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Spinwellenanregung in magnetischen Nanohybridstrukturen (31,8 ...

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<strong>Sp<strong>in</strong>wellenanregung</strong> <strong>in</strong> <strong>magnetischen</strong><br />

<strong>Nanohybridstrukturen</strong><br />

DIPLOMARBEIT<br />

<strong>in</strong><br />

Experimentalphysik<br />

von<br />

Christopher Rausch<br />

durchgeführt am<br />

Fachbereich Physik<br />

der Technischen Universität Kaiserslautern<br />

unter Anleitung von<br />

Prof. Dr. Burkard Hillebrands<br />

August 2009


Inhaltsverzeichnis<br />

1 E<strong>in</strong>leitung 1<br />

2 Theoretische Grundlagen 3<br />

2.1 Ferromagnetismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.1.1 Austauschwechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.1.2 Dipol-Dipol-Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.1.3 Magnetische Anisotropien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.2 Sp<strong>in</strong>dynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.2.1 Landau-Lifshitz-Gilbert-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.2.2 Sp<strong>in</strong>-Transfer Torque . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.3 Sp<strong>in</strong>wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.3.1 Unendlich ausgedehnter Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.3.2 Dünne Schicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.3.3 Die magnetostatische Oberflächenmode (k ⊥ M) . . . . . . . . . . . 15<br />

2.3.4 Die magnetostatische Backward-Volumenmode (k ‖ M) . . . . . . . . 16<br />

2.3.5 Quantisierung von Sp<strong>in</strong>wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.4 Domänenwände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

2.4.1 Die Bloch-Wand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.4.2 Die Néel-Wand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.4.3 Domänenwände <strong>in</strong> dünnen Streifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.4.4 Gleichgewichtskonfigurationen der Magnetisierung<br />

<strong>in</strong> dünnen Streifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3 Aufbau und analytische Methoden 23<br />

3.1 Mikromagnetische Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

3.1.1 Grundlagen der mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationsrechnung . . . . . . . 24<br />

3.1.2 Vergleich von OOMMF und LLG-Micromagnetic Simulator . . . . . . 25<br />

3.1.3 E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den LLG-Micromagnetic Simulator . . . . . . . . . . . 29<br />

3.1.4 EMMA - Extendable MicroMagnetic Analyzer . . . . . . . . . . . . . 32<br />

i


3.2 Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

3.2.1 Magnonenstreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

3.2.2 Das Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

3.2.3 Das Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreumikroskop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4 Ergebnisse und Diskussion 47<br />

4.1 Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

4.1.1 Aufbau und Abmessungen der simulierten Struktur . . . . . . . . . . 47<br />

4.1.2 Stromdichteverteilung im Inneren der simulierten Struktur . . . . . . 50<br />

4.1.3 Strom<strong>in</strong>duzierte Auslenkung der Magnetisierung<br />

durch Oersted-Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

4.1.4 Arten der strom<strong>in</strong>duzierten Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen . . . . . . . . . 53<br />

4.1.5 Wellenvektoren der emittierten Sp<strong>in</strong>wellen . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

4.1.6 Bestimmung der optimalen Anregungsfrequenz . . . . . . . . . . . . . 57<br />

4.1.7 Alternative Kontaktierung der Hybridstruktur . . . . . . . . . . . . . 60<br />

4.1.8 Reales Probendesign und Herstellungsprozess . . . . . . . . . . . . . 64<br />

4.1.9 µBLS-Messungen der Hybridstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

4.1.10 Sp<strong>in</strong>wellen-Verstärkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

4.2 Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung:<br />

die T-Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

4.2.1 Aufbau und Abmessungen der simulierten T-Struktur . . . . . . . . . 74<br />

4.2.2 µBLS-Messungen des T-Stücks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick 83<br />

ii


Kapitel 1<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Magnetische Phänomene <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Strukturen rückten <strong>in</strong> den vergangenen Jahren nicht zuletzt<br />

durch die Verleihung des Nobelpreises 2007 an Albert Fert und Peter Grünberg für ihre<br />

Verdienste um die Entdeckung des Riesenmagnetowiderstandes [1–3] <strong>in</strong> den Mittelpunkt des<br />

öffentlichen Interesses. Auf wissenschaftlicher Ebene wurden weitere Durchbrüche erreicht,<br />

die zu technologischen Anwendungen führen können, sei es zum Beispiel auf dem Gebiet<br />

der sogenannten Heusler-Legierungen mit ihrer bis zu 100-prozentigen Sp<strong>in</strong>polarisation [4,5]<br />

oder durch neue Techniken der Magnetisierungsumkehr wie das mikrowellenassistierte Schalten<br />

[6, 7].<br />

Doch auch im Bereich der Sp<strong>in</strong>wellen konnten neue Erkenntnisse gewonnen werden, von der<br />

Ausbildung von Sp<strong>in</strong>wellenkaustiken <strong>in</strong> YIG 1 [8] über die Bose-E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>-Kondensation von<br />

Magnonen [9,10] bis h<strong>in</strong> zu Sp<strong>in</strong>wellenuntersuchungen <strong>in</strong> technologisch relevanteren, <strong>magnetischen</strong><br />

Nanostrukturen aus Ni 81 Fe 19 (Permalloy) [11,12]. Letztere s<strong>in</strong>d speziell für das vielversprechende<br />

Gebiet der Sp<strong>in</strong>tronik von Interesse, e<strong>in</strong>er Technologie, die anstelle der Ladung<br />

den Sp<strong>in</strong> des Elektrons als Informationsträger ausnutzt [13, 14]. So könnten beispielsweise<br />

logische Gatter und ähnliche elektronische Bauelemente zur Verarbeitung und Speicherung<br />

von Daten auf Basis von Sp<strong>in</strong>wellen oder Domänenwänden realisiert werden [15–17].<br />

In diesem Zusammenhang ist die Erforschung technologisch ausgereifter Mechanismen zur<br />

Anregung propagierender Sp<strong>in</strong>wellen, die als Manipulationswerkzeug solcher <strong>magnetischen</strong><br />

Nanostrukturen oder als Informationse<strong>in</strong>heit selbst dienen können, von größter Wichtigkeit.<br />

In der Vergangenheit wurden dafür bereits unterschiedliche Konzepte entwickelt, wie zum<br />

Beispiel der E<strong>in</strong>satz diverser Antennenstrukturen [18], gezielte Umklappprozesse magnetischer<br />

Vortizes [19] und die magnetfeld<strong>in</strong>duzierte Oszillation von Domänenwänden [20]. Um<br />

propagierende Sp<strong>in</strong>wellen mit e<strong>in</strong>em nichtverschw<strong>in</strong>denden Wellenvektor erzeugen zu können,<br />

muss man <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, die Magnetisierung e<strong>in</strong>es geeigneten ferro<strong>magnetischen</strong><br />

1 Yttrium iron garnet<br />

1


Mediums räumlich <strong>in</strong>homogen zu manipulieren. Ziel dieser Arbeit war es, die Anregung von<br />

propagierenden Sp<strong>in</strong>wellen <strong>in</strong> Hybridstrukturen, das heißt Strukturen, die sich aus e<strong>in</strong>em <strong>magnetischen</strong><br />

und e<strong>in</strong>em nicht<strong>magnetischen</strong> Material zusammensetzen, zu untersuchen. Dabei<br />

wird das nichtmagnetische Material periodisch auf e<strong>in</strong>em Streifen <strong>magnetischen</strong> Materials<br />

aufgebracht und e<strong>in</strong> Strom durch die gesamte Struktur geschickt. Bed<strong>in</strong>gt durch den ger<strong>in</strong>geren<br />

Widerstand des nicht<strong>magnetischen</strong> Materials wird die Stromführung im Inneren der<br />

Struktur periodisch verändert und erzeugt auf diese Weise e<strong>in</strong> räumlich <strong>in</strong>homogenes Magnetfeld,<br />

das zur Modulation der Phasenfronten e<strong>in</strong>er propagierenden Sp<strong>in</strong>welle im <strong>magnetischen</strong><br />

Streifen benutzt wird.<br />

Nachdem das Magnetisierungsverhalten bei dieser Art der Anregung mittels mikromagnetischer<br />

Simulationen und Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreu-Spektroskopie (BLS) untersucht worden war,<br />

konnte ausgehend von diesen ersten Ergebnissen auf e<strong>in</strong>en weitereren, alternativen Ansatz<br />

zur Sp<strong>in</strong>wellenerzeugung geschlossen werden, die sogenannte T-Geometrie. In dieser Anordnung<br />

werden auf e<strong>in</strong>e ganz andere Weise durch externe Anregung e<strong>in</strong>zelner Bereiche e<strong>in</strong>er<br />

Domänenwand die Phasenfronten e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>welle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ferro<strong>magnetischen</strong> Streifen „<strong>in</strong>jiziert“.<br />

Sowohl das <strong>in</strong> dieser Arbeit beschriebene Konzept der Ni 81 Fe 19 -Hybridstrukturen als auch<br />

das der T-Geometrie bieten zudem die Möglichkeit, durch geometrische Variation der Strukturen<br />

den zu erzeugenden Sp<strong>in</strong>wellen den gewünschten Wellenvektor „aufzumodulieren“ und<br />

somit e<strong>in</strong>e wesentliche Eigenschaft der Welle extern vorzugeben.<br />

In Kapitel 2 dieser Arbeit werden zunächst die theoretischen Grundlagen des Magnetismus,<br />

der Magnetisierungsdynamik sowie der Domänenwandtheorie erläutert. Es folgen die experimentellen<br />

Methoden <strong>in</strong> Kapitel 3. Hierbei wird speziell auf die theoretischen Grundzüge<br />

und Implementierungen der mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationsrechnung sowie die verwendete<br />

experimentelle Untersuchungsmethode der Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreu-Spektroskopie e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Für die Simulationen wurde der „LLG - Micromagnetic Simulator “ verwendet. E<strong>in</strong> Vergleich<br />

mit dem frei verfügbaren Standardprogramm für mikromagnetische Simulationen,<br />

„OOMMF “, welcher ebenfalls <strong>in</strong> Kapitel 3 zu f<strong>in</strong>den ist, erläutert, weshalb die Wahl der<br />

Software dennoch auf das kommerziell erhältliche LLG gefallen ist.<br />

Kapitel 4 befasst sich mit den Ergebnissen der durchgeführten Simulationen, e<strong>in</strong>em kurzen<br />

Abschnitt zur Herstellung der realen verwendeten Proben sowie den durchgeführten<br />

BLS-Messungen auf Hybrid- und T-Strukturen. Abschließend wird <strong>in</strong> Kapitel 5 e<strong>in</strong>e Zusammenfassung<br />

der gesammelten Erkenntnisse und e<strong>in</strong> Ausblick auf zukünftige Untersuchungen<br />

gegeben.<br />

2


Kapitel 2<br />

Theoretische Grundlagen<br />

In diesem Kapitel werden die für das Verständnis der numerischen und experimentellen Ergebnisse<br />

nötigen theoretischen Grundlagen vorgestellt. Nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Grundbegriffe<br />

des Ferromagnetismus folgt e<strong>in</strong>e kurze Herleitung der Landau-Lifschitz- und Gilbert-Gleichung<br />

als Fundamentalgleichung der Magnetisierungsdynamik. Anschließend wird<br />

auf die Entstehung und Charakterisierung von Sp<strong>in</strong>wellen e<strong>in</strong>gegangen. Den Abschluss des<br />

Kapitels bildet e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Theorie der Domänenwände, da hierauf der Anregungsmechanismus<br />

der <strong>in</strong> Kapitel 4 untersuchten T-Struktur basiert. Allgeme<strong>in</strong>e Überblicke<br />

über die Theorie des Ferromagnetismus f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> [21–23].<br />

Diese Arbeit ist im cgs-System verfasst. E<strong>in</strong>e Umrechung <strong>in</strong>s SI-E<strong>in</strong>heitensystemen f<strong>in</strong>det<br />

sich beispielsweise <strong>in</strong> [24].<br />

2.1 Ferromagnetismus<br />

In ferro<strong>magnetischen</strong> Materialien koppeln die <strong>magnetischen</strong> Momente aufgrund der im Folgenden<br />

beschriebenen Wechselwirkungen mite<strong>in</strong>ander und richten sich zue<strong>in</strong>ander parallel<br />

aus. Charakteristisch ist das Auftreten dieser Ordnung unterhalb e<strong>in</strong>er materialspezifischen<br />

Temperatur, der sogenannten Curie-Temperatur. Als wesentliche Wechselwirkungen treten<br />

die Austausch-Wechselwirkung, die dipolare oder magnetostatische Wechselwirkung sowie<br />

Anisotropie-Wechselwirkungen auf.<br />

2.1.1 Austauschwechselwirkung<br />

Die Austauschwechselwirkung ist e<strong>in</strong> Phänomen, das sich nur re<strong>in</strong> quantenmechanisch erklären<br />

lässt. Elektronen s<strong>in</strong>d Fermi-Teilchen und ihre Gesamtwellenfunktion muss daher dem<br />

3


Ferromagnetismus<br />

Antisymmetriepr<strong>in</strong>zip von Pauli [25] genügen und bei e<strong>in</strong>em Austausch zweier Elektronen<br />

das Vorzeichen wechseln. Stellt man die Wellenfunktion als Produkt e<strong>in</strong>er Orts- und e<strong>in</strong>er<br />

Sp<strong>in</strong>wellenfunktion dar, dann s<strong>in</strong>d nur Komb<strong>in</strong>ationen e<strong>in</strong>er symmetrischen Ortsfunktion mit<br />

e<strong>in</strong>er asymmetrischen Sp<strong>in</strong>funktion und umgekehrt erlaubt. Für die Austauschwechselwirkung<br />

e<strong>in</strong>es Sp<strong>in</strong>systems ergibt sich im sogenannten Heisenberg-Modell [26] der Heisenberg-<br />

Hamilton-Operator:<br />

H ex = −2<br />

n∑<br />

i≠j<br />

J ex<br />

ij S i · S j (2.1)<br />

S i und S j s<strong>in</strong>d Sp<strong>in</strong>operatoren, die Größe J ex<br />

i,j wird als Austausch<strong>in</strong>tegral bezeichnet. Dieses<br />

ist durch den Überlapp der Wellenfunktionen von i-tem und j−tem Atom bestimmt, wor<strong>in</strong><br />

sich aufgrund des raschen Abfalls von Elektronen-Aufenthaltswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten die kurze<br />

Reichweite der Austauschwechselwirkung zeigt. Deshalb ist es möglich, näherungsweise <strong>in</strong><br />

dem Ausdruck für die Austauschenergie e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Sp<strong>in</strong>s S i lediglich über die nächsten<br />

Nachbarn NN zu summieren:<br />

E ex<br />

i<br />

∑NN<br />

= −2<br />

j<br />

∑NN<br />

Jij ex S i · S j = −2 S i ·<br />

j<br />

Jij<br />

ex S j = 2 µ ∑NN<br />

i<br />

·<br />

gµ B<br />

j<br />

J ex<br />

ij S j (2.2)<br />

Die letzte Umformung geschieht über die Relation zwischen dem Drehimpuls S und dem<br />

entsprechenden <strong>magnetischen</strong> Moment µ = gµ B S. In dieser Form kann die Austauschenergie<br />

als Zeeman-Energie E Z = −µ i µ 0 H ex des <strong>magnetischen</strong> Moments µ i im sogenannten Austauschfeld<br />

H ex angesehen werden [27]:<br />

H ex = − 2 ∑NN<br />

Jij ex S j (2.3)<br />

gµ 0 µ B<br />

Der Ausdruck 2.2 kann auch quasiklassisch für e<strong>in</strong> ganzes Sp<strong>in</strong>system vere<strong>in</strong>facht werden:<br />

j<br />

NN∑<br />

E ex = −2J ex ZS 2 cos(ϕ ij ). (2.4)<br />

Dabei ist J ex das Austausch<strong>in</strong>tegral, das für alle nächsten Nachbarn gleich ist, Z die Anzahl<br />

der nächsten Nachbarn und ϕ ij der W<strong>in</strong>kel zwischen den beiden Sp<strong>in</strong>s S i und S j . In [23]<br />

wird beschrieben, wie bei kle<strong>in</strong>en Verkippungen der Sp<strong>in</strong>s ϕ ij dieser Ausdruck durch e<strong>in</strong>e<br />

Reihenentwicklung und gleichzeitigen Übergang von e<strong>in</strong>zelnen Sp<strong>in</strong>s zur makroskopischen<br />

Magnetisierung M <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Austausch-Energiedichte<br />

i≠j<br />

4


Ferromagnetismus<br />

ε ex = 2A (∇ · M) 2 = 2A<br />

MS<br />

2 MS<br />

2<br />

M · ∆M (2.5)<br />

umgeformt werden kann. Der Parameter A wird Austauschkonstante genannt und ist mit<br />

dem Austausch<strong>in</strong>tegral über die Relation<br />

A = S2 a 2 J ex N<br />

2<br />

(2.6)<br />

verknüpft. Dabei ist a der Gitterabstand, also r ij für benachbarte Sp<strong>in</strong>s, und N die Anzahl<br />

der nächsten Nachbarn pro E<strong>in</strong>heitsvolumen. Wegen H ex = −∇ M ε ergibt sich als neuer<br />

Ausdruck für das Austauschfeld:<br />

H ex = 2A<br />

M 2 S<br />

∆M = λ ex<br />

M S<br />

∆M. (2.7)<br />

λ ex wird Austausch-Steifigkeitskonstante genannt (<strong>in</strong> der Literatur f<strong>in</strong>det sich oft auch die<br />

Abkürzung D). Divergenzen der Magnetisierung bewirken also, dass die beteiligten Sp<strong>in</strong>s<br />

sich wieder parallel zue<strong>in</strong>ander auszurichten versuchen.<br />

Die starke, aber kurzreichweitige Austauschwechselwirkung verh<strong>in</strong>dert somit starke Inhomogenitäten<br />

<strong>in</strong> der Magnetisierungsverteilung auf kurzer Längenskala.<br />

2.1.2 Dipol-Dipol-Wechselwirkung<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Sp<strong>in</strong>s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ferromagneten stellen magnetische Dipole dar. Wenn sich zwei<br />

dieser Dipolmomente µ k und µ l im Abstand r kl vone<strong>in</strong>ander bef<strong>in</strong>den, wird die magnetostatische<br />

Wechselwirkungsenergie zwischen ihnen durch<br />

E dipol = −µ 0 µ k H l dipol(r kl ) = µ 0 ( µ kµ l<br />

r 3 kl<br />

− 3 (µ kr kl )(µ l r kl )<br />

) (2.8)<br />

rkl<br />

5<br />

beschrieben [28]. H dipol (r kl ) ist das magnetische Dipolfeld, das e<strong>in</strong>es der beiden Momente jeweils<br />

erzeugt. In e<strong>in</strong>em unendlich ausgedehnten, homogen magnetisierten ferro<strong>magnetischen</strong><br />

Medium kompensieren sich die Beiträge der Dipolfelder aller atomaren <strong>magnetischen</strong> Momente<br />

gegenseitig. Bei e<strong>in</strong>er Begrenzung des Mediums oder e<strong>in</strong>er Inhomogenität <strong>in</strong> der Magnetisierung<br />

entsteht durch die nicht kompensierten Dipolfelder e<strong>in</strong> effektives Magnetfeld, das<br />

sogenannte Entmagnetisierungsfeld.<br />

Es lässt sich über se<strong>in</strong> Potenzial aus den Maxwell-Gleichungen im magnetostatischen Grenzfall<br />

ableiten. (Die im Rahmen dieser Arbeit behandelten Sp<strong>in</strong>wellen besitzen e<strong>in</strong>e wesentlich<br />

5


Ferromagnetismus<br />

ger<strong>in</strong>gere Frequenz als Licht des gleichen Wellenvektors, daher ist diese Vere<strong>in</strong>fachung vertretbar.)<br />

Man erhält also:<br />

∇ × H ent = 0 (2.9)<br />

∇ · B = ∇ · (H ent + 4πM) = 0 (2.10)<br />

Aufgrund se<strong>in</strong>er Rotationsfreiheit (2.9) kann das Entmagnetisierungsfeld als Gradientenfeld<br />

e<strong>in</strong>es skalaren Potentials φ M betrachtet<br />

H ent = −∇φ M (2.11)<br />

und <strong>in</strong> dieser Form <strong>in</strong> (2.10) e<strong>in</strong>gesetzt werden. Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>e Poisson-Gleichung der<br />

Form<br />

∆φ M = −ϱ M = 4π∇ · M (2.12)<br />

mit ϱ M e<strong>in</strong>er <strong>magnetischen</strong> Ladungsdichte als Quelle des <strong>magnetischen</strong> Feldes H ent . Lösung<br />

von (2.12) ist das aus der Elektrodynamik [28] bekannte Poisson-Integral<br />

φ M (r) = 1 ∫<br />

4π<br />

∫<br />

ϱ M<br />

∇ · M(r ′ )<br />

|r − r ′ | dr′ = −<br />

dr ′ . (2.13)<br />

|r − r ′ |<br />

Für endliche Magnetisierungsverteilungen lässt sich das Integral <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Volumen- und e<strong>in</strong>en<br />

Oberflächenterm aufteilen:<br />

∫<br />

φ M (r) = −<br />

V<br />

∇ ′ · M(r ′ ∮<br />

)<br />

dr ′ +<br />

|r − r ′ |<br />

∂V<br />

n(r ′ ) · M(r ′ )<br />

dF ′ . (2.14)<br />

|r − r ′ |<br />

Hierbei ist n der Normalenvektor der Oberfläche des Mediums. Im Volumenteil bewirkt e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>homogene Magnetisierungsverteilung e<strong>in</strong>en Beitrag zum magnetostatischen Entmagnetisierungspotenzial,<br />

deshalb lassen sich sogenannte magnetische Volumenladungen λ M = ∇ ′ · M(r ′ )<br />

def<strong>in</strong>ieren. Ebenso kann man sich den Oberflächenanteil von (2.14) als durch magnetische<br />

Oberflächenladungen σ M = n(r ′ ) · M(r ′ ) erzeugt vorstellen. Magnetische Oberflächenladungen<br />

entstehen überall dort, wo die Magnetisierung nicht parallel zur Oberfläche des <strong>magnetischen</strong><br />

Mediums ausgerichtet ist.<br />

Im Vergleich zu der im vorhergehenden Abschnitt 2.1.1 diskutierten Austauschwechselwirkung<br />

ist die Dipol-Dipol-Wechselwirkung sehr schwach und kann deshalb nicht alle<strong>in</strong>ige<br />

Ursache für die ferromagnetische Ordnung se<strong>in</strong>. Sie hat aufgrund ihrer Langreichweitigkeit<br />

jedoch großen E<strong>in</strong>fluss auf die Formanisotropie, die sogenannten magnetostatischen Sp<strong>in</strong>wellen<br />

und Domänenstrukturen.<br />

6


Ferromagnetismus<br />

2.1.3 Magnetische Anisotropien<br />

Unter e<strong>in</strong>er <strong>magnetischen</strong> Anisotropie versteht man die Beobachtung, dass die freie Energie<br />

des <strong>magnetischen</strong> Systems von der Richtung der Magnetisierung abhängt. Begründet liegen<br />

Anisotropien <strong>in</strong> der bereits diskutierten Dipol-Dipol-Wechselwirkung.<br />

Im remanenten Zustand, das heißt ohne Anliegen e<strong>in</strong>es externen Feldes richtet sich die Magnetisierung<br />

entlang e<strong>in</strong>er Richtung m<strong>in</strong>imaler Energie, der so genannten magnetisch leichten<br />

Achse, aus. Um die Magnetisierung aus dieser Richtung zu bewegen, muss e<strong>in</strong> externes Magnetfeld<br />

B 0 Arbeit leisten. Somit def<strong>in</strong>iert sich die Anisotropieenergie als E = ∫ B 0 dM.<br />

Magnetokristall<strong>in</strong>e Anisotropie<br />

Die magnetokristall<strong>in</strong>e Anisotropieenergie resultiert aus der kristall<strong>in</strong>en Struktur des Ferromagneten.<br />

Entsprechend der Kristallsymmetrie bevorzugt die Richtung der Magnetisierung<br />

es energetisch sich nach gewissen Achsen im Kristall auszurichten. Die Ursache dafür liegt <strong>in</strong><br />

dem unterschiedlichen Überlapp der Elektronenorbitale, der über die Sp<strong>in</strong>-Bahn-Kopplung<br />

mit der Orientierung der parallel ausgerichteten Sp<strong>in</strong>s verknüpft ist. Im e<strong>in</strong>fachsten Fall<br />

der uniaxialen magnetokristall<strong>in</strong>en Anisotropie wird die Energiedichte <strong>in</strong> den ersten beiden<br />

Ordnungen beschrieben durch<br />

ε an = K u1 [1 − (m · k) 2 ] + K u2 [1 − (m · k) 2 ] 2 , (2.15)<br />

mit K u1 und K u2 den uniaxialen Anisotropiekonstanten, m dem E<strong>in</strong>heitsvektor der Magnetisierung<br />

und k dem E<strong>in</strong>heitsvektor parallel zur sogenannten leichten Achse. Diese Achse<br />

stellt die Vorzugsrichtung der Magnetisierung im Kristall dar.<br />

Ferromagnetische Materialien lassen sich abhängig von der Stärke ihrer magnetokristall<strong>in</strong>en<br />

Anisotropie <strong>in</strong> magnetisch harte und magnetisch weiche e<strong>in</strong>teilen. E<strong>in</strong> Material mit e<strong>in</strong>er<br />

großen Anisotropie ist hart <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, dass es se<strong>in</strong>e Magnetisierungsrichtung nur unter<br />

E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>es starken externen Feldes ändert, woh<strong>in</strong>gegen die Magnetisierungskonfiguration<br />

von weichen Materialien (zum Beispiel Ni 81 Fe 19 ) leicht durch e<strong>in</strong> externes Feld verändert<br />

werden kann.<br />

Formanisotropie<br />

Auch die äußere Form e<strong>in</strong>er <strong>magnetischen</strong> Struktur kann dafür sorgen, dass ihre Magnetisierung<br />

sich entlang e<strong>in</strong>er Vorzugsrichtung ausrichtet. Der Effekt der Formanisotropie kann<br />

daher ähnlich dem der magnetokristall<strong>in</strong>en Anisotropie se<strong>in</strong>, dennoch s<strong>in</strong>d die physikalischen<br />

Ursprünge grundverschieden. Bei der Formanisotropie handelt es sich nämlich nur um e<strong>in</strong>e<br />

7


Sp<strong>in</strong>dynamik<br />

vere<strong>in</strong>fachte Beschreibung der magnetostatischen Effekte aus Abschnitt (2.1.2). Daher begründet<br />

sich der E<strong>in</strong>fluss der Form e<strong>in</strong>er <strong>magnetischen</strong> Struktur auf der Reduzierung der<br />

<strong>in</strong> Gleichung (2.14) beschriebenen <strong>magnetischen</strong> Oberflächenladungen σ M = m · n und der<br />

damit verbundenen M<strong>in</strong>imierung der Streufeldenergie. Infolgedessen richtet sich zum Beispiel<br />

die Magnetisierung der <strong>in</strong> dieser Arbeit behandelten Ni 81 Fe 19 -Streifen <strong>in</strong> Remanenz,<br />

das heisst ohne äußeres Magnetfeld, stets <strong>in</strong> der Streifenebene <strong>in</strong> Richtung der langen Symmetrieachse<br />

aus. Weitere Energieterme können durch externe Felder (Zeeman-Energie) und<br />

die sogenannte Magnetostriktion (Änderung der Magnetisierung durch mechanische Spannungen<br />

des Festkörpers) entstehen.<br />

2.2 Sp<strong>in</strong>dynamik<br />

2.2.1 Landau-Lifshitz-Gilbert-Gleichung<br />

Das Verhalten der Magnetisierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em äußeren Magnetfeld lässt sich durch die Landau-<br />

Lifschitz und Gilbert-Gleichung, der Bewegungsgleichung der Magnetisierung, darstellen. Sie<br />

wird im Folgenden halbklassisch hergeleitet. Das magnetische Moment µ m und der Drehimpuls<br />

J s<strong>in</strong>d über folgende Beziehung [29]:<br />

µ m = − |γ| J, (2.16)<br />

verknüpft, wobei γ das gyromagnetische Verhältnis ist und für Elektronensp<strong>in</strong>s<br />

γ = gµ B<br />

¯h<br />

(2.17)<br />

entspricht. Hierbei ist g der Landé-Faktor des Elektrons, µ B das Bohr’sche Magneton und ¯h<br />

das reduzierte Planck’sche Wirkungsquantum. Weiter wirkt auf das magnetische Dipolmoment<br />

µ m <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Magnetfeld H eff das Drehmoment T:<br />

T = dJ<br />

dt = µ m × H eff , (2.18)<br />

was sich mit Gl. (2.16) und nach Substitution des e<strong>in</strong>zelnen Sp<strong>in</strong>s durch die über e<strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>uum<br />

gemittelte Größe der Magnetisierung M als<br />

dM<br />

dt = −|γ|M × H eff (2.19)<br />

schreiben lässt. Diese Gleichung beschreibt die Präzessionsbewegung der Magnetisierung um<br />

die Achse der anliegenden effektiven Feldes H eff , welches sich aus den <strong>in</strong> Abschnitt (2.1)<br />

8


Sp<strong>in</strong>dynamik<br />

H eff<br />

-MxH<br />

eff<br />

M<br />

Abbildung 2.1: S<strong>in</strong>d effektives Magnetfeld H eff und Magnetisierung M nicht parallel zue<strong>in</strong>ander,<br />

entsteht e<strong>in</strong> Drehmoment (blau) senkrecht zu H eff und M, welches e<strong>in</strong>e Präzession<br />

der Magnetisierung um die Richtung des effektiven Magnetfeldes bewirkt. Die E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>es Dämpfungsterms resultiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zusätzlichen Vektorkomponente (lila) radial zur<br />

Präzessionsachse h<strong>in</strong>. Die Komponente, die aus der Berücksichtigung des Sp<strong>in</strong>-Torque-<br />

Terms stammt (schwarz), ist der Dämpfung gerade entgegengerichtet.<br />

genannten Feldbeiträgen und eventuellen externen Magnetfeldern zusammensetzt:<br />

H eff = H ex + H ent + H ext + H(t) + H F orm<br />

ani<br />

+ H Kristall<br />

ani<br />

+ H Mag.−El.<br />

ani + . . . , (2.20)<br />

Für die obige Bewegungsgleichung (2.19) ist der Betrag der Magnetisierung |M| = √ M 2 als<br />

Funktion der Zeit konstant, es gilt:<br />

d<br />

dt M2 = 2M d dt M = −2|γ|M · (M × H eff) = 0, (2.21)<br />

ebenso bleibt der W<strong>in</strong>kel zwischen Magnetisierung und e<strong>in</strong>em zeitlich konstanten Magnetfeld<br />

erhalten<br />

d<br />

dt (M · H d<br />

eff) = H eff<br />

dt M = −|γ|H eff · (M × H eff ) = 0. (2.22)<br />

Da <strong>in</strong> Experimenten jedoch beobachtet wird, dass sich e<strong>in</strong>e beliebig orientierte Magnetisierung<br />

nach dem Anlegen e<strong>in</strong>es genügend großen Magnetfeldes <strong>in</strong> Richtung dieses Feldes<br />

ausrichtet, beschreiben die eben gezeigten Erhaltungssätze (2.21) und (2.22) das Verhalten<br />

der Magnetisierung offensichtlich noch nicht h<strong>in</strong>reichend genau. Landau und Lifschitz gelang<br />

es, durch E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es zusätzlichen Dämpfungsterms diesen Fehler zu korrigieren [30],<br />

wodurch sich die Landau-Lifschitz-Gleichung ergibt<br />

dM<br />

dt<br />

= − |γ| (M × H eff ) − α LL|γ|<br />

M s<br />

[M × (M × H eff )]. (2.23)<br />

Hierbei bezeichnen α LL die phänomenologische Landau-Lifschitz-Dämpfungskonstante und<br />

M s die Sättigungsmagnetisierung des Systems. Im Falle magnetischer Dämpfung wird Ener-<br />

9


Sp<strong>in</strong>dynamik<br />

gie vom System präzedierender Sp<strong>in</strong>s auf Gitterschw<strong>in</strong>gungen des Festkörpers übertragen,<br />

was direkt durch Sp<strong>in</strong>-Gitter-Kopplung bzw. Sp<strong>in</strong>-Bahn-Kopplung oder auch <strong>in</strong>direkt durch<br />

Sp<strong>in</strong>wellen geschehen kann. In metallischen Systemen kann e<strong>in</strong>e zusätzliche Kopplung an<br />

freie Elektronen zur <strong>magnetischen</strong> Dämpfung durch Wirbelströme beitragen.<br />

Im Grenzfall großer Dämpfung, also α LL ≫ 1, führt Gleichung (2.23) jedoch auf e<strong>in</strong> unphysikalisches<br />

Resultat [<strong>31</strong>], da <strong>in</strong> diesem Fall durch Vergrößerung der Dämpfung die Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

der Ummagnetisierung beliebig gesteigert werden könnte. Gilbert führte daher<br />

alternativ e<strong>in</strong>en Ohm’schen Dissipationsterm e<strong>in</strong>, der von der zeitlichen Änderung der Magnetisierung<br />

abhängt [32] und das Auftreten dieses unphysikalischen Resultats verh<strong>in</strong>dert.<br />

Dadurch ersetzt man H eff <strong>in</strong> Gleichung (2.19) durch<br />

H ′ eff = H eff −<br />

α G dM<br />

|γ|M s dt . (2.24)<br />

und erhält auf diese Weise unter Berücksichtigung der <strong>in</strong> Analogie zur Hydrodynamik als<br />

viskos bezeichneten Dämpfung die sogenannte Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung<br />

dM<br />

dt<br />

= −|γ|M × H eff + α G<br />

M s<br />

M × dM dt . (2.25)<br />

α G ist hierbei die dimensionslose Gilbert-Dämpfungskonstante [33]. E<strong>in</strong>e mathematisch äquivalente,<br />

aber z.B. für numerische Anwendungen leichter anwendbare, explizite Form von<br />

(2.25) ist<br />

dM<br />

dt<br />

= − |γ|<br />

α G |γ|<br />

(M × H<br />

1 + αG<br />

2 eff ) +<br />

M s (1 + αG 2 )[M × (M × H eff)]. (2.26)<br />

(Diese Gleichung kann auch quantenmechanisch hergeleitet werden, allerd<strong>in</strong>gs wird hierzu<br />

auf die Literatur verwiesen [21].) Der erste Summand auf der rechten Seite beschreibt<br />

die Larmor-Präzessionsbewegung der Magnetisierung M im Magnetfeld H eff , während der<br />

zweite Summand den Dämpfungsterm repräsentiert und die allmähliche Ausrichtung der<br />

Magnetisierung entlang der Magnetfeldrichtung bewirkt. Auch für Gleichung (2.26) ist der<br />

Betrag der Magnetisierung zeitlich konstant.<br />

2.2.2 Sp<strong>in</strong>-Transfer Torque<br />

Es wurde theoretisch von Berger [34] und Slonczewski [35] vorhergesagt, dass e<strong>in</strong> sp<strong>in</strong>polarisierter<br />

elektrischer Strom, der durch e<strong>in</strong>en Ferromagneten fließt, e<strong>in</strong> Drehmoment auf die<br />

Magnetisierung ausüben kann, den sogenannten Sp<strong>in</strong>-Transfer Torque (STT). Das Pr<strong>in</strong>zip<br />

dah<strong>in</strong>ter ist, dass sp<strong>in</strong>polarisierte Elektronen, das heisst Elektronen, deren Sp<strong>in</strong>s mehrheitlich<br />

<strong>in</strong> die gleiche Richtung zeigen, beim Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anders magnetisierten Bereich<br />

10


Sp<strong>in</strong>dynamik<br />

des Ferromagneten ihre Polarisationsrichtung ändern. Aus Gründen der Drehimpulserhaltung<br />

muss der entsprechende Drehimpuls an die Magnetisierung abgegeben werden, was<br />

deren Orientierung verändert und zum STT-Effekt führt. Der STT kann als zusätzlicher<br />

Term <strong>in</strong> die Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung (2.26) e<strong>in</strong>geführt werden (siehe auch<br />

Abbildung 2.1).<br />

Gewöhnlich werden zwei Arten strom<strong>in</strong>duzierter Magnetisierungsdynamik unterschieden:<br />

Zum e<strong>in</strong>en die sogenannte pillar-Geometie, bei der e<strong>in</strong> sp<strong>in</strong>polarisierter Strom senkrecht<br />

durch e<strong>in</strong> säulenartiges magnetisches Dünnschichten-Element fließt. Die Polarisierung f<strong>in</strong>det<br />

dabei durch e<strong>in</strong>e hartmagnetische Lage statt, die sich <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe e<strong>in</strong>er weich<strong>magnetischen</strong><br />

Schicht bef<strong>in</strong>det. Beim E<strong>in</strong>treten <strong>in</strong> diese Schicht bewirken die Elektronen e<strong>in</strong><br />

Drehmoment auf die lokale Magnetisierung, falls diese nicht parallel zur Sp<strong>in</strong>polarisation<br />

steht. Somit kann e<strong>in</strong> “Schalten” der weich<strong>magnetischen</strong> Schicht erreicht werden.<br />

Im Mikromagnetismus wird der STT-Effekt <strong>in</strong> der pillar-Geometrie durch den Term<br />

dM<br />

dt = χ M s<br />

M × (M × p) (2.27)<br />

<strong>in</strong> der Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung (2.26) berücksichtigt werden. Dabei ist p der<br />

E<strong>in</strong>heitsvektor entlang der Richtung der Sp<strong>in</strong>polarisation des Stroms, vorgegeben durch die<br />

hartmagnetische Lage der Struktur, und χ e<strong>in</strong>e Funktion von M · p wie beschrieben von<br />

Slonczewski [35].<br />

Es ist ist dieser Anordnung auch möglich, dauerhafte Oszillationen der Magnetisierung durch<br />

Gleichstrom anzuregen. So wurden beispielsweise <strong>in</strong> der pillar-Geometrie sogenannte Nano-<br />

Oszillatoren hergestellt, die auf Basis des STT alle<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>en polarisierten Gleichstrom<br />

Oszillationen ihrer Magnetisierung im GHz-Bereich erzeugen konnten.<br />

Die zweite Art, <strong>in</strong> der STT auftreten kann, ist die Ausübung von Drehmoment durch Elektronen,<br />

die e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>homogen magnetisierten Ferromagneten entlangfließen. Der Mechanismus<br />

des Drehimpulsübertrags ist im Pr<strong>in</strong>zip der gleiche wie bei der pillar-Struktur. Dieser STT-<br />

Effekt wird durch zwei zusätzliche Terme <strong>in</strong> die Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung<br />

(2.26) <strong>in</strong>tegriert, dem adiabatischen und dem nicht-adiabatischen:<br />

dM<br />

dt = −(u∇)M + β M s<br />

M × [(u∇)M]. (2.28)<br />

Hierbei ist u e<strong>in</strong> Vektor, der <strong>in</strong> die Richtung des Elektronenflusses zeigt, und die Amplitude<br />

u = jP gµ B /(2eM s ) hat [36], mit j der Stromdichte, P dem Polarisationsgrad der Elektronen<br />

und e der Elektronenladung.<br />

Mit dieser Art des STT-Effekts können zum Beispiel die strom<strong>in</strong>duzierte Bewegung von<br />

Domänenwänden [37, 38] und das Schalten von Vortex-Kernen [39] beschrieben werden.<br />

11


Sp<strong>in</strong>wellen<br />

2.3 Sp<strong>in</strong>wellen<br />

Sp<strong>in</strong>wellen s<strong>in</strong>d kollektive Anregungen der Magnetisierung. Analog zu Phononen wird im<br />

Quasiteilchenbild von Magnonen gesprochen. Die Entstehung von Sp<strong>in</strong>wellen beruht auf<br />

der Wechselwirkung von <strong>magnetischen</strong> Momenten, wobei abhängig von der Wellenlänge der<br />

Sp<strong>in</strong>welle entweder die Austauschwechselwirkung oder die dipolare Kopplung dom<strong>in</strong>iert. Es<br />

werden im Folgenden verschiedene Geometrien des ferro<strong>magnetischen</strong> Mediums behandelt.<br />

2.3.1 Unendlich ausgedehnter Körper<br />

Die Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung (2.26) beschreibt die Präzession e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen<br />

Sp<strong>in</strong>s oder <strong>in</strong> der Makrosp<strong>in</strong>näherung die kohärente Präzession der gesamten, homogenen<br />

Magnetisierung der Probe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em effektiven Magnetfeld. Letzterer Fall entspricht e<strong>in</strong>er<br />

Sp<strong>in</strong>welle mit verschw<strong>in</strong>dendem Wellenvektor (λ → ∞). Um davon ausgehend auch Sp<strong>in</strong>wellen<br />

mit endlicher Wellenlänge beschreiben zu können, muss e<strong>in</strong>e Lösung der Landau-Lifschitz<br />

und Gilbert-Gleichung (LLG) unter Beachtung der magnetostatischen Maxwell-Gleichungen<br />

gefunden werden.<br />

Zur analytischen Lösung wird die LLG zunächst l<strong>in</strong>earisiert. In e<strong>in</strong>em unendlich ausgedehnten,<br />

isotropen und <strong>in</strong> x-Richtung magnetisierten Festkörper geschieht dies durch die Aufspaltung<br />

der Magnetisierung und des <strong>magnetischen</strong> Feldes <strong>in</strong> ihre statischen und dynamischen<br />

Anteile:<br />

⎛ ⎞<br />

M 0<br />

⎜<br />

M = M 0 + m(t) = ⎝m y e iωt ⎟<br />

⎠ und (2.29)<br />

m z e iωt<br />

⎛<br />

H 0<br />

⎜<br />

H = H 0 + h(t) = ⎝ h y e iωt ⎟<br />

⎠ . (2.30)<br />

h z eiωt<br />

Unter der Annahme, dass die Auslenkung θ der Magnetisierung bei den hier betrachteten<br />

l<strong>in</strong>earen Sp<strong>in</strong>wellen kle<strong>in</strong> ist (bgl. Abbildung —), das heisst<br />

|m| ≪ |M 0 | und |h| ≪ |H 0 | , (2.<strong>31</strong>)<br />

⎞<br />

ist diese L<strong>in</strong>earisierung erlaubt. Es wird e<strong>in</strong>e harmonische Zeitabhängigkeit der dynamischen<br />

Komponenten angenommen. Die Lösung der LLG mit den Ansätzen (2.29) und (2.30) führt<br />

auf die Frequenz Ω der kohärenten Präzession der Magnetisierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Festkörper, der<br />

12


Sp<strong>in</strong>wellen<br />

sogenannten Ferro<strong>magnetischen</strong> Resonanz (FMR):<br />

Ω = γ √ (H 0 + 4πM s ) H 0 . (2.32)<br />

Diese Gleichung ist auch als Kittel-Formel [40] bekannt. Sie stellt den Spezialfall der <strong>Sp<strong>in</strong>wellenanregung</strong><br />

für den Wellenvektor k = 0 dar.<br />

Geht man nun zu Sp<strong>in</strong>wellen endlicher Wellenlänge über, können nicht mehr alle Sp<strong>in</strong>s<br />

parallel zue<strong>in</strong>ander ausgerichtet se<strong>in</strong>. Aufgrund der <strong>in</strong> Abschnitt (2.1.1) behandelten Austauschwechselwirkung<br />

muss bei der Verkippung benachbarter Sp<strong>in</strong> gegene<strong>in</strong>ander Energie<br />

aufgewendet werden. Unter Annahme ebener Wellen mit harmonischer Zeitabhängigkeit folgt<br />

für die nun orts- und wellenvektorabhängige dynamische Magnetisierung<br />

m(r, t) = ∑ k<br />

m k,0 e iωt e ikr . (2.33)<br />

Zudem muss das Magnetfeld <strong>in</strong> der LLG (2.26) um den Beitrag des Austauschfeldes H ex<br />

(2.7) ergänzt werden:<br />

H ex = λ ex ∆M = λ ex ∆(M 0 + m(r, t)) = −λ ex k 2 m(r, t). (2.34)<br />

Unter diesen Voraussetzungen ergibt sich als allgeme<strong>in</strong>ere Lösung der LLG für die Präzessionsfrequenz<br />

der Sp<strong>in</strong>welle<br />

Ω = γ √ (H 0 + λ ex k 2 )(H 0 + λ ex k 2 + 4πM s s<strong>in</strong> 2 ϑ k ) (2.35)<br />

die sogenannte Herr<strong>in</strong>g-Kittel-Formel [41]. ϑ k ist hierbei der W<strong>in</strong>kel zwischen der statischen<br />

Magnetisierung und dem Wellenvektor der Sp<strong>in</strong>welle. Aus (2.35) wird ersichtlich, dass die<br />

Sp<strong>in</strong>wellendispersion für große Wellenvektoren aufgrund des zusätzlichen Austauschterms<br />

λ ex k 2 quadratisch mit k wächst. Diese Art von Sp<strong>in</strong>wellen werden als austauschdom<strong>in</strong>iert<br />

bezeichnet, während solche mit entsprechend kle<strong>in</strong>em Wellenvektor magnetostatische oder<br />

dipoldom<strong>in</strong>ierte Sp<strong>in</strong>wellen heissen.<br />

2.3.2 Dünne Schicht<br />

Die beiden Ansätze (2.29) und (2.30) wurden unter der Voraussetzung gemacht, dass die<br />

Sp<strong>in</strong>wellen sich durch e<strong>in</strong> isotropes und unendlich ausgedehntes, ferromagnetisches Medium<br />

bewegen. Für e<strong>in</strong>e dünne magnetische Schicht mit lateraler Ausdehnung <strong>in</strong> x- und y-<br />

Richtung und e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Ausdehnung <strong>in</strong> z-Richtung ist diese Annahme nicht mehr gültig.<br />

13


Sp<strong>in</strong>wellen<br />

Die Dispersionsrelationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Schicht unterscheiden<br />

sich daher von der oben abgeleiteten Herr<strong>in</strong>g-<br />

Kittel-Formel (2.35). Zum e<strong>in</strong>en verändern die durch die dynamische<br />

Magnetisierung an der Oberfläche des Filmes hervorgerufenen<br />

<strong>magnetischen</strong> Oberflächenladungen das effektive<br />

Feld, wodurch die Dispersion der Sp<strong>in</strong>wellen bee<strong>in</strong>flusst<br />

wird. Wegen der langen Reichweite der <strong>in</strong> Abschnitt (2.1.2)<br />

beschriebenen dipolaren Wechselwirkung wirken sich diese<br />

Effekte <strong>in</strong> der gesamten Schichtdicke aus und bee<strong>in</strong>trächtigen<br />

speziell die Dispersion der magnetostatischen Sp<strong>in</strong>wellen.<br />

Zudem bewirkt die räumliche Begrenzung der Schicht<br />

e<strong>in</strong>e Quantisierung der z-Komponente des Wellenvektors<br />

der Sp<strong>in</strong>wellen. Es bilden sich parallel zur Flächennormalen<br />

der Schicht stehende Wellen – die sogenannten PSSW 1 -<br />

Moden – aus, die nach der Anzahl ihrer Knoten p entlang<br />

der z-Achse charakterisiert werden (siehe Abbildung 2.2).<br />

Wie <strong>in</strong> Kapitel 4 gezeigt wird, liegen für h<strong>in</strong>reichend große<br />

M S<br />

q<br />

q<br />

p=2<br />

p=3<br />

PSSW p=1<br />

Abbildung 2.2: Verteilung der<br />

dynamischen Magnetisierung<br />

der DE-Mode mit zwei entgegengesetzten<br />

Wellenvektoren<br />

und verschiedener PSSW-<br />

Moden (aus [42]).<br />

Schichtdicken die Eigenfrequenzen der nächsthöheren PSSW-Moden noch <strong>in</strong>nerhalb der experimentellen<br />

Reichweite, im Rahmen der weiteren Betrachtungen wird sich <strong>in</strong> diesem Kapitel<br />

jedoch auf den Fall der <strong>in</strong> z-Richtung homogenen PSSW-Mode mit p=0 beschränkt.<br />

Unter Berücksichtigung der genannten Effekte erhält die Dispersionsrelation für Schichten<br />

endlicher Dicke die Form [43]<br />

√<br />

Ω = γ (H 0 + λ ex k 2 )(H 0 + λ ex k 2 + 4πM S F 00 (θ, k ‖ d) (2.36)<br />

Das Dipol-Dipol-Matrixelement F 00 ist abhängig vom W<strong>in</strong>kel θ zwischen der <strong>in</strong> der Schicht<br />

liegenden Komponente des Wellenvektors k ‖ und der statischen Magnetisierung, <strong>in</strong>folgedessen<br />

wird die Dispersionsrelation anisotrop. F 00 setzt sich im E<strong>in</strong>zelnen wie folgt zusammen:<br />

F 00 = 1 − P 00 (k) cos 2 θ + 4πM S<br />

P 00 (k)[1 − P 00 (k)]<br />

H eff + λ ex k 2 s<strong>in</strong> 2 θ (2.37)<br />

mit der Funktion P 00<br />

P 00 = 1 − 1 − e−k ‖d<br />

. (2.38)<br />

k ‖ d<br />

Die dipol-dom<strong>in</strong>ierten Sp<strong>in</strong>wellen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dünnen <strong>magnetischen</strong> Schicht weisen also abhängig<br />

vom W<strong>in</strong>kel θ e<strong>in</strong> unterschiedliches Dispersionsverhalten auf. Abbildung (2.3) zeigt die<br />

1 Perpendicular Stand<strong>in</strong>g Sp<strong>in</strong> Waves<br />

14


Sp<strong>in</strong>wellen<br />

2,0<br />

1,8<br />

1,6<br />

k<br />

M<br />

1,4<br />

MSSW<br />

1,2<br />

1,00<br />

0,98<br />

0,96<br />

0,94<br />

0,92<br />

0,90<br />

0,88<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0<br />

k.d<br />

MSBVW<br />

Abbildung 2.3: Dispersionsrelationen für die magnetostatische Oberflächenmode (blau)<br />

und die magnetostatische Backward-Volumenmode (rot) nach Gl. (2.36) für die W<strong>in</strong>kel<br />

θ = 90 ◦ bzw. 0 ◦ . Die Kurven wurden errechnet für das Beispiel e<strong>in</strong>er Ni 81 Fe 19 -<br />

Schicht (Permalloy) mit e<strong>in</strong>er Sättigungsmagnetisierung M S = 860 Oe, der Austausch-<br />

Steifigkeitskonstanten λ ex = 3, 72 · 10 −9 Oe · cm 2 , dem gyro<strong>magnetischen</strong> Verhältnis<br />

γ = 0, 0176 GHz<br />

Oe<br />

und e<strong>in</strong>em effektiven Magnetfeld von H eff = 800 Oe. Es ist zu beachten,<br />

dass die y-Achsenskala im Bereich der relativen Frequenzen Ω/Ω 0 < 1 um den Faktor<br />

5 vergrößert ist (aus [44]).<br />

x5<br />

k<br />

M<br />

Dispersionsrelationen der beiden Spezialfälle θ = 0 ◦ und 90 ◦ , die im Folgenden genauer betrachtet<br />

werden.<br />

2.3.3 Die magnetostatische Oberflächenmode (k ⊥ M)<br />

Damon und Eshbach haben erstmals e<strong>in</strong>e Dispersionsrelation für e<strong>in</strong>e senkrecht zum Wellenvektor<br />

stehende Magnetisierung angegeben [45] :<br />

√<br />

ω DE (k ‖ ) = γ H eff (H eff + 4πM S ) + (2πM S ) 2 (1 − e −2k ‖d ) (2.39)<br />

Diese Formel geht aus Gl. (2.36) unter Vernachlässigung der Austauschwechselwirkung bei<br />

dipolaren Sp<strong>in</strong>wellen hervor. Moden dieser Art werden magnetostatische Oberflächenmoden<br />

15


Sp<strong>in</strong>wellen<br />

(MagnetoStatic Surface Waves, MSSW) oder auch Damon-Eshbach-Moden genannt. Ihr Verlauf<br />

(blau) ist <strong>in</strong> Abbildung (2.3) beispielhaft für e<strong>in</strong>e Ni 81 Fe 19 -Schicht für Wellenvektoren<br />

k von bis zu 2 · 10 5 cm −1 gezeigt. Ihren Schnittpunkt mit der Ord<strong>in</strong>ate (k = 0) hat die Dispersionsrelation<br />

bei der <strong>in</strong> Gl. (2.32) beschriebenen ferro<strong>magnetischen</strong> Resonanz.<br />

Die Damon-Eshbach-Moden verfügen über zwei besondere Eigenschaften. Zum e<strong>in</strong>en besitzen<br />

sie e<strong>in</strong>e maximale Amplitude an der Schichtoberfläche, während die Amplitude zum<br />

Inneren der Schicht h<strong>in</strong> exponentiell abfällt (daher die Bezeichnung “Oberflächenmode”). Die<br />

entsprechende Abkl<strong>in</strong>glänge liegt hierbei <strong>in</strong> der Größenordnung der Wellenlänge der Sp<strong>in</strong>welle.<br />

Zum anderen ist ihr Ausbreitungsverhalten nicht reziprok, das heißt sie haben e<strong>in</strong>en<br />

def<strong>in</strong>ierten Umlaufs<strong>in</strong>n auf der Oberfläche e<strong>in</strong>es <strong>magnetischen</strong> Mediums.<br />

2.3.4 Die magnetostatische Backward-Volumenmode (k ‖ M)<br />

Für den Fall der parallelen Ausrichtung von Wellenvektor und Magnetisierung spricht man<br />

von sogenannten magnetostatischen Backward-Volumenmoden (MagnetoStatic Backward<br />

Volume Waves, MSBVW). Beschrieben werden sie nach Vere<strong>in</strong>fachung von Gl. (2.36) (mit<br />

der Bed<strong>in</strong>gung θ = 0 und vernachlässigtem Austauschterm) durch<br />

ω BV (k ‖ ) = γ<br />

(<br />

)<br />

1 − e<br />

√H −k ‖d<br />

eff H eff + 4πM S . (2.40)<br />

k ‖ d<br />

Der entsprechende Verlauf der Funktion ist <strong>in</strong> Abbildung (2.3) dargestellt (rot). Auch die<br />

Dispersionsrelation der MSBVW beg<strong>in</strong>nt für k = 0 bei der ferro<strong>magnetischen</strong> Resonanz Ω 0 .<br />

Bei steigendem k s<strong>in</strong>kt die Frequenz der Backward-Volumenmoden im dipol-dom<strong>in</strong>ierten Teil<br />

der Kurve zunächst, um dann bei Berücksichtigung der Austauschwechselwirkung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e zu<br />

k 2 proportionale Abhängigkeit überzugehen.<br />

Auf die anomale Dispersion im Bereich kle<strong>in</strong>er Wellenvektoren ist auch die Bezeichnung<br />

Backward-Volumenmode zurückzuführen, da hier Gruppengeschw<strong>in</strong>digkeit ∂ω und Phasengeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

ω antiparallel zue<strong>in</strong>ander stehen. Aus der Vergrößerung der Dispersionsrelation<br />

∂k<br />

k<br />

der MSBVW auf der y-Achse <strong>in</strong> Abbildung (2.3) wird ersichtlich, dass ihre Gruppengeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und damit bei gleicher Dämpfung ihre Propagationsreichweite <strong>in</strong> Ni 81 Fe 19 -Filmen sehr<br />

viel ger<strong>in</strong>ger ist als bei den magnetostatischen Oberflächenmoden.<br />

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass außerdem für e<strong>in</strong>e zur Schichtnormalen<br />

parallele Magnetisierung und e<strong>in</strong>en Wellenvektor <strong>in</strong> der Ebene die sogenannte Forward-<br />

Volumenmode existiert, die jedoch <strong>in</strong> den durchgeführten Experimenten ke<strong>in</strong>e Rolle spielt.<br />

16


Sp<strong>in</strong>wellen<br />

2.3.5 Quantisierung von Sp<strong>in</strong>wellen<br />

Da es sich bei den untersuchten Strukturen um Ni 81 Fe 19 -Streifen handelt, die nicht nur<br />

e<strong>in</strong>e endliche Schichtdicke, sondern auch e<strong>in</strong>e laterale Begrenzung <strong>in</strong> der Größenordnung<br />

der Wellenlänge der beobachteten Sp<strong>in</strong>wellen besitzen, können <strong>in</strong> den Messungen weitere<br />

Quantisierungseffekte beobachtet werden.<br />

Durch die topographische Strukturierung des <strong>magnetischen</strong> Mediums <strong>in</strong> Form der endlichen<br />

Streifenbreite w bilden sich durch die Reflexion an den Seitenrändern stehende Wellen (analog<br />

zu den PSSW-Moden <strong>in</strong> Abschnitt (2.3.2)) aus. Infolgedessen wird die Komponente des<br />

Wellenvektors <strong>in</strong> der Dimension senkrecht zur langen Achse des Streifens quantisiert:<br />

k ⊥ = nπ<br />

w eff<br />

. (2.41)<br />

Hierbei ist n ≥ 1 die Ordnung der Quantisierung und beschreibt die Anzahl der Bäuche<br />

der stehenden Moden quer zum Streifen. Durch E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er effektive Breite w eff kann<br />

der Grad der Fixierung der an den Ober- oder Grenzflächen lokalisierten Sp<strong>in</strong>s durch die<br />

Oberflächenanisotropie, das sogenannte p<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> den Quantisierungen berücksichtigt werden.<br />

w eff ist dabei im Falle e<strong>in</strong>es ger<strong>in</strong>gen Aspektverhältnisses p = d von Streifendicke d zu<br />

w<br />

-breite w über<br />

( ξ<br />

−1<br />

)<br />

D<br />

w eff = w<br />

ξ −1<br />

D − 2 (2.42)<br />

ξ D =<br />

mit der geometrischen Breite w des Streifens verknüpft [46].<br />

d<br />

w · 2π (1 + 2 ln w d ) (2.43)<br />

Abbildung (2.4) zeigt die Messung der Sp<strong>in</strong>wellendispersion e<strong>in</strong>es Ni 81 Fe 19 -Streifens der<br />

Länge L = 5 µm entlang der y-Achse und der Breite w = 1, 8 µm parallel zur z-Achse<br />

mittels Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie. Dabei ist der Streifen <strong>in</strong> y-Richtung magnetisiert.<br />

In der Mitte e<strong>in</strong>es solchen Streifens s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> Abschnitt (2.1.2) beschriebenen Entmagnetisierungsfelder<br />

vernachlässigbar und das effektive Magnetfeld kann als homogen über die<br />

Streifenbreite und gleich dem von außen angelegten Feld von H ext = 500 Oe angenommen<br />

werden. Die Messung erfolgt <strong>in</strong> MSSW-Geometrie, das heißt, es werden nur Wellenvektoren<br />

senkrecht zur Richtung der statischen Magnetisierung betrachtet. Dadurch erfährt die Sp<strong>in</strong>welle<br />

<strong>in</strong> z-Richtung e<strong>in</strong>e räumliche E<strong>in</strong>schränkung <strong>in</strong> der Größenordnung ihrer Wellenlänge.<br />

Jeder gemessene Wellenvektor <strong>in</strong> Abbildung (2.4) stellt e<strong>in</strong>e eigene Messung dar, für den der<br />

W<strong>in</strong>kel zwischen Probe und e<strong>in</strong>fallendem Laserstrahl geändert werden musste (siehe experimentelle<br />

Realisierung <strong>in</strong> Kapitel 3).<br />

Im Graphen ist zu erkennen, dass für kle<strong>in</strong>e Wellenvektoren diskrete Werte der Sp<strong>in</strong>wellenfrequenz<br />

gemessen werden, was sich wiederum direkt auf die Quantisierungseffekte der<br />

17


Domänenwände<br />

Abbildung 2.4: Dispersionsrelation e<strong>in</strong>es Ni 81 Fe 19 -Streifens der Länge L = 500 µm, Breite<br />

w = 1, 8 µm und Dicke d = 20 nm. Der Streifen ist entlang se<strong>in</strong>er langen Achse magnetisiert.<br />

Gemessen wird <strong>in</strong> der MSSW-Geometrie mittels Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie.<br />

Die gemessenen Sp<strong>in</strong>wellenfrequenzen s<strong>in</strong>d für kle<strong>in</strong>e Wellenvektoren quantisiert. (Quelle:<br />

[47])<br />

endlichen Streifenbreite zurückführen lässt. Zudem existiert aufgrund der Unschärferelation<br />

∆k · ∆z ≥ 2π ke<strong>in</strong> wohldef<strong>in</strong>ierter Wellenvektor mehr [47], weshalb die diskreten Frequenzen<br />

über e<strong>in</strong> breites Intervall von k zu messen s<strong>in</strong>d.<br />

2.4 Domänenwände<br />

Im Grenzfall der Domänentheorie, <strong>in</strong> dem die <strong>in</strong>nere Struktur der Domänenwände vernachlässigt<br />

wird, ist der Übergang zwischen zwei unterschiedlich magnetisierten Bereichen nur<br />

e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie (im zweidimensionalen Fall) bzw. e<strong>in</strong>e Fläche (<strong>in</strong> drei Dimensionen). Im Rahmen<br />

des Mikromagnetismus h<strong>in</strong>gegen wird unter anderem der kont<strong>in</strong>uierliche Übergang der Magnetisierung<br />

<strong>in</strong> diesen Bereichen untersucht [48,49]. E<strong>in</strong>e der e<strong>in</strong>fachsten und zugleich grundlegendsten<br />

Strukturen des Mikromagnetismus ist die sogenannte 180 ◦ -Domänenwand. Dieser<br />

Typ Wand stellt den Übergang der Magnetisierung zwischen zwei ausgedehnten, homogen<br />

magnetisierten Domänen dar, die antiparallel zue<strong>in</strong>ander orientiert s<strong>in</strong>d. Dementsprechend<br />

wird hier als Position der Domänenwand die Stelle bezeichnet, an der die Magnetisierung<br />

senkrecht zu den beiden benachbarten Domänen steht, das heißt dort, wo die Magnetisierung<br />

die halbe Rotation von e<strong>in</strong>er Seite der Domänenwand zur anderen vollführt hat.<br />

Der E<strong>in</strong>fachheit halber soll im Folgenden die Orientierung der Magnetisierung im Übergangsbereich<br />

nur von der Distanz zur Position der Wand abhängen, womit sich die Beschreibung<br />

18


Domänenwände<br />

der Domänenwandstruktur zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>dimensionalen Problem vere<strong>in</strong>facht. Die beiden e<strong>in</strong>fachsten<br />

Arten von Domänenwänden s<strong>in</strong>d die sogenannte Bloch-Wand und die Néel-Wand.<br />

Sie stellen die zwei grundlegenden Möglichkeiten dar, wie die Magnetisierung im Inneren der<br />

Wand kont<strong>in</strong>uierlich von e<strong>in</strong>er Richtung <strong>in</strong> die entgegengesetzte rotieren kann und auf sie<br />

soll im Folgenden kurz e<strong>in</strong>gegangen werden. Dabei wird e<strong>in</strong> ferromagnetisches Volumen mit<br />

unixialer Anisotropie angenommen.<br />

2.4.1 Die Bloch-Wand<br />

Im Fall der Bloch-Wand bleibt die Magnetisierung stets senkrecht zur Normalen der Wand<br />

orientiert, während sie den gesamten Übergangsbereich entlang e<strong>in</strong>e Rotation von 180 ◦ um<br />

diese Achse ausführt. Setzt man die Normale der Wand als x-Achse des Koord<strong>in</strong>atensystems,<br />

so erhält man durch Energiem<strong>in</strong>imierung des Systems e<strong>in</strong> Domänenwandprofil der Form ϑ(x)<br />

mit ϑ der Verkippung der Magnetisierung gegen die Richtung e<strong>in</strong>er der angrenzenden Domänen.<br />

Die konkurrierenden Energieanteile s<strong>in</strong>d hierbei die Austausch- und die Anisotropieenergie.<br />

Die Austauschwechselwirkung strebt e<strong>in</strong>e möglichst ausgedehnte Domänenwand<br />

a) b)<br />

z<br />

x<br />

x<br />

0<br />

Abbildung 2.5: (a) Schematische Darstellung e<strong>in</strong>er Blochwand (aus [50]). Die Magnetisierung<br />

rotiert kont<strong>in</strong>uierlich um 180 ◦ zwischen den beiden Domänen. (b) Profil ϑ(x) des<br />

Übergangsbereich der Domänenwand. Die Breite der Wand ist durch die Schnittpunkte<br />

der Tangenten der Kurve im Ursprung mit den Asymptoten def<strong>in</strong>iert.<br />

an, da dann die Inhomogenitäten der Magnetisierung (∇m i ) 2 aus Gleichung (2.5) kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d.<br />

Andererseits versuchen die Anisotropieeffekte des <strong>magnetischen</strong> Systems die Breite der Domänenwand<br />

zu m<strong>in</strong>imieren, um e<strong>in</strong>en größtmöglichen Teil der Magnetisierung entlang der<br />

leichten Achse auszurichten. E<strong>in</strong>e analytische M<strong>in</strong>imierung der Domänenwandenergie führt<br />

so auf e<strong>in</strong>en Ausdruck für die Domänenwandbreite [51] (vgl. auch Abbildung (2.5))<br />

δ B = π √ A/K u . (2.44)<br />

19


Domänenwände<br />

Die beiden beteiligten Energien werden hierbei durch die Austauschkonstante A und die<br />

uniaxiale Anisotropiekonstante K u repräsentiert.<br />

Die Bloch-Wand wurde unter der Annahme abgeleitet, dass es sich bei der Probe um e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> alle Dimensionen ausgedehntes Volumen oder e<strong>in</strong>e relativ dicke Probe handelt, so dass<br />

Oberflächeneffekte vernachlässigt werden können. Im Gegensatz dazu ist die Néel-Wand der<br />

klassische Domänenwandtyp, der sich im Fall von dünnen, weich<strong>magnetischen</strong> Schichten<br />

ausbildet.<br />

2.4.2 Die Néel-Wand<br />

Der Unterschied zwischen den beiden Dömänenwandtypen <strong>in</strong> Volumenmaterial und e<strong>in</strong>er ferro<strong>magnetischen</strong><br />

Schicht ist auf magnetostatische Effekte zurückzuführen. In dünnen Filmen<br />

können die <strong>magnetischen</strong> Oberflächenladungen σ M = m · n, die sich im Übergangsgebiet der<br />

Wand bilden, und das Feld, das sie erzeugen, nicht mehr vernachlässigt werden. Louis Néel<br />

konnte zeigen [52], dass es <strong>in</strong> diesem Fall energetisch günstiger für das magnetische System<br />

ist, die Änderung der Richtung der Magnetisierung durch e<strong>in</strong>e Rotation <strong>in</strong> der Filmebene zu<br />

erreichen (siehe Abbildung (2.6)).<br />

Abbildung 2.6: Schematische Darstellung e<strong>in</strong>er Neel-Wand. Die Rotation der Magnetisierung<br />

zwischen den beiden Domänen f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der Filmebene statt (aus [53]).<br />

Das Profil e<strong>in</strong>er Néel-Wand kann analog zur Bloch-Wand durch M<strong>in</strong>imierung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>dimensionalen<br />

Energiefunktionals berechnet werden. In diesem Fall s<strong>in</strong>d die konkurrierenden<br />

Wechselwirkungen die Austauschenergie und die magnetostatische Energie. Letztere stellt<br />

jetzt den Anteil dar, der die Ausdehnung der Domänenwand zu verr<strong>in</strong>gern versucht. E<strong>in</strong><br />

Ausdruck für die Breite der Néel-Wand lässt sich ähnlich zum Fall der Bloch-Wand formulieren:<br />

δ N = π<br />

√<br />

2A<br />

µ 0 M 2 S<br />

= π√<br />

A<br />

K d<br />

. (2.45)<br />

Hierbei übernimmt die Streufeld-Konstante K d = µ 0 MS 2 /2 die Rolle der Anisotropiekonstanten<br />

K u aus Gleichung (2.44).<br />

20


Domänenwände<br />

2.4.3 Domänenwände <strong>in</strong> dünnen Streifen<br />

E<strong>in</strong>e weitere Klasse von Domänenwänden ist derzeit das Thema zahlreicher Untersuchungen<br />

zum Nano- und Mikromagnetismus, nämlich die sogenannten head-to-head oder tail-to-tail-<br />

Domänenwände. Sie treten <strong>in</strong> dünnen weich<strong>magnetischen</strong> Streifen mit e<strong>in</strong>er Breite von typischerweise<br />

wenigen hundert nm und e<strong>in</strong>er Dicke von e<strong>in</strong> paar Dutzend nm auf. Auch <strong>in</strong> diesem<br />

Fall wurden zunächst zwei grundlegende Übergangsstrukturen dieses Typs durch Simulationen<br />

vorhergesagt [54], die transversale Wand und die Vortex-Wand. Sie s<strong>in</strong>d schematisch <strong>in</strong><br />

Abbildung (2.7) gezeigt. Die Richtung der transversalen Wand ist senkrecht zu den angrenzenden<br />

Domänen <strong>in</strong> der Ebene des Streifens orientiert, während der Kern der Vortex-Wand<br />

aus der Streifenebene herauszeigt. Es sei angemerkt, dass diese Wandtypen sich pr<strong>in</strong>zipiell<br />

von den Bloch- und Néel-Wänden unterscheiden, da <strong>in</strong> diesem Fall die L<strong>in</strong>ie oder Fläche,<br />

auf der die Magnetisierung senkrecht zu den benachbarten Domänen steht, wiederum senkrecht<br />

und nicht parallel zur Achse der Magnetisierungen <strong>in</strong> den beiden Domänen orientiert<br />

ist (vgl. die Abbildungen (2.5),(2.6) und (2.7)). Die transversale Wand ist auch derjenige<br />

Typ Domändenwand, der für den <strong>in</strong> den Kapiteln 3 und 4 beschriebenen Mechanismus zur<br />

Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen benutzt wird.<br />

a)<br />

?<br />

b)<br />

Transversale Wand<br />

Vortex-Wand<br />

Abbildung 2.7: (a) Schematische Darstellung zweier antiparalleler Domänen mit Übergangsgebiet<br />

(grün). (b) Die beiden wichtigsten head-to-head Domänenwände <strong>in</strong> dünnen<br />

Streifen s<strong>in</strong>d die transversale Wand und die Vortex-Wand (Grafik angelehnt an [55]).<br />

Es wurde vorgeschlagen, dass die teilchenartigen Domänenwände als Informationse<strong>in</strong>heiten<br />

dienen könnten, die entlang e<strong>in</strong>es ferro<strong>magnetischen</strong> Streifens verschoben werden können.<br />

Basierend auf der Domänenwandpropagation entlang solcher Streifen konnten neue Arten<br />

von Datenspeichern (zum Beispiel der sogenannte race track memory [56]) und Konzepte<br />

für magnetische Mikrostrukturen, die logische Operationen ausführen können, entwickelt<br />

werden. Weitere Untersuchungen von 180 ◦ head-to-head Domänenwänden f<strong>in</strong>den sich zum<br />

Beispiel <strong>in</strong> [57].<br />

21


Domänenwände<br />

2.4.4 Gleichgewichtskonfigurationen der Magnetisierung<br />

<strong>in</strong> dünnen Streifen<br />

In erster Näherung können die Remanenz-Zustände der Magnetisierung von dünnen Streifen<br />

als homogen entlang e<strong>in</strong>er der beiden Richtungen der Längsachse des Streifens angesehen<br />

werden. Dies macht ferromagnetische Streifen und ähnliche Strukturen zu e<strong>in</strong>em potentiellen<br />

Kandidaten für e<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>äre E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> der <strong>magnetischen</strong> Datenspeicherung. Genaugenommen<br />

ist jedoch die Vorstellung e<strong>in</strong>es Dünnschicht-Elements mit vollständig homogener Magnetisierung<br />

falsch. Sie kann aufgrund der <strong>in</strong> Abschnitt (2.1.3) beschriebenen Formanisotropie<br />

nur für e<strong>in</strong> ellipsoides Partikel realisiert werden [21]. Daher muss e<strong>in</strong> zweidimensionales<br />

Dünnschicht-Element, das im besten Fall elliptisch se<strong>in</strong> kann, um die Streufeldeffekte zu<br />

m<strong>in</strong>imieren, an den entsprechenden Stellen Inhomogenitäten <strong>in</strong> der Magnetisierung aufweisen.<br />

Im Spezialfall rechteckiger Dünnschicht-Elemente treten diese <strong>in</strong> Form von sogenannten<br />

Abschlussdomänen <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Abbildung (2.8) zeigt Schemata von drei der möglichen<br />

Remanenz-Zustände für dünne weichmagnetische Streifen: Den S-Zustand, den C-Zustand<br />

und den Flower-Zustand.<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

S-Zustand<br />

C-Zustand<br />

Flower-Zustand<br />

Abbildung 2.8: Schematische Übersicht möglicher Remanenz-Zustände <strong>in</strong> dünnen weich<strong>magnetischen</strong><br />

Streifen. S-Zustand (a), C-Zustand (b) und Flower-Zustand (c) weisen alle<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>homogene Magnetisierung auf. Dies geschieht, um zu große Streufelder zu vermeiden.<br />

Grund für die Ausbildung von Abschlussdomänen ist der Versuch des Systems, die <strong>magnetischen</strong><br />

Oberflächenladungen σ M = m · n zu m<strong>in</strong>imieren. E<strong>in</strong>e teilweise Ausrichtung der<br />

Mag netisierung mit den schmalen Enden des Streifens wie im Fall des S- oder C-Zustandes<br />

führt bereits zu e<strong>in</strong>er signifikanten Reduzierung der Oberflächenladungen an den Enden<br />

des Streifens während die Magnetisierung im restlichen Teil der Struktur im Wesentlichen<br />

homogen ist, damit die Austauschenergie kle<strong>in</strong> bleibt. Die genaue Form e<strong>in</strong>es Dünnschicht-<br />

Elements kann großen E<strong>in</strong>fluss auf die Ausbildung von Abschlussdomänen haben, wie <strong>in</strong><br />

Kapitel 4 am Beispiel von Ni 81 Fe 19 -Streifen gezeigt wird.<br />

22


Kapitel 3<br />

Aufbau und analytische Methoden<br />

3.1 Mikromagnetische Simulationen<br />

In diesem Abschnitt werden die Grundlagen der im Rahmen dieser Arbeit angewendeten analytischen<br />

Methoden (Mikromagnetische Simulationen und Brillou<strong>in</strong>-Lichstreu-Mikroskopie)<br />

sowie die Details des experimentellen Aufbaus vorgestellt. Zum besseren Verständnis der<br />

durchgeführten Simulationen folgen zunächst theoretische Grundzüge und spezielle Implementierungen<br />

der mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationsrechnung. Ziel ist es hierbei, die pr<strong>in</strong>zipielle<br />

Herangehensweise zur Lösung statischer und dynamischer Probleme ohne konkreten Bezug<br />

auf e<strong>in</strong>e bestimmte Software zu verstehen. Darauf aufbauend werden zwei ausgewählte Simulationsprogramme,<br />

nämlich das frei verfügbare OOMMF [58], das wohl meistverbreitete Programm<br />

zur mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationsrechnung, und das kommerziell erhältliche LLG-<br />

Micromagnetic Simulator [59] (im Folgenden kurz LLG genannt) vorgestellt und bzgl. ihrer<br />

Funktionalität und Ausstattung mite<strong>in</strong>ander verglichen. Da für sämtliche während dieser Arbeit<br />

durchgeführten Simulationen ausschließlich LLG verwendet wurde, folgt im Anschluss<br />

e<strong>in</strong>e detailliertere Beschreibung ausgewählter Funktionen dieser Software. Abschließend wird<br />

die <strong>in</strong> LLG enthaltene Exportfunktion für zuvor berechnete Simulationsdaten vorgestellt,<br />

über die es möglich ist, die Ergebnisse des eigentlichen Simulationsvorganges aus LLG zu extrahieren.<br />

Sie können anschließend mit Hilfe e<strong>in</strong>es auf LabView TM -basierenden, <strong>in</strong> der Gruppe<br />

selbst entwickelten Programms namens Extendable MicroMagnetic Analyzer –kurz EMMA–<br />

weiter ausgewertet und vielfältig dargestellt werden.<br />

Es handelt sich hierbei um die erste Arbeit <strong>in</strong> der AG Magnetismus, die sich <strong>in</strong>tensiv mit<br />

dem Simulationsprogramm LLG - Micromagnetic Simulator befasst hat.<br />

23


Mikromagnetische Simulationen<br />

3.1.1 Grundlagen der mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationsrechnung<br />

Je nach Art des konkreten Problems unterscheidet man zwischen statischen und dynamischen<br />

Simulationen. Der numerische Lösungsansatz ist hierbei jeweils leicht unterschiedlich.<br />

Statische Probleme beispielsweise streben die Modellierung der zeitunabhängigen Gleichgewichtsverteilung<br />

der Magnetisierung M(r) an, welche man durch M<strong>in</strong>imierung der Gesamtenergie<br />

des <strong>magnetischen</strong> Systems erhält. Da Temperatur und Druck des betrachteten Systems<br />

während der betreffenden Magnetisierungsvorgänge <strong>in</strong> der Regel konstant bleiben, wird<br />

versucht, e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung der Gibbs’schen freien Enthalpie G = U −T S +pV − ∫ H ext MdV<br />

[60] zu erreichen. Unter Vernachlässigung magnetoelastischer Prozesse (V = const) und unter<br />

Annahme e<strong>in</strong>es konstanten externen Feldes hängt diese nur noch von der <strong>in</strong>neren Verteilung<br />

der Magnetisierung ab. Somit setzt sich die freie Enthalpie des <strong>magnetischen</strong> Systems<br />

G = E exch + E ani + E dem + E Zeeman (3.1)<br />

aus den bereits <strong>in</strong> Kapitel 2 beschriebenen Energiebeiträgen, nämlich der Austauschwechselwirkung,<br />

der Anisotropie, dem Entmagnetisierungsfeld und der Zeeman-Energie der Sp<strong>in</strong>s<br />

im externen Magnetfeld zusammen. Brown [61] schlug als erster e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>in</strong>imierung von G<br />

durch e<strong>in</strong>en Variationsansatz mit δG = 0 für M + ∂M vor, wobei bei der Variation von<br />

M nur die Richtung geändert wird, der Betrag aber konstant bleibt. Er war weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

der Lage, zu zeigen, dass e<strong>in</strong>e Magnetisierungsverteilung, die zu e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>imum der freien<br />

Enthalpie führt, die sogenannten Brownschen Gleichungen<br />

M × H V eff = 0 im Volumen und (3.2)<br />

M × H S eff = 0 an der Oberfläche (3.3)<br />

erfüllt. Dabei unterscheiden sich die effektiven Felder für Volumen und Oberfläche lediglich<br />

durch die unterschiedlichen Anisotropiebeiträge [62] und entsprechen dem <strong>in</strong> Gleichung<br />

(2.20) def<strong>in</strong>ierten effektiven Feld. Im Allgeme<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d diese Gleichungen auch zusammenfassend<br />

unter M × H eff = 0 bekannt. Diese M<strong>in</strong>imierung des Drehmoments (vgl. Landau-<br />

Lifschitz und Gilbert-Gleichung (2.26)) wird unter anderem im Programmpaket OOMMF<br />

vom Lösungsalgorithmus für statische Probleme durchgeführt, der e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung des<br />

Terms |M × (M × H)| anstrebt. Als statische Probleme s<strong>in</strong>d zum Beispiel die Ausbildung<br />

e<strong>in</strong>er Domänenwand [63] oder e<strong>in</strong>er Vortexkonfiguration [64] zu nennen.<br />

24


Mikromagnetische Simulationen<br />

Dynamische Probleme h<strong>in</strong>gegen lassen sich durch diese Methode nicht lösen, da zum<br />

e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung des auf die <strong>magnetischen</strong> Momente wirkenden Drehmoments zur<br />

Bestimmung der Magnetisierungsverteilung nur für reversible Prozesse s<strong>in</strong>nvoll ist, und sie<br />

zum anderen ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die zeitliche Entwicklung der Magnetisierung erlaubt. Zur<br />

Simulation dynamischer Magnetisierungsvorgänge oder vollständiger Hystereseschleifen ist<br />

deshalb e<strong>in</strong>e Lösung der Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung (2.25) notwendig. Genau wie<br />

bei statischen Vorgängen wird hierbei zunächst über die M<strong>in</strong>imierung der freien Enthalpie<br />

die Gleichgewichtsverteilung des Magnetisierungsvektors M(r) bestimmt, welche dann als<br />

Ausgangskonfiguration <strong>in</strong> die Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung e<strong>in</strong>gesetzt wird. Dieser<br />

Schritt wird stets vor Beg<strong>in</strong>n dynamischer Ereignisse durchgeführt und sollte immer dann<br />

wiederholt werden, wenn sich Größen wie zum Beispiel extern angelegte Felder ändern, um<br />

e<strong>in</strong>e physikalisch korrekte Ausgangskonfiguration zu gewährleisten. Der eigentliche Prozess<br />

zur Berechnung der Dynamik des Systems besteht im Wesentlichen aus dem iterativen Lösen<br />

der Landau-Lifshitz und Gilbert-Gleichung für jeden Zeitschritt. Unter diesen Bereich von<br />

Simulationen fallen beispielsweise jegliche Ausbreitungen von Sp<strong>in</strong>wellen [65] oder auch der<br />

Schaltvorgang e<strong>in</strong>es <strong>magnetischen</strong> Vortex-Kerns [66].<br />

Lösen der Landau-Lifschitz und<br />

Gilbert-Gleichung bis zum Erfüllen der<br />

Abbruchbed<strong>in</strong>gung<br />

Ausgangskonfiguration<br />

M () r<br />

0<br />

M<strong>in</strong>imierung der freien<br />

Enthalpie G<br />

Für den Start der<br />

dynamischen Simulation<br />

gültige<br />

Gleichgewichtsverteilung<br />

M r<br />

equilibrium( )<br />

Aktuelle<br />

Magnetisierungskonfiguration<br />

M( r) des Zeitschritts dt<br />

Abbildung 3.1: Pr<strong>in</strong>zipielles Flussdiagramm e<strong>in</strong>er Simulation, die dynamische Magnetisierungsvorgänge<br />

beschreibt. Die Iterationen werden so lange ausgeführt, bis die vom<br />

Benutzer vorgegebene Abbruchbed<strong>in</strong>gung erfüllt ist.<br />

Sowohl bei statischen als auch dynamischen Simulationen muss der Benutzer e<strong>in</strong>e Abbruchbed<strong>in</strong>gung<br />

vorgeben. Diese kann z.B. das Unterschreiten e<strong>in</strong>es Residuums (e<strong>in</strong> Maß dafür,<br />

<strong>in</strong>wieweit sich das System im <strong>magnetischen</strong> Gleichgewicht bef<strong>in</strong>det) se<strong>in</strong>, was e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>imierung<br />

des Terms ∣ dM ∣<br />

dt gleichkommt. Bei dynamischen Problemen ist zudem das Überschreiten<br />

e<strong>in</strong>er vorgegebenen Simulationsdauer als Abbruchbed<strong>in</strong>gung möglich (das heißt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

die verstrichene Zeit <strong>in</strong>nerhalb der Simulation und nicht die reale Rechenzeit<br />

der verwendeten Masch<strong>in</strong>e).<br />

3.1.2 Vergleich von OOMMF und LLG-Micromagnetic Simulator<br />

Um die oben genannten Verfahren der Simulationsrechnung auszuführen, bedarf es e<strong>in</strong>er geeigneten<br />

Implementierung durch mikromagnetische Programme. Nach Def<strong>in</strong>ition des Simulationsvolumens<br />

wird dieses stets <strong>in</strong> e<strong>in</strong> numerisches Gitter unterteilt, wobei jedes Element des<br />

25


Mikromagnetische Simulationen<br />

Gitters im Folgenden als e<strong>in</strong>zelner Sp<strong>in</strong> betrachtet wird. Je nach Durchführung dieser Diskretisierung<br />

unterscheidet man zwei Klassen von Simulationsprogrammen: Diejenigen, deren<br />

Gitter translatierbar ist, also nur aus Zellen gleichen Typs besteht, und solche, deren Zellgröße<br />

und -form über e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ite Elemente-Methode [67] dynamisch verändert werden kann.<br />

Diese Anpassung an die Längenskala e<strong>in</strong>er Inhomogenität im Simulationsvolumen f<strong>in</strong>det während<br />

der Laufzeit statt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass Strukturen, deren Orientierung<br />

oder Form nicht entlang der Translationsachsen des Gitters ausgerichtet s<strong>in</strong>d, wirklichkeitsgetreuer<br />

beschrieben werden können als das beispielsweise bei e<strong>in</strong>er festen Zellgröße der<br />

Fall wäre. Bekannte Vertreter mikromagnetischer Simulationsprogramme, die auf der F<strong>in</strong>ite<br />

Elemente-Methode basieren, s<strong>in</strong>d zum Beispiel Magpar [68] und nmag [69]. Die im Rahmen<br />

dieser Arbeit durchgeführten Simulationen wurden jedoch an Strukturen mit Dimensionen<br />

von wenigen µm und kle<strong>in</strong>er vorgenommen; zudem handelte es sich meist um geometrisch<br />

e<strong>in</strong>fache, rechtw<strong>in</strong>klige Formen, weshalb als Simulationssoftware der LLG-Micromagnetic Simulator<br />

verwendet wurde, der –genau wie OOMMF – e<strong>in</strong> vollständig translatierbares Gitter<br />

besitzt.<br />

Das frei verfügbare OOMMF -Paket wurde 1998 von Mike Donahue und Don Porter am NIST<br />

entwickelt und ist wohl e<strong>in</strong>e der bekanntesten und meistbenutzten Programmumgebungen<br />

für mikromagnetische Simulationsrechnung. Die im Folgenden getroffenen Aussagen beziehen<br />

sich auf die Grundversion 1.2 a3 des OOMMF -Pakets wie sie auf der Homepage des<br />

NIST 1 derzeit zur Verfügung gestellt wird. Da der Quellcode von OOMMF ebenfalls dort<br />

bereitgestellt wird, besteht die Möglichkeit, die Software den eigenen Bedürfnissen anzupassen.<br />

Es ist deshalb durchaus möglich, dass andernorts Gruppen Zusatzmodule für OOMMF<br />

geschrieben haben, die den Funktionsumfang des Programms erweitern.<br />

Der LLG-Micromagnetic Simulator wurde 1997 von Michael R. Sche<strong>in</strong>fe<strong>in</strong> an der Arizona<br />

State University implementiert und ist ausschließlich kommerziell erhältlich. Er verfügt deshalb<br />

aber auch über e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>tegrierte Zusatzfunktionen, die <strong>in</strong> dieser Form derzeit <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />

public doma<strong>in</strong>-Grundprogramm zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Die folgende Liste soll die beiden Programme<br />

<strong>in</strong> verschiedenen relevanten Gesichtspunkten vergleichen:<br />

Graphische Benutzeroberfläche<br />

Die graphische Benutzeroberfläche von OOMMF besteht aus e<strong>in</strong>em Set von Modulen, welche<br />

jeweils e<strong>in</strong>e ganz bestimmte Funktion im Simulationsvorgang ausführen. Die Module s<strong>in</strong>d<br />

durch entsprechende Schnittstellen mite<strong>in</strong>ander verknüpft, stellen aber dennoch eigenständige<br />

Programme bzw. Objekte dar. LLG hat e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne <strong>in</strong> sich abgeschlossene Benutzeroberfläche<br />

(s. Abb. 3.2), sämtliche Funktionen des Programms s<strong>in</strong>d von diesem Fenster aus<br />

aufrufbar.<br />

1 http://math.nist.gov/oommf<br />

26


Mikromagnetische Simulationen<br />

Numerisches Gitter<br />

OOMMF unterstützt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie rechtw<strong>in</strong>klige Gitter, aber auch solche mit irregulären<br />

Zellen (z.B. Dreiecke), solange diese <strong>in</strong> ihrem Gitter translatierbar s<strong>in</strong>d. LLG h<strong>in</strong>gegen kann<br />

ausschließlich mit rechteck- bzw. quaderförmigen Zellen arbeiten.<br />

Elektrische Ströme<br />

OOMMF ist nicht <strong>in</strong> der Lage, elektrischen Strom <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Berechnungen<br />

zu berücksichtigen. LLG erlaubt das Anlegen beliebiger zwei- und dreidimensionaler<br />

Ströme, da praktisch jede Zelle an der Oberfläche des Simulationsvolumens als E<strong>in</strong>trittsoder<br />

Austrittspunkt e<strong>in</strong>es konstanten oder zeitlich veränderlichen Stroms def<strong>in</strong>iert werden<br />

kann. Die beim elektrischen Ladungsfluss entstehenden Oersted-Felder werden hierbei <strong>in</strong> den<br />

mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationen berücksichtigt.<br />

Energiem<strong>in</strong>imierung<br />

In OOMMF wird die M<strong>in</strong>imierung der freien Enthalpie bei statischen Problemen durch<br />

e<strong>in</strong>en sog. Evolver (Module, die von OOMMF während e<strong>in</strong>er Iteration für die eigentlichen<br />

Rechenoperationen e<strong>in</strong>gesetzt werden) auf Basis e<strong>in</strong>es conjugate gradient-Algorithmus [70]<br />

implementiert. Dieses Verfahren kann sich leicht <strong>in</strong> Nebenm<strong>in</strong>ima des Problems verfangen,<br />

so dass e<strong>in</strong>e unpassend gewählte Schrittweite bei dieser Methode ähnliche Probleme mit sich<br />

br<strong>in</strong>gt wie bei e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Downhill-Algorithmus [71]. LLG verwendet zur Energiem<strong>in</strong>imierung<br />

die successive over-relaxation (kurz SOR) [72], e<strong>in</strong> weniger <strong>in</strong>tuitives Verfahren<br />

zur Lösung von l<strong>in</strong>earen Gleichungssystemen. Der zugehörige Parameter ω muss hierbei zwischen<br />

0 und 2 liegen, um e<strong>in</strong>e Konvergenz der Lösung zu garantieren. Die zur M<strong>in</strong>imierung<br />

der Rechenzeit optimale Größe von ω lässt sich <strong>in</strong> der Regel nur durch Experimentieren<br />

bestimmen, liegt aber für die meisten Probleme bei ω ≈ 1, 11. Für ω = 1 vere<strong>in</strong>facht sich<br />

das SOR-Verfahren zur bekannten Gauss-Seidel Methode [70].<br />

Dynamik<br />

Für nicht-statische Probleme verfügt OOMMF <strong>in</strong> der derzeitigen Version 1.2 über zwei weitere<br />

Evolver. Zum e<strong>in</strong>en kann die Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung numerisch durch<br />

e<strong>in</strong> Integrationsverfahren unter Verwendung e<strong>in</strong>es Runge-Kutta-Algorithmus [70] gelöst werden,<br />

zum anderen durch das e<strong>in</strong>fachere Euler-Verfahren [70]. LLG verfügt zur Lösung von<br />

dynamischen Problemen über vier verschiedene Integratoren, die je nach Größe des Dämpfungsparameters<br />

α empfohlen werden. Diese Größe, die im Grundpaket von LLG nur global<br />

def<strong>in</strong>iert werden kann, muss nämlich nicht zw<strong>in</strong>gend dem jeweils realen Materialparameter<br />

entsprechen. Sie kann davon abweichend gewählt werden, um beispielsweise durch e<strong>in</strong>e Erhöhung<br />

e<strong>in</strong>e schnellere Relaxation zu erreichen. Auf die vier Integratoren wird im folgenden<br />

Abschnitt genauer e<strong>in</strong>gegangen.<br />

27


Mikromagnetische Simulationen<br />

Sp<strong>in</strong> Torque Transfer<br />

Da die Grundversion von OOMMF ke<strong>in</strong>en elektrischen Strom im Allgeme<strong>in</strong>en modellieren<br />

kann, gilt Gleiches natürlich auch für den Sp<strong>in</strong> Torque Transfer-Effekt, also den E<strong>in</strong>fluss<br />

von polarisierten Elektronen auf die Magnetisierung (siehe Abschnitt 2.2.2). Verschiedene<br />

Strukturen wie beispielsweise der Sp<strong>in</strong> Torque Oszillator [73, 74] können mit OOMMF <strong>in</strong><br />

der momentan erhältlichen Grundversion somit nicht beschrieben werden. LLG verfügte<br />

zunächst nur über die Möglichkeit, Sp<strong>in</strong> Torque an den Interfaces von <strong>in</strong> z-Richtung angeordneten<br />

Sandwich-Strukturen zu simulieren. Dabei wurde der Sp<strong>in</strong> Torque, basierend auf<br />

der Arbeit von Slonczewski [35], implementiert als<br />

∂ ⃗m 1,2<br />

∂t<br />

hJg 1,2<br />

= ⃗m 1,2 × (⃗m 1 × ⃗m 2 )γ<br />

; (3.4)<br />

2πe∆ 1,2 M 1,2<br />

m 1 und m 2 s<strong>in</strong>d hierbei die Magnetisierungen der beiden Grenzschicht-Lagen, J ist die<br />

Stromdichte, h die Planck-Konstante und e die Elektronenladung. ∆ 1,2 ist die Dicke der<br />

entsprechenden Lage, die der Grenzschicht benachbart ist. Die Funktion g ist def<strong>in</strong>iert als<br />

g 1,2 =<br />

4P 3 2<br />

(1 + P ) 3 (3 + ⃗m 1 · ⃗m 2 ) − 16P 3 2<br />

(3.5)<br />

mit der Sp<strong>in</strong>polarisation P = 0.40, 0.35 und 0.23 bei T = 4 K für F e, Co und Ni.<br />

Ab der Version 2.50 von LLG kann der Benutzer Sp<strong>in</strong> Torque-Effekte <strong>in</strong> Nicht-Schichtsystemen<br />

simulieren. Die Basis hierfür ist, dass, wenn e<strong>in</strong>e endliche Divergenz von M(r) <strong>in</strong> Anwesenheit<br />

e<strong>in</strong>es elektrischen Stroms existiert, die Möglichkeit besteht, Drehimpuls zwischen<br />

den nicht-parallelen Sp<strong>in</strong>momenten zu übertragen.<br />

Endliche Temperatur<br />

OOMMF berücksichtigt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Gleichungen ke<strong>in</strong>e endlichen Temperaturen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

existiert <strong>in</strong> diesem Fall beispielsweise e<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Scann<strong>in</strong>g Probe Methods Group der Universität<br />

Hamburg entwickeltes Zusatzmodul namens thetaevolve [75], das die Temperatur<br />

als zusätzlichen Parameter <strong>in</strong> die mikro<strong>magnetischen</strong> Berechnungen mit aufnimmt. Die gewöhnliche<br />

Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung wird hierbei zu e<strong>in</strong>er stochastischen Differentialgleichung<br />

vom Langev<strong>in</strong>-Typ umgeformt. LLG <strong>in</strong>tegriert endliche Temperaturen auf<br />

ähnliche Weise durch den Zusatzterm<br />

−γ ⃗ M × ⃗σ<br />

√<br />

2k B T α(1 + α 2 )<br />

γM S ∆V ∆t<br />

(3.6)<br />

<strong>in</strong> die Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung. Fehler beim E<strong>in</strong>rechnen endlicher Temperaturen,<br />

die auf die Diskretisierung des numerischen Gitters zurückzuführen s<strong>in</strong>d, werden<br />

durch Methoden auf Basis der Renomierungsgruppe [76] teilweise korrigiert.<br />

28


Mikromagnetische Simulationen<br />

3.1.3 E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den LLG-Micromagnetic Simulator<br />

Die Arbeit mit LLG lässt sich <strong>in</strong> drei Phasen e<strong>in</strong>teilen :<br />

In der Input-Phase werden alle wichtigen Parameter an das Simulationsprogramm übergeben,<br />

dazu gehören:<br />

Abbildung 3.2: Input-Phase von LLG. (A) stellt die Startseite dar, auf der zu Beg<strong>in</strong>n die<br />

Dimensionen des Probenvolumens def<strong>in</strong>iert werden müssen. (B) zeigt den Masken-Editor,<br />

mit dem es möglich ist, zur Strukturierung der Probe die Materialparameter positionsabhängig<br />

zu verändern.<br />

• Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es kartesischen Simulationsvolumens mit e<strong>in</strong>er geeigneten Zellgröße. E<strong>in</strong><br />

Masken-Editor erlaubt, beliebige Zellen dieses Volumens von den Betrachtungen auszuschließen.<br />

Auf diese Weise können die gewünschten Strukturen (aufgebaut aus quaderförmigen<br />

Elementarzellen) konstruiert werden. Störend hierbei ist nur, dass Kanten<br />

der Struktur, die nicht parallel der kartesischen Achsen verlaufen, e<strong>in</strong>en stufenförmigen<br />

Verlauf bekommen. LLG kann die Demagnetisierungseffekte dieser Kanten teilweise<br />

numerisch kompensieren, <strong>in</strong>dem es die nicht vollständig <strong>in</strong> der Struktur enthaltenen<br />

Zellen durch unregelmäßige Polygone ersetzt. Der Rechenmehraufwand für diese Funktion<br />

beträgt O(n), mit n der Anzahl der besagten Grenzzellen.<br />

• Auswahl der gewünschten Materialien aus der LLG-Materialbibliothek oder benutzerdef<strong>in</strong>ierte<br />

E<strong>in</strong>gabe bzw. Abwandlung der entsprechenden Parameter (zum Beispiel<br />

Sättigungsmagnetisierung, Austausch- und Anisotropiekonstanten, spezifischer elektrischer<br />

Widerstand etc.). Dies kann schichtweise, aber auch beliebig positionsabhängig<br />

im gesamten Probenvolumen erfolgen.<br />

• Initialisierung der <strong>magnetischen</strong> Momente <strong>in</strong> den entsprechenden Materialien. Der Benutzer<br />

hat die Wahl zwischen e<strong>in</strong>er uniformen Ausrichtung der Magnetisierung entlang<br />

29


Mikromagnetische Simulationen<br />

e<strong>in</strong>er beliebigen Achse im Raum, e<strong>in</strong>er Vortex-Konfiguration, e<strong>in</strong>er alternierenden Konfiguration<br />

(zum Beispiel zur Modellierung von Bits <strong>in</strong> den Spuren magnetischer Speichermedien),<br />

den Übergangsregionen von Domänenwänden, e<strong>in</strong>er Zufallsverteilung der<br />

Richtungen der <strong>magnetischen</strong> Momente oder aber e<strong>in</strong>er zuvor abgespeicherten Konfiguration.<br />

• Falls elektrischer Strom durch die Struktur fließen soll, müssen zunächst Zellen als<br />

E<strong>in</strong>tritts- und Austrittsflächen def<strong>in</strong>iert werden; diese entsprechen den Kontaktierungen<br />

der realen Probe. Für den Strom kann e<strong>in</strong>e konstante oder zeitabhängige Amplitude<br />

gewählt werden, wobei die zeitliche Amplitudenentwicklung gänzlich frei def<strong>in</strong>iert<br />

und optional e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>usförmiger Verlauf überlagert werden kann. Auch die Berücksichtigung<br />

des Sp<strong>in</strong> Torque wird an dieser Stelle aktiviert. Zur Zeitersparnis steht außerdem<br />

e<strong>in</strong>e Funktion zur Verfügung, um zuvor bereits berechnete Stromverteilungen e<strong>in</strong>lesen<br />

zu lassen, sofern es sich um das gleiche Simulationsgitter handelt.<br />

• Es besteht die Möglichkeit, homogene externe Magnetfelder und p<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g-Felder (zum<br />

Beispiel für e<strong>in</strong>en Exchange Bias-Effekt [77,78]) <strong>in</strong> jede beliebige Richtung anzulegen,<br />

was auch konstant oder zeitabhängig geschehen kann.<br />

• Schließlich müssen im Computation-Menü die numerischen Methoden und Parameter<br />

spezifiziert werden, aber auch das gyromagnetische Verhältnis γ, der Dämpfungsparameter<br />

α und die Temperatur T lassen sich an dieser Stelle verändern. Man wählt<br />

zunächst wie <strong>in</strong> den vorherigen Abschnitten angedeutet zwischen e<strong>in</strong>er Energie- oder<br />

Zeit-Relaxation und bestimmt entsprechend die Abbruchbed<strong>in</strong>gungen wie zum Beispiel<br />

das Unterschreiten des zuvor erwähnten Residuals oder e<strong>in</strong>e maximale Anzahl an<br />

Iterationen. Für die Berechnung dynamischer Probleme kann e<strong>in</strong>e Abbruch-Zeit <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Simulation bestimmt werden. In diesem Fall muss auch e<strong>in</strong>er der bereits<br />

angesprochenen vier Integratoren von LLG ausgewählt werden:<br />

• Die Euler-Methode [70] ist die schnellste und zugleich ungenaueste der implementierten<br />

Methoden.<br />

• Die Rotation Matrices-Methode [70] ist zu wählen, wenn die Dämpfung α größer<br />

als 0.5 ist, also bei quasi-statischen Problemen.<br />

• Der kartesische Predictor-Corrector-Integrator [70], e<strong>in</strong> modifizierter<br />

Ham<strong>in</strong>g/predictor corrector, ist der genaueste der vier Integratoren und kommt<br />

bei Problemen mit kle<strong>in</strong>em α (< 0.5) zum E<strong>in</strong>satz.<br />

• Die Gauss-Seidel Projektions-Methode [79] erlaubt e<strong>in</strong>en relativ großen Zeitschritt,<br />

wenn die Zellen nicht zu groß s<strong>in</strong>d. Er empfiehlt sich daher bei sehr fe<strong>in</strong>en numerischen<br />

Gittern.<br />

30


Mikromagnetische Simulationen<br />

In der Simulations-Phase erfolgen die eigentlichen Rechenoperationen. Währenddessen<br />

kann der Benutzer e<strong>in</strong>e graphische Darstellungsart se<strong>in</strong>er simulierten Struktur<br />

auswählen und je nach Rechendauer<br />

des Problems <strong>in</strong> Echtzeit verfolgen.<br />

Desweiteren s<strong>in</strong>d der Fortschritt der<br />

Simulation und das aktuelle Residuum<br />

e<strong>in</strong>sehbar. Externe Felder, die Abbruchbed<strong>in</strong>gungen<br />

und weitere Parameter<br />

lassen sich jederzeit nach Pausieren<br />

des Vorgangs verändern. Nachdem<br />

die Simulations-Phase abgeschlossen<br />

ist, folgt letztlich die Review-<br />

Phase, <strong>in</strong> der die Auswertung der gesammelten<br />

Daten erfolgt. LLG bietet<br />

diverse Möglichkeiten, die Ergebnisse<br />

Abbildung 3.3: Simulationsphase von LLG. Die<br />

e<strong>in</strong>er Simulation zwei- und dreidimensional<br />

im E<strong>in</strong>zelbild und als kont<strong>in</strong>u-<br />

l<strong>in</strong>ke Spalte zeigt den aktuellen Fortschritt der Simulation<br />

an und dient zur Navigation. Das Hauptfenster<br />

zeigt e<strong>in</strong>e farbkodierte Momentaufnahme<br />

ierlichen Film darzustellen. In den so<br />

erzeugten, je nach Umfang der Simulation<br />

relativ speicher<strong>in</strong>tensiven Film-<br />

der Magnetisierung e<strong>in</strong>es Ni 81 Fe 19 -Streifens<br />

dateien s<strong>in</strong>d praktisch alle Informationen des Simulationsvorganges wie zum Beispiel<br />

Magnetisierungs- oder Feldverteilungen (effektives Feld, Demagnetisierungs-Feld etc.) abgespeichert<br />

und im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> wieder abrufbar.<br />

Abbildung 3.4: Review-Phase von LLG. Die Kontrollen zur Navigation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aufgezeichneten<br />

Simulations-Film s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Spalte zu sehen. Das Hauptfenster zeigt<br />

e<strong>in</strong>e 3D-Darstellung der Magnetisierungsverteilung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ni 81 Fe 19 -Streifen.<br />

<strong>31</strong>


Mikromagnetische Simulationen<br />

3.1.4 EMMA - Extendable MicroMagnetic Analyzer<br />

Obwohl LLG über vielfältige Darstellungsmöglichkeiten verfügt, ist es durchaus wünschenswert,<br />

die vom numerischen Rechenapparat von LLG erzeugten Simulationsdaten aus dem<br />

eigentlichen Programm zu extrahieren und mit e<strong>in</strong>er eigenen Software weiterzuverarbeiten.<br />

E<strong>in</strong>er der Gründe hierfür ist, dass LLG im Gegensatz zu OOMMF nicht als Open-Source<br />

code erhältlich ist, weswegen der Benutzer zunächst auf e<strong>in</strong>en bestimmten Funktionsumfang<br />

beschränkt ist, den er nicht ohne weiteres ausbauen kann. Da jedoch alle Rohdaten<br />

wie zum Beispiel die Magnetisierungsverteilungen e<strong>in</strong>er dynamischen Simulation nach deren<br />

Abschluss aus LLG exportiert werden können, besteht die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e kompatible<br />

Sekundär-Software zu benutzen, welche dann beliebig durch zusätzliche Funktionen erweiterbar<br />

ist. Aus diesem Grund wurde das Programm EMMA geschrieben. Es basiert auf der<br />

graphischen Programmierumgebung LabView (Version 8.6) und wurde <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Grundversion<br />

von Helmut Schultheiß 2 entwickelt. Im Rahmen dieser Arbeit wurde EMMA sowohl im<br />

Funktionsumfang als auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kompatibilität zu LLG erweitert.<br />

Der Import-Vorgang von LLG nach LabView funktioniert wie folgt: Zunächst lässt man die<br />

Magnetisierungskonfigurationen oder Feldverteilungen der e<strong>in</strong>zelnen Zeitschritte von LLG<br />

automatisiert abspeichern. Es wird hierbei jeweils e<strong>in</strong>e Textdatei pro Zeitschritt und kartesischer<br />

Komponente erzeugt. In den Dateien bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> zweidimensionales Array, welches<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Lage des Probenvolumens <strong>in</strong> z-Richtung repräsentiert. Die Zahlenwerte <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Arrays s<strong>in</strong>d die Richtungscos<strong>in</strong>us, also das Verhältnis der jeweiligen Komponente zur<br />

Sättigungsmagnetisierung oder zum Betrag des entsprechenden Feldvektors. Im Anschluss<br />

wird <strong>in</strong> EMMA e<strong>in</strong>e Import-Rout<strong>in</strong>e gestartet, die die Dateien wiederum von der Festplatte<br />

e<strong>in</strong>lesen muss; e<strong>in</strong>e direkte Schnittstelle zwischen den beiden Programmen existiert nicht.<br />

Um die Zugriffszeit zu verr<strong>in</strong>gern wandelt EMMA die Daten zudem vom *.txt-Format <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

b<strong>in</strong>äres byte-stream-Format um.<br />

Nachdem der Import-Vorgang abgeschlossen ist, können die Simulationsdaten vom Programm<br />

dargestellt werden. Abbildung 3.5 zeigt e<strong>in</strong>en Teil der graphischen Benutzeroberfläche<br />

von EMMA. Ganz l<strong>in</strong>ks im Bild ist e<strong>in</strong> Schieberegler zu sehen, mit dem der gewünschte<br />

Zeitschritt ausgewählt werden kann, die nächste Spalte zeigt farbkodierte Momentaufnahmen<br />

dieses Zeitschritts, aufgeschlüsselt nach Komponenten. Mit e<strong>in</strong>em Cursor bestimmt man nun<br />

e<strong>in</strong>e Position im simulierten Probenvolumen, deren zeitliche Entwicklung dann automatisch<br />

<strong>in</strong> der dritten Spalte angezeigt wird.<br />

E<strong>in</strong>e Betrachtung der Magnetisierung <strong>in</strong> der Zeitdomäne liefert zunächst ke<strong>in</strong>e Information<br />

über das Spektrum eventuell existierender Sp<strong>in</strong>wellen <strong>in</strong> der Probe. Deshalb muss die<br />

2 Doktorand <strong>in</strong> der AG Hillebrands<br />

32


Mikromagnetische Simulationen<br />

Abbildung 3.5: Vergrößerter Ausschnitt von EMMA. Spalte 2 zeigt die farbkodierte Konfiguration<br />

des ausgewählten Zeitschritts für die drei kartesischen Komponenten der Magnetisierung, Spalte 3<br />

die zeitliche Entwicklung der <strong>in</strong> Spalte 2 per Cursor ausgewählten Position. Die rechte Spalte stellt<br />

die FFTs dieser zeitlichen Entwicklungen dar.<br />

gespeicherte Information M(r, t) erst durch e<strong>in</strong>e Fourier-Transformation [80]<br />

∫<br />

S i (r i , ω) = M i (r i , t) · exp iωt dt (3.7)<br />

<strong>in</strong> die Frequenzdomäne überführt werden. EMMA berechnet diese Operation mit Hilfe e<strong>in</strong>er<br />

Fast Fourier-Transformation (im Folgenden FFT abgekürzt) und stellt das entsprechende<br />

Frequenzspektrum nach Auswahl e<strong>in</strong>er Cursor-Position <strong>in</strong> der vierten Spalte dar. Um e<strong>in</strong>e<br />

akzeptable spektrale Auflösung zu erreichen, muss bei der Simulation darauf geachtet werden,<br />

dass die Zeit, <strong>in</strong> der dynamische Prozesse stattf<strong>in</strong>den, h<strong>in</strong>reichend lang ist. Bei der Fast<br />

Fourier-Transformation ist die Frequenzauflösung nämlich durch den Ausdruck ∆f = 1/T<br />

bestimmt, wobei T die Erfassungszeit ist. Etwa 10 ns Simulationszeit (∆f = 0, 1 GHz) s<strong>in</strong>d<br />

hier e<strong>in</strong> angemessener Wert. Wird die Fourier-Transformation nicht nur lokal ausgeführt,<br />

sondern für jede e<strong>in</strong>zelne Zelle des Probenvolumens, so kann man mit Hilfe der gesammelten<br />

Spektren räumlich aufgelöste Modenprofile erstellen, die Aussagen über Quantisierungen von<br />

Moden u.ä. liefern können.<br />

33


Mikromagnetische Simulationen<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

150<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000<br />

X-Position [nm]<br />

y s<br />

M / M<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

-0,10<br />

-0,20<br />

-0,30<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Simulationszeit [ns]<br />

FFT<br />

Intensität [bel. E<strong>in</strong>heiten]<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

Frequenz [GHz]<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

150<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000<br />

X-Position [nm]<br />

Abbildung 3.6: Schematische Darstellung der Erzeugung e<strong>in</strong>er Frequenzkarte, die die räumlich aufgelöste<br />

Intensitätsverteilung e<strong>in</strong>es bestimmten Frequenzbandes repräsentiert. Man betrachtet zunächst<br />

die zeitliche Entwicklung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Pixel des Probenvolumens. Dieser ist äquivalent zu e<strong>in</strong>er<br />

entsprechenden Zelle <strong>in</strong> der vorangegangenen mikro<strong>magnetischen</strong> Simulation. Unterzieht man<br />

diese Entwicklung e<strong>in</strong>er FFT, so erhält man e<strong>in</strong> entsprechendes Intensitätsspektrum, aus dem e<strong>in</strong><br />

Frequenzband zur näheren Betrachtung herausgeschnitten werden kann. Wiederholt man diesen<br />

Vorgang für jeden Pixel der Karte und stellt die entsprechenden Intensitäten <strong>in</strong> Relation zue<strong>in</strong>ander,<br />

entsteht e<strong>in</strong>e ortsaufgelöste Karte des ausgewählten Frequenzbereichs. In diesem Fall erkennt<br />

man deutlich den Knoten im Modenprofil senkrecht zur langen Achse des Streifens.<br />

Damit solche Frequenzkarten nicht bei jedem Aufruf neu berechnet werden müssen, kann EM-<br />

MA die FFT -Spektren aller Pixel des Probenvolumens berechnen und für späteren Zugriff<br />

auf der Festplatte speichern. Dabei hat der Benutzer die Wahl, ob er die Magnetisierungsdynamik<br />

se<strong>in</strong>er Probe über die gesamte Simulationszeit Fourier-transformieren will oder nur<br />

über e<strong>in</strong>en bestimmten Ausschnitt. Auf diese Weise können unerwünschte Ereignisse wie zum<br />

Beispiel gepulste Anregungen von den Betrachtungen ausgeschlossen und nur die Antwort<br />

des <strong>magnetischen</strong> Systems berücksichtigt werden. In den lokalen FFT-Graphen (Abb. 3.5,<br />

Spalte 4) bef<strong>in</strong>den sich Cursor, mit denen das gewünschte Frequenzband ausgewählt werden<br />

kann. Abbildung 3.7 zeigt, wie die zu diesem Band gehörigen Frequenzkarten <strong>in</strong> EMMA dargestellt<br />

werden. Neben den räumlichen Intensitätsverteilungen <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Spalte stellt das<br />

Programm zudem noch die Phasen<strong>in</strong>formation, die es während der Durchführung der FFT<br />

erhält, farbkodiert dar. So lassen sich u.a. Aussagen über den Propagationscharakter e<strong>in</strong>er<br />

Sp<strong>in</strong>welle treffen, da zum Beispiel stehende Wellen im Gegensatz zu propagierenden Wellen<br />

e<strong>in</strong>e räumlich konstante Phase besitzen.<br />

Da es wünschenswert ist, schnell e<strong>in</strong>en möglichst aussagekräftigen E<strong>in</strong>druck von der Dynamik<br />

e<strong>in</strong>es Systems zu bekommen, existiert <strong>in</strong> EMMA e<strong>in</strong> Unterprogramm, das die zeitliche<br />

34


Mikromagnetische Simulationen<br />

Entwicklung von Schnitten durch die Magnetisierung entlang der x- und y-Achse darstellen<br />

kann. Die Auswahl der Position auf dem Probenvolumen, an der sich die beiden Schnitte<br />

kreuzen, f<strong>in</strong>det mittels des Cursors <strong>in</strong> Abbildung 3.5, Spalte 2 statt. Bei Aufruf des Zeitentwicklungsfensters<br />

stellt EMMA die benötigten Daten aus den Dateien aller Zeitschritte<br />

zusammen und br<strong>in</strong>gt sie auf die <strong>in</strong> Abbildung 3.8 beschriebene Weise für alle drei Komponenten<br />

<strong>in</strong> die Form e<strong>in</strong>es Zeitentwicklungsgraphen (siehe Abb. 3.8). Neben dem ersten<br />

Gesamte<strong>in</strong>druck, den der Benutzer durch diese Darstellung erhält, lassen sich auch die relevanten<br />

Größen e<strong>in</strong>er propagierenden Sp<strong>in</strong>welle wie zum Beispiel die Wellenlänge, Phasenbzw.<br />

Gruppengeschw<strong>in</strong>digkeit und die Amplitude schnell bestimmen. Dies geschieht mittels<br />

Vermessen der Steigung e<strong>in</strong>er Geraden entlang sich bewegender Phasenfronten (Geschw<strong>in</strong>digkeit)<br />

oder durch direktes Ausmessen der Wellenlänge zu e<strong>in</strong>er bestimmten Zeit, das heißt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er farbkodierten Spalte des Zeitentwicklungsgraphen.<br />

Abbildung 3.7: Vergrößerter Ausschnitt der Frequenzkarten-Sektion von EMMA. Die l<strong>in</strong>ke<br />

Spalte zeigt die ortsaufgelösten Amplituden des ausgewählten Frequenzbandes für die x-,yund<br />

z-Komponente. Mit Hilfe der rechten Spalte können Phasen(sprünge) mit räumlicher<br />

Auflösung untersucht werden.<br />

35


Mikromagnetische Simulationen<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

150<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000<br />

X-Position [nm]<br />

y<br />

x<br />

a)<br />

d)<br />

Y-Position [nm]<br />

3500<br />

2500<br />

1500<br />

M / M<br />

3500<br />

y s<br />

0,040<br />

0,020<br />

0,000<br />

-0,020<br />

x<br />

900 1500 2100 2700 3300<br />

X-Position [nm]<br />

y s<br />

M / M<br />

0,020<br />

0,010<br />

0,000<br />

-0,010<br />

-0,020<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

y<br />

b)<br />

500<br />

0,0 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0<br />

Zeit [ns]<br />

Y-Position [nm]<br />

2500<br />

1500<br />

Y-Position [nm]<br />

200<br />

100<br />

c)<br />

500<br />

0,0 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0<br />

Zeit [ns]<br />

0<br />

0,0 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0<br />

Zeit [ns]<br />

Abbildung 3.8: Schematische Darstellung der Erzeugung e<strong>in</strong>es Zeitentwicklungsgraphen<br />

durch EMMA. Entlang der L<strong>in</strong>ien des Cursors werden für jeden Zeitschritt Schnitte <strong>in</strong><br />

x- und y-Richtung extrahiert (a,b), anschließend farbkodiert und als Spalten <strong>in</strong> chronologischer<br />

Reihenfolge h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander aufgetragen (c). Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>e anschauliche<br />

Darstellung des dynamischen Verhaltens der Magnetisierung entlang der Schnitte wie <strong>in</strong><br />

(d) am Beispiel zweier vom Zentrum des Streifens (x = 2000 nm) fortlaufender Sp<strong>in</strong>wellen-<br />

Pulse demonstriert. Anhand der Steigung der e<strong>in</strong>gezeichneten Geraden lassen sich die Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

der Phasenfronten bzw. die Gruppengeschw<strong>in</strong>digkeit der E<strong>in</strong>hüllenden der<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Pulse ablesen.<br />

Mikromagnetische Simulationen erlauben detaillierte E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das Magnetisierungsverhalten.<br />

Allen zu diesem Zweck benutzten Programmen ist geme<strong>in</strong>, dass für diskretisierte<br />

Zellen die LLG-Gleichung gelöst wird. Der Umfang der implementierten Funktionen sowie<br />

die Flexibilität bezüglich Erweiterungen des ursprünglichen Codes variieren dabei von Programm<br />

zu Programm. Wesentliche Vorteile mikromagnetischer Simulationen s<strong>in</strong>d der Zugang<br />

zu sämtlichen zu untersuchenden Daten, was im Experiment schwierig bis unmöglich<br />

ist, und die e<strong>in</strong>fache Generierung der Simulationsdaten. Es wird ke<strong>in</strong> aufwändiger Messaufbau<br />

benötigt, e<strong>in</strong> vergleichsweise leistungsstarker Computer genügt bereits. Dennoch ist e<strong>in</strong>e<br />

Simulation immer nur e<strong>in</strong>e Modellierung der Realität mit entsprechenden E<strong>in</strong>schränkungen,<br />

was sich auch <strong>in</strong> der Vielzahl erhältlicher (Spezial-)Programme zeigt und weswegen sie die<br />

experimentelle Überprüfung nicht ersetzen kann.<br />

36


Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

3.2 Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

Die Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie (BLS) ist neben Ferromagnetischer Resonanz (FMR),<br />

Neutronenstreuung und zeitaufgelösten Verfahren auf Basis des magneto-optischen Kerrbzw.<br />

Faradayeffekts e<strong>in</strong>e bewährte Methode zur Untersuchung magnonischer, aber auch phononischer<br />

Anregungen <strong>in</strong> (<strong>magnetischen</strong>) Festkörpern [81–83]. Ihr E<strong>in</strong>satzgebiet ist die Spektroskopie<br />

dipolarer Sp<strong>in</strong>wellen im Zentrum der Brillou<strong>in</strong>-Zone mit Wellenvektoren k bis zu<br />

10 5 cm −1 .<br />

3.2.1 Magnonenstreuung<br />

Die Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie basiert auf der <strong>in</strong>elastischen Streuung monochromatischen<br />

Lichts an den elementaren Sp<strong>in</strong>wellen-Anregungen im Festkörper. Im Teilchenbild<br />

bedeutet dies, dass Photonen als Quanten des elektro<strong>magnetischen</strong> Feldes mit den Quasiteilchen<br />

der kollektiven Sp<strong>in</strong>anregung, den Magnonen, wechselwirken. Bei völliger Translationsund<br />

Zeit<strong>in</strong>varianz bleiben während e<strong>in</strong>es solchen Prozesses Impuls und Energie des Gesamtsystems<br />

erhalten. Es gilt:<br />

¯hk g = ¯hk e ± ¯hk Impulserhaltung (3.8)<br />

¯hω g = ¯hω e ± ¯hΩ Energieerhaltung (3.9)<br />

wobei k e und k g die Wellenvektoren bzw. ω e und ω g die Frequenzen des e<strong>in</strong>fallenden und<br />

des gestreuten Photons darstellen. k und Ω s<strong>in</strong>d die entsprechenden Größen des beteiligten<br />

Magnons. Wie <strong>in</strong> Abbildung 3.9 dargestellt, können Magnonen <strong>in</strong>folge des Streuprozesses<br />

sowohl erzeugt als auch vernichtet werden, wobei die Magnonenerzeugung und der<br />

damit verbundene Energieverlust des Photons (M<strong>in</strong>uszeichen <strong>in</strong> den Gleichungen 3.8 und<br />

3.9) als Stokes-Prozess und die Vernichtung e<strong>in</strong>es Magnons mit Energieübertrag auf das<br />

Photon (Pluszeichen) als anti-Stokes-Prozess bezeichnet werden. Im klassischen Bild kann<br />

der Prozess der Magnonenstreuung auch als Bragg-Streuung aufgefasst werden. Dabei erzeugt<br />

die dynamische Komponente der Magnetisierung e<strong>in</strong> sich bewegendes Phasengitter <strong>in</strong><br />

der elektrischen Suszeptibilität. Das Gitter besitzt dabei den gleichen Wellenvektor k und<br />

die Propagationsgeschw<strong>in</strong>digkeit v wie die Sp<strong>in</strong>welle mit<br />

v = (Ω/k 2 ) · k (3.10)<br />

37


Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

Abbildung 3.9: Erzeugung bzw. Vernichtung e<strong>in</strong>es Magnons (rot) der Frequenz<br />

Ω durch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fallendes Photon (grün) der Frequenz ω e (aus [Ref.]).<br />

Die Photon-Magnon-Wechselwirkung kann deshalb auch als Bragg-Reflexion von Dopplerverschobenem<br />

Licht mit der Frequenz<br />

ω g = ω e − k · v (3.11)<br />

an eben diesem propagierenden Phasengitter verstanden werden. Der Wellenvektor des Magnons<br />

k stellt hierbei den aus der Festkörperphysik bekannten reziproken Gittervektor G<br />

der Bragg-Bed<strong>in</strong>gung [84]<br />

G = k = k e − k g (3.12)<br />

dar, über die man wiederum die Gleichungen (3.8) und (3.9) erhält.<br />

Energie und Impuls e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>welle s<strong>in</strong>d demnach bestimmbar, wenn die Frequenz und der<br />

Wellenvektor von e<strong>in</strong>fallendem und gestreutem Licht bekannt s<strong>in</strong>d. Da jedoch bei der Streuung<br />

an dünnen Schichten die Translations<strong>in</strong>varianz <strong>in</strong> der Richtung senkrecht zur Schichtebene<br />

gebrochen wird, behält die Impulserhaltung nur noch parallel zur Schicht ihre Gültigkeit.<br />

Gleichung (3.8) ist deshalb mittels e<strong>in</strong>er Projektion des Wellenvektors auf die Ebene, das<br />

heißt auf die Komponente k ‖ , zu modifizieren. Kann nun der E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel θ, unter dem die<br />

Photonen auf die Schichtebene treffen, genau genug def<strong>in</strong>iert werden, erlaubt dies mittels<br />

der Relation<br />

k ‖ = k e s<strong>in</strong>(θ) (3.13)<br />

die Implementierung e<strong>in</strong>er Wellenvektor-selektiven Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuung.<br />

Abbildung 3.10 stellt die beiden im Experiment üblichen Streugeometrien dar. Bei der sogenannten<br />

Vorwärts-Streuung (Abb. 3.10(a)) wird das vom Laser kommende Licht auf e<strong>in</strong>er<br />

transparenten Probe fokussiert und nach dem Durchgang durch das magnetische Medium<br />

mit e<strong>in</strong>em Objektiv aufgesammelt. In dieser Anordnung ist aufgrund der Impulserhaltung<br />

bei gewöhnlichen Streuw<strong>in</strong>keln nur die Detektion solcher Anregungen möglich, deren Wellen-<br />

38


Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

Abbildung 3.10: Skizze der BLS-Streugeometrien. (a) zeigt die Vorwärts-Streuung, die<br />

nur für transparente Proben anwendbar ist. Ihr entscheidender Nachteil gegenüber der<br />

Rückwärts-Streuung <strong>in</strong> (b) ist, dass bei gewöhnlichen Ausfallw<strong>in</strong>keln 0 ◦ ≤ θ ≤90 ◦ der<br />

maximal übertragbare Wellenvektor ∆k max nur halb so groß ist.<br />

vektor nicht größer als der des e<strong>in</strong>fallen Photons ist. Für die Untersuchung nichttransparenter<br />

Materialien oder Anregungen mit größeren Wellenvektoren benutzt man die Rückwärts-<br />

Streugeometrie (Abb. 3.10(b)), welche im Rahmen dieser Arbeit ausschließlich verwendet<br />

wurde. Ist der E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel θ ≈ 90 ◦ , das heißt bei streifendem E<strong>in</strong>fall des Lichts auf die<br />

Probe, ist <strong>in</strong> dieser Geometrie maximal der doppelte Wellenvektor des Photons übertragbar.<br />

Der zugängliche Wellenvektorbereich erweitert sich so bei der verwendeten Wellenlänge des<br />

Lasers (532 nm) auf k max ≃ 2, 36 · 10 5 cm −1 . Um die <strong>in</strong> der Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreumikroskopie<br />

(µBLS) geforderte hohe Ortsauflösung zu erreichen, wird das gestreute Licht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em relativ<br />

großen W<strong>in</strong>kelbereich durch e<strong>in</strong> Mikroskopobjektiv e<strong>in</strong>gefangen. Die numerische Apertur des<br />

Abbildung 3.11: Vergleich der Objektive e<strong>in</strong>es herkömmlichen BLS-Aufbaus (l<strong>in</strong>ks) und<br />

des Mikro-BLS-Setups (rechts). Die wesentlich stärkere Fokussierung des BLS-Mikroskop-<br />

Objektivs ermöglicht e<strong>in</strong>e höhere Ortsauflösung. Allerd<strong>in</strong>gs gelangt das <strong>in</strong>elastisch gestreute<br />

Licht aufgrund der hohen numerischen Apertur und des ger<strong>in</strong>gen Arbeitsabstandes aus<br />

e<strong>in</strong>em großen Raumw<strong>in</strong>kel heraus <strong>in</strong> das Objektiv und verr<strong>in</strong>gert so die Wellenvektorselektivität<br />

(aus [44]).<br />

39


Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

verwendeten Objektivs beträgt 0,75, woraus sich e<strong>in</strong> Öffnungsw<strong>in</strong>kel des fokussierten Strahls<br />

von α = arcs<strong>in</strong>(0, 75) = 49 ◦ ergibt. Durch die Verwendung e<strong>in</strong>es solchen Objektivs wird über<br />

e<strong>in</strong>en großen Wellenvektorbereich <strong>in</strong>tegriert, das Auflösungsvermögen bezüglich des Lichtwellenvektors<br />

verr<strong>in</strong>gert sich also zugunsten e<strong>in</strong>es besseren räumlichen Auflösungsvermögens,<br />

das im verwendeten Aufbau 250 nm beträgt.<br />

Sollen im Experiment auch thermisch angeregte Sp<strong>in</strong>wellen gemessen werden, stellt der sehr<br />

kle<strong>in</strong>e Streuquerschnitt der Photon-Magnon-Streuung e<strong>in</strong>e wesentliche Herausforderung dar.<br />

E<strong>in</strong>e kurze Beispielrechnung soll dies verdeutlichen: Bei e<strong>in</strong>er Laserleistung von 100 mW treffen<br />

pro Stunde 10 21 Photonen auf die Probe. Bei der Messung thermischer Sp<strong>in</strong>wellen liegt<br />

das magnonische Signal am Photodetektor bei guter Justage des Aufbaus und Ni 81 Fe 19 als<br />

zu messendem Material bei etwa 10 3 bis 10 5 Photonen pro Stunde, wobei es sich hier um die<br />

über das Spektrum <strong>in</strong>tegrierte Intensität handelt. Aus diesem Zahlenbeispiel wird ersichtlich,<br />

wie wichtig e<strong>in</strong> frequenzselektierendes Element mit gutem Kontrast wie das im nächsten<br />

Abschnitt vorgestellte Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer für die Experimente ist.<br />

3.2.2 Das Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer<br />

Die Frequenzauflösung wird im verwendeten Versuchsaufbau durch e<strong>in</strong> Tandem-Fabry-Pérot-<br />

Interferometer von John R. Sandercock [85,86] realisiert. E<strong>in</strong> Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer<br />

besteht aus zwei Fabry-Pérot-Interferometern (FPI), die zur weiteren Verbesserung des<br />

Kontrasts mehrfach durchlaufen werden. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes FPI oder Etalon besteht aus e<strong>in</strong>em<br />

Paar planparalleler Glasplatten, deren e<strong>in</strong>ander zugewandte Flächen mit e<strong>in</strong>er hochreflektierenden<br />

Schicht ausgestattet s<strong>in</strong>d und welche Licht gemäß der Transmissionsfunktion<br />

T = T 0 ·<br />

1<br />

1 + F s<strong>in</strong> 2 (∆φ/2)<br />

(3.14)<br />

passieren lassen [84]. F bezeichnet hierbei die F<strong>in</strong>esse des Etalons als e<strong>in</strong> Maß für den<br />

Kontrast. Der Wegunterschied der am zweiten Spiegel <strong>in</strong>terferierenden Strahlen hängt über<br />

∆s = n · 2d, n ∈ N (3.15)<br />

vom Spiegelabstand d ab, sodass sich über die Phasendifferenz zweier benachbarter Strahlen<br />

(n=1)<br />

∆φ = 4πd<br />

λ<br />

(3.16)<br />

die Bed<strong>in</strong>gung für maximale Transmission (∆φ=m·2π) e<strong>in</strong>es FPI zu 2d = mλ ergibt. Die<br />

transmittierten Wellenlängen können also alle<strong>in</strong> durch den Plattenabstand geregelt werden.<br />

Als freier Spektralbereich (FSR) wird der Abstand zweier solcher Maxima bezeichnet. Der<br />

40


Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

Abbildung 3.12: Aufbau des Tandem-Fabry-Pérot-Interferometers (TFPI). Die beiden<br />

Interferometer FPI 1 und FPI 2 s<strong>in</strong>d im W<strong>in</strong>kel α zue<strong>in</strong>ander angeordnet. Das gestreute<br />

Licht von der Probe muss jedes Interferometer jeweils dreimal durchlaufen, bevor die<br />

Photonenzahl von e<strong>in</strong>em Photodetektor gemessen wird (aus [44]).<br />

FSR kann für den longitud<strong>in</strong>alen Modenabstand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Resonator durch<br />

F SR [GHz] = c<br />

2d ≈ 150<br />

d [mm]<br />

(3.17)<br />

abgeschätzt werden (c ist die Lichtgeschw<strong>in</strong>digkeit). Die F<strong>in</strong>esse ergibt sich aus dem Verhältnis<br />

zwischen dem FSR ∆λ und der vollen Halbwertsbreite der Transmissionsmaxima<br />

∂λ:<br />

F = ∆λ<br />

∂λ<br />

und ist e<strong>in</strong> Maß für die Güte des Interferometers.<br />

(3.18)<br />

E<strong>in</strong> Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer wie es <strong>in</strong> den Abbildungen 3.12 und 3.14 dargestellt<br />

ist, wird benötigt, da bei e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Fabry-Pérot-Interferometer durch die Periodizität<br />

der Transmissionsfunktion 3.14 die Frequenzverschiebung des <strong>in</strong>elastisch gestreuten Lichts<br />

nicht e<strong>in</strong>deutig zu bestimmen ist. Das gemessene Spektrum wiederholt sich <strong>in</strong> Abständen<br />

des freien Spektralbereichs. Abbildung 3.13(a) zeigt die von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Fabry-Pérot-<br />

Interferometer transmittierte Intensität als Funktion des Spiegelabstandes d. Dabei s<strong>in</strong>d die<br />

n-te Ordnung (rot) sowie deren benachbarte Ordnungen n+1 und n-1 (blau) dargestellt. Jede<br />

Ordnung weist durch Sp<strong>in</strong>wellen verursachte frequenzverschobene Peaks auf. Sie besitzen<br />

normalerweise e<strong>in</strong>e viel ger<strong>in</strong>gere Intensität als der Referenzpeak und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Abbildung<br />

übertrieben dargestellt. Wird e<strong>in</strong> Sp<strong>in</strong>wellensignal beobachtet, ist nicht klar, ob es sich hier-<br />

41


Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

bei um das anti-Stokes-Signal e<strong>in</strong>er niedrigeren Ordnung oder um das Stokes-Signal e<strong>in</strong>er<br />

höheren Ordnung handelt. Die Zuordnung e<strong>in</strong>es beobachteten Signals zu e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>wellenfrequenz<br />

ist nicht e<strong>in</strong>deutig. Im Tandem-FPI wird das Licht deshalb nach dem Durchlaufen<br />

des ersten Etalons über e<strong>in</strong>en Spiegel auf e<strong>in</strong> zweites Etalon umgelenkt, welches um den<br />

W<strong>in</strong>kel α gegen das erste verkippt ist (s. Abbildung 3.12). Die l<strong>in</strong>ken Spiegel der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Etalons s<strong>in</strong>d dabei starr mit dem optischen Tisch verbunden, während die rechten Spiegel<br />

sowie der Umlenkspiegel auf e<strong>in</strong>er beweglichen Translationsbühne montiert s<strong>in</strong>d. Während<br />

des Scannens wird diese Bühne kont<strong>in</strong>uierlich h<strong>in</strong>- und herbewegt, um so die Spiegelabstände<br />

zu variieren, die Transmissionswellenlänge zu verändern und e<strong>in</strong> Spektrum aufnehmen zu<br />

können.<br />

Transmissionsordnung n-1 Transmissionsordnung n Transmissionsordnung n+1<br />

FPI 1<br />

a)<br />

FPI 2<br />

b)<br />

TFPI<br />

Referenzsignal<br />

c)<br />

Transmission<br />

Unterdrückung<br />

magnonisches Signal<br />

Spiegelposition d 1<br />

Abbildung 3.13: Transmissionsfunktionen für die beiden Fabry-Pérot-Interferometer 1<br />

und 2 sowie für deren Komb<strong>in</strong>ation im TFPI. Bei der n-ten Transmissionsordnung s<strong>in</strong>d<br />

beide Etalons zugleich <strong>in</strong> Transmission. Dieser Zustand kann durch alle<strong>in</strong>ige Translation<br />

e<strong>in</strong>es Spiegels von FPI 2 immer erreicht werden. Bei den anderen Transmissionsordnungen<br />

s<strong>in</strong>d die beiden Etalons aufgrund der Aufstellung im W<strong>in</strong>kel α nicht mehr gleichzeitig <strong>in</strong><br />

Transmission, was zur Auslöschung der höheren Ordnungen im Tandem-Aufbau führt. Die<br />

im Vergleich zu den Referenzpeaks w<strong>in</strong>zigen, durch Sp<strong>in</strong>wellen verursachten Transmissionspeaks<br />

s<strong>in</strong>d stark vergrößert dargestellt (aus [44]).<br />

42


Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

Die Spiegelabstände stehen im Verhältnis L 2 = L 1 · cos(α) + d z zue<strong>in</strong>ander (vgl. Abbildung<br />

3.12). Der Spiegelabstand des zweiten Etalons relativ zum ersten lässt sich über piezoelektrische<br />

Aktuatoren um e<strong>in</strong>e konstante Versetzung von d z justieren und garantiert so, dass die<br />

n-te Transmissionsordnung des FPI 1 auch gleichzeitig von FPI 2 durchgelassen wird. Dabei<br />

ist der FSR des zweiten Etalons stets größer als der von Etalon 1 (s. Abbildung 3.13(a) und<br />

(b)). Soll das gestreute Licht nun beide Etalons passieren, muss die Transmissionsbed<strong>in</strong>gung<br />

(3.14) simultan für beide Spiegelabstände erfüllt se<strong>in</strong>. Im Spektrum zeigt sich e<strong>in</strong> zentrales<br />

Maximum und deutlich schwächere Nebenmaxima, weil die höheren Ordnungen bei FPI 2<br />

nicht mehr simultan zu FPI 1 auftreten. Da die Transmissionsfunktion des TFPI aus dem<br />

Produkt der beiden E<strong>in</strong>zeltransmissionen hervorgeht, werden diese “ghost-peaks” dadurch<br />

um e<strong>in</strong>en Faktor von bis zu 10 6 unterdrückt [87]. Entsprechend wird selbst e<strong>in</strong> schwaches<br />

Sp<strong>in</strong>wellensignal der n-ten Ordnung vollständig vom TFPI transmittiert, während die L<strong>in</strong>ien<br />

der höheren Ordnungen ausgelöscht werden. Das TFPI erlaubt somit die e<strong>in</strong>deutige Zuordnung<br />

e<strong>in</strong>es frequenzverschobenen Sp<strong>in</strong>wellensignals zur n-ten Ordnung.<br />

Wie bereits erwähnt durchläuft das Licht die Spiegelpaare <strong>in</strong>sgesamt sechs Mal (vgl. Abbildung<br />

3.12), bevor es über e<strong>in</strong> Prisma durch e<strong>in</strong>en weiteren räumlichen Filter auf den<br />

Photodetektor umgelenkt wird. Auf diese Weise wird e<strong>in</strong> hoher Kontrast sowie e<strong>in</strong>e gute<br />

F<strong>in</strong>esse von F = 110 ± 2, 4 erreicht [88]. Da die F<strong>in</strong>esse konstant ist, wird das spektrale<br />

Auflösungsvermögen bei größer werdendem Spiegelabstand besser, während gleichzeitig<br />

nach Gleichung 3.17 der freie Spektralbereich kle<strong>in</strong>er wird. Es ist also bei jeder Messung<br />

e<strong>in</strong> gegenseitiges Abwägen von verfügbarem Frequenzbereich gegen die spektrale Auflösung<br />

nötig. Der theoretisch erreichbare FSR des Aufbaus beträgt weit über 1 THz.<br />

Die Bestimmung der Frequenzen geschieht über die Erfassung des relativen Spiegelabstands,<br />

der l<strong>in</strong>ear mit der Frequenzverschiebung des transmittierten Lichts zusammenhängt. Der<br />

Spiegelabstand selbst zeigt wiederum e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Abhängigkeit von der an den Piezokristallen<br />

anliegenden Spannung.<br />

Zur thermischen Stabilisierung erfolgt zudem e<strong>in</strong>e kapazitive Messung des Spiegelabstands,<br />

welcher währenddessen über e<strong>in</strong>en Feedback-Mechanismus automatisch korrigiert wird. Zudem<br />

ist das gesamte Spektrometer auf e<strong>in</strong>er aktiven Stabilisierungsbühne gelagert.<br />

Die Langzeitstabilisierung und Steuerung des Interferometers sowie die Datenerfassung wurde<br />

durch e<strong>in</strong> <strong>in</strong> LabView geschriebenes Programm names TFPDAS4 3 , durchgeführt. Es<br />

handelt sich hierbei um e<strong>in</strong>e durch H. Schultheiß verbesserte Version des von B. Hillebrands<br />

entwickelten TFPDAS3 [86]. Dieses Programm ermöglicht neben der Steuerung und aktiven<br />

Stabilisierung des Interferometers die komplette Datenaquisition sowie über e<strong>in</strong>e Bilderkennung<br />

e<strong>in</strong>e aktive Stabilisierung der zu untersuchenden Probe <strong>in</strong> x- und y-Richtung.<br />

3 Tandem-Fabry-Pérot Data Acquisition System<br />

43


Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

3.2.3 Das Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreumikroskop<br />

Abbildung 3.14 zeigt e<strong>in</strong>e schematische Übersicht des BLS-Mikroskops. Der verwendete Laser<br />

ist e<strong>in</strong> frequenzverdoppelter (Nd:YVO)-Festkörperlaser mit e<strong>in</strong>er Wellenlänge von 532 nm.<br />

Das Laserlicht wird zunächst durch e<strong>in</strong> Teleskop aufgeweitet, e<strong>in</strong>e anschließende Blende lässt<br />

nur den zentralen, homogenen Teil des Strahls mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von ca. 3 mm passieren.<br />

Der Strahl wird nun über Spiegel auf zwei polarisierende Strahlteilerwürfel gelenkt. Der<br />

erste Strahlteilerwürfel dient der Verbesserung der Polarisation des im Laser bereits vorpolarisierten<br />

Lichts sowie der Ausrichtung auf den zweiten Strahlteilerwürfel. Das unmittelbar<br />

h<strong>in</strong>ter dem Laser bef<strong>in</strong>dliche λ/2-Element ist hierfür nicht h<strong>in</strong>reichend genau, zumal die<br />

Polarisation beim Umlenken über die erwähnten Spiegel noch ger<strong>in</strong>gfügig geändert werden<br />

kann. Der zweite Würfel lenkt den Laserstrahl auf das direkt darunter liegende Mikroskop-<br />

Objektiv, welches e<strong>in</strong>en Arbeitsabstand von 4 mm zur Probe hat. Bei der Justage ist neben<br />

e<strong>in</strong>er Zentrierung des Strahls zur möglichst gleichmäßigen Ausleuchtung des Objektivs auch<br />

der E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel gegenüber der Kristallachse der Würfel wichtig. Das Ext<strong>in</strong>ktionsverhältnis<br />

der Polarisatoren s<strong>in</strong>kt nämlich stark ab, falls das Licht nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>kel von 45 ◦ auf die<br />

Grenzfläche im Würfel trifft. Durch das Mikroskopobjektiv wird das polarisierte Licht auf<br />

die Probe fokussiert und am <strong>magnetischen</strong> Material gestreut, wobei durch Wechselwirkung<br />

mit dem <strong>magnetischen</strong> Medium die Polarisation der an Magnonen gestreuten Photonen um<br />

90 ◦ gedreht wird [89]. Dadurch f<strong>in</strong>det auf dem Rückweg durch den zweiten Strahlteilerwürfel<br />

bereits e<strong>in</strong>e Trennung des an Magnonen gestreuten Lichts von dem Licht statt, welches zum<br />

Beispiel an Phononen gestreut wurde, da nur das Licht, dessen Polarisation durch Streuung<br />

an Magnonen gedreht wurde, den Strahlteilerwürfel ungeh<strong>in</strong>dert passieren kann. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist selbst bei guter Justage und Polarisierung die Intensität des elastisch an der Probe gestreuten<br />

Lichts, welches dennoch durch die nicht 100prozentig polarisierenden Strahlteilerwürfel<br />

gelangt, wesentlich größer als die des <strong>in</strong>elastisch gestreuten.<br />

Bevor das gestreute Licht <strong>in</strong> das Interferometer e<strong>in</strong>tritt, passiert es e<strong>in</strong> System zweier Klappen,<br />

den sogenannten double shutter, die abwechselnd geöffnet und geschlossen werden. Der<br />

Grund hierfür ist folgender: Als Frequenznormal des Interferometers wird e<strong>in</strong> Referenzstrahl<br />

konstanter Intensität benötigt. Dazu wird e<strong>in</strong> Teil der Intensität des direkt aus dem Laser<br />

kommenden Strahls auf e<strong>in</strong>en zweiten E<strong>in</strong>gang des double shutters gelenkt, wo es auf e<strong>in</strong>en<br />

Diffusor trifft. Im Gegensatz zum elastisch gestreuten Licht des Probenstrahls ist die Intensität<br />

des Referenzstrahls ger<strong>in</strong>g genug, um den Photodetektor nicht zu beschädigen.<br />

Während der Zeitspanne, <strong>in</strong> der das Interferometer Licht der zentralen Ordnung oder der<br />

ersten Nebenmaxima passieren lässt, versperrt der double shutter den Weg des elastisch<br />

gestreuten Lichts, da dieses den Photodetektor beim Durchgang sofort übersättigen oder<br />

zerstören würde, und lässt stattdessen den schwächeren Referenzstrahl passieren.<br />

44


Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

Spektralfilter<br />

Blende<br />

Shutter-<br />

System<br />

Photodetektor<br />

Scanbühne<br />

Blende<br />

polarisierende<br />

Strahlteilerwürfel<br />

2<br />

1<br />

Teleskop<br />

Referenzstrahl<br />

Blende<br />

Festkörperlaser<br />

z<br />

Mikroskopobjektiv<br />

y<br />

CCD-Kamera<br />

x<br />

Probentisch mit<br />

motorisierter<br />

xy-Positionierung<br />

Weißlichtquelle<br />

Abbildung 3.14: Schematische Darstellung des Strahlengangs bei der Brillou<strong>in</strong>-<br />

Lichtstreumikroskopie. Als Lichtquelle dient e<strong>in</strong> (Nd:YVO)-Festkörperlaser. Die Probe<br />

kann <strong>in</strong> alle drei Raumrichtungen bewegt werden. Die laterale Positionierung ist automatisiert<br />

und über den gelb-grün gestreiften Beobachtungsstrahlengang kontrollierbar.<br />

Die Frequenzanalyse wird mittels e<strong>in</strong>es Tandem-Fabry-Pérot-Interferometers durchgeführt<br />

(aus [90]).<br />

Zusätzlich zu dem beschriebenen Strahlengang ist noch e<strong>in</strong> weiterer Strahlengang <strong>in</strong> Abbildung<br />

3.14 erkennbar, der der Beobachtung, Positionierung sowie Stabilisierung der Probe<br />

dient. Hierzu wird das unpolarisierte Licht e<strong>in</strong>er Kaltlichtquelle über e<strong>in</strong>en Strahlteiler <strong>in</strong> den<br />

Strahlengang des Laserlichts e<strong>in</strong>gekoppelt und erreicht so über die Strahlteilerwürfel und das<br />

Objektiv die Probe. Das für die Bildgebung verwendete Licht wird beim Durchgang durch<br />

die Strahlteilerwürfel ebenfalls polarisiert und wird zusammen mit dem elastisch gestreuten<br />

Teil des Laserlichts <strong>in</strong> Richtung des Lasers zurückreflektiert. Dabei wird es allerd<strong>in</strong>gs mit<br />

Hilfe der Strahlteiler, mit denen es e<strong>in</strong>gekoppelt wurde, auf e<strong>in</strong>e CCD-Kamera geschickt. Vor<br />

45


Brillou<strong>in</strong>-Lichtstreuspektroskopie<br />

der Kamera bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> auf die Wellenlänge des Lasers abgestimmter Filter, da andernfalls<br />

die Kamera vom ebenfalls <strong>in</strong> diesen Strahlengang rückgestreuten, sehr viel <strong>in</strong>tensiveren<br />

Laserlicht übersättigt würde.<br />

Das so von der Kamera erhaltene Bild kann genutzt werden, um die Probe zu stabilisieren.<br />

Ihre Positionierung erfolgt über e<strong>in</strong>e von L<strong>in</strong>earmotoren <strong>in</strong> laterale Richtungen verschiebbare<br />

Bühne mit e<strong>in</strong>er Positioniergenauigkeit von 10 nm und e<strong>in</strong>em kompletten Verfahrweg<br />

von e<strong>in</strong>igen Zentimetern. Ohne aktive Stabilisierung können thermische Schwankungen oder<br />

leichte Erschütterungen die Probe m<strong>in</strong>imal aus ihrer ursprünglichen Position auslenken, was<br />

bei der verfügbaren Ortsauflösung von 250 nm bereits die Messung verfälschen kann. Aus<br />

diesem Grund wird über e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der bereits erwähnten TFPDAS4 -Software <strong>in</strong>tegrierten<br />

Bilderkennung jede Abweichung des aktuellen Kamerabilds von e<strong>in</strong>em vorher festgelegten<br />

Referenzbild registriert und diese Daten <strong>in</strong> Form von Korrekturspannungen an die Steuerung<br />

der Positionierbühne weitergegeben. Mit Hilfe dieser Stabilisierungsrout<strong>in</strong>e ist es auch<br />

möglich, ortsaufgelöste Messungen durchzuführen. Dazu werden im Kamerabild Messpunkte<br />

def<strong>in</strong>iert, die während der Messung vom Stabilisierungsprogramm automatisch angefahren<br />

werden. Das Stabilisierungsprogramm versetzt hierzu die Koord<strong>in</strong>aten des Referenzbildes,<br />

woraufh<strong>in</strong> der Bilderkennungsalgorithmus e<strong>in</strong>e Bewegung der Probe um die Differenz der<br />

entsprechenden Koord<strong>in</strong>aten durchführt.<br />

Zur Erzeugung von statischen <strong>magnetischen</strong> Feldern s<strong>in</strong>d am Probentisch zwei Spulen angebracht,<br />

deren Abstand zur Probe variabel e<strong>in</strong>gestellt werden kann. Für die Erzeugung von<br />

<strong>magnetischen</strong> Wechselfeldern können Mikrowellenströme verwendet werden, allerd<strong>in</strong>gs muss<br />

dazu die Probe mit entsprechenden Antennenstrukturen ausgestattet se<strong>in</strong>.<br />

Das hier beschriebene BLS-Mikroskop erlaubt also hochempf<strong>in</strong>dliche Messungen der Magnetisierungsdynamik<br />

mit e<strong>in</strong>er räumlichen Auflösung von 250 nm und ist durch se<strong>in</strong>e aktive<br />

Langzeitstabilisierung <strong>in</strong> der Lage, Messungen an e<strong>in</strong>em bestimmten Punkt der Probe über<br />

Tage h<strong>in</strong>weg durchzuführen.<br />

46


Kapitel 4<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Zur Erzeugung von propagierenden Sp<strong>in</strong>wellen wurden <strong>in</strong> den letzten Jahren verschiedene<br />

Ansätze vorgestellt. Bei konventionellen Methoden erfolgt die Anregung über e<strong>in</strong>e Antenne,<br />

alternative Ansätze arbeiten mit Umklappprozessen magnetischer Vortizes bzw. oszillierenden<br />

Domänenwänden. Die <strong>in</strong> dieser Arbeit diskutierte Anregung über sogenannte<br />

Hybridstrukturen liefert theoretisch die Möglichkeit, durch die Probengeometrie der erzeugten<br />

Sp<strong>in</strong>welle e<strong>in</strong>en Wellenvektor aufzumodulieren. Dies wird durch e<strong>in</strong>e gezielte, räumlich<br />

<strong>in</strong>homogene Modulation der Magnetisierung der verwendeten Ni 81 Fe 19 -Probe erreicht. Die<br />

Modulation ist das Resultat e<strong>in</strong>er bestimmten Anordnung von Oerstedfeldern, welche durch<br />

die spezielle Verteilung elektrischen Stroms beim Fluss durch die Hybridstruktur zustande<br />

kommt.<br />

Die Funktionsweise der Struktur wurde zunächst <strong>in</strong> mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationen untersucht,<br />

die im ersten Teil dieses Kapitels präsentiert werden. Im Anschluss daran werden die<br />

experimentellen Ergebnisse vorgestellt, die an realen Proben mit Hilfe der µBLS gemessen<br />

wurden.<br />

4.1 Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

4.1.1 Aufbau und Abmessungen der simulierten Struktur<br />

Als Hybridstrukturen werden im Magnetismus allgeme<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungen von Halb- oder Supraleitern<br />

mit <strong>magnetischen</strong> Materialien bezeichnet, die z.B. für den Bau von Magnetfeldsensoren<br />

[91] verwendet werden. Die <strong>in</strong> dieser Arbeit betrachtete Hybridstruktur besteht<br />

aus e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>es ferro<strong>magnetischen</strong> Ni 81 Fe 19 -Streifens (Permalloy) mit kle<strong>in</strong>eren,<br />

periodisch auf dem Streifen aufgebrachten Kupfer-Elementen (Cu). Abbildung 4.1 zeigt<br />

47


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

e<strong>in</strong> Schema der Struktur zusammen mit den Abmessungen, die später <strong>in</strong> den mikro<strong>magnetischen</strong><br />

Simulationen verwendet wurden. Die nicht<strong>magnetischen</strong> Cu-Elemente bef<strong>in</strong>den<br />

sich wie <strong>in</strong> der Grafik dargestellt ober- bzw. unterhalb des Ni 81 Fe 19 -Streifens <strong>in</strong> direktem<br />

Kontakt zum <strong>magnetischen</strong> Material. Die Breite und der Abstand der Cu-Elemente <strong>in</strong> x-<br />

Richtung s<strong>in</strong>d hierbei stets identisch, wobei die Elemente der unteren Lage bündig mit<br />

denen der oberen abschließen. Das für die Simulationen ausgewählte Probenvolumen von<br />

4 µm × 300 nm × 30 nm wird <strong>in</strong> 400 × 30 × 3 Zellen unterteilt, womit jede Zelle e<strong>in</strong>en Würfel<br />

der Kantenlänge 10 nm darstellt. Wichtig bei der Wahl der Zellgröße ist hierbei die gegenseitige<br />

Abwägung von gewünschter Ortsauflösung, vertretbarer Simulationsdauer und der<br />

Tatsache, dass die Austauschlänge von Ni 81 Fe 19 wie <strong>in</strong> [48] berechnet unter 10 nm beträgt.<br />

Die Zellgröße sollte diesen Wert nicht überschreiten, um e<strong>in</strong>e möglichst wirklichkeitsgetreue<br />

Simulation zu gewährleisten und auszuschließen, dass Lösungen der zu berechnenden Differentialgleichungen<br />

gegebenenfalls nicht konvergieren. Jeder e<strong>in</strong>zelnen Zelle kann im Folgenden<br />

unabhängig vone<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong> Satz von Materialparametern zugeordnet und damit die zu<br />

simulierende Struktur erst vollständig beschrieben werden. So bestehen beispielsweise die<br />

b)<br />

Cu<br />

50 nm<br />

a)<br />

10 nm<br />

Py<br />

4 µm<br />

c)<br />

50 nm<br />

Cu<br />

10 nm<br />

z<br />

x<br />

50 nm<br />

300 nm<br />

y<br />

Abbildung 4.1: (a,b) Schematische Darstellung von Design und Abmessungen des simulierten<br />

Probenvolumens. (c) Das den Berechnungen von LLG zu Grunde liegende Simulations-<br />

Gitter besteht aus 3 Lagen von jeweils 10 nm Dicke, die ihrerseits aus 400 Zellen <strong>in</strong> x-<br />

Richtung und 30 Zellen <strong>in</strong> y-Richtung bestehen. Jede der Zellen bildet somit e<strong>in</strong>en Würfel<br />

mit e<strong>in</strong>er Kantenlänge von 10 nm. (Die dargestellte Struktur ist nicht maßstabsgetreu.)<br />

Zellen der mittleren Lage durchgehend aus Ni 81 Fe 19 mit den aus der Materialbibliothek von<br />

LLG stammenden Parametern (Austauschkonstante A=1,05 µerg/cm 3 , Sättigungsmagnetisierung<br />

M s =800 emu/cm 3 , spezifischer elektrischer Widerstand ρ=15 µΩ·cm). In der oberen<br />

und unteren Lage h<strong>in</strong>gegen werden nur die Zellen im Bereich der Cu-Elemente mit den zugehörigen<br />

Werten für Cu (ρ=1,55 µΩ·cm, aus [92]) verknüpft, während die übrigen Zellen <strong>in</strong><br />

48


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

diesen Lagen als Vakuum betrachtet werden.<br />

Ohne e<strong>in</strong> externes Magnetfeld relaxiert die Magnetisierung <strong>in</strong> der beschriebenen Struktur<br />

aufgrund der Formanisotropie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Konfiguration wie sie <strong>in</strong> Abb. 4.2 zu sehen ist.<br />

Die beiden farbkodierten Intensitätsgraphen zeigen jeweils die räumliche Verteilung der y-<br />

Komponente der Magnetisierung. Während die <strong>magnetischen</strong> Momente auf dem größten Teil<br />

des Ni 81 Fe 19 -Streifens parallel zur langen Achse ausgerichtet s<strong>in</strong>d, bilden sich an den Enden<br />

kle<strong>in</strong>ere Randdomänen aus, die auch als “edge doma<strong>in</strong>s“ bezeichnet werden. Auf diese Weise<br />

wird der magnetische Fluss im Innern der Struktur optimiert, um so die Streufeldenergie zu<br />

m<strong>in</strong>imieren. Je nach relativer Orientierung der Magnetisierungsrichtungen der beiden Randdomänen<br />

nennt man diese Konfiguration den S-Zustand (antiparallele Ausrichtung) oder den<br />

C-Zustand (parallele Ausrichtung) (siehe Abschnitt 2.4.4).<br />

Abbildung 4.2: (a) Räumliche Verteilung der y-Komponente der Magnetisierung <strong>in</strong> der<br />

Gleichgewichtskonfiguration ohne externe Felder (erhalten durch Energierelaxation). Bei<br />

der vorliegenden Geometrie des Ni 81 Fe 19 -Streifens bilden sich an den Enden Randdomänen<br />

aus (<strong>in</strong> diesem Fall der sogenannte „S-Zustand“). (b) E<strong>in</strong>e Modifikation der Streifenenden<br />

zu Spitzen verr<strong>in</strong>gert die Ausbildung von Randdomänen und die Stärke ihrer Abstrahlung.<br />

Es sei angemerkt, dass M y <strong>in</strong> beiden Graphen unterschiedlich skaliert ist. Würde (b) <strong>in</strong><br />

der Skalierung von (a) dargestellt, wären die Streufelder an den Kanten fast nicht sichtbar.<br />

Edge doma<strong>in</strong>s können bei e<strong>in</strong>er Mikrowellen-Anregung zum Aussenden von Sp<strong>in</strong>wellen benutzt<br />

werden, da dies jedoch im Gegensatz zur gewünschten Methode mittels der Cu-Elemente<br />

steht, gelten die abstrahlenden Randdomänen <strong>in</strong> unseren Simulationen als Störquellen. Ihr<br />

E<strong>in</strong>fluss kann jedoch durch e<strong>in</strong>e geeignete Änderung der Geometrie des Ni 81 Fe 19 -Streifens im<br />

Bereich der Streifenenden reduziert werden (s. Abbildung 4.2(b)). Aufgrund des kartesischen<br />

Gitters von LLG hat e<strong>in</strong> solcher, spitz zulaufender Streifenabschluss stets e<strong>in</strong>en treppenförmigen<br />

Verlauf. Dessen zusätzliche Kanten bilden ebenfalls Streufelder aus, die jedoch <strong>in</strong><br />

Stärke und Reichweite vernachlässigbar kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d. Pr<strong>in</strong>zipiell bietet die gezielte Anregung<br />

von Randdomänen allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Alternative zur Sp<strong>in</strong>wellen-Erzeugung, die <strong>in</strong><br />

der AG Magnetismus außerhalb des Rahmens dieser Arbeit weiter untersucht wird.<br />

49


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

4.1.2 Stromdichteverteilung im Inneren der simulierten Struktur<br />

Durch das Anlegen e<strong>in</strong>er Spannung an den Stirnflächen des Ni 81 Fe 19 -Streifens fließt e<strong>in</strong> elektrischer<br />

Strom entlang der metallischen Struktur. In LLG def<strong>in</strong>iert man hierzu die jeweils<br />

äußersten Zellen des Ni 81 Fe 19 -Streifens <strong>in</strong> x-Richtung als E<strong>in</strong>tritts- bzw. Austrittszellen e<strong>in</strong>es<br />

Stromes und gibt e<strong>in</strong>en konstanten oder zeitlich veränderlichen Wert für die Stromstärke an.<br />

So fließen die Elektronen zunächst entlang des Ni 81 Fe 19 -Streifens bis sie schließlich zu den<br />

Cu-Elementen gelangen, deren spezifischer elektrischer Widerstand mit 1,55 µΩ · cm [92] um<br />

etwa e<strong>in</strong>en Faktor 10 kle<strong>in</strong>er ist als der des Ni 81 Fe 19 mit 15 µΩ · cm [92]. Die resultierende<br />

Stromverteilung des Probenvolumens ist <strong>in</strong> Abb. 4.3 (a) gezeigt. Der Strom bevorzugt es,<br />

aufgrund des viel niedrigeren Flächenwiderstandes den Ni 81 Fe 19 -Streifen im Bereich der Cu-<br />

Elemente zu verlassen und stattdessen die entsprechende Strecke im Cu zurückzulegen.<br />

a)<br />

z<br />

Lage 3<br />

Lage 2<br />

Lage 1<br />

I <strong>in</strong><br />

I out<br />

x<br />

b) c) y<br />

Lage 3<br />

1<br />

I x<br />

0<br />

y<br />

x<br />

Lage 2<br />

y<br />

x<br />

z<br />

y<br />

x<br />

Lage 1<br />

x<br />

Abbildung 4.3: a) Schematische Seitenansicht des simulierten Probenvolumens mit nom<strong>in</strong>eller<br />

Stromverteilung. b) Vektorfeld der von LLG berechneten Stromdichteverteilung.<br />

Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, wurden die obere und untere Lage hierbei<br />

<strong>in</strong> z-Richtung versetzt sowie schwarze Pfeile h<strong>in</strong>zugefügt, die die jeweilige Richtung des<br />

eigentlichen Vektorfeldes verdeutlichen sollen. c) 2D-Darstellung der x-Komponente des<br />

Vektorfeldes aus b). Es zeigt sich, dass der Strom im Bereich der Cu-Elemente den<br />

Ni 81 Fe 19 -Streifen verlässt und die jeweilige Strecke <strong>in</strong> Lage 1 bzw. 3 zurücklegt. (Die<br />

Farbskala wurde auf den Maximalwert des Stroms normiert.)<br />

Entsprechende LLG-Simulationen ergaben, dass wie erwartet unter bzw. über e<strong>in</strong>em Cu-<br />

Element der Schwerpunkt der Stromdichteverteilung aus dem Ni 81 Fe 19 -Streifen herausgebogen<br />

wird und sich somit außerhalb des <strong>magnetischen</strong> Materials <strong>in</strong> Lage 1 oder 3 bef<strong>in</strong>det.<br />

Das von LLG berechnete Vektorfeld der Stromdichte zeigt Abb. 4.3 (b). Dar<strong>in</strong> wird jeder<br />

Zelle des Volumens, die als metallisch def<strong>in</strong>iert wurde, e<strong>in</strong> Vektorpfeil zugewiesen, der den<br />

Stromfluss <strong>in</strong> eben dieser Zelle unter Berücksichtigung ihrer elektrischen Eigenschaften re-<br />

50


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

präsentiert. Die zugehörige Verteilung der x-Komponente der Stromdichte ist <strong>in</strong> Abb. 4.3 (c)<br />

dargestellt. An ihr ist zu erkennen, dass der Strom Lage 2 gerade an den Kanten der Cu-<br />

Elemente durchquert, um <strong>in</strong> das jeweils nächste Cu-Feld auf der gegenüberliegenden Seite<br />

des Ni 81 Fe 19 -Streifens zu gelangen.<br />

4.1.3 Strom<strong>in</strong>duzierte Auslenkung der Magnetisierung<br />

durch Oersted-Felder<br />

Aus der Elektrodynamik [28] ist bekannt, dass e<strong>in</strong> stromdurchflossener Leiter wie der hier<br />

betrachtete Ni 81 Fe 19 -Streifen e<strong>in</strong> Oersted-Feld erzeugt, welches <strong>in</strong> der Nähe se<strong>in</strong>er Oberfläche<br />

näherungsweise durch geschlossene elliptische Feldl<strong>in</strong>ien beschrieben werden kann. Diese<br />

s<strong>in</strong>d im Querschnitt symmetrisch um den Mittelpunkt des Leiters angeordnet. Die <strong>in</strong> Abschnitt<br />

4.1.2 vorgestellte Stromdichteverteilung ist bis auf den Bereich der Cu-Elemente homogen<br />

entlang des Ni 81 Fe 19 -Streifens. Infolgedessen weist die unmittelbar mit ihr verknüpfte<br />

Magnetfeldverteilung ebenfalls e<strong>in</strong>e Inhomogenität <strong>in</strong> dem entsprechenden Gebiet auf. Die<br />

Zentren der elliptischen Feldl<strong>in</strong>ien werden dort auf der z-Achse <strong>in</strong> Richtung des jeweiligen<br />

Cu-Elements verschoben. Schematisch ist diese Transposition <strong>in</strong> den Abbildungen 4.4 (a) und<br />

(b) dargestellt. Da der Strom dabei stets <strong>in</strong> die gleiche Richtung fließt, ist der Umlaufs<strong>in</strong>n<br />

a)<br />

I<br />

I<br />

y<br />

z<br />

x<br />

b)<br />

y<br />

z<br />

I<br />

I<br />

H top<br />

Oe<br />

bottom<br />

H Oe<br />

c) y<br />

1<br />

0<br />

L<br />

a<br />

g<br />

e<br />

2<br />

H z<br />

H y<br />

H x<br />

y<br />

y<br />

x<br />

x<br />

x<br />

-1<br />

Abbildung 4.4: (a) Schematische Darstellung der Oersted-Feldl<strong>in</strong>ien, verursacht durch die<br />

<strong>in</strong> Abb. 4.3 gezeigte Stromverteilung. (b) Im Querschnitt wird deutlich, wie der Stromfluss<br />

gegenläufige Feldl<strong>in</strong>ien im Ni 81 Fe 19 -Streifen erzeugt. (Die Struktur wurde der Übersichtlichkeit<br />

halber <strong>in</strong> z-Richtung gestreckt) (c) Die von LLG berechneten Komponenten der<br />

Oersted-Felder <strong>in</strong> Lage 2. Im Bereich der Cu-Elemente existiert <strong>in</strong> Lage 2 e<strong>in</strong>e alternierende<br />

H y -Komponente. (Die Farbskala wurde auf den Maximalwert der Feldstärke normiert.)<br />

51


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

der Feldl<strong>in</strong>ien immer derselbe. E<strong>in</strong>e alternierende Verschiebung ihrer Mittelpunkte <strong>in</strong> positive<br />

und negative z-Richtung bewirkt, dass jeweils unterschiedliche Abschnitte der geschlossenen<br />

Feldl<strong>in</strong>ien das Volumen des Ni 81 Fe 19 -Streifens durchdr<strong>in</strong>gen. Dadurch erhält man entlang<br />

der x-Achse <strong>in</strong> Lage 2 e<strong>in</strong>e im Vorzeichen alternierende Verteilung der y-Komponente des<br />

Oersted-Feldes. Dies ist <strong>in</strong> Abbildung 4.4 (b) mittels e<strong>in</strong>er schematischen Projektion <strong>in</strong> x-<br />

Richtung verdeutlicht. Die farbkodierten Intensitätsgraphen <strong>in</strong> Abbildung 4.4 (c) stellen die<br />

aus den LLG-Simulationen erhaltenen Verteilungen des Oersted-Feldes für Lage 2 komponentenweise<br />

dar. Neben der alternierenden Feldkomponente <strong>in</strong> y-Richtung geben sie wieder,<br />

dass die ellipsenförmigen Feldl<strong>in</strong>ien, die der stromdurchflossene Ni 81 Fe 19 -Streifen über se<strong>in</strong>e<br />

gesamte Länge erzeugt, sich <strong>in</strong> unterschiedlichen H z -Komponenten zu beiden Seiten des<br />

Streifens zeigen. Oersted-Feldkomponenten <strong>in</strong> x-Richtung h<strong>in</strong>gegen existieren im gesamten<br />

Probenvolumen nicht.<br />

a)<br />

I<br />

b)<br />

I<br />

c)<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

+ 0,32<br />

+ 0,16<br />

150<br />

0<br />

0,16<br />

0<br />

0,32<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000<br />

X-Position [nm]<br />

M / M y s<br />

Abbildung 4.5: Verteilung der von LLG simulierten, farbkodierten M y -Komponente der<br />

Magnetisierung wie sie auf dem gesamten Ni 81 Fe 19 -Streifen bei e<strong>in</strong>em Stromfluss von<br />

10 mA existiert. In (b) ist der <strong>in</strong> (a) e<strong>in</strong>gezeichnete Bildausschnitt <strong>in</strong> Vergrößerung sowie<br />

zur Verdeutlichung mit transparenten Cu-Elementen zu sehen. Die schwarzen Pfeile <strong>in</strong><br />

(c) zeigen die Richtung der Magnetisierung an entsprechender Stelle an. Im Bereich der<br />

Cu-Elemente ist diese um ca. +20 ◦ bzw. −20 ◦ gegenüber der Konfiguration im stromlosen<br />

Zustand verkippt. (vergleiche Abbildung 4.2)<br />

Die Größe der <strong>in</strong>duzierten Oersted-Felder sowie der sich ergebenden effektiven Felder mit<br />

und ohne Stromfluss lassen sich mit Hilfe der LLG-Analysesoftware auslesen. So haben beispielsweise<br />

die von e<strong>in</strong>em 10 mA großen Strom <strong>in</strong>duzierten Oersted-Felder, die im Bereich<br />

der Cu-Inseln im Ni 81 Fe 19 -Streifen erzeugt werden, e<strong>in</strong>en Betrag von 170 Oe <strong>in</strong> y-Richtung.<br />

Wenn sich das System ohne Stromfluss im Gleichgewicht bef<strong>in</strong>det, d.h <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>imalzustand<br />

der freien Energie, betragen die effektiven Felder dort zum Vergleich nur wenige Oe <strong>in</strong><br />

Richtung der Streifenachse. Somit bewirkt man durch das Anlegen e<strong>in</strong>es elektrischen Stroms<br />

52


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

lokal e<strong>in</strong>e Verkippung des effektiven Feldes und damit der ihm folgenden Magnetisierung<br />

gegenüber der x-Achse. Abbildung 4.5 stellt die farbkodierte Verteilung der y-Komponente<br />

der Magnetisierung auf dem Ni 81 Fe 19 -Streifen dar, während dieser von e<strong>in</strong>em 10 mA großen<br />

Gleichstrom durchflossen wird. Es zeigen sich im Intensitätsgraphen ausgeprägte Maxima<br />

und M<strong>in</strong>ima im Bereich der Cu-Elemente, während die y-Komponente der Magnetisierung<br />

im übrigen Teil des Ni 81 Fe 19 -Streifens (mit Ausnahme der Randdomänen) gleich Null ist.<br />

Diese Extrema entsprechen e<strong>in</strong>er Auslenkung der <strong>magnetischen</strong> Momente von + bzw. −20 ◦<br />

gegenüber der x-Achse. Es bietet sich also durch die Hybridstruktur e<strong>in</strong>e Möglichkeit, die<br />

Magnetisierung im Ni 81 Fe 19 -Streifen räumlich <strong>in</strong>homogen zu bee<strong>in</strong>flussen und dies auszunutzen,<br />

um – ähnlich wie bei e<strong>in</strong>er Antennen-Struktur – die propagierenden Phasenfronten<br />

e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>welle anzuregen.<br />

4.1.4 Arten der strom<strong>in</strong>duzierten Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen<br />

In dieser Arbeit wurden drei wesentliche Arten der Erzeugung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die<br />

Ni 81 Fe 19 -Hybridstruktur unterschieden:<br />

1. Anregung durch e<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>uierlichen Mikrowellenstrom<br />

2. Anregung durch Strompulse oder -flanken<br />

3. Anregung durch e<strong>in</strong>en Gleichstrom sp<strong>in</strong>polarisierter Elektronen<br />

Die drei Anregungsformen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 4.6 aufgelistet. Die Grafik zeigt neben e<strong>in</strong>er schematischen<br />

Darstellung der Struktur zur Orientierung für jeden der drei Fälle e<strong>in</strong>en farbkodierten<br />

Intensitätsgraphen der y-Komponente der Magnetisierung sowie e<strong>in</strong>en Schnitt durch dessen<br />

Längsachse. Um das dynamische Verhalten der ausgesandten Sp<strong>in</strong>wellen zu verdeutlichen,<br />

s<strong>in</strong>d alle Graphen für zwei unterschiedliche Zeitpunkte dargestellt.<br />

Bei Methode 1 wird e<strong>in</strong> Mikrowellenstrom fester Frequenz an die Ni 81 Fe 19 -Hybridstruktur<br />

angelegt, der nach dem soeben beschriebenen Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Abstrahlung von<br />

Sp<strong>in</strong>wellen bewirkt. Dabei entsteht e<strong>in</strong> durchgehender Wellenzug, der nach außen h<strong>in</strong> den erwarteten<br />

exponentiellen Abfall der Amplitude zeigt. Methode 2 dient zum Aussenden zeitlich<br />

begrenzter Sp<strong>in</strong>wellen-Pakete und verwendet Stromflanken bzw. -pulse, die beide qualitativ<br />

etwa die gleiche Abstrahlcharakteristik besitzen, nämlich zwei <strong>in</strong> entgegengesetzter Richtung<br />

von den Cu-Elementen fortpropagierende Sp<strong>in</strong>wellen-Pulse. Methode 3 ist e<strong>in</strong> weiterer<br />

potentieller Mechanismus zur Erzeugung kont<strong>in</strong>uierlicher Sp<strong>in</strong>wellen und basiert auf der Ausnutzung<br />

des Sp<strong>in</strong> Torque-Transfer-Effekts polarisierter Elektronen (siehe Abschnitt 2.2.2).<br />

Die erfolgreiche Simulation dieser Anregungsart gelang im Rahmen dieser Arbeit jedoch<br />

nicht.<br />

53


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

t = 1,2 ns<br />

t = 1,7 ns<br />

I<br />

cw-Anregung<br />

t<br />

Y-Position<br />

[nm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Amplitude<br />

[bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

Y-Position<br />

[nm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Amplitude<br />

[bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

I<br />

Flanke<br />

t<br />

I<br />

Puls<br />

t<br />

ion<br />

Y-Posit<br />

[nm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Amplitude<br />

[bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

ion<br />

Y-Posit<br />

[nm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Amplitude<br />

[bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

Sp<strong>in</strong>Torque-Transfer<br />

n<br />

Y-Positio<br />

[nm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

?<br />

?<br />

Amplitude<br />

[bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

n<br />

Y-Positio<br />

[nm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

?<br />

?<br />

Amplitude<br />

[bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

0 800 1600 2400 3200<br />

X-Position [nm]<br />

4000<br />

0<br />

800 1600 2400 3200 4000<br />

X-Position [nm]<br />

Abbildung 4.6: Strom<strong>in</strong>duzierte Anregungsarten für Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur. Die erste<br />

Zeile zeigt Schemata der Hybridstruktur zur Orientierung, die drei übrigen Zeilen jeweils e<strong>in</strong>e<br />

farbkodierte Darstellung der M y -Komponente wie <strong>in</strong> Abb. 4.5 sowie die dazugehörige Amplitudenverteilung<br />

entlang der Längsachse des Ni 81 Fe 19 -Streifens für zwei verschiedene Zeitpunkte. Zeile 2<br />

zeigt den sich mit der Zeit ausbreitenden kont<strong>in</strong>uierlichen Wellenzug e<strong>in</strong>er cw-Anregung. In der<br />

dritten Zeile s<strong>in</strong>d zwei von den Cu-Inseln nach außen laufende Sp<strong>in</strong>wellen-Pakete zu sehen, wie sie<br />

beim Anlegen e<strong>in</strong>er Stromflanke oder e<strong>in</strong>es Strompulses entstehen. Die Amplitude der Wellenpakete<br />

nimmt während der Propagation ab. Zeile 4 soll das nicht bestätigte Verhalten der Sp<strong>in</strong>wellen<br />

bei Anregung unter Ausnutzung des Sp<strong>in</strong> Torque-Transfer-Effekts andeuten. Qualitativ sollte die<br />

Abstrahlcharakteristik <strong>in</strong> diesem Fall der der cw-Anregung entsprechen.<br />

Idee hierbei war es, neben dem Oersted-Feld, welches e<strong>in</strong> elektrischer Strom erzeugt, auch<br />

polarisierte Elektronen (d.h. Elektronen, deren Sp<strong>in</strong> durch die Ausrichtung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ferromagneten<br />

mehrheitlich <strong>in</strong> die gleiche Richtung zeigt) auszunutzen, um Drehimpuls zu<br />

transportieren (s. Implementierung <strong>in</strong> LLG <strong>in</strong> Abschnitt 3.1.2). Die ausgelenkte Magnetisierung<br />

im Bereich der Cu-Elemente, wie sie <strong>in</strong> Abb. 4.5 gezeigt ist, sollte durch das zusätzliche<br />

Drehmoment, das von den polarisierten Elektronen ausgeht, zum Schw<strong>in</strong>gen angeregt<br />

werden. Nach e<strong>in</strong>em ähnlichen Pr<strong>in</strong>zip arbeiten auch die bereits experimentell untersuchten<br />

Sp<strong>in</strong> Torque-Oszillatoren [74]. Entscheidender Vorteil dieser Methode wäre, dass ke<strong>in</strong>e<br />

Mikrowellen-Quelle benötigt würde, um Sp<strong>in</strong>wellen zu erzeugen. Wie sich bei näherer Betrachtung<br />

herausstellt, kann die Hybridstruktur jedoch <strong>in</strong> ihrer beschriebenen Form diesen<br />

Effekt gar nicht ausnutzen, da aufgrund ihrer besonderen Stromführung ke<strong>in</strong>e polarisierten<br />

Elektronen die Abschnitte der ausgelenkten Magnetisierung im Ni 81 Fe 19 -Streifen durchlau-<br />

54


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

fen und dort e<strong>in</strong> Drehmoment ausüben können. Im Bereich der Cu-Elemente verlässt wie<br />

beschrieben e<strong>in</strong> Großteil der Elektronen den Ni 81 Fe 19 -Streifen, <strong>in</strong>folgedessen existieren nur<br />

wenige polarisierte Elektronen <strong>in</strong> den Gebieten, <strong>in</strong> die es nötig wäre, Drehimpuls zu transportieren.<br />

Zudem verlieren die Elektronen im nicht<strong>magnetischen</strong> Cu ihre Sp<strong>in</strong>polarisation,<br />

so dass die herkömmliche Hybridstruktur für diese Art der Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung nicht geeignet<br />

ist. Um nichtsdestotrotz das Pr<strong>in</strong>zip des Sp<strong>in</strong> Torque-Oszillators zum<strong>in</strong>dest numerisch<br />

untersuchen zu können, wurden weitere Simulationen mit e<strong>in</strong>em Ni 81 Fe 19 -Streifen ohne Cu-<br />

Elemente durchgeführt und deren strom<strong>in</strong>duzierte Oersted-Felder durch künstliche, positionsabhängige<br />

p<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g-Felder nachgestellt. Auf diese Weise ist es möglich, Bereiche alternierender<br />

Auslenkungen der Magnetisierung zu schaffen und gleichzeitig e<strong>in</strong>en Strom durch sie<br />

h<strong>in</strong>durch zu führen, da dieser nun vollständig im Ni 81 Fe 19 -Streifen fließen muss. Diese Simulationen<br />

führten jedoch ebenfalls zu ke<strong>in</strong>erlei Drehmoment-<strong>in</strong>duzierter Abstrahlung von<br />

Sp<strong>in</strong>wellen, obwohl die relevanten Parameter wie z.B. die Sp<strong>in</strong>polarisation des <strong>in</strong>jizierten<br />

Stroms auf ihre jeweiligen Idealwerte gesetzt wurden. Im Gegensatz zu den sehr kle<strong>in</strong>en Sp<strong>in</strong><br />

Torque-Oszillatoren <strong>in</strong> der Größenordnung von 100 nm (nach [74]) ist der Ni 81 Fe 19 -Streifen<br />

der Hybridstruktur vermutlich viel zu groß, um den relativ schwachen Effekt s<strong>in</strong>nvoll ausnutzen<br />

zu können, daher liegt im Folgenden der Fokus der Untersuchungen auf den Anregungsmethoden<br />

1 und 2.<br />

Detailliertere Aufnahmen des Abstrahlprozesses für e<strong>in</strong>e cw-Welle (Methode 1) und Pulse<br />

(Methode 2) zeigt Abbildung 4.7. Es handelt sich wiederum um Verteilungen der y-Komponente<br />

der Magnetisierung entlang von Schnitten auf der Längsachse des Ni 81 Fe 19 -Streifens<br />

(vgl. Abbildung 4.6), diesmal jedoch zu 4 verschiedenen Zeitpunkten des Abstrahlprozesses.<br />

Während im Bereich der Cu-Elemente e<strong>in</strong>e mehr oder weniger konstante Auslenkung der<br />

Magnetisierung erreicht wird, beg<strong>in</strong>nt beim kont<strong>in</strong>uierlichen Wellenzug (a) außerhalb der<br />

anregenden Cu-Elemente der exponentielle Abfall der Amplitude. Entsprechend ändert die<br />

E<strong>in</strong>hüllende der Sp<strong>in</strong>wellen-Pulse (b) bei der Propagation vom Anregungszentrum weg ihre<br />

rechteckige Form h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em glockenförmigen Profil, um sich so dem Eigenschw<strong>in</strong>gungssystem<br />

der Struktur anzupassen. Durch die räumliche Begrenzung des Ni 81 Fe 19 -Streifens <strong>in</strong><br />

y-Richtung treten wie bereits erwähnt Quantisierungseffekte für diese Dimension auf. Das hat<br />

zur Folge, dass jegliche Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung dieser Struktur e<strong>in</strong>en nicht-verschw<strong>in</strong>denden<br />

Wellenvektor <strong>in</strong> y-Richtung besitzt. Da aber bei praktisch allen hier betrachteten Anregungen<br />

diese Größe k y sehr viel kle<strong>in</strong>er als die Wellenvektorkomponente <strong>in</strong> Propagationsrichtung k x<br />

ist, liegt der Gesamtwellenvektor der Sp<strong>in</strong>wellen stets parallel zur statischen Magneti sierung.<br />

Die Anregungen besitzen also im Wesentlichen Backward Volume-Moden-Charakter.<br />

55


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

a)<br />

I<br />

cw-Anregung<br />

t<br />

t = 0,1 ns t = 0,7 ns t = 1,3 ns t = 2,0 ns<br />

0,04<br />

0,02<br />

y s<br />

M / M<br />

0,00<br />

-0,02<br />

-0,04<br />

1000 2000 3000<br />

X-Position [nm]<br />

1000 2000 3000<br />

X-Position [nm]<br />

1000 2000 3000<br />

X-Position [nm]<br />

1000 2000 3000<br />

X-Position [nm]<br />

b)<br />

I Flanke I Puls<br />

t<br />

0,04<br />

t<br />

t = 0,1 ns t = 0,7 ns t = 1,3 ns t = 2,0 ns<br />

0,02<br />

y s<br />

M / M<br />

0,00<br />

-0,02<br />

-0,04<br />

1000 2000 3000<br />

X-Position [nm]<br />

1000 2000 3000<br />

X-Position [nm]<br />

1000 2000 3000<br />

X-Position [nm]<br />

1000 2000 3000<br />

X-Position [nm]<br />

Abbildung 4.7: Detaildarstellung der cw-Anregung und der Erzeugung von Sp<strong>in</strong>wellen-Pulsen zu<br />

verschiedenen Zeitpunkten. Die gestrichelten L<strong>in</strong>ien geben die Position der Cu-Elemente an. Die<br />

Pulse verlieren aufgrund der Dämpfung im Laufe der Zeit an Amplitude, bei der kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Anregung ist dies durch e<strong>in</strong>en räumlichen, exponentiellen Abfall sichtbar. (Die Bereiche der Randdomänen<br />

werden der Übersichtlichkeit halber nicht gezeigt.)<br />

4.1.5 Wellenvektoren der emittierten Sp<strong>in</strong>wellen<br />

Durch die geeignete Wahl der Geometrie der Hybridstruktur ist es möglich, den Wellenvektor<br />

der ausgesandten Sp<strong>in</strong>wellen zu bee<strong>in</strong>flussen. Wesentlich s<strong>in</strong>d hierbei Länge (<strong>in</strong> x-Richtung)<br />

und Abstand der Cu-Inseln, da diese Größen die räumlich <strong>in</strong>homogene Modulation der Magnetisierung<br />

im Ni 81 Fe 19 -Streifen bestimmen. Bei Cu-Elementen, deren Länge <strong>in</strong> Richtung<br />

des Ni 81 Fe 19 -Streifens ger<strong>in</strong>ger ist als ihre Breite senkrecht zum Streifen, zeigt sich <strong>in</strong> erster<br />

Näherung, dass eben diese Länge der e<strong>in</strong>es Wellenbauchs bzw. -tals der emittierten Sp<strong>in</strong>welle<br />

entspricht, sei es nun e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher Zug oder e<strong>in</strong> Puls. Variationen des Abstandes<br />

der Cu-Inseln zu beiden Seiten des Ni 81 Fe 19 -Streifens ergaben, dass die beste Modulation<br />

der Sp<strong>in</strong>welle erreicht wird, wenn die Cu-Elemente <strong>in</strong> x-Richtung wechselseitig bündig<br />

aufe<strong>in</strong>ander folgen. Andernfalls fällt die Amplitude der Welle <strong>in</strong> der Größenordnung der Austauschlänge<br />

von Ni 81 Fe 19 (∼ 10 nm) wieder auf Null ab und es bildet sich e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

isolierten Extrema aus, die ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>usförmige Wellenmodulation erlauben.<br />

56


z<br />

z<br />

z<br />

Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

I<br />

Puls<br />

I<br />

Puls<br />

I<br />

Puls<br />

t<br />

t<br />

t<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

M [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

1 0 0 n m<br />

0,04<br />

0,03<br />

0,02<br />

0,01<br />

0,00<br />

-0,01<br />

-0,02<br />

1900 2100 2300 2500 2700 2900<br />

X-Position [nm]<br />

M [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

1 4 0 n m<br />

0,03<br />

0,01<br />

-0,01<br />

-0,03<br />

-0,05<br />

900 1100 1300 1500 1700 1900<br />

X-Position [nm]<br />

M [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

0,00<br />

-0,02<br />

-0,04<br />

2 0 0 n m<br />

-0,06<br />

1000 1200 1400 1600 1800 2000<br />

X-Position [nm]<br />

Abbildung 4.8: Sp<strong>in</strong>wellen-Pulse mit verschiedenen k-Vektoren. Die Graphen haben die<br />

gleiche Ausdehnung <strong>in</strong> x-Richtung. Die Breite der Cu-Elemente erlaubt es, den Wellenvektor<br />

der abgestrahlten Sp<strong>in</strong>welle vorzugeben. Zu sehen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Schemata jeweils nur<br />

die vier Cu-Inseln der Lage oberhalb des Ni 81 Fe 19 -Streifens, die drei übrigen <strong>in</strong> der Lage<br />

unterhalb des Ni 81 Fe 19 -Streifens bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Zwischenräumen, da wechselseitig<br />

bündig angeordnete Cu-Elemente die beste Wellenmodulation erlauben. Es ist erkennbar,<br />

dass die Wellenlänge der Sp<strong>in</strong>welle gerade der doppelten Breite e<strong>in</strong>es Cu-Elements<br />

entspricht.<br />

Abbildung 4.8 zeigt die räumlichen Verteilungen der z-Komponente der Magnetisierung für<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Pulse, die von drei verschiedenen Cu-Element-Geometrien angeregt wurden. Das<br />

Ausmessen der Wellenlängen bestätigt, dass diese stets der doppelten Breite der Cu-Elemente<br />

entsprechen und somit der k-Vektor e<strong>in</strong>er ausgesandten Sp<strong>in</strong>welle durch gezielte Auswahl<br />

dieser geometrischen Parameter manipuliert werden kann.<br />

4.1.6 Bestimmung der optimalen Anregungsfrequenz<br />

Wird der Wellenvektor der Sp<strong>in</strong>welle auf die beschriebene Art vorgegeben, gilt es für e<strong>in</strong>e<br />

effiziente Mikrowellen-Anregung (cw), die zu diesem Wellenvektor passende Frequenz <strong>in</strong> der<br />

entsprechenden Dispersionrelation auszuwählen. Andernfalls handelt es sich um e<strong>in</strong>e nichtresonante<br />

Anregung mit suboptimaler Effizienz. Es ist daher zweckmäßig, durch e<strong>in</strong>en Strompuls,<br />

der annähernd e<strong>in</strong>e Rechteckform besitzt, möglichst viele verschiedene Frequenzen im<br />

<strong>magnetischen</strong> Medium anzuregen und aus der Reaktion des schw<strong>in</strong>genden Eigensystems Informationen<br />

über die Resonanzen des Anregungsmechanismus zu erhalten. Die Kenntnis<br />

dieser Frequenzen erlaubt e<strong>in</strong>e möglichst effiziente cw-Anregung und den Vergleich mit den<br />

theoretischen Dispersionsrelationen.<br />

Der elektrische Strom, den man zur Anregung der Sp<strong>in</strong>wellen durch die gesamte Struktur<br />

schickt, hat jedoch den Nebeneffekt, dass er alle<strong>in</strong> durch das Oersted-Feld, welches<br />

57


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

er auch außerhalb der Cu-Inseln im Ni 81 Fe 19 erzeugt, Moden über die gesamte Länge des<br />

Ni 81 Fe 19 -Streifens anregt. Da diese Moden <strong>in</strong> x-Richtung quasi uniform s<strong>in</strong>d, also <strong>in</strong> dieser<br />

Dimension e<strong>in</strong>e unendliche Wellenlänge besitzen, werden sie aufgrund der Beziehung<br />

k = 2π/λ auch k x =0 -Moden genannt. Die im Vergleich zur Länge des Ni 81 Fe 19 -Streifens<br />

sehr viel kle<strong>in</strong>ere Breite bewirkt h<strong>in</strong>gegen durch ihre E<strong>in</strong>schränkung des <strong>magnetischen</strong> Volumens<br />

Quantisierungseffekte der Moden <strong>in</strong> y-Richtung (s. Kap. 2). Da die Oersted-Felder<br />

des elektrischen Stroms nur effektiv an solche Moden koppeln, deren Netto-Magnetisierung<br />

<strong>in</strong> y-Richtung gleich Null ist, können <strong>in</strong> diesem Fall nur stehende Moden mit e<strong>in</strong>er geraden<br />

Anzahl von Bäuchen quer zum Streifen angeregt werden. Dies ist auf die Radialsymmetrie<br />

der vom Strom erzeugten Oersted-Feldl<strong>in</strong>ien zurückzuführen.<br />

z s<br />

M /M<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

150<br />

0<br />

0<br />

t = 0,43 ns<br />

500 1000 1500 2000 2500 3000 3500<br />

X-Position [nm]<br />

4000<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

150<br />

0<br />

0<br />

t = 0,50 ns<br />

500 1000 1500 2000 2500 3000 3500<br />

X-Position [nm]<br />

4000<br />

Abbildung 4.9: Momentaufnahme e<strong>in</strong>er k x =0-Anregung mit zwei Bäuchen quer zur langen<br />

Achse des Streifens nach Anlegen e<strong>in</strong>es DC-Strompulses. Vor der Überlagerung durch<br />

den eigentlichen Sp<strong>in</strong>wellen-Puls ist an der durch den Pfeil gekennzeichneten Stelle des<br />

Ni 81 Fe 19 -Streifen bereits e<strong>in</strong>e stehende Mode mit der Modennummer n=2 zu sehen. In den<br />

Aufnahmen zu zwei verschiedenen Zeitpunkten wird ersichtlich, dass die entsprechenden<br />

zwei Bäuche um π phasenverschoben zue<strong>in</strong>ander schw<strong>in</strong>gen.<br />

In Abbildung 4.9 ist e<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>e solche stehende Mode mit der Modennummer<br />

n=2 zu sehen. Gezeigt s<strong>in</strong>d farbkodierte Verteilungen der z-Komponente der Magnetisierung<br />

nach der Anregung durch e<strong>in</strong>en Gleichstrompuls. Der im Bereich der Cu-Elemente erzeugte<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Puls muss erst mit e<strong>in</strong>er bestimmten Gruppengeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> die Außenbereiche<br />

des Ni 81 Fe 19 -Streifens propagieren, die stehenden Moden h<strong>in</strong>gegen werden bei der<br />

gegebenen Stromführung (Kontaktierung der Stirnflächen des Ni 81 Fe 19 -Streifens) <strong>in</strong>stantan<br />

über den gesamten Streifen angeregt, sie s<strong>in</strong>d daher schon zu Beg<strong>in</strong>n der Anregung sichtbar<br />

und der eigentlichen Sp<strong>in</strong>welle stets überlagert.<br />

Der störende E<strong>in</strong>fluss der k x =0-Moden wird vor allem dann deutlich, wenn man die FFT der<br />

zeitlichen Entwicklung der Magnetisierung nach e<strong>in</strong>em Gleichstrompuls betrachtet, wie sie<br />

<strong>in</strong> Abb. 4.10 dargestellt ist. In diesem Fall ist die Identifizierung von Sp<strong>in</strong>wellen-Paketen –<br />

wie sie bei der gepulsten Anregung entstehen – <strong>in</strong> der Frequenzdomäne nicht ohne weiteres<br />

möglich (siehe Abschnitt 3.1.4). In der Tat erhält man das <strong>in</strong> Abb. 4.10 gezeigte<br />

Spektrum auch, wenn man den Strompuls nur an den Ni 81 Fe 19 -Streifen ohne Cu-Elemente<br />

anlegt. Es handelt sich bei den gezeigten Maxima nämlich um stehende k x =0 -Moden unterschiedlicher<br />

Knotenzahl, die direkt vom erzeugten Oersted-Feld angeregt werden. Die<br />

Zählweise ist hierbei so wie <strong>in</strong> den Frequenzkarten <strong>in</strong> Abb. 4.10 gezeigt, nämlich unter Be-<br />

58


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

Intensität [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

0,0007<br />

0,0006<br />

0,0005<br />

0,0004<br />

0,0003<br />

0,0002<br />

0,0001<br />

0,0000<br />

I<br />

Puls<br />

t<br />

2<br />

M 2<br />

M 4<br />

M 6<br />

M 8<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000<br />

X-Position [nm]<br />

M 2<br />

150<br />

M 8<br />

150<br />

8<br />

0<br />

300<br />

M 4<br />

150<br />

4<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000<br />

X-Position [nm]<br />

300<br />

M 6<br />

150<br />

6<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000<br />

X-Position [nm]<br />

300<br />

Frequenz [GHz]<br />

-0,0001<br />

0 4 8 12 16 20 24<br />

Y-Position [nm]<br />

Y-Position [nm]<br />

Y-Position [nm]<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

0<br />

0<br />

500 1000 1500 2000 2500 3000 3500<br />

X-Position [nm]<br />

4000<br />

Abbildung 4.10: FFT-Spektrum der k x =0 -Moden an der angedeuteten Stelle im Streifen, berechnet<br />

aus der zeitlichen Entwicklung der Magnetisierung nach Anlegen e<strong>in</strong>es Gleichstrompulses. (Um<br />

möglichst viele Moden auf e<strong>in</strong>mal im Spektrum sichtbar zu machen, muss die zeitliche Entwicklung<br />

an e<strong>in</strong>er Position Fourier-transformiert werden, an der ke<strong>in</strong>e der darzustellenden, stehenden Moden<br />

e<strong>in</strong>en Knoten hat.) Die rechte Spalte zeigt die ortsaufgelösten Frequenzkarten der im Spektrum<br />

markierten Maxima. Die Bäuche quer zum Streifen s<strong>in</strong>d jeweils auf der rechten Seite markiert. Es<br />

handelt sich immer um e<strong>in</strong>e gerade Anzahl, da nur diese Moden elektrisch, d.h. durch die Oersted-<br />

Felder e<strong>in</strong>es Stroms im Streifen, anregbar s<strong>in</strong>d.<br />

rücksichtigung von w = n · λ/2 bzw. k y = n · π/w. Der Sp<strong>in</strong>wellen-Puls, der z.B. <strong>in</strong> Abb.<br />

4.9 deutlich zu sehen ist, verschw<strong>in</strong>det im Spektrum entweder <strong>in</strong> der Schulter e<strong>in</strong>es der<br />

sichtbaren Maxima oder er ist spektral e<strong>in</strong>fach zu schwach, um noch erkennbar zu se<strong>in</strong>.<br />

Frequenz [GHz]<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

5 -1<br />

kx-Vektor [10 cm ]<br />

Abbildung 4.11:<br />

= 8,65 GHz<br />

k = 628<strong>31</strong>8 cm -1<br />

n=8<br />

n=6<br />

n=4<br />

n=2<br />

n=1<br />

Dispersionsrelationen für<br />

n=1 sowie die niedrigsten geraden Modennummern<br />

der Quantisierung senkrecht zum<br />

Streifen.<br />

Es gilt nämlich zu bedenken, dass der<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Puls sich nur e<strong>in</strong> Zeitfenster<br />

von 0,5 ns Dauer über den betrachteten<br />

Pixel des Probenvolumens h<strong>in</strong>wegbewegt.<br />

Diese Zeitspanne ist eher ger<strong>in</strong>g<br />

im Vergleich zur gesamten Erfassungszeit<br />

der Magnetisierungsdynamik (10 ns), die<br />

der FFT zugrunde liegt. Da die k x =0-<br />

Anregungen jedoch den gesamten Zeitraum<br />

über an der entsprechenden Stelle<br />

schw<strong>in</strong>gen können, ist ihre Gewichtung<br />

für die FFT wiederum sehr viel größer.<br />

E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung des Erfassungszeitraums<br />

T<br />

auf das Vorbeiziehen des<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Pulses schließt sich aufgrund<br />

59


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

des Verlustes an spektralem Auflösungsvermögen ∆f aus, da gilt: ∆f ∼ 1/T .<br />

Zum Vergleich mit den numerischen Ergebnissen der LLG-Simulationen werden die theoretischen<br />

Dispersionsrelationen aus [81] herangezogen. Hierbei wurden zusätzlich e<strong>in</strong>e effektive<br />

Streifenbreite aufgrund nicht vollständig gep<strong>in</strong>nter Randsp<strong>in</strong>s [46] sowie Quantisierungseffekte<br />

<strong>in</strong>folge der endlichen Streifenbreite <strong>in</strong> den Berechnungen berücksichtigt. Die Dispersionsrelation<br />

der niedrigsten Mode dieser Quantisierung (n=1) sowie e<strong>in</strong>iger höherer Moden mit<br />

gerader Modenzahl s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 4.11 dargestellt. Es zeigt sich, dass die im FFT-Spektrum <strong>in</strong><br />

Abbildung 4.10 bestimmten Frequenzen für die k x =0 -Moden <strong>in</strong>nerhalb von 0,3 GHz mit den<br />

Ergebnissen der Dispersionsrelation für n=2, 4, 6, 8 übere<strong>in</strong>stimmen. Die Kurven können<br />

dazu benutzt werden, um die für die jeweilige Cu-Element-Geometrie gültige Resonanzfrequenz<br />

zu bestimmen. Die Cu-Elemente regen Sp<strong>in</strong>wellen über ihre gesamte Breite mit e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>zigen Wellenbauch <strong>in</strong> y-Richtung an, daher ist der entsprechende Ast der Dispersionsrelation<br />

als n=1 zu wählen.<br />

Der Wellenvektor für e<strong>in</strong>e Cu-Insel-Länge von 50 nm berechnet sich zu 6,28 · 10 5 cm −1 und ist<br />

auf dem besagten Ast e<strong>in</strong>er Frequenz von 8,65 GHz zugeordnet (s. Abbildung 4.11). Diese<br />

Frequenz wurde fortan bei gleichbleibender Cu-Element-Geometrie zur cw-Anregung benutzt.<br />

4.1.7 Alternative Kontaktierung der Hybridstruktur<br />

Abbildung 4.11 zeigt, wie nahe <strong>in</strong> diesem Fall die gewählte Resonanzfrequenz der Cu-<br />

Elemente der Anregungsfrequenz der k x =0 -Mode für n=1 kommt. Die bisherige Kontaktierung<br />

der Hybridstruktur über die Stirnflächen und der damit e<strong>in</strong>hergehende Stromfluss<br />

im Ni 81 Fe 19 -Streifen abseits der Cu-Elemente hat also praktisch immer e<strong>in</strong>e Anregung dieser<br />

k x =0 -Mode zur Folge. Es wäre demnach wünschenswert, den Bereich, der vom Strom<br />

durchflossen und auf diese Weise direkt angeregt wird, zu m<strong>in</strong>imieren, ohne dabei das Funktionspr<strong>in</strong>zip<br />

der Hybridstruktur zu bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />

Dies gel<strong>in</strong>gt auf e<strong>in</strong>fache Weise, wenn die Kontaktierungen der Hybridstruktur so nahe<br />

wie möglich an die Cu-Elemente herangebracht werden wie es Abbildung 4.12 (a) schematisch<br />

darstellt. Die entsprechende von LLG berechnete Stromverteilung für die alternative<br />

Kontaktierung ist <strong>in</strong> Abbildung 4.12 (b) mittels e<strong>in</strong>er farbkodierten Komponentendarstellung<br />

gezeigt. Wie den Simulationsdaten zu entnehmen ist, fließt <strong>in</strong> den Randbereichen des<br />

Ni 81 Fe 19 -Streifens praktisch ke<strong>in</strong> Strom mehr, während die Stromführung im Bereich der<br />

Cu-Elemente derjenigen bei Kontaktierung über die Stirnflächen des Streifens (Abb. 4.3)<br />

entspricht. Lediglich an den E<strong>in</strong>tritts- und Austrittspunkten existieren y-Komponenten des<br />

Stroms, die jedoch die Hybridstruktur <strong>in</strong> ihrer Funktion nicht bee<strong>in</strong>flussen. E<strong>in</strong>e im Zentrum<br />

der Cu-Elemente erzeugte Sp<strong>in</strong>welle sollte also <strong>in</strong> das stromfreie Gebiet außerhalb der<br />

60


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

a)<br />

I out<br />

I<br />

DC<br />

b)<br />

I <strong>in</strong><br />

X-Komponente Y-Komponente Z-Komponente<br />

t<br />

Layer 3<br />

Layer 2<br />

Layer 1<br />

y<br />

x<br />

Abbildung 4.12: (a) Schematische Darstellung der Stromverteilung bei alternativer Kontaktierung.<br />

Angedeutet s<strong>in</strong>d die Zellen im Ni 81 Fe 19 -Streifen, die <strong>in</strong> LLG als E<strong>in</strong>- bzw.<br />

Austrittszellen des elektrischen Stroms def<strong>in</strong>iert wurden. In (b) ist die dazu von LLG<br />

berechnete Stromverteilung <strong>in</strong>nerhalb der blauen L<strong>in</strong>ien aus (a) gezeigt.<br />

Kontaktierung propagieren und sich dort ungestört ausbreiten können, ohne durch direkt angeregte<br />

k x =0 -Moden überlagert zu werden. Es wurden Simulationen durchgeführt, um diese<br />

Art der Kontakierung zu testen. Dabei wurden jeweils 5 Zellen an den beiden Außenseiten<br />

des Ni 81 Fe 19 -Streifens als E<strong>in</strong>tritts- bzw. Austrittszellen des elektrischen Stroms def<strong>in</strong>iert<br />

(s. Abb. 4.12 (a)). Anschließend wurde die Hybridstruktur mit e<strong>in</strong>em Mikrowellenstrom angeregt,<br />

dessen Frequenz der <strong>in</strong> Abschnitt 4.1.6 erwähnten Resonanzfrequenz der Cu-Elemente<br />

(8,65 GHz) entspricht.<br />

Abbildung 4.13 (b) stellt e<strong>in</strong>e Momentaufnahme der resultierenden cw-Abstrahlung von Sp<strong>in</strong>wellen<br />

aus dem Bereich der Cu-Elemente h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er farbkodierten Verteilung der<br />

Magnetisierungsrichtung dar (erhalten aus LLG). E<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher Sp<strong>in</strong>wellenzug ist zum<br />

rechten Ende des Ni 81 Fe 19 -Streifens propagiert, se<strong>in</strong>e Phasenfronten s<strong>in</strong>d dabei homogen <strong>in</strong><br />

y-Richtung, sie werden jedoch schwach von e<strong>in</strong>er stehenden k x =0 -Mode mit drei Bäuchen<br />

überlagert. Sichtbar machen kann man diese, <strong>in</strong>dem man die entsprechenden Außenbereiche<br />

des Ni 81 Fe 19 -Streifens zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt betrachtet, an dem der viel stärkere Wellenzug<br />

dieses Gebiet noch nicht erreicht hat. Abbildung 4.13 (c) zeigt farbkodierte Verteilungen der<br />

z-Komponente der Magnetisierung für e<strong>in</strong>en solchen Außenbereich zu den entsprechenden<br />

Zeitpunkten vor E<strong>in</strong>treffen des Sp<strong>in</strong>wellenzugs aus dem Gebiet der Cu-Elemente. Dar<strong>in</strong> ist<br />

e<strong>in</strong>e stehende Mode mit der Modennummer n=3 <strong>in</strong> y-Richtung zu erkennen. Als Vergleich<br />

hierzu dienen die Abbildungen 4.13 (d) und (e): Sie zeigen die gleichen Graphen für e<strong>in</strong>en<br />

Ni 81 Fe 19 -Streifen, der über die Stirnflächen kontaktiert ist. Die unterschiedliche Form am<br />

l<strong>in</strong>ken Streifenabschluss ist hierbei irrelevant. In Abb. 4.13 (d) ist deutlich der Knoten der<br />

61


Y-Position [nm]<br />

Y-Position [nm]<br />

Y-Position [nm]<br />

Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

a)<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000<br />

X-Position [nm]<br />

I <strong>in</strong><br />

b)<br />

I out<br />

t = 10,00 ns<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000<br />

X-Position [nm]<br />

I <strong>in</strong><br />

d)<br />

n=3<br />

z s<br />

M /M<br />

c)<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

t = 0,26 ns<br />

0<br />

3000 3500 4000 4500 5000<br />

X-Position [nm]<br />

t = 10,00 ns<br />

t = 0,<strong>31</strong> ns<br />

0<br />

3000 3500 4000 4500 5000<br />

X-Position [nm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000<br />

X-Position [nm]<br />

Y-Position<br />

300<br />

200<br />

100<br />

I out<br />

n=2<br />

z s<br />

M /M<br />

e)<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

t = 0,18 ns<br />

0<br />

3000 3500 4000 4500 5000<br />

X-Position [nm]<br />

Y-Position [nm]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

t = 0,24 ns<br />

0<br />

3000 3500 4000 4500 5000<br />

X-Position [nm]<br />

Abbildung 4.13: Kont<strong>in</strong>uierliche Anregung der Hybridstruktur bei alternativer Kontaktierung bei<br />

e<strong>in</strong>em MW-Strom der Frequenz 8,65 GHz. Die Graphen (b) und (d) zeigen farbkodierte Verteilungen<br />

der Magnetisierungsrichtung aus LLG, während (c) und (e) Verteilungen der z-Komponente der<br />

Magnetisierung aus dem LabView-Programm EMMA darstellen, daher die unterschiedliche Farbskala.<br />

In (a) ist e<strong>in</strong>e Skizze der Streifengeometrie mit e<strong>in</strong>gezeichneten Cu-Elementen und Kontaktierungen<br />

gezeigt, (b) stellt e<strong>in</strong>e Momentaufnahme der Magnetisierung des entsprechenden Streifens<br />

nach 10 ns cw-Anregung dar. In den Intensitätsgraphen <strong>in</strong> (c) ist durch die Verteilung der z-<br />

Komponente der Magnetisierung die stehende Mode mit 3 Bäuchen im Ni 81 Fe 19 -Streifen sichtbar<br />

gemacht. In (d) und (e) s<strong>in</strong>d zum Vergleich die entsprechenden Momentaufnahmen der Magnetisierung<br />

bzw. ihrer z-Komponente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ni 81 Fe 19 -Streifen mit Kontaktierung über die Stirnflächen<br />

bei gleicher Anregungsfrequenz gezeigt. In diesem Fall ist <strong>in</strong> (e) jedoch die stehende Mode mit 2<br />

Bäuchen die dom<strong>in</strong>ante.<br />

62


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

stehenden Mode mit zwei Bäuchen <strong>in</strong> der Mitte des Streifens zu erkennen. Desweiteren<br />

zeigt sich auch <strong>in</strong> Abb. 4.13 (e), dass die <strong>in</strong> diesem Fall direkt über den Strom angeregte<br />

n=2-Mode die dom<strong>in</strong>ante <strong>in</strong> den Außenbereichen des Ni 81 Fe 19 -Streifens darstellt. Dies liegt<br />

daran, dass nur Moden mit e<strong>in</strong>er geraden Anzahl<br />

von Bäuchen direkt durch e<strong>in</strong>en Strom angeregt<br />

werden können und die n=2-Mode der Anregungsfrequenz<br />

am nächsten liegt. Ihren Ursprung hat<br />

die <strong>in</strong> Abb. 4.13 (c) gezeigte n=3-Mode vermutlich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kopplung der <strong>magnetischen</strong> Momente an<br />

die Oersted-Felder, welche vom elektrischen Strom<br />

beim Verlassen des Ni 81 Fe 19 -Streifens erzeugt werden.<br />

An dieser Stelle besitzt die Stromverteilung<br />

wie <strong>in</strong> Abb. 4.12 (b) gezeigt e<strong>in</strong>e nicht verschw<strong>in</strong>dende<br />

y-Komponente. Diese Stromführung hat bei<br />

gegebener Geometrie e<strong>in</strong> <strong>in</strong>homogenes Magnetfeld<br />

im Bereich der Kontakte zur Folge, welches an die<br />

Frequenz [GHz]<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

= 8,65 GHz<br />

5<br />

k = 628<strong>31</strong>8 cm -1<br />

4<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

5 -1<br />

kx-Vektor [10 cm ]<br />

n=3<br />

n=1<br />

Abbildung 4.14: Dispersionsrelationen<br />

für n=1 und n=3 mit e<strong>in</strong>gezeichneter<br />

Anregungsfrequenz wie <strong>in</strong> Abb. 4.11.<br />

benachbarten <strong>magnetischen</strong> Momente ankoppelt und im Gegensatz zu direkter elektrischer<br />

Anregung auch die n=3-Mode mit e<strong>in</strong>er ungeraden Anzahl von Bäuchen zum Schw<strong>in</strong>gen<br />

br<strong>in</strong>gen kann. Wie aus den Dispersionsrelationen (Abb. 4.14) ersichtlich ist, liegt von allen<br />

höheren k x =0 -Moden mit ungerader Modenzahl diejenige mit n=3 der externen Anregungsfrequenz<br />

der Cu-Elemente (8,65 GHz) am nächsten.<br />

Die alternative Kontaktierung konnte aus Zeitgründen im Rahmen dieser Arbeit experimentell<br />

nicht realisiert und untersucht werden.<br />

In mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationen ließen sich mit Hilfe der Ni 81 Fe 19 -Hybridstrukturen erfolgreich<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Sp<strong>in</strong>wellen und Sp<strong>in</strong>wellen-Pulse erzeugen. Es konnte gezeigt werden,<br />

dass sich der Wellenvektor der abgestrahlten Sp<strong>in</strong>wellen durch die Geometrie der<br />

Cu-Elemente bee<strong>in</strong>flussen lässt und dass die effizienteste Anregungsfrequenz der Hybridstruktur<br />

durch e<strong>in</strong>en Vergleich mit der Dispersionsrelation der entsprechenden Sp<strong>in</strong>wellen-<br />

Mode bestimmt werden kann. Desweiteren wurde deutlich, dass e<strong>in</strong> Stromfluss im <strong>magnetischen</strong><br />

Material bisweilen zur Anregung unerwünschter k x =0 -Moden führt. Ihr E<strong>in</strong>fluss kann<br />

jedoch durch E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er alternativen elektrischen Kontaktierung der Struktur erfolgreich<br />

verr<strong>in</strong>gert werden.<br />

63


Reales Probendesign und Herstellungsprozess<br />

4.1.8 Reales Probendesign und Herstellungsprozess<br />

In diesem Abschnitt wird das Design der realen Proben und deren Herstellung beschrieben<br />

sowie Schwierigkeiten <strong>in</strong> der Realisierung der für die Simulationen verwendeten Designs<br />

diskutiert. Die Charakterisierung dieser Proben mittels µBLS ermöglicht die experimentelle<br />

Verifizierung der <strong>in</strong> den Abschnitten 4.1.1 bis 4.1.7 vorgestellten numerischen Ergebnisse.<br />

Alle im Folgenden beschriebenen Proben wurden im NBC 1 der TU Kaiserslautern und den<br />

MBE 2 -Anlagen der AG Hillebrands prozessiert, die Herstellung selbst wurde dabei maßgeblich<br />

von Philipp Pirro 3 durchgeführt. Als Substrat wurden 7 × 7 mm 2 große, thermisch oxidierte<br />

Silizium-Stücke Si (110)/SiO x verwendet. Die Probenprozessierung besteht aus e<strong>in</strong>er<br />

Komb<strong>in</strong>ation von Elektronenstrahllithographie <strong>in</strong> lift-off -Technik und Elektronenstrahlverdampfung<br />

und gliedert sich im Wesentlichen <strong>in</strong> 5 Schritte:<br />

In Schritt 1 werden die sogenannten alignment marks aus Gold auf dem Substrat def<strong>in</strong>iert,<br />

die e<strong>in</strong>e präzise Positionierung des Substrats <strong>in</strong> den folgenden Prozessschritten ermöglichen.<br />

In Schritt 2 werden die Cu-Elemente, die sich unterhalb des Ni 81 Fe 19 -Streifens bef<strong>in</strong>den,<br />

mit e<strong>in</strong>er Cu-Schichtdicke von 20 bzw. 60 nm prozessiert. In Schritt 3 wird der Ni 81 Fe 19 -<br />

Streifen mit e<strong>in</strong>er Schichtdicke von 47 bzw. 10 nm und <strong>in</strong> Schritt 4 die oberen Cu-Elemente<br />

ebenfalls mit e<strong>in</strong>er Dicke von 20 bzw. 60 nm strukturiert. In Schritt 5 werden die deutlich<br />

dickeren Cu-Kontakte mit e<strong>in</strong>er Schichtdicke von e<strong>in</strong>igen 100 nm aufgebracht, welche die<br />

gewünschte elektrische Kontaktierung erlauben. Für die Nanostrukturierung mittels Elektronenstrahllithographie<br />

wird der elektronensensitive Lack Polymethylmethacrylat PMMA<br />

mit e<strong>in</strong>em Molekulargewicht von 950k im Positivprozess verwendet, das heißt, dass beim<br />

Übertragen der Struktur <strong>in</strong> den Lack alle belichteten Bereiche abgelöst werden und so die<br />

Positiv-Maske für die Metallstruktur entsteht. Die Cu-Schichten wurden im NBC mittels<br />

Elektronenstrahlverdampfung mit e<strong>in</strong>er Rate von 1 Å/s (für die Cu-Elemente) bzw. 10 Å/s<br />

(für die Cu-Kontakte) aufgedampft. Die Ni 81 Fe 19 -Schichten wurden <strong>in</strong> den MBE-Masch<strong>in</strong>en<br />

der AG Hillebrands mit e<strong>in</strong>er Rate von 0,2 Å/s gewachsen.<br />

Abbildung 4.15 zeigt Schemata der beiden realisierten Probendesigns mit Darstellungen der<br />

Ni 81 Fe 19 -Streifengruppen verschiedener Breite. Die Cu-Zuleitungen beider Probentypen (<strong>in</strong><br />

orange dargestellt) haben aus Gründen der Impedanzanpassung die Form e<strong>in</strong>es koplanaren<br />

Wellenleiters. Auf dessen drei Kontaktflächen kann e<strong>in</strong>e sogenannte Picoprobe 4 aufgesetzt<br />

und die Struktur auf diese Weise mit e<strong>in</strong>em Mikrowellengenerator verbunden werden. E<strong>in</strong>e<br />

dünne Titanschicht auf dem SiO 2 -Substrat erwies sich hier als geeigneter Haftvermittler,<br />

der e<strong>in</strong> zu schnelles Ablösen des Cu bei Beanspruchung durch die aufsetzende P icoprobe-<br />

1 Nano+Bio Center<br />

2 Molecular Beam Epitaxy<br />

3 Diplomand <strong>in</strong> der AG Hillebrands<br />

4 Mikrowellenkonnektor zur impedanzangepassten Kontaktierung von Mikrostrukturen<br />

64


Reales Probendesign und Herstellungsprozess<br />

Spitze verh<strong>in</strong>dert. Mit dieser Kontaktierung ist es nun möglich, e<strong>in</strong>en Mikrowellenstrom mit<br />

überlagertem Gleichstrom an die Struktur anzulegen, wobei der Gleichstrom im Probentyp<br />

2 über das T-Stück und die gezeigte DC-Ableitung (<strong>in</strong> der Vergrößerung l<strong>in</strong>ks) und<br />

<strong>in</strong> Probentyp 1 über die Ni 81 Fe 19 -Streifen abgeführt wird. Auf den Ni 81 Fe 19 -Streifen (<strong>in</strong> der<br />

Vergrößerung <strong>in</strong> grau dargestellt) bef<strong>in</strong>den sich jeweils mehrere Dutzend Cu-Elemente (orange),<br />

deren Abstand vone<strong>in</strong>ander ihrer Länge entspricht. E<strong>in</strong>e solche Anzahl von Inseln ist<br />

nötig, da die Ausdehnung der Cu-Element-Gruppe mit der Breite e<strong>in</strong>es später erzeugten<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Pulses korreliert ist. Für die µBLS mit ihrer räumlichen Auflösung von 250 nm<br />

und speziell für zeitaufgelöste BLS-Messungen ist e<strong>in</strong>e gewisse M<strong>in</strong>destbreite der zu untersuchenden<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Pulse unerlässlich.<br />

T-Stück mit DC-Ableitung<br />

alignment mark<br />

Probentyp 2<br />

Probentyp 1<br />

DC<br />

+<br />

+<br />

Kurzschluss oder Term<strong>in</strong>ator<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

MW<br />

MW<br />

MW / DC<br />

MW / DC<br />

200 400 600 800<br />

nm nm nm nm<br />

Abbildung 4.15: Schematische Darstellung der realen Probengeometrie. Probentyp 2 besteht<br />

aus 4 Gruppen von Ni 81 Fe 19 -Streifen (hier <strong>in</strong> grau dargestellt) verschiedener Breite<br />

(200, 400, 600, 800 nm), auf denen sich wiederum Cu-Elemente (orange) verschiedener<br />

Länge (ebenfalls 200 bis 800 nm) bef<strong>in</strong>den. Zudem enthält jede Gruppe noch e<strong>in</strong>en<br />

Ni 81 Fe 19 -Streifen entsprechender Breite ohne Elemente als Referenz. In diesem Probentyp<br />

wurde außerdem e<strong>in</strong> T-Stück aus Ni 81 Fe 19 zur alternativen Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung <strong>in</strong>tegriert<br />

(s. Abschnitt (4.2)). Die elektrische Kontaktierung f<strong>in</strong>det mittels e<strong>in</strong>es koplanaren Wellenleiters<br />

aus Cu (orange) statt, über den Mikrowellenströme durch die Ni 81 Fe 19 -Streifen<br />

und e<strong>in</strong> DC-Strom über den Seitenarm des T-Stücks geführt werden können. Probentyp 1<br />

enthält ke<strong>in</strong> T-Stück und ke<strong>in</strong>e Referenz-Streifen ohne Cu, die Ni 81 Fe 19 -Streifengruppen<br />

s<strong>in</strong>d aber im Übrigen mit denen vom Probentyp 2 identisch. Es wurden Proben mit 47 nm<br />

und 10 nm dickem Ni 81 Fe 19 hergestellt. (Die reale Anzahl der Cu-Elemente pro Ni 81 Fe 19 -<br />

Streifen ist <strong>in</strong> dieser Abbildung reduziert. Die Lücke im l<strong>in</strong>ken Außenleiter hat ke<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Impedanzanpassung [93])<br />

65


Reales Probendesign und Herstellungsprozess<br />

Es ist anzumerken, dass sich <strong>in</strong> diesen Designs nur Cu-Elemente auf dem Ni 81 Fe 19 -Streifen<br />

bef<strong>in</strong>den und nicht darunter wie <strong>in</strong> den Simulationen angenommen. Der Grund hierfür ist,<br />

dass die geplanten Schichtdicken der unteren Cu-Inseln (m<strong>in</strong>destens 20 nm) e<strong>in</strong>e nicht unwesentliche<br />

Deformation des darauf bef<strong>in</strong>dlichen Ni 81 Fe 19 -Streifens zur Folge gehabt hätten. Da<br />

e<strong>in</strong>e Erniedrigung der Cu-Schichtdicke bei den verwendeten Substraten und Aufdampfungsanlagen<br />

zu ke<strong>in</strong>er geschlossenen Schichtbildung führte, musste e<strong>in</strong> Weg gefunden werden,<br />

dem Ni 81 Fe 19 trotz der Cu-Stufen e<strong>in</strong>en möglichst<br />

flachen Untergrund zu bieten, ohne dass es den elektrischen<br />

Kontakt zum Cu verliert. E<strong>in</strong>e<br />

a) b)<br />

Möglichkeit<br />

hierzu ist es, die Cu-Inseln durch e<strong>in</strong>en vorherigen<br />

Ätzprozess im Substrat zu versenken. Jedoch bildete<br />

sich <strong>in</strong>folge des Ätzens mit Schwefelhexafluorid<br />

(SF 6 ) und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem kohlenstoffhaltigen<br />

Lack e<strong>in</strong>e vermutlich teflonartige Schicht über<br />

dem SiO 2 , welche die Haftwirkung des später deponierten<br />

Cu stark herabsetzte. In den <strong>in</strong> Abb. 1.16<br />

gezeigten REM-Aufnahmen kann man erkennen,<br />

400nm<br />

240nm<br />

Abbildung 4.16: REM-Aufnahmen von<br />

geätzten Vertiefungen im Substrat mit<br />

sich wieder ablösendem Cu<br />

wie sich das Cu nach der Deposition wieder ganz oder teilweise aus den Vertiefungen gelöst<br />

hat. Die Optimierung dieses Prozesses mittels verschiedener Ätz- und Planarisierungstechniken<br />

ist <strong>in</strong> der Gruppe momentan noch <strong>in</strong> der Entwicklung und stand im Rahmen dieser<br />

Arbeit noch nicht zur Verfügung.<br />

a) b) c)<br />

20μm<br />

4μm<br />

1μm<br />

d) e) f)<br />

800nm<br />

400nm<br />

800nm<br />

Abbildung 4.17: REM-Aufnahmen e<strong>in</strong>er Probe vom Typ 1. (a),(b) und (c) zeigen schrittweise<br />

vergrößerte Aufnahmen der Ni 81 Fe 19 -Streifengruppen. Die hellen Kreise s<strong>in</strong>d Referenzpunkte<br />

für die aktive Stabilisierung der µBLS. (d)-(f) zeigen Detailaufnahmen von<br />

Cu-Pads unterschiedlicher Geometrie. (vgl. Abb. 4.15)<br />

66


Reales Probendesign und Herstellungsprozess<br />

Folglich wurden im Rahmen dieser Arbeit nur Hybridstrukturen mit Cu-Elementen auf<br />

dem Ni 81 Fe 19 -Streifen untersucht. Abbildung 4.17 zeigt REM 5 -Aufnahmen e<strong>in</strong>er solchen<br />

Struktur vom Probentyp 1. Dargestellt s<strong>in</strong>d die Ni 81 Fe 19 -Streifen mit darauf bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Cu-Elementen <strong>in</strong> unterschiedlichen Vergrößerungen. Wie Simulationen bestätigen, eignen<br />

sich auch diese e<strong>in</strong>seitigen Hybridstrukturen für die geplanten Untersuchungen der Sp<strong>in</strong>wellenerzeugung,<br />

wenn auch mit schwächeren Effekten.<br />

a)<br />

800nm<br />

b)<br />

800nm<br />

Abbildung 4.18: REM-Aufnahmen e<strong>in</strong>er Cu-Insel (a) und e<strong>in</strong>er Au-Insel (b). Das Au<br />

bildet e<strong>in</strong>en sehr viel glatteren und geschlosseneren Film aus.<br />

Aufgrund der relativ schlechten Filmqualität des Cu wurden im späteren Verlauf dieser<br />

Arbeit auch Proben mit Inseln aus Gold (im Folgenden Au) hergestellt. Obwohl die Leitfähigkeit<br />

von Au nur etwa 3/4 der von Cu beträgt, der gewünschte Effekt durch die veränderte<br />

Stromführung somit nicht ganz so groß ist, sprechen die bessere Oberflächen- und Kantenrauhigkeit<br />

– wie <strong>in</strong> Abb. 4.18 im direkten Vergleich durch REM-Aufnahmen gezeigt – für die<br />

Verwendung von Au.<br />

a) b) c)<br />

10μm<br />

200nm<br />

400nm<br />

Abbildung 4.19: REM-Aufnahmen e<strong>in</strong>er Probe mit Au-Inseln. (a) zeigt e<strong>in</strong>e<br />

Übersicht der Au-Feldgruppen, während <strong>in</strong> (b) und (c) Detailaufnahmen der<br />

Au-Elemente zu sehen s<strong>in</strong>d.<br />

5 Rasterelektronenmikroskopie<br />

67


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

Aus diesem Grund wurden im späteren Verlauf dieser Arbeit auch Proben mit Au-Elementen<br />

hergestellt und vermessen. REM-Aufnahmen von Au-Inseln verschiedener Geometrie auf<br />

e<strong>in</strong>er dieser Proben s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 4.19 dargestellt.<br />

4.1.9 µBLS-Messungen der Hybridstruktur<br />

Im Folgenden werden die Auswertungen der Messungen zur experimentellen Verifizierung<br />

der Simulationsergebnisse präsentiert. Bei den Proben, von denen die <strong>in</strong> dieser Arbeit vorgestellten<br />

Messergebnisse stammen, handelt es sich zum e<strong>in</strong>en um e<strong>in</strong>e Probe vom Typ 1 mit<br />

47 nm dickem Ni 81 Fe 19 und 20 nm dicken Cu-Elementen und zum anderen um e<strong>in</strong>e Probe<br />

vom Typ 2 mit 10 nm dickem Ni 81 Fe 19 und 40 nm dicken Au-Inseln. Die Hybridstrukturen<br />

beider Proben s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>seitig mit nicht<strong>magnetischen</strong> Elementen strukturiert.<br />

In den Graphen dieses Abschnitts wird e<strong>in</strong>e Codierung verwendet, welche aussagen soll, auf<br />

welcher Hybridstruktur der Probe die jeweilige Messung aufgenommen wurde. Sie besteht<br />

aus der Angabe der Breite des betreffenden Ni 81 Fe 19 -Streifens und der Länge bzw. Periodizität<br />

der jeweils auf ihn aufgebrachten Cu- oder Au-Inseln. So bezeichnet z.B. der Ausdruck<br />

800nmStr400nmCu den 800 nm breiten Ni 81 Fe 19 -Streifen mit 400 nm langen Cu-Elementen.<br />

Um den E<strong>in</strong>fluss verschiedener Cu-Insellängen auf die Anregungsspektren bei sonst unveränderter<br />

Streifengeometrie zu untersuchen wurden zunächst Vergleichsmessungen an Ni 81 Fe 19 -<br />

Streifen (47 nm Dicke, 800 nm Breite) mit unterschiedlich langen Cu-Inseln auf e<strong>in</strong>er Probe<br />

vom Typ 1, d.h. ohne Referenzstreifen, durchgeführt. Variiert man nämlich den durch die<br />

Cu-Inseln aufmodulierten Wellenvektor und damit die Frequenz der erzeugten Magnonen,<br />

sollte sich diese Änderung durch wandernde Peaks <strong>in</strong> den Anregungsspektren bemerkbar<br />

machen. Bei den Messungen handelt es sich um RF-Sweeps, bei denen die Intensität des<br />

BLS-Signals <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Frequenz e<strong>in</strong>es an die Hybridstrukturen angelegten<br />

Mikrowellenstroms jeweils von 4 bis 16 GHz bei e<strong>in</strong>er Schrittweite von 100 MHz gemessen<br />

wurde. In dieser Region s<strong>in</strong>d laut der Dispersionsrelation effiziente Anregungen durch die<br />

Hybridstruktur zu erwarten. Die <strong>in</strong> Abb. 4.20 dargestellten Ergebnisse zeigen das <strong>in</strong>tegrierte<br />

BLS-Signal, d.h. die aufsummierte Zählrate des Photodetektors der µBLS für e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierte<br />

ROI 6 , aufgetragen über der RF-Frequenz des Mikrowellengenerators. Trifft diese Anregungsfrequenz<br />

e<strong>in</strong>e Resonanz des <strong>magnetischen</strong> Systems so erhöht sich die Anzahl der detektierten<br />

Photonen, d.h. im Graphen wird e<strong>in</strong> Peak sichtbar. Abbildung 4.20 (a) bis (d) zeigt vier der<br />

oben beschriebenen Sweeps bei jeweils gleicher Ni 81 Fe 19 -Streifenbreite und verschieden langen<br />

Cu-Elementen. Es ist jedoch zu erkennen, dass alle vier Cu-Insellängen qualitativ das<br />

gleiche Spektrum ergeben. Dies lässt den Schluss zu, dass ke<strong>in</strong>er der beobachteten Peaks<br />

6 Region of <strong>in</strong>terest – <strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong> Frequenzband im BLS-Spektrum, das dem Anregungsband entspricht<br />

68


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

a) b)<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

800nmCu<br />

PSSW-Mode<br />

I MW<br />

t<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

600nmCu<br />

PSSW-Mode<br />

I<br />

MW<br />

t<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

4 6 8 10 12 14 16<br />

RF-Frequenz [GHz]<br />

c) d)<br />

400nmCu<br />

PSSW-Mode<br />

I MW<br />

t<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

4 6 8 10 12 14 16<br />

RF-Frequenz [GHz]<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

4 6 8 10 12 14 16<br />

RF-Frequenz [GHz]<br />

200nmCu<br />

PSSW-Mode<br />

I MW<br />

t<br />

2000<br />

0<br />

4 6 8 10 12 14 16<br />

RF-Frequenz [GHz]<br />

Abbildung 4.20: RF-Sweep (4-16 GHz) auf 800 nm breiten Ni 81 Fe 19 -Streifen <strong>in</strong><br />

der unmittelbaren Umgebung 800, 600, 400 und 200 nm langer Cu-Elemente<br />

(a,b,c,d). Es existieren jeweils Peaks bei 6 GHz, 8,5 GHz und 11,5 GHz.<br />

mit e<strong>in</strong>er Anregung durch die Hybridstruktur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung steht. Vielmehr handelt es sich<br />

hierbei wieder um direkt durch den Mikrowellenstrom angeregte, stehende Moden (siehe<br />

Abschnitt 4.1.6). E<strong>in</strong> Vergleich mit den Dispersionrelationen identifiziert die beiden kle<strong>in</strong>eren<br />

Peaks bei etwa 6 und 8,5 GHz als quer zum Streifen quantisierte Moden während der<br />

starke Peak bei ca. 11,5 GHz e<strong>in</strong>e über die Schichtdicke quantisierte Mode, e<strong>in</strong>e sogenannte<br />

PSSW -Mode ist (siehe Abschnitt 2.3.5).<br />

Die Ergebnisse e<strong>in</strong>er weiteren, vom Typ her identischen Messreihe an anderen Positionen der<br />

gleichen Probe zeigt Abb. 4.21. In diesem Fall wurden die RF-Sweeps auf Ni 81 Fe 19 -Streifen<br />

unterschiedlicher Breite (800, 600, 400 nm) fernab der Cu-Elemente durchgeführt. Die quer<br />

zum Streifen quantisierten Moden erhöhen bei Verr<strong>in</strong>gerung der Streifenbreite ihre Frequenz.<br />

Beim Übergang von 800 nm breiten Ni 81 Fe 19 -Streifen zu schmäleren werden deshalb die beiden<br />

Peaks bei 6 GHz und 8,5 GHz verschoben. Sie verschw<strong>in</strong>den möglicherweise <strong>in</strong> den Flanken<br />

des PSSW -Peaks, der sich bei allen drei Streifenbreiten an der gleichen Position bef<strong>in</strong>det.<br />

Da die Schichtdicke t (47 nm) <strong>in</strong> diesem Fall sehr viel kle<strong>in</strong>er als die Breite des Streifens w<br />

(800 nm) ist, gilt über die Beziehungen k z = n · 2π/t und k y = m · 2π/w, dass k z sehr viel<br />

größer als k y ist. Weil aber <strong>in</strong> der Dispersionsrelation der Absolutbetrag des Wellenvektors<br />

der Sp<strong>in</strong>welle maßgeblich ist, hängt die Frequenz der PSSW -Mode im Dipol-dom<strong>in</strong>ierten Teil<br />

der Dispersionsrelation nur schwach vom Wellenvektor parallel zur Streifenebene ab. Dieser<br />

69


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

a)<br />

32000<br />

24000<br />

16000<br />

8000<br />

0<br />

800nmStr<br />

PSSW-Mode<br />

4 6 8 10 12 14 16<br />

RF-Frequenz [GHz]<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

c)<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

I<br />

MW<br />

400nmStr<br />

PSSW-Mode<br />

t<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

b)<br />

32000<br />

24000<br />

16000<br />

8000<br />

0<br />

600nmStr<br />

4 6 8 10 12 14 16<br />

RF-Frequenz [GHz]<br />

4 6 8 10 12 14 16<br />

RF-Frequenz [GHz]<br />

I<br />

PSSW-Mode<br />

MW<br />

t<br />

I<br />

MW<br />

t<br />

Abbildung 4.21: RF-Sweeps (4-16 GHz) auf 800, 600 und 400 nm breiten<br />

Ni 81 Fe 19 -Streifen (a,b,c) zur Untersuchung des Modencharakters der Peaks aus<br />

Abb. 4.20, aufgenommen fernab der Cu-Elemente.<br />

ist jedoch über die Quantisierung <strong>in</strong> y-Richtung mit der Streifenbreite w verknüpft, was die<br />

allgeme<strong>in</strong> schwache Abhängigkeit der PSSW -Frequenzen von der Streifenbreite erklärt.<br />

Mit der µBLS ist es möglich, e<strong>in</strong>e Mode mit Hilfe e<strong>in</strong>es ortsaufgelösten Scans zu identifizieren.<br />

Dazu wird bei der festen Anregungsfrequenz der jeweiligen Mode e<strong>in</strong> BLS-Spektrum<br />

an verschiedenen Positionen (wie zum Beispiel hier entlang e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ie quer zum Ni 81 Fe 19 -<br />

Streifen) gemessen. Herrschen während jedes e<strong>in</strong>zelnen Scans vergleichbare Umgebungs- bzw.<br />

Messbed<strong>in</strong>gungen, kann man die aufsummierten Intensitäten <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es bestimmten<br />

Frequenzbereichs um die Anregungsfrequenz herum für jeden Scan-Punkt <strong>in</strong> Relation zue<strong>in</strong>ander<br />

stellen und erhält so e<strong>in</strong> ortsaufgelöstes Intensitäts-Profil der entsprechenden Mode<br />

entlang des Schnitts. Abbildung 4.22 zeigt zwei solcher ortsaufgelösten Scans. In (a) die homogene<br />

Verteilung der zuvor erwähnten PSSW -Mode auf der gleichen Probe, auf der bereits<br />

die oben genannten RF-Sweeps durchgeführt wurden, und im Vergleich dazu <strong>in</strong> (b) das Profil<br />

e<strong>in</strong>er quer zum Ni 81 Fe 19 -Streifen quantisierten Mode mit e<strong>in</strong>em Knoten <strong>in</strong> der Streifenmitte,<br />

welches von e<strong>in</strong>er anderen Probe mit 10 nm dickem Ni 81 Fe 19 und 40 nm dicken Au-Elementen<br />

stammt.<br />

70


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

Hier sei darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass diese Scans nur Auskunft über die Sp<strong>in</strong>wellen-Intensitäten<br />

geben können, sie enthalten beispielsweise ke<strong>in</strong>erlei Information über die Phasen der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bäuche der stehenden Wellen.<br />

a) b)<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

0<br />

1<br />

800nmStr800nmCu<br />

PSSW-Mode<br />

11,5 GHz<br />

5 10 15 20 25 30<br />

Position [bel. E<strong>in</strong>heiten]<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1<br />

800nmStr800nmAu<br />

n =2-Mode<br />

3,65 GHz<br />

5 10 15 20 25 30<br />

Position [bel. E<strong>in</strong>heiten]<br />

Abbildung 4.22: Ortsaufgelöste Scans auf L<strong>in</strong>ien mit je 30 Punkten senkrecht zum jeweiligen<br />

Ni 81 Fe 19 -Streifen. (a) zeigt das räumliche Profil der PSSW -Mode aus Abb. 4.21<br />

bei 11,5 GHz Anregungsfrequenz, (b) e<strong>in</strong>e senkrecht zum Streifen quantisierte Mode mit<br />

e<strong>in</strong>em Knoten bei e<strong>in</strong>er Anregungsfrequenz von 3,65 GHz auf e<strong>in</strong>er anderen Probe mit Au-<br />

Elementen. Die grün-gestrichelten L<strong>in</strong>ien geben jeweils die Position des Ni 81 Fe 19 -Streifens<br />

an.<br />

E<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>wellen-Mode wie sie von der Hybridstruktur erzeugt wird, bedarf e<strong>in</strong>er externen<br />

Anregung durch e<strong>in</strong>en Mikrowellenstrom, um überhaupt detektiert werden zu können. Deshalb<br />

s<strong>in</strong>d diese Moden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em thermischen BLS-Spektrum, also e<strong>in</strong>em Spektrum der bei<br />

endlicher Temperatur <strong>in</strong> der Probe existierenden Magnonen, nicht sichtbar. In Abbildung<br />

4.23 (a) ist e<strong>in</strong> solches thermisches Spektrum gezeigt, welches wegen der im Vergleich zu e<strong>in</strong>er<br />

externen Anregung sehr viel ger<strong>in</strong>geren Zahl an Magnonen über 12 Stunden aufgezeichnet<br />

wurde. Es zeigt neben der nächsthöheren Ordnung des elastisch gestreuten Lichts (s. Kapitel<br />

3), dem sogenannten ghost-Peak bei -15 GHz, e<strong>in</strong>ige höhere longitud<strong>in</strong>ale Moden des<br />

Laserresonators, die gegenüber der Hauptfrequenz des Lasers verschoben s<strong>in</strong>d. Aus diesem<br />

Grund tauchen auch sie nach e<strong>in</strong>em elastischen Streuprozess an der Probe im BLS-Spektrum<br />

außerhalb des Referenzpeaks auf. Der relativ breite Peak an der Position der PSSW -Mode<br />

(-11,5 GHz) lässt wiederum darauf schließen, dass es sich bei dieser Mode um ke<strong>in</strong>e Anregung<br />

handelt, die mit der Hybridstruktur zusammenhängt.<br />

Die mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationen haben gezeigt, dass nicht nur e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Anregung<br />

durch Mikrowellen zur Abstrahlung von Sp<strong>in</strong>wellen führt, sondern auch das Anlegen<br />

von Gleichstrompulsen oder -flanken. Aus diesem Grund wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Messung<br />

die Hybridstrukturen mit e<strong>in</strong>er Reihe von DC-Strompulsen (Pulslänge 35 ms, Periode 70 ms,<br />

Amplitude 15 V) angeregt, das Ergebnis ist <strong>in</strong> Abb. 4.23 (b) dargestellt. Das Spektrum,<br />

welches über e<strong>in</strong>en Zeitraum von etwa drei Stunden bei durchgehender gepulster Anregung<br />

71


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

a) b)<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

0<br />

I<br />

Thermisch<br />

t<br />

800nmStr600nmCu<br />

Lasermoden<br />

PSSW-Mode<br />

-15 -10 -5 0<br />

BLS-Frequenz [GHz]<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

I<br />

Puls<br />

t<br />

800nmStr800nmCu<br />

Lasermoden<br />

PSSW-Mode<br />

-16 -12 -8 -4 0<br />

BLS-Frequenz [GHz]<br />

Abbildung 4.23: (a) Thermisches Spektrum e<strong>in</strong>es Ni 81 Fe 19 -Streifens. Der Referenzpeak<br />

und der 1. ghost-Peak liegen bei 0 bzw. -15 GHz. Desweiteren s<strong>in</strong>d mehrere höhere<br />

longitud<strong>in</strong>ale Moden des Lasers <strong>in</strong> der Nähe des Referenzpeaks sowie die PSSW -<br />

Mode bei -11,5 GHz sichtbar. (b) Spektrum der Anregung e<strong>in</strong>er Hybridstruktur mit DC-<br />

Pulsen. Neben dem Referenzpeak und den höheren Lasermoden stellt die kaum sichtbare<br />

PSSW -Mode (-11,5 GHz) den e<strong>in</strong>zigen potentiellen Peak dar. (Aufgrund e<strong>in</strong>es anderen<br />

Interferometer-Spiegelabstands bef<strong>in</strong>det sich der ghost-Peak hier an e<strong>in</strong>er anderen Stelle.)<br />

aufgezeichnet wurde, zeigt jedoch qualitativ kaum e<strong>in</strong>en Unterschied zum vorher genannten<br />

thermischen Spektrum. Neben den obligatorischen Laser-Moden f<strong>in</strong>det sich praktisch nur<br />

Rauschen, so dass die Erzeugung von Sp<strong>in</strong>wellen-Pulsen durch die Ni 81 Fe 19 -Hybridstruktur<br />

nicht nachgewiesen werden konnte.<br />

4.1.10 Sp<strong>in</strong>wellen-Verstärkung<br />

Angesichts des Ausbleibens detektierbarer BLS-Signale e<strong>in</strong>er durch die Hybridstruktur angeregten<br />

Sp<strong>in</strong>welle stellt sich die Frage, ob e<strong>in</strong>e evtl. existierende, aber zu schwache Anregung<br />

<strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form verstärkt werden kann. Solche Sp<strong>in</strong>wellen-Verstärker wären generell<br />

begehrte Bauelemente der Sp<strong>in</strong>tronik (siehe Kapitel 1), würden sie es doch ermöglichen,<br />

Sp<strong>in</strong>wellen trotz ihrer natürlichen Dämpfung über weite Strecken propagieren zu<br />

lassen. Seo et. al hat mikromagnetische Simulationen zum Thema Sp<strong>in</strong>wellen-Verstärkung<br />

und -Abschwächung durchgeführt [94], die zeigen, dass es möglich ist, die Amplitude e<strong>in</strong>er<br />

propagierenden Sp<strong>in</strong>welle zu verstärken oder abzuschwächen, je nachdem, ob der Sp<strong>in</strong>welle<br />

e<strong>in</strong> elektrischer Gleichstrom <strong>in</strong> Richtung ihrer Ausbreitung oder entgegengesetzt dieser<br />

Richtung überlagert wird. Als theoretische Grundlage hierfür dient die Def<strong>in</strong>ition des Sp<strong>in</strong>-<br />

Transfer-Torque τ s , der sich aus adiabatischem und nicht-adiabatischem Term zusammensetzt<br />

[36, 95, 96]:<br />

72


Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Hybridstruktur<br />

τ s = u · ∇ ˆm − β[u · ( ˆm × ∇)] ˆm (4.1)<br />

mit ˆm dem E<strong>in</strong>heitsvektor der Magnetisierung, u = u 0ˆx, u 0 = µ B j e P/eM s der Größe des<br />

adiabatischen Sp<strong>in</strong>-torque, P der Sp<strong>in</strong>polarisation, j e der Stromdichte, M s der Sättigungsmagnetisierung<br />

und β dem Verhältnis von nicht-adiabatischem zu adiabatischem Sp<strong>in</strong>-Torque.<br />

Die Berücksichtigung dieses Terms <strong>in</strong> der Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung führt nach<br />

e<strong>in</strong>igen Umformungen und Näherungen zu e<strong>in</strong>em Ausdruck für die Sp<strong>in</strong>wellen-Abkl<strong>in</strong>glänge Λ:<br />

Λ =<br />

2γDk<br />

αω f − βu 0 k<br />

(4.2)<br />

wobei γ das gyromagnetische Verhältnis, D die Sp<strong>in</strong>steifigkeitskonstante, k der Wellenvektor<br />

der Sp<strong>in</strong>welle, ω f ihre Frequenz und α der Gilbert-Dämpfungsterm ist. Aus dieser Formel<br />

wird ersichtlich, dass bei nicht verschw<strong>in</strong>dendem β die Sp<strong>in</strong>wellen-Abkl<strong>in</strong>glänge je nach relativem<br />

Vorzeichen von u 0 und k (also der Richtung des Stromflusses und der Richtung der<br />

Integriertes BLS-Signal [counts]<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

I<br />

MW<br />

Sp<strong>in</strong>Torque-Transfer<br />

t<br />

+50mA<br />

- 50mA<br />

800nmStr800nmCu<br />

5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />

RF-Frequenz [GHz]<br />

Abbildung 4.24: RF-Sweeps (4-14 GHz) mit überlagerten<br />

Gleichströmen verschiedener Polarität<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Propagation) erhöht oder erniedrigt<br />

werden kann. E<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>wellen-<br />

Verstärkung ist somit <strong>in</strong> diesem Modell<br />

theoretisch möglich.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurde diese<br />

Theorie experimentell an Hybridstrukturen<br />

auf e<strong>in</strong>er Probe vom Typ 1 getestet,<br />

<strong>in</strong>dem über zwei sogenannte biastee<br />

7<br />

e<strong>in</strong>em Mikrowellenstrom, der zur<br />

Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen dienen sollte,<br />

e<strong>in</strong> Gleichstromanteil überlagert wurde.<br />

Idealerweise erwartet man im Falle e<strong>in</strong>er<br />

Verstärkung die Ausprägung e<strong>in</strong>es zusätzlichen<br />

Peaks im BLS-Spektrum, der<br />

aus der Anregung durch die Hybridstruktur stammt und bisher im Rauschen verborgen<br />

war. Das heisst, es sollte lokal e<strong>in</strong> Unterschied <strong>in</strong> den Zählraten der BLS-Spektren sichtbar<br />

se<strong>in</strong>, die bei Gleichstromüberlagerungen unterschiedlicher Polarität aufgezeichnet wurden.<br />

Wie Abb. 4.24 zeigt, konnte dies jedoch nicht beobachtet werden. Die Spektren der beiden<br />

RF-Sweeps, die bei e<strong>in</strong>em überlagertem Gleichstrom von 50 mA mit unterschiedlicher Polarität<br />

durchgeführt wurden, s<strong>in</strong>d praktisch identisch. (Die Stromangabe bezieht sich hierbei<br />

7 E<strong>in</strong>e Koaxialkomponente, bestehend aus Spule und Kondensator, zur Überlagerung bzw. Trennung von<br />

Gleich- und Mikrowellenanteil e<strong>in</strong>es elektrischen Stroms.<br />

73


Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung: die T-Geometrie<br />

auf die gesamte Probe vom Typ 1 mit 16 e<strong>in</strong>zelnen Ni 81 Fe 19 -Streifen, die jeweils 47 nm dick<br />

s<strong>in</strong>d und 20 nm dicke Cu-Elemente tragen.) Die <strong>in</strong> den Spektren sichtbaren Maxima stammen<br />

wie zuvor diskutiert allesamt von stehenden k x =0 -Moden, bei denen der Verstärkungsbzw.<br />

Abschwächungseffekt aufgrund ihrer fehlenden Propagation und verschw<strong>in</strong>denden Wellenvektoren<br />

ke<strong>in</strong>e Wirkung zeigt (vgl. Gleichung 4.2).<br />

Die experimentelle Bestätigung der Erzeugung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Ni 81 Fe 19 -<br />

Hybridstruktur konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht erbracht werden. Es gelang lediglich<br />

der Nachweis quantisierter, stehender k x =0 - sowie PSSW -Moden im Ni 81 Fe 19 -Streifen,<br />

deren Identität unter anderem durch Messung ihrer räumlichen Intensitätsprofile bestätigt<br />

werden konnte. Auch die Anregung der Hybridstruktur durch e<strong>in</strong>e Reihe von Gleichstrompulsen<br />

führte trotz vorheriger erfolgreicher Simulation nicht zum gewünschten Erfolg. Der<br />

Nachweis e<strong>in</strong>er möglichen Verstärkung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die Überlagerung e<strong>in</strong>es Mikrowellenstroms<br />

mit e<strong>in</strong>em konstanten Gleichstrom scheiterte am Mangel von propagierenden<br />

Sp<strong>in</strong>wellen <strong>in</strong> der Struktur oder an der zu ger<strong>in</strong>gen Amplitude der Sp<strong>in</strong>wellen, die möglicherweise<br />

doch durch die Hybridstruktur erzeugt wurden.<br />

4.2 Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung:<br />

die T-Geometrie<br />

4.2.1 Aufbau und Abmessungen der simulierten T-Struktur<br />

Wie bei den mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationen der Hybridstrukturen deutlich wurde, br<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong> Anregungsmechanismus für Sp<strong>in</strong>wellen, bei dem elektrischer Strom direkt durch das magnetische<br />

Material fließt, auch Nachteile mit sich. So ist beispielsweise im Falle der Hybridstruktur<br />

– wie <strong>in</strong> Abschnitt 4.1.6 gezeigt – der eigentlichen Sp<strong>in</strong>welle praktisch immer e<strong>in</strong>e<br />

stehende k x =0-Mode überlagert. Dies warf die Idee auf, ob diese relativ effizienten, kollektiven<br />

Anregungen der Magnetisierung nicht dazu benutzt werden könnten, um propagierende<br />

Sp<strong>in</strong>wellen endlicher Wellenlänge zu erzeugen. Gleichzeitig wurden Überlegungen angestellt,<br />

der bisherigen Streifen-Struktur e<strong>in</strong>en Seitenarm aus magnetischem Material anzufügen, der<br />

nicht vom Strom durchflossen wird. E<strong>in</strong> solcher Arm könnte ähnlich wie bei der alternativen<br />

Kontaktierung der Hybridstruktur <strong>in</strong> Abschnitt 4.1.7 als stromfreies Propagationsgebiet für<br />

Sp<strong>in</strong>wellen dienen, die wiederum im stromdurchflossenen Teil der Struktur erzeugt würden.<br />

E<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation dieser Ideen stellt das T-Stück dar, dessen farbkodierte Magnetisierungsverteilung<br />

für e<strong>in</strong>en möglichen Gleichgewichtszustand <strong>in</strong> Abb. 4.25 gezeigt ist. Es besteht aus<br />

74


Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung: die T-Geometrie<br />

2 µm<br />

4 µm<br />

300 nm<br />

300 nm<br />

z<br />

y<br />

x<br />

Abbildung 4.25: Farbkodierte Verteilung der Richtung der Magnetisierung des T-<br />

Stücks mit ausgebildeter head-to-head Domänenwand (Die Konfiguration wurde von LLG<br />

durch Energierelaxation als Gleichgewichtszustand ohne externes Magnetfeld berechnet).<br />

Das spitze Ende des Seitenarms soll die Abstrahlung der Randdomänen verr<strong>in</strong>gern<br />

(s. Abb. 4.2).<br />

e<strong>in</strong>er 10 nm dicken Ni 81 Fe 19 -Struktur mit e<strong>in</strong>em 2 µm langen sowie 300 nm breiten Hauptarm<br />

<strong>in</strong> y-Richtung. Senkrecht dazu schließt sich <strong>in</strong> der Mitte des Hauptarms e<strong>in</strong> 4 µm langer Seitenarm<br />

gleicher Breite an. Sättigt man die Struktur zuvor für kurze Zeit mit e<strong>in</strong>em externen<br />

Feld <strong>in</strong> x-Richtung, so relaxiert die Magnetisierung daraufh<strong>in</strong> <strong>in</strong> die gezeigte Konfiguration<br />

unter Ausbildung e<strong>in</strong>er transversalen Domänenwand im Kreuzungsbereich der Arme.<br />

Das Potential von Domänenwänden zur <strong>Sp<strong>in</strong>wellenanregung</strong> wurde bereits <strong>in</strong> [20] untersucht.<br />

Es konnte <strong>in</strong> mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationen gezeigt werden, dass e<strong>in</strong>e Domänenwand,<br />

welche im Zentrum e<strong>in</strong>er kreuzförmigen Ni 81 Fe 19 -Struktur gep<strong>in</strong>nt ist, bei Anregung<br />

durch e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>usförmiges Magnetfeld zum Abstrahlen<br />

von Sp<strong>in</strong>wellen gebracht werden<br />

kann. Abbildung 4.26 zeigt e<strong>in</strong>e farbkodierte<br />

Gleichgewichtsverteilung der Magnetisierung<br />

dieser Kreuzstruktur (entnommen aus<br />

[20]). Lag hier das Hauptaugenmerk auf der<br />

Aussendung von Sp<strong>in</strong>wellen <strong>in</strong> die Arme<br />

senkrecht zur transversalen Domänenwand,<br />

so wird beim T-Stück versucht, e<strong>in</strong>e Propagation<br />

<strong>in</strong> Richtung der Wand und des an-<br />

des Domänenwand-Kreuzes aus [20].<br />

Abbildung 4.26: Magnetisierungsverteilung<br />

schließenden Seitenarms zu erreichen. Abbildung 4.27 (a) zeigt die beiden möglichen Ausgangskonfigurationen<br />

des T-Stücks als farbkodierte Magnetisierungsverteilung. Je nachdem,<br />

ob die Struktur zuvor <strong>in</strong> positiver oder negativer x-Richtung gesättigt wurde, bildet sich die<br />

bereits gezeigte head-to-head-Domänenwand oder – wie rechts <strong>in</strong> der Grafik dargestellt – e<strong>in</strong>e<br />

75


Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung: die T-Geometrie<br />

a)<br />

I<br />

300 nm<br />

I<br />

2<br />

μm<br />

t = 0 ns<br />

300<br />

nm<br />

t = 0 ns<br />

I<br />

4 μm<br />

I<br />

y<br />

x<br />

b)<br />

c)<br />

t = 2,55 ns<br />

t = 3,76 ns<br />

= 6,1 GHz = 6,1 GHz<br />

Abbildung 4.27: (a) Ausgangskonfigurationen der Magnetisierung des T-Stücks für Initialisierungen<br />

<strong>in</strong> positiver und negativer x-Richtung (von LLG durch Energierelaxation<br />

berechnet). (b) LLG-Momentaufnahmen bei der Anregung durch e<strong>in</strong>en Mikrowellenstrom<br />

(ν Anr = 6,1 GHz) zu zwei verschienden Zeitpunkten. Die im Bereich der Domänenwand<br />

erzeugten Sp<strong>in</strong>wellen-Phasenfronten propagieren unter stetiger Dämpfung den Seitenarm<br />

entlang, bevor sie auf die spitz zulaufenden Streifenabschlüsse treffen.<br />

tail-to-tail-Domänenwand aus. Simulationen haben gezeigt, dass pr<strong>in</strong>zipiell beide Konfigurationen<br />

zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung geeignet s<strong>in</strong>d, der E<strong>in</strong>fachheit halber wird sich im Folgenden<br />

jedoch auf den Fall der head-to-head-Domänenwand beschränkt. Es wurden stets die Stirnflächen<br />

des Hauptarms <strong>in</strong> y-Richtung elektrisch kontaktiert, somit konnte der Seitenarm wie<br />

beabsichtigt stromfrei bleiben.<br />

Mit Hilfe des T-Stücks können Sp<strong>in</strong>wellen abgestrahlt werden, <strong>in</strong>dem man e<strong>in</strong>en Mikrowellenstrom<br />

geeigneter Frequenz an den Hauptarm anlegt. Am Kopf der Domänenwand, der<br />

sich am Kreuzungspunkt der beiden Arme <strong>in</strong> Richtung Seitenarm bef<strong>in</strong>det, bilden sich nach<br />

e<strong>in</strong>em transienten E<strong>in</strong>schw<strong>in</strong>gvorgang von ca. 1 ns Dauer durch die Oszillationen der Magnetisierung<br />

im stromführenden Arm die Phasenfronten e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>welle aus, die den Seitenarm<br />

entlang propagieren. Dieser Vorgang ist <strong>in</strong> Abbildung 4.27 (b) und (c) <strong>in</strong> Form von farbkodierten<br />

Momentaufnahmen der Magnetisierung zu zwei verschiedenen Zeipunkten gezeigt.<br />

E<strong>in</strong>e Detailaufnahme der Vorgänge am Kreuzungspunkt der Struktur während des Abstrahlprozesses<br />

ist <strong>in</strong> Abbildung 4.28 <strong>in</strong> Form weiterer Momentaufnahmen dargestellt. Durch die<br />

strom<strong>in</strong>duzierte Oszillation der Magnetisierung im Hauptarm (y-Richtung) beg<strong>in</strong>nen die beiden<br />

Bereiche im Inneren der Domänenwand sich periodisch jeweils auf Kosten des anderen<br />

76


Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung: die T-Geometrie<br />

t = 1,48 ns t = 1,57 ns t = 1,98 ns t = 2,07 ns<br />

y<br />

x<br />

Abbildung 4.28: Momentaufnahmen der Magnetisierung um den Kreuzungspunkt des<br />

T-Stücks bei der SW-Abstrahlung zu verschiedenen Zeitpunkten (gewonnen aus LLG-<br />

Simulationsdaten). Das periodische Wechselspiel der beiden Domänenwandbereiche bewirkt<br />

die Ausbildung von propagierenden Phasenfronten.<br />

auszubreiten und wieder zurückzuziehen. Dieser Prozess hat die Ausbildung von Phasenfronten<br />

e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>welle endlicher Wellenlänge zur Folge, die sich den Seitenarm entlang bewegen.<br />

Verschiedene Simulationsreihen haben gezeigt, dass die Frequenz der k x =0 -Mode der jeweiligen<br />

Seitenarmgeometrie (mit n ⊥ =1 der Modennummer der Quantisierung <strong>in</strong> Richtung<br />

senkrecht zum Arm) die effizienteste Sp<strong>in</strong>wellen-Abstrahlung bewirkt. Um dies zu verstehen,<br />

soll nun zunächst e<strong>in</strong> Blick auf die Wellenlängen bzw. -vektoren der abgestrahlten<br />

Sp<strong>in</strong>wellen geworfen werden. In Abbildung 4.29 s<strong>in</strong>d für verschiedene T-Stück-Geometrien<br />

die y-Komponenten der Magnetisierung entlang der Symmetrieachse der jeweiligen Seitenarme<br />

zu bestimmten Zeitpunkten dargestellt. Die T-Stücke unterscheiden sich vone<strong>in</strong>ander<br />

<strong>in</strong> der Breite ihrer Arme, wobei Haupt- und Seitenarm jeweils die gleiche Breite haben.<br />

Anregungsfrequenzen waren die entsprechenden Resonanzfrequenzen der oben erwähnten<br />

k x =0 -Moden, welche aus den Dispersionsrelationen gewonnen wurden. Sie betragen 7,3 GHz<br />

für w = 200 nm, 6,1 GHz für w = 300 nm und 5,35 GHz für w = 400 nm. FFTs des Zeitverhaltens<br />

der Magnetisierung im Seitenarm zeigen, dass die abgestrahlten Sp<strong>in</strong>wellen ebenfalls<br />

diese Frequenz besitzen. Die Betrachtung der gezeigten Schnitte erlaubt nun die Bestimmung<br />

der Wellenlänge λ des jeweiligen Wellenzuges und damit (über die Beziehung k x = 2π/λ)<br />

des Wellenvektors der <strong>in</strong> x-Richtung propagierenden Anregung. Der Vergleich der numerischen<br />

Ergebnisse mit den Dispersionsrelationen ist <strong>in</strong> Abb. 4.30 zusammengefasst. Gezeigt<br />

ist die jeweilige Dispersion der Seitenarme mit den drei Breiten w = 200, 300, 400 nm für e<strong>in</strong>e<br />

Quantisierung <strong>in</strong> y-Richtung von e<strong>in</strong>em Wellenbauch über die Streifenbreite, d.h. n ⊥ =1. Die<br />

gestrichelten L<strong>in</strong>ien bef<strong>in</strong>den sich für jeden der drei Äste auf Höhe der Frequenz bei k x =0 im<br />

Dipol-dom<strong>in</strong>ierten Teil der Dispersionsrelation. Sie markieren zudem den Wellenvektor, dem<br />

diese Frequenz im wieder ansteigenden Austauschast entspricht. E<strong>in</strong>e Gegenüberstellung der<br />

auf diese Weise gewonnenen Wellenvektoren mit denen, die aus den Simulationsdaten<br />

77


Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung: die T-Geometrie<br />

Amplitude M [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

y<br />

0,16<br />

0,12<br />

0,08<br />

0,04<br />

0,00<br />

-0,04<br />

-0,08<br />

t = 6.61 ns<br />

w = 200 nm<br />

Amplitude M [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

y<br />

0,16<br />

0,12<br />

0,08<br />

0,04<br />

0,00<br />

-0,04<br />

-0,08<br />

1000 2000 3000<br />

X-Position [nm]<br />

4000<br />

500 1000 1500 2000<br />

X-Position [nm]<br />

Amplitude M [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

y<br />

0,16<br />

0,12<br />

0,08<br />

0,04<br />

0,00<br />

-0,04<br />

-0,08<br />

t = 5.21 ns<br />

w = 300 nm<br />

1000 2000 3000 4000<br />

X-Position [nm]<br />

Amplitude M [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

y<br />

0,16<br />

0,12<br />

0,08<br />

0,04<br />

0,00<br />

-0,04<br />

-0,08<br />

500 1000 1500 2000<br />

X-Position [nm]<br />

Amplitude M [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

y<br />

0,12<br />

0,10<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

0,00<br />

-0,02<br />

-0,04<br />

-0,06<br />

t = 8.05 ns<br />

w = 400 nm<br />

1000 2000 3000 4000<br />

X-Position [nm]<br />

Amplitude M [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

y<br />

0,12<br />

0,08<br />

0,04<br />

0,00<br />

-0,04<br />

500 1000 1500 2000<br />

X-Position [nm]<br />

Abbildung 4.29: Räumlicher Verlauf von M y entlang des jeweils gezeigten Schnitts durch drei<br />

T-Strukturen mit verschieden breiten Armen (w = 200, 300, 400 nm) (l<strong>in</strong>ke Spalte). Die Ausschläge<br />

bei 4000 nm stammen aus Fluktuationen im spitz zulaufenden Streifenabschluss. Deutlich ist der<br />

durch die Dämpfung bewirkte exponentielle Abfall der kont<strong>in</strong>uierlichen Sp<strong>in</strong>welle zu sehen, er ist<br />

durch die gestrichelte L<strong>in</strong>ie hervorgehoben. Die rechte Spalte zeigt vergrößerte Ausschnitte der<br />

Kurven, <strong>in</strong> denen jeweils die Wellenlänge der Anregung vermessen wurde.<br />

78


Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung: die T-Geometrie<br />

9<br />

8<br />

n = 1<br />

w = 200 nm<br />

w = 300 nm<br />

w = 400 nm<br />

Frequenz [GHz]<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

5 -1<br />

kx-Vektor [10 cm ]<br />

/k<br />

200 nm :<br />

300 nm :<br />

400 nm :<br />

3,0 %<br />

1,5 %<br />

0,2 %<br />

Abbildung 4.30: Dispersionsrelationen für Seitenarme verschiedener Breite<br />

(w = 200, 300, 400 nm) und Quantisierungsnummer n ⊥ =1 im Vergleich. Die<br />

markierten Frequenzen und Wellenvektoren s<strong>in</strong>d unterhalb des Graphen aufgeführt<br />

und mit den Simulationsdaten verglichen.<br />

bestimmt wurden, f<strong>in</strong>det sich unterhalb des Graphen <strong>in</strong> Abbildung 4.30. Sie zeigt e<strong>in</strong>e gute<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen Theorie und Simulation. Nun ist auch verständlich, warum gerade<br />

diese Frequenzen und Wellenvektoren die stärkste Abstrahlung der T-Struktur <strong>in</strong> den<br />

Seitenarm zur Folge haben. Die Effizienz, mit der e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>welle angeregt werden kann, ist<br />

umso höher, je näher ihre Frequenz der FMR bzw. k=0 -Frequenz für die jeweilige Geometrie<br />

des <strong>magnetischen</strong> Mediums liegt [97]. Es ist dabei vermutlich auf den Mechanismus der<br />

schw<strong>in</strong>genden Domänenwandbereiche zurückzuführen, dass nicht die resonante k x =0 -Mode<br />

als Anregung den Seitenarm dom<strong>in</strong>iert, sondern die Sp<strong>in</strong>welle endlicher Wellenlänge bei gleicher<br />

Frequenz.<br />

Es handelt sich nämlich beim Prozess der Abstrahlung nicht um e<strong>in</strong>e Schw<strong>in</strong>gung der Domänenwand<br />

als Ganzes sondern nur ihrer e<strong>in</strong>zelnen Teilbereiche gegene<strong>in</strong>ander. Simulationen<br />

mit e<strong>in</strong>er Anregung durch e<strong>in</strong>en <strong>magnetischen</strong> Feldpuls ergaben, dass bei den gezeigten Geometrien<br />

der T-Stücke die Resonanzfrequenzen der jeweiligen Domänenwand unter e<strong>in</strong>em GHz<br />

liegen [98]. Das Anlegen e<strong>in</strong>es Mikrowellenstroms dieser Frequenz bewirkt nur e<strong>in</strong> langsames<br />

Oszillieren der gesamten Wand, es f<strong>in</strong>det jedoch ke<strong>in</strong>erlei Sp<strong>in</strong>wellen-Abstrahlung statt.<br />

79


Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung: die T-Geometrie<br />

Bei den Ni 81 Fe 19 -Hybridstrukturen konnte <strong>in</strong> den Simulationen bereits durch das Anlegen e<strong>in</strong>es<br />

Strompulses e<strong>in</strong> entsprechender Sp<strong>in</strong>wellen-Puls erzeugt werden. Beim T-Stück h<strong>in</strong>gegen<br />

muss zu Beg<strong>in</strong>n der Anregung noch der transiente E<strong>in</strong>schw<strong>in</strong>gvorgang der Domänenwandbereiche<br />

berücksichtigt werden. Dieser muss abgeschlossen se<strong>in</strong>, bevor es zu e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>usförmigen<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Abstrahlung kommen kann.<br />

Die mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationen zum T-Stück haben ergeben, dass diese Struktur e<strong>in</strong>e<br />

weitere potentielle Möglichkeit darstellt, Sp<strong>in</strong>wellen zu erzeugen, deren Wellenvektor sich<br />

über die Wahl der Probengeometrie (<strong>in</strong> diesem Fall des Seitenarms) manipulieren lässt. Zudem<br />

konnte <strong>in</strong> guter Übere<strong>in</strong>stimmung mit den theoretischen Dispersionsrelationen gezeigt<br />

werden, dass die effizienteste Anregungsfrequenz der abgestrahlten Sp<strong>in</strong>wellen der der k x =0 -<br />

Mode im jeweiligen Seitenarm entspricht.<br />

4.2.2 µBLS-Messungen des T-Stücks<br />

Als Alternativansatz zur Ni 81 Fe 19 -Hybridstruktur wurde zum Ende dieser Diplomarbeit e<strong>in</strong>e<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung mittels e<strong>in</strong>es T-Stücks auch experimentell untersucht. Aufgrund der<br />

fortgeschrittenen Bearbeitungszeit der Arbeit konnte jedoch nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Probe mit zwei<br />

Strukturen vom Typ 2, d.h. mit <strong>in</strong>tegriertem T-Stück, auf der µBLS vermessen werden.<br />

Es handelt sich um zwei T-Stücke aus 10 nm dickem Ni 81 Fe 19 , die beide über e<strong>in</strong>en 800 nm<br />

breiten Hauptarm verfügen und Seitenarme von 800 bzw. 600 nm Breite besitzen. Aus Zeitgründen<br />

konnte im Wesentlichen nur e<strong>in</strong>e Messreihe an dem T-Stück mit 600 nm breitem<br />

Seitenarm durchgeführt werden, die wie folgt aufgebaut war: Zunächst wurde die Probe<br />

für e<strong>in</strong>e kurze Zeit entlang des Seitenarms mit e<strong>in</strong>em externen Feld von 700 Oe gesättigt.<br />

Dies sollte die Ausbildung e<strong>in</strong>er Domänenwand für die spätere Abstrahlung gewährleisten.<br />

Daraufh<strong>in</strong> wurden an e<strong>in</strong>er Position auf dem Seitenarm <strong>in</strong> der Nähe des Kreuzungspunktes<br />

e<strong>in</strong> RF-Sweep <strong>in</strong> dem Frequenzband durchgeführt, <strong>in</strong> dem laut Dispersionsrelation und<br />

Simulation e<strong>in</strong>e Abstrahlung zu erwarten ist (1-12 GHz). Dies diente dazu, die Resonanzen<br />

zu bestimmen, bei denen Magnonen die Strecke von wenigen µm vom Kreuzungspunkt<br />

aus zum µBLS-Fokus im Seitenarm zurücklegen können. Anschließend folgten ortsaufgelöste<br />

Scans auf der Mittelachse des Seitenarms bei kont<strong>in</strong>uierlicher Anregung durch e<strong>in</strong>en Mikrowellenstrom<br />

mit e<strong>in</strong>er zuvor bestimmten Resonanzfrequenz. So konnte systematisch geprüft<br />

werden, ob gegebenenfalls e<strong>in</strong>e propagierende Sp<strong>in</strong>welle von der Domänenwand abgestrahlt<br />

wird und sich den Seitenarm entlang ausbreitet. Abbildung 4.<strong>31</strong> zeigt e<strong>in</strong>en solchen ortsaufgelösten<br />

Scan von 100 Punkten bei e<strong>in</strong>er zuvor als resonant bestimmten Anregungsfrequenz<br />

von 5,2 GHz und e<strong>in</strong>em extern angelegten Feld von 250 Oe parallel zum Seitenast. E<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>welle<br />

würde aufgrund ihrer Dämpfung <strong>in</strong> Propagationsrichtung e<strong>in</strong>en exponentiellen Abfall<br />

80


Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung: die T-Geometrie<br />

a)<br />

Pkt. 1<br />

Pkt. 100<br />

b)<br />

Integriertes BLS-Signal [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

Position [bel. E<strong>in</strong>h.]<br />

20 40 60 80 100<br />

T-Stück 800nm600nm<br />

I<br />

MW<br />

t<br />

0<br />

2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Position [ μm]<br />

Abbildung 4.<strong>31</strong>: (a) Aufnahmen des T-Stücks mit 800 nm breitem Haupt- und 600 nm<br />

breitem Seitenarm (aufgenommen mit dem BLS-Mikroskop). E<strong>in</strong>gezeichnet s<strong>in</strong>d Startpunkt<br />

(Pkt. 1) des ortsaufgelösten Scans kurz vor dem Kreuzungspunkt des T-Stücks<br />

auf dem Substrat und der Endpunkt (Pkt. 100) des Scans kurz h<strong>in</strong>ter dem Ende des<br />

Ni 81 Fe 19 -Seitenarms auf der angrenzenden Cu-Kontaktierung. (b) Ortsaufgelöster Scan<br />

(rot) entlang der <strong>in</strong> (a) gezeigten L<strong>in</strong>ie bei e<strong>in</strong>er Anregungsfrequenz von 5,2 GHz. Bis zu<br />

Punkt 20 bewegt sich der Fokus über den Hauptarm mit der dort bef<strong>in</strong>dlichen Domänenwand<br />

und erreicht dann das Zentrum der Anregung am Kopf der Wand. Ab Punkt<br />

90 beg<strong>in</strong>nt die Cu-Kontaktierung, dort bef<strong>in</strong>det sich womöglich auch e<strong>in</strong>e Randdomäne<br />

des Ni 81 Fe 19 -Streifens, die sich stets <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em leichten Anstieg des BLS-Signals bemerkbar<br />

macht. Auf den Punkten 25-90 zeigt sich e<strong>in</strong> Verlauf, der sich dem Trend nach mit e<strong>in</strong>em<br />

exponentiellen Abfall (grün) anpassen lässt.<br />

<strong>in</strong> der BLS-Intensität zeigen. In der Tat lässt sich <strong>in</strong> dem Bereich, <strong>in</strong> dem die propagierende<br />

Sp<strong>in</strong>welle vermutet wird, dem Trend nach e<strong>in</strong> solcher exponentieller Abfall im <strong>in</strong>tegrierten<br />

BLS-Signal anpassen (siehe Abbildung 4.<strong>31</strong>). Die Herkunft der lokalen Maxima bei den Punkten<br />

35 und 70 ist unklar, es könnte sich jedoch lediglich um Rauschen handeln. Genauere<br />

Untersuchungen konnten aus Zeitgründen im Rahmen dieser Arbeit nicht mehr stattf<strong>in</strong>den.<br />

Um die Domänenstruktur <strong>in</strong> den realen Proben zu untersuchen, wurden MFM 8 -Aufnahmen<br />

des T-Stücks gemacht, die <strong>in</strong> Abbildung 4.32 dargestellt s<strong>in</strong>d. Es ist zu erkennen, dass sich<br />

8 Magnetkraftmikroskopie (engl. magnetic force microscopy)<br />

81


Alternativer Ansatz zur Sp<strong>in</strong>wellen-Anregung: die T-Geometrie<br />

a) b)<br />

H ext<br />

H ext<br />

Abbildung 4.32: MFM-Aufnahmen vom Kreuzungspunkt des T-Stücks mit 800 nm breitem<br />

Haupt- und 600 nm breitem Seitenarm. Die schwarzen L<strong>in</strong>ien (− − −) zeichnen die<br />

Umrisse des T-Stücks nach, während die weißen L<strong>in</strong>ien (−·−·) jeweils die sichtbare Flanke<br />

der vom MFM detektierten asymmetrischen Domänenwand hervorheben sollen. Je nach<br />

Orientierung des äußeren Feldes H ext richtet sich die Flanke entsprechend aus.<br />

am Kreuzungspunkt zwar e<strong>in</strong>e Domänenwand ausbildet, diese hat aber offensichtlich nicht<br />

die dreieckige Gestalt der transversalen Wand aus den Simulationen, sondern e<strong>in</strong>e asymmetrische<br />

Form mit e<strong>in</strong>er Flanke, die sich zu e<strong>in</strong>er Seite des Hauptarms ausrichtet. Wie die<br />

Abbildungen 4.32 (a) und (b) zeigen, kann die Wand durch Anlegen e<strong>in</strong>es externen Feldes<br />

<strong>in</strong> die entsprechende Richtung umgeklappt werden. Die Abweichung der realen Domänenwand<br />

von der simulierten könnte bereits der Grund dafür se<strong>in</strong>, weshalb im Experiment die<br />

numerischen Ergebnisse nicht besser reproduziert werden konnten. Weitere Versuche zur<br />

Variation der Probengeometrie würden möglicherweise zur Ausbildung e<strong>in</strong>er geeigneteren<br />

Domänenwand am Kreuzungspunkt führen und somit e<strong>in</strong>e bessere Basis für die experimentelle<br />

Sp<strong>in</strong>wellenerzeugung durch das T-Stück bieten.<br />

Aufgrund der fortgeschrittenen Bearbeitungszeit dieser Diplomarbeit konnten nur erste Experimente<br />

zur Untersuchung des T-Stücks durchgeführt werden. In diesen konnten zwar<br />

Sp<strong>in</strong>wellen-Anregungen im Seitenarm der Struktur beobachtet werden, deren Propagationscharakter<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs unklar, zumal aus den späteren MFM-Aufnahmen hervorgeht, dass<br />

sich am Kreuzungspunkt e<strong>in</strong>e Domänenwand ausgebildet hat, die sich wesentlich von derjenigen<br />

aus den Simulationen unterscheidet. Phasenaufgelöste BLS-Messungen, die sich jedoch<br />

zum Ende dieser Arbeit <strong>in</strong> der Gruppe noch im Aufbau befanden, hätten hier möglicherweise<br />

Aufschluss über den Propagationscharakter der detektierten Sp<strong>in</strong>wellen-Signale im Seitenarm<br />

geben können.<br />

82


Kapitel 5<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Ziel dieser Diplomarbeit war es, neue Anregungsmechanismen für propagierende Sp<strong>in</strong>wellen<br />

<strong>in</strong> ferro<strong>magnetischen</strong> Nanostrukturen zu untersuchen. Effiziente und technisch ausgereifte<br />

Arten der Erzeugung von Sp<strong>in</strong>wellen s<strong>in</strong>d besonders für kommende sp<strong>in</strong>tronische Anwendungen<br />

von Interesse, daher sollte <strong>in</strong> ersten Simulationen und Messungen die mögliche Anwendbarkeit<br />

der Ni 81 Fe 19 -Hybridstrukturen und der T-Geometrie geprüft werden.<br />

In der Tat konnten die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationen<br />

zeigen, dass es sich bei beiden Anregungstypen um potentielle neue Mechanismen<br />

zur Erzeugung von Sp<strong>in</strong>wellen <strong>in</strong> dünnen ferro<strong>magnetischen</strong> Streifen handelt.<br />

In beiden Strukturen wurden erfolgreich Oszillationen der Magnetisierung <strong>in</strong> räumlich begrenzten<br />

Gebieten von der Form der späteren Phasenfronten <strong>in</strong>duziert, womit das wesentliche<br />

Kriterium zur Anregung von propagierenden Sp<strong>in</strong>wellen erfüllt werden konnte. Mit Hilfe der<br />

Ni 81 Fe 19 -Hybridstrukturen ließen sich auf diese Weise kont<strong>in</strong>uierliche Wellenzüge und Pulse<br />

erzeugen, deren Wellenvektor sich nachweislich durch die geometrischen Eigenschaften der<br />

aufgebrachten nicht<strong>magnetischen</strong> Strukturen bee<strong>in</strong>flussen ließ.<br />

E<strong>in</strong> Vergleich mit den theoretischen Dispersionsrelationen ermöglichte es, bei vorgegebenem<br />

Wellenvektor die optimale Anregungsfrequenz für die jeweilige Struktur zu bestimmen, verdeutlichte<br />

aber auch, dass sich stets Anregungsfrequenzen stehender Moden, die über die<br />

Breite des Streifens quantisiert s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> der unmittelbaren Nähe e<strong>in</strong>er solchen Resonanzfrequenz<br />

bef<strong>in</strong>den. Obwohl also das Funktionspr<strong>in</strong>zip der Hybridstrukturen unmittelbar auf<br />

e<strong>in</strong>em elektrischen Stromfluss im Anregungsgebiet basiert, wird durch dieses Beispiel ersichtlich,<br />

dass es <strong>in</strong> der Regel wünschenswert ist, das eigentliche Propagationsgebiet der<br />

Sp<strong>in</strong>wellen stromfrei zu halten. So konnten die störenden E<strong>in</strong>flüsse des elektrischen Stroms<br />

im <strong>magnetischen</strong> Material durch e<strong>in</strong>e Änderung der Kontaktierungsgeometrie der Hybridstrukturen<br />

erfolgreich reduziert werden.<br />

83


Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die experimentelle Verifizierung der vielversprechenden numerischen Ergebnisse bezüglich<br />

der Hybridstrukturen gelang im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht. Es konnten lediglich<br />

e<strong>in</strong>ige streifen<strong>in</strong>herente Sp<strong>in</strong>wellenmoden detektiert und identifiziert werden. Hier sei jedoch<br />

darauf aufmerksam gemacht, dass das Prozessieren e<strong>in</strong>es strukturierten Mehrschichtsystems<br />

<strong>in</strong> den Abmaßen der Ni 81 Fe 19 -Hybridstruktur e<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende Herausforderung<br />

für die mit der Herstellung betrauten Personen darstellt, welche Zeit zur Erprobung und zur<br />

Parameterf<strong>in</strong>dung benötigt. Es ist daher gut möglich, dass e<strong>in</strong>e weitere Optimierung des<br />

Herstellungsprozesses (soweit es die Filmeigenschaften der aufgebrachten nicht<strong>magnetischen</strong><br />

Strukturen und die Realisierung der alternativen Kontaktierung betrifft) über den Rahmen<br />

dieser Arbeit h<strong>in</strong>aus letzten Endes doch zu e<strong>in</strong>em experimentellen Nachweis der <strong>Sp<strong>in</strong>wellenanregung</strong><br />

durch Ni 81 Fe 19 -Hybridstrukturen führen kann.<br />

Desweiteren konnte durch mikro<strong>magnetischen</strong> Simulationen auch das Pr<strong>in</strong>zip der T-Geometrie<br />

erfolgreich getestet werden. E<strong>in</strong>e Manipulation des Wellenvektors der erzeugten Wellen<br />

erfolgte <strong>in</strong> diesem Fall durch die Variation der Geometrie des Seitenarms der Struktur, also<br />

des Propagationsmediums der Sp<strong>in</strong>wellen selbst. Es gelang ferner e<strong>in</strong>e schlüssige Darstellung<br />

des Zusammenhangs zwischen dem Wellenvektor der angeregten Sp<strong>in</strong>wellen und den Verläufen<br />

der theoretischen Dispersionsrelationen.<br />

Nichtsdestotrotz war es jedoch auch bei der T-Geometrie nicht möglich, im Rahmen dieser<br />

Arbeit e<strong>in</strong>e zweifelsfreie, experimentelle Bestätigung des Anregungsmechanismus zu erhalten.<br />

Es stellte sich heraus, dass die Form der Domänenwand <strong>in</strong> der realen Probe sich von<br />

derjenigen, die sich bei der Relaxation der Magnetisierung <strong>in</strong> den Simulationen ausgebildet<br />

hatte, unterschied, so dass die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en direkten Vergleich der numerischen<br />

Ergebnisse mit dem Experiment gar nicht gegeben waren. Wiederum kann jedoch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger<br />

Nachweis der erfolgreichen Anregung von Sp<strong>in</strong>wellen durch die T-Struktur nach<br />

weiteren Optimierungen ihrer Geometrie und dem Ausbilden der gewünschten transversalen<br />

Domänenwand nicht ausgeschlossen werden.<br />

Neben diesen beiden Anregungsmechanismen existieren jedoch noch weitere theoretische<br />

Möglichkeiten, propagierende Sp<strong>in</strong>wellen zu erzeugen, wie zum Beispiel die Anregung der<br />

<strong>in</strong> den Abschnitten 4.1.1 und 2.4.4 vorgestellten Abschlussdomänen von Ni 81 Fe 19 -Streifen<br />

durch oszillierende out of plane-Magnetfelder. Die entsprechenden Felder werden dabei von<br />

e<strong>in</strong>er Ω-förmigen R<strong>in</strong>gantenne aus nichtmagnetischem Material erzeugt, <strong>in</strong> deren Zentrum<br />

sich die anzugerende Abschlussdomäne bef<strong>in</strong>det. Die Methode wird <strong>in</strong> der AG Hillebrands<br />

außerhalb dieser Arbeit bereits untersucht.<br />

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92


Danksagung<br />

Zum Schluss möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mir zum Gel<strong>in</strong>gen dieser Arbeit<br />

mit Rat oder Tat zur Seite gestanden haben:<br />

Prof. Dr. B. Hillebrands für die <strong>in</strong>teressante Aufgabenstellung, die wissenschaftliche Betreuung<br />

und das <strong>in</strong> mich gesetzte Vertrauen.<br />

Prof. Dr. V. Schünemann für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens.<br />

Sebastian Hermsdörfer für se<strong>in</strong>e Betreuung, se<strong>in</strong>e ständige Hilfsbereitschaft und se<strong>in</strong>e Motivation<br />

während dieser Diplomarbeit.<br />

Helmut Schultheiß für se<strong>in</strong> Engagement und se<strong>in</strong>e Unterstützung <strong>in</strong> den vergangenen zweie<strong>in</strong>halb<br />

Jahren, besonders für die E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> LabView und se<strong>in</strong>e stete Hilfe <strong>in</strong>ner- und<br />

außerhalb des Labors während dieser Zeit.<br />

Georg Wolf, der immer ganz genau wusste, wovon ich gerade gesprochen hatte, für die vielen<br />

(s<strong>in</strong>nfreien) Gesprächsrunden und die schöne Zeit.<br />

Sebastian Schäfer für se<strong>in</strong>e Hilfe und Unterstützung vor und während dieser Arbeit sowie<br />

für das Korrekturlesen des Manuskripts.<br />

Philipp Pirro für se<strong>in</strong>e hervorragende Arbeit im Nano+Bio Center bei der Herstellung der<br />

Proben.<br />

Dr. Britta Leven für die Betreuung und Unterstützung.<br />

Björn Obry, Volker Kegel, Peter Clausen und Katr<strong>in</strong> Vogt für die angenehme Atmosphäre<br />

im Diplomandenraum (trotz gelegentlicher Computerabstürze ;) und die vielen wertvollen<br />

Tips vor und während dieser Diplomarbeit.<br />

Simon Trudel, Christian Sandweg, Frederik Fohr und allen anderen nicht namentlich erwähnten<br />

Mitgliedern der Arbeitsgruppe für die angenehme Zusammenarbeit.<br />

Julia Andres für ihre Unterstützung, ihre Geduld sowie ihr Verständnis, speziell <strong>in</strong> den letzten<br />

Wochen dieser Arbeit.<br />

Me<strong>in</strong>en Eltern Hubert und Alw<strong>in</strong>e Rausch, die mich immer unterstützt und mir dieses Studium<br />

letztendlich ermöglicht haben.<br />

93


Ich versichere, dass ich die Arbeit selbständig verfasst und ke<strong>in</strong>e anderen als<br />

die angegebenen Hilfsmittel verwendet habe.<br />

Unterschrift

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