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Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung e.V.<br />

WIR SIND DABEI<br />

”Aktive Beteiligung behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> vor Ort“<br />

PROJEKTDOKUMENTATION<br />

2005 - 2006<br />

geför<strong>der</strong>t von


2<br />

DER INHALT<br />

INHALTSANGABE DER DOKUMENTATION<br />

I. VORWORT 05<br />

II. EINIGE RECHTLICHE UND FACHLICHE GRUNDLAGEN<br />

A. Dortmun<strong>der</strong> Erklärung 06<br />

B. Zur rechtlichen Einordnung:<br />

Mitgliedschaft und Geschäftsfähigkeit von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

(Ulrich Hellmann) 07<br />

C. Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung - Mitarbeiter und Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> zugleich 10<br />

D. Zur Geschichte <strong>der</strong> Beteiligung bei <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> in <strong>Baden</strong>-Württemberg:<br />

Mitwirkung in eigener Sache (Rudi Sack) 11<br />

E. Wie kann Beteiligung vor Ort aussehen: Teilhabe von behin<strong>der</strong>ten Menschen<br />

an kommunalen politischen Prozessen (Klaudia Lucia) 19<br />

III. DAS PROJEKT „BETEILIGUNG VOR ORT“<br />

A. Projektbeschreibung 24<br />

B. Verlauf und Ergebnisse des Projekts 25<br />

C. Regionalveranstaltungen<br />

1. Mitmachen, mitgestalten, mitbestimmen (Regionaltreffen am 23.09.2006 in Bühl) 28<br />

2. „Experten ihres eigenen Lebens“ Pressebericht zum Regionaltreffen in Kirchheim/Teck 29<br />

D. Vollversammlungen<br />

1. Bericht im Quatschbläddl <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Sinsheim über die 1. Vollversammlung<br />

im Dezember 2005 30<br />

2. „Stark sein, um die eigenen Lebensräume mit zu gestalten“<br />

Pressebericht zur 1. Vollversammlung 31<br />

3. 2. Vollversammlung im November 2006:<br />

Auszug aus <strong>der</strong> Ansprache von Peter Benzenhöfer 32<br />

4. Präsentation zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Aufgaben <strong>der</strong> Vollversammlung 32<br />

E. Weitere Aktivitäten im Rahmen des Projekts<br />

1. Bericht über den Kongress „Mit-Wirkung vor Ort“ am 24. – 26.10.2005 in Rastatt 35<br />

2. Kongress Rastatt: „On<strong>der</strong>ling Sterk“ Präsentation <strong>der</strong> Selbstvertretungsorganisation<br />

von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung aus Holland 38<br />

3. Seminar „Mitbestimmung in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>? Ja klar!“ am 22. – 24.05.2006:<br />

Unterlagen zum Aufbau <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> und zu den verschiedenen Organen im Verein 40<br />

4. Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen beim Landesverband <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

a) Zur Geschichte und Zusammensetzung des Beirats 49<br />

b) Themenjahr „Menschen mit höherem Hilfebedarf“ 50<br />

F. „Die Tür <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> ist weit offen“ Bericht über das Projekt „Beteiligung“<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>zeitung 1/2007 (Klaudia Lucia) 51


IV. UMSETZUNG DER BETEILIGUNG IN DER LEBENSHILFE VOR ORT<br />

A. Seminargruppe <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Esslingen 52<br />

B. Teilnehmerbeirat in den Offenen Hilfen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Freiburg 53<br />

C. Geschäftsordnung des Teilnehmerbeirats <strong>der</strong> Offenen Hilfen 54<br />

D. Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Göppingen 58<br />

E. Mitglie<strong>der</strong>gruppe <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg 60<br />

F. „Mitglie<strong>der</strong> auf Zack“ <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg 61<br />

G. Beteiligungsausschuss <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Horb/Sulz 62<br />

H. Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kirchheim/Teck 63<br />

I. <strong>Lebenshilfe</strong> Pforzheim Enzkreis 64<br />

J. Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Rastatt-Murgtal 66<br />

K. Interview mit den beiden Assistentinnen des Beirats bei <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Rastatt-Murgtal 67<br />

L. AK Selbstbestimmung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Reutlingen 68<br />

M. Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Sinsheim 69<br />

N. „Voneinan<strong>der</strong> Lernen“ Info-Bläddl <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Sinsheim Ausgabe 11 70<br />

V. ANHANG / MATERIALIEN<br />

A. Glossar: Wer ist was in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>? 72<br />

B. „Sag es einfach!“ Europäische Richtlinien für leichte Lesbarkeit 73<br />

C. DVD mit Filmbeiträgen des Beirats des Landesverbandes und <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gruppe<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg 84<br />

D. „Willkommen“ Broschüre zur Mitglie<strong>der</strong>werbung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

(lose Beilage)<br />

3


DAS VORWORT<br />

DIE BETEILIGUNG HAT TRADITION<br />

Die Frage <strong>der</strong> Beteiligung und Mitbestimmung von<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung hat bei <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

in <strong>Baden</strong>-Württemberg inzwischen doch schon<br />

einige Tradition. Als <strong>der</strong> Landesverband sich 1994<br />

an dieses Thema heranwagte (zunächst mit <strong>der</strong><br />

Berufung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in seine<br />

Fachausschüsse), da gab es vor Ort schon einzelne<br />

Ansätze wie die Mitarbeit behin<strong>der</strong>ter Menschen im<br />

Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Tübingen o<strong>der</strong> den Arbeitskreis<br />

Selbstbestimmung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Reutlingen.<br />

Bei aller anfänglichen Skepsis mancher Beteiligter<br />

entwickelte sich die Beteiligung in den Strukturen<br />

des Landesverbandes mit großer Dynamik und binnen<br />

kurzer Zeit konnte man sich gar nicht mehr vorstellen,<br />

wie man früher auf die bereichernde Mitarbeit<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung überhaupt<br />

verzichten konnte. Nach <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Satzung<br />

des Landesverbandes im Jahr 1998 (Verpflichtung,<br />

mindestens zwei Vorstandsmitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

zu wählen), <strong>der</strong> Wahl von Peter Benzenhöfer<br />

und Achim Wegmer in den Landesvorstand durch die<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung 1999 und dann sogar <strong>der</strong><br />

Wahl von Achim Wegmer in den Bundesvorstand im<br />

Jahr 2000 schien „das Thema durch zu sein“. Doch<br />

zum Beispiel in unseren Diskussionsrunden mit den<br />

Mitglie<strong>der</strong>n des Beirates behin<strong>der</strong>ter Menschen auf<br />

Landesebene wurden wir doch immer wie<strong>der</strong> darauf<br />

gestoßen, dass die gleichberechtigte Mitwirkung<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung innerhalb <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

(also die Umsetzung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach<br />

Teilhabe, welche wir gegenüber <strong>der</strong> Gesellschaft erheben,<br />

in unserem eigenen Verein!) eben doch nicht<br />

so selbstverständlich geworden war, wie wir uns<br />

das vielleicht in bisschen selbst eingeredet hatten.<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung machten uns deutlich,<br />

dass sie sich in unseren Vereinen weiterhin häufig<br />

nicht ernst genommen fühlten. Und aus manchen<br />

Orts- und Kreisvereinigungen erreichte uns die Kritik,<br />

dass wir mit unseren Vorstellungen doch wohl<br />

etwas abgehoben hätten von <strong>der</strong> Situation an <strong>der</strong><br />

Basis bzw. die Auffor<strong>der</strong>ung, bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von Konzeptionen zur Beteiligung von Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung vor Ort behilflich zu sein.<br />

Das hat den Landesvorstand dazu bewogen, ein<br />

Projekt zur Verstärkung <strong>der</strong> aktiven Beteiligung von<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> vor<br />

Ort zu planen. Mit <strong>der</strong> finanziellen Unterstützung<br />

durch Aktion Mensch und die Stiftung des Landesverbandes<br />

konnte dieses Projekt dann von Januar<br />

2005 bis Dezember 2006 durchgeführt werden. In<br />

dieser Dokumentation, die vielleicht eher eine Materialsammlung<br />

ist, finden Sie nun Ergebnisse und<br />

Ereignisse, Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem<br />

auch „Steckbriefe“ zur Umsetzung <strong>der</strong> Beteiligung<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung aus insgesamt zehn<br />

Orts- und Kreisvereinigungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>, teilweise<br />

ergänzt um zusätzliche Materialien aus diesen<br />

Organisationen. Wir wissen, dass noch in einigen<br />

weiteren örtlichen Vereinen die aktive Beteiligung<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen gestaltet wird. Vielleicht ist<br />

diese für das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e unserer Mitgliedsorganisationen<br />

schon so selbstverständlich geworden,<br />

dass sie gar nicht mehr als etwas „Beson<strong>der</strong>es“ erwähnenswert<br />

erscheint. Aber vielleicht haben sich<br />

An<strong>der</strong>e auch noch nicht an das Thema herangewagt.<br />

In diesem Fall würde ich mich sehr freuen, wenn es<br />

mit unserer Dokumentation gelingt, Sie anzuregen,<br />

gut zu informieren und davon zu überzeugen,<br />

dass es sich nicht nur im Sinne einer Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Chancen behin<strong>der</strong>ter Menschen auf Teilhabe,<br />

son<strong>der</strong>n auch für die Lebendigkeit und politische<br />

Kraft unseres Verbandes lohnt, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

noch viel stärker in unserem Verein zu<br />

aktivieren.<br />

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken,<br />

die zum Gelingen unseres Projektes beigetragen<br />

haben. Ich bedanke mich bei unseren Geldgebern,<br />

<strong>der</strong> Aktion Mensch und <strong>der</strong> Stiftung des Landesverbandes.<br />

Ich bedanke mich bei den Mitglie<strong>der</strong>n unseres<br />

Beirates behin<strong>der</strong>ter Menschen, die das Projekt<br />

mit viel Begeisterung nicht nur begleitet, son<strong>der</strong>n<br />

mitgetragen haben. Ich bedanke mich vor allem<br />

auch bei unserer Projektmitarbeiterin, Frau Klaudia<br />

Lucia, die mit den begrenzten Ressourcen einer halben<br />

Stelle in zwei Jahren unglaublich viel bewegt<br />

hat, mit großem fachlichem Engagement, und – was<br />

mindestens genauso wichtig war – mit viel „Herzblut“!<br />

Ich bedanke mich „last but not least“ bei den<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen und ihren Unterstützern<br />

aus den örtlichen <strong>Lebenshilfe</strong>vereinen, die ihr<br />

Engagement, ihre Erfahrungen und ihren Schwung<br />

zur Erreichung <strong>der</strong> Ziele unseres Projektes eingesetzt<br />

haben. Und wer zum Beispiel die „Power“ auf den<br />

Vollversammlungen <strong>der</strong> baden-württembergischen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung in Gültstein<br />

erlebt hat, weiß, wovon ich spreche. Sie alle<br />

haben einen großen Beitrag zur Lebendigkeit und<br />

Glaubwürdigkeit unserer so erfolgreichen Selbsthilfeorganisation<br />

geleistet!<br />

Herzlich<br />

Ihr<br />

Rudi Sack<br />

5


6<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

EINIGE RECHTLICHE UND FACHLICHE GRUNDLAGEN<br />

Im September 2003 hat die Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong><br />

in Dortmund das Thema <strong>der</strong> Teilhabe von Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung im Rahmen ihres Kongresses unter<br />

dem Titel „Wir wollen mehr als nur dabei sein!“ in den<br />

fachlichen Mittelpunkt gerückt. Die hier abgedruckte<br />

„Dortmun<strong>der</strong> Erklärung“ als Abschlussdokument dieses<br />

Kongresses stellt auch einen Appell an die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

im Hinblick auf die aktive Beteiligung von Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung im eigenen Verein dar.<br />

A DORTMUNDER ERKLÄRUNG<br />

Beschlossen auf <strong>der</strong> Abschlussveranstaltung des<br />

Kongresses „Wir wollen mehr als nur dabei sein“<br />

<strong>der</strong> Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong><br />

am 20. September 2003<br />

Wir sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des<br />

Kongresses „Wir wollen mehr als nur dabei sein“ in<br />

Dortmund. Zum Abschluss dieses Kongresses wenden<br />

wir uns an alle Bürgerinnen und Bürger, ganz<br />

beson<strong>der</strong>s an Politikerinnen und Politiker, Fachleute,<br />

Eltern und an Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung selbst.<br />

Was ist Teilhabe?<br />

Teilhabe bedeutet mitmachen, mitgestalten und<br />

mitbestimmen beim Zusammenleben aller Bürgerinnen<br />

und Bürger - auch, wenn ein Mensch mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung sehr viel Hilfe braucht. Jede und je<strong>der</strong><br />

hat das Recht, „mittendrin“ in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

zu leben. Auch eine schwere Behin<strong>der</strong>ung ist kein<br />

Grund dafür, ausgeschlossen zu werden.<br />

Die Menschen sind verschieden. Sie alle haben Fähigkeiten<br />

und alle sind gleich viel wert. Verschieden<br />

zu sein ist ein Gewinn für alle Menschen. Die<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> sagt: „Wir brauchen ganz verschiedene<br />

Menschen, damit die Welt sich dreht!“<br />

Teilhabe ist eine Aufgabe für alle<br />

Es ist nicht gut, über Teilhabe nur zu reden. Wir tun<br />

etwas und for<strong>der</strong>n, Menschen im Alltag zu beraten<br />

und zu unterstützen auf dem Weg <strong>der</strong> Teilhabe. Es<br />

ist notwendig, Brücken zu bauen in die Gesellschaft,<br />

in die Gemeinde.<br />

Ratgeber und Brückenbauer zu werden, ist eine<br />

wichtige Aufgabe. Auch die Verbände und Vereine<br />

- wie zum Beispiel die <strong>Lebenshilfe</strong> - rufen wir auf,<br />

selbst Teilhabe von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung zu<br />

ermöglichen und in Zukunft noch mehr zu unterstützen.<br />

Einrichtungen, die <strong>Lebenshilfe</strong> und an<strong>der</strong>e Vereine<br />

müssen noch mehr mit an<strong>der</strong>en zusammenarbeiten.<br />

Es kann zum Beispiel gut sein, Erwachsenenbildung<br />

mit <strong>der</strong> Volkshochschule zusammen anzubieten. Es<br />

kann auch gut sein, wenn eine Beraterin von „Pro<br />

Familia“ über Freundschaft, Partnerschaft und Sexualität<br />

informiert.<br />

Wenn alle am Ziel <strong>der</strong> Teilhabe gemeinsam arbeiten,<br />

können wir Erfolg haben!<br />

Ein großer Traum<br />

Eine Gesellschaft, in <strong>der</strong> die vielen verschiedenen<br />

Menschen ohne Angst und Vorurteile gleichberechtigt<br />

zusammen leben; ist noch ein schöner Traum.<br />

Aber ein Traum, für den sich zu kämpfen lohnt. Ob<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> ohne - alle wollen<br />

selbst entscheiden, wie und wo sie leben möchten.<br />

Der Traum heißt auch: Es gibt keine Hin<strong>der</strong>nisse<br />

(„Barrieren“); auch nicht in den Köpfen. Alle Menschen<br />

sind aufgeschlossen. Man kann überall hinkommen<br />

und es gibt Hilfen, alles zu verstehen. Wer<br />

Hilfe benötigt, bekommt sie dort, wo alle an<strong>der</strong>en<br />

auch sind: im Kin<strong>der</strong>garten, in <strong>der</strong> Schule, bei <strong>der</strong><br />

Arbeit, in <strong>der</strong> Wohnung, in <strong>der</strong> eigenen Familie,<br />

auch in <strong>der</strong> Freizeit.<br />

Wer Unterstützung braucht, bekommt genau die<br />

Hilfe, die notwendig ist.<br />

For<strong>der</strong>ungen - auch an die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Heute sagen Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung: „Nichts<br />

über uns ohne uns!“ Sie wollen nicht nur dabei sein,<br />

nicht nur mitreden, son<strong>der</strong>n auch mitbestimmen. So<br />

ist Teilhabe möglich.<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> soll es auch unterstützen, dass Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung sich in eigenen Gruppen zusammenfinden<br />

und so stark werden.<br />

Teilhabe ist ein Gewinn für alle Menschen in unserem<br />

Land!<br />

Deswegen rufen wir alle Bürgerinnen und Bürger<br />

dazu auf mehr zu tun, damit Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

ein Leben „mittendrin“ leben können und<br />

dieses Ziel nicht nur ein schöner Traum bleibt.<br />

Wir, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses,<br />

wollen uns mit voller Kraft dafür einsetzen,<br />

dass Teilhabe in Gesellschaft und Gemeinde, in den<br />

Wohnstätten und Werkstätten, in den Verbänden<br />

und Vereinen, aber auch in <strong>der</strong> Politik unterstützt<br />

wird!<br />

Dortmund, 20. September 2003


DIE GRUNDLAGEN<br />

Nicht selten stehen einer Einbeziehung von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung als Vereinsmitglie<strong>der</strong> (mit aktivem<br />

und passivem Wahlrecht) rechtliche Bedenken entgegen, die sich um den Begriff <strong>der</strong> „Geschäftsunfähigkeit“<br />

drehen. In seiner rechtlichen Betrachtung im Rahmen <strong>der</strong> Broschüre „Da machen wir doch mit! Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung als Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>“ (Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong> 2003) macht Ulrich<br />

Hellmann deutlich, dass diese Problemstellung nicht überbewertet werden darf.<br />

BRECHTLICHE EINORDNUNG<br />

II.<br />

7


II.<br />

8<br />

DIE GRUNDLAGEN


DIE GRUNDLAGEN<br />

II.<br />

9


II.<br />

10<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Erstellung einer Orientierungshilfe mit<br />

„Beiträgen zu einer Unternehmensethik <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>“<br />

(Landesverband <strong>Lebenshilfe</strong>, 2006) wurde die Frage<br />

intensiv diskutiert, was es bedeutet, wenn Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> zugleich auch Mitglie<strong>der</strong> im Trägerverein<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> mit den entsprechenden Rechten und<br />

Pflichten sind. Wenn hier von Interessenkonflikten ausgegangen<br />

wird, so gilt dies unter Umständen auch für<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, die Mitarbeiter <strong>der</strong> Werkstatt<br />

unter <strong>Lebenshilfe</strong>trägerschaft sind. Die Orientierungshilfe,<br />

welche wir unten in Auszügen abdrucken,<br />

gibt zwar die Empfehlung, die Frage möglicher Interessenkonflikte<br />

offen zu diskutieren, aber gleichzeitig<br />

zwischen Mitarbeitern <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> ohne und mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung zu unterscheiden, da Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

eben nicht nur Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> sind,<br />

son<strong>der</strong>n immer auch Zielgruppe einer Vereinigung, die<br />

ihre Interessen zu vertreten hat.<br />

C MENSCHEN MIT BEHINDERUNG<br />

– MITARBEITER UND MITGLIEDER DER<br />

LEBENSHILFE ZUGLEICH<br />

Mitarbeiter als Vereinsmitglie<strong>der</strong><br />

/ Verwandtschaftliche Beziehungen<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Konstellation entsteht in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

häufig dadurch, dass Mitarbeiter in den<br />

Einrichtungen gleichzeitig auch Mitglie<strong>der</strong> im Trägerverein<br />

werden und somit Einfluss auf die Strategie<br />

ihres Arbeitgebers nehmen können. Hierzu sind<br />

folgende Überlegungen von Bedeutung:<br />

• Grundsätzlich ist die Mitgliedschaft <strong>der</strong> Mitarbeitenden<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> im Sinne von Corporate<br />

Identity (also <strong>der</strong> Identifikation mit dem „Unternehmen“<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> und seinem Geist) und im Sinne<br />

des Selbstverständnisses <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> (Zusammenarbeit<br />

von Fachleuten und Betroffenen) positiv<br />

zu sehen.<br />

• Mitarbeiter können als Mitglie<strong>der</strong> unter Umständen<br />

auch ein aktives Wahlrecht haben. Der Vorstand<br />

kann aber grundsätzlich sein in <strong>der</strong> Satzung zu verankerndes<br />

Recht wahrnehmen, über Beitrittsanträge<br />

zu entscheiden, um z.B. Situationen zu vermeiden,<br />

dass vor einer Vorstandswahl kurzfristig viele<br />

Mitarbeiter Mitglied werden, um die Wahlentscheidung<br />

konzertiert beeinflussen zu können. Es ist z.B.<br />

auch möglich zu regeln, dass das aktive Wahlrecht<br />

erst ein Jahr nach Beitritt besteht. Es müssen Vorkehrungen<br />

getroffen werden, dass Mitarbeiter des<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Vereins nicht mehrheitlich die Politik ihres<br />

Anstellungsträgers bestimmen können.<br />

• Die Wahrnehmung des passiven Wahlrechtes (sich<br />

in den Vorstand wählen lassen können) kann zu<br />

noch ernsteren Rollenkonflikten führen. Dies gilt<br />

zunächst unabhängig davon, ob es sich z.B. um die<br />

Geschäftsführung, eine Gruppenleiterin o<strong>der</strong> den<br />

behin<strong>der</strong>ten Mitarbeiter einer WfbM handelt. Daher<br />

sollten Mitarbeiter im Grundsatz nicht als wahlberechtigte<br />

Mitglie<strong>der</strong> eines Vorstandes gewählt<br />

werden können.<br />

• In jedem Fall dürfen Mitarbeiter, die in den Vorstand<br />

gewählt sind, schon aus gesetzlichen Gründen<br />

(Befangenheitsregelung) in den Bereichen in denen<br />

Sie von Entscheidungen direkt als Person betroffen<br />

sind, nicht stimmberechtigt sein.<br />

Diese Einschränkung gilt im Übrigen für alle Vorstandsmitglie<strong>der</strong>.<br />

Z.B. darf auch <strong>der</strong> Direktor einer<br />

örtlichen Bank als Mitglied des Vorstands nicht mit<br />

darüber beraten und abstimmen, ob die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

ihre Konten bei dieser o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Bank<br />

einrichtet.<br />

• Wenn die Geschäftsführung stimmberechtigtes<br />

Vorstandsmitglied ist, kann das zur Folge haben,<br />

dass das in diesem Papier erläuterte Prinzip <strong>der</strong> Aufgabenteilung<br />

zwischen Vorstand und Geschäftsführung<br />

gefährdet wird. Daher wird empfohlen, dass<br />

die Geschäftsführung im Vorstand grundsätzlich nur<br />

eine beratende Stimme hat. Wenn dies aus gutem<br />

Grund (historische Gründe, Aktionsfähigkeit des<br />

Vorstands bei sehr kleinen Vereinen, geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied, ...) an<strong>der</strong>s geregelt ist,<br />

gilt in einem solchen Fall immer die strikte Pflicht<br />

<strong>der</strong> Trennung zwischen Aufsicht und Kontrolle sowie<br />

<strong>der</strong> übrigen Vorstandsaufgaben von <strong>der</strong> operativen<br />

Geschäftsführung.<br />

• Unterschiedlich kann man die Frage beurteilen,<br />

ob die oben genannten Beschränkungen im passiven<br />

Wahlrecht auch für behin<strong>der</strong>te Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> WfbM in Trägerschaft <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> gelten<br />

sollten. Dafür spräche ihre grundsätzliche Gleichbehandlung<br />

als Mitarbeiter, dagegen spräche, dass<br />

sie nicht nur Mitarbeitende, son<strong>der</strong>n auch Zielgruppe/Klientel<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>-Angebote und somit<br />

im Sinne des Selbsthilfegedankens <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

beson<strong>der</strong>s zur Mitbestimmung im Vorstand prädestiniert<br />

sind. Diese Frage sollte im <strong>Lebenshilfe</strong>-Verein<br />

vor Ort entschieden und in <strong>der</strong> Satzung eindeutig<br />

geregelt werden. Wenn die Werkstatt in <strong>der</strong> Trägerschaft<br />

einer ausgeglie<strong>der</strong>ten GmbH steht, ist die<br />

Mitgliedschaft behin<strong>der</strong>ter Mitarbeiter im Vorstand<br />

des Vereins ohnehin unproblematisch.


Mitbestimmung und Selbstorganisation von Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung am Beispiel <strong>der</strong> Entwicklungen<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

D<br />

MITWIRKUNG IN EIGENER SACHE... 1<br />

von Rudi Sack<br />

1 Der Artikel erschien erstmalig 2005 unter dem Titel „Mitwirkung in eigener Sache.<br />

Entwicklungen beim <strong>Lebenshilfe</strong>-Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg“ in: Hähner, U.<br />

u.a.: Kompetent begleiten: Selbstbestimmung ermöglichen, Ausgrenzung verhin<strong>der</strong>n!,<br />

S. 123 – 137, <strong>Lebenshilfe</strong>-Verlag Marburg<br />

Spätestens seit Inkrafttreten des Sozialgesetzbuches<br />

IX sprechen wir gerne von Teilhabe. Wir erheben z.B.<br />

für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung die For<strong>der</strong>ung,<br />

dass sie in allen Bereichen <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

selbstverständlich teilhaben können. Doch wer ist<br />

das eigentlich: die Gesellschaft? Sind das nur die<br />

an<strong>der</strong>en, die „da draußen“? O<strong>der</strong> sollten wir eher<br />

davon ausgehen, dass die Behin<strong>der</strong>tenhilfe selbst<br />

mit ihren Verbänden, Einrichtungen und Diensten<br />

Teil dieser Gesellschaft ist? Wenn wir das tun, so<br />

müssen wir uns natürlich die Frage stellen, wie es<br />

in diesen Institutionen um die Teilhabe bestellt ist.<br />

Vor<strong>der</strong>gründig können wir diese Frage sozusagen<br />

„locker“ beantworten: mit „ja“, versteht sich. Wo,<br />

wenn nicht in den spezifischen Institutionen und Organisationen<br />

für behin<strong>der</strong>te Menschen, sollten diese<br />

teilhaben, denn sie sind ja schließlich für sie da!<br />

Der geneigte Leser vermutet richtig, dass da Zweifel<br />

angebracht werden sollen (denn sonst wäre dieses<br />

Kapitel bereits abgeschlossen und somit überflüssig).<br />

Die Zweifel stehen im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Fragestellung, was wir unter Teilhabe eigentlich genau<br />

zu verstehen haben. Sie darf sich, so wird hier<br />

behauptet, nicht auf das bloße „dabei sein ist alles“<br />

beschränken. Teilhabe im Sinne von Partizipation<br />

muss immer auch die Möglichkeit beinhalten, auf<br />

das, an dem ich teilhabe, Einfluss nehmen zu können,<br />

es (mit) zu gestalten. Es geht um die „Teilung<br />

von Verantwortung“ (LINDMEIER 2002, S. 72).<br />

Mitbestimmung als Kunden von Einrichtungen<br />

und Diensten<br />

Diese For<strong>der</strong>ung bezieht sich auf alle Lebensbereiche<br />

und ihr entspringen auch diverse gesetzgeberische<br />

und verordnungsmäßige Aktivitäten während<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre, wobei vor allem die (nur zäh zustande<br />

gekommene und) im Jahr 2001 in Kraft ge-<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

tretene Werkstättenmitwirkungsverordnung (vgl.<br />

WENDT 2002, S. 322). sowie die im Rahmen <strong>der</strong><br />

Heimgesetznovelle weiterentwickelte Heimmitwirkungsverordnung<br />

zu nennen sind.<br />

Der Gesetz- und Verordnungsgeber hat sich also<br />

durchaus einiges einfallen lassen, um die Rechte <strong>der</strong><br />

in Einrichtungen lebenden und arbeitenden behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen zu stärken. Allerdings ist auch hier<br />

nicht alles Gold, was glänzt. Die in den genannten<br />

Verordnungen verbrieften Rechte beschränken sich<br />

nämlich auf Mitwirkung <strong>der</strong> Werkstatt- und Heimbeiräte,<br />

also letztlich auf ein Informations- und Anhörungsrecht.<br />

Behin<strong>der</strong>te Menschen for<strong>der</strong>n aber<br />

echte Mitbestimmungsrechte, was bedeuten würde,<br />

dass bestimmte Entscheidungen <strong>der</strong> Leitung einer<br />

Institution nicht ohne ihre Zustimmung gefällt werden<br />

dürften. Als erfreulich kann angemerkt werden,<br />

dass manche Einrichtungen in internen Satzungen<br />

durchaus solche Mitbestimmungsrechte vereinbaren<br />

und garantieren, so z.B. eine Mitbestimmung<br />

bei Personalentscheidungen. Dabei ist interessant,<br />

dass solche Regelungen teilweise auf erbitterten<br />

Wi<strong>der</strong>stand von Betriebsräten bzw. Mitarbeitervertretungen<br />

stoßen, die befürchten, selbst in ihren<br />

nach dem Betriebsverfassungsgesetz garantierten<br />

Rechten eingeschränkt zu werden. Wir sehen also,<br />

dass – wenn auch in Werkstätten für behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen heutzutage oft gerne von Mitarbeitern<br />

als einer Gruppe sowohl behin<strong>der</strong>ter als auch nicht<br />

behin<strong>der</strong>ter Betriebsangehöriger gesprochen wird –<br />

sich hier in <strong>der</strong> Realität durchaus nach wie vor zwei<br />

Interessengruppen gegenüber stehen (können).<br />

Einer <strong>der</strong> wesentlichen Vorteile <strong>der</strong> nun gesetzlichen<br />

Verankerung von Mitwirkungsgremien in<br />

Werkstätten und Wohneinrichtungen besteht darin,<br />

dass <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> jetzt auch ein Recht auf Weiterbildungsmaßnahmen<br />

zur Qualifizierung für ihre<br />

Aufgabe besitzen. Schon heute lässt sich feststellen,<br />

dass gerade solche Schulungen und insbeson<strong>der</strong>e<br />

die hierbei entstehenden Effekte einer überregionalen<br />

Vernetzung „Empowerment“ für die Betroffenen<br />

bewirken (vgl. SCHLUMMER/SCHÜTTE 2003).<br />

Werkstatträte organisieren sich mittlerweile auf<br />

landesweiten Treffen und haben sich z.B. in <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg zu einer Landesarbeitsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Werkstatträte zusammengeschlossen. Gerade<br />

solche Vernetzungen und die damit verbundene<br />

gegenseitige Information und Stärkung in einem<br />

Erfahrungsaustausch führen zumindest tendenziell<br />

dazu, dass die Mitwirkungsgremien vor Ort keine<br />

„braven Abnickveranstaltungen“ bleiben, son<strong>der</strong>n<br />

es zunehmend wagen, bei Bedarf auch „unbequeme“<br />

Positionen einzunehmen.<br />

II.<br />

11


II.<br />

12<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

Dieses neue Selbstbewusstsein tritt unter an<strong>der</strong>em<br />

in einer inzwischen nicht selten offensiv geführten<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Angehörigen und <strong>der</strong>en<br />

Wunsch auf Mitwirkung in Einrichtungen zutage.<br />

Auch wenn diese hervorheben, dass sie ihre Aufgabe<br />

vor allem darin sehen, Werkstatträte und Heimbeiräte<br />

zu unterstützen (vgl. WENDT 2002, S. 328),<br />

zeigen sich behin<strong>der</strong>te Menschen häufig vor allem<br />

gegenüber dem Anliegen zur Gründung formalisierter<br />

Angehörigenbeiräte skeptisch, weil sie befürchten,<br />

dass eine solche Gründung zu wohlmeinen<strong>der</strong><br />

paternalistischer Fürsorge und somit zu einer faktischen<br />

Einschränkung <strong>der</strong> eigenen Rechte führen<br />

könnte. Bei allem Verständnis für die Enttäuschung<br />

vieler Angehöriger über solches Misstrauen: die Art<br />

und Weise, wie die Diskussion vonseiten behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen geführt wird, macht die zunehmende<br />

Wachsamkeit und somit die Früchte des emanzipatorischen<br />

Prozesses deutlich.<br />

Erheblicher Nachholbedarf im Hinblick auf verfasste<br />

Mitwirkung muss indes in Einrichtungen für Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche mit Behin<strong>der</strong>ung konstatiert<br />

werden. So exis-tiert in einigen schulgesetzlichen<br />

Regelungen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> keine Verankerung einer<br />

Schülermitverantwortung an <strong>der</strong> „Schule für geistig<br />

Behin<strong>der</strong>te“. In einem Gespräch mit <strong>der</strong> Kultusministerin<br />

von <strong>Baden</strong>-Württemberg zeigte diese sich<br />

durchaus offen, gleichwohl wurde in ihrer fast verblüfften<br />

Reaktion auf die diesbezügliche Nachfrage<br />

offenbar, dass im Ministerium über diese Angelegenheit<br />

scheinbar noch nie nachgedacht worden<br />

war. Es ist eine Binsenweisheit, dass mit dem ganz<br />

praktischen Kennen lernen demokratischer Spielregeln<br />

und Strukturen nicht früh genug begonnen<br />

werden kann. Warum sollte das weniger für Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung gelten?<br />

Gerade vor dem Hintergrund einer immer lauter<br />

werdenden Ambulantisierungsdiskussion ist außerdem<br />

zu for<strong>der</strong>n, dass auch ambulante Dienstleister<br />

die Mitwirkung und Mitbestimmung von Kunden<br />

regeln. So sollten z.B. behin<strong>der</strong>te Menschen, die<br />

persönliche Assistenz im eigenen Wohnraum in Anspruch<br />

nehmen, mehr garantierten Einfluss auf die<br />

Auswahl des sie unterstützenden Personals haben.<br />

Assistenz, so WEBER (2003, S. 4), bedeute: „ich gehe<br />

jedandem zur Hand, und zwar – und das scheint mir<br />

zentral – nach dessen Anweisung“. Auch bei den<br />

Anbietern von Freizeit- und Urlaubsmaßnahmen<br />

im Rahmen von Offenen Hilfen muss die verfasste<br />

Mitbestimmung <strong>der</strong> Teilnehmer erst noch entwickelt<br />

werden. Von einigen ermutigenden Beispielen<br />

(z.B. in München o<strong>der</strong> Freiburg) abgesehen ist dies<br />

bislang nicht <strong>der</strong> Fall. Hier könnten sich die Dienste<br />

einige „Scheibchen“ von den klassischen Verbänden<br />

<strong>der</strong> kirchlichen und außerkirchlichen Jugendarbeit<br />

abschneiden.<br />

Mitbestimmung in einem Selbsthilfeverband<br />

Die Frage <strong>der</strong> Mitbestimmung soll hier nun aber<br />

eingehen<strong>der</strong> in einem Zusammenhang diskutiert<br />

werden, <strong>der</strong> den Autor dieser Zeilen während <strong>der</strong><br />

letzten Jahre intensiv beschäftigt hat. Die Rede ist<br />

von <strong>der</strong> Beteiligung Betroffener im Rahmen des<br />

Verbandes, welcher für sich in Anspruch nimmt,<br />

die Selbsthilfeorganisation von Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung zu sein: die <strong>Lebenshilfe</strong>. Schon<br />

<strong>der</strong> komplette Name – „<strong>Lebenshilfe</strong> für Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung – macht indes deutlich,<br />

dass wir es bislang eher mit einer Hilfsorganisation<br />

für behin<strong>der</strong>te Menschen zu tun hatten, die gleichwohl<br />

immer Selbsthilfeorganisation war: <strong>der</strong> Eltern<br />

und Angehörigen geistig behin<strong>der</strong>ter Menschen.<br />

Dies ist aus dem historischen Kontext auch mehr<br />

als (selbst)verständlich. Zur Zeit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> 1958 wären Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

aufgrund <strong>der</strong> damaligen Deprivation von<br />

Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe in keiner<br />

Weise in <strong>der</strong> Lage gewesen, selbst für die eigenen<br />

Rechte und Anliegen aktiv zu werden. Hier war es<br />

einfach notwendig, dass an<strong>der</strong>e – und im Falle <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> waren dies von Beginn an Eltern Hand<br />

in Hand mit Fachleuten – die Erkämpfung grundsätzlicher<br />

Rechte wie dem auf schulische Bildung<br />

einfor<strong>der</strong>ten und mit großem Erfolg durchsetzten.<br />

Im Übrigen mussten Eltern Selbsthilfe auch im eigenen<br />

vitalen Interesse betreiben, denn die Familien<br />

mit geistig behin<strong>der</strong>ten Angehörigen waren ja als<br />

Ganze eingeschränkt und gesellschaftlich benachteiligt.<br />

Es entspricht <strong>der</strong> Geschichte an<strong>der</strong>er Bürgerrechtsbewegungen,<br />

dass sie gerade in ihrer Entstehungsphase<br />

Fürsprecher „von außen“ hatten. Warum sollte<br />

sich da in unserem Fall nicht auch eine ähnliche<br />

weitere Entwicklung einstellen: die von Deprivation<br />

zumindest teilweise Befreiten und mit Bildung Beglückten<br />

entwickeln immer mehr eigene Positionen,<br />

die Emanzipation eine Eigendynamik. So lässt sich<br />

heute das traditionell paternalistische Fürsprechersystem<br />

für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

nicht mehr störungsfrei aufrecht erhalten, denn diese<br />

akzeptieren zum Teil einfach nicht mehr, dass, was<br />

wir zu ihrem Besten wollen und betreiben, wirklich<br />

das beste für sie sei. Diese Erkenntnis muss sich auch<br />

auf das Selbstverständnis und die Aufbauorganisation<br />

eines Selbsthilfeverbandes wie <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

auswirken.


Lassen Sie es mich deutlich - und zugegebenermaßen<br />

etwas pathetisch – ausdrücken. Die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

hat die Wahl: Entwe<strong>der</strong> sie betreibt und för<strong>der</strong>t die<br />

aktive Mit-gliedschaft von Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung und ihren zunehmenden Ein fluss im<br />

Verband ganz offensiv. O<strong>der</strong> sie belässt es bei dem<br />

bisherigen Zustand, also <strong>der</strong> unter dem Strich wohl<br />

etwa paritätischen Aufteilung <strong>der</strong> Macht zwischen<br />

Angehörigen und Fachleuten und sieht zu, wie<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung sich selbst außerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> organisieren. Im letzteren<br />

Fall müsste sie in <strong>der</strong> Konsequenz ihren Anspruch<br />

aufgeben, Selbsthilfeorganisation <strong>der</strong> Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung sein, denn Selbsthilfe<br />

kann man – wie die Bezeichnung verdeutlicht – nur<br />

für sich selbst betreiben. Es bliebe also bei <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

für ... (SACK 1999, S. 10).<br />

Sie müsste sich fragen lassen, wie sie an alle gesellschaftlichen<br />

Institutionen und Gruppierungen die<br />

For<strong>der</strong>ung nach selbstverständlicher Teilhabe und<br />

Einbeziehung von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

stellen kann, ohne diesem Anspruch in <strong>der</strong><br />

eigenen Vereinigung gerecht zu werden (vgl. NIE-<br />

HOFF 1997, S. 3). Und sie würde eine Chance auf<br />

deutlich erhöhte Glaubwürdigkeit in ihrem Auftreten<br />

als Selbsthilfeorganisation z.B. gegenüber <strong>der</strong><br />

Politik verzichten (ebd. S. 4).<br />

Eine Entwicklung in kleinen Schritten<br />

Der Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

begann 1994, die aktive Beteiligung von Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung zu diskutieren und<br />

schrittweise voranzutreiben. Der Entwicklungsprozess<br />

ist nach inzwischen fast zehn Jahren sicherlich<br />

noch nicht abgeschlossen, er beinhaltet auch Rückschläge<br />

und Schwierigkeiten, vor allem aber wichtige<br />

Lernerfahrungen aller Seiten und „Aha-Effekte“<br />

im positiven Sinne. Anhand <strong>der</strong> hier gesammelten<br />

Erfahrungen soll die Möglichkeit <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Selbsthilfe geistig behin<strong>der</strong>ter Menschen innerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> im Folgenden dargestellt und<br />

diskutiert werden.<br />

Bedenken<br />

Am Anfang <strong>der</strong> Diskussion in Stuttgart standen die<br />

gleichen Bedenken, welche bis heute in <strong>der</strong> lebenshilfeweiten<br />

Diskussion eine Rolle spielen. Sie lassen<br />

sich im Wesentlichen wie folgt zusammenfassen:<br />

Rechtliche Bedenken<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

Wie sollen Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung in<br />

einem Verein Mitglie<strong>der</strong> – am Ende vielleicht sogar<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong> – mit vollen Rechten und<br />

Pflichten sein, wenn ihre Geschäftsfähigkeit im<br />

Sinne des § 104 BGB nicht besteht bzw. zumindest<br />

eingeschränkt ist? Diese anfangs fast als Totschlagsargument<br />

eingebrachte Begründung relativierte<br />

sich nicht zuletzt durch eine juristische Darstellung<br />

HELLMANNs (1994), in <strong>der</strong> deutlich wurde:<br />

• Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung sind nicht<br />

per se geschäftsunfähig, vielmehr bedarf es zu dieser<br />

Annahme einer individuellen Überprüfung im<br />

Einzelfall;<br />

• Wenn im Einzelfall z.B. <strong>der</strong> Beschluss einer Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

o<strong>der</strong> eines Vorstandes mit dem<br />

Argument angefochten wird, dass auch geschäftsunfähige<br />

Menschen an <strong>der</strong> Abstimmung beteiligt<br />

gewesen seien, so wird selbst im Falle einer gerichtlichen<br />

Feststellung <strong>der</strong> Geschäftsunfähigkeit Einzelner<br />

dadurch <strong>der</strong> Beschluss nicht automatisch unwirksam.<br />

Es verhält sich vielmehr so, dass lediglich<br />

die Stimme des „Geschäftsunfähigen“ im Nachhinein<br />

als nicht abgegeben gewertet wird.<br />

Bedenken gegen eine neue Ausgrenzung<br />

Bis heute eine große Rolle in <strong>der</strong> Skepsis gegenüber<br />

<strong>der</strong> Mitbestimmung von Men-schen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung im Vereinsleben spielen die Bedenken<br />

gegenüber einer in diesem Zusammenhang stattfindenden<br />

„Auslese“ unter den Betroffenen. Im Sinne<br />

eines „Alles o<strong>der</strong> nichts“ wird infrage gestellt, ob<br />

eine Beteiligung lediglich in geringerem Maße intellektuell<br />

beeinträchtigter Menschen legitim sei,<br />

o<strong>der</strong> ob sie nicht eine noch stärkere Vernachlässigung<br />

<strong>der</strong> Interessen schwer beeinträchtigter Menschen<br />

mit sich bringe.<br />

Hier wird bei Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen nach<br />

meinem Eindruck ein höherer Maßstab an die Voraussetzungen<br />

„echter Demokratie“ angelegt als<br />

sonst. Denn: auch im deutschen Bundestag sitzt<br />

bekanntlich nicht wirklich ein repräsentativer Querschnitt<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung im Hinblick auf Bildungsstand,<br />

Beruf, Angehörigkeit zu sozialen Schichten,<br />

Alter etc. Das gleiche gilt auch für Vorstände von <strong>Lebenshilfe</strong>vereinen:<br />

nicht jedes Elternteil, jede Fachkraft<br />

ist in gleicher Weise geeignet, die repräsentative<br />

Funktion <strong>der</strong> Interessenvertretung in einem<br />

Gremium wahrzunehmen.<br />

II.<br />

13


II.<br />

14<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

Die Furcht vor <strong>der</strong> Vernachlässigung <strong>der</strong> Interessen<br />

„schwerbehin<strong>der</strong>ter“ Menschen impliziert indes die<br />

Annahme, dass Menschen mit leichterer Behin<strong>der</strong>ung<br />

zur Solidarität mit schwerer beeinträchtigten<br />

Kollegen nicht o<strong>der</strong> zumindest nur in geringerem<br />

Maße fähig seien als wir so genannte „Nichtbehin<strong>der</strong>te“<br />

– bei genauerem Hinsehen eine arrogante<br />

Anmaßung, die empirisch durch nichts belegt ist.<br />

Bedenken gegen Überfor<strong>der</strong>ung<br />

bzw. eine Alibifunktion<br />

Die wesentlichsten Bedenken im Hinblick auf die<br />

Mitbestimmung von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

im Sinne einer aktiven Beteiligung in<br />

Gremien <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> bezogen sich auch in <strong>der</strong><br />

Diskussion beim baden-württembergischen Landesverband<br />

auf die Befürchtung einer Überfor<strong>der</strong>ung<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, an denen die Arbeit<br />

in den Gremien – so die Befürchtung –„vorbeirauschen“<br />

würde, sodass ihre Beteiligung eher<br />

dekorativen Charakter hätte und somit eine Alibifunktion<br />

erfüllen würde. Argumente für diese Bedenken<br />

ließen sich leicht finden: man denke zum<br />

Beispiel nur an die Diskussion von Haushaltsplanungen,<br />

die Bewertung von Bilanzen und ähnliche Vorstandsthemen.<br />

Man denke an die Anhäufung von<br />

Tagesordnungspunkten, die abzuhandeln wären<br />

und die häufige Abstraktheit <strong>der</strong> zu diskutierenden<br />

Angelegenheiten – dies in beson<strong>der</strong>em Maße bei einem<br />

Landesverband, in dem es nicht um die konkrete<br />

Einrichtung und konzeptionelle Gestaltung von<br />

Angeboten geht, son<strong>der</strong>n zum Beispiel um hoch<br />

komplexe sozialpolitische Zusammenhänge wie die<br />

Binnendifferenzierung o<strong>der</strong> die Umsetzung <strong>der</strong> §§<br />

93 ff BSHG.<br />

Diese Bedenken führen bis heute häufig zu <strong>der</strong> Entscheidung,<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen in Gremien nur<br />

gezielt zu bestimmten Tagesordnungspunkten einzuladen,<br />

welche sie direkt betreffen würden (wobei<br />

die Frage erlaubt sein darf, welche Fragen ein<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>vorstand wohl zu diskutieren hätte, die<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen nicht betreffen würden). So<br />

geschah es anfänglich auch beim Landesverband<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg, wie weiter unten noch darzustellen<br />

sein wird. Weil die damalige kontroverse Diskussion<br />

aber durchaus mit großer Offenheit geführt<br />

wurde, stellte sich dabei folgendes heraus: Auch <strong>der</strong><br />

Vorstand in seiner bisherigen Zusammensetzung<br />

bestand nicht nur aus Teilnehmern, die allen Fragen<br />

in allen Punkten folgen konnten, beispielsweise waren<br />

nur ganz wenige Mitglie<strong>der</strong> des Lesens einer<br />

Bilanz wirklich mächtig, und die an<strong>der</strong>en verließen<br />

sich darauf, dass ihre in dieser Frage kompetenteren<br />

Kollegen diese Aufgabe verantwortungsvoll<br />

und im Sinne aller übernehmen würden. Dies betraf<br />

aber nicht nur die finanztechnischen Fragen. Als wir<br />

seinerzeit für die neuen Vorstandskollegen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

eine Art Glossar <strong>der</strong> häufig vorkommenden<br />

Fremdwörter, Abkürzungen und komplizierten<br />

Sachverhalte in einfacher Sprache erstellten („LWV“,<br />

„Hilfebedarfsgruppen“, „Intensivkooperation“, „§§<br />

93 ff BSHG“ usw.) und dieses dann selbstverständlich<br />

auch den „alten“ Vorstandsmitglie<strong>der</strong>n zur Kenntnis<br />

übergaben, reagierten einige von diesen sehr<br />

erfreut und gaben gerne zu, dass sie manche <strong>der</strong><br />

dargestellten Sachverhalte nun eigentlich auch zum<br />

ersten Mal wirklich begriffen hätten. Es zeigte sich<br />

also: Dem Anspruch, allen im Vorstand zu besprechenden<br />

Themen in ganzer Breite folgen zu können,<br />

vermag wohl kaum ein Vorstandsmitglied zu<br />

entsprechen. Vielmehr setzt sich ein solches Gremium<br />

im positiven Fall aus verschiedenen Persönlichkeiten<br />

zusammen, die jeweils ganz unterschiedliche<br />

Erfahrungen, Sichtweisen und Kompetenzen einzubringen<br />

haben: z.B. die Finanzerfahrung als Banker,<br />

die pädagogische Kompetenz eines Son<strong>der</strong>pädagogen,<br />

die Kompetenz <strong>der</strong> Betroffenheit als Eltern<br />

usw. – häufig natürlich auch mit mehreren Kompetenzen<br />

und Hintergründen in einer Person vereint.<br />

Nur hatte man bisher darauf verzichtet, eine ganz<br />

wesentliche Kompetenz im Vorstand personell vertreten<br />

zu lassen: nämlich diejenige <strong>der</strong> Betroffenheit<br />

als Mensch mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“<br />

– Zunehmende Beteiligung als Prozess<br />

In diesem Abschnitt soll anhand <strong>der</strong> Vorgehensweise<br />

beim Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

beschrieben werden, wie die Beteiligung<br />

von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung schrittweise<br />

im Sinne eines Prozesses entwickelt werden<br />

kann. Die prozesshafte Vorgehensweise wird dabei<br />

deshalb für sinnvoll erachtet, weil die Entwicklung<br />

einer neuen Verteilung von Verantwortlichkeiten<br />

und von Macht (!) Lern- bzw. Gewöhnungsprozesse<br />

auf den verschiedenen Seiten voraussetzt, und man<br />

mit einem „Wir-wollen-alles-auf-einmal“ zumindest<br />

Gefahr läuft, auf Blockierungen zu stoßen, die dann<br />

nur schwer zu überwinden sind.<br />

In Stuttgart begann die Entwicklung mit <strong>der</strong> Besetzung<br />

von Fachausschüssen, die <strong>der</strong> Vorstand 1993<br />

eingerichtet und <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> er berufen hatte.<br />

Hier beschloss man mit einer kleinen Verzögerung,


dass in diesen auf einzelne Themenbereiche bezogenen<br />

Ausschüssen eine Beteiligung behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen erprobt werden könnte und machte sich<br />

über Ortsvereinigungen bzw. Einrichtungen und<br />

Dienste vor Ort gezielt auf die Suche nach jeweils<br />

zwei Vertretern für die Ausschüsse „Offene Hilfen“,<br />

„Wohnen“ und den „Programmbeirat“ (Gremium<br />

zur Begleitung des Fortbildungsbereiches beim<br />

Landesverband). Bei dieser Suche wurden folgende<br />

Auswahlkriterien angewandt:<br />

1. Es sollten jeweils zwei behin<strong>der</strong>te Menschen aus<br />

einem Ortsverband gemeinsam entsandt weden,<br />

damit diese sich gegenseitig unterstützen könnten.<br />

2. Es muss vor Ort eine Person gefunden werden, die<br />

sich zur Assistenz <strong>der</strong> Ausschussmitglie<strong>der</strong> bereit erklärt<br />

und dem Landesverband als Ansprechpartner<br />

zur Verfügung steht. Diese Person erhält (bis heute)<br />

alle Unterlagen des jeweiligen Gremiums und soll<br />

die Ausschussmitglie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung<br />

<strong>der</strong> Sitzungen sowie gegebenenfalls bei organisatorischen<br />

Fragen (z.B. Anreise, Freistellung in<br />

<strong>der</strong> WfbM) unterstützen.<br />

3. Ein nicht behin<strong>der</strong>tes Mitglied des jeweiligen<br />

Ausschusses erklärt sich darüber hinaus bereit, eine<br />

assistierende Funktion zu übernehmen. Dieses darf<br />

nicht aus <strong>der</strong> selben Ortsvereinigung entsandt sein<br />

wie die behin<strong>der</strong>ten Gremienmitglie<strong>der</strong> (um Interessenkollisionen<br />

nicht unnötig auszuweiten), es ist<br />

aber hilfreich, wenn es aus einer nahe gelegenen<br />

Region stammt, um beispielsweise zumindest einen<br />

Teil <strong>der</strong> Anreise gemeinsam erledigen o<strong>der</strong> auch mal<br />

ein Treffen zwischen den Sitzungen ermöglichen zu<br />

können.<br />

Diese doch recht rigiden Auswahlkriterien werden<br />

nicht bis heute vollständig eingehalten, es zeigte<br />

sich auch eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> Assistenzfunktion sowohl vor Ort als auch durch<br />

das weitere Ausschussmitglied. In <strong>der</strong> Nachschau war<br />

es aber sicherlich richtig, bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> ersten<br />

Ausschussmitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung so gründlich<br />

vorzugehen.<br />

Nach <strong>der</strong> Berufung <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten Ausschussmitglie<strong>der</strong><br />

1994 beschloss <strong>der</strong> Vorstand ein Jahr<br />

später, die damals insgesamt sechs Personen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung zu einem weiteren Gremium zusammenzufassen<br />

– dem Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

beim Landesverband. Dieser wurde durch ein Vorstandsmitglied<br />

und einen Mitarbeiter <strong>der</strong> Landesgeschäftsstelle<br />

unterstützt und erhielt die Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Beratung des Vorstandes. Der Beirat tagte an-<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

fangs in zweitägigen Klausursitzungen, ein Umstand,<br />

<strong>der</strong> sicherlich zur Festigung dieser Gruppe<br />

und zum Sammeln von Erfahrungen in Gremienarbeit<br />

für seine Mitglie<strong>der</strong> einen wesentlichen Beitrag<br />

leistete. Schon bald erhob <strong>der</strong> Beirat die For<strong>der</strong>ung<br />

nach regelmäßigen gemeinsamen Sitzungen mit<br />

dem Vorstand, von denen die erste 1997 stattfand.<br />

Außerdem wurde <strong>der</strong> Beirat auf eigenen Antrag<br />

durch Berufung des Vorstandes um zwei Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung erweitert, welche auf Tagungen<br />

des Landesverbandes und einem „Tag behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen“ im Landtag von <strong>Baden</strong>-Württemberg als<br />

äußerst aktiv aufgefallen waren.<br />

Anlässlich <strong>der</strong> gemeinsamen Sitzungen von Beirat<br />

und Vorstand wurde zweierlei deutlich: Einerseits<br />

erwarben sich die Mitglie<strong>der</strong> des Beirates, welche<br />

die gemeinsamen Sitzungen stets gut vorbereitet<br />

hatten, schnell einen großen Respekt beim Landesvorstand<br />

angesichts <strong>der</strong> Ernsthaftigkeit ihres Engagements.<br />

An<strong>der</strong>erseits waren die gemeinsamen<br />

Sitzungen immer auch von einiger Verkrampfung<br />

gekennzeichnet, was sich nicht nur mit dem Umstand<br />

erklären ließ, dass die ganze Veranstaltung<br />

doch für alle Beteiligten äußerst ungewohnt war.<br />

Vielmehr zeigte sich zunehmend die Unnatürlichkeit<br />

<strong>der</strong> bisherigen Konstruktion: Der Vorstand eines Behin<strong>der</strong>tenverbandes<br />

hört sich ein bis zwei Mal pro<br />

Jahr artig die ebenso artig vorgetragenen Anliegen<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen an, quasi wie in einer Art Petitionsausschuss.<br />

Behin<strong>der</strong>te Menschen stellten ihre<br />

For<strong>der</strong>ungen auf (z.B. klassisch nach besserer Entlohnung<br />

in <strong>der</strong> WfbM), ohne sich über <strong>der</strong>en Umsetzung<br />

weiter Gedanken machen zu müssen, nicht behin<strong>der</strong>te<br />

Entscheidungsträger nickten anerkennend<br />

über das Vorgetragene, um dann im anschließenden<br />

„eigentlichen Sitzungsteil unter sich“ festzustellen,<br />

dass diese For<strong>der</strong>ungen ebenso berechtigt wie unerfüllbar<br />

seien. Das allseits entstehende Unbehagen<br />

mündete bereits nach <strong>der</strong> dritten <strong>der</strong>artigen Veranstaltung<br />

in <strong>der</strong> Diskussion, ob es nicht sinnvoller sei,<br />

zwei vom Beirat zu wählende Sprecher an allen Vorstandssitzungen<br />

zu beteiligen.<br />

Wenn man bedenkt, von welchem Konsens die inzwischen<br />

selbstverständliche Beteiligung behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen im Vorstand heute beim Landesverband<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg getragen ist, so ist heute<br />

nur noch schwer nachvollziehbar, wie erbittert und<br />

kontrovers dieser Vorschlag damals diskutiert wurde.<br />

Ging es nun „ans Eingemachte“? Am Ende <strong>der</strong><br />

Diskussion stand <strong>der</strong> Kompromiss, dass <strong>der</strong> Vorstand<br />

zwar (noch) nicht von seinem satzungsgemäßen<br />

Recht auf Kooption zweier neuer Mitglie<strong>der</strong> Gebrauch<br />

machen würde, wohl aber zwei Sprecher des<br />

II.<br />

15


II.<br />

16<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

Beirates fortan zu je<strong>der</strong> Vorstandssitzung als beratende<br />

Mitglie<strong>der</strong> einladen würde. Im Nachhinein<br />

kann diese Entscheidung sicherlich als „Durchbruch“<br />

gewertet werden, was nicht zuletzt mit <strong>der</strong> hohen<br />

Kompetenz <strong>der</strong> hierbei konkret zum Vorstand stoßenden<br />

Personen zusammenhing.<br />

Die restliche Entwicklung ergab sich aufgrund <strong>der</strong><br />

äußerst positiven Erfahrungen gewissermaßen<br />

zwangsläufig: anlässlich <strong>der</strong> nächsten Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

des Landesverbandes im Oktober<br />

1998 wurde vom Vorstand eine Satzungsän<strong>der</strong>ung<br />

vorgeschlagen und nach eingehen<strong>der</strong> Diskussion<br />

ohne Gegenstimme und bei nur einer Enthaltung<br />

verabschiedet, wonach im Vorstand des Landesverbandes<br />

bei zukünftigen Wahlen zwei Sitze für<br />

„Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Zielgruppe<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>arbeit“ zu reservieren seien. Die<br />

klare Entscheidung <strong>der</strong> Delegierten war sicher stark<br />

davon beeinflusst, dass die beiden bislang als beratende<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong> fungierenden Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen sich an <strong>der</strong> Diskussion sehr aktiv<br />

und sehr glaubwürdig – um nicht zu sagen mit<br />

schon fast demagogischem Geschick – beteiligten.<br />

Die Diskussion gipfelte in <strong>der</strong> beiläufigen Anmerkung<br />

eines <strong>der</strong> Betroffenen: „Da gab es mal einen,<br />

<strong>der</strong> hat gesagt: ‚Wer zu spät kommt, den bestraft<br />

das Leben!’“ Das Zitat hätte im Hinblick auf die unbestreitbare<br />

Notwendigkeit <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> wirklich nicht besser gewählt werden<br />

können!<br />

Direkt im Anschluss an diese Entscheidung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

wurden die bisher beratenden nun als „ordentliche“<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong> kooptiert und anlässlich<br />

<strong>der</strong> nächsten Vorstandswahl im Herbst 1999<br />

erstmals zwei Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen direkt<br />

von <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung in den Landesvorstand<br />

gewählt.<br />

Methodische Überlegungen zu einer gelingenden<br />

Beteiligung<br />

Die vorangehenden Zeilen mögen suggeriert haben,<br />

dass die Beteiligung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

in Gremien <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> bei entsprechendem<br />

Willen und <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> geeigneten Personen<br />

gewissermaßen ein Selbstläufer sei. Diesen Eindruck<br />

sollte man so nicht stehen lassen, denn obwohl diese<br />

beiden Faktoren sicherlich von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung sind, bedarf die Beteiligung sicherlich<br />

zusätzlich einiger methodischer Überlegungen (vgl.<br />

LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG 2001).<br />

In den Erfahrungen beim Landesverband <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> haben sich dabei die<br />

folgenden Regelungen als hilfreich erwiesen, wobei<br />

betont werden muss, dass die Beteiligten weit<br />

davon entfernt sind, diese immer konsequent und<br />

ohne Rückschläge einzuhalten.<br />

Gegenseitige Unterstützung zweier Personen<br />

Am Anfang stand, wie weiter oben bereits erwähnt,<br />

die Vorgehensweise, bei Berufungen o<strong>der</strong> Wahlen<br />

in Gremien jeweils zwei miteinan<strong>der</strong> vertraute<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen aus einer Region gemeinsam<br />

zu beauftragen, damit diese sich gegenseitig<br />

(unter)stützen können. Die Unterstützung kann sowohl<br />

psychologischer (sich gemeinsam eher etwas<br />

trauen o<strong>der</strong> zutrauen) als auch ganz praktischer<br />

Natur sein (z.B. zu zweit die Anfahrt leichter bewältigen<br />

können). Diese Vorgehensweise hat ihre Berechtigung<br />

sicherlich vor allem in <strong>der</strong> Anfangszeit<br />

<strong>der</strong> Beteiligung, ihre Notwendigkeit relativiert sich<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Erfahrung und Souveränität <strong>der</strong><br />

Akteure.<br />

Assistenz<br />

In beson<strong>der</strong>er Weise hängt eine erfolgreiche und<br />

glaubwürdige Beteiligung behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

davon ab, dass ihnen eine ausreichende Assistenz<br />

zur Verfügung steht. Diese besteht in erster Linie<br />

in <strong>der</strong> Vor- und Nachbesprechung <strong>der</strong> Gremiensitzungen.<br />

Die Assistenz ist sehr zeit- und personalaufwändig<br />

und fällt daher im Alltag lei<strong>der</strong> immer<br />

wie<strong>der</strong> einem gewissen Pragmatismus zum Opfer.<br />

Beispielsweise wird die anfänglich grundsätzliche<br />

Vorbesprechung <strong>der</strong> Vorstandssitzungen zwischen<br />

den beiden Vorstandsmitglie<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

und einer Mitarbeiterin <strong>der</strong> Landesgeschäftsstelle in<br />

Stuttgart inzwischen lei<strong>der</strong> nicht mehr konsequent<br />

durchgeführt. Das scheitert im Übrigen nicht zuletzt<br />

auch an einem immer dichter werdenden Terminkalen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Betroffenen selbst, die neben den Vorstandssitzungen<br />

inzwischen viele weitere Termine<br />

wahrnehmen. Trotzdem darf diese Form <strong>der</strong> Assistenz<br />

gerade auch bei neu hinzukommenden Mandatsträgern<br />

nicht vernachlässigt werden. Bei Personal-<br />

und Budgetplanungen ist <strong>der</strong> entsprechende<br />

Bedarf zu berücksichtigen.<br />

Assistenz bedeutet aber auch ganz praktische Hilfestellung<br />

im Umfeld <strong>der</strong> wahrzunehmenden<br />

Aufgaben. Es kann z.B. nicht mehr einfach davon<br />

ausgegangen werden, dass alle Mandatsträger<br />

selbstständig zu Terminen und wie<strong>der</strong> nachhause


gelangen. Es ist bei mehrtägigen Veranstaltungen<br />

unter Umständen eine Assistenz im pflegerischen<br />

Bereich sicherzustellen usw. Behin<strong>der</strong>te Menschen,<br />

die (vielleicht mehrmals) vergeblich auf den versprochenen<br />

Abholdienst am Bahnhof warten, verlieren<br />

den Mut bzw. fühlen sich (zu recht!) entgegen aller<br />

Beteuerungen nicht ausreichend ernst genommen.<br />

Verbände müssen also – das zeigen die bisherigen<br />

Erfahrungen – noch sehr viel besser und zuverlässiger<br />

in logistischen Fragen werden!<br />

Weniger ist mehr<br />

Man kann sich gelegentlich des Eindrucks nicht erwehren,<br />

dass Gremien ihre Wichtigkeit nicht zuletzt<br />

an <strong>der</strong> Anzahl ihrer Tagesordnungspunkte und dem<br />

Gewicht ihrer Vor- und Unterlagen festmachen. Unter<br />

20 TOPs und einem Aktenordner voller Unterlagen<br />

pro Sitzung läuft nichts! Unter solchen Bedingungen<br />

kann eine Beteiligung von Menschen mit<br />

geistiger Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Tat zum Alibi verkommen.<br />

Vermutlich ist es gerade die Orientierung an einem<br />

„Weniger-ist-mehr“, welche die Arbeit des Landesverbandes<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> seit<br />

<strong>der</strong> ständigen Beteiligung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

am stärksten verän<strong>der</strong>t hat. Und ich<br />

möchte behaupten, dass diese alles an<strong>der</strong>e als zu<br />

Lasten <strong>der</strong> übrigen Vorstandsmitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> gar<br />

<strong>der</strong> Sache ging. Der eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e mag sich nun<br />

befreit fühlen von dem ewig schlechten Gewissen,<br />

Unterlagen, die einfach nicht zu bewältigen sind,<br />

wie<strong>der</strong> einmal nicht gelesen zu haben. Und auch<br />

die eigentliche Aufgabe eines Vorstandes, nämlich<br />

die Diskussion und Entscheidung <strong>der</strong> wesentlichen<br />

strategischen Fragen, lässt sich im Grunde leichter<br />

bewältigen, wenn man sich mehr Zeit für das einzelne<br />

Thema genehmigt. So sind inzwischen sechs<br />

bis zehn Tagesordnungspunkte (letzteres bei zweitägigen<br />

Sitzungen) im Vorstand des Landesverbandes<br />

die Regel, wobei dem gegenseitigen Bericht aus<br />

verschiedenen an<strong>der</strong>en Gremien und Veranstaltungen<br />

ein relativ breiter Raum zugemessen wird. Das<br />

sind immer noch mehr Themen als genug!<br />

Unter das „Weniger-ist-mehr“ lässt sich im weiteren<br />

Sinne auch die For<strong>der</strong>ung nach besser lesbaren<br />

Unterlagen und einfacherer Sprache in Diskussionen<br />

subsumieren. Die Verwendung eines größeren<br />

Schrifttyps beim Schreiben von Einladungen, Protokollen<br />

etc. ist dabei noch die leichtere Übung.<br />

Sehr viel schwieriger gestaltet sich die einfache und<br />

knappe Zusammenfassung von Ergebnissen in Pro-<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

tokollen etc. ist dabei noch die leichtere Übung.<br />

Sehr viel schwieriger gestaltet sich die einfache und<br />

knappe Zusammenfassung von Ergebnissen in Protokollen,<br />

sodass lei<strong>der</strong> auch heute noch konstatiert<br />

werden muss, dass diese häufig nicht „behin<strong>der</strong>tengerecht“<br />

aussehen.<br />

Gleiche Regeln für Alle<br />

Wieso sollte man eine Selbstverständlichkeit überhaupt<br />

noch benennen? Dies geschieht hier wohl vor<br />

allem aus <strong>der</strong> Erfahrung heraus, dass in <strong>der</strong> „Erprobungsphase“<br />

<strong>der</strong> Beteiligung behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

die Akteure vielleicht ein bisschen geneigt sind, ihr<br />

Wohlwollen dadurch zum Ausdruck zu bringen, dass<br />

sie den neuen behin<strong>der</strong>ten Kollegen so manches<br />

„durchgehen“ lassen, zum Beispiel wenn diese einfach<br />

dazwischen sprechen und sich nicht an die Rednerliste<br />

halten. Was als Toleranz gegenüber noch<br />

mangeln<strong>der</strong> Erfahrung in „Spielregeln“ anfangs sicherlich<br />

Sinn machen kann, wird jedoch zunehmend<br />

zum Problem, wenn es sich nicht alsbald einpendelt.<br />

Jegliche Wahrnehmung einer Ungleichbehandlung<br />

– in welcher Richtung auch immer – führt in einer<br />

Gruppe immer zu Spannungen, und Partizipation<br />

muss die Gleichheit <strong>der</strong> Pflichten genauso wie<br />

<strong>der</strong> Rechte beinhalten. Das ist leichter gesagt als<br />

getan. Denn im Alltag stellt sich das Problem teilweise<br />

recht subtil dar. Wie damit umgehen, wenn<br />

ein behin<strong>der</strong>tes Gremienmitglied bei jedem Misserfolgserlebnis<br />

(sei es, dass die eigene Meinung von<br />

<strong>der</strong> Mehrheit nicht geteilt wird o<strong>der</strong> nur, dass man<br />

auf die Rednerliste und damit verbunden auf die<br />

Verpflichtung, den eigenen Beitrag noch zurückzuhalten,<br />

hingewiesen wird) die „Behin<strong>der</strong>tenkarte“<br />

zieht, etwa mit <strong>der</strong> Bemerkung: „Ich weiß schon, ich<br />

bin behin<strong>der</strong>t, und deswegen zählt meine Meinung<br />

hier nichts.“?<br />

Der Wunsch, behin<strong>der</strong>te Menschen zu „schonen“,<br />

kann auch ganz an<strong>der</strong>e Konsequenzen nach sich<br />

ziehen, etwa den Wunsch, bestimmte Themen – z.B.<br />

die Erfahrungen mit ihrer Beteiligung – unter ihrem<br />

Ausschluss zu diskutieren. Stellen Sie sich vor,<br />

ein Jahr nach <strong>der</strong> Neuwahl eines „normalen“ Vorstandes<br />

würden die alten Mitglie<strong>der</strong> den Vorschlag<br />

machen, unter Ausschluss <strong>der</strong> „Neuen“ darüber zu<br />

diskutieren, wie gut diese sich eingefunden hätten.<br />

Natürlich ist diese Vorstellung absurd. Entwe<strong>der</strong> das<br />

Thema ist so wichtig (also vermutlich konfliktreich),<br />

dass es besprochen werden muss, aber dann selbstverständlich<br />

unter <strong>der</strong> Einbeziehung aller Beteiligten,<br />

und wenn es menschlich noch so schwer fällt.<br />

O<strong>der</strong> das Thema hat eben auf keiner Tagesordnung<br />

einer Teilgruppe etwas zu suchen.<br />

II.<br />

17


II.<br />

18<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

Von <strong>der</strong> Mitbestimmung zur<br />

Selbstorganisation<br />

Das in den vorangegangenen Abschnitten Dargestellte<br />

stellt kein endgültig erreichtes Ziel, son<strong>der</strong>n<br />

allenfalls ein Zwischenergebnis in <strong>der</strong> Partizipation<br />

von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Verbandsarbeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> dar. Die Entwicklung ist<br />

immer noch deutlich von Unzulänglichkeiten und<br />

einer Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit<br />

geprägt – <strong>der</strong> Lernprozess bei allen Beteiligten<br />

darf wahrscheinlich nie als endgültig abgeschlossen<br />

gelten. Gleichwohl kann man auch bei dem bisher<br />

Erreichten schon von Erfolgen sprechen. Diese betreffen<br />

in erster Linie das verän<strong>der</strong>te Bewusstsein<br />

aller beteiligten Akteure – Empowerment bei den<br />

behin<strong>der</strong>ten Menschen sowie die Selbstverständlichkeit,<br />

mit <strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Position <strong>der</strong> Betroffenen<br />

gefragt wird, bei Angehörigen und Fachleuten. Diese<br />

Entwicklung wirkt sich auch bereits sehr positiv<br />

auf die Außenwirkung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> aus, die im<br />

Dialog zum Beispiel mit <strong>der</strong> Politik, <strong>der</strong> Verwaltung<br />

und an<strong>der</strong>en Verbänden noch an Glaubwürdigkeit<br />

gewonnen hat.<br />

Doch Weiterentwicklungsbedarf besteht allemal.<br />

Dieser wird hier vor allem darin gesehen, dass bislang<br />

von wenigen Ansätzen zum Beispiel im Beirat<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen abgesehen alle Schritte sich<br />

lediglich auf eine Beteiligung behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

in bestehenden Strukturen bezogen, aber<br />

nicht auf die Entwicklung einer Selbstorganisation<br />

von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung. Nun<br />

kann in diesem Zusammenhang natürlich die Frage<br />

gestellt werden, ob dann nicht überhaupt eine<br />

Struktur außerhalb <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> dem Ziel <strong>der</strong><br />

Partizipation dienlicher wäre. Ich persönlich vertrete<br />

diese Ansicht nicht, weil ich befürchte, dass<br />

dann eher Spielwiesen entstünden, um zu verhin<strong>der</strong>n,<br />

dass Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

real an wichtigen Entscheidungsfindungen beteiligt<br />

werden (vgl. BUNDESVEREINIGUNG LEBENSHILFE<br />

1995, S. 18). Allerdings steht in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> unbedingt<br />

eine Diskussion an, wie die verschiedenen<br />

Interessengruppen neben den gemeinsamen auch<br />

ureigene Plattformen <strong>der</strong> Interessenvertretung entwickeln<br />

können, dies betrifft dann Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ungen, Eltern und Angehörige sowie Fachleute<br />

in gleicher Weise. Im Zusammenhang mit dieser<br />

dringlich anstehenden Diskussion sind im Sinne<br />

einer Selbstorganisation von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

aus meiner Sicht vor allem zwei Fragen<br />

zu klären:<br />

1. Wie können behin<strong>der</strong>te Menschen, die schon<br />

heute in Gremien auf verschiedenen Ebenen ver-<br />

treten sind, dies aber im Grunde auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

von Berufungen und ggf. Wahlen durch die bisherigen<br />

Inhaber <strong>der</strong> Macht, eine eigene Basis erhalten,<br />

die sie zukünftig für ihre Aufgabe <strong>der</strong> Interessenvertretung<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen mandatiert (vgl.<br />

NIEHOFF 1997, S. 8) – also zum Beispiel eine Art<br />

Vollversammlung <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten Menschen in <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>? Dies würde allerdings als ersten Schritt<br />

eine deutliche Erhöhung <strong>der</strong> Zahl behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

als Mitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> voraussetzen,<br />

die aktuell erst einen Anteil an <strong>der</strong> Gesamtmitglie<strong>der</strong>schaft<br />

von ca. 2 – 3 % ausmacht.<br />

2. Wie kann <strong>der</strong> Selbsthilfegedanke in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

auch in <strong>der</strong> Weise vorangetrieben werden, dass<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen auf den verschiedenen Ebenen<br />

im Sinne eines „peer counselling“ – also einer<br />

Beratung Betroffener durch Betroffene – aktiv werden?<br />

Diese Frage würde unter Umständen auch den<br />

Gedanken einer Anstellung behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

im Verbandsbereich <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> beinhalten,<br />

wenn auch ein Einstieg über ehrenamtliche Beratung<br />

sicherlich möglich und sinnvoll erscheint.<br />

Zu beiden Fragen werden <strong>der</strong>zeit bei <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

in <strong>Baden</strong>-Württemberg erste Überlegungen<br />

angestellt, und ich bin persönlich sehr gespannt auf<br />

die weitere Entwicklung <strong>der</strong> Diskussion.<br />

Literatur<br />

BUNDESVEREINIGUNG LEBENSHILFE (Hg.) (1995):<br />

Mehr Selbstbestimmung – wie geht es weiter nach dem Duisburg-Kongress?<br />

Vorschläge zur Einbeziehung geistig behin<strong>der</strong>ter Menschen in die<br />

Arbeit <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>. Positionspapier. Marburg.<br />

HELLMANN, Ulrich (1994):<br />

Mitgliedschaft von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung in <strong>Lebenshilfe</strong>-Vereinen.<br />

Rechtliche Hinweise. Broschüre <strong>der</strong> Bundesvereinigung<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>. Marburg.<br />

LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> für Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung e.V. (Hg.) (2001):<br />

Mitarbeit von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in den Gremien des Landesverbandes<br />

/ Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen.<br />

In: Geschäftsbericht 2000. Stuttgart. S. 13 – 16.<br />

LINDMEIER Bettina, LINDMEIER Christian (2002):<br />

Professionelles Handeln in <strong>der</strong> Arbeit mit geistig behin<strong>der</strong>ten Erwachsenen<br />

unter <strong>der</strong> Leitidee <strong>der</strong> Selbstbestimmung.<br />

In: Behin<strong>der</strong>te in Familie, Schule und Gesellschaft Heft4/5/2002. S. 63 – 74.<br />

NIEHOFF, Ulrich (1997):<br />

Mitwirkung, Mitbestimmung, Selbstbestimmung – Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung als Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

Internes Thesenpapier. Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong>. Marburg.<br />

SACK, Rudi (1999):<br />

Perspektiven für eine lebendige <strong>Lebenshilfe</strong>. In: Landesverband <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>: Geschäftsbericht 1998. Stuttgart. S. 6 – 11.<br />

SCHLUMMER Werner; SCHÜTTE Ute (2003):<br />

Mitwirkung auf dem Prüfstein. Exemplarische Praxis von Werkstatträte-<br />

Schulungen und Herausfor<strong>der</strong>ungen für Werkstätten für behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen. In: Geistige Behin<strong>der</strong>ung Heft 2/2003. S. 155 – 168.<br />

WEBER, Erik (2003):<br />

Persönliche Assistenz – assistierende Begleitung. Verände-rungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

für professionelle Betreuung und für Einrichtungen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe.<br />

In: Geistige Behin<strong>der</strong>ung Heft 1/2003. S. 4 – 22.<br />

WENDT, Sabine (2002):<br />

Die neue Mitwirkungsverordnung für Werkstätten in <strong>der</strong> Praxis.<br />

In: Geistige Behin<strong>der</strong>ung Heft 4/2002. S. 321 – 330.


Wie kann die Beteiligung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

vor Ort sich konkret gestalten? Projektmitarbeiterin<br />

Klaudia Lucia fasst die verschiedenen Möglichkeiten<br />

und Ansätze <strong>der</strong> Beteiligung in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> und ihre<br />

Bedeutung für eine kommunalpolitische Partizipation<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung gleichsam als inhaltliche<br />

Zusammenfassung <strong>der</strong> Erkenntnisse aus dem Projekt<br />

zusammen.<br />

E<br />

BETEILIGUNG VOR ORT<br />

Teilhabe von behin<strong>der</strong>ten Menschen<br />

an kommunalen politischen Prozessen<br />

Das Projekt „Beteiligung vor Ort“ des Landesverbands<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Klaudia Lucia<br />

Die Ausgangssituation: Kommunalisierung <strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>tenhilfe als Chance<br />

Mit <strong>der</strong> Verwaltungsreform zum 01.01.2005 und<br />

<strong>der</strong> Kommunalisierung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe (Zum<br />

31.12.2004 wurden die Landeswohlfahrtsverbände <strong>Baden</strong><br />

und Württemberg-Hohenzollern aufgelöst. Die Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ungshilfe wurden auf Stadt- und<br />

Landkreise übertragen.) ist den <strong>Lebenshilfe</strong>n vor Ort<br />

stärker denn je die wichtige Aufgabe <strong>der</strong> Lobbyarbeit<br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung zugekommen.<br />

Doch nur Lobbyarbeit für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung?<br />

Warum denn nicht gemeinsam mit ihnen?<br />

Unter den neuen Bedingungen wird <strong>der</strong> Kontakt<br />

zu den Politikern und Entscheidungsträgern vor<br />

Ort ausschlaggebend. Authentische Berichte über<br />

die Lebenswelt von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

sind jedoch nur von ihnen selbst zu erhalten: Sie<br />

wissen sehr wohl, was verän<strong>der</strong>t werden muss. Dieses<br />

„Selbst Wissen und selbst Sagen“ als Ressource<br />

<strong>der</strong> Gemeinde zu stärken und eine Öffentlichkeit<br />

vor Ort für sie zu schaffen – darin besteht eine <strong>der</strong><br />

neuen Chancen <strong>der</strong> Kommunalisierung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe.<br />

Die Orts- und Kreisvereinigungen <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> können sehr profitieren, wenn sie diese<br />

Chance wahrnehmen und gemeinsam mit Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung Lobbyarbeit machen. So<br />

haben Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung teil an <strong>der</strong> Mitgestaltung<br />

von politischen Prozessen vor Ort und<br />

sind ins gemeinschaftliche Leben eingebunden. Dies<br />

entspricht dem Ziel <strong>der</strong> Inklusion.<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

„Teilhabe bedeutet mitmachen, mitgestalten und<br />

mitbestimmen beim Zusammenleben aller Bürgerinnen<br />

und Bürger – auch, wenn ein Mensch mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung<strong>der</strong>ung sehr viel Hilfe braucht“, so<br />

haben es Menschen mit und ohne Behin<strong>der</strong>ung<br />

beim Dortmun<strong>der</strong> Kongress <strong>der</strong> Bundesvereinigung<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> 2003 auf den Punkt gebracht (siehe die<br />

„Dortmun<strong>der</strong> Erklärung“, die in dieser Dokumentation<br />

ganz vorne abgedruckt ist). Dieses Motto wurde von<br />

<strong>der</strong> Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong> in das neue<br />

Leitbild und den Wegweiser in die Zukunft <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

aufgenommen (vgl. Bundesvereinigung <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> 2005).<br />

Das Projekt „Beteiligung vor Ort“<br />

Der Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

hat von Januar 2005 bis Dezember 2006<br />

ein Projekt durchgeführt, mit dem Beteiligungsbestrebungen<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in den<br />

Orts- und Kreisvereinigungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>n vor<br />

Ort unterstützt und Impulse für Teilhabe und Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

gegeben werden sollen.<br />

Dabei war es das Ziel, dass die örtlichen Aktivitäten<br />

auch nach Ende des Projekts als „Selbstläufer“<br />

Bestand haben.<br />

Handlungsleitende Methode des Projekts war das<br />

Empowerment-Konzept.<br />

Empowerment – Aneignung und Stärkung des<br />

Selbstbestimmungspotenzials<br />

Empowerment beschreibt einen Prozess, <strong>der</strong> auf<br />

vier Ebenen bezogen ist: auf individuelle, gruppenbezogene,<br />

institutionelle und sozialpolitisch-gesellschaftliche<br />

Lebenszusammenhänge.<br />

Die Stärkung des Selbstbestimmungspotenzials beginnt<br />

selbstverständlich beim Individuum und seinen<br />

persönlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten.<br />

Auf <strong>der</strong> zweiten Ebene von Empowerment ist die<br />

Erweiterung des Möglichkeitsraums als Gruppe im<br />

Blickfeld. Empowerment auf <strong>der</strong> dritten, institutionellen<br />

Ebene beutet, dass Zugänge zu Teilhabe und<br />

Mitbestimmung geschaffen werden. Solche Zugänge<br />

sind, bezogen auf die Mitwirkung im Verein <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>, z.B. die festgeschriebene Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Mitgliedschaft im Verein und die Wahrnehmung<br />

des aktiven und passiven Wahlrechts als Mitglied.<br />

Teilhabe ist dann nicht abhängig vom Wohlwollen<br />

Einzelner, son<strong>der</strong>n eine feststehende, rechtlich gesicherte<br />

Grundlage des Zusammenlebens auf gleicher<br />

II.<br />

19


II.<br />

20<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

Augenhöhe. Das Projekt „Beteiligung vor Ort“ setzte<br />

vor allem auf dieser institutionellen Ebene von<br />

Empowerment von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in<br />

den Orts- und Kreisvereinigungen an.<br />

Die vierte <strong>der</strong> Empowerment-Ebenen betrifft die sozialpolitische<br />

und gesellschaftliche Dimension, auf<br />

<strong>der</strong> Handlungsebene sprechen wir hier von „Inklusion“.<br />

Die Fachdiskussion, die zwischen den Begriffen<br />

Integration und Inklusion unterscheidet, kann deutlich<br />

machen, was hier gemeint ist: Integration ist, wie<br />

Ulrich Niehoff beschreibt, eigentlich Re-Integration,<br />

d.h. Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung in eine Gesellschaft (vgl.<br />

Niehoff 2002, 3). Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung werden<br />

„fit gemacht für die Gesellschaft“. Der Blickwinkel<br />

richtet sich auf die Handicaps des Individuums. Die<br />

Person soll sich verän<strong>der</strong>n, damit sie wie<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong><br />

Gesellschaft sein kann. Inklusion dagegen bedeutet,<br />

dass es erst gar nicht zur Ausgrenzung kommt.<br />

Der Idee <strong>der</strong> Inklusion liegt die Annahme zugrunde,<br />

dass man nicht behin<strong>der</strong>t ist, son<strong>der</strong>n behin<strong>der</strong>t<br />

wird. Handeln nach diesem Gedanken bedeutet, bestehende<br />

behin<strong>der</strong>nde Strukturen so zu verän<strong>der</strong>n,<br />

dass Ausgrenzung verhin<strong>der</strong>t wird.<br />

Strukturverän<strong>der</strong>ung in Bezug auf Teilhabe von<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung im Verein <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

zeigt sich an <strong>der</strong> zunehmenden Einbindung durch<br />

Mitmachen, Mitgestalten und Mitbestimmen.<br />

Ebenen <strong>der</strong> Teilhabe:<br />

Mitmachen, Mitgestalten und Mitbestimmen<br />

Das Engagement von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

bedarf <strong>der</strong> organisierten und begleiteten Möglichkeitsräume.<br />

Eine 2005 durchgeführte Umfrage zur<br />

Beteiligung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in den<br />

baden-württembergischen <strong>Lebenshilfe</strong>n vor Ort<br />

ergab, dass in vielen Orts- und Kreisvereinigungen<br />

bereits Mitwirkungsstrukturen vorhanden sind (vgl.<br />

Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

2005). In 70 % <strong>der</strong> Antworten wurde deutlich, dass<br />

die Teilhabe von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung ein<br />

wichtiges Thema in den Vorstandssitzungen ist.<br />

Anhand dieses Themas wird überprüft, ob es bereits<br />

zum Alltag gehört, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung an<br />

den Entscheidungen, die sie betreffen, zu beteiligen.<br />

37 % <strong>der</strong> Befragten arbeiten in Arbeitsgruppen<br />

gemeinsam mit Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung zusammen.<br />

In 35 % <strong>der</strong> rückmeldenden <strong>Lebenshilfe</strong>n<br />

gibt es Vorstandsmitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung. Der<br />

Mitglie<strong>der</strong>anteil von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

in den baden-württembergischen Orts- und Kreis-<br />

vereinigungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> lag im Jahr 2005 bei<br />

durchschnittlich 3,8 %.<br />

Um diese vorhandenen Mitwirkungsstrukturen zu<br />

stärken, empfiehlt sich die Schaffung von drei Möglichkeitsräumen,<br />

die parallel zueinan<strong>der</strong> existieren<br />

und sich ergänzen können.<br />

1. Mit-Machen<br />

– die offene Mitwirkungsform<br />

Hier liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt auf dem aktiven Handeln,<br />

auf dem „konkreten Tun“ für den <strong>Lebenshilfe</strong>-Verein<br />

und dessen Zielsetzung. Charakteristisch<br />

für diese Mit-Mach-Form ist ihr offener und niedrigschwelliger<br />

Zugang. Die Aktivität speist sich bei den<br />

Mitmachenden aus punktuellem Interesse am aktuellen<br />

Mit-Mach-Thema o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Verbundenheit<br />

mit dem Verein, die man als Mitglied verspürt.<br />

Organisationsformen sind z.B. themenbezogene<br />

Arbeitsgruppen, aktionsbezogene Zusammenarbeit<br />

o<strong>der</strong> kontinuierliche Mitglie<strong>der</strong>gruppen. Das<br />

Ziel besteht darin, in geselliger Runde kurzfristig<br />

erreichbare und greifbare Erfolge in Verbindung<br />

mit dem Vereinsgeschehen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> zu erleben.<br />

Der Informationsfluss in <strong>der</strong> Gruppe ist am<br />

praktischen Geschehen orientiert. In dieser offenen<br />

Mitwirkungsform können sich alle Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung einbringen, auch diejenigen mit höherem<br />

Hilfebedarf sind vom aktiven Handeln nicht<br />

ausgeschlossen. Tätigkeitsfel<strong>der</strong> sind zum Beispiel<br />

eine Standbewirtung während einer Präsentation<br />

des Vereins, Flohmärkte mit Erlös für die <strong>Lebenshilfe</strong>,<br />

Besuch einer an<strong>der</strong>en <strong>Lebenshilfe</strong>gruppe, Mitmachen<br />

im Programm einer Weihnachtsfeier und<br />

vieles an<strong>der</strong>e mehr.<br />

2. Mit-Gestalten<br />

– die formal definierte Mitwirkungsform<br />

Im Vergleich zur offenen Mitwirkungsform ist <strong>der</strong><br />

Spielraum beim Mit-Gestalten weiter und die Arbeitsweise<br />

und <strong>der</strong> Charakter <strong>der</strong> Gruppenarbeit<br />

werden verbindlicher. Ideen <strong>der</strong> Mitgestalter greifen<br />

Platz und fließen in Vorüberlegungen und Planungen<br />

einer Gesamtgestaltung ein. Die Mitgestalter<br />

sind praktisch tätig, doch liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

ihrer Arbeit auf dem Sammeln von Informationen<br />

und Ideen und <strong>der</strong> Meinungsbildung. Die Organisationsform<br />

dieser Gruppe ist formal definiert, z.B.<br />

durch den Status als Beirat, und sie hat transparente<br />

und definierte Eckpfeiler: etwa eine bestimmte Anzahl<br />

von Gruppenteilnehmern o<strong>der</strong> eine festgelegte<br />

Dauer <strong>der</strong> Amtszeit. Der Zugang zu diesem Gremium<br />

wird durch die Mitgliedschaft in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

sowie durch die persönliche Ernennung durch den<br />

Vorstand o<strong>der</strong> durch die Wahl als Vertreter von Mit-


glie<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ung im Verein <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

gewährt. Das Gremium ist aktiv in <strong>der</strong> Meinungsbildung,<br />

Interessenvertretung und in <strong>der</strong> Diskussion<br />

von Themen, die Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung interessieren.<br />

Hier können die Mitgestalter dem Vorstand<br />

zuarbeiten, Themen vorbesprechen und Eindrücke<br />

aus ihrer Perspektive weitergeben. Es können auch<br />

Personen als „ständige Gäste“ o<strong>der</strong> beratende Mitglie<strong>der</strong><br />

zu den Vorstandssitzungen eingeladen werden.<br />

Interessant und hilfreich ist das Gremium vor<br />

allem für Vorstandsmitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung, die<br />

sich in dieser Runde Rückendeckung und Argumentationshilfen<br />

für ihre Arbeit im Vorstand holen können.<br />

Mitgestalter in Gremien sichern gleichzeitig<br />

den Informationsfluss „in die an<strong>der</strong>e Richtung“, indem<br />

sie etwa Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung wichtige<br />

Entscheidungen des Vorstands übermitteln. Deutlich<br />

wird dabei, wie sich Erlebnis- und Entwicklungsräume<br />

überschneiden und die Übergänge zwischen<br />

Mit-Gestaltung und Mit-Bestimmung fließend sind.<br />

Um ein voneinan<strong>der</strong> Lernen zu beför<strong>der</strong>n, ist ein regelmäßiger<br />

Austausch zwischen dem Gremium und<br />

dem Vorstand ratsam.<br />

3. Mit-Bestimmen<br />

– die gleichberechtigte Einbeziehung im Verein<br />

Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung bestimmen die Zukunftsorientierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> und den politischen<br />

Einsatz für Behin<strong>der</strong>tenarbeit aktiv mit, etwa<br />

indem sie als Mitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

ihr Stimmrecht ausüben. Mitglie<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

steht ebenso die Wahrnehmung des aktiven<br />

und passiven Wahlrechts bei Vorstandswahlen<br />

offen (vgl. Hellmann 2000, 20). So können sie sich als<br />

Kandidaten aufstellen lassen. Dem Normalisierungsprinzip<br />

entsprechend entscheidet dann im Einzelfall<br />

das Votum <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung über die<br />

neue Zusammensetzung des Vorstands. Bewährt hat<br />

sich die Präsenz von mindestens zwei behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen im Vorstand. Sie können sich gegenseitig<br />

unterstützen und sich über Erfahrungen im Vorstand<br />

austauschen. Die Vertretung von Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung in Gremien wie dem Vorstand<br />

kann auch per Satzung quotiert werden, wie bei einigen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>n (unter an<strong>der</strong>em auch dem Landesverband)<br />

praktiziert wird. In diesen Fällen wird<br />

eine bestimmte Mindestanzahl von Sitzen für eine<br />

Mitglie<strong>der</strong>gruppe in <strong>der</strong> Satzung verankert, z.B. für<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, aber auch für Eltern<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Mitglie<strong>der</strong>gruppen. Die Organisation<br />

<strong>der</strong> Vorstandsarbeit obliegt jedem Vorstand vor Ort.<br />

Dabei erleichtert die Klärung von Zuständigkeiten<br />

für Themenschwerpunkte innerhalb des Vorstands<br />

sicherlich nicht nur Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung die<br />

Arbeit in diesem Gremium.<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

Offene Mitwirkungsformen, Mitgliedschaft und Beiratstätigkeit<br />

als formal definierte Formen sowie die<br />

gewöhnliche Vorstandsarbeit – dieses sind die drei<br />

wesentlichen Ebenen <strong>der</strong> Teilhabe im Verein. Sicherlich<br />

sind fließende Übergänge gewünscht, denn nur<br />

eine durchlässige Struktur bietet Freiräume für individuelle<br />

Entwicklung. Teil des institutionellen Empowerment-Prozesses<br />

ist jedoch, dass letztlich alle<br />

drei Ebenen geschaffen werden.<br />

Durch die Initiative des Landesverbands, Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung zu beteiligen, haben sich örtliche<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>n anregen lassen, offene und formal<br />

definierte Mitwirkungsgremien in ihrem Verein zu<br />

gründen. Auf diesem Weg werden sie beraten und<br />

begleitet.<br />

Beispiele für Beteiligung in örtlichen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>vereinen<br />

So hat sich <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> in Esslingen<br />

entschlossen, die Teilhabemöglichkeiten von<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung im Verein, insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Mitgestaltung, zu för<strong>der</strong>n. Die<br />

Organisationsform <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> soll durch ein<br />

formal definiertes Mitwirkungsgremium dauerhaft<br />

ergänzt werden. Die Diskussion und Entscheidung<br />

über diese Maßnahme fand im ganzen Verein statt.<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong>, als stets beweglicher Selbsthilfeverein<br />

<strong>der</strong> Eltern gegründet, geht dadurch weiter auf<br />

ihrem Weg: in Richtung eines gemeinsamen Selbsthilfevereins<br />

von Eltern und von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

In <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung wurde<br />

das Entwicklungskonzept vorgestellt, so dass die<br />

Einrichtung dieser Mitwirkungsform von einer breiten<br />

Basis <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> getragen wird.<br />

In einem ersten Schritt wurde <strong>der</strong> Zugang zu Informationen,<br />

die den Verein angehen, erleichtert.<br />

Nachrichten aus dem und für den Verein werden in<br />

<strong>der</strong> Vereinszeitschrift nunmehr in leichter Sprache<br />

veröffentlicht. Im zweiten Schritt steht die Mitglie<strong>der</strong>werbung<br />

im Mittelpunkt. Über die örtliche <strong>Lebenshilfe</strong>zeitschrift<br />

und unter Zuhilfenahme einer<br />

Werbebroschüre in leichter Sprache werden Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung angesprochen, Mitglied in<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> zu werden. Diese Broschüre wurde<br />

im Rahmen des Projekts in Zusammenarbeit mit<br />

dem Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen im Landesverband<br />

entwickelt.<br />

Der ganze Prozess wird begleitet von einem Vorstandsmitglied<br />

und einer Assistentin. Aufgaben <strong>der</strong><br />

Assistentin sind die Initiierung des Beirats in einer<br />

II.<br />

21


II.<br />

22<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

ersten Phase und daraufhin – Kern <strong>der</strong> zweiten Phase<br />

– die Begleitung <strong>der</strong> Beiratsarbeit. Schließlich soll<br />

in <strong>der</strong> dritten Phase eine Verselbstständigung <strong>der</strong><br />

Beiratsarbeit erfolgen. Die Verbindung zum zentralen<br />

Entscheidungsorgan des Vereins wird durch das<br />

begleitende Vorstandsmitglied gewährleistet. Das<br />

Gremium behin<strong>der</strong>ter Menschen ist somit kontinuierlich<br />

am Austausch von Interessen beteiligt.<br />

Mit großer Resonanz wurde in <strong>der</strong> jetzigen Initiierungsphase<br />

eine Auftakt- und Informationsveranstaltung<br />

für Mitglie<strong>der</strong>, interessierte und engagierte<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung sowie Eltern, Angehörige<br />

und Betreuer durchgeführt. Schon bei dieser Veranstaltung<br />

zeichnete sich eine Gruppe Interessierter<br />

ab, die in <strong>der</strong> Idee eines Beirats die Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Mitgestaltung sehen und mehr über diese Form <strong>der</strong><br />

Beteiligung erfahren möchten. Diese Neugierde<br />

wird befriedigt in Seminaren, in denen gemeinsam<br />

Informationen, Rechte, Möglichkeiten und Ideen<br />

diskutiert werden und die darin liegende Chance<br />

<strong>der</strong> Mitgestaltung mit Leben gefüllt wird. Geplanter<br />

nächster Schritt ist die Wahl einer Gruppe von<br />

Vertretern mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> in Rastatt/Murgtal hat bereits einen<br />

gewählten Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen – und ist<br />

mit Recht stolz darauf. Bereits im ersten Jahr nach<br />

seiner Gründung im September 2005 hat <strong>der</strong> Beirat<br />

sechsmal getagt, und einige Erfolge waren schnell<br />

zu verzeichnen. So wurde etwa die Situation für<br />

behin<strong>der</strong>te Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs<br />

öffentlich gemacht. Gegenüber dem örtlichen Bürgermeister<br />

und weiteren Zuständigen wurden Hin<strong>der</strong>nisse<br />

angesprochen und Lösungen aufgezeigt<br />

– ein gutes Beispiel, wie die Beiräte ihre Rolle in<br />

<strong>der</strong> Lobbyarbeit für behin<strong>der</strong>te Menschen und für<br />

die <strong>Lebenshilfe</strong> in <strong>der</strong> kommunalen Politik wahrnehmen.<br />

Die Beiräte sind zudem in ihrer Rolle als<br />

Vertreter behin<strong>der</strong>ter Menschen und Vermittler von<br />

Anliegen an den Vereinsvorstand akzeptiert. Sie<br />

bieten für behin<strong>der</strong>te Menschen einen vertrauten<br />

und niedrigschwelligen Zugang zur Entscheidungsebene<br />

des Vorstands. „Sag mal, kannst du da nicht<br />

was machen? Du hast doch einen Draht zu denen<br />

da oben.“ So o<strong>der</strong> ähnlich werden die Beiräte von<br />

ihren Kollegen angesprochen.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Rastatt ist <strong>der</strong> Teilhabe- und Empowerment-Prozess<br />

in vollem Gang. Prozesse sind<br />

Entwicklungen auf lange Sicht und mit unterschiedlichen<br />

Phasen: Die Gefahr einer Überfor<strong>der</strong>ung<br />

aufseiten <strong>der</strong> Menschen mit (aber auch ohne) Behin<strong>der</strong>ung<br />

wird dabei manchmal überschätzt. Trotzdem<br />

sind Prinzipien <strong>der</strong> Beteiligung hilfreich für die<br />

konkrete Arbeit (vgl. den vorhergehenden Artikel von<br />

Rudi Sack). Eines <strong>der</strong> Prinzipien besteht darin, diesen<br />

Prozess durch die Sicherstellung einer Assistenz für<br />

die beteiligten Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung zu begleiten.<br />

Assistenz<br />

Assistenten initiieren und begleiten den Empowerment-Prozess<br />

auf <strong>der</strong> individuellen und gruppenbezogenen<br />

Ebene. Sie stärken die Fähigkeiten und<br />

begleiten die Erfahrungen, die mit <strong>der</strong> „Eroberung“<br />

und Nutzung <strong>der</strong> neuen Möglichkeitsräume einhergehen.<br />

Assistenten schaffen z.B. inhaltliche Zugänge. Auch<br />

wenn je<strong>der</strong> Mensch Entscheidungen meist emotional<br />

– nach Vorlieben und Erfahrungen – fällt, müssen<br />

Informationen und Kenntnis über den Sachverhalt<br />

und die Folgen <strong>der</strong> Entscheidung immer wesentliche<br />

Grundlage <strong>der</strong> Entscheidungsfindung sein. Mitglie<strong>der</strong><br />

mit Behin<strong>der</strong>ung sind daher nur dann zur<br />

echten Mitbestimmung befähigt, wenn sie einen<br />

Zugang zu verständlichen Informationen haben. Assistenten<br />

sind hier als Dolmetscher gefor<strong>der</strong>t. Ihre<br />

Arbeit (und die Herausfor<strong>der</strong>ung) besteht darin, die<br />

Sachverhalte so darzustellen und zu erklären, dass<br />

sie von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung verstanden werden.<br />

Die letztendliche Entscheidung beruht jedoch<br />

immer auf <strong>der</strong> persönlichen Bewertung <strong>der</strong> Informationen<br />

durch den Einzelnen.<br />

Der Assistent kann auch dazu beitragen, Sitzungskultur,<br />

Sprache und Präsentationen auf leichte Verständlichkeit<br />

hin zu überprüfen und bei Bedarf zu<br />

verän<strong>der</strong>n. Methodische Orientierung bieten hierbei<br />

z.B. die Grundsätze leichter Sprache, welche auf<br />

europäischer Ebene von Inclusion Europe entwickelt<br />

worden sind (Europäische Vereinigung <strong>der</strong> ILSMH<br />

1998, abgedruckt im Anhang). Hilfreich ist aber<br />

auch ein Glossar, das schwierige Begriffe innerhalb<br />

<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe aufgreift und erklärt (Landesverband<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> 2003).<br />

Auf ganz praktische Art und Weise bringen es Menschen<br />

mit Lernschwierigkeiten im „Wörterbuch für<br />

leichte Sprache“ auf den Punkt: „Wir vertreten uns<br />

selbst!“ (2001). Unter Zuhilfenahme methodischer<br />

Wegweiser können Assistenten fundiert den Empowerment-Prozess<br />

unterstützen.<br />

Empowerment hört jedoch nicht auf <strong>der</strong> örtlichen<br />

Ebene auf, son<strong>der</strong>n setzt sich überregional weiter<br />

fort.


Selbsthilfe von und für Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Eine gegenseitige Stärkung erfahren die Engagierten<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei überregionalen Treffen. 2005 lud<br />

<strong>der</strong> Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen im Landesverband<br />

zur ersten Vollversammlung behin<strong>der</strong>ter Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>vereine aus <strong>Baden</strong>-Württemberg. Zu<br />

diesem Treffen kamen über 60 Personen aus unterschiedlichen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>n. Die Vollversammlung ist<br />

eine neue Organisationsform <strong>der</strong> Interessenvertretung<br />

behin<strong>der</strong>ter Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> auf<br />

<strong>der</strong> überregionalen Ebene. Wesentliche Funktionen<br />

dieser Versammlung sind die Vernetzung und <strong>der</strong><br />

Informations- und Gedankenaustausch – aber auch,<br />

ein Feuer zu entfachen und den Mut für das Engagement<br />

vor Ort zu stärken. Filmisch festgehaltene<br />

Eindrücke <strong>der</strong> ersten Vollversammlung lassen jeden<br />

nachspüren, welche Dynamik und Ideenvielfalt bei<br />

engagierten Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung vorhanden<br />

sind.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Vollversammlung Ende 2006 wurde<br />

dieser Selbstermächtigungsprozess in <strong>der</strong> Interessenvertretung<br />

fortgeführt.<br />

Fazit und Ausblick: Kommunales Engagement<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

Politisches Knowhow und Engagement von Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> kommunalen Behin<strong>der</strong>tenpolitik<br />

sind zu erreichen und zu för<strong>der</strong>n. Dieser<br />

Prozess beginnt bereits im Kleinen und vor <strong>der</strong><br />

eigenen Haustür. An<strong>der</strong>s gesagt – wie Ulrich Niehoff<br />

einen Artikel zur Teilhabe in Verbänden am Beispiel<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> nennt –: „Wir fassen uns an die eigene<br />

Nase!“ (Niehoff 2005)<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> sollte nicht nur eine <strong>Lebenshilfe</strong> für<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, son<strong>der</strong>n eine <strong>Lebenshilfe</strong><br />

von und mit Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung sein.<br />

Sie gewinnt damit auf dem politischen Parkett an<br />

Vorbildcharakter und Glaubwürdigkeit.<br />

Literatur<br />

DIE GRUNDLAGEN<br />

Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong> (2005):<br />

Gemeinsam kommen wir weiter! Die <strong>Lebenshilfe</strong> auf<br />

dem Weg in die Zukunft. Ein Wegweiser für alle in<br />

<strong>der</strong> Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong> für Menschen mit<br />

geistiger Behin<strong>der</strong>ung, Gießen<br />

Europäische Vereinigung <strong>der</strong> ILSMH (1998):<br />

Sag es einfach! Europäische Richtlinien für die<br />

Erstellung von leicht lesbaren Informationen für<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung, Brüssel<br />

Hellmann, U. (2000):<br />

Rechtliche Hinweise. In: Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong><br />

(Hrsg.) Da machen wir doch mit! Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung als Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>, S. 19 – 21,<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Verlag Marburg<br />

Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

(2005):<br />

Mitbestimmung in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>? Ja klar! Auswertung<br />

<strong>der</strong> Erhebung über die Beteiligung von Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ungen im Jahr 2005 in Orts- und Kreisvereinigungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> in <strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />

Stuttgart<br />

Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

(2003):<br />

„Es gibt nichts Gutes – außer man tut es!“<br />

Dokumentation des Impulstages am 11. Juli 2003 in<br />

Pforzheim-Hohenwart, Stuttgart<br />

Niehoff, U. (2002):<br />

Ausgrenzung verhin<strong>der</strong>n! Inklusion und Teilhabe verwirklichen.<br />

In: Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong> (Hrsg.)<br />

Fachdienst <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>. Praxis gestalten – Innovation<br />

wagen. Nr. 1/2002, S. 1 – 13, Marburg<br />

Niehoff, U. (2005):<br />

Wir fassen uns an die eigene Nase! Teilhabe in Verbänden<br />

am Beispiel <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>. In: Wacker, E. u.a.<br />

(Hrsg.): Teilhabe. Wir wollen mehr als nur dabei sein!,<br />

S. 285 – 294, Marburg<br />

Sack, R. (2005):<br />

Mitwirkung in eigener Sache. Entwicklungen beim <strong>Lebenshilfe</strong>-Landesverband<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />

In: Hähner, U. u.a. (Hrsg.): Kompetent begleiten:<br />

Selbstbestimmung ermöglichen, Ausgrenzung verhin<strong>der</strong>n!,<br />

S. 123 – 137, <strong>Lebenshilfe</strong>-Verlag Marburg<br />

Wacker, E. u.a. (Hrsg.) (2005):<br />

Teilhabe. Wir wollen mehr als nur dabei sein!,<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Verlag Marburg<br />

Wir vertreten uns selbst! (2001):<br />

Wörterbuch für leichte Sprache.<br />

Halt! Bitte leichte Sprache. Bifos e.V. Kassel<br />

II.<br />

23


24<br />

DAS PROJEKT<br />

PROJEKT ”BETEILIGUNG VOR ORT“<br />

Im Juli 2004 hatte <strong>der</strong> Vorstand des Landesverbandes<br />

vorbehaltlich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung durch die Aktion Mensch<br />

die Durchführung des Projekts „Beteiligung“ auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> hier abgedruckten Projektbeschreibung<br />

beschlossen.<br />

A PROJEKTBESCHREIBUNG<br />

„AKTIVE BETEILIGUNG BEHINDERTER<br />

MENSCHEN IN DER LEBENSHILFE VOR ORT“<br />

Zielsetzung:<br />

Seit Gründung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> im Jahre 1958 versteht<br />

diese sich als Interessenvertretung von Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung und in diesem Sinne als<br />

die große Selbsthilfeorganisation in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland. War es in den Jahrzehnten des<br />

Aufbaus <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> die Selbsthilfe <strong>der</strong> Eltern<br />

und Angehörigen geistig behin<strong>der</strong>ter Menschen,<br />

die hierbei im Vor<strong>der</strong>grund stand, so ist in den letzten<br />

Jahren zunehmend <strong>der</strong> Gedanke <strong>der</strong> Selbsthilfe<br />

und Selbstorganisation von Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung hinzu gekommen. Heute sind bundesweit<br />

ca. 4 % <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>-Vereinigungen<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung und in<br />

manchen Vereinen nehmen behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

zunehmend den Part „aktiver Vereinsmitglie<strong>der</strong>“<br />

ein. Der Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

hat hierbei immer eine Vorreiterrolle eingenommen<br />

und als erster (und bis heute einziger)<br />

Landesverband auch Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

im Vorstand einbezogen. Außerdem werden die<br />

Interessen behin<strong>der</strong>ter Menschen durch einen sich<br />

regelmäßig treffenden „Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen“<br />

beim Landesverband vertreten. Angesichts<br />

<strong>der</strong> Diskussionen im Beirat wurde jedoch deutlich,<br />

dass die Beteiligung behin<strong>der</strong>ter Menschen an <strong>der</strong><br />

Basis, also in den Orts- und Kreisvereinigungen <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>, von wenigen Ausnahmen abgesehen<br />

immer noch äußerst unzufrieden stellend ist.<br />

Aus Sicht des Landesverbandes ist dies in <strong>der</strong> Regel<br />

sicherlich nicht mit einem „mangelnden Willen“ <strong>der</strong><br />

Vertreterinnen und Vertreter in <strong>Lebenshilfe</strong>-Vereinen<br />

vor Ort zu erklären, wenn auch an manchen Orten<br />

einer grundsätzlichen Bereitschaft zur Öffnung<br />

auf mehr Mitwirkung behin<strong>der</strong>ter Menschen einige<br />

inhaltliche Bedenken entgegenstehen. Hier wäre es<br />

das Ziel, durch die Vermittlung guter Erfahrungen<br />

dazu beizutragen, solche Bedenken und Hemmschwellen<br />

abzubauen. Vor allem brauchen die <strong>Lebenshilfe</strong>-Vereine<br />

aber konkrete Hinweise und auch<br />

Hilfestellungen, wie diese Aufgabe angegangen<br />

werden kann. Der Landesverband <strong>Lebenshilfe</strong> hat<br />

sich zu dieser Unterstützung im Rahmen seines<br />

Leitbildes verpflichtet. Es sind auch immer wie<strong>der</strong><br />

vereinzelte Aktivitäten veranstaltet worden, so z.<br />

B. eine Impulstagung zum Thema „Beteiligung behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> vor Ort“ im<br />

Juli 2003. All diese Aktivitäten wirkten jedoch bisher<br />

wie <strong>der</strong> berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“.<br />

Deshalb beabsichtigt <strong>der</strong> Landesverband nun, in einem<br />

zeitlich begrenzten Projekt mit <strong>der</strong> Schaffung<br />

entsprechen<strong>der</strong> personeller Ressourcen eine intensive<br />

Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>-Vereine in <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg im Hinblick auf die geschil<strong>der</strong>te Zielsetzung<br />

zu leisten. Das Projekt soll dazu beitragen,<br />

dass behin<strong>der</strong>te Menschen die <strong>Lebenshilfe</strong> stärker<br />

als ihren Verein wahrnehmen. Mit dem Projekt soll<br />

sich die Rolle behin<strong>der</strong>ter Menschen in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

verän<strong>der</strong>n im Sinne eines: von <strong>der</strong> „<strong>Lebenshilfe</strong><br />

für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung“ zur<br />

„<strong>Lebenshilfe</strong> von und mit Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung“. Mit dieser verän<strong>der</strong>ten Rolle entwickelt<br />

sich – das ist ganz konkrete Erfahrung beim<br />

Landesverband – automatisch das Bild vom behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen weiter und Bedenken im Hinblick<br />

auf ihre Kompetenzen zur aktiven Mitwirkung werden<br />

hinfällig.<br />

Aufgaben im Rahmen des Projektes:<br />

In dem auf zwei Jahre veranschlagten Projekt sollen<br />

vor allem die folgenden Aufgaben durch einen<br />

Projektmitarbeiter bzw. eine Projektmitarbeiterin<br />

wahrgenommen werden:<br />

• Erarbeitung einer ausführlichen Konzeption zur<br />

Beteiligung und Mitwirkung von Menschen mit<br />

geistiger Behin<strong>der</strong>ung im <strong>Lebenshilfe</strong>-Verein vor<br />

Ort und im Rahmen seiner Aktivitäten;<br />

• Gewinnung <strong>der</strong> Verantwortlichen in den örtlichen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>vereinen für die Idee <strong>der</strong> Beteiligung von<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung als aktive Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>. Bei dieser Überzeugungsarbeit<br />

sind Vorstandsmitglie<strong>der</strong> (mit und ohne Behin<strong>der</strong>ung)<br />

des Landesverbandes einzubeziehen.<br />

• Erarbeitung von konkreten Arbeitshilfen und<br />

Materialien für die diesbzgl. Arbeit im <strong>Lebenshilfe</strong>-<br />

Verein vor Ort, z. B.<br />

_Ideensammlung zur Werbung von geistig behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen als Mitglie<strong>der</strong> des <strong>Lebenshilfe</strong>-<br />

Vereines<br />

_Ausarbeitungen zur konkreten Mitwirkung im<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Verein in Form von Mustersatzungen,<br />

Mustergeschäftsordnungen usw.


_Informationsmaterialien über die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

in einfacher Sprache für Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung<br />

_Ggf. Erarbeitung von Informationsmaterialien mit<br />

neuen Medien (CD-ROM, Internet);<br />

• Konkrete Beratung und Hilfestellung für einzelne<br />

Orts- und Kreisvereinigungen bei <strong>der</strong> Implementierung<br />

<strong>der</strong> Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen im <strong>Lebenshilfe</strong>-Verein;<br />

hier ggf. auch Konfliktmo<strong>der</strong>ation bei<br />

Bedarf;<br />

• Initiierung eines Netzwerkes von Mitglie<strong>der</strong>n mit<br />

geistiger Behin<strong>der</strong>ung in <strong>Lebenshilfe</strong>-Vereinen in<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg (landesweites Treffen);<br />

• Veranstaltung von Aktionstagen, Tagungen und<br />

Seminaren auf Orts- und auf überregionaler Ebene.<br />

Diese richten sich einerseits an interessierte behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen, aber auch an Personen, welche die<br />

Mitwirkung behin<strong>der</strong>ter Menschen vor Ort unterstützen<br />

und begleiten wollen.<br />

Die Aufgaben sollen in enger Abstimmung und Zusammenarbeit<br />

mit behin<strong>der</strong>ten Menschen, die sich<br />

auf Landes- und Ortsebene bereits in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

engagieren und mit den die Unterstützung<br />

einfor<strong>der</strong>nden Orts- und Kreisvereinigungen <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> erledigt werden. Insofern versteht es<br />

sich von selbst, dass dieser Aufgabenkatalog vorläufig<br />

ist und sich im Rahmen des Projektes dynamisch<br />

weiter entwickeln wird.<br />

Konkrete Umsetzung:<br />

Das Projekt ist zeitlich begrenzt auf zwei Jahre und<br />

auch von seiner Gestaltung her auf „Endlichkeit“<br />

angelegt. Es soll wichtige Impulse geben, etwas in<br />

Gang bringen, das dann eine Eigendynamik entwickelt<br />

und sich in den Orts- und Kreisvereinigungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> weiter entwickeln kann. Auch die<br />

Vernetzung und <strong>der</strong> Erfah-rungsaustausch zwischen<br />

den Orts- und Kreisvereinigungen über die Beteiligung<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen kann sich durch die<br />

Impulse des Projektes verselbständigen und von einer<br />

Mo<strong>der</strong>ation des Landesverbandes unabhängig<br />

werden.<br />

DAS PROJEKT<br />

III.<br />

Projekte eines Landesverbandes sind sinnvoller Weise<br />

darauf angelegt, durch ihr Wirken möglichst vielfältige<br />

Aktivitäten vor Ort, also in unserem Fall bei den Orts-<br />

und Kreisvereinigungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>, zu unterstützen,<br />

durch Anregung, Beratung, vor allem auch durch<br />

die Weitergabe von Erfahrungen, die an an<strong>der</strong>en Stellen<br />

vor Ort bereits vorhanden sind.<br />

B<br />

VERLAUF UND ERGEBNISSE DES PROJEKTS<br />

”AKTIVE BETEILIGUNG BEHINDERTER<br />

MENSCHEN IN DER LEBENSHILFE VOR ORT“<br />

Das Ziel einer aktiven Beteiligung von Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung in unserem Projekt konnte nur<br />

durch eine aktive Beteiligung örtlicher <strong>Lebenshilfe</strong>n<br />

verfolgt werden. Im Wesentlichen hatte das Projekt<br />

zwei Zielgruppen: Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung sowie<br />

solche Menschen ohne Behin<strong>der</strong>ung, welche in<br />

den Orts- und Kreisvereinigungen als Unterstützer<br />

und Assistenten die Sache <strong>der</strong> aktiven Beteiligung<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen zu ihrer Sache machen würden.<br />

Im Hinblick auf Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung standen<br />

dabei die folgenden Zielsetzungen im Vor<strong>der</strong>grund:<br />

• Gewinnung für eine Mitgliedschaft im örtlichen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>verein,<br />

• „Empowerment“, also die Vermittlung <strong>der</strong> Erfahrung,<br />

dass man etwas für sich selbst und seine Kollegen<br />

erreichen kann, wenn man Dinge aktiv in die<br />

Hand nimmt, sich einsetzt,<br />

• Erwerb von Grundkompetenzen für das Engagement<br />

in einem Verein (Was ist überhaupt die <strong>Lebenshilfe</strong>?<br />

Wofür tritt sie ein? Wer sind wichtige<br />

Ansprechpartner <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>, z.B. im kommunalpolitischen<br />

Bereich? Wie kann ich mich engagieren?<br />

Wer hat in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> welche Aufgaben<br />

und Kompetenzen? Wie kann ich mich engagieren?<br />

Wie führt man eine Gruppensitzung durch? usw.),<br />

• Regionale und landesweite Vernetzung <strong>der</strong> in den<br />

örtlichen <strong>Lebenshilfe</strong>vereinen engagierten Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung, wobei diese Vernetzung<br />

wie<strong>der</strong>um den Zielsetzungen des Empowerment<br />

(„Wir sind nicht allein!“, „Das haben An<strong>der</strong>e schon<br />

erreicht, wir haben auch ein Recht darauf!“ …) sowie<br />

dem Erwerb von Kompetenzen („Lernen von<br />

den Besten“) dient.<br />

25


III.<br />

26<br />

DAS PROJEKT<br />

Im Hinblick auf Unterstützer und Multiplikatoren im<br />

Verein waren in erster Linie die folgenden Ziele zu<br />

verfolgen:<br />

• Gewinnung für die Idee <strong>der</strong> aktiven Beteiligung<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung im örtlichen <strong>Lebenshilfe</strong>verein<br />

(Überzeugungsarbeit, wo erfor<strong>der</strong>lich,<br />

sehr viel häufiger aber im Sinne einer Bestätigung<br />

bereits vorhandener eigener Überzeugung),<br />

• Vermittlung von Erfahrungen zu <strong>der</strong> Frage, welche<br />

Strukturen, Ressourcen und Herangehensweisen<br />

hilfreich sind, um die Beteiligung von Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung vor Ort ganz praktisch umzusetzen,<br />

wobei diese Vermittlung in erster Linie auch durch<br />

die Weitergabe bereits vorhandener Erfahrungen<br />

an an<strong>der</strong>en Orten bzw. durch die Vernetzung und<br />

den Erfahrungsaustausch zwischen den Unterstützern<br />

geschah.<br />

Die genannten Zielgruppen wurden zum Teil durch<br />

jeweils eigene Veranstaltungen bzw. Medien angesprochen,<br />

sehr häufig aber auch gemeinsam, denn<br />

im Hinblick auf die Zielsetzung eines gemeinsamen<br />

Handelns vor Ort erweist sich die gemeinsame Teilnahme<br />

an überregionalen Aktivitäten immer wie<strong>der</strong><br />

als beson<strong>der</strong>s effektiv.<br />

Die folgenden Aktivitäten wurden im Verlauf des<br />

Projekts durchgeführt, wobei die sich anschließende<br />

Aufzählung we<strong>der</strong> den Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erhebt noch in ihrer Reihenfolge hierarchisch<br />

zu sehen ist:<br />

Beratungen örtlicher <strong>Lebenshilfe</strong>vereine:<br />

Insgesamt dreizehn <strong>Lebenshilfe</strong>vereine haben diese<br />

in Anspruch genommen, teilweise wurden Prozesse<br />

zur Installation von neuen Beteiligungsformen kontinuierlich<br />

begleitet.<br />

Regionaltreffen mit Vorständen:<br />

In vier regionalen Treffen mit örtlichen <strong>Lebenshilfe</strong>vorständen,<br />

welche in Schwäbisch Gmünd, Rastatt,<br />

Freiburg und Sindelfingen stattfanden, wurden<br />

grundsätzliche Informationen gegeben und örtliche<br />

Vorstände von <strong>der</strong> Wichtigkeit des Anliegens überzeugt.<br />

Regionaltreffen mit behin<strong>der</strong>ten Menschen:<br />

In Horb, Bühl und Kirchheim/Teck wurden Regionaltreffen<br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung veranstaltet,<br />

welche sich bereits in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> engagieren<br />

bzw. dafür interessieren. Hier bestand die Zielsetzung<br />

vor allem auch darin, „von den Nachbarn zu<br />

lernen“ bzw. konkrete Ansätze von Zusammenar-<br />

beit zu vereinbaren. Ab Seite 28 finden Sie Berichte<br />

über den Verlauf <strong>der</strong> Regionaltreffen in Bühl und<br />

Kirchheim.<br />

Vollversammlung behin<strong>der</strong>ter Menschen:<br />

Zur landesweiten Vernetzung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

vor Ort aktiven Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung (und ihrer<br />

Unterstützer) wurde eine Vollversammlung etabliert,<br />

welche zukünftig jährlich stattfinden wird.<br />

An <strong>der</strong> ersten Vollversammlung im Dezember 2005<br />

waren Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung aus zwölf örtlichen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>vereinen vertreten, bei <strong>der</strong> zweiten<br />

Vollversammlung im November 2006 waren es<br />

bereits achtzehn vertretene Vereine. Ab dem Jahr<br />

2007 werden die Mitglie<strong>der</strong> des Beirats behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen beim Landesverband <strong>Lebenshilfe</strong> durch<br />

die Vollversammlung gewählt und dem Vorstand<br />

zur Benennung vorgeschlagen. Somit dient die Vollversammlung<br />

neben <strong>der</strong> landesweiten Vernetzung<br />

auch <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> demokratischen Verankerung<br />

auf Landesebene aktiver behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>basis. Berichte und Materialien<br />

aus den Vollversammlungen finden Sie in dieser<br />

Dokumentation ab Seite 30.<br />

Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen beim Landesverband<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>:<br />

Der Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen beim Landesverband<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> existiert bereits seit 1996. Während<br />

<strong>der</strong> Laufzeit des Projekts wurde die Intensität<br />

<strong>der</strong> Beiratsarbeit wesentlich erhöht. Der Beirat<br />

übernahm dabei wichtige Aufgaben <strong>der</strong> Projektentwicklung,<br />

z.B. im Hinblick auf die Gestaltung eines<br />

Faltblatts zur Werbung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

als Mitglie<strong>der</strong> de <strong>Lebenshilfe</strong> o<strong>der</strong> auf die konzeptionelle<br />

Entwicklung <strong>der</strong> zukünftigen Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Vollversammlung und demokratische Legitimierung<br />

des Landesbeirats. Der Beirat hat sich darüber<br />

hinaus aktiv an <strong>der</strong> inhaltlichen Arbeit des Landesverbandes<br />

beteiligt, z.B. durch die Durchführung<br />

eines Aktionstages im Rahmen des Jubiläumsjahres<br />

des Landesverbandes in Kooperation mit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gruppe<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg im März<br />

2005, durch die Erstellung eines Videobeitrages<br />

zur Aufarbeitung <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Euthanasie in<br />

Deutschland anlässlich <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

des Landesverbandes in <strong>der</strong> Gedenkstätte Grafeneck<br />

im Oktober 2005 (siehe DVD) sowie durch die intensive<br />

Befassung mit <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Lebenssituation<br />

von Menschen mit sehr schweren Behin<strong>der</strong>ungen im<br />

Rahmen eines Themenschwerpunkts im Jahr 2006.<br />

Faltblatt zur Mitglie<strong>der</strong>werbung:<br />

Da die Mitgliedschaft behin<strong>der</strong>ter Menschen in <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> die Grundvoraussetzung zu ihrer aktiven


Beteiligung darstellt, wurde im Rahmen des Projekts<br />

unter intensiver inhaltlicher Einbindung des Beirats<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen beim Landesverband ein<br />

Faltblatt in leichter Sprache zur Mitglie<strong>der</strong>werbung<br />

entwickelt, welches dieser Dokumentation beiliegt.<br />

Das Faltblatt kann beim Landesverband auch in größerer<br />

Stückzahl für die Mitglie<strong>der</strong>werbung vor Ort<br />

angefor<strong>der</strong>t werden.<br />

Tagungen, Seminare und Schulungen:<br />

Sowohl für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen als auch<br />

für ihre Assistenten wurden verschiedene Fortbildungsveranstaltungen<br />

durchgeführt. In <strong>der</strong> traditionellen<br />

Reihe <strong>der</strong> integrativen Kongresse in Kooperation<br />

mit dem Landesverband Rheinland-Pfalz <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> wurde in Rastatt ein Kongress zur „Mit-<br />

Wirkung vor Ort“ durchgeführt. Beson<strong>der</strong>es Highlight<br />

auf diesem Kongress war sicherlich die Teilnahme<br />

einer Delegation <strong>der</strong> Organisation „On<strong>der</strong>ling<br />

Sterk“ („Gemeinsam sind wir stark!“) aus Holland.<br />

„On<strong>der</strong>ling Sterk“ war eine <strong>der</strong> ersten Organisationen<br />

<strong>der</strong> Selbstvertretung von Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung in Europa. Ab Seite 35 finden Sie<br />

einen Bericht über den Rastatter Kongress sowie die<br />

Präsentation von „On<strong>der</strong>ling Sterk“ im Rahmen dieser<br />

Veranstaltung.<br />

In mehreren Seminaren wurden Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

in Fragen <strong>der</strong> Selbstvertretung und des<br />

aktiven Engagements in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> geschult.<br />

Unterlagen aus dem Seminar „Mitbestimmung in<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>. Ja klar!“ finden Sie ab Seite 40.<br />

Gemeinsam mit <strong>der</strong> LAG <strong>der</strong> Werkstatträte <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg wurde ein Fachtag für Assistenten erfolgreich<br />

durchgeführt.<br />

Schließlich haben die Projektmitarbeiterin sowie<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung aus dem Beirat des Landesverbandes<br />

auch bei <strong>der</strong> Durchführung von Seminaren<br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung vor Ort und<br />

in Kooperation mit örtlichen <strong>Lebenshilfe</strong>vereinigungen<br />

mitgewirkt.<br />

Schriftliche Kommunikation mit den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

des Landesverbandes:<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> des Landesverbandes wurden im<br />

Verlauf des Projekts regelmäßig im Rahmen <strong>der</strong><br />

Landesverbands-Rundschreiben und durch eigene<br />

themenbezogene Aussendungen über das Projekt<br />

und einzelne Aktivitäten schriftlich informiert. Außerdem<br />

wurden die örtlichen <strong>Lebenshilfe</strong>vereine zu<br />

Beginn und gegen Ende des Projekts über den Stand<br />

<strong>der</strong> Aktivierung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung vor<br />

Ort befragt. Als Ergebnis <strong>der</strong> abschließenden Befragung<br />

entstanden Steckbriefe einiger Mitwirkungsformen<br />

in Orts- und Kreisvereinigungen, die im<br />

letzten Teil dieser Dokumentation als „gelbe Seiten<br />

DAS PROJEKT<br />

<strong>der</strong> Teilhabe“ zusammengefasst sind. Diese um verschiedene<br />

Unterlagen aus den örtlichen Vereinen<br />

ergänzten Steckbriefe stellen sicherlich einen <strong>der</strong><br />

interessantesten Teile <strong>der</strong> Dokumentation dar, denn<br />

sie machen deutlich, wie vielfältig sich das Engagement<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung im örtlichen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>verein gestalten kann. Die Beispiele regen<br />

zur Nachahmung an, und da sie auch mit Kontaktdaten<br />

<strong>der</strong> örtlichen Ansprechpartner versehen<br />

sind, bilden sie die ideale Grundlage für Vernetzungen<br />

und Kontaktaufnahmen zwischen verschiedenen<br />

Orts- und Kreisvereinigungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

Ein professionell erstellter Videobeitrag informiert<br />

sehr anschaulich über die Arbeit <strong>der</strong> „Mitglie<strong>der</strong>gruppe“<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg. Er ist auf <strong>der</strong><br />

DVD zu dieser Dokumentation enthalten.<br />

Öffentlichkeitsarbeit:<br />

Die Arbeit des Projektes fand auch Nie<strong>der</strong>schlag<br />

in einigen Pressemitteilungen aus dem Anlass verschiedener<br />

Veranstaltungen, welche zu zahlreichen<br />

Zeitungsberichten führten, von denen einzelne im<br />

Rahmen dieser Dokumentation wie<strong>der</strong>gegeben<br />

werden. Auch spezielle Veranstaltungen wie <strong>der</strong><br />

Aktionstag in Herrenberg im März 2005 führten zu<br />

einer positiven öffentlichen Wahrnehmung <strong>der</strong> Umsetzung<br />

von Teilhabe behin<strong>der</strong>ter Menschen innerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

Konzeptionsentwicklung:<br />

Aus den Erfahrungen des Projekts, insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch aus <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den verschiedenen<br />

örtlichen Gruppen, lassen sich im Wesentlichen<br />

drei grundsätzliche Formen <strong>der</strong> aktiven Beteiligung<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

vor Ort ableiten, welche Projektmitarbeiterin Klaudia<br />

Lucia in ihrem Artikel zusammengefasst und erläutert<br />

hat, den Sie auf Seite 51 dieser Dokumentation<br />

finden.<br />

Fazit:<br />

Dank des beson<strong>der</strong>en Engagements unserer Projektmitarbeiterin<br />

sowie einer großen Zahl behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen und ihrer Unterstützer auf örtlicher<br />

und auf Landesebene konnte das Projekt „Aktive<br />

Beteiligung behin<strong>der</strong>ter Menschen in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

vor Ort“ die gewünschte Wirkung entfalten.<br />

Es ist sowohl gelungen, die Zahl aktiver <strong>Lebenshilfe</strong>mitglie<strong>der</strong><br />

mit Behin<strong>der</strong>ung zu erhöhen als auch<br />

die Vernetzung <strong>der</strong> Beteiligten zu verbessern und<br />

wichtige Impulse für die konzeptionelle Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Partizipation innerhalb <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

zu setzen. Einige <strong>Lebenshilfe</strong>-Vereine haben<br />

sich auf den Weg gemacht, an<strong>der</strong>e den schon vor<br />

längerer Zeit eingeschlagenen Weg weiterverfolgt<br />

III.<br />

27


III.<br />

C<br />

28<br />

DAS PROJEKT<br />

bzw. neu justiert. Einige Orts- und Kreisvereinigungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> in <strong>Baden</strong>-Württemberg haben<br />

die spannende Entwicklung einer Kultur <strong>der</strong> Beteiligung<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung noch vor sich.<br />

Möge die hier vorliegende Dokumentation sie nicht<br />

nur ermuntern, diesen Weg einzuschlagen, son<strong>der</strong>n<br />

auch einige praktische Anregungen über das „Wie“<br />

geben!<br />

Pressemeldung anlässlich des Regionaltreffens am<br />

23.09.06 in Bühl mit Vertretern <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>n Bühl<br />

und Rastatt<br />

1<br />

REGIONALVERANSTALTUNGEN<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>n Bühl<br />

und Rastatt/Murgtal treffen sich zum gegenseitigen<br />

Austausch/Thema des Nachmittags: „Teilhabe“<br />

Mitmachen, mitgestalten, mitbestimmen<br />

Bühl-Ottersweier (LH). Große Resonanz fand das<br />

Regionaltreffen von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Bühl und <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Rastatt/<br />

Murgtal, welches in den Räumen <strong>der</strong> Mooslandschule<br />

in Ottersweier stattfand. Über 40 Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ungen wie auch Betreuer und Angehörige<br />

informierten sich über Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

Dazu hatte die <strong>Lebenshilfe</strong> Bühl Klaudia Lucia,<br />

Leiterin des Projekts “Beteiligung vor Ort“ vom<br />

Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

eingeladen. Lucia stellte mit viel Motivation,<br />

Filmmaterial, anschaulichen Symbolen und in leicht<br />

verständlicher Sprache die verschiedenen Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Mitbestimmung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

innerhalb <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>-Strukturen<br />

vor. Sie erklärte: „Teilhabe heißt mitmachen, mitgestalten,<br />

mitbestimmen. Gerade in unserer Informationsgesellschaft<br />

ist es ein Leichtes, Sachverhalte<br />

barrierefrei zur Verfügung zu stellen. Erst auf dieser<br />

Grundlage werden selbst bestimmte Entscheidungen<br />

möglich.“<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> war ursprünglich ein Selbsthilfeverein<br />

für Eltern von Kin<strong>der</strong>n mit einer geistigen Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Doch sind aus diesen Kin<strong>der</strong>n inzwischen<br />

Erwachsene geworden und diese for<strong>der</strong>n auch als<br />

Mensch mit einer Behin<strong>der</strong>ung gleichberechtigte<br />

Mitwirkungsmöglichkeiten. „Wir wollen uns selbst<br />

als Experten in eigener Sache vertreten“, so Peter<br />

Benzenhöfer, Vorstandsmitglied beim Landesver-<br />

band <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg und<br />

ebenfalls von einer Behin<strong>der</strong>ung betroffen.<br />

Mitgestalten bedeutet neben Rechten zu haben,<br />

auch Pflichten zu übernehmen. In dieser Verantwortung<br />

stehen bereits zahlreiche Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

in den verschiedensten Gremien. So berichtete<br />

an diesem Nachmittag eine Schülerin über<br />

die Aufgaben <strong>der</strong> Schülermitverantwortung (SMV)<br />

in <strong>der</strong> Mooslandschule Ottersweier. Heimbeirat und<br />

Werkstattrat informierten über ihre Aufgaben in<br />

den Wohn- und Werkstätten <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Nordschwarzwald<br />

in Steinbach, Sinzheim und Achern.<br />

Die Gäste aus Rastatt stellten den <strong>Lebenshilfe</strong>beirat<br />

vor, <strong>der</strong> sich in seinem Mitwirkungsrecht direkt an<br />

die Vorstandschaft <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Rastatt/Murgtal<br />

wenden kann. „Wir machen aktiv bei <strong>der</strong> Meinungsbildung<br />

des Vereins mit“, so Manfred Müller, ein<br />

Rastatter Beiratsmitglied.<br />

Mit Gruppenarbeiten und daraus entwickelten<br />

Rollenspielen zu verschiedenen Aspekten wie z. B.<br />

Mitentscheidung, Umgang mit diskriminierendem<br />

Verhalten, Problemen bei <strong>der</strong> Nutzung des Öffentlichen<br />

Nahverkehrs, dem diskriminierenden Begriff<br />

„Geistigbehin<strong>der</strong>ter“ ging <strong>der</strong> Tag kurzweilig und<br />

trotz schwieriger Thematik durchaus vergnüglich zu<br />

Ende.<br />

Die Teilnehmer wie auch die Organisatoren des Regionaltreffens<br />

zeigten sich mit dem Ergebnis des<br />

Nachmittags mehr als zufrieden. “Die Verwirklichung<br />

von Teilhabe kann nur in einem sich stetig<br />

weiter entwickelnden Prozess gelingen“, so das<br />

Resümee von Monika Eich, Verantwortliche <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Bühl für die Veranstaltung. „Deshalb gelte<br />

es künftig, weiter zu diesem Thema zu informieren<br />

und Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen zu ermutigen,<br />

zu för<strong>der</strong>n und zu begleiten, damit „Teilhabe“ nicht<br />

nur ein Wort bleibe“, so Eich weiter. Eine Fortsetzung<br />

und Vertiefung <strong>der</strong> Thematik bietet sich für<br />

alle Interessierten durch eine Fahrt zur Vollversammlung<br />

des Landesverbandes <strong>Baden</strong>-Württemberg von<br />

behin<strong>der</strong>ten <strong>Lebenshilfe</strong>mitglie<strong>der</strong> im November.


C 2<br />

DAS PROJEKT<br />

III.<br />

29


III.<br />

30<br />

DAS PROJEKT<br />

Am 3. Dezember 2005 fand die erste „Vollversammlung“<br />

behin<strong>der</strong>ter Mitglie<strong>der</strong> in den baden-württembergischen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Vereinen in Herrenberg-Gültstein<br />

statt. Das Ziel einer Vernetzung aktiver <strong>Lebenshilfe</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />

mit Behin<strong>der</strong>ung auf Landesebene war eines <strong>der</strong><br />

Hauptziele in unserem Projekt. Der Einladung zur ersten<br />

Vollversammlung folgten insgesamt 60 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer aus zwölf Orts- und Kreisvereinigungen.<br />

Für ein erstes Treffen ein voller Erfolg!<br />

Der hier abgedruckte Artikel erschien im<br />

„Quatschbläddl“ – Heft 23 – <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Sinsheim.<br />

D<br />

1<br />

VOLLVERSAMMLUNG VON MENSCHEN MIT<br />

BEHINDERUNG, DIE MITGLIED SIND BEI DER<br />

LEBENSHILFE.<br />

Am Samstag, 03.Dezember 2005 haben wir - Norbert,<br />

Stefan, Edelbert und Ralf - uns um 9 Uhr an<br />

<strong>der</strong> Werkstatt getroffen und sind nach Herrenberg<br />

gefahren. Frau Schmid fuhr uns hin. In Herrenberg<br />

war die 1.Vollversammjung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung,<br />

die Mitglie<strong>der</strong> sind in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

Eingeladen zu <strong>der</strong> Versammlung hat <strong>der</strong> Beirat des<br />

Landesverbands <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />

das sind 12 Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Sie beraten<br />

den Vorstand.<br />

Am Vormittag waren verschiedene Vorträge. Es<br />

wurde berichtet, dass <strong>der</strong> Beirat verhandelt, dass<br />

<strong>der</strong> Schwerbehin<strong>der</strong>tenausweis zukünftig so klein<br />

sein soll wie <strong>der</strong> Personalausweis. Außerdem wurden<br />

2 Filme gezeigt. In einem Film wurde die Arbeit<br />

des Beirats <strong>der</strong> LH Herrenberg vorgestellt. Im an<strong>der</strong>en<br />

Film erzählten die Beiräte des Landesverbands<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> von ihrem Ausflug zur Gedenkstätte<br />

Grafeneck und wie es ihnen dabei ging.<br />

Danach gab es Mittagessen, die Verpflegung war<br />

den ganzen Tag super!<br />

Am Nachmittag waren wir in verschiedenen Arbeitsgruppen.<br />

Wir tauschten uns mit den an<strong>der</strong>en Teilnehmern<br />

darüber aus, was die <strong>Lebenshilfe</strong> macht.<br />

Manche sind Träger von Werkstätten und Wohnheimen<br />

und von den Offenen Hilfen, manche haben<br />

Schulen, viele bieten Urlaubs- und Kulturangebote<br />

an. Wir haben festgestellt, dass die <strong>Lebenshilfe</strong> Sinsheim<br />

fast alles anbietet, worüber die an<strong>der</strong>en Teilnehmer<br />

berichteten. Aber wir haben auch ein paar<br />

Anregungen bekommen. Ein Teilnehmer erzählte,<br />

dass er in einem Kaffee arbeitet, das die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

betreibt, es ist das „Kaffeehäusle“ in Reutlingen in<br />

<strong>der</strong> Burggasse.<br />

Eric Schön baut an <strong>der</strong> Verwirklichung des Traums.<br />

Eine an<strong>der</strong>e <strong>Lebenshilfe</strong> bietet ein Themenkaffee<br />

an. Man kann Kaffee trinken, einmal im Monat redet<br />

man über aktuelle Themen wie Liebe, Wohnen,<br />

Natur, Geld und sonstige Themen.<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> Arbeitsgruppen wurde am Schluss<br />

<strong>der</strong> großen Runde vorgestellt. Es wurde angekündigt,<br />

dass nächstes Jahr wie<strong>der</strong> eine Vollversammlung<br />

stattfindet. Im Laufe des Jahres finden regionale<br />

Treffen statt, Start ist ein Treffen im Februar<br />

2006 in <strong>der</strong> Region Horb. Wir fänden gut, wenn<br />

bald auch ein regionales Treffen in unserer Region<br />

stattfinden würde.<br />

Die Beiräte haben uns mit auf den Weg gegeben,<br />

dass wir Werbung machen sollen, dass mehr Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung Mitglied bei <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

werden sollen, denn GEMEINSAM SIND WIR STARK,<br />

WENN WIR ALLE AN EINEM STRANG ZIEHEN.<br />

Norbert, Edelbert, Stefan, Ralf


D 2<br />

DAS PROJEKT<br />

III.<br />

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III.<br />

D<br />

32<br />

DAS PROJEKT<br />

Am 04. November 2006 fand die zweite Vollversammlung<br />

behin<strong>der</strong>ter Mitglie<strong>der</strong> in den <strong>Lebenshilfe</strong>-Vereinen<br />

in <strong>Baden</strong>-Württemberg statt. Bei dieser Veranstaltung<br />

waren bereits 18 örtliche <strong>Lebenshilfe</strong>-Vereine vertreten,<br />

was gegenüber <strong>der</strong> 1. Vollver-sammlung im Jahr 2005<br />

eine Steigerung von 50% bedeutete. Wir drucken im<br />

Anschluss einen Ausschnitt aus <strong>der</strong> Begrüßungsrede von<br />

Peter Benzenhöfer, Vorsitzen<strong>der</strong> des Beirates behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen beim Landesverband, ab.<br />

Hauptthema <strong>der</strong> Vollversammlung war <strong>der</strong> Vorschlag<br />

des Landesverbandes, in welcher Weise zukünftig die<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Beirates aufgrund von Vorschlägen <strong>der</strong><br />

Vollversammlung gewählt werden soll. Eine Präsentation<br />

zur Darstellung des geplanten Vorgehens ist auf den<br />

folgenden Seiten abgedruckt.<br />

3<br />

AUSZUG AUS DER REDE<br />

VON PETER BENZENHÖFER:<br />

Ich bin Peter Benzenhöfer. Ich bin Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />

Beirates behin<strong>der</strong>ter Menschen beim Landesverband.<br />

Ich freue mich, dass so viele bekannte Gesichter<br />

von letztem Jahr zu sehen sind, aber auch viele<br />

neue Gesichter. Einige habe ich ja auch bei Regionalveranstaltungen<br />

vor Ort kennen gelernt. Super,<br />

dass Sie alle da sind.<br />

Beson<strong>der</strong>s herzlich begrüßen möchte ich Vertreter<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>n Kirchheim und Sinsheim, die uns<br />

heute einen Blick in ihre Arbeit als Beiräte vor Ort<br />

mitteilen.<br />

Heute haben wir vom Beirat wie<strong>der</strong> eingeladen zur<br />

2. Vollversammlung behin<strong>der</strong>ter <strong>Lebenshilfe</strong>mitglie<strong>der</strong>.<br />

Wir haben uns viel Mühe gemacht, damit<br />

Sie heute auch sehr viel an Ideen und Informationen<br />

mitnehmen. Es ist uns vom Beirat sehr wichtig,<br />

dass Sie heute im Mittelpunkt des Tages stehen. Sie<br />

sollen heute Aufmerksamkeit erhalten, in dem Sie<br />

ihre Fragen stellen können, mitsprechen und mitdiskutieren.<br />

Dazu haben wir die Rote-Karte mitgebracht. Auf<br />

dieser Karte steht: „Halt – bitte leichte Sprache“.<br />

Diese Karte ist ein Zeichen. Nicht je<strong>der</strong> braucht sie<br />

benutzen, doch Sie sollen wissen, dass Sie was zu<br />

sagen haben und das hier auch ausdrücklich tun<br />

dürfen. Auch wenn das mal unangenehm ist für<br />

die Menschen ohne Behin<strong>der</strong>ung. Das macht nichts,<br />

denn sie müssen lernen, langsamer und deutlicher<br />

zu sprechen o<strong>der</strong> Fremdwörter nicht zu benutzen<br />

o<strong>der</strong> zumindest zu erklären. Haben Sie Mut dazu!<br />

Nicht nur Kirchheim und Sinsheim stellen ihre Arbeit<br />

vor, son<strong>der</strong>n wir auch. In einem Jahr ist viel passiert.<br />

Was... das zeigen wir Ihnen.<br />

Wir hatten<br />

• 10-jähriges Bestehen des Beirates zu feiern.<br />

• uns mit dem Schwerpunktthema Menschen mit<br />

höherem Hilfebedarf beschäftigt.<br />

Und eine Idee für die nächste Vollversammlung<br />

2007.<br />

Peter Benzenhöfer<br />

Informationen bei <strong>der</strong> Vollversammlung am 04.11.2006<br />

D<br />

4<br />

WAS MACHT DIE VOLLVERSAMMLUNG BE-<br />

HINDERTER LEBENSHILFEMITGLIEDER?


DAS PROJEKT<br />

III.<br />

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III.<br />

34<br />

DAS PROJEKT


Am 24. – 26.10.2005 fand in Rastatt ein gemeinsam mit<br />

dem Landesverband Rheinland-Pfalz <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

veranstalteter Kongress unter dem Titel „Mit-Wirkung<br />

vor Ort“ statt. Auf den folgenden Seiten berichtet Stefan<br />

Baumann, Kongressteilnehmer aus Sinsheim, über<br />

den Kongress.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Höhepunkt war sicher <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong><br />

holländischen Selbstvertretungsgruppe „On<strong>der</strong>link<br />

Sterk“ auf dem Kongress. „On<strong>der</strong>link Sterk“ heißt auf<br />

Holländisch „Zusammen sind wir stark!“ und ist eine <strong>der</strong><br />

ersten Selbstvertretungsorganisationen von Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung in Europa gewesen. Wir drucken<br />

nach dem Bericht von Stefan Baumann auch die<br />

Präsentation <strong>der</strong> holländischen Gäste ab.<br />

BERICHT ÜBER DEN KONGRESS<br />

”MIT-WIRKUNG VOR ORT“<br />

am 24. – 26.10.2005 in Rastatt<br />

Verlauf des Kongresses<br />

Montag, 24.10.2005<br />

Bericht von Stefan Baumann:<br />

Als wir im Bildungshaus St. Bernhard in Rastatt ankamen<br />

und die Zimmer verteilt worden waren, gab<br />

es ein gutes Mittagessen. Angekommen waren 51<br />

Personen, davon waren 38 Teilnehmer <strong>der</strong> Kurse.<br />

Danach trafen wir uns im großen Saal zu einer Begrüßung.<br />

Herr Matthias Mandos vom Landesverband<br />

Rheinland-Pfalz und Herr Peter Benzenhöfer,<br />

Landesvorstand <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

haben uns Teilnehmer begrüßt.<br />

Frau Klaudia Lucia (die für die Tagung verantwortlich<br />

war) und Frau Christina Funk führten ein schönes<br />

Wechselgespräch vor und machten uns darin mit<br />

dem Thema und allen Fragen darüber vertraut.<br />

Auch gab es einen schönen Film, was „Teilhabe“<br />

heißt und was das bedeutet.<br />

„Teilhabe bedeutet mitmachen, mitgestalten und<br />

mitbestimmen beim Zusammenleben aller Bürgerinnen<br />

und Bürger“, so wurde es von Menschen mit<br />

und ohne Behin<strong>der</strong>ung in bei einem Dortmun<strong>der</strong><br />

Kongress beschlossen (siehe Anhang hinten).<br />

Teilhabe ist auf jeden Fall mehr als nur dabei sein.<br />

Das Motto ist: „Gemeinsam voneinan<strong>der</strong> lernen,<br />

sich verständigen und verstanden werden“.<br />

1<br />

E<br />

Danach wurden uns dann die einzelnen Gruppen<br />

erklärt.<br />

Auch gab es noch ein Spiel, in dem wir uns auf die<br />

vier Ecken des großen Raumes verteilen mussten. Sie<br />

wollten von uns Teilnehmern wissen, wie wir zurzeit<br />

leben:<br />

a) alleine<br />

b) im Wohnheim o<strong>der</strong> einer Außenwohngruppe<br />

c) bei den Eltern o<strong>der</strong><br />

d) mit einem Partner zusammen<br />

Das nächste war dann, dass wir uns aussuchen sollten,<br />

was wir eigentlich in Zukunft wollen und dorthin<br />

mussten wir uns dann stellen.<br />

Nach <strong>der</strong> Kaffeepause verteilten wir uns in unsere<br />

Gruppen.<br />

Abends wurde ein Film über Bobby (einen Mann<br />

mit Down-Syndrom) gezeigt o<strong>der</strong> man konnte in<br />

die Musikbar des Hauses gehen o<strong>der</strong> beides hintereinan<strong>der</strong>.<br />

Hoch her ging es dann beim Mühle-Spiel zwischen<br />

Peter Benzenhöfer und Zoltan Varga. Die Freudenstädter<br />

und Horber freuten sich beim „Menschen<br />

ärgere dich nicht“ – Spiel.<br />

Dienstag, 25.10.2005<br />

DAS PROJEKT<br />

Begonnen haben wir den Tag in den Arbeitsgruppen.<br />

Zwischendurch machten wir nach dem Mittagessen<br />

einen Rundgang ums Rastatter Schloss.<br />

Ortskundiger Stadtführer war <strong>der</strong> Rastätter Florian<br />

Müller.<br />

Danach gab es einen Computerbericht auf <strong>der</strong> Leinwand<br />

über die Holländische Gruppe „On<strong>der</strong>ling<br />

Sterk“ und über den Lebenslauf eines dortigen<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung (Willem, <strong>der</strong> dies auch<br />

selbst vortrug).<br />

„Praten met Ons Niet over Ons“ das ist nie<strong>der</strong>-<br />

ländisch. Auf Deutsch heißt das: „Sprecht mit uns,<br />

nicht über uns“. Darum ging es in diesem Bericht.<br />

Seit Willem bei on<strong>der</strong>ling sterk ist, hat sich seine<br />

ganze Lebenssituation verän<strong>der</strong>t. Er wohnt jetzt mit<br />

seiner Partnerin und vielen, vielen Katzen allein.<br />

Arbeitet jetzt im Service und ist selbst bestimmt und<br />

glücklich.<br />

III.<br />

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III.<br />

36<br />

DAS PROJEKT<br />

Abends gab es wie<strong>der</strong> einen Film „Die Vorstadt-<br />

Krokodile“ o<strong>der</strong> einen Gang durchs nächtliche<br />

Rastatt mit Kneipenbesuch. Auch die Musikbar im<br />

Haus war wie<strong>der</strong> auf.<br />

Männersache – Jimmy Liebermann und Peter<br />

Benzenhöfer lieferten sich einen harten Zweikampf<br />

im Armdrücken. Kräfte messen hieß es auch für<br />

Joachim Hermann und Roel Kok. Danach war Gaudi<br />

angesagt.<br />

Mittwoch, 26.10.2005<br />

Die Gruppe „Über die Nie<strong>der</strong>lande“ hatte ein Computerprogramm<br />

entworfen, das wir uns ansahen.<br />

Florian Müller hat vorgelesen was sie in den letzten<br />

Tagen gemacht haben.<br />

Roel Kok hat uns dann alle in die Nie<strong>der</strong>landen eingeladen.<br />

Und anschließend spielten einige <strong>der</strong> Gruppe „Kommunikation“<br />

einen Sketch vor, wo gezeigt wurde,<br />

wie Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen sich bei einem<br />

Bürgermeister o<strong>der</strong> einer Gemein<strong>der</strong>atssitzung<br />

durchsetzen. Der Sinn war, dass man nicht über sie<br />

reden o<strong>der</strong> entscheiden soll, son<strong>der</strong>n mit ihnen.<br />

Dann kommt es zu Lösungen, mit denen alle besser<br />

auskommen.<br />

Die Arbeitsgruppe „Mitwirkung“ hat einen Mut-<br />

Tunnel gemacht. Dabei haben viele Kongress Teilnehmer<br />

mitgemacht.<br />

Danach haben wir drei Punkte in drei Farben gekriegt.<br />

Damit haben wir den Kongress bewertet.<br />

Sonne ist gleich „toll war es“. Wolke bedeutet „geht<br />

so“, Regen bedeutet „zum davonlaufen“<br />

Fragen waren:<br />

• Die Arbeitsgruppe hat Spaß gemacht<br />

• Ich habe mich auf dem Kongress wohl gefühlt<br />

• Ich nehme Mut und Ideen mit nach Hause<br />

Nachdem wir alle unsere Teilnahmebescheinigungen<br />

bekommen, unsere Namensschil<strong>der</strong> abgegeben,<br />

auch vorher die Betten abgezogen und die Zimmerschlüssel<br />

ins Körbchen gelegt und selbstverständlich<br />

noch das gute Mittagessen genossen hatten, ging<br />

es wie<strong>der</strong> nach großer allgemeiner Verabschie<strong>der</strong>ei<br />

nach Hause. Eigentlich war ich traurig, dass nun<br />

wie<strong>der</strong> alles vorbei war.


DAS PROJEKT<br />

III.<br />

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38<br />

DAS PROJEKT<br />

E 2<br />

Kongress Rastatt: „On<strong>der</strong>ling Sterk“<br />

Präsentation <strong>der</strong> Selbstvertretungsorganisation von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung aus Holland


LFB ONDERLING STERK<br />

P.O. Box 85276<br />

3508 AG Utrecht, The Netherlands<br />

Tel.: 0031 / 302 363 761<br />

DAS PROJEKT<br />

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III.<br />

40<br />

DAS PROJEKT<br />

E 3<br />

Im Rahmen des Projekts wurden auch verschiedene Seminare zum Thema „Mitbestimmung“ für Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung angeboten. In den Seminaren wurde besprochen, welche Möglichkeiten <strong>der</strong> Mitbestimmung und<br />

Mitwirkung im örtlichen <strong>Lebenshilfe</strong>verein gibt und wie Mitwirkung „funktioniert“.<br />

Im Folgenden <strong>der</strong> Abdruck eines Auszugs aus <strong>der</strong> Dokumentation des Seminars, mit dem Titel „Mitbestimmung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>? Ja klar!“ vom 22. – 24. Mai 2006 in Stuttgart-Giebel, in dem es um verschiedene Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

geht.


DAS PROJEKT<br />

III.<br />

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III.<br />

42<br />

DAS PROJEKT


DAS PROJEKT<br />

III.<br />

43


III.<br />

44<br />

DAS PROJEKT


DAS PROJEKT<br />

III.<br />

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III.<br />

46<br />

DAS PROJEKT


DAS PROJEKT<br />

III.<br />

47


III.<br />

48<br />

DAS PROJEKT


Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen beim Landesverband<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

E 4 a<br />

ZUR GESCHICHTE UND ZUSAMMENSETZUNG<br />

DES BEIRATS<br />

Der Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen beim Landesverband<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> existiert seit 1996. Seine Mitglie<strong>der</strong><br />

nehmen teilweise gleichzeitig auch weitere<br />

Funktionen in Gremien o<strong>der</strong> bei Veranstaltungen<br />

des Landesverbandes wahr, viele gleichzeitig auch<br />

in <strong>der</strong> örtlichen <strong>Lebenshilfe</strong>, zum Teil auch in <strong>der</strong><br />

Bundesvereinigung. Der Beirat wird vom Vorstand<br />

des Landesverbandes berufen, mit dem in unregelmäßigen<br />

Abständen auch gemeinsam Sitzungen<br />

stattfinden.<br />

Im Jahr 2007 sollen die Beiratsmitglie<strong>der</strong> erstmalig<br />

auf <strong>der</strong> Vollversammlung <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten Mitglie<strong>der</strong><br />

aller <strong>Lebenshilfe</strong>vereine in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

gewählt und die gewählten Kandidaten dann dem<br />

Vorstand zur Berufung vorgeschlagen werden.<br />

Der Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen wird unterstützt<br />

von <strong>der</strong> stellvertretenden Landesvorsitzenden, Frau<br />

Solveig Watzka aus Emmendingen, sowie einem<br />

Mitarbeiter aus <strong>der</strong> Landesgeschäftsstelle. In <strong>der</strong><br />

Laufzeit des Projekts „Beteiligung“ hat Projektmitarbeiterin<br />

Klaudia Lucia diese Aufgabe wahrgenommen.<br />

Seit Januar 2007 liegt sie wie<strong>der</strong> beim<br />

Geschäftsführer des Landesverbandes, Rudi Sack.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Beirats ist seit November 2004<br />

Peter Benzenhöfer, <strong>der</strong> gleichzeitig Mitglied im Vorstand<br />

des Landesverbandes ist.<br />

DAS PROJEKT<br />

Und das sind die aktuellen Beiratsmitglie<strong>der</strong>:<br />

Peter Benzenhöfer<br />

aus Mühlacker, Vorsitzen<strong>der</strong> des Werkstattrats <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Pforzheim-Enzkreis, Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />

Beirats, Mitglied des Landesvorstands seit 1998,<br />

Referent auf vielen Tagungen und Seminaren des<br />

Landesverbands<br />

Barbara Eicher<br />

aus Herrenberg, Mitglied des Ausschusses Wohnen<br />

beim Landesverband<br />

Jürgen Ferch<br />

aus Karlsruhe, Beiratsmitglied „<strong>der</strong> ersten Stunde“<br />

Ramona Günther<br />

aus Dornstetten, Vorstandsmitglied <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Freudenstadt, Vertreterin <strong>Baden</strong>-Württembergs im<br />

Rat behin<strong>der</strong>ter Menschen bei <strong>der</strong> Bundesvereinigung<br />

<strong>Lebenshilfe</strong><br />

Michael Jablonski<br />

aus Herrenberg, Mitglied des Ausschusses Wohnen<br />

beim Landesverband<br />

Edith Keller<br />

aus Karlsruhe, Beiratsmitglied „<strong>der</strong> ersten Stunde“<br />

Armin Rist<br />

aus Reutlingen, dort Mitglied des AK Selbstbestimmung<br />

und Beirat des Vorstandes <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Reutlingen, 2004 – 2006 Vertreter <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

im Beirat Budgetassistenz <strong>der</strong> LAG Selbsthilfe<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Markus Schätzle<br />

aus Elzach, Werkstattrat bei <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kinzig-<br />

und Elztal<br />

Michael Schüfer<br />

aus Heidelberg, Werkstattrat <strong>der</strong> Heidelberger<br />

Werkstätten, Vertreter <strong>Baden</strong>-Württembergs im<br />

Beirat Arbeit und Wohnen <strong>der</strong> Bundesvereinigung<br />

<strong>Lebenshilfe</strong><br />

Jörg Tröster<br />

aus Reutlingen, dort Mitglied des AK Selbstbestimmung,<br />

Beiratsmitglied „<strong>der</strong> ersten Stunde“,<br />

Mitglied des Ausschusses Offene Hilfen im Landesverband,<br />

Vorbereitung und aktive Mitwirkung bei<br />

diversen Fachtagungen des Landesverbandes<br />

Achim Wegmer<br />

aus Mühlacker, Mitglied des Landesvorstands seit<br />

1998, erstes Mitglied mit Behin<strong>der</strong>ung des Bundesvorstands<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> (seit 2000)<br />

III.<br />

49


III.<br />

50<br />

DAS PROJEKT<br />

Manchmal wird behauptet, die Mitwirkung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung mache keinen Sinn, weil sie nur für<br />

die „leichter behin<strong>der</strong>ten“ Menschen möglich sei. Dadurch würden die Interessen von Menschen mit sehr hohem<br />

Hilfebedarf in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> zurückgedrängt. Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, die sich beim Landesverband engagieren,<br />

ärgern sich zu recht über diese Behauptung, denn sie nehmen die Interessen ihrer schwerer behin<strong>der</strong>ten Kollegen<br />

sehr ernst. Der Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen hat im Jahr 2006 die Lebenssituation von Menschen mit sehr schweren<br />

Behin<strong>der</strong>ungen zu seinem Schwerpunktthema gemacht. Einige För<strong>der</strong>- und Betreuungsgruppen im Land wurden<br />

besucht und Gespräche mit den Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung und ihren Begleitern geführt. Hier einige Eindrücke <strong>der</strong><br />

Beiratsmitglie<strong>der</strong> von diesen Besuchen.<br />

E 4 b<br />

SCHWERPUNKTTHEMA:<br />

MENSCHEN MIT HÖHEREM HILFEBEDARF<br />

Jörg Tröster erzählt:<br />

„Die kleineren Gruppen im För<strong>der</strong>- und Betreuungsbereich<br />

finde ich besser. Große Räume sind<br />

gut, weil man die Möbel verstellen kann, wie es die<br />

Leute im FuB brauchen. Dann steht nichts im Weg.<br />

Die Leiterin des FuB <strong>der</strong> GWW war nett, weil sie alle<br />

meine Fragen beantwortet hat. Und ich hatte viele<br />

Fragen.“<br />

Michael Schüfer sagt:<br />

„Ich war bei beiden Besuchen im FuB dabei. Wie<br />

Jörg Tröster auch. Wir waren in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Pforzheim und in <strong>der</strong> GWW Sindelfingen. Ich finde<br />

es gut, dass die Leute im FuB Ausflüge machen.<br />

Da kommen Sie raus und an<strong>der</strong>e sehen sie und<br />

kommen vielleicht miteinan<strong>der</strong> ins Gespräch. Die<br />

GWW Sindelfingen geht z.B. einmal im Monat in ein<br />

öffentliches Schwimmbad. Die bauen dort gleich<br />

mal Berührungsängste ab.“<br />

Armin Rist erzählt:<br />

„Ich habe im FuB <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Pforzheim ein<br />

Interview gemacht. Ich habe gefragt, wie es den<br />

Personen gefällt, was ihnen nicht gefällt. Ihr Lieblingsessen<br />

wollte ich wissen. Wie sie mit ihren Betreuern<br />

und Kollegen zu Recht kommen. Ich habe<br />

dabei bemerkt, dass es manchen Leuten bei zwei<br />

Fragen schon zu viel war. Ihre Aufmerksamkeit war<br />

sehr kurz.“<br />

Markus Schätzle meint:<br />

„Bei uns in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> arbeiten im FuB fast nur<br />

junge Leute. Da gibt es sehr viele Zivis o<strong>der</strong> FSJ-lerinnen.<br />

Das sind junge Menschen, die für etwa ein<br />

Jahr eine Art von Praktikum im FuB machen. Lei<strong>der</strong><br />

bleiben die meist nur ein Jahr. Dann müssen sich alle<br />

in <strong>der</strong> Gruppe auf neue Leute und neue Gesichter<br />

einstellen. Das ist nicht so toll. Die Hauptamtlichen<br />

Kräfte im FuB sind meist Heilerziehungspfleger.<br />

Der Beruf hat viel mit Pflege zu tun.“<br />

Jörg Tröster - Mitglied des Beirats seit <strong>der</strong> ersten Stunde<br />

Michael Schüfer sagt:<br />

„Im FuB <strong>der</strong> GWW gibt es Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung,<br />

die im FuB-Bereich arbeiten. So wie an<strong>der</strong>e in<br />

<strong>der</strong> Werkstatt o<strong>der</strong> ich an <strong>der</strong> Pforte. So helfen sie<br />

an<strong>der</strong>en Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Sie haben eine<br />

Ausbildung gemacht. Diese heißt: „Betreuungsassistent“.<br />

Als Betreuungsassistenten können sie jeden<br />

Tag mithelfen bei <strong>der</strong> Arbeit im FuB-Bereich.“<br />

Barbara Eicher erzählt:<br />

„Manche Menschen aus dem FuB sprechen nicht.<br />

Doch: Sie sprechen an<strong>der</strong>s. Sie sprechen mit ihrem<br />

Gesicht o<strong>der</strong> mit ihren Händen. Der Körper ist sehr<br />

wichtig für die Personen. Man kann mit ihnen sprechen,<br />

wenn man sie streichelt, sie berührt, im Wasser<br />

mit ihnen ist. Es gibt auch den Ruheraum, manchmal<br />

auch Snoezelen genannt. Der ist heiß begehrt.“<br />

Jürgen Ferch sagt:<br />

„Ich habe auch bemerkt, dass manche im FuB lieber<br />

nicht von jedem angefasst werden wollen. Sie<br />

haben auch ihre Grenzen und wollen auch ihre<br />

Ruhe haben. Das zeigen sie dann auch. Zum Beispiel<br />

schreien sie dann laut o<strong>der</strong> wippen ganz hektisch<br />

herum. Sie sind dann auch wütend. Deshalb müssen<br />

wir alle ihre Grenzen achten. Und langsam Berührungsängste<br />

von beiden Seiten abbauen.“


”Die Tür <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> ist weit offen“<br />

Bericht über das Projekt „Beteiligung“ in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>zeitung 1/2007 (Klaudia Lucia)<br />

DAS PROJEKT<br />

F<br />

III.<br />

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52<br />

DIE UMSETZUNG<br />

GELBE SEITEN DER TEILHABE VOR ORT<br />

Seminargruppe <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Esslingen<br />

A<br />

STECKBRIEF LEBENSHILFE ESSLINGEN:<br />

Wie ist es bei Ihnen?<br />

• Es gibt eine Gruppe behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>, die Themen bespricht.<br />

• Es gibt Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

Seit wann gibt es die Gruppe?<br />

Seit März 2006<br />

Wie groß ist die Gruppe?<br />

15 Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Assistenten gibt es?<br />

1 Assistenten<br />

Gibt es eine Wahl?<br />

Nein<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Gruppe:<br />

• Seminare<br />

• Mitbestimmung im Verein<br />

Gibt es ein aktuelles Thema?<br />

• Seminar über Beiratsarbeit<br />

Gibt es Ämter innerhalb <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Nein<br />

Wie oft sind die Treffen?<br />

1x pro Monat<br />

Unsere Erfolge, was uns Spaß macht,<br />

worauf wir stolz sind:<br />

• Miteinan<strong>der</strong> reden<br />

• Zuhören<br />

• Neues Erfahren<br />

Gibt es Schwierigkeiten?<br />

Nein<br />

Was sind die Pläne für die Zukunft?<br />

• Es soll einen Beirat geben.<br />

• Vorbereitungstreffen vor <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>ver-<br />

sammlung für Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

• Seminare zum Thema „Mitbestimmung“<br />

Name <strong>der</strong> Gruppe:<br />

Mitbestimmungs-Seminar<br />

Adresse:<br />

Flan<strong>der</strong>nstr. 49, 73732 Esslingen<br />

Telefon:<br />

0711 937 888 0<br />

Ansprechpartner:<br />

Simone Manstetten


Teilnehmerbeirat in den Offenen Hilfen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Freiburg<br />

B<br />

STECKBRIEF LEBENSHILFE FREIBURG<br />

(OFFENE HILFEN):<br />

Wie ist es bei Ihnen?<br />

• Es gibt eine Gruppe behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>, die Themen bespricht.<br />

Seit wann gibt es die Gruppe?<br />

Seit 1996<br />

Wie groß ist die Gruppe?<br />

6 Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Assistenten gibt es?<br />

1 Assistenten<br />

Welche Funktionen haben diese<br />

außerhalb <strong>der</strong> Tätigkeit in <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Hauptamtlicher Mitarbeiter<br />

Gibt es eine Wahl?<br />

Ja<br />

Wie oft wird gewählt?<br />

Alle 4 Jahre<br />

Wer wählt:<br />

Teilnehmer <strong>der</strong> Offene-Hilfe-Angebote<br />

Wie viele Einrichtungen / Personen<br />

vertritt <strong>der</strong> Rat?<br />

1 / 200<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Gruppe:<br />

• Vertritt die Teilnehmer <strong>der</strong> Offenen Hilfen<br />

• Nimmt Ideen, Wünsche und Beschwerden<br />

entgegen und gibt sie weiter<br />

• Bespricht verschiedene Themen und äußert<br />

seine Meinung<br />

Gibt es ein aktuelles Thema?<br />

• Eine eigene Geschäftsordnung<br />

Gibt es Ämter innerhalb <strong>der</strong> Gruppe?<br />

• Ansprechpartner und Repräsentant<br />

• Protokollant<br />

Wie oft sind die Treffen?<br />

1x im Monat<br />

Unsere Erfolge, was uns Spaß macht,<br />

worauf wir stolz sind:<br />

• Mitsprache bei <strong>der</strong> Planung des neuen<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Hauses<br />

• Umfragen für Kurswünsche<br />

• Erarbeitung einer Geschäftsordnung<br />

• Gutes Team<br />

DIE UMSETZUNG<br />

Gibt es Schwierigkeiten?<br />

• Teilweise zeitliche Organisation und<br />

Fahrtmöglichkeiten zum Treffen<br />

• Kontakt zwischen Teilnehmern und Beirat<br />

könnte besser sein<br />

Name <strong>der</strong> Gruppe:<br />

Teilnehmerbeirat Offene Hilfen<br />

Adresse:<br />

Belchenstr. 2a, 79115 Freiburg<br />

rat@lebenshilfe-freiburg.de<br />

Telefon:<br />

0761 / 430 13<br />

Ansprechpartner:<br />

Hans Peter Kiss<br />

IV.<br />

53


IV.<br />

54<br />

DIE UMSETZUNG<br />

Geschäftsordnung Teilnehmerbeirat <strong>der</strong> Offenen Hilfen<br />

C<br />

AUFGABEN DES TEILNEHMERBEIRATS<br />

1. Was macht <strong>der</strong> Teilnehmerbeirat?<br />

• Er soll darauf achten, dass sich die Teilnehmer<br />

wohl fühlen.<br />

• Er soll die Teilnehmer vertreten. Das heißt, er hört<br />

den Teilnehmern zu, wenn sie Ideen und Vorschläge<br />

für die Offenen Hilfen haben und gibt diese Vorschläge<br />

an die Leitung weiter. Er ist für die Teilnehmer<br />

da, wenn sie Fragen o<strong>der</strong> Beschwerden haben.<br />

Hier versucht er Lösungen (auch in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Leitung) zu erarbeiten und bei Konflikten<br />

zu vermitteln.<br />

• Er bespricht verschiedene Themen, die die Offenen<br />

Hilfen und die Lebenssituation <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

betreffen und äußert seine Meinung gegenüber <strong>der</strong><br />

Leitung und dem Träger.<br />

• Er berücksichtigt auch die Teilnehmer, die beson<strong>der</strong>s<br />

viel Unterstützung brauchen.<br />

2. Wo kann <strong>der</strong> Teilnehmerbeirat mitsprechen?<br />

• Feste und Feiern<br />

• Kursangebote, Freizeit- und Reiseangebote<br />

• Hausregeln in den Räumen <strong>der</strong> Offenen Hilfen<br />

• Umbau, Neubaumaßnahmen, Verän<strong>der</strong>ungen in<br />

<strong>der</strong> Inneneinrichtung (z. B. Toiletten, Türdurchgänge,<br />

Kücheneinrichtung, Gruppenräume)<br />

• Politische und soziale Fragen o<strong>der</strong> Stellungnahmen<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Freiburg<br />

Der Teilnehmerbeirat kann zu diesen Bereichen<br />

Wünsche einbringen und Ideenvorschläge machen.<br />

Das Leitungsteam sollte die Wünsche, wenn möglich,<br />

berücksichtigen und sich mit dem Teilnehmerbeirat<br />

einigen.<br />

3. Rechte und Pflichten<br />

• Der Teilnehmerbeirat hat ein Mitspracherecht in<br />

allen Dingen, die die Angebote <strong>der</strong> TeilnehmerInnen<br />

<strong>der</strong> Offenen Hilfen betreffen (z. B. Kursangebote,<br />

Raumausstattung usw.). Das heißt, <strong>der</strong> Teilnehmerbeirat<br />

soll nach seinen Vorstellungen befragt<br />

werden und diese nach Möglichkeit berücksichtigt<br />

werden.<br />

• Informationsrecht (Verän<strong>der</strong>ungen beim Fachpersonal,<br />

<strong>der</strong> Räume, <strong>der</strong> Angebote o<strong>der</strong> Beschlüsse,<br />

die Angebote betreffen)<br />

• Der Teilnehmerbeirat darf sich eine Unterstützungsperson<br />

selbst aussuchen.<br />

• Der Teilnehmerbeirat darf alle Medien und Materialien,<br />

die er für seine Arbeit benötigt, benutzen<br />

(Computer, Kopierer, Bücher, Schreibmaterial, Telefon).<br />

• Der Teilnehmerbeirat bekommt (wenn möglich)<br />

einen Geldbetrag für seine Arbeit (zum Beispiel<br />

für die Teilnahme an Fortbildungen, Fahrtgeld, Anschaffung<br />

von Büchern o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Medien).<br />

• Der Teilnehmerbeirat darf an Treffen mit an<strong>der</strong>en<br />

Gruppen teilnehmen (z. B. an<strong>der</strong>e Beiräte, People<br />

First-Treffen, Fortbildungen und Informationsveranstaltungen).<br />

• Schweigepflicht (persönliche Dinge <strong>der</strong> TeilnehmerInnen<br />

dürfen nicht weitergesagt werden).<br />

• Die Mitglie<strong>der</strong> des Teilnehmerbeirates sind verpflichtet,<br />

regelmäßig an den Sitzungen teilzunehmen<br />

und mitzuarbeiten. Wer nicht kommen kann,<br />

soll sich vorher abmelden.<br />

4. Kontakt mit den Teilnehmern<br />

Der Teilnehmerbeirat ist Vertreter <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

<strong>der</strong> Offenen Hilfen. Er sollte deshalb im Kontakt mit<br />

ihnen sein. Er erfährt von ihren Wünschen und Beschwerden<br />

durch


• Umfragen (Fragebogen, mündliche Befragung)<br />

• Besuche und Gespräche in den Freizeitgruppen<br />

und Kursen (<strong>der</strong> Teilnehmerbeirat berichtet von seiner<br />

Arbeit und befragt die Teilnehmer nach Wünschen<br />

und Beschwerden)<br />

• Persönliche Gespräche mit einzelnen Teilnehmern<br />

• Nachrichten (schriftliche Vorschläge und Beschwerden)<br />

im Postfach (Briefkasten)<br />

Durch ein Informationsplakat (Aushang) o<strong>der</strong> durch<br />

einen Bericht im Offene-Hilfe-Programm sollen die<br />

Teilnehmer über die Arbeit des Teilnehmerbeirates<br />

informiert werden.<br />

WIE ARBEITET DER TEILNEHMERBEIRAT?<br />

1. Die Vorsitzende/<strong>der</strong> Vorsitzende<br />

Der Teilnehmerbeirat wählt unter sich einen 1. Vorsitzenden<br />

und 2. Vorsitzenden als Vertreter. Der 1.<br />

Vorsitzende ist Ansprechpartner für die Leitung <strong>der</strong><br />

Offenen Hilfen und vertritt den Beirat in <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

Er leitet die Sitzungen soweit nicht an<strong>der</strong>s<br />

vereinbart und führt die Abstimmungen durch.<br />

2. Die Einladungen zu den Sitzungen<br />

Ein Mitglied des Teilnehmerbeirates wird als Verantwortlicher<br />

für die Einladungen bestimmt. Diese<br />

Person schreibt die Einladungen für die Sitzungen<br />

und an<strong>der</strong>e Aktivitäten, die den Teilnehmerbeirat<br />

betreffen.<br />

3. Die Sitzungen des Teilnehmerbeirates<br />

Die Sitzungen finden ca. 1x im Monat statt, bei Bedarf<br />

auch öfters. Nach Absprache wird während <strong>der</strong><br />

Sommerferien eine größere Pause eingelegt.<br />

4. Das Protokoll<br />

DIE UMSETZUNG<br />

Ein Protokollführer wird bestimmt. Diese Person<br />

schreibt das Protokoll, bei Bedarf mit Unterstützung.<br />

Diese Aufgabe kann bei Bedarf auch <strong>der</strong> Unterstützungsperson<br />

übertragen werden.<br />

Die Protokolle werden in einem Ordner in den Offenen<br />

Hilfen abgeheftet. Sie dienen zur Überprüfung<br />

von Absprachen und Beschlüssen sowie als Arbeitsnachweis.<br />

5. Die Arbeitsmaterialien<br />

Die benötigten Arbeitsmaterialien (Schreibmaterial,<br />

Ordner, Computer, Kopierer, Postfach, Besprechungsraum)<br />

müssen von den Offenen Hilfen bereitgestellt<br />

werden.<br />

6. Wer kann in den Sitzungen mit dabei sein?<br />

• Leitungsteam/Leitungsperson nach Absprache<br />

o<strong>der</strong> auf Einladung<br />

• Personen aus dem Vorstand <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> (z. B.<br />

Vorsitzende) nach Absprache o<strong>der</strong> Einladung<br />

• Vertreter von Interessengruppen für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung (z. B. People First …) zum Informationsaustausch<br />

zu bestimmten Themen o<strong>der</strong> Fragen,<br />

auf Einladung<br />

• Unterstützungsperson nach Vereinbarung<br />

7. Die Unterstützungsperson<br />

Wie soll die Unterstützungsperson sein?<br />

• Sie soll nett und lustig sein.<br />

• Sie soll zuhören können und die Mitglie<strong>der</strong> ernst<br />

nehmen.<br />

• Sie soll verlässlich, pünktlich und zuverlässig bei<br />

Absprachen sein.<br />

• Sie soll schwierige Themen mit einfachen Worten<br />

erklären können und sich so ausdrücken, dass es alle<br />

verstehen.<br />

IV.<br />

55


IV.<br />

56<br />

DIE UMSETZUNG<br />

• Sie soll offen für Rückmeldungen zu ihrer Arbeit<br />

sein, damit ihr Tun för<strong>der</strong>lich für die Arbeit des Teilnehmerbeirates<br />

bleibt.<br />

Was soll die Unterstützungsperson tun?<br />

• Sie soll sich vor Beginn ihres Amtes vorstellen. Der<br />

Teilnehmerbeirat wird sich dann entscheiden, ob<br />

die Unterstützungsperson dafür geeignet ist.<br />

• Sie soll sich für den Teilnehmerbeirat einsetzen,<br />

beson<strong>der</strong>s gegenüber <strong>der</strong> Offene-Hilfe-Leitung. Sie<br />

soll bei Bedarf zwischen Offene-Hilfe-Leitung und<br />

Teilnehmerbeirat vermitteln und Informationen<br />

weitergeben.<br />

• Sie soll hilfsbereit am Computer, beim Protokolle<br />

und Einladungen schreiben sein. Sie soll beim Lesen<br />

helfen und Termine organisieren.<br />

• Sie soll Aufgaben erst übernehmen, wenn es die<br />

Mitglie<strong>der</strong> selbst versucht haben und nicht alleine<br />

schaffen. Sie soll den Mitglie<strong>der</strong>n dazu verhelfen,<br />

dass sie Aufgaben selbst tun können.<br />

• Sie soll bei Gesprächen neue Ideen und Sichtweisen<br />

einbringen, wenn die Mitglie<strong>der</strong> nicht weiter<br />

kommen, das ist besser als Ratschläge.<br />

• Sie soll nicht zu viel reden, son<strong>der</strong>n die Mitglie<strong>der</strong><br />

zu Wort kommen lassen. Es geht um die Meinung<br />

des Teilnehmerbeirates und nicht um die Meinung<br />

<strong>der</strong> Unterstützungsperson. Sie soll keine Entscheidungen<br />

für den Teilnehmerbeirat treffen.<br />

WIE ARBEITET DER TEILNEHMERBEIRAT?<br />

1. Wie viele Jahre arbeitet <strong>der</strong> Teilnehmerbeirat?<br />

Seine Amtszeit beträgt 4 Jahre. Danach sollen Neuwahlen<br />

stattfinden. Die nächste Wahl findet im<br />

Sommer 2006 statt.<br />

2. Mitglie<strong>der</strong>zahl des Teilnehmerbeirates<br />

Der Teilnehmerbeirat besteht aus 6 gewählten Mitglie<strong>der</strong>n.<br />

3. Wann ist man nicht mehr Mitglied im Teilnehmerbeirat?<br />

• Wenn die Amtszeit vorbei ist.<br />

• Wenn man nicht mehr im Teilnehmerbeirat<br />

sein will.<br />

• Wann man wegzieht.<br />

4. Ersatzmitglie<strong>der</strong><br />

Die Ersatzmitglie<strong>der</strong> sollen für ausgeschiedene Mitglie<strong>der</strong><br />

weitermachen. Sie haben sich auch bei <strong>der</strong><br />

Wahl beworben, nur nicht genügend Stimmen bekommen.<br />

Ihre Namen stehen auf <strong>der</strong> Liste mit dem<br />

Wahlergebnis. Die Ersatzmitglie<strong>der</strong> werden nach<br />

<strong>der</strong> Reihenfolge <strong>der</strong> Wahlstimmenliste für die Mitarbeit<br />

angefragt.<br />

5. Vorbereitung <strong>der</strong> neuen Bewerber<br />

Die neuen Bewerber für das Amt des Teilnehmerbeirates<br />

sollen ausreichend über das Amt des Teilnehmerbeirats<br />

(zeitlicher Umfang, inhaltliche Aufgaben)<br />

informiert werden. Beson<strong>der</strong>s soll auf den<br />

Wunsch <strong>der</strong> regelmäßigen Teilnahme hingewiesen<br />

werden. Hierzu kann auch die Geschäftsordnung<br />

des Teilnehmerbeirats nützlich sein.


6. Durchführung <strong>der</strong> Wahl<br />

a.) Vorbereitung und Organisation <strong>der</strong> Wahl<br />

Die Wahl soll von einer Wahlarbeitgruppe vorbereitet<br />

und organisiert werden. Diese Arbeitsgruppe<br />

besteht aus 1 Person vom Leitungsteam/Betreuerteam<br />

und 2 Personen vom Teilnehmerbeirat. Die<br />

Wahlarbeitsgruppe beginnt etwa 3 Monate vor <strong>der</strong><br />

Wahl mit seinen Vorbereitungen.<br />

Die Wahlarbeitsgruppe macht die Wahlausschreibung<br />

und nimmt die Bewerbervorschläge entgegen.<br />

Sie bereitet die Stimmzettel mit Bewerberfotos<br />

vor und verteilt sie. Sie führt die Wahl und die Stimmenauszählung<br />

durch und macht die Wahlergebnisse<br />

bekannt.<br />

b.) Wer darf wählen?<br />

Alle Personen, die eine Gruppe o<strong>der</strong> einen Kurs <strong>der</strong><br />

Offenen Hilfen besuchen o<strong>der</strong> im letzten Jahr besucht<br />

haben. Alle Personen, die im letzten Jahr an<br />

einer Freizeit o<strong>der</strong> Reise teilgenommen haben.<br />

DIE UMSETZUNG<br />

c.) Wer darf sich auf den Wahlzettel aufschreiben<br />

lassen?<br />

Alle Personen, die eine Gruppe o<strong>der</strong> einen Kurs<br />

besuchen o<strong>der</strong> im letzten Jahr besucht haben. Alle<br />

Personen, die im letzten Jahr an einer Freizeit o<strong>der</strong><br />

Reise teilgenommen haben.<br />

d.) Wahlausschreibung<br />

Die Wahlausschreibung findet etwa 2 Monate vor<br />

dem Wahltermin statt. Die Informationen über die<br />

Wahl werden öffentlich ausgehängt. Die Gruppenleiter<br />

werden informiert und beauftragt, die Kursteilnehmer<br />

über die Wahl zu informieren. Die Gruppenleiter<br />

nehmen Bewerbervorschläge entgegen. In<br />

<strong>der</strong> Wahlausschreibung wird die Wahlarbeitsgruppe<br />

für Fragen und als Ansprechpartner benannt.<br />

IV.<br />

57


IV.<br />

58<br />

DIE UMSETZUNG<br />

Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Göppingen<br />

D<br />

STECKBRIEF LEBENSHILFE GÖPPINGEN:<br />

Wie ist es bei Ihnen?<br />

• Wir machen bei Festen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> mit.<br />

• Es gibt Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung in<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

• Es gibt einen Vorstand mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Seit wann gibt es die Gruppe?<br />

Seit März 2005<br />

Wie groß ist die Gruppe?<br />

3 Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Assistenten gibt es?<br />

1 Assistenten<br />

Welche Funktionen haben diese außerhalb<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit in <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Mitarbeiterin <strong>der</strong> Beratungsstelle <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Göppingen<br />

Gibt es eine Wahl?<br />

Nein. Die Beiräte sind vom Vorstand berufen.<br />

Wie viele Einrichtungen / Personen<br />

vertritt <strong>der</strong> Rat?<br />

570 Personen<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Gruppe:<br />

• Vorbereitung von Themen für die<br />

Vorstandssitzung<br />

• Teilnahme an Vorstandssitzungen<br />

• Es gibt einen Vorstand mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

• Regelmäßiger Austausch<br />

• Entwicklungen besprechen<br />

• Bei offiziellen Terminen<br />

wie z.B. Einweihungsfeiern präsent sein<br />

• Zentrale Aufgabe: Interessenvertretung von<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, Mitwirkung<br />

im Vorstand<br />

Gibt es Ämter innerhalb <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Nein, Aufgaben werden nach Absprache verteilt.<br />

Wie oft sind die Treffen?<br />

1x pro Monat<br />

Unsere Erfolge, was uns Spaß macht,<br />

worauf wir stolz sind:<br />

• Unser regelmäßiges Treffen<br />

• Viel Neues von <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> zu erfahren<br />

• Eigene Ideen und Anliegen in die<br />

Vorstandssitzung einbringen<br />

• Eigene Meinungen äußern<br />

• Kontakt zu an<strong>der</strong>en <strong>Lebenshilfe</strong>vereinen.<br />

• Wir sind stolz auf einen Parkplatz für<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen.<br />

Gibt es Schwierigkeiten?<br />

Nein<br />

Was sind die Pläne für die Zukunft?<br />

• Wir wollen zukünftig erreichen, dass noch<br />

mehr Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung Mitglied im<br />

Verein werden.<br />

Name <strong>der</strong> Gruppe:<br />

Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Göppingen<br />

Adresse:<br />

c./o. Beratungsstelle <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Heubachstr. 6-10, 73092 Heiningen<br />

Telefon:<br />

0 71 61 / 956 41 62<br />

Ansprechpartner:<br />

Margarita Fürst-Braun


DIE UMSETZUNG<br />

IV.<br />

59


IV.<br />

60<br />

DIE UMSETZUNG<br />

„Mitglie<strong>der</strong>gruppe“ <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg<br />

E<br />

STECKBRIEF „MITGLIEDERGRUPPE“<br />

DER LEBENSHILFE HERRENBERG :<br />

Wie ist es bei Ihnen?<br />

• Wir machen bei Festen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> mit.<br />

• Es gibt eine Gruppe behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>, die Themen bespricht.<br />

• Es gibt Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

• Es gibt einen Vorstand mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Seit wann gibt es die Gruppe?<br />

Seit 2001<br />

Wie groß ist die Gruppe?<br />

28 Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Assistenten gibt es?<br />

2 Assistenten<br />

Welche Funktionen haben diese außerhalb<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit in <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Ein Vorstandsmitglied,<br />

eine Mitarbeiterin <strong>der</strong> Offenen Hilfen<br />

Gibt es eine Wahl?<br />

Nein<br />

Wie viele Einrichtungen / Personen<br />

vertritt <strong>der</strong> Rat?<br />

Alle Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Gruppe:<br />

• Mitarbeit in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

• Meinungen zu verschiedenen Themen<br />

austauschen<br />

• Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Gruppen<br />

(z.B. Aktionstag 2005 gemeinsam mit Beirat<br />

des Landesverbandes)<br />

• Verschiedene Aktionen wie<br />

o Gestaltung eines Mitglie<strong>der</strong>ausweises<br />

o Internetauftritt<br />

o Jubiläumsfest<br />

o Flohmarktstand (Erlös geht an die <strong>Lebenshilfe</strong>)<br />

Gibt es Ämter innerhalb <strong>der</strong> Gruppe?<br />

• 2 Vertreter als Ansprechpartner für die<br />

Mitglie<strong>der</strong> und Vertretung im Vorstand <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> (Vorstandsmitglie<strong>der</strong>)<br />

• Arbeitsgruppe „Mitglie<strong>der</strong> auf Zack“<br />

(siehe eigener Steckbrief)<br />

Wie oft sind die Treffen?<br />

4x pro Jahr<br />

Unsere Erfolge, was uns Spaß macht,<br />

worauf wir stolz sind:<br />

• Wenn Pläne Wirklichkeit werden,<br />

z.B. Flohmarktstand<br />

• Gemeinsam mit An<strong>der</strong>en etwas tun<br />

• Vielfältige Ideen<br />

• An<strong>der</strong>e Meinungen hören<br />

• Teilnahme an Fortbildungen, Seminaren,<br />

Veranstaltungen<br />

Gibt es Schwierigkeiten?<br />

• Wenn Mitglie<strong>der</strong> keine Lust o<strong>der</strong> Zeit haben<br />

• Wenn man sich nicht einigen kann<br />

(Abstimmungsprobleme)<br />

• Wenn Treffen zu lange dauern<br />

• Konzentration nach <strong>der</strong> Arbeit<br />

• Ideen, die nicht umsetzbar sind<br />

Was sind die Pläne für die Zukunft?<br />

• Mitwirkung beim 40jährigen Jubiläum <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg in 2007 (Infostand,<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung, Kaffeebetrieb)<br />

• Kennen lernen an<strong>der</strong>er Einrichtungen und<br />

Mitglie<strong>der</strong>gruppen / Beiräte<br />

• Themen: Wohnen, Schulung <strong>der</strong> Verkehrssicherheit,<br />

Namensgebung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Name <strong>der</strong> Gruppe:<br />

Mitglie<strong>der</strong>gruppe <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg<br />

Adresse: Küfergasse 4, 71083 Herrenberg<br />

Telefon: 0 70 32 / 284 84<br />

Ansprechpartner: Melanie Ulmer (Assistentin)


„Mitglie<strong>der</strong> auf Zack“ <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg<br />

F<br />

STECKBRIEF „MITGLIEDER AUF ZACK“<br />

DER LEBENSHILFE HERRENBERG:<br />

Wie ist es bei Ihnen?<br />

• Wir machen bei Festen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> mit.<br />

• Es gibt eine Gruppe behin<strong>der</strong>ter Menschen in <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>, die Themen bespricht.<br />

• Es gibt Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

• Es gibt einen Vorstand mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Seit wann gibt es die Gruppe?<br />

Seit 2006<br />

Wie groß ist die Gruppe?<br />

7 Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Assistenten gibt es?<br />

2 Assistenten<br />

Welche Funktionen haben diese außerhalb<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit in <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Ein Vorstandsmitglied,<br />

eine Mitarbeiterin <strong>der</strong> Offenen Hilfen<br />

Gibt es eine Wahl?<br />

Im ersten Anlauf wurden interessierte Mitglie<strong>der</strong><br />

angesprochen. Wahlen wären evtl. in Zukunft<br />

denkbar.<br />

Wie viele Einrichtungen / Personen<br />

vertritt <strong>der</strong> Rat?<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>gruppe <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg<br />

(28 Personen)<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Gruppe:<br />

• Gemeinsame Vorbereitung <strong>der</strong> Themen und<br />

Aktionen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gruppe<br />

• Gemeinsame Durcführung <strong>der</strong> Treffen <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>gruppe<br />

• Übernehmen eigener Aufgaben, z.B. kurze<br />

Berichte, Unterstützung an<strong>der</strong>er Mitglie<strong>der</strong><br />

(Erinnerung an Treffen, Fragen klären)<br />

Gibt es ein aktuelles Thema?<br />

Gestaltung des Jahresprogramms für die<br />

Mitglie<strong>der</strong>gruppe<br />

Gibt es Ämter innerhalb <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Nein<br />

DIE UMSETZUNG<br />

Wie oft sind die Treffen?<br />

Mind. 4x pro Jahr zur Vorbereitung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gruppe,<br />

weitere Treffen bei Bedarf<br />

Unsere Erfolge, was uns Spaß macht,<br />

worauf wir stolz sind:<br />

• Wenn Pläne Wirklichkeit werden,<br />

z.B. Flohmarktstand<br />

• Gemeinsam mit An<strong>der</strong>en etwas tun<br />

• Vielfältige Ideen<br />

• An<strong>der</strong>e Meinungen hören<br />

• Teilnahme an Fortbildungen, Seminaren,<br />

Veranstaltungen<br />

Gibt es Schwierigkeiten?<br />

• Wenn Mitglie<strong>der</strong> keine Lust o<strong>der</strong> Zeit haben<br />

• Wenn man sich nicht einigen kann<br />

(Abstimmungsprobleme)<br />

• Wenn Treffen zu lange dauern<br />

• Konzentration nach <strong>der</strong> Arbeit<br />

• Ideen, die nicht umsetzbar sind<br />

Was sind die Pläne für die Zukunft?<br />

• „Patenschaften“ innerhalb <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>gruppe:<br />

ein Mitglied übernimmt verantwortlich<br />

die Unterstützung einer an<strong>der</strong>en Person <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>gruppe, die sie beson<strong>der</strong>s gut kennt<br />

und versteht<br />

Name <strong>der</strong> Gruppe:<br />

„Mitglie<strong>der</strong> auf Zack“ <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg<br />

Adresse: Küfergasse 4, 71083 Herrenberg<br />

Telefon: 0 70 32 / 284 84<br />

Ansprechpartner: Melanie Ulmer (Assistentin)<br />

IV.<br />

61


IV.<br />

62<br />

DIE UMSETZUNG<br />

Beteiligungsausschuss <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Horb/Sulz<br />

G<br />

STECKBRIEF LEBENSHILFE HORB/SULZ:<br />

Wie ist es bei Ihnen?<br />

• Wir machen bei Festen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> mit.<br />

• Es gibt eine Gruppe behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>, die Themen bespricht.<br />

• Es gibt Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

• Es gibt einen Vorstand mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Seit wann gibt es die Gruppe?<br />

Seit September 2003<br />

Wie groß ist die Gruppe?<br />

12 Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Assistenten gibt es?<br />

3 Assistenten<br />

Welche Funktionen haben diese außerhalb<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit in <strong>der</strong> Gruppe?<br />

2 Hauptamtliche, 1 Sportübungsleiter<br />

Gibt es eine Wahl?<br />

Nein<br />

Wie viele Einrichtungen / Personen<br />

vertritt <strong>der</strong> Rat?<br />

etwa 200 Personen und <strong>der</strong>en Familien<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Gruppe:<br />

• Über Beteiligungsthemen beraten und<br />

diese über die zwei Vorstände in den<br />

Gesamtvorstand einbringen<br />

Gibt es ein aktuelles Thema?<br />

Wohnformen, Wohnen mit Partner/in<br />

Gibt es Ämter innerhalb <strong>der</strong> Gruppe?<br />

• 1. und 2. Vorsitzende sind Übermittler <strong>der</strong><br />

Ergebnisse in den Vorstand<br />

Wie oft sind die Treffen?<br />

4x pro Jahr<br />

Unsere Erfolge, was uns Spaß macht,<br />

worauf wir stolz sind:<br />

• Dass das Programm unseres Familienunterstützenden<br />

Dienstes den Wünschen <strong>der</strong><br />

Betroffenen entspricht<br />

• Dass wir zwei Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

im Vorstand haben<br />

Gibt es Schwierigkeiten?<br />

• Finanzierungsproblem<br />

• Zu wenig Zeit für die Treffen<br />

Was sind die Pläne für die Zukunft?<br />

• Mehr Mitbestimmung in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>,<br />

konkret im Vorstand <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Name <strong>der</strong> Gruppe:<br />

Beteiligungsausschuss <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Horb-Sulz<br />

Adresse:<br />

Nordring 2, 72160 Horb<br />

Telefon:<br />

0 74 51 / 606 13 o<strong>der</strong> 0 174 / 581 44 20<br />

Ansprechpartner:<br />

Egon Bruscella, Michael Engelage


Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kirchheim/Teck<br />

H<br />

STECKBRIEF<br />

LEBENSHILFE KIRCHHEIM / TECK:<br />

Wie ist es bei Ihnen?<br />

• Wir machen bei Festen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> mit.<br />

• Es gibt Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

• Es gibt einen Vorstand mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Seit wann gibt es die Gruppe?<br />

Seit 2004<br />

Wie groß ist die Gruppe?<br />

7 Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Assistenten gibt es?<br />

2 Assistenten<br />

Welche Funktionen haben diese außerhalb<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit in <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

Gibt es eine Wahl?<br />

Ja<br />

Wie oft wird gewählt?<br />

Alle 3 Jahre.<br />

Wer wählt:<br />

den Beirat alle Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung;<br />

welche die Angebote <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kirchheim<br />

nutzen, die beiden Vorstandsmitglie<strong>der</strong> alle<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Einrichtungen / Personen<br />

vertritt <strong>der</strong> Rat?<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung aus Wohnheim,<br />

Außenwohngruppe, Werkstatt, Offenen Hilfen<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Gruppe:<br />

• Vertretung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung im Verein und in den Einrichtungen<br />

Gibt es ein aktuelles Thema?<br />

• Nächste Vollversammlung in Herrenberg<br />

DIE UMSETZUNG<br />

Gibt es Ämter innerhalb <strong>der</strong> Gruppe?<br />

• Vorbereitung <strong>der</strong> Treffen mit <strong>der</strong> Assistentin<br />

Wie oft sind die Treffen?<br />

1x pro Monat<br />

Name <strong>der</strong> Gruppe:<br />

Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Kirchheim<br />

Adresse:<br />

Saarstr. 87, 73230 Kirchheim/Teck<br />

Telefon:<br />

0 70 21 / 97 06 60<br />

Ansprechpartner:<br />

Christian Birzele-Unger, Ulrike Weber-Böhret<br />

IV.<br />

63


IV.<br />

64<br />

DIE UMSETZUNG<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Pforzheim Enzkreis<br />

I


DIE UMSETZUNG<br />

IV.<br />

65


IV.<br />

66<br />

DIE UMSETZUNG<br />

Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Rastatt-Murgtal<br />

J<br />

STECKBRIEF LEBENSHILFE RASTATT:<br />

Wie ist es bei Ihnen?<br />

• Wir machen bei Festen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> mit.<br />

• Es gibt Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

Seit wann gibt es die Gruppe?<br />

Seit September 2005<br />

Wie groß ist die Gruppe?<br />

4 Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Assistenten gibt es?<br />

2 Assistenten<br />

Welche Funktionen haben diese außerhalb<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit in <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen<br />

Gibt es eine Wahl?<br />

Ja<br />

Wie oft wird gewählt?<br />

Alle 2 bzw. 4 Jahre.<br />

Wer wählt:<br />

Alle behin<strong>der</strong>ten Mitarbeiter <strong>der</strong> Murgtal-<br />

Werkstätten (außer FuB)<br />

Wie viele Einrichtungen / Personen<br />

vertritt <strong>der</strong> Rat?<br />

3 Werkstätten mit insgesamt ca. 335 Mitarbeitern<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Gruppe:<br />

• Bildung eines „Themen-Cafés“<br />

• Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel durch<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

• Anschaffung eines 2. Rolli-Busses<br />

• Aufstellung von Sonnenschirmen vor den<br />

Speisesälen <strong>der</strong> Werkstätten<br />

• Freizeiten <strong>der</strong> Offenen Hilfen<br />

Gibt es ein aktuelles Thema?<br />

• „Themen-Cafè“, Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>-<br />

und Betreuungsgruppen<br />

Gibt es Ämter innerhalb <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Nein<br />

Wie oft sind die Treffen?<br />

6x pro Jahr<br />

Unsere Erfolge, was uns Spaß macht,<br />

worauf wir stolz sind:<br />

• Wir sind stolz auf das bisher Erreichte.<br />

• Wir vom Beirat kommen sehr gut miteinan<strong>der</strong><br />

aus und es darf auch bei den Sitzungen<br />

gelacht werden.<br />

Gibt es Schwierigkeiten?<br />

Nein<br />

Was sind die Pläne für die Zukunft?<br />

• Wir wollen erreichen, dass <strong>der</strong> LH-Beirat weiter<br />

bestehen bleibt und dass wir auch weiterhin<br />

Erfolge erzielen können.<br />

• Außerdem wünschen wir uns, dass wir weiterhin<br />

so gut miteinan<strong>der</strong> auskommen.<br />

Name <strong>der</strong> Gruppe:<br />

Beirat <strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

Adresse:<br />

Westring 22, 76437 Rastatt<br />

Telefon: 0 72 22 / 345 55<br />

(Irene Dekorsy, Assistentin)<br />

Ansprechpartner:<br />

Manfred Müller<br />

(p. 0 72 20 / 98 99 89, d. 0 72 25 / 345 55)


Die Beteiligung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> steht und fällt mit <strong>der</strong> Unterstützung<br />

durch Menschen, welche die Mitbestimmung<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen zu ihrer Sache machen. In <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Rastatt sind es Marianne Gauss und Irene<br />

Dekorsy, beide betroffene Mütter und Mitglie<strong>der</strong> des<br />

Vorstands, welche dem Beirat behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

ehrenamtlich als Assistentinnen zur Verfügung stehen.<br />

Wir befragten sie zu ihren Erfahrungen.<br />

K<br />

INTERVIEW<br />

mit den beiden Assistentinnen des Beirats<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Rastatt-Murgtal<br />

Wie wichtig ist für Sie als betroffene Mütter<br />

die Teilhabe von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

an dem ursprünglichen Selbsthilfeverein für<br />

betroffene Eltern?<br />

Irene Dekorsy:<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen sollen in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong><br />

das gleiche Mitspracherecht haben wie betroffene<br />

Eltern. Auf jeden Fall muss die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

jedoch eine Selbsthilfevereinigung für betroffene<br />

Eltern bleiben!<br />

Marianne Gauss:<br />

So ist es, man sollte nicht vergessen, dass die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

weiterhin als Elternvereinigung steht. Aber es<br />

ist mir schon wichtig, dass auch Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

sich in den Verein <strong>Lebenshilfe</strong> einbringen<br />

und auch für ihre „schwächeren“ Mitbehin<strong>der</strong>ten<br />

Partei ergreifen können.<br />

Sie begleiten als Vorstandsmitglie<strong>der</strong> die Treffen<br />

des Beirates. Welche Befürchtungen und<br />

welche Erwartungen hatten Sie beim Gedanken<br />

an diese Tätigkeit?<br />

Marianne Gauss:<br />

Befürchtet hatte ich, dass die Sache mit dem Beirat<br />

nicht ganz ernst genommen wird. Erwartet hatte<br />

ich ganz viele, neue Ideen, die schon „sprudelten“,<br />

als wir das Vorbereitungsseminar hatten.<br />

Irene Dekorsy:<br />

Ich hatte die Befürchtung, dass dem Beirat von Seiten<br />

<strong>der</strong> behin<strong>der</strong>ten Beiratsmitglie<strong>der</strong> „auf halber<br />

Strecke die Luft ausgeht“ aber gleichzeitig die Erwartung,<br />

dass dies nicht <strong>der</strong> Fall sein wird.<br />

DIE UMSETZUNG<br />

Was ist aus diesen Befürchtungen und Erwartungen<br />

geworden? Sind diese eingetreten/<br />

übertroffen worden?<br />

Marianne Gauss:<br />

Die Befürchtung wurde nichtig. Die Erwartungen<br />

sind meines Erachtens mehr als übertroffen worden.<br />

Man merkte schon nach einem Jahr <strong>Lebenshilfe</strong>-Beirat,<br />

wie viele gute Ideen und Vorstellungen in<br />

die Tat umgesetzt werden konnten und mit wie viel<br />

persönlichem Engagement die Mitglie<strong>der</strong> des Beirates<br />

hinter <strong>der</strong> Sache stehen. Für mich war und ist es<br />

sehr lehrreich.<br />

Irene Dekorsy:<br />

Unsere Erwartungen sind bei Weitem übertroffen<br />

worden. Es kann von einer überaus engagierten<br />

(Zusammen-)Arbeit gesprochen werden, die darüber<br />

hinaus noch ungeheuer Spaß macht. Es darf in<br />

den Beiratssitzungen sogar gelacht werden!<br />

Profitiert <strong>der</strong> Vorstand von <strong>der</strong> Arbeit des Beirates?<br />

Wenn ja, wie?<br />

Irene Dekorsy:<br />

Frau Gauss und ich brachten als Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

zunächst die Ideen des Beirates in die Vorstandssitzungen<br />

ein. Inzwischen bringt ein behin<strong>der</strong>tes Mitglied<br />

des Beirates, wenn Entscheidungen getroffen<br />

werden müssen, persönlich in <strong>der</strong> Vorstandssitzung<br />

die Themen ein und bekommt sofort die Entscheidung<br />

mit. Der Vorstand bekommt demnach direkt<br />

die Themen, die die behin<strong>der</strong>ten Mitarbeiter/Innen<br />

interessieren, mitgeteilt und kann ohne Umwege<br />

darauf reagieren.<br />

Marianne Gauss:<br />

Somit lernt <strong>der</strong> Mensch mit Behin<strong>der</strong>ung auch, Barrieren<br />

abzubauen und Selbstsicherheit zu erlangen.<br />

Im Gegenzug kann <strong>der</strong> Vorstand sich ein genaues<br />

Bild von <strong>der</strong> positiven Tätigkeit machen.<br />

IV.<br />

67


IV.<br />

68<br />

DIE UMSETZUNG<br />

AK Selbstbestimmung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Reutlingen<br />

L<br />

STECKBRIEF LEBENSHILFE REUTLINGEN<br />

AK SELBSTBESTIMMUNG:<br />

Wie ist es bei Ihnen?<br />

• Wir machen bei Festen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> mit.<br />

• Es gibt eine Gruppe behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>, die Themen bespricht.<br />

• Es gibt Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

• Es gibt ein Mitglied und einen Beirat mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung im Vorstand.<br />

Seit wann gibt es die Gruppe?<br />

Seit 1993<br />

Wie groß ist die Gruppe?<br />

13 Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Assistenten gibt es?<br />

3 Assistenten<br />

Welche Funktionen haben diese außerhalb<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit in <strong>der</strong> Gruppe?<br />

2 Ehrenamtliche, 1 hauptamtliche Mitarbeiterin<br />

Gibt es eine Wahl?<br />

Nein<br />

Wie viele Einrichtungen / Personen<br />

vertritt <strong>der</strong> Rat?<br />

Gruppe ist frei zusammengesetzt<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Gruppe:<br />

• Interessenvertretung von Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Öffentlichkeit und in <strong>der</strong><br />

Kommunalpolitik<br />

• Diskussion über Fragen <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

Gibt es ein aktuelles Thema?<br />

• Wie funktioniert (Kommunal-)Politik?<br />

• Wie geht es uns bei <strong>der</strong> Arbeit?<br />

• Orientierungshilfen im ÖPNV<br />

Gibt es Ämter innerhalb <strong>der</strong> Gruppe?<br />

• Protokollführerin<br />

• Gesprächsleitung<br />

• Kasse<br />

Armin Rist vom AK Selbstbestimmung<br />

in Reutlingen<br />

Wie oft sind die Treffen?<br />

14-tägig<br />

Unsere Erfolge, was uns Spaß macht,<br />

worauf wir stolz sind:<br />

• Einführung des Info- und Orientierungssystems<br />

im ÖPNV<br />

• Guter Kontakt zu Kommunalpolitikern<br />

• Dass ganz unterschiedliche Teilnehmer/Mitglie-<br />

<strong>der</strong> im Arbeitskreis sind<br />

• Gut war die Unterstützung von People First.<br />

Gibt es Schwierigkeiten?<br />

Manchmal zu wenig Zeit für ausführliche Diskussionen<br />

und Vorbereitung<br />

Was sind die Pläne für die Zukunft?<br />

• Mehr Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

<strong>Lebenshilfe</strong><br />

• Mehr Mitwirkung in <strong>der</strong> Politik<br />

• Einzelne Themen ausführlicher behandeln<br />

Name <strong>der</strong> Gruppe:<br />

AK Selbstbestimmung<br />

Adresse:<br />

c./o. Kaffeehäusle<br />

Alteburgstr. 15, 72762 Reutlingen<br />

Telefon:<br />

0 71 21 / 23 07 10<br />

Ansprechpartner:<br />

Jörg Tröster, Brigitte Edelmann


Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Sinsheim<br />

M<br />

STECKBRIEF LEBENSHILFE SINSHEIM:<br />

Wie ist es bei Ihnen?<br />

• Wir machen bei Festen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> mit.<br />

• Es gibt eine Gruppe behin<strong>der</strong>ter Menschen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>, die Themen bespricht.<br />

• Es gibt Mitglie<strong>der</strong> mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>.<br />

• Es gibt einen Vorstand mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Seit wann gibt es die Gruppe?<br />

Seit 2005<br />

Wie groß ist die Gruppe?<br />

35 Mitglie<strong>der</strong><br />

Wie viele Assistenten gibt es?<br />

2 Assistenten<br />

Welche Funktionen haben diese außerhalb<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit in <strong>der</strong> Gruppe?<br />

Ehrenamtliche Unterstützer<br />

Gibt es eine Wahl?<br />

Ja, von Vorstand und Stellvertreter (je 2)<br />

Wie oft wird gewählt?<br />

Alle 3 Jahre.<br />

Wer wählt:<br />

• Vollversammlung behin<strong>der</strong>ter Mitglie<strong>der</strong>;<br />

• Vorstandsvertreter auf Vorschlag <strong>der</strong> Voll-<br />

versammlung von Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

Wie viele Einrichtungen / Personen<br />

vertritt <strong>der</strong> Rat?<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Sinsheim e.V.<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Gruppe:<br />

• Probleme <strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

ansprechen, vertreten und dem Vorstand<br />

unterbreiten<br />

Gibt es ein aktuelles Thema?<br />

• Verkehrsberuhigung unserer Straße<br />

• Verbesserung des Zugangs zur<br />

Stadtbushaltestelle<br />

Gibt es Ämter innerhalb <strong>der</strong> Gruppe?<br />

• Ja (siehe oben)<br />

Wie oft sind die Treffen?<br />

4-5x pro Jahr<br />

DIE UMSETZUNG<br />

Unsere Erfolge, was uns Spaß macht,<br />

worauf wir stolz sind:<br />

• Wir sind stolz auf das Interesse, das unsere<br />

Probleme und Vorschläge bei <strong>der</strong> Stadt<br />

Sinsheim, OB Greinert, Bürgermeister Kessler<br />

sowie <strong>der</strong> MdL Elke Brunnemer gefunden haben.<br />

Gibt es Schwierigkeiten?<br />

Nur finanzielle Engpässe<br />

Was sind die Pläne für die Zukunft?<br />

• Wir wollen erreichen, dass die Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung optimal versorgt sind.<br />

Name <strong>der</strong> Gruppe:<br />

Beirat <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Sinsheim<br />

Adresse:<br />

Adolf-Münzinger-Str.8, 74889 Sinsheim<br />

Telefon:<br />

0761 / 921 50<br />

Ansprechpartner:<br />

Alexan<strong>der</strong> Klein<br />

IV.<br />

69


IV.<br />

70<br />

DIE UMSETZUNG<br />

„Voneinan<strong>der</strong> Lernen“ Info-Bläddl <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Sinsheim Ausgabe 11<br />

N


DIE UMSETZUNG<br />

IV.<br />

71


72<br />

DER ANHANG MATERIALIEN ZUM PROJEKT<br />

Was ist was in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>?<br />

A<br />

GLOSSAR:<br />

WAS IST WAS IN DER LEBENSHILFE<br />

Erklärung/ Was ist ein Vorstand?<br />

• Je<strong>der</strong> Verein hat einen Vorstand.<br />

• Vorstand und Mitglie<strong>der</strong>versammlung sind die<br />

wichtigsten Gremien im Verein.<br />

• Ein Vorstand ist eine kleine Gruppe von<br />

Personen. Diese Personen sind die Mitglie<strong>der</strong><br />

im Verein.<br />

Aufgaben/ Was macht <strong>der</strong> Vorstand?<br />

• Die Aufgaben des Vorstandes stehen in <strong>der</strong><br />

Satzung des Vereins.<br />

• Der Vorstand leitet den Verein. Er trifft wichtige<br />

Entscheidungen für die Zukunft des Vereins.<br />

Zum Beispiel beschließt er:<br />

„In zwei Jahren gibt es mehr Ambulant Betreutes<br />

Wohnen und keinen Neubau eines weiteren<br />

Wohnheims.“<br />

Der Vorstand ist verantwortlich<br />

• dass die Ziele des Vereins erfüllt werden.<br />

• damit alle Geschäfte nach <strong>der</strong> Satzung<br />

ordentlich ablaufen.<br />

• für das Geld.<br />

• für vieles an<strong>der</strong>e.<br />

Zugang/ Wie werde ich Vorstand?<br />

Der Vorstand wird gewählt aus Mitglie<strong>der</strong>n des<br />

Vereins. Vorstände haben wichtige Aufgaben zu<br />

erfüllen.<br />

1. Mitglied werden<br />

2. Mit den bisherigen Vorständen reden und sagen:<br />

„Ich interessiere mich für die Arbeit im Vorstand“.<br />

Mit vielen Mitglie<strong>der</strong>n des Vereins darüber reden.<br />

3. Sich bei <strong>der</strong> nächsten Wahl des Vorstandes als<br />

Kandidat aufstellen lassen.<br />

Viel Glück bei <strong>der</strong> Wahl!<br />

Gremium<br />

Ein Gremium ist eine Gruppe von Menschen. Diese<br />

Gruppe trifft sich um bestimmte Aufgaben zu machen.<br />

In einem Verein gibt es viele Gremien.<br />

Zum Beispiel: Vorstand, Mitglie<strong>der</strong>versammlung,<br />

Beiräte und Ausschüsse.<br />

Verein<br />

Ein Verein ist eine große Gruppe von Menschen.<br />

Zum Beispiel 50 bis 1000 Personen. Das sind die Mitglie<strong>der</strong><br />

des Vereins. Die Mitglie<strong>der</strong> haben den Verein<br />

gegründet, weil sie gemeinsame Ziele haben.<br />

z.B.: „Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen zu unterstützen<br />

selbstbestimmt zu leben.“ Ein Verein hat eine<br />

Satzung. Ein Verein hat einen Vorstand.<br />

Mitglie<strong>der</strong><br />

Ein Verein hat Mitglie<strong>der</strong>. Das sind Menschen, denen<br />

das Ziel des Vereins wichtig ist. Deshalb sind sie<br />

dem Verein beigetreten und haben eine Beitrittserklärung<br />

unterschrieben.<br />

Aufgaben/ Was machen Mitglie<strong>der</strong>?<br />

• Mitglie<strong>der</strong> haben viele Rechte im Verein.<br />

• Sie bestimmen im Verein mit.<br />

• Sie wählen den Vorstand und sie können für den<br />

Vorstand kandidieren<br />

(aktives und passives Wahlrecht)<br />

• Sie treffen sich zur Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

• Sie bezahlen jährlich Geld an den Verein<br />

(Mitgliedsbeitrag)<br />

Zugang/ Wie kann ich Mitglied werden?<br />

Grundsätzlich kann je<strong>der</strong> Mensch Mitglied in einem<br />

Verein werden.<br />

1. Informationen über den Verein holen (Was tut<br />

<strong>der</strong> Verein?) Zum Beispiel beim Verein anrufen,<br />

Vereinssitzungen besuchen, Mitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

Vorstand fragen<br />

2. Beitrittserklärung ausfüllen.<br />

Herzlichen Glückwunsch sie sind Mitglied!<br />

Beitrittserklärung<br />

Satzung<br />

Gemeinnützigkeit


Europäische Richtlinien für leichte Lesbarkeit<br />

B<br />

Europäische Vereinigung <strong>der</strong> ILSMH<br />

SAG ES EINFACH!<br />

Europäische Richtlinien für die Erstellung<br />

von leicht lesbaren Informationen<br />

für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

für Autoren, Herausgeber, Informationsdienste,<br />

Übersetzerund an<strong>der</strong>e interessierte Personen<br />

von<br />

Geert Freyhoff, ILSMH-EA<br />

Gerhard Heß, <strong>Lebenshilfe</strong>, Deutschland<br />

Linda Kerr, ENABLE, Schottland<br />

Elizabeth Menzel, ILSMH-EA<br />

Bror Tronbacke, „Easy to Read“ Stiftung, Schweden<br />

Kathy Van Der Veken, ANAHM, Belgien<br />

Vorwort<br />

1. Einleitung<br />

Juni 1998<br />

Inhalt<br />

2. Was bedeutet ‘leicht lesbar’?<br />

3. Für wen schreiben Sie?<br />

4. Welche Informationsbedürfnisse haben<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung?<br />

5. Wie verfaßt man einen leicht lesbaren Text?<br />

6. Bil<strong>der</strong>, Illustrationen und Symbole<br />

7. Die Gestaltung von Publikationen<br />

8. An<strong>der</strong>e Formen - Hörkassetten, Videos,<br />

interaktive Medien<br />

9. Literatur und Kontaktadressen<br />

DER ANHANG<br />

Alle Bürgerinnen und Bürger <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

haben das demokratische Recht, am sozialen und<br />

wirtschaftlichen Leben <strong>der</strong> Gemeinschaft teilzunehmen,<br />

in <strong>der</strong> sie leben. Der Zugang zu Informationen<br />

über Kultur, Literatur, Gesetze, Lokalund Bundespolitik<br />

wie über die ethischen Grundsätze ihrer<br />

Gesellschaft ist eine wesentliche Grundlage für die<br />

Teilnahme am öffentlichen Leben. Nur informierte<br />

Bürgerinnen und Bürger können die Entscheidu gen<br />

beeinflussen und kontrollieren, die ihr Leben und<br />

das ihrer Familie bestimmen. Dies trifft ebenfalls auf<br />

die Entscheidungen <strong>der</strong> Europäischen Union zu, die<br />

zunehmend das Leben <strong>der</strong> Menschen beeinflussen.<br />

Darüber hinaus verlangt die neue „Informationsgesellschaft“,<br />

neue Informationssysteme zu verwe den<br />

und zu verstehen.<br />

Dennoch verweigern die <strong>der</strong>zeitigen Strukturen<br />

einer großen Anzahl von Menschen, die Schwierigkeiten<br />

beim Lesen, Schreiben und Verstehen haben,<br />

den Zugang zu Informationen. Die Gründe, warum<br />

Menschen Lese-, Schreib- und Verständnisprobleme<br />

haben, sind verschieden. Zu den Betroffenen gehören<br />

Menschen mit geistigen und an<strong>der</strong>en Behin<strong>der</strong>ungen,<br />

Menschen, die nur über eine begrenzte Bildung<br />

verfügen, Menschen mit sozialen Problemen<br />

sowie Einwan<strong>der</strong>innen und Ei wan<strong>der</strong>er, <strong>der</strong>en Muttersprache<br />

nicht die offizielle Sprache des Landes ist,<br />

das sie gewählt haben.<br />

Die „Standardregeln über die Chancengleichheit<br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen“ <strong>der</strong> Vereinigten<br />

Nationen for<strong>der</strong>n die Regierungen auf, alle öffentl<br />

chen Informationsdienste und Dokumentationen<br />

den verschiedenen Gruppen von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

zugänglich zu machen und for<strong>der</strong>n<br />

die Medien - Fernsehen, Radio und Presse - dazu<br />

auf, ihre Dienste je<strong>der</strong> Person leicht zugänglich zu<br />

machen (Regel 5).<br />

Diesbezüglich wurden bisher nur wenige systematische<br />

Anstrengungen unternommen. In einigen Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union bieten Fernsehkanäle<br />

Nachrichten für Kin<strong>der</strong> an; einige Regierungen o<strong>der</strong><br />

Organisationen für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

haben Dokumente in eine „leicht lesbare“ Sprache<br />

übersetzt. Jedoch ist in den meisten europäischen<br />

Län<strong>der</strong>n sehr wenig geschehen, und we<strong>der</strong> Organisationen<br />

noch Herausgeber, Autoren o<strong>der</strong> Übersetzer<br />

verfügen über Richtlinien, wie Texte und Zusammenfassungen<br />

so erstellt werden können, daß sie<br />

leicht lesbar sind.<br />

Die Europäische Vereinigung <strong>der</strong> ILSMH hat zusammen<br />

mit einigen ihrer Mitglie<strong>der</strong> das Projekt zur<br />

V.<br />

73


V.<br />

74<br />

DER ANHANG<br />

Entwicklung von Richtlinien für leichte Lesbarkeit<br />

und <strong>der</strong>en Übersetzung in alle europäischen Sprachen<br />

unternommen. Wir hoffen, daß diejenigen,<br />

die für Menschen mit Schwierigkeiten beim Lesen,<br />

Schreiben und Verstehen Texte verfassen und Informationen<br />

verbreiten, in diesen Richtlinien wertvolle<br />

Hinweise zur Erstellung solcher Texte finden werden<br />

und daß die Produktion von leicht lesbarem Material<br />

in allen Sprachen <strong>der</strong> Europäischen Union angeregt<br />

wird. Diese Publikation wird zweifellos dazu<br />

beitragen, dem Ausschluß einer großen Anzahl von<br />

europäischen Bürgerinnen und Bürgern von wichtigen<br />

und aktuellen Informationen zu begegnen.<br />

1. Einleitung<br />

John O’Gorman<br />

Präsident<br />

Europäische Vereinigung <strong>der</strong> ILSMH<br />

„Die Fähigkeit zu Lesen gibt Menschen ein enormes<br />

Selbstbewußtsein, da sie in <strong>der</strong> Lage sind, ihre Sichtweise<br />

<strong>der</strong> Welt zu erweitern und Einfluß über ihr<br />

eigenes Leben zu gewinnen. Durch das Lesen sind<br />

die Menschen in <strong>der</strong> Lage, Ideen, Gedanken und Erfahrungen<br />

zu teilen und sich als Personen weiter zu<br />

entwickeln“ (IFLA Richtlinien 1997)<br />

Doch nicht je<strong>der</strong> kann lesen, und die Art, wie Informationen<br />

verfaßt o<strong>der</strong> dargestellt werden, schließt<br />

viele Menschen aus, insbeson<strong>der</strong>e diejenigen, die<br />

Lese- o<strong>der</strong> Verständnisprobleme haben. Statt durch<br />

Information gestärkt zu werden, wird den Menschen<br />

<strong>der</strong> Zugang zu ihr verweigert. Zwischen den<br />

„Reichen an Information“ und den „Armen an Information“<br />

wird eine Barriere geschaffen, die es<br />

Menschen schwer macht, gleichberechtigte Bürgerinnen<br />

und Bürger zu sein und uneingeschränkt an<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft teilzunehmen.<br />

Das Ziel dieser Richtlinien ist es, diesen Prozeß überwinden<br />

zu helfen und Regierungen wie Organisationen<br />

bei <strong>der</strong> Bereitstellung von Informationen und<br />

Dokumentationen für alle zu unterstützen. Leicht<br />

lesbares Material auf lokaler, nationaler und europäischer<br />

Ebene, dessen Inhalt klar vermittelt wird,<br />

hilft jedem Menschen, nicht nur denen mit Lese-<br />

und Schreibproblemen. Des weiteren ist es wichtig,<br />

sich nicht nur auf rein schriftliche Informationen zu<br />

konzentrieren. Die zentrale Frage für alle Informationsdienste<br />

sollte sein: „Welches ist <strong>der</strong> beste Weg,<br />

Information zu vermitteln? Wie kann ich mich verständlich<br />

machen?“ Dies könnte für bestimmte<br />

Zielgruppen durchaus zu Veröffentlichungen führen,<br />

die hauptsächlich aus Bil<strong>der</strong>n und Graphiken<br />

bestehen.<br />

Wir hoffen, daß dieser Text hilfreich sein wird für<br />

viele Organisationen und Menschen, wie Regierungen,<br />

Unternehmen, freiwillige Helfer und Medien,<br />

und daß er Behörden ermutigt, mehr leicht lesbares<br />

Material zu erstellen. Zum Beispiel könnte eine<br />

Telefongesellschaft sowohl ihre Angebote als auch<br />

ihre Rechnungen verständlicher formulieren o<strong>der</strong><br />

ein Ministerium könnte den Wunsch haben, die Öffentlichkeit<br />

über neue Gesetze informieren. Diese<br />

Richtlinien sind von einer Gruppez von Experten aus<br />

vier europäischen Län<strong>der</strong>n aufgestellt worden. Angesichts<br />

<strong>der</strong> bestehenden kulturellen Unterschiede<br />

innerhalb <strong>der</strong> Europäischen Union sind sie relativ<br />

neutral formuliert. Sie sollen in jedem Zusammenhang<br />

in <strong>der</strong> europäischen Union angewendet werden<br />

können. Die Absicht ist, daß jede Person aus<br />

jedem europäischen Staat diese Richtlinien nutzen<br />

kann, um zugängliche Texte zu verfassen, von einem<br />

kurzen Absatz bis hin zu einer umfangreichen<br />

Veröffentlichung. Dennoch ist es besser, mit einem<br />

einfachen Text zu beginnen als mit einem Buch; und<br />

es sind die einfachen, kurzen alltäglichen Informationen<br />

in leicht verständlicher Sprache, die am meisten<br />

benötigt werden.<br />

Leicht lesbare Information ist wichtig für viele verschiedene<br />

Gruppen in <strong>der</strong> Gesellschaft. Diese Veröffentlichung<br />

konzentriert sich auf die Bedürfnisse<br />

von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung, doch die<br />

ihnen zugängliche Information nutzt ebenfalls vielen<br />

an<strong>der</strong>en. Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

benötigen Informationen, die nicht nur leicht lesbar,<br />

son<strong>der</strong>n auch leicht verständlich sind. Es ist notwendig,<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung während<br />

des ganzen Prozesses <strong>der</strong> Erstellung des Textes und<br />

bis hin zur endgültigen Gestaltung um Rat zu fragen.<br />

Dadurch wird sichergestellt, daß die Informationen<br />

wirklich zugänglich sind, was die Anzahl <strong>der</strong><br />

möglichen Leserinnen und Leser steigern wird.<br />

Leicht lesbare Information in gedruckter Form ist<br />

nicht immer die beste Lösung für alle. Der Verwendung<br />

an<strong>der</strong>er Formen wie Hörkassetten, Videos<br />

o<strong>der</strong> interaktiver Medien sollte ebenfalls<br />

bedacht werden. Einige Ideen zu alternativen Formen<br />

werden in Kapitel 8 behandelt, doch <strong>der</strong><br />

Schwerpunkt dieser Richtlinien liegt auf dem gedruckten<br />

Text.


2. Was bedeutet ‘leicht lesbar’?<br />

Die Frage, ob ein Text leicht lesbar o<strong>der</strong> verständlich<br />

ist, hängt sehr von den Fähigkeiten und Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> Leserinnen und Leser ab. Manche Personen<br />

können offizielle Dokumente lesen, während an<strong>der</strong>e<br />

es als schwierig empfinden, kurze Texte aus Zeitungen<br />

o<strong>der</strong> Zeitschriften zu verstehen.<br />

Das Konzept <strong>der</strong> „leicht Lesbarkeit“ kann deshalb<br />

nicht universal sein. Es wird nicht möglich sein, einen<br />

Text zu verfassen, <strong>der</strong> den Fähigkeiten aller<br />

Menschen mit Leseund Verständnisproblemen entspricht.<br />

Dennoch weist leicht lesbares Material folgende<br />

Merkmale auf:<br />

• die Verwendung von einfacher und unkompli-<br />

zieter Sprache,<br />

• nur eine Aussage pro Satz,<br />

• die Vermeidung von technischen Ausdrücken,<br />

Abkürzungen und Initialen,<br />

• eine klare und logische Struktur.<br />

Sehr wichtig ist die Glie<strong>der</strong>ung eines Textes.<br />

Der Inhalt sollte einen klaren und logischen Ablauf<br />

haben. Alle unwesentlichen Ideen, Worte, Sätze und<br />

Phrasen sollten vermieden o<strong>der</strong> entfernt werden.<br />

Es ist ziemlich leicht, über einfache und konkrete<br />

Dinge zu schreiben. Weitaus schwieriger ist es,<br />

über abstrakte Dinge in einer Weise zu schreiben,<br />

die Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung verstehen<br />

können. Wenn möglich, sollten abstrakte Ideen vermieden<br />

werden. Ansonsten sollte eine solche Idee<br />

mit konkreten Beispielen illustriert werden.<br />

Einfach und unkompliziert zu schreiben bedeutet<br />

nicht, kindlich und banal zu schreiben. Die meisten<br />

Informationen sind für Erwachsene bestimmt. Sie<br />

müssen daher in einer angemessen Weise verfaßt<br />

werden.<br />

Die Präsentation <strong>der</strong> Information ist ebenfalls sehr<br />

wichtig. Fotografien, Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Symbole sollten,<br />

wo immer möglich, den Text unterstützen, um das<br />

Verständnis zu för<strong>der</strong>n. Diese Illustrationen müssen<br />

ebenfalls leicht verständlich und dem Text angepaßt<br />

sein. Auch die Art, wie die Textseite gestaltet<br />

ist, muß sorgfältig bedacht werden. Weitere Details<br />

hierzu werden in Kapitel 7 beschrieben. Eine leicht<br />

lesbare Publikation sollte von <strong>der</strong> größtmöglichen<br />

Zielgruppe verstanden werden. Ein leicht lesbares<br />

Dokument kann somit als ein Text definiert werden,<br />

<strong>der</strong> nur die wichtigste Information enthält und auf<br />

die direkteste Weise präsentiert wird, so daß er die<br />

größtmögliche Zielgruppe erreicht.<br />

3. Für wen schreiben Sie?<br />

DER ANHANG<br />

Es gibt viele Menschen, die Schwierigkeiten haben,<br />

die Sprache des Landes, in dem sie leben, zu verstehen.<br />

Sie alle sind möglicherweise daran interessiert,<br />

leicht lesbare Informationen zu bekommen. Menschen<br />

können aus den verschiedensten Gründen<br />

Lese- und Schreibprobleme haben, wie<br />

• eine geistige Behin<strong>der</strong>ung,<br />

• eine an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung, die die Fähig<br />

keit zu lesen und verstehen, beeinflußt,<br />

• eine begrenzte Bildung,<br />

• soziale Probleme o<strong>der</strong><br />

• die Muttersprache entspricht nicht <strong>der</strong> offiziellen<br />

Sprache <strong>der</strong> Gemeinschaft, in <strong>der</strong> sie leben.<br />

Die Lese- und Schreibfähigkeiten von Menschen unterscheiden<br />

sich sehr, auch in den oben aufgeführten<br />

Gruppen. Außerdem mögen Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung es als schwierig empfinden, den<br />

Text, den sie lesen, zu verstehen. Für sie muß ein<br />

Text also nicht nur leicht lesbar, son<strong>der</strong>n auch leicht<br />

zu verstehen sein. Diese Richtlinien konzentrieren<br />

sich darauf, wie Material für Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung erstellt werden kann, doch die Erstellung<br />

von Material für Menschen mit an<strong>der</strong>sartigen<br />

Lese-, Schreib- und Verständnisproblemen folgt im<br />

großen und ganzen den gleichen Vorgehensweisen<br />

und Prinzipien.<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung haben intellektuelle<br />

Beeinträchtigungen, die in <strong>der</strong> Regel ihr<br />

Verständnis <strong>der</strong> Welt, in <strong>der</strong> sie leben, erschweren.<br />

In Europa gehen Kin<strong>der</strong> und junge Menschen mit<br />

geistiger Behin<strong>der</strong>ung heute zur Schule. Die meisten<br />

von ihnen lernen lesen und schreiben. Jedoch ist<br />

<strong>der</strong> Wortschatz, den sie erlernen, häufig auf funktionale<br />

Begriffe und Sätze zur Bewältigung von Alltagssituationen<br />

beschränkt. Dies bedeutet, daß viele<br />

in <strong>der</strong> Lage sind, Worte zu erkennen, die für ihren<br />

Alltag wichtig sind, während sie häufig Schwierigkeiten<br />

mit ausgefallenen, langen o<strong>der</strong> komplizierten<br />

Worten haben.<br />

Viele Menschen mit einer leichten geistigen Behin<strong>der</strong>ung<br />

sind in <strong>der</strong> Lage, allgemeinverständliche<br />

Texte zu lesen. Einige Menschen mit einer mittelgradigen<br />

Behin<strong>der</strong>ung sind in <strong>der</strong> Lage, kurze, leicht<br />

lesbare Texte zu lesen. Menschen mit einer schweren<br />

Behin<strong>der</strong>ung können selbst nicht lesen, aber sie<br />

können viel Freude daran haben, wenn ihnen etwas<br />

vorgelesen wird.<br />

V.<br />

75


V.<br />

76<br />

DER ANHANG<br />

In vielen Schulen lernen Kin<strong>der</strong>, die deutliche Schwierigkeiten<br />

haben, die alltägliche Sprache zu lesen und<br />

zu schreiben, alternative Kommunikationssysteme.<br />

Diese Systeme können Gebärdensprache beinhalten,<br />

doch die meisten bekannten Systeme verwenden<br />

unterschiedliche Symbole, um Kommunikation<br />

zu ermöglichen. Ein System von Symbolen enthält<br />

eine Anzahl von Zeichnungen, die verschiedene Begriffe<br />

o<strong>der</strong> Sätze repräsentieren und einfacher zu<br />

verstehen sind als ein geschriebener Text. Jedes System<br />

von Symbolen hat seine eigene Struktur und<br />

sein eigenes Vokabular, und es ist nicht möglich,<br />

Symbole aus verschiedenen Systemen auszutauschen.<br />

Eine Person mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung lernt<br />

gewöhnlich nur ein ganz bestimmtes System.<br />

Selbstverständlich kann die Fähigkeit zu lesen und<br />

zu verstehen bei Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

sehr unterschiedlich sein. Es ist sehr wichtig,<br />

die Fähigkeiten <strong>der</strong> Zielgruppe schon vor <strong>der</strong> Erstellung<br />

eines Textes zu berücksichtigen. Wenn Sie<br />

für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung allgemein<br />

schreiben, könnten Sie den Vorschlägen dieser Veröffentlichung<br />

folgen und ihrem Text Symbole, angemessene<br />

llustrationen und eine Hörkassette hinzufügen.<br />

Wenn Ihre Zielgruppe spezifischer ist, sollten<br />

Sie Ihren Text so gestalten, daß er <strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>en<br />

Bedürfnissen entspricht.<br />

Eine <strong>der</strong> Empfehlungen in Kapitel 5 ist die Hinzuziehung<br />

von Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

während <strong>der</strong> Erarbeitung des Textes. Die Menschen,<br />

die Sie hinzuziehen, sollten über die gleichen<br />

Lese- und Verständnisfähigkeiten verfügen wie die<br />

Menschen, für die Sie schreiben wollen. Ihre Reaktionen<br />

und Empfehlungen werden Ihnen sagen, ob<br />

Ihre Zielgruppe an Ihrem Text interessiert ist und ihn<br />

versteht.<br />

4. Welche Informationsbedürfnisse haben<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung?<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung haben grundsätzlich<br />

das gleiche Bedürfnis nach Information wie<br />

jede an<strong>der</strong>e Person in ihrer Gemeinschaft: Sie benötigen<br />

Zugang zu alltäglichen Informationen, die alle<br />

Bürger in ihrem Alltag verwenden.<br />

Zum Beispiel:<br />

• Tagesnachrichten<br />

• Konsumenteninformationen<br />

• Rechte und Verpflichtungen<br />

• Nutzung von Dienstleistungen<br />

• Freizeitinformationen<br />

• (öffentliche) Verkehrsmittel<br />

Die wichtigsten Informationen für Menschen mit<br />

geistiger Behin<strong>der</strong>ung betreffen ihren Alltag: wo<br />

sie leben, Menschen, die sie treffen möchten, Ansprechpartner<br />

bei Alltagsproblemen, wie Freunde<br />

o<strong>der</strong> Ärzte besuchen, etc. Diese Informationen sind<br />

in <strong>der</strong> Regel lokaler Natur und sollten deshalb eher<br />

zusammen mit den Betroffen als für sie zusammengestellt<br />

werden. Dieses Vorgehen würde sicherstellen,<br />

daß sie Zugang zu den Informationen haben,<br />

die sie wollen, in einer Weise, die sie verstehen.<br />

Zusätzlich zu diesen Informationen benötigen Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung vielleicht Hilfe, wie<br />

sie Dinge tun können, die an<strong>der</strong>e Menschen ohne<br />

Hilfe bewältigen. Beispiele sind die Nutzung von öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln, was sie beim Arztbesuch<br />

erwartet, Beschwerden über etwas, das sie än<strong>der</strong>n<br />

möchte o<strong>der</strong> Informationen über Gemeinde- o<strong>der</strong><br />

Bundestagswahlen. Diese Art von Informationen<br />

ist eher allgemeiner Natur und deshalb vielleicht<br />

schon irgendwo in Ihrem Land zusammengestellt<br />

worden. Bevor Sie also eigene Informationen auf<br />

diesem Gebiet zusammenstellen, wäre es sinnvoll<br />

zuerst herauszufinden, welche zugänglichen Informationen<br />

bereits existieren, falls Sie dies noch nicht<br />

getan haben. Die Organisationen, die in Kapitel 9<br />

dieser Richtlinien aufgeführt sind, können dabei<br />

helfen.<br />

Das gleiche trifft auf Rechte und (finanzielle) Leistungen<br />

zu. Es ist sehr wichtig, Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung und ihren Familien darüber aufzuklären,<br />

welche Rechte sie haben und welche Leistungen<br />

sie beanspruchen können. Natürlich ist es nicht<br />

möglich, ihnen einen kompakten juristischen Text<br />

detailliert in einfacher Sprache zu erklären, aber sie<br />

können über ihre Rechte aufgeklärt werden und es<br />

können ihnen Kontaktpersonen genannt werden,<br />

die ihnen weiterhelfen können.<br />

Es sollte nicht vergessen werden, daß Menschen mit<br />

geistiger Behin<strong>der</strong>ung ebenfalls Bürgerinnen und<br />

Bürger ihres Landes sind und deshalb das Recht auf<br />

Teilnahme am politischen und wirtschaftlichen Leben<br />

ihrer Gemeinde haben. Aus diesem Grund sollte<br />

jede Regierung sorgfältig überlegen, wie diese<br />

Bürgerinnen und Bürger mit Lese- und Verständnisschwierigkeiten<br />

über die wichtigen Gesetze und<br />

Regelungen informiert werden können, die ihr Leben<br />

betreffen. Das gleiche betrifft mulitnationale<br />

Gremien wie die Europäische Union, die allerdings<br />

auch auf nationaler Ebene immer größere Bedeutung<br />

gewinnt.


5. Wie verfaßt man ein leicht lesbares<br />

Dokument?<br />

Dieses Kapitel zeigt einige Schritte auf, die bei <strong>der</strong><br />

Erstellung von leicht lesbarem Material angewandt<br />

werden können. Sie sind in erster Linie für diejenigen<br />

bestimmt, die zum erstenmal versuchen, einen<br />

leicht lesbaren Text zu verfassen. Wenn Autoren<br />

o<strong>der</strong> Herausgeber erst einmal Erfahrungen mit <strong>der</strong><br />

Erstellung solcher Texte und ihrer Besprechung mit<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung gesammelt haben,<br />

entwickeln sie bald ihren eigenen Stil und ihre<br />

eigene Strategie.<br />

Es ist sehr wichtig, bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> folgenden<br />

Vorschläge nicht zu dogmatisch vorzugehen.<br />

Die Erstellung einer Veröffentlichung ist ein kreativer<br />

Prozeß und daher sollten die Autoren, Herausgeber,<br />

Illustratoren und Fotografen nicht zu sehr<br />

durch Einschränkungen behin<strong>der</strong>t werden. Die folgenden<br />

Richtlinien lassen breiten Raum und wollen<br />

die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Autoren auf verschiedene<br />

wichtige Aspekte lenken, die ein Dokument leicht<br />

lesbar machen.<br />

Wenn Sie ein leicht lesbares Dokument verfassen,<br />

beginnen Sie wahrscheinlich unter einer <strong>der</strong> beiden<br />

folgenden Voraussetzungen: entwe<strong>der</strong> Sie haben<br />

bereits einen Text, den Sie Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung zugänglich machen wollen o<strong>der</strong> Sie<br />

möchten einen vollkommen neuen Text verfassen.<br />

Wie auch immer, Sie müssen zuerst an Ihre Zielgruppe<br />

und das wichtigste Ziel Ihrer Veröffentlichung<br />

denken.<br />

Schritt 1: Entscheiden Sie über das Ziel Ihrer<br />

Veröffentlichung<br />

Was wollen Sie sagen und warum ist es wichtig für<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung?<br />

Die Antwort auf diese Frage wird das wichtigste Ziel<br />

Ihrer Veröffentlichung klären. Es wäre ideal, bereits<br />

zu diesem Zeitpunkt Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

einzubeziehen. Sie können Vorschläge dazu<br />

machen, welche Themen für sie wichtig und interessant<br />

sind. Berücksichtigen Sie immer das wichtigste<br />

Ziel Ihrer Publikation, wenn Sie über das Aufnehmen<br />

o<strong>der</strong> Weglassen von Details entscheiden.<br />

In dieser Phase müssen Sie ebenfalls über das Verhältnis<br />

von Text zu Bil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Illustrationen entscheiden.<br />

Wenn Ihre Zielgruppe aus Menschen mit<br />

beträchtlichen Lese- und Schreibproblemen besteht,<br />

dann sollten Sie sich eher auf Illustrationen und Bil-<br />

DER ANHANG<br />

<strong>der</strong> als auf Text stützen, um die Information zu vermitteln.<br />

Wenn Sie diese Fragen gelöst haben, sind Sie bereit<br />

sich mit dem Inhalt Ihrer Publikation zu beschäftigen.<br />

Es gibt viele Strategien, die beim Verfassen eines<br />

leicht lesbaren Dokumentes verfolgt werden können.<br />

Erfahrene Autoren bevorzugen es vielleicht,<br />

erst das Originaldokument gründlich zu lesen und<br />

dann einfach ihre Version in leicht lesbarer Sprache<br />

zu schreiben. Im folgenden ist eine Schritt-für-<br />

Schritt-Methode aufgeführt, <strong>der</strong> unerfahrene Autoren<br />

folgen können.<br />

Schritt 2: Entscheiden Sie über den Inhalt<br />

Stellen Sie eine Liste <strong>der</strong> Schlüsselaussagen Ihrer<br />

Publikation auf<br />

Wenn Ihnen ein Text vorliegt, den Sie übersetzen<br />

wollen, können Sie wie folgt vorgehen:<br />

1. Suchen Sie die Stellen heraus, die für Ihre Ziel<br />

gruppe wichtig sind (Sie können dabei<br />

Einleitungen, Kommentare usw. auslassen).<br />

2. Fassen Sie jeden Absatz Ihrer gewählten Text<br />

stellen in einem o<strong>der</strong> zwei Sätzen zusammen.<br />

3. Überprüfen Sie, ob Ihre Zusammenfassung<br />

einer logischen Struktur folgt.<br />

4. Überprüfen Sie, ob nur die Schlüsselaussagen<br />

in Ihrer Zusammenfassung enthalten sind. Ent<br />

fernen Sie die Stellen, die nicht direkt mit dem<br />

wichtigsten Ziel Ihrer Publikation zu tun haben.<br />

Eine klare Vorstellung über die Inhalte eines Dokumentes<br />

und <strong>der</strong>en logische Reihenfolge ist <strong>der</strong> wichtigste<br />

Schritt beim Verfassen eines zugänglichen Dokumentes.<br />

Wenn Sie einen vollkommen neuen Text<br />

schreiben, versichern Sie sich, daß die Folge des Inhaltes<br />

klar und logisch ist. Vermeiden Sie unnötige<br />

Kommentare und Inhalte, die nichts direkt mit dem<br />

wichtigsten Ziel Ihrer Publikation zu tun haben.<br />

Nachdem Sie eine Liste <strong>der</strong> Schlüsselaussagen erstellt<br />

haben, überprüfen Sie erneut, ob sie all die<br />

Informationen enthält, die Sie wünschen. Die wichtigsten<br />

Aussagen sollten am Anfang des Dokumentes<br />

stehen. Vielleicht können einige <strong>der</strong> Details<br />

ausgelassen werden. Wenn dies <strong>der</strong> Fall ist, lassen<br />

Sie sie einfach weg - je kürzer das Dokument, desto<br />

besser!<br />

V.<br />

77


V.<br />

78<br />

DER ANHANG<br />

In dieser Phase, bevor Sie mit dem eigentlichen<br />

Schreiben begonnen haben, ist es sinnvoll, Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung einzubeziehen, um<br />

sicherzustellen, daß ihre Informationsbedürfnisse<br />

über dieses Thema befriedigt werden. Diskutieren<br />

Sie das Thema mit Einzelpersonen o<strong>der</strong> mit Selbstbestimmungsgruppen.<br />

Fügen Sie <strong>der</strong>en Fragen ihrer<br />

Liste von Schlüsselaussagen hinzu.<br />

Schritt 3: Entwerfen Sie den Text<br />

Schreiben Sie den Text auf <strong>der</strong> Basis Ihrer Liste von<br />

Schlüsselaussagen<br />

Wenn Sie eine Liste <strong>der</strong> Schlüsselaussagen für Ihr<br />

Dokument haben, können sie mit dem eigentlichen<br />

Verfassen des zugänglichen Textes beginnen.<br />

Berücksichtigen Sie die Begriffe und Sprache, die<br />

Ihre Zielgruppe aller Wahrscheinlichkeit nach versteht<br />

und interessant findet. Jede Person ist in dieser<br />

Hinsicht natürlich verschieden, doch, um Ihr Dokument<br />

so vielen Menschen wie möglich zugänglich<br />

zu machen, sollten Sie einige allgemeine Regeln<br />

beachten:<br />

• Verwenden Sie eine einfache,<br />

unkomplizierte Sprache<br />

Verwenden Sie die einfachsten Worte auf möglichst<br />

einfache Weise. Vermeiden Siekomplizierte Strukturen<br />

und abstrakte Begriffe, und seien Sie klar in den<br />

Ideen, dieSie vermitteln wollen.<br />

• Vermeiden Sie abstrakte Begriffe<br />

Wenn Sie abstrakte Begriffe erwähnen müssen, verwenden<br />

Sie konkrete Beispiele und Vergleiche, die<br />

den Menschen helfen, das Problem zu verstehen.<br />

• Verwenden Sie kurze Worte<br />

aus <strong>der</strong> Alltagssprache<br />

Vermeiden Sie lange Worte, die schwer zu lesen und<br />

auszusprechen sind. Verwenden Sie nur Worte, die<br />

in <strong>der</strong> Alltagssprache bekannt sind und von Ihrer<br />

Zielgruppe verwendet werden. Achten Sie jedoch<br />

darauf, Erwachsenensprache zu verwenden, wenn<br />

Sie für erwachsenen Menschen schreiben!<br />

• Verwenden Sie häufig eine persönliche<br />

Ansprache<br />

Sprechen Sie Ihre Leser in einer direkten und persönlichen<br />

Weise an. „Du hast/Sie haben das Recht<br />

auf...“ ist immer besser als “Nutzer von Dienstleistungen<br />

haben das Recht auf...“.<br />

• Verwenden Sie praktische Beispiele<br />

Praktische Beispiele können dabei helfen, daß Menschen<br />

abstrakte Begriffe verstehen und Informationen<br />

in Beziehung zu Situationen aus ihrem eigenen<br />

Leben setzen.<br />

• Sprechen Sie Ihre Leser auf respektvolle<br />

Weise an<br />

Verwenden Sie Erwachsenensprache, wenn Sie für<br />

erwachsene Menschen schreiben. Stellen Sie sich<br />

die Frage, ob Sie die Leser mit „Du“ o<strong>der</strong> „Sie“ ansprechen<br />

wollen. Wenn Sie sich darüber nicht sicher<br />

sind, fragen Sie betroffene Personen, wie sie gern<br />

angesprochen werden möchten.<br />

• Verwenden Sie meistens kurze Sätze<br />

• Stellen Sie nur einen Gedanken pro Satz vor<br />

Versuchen Sie nicht, mehr als einen Gedanken o<strong>der</strong><br />

ein Thema pro Satz zu behandeln.<br />

• Verwenden Sie positive Sprache<br />

Vermeiden Sie negative Sprache und Verneinungen,<br />

da sie zu Verwirrung führen können.<br />

• Verwenden Sie eher aktive als passive Verben<br />

Gestalten Sie Ihr Dokument so interessant wie möglich.<br />

Aktive Verben machen Ihr Dokument in <strong>der</strong><br />

Regel lebhafter und weniger kompliziert.<br />

• Gehen Sie nicht von bereits vorhandenem<br />

Wissen über Ihr Thema aus<br />

• Verwenden Sie immer die gleichen Begriffe<br />

Verwenden Sie immer das gleiche Wort für eine Sache<br />

- auch wenn die Wie<strong>der</strong>holung von Worten den<br />

Stil beeinflußt.<br />

• Vermeiden Sie Querbezüge<br />

• Verwenden Sie eine einfache Zeichensetzung<br />

Vermeiden Sie Strichpunkte, Gedankenstriche und<br />

Kommas.<br />

• Verwenden Sie keinen Konjunktiv<br />

Die „unsichere Zukunft“ (...könnte passieren...,<br />

solltest Du/sollten Sie tun...) ist ungenau und verwirrend.<br />

Vermeiden Sie den Konjunktiv, soweit es<br />

geht.<br />

• Seien Sie sparsam mit Redewendungen und Me-<br />

taphern, wenn sie nicht sehr gebräuchlich sind<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung kennen sie<br />

vielleicht nicht, doch wenn sie in <strong>der</strong>Alltagssprache<br />

sehr verbreitet sind, können sie den Text durchaus


farbiger gestalten.<br />

• Seien Sie vorsichtig mit Zahlen<br />

Große o<strong>der</strong> komplizierte Zahlen werden häufig<br />

nicht verstanden. Verwenden Sie viele statt 4795<br />

und einige statt einer Prozentzahl wie 14%. Für ein<br />

Datum wie 1867 verwenden Sie vor langer Zeit. Verwenden<br />

Sie kleine Zahlen, schreiben Sie immer die<br />

Zahl selbst und nicht das ausgeschriebene Wort, z.B.<br />

3 statt drei.<br />

• Verwenden Sie keine Fremdworte<br />

Dies betrifft ebenfalls Worte, die häufig verwendet<br />

werden, aber fremden Ursprungs sind. Wenn Sie es<br />

nicht vermeiden können ein Fremdwort zu verwenden,<br />

da es sehr gebräuchlich ist, erklären Sie es.<br />

• Geben Sie, wenn möglich, eine Kontaktadresse<br />

für weitere Informationen an<br />

Alle Adressen sollten wie auf einem Briefumschlag<br />

geschrieben sein. Schreiben Sie die Adressen nicht in<br />

eine Zeile, auch nicht durch Kommas getrennt.<br />

• Vermeiden Sie Fachjargon, Abkürzungen<br />

und Initialen<br />

Fachjargon sollte niemals verwendet werden - er<br />

ist bedeutungslos und irrelevant für die Menschen<br />

außerhalb des Fachkreises. Versuchen Sie auch Abkürzungen<br />

zu vermeiden und verwenden Sie sie<br />

nur, wenn sie Ihrer Zielgruppe bereits bekannt sind.<br />

Erklären Sie immer, was sie bedeuten.<br />

Verwenden Sie einen Einschub, wenn es wichtig ist,<br />

einen Begriff zu erklären, den an<strong>der</strong>e benutzen werden.<br />

Wie<strong>der</strong>holen Sie ihn, um sicherzugehen (z.B.<br />

„...Satzung, die Regeln einer Organisation,...“).<br />

Wenn Sie Dokumente in einer leicht lesbaren Sprache<br />

zugänglich machen, kann dies dazu führen, daß<br />

sie länger werden als die Originaltexte. Dies betrifft<br />

insbeson<strong>der</strong>e kompakte juristische o<strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Texte, gerade wenn es darauf ankommt,<br />

daß Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung die Details<br />

verstehen. Es ist vielleicht nötig, das Dokument<br />

in mehrere kleinere Abschnitte aufzuteilen, um es<br />

lesbarer zu machen.<br />

Schritt 4: Überprüfen Sie, ob Menschen mit<br />

geistiger Behin<strong>der</strong>ung Ihren Entwurf verstehen<br />

Bitten Sie Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung vor<br />

dem Druck, Ihren Entwurf zu lesen<br />

DER ANHANG<br />

Um sicherzustellen, daß Ihr Dokument wirklich den<br />

Ansprüchen Ihrer Zielgruppe entspricht und ihren<br />

Lesefähigkeiten angemessen ist, ist es absolut<br />

notwendig, daß es Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

o<strong>der</strong> Selbstbestimmungsgruppen vor dem<br />

Druck lesen. Dies ist die einzige Möglichkeit, sicherzustellen,<br />

daß Ihre Publikation den Bedürfnissen<br />

und Fähigkeiten Ihrer Zielgruppe entspricht und<br />

erhöht außerdem die Anzahl möglicher Leser. Falls<br />

Sie Schwierigkeiten haben, dies zu organisieren,<br />

wenden Sie sich bitte an die Organisationen, die in<br />

Kapitel 9 aufgeführt sind.<br />

Die Personen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung, die Sie um<br />

Rat fragen, sollten genügend Zeit haben, das Dokument<br />

zu lesen und zu verstehen, bevor Sie mit<br />

ihnen darüber diskutieren. Die Diskussion wird Klarheit<br />

darüber verschaffen, ob die Leser den Inhalt<br />

des Textes verstehen. Sie wird verwirrende Begriffe<br />

o<strong>der</strong> Sätze klären und mögliche weitere Fragen und<br />

Informationsbedürfnisse zum Thema aufwerfen.<br />

Schritt 5: Ergänzen Sie den Entwurf<br />

Versuchen Sie, Ihrem Text so viele <strong>der</strong> neuen Fragen<br />

und Ideen wie möglich hinzuzufügen und ihn dort<br />

zu än<strong>der</strong>n, wo <strong>der</strong> Inhalt nicht verstanden wurde.<br />

Versuchen Sie, einige <strong>der</strong> Schlüsselaussagen mit Bil<strong>der</strong>n,<br />

Zeichnungen o<strong>der</strong> Symbolen zu illustrieren<br />

(siehe auch Kapitel 6), um sie klarer zu machen.<br />

Schritt 6: Überprüfen Sie den Text noch einmal<br />

Wenden Sie sich nochmals an Ihre Lesergruppe,<br />

nachdem Sie die Än<strong>der</strong>ungen vorgenommen haben<br />

und diskutieren Sie mit ihnen den neuen Entwurf<br />

(einschließlich <strong>der</strong> Illustrationen etc.). Wenn die<br />

Leser den Text noch immer nicht verstehen o<strong>der</strong><br />

unzufrieden sind, än<strong>der</strong>n Sie Ihn noch einmal. Diskutieren<br />

Sie ihn mit den Betroffenen so oft, wie es<br />

nötig ist.<br />

6. Bil<strong>der</strong>, Illustrationen und Symbole<br />

Unabhängig davon, ob Personen deutliche Leseprobleme<br />

haben o<strong>der</strong> einen einfachen Text lesen<br />

können, hat ein leicht lesbarer Text allein seine<br />

Grenzen. Fotografien, Zeichnungen o<strong>der</strong> Symbole<br />

können auch denjenigen eine Botschaft vermitteln,<br />

die nicht lesen können und das Verständnis <strong>der</strong>er<br />

V.<br />

79


V.<br />

80<br />

DER ANHANG<br />

vergrößern, die dazu in <strong>der</strong> Lage sind. Aus diesem<br />

Grund haben Illustrationen nicht nur einen dekorativen<br />

Aspekt für Ihre Veröffentlichung, son<strong>der</strong>n<br />

transportieren auch Information. Sie sollten immer<br />

bei <strong>der</strong> Planung und Vorbereitung von leicht lesbarem<br />

Material einbezogen werden.<br />

Fotografien<br />

In vielen Situationen sind Fotografien das ideale Mittel<br />

zur Kommunikation, insbeson<strong>der</strong>e bei lokalen<br />

Informationen. Der Name einer verantwortlichen<br />

Person zusammen mit ihrer Fotografie vermittelt jedem<br />

eine klare Vorstellung über den Ansprechpartner.<br />

Eine Fotografie eines Ortes, den Sie kennen,<br />

bedeutet mehr als die geschriebene Adresse. Fotografien<br />

können ebenfalls dabei helfen, komplexe<br />

Texte zu veranschaulichen. Die Fotografien müssen<br />

jedoch deutlich sein und sich auf das gleiche Thema<br />

wie <strong>der</strong> Text beziehen. Eine einfache Fotografie<br />

kann eine Unmenge von Vorstellungen hervorrufen!<br />

Beachten Sie, wie die Fotografie gedruckt aussieht<br />

und versichern Sie sich, daß sie auch gedruckt scharf<br />

und deutlich ist.<br />

Zeichnungen und Illustrationen<br />

In manchen Fällen können Zeichnungen die bessere<br />

Lösung sein. Sie müssen anschaulich sein, um den<br />

Leser nicht zu verwirren. Eine Zeichnung, die sich<br />

auf das Hauptthema konzentriert, vermittelt präzisere<br />

Informationen als eine Fotografie mit zu vielen<br />

Details o<strong>der</strong> mit technischen Mängeln. Es gibt viele<br />

clip-art-Standardpakete und es ist durchaus möglich,<br />

daraus Zeichnungen zu verwenden, um Ihren Text<br />

zu veranschaulichen. Falls es die finanzielle Mittel<br />

erlauben, ist es am besten, einen (einschlägig qualifizierten)<br />

Graphikdesigner hinzuzuziehen. Dessen<br />

Originalzeichnungen können die wichtigsten Punkte<br />

in Ihrem Text veranschaulichen.<br />

Symbolsysteme<br />

Symbole sind eine allgemeinere und abstraktere Art<br />

<strong>der</strong> Kommunikation. Sie bestehen hauptsächlich aus<br />

einfachen Linienzeichnungen, die Objekte, Handlungen<br />

o<strong>der</strong> Ideen darstellen und können dazu verwendet<br />

werden, ganze Sätze zu konstruieren. Ihre<br />

Bildhaftigkeit gibt in <strong>der</strong> Regel (aber nicht immer)<br />

einen Hinweis auf ihre Bedeutung. Es gibt sehr viele<br />

verschiedene Symbolsysteme und jedes hat seine<br />

eigene „Sprachgemeinde“. Es ist unrealistisch, einer<br />

Person mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung eine Seite mit<br />

Symbolen vorzulegen und von ihr zu erwarten, die<br />

Symbole zu verstehen. So wie Kin<strong>der</strong>, die gerade zu<br />

lesen beginnen, Worte lernen müssen, muß auch die<br />

Bedeutung von Symbolen gelehrt werden.<br />

Deshalb ist es sehr wichtig, ein Symbolsystem zu<br />

wählen, das bereits bekannt ist und von <strong>der</strong> Zielgruppe<br />

Ihrer Publikation beherrscht wird. Dies ist<br />

ein weiterer Grund, während <strong>der</strong> Vorbereitung des<br />

Dokuments Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

hinzuzuziehen. Wenn Sie sich nicht über das richtige<br />

Symbolsystem im klaren sind, können Sie sich<br />

zwecks weiterer Informationen an eine <strong>der</strong> Organisationen<br />

wenden, die in Kapitel 9 dieser Richtlinien<br />

aufgeführt sind.<br />

Wenn Ihre Publikation für ein größeres Publikum<br />

o<strong>der</strong> für Menschen bestimmt ist, die kein Symbolsystem<br />

beherrschen, ist es vielleicht besser, nicht ein<br />

bestimmtes System zu verwenden, son<strong>der</strong>n einfache,<br />

leicht verständliche Symbole für die Schlüsselbegriffe<br />

des Textes auszuwählen. Dies reicht oft aus,<br />

um die Bedeutung des Textes zu veranschaulichen<br />

und kann genauso effektiv sein wie die Verwendung<br />

eines Symbols für jedes einzelne Wort. Wenn<br />

Symbole bekannt sind und regelmäßig verwendet<br />

werden, sind sie von unschätzbarem Wert für die<br />

Schaffung von zugänglichen Dokumenten. Sie sind<br />

in den geschriebenen Text eingeglie<strong>der</strong>t und machen<br />

ein schriftliches Dokument sowohl für Leser<br />

aus auch für Nichtleser zugänglich. Fotografien und<br />

Symbole können auch zusammen verwendet werden,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in längeren Dokumenten. Dabei<br />

können Symbole für den Haupttext und Fotografien<br />

für die Darstellung von Personen o<strong>der</strong> Orten eingesetzt<br />

werden.<br />

Welche Methode Sie auch verwenden, um Ihren<br />

Text zu veranschaulichen, es ist wichtig, Menschen<br />

mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung - Ihre potentiellen Leser<br />

- zu fragen, ob die Illustrationen ihr Verständnis <strong>der</strong><br />

Information, die Sie vermitteln wollen, vergrößern.<br />

7. Die Gestaltung von Publikationen<br />

Die Gestaltung eines Dokumentes kann eine große<br />

Rolle dabei spielen, wie leicht lesbar es ist. Mo<strong>der</strong>ne<br />

Computer-Software bietet eine große Auswahl von<br />

verschiedenen Stilen und Möglichkeiten <strong>der</strong> Gestaltung<br />

von Publikationen. Jedoch können einige dieser<br />

Möglichkeiten die Dokumente schwerer lesbar<br />

machen, zum Beispiel ein weißer Text auf einem<br />

farbigen Hintergrund o<strong>der</strong> die Verwendung von<br />

verschiedenen Schrifttypen innerhalb eines Dokumentes.


Um die Lesbarkeit zu verbessern, werden die folgenden<br />

Richtlinien für die Gestaltung von Dokumenten<br />

empfohlen:<br />

• Verwenden Sie niemals ein Bild als Hintergrund<br />

für den Text. Dies kann das Lesen des Textes deutlich<br />

erschweren.<br />

• Versuchen Sie, nur einen Satz in einer Zeile unterzubringen.<br />

Wenn dies nicht möglich ist, versuchen<br />

Sie, einzelne Satzteile in einer Zeile unterzubringen<br />

o<strong>der</strong> den Satz dort auf einzelne Zeilen umzubrechen,<br />

wo gewöhnlich Sprechpausen gemacht werden,<br />

z.B.: Es ist wichtig, daß behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

für sich selbst sprechen. Wenn sie das nicht können,<br />

sollten ihre Eltern für sie sprechen.<br />

• Setzen Sie Sätze nicht auf einer folgenden Seite<br />

fort.<br />

• Versichern Sie sich, daß die Illustrationen scharf<br />

sind. Achten Sie auf die Qualität <strong>der</strong> Fotografien in<br />

gedruckter Form. Wenn Sie ein Fotokopiergerät zur<br />

Vervielfältigung benutzen, sollte die Kopie als Rasterbild<br />

gedruckt werden.<br />

• Das Papier sollte matt sein und von guter Qualität.<br />

Dies gibt einen guten Kontrast. Glänzendes<br />

Papier reflektiert das Licht. Vermeiden Sie Papier,<br />

das zu dünn und nicht genügend lichtundurchlässig<br />

ist, da ansonsten <strong>der</strong> Text <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des<br />

Blattes durchscheint.<br />

• Füllen Sie das Blatt nicht mit zu viel Information.<br />

Die Gestaltung und <strong>der</strong> Textfluß sollte die Struktur<br />

des Textes unterstützen. Wenn <strong>der</strong> Text eine neue<br />

Idee vorstellt, erwägen Sie, eine neue Seite zu beginnen.<br />

Der Text sollte logisch aufgebaut sein und<br />

nicht auf <strong>der</strong> Seite hinund herspringen o<strong>der</strong> ein<br />

paar Seiten später weitergehen.<br />

• Verwenden Sie nicht mehr als zwei Schrifttypen.<br />

Sie könnten einen Schrifttyp für den Text und vielleicht<br />

einen an<strong>der</strong>en für die Überschriften verwenden.<br />

• Verwenden Sie deutliche Schrifttypen. Ein deutlicher<br />

Schrifttyp sollte bevorzugt werden, z.B. Arial,<br />

Helvetica o<strong>der</strong> Times New Roman.<br />

• Verwenden Sie große Schrifttypen. Die Buchstaben<br />

sollten nicht zu klein sein: 14 Punkt ist das empfohlene<br />

Minimum für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen.<br />

DER ANHANG<br />

• Seien Sie vorsichtig mit <strong>der</strong> Hervorhebung von<br />

Textstellen. Verwenden Sie keine Block-Großbuchstaben<br />

o<strong>der</strong> Kursivschriften im Text. Verwenden Sie<br />

Fettdruck o<strong>der</strong> Unterstreichungen zur Hervorhebung.<br />

• Verwenden Sie, wenn möglich, Farben für Bil<strong>der</strong>,<br />

Kästen usw.<br />

• Verwenden Sie niemals inversiven Druck (hellen<br />

Text auf dunklem Hintergrund). Dunkle Schrift auf<br />

hellem Papier ist am lesbarsten.<br />

• Verwenden Sie Überschriften und an<strong>der</strong>e „Navigationshilfen“.<br />

• Verwenden Sie keinen Blocksatz. Ein „flattern<strong>der</strong>“<br />

(ausgefranster) rechter Rand macht eine Textspalte<br />

lesbarer.<br />

• Trennen Sie lange Worte am rechten Rand des<br />

Textes nicht. Halten Sie die Worte zusammen.<br />

• Zahlen<br />

- Schreiben Sie Daten voll aus:<br />

„Sonntag, den 26. September 1998<br />

- Telefonnummern sollten aufgeglie<strong>der</strong>t<br />

werden: 034-22.33.44 o<strong>der</strong> 034- 22 33 44<br />

- Verwenden Sie immer die Zahl selbst und nicht<br />

das entsprechende Wort - auch für Zahlen<br />

unter 10. Zum Beispiel 3, 67, 239.<br />

- Verwenden Sie niemals römische Zahlen.<br />

Beachten Sie ebenfalls die folgenden praktischen<br />

Hinweise:<br />

• Um eine große Verbreitung Ihrer Veröffentlichung<br />

sicherzustellen, verwenden Sie ein Format,<br />

das leicht zu kopieren ist (z.B. A4 o<strong>der</strong> A3 gefaltet)<br />

und schränken Sie die Verteilung nicht durch ein<br />

Copyright ein.<br />

• Vergessen Sie nicht, ein Datum auf Ihre Veröffentlichung<br />

zu setzen.<br />

• Alle leicht lesbaren Veröffentlichungen sollten<br />

auf <strong>der</strong> Titelseite deutlich als solche kenntlich gemacht<br />

werden, so daß Kunden sie sofort erkennen<br />

können. Wenn Sie Ihre wichtigsten Aussagen beson<strong>der</strong>s<br />

hervorheben wollen, könnten Sie das Blatt<br />

in <strong>der</strong> Mitte als Poster gestalten. Dieses Blatt kann<br />

dann aus <strong>der</strong> Veröffentlichung herausgenommen<br />

und als ständige Botschaft o<strong>der</strong> Erinnerung aufgehängt<br />

werden.<br />

V.<br />

81


V.<br />

82<br />

DER ANHANG<br />

8. An<strong>der</strong>e Formen<br />

- Hörkassetten, Videos, interaktive Medien<br />

Die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen mit<br />

geistiger Behin<strong>der</strong>ung variieren sehr, und leicht lesbares<br />

Material wird nicht allen zugänglich gemacht<br />

werden können, insbeson<strong>der</strong>e nicht denen, die<br />

überhaupt nicht lesen können. Manchmal möchten<br />

Sie vielleicht Informationen in mehr als einer Weise<br />

vermitteln, um ein größeres Publikum zu erreichen.<br />

Im folgenden werden die wichtigsten alternativen<br />

Formen vorgestellt. Es ist unmöglich, hier die Vorteile<br />

an<strong>der</strong>er Formen vollständig aufzuführen o<strong>der</strong><br />

ausführliche praktische Hinweise zu <strong>der</strong>en Herstellung<br />

zu liefern. Dennoch könnten einige <strong>der</strong> Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> letzten Kapitel hilfreich für die Herstellung<br />

leicht verständlichen Materials in an<strong>der</strong>en<br />

Formen sein.<br />

Hörkassetten<br />

Hörkassetten können leicht hergestellt und kopiert<br />

werden. Somit sind sie eine gute Alternative zur<br />

Herstellung von Material für Menschen, die nicht<br />

lesen können. Die meisten Personen o<strong>der</strong> Familien<br />

besitzen einen Kassettenrecor<strong>der</strong>, und so ist es<br />

gewöhnlich leicht für alle, sich eine Kassette anzuhören.<br />

Kassetten werden häufig von Gruppen von<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung gehört, was<br />

schnell zu einem Gespräch in <strong>der</strong> Gruppe führt und<br />

Gruppen bzw. Einzelpersonen helfen kann, Ideen<br />

zum Handeln zu entwickeln.<br />

Der Text auf den Kassetten sollte den Vorschlägen<br />

dieser Richtlinien folgen. Beim Strukturieren des Inhalts<br />

ist es wichtig, ähnliche Themen zusammen zu<br />

gruppieren. Der Sprecher/die Sprecherin sollte in einem<br />

gemäßigten Tempo sprechen, we<strong>der</strong> zu schnell<br />

noch zu langsam, und kurze Pausen zwischen den<br />

Sätzen einlegen. Bei längeren Texten ist es sinnvoll,<br />

mehr als eine Stimme einzusetzen und den Text mit<br />

Musik o<strong>der</strong> Klangeffekten zu unterbrechen. Für<br />

weitere Informationen über leicht zu verstehendes<br />

Material auf Hörkassetten sehen Sie auch die COTIS-<br />

Richtlinien.<br />

Eine leicht lesbare und illustrierte Veröffentlichung<br />

mit einer Hörkassette zu kombinieren, kann das<br />

Verständnis und Feedback erhöhen und Informationen<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung sehr viel<br />

zugänglicher machen.<br />

Videos<br />

Videos sind eine ausgezeichnete Alternative zur Informationsvermittlung<br />

für Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung. Die Verbindung von visueller und ge-<br />

sprochener Information kann sehr hilfreich sein und<br />

die Menschen erreichen, die große Probleme beim<br />

Lesen und Verstehen eines Textes haben. Obwohl die<br />

Herstellung eines Videos von guter technischer Qualität<br />

noch immer ein größeres Unterfangen ist und<br />

am besten kommerziell durchgeführt werden sollte,<br />

haben Organisationen immer mehr Möglichkeiten,<br />

ihre eigenen Videos zu produzieren und dabei die<br />

neuen Digitaltechnologien anzuwenden. Die wichtigsten<br />

Aspekte bei <strong>der</strong> Produktion von Videos sind<br />

ein klares und logisches Drehbuch und eine nicht zu<br />

schnelle Folge des Textes und <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>.<br />

Interaktive Medien<br />

Viele Dienste für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

verwenden Computer, und eine steigende Anzahl<br />

von Haushalten verfügt heute ebenfalls über<br />

einen PC und hat Zugang zum Internet.<br />

Dies bedeutet, daß interaktive Medien mit ihren<br />

sich bewegenden Bil<strong>der</strong>n, Geräuschen und Texten<br />

ebenfalls eine ausgezeichnete Möglichkeit für die<br />

Vermittlung von Informationen sind, aber auch von<br />

immer größerer Bedeutung für die Zukunft werden.<br />

Positiv ist, daß interaktive Medien leicht den<br />

funktionalen Möglichkeiten des Nutzers angepaßt<br />

werden können. Die Entwicklung von interaktiven<br />

Medien für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

befindet sich noch in einem frühen Stadium und<br />

ist hauptsächlich auf Lernsoftware beschränkt. Die<br />

Entwicklung von Informationsangeboten unter Verwendung<br />

von interaktiven Medien sollte in direkter<br />

Zusammenarbeit mit den Nutzern und den sie unterstützenden<br />

Organisation unternommen werden.<br />

9. Referenzen und Kontaktadressen<br />

Der WfB-Vertrag nach dem Muster <strong>der</strong> Bundesarbeitgemeinschaft<br />

WfB, illustriert und in leicht verständlicher<br />

Fassung.<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Verlag, Marburg, lieferbar voraussichtlich<br />

ab Herbst 1998 (als illustrierter Text bzw. CD<br />

o<strong>der</strong> Diskette)<br />

Maurer-Morgenstern, Monika [Hrg.]:<br />

Die Bananenschale war sein Glück. 26 Geschichten<br />

von Liebe und Leid. Mainz [jetzt: Berlin]: Gesellschaft<br />

Erwachsenenbildung und Behgin<strong>der</strong>ung 1995.<br />

111 Seiten.<br />

Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong>:<br />

Magazin <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>-Zeitung. Marburg.<br />

Erscheint dreimal jährlich.


Diakonisches Werk <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland: Bunter Bil<strong>der</strong> Brief.<br />

Zeitschrift für Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung. Berlin: verbum Druck und<br />

Verlags-Gesellschaft (vierteljährlich).<br />

Eltern für Integration [Herausgeber];<br />

Annemarie Sellin: Bunter Vogel.<br />

Zeitschrift für gestützte Kommunikation. Berlin.<br />

Friedrich, Erhard [Hrg.]: Zusammen: Material.<br />

Innenhefter in <strong>der</strong> Zeitschrift Zusammen.<br />

Seelze: Friedrich Verlag (monatlich).<br />

Richtlinien für leicht lesbares Material.<br />

Zusammengestellt von B. Tronbacke.<br />

Hrg.: IFLA Headquarters. IFLA Professional<br />

Report No. 54. The Hague 1997<br />

ISBN Nr. 90-70916-64-9<br />

(Die IFLA-Richtlinien sind erhältlich in Englisch, Spanisch,<br />

Deutsch und Russisch bei IFLA Headquarters,<br />

Prins Willem-Alexan<strong>der</strong>hof 5, 2595 BE<br />

The Hague, Nie<strong>der</strong>lande.<br />

Tel.: +31 70 3140 884, Fax: +31 03 834 827,<br />

e-mail: IFLA.HQ@IFLA.NL)<br />

Europäische Vereinigung <strong>der</strong> ILSMH:<br />

Aktualisierte Liste von leicht lesbarem Material<br />

in den offiziellen EU-Sprachen.<br />

Erhältlich bei: ILSMH-EA, Galeries de la Toison d’Or,<br />

29 Chaussée d’Ixelles, #393/ 35, B-1050 Brüssel<br />

COTIS - Richtlinien für Hörkassetten<br />

COTIS (Confe<strong>der</strong>ation of Tape Information<br />

Services), 67 High Street, Tarporley,<br />

Cheshire CW6 0DP ·tel: 01829 733351<br />

ORGANISATIONEN<br />

Bundesvereinigung <strong>Lebenshilfe</strong> für<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

Postfach 70 11 63<br />

D-35020 Marburg<br />

Tel.: +49-6421-491-0<br />

Fax: +49-6421-491-167<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> Österreich<br />

Dachverband für Menschen mit geistiger und<br />

mehrfacher Behin<strong>der</strong>ung<br />

Schönbrunner Straße 179<br />

A-1120 Wien<br />

Tel.: +43-1-812 26 42 0<br />

Fax: +43-1-812 26 42 85<br />

Easy-to-Read Stiftung<br />

Box 4035<br />

10261 Stockholm<br />

Schweden<br />

Tel.: +46-8-640 70 90<br />

Fax: +46-8-642 76 00<br />

e-mail: ll@llstiftelsen.se<br />

Homepage: www.llstiftelsen.se<br />

L’institut Roeher Institute<br />

Kinsmen Building, York University<br />

4700 Keele Street<br />

North York, Ontario<br />

Kanada M3J 1P3<br />

Tel.: +1 416 661-9611<br />

Fax: +1 416 661-5701<br />

DER ANHANG<br />

Diese Veröffentlichung wurde unterstützt von <strong>der</strong><br />

Kommission <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaften,<br />

DGV-E-4, Integration behin<strong>der</strong>ter Menschen.<br />

Mitgliedsvereinigungen <strong>der</strong> Europäischen Vereinigung<br />

<strong>der</strong> ILSMH aus acht Staaten <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union erklärten sich bereit, diese Veröffentlichung<br />

in die offiziellen Sprachen <strong>der</strong> Union zu übersetzen.<br />

Wir danken ihnen für ihre Arbeit. Schließlich möchten<br />

wir Tina Detheridge von Widgit Software Ltd.<br />

für ihren professionellen Rat danken.<br />

Diese Richtlinien sind in allen offiziellen Sprachen<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union erhältlich: Dänisch, Deutsch,<br />

Englisch, Finnisch, Französisch, Nie<strong>der</strong>ländisch, Italienisch,<br />

Portugiesisch, Spanisch und Schwedisch.<br />

Exemplare können bestellt werden bei<br />

Europäische Vereinigung <strong>der</strong> ILSMH<br />

Galeries de La Toison d’Or<br />

29 Chaussée d’Ixelles #393/35<br />

1050 Brüssel<br />

Belgien<br />

ISBN 2-930078-12-X<br />

Druck: CERCICA, eine Kooperative für<br />

Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung in Cascais,<br />

Portugal<br />

© Europäische Vereinigung <strong>der</strong> ILSMH 1998<br />

Diese Publikation darf unter Angabe <strong>der</strong> Quelle unentgeltlich<br />

kopiert und vervielfältigt werden.<br />

V.<br />

83


84<br />

DIE DVD FILMBEITRÄGE ZUR PROJEKTDOKUMENTATION<br />

DVD zur <strong>Projektdokumentation</strong> „Aktive Beteiligung behin<strong>der</strong>ter Menschen in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> vor Ort“:<br />

_1<br />

„Betroffene Gedanken zum Unfassbaren“<br />

Videobeitrag des Beirats behin<strong>der</strong>ter Menschen anlässlich<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung des Landesverbandes<br />

in <strong>der</strong> Gedenkstätte Grafeneck im Oktober<br />

2005<br />

_2<br />

„Gemeinsam stärker!“<br />

Sketsch des Landesbeirats zur 1. Vollversammlung<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg im Dezember 2005 in Herrenberg-<br />

Gültstein<br />

_3<br />

Eindrücke von <strong>der</strong> 1. Vollversammlung behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg im<br />

Dezember 2005 in Herrenberg-Gültstein<br />

_4<br />

Mitglie<strong>der</strong>gruppe <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> Herrenberg<br />

_5<br />

„Wenn Sie <strong>Lebenshilfe</strong> hören ...“<br />

Aussagen von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, Eltern,<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong>n, Mitarbeitern zum 40jährigen<br />

Jubiläum <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Landesverband <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

<strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung e.V.<br />

Jägerstr. 12, 70174 Stuttgart<br />

Tel.: 0 711 / 255 89 0 Fax: 0 711 / 255 89 55<br />

Email: info@lebenshilfe-bw.de<br />

Internet: www.lebenshilfe-bw.de<br />

Redaktion:<br />

Rudi Sack<br />

Gestaltung:<br />

Heiko Werner, ACD Werbeagentur, Pforzheim<br />

Bestellung gegen Versandkosten beim Herausgeber<br />

Das Projekt „Aktive Beteiligung von Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> vor Ort“ in den<br />

Jahren 2005-2006, dessen Ergebnisse in diesem Band<br />

dokumentiert werden, wurde geför<strong>der</strong>t von <strong>der</strong><br />

Deutschen Behin<strong>der</strong>tenhilfe – Aktion Mensch e.V. und<br />

von <strong>der</strong> Stiftung <strong>der</strong> <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg.

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