntes<br />

Gequatsche während dem Zusammenschreiben.<br />

...den aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern des Instituts für Biologische Grenzflächen I<br />

(IBG I, KIT) für die Aufnahme in die Welt des interdisziplinären Arbeitens. Dr. Irene Wacker-<br />

Schröder für jedes aufmunternde Wort und jede Mithilfe bei den Aufnahmen am Apotome,<br />

Dr. Alexandra Rolletschek für jede gemeinsame Geburtstagsfeier, Dr. Eric Gottwald für die<br />

großzügige finanzielle Unterstützung, Dr. Stefan Giselbrecht für die fachliche Unterstützung<br />

beim Schreiben der wissenschaftlichen Veröffentlichung, Dr. Tim Scharnweber für die<br />

Schokoriegel und jede Hilfe bei den Aufnahmen am LSM, Martina Reinhardt für die<br />

155


Danke<br />

Freundschaft auch außerhalb des KIT, Stefanie Schmitteckert und Conny Ziegler für die<br />

gemeinsamen Mittagspausen, Carolin und Sebastian Bartels für die starke Unterstützung bei<br />

den Zellkulturversuchen, Simone Weigel für die Mithilfe bei den QCM-Aufnahmen, Anke<br />

Dech und David Thiele für die zuverlässige Bereitstellung der Zellkulturen, Maria Marin und<br />

Marliese Tabery für jedes in den Arm nehmen an <strong>eine</strong>m schlechten Tag sowie Herrn Josef<br />

Schweinfurther als Sicherheitsbeauftragten und Bernhard Kneifel für den IT-Support.<br />

...den aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern des Instituts für Biologische Grenzflächen II<br />

(IBG II, KIT) für die freundliche Aufnahme in Euer Labor. Besonders bedanken möchte ich<br />

mich bei Prof. Dr. Anne Ulrich für die persönliche Unterstützung, bei Dr. Parvesh Whadwhani<br />

für die ausgezeichnete fachliche Unterstützung, bei Christian Mink für das Zuhören und<br />

immer Zeit für mich haben sowie bei Andrea Eisele und Kerstin Scheubeck für die Mithilfe<br />

bei den Peptidsynthesen.<br />

…den Mitarbeiten des Instituts für Mikrostrukturtechnik (IMT, KIT), Dr. Michael Bruns und<br />

Vanessa Trouillet für die Aufnahme und Mithilfe bei der Analyse und Auswertung der XP-<br />

Spektren, sowie die exzellente fachliche Betreuung.<br />

...der Mitarbeiterin des Instituts für Angewandte Informatik (IAI, KIT), Thurid Gpsann für die<br />

Mithilfe bei den AFM-Aufnahmen.<br />

...dem Mitarbeiter des Instituts für Nukleare Entsorgung (INE, KIT), Dr. Johannes<br />

Lützenkirchen für die Mithilfe bei der Aufnahme und Auswertung der Zetapotenzial-<br />

Messungen sowie die ergebnisreiche gemeinsame Zusammenarbeit.<br />

...der Mitarbeiterin des Instituts für Materialforschung I (IMF I, KIT), Beate Rabsch, für die<br />

Mithilfe bei den REM-Aufnahmen.<br />

...dem Mitarbeiter des Instituts für Funktionelle Grenzflächen (IFG, KIT), Stefan Heissler, für<br />

die Mithilfe bei den IR-Aufnahmen.<br />

...den Mitarbeitern des Instituts für Nanotechnologie (INT, KIT), Sven Stahl, für die Mithilfe<br />

bei den NMR-Aufnahmen und Dr. Stefan Walheim für die Bereitstellung des Spincoaters.<br />

...m<strong>eine</strong>n Freundinnen Lisa, Petra, Dani und Kathrin, mit denen ich seit dem ersten<br />

Semester in Kaiserslautern zusammen gelacht und geweint habe. Danke, dass wir uns<br />

immer noch so viel erzählen können und uns immer mal wieder treffen.<br />

...Mama, Claudi und vor <strong>alle</strong>m Markus. Danke. Ohne Euch hätte ich es nicht gepackt.<br />

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